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Severo-Famiglia

Der Wahnsinn beginnt!! >.< xD
von

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Kapitel 1 (Skaisas Sicht) - Der Spiegel

An diesem stürmischen Abend, an dem alles begann, übernachtete meine beste Freundin Eslin bei mir. Wir waren allein zu Haus, da meine Eltern bei Freunden waren und uns das Haus anvertraut hatten. Eigentlich wollten wir in dieser Nacht bloß gemeinsam Geschichten erzählen und Animes gucken. Doch irgendwie kam es dazu, dass es auf unserem Dachboden rumpelte und einen Schlag tat, sodass wir uns tierisch erschreckten.

"W-w-was w-war das?", unterbrach Eslin stotternd ihren Vortrag über Vampire Knight und schaute gebannt zur Decke. "K-keine Ahnung ... vielleicht der Wind?" Beunruhigt schaute ich nach oben und erhob mich von meinem Bett, auf dem wir gesessen hatten. "Wir sollten vielleicht lieber nachsehen, was da gerade umgefallen oder zu Bruch gegangen ist ... sonst beschuldigen mich später noch meine Eltern, dass es unsere Schuld war..." Eslin stand nun ebenfalls auf. "Na gut. Mich würde interessieren, was das Geräusch ausgelöst hat." Wir lächelten uns gegenseitig an und gingen aus dem Zimmer. "Okay, dann komm, gehen wir zusammen nachgucken." Schon als wir den Dachboden öffneten, hörten wir den Wind von oben durch die Ritzen pfeifen. "Gut möglich, dass es bloß der Wind war, der etwas hinunter geworfen hat", meinte Eslin. Ich nickte. Als wir oben waren, sahen wir uns zunächst einmal um. Das Einzige, was wir hörten, war der Wind und im Zwielicht der Glühbirne konnten wir die Stapel Kisten und die staubigen Möbel voller Spinnenweben erkennen. "Ganz schön gespenstig, findest du nicht auch?" kam es aus mir hervor. Eslin nickte stumm und sah sich weiter um. "Da hinten!" rief sie plötzlich. Ich drehte mich zu ihr um. "Da hinten liegt etwas auf dem Boden." Wir gingen beide näher heran. "Du hast recht... Oh nein! Das ist Ur-Ur-Ur-Großmutters Spiegel!" Ich stürzte auf den Spiegel zu und hob ihn auf. Seine Spiegeloberfläche war zum Glück noch ganz, aber sein Rahmen war bei dem Sturz teilweise zu Bruch gegangen. "Ist er okay?", fragte Eslin und schaute mir über die Schulter. "Der Rahmen ist etwas kaputt gegangen. Der Spiegel gehörte früher mal meiner Ur-Ur-Ur-Großmutter, bevor sie spurlos verschwand..." Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen in Gedanken versunken über die glatte Oberfläche und über den kaputten Rand. "Aua!" "Was ist los?" "Ich hab mich am kaputten Rahmen geschnitten." Ich zog meine rechte Hand zurück und sah mir meinen Finger an. Rote Tropfen quollen aus der Wunde, liefen auf meinen Handrücken und tropften schließlich auf die Spiegeloberfläche. Als ich mir meinen blutenden Finger in den Mund steckte, um die Blutung zu stoppen, sah ich aus den Augenwinkeln, wie mein Blutstropfen quasi von dem Spiegel aufgesogen wurde und dieser anfing sein Bild zu verändern. "D-der Spie-spie ... Spiegel!" Eslin zeigte völlig erschrocken auf den Spiegel, der auf einmal eine völlig andere Umgebung zeigte und anfing zu leuchten. Es war, als würde er uns in sich hinein ziehen. Was zur Hölle war hier nur los?

Kapitel 1 (Eslins Sicht) - Der Spiegel

Den ganzen Abend lang war es schon stürmisch gewesen. Ich wollte heute bei meiner besten Freundin Skaisa übernachten, ihre Eltern waren nicht da. Wir hatten uns vorgenommen, die ganze Nacht über Geschichten zu erzählen und Animes zu gucken. Plötzlich hörte ich ein Geräusch. „W-was war das?“, unterbrach ich meinen Vortrag über Vampire Knight und schaute in die Richtung, aus der ich das Geräusch wahrgenommen hatte, also zur Decke. „Keine Ahnung... vielleicht der Wind?“ Auch Skaisa sah beunruhigt nach oben. „Wir sollten vielleicht lieber nachsehen, was da gerade umgefallen und/oder zu Bruch gegangen ist... sonst denken meine Eltern nachher noch, dass wir etwas damit zu tun haben.“ Sie erhob sich vom Bett. Auch ich stand auf. „Mich würde mal interessieren, was genau jetzt dieses Geräusch verursacht hat. Los, lass uns nachsehen!“

Oben auf dem Dachboden konnte man den Wind noch deutlicher pfeifen hören. „Vermutlich war es wirklich nur der Wind, der etwas umgeworfen hat“, meinte ich nachdenklich. Skaisa nickte. Im schwachen Licht der Glühbirne konnte man aufeinander gestapelte Kisten und verstaubte Möbel voller Spinnweben erkennen. Ich hasste Spinnen. Beinahe hätte ich laut aufgeschrien, als ich auf einmal ein besonders großes Exemplar einige Zentimeter neben meinen Füßen vorbei krabbeln sah. „Ganz schön unheimlich hier“, hörte ich Skaisa leise murmeln. Ich nickte. Plötzlich entdeckte ich etwas. „Da hinten!“, rief ich aufgebracht. „Da hinten liegt etwas auf dem Boden!“ Gemeinsam traten wir näher heran. „Du hast recht. Das... das ist ja Ur-Ur-Ur-Großmutters Spiegel!“

Sie stürzte auf den Siegel zu und hob ihn auf. „Ist er okay?“, fragte ich, und sah Skaisa erwartungsvoll an. „Der Rahmen ist etwas kaputt gegangen, aber ansonsten ist der Spiegel in Ordnung geblieben. Er gehörte früher einmal meiner Ur-Ur-Ur-Großmutter, doch dann verschwand sie plötzlich... „ Einen Moment lang herrschte Schweigen. „Au!“, schrie Skaisa plötzlich. „Was ist los?“, fragte ich erschrocken. „Ich hab mich gerade an dem kaputten Rand geschnitten.“ Ich sah auf ihre rechte Hand. Rote Tropfen quollen aus der Wunde, liefen über die Rückseite ihrer Hand und tropften schließlich auf die Spiegeloberfläche. Auch Skaisa starrte, schockiert über die Wunde, die doch größer war als sie erwartet hatte, auf ihre Hand. „Der... der Spiegel!“, schrie ich, als ich auf einmal bemerkte, dass das Bild, das der Spiegel zeigte, sich veränderte. Was war hier los? Alles um uns herum wurde durch ein grelles Licht erhellt, so hell, dass ich meine Augen schließen musste.

Kapitel 2 (Skaisas Sicht) - Mitten im Kampf!

Das Erste, was ich wieder mitbekam, war ein Krachen oder ein Rumsen, wie als ob etwas auf den Boden geschleudert werden würde und der Boden dabei zerbräche. Ich vernahm ein Surren in der Luft und etwas Warmes bewegte sich von mir weg, in den Himmel, auf eine böse Absicht zu, die man deutlich spüren konnte. Als ich meine Augen öffnete, sah ich einen Jungen. Dieser trug Handschuhe, die Flammen produzierten, welche er als Antrieb nahm um in den Himmel zu fliegen. Erschrocken riss ich meine Augen auf und starrte den seltsamen Jungen an. Vor ihm entdeckte ich eine weitere Person. Es war ein ebenfalls fliegender Mann, der Pistolen trug, aus denen ebenfalls Flammen kamen. Weit weg hörte ich ein aufgebrachtes Stimmengewirr. "Huh? Was ist denn jetzt passiert? Da sind plötzlich zwei wildfremde Mädchen auf dem Schlachtfeld aufgetaucht!"

Erst jetzt bemerkte ich, dass Eslin neben mir saß. Ebenfalls auf den Jungen über uns starrend saßen wir gemeinsam in einem Krater irgendwo auf einem Flachdach auf irgendeinem Gebäude. Von oben rief die unbarmherzige Stimme des Mannes mit den Pistolen zu dem Jungen: "Hey, hey. Du scherzt doch wohl, oder? Ist das alles was du drauf hast?" Daraufhin feuerten seine Pistolen Kettenschussflammen ab, die genau auf uns zu kamen und er rief sowas wie: "Scopio di Ira!" War das nicht Italienisch? Doch in dem Moment war ich viel zu verwirrt, um irgendwie zu reagieren und es ging alles viel zu schnell. Der Junge über uns schaute über seine Schulter und schien uns entdecken zu haben, jedenfalls drehte er mitten im Flug um und raste mit voller Geschwindigkeit auf uns zu. Er war sogar etwas schneller als die Pistolenschüsse! Der Junge mit den braunen abstehenden Haaren und der Flamme auf seiner Stirn war nun ganz nah bei uns, stellte sich vor uns und schirmte uns mit seinem Körper ab. Doch es half nichts. Die Attacke traf ihn mit voller Kraft im Rücken und streifte uns ebenfalls. Im Hintergrund hörte ich ganz schwach entsetzte Rufe: "E-ein direkter Treffer!" "Sawada-dono!" Es tat so entsetzlich weh, dass ich dachte, ich müsse von dem Schock sterben. Durch den Druck wurde unser Retter auf uns und auf den Boden gepresst, dessen Krater nur noch tiefer wurde. Dann gab es eine kurze Feuerpause.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen wieder und schaute geradewegs in die orange-roten Augen unseres Retters, der auf uns lag. Noch nie war ich einem Jungen so nah gewesen und noch nie hat sich jemand so heldenhaft verhalten. Allerdings hatte es bei uns auch noch nie so eine Situation gegeben. Der Junge richtete sich langsam wieder auf. Aus seinem Mund tropfte Blut und er war übersät von Schrammen. Doch ansonsten hatte er keine größeren Verletzungen davongetragen. Er schaute mich an, als ob es ihm fürchterlich leid täte, dass wir in diese Sache mit hineingeraten waren, und fragte mich etwas. Was genau es war, konnte ich nicht mehr hören, weil ich langsam das Bewusstsein verlor und mir schwarz vor Augen wurde. Doch ich denke, dass es so etwas war wie: "Alles in Ordnung?"
 

Wo zur Hölle waren wir!?! Was zum Himmel war hier los!?! Und wer, verdammt nochmal, waren diese Leute!?! Gerade noch saßen wir auf unserem Dachboden. Und nun?!? Irgendwie war alles völlig auf den Kopf gestellt!!!

Kapitel 2 (Eslins Sicht) - Mitten im Kampf!

Plötzlich hörte ich ein lautes Krachen. Es klang wie in einem Anime, wenn jemand mit voller Wucht gegen den Boden oder eine Wand geschleudert wurde.

Ich riss die Augen auf und sah einen braunhaarigen Jungen durch die Luft fliegen. Als Antrieb benutzte er orangefarben leuchtende Flammen, die seine Handschuhe umhüllten. Auch auf seiner Stirn war eine helle Flamme zu erkennen. Obwohl er einige Meter von mir entfernt war, konnte ich noch hier die Hitze der Flammen spüren. Einen normalen Menschen hätte diese Situation vermutlich völlig verwirrt, aber ich fand es irgendwie einfach nur cool.

Erst als ich meinen Blick endlich wieder von dem zugegeben wirklich gut aussehenden Jungen abwenden konnte, bemerkte ich, dass ich mich gerade auf dem Dach eines großen Gebäudes befand, das bereits einen tiefen Krater aufwies. Skaisa kniete neben mir und starrte noch immer in Richtung des Himmels. Ich folgte ihrem Blick und sah erneut den Jungen, doch dann bemerkte ich noch eine weitere Person, einen dunkelhaarigen Mann in dunkler Kleidung, der zwei Pistolen in den Händen hielt und ebenfalls fliegen konnte. Man konnte ihm genau ansehen, dass er keine guten Absichten hatte. Plötzlich hörte ich aus einiger Entfernung eine aufgebrachte Stimme. „Was ist denn jetzt los? Da sind auf einmal zwei Mädchen auf dem Schlachtfeld aufgetaucht!" Anscheinend hat man uns entdeckt, dachte ich und schaute mich um. Doch ich konnte den Ursprung dieser Stimme nicht ausmachen. „Das ist ja wohl ein Scherz, oder? Das kann doch unmöglich alles sein, was du drauf hast!" Dies war die unbarmherzige Stimme des Dunkelhaarigen. Kaum hatte er zu Ende gesprochen, begann er, eine Reihe Flammenschüsse aus seinen Pistolen abzufeuern. Genau in unsere Richtung! Dabei rief er so etwas wie: „Scopio di Ira!" Der andere Junge warf einen besorgten Blick über die Schulter, dann flog er mit voller Geschwindigkeit auf uns zu, bis er uns fast erreicht hatte. Schützend breitete er seine Arme vor uns aus. Ich meinte sogar, der Junge hätte versucht zu lächeln, als würde er uns zeigen wollen, dass alles in Ordnung sei. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich mich nicht doch geirrt hatte. Die Attacke traf ihn mit voller Kraft und auch Skaisa und ich bekamen ihre Wucht zu spüren. Ich wollte schreien, doch ich brachte keinen Ton hervor. Ein heftiger Schmerz breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Fast hatte ich das Gefühl, dass ich sterben müsste. Mir wurde schwarz vor Augen. Was ich als letztes wahrnahm, waren entsetzte Rufe, die aus der Ferne zu mir drangen. „E-ein direkter Treffer!" „Sawada-dono!" Dann verlor ich das Bewusstsein.

Kapitel 3 (Skaisas Sicht) - Eine etwas andere Familie

Als ich am nächsten Morgen in meinem Bett aufwachte, hatte ich erst mal tierische Kopfschmerzen. "Das war vielleicht ein verrückter Traum!" Doch erst als ich mir an die Stirn fasste, bemerkte ich den Verband um meinen Kopf und die Pflaster, die überall an meinem Körper hafteten.

Erschrocken starrte ich auf meine Hand, auf der genau an der Stelle ein Pflaster klebte, wo ich mich in meinem Traum an dem Spiegel geschnitten hatte! Ich lag auch gar nicht in meinem Bett und das war ein total wildfremdes Zimmer! "Das kann doch nicht sein! Das war wirklich kein Traum?!?" Mein Blick fiel auf Eslin, die neben mir, ebenfalls auf einem Futon schlief. Auch sie hatte Verletzungen erlitten. Doch sie schlief seelenruhig, sah friedlich aus und schnarchte sogar leicht, kaum hörbar. Ich traute mich nicht sie aufzuwecken. Also schlich ich mich leise aus dem Zimmer. Ich war neugierig, wo wir hier überhaupt gelandet waren und was passiert war. Außerdem wollte ich mich noch bei den Leuten bedanken, die uns geholfen hatten, und sie nach ihren Namen fragen.

Kaum dass ich in den Flur getreten war, kam mir auch schon eine junge Frau mit dunkelbraunen, etwas kürzeren Haaren entgegen und begrüßte mich freundlich: "Ah, du bist aufgewacht. Guten Morgen! Geht es dir besser?" Ich war von der Freundlichkeit der Frau überrascht, schließlich hatte sie uns, zwei völlig Fremde, einfach bei sich aufgenommen und uns geholfen. Daher brauchte ich erst mal einen Augenblick, um auf die Frage überhaupt zu reagieren. "Äh, ja... ich ... äh ... mir geht's wieder einigermaßen gut. Sind nur'n paar Schrammen..." Planlos stand ich da im Flur und schaute verlegen auf meine Füße. Die fremde Frau ließ sich nicht beirren und lächelte mich freundlich an. "Möchtest du nicht vielleicht erst einmal zum Frühstück mit runter kommen? Dann können wir uns ja weiter unterhalten. Du musst bestimmt hungrig sein!" Bei dem Wort 'Frühstück' fingen meine Augen an zu glänzen. Ich nickte zustimmend. Denn Eslin und ich hatten gestern Abend noch nichts gegessen, sodass unsere letzte Mahlzeit das Mittagessen gestern gewesen war. Zur Demonstration knurrte mein Magen in dem Moment auch noch laut. "Wollen wir dann auch noch deine Freundin aufwecken?" Aus Erfahrungen wusste ich, dass es keine gute Idee war, Eslin zu wecken ... ganz besonders nicht, wenn sie schnarchte ... denn dann träumte sie immer von Anime-Boys und war sehr sauer, wenn man sie aus einem solchen Traum riss. Mir lief es kalt den Rücken herunter. Weil sich die Frau auf den Weg zur Tür machte, versuchte ich sie aufzuhalten. Dabei hob ich meine Arme hoch und zuckte sofort wieder leicht zurück. Richtig. Die Verletzungen gab es ja auch noch. "D-das ist keine so gute Idee! Meine Freundin reagiert immer extrem gereizt, wenn sie geweckt wird..." "Oh? Ist das so? Naja, dann wollen wir sie mal nicht weiter stören." Lachend wendete sich die Frau ab und lief die Treppe hinunter. Verdutzt über ihre naive Art ging ich ihr hinterher.
 

Als sie mich in die Küche führte, bemerkte ich zum ersten Mal, dass wir anscheinend in einem japanischen Haus gelandet waren. Denn auf dem Tisch standen Reisschalen, Suppenschüsseln, Fisch, Nori und eingelegtes Gemüse. Zudem war natürlich der Tisch nicht mit Messern und Gabeln, sondern mit Stäbchen gedeckt. Zum Glück konnte ich mit Stäbchen umgehen, da ich es mir mal selbst beigebracht hatte, denn ich fand, mit Stäbchen könne man chinesische Nudeln leichter essen. Moment mal ... wir waren in einem japanischen Haus?!? Wenn wir in einem japanischen Haus waren, wieso konnten wir dann die Bewohner verstehen?!? Doch ich hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, da ich das Bild, was sich mir hier bot erst mal begreifen musste.

Denn am Tisch saßen noch andere Personen: Eine junge Frau mit rosa-braunen Haaren, ein Baby in Anzug, auf dessen Hut ein Chamäleon saß, ein kleiner Junge mit Schal, ein kleiner Kuh-Junge und ein ... Mädchen mit einem Eierkopf und kleinem Zopf darauf, das etwas chinesisch aussah. Das Baby im Smoking sprach mich sogleich an: "Ciao-su! Ah, schön, dass du aufgewacht bist. Setz dich und iss etwas." Mit offenem Mund schaute ich das Baby an, gehorchte aber und setzte mich auf einen freien Stuhl. Nach einer so schrägen Situation musste man sich einfach hinsetzten! Was war nur los mit dieser Familie und was war überhaupt passiert? Das einzige, was ich wusste, war, dass es kein Traum war! Es war Realität! Es war echt. Und genau so echt war auch mein Hunger. Also griff ich mir die Stäbchen und versuchte etwas Reis aus der Schale zu essen, die mir die Frau hingestellt hatte. Allerdings landeten nur 90% davon in meinem Mund. Der Rest fiel wieder in die Schüssel zurück. Der Kuh-Junge und das eierköpfige Mädchen stritten sich um den Fisch und ich meinte die Namen Lambo und I-Pin zu hören.

Nun sprach mich der kleine Junge mit dem Schal an: "Hallo. Ich heiße Fuuta, und wie heißt du?" Schnell schluckte ich den Reis hinunter und lächelte den süßen Jungen an. "Hi, ich bin Ceiyate Skaisa." Ceiyate Skaisa? Seit wann fing ich denn an, meinen Nachnamen vor meinem Vornamen zu nennen? Naja, egal, im Japanischen wäre es so eh richtig.
 

Der Mann meiner Ur-Ur-Ur-Großmutter war Japaner und ihr Vater war Italiener gewesen. Aber sie blieben in Deutschland (Bis meine Ur-Ur-Ur-Großmutter 'verschwand'). Seitdem wird unser Nachname weitergegeben, weil er besonders ist und sich von den eintönigen, typisch deutschen Nachnamen abhebt. Sonst war noch irgendwo ein Halb-Italiener und ein Halb-Lette drin. Also war ich zu einem 32tel Japanerin, einem 16tel Italienerin und zu einem 8tel Lettin.
 

Zurück zum Frühstück: Nun reagierte das Baby wieder: "Ceiyate? Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor ... du kommst nicht zufälligerweise hier aus der Gegend oder aus Italien?" Nachdenklich schaute es mich an. Verblüfft guckte ich zurück. "Nein. Ich habe zwar irgendwo sowohl einen Italiener als auch einen Japaner in meiner Familie, aber ich komme von ganz woanders her und weiß gar nicht, wie ich hier überhaupt hingekommen bin! Gestern Abend waren meine Freundin und ich allein zu Hause und sahen uns den Spiegel meiner Ur-Ur-Ur-Großmutter an und dann waren wir plötzlich hier, mitten in einem Kampf!" Nun drückte die junge Frau mit den rosa-braunen Haaren ihren Finger auf die Lippen und zischte: "Schhht!" Dann schaute sie zu der netten Frau am Herd und wendete sich wieder mir zu. "Wir sprechen später darüber, wenn wir allein sind...", flüsterte sie und schaute das Baby wieder an. "Ich bin Bianchi, das neben mir ist Reborn, die Dame da drüben ist Tsunas Mutter, Frau Sawada, und die, die sich gerade um den Fisch streiten, sind Lambo und I-Pin. Schön dich kennen zu lernen, Ceiyate-san." Ach ja, wie ging das noch mal mit den japanischen Anreden? Genau ...-san war sowas wie 'Frau' oder 'Herr' sowieso und wenn man besonders höflich war, nannte man den anderen auch noch beim Nachnamen ... das war mir zu viel der Höflichkeit. "Nennt mich doch einfach Skaisa.", lächelte ich Bianchi an.

In dem Moment hörten wir von oben jemanden schreien. Es waren mehrere Stimmen und ich konnte nicht sagen, wem sie gehörten. Bis auf eine, die ich sofort wiedererkannte: Eslin! Kurz danach wurde es wieder still. Da alle anderen einfach seelenruhig weiter aßen, beruhigte ich mich auch erst mal und aß auf.
 

Nach einem Augenblick kamen zwei Jungen die Treppe hinunter und in die Küche. "Guten Morgen, allerseits." "Ah, da seid ihr ja. Wir sind schon zwar fast fertig, aber setzt euch doch!" Der eine hatte silberne Haare und rieb sich grummelnd seine rote Stirn. Anscheinend war er gerade mit dem Kopf gegen etwas gestoßen. Der andere war noch im Schlafanzug und hatte Pflaster im Gesicht kleben. MOMENT MAL! Das war doch der Junge von gestern, der uns gerettet hatte! Also der mit den Flammen ... jetzt hatte er keine mehr und trug auch keine Handschuhe. Seine Augen waren nun auch nicht mehr orange-rot, sondern braun. Als ich ihn erkannte, merkte ich wie mein Gesicht errötete und wendete mich leicht ab. Das war mir so peinlich! Der Junge erkannte mich ebenfalls und wirkte erstaunt und froh. "Ah! Du bist doch das eine Mädchen von gestern! Geht es dir gut? Tut mir leid, dass ihr in diese Sache mit hineingeraten seid!" Nun guckte er mich entschuldigend an und wurde ebenfalls leicht rot. "Ach, macht nichts! Mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen." Der Junge mit der roten Stirn musterte mich misstrauisch. "Du bist also die andere Verrückte? Wie seid ihr da überhaupt hingekommen und was habt ihr vor? Wollt ihr Juudaime was antun? Denn das werde ich nicht zulassen!" Der aufgebrachte Junge holte Dynamit aus seiner Tasche und hielt es so in der Hand, als ob er mich jeden Moment attackieren wolle. Unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen oder mich zu bewegen, starrte ich geschockt die Dynamitstangen an. "Gokudera-kun!! Warte! Du jagst ihr Angst ein! Und mir auch..." Der Junge im Schlafanzug versuchte ihn mit Handbewegungen aufzuhalten und zu beruhigen, was ihm auch gelang. "Aber Juudaime..." "Ist schon gut, Gokudera-kun! Ich glaube nicht, dass sie böse ist oder was mit der Varia zu tun hat." Der Junge mit den silbernen Haaren steckte sein Dynamit wieder weg. Dahin, wo auch immer er es hergeholt und wieder verstaut hatte.

So langsam entspannte sich mein Körper wieder und der Junge mit den braunen Haaren wandte sich mir wieder zu. "Ich bin Sawada Tsunayoshi und das neben mir ist Gokudera Hayato. Und wer bist du?" Aha, Tsunayoshi hieß unser Retter also. Gut zu wissen. "Ich bin Ceiyate Skaisa. Aber nennt mich Skaisa. Vielen Dank, dass du uns gerettet hast, Sawada-san. Es tut uns schrecklich leid für die Unannehmlichkeiten und wir sind dir zu Dank verpflichtet." Artig und nach japanischer Art verbeugte ich mich leicht. Ich hatte mir diese Bewegung schon fast angewöhnt, wenn ich mich bei jemanden entschuldigte. Tsunayoshi wedelte mit seinen Händen vor seinem Gesicht. "Eeek! Nenn mich doch nicht bei meinem Nachnamen! Wir sind doch etwa im gleichen Alter! Nenn mich einfach Tsuna, Skaisa. Es muss euch außerdem nicht leidtun. Ich bin froh, dass ihr nicht schwerer verletzt seid. Aber lass uns das lieber oben in meinem Zimmer besprechen. Denn meine Mutter sollte das möglichst nicht mitbekommen." Ich nickte. "Sag mal, Gokudera, darf ich fragen, warum deine Stirn so rot ist?" Neugierig schaute ich Gokudera an. Tsuna und Gokudera zuckten leicht zusammen. "Ähh ... also..." Gokudera wurde rot und kratzte sich am Hinterkopf. "Sagen wir mal so: Ich hab Bekanntschaft mit deiner Freundin gemacht..." Ich blickte die beiden an, als ob ich nichts verstehen würde. "..." Stille. "..." Wäre dies ein Anime gewesen, würde uns jetzt bestimmt so ein *drop* Tropfen am Hinterkopf erscheinen... "Naja ... wie dem auch sei ... wolltest du mir nicht gerade erklären was passiert ist?", versuchte ich von der peinlichen Situation abzulenken. "Ach ja! Na, dann lass uns mal nach oben gehen...", meinte Tsuna. Gesagt, getan.
 

In seinem Zimmer legte ich dann einfach mal mit dem, was wir erlebt hatten, los. Nicht nur Gokudera, sondern auch Reborn, waren mitgekommen. Nachdem ich geendet hatte, sahen mich alle geschockt und verwirrt an. Besonders Tsuna. Reborn wirkte nachdenklich. "Ihr seid durch den Spiegel deiner Ur-Ur-Ur-Großmutter hierher gekommen?" Ich nickte. "Und gehe ich richtig in der Annahme, dass deine Ur-Ur-Ur-Großmutter ebenfalls mit Nachnamen Ceiyate hieß?" "Ja. Warum fragst du?" Reborn sah mich nachdenklich an. "Ach. Ich meine mich nur daran zu erinnern, dass Giotto, Primo, der erste Vongola Boss, mal eine gute Bekannte hatte, die aus dem Nichts erschien, die Ceiyate mit Nachnamen hieß ... allerdings ist ihr Verbleib unbekannt, wenn ich mich recht entsinne." "Dieser Giotto kannte also meine Ur-Ur-Ur-Großmutter?" "Möglich..." "Und lebt dieser Giotto noch?" "Leider nicht mehr. Er war ebenfalls Tsunas Ur-Ur-Ur-Großvater und er hat die Vongola gegründet." "Vongola? Was ist das überhaupt?" Tsuna, Gokudera und Reborn sahen sich an, als ob sie es mir nicht sagen wollten. Reborn zuckte mit den Achseln und meinte zu Tsuna: "Ihre Vorfahrin kannte Primo ... sie muss auch irgendwas mit ihnen zu tun haben. Sie hat ein Recht es zu erfahren. Ganz besonders in dieser Situation, in die sie und ihre Freundin geraten sind..." Tsuna nickte ernst. "Weißt du, die Vongola ist eine Mafia-Famiglia ... und Primo hat sie damals gegründet..." Ungläubig schaute ich ihn an. "Eine ... eine Mafia-Famiglia? Ihr wollt mich doch veralbern!" Reborn sprach ungerührt weiter. "Nein. Was die Famiglia angeht, pflege ich nicht zu scherzen. Und Tsuna soll der zehnte Boss der Vongola werden." Jetzt blickte ich, geschockt, nur noch Reborn an und dann guckte ich von Gokudera zu Tsuna. Tsuna wedelte schreiend mit seinen Händen in der Luft herum. "Neeeiiiiin!!! Ich sagte doch, dass ich nicht will!!! Ich will nichts mit der Mafia zu tun haben!!!" Im nächsten Moment trat Reborn Tsuna auf den Kopf und zu Boden. "Sei still! Du wirst!" Gokudera stürmte entsetzt hervor. "Juudaime!" Und ich starrte das ganze einfach nur an. Ich war viel zu perplex, um irgendwie zu reagieren. "Außerdem habt ihr erfolgreich den Ringkonflikt gewonnen und die Ringe haben dich als rechtmäßigen Besitzer akzeptiert, Tsuna." "Aber..." Tsuna kam wieder hoch und rieb sich seinen Kopf, auf dem sich eine Beule zu bilden begann. "Ringkonflikt?", fragte ich Reborn, wieder geistesgegenwärtig. "Ja. Die Vongola-Famiglia vererbt Ringe, die Vongolaringe. Es gibt genau sieben von ihnen. Himmel, Sturm, Regen, Sonne, Blitz, Wolken und Nebel. Der Himmelsring gehört dem Boss und die anderen sechs Ringe werden seinen Wächtern gegeben. Es gab noch einen anderen Kandidaten für den 10. Vongola Boss, Xanxus, und deshalb mussten Tsuna und seine Wächter gegen die Varia im Ringkonflikt antreten, um den rechtmäßigen Nachfolger zu bestimmen. Das heißt, sie mussten alle in Kämpfen gegeneinander antreten. Und ihr seid mitten im Himmelskampf, also im Hauptkampf, plötzlich aufgetaucht ... aber letzten Endes haben sie trotzdem noch gewonnen." Reborn drehte sich um und lief in Richtung Tür. "Apropos. Wir werden heute noch feiern. Wir treffen uns bei Yamamoto." "Bei Yamamoto?" "Ja. Wollt ihr auch mitkommen, Skaisa?" Ich schreckte auf. "Was? Nein, danke. Eslin ist immer noch bewusstlos. Ich werde hier bleiben, bis sie aufwacht und ihr alles erklären. Dann werden wir uns wahrscheinlich noch etwas ausruhen. Außerdem wäre es mir unangenehm unter all den fremden Leuten etwas zu feiern, über das ich nicht genug weiß ... bitte versteht das." "Ja, okay." Reborn verließ das Zimmer. Tsuna drehte sich zu mir. "Brauchst du sonst noch was? Sonst würden wir dann nämlich demnächst los gehen. Nicht, Gokudera-kun?" Gokudera nickte. Ich nickte ebenfalls. "Etwas zu Trinken für Eslin und mich, wäre nicht schlecht. Mehr Umstände möchte ich dann aber auch wirklich nicht machen." "Ach, macht nichts." Nun meldete sich auch mal Gokudera: "Habt ihr eigentlich schon eine Idee, wie ihr eventuell wieder nach Hause kommen könnt?" "Nein..." Bedrückt schaute ich auf meine Knie. "Ach, mach dir keine Sorgen. Ihr könnt solange hier bei uns bleiben", versuchte Tsuna mich aufzuheitern. Dann gingen wir alle aus dem Zimmer.
 

Später, als alle gegangen waren, saß ich neben Eslin auf dem Boden, wartete darauf, dass sie wieder aufwachte und trank den Tee, den uns Tsunas Mutter gemacht hatte, bevor sie gegangen war. Ich dachte über das nach, was ich gerade erfahren hatte. Meine Ur-Ur-Ur-Großmutter ist wahrscheinlich damals im Spiegel verschwunden und hier aufgetaucht und hat Giotto kennen gelernt. Dieser hat eine Mafia Familie gegründet und was mit ihr geschehen ist, ist unbekannt. Dann ist Giotto gestorben und 8 weitere Generationen sind ins Land gegangen. Jetzt sind Eslin und ich zufälligerweise auch durch den Spiegel hierher gereist und ich habe Giottos Nachkommen Tsuna kennengelernt, der jetzt der 10. Mafiaboss seiner Famiglia werden soll, es aber gar nicht will. Wenn ich das richtig verstanden habe, vererben die Vongola auch Ringe weiter. Nun gab es einen Konflikt mit einer Gruppe die Varia heißt, die die Ringe haben wollen und Tsuna und seine Freunde haben gegen sie gekämpft. Außerdem kämpfen sie mit Flammen, die sie entweder in ihren Handflächen oder sonst wo bündeln können. Und wir sind mitten in dem Hauptkampf plötzlich aufgetaucht und haben keine Ahnung, wie wir jetzt wieder zurück in unsere Welt kommen sollen ... na, das sind ja tolle Aussichten!!! Ich seufzte tief. Was sollten wir denn jetzt machen?
 

Da rührte sich etwas neben mir. Ah, Eslin wachte auf! Langsam öffnete sie ihre Augen, blinzelte ein paar Mal und setzte sich langsam auf. "Skaisa." "Ah, Eslin, du bist aufgewacht!" Auf einmal schaute sie mich voller Euphorie an. "Sag mal, hast du diesen gut aussehenden Jungen mit den silbernen Haaren gesehen? Kyaaa!" Verwirrt starrte ich sie an. Also DIESE erste Reaktion, nach all dem, was wir gestern erlebt hatten, hätte ich am wenigsten erwartet! Eslin schien sich wieder zu fassen. "'tschuldigung. Ist mir so rausgerutscht. Vergiss das einfach wieder, ja?" Ich grinste sie verschlagen an. "Du magst ihn also?" Sie zuckte mit den Achseln. "Wie sollte ich einen so tollen Typen nicht mögen? Immerhin könnte er locker mit Zero-kun und Kaname-san konkurrieren, was das Äußere angeht..." Sie lachte. Ich starrte sie einen Augenblick einfach nur an. Oh Mann. Da waren sie wieder. Die typischen Eslin-Fangirlanfälle. Doch das so früh am Morgen? Das war selbst für Eslin ungewöhnlich. Doch dann musste ich auch anfangen zu lachen. "Ähm, ja..." versuchte ich das Gespräch wieder aufzunehmen. Da fiel mir auf, dass auch Eslins Stirn ganz rot war. Sie sind doch nicht etwa...? "Was ist denn vorhin überhaupt passiert? Du scheinst ja einen bleibenden Eindruck bei Gokudera hinterlassen zu haben." Eslin schweifte anscheinend gedanklich ab und brachte ein leises "Kyaaa!" hervor. "Also..." sie wandte sich mir wieder zu. "Nun ja... Ich bin aufgewacht, er beugte sich gerade über mich, ich hab mich erschrocken, hab mich ohne nachzudenken aufgesetzt und bin dann mit voller Wucht gegen Gokuderas Stirn geknallt. Ja, und dann bin ich wieder in Ohnmacht gefallen..." Ich musste mir das gerade bildlich vorstellen, starrte sie einen Moment an und musste dann anfangen zu grinsen. "Ah, ja..." Typisch Eslin! Ich schüttelte leise lachend meinen Kopf. Deshalb hatte Gokudera so reagiert.

Als nächstes wollte Eslin natürlicherweise wissen, was passiert war. Also versuchte ich es schnell hinter mich zu bringen und erzählte ihr alles auf einmal. Erstaunlicherweise nahm sie das Ganze besser auf, als ich gedacht hatte, und war sogar froh darüber und fand es cool. Für mich war es völlig unverständlich, wie sie das hätte frohstimmen können. Aber so war Eslin nun einmal.

Kapitel 3 (Eslins Sicht) - Ein etwas anderer Morgen

„Juudaime, ich glaub, sie ist aufgewacht!"

Ich blinzelte ein paar Mal. Neben mir stand ein ziemlich gut aussehender Typ mit silbergrauen Haaren, die ihm ein wenig ins Gesicht fielen, und musterte mich aufmerksam. Vermutlich war er etwa in meinem Alter. Wäre das hier ein Anime, würde ich mich gerade bestimmt darüber aufregen, dass Glitzer und Blumen im Hintergrund fehlten. Halt, Stopp! Wer war der Junge überhaupt? Und was machte er hier? Was machte ich hier? Ich erschrak und richtete mich ruckartig auf, gerade in dem Moment, in dem sich der Junge über mich beugte. Mit voller Wucht knallte ich gegen seine Stirn. Vor Schmerz, aber auch vor Schreck schrie ich laut auf, und fiel zurück ins Bett. Der Junge fluchte und hielt sich seine gerötete Stirn. Ich schloss die Augen wieder. „Alles in Ordnung?", hörte ich eine weitere Stimme. Doch was danach geschah, bekam ich nicht mehr mit.
 

*später*


 

Ich schlug die Augen wieder auf, und entdeckte Skaisa, die neben mir auf dem Boden saß. „Skaisa", sprach ich sie leise an. Sie drehte sich zu mir um. „Ah, Eslin, du bist endlich aufgewacht!" Vorsichtigrichtete ich mich auf, darauf bedacht, nicht wieder gegen etwas oder jemanden zu stoßen, und setzte mich neben sie. „Sag mal, hast du diesen gut aussehenden Jungen mit den silbernen Haaren gesehen?", rief ich aufgeregt, und brachte ein leises „Kyaaa!" hervor. Skaisa starrte mich, offenbar von meiner Reaktion irritiert, Ich fasste mich wieder. „'tschuldigung, ist mir so rausgerutscht. Vergiss das einfach wieder, ja?" „Du magst ihn also?", grinste Skaisa mich an. „Wieso sollte ich einen so tollen Typen nicht mögen?", entgegnete ich. „Immerhin könnte er locker mit Zero-kun oder Kaname-san konkurrieren, was das Aussehen angeht." Ich lachte, während Skaisa mich noch eine Sekunde lang nur anstarrte, um dann ebenfalls zu lachen. „Ähm, ja..." meinte sie schließlich.

„Sag mal, was ist denn vorhin überhaupt passiert? Du scheinst ja einen bleibenden Eindruck bei Gokudera hinterlassen zu haben." Gokudera hieß er also... Ich lächelte und musste beim Gedanken an ihn ein weiteres „Kyaaa!" unterdrücken. „Also", wandte ich mich wieder zu Skaisa. „Nun ja... Ich bin aufgewacht, hab mich erschrocken, hab mich aufgesetzt und bin mit voler Wucht gegen Gokuderas Stirn geknallt. Ja, und dann bin ich wieder in Ohnmacht gefallen." „Ah ja....", erwiderte Skaisa ungläubig und schüttelte den Kopf. Ich war mir sicher, sie dachte gerade so etwas wie „Typisch Eslin". Womit sie ja auch Recht hatte, denn ich hatte wohl echtes Talent darin, mich dumm anzustellen.
 

Ich wechselte das Thema. „Was ist da gestern denn überhaupt passiert? Weißt du etwas darüber? Oder hab ich das nur wieder geträumt, dass wir da irgendwo mitten in einem Kampf plötzlich auf dem Dach eines großen Gebäude saßen?" Skaisa schüttelte den Kopf, und ihre Miene wurde wieder ernst. „Das war kein Traum. Das ist alles wirklich passiert." „Und was ist dann hier los?" „Das verstehe ich auch nicht so ganz..." „Soll heißen?" Ich wurde neugierig, und sah Skaisa erwartungsvoll an. „Ja, also, weißt du...", stotterte sie unsicher. „Schieß endlich los!" Skaisa lachte verlegen, und da ich nicht genau verstand, wieso, war ich ein wenig verwirrt. „Also,....", begann sie, „du wirst mir das jetzt vielleicht nicht glauben, aber.... Wir sind anscheinend durch den Spiegel meiner Ur-Ur-Ur-Großmutter in das Japan einer Art Parallelwelt gekommen, und sie wohl damals auch.Hier hat sie sich dann mit einem Mann namens Giotto angefreundet, der die Vongola-Mafia-Familie gegründet hat. Was dann mit meiner Ur-Ur-Ur-Großmutter geschehen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls sind wir hier jetzt im Haus des zukünftigen 10. Boss der Vongola Famiglia, Sawada Tsunayoshi. Und anscheinend werden in seiner Famiglia auch besondere Ringe weitervererbt, und sie haben mit einer Gruppe namens Varia, die die Ringe ebenfalls haben wollten, um sie gekämpft. Und wir sind mitten in deren Hauptkampf plötzlich hier aufgetaucht." Sie wartete einen Moment, dann fragte sie: „Kannst du das etwa glauben? Ich meine, das ist doch total... Mir fällt kein Wort dafür ein..." „Wir sind also in einer anderen Welt in einem Kampf einer Mafia-Familie hineingeraten?", wiederholte ich. Ich wollte sicher gehen, dass ich alles richtig verstanden hatte. Skaisa nickte. „So ist das dann also. Das würde auch einiges erklären." „Schockiert dich das denn gar nicht? Immerhin sind wir hier in einer anderen, uns völlig fremden Welt, haben keine Ahnung, wie wir wieder in unsere eigene Welt zurückkommen sollen und wurden in Kämpfe mit hineingezogen, die uns nichts angehen...! Wie kannst du da so ruhig bleiben?!" Skaisas Stimme wurde lauter, ich hatte wie wohl wütend gemacht. „Beruhig dich wieder, ja? Wir können doch sowieso nichts an dieser Situation ändern, oder?", erklärte ich ruhig. „Also können wir die Tatsachen auch einfach so akzeptieren, wie sie eben sind, und versuchen, das Beste daraus zu machen." Ich lächelte. „Wa...?" Skaisa starrte mich mit offenem Mund an. „Du... du hat gerade etwas nicht-fangirlhaftes gesagt!" „Das war natürlich nicht ernst gemeint. Ich meinte natürlich, in dieser Welt gibt es eine Menge super aussehende Typen, wieso sollte ich hier nicht bleiben wollen?", scherzte ich. Auch Skaisa begann zu lachen. „Was hätte ich von dir auch anderes erwarten sollen, als so eine Reaktion....?"
 

Plötzlich hörte ich ein Geräusch, und hielt einen Moment lang inne. Mein Margen knurrte. Kein Wunder, ich hatte auch seit gestern Mittag nichts mehr gegessen. Auch Skaisa hatte das bemerkt. „Hast du Hunger?", fragte sie freundlich. „Tsunas Mutter hat dir was zu essen zurückgestellt, lass uns doch gemeinsam in die Küche gehen." Ich nickte und lächelte Skaisa an. „Ja, das ist eine gute Idee."

Kapitel 4 (Namina und Rion) - Der Spiegeltempel

"Öffne das Tor, Shokaima! Oder deine kleine Freundin hier wird sterben", säuselte Itami drohend Rion zu und richtete dabei ein Messer an Naminas Kehle, die von Hitoshi nicht gerade bequem festgehalten wurde. Namina schüttelte den Kopf und sah Rion flehend an, das Tor nicht zu öffnen. Rion zögerte, schaute verzweifelt Namina an und warf Itami und Hitoshi tödliche Blicke zu. "Wir warten...", flötete Itami fordernd, als sie den Dolch an Naminas Hals drückte und ein winziges Blutrinnsal über die Klinge lief. Namina zuckte zusammen. Sie hatte nicht erwartet, dass die Klinge so scharf war. Rion hob erschrocken den Arm, als wolle er nach ihr greifen, doch er fing sich wieder und drehte sich dem Tor zu. "Also gut... Ich werde es für euch öffnen. Aber lasst Namina gehen!" Itami nahm das Messer wieder zurück und lächelte siegreich. "Nun gut. Ich stimme zu. Wenn du deine Aufgabe erledigt hast, kann sie gehen, wohin sie will. ... Zumindest von mir aus." Hitoshi fühlte sich angesprochen und lächelte dementsprechend. Namina schluckte aus Reflex heraus und Rion stand die Anspannung förmlich ins Gesicht geschrieben. Dennoch ging er auf das gewaltige Tor zu, bis er direkt vor ihm stand und legte seine Hand auf eins der Symbole, die sich darauf befanden. Er schloss die Augen und murmelte ohne nachzudenken einen Spruch, der plötzlich in seinem Kopf erschien. "Shokai esta Shitô!", hallte es durch den gigantischen Raum. Auf einmal fingen sowohl das Zeichen auf Rions Handgelenk, als auch die Symbole auf der Pforte an zu leuchten und ein ohrenbetäubendes Geräusch, als ob ein Schloss entriegelt würde, ertönte. Das Hauptsymbol und alle anderen Zeichen auf dem Tor verschwanden.

Nachdem Rion nun das Siegel am Tor zerstört hatte, öffnete es sich bebend und verheißungsvoll. In der Dunkelheit, die ihnen dort entgegen kam, leuchtete das pure unzerstörbare Böse, das nur darauf wartete, seinen Job, den Shokaima, bzw. den ersten den er in die Finger bekam, zu vernichten und wieder in den Tiefen der Hölle zu verschwinden. Namina kam ihre Vision von Rions Tod wieder in den Kopf:
 

Eine Blutlache erstreckte sich über den Boden.

Im nächsten Moment sah sie, wie er mit Schrammen und Wunden übersät und rot von seinem eigenen Blut zusammenklappte und zu Boden fiel. Es kam ihr vor wie in Zeitlupe, dass sie ihn zu Boden fallen sah, unfähig sich auch nur zu bewegen, um ihm zur Hilfe zu eilen. Verzweiflung stieg in ihr auf und schien sie wie eine Welle zu überrollen.

Erst, als sie ihn ihren Namen mit letzter Kraft wispern hörte und er kurz darauf hart auf den Boden aufschlug, brach sie entsetzt in Tränen aus, und stürzte auf ihn zu. "Neiiiiiiiiiiiiinnn!!!" schrie sie, bis die Tränen und das Schluchzen ihr die Kehle zuschnürten.

Neben ihm fiel sie auf ihre Knie. Sie konnte seinen Anblick kaum ertragen. Voller Angst und Furcht legte sie ihre Hand an seine blutverschmierte Wange, nur um zu sehen, wie sein Blick glasig wurde, und er langsam aber sicher seine Augen schloss und sein Atem stockte. Sein Brustkorb, nur noch mit Fetzen seines blutdurchtränkten Hemdes umhüllt, hob sich das letzte Mal.

Hemmungslos fing sie an zu weinen und zu wimmern. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und verschränkte die Arme um ihn herum. Ihre Tränen tropften auf den noch warmen Körper unter ihr.

Warum? Warum musste das passieren? Diese Frage hallte immer und immer wieder durch ihren Kopf, auf der Suche nach einer Antwort.

Sie wusste die Antwort. Doch sie wollte sie nicht wahr haben.

Es war so vorherbestimmt. Die Worte geisterten durch ihre Seele, ihren Geist und durch ihr Herz und wogen schwer wie Blei.

Das Zeichen auf seinem Handgelenk, das zuvor noch aufgeleuchtet hatte, verblasste, verschwand schließlich ganz und erschien wieder auf ihrem Handgelenk. Sein Zeichen verband sich mit dem ihren und wurde vollkommen....
 

Doch soweit wollte sie es nicht kommen lassen! Sie sah Rion besorgt von der Seite an, während sich das Tor langsam aber sicher öffnete. Er sah ernst und entschlossen aus. Anscheinend hatte er sich mit seinem Schicksal hier zu sterben schon abgefunden.

Sie aber noch nicht! Sie riss sich von Hitoshi los, der auch gar nicht mehr versuchte, sie festzuhalten. Er und Itami starrten nur vor Vorfreude auf das offene Tor, das für Rion den sicheren Tod bedeute. Als das Biest, das einem Drachenkrieger aus Stein glich, sich nun aus den Schatten zu erkennen gab und auf Rion zustürzte, da sein Symbol auf seinem Handgelenk für das Biest wie ein Peilsender war, sprang Namina ihm entschlossen in den Weg.

Kapitel 5 (Skaisas Sicht) - Ein neuer Morgen, ein neuer Anfang

Am nächsten Tag war Montag. Das hieß für Tsuna und seine Freunde: Ab in die Schule.

Nach dem Frühstück verließ er das Haus. "Ich bin weg!", rief er uns an der Haustür zu und lief winkend hinaus auf die Straße. "Hab einen schönen Tag!", rief seine Mutter zurück. Ich sah sie fragend an. "Warum denn 'hab einen schönen Tag'? Wann kommt er denn wieder?" "Oh!", sah sie mich überrascht an. "Geht bei euch die Schule nicht bis abends?" "Nein.", sah nun ich sie wieder verwundert an. Kopfschüttelnd trat Eslin zu mir, die anscheinend unser Gespräch verfolgt hatte. "Wusstest du nicht, dass die Schule in Japan bis abends geht, Skaisa? Das sieht man doch ganz oft in den ganzen Animes. Und Schuluniformen haben sie auch." "Das mit den Schuluniformen weiß ich auch. Nur das die Schule so lange geht, ist mir nie aufgefallen..." Tsunas Mutter grinste uns an und machte sich wieder auf den Weg in die Küche.

Eine Weile standen Eslin und ich still auf dem Flur herum. "Und was machen wir jetzt den ganzen Tag?", durchbrach ich das Schweigen und sprach aus, was wir beide dachten. "Wie wär's, wenn ihr beide als Austauschschülerinnen auch in die Schule geht?" Erschrocken zuckten wir zusammen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Reborn hinter uns stand. "Ciao-su! Zumindest könnt ihr so eure Zeit vertreiben, bis wir einen weiteren Anhaltspunkt gefunden haben, was euch bzw. deine Ur-Ur-Ur-Großmutter angeht, Skaisa, und wie ihr wieder nach Hause kommen könnt." Ich nickte. "Ja, vielleicht. So hätten wir wenigstens was zu tun und lernen ein bisschen unser neues Umfeld kennen. ...Auch wenn ich keine besonders große Lust habe in die Schule zu gehen...." Eslin reagierte ebenfalls mit einer geteilten Meinung. "Schule ... ich weiß nicht so recht ... man kann doch viel bessere Sachen machen ... zum Beispiel Mangas kaufen gehen und lesen. Andererseits ... so kann ich den ganzen Tag bei Gokudera und den anderen sein ... kyaa!...", sprach Eslin in sich hinein und blickte dann nervös auf. "...Und natürlich mal einen richtigen japanischen Schulalltag mit erleben, so wie er immer gezeigt wird...", fügte sie schnell noch hinzu, als sie merkte, dass sie das gerade laut gesagt hatte. Ich musste grinsen.

Ja, so war Eslin nun einmal. Doch ihre unbeschwerte Art, was das anging, mochte ich so an ihr.

Reborn öffnete die Haustür wieder. "Gut, dann lasst uns gehen. Die Lehrer wissen schon Bescheid." Jetzt war ich platt. Wann hatte er...? Ach egal! So langsam konnte mich hier nichts mehr schocken. Dachte ich zumindest noch zu dieser Zeit ... Eslin schien ebenfalls überrascht zu sein. "Was? Jetzt? Heute schon?" "Ja! Und jetzt trödelt nicht so herum! Wir sind in Eile!", rief Reborn von der Straße her. Wir zogen uns unsere Schuhe an, die beim Kampf ordentlich gelitten hatten, so, wie auch unsere restlichen Klamotten, rannten raus und ich schloss die Tür hinter uns. "Wir sind weg!", rief ich noch Tsunas Mutter als Information zu. Zurück kam die Antwort, wer hätte es gedacht? "Habt einen schönen Tag!"

Als wir kurz nach dem Klingeln an der Schule ankamen, war Eslins einziger Kommentar: "...Sag mal, sehen eigentlich alle Schulen in Japan gleich aus?" Ich sah sie tadelnd an. "So etwas darf man doch nicht laut sagen! ...Aber wo du recht hast..." Aus den Augenwinkeln sah ich einen dunkelhaarigen Jungen auf uns zu treten. "Was fällt euch ein? Ich werde es nicht zulassen, dass ihr meine Schule mit den anderen Gewöhnlichen vergleicht. Die Namimori Mittelschule ist einzigartig!", meinte er mit einer dunklen, drohenden und zugleich etwas monotonen Stimme und zückte zwei schlagstockartige Metallstäbe. Wenn ich mich recht entsann, wurden diese Teile Tonfas genannt und wurden früher bei der japanischen Polizei dazu eingesetzt, 'das Gesetz zu wahren'. Der Junge trug wahrscheinlich die Namimori Schuluniform und eine schwarze Jacke mit einer Armbinde, auf der 'Disziplin-Komitee' stand, auf den Schultern. Warum zum Teufel konnte ich japanisch lesen?! Egal. Der Junge stürzte auf uns zu. "Kamikorosu!" Hieß das nicht sowas wie 'Ich werde euch zu Tode schlagen'?! Und der Typ war im Disziplin-Komitee?! Na toll! Da er näher an mir stand, griff er mich zuerst an. Aber ich konnte gar nicht so schnell reagieren und war gar nicht darauf vorbereitet gewesen und zu dieser Zeit wäre ich sowieso noch nicht in der Lage gewesen auszuweichen. Er versetzte mir mit seiner Tonfa einen Schlag ins Gesicht und ich fiel von der Wucht des Schlages zu Boden. Aua!! Hallo?! Man schlägt doch nicht mit Metallstangen auf neue Mitschüler ein!! Allerdings war der Schlag dann doch nicht so hart gewesen und er beließ es auch nur bei einem. Ich starrte ihn fassungslos an. "E-es tut uns leid!!", stotterte ich beschwichtigend und betete zu Eslin, sie möge sich doch hoffentlich ebenfalls entschuldigen. Mit diesem Typen war nicht zu spaßen! Der schlug sogar Mädchen! Er guckte nur auf mich herab und sagte: "Da ihr neu seid, belasse ich es dabei und verwarne euch noch einmal. Aber wehe ihr beschimpft, beschmutzt oder legt Hand an meine Schule. Dann werde ich euch zu Tode schlagen. ...Schwächlinge." Ein kleiner gelber Vogel kam vom Dach geflogen, setzte sich auf seine Schulter und er drehte, ohne eine Miene zu verziehen, einfach um und verschwand um die nächste Ecke. "Gut. So eben habt ihr Hibari Kyoya kennen gelernt. Tsunas Wolkenwächter. Er mag Menschen nicht besonders und ist etwas launisch.", erklärte Reborn vergnügt. Ich saß immer noch am Boden, rieb mir meine rote Wange und wurde langsam sauer. "Etwas launisch?! Er wollte mich verprügeln, weil wir etwas Schlechtes über seine Schule gesagt haben! Übrigens war es total nett von euch, wie ihr mir geholfen habt! So eine Hilfe kann ich immer gut gebrauchen! Mann! Der Tag fängt ja gut an!" Ich versuchte wieder aufzustehen. Endlich bewegte sich Eslin auch mal wieder und bot mir ihre Hand, damit ich leichter wieder aufstehen konnte. "Danke", murmelte ich. Ich musste erst mal wieder runterkommen. "Ich glaube, es wäre besser, wenn wir noch einen Abstecher bei der Krankenstation machen würden...", dachte Eslin laut nach, als sie sich meine Verletzung an sah. "Ach, ist schon gut. Jetzt lass uns endlich rein gehen. Manche Schüler gucken schon zu den Fenstern raus und beobachten uns..." Also klopfte ich mir den Staub von meiner zerrissenen Hose und wir gingen in das Schulgebäude.

Reborn klopfte an die Tür des Lehrerzimmers und wir traten ein. Ich musste mich noch daran gewöhnen, dass es hier Schiebetüren gab ... dort fanden wir erstaunlicherweise nur einen einzigen Lehrer vor. "Ciao-su!", machte Reborn. Der Lehrer glotzte uns erst einmal nur verwundert an, bevor er reagierte und anfing zu lächeln. "Ah, ihr müsst die neuen Austauschschülerinnen sein." Eslin und ich nickten. "Salia Eslin und Ceiyate Skaisa. Richtig?" Wir nickten erneut, als er uns unseren Namen entsprechend ansah. "Und woher kommt ihr? Und was ist mit euch passiert, dass ihr so mitgenommen ausseht?" Ich antwortete für uns. "Wir kommen aus Deutschland und wir sind gerade auf dem Weg hierher Hibari Kyoya begegnet..." "Okay, dann kann ich es verstehen ... aus Deutschland also? Interessant. Na dann bring ich euch mal zum Umkleideraum, wo ihr eure Uniformen anziehen könnt." Eslin und ich tauschten Blicke. "Sorry Mädels, ich musste eure Größe schätzen. Ich hoffe die Sachen sind nicht zu groß.", erklärte Reborn.
 

Der Umkleideraum war nicht besonders groß. Warum sollte er auch? Normalerweise zogen sich die Schüler zu Hause ihre Schuluniform an. Aber er reichte locker aus, um sich zu zweit darin umzuziehen, ohne sich dabei gegenseitig ins Gehege zu kommen. Die Schuluniform war eine typische japanische Uniform für Mädchen. Das hieß ein langes weißes Hemd ohne Ausschnitt mit einer roten Fliege und einem kurzem dunkelblauen Faltenrock. Dazu bekamen wir noch eine Art dunkelblauer Pullunder. Das Oberteil fand ich ganz okay, aber beim Rock war ich skeptisch. "Also den Rock zieh ich auf gar keinen Fall ohne Leggings drunter an! Der ist doch viel zu kurz!", entschied ich, als ich den Rock vor mich hielt. "Also ich freue mich richtig eine japanische Schuluniform anzuziehen!", freute sich Eslin und zog sich schnell die Sachen, bis auf den Pullunder, an. Ihr passten die Sachen wie angegossen. Der Rock umschmeichelte ihre langen Beine und die Fliege passte zu ihrer Schleife im Haar. Da hatte Reborn richtig geschätzt. Mir hingegen waren die Klamotten eine Nummer zu groß. Ich war ja auch fast einen halben Kopf kleiner als Eslin! Beim Hemd musste ich die Ärmel umkrempeln und der Pullunder war etwas zu lang. Aber ich war froh, dass der Rock ebenfalls länger war. Ich fühlte mich ohne Leggings oder Hose immer so unwohl. So schutzlos. Die Jungs hatten es wesentlich besser. Die durften eine Hose, ein Hemd mit Krawatte und entweder eine Art Jackett oder einen Pullunder tragen. Wesentlich praktischer! "Dir steht die Uniform richtig gut, im Gegensatz zu mir! Meine ist zu groß...", bewunderte ich Eslin. "Ach, ich finde du siehst richtig süß aus in den zu großen Sachen." Ich wurde rot. Da klopfte es an der Tür. "Seid ihr fertig? Wenn ja, bringt eure Sachen mit raus, ich zeig euch eure Schließfächer." Es war der Lehrer. Wir öffneten die Tür und traten in den Flur. "Oh. Anscheinend ist die Uniform wohl doch etwas zu groß, was? Ich besorge sie dir für morgen eine Nummer kleiner.", meinte er, als er mich musterte.

Kapitel 5 (Eslins Sicht) - Neuer Morgen, neues Glück?

Der nächste Tag war ein Montag. Skaisa und ich waren schon früh aufgestanden, und sie hatte mir beim Frühstück Tsuna sowie einige andere Personen vorgestellt. Tsuna wirkte so gar nicht, als ob er eines Tages der Boss einer berühmten Mafia-Famiglia werden würde. Er war zwar etwas schreckhaft und tollpatschig, aber dafür auch sehr freundlich. Aber manchmal konnte sich hinter einem harmlosen Erscheinungsbild auch ein kaltblütiger Killer verbergen.

Jetzt lief Tsuna gerade zur Tür hinaus. „Ich bin weg!", verabschiedete er sich, und machte sich auf den Weg zur Schule. „Hab einen schönen Tag!", rief seine Mutter zurück. Ich bemerkte, wie Skaisa sie fragend ansah. „Wieso denn 'hab einen schönen Tag'? Wann kommt er denn wieder?" „Oh! Geht die Schule bei euch etwa nicht bis abends?", entgegnete sie überrascht. „Nein, hier etwa? Das wusste ich nicht." Kopfschüttelnd trat ich neben Skaisa. „Das sieht man doch in jedem Anime, dass in Japan die Schule bis abends geht. Und Schuluniformen sind an den meisten Schulen ebenfalls Pflicht." „Das mit den Uniformen wusste ich", meinte Skaisa, und fügte dann hinzu: „Nur dass die Schule bis abends geht ist mir bisher nie aufgefallen.." Tsunas Mutter lächelte uns noch einmal an, dann ging sie sie zurück in die Küche.

Wir schwiegen eine Weile, dann durchbrach Skaisa schließlich die Stille: „Und was machen wir jetzt den ganzen Tag über?" Damit sprach sie genau das aus, was ich auch gerade dachte. „Ihr könntet doch auch in die Schule gehen, als Austauschschülerinnen." Ich zuckte zusammen. Bis jetzt hatte ich nicht bemerkt, dass Reborn neben uns stand. Oder besser gesagt, ich hätte schwören können, dass er einen Moment vorher noch gar nicht hier gewesen war. „Ciao-su! So könntet ihr euch die Zeit vertreiben, zumindest so lange, bis ihr einen Anhaltspunkt gefunden habt, wie ihr wie ihr wieder zurück in eure eigene Welt kommen könnt." Skaisa nickte. „Wenigstens hätten wir dann etwas zu tun, und wir lernen unser Umfeld hier besser kennen. Auch wenn ich ehrlich gesagt keine große Lust habe, in die Schule zu gehen." „Schule..? Ich weiß ja nicht. Es gibt viele bessere Dinge, die man stattdessen machen könnte, zum Beispiel neue Mangas kaufen, oder Mangas lesen... Andererseits könnte ich so den ganzen Tag in der Nähe von Gokudera und den anderen verbringen..." Warte mal! Hatte ich das gerade etwa laut gesagt? „Und natürlich würde ich gerne selbst mal den japanischen Schulalltag kennen lernen", fügte ich schnell hinzu. „Gut", meinte Reborn, und öffnete die Haustür. „Dann lasst uns gehen. Eure neuen Lehrer wissen schon Bescheid." Hätte mich das wundern sollen? Woher hätte Reborn schließlich wissen können, dass wir wirklich einwilligen würden? Aber inzwischen hatte ich wohl schon so viel erlebt und erfahren, dass mich so etwas nicht mehr überraschte. „Was? Jetzt? Heute schon?", sagte Skaisa überrascht. „Ja! Und jetzt trödelt nicht so! Wir müssen uns beeilen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen!", rief Reborn, der bereits auf der Straße stand. Wir bemühten uns, möglichst schnell unsere Schuhe anzuziehen, und ihm zu folgen. Meine Schuhe waren ziemlich kaputt, genau wie auch meine restlichen Klamotten den Kampf nicht unbeschadet überstanden hatten. Nur die Schleife, mit der ich einige Strähnen meines Ponys an der Seite festhielt, sah noch einigermaßen in Ordnung aus. „Wir sind weg!" rief Skaisa Tsunas Mutter als Information noch zu, und riss mich so wieder aus meinen Gedanken heraus. Die Antwort überraschte mich nicht. „Habt einen schönen Tag!"
 

Kurz, nachdem es geklingelt hatte, kamen wir an der Schule an. „Sehen in Japan eigentlich alle Schulen gleich aus?", wunderte ich mich, als ich das Schulgebäude betrachtete. „So was darf man doch nicht laut sagen!", entgegnete Skaisa tadelnd. „Aber wo du Recht hast...", meinte sie dann leiser. Plötzlich kam ein schwarzhaariger Junge auf uns zu. „Was fällt euch ein? Ich werde nicht zulassen, dass ihr meine Schule mit den anderen, gewöhnlichen Schulen vergleicht! Die Namimori-Mittelschule ist einzigartig!", meinte er drohend mit dunkler Stimme. Erst jetzt fiel mir auf, dass er mit zwei Tonfas bewaffnet war, Schlagstock ähnlichen Metallstäben. Er trug wohl die Schuluniform der Namimori, und dazu eine Arm binde, auf der in japanischen Schriftzeichen „Disziplin-Komitee" stand. Während ich mich noch freute, dass ich anscheinend plötzlich nicht nur japanisch sprechen, sondern auch lesen konnte, wodurch ich nicht mehr warten musste, bis die Mangas und meine Lieblingsanimes endlich auch in Deutschland erschienen, bemerkte ich, wie der Junge einen schnellen Schritt auf Skaisa zu machte, die näher an ihm stand als ich. „Kamikorosu!" 'Ich werde euch zu Tode beißen'? Hatte ich das gerade richtig verstanden? Er versetzte Skaisa mit seiner Tonfa einen Schlag ins Gesicht, sodass sie zu Boden fiel. Halb wütend, halb entsetzt starrte sie ihn an. „E-es tut uns leid!", stotterte sie dann beschwichtigend. Artig verbeugte auch ich mich vor dem Jungen. „Entschuldige bitte!" „Da ihr wohl neu an der Namimori seid, belasse ich es bei einer Verwarnung. Aber wehe, ihr beschimpft, beschmutzt oder legt Hand an meine Schule!" Er wandte sich von uns ab. „Schwächlinge" hörte ich ihn murmeln, und beobachtete, wie sich ein kleiner, gelber, und meiner Meinung nach sehr niedlicher Vogel zwitschernd auf seiner Schulter niederließ, und der Junge schließlich um die nächste Ecke verschwand. „Der Junge, den ihr soeben kennen gelernt habt,heißt Hibari Kyoya. Er ist ebenfalls ein Mitglied der Vongola-Famiglia. Allerdings mag er Menschen nicht besonders und ist etwas launisch." Reborns Worte klangen merkwürdig vergnügt. „Etwas launisch?! Er wolte mich verprügeln, weil wir etwas Schlechtes über seine Schule gesagt haben! Und danke übrigens für eure tolle Hilfe! Man, dass fängt ja richtig gut an hier!" Skaisa war wütend. So richtig wütend. So wie ich sie kannte, würde sie sich aber schnell wieder beruhigt haben. Ich reichte ihr meine Hand und half ihr auf. „ich glaube, wir sollten der Krankenstation gleich noch einen kurzen Besuch abstatten", murmelte ich, während ich Skaisas gerötete Wange genauer ansah. „Ach, ist schon gut. So schlimm ist die Verletzung nicht. Nur dieser Typ regt mich auf!Und jetzt lass uns besser rein gehen, manche Schüler beobachten uns schon von ihren Klassenräumen aus."
 

Reborn führte und zum Lehrerzimmer, und klopfte dort für uns an. Wir wurden wohl bereits erwartet, denn sofort wurde die Tür von einem Lehrer aufgerissen, der uns erst einmal einige Sekunden lang verwundert anstarrte, bevor er dann freundlich lächelte. „Ihr müsst die neuen Austauschschüler sein, richtig? Salia Eslin.." Ich nickte, als ich meinen Namen hörte. Der Lehrer blickte zu Skaisa. „... und Ceiyate Skaisa." Sie nickte ebenfalls. „Und woher kommt ihr?", fragte er neugierig. „Und was ist mit euch passiert, dass ihr so mitgenommen ausseht?", fügte er dann besorgt hinzu, während er uns musterte. Skaisa reagierte schneller als ich, und somit antwortete sie für uns beide. „Wie kommen aus Deutschland. Und auf dem Weg ins Lehrerzimmer haben wie gerade Hibari Kyoya kennen gelernt." „Okay, dann kann ich das verstehen. Aus Deutschland also? Interessant. Ich bringe euch erst einmal zum Umkleideraum, damit ihr eure neuen Schuluniformen anziehen könnt." Und woher wusste er unsere Kleidergrößen?, wunderte ich mich. Wie ein kurzer Blick zu Skaisa verriet, schien sie gerade in etwa das gleiche zu denken. „Tut mir leid, Mädchen", meldete sich Reborn zu Wort. „Ich musste eure Größen schätzen. Ich hoffe, die Sachen passen euch, und sind nicht zu groß oder zu klein."
 

Auch die Schuluniform der Namimori hob sich nicht gerade vom Durchschnitt ab. Sie bestand aus einem Hemd mit langen Ärmeln und Kragen, einer roten Fliege, und einem dunklen, kurzen Rock. Dazu bekamen wir noch eine Art dunkelblauen Pullunder, doch den zog ich nicht an. Ich mochte die Uniform ohne Pullunder lieber, ich fand sie sah so besser aus, und war im übrigen auch viel bequemer. Leider war der Umkleideraum nur knapp groß genug, dass man sich darin zu zweit umziehen konnte, wenn man sich dabei nicht gegenseitig in die Quere kommen wollte. Doch normalerweise war ein größerer Umkleideraum auch nicht nötig, eigentlich zogen sich die Schüler ja zu Hause um. „Also, den Rock zieh ich auf keinen Fall ohne Leggings darunter an!", beschwerte sich Skaisa. „Der ist doch viel zu kurz!" „Also ich freue mich, endlich mal eine richtige japanische Schuluniform anzuziehen", meinte ich lächelnd. „Auch wenn es andere Schuluniformen gbt, die ich lieber anprobiert hätte." Eine Weile hörte ich Skaisa leise darüber überlegen, ob sie die Lehrer nicht irgendwie davon überzeugen konnte, ihr die Uniform für die Jungs zu geben, weil sie sich darin vermutlich wohler fühlen würde. „Dir steht die Uniform richtig gut! Im Gegensatz zu mir!", sagte sie dann lauter an mich gewandt. „Meine ist zu groß!" „Ich finde, du siehst richtig süß aus in den zu großen Sachen." Ich lächelte. Skaisa wurde rot, und blickte verlegen Richtung Boden. Sie war fast noch einen halben Kopf kleiner als ich, und wirkte deshalb manchmal auch jünger als sie eigentlich war. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Seid ihr fertig? Wenn ja, bringt eure Sachen mit raus, ich zeige euch eure Schließfächer", hörte ich die Stimme des Lehrers. Als wir wieder hinaus in den Flur traten, musterte der Lehrer uns erst einmal. „Anscheinend ist deine Uniform wohl doch etwas zu groß, Ceiyate-san. Ich werde sie dir bis morgen nochmal eine Nummer kleiner besorgen, ja?"

Kapitel 6 (Er/Sie Perspektive) - Die neuen Austauschüler

Als Tsuna, Gokudera und Yamamoto ins Klassenzimmer kamen, war die Klasse schon reg am diskutieren.

"W-was ist denn hier los, Kyoko-chan?", fragte Tsuna überrascht Kyoko, zu der er getreten war. Kyoko drehte sich zu ihm um. "Oh, guten Morgen, Tsuna-kun! Du weißt es ja noch gar nicht. Wir sollen heute zwei neue Austauschschüler bekommen. Gerüchten zufolge sollen es zwei Mädchen aus Europa sein.", erklärte sie vergnügt. Tsuna lächelte.

Zuletzt, als sie einen neuen Austauschschüler bekommen hatten, war Gokudera in die Klasse gekommen. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten war Gokudera nun einer seiner besten Freunde.

"Mal sehen, vielleicht sind die beiden ja ganz nett.", meinte er zuversichtlich.

Doch dann fiel ihm ein, dass es auch zwei Mafiosi aus Italien sein könnten, die Reborn angefordert hat, oder wildfremde, die ihnen das Leben zur Hölle machen wollten.

"Wehe sie machen dir Ärger, Juudaime! Dann werden sie mich kennenlernen!", trat Gokudera enthusiastisch neben ihn, als hätte er seine Gedanken gelesen. Tsuna hatte gar nicht bemerkt, dass Gokudera und Yamamoto ihm gefolgt waren und jetzt neben ihm standen. Yamamoto lachte fröhlich und naiv wie immer. "Aber, aber, Gokudera. Sie sind bestimmt total nett. Ich frage mich, ob sie Baseball mögen? Hahaha." "Du Baseballfreak! Darum geht es doch jetzt gar nicht!", pflaumte Gokudera ihn daraufhin an. Tsuna seufzte. Alles war wie immer mit den beiden.

Da fiel ihm aber noch etwas ein. "Und warum standen fast alle am Fenster als wir rein kamen?" Kyoko blickte nach oben und hielt ihren Zeigefinger an ihr Kinn, als müsste sie nachdenken. "Mhh ... das weiß ich auch nicht so genau. Aber ich glaube, da unten hatten sich vorhin zwei mit Hibari-san angelegt." Tsuna erschrak. "M-mit Hibari-san?! Die Armen!"

Da ging plötzlich die Tür auf und der Lehrer trat ein. "Setzt euch bitte auf eure Plätze!", forderte er höflich. "Ihr bekommt heute zwei neue Schülerinnen...", erklärte er dann und wandte sich zur Tür. Zwei Mädchen betraten den Raum.

Die eine war etwas größer, hatte dunkel braune Haare, trug eine Schleife an ihrem Pony und hatte grau-dunkelblaue Augen. Die andere war kleiner, etwa einen halben Kopf kleiner, um genau zu sein, hatte blonde Haare und himmelblaue Augen. Durch eine bestimmte Welle in ihren offenen Haaren konnte man sehen, dass sie gewöhnlich einen Pferdeschwanz trug.

Tsunas Augen weiteten sich und er stand vor Überraschung sogar von seinem Stuhl auf. "Eslin?! Skaisa?!", rief er, sodass ihn die ganze Klasse überrascht anstarrte. Hätte er das doch bloß nicht getan! Peinlich! "Setz dich wieder, Sawada-san!", entgegnete der Lehrer streng. Tsuna nickte und gehorchte. "Da du die beiden ja bereits zu kennen scheinst, wird dir nach dem Unterricht die Ehre zuteil, sie auf dem Schulgelände herum zu führen und sie mit unseren Regeln vertraut zu machen.", teilte er Tsuna neutral mit. Dieser nickte wieder. "Jawohl..."

Er wunderte sich immer noch die beiden hier anzutreffen. Das war bestimmt Reborns Werk! Aber diesmal hatte er wenigstens keine Mafiosi angefordert. Auch wenn Skaisa und Eslin anscheinend irgendetwas mit der Vongola zu tun haben schienen. Zumindest Skaisas Vorfahrin. Er war schon etwas neugierig darauf zu erfahren, was es war und was genau das mit Skaisa und ihrer Freundin zu tun hatte.

Doch jetzt hieß es erst mal, sich auf die Schule zu konzentrieren. Inzwischen hatte sich der Lehrer wieder an die gesamte Klasse gewandt. "Also gut. Das hier sind die neuen Austauschschülerinnen aus Deutschland. Salia Eslin und Ceiyate Skaisa."

Kapitel 7 (Skaisas Sicht) - Vormittagsunterricht

Wir hielten vor einem der Klassenräume an. Jetzt war der Moment der Wahrheit gekommen. Reborn hatte sich schon früher verabschiedet und war verschwunden. Der Lehrer öffnete die Tür und trat ein. Er bat die Schüler sich zu setzen, kündigte uns an und winkte uns schließlich in den Raum. Kaum, dass wir vor der Tafel zum Stehen kamen, sprang ein Junge von seinem Platz auf. Beim zweiten Blick bemerkte ich, dass es Tsuna war. "Eslin?! Skaisa?!" Erstaunt und verwirrt starrten wir uns an und die Klasse uns ebenfalls. Zufälle gab's! Oder vielleicht doch nicht? Vielleicht war das von Reborn arrangiert worden, dass wir in seine Klasse kamen?

Nachdem sich der Lehrer aus seinem Erstaunen gelöst hatte, herrschte er Tsuna streng an, er solle sich wieder hinsetzen. Anscheinend mochte er Tsuna nicht besonders... Doch er versuchte wieder neutral zu werden und trug Tsuna auf, da er uns ja bereits zu kennen schien, uns nach dem Unterricht die Schule zu zeigen. Tsuna versank etwas in seinem Stuhl und antwortete leise mit "Jawohl..." Dann wandte sich der Lehrer wieder der Klasse zu und stellte uns noch einmal offiziell vor. "Also gut. Das hier sind die neuen Austauschschülerinnen aus Deutschland. Salia Eslin und Ceiyate Skaisa. Seid nett zu ihnen." Eslin und ich verneigten uns leicht und sprachen fast synchron: "Schön euch kennenzulernen!" Als wir das bemerkten, sahen wir uns an und grinsten kurz. Dann sahen wir wieder zur Klasse und der Lehrer sah sich nach freien Plätzen um. "Salia-san, setz dich doch bitte auf den freien Platz dort.", sagte er und deutete auf einen Platz direkt neben Gokudera. Oh-ho! Na das könnte was werden! Eslin nickte und schaute noch einen Moment zu mir, ehe sie los ging. Ich konnte nicht anders und schenkte ihr ein schelmisches Grinsen. Eslin lächelte verlegen und setzte sich auf ihren zugewiesenen Platz.

Nun war ich an der Reihe. Und es war nur noch ein einziger Platz frei. Es war ein Platz neben Tsuna und noch einem anderen Jungen weiter vorne. Doch der Lehrer zögerte. Er schien einen der Beiden sichtlich nicht zu mögen und er zögerte davor eine neue Schülerin neben sie zu setzen. Demnach hatte er keine Wahl. "Da leider nur noch dieser Platz frei ist, bitte ich dich Ceiyate-san, dort Platz zu nehmen.", meinte er wiederwillig und deutete auf den letzten freien Tisch. Ich nickte und lies mich auf dem Stuhl nieder.

Was war denn so schlimm an diesem Platz? Da Tsuna uns ja bereits kannte, wie nun Jeder wusste, konnte es an ihm ja also nicht liegen, auch wenn der Lehrer ihn nicht besonders mochte. Also musste es an dem anderen Jungen liegen.

Neugierig musterte ich ihn. Er sah eigentlich ganz normal aus. Er hatte dunkel braune Haare und hellgrüne Augen. Dazu trug er noch eine Brille. Das einzige was mich stutzig machte, war sein finsterer Blick. Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, drehte er sich zu mir und starrte mich unfreundlich an. "Was ist?!" Überrascht von seiner Unfreundlichkeit zuckte ich leicht zusammen. "N-Nichts. Entschuldigung. I-Ich wollte nur..." "Was wolltest du?!" "Ach, nichts, schon gut. Vergiss es. ... Entschuldigung." Ich blickte wieder nach vorn und hoffte, dass sich der Junge beruhigen würde. Tsuna beugte sich leicht zu mir. "hey. Das neben dir ist Kaminari Akayo. Er ist nicht besonders nett und immer Feindseelig. Fast so schlimm wie Hibari-san... Leg dich besser nicht mit ihm an. Er besitzt Pistolen und nimmt sie auch mit in die Schule... Er hat sogar schon einmal einen Schüler bedroht, nur weil er ihn angerempelt hat. Also besser nicht ansprechen!" Ich schluckte. So einer wie Hibari? Na toll! Wieso muss ich immer an solche Leute kommen? "Oh... Okay, danke für die Warnung. ...An eurer Schule gibt es viele schräge Typen, oder?" Tsuna grinste bedauernd. "Du weißt gar nicht wie viele... Und bitte. ... Wieso seid ihr eigentlich jetzt hier in der Schule?" "Ganz einfach. Wir haben eh nichts zu tun. Und Mädchen in unserem Alter gehen doch normalerweise in die Schule. Also warum sollten wir nicht auch in die Schule gehen? Dann haben wir wenigstens 'was zu tun und sind Niemanden im Weg." "Aber ihr seid doch Niemandem im Weg. Und ich bin froh, dass ihr hier seid. ...(So lang ihr hier seid, können keine Verrückten in unsere Klasse kommen, weil die Klasse jetzt voll ist.. hehe..)" Ich wurde leicht rot und wir wandten uns wieder dem Unterricht zu.

Der Lehrer hatte inzwischen mit dem Unterricht begonnen und unterrichtete anscheinend Mathe. Denn er hatte Mathematische Gleichungen an die Tafel geschrieben, die wir lösen sollten.

Ich musste daran denken, dass es eigentlich keine gute Idee war, mitten im Schuljahr plötzlich in den Unterricht einzusteigen. Was hatte sich Reborn nur dabei gedacht? Und wie hatte er das eigentlich angestellt?! Würde die Schulleitung keine Fragen stellen? Wieso hatten sie uns überhaupt angenommen? So ganz ohne Zeugnisse, geschweige denn einem Pass! In dieser Welt existierten wir quasi nicht! Wieso um Himmels Willen konnten wir also ein völlig normales Leben führen? Wahrscheinlich hatte da die Mafia ihre Finger im Spiel, von der Reborn gesprochen hatte... Aber trotzdem!

Tsunas Stöhnen neben mir riss mich aus meinen Gedanken. Verzweifelt raufte er sich die Haare und brütete über seinem leeren Blatt Papier, da die Aufgaben ja an der Tafel standen. Wahrscheinlich verstand er kein Wort von dem, was sie gerade machten. Ich schaute erneut zur Tafel: Mathematische Gleichungen. Bestimme X. Das war das Prinzip dieser Aufgaben. Wir hatten dieses Thema schon im Unterricht durchgenommen. Also wusste ich wie es ging.

Da fiel mir plötzlich auf, dass Eslin und ich ja gar keine Zettel und Stifte hatten um etwas aufschreiben zu können. Der Lehrer sah nicht besonders Wach aus. Deshalb lehnte ich mich zu Tsuna rüber und stupste ihn an. "Hey, Tsuna. Könntest du mir vielleicht ein paar Blätter und einen Stift geben? Ich hab' nämlich nichts...", lächelte ich ihn bittend an. Tsuna schaute auf. "Hm? Oh! Ja, klar. Hier." Er reichte mir fünf Blätter und einen Kugelschreiber rüber. Da ergriff ich meine Chance. "Verstehst du das eigentlich, was ihr gerade macht? Denn es hat nicht den Anschein, als ob du besonders gut mitkommen würdest..." Er wurde leicht rot. "Naja... Um ehrlich zu sein, kapier ich das einfach nicht. Ich bin eh der Schlechteste... Nicht nur in Mathe... Und weder Gokudera-kun, obwohl er sehr schlau ist, noch Yamamoto können es besonders gut erklären..." Ich lächelte ihn an. "Ach, das kenn ich. Eslin ist zwar eigentlich auch ziemlich schlau... (Zumindest ist sie in der Schule sehr gut...) Aber sie kann auch überhaupt nicht erklären." Tsuna grinste ebenfalls. "Sie erklärt es meistens noch komplizierter als es in den Büchern erklärt wird. Deswegen frag' ich sie schon gar nicht mehr. Ich helfe mir da meistens selbst. Und bis jetzt konnte ich mich damit ganz gut über Wasser halten. Doch wenn Klassenkameraden etwas nicht verstanden haben, fragen sie mich, und nicht Eslin. Anscheinend kann ich besser erklären als sie... Zur Not versuche ich Eslins Erklärungen zu verstehen und sie ihnen 'zu übersetzten'. Vielleicht kann ich dir auch helfen und versuchen es dir (bei dir zu Hause) zu erklären?", lächelte ich ihn freundlich an. "Echt? Das wäre toll, wenn du es mir erklären könntest!", freute er sich zuversichtlich. Dann zuckten wir Beide zusammen, denn der Lehrer hatte jemanden zur Ordnung gewiesen. Da fiel mir erst auf, dass in der Klasse ein reges Flüstern herrschte und alle Augen nach hinten gerichtet waren. Also drehte ich mich um. Alle schauten auf Eslin und Gokudera, die fleißig am Schreiben und quasi von ihren Blättern hypnotisiert waren. Ich sah wie manche Schüler sich gegenseitig die Hände schüttelten und sich zunickten. Sie hatten eine Wette abgeschlossen. Doch worauf? Spekulierten sie etwa wer von den Beiden besser war? Also lieferten sich Eslin und Gokudera ein Duell und alle Schüler schlossen Wetten auf sie ab, wer gewinnen würde? Das war verrückt! Aber irgendwie auch interessant. Wer war wohl besser? Der Lehrer stand genervt auf. "Salia-san! Gokudera-san! Hört auf eure Mitschüler abzulenken!" Doch die Beiden ignorierten ihn. Er seufzte und setzte sich wieder hin. Später wurde er aber auch neugierig darauf, wer besser wäre und schloss sich den Wetten der Schüler an. Niemand dachte mehr an Unterricht und Alle beobachteten gespannt wie Eslin und Gokudera die Aufgaben in Windeseile lösten. Wenn sie in dem Tempo weiter machen würden, würden sie voraussichtlich in einer Woche mit dem Buch durch sein! Schließlich kamen sie zur finalen Aufgabe. Beide legten genau gleichzeitig die Stifte weg. Schnelligkeit: Unentschieden! Jetzt kam es auf die Richtigkeit und die Qualität der Aufgaben an. Es war totenstill in der Klasse, als die Beiden ihre Zettel dem Lehrer nach Vorne gaben. Der Lehrer überflog die Blätter. Seinen Korrekturstift brauchte er nicht. Denn alles war richtig! Richtigkeit: Unentschieden! Und die Qualität? Fassungslos knallte er die Blätter auf den Tisch und starrte über den Rand seiner Brille Eslin und Gokudera an. Einer aus der Klasse konnte die Spannung nicht mehr ertragen und fragte: "Wer hat denn nun gewonnen?" Nun fing der Lehrer an zu grinsen. "Keiner. Es ist unentschieden! - Und genau darauf hatte ich gewettet!" Ein Raunen ging durch die Klasse und der Lehrer sammelte von einigen Schülern quietsch vergnügt Geldscheine ein. Also DAS war mal ein seltsamer Mathelehrer! Aber darum ging es jetzt gar nicht. Unentschieden! Eslin und Gokudera waren gleich gut! Wow!

So verging Stunde um Stunde, bis es endlich Mittag war. Eslin hatte endlich einen Rivalen gefunden. Und so verhielten sie sich auch! Jeder versuchte ständig den Anderen zu übertrumpfen. Doch sie lagen immer gleich auf.
 

Gelangweilt kritzelte ich etwas auf mein Blatt und stützte mein Gesicht in die andere Hand, als es endlich zur Mittagspause klingelte und alle Schüler sich langsam erhoben. "So. Jetzt ist der Vormittagsunterricht vorbei. Soll ich euch jetzt erst mal die Schule zeigen?" Tsuna war ebenfalls aufgestanden und sah mich etwas verlegen an. "Danach kann ich euch auch noch alle, das heißt meine Freunde, vorstellen und wir können zusammen auf dem Dach zu Mittagessen. ... Natürlich nur, wenn ihr wollt..." Ich blinzelte. Es hatte den Anschein, als hätte er sich kaum getraut mich das zu fragen und als ob er erwarten würde gleich eine unsanfte Abfuhr zu erhalten. Ich lächelte ihn sanft an. "Klar!" Tsunas Augen fingen fast an zu strahlen, als sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. "Gut, dann komm!" Ich stand auf und wir gingen gemeinsam zu Eslin und Gokudera, die sich gerade unterhielten. "Es ist jetzt Mittagspause.", begann Tsuna, als sie fertig waren und sah Eslin an. "Soll ich euch jetzt das Schulgebäude zeigen?" Eslin wandte sich von Gokudera ab und ihm zu. Sie nickte und grinste. "Ja, gerne." Aus welchem Grund sie genau grinste, konnte ich nicht sagen. "Soll ich dich auch begleiten, Juudaime?", mischte sich Gokudera ein. "Du kannst schon mal auf's Dach vor gehen und mit den Anderen schon einmal anfangen zu essen. Wir kommen dann nach.", versuchte Tsuna ihn abzuwimmeln. "Aber Juudaime, ich traue ihnen immer noch nicht ganz... Was ist wenn-" Da klopfte ihm Jemand auf die Schulter. "Hahaha. Das wird schon Gokudera! Komm, wir gehen schon mal auf's Dach. Dann kann ich euch vom letzten Baseballtraining erzählen.", schlug der größte Junge aus unserer Klasse fröhlich vor. Gokudera schupste seine Hand von seiner Schulter und drehte sich ihm wütend zu. In dem Moment, griff Tsuna uns an der Hand und zog uns aus dem Klassenraum. Ich konnte noch hören, wie Gokudera den Jungen mit 'Baseballfreak!' beschimpfte. Um die nächste Ecke blieb Tsuna stehen, seufzte und ließ unsere Hände wieder los. "Was ist denn los?", fragte ich neugierig. "Wenn Yamamoto uns nicht geholfen hätte, wäre Gokudera-kun uns die ganze Zeit gefolgt. Wirklich, ich schätze Gokudera-kun sehr und er ist einer meiner besten Freunde, aber er übertreibt einfach und ist einerseits viel zu übervorsichtig und stürzt sich andererseits gleichzeitig kopflos in irgendwelche Kämpfe. Jedenfalls will ich nicht, dass er euch verschreckt und euch die Schulzeit verdirbt. Außerdem klebt er wie ein Schatten an mir und langsam geht er mir damit ein bisschen auf die Nerven..." Er seufzte erneut. Eslin und ich sagten gar nichts. "Naja. Dann zeig ich euch jetzt endlich mal die Schule...", sagte er schließlich wieder lächelnd.

Kapitel 7 (Eslins Sicht) - Der Konkurrenzkampf

Wir blieben vor einem der Klassenräume stehen.

Reborn war bereits vor einigen Minuten wieder gegangen, und nun waren wir mit dem Lehrer allein. Dieser sagte uns jetzt, wir sollten noch kurz hier warten, öffnete die Tür und trat ein. Dann bat er die Schüler um Ruhe, und kündigte uns an. Schließlich winkte er uns herein.

„Eslin?! Skaisa?!" Noch bevor wir die Mitte des Raumes erreicht hatten, war ein Junge bereits von seinem Platz aufgesprungen und hatte überrascht unsere Namen gerufen. Ich erkannte ihn sofort. Es war Tsuna. Wir waren also in derselben Klasse wie er? War das Reborns Werk? Vermutlich. Immerhin war er ein Mafioso, wieso sollte er dann nicht auch manipulieren können, in welche Klasse wir kamen? Oder war das etwa wirklich nur reiner Zufall gewesen? Erst jetzt bemerkte ich, dass alle Augen neugierig auf uns gerichtet waren. Aufgrund meiner lauten, etwas verrückten Art war ich es gewohnt, angestarrt zu werden, aber Skaisa war das offensichtlich etwas unangenehm.

„Sawada-san! Setz ich bitte wieder hin!", meinte der Lehrer streng, dann fügte er hinzu: „Aber da du die beiden bereits zu kennen scheinst, wärst du bitte so freundlich und würdest ihnen nachher das Schulgebäude zeigen?" Tsuna nickte betreten, murmelte ein leises „Jawohl" und setzte sich wieder. „Also gut." Der Lehrer wandte sich wieder an die gesamte Klasse. „Das hier sind eure neuen Austauschschülerinnen aus Deutschland, Salia Eslin und Ceiyate Skaisa." Ich nickte kurz, als ich meinen Namen hörte, und Skaisa tat das gleiche bei ihrem Namen. Danach verneigten wir uns noch einmal höflich und sagten beinahe synchron: „Schön euch kennen zu lernen." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Inzwischen hatte sich unser Lehrer bereits nach freien Plätzen umgesehen. „Salia-san, setz dich doch bitte auf den freien Platz dort hinten!", wies er mich an. Ich nickte, doch als ich sah, wer in Zukunft neben mir sitzen würde, erstarrte ich für einen Moment. Hilfe suchend sah ich zu Skaisa, doch die grinste mich nur schelmisch an. Ich seufzte. Dann setzte ich mich auf den mir zugeteilten Platz, direkt neben Gokudera. Nicht, dass ich vorgehabt hätte, im Unterricht besonders gut aufzupassen, aber so würde es mir so gut wie unmöglich werden, mich zu konzentrieren. Ich bezweifelte, dass wir sonderlich gut miteinander auskommen würden, besonders nach unserer ersten Begegnung. Trotzdem sah er nun mal einfach unglaublich gut aus. Fast wie ein Anime-Charakter. Nur, dass das hier kein Anime war. Auch wenn es mindestens genauso, wenn nicht sogar noch verrückter war.

Ich hörte kaum zu, während der Lehrer Skaisa zwischen Tsuna und einen anderen Jungen mit kurzen, dunklen Haaren setzte.

Stattdessen beobachtete ich Gokudera. Er hatte seine Haare zu einem Zopf zurück gebunden, was allerdings nicht viel nützte, da ihm die meisten Strähnen immer noch ins Gesicht fielen, trug eine Brille und kritzelte angestrengt etwas auf ein Blatt Papier. Ohne mich näher zu ihm rüber zu beugen, konnte ich nicht erkennen, was genau er da schrieb, aber das meiste schien er gleich wieder zu verwerfen, denn ich sah, wie er mehrmals energisch wieder etwas durchstrich. Er war so darin vertieft, dass er nicht einmal bemerkte, dass ich mich jetzt doch zu ihm herüber gelehnt hatte. Mich hatte zu sehr interessiert, was er da tat, aber ich wurde nicht recht schlau aus dem, was ich sah. Es wirkte sie eine Art Geheimschrift. Plötzlich legte er für einen Moment das Papier zur Seite und sah nach vorn. Schnell tat ich es ihm gleich, und bemerkte, dass der Unterricht jetzt angefangen hatte. Der Lehrer schrieb gerade einige Matheaufgaben an die Tafel. Bestimme X. Eigentlich recht einfach.

Ich wusste nicht wieso, aber ich war in der Schule schon immer ziemlich gut gewesen, auch wenn ich mich nur dann mit dem Stoff beschäftigte, wenn es wirklich notwendig war. Ich konnte mir Sachen, die mich interessierten, oder die ich eben für die Schule lernen musste, unglaublich gut merken. Manchmal wünschte ich mir zwar auch, ich wäre nicht ganz so gut. Wie sollte man zum Beispiel einer Freundin, die eine schlechte Note geschrieben hatte, sagen, dass man weiß, wie sie sich fühlt, wenn man selber immer gut war? Doch ich wollte mich auch nicht beklagen, denn solange ich gute Noten hatte, hatte ich auch mehr Zeit, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

Ich lieh mir einen Stift und Papier von einem Mitschüler, dann begann ich, mich mit den Gleichungen zu beschäftigen. In wenigen Minuten war ich mit allen Aufgaben fertig, und bemerkte, dass Gokudera seinen Stift im selben Moment wie ich niederlegte. War er etwa auch schon fertig? Sonst hatte nie jemand mit meiner Schnelligkeit mithalten können. Aber vielleicht hatte ich ja auch endlich einen würdigen Konkurrenten gefunden, konnte das sein? So unauffällig wie möglich rückte ich ein Stück näher zu ihm und warf einen Blick auf sein Blatt. Einen Moment lang versuchte ich seine Schrift aus der Entfernung zu lesen, doch dann gab ich auf, nahm das Blatt von seinem Tisch, und las es durch. „Hey! Was soll das?!", flüsterte er aufgebracht, aber ich ignorierte seinen Protest einfach. Stattdessen entgegnete ich erstaunt: „Bist du etwa auch schon fertig?!" Tatsächlich, er hatte alle Aufgaben bearbeitet, und, soweit ich das beurteilen konnte, auch alle richtig gelöst. „Ja, hast du was dagegen?", meinte er unfreundlich. Ich grinste. Irgendwie amüsierte mich seine Unfreundlichkeit. „Zeig mal!" Er nahm meinen eigenen Zettel an sich. „Du hast ja auch alles richtig gelöst!" Er sah wirklich erstaunt, wenn nicht sogar fast schockiert aus. „Aber das kann doch nicht sein! Jemand wie du kann doch nicht besser sein als ich!" Plötzlich hatte ich eine Idee. „Warte kurz...", flüsterte ich, drehte mich zu dem Schüler um, der mir bereits Stift und Papier geliehen hatte, und fragte ihn, ob ich auch sein Mathebuch kurz haben könnte. Ich hatte ja noch kein eigenes. Er willigte ein, und schließlich wandte ich mich wieder Gokudera zu. „Was hast du vor?", fragte er, als er das Buch in meinen Händen sah. Ich lachte. „Wollen wir doch mal sehen, wer von uns beiden besser ist." Ich erklärte ihm, was ich soeben geplant hatte. Wir würden einige der Aufgaben aus dem Buch, die wir vorher noch festlegten, bearbeiten, und so sehen, wer von uns wirklich der oder die Schnellere und Bessere war. Eine Art Wettkampf also. Gokudera war sofort einverstanden. Anscheinend interessierte es auch ihn, wer von uns tatsächlich schlauer war. „Ich werde nicht verlieren!", meinte er überzeugt. Dann nahmen wir die Stifte wieder in die Hand und legten los. Wir lösten Aufgabe um Aufgabe, versuchten uns dabei gegenseitig zu übertreffen. Ich hatte nicht vor, gegen ihn zu verlieren. Ich wollte ihm beweisen, dass er sich geirrt hatte, dass ich doch besser sein konnte als er. Natürlich fiel unser aufgeregtes Schreiben, selbstsicheres Lachen, wenn wir uns überlegen fühlten, sowie einige Flüche, wenn wir das Gefühl hatten, hinten zu liegen, auch den anderen Schülern auf. Zuerst diskutierten sie nur immer lauter werdend, später begannen sogar, Wetten darauf abzuschließen, wer von uns beiden gewinnen würde. Doch das erfuhr ich erst im Nachhinein, während des Schreibens interessierte es mich nicht, und Gokudera ging es genauso. Auch, dass der Lehrer uns ermahnte, wir sollten endlich aufhören, da wir die übrigen Schüler ablenken würden, ignorierten wir einfach. Dann endlich waren wir mit allen Aufgaben fertig. Exakt im gleichen Moment legten wir unsere Stifte zur Seite. Damit stand es, was die Schnelligkeit anging, schon mal unentschieden. Wir ließen unsere Zettel nach vorne durchreichen, damit der Lehrer sie durchsehen und gegebenenfalls unsere Lösungen berichtigen konnte. Aber er benötigte seinen Korrekturstift nicht. Wir beide hatten alles richtig gerechnet, und auch die Qualität unserer Lösungen war gleich. Fassungslos knallte der Lehrer die Blätter vor sich auf den Tisch und starrte uns an. „Wer hat denn jetzt gewonnen?", rief ein Schüler, der die Spannung nicht mehr aushalten konnte. Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Lehrers aus. „Unentschieden!", verkündete er freudig. „Und genau darauf hatte ich gewettet!" Er sprang auf, lief vergnügt durch die Tischreihen und sammelte von mehreren Schülern Geldscheine ein. Hatte er etwa auch Wetten abgeschlossen? Na, das war aber mal ein Mathelehrer, wie man ihn nicht oft traf. Aber mit einem Unentschieden wollten Gokudera und ich uns nicht zufrieden geben. Wir führten unseren Wettstreit den gesamten Vormittag über fort, und gaben erst auf, als es zur Mittagspause klingelte. Wir schafften es einfach nicht, einander zu übertreffen, egal, was wir auch taten, wir waren immer gleich gut. Ich stupste Gokudera vorsichtig an. „Du bist gut", meinte ich anerkennend und lächelte. Ich freute mich, endlich einen Rivalen gefunden zu haben. „Du bist auch gar nicht so schlecht", entgegnete er widerwillig. Ich lachte erneut. „Was heißt hier 'gar nicht mal so schlecht'? Ich bin genauso gut wie du!" Ich machte eine kurze Pause, dann fuhr ich fort: „Aber verdammt, ich wollte unbedingt die Bessere sein!" Jetzt lachte er. „Meinst du wirklich, ich würde gegen ein Mädchen wie dich verlieren können? Dann wäre ich doch niemals gut genug, um Juudaimes rechte Hand zu werden!" Also hatte er sich etwa nur deshalb so angestrengt? Einen Moment lang dachte ich darüber nach, was er wohl getan hätte, wenn ich doch gewonnen hätte, hörte dann aber damit auf, weil ich gar nicht so genau wissen wollte, auf welche Art und Weise er wohl Selbstmord begangen hätte, und dass ich dann daran Schuld wäre. Ich wollte meinen gerade erst neu gewonnen Rivalen nicht gleich wieder verlieren.

„Es ist jetzt Mittagspause", riss mich Tsunas Stimme aus meinen Gedanken. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er und Skaisa neben uns standen. „Soll ich euch jetzt das Schulgebäude zeigen?", fragte er unsicher. Ich nickte und lächelte freundlich. „Ja, gerne." „Juudaime, soll ich euch auch begleiten?", mischte sich Gokudera ein. „Nein, brauchst du nicht. Du kannst schon mal vorgehen und mit den anderen essen." Es war offensichtlich, dass Tsuna versuchte ihn loszuwerden. „Aber Juudaime, was ist, wenn sie dich angreifen, sobald du mit ihnen alleine bist?" Anscheinend war Gokudera ernsthaft um Tsuna besorgt. War das nicht doch etwas übervorsichtig? „Ach was! Tsuna wird schon nichts passieren. Komm doch mit, dann kann ich dir von unserem letzten Baseballtraining erzählen." Ein großer Junge mit schwarzen Haaren war zu uns getreten und schlug Gokudera freundschaftlich auf die Schulter. Doch Gokudera schien ihn nicht als Freund zu betrachten, denn er schupste seine Hand sofort wieder weg und funkelte ihn wütend an. „Als ob ich Lust darauf hätte, mir so etwas anzuhören, Baseballfreak!"

Plötzlich griff Tsuna nach meiner Hand und zog Skaisa und mich aus dem Klassenraum.

„Was ist denn los?", fragte Skaisa neugierig. „Wenn Yamamoto Gokudera nicht abgelenkt hätte, wären wir ihn nie losgeworden. Er ist zwar ein guter Freund von mir, aber er übertreibt es oft einfach. Er ist immer total um mich besorgt, und stürzt sich andererseits immer ohne nachzudenken in irgendwelche Kämpfe." Tsuna seufzte. „Jedenfalls will ich nicht, dass er euch auch noch auf die Nerven geht, doch leider klebt er fast wie ein Schatten an mir." Er seufzte erneut, doch dann lächelte er wieder. „Naja, dann werd ich euch jetzt mal die Schule zeigen."

Kapitel 8 (Skaisas Sicht) - In der Mittagspause

So zeigte er uns geduldig fast jeden Winkel auf dem Schulgelände; von den Klassenräumen, zum Schulhof, bis zur Turnhalle und den Sportangeboten. Er erklärte uns die Regeln und seine Bemerkung, wir sollten uns vor Hibari Kyoya und dem Rest des Disziplin-Komitees in Acht nehmen, weckte in mir eine schmerzhafte Erinnerung und es kam mir so vor, als ob meine Wange wieder anfing zu schmerzen. "Danke für die Warnung. Kommt leider ein wenig spät.", grummelte ich. Tsuna guckte etwas verwirrt und Eslin erklärte grinsend: "Wir haben ihn heute Morgen schon, etwas unangenehm, kennengelernt..." "Ach ihr wart die, die Probleme mit Hibari-san hatten? ... Das tut mir leid für euch... Hat er euch verletzt?" Eslin grinste. "Also mich nicht. Aber Skaisa-..." "Wolltest du uns nicht deinen Freunden vorstellen, Tsuna?", unterbrach ich sie. Warum musste Eslin das erzählen? Tsuna runzelte die Stirn. "Ehm... (Was ist da passiert?) Ja, gut. Sie warten auf dem Dach. Kommt." Zügig zog ich Eslin hinter mir her und folgte Tsuna aufs Dach.
 

Als wir auf das Flachdach des Schulgebäudes traten, auf dem Gokudera und Tsunas andere Freunde saßen und zu Mittag aßen, erstarrte ich. Momentmal, d-das war doch...! "Das ist doch...!", begann Eslin. "...das Dach auf dem wir hier in dieser Welt, mitten in eurem Kampf, aufgetaucht sind!", beendete allerdings ich ihren Satz. Eslin und ich sahen uns an und mussten lachen. Zwei Freundinnen, ein Gedanke. "Aber, hatte es da nicht noch einen riesigen Krater? Das kann doch unmöglich schon repariert worden sein?", überlegte ich laut. "Ist es auch nicht. Es sieht nur so aus, als ob es in Ordnung wäre." Wie aus dem Nichts stand Reborn plötzlich neben uns. "Ciao-su!"Tsuna und ich erschreckten uns."Uhaa! Reborn! Was machst du hier?", fragte Tsuna. Das fragte ich mich auch. Und wie kam er hier überhaupt so schnell hin? Eslin zeigte keine Reaktion. Hatte sie sich etwa schon daran gewöhnt? Möglich. Ihr traute ich in solchen Sachen alles zu. Schließlich passierte so etwas in der Art in Animes häufiger. "Dann ist das hier also nur so etwas wie eine Täuschung und alles ist noch genau so kaputt, wie wir es in Erinnerung haben?", fragte sie Reborn neugierig. "Jupp! Das ist alles nur eine Illusion!", bestätigte er. "Ignoriert mich nicht!", meckerte Tsuna leise niedergeschlagen. Doch sie ignorierten ihn weiter. "Cool!!" Eslin war hell auf begeistert.

"Yo! Tsuna!", winkte uns der Junge aus unserer Klasse aus der kleinen Gruppe auf dem Dach zu. "Da bist du ja, Juudaime!", freute sich Gokudera, der dort ebenfalls auf uns gewartet hatte und uns nun ebenfalls entdeckt hatte. Wir gingen zu ihnen. Tsuna stellte uns erst einmal Alle vor und ich musterte Jeden einzelnen von ihnen noch einmal. "Also dann legen wir mal los. Gokudera-kun kennt ihr ja bereits..."
 

Gokudera trat vor. Plötzlich war er ernst. "Ich bin Gokudera Hayato. Nett euch kennenzulernen. Da Juudaime euch zu mögen scheint, werde ich zumindest nicht euer Feind sein.", stellte er sich selber vor. Ja, ja. Er war wirklich die Nettigkeit und Offenheit in Person! Er war einen halben Kopf größer als Tsuna und ca. ein paar Zentimeter größer als Eslin. Aber der Größte aus der Gruppe war er trotzdem nicht. Er hatte silberne mittel lange Haare, grüne Augen und einen misstrauischen Blick. Im Großen und Ganzen sah er aus wie ein Rebell. ...Schon ein bisschen Mafiosihaft... Doch Tsuna gegenüber benahm er sich fast wie ein Hund. Er bewachte ihn, und wenn Tsuna irgendetwas brauchte, brachte Gokudera es ihm freudestrahlend... Es fehlte nur noch ein wedelnder Hundeschwanz... Und doch war er der Schlaueste der Klasse. ...Irgendwie erinnerte er mich ein kleines Bisschen an Eslin...
 

Als nächstes trat der große Junge aus unserer Klasse vor, der vorhin Gokudera beruhigt hatte. "Hi! Ich bin Yamamoto Takeshi. Ich spiele gerne Baseball und mache auch sonstigen Sport gerne mit. Es ist mir eine Freude euch kennenzulernen! Ich bin sicher wir werden uns gut verstehen! Hahaha!", lachte er uns freundlich an und verschränkte seine Handflächen hinter seinem Nacken. Er schien ein sehr naiver, fröhlicher und sportlicher Junge zu sein. Er hatte schwarze relativ kurze Haare, blass braune Augen und trug zwei schwarze Schweißbänder um seine Handgelenke.
 

Dann drängelte sich ein anderer Junge nach vorne und schubste Yamamoto zur Seite. Er schlug mit seiner Faust in die Luft, als ob er mit einem unsichtbaren Gegner boxen würde. "Und ich bin Sasagawa Ryohei! Aber ihr könnt mich auch extrem O-nii-san (großer Bruder) nennen! Es ist extrem euch kennenzulernen! Ich bin zwar eine Klasse über euch, aber wenn ihr mal beim Boxclub seid, schaut doch mal extrem rein! Kyokugen! (Extrem!)" Was war das denn für ein Typ? Naja... Er war eben ein extremer Boxer. Er hatte kurze Silber bis weiße Haare, graue Augen, trug ein Pflaster auf seinem Nasenrücken und seine Hände, bzw. seine Knöchel, waren mit Bandagen umwickelt.
 

Zuletzt stand da noch ein Mädchen. "Hallo. Ich bin Sasagawa Kyoko und O-nii-sans kleine Schwester. Ich bin auch in eurer Klasse und ich hoffe, wir können gute Freundinnen werden. Hihihi." Sie schien ganz nett zu sein. Sie hatte kurze hellbraun-orangene Haare und gelb-orangene Augen. Genau wie Eslin und ich trug auch sie die Mädchenuniform der Namimori. Sie war der totale Gegensatz zu ihrem Bruder. Ich konnte kaum glauben, dass diese Beiden Geschwister waren...
 

Jetzt war es also an uns uns ihnen vorzustellen. Ich nickte Eslin zu, sie solle anfangen. Eslin verstand und begann. "Hallo. Ich bin Salia Eslin und ich freue mich hier in Japan zu sein und mit euch sprechen zu können. Es ist richtig cool hier zu sein! Einfach nur toll! Kya!" Eslin konnte ihre Begeisterung kaum zurück halten. Die anderen grinsten. Es war immer toll, wenn sich Jemand anderes so für ihr Heimatland interessierte.
 

Ich nickte kurz, zur Begrüßung und stellte mich den anderen ebenfalls vor. "Hallo. Ich bin Ceiyate Skaisa und es ist wirklich schön euch kennenzulernen. Das ist echt total nett von euch, dass ihr uns so freundlich aufnehmt. Ich hoffe, dass wir euch keine Umstände bereiten." Ich versuchte freundlich zu lächeln, doch anscheinend sah ich wohl eher so aus, als ob es mir unendlich leidtun würde, dass wir hier wären und ihre Zeit verplempern würden. Denn sofort klopfte mir Yamamoto auf die Schulter. "Macht euch keinen Kopf! Es ist wirklich kein Problem! Hahahaha. Und jetzt lasst uns noch schnell etwas essen, bevor die Pause rum ist.", grinste er mich an. "Denn mit leerem Magen schläft es nicht gut." ... Meinte er wirklich 'schlafen' statt 'lernen'? Yamamoto war echt ein gelassener Typ! Aber 'Essen' war ein gutes Stichwort. ...Nur blöd, dass Eslin und ich dank unserer spontanen Entscheidung heute Morgen nichts zu essen dabei hatten...
 

Alle nickten, setzten sich auf den Boden und öffneten ihre Lunchpakete, die sogenannten Bentos. Eslin und ich setzten uns ebenfalls und starrten die Bentos der Anderen an. Sie sahen so lecker aus! Und wir hockten daneben und sahen zu, wie Tsuna und seine Freunde ihr Mittagessen aßen. Ich hätte so gerne 'was abgehabt, aber ich würde niemals fragen, ob sie mir etwas abgeben würden. Schließlich war es ihr Essen! Und ich wollte ihnen ja nichts weg essen. Also saß ich einfach da, und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie hungrig ich eigentlich war. Eslin ging es anscheinend ähnlich. Sie fragte auch nicht nach Essen. Nein. Denn sie hatte eine andere Methode um sich Essen zu schnorren. Hypnotisierend starrte sie die Bentos an, bis Tsuna sie bemerkte und ihr etwas von seinem Bento anbot. "Oh, ihr habt ja gar nichts. Wollt ihr 'was von meinem Bento abhaben?", fragte er freundlich. Eslin fing an zu strahlen. "Na klar! Vielen Dank! Arigato gozaimasu!"

Doch bevor Tsuna Eslin sein Bento reichen konnte, unterbrach Gokudera sie. "Ich kann nicht zulassen, dass Juudaime auf sein Bento verzichtet, nur wegen euch beiden." ? Was war denn mit Gokudera los? Schon wieder benahm er sich wie ein Wachhund! Nun wurde Eslin langsam wütend. "Und was sollen wir dann essen, du Neunmalkluger? Schließlich habe zumindest ich, tierischen Hunger! Und letztendlich, ist es eh Tsunas Entscheidung." "Dann sollt ihr doch sonst was essen! Aber nicht Juudaimes Bento!", fechtete Gokudera aggressiv zurück. Verdammt, Gokudera hör auf! Nun hatte er Eslins Geduld überstrapaziert. Ich konnte förmlich sehen, wie ihre Adern an der Stirn hervor traten. Ich versuchte sie am Arm zu fassen, doch sie zog ihn weg und stand langsam auf."Nein Eslin! Hör auf! Beruhig dich!", versuchte ich sie zu beruhigen. Gokudera war inzwischen auch aufgestanden und die Beiden standen sich wütend funkelnd gegenüber. "Was hast du für ein Problem?! Er wollte mir freiwillig was abgeben! Was hast du damit zu schaffen?!", schnauzte Eslin Gokudera an. Tsuna und ich standen ebenfalls auf um die Beiden zu beruhigen. "Juudaime hat euch schon genug geholfen! Werde nicht auch noch unverschämt!", brüllte Gokudera zurück. Tsuna hob beschwichtigend die Hände und versuchte Gokudera zurück zuhalten. "Gokudera-kun! Das reicht! Beruhige dich!" "ICH und UNVERSCHÄMT?!", steigerte sich Eslin hinein und machte einen Schritt auf Gokudera zu. Ich umschlang sie mit meinen Armen und versuchte sie aufzuhalten und zurück zuziehen. "Eslin! Schluss jetzt! Hört auf! Dieser Streit ist so sinnlos! Diese beiden Dickköpfe!! STOP!" Doch weder Eslin noch Gokudera hörten auf mich oder Tsuna. "Ja, genau du!", entgegnete Gokudera wütend. "Du...!" Eslin bebte schon vor Zorn. So langsam ging mir dieser Streit auf die Nerven und mein Hungergefühl beschleunigte diesen Vorgang auch noch. Es musste endlich ein Machtwort gesprochen werden. Ich ließ Eslin los und atmete tief ein und wieder aus. "AAHHHHH!!!! SCHLUSS JETZT IHR BEIDEN!!!!!", brüllte ich sie an. Alle sahen mich erschrocken an und Eslin und Gokudera hielten auch endlich inne und hielten den Mund. Ich atmete aus und beruhigte mich wieder. "Es ist doch so sinnlos darüber zu streiten, wer jetzt Recht hat. Besser wäre es, nach einer Lösung zu suchen. Also, Eslin hat Hunger, soll euch aber nichts weg essen. Hat Irgendjemand vielleicht eine Idee, was wir machen könnten?" Alle waren still. Ich sah, wie Tsuna Gokudera etwas sauer anschaute. Auch wenn man das Gefühl hatte, dass Tsuna mit seinen großen Augen wahrscheinlich niemals wirklich sauer gucken konnte. Darauf zog Gokudera leicht den Kopf ein und blickte zu seinen Füßen. Anscheinend tat es ihm jetzt leid, nachdem er gemerkt hatte, dass Tsuna sein Auftreten nicht gut fand. Auch Eslin hielt den Kopf etwas gesenkt. Ach, jetzt war ihnen ihr Streit peinlich? Daran hätten sie vielleicht mal denken sollen, bevor sie ihn angefangen hatten. Aber wie hieß es so schön? Die Einsicht kommt immer zu spät. Aber man sagte auch, die Einsicht sei der erste Schritt zur Besserung.

"Also, ähm... Falls Juudaime sein Bento vergessen sollte, habe ich immer noch ein zweites dabei...", meldete sich Gokudera wieder kleinlaut zu Wort und holte dabei eine weitere Lunch box hervor. "Die kannst du haben..." Er reichte mir das Bento, schaute mich dabei aber nicht an. Stattdessen ließ er Eslin keinen Augenblick aus den Augen. Oh je. Ich seufzte. Na die Beiden verstehen sich echt großartig! Wie zwei Hunde, die sich die ganze Zeit anknurren und auf der Lauer liegen. Ich lies mich wieder auf dem Boden nieder, und auch die Anderen, setzten sich wieder. Immerhin war dieser Streit jetzt vorläufig beendet. Eslin hatte sich wieder neben mich gesetzt und beugte sich nun zu mir rüber. "Duuuu, Skaisa?", blickte sie mich mit einer Art Hundeblick an. "Kannst du mir auch 'was abgeben? Bitte! Onegai!" Ich musste lachen. "Natürlich bekommst du was! Aber hör auf mich so anzusehen. Von mir aus, darfst du das ganze Bento haben!", lächelte ich sie an und öffnete währenddessen das Bento. Schon beim bloßen Ansehen des Inhalts lief mir das Wasser im Mund zusammen und mein Magen lechzte nach Essen. Aber Eslin musste es genauso ergehen wie mir. Also sollte sie das Bento allein essen. Ich würde dann eben auf das Abendessen heute Abend bei Tsunas Mutter warten. Höflich lächelnd reichte ich ihr das Paket mit den beiliegenden Stäbchen. Eslin nahm es freudestrahlend entgegen. Doch dann versiegte ihre Freude und sie starrte ratlos die Stäbchen an. Fragend und besorgt sah ich sie an. "Was ist denn los? Hast du keinen Hunger?" Nun wurde sie leicht rot. "...Doch... und wie!... Nur... Ich kann nicht mit Stäbchen essen...", erzählte sie mir leise. Sie war doch ein totaler Japan-Fan! Wieso konnte sie dann nicht mit Stäbchen essen? Aber das war ja wahrscheinlich der Grund, warum ihr das so peinlich war. Ich seufzte. "Dann solltest du das schnell lernen... Denn hier in Japan nimmt man wie du weißt fast jede Mahlzeit mit Stäbchen ein." "Ja! Ich weiß! Aber was soll ich denn jetzt machen? Mit den Händen essen wäre vor den Jungs nur noch peinlicher.", bedauerte sie. Erneut seufzte ich und sah sie bedauernd an. "Ich hätte da eine Idee... Aber die wäre bestimmt genau so peinlich..." Eslin sah mich neugierig an. "Und die wäre?" Entschuldigend grinste ich sie an als ich selbst die Stäbchen in die Hand nahm. "Ich kann mit Stäbchen umgehen... Theoretisch könnte ich dich füttern..." Eslin wurde rot, nickte aber zustimmend. Also nahm ich Stück für Stück von dem bestimmt leckeren Essen zwischen die Stäbchen und hielt sie vor Eslins Mund, die die Stückchen mit Genuss verschlang. Die Anderen schauten etwas komisch, aber Niemand sagte etwas und Eslin war das sowieso egal.

So ging es, bis das große Bento halb leer war. Zwischendurch schaute ich erstaunt zu Gokudera. Bis jetzt hatte er sich entgegen meiner Erwartung noch nicht über Eslin lustig gemacht. Da fiel mir auf, dass er sein eigenes Bento gar nicht wie die Anderen mit Stäbchen aß, sondern mit einer Gabel.

War er etwa kein Japaner und kam auch irgendwo aus Europa? Moment. Wir waren in einer anderen Welt. Gab es hier überhaupt ein Europa? Aber wir waren in Japan. So wie in unserer Welt. Und als wir dem Lehrer sagten, dass wir aus Deutschland seien, hatte er auch nichts gesagt. Dann gab es hier bestimmt auch ein Europa. ... Konnte das ganze hier eventuell eine Parallelwelt sein, die genauso war wie unsere, nur mit wenigen unterschieden? Gab es uns vielleicht in dieser Welt noch einmal? Aber irgendwie bezweifelte ich das. Bestimmt war das hier zwar eine zweite Erde, aber bestimmt mit anderen Bewohnern. Oder es war nur eine andere Zeit? Einfach eine Zeit, in der Eslin und ich noch nicht geboren oder wohlmöglich schon tot waren? Das wollte ich mir alles gar nicht wirklich vorstellen. Aber interessant wäre es schon.

"Skaisa? Alles okay?", riss mich Eslin aus meinen Gedanken. "Hm? Ja, klar. Ich hab nur gerade an etwas gedacht." "Okay? Hier, iss auch 'was. Der Rest ist für dich!", lächelte sie mich an und zeigte auf das noch halb volle Bento. "Aber du hast doch bestimmt noch Hunger! Iss du ruhig auf. Ich habe eh keinen Hunger.", log ich. "Doch, du hast Hunger, so wie du vorhin die Bentos angeguckt hast.", protestierte sie. "...Ich hatte schon genug. Jetzt iss du etwas!", forderte sie mich auf. Ich musste lachen. "Ja, ich hab sie angeguckt, weil sie interessant und lecker aussahen." Schon beim Gedanken an die Bentos knurrte mein Magen so laut, dass mich alle komisch ansahen und ich entschuldigend den Kopf senkte. Eslin musste lachen. "Von wegen, du hast keinen Hunger. Dein Bauch sagt da aber etwas anderes. Jetzt hast du die Gelegenheit selbst zu probieren, ob sie so lecker schmecken wie du denkst. ...Wirklich, ich bin satt, also iss!" "Bist du dir sicher?", fragte ich vorsichtig. "Ja, klar! Und jetzt iss endlich!", antwortete Eslin bestimmt. "... Na gut..", murmelte ich und angelte nach einem Stückchen. Sie hatte gewonnen. Aber was hatte ich mir auch gedacht sie täuschen zu können? Sie kannte mich schon zu gut, als dass sie nicht durch meine Vertuschungen sehen konnte.

Das Bento schmeckte wirklich göttlich! Es sah nicht nur fantastisch aus, es schmeckte auch so! Eigentlich mochte ich Sushi sowieso ganz gerne. Eslin hatte es mir mal angeboten. Man konnte sowas ja in manchen Geschäften kaufen. Aber hier im eigenen Land schmeckten sie natürlich noch besser!

Wir verbrachten die ganze Mittagspause bei Tsuna und seinen Freunden auf dem Dach, aßen den Rest der Bentos und unterhielten uns nett mit ihnen.

Kapitel 8 (Eslins Sicht) - Streit in der Mittagspause

Tsuna zeigte uns geduldig das gesamte Gebäude, jedes Stockwerk und einige besondere Räume, die Turnhalle und den Schulhof. Die Namimori Schule war im Großen und Ganzen nichts Besonderes, aber ich fand sie auch nicht schlecht. Vermutlich würde ich mich hier sogar wohler fühlen, als in meiner Schule in Deutschland. Allerdings lag das wohl vor allem daran, dass die Schule hier in Japan stand, und ich ja nun mal totaler Japan-Fan war. Auch fasste uns Tsuna noch einmal die Schulordnung zusammen. Als er erwähnte, wir sollten uns vor Hibari Kyoya und den restlichen Leuten des Disziplin-Komitees in Acht nehmen, da sie des Öfteren Schüler verprügelten, die sich nicht an die Regeln der Namimori hielten, zuckte Skaisa zusammen. „Vielen Dank für die Warnung. Kommt nur leider etwas zu spät", murmelte sie unfreundlich. Tsuna sah sie verwirrt an. „Wir haben ihn bereits kennen gelernt, heute Morgen vor dem Unterricht", erklärte ich schnell. „Dann wart ihr also diejenigen, die Probleme mit Hibari-san hatten? Das tut mir leid. Hat er euch irgendwas getan?" Ich grinste. Ich fand es süß, dass Tsuna sich immer sofort Sorgen machte. „Also, mir geht's gut. Aber Skaisa..." „Wolltest du uns nicht noch deinen Freunden vorstellen, Tsuna?", fiel sie mir ins Wort. Tsuna runzelte die Stirn, er fragte sich offensichtlich, was genau da heute Morgen passiert sein mochte. Trotzdem hakte er nicht weiter nach. „Ähm... ja, gut. Die anderen warten schon auf dem Dach. Kommt mit!", meinte er schließlich,und wurde in dem Moment auch schon von Skaisa mitgezogen.
 

Tatsächlich hatten sich die anderen bereits auf dem Dach versammelt, und warteten auf uns. Doch noch bevor ich sie mir näher angesehen hatte, fiel mir plötzlich etwas ganz anderes auf. „D-D-Das.. das ist doch...", stotterte ich. „Das ist doch das Dach, auf dem wir hier in dieser Welt gelandet sind, mitten in eurem Kampf!" Es war Skaisa, die den Satz beendete. Ich lachte. Zwei Freundinnen, ein Gedanke. Oder sollte ich besser sagen: Zwei Verrückte, ein Gedanke? „Aber war hier nicht eigentlich ein riesiger Krater im Dach? Oder irre ich mich da? Denn das hätte man wohl unmöglich in den zwei, drei Tagen reparieren können!", überlegte Skaisa dann. „Da hast du Recht, das Dach ist nämlich wirklich noch nicht repariert worden. Das sieht nur so aus als ob", erklärte Reborn, der plötzlich, als wäre er aus dem Nichts aufgetaucht, neben uns stand. "Uhaa! Was machst du hier, Reborn?!", rief Tsuna und auch Skaisa erschrak, doch ich selbst rührte mich nicht. Vermutlich lag es daran, dass ich bereits so viele Animes gesehen hatte, in denen so etwas ja oft üblich war, auf jeden Fall hatte ich mich bereits an Reborns unvermitteltes Erscheinen und Verschwinden gewöhnt. Ich wandte mich zu ihm: „Also ist das Dach, so wie wir es hier gerade sehen, nur so etwas wie eine Täuschung, und es ist in Wirklichkeit noch genauso kaputt, wie wir es in Erinnerung haben?", fragte ich neugierig. „Ganz recht! Es ist nur eine Illusion", bestätigte er. „Cool!" Ich mochte Illusionen. Mit ihrer Hilfe konnte man leicht seine Gegner verwirren und täuschen. Nicht umsonst war Itachi Uchiha deshalb einer meiner Lieblingscharaktere. Dass es in dieser Welt anscheinend ebenfalls so etwas wie Illusionisten gab, freute mich natürlich.

„Yo! Tsuna!", riss mich die Stimme des Jungen, der vorhin Gokudera abgelenkt hatte, aus meinen Gedanken. „Juudaime, da bist du ja endlich!", rief dieser nun, nachdem er uns anscheinend ebenfalls entdeckt hatte. Ich unterbrach meine überschwänglichen Freudensprünge, und folgte Skaisa und Tsuna zu den anderen. „Also...", begann Tsuna dann, die anderen vorzustellen. „Gokudera-kun kennt ihr ja bereits..."

„Ich bin Gokudera Hayato", ergriff dieser allerdings selbst das Wort. „Da Juudaime euch zu mögen scheint, werde ich zumindest nicht euer Feind sein." Trotz dieser Worte sah er mich an, als ob ich genau das wäre: sein Feind. „Ich werde euch aber im Auge behalten", fügte er noch hinzu. Ich grinste. Erst jetzt, als ich direkt neben ihm stand, fiel mir auf, dass er etwa so groß wie ich sein musste. Dafür war er aber dennoch etwa einen halben Kopf größer als Tsuna. Ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte. Einerseits fand ich, dass er ziemlich gut aussah, sogar fast noch etwas besser als viele Anime-Charaktere, und das konnte ich nicht bei vielen behaupten. Außerdem war er mein lang ersehnter Rivale. Aber das hieß noch lange nicht, dass ich ihn deswegen auch wirklich mögen musste...

Doch mir blieb keine Zeit, darüber weiter nachzudenken, denn als nächstes trat der andere Junge aus meiner Klasse vor. „Hi! Ich bin Yamamoto Takeshi. Ich spiele sehr gerne Baseball, aber ich mag auch sonst sehr viele Sportarten, eigentlich so gut wie jede. Es freut mich, euch kennenzulernen. Ich bin mir sicher, wir werden uns gut verstehen", erzählte er, und lachte dabei die ganze Zeit. Er wirkte sehr fröhlich, aber auch ein wenig naiv auf mich, und schien wohl nur Sport im Kopf zu haben. Mit seinen schwarzen, recht kurzen Haaren, und den blassbraunen Augen sah er eigentlich ganz gut aus.

Einen Moment später wurde er zur Seite geschubst, und ein weiterer Junge drängte sich nach vorne. „Und ich bin Sasagawa Ryohei! Nennt mich ruhig extrem O-nii-san! Es ist extrem euch kennenzulernen! Schaut doch mal extrem im Boxclub vorbei! Kyokugen!" Anscheinend mochte Ryohei das Wort „extrem" extrem gerne. Seine kurzen Haare hatten einen weißen Farbton, und seine Augen waren grau, außerdem hatte er ein Pflaster auf der Nase kleben.

Als letztes stellte sich ein Mädchen vor, das etwa so groß war wie Skaisa. Sie hatte orangefarbene Haare, und gelbe Augen. „Hallo! Ich bin O-nii-sans kleine Schwester, Sasagawa Kyoko. Ich bin auch in eurer Klasse, und hoffe, wir können Freundinnen werden." Sie schien ganz nett zu sein.

Doch nun waren wir an der Reihe, uns vorzustellen. Skaisa nickte mir zu, und ich verstand das als ein Zeichen dafür, dass ich anfangen sollte. „Hallo. Ich bin Salia Eslin, und ich freue mich total, dass ich jetzt in Japan bin. Es ist richtig toll hier! Kyaa!" Ich konnte meine Begeisterung nicht mehr zurückhalten. Ich mochte Japan einfach gerne. „Freut mich natürlich auch, euch alle kennenzulernen!" Ich lächelte.

Schließlich war Skaisa an der Reihe. „Hallo, ich heiße Ceiyate Skaisa. Es ist schön, euch alle kennenzulernen. Das ist wirklich total nett von euch, dass ihr uns hier so freundlich aufnehmt. Ich hoffe, dass wir euch keine Umstände machen." Skaisa versuchte, freundlich zu Lächeln, doch es sah eher aus, als täte es ihr furchtbar leid, dass sie jetzt hier war. Sie vermutete wohl, dass sie die anderen auf irgendeine Art und Weise stören würde. Sofort klopfte ihr Yamamoto aufmunternd auf die Schulter. „Macht euch keine Sorgen, dass ist echt kein Problem für uns. Hahaha. Und jetzt lasst uns etwas essen, mit leerem Magen kann man nicht so gut schlafen." Ich lachte. Bei den meisten anderen hätte ich mich gefragt, ob sie wirklich „schlafen" und nicht „lernen" gemeint hatten, aber bei ihm war ich mir ziemlich sicher, dass er genau das meinte, was er auch gesagt hatte. Wir setzten uns auf den Boden, und die anderen holten ihre Bentos hervor, doch leider hatten Skaisa und ich in unserer Eile heute Morgen vergessen, selbst etwas zu essen mitzunehmen.
 

Trotzdem bekam ich langsam Hunger, und dass das Mittagessen so lecker aussah, machte es auch nicht besser. Im Gegenteil. Wie hypnotisiert starrte ich die Bentos der anderen an. „Oh, habt ihr etwa nichts zu essen dabei? Dann könnt ihr gerne etwas von mir abhaben", bot Tsuna nach einer Weile an, als er das bemerkte. Ich strahlte ihn an. „Ja, sehr gerne! Vielen Dank! Arigatou Gozaimasu!" Gerade in dem Moment, als Tsuna mir sein Bento reichen wollte, mischte Gokudera plötzlich aufgebracht ein: „Juudaime kann doch nicht auf sein Mittagessen verzichten, nur weil ihr zwei hungrig seid. Das lass ich nicht zu!" Empört stand ich auf, und sah auf ihn herab. „Und was sollen wir dann essen? Ich zumindest habe ziemlichen Hunger. Und außerdem ist das ja wohl Tsunas eigene Entscheidung, ob er uns etwas abgeben will!" „Esst doch sonst irgendwas! Aber nicht Juudaimes Bento!", keifte er zurück, und sprang ebenfalls auf. Wütend starrten wir einander an. Das reichte. Ich hatte genug.

„Was hast du für ein Problem? Es ist Tsunas Essen; er kann selbst entscheiden, was er damit macht! Du hast nichts damit zu tun!" „Juudaime hat euch schon genug geholfen, jetzt werdet nicht auch noch unverschämt!", kam die unfreundliche Antwort. Auch Skaisa und Tsuna waren inzwischen aufgestanden, und Tsuna versuchte jetzt, Gokudera zu beruhigen. „Gokudera-kun! Ist schon okay, das reicht jetzt! Beruhige dich wieder!" Doch das brachte nichts. „Wer ist hier unverschämt?!" Drohend machte ich einen Schritt auf Gokudera zu. Inzwischen versuchte Skaisa, mich wieder von ihm wegzuzerrren. „Schluss jetzt, Eslin! Hört auf damit, alle beide! Das bringt doch nichts! STOP!" Ich ignorierte sie dennoch. „Was fällt dir ein, du...!", wandte ich mich wieder zu Gokudera. „AAHHHHH!!! SCHLUSS JETZT, IHR BEIDEN!", brüllte Skaisa plötzlich. Erschrocken sah ich sie an. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so heftig reagieren würde, und auch die anderen schienen ziemlich erstaunt zu sein. „Es ist doch sinnlos, darüber zu streiten", fuhr sie mit ruhiger Stimmt fort. „Besser wäre es, wenn wir nach einer Lösung suchen würden. Also, Eslin hat Hunger, aber sie soll euch auch nichts weg essen. Hat jemand von euch eine Idee, wie wir das Problem lösen könnten?"

Niemand antwortete. Doch ich bemerkte, wie Tsuna Gokudera einen verärgerten Blick zuwarf, sodass dieser betreten in Richtung Boden guckte. Anscheinend hatte sein Verhalten Tsuna nicht sehr gefallen, und jetzt hatte auch er selbst das bemerkt. Auch ich starrte nur verlegen meine Füße an. "Ähm..", meinte Gokudera dann leise. "Ich hätte auch noch ein zweites Bento dabei, vorsichtshalber, falls Juudaime sein eigenes vergessen hätte." Er machte eine kurze Pause. "Das könnt ihr ruhig haben...", bot er dann an, und reichte Skaisa eine weitere Lunchbox. Dabei beobachtete er mich zornig, und ich starrte genauso zurück. Skaisa hatte sich inzwischen wieder, und ich lies mich neben ihr aufs Dach sinken. Dann beugte ich mich zu ihr rüber. "Skaisa...? Sag mal, kann ich vielleicht auch etwas abbekommen? Bitte!", fragte ich vorsichtig und sah sie dabei so lieb wie möglich an. Sie lachte. "Natürlich kriegst du auch etwas. Meinetwegen kannst du sogar das ganze Bento haben! Nur hör auf, mich so anzusehen!" Mit einem Lächeln öffnete sie das Bento und reichte es mir zusammen mit einem Paar Stäbchen. Das sah so lecker aus, sodass ich das Bento erst einmal nur anstarrte, doch dann erinnerte mich mein knurrender Magen daran, dass ich jetzt auch essen sollte. Wenn man vom bloßen Anstarren satt werden würde, hätte ich mich nicht erst mit Gokudera streiten müssen.

Ich griff nach den Stäbchen, doch dann hielt ich inne. Verdammt! Wieso fiel mir das erst jetzt auf? Ratlos starrte ich abwechseln auf das Bento und die Essstäbchen in meiner Hand. "Was ist denn? Ich dachte, du hättest Hunger?" Auch Skaisa hatte mein merkwürdiges Verhalten bemerkt. "Ja, hab ich auch, sehr sogar, aber... Ich kann nicht mit Stäbchen umgehen", flüsterte ich verlegen. Es war mir peinlich, dass ich nicht mit Stäbchen essen konnte, obwohl ich doch ein totaler Japan-Fan war. Skaisa seufzte. "Dann solltest du das wirklich schnell lernen. Hier in Japan isst man immerhin fast alles mit Stäbchen." "Das weiß ich auch.. Aber was soll ich denn jetzt machen? Mit Fingern zu essen wäre nur noch peinlicher." "Ich hätte da vielleicht eine Idee", überlegte Skaisa. "Aber die wäre vermutlich genauso peinlich." Ich sah sie neugierig an. "Was für eine Idee denn?" Sie grinste ein wenig, und nahm mir die Stäbchen aus der Hand. "Also, ich selbst kann mit Stäbchen essen, ich könnte dich theoretisch auch füttern..." Zustimmend nickte ich, und murmelte ein kaum hörbares "Ja, okay." Also nahm Skaisa kleine Stückchen des Essens zwischen die Stäbchen und hielt sie mir vor den Mund, sodass ich sie essen konnte.

Es schmeckte wirklich sehr, sehr lecker. Nach einer Weile fiel mir auf, dass die anderen uns zwar ein wenig komisch ansahen, aber das war mir egal. Mich wunderte es nur, dass Gokudera sich nicht über mich lustig machte. Doch dann sah ich, dass er sein eigenes Bento mit einer Gabel aß. Er war also auch nicht besser als ich. Ich musste grinsen. Doch dann kam mir noch ein anderer Gedanke. Hieß das also, Gokudera kam gar nicht aus Japan? Denn sonst hätte er inzwischen wohl gelernt, wie man mit Stäbchen aß. Ich überlegte, aus welchem Land er wohl dann kam. Vermutlich irgendwas in Europa, wenn es in dieser Welt überhaupt ein Europa gab. Obwohl, zumindest Italien und Deutschland gab es schon mal in dieser Welt, warum sollte es dann nicht auch den Rest des europäischen Kontinents geben? Also waren wir durch den Spiegel in einer anderen Welt gelandet, die unserer allerdings fast völlig glich, zumindest was den Aufbau der verschiedenen Länder und Kulturen anging. Doch ich bezweifelte, dass hier die gleichen Leute lebten, immerhin hätte ich sonst bestimmt schon einmal von der Vongola gehört, wenn sie doch die mächtigste Mafia-Famiglia überhaupt war. Ich sah zu Skaisa, die inzwischen aufgehört hatte, mich zu füttern, und mit ihren Gedanken ebenfalls ganz woanders zu sein schien. Ob sie wohl gerade an etwas Ähnliches dachte wie ich?

"Hey, Skaisa, alles okay?" Ich grinste. "Hm?" Sie sah auf. "Äh, ja, klar. Ich hab nur gerade über etwas nachgedacht." Mein Blick wanderte zum Bento. Es war inzwischen nur noch halb voll. "Hier, iss du jetzt auch mal was. Der Rest ist für dich", meinte ich lächelnd. "Aber du hast doch bestimmt selbst noch Hunger! Iss ruhig alles auf, ich möchte nichts, ich bin nicht so hungrig", versuchte sie mein Angebot abzulehnen. Aber ich lies nicht locker. "Doch, du bist hungrig, so wie du das Bento vorhin angesehen hast... Jetzt iss du was, ich hatte schon genug!" "Ja, aber ich hab sie nur angeguckt, weil sie so interessant und lecker aussehen." In dem Moment knurrte Skaisas Magen, und sie senkte den Kopf. "Von wegen, du hast keinen Hunger", lachte ich. "Dein Bauch sagt da aber was anderes. Und jetzt hättest du endlich die Gelegenheit, herauszufinden, ob das Bento wirklich so lecker schmeckt, wie du denkst! Ich bin satt, wirklich, also iss!" "Wenn du meinst... Bist du auch wirklich sicher?", fragte sie noch einmal. "Jaaaa", entgegnete ich ein wenig genervt. "Klar bin ich mir sicher. Und jetzt iss endlich!" "Na gut..." Anscheinend war sie noch nicht wirklich überzeugt, doch sie begann tatsächlich zu essen. Es schien ihr hervorragend zu schmecken. Seitdem ich mit ihr zusammen mal Sushi gegessen hatte, war sie sowieso begeistert von japanischem Essen. Und natürlich schmeckte es gleich noch viel besser, wenn es selbst zubereitet wurde, und nicht fertig gekauft worden war. Die restliche Mittagspause verbrachten wir damit, uns mit Tsuna und seinen Freunden zu unterhalten und Skaisa aß den Rest des Bentos auf, ohne dass ich sie noch mal dazu überreden musste.

Kapitel 9 (Skaisas Sicht) - Mausefalle

Als es wieder zum Unterricht klingelte, begaben wir uns alle wieder in unseren Klassenraum. Der Nachmittagsunterricht verlief so in etwa wie der Vormittagsunterricht. Nur, dass ich mich mit Tsuna zusammen tat, die Aufgaben zu lösen und ihm viele Sachen erfolgreich erklären konnte, während Eslin, nun aber etwas leiser und unauffälliger, weiter mit Gokudera konkurrierte und Yamamoto die Stunden erfolgreich verschlief.

Nachdem dann am Tag das letzte Klingeln, zum Schulschluss, ertönte, liefen wir alle zu unseren Schließfächern in der Eingangshalle. Ich nahm meine Klamotten, bzw. das, was von ihnen noch übrig war und meine kaputten Schuhe aus dem Spint und klemmte sie mir unter den Arm. Ich ließ die Schulschuhe einfach an und ging zu Eslin, die ebenfalls ihre Sachen in der Hand hielt. Ich betrachtete ihre ebenfalls in Mitleidenschaft gezogenen Klamotten. "So wie ich das sehe, müssen wir wohl die ganze Zeit in der Schuluniform rumlaufen... Schließlich sind unsere anderen Sachen ja kaputt..." "Ja, sieht so aus.", stimmte mir Eslin zu. "Verdammt! Dann muss ich die ganze Zeit in diesem Rock rumlaufen? Och nö...", stöhnte ich, als ich mir die Tatsache erneut vor Augen führte. "Ach, das wirst du schon überleben, Skaisa.", versuchte Eslin mich aufzumuntern. "Du musst nur aufpassen, wie du dich hinsetzt... Sonst... Naja, du weißt schon.", flüsterte sie mir dann noch zu. Ja toll. Und genau deswegen mochte ich Hosen lieber. Ich seufzte erneut und folgte Eslin zu Tsuna, der ebenfalls noch an seinem Spint stand. Nach einem kurzen Gespräch verließen wir gemeinsam mit Tsuna, Gokudera, Yamamoto und Kyoko das Schulgebäude. "Wo ist denn Ryohei?", fragte ich Kyoko, da er der einzige war, der nicht dabei war. "Ach, der ist noch beim Boxtraining.", lächelte sie mich an. So spät noch Boxtraining? Ryohei war echt ein totaler Fanatiker! Eslin fiel etwas anderes auf: "Habt ihr eigentlich alle den selben Schulweg? Oder warum lauft ihr alle mit?" "Naja, wir müssen in etwa in dieselbe Richtung. Also begleiten wir Tsuna noch meistens.", antwortete Yamamoto. Misstrauisch schaute Eslin Gokudera an, der sie ebenfalls so misstrauisch musterte. "Und du?", fragte sie unfreundlich. "Ich begleite Juudaime immer bis nach Hause, schließlich ist das mein Job als seine rechte Hand. Und schließlich könnte ja sonst was passieren.", antwortete er ebenso unfreundlich.

"Kyokooo! Tsuna-san! Ich bin so happy euch zu treffen!" Ein Mädchen mit dunkelbraunen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, kam auf uns zu. Sie trug eine andere Uniform als wir. "Ah! Haru! Hallo!", freute sich Kyoko. "Ha hi? Wer ist denn das?", fragte das Mädchen, als es fast bei uns angekommen war und sah Eslin und mich verblüfft an. Genauso verblüfft schauten wir zurück. Kyoko kicherte und stellte uns ihr vor. "Das sind Eslin und Skaisa. Sie sind neu in unserer Klasse und Freunde von Tsuna-kun." "Ha hi! Freunde von Tsuna-san? Hallo. Ich bin Haru. Haru ist happy euch zu treffen.", meinte sie aufgedreht und verbeugte sich leicht vor uns. Oh Gott, war die aufgedreht! Schon fast so schlimm wie Eslin. Und was sollten die englischen Begriffe und dieses Ha hi? Von Eslin hatte ich mal erfahren, dass manche japanischen Mädchen von sich selbst in der dritten Person sprechen, um niedlicher zu wirken... Wieso hatte ich mir das gemerkt? Eslin färbte ab! Als ich mir noch Sorgen darüber machte, dass ich vielleicht auch noch so extrem wie Eslin werden würde, fragte Haru Kyoko etwas. "Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mit Haru shoppen gehst. Also, hast du Lust? Wir können ja Eslin-san und Skaisa-san inviten mitzukommen!" Kyoko nickte glücklich. "Das ist eine gute Idee.", ertönte eine Stimme. Suchend schaute ich mich nach dem Sprecher um. Und dann sah ich Reborn auf der Mauer neben uns. Tsuna und ich erschraken uns als einzige. Wie kam er hier her? Und warum störte das die anderen garnicht?! "Yo, Baby!" "Reborn-san!" "Reborn-kun!" "Reborn!", wurde er stattdessen von ihnen freundlich begrüßt. "Die Beiden sollten sich mal mit den Mädchen amüsieren gehen. Nach diesen vielen neuen Erfahrungen sollten sie auch mal unter ihres gleichen entspannen. Außerdem brauchen Eslin und Skaisa neue Klamotten.", fuhr er fort. Ich sah ihn verwirrt an. "Und wie sollen wir uns Klamotten kaufen? Wir haben doch gar kein Geld!", gab ich zu bedenken. "Och, macht euch darum keine Sorge. Hier ist ein bisschen Geld.", zerstreute er meine Bedenken und drückte mir eine braune Papiertüte in die Hand. "Ein Geschenk vom Kyuudaime, also dem Neunten. Er bat mich darum euch so gut wie es geht zu unterstützen, nachdem ich ihm von euch berichtet habe und er erfahren hat, dass ihr etwas mit einer alten Freundin von Primo zutun habt." Dabei öffnete ich die Tüte und lugte hinein. Meine Augen weiteten sich und mir blieb fast das Herz stehen, als ich die vielen Bündel von Yen Noten mit sehr, sehr vielen Nullen sah. Meine Knie gaben etwas nach."A-aber das können wir doch nicht annehmen!", versuchte ich es abzulehnen. Eslin schaute mir über die Schulter und in die Tüte hinein. Ihre Augen weiteten sich Handtellergroß. "A-aber Skaisa, das ist ein Geschenk des Neunten! Geschenke abzulehnen ist doch unhöflich! Also nimm es an, und lass uns shoppen gehen!", versuchte Eslin mich euphorisch umzustimmen. Ich sah fragend Reborn an. Dieser nickte und sagte: "Ja, nimm es ruhig an. Kein Problem. Und viel Spaß beim Einkaufen!" und schon war er wieder weg. Bevor ich mich wieder um entscheiden konnte, hatten Haru und Kyoko sich bei uns untergehakt und zogen uns mit sich. Yamamoto winkte uns zum Abschied und Tsuna rief uns ein "Bis Nachher!" zu. Auf dem Weg zur Einkaufsmeile dachte ich darüber nach, ob das wohl legales oder illegales Geld war, dass wir von Reborn bekommen hatten. Schließlich war das eine Mafia! Und ich bekam langsam ein schlechtes Gewissen. Wenn es Falschgeld war, machten wir uns damit gerade strafbar. Aber wenn es echtes Geld war, kosteten wir der Vongola Millionen von Yen! Und das war genau so schlimm. Eslin schien meine Gedanken zu lesen, denn sie beugte sich zu mir uns flüsterte mir zu: "Keine Sorge. Die sind 'ne Mafia. Die haben so viel Geld. Die können sowas." Damit war mein schlechtes Gewissen zwar nicht behoben, doch erst einmal beiseitegeschoben.

Als wir schließlich in der Einkaufsmeile ankamen, klappten Eslin und mir erst einmal die Kinnlade runter. Ich hatte nie gedacht, dass so eine Stadt wie Namimori so viele Geschäfte hätte. Und erst recht nicht solche Geschäfte! Buchhandlungen, eine eigene Buchhandlung für Mangas, ein Cosplayladen, sogar ein Butler- und ein Maidcafé, Elektronikgeschäfte, alle möglichen europäischen Klamottengeschäfte, asiatische Kleiderboutiquen, Schuhgeschäfte bis zum Abwinken, und wirklich jeder Kleidungsstil musste vertreten sein. Und Japaner hatten wirklich teilweise sehr seltsame Kleidungsstile!

Eslins Augen fingen an zu glänzen. Sofort zog sie an meinem Arm. "Los Skaisa, bitte lass uns mal in den Mangaladen und das Butlercafé gehen! Bitte! Ich möchte da so gerne mal rein!!", zerrte sie mich fast in diese Richtung. "Nein, Eslin! Lass uns erst einmal Klamotten einkaufen gehen. Danach können wir von mir aus auch da rein gehen. Aber zuerst das Wichtigste!", versuchte ich sie von mir los zu machen. Kyoko und Haru beobachten uns irritiert. Eslin gab sich geschlagen und ließ den Kopf leicht hängen. "Okay... Aber danach gehen wir da rein!! Versprich es!" "Jaja! Ich versprech es ja!", seufzte ich. Kyoko und Haru fingen an zu lachen und zeigten auf einen Laden in der nächsten Straße. "Dort gehen wir immer shoppen. Kommt mit. Vielleicht gefällt euch da was." Taten die Beiden nur so, oder waren sie wirklich so naiv und Oberflächlich? Naja. Egal.

Das Geschäft war wirklich riesig. Ich hatte nie gedacht, dass in einem Gebäude so viele verschiedene Kleidungsarten und -stücke zu finden sein könnten. Kyoko und Haru schien unsere Reaktion zu belustigen. "Hihihi. Was braucht ihr denn so?", fragte uns Kyoko. "Eigentlich Alles...", antwortete ich unbedacht. "Ha hi?" Alles?", wunderte sich Haru. "Äh... Ähm... W-wir sind Bekannte von Tsuna... und wollten ihn besuchen... Doch irgendwie... sind unsere Koffer beim Flug verloren gegangen, wo Alles drin war... Und deshalb... brauchen wir jetzt noch mal Alles neu...", versuchte ich zu erklären. "Oh... Das tut uns leid für euch. Na gut, dann fangen wir am besten bei der Unterwäsche an!..." Und schon liefen sie in eine Richtung. Puh... Beinahe wären wir ertappt gewesen. Wir konnten Kyoko und Haru ja schließlich schlecht sagen, dass wir aus einer anderen Welt kamen und dass dieser gesamte Trip eigentlich überhaupt nicht geplant gewesen war. Also tappten wir den Beiden blind hinterher.

Nachdem wir uns endlich durch die Unterwäscheabteilung gekämpft hatten, kamen wir zu den Hosen und Röcken. Eslin stürzte sich als erstes auf die Röcke und suchte sich erst mal zwei Rüschenröcke heraus und sprang in die Luft vor Freude. "Endlich mal ein Geschäft mit meinem Kleidungsstil!", jubelte sie und verschwand zwischen den Rüschen und Schleifen. Ich lächelte nur und widmete mich den Hosen. Später schaute ich jedoch trotzdem bei den Röcken vorbei und suchte mir tatsächlich einen knöchellangen Rock heraus. Eslin sah mich erstaunt an. "Wow Skaisa, dass du dir mal einen Rock kaufst... Sowas kommt echt selten vor! Naja, okay, er ist aber auch knöchellang..." Ich musste lachen und suchte mir darauf noch gleich eine Leggings, die ich auch unter den Schuluniformrock anziehen konnte. Danach gingen wir zu den Oberteilen. Da uns dort allerdings nichts wirklich gefiel, bezahlten wir und wechselten das Geschäft.

Auf der Straße wimmelte es nur so von Leuten, die ihre Einkäufe tätigten.

Im nächsten Geschäft wurden wir nun auch bei den Shirts, Pullovern und Tops fündig. Eslin besorgte sich gleich auch noch Haarschleifen in allen möglichen Farben und ich kaufte mir ein paar Jacken, zum Drüber ziehen. Danach wechselten wir in ein Schuhgeschäft.

Zwischen den Menschenmassen fiel mir eine Gestalt auf, bei der ich hätte schwören können, sie vorhin schon einmal gesehen zu haben. Denn diese Größe in Verbindung mit dieser Sonnenbrille und dem vermummten Gesicht, konnte man einfach nicht verwechseln. Folgte er uns etwa? Nein. Das konnte nicht sein. Deshalb versuchte ich ihn zu ignorieren, und Eslin bei der Auswahl ihrer Schuhe zu helfen und zu beraten.

Es dämmerte schon, als wir endlich mit dem Einkauf fertig waren und Eslin mich von der Seite an stupste. "Du hast versprochen, dass wir noch in den Mangaladen gehen. Nun halt dein Versprechen auch!" "Ja, hast ja recht.", bestätigte ich und wandte mich an Kyoko und Haru. "Ihr müsst nicht mitkommen. Schließlich ist es schon spät. Und so wie ich Eslin kenne, wird das etwas länger dauern... Ihr könnt ruhig auch schon nach Hause gehen. Und danke nochmal, dass ihr uns geholfen habt." Kyoko und Haru sahen sich an und darauf wieder mich. "Aber wie sollt ihr denn wieder zu Tsuna-kuns Haus finden?", fragte uns Kyoko. "Mh... Wie wär's, wenn du mir einfach seine Adresse aufschreibst? Wir finden das schon. ... Zur Not fragen wir eben Passanten nach dem Weg.", schlug ich vor. Die Beiden waren zwar nicht ganz überzeugt, stimmten aber zu, schrieben uns seine Adresse auf, drückten uns unsere Tüten in die Hand, die sie uns abgenommen hatten, verabschiedeten sich und verschwanden dann. Eslin und ich teilten uns die Tüten auf, sodass jeder etwa gleich viele tragen musste. "So, wo war jetzt nochmal der Mangaladen gewesen?", dachte ich laut. "Keine Ahnung. Wir sind öfter in andere Straßen abgebogen... Und du weißt, ich habe einen miesen Orientierungssinn!", zuckte Eslin mit den Schultern. Ich schaute mich um. Da stach mir wieder diese Person ins Auge. Verfolgte er uns etwa doch?! So langsam wurde mir mulmig zu mute. Hatte er etwa Verdacht geschöpft, dass wir viel Geld hätten, weil wir uns so viel kaufen konnten? Oder war er etwa ein verrückter Stalker?! Ich nahm alle Tüten in die andere Hand, und griff mit meiner freien nach Eslins Hand und zog sie in die nächst beste Straße, möglichst weit weg von der Gestalt. "Was ist denn los, Skaisa?", fragte sie mich verwirrt. "Ich glaube, es ging hier lang.", log ich und blickte zurück zur Kreuzung. Als diese Gestalt nun auch in unsere Straße einbog, bestätigte sich mein Verdacht: Wir wurden tatsächlich verfolgt! Ich verstärkte meinen Griff um Eslins Handgelenk und beschleunigte meinen Schritt. Eslin schien unseren Verfolger auch bemerkt zu haben, denn sie stellte keine Fragen mehr, und hielt mit mir Schritt. Immer öfter bog ich in irgendwelche Straßen ab, um zu versuchen ihn abzuschütteln. Doch wir wurden ihn nicht los. Ich wurde immer panischer, als die Sonne immer tiefer am Himmel stand und zwischen den hohen Gebäuden verschwand. Dunkelheit senkte sich langsam über Namimori herab und wir hetzten mit den Tüten durch die Gassen und Sträßchen um unseren Verfolger endlich loszuwerden. Doch vergebens. Bevor ich realisierte, dass wir uns zu sehr von den belebten Straßen wegbewegt und uns total in den dunklen, kleinen, verwinkelten Gassen verlaufen hatten, waren wir schon in unserer Hast in eine Sackgasse gelaufen. Erschrocken starrte ich die Wand vor uns an. Scheiße!, schoss es mir durch den Kopf. Ängstlich drehte ich mich in der Dunkelheit zum Ausgang der Gasse um. Dort trat uns diese Gestalt entgegen und versperrte uns so den Fluchtweg. Was wollte diese Gestalt nur von uns? Was sollten wir tun? Was, wenn er noch Komplizen hatte? Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich konnte es vor Anspannung und Stille hämmern hören, als die Gestalt Schritt für Schritt näher kam. Wir waren gefangen! Und das so weit weg von der Öffentlichkeit! Hier würde uns mit Sicherheit niemand zur Hilfe kommen. Wir waren wie zwei kleine Mäuse in die Falle gelaufen!

Kapitel 9 (Eslins Sicht) - Der Verfolger

Nach dem Klingeln liefen wir gemeinsam wieder zu unserem Klassenraum. Ich versuchte weiterhin, Gokudera zu übertreffen, allerdings jetzt etwas leiser, unauffälliger und weniger auf den Sieg konzentriert. Deshalb bemerkte ich jetzt auch, dass Tsuna und Skaisa sich wohl zusammengeschlossen hatten, und die Aufgaben gemeinsam lösten. Yamamoto hingegen verschlief, wie er bereits angekündigt hatte, den gesamten Nachmittagsunterricht. Nachdem es dann endlich auch das letzte Mal geklingelt hatte, und der Unterricht zu Ende war, ging ich gemeinsam mit Skaisa in die Eingangshalle, wo sich unsere Schließfächer befanden. Ich war müde. Schule in Japan dauerte einfach zu lange. Wie schafften die Japaner es nur, jeden Tag so lange zur Schule zu gehen, ohne dabei durchzudrehen? Sicherlich gewöhnte man sich mit der Zeit einfach daran. Ich nahm meine Sachen aus dem Schließfach, und dann stand Skaisa auch schon wieder neben mir, ebenfalls mit ihren Kleidern und den Schuhen in den Händen. Sie betrachtete meine Sachen, und meinte dann nachdenklich: "Also, so wie ich das sehe, werden wir wohl die ganze Zeit in unserer Schuluniform rumlaufen müssen... Unsere alten Sachen können wir jedenfalls so nicht mehr anziehen..." Ich nickte. "Ja, sieht ganz so aus." Skaisa stöhnte. "Verdammt, dann muss ich also die ganze Zeit so einen kurzen Rock tragen? Och nö..." "Das wirst du schon überleben", versuchte ich sie aufzuheitern. "So lange du nur aufpasst, wie du dich hinsetzt, ist alles okay." Ich lächelte und ging schon einmal zu Tsuna, der ebenfalls gerade an seinem Spind stand. Einen Augenblick später folgte mir auch Skaisa. Gemeinsam mit Gokudera, Yamamoto und Kyoko, die wenig später auch dazu kamen, verließen wir das Schulgebäude. "Wo ist denn Ryohei?", fragte Skaisa, und mir fiel auf, dass ich seine Abwesenheit bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte. "Der ist noch beim Boxtraining", erklärte Kyoko und lächelte. Mir war aber noch etwas anderes aufgefallen: "Habt ihr eigentlich alle den gleichen Schulweg? Oder wieso kommt ihr alle mit?" "Wir wohnen alle in etwa in der gleichen Richtung, ja, deshalb begleiten wir Tsuna meistens noch ein Stück weit", antwortete Yamamoto. Ich wandte mich zu Gokudera. "Und was ist mit dir?", fragte ich ihn noch einmal extra. "Ich begleite Juudaime immer bis nach Hause, das ist immerhin mein Job als seine rechte Hand. Schließlich könnte ihm auf dem Weg nach Hause ja sonst was passieren", entgegnete er unfreundlich. Seine rechte Hand also? Ob Tsuna das wohl auch so sah? Er schien ja manchmal nicht so glücklich mit ihm zu sein. "Kyokooo! Tsuna-san! Ich bin so happy euch zu treffen!" Ein Mädchen mit braunen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren, das ebenfalls noch ihre Schuluniform trug, allerdings nicht die der Namimori-Schule, kam auf uns zu gelaufen. "Oh, hallo, Haru!", wurde sie von Kyoko begrüßt. Kaum war sie vor uns stehen geblieben, musterte sie Skaisa und mich überrascht. "Ha hi? Wer sind die zwei Mädchen hier denn?" Wir starrten zurück. "Das sind Skaisa und Eslin. Sie sind seit heute in unserer Klasse und Freunde von Tsuna-kun", stellte Kyoko uns vor. "Ha hi? Freunde von Tsuna-san?" Sie lächelte. "Hallo. Ich bin Haru. Haru ist happy euch kennenzulernen." Irgendwie wirkte sie auf mich wie eine Art dunkelhaarige und einige Jahre jüngere Misa Misa. Sie war fast genauso hyperaktiv und außerdem sprach sie ebenfalls von sich selbst in der dritten Person, obwohl das relativ oft bei weiblichen Charakteren in Animes vorkam, meistens, damit sie niedlich wirkten. Eine Zeit lang hatte ich das auch aus Versehen manchmal gemacht, doch zum Glück hatte ich mir das inzwischen wieder abgewöhnt. "Kyoko-chan, eigentlich wollte Haru fragen, ob du mit ihr shoppen gehst. Hast du Lust? Wir können ja auch Eslin-san und Skaisa-san inviten mit uns zu kommen." "Das ist eine gute Idee", hörte ich plötzlich Reborns Stimme. Tsuna und Skaisa erschraken wieder beide. Doch von allen anderen wurde er sofort freundlich begrüßt. "Yo, Baby!" "Reborn-san!" "Reborn-kun!" "Reborn!" "Die beiden Mädchen sollten sich mal amüsieren gehen", fuhr er fort. "Nach dem, was sie in letzter Zeit alles erlebt haben, tut ihnen ein wenig Entspannung bestimmt gut. Und außerdem könnten sie neue Klamotten wohl gut gebrauchen." "Und wovon sollen wir uns die neuen Klamotten kaufen? Wir haben doch gar kein Geld!", gab Skaisa zu bedenken. Reborn lächelte. "Macht euch darum keine Sorgen, hier habt ihr ein wenig Geld", sagte er. Dabei drückte er Skaisa eine braune Papiertüte in die Hand. "Das ist ein Geschenk vom Kyuudaime, also vom Neunten. Nachdem ich von euch berichtet habe, und er erfahren hat, dass ihr anscheinend etwas mit einer alten Freundin von Primo zu tun habt, bat er mich, euch so gut wie möglich zu unterstützen. Skaisa öffnete die Tüte, und hielt erschrocken den Atem an. "Aber... aber das können wir doch nicht annehmen!", versuchte die abzulehnen. Neugierig sah ich ihr über die Schulter, und erstarrte ebenfalls. So viel Geld...! "A-aber Skaisa, das ist ein Geschenk des Neunten, das können wir doch auch nicht ablehnen!", versuchte ich Skaisa zu überzeugen. "Es ist unhöflich, wenn man Geschenke ablehnt. Also nimm es an, und lass uns shoppen gehen!" Unsicher blickte Skaisa zu Reborn, doch der bestätigte meine Meinung nur noch einmal. "Ja, nimmt es ruhig an. Kein Problem. Und viel Spaß beim shoppen!" Sofort war er wieder verschwunden. Kyoko und Haru hakten sich bei uns unter, und so blieb Skaisa nichts anderes übrig, als mitzukommen. Tsuna rief uns noch ein freundliches "Bis später!" hinterher, und wir machten uns auf den Weg zur Einkaufsmeile. Skaisa schien sich noch Sorgen zu machen, ob sie das Geld wirklich hatte annehmen sollen, deshalb flüsterte ich ihr zu: "Mach dir keine Sorgen. Das ist 'ne Mafia, die haben so viel Geld. Die können sowas." Damit konnte ich sie zumindest erst einmal beruhigen.

Als wir schließlich in der Einkaufsmeile ankamen, konnte ich mich vor Erstaunen fast nicht mehr einkriegen. Ich hatte zwar erwartet, dass es hier eine Menge Geschäfte geben würde, aber mit so vielen hatte ich dann doch nicht gerechnet. Hier gab es wirklich die verschiedensten Geschäfte: mehrere Läden mit asiatischer Kleidung und andere mit europäischer Kleidung, mehrere Schuhgeschäfte, Elektronikgeschäfte, Buchhandlungen und sogar eine Buchhandlung extra für Mangas, in die ich unbedingt einmal hinein wollte. Und sogar ein ein Maid- und ein Butlercafé gab es hier! Man konnte hier alles finden, was man sich nur vorstellen konnte. Für wirklich jeden Geschmack war etwas dabei. Ich zog Skaisa aufgeregt am Arm. "Skaisa, bitte, bitte lass uns mal in das Butlercafé und in den Mangaladen gehen! Bitte! Ich möchte da so gern mal rein!", rief ich aufgedreht und hüpfte dabei auf der Stelle. Dann versuchte ich sie in die Richtung zu ziehen. "Nein, Eslin!", sagte sie fast wie zu einem Hund. "Zuerst kaufen wir uns neue Klamotten, das ist im Moment am wichtigsten. Danach können wir meinetwegen auch in den Mangaladen gehen." Ich ließ meinen Kopf ein wenig hängen. "Okay...", gab ich mich geschlagen. "Aber danach gehen wir da rein! Versprich es!", beharrte ich dennoch darauf, wenigstens später noch dorthin gehen zu können. Skaisa willigte ein. "Jaja, ist ja gut. Ich verspreche es dir." Haru und Kyoko lachten nur und zeigten uns einen Laden, der sich eine Straße weiter befand. "Das ist unser Lieblingsladen dort gehen wir immer shoppen. Kommt mit! Vielleicht findet ihr dort ja auch etwas, das euch gefällt."

Das Geschäft war um einiges größer als die Geschäfte, die ich kannte, aber das lag vermutlich daran, dass Skaisa und ich in einem eher kleinen Ort in Deutschland gelebt hatten. Es gab total viele verschiedene Kleidungsstücke in allen möglichen Stilrichtungen. Haru und Kyoko schienen sich über unsere Reaktion zu amüsieren. "Hihihi. Was braucht ihr denn eigentlich alles?", wollte Kyoko dann wissen. "Eigentlich alles...", antwortete Skaisa sofort. "Ha hi? Alles? Wieso das denn?", fragte Haru verwundert. "Ähm... äh...", versuchte Skaisa eine Erklärung zu finden. Wir konnten ja schlecht sagen, das wir durch eine Art Zufall aus einer anderen Welt hierhergekommen waren und deshalb keine Sachen dabei hatten. "W-wir sind Bekannte von Tsuna... und wir wollten ihn besuchen... doch irgendwie sind unsere Koffer, in denen all unsere Sachen drin waren, während des Flugs verloren gegangen... und deshalb brauchen wir noch mal alles neu, da wir ja nichts mehr haben..." "Oh, das tut mir leid für euch. Naja, dann gehen wir am besten erst einmal in die Unterwäscheabteilung!" Und schon gingen Kyoko und Haru los, und wir konnten nichts anderes tun, als ihnen zu folgen.

Nachdem wir uns dann erfolgreich durch die Unterwäscheabteilung gekämpft hatten, kamen wir zu den Hosen und Röcken. Was dies anging, war dieser Laden so etwas wie ein Paradies für mich. Hier gab es unzählige Röcke mit Rüschen und Falten, und Schleifen zur Verzierung. "Endlich mal ein Geschäft mit Kleidern, die mir wirklich gefallen!", rief ich, und sprang vor Freude in die Luft. Später bemerkte ich, das auch Skaisa sich in der Abteilung für Röcke aufhielt, und sich nicht wie erwartet nur auf Hosen beschränkte. Sie hatte sich sogar einen Rock ausgesucht, den sie anscheinend kaufen wollte. "Wow, Skaisa, dass du dir einen Rock kaufen willst... das kommt wirklich selten vor.. aber okay, er ist ja auch ziemlich lang..." Skaisa lachte, und suchte sich noch eine Leggings raus. Danach gingen wir zu den Oberteilen, fanden aber nichts, was uns wirklich gefiel. Wir bezahlten und wechselten das Geschäft. Dort wurden wir dann auch bei den Oberteilen fündig, und ich kaufte mir noch ein paar Haarschleifen in allen möglichen Farben, während sich Skaisa ein paar für sie typische Jacken aussuchte. Dann gingen wir zu einem Schuhgeschäft. Die Straßen waren recht voll, und man konnte einfach erkennen, dass in Japan andere Stile in Mode waren als in Deutschland.

Dennoch stach mir eine Gestalt ins Auge, die eine große Sonnenbrille, Mütze und Schal trug, sodass man kaum noch etwas von ihrem Gesicht sehen konnte. Vermutlich fiel er mir besonders wegen seiner besonderen Größe in Verbindung mit diesem seltsamen Outfit auf. Doch ich entschied mich, mir keine Gedanken zu machen, und konzentrierte mich wieder aufs Schuhe kaufen.

Als wir schließlich auch damit fertig waren, dämmerte es bereits. Ich stupste Skaisa an. "Du hattest mir versprochen, dass wir noch in den Mangaladen gehen", erinnerte ich sie. "Ja, okay." Sie wandte sich an Haru und Kyoko. "Ihr müsst nicht mitkommen. So wie ich Eslin kenne, wird das etwas länger dauern. Also könnt ihr ruhig schon nach Hause gehen. Und danke nochmal, dass ihr uns geholfen habt." Kyoko und Haru warfen sich einen kurzen Blick zu, dann fragte Kyoko: "Und wie wollt ihr wieder zu Tsuna-kuns Haus zurückfinden?" "Wie wär's, wenn ihr uns einfach die Adresse aufschreibt?", schlug Skaisa vor. "Wir finden das schon. Und wenn nicht, können wir ja immer noch einen Passanten um Hilfe bitten." Zwar waren die beiden nicht ganz überzeugt, stimmten aber dennoch zu, gaben uns unsere Einkaufstüten und schrieben uns Tsunas Adresse auf. Dann verabschiedeten sie sich, und schließlich waren wir allein.

Die Sonne ging langsam unter. Wir teilten die Taschen zwischen uns auf, sodass jeder von uns in etwa gleich viel tragen musste. "So, wo war jetzt nochmal dieser Mangaladen?", überlegte Skaisa. Ich hatte zwar eine Ahnung, aber da ich mir nicht ganz sicher war, und nicht schuld sein wollte, falls ich mich irrte und wir in die total falsche Richtung laufen würden, sagte ich stattdessen: "Weiß ich nicht mehr genau... wir sind ziemlich oft abgebogen... und wie du weißt, ist mein Orientierungssinn nicht gerade der beste." Skaisa schaute sich um, und plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. "Was ist denn los?", fragte ich, und bemerkte aus dem Augenwinkel die Gestalt, die mir vorhin schon aufgefallen war. War er etwa der Grund, warum sich Skaisa sich so merkwürdig verhielt? "Ich glaube, es ging hier lang", meinte sie schließlich, griff nach meiner Hand, und zog mich hinter ihr her. Sie warf einen Blick über die Schulter und verstärkte den Griff um mein Handgelenk noch. Ich musste mich nicht umsehen, um zu wissen, dass wir tatsächlich verfolgt wurden. Skaisa wurde immer schneller, bis wir beide schließlich rannten. Sie führte mich durch verschiedene Straßen, bog immer wieder ab und hoffte wohl, unseren Verfolger so abhängen zu können. Der Himmel über Namimori wurde immer dunkler. Viel zu spät bemerkten wir, dass wir uns immer weiter von den belebten Straßen entfernt hatten, und uns unser Weg jetzt durch abgelegene Gassen führte. Dann bogen wir schließlich ohne nachzudenken in eine Sackgasse ab. Zwar bemerkten wir unseren Fehler schnell, aber es war bereits zu spät. Die Gestalt tauchte am Anfang der Gasse auf, und versperrte uns so den Fluchtweg. Zwar wussten wir noch nicht, was er überhaupt von uns wollte, aber da er uns so weit gefolgt war, schien er wohl nichts Gutes im Sinn zu haben. Vielleicht hatte er gesehen, wie viel Geld wir dabei hatten. Oder war es noch etwas anderes? In einer anderen Welt war immerhin vieles möglich. Die Gestalt machte einen Schritt auf uns zu. Verdammt! Was sollten wir machen? Wir saßen in der Falle!

Kapitel 10 (Namina und Rion) - Hoffnungslosigkeit

"Bist du verrückt?! Geh aus dem Weg, Namina!", rief Rion entsetzt. Sowohl der Drachenkrieger als auch Namina zückten ihre Schwerter. Sie war entschlossen den Angriff abzublocken. "Nein! Ich werde nicht aus dem Weg gehen!" Die Klingen kreuzten sich und Namina stieß ihn zurück. "Ich werde nicht zulassen, dass du von diesem Biest getötet wirst!" Es versuchte links anzutäuschen, um dann von rechts anzugreifen, doch Namina wich geschickt aus und entrann der tödlichen Klinge nur um Haaresbreite. "Aber es wird nicht verschwinden, bevor es mich umgebracht hat!", versuchte Rion sie zu überzeugen, nun doch aus dem Weg zu gehen. Aber Namina hörte nicht auf ihn und sah ihre Chance gekommen, die nun schutzlose Seite des Biestes zu attackieren. Doch plötzlich drehte es sich blitzschnell um und verpasste ihr mit seiner Klaue einen harten Hieb vor die Brust, sodass sie mehrere Meter zurückgeschleudert wurde. Blutend schlitterte sie über den verstaubten Boden und blieb einen Augenblick lang benommen sowie bewegungslos liegen. Dies bedeutete in einem Schwertkampf normalerweise den sicheren Tod! "Namina!!" Entsetzt hechtete Rion zu ihr. Er kniete sich neben sie und überprüfte ihren Puls. Gott sei Dank! Sie lebte noch! Währenddessen weideten Itami und Hitoshi sich an dem verzweifelten Kampf und den Schmerzen der beiden und verfolgten mit Interesse das Geschehen. Rion hatte nun keine Wahl mehr. Denn das Biest verfiel in Raserei und griff nun alles an, nicht nur Rion, sondern auch Namina. Also zog auch er sein Schwert aus der Scheide, ließ Namina auf dem Boden zurück und stürzte auf die Statue zu, die Klinge erhoben wie eine Lanze. Er bemerkte nicht, dass Namina wieder zu sich kam und sich aufrappelte. Unüberlegt versuchte er die Spitze seines Schwertes in den Leib des Ungetüms zu rammen. Doch wie er es sich hätte denken können, zerbarst die Klinge an dem Körper aus Stein, der ihm da gegenüberstand. Während Rion geschockt das zersplitterte Schwert anstarrte, unfähig schnell genug denken und reagieren zu können, holte die Statue mit ihrer eigenen Klinge aus. Doch bevor sie ihm diese in den Körper rammen konnte, stieß Namina ihn zur Seite. Das Schwert durchschnitt ihr Fleisch und bohrte sich in ihren Körper. Durch die leichte Aufwärtsbewegung des Biestes verlor sie den Bodenkontakt und wurde wortwörtlich von dessen Klinge aufgespießt. Namina realisierte es erst gar nicht, doch dann überrollten sie die Wellen des Schmerzes und sie schrie unter Qualen auf und spuckte dabei Blut. "Naminaaaa!!!", schrie Rion entsetzt. Das Ungetüm deutete die Schreie als Zeichen für Naminas Tod, senkte sein Schwert etwas und zog es dann mit einem Ruck aus ihrem Körper. Sie fiel auf die Knie, kippte vorn über und knallte mit dem Gesicht auf den staubigen Boden. In dem Glauben, seine Aufgabe erfüllt und den Shokaima getötet zu haben, bildeten sich Risse in dem Steinkörper und mit einem Knacksen und Krachen zerfiel es in tausende von Stücken. Rion stürzte auf Namina zu, drehte sie behutsam auf den Rücken und hob ihren Kopf in seine Arme. Als er sie so sah, konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten und sie tropften auf ihr Gesicht. Doch nachdem Namina ihre Augen geschlossen hatte, reagierte sie auf gar nichts mehr.

In dem Augenblick fing Itami an zu lachen. "Ich hätte durchaus mehr Unterhaltsamkeit von euch erwartet. Das war ja wirklich eine kurze Vorstellung!", spottete sie.

Wut flammte in Rion auf. Wie konnte sie es wagen sich über die Länge des Kampfes zu beschweren, während Namina gerade in seinen Armen starb?! All dies war doch nur Itamis und Hitoshis Schuld!

"Schade, dass die Kleine schon tot ist, das wäre bestimmt noch lustig geworden!", provozierte Itami ihn weiter. Das war zu viel!

Rion küsste Namina liebevoll auf die Stirn und legte sie behutsam auf dem Boden ab. Dann rannte er wutentbrannt auf Itami zu. Er war einfach nur traurig und furchtbar wütend, sodass er nicht mehr klar denken konnte und Itamis herzloses Grinsen verstärkte diesen Zustand zusätzlich. Am liebsten hätte er ihr den Hals umgedreht. Doch er erreichte sie gar nicht erst, denn zuvor machte Hitoshi einen Schritt nach vorne und trat Rion mit voller Wucht gegen den Brustkorb, sodass er mehrere Meter zurückflog. Hart schlug er auf dem Boden auf und hustete Blut. Bestimmt hatte er sich einige Rippen gebrochen. Doch das war ihm im Moment egal. Voller Hoffnungslosigkeit schaffte er es nicht wieder hoch zu kommen und konnte nur zusehen, wie Itami und Hitoshi mit einem Lachen im Inneren des Tempels verschwanden.

"Rion...", nahm er ein schwaches Flüstern wahr. Das hatte er sich wahrscheinlich nur eingebildet. Bestimmt vermisste er Namina jetzt schon so stark, dass er meinte ihre Stimme zu hören. Doch das war sicherlich nicht real. "Rion...!" Da war es schon wieder! Aber Namina war doch tot! "Rion, du Blödmann! Jetzt antworte doch endlich!" Okay, das war wirklich Namina. Sie lebte noch? Er konnte es nicht fassen! "N-naimna ... d-du lebst?", schluchzte er schon fast. Er konnte die Tränen nicht stoppen, die ihm nun vor Freude über die Wangen liefen. Rion versuchte aufzustehen und wankte zu Namina, die noch immer auf dem Rücken auf dem Boden lag. Sie hatte bereits angefangen sich notdürftig zu heilen und musterte Rion besorgt. "Bist du in Ordnung?""Musst du gerade fragen...", entgegnete er besorgt lächelnd. Namina richtete sich unter Schmerzen auf und versuchte aufzustehen. "Los, wir müssen Itami und Hitoshi aufhalten, bevor sie noch Schlimmeres anrichten!" "Aber du bist doch schwer verletzt!", gab er zu bedenken, half ihr aber dennoch auf und stütze sie vorsichtig. "Im Moment gibt es Wichtigeres! Wir müssen um jeden Preis verhindern, dass Itami und Hitoshi auch die andere Welt gefährden!", widersprach sie. Rion wusste genau, dass er sie von diesem Beschluss nicht mehr abbringen konnte und so schleppten sie sich durch das Tor. Doch sie kamen zu spät. Sie konnten gerade noch sehen, wie Itami und Hitoshi in gleißendem Licht verschwanden. "Verdammt, wir kommen zu spät!", fluchte Namina. Rion setzte sie auf dem Altar neben dem Spiegel ab und ließ sich selbst daneben nieder und seufzte. "Also war alles umsonst?", fragte er betrübt. "Das glaub ich jetzt einfach nicht!", rief Namina aufgebracht, stand auf und schlug mit der Faust gegen den Spiegel, zuckte sofort zurück und sackte in sich zusammen. Rion griff ihr unter die Arme und stützte sie erneut. "Wenn wir doch nur Skaisa und Eslin mitgenommen hätten, die könnten uns jetzt bestimmt helfen!", dachte Rion laut nach. Ehe sie sich versahen, leuchtete der nun von Naminas Blut beschmierte Spiegel auf und tauchte auch sie ins gleißendes Licht.

Kapitel 11 (Skaisas Sicht) - Severo-Famiglia

Ich starrte die Gestalt am Ende der Gasse entgeistert an. Mein Gehirn versuchte schnell sich etwas auszudenken, doch egal wie hart es arbeitete, es fand keine Lösung und kam nicht so richtig vom Fleck. Ich konnte nur einen Satz denken, der sich tausendmal wiederholte, im Takt zu meinem rasenden Herz: Was sollten wir machen? Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass Eslin mich hilfesuchend ansah. Doch ich war genau so hilflos wie sie. Alle meine Sinne waren geschärft und in Alarmbereitschaft, während ich die Gestalt nicht aus den Augen ließ. Die Gestalt machte einen Schritt nach vorn. Aus Instinkt machten wir sogleich einen zurück. Im Kopf rechnete ich mir aus, wie hoch unsere Chancen waren ihn zu überwältigen und zu flüchten. Trotz seiner Größe sollte ich ihn besser nicht unterschätzen. Wer wusste, was das für ein Typ war... Tsuna und seine Freunde gehörten ja schließlich auch zu einer Mafia...

"Ihr braucht keine Angst zu haben", versuchte die Gestalt mit einer zwar eher hohen, aber für seine Größe dunklen, sanften Stimme zu vermitteln. Verblüfft und erstaunt sah ich ihn an, wie er seine riesige Sonnenbrille, seine Mütze und seinen chinesischen, lila Kittel ablegte. Zum Vorschein kam ein Baby, welches auf Stelzen stand, mit großen braunen, ernst und zugleich sanft blickenden Augen, schwarzen, zu einem Zopf geflochtenen Haaren - ein sogenannter 'chinesischer Zopf'- , in einem roten, chinesischen Gewand mit viel zu langen Ärmeln und weißer Hose, mit einem kleinen Äffchen auf seinem Kopf sitzend. "Ich heiße Fon.", stellte er sich vor und verneigte sich etwas. "Und ich nehme an, Ihr seid Salia Eslin und Ceiyate Skaisa, richtig? Es ist schön Euch kennen zu lernen.", sagte er, als er näher kam. Ich war total verblüfft, sodass ich kein Wort heraus brachte. Woher kannte er unsere Namen? Und was wollte er eigentlich von uns? Eigentlich war das alles sehr merkwürdig und ich sollte misstrauisch sein und versuchen abzuhauen, weil er unheimlich war. Aber irgendwie strahlte er eine Ruhe aus, die einen hinderte einfach abzuhauen.

Er wollte gerade noch etwas sagen, als Eslin ihn unterbrach. "Oh, wie süß!!", schrie sie, stürzte auf ihn zu, nahm ihn hoch in die Arme und durch wuschelte seine Haare. Fon schien sichtlich verblüfft, ließ aber alles über sich ergehen. "Oh, du bist ja total niedlich!", rief Eslin erneut aufgeregt. Entgeistert starrte ich sie an. "Eslin! Hör auf damit! Wie kannst du so etwas tun?" Eslin besann sich und ließ Fon wieder runter. "Das war total naiv und unvorsichtig!", fuhr ich fort, obwohl ich sie einigermaßen verstehen konnte. Aber trotzdem! "Er ist ein Fremder! Es hätte wer weiß was passieren können! Sei froh, dass er so gutmütig ist!", tadelte ich erbost. "Aber er ist doch so knuffig!", versuchte Eslin sich zu Verteidigen. Das war doch wohl nicht als ernstes Argument gemeint, oder? Ich seufzte. Naja. Das war halt Eslin. Warum wunderte mich das eigentlich noch?

"Außerdem, erinnert er mich an Reborn...", meinte Eslin noch zusätzlich. Würde sie Reborn wirklich auch so überfallen und durch wuscheln? Ich stellte mir dies gerade bildlich vor, wie Reborn ihr anschließend eine Pistole an die Schläfe hielt und abdrückte... Mir lief es kalt den Rücken runter. Ich fand Reborn gruselig. Wie konnte so ein Baby zur Mafia gehören? Er schien zu uns zwar ganz nett zu sein, aber zu Tsuna war total unbarmherzig und abfällig.

Fons nicken riss mich wieder in die Realität zurück. "Reborn-san ist tatsächlich ein Bekannter von mir." Daher kannte Fon wahrscheinlich auch unsere Namen... Obwohl, 'Bekannter' hieß nicht immer gleich 'Freund' es könnte genauso gut 'Feind' heißen...

"Genau wie er, bin auch ich einer der sieben Arcobaleno.", fuhr Fon fort. "Arcoba-was?", fragte ich verwirrt. Doch meine Frage wurde übergangen. "Reborn-san hat mir von euch erzählt.", sagte er. Damit wäre geklärt, dass er wohl mit Reborn mindestens ein neutrales Verhältnis haben musste. Dann wühlte er in seiner Tasche. Wieso wurde ich von ihm eigentlich ignoriert? Hatte er mich nicht beachtet, oder wollte er nicht antworten?

Fon holte ein edel verziertes, wertvoll wirkendes Kästchen, mit einer Art Wappen aus seiner Tasche hervor. Das Symbol auf dem Kästchen war ein Wappen mit einem großen acht kantigen Stern, sowas wie ein Pentagramm, nur, mit 8 Zacken.. also ein Octogramm? oder Achtstern, der umgeben von sieben kleinen sechskantigen Sternen war. Über dem Wappen war ein Ying und Yang Zeichen abgebildet, in einem Kreis mit seltsamen Schnörkeln darum, dass sich wie ein Halbkreis von oben an das Wappen schmiegte. Unter dem Wappen konnte man zwei gekreuzte Schwerter sehen, die wieder mit einem Schnörkelhalbkreis umrahmt waren. Das Ganze sah sehr edel und mystisch aus, als ob es das Wappen einer Adelsfamilie wäre.

Als Fon das Kästchen öffnete, kamen mehrere Ringe zum Vorschein. Es waren sechs Ringe. Doch zwei fehlten Anscheinend, denn zwei Vertiefungen waren leer.

Alle Ringe waren eher schlicht gehalten. Fünf dieser Ringe waren einfache schmale Ringe, mit einer runden Platte, in der ein achtkantiger Stern eingraviert war, und in der Mitte ein Zeichen. Es gab die Zeichen einer Windhose, einer Sonne, einer Wolke, eines Blitzes und vier kleine Nebelschwaden, wenn ich mich nicht irrte. Nur der Ring in der Mitte fiel etwas aus dem Konzept. Er war ein kleines bisschen breiter als die Anderen, hatte zwar ebenfalls einen achtkantigen Stern eingraviert, allerdings kreuzten sich in seiner Mitte zwei Schwerter. Außerdem war der eingravierte Stern noch von einem Kreis mit unleserlichen Zeichen umrahmt und der Ring an sich war auch mit Schnörkeln verziert. Als ich genauer hinsah, fiel mir auf, dass der Ring fast alle Elemente des Wappens beinhaltete.

"Diese Ringe werden seit Generationen in meiner Familie weitergegeben, um auf sie aufzupassen. Doch die Ringe sind nicht für uns bestimmt, sondern warten auf Jemand anderen. Und falls dieser Jemand auftauchen sollte, würden die Ringe auf ihn reagieren.", erklärte Fon und sah uns bedächtig an.

"... Und was haben wir jetzt damit zu tun?", fragte ich verunsichert. Natürlich hatte ich schon eine Ahnung, worauf er hinaus wollte. Aber ich konnte es nicht glauben und musste daher noch einmal nachfragen. Nicht, dass ich noch voreilige Schlüsse zog. Doch aus den Augenwinkeln sah ich, wie Eslin mit den Augen rollte. Ach Eslin, so dumm war ich auch nicht! Ich hatte ja auch eine Ahnung. Aber sicher konnte man sich nicht sein.

"Ganz einfach", fuhr er gelassen fort, als ob er so eine Frage erwartet hätte. "Die Ringe haben auf Euch reagiert. Das bedeutet, dass Ihr die rechtmäßigen Besitzer seid."

"Aber wieso sollen gerade wir die rechtmäßigen Besitzer sein? Wir kommen doch noch nicht einmal von hier! Und Ihre Familie kennen wir doch auch nicht!", entgegnete ich verwirrt. Ich konnte es nicht glauben. Außerdem, war das doch völlig unmöglich! Seit wann konnten Ringe denn bitte auf Menschen reagieren? Und warum dann ausgerechnet auch noch auf uns?

"Und was ist überhaupt das besondere an diesen Ringen?", fügte Eslin neugierig hinzu.

"Zunächst einmal, ist es nicht wichtig, dass ihr nicht von hier seid und meine Familie nicht persönlich kennt. Die Ringe haben euch dennoch ausgewählt.", erklärte Fon als wäre dies die natürlichste Sache der Welt. "Dies sind die Severoringe."

"...Die Was?", fragte Eslin verständnislos.

"Jetzt lasst mich doch ausreden.", beschwerte sich Fon ruhig. "Die Severo ist eine in Vergessenheit geratene Mafia-Famiglia, die damals jedoch auf dem selben Stand war wie die Vongola. ... Ihr wisst vom Kampf gegen die Varia?"

Eslin und ich nickten.

"Dort ging es um den Nachfolger des neunten Bosses dieser Famiglia und die Ringe, einen für den Boss, und jeweils einen für seine sechs Wächter. Die Severo, hatte ebenfalls Ringe, und war mit der Vongola verbündet. Bis sie, aus mir unbekannten Gründen, im Untergrund verschwand und sich auflöste. Die Ringe jedoch wurden vorher meiner Familie anvertraut, die damals mit dem Boss dieser Famiglia in Verbindung stand. Sie sollten reagieren, sobald ein Nachkomme dieses Bosses auftauchen würde, der die Famiglia weiter führen könnte.", erläutere Fon und sah uns nachdenklich an.

D-das ging doch nicht! "Und wir sollen also angeblich diese Nachkommen sein? Das ist doch völlig unmöglich!", erwiderte ich erschrocken und richtete mich kerzengerade auf.

Eslin beugte sich zu mir. "Skaisa, wir sind vor ein paar Tagen durch einen Spiegel in diese Welt gelangt. Hältst du wirklich noch irgendetwas für unmöglich? Außerdem, wo ist denn deine Ur-Ur-Ur-Großmutter abgeblieben?", flüsterte sie mir zu und sah mich eindringlich an.

Erschrocken sah ich zurück. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Aber Recht hatte sie. Wieso wunderte ich mich noch, nach dem, was in den letzten Tagen alles passiert war...? Trotzdem wollte das alles nicht in meinen Kopf.

Fon hatte Eslin nicht gehört, und antwortete bestimmt auf meine Frage. "Doch, du bist ihr Nachkomme. Dein Nachname beweist dies. Ceiyate Skaisa. Nimmst du das Erbe an, und wirst der Severo Boss der zweiten Generation?"

Geschockt starrte ich ihn an. "Was? Wie? ... Ähm, n-nein...?"

"Doch!", warf Eslin entschlossen ein.

"Was? Nein! Eslin! Wie kommst du darauf? Wie soll ich denn Mafiaboss werden? Ich?", ich sah sie verschreckt und hilflos an.

"Keine Ahnung. Aber du wirst es! Und ich werde deine rechte Hand!", entgegnete sie schulterzuckend und zwinkerte mir zu. Über so etwas machte man doch keine Witze! Eslin! Mafia?! Nein! Eine Mafia erpresst andere Leute! Sie tötet nur um Profit zu machen! Eine Mafia zu gründen ist illegal!

Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, fuhr Fon fort.

"Ich werde euch auch stets zur Seite stehen, wenn ihr mich braucht. Also? Wie entscheidet ihr euch? Nehmt ihr an?"

"Klar! Cool! Natürlich nehmen wir an!" Eslin war wirklich Feuer und Flamme.

"Was? Nein!", versuchte ich verzweifelt abzulehnen.

"Also ist es entschieden. Ich übergebe euch die Ringe, und ihr seid nun die Erben der Severo-Famiglia." Wieso zum Teufel wurde ich einfach übergangen und ignoriert?! Es war schließlich mein Leben, dass sich gerade von Grund auf ändern sollte! Also warum durfte ich nichts dazu sagen?

"Juhuu!", freute sich Eslin und machte einen kleinen Freudensprung.

"Was?!" Hallo! Wieso kümmert es keinen, was ich zu diesem Thema meine?!

"Mal sehen... Also Ceiyate-san bekommt, auf jeden Fall den Himmelsring, den Ring des Bosses. Salia-san... Der Wächter des Sturms muss sich stets zum Kern des Geschehens machen. Er ist der tobende Sturm, der nie zu Ruhe kommt. ... Dies passt wohl am besten zu dir. Ich übergebe dir also den Sturmring.", dachte Fon laut nach und übergab Eslin den Ring mit dem Symbol der Windhose und reichte mir den Ring, der anders als die Anderen aussah. Ich seufzte. Ich konnte mich ja eh nicht wehren. Also gab ich mich für den Moment geschlagen und nahm den Ring entgegen. Als ich ihn berührte, überkam mich ein seltsames Gefühl der Vertrautheit, als ob der Ring bereits ein Teil von mir wäre.

Als nächstes drückte mir Fon das Kästchen mit den weiteren Ringen in die Hand. "Nun gut. Hier sind die restlichen Ringe. Bildet eine starke Famiglia! Ich werde euch immer mit Rat und Tat zur Seite stehen! Aber vergebt die Ringe weise, und achtet auf euch!" Er trat ein paar Schritte zurück und verbeugte sich. "Ich muss nun weiter. Auf Wiedersehen!" Dann war er verschwunden.

Verwundert rieb ich mir die Augen. War das gerade wirklich passiert?

"Wow, eine eigene Famiglia! Ist das nicht toll?", jubelte Eslin.

"Was daran ist toll? Und warum soll ich unbedingt der Boss sein? Eine Mafia ist doch illegal!", protestierte ich.

"Würdest du wirklich mir so eine Gruppe anvertrauen?", fragte sie mich skeptisch. "Dann würde sie wirklich zu einer Mafia werden. Wenn du der Boss wirst, kannst du uns immerhin davon abhalten zu einer richtigen Mafia zu werden. Und damit, wäre das Ganze auch nicht mehr illegal.", zwinkerte Eslin mich an. "Außerdem, haben wir keine Ahnung wie wir wieder in unsere Welt kommen sollen. Durch die Mafia, können wir neue Kontakte knüpfen, die uns weiter helfen könnten. Und wir wissen nun schließlich auch, dass es eine Verbindung zu deiner Ur-Ur-Ur-Großmutter gibt. Wenn wir Jemanden finden, der uns einen Anhaltspunkt liefern kann, was damals passiert ist, finden wir so eventuell auch einen Weg wieder zurück. Eine andere Möglichkeit haben wir im Moment nicht."

Ich seufzte. "Du hast ja Recht...", stand ich ihr zu. War unsere Lage wirklich so aussichtslos?

Wir standen einen Moment lang planlos in der Gasse rum.

"Übrigens ist es stockfinster. Ich kann dich kaum noch sehen.", bemerkte Eslin dann. "Sollten wir nicht langsam mal nach Hause gehen? Bzw. zu Tsuna nach Hause?"

"Ach, nee! Und in welcher Richtung glaubst du ist Tsunas Haus?", entgegnete ich ironisch.

"Ähm, weiß ich doch nicht! Du bist doch hier vorhin wie eine irre durch die Gassen gelaufen und hast mich mitgezogen! Außerdem hast du hier von uns beiden den besseren Orientierungssinn!", versuchte sie sich rauszureden.

"Wir wurden verfolgt! Ich war in Panik! Glaubst du, ich hätte mir da den Weg gemerkt?", rechtfertigte ich mich verzweifelt.

Selbst im Dunklen bemerkte ich, dass Eslin mich ansah. Synchron ließen wir einen lauten Seufzer ertönen. "Und was machen wir jetzt?", fragte Eslin trübsinnig.

"Ich würde sagen, wir versuchen mal aus diesen dunklen Gassen herauszufinden und keinen zwielichtigen Gestalten mehr über den Weg zu laufen", schlug ich vor und lief los, aus der Sackgasse heraus. Eslin dicht hinter mir, irrten wir durch die Gegend auf der Suche nach der Einkaufsmeile. Wie hatte ich auch nur so dumm sein können mich mit Eslin von den belebten Straßen zu entfernen? Nun gut. Glücklicherweise hatte sich unser Verfolger als freundlich gesinnt herausgestellt. Aber was wäre passiert wenn nicht? Das wollte ich mir gar nicht erst vorstellen. Wir mussten schnell hier weg, bevor wir noch in dieser Dunkelheit einem richtigen Kriminellen begegneten.

Wir bogen gerade in eine etwas breitere Straße ein, die daher wahrscheinlich näher an der Einkaufsmeile sein musste, als ich im dunkeln gegen etwas lief.

Es musste ein junger Mann gewesen sein, der auf jeden Fall größer war als ich, auch wenn das nun wirklich kein Kunststück war... Denn ich war gegen seine Brust gelaufen und wieder abgeprallt.

Ich wollte gerade zur Entschuldigung ansetzen, als Eslin gegen mich stieß. "Warum bleibst du denn so abrupt stehen?", wunderte sich Eslin und stolperte zur Seite.

Bevor ich antworten konnte, hörte ich etwas klicken, wie das Entsichern einer Pistole und spürte das kalte Metall an meiner Stirn.

Kapitel 11 (Eslins Sicht) - Severo-Famiglia

Während die Gestalt ein Stück näher kam, wichen wir instinktiv weiter zurück. Ich versuchte, mir irgendeinen Plan auszudenken, wie wir aus dieser ganzen Sache wieder herauskommen konnten. Doch so sehr ich auch nachdachte, mir fiel einfach nichts richtiges ein. Sicherlich konnten wir versuchen, an ihm vorbei zu gelangen und wegzurennen. Aber wie hoch stand unsere Chance, dass dies auch gelingen würde? Wir kannten diese Welt noch nicht wirklich, wer wusste also, was es hier alles für Typen gab. Später war diese Person noch irgendein Shinigami mit Ausbildung in Ninjakünsten, der auf der Suche nach einem Mittel gegen das Gift, das ihn geschrumpft hatte, war und nebenbei noch die Weltherrschaft anstrebte. Ich verwarf den Gedanken gleich wieder. Ich las echt zu viele Mangas... Dennoch, wir sollten ihn zumindest nicht unterschätzen.

„Ihr braucht keine Angst zu haben", meinte die Gestalt plötzlich mit ruhiger, sanfter Stimme. Ich sah zu ihm und bemerkte, dass er inzwischen seinen Kittel ausgezogen hatte, ihn gerade auf den Boden fallen ließ, und als nächstes Sonnenbrille und Mütze ablegte. Jetzt trug er nur noch ein rotes, chinesisches Gewand, und war noch um einiges kleiner. Anscheinend war er bis jetzt auf Stelzen gelaufen.

Nun verbeugte er sich ein wenig. „Ich heiße Fon. Und ich nehme an, dass ihr beiden Salia Eslin und Ceiyate Skaisa seid, richtig? Freut mich, euch kennenzulernen." Ich hörte seinen Worten gar nicht mehr richtig zu. „Oh wie süß!", rief ich stattdessen, rannte auf ihn zu und nahm ihn hoch in meine Arme. Dann durchwuschelte ich freudig seine zu einem lockeren Zopf geflochtenen, schwarzen Haare. „Du bist ja total niedlich!", meinte ich erneut. Angst vor ihm hatte ich keine mehr. Seine Frisur erinnerte mich ein wenig an Ranma Saotome. Ob er sich wohl auch in ein Mädchen verwandeln würde, wenn ich ihm kaltes Wasser über den Kopf schüttete?

Doch Skaisa rief mich wieder zur Ordnung. „Eslin! Hör auf damit! Wie kannst du nur so etwas tun? Das war total unvorsichtig von dir!", ermahnte sie mich aufgebracht. Ich besann mich, und ließ Fon wieder auf den Boden. „Er ist ein Fremder! Weißt du, was alles hätte passieren können?! Sei froh, dass er so gutmütig ist!", fuhr Skaisa fort.

Ich versuchte mich zu verteidigen. „Du weißt doch, wie ich manchmal bin. Und außerdem ist er doch so knuffig!" Das war zwar nicht gerade ein Argument mit großer Überzeugungsstärke, aber immerhin besser als gar nichts. Und etwas anderes fiel mir im Moment nicht ein. Ich musterte Fon noch einmal genauer. „Irgendwie erinnert er mich an Reborn", stellte ich fest. Immerhin war er in etwa genauso groß, und auch sein Auftreten hatte etwas von Reborns Art, wenn dieser nicht gerade mit Tsuna stritt.

Er nickte. „Reborn-san ist tatsächlich ein bekannter von mir. Genau wie er bin ich einer der sieben Arcobaleno." „Arcoba-was?", fragte Skaisa sofort. Das würde mich allerdings auch interessieren. Wer oder was waren die sieben Arcobaleno? Doch Fon reagierte nicht weiter darauf. Stattdessen fuhr er fort: „Reborn-san war es auch, der mir von euch erzählt hat."

Mit diesen Worten holte er ein edel verziertes Kästchen mit einem Wappen darauf aus seiner Tasche hervor. In der Mitte des Wappens war ein acht kantiger Stern zu sehen, der von mehreren kleinen, sechs kantigen Sternen umgeben war. Unter dem Stern waren zwei gekreuzte Schwerter abgebildet, die von Schnörkeln umrahmt wurden, genau wie auch ein Yin und Yang Zeichen über dem Stern.

Als er das Kästchen öffnete, kamen darin sechs Ringe zum Vorschein. Fünf davon sahen sich sehr ähnlich. Es waren schmale Ringe mit einer kleinen Platte, in die ein acht kantiger Stern eingraviert war. Das einzige, worin sie sich unterschieden, war das Symbol in der Mitte des Sterns. Der sechste Ring aber war breiter, mit kunstvollen Schnörkeln verziert, und es war wieder der gleiche, acht kantige Stern eingraviert, in dessen Mitte diesmal aber die gekreuzten Schwerter, die auch in dem Wappen vorkamen, zu sehen waren. „Diese Ringe werden seit Jahrzehnten in meiner Familie weitergegeben. Es ist unsere Aufgabe, sie zu behüten, bis derjenige, für den sie gedacht sind, auftaucht. Dann werden die Ringe auf diese Person reagieren. Denn die Ringe sind nicht für uns selbst bestimmt."

„Und was haben wir jetzt damit zu tun?", fragte Skaisa irritiert.

Das war doch klar, worauf Fon hinaus wollte!

„Ganz einfach", meinte Fon auch sogleich. „Diese Ringe sind für Euch bestimmt. Sie haben auf Euch Reagiert, somit seid Ihr die rechtmäßigen Besitzer."

„Aber wieso sollen ausgerechnet wir die Eigentümer dieser Ringe sein? Wir kommen doch gar nicht von hier! Und Ihre Familie kennen wir doch auch nicht!" Skaisa war ziemlich verwirrt.

„Und was ist überhaupt das besondere an diesen Ringen?", fügte ich neugierig hinzu.

„Es ist nicht wichtig, dass ihr meine Familie nicht kennt und nicht aus dieser Gegend stammt. Doch die Severoringe haben euch als ihren Besitzer erkannt."

„Die was?", fragte ich verunsichert.

„Jetzt lasst mich doch erst mal ausreden. Die Severo ist eine in Vergessenheit geratene Mafia-Famiglia, die damals auf dem selben Stand wie die Vongola war."

Eine Mafia-Famiglia?! Das schien ja noch interessant zu werden! Tsuna und seine Freunde hatten ja auch ihre eigene Mafia!

„Ihr wisst vom Kampf der Vongola gegen die Varia?", fragte Fon dann.

Wir nickten.

„In ihrem Kampf ging es um die Nachfolge des neunten Bosses der Vongola, und damit um die Ringe, die dem Boss und seinen sechs Wächtern übergeben werden. Auch die Severo hat, wie ihr seht, solche Ringe. Die Famiglia war damals mit der Vongola verbündet, doch dann verschwand sie aus mir unbekannten Gründen im Untergrund und löste sich auf. Doch die Ringe wurden vorher meiner Familie, die mit dem ersten Boss bekannt war, anvertraut. Sobald ein Nachkomme des ersten Bosses auftauchen würde, der die Famiglia weiterführen könnte, sollten die Ringe auf diesen reagieren und ihm übergeben werden." Fon sah uns eindringlich an.

„Und wir sollen also angeblich diese Nachkommen sein? Das ist doch gar nicht möglich!", protestierte Skaisa sofort.

Doch sie hatte Unrecht.

„Skaisa" , flüsterte ich ihr zu, „wir haben erst vor ein paar Tagen durch einen Spiegel, den wir bei dir zu Hause gefunden haben, eine Reise in eine andere Welt, in diese Welt, gemacht. Denkst du wirklich noch, dass irgendetwas unmöglich sein kann? Außerdem, was denkst du wo zum Beispiel deine Ur-Ur-Ur-Großmutter abgeblieben ist? Immerhin war das ihr Spiegel!" Erschrocken sah sie mich an.

Fon, der meine Worte nicht gehört hatte, antwortete unbeirrt auf Skaisas Frage. „Doch, du bist ihr Nachkomme. Dein Nachname beweist es. Ceiyate Skaisa. Nimmst du das Erbe an, und wirst der Severo Boss der zweiten Generation?"

„Was? Wie? … Ähm, n-nein..?"

„Doch!", fiel ich Skaisa entschlossen ins Wort.

„Was? Nein! Eslin! Wie kommst du darauf? Wie soll ich denn bitte Mafiaboss werden? Ich?!", stammelte sie und sah mich fast schon ein wenig hilflos an.

Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber du wirst es! Und ich werde deine rechte Hand!", meinte ich stolz und grinste. Und ich werde eine bessere rechte Hand als dieser Idiot Gokudera!

„Ich werde an eurer Seite sein, falls ihr mich braucht. Also? Wie entscheidet ihr euch?", wiederholte Fon.

„Klar! Cool! Natürlich nehmen wir an!", rief ich begeistert. Eine Mafia-Famiglia zu gründen? Das verhieß spannend zu werden.

„Was? Nein!", warf Skaisa erneut ein, doch sie wurde weiterhin ignoriert.

„Also ist es entschieden. Ich übergebe Euch die Ringe, und Ihr seid nun die Erben der Severo-Famiglia."

„Juhu!" Ich machte einen kleinen Freudensprung. Skaisa sah mich entsetzt an, doch das kümmerte mich im Moment nicht weiter.

„Mal sehen....", überlegte Fon und machte einen Schritt auf uns zu. Ceiyate-san bekommt auf jeden Fall den Himmelsring, den Ring des Bosses. Und Salia-san... Der Wächter des Sturms muss sich stets zum Kern des Geschehens machen. Er ist der tobende Sturm, der nie zu Ruhe kommt. ... Dies passt wohl am besten zu dir. Also bekommst du den Sturmring", überlegte Fon laut, gab Skaisa den Ring, der sich von den anderen unterschied, und mir einen der anderen Ringe, mit einer Art Windhose als Symbol in der Mitte des Sterns. Dann übergab er Skaisa das Kästchen mit den übrigen Ringen.

„Nun gut. Ich überlasse Euch auch die anderen Ringe. Bildet eine starke Famiglia! Ich werde Euch unterstützen und Euch mit Rat und Tat zur Seite stehen! Vergebt die Ringe weise und passt auf Euch auf!" Er verbeugte sich zum Abschied. „Ich muss nun weiter. Auf Wiedersehen!" Und schon war er wieder verschwunden.

„Wow, eine eigene Famiglia! Ist das nicht toll?", freute ich mich. Doch Skaisa schien alles andere als begeistert zu sein.

„Was soll daran denn bitte toll sein? Und warum muss unbedingt ich der Boss sein? Eine Mafia ist doch illegal!" „Würdest du lieber mir so eine Gruppe anvertrauen?", fragte ich ernst. „Dann würde sie womöglich wirklich eine richtige Mafia werden. Doch wenn du selbst der Boss wirst, kannst du und davon abhalten. Und damit wäre das Ganze auch nicht mehr illegal."

Doch es gab auch noch einen anderen Grund, warum ich sofort an Skaisas Stelle eingewilligt hatte, und den würde ich Skaisa jetzt erklären. „Außerdem haben wir keine Ahnung, wie wir wieder in unsere Welt kommen sollen. Durch die Mafia, können wir neue Kontakte knüpfen, die uns weiter helfen könnten. Und wir wissen nun schließlich auch, dass es eine Verbindung zu deiner Ur-Ur-Ur-Großmutter gibt. Wenn wir Jemanden finden, der uns einen Anhaltspunkt liefern kann, was damals passiert ist, finden wir so eventuell auch einen Weg wieder zurück. Eine andere Möglichkeit haben wir im Moment nicht."

Skaisa seufzte und gab sich geschlagen. „Du hast ja Recht..."

Einen Moment lang standen wir planlos in der Gasse herum.

„Übrigens ist es stockfinster. Ich kann dich kaum noch richtig sehen", meinte ich schließlich. „Sollten wir nicht langsam mal nach Hause gehen? Oder, genauer gesagt, zu Tsuna nach Hause?"

„Ach nee! Und in welcher Richtung liegt Tsunas Haus?", entgegnete Skaisa ein wenig genervt.

„Ähm, weiß ich doch auch nicht! Du bist doch hier vorhin wie irre durch die Gassen gerannt und hast mich mitgezogen! Außerdem hast du von uns beiden bei weitem den besseren Orientierungssinn!", versuchte ich mich rauszureden.

Doch auch Skaisa rechtfertigte sich verzweifelt: „Wir wurden verfolgt! Ich war in Panik! Glaubst du, ich hab mir da den Weg gemerkt?"

„Und was machen wir jetzt?"

„Ich würde sagen, wir versuchen hier irgendwie wieder aus diesen dunklen Gassen herauszufinden. Irgendeinen Weg muss es ja geben! Nur, diesmal sollten wir besser keinen zwielichtigen Gestalten mehr über den Weg laufen..."

Skaisa lief los, und ich folgte ihr und versuchte, möglichst dicht hinter ihr zu bleiben, um sie nicht aus den Augen zu verlieren.

Gerade bogen wir in eine breitere Straße, die bereits näher an den Einkaufstraßen liegen musste, ein, als Skaisa abrupt stehen blieb. Ich konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren, stieß gegen sie und stolperte zur Seite. „Warum bleibst du denn so plötzlich stehen?", wunderte ich mich, als ich eine Person entdeckte, die vor uns stand. Dann hörte ich ein Klicken, das typische Geräusch beim Entsichern einer Pistole, und im nächsten Moment spürte ich kaltes Metall an meiner Stirn.

Kapitel 12 (Skaisas Sicht) - Akayo Kaminari

Der Mann bedrohte uns mit seinen Pistolen! Wir waren kurz davor zu sterben! Ruhig bleiben! Ganz ruhig bleiben! Aber wie?! Wie sollte man in so einer Situation ruhig bleiben?! Natürlich waren wir einer weiteren zwielichtigen Person begegnet! Natürlich! Wie konnte es auch anders sein? Bei dem Glück das wir hatten seit wir hier angekommen waren!

Aber was zur Hölle sollten wir jetzt machen?!

In dem Augenblick ging die Laterne am Ende der Straße an und die Gasse wurde etwas erhellt. Es war zwar eher Zwielicht, als normales helles Licht, aber so konnte ich mein Gegenüber wenigstens ordentlich mustern...

"KAMINARI AKAYO?!", rief ich geschockt, als ich ihn erkannte. Da stand doch wirklich ein total verunsichert wirkender Akayo in dunklem Hemd, Jeans und einer, um seine Hüfte gebundenen, schwarzen Jacke vor uns und bedrohte uns mit seinen Pistolen! Kaum zu fassen! Was war heute nur los?!

"Ceiyate?!", rief er überrascht zurück und nahm die Pistolen runter. Was zur Hölle machte er hier? Ich war völlig verwirrt und zugleich erleichtert, dass es nur Akayo war und kein Stalker oder Krimineller oder so...

"Wer ist das? Und woher kennt ihr euch?", fragte Eslin verwundert.

Ich schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, und wandte mich an Eslin. "Eslin, Das ist Kaminari Akayo, aus unserer Klasse.", stellte ich ihn ordentlich vor und machte eine Handbewegung in seine Richtung. "Und naja... Wir haben uns, wenn auch nicht besonders freundlich, schon unterhalten... Er sitzt neben mir.", erklärte ich mit verkrampften lächeln. Hehe... Wenn ich so an heute Morgen zurück dachte, fand ich ihn gruselig... Warum schleppte ausgerechnet so jemand zwei Knarren mit sich herum?!

"Was? Dieser Yukio sitzt neben dir und geht in unsere Klasse?", fragte Eslin verwundert. Yukio? Wie kam sie denn jetzt auf Yukio? Ah, ich verstehe! Sie meint bestimmt Okumura Yukio, aus Ao no Exorcist... Das war ein Anime, den ich mir mal mit ihr zusammen angesehen hatte... Also musterte ich ihn erneut. Stimmt. Sie hatte gar nicht so unrecht. Akayo sah Yukio wirklich einigermaßen ähnlich...

Daraufhin sah Akayo sie verwirrt an. "Y-Yukio? Nein, ich bi--" Doch weiter kam er nicht.

Eslin machte einen Schritt auf ihn zu und wuschelte durch seine Haare. Akayo starrte sie verblüfft an und wurde rot. Ebenso starrte ich Eslin geschockt an. Ich konnte es wieder einmal nicht fassen, wie naiv Eslin doch war! Er hatte uns vor wenigen Sekunden noch bedroht! Sie verzog aber das Gesicht. "Och schade! Deine Haare sind ja überhaupt nicht wuschelig! Dabei hab ich mich so darauf gefreut, da du aussiehst wie Yukio. Und jetzt hast du unwuschelige Haare! Du bist doof!", beschwerte sie sich, wie ein kleines Kind. Nicht zu fassen! Es war schon fast amüsant.

Akayo fand dies aber anscheinend keines Wegs amüsant, stieß ihre Hand weg und hielt ihr erneut die Waffe an den Kopf, drehte sich aber mit dem Kopf zu mir.

"Apropos.", fing er an mit mir zu reden, und ignorierte Eslin völlig. "Wieso bist du eigentlich bei dieser Dunkelheit hier in diesen abgelegenen Gassen?" Verwundert sah ich ihn an. Er ignorierte Eslin einfach, während er ihr die Pistole an den Kopf hielt, und unterhielt sich ganz einfach, als ob nichts wäre mit mir?!

"Das könnten wir dich genau so fragen!", entgegnete ich.

"... Ich musste noch 'was einkaufen gehen... Und dann, als ich an diesen Gassen vorbei lief..." Er guckte etwas zu seiner Hand. Doch bevor ich seinem Blick folgen konnte, steckte er die Hand wieder weg. "Ach. Geht dich sowieso nichts an! Also, wieso bist du hier?", lenkte er von sich ab. Ich blickte ihn etwas misstrauisch an.

"Naja... Wir waren ebenfalls Einkaufen und da merkten wir plötzlich, dass wir verfolgt wurden.", erklärte ich ausweichend.

"verfolgt?"

"Ja, aber es ging Alles gut. Er wollte uns nur etwas mitteilen und hatte uns etwas gebracht.", wich ich der genauen Erklärung aus. Er musste ja nicht wissen, dass wir ab jetzt eine Mafia waren... Das würde er uns sowieso nicht glauben... Außerdem war es mir peinlich... Und Mafia? Das bund man anderen nicht einfach auf den Bauch. Erst Recht nicht, wenn man diesen Jemand kaum kannte.

"Was denn mitteilen?", bohrte er neugierig weiter. Wie sollte ich diesmal bloß ausweichen?

"Dass wir die Nachkommen der Severo-Famiglia sind! Wir sind eine starke Mafia! Skaisa ist unser Boss! Und ich bin natürlich ihre rechte Hand!", mischte sich Eslin ein.

Eslin! Gerade das wollte ich ihm nicht sagen! Wir waren keine richtige Mafia! Bzw. wir waren bis jetzt die einzigen Mitglieder! Außerdem, warum musst du das an die große Glocke hängen? Akayo war ja eigentlich ein Fremder!

Dieser entsicherte sogleich seine Pistole, die immer noch auf Eslin gerichtet war um seiner Meinung, dass sie die Klappe halten sollte, Nachdruck zu verleihen. Ich schluckte.

"Könntest du vielleicht aufhören meiner besten Freundin eine Pistole an den Kopf zu halten?", fragte ich ihn vorsichtig um ihn nicht sauer zu machen. Nicht, dass er in seiner Wut Eslin erschießen würde!

"Nein. Kann ich nicht. Mafia? Ihr? Dass ich nicht lache!" entgegnete Akayo ungerührt. Ich fühlte mich leicht verarscht.

"Doch! Sind wir wohl! Wir haben sogar diese stylischen supermächtigen Severo-Ringe, die vermutlich zwar nicht supermächtig sind, da wir sonst in einem Anime wären, aber sie gehören wenigstens zur Mafia!", prahlte Eslin. Man, Eslin!! Ich verzweifelte hier noch.

"Sag mal, ist deine Freundin wirklich lebensmüde? Und kannst du das nochmal für normale Menschen erklären?", wandte sich Akayo genervt an mich und ignorierte Eslin weiterhin.

Lebensmüde? Oh, ja! Wie recht er doch hatte! Aber sie war halt meine beste und einzige Freundin!

"So ist Eslin halt", lächelte ich ihn an und zuckte mit den Schultern. "Total durch geknallt, verrückt, ein bisschen Lebensmüde, aber ganz liebenswürdig wenn man sie kennt.", grinste ich. Schließlich hatte ich sie unteranderem aus diesen Gründen lieb! Sie war die einzige, bei der ich auch mal verrückt sein konnte, ohne schief angesehen zu werden.

"Zirp... Zirp... Zirp...", machte Eslin. ... Wie dämlich dieser Kommentar doch jetzt kam!

Akayo starrte Eslin schockiert an. "..." Er schlug sich mit der anderen Handfläche gegen die Stirn. Wie ich es ihm doch am liebsten hätte gleich getan...

Als ich mir da seine Hand genauer ansah, bemerkte ich, dass er einen Ring am Finger trug. Hatte er eben darauf geschielt? Ich sah ihn mir also genauer an. Es war ein schmaler Ring, mit einer Platte, auf der ein achtkantiger Stern eingraviert war, mit einem Tropfen - wahrscheinlich ein Regentropfen - darin. Meine Augen weiteten sich. "W-Wo hast du denn den her?", brachte ich heraus.

Akayo verwunderte anscheinend meine Reaktion und er sah sich seinen Ring selbst noch einmal an. "Den alten Ring? Den hab... ich... vererbt bekommen. Anscheinend gehörte der meinem Ur-Ur-Ur-Großvater... Wieso?"

"Hey, der sieht ja genauso aus wie einer der Severo-Ringe!", fiel Eslin auf, die den Ring auch bemerkt hatte. Damit sprach sie genau das aus, was ich zuvor gedacht hatte.

"Einer der Ringe eurer blöden Mafia?", fragte Akayo überrascht, ließ nun doch seine Pistole sinken und machte einen Schritt zurück. Ich atmete Innerlich auf. Endlich nahm er seine Pistole weg!

"Unsere Mafia ist nicht blöd!", verteidigte Eslin uns verbal. ...Naja... Wie gesagt... Mafia? Nicht so wirklich...

"Und was ist jetzt mit diesen Ringen?", fragte Akayo.

"Sie sind wichtig für unsere Famiglia und gehören somit eigentlich Skaisa. Damit auch deiner. Also gib ihn ihr wieder!", forderte Eslin. Ich hielt mich aus diesem Gespräch raus.

"Nö. Wieso sollte ich?", zuckte Akayo gelassen mit den Schultern.

Jetzt wurde Eslin allerdings wütend. "Jetzt gib diesen verdammten Ring her!" Voller Zorn holte sie mit ihrem Arm aus als wolle sie Akayo gleich schlagen. Erschrocken zog ich die Luft ein.

Akayo hob einfach seine beiden Waffen wieder und zielte erneut auf Eslin.

Oh mein Gott! Eslin, bist du verrückt?! Ich musste irgendwie dazwischen gehen! Also hielt ich Eslin zurück und fasste sie an den Schultern. "Ähm, Eslin, hallo? Ganz ruhig! Er hat zwei Pistolen. Du hast gar keine Waffe. Was glaubst du wohl, wer bei diesem Duell gewinnen würde?", versuchte ich sie zu beruhigen.

"Ich!", entgegnete sie trotzig.

Ich hob eine Augenbraue. "Eslin...?", meinte ich ernst.

"Jaja, hast ja Recht...", gab sie sich doch geschlagen und ließ ihren Arm wieder sinken. Ich seufzte. Manchmal benahm sie sich echt wie ein kleines Kind... Zum Glück senkte Akayo seine Knarren auch wieder und sah Eslin fragend an.

"Du hast sie wirklich nicht mehr alle...!", stellte Akayo fest. "... Das heißt also... Ich habe einen dieser Ringe, der zu eurer Mafia-Familie gehört... richtig?", wollte er sich dann vergewissern.

"Genau.", nickte ich zustimmend, um Eslin diesmal etwas aus der Unterhaltung raus zu halten, damit nicht noch einmal so etwas wie gerade eben passieren würde.

"Ihr wollt ja diesen Ring haben. Aber ich werde ihn euch bestimmt nicht aushändigen... Also könnte ich mich theoretisch euch auch anschließen.", überlegte er laut.

D-das war doch nicht möglich! Eslin und ich starren ihn schockiert an. Meinte er das wirklich ernst?

"Und dann werde ich Ceiyates linke Hand und eine viel viel bessere als Salia.", fuhr er fort.

"Wieso LINKE Hand?", wunderte sich Eslin und sprach damit das aus, was ich mich auch fragte.

Akayo zuckte lässig mit den Schultern "Ich bin Linkshänder" Ich musste schmunzeln. Ein Wortspiel. In diesem Fall war mit 'rechter Hand' nicht die biologische Hand gemeint, sondern so wird in vielen Sprachen der Assistent oder Assistentin eines Vorgesetzten genannt. Daher gibt es in diesem Bereich die linke Hand eigentlich nicht. Aber er hat ein Wortspiel gemacht und die 'rechte Hand' mit der biologischen verglichen.

Eslin wurde schon wieder wütend.

"Du? Du wirst niemals Nidaimes rechte... linke... WAS AUCH IMMER Hand!! Das ist mein Job! Außerdem hast du sie gerade noch bedroht! Ich werde nicht zulassen, dass du... du weißt schon was... wirst!!", rief Eslin in Rage. Kam Eslin etwa durcheinander wegen seinem Wortspiel? Außerdem... Eslin... Er hatte dich gerade eben auch noch bedroht! Oder interessiert dich das nicht?

"Und ob ich ihre linke Hand werde! Ich werde dich ausstechen und deinen Platz übernehmen! Ich könnte sie wenigstens immerhin beschützen im Gegensatz zu dir! Außerdem, bin ich wesentlich sozialer!", konterte Akayo und startete einen verbalen Gegenangriff.

Ähm...?

"Von wegen! Sozialer? Sagt ausgerechnet der Typ, der mir gerade eine Knarre an den Kopf gehalten hat!!", argumentierte Eslin dagegen.

... Ich fühlte mich bescheuert, hier daneben zu stehen, während sie sich stritten, wer meine rechte oder linke Hand werden würde, während sie mich und meine Meinung total ignorierten.

"Ähm, Leute? Könntet ihr aufhören, darüber zu streiten, wer meine rechte oder linke Hand wird, wenn ich daneben stehe? Ich werd doch sowieso kein Mafiaboss!", versuchte ich die Beiden zu beruhigen und machte einen Schritt nach vorne, zwischen sie.

"Doch, wirst du!", meinten Akayo und Eslin synchron. Als sie dies bemerkten, funkelten sie sich gegenseitig nur noch böser an.

Ich zog erschrocken nur leicht den Kopf ein und machte wieder einen Schritt zurück. Dann seufzte ich. Diese beiden Dickköpfe...

Langsam ging mir dieser Streit auf die Nerven. Außerdem war es stockduster und es wurde langsam kalt. "Leute... Wie wär's, wenn wir für heute Schluss machen und nach Hause gehen...", versuchte ich ihren Streit zu beenden. "DENN ES IST INZWISCHEN STOCKDUNKEL!", machte ich sie energisch auf die Tages- bzw. Nachtzeit aufmerksam.

Endlich hörten die Beiden mit ihrem Streit auf und schenkten mir Beachtung.

"Nidaime, Soll ich euch nach Hause begleiten?", schlug Akayo vor. "Immerhin kenn ich mich in Namimori aus. Außerdem sollten Mädchen wie ihr Nachts nicht alleine herum laufen. Ihr könntet zwielichtigen Personen begegnen.", erklärte er. "Ihr müsstet mir nur eure Adresse geben."

Hatte er mich mit 'Nidaime' gemeint? Sag nicht, dass er dieses Mafia-Gedöns ernst nahm? Denn 'Nidaime' hieß 'Zweiter' oder 'Zweite'... Ich seufzte erneut. Einfach ignorieren...

Ich versuchte nicht mehr daran zu denken und kramte den Zettel, den wir von Kyoko und Haru bekommen hatten, mit Tsunas Adresse aus der Hosentasche. "Hier", meinte ich, als ich Akayo den Zettel reichte. "Dort müssen wir hin."

Er nahm den Zettel entgegen und sah ihn sich an. "Ah, in dieser Straße wohnt ihr also", dachte er laut nach.

"Kannst du uns da hin bringen?", fragte ich erwartungsvoll.

Akayo nickte. "Na logo. Kommt. Folgt mir einfach." Und schon hatte er sich umgedreht und lief aus der Gasse hinaus. Eslin und ich liefen schleunigst hinter her, sodass wir nebeneinander laufen konnten.

Wir kamen wieder auf die Einkaufmeile. "Soll ich dir vielleicht etwas abnehmen?", fragte er mich, mit dem Blick auf die Einkaufstüten, die ich in beiden Händen hielt.

"Nein danke. Geht schon.", lächelte ich höflich zurück.

Wir liefen an den geschlossenen Geschäften und Läden vorbei. "Hattest du mir nicht noch versprochen, dass wir in den Mangaladen gehen?", erinnerte sich Eslin neben mir.

Ach ja! Das hatte ich ja total vergessen! Naja... Was für ein Wunder auch, bei dem, was uns gerade passiert war!

"Ähm... Morgen. Okay? Ich denke, um diese Uhrzeit hat der Laden bereits zu.", schlug ich ihr vor.

"Haben mich Öffnungszeiten Jemals interessiert, wenn es um Mangas ging?", bedachte Eslin gelangweilt.

"Morgen, Eslin. Morgen.", wiederholte ich beschwichtigend und lächelte. Es war nun ein bisschen zu spät für so etwas. "... Apropos, wie spät ist es eigentlich?", fragte ich dann und blickte in Richtung Akayo. Er hatte doch bestimmt eine Uhr dabei.

"Kurz nach neun", meinte er trocken, nachdem er im Licht einer Laterne auf seine Uhr geguckt hatte. Kurz nach neun?! So spät war es bereits?

Schweigend liefen wir weiter.

Wir bogen in eine Straße ein. Am Straßenschild konnte ich erkennen, dass es Tsunas Straße sein musste. Endlich!

"So. Da wären wir.", meinte Akayo und blieb stehen. "Das ist die Straße. Die Hausnummer müsst ihr selbst finden." Er drehte sich zum Gehen und nickte uns zu. "Wir sehen uns dann morgen in der Schule, Nidaime. Salia..." Er ließ uns hier einfach stehen? Mitten in der Dunkelheit? Ich hatte das Gefühl gehabt, dass er innerlich gar nicht so ungehalten war, wie er sich immer gab. Aber jetzt das? Okay... Vielleicht wollte er seine Fassade zumindest vor den Anderen aufrecht erhalten... Aber ich hatte das Gefühl, dass er ein gutes Herz hatte.

"Okay, bis Morgen!", verabschiedete ich mich noch schnell bei ihm.

Eslin hingegen starrte ihm nur böse hinterher. "Baka!", sagte sie mehr zu sich selbst, als zu ihm und streckte ihm die Zunge heraus. Ich musste grinsen. Die verstanden sich ja blendend.

Alleine in der dunklen Straße, suchten wir also Tsunas Haus. Tatsächlich fanden wir es auch bald und klingelten an seiner Haustür.

Kaum wurde die Tür von Tsuna geöffnet, hörte man im Hintergrund etwas explodieren. Was war denn hier los?!

Durch die offene Tür konnte ich sehen, wie I-Pin und Lambo mit vollem Mund durch den Flur rannten, dicht gefolgt von Gokudera. Hinter diesem rannte Yamamoto her, und den Abschluss bildete Bianchi mit einem Tablett in der Hand.

Tsuna sah uns erleichtert an. "Gott sei Dank! Da seid ihr ja endlich!" er lächelte froh. "Wir haben uns schon Sorgen gemacht!" Ich lächelte ihn entschuldigend an. Dann wurde mein Blick allerdings auf die Ereignisse hinter ihn gezogen.

"Lambo will Süßigkeiten!", schrie Lambo aus dem Flur.

"I-Pin auch!", ertönte I-Pins Stimme.

"Dummes Rindvieh! Gib Juudaimes gebratenen Fisch wieder!", brüllte Gokudera ihnen ärgerlich hinter.

"Gokudera, beruhig dich! Das sind doch nur Kinderalbereien. Hahaha.", versuchte Yamamoto ihn zu beruhigen.

Bianchi rannte allen hinterher und wedelte mit ihrem Tablett. "Versucht meine neueste Kreation!", forderte sie eher, anstatt es anzubieten.

Was zur Hölle...?!

Lambo wechselte urplötzlich die Richtung und so drehte auch die Anderen auf der Achse um. Gokudera kam Bianchi entegen. "A-Aneki...", stotterte er. Er ging auf die Knie, brach zusammen und hielt sich den Bauch. Hatte er etwa Bauchschmerzen? Und hieß Aneki nicht Schwester?! Hieß das etwa, dass Bianchi Gokuderas Schwester war?

Wo verdammt nochmal waren wir hier bloß hingekommen?

Tsuna drehte sich schwitzend um und sah uns entschuldigend an."Naja.. Ich zumindest... Kyoko und Haru hatten vorhin angerufen und wollten wissen, ob ihr schon wieder zurück wärt, und wir hatten uns gefragt, wo ihr bleibt.", erklärte er uns. Dann trat er etwas zur Seite und deutete mit der Hand in den Flur. "Kommt doch erst mal rein. Ihr müsst da ja nicht in der Kälte stehen bleiben." Er war so besorgt und freundlich wie immer. Wir nickten und traten ein.

"Habt ihr Fon getroffen?", ertönte Reborns Stimme plötzlich vor uns.

"Uhaa! Reborn!", erschraken Tsuna und ich gleichzeitig. Warum musste Reborn auch immer ohne Vorwarnung plötzlich irgendwo auftauchen?! Und woher wusste Reborn davon überhaupt?! ... Naja... okay, vielleicht wusste Fon von ihm, wo wir waren... Das würde Sinn ergeben... Apropos... Ich sollte irgendwann mal fragen, was Arcobaleno sind...

Eslin blieb gelassen und nickte. "Ja, haben wir.", meinte sie siegreich grinsend, als sie ihm ihre Hand mit dem Ring zeigte.

"Ah, Sturm... Genau wie Gokudera...", stellte Reborn fest. Erstaunt sah ich Reborn an.

Auch Eslin erstarrte. "WAS?! Wie dieser Vollbaka?!", ärgerte sie sich.

Tsuna sah uns irritiert an. "Äh.. Ringe? Sturm? Ihr habt doch wohl nicht etwa...?", fragte er ungläubig.

"Eine Mafia-Famiglia gegründet? Doch, haben wir.", beendete Eslin grinsend seinen Satz und gab sogleich die Antwort.

"Hiiii?! Ihr und M-Mafia-Familie?!" Tsuna konnte es nicht fassen. Oh ja... Wie ich ihn verstehen konnte... Ich konnte es selbst ja auch noch nicht fassen.

Eslin nickte freudig. "Jup. Wir sind jetzt die Severo-Famiglia. Skaisa ist der Boss, ich bin natürlich ihre rechte Hand, und dieser Vollbaka von vorhin hält sich für ihre linke Hand."

"Ihr habt also schon ein weiteres Mitglied? Beeindruckend.", meinte Reborn. "Ihr seid wesentlich besser, als dieser Nichtsnutz hier!" Reborn war auch noch beeindruckt? Ich seufzte.

"Ich will aber nicht Mafia-Boss sein!", versuchte ich dann verzweifelt richtig zu stellen.

"Doch, wirst du!", versuchte Eslin wieder zu bestimmen. Ich wollte aber nicht!!

"Wird deine Meinung auch immer ignoriert?", fragte mich Tsuna und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Ich versteh dich, mir geht's genauso", meinte er mit verständnisvollem Blick. Wir Beide seufzten über die Hoffnungslosigkeit je von Reborn und den anderen berücksichtigt zu werden.

Dann fiel mein Blick auf die vielen Einkaufstüten, die Eslin in den Händen hielt. "Ach ja, dürften wir die Einkaufstüten vielleicht irgendwo ablegen?", fragte ich Tsuna freundlich.

Tsuna stutzte. "Ah! Natürlich! Ihr könnt sie in eurem Zimmer ablegen.", meinte er dann verlegen lächelnd.

Ich lächelte zurück. "Danke"

Daraufhin wandte ich mich an Eslin, die sich weiter mit Reborn unterhielt. "Eslin, gib mir doch schon mal deine Einkauftüten. Ich bringe sie schon mal nach oben."

Eslin nickte und reichte mir ihre Tüten. Jetzt hatte ich die doppelte Menge an Tüten in den Armen... Sie waren doch etwas schwerer als erwartet...

"Soll ich dir etwas abnehmen?", fragte mich Tsuna, erstaunt darüber, dass ich die ganzen Tüten alleine tragen wollte.

"Ich glaube, das geht schon.", lächelte ich verlegen. "Aber könntest du vielleicht trotzdem mitkommen, und mir die Türen öffnen?"

"Natürlich. Nach dir." Er wies zur Treppe.

Ich nickte und lief voran. Aber auf der Treppe drohte mir ständig etwas herunter zu fallen, sodass ich ziemlich unsicher lief. Vielleicht hatte ich mich mit den Tüten doch etwas übernommen... Und da passierte, was passieren musste... Ich rutschte mit den Strümpfen auf dem Holzboden etwas aus und die vielen Tüten brachten mich zum Verlagern meines Schwerpunktes... Und ich kippte hinten über. Im Kopf sah ich schon, wie ich die Treppe runter segelte und in Mitten der Tüten rot anlaufen würde vor Scham.

Doch zu meinem Erstaunen, fiel ich gar nicht so weit hinten über. Denn eine Hand stützte mich im Rücken, sodass ich wieder Halt finden konnte. So fielen mir lediglich ein, zwei Tüten aus den Armen, und purzelten wenige Stufen hinab.

Hatte ich mich vielleicht erschrocken. "A-alles Okay?", fragte Tsuna besorgt. Ich nickte. "Danke..." Hätte er nicht so schnell reagiert, und mir geholfen, lägen wir jetzt wahrscheinlich beide da unten... Er hatte uns so eben eine peinliche Situation erspart. Aber trotzdem war es mir ebenfalls peinlich, vor Jemandem auszurutschen, und fast die Treppe herunter zustürzen, nur, weil ich mir mal wieder zu viel vor genommen hatte.

Er wurde etwas rot und nahm seine Hand sofort wieder zurück. "Komm, ich nehm dir 'was ab.", sagte er und nahm mir ein paar Tüten ab. Ich senkte den Kopf etwas. "Danke...", nuschelte ich. Wäre ich doch nur nicht so doof gewesen! Ich hätte meine Grenze selbst erkennen müssen... Obwohl ich das ja eigentlich geschafft hätte, wäre der Fußboden hier nicht so glatt!

"Keine Ursache. Das kann doch Jedem mal passieren.", meinte er lächelnd. "Und du glaubst nicht, wie oft ich hier schon ausgerutscht bin...", seufzte er dann leicht. Ich musste lächeln.

"Sag mal, wie bist du eigentlich damals in diese Mafiasache hineingeraten? Denn du wirkst nicht gerade... naja... wie ein richtiger Mafiosi eben. Und erst Recht nicht, wie ein Mafiaboss... Nichts für ungut!", fragte ich ihn, während er die letzten Tüten von der Treppe auf hob.

Er seufzte. "Eigentlich war ich ein ganz normaler Schüler... Bis Reborn eines Tages plötzlich auftauchte... Er meinte, ich wäre ein Nachkomme des ersten Vongola Bosses, und er sollte mich nun zum Boss der zehnten Generation ausbilden.", meinte er, als er wieder die Treppe zu mir hoch kam.

"Oh... Und du wusstest davon nichts?", fragte ich ihn verwundert. Obwohl... Wenn es wirklich Stimmte, und ich ein Nachkomme dieser Frau war... Die Ceiyate mit Nachnamen hieß... Dieser Name war meines Wissens einzigartig... Also musste es wohl so sein... Aber ich konnte es trotzdem nicht glauben. Sollte sie wirklich ein Mafiaboss gewesen sein? Und nun sollte ich ihr Amt fortführen?!

"Nein. Auch wusste ich nicht, dass mein Vater, der sich in seine sogenannte 'Arbeit' verzieht, und uns hier alleine lässt, ein Mafiosi ist, und für den Neunten arbeitet!" Ich sah, wie er seine Hand anspannte vor Wut und damit ein paar Tüten zusammen drückte. Er schien seinen Vater nicht besonders zu mögen...

"Oh... Und was genau hat Reborn dann mit dir gemacht?", wechselte ich das Thema, damit er nicht noch mehr an seinen Vater denken musste. Und es half auch. Seine Hände entspannten sich wieder und die Tüten sprangen mehr oder weniger in ihre ursprüngliche Form zurück.

"Das was Reborn gemacht hat, sah ziemlich Hirnrissig aus und war total merkwürdig.", er musste etwas lachen. "Aber eigentlich war das, was er damit bezwecken wollte, gut, und es hat mir geholfen Freunde zu finden. Seit Reborn in mein Leben trat, hab ich zum ersten Mal Freunde und habe etwas, dass ich beschützen kann. ...Und bin letztendlich meinem Schwarm Kyoko-chan näher gekommen...", meinte er in Gedanken versunken. Dann räusperte er sich. "Äh-ähm... I-ich meine... Ach... Vergiss einfach, was ich gesagt habe...", kratzte er sich verlegen am Hinterkopf und ließ dabei ein paar Tüten fallen. "Oh...", meinte er während er sich danach bückte.

Ich grinste schelmisch. "So, du bist also in Kyoko verknallt? Interessant."

Er stockte in der Bewegung, kam blitzschnell wieder hoch, wurde rot und wedelte mit den Händen vor seinem Gesicht, wobei er nun alle Tüten fallen ließ. "N-nein... E-es ist nur..." Dann seufzte er und ließ den Kopf hängen. "Hach... Ich mach mir doch auch nur was vor. Sie ist viel zu gut, und ich viel zu tollpatschig für sie. Ich bin es nicht wert, auch nur für sie zu schwärmen... Nach verdammt! Jetzt hab ich es doch gesagt..."

Ich lächelte bedauernd. Er tat mir leid. Und er war so niedergeschlagen deswegen. Das schien ihm richtig zuzusetzen. "Ach, das stimmt doch gar nicht.", versuchte ich ihn zu trösten. "Du bist doch ein total netter Junge. Es zählt doch der Charakter, und nicht das Können! Und ich wette, sie mag dich auch." Tröstend legte ich ihm die Hand auf die Schulter. Die Tüten hatte ich zuvor in die andere genommen.

Er hob den Kopf wieder. "Sorry, dass ich dich hier voll rede, mit meinen Problemen... Und, dass ich schon wieder alle Tüten habe fallen lassen...", entschuldigte er sich.

"Kein Problem", lächelte ich ihn an. "Ich helfe gerne. Und macht nichts mit den Tüten. Sind ja eh nur Klamotten."

Er lächelte zurück, hob seine Tüten auf und richtete sich wieder gerade auf. "Na gut. Wie dem auch sei. Bringen wir erst mal eure Tüten weg." Also liefen wir zum Zimmer, in dem Eslin und ich nun 'wohnten'.

"Ist es wirklich in Ordnung, wenn wir das Zimmer belagern?", fragte ich nochmal mit schlechtem Gewissen.

"Aber natürlich. Das ist kein Problem. Wir beherbergen sowieso schon so viele Leute. Da fallen zwei Mädchen auch nicht weiter ins Gewicht.", grinste er.

Ich nickte vorsichtig und drückte mit dem Ellenbogen die Klinke runter und wir traten ein.

Jetzt betrachtete ich das Zimmer zum ersten Mal richtig. Besonders groß war es nicht, aber wer hätte das auch erwartet? Der Boden war mit Tatamimatten ausgelegt und in der Mitte des Raumes lagen zwei Futons auf dem Boden. Normalerweise räumte man sie weg, nachdem man darin geschlafen hatte. Das hatten Eslin und ich heute Morgen total vergessen. Eigentlich hatten wir das nach dem Frühstück vor gehabt, aber da ging es dann ja ab in die Schule. Sonst war in dem Raum nichts weiter, außer einem kleinen Schrank, einem Bild an der Wand, von einer wunderschönen japanischen Landschaft, und dem Fenster zum Garten hin.

Ich legte die Tüten einfach neben den Futons ab. "Stell sie auch einfach dort ab.", schlug ich Tsuna vor. "Ich packe sie dann später aus, und räume die Tüten weg. Versprochen."

"Okay.", nickte er und legte die Tüten ebenfalls ab.

"Wie ist es eigentlich so, als Mafiaboss?", fragte ich nach einer kurzen Pause.

"Naja... Wenn Reborn dein Lehrer ist, hast du auf jeden Fall wenig zu lachen... Und manchmal sind seine Aktionen wirklich gefährlich, und überaus bescheuert... Aber letztendlich denke ich, er ist ein guter Lehrer. Selbst bei den banalsten Sachen, lernst du Dinge, die du gar nicht erwartet hattest zu lernen...", meinte er, mit anscheinend gemischten Gefühlen.

"Klingt, als ob Reborn zwar gruselig, aber dennoch hilfreich wäre.", fasste ich zusammen.

"Dabei hast du irgendwie recht.", musste er lachen. "Naja...", meinte er dann. "Ich hoffe, es wird jetzt wieder etwas normaler und ruhiger." Er lächelte. "Auch, wenn ich ganz und gar nicht damit zufrieden bin, etwas mit der Mafia zu tun zu haben... Aber ich kann ja eh nichts daran ändern...", seufzte er.

Ich musste etwas kichern. "Na, das kann ja dann was werden..."

Daraufhin musste auch er lachen.

"Na komm, dann lass uns mal wieder runter, zu den Anderen gehen.", schlug Tsuna dann vor.

Ich nickte und folgte ihm wieder nach unten.

Unten war Eslin immer noch dabei, mit Reborn zu reden.

"Skaisa-chan, Eslin-chan? Kommt ihr zum Essen?", ertönte in dem Moment Frau Sawadas Stimme. Sie guckte uns aus der Küche heraus an und lächelte.

Erfreut lächelte ich zurück. "Ja, wir kommen!" Ich war erstaunt und glücklich darüber, wie schnell wir in die Familie aufgenommen wurden.

Kapitel 12 (Eslins Sicht) - Akayo Kaminari

Der Junge hielt uns doch tatsächlich Pistolen an den Kopf! „Hoffentlich begegnen wir keinen zwielichtigen Typen mehr", erinnerte ich mich an Skaisas Worte. Ob der wohl als zwielichtig galt? Vermutlich schon. Dann hatten wir es also nicht geschafft. War auch zu erwarten gewesen, bei dem, was uns in letzter Zeit alles passiert war. Und zum zweiten Mal an nur einem Tag suchte ich verzweifelt nach einem Ausweg aus einer Situation. Nur, dass diese noch um einiges brenzliger war als die vorherige.

Was sollten wir jetzt bloß tun?!

Plötzlich ging in einigen Metern Entfernung eine Laterne an und hüllte die Straße in dämmriges Licht.

„KAMINARI AKAYO?!", rief Skaisa sofort schockiert.

Kannte sie den Jungen etwa? Ich musterte ihn. Mit seinen kurzen braunen Haaren, Brille und einer Pistole in jeder Hand sah er fast so aus wie Okumura Yukio. So wäre er mir doch sicherlich im Gedächtnis geblieben, wenn er mir schon einmal begegnet wäre! Oder etwa nicht?

„Ceiyate?", fragte der Junge zurück, und nahm langsam die Pistolen wieder runter.

„Wer ist das? Und woher kennt ihr euch?", wandte ich mich an Skaisa.

„Eslin, das ist Kaminari Akayo. Er geht in unsere Klasse", erklärte Skaisa und bemühte sich zu lächeln. „Und nun ja... Wir haben uns schon mal unterhalten, wenn auch nicht gerade besonders freundlich. Er sitzt neben mir."

WAS?! Dieser Junge, der uns gerade noch bedroht hatte, war auch noch in unserer Klasse?!

„Dieser Yukio geht in unsere Klasse?", fragte ich auch Skaisa noch einmal. Ich konnte es einfach nicht glauben.

„Y-Yukio? Nein, ich bi-", wunderte sich der Junge.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu. Wenn er also in unserer Klasse war, würde er mich schon nicht so einfach erschießen. Dann brauchte ich auch keine besondere Angst mehr vor ihm zu haben. Freudig streckte ich meine Hand nach seinem Kopf aus und wuschelte durch seine Haare. Er hingegen starrte mich regelrecht schockiert an und ihm stieg die Röte ins Gesicht. Als er das bemerkte, drehte er seinen Kopf schnell zur Seite. Ich verzog das Gesicht.

„Och manno... Deine Haare sind ja überhaupt nicht wuschelig!", beschwerte ich mich in übertrieben beleidigtem Tonfall. „Dabei hatte ich mich so gefreut, jemandem, der aussieht wie Yukio, die Haare durchwuscheln zu können. Und jetzt sind deine Haare kein bisschen flauschig. Du bist doof!"

Wütend schlug Akayo meine Hand weg, und hielt mir erneut mit seiner linken Hand eine seiner Pistolen an den Kopf, würdigte mich dann aber keines weiteren Blickes.

„Apropos", meinte er zu Skaisa. „Wieso bist du eigentlich so spät noch hier in diesen abgelegenen Gassen?"

„Das könnten wir dich genauso fragen!", erwiderte Skaisa.

„Ich musste noch was einkaufen gehen... Naja, und als ich dann an diesen Gassen vorbei ging..." Er warf einen kurzen Blick auf seine rechte Hand. „Ach, das geht dich sowieso nichts an!", versuchte er abzulenken. „Also, wieso bist du hier?"

Kam mir das nur so vor oder ignorierte er meine Anwesenheit völlig?!

„Wir waren ebenfalls einkaufen und als wir nach einer Weile merkten, dass wir verfolgt wurden, sind wir in diese Gassen abgebogen", erzählte Skaisa widerwillig.

„Verfolgt?"

„Ja, aber es ging alles gut. Der Typ wollte uns nur etwas mitteilen und hat uns etwas gebracht", versuchte sie möglichst wenig zu erzählen.

„Was denn mitteilen?" Akayo ließ nicht locker.

„Dass wir die Nachfahren der Severo-Famiglia sind! Eine starke Mafia! Skaisa ist unser Boss! Und ich bin natürlich ihre rechte Hand!", verkündete ich fröhlich. Mal sehen, wie er darauf reagieren würde. Ich grinste. Doch das Grinsen verging mir gleich wieder.

Akayo entsicherte die Pistole, die er immer noch auf mich gerichtet hatte. Das bedeutete wohl, dass ich besser die Klappe hielt. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben und mich nicht aufzuregen.

„Könntest du vielleicht damit aufhören, meiner besten Freundin eine Pistole an den Kopf zu halten?", bat Skaisa vorsichtig.

„Nein, kann ich nicht. ... Mafia? Ihr? Das ich nicht lache!", spottete er.

Langsam regte dieser Typ mich wirklich auf!

„Doch! Sind wir wohl!", entgegnete ich aufgebracht. „Wir haben sogar diese stylischen, super mächtigen Ringe, die vermutlich zwar nicht super mächtig sind, da wir ansonsten in einem Anime wäre, aber immerhin gehören sie zur Mafia!" So viel zum Thema, ich sollte die Klappe halten.

„Ist deine Freundin wirklich so lebensmüde? Interessiert es sie nicht mal, wenn sie mit einer Pistole bedroht wird? Und, sag mal, kannst du mir das auch nochmal für normale Menschen erklären?", seufzte Akayo genervt.

„So ist Eslin halt." Skaisa zuckte lächelnd mit den Schultern. „Total durchgeknallt, verrückt, bisschen lebensmüde, aber ganz liebenswürdig, wenn man sie erst einmal besser kennt."

Nett beschrieben, Skaisa... Klang ja sehr positiv.

Einen Moment lang blieb es still.

„Zirp.. Zirp.. Zirp...", meinte ich, als mir die Stille zu blöd wurde.

Jetzt endlich sah Akayo auch mal wieder in meine Richtung. Ohne etwas zu sagen schlug er sich mir der Handfläche vor die Stirn.

„W-Wo hast du denn den her?", rief Skaisa einen Moment später überrascht.

Ich erkannte sofort, was Skaisa meinte: den Ring an Akayos Hand.

Dieser betrachtete, verwundert über Skaisas Reaktion, den Ring selbst noch einmal genau. „Den alten Ring? Den hab... ich... vererbt bekommen. Er gehörte mal meinem Ur-Ur-Ur-Großvater....", sagte er schließlich. „Wieso?"

„Der sieht genauso aus wie einer der Severo-Ringe!", rief ich. Um genau zu sein, nicht wie Skaisas, sondern wie mein eigener Ring, nur dass in der Mitte ein Regentropfen eingraviert war.

„Einer der Ringe eurer blöden Mafia?" Überrascht ließ Akayo seine Pistole sinken und ging ein Stück zurück.

„Unsere Mafia ist nicht blöd!", rief ich wütend. Was bildete sich dieser Kerl überhaupt ein?!

„Und was ist jetzt mit diesen Ringen?"

„Sie sind wichtig für unsere Famiglia und gehören somit eigentlich Skaisa. Damit auch dein Ring. Also gib ihn ihr zurück!"

„Nö. Das werde ich nicht tun. Wieso sollte ich?", zuckte Akayo gelassen mit den Schultern.

„Jetzt gib diesen verdammten Ring her!!!", schrie ich ihn an. Dabei holte ich mit dem Arm aus. Noch ein falsches Wort und...

„Eslin! Hallo? Ganz ruhig! Er hat zwei Pistolen, du hast gar keine Waffe. Wer also, denkst du wohl, würde bei einem Duell gewinnen?!", versuchte Skaisa mich zurückzuhalten und hielt mich an den Schultern fest.

Akayo hatte inzwischen wieder, diesmal beide, Pistolen auf mich gerichtet.

Doch das kümmerte mich nicht.

„Ich!", beantwortete ich Skaisas Frage trotzig.

Skaisa sah mich belehrend an. „Eslin...?"

Fürs erste gab ich nach. „Jaja... hast ja Recht", murmelte ich widerwillig und ließ meinen Arm wieder sinken.

Trotzdem ich!

Ich warf Akayo, der seine Pistolen wieder runter genommen hatte, einen finsteren Blick zu.

„Du hast sie doch wirklich nicht mehr alle...", meinte er und starrte einen Augenblick lang genauso zurück. Dann blickte er wieder zu Skaisa. „Das heißt also", überlegte er laut, „ich habe einen dieser Ringe, der zu eurer so genannten Mafia-Famiglia gehört... richtig?"

„Genau", bestätigte Skaisa.

„Ihr wollt diesen Ring also haben. Aber ich werde ihn euch sicherlich nicht überlassen... Also könnte ich mich euch stattdessen auch anschließen..."

WAS?! Dieser Vollbaka wollte in unsere Famiglia aufgenommen werden?! Das durfte ja wohl nicht wahr sein!

„Und dann werde ich Ceiyates linke Hand und eine viel, viel bessere als Salia!", freute er sich.

Fehlte ja nur noch eine „Und dann erlange ich endlich die Weltherrschaft"-Lache.

Doch eine Sache verwirrte mich. „Wieso linke Hand?"

„Ich bin nun mal Linkshänder", gab er gleichgültig zurück.

„Du? Du wirst niemals Nidaimes rechte.. linke... was auch immer Hand werden! Das ist mein Job! Außerdem hast du sie gerade noch bedroht! Wie sollten wir dir da noch vertrauen?! Ich werde nicht zulassen, dass du ihre .. - ach, du weißt schon was – wirst!" Dieses „Linke Hand"-Gelaber brachte mich völlig durcheinander! Diesen Begriff gab es doch gar nicht! Die Rechte Hand zu sein, hieß, der wichtigste Assistent eines Anführers zu sein. Das hatte nichts mit einer richtigen Hand zu tun!

„Und ob ich ihre linke Hand werde! Ich werde dich ausstechen und deinen Platz übernehmen! Ich könnte Ceiyate wenigstens beschützen, im Gegensatz zu dir! Und außerdem bin ich wesentlich sozialer!"

Er hatte ja Recht. Ich konnte Skaisa wohl wirklich nicht beschützen. Aber wenigstens in den anderen Punkten konnte ich ihm widersprechen. „Von wegen! Sozialer? Sagt ausgerechnet der, der mir gerade eine Knarre an den Kopf gehalten hat! Nennst du das etwa sozial?!" Ich wurde noch wahnsinnig wegen diesem Baka!

„Ähm, Leute...?", meldete sich jetzt auch Skaisa wieder zu Wort. „Könntet ihr bitte aufhören, darüber zu streiten, wer meine rechte oder linke Hand wird? Ich werd doch sowieso kein Mafiaboss!"

„Doch, wirst du!", rief ich gleichzeitig mit Akayo.

Was zum...? Jetzt sagte er auch noch das gleiche wie ich! Ich starrte ihn verärgert an, und er blickte nicht weniger böse zurück.

„Leute...?", meinte Skaisa, nachdem sie eine Weile einfach nur schweigend neben uns gestanden hatte. „Wir wär's, wenn wir langsam mal nach Hause zurück gehen? Denn inzwischen ist es stockdunkel!!!"

„Nidaime, soll ich dich nach Hause begleiten?", bot Akayo sofort an. „Ich kenn mich hier in Namimori gut aus. Außerdem sollte ein Mädchen nachts nicht alleine herum laufen. Du könntest irgendwelchen zwielichtigen Typen begegnen."

Er war hier doch wohl der größte zwielichtige Typ!

„Du musst mir nur deine Adresse geben."

Am liebsten wäre ich schon wieder auf ihn losgegangen. Er ignorierte mich schon wieder! Doch Skaisa hatte nun mal Recht. Ich zwang mich erneut, Ruhe zu bewahren. Wenn ich ihn wütend machte und er wieder zu seinen Pistolen griff, würde ich keine Chance gegen ihn haben. So viel sah selbst ich ein. Auch wenn ich bezweifelte, dass er wirklich schießen würde.

Skaisa nickte, und holte den Zettel, den Kyoko und Haru uns gegeben hatten, aus ihrer Hosentasche hervor.

„Ah, dort wohnt ihr also", meinte Akayo, nachdem er sich den Zettel angesehen und einen Moment lang überlegt hatte.

„Kannst du uns da hinbringen?" Skaisa sah ihn erwartungsvoll an.

Akayo nickte. „Ja, kann ich. Komm, folg mir."

Er führte uns zurück in die Einkaufsstraße.

„Soll ich dir vielleicht etwas abnehmen?", fragte er mit Blick auf die Tüten, die Skaisa in ihrer Hand hielt.

Doch sie lehnte ab. „Geht schon", sagte sie, während wir weiter liefen.

Plötzlich fiel mir wieder etwas ein.

„Sag mal..", wandte ich mich an Skaisa. „Hattest du mir nicht noch versprochen, dass wir in den Mangaladen gehen?"

„Ähm... morgen, okay?", versuchte sie mich zu vertrösten. „Ich denke, um diese Uhrzeit hat der Laden bereits zu."

Da hatte sie leider wohl recht. Der Dunkelheit nach zu urteilen war es schon recht spät.

„Haben mich Öffnungszeiten jemals interessiert, wenn es um Mangas ging?", scherzte ich dennoch.

„Morgen, Eslin. Morgen", wiederholte Skaisa lachend. „...Apropos, wie spät ist es eigentlich genau?"

„Kurz nach neun", antwortete Akayo nach einem kurzen Blick auf seine Uhr.

Nach einer Weile bogen wir in eine Straße ein, und Akayo blieb stehen. „So, da wären wir. Das hier ist die Straße, die ihr gesucht habt. Das richtige Haus müsst ihr schon selbst finden. Wir sehen uns dann morgen in der Schule, Nidaime." Er wandte sich zu mir, und sein Blick verfinsterte sich schlagartig. „Salia..."

„Bis Morgen!", verabschiedete sich auch Skaisa.

Ich starrte ihm böse hinterher. „Baka!" Das würde noch Rache geben! Verlass dich drauf, Akayo!

Es gelang uns schnell, Tsunas Haus zu finden. Von hier aus kannten wir den Weg bereits, da wir auch auf dem Weg zur Schule hier vorbei gekommen waren. Skaisa klingelte, und fast sofort öffnete Tsuna die Haustür. Hatte er also schon auf uns gewartet? Im Hintergrund explodierte etwas, I-Pin und Lambo rannten hinter Tsuna durch den Flur, Gokudera hinterher. Yamamoto folgte ihm, und hinter diesem lief auch noch Bianchi, die ein Tablett in der Hand hielt. Tsuna beachtete sie jedoch gar nicht. „Gott sei Dank, da seid ihr ja endlich", meinte er sichtbar erleichtert. „Wir hatten uns schon Sorgen um euch gemacht..."

Dann wurde meine Aufmerksamkeit auf den Lärm aus dem Flur gelenkt.

„Lambo will Süßigkeiten!"

„I-Pin auch!"

„Dummes Rindvieh! Gib Juudaimes gebratenen Fisch zurück!", schrie Gokudera verärgert, während er den beiden hinterherrannte.

Yamamoto versuchte ihn mit den Worten „Gokudera, das sind doch nur Kinderalbereien" zu beruhigen und lachte dabei fröhlich wie immer.

„Versucht meine neueste Kreation!", rief dann auch Bianchi und streckte den anderen das Tablett, das sie hielt, entgegen.

Plötzlich wechselte Lambo die Richtung, in die er lief, und auch seine Verfolger drehten sich um. Gokudera erstarrte. „A-aneki", stotterte er, als er Bianchi erblickte, sank augenblicklich auf die Knie und hielt sich den Bauch, als hätte er starke Schmerzen.

Tsuna, der bis jetzt ebenfalls die Geschehnisse hinter sich beobachtet hatte, drehte sich jetzt wieder zu uns um. „Naja... Ich zumindest", meinte er entschuldigend. „Haru und Kyoko hatten vorhin angerufen und wollten wissen, ob ihr schon wieder da wärt. Und wir hatten uns gefragt, wo ihr wohl so lange bleibt." Daraufhin machte er einen Schritt zur Seite. „Kommt doch erst mal rein! Ihr müsst ja nicht draußen in der Kälte stehen bleiben."

Wir nickten und traten ein.

„Habt ihr Fon getroffen?", ertönte plötzlich Reborns Stimme.

Warum erschraken sich Skaisa und Tsuna schon wieder?

Ich blieb ruhig und begrüßte Reborn freundlich. „Jep, haben wir", sagte ich dann. Als Beweis streckte ich ihm meine Hand mit dem Ring daran entgegen.

„Ah, Sturm...", stellte er interessiert fest. „Genau wie Gokudera..."

„WAS?! Wie dieser Vollbaka?!" Na super... Fon hatte nach meiner Persönlichkeit entschieden, welcher der Ringe mir gehören sollte. Galt das auch für die Vongola-Ringe? Waren auch sie nach den Eigenschaften ihrer Besitzer zugeteilt worden? Wenn ja, hieß das dann, ich war Gokudera ziemlich ähnlich?! Ich warf einen kurzen Blick in seine Richtung. Lambo und I-Pin tobten immer noch um ihn herum. Gokudera selbst ging es inzwischen wieder gut genug, um aufzustehen, als Bianchi wieder neben ihn trat. Sie wollte ihm helfen und ihn stützen, doch sofort ging es ihm wieder schlechter und er fiel zurück auf die Knie.

Ich? Wie der? Oh bitte nicht!

„Äh... Ringe? Sturm?", fragte Tsuna jetzt irritiert. „Ihr habt doch nicht etwa...? Nein, das kann nicht sein..."

„Eine Mafia-Familie gegründet?", beendete ich seinen Satz. „Doch, so ungefähr. Ja, haben wir." Ich grinste zufrieden.

„Hiiii?! Ihr und M-mafia-Familie?!"

„Jap. Wir sind die Severo-Famiglia. Skaisa ist der Boss, und ich selbst bin natürlich ihre rechte Hand", erklärte ich stolz. „Naja... und dieser Baka von vorhin..." Ich verzog mein Gesicht beim Gedanken an Akayo für einen kurzen Moment. „Der hält sich für ihre linke Hand..:"

„Also habt ihr schon ein weiteres Mitglied? Beeindruckend... Ihr seid wesentlich besser als dieser Nichtsnutz hier!" Reborn warf einen strengen Blick in Tsunas Richtung.

„Ich will aber gar nicht Mafia-Boss werden!", protestierte Skaisa.

„Wirst du aber!", widersprach ich ihr entschlossen. Dann wandte mich wieder an Reborn. „Warum hast du Fon eigentlich von uns erzählt? Wusstest du das mit der Severo-Famiglia schon vorher?"

„Ganz richtig. Ich hatte mir gleich gedacht, dass ich den Namen Ceiyate schon einmal gehört hatte..."

In dem Moment drehte sich Skaisa wieder zu uns um. „Eslin, gib mir doch schon mal deine Einkaufstüten. Ich bring sie schon mal nach oben."

Ich nickte und übergab Skaisa meine Tüten. Zusammen mit Tsuna ging sie zur Treppe.

„Jedenfalls find ich diese ganze Mafia-Sache total aufregend", meinte ich zu Reborn und grinste.

Sowieso waren in den letzten paar Tagen eine Menge aufregende, wenn auch nicht ganz ungefährliche Dinge passiert. Wir waren in einer anderen Welt gelandet, und waren hier dann gleich als erstes in einen Kampf hinein geraten. Warte mal!

„Reborn-san... Skaisa hat mir etwas von dem Kampf der Vongola gegen die Varia erzählt... Wäre es möglich, dass die Severo in ähnliche Kämpfe verwickelt wird?"

„Nun ja... Im Moment wissen nur sehr wenige von der Severo-Famiglia, da ihr noch nicht offiziell als ihre Nachfolger bekannt seid. Daher werdet ihr in der nahen Zukunft wohl noch nicht mit Angriffen rechnen müssen. Allerdings kann es sicherlich nicht schaden, wenn ihr euch für den Ernstfall ein paar grundlegende Kampffertigkeiten aneignen würdet", erklärte Reborn nach kurzem Nachdenken.

Ich nickte und dachte an all die Shonen-Mangas, die ich gelesen hatte. Kampftraining... Irgendwie freute ich mich bereits darauf. Auch wenn wir wohl nie so gut werden würden wie manch ein Anime-Charakter mit all seinen übernatürlichen Kräften ... Allerdings war dies auch eine andere Welt... wer wusste, was hier sonst noch alles möglich war.

„Aber fürs Erste ist es wichtiger, dass ihr genügend starke Wächter findet, für jeden Ring einen. Einen habt ihr ja, wie ich hörte, schon gefunden?"

Ich nickte. „Ja. Kaminari Akayo, aus unserer Klasse. Er wollte ja leider unbedingt in unsere Famiglia aufgenommen werden, und da Skaisa anscheinend nichts wirklich dagegen hat, kann ich auch nichts dagegen sagen. Immerhin ist sie der Boss."

„Was für einen Ring hat er bekommen?", fragte Reborn weiter interessiert.

„Wir haben ihm den Ring nicht gegeben, aus irgendeinem Grund hatte er den schon vorher. Er meinte, er hätte den Ring geerbt oder so... Wenn ich mich recht erinnere, war in den Ring ein Regentropfen eingraviert."

„Regen also... Dieser Wächter muss Rechnungen begleichen und das ausgespuckte Blut wegwaschen. Er ist das Requiem des Regens. Interessant... Wenn er den Ring geerbt hat, wissen seine Eltern vielleicht etwas über die Severo-Famiglia. Dem solltet ihr mal nachgehen."

Ich nickte erneut. „Eine Frage hätte ich noch, Reborn-san: Wer oder was genau sind eigentlich Arcobaleno? Fon hat diesen Begriff vorhin erwähnt..."

„Skaisa-chan? Eslin-chan? Kommt ihr zum Essen?", rief Tsunas Mutter plötzlich aus der Küche und im nächsten Moment war Reborn bereits verschwunden. Dafür kamen Skaisa und Tsuna gerade wieder die Treppe runter. „Ja, wir kommen!", rief Skaisa lächelnd. Gemeinsam betraten wir die Küche.

Kapitel 13 (Skaisas Sicht) - Laute Stimmen in der Bücherei

Am nächsten Tag gingen wir wieder in die Schule. Und diesmal nahmen wir uns schlauerweise ein eigenes Bento mit, mit Stäbchen für mich und Gabel für Eslin, verstand sich. Diesmal liefen wir mit Tsuna, Gokudera und Yamamoto zusammen zur Schule. Es war wie immer. Das hieß, Eslin und Gokudera stritten sich, während Yamamoto einfach nur lachte. Tsuna und ich versuchten sie zu beruhigen, gaben aber schließlich auf und ignorierten sie.

Als wir in den Klassenraum kamen, wurden Tsuna, Gokudera, Yamamoto und ich erst einmal zur Seite gestoßen und ein Grüppchen von Jungs umringte Eslin.

Hey, was sollte das denn?!, dachte ich, als ich mich verärgert jetzt anscheinend einen Fanclub hatte, machte mein Zorn Erstaunen und Verwunderung Platz.

"Eslin-sama!!! Guten Morgen!!", rief einer.

"Hast du gut geschlafen? Soll ich dir deine Tasche zum Platz tragen?", fragte ein anderer.

"Nein! Das mache ich!", protestierte ein weiterer.

"Was? Nein! Ich!", wiedersprach der eine. Und schon fingen sie sich fast an, deshalb zu kloppen.

"Äh, Jungs? Lasst ihr mich mal vorbei?", versuchte sich Eslin aus der Gruppe zu kämpfen.

Daraufhin bildeten die Jungs einen Gang zu ihrem Platz und stellten sich alle gerade hin.

"Na klar. Bitte, Eslin-sama." Sama?, wunderte ich mich erst jetzt. War -sama nicht eine extrem höfliche Anrede, die man meistens nur für verehrte Personen verwendete?

Einer der Jungen kam auf sie zu und zog ihr ihre Tasche unter dem Arm weg.

"Hey, das ist meine Tasche, gib sie zurück!", rief Eslin empört, verwirrt und zornig zu gleich. Sie riss ihre Tasche wieder an sich, holte aus und schlug den Jungen damit. Dieser fiel zu Boden. Doch anstatt sie in Ruhe zu lassen, kamen die Jungs wieder zusammen.

"Hach! So stark, so unnahbar, so begehrenswert!", schwärmten sie.

"Was stimmt mit euch nicht?!", rief Eslin aufgebracht und lief schleunigst zu ihrem Platz.

Doch die Traube von Jungs folgte ihr. Eslin war sichtlich genervt, versuchte sie aber zu ignorieren.

Ich bekam leichte Panik. Wenn das nun in Zukunft immer so lief, würde ich es nicht mehr schaffen, zu Eslin durch zu dringen... Das würde heißen, ich würde meine beste und einzige Freundin nicht mehr erreichen! Etwas Wehmut machte sich in mir breit. Jetzt wäre ich wohl für die Schulzeit alleine...

Doch gerade, als ich das dachte, kam Akayo auf mich zu.

"Guten Morgen, Nidaime!", begrüßte er mich freundlich, und ich merkte, wie ihn einige Mitschüler erstaunt beobachteten.

"Guten Morgen, Kaminari-kun", begrüßte ich ihn ebenfalls freundlich und lächelte. War es denn so ungewöhnlich, dass er mal zu jemandem nett war, und jemanden begrüßte?

Naja... wenn Eslin ja jetzt beschäftigt war, würde wenigstens er mir Gesellschaft leisten...

"Soll ich dir deine Ta-", fing er an, und streckte eine Hand aus.

"Geht schon.", unterbrach ich ihn, bevor er den Satz beenden konnte. Ich wusste eh schon, was er fragen wollte.
 

Der Unterricht verlief in etwa wie gestern, nur, dass Eslin von ihrem Fanclub beobachtet wurde ... den gesamten Unterricht lang... Ich merkte nur, wie ein Junge schräg vor mir fast dauerhaft nach hinten guckte. Ich konnte mir schon denken, wo er hinsah ... auf Eslin, die wahrscheinlich wieder einen Wettkampf mit Gokudera ausführte...

Egal... Ich musste mich auf den Unterricht konzentrieren ... auch wenn der total langweilig war...

Diesmal hatten wir Englisch. Aber die Japaner waren anscheinend nicht sonderlich weit mit dem Thema. Wir wussten größtenteils, wie die Grammatik ging, wann man welche Zeit verwendete usw. ... nur ein paar Vokabeln kannten wir noch nicht. Aber die waren auch schnell gelernt.

Also holte ich mir ein leeres Blatt aus meiner Tasche und spielte mit meinem Bleistift herum. Was könnte ich zeichnen?
 

Nach dem Unterricht, wollten wir mit den anderen wieder auf dem Dach unsere Mittagspause verbringen. Zum Glück halfen Gokudera und die anderen, Eslins Fanclub zu verscheuchen, sodass wir auf dem Dach ungestört waren. Ryohei war beim Boxen.

Auch Akayo war mit aufs Dach gekommen und hatte sich links neben mich gesetzt. Seelenruhig aß er sein Bento, während Totenstille bei den anderen herrschte. Tsuna hatte anscheinend Angst vor Akayo, denn er rutschte unauffällig so weit wie möglich von ihm weg und ließ ihn keinen Augenblick aus den Augen. Auch Gokudera wandte seinen Blick nicht von ihm ab. Doch er betrachtete Akayo wohl eher als Bedrohung für Tsuna und funkelte ihn misstrauisch an. Yamamoto hingegen war so naiv wie immer.

Nach einer Weile brach Eslin endlich das Schweigen. "Sag mal, Akayo-baka, wieso bist du eigentlich hier?", fragte sie ihn mit hochgezogener Augenbraue.

"Weil ... weil ich doch Nidaimes linke Hand bin!", suchte Akayo anscheinend nach einer Ausrede.

"Fängst du schon wieder damit an?! Wie oft denn noch! Du wirst niemals ihre linke Hand sein, Vollbaka!", wies Eslin ihn zurecht. "Außerdem ist das keine Erklärung, warum du hier sitzt!"

"Doch! Ich werde Nidaimes linke Hand sein! Und darum kann ich sie doch nicht schutzlos lassen!", protestierte Akayo.

Eslin stand auf und stemmte ihre Fäuste gegen ihre Hüfte."Willst du damit etwa behaupten, dass ich schwach bin?!" Sie fühlte sich wohl angegriffen, weil sie daraus schloss, dass Akayo ihr nicht zutraute, mich beschützen zu können.

"Ja, will ich! Schließlich bist du doch ein Schwächling!", erhob sich Akayo ebenfalls, mit geballten Fäusten.

"Wer ist hier ein Schwächling?!", brüllte Eslin ihn an.

"Kaminari-kun, Eslin, hört bitte auf, euch zu streiten!", bat ich die beiden mit beschwichtigenden Handbewegungen.

"Aber er hat angefangen!", verteidigte Eslin sich und deutete auf Akayo.

"Hab ich gar nicht!", erwiderte Akayo entrüstet.

"Hast du wohl!"

Ich seufzte. Diese beiden Streithähne ... ob die sich wohl jemals vertragen werden?

"Sag mal, was ist denn mit Kaminari-san los? Warum benimmt der sich denn so merkwürdig?", fragte mich Tsuna leise, der in der Zwischenzeit wieder neben mich gerutscht war. Die beiden waren eh zu vertieft in ihren Streit, als dass sie es mit bekommen würden.

"Weißt du noch, was Eslin gestern erzählt hat?", fragte ich ihn seufzend.

Tsuna nickte leicht. "Ich denke schon. Dass ihr nun eine Mafia seid, oder?"

Nun nickte ich. "Genau ... auch, wenn mir das nicht besonders gefällt ... aber wie dem auch sei. Sie hatte auch gesagt, dass wir sogar schon ein weiteres Mitglied hätten..." Ich nickte in Akayos Richtung. "Das ist Kaminari-kun..."

"Hiii?! Waaaas?!? D-der?!?", erschrak Tsuna.

Wieder nickte ich. "Jepp, genau der. Und Eslin hat anscheinend wieder einen neuen Rivalen gefunden..."

Eslin und Akayo hatten bis eben noch weiter gestritten. Doch plötzlich hielt Eslin inne und setzte sich wieder vorsichtig neben mich. Das war doch so gar nicht ihre Art, plötzlich in einem Streit klein bei zu geben!

"Was ist denn auf einmal los, Eslin?", fragte ich sie besorgt.

Eslin wandte sich etwas, gab dann aber doch kleinlaut zu: "Ich muss mal auf die Toilette..."

"Ach so. Dann geh doch!", lächelte ich sie an.

"Das ist ja das Problem...", nuschelte sie. "Ich weiß nicht mehr, wo die ist..."

Ich lächelte. "Kein Problem. Ich weiß noch, wo die war. Komm, ich zeig' dir den Weg. Außerdem muss ich auch mal..."

Wir standen auf und gingen zur Tür, die vom Dach in die Schule führte.

"Nidaime! Wo wollt ihr denn hin?", fragte Akayo als er Anstalten machte uns zu folgen.

"Wir müssen nur mal auf die Toilette. Kein Grund zur Panik!", beruhigte ich ihn. Mensch, übertreiben konnte man es ja auch.

"O-oh...", machte Akayo wurde rot und setzte sich wieder.
 

Auf dem Weg zur Toilette im 3. Stock unterhielten wir uns noch über dies und das. Mich wunderte, dass es auf den Fluren relativ leer und im ganzen Gebäude ziemlich ruhig war für eine normale Mittagspause. Anscheinend waren sowohl die Schüler als auch die Lehrer alle bei dem schönen Wetter draußen.
 

Als wir allerdings von der Toilette zurück aufs Dach gehen wollten, hörten wir etwas lautere Stimmen aus der Bücherei kommen. Warum waren die denn so laut? Und warum dann ausgerechnet noch in der Schulbibliothek? Neugierig, was da wohl los war, horchten wir an der Tür.

"Was machst du denn hier, Freak?!", hörte ich eine Jungenstimme.

"Haben wir dir nicht verboten hier her zu kommen?", meinte ein anderer.

Als nächstes hörten wir ein paar dumpfe Geräusche, die wie Schläge klangen.

Eslin und ich erschraken, als wir verstanden, was da abging. Wir drückten die Tür auf und liefen in die Bücherei, den Stimmen folgend.

"Was hast du denn da? Gib mal her!", forderte der erste wieder.

Ich hörte, wie jemandem etwas aus der Hand gerissen und jemand zur Seite geschubst wurde und stolperte. Aber ich hörte nicht, wie er auf dem Boden aufschlug. Ich sah nur, wie ein Regal ganz in der Nähe wackelte.

"Eine Romanze? Ha! Das passt ja zu jemandem wie dir!"

"Aber glaub ja nicht, dass sich je eine für dich interessieren würde, Freak! Du hast doch nicht einmal Freunde!", hörte ich nun eine Mädchenstimme.

Daraufhin lachten mehrere Stimmen verächtlich.

Ich blickte um die Ecke eines Regals und fand endlich diejenigen, die da auf jemandem herum hackten. Sie standen in einem verwinkelten Abteil mit vielen dicken Romanen, aber auch wissenschaftlichen Werken. Es waren fünf Jungen und drei Mädchen, die einen relativ großen Jungen umringt hatten. Er war fast gestürzt und hielt sich noch so halb an einem der Regale und sah schon ziemlich mitgenommen aus.

Der Junge hatte relativ lange, dunkel-lilafarbene Haare, dunkel-lila Augen und war sonst sehr schlank. Er wirkte nicht als sei er gefährlich. Lediglich seine Größe, die etwas untypisch für einen Japaner war, ließ ihn kräftig und stark erscheinen. Doch er hatte einen ängstlichen und leidenden Blick. Diesem Blick nach zu urteilen und seinen Augen, die doch die Fenster zur Seele genannt werden, könnte er nie auch nur einer Fliege etwas zu Leide tun und hatte selbst viel Leid und Schmerz erfahren. Schon dieser eine Blick in seine Augen, hatte mir verraten, dass er es nicht schaffen würde, aus dieser Situation heil wieder heraus zu kommen geschweige denn sich seinen Peinigern zu stellen.

Wir mussten ihm helfen!

"Hey, ihr da! Hört auf, den armen Jungen nieder zu machen! Was hat er euch denn getan?!?", trat ich hinter dem Regal hervor, dem Grüppchen entgegen.

"Er ist in unserer Klasse! Das hat er uns angetan!", meinte ein Junge mit braunen Haaren verächtlich.

"Wir wollen ihn nicht haben! Hast du kapiert?! Du sollst verschwinden, Freak!", ergänzte ein Mädchen ärgerlich und trat nach dem Jungen. Dieser wurde zu Boden getreten und zog sich dort zusammen. Man konnte es kaum mit ansehen, wie er alles ohne den leisesten Mucks über sich ergehen ließ.

"Hört auf! Das ist doch keine Rechtfertigung ihn zu beschimpfen und zu verprügeln!!", rief ich entsetzt und stellte mich neben den Jungen mit den lila Haaren. "Zu existieren ist doch kein Verbrechen!", versuchte ich nun mit ruhigerer Stimme das Mädchen zu besänftigen. In einer solchen Situation war es nicht gut, laut zu werden. Das würde nur noch mehr Streit mit sich bringen... Der Junge neben mir blickte mich verwirrt und zugleich entschuldigend an und zog sich vorsichtig am Regal hoch. Er hatte sich anscheinend am Bein verletzt und hatte Schwierigkeiten auf zu stehen. Ich reichte ihm eine Hand und versuchte, ihn langsam wieder hoch zu ziehen.

Da riss dem braunhaarigen Jungen vor mir die Hutschnur. "Doch! In diesem Fall ist es das! Verschwinde!!, brüllte er den Jungen an, ballte seine Hand zur Faust und holte aus.

Er würde ihn jeden Moment schlagen! Das konnte ich nicht zulassen! Dieser arme Junge, der noch nicht einmal wieder richtig stand und sein Bein nicht mehr belasten konnte, hatte so eine Behandlung keinesfalls verdient!

WAMM

Vor Schreck und Erstaunen starrte der braunhaarige Junge mich an. Blut begann aus meiner Nase zu laufen, denn ich war dazwischen gesprungen und hatte anstelle des lilahaarigen Jungen den Schlag abbekommen. Mitten ins Gesicht!

Ich merkte, wie der Lilahaarige hinter mir vor Entsetzen wieder in die Knie sank, und ich spürte seinen Blick in meinem Rücken.

Hörbar atmete ich tief ein und wieder aus und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren, als ich dem braunhaarigen Jungen entschlossen in die Augen sah.

Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie Eslin anfing zu beben. Man konnte förmlich sehen, wie ihr das Blut in den Kopf schoss und anfing zu kochen.

Doch entgegen meinem Versuch, den Jungen mit meinem Blick einzuschüchtern, bzw. ihn dazu zu bringen zu bereuen und sich zu entschuldigen sodass er und seine Kumpanen abhauten, fühlte er sich herausgefordert und wurde noch wütender und aggressiver. Schließlich hielt er mich, dank meiner Größe und meines Geschlechts, nicht für 'würdig', ihn zur Rechenschaft zu ziehen.

"Halt du dich da gefälligst raus, Göre!", brüllte er mich an, während er mich am Kragen packte und zu sich hochzog. Nur noch meine Zehenspitzen berührten den Boden.

"Lass sie sofort los, du Mistkerl!!", schrie Eslin in dem Moment.

Verblüfft drehte der Junge seinen Kopf in Eslins Richtung, nur, um im nächsten Augenblick mit voller Wucht ihre Faust ins Gesicht zu bekommen.

Der Junge ließ mich los und stürzte zu Boden. Ich landete auf meinen Füßen und fing erst mal an zu husten. Einen kurzen Augenblick war die Zeit wie eingefroren und Schock stand an der Tagesordnung. Doch dann kam wieder Leben in die Situation und der nächste der Gruppe verlor die Nerven und griff Eslin an.

Eslin steckte den Schlag ein und teilte sogleich wieder einen aus. In der Zwischenzeit war der braunhaarige Junge wieder aufgestanden. Selbst die Mädchen wurden jetzt wütend.

Verdammt! Wenn ich nichts unternehme, artet das noch in eine Prügelei aus!!

"Leute, hört bitte auf euch zu prügeln! Das führt doch zu nichts!", versuchte ich hilflos den anfangenden Kampf zu unterbinden. Allerdings hörte niemand auf mich. Wie immer! Warum nahm mich nie jemand ernst? Nur Eslin hielt kurz inne. Doch deshalb kassierte sie nur einen Schlag in die Magengrube.

Entsetzt starrte ich den Jungen an, der sie geschlagen hatte. Okay. Nun waren sie zu weit gegangen! Sie würden nicht aufhören. Die einzige, die vielleicht auf mich hören würde, war Eslin. Aber das würde die anderen nicht davon abhalten sie weiter zu schlagen.

Nun mischten sich die Mädchen ebenfalls ein, und alle zusammen gingen auf Eslin los. Sie versuchte zwar, sich zu wehren, aber besonders erfolgreich war sie nicht.

Ich versuchte, dazwischen zu gehen und die beiden Fronten voneinander zu trennen. Aber es wollte nicht so recht klappen. Außerdem bekam ich dabei auch ein paar Schläge ab. Ich seufzte. Na gut. Dann musste ich sie zumindest kurzfristig außer Gefecht setzten, damit Eslin nicht so stark verletzt wurde. Der angreifbarste Punkt sind die Beine eines Menschen. Wenn er stürzte, konnte er nicht weiter kämpfen.

Also zog ich den Angreifern die Beine weg, stellte ihnen ein Bein, oder kickte das Bein weg, das den Körper trug, sodass sie zu Boden fielen und eine Weile brauchten, bis sie wieder aufstehen konnten. Doch dadurch wurden sie nun auch auf mich aufmerksam und griffen mich ebenfalls an. Ich versuchte, den Schlägen auszuweichen. Doch das war in einer Bibliothek mit vielen Regalen gar nicht so einfach!

Nach einer Weile sah ich, wie Eslin einen heftigen Tritt in die Magengrube kassierte und laut hustend zusammen knickte und mit der Hand nach ihrem Bauch griff. Sie war langsam am Ende ihrer Kräfte. Doch die anderen ließen nicht ab und traten weiter nach ihr.

Mein Herz sackte mir langsam in die Hose. ... auch, wenn das bildlich gar nicht möglich war, da ich einen Rock trug ... aber naja...

Ich konnte langsam auch nicht mehr. Wir würden elendig zu Grunde gehen, wenn wir hier nicht irgendwie heraus kamen.

Ich war so in die Gedanken vertieft, wie wir hier heraus kommen könnten, dass ich zu spät bemerkte, dass ein Junge kurz davor war, mich anzugreifen, und ich einen so heftigen Schlag vor die Brust bekam, dass ich förmlich nach hinten geschleudert wurde, stürzte und gegen ein Regal knallte.

Ich hatte solche Schmerzen am Kopf, dass ich benommen sitzen blieb. Ich nahm nur am Rande wahr, dass die Geräusche der Prügelei schnell verebbten.

Als ich dann aber die Augen wieder öffnete, die ich für einen Moment geschlossen hatte, sah ich, dass alle in ihrer Bewegung angehalten hatten und geschockt in meine Richtung starrten.

Ich war kurz verwirrt, bis ich begriff, dass sie nicht mich, sondern das stark wankende Regal über mir anstarrten. Da fiel mir wieder ein, dass an der Tür zur Bibliothek ein Schild gehangen hatte 'Achtung, alte, wackelige Regale'.

Doch ich hatte keine Zeit zu reagieren und zu versuchen weg zu laufen. Denn auch schon im nächsten Moment kippte das Regal und die dicken Bücher stürzten auf mich herab. Ich kauerte mich noch schnell instinktiv zusammen um meinen Kopf zu schützen und kniff die Augen zusammen. Aber besonders viel brachte das nicht. Mein Kopf fing an von den vielen Schlägen der Bücher zu dröhnen. Und da sagte man immer, Schule und Lernen wäre nicht gefährlich... doch jeden Moment würde es vorbei sein. Jeden Moment würde auch das Regal auf mich herab stürzten und mich erschlagen! Dann würde ich keine Schmerzen mehr haben. Dann wäre alles vorbei...

Kapitel 13 (Eslins Sicht) - Ein Tag wie jeder andere in Namimori: Probleme hoch 4!

Natürlich mussten wir auch am nächsten Tag wieder zur Schule, jetzt, da wir uns entschlossen hatten, diese zu besuchen. Diesmal hatten wir sogar daran gedacht, uns unsere eigenen Bentos mit Stäbchen für Skaisa und Gabel für mich mitzunehmen. Tsuna, Yamamoto und Gokudera begleiteten uns auf dem Weg. Natürlich fing ich sofort wieder einen Streit mit letzterem an. Ich konnte anscheinend einfach nicht ohne. Wie beim letzten Mal versuchten Tsuna und Skaisa uns zu beruhigen, aber schließlich gaben sie auf und sprachen bis wir im Klassenraum angekommen waren kein Wort mehr mit uns.

Dafür erwartete uns dort eine andere Überraschung, die meine Streitereien mit Gokudera beendete. Kaum hatte ich den Raum betreten, war ich auch schon von einer aufgeregten Gruppe Jungs umgeben.

Was wollten die von mir?!

„Eslin-sama!! Guten Morgen!!"

„Hast du gut geschlafen? Soll ich dir deine Tasche zum Platz tragen?"

„Nein, das kann ich doch für dich machen!"

„Was? Nein! ICH!"

Was war denn mit denen los?! Eslin-sama? Und das diese Bakas meine Tasche tragen wollten... Das kam mir irgendwie bekannt vor. Ich hatte doch nicht etwa...?! Doch, ich hatte! Innerhalb von nur einem Tag hatte sich anscheinend mein eigener Fanclub gebildet. Oh man... In seltenen Ausnahmesituationen konnte so was ja ganz nützlich sein, aber meistens nervte es einfach nur. Warum musste ich auch immer so ein Glück haben?

„Äh... Könntet ihr mich vielleicht vorbei lassen?", bat ich so ruhig wie möglich, und sofort machten sie mir mit einem „Na klar. Bitte, Eslin-sama" den Weg frei.

Doch dabei zog mir plötzlich einer der Jungen die Tasche weg. Das reichte. Meine Geduld war am Ende. „Hey, gib die zurück!", rief ich aufgebracht, riss die Tasche wieder an mich und schlug damit sofort reflexartig nach dem Jungen, sodass er zu Boden fiel. Irgendwie tat mir meine heftige Reaktion leid, aber andererseits würden sie jetzt bestimmt Angst vor mir haben und mich in Ruhe lassen. Doch ich hatte falsch gedacht.

„Hach! So stark, so unnahbar, so begehrenswert", schmachteten die Jungen sofort im Chor.

Das war ja nicht zum Aushalten! „Was stimmt nicht mit euch?!", rief ich genervt und lief zu meinem Platz, doch die Horde unterbelichteter Affen folgte mir. Ich seufzte. Vielleicht würde es ihnen ja irgendwann langweilig werden, wenn ich sie nur lange genug ignorierte. Ich hoffte es. Aber so hartnäckig, wie die waren, standen meine Chancen eher schlecht.
 

Um meinen Fanclub möglichst zu ignorieren, konzentrierte ich mich auf meinen Wettstreit mit Gokudera. Gestern waren wir zu keinem Ergebnis gekommen, aber vielleicht würde sich ja heute etwas ergeben.
 

Danach gingen wir wieder aufs Dach, um dort unsere Mittagspause zu verbringen. Den Jungs, allen voran Gokudera, gelang es sogar, meinen Fanclub zu verscheuchen. Zum Glück waren sie jetzt weg. Wäre es nicht Gokudera gewesen, der mir geholfen hatte, wäre ich ihm sicherlich sehr dankbar gewesen. Doch Akayo hatte auch er nicht abschrecken können. Dieser saß jetzt seelenruhig bei uns und aß sein Bento und schien die angespannte Stimmung, die seinetwegen herrschte, nicht einmal mitzukriegen. Alle starrten ihn an, als warteten sie nur darauf, dass er irgendeine falsche Bewegung machte.

„Sag mal, Akayo-baka, wieso bist du eigentlich hier?", fragte ich schließlich, als mir die Situation zu blöd wurde.

„Weil..." Er brauchte anscheinend einen Augenblick, um eine Erklärung zu finden.

„Weil ich Nidaimes linke Hand bin!", rief er dann.

„Fängst du schon wieder damit an? Wie oft denn noch?! Du wirst niemals Nidaimes linke Hand werden, Vollbaka!", meinte ich genervt. „Außerdem ist das keine Erklärung, warum du hier sitzt!"

„Doch! Ich werde Nidaimes linke Hand werden! Und daher kann ich sie nicht schutzlos lassen!"

Wütend stand ich auf. „Willst du etwa behaupten, ich wäre schwach?!" Von so einem daher gelaufenen Baka werde ich mir doch nicht meinen Platz an Skaisas Seite nehmen lassen!

„Ja, genau das will ich! Schließlich bist du das doch! Ein Schwächling!" Akayo war inzwischen ebenfalls mit geballten Fäusten aufgestanden.

„Wer ist hier ein Schwächling?"

„Kaminari-kun, Eslin, beruhigt euch wieder! Hört auf zu streiten!", versuchte Skaisa uns zu beruhigen.

„Er hat angefangen!", versuchte ich mich zu verteidigen, doch Akayo gab sofort ein „Hab ich gar nicht!" zurück.

„Hast du wohl", wiederholte ich. „Und außerdem, du bist doch hier der schwächere von uns! Wieso nimmst du denn bitte deine Pistolen überall mit hin, hä? Weil du ohne zu schwach wärst! So ist es doch, oder nicht?!"

„Ach, und in wie fern bist du bitte stark?"

„Ach egal, vergiss es! Ich hab keine Lust, weiter mit so 'nem Baka wie dir zu diskutieren!"

Ohne ein weiteres Worte setzte ich mich neben Skaisa, die mich sofort verwundert musterte. Du beendest doch sonst keinen Streit vorzeitig, schien ihr Blick dabei zu sagen.

„Was ist denn auf einmal los?", fragte sie schließlich.

„Also, äh... Ich muss mal auf die Toilette", meinte ich leise.

Sie lachte. „Das ist doch kein Problem. Geh doch einfach!"

„Äh, doch, das ist ein Problem. Ich hab vergessen, wo die ist..."

„Kein Problem. Ich erinnere mich noch, wo die ist. Ich kann dich hinführen, ja?", bot sie an. „Außerdem muss ich auch mal..."

Also standen wir auf, und ich folgte Skaisa zur Tür, die vom Dach herunter führte.

„Nidaime! Wo wollt ihr denn hin?", rief Akayo, der uns bereits ein paar Schritte nachgelaufen war.

„Wir müssen nur mal auf die Toilette", meinte Skaisa schnell und seufzte.

„Oh.. Ach so..." Mit diesen Worten lief Akayo zurück und setzte sich wieder.
 

Nachdem wir auf der Toilette gewesen waren, führte uns unser Rückweg an der Bibliothek vorbei. Aus der waren inzwischen aufgebrachte, laute Stimmen zu hören. Wieso gab es denn in einer Bibliothek so viel Lärm? Neugierig lauschten Skaisa und ich an der Tür.

„Was machst du denn hier, Freak?"

„Hatten wir dir nicht verboten hierher zu kommen?", hörten wir mehrere Jungenstimmen.

Ich sah zu Skaisa. Wir hatten beide verstanden, was da drinnen vor sich ging. Schnell betraten wir die Bibliothek und folgten den Stimmen.

„Was hast du denn da? Gib das mal her!"

Daraufhin war ein Geräusch zu hören, als wenn jemand zur Seite geschubst wurde. In der Nähe wackelte ein Regal.

„Eine Romanze?", fuhr der Junge spottend fort. „Das passt zu jemandem wie dir!"

„Aber glaub ja nicht, dass sich je eine für dich interessieren würde, Freak! Du hast doch nicht mal Freunde!", meinte jetzt eine Mädchenstimme.

Allmählich stieg Zorn in mir auf. Ich wusste, wie verletzend solche Worte sein konnten.

Endlich fanden wir die Gruppe zwischen Regalen voller dicker Romane und wissenschaftlicher Lexika. Ich zählte fünf Jungen und drei Mädchen. Und dann noch den Jungen, den sie gerade fertig machten. Er hielt sich an einem Regal fest und drohte jeden Moment zu stürzen. Er hatte recht lange, dunkelviolette Haare, war sehr groß, aber auch ziemlich schlank und wirkte ängstlich und eingeschüchtert. Dieser leidende Ausdruck in seinen Augen zerriss einem förmlich das Herz, aber die anderen schien es nur zu amüsieren.

„Hey, ihr da! Hört auf, den armen Jungen nieder zu machen! Was hat er euch denn getan?!", trat Skaisa den Jungen und Mädchen gegenüber.

„Er ist in unserer Klasse! Das hat er uns angetan!"

„Wir wollen ihn nicht haben!" Das Mädchen, das gerade sprach, wandte sich wieder direkt an den Lilahaarigen. „Hörst du? Wir wollen, dass du verschwindest, Freak!"

Sie trat nach ihm, und er fiel schließlich zu Boden. Doch er gab keinen einzigen Laut von sich.

„Hört auf! Das ist doch keine Rechtfertigung, um ihn zu beschimpfen und zu verprügeln!", rief Skaisa, während sie sich neben den Jungen stellte. „Zu existieren ist doch kein Verbrechen!", erklärte sie mit bemüht ruhiger Stimme.

Ich selbst hatte noch nichts zu der Situation gesagt, denn ich wusste, dass ich, wenn ich erst einmal anfangen würde, den Jungen zu verteidigen, garantiert die Beherrschung verlieren würde. Dann würde es nur noch mehr Streit geben.

Skaisa half dem Jungen, der sich gerade am Regal hochzog, wieder aufzustehen. Anscheinend hatte er sich am Bein verletzt.

„Doch! In diesem Fall ist es das! Verschwinde!!!", rief der braunhaarige Junge, der Skaisa am nächsten stand, und holte aus. Jeden Moment würde er den lilahaarigen Jungen schlagen!

WAMM

Das Geräusch von einem Schlag erfüllte den Raum, dann blieb es für einen kurzen Moment still.

Schockiert sah ich zu Skaisa. Blut lief aus ihrer Nase. Sie hatte sich dazwischen gestellt, und den Schlag anstelle des Jungen abbekommen.

Dieser war vor Entsetzen wieder auf die Knie gesunken, und starrte fassungslos auf Skaisa.

„Halt dich gefälligst da raus, du kleine Göre!", schrie der braunhaarige Skaisa dann auch noch an, und zog sie am Kragen hoch, bis sie kaum noch den Boden berührte.

Das reichte! Jetzt waren sie definitiv zu weit gegangen! Pfeif auf Beherrschung! Mein Plan, ruhig zu bleiben, war augenblicklich vergessen.

„LASS SIE SOFORT LOS!!!", schrie ich, inzwischen außer mir vor Wut. In dem Moment, in dem er sich verwundert in meine Richtung drehte, hatte er auch schon meine Faust im Gesicht sitzen. Er ließ Skaisa los und stürzte zu Boden. Geschah ihm recht! Niemand verletzte ungestraft meine Freunde!

Doch nach einem kurzen Moment des Schocks stürmte der nächste los, diesmal auf mich.

Ein Schlag traf mich, und sofort schlug ich zurück. Immer mehr von ihnen taten es dem Jungen gleich. Für jeden Schlag, den ich einsteckte, teilte ich auch gleich wieder einen aus. Aber das änderte nichts daran, dass meine Gegner zahlenmäßig weit überlegen waren.

„Leute! Hört auf euch zu prügeln! Das führt doch zu nichts!", rief Skaisa, in der Hoffnung, dass jemand auf sie hören würde. Tatsächlich hielt ich einen Augenblick lang inne. Die übrigen jedoch beachteten sie nicht weiter, sondern nutzten den Moment aus. Ein Schlag in den Magen ließ mich für einen Moment auf die Knie sinken. So langsam kam ich aus der Puste. Ich hatte mich bereits des Öfteren geprügelt, weil ich einfach zu schnell die Fassung verlor, und war deshalb eigentlich schon ein wenig geübt, aber mit so vielen gleichzeitig hatte ich es noch nie aufgenommen, und dementsprechend schlecht standen meine Chancen.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Skaisa begonnen hatte, mir zu helfen, doch im Moment musste ich mich darauf konzentrieren, Angriffen so gut wie möglich auszuweichen, und konnte sie nicht weiter beachten. Doch ich war ihr dankbar, auch wenn ich gleichzeitig wünschte, sie hätte sich nicht auch noch selbst in Gefahr gebracht.

Schließlich war ich am Ende meiner Kräfte. Einem Tritt in die Magengrube konnte ich nicht mehr ausweichen und knickte laut hustend und mit heftigen Schmerzen zusammen. Ich hatte kaum noch Kraft, mich zu wehren, während sie weiter auf mich eintraten.

So langsam musste diese Sache hier ein Ende finden! Aber wie?!

In dem Moment hörte ich ein lautes Krachen, und da die Mädchen und Jungen endlich von mir abließen, konnte ich langsam wieder auf die Beine kommen. Ich folgte der Blickrichtung der Umstehenden und erkannte den Grund, warum sie inne hielten.

Anscheinend hatte ein Junge Skaisa gegen ein Regal gestoßen. Dieses wackelte jetzt bedrohlich. Schockiert sah ich, wie die Bücher auf Skaisa herabstürzten, doch viel schlimmer noch: Das Regal würde jeden Moment umkippen und sie unter sich begraben!

Kapitel 14 (Skaisas Sicht) - Darian Yugata

Aber es passierte nichts. Ich wunderte mich, dass das Regal so lange brauchte, um das Gleichgewicht zu verlieren und auf mich drauf zu knallen, wie zuvor alle Bücher. Im nächsten Moment hörte ich nur, wie die Jungen und Mädchen voller Angst aufschrien und wegrannten.

Was war denn da los?

Ich öffnete meine Augen vorsichtig und bekam erst einmal einen Schock, als ich sah, dass das Regal nur wenige Zentimeter über mir zum Stehen gekommen war. W-wie war das möglich? Bei dem Winkel hätte es mich erschlagen müssen! Es war kein Widerstand da, der das Regal hätte aufhalten können! E-es schwebte! D-das war doch physikalisch völlig unmöglich!?!

Da bemerkte ich eine Art blass-lila Aura, die jenes Regal umhüllte.

"Sch-schnell! Hol deine Freundin da weg! I-ich kann es nicht länger h-halten!", hörte ich einen Jungen angestrengt hervor pressen.

Ich registrierte nicht wirklich, was dies für mich bedeutete. Außerdem stand ich noch unter Schock, dass ich mich, auch wenn ich es verstanden hätte, nicht allein hätte befreien können.

Daraufhin kroch Eslin unter das Regal und reichte mir ihre Hand. Ich ergriff sie und sie zog mich unter diesem weg. Kaum waren meine Füße unter dem Regal verschwunden, verschwand die lila Aura und das Regal knallte zu Boden.

Der einzige, der außer Eslin noch da war, war der lilahaarige Junge, den ich beschützt hatte. Er hatte sich auf den Boden gekniet und hielt sich Zeige- und Mittelfinger an die Schläfen. Er sah hoch konzentriert aus, seine Augen leuchteten blass-lila und er besaß keine Iris und Pupille mehr. Sie waren verschwunden! Doch nachdem das Regal auf den Boden geknallt war, hörte das Leuchten in seinen Augen langsam auf und seine Iris' und Pupillen kamen wieder zum Vorschein. Allgemein löste sich auch seine Anspannung und er nahm, schwer atmend, seine Hände wieder runter. Ihm war Schweiß auf die Stirn getreten.

Hatte er etwa ... das Regal ... mit ... seinen G-gedanken aufgehalten ...?

Eine Weile saß ich da wie erstarrt. Und auch Eslin schien es nicht anders zu gehen.

"D-danke...", unterbrach ich dann das Keuchen des Jungen.

Er schluckte und sein Atem beruhigte sich wieder etwas. Dafür wurde er aber rot und senkte den Blick.

"N-nein. I-ich muss mich doch bei euch bedanken!", entgegnete der Junge verlegen und verbeugte sich vor uns. "Ich muss mich doch dafür bedanken, dass ihr euch für mich eingesetzt habt ... vielen Dank!", gestand er, als er auf den Boden schaute. "S-so etwas hat vorher noch nie Jemand für mich gemacht..."

"W-was? Dir hat noch nie Jemand geholfen?", vergewisserte sich Eslin entsetzt.

"N-nein ... das war das erste Mal ...", gab er kleinlaut zurück. "Und ich muss mich bei euch entschuldigen, dass ihr wegen mir von meinen Mitschülern verletzt worden seid! Es tut mir leid!", verbeugte er sich noch einmal ausgiebig. In seiner Stimme konnte man seine Aufrichtigkeit hören.

Mein Herz zog sich etwas zusammen... Anscheinend hatte er wirklich keine Freunde... Keinen einzigen, der sich für ihn interessierte... Und dann wurde er auch noch gemobbt! Er tat mir so leid! Und ich wollte nicht, dass der Junge Schuldgefühle hatte! Ich musste ihn aufbauen!

"Aber das muss dir doch nicht leid tun! Deine Mitschüler sollten sich eher schämen!", versuchte ich ihm das schlechte Gewissen zu nehmen. "Wir haben dir gerne geholfen, für uns ist das selbstverständlich", lächelte ich ihn dann sanft an. Der Junge blickte auf und sah mich mit einem Hoffnungsschimmer in seinen Augen an.

Das beste war, so jemandem, dem etwas leid tat, Sicherheit zu geben. Außerdem konnte ich ihn verstehen... Ich wollte auch nicht, dass jemand wegen mir verletzt wurde ... darum fühlte ich mich auch schuldig, dass Eslin in dem Streit verletzt wurde ... nur, weil sie mir helfen wollte...

"Wie kam es eigentlich genau dazu, dass diese Vollidioten dich angegriffen haben?", fragte Eslin dann nach einer Weile.

Der Junge richtete seinen Blick erneut auf den Boden und seine Mimik wurde wieder traurig. "Ich hatte hier in der Bücherei gelesen ... eins meiner Lieblingsbücher." Er spielte mit seinen Fingern. "U-und da kamen Matsui-san und seine Freunde. Sie hatten mir verboten in die Bücherei zu kommen ... aber ich wollte so gerne noch einmal das Buch lesen und hab das Verbot in dem Moment vergessen...", murmelte er betrübt.

"Aber die können dir doch nicht einfach verbieten in die Schulbücherei zu gehen!", entgegnete Eslin entsetzt.

Natürlich. Eslin liebte ja auch die Bücherei. Und das nicht unbedingt wegen der Bücher ... sondern wegen der Mangas, die hier ebenfalls standen. Für sie war es eine unbeschreibliche Strafe, nicht in die Bücherei zu dürfen...

"D-doch, das können sie.", murmelte er und zog den Kopf ein. "Und eigentlich ist es ja auch meine Schuld. Ich hätte nicht dort sein dürfen..." Er seufzte und ließ die Schultern hängen. "Also sind ihre Beschuldigungen und Beschimpfungen ja rechtens ... ich hab mich ja auch entschuldigt und wollte dem Konflikt aus dem Weg gehen..." Der Junge zog wieder den Kopf ein. "... aber sie haben mich nicht vorbei gelassen, mir das Buch weg genommen und mich gegen ein Regal gestoßen...", erklärte er mehr oder weniger bereitwillig.

"Es ist nicht deine Schuld! Sie dürfen dir so etwas gar nicht verbieten! Dazu haben sie gar nicht das Recht! Und es ist auch nicht rechtens, dich wegen so einer Kleinigkeit verprügeln zu wollen!", regte ich mich über diese Idioten von Mitschülern auf und versuchte dem Jungen ein reines Gewissen zu geben.

Ich war wirklich entsetzt. Wie konnten diese Schüler nur so fies zu diesem Jungen sein?! Und dann machte er sich auch noch Vorwürfe!

"... aber dann seid ihr ja gekommen und habt mir geholfen.", meinte er beschwichtigend, als ob er seine Mobber in Schutz nehmen wollte.

Ich war erst etwas irritiert über diese Reaktion, aber in gewisser Weise konnte ich ihn verstehen ... wahrscheinlich hätte ich das Selbe gemacht...

"Hast du schon einmal mit einem Lehrer darüber gesprochen, dass dich diese Gruppe fertig macht?", wechselte ich daher das Thema und fing an eine Lösung zu suchen.

Der Junge schreckte etwas auf. "N-nein ... d-dann würden sie ja Ärger bekommen ... und das will ich nicht ... niemand soll wegen mir Ärger bekommen...", meinte er niedergeschlagen.

Er tat mir so leid, ... auch in dieser Hinsicht konnte ich ihn irgendwie verstehen...

"Aber das kannst du doch nicht auf dir sitzen lassen!", wurde Eslin etwas aggressiver und enthusiastischer. Eslin schaffte es einem immer wieder einen aufzumuntern und zu etwas zu bewegen.

"Solange es den Anderen gut geht, geht es mir auch gut...", versuchte der Junge abzulehnen und lächelte gezwungen. Ich sah ihn das erste Mal lächeln ... und das nur, um seinen eigenen Schmerz für das Wohl der anderen zurück zu stellen, auch wenn sie ihn schlecht behandelt haben...

Ich schwieg eine ganze Weile und sah ebenfalls etwas betroffen auf den Boden. Ich verstand wie er sich fühlte ... denn genau wie er, pflegte auch ich diese Maske zu tragen, um den Anderen, ganz besonders Eslin, keine Sorge zu bereiten.

Doch die Stille wurde zu lang. Irgendjemand musste etwas sagen, um von dem Thema abzulenken ...

"... und warum haben sie es auf dich abgesehen? Was hatten sie für einen Grund, dass sie dir verboten haben in die Bücherei zu gehen?", fragte ich also.

Nun blickte er ängstlich und voller Scham zur Seite. "I-ihr ... habt ja gesehen ... w-was ich ... kann ... i-ich bin ... anders..." Er blickte zu Boden. "U-und darum ... lassen sie mich nicht ... in Ruhe..." Er seufzte. "Aber ... sie haben ja recht..."

"Aber deine Fähigkeiten sind doch durchaus hilfreich und cool! Wer wünscht sich denn keine telekinetischen Fähigkeiten?", meinte Eslin freudestrahlend.

Ich war immer wieder überrascht über ihre optimistische und aufmunternde Art. Sie half einem immer ebenfalls die positiven Aspekte einer Sache zu sehen, auch wenn sie meistens auf Mangas zurück zu führen waren ... aber solange es einen aufmunterte, war mir diese Eigenschaft von Eslin stets willkommen. Nun musste ich sie nur noch irgendwie unterstützen. Schließlich wollten wir den Jungen wieder aufmuntern! Er war ja am Boden zerstört...

"Und außerdem scheinst du doch ein ganz lieber Junge zu sein! Sonst hättest du mich ja wohl kaum gerettet!", ergänzte ich lächelnd.

"Genau!", stimmte mir Eslin freudig zu.

"Ebenso rechtfertigt die Tatsache, dass du etwas kannst, was die Anderen nicht können, noch lange nicht, dass sie dich so runter machen dürfen und dir so übel mitspielen!", fuhr ich fort.

"Warum hast du dich denn nicht gewehrt? Du hättest doch die Möglichkeit dazu!", wunderte sich Eslin.

"A-aber es sind doch schließlich meine Klassenkameraden!", erwiderte der Junge entsetzt und nervös. "Außerdem, will ich diese Fähigkeit doch gar nicht haben! Ich will nicht anders sein. Ich will wie jeder andere auch sein!", erklärte er mit hörbarem Schmerz in der Stimme.

Ja, normal sein... Von den anderen akzeptiert zu werden... Kein Außenseiter mehr zu sein... gemocht zu werden... Liebe zu erfahren... Das waren Dinge, die nicht nur er sich wünschte... Vielen Menschen, die etwas besonderes sind, geht es so... Aber was verstand man als 'normal'?

"Aber das bist du nun mal nicht.", unterbrach Eslin meine Gedanken. "Du bist etwas Besonderes! Und das musst du akzeptieren. Du kannst nicht ewig vor deinen Fähigkeiten davon laufen.", forderte sie streng. "Aber du könntest sie trainieren und für gute Zwecke einsetzen!", schlug sie dann mit einem entschlossenem Lächeln vor.

"G-geht das denn?", sah der Junge Eslin überrascht an.

"Klar geht das!", grinste Eslin. "Wir müssten nur gucken, wie...", fuhr sie dann nachdenklich fort.

"Wir könnten ja mal Reborn dazu befragen...", schlug ich vor.

"Gute Idee!", stimmte sie mir freudig zu.

Der Junge sah uns etwas irritiert an. Klar, er kannte Reborn ja auch nicht. Und für einen Japaner musste der Name sich bestimmt sehr seltsam anhören. Apropos Name... Er wusste weder unsere Namen, noch wussten wir seinen! Das sollten wir vielleicht vorher noch wissen.

"Ach, übrigens ... wir sind Salia Eslin und Ceiyate Skaisa.", stellte ich uns daher vor. "Und wie heißt du?", fragte ich ihn dann.

"Ich bin Y-yugata Darian. Nett, euch kennen zu lernen, Salia-sama und Ceiyate-sama.", stotterte der Junge verlegen und verbeugte sich.

Hatte er uns gerade mit -sama angesprochen? Er war wirklich extrem höflich. Aber das war auch wieder etwas unpersönlich. Und ich mochte ihn irgendwie.

"Ebenfalls, Darian-kun.", lächelte ich ihn an. "Wir dürfen dich doch beim Vornamen nennen, oder?", fragte ich dann vorsichtig, als ich bemerkte, dass sich seine Augen weiteten.

"W-wollt ihr das wirklich?", fragte er erstaunt mit weit aufgerissenen Augen. "N-natürlich dürft ihr! A-aber ist euch dann bewusst, dass die anderen dann denken, ihr seid mit mir be-befreundet?", erklärte er zögerlich mit schwindender Hoffnung in der Stimme.

"Ja, und? Was ist denn schlimm daran?", fragte Eslin mit einem Lächeln und zwinkerte ihm zu. "Ab jetzt sind wir Freunde, okay?", fuhr sie fort.

"W-wirklich?", Darians Augen fingen an zu glänzen.

Eslin nickte euphorisch. "Klar! Sag uns einfach Bescheid, wenn du mal wieder Hilfe brauchst, und wir sind sofort zur Stelle, verstanden?"

Darian starrte Eslin einfach nur ungläubig an und nickte. Anscheinend konnte er es immer noch nicht fassen, dass sich jemand so für ihn interessierte. Seine Augen glänzten so stark, dass ich schon dachte, er würde jeden Moment anfangen zu weinen vor Glück.

In dem Augenblick hörten wir Schritte auf dem Flur und auch schon im nächsten Moment flog die Tür der Bibliothek auf. Akayo und Gokudera stürzten herein mit jeweils einem Schüler, am Kragen, hinter sich her schleifend.

Waren das etwa die, mit denen wir uns geprügelt hatten? Anscheinend ja.

"Nidaime!?!", rief Akayo entsetzt.

Kurz hinter ihnen kamen auch Yamamoto und Tsuna schlitternd am Türrahmen zum Stehen.

"Eslin, Skaisa!", riefen auch diese, als sie uns, Blut befleck, neben dem umgekippten Regal auf dem Boden sitzen sahen.

"Seid ihr okay?", fragte Tsuna geschockt. "W-was um Himmelswillen ist passiert?!?"

"Ähm... Also...", fing ich an zu stottern, machte dann aber eine Pause um die richtigen Worte zu finden. "Wieso seid ihr überhaupt hier?", fiel mir da auf einmal auf. War ja nicht gerade gewöhnlich, in eine Bücherei zu stürmen, mit zwei verprügelten Schülern im Schlepptau.

"Naja...", fing Tsuna an und kratzte sich verlegen an der Wange.

"Juudaime und die anderen beiden haben sich gewundert, wieso ihr so lange braucht und darum sind wir losgegangen um euch zu suchen, weil es ja hätte sein können, dass ihr euch verlaufen habt...", zuckte Gokudera mit den Achseln.

Ihn schien das ganze ja gewaltig zu interessieren...

"Dann hörten wir auf einmal Geschrei und so kamen wir auf diese Schüler hier, die ganz schön mitgenommen aussahen.", fuhr Akayo fort. "Sie haben nur was von 'Freaks, zwei Mädchen und einem Jungen' erzählt und was von 'Bibliothek' gestammelt, als wir sie verprü- äh... ich meine, verhört haben.", erklärte Akayo.

Erschrocken sah ich die Beiden an. Hatten sie wirklich...?

"Also, was ist passiert?", fragte Tsuna besorgt und kniete sich zu uns.

Ich schüttelte meinen Kopf ein bisschen, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. "Ähm... Also...", stotterte ich. "Wir waren ja auf der Toilette. Aber als wir wieder zurück wollten, kamen wir hier an der Bücherei vorbei und haben mitbekommen, wie Darian-kun hier..." Ich deutete auf Darian, der sich leicht verbeugte um dann wieder auf den Boden zu gucken. "...von einigen Mitschülern schikaniert und verprügelt wurde... Da haben wir uns entschlossen ihm zu helfen...", erklärte ich.

"Und wie kam es dann dazu?!?", fragte Akayo ärgerlich und deutete auf das umgekippte Regal und unsere Verletzungen. "War das die Schuld dieses Jungen, oder war es mal wieder Salias?", fragte er verächtlich.

Ich zuckte etwas zusammen. Nein, nicht streiten...!

"Urusai! Darian hat gar nichts damit zu tun! Wehe, du gibst ihm die Schuld daran, Akayo-baka!!", fauchte ihn Eslin sofort an.

Das stimmte. Er hatte gar nichts mit der Eskalation zu tun. Ich blickte zu ihm herüber.

Darian guckte schuldbewusst vor sich auf den Boden und zog den Kopf ein, als würde er gleich eine Ohrfeige bekommen.

"D-doch... E-es ist ja m-meine Schuld...", murmelte er dabei.

Und jetzt gab er sich auch noch die Schuld! Es war nicht seine...

"Nein, ist es nicht!", sagte ich entschlossen. "Es ist meine... Ich habe ja diesen Matsui-san so gereizt, dass er zugeschlagen hat...", sagte ich bedrückt.

Ja. Es war meine Schuld. Wäre ich sofort dazwischen gegangen, hätte Darian da weg geholt und hätte alleine mit diesem Jungen gesprochen, weg von seinen Freunden, dann hätte alles friedlich verlaufen können. Denn dann hätte er sich vor seinen Freunden nicht so aufspielen müssen. Aber auf diese Idee war ich gar nicht gekommen... Hätte ich so reagiert, wäre Eslin nie verletzt worden und wir hätten Darian trotzdem retten können! Und jetzt gab er sich auch noch die Schuld! Dabei, hat er uns ja erst geholfen!

"Außerdem, hast du mich ja dann auch vor dem umstürzenden Regal gerettet!", fuhr ich fort, um Darians Gewissen rein zu waschen. "Ohne dich...", ich schluckte. "...wäre das Ganze garantiert nicht so glimpflich ausgegangen." Ich machte eine kurze Pause. "Ich danke dir, Darian-kun."

Darian wurde rot. Er konnte mit diesem Kompliment anscheinend nicht umgehen.

"WAS?!?" Akayo und auch Tsuna und Yamamoto sahen uns geschockt an.

"D-das Regal ... hätte fast ...?", fragte Tsuna ungläubig.

Ich nickte trocken und griff mit meiner Hand an meinen schmerzenden Kopf.

"Wie konntest du sowas nur zulassen, Salia?!? Du bist eine miserable Rechte Hand!", wurde Akayo nun richtig wütend. "Du hast wahrscheinlich auch diese Schlägerei angefangen, hab ich recht?! Lässt die Situation so eskalieren...!" Jetzt gab Akayo auch noch ihr die Schuld!

"Aber ich....!", fing Eslin an.

"Sie trifft keine Schuld!", verteidigte ich meine Freundin. "Ich habe diesen Jungen ja erst so provoziert, dass er Darian-kun schlagen wollte! Also bin ich dazwischen gegangen. Aber er wollte nicht mehr aufhören, und da hat Eslin versucht mir zu helfen!", erklärte ich. "Darum ... ist es zur Prügelei gekommen...", gab ich leise zu und guckte zu Boden. "Wegen meiner Unfähigkeit..."

"Nein, du bist auch nicht daran Schuld!", schrie Eslin mich verzweifelnd an. Erstaunt starrte ich sie an. Ich war total irritiert. "... Eigentlich...", fing sie nach einer längeren Pause wieder an. "Eigentlich, sind die an diesem Desaster Schuld!!", sie zeigte auf den Schüler, den Akayo am Kragen hatte.

Es herrschte eine kurze Überlegungspause. Stimmt eigentlich. Diese Schüler haben ja damit angefangen Darian zu mobben und sind daher für diesen Konflikt verantwortlich!

Da fingen Akayo und Eslin sofort an, den Jungen zu beschimpfen und sich über ihn aufzuregen.

Ich seufzte.

Doch auf einmal hielten sie alle inne. Von einem Moment auf den anderen, war alles still.

Auf dem Flur hörte man leise die Schulhymne der Namimori Mittelschule. Augenblicklich wurde die Tür aufgestoßen und Hibari stand mit seinen Tonfas und dem kleinen Vogel von gestern in der Tür.

"Was ist denn hier wieder in meiner Schule los?! Denjenigen, der diese Unordnung in der Schulbücherei zu Verantworten hat, den werd ich zu Tode schlagen!", meinte er kampfbereit.

Alle starrten ihn ängstlich an und eine kurze Zeit herrschte Schweigen.

Oh man... Dieser Hibari war wirklich gruselig!

Dann ließ Akayo resignierend den Schüler auf den Boden knallen.

"Der ist schuld.", meinte er schulterzuckend in die Stille hinein.

Hibari ging auf den Schüler zu, blieb genau vor ihm stehen und zog ihn am Kragen zu sich hoch.

"Dir werd ich die Schulordnung schon noch einprügeln! Mach dich gefasst auf eine Spezialdisziplinarstunde!", meinte er unheilvoll und schleifte den Schüler über den Boden zur Tür.

Dieser versuchte sich verzweifelt am Boden festzukrallen und bettelte darum gerettet zu werden. "Nein!! Bitte! Bitte! Es tut mir leid! Aber bitte helft mir!! Rettet mich!! Bitteeeeeee!!", weinte er schon fast. Irgendwie tat er mir schon wieder leid.

Kurz bevor Hibari aus der Tür trat, drehte er sich noch einmal zu uns um.

"Ihr solltet ins Krankenzimmer gehen.", meinte er emotionslos zu Eslin, Darian und mir. Hibari hatte auch eine Hilfsbereite Seite? Das wusste ich ja noch gar nicht. "Ihr blutet mir hier sonst noch die komplette Schule voll." Okay ... das passte schon eher zu Hibari. Damit schmiss er den Schüler aus der Bücherei und sah uns nochmal über die Schulter hinweg an. "Und der Rest von euch räumt hier gefälligst wieder auf! Ich will später kein Buch an der falschen Stelle finden, geschweige denn Blutflecken! Und wenn doch... Kamikorosu!"

Und schon war er mit dem armen Schüler verschwunden.

Eine Weile starrten wir noch verdutzt die Tür an, bis Tsuna seine Aufmerksamkeit besorgt auf uns richtete.

"Ich denke, ich sollte euch ins Krankenzimmer begleiten... Könnt ihr laufen?", fragte er und bot mir seine Hand an.

Er war wirklich lieb, doch annehmen, wollte ich diese nette Geste trotzdem nicht. Ich war nun mal jemand, der sich nicht gerne helfen ließ. Ich wollte nicht als schwaches Mädchen da stehen und als jemand, der nicht alleine klar kam. Außerdem wollte ich niemandem zur Last fallen, erst recht nicht meinen Freunden.

"Ja, geht schon. Danke, aber ich glaube ich kann allein aufstehen.", nickte ich lächelnd um ihm nicht zu sehr vor den Kopf zu stoßen und um seine Gefühle nicht zu verletzen. Allerdings hatte ich mich da wohl zu früh gefreut.

Kaum, dass ich stand, begann ein pochender Schmerz in meinem Kopf, bei dem ich das das Gefühl hatte er müsste jeden Moment explodieren, und ich glaubte zu spüren, wie mir einige Tropfen Blut die Schläfe hinunter liefen. Ein unglaubliches Schwindelgefühl machte sich in mir breit und brachte eine Übelkeit mit sich, die mir die Lunge zuschnürte. Alles schien sich zu drehen!

Ich kniff die Augen zusammen um dieses Gefühl zu unterdrücken und schüttelte leicht mit dem Kopf, als ob ich damit die Schmerzen abschütteln könnte. Man Skaisa! Das waren lediglich ein paar Bücher! Nun reiß dich zusammen! Du willst doch den anderen hier keine Sorgen bereiten?!

Doch kaum, dass ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, verlor ich auch schon das Gleichgewicht und den Boden unter meinen Füßen und drohte zu stürzen.

Mit geschlossenen Augen wartete ich auf den schmerzhaften Aufprall. Als dieser allerdings nicht kam, öffnete ich verdutzt die Augen und starrte direkt in Tsunas rehbraune Augen, die mich besorgt ansahen.

Er war, wie aus Intuition, als hätte er gewusst, dass ich stürzen würde, einen Schritt nach vorn getreten und hatte mich aufgefangen.

E-er war mir ... so nah.

Es dauerte nur einen winzigen Augenblick, aber gleichzeitig fühlte es sich an wie eine halbe Ewigkeit, wie wir uns gegenseitig erstaunt in die Augen sahen, bevor ich mit geröteten Wangen und rasendem Herzen meinen Blick abwand.

Nun realisierte ich erst, dass ich mehr oder weniger in seinen Armen lag, wobei seine eine Hand auf meinem Schulterblatt und die andere ganz sanft auf meinem Rücken ruhte.

Wie musste das für die anderen aussehen?

In dem Moment wurde wohl auch Tsuna klar, wie das aussehen musste und wie er mich hielt, oder dass er überhaupt gerade ein Mädchen berührte. Er lief puterrot an und zog seine Hände sofort zurück, als er merkte, dass ich wieder sicher stand.

"E-entschuldige. I-ich wollte nicht...", stammelte er und blickte verlegen zur Seite.

"Äh... K-kein Problem... D-danke...", bedankte ich mich stotternd vor Aufregung und Scham.

Ich war in dem Moment nicht mehr in der Lage klar zu denken, weil einfach Gefühlschaos in meinem Innersten herrschte. So versuchte ich mich abzulenken und widmete mich wieder Eslin und Darian. Schließlich ging es den beiden auch nicht gut! Und das war im Moment schließlich das wichtigste!!

Gokudera hatte Eslin notgedrungen ebenfalls seine Hand gereicht, um vor Tsuna einen guten Eindruck zu machen. Allerdings hatte sie ebenfalls seine Hand abgelehnt und stand trotzig alleine auf. Stattdessen bot sie Darian ihre Hand, der sie auch errötet ergriff.

So standen wir letztendlich alle wieder und schleppten uns ins Krankenzimmer.

Dort angekommen wurden wir von der Krankenschwester begutachtet und Tsuna ging wieder zurück zu den anderen um beim Aufräumen zu helfen.

Die Krankenschwester schüttelte nur den Kopf, verarztete uns notdürftig mit ein paar Pflastern und Bandagen und schickte uns für den Rest des Tages nach Hause.

Kapitel 14 (Eslins Sicht) - Darian Yugata

Ich musste irgendetwas tun! Aber ich wusste nicht, was. Wenn ich versuchen würde, sie zu retten, würde das Regal vermutlich auch mich unter sich begraben. Und Skaisa wäre damit immer noch nicht geholfen! Plötzlich jedoch blieb das Regal mitten in der Luft stehen. Was zum...? Wie konnte das Regal einfach so... ja, förmlich schweben? Die Mädchen und Jungen um mich herum schrien auf. Ihnen war das Ganze nicht geheuer. Warum auch, man sah schließlich nicht alle Tage ein schwebendes Bücherregal. Doch nachdem, was Skaisa und mir in den letzten Tagen alles widerfahren war, war das hier fast schon normal geworden. Plötzlich bemerkte ich die violett schimmernde Aura, die das Regal einhüllte. Was war das? Woher kam diese Aura? Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass der lilahaarige Junge Mittel- und Zeigefinger jeder Hand an seine Schläfen gelegt und sich auf den Boden gekniet hatte. Angespannt starrte er auf das Regal. War er es etwa, der es am Umfallen hinderte? Aber das war doch völlig unmöglich! Eigentlich. Genau genommen kam es mir gar nicht so unmöglich vor. Hatte er also so etwas wie telekinetische Fähigkeiten? Konnte er Objekte nur mit Hilfe seiner Gedanken bewegen? Cool!

Doch Skaisa war immer noch in Gefahr, dem Jungen war deutlich anzusehen, dass ihn bald die Kräfte verlassen würden, und dann würde das Regal unweigerlich umkippen! Dennoch gelang es mir nicht, von diesem Anblick loszukommen. Erst die Stimme des Jungen riss mich aus meiner Starre.

„Sch-schnell! Hol deine Freundin da weg! I-ich kann das Regal nicht länger halten!"

Ich nickte. Daraufhin duckte ich mich unter das Regal und reichte Skaisa meine Hand. Sobald sie diese ergriff, zog ich sie zu mir. Noch im selben Moment verschwand die violette Aura und das Regal schlug mit einem Knall auf den Boden auf.

Ich war so erleichtert, dass Skaisa endlich in Sicherheit war, das ich erst mal nichts machen konnte.

Auch Skaisa war immer noch so schockiert, dass sie kein Wort hervorbrachte. Erst nach einer ganzen Weile hatte sie sich wieder so weit gefasst, dass sie ein leises „D-danke" hervorbrachte.

Der Atem des Jungen beruhigte sich allmählich wieder.

„N-nein. I-ich muss mich doch bei euch bedanken", stotterte der Junge, der inzwischen knallrot geworden war, und verbeugte sich mit gesenktem Blick.

„Ich muss mich doch dafür bedanken, dass ihr euch so für mich eingesetzt habt. S-so etwas hat noch nie jemand für mich gemacht... V-vielen Dank!"

„W-was? Dir hat noch nie jemand geholfen?" Zwar hatte ich nicht erwartet, dass die Schüler hier für gewöhnlich eingriffen, wenn jemand gemobbt wurde, aber mit zumindest ein oder zwei Versuchen, dem Jungen zu helfen, hatte ich schon gerechnet. Vor allem, da er ja echt freundlich zu sein schien. Und außerdem echt süß aussah. Irgendjemand, wenn auch nur einer, musste sich doch schon mal für ihn eingesetzt haben! Das konnte doch nicht sein!

„N-nein... Das war das erste Mal", meinte der Junge zögernd und widersprach damit meinen Erwartungen erneut.

Hielt sich auf dieser Schule denn keiner für seine Mitmenschen verantwortlich?! Sicher, auch ich behandelte nicht gerade alle Leute in meiner Umgebung freundlich, aber dieser Junge hatte doch nie etwas getan! Ich verstand einfach nicht, wie man so jemandem wie ihm nicht helfen konnte!

„Und ich muss mich bei euch entschuldigen, dass ihr wegen mir von meinen Mitschülern verletzt worden seid! Das tut mir furchtbar leid!" Er verbeugte sich erneut.

Okay. Das reichte! Der lilahaarige Junge fühlte sich auch noch schuldig, wegen dem, was seine Mitschüler getan hatten. Wo waren diese Typen? Denen würde ich es zeigen! Wie sehr hatten sie diesen Jungen bereits eingeschüchtert, dass er sich selbst die Schuld an der Sache gab? Das würden sie noch bereuen! Oh, und wie sie das bereuen würden! Doch dann erinnerte ich mich daran, in was für einer Verfassung ich gerade war. Ich hatte mich ja gerade erst mir ihnen geprügelt. Und auch, wenn ich es nur ungern zugab, ich wusste, je länger die Auseinandersetzung gedauert hatte, desto unterlegener war ich ihnen gewesen. Es waren nun mal einfach zu viele! Dann würde ich sie mir eben demnächst noch einmal einzeln der Reihe nach vorknöpfen! Ungeschoren sollten die mir nicht davon kommen!

„Aber das muss dir doch nicht leid tun! Deine Mitschüler sollten sich eher schämen!", meinte Skaisa. „Wir haben dir gerne geholfen." Sie lächelte sanft und der Junge blickte hoffnungsvoll zu ihr auf.

„Wie kam es eigentlich genau dazu, dass diese Vollidioten dich angegriffen haben?", fragte ich schließlich. Diese Frage hatte ich schon loswerden wollen, seitdem wir auf den Jungen getroffen waren.

Der Blick des Jungens wurde wieder traurig und er sah zu Boden, während er erklärte: „Ich hab hier in der Bücherei gelesen, eines meiner Lieblingsbücher... U-und dann kamen Matsui-san und seine Freunde. Sie hatten mir bereits vor einer Weile verboten, noch einmal in die Bücherei zu kommen... Aber ich wollte das Buch so gerne noch einmal lesen und hab das Verbot dann einfach vergessen..."

„Aber die können dir doch nicht einfach verbieten, in die Bücherei zu gehen!", rief ich entsetzt.

Jemanden so sehr einzuschüchtern, dass er sich nicht mehr in die Bücherei traute, nur weil sie es ihm verboten hatten... Was erlaubten sich dieser Matsui und seine Freunde eigentlich?!

„Doch, das... das können sie...", meinte der Junge ängstlich. „Und eigentlich ist es ja meine Schuld. Ich hätte nicht hier her kommen dürfen... Also sind ihre Beschuldigungen und Beschimpfungen ja gerechtfertigt... ich hab mich ja auch entschuldigt und wollte keinen Streit... Aber sie haben mich nicht vorbei gelassen, mir das Buch weggenommen und mich gegen ein Regal geschubst..."

„Es ist nicht deine Schuld! Sie dürfen dir so etwas gar nicht verbieten! Dazu haben sie kein Recht! Und es ist auch nicht in Ordnung, dich wegen so etwas verprügeln zu wollen!", regte sich Skaisa auf und sprach damit auch meine Gedanken aus.

Ich war wütend auf diese Typen. Richtig wütend. Und gleichzeitig wollte ich den Jungen aufheitern, doch ich wusste nicht recht, was ich zu Skaisas Worten noch hinzufügen sollte.

„Aber dann seid ihr ja gekommen und habt mir geholfen", meinte der Junge dann.

Auch wenn er seine Mobber auf gewisse Art und Weise sogar in Schutz nahm vor uns, konnte man doch merken, wie dankbar er uns war.

„Hast du eigentlich schon einmal mit einem Lehrer darüber gesprochen, dass diese Gruppe dich fertig macht?", fragte Skaisa nach einer Weile.

„N-nein"; erwiderte der Junge ein wenig erschrocken. „D-dann würden sie ja Ärger bekommen... und das will ich nicht... niemand soll wegen mir Ärger bekommen..."

„Aber das kannst du doch nicht auf dir sitzen lassen!", rief ich sofort.

Diese Typen mussten doch einmal zurechtgewiesen werden! So konnte das nicht weitergehen!

„Solange es den anderen gut geht, geht es mir auch gut..." Der Junge lächelte, doch das Lächeln wirkte nicht besonders fröhlich.

Verdammt! Was konnte ich dagegen sagen? Auch ich hatte mein eigenes Wohl schon immer ohne Nachzudenken hinter das meiner, zugegeben bis jetzt eher wenigen, Freunde gestellt. Ich zeigte es nur selten, aber ich brauchte ihre, ganz besonders Skaisas, Unterstützung, und daher wollte ich, dass es ihr immer gut ging. Wann immer sie glücklich oder unglücklich war, ich war es auch. Also tat ich in gewisser Weise das gleiche... Allerdings waren dieser Matsui und die anderen wohl nicht gerade die Freunde des Lilahaarigen. Sie hatten es nicht verdient, dass er sich um sie sorgte!

„Und warum haben sie es auf dich abgesehen? Irgendeinen Grund muss es doch geben, dass sie dir sogar verbieten, die Bücherei zu betreten?", brach Skaisa das inzwischen leicht unangenehme Schweigen.

„I-ihr... habt ja gesehen... w-was ich... kann... i-ich bin... anders. U-und darum... lassen sie mich nicht.. in Ruhe." Er seufzte. „Aber... sie haben ja recht..."

Allmählich bekam ich das Verlangen, ihn anzuschreien. Er sollte verdammt noch mal endlich damit aufhören, sich selbst zusätzlich schlecht zu machen. Es war schon zu viel, was die anderen mit ihm machten, da konnte ich das echt nicht mehr mit ansehen. Doch ihn anzuschreien, hätte wohl kaum den gewünschten Effekt, und daher bemühte ich mich, ruhig zu bleiben.

„Aber deine Fähigkeiten sind doch durchaus hilfreich und cool!", versuchte ich stattdessen, ihm Mut zu machen und ihn aufzuheitern. „Wer wünscht sich denn keine telekinetischen Fähigkeiten?"

Wenn ich ehrlich war, stimmte das sogar. Ich bewunderte seine Gabe wirklich, und hätte gerne auch so etwas gekonnt.

„Und außerdem scheinst du doch ein ganz lieber Junge zu sein! Sonst hättest du mich ja wohl kaum gerettet!", wurde ich von Skaisa noch unterstützt.

„Genau!", stimmte ich ihr zu. Hätte er Skaisa nicht gerettet – ich wollte gar nicht wissen, was dann gewesen wäre. „Außerdem rechtfertigt die Tatsache, dass du etwas kannst, was die anderen nicht können, noch lange nicht, dass sie dich so runter machen und dir so übel mitspielen", fuhr Skaisa fort.

„Warum hast du dich denn nicht gewehrt? Du hättest doch die Möglichkeit dazu!", fragte ich, obwohl ich mir die Antwort, die er geben würde, bereits nur zu gut denken konnte.

„A-aber das sind doch schließlich meine Klassenkameraden! Und außerdem will ich diese Fähigkeit doch gar nicht! Ich will nicht anders sein. Ich will sein wie jeder andere auch!"

Ich musste an einen Spruch denken, den ich mal in einem Manga gelesen hatte. „Wer eine Gabe besitzt, die andere Menschen nicht haben, empfindet auch Schmerzen, die andere Menschen nicht haben." Ich vermutete mal, dass der Satz eigentlich einen anderen Zusammenhang hatte, aber ich fand, auch hier passte er ganz gut.

Die Leute fürchteten sich nun einmal für gewöhnlich vor allem, was anders war als sie selbst, und lehnten es ab. Und diese „anderen" mussten dann damit leben, nie wirklich akzeptiert zu werden. Da war es nur natürlich, wenn man sich wünschte, genau wie die Menge zu sein. Doch wenn man sich zu sehr anpasste, verlor man seine Individualität, sein eigenes Selbst, das, was einen besonders machte. Daher hielt ich nicht viel von dieser Einstellung. Ich lebte lieber als Außenseiterin, als mich selbst zu verleugnen, nur um dazu zu gehören.

„Aber das bist du nun mal nicht!", widersprach ich dem Jungen. „Du bist etwas Besonderes! Und das musst du akzeptieren! Du kannst nicht immer vor deinen Fähigkeiten und damit vor dir selbst weglaufen! Stattdessen könntest du sie zum Beispiel trainieren und für gute Zwecke einsetzen."

„G-geht das denn?", fragte er überrascht zurück.

Ich grinste aufmunternd. „Klar geht das! Wir müssten nur gucken, wie..."

Mal sehen... Wer könnte ihn unterrichten? Am besten jemand, der sich mit solchen Fähigkeiten auskannte...

„Wir könnten ja mal Reborn dazu befragen", meinte Skaisa.

„Gute Idee!" Warum war ich da eigentlich nicht selbst drauf gekommen?

„Ach, übrigens...", meinte Skaisa plötzlich. „Wir sind Salia Eslin und Ceiyate Skaisa", stellte sie uns vor. Wie auch immer sie da ausgerechnet jetzt drauf kam...

„I-ich bin Yugata Darian. Freut mich, euch kennen zu lernen, Salia-sama und Ceiyate-sama", erklärte er höflich und verbeugte sich.

„Ebenfalls, Darian-kun. Wir dürfen dich doch beim Vornamen nennen, oder?", sagte Skaisa und lächelte.

Darian sah sie erstaunt an.

„W-wollt ihr das wirklich? N-natürlich dürft ihr. A-aber euch ist doch bewusst, dass die anderen dann denken, ihr wärt mit be-befreundet?"

„Ja, und? Ist das etwas Schlimmes? Ab jetzt sind wir Freunde, ja?" Ich bemühte mich, so freundlich wie ich nur konnte zu lächeln.

„W-wirklich?" Er konnte es wohl immer noch nicht fassen.

Ich nickte. „Klar! Sag uns einfach Bescheid, wenn du mal wieder Hilfe brauchst, und wir sind sofort zur Stelle. Verstanden?"

Er sah mich mit glänzenden Augen an. Irgendwie war es niedlich, wie sehr er sich freute. Ich grinste zufrieden.

Plötzlich hörte ich Schritte, und ehe ich mich versah, wurde die Bibliothekstür weit aufgerissen. Akayo und Gokudera betraten, je einen der Schüler von gerade im Schlepptau, den Raum. Hinter ihnen folgten Tsuna und Yamamoto.

„Nidaime!", rief Akayo entsetzt, als er Skaisa entdeckte.

„Eslin, Skaisa! Seid ihr okay?", fragte Tsuna erschrocken. „W-was um Himmels Willen ist hier passiert?"

„Also... Ähm...", begann Skaisa. „Wieso seid ihr eigentlich hier?", fragte sie dann aber.

„Na ja..." Verlegen kratzte sich Tsuna an der Wange.

„Juudaime und die beiden anderen haben sich gewundert, wieso ihr so lange braucht und daher sind wir los, euch suchen gegangen. Hätte ja sein können, dass ihr euch verlaufen habt oder so...", erklärte Gokudera und zuckte desinteressiert mit den Achseln.

„Dann hörten wir Geschrei und diese beiden Schüler hier, rannten an uns vorbei", fuhr Akayo fort. „Sie haben nur irgendwas von 'Freaks, zwei Mädchen und ein Junge' und 'Bibliothek' gestammelt, als wir sie verprü-... äh, befragt haben."

Also hatten sie sie etwa...? Nun gut. Immerhin etwas konnten sie richtig machen.

„Also, was genau ist passiert?", fragte Tsuna nun erneut und kniete sich neben uns.

„Also...", fing Skaisa von Neuem an. „Wir waren ja auf der Toilette. Aber als wir wieder zurück wollten, kamen wir hier an der Bücherei vorbei und haben mitbekommen, wie Darian-kun hier von einigen Mitschülern schikaniert und verprügelt wurde. Da haben wir uns entschlossen, ihm zu helfen."

„Und wie kam es dazu?", hakte Akayo mit Blick auf Skaisas Verletzungen und das umgekippte Regal nach. „Was das die Schuld des Jungen oder mal wieder Salias?"

„Urusai! Darian hat gar nichts damit zu tun! Wehe, du versuchst auch nur, ihm die Schuld daran zu geben, Akayo-baka!", schrie ich ihn sofort wütend an.

„D-doch.. E-es ist ja m-meine Schuld", murmelte Darian leise, der inzwischen schon fast wieder seine ganze Hoffnung verloren hatte.

„Nein, ist es nicht!", widersprach Skaisa zum Glück sofort. „Es ist meine... Ich habe ja diesen Matsui-san so gereizt, dass er zugeschlagen hat."

War das denn zu fassen?! Jetzt gab sie sich auch noch die Schuld!

Ich seufzte. Würde das denn jemals aufhören?

„Außerdem warst du es doch, der mich vor dem umstürzenden Regal gerettet hat. Ohne dich..." Skaisa schluckte. „... Ohne dich wäre das Ganze garantiert nicht so glimpflich ausgegangen. Ich danke dir nochmal, Darian-kun."

Der Junge wurde rot.

„WAS?!", schrien dafür Akayo, Tsuna und Yamamoto.

„D-das Regal.. hätte fast...?", meinte Tsuna ungläubig.

Skaisa nickte.

„Wie konntest du sowas nur zulassen, Salia?!? Du bist eine miserable Rechte Hand!", rief Akayo wütend. „Du hast wahrscheinlich auch erst diese Schlägerei angefangen, nicht wahr?! Lässt die Situation so eskalieren..."

Argh! Musste ausgerechnet er sagen, nachdem er gerade selbst einen Schüler verprügelt hatte! Und außerdem hatte er, wenn er doch so unbedingt Skaisas Linke Hand sein wollte, ja wohl auch die Pflicht, sie zu beschützen. Wo war er denn bitte, als das Regal umgestürzt war? War er da bei ihr gewesen? Nein! Und als Skaisa den Schlag abbekommen hatte? Auch nicht! Und er meinte, ich wäre eine miserable Unterstützung für Skaisa? Sollte er doch erst mal über sich selbst nachdenken!

„Aber ich...!"

Skaisa unterbrach mich sofort. „Sie trifft keine Schuld. Ich habe diesen Jungen ja erst so provoziert, dass er Darian-kun schlagen wollte! Also bin ich dazwischen gegangen. Aber er wollte nicht mehr aufhören, und da hat Eslin versucht mir zu helfen! Darum... ist es zu der Prügelei gekommen...Wegen meiner Unfähigkeit..."

Ging das schon wieder los... Ich drehte noch durch hier.

„Nein, du bist auch nicht Schuld daran!", rief ich verzweifelt, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.

„Eigentlich...", meinte ich nach einer Pause, und zeigte auf den Schüler, den Akayo noch immer am Kragen festhielt. „Eigentlich sind die an diesem ganzen Desaster Schuld!"

Endlich bot sich eine Chance, es diesen Idioten zurückzuzahlen, und ich begann, den Schüller wie wild zu beschimpfen und zu beleidigen, und machte meiner Wut endlich Luft.

Plötzlich hörte ich leise, aus weiter Ferne, eine Melodie, und hielt inne.

Die Tür wurde geöffnet und dort stand Hibari mit seinen Tonfas und dem kleinen Vogel von gestern Morgen auf der Schulter.

„Was ist denn hier schon wieder an meiner Schule los?! Derjenige, der diese Unordnung hier zu verantworten hat, den werde ich höchstpersönlich zu Tode beißen!", stellte er wütend fest.

Akayo ließ den Schüler, den er bist jetzt festgehalten hatte, auf den Boden fallen.

„Der ist Schuld", meinte er ruhig.

Sofort baute sich Hibari vor dem Schüler auf und zog ihn zu sich hoch. „Dir werd ich die Schulordnung noch einprügeln" Mach dich gefasst auf eine Spezialdisziplinarstunde!" Mit diesen Worten schleifte er den Schüler, der verzweifelt versuchte, sich irgendwo festzukrallen und panisch nach Hilfe schrie, hinter sich her zur Tür. Ein letztes Mal drehte sich Hibari noch zu uns um.

„Ihr solltet ins Krankenzimmer gehen. Ihr blutet mir hier sonst noch die komplette Schule voll! Und der Rest von euch räumt hier gefälligst wieder auf! Ich will später kein Buch am falschen Platz finden, geschweige denn irgendwelche Blutflecken! Und wenn doch... Kamikorosu!"

Dann verließ er die Bibliothek.

Eine Weile lang starrten wir einfach nur auf die Tür, durch die er gerade verschwunden war.

Dann wandte sich Tsuna wieder zu uns.

„Dann bringe ich euch am besten mal ins Krankenzimmer. Könnt ihr laufen?"

„Ja, geht schon", antwortete Skaisa, aber ich wusste, bei ihr musste das nicht heißen, dass es wirklich ging. Sie wollte nur niemandem Sorgen bereiten. Und tatsächlich verlor sie sofort das Gleichgewicht, als sie versuchte, sich auf ihre Füße zu stellen, und kippte wieder um. Tsuna jedoch fing sie noch rechtzeitig auf und stützte sie.

Im selben Moment trat Gokudera vor mich und reichte mir ebenfalls die Hand. Man konnte ihm förmlich ansehen, dass er das nur tat, um Tsuna zu gefallen. Freiwillig hätte er mir niemals aufhelfen wollen.

Ich schob seine Hand zur Seite und stand alleine auf. Ich brauchte seine Hilfe nicht, wenn er mir eigentlich sowieso nicht helfen wollte.

Stattdessen bot ich Darian meine Hand an, der sie nach einigem Zögern auch ergriff. Sein Gesicht lief knallrot an und er sah mit glänzenden Augen zu mir hoch.

Ich grinste. Am liebsten hätte ich ihn einfach in den Arm genommen.

„D-danke", stotterte er leise.

„Nichts zu danken", erwiderte ich lächelnd. „Hab ich doch gern gemacht."

Als wir alle wieder standen, führte uns Tsuna zum Krankenzimmer.

Dort wurden wir von der Krankenschwester untersucht, während Tsuna wieder zurückging, um den anderen zu helfen, welche sich inzwischen ans Aufräumen gemacht hatten.

Die Krankenschwester verarztete uns notdürftig mit ein paar Pflastern und Verbänden. Schließlich wurden wir für den Rest des Tages nach Hause geschickt, um uns zu erholen.

Kapitel 15 (Er/Sie Perspektive) - Gerüchteküche

Am nächsten Tag waren Eslin und Skaisa nicht in der Schule und kurierten sich bei Tsuna zu Hause aus.

Aber die Neuigkeiten, wie sie am gestrigen Tage Darian geschützt und eine Schlägerei angefangen hatten, die breiteten sich aus wie ein Lauffeuer, sodass die Gerüchteküche ordentlich zum Brodeln gebracht wurde.

Es schien in der ganzen Namimori Mittelschule nur noch dieses eine Gesprächsthema zu geben. Überall wo man hin hörte, wurde dieses Ereignis erwähnt.

So wurde sich auch im ganzen Klassenraum darüber unterhalten, als Tsuna und seine Freunde dort ankamen.

"Habt ihr das schon gehört? Unsere neuen Mitschülerinnen haben sich eine Schlägerei mit den Schülern aus der Parallelklasse geliefert!", hörte er aus einer Ecke des Klassenraums, in der sich einige Schüler aufgeregt unterhielten. Ohne, dass er es wollte, hörte er dem Gespräch weiter zu.

"Echt jetzt? Hätte ich denen gar nicht zu getraut... Die sahen doch so nett aus. Aber andererseits ... sie haben sich ja auch gleich am ersten Tag mit Hibari angelegt...", wägte ein Junge ab.

"Es stimmt aber! Das sind total die Rebellen. Erst zwei Tage an dieser Schule und schon machen die Ärger! Die sollten am besten gleich wieder nach Deutschland verschwinden... Solche wie die brauchen wir hier nicht! Wir haben sowieso schon genug unangenehme Typen hier...", regte sich ein Mädchen mit schwarzen Haaren auf.

"Aber wisst ihr auch, wieso die beiden das gemacht haben? Denn niemand fängt Grundlos eine Schlägerei an.", wollte jemand wissen.

"Keine Ahnung ... wahrscheinlich sind die viel zu impulsiv und lassen sich zu leicht provozieren oder sie haben einfach Aggressionsprobleme... Was weiß ich!?", lästerte das schwarzhaarige Mädchen wieder.

"Nun reg dich nicht so auf, Yumi... Also, erzähl schon, weißt du, wieso sie das gemacht haben?", wollte ein anderes Mädchen wissen.

Der Junge nickte. „Man sagt, sie haben einen Jungen vor seinen Mobbern beschützt! Kennt ihr diesen komischen großen lilahaarigen Typen aus der Parallelklasse?“, fragte er in die Runde und fuhr fort, als einige nickten. „Den haben sie beschützt!"

"Was, wirklich?“, wunderte sich ein anderer Junge. „Ich wusste gar nicht, dass der so große Probleme mit seinen Mitschülern hat..."

"Wusste ich vorher auch nicht...“, meinte der Junge Schulterzuckend. „Aber die haben es anscheinend sofort bemerkt und sind eingeschritten!"

"Echt jetzt?“, fragte ein Mädchen um sich zu vergewissern. „Wow... Sie waren ganz neu auf dieser Schule ... und haben so viel Courage, um einem für sie völlig fremden Mitschüler einfach so zu helfen?“, fasste sie zusammen. „Erstaunlich..."

"Ja... Sie haben sofort bemerkt, dass der Junge Probleme hat, was wir bis jetzt noch nicht wussten...“, nickte ein Junge nachdenklich. „Sie scheinen sich mehr um andere zu sorgen als wir... Das ... ist irgendwie ... beschämend..."

Die anderen nickten. „Irgendwie schon ... und dabei gelten die Deutschen doch als unbarmherzig und rücksichtslos...“, gab das Mädchen wieder zu bedenken. „Wenn die das sind, dann fress' ich einen Besen!"

"Aber die beiden alleine gegen etwa acht Leute, so wie ich gehört habe? Dabei gelten die Deutschen doch als friedlich...", meinte der Junge, de r ihnen davon berichtet hatte.

"Aber vergiss nicht, dass sie auch als stark und erfolgreich gelten! Das war für die beiden also bestimmt kein Problem!", gab der andere Junge zu bedenken.

"Nun bleibt doch mal realistisch und hört auf mit diesen Vorurteilen!“, regte sich Yumi wieder auf. „Das sind ganz normale Menschen, so wie wir alle!"

"Aber es ist trotzdem bewundernswert, dass sie dazwischen gegangen sind. Das rechne ich ihnen hoch an.", sagte das andere Mädchen anerkennend.

"Ein Junge nickte. „Und ich finde, wir sollten die beiden unterstützen! Diese Schüler sollen gefälligst aufhören den armen Jungen zu verprügeln! Los, lasst uns beweisen, dass wir nicht hinter den Deutschen zurück stehen und lasst uns verhindern, dass so was nochmal passieren kann!“, munterte er die anderen auf. „Schließlich sind wir hier in unserem Land!!"

"Okay!!“, riefen alle im Chor, bis auf Yumi.

„ Es war zwar sehr grob von den beiden, aber die anderen haben es verdient!", meinte das eine Mädchen wieder.

"Nun regt euch nicht so auf! Die bekommen schon ihre gerechte Strafe...“, murmelte Yumi.

Der eine Junge nickte wieder. „Hibari-san und der Schuldirektor wurden informiert. Die müssen jetzt erst mal 'ne ganze Weile nachsitzen! Eslin-chan und Ceiyate zwar auch, aber nicht so oft."

Tsuna seufzte. Das würde heute bestimmt kein Ende nehmen. Am besten, er ignorierte einfach das Gerede seiner Mitschüler und blieb in Gokuderas und Yamamotos Nähe, auch wenn es ihm schwer fiel, nirgendwo mehr zu zuhören außer auf den Unterricht, auf den er sich aber weder konzentrieren wollte, noch konnte.

Immer wieder musste er daran denken, wie Eslin und Skaisa bei ihm zu Hause im Bett lagen und sich ausruhten von ihren Verletzungen ... und die Gespräche seiner Mitschüler waren nicht gerade förderlich bei dem Versuch es zu verdrängen. Ständig tauchte ein umkippendes Regal vor seinem geistigen Auge auf und er zuckte zusammen.

Auch Akayo schien heute noch schlechtere Laune zu haben als sonst. Er starrte die ganze Zeit nur grimmig vor sich hin und ließ sich auch die komplette Mittagspause nicht bei den anderen auf dem Dach blicken. Ob er die beiden wohl besuchen gegangen ist?, fragte sich Tsuna, der wie immer zwischen Gokudera und Yamamoto auf dem Boden saß und sein Bento aß.

Selbst Kyoko schien heute etwas niedergeschlagen zu sein. Sie stand wortlos auf und ging einfach auf die Mädchentoilette.

Dort hatte sich eine große Gruppe Mädchen versammelt, die sofort ihr Getuschel unterbrachen, als Kyoko zur Tür herein kam. Sie wurde etwas komisch angeguckt, sodass sie mit ungutem Gefühl sofort wieder rückwärts aus der Tür ging. Dann würde sie eben auf eine andere Toilette gehen...
 

Sobald die Tür wieder zugefallen war, wurde das Geflüster fortgesetzt.

"... ja, und Gokudera-sama hat ihre Strafe abbekommen und wurde von Hibari-san zum Aufräumen verdonnert!", erzählte eine.

"Waaas?! Armer Gokudera-sama!!“, riefen alle entsetzt im Chor.

„Was hat er mit diesen Mädchen zu tun?! Das sind doch total die Luschen! Was gibt der sich mit denen ab?", fragte ein schwarzhaariges Mädchen verärgert.

"Keine Ahnung. Aber angeblich soll er dieser Salia die Hand gereicht haben..."

"WAS?!?!?! Neiiiiin!! Was mischt die sich ein?!", riefen wieder alle im Chor.

"Die ist doch nur ein schlechter Umgang für ihn! Ich habe gehört die sollen sich ständig streiten und bekriegen! Die lenkt Gokudera-sama bestimmt so sehr ab, dass er es nicht mehr schafft so cool und lässig der beste der Klasse zu bleiben!", verzweifelte ein Mädchen.

"Das macht diese falsche Schlange doch mit Absicht!“, schrie das schwarzhaarige Mädchen wieder. „Das macht sie nur, um ihm nah zu sein! Sie weiß ganz genau, dass er sich so früher oder später in sie verlieben wird! Solche Typen wie er, stehen nun mal leider auf rebellische Mädchen... Sie will ihn nur in ihre widerlichen Finger kriegen...! Die macht sich an ihn ran!!" Yumi war richtig sauer.

"Das dürfen wir nicht zulassen! Die knöpfen wir uns vor!!", rief ein anderes Mädchen energisch.

"Ja!! Also wenn ich die in die Finger kriege...! Ich werde sie...! ARGH!!!" Die Schwarzhaarige ballte ihre Hände zu Fäusten.

"Beruhige dich, Yumi! Es ist doch nur eine dumme kleine Schlampe... Die wird dir ihn schon nicht wegnehmen! Dafür ist er viel zu schlau und zu cool! Der würde doch nie was mit der anfangen. Komm schon. Du bist doch viel hübscher als sie!“, versuchte das Mädchen ihre Freundin aufzumuntern. „Häng dich einfach rein, und versuch Gokudera-sama selbst zu verführen! Du kannst das tausendmal besser als die. Du bist doch hinter Kyoko-chan das Schulidol!! Auf dich fahren doch so ziemlich alle Jungs ab!"

Yumi war ein sehr hübsches Mädchen mit langen glatten schwarzen Haaren und saftig dunkelgrünen Augen. Allerdings war sie genauso giftig wie ihre Augen, wenn sie sauer wurde. Sie wirkte nach außen sehr erwachsen und reif und gab sich auch so. Aber sie war alles andere als das. Jeder Junge, der eine Weile mit ihr zusammen gewesen war, hatte erst zu spät bemerkt, wie sie ihre Maske fallen ließ und den Jungen das Geld und andere Dinge abzockte um damit ihre Schönheitskosmetik zu finanzieren. Sie hatten sich wehren wollen und mit ihr Schluss machen wollen. Doch hatte Yumi einen erst mal in ihren Händen, ließ sie ihn nicht eher entkommen, bis sie ihn völlig ausgenommen hatte. Dann wurde sie richtig giftig und machte meistens Schluss und ließ die Jungen völlig Pleite fallen. Trotzdem waren die Jungen verzaubert von der Schönheit ihres Körpers und zu blind, um die Hässlichkeit ihres Charakters zu entdecken und die Giftschleuder und Abzockerin gleich zu enttarnen.

"Ja, du hast ja Recht, Sakura!“, reif Yumi entschlossen. „Von der Tusse werde ich mir Hayato nicht wegnehmen lassen! Da kannst du Gift drauf nehmen! Die wird mich noch kennen lernen! Ich werde ihn nicht aufgeben!"

Ihrem Zauber waren nur wenige Jungen entkommen. Einer von ihnen war Gokudera. Und dass er sie immer abblitzen ließ, machte ihn für sie nur interessanter und sie hatte das Gefühl sich das erste Mal richtig verliebt zu haben. Also würde sie nicht so leicht aufgeben!

„Ja, genau so kenn ich dich, Yumi! Gib nicht auf, bis du es geschafft hast!“, freute sich ihre Freundin.
 

Auch auf der Jungentoilette nebenan fand eine Versammlung statt.

"Eslin-sama hat sich für einen aus unserer Parallelklasse eingesetzt!", fing einer an zu erzählen.

"Woah, sie ist so mutig! Sie hat ihre komische kleine Freundin auch beschützt. Sie ist eine Heldin!", schmachtete ein anderer.

"Und dann hat sie sich auch noch mit 8 Schülern angelegt! Und wäre nicht dieses Missgeschick mit dem Regal ihrer dummen Freundin passiert, hätte Eslin-sama garantiert gewonnen!", prahlte wieder jemand anderes.

"Ah, Eslin-sama ist so stark~!", schmachteten alle zusammen im Chor.

"Allerdings hat sie das nur wegen diesem Nichtskönner Yugata-kun getan... Ob sie wohl was für ihn empfindet?!", gab dann allerdings ein Junge zu bedenken.

"I-ich hoffe mal nicht! D-das dürfen wir nicht zulassen!", antwortete ein anderer geschockt.

"Angeblich soll Gokudera-san Eslin-sama geholfen und ihr die Hand gereicht haben.", erzählte jemand verzweifelt.

"Waas?! Der auch noch?!“, riefen alle im Chor.

„Gegen Gokudera haben wir doch keine Chance!“, heulte einer. „Der ist nur ein schlechter Umgang für sie! Genauso wie Yugata und diese Ceiyate!"

"Eslin-samaaa! Warum musst du nur solche Freunde haben? Wir würden viel besser für dich sorgen!", flennten sie.

Nur einer hatte sich bis jetzt zurück gehalten. Er hatte hellbraune mittel lange Haare und ganz dunkelblaue Augen, die jetzt mit schlechtem Gewissen den Boden fixierten.

"... Ich war dabei...", murmelte er jetzt niedergeschlagen.

"Was?!" Die anderen Jungen starrten ihn entsetzt an.

"Natürlich habe ich Eslin-sama nicht geschlagen!", verteidigte der Junge sich.

"Das raten wir dir auch!", funkelte einer ihn böse an.

"Eslin-sama musste ganz schön viel einstecken...“, gab er traurig von sich. „Und das nur wegen diesem Freak und diesem dummen Mädchen, Ceiyate, oder wie auch immer sie hieß... Wären die nicht, wäre Eslin-sama heute in der Schule.“, erklärte er. „Ihr habt ja nicht gesehen, wie sie sie zusammengeschlagen haben!"

"Und warum hast du nicht eingegriffen?!", fuhr ihn jemand wütend an.

"I-ich habe mich nicht getraut...“, gab der Junge zu. „Ich wäre sonst auch verprügelt worden...", versuchte er noch sich heraus zu reden.

"Takumi, du bist ein Feigling!", schlug ihm der Club um die Ohren. „Jeder von uns hätte sich mit Freude vor Eslin-sama geworfen um sie zu schützen!“

Takumi schwieg bedrückt und schuldbewusst und verließ kleinlaut die Jungentoilette. Für den Rest des Tages ging er Eslins Fanclub aus dem Weg.

Er hatte nicht gewollt, dass Eslin verletzt worden war. Aber er war zu feige gewesen, sich gegen Matsui zu stellen. Denn Matsuis Vater war ein einflussreicher Firmenchef und dazu noch der Boss von Takumis Vater. Wenn er sich Matsui zum Feind machte, würde sein Vater und damit seine ganze Familie büßen müssen - so, wie Yugatas Familie.

Gestern war Takumi zwar Gokudera und Akayo entkommen, aber natürlich hatten die anderen aus der Gang ihn verpetzt, sodass er nun nach dem Nachmittagsunterricht auch zum Nachsitzen musste.
 

Danach hatte die Gang ein Meeting, so wie Matsui es währenddessen per Zettelchen angeordnet hatte - auch Takumi musste wohl oder übel dabei sein.

"Schön, dass ihr alle gekommen seid", verkündete Matsui vergnügt, weil er genau wusste, dass die anderen zwangsweise gekommen waren und gar keine andere Wahl hatten. Doch niemand ging darauf ein.

"Was willst du von uns, Matsui?", fragte einer abweisend. "Wir müssen nun schon einen Monat nachsitzen und ich habe zu Hause schon eine ganze Menge Stress und Strafen bekommen."

"Genau deswegen habe ich euch zusammen getrommelt.", fing Matsui an. "Diese Strafen sind viel zu übertrieben! Seid ihr nicht auch wütend? Es hätte so schön ablaufen können! Und nun sitzen wir hier, nur wegen diesen beknackten Mädchen! Also ehrlich! Wollt ihr euch echt von Mädchen besiegen lassen?! Gebt ihr euch einfach so geschlagen?!“, fragte er sarkastisch in die Runde.

Eine Weile herrschte Schweigen.

"Also wirklich, seid ihr Memmen, die sich nach einem Rückschlag gleich vor Angst verstecken, oder seid ihr Kämpfer, die sich nicht geschlagen geben, ehe sie gesiegt haben?! Diese Mädchen haben euch eure Ehre genommen! Los, lasst sie und wieder herstellen!", stachelte er die anderen an.

"Aber Matsui-kun… Das ist doch alles aussichtslos. Wenn wir uns die beiden vorknöpfen würden, würden sofort Kaminari und Gokudera kommen … und die sind gefährlich. Das würde nicht gut enden!“, gab einer eingeschüchtert zu bedenken.

„Dann müssen wir sie eben ohne die beiden Jungs antreffen, indem wir ihnen auflauern, wenn sie mal nicht zusammen hängen… Wenn die Mädchen ganz alleine sind…“ Matsui machte eine kurze Überlegungspause. Dann sprach er mit verschwörerischer Stimme weiter. „Außerdem habe ich die Möglichkeit Kaminari auf unsere Seite zu ziehen…“ Er lachte böse. „Und genauso habe ich diesen Freak in der Hand… Apropos, weiß jemand etwas mehr über die beiden Mädchen, beziehungsweise ihre Eltern? Kenji, du hast doch Zugang zu den Akten, als Schülersprecher, oder?“

Der angesprochene Junge nickte. „Ja… Die braunhaarige heißt Salia Eslin und die kleine heißt Ceiyate Skaisa…“

„Achja, diese kleine Göre!“, erinnerte sich Matsui. „Was hat die sich eigentlich eingebildet?! Sich mir in den Weg zu stellen? Und dann auch noch dieser Blick, mit dem sie mich angesehen hat ... einfach nur unverschämt! Ich würde sie am liebsten in den Boden stampfen! Sie soll vor mir nieder, im Staub, knien und um Verzeihung bitten!“ Er machte eine Pause um wieder Luft zu holen und seine Gedanken wieder jemand anderem zuwenden zu können. „Und diese Salia! Wie konnte sie es wagen mich zu schlagen?!“

„A-aber Eslin-sam-“, fing Takumi an, unterbrach sich dann aber, als er beim –sama finstere Blicke ergatterte. „Salia“, verbesserte er sich. „hat das nur gemacht, weil du die Kleine verletzt hast… Von sich aus hätte sie dich nie geschlagen. Das ist nur die Schuld der kleinen Göre!“, verteidigte er Eslin eifrig. Weil er ihr vorher schon nicht helfen konnte, musste er sie eben jetzt da heraus boxen. Ihm war es egal, dass er damit ihrer Freundin die Schuld anhängen musste. Hauptsache Eslin war aus dem Schneider!

„Bist du sicher?“, wunderten sich die anderen.

„Aber ja!“, bekräftigte er. „Die Kleine ist die, die die Fäden zieht und die dir in die Quere kommt. Sie ist der Schädling, nicht Salia! Außerdem ist Salia auch schlagkräftig! Die kann sich wehren und kann gefährlich werden.“, lobte er Eslin, entschärfte das aber wieder. „Aber nur, wenn die Kleine etwas sagt oder ihr was passiert! Und sie selbst kann nichts und versteckt sich nur hinter anderen! Selbst Yugata kann uns gefährlicher werden als die! Sie ist die Schwächste und der angreifbarste Punkt der ganzen Gruppe. Aber anscheinend ist sie Eslin und Akayo wichtig – warum auch immer – und wird von denen beschützt. Aber sonst würde sie wahrscheinlich niemand vermissen. Sie ist total unscheinbar und hat etwas seltsames an sich, dass sich alle aus der Klasse – ausgenommen weniger – von ihr fern halten.“ Er holte tief Luft um sich wieder zu beruhigen. Auch, wenn da viel seiner eigenen Meinung mit klang, hatte er den Eindruck, dass auch die anderen aus der Klasse eher Eslin zugeneigt waren als Skaisa. Schließlich war in Japan Eslins Hobby, Mangas zu lesen, nichts ungewöhnliches, denn jeder las den einen oder anderen Manga. Aber Skaisa war irgendwie seltsam. Selbst er konnte nicht sagen was es war, aber sie war anders. „Sie wäre also ein guter Angriffspunkt.“, fuhr er fort. „Wenn du sie unter Druck setzt, kannst du damit die ganze Gruppe klein kriegen.“

Jemand nickte verständnisvoll und ergänzte kalt schulterzuckend: „Nimm jemandem das Wertvollste was er hat und er wird alles tun, um es wieder zu bekommen.“

„Das ist eine gute Idee.“, nickte auch Matsui. „Aber wie könnte ich sie unter Druck setzen? Kenji, was weißt du über ihre Eltern?“

Der Junge senkte den Kopf. „Da gibt es ein Problem…“

„Welches Problem?“, fragte Matsui irritiert.

„In ihren Akten steht lediglich, dass sie aus Deutschland kommen. Über ihre Eltern oder alte Schulen oder genauere Wohnorte, steht da nichts drin!“ Der Junge hob die Schultern, um zu demonstrieren, dass er keine Ahnung hatte, wieso das so war.

„Was? Wie kann das sein?“, wunderte sich Matsui erstaunt und auch die anderen waren verwirrt. „Wo kommen sie denn hier in Japan unter?“, fragte er dann nach einem Moment.

„Ich weiß wo sie wohnen…“, meldete sich Takumi zu Wort. „Naja…“ Er hüstelte gekünstelt. „Ich bin ihnen gestern nach Hause gefolgt…“ Wieder hüstelte er, sprach dann aber normal weiter. „Sie wohnen anscheinend bei Nichtsnutz-Tsuna!“

„Bei Nichtsnutz-Tsuna? Ha, das passt zu ihnen!“, lachte Matsui verächtlich. „Dann müssen sie durch die Stadt, wenn sie nach Hause oder zur Schule wollen…“ Auf seinem Gesicht breitete sich ein hinterhältiges Grinsen aus.
 

Skaisa und Eslin nießten gleichzeitig. Sie sahen einander an und mussten lachen. „Gesundheit!“, lachte Skaisa.

„Danke, dir auch!“, grinste Eslin zurück.

„Danke.“

Zusätzlich lief Skaisa noch ein Schauer über den Rücken. War die Klimaanlage zu kühl eingestellt, oder kam ihr das nur so vor? Nicht, dass sie jetzt auch noch eine Erkältung bekamen. Es war schon schlimm genug, dass sie den heutigen Tag zu Hause verbracht hatten, wie es die Krankenschwester und Reborn angeordnet hatten. Was würde das für einen Eindruck machen, wenn sie in der ersten Woche schon so oft fehlen würden?

Eslin war heute Morgen kaum aus dem Bett gekommen vor Schmerzen und auch Skaisa hatte Probleme gehabt und sich mehrere Male am Tag übergeben.

Nun ging es ihnen aber wieder besser und sie saßen beide unten in der Küche und schlürften heißen Tee den ihnen Frau Sawada gemacht hatte. Tsunas Mutter war mit I-Pin, Lambo und Futa einkaufen gegangen, damit sie nicht so einen Lärm machten und Eslin und Skaisa störten. Nur Bianchi und Reborn, dem sie bereits am gestrigen Abend von Darian erzählt hatten, leisteten ihnen Gesellschaft, bis es an der Tür klingelte und Akayo davor stand.

Er war in der Mittagspause aus der Schule abgehauen um sie zu besuchen. „Wie geht es euch?“, fragte er etwas besorgt klingend.

„Besser“, antwortete Skaisa schlicht. „Ich denke, wir können morgen wieder zur Schule gehen“

„Sicher, dass es euch wieder gut genug geht?“, mischte sich Bianchi besorgt ein.

„Ich mache mir Sorgen um Eslin, dass sie nicht fit genug ist…“, gab Skaisa zu. „Aber ich gehe morgen auf jeden Fall! Mir geht es wieder gut und was würde das für einen Eindruck machen, wenn wir gleich in der ersten Woche schon zwei Tage fehlen würden? Außerdem müssen wir uns unserer Verantwortung stellen – wir müssen zu unseren Taten stehen und zum Nachsitzen erscheinen.“

„Und ich werde dich nicht alleine gehen lassen!“, schaltete sich Eslin ein. „Ich werde dich auf jeden Fall begleiten!“

„Aber Eslin, du konntest heute Morgen vor Schmerzen kaum aufstehen!“, erinnerte Skaisa sie.

„Das ist mir egal! Was wäre ich für eine schlechte Freundin und Rechte Hand, wenn ich hier bleiben würde? Außerdem hält es sich mit den Schmerzen in Grenzen. Solange mir niemand in die Seite boxt, ist alles okay.“ Sie funkelte Akayo an. „Und das war keine Aufforderung, klar, Akayo-baka?!“

Er schaute sie erstaunt an, als wüsste er nicht, wie sie darauf kommen würde, doch funkelte dann zurück. „Ich werde sehen, was sich machen lässt…“

Daraufhin fingen die beiden wieder an sich zu streiten. Skaisa seufzte und lächelte etwas. Typisch. Aber wenn Eslin sich so streiten konnte, musste es ihr wirklich wieder besser gehen.
 

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sorry, dass es immer so lange dauert ^^' Aber ich war in den Ferien fleißig :3 (Ich hatte viel Zeit und Langeweile im Urlaub <.< da hab ich mir eben Block und Stift geschnappt >:3 (und wow, insgesamte Unterlagen 1,5 cm dick O.o))

Sobald ich das nächste Kapitel fertig abgetippt habe und Eslin ihre Version geschrieben hat, laden wir es auch sofort hoch ^^

Kapitel 16 (Skaisas Sicht) – Aufmerksamkeit

An dem darauf folgenden Tag, einem Donnerstag, gingen wir also wieder zur Schule, wie am vorigen Tag schon besprochen.

Ich hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend, als sich alle Schüler zu uns umdrehten, uns wie Tiere im Zoo anstarrten und musterten, während wir den Schulhof betraten.

Akayo und Tsuna hatten uns gestern noch berichtet, dass nun die ganze Schule von unserer Tat wusste und darüber redete.

Mir war so unwohl! Auf einen Schlag kannte uns jeder auf der Schule und wir waren der Mittelpunkt der Gespräche. Das war mir gar nicht recht. Ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, wenn alle Augen auf mich gerichtet waren. Vor allen Dingen, wenn in einigen Blicken Verwirrung, Ablehnung oder gar Hass zu sehen waren. Ich wäre am liebsten im Boden versunken! Aber andererseits … wieso sollte ich mich schämen? Wir hatten Darian geholfen und das war nichts Schlimmes! Eher im Gegenteil!

Trotzdem hielt ich diese Blicke nicht aus und klammert mich an Eslins Arm. Ich versuchte mich hinter ihr zu verstecken, sodass man mich nicht mehr so gut sah und ich sie auch nicht mehr sehen musste.

Früher hatte ich niemals Aufmerksamkeit bekommen und war immer ignoriert worden. Und ich war nicht jemand, der krampfhaft nach Aufmerksamkeit strebte, indem er dann eben Unsinn machte und negative Beachtung kassierte, weil er sonst keine Aufmerksamkeit ergattern konnte. Ich war immer durchschnittlich gewesen, sodass ich nie aufgefallen war.

Niemand interessierte sich für mich, bis ich vor einem Jahr Eslin getroffen hatte. Als unsere Klassen gemischt wurden, kamen wir zufällig in die selbe. Sie war die Erste gewesen, die sich je freiwillig neben mich gesetzt hatte. Wir kamen ins Gespräch – sie redete trotz der Vorurteile und Lästerungen der anderen mit mir – und wir freundeten uns schließlich an.

Auf jeden Fall waren dieses Interesse und diese Aufmerksamkeit völlig neu für mich und bereiteten mir Unbehagen. Ich war lieber unbedeutend und versteckte mich in den Schatten, als ins Licht zu treten. Dazu hätte ich gar nicht den Mut. Ich hatte nur manchmal Phasen, da gingen mein Gerechtigkeitssinn oder andere Gefühle mit mir durch und ich traute mich den Mund aufzumachen und Dinge zu sagen, die selbstbewusst wirkten - so wie vorgestern, bei der Sache mit Matsui und Darian. Aber eigentlich war ich alles andere als selbstbewusst. Ich versuchte nur, das nach außen hin zu spielen, um in Ruhe gelassen zu werden. Allerdings hatte ich diesmal anscheinend das Gegenteil bewirkt…

„Ignorier' die anderen einfach, Skaisa“, rissen mich Eslins Worte aus meinen Gedanken. „Sei einfach du selbst und achte nicht auf die.“ Sie lächelte mich an. „Außerdem haben wir eine gute Sache getan! Wir haben Darian gerettet und dazu müssen wir auch stehen.“

Ich nickte langsam. Sie hatte Recht. Es war zwar leichter gesagt als getan, aber ich kratzte mehr schlecht als recht mein Selbstwertgefühl zusammen, ließ ihren Arm los und versuchte mich so gut es ging auf unseren Weg zu konzentrieren und niemandem mehr ins Gesicht zu sehen, auch wenn es mir schwer fiel.

Tsuna, Yamamoto und Gokudera, die uns wie am Dienstag begleitet hatten, hatten während des ganzen Schulweg noch nichts gesagt. Erst jetzt fing Gokudera ärgerlich an zu murmeln: „Sollen die doch mal woanders hingucken! Die gehen mir auf die Nerven!“

Als wir beim Klassenraum ankamen, war die Tür geschlossen und man konnte von drinnen lautes Gemurmel wahrnehmen. Doch sobald wir die Tür aufschoben, verstummte das Gewisper und alle Blicke richteten sich auf uns.

Ich schluckte und wir trennten uns, um uns schweigend auf unsere Plätze zu setzen. Einen Augenblick lang herrschte Stille, in der nichts zu hören war, außer ein paar Hustern und Akayos leisem, etwas unfreundlich klingendem „Guten Morgen, Nidaime“. Dann kamen ein paar Jungen auf Eslin zu.

„Guten Morgen, Eslin-sama! Wie geht es dir?“, begrüßten sie sie fröhlich. Natürlich war es ihr Fanclub. „Wir haben von deinem Mut und deiner Selbstlosigkeit gehört und wollten dir im Namen der Klasse unsere tiefste Bewunderung zum Ausdruck bringen…“ Ein Junge holte einen Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor und reichte ihn Eslin.

Diese starrte ihn verblüfft an, bedankte sich dann aber irritiert. Ihr Fanclub fing an, in die Hände zu klatschen, bis der Applaus in der ganzen Klasse aufbrandete und alle sich von ihren Plätzen erhoben. Ich freute mich für Eslin, stand auf und stimmte ebenfalls anerkennend in den Applaus ein, auch wenn es mir einen Stich versetzte und mich traurig machte, dass man mich wie immer vergessen hatte … aber egal. Ich lächelte ihr zu, als sie in meine Richtung sah.

„Wessen Idee war das?“, fragte sie daraufhin den Jungen kalt.

Der war wegen ihrer kalten Tonlage etwas irritiert, verkündete dann aber stolz, dass es ihre Idee gewesen wäre. „Man muss so etwas doch loben!“, ereiferte er sich lächelnd.

Doch Eslin schien nicht gerade erfreut, sie stand auf und kam auf mich zu. Verwundert starrte ich sie an.

„Ja, man muss so etwas loben.“, bestätigte sie kühl. „Aber dann dürft ihr nicht die Hälfte vergessen!“ Sie drückte mir die Blumen in die Hand. „Hier, halt mal kurz … naja, behalt‘ sie gleich lieber. Du hast sie genauso verdient.“, sagte sie leise zu mir.

Die Jungen waren sichtlich verwirrt. „Natürlich haben wir Yugata-kun nicht vergessen! Und auch seine Mobber ni-“

Eslin wirbelte zornentbrannt herum. „Die meinte ich gar nicht!“, schrie sie ihn vorwurfsvoll an. Ihr Fanclub zuckte zusammen, als Eslin auf sie zustürmte. „Wie könnt ihr mir einen Blumenstrauß schenken, mich loben und klatschen, aber Skaisa nichts geben?! Wie könnt ihr sie vergessen?! Sie war genau so mutig und selbstlos wie ich. Also, wie könnt ihr sie immer vergessen?!“, brüllte sie, packte den einen am Schlafittchen und zog ihn zu sich ran, sodass er ihr in die wütenden Augen sehe musste.

Ich war echt erstaunt und erschrocken, dass Eslin so stark reagierte. Wieso regte sie sich so auf? So schlimm war das doch nicht! Oder war das nur der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte? Aber wieso regte sie sich so auf? Das ging sie doch eigentlich überhaupt nichts an?!

Auf jeden Fall würde sie den Jungen schlagen, wenn ich nicht eingriff! Und das auch noch vor der gesamten Klasse!

Also warf ich die Blume auf meinen Tisch, um meine Hände frei zu haben, stürmte zu Eslin, packte ihren Arm und hielt ihre Faust zurück, mit der sie schon ausgeholt hatte, um zuzuschlagen.

„Eslin, das reicht!“, rief ich verzweifelt. „Ist schon gut! Diesen Jungen trifft keine Schuld! Er mag dich halt und kennt nur das, was wichtig ist. Lass ihn runter! Willst du dein gutes Image gleich wieder kaputt machen durch so einen Mist?! Lass es! Mir macht das nichts aus! Nun beruhig' dich wieder!“

„Mein Image ist mir so was von egal! Und du wurdest -“, erwiderte Eslin wütend, doch ich schnitt ihr das Wort ab.

„Mir geht es gut! Nun lass ihn los!“, sagte ich noch einmal mit Nachdruck.

„Aber er und die Klasse -“, wollte sie widersprechen.

„Eslin!“, rief ich noch einmal etwas säuerlich und fixierte sie ernst.

Dann endlich seufzte sie, gab nach und wurde einsichtig. „Okay, ist ja gut…“, murmelte sie, senkte den Arm und ließ zu meiner Erleichterung auch den Jungen wieder los, der wie ein verängstigtes Huhn davon lief und sich hinter seinen Freunden versteckte.

Eslin schwieg und sah etwas bedrückt aus. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter und lächelte sie an.

„Alles okay? Willst du die Blumen zurückhaben?“

Sie seufzte erneut. „Ja, alles okay … nein, behalt‘ du sie. Du hast sie eher verdient.“

„Das ist nicht wahr.“, protestierte ich kopfschüttelnd. „Du bist diejenige, die mutiger ist und auch noch selbstlos. Das hast du doch gerade eben bewiesen.“ Ich lächelte. „Also nimm sie. Sie gehören dir und du hast sie redlich verdient.“

Also holte ich die Blumen von meinem Platz und reichte sie ihr. In dem Moment klingelte es das erste Mal zur Vorwarnung, dass gleich der Unterricht beginnen würde.

„Wir sollten wohl auf unsere Plätze gehen“, schlug ich daher vor, woraufhin Eslin nickte und wir auch genau das taten.

Kaum, dass wir saßen, klingelte es dann auch das zweite Mal zum Stundenbeginn und der Lehrer trat ein. Er wunderte sich nur, wie ruhig es in der Klasse war und begann dann mit dem Unterricht.

Klar war es ruhig. Alle waren geschockt, wie die Situation gerade eskaliert war. Irgendwie schafften auch nur wir das, jede Situation zur Eskalation zu bringen. Schon wieder waren wir unten durch. Ich seufzte. Wir würden es wohl nie schaffen, ein normales Leben zu führen und in einer Klasse beliebt zu sein…

Der Unterricht zog sich zäh wie ein altes Kaugummi, das einfach nicht ausgespuckt werden wollte.

Als es dann zur Mittagspause klingelte, fragte ich mich, wie wir wohl Darian finden sollten, um ihm zu zeigen, wo wir uns immer trafen … doch das nahm er uns ab, indem er gerade um die Ecke kam, als wir losgehen wollten.

„Guten Tag, Salia-sama und Ceiyate-sama“, begrüßte er uns freudestrahlend und verbeugte sich.

„Hallo Darian!“, grüßte Eslin fröhlich zurück und auch ich nickte ihm freundlich zu.

„Hi! Wir wollten dich gerade suchen gehen.“

Eslin nickte. „Ja, wir wollten fragen, ob du Lust hast, mit uns auf das Schuldach zu gehen. Da treffen wir uns immer mit den anderen.“

„D-den anderen? W-wollt ihr m-mich w-wirklich dabei haben?“, stotterte er verunsichert.

„Klar, wollen wir das! Du bist doch jetzt unser Freund!“, lächelte Eslin und ich nickte zustimmend.

„Also, kommst du?“, fragte ich dann und wandte mich zum Gehen, ohne ihm die Möglichkeit eines Widerspruchs zu geben.

„J-ja!“, nickte er und folgte uns.

Wenige Minuten später saßen wir oben auf dem Dach und stellten Darian offiziell den anderen vor. Diese nahmen ihn auch freundlich auf und sogar Gokudera und Akayo waren zur Abwechslung mal höflich und nett … auf ihre Weise. Wir aßen, plauderten und lachten … und Eslin stritt sich mal wieder mit Gokudera und Akayo - also das Übliche.

Darian saß die ganze Zeit bei uns und lächelte glückselig in sich hinein. Ich freute mich zu sehen, wie glücklich er war, endlich so etwas zu haben wie Freunde. Er erinnerte mich an mich selbst, bevor ich Eslin getroffen hatte – allerdings hatte ich natürlich nicht so tolle Fähigkeiten und auch nicht so große Probleme mit meinen Mitschülern wie er gehabt.

Nach dem, was mir Bianchi am Mittwoch erzählt hatte, als ich sie nach den anderen ausgefragt hatte, hatte auch Tsuna es nicht leicht gehabt. Er war in der Schule ebenfalls ignoriert und gemobbt worden und hatte keine Freunde gehabt, bis eines Tages Gokudera in der Schule aufgetaucht war. Der ¾-Italiener hatte Tsuna zum Duell herausgefordert und verloren. Seitdem bezeichnete er sich als Tsunas ''Rechte Hand'' und war sein bester Freund geworden. Schon bald hatte sich auch Yamamoto, der beste Sportler im Jahrgang und einer der Beliebtesten, dazu gesellt und auch Ryohei und seine Schwester hatten sich mit ihm angefreundet. Kyoko, das Schulidol, war Tsunas Schwarm – so viel wusste ich auch schon von ihm selbst – doch Haru war in ihn verknallt und hängte sich so sehr an ihn, dass er sich wohl erdrückt fühlte und immer Reißaus nahm, sobald sie kam. Dann gehörten zu Tsunas Famiglia noch der kleine Lambo, bei dem ich immer noch nicht fassen konnte, dass er mit seinen fünf Jahren schon zur Mafia gehören sollte – klar, Reborn und Fon waren sogar noch Babys, aber sie wirkten viel älter – und ein Mädchen namens Chrome, die wir noch nicht kennen gelernt hatten. Und dann war da auch noch dieser Mukuro, der irgendeine Verbindung zu Chrome hatte, die ich noch nicht ganz verstanden hatte.

Ob unsere Famiglia bzw. Freunde wohl auch mal so zahlreich werden würden? Tsuna musste echt glücklich sein, auch wenn er es nicht so zeigte.

Nach der Mittagspause und dem Nachmittagsunterricht verabschiedeten Eslin, Darian und ich uns von den anderen. Wir mussten ja noch zum Nachsitzen bleiben.

Als endlich auch das Nachsitzen, das den Eindruck erweckt hatte, schier eine Ewigkeit zu dauern, vorbei war, standen wir erleichtert auf und versuchten, schleunigst das Klassenzimmer zu verlassen, um vor dem Lehrer, den ich echt gruselig fand, und Matsui und seinen Leuten weg zu kommen, die ebenfalls im Raum gesessen und uns missbilligend gemustert hatten. Zum Glück hatten sie nie die Gelegenheit gehabt, etwas zu uns zu sagen oder eine Aktion gegen uns zu starten, da der Lehrer nie auch nur auf die Toilette gegangen war und uns durchgehend aufmerksam gemustert hatte. Inzwischen musste er sich wirklich jedes unserer Haare eingeprägt haben, so wie er uns angestarrt hatte. Ich hatte das Gefühl gehabt, er hatte kein einziges Mal geblinzelt. Dass seine Augen nicht ausgetrocknet waren! Dies war die eigentliche Folter beim Nachsitzen. Nicht, dass man stundenlang nichts sagen oder tun und nur schweigend auf dem Platz sitzen durfte, sondern den quälenden Blicken des Lehrers Stand zu halten, ohne verrückt zu werden.

Wir dachten, wir wären Matsui entkommen, als wir das Schulgebäude am späten Abend verließen, doch wir sollten noch merken, wie sehr wir uns da geirrt hatten…

Wir liefen ein Stück und unterhielten uns mit Darian, als Eslin plötzlich etwas einfiel.

„Ach ja, Skaisa, wann gehen wir denn jetzt endlich zum Mangaladen?“, beschwerte sie sich.

„Stimmt ja! Ich hab‘ dir versprochen, dass wir da rein gehen, richtig?“, erinnerte ich mich.

„Jepp! Und wir waren immer noch nicht da!“

„Glaubst du, bei dem, was wir die letzten Tage erlebt haben, hätte ich mir das gemerkt? Überhaupt, wann hätten wir dafür Zeit gehabt?“, rechtfertigte ich mich.

„Mh … jetzt zum Beispiel!“, grinste Eslin triumphierend.

Ich seufzte. „Na gut. Wir kommen ja in der Stadt daran vorbei. Da können wir auch mal da rein gehen, wenn er noch offen hat.“, gab ich mich geschlagen.

„Juhu!“, freute sich Eslin.

„D-du magst Mangas s-sehr, oder?“, lächelte Darian.

„Oh ja!“, rief Eslin. „Mangas sind toll!“ Eslins Augen fingen richtig an zu glitzern vor Freude. Darian starrte sie an, wich kaum merklich zurück bzw. fiel etwas zurück und wurde rot. Doch Eslin bekam davon nichts mit. Sie war nur in ihre Liebe zu Mangas vertieft.

Ich lächelte vergnügt. Anscheinend hatte Eslin einen Verehrer. Aber ob sie das wohl auch selbst bemerkt hatte?

Wir waren alle so in Gedanken versunken, dass wir nicht bemerkten, wie sich jemand uns von hinten näherte.

„Da seid ihr ja.“, hörten wir eine vertraute Stimme hinter uns sagen, die uns alle aufschrecken ließ.

Kapitel 16 (Eslins Sicht) - Der Tag nach der Prügelei

Tags darauf, am Donnerstag, gingen wir wieder in die Schule. Von Tsuna und Akayo hatten wir bereits erfahren, das inzwischen die gesamte Schule über unsere Aktion Bescheid wusste und die Schüler sehr unterschiedlich darauf reagiert hatten. Einige bewunderten unsere Tat, viele hingegen standen ihr allerdings eher skeptisch oder gar mit Ablehnung gegenüber. Eines aber hatten sie alle gemeinsam: Sie machten sich nicht die Mühe, ihre Meinung zu verbergen, warfen uns immer wieder neugierige Blicke zu und tuschelten miteinander, sobald wir auftauchten. Mir war das Ganze ziemlich egal, ich stand dazu, Darian geholfen zu haben, egal, was der Rest der Schüler davon hielt.

Bei Skaisa war ich mir da nicht ganz so sicher. Ich wusste, wie sehr ihr die Blicke zu schaffen machten, und merkte, dass sie sich an meinen Arm klammerte. Diese ganze Aufmerksamkeit war wohl einfach zu viel für sie.

Ich hingegen war so etwas schon lange gewohnt. Meine Art fiel nun einmal auf. Ich hatte versucht, mich anzupassen, wie jeder andere zu werden. Aber es gefiel mir nicht. Ich war nun einmal wie ich war, und seit ich das einmal akzeptiert hatte, waren mir die Blicke anderer egal geworden. Sollte man mich doch merkwürdig finden, wenigstens belog ich mich nicht selbst, indem ich mich verstellte. Lieber hatte ich eine richtige Freundin, als viele, die mich jedoch nicht einmal so akzeptierten, wie ich wirklich war.

Irgendwann traf ich dann auf Skaisa. Unsere Klassen waren neu gemischt worden, und obwohl mich die anderen Schüler vor ihr warnten, hatte ich mich neben sie gesetzt. Wir redeten miteinander, anfangs wenig, dann immer mehr, bis wir schließlich gute Freundinnen wurden.

„Ignorier' die anderen einfach, Skaisa", versuchte ich sie jetzt aufzumuntern. „Sei einfach du selbst und achte nicht auf die." Ich lächelte sie an. „Außerdem haben wir eine gute Sache getan! Wir haben Darian gerettet und dazu müssen wir auch stehen!"

Skaisa zögerte noch kurz, schließlich nickte sie jedoch und ließ meinen Arm los.

Meine Worte hatten ihre Aufgabe also allem Anschein nach erfüllt und ihr geholfen, Mut zu fassen.

„Sollen die doch mal woanders hingucken!", kommentierte nun auch Gokudera die Reaktionen der anderen Schüler. „Die gehen mir auf die Nerven!"

Die Klassenzimmertür war geschlossen, als wir davor ankamen, doch auch so drang lautes Gemurmel bis zu uns, doch um Wörter herauszuhören, wurden die Stimmen noch zu stark gedämpft.

Erst als wir die Tür aufschoben, hätten wir sie verstehen können, aber das Gemurmel verstummte augenblicklich und alle Blicke waren schlagartig auf uns gerichtet. Eine einzige Stimme durchbrach die plötzliche Stille.

„Guten Morgen, Nidaime", begrüßte Akayo Skaisa, klang jedoch ein wenig schlecht gelaunt dabei.

Ehe ich mich noch über ihn aufregen konnte, wurde ich bereits von ein paar Jungen umringt.

„Guten Morgen, Eslin-sama! Wie geht es dir?"

Mein Fanclub. Der hatte mir gerade noch gefehlt.

„Wir haben von deinem Mut und deiner Selbstlosigkeit gehört und wollten dir im Namen der Klasse unsere tiefe Bewunderung zum Ausdruck bringen...", fuhr ein Junge fort und gleichzeitig holte ein weiterer einen großen Blumenstrauß hervor, den er vorher hinter seinem Rücken versteckt gehalten hatte.

Mehr als ein überraschtes „D-danke" brachte ich nicht hervor, als er ihn mir überreichte. Die Jungen begannen zu klatschen und wenig später war das Klassenzimmer von Applaus erfüllt.

Allmählich war das wirklich zu viel des Guten.

Ich warf einen kurzen Blick zu Skaisa, die mich zwar anlächelte, doch ihre Traurigkeit damit nicht verbergen konnte.

Meine Verwunderung schlug sofort in Wut über.

„Wessen Idee war das?", fragte ich den Jungen.

„Unsere Idee natürlich. So etwas muss man doch loben!"

„Ja, so etwas muss man loben", wiederholte ich. „Aber dann dürft ihr nicht die Hälfte vergessen!" Ich machte ein paar Schritte bis zu Skaisas Platz und drückte ihr den Blumenstrauß in die Hand. „Hier, halt mal kurz ... okay, behalt' sie lieber. Du hast sie genauso verdient!", meinte ich leise zu ihr.

„Natürlich haben wir Yugata-kun nicht vergessen", erklärte einer der Jungen weiter. „Und seine Mobber auch ni-"

Weiter kam er nicht.

„Die mein ich doch gar nicht!", schrie ich wütend, fuhr herum und stürmte auf meinen bescheuerten Fanclub zu. „Wie könnt ihr mit einen Blumenstrauß schenken, mich loben und klatschen, aber Skaisa nichts geben?! Wie könnt ihr sie vergessen?! Sie war mindestens genauso mutig und selbstlos wie ich! Vermutlich sogar noch mehr! Also, wie könnt ihr sie immer vergessen?!"

Ich packte den Jungen am Kragen, zog ihn zu mir heran und starrte ihm zornig in die Augen.

Ich wusste ganz genau, wie sehr Skaisa darunter litt, dauernd vergessen, übergangen und ignoriert zu werden. Genauso wie ich wusste, dass sie sich nichts anmerken lassen wollte, um niemandem Sorgen zu bereiten. Aber ihre Gefühle waren da. Gefühle ließen sich schließlich nicht abstellen, zumindest nicht ganz. Daher war mir klar, wie sehr sie dies gerade verletzt haben musste, auch wenn sie es nicht zeigen wollte.

Und wenn sie es nicht tat, hatte ich, als ihre Freundin, um das zu kämpfen, was sie verdiente.

Ich holte aus, doch ehe ich den Jungen schlagen konnte, packte Skaisa meinen Arm.

„Eslin, das reicht!", rief sie. „Ist schon gut! Diesen Jungen trifft keine Schuld! Er mag dich halt und kennt nur das, was für ihn wichtig ist. Lass ihn runter! Oder willst du dein gutes Image gleich wieder durch so einen Mist kaputt machen? Lass es! Mir macht das nichts aus! Nun beruhigt dich wieder!"

Das es ihr nichts ausmachte, war definitiv eine Lüge. Daher widersprach ich ihr auch sofort. „Mein Image ist mir so was von egal! Du wurdest schließlich -"

„Mir geht es gut! Nun lass ihn los!", forderte sie erneut.

„Aber er und die Klasse -"

„Eslin!"

Einerseits wollte ich den Jungen wirklich gerne einen Denkzettel verpassen, damit sie Skaisa ja nie wieder außen vor ließen, andererseits wäre Skaisa dann sehr wütend auf mich gewesen. Also seufzte ich schließlich und ließ den Jungen los. „Okay, ist ja gut..."

Ein wenig niedergeschlagen schwieg ich, bis Skaisa mir eine Hand auf die Schulter legte und mich etwas besorgt anlächelte. „Alles okay? Willst du die Blumen zurückhaben?"

„Ja, alles okay ... und nein, du kannst sie behalten. Du hast sie eher verdient."

Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht wahr. Du bist diejenige, die mutiger ist und auch noch selbstlos. Das hast du doch gerade eben bewiesen. Also nimm sie. Sie gehören dir und du hast sie dir ehrlich verdient."

Sie nahm die Blumen von ihrem Platz und reichte sie mir. Im selben Moment klingelte es.

„Wir sollten auf unsere Plätze gehen."

Ich nickte, ging zurück zu meinem Platz und setzte mich, während auch schon der Lehrer eintrat.

Nach einem scheinbar unendlich langen Unterricht machte ich mich mit Skaisa auf den Weg, um Darian zu suchen, doch noch bevor wir losgegangen waren, tauchte er vor unserem Klassenzimmer auf.

„Guten Tag, Salia-sama und Ceiyata-sama!", begrüßte er uns voller Freude und verbeugte sich höflich.

„Hallo Darian!", erwiderte ich ebenso fröhlich.

„Hi! Wir wollten dich gerade suchen gehen", meinte auch Skaisa.

„Ja, wir wollten dich fragen, ob du Lust hättest, mit uns aufs Schuldach zu gehen. Da treffen wir uns immer mit den anderen", erklärte ich weiter.

„D-den anderen?" Darian war verunsichert. „W-wollt ihr mich w-wirklich dabei haben?"

„Klar wollen wir das! Du bist doch jetzt unser Freund!"

„Also, kommst du?" Skaisa ging einfach los, sodass Darian keine andere Wahl blieb, als uns zu folgen, wenn er bei uns bleiben wollte.

Auf dem Dach angekommen stellten wir ihn den anderen vor. Zu meiner Überraschung waren sogar Gokudera und Akayo einigermaßen nett zu ihm – vielleicht, weil ich ihnen ein paar drohende Blicke zugeworfen hatte?

Aber es dauerte nicht lange, bis ich mich dann in einen Streit mit Gokudera verwickelt hatte. Also alles so, wie es in den letzten paar Tagen bereits zur Gewohnheit geworden war.

Nach dem Nachmittagsunterricht mussten Darian, Skaisa und ich noch zum Nachsitzen bleiben. Ein wenig ungerecht, wie ich fand, schließlich hatten wir bloß einem Mitschüler geholfen und Darian war an der Prügelei unbeteiligt gewesen. Aber wenn ich mich beschwerte, würden wir vielleicht eine noch härtere Strafe bekommen, und darauf hatte ich noch weniger Lust. Immerhin mussten Matsui und seine Freunde um einiges öfter nachsitzen als wir.

Wie erwartet war das Nachsitzen ziemlich langweilig, doch es gelang mir ganz gut, mich abzulenken, indem ich an meine Lieblingsszenen in meinen Lieblingsmangas dachte. Seit wir in dieser Welt waren, hatte ich keinen einzigen Manga lesen können – und das, obwohl wir und mitten in Japan befanden. Ich musste Skaisa später unbedingt noch einmal daran erinnern, dass sie mir versprochen hatte, dem Mangaladen in Namimori einen Besuch abzustatten.

Als wir zusammen mit Darian nach Hause liefen, sprach ich sie auch sofort darauf an.

„Ach ja, Skaisa, wann gehen wir denn jetzt endlich zum Mangaladen?"

„Stimmt ja! Ich hab dir versprochen, dass wir da rein gehen, richtig?"

Ich nickte. „Japp! Und wir waren noch immer nicht da!"

„Glaubst du, bei dem, was wir in den letzten Tagen erlebt haben, hätte ich daran gedacht? Überhaupt, wann hätten wir dafür Zeit gehabt?"

„Mh..." Ich überlegte einen Moment lang. Dann grinste ich. „Zum Beispiel jetzt!"

Skaisa seufzte. „Na gut. Wir kommen ja sowieso daran vorbei. Dann können wir auch mal reingehen, wenn er denn noch offen hat."

„Juhu!" Ein freudiges Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.

„D-du magst Mangas s-sehr, oder?", meinte nun auch Darian.

„Oh ja! Mangas sind toll!", begann ich zu schwärmen. Ich liebte es, wie die Geschichten einen beim Lesen immer wieder zum Staunen bringen konnten. Ich liebte die überraschenden Wendungen und auch die, die man hätte voraussehen können, aber es trotzdem nicht getan hatte. Die Charaktere wuchsen mir mit der Zeit immer mehr ans Herz, auch die, die ich anfangs nicht leiden konnte. In einem einzigen Kapitel konnte so viel passieren. Eine Hintergrundgeschichte konnte die Sicht auf einen Charakter oder gar auf das komplette Geschehen völlig verändern. Die Normalität wurde vollkommen verbogen, gar außer Kraft gesetzt. Was immer man sich auch vorstellen konnte, konnte passieren. Alle Arten von Leuten, wie verrückt sie auch sein mochten, kamen vor, und doch war es egal, wie schwach und ängstlich ein Charakter auch war, selbst er konnte zu einem Held werden. Es gab lustige Szenen, es gab ernste Szenen, traurige, solche, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen und solche, bei denen man am liebsten laut schreien würde. Und nicht zu vergessen war natürlich auch der Zeichenstil, der die Geschichten abrundete und zu einem wahren Kunstwerk machte.

„Da seid ihr ja", hörte ich plötzlich eine Stimme, die mir bekannt vorkam, doch es war weder die von Skaisa noch die von Darian und auch keine von Tsuna oder seinen Freunden.

Wir drehten uns um.
 

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Tut uns echt leid, dass wir jetzt ein halbes Jahr gebraucht haben, bis wir das nächste Kapitel hochgeladen haben!! Q.Q

Eigentlich war es schon nach 2 Monaten fertig... >.> (... böser Lektor... e.e')
 

Da unser Lektor keine Zeit (mehr) hat, suchen wir einen neuen Beta-Leser... Hat vielleicht jemand Lust? ^^
 

Die Kapitel sind zwar lang, aber dafür kommen sie auch in etwa 2 Monatsabständen. Hauptsächlich sind es Tipp-, Groß-/Klein-schreib- und Kommafehler, also nichts wirklich sehr großes...

Also, wenn es jemanden interessieren würde, könnt ihr mir gerne per ENS Bescheid geben! ^-^
 

LG Eslin und Skaisa~

Kapitel 17 (Skaisas Sicht) - Matsuis Rache

Wir drehten uns um.

„Fon!“, rief Eslin freudestrahlend, nahm ihn auf den Arm und durchwuschelte seine Haare. Er ließ es einen Augenblick über sich ergehen, löste sich dann aber aus ihrem Griff und sprang auf meine Schulter.

„Schön dich wieder zu sehen, Fon.“, begrüßte ich ihn.

Er nickte. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Reborn hat mir erzählt, dass ihr nun schon einen Regenwächter und einen weiteren Kandidaten habt…“

„Naja, das stimmt zumindest zur Hälfte.“, stellte ich richtig.

Doch er achtete nicht auf mich und wandte sich Darian zu. „So, du bist also Yugata Darian, nehme ich an?“

Dieser starrte ihn nur erstaunt an, bis er seine Stimme wiederfand und ein leises „J-ja.“ hervorbrachte und nickte.

„Ich bin Fon. Freut mich dich kennen zu lernen.“ Fon sprang von meiner Schulter herab auf den Boden und verbeugte sich vor ihm.

Darian wurde rot und tat es Fon gleich. „E-ebenfalls!“

Das Baby grinste. „Gut, dann lasst uns ein bisschen gehen.“, schlug er vor, sprang auf eine Mauer und begann in eine Richtung zu laufen. Noch etwas verdattert folgten wir ihm auf der daneben liegenden Straße. „Dann können wir uns ja nun über dein Training unterhalten…“, meinte er fröhlich.

„T-training?“, stotterte Darian völlig verwirrt und auch ich war nicht minder irritiert.

„Ja, dein Training um deine telekinetischen Fähigkeiten zu trainieren und zu stärken.“, erklärte Fon gelassen. Fast hätte ich geglaubt, er hätte noch mit den Schultern gezuckt als wäre das ‘was ganz alltägliches.

Die ganze Farbe wich aus Darians Gesicht und er wirkte, als hätte man ihm gerade den Boden unter den Füßen weggezogen. „W-was? W-woher weißt du…?“

"Eslin und Skaisa haben Reborn von deinen Fähigkeiten erzählt und dass du sie gerne kontrollieren lernen möchtest" Fon machte eine kurze Pause. "Also hat Reborn mich gebeten dich unter meine Fittiche zu nehmen und dir beizubringen, innere Ruhe zu finden und dich zu konzentrieren. Ich bin ein Meister des Martial Arts, das zur Grundlage hat, den Körper und den Geist in Einklang zu bringen.", erklärte er. "Und genau das sind auch die Grundlagen für Kontrolle... Kontrolle deiner Fähigkeiten." Er sah Darian prüfend an.

Darian blinzelte verwirrt und auch ich war nicht weniger überrascht. Fon war ein Meister des Martial Arts? Das traute man dem kleinen Kerl gar nicht zu! Aber andererseits ... er gehörte ja auch quasi zur Mafia... Das mit der inneren Ruhe leuchtete hingegen ein. Wer sich leicht aus der Ruhe bringen ließ oder nicht im Einklang mit sich selbst war, der konnte mit den Gedanken leicht abschweifen und sich nicht gut genug konzentrieren. Aber was würde in einem solchen Fall passieren? Neugierig war ich schon. Doch ich traute mich nicht danach zu fragen.

"Oder möchtest du die Kräfte nicht kontrollieren lernen?", fragte Fon mit leicht vorwurfsvollem Ton nach einer Weile, in der Darian nichts erwidert hatte.

Dieser sah ihn bestürzt an. Der kleine Kerl sah Darian ernst in die Augen und sprach beinahe drohend:

"Du weißt bestimmt, was passieren kann, wenn solche Kräfte außer Kontrolle geraten, wenn man sich zu stark von Gefühlen leiten lässt und man sich nicht konzentriert, weil man im unreinen mit sich ist..."

Sonst hatte Fon immer eine gewisse Sympathie ausgestrahlt, doch in dem Moment machte er mir wirklich Angst. Wie viel wusste Fon eigentlich?

Darians Augen weiteten sich vor Entsetzen, Schreck und Angst, bis er mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Blick abwand. Seine ganze Körperhaltung verkrampfte sich und man sah ihm an, dass eine Erinnerung, die er hatte vergessen wollen, wieder hoch kam.

Mitfühlend sah ich ihn an. Er hatte also schon schlechte Erfahrungen gemacht... Was war passiert...? Seinem Blick nach zu urteilen musste es etwas sehr schlimmes, ja gar ein traumatisches Erlebnis, gewesen sein. Nur was? So neugierig ich auch war, ich traute mich nicht danach zu fragen. Es würde die Wunde nur wieder aufreißen und ihm Schmerz und Leid bringen... Außerdem glaubte ich nicht, dass er uns das so einfach sagen wollte...

Aber was könnten die Risiken einer solchen Fähigkeit sein?

Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie ein Messer lila aufleuchtete, anfing zu schweben und mir entgegen flog, Klinge voran.

Ich schüttelte mich bei dem Gedanken daran und mir lief es kalt den Rücken herunter. Hoffentlich war es nicht so schlimm!

"Also gehe ich richtig in der Annahme, dass du mein Schüler werden möchtest?", lenkte Fon wieder etwas ab, der die steigende Anspannung vernommen hatte.

Darian nickte langsam, immer noch mit Schmerz im Blick. "J-ja, bitte."

Fon nickte nun ebenfalls mit verständnisvollem Lächeln. "Gut so. Ich werde, insofern es dir nichts ausmacht, dich dann heute nach Hause begleiten, wo wir das weiter besprechen und schon anfangen können, wenn du möchtest." Er schien ja schon alles geplant zu haben... Das war weniger eine Frage gewesen, ob er ihn unterrichten sollte, als vielmehr eine Erpressung!

Wir liefen inzwischen durch die Innenstadt, die inzwischen ziemlich leer war, da die meisten Leute schon zu Hause waren, weil die Sonne bereits unterging.

Der Lilahaarige schien eine Weile nachzudenken. "W-wäre es v-vielleicht auch möglich, d-dass wir das w-woanders machen?", fragte er vorsichtig.

"Ja, natürlich. Aber vorher könntest du deine Schulsachen ablegen und dich umziehen. Dann gehe ich solange und bereite etwas vor, ja? Wir sollten außerdem nicht zu lange machen, da du morgen ja wieder zur Schule musst...", hörte ich Fon.

Die Sonne stand so tief, dass sie durch die Ritzen und Lücken der relativ dicht aneinander stehenden Häuser leuchtete und uns blendete und ich Fon, Darian und Eslin nicht mehr richtig sehen konnte. Ich sah nur noch ihre Schemen und tappte blind weiter. Ob es den anderen wohl ähnlich ging? Wenigstens konnte ich noch die Schatten der Häuser sehen, sodass ich nicht Gefahr laufen musste gegen eine Wand an der Seite zu laufen, denn ich lief ganz rechts, am nähesten an den Hauswänden.

"J-ja, okay.", nickte Darian.

"In Ordnung. Dann treffen wir uns..."

Zu spät bemerkte ich den Schatten des Fußes auf der Straße, der mir aus einer Gasse in den Weg gestreckt wurde und stürzte.

"Wah!", unterbrach ich ungewollt Fons und Darians Gespräch. Der Länge nach knallte ich auf die Straße und schlug mir beide Knie und mein Kinn auf. "Autsch...", stöhnte ich.

"Skaisa! Alles okay?!", fragte Eslin besorgt, als sie sich zu mir herunter kniete. Ich hob meinen Kopf, wischte über mein Kinn und nickte. Mein Kinn blutete etwas und brannte, genau wie meine Knie, fürchterlich, da Dreck in die Wunden geraten war. Aber das versuchte ich zu ignorieren.

Als Gelächter aus der Gasse kam, wirbelte Eslin wütend herum und funkelte die zwei jungen Männer an, die aus den Schatten der Gasse hervor traten. Beide sahen unfreundlich aus, waren ziemlich groß, kräftig und wirkten im Allgemeinen wie Schläger. Gehässig sahen sie auf uns herab.

"Was sollte das?!", rief Eslin zornig.

Wollte sie sich etwa mit diesen Schränken anlegen?! Eslin, hast du denn überhaupt keinen Sinn für Gefahr?!

Wieder ertönte ein Lachen. Allerdings kam es diesmal nicht von den beiden Männern.

"Das habe ich mich auch gefragt, als ihr euch einfach in meine Angelegenheit gemischt habt.", erwiderte die Stimme arrogant und überheblich.

Ich kannte diese Stimme.

Mein Atem stockte, als Matsui zwischen den beiden Männern hervor trat und gehässig grinste.

Wollte er sich etwa rächen? Vor Schock hatte ich mich bis jetzt nicht weiter bewegt, aber nun rief eine Stimme in mir, die wohl mein Überlebensinstinkt sein musste, dass wir verschwinden mussten!

Also zog ich meine Arme an, stützte meine Hände, die auch leicht brannten, auf dem Boden ab und drückte mich nach oben, um aufzustehen. Doch bevor ich wieder auf die Füße kommen konnte, spürte ich einen heftigen Stoß in meinem Rücken, der meine Arme wieder zum Einknicken brachte und ich sofort wieder in den Schmutz fiel. Einer der Männer hatte mich mit seinem Fuß niedergetreten, stellte ihn nun auf meinen Rücken und verlagerte sein Gewicht etwas darauf.

"Argh...", knirschte ich mit den Zähnen. Der Typ war wirklich schwer und presste mir die Luft aus der Lunge.

"Du bleibst gefälligst da, wo du hingehörst, du Göre!", schrie Matsui mit so viel Hass in der Stimme, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte. "Du bist nicht mehr wert als der Dreck in dem du liegst! Also hör auf dich mit mir auf eine Stufe zu stellen und erlöse uns von der Schande deiner Bekanntschaft!"

Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund hatte ich seine Worte vernommen und sie brannten sich in meine Seele. Mein Puls raste und ein Gefühl der Leere und Enge machte sich in mir breit, der mir zusätzlich die Luft abschnürte. Mein Atem wurde flach und ich fing fast an zu hyperventilieren, wegen dem Gewicht, das mich auf den Boden presste.

Schon immer hatten mich gleichaltrige wie Dreck behandelt und wollten nichts mit mir zu tun haben. Es musste also wahr sein...

Tränen stiegen in mir auf.

Warum? Warum nur?

Meine Finger wollten sich in den Boden krallen, doch da der Asphalt zu hart war, griffen sie nach einem großen Stein, der neben mir lag.

"Was fällt dir ein so über sie zu reden?!", schrie Eslin ihn an. "Skaisa ist sehr wohl etwas wert! Sie ist der freundlichste und fürsorglichste Mensch, den ich je kennengelernt habe und sowieso allemal besser als so ein Arschloch wie du!"

Ich blinzelte die Tränen weg.

Hatte ich da richtig gehört? War ich doch jemandem wichtig?

Hoffnung ließ das Gefühl der Leere und Enge verschwinden und mein Atem beruhigte sich wieder.

"Sich mit dir auf eine Stufe zu stellen will auch keiner! Wo soll die denn bitte liegen? Irgendwo ganz tief unter der Erde!?", schrie sie gestikulierend. "Es ist eher eine Schande DICH überhaupt zu kennen! Überhaupt, für wen hältst du dich eigentlich?! Zuerst Darian, jetzt Skaisa...", sie machte eine kurze Pause um Luft zu holen und sprach dann in verachtendem und feindseligen Ton weiter. "Bist du etwa so armselig, dass du dich nur gut fühlen kannst, wenn du andere am Boden liegen siehst? Dann fühlst du dich sicherlich toll, nicht wahr?! Besser als alle anderen, stärker... Oh, warte, ich vergaß - Du traust dich ja noch nicht mal alleine hier aufzutauchen - brauchst diese beiden Typen da als Unterstützung... Alleine traust du dich wohl nichts, wie?"

Einen Augenblick war die Zeit wie eingefroren, in der jeder auf Matsuis Reaktion wartete.

Wie würde er reagieren? Eslin hatte ihm die Meinung gesagt und ihn herausgefordert! Ich fürchtete er könnte total ausrasten. Aber vielleicht war er dadurch auch eingeschüchtert worden und würde sich nun zurückziehen... Eslin war auf volles Risiko gegangen. Hoffentlich bereute sie das nicht gleich...

Erst starrte er sie fassungslos an und brachte kein Wort heraus. Ich fasste schon Hoffnung, dass Matsui wirklich eingeschüchtert worden war und nun Klein bei geben würde. Doch zu früh gefreut. Nur einen Augenblick später verwandelte sich seine Fassungslosigkeit in Hass und blinde Wut.

"Wie kannst du es wagen so mit mir zu reden?! Dir ist wohl nicht klar, in welcher Situation ihr euch befindet?! Ich könnte euch in den Boden stampfen lassen, wenn ich das will!" Er machte eine kurze Pause.

Wie aufs Stichwort spürte ich, wie der Mann seinen Fuß von meinem Rücken nahm. Ich dachte schon, er würde mich gehen lassen, nur um wenige Sekunden danach seinen Fuß schmerzhaft zwischen meinen Rippen zu spüren. Ich konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken auch, wenn ich es gewollt hätte. Er wollte Eslin unter Druck setzen! Nach dem Tritt setzte der Man seinen Fuß wieder auf meinen Rücken und drückte mich noch einmal fester auf die Straße.

Matsui grinste genüsslich. "Und mit dir werde ich auch ganz alleine fertig!", fuhr er gelassener fort.

Eslin ging in Kampfstellung. "Dann versuch es doch! Mach nicht den Fehler mich zu unterschätzen.", gab sie zurück und stürmte auf Matsui zu, bereit ihm ins Gesicht zu schlagen und ihm das Nasenbein zu brechen.

Doch ihre Faust traf ins Leere. Er hatte sich blitzschnell geduckt und verpasste ihr einen so heftigen Kinnhaken, dass sie die Bodenhaftung verlor. Diesen winzigen Moment der Schwerelosigkeit nutzte Matsui aus um sich etwas zu drehen und einen Tritt auf Eslins Brustkorb nach zusetzen, der sie weiter weg auf den Boden schleuderte.

Etwa Zeitgleich war der andere Schläger zu Darian getreten und hatte ihm so hart und oft in die Magengrube geschlagen, dass Darian leise stöhnend an der Gassenwand zusammen gesunken war und nun auf dem Boden hockte, den Kopf etwas merkwürdig nach unten abgeknickt.

Auch der Mann über mir hatte ein weiteres Mal zugetreten, was ich aber nicht mehr wirklich registriert hatte, weil ich nur noch Augen für Eslin und Darian neben mir hatte, die direkt vor mir verprügelt wurden, während ich nichts tun konnte!

Eslin hustete etwas Blut aus, blieb aber völlig fertig liegen. Sie hatte sich bestimmt so viel gebrochen, dass sie nicht mehr aufstehen konnte!

"Ach, hatte ich etwa nicht erwähnt, dass mein Vater mir den besten Privatlehrer den man für Geld kaufen kann, für Kampfkünste bezahlt?", lachte Matsui arrogant.

Das war zu viel!

Ich spürte, wie der Schläger über mir sein Gewicht wieder auf seinen anderen Fuß verlagerte um zuzutreten. Das war meine Chance! Blitzschnell winkelte ich meine Arme an, stützte mich am Boden ab und drückte seinen Fuß nach oben. Der völlig überraschte junge Mann verlor dabei sein Gleichgewicht und stürzte, während ich mich auf die Beine schwang.

"Du Bastard!! Nur, weil sie dir die Meinung gesagt hat?!", schrie ich, rannte auf Matsui zu und erhob den Stein, den ich mir vorhin gegriffen hatte. Ich hatte fest vor ihm den Stein gegen den Schädel zu schlagen, auch wenn es keine endgültige Lösung für diese Situation war. Das war sonst gar nicht meine Art - Ich geriet sonst nicht so leicht aus der Fassung und erst recht nicht so, dass ich jemanden angriff! Aber er hatte Eslin grausam niedergeschlagen und seine Leute hatten Darian ebenfalls übel mitgespielt! Er war der Grund für all das hier!

Doch bevor ich Matsui erreichte, der sich erschrocken zu mir umgedreht hatte, sprang der Mann, der eben noch Darian zusammengeschlagen hatte, auf mich zu, packte mich am Hals und drückte mich einen halben Meter höher an die Wand der Gasse. Langsam schloss sich seine Hand um meine Kehle und drückte mir die Luft ab.

Ich ließ den Stein fallen und umklammerte verzweifelt seinen Arm. Doch sein steinharter Griff ließ sich nicht lockern.

Er warf dem am bodenliegenden Mann, der kurzzuvor noch auf mir gestanden hatte, einen drohenden Blick zu. Dieser zuckte zusammen, senkte entschuldigend den Kopf, raffte sich wieder auf und schritt zu Darian.

"Matsui-sama, sie hat versucht euch von hinten mit dem Stein zu attackieren. Soll ich sie töten?", fragte der Mann gehorsam seinen anscheinenden Meister, nachdem er sich wieder abgewandt hatte.

Dieser winkte jedoch ab. "Nein, lass mal."

Verspürte dieses Monster doch noch so etwas wie Gnade?

"Tote Mitschüler kommen nicht so gut und wären viel zu auffällig.", fuhr er kalt fort und zuckte mit den Schultern.

Ich konnte es nicht fassen. War das überhaupt noch ein Mensch?!

"Du Schwein!", schrie Eslin und richtete sich hustend wieder auf. Sie war völlig fertig - das konnte man sehen - aber dennoch stand sie wieder auf und rannte auf Matsui zu, mit der Faust erhoben. Er trat schlicht einen Schritt zur Seite und stellte ihr ein Bein, sodass sie wieder stürzte. Sie wollte erneut aufstehen, aber er stelle seinen Fuß auf ihren Rücken.

"Was soll das? Glaubst du wirklich, du hast eine Chance?!", fragte er gelassen, voller Spott. "Da liegst du falsch! Deinen Willen werde ich auch noch brechen!", brüllte er daraufhin und trat ihr noch einmal in die Seite.

"Eslin!!", krächzte ich verzweifelt mit erstickter Stimme und startete noch einen Versuch loszukommen, indem ich versuchte den Mann zu treten, ihm meine Fingernägel in den Arm bohrte und versuchte mich aus seinem Griff zu winden. Doch vergebens. Das einzige, was ich erreichte war, dass ich noch fester gegen die Wand gepresst und mir die Kehle wieder etwas weiter zugedrückt wurde - jedoch nicht fest genug um mich zu ersticken.

Ein Schrei ließ den Mann, der der mich mit eisernem Griff an die Wand pinnte, herumfahren. Der Schrei war von seinem verängstigten Kollegen gekommen, der völlig verschreckt mit bleichem Gesicht auf dem Boden hockte.

Ich hatte das Gefühl, es wäre kälter geworden und Wind wäre aufgekommen. Die Sonne war inzwischen endgültig hinter den Häusern verschwunden und die Nacht senkte sich herab. Schon waberten kleine Nebelschwaden durch die Gasse und schienen sich in einem Punkt zu sammeln.

Erst da sah ich ihn. Darians Iris' und Pupillen waren wieder verschwunden und seine Augen leuchteten wieder leicht violett. Um ihn herum schwebten Steine, die auf dem Boden gelegen hatten und viele große scharfe Scherben aus dem Müllcontainer in der Gasse - anscheinend hatte da jemand eine kaputte Fensterscheibe entsorgt - in lila Auren.

Das hatte den Mann wahrscheinlich so erschreckt. Er hatte Darian angesprochen, doch als dieser nicht reagiert hatte, hatte der Schläger ihn am Kragen hochgezogen und dann Darians Augen gesehen...

Ich sah Darian zum ersten Mal wütend. Er schien sich nicht ganz unter Kontrolle zu haben - nicht wie in der Bibliothek.

"Lasst sie in Ruhe und verschwindet!! Ich lasse nicht zu, dass ihr so mit meinen Freunden umgeht!!", sagte er ernst und unheilvoll.

Man spürte richtig, wie die Luft um ihn herum zu knistern begann vor Energie.

Doch Matsui schien das nicht zu bemerken und für einen Witz zu halten und drehte sich betont langsam zu Darian um, mit einem überheblichen Lächeln im Gesicht. "Oho, der kleine Yugata ist mutig geworden! Aber sei mal ehrlich zu dir selbst. Wir wissen beide, dass das nur ein Bluff ist und du nicht wirklich etwas machen wir-"

Eine Scherbe streifte seine Wange und hinterließ einen roten Schnitt.

"Das ist meine letzte Warnung!", unterbrach Darian ihn düster.

Der Mann, der am Boden hockte ergriff vor Panik die Flucht und rannte weg, wie ein verschrecktes Hühnchen und auch der Mann, der mich festhielt wurde merklich unruhig. Aber er würde nicht vor seinem Meister weichen, das war klar.

"Da! Da hinten sind sie!", hörte ich in dem Augenblick Fons Stimme von weiter weg auf der Straße. Wann war er...?

Im nächsten Moment ertönten Schüsse und die Patronen prallten von den Wänden ab, ohne jemanden zu treffen - doch es reichte schon.

"Oh, scheiße!", murmelte der Mann, dachte wahrscheinlich an die Polizei, warf mich in der Panik weg und ergriff nun ebenfalls die Flucht.

Unglücklicherweise hatte er mich in Richtung Müllcontainer geschmissen, gegen dessen Kante ich nun genau mit dem Schädel knallte. Ein dumpfer Schlag ertönte und der dröhnende Schmerz durchfuhr meinen gesamten Körper, vom Hinterkopf aus. Ich fühlte, wie etwas Klebriges meinen Kopf hinab rann.

Nicht schon wieder...

Ich hörte noch etwas explodieren, bis ich dann auch Schritte und Stimmen hören konnte. Ich sackte etwas auf dem Boden zusammen und meine Sicht begann langsam zu verschwimmen.

Das letzte, was ich sah war, wie Matsui floh, Darian die Augen verdrehte und zusammen brach, Fon mit drei Gestalten im Eingang der Gasse erschien und sich eine zu Eslin hinab beugte.

Dann wurde mir schwarz vor Augen und ich hörte noch ganz entfernt die Stimmen Gokuderas, Eslins, Akayos, und kurz vor meinem endgültigen Wegtretens, noch Tsunas, näher als die der anderen.

Kapitel 17 (Eslins Sicht) – Eine erbärmliche Niederlage

„Fon!“, rief ich erfreut, als ich den Kleinen erblickte. Sofort nahm ich ihn hoch und durchwuschelte einmal kurz seine weichen, schwarzen Haare, bevor er aus meinen Armen auf Skaisas Schulter sprang.

„Schön, dich wiederzusehen“, begrüßte Skaisa ihn ebenfalls.

Er erwiderte die Begrüßung mit einem Nicken. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Reborn hat mir erzählt, dass ihr inzwischen wohl schon einen Regenwächter und sogar einen weiteren Kandidaten habt.“

„Na ja, das stimmt zumindest zur Hälfte“, warf Skaisa ein, aber er beachtete sie nicht, sondern wandte sich gleich weiter an Darian.

„Ich nehme an, du bist also Yugata Darian, richtig?“

Der Junge sah ihn eine Weile lang nur irritiert an, bis er endlich mit einem leisen „J-ja“ antwortete.

„Mein Name ist Fon“, stellte er sich noch einmal vor. „Ich freue mich, dich kennen lernen zu dürfen.“ Dabei sprang er wieder auf den Boden und vollführte eine höfliche Verbeugung.

„E-ebenfalls“, meinte auch Darian. Auch er verbeugte sich nun.

„Gut, dann lasst uns doch noch ein wenig weitergehen.“ Mit einem Lächeln sprang Fon auf eine nahe gelegene Mauer und lief auf dieser voraus.

„Dann können wir uns nun ja über dein Training unterhalten“, meinte er nach einer Weile, während wir ihm auf dem Gehweg folgten, und sah Darian an.

„T-training?“

„Ja, um deine telekinetischen Fähigkeiten zu trainieren und zu stärken.“ Fon war ganz gelassen, Darian jedoch wurde mit einem Mal blass.

„W-was? W-woher weißt du...?“

„Eslin und Skaisa haben Reborn von deinen Fähigkeiten erzählt und dass du sie gerne kontrollieren lernen möchtest. Daher hat Reborn mich gebeten, mich um dein Training zu kümmern, dir beizubringen, wie man seine innere Ruhe und Konzentration findet. Das sind die Grundlagen, die du erlernen musst, um die volle Kontrolle über deine Fähigkeiten zu erlangen.“

Ich lächelte leicht. Fons Worte erinnerten mich stark an die Worte von mindestens jedem zweiten Lehrmeister in jedem beliebigen Shonen-Manga, in dem es in irgendeiner Weise ums Kämpfen ging. Meistens mochte ich solche Szenen nicht, da sie nur die Handlung hinauszögerten, wenn ich eigentlich etwas ganz anderes endlich wissen wollte. Dennoch gefiel mir die Vorstellung irgendwie, etwas Derartiges in der Realität zu erleben. Ich hoffte, dass Skaisa und ich auch einmal solche Lehrer bekommen würden. Auch wenn das Training sicherlich nicht leicht werden würde. Aber wenn wir dafür im Gegenzug so tolle Kräfte erlangen konnten, war es das wohl wert.

„Oder möchtest du deine Kräfte etwa nicht kontrollieren lernen?“, hörte ich Fon gerade sagen, als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch richtete. „Du weißt bestimmt, was passieren kann, wenn solche Kräfte außer Kontrolle geraten.“

Aus Darians Gesicht war nun jegliche Farbe gewichen. Er sah Fon einen Augenblick lang schockiert an, dann wandte er den Blick ab.

Woran er wohl gerade dachte? War es eine Idee, eine Befürchtung, was passieren könnte, wenn seine Fähigkeiten einmal außer Kontrolle gerieten? Oder war es eine Erinnerung, eine schmerzvolle Erfahrung, die er aufgrund seiner Kräfte gemacht hatte?

Was immer es war, es musste furchtbar für ihn sein, daran zu denken.

Ich wollte wissen, was ihn so sehr belastete, aber ich wollte ihn nicht fragen. Es würde die Wunde nur weiter aufreißen. Außerdem kannten wir uns gerade mal seit ein paar Tagen. Wenn es etwas dermaßen Schlimmes war, dann höchstwahrscheinlich auch etwas sehr persönliches, und ich war mir nicht sicher, ob er uns so etwas bereits anvertrauen würde. Also schwieg ich und versuchte die Gedanken an das, was ihm möglicherweise zugestoßen war, und den Schmerz, den er aufgrund seiner Kräfte erleiden musste, abzuschütteln.

„Also vermute ich richtig, dass du mein Schüler werden willst?“

Darian nickte. „J-ja, bitte“, sagte er nach einer Weile leise.

„Gut. Wenn du einverstanden bist, dann begleite ich dich gleich heute Abend zu dir nach Hause. Dort werden wir dann alles Weitere besprechen und wenn du willst, auch schon mit dem Training beginnen.“

Ich hoffte, dass Darian sich vielleicht bald besser fühlen würde, wenn er seine Kräfte kontrollieren lernte. Vielleicht würde ihm das einen Teil seiner Furcht nehmen.

Hoffnungsvoll wandte ich meinen Blick nach oben. Die Sonne stand inzwischen bereits tief über den Dächern der Stadt, es wurde Abend und nur noch wenige Menschen waren in der Stadt.

Nach einer Weile fragte Darian dann. „W-wäre es vielleicht auch möglich, d-dass wir es w-woanders machen?“

Fon nickte. „Natürlich. Aber dann bring vorher bitte deine Sachen nach Hause und zieh dich um. Ich werde in der Zwischenzeit schon mal etwas vorbereiten.“

„O-okay.“

„In Ordnung, dann treffen wir uns-“

Ein kurzer Schrei unterbrach Fons Antwort, und ich sah gerade noch, wie Skaisa fiel und unsanft auf dem Boden landete.

„Autsch“, murmelte sie und blieb erstmal der Länge nach auf dem Boden liegen.

„Skaisa! Alles okay?“, rief ich erschrocken und kniete mich neben sie. Ihr Kinn blutete ein wenig, genauso wie ihre Knie, die sie sich bei dem Sturz aufgeschlagen hatte. Es waren keine schweren Verletzungen, aber sicher waren sie trotzdem unangenehm.

Gelächter, dass aus der Gasse neben uns hervordrang, ließ mich herumfahren. Im selben Moment traten auch schon zwei große, kräftig gebaute, junge Männer aus dem Schatten hervor. Sie grinsten amüsiert.

„Was sollte das?“, fuhr ich sie zornig an. Allem Anschein nach hatten sie etwas mit Skaisas Sturz zu tun.

Ein weiteres Lachen ertönte.

„Das habe ich mich auch gefragt, als ihr euch einfach in meine Angelegenheiten eingemischt habt.“

Die beiden Männer machten einen Schritt zur Seite und ließen einen etwas kleineren Jungen passieren.

Matsui! Dann steckte er also dahinter? Was hatte er vor?!

Neben mit bemerkte ich, wie Skaisa versuchte, wieder auf die Füße zu kommen, doch bevor ihr das gelang, verpasste ihr einer der beiden Männer einen Tritt, sodass sie gleich wieder zu Boden fiel, und behielt seinen Fuß dann auf Skaisas Rücken, sodass sie sich nicht wieder aufrichten konnte.

„Du bleibst gefälligst da, wo du hingehörst!“, schrie Matsui. Unüberhörbar klang sein Hass auf uns in seiner Stimme mit. „Du bist nicht mehr wert als der Dreck in dem du liegst! Also hör auf dich mit mir auf eine Stufe zu stellen und erlöse uns von der Schande deiner Bekanntschaft!“

Ich sah, wie Skaisa die Augen aufriss. Man konnte förmlich sehen, wie Matsuis Worte in ihr Bewusstsein drangen, bis sich Tränen in ihren Augen sammelten.

Nein, Skaisa! Hör nicht auf ihn!

Ich sprang auf. „Was fällt dir ein, so über sie zu reden?!“, schrie ich Matsui ohne jegliche Furcht an.

„Skaisa ist sehr wohl etwas wert! Sie ist der freundlichste und fürsorglichste Mensch, den ich je kennengelernt habe und sowieso allemal besser als so ein Arschloch wie du! Sich auf eine Stufe mit dir zu stellen will auch keiner! Wo soll die denn bitte liegen? Irgendwo ganz tief unter der Erde?“

Es war mir egal, wie meine Worte für die anderen klangen. Ich dachte nicht darüber nach, was ich sagte. Ich wollte einfach nur, dass Skaisa sich nicht von diesem Typen unterkriegen ließ.

„Es ist eher eine Schande, dich überhaupt zu kennen!“, fuhr ich also fort. „Überhaupt, für wen hältst du dich eigentlich? Zuerst Darian, nun Skaisa... Bist du etwa so armselig, dass du dich nur gut fühlen kannst, wenn du andere am Boden liegen siehst? Dann fühlst du dich sicherlich toll, ja. Besser als alle anderen, stärker... Oh warte, ich vergaß – du traust dich ja noch nicht mal alleine hier aufzutauchen.“ Inzwischen spukte ich ihm die Worte förmlich ins Gesicht, voller Verachtung und Zorn. „Du brauchst diese beiden Typen da als Unterstützung... Alleine traust du dich wohl nichts, nicht wahr?!“

Einen Moment lang starrte Matsui mich einfach nur schweigend an. Es war mir klar, dass meine Worte bei einem Menschen wie ihm wohl kaum eine Wirkung zeigen würden, aber das war es mir wert gewesen. Egal, was jetzt kommen würde.

„Du wagst es, so mit mir zu reden?! Dir ist wohl noch nicht klar, in was für einer Situation ihr euch gerade befindet?! Ich könnte euch ohne große Mühe in den Boden stampfen lassen, wenn ich es nur will!“

Ich hörte ein dumpfes Geräusch, wie einen kurzen Tritt, dem ein Aufstöhnen von Skaisa folgte, aber ich durfte mich gerade nicht umdrehen. Meine ganze Aufmerksamkeit galt Matsui.

„Und mit dir werde ich auch ganz alleine fertig!“, meinte er vollkommen gelassen. Seine Ruhe strahlte etwas Bedrohliches aus, und ich bereitete mich auf den jetzt wohl unausweichlichen Kampf vor. Ich konnte nur hoffen, dass Matsuis Kampfkünste genauso schlecht waren wie sein Charakter, aber eigentlich erwartete ich es nicht.

Dennoch, nun gab es kein Zurück mehr. „Dann versuch es doch!“, schrie ich herausfordernd. „Mach nicht den Fehler, mich zu unterschätzen!“

Angriff war die beste Verteidigung. Ich stürmte auf Matsui zu, hob die Faust zum Schlag, doch statt seines Gesichts traf ich ins Leere.

Im nächsten Moment spürte ich einen harten Schlag gegen mein Kinn und wurde hochgerissen, nur um gleich danach einen Tritt gegen die Brust verpasst zu bekommen.

Durch die Wucht dieses Tritts wurde ich ein Stück zurückgeschleudert und schlug ein Stück entfernt auf den harten Boden auf.

Der metallische Geschmack von Blut breitete sich in meinem Mund aus und jede Faser in meinem Körper schmerzte. Einen Moment lang wurde mir schwarz vor Augen.

Was war mit den anderen beiden? Was war mit Skaisa und Darian? Steckten sie im Moment ebenfalls in Kämpfen fest?

Ich vermutete es, denn ich hörte Schläge, kurze Schreie, die typischen Geräusche eines Kampfes. Ich wollte nach ihnen sehen, aber mein Körper gehorchte mir noch immer nicht. Ich konnte nichts anderes tun, als liegen zu bleiben und darauf zu warten, dass zumindest das Atmen nicht mehr so schrecklich wehtat.

„Ach, hatte ich etwa nicht erwähnt, dass mein Vater mir den besten Privatlehrer, den man für Geld kaufen kann, für die Ausbildung meiner Kampfkünste bezahlt?“, lachte Matsui in seinem gewohnt arroganten Tonfall, aber seine Stimme klang für mich, als würde sie aus weiter Ferne kommen.

„Du Bastard!! Nur, weil sie dir die Meinung gesagt hat?!“, drang kurz darauf auch Skaisas Stimme bis zu mir hindurch.

Schritte, ein kurzer Aufschrei, der in ein heiseres Röcheln überging.

Was passierte da gerade? Endlich gehorchte mir mein Körper wieder genug, dass ich mit Mühe meine Augen öffnen konnte, und verschwommen mehrere Füße auf dem Boden erblickte.

Ein paar Füße taumelten ein Stück über dem Boden. Moment mal! Waren das nicht Skaisas Schuhe?

Alarmiert hob ich den Kopf ein Stück an, doch als mir ein heftiger Schmerz durch den Schädel fuhr, der gleichzeitig eine starke Übelkeit und Schwindel bei mir auslöste, entschied ich, dass ich es besser noch lassen sollte. Im Moment konnte ich nichts anderes tun als zu hoffen.

„Matsui-sama, sie hat versucht euch mit einem Stein zu attackieren. Soll ich sie umbringen?“ Ich kannte diese Stimmte nicht, daher nahm ich an, dass sie von einem der Riesen stammte. Und mit „Sie“ war dann wohl Skaisa gemeint. Verdammt! Ich musste irgendwas tun!

„Nein, lass mal. Tote Mitschüler kommen nicht gut. Und außerdem wären sie dann wohl doch ein wenig zu auffällig“, antwortete Matsui lässig.

Irgendwie kam ich wieder auf die Füße. Ich wusste nicht, wie es mir gelang, denn bei jeder noch so kleinen Bewegung wurden die Schmerzen in meinem ganzen Körper wieder unerträglich, meine Beine zitterten und ich bekam immer noch kaum Luft.

„Du Schwein!“, schrie ich, so laut es meine Stimme noch hergab, und stürmte, wenn auch stolpernd, noch einmal auf Matsui zu.

Zu spät bemerkte ich, dass er zur Seite trat und mir ein Bein in den Weg stellte. Ich stolperte, konnte mich nicht mehr auffangen und fiel.

Doch noch konnte ich nicht aufgeben. Ich wollte mich gerade wieder aufrichten, als ich Matsuis Fuß auf meinem Rücken spürte und zu Boden gedrückt wurde.

„Was soll das? Glaubst du denn wirklich, du hättest eine Chance gegen mich? Da liegst du aber falsch! Deinen Willen werde ich auch noch brechen!“

Er nahm den Fuß von meinem Rücken und trat mir noch einmal lachend in die Seite, sodass ich zusammenzuckte und mit aller Kraft meine Zähne zusammenbiss, um nicht aufzuschreien. Diesen Erfolg wollte ich ihm nicht können.

„Eslin!!“, hörte ich Skaisas krächzende Stimme.

Verdammt! Ich musste irgendwas tun! Ich musste ihr helfen! Ich musste!

Der Gedanke ging immer wieder durch meinen Kopf, doch so sehr ich mich auch bemühte, ich fand nicht die Kraft, um mich noch einmal aufzurichten.

Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei, diesmal von einem von Matsuis Schlägereskorte.

Mein Blick wanderte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war, und ich sah, wie der Mann mit völlig farblosem Gesicht auf dem Boden hockte und voller Schrecken vor sich starrte.

Einige Meter vor ihm entdeckte ich Darian. Aus der Entfernung konnte ich seine Augen nicht genau sehen, aber ich vermutete, dass seine Iris und Pupillen wieder verschwunden waren und stattdessen ein violetter Schimmer sie umgab, denn vor ihm schwebten Steine und Scherben, die sich zuvor auf dem Boden und in den Müllcontainern um uns herum befunden hatten. Er benutzte seine Kräfte.

Doch es wirkte nicht so wie in der Bücherei, wo er seine Fähigkeiten willentlich eingesetzt hatte.

Diesmal war es mehr so, als hätten sie die Kontrolle und nicht mehr länger er selbst. Er steuerte seine Kräfte nur noch unterbewusst.

„Lasst sie in Ruhe und verschwindet!! Ich lasse nicht zu, dass ihr so mit meinen Freunden umgeht!!“

Jegliche Furcht war aus seiner Stimme gewichen. Man hörte nur noch seine Entschlossenheit, die in den Worten mitschwang.

„Oho, der kleine Yugata ist mutig geworden!“ Matsui hatte immer noch nichts von seiner Ruhe verloren, als er sich zu Darian umdrehte. „Aber sei mal ehrlich zu dir selbst. Wir wissen beide, dass das nur ein Bluff ist und du nicht wirklich etwas machen wir-“

Das letzte Wort blieb ihm im Hals stecken, als eine der Scherben auf ihn zugeschossen kam, seine Wange streifte und dort einen tiefroten Schnitt hinterließ.

„Das ist meine letzte Warnung!“, erwiderte Darian und in seiner Stimme lag etwas Unheil Verkündendes.

Der Mann, der bis eben noch am Boden gehockt hatte, sprang nun auf und ergriff nahezu verängstigt die Flucht.

„Da! Da hinten sind sie!“, konnte man im nächsten Augenblick Fons Stimme hören und kurz darauf ertönten Schritte.

Schüsse fielen, und auch wenn keiner getroffen wurde, reichte das schon.

Der Mann, der Skaisa festgehalten hatte, fluchte und rannte dann ebenfalls davon.

Explosionen ertönten, die für einen Moment alle anderen Geräusche überdeckten.

Ich konnte mir schon denken, wer da gekommen war.

„Hii! Was ist denn mit euch passiert?!“, rief Tsuna erschrocken. Ich sah noch, wie er mit einem „Oh mein Gott!“ in Skaisas Richtung stolperte, dann versperrte mir ein paar Füße die Sicht.

„Und so jemand will sich rechte Hand nennen!“

Gokudera. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Wenigstens kam nicht auch noch Akayo auf mich zu, um über mich herzuziehen.

„Halt die Klappe!“, fuhr ich ihn an.

„Kannst du aufstehen?“ Ich wollte ihm schon ein weiteres „Sei still!“ entgegen schreien, als ich den Sinn seiner Worte begriff.

„Was?“, fragte ich irritiert. Entgegen meiner Erwartungen hatte er tatsächlich keinen weiteren Kommentar über meine vermeintliche Unfähigkeit gebracht.

„Kannst du alleine aufstehen oder brauchst du Hilfe?“, wiederholte er ruhig, wenn auch langsam etwas ungeduldig.

Ich versuchte, mich aufzusetzen, aber es gelang mir nicht. Also schüttelte ich wohl oder übel mit dem Kopf.

Gokudera verdrehte die Augen. Dann half er mir wortlos auf die Beine, doch er musste mich weiterhin stützen, damit ich nicht sofort wieder zu Boden sank.

„W-was ist mit Skaisa?“, brachte ich mühsam hervor, doch bevor mir jemand die Frage beantworten konnte, wurde mir wieder schwarz vor Augen und ich verlor das Bewusstsein.
 

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sorry, dass es so lange gedauert hat... Eslin und ich hatten etwas Stress in der Schule und sind aus dem Grund nicht zum Schreiben gekommen... :(



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2012-07-22T18:04:05+00:00 22.07.2012 20:04
:'D Was soll man zu diesem Kapitel oder zu der Gesamten FF noch sagen?
Ich mag deinen Schreibstil übelst! <3 Und freue mich schon drauf wenn es endlich weitergeht >3 (zu den spannenden Personen der Geschichte *trollface* ! xD Aber ich liebe es eure FF zu lesen und bin schon übelst aufs neue Kapitel gespannt :3


Eure AiAi-tan ♥
Von: abgemeldet
2012-03-10T18:17:10+00:00 10.03.2012 19:17
Wurde aber auch mal Zeit :'D
Kapitel ist Knorcke geworden ♥
Akayo *-*

Beeilt euch mal mit dem nächsten...ansonsten ist die FF erst fertig wenn ich Bundeskanzler bin...:3
Von: abgemeldet
2011-07-07T13:55:27+00:00 07.07.2011 15:55
So ^^
habs geschafft alles duch zulesen und muss sagen, ihr habt echt ideenreichtum ^^
eure ideen gefallen mir echt gut und das verleit dem Fanfic auch eine gewisse spannung und humor ^^
nagut, das mit dem Spiegel find ich echt gruselig >_> *bibber*
aber es ist echt cool gemacht ^^
und vor allem sieht man die geschichte aus zwei Sichten und das ist echt lustig ^^
ich finde euren Fanfic ganz gut ^^
also leute: *daumen hoch* weiter so ^^
ich freu mich schon auf das nächste Kapitel ^^
bye bye *wink*


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