Zum Inhalt der Seite

Reborn

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1

Das Amulett

“Bereits in der Frühzeit erlangte Ägypten eine kulturelle Blüte. Beeindruckende Reste haben sich bis in die heutige Zeit erhalten. Das Alte Reich war die Zeit des Pyramidenbaus. Die Pharaonen errichteten die Pyramiden als Grabstätten für ihre mumifizierten Körper. Cheops, Chephren und Mykerinos schufen bei Giseh die eindruckvollsten dieser Monumentalbauten.

Zahllose Inschriften und Papyrusrollen in ägyptischer Hieroglyphenschrift sowie Wandmalereien ermöglichen weitreichende Erkenntnisse über die altägyptische Zivilisation.”

Senshi las gespannt in seinem Geschichtsbuch. Das Thema hatte ihn eingefangen. Er hörte weder die Stimmen seiner Klassenkameraden, noch die der Lehrerin. So bekam er auch nicht mit, wie sich jemand über ihn beugte. Sein Banknachbar wollte ihn warnen, traute sich jedoch nicht. „Senshi, hast du nicht gehört was ich gesagt habe?“, fragte die Lehrerin streng. Senshi kehrte augenblicklich in die Realität zurück und erschrak, als seine Lehrerin ihn musterte. „Ähhmmm... Es tut mir Leid. Ich war total in die Geschichte vertieft.“, versuchte Senshi sich herauszureden. Die Lehrerin schien sich zu beruhigen. „Also gut. Eigentlich sollte ich froh darüber sein, dass du so engagiert bist. Aber du solltest mir auch zuhören, verstanden? Und wenn du.... moment. Was ist den das?“, stutzte die Lehrerin nun und begutachtete die Seite, welche Senshi aufgeschlagen hatte. „Diesen Stoff haben wir doch schon durchgenommen!“, schimpfte sie aufgebracht. Senshi kam in Erklärungsnot. „Ja, das stimmt. Aber das Thema hat mir so gut gefallen, ich wollte noch mehr erfahren.“, verteidigte er sich. Doch seine Lehrerin schien das nicht zu beeindrucken. „Wir nehmen jetzt aber bereits das Mittelalter vor. Der Stoff über Ägypten ist bereits seit letztem Monat nicht mehr im Lehrplan. Da dich das Mittelalter nicht zu interessieren scheint, wirst du in der großen Pause hier bleiben und das lesen, was die anderen gerade durchgenommen haben.“ Senshi wollte widersprechen, doch sein Banknachbar hielt ihn davon ab. Wenn die Lehrerin der Jungen erst einmal in Rage war, konnte sie durch nichts milde gestimmt werden. Und so kam es, dass Senshi in der großen Pause, während sich alle seine Klassenkameraden im Hof oder anderswo im Schulgebäude tummelten in der Klasse sitzen musste und Absatz für Absatz las. Die Lehrerin saß am Lehrertisch und korrigierte Hausaufgaben. „Das ist doch einfach nicht zu glauben. Da lerne ich einmal und muss dafür nachsitzen. Diese alte Krähe hat sie doch nicht alle. Nur weil mich diese Rittergeschichten nicht interessieren. Da fällt mir ein.... . Sie kann ja gar nicht kontrollieren, ob ich wirklich lese. Da mein Kopf ohnehin noch voll von der Ägyptenseite ist, tu ich einfach so als würde ich lesen. Sie wird es schon nicht bemerken. Aber die Pause muss ich wohl oder übel in der Klasse verbringen. Aber was mache ich jetzt in der Zeit? Am besten ich stelle mich einmal richtig vor. Ich bin Senshi und gehe in die siebte Klasse. Vielleicht denkt ihr jetzt, Geschichte wäre mein Lieblingsfach, aber weit gefehlt. Ich finde nur das Thema richtig super. Wahrscheinlich weil mein Vater ein Archäologe war, als er noch gelebt hat. Jetzt lebe ich jedenfalls allein mit meiner Mutter. Natürlich fehlt mir mein Vater, aber ich war noch sehr klein, als er starb. Alles was er mir hinterlassen hat, ist ein Amulett, welches er auf einer seiner Entdeckungsreisen gefunden hat. Ich trage es fast immer und nehme es nur manchmal ab. Ich habe sogar einmal daran gedacht, das selbe zu machen, wie mein Vater, doch meine Mutter hält das für eine schlechte Idee. Wahrscheinlich weil ich dann viel fort wäre. Ich denke ich habe mich ganz gut beschrieben.“

„Also schön. Bist du fertig?“, wollte die ‚Krähe‘ wissen. Senshi konnte nur nicken. „Du hast noch 8 Minuten. Du darfst Pause machen.“, entschloss sie. Senshi atmete erleichtert auf. Seine Lehrerin hatte wohl einen guten Tag, oder wie es bei ihr auch hieß. „Acht Minuten sind wenig, aber ich werde mir einfach noch ein Brötchen kaufen und dann wird es ohnehin bald läuten. „Heh, Senshi. Hat die alte Krähe dich doch noch herausgelassen?“, erklang plötzlich eine Stimme, als Senshi das Klassenzimmer verließ. „Sag bloß, du hast auf mich gewartet.“, wunderte sich der Junge. „Ich sehe andere nur ungern leiden.“, scherzte das Mädchen. „Ich werde mir noch ein Brötchen besorgen, kommst du mit?“, fragte Senshi hoffnungsvoll. Das Mädchen stimmte zu, und die beiden marschierten gemeinsam zum Stand, welcher sich vor dem Schulgebäude befand. „Das ist übrigens Lena. Sie geht in die selbe Klasse, wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt. Wir sind sozusagen die besten Freunde und unternehmen eine Menge miteinander. Und ich bin nicht in sie verknallt, falls ihr sowas denkt. Wir kennen uns schon seit wir klein sind. Wundersamerweise sind wir immer in die selbe Klasse gekommen. Und wenn wir.... naja ich geb’s zu, vielleicht ein bisschen. Achwas, ich hab Hunger.“ „Klecker nicht wieder alles auf den Boden.“, belehrte ihn Lena, als Senshi nach einem Brötchen griff. Dieser fühlte sich wie ein kleines Kind behandelt und drehte sich zu seiner Freundin um. „Heh, ich bin alt genug um.... .“ Weiter kam er nicht. Er stieß mit jemanden zusammen. Verängstigt wich er zurück. „Ohh... Hi Nick. Ich habe dich gar nicht gesehen. Tut mir echt Leid mit dem Brötchen. Ich machs wieder gut.“, stammelte er und zog ein Taschentuch aus der Hose. Er begann den Fleck wegzuwischen, und bemerkte dabei nicht, dass Nicks Gesicht immer röter wurde. Lena wollte ihn warnen, doch es war zu spät. Nick packte ihn am Kragen und hielt ihn hoch. „Das ist Nick . Er ist schon in der zwölften Klasse. Eigentlich verstehen wir uns ganz gut. Achwas, das nehme ich zurück. Der Typ ist der totale Horror! Hilfe!“ „Es ist genug, lass ihn los.“, beschwichtigte Lena den Raufbold. Dieser begann zu grinsen. „Ein kleines Mädchen als Bodyguard. Du bist es wirklich nicht wert.“, meinte er und ließ von Senshi los. „Aber du wirst schon noch früh genug lernen, wie du dich verteidigst.“, murmelte Nick noch, bevor er sich verzog. „Das ist ein Idiot.“, tat Lena die Sache einfach ab. Doch für Senshi war die Sache noch nicht vorbei. „Schon begann die Glocke zu läuten. „Mist. Noch eine Doppelstunde Mathe. Das überstehe ich nicht.“, jammerte der Junge. „Ach komm. Nach der Schule gehen wir einfach ins Einkaufszentrum. Dort kannst du deinen Schulstress vergessen.“, schlug Lena vor. Senshi fand das eine hervorragende Idee. Doch zuerst waren zwei Stunden Mathe zu bewältigen.....

„Ich habe Neuigkeiten.“, verkündete Nick, als er die Haustüre schloss. Er marschierte ins Wohnzimmer, wo ein alter Mann auf dem Sofa saß. Er sah schon sehr dürr und zerbrechlich aus. Trotzdem musterte er seinen Gast. „Ich bin dem Jungen heute wieder über den Weg gelaufen. Er hat mein T-shirt bekleckert. Jedenfalls befürchte ich, dass er noch nicht soweit ist. Er ist erst 13, also jünger als sonst jemand aus unserer Gruppe.“, erklärte er. Der alte Mann sah ihn nur amüsiert an. „Er ist der Richtige.“, meinte er nur. „Ich stimme Ihnen zu, aber.....“ „Nichts aber. Er wird sich heute noch beweisen müssen. Und er wird erfahren, welches Erbe ihm sein Vater hinterlassen hat.“ Nick verstand. „Also gut. Ich werde ihm folgen. Und ich hoffe Sie behalten Recht.“

„Bin wieder da!“, begrüßte Senshi seine Mutter, als er wieder zu Hause war. „Hi, Schatz. Wie war die Schule?“, fragte diese sofort. Senshi fiel gleich eine passende Antwort ein. „Naja... . Sagen wir ich habe fleißig gelernt.“ „So ist es Recht. Das Mittagessen steht bereits in der Küche.“, entgegnete sie.

„Das ist meine Mutter. Und das Wort trifft es auch haargenau. Seit Paps tot ist, hört sie gar nicht mehr auf mich zu bemuttern. Manchmal ist das sehr nützlich, aber manchmal auch einfach nur nervig.“ „Mit wem redest du da, Schatz?“, fragte Senshis Mutter verwirrt. „Ich führe nur Selbstgespräche, Mama. Übrigens, ich will nach dem Essen noch mit Lena ins Einkaufszentrum.“, erzählte er. Seine Mutter konnte sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen. Gestresst vom Schultag schlenderte Senshi in sein Zimmer und ließ sich auf sein Bett fallen. Ein kurzer Blick auf den Wecker, welcher auf seiner Kommode stand, verriet ihm dass es 13 Uhr 30 war. Er konnte sich noch etwas ausruhen, bevor er seine Verabredung mit Lena hatte. Plötzlich erhaschte Senshi ein komisches Gefühl. Er fasste sich an seinen Hals und holte die Kette heraus, die er von seinem Vater hatte. Verwirrt blickte er sie an. Die Kette hatte kurz aufgeleuchtet. Aber was hatte das zu bedeuten? Senshi tat die Sache mit einer Lichtspiegelung ab, und ruhte sich aus. Er wusste jedoch nicht, dass die Kette auf gewisse andere Personen reagierte, wenn sie sich in seiner Nähe befanden. Nur wenige Straßen weiter, stand in Mann, der ebenfalls im Besitz einer solchen Kette war, die Senshis sehr ähnlich sah. „Sie leuchtet. Ich muss auf der richtigen Spur sein.“, fing er an zu murmeln. „Ich werde den Jungen erst einmal beobachten, bevor ich etwas unternehme. Ich werde ihm folgen, wenn er das Haus verlässt.“, beschloss der Unbekannte. „Ciao, Mam.“, verabschiedete Senshi sich noch schnell von seiner Mutter. „Sei aber zum Abendessen wieder hier!“, rief sie ihm noch nach. Senshi hörte es gar nicht mehr, doch es war für ihn ohnehin selbstverständlich. Draußen holte er sein Handy heraus und begann Lenas Nummer zu wählen. „Hi, ich bins. Treffen wir uns gleich im Einkaufszentrum?“, fragte er gleich, als Lena sich meldete. Diese zögerte zuerst. „Ähhhmm.... ja. Ich könnte mich etwas verspäten. Meinem Vater geht es nicht gut. Schon wieder. Ich kümmere mich ein bisschen um ihn, und komme dann sofort.“, erklärte sie. Senshi hatte dafür Verständnis. „Lass dir Zeit. Ich wäre froh, wenn ich Zeit mit meinem Vater verbringen könnte.“, meinte er locker. Lena bedankte sich und machte dann schluss. Da Senshi jetzt wusste, dass er jede Menge Zeit hatte, beschloss er langsam zur nächsten Straßenbahn zu gehen, und sich noch ein Eis zu besorgen. Er war sogar so beschäftigt, dass er nicht mitbekam, wie ihm jemand in weitem Abstand folgte.....

„He, sieh dir mal diese Schuhe an. Sind die nicht der neueste Hit?“, fragte Nick aus Spass. „Du hast gleich einen Schuh im Gesicht, wenn du weiter so rumalberst.“, beschwerte sich das Mädchen, mit dem er unterwegs war. „Beruhige dich, Anna. Heute ist einer der wenigen Tage, an denen wir mal ausspannen können. Und das Einkaufszentrum ist dafür perfekt.“, erklärte Nick. „Wenn du meinst. Du warst doch heute bei dem Alten. Was sagt er?“, erkundigte sich Anna. „Der ‚Alte‘ ist 89 Jahre alt, und du könntest ihm etwas Respekt entgegen bringen.“, belehrte Nick seine Begleitung. „Auch wenn er 89 ist. Er könnte uns immer noch helfen. Doch er zieht es vor neutral zu bleiben. Und das bei Zeiten wie dieser. Es ist gefährlicher den je. Wir sollten von diesem Senshi ablassen. Von allen, die es von ihren Vätern, oder Müttern geerbt haben. Dann hat das alles endlich ein Ende.“, seufzte Anna. Nick blickte sie bedrückt an. „Ich weiß was du fühlst. Aber wir haben Feinde, die sich sicher nicht dazu bereit erklären lassen. Deswegen müssen wir unser bestes geben, damit wir den Kampf für uns entscheiden können. Und dazu brauchen wir die Hilfe von solchen wie Senshi.“, erklärte er. „Ja, leider. Wann wollte er nochmal kommen?“, hakte Anna nach. „Ich habe es nicht so genau verstanden, aber er wollte sich mit seiner Freundin treffen.“, berichtete der Junge. Anna verzog den Mund. „Freundin oder ‚Freundin‘, wollte sie es genauer wissen. „Wo ist da der Unterschied?“, meinte Nick einfach und wandte sich dann dem nächsten Schaufenster zu.

„Ein bisschen verspäten hat sie gesagt, aber ich warte schon eine knappe Stunde. Ich verstehe ja, dass sie Probleme hat, aber dafür gibt es Telefone. Am besten ich bummle erst einmal alleine. Falls sie noch kommt, wird sie mich schon finden." Senshi betrat das große Kaufhaus und nahm sich zuerst die Videospielabteilung vor. Er bemerkte weder den Mann, der nach ihm eintrat, noch seinen Lieblingsfeind. Nick hatte Senshis Kommen sofort bemerkt. „Ich werde ihm etwas nachschnüffeln. Geh du doch schon in das Restaurant nebenan.“, schlug er Anna vor. Diese wollte widersprechen, doch Nick war schon fort. „Es gibt eindeutig zuviele Super Mario Spiele.“ In letzter Zeit sind gute Actionspiele rar geworden.“ Senshi war ganz vertieft, und so nahm er nicht wahr, dass nur einen Gang hinter ihm der Mann stand, der ihn schon eine ganze Weile verfolgte. Aber auch Nick näherte sich dem Unbekannten. „Na wenn das nicht mein alter Bekannter ist.“, begrüßte er den Mann, den er anscheinend kannte. Dieser hatte Nick nicht kommen sehen und griff in seinen Mantel. Nick hielt ihn jedoch ab. „Hehe, das würde ich lieber lassen. Hier sind eine Menge Menschen. Du willst doch nicht, dass jemand herausfindet was du wirklich bist.“, redete er auf ihn ein. „Der Junge gehört mir.“, wehrte sich der Fremde sofort. Nick entkam ein Lacher. „Ich glaube, da hat seine Mutter auch noch ein Wörtchen mitzureden.“, scherzte er. „Ich werde nicht zulassen, dass ihr in der Überzahl seit.“, schimpfte der Fremde. „Und ich werde nicht zulassen, dass du den Jungen verdirbst!“, stellte Nick seinen Standpunkt dar. „Der Junge ist weg.“, antwortete der Fremde protzig. Nick sah zu der Stelle, an der sich Senshi gerade noch befunden hatte. Dann kam ein schneller Schlag seitens Nicks Gesprächspartner. Nick konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und flog rückwärts in eine Auslage. Der unheimliche Verfolger verließ das Geschäft in Eiltempo. „Verdammt. Dieser Idiot musste mich ja solange nerven, dass ich den Jungen aus den Augen verliere. Mal nachdenken. Wenn ich ein Dreizehnjähriger Junge wäre, wo würde ich hingehen?“ Er dachte fieberhaft nach, konnte Senshi aber auch so ausmachen. Der Junge hatte gerade die Rolltreppe betreten und war auf dem Weg zum ersten Stock. Sein Beobachter nahm sofort die Verfolgung auf. „Ich werde mir erst einmal ein paar Süssigkeiten reinziehen, während ich auf Lena warte. Aber wahrscheinlich kommt sie gar nicht mehr, mir auch recht.“„Du bist Senshi.“, rief jemand hinter ihm. Senshi sah sofort zurück und entdeckte jemanden der ihm bekannt vorkam. War der Typ nicht schon im vorigen Laden? Schlich er Senshi etwa nach? „Nur drei Meter von dir entfernt ist eine Tür. Sie führt über eine Treppe zur Rückwand des Gebäudes.“, erklärte der Unbekannte streng. Senshi bekam es mit der Angst zutun. „Ganz ruhig, Junge. Ich will nur mit dir reden. Ich bin auf deiner Seite und du bald auf meiner.“, erzählte er weiter. „Woher kennen Sie meinen Namen?“, ängstigte sich der Junge. „. Egal, geh durch die Tür und ich werde dir alles erklären.“, drängte der Fremde. Was sollte Senshi tun? Durch die Tür gehen und alleine mit diesem Verrückten sein? Oder lieber in Menschennähe bleiben? Nun zog der Fremde seinen Mantel ein Stück zur Seite. Was blitzte da auf? Trug der mysteriöse Mann ein Messer? Nein, es handelte um etwas größeres, schwertähnlicheres. Senshi hatte keine andere Wahl als zu folgen.„Verdammt. In so einem Moment wünschte ich mir fast von Nick verprügelt zu werden.“ Wie der Fremde gesagt hatte, befand sich hinter der Tür eine Treppe, welche nach draußen führte. Dort angekommen stellte der Unbekannte Senshi zur Rede. Auch Nick suchte verzweifelt nach Senshi und dem Mann. Er hatte beide aus den Augen verloren, wusste aber über die Strategie seines Feindes Bescheid. „Nick, wo warst du?“, kam nun die Stimme von Anna. „Es war Uräus. Er ist hier!“, erklärte Nick verzweifelt. „Wir müssen den Jungen beschützen.“, sagte Anna bestimmt. Nick wusste das nur allzugut. „Du sagst den anderen Bescheid und ich finde den Jungen.“, gab er Order. Anna wollte Einspruch erheben, doch Nick ließ sie nicht. Er wusste, dass Uräus keine anderen Menschen brauchte, wenn er sein Geheimnis preisgab.... „Jetzt sagen Sie schon was Sie wollen, oder ich schreie.“, verlangte Senshi verängstigt. „Du das nur Junge. Wenn irgend jemand kommt, spieße ich ihn damit auf.“, lachte er böse. Er holte den Stab hervor, der an der Innenseite seines Mantels befestigt war. Am Ende prangte ein riesiges Messer. Jetzt verlor Senshi erst Recht die Nerven. Er torkelte nach hinten, konnte aber nicht Mal mehr die Tür öffnen, aus der er gekommen war. Uräus richtete sein Messer auf ihn. „Dein Amulett, dein Ideogramm, nimm es heraus.“, verlangte er. Senshi folgte. Es glühte, wie schon vorhin. „Was hat das zu bedeuten?“, wollte der Junge unbedingt wissen. „Du hast es von deinem Vater!“, sprach Uräus. Senshi horchte auf. „Du kanntest meinen Vater?“ Uräus ließ von dem Jungen ab. „Ja, wir kannten uns. Du weißt weder, was dein Vater war, noch wie er gefallen ist. Habe ich Recht?“, grinste Uräus. Senshi verstand nicht. „Gefallen? Und was war mein Vater? Rede!“, verbannte er seine Angst um Antworten zu erhaschen. Uräus hollte ein Amulett heraus, welches Senshis unheimlich ähnlich sah. Nur die Zeichen darauf waren anders. „Das Symbol, das du auf meinem Amulett siehst ist das von Uräus, dem altägyptischen Schlangengott.“, begann er eine Erklärung anzusetzen. „Kennst du meinen Vater etwa von seinen Forschungsreisen?“, hakte Senshi nach. „Forschungsreisen? Du hast wirklich keine Ahnung. Dein Vater hat dich belogen. Wahrscheinlich mit jedem einzelnen Wort.“ Senshi wurde wütend. „Hör auf! Mein Vater hätte mich nie belogen!“ Uräus zeigte sich nicht beeindruckt. „Dein Amulett. Das Symbol darauf ist das Ideogramm des Horus, dem Falken. Dein Vater hat dir sicher erzählt, er hätte es bei einer seiner archäologischen Ausgrabungen gefunden. Die Wahrheit ist jedoch, dass es seit Jahrtausenden in eurem Familienbesitz ist. Dein Vater und ich haben schon einmal gegeneinander gekämpft. Wir waren Feinde. Aber dir biete ich an, dich uns anzuschließen.“, erklärte Uräus. „Ich verstehe zwar immer noch nicht alles, aber mein Vater hätte mich nie angelogen und deshalb glaube ich dir kein Wort!“, hatte Senshi inzwischen alle Angst verloren. Uräus schien enttäuscht. „Du hättest großes Potential gehabt. Aber nun stirb!“, brüllte er und ging auf Senshi los. Dieser schloss die Augen und wartete auf den tödlichen Stich. Doch er kam nicht. Sollte er es wagen die Augen wieder zu öffnen? War Uräus dann noch da? Oder würde sich alles als Tagtraum entpuppen? Durch seinen Geschichteunterricht und seinem Vater hatte Senshi viel mit dem Thema zutun gehabt. Bildete er sich alles nur ein? Senshi holte tief Luft und öffnete die Augen. Uräus stand noch da, wo er vorher gestanden hatte. Sein

Angriff war ins Leere gelaufen. Der Stab mit dem Messer hatte ein anderes Ziel getroffen. Und zwar einen Schulrucksack. Aber woher kam er? Der Stab mit dem Schwert hatte ihn regelrecht in der Mitte durchtrennt. „Alles in Ordnung, Nervensäge?“, kam nun die Stimme von Nick. Senshi nickte. „Ja, aber was machst du hier? Aber danke für die Rettung!“, brachte er gerade noch heraus. Uräus wurde sauer. „Osiris, nicht du schon wieder!“, brüllte er. Senshi kippte beinahe um. „Habe ich mich verhört?“, fragte der Junge Nick. Dieser schüttelte den Kopf und nahm ein Amulett, wie Senshis und Uräus heraus. „Dieses Amulett befindet sich schon lange im Besitz meiner Familie. Darauf ist das Ideogramm es Osiris zu sehen. Ich erkläre dir alles, wenn ich diesen Typen plattgemacht habe. Entferne dich lieber ein paar Meter.“, entschied er. Senshi hatte noch immer keine Ahnung was eigentlich abging, aber er machte ein paar Schritte Richtung Straße. Nicks und Uräus Amulette begannen zu leuchten und die Symbole die darauf zu sehen waren, wurden auf ihre Stirne projiziert.

„Du kannst gegen mich nicht bestehen, Osiris!“, lachte Uräus. Nick ließ sich nicht unterkriegen. „Achwas. Ich weiß doch wie leicht du zu besiegen bist!“, stachelte er seinen Gegner an. Uräus begann mit seiner Waffe auf ihn loszugehen. Nick fasste sich an sein Amulett. Dieses begann zu leuchten und wie aus dem nichts tauchte ein langer, blauer Stab in seinen Händen auf, mit dem er den Angriff barrierte. Bei genauerem Hinsehen, konnte man ein Zepter erkennen. Senshi beobachtete ungläubig den Kampf „Das.... das muss Zauberei sein. Anders kann ich es mir nicht erklären.“ „Du wirst dem Jungen nichts antun.“, befahl Nick. Uräus war sich seines Sieges schon sicher. „Ich habe einen neuen Trick, Osiris. Den kennst du bestimmt noch nicht!“, lachte Nicks Gegner. Uräus konzentrierte sich auf seine Waffe und diese verformte sich ohne Vorwarnung. Senshi staunte. Uräus war es sogar gelungen Nick zu beeindrucken. Seine Waffe hatte sich nämlich in eine Schlange aus purer Energie verwandelt. „So, Osiris, dein Ende ist gekommen. Schnapp ihn dir, Apophis!“, befahl er der Schlange. Diese erblickte sofort ihr Opfer und schoss wie eine Gewehrkugel auf ihn los. Nick wollte abwehren, doch die Schlange wickelte sich um sein Zepter. Nur mit Mühe konnte er sie abschütteln. „Deine Technik ist lahm.“, warf er Uräus vor. Dieser grinste nur. „Du wirst vielleicht damit fertig, aber sicher nicht dein kleiner Freund.“, drohte er. Nick erschrak. Apophis flog direkt auf Senshi zu. „Hilfe! Ich weiß schon warum ich keine Schlangen mag!“

Doch Nick bewegte sich blitzschnell und warf sich vor ihn. Die Energieschlange prallte ab und verwandelte sich wieder in die ursprüngliche Waffe. „Bist du verletzt?“, fragte er nach hinten. Senshi brachte nur ein knappes ‚Nein‘ heraus. Doch Nick kam aus der Konzentration und Uräus führte einen erneuten Angriff aus. Mit seiner Klinge schlug er auf Nick ein. Er konnte seinen Stab nicht mehr halten, und erlitt eine Wunde. Die Spitze von Uräus Klinge hatte sich in seine Schulter gebohrt. „Nick!“, rief Senshi verzweifelt. „Schon in Ordnung, Kleiner. Lauf Weg, los!“, befahl der Verletzte. Senshi zögerte, wusste aber, dass es um Leben und Tod ging. Er nahm seine Beine in die Hand und rannte was das Zeug hielt.....Senshi rannte so schnell er konnte. Er war bereits so außer Atem, dass er nicht bemerkte, dass ihm keine Menschenseele über den Weg lief. Senshi hatte eine leere Seitengasse erwischt. Er erinnerte sich, dass Uräus keine Zeugen wollte. Was wenn er den Kampf gewann? Würde er dann hinter ihm her sein und mit seiner Waffe auf ihn losgehen? „Ob Nick schon ..... .“

Wie aus dem Nichts tauchte Uräus vor ihm auf. „So jetzt bist du an der Reihe.“, hechelte er. Senshi wusste, dass er keine Chance hatte. Uräus zückte seine Waffe und begann zuzustechen. Doch auf einmal glühte Senshis Amulett wieder auf, und der Angriff wurde unterbrochen. „Verdammt. Er hat die Kraft seines Ideogramms aktiviert.“, fluchte Uräus. Das glühen ließ nach und Senshi Verwirrung nahm zu. Doch nun tauchte auch wieder Nick auf. Aber er war nicht der einzige. Von der entgegengesetzten Seite kam ein Mädchen in ihre Richtung. „Nick, dich kann man keine Sekunde allein lassen.“, begrüßte Anna ihren Freund. „Hast du ein paar neue Schuhe gefunden?“, witzelte Nick in einem unpassenden Moment. Uräus war umzingelt. Er dachte fieberhaft nach, wie er aus dieser Situation wieder herauskommen konnte. Ihm fiel jedoch nur eines ein. „Na schön. Dann behaltet den Jammerlaben doch. So einen Loser können wir ohnehin nicht gebrauchen.“, schrie er. Uräus Stab verwandelte sich wieder in eine Schlange und umwickelte ihn. Schon war er verschwunden.

„Der muss sich ja beschweren. Ich hoffe ich sehe ihn nie wieder. Wobei er viel über Vater wusste....“

Uräus beobachtete die drei noch für kurze Zeit von einem nicht weit entfernten Häuserdach aus. „Das ist doch ein Alptraum. Sie haben wieder einen mehr. Damit sind sie jetzt zu fünft, wenn ich richtig rechne. Allerdings, falls dieser Versager von Sobek einmal etwas richtig macht, haben wir bald einen mehr. Um diesen Jungen werde ich mir keine Gedanken machen. Er ist schwach und er wird sein Ideogramm nicht nützen können. Ganz anders wie sein Vater. Ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Dieser kleine Hosenscheisser kann ihm nicht das Wasser reichen . Ich werde vorerst zum Hauptquartier zurückkehren. Ich habe schon eine Idee wer sich um den Kurzen kümmern kann.“, plante er und verschwand dann.

„Danke, Nick. Das heißt falls du mit deinem Stabdings nicht auf mich losgehst.“, versuchte Senshi die Stimmung aufzulockern. „Ehrensache. Das ist übrigens Anna.“, meinte er und wies auf seine Freundin hin. Senshi bedankte sich auch bei ihr. „Du bist also Senshi. Ich habe schon viel von dir gehört. Übrigens ist das, was Nick sagt nicht ganz richtig. Ich bin seine Verlobte.“, erklärte Anna, als wäre es das normalste der Welt. „Hilfe, ich will wieder zu dem Typen mit dem Messerstab!“ „Das war überflüssig.“, hielt sich Nick die Hand an die Stirn. „OK, Leute. Es geht mich wirklich nichts an, („Das tut es wirklich nicht“) aber seit ihr zum Heiraten nicht noch zu jung?“, fragte er misstrauisch. Nick seufzte. „Vergiss es. Das haben unsere Eltern arrangiert. Es ist nicht der Rede wert. Aber wir sind nicht wirklich zusammen. Deswegen würde ich nun gerne das Thema wechseln.“, verlangte Nick, dem die Sache peinlich war. „Alles klar. Dann noch Vielen Dank und einen schönen Tag noch. Wir sehen uns sicher in der Schule.“, wollte Senshi heil aus der Sache rauskommen. Doch Nick ließ ihn nicht vorbei. „Tut mir Leid. Tu hast zuviel gesehen. Wir können dich leider nicht gehen lassen!“, meinte Nick ernst. Senshi schluckte. „Heißt.... heißt das....?“ Nick nickte. „Ja, wir müssen dich leider töten!“, grinste er ihn an. Anna konnte einfach nur seufzen. „Nick spinnt mal wieder. Natürlich wollen wir dir nichts antun. Du bist nämlich viel zu wertvoll für uns.“, versuchte sie zu erklären. Senshi beruhigte sich. „Dann ist ja alles gut. Achja Nick.... . Das mit dem Patzer heute in der Schule.... das war wirklich ein Versehen!“, entschuldigte sich der Junge. Nick warf seinen Kopf zurück. „Checks endlich. Wir wollen dir nichts tun. Du wirst dich uns anschließen.“, offenbarte er. Senshi wusste nicht was er sagen sollte. „Was seit ihr den für ein Verein? Ich schlucke keine Pillen oder so!“, protestierte er. „Außerdem kann ich bei euch nicht mitmachen. Ich habe Fussballtraining, Mathekurs, unternehme was mit Freunden und so weiter. Ihr seht ich habe einen vollen Terminkalender. Außerdem muss ich nach Hause.“, versuchte Senshi sich herauszureden. „Nichts da!“, hielt ihn Anna auf. „Wir wissen etwas über deinen Vater.“, begann sie. Das ließ Senshi hellhörig werden. „Und... und was?“, fragte er zögernd. „Komm einfach mit.“, schlug das Mädchen vor. „Und wohin?“, wollte Senshi genauer wissen. „Zu einem Freund.“, war alles was Nicks Verlobte preisgab. „Einverstanden, aber eigentlich bin ich noch mit jemanden verabredet.“, erinnerte sich Senshi. Nick wusste Bescheid. „Ich weiß. Mit dieser kleinen rothaarigen. Sie ist bis jetzt nicht gekommen, also kommt sie gar nicht mehr. Vegiss sie. Besorg dir lieber eine Verlobte, dann brauchst du dir nicht extra eine suchen.“, versuchte Nick Anna aus der Reserve zu locken. Diese reagierte jedoch nicht. „Nein, das ist ganz anders. Wir sind nicht... . Also gut. Meinetwegen komme ich mit. Aber ich verlange, dass ihr mir alles sagt, was ihr wisst!“ Nick und Anna waren einverstanden. Sie nahmen die Straßenbahn, um an ihr Ziel zu gelangen. „Ich hoffe ich tu das richtige. Und ich hoffe ich erfahre wirklich etwas über Vater....“
 

Der Auserwählte

„Nunja, so hat das alles angefangen. Ehrlich gesagt, hätte ich lieber einen Tag vor dem Fernseher verbracht, als von einem Typen mit meterlangen Haaren mit einem Stab bedroht zu werden, an dem auch noch ein Messer hing. Aber ob ihr es glaubt oder nicht. Am meisten wundert mich, dass mein Lieblingsfeind meine Hilfe brauchte. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass sich ein Kumpel von Nick mit einem von Uräus duellierte.“

„Du warst unvorsichtig.“, meinte Uräus Komplize. Er war dunkelhäutig und hatte seine Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Auch er besaß ein Amulett mit einem Ideogramm. Ebenso sein Gegner, welcher auf der Seite von Nick kämpfte. Er sah zwar muskulös aus, jedoch schien der Kampf ausgeglichen. Der Dunkelhäutige besaß eine ähnliche Waffe wie Uräus. Nicks Mitstreiter kämpfte mit einem Schwert. Beide schenkten sich nichts. „Während wir hier kämpfen, rekrutiert Uräus einen weiteren für unsere Reihen. Bald sind wir in der Überzahl und bereit für den letzten Kampf.“, erklärte er. „Das werde ich nicht zulassen. Ich trage das Ideogramm des Amun. Einer von uns wird heute fallen und das werde nicht ich sein.“, rief Amun seinem Gegner entgegen. „Du wirst sterben, für den Mord an unserem Verbündeten Mandulis.“ Sobek ließ plötzlich seine Waffe fallen. Amun verstand nicht was das sollte, doch er musste die Chance nutzen. Er schwang sein Schwert und wollte auf den Feind einstechen. Doch nichts geschah. Der Feind bestand nur aus Luft. Amun bemerkte zu spät, was sein Gegner plante. Er hatte eine Luftspiegelung von sich projiziert und war selbst in Deckung gegangen. Nun stand er direkt hinter Amun. Dieser wollte sich umdrehen, wusste aber, dass es keinen Sinn mehr hatte. „Verdammt. Habe ich mich doch getäuscht. Auch wenn ich jetzt falle. Wir sind in der Überzahl. Osiris passt auf den Jungen auf. Ihr werdet ihn nicht bekommen. Ihr schwachen Kämpfer werdet schon bald ausgerottet sein!“, lachte Amun, obwohl er wusste was gleich geschah. Sein Gegner wurde wütend und verpasste ihm den Gnadenstoß mit seiner Waffe. Amun fiel zu Boden. „Das passiert allen, die mich unterschätzen.“, amüsierte er sich. „Ich werde am besten Uräus kontaktieren, um zu sehen was mit dem Jungen ist.“, beschloss er und ließ Amun einfach liegen.

„Sind wir schon da?“, fragte Senshi ungeduldig. „Nein! Und hör auf mich das dauernd zu fragen.“, bat Nick entnervt. „Na hör mal. Wenn ihr mich schon entführt darf ich doch bitte wissen wo ihr mich hinbringt. „Das sagten wir doch schon. Zu Freunden.“, mischte sich Anna ein. „Ich hoffe eure Freunde sind keine Motorradgang.“, meckerte Senshi weiter. „Darf ich ihn bitte verprügeln?“, fragte Nick seine quasi Verlobte. Senshi schreckte zurück. „Ich nehme gleich unseren Feinden die Arbeit ab, wenn ihr nicht ruhig seit!“, drohte Anna. „Und wer sind diese Feinde? Sagt ihr mir das einmal?“, wollte Senshi endlich wissen was vor sich ging.

Die drei fuhren noch einige Stationen bis sie ausstiegen. „Wow, das ist ja eine richtige Villa.“, staunte Senshi. „Schön dass du dich freust.“, fand Nick die Bemerkung sehr unpassend. „Wir werden erwartet.“, erinnerte Anna. Im Haus war es nicht weniger prachtvoll wie von außen. Senshi wusste, dass hier Millionäre leben mussten. „Das ist das Haus von unserem Freund Noah.“, begann Nick zu erklären. „Seine Eltern sind tatsächlich Millionäre, wie du sicher gerade dachtest.“ Kaum hatte Nick von seinem Freund erzählt, tauchte dieser auch schon auf. „He, ist er das?“, erkundigte sich Noah. Nick nickte. „Das ist Senshi. Er besitzt das Ideogramm des Horus. Er hat es von seinem Vater. Noah besitzt übrigens das Amulett von Thot.“ „Langsam gehen mir die Typen auf die Nerven.“Noah kam näher. Er sah aus wie der perfekte Streber. Eine riesige Brille und Klamotten, die wirklich eher peinlich waren. Misstrauisch musterte er Senshi. Dieser wusste nicht, was er sagen sollte. „Mist. Was will dieser Typ von mir?“ „Hi, Senshi. Willst du vielleicht Tee oder Limonade? Hier gibt es alles.“, wechselte Noah nun in seinen freundlichsten Ton. Senshi nickte zaghaft. „Ein Apfelsaft wäre nicht schlecht.“ „Kommt sofort. Geht doch schon ins Wohnzimmer. Chris wartet bereits auf euch.“, erklärte der Brillenträger. Das Wohnzimmer befand sich nur ein paar Türen weiter. Dort saß ein weiterer Junge auf der Couch. „Das ist Chris. Er besitzt das Ideogramm des Bes.“, stellte Nick vor. „Oh Mann. Die sollten eine Fußballmannschaft gründen.“„Also wenn das alles ist.... . Dann kann ich ja wieder gehen. Hat mich gefreut.“, versuchte Senshi sich zu verabschieden. „Wir können dich nicht gehen alles.“, mischte sich Noah ein. Senshi bekam wieder sein Unbehagen. „Du hast deinen Apfelsaft noch nicht getrunken.“, meinte Noah locker und überreichte Senshi sein Glas. Dieser atmete auf. „Und weil du sehr wichtig für uns bist.“, hängte Noah noch dran. Senshi stellte das Glas wieder hin. „OK, Leute. Bis jetzt war ich sehr geduldig. Ich bin hier her gekommen, weil ich dachte, ihr wisst etwas über meinen Vater.“, begann Senshi sich aufzuregen. Chris unterbrach ihn. „Wir erklären dir gleich alles.“, meinte er und sah zu Noah. Dieser nickte. Nick verstand nicht Recht. „Nick.....“, begann Noah. Dieser wusste was das zu bedeuten hatte. Er ballte seine Faust und schlug gegen eine Wand. „Amun?“, fragte er dann. Chris bejahte. Dann wurde es für kurze Zeit still. Senshi füllte sich noch mehr Unbehagen als je zuvor. „Wer?“, fragte Nick nach kurzem Nachdenken. „Sobek.“, antwortete Chris kurz. Senshi traute sich kaum zu fragen, tat es aber doch. „Amun, also Adam war ein Freund von uns. Er besaß wie jeder von uns ein Amulett. Darauf ist das Ideogramm des Amun.“ Senshi wusste gleich, dass dieser Adam tot sein musste. „Das... das tut mir Leid.“, begann Senshi, obwohl er wusste, dass Nick das nicht viel half. „Dann hat dieser Uräus vorhin doch ernst gemacht. Bisher dachte ich nicht, dass die Typen sich gegenseitig umbringen würden.“

„Und wer.... ist dieser Sobek?“, hakte Senshi nach. Nick setzte sich und begann alles zu erzählen. Uräus und Sobek gehören zu einer Organisation, die ebenfalls Amulette besitzt. Senshi, ich werde dir jetzt alles preisgeben. Aber wenn ich das tue, gibt es kein Zurück mehr für dich. Ist dir das klar?“, demonstrierte Nick den Ernst der Lage. Senshi nickte. „Alles klar. Wenn ich etwas über meinen Vater erfahren kann.“ Dafür traf ihn Nicks strenger Blick. „Es geht hier doch nicht nur um deinen Vater. Die ganze Welt ist in Gefahr!“, versuchte er dem Jungen verständlich zu machen. „Wollen diese zwei Kerle etwa die Welt zerstören oder was?“, verlangte Senshi nach Antworten. „Es sieht so aus. Diese Amulette wurden vor mehr als 3000 Jahren angefertigt. Sie stammen aus Ägypten. Dein Vater, Senshi, war Anfangs tatsächlich Archäologe. Seine Vorfahren haben ihm das Amulett vererbt. Auf jedem Amulett ist ein anderes Ideogramm. Dein Vater und sein Vater besaßen das Amulett des Horus. In den Amuletten steckt eine unglaubliche Macht. Vor 3000 Jahren wurde das Reich der Götter vom Chaos heimgesucht. Alle Götter starben. Nicht nur Horus, oder Isis, sondern auch Amaa, Isfet, Bat, Jas, Zenenet, ausnahmslos alle. Ihre Macht verbannten sich in diese Amulette. Verstehst du jetzt, was du da um den Hals trägst?“, gab Nick Senshi zu verstehen. „Ich wusste das alles nicht. Und deswegen ist auch dieser Adam gestorben?“, wollte Senshi jetzt alles wissen. Nick war ziemlich erschöpft, weswegen Anna für ihn weiter machte. „Typen wie Uräus oder Sobek nutzen die Amulette für ihre eigenen Ziele. Und du kannst dir vorstellen, dass die nicht gerade sozial sind. Alle Menschen, die die Ehre haben ein Amulett zu erben, besitzen auch eine große Verantwortung. Nick, Noah, Chris und ich sorgen dafür, dass die, die diese Macht besitzen kein Unheil anrichten. Und das hat auch Adam getan....“, schloss Anna ihren Bericht. „Auf Deutsch, ihr seit die guten und Uräus und Sobek die Bösen.“, kombinierte Senshi. „Das glaubt mir mein Tagebuch nie.“

„Wenn du es so nennen willst.“, meldete sich nun Noah. „Es wäre halb so schlimm, wenn einzelne Personen ihre Kräfte missbrauchen würden. Aber die Auserwählten wissen, dass sie allein nie eine Chance hätten. Deswegen haben sie sich zu einer Organisation zusammengeschlossen.“, klärte er auf. Senshi hatte alles kapiert. Bis auf eins. „Und was ist mit meinem Vater? Hat er etwa auch auf eurer Seite gekämpft?“, stellte Senshi die für ihn wichtigste Frage. Nick stand auf. „Ja, er war ein tapferer Kämpfer. Bis auch er gefallen ist.“ Senshi glaubte sich verhört zu haben. „Wie meinst du das? Meine Mutter hat mir erzählt, dass er bei einem Unfall bei der Arbeit gestorben ist.“, fing Senshis Herz an zu pochen. Gleich würde die ganze schreckliche Wahrheit erfahren. „Das ist auch irgendwie richtig. Er ist im Kampf gestorben. Wir wissen nicht, was genau passiert ist. Du musst nämlich eines wissen. Wir alle sind erst seit zirka 2 Jahren in Besitz der Amulette. Die Kraft ist von unseren Eltern auf uns übergegangen. Als dein Vater starb hat er dir die Macht des Horus hinterlassen. Du wirst auf unserer Seite für ihn weiter kämpfen.“, sagte Nick dass, was Senshi solange hören wollte. In dessen Kopf herrschte jedoch nur Chaos. Er wusste nicht, was er von allem halten sollte. Und ob er es glauben konnte. Allerdings konnte er nicht ignorieren, was er gesehen hatte. Nick und Uräus hatten gekämpft, wie es für normale Menschen nicht möglich war. Und es war mit Sicherheit kein Trick. Senshi schüttelte den Kopf und begann wegzulaufen. Noah wollte ihn aufhalten, doch Nick hielt ihn zurück. „Er muss jetzt erst alles verdauen. Er wird zurückkehren wenn die Zeit reif ist.“, beruhigte er seinen Freund. Anna machte sich mehr Sorgen. „Hoffen wir, dass es nicht zu spät ist. Jetzt wo Amun tot ist, sind wir in der Unterzahl. Wir brauchen den Jungen. Gut, er ist noch jung, aber darauf dürfen wir keine Rücksicht nehmen. Er kommt immer näher. Der letzte Kampf. Dann wird sich entscheiden ob wir, oder Uräus und seine Mitstreiter diesen Planeten kontrollieren werden.“, sprach Anna ihre Sorge aus. Nick legte seinen Hand auf ihre Schulter. „Kein Problem. Wir können auf Senshi bauen, vertrau mir. Und ich bin auch noch da. Mit Osiris Amulett werde ich dich und diesen Planeten beschützen. Und danach können wir endlich heiraten.“, meinte Nick ganz locker und nahm auch die spöttischen Blicke seiner Freunde in Kauf. „Das finde ich nicht witzig!“, beschwerte sich Anna. Doch sie beruhigte sich schnell wieder, da sie wusste, dass Nick sich ebenfalls große Sorgen machte. Senshi war inzwischen aus der Villa gerannt. Er wollte nur noch nach Hause. Ob seine Mutter Bescheid wusste? Senshi glaubte nicht daran, wollte es aber wissen. Nick und seine Freunde wollten, dass er bei ihnen mitmachte. Der Junge wusste nicht, ob er es tun oder nicht tun sollte. Er brauchte erst einmal einen klaren Kopf. Das war das wichtigste.

Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, war, dass er gar keine andere Wahl mehr hatte, als sich auf das Abenteuer einzulassen. Den Uräus toppte in seinem Versteck. „Ein kleiner Junge, wirft mich, Renenutet den Schlangengott zurück. Das ist doch ein schlechter Witz.“. fluchte er. Aus der Dunkelheit hinter ihm ertönte ein leises Lachen. „Wer ist da? Zeig dich!“, verlangte der aufgebrachte Krieger. „Du bist nicht Renenutet. Du besitzt lediglich sein Ideogramm, von dem du seine Macht beziehst. Du bist nur ein Schwächling, der vor einem Jungen und zwei Teenagern zurückweicht.“, amüsierte sich die geheimnisvolle Stimme. Uräus Miene verfinsterte sich. „Serket! Komm raus aus deinem Versteck und stell dich mir.“, verlangte er. Uräus befand sich in einem Keller und hatte nicht bemerkt, dass jemand die Treppe heruntergekommen war. Es handelte sich um eine Frau mit langen blonden Haaren. Sie trug ein rotes Abendkleid, welches aber kaum zum Anlas passte. „Es waren drei gegen eins. Was hätte ich tun können?“, verteidigte sich Uräus. „Kämpfen.“, war Serkets knappe Antwort. „Ich habe soeben erfahren, dass es Sobek gelungen ist Amun zu töten. Er soll ja angeblich der stärkste unserer Feinde sein. Und du wirst nicht einmal mit drei Halbwüchsigen fertig.“, warf Serket ihrem Mitstreiter vor. „Deine Meinung interessiert mich nicht.“, stellte Uräus klar. Serket ließ sich nicht unterkriegen. „Was passiert wohl, wenn Baal von deiner missglückten Mission erfährt?“, testete Serket Uräus Grenzen. Dieser ließ sich nicht beeindrucken. Unser Anführer hat mir persönlich diesen Auftrag erteilt. Ich sollte den Jungen rekrutieren oder töten. Er ist schwach, also habe ich mich für letzteres entschieden.“, erklärte er. „Das ist dir auch vortrefflich gelungen.“, machte sich Serket weiterhin über ihren Verbündeten lustig. „Machs doch besser!“, knurrte Uräus sie an. Diese grinste. „Das werde ich auch. Ich werde im Ansehen von Baal steigen, wenn ich das vollbringe, was dir misslungen ist.“, offenbarte sie ihr Vorhaben. „Du willst Horus töten? Das klingt nach einer Wette.“, glaubte Uräus Serket richtig zu verstehen. Diese nickte. „Ja. Wenn ich den Jungen zuerst erledige, gibst du deinen Posten als Baals Rechte Hand auf und überlässt mir den Job.“, schlug Serket vor. Trotz Gefahr abgelöst zu werden, nahm Uräus an. „Dann wünsche ich dir eine gute Jagd.“, meinte er und ging einfach.

„In diesem Jungen steckt enormes Potential. Vielleicht ist er sogar noch stärker, als sein Vater es war. Serket wird sich wundern, wenn sie ihn angreift.“, dachte er noch als er zur Tür hinaus ging.

Erschöpft kam Senshi nach Hause. „Du kommst gerade pünktlich zum Abendessen. Das kenne ich gar nicht von dir.“, lobte ihn seine Mutter. Doch dann sah sie Senshis missmutigen Blick. „Was ist los?“, versuchte sie Senshi seine Sorgen zu entlocken. Dieser wusste nicht, wie er anfangen sollte. „Also ich... ich habe heute ein paar Leute getroffen, die Vater kannten, B.z. ihre Eltern, wenn ich das richtig verstanden habe.“, fing Senshi an.

„Du hast Freunde von deinem Vater getroffen? Zufällig?“, wurde seine Mutter misstrauisch. „Was ist damals eigentlich passiert?“, wollte Senshi die Frage nicht beantworten. Seine Mutter seufzte. Sie bat Senshi sich zu setzen und begann zu erzählen. „Ich wusste, dass du mich das eines Tages fragen würdest. Aber weißt du... . Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, ob die Version stimmt, die mir erzählt wurde. Ein Arbeitskollege kam zu mir nach Hause. Du kannst dir denken, dass ich gleich Bescheid gewusst habe. Das dein Vater vielleicht in einer Grabkammer verschüttet wurde, oder von einer Schlange oder einem Skorpion gebissen wurde. Sein Kollege erzählte mir, dass er von Räubern überfallen wurde. Ich wollte es zuerst nicht wahrhaben, musste dann aber der Wahrheit ins Gesicht blicken. Die Räuber hatten deinen Vater verschleppt, weshalb ich ihn nie richtig begraben konnte.“, fing Senshis Mutter an zu weinen. Dieser wollte sie nicht noch mehr belasten und lenkte auf ein anders Thema um. „Ach, Senshi, das habe ich fast vergessen. Lena hat angerufen und gesagt, dass sie nicht kommen kann. Ich habe ihr gesagt, dass du bereits aus dem Haus bist. Sie entschuldigt sich und will dir morgen in der Schule alles erklären.“, erinnerte sich seine Mutter erst jetzt. Lena war im Moment Senshi geringstes Problem. Er glaubte Nick und dessen Freunden. Aber diese wollten seine Hilfe. Sie erwarteten, dass Senshi das Erbe seines Vaters antreten sollte. Bestimmt meinten sie, dass er sich nun mit verrückten Typen wie diesen Uräus kloppen musste. Doch dazu hatte der Junge nicht die geringste Lust. Dann deckte seine Mutter das Abendessen auf. Es gab Hühnchen, eine von Senshis Lieblingsspeisen. Währenddessen gelang es den beiden nicht in ein weiteres Gespräch zu verfallen. Senshi schluckte alles hastig hinunter und zog sich danach sofort in sein Zimmer zurück. Er holte sein Amulett heraus und betrachtete es. Noch vor einigen Tagen hätte er es sich nicht träumen lassen, welche Macht in dem kleinen Ding steckte. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und rechnete noch ein paar Aufgaben, die er in Mathe hatte. Die meisten Aufgaben gingen ganz leicht, für andere wiederum musste er ein bisschen tüfteln. Dann entdeckte er sein Handy. Er dachte daran Lena anzurufen, doch es war schon spät geworden. Obwohl er sie morgen in der Schule sehen würde, wählte er ihre Nummer. Am anderen Ende klingelte es. Keiner ging ran. Senshi wartete und wartete. Nach einiger Zeit sprang der Anrufbeantworter an. Senshi sprach ein paar Worte und legte dann auf. Irgendwie sorgte er sich um seine Freundin.....

Die Möglichkeit sie morgen in der Schule zu sehen, schied aus. Senshis Lehrerin verriet ihm, dass Lena sich krank gemeldet hatte. Das machte dem Jungen zu schaffen. Gestern, am Telefon hörte sie sich noch gesund an. Konnte sie wegen ihrer Krankheit den Termin nicht einhalten? Senshi spuckte noch ein anderer Gedanke im Kopf herum. Vielleicht konnte Lena wegen ihrem Vater nicht in die Schule kommen. Dieser war nämlich schon seit längerem schwerkrank und Lena kümmerte sich um ihn, wann immer sie konnte. Senshi wollte nach der Schule unbedingt bei ihr vorbeischauen. Außerdem brauchte er jemanden, mit dem er über die gestrigen Ereignisse reden konnte. Aber würde Lena ihm überhaupt glauben? Wahrscheinlich würde sie es nur als Spinnerei abtun. Senshi beschloss es ihr vorerst zu verheimlichen und nochmals mit Nick zu sprechen. In der Pause lief er ihm jedoch nicht über den Weg. War er auch krank? Oder musste er wieder einmal nachsitzen? Bevor Senshi erfuhr, was er und Nick gemeinsam hatten, verstanden sie sich nicht wirklich gut. Nick war als Raufbold verschrieben und hatte einen eher schlechten Ruf. Umso mehr wunderte sich Senshi über sein freundliches Verhalten, gestern. Senshi dachte daran, ein paar seiner Freunde zu fragen, traute sich dann aber doch nicht. Die meisten von ihnen, waren ähnlich wie Nick. Die Glocke läutete zur nächsten Stunde. Senshi hatte heute 8 Stunden, der längste Schultag der Woche. Als er endlich die letzte Englischstunde hinter sich und das Schulgebäude verlassen hatte, schwang er sich unverzüglich auf sein Rad und begab sich auf

den Weg zu Lena. Auf den Weg dorthin versuchte es der Junge nochmal mit dem Handy, doch es sprang wieder nur der AB an. Als Senshi bei Lena ankam, parkte gerade der Wagen ihrer Mutter in der Einfahrt. Lena und ihre Mutter stiegen aus und sahen Senshi schon kommen. Lena überredete ihre Mutter doch schon ins Haus zu gehen, da sie noch etwas mit ihrem Freund bereden wollte. Senshi stieg vom Fahrrad und lehnte es gegen einen Zaun. „Hi, Lena. Du warst heute nicht in der Schule und gestern hast du mich auch versetzt.“, begann der Junge. Dann bemerkte er aber an Lenas Gesicht, dass diese geweint haben musste. Senshi wusste, dass er jetzt sensibel sein musste. „Ist.... ist etwas mit deinem Vater?“, fragte er zögernd. Lena nickte schwach. „Heute morgen ging es ihm wieder schlechter. Er musste ins Krankenhaus. Ich habe meine Mutter überredet, dass ich mitkommen darf. Deswegen war ich nicht in der Schule.“, erklärte sie mit zitternder Stimme. „Das tut mir Leid. Das wegen gestern ist nicht so schlimm. Ich hatte noch einen schönen Tag mit Nick.“, versuchte er seine Freundin aufzuheitern. Diese fragte nach den Umständen der Begegnung, doch Senshi wollte sie nicht noch mehr belasten. „Ich.... ich gehe nachher noch ins Krankenhaus. Möchtest du mitkommen?“, fragte Lena schon fast bittend. Senshi ließ sich gerne überreden. Lena fragte ihn noch, ob er mit ihr und ihrer Mutter zu Mittag essen wolle. Senshi nahm dankend an und rief nochmal zu Hause an um Bescheid zu sagen. Während des Essens bemerkte er, wie Lena nur in ihrem Essen herumstocherte. Sie hatte alles andere als Appetit. Senshi bedankte sich bei seinen Gastgebern und half das Geschirr wegzuräumen. Lena sagte ihrer Mutter Bescheid und marschierte dann mit Senshi los. Die beiden gingen nicht direkt zum Krankenhaus, sondern wollten vorher noch ein Eis essen gehen. Die zwei betraten gerade ihr Stammlokal, als ihnen Nick entgegen kam. „Wenn das nicht Senshi und Lena sind.“, begrüßte er sie. Lena zögerte nicht und trat Nick einfach auf den Fuß. Er kannte ihren Namen genau und wollte sie nur ärgern. „Reg dich ab, Kleine. Ach, Senshi. Hast du dir mein Angebot von Gestern nochmal überlegt?“, fragte er harmlos. „Was meint er damit?“, hinterfragte Lena sofort. Senshi wehrte ab. „Wir haben heute noch etwas wichtiges vor.“, versuchte Senshi Nick vorerst abzuwimmeln. Dieser schien die Antwort zu akzeptieren. „Gut, dann will ich euch bei eurem Date nicht länger stören. Wir sehen uns.“, verabschiedete er sich. Draußen blickte er in den Himmel. „Und das wahrscheinlich früher, als du möchtest.“, murmelte er.

„Das willst du doch nicht alles essen?“, staunte Lena. Senshi hatte sich einen riesigen Eisbecher bestellt. „Den brauche ich im Moment.“, erklärte Senshi schmatzend. Lena bestellte sich weniger. Die Sache mit ihrem Vater machte ihr immer noch sehr zu schaffen. Senshi missfiel es, dass seine Laune besser, als die seiner Freundin war. Während er sich nicht entscheiden konnte, ob er lieber mit dem Erdbeer oder dem Vanilleeis beginnen sollte, schlang Lena ihre kleine Portion einfach runter, ohne es zu genießen. Daraufhin beeilte sich auch Senshi, damit sie gleich los konnten. „So ein Eis tut doch gut, nicht wahr. Komm, jetzt sehen wir nach deinem Vater. Ihm geht es bestimmt schon besser.“, heiterte Senshi Lena auf. Die beiden zahlten und verließen das Lokal. Sie gingen direkt auf die nächste Bushaltestelle zu. „Mist!“, fluchte Senshi. „Wir haben ihn um 5 Minuten verpasst. Der nächste geht erst wieder in einer halben Stunde. Lena sah betroffen zu Boden. „Kann ich euch helfen?“, wurden die zwei überrascht. „Naja...“, stammelte Senshi. Eine elegante Dame mit langen blonden Haaren war an sie herangetreten. „Wir müssten ganz schnell ins Krankenhaus.“, platzte Lena heraus. Die Frau lächelte. „Da kann ich euch helfen.“, meinte sie und zeigte auf einen roten Sportwagen, der nicht weit entfernt stand. „Ich kann euch dort hinfahren. Liegt ohnehin auf meinem Weg.“, bot sie an. Senshi zögerte noch, während Lena dankbar annahm. Sie wollte nicht länger warten und war über jede Hilfe froh. „Steigst du nun ein, oder nicht?“, wollte Lena von ihrem Freund wissen. Dieser atmete noch einmal durch und stieg dann ein. Die beiden machten es sich auf der Rückbank gemütlich und die nette Frau startete den Wagen. „Ich hoffe es geht euch gut.“, rief sie nach hinten. „Oder warum wollt ihr so schnell ins Krankenhaus?“ Lena begann von ihrem Vater zu erzählen und dass sie ihn schnell besuchen wollten. Der Wagen kam an einer Kreuzung an und die Frau lenkte ihn nach links. Dies wunderte Senshi. „Entschuldigung, aber Sie haben die falsche Ausfahrt genommen.“, bemerkte er. Die Frau lächelte nur. „Wir fahren nicht zum Krankenhaus, Kinder. Wisst ihr, ich habe da eine kleine Wette laufen.“, verkündete sie. Die drei befanden sich nun in einer kleinen Seitenstraße. Kein Mensch weit und breit. Das war das Ziel der geheimnisvollen Dame. „Aussteigen, Kinder.“, befahl sie. Senshi war sie gleich merkwürdig vorgekommen. Was haben Sie mit uns vor?“, fragte Lena empört. Sie schien weniger Angst und Ungewissheit zu verspüren, als sie sollte. „Sie haben versprochen uns ins Krankenhaus zu fahren.“, erinnerte sie. „Keine Angst. Wenn ich mit euch fertig bin, braucht ihr keinen Arzt mehr.“, lachte sie und griff an ihre Kette, welche sie um den Hals trug. An deren Ende befand sich ein Anhänger, den Senshi nur allzugut kannte. „Das ist doch ein mieser Scherz. Sagen Sie nicht, Sie auch noch.“ Lena blickte ihren Freund verwirrt an. „Wenn Sie Nick schickt, Sagen Sie ihm er kann mich mal!“, fing Senshi an sich zu ärgern. „Du scheinst die Lage zu verkennen, in der ihr euch befindet. Ich gehöre nicht zu deinem kleinen Verein. Ich besitze das Ideogramm der Serket, was mir unvorstellbare Macht verleiht.“ Lena zupfte an Senshis Hemd. „Gehen wir lieber. Die alte hat sich nicht alle.“, flüsterte sie ihm zu. Dieser presste die Lippen zusammen. „Ich fürchte wir können nicht so einfach gehen.“, antwortete er. „Da hat dein Freund Recht. Ich habe mir überlegt, dich laufen zu lassen, Kleine. Aber du hast mich gerade ‚alt‘ genannt und das kann ich gar nicht leiden.“, wurde Serket aufbrausend. Ihr Amulett begann zu leuchten und das Symbol, welches auf ihm gemalt war, begann auf ihrer Stirn zu erscheinen. Wie Senshi es auch schon von Nick und Uräus kannte, erschien aus dem Nichts eine Waffe. Genauer gesagt, ein gekrümmter Speer. Er sah aus, wie der Stachel eines Insekts, und sicher auch genauso gefährlich. „Lena. Du rennst jetzt ganz weit weg, klar?“, sammelte Senshi all seinen Mut. „Was? Das verstehe ich nicht. Was geht hier vor?“, verlangte sie zu wissen. „Sie hat eines der göttlichen Amulette, was sie auch zu einem erhebt.“, erklang Nicks Stimme. „Wie bist du den hierher gekommen?“, wunderte sich Senshi schon wieder. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich allein mit dieser alten Schabrake lasse.“, antwortete der Junge in seinem beleidigten Ton. Serket bekam Stirnfalten und schwenkte ihren Speer in Richtung Nick. Dann schenkte sie ihre Aufmerksamkeit aber doch wieder Senshi. „Ich hab geschworen dich zu besiegen und das werde ich auch.“, verkündete sie. Lena machte ein paar Schritte zurück und stieß an Nick. „Du solltest wirklich ein Stück weggehen.“, riet er ihr. „Aber... aber Senshi!“, erinnerte sie. Nick schenkte ihr nur eine abfällige Handbewegung. „Der kriegt das schon hin.“ Senshi glaubte sich verhört zu haben. „Ich tue was? Du wirst mir gefälligst helfen!“, rief Senshi dem Schläger zu. Dieser warf seinen Kopf zur Seite. „Tut mir Leid. Du gehörst ja leider nicht zu uns. Deswegen darf ich dir auch nicht mehr helfen. Hat mir meine Verlobte befohlen.“, erklärte er. Senshi fiel aus allen Bäumen, als er das vernahm. Er wusste, allein war er verloren. Diese Irre würde ihn einfach aufspießen. „Lena, lauf!“, rief er seiner Freundin zu und tat dann das selbe. Lena zögerte noch. „Ich weiß zwar immer noch nicht, was hier vorgeht, aber wenn du es kannst, hilf ihm.“, flehte sie Nick an. Dieser tat so, als hätte er die Bitte überhört. Senshi nahm seine Beine in die Hand und lief so schnell er konnte. Wenn er sich auf einen Kampf einließ, war er so gut sie tot.

„Wenn mir bloß dieser Idiot von Nick helfen würde. Dem gebe ich nie wieder mein Taschengeld!“

Senshi wurde unsanft zurück gestoßen. Ein Zaun versperrte ihm den Weg. Er gehörte zu einem Fabrikgelände und ein Durchkommen war unmöglich. Serket musste nicht einmal laufen um Senshi zu verfolgen. Sie richtete ihren Speer in seine Richtung und machte sich bereit. „Also gut, Nick. Ich mache bei euch mit. Hilfst du mir jetzt?“, schrie er nach seiner letzten Hoffnung. „Nö.“, kam die Antwort zurück. Senshi traute seinen Ohren nicht. „Ich werde hier gleich abgestochen.“, rief er entsetzt. „Ich weiß, aber du musst allein lernen, wie man sich verteidigt. Immerhin besitzt du das Amulett des Horus. Nutze es auch!“, riet Nick seinem Schützling. „Verrätst du mir auch wie?“, geriet Senshi in Zeitdruck. Serket war schon gefährlich nahe. Lena wollte zu ihm und ihm helfen, doch Nick hielt sie zurück. Vertrau ihm!“, meinte er nur. Serket war jetzt in Reichweite und schlug auf Senshi ein. Es erschien abermals das Schutzschild aus Licht, welches Senshi auch schon gegen Uräus eine Hilfe war. „Dein Schild wird dir nicht lange helfen, Kleiner. Du bist Geschichte.“, grinste sie nur und fasste sich an ihr Amulett. Dieses gab Energie ab und schwächte Senshis Schild. „Was soll ich jetzt tun?“, jammerte der Junge. Nick war näher gekommen und erklärte ihm den nächsten Schritt. „Konzentriere dich auf dein Amulett und beschwöre deine Waffe.“ Senshi konnte mit dieser Anweisung soviel anfangen wie mit einer Prozentrechnung. „Denk einfach daran, dass du dich wehren musst und verbanne all deine Angst.“, erklärte Nick weiter. „Du hast gut reden. Du hast ja auch keinen Speer vor deiner Nase.“, jammerte Senshi. Er versuchte zwar all seine Angst abzuschalten, doch konzentrieren konnte er sich so gut sie gar nicht. Er spürte am ganzen Körper, wie das Schild, das ihn umgab schwächer wurde. Würde Nick ihm helfen, wenn es verschwand? Nein, Senshi durfte nicht länger warten. Er konzentrierte sich darauf Serket entgegen zu treten. Sein Vater hätte es bestimmt genauso gemacht. Der Schild war verschwunden. Serket hatte nun frei Bahn. „Und wieder ein Feind geschlagen.“, freute sie sich. Senshis Amulett leuchtete und er spürte, wie er etwas in der Hand hielt. Er blickte nach unten und entdeckte das Schwert. Als ob es aus seinem Körper gewachsen wäre, hielt er es in der rechten Hand. Aber was war mit dem Speer? Nick hatte ihn mit seinem Handrücken abgewehrt. „Sehr gut. Und jetzt setze deine neue Waffe ein!“, verlangte er. „Verschwinde!“, schrie Serket und stieß Nick beiseite. Senshi hielt sein Schwert nun nach oben. Serket schlug wieder zu, doch Senshi konnte barrieren. Auch ein neuer Versuch Serkets, konnte Senshi nicht treffen. „Ich bin bereit!“, trat Senshi Serket mutig entgegen. Serket sprang einen Satz zurück. Ihr Speer begann zu brennen und sie warf ihn auf Senshi ab. Dieser schwang sein Schwert und schnitt den Speer in zwei Teile. Serket knurrte. Als auch noch Nick sein Zepter beschwor, verlor Serket ihr Selbstvertrauen. „Na schön. Ich gehe, aber glaubt ja nicht, dass ich schon mit euch durch bin!“, fluchte sie und verschwand dann auf die selbe Art, wie schon Uräus. Senshi konnte immer noch nicht fassen, was er getan hatte. Stolz blickte er auf das Schwert, welches ihm sein Vater vermacht hatte.
 

Der Begleiter der Toten
 

„Ah, Serket. Ich habe bereits von deinem Erfolg gehört.“, meinte Uräus spöttisch. Serket warf ihrem Verbündeten nur einen missbilligen Blick zu. „Das war erst der Anfang. Der Junge hatte Hilfe von Osiris. Nächstes Mal ist er erledigt.“, verteidigte sie sich. „Nunja. Wenn man bedenkt, dass Osiris nicht einmal groß eingegriffen hat.“, gab Uräus zu bedenken. Serket wurde aufmerksam. „Wie bitte? Soll das heißen, du hast mich beobachtet? Wenn du eingegriffen hättest, hätten wir zwei von unseren Feinden ausgeschaltet.“, schrie Serket empört. „Beruhige dich. Es waren doch nur zwei. Es wundert mich, dass du gescheitert bist.“, kam nun die Returkutsche. „Ach Serket. Du bist ja so unwissend. Der Knirps wird immer stärker, und du bemerkst es nicht einmal. Selbst ich habe ihn unterschätzt. Mit ihm haben unsere Feinde einen guten Griff getan. Ruf Sobek und Sokar her. Wir werden einen Angriff starten.“, erklärte er nun entschlossen. Serket begann zu lachen. „Machst du jetzt einen auf Anführer? Baal wird dies gar nicht gefallen.“, schmunzelte sie. Uräus ging nicht darauf ein. „Er wird in Kenntnis gesetzt. Außerdem ist er alt und hat niemanden, der sein Erbe antreten kann. Und ich bezweifle, dass er in seinem Zustand noch kämpfen kann. Die Zeit ist gekommen, dass unsere Gruppe einen neuen und besseren Anführer bekommt.“, gab Uräus sein Statement ab. „Na dann kann ich es kaum erwarten, wenn du es ihm ins Gesicht sagst.“, antwortete Serket. Danach ließ sie Uräus alleine und kontaktierte Sobek. Dieser befand sich gerade in einem Park und ruhte sich aus, als er die Nachricht erhielt. Sokar, der vierte im Bunde kam als nächstes an die Reihe. Serket schilderte ihm Kurz von Uräus Plänen und bat ihn zu der Besprechung. Sokar saß gerade in seinem Büro und versprach zu kommen. Er trug einen Anzug und sah aus, wie ein wichtiger Geschäftsmann. „Das will ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Uräus unterschätzt Baal. Er wird ihn in Stücke reißen.“ Dann drückte Sokar ein paar Tasten an einer Freisprechanlage und gab Instruktionen an seine Sekretärin. „Natascha, ich muss zu einer wichtigen Besprechung. Nehmen Sie bitte alle Anrufe entgegen, während ich fort bin.“ Sokar verließ sein Büro und begab sich zum vereinbarten Treffpunkt.

„Hah! Habt ihr gesehen, wie die Alte Angst vor mir bekommen hat? Mit diesem Schwert sehe ich auch ungeheuer cool aus!“, lobte Senshi sich selbst. Nick tätschelte ihn auf die Schulter. Nicht schlecht für den Anfang, wirklich nicht. Aber du hast noch einen langen Weg vor dir. Es gibt noch stärkere Gegner als Serket. Und wir brauchen dich um sie zu besiegen.“, erklärte Nick. Senshi schien sich nun schon darauf zu freuen, wieder zu kämpfen. „Kein Problem. Wenn mir noch einer dieser Typen zu nahe kommt, zücke ich einfach mein Schwert.“, antwortete er selbstsicher. Lena wurde nun mehr als ungeduldig. „Ich will jetzt endlich wissen, was hier los ist. Und woher kommt das Ding in deiner Hand?“, fragte sie den Helden. „Das ist mein neues Schwert. Damit mach ich jeden platt!“, schwang er stolz sein Schwert. Nick verpasste ihm eine Kopfnuss. „Wir haben es jetzt alle verstanden. Lena, ich werde dir alles erklären, auch wenn du es zuerst nicht glauben wirst.“, wandte sich Nick an das Mädchen. Dann fing er an zu berichten, was es mit den Amuletten auf sich hatte. Dann erzählte er von seinen Freunden, aber auch von den Feinden. Außerdem, dass Senshi etwas ganz besonderes war, und sie auf ihn angewiesen waren. Lena war zuerst etwas sauer, dass Senshi sie nicht sofort in alles eingeweiht hatte. Doch dann fiel ihr wieder ein, warum sie überhaupt unterwegs war. „Senshi, wir wollten doch ins Krankenhaus.“, erinnerte sie erschrocken. „Mist, das habe ich jetzt ganz vergessen. Was mache ich jetzt mit diesem coolen Schwert?“, wollte er wissen, wie er das Teil wieder los werden konnte. „Legs dir einfach unters Kopfkissen.“, lautete Nicks abfällige Bemerkung. „Nein, im Ernst. Wie kann ich das Schwert wieder verschwinden lassen?“, drängte Senshi. „Konzentriere dich einfach darauf und es ist weg. Und wenn du es wieder brauchst, erscheint es dir.“, gab Nick eine einfache Erklärung. Senshi versuchte es und zu seiner eigenen Überraschung funktionierte es sogar. „Sehr gut. Das übst du jetzt zehnmal täglich und du kannst es perfekt.“, witzelte Nick weiter. „Jetzt, wo ihr alle Probleme gelöst habt, können wir endlich gehen?“, wollte Lena jetzt endlich los. Senshi nickte, und Nick bestand darauf die beiden zu begleiten. Sie nahmen sofort den nächsten Bus, welcher direkt vor dem Krankenhaus hielt. Senshi und Nick steckten ständig die Köpfe zusammen und tuschelten. Lena war das egal. Sie sorgte sich sehr um ihren Vater und konnte es kaum noch erwarten ihn zu sehen. Der Bus hielt und das Trio stieg aus. Nick ging voran, blieb aber stehen als er bemerkte, dass seine neuen Freunde ihm nicht folgten. Lena blickte besorgt auf die Eingangstür und bewegte sich nicht vom Fleck. „He, alles O.K.?“, fragte Senshi seine Freundin. Nick ging zu den beiden zurück und plauderte drauf los. „Senshi, Senshi, Senshi. Sie hat nur Angst hinein zu gehen. Ich würde mich auch nicht wohl fühlen, wenn ich in ihrer Situation wäre.“ Lena hollte tief Luft und schob die beiden Jungen zur Seite. Mutig trat sie in das große Gebäude ein. Sie warf einen Blick zurück, welcher Senshi und Nick zum Nachkommen bewegen sollte. „Siehst du? So muss man mit Mädchen umgehen.“, flüsterte Nick seinem neuen Kumpel zu. „Du musst es ja wissen.“, hauchte dieser und setzte sich in Bewegung. Kaum waren die drei im Inneren verschwunden, kam Senshi eine Idee. „Ich denke, ich lasse mich auch hier einliefern. Dann muss ich mindestens eine Woche nicht in die Schule.“, scherzte er. Nick ergriff die Chance. „Ich kann dir dabei behilflich sein.“, grinste er und hob seine Faust. „Du bist heute wieder überaus witzig.“, meckerte Senshi. Lena packte die beiden nun an ihren Pullis und zerrte sie förmlich zum Fahrstuhl. „Während ihr euch so anregend unterhalten habt, habe ich bei der Information nachgefragt. Mein Vater liegt in Zimmer 205.“, erzählte sie und drückte dann den richtigen Knopf. Während der Fahrt stampfte sie immer wieder ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden des Lifts. Die drei stiegen im vierten Stockwerk aus und suchten sofort das richtige Zimmer. Gerade als sie eintreten wollten, kam ihnen eine Schwester entgegen. „Oh, Guten Tag.“, begrüßte sie die drei eilig. „Hallo, Kinder. Wollt ihr zu einem der Patienten?“, fragte sie nach. „Ja! Ich will meinen Vater besuchen.“, sagte Lena schnell. „Verstehe, dann bist du wohl Lena. Dein Vater hat bereits nach dir gefragt. Er hat die Operation gut überstanden und es wird ihm bald besser gehen. Wenn ihr ihn besucht, schont ihn ja?“, bat die Schwester. Die drei versprachen es und betraten den Raum. Lena zog schnell ihren Mantel aus und warf ihn auf einen Stuhl. Dann stürzte sie sofort zum Bett ihres Vaters. Dieser erhob sich, als er seine Tochter bemerkte. „He, Liebling. Schön, dass du mich besuchst.“, begrüßte er sie. „Leg dich lieber wieder hin. Der Arzt meinte, du brauchst Ruhe.“, erinnerte Lena. Ihr Vater rollte mit den Augen. „Achwas. Du weißt doch was ich von Krankenhäusern halte. Heute Morgen ging es mir wirklich schlecht, aber jetzt könnte ich Bäume ausreißen.“, beruhigte er sie. „Wirklich? Lügst du mich auch nicht an?“, fragte Lena nach. „Unsinn. Aber sag, du hast ja Senshi mitgebracht. Und wer ist das?“, wechselte er schnell das Thema. „Guten Tag, ich bin Nick, ein Schulkamerad Ihrer Tochter. Ich wünsche eine gute Besserung.“, prasselte er schnell herunter. „Vielen Dank. Senshi, es freut mich, dass du auch mitgekommen bist.“, bedankte sich Lenas Vater auch bei dem Jungen. „Ehrensache. Wie geht es Ihnen?“, fragte Senshi höflich. „Die haben mich mit Tabletten vollgepumpt, aber ich komme wieder auf die Beine. Eure Sorgen sind also unbegründet.“, verharmloste er.

„Senshi, Nick, würde es euch stören, wenn ich ein bisschen allein mit meinem Vater rede?“, bat Lena ihre Freunde. Die beiden sahen sich an. „Nein, wir lassen euch für eine halbe Stunde alleine.“, meinte Nick. „Genau, wir sehen uns in der Kantine um.“, fügte Senshi hinzu. „Aber wehe du kleckerst wieder auf mein Hemd.“, wurde der Junge wieder an den Vorfall erinnert. „Danke, Jungs. Bringt mir ein Brötchen oder so mit. He, Papa, willst du auch was?“, reichte Lena die Bestellungen weiter. „Nein, danke Kind. Der Arzt hat mir das im Moment verboten. Er sagt meine Leber braucht Ruhe.“, lehnte er ab. Senshi und Nick verabschiedeten sich auf Zeit und schlenderten in den Gang hinaus. „Ob er wieder wird?“, sorgte sich Senshi. „Hat er doch gesagt.“, tat Nick die Sache ab. „Ja, weil seine Tochter bei ihm war. Aber wenn er etwas mit der Leber hat, ist es bestimmt etwas schlimmeres.“, gab Senshi zu bedenken. „Stimmt schon, aber das ist nicht lebensbedrohlich, soviel ich weiß.“, argumentierte Nick. „Wie auch immer. Ich hab Kohldampf, wie siehts mit dir aus?“, lenkte Senshi auf das Thema Essen um. „Von was bist du bitteschön hungrig? Von dem schwachen Kampf, den du dir mit Serket geliefert hast? Du musst dir mal ansehen, wie ich kämpfen muss. Du hast Glück, dass Serket die schwächste unserer Feinde ist.“, erklärte Nick die Lage. „Ich schlage alle, die sich mir entgegen stellen. Aber sag einmal..... Wieviele von diesen Typen gibt es überhaupt?“, wollte Senshi Klarheit. Nick holte tief Luft. „Nun, du gehörst jetzt zu uns. Ich werde dir alle Informationen geben. Uräus und Serket hast du bereits kennengelernt. Noah, Anna und Chris haben noch gegen zwei weitere Feinde gekämpft. Sobek und Sokar. Sobek ist stark. So stark, dass es ihm gelungen ist Adam zu schlagen. Aber eines Tages wird er dafür büßen. Bei Sokar wissen wir immer wo er sich aufhält. Er hat keine Angst vor uns und versteckt sich meistens unter unschuldigen Menschen. Aber der gefährlichste von allen ist Baal.“, berichtete Nick zähneknirschend. „Baal? Was ist so schlimm an ihm?“, hörte Senshi angeregt zu. „Er ist der Anführer dieser Horte. Allerdings wissen wir praktisch nichts über ihn. Unsere Vorfahren bzw. unsere Eltern haben gegen ihn gekämpft. Auch dein Vater.“ Senshi wurde hellhörig. „Mein Vater und Baal kannten sich?“, fragte er nach. Nick nickte. „Ja, aber denk ja nicht, dass du ihn einfach mit diesen Thema konfrontieren kannst. Baal ist sehr mächtig und seine Gefolgsleute sind zahlreich und führen jeden seiner Befehle aus. Wenn er nicht wäre, würden unsere Feinde nicht so gesammelt auftreten, und wir hätten eine größere Chance. Ich hoffe nur, dass es mit dir anders wird.“, schloss Nick seinen Bericht. Senshi schluckte. „Aber wenn dieser Baal so stark ist, wie soll ich dann was gegen ihn ausrichten?“, fragte er ungläubig. Nick legte seine Hände auf Senshis Schultern. „Du besitzt das Amulett des Horus. Das Erbe deines Vater und sein Herz. Ich bin sicher, dass du damit großes vollbringen kannst.“, ermutigte Nick seinen neuen Schützling.

„Doktor, Doktor, kommen Sie schnell.“, hörten die beiden plötzlich eine Schwester rufen. „Was passiert da?“, wunderte sich Senshi. Sofort stürmten mehrere Ärzte in ein Patientenzimmer. Senshi und Nick wagten sich näher heran. Ein alter Mann lag an mehreren Schläuchen gefesselt im Bett. „Herr Doktor, das Gerät zeigt einen Stillstand an.“, rief die eine Schwester aufgeregt. Ein Arzt befahl ihr sofort den Defibrilator zu bringen, während ein anderer mit Herzmassagen begann. Senshi und Nick kannten das Folgende bereits aus Fernsehserien. Die Ärzte begannen den Mann zu reanimieren. Neben dem Bett, indem der Mann lag war ein Gerät aufgestellt, welches die Herzmuster zeigte. Es war eine gerade Linie darauf zu sehen, welche zwar einige Male nach oben schwankte, dann jedoch nur noch gerade aus verlief. Wütend und enttäuscht ließen die Ärzte ihre Geräte sinken und sahen auf die Uhr. Es war ihnen nur noch möglich den Todeszeitpunkt anzugeben. Senshi hielt sich die Hand vor den Mund. „Mein Gott.“, konnte er nur sagen. „Vertau das lieber. Der Mann war alt und bereit zu sterben. Wenn du gegen einen unserer Feinde kämpfst, glaubst du er verschont dich? Und vielleicht wirst du ihn auch töten müssen, wenn du die Gelegenheit dazu hast.“, erklärte Nick ohne mit der Wimper zu zucken. Senshi konnte es nicht glauben. Wie konnte sein neuer Freund nur so kalt sein? „Spinnst du? So etwas werde ich nie tun!“, behaarte er. „Willst du so wie dein Vater enden?“, schnitt Nick einen ernsteren Ton an. Senshi wurde immer mulmiger zumute. „Dein Vater hat auch gekämpft und ist gefallen. Jetzt musst du in seinem Namen weitermachen. Ob du es willst, steht nicht zur Debatte. Und wenn ich mich in dir getäuscht habe und du es nicht kannst, endest du wie dieser Patient.“, sprach Nick ein Machtwort. Senshi musste erst alles verarbeiten was Nick ihm versuchte klarzumachen. Er hätte wissen müssen, dass Leute wie Uräus oder Serket nicht nur zum Spass kämpften. „Ich... ich werde mein bestes geben.“, meinte Senshi kleinlaut. Nick wurde auf etwas aufmerksam. „Komm mit.“, raunte er ihm zu. Senshi wusste nicht was sein ‚Lehrer‘ mit ihm vorhatte, folgte ihm jedoch bedingungslos. Nick schleppte Senshi in den Fahrstuhl und drückte den obersten Knopf. Nicks Ziel war das Dach. „Was tun wir hier?“, wollte Senshi nun endlich erfahren. Nick zeigte auf eine Gestalt, nahe der Dachterrasse. „Wer ist das?“, fragte Senshi zögerlich. Die Gestalt war leichenblaß und trug eine graue Kutte. Wie tot starrte sie auf ihre linke Hand. Senshi kam das Wesen wie ein Zombie oder ein Vampir vor. „Das ist Anubis.“, begann Nick mit der Erklärung. Senshi glaubte sich verhört zu haben. Er hatte bereits über diesen Mythos gelesen. Anubis begleitete die toten Seelen in die Unterwelt. „Ich weiß nicht wie er in Wirklichkeit heißt, aber er besitzt das Amulett des Anubis. Seit Jahrtausenden trägt seine Familie das Laster über die Toten zu wachen. Wie damals, begleitet er jetzt die Seelen, die in diesem Krankenhaus gestorben sind ins Jenseits.“, offenbarte Nick. Senshi schauderte es. Anubis sah nun in ihre Richtung. Doch nun packte Senshi wieder der Mut. „He, du! Was hast du gegen die Leute? Und den alten Mann!? Du kannst sie nicht einfach sterben lassen.“, rief Senshi zu Anubis hinüber. Dieser hob die Augenbraue. „Osiris, pass besser auf deinen kleinen Freund auf.“, ermahnte er. Nick schien sich zu schämen und hielt Senshi zurück. „Du hast da etwas missverstanden. Er ist nicht der Teufel oder so. Alles hat seine Ordnung, glaub mir.“ Senshi ließ nicht so einfach locker. „Aber wenn wir ihn aufhalten, können wir vielleicht den alten Mann reden, der vorhin gestorben ist. Kriegst du das nicht in deine Birne rein?“, stellte Senshi seinen Standpunkt dar. Anubis Hand glühte nun und es wurden kleine Punkte sichtbar. Das waren die Seelen der Verstorbenen. Senshi war anzusehen, dass er gleich losrennen und Anubis die Meinung geigen wollte. „Dein Freund muss noch eine Menge lernen.“, rief Anubis Nick zu und löste sich dann auf. „Du lässt das einfach zu?“, konnte Senshi es nicht glauben. „Er ist ein Feind, und wenn er den Toten nicht hilft ist er schlimmer als Uräus.“, begann er zu streiten. „Falsch. Im Vergleich zu Uräus ist Anubis ein Heiliger. Er gehört keiner Partei an und tut nur das, was getan werden muss. Und überhaupt. Um wen geht es dir? Um diesen alten Mann oder um deinen Vater? Kapiere es endlich. Er ist fort und er kommt auch nicht mehr zurück.“, warf Nick Senshi an den Kopf. Dieser lief sofort zurück zum Fahrstuhl. Bevor Nick ihm noch folgen konnte hatte er schon einen beliebigen Knopf gedrückt. Die Tür schloss sich und der Lift fuhr nach unten. Nick fasste sich an den Kopf. Hatte er Senshi überfordert? Nein. Der Junge musste erfahren was auf ihn zukam.

Senshi war zurück zum Zimmer gegangen, in dem Lenas Vater lag. „Hi, Lena. Ich werde dann mal gehen. Du kommst doch auch ohne mich aus, oder?“, wollte sich Senshi verabschieden. Lena blickte zu ihm und nickte überrascht. „Sicher, aber wolltest du nicht in die Kantine? Und wo ist Nick?“, fragte sie misstrauisch. „Er.... hat noch etwas zu erledigen. Du kannst mich jederzeit anrufen wenn du willst.“, bot er noch an und verzog sich dann. Wenige Sekunden nachdem er weg war, stürzte auch schon Nick ins Zimmer. „Hallo Lena, hast du Senshi gesehen?“, fragte er etwas außer Atem. „Du hast ihn gerade verpasst. Ist etwas zwischen euch vorgefallen?“, fragte sie beunruhigt. Nick rang mit sich, ob er einer Außenstehenden alles erzählen sollte. „Ein kleiner Streit, nichts ernstes. Dein Vater schläft?“, wechselte er das Thema. Bedrückt hielt Lena seine Hand. „Ja, er war müde. Warte einen Augenblick, dann komme ich gleich mit.“, entgegnete sie. Sie ließ die Hand ihres Vaters los und gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn. Nick griff nach ihrem Mantel und überreichte ihn ihr. Gemeinsam verließen sie dann das Zimmer. Kaum hatten sie ihren Besuch beendet, wachte Lenas Vater auf. „He, ich weiß, dass du hier bist. Bist du gekommen um mich zu holen?“, fragte er schwach. Neben seinem Bett tauchte wie aus dem Nichts Anubis auf. „Heute bin ich nicht wegen dir hier.“, beruhigte er Lenas Vater, den er anscheinend kannte. „Heute? Das heißt also ich habe nicht mehr lange.“, seufzte dieser schweren Herzens. „Das habe ich nicht gesagt. Ich dürfte dir so eine Information auch gar nicht preisgeben.“, murmelte Anubis. Lenas Vater drehte seinen Kopf in Anubis Richtung. „Du weißt doch, dass bei mir andere Regeln gelten müssen. Wenn

ich sterbe, gebe ich meine Kraft an Lena weiter. Und du weißt genau, welches Ideogramm ich besitze.“, offenbarte er seine Sorgen. „Das heißt, du willst eine extra Behandlung?“, schmunzelte Anubis. „Nein, aber du musst verstehen, dass wenn ich nicht mehr bin ein großes Unheil auf alle Menschen zukommt. Ich weiß, du kannst bei mir keine Ausnahme machen, aber wenn nichts geschieht, wirst du bald keine Seelen mehr haben, die du in die Unterwelt begleiten kannst.“, redete Lenas Vater auf Anubis ein. Dieser verstand ihn klar und deutlich. „Also gut. Was soll ich deiner Meinung tun? Ich bin nicht parteiisch, wie du weißt. Ich unterstehe weder Baal, noch den Freunden deiner Tochter.“, machte er nochmals deutlich. „Natürlich. Ich möchte dich auch nur bitten Hathor Bescheid zu geben. Sie soll sich um meine Tochter und ihren Freund Senshi kümmern. Mein Tod ist unvermeidlich. Schon witzig. Ich habe bereits in vielen Schlachten gekämpft und jetzt sterbe ich wegen einer kaputten Leber. Anubis, tust du mir diesen Gefallen?“, bat er seinen alten Freund. Dieser sah zum Fenster hinaus. „Das kann ich tun. Nur was erhoffst du dir davon? Wenn dein Ideogramm an deine Tochter weitergeht, wird sie es nicht kontrollieren können.“, erklärte er seinem Freund. „Das ist vielleicht richtig. Aber Lena hat Senshi. Dieser Junge hat etwas an sich. Vertrau ihm, gut?“, bat Lenas Vater noch bevor er wieder einschlief. Anubis betrachtete ihn noch kurze Zeit und ging dann wieder seiner Arbeit nach.

„Ich hoffe was du zu sagen hast ist wichtig. Ich habe ein Geschäftsessen absagen müssen.“, sprach Sokar seinen Missmut aus. Uräus schien dies nicht zu interessieren. Er hatte alle seine Mitstreiter versammelt, um die Macht an sich zu reißen. „Warum muss unser Anführer ausgerechnet auf einem Berg wohnen? Seht euch nur meine Schuhe an.“, beschwerte sich Serket. Uräus grinste verschmitzt. „Und dein armer Nagel ist beim Kampf mit Horus in die Brüche gegangen, du Arme.“, machte er sich über seine Verbündete lustig. Serket wollte ihm schon einen Denkzettel verpassen, doch Sokar drängte sich dazwischen. „Reg dich nicht auf. Uräus hat nur keinen Schimmer, wie schwer es für dich ist mit deinen Klamotten, welche wirklich gut an dir aussehen zu kämpfen.“, schmeichelte er ihr. Serket freute sich über das Kompliment. „Siehst du Uräus? So verhält sich ein Mann einer Dame gegenüber.“, belehrte sie ihn. Dieser kicherte nur. Sobek folgte den dreien in einigem Abstand. Er sprach erst ein Wort, als sie am Ziel angekommen waren. „Wie kommt unser Anführer darauf, sein Quartier in einer Waldhütte aufzuschlagen?“, ärgerte sich Serket. „Vielleicht steht er ja auf die Atmosphäre. Frische Luft, Tiere und dort drüben sehe ich einen Wasserfall.“, machte Sokar ihr schmackhaft. Serket war trotzdem nicht überzeugt. Das Quartett befand sich nun vor der Hütte. Uräus wagte es und öffnete die Tür. Licht fiel in den Raum, in dem es kein einziges Fenster gab. „Das gibt es doch nicht. Unser Anführer schläft.“, lachte Uräus. Seine Kameraden bewunderten ihn. Er schien sein Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen zu wollen. Mutig trat er ein und schritt näher. In einem alten Holzbett lag eine Gestalt. Sie schien nicht zu schlafen und hatte die Besucher bereits identifiziert. Das makaberste an ihr war jedoch ihre Maske. Kein einziger Fleck des Gesichts war zu erkennen. Baal trug eine weisse Maske mit roten Umrundungen. Er sah sehr geschwächt aus, so wie er im Bett lag. Trotzdem rappelte er sich auf und begrüßte seine Gäste. „Uräus, Serket, Sokar und Sobek. Was für eine Überraschung. Hättet ihr euren Besuch angekündigt.“, sprach er mit dunkler und heiserer Stimme.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Entschuldigt vielmals, Sir. Es war Uräus Idee Sie aufzusuchen.“, mimte Sokar den treuen Diener. Baal musterte Uräus anerkennend. „Du hast mich neugierig gemacht. „Du bist ein alter Mann, deswegen beanspruche ich das Recht der Führung.“, platzte der mutig heraus. Baal schien nicht überrascht. „Du denkst also, ich bin zu schwach geworden um euch anzuführen.“, stellte er fest. Uräus ging sogar einen Schritt weiter. „Du stirbst, alter Mann. Die Gruppe braucht einen neuen Führer!“ Baal begann zu lachen. Es war ein schauriges und finsteres Lachen. „Und der willst du sein.“, amüsierte er sich. Er schien Uräus nicht ernst zu nehmen. Serket, Sokar und Sobek hielten sich zurück. Baal war zwar der stärkste von ihnen, doch Uräus hatte Recht. Er war alt und würde vielleicht bald sterben. Dann brauchten sie tatsächlich einen neuen Meister. Doch sollte das Uräus sein? Weder Sobek, noch Sokar konnten ihn gut leiden. Serket fand es am schlimmsten, wenn Uräus die alleinige Befehlsgewalt bekam. Es war kein Geheimnis, dass sie und er sich nicht gut verstanden. Aber wie würde Baal auf die Ablöse reagieren? Mit großer Mühe erhob dieser sich aus seinem Bett. „Dann willst du also gegen mich kämpfen?“, forschte er weiter. Uräus wurde wütend. Baal nahm ihn nicht ernst und machte sich über ihn lustig. „Wenn es sein muss. Aber es wäre besser für dich, du gibst auf. Du bist alt und machtlos.“, redete er auf seinen Anführer ein. Dann glühte sein Amulett und Uräus ließ sein Schwert erscheinen. Er hielt es fest umschlungen und wollte auf Baal losgehen. Doch es funktionierte nicht. Uräus verstand das nicht. Er wollte näher an Baal heran, doch er kam nicht vom Fleck. Irgendetwas hatte seine Beine umschlungen. Er sah nach unten und stockte. Dicke Wurzeln waren aus dem morschen Holzboden der Hütte gewachsen und hatten seine Beine umschlungen. „Was ist das für ein fauler Trick? Stell dich mir!“, forderte er Baal auf. Obwohl dieser eine Maske trug, war ihm anzusehen, dass er grinste. Ihm war klar, dass Uräus zu schwach für ihn war, und er jetzt die Strafe für seinen Verrat bezahlen musste. Uräus versuchte immer wieder mit seinem Schwert die Wurzeln abzuschneiden, doch diese wuchsen immer weiter und heftiger. Sie reichten ihm nun schon bis zum Magen und machten keinen Anstand aufzuhören. In wenigen Sekunden waren mehrere Wurzeln um seine Arme gewachsen, so dass er sie nicht mehr bewegen konnte. Machtlos ließ er sein Schwert fallen und beschimpfte Baal. Dann wandte er sich an seine Verbündeten. „Los! Helft mir schon. Diese dummen Wurzeln. Ich kann mich keinen Millimeter bewegen.“, befahl er ihnen. Doch keiner der drei folgte. Sie starrten Uräus nur an. Wie konnten sie nur an Baals Macht zweifeln? Und wie konnte Uräus das tun? Er war zu leichtsinnig und nun musste er dafür büßen. Weitere Wurzeln rangen aus dem Boden. Diese waren jedoch faustdick und besaßen spitze Enden. Uräus ahnte, was Baal ihm antun wollte. „Nein! Bist du verrückt? Das kannst du nicht tun. Also gut, du bist der Stärkere, das sehe ich ein. Und jetzt befrei mich von diesen Dingern.“, schrie er verzweifelt. Baal kam näher und sah seinem Diener in die Augen. „Du brauchst mich!“, versuchte Uräus seinem Meister einzureden. „Tue ich das?“, zweifelte dieser an der Aussage. „Ja!“, antwortete Uräus schnell. „Ich bin stark, und kann dir noch immer nützlich sein.“ Baal überlegte kurz. „Nein, danke. Ich habe bereits Ersatz für dich in Aussicht.“, erklärte er. Diese Worte lösten in Uräus blankes Entsetzen aus. Die Spitzen Wurzeln kamen ihm immer näher. Sie nahmen Abstand und zielten genau auf seine Brust. Uräus schwitzte wie verrückt. Baal machte eine energische Handbewegung und die Wurzeln stachen zu. Sie bohrten sich tief in Uräus hinein und kamen an seinem Rücken wieder zum Vorschein. Uräus Augen hatten sich tief geweitet und er blutete aus dem Mund. Ihm war klar, dies war sein Ende. Serket starte den Todgeweihten an und bekam es selbst mit der Angst zu tun. Sokar und Sobek betrachteten den sterbenden Uräus ohne die Miene zu ziehen. Die Wurzeln entfernten sich aus Uräus Körper und er fiel leblos zu Boden. Sokar schritt nun näher und kniete sich nieder. „Sir, Uräus hat nicht in unser aller Namen gesprochen. Wir stehen zu Ihnen und befolgen auch weiterhin Ihre Befehle. Wir freuen uns, Sie als Anführer behalten zu dürfen.“, versuchte er zu retten, was es noch retten galt. Sobek und Serket taten es ihm nach und knieten sich ebenfalls hin. Erwartend blickten sie zu ihrem Anführer. „Uräus hat es gewagt sich gegen mich aufzulehnen. Jeder der dies versucht wird unweigerlich bestraft. Habt ihr das verstanden?“, fragte er seine Diener. Alle drei brachten nur ein leises ‚Ja natürlich‘ heraus. „Wir haben Uräus verloren. Genau wie sein Ideogramm. Er besitzt keine Nachfahren, was bedeutet, dass wir nur noch zu viert sind. Zumindest vorläufig. Ich werde persönlich Ersatz für Uräus besorgen.“, erklärte er. Seine Diener sahen zu ihm auf. „Wenn haben Sie im Sinn, wenn die Frage erlaubt ist.“, fragte Serket noch etwas erschrocken. Baal sah sie an. „Das werdet ihr noch früh genug erfahren. Sobek und Sokar? Ihr werdet mich begleiten. Es könnte gefährlich werden, deswegen werdet ihr mir unsere Feinde vom Leibe halten, während ich meine Pläne verfolge.“, befahl er. „Sir, was soll ich für euch tun?“, wagte es Serket zu fragen. Aus Baal entfuhr nur ein ‚Hmm‘. „Du kannst diesen Abfall entsorgen.“, meinte er nur grinsend und deutete auf Uräus Körper. „Ihr wisst was ihr zu tun habt. Lasst uns an die Arbeit gehen.“
 

Des Teufels Gesicht
 

Die gestrigen Ereignisse beschäftigten Senshi auch noch am nächsten Tag. Er konnte sich während des Unterrichts kein bisschen konzentrieren und hörte nicht ein einziges Wort seines Lehrers. Zum Teil lag es wohl auch daran, dass Freitag war. Der Tag zerrte sich in die Länge. Senshi überlegte, was er am Wochenende unternehmen sollte. Er wollte Lena fragen, ob sie schon etwas vorhatte. Er könnte mit ihr auch nochmals ihren Vater besuchen gehen. Auf keinen Fall wollte Senshi jedoch Nick über den Weg laufen. Er hatte ihn gestern zwar verstanden, dachte aber keineswegs so wie er. Das Problem war jedoch, dass Serket und ihre Freunde es auf ihn abgesehen hatten. Allein würde er es wirklich nicht schaffen. Er musste Nick also wohl oder übel wieder aufsuchen. Die Glocke zur Pause läutete und für Senshi war das wie ein Segen. Verspannt erhob er sich von seinem Stuhl. Er schlenderte in Richtung Pausenhof und hörte wie sein Magen knurrte. Außerdem hatte er riesigen Durst. Er wollte den Getränkeautomaten aufsuchen, als sich ihm jedoch zwei Jungen entgegenstellten. Senshi erkannte sie sofort. Es handelte sich um zwei Klassenkameraden von Nick. Die beiden waren als Schläger verschrieben und Senshi sah nichts gutes auf sich zukommen. Einer der Jungen schubste ihn an, und Senshi dachte bereits daran die Kraft seines Amuletts zu benutzen. Doch er wusste, welche Verantwortung er damit hatte. Die beiden wollten ihn weiter piesacken, bis sich jedoch Nick einmischte. „He, Leute, lasst ihn zufrieden. Er ist ganz cool.“, erklärte er lässig. Seine Freunde sahen ihn fragend an und verzogen sich dann schließlich. „Glaub bloß nicht, dass ich dir verzeihe.“, zeigte Senshi, dass er noch immer etwas wütend war. „Bedanken könntest du dich wenigstens.“, meinte Nick kühl. „Danke.“, preßte Senshi schnell heraus und drängte sich dann an ihm vorbei. Doch Nick ließ sich nicht so einfach abschütteln. „Warte. Tut mir Leid, wenn ich dich Gestern angemacht habe. Aber du musst heute jemanden treffen, der sich schon sehr auf dich freut.“, begann er zu erzählen. Senshi drehte sich zu ihm um. „Noch ein Freund von dir?“, fragte er gelangweilt. „Nicht ganz. Er ist der älteste von uns. Er hat sogar schon mit deinem Vater zusammen gekämpft.“, gab Nick preis. War wirkte. Senshi spitzte die Ohren und wollte mehr wissen. „Sein Name ist Albert und er besitzt auch ein Amulett. Komm nach der Schule mit mir mit. Du wirst dich sicher dafür interessieren, was er zu sagen hat.“, bat Nick seinen Schützling. Senshi erklärte sich einverstanden und traf sich direkt nach dem Unterricht mit Nick. Dieser wartete ein paar Meter entfernt vom Schulgebäude. „Ich hätte dich beinahe nicht gefunden.“, ärgerte sich Senshi. „Sorry, aber ich darf nicht mit dir gesehen werden. Ich habe einen Ruf zu verteidigen.“, entschuldigte er sich. Senshi wurde nun erst richtig sauer. „Gut, wenn du nicht mit mir gesehen werden willst, gehe ich, tschüs.“, wollte er sich aus dem Staub machen. Nick hielt ihn am Ärmel fest. „Ich darf nun mal meine Tarnung nicht aufliegen lassen. Wenn wir nicht kämpfen, müssen wir uns so verhalten wie immer.“, versuchte Nick seinem Freund klar zu machen. „Verstehe. Wenn ich also nicht dieses Amulett besitzen würde, hättest du mich schon gevierteilt.“ Nick versuchte ihn zu beruhigen. „Vergiss es. Chris wartet auf uns mit seinem Wagen. Er fährt uns zu Albert.“, erklärte er wie es weiterging. „Senshi staunte nicht schlecht, als er den roten Sportwagen entdeckte. „Cool! Dieser Chris hat schon ein eigenes Auto?“, fragte er verblüfft. Nick nickte. „Ja, siehst du doch. Ich kanns kaum erwarten, bis ich meinen Führerschein mache. Dann kann ich mir Chris Karre auch mal ausleihen.“, freute er sich schon jetzt. „Senshi! Nick! Da seit ihr ja endlich. Und Senshi? Kommst du mit, zu dem Alten?“, wollte er wissen. Senshi nickte heftig. „Ja, aber nur wenn ich vorne sitzen darf.“, bestand er. Weder Nick noch Chris hatten etwas dagegen. Die Fahrt dauerte länger, als Senshi gedacht hätte. Sie fuhren aus der Stadt in Richtung Nirgendwo. Sie befuhren eine dreckige Straße aus Schlamm, und es gab weit und breit nichts. Senshi konnte zweimal einen Bauernhof erkennen, doch keiner der beiden schien das Ziel der Fahrt zu sein. Senshi staunte nicht schlecht, als sie vor einem antiken Schloss hielten. Von außen sah es aus, als würde es schon bald in sich zusammenbrechen. „Hier wohnt dieser Albert?“, konnte Senshi es nur schwer glauben. „Tja, von außen sieht es nicht gemütlich aus, doch lass uns erstmal rein gehen.“, schlug Nick vor. Während Chris sein Auto noch richtig parkte, gingen seine Freunde voraus. „Letztes Jahr war ich bei einem Schulausflug in so einer Burg. Ich kann mich noch erinnern, dass mir der Staub von der Decke ins Gesicht gerieselt ist.“, sah Senshi zweifelnd nach oben. „Ja, ich weiß. Meine Klasse war auch dort. Aber die Burg steht schon seit Jahrhunderten, da wird sie jetzt nicht einstürzten.“, amüsierte sich Nick über die Sorge seines Freundes. „He! Wartet auf mich!“, rief ihnen Chris nach und rannte zu ihnen. Keiner der drei wäre auf die Idee gekommen, dass sie verfolgt wurden. Doch tatsächlich fuhr ihnen eine lange, schwarze Limousine bereits seit der Schule hinterher. „Sir, ich hoffe Ihnen gefällt unser Reisemittel.“, schleimte Sokar wieder bis zum Gehtnichtmehr. „Womit wir fahren ist Irrelevant. Bereitet euch lieber auf den Kampf vor.“, ermahnte Baal seine Anhänger. „Natürlich.“, agierten Sokar und Sobek schnell. „Osiris und Bes begleiten den Jungen. Sokar, du wirst dich um Bes kümmern, während Sobek mit Osiris kämpft. Besiegt sie, oder haltet sie wenigstens hin. Ich möchte auf keinen Fall gestört werden!“, gab Baal Order. „Selbstverständlich, Sir. Wir sind nun angekommen.“, berichtete Sokar und öffnete für seinen Meister die Tür. „Hallo? Ist hier irgendein Gespenst?“, rief Senshi fragend in die Halle. „Naja, es gibt tatsächlich einen Geist hier.“, verriet Nick. Senshi sah ihn überrascht an. „Vor einigen Jahren ist einer von unserer Gruppe im Kampf gefallen. Seitdem haust er in dieser Burg und sinnt nach Rache.“, erklärte er ganz leise. Senshi wurde unruhig. „Du musst Senshi sein.“, tauchte vor ihm eine kleine, merkwürdige Gestalt auf. Senshi taumelte zurück. „Hilfe! Das Gespenst.“, schrie er entsetzt. Der Greis, der den dreien entgegen gekommen war, schien über diese Begrüßung gar nicht erfreut. „Tut mir Leid. Ich habe dem Jungen diese Flaute in den Kopf gesetzt.“, hob Nick schuldig die Hand. Senshi blickte ihn verwirrt an. „Das war nur ein Joke?“, kam er sich nun ziemlich dämlich vor. Nick nickte entschuldigend. „Das ist übrigens Albert. Man könnte sagen, er koordiniert uns. Albert, Sie sollten sich aber nicht soviel bewegen. Kommen Sie, ich führe Sie ins nächste Zimmer.“, bot er dem gebrechlichaussehenden Mann an. Nick stützte ihn und half ihm auf die nächste Tür zuzugehen. Senshi und Chris folgten ihm mit einigem Abstand. Im nächsten Zimmer befand sich eine gemütliche Couch, auf der Albert Platz nahm. „Danke, Nick. Du bist ein Engel.“, bedankte er sich für die Behandlung. „Nick hat gesagt, Sie hätten meinen Vater gekannt!“, platzte Senshi nun heraus. Chris stupste ihn an, um ihn an seine Manieren zu erinnern. Albert sah mit starrem Blick zum Fenster hinaus. Er schien in Erinnerungen zu schwelgen. „Ja, ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Damals, als ich noch an seiner Seite gekämpft habe. Er war wirklich ein ausgezeichneter Kämpfer. Es freut mich endlich einmal seinen Sohn kennenzulernen. Dein Vater hat dir die Kraft des Horus hinterlassen, dem Licht. Ich selbst besitze ebenfalls ein Amulett. In ihm ist die letzte Magie des Gottes Ptah gefangen. Er war einer derjenigen, die das Chaos nicht überlebt haben.“, hauchte er mit schwacher Stimme. Senshi hatte noch mehr Fragen und wollte auch Antworten. „Was meinen Sie mit Chaos?“, hakte er nach. Albert brauchte etwas um neue Energie zu sammeln. „Vor 3000 Jahren gab es einen fürchterlichen Krieg, der viele Opfer forderte. Menschen und Götter. Der stärkste Gott von allen, welcher das Chaos repräsentierte griff die anderen Götter an und tötete sie. Nur einer konnte sich dem Chaos stellen. Der Gott Horus, der für das Licht stand. Er besiegte das Chaos, musste aber dafür mit seinem Leben bezahlen. Die toten Götter formten ihre letzte Kraft in die Amulette um, um so den Menschen weiter zu helfen. Dein Vater hat das Amulett des Horus erhalten, und nun hast du sein Erbe angetreten.“ Es kostete Albert viel Kraft von der Geschichte zu erzählen. Senshi hatte fast alles schon von Nick erfahren, doch trotzdem faszinierte es ihn. Dieser Albert sprach von einem Krieg unter Göttern. Wenn ihm vor einer Woche davon erzählt worden wäre, hätte er denjenigen für verrückt erklärt. Doch nach allem was Senshi gesehen hatte, konnte ihn nichts mehr überraschen. „Wie... wie ist mein Vater gestorben?“, wagte Senshi nun zu fragen. Albert machte ein bedrücktes Gesicht. „Diese Frage wird wohl unbeantwortet bleiben. Er kämpfte gegen einen unserer Feinde. Leider verlor er die Schlacht.“, viel es Albert schwer darüber zu reden. „Und..... wer hat ihn....? War es dieser Uräus oder wer?“, stellte er die alles entscheidende Frage. Albert kannte zwar die Antwort, war sich aber nicht sicher ob er sie beantworten sollte. „Er ist äußerst mächtig. Er besitzt das Ideogramm des....“ Albert konnte nicht weitersprechen. Ein schreckliches und mulmiges Gefühl machte sich in ihn breit. Senshi bat ihn weiterzureden, doch Albert sah die Gefahr kommen. Das Fenster zersprang in viele Teile und ein Schatten drang in das Innere. „Was den? Dieses alte Teil vermodert doch schon. Was macht es dann, wenn ich dieses schäbige Fenster zerlege?“, drang die überhebliche Stimme Sokars in die Burg. Nick und Chris machten sich sofort bereit. Senshi wusste, dass es nun gefährlich werden würde. „Ist das dieser Sobek?“, fragte er. „Nein, das ist Sokar. Aber er ist mindestens genauso gefährlich!“, erklärte Chris, der nun ziemlich in Stress geraten war. „Er hat Recht. Ich bin Sobek. Es freut mich dich kennenzulernen, Horus.“, trat der echte Sobek nun durch die Tür. Nick und Chris steckten in der Klemme. Sie hatten es gleichzeitig mit zwei Feinden zu tun. Doch Nick übernahm die Führung. „Wir können nicht hier bleiben. Aber wir dürfen auch nicht fliehen. Wir müssen sie uns getrennt vornehmen. Chris, du musst versuchen Sokar an einen anderen Ort zu lenken, während ich mir Sobek vornehme. Senshi, du musst jetzt auf Albert aufpassen. Bring ihn in einen der oberen Räume und lass ihn nicht aus den Augen. Wenn es ganz schlimm kommt, sind Uräus und Serket auch hier. Aber dann sind wir tot.“, sah er die Sache nicht sehr optimistisch. Sokar konnte ihn aber beruhigen. „Keine Angst, Osiris. Uräus ist tot, also keine Gefahr mehr für euch. Aber dafür sind wir ja hier. Wir akzeptieren deine Bedingungen und kämpfen einzeln.“ Sokar konzentrierte sich auf sein Amulett um telepatischen Kontakt mit Sobek aufzunehmen. „Wir werden Osiris und Bes lange genug hinhalten, damit Baal seine Pläne vollenden kann. Als Bonus werden wir unsere Feinde gleich auch noch vernichten. Alles klar?“ Sobek fand es nicht für nötig eine Antwort zu geben. Er drehte sich um und stolzierte in die Halle zurück. Nick wusste, dass er ihm folgen sollte. „Ich schlage vor, wir kämpfen an der frischen Luft.“, überredete Sokar den angespannten Chris. „Ich werde dir helfen.“, beschloss Senshi. Chris hielt jedoch nichts davon. Tu das, was Nick dir befohlen hat. Albert ist zu wichtig für uns.“, bleute er ihm ein. „Viel Glück.“, wünschte er ihm und half Albert dabei aufzustehen. Chris und Sokar verzogen sich nach draußen.....

Senshi war es inzwischen gelungen, Albert die lange Treppe hochzubringen. Er stützte ihn mit beiden Händen und passte auf, dass der alte Mann nicht abrutschte. „Gleich dort vorne ist das Schlafzimmer.“, erklärte Albert dem Jungen. Dieser verstand und gab sich die größte Mühe. Er schaffte es ihn ins Schlafzimmer zu befördern, wo Albert sich sofort aufs Bett legte. „Ich gehe zurück und helfe ihnen.“, wollte Senshi eingreifen. Doch Albert hielt ihn an der Schulter zurück. „Nein, du würdest sie nur aufhalten. Du bist noch nicht soweit. Sobek und Sokar sind stärker als Serket. Ich habe deinem Vater versprochen, wenn du soweit bist, beschütze ich dich.“, erzählte er schon fast flüsternd. Senshi horchte auf. Dieser Albert konnte ihm sicher noch mehr über seinen Vater erzählen. Schon deswegen musste er ihn schützen. Senshi überlegte, ob er die Tür verrammeln sollte, ließ es dann aber sein. Mit den Kräften, die Sobek und Sokar hatten, wäre eine verschlossen Tür sicher kein Hindernis. „Sie sollten sich verstecken.“, schlug er vor, während er noch die Treppe beobachtete. Senshi erhielt jedoch keine Antwort. „Albert haben Sie.....“, Senshi sah zurück und bekam den Schreck seines Lebens. Ihm rannen in sekundenschnelle Schweißperlen übers Gesicht. Der Schock saß tief. Er taumelte sofort in Richtung Tür, doch diese befand sich nicht mehr dort, wo sie sein sollte. Der Eingang zum Zimmer war verschwunden. Albert lag auf dem Bett und rührte sich nicht. Als wäre er aus dem Nichts gekommen, stand Senshi einem Mann mit weißer Maske gegenüber. Dieser hielt ein blutiges Messer in der Hand, welches er scheinbar benutzt hatte. „Du... du hast ihn umgebracht.....“, stotterte Senshi ungläubig. Das gesamte Zimmer verformte sich und Senshi fand sich in einer Art Kuppel wieder. „Hier können wir ungestört kämpfen.“, erklärte der Killer. Rund um Senshi war alles blau. Als befände er sich mitten im Meer oder im Himmel. „Wer bist du?“, fragte er angsterfüllt. „Mein Name ist Baal. Und mach dir um den alten Mann kein Sorgen. Um die paar Minuten, die er sonst länger gelebt hätte, sind es auch nicht schade.“, antwortete er mit einer kühlen Stimme, die Senshi das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Du... du bist dieser Anführer von dem Nick erzählt hat!“, schaltete er schnell. „Ja, Senshi. Ich besitze das Ideogramm des Baal. Und jetzt kämpfe.“, forderte er Senshi auf. Dieser war völlig am Ende. Nach allem was passiert war, sollte er jetzt kämpfen? Er konzentrierte sich auf sein Amulett, doch das Schwert erschien nicht. Kein Wunder. Er hörte innerlich Nicks Stimme, welche ihn daran erinnerte keine Angst zu haben. „Wenn das die Bedingung dafür war, dass Senshi sein Schwert erscheinen lassen konnte, war er verloren. Baal wirkte wie der Teufel höchstpersönlich. Seine Maske löste ihn Senshi kaltes Grauen aus. Baal schien nachzudenken. „Also gut, du brauchst einen Anreiz. Du bist jung und kannst natürlich noch nicht soweit sein, wie dein Vater.“, kombinierte er. Senshi konnte nun erstmals wieder einen klaren Gedanken fassen. „Du kanntest meinen Vater?“, hakte er nach. Baal schien die Antwort leicht zu fallen. „Selbstverständlich. Ich habe ihn ja auch getötet.“, entfuhr es ihm mit eiskalter Stimme. Es dauerte etwas, bis diese Worte zu Senshi durchdrangen. Er spürte wie sich die Gewissheit und der Schmerz nun bemerkbar machten. Er hatte zwar schon sowas vermutet, konnte aber trotzdem nicht damit umgehen. „Was ist? Willst du deine Furcht nicht vergessen und ihn rächen?“, fragte ihn Baal herausfordernd. Senshi dachte an nichts anderes als Rache, doch wie? Selbst wenn es ihm gelingen würde seine Angst zu besiegen und das Schwert zu rufen, Baal hatte es nur darauf abgesehen. Sobald sich Senshi als richtiger Gegner entpuppte, würde Baal kein Erbarmen mehr haben. „Ich habe keine Optionen mehr. Ich werde diesen Dämon angreifen und meinen Vater rächen. Und wenn ich dabei draufgehen sollte, werde ich es nicht bereuen. Ich kann einfach nicht zulassen, dass dieses Ungeheuer weiter existiert.“

„Das ist das erste Mal, dass wir gegeneinander kämpfen.“, entfuhr es Sokar. Chris zeigte sich wenig beeindruckt. „Und es wird auch das letzte Mal sein.“, provezeite er. Er konzentrierte sich auf sein Ideogramm und ließ seine Waffe erscheinen. Es handelte sich um einen Degen, welche normalerweise zum Fechten verwendet wurden. Sokar tat es ihm nach und seine Hand begann sich zu verändern. Seine Finger wurden zu gefährlichen Klauen und verfärbten sich langsam silbern. „Was passiert mit dir?“, fragte Chris mit aufgerissenen Augen. Sokar grinste nur. „Das ist meine Stahlfaust. Mit ihr durchschlage ich die dicksten Mauern.“, gab er an. „Und deinen Spielzeugdegen benutze ich wie einen Zahnstocher!“ Chris bereitete sich vor. Sokar preschte los und streckte seine stählernen Krallen nach ihm aus. Chris wich sofort nach links aus und entkam dem tödlichen Angriff knapp. Sokar war so in Fahrt, dass er weiter sauste und sein Hand durch die Burgmauern stieß. Nach dieser Demonstration wusste Chris, dass Sokar nicht übertrieben hatte. Er musste aufpassen, damit er nicht von dieser Waffe erfasst wurde. Um der Klinge, von Chris Degen begann sich eine Spirale aus Energie zu bilden. Er begann mit dem Angriff. Doch Sokar reagierte blitzschnell und griff nach der schneidigen Waffe. „Und jetzt zeige ich dir, mit wem du es zu tun hast.“, raunte er Chris zu und ballte eine Faust. Das Metall des Degens zersprang und Chris hielt nur noch einen Teil davon in der Hand. „Meine Waffe! Dafür wirst du bezahlen.“, meinte er wütend und warf die nun unbrauchbare Waffe zur Seite. „Dumm von dir. Das ist dein Ende!“, schrie Sokar und holte zum Finalen Schlag aus. Er wollte Chris mit seiner Faust durchstoßen, doch vergebens. Vor Chris hatte sich ein Schutzschild aufgetan. „Achja, das Schild. Aber das wird dir jetzt auch nicht mehr helfen. Ich werde es durchbrechen und dann seit ihr wieder einer weniger.“, sagte Sokar voraus. Tatsächlich bekam Chris Schild immer mehr Risse. Er kam in Bedrängnis und konnte gut Hilfe gebrauchen. Doch es war niemand da. Senshi und Nick waren zwar in der Nähe, doch konnten sie ihm nicht helfen. Sokars Faust durchbrach den Schild und seine Krallen wollten sich gerade in Chris Fleisch bohren. Doch unerwartet verwandelte sich Sokars Hand zurück. „Verflucht. Warum muss mein Amulett gerade jetzt streiken?“, schimpfte er. Chris stand fast das Herz still. „Tja, mein Ideogramm ist das des Glücks. Und es hat mich nicht im Stich gelassen.“, erklärte er. Dann hob er sein Knie und stieß es in Sokars Magen. Fluchend taumelte Sokar ein paar Schritte zurück. „Was nicht ist, kann ja noch werden. Ich aktiviere erneut die Kräfte meines Amuletts.“, drohte er. Und wie schon angekündigt wurde seine Hand abermals zu der stählernen Kralle. Doch Chris legte ebenfalls nach und ließ einen neuen Degen erscheinen. „Komm ruhig. Ich bin bereit.“, erklärte er tapfer. Sokar ging wieder auf ihn los. Doch bevor er nach Chris greifen konnte, sprang er nach oben. Verwirrt blickte dieser ihm nach. Chris wollte seinen Feind von oben aus angreifen. Sokar schlug seine Faust nun in die Burgmauer. Danach entfernte er sich sofort wieder und ließ dem Schicksal seinen Lauf. Chris bemerkte zu spät, was Sokar getan hatte. Über ihn stürzte bereits die Mauer ein. Er wollte fliehen, schaffte es aber nicht mehr rechtzeitig. Sokar sah zu, wie sein Gegner unter dem Geröll begraben wurde. „Das wäre erledigt.“, meinte er zufrieden und setzte sich auf den Boden, um sich auszuruhen und neue Energie zu tanken.

Senshi stand währenddessen immer noch dem leibhaftigen Teufel gegenüber. „Wird das heute noch was?“, fragte Baal mit verächtlichem Blick. Senshi begann nun sich auf seine Wut zu konzentrieren. Er wollte sich an Baal rächen. Er sollte dafür bezahlen, was er seinem Vater und vielen anderen angetan hatte. Zu Senshis eigener Überraschung reagierte sein Amulett und er konnte sein Schwert erscheinen lassen. In seiner Wut bemerkte er jedoch nicht, dass es sich ein wenig verändert hatte. Senshi begann mit dem Angriff, doch Baal brauchte sich nur ein Stück zur Seite beugen, um ihm zu entgehen. „Endlich. Nun zeige ich dir meine Kraft.“, kündigte er an und rief seine Waffe. Senshi erkannte sie sofort. Es handelte sich um einen Dreizack, welchen der Junge schon aus einigen Filmen kannte. „Dagegen bist du machtlos. Du wirst den Tag bereuen, an dem du deine Macht entdeckt hast.“, wollte er Senshi Angst einjagen. „Glaub mir, dass tu ich. Aber du wirst bereuen, dass du mir begegnet bist. Und was du mit meinem Vater angestellt hast!“, gab Senshi wütend zurück. Irgendwie erkannte er sich selbst nicht mehr. Er griff Baal erneut an, konnte aber wieder keinen Treffer landen. Nun griff Baal zu seiner Waffe und stieß sie in Senshis Richtung. Doch dieser konnte sein Schwert noch rechtzeitig hochhalten, so dass der Dreizack steckenblieb. Senshi wusste, dass er Baal unterlegen war. Aber was ihn noch mehr ängstigte war, dass sein Gegner nicht einmal seine volle Kraft einzusetzen schien. Er spielte nur mit dem Jungen und barrierte jeden seiner Angriffe. Senshi stolperte zurück und versuchte sich eine neue Strategie zu überlegen. „Los! Zeig mir endlich deine ganze Kraft!“, verlangte Baal. Senshi fand sein Verhalten merkwürdig. Sein Feind schien ihn zu fördern und ihn irgendwie vorzubereiten. Aber mit einem hatte er sicher Recht. Er musste seine ganze Energie in seine nächste Attacke legen. Er spürte wie sein Schwert ihm befahl anzugreifen. In einem Ansturm von Wut rannte Senshi los und versuchte Baal zu treffen. Das war ein Fehler. Baal fing Senshis Schwert mit seinem Dreizack ab und schlug es ihm aus der Hand. Dann drehte er seine Waffe um und rammte die Unterseite in Senshis Bauch. Mit schmerzferzertem Gesicht viel dieser zu Boden. Baal beließ es jedoch nicht dabei, sondern hielt die drei Spitzen seines Dreizacks direkt vor Senshis Hals. Dessen Augen weiteten sich und er zog den Hals ein, um nicht von den Spitzen erwischt zu werden. Obwohl das eigentlich sinnlos war. Wenn Baal es wollte, konnte er ohne zu zögern zustechen......

Nick hatte keine Schwierigkeiten sein heiliges Zepter erscheinen zu lassen. Sein Gegner war Sobek und er würde es bestimmt nicht leicht haben. Immerhin war es ihm gelungen bereits einen von Nicks Freunden zu vernichten. Das hatte Nick auch die ganze Zeit im Kopf. Er wollte ohne Erbarmen zuschlagen und Sobek bestrafen. Dieser hatte ebenfalls sein Schwert gerufen und war zum Kampf bereit. „Nur einer von uns wird diesen Ort verlassen.“, provezeite Sobek. „Da hast du Recht. Ich werde heute beim schlafengehen vielleicht an dich denken.“, stichelte Nick seinen Gegner an. „Was willst du den mit deinem übergroßen Pinsel? Ich werde dich so auseinander nehmen wie deinen Freund Amun!“, drohte er mit seinem Schwert. Das wirkte. Nick deklarierte den ersten Angriff, welcher von Sobek jedoch abgefangen wurde. „Dein Zepter kann es mit meinem Schwert von Faijum nicht aufnehmen.“, gab er an. „Dein Dosenöffner ist keine schlechte Waffe, aber du wirst mich wohl ersteinmal finden müssen.“, grinste Nick. Die rote Kugel auf der Spitze seines Zepter begann zu leuchten und Nicks selbst löste sich in Luft auf. Das hieß, er erschien wenig später wieder vor Sobek. Doch er war nicht allein. Plötzlich hatten sich insgesamt vier Nicks vor Sobek aufgetan. „Was ist das für ein mieser Trick?“, schrie er verwirrt. „Das ist meine Lieblingstechnik. Wenn du mich angreifen willst, musst du mich erst einmal finden!“, erklärte Nick das Geschehen. Dieser wartete nicht lange und schwang sein Schwert nach dem ersten Nick, den er erwischen konnte. Doch sein Schwert ging einfach an ihm durch. Sein Gegner bestand nur aus Luft. „Jetzt verstehe ich. Das sind nur Luftspiegelungen von dir.“, erkannte Sobek den faulen Zauber. „Ja und du kannst nichts dagegen tun!“, lachte der Junge und versetzte Sobek einen Stoß mit seinem Zepter. Dieser reagierte jedoch sofort und schlug zurück. Wieder nichts. „Das verstehe ich nicht. Du hast mich doch persönlich angegriffen. Warum habe ich dann deinen Doppelgänger erwischt?“, wurde er immer verwirrter. Nicks

erklärte es ihm. „Falsch. Ich habe dich zwar angegriffen, habe aber dann sofort den Platz mit einem meiner Phantome getauscht. Damit bin ich unantastbar. Du kannst noch so viel mit deinem Dosenöffner rumfuchteln, aber du erwischt mich nicht.“ Nick freute sich, da er klar im Vorteil war. Allerdings unterschätzte er Sobek nicht. Er hatte bereits im Kampf gegen Amun gezeigt, was er auf dem Kasten hatte. „Mal sehen, wie du damit fertig wirst.“, sprach er, als hätte er noch ein Ass. Plötzlich durchflog ein unheimlich starker Wind die Halle. Dieser Wind schien von Sobeks Schwert auszugehen. Nicks Kopien schienen wieder dorthin zu gehen, woher sie gekommen waren. „Was den? Macht dir so ein kleines bisschen Wind wirklich was aus?“, fühlte sich Sobek wieder auf der Gewinnerseite. „Nicht schlecht. Aber ich habe noch mehr drauf.“, ließ Nick nicht locker. „Was wird auch nötig sein.“, antwortete ihm Sobek. „Ich habe noch eine Chance. Sobek ist stark, aber wenn ich meine Geheimwaffe einsetze, ist er erledigt. Mit meinem Zepter kann ich eine Energiekugel erzeugen, die alles zerstört was sie trifft. Das Problem ist nur, dass ich zu wenig Kraft habe. Ich muss meine gesamte Energie dafür aufwenden. Das geht nur, wenn ich mich konzentriere und Power tanke. Nick überlegte fieberhaft was als nächstes zutun war. „Wenn ich das tue, bin ich aber ungeschützt und Sobek hätte freie Hand. Wenn ich allerdings meine Lieblingstechnik einsetze habe ich eine reale Chance.“ Er begann abermals Kopien von sich herzustellen. Sobek zeigte sich keineswegs beeindruckt. „Ach Gottchen. Dir fällt auch nichts neues mehr ein. Also gut. Ich werde jeden einzelnen deiner Klone ausradieren. Und hast keine Chance. Meine Windklinge wird dein Untergang.“, sprach er und legte seine Windkraft in sein Schwert. Nick

hatte inzwischen acht Kopien von sich hergestellt. Er selbst befand sich ganz hinten und lud seine Kraft neu auf. Er musste absolut fit sein, wenn er seine Attacke startete. Sobek zerlegte den ersten Klon in Einzelteile. Nick sammelte sich noch immer. Mit einem gewaltigen Schwung ließ Sobek zwei weitere Kopien verschwinden. Nick verlud seine ganze Energie in sein Zepter. Die rote Kugel leuchtete und er spürte die Macht in seinen Händen. Sobek hatte vier weitere Abbildungen eliminiert und stand dem Letzten gegenüber. Dieser war im nuh überwunden und nur noch ein einziger Schlag trennte ihn vom Sieg. Nick riss seine Augen auf hielt sein Zepter in Sobeks Richtung. „Jetzt lernst du meine Mega-Attacke kennen. Diese Schlacht werde ich gewinnen und Adam dadurch rächen. Verabschiede dich!“, schrie er seinem Feind zu und startete den Angriff. Die rote Kugel auf der Spitze des Zepters löste sich und wurde größer. Sie flog in Sobeks Richtung, so dass ein Ausweichen unmöglich war. „Nein! Dieser Junge kann mich doch nicht besiegen, mich, den mächtigen Sobek!“, waren seine letzten Worte, bevor er von der Kugel erfasst wurde. Es gab eine gewaltige Explosion aus roten Blitzen, die zum Schluss in Rauch verpufften. Nick hatte es geschafft. Er holte tief Luft, da er wusste, dass er noch nicht fertig war. Chris würde wahrscheinlich noch immer gegen Sokar kämpfen. Außerdem spürte er eine große Macht, in Senshis Nähe. Er hatte einen Verdacht um wen es sich handeln konnte, deswegen musste er sich beeilen. In Rekordtempo rannte er die Treppe hinauf, an deren Ende sich Senshi und Albert befinden mussten. Nick stieß die Tür auf, schreckte aber zurück. Ein Energiefeld hinderte ihn daran einzutreten. Es war eingetreten, was er befürchtet hatte. Baal war erschienen und kämpfte gegen Senshi. Nick wusste, dass Senshi chancenlos war und dachte bereits daran ihn abzuschreiben. Er versuchte durch das Schild zu kommen, doch vergebens. Er hatte keine andere Wahl, als seine allerletzte Energie dazu zu verwenden. Tatsächlich gelang es ihm durchzukommen. Verschreckt musste er mit ansehen, wie Baal seinen Dreizack auf Senshi richtete. „Senshi!“, schrie er entsetzt. Er wollte ihm helfen und lief zu seinem Freund. Er wollte ihn wegziehen, griff jedoch ins Leere. Nick verstand. Er war widerrechtlich in Baals Welt eingetreten. Hier hatte er nichts zu sagen. Hier war er nur ein Beobachter. „Bravo! Du hast dich besser geschlagen als ich dachte. Du hast deine Kraft erst seit wenigen Tagen und doch bist du einzigartig.“, gratulierte Baal und zog seine Waffe weg. „Soll ich jetzt Danke sagen?“, gaffte Senshi und kroch ein paar Zentimeter zurück. „Wie du willst. Ich weiß jetzt, dass du es wert bist von mir aufgenommen zu werden.“, begann Baal. Senshi verstand nicht. „Ich möchte, dass du meiner Organisation beitrittst.“, äußerte er seine Bitte. Senshi glaubte sich verhört zu haben. „Sonst noch etwas? Ich würde lieber ein Jahr lang nur Matheaufgaben machen, als dir zu folgen. Du bist böse und ich werde dich für deine Taten bestrafen. Vor allem wegen meinem Vater.“, stand für Senshi fest. Nick bewunderte den Jungen. Er hatte das Herz am richtigen Fleck. Baal zog eine Stirnfalte. „Ich fürchte es liegt ein Missverständnis vor. Als ich sagte ich hätte deinen Vater getötet, war das nicht ganz korrekt.“, erzählte Baal nun. Senshi wurde noch verwirrte. „Was den jetzt? Hast du oder nicht? Lass die Geheimniskrämerei.“, verlangte der Junge. Baal akzeptierte. „Gut, ich lass es.“ Mit seiner Hand griff er nach seiner Maske und packte fest zu. Mit einem Zug riss er sie von seinem Gesicht. „Dein Vater ist nicht tot. Er hat nur beschlossen die Seiten zu wechseln.“, grinste er hämisch. Senshi bekam einen riesigen Schreck. Er konnte kaum verarbeiten was gerade geschah. Die Informationen Rasten wie wild durch sein Gehirn, doch es fiel ihm schwer alle aufzunehmen. Er kannte das Gesicht, dass vor ihm aufgetaucht war. Und zwar aus Bildern. Gerade gestern hatte er es aus seiner Schreibtischschublade geholt. Es zeigte seinen Vater vor mehreren Jahren. Aber wie konnte es sein, dass Baal genauso aussah? „Er.....erkläre mir das!“, verlangte er stockend. Baal nickte. „Es ist doch ganz einfach. Senshi. Ich bin dein Vater.“, sagte er einfach, als wäre es ganz normal. Senshi sprang auf. „Nein! Du lügst. Warum lügst du mir das vor?!“, schrie er ihn verzweifelt an. Nick stand hinter Senshi und starrte Baal nur fassungslos an. Er erkannte ihn ebenfalls wieder. Albert hatte einige Fotos von seinem alten Freund. Aber warum stand Senshis Vater in Gestalt von Baal vor ihm? „Ich weiß, dass du viele Fragen hast. Komm mit und ich werde sie dir beantworten.“, schlug Baal vor. Senshi konnte gar nichts machen. Kein einzig klarer Gedanke wollte mehr in seinen Kopf. „Aber... du kannst nicht mein Vater sein.“, stammelte er nur. „Doch, aber ich wurde damals nicht getötet. Weißt du was für eine Macht du besitzt, Senshi? Mit dieser Macht kannst du alles tun was du willst. Ich habe dies eingesehen und habe auf die andere Seite gewechselt. Nicht weil ich böse bin, nein. Weil ich es kann, mein Junge. Du musst mich für herzlos halten, weil ich diesen alten Mann auf dem Gewissen habe, aber er ist ein Feind. Genau wie dein Freund Nick. Ich bin dein Vater, vertrau mir. Einst hatte ich ebenfalls das Amulett des Horus. Doch dann gelang ich in den Besitz dieses Amuletts. Es ist das Ideogramm des Baal. Mit ihm bin ich noch stärker und kontrolliere die Finsternis. Komm mit mir, mein Sohn. Lass uns einen Neuanfang machen. Du, ich und deine Mutter.“, lud Baal alles auf Senshi ab. Dieser konnte gar nicht anders, als ja zu sagen. „Ich habe wirklich noch viele Fragen. Aber ich komme mit dir, Papa.“, war alles was er rausbekam. Nick glaubte sich verhört zu haben. „Senshi! Das kann nicht dein ernst sein. Er manipuliert dich, versteh doch!“, schrie, konnte den Jungen jedoch nicht erreichen. Baal hatte Nick sehr wohl bemerkt. Er ließ es nun zu, dass er in seine Welt eindringen konnte. Senshi drehte sich um und erkannte seinen Freund. Senshi! Hör nicht auf ihn. Das ist alles nur eine Illusion. Wir wissen nicht, ob er wirklich dein Vater ist. Er manipuliert dich, damit du ihm dienst. Hör doch!“, versuchte er mit aller Kraft auf Senshi einzureden. „Vergiss es. Er weiß zu wem er gehört.“, erklärte Baal die Lage. Nick gab sich nicht zufrieden. Er packte sein Zepter und ging auf ihn los. Doch er wurde von Senshi gestoppt. „Hör auf, Nick. Er ist mein Vater!“, befand sich der Junge nun gänzlich unter Baals Kontrolle. Nick konnte nicht fassen was vor sich ging. Mit Mühe gelang es ihm Senshi beiseite zu schaffen und Baal anzugreifen. Doch er wurde wieder gestoppt. Diesmal von Sokar. „Sir, ist alles in Ordnung? Gehört Horus jetzt zu uns?“, fragte er seinen Meister. Dieser nickte. „Ja, mein Sohn und ich haben wieder zu uns gefunden.“
 

Bittere Wahrheit
 

„Sobek?“, wollte er den Aufenthalt seines Dieners erfahren. „Tot.“, musste Sokar leider berichten. „Pech. Töte Osiris und dann lass uns gehen.“, gab Baal den nächsten Befehl. Dann öffnete er ein Portal. „Komm, Sohn. Wir gehen.“, rief er Senshi zu. Dieser marschierte sofort zu seinem vermeintlichen Vater. Nick wollte ihn aufhalten, doch Sokar drängte sich dazwischen. „Sobek war ein Narr. Ein toter Narr. Er hat dich unterschätzt, was mir nicht passieren wird.“, drohte er. Baal legte seine Hand auf Senshis Schulter um ihn zum Portal zu lenken. Senshi stand wie unter Hypnose. Für ihn war es wie ein Traum. Es war egal was er tat, da er es nicht mehr für real hielt. Baal führte ihn durch das Portal, welches sich hinter den beiden sofort wieder schloss. Für Nick war es zu spät. Sokar verwandelte seine Hand wieder in eine gefährliche Kralle und bereitete sich auf die Attacke vor. „Sokar!“, rief eine wütende Stimme. Sokar drehte sich um und erkannte Chris. „Du müsstest tot sein.“, blickte er, als würde er einen Geist sehen. „Ich tu nie was mir gesagt wird. He, Nick. Habe ich geträumt, oder ist Senshi wirklich gerade mit Baal durch ein Portal verschwunden?“, hinterfragte er nochmals. Nick musste es leider bestätigen. Chris verstand. Dann ließ auch er seine Waffe erscheinen und richtete sie auf Sokar. Dieser knirschte missmutig mit den Zähnen. „Zwei gegen einen? Nennt ihr das fair? Heute habt ihr nochmal Glück gehabt. Aber das nächste Mal seit ihr dran!“, versprach er und löste sich dann in Luft auf. Nick und Chris ließen ihn ziehen. Ihre Kraft war am Ende und sie waren verletzt. Chris blickte Nick fragend an. „Ich werde dir alles erzählen.“, wehrte er ab und ließ sich dann einfach auf den Boden fallen. Vieles musste verarbeitet werden.....

Sauer packte Baal Sokar am Kragen. „Uräus ist gefallen. Und jetzt ist auch noch Sobek gefallen. Wir haben nicht unendlich Leute!“, schien er die Mission als halb gescheitert anzusehen. „Es tut mir Leid. Sobek hat sich von Osiris besiegen lassen, aber wir haben wenigstens den Jungen.“, gab er etwas positives an. „Was nicht dein Verdienst ist!“, stänkerte Baal weiter. Senshi schläft jetzt. Wir müssen ständig auf ihn aufpassen. In unseren Händen ist er eine gefährliche Waffe, doch wenn seine Freunde ihn bekommen, könnten sie ihn umstimmen. Du wirst ihn auf Schritt und Tritt begleiten.“, befahl Baal. Sokar blickte nachdenklich zur Seite. „Sir, kann das nicht Serket tun?“, wagte er es Baals zu widersprechen. „Du wagst dich weit aus dem Fenster. Ich rate dir nicht hinaus zu fallen.“, gab er seinem Diener einen Rat. „Nein, Sir. Aber habe einen Plan, wie wir unsere Truppen stärken können.“, verriet Sokar. Das wirkte. „Erzähl.“, wollte Baal mehr hören. Sokar zögerte. „Ich würde erst gerne sehen, ob Erfolge zu sehen sind.“, beharrte er. Baal zeigte sich großzügig. „Gut, tu das. Serket, du wirst Horus Schatten sein.“, gab er den Befehl weiter. Serket verneigte sich sofort, um ihre Untergebenheit zu demonstrieren. Baal verließ das Zimmer und sah nach Senshi. Er schließ tief und fest. Alles würde sich in den nächsten zwei Tagen entscheiden.....

Betroffen saßen Nick und Chris im Wohnzimmer von Noahs Villa. Noahs Mutter war Krankenschwester und versorgte ihre Wunden. Noah und Anna saßen schweigend neben ihnen. „Albert ist tot. Baal hat Senshi auf seine Seite gezogen. Wir haben Ressourcen verloren und sind verletzt, das ist doch die Wahrheit.“, hasste Nick sich selbst. Anna konnte das Selbstmitleid ihres Verlobten nicht mehr ertragen. „Jetzt hör gut zu. Wir können nicht ändern, dass wir Verluste machen. Und Senshi bekommen wir schon wieder zurück. Außerdem haben wir Sobek ausgeschaltet, das ist doch auch etwas.“, gab sie das Positive zu bedenken. Nick und Chris konnten sich trotzdem nicht darüber freuen. Noah stand auf und wollte etwas sagen. „Wenn Senshi wirklich zu ihnen gehört, sind sie jetzt vier. Das bedeutet der letzte Kampf steht unmittelbar bevor. Wir sind jetzt gleichviele. Der Krieg wird bald toben und es kann nur eine Seite gewinnen.“, erinnerte der eher schüchterne Junge. Nick raffte sich auf und packte Noah am Hemd. „Unsinn! Senshi gehört zu uns. Und wenn schon. Dieser blöde Kampf dauert schon viel zu lange. Das nächste Mal besiege ich Baal, das schwöre ich.“, stand für ihn fest. Alle vier waren sehr angespannt. Was würde Senshi als nächstes tun? Ein Sonnenstrahl weckte Senshi aus seinem langen Schlaf. Er schlug mit den Armen um sich um richtig wach zu werden. Aber Moment! Er lag nicht in seinem Bett. Schnell hockte er auf um sich umzusehen. Er befand sich in einem eleganten Zimmer, mit einem weichen Bett. Aber wie war er hierher gelangt? Erst Sekunden später traten die Erinnerungen vom Vortag ein. Aber war das alles wirklich geschehen? Oder hatte der Junge nur schlecht geträumt? Senshi konnte es beim besten Willen nicht sagen. Erst als Baal das Zimmer betrat, wusste er Bescheid. „Du bist wach. Guten Morgen.“, sagte er wie ein Vater. Senshi ließ sich wieder fallen und versuchte einzuschlafen. Als es nicht gelang wandte er sich an Baal. „Wo bin ich?“, war Frage Nummer eins. „Dieses Haus gehört einem meiner Diener. Ich hoffe es gefällt dir hier.“, klärte Baal auf. Senshi wollte diese Frage nicht beantworten. Er hatte eine viel wichtigere, jedoch zuviel Angst um sie zu stellen. Links von Senshi stand ein Wecker. Er zeigte 10 Uhr an. Senshi hopste auf, erinnerte sich dann aber zum Glück, dass Samstag war. Er hatte noch immer seine Sachen vom Vortag an, was auch gut war. „Ich muss gehen.“, sagte er schnell, ohne seinen Vater anzusehen. „Wohin?“, wollte dieser noch vorher wissen. „Ins Krankenhaus. Ich bin in einer Stunde wieder hier.“, versprach er. „Falls dir etwas fehlt, lasse ich sofort einen Arzt kommen.“, ließ Baal verläuten, dass er nicht glücklich über Senshis geplanten Ausflug war. „Nein, ich muss jemanden besuchen. Es ist sehr wichtig.“, sah er Baal flehend an. „Einverstanden. Weißt du wo du bist? Keine Sorge, Serket kann dich hinfahren.“, bot Baal an. Senshi wich zurück. „Serket ist eine Verbündete. Vertrau ihr.“, beruhigte Baal seinen Jungen. Senshi zögerte noch, wollte aber unbedingt zu Lena. Baal ließ Senshi gehen und gab Serket noch ein Zeichen auf ihn aufzupassen.

„Natascha, geben Sie mir Herrn Beck von Airdream. Wir sind alte Bekannte.“, wies Sokar seine Sekretärin an. Diese folgte sofort und stellte das Telefonat her. „Hey, ich bins. Sokars Gesprächspartner begrüßte ihn sofort stürmisch. „Das du dich mal wieder meldest. Nette Weihnachtskarte, die du mir geschickt hast. Ein Geschenk wäre mir lieber gewesen.“, war er etwas enttäuscht. „Sorry, das nächste Mal. Ich möchte dich um einen gefallen bitten.“, platzte Sokar heraus. „Du willst also etwas von mir.“, erkannte Herr Beck. Sokar war es unangenehm um einen Gefallen zu bitten. „Also schön. Worum geht’s?“, erklärte er sich einverstanden ohne genauer Bescheid zu wissen. „In deiner Firma arbeitet doch ein Herr Kargel, oder?“, fragte Sokar langsam. „Ja, aber ich kenne dich. Du hast dich doch schon informiert. Was ist mit ihm?“, wollte Beck das Sokar zum Punkt kam. „Wirf ihn raus.“, sagte dieser schnell. Er hörte seinen Freund am anderen Ende der Leitung schnaufen. „Hör zu. Wir sind Freunde, aber nur weil du ihn nicht magst....“ Sokar schnitt ihm den Satz ab. Vertrau mir. Wirf ihn raus, und ich stelle ihn ein.“, erklärte Sokar. Für seinen Freund klang das jedoch nur verwirrender. „Ich kenne diesen Kargel nicht, aber seinen Sohn. Tu mir diesen Gefallen. Er ist dann ja nicht arbeitslos. Ich nehme ihn in meiner Firma auf und du weißt wie ich meine Angestellten behandle.“, überredete Sokar seinen Kumpel. Dieser erklärte sich einverstanden. „Also gut. Ich weiß zwar nicht, was das soll, aber ich tu es. Du wirst schon deine Gründe haben.“ Sokar grinste und machte mit seiner Hand ein Siegerzeichen. „Du hast was gut bei mir.“, versprach er seinem Freund. „Ich nehme dich wörtlich.“, meinte dieser noch, bevor er auflegte. „Natascha, kontaktieren Sie bitte einen Herrn Kargel. Er arbeitet bei Arideres. Bieten Sie ihm eine Stelle bei uns an.“, sprach er in die Gegensprechanlage.

Senshi fühlte sich gar nicht wohl dabei, wieder in den Lift des Krankenhauses zu steigen. Serket wartete draußen in ihrem Wagen. Es war schon merkwürdig. Vor wenigen Tagen war sie noch ein Feind und nun? Warum war sie eigentlich eine Verbündete? Senshi wusste es nicht mehr und wollte auch nicht darüber nachdenken. Im Moment wollte er nur nach Lena und ihrem Vater sehen. Er schlenderte in das Zimmer, in dem sie sich aufhalten musste. Doch es war leer. Weder Lena, noch ihr Vater waren da. Auch kein anderer Patient lag in seinem Bett. Eine Schwester kam vorbei und Senshi sprach sie sofort an. Was er erfuhr schockte ihn. Das Bett von Lenas Vater wurde bereits gemacht, da dieser verstorben war. Senshi hatte in den vergangenen Tagen viel verarbeiten müssen, so dass es diesmal nicht ganz so schlimm klang. Aber das war es. Egal was Senshi im Augenblick durchmachte, Lena ging es viel schlimmer. Er erfuhr von der Schwester, dass seine Freundin sich im Aufbewartungszimmer befand. Dort wurden die kürzlich Verstorbenen hingebracht. Wie ein Marathonläufer legte Senshi den Weg bis dorthin zurück. Die Tür besaß ein Fenster, wodurch er hineinsehen konnte. Lena kniete vor einem Bett, in dem ihr Vater lag. Er sah gar nicht wie tot aus. Trotzdem musste Senshi die Wahrheit anerkennen. Er öffnete die Tür doch Lena schrie nur, er solle abhauen, obwohl sie ihn gar nicht erkannt hatte. Senshi wusste nicht was schrecklicher war. Der Tod von Lenas Vater oder ihre Trauer. Plötzlich durchfuhr es Senshi. Er sah eine Möglichkeit Lena zu helfen. Er lief zurück zum Lift und drückte den obersten Knopf. Ab jetzt lief alles auf Zeit. Wenn Anubis sich noch nicht die Seele von Lenas Vater geholt hatte, gab es noch eine Chance. Senshi stürmte aufs Dach und erblickte sofort den Seelensammler. „Du hast die Seele von Lenas Vater. Gib sie wieder frei.“, verlangte Senshi erbost. Anubis schien ihn nur wenig zu beachten. „Du hast es immer noch nicht gelernt. Wie traurig.“, gab er als Antwort. Das reichte dem Jungen. Er aktivierte sein Amulett und ließ sein Schwert erscheinen. „Rück die Seele heraus, oder du bist des Todes.“, kam er in die gleiche Phase, wie schon am Vortag. Anubis tat es ihm nach und ließ einen breiten Dolch erscheinen. „Wenn du einen Kampf willst. Meine Familie betreut schon seit Ewigkeiten die Seelen der Toten. Ich würde mich über meinen Tod freuen, da ich dann endlich erlöst wäre. Trotzdem wird es mir verboten mich töten zu lassen. Deswegen wirst du in mir einen starken Gegner finden.“, akzeptierte Anubis die Herausforderung. Senshi griff an, wurde jedoch geblockt. Anubis hielt ihn nur mit dem Griff des Dolchs auf. Serket beobachtete die Auseinandersetzung in einiger Entfernung. Sie hatte ihr Handy am Ohr und wartete auf ein Freizeichen. Baal nahm am anderen Ende der Leitung ab. „Sir, der Junge kämpft.“, platzte Serket heraus. „Gegen wen?“, wollte Baal unverzüglich erfahren. „Gegen Anubis. Horus ist einfältig. Er glaubt Anubis wäre böse.“, berichtete Serket. „Ja, er muss noch lernen. Aber Anubis ist stark. Er stellt ein gutes Training dar. Wenn Anubis doch die Oberhand bekommen sollte, töte ihn. Wir brauchen Horus unbedingt noch.“, gab er Instruktion und legte ohne ein ‚Auf Wiedersehen‘ auf. „Alter, siniler....“, schimpfte Serket, nachdem sie sich sicher war, dass die Leitung wirklich getrennt war.

„Du bist stärker geworden, das spüre ich.“, entging Anubis Senshis Veränderung nicht. Senshi wollte nichts davon hören „Gib die Seele frei, oder es passiert was!“, verlangte er weiterhin. Anubis wich nun zurück und holte eine kleine schwarze Kugel hervor. Senshi hielt inne. War das die gesuchte Seele? „Gib sie mir!“, wollte Senshi seinen Willen durchsetzen. Doch Anubis ließ sie wachsen und ein Gesicht wurde darin erkennbar. Es handelte sich tatsächlich um die Seele von Lenas Vater. Plötzlich begann sie zu Senshi zu sprechen. „Senshi, mein Junge. Verstehe doch. Mein Tod war unausweichlich. Du verstehst das jetzt vielleicht noch nicht. Genausowenig wie Lena. Bitte hilf ihr in dieser Zeit. Anubis ist nicht der Teufel oder sowas. Er tut nur das, was andere wahrscheinlich nicht könnten. Er begleitet uns ins Jenseits. Das Sterben ist ein natürlicher Vorgang, also sei ihm nicht böse. Pass auf meine Tochter auf.“, bat er noch, bevor seine Stimme verhallte. Anubis schloss seine Faust wieder und ließ die Kugel verschwinden. Senshis Schwert fiel auf den Boden und verschwand anschließend. Senshi musste sich setzen. Anubis tat es ihm gleich. „Tut mir Leid.“, kam Senshis kleinlaute Entschuldigung. „Schon gut. Ich verzeihe dir.“, nahm Anubis sie an. „Gehörst du jetzt zu Osiris oder zu Baal?“, stellte Anubis die unausweichliche Frage. Senshi zuckte mit den Schultern. „Baal sagt, er ist mein Vater. Stimmt das?“, erhoffte sich Senshi eine ehrliche Antwort. Die konnte ihm Anubis aber nicht geben. „Manchmal ist das Bild, das dir dein Herz zeigt leichter zu erkennen, als das was du mit den Augen siehst. Ich habe die Seelen der verstorbenen genommen. Du dachtest, dass ich dadurch böse bin. Jetzt weißt du es besser.“, gab Anubis einen Ratschlag, der nur schwer zu deuten war. „Soll ich zu Lena gehen?“, wollte Senshi außerdem wissen. „Noch nicht.“, meinte Anubis ruhig. Senshi bedankte sich und spazierte zurück zum Lift. Serket trat ebenfalls den Rückzug an. Senshi suchte nochmal das Zimmer auf, in dem Lena noch immer hockte und weinte. Er konnte im Moment nichts mehr für sie tun, also beschloss er zurück zu Serket zu gehen. Sie würde ihn zurück zu Baal bringen. „Aber was war mit Senshis Mutter? Würde sie sich nicht Sorgen machen? Hatten Baal oder Nick sie verständigt? Senshi beschloss zu fragen, wenn er wieder in diesem schicken Haus war. Er ging und ließ Lena alleine zurück. Diese weinte sich noch immer die Augen aus. Sie hatte bereits ihre Mutter benachrichtigt und ihr schluchzend erzählt, was passiert war. Sie wollte sofort kommen, doch Lena wollte wirklich niemanden sehen. Sie wollte nur ihren Vater zurück. Sie konnte ihn nicht einmal ansehen. Sie starrte einfach auf den Boden. So bekam sie auch nicht mit, wie die Stirn ihres verstorbenen Vaters zu leuchten begann. Es wurde ein Symbol sichtbar, in dessen Mitte ein winziger Kreis aufgezeichnet war. Aus diesem Kreis flog nun eine schwarze Kugel. Es handelte sich jedoch nicht um die Seele ihres Vaters, sondern um etwas anderes, unbekanntes. Die Kugel schwebte über Lenas Kopf, direkt auf ihr rechts Auge zu. Sie bemerkte es zwar, aber zu spät. Die Kugel wurde transparent und flog mit einem Riesentempo in ihr Auge. Lena spürte nichts, bis auf ein jucken auf ihrer Stirn. Das Zeichen, welches noch kurz zuvor auf der Stirn ihres Vaters prangte, zierte jetzt ihre. Dieses für sie Unbekannte war von ihrem Vater auf sie übergegangen. Als wäre sie nie dagewesen verflog ihre Trauer und sie stand schon fast fröhlich auf. Ihre Mutter stürzte ins Zimmer und umarmte ihre Tochter sofort. Das Zeichen bemerkte sie nicht. Es verschwand wenig später, doch etwas hatte sich in Lena eingenistet....

„Ich möchte Ihnen vielmals danken. Ohne Sie wäre ich verloren.“, bedankte sich Sokars Gesprächspartner überschwenglich. „Schon in Ordnung. Ihre Referenzen sind ausgezeichnet. Ich freue mich Sie als neuen Mitarbeiter in unserer Firma begrüßen zu dürfen.“, entgegnete Sokar seinem neuen Angestellten. „Sagen Sie, wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen?“, interessierte Herrn Kargel brennend. „Oh, ich kenne Ihren Sohn.“, antwortete Sokar hastig. Dafür erntete er einen verblüfften Blick. „Meinen Sohn? Sie meinen Chris? Aber woher den?“, wollte er nun mehr wissen. „Ach, wir sind uns einmal über den Weg gelaufen. Er hat mir sehr geholfen und ich schuldete ihm noch etwas.“, gab Sokar als Erklärung an. „Heißt das, mein Sohn hat Sie verständigt, dass ich entlassen wurde?“, kamen für Herrn Kargel noch mehr Rätsel auf. „Ja, aber sind Sie ihm nicht böse. Er ist wirklich ein guter Junge.“, lobte der Geschäftsmann Chris. „Danke. Wann kann ich anfangen?“, erkundigte Herr Kargel sich noch. „Gleich morgen. Und jetzt gehen Sie nach Hause und grüßen Sie ihren Sohn von mir.“, bat Sokar. Er schüttelte seinem Mitarbeiter noch die Hand und verabschiedete ihn dann. „Phase eins wäre erledigt.“, rieb er sich freudig die Hände. Serket öffnete Senshi die Tür zum Beifahrersitz. Dieser stieg nachdenklich ein und zog sie wieder zu. „Nächste Station?“, wollte Serket erfahren, als sie ebenfalls einstieg. Senshi verstand zuerst nicht und blickte seine Fahrerin verdutzt an. „Möchtest du noch wo hin, oder fahren wir zurück zu deinem Vater?“, wurde Serket deutlicher. „Naja, ich würde gerne noch zu meiner Mutter.“, traute sich ihr Beifahrer. „Das ist gar nicht notwendig. Baal hat bereits mit ihr gesprochen und ihr alles erklärt.“, versuchte sie Senshi seinen Plan auszureden. „Also gut, dann fahren wir zurück.“, gab er sich zufrieden. Serket nickte und startete den Wagen. Serket fuhr über lange Seitenstraßen zu ihrem Zielpunkt. Senshi beobachtete die Umgebung durchs Fenster, bis das Auto plötzlich hielt. „Ich fürchte wir müssen doch noch einen kleinen Abstecher machen.“, seufzte Serket. Senshi sah nach vorne und verstand. „Soll ich mitkommen?“, fragte Serket mit ernster Miene. Senshi schüttelte den Kopf und stieg aus. „Morgen.“, begrüßte Senshi seinen Freund. „Es ist bereits Mittag.“, erwiderte Nick kühl. „Ich schlage vor, wir gehen auf das Dach dieses Gebäudes.“, zeigte er auf eine Tür, hinter der eine Treppe begann. Nick marschierte als erstes los und Senshi folgte ihm. Beide standen kurze Zeit später auf der Dachterrasse des verlassenen, mehrstöckigen Hauses. Nick spazierte zum Rand und guckte hinunter. Er hatte seinem ehemaligen Schützling den Rücken zugekehrt und ließ dann schließlich sein Zepter erscheinen. „Nick....“, begann Senshi, kam aber nicht weiter. Ihm vielen einfach nicht die passenden Worte ein. „Ich habe schon verstanden, du musst nichts mehr erklären. Wir sind jetzt Feinde, und so müssen wir uns auch verhalten. Kämpfe!“, forderte Nick den Jungen heraus. Senshi zögerte, wusste aber, dass Nick ihn nicht in Ruhe lassen würde. „Wenn du es so haben willst.“, reagierte Senshi und rief sein Schwert. Ein wilder Kampf entbrannte, in dem Senshi und Nick ihr bestes gaben. Senshi bemerkte, dass es Nick ernst war und er mit ganzer Kraft kämpfte. Serket hatte währenddessen Baal kontaktiert. Dieser war äußerst besorgt und meldete sein Kommen an. „Du bist tatsächlich besser geworden.“, lobte Nick seinen Schüler. „Dieses Kompliment kann ich dir nur zurückgeben. Du hast deinen langweiligen Kampffstill verbessert.“, gab dieser frech zurück.

„Verdammt. Er ist wirklich stark und zögert nicht. Aber ich kann ihn noch besiegen. Wenn das hier ein Film wäre, wüsste ich schon die passende Kampfmusik.“

Baal hatte sich inzwischen an den Kampfort begeben und folgte dem Kampfgeschehen aus sicherer Entfernung. „Alles weitere hängt davon ab, ob er gewinnt oder verliert. Und wie er sich verhalten wird.“, führte er ein Selbstgespräch. „He, Senshi. Da gibt es etwas, was ich dir zeigen möchte.“, wollte Nick seinen Gegner auf etwas vorbereiten. „Was? Wie du auf Knien um Gnade winselst?“, gab dieser zurück. Senshi fand es merkwürdig, da er früher nie soetwas gesagt hätte. Nick setzte wieder seine Technik ein und kopierte sich selbst. „Was soll den das? Ein Nick ist mir schon zu viel.“, zeigte Senshi seine Kampflust. Dafür erntete er gleich den ersten Tritt von seinem ehemaligen Freund. Natürlich schlug er sofort zurück, erwischte jedoch nur Luft. „Verdammt, deine Tricks helfen dir bei mir nicht.“, meinte er ein bisschen verwirrt. „Diese Technik ist nicht zu toppen. Höchstens der alte Senshi hätte hinter ihr Geheimnis kommen können.“, erzählte Nick. „Der alte? Habe ich mich den verändert?“, fragte er seinen Gegner um Zeit zu schinden und seine Konzentration zu beeinflussen. „Das musst du doch selbst bemerkt haben. Seitdem dein angeblicher Vater dich manipuliert, hat sich dein Charakter praktisch ins Gegenteil geändert.“, versuchte Nick auf Senshi einzureden. Diesem fehlten im Moment die Worte Als er nicht sofort antwortete, traf ihn ein erneuter Schlag von Nicks Zepter. Es hatte seine Schulter erwischt und Senshi biss die Zähne zusammen. Er zerteilte den ersten Nick den er sah mit seinem Schwert, traf aber ins Leere. „Mein Junge!“, mischte sich nun Baal ein. „Wenn du deinen Augen nicht mehr vertrauen kannst, nutze deine Ohren.“, gab er Senshi einen Ratschlag. Dieser war etwas über das Erscheinen seines Vater überrascht, beherzigte seinen Rat aber. Nick machte beim Angriff Geräusche, welche Senshi hören musste. Er hatte sowas schon in Karatefilmen gesehen, doch noch nie selbst ausprobiert. Er schloss seine Augen und strengte seine Ohren an. Tatsächlich hörte er Nick rennen. Er riss seine Augen auf und richtete sein Schwert nach

vorne. Nick konnte gerade noch mit seinem Zepter blocken. „Netter Trick. Aber ich brauche nur meine Schuhe auszuziehen, um deine Strategie zu vereiteln. Das werde ich zwar nicht machen, aber pass trotzdem auf!“, sprach er und setzte einen weiteren Klon an seine Stelle. Senshi schloss abermals die Augen und horchte. Diesmal wollte sein Gegner von hinten kommen. Senshi drehte sich blitzschnell um und führte einen Schlag mit seinem Schwert durch. Doch Nick hatte dies geahnt und war schnell nach rechts ausgewichen. Er schleuderte sein Zepter und traf Senshis verletzte Schulter. Dieser ballte eine Faust und taumelte ein paar Schritte zurück. „Schluss jetzt!“, entschied Baal und rief seinen Dreizack. Aus seinen Spitzen schien ein starker Wind zu kommen, welcher sämtliche Klone vortrug. Nick passte Baals Einmischung gar nicht. „Hast du nochwas auf Lager?“, fühlte sich Senshi wieder auf der sicheren Seite. „Ja, du wolltest es nicht anders.“, kündigte Nick einen weiteren Angriff an. Baal ahnte nichts gutes. Nick bereitete seine ultimative Waffe vor, mit der er bereits Sobek ins Jenseits geschickt hatte. „Jetzt wehre das ab!“, forderte er und ließ seinen Energieball auf Senshi los. Dieser erschrak fürchterlich. „Vater, was soll ich tun?“, fragte er verzweifelt. „Vertrau auf dein Schwert. Es kann sogar den härtesten Stahl durchschneiden.“, baute er Senshi im richtigen Moment wieder auf. Dieser rannte sogar auf die Energiekugel zu und schwang sein Schwert. Zum Erstaunen aller schnitt er ihn in zwei Hälften, welche ein Stück weiterflogen, aber dann verpufften. „Du... du hast meine beste Technik abgewehrt.“, staunte Nick nicht schlecht. „Dank meines Schwerts.“, lobte Senshi das Stück Metall. „Gut gemacht, Junge. Aber das war nicht nur dein Schwert. Du bist sehr stark geworden und kannst nun jeden besiegen.“, machte ihm Baal Mut. „Danke, Papa.“, freute sich Senshi über das Lob. „Das ist doch ein Alptraum. Senshi wird immer mehr in seinen Bann gezogen. Ich weiß nicht, ob ich ihn noch zurückholen kann.“, war Nicks bereits gedanklich beim Verzweifeln. „Ich gebe nicht auf!“, schrie er und griff wieder an, obwohl seine letzte Attacke ihm jegliche Kraft geraubt hatte. Das erkannte auch Senshi und schwang sein Schert in seine Richtung. Nick benutzte sein Zepter, welches jedoch vom Schwert gezweiteilt wurde und zerbrach. Doch Senshis Schwert hielt nicht an, sondern verletzte Nicks zusätzlich am Bein. Mit schmerzverzerrtem Gesicht brach er zusammen. Er packte sofort sein rechtes Bein und bemerkte, dass er eine große Wunde besaß. An Verteidigung oder Flucht war jetzt nicht mehr zu denken. „Du hast verloren.“, grinste Senshi erfreut. Nick nickte. „Tja, sieht so aus. Du bist sogar stärker als ich geworden, gratuliere.“, lobte er den Jungen trotz ungeheurer Schmerzen. „Ich bin stolz auf dich, mein Junge. Jetzt bring es zu Ende.“, war Baal nun an Senshi herangetreten. Dieser stutzte. „Was meinst du?“, fragte er, obwohl er es schon ahnen konnte. „Mach Schluss. Er hat keine Gnade verdient, also setze zum letzten Schlag an.“, wurde Baal deutlicher. Senshi zögerte natürlich. „Worauf wartest du? Ich bin schließlich dein Feind, also stich zu.“, ermutigte auch Nick den Jungen. Dieser blickte ihn verwirrt an. „Dein Vater weiß schon was das richtige für dich ist. Oder sollte ich besser sagen für sich?“, ergänzte der Verletzte. Senshi begann nun das erste Mal zu zweifeln. „Worauf wartest du? Beeile dich und töte ihn. Ich weiß, du hast noch nie jemanden umgebracht, aber er ist dein Feind!“, redete Baal weiter. Nun blitzte es bei Senshi. Er ließ sein Schwert fallen und blickte Baal in die Augen. „Wenn du mich so gut kennst, dann kannst du mir auch sicher eine Frage beantworten.“, wagte er sich nun weiter. Nick grinste. Sein Freund schien nun endlich zu kapieren. „Natürlich, ich kann dir alles zu der Zeit sagen, als ich noch bei dir und deiner Mutter war.“, tat Baal so, als würde er sich erinnern. „Dann sag mir, welches Haustier ich damals besessen habe. Das ist nur ein kleiner Test, ich hoffe du verstehst das.“, meinte Senshi. Baal holte Luft und strengte sich an. Selbstverständlich erinnere ich mich. Als du noch klein warst, hast du eine kleine Maus besessen.“, versuchte Baal sein Glück. „Ist das war?“, wandte sich Nick an Senshi. Dieser nickte. „Nicht ganz, es war es eine Ratte und keine Maus. Mama hat sich deswegen ziemlich aufgeregt.“, half er seinem angeblichen Vater auf die Sprünge. Dieser wurde unruhig. „Ja, gut. Maus oder Ratte. Das kann man doch mal verwechseln, oder?“, gab er dennoch nicht auf. „Vielleicht. Was war dein letztes Geschenk an mich?“, fragte Senshi weiter. „Natürlich das Haustier. Und es hieß Schepsi, wenn du das auch noch wissen willst.“, fühlte sich Baal nun auf der sicheren Seite. „Falsch. Das letzte war das hier. Es hat dir unheimlich viel bedeutet.“, meinte Senshi und holte sein Amulett heraus. Der falsche Vater begann zu schwitzen. Senshi reichte Nick die Hand, welcher sich mühevoll aufrappelte. „Deine Lügen und Intrigen sind durchschaut. Du bist nicht mein Vater, aber auch nicht der, für den du dich ausgibst.“, warf er Baal vor. Nick verstand nicht was der frisch rehabilitierte Senshi meinte. „Sag uns wer oder was du bist!“, verlangte Senshi aufgebracht. „Also gut. Ich gebe mich geschlagen. Ich verrate dir, warum ich aussehe wie dein Vater. Ich habe dir die Wahrheit gesagt, ich bin für seinen Tod verantwortlich.“, begann er mit der Erklärung. Senshi Herz pochte. „Vor 8 Jahren habe ich gegen ihn gekämpft. Ich habe ihn besiegt und getötet. Allerdings habe ich danach meinen Körper aufgegeben und deinen Vater als neuen Wirt auserwählt.“, erzählte Baal mit schauriger Stimme. Weder Senshi, noch Nick kamen ganz mit. „Was meinst du mit Wirt? Du bist kein Mensch, richtig?“, stellte Senshi nun eine ungewöhnliche Frage. „Was soll er den sonst sein?“, wunderte sich Nick über den Jungen. Hatte er während des Kampfes vielleicht etwas auf den Kopf bekommen? „Dein Freund hat Recht. Auch wenn es unglaublich klingt. In Wirklichkeit bin ich der Gott Baal. Ich existiere schon länger, als der Sand Ägyptens und beziehe meine Kraft direkt von Kuk und Kauket, den Göttern der Finsternis. Als das Chaos sämtliche meiner Artgenossen verschlang, stellte ich mich als Diener zur Verfügung. Indem ich die restlichen Götter verriet, ließ mich das Chaos weiter existieren.“, erzählte Baal seine unglaubliche Geschichte. „Mit anderen Worten du hast deinen eigenen Hintern geschützt um lebendig aus der Sache rauszukommen. Du bist armselig.“, konnte Nick den Gott nicht verstehen. „Das Chaos nahm mir jedoch meine Kraft, worauf ich alle 100 Jahre einen neuen Wirt brauche, um weiter zu leben. Und zwar den eines starken Kriegers. Ich habe deinen Vater dazu auserwählt. Ein paar seiner Erinnerungen sind auf mich übergegangen, weswegen ich auch deine Fragen beantworten konnte. Leider nicht mit großem Erfolg. Aber wenn du denkst du kannst deinen Vater zurückholen, muss ich dich enttäuschen. Seine Seele ist bereits in der Unterwelt und für immer verloren.“, begann er nun zu lachen, obwohl er Senshi als Mitglied seiner Organisation verloren hatte. Der betrogene Sohn nahm sein Schwert und ging wutentbrannt auf Baal los. Dieser wehrte den Überraschungsangriff mit seinem Dreizack ab. Dann verformte sich sein Gesicht und es wurden Teile eines Skelettschädels sichtbar. So schnell wie er erschienen war, verschwand er auch wieder. „Das ist mein wahres Gesicht. Deswegen benötige ich Wirte! Willst du nicht doch noch bei uns mitmachen? Ich kann dir die Welt zu Füßen legen.“, säuselte er. „Nein, ich finde dich einfach widerlich!“, erwiderte Senshi frech. „Wie du meinst. Wir werden uns früher wiedersehen als es dir lieb ist. Ach, Osiris.“, warf er seinen Blick nun auf Nick „Beim letzten Kampf werde ich dich als Gegner auserwählen. Ich habe meine Gründe, also bis morgen.“, verriet er noch, bevor er sich wieder einmal in Rauch auflöste. „Morgen? Was meint er damit?“, wandte sich Senshi sofort an Nick. „Keine Ahnung. Aber sie sind in der Unterzahl. Erst wenn sie und wir gleich viele aktive Amulette besitzen, beginnt der letzte Kampf. Aber das ist sicher nicht Morgen.“, erklärte er den Sachverhalt. Senshi hatte die Worte zwar aufgeschnappt, blickte aber besorgt auf Nicks Bein. „Gott, das tut mir so Leid!“. flehte er beinahe. „Vergiss es. Das wird schon wieder.“, tat er die Sache ab. Senshi glaubte nicht, was er hörte. „Ich habe dir eine riesige Wunde verpasst!“, konnte er Nick nicht verstehen. „Ja, aber ich habe das Amulett des Osiris. Also gehen meine Verletzungen schneller wieder zurück.“, erklärte er und stand einfach so auf. „Es tut nicht einmal mehr weh.“ Senshis schien sich darüber sehr zu freuen. Nick musste schon sehr die Zähne zusammen beissen, um den Schmerz zu ertragen. Er hasste es zu lügen, doch Senshi musste in den nächsten Tagen in top Form sein. Baal würde sicher nicht so einfach aufgeben. „Gehen wir nach Hause.“, reichte Nick Senshi seine Hand, um ihm abermals die Freundschaft anzubieten. Dieser ergriff sie sofort und beteuerte nochmals wie Leid es ihm tat. Während Senshi nach Hause marschierte, blieb Nick noch etwas, um seine Wunde nicht zu sehr zu belasten.
 

Die Unterwelt
 

Senshi stand unverzüglich auf, als Anna aus dem Zimmer trat, in dem Nick untergebracht war. „Wie... wie geht es ihm?“, traute sich Senshi kaum zu fragen. Anna blickte ihn beträchtlich an. Sie zweifelte noch immer daran, ob sie Senshi nun vertrauen konnte. „Er hat gesagt, seine Wunde heilt durch sein Amulett schneller.“, warf der Junge ein. „Geh jetzt nach Hause.“, wollte Anna ihm keine Antwort darauf geben. Senshi wollte sich entschuldigen, doch Anna wehrte ab. Senshi schluckte und machte dann kehrt. Auf dem Weg nach draußen begegnete er noch Noah. „Tut mir Leid. Ich war....“, versuchte Senshi bei ihm sein Glück. „Schon gut. Keiner ist ernsthaft verletzt. Außerdem wissen wir nun mehr über unsere Feinde.“, wollte Noah optimistisch sein. Trotzdem verriet der Klang seiner Stimme etwas anderes. Es würde sicher noch eine Weile dauern, bis Senshi bei seinen neuen Freunden wieder einen Stein im Brett hatte. Missmutig verließ er das ‚Hauptquartier‘ seiner Mitstreiter und schritt die Straße entlang. Es dauerte eine Weile, bis ihm einfiel, wo er hingehen sollte. Seine Mutter hatte sicher schon die Polizei verständigt. Baal hatte zwar erzählt, er habe seiner Mutter Bescheid gesagt, doch so ganz konnte Senshi dem nicht glauben. Der Junge suchte die nächste Haltestelle auf und stieg in den nächsten Bus. Er bemerkte, dass das Gefährt außer ihm und dem Fahrer verlassen war. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es noch immer früher Nachmittag war. Senshi war noch lange nicht am Ziel, trotzdem verleitete ihn ein Gefühl zum Aufstehen. Der Bus fuhr gerade auf eine weitere Haltestelle zu. Senshi sah aus dem Fenster um sich zu vergewissern, was er gerade sah. Ihm war nämlich sofort eine bekannte Person aufgefallen, die dort wartete. Senshi wusste nicht, ob sie zu ihm einsteigen würde, oder erwartete, dass der Junge zu ihr kam. Da Senshi mit ihr ins Gespräch kommen wollte, entschied er sich für Letzteres. Er drückte auf einen Knopf, und neben dem Fahrer leuchtete ein rotes Lämpchen. Das signalisierte ihm, dass Senshi nächste Station aussteigen wollte. Senshi hopste die Stufen hinunter und wartete, bis sich die Tür öffnete. Der Junge trat ins Freie und sah sich um. Verwundert hob er die Augenbrauen. Die Person war verschwunden. Oder hielt sie sich gar wo anders auf? Senshi überblickte sein Umfeld, um sie ausfindig zu machen. Es dauerte etwas, bis Senshi kapierte. Die Person hatte sich in den Schatten einer Mauer zurückgezogen. Sie war schwarz gekleidet, wodurch Senshi sie natürlich leicht übersehen konnte. Er näherte sich ihr und war gespannt, was sie von ihm wollte. Noch vor wenigen Stunden hatte der Junge mit ihr geredet, und sie hatte ihm wahrlich weitergeholfen. Doch was hatte sie ihm nun zu sagen?

„Ist er weg?“, fragte Nick seine Freundin. Anna nickte einmal kurz. Nick schien zu erahnen, was in Annas Kopf vor sich ging. „Baal hat ihn manipuliert. Wir werden in Zukunft einfach besser auf ihn aufpassen.“, tat er die Sache ab. „Nick! Dein Bein hat es erwischt! Und du denkst nur an den Jungen. Ich weiß, dass er stark ist, aber ich fürchte du machst dir etwas vor. Wenn er so einfach zu manipulieren ist, kann er es nicht mit Baal aufnehmen. Wir müssen uns auf unsere eigene Stärke verlassen.“, wollte Anna von Nicks Optimismus nichts mehr hören. Dieser lehnte sich zurück und machte es sich wieder gemütlich. Noah hatte ihn in das Gästezimmer gesteckt und seine Wunde behandeln lassen. „Du hast ihm gesagt, deine Verletzung würde von alleine verheilen. Wenn du ihn belügst, wird er niemals für uns eintreten können. Wahrscheinlich ist das für ihn alles nur ein Spiel!“, redete Anna weiter auf den Patienten ein. Nick war aber anderer Meinung. „Nein! Du weißt nicht, was gerade in Senshi vorgeht. Es geht ihm alles zu schnell. Wir hatten Zeit uns anzupassen, doch er wird mit Kämpfen und Informationen überschüttet. Im Moment denkt er einfach nur daran, das Richtige zu tun. Und das ist auch gut so. Er vertraut uns jetzt, und wir müssen ihm das selbe Vertrauen entgegen bringen. Beim Letzten Kampf stehen wir als Gruppe unseren Feinden gegenüber. Wir müssen uns aufeinander verlassen können.“, erklärte Nick Anna, dass sie jetzt zusammenhalten mussten. Anna setzte sich zu ihm und griff nach seinem Arm. „Du hast ja recht. Ich werde Senshi anrufen und mich entschuldigen.“, schlug das Mädchen vor. Nick riet ihr aber damit zu warten. Senshi musste erst die vergangenen Ereignisse verarbeiten. Was Nick aber nicht wusste, war, dass Senshi im Moment alles andere als Zeit dafür besaß.

„Ich hätte nicht mit dir gerechnet.“, war Senshi sichtlich über Anubis erscheinen überrascht. Dieser schien bereits seit einiger Zeit ungeduldig zu warten. „Du weißt jetzt also, wo dein Platz ist.“, wusste Anubis zu Senshis Erstaunen bestens Bescheid. „Baal..... er hat mich ausgetrickst.“, konnte der Junge nur bestätigen. „Du bist verwirrt.“, schien Anubis besser über Senshis Zustand zu wissen, als dieser selbst. Der Junge konnte nur nicken. Anubis sah kurz in die Ferne, und wandte sich dann wieder Senshi zu. „Ich möchte dir ein Angebot unterbreiten.“, platzte er nun heraus. Senshi hob seinen Kopf. Was meinte der mysteriöse Anubis damit? Dieser sah sich um, und als er sich sicher sein konnte, dass kein Unbeteiligter in der Nähe war, nahm er sein Amulett heraus. Er hielt es in die Luft, und es schien etwas herauszukommen. Senshi hielt es erst für Wasser, wurde dann aber eines besseren belehrt. Die schwarz-violette Flüssigkeit strömte unaufhörlich auf den Boden. Senshi dachte daran, ein paar Schritte rückwärts zu machen, doch Anubis hielt ihn mit einem warnenden Blick fest. Die merkwürdige, feuchte Substanz umschloss Senshis Füße, doch das war erst der Anfang. Obwohl der Junge es nicht sehen konnte, spürte er wie sich die Flüssigkeit hinter ihm zu einer Säule aufbaute. Auch von der Seite schoss die Substanz unerwartet in die Höhe. Es dauerte nicht lange, und Senshi und Anubis waren darin eingeschlossen. Senshi war so überrascht, dass er zuerst keine Worte fand. Die beiden befanden sich in einer Blase, die gänzlich aus der Flüssigkeit bestand. Da der Junge sowas noch nie erlebt hatte, wusste er natürlich auch nicht, wie er sich verhalten sollte. „Das musst du mir jetzt erklären. Wo befinden wir uns?“, konnte Senshi sich endlich dazu durchringen zu fragen. „Ich habe ein Tor geschaffen. Ein Tor zur Unterwelt.“, war Anubis klare Antwort. Senshi reichte sie jedoch noch nicht. Er fragte nochmals. Diesmal genauer. „Wenn du mir folgst wirst du einiges verstehen. Natürlich kannst du dich auch weigern. Dann verschwindet die Blase und du kannst deines Weges gehen.“, stelle ihn Anubis vor die Wahl. Das roch nach einem weiteren Abenteuer, doch davon hatte Senshi im Augenblick mehr als genug. „Wozu bietest du mir das an? Was soll ich dort unten tun?“, fragte Senshi nach dem Zweck der Reise. Anubis spürte, dass Senshi dazu bereit war. „Jede einzelne Frage, die noch auf dir lastet, wird dort beantwortet.“, meinte Anubis. Senshi sollte also ins Totenreich aufbrechen. Doch was würde ihn dort erwarten? Es war wieder so eine Sache, bei der er nicht wusste, an was er war. „Werde.... werde ich auch meinen Vater sehen können? Meinen echten?“, wagte sich Senshi endlich zu fragen. Anubis blickte ihn an, als hätte er bereits seit Ewigkeiten auf diese Frage gewartet. „Wenn du das willst.“, beantwortete er die Frage weder mit ja noch mit nein. Senshi holte nochmals tief Luft und gab schließlich sein Einverständnis. Das war ein Fehler. Über den beiden brach die Konstruktion aus der schwarz-violetten Flüssigkeit zusammen. Auf einmal schienen Massen davon zu existieren. Die Substanz fiel auf Senshi herab und begrub ihn. Er fühlte sich plötzlich, als stünde er auf dem Meeresgrund. Die Wassermassen prallten unaufhaltsam auf ihn. Senshi sackte zusammen und fiel hart. „Anubis!“, verlangte er sofort eine Erklärung. Das seltsame Wasser hatte Senshis Gesicht erreicht und floss in Nase und Mund. Senshi konnte zu spät etwas unternehmen. Er wagte es nicht die Flüssigkeit auszuspucken, da er sonst nur noch mehr abbekommen würde. Bald konnte er in der Substanz schwimmen, bzw. tauchen. Er versuchte einen Ausgang zu finden, was aber nicht gelang. Also schwamm er einfach nach oben. Mit so einer Situation war er noch nie konfrontiert. Es gab auch keine Spur von Anubis. War es gar eine Falle? War Anubis etwas böse geworden? Senshi schwamm und schwamm, aber es kam kein Ende. Die Flüssigkeit schien den Jungen an der Flucht zu hindern. Bald hatte Senshi keine Luft mehr und sank. Seine Kräfte hatten ihn verlassen. Es dauerte nicht lange, bis er das Bewusstsein verlor..... .

„Was passiert da?“, fragte Anna verdutzt, als Nicks Amulett und ihres zu leuchten begonnen. „Etwas ist mit Senshi passiert.“, erkannte Nick das Unglück. Danach versuchte er aufzustehen, doch es fiel ihm schwer. Anna hielt ihn zurück, doch Nick war es ernst. Anna bestand darauf ihn zu begleiten. Nick wollte sie zuerst nicht in Gefahr bringen, hatte wegen seines Zustands aber keine andere Wahl.

Entsetzt riss Senshi die Augen auf. Die Flüssigkeit war fort. Was hatte sich Anubis dabei gedacht? Die Antwort würde er sicher gleich hören. Anubis streckte ihm die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen. „Was sollte das? Ich wäre beinahe abgekratzt.“, war Senshi sichtlich sauer. „Nicht nur beinahe.“, erwiderte Anubis trocken. Senshi wurde hellhörig. Er verzichtete auf Anubis Hilfe und sprang auf. Suchend sah er sich um. Er schien sich in einer Art Höhle zu befinden. „Hast du..... hast du uns tatsächlich in die Unterwelt gebracht?“, konnte es Senshi kaum glauben. Ein Nicken von Anubis bestätigte es jedoch. „Bin... bin ich etwa tot?“, fragte der Junge entsetzt. Ein weiteres Nicken. „Ich wollte zwar in die Unterwelt, aber nicht so!“, brüllte er Anubis wütend an. Dieser bat ihn zu beruhigen. „Keine Angst. Wir können jederzeit wieder zurück.“, erklärte er die Sachlage. Senshi konnte also wieder aufatmen. „Was ist genau passiert?“, wollte er mehr hören. Anubis setzte zur Antwort an. „Wir mussten in den Zustand des Überganges eintreten. Hab aber keine Angst. Solange wir hier unten sind, solange ich hier unten bin, können unsere Körper nicht sterben. Das war der einzige Weg um hierher zu kommen.“ Senshi konnte nicht behaupten, dass er alles verstand. „Was passiert mit unseren Körpern?“, machte er sich doch ein wenig Sorgen. „Selbst falls sie gefunden werden, wir werden bald zurückkehren. Doch vorher müssen wir Osiris finden.“, offenbarte Anubis. „Du meinst Nick?“, hakte Senshi nach. Anubis schüttelte den Kopf. „Nein. Das Chaos hat Osiris verschlungen und in die Unterwelt gebracht. Osiris war so mächtig, dass er die Herrschaft erlangte.“, erzählte Anubis etwas, was Senshi bekannt war. Er erinnerte sich, dass er sowas bereits gelesen hatte. „Dann gehen wir jetzt zu diesem Osiris?“, wollte er Gewissheit. Anubis schien sich nicht festzulegen. „Noch nicht.“, meinte er und sah sich unruhig um. „Wir bekommen Besuch.“, war auch Senshi das Ankommen zweier Personen nicht entgangen. Als er jedoch sah, um wenn es sich handelte, wich er zurück. „Uräus und Sobek!“, rief er entsetzt. „Müssten die nicht tot sein?“, verstand Senshi die Welt nicht mehr. „Genau wie wir.“, erinnerte Anubis. Senshi schluckte. Er bereute es bereits Anubis zugesagt zu haben. „Dann müssen wir kämpfen!“, sah Senshi keine andere Möglichkeit. Anubis weigerte sich. „Tut mir Leid. Ich bin neutral.“, erinnerte er. Senshi kippte aus allen Latschen. „Schön für dich! Aber DU hast uns hierher gebracht, also hilf mir!“, verlangte der Junge genervt. Anubis konnte ihm jedoch nicht helfen. Sauer ließ Senshi sein Schwert erscheinen und bereitete sich auf den unausweichlichen Kampf vor.

Die steinerne Tür des Tempels sprang auf und ein ungebetener Gast stolzierte herein. Sofort sprangen die Wachen auf und stellen sich dem Eindringling entgegen. Dieser schwenkte seine Hand und ließ die Wachen einfach verschwinden. Es schien so, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Der Eindringling setzte seinen Weg fort. Sein Ziel war die Halle, in der die Gebete abgehalten wurden. Dort stand schon ein zierlicher Mann an einem großen Feuer. Als er den Eindringling nicht beachtete wurde dieser wütend. „Knie nieder!“, befahl er unverzüglich. Der Priester folgte nicht. „Du bist nicht mein Gott, Baal! Ich diene ausschließlich dem Gott des Chaos und der Zerstörung.“, schien sich der Priester nicht zu fürchten. Baal dachte daran, ihn ebenfalls verschwinden zu lassen, ließ es dann aber bleiben. „Das Chaos wird auferstehen. Aber habe keine Angst. Ich werde dich nicht aufhalten. Ich werde mich dir anschließen.“, verkündete Baal sein Vorhaben. Der Priester glaubte sich verhört zu haben. „Das Chaos wird jeden Gott vernichten, du bist keine Ausnahme. Dann werde auch ich, der Hohepriester Karim-Haa an seiner Seite stehen. Selbst du wirst vor mir knien!“, trat er dem Gott mutig gegenüber. Dann wandte er sich jedoch schnell wieder dem Feuer zu. Es veränderte sich, und Karim schien endlich am Ziel zu sein. Baal wich zurück. Er war zu spät gekommen. Das Chaos würde auferstehen und ihn vernichten. Er würde natürlich versuchen sich als Diener anzubieten, doch es sah schlecht für ihn aus. Plötzlich schlugen die Flammen auf Karim über. Dieser erschrak und versuchte sie abzuschütteln. Das misslang und schließlich stolperte er. Er fiel direkt in den Abgrund, in dem das Feuer loderte. Baal schien nicht groß darauf zu achten. Karim schien vergessen zu haben, dass ein Opfer für die Auferstehung nötig war. Wenig später entstieg ein Wesen, vollkommen aus Flammen bestehend dem Abgrund. Natürlich entdeckte es Baal sofort. Dieser hatte sich sofort hingekniet um zu zeigen, dass es sich bei ihm nicht um einen Feind handelte. „Hast du mich geweckt?“, fragte das Feuerwesen mit dunkler Stimme. Baal nickte sofort. Das war die richtige Entscheidung. Das Wesen ließ ihn am Leben. Es streckte seinen Kopf dem Himmel entgegen. „So viele Götter....“, raunte es. „Ich bin bereit euch ewig zu dienen.“, kam es von Baal. Das Wesen nahm dies ohne Reaktion zur Kenntnis. „Mein erstes Opfer.... ist Horus!“, begann es schaurig zu lachen. „Ich werde Euch zu ihm führen.“, bot der Verräter ohne nachzudenken an....

Uräus und Sobek sahen wie Zombies aus. Als hätten sie keinen eigenen Willen, trabten sie in Senshis Richtung. Senshi schwang sein Schwert, welches Uräus hart traf. Obwohl es durch ihn hindurch ging, fiel er zu Boden und es war nur noch Sobek übrig. Senshi sprintete los und holte abermals zum Schlag aus. Auch Sobek konnte nicht standhalten. Senshi atmete erleichtert auf. „Siehst du? Ich habe es auch ohne dich geschafft!“, gab Senshi vor Anubis an. Dieser wies Senshi an sich nicht zu früh zu freuen. Uräus und Sobek erhoben sich wieder. „Warum sind die den wieder auf den Beinen?“, fragte Senshi verdutzt. „Weil sie schon tot sind.“, machte Anubis dem Helden klar. Senshi knirschte mit den Zähnen. So hatte er sich das nicht vorgestellt. „Mein Schwert kann ich vergessen. Am besten, ich sauge diese Geister mit einem Staubsauger ein.“

Uräus und Sobek wiederholten ihren Angriff und Senshi wollte abwehren. Doch das war gar nicht nötig. Wie Schatten, die vom Licht getroffen wurden, verschwanden die beiden wieder. „Was ist jetzt wieder los?“, kam Senshi nicht mehr mit. „Wer seit ihr?“, erklang nun eine Stimme, die Senshi fremd war. „Ähhmmm... ich bin Senshi, und ich bin nur wegen dem da hier!“, beschwerte sich der Junge und zeigte auf Anubis. Dieser blickte ihn strafend an. „Zolle der großen Amentet Respekt!“, ermahnte er ihn. „Das.... ist Amentet? Die Begleiterin der Toten?“, war Senshi sichtlich überrascht. „Du hast dir Feinde gemacht. Aber Osiris interessiert euer Anliegen. Folgt dem Gang, und ihr werdet ihn finden.“, erklärte er den weiteren Verlauf. Erst jetzt stach Senshi der schmale Gang hinter ihm ins Auge. „Gehen wir?“, wandte er sich an Anubis. Dieser war dem Jungen bereits einen Schritt voraus und war in den Gang eingebogen. „Beeile dich. Wir dürfen uns nicht zu lange hier aufhalten. Ab hier werden wir stark belastet. Wenn wir nicht schnell gehen, könnten unsere Körper sterben.“, offenbarte er ihm. Senshi verzog das Gesicht. Wieder ein Detail, das Anubis vergessen hatte zu erzählen.

Währenddessen waren Nick und Anna an der Stelle angekommen, an der Senshis und Anubis Körper lagen. „Sind sie?“, wagte es Anna kaum zu fragen. Nick schüttelte den Kopf. „Nein, aber wir müssen uns beeilen. Am besten wir bringen sie zu einem Arzt. Ruf Noah an und sag ihm, wir bringen die beiden mit. Er soll den Doktor zurückholen, der auch bei mir war.“, gab er Anweisung. Was er aber nicht wusste, war, dass es noch zu früh war die beiden zurück ins Leben zu holen.... .

„Dauert es noch sehr lange?“, verließ Senshi recht bald die Geduld. „Glaube mir. Wir sind bald am Ziel.“, versicherte Anubis. Senshi war etwas mitgenommen, so dass er sich ein paar Schritte von Anubis entfernte. Dieser rief immer wieder zurück, er solle sich beeilen, und Senshi bestätigte genervt. Bald ging er so langsam, dass er Anubis verlor. Jetzt wurde ihm klar, dass er ohne seinen Führer verloren war. Zur Sicherheit begann er zu laufen. Nach ein paar Metern war er jedoch immer noch nicht bei ihm. War er tatsächlich so langsam? Oder war Anubis einfach nur zu schnell? Er erinnerte sich an dessen Worte, dass er sich nicht zu lange im Gang aufhalten durfte. Senshi beherzigte den Rat und rannte weiter. Doch es kam, wie es kommen musste. Der Gang zweigte sich. Das hatte Senshi gerade noch gefehlt. Er rief Anubis Namen, bekam aber keine Antwort. Aber Anubis musste ihn doch hören! Wurde er bei der Abzweigung nicht darauf aufmerksam, dass Senshi nicht mehr hinter ihm war? Die Zeit drängte und Senshi wählte den richtigen Gang nach dem Zufallsprinzip. Nach wenigen Metern atmete er erleichtert auf. Er hatte Anubis eingeholt. Moment! Etwas stimmte nicht. Anubis war plötzlich einen Kopf kleiner. War es gar nicht der Totenwächter? Der Junge nahm seinen Mut zusammen und schritt zu dem Unbekannten. Er tippte ihn an und wartete ab. Als sich der Mann umdrehte wich Senshi zurück. Es war Baal. Aber etwas war anders an ihm. Er lächelte. Normalerweise würde Senshi das nicht stören, doch bei diesem Bösewicht schon. „Mein Sohn.“, konnte es der Mann kaum glauben. Senshi stützte sich mit einer Hand an der Felswand ab. „Va... Vater?“, musterte er den veränderten Baal misstrauisch. Zuerst dachte er an eine Falle, oder ein neues, böses Spiel Baals. Doch wie sollte der Gott hierher kommen? Nein! Es musste sich tatsächlich um den Geist von Senshis Vater handeln. Jedenfalls wollte das der Junge unbedingt glauben. Senshis Vater betrachtete missmutig die Kette, die um den Hals seines Sohnes hing. „Du hast mein Erbe also angetreten.“, schien ihm Senshis Schicksal gar nicht zu gefallen. „Ja....“, brachte der Junge nur heraus. „Das muss merkwürdig für dich sein. Mir nun gegenüber zu stehen.“, versuchte der Vater ins Gespräch zu kommen. Senshi fiel ein, was Baal mit dem Körper seines Vater anstellte. Er beschloss ihm alles zu erzählen, was er bislang erlebt hatte. Gerade, als sein Vater anfing von seiner Zeit im Jenseits zu sprechen, tauchte Anubis auf. Senshis Vater wollte sich vor seinen Jungen stellen, doch dieser wehrte ab. Anubis war ein Freund. Oder sowas ähnliches. Doch nun durchfuhr es Senshi wie einen Blitz. Er saß sicher schon eine halbe Stunde mit seinem Vater zusammen. „Was.... was passiert jetzt? Ist es zu spät?“, durchfuhr Senshi die Angst. Anubis schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn wir sofort aufbrechen, können wir es schaffen. Allerdings....“, zögerte er und betrachtete Senshis Vater. Der Junge ahnte auf was das hinauslief. Er würde seinen Vater für immer verlassen. „Papa.... . Es tut mir Leid. Ich muss los. Meine Freunde verlassen sich auf mich.“, fiel es Senshi schwer Abschied zu nehmen. Sein Vater legte seine Hände auf die Schultern seines Sohnes und symbolisierte ihm, dass es schon in Ordnung ging. Es fiel dem Jungen nicht leicht, ihn zu verlassen. Aber Senshi hatte viel dazu gelernt, und wusste, dass es nicht anders ging. Ohne sich nochmals umzudrehen spurtete er los. Anubis sah den ehemaligen Träger des Horus-Amuletts nochmals an und folgte schließlich dem neuen Träger. Es tat Senshi weh jetzt zu gehen. Doch er war froh, dass er seinen Vater wieder gesehen hatte. Doch nun war die Zeit gekommen Osiris aufzusuchen..... .

Senshi war mehr als froh, als er endlich aus dem finsteren Gang heraustrat. „Wie geht´s jetzt weiter? Müssen wir vielleicht durchs Fegefeuer? Oder muss ich als nächstes gegen den Teufel kämpfen?“, reagierte er gereizt. „Ich kann deine Ungeduld verstehen. Allerdings sind wir an unserem Zielort angekommen.“, erwiderte Anubis. Und er schien recht zu haben. Die Wände bogen sich auseinander und gaben eine riesige Halle preis. Am Ende des Saals befand sich etwas. Mit schnellen Schritten näherte sich Senshi dem Objekt. Es handelte sich tatsächlich um das, was sich Senshi gedacht hatte. Ein Thron. „Osiris.“, raunte Anubis dem Jungen zu. Tatsächlich saß jemand, wie ein König auf dem großen, gemütlichaussehenden Stuhl. Er trug Kleidung, welche an einen Regenmantel erinnerte. Senshi dachte kurz nach und identifizierte sie dann als Kleidung eines Mönchs oder Priesters. „Hi... ähhmmm... ich bin Senshi.“, stellte er sich vor. Der Priester erhob sich aus seinem Thron und stolzierte auf den Jungen zu. Er hob seine Hände und warf seine Kapuze zurück. Nun konnte Senshi sein Gesicht betrachten. Es wirkte verbissen, trotzdem erschien ihm Osiris sehr freundlich. „Du trägst also das Amulett des Horus.“, sprach Osiris mit tiefer Stimme. „Was führt euch zu mir?“ Anubis trat näher. „Der Junge steht vor einem harten Kampf. Bitte gib ihm etwas von deiner Kraft.“, offenbarte er seine Bitte. Senshi sah seinen Führer nur verdutzt an. „Osiris kann dir etwas von seiner Kraft abgeben. Damit wirst du deinen Feinden gegenübertreten können.“, erklärte dieser. Senshi sah Osiris erwartend an. Dieser zögerte noch. „Also.... gut. Ich werde dir meine Kraft geben. Aber setze sie für das Gute ein.“, ermahnte er Senshi. Dieser nickte und Osiris griff nach dem Amulett des Jungen. Doch er wurde von Anubis gestoppt. Fest und bestimmt hielt er dessen Arm fest. Senshi verstand nun gar nichts mehr. „Das ist nicht Osiris.“, entfuhr es dem Totenwächter. Senshi sah beide an und erwartete eine Antwort. „Osiris könnte nur sein eigenes Amulett verstärken. Ich habe ihm eine Falle gestellt.“, erfuhr Senshi die Wahrheit. „Das ist ein Hochstapler? Dann kann der echte Osiris nur Nick helfen?“, hakte der Junge nach. Anubis nickte. „Korrekt. Jetzt sag uns, wer du bist.“, verlangte er von dem falschen Gott. Dieser riss sich ertappt los und verschob sein Kinn. „Mein Name ist Karim-Haa. Ich bin Hohepriester im Dienste des wahren Herrschers. Seit Jahrtausenden warte ich auch seine Auferstehung. Ich verrate euch ein Geheimnis. Das Chaos, das vor 3000 Jahren vernichtet wurde, wird bald von neuem auferstehen. Dann werde ich regieren.“, offenbarte er seine wahre Identität. Senshi konnte Karims Angeberei wenig beeindrucken. „Was meinst du mit Chaos? Und was hast du mit Osiris angestellt?“, trat er dem Hohepriester mutig entgegen. Karim schien den Jungen nicht wirklich ernst zu nehmen. „Bald werden du und deine Mitstreiter gegen einen Feind antreten müssen, den ihr nicht besiegen könnt. Ihr werdet fallen, einer nach dem anderen. Um Osiris habe ich mich gekümmert.“, erzählte und streckte seinen Arm aus. Zum Entsetzen von Senshi und Anubis entflammte dieser unerwartet. Die Flammen ergaben einen Kreis, in dem ein Bild auftauchte. Darin war ein bewusstloser Mann zu sehen. Sterben war in der Umgebung, in der sich Senshi befand ja unmöglich. „Gib ihn frei!“, verlangte der Junge von dem Priester. Dieser reagierte mit einem Grinsen. „Von dir nehme ich keine Befehle an. Allerdings bist du ein enormes Risiko für meinen Gott. Deswegen werde ich dich jetzt aus dem Weg räumen.“, erzählte er, dass er Senshi angreifen wollte. „Komm nur!“, antwortete dieser protzig und ließ sein Schwert erscheinen. „Pass auf dich auf. Er ist stärker, als du denkst.“, warnte Anubis. Senshi war wenig davon angetan, dass Anubis ihm wieder nicht zur Seite stehen wollte. „Ich bin stark genug, um dich zu schlagen. Ich habe zuerst versucht, dich im Tunnel zu erledigen und dich für immer an hier zu binden. Dein Vater hat mir dabei sehr geholfen.“, verriet er, dass er Senshi austricksen wollte. Das führte jedoch nur dazu, dass der Junge noch wütender wurde. „Du hast ihn benutzt.“, schmerzte es ihn. „Ja, und ich mache dir ein einzigartiges Angebot. Gib auf, und ich lasse dich für immer mit deinem Vater zusammen sein.“, schlug er vor. Doch davon wollte Senshi nichts wissen. Nun demonstrierte Karim seine wahre Macht. Er hüllte seinen ganzen Körper in Flammen. Bald bestand er nur noch aus Feuer. Senshi musste aufpassen. Ein Fehler, und er würde dafür bezahlen. Die Flammen konnten ihn leicht niederstrecken. Senshi legte los und schnitt das Flammenwesen in zwei Teile. Dies schien dem Priester jedoch nichts auszumachen. Senshi schaltete schnell. Karim besaß im Moment keinen Körper. Er existierte lediglich durch die Flammen. „Mist! Gibt es hier nicht irgendwo Wasser?“

Karim griff an und umhüllte Senshis Schwert mit seinen Flammen. Es wurde so heiß, dass der Junge es fallen lassen musste. Senshi gönnte sich aber keine Pause und hob das Schwert wieder auf. Die Gedanken an die Hitze, verdrängte er. Doch auch ein erneuter Schlag, konnte nichts ausrichten. „Anubis! Bitte hilf mir.“, flehte er seinen Führer an. Senshi wusste, dass Anubis neutral war, doch wenn er ihm nicht half, würden sicher beide vernichtet. „Mit deiner Schwertkontrolle, bist du unterlegen.“, verriet er ihm. Senshi musste nachfragen, um seinen Helfer zu verstehen. „Ist dir nicht aufgefallen, dass sich dein Schwert verändert hat? Solange du deine Gedanken nicht auf den Sieg, sondern auf Wut und Rache konzentrierst, wirst du Karim nie bezwingen.“ Senshi betrachtete sein Schwert. Äußerlich hatte es sich nicht verändert. Doch etwas war anders. Das spürte der Junge einfach. Er hatte Baals Intrigen noch immer nicht überwunden, was vielleicht der Grund war. Er konzentrierte sich darauf, wie er vor der Begegnung mit Baal mit dem Schwert umgegangen war. Tatsächlich schien sich etwas zu ändern. Gerade im richtigen Moment. Karim startete einen erneuten Angriff und Senshi schlug zu. Diesmal mit Erfolg. Das Feuer schien immer kleiner zu werden, bis es schließlich erlosch. „Na bitte.“, lobte sich Senshi selbst. Doch er erschrak, als sich wieder der Kreis von vorhin bildete. Doch Karim kehrte nicht zurück, sondern jemand anderer. „Das ist der wahre Osiris.“, meinte Anubis trocken. „Danke. Du hast mich befreit.“, war der Herrscher der Unterwelt sichtlich glücklich. „Du bist also Senshi.“, freute er sich dessen Bekanntschaft zu machen. Der Junge dachte bereits ihm die Hand zu strecken, ließ es dann aber bleiben. „Ich verrate dir nun zwei Dinge.“, sah er Senshi vielversprechend an. „Erstens: In deinem Amulett befindet sich nicht nur Horus Kraft, nein. Es beinhaltet auch seine Seele. Setze sie frei, und du wirst jeden besiegen. Damit verfügst du über ein riesiges Potential. Zweitens: Ich werde deinem Freund meine Kraft zukommen lassen.“, versprach er. Senshi freute sich dies zu hören. Damit war seine Mission ein voller Erfolg. „Und jetzt wacht auf.“, flüsterte Osiris. Senshi verstand nicht recht, hatte aber auch keine Gelegenheit darüber nachzudenken. Bereits im nächsten Moment erwachte er. Er befand sich an der Stelle, an der er fast ertrunken wäre. Er hopste auf und sah sich nach Anubis um. Doch er war verschwunden. Sicher war er vor Senshi erwacht, und hatte sich heimlich aus dem Staub gemacht. Der Junge hätte ihm zu gerne gedankt. Plötzlich hörte er Nick und Anna. Die beiden traten zu ihm und fragten was passiert sei. Senshi begann von seiner Reise zu erzählen. „Du hast Recht. Ich fühle mich tatsächlich stärker. Und meine Wunde tut nicht mehr so weh. Vielen Dank, mein Freund.“, freute sich Nick. Auch Anna bedankte sich und entschuldigte sich für ihre Behandlung vorhin. Sie lud Senshi ein, mit zur Villa zu kommen, doch der Junge lehnte ab. Er war fertig. Er brauchte dringend seine Ruhe. Er verabschiedete sich von seinen Freunden und setzte seinen Weg nach Hause fort. Er konnte jedoch nicht ahnen, dass ihn dort bereits die nächste Überraschung erwartete.....
 

Die Veränderung
 

Senshi trennten nur noch wenige Meter von seinem Haus. Er ging so langsam wie möglich, da er keine Ahnung hatte was er seiner Mutter sagen sollte. „He, Mam. Sorry, das ich gestern nicht nach Hause gekommen bin. Aber ich habe Papa getroffen, aber eigentlich hat ein Gott seinen Körper lediglich als Wirt benutzt.“

Senshi verwarf den Gedanken schnell wieder. Er war nun vor der Haustür angelangt. Mit fast zitternden Händen drückte er die Klingel. Er vernahm das übliche summen und die Tür wurde ihm geöffnet. Seine Mutter begrüßte ihn überschwenglich. „Du hast dir aber Zeit gelassen! Eigentlich müsste ich sauer auf dich sein, da du dich gestern am Telefon nicht mehr gemeldet hast. Aber wenigstens warst du bei Lena, und ich kann mir sicher sein, dass du nichts schlimmes anstellst. Und? Habt ihr noch fleißig gelernt?“, überfiel sie ihren Sohn förmlich. Senshi blickte sie nur verwirrt an. War Baal doch bei ihr gewesen und hatte ihr diese Geschichte vorgelogen? Oder war es gar Nicks Werk? Senshi brachte nur ein kurzes „Entschuldigung.“ heraus. „Na, komm rein. Lena wartet bereits auf dich.“, verriet seine Mutter. Senshi staunte nicht schlecht, als er seine Freundin am Küchentisch sitzen sah. Mit ihr hätte Senshi nicht gerechnet. Ihr Vater war erst vor wenigen Stunden verstorben und sie aß genüßlich das Mittagessen, welches eigentlich für Senshi bestimmt war. „Hi!“, sprang sie gleich auf und begrüßte den Jungen. Senshi erkannte sie kaum wieder. Sie trug Sachen, die sehr neu aussahen und bestimmt Markenklamotten waren. War sie etwa einkaufen, nachdem......? „Lena, geht es dir gut?“, fragte Senshi zögernd. Seine Freundin belächelte ihn nur. „Na klar. Es geht mir super, wieso?“, tat sie so als wäre nichts gewesen. „Aber dein Vater.“, begann Senshi, doch Lena legte ihren Finger auf seinen Mund, um ihn zu stoppen. „Reden wir über etwas anderes. Hast du Bock auf Kino?“, wollte sie ihren Freund überreden. „Gute Idee! Geht ihr doch ins Kino, dann kann ich hier endlich einmal richtig aufräumen.“, mischte sich Senshis Mutter ein. Ihr Sohn zögerde, doch Lena packte ihn einfach am Oberarm und zerrte ihn mit. Kaum waren beide draußen riss sich Senshi wieder los. „Was wollen wir uns ansehen?“, fragte sie vergnügt. Senshi verstand sie nicht. „Lena! Dein Vater ist gerade erst gestorben und du willst ins Kino gehen?“, versuchte Senshi ihr klarzumachen was sie tat. Diese rollte nur mit den Augen. „Jaja, schon gut. Ich weiß ja, aber am besten ist Ablenkung. Und jetzt komm!“, versuchte Lena ihren Freund abzuspeisen. Widerwillig folgte Senshi seiner Freundin zur nächsten Haltestelle.

„Gibt es Fortschritte?“, verlangte Baal zu wissen. Sokar erhob sich und suchte nach Worten. Die erste Phase meines Plans ist umgesetzt. Zu meinem Bedauern sind erste Erfolge ausgeblieben, doch sie werden sich mit Sicherheit noch hervorheben.“, beschwichtigte er Baal mit seiner eigenen Sprache. Dieser schien nicht einmal wütend zu werden oder die Geduld zu verlieren. „Ich hoffe du machst noch Fortschritte, aber bis dahin werden wir ein neues Mitglied begrüßen.“, offenbarte er. Sokar und Serket blickten ihn erwartend an. „Der Tag rückt näher. Das Chaos ist zu neuem Leben erwacht und wird sich uns anschließen. Serket, du wirst den neuen Krieger in unserem Namen begrüßen.“, befahl er. Sokar und Serket näherten sich. „Ist das Ihr ernst? Sir, das Chaos könnte die Kraft unserer Amulette abermals verschlingen.“, gaben Baals Diener zu bedenken. Dieser zeigte keine Furcht. „Das Chaos tritt in Gestalt eines Kindes auf. Oder genauer gesagt eines Mädchens. Solange es in ihr ruht, haben wir nichts zu befürchten. Und jetzt geht und erfüllt eure Aufgabe.“, ließ Baal verläuten, dass der Zeitpunkt des letzten Kampfes immer näher rückte.

„Wie fandest du ihn? Ich liebe Actionfilme, und der war besonders cool.“, schien sich Lena prächtig zu amüsieren. „Das höre ich zum ersten Mal. Was ist los mit dir?“, wollte Senshi seine Freundin dazu bringen, ihm ihre Sorgen anzuvertrauen. Lena schnitt ein gelangweiltes Gesicht. „Jetzt reicht es aber. Ich fühle mich super und ich werde mich von dir sicher nicht runterziehen lassen.“, sagte sie bestimmt und ließ Senshi einfach stehen. Dieser stolperte ihr sofort nach, doch Lena hatte genug. Senshi redete auf sie ein und wollte mit ihr reden, doch seine Freundin blockte. Sie hielt nur an, um sich an einem Eisstand ein Eis zu kaufen. Dann steuerte sie auf den Park zu, wo sie sich auf eine Bank setzte. Senshi tat es ihr gleich und stellte sich ebenfalls stur.

„Ist es hier nicht herrlich?“, fragte sie, als sie ihr Eis verzerrt und sich zurückgelehnt hatte. „Nein, da ich dein Verhalten nicht ertragen kann.“, platzte Senshi heraus, ohne vorher nachzudenken. „Keiner zwingt dich, hier zu bleiben.“, sprach Lena aufgebracht. „Aber ich mache mir Sorgen um dich!“, ließ Senshi nicht locker. Lena wollte abermals widersprechen, bis sie jedoch eine blonde Frau entdeckte. Sie hatte einige Zeit am Springbrunnen gesessen und spazierte nun dem mit Steinen gepflasterten Weg zu den beiden Kids. Senshi sprang sofort auf, da er Serket gleich erkannte. Schützend breitete er seinen rechten Arm aus, um Lena zu beschützen. Doch diese schlüpfte darunter durch und ging Serket entgegen. „Lena, pass auf! Sie ist gefährlich, erinnere dich an das letzte Mal!“, warnte sie der Junge. „Du erinnerst dich an mich?“, fragte Serket, als Lena vor ihr stand. Das Mädchen öffnete ihr Handfläche, welche einen enormen Druck erzeugte, der Serket zu Boden warf. Senshi staunte nicht schlecht. „Wie hast du das gemacht?“, wollte er sofort erfahren. „War ganz leicht. Vorallem respektlosen Personen gegenüber.“, gab Lena eine Antwort, die jedoch nur noch mehr Fragen aufwarf. Senshi schreckte zurück, da auf Lenas Stirn ein Ideogramm aufgetaucht war. „Lena.... nicht du auch noch.“, stammelte er. Serket war wieder aufgestanden und entschuldigte sich höflich. „Horus, pass gut auf. Neben dir steht das leibhaftige Chaos. Da der Mensch, dem es gelang das Chaos zu kontrollieren nun tot ist, ist es auf deine Freundin übergegangen.“, gab sie zu verstehen. Senshi erschrak fürchterlich. Lena gehörte also auch dazu. Aber war sie ein Freund oder ein Feind? Bei ihrem Verhalten war alles möglich. „Warum hat sie sich so verändert?“, fragte Senshi nun Serket. Diese lächelte nur. „Das Chaos trägt erste Früchte. Deine Freundin hat sich verändert. Und gleich wird ihre Seele unterdrückt werden.“, sprach sie und holte ihr Amulett heraus. Dieses begann zu strahlen und Lena hielt sich den Kopf. „Senshi!“, rief sie verzweifelt. Dieser eilte zu ihr und wollte sie stützen. Doch er wurde unsanft weggestoßen und Lena sah auf. Sie hatte dunkle Augenringe bekommen und ein teuflisches Lachen zierte ihr Gesicht. „Lena, was ist mit dir?“, verstand Senshi die Welt nicht mehr. „Deine Freundin bestimmt nicht mehr über diesen Körper.“, hatte sich Lenas Stimme drastisch verfinstert. „Wer.... wer bist du?“, musste Senshi die schwere Frage stellen. „Merke dir meinen Namen gut. Seth.“, erklärte das Wesen, das nun Lenas Körper in Besitz hatte in einem Zug. „Seth.“, wiederholte Senshi geschockt. „Ja. Ich bin das Chaos, das alles verschlingt. Horus hat mich vor Tausenden von Jahren besiegt. Du trägst sein Amulett und wirst an seiner Stelle dafür sterben.“, erzählte er aus der Vergangenheit. Senshis Herz pochte wie wild. Er kannte dieses Verhalten bereits von Baal. Seth kontrollierte Lenas Körper, wie Baal seinen Vater. Doch dieser war tot und Lena lebte noch. Es gab also noch Hoffnung. „Gib Lena frei und wir kämpfen!“, ließ es Senshi auf einen Versuch ankommen. Seth konnte darüber nur lachen. „Leider kann ich ohne Körper nicht existieren. Es gibt sehr wenige Menschen die mit mir kompatibel sind. Lena gehört dazu, weil sie die Tochter meines früheren Unterschlupfes war. Ihr Vater konnte mich in sich bannen, doch seine Tochter ist jung und schwach. Sie kann mir nicht standhalten.“, offenbarte er seine ganzen Geheimnisse. Senshi überlegte fieberhaft was zu tun war. Er konnte Seth unmöglich angreifen, geschweige den vernichten. Solange er Lenas Körper besaß waren seine Möglichkeiten begrenzt. „Ich fordere dich zum Kampf heraus, Senshi. Allerdings nicht heute, sondern wenn der richtige Zeitpunkt da ist.“, verriet er dem Jungen und blickte erfreut in seine geschockten Augen. Senshi wollte ihn packen, doch Seth begann sich in Rauch aufzulösen. „Diese Technik solltest du vor unserem Kampf auch noch lernen.“, gab er ihm einen Tip und verschwand dann. Serket tat es ihm nach. Senshi fiel auf die Knie. Nun hatte er auch noch Lena verloren. Nein! So durfte er nicht denken. Es gab noch eine Chance. Er musste Lena zurückholen und Seth aus ihr raus bekommen. Er setzte alle Kraft in dieses Vorhaben.

Chris war mehr als mulmig, als die große Schiebetür aufging, welche ihm Zutritt zu Sokars Firma verschaffte. Er hatte eine Menge Fragen, doch noch beunruhigender war, dass er nun auch seine Familie in die Sache verwickelte. Chris würde Sokar zur Rede stellen und notfalls einen Kampf beginnen. Er war noch geschafft vom Letzten, doch wenn Sokar sich mit ihm anlegen wollte, sollte er schon sehen, was er davon hatte. Chris stieg in den Lift und staunte wieviele Stockwerke das mehrstöckige Gebäude besaß. Der Aufzug hielt im letzten Stockwerk und Chris stieg misstrauisch aus. Er sah sich um, konnte aber nur einen leeren Gang ausmachen. Auch die ersten Büros waren menschenleer. Er folgte dem Gang bis zum Ende, wo sich ein riesiges Büro auftat. Er betrat es und hörte jemanden sprechen. Derjenige saß auf einen Stuhl und telefonierte. Allerdings hatte er Chris den Rücken zugewendet. Trotzdem erkannte der Junge die Stimme wieder. Er fasste seinen Mut zusammen und marschierte zu ihm. Er drückte auf die Telefongabel und beendete so das Gespräch. „Was soll ich nur davon halten?“, fragte Sokar trotzig. „Ich will Antworten.“, forderte Chris. „Wenn du mit mir kämpfen willst, nur zu. Ich habe meine Mitarbeiter in die Pause geschickt. Aber eigentlich hätte ich ein Dankeschön erwartet.“, sprach er. Chris ließ sich nicht beeindrucken. „Dafür, dass Sie meinen Vater bei seiner alten Arbeit rausgeschmissen haben und ihn bei sich anstellen? Was bezwecken Sie damit?“, ließ Chris nicht locker. Sokar reagierte schnell. „Du hast einen guten Kampf geliefert. Außerdem hast du meine Stahlfaust überlebt, das schaffen nicht viele.“, schmeichelte er. Chris wusste nicht, was er davon halten sollte. „Sie wollen mir weismachen, dass Sie meinen Vater durch Ihre Beziehungen feuern lassen haben und ihn bei sich eingestellt haben?“, fragte Chris etwas verdutzt. „Ja, ich garantiere dir, er hat es hier viel besser.“, versicherte Sokar. Chris wusste nicht, ob er dem glauben schenken konnte. „Also gut, aber lassen Sie in Zukunft meine Familie in Ruhe. Sie hat mit der Sache nichts zu tun.“, riet ihm Chris. „Versprochen, aber wenn du deine Familie so liebst, dann habe ich einen Vorschlag für dich.“ „Ich lehne ab.“, antwortete Chris ohne Sokar bis zum Schluss zuzuhören. „Hör zu. Treffen wir uns doch in einer Stunde unten. Ich bitte dich, da es wirklich wichtig ist. Eine Limousine wird dich dann abholen.“, versuchte Sokar sein Glück. Schweren Herzens willigte Chris ein. Vielleicht war es ja wirklich wichtig und er konnte etwas über seine Feinde erfahren.

„Das ist ja der Hammer.“, staunte Noah. „Der Hammer? Das ist eine Katastrophe! Gegen Seths Macht können wir nichts ausrichten.“, sah Nick schwarz. Senshi sah das anders. „Nein, ich werde Lena zurückholen. Sie kann sich gegen dieses Ungeheuer wehren, das weiß ich.“, beharrte er. Nick wollte widersprechen, doch Anna hielt ihn zurück. „Vielleicht hatte Baal Recht. Da Seth zu ihnen gehört, könnte der letzte Kampf schneller beginnen, als uns lieb ist.“, sprach Anna ihre Sorgen aus. „Deswegen biete ich euch meine Hilfe an.“, erklang plötzlich eine unbekannte Stimme. Die Gruppe drehte sich sofort um und erblickte einen Mann mit einer Kapuze, welche sein Gesicht verschleierte. „Wer bist du? Gehörst du zu Seth und Baal?“, nahm der ängstliche Noah seinen Mut zusammen. Der Mann nahm die Kapuze ab und darunter wurde das Gesicht von Anubis erkennbar. „Was willst du hier?“, wollte Nick erfahren. „Ich möchte mich euch anschließen. Ja, ich weiß ich bin neutral. Aber jetzt, wo das Chaos zu neuem Leben erwacht ist, ist die ganze Welt in Gefahr. Ich kann keine Seelen mehr in die Unterwelt bringen, wenn es keine mehr gibt. Nehmt meine Hilfe an und ihr werdet es nicht bereuen.“, versprach Anubis. Nick nickte. „Danke, wir sind über jede Hilfe dankbar.“, erklärte er. „Super, damit sind wir zu fünft. Ich werde versuchen Chris zu erreichen. Er soll auch Bescheid wissen.“, schlug Anna vor. Doch Chris war im Augenblick mit Sokar unterwegs.

„Wenn wir nicht bald da sind, steige ich aus.“, meckerte Chris. Sokar versprach ihm, dass es nicht mehr lange dauern würde. „Wir sind bald bei unserem Quartier.“, offenbarte er nun das Ziel. Chris wich zurück. „Das war eine Falle!“, erschrak er. Sokar schüttelte eilig den Kopf. „Nein, du kannst jederzeit wieder gehen. Du musst nicht einmal mit hinein gehen.“, versicherte er. Chris war sich noch unsicher, vertraute Sokar aber im Moment. Plötzlich hielt der Wagen. „Warum halten wir?“, fragte Chris misstrauisch. „Nur kurz.“, wehrte Sokar ab. Die beiden stiegen aus und Sokar marschierte zielstrebig zu einer Trafik. „Ich kaufe mir nur schnell einen Lottoschein.“, erklärte er hastig. „Wenn Sie danach süchtig sind. Ich warte hier.“, antwortete Chris. „Warum glaubst du bin ich so erfolgreich? Ich nutze meine Kraft um mir Vorteile zu verschaffen. Geschäftlich wie Privat. Versuche es doch auch einmal.“, schlug Sokar vor. Chris weigerte sich ohne nachzudenken. „Ich missbrauche meine Kraft nicht, sondern setze sie gewissenhaft ein.“, hielt er sich an seinen Kotex. „Das verstehe ich, aber ich dachte da an deine Familie. Sie ist doch nicht besonders reich. Ist es nicht etwas anderes, wenn du es für sie tust?“, hakte Sokar nach. Chris kam ins grübeln. „Ich weiß nicht....“, zögerte er. „Wenn du es einmal tust ist doch nichts schlimmes daran, oder?“, manipulierte Sokar den Jungen weiter. „Nunja, einmal vielleicht nicht. Also gut, wie tun Sie es.“, fiel er auf den Trick herein. Sokar tat so, als wäre es ein großes Geheimnis. „Du musst dich nur auf den Schein konzentrieren und dein Amulett benutzen. Dann fliegen dir die Zahlen quasi zu.“, erklärte er. Chris war sich noch immer nicht sicher, wollte es aber versuchen. Als er Sokar den Rücken zuwandte, grinste dieser. „Perfekt. Wenn er einmal in den Kreis gerät, kommt er so schnell nicht mehr los. Ist es noch ein Bisschen Arbeit erforderlich, doch ich bin sicher, bald werde ich ihn für unsere Sache gewinnen können.“, stand für ihn gedanklich bereits fest. Der Himmel verfinsterte sich und die Nacht brach ein. Senshi hatte seine Mutter dazu überredet, dass er bei Noah schlafen durfte. Dieser hatte dem Jungen ein Zimmer zur Verfügung gestellt. Müde warf Senshi sich in das Bett. Es dauerte nicht lange bis er einschlief. Er schlummerte so tief, dass er nicht mitbekam wie Anubis in sein Zimmer eintrat. Er war jedoch nicht allein. Eine Frau folgte ihm mit Abstand. „Das ist er?“, fragte sie und betrachtete Senshi. Anubis nickte. „Ja, ich werde mich nun um seine Seele kümmern.“, sprach er und hielt seine Handfläche über den schlafenden Jungen. Eine kleine, goldene Kugel flog aus ihm heraus und fuhr in Anubis Hand. Danach überreichte er sie der Frau. „Ist das wirklich nötig?“, fragte Anubis nach. „Keine Angst, ihm wird nichts passieren. Er wird nur träumen.“, beruhigte sie ihn. Die Frau verformte die Kugel und schickte sie in Senshis Körper zurück. Dieser begann sich unruhig hin und her zu wälzen. Anscheinend träumte er gerade. Noch etwas müde vom Vortag wachte Senshi auf. „Ich frage mich was Noah in Sachen Frühstück auf Lager hat. Ich könnte jetzt echt etwas vertragen.“ Senshi war noch im Schlafanzug, als er das kleine Fenster im Zimmer öffnete und frische Luft schnappte. Für einen Moment wich er zurück. Verschlafen rieb er sich die Augen und guckte nochmal hinaus. Er hätte schwören können, dass sich das Zimmer gestern noch einen Stock tiefer befand. Aber wahrscheinlich spielte Senshis Fantasie ihm nur einen Streich. Allerdings als er den Raum genauer betrachtete, entdeckte er Bilder und andere Einrichtungsgegenstände, welche gestern wirklich nicht vorhanden waren. Erinnerte sich Senshi einfach nur schlecht? Oder träumte er etwa noch? Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und jemand trat ein. Es handelte sich um einen Mann in den besten Jahren, der die Hände am Rücken verkreuzt hatte. Auffällig war allerdings der schwarze Spitzbart und die gekrümmte Haltung des Unbekannten. „Mein First, die Truppen stehen bereit. Ich hoffe ihr habt ausgeschlafen und seit bereit für die Schlacht.“, tat er so, als würde er Senshi kennen. „Kennen wir uns?“, fragte dieser und kratzte sich verlegen am Kopf. „First, geht es euch gut? Ich bin es, Euer treuer Diener Heishin. Eure Soldaten warten bereits voller Ungeduld. Zieht Euch an und kommt dann hinunter.“, faselte er weiterhin unverständliches Zeug. Senshi wusste keinen anderen Rat, als diesem Heishin einfach zu folgen. Der Mann brachte ihm ein Gewand aus Leder und eine Scheide, in der ein Schwert steckte. Es war nicht das selbe, welches Senshi sonst benutzte. Zusammen mit Heishin ging er eine lange Treppe hinunter, an deren Ende bereits einige Krieger warteten, die ebenfalls so angezogen waren. „Wer sind die?“, traute sich Senshi zu fragen. „Eure Armee, mein First. Geht es Euch heute gut? Ich will hoffen, den sonst können wir Seth niemals besiegen.“, gab Heishin zu bedenken. Der ‚First‘ wich zurück. War das der letzte Kampf von dem Baal gesprochen hatte? Aber wo war der Junge nur? Träumte er doch noch? Oder war er in eine andere Welt gezogen worden, wie in seinem Kampf mit Baal? Als Senshi aus dem Gemäuer trat staunte er nicht schlecht. Es war das reinste Paradies. Überall wo er nur hinsah befanden sich Palmen, Quellen und Seen. Es erinnerte ihn an eine Oase. Inmitten ragte eine Statue des Naturgottes Canobus aus dem Sand. Er lag gar nicht so falsch, als er sich weiter umsah. Hinter dem grünen Paradies befand sich nur Wüste. „Oh nein! Wo bin ich jetzt wieder gelandet?“ „Wir müssen jetzt gehen.“, erinnerte Heishin nochmals. „Zu Seth?“, hinterfragte Senshi. Sein Diener nickte. „Ja, setzt euch auf das Kamel und wir reiten los.“, erklärte er. Senshi beschloss einfach zu folgen. Was sollte schon passieren? Senshis angebliche Armee machte sich ebenfalls startbereit. Heishin schlich zu seinem Kamel, das eine Tasche um den Hals hängen hatte und hollte eine kleine Skulptur heraus. Er behandelte sie wie einen Schatz. „Bald, großer Seth.... . Der First ist bereits auf dem Weg zu Euch. Er ahnt nicht, dass ich ihn verraten werde, wenn ihr wieder aufersteht.“, grinste er in sich hinein und bestieg dann sein Kamel. „Ich reite voraus, First.“, gab er Senshi Bescheid. Ein Soldat hatte dem Jungen geholfen aufs Kamel zu steigen, doch dann wusste Senshi nicht weiter. „Hühot?“, versuchte er sein Transportmittel anzutreiben. Doch dann erinnerte er sich, wie es bei Pferden gemacht wurde. Er gab dem Tier einen leichten Seitentritt mit dem Fuß und schon marschierte es los. Allerdings schien es keine großen Anstalten zu machen sich zu beeilen. „Mein First, Ihr tut so, als würdet ihr das erste Mal reiten.“, stieß Heishin zu ihm. Senshi brachte nur ein müdes Lächeln heraus. Mit einer ganzen Armee im Rücken verließen Senshi und Heishin die wunderschöne Oase und brachen in die Wüste auf. „Wie lange dauert es noch?“, fragte der Junge bereits nach einigen Minuten. „Nur noch ein paar Stunden, wollte Heishin ihn beruhigen. Senshi seufzte. Für ihn stand zweifelsfrei fest, dass er sich in Ägypten befinden musste. Wahrscheinlich auch in einer anderen Zeit. Das bewiesen zumindest die Kleider der Soldaten. „Warum muss es in Ägypten um diese Jahreszeit so heiß sein?“ Für den Jungen war die Reise wirklich eine Qual. Er wünschte sich zwar Sonne, aber nicht in dieser Weise. Der glühende Feuerball brannte förmlich auf Senshi nieder. Hin und wieder sah er Dampf aus dem Boden aufsteigen. Das einzige was er sich sehnlichster wünschte als zurück in die Oase zu reiten, war wieder nach Hause zu kommen. Das einzige was ihm noch mehr Probleme bereitete waren die Schlangen. In gewissen Abständen tauchten Sandvipern und andere Schlangenarten auf. Senshi hasste diese Viecher. Er betete, dass sie endlich ankommen würden. Zwar bekam der Junge von Heishin soviel Wasser wie er nur trinken konnte, doch trotzdem war dies kein Segen für ihn. Nach drei harten und langen Stunden kamen die Krieger erschöpft und gelähmt an. „Das ist in Loch.“, brachte Senshi lediglich heraus. Er behielt Recht. Vor der Armee tat sich ein riesiger Abgrund im Wüstenboden auf. „Kommt Seth etwa da heraus?“, wagte es Senshi kaum zu fragen. Heishin musste leider nicken. „Ihr müsst etwas zu Eurer Armee sagen. Sie ist erschöpft und hat bald einen großen Kampf vor sich. Mögen Anhor und Anat uns beistehen.“, machte er seinen Firsten darauf aufmerksam. Doch dieser wusste nicht was er sagen sollte. Er war kein Anführer und wusste auch nicht, warum ihn diese Ägypter dafür hielten. Er rang nach Worten, wurde aber durch ein Beben befreit. „Seth!“, rief einer der Soldaten aufgeregt. „Ihr müsst jetzt stark sein, mein First. Alles hängt von Euch ab. Der Pharao und alle anderen sollen stolz auf uns sein.“, versuchte Heishin seinem Meister Mut zu machen. „Moment. Hier stimmt etwas nicht.“, platzte Senshi nun heraus. Heishin schluckte. „Verdammt, er ahnt etwas. Meine Tarnung darf nicht auffliegen.“, dachte er verzweifelt nach. Senshi tat so als würde er nachdenken. „Wenn ich hier sowas wie ein König bin, warum trage ich dann keine Krone?“, verstand er nicht. Heishin wäre beinahe umgekippt. Einige der Soldaten taten es ihm gleich, wieder andere begannen zu kichern, da sie es anscheinend witzig fanden. Heishin verstand. Sein First wollte die Krieger nur auf andere Gedanken bringen. „Gut gemacht, First. Aber es ist soweit!“, warnte er. Leider behielt er Recht. Etwas schien sich aus dem Abgrund zu erheben. Senshi Herz raste. „Wenn das wirklich Seth ist, der da rauskommt, muss ich mich anstrengen.“ Senshi fiel aus allen Latschen, als er sah was aus dem Loch kam. Es war riesig, achwas gigantisch. Der Junge glaubte nun erstmals wieder zu träumen, als sich der mächtige Hund aus der Tiefe erhob. Senshi erkannte das Tier sofort aus seinem Bio-Buch. Er handelte sich um einen Schakal, aber normalerweise wurden diese nicht 10 Meter groß. Das Loch verschwand, als der Schakal vollständig vorhanden war. Senshi wusste, dass Seth als Schakal dargestellt wurde. Der Junge stand nun also einem echten Gott gegenüber. Er machte einen tiefen Atemzug und wollte den Angriff befehlen. „Also gut, meine Soldaten! Greift diese Bestie an.“, schrie er wie ein General. Als nichts geschah, drehte er sich um. Er konnte nicht glauben was er sah. Von der Armee war nur noch Staub zu sehen. Sie hatte sich im ersten Moment aus dem Staub gemacht, in dem Seth an die Oberfläche

gekommen war. Manche Soldaten hatten ihre Schwerter und Speere einfach weggeworfen. Auch Trinkgefäße lagen im Sand. Nur Heishin war dem Jungen erhalten geblieben. „Seit ihr Diener oder Feinde?“, konnte die Bestie zu Senshis Überraschung sprechen. „Diener!“, antwortete Heishin schnell. Was hatte er vor? „Der Junge ist ein Feind, von königlichem Blut. Tötet ihn und Eure Macht wird wachsen.“, versprach der Diener. Senshi sah ihn unglaubwürdig an. „Was soll das?“, konnte er Heishin nicht verstehen. „Ihr seit ein Dummkopf! Ich bin zwar schon seit Jahren bei Euch, doch ich diene allein Seth, dem Gott des Chaos und der Zerstörung.“, zeigte Heishin sein wahres Gesicht. Senshi wurde mehr als wütend. „Du bist ein Verräter? Na warte. Männer ergreift ihn!“, befahl er seiner Armee. Er hatte bereits die Hand erhoben, als ihm wieder klar war, dass die Soldaten ihn im Stich gelassen hatten. Peinlich senkte er den Arm wieder. „Verschlingt ihn.“, rief Heishin Seth zu. Senshi bekam es nun wirklich mit der Angst zu tun. Gegen so ein Vieh hatte er noch nie gekämpft. Seth erhob seine Pranke und schlug zu. Der Junge schloss die Augen. War das sein Ende? Zerquetscht von einem zehnmeter Hund? Als er nichts spürte, öffnete er die Augen wieder. Seth hatte ihm nichts angetan. Stattdessen hatten Seths große Pranken Heishin getroffen. „Niemand befielt mir.“, bellte er wütend. Senshi wusste, dass er der nächste war. Er musste kämpfen, ob er gewann oder nicht. Er zog sein Schwert aus der Scheide und ging damit auf Seth los. Er wollte in dessen Pfote stechen, doch das Stück Metall zerbrach in dem Moment als es Seth berührte. Für Senshi war das ein Alptraum. Er hatte keine Waffe und keine Verbündeten mehr. Seth erhob abermals die Pranke. „He, hinter dir! Da ist Tefnut!“, versuchte der Junge mit einem ziemlich alten Trick seinen Gegner auszutricksen. Zu Senshis Überraschung drehte sich Seth tatsächlich um. Das war die Gelegenheit zur Flucht. Er wollte auf sein Kamel steigen, ließ es dann aber bleiben. Damit wäre er nur noch langsamer. Also beschloss er zu laufen. Selbst wenn ihm dabei eine Schlange beissen würde, Senshi musste weg. Er nahm seine Beine in die Hand und begann zu laufen. Es fiel ihm jedoch schwer im Sand vorwärts zu kommen. Seth nahm sofort die Verfolgung auf. Er schien zu gehen, anstatt zu laufen. Konnte er das nicht, oder wusste er, dass Senshi nicht entkommen konnte? Er lief und lief. Doch die Flucht hatte bald ein abruptes Ende. Der Schakal sprang über ihn hinweg und landete vor dem Jungen. Er drehte sich um und steckte seine Schnauze in Senshis Richtung. Diesem hatte der Mut schon lange verlassen. In den letzten Tagen war er viel tapferer geworden, doch nun..... . Seth hob seine Pranke und schlug zu. Senshi wurde zum Glück durch sein Schild gerettet. Es war aber nicht das selbe, dass ihn sonst beschützte. Irgendewas war anders. Vor Senshis Gesicht tauchte eine Feder auf. Sie war golden und glänzte. Sie verursachte die Barriere. Nach der Attacke flog die Feder weg und verformte sich. Sie verwandelte sich in einen Falken, welcher mindestens genauso groß war, wie Seth selbst. Er griff den Schakal an und ein Kampf der Giganten entstand. Dieser dauerte eine Weile, doch dann schienen beide Ungeheuer am Ende. Sie starteten beide einen letzten Angriff und es entstand eine gewaltige Explosion. Eine riesige Staubwolke flog auf Senshi zu. Würde er sie überleben?
 

Sieg oder Niederlage
 

„Sir, um Punkt 11 steht ein Termin mit dem Präsidenten Ihrer Konkurenzgesselschaft an. Soll ich alles für Sie in die Wege leiten?“, wollte Sokars Assistentin wissen. Ihr Chef fasste sich an die Stirn. „Nein, sagen Sie den Termin ab, Natascha. Ich habe heute etwas anderes zu erledigen.“, gab er an. Seine Sekretärin wunderte sich über sein Verhalten. „Aber, Sir, dieser Termin ist äußerst wichtig.“, gab sie zu verstehen. Sokar lehnte sich in seinem Chefsessel zurück. „Trotzdem. Ich muss heute etwas dringendes erledigen, sagen Sie bitte ab. Sie würden mir damit einen großen Gefallen erweisen.“, bat er. Natascha verstand. „Gut, ich sage ab. Sir, ich weiß nicht was Sie heute vorhaben und auch nicht was Sie sonst immer tun. Aber bitte passen Sie auf sich auf. Ich spüre das, was es auch immer ist, sehr gefährlich ist. Ich bin jetzt schon sehr lange Ihre Assistentin und ich möchte Sie nicht verlieren.“, offenbarte sie, dass sie mehr für Sokar empfand. Dieser lächelte sie nur an. „Keine Sorge. Meinen 5 Uhr Termin werde ich einhalten. Sagen Sie, dürfte ich Sie eventuell heute Abend zum Essen einladen?“, bat er Natascha. Seine Assistentin nahm mit Freude an. Dann begab sich Sokar auf den Weg, um seine anderen Mitstreiter zu treffen.

Schweißgebadet wachte Senshi in dem Bett auf, welches Noah ihm zur Verfügung gestellt hatte. Der Junge wischte sich sofort den nassen Schweiß vom Gesicht und holte tief Luft. Es war tatsächlich nur ein Traum gewesen. Oder vielleicht mehr? Senshi sprang aus dem Bett und lief auf den Gang hinaus. Er wollte sich sicher sein. Als er feststellte, dass er sich wirklich in Noahs Villa befand, suchte er das nächste Badezimmer auf. Dort wusch er sich das Gesicht und wechselte das Hemd. Als er wieder ins Bett ging, konnte er lange nicht schlafen. Er hatte Angst wieder etwas ähnliches zu träumen. Erst als ihn die Müdigkeit wieder packte, schloss er die Augen. Die restliche Nacht verbrachte er ohne Träume. Am nächsten Tag erzählte er von seinem Erlebnis. Nick, Anna und Noah taten die Sache als normalen Traum ab. Schließlich war in den letzten Tagen vieles ähnliches geschehen. Und wenn da noch Senshis Hobby dazu kam..... . Nur Anubis hielt sich zu diesem Thema bedeckt. Anna musste ihren Freunden gestehen, dass sie Chris nicht erreichen konnte. Alle sorgten sich um ihn, da ihn vielleicht ihre Feinde in die Finger bekommen haben könnten. Die Freunde dachten fieberhaft nach, was sie nun anstellen sollten, bis schließlich ein Mann zur Tür herein kam. „Sir Noah, da sind einige Personen, die Sie sprechen möchten.“, begann er. „Wer ist das?“, wollte Senshi unverzüglich wissen. „Mein Butler.“, verriet ihm Noah. Senshi staunte nicht schlecht. Wenn er einen eigenen Butler hätte, müsste er sich nie mehr um etwas kümmern. „Freut mich Sie kennenzulernen, James.“, begrüßte er den Mann. Dieser blickte ihn verdutzt an. „James?“, hinterfragte er. Senshi warf einen Blick zur Seite um sein Kommentar als Scherz zu deklarieren. „Wer wartet den draußen?“, wollte Anna wissen. „Ähhmmm... es sind vier Personen. Zwei Männer, eine Frau und ein Junge. Dabei handelt es sich um Ihren Freund Chris. Soll ich sie herein bitten?“, wartete der Butler auf weitere Anweisungen. Senshi und seine Freunde wußten, dass diese Beschreibung nur auf ihre Feinde zutreffen konnte. „Schon gut, Sie können wieder an Ihre Arbeit gehen. Ich empfange sie schon.“, versuchte Noah seinen Butler loszuwerden. Dieser folgte und ließ den Sohn seiner Arbeitgeber und dessen Freunde allein. „Was ist wenn sie Chris in ihrer Gewalt haben?“, bangte Anna um den Jungen. „Das werden wir gleich herausfinden.“, beschloss Nick und schritt auf den Gang hinaus. Senshi, Anna und Noah folgten ihm ins Ungewisse. Selbst Anubis wollte hören, was seine neuen Feinde zu sagen hatten. Das große Tor zur Villa stand offen und Nick konnte sofort Baal ausmachen. Neben ihm standen links und rechts Serket und Sokar an den Torpfosten gelehnt. „Was wollt ihr hier? Wenn ihr kämpfen wollt, nur zu! Aber sagt uns wo Chris ist!“, verlangte Nick. „Und Lena.“, ergänzte Senshi. Baal zeigte nur wieder einmal sein überhebliches Grinsen. „Ja, wir sind hier um zu kämpfen. Und zwar ein letztes Mal. Horus! Osiris, Isis und Thot. Und auch euer neuer Verbündeter Anubis. Heute ist der Tag des Chaos angebrochen.“, sprach er theatralisch. „Unsinn. Wir sind in der Überzahl. Selbst wenn ihr Chris etwas angetan haben solltet, seit ihr zu wenige.“, sah sich Nick im Vorteil. Neben Sokar kam nun jemand hervor. Er hatte sich im Abseits versteckt und war nun in Sichtweite getreten. Es war Chris. Nick wollte zu ihm laufen, da er glaubte sein Freund wäre in Gefahr, doch Chris ließ seinen Degen erscheinen und richtete ihn auf seinen Retter. „Was soll der Blödsinn?“, verstand Nick seinen Kumpel nicht. Anna trat zu ihrem Verlobten und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Er hat uns verraten.“, erklärte sie schweren Herzens. Nick wollte das nicht wahrhaben und überzeugte sich selbst. „Sagt sie die Wahrheit?“, fragte er Chris und sah ihm in die Augen. Nick hoffte, dass Anna sich irrte und Chris eine Erklärung aufbrachte, doch dem war nicht so. Chris nickte nur mit dem Kopf, als wäre nichts vorgefallen. Nick wurde stinksauer und wollte auf den Verräter losgehen, doch Sokar und Serket ließen ihre Waffen erscheinen und stellten sich vor ihren neuen Verbündeten. Noah fiel etwas schreckliches ein. „Leute! Wenn sich Chris ihnen tatsächlich angeschlossen hat, sind sie jetzt zu viert. Mit Seth zu fünft, was heißt sie sind gleich viele wie wir!“, sprach er das unvermeidliche aus. „Was.... was passiert jetzt?“, war sich Senshi nicht ganz im klaren. „Wir werden kämpfen. Und zwar ein letztes Mal. Bis nur noch eine einzige Seite steht.“, erklärte Anna trocken. Senshi schluckte. Es war also soweit. Er wollte auf jeden Fall gegen Seth kämpfen um Lena aus seinen Fängen befreien. Er erinnerte sich an seinen Traum und an Seths wahre Gestalt. Irgendwie wünschte er sich sogar gegen den riesigen Schakal zu kämpfen, anstatt gegen seine beste Freundin. Baal trat nun vor Nick und holte sein Amulett heraus. Es begann zu leuchten, genau wie Nicks. „Wir kämpfen gegeneinander.“, freute sich Baal. Sein Gegner preßte die Lippen zusammen. „Deine Schuld. Ich werde dich auseinandernehmen, du Monster.“, versprach er. Anna hielt ihn zurück. „Vergiss es! Kämpfe gegen Sokar oder Serket. Von mir aus auch gegen Chris, aber Baal ist zu stark.“, begann sie sich ernste Sorgen zu machen. „Schön, dass du dich um mich sorgst, aber wenn nicht ich, wer dann? Senshi muss gegen Seth antreten. Damit hat er bereits den stärksten Gegner. Und ich werde nicht zulassen, dass du Baal gegenübertrittst. Dafür bist du mir viel zu wichtig.“, lächelte er seine Freundin an. „He, Süsse!“, meldete sich Serket zu Wort. „Du darfst dafür gegen mich kämpfen.“, bot sie an. Anna warf ihr einen wütenden Blick zu. „Wie hast du mich genannt?“, fragte sie empört. „Ich wähle dich als Gegner aus, Kleine. Mit dir habe ich leichtes Spiel.“, entschied sie. „Einverstanden. Lass uns kämpfen.“, nahm sie die Herausforderung an. Nick wollte sie noch aufhalten, ließ es dann aber bleiben. Sie musste am letzten Kampf teilnehmen. Anna und Serket setzten sich ab und suchten sich einen ruhigen und menschenverlassenen Ort, wo die Schlacht beginnen konnte. Nun kam auch Sokar näher. „Ich würde gerne gegen dich kämpfen, Horus. Allerdings bin ich nicht lebensmüde. Vorallem da Seth etwas dagegen hätte. Also wähle ich dich!“, meinte er und zeigte auf Noah. Dieser zuckte zusammen. „Was? Wieso ich? Leute, helft mir, ich habe keine Chance gegen den Typen.“, wimmerte er. „Noah! Du hast keine andere Wahl. Gib dein bestes, selbst wenn du unterlegen bist.“, gab Nick Anweisung. Noah begann zu zittern. Wieso musste gerade er gegen Sokar antreten? Seine Krallen würden sicher kurzen Prozess mit ihm machen. Noah wusste zwar immer, dass er kämpfen musste, aber so bald? Er hatte zwar trainiert, aber es war etwas anderes gegen einen realen Gegner zu kämpfen „Schluss jetzt! Ich wähle dich aus, Kleiner. Meister Baal, ich werde nicht lange für ihn benötigen. Wenn ich mit ihm fertig bin, stoße ich zu Ihnen.“, gab er zu verstehen, dass er den Kampf als Kinderspiel ansah. „Also gut, Sokar! In der Villa habe eine einen Raum, in dem wir kämpfen können.“, schlug Noah vor. Bei dem Raum handelte es sich um Noahs Trainingsraum. Er erhoffte sich so einen Heimvorteil. Er musste alles geben, da Sokar sicher ein starker Gegner sein würde. Noah und sein Gegner marschierten in die Villa und waren bald aus dem Blickwinkel der anderen verschwunden. „Damit sind die ersten zwei Kämpfe ausgelost.“, sprach Baal so, als handelte es sich um eine Sportveranstaltung. „Dann sind wir wohl die nächsten.“, erwiderte Nick. „Pass auf dich auf!“, rief er Senshi noch zu, bevor beide das Grundstück verließen. Nun befanden sich nur noch Senshi, Chris und Anubis vor der Villa. „Überlas ihn mir, Junge.“, drängte sich Anubis vor Senshi. „Du hast deine Freunde verraten. Jetzt zahle auch den Preis.“, versuchte er Chris einzuschüchtern. „Ich habe nichts dagegen mit dir zu kämpfen. Wenn ich mit dir fertig bin, bist du dran Senshi.“, akzeptierte er. Auch die beiden verschwanden und ließen Senshi alleine. Was sollte der Junge nun unternehmen? Sollte er versuchen Seth bzw. Lena zu finden? Diese Überlegung blieb ihm erspart. Er fühlte wie seine Beine leichter wurden und Rauch aufstieg. Erschrocken blickte er nach unten. Er begann sich in Rauch aufzulösen, wie er es bereits von seinen Feinden kannte. Allerdings hatte der Junge keinerlei Kontrolle darüber. Bald war Senshi verschwunden und an einem anderen Ort wieder aufgetaucht. Er versuchte sich orientieren und begutachtete die Umgebung. Er kannte sie, erinnerte sich aber nur schwer. Es dauerte etwas bis er erkannte, dass er sich auf dem flachen Dach eines Hauses befand. Es war das Gebäude, in das Baal ihn gebracht hatte, nachdem er ihm seine Lügengeschichten erzählt hatte. „Horus!“, rief plötzlich jemand. Senshi sah sich um, konnte aber niemanden finden. „Hier oben.“, half ihm Seth auf die Sprünge. Der Gott schwebte über dem Jungen und sprang nun vor ihn. „Du bist mein Gegner.“, näherte er sich und flüsterte Senshi ins Ohr. „Nein! Ich werde nicht gegen dich kämpfen. Gib Lena frei und ich überlege es mir.“, blieb er hart. Doch das schien für Seth keine Option zu sein. Er ließ ein pechschwarzes Schwert erscheinen, welches er auf Senshi richtete. „Dieser Körper ist wichtig für mich. Es gibt nur wenige, die mit mir kompatibel sind. Du wirst gegen mich antreten. In diesem Körper.“, verriet er Senshi, dass dieser keine andere Wahl hatte.....
 

Kampf 1
 

Thot gegen Sokar
 

Mit pochendem Herzen, führte Noah seinen ‚Gast‘ in die Trainingsarena. „Wow, wirklich luxuriös habt ihr es hier. Das wird wirklich ein geeigneter Ort für dein Grab.“, jagte er Noah schon vor dem Kampf Angst ein. Die Arena beinhaltete viele Hindernisse, die als Versteck und als Verteidigung genutzt werden konnten. Noah kannte sich hier gut aus, und erhoffte sich viele Vorteile. Doch er wusste genau, mit verstecken konnte er nicht siegen. Er dachte sogar daran, Sokars Amulett zu zerstören, um ihm seine Kraft zu nehmen. Doch von Albert, der das Ideogramm des Ptah besessen hatte, wusste er, dass höchstens eine Atombombe die magischen Anhänger zerstören konnte. Die von Göttern geschaffenen Amulette waren also fast unzerstörbar. Deswegen verwarf er diesen Gedanken wieder. Er aktivierte sein Amulett und rief einen Stock herbei. Sokar hob die Augenbrauen. „Wie bitte? Mit diesem Türstopper willst du mich aufhalten? Meine Krallen werden deinen niedlichen Stock gleich etwas ankratzen.“, verriet er seine Taktik und griff an. Noah stützte sich an seinem Stock und sprang hoch. Von der Decke hingen mehrere Seile herab und Noah konnte sich an einem festhalten. Er ließ rechtzeitig wieder los und stieß seinen Stock in Sokars Rücken. Dieser plumpste auf den Boden und schrie. Noah hätte sich nie gedacht, dass er den ersten Schlagaustausch gewinnen würde. Sokar unterdrückte den Schmerz und stand auf. „Verstehe, du kennst dich hier aus. Gut, ich habe dich tatsächlich unterschätzt. Du wolltest es so. Ich werde dich als ernsthaften Gegner anerkennen.“, wollte er nun ernst machen. Er preschte los und streckte Noah seine Kralle entgegen. Dieser konnte Sokars Metallhand mit der Breitseite seines Stocks abfangen. „Netter Trick, aber ich zeige dir jetzt meinen.“, kündigte er an und biss in den Stock. Noah war zuerst überrascht, erkannte dann aber das Vorhaben seines Feindes. Sokars Gebiss hatte sich ebenfalls in Metall verwandelt und seinen Stock in der Mitte durchgebissen. Noah taumelte zurück und landete auf seinem Hintern. Sokar legte keine Pause ein und griff erneut an. Noah konnte ihn gerade noch mit seinen Stockhälften stoppen. Sokar schlug ihm diese aus der Hand und hielt ihm seine eisernen Zähne entgegen. Noah versuchte Abstand zu gewinnen und suchte hinter einem der Hindernisse Deckung. Er schwitzte wie verrückt, da er nicht mit so einem erbitterten Kampf gerechnet hatte. Plötzlich war alles verstummt. War Sokar weg? Nein, natürlich nicht. Plötzlich durchdrang eine Hand das Hindernis, hinter dem sich Noah versteckte. Sokar hatte seine Stahlhand hindurchgeschlagen. Noah sprang auf rannte. Er wusste, dass das die falsche Taktik war und erinnerte sich an Nicks Worte. Selbst wenn er unterlegen war, musste er kämpfen. Er konzentrierte sich erneut auf sein Amulett und rief einen neuen Stab. Noah dachte gerade an den Turnunterricht in der Schule. Dort nahm man ihn zwar nicht ernst, doch er musste die Hindernisse so nutzen um anzugreifen. Noah sprang auf das Hindernis vor ihm und schlug seinen Stock nach Sokar. Dieser hob den Arm und das Holz prallte ab. Sokar kämpfte wirklich mit voller Stärke und Noah hatte es schwer. Er zog den Stock zurück und bereitete eine neue Attacke vor. „Pass auf, das ist mein ‚Hölzerne Hagel‘.“, verriet er den Namen seiner nächsten Technik und hielt den Stock der Länge nach in die Höhe. Plötzlich und völlig unerwartet zersprang er in seine Einzelteile und verwandelte sich in kleine Späne. Diese flogen nun direkt auf Sokar zu. Dieser hatte damit natürlich nicht gerechnet und konnte gerade mal so ausweichen. Ein paar Späne hatte er abkommen, welche nun in seinem Anzug und teilweise in seiner Haut steckten. Das schien ihn jedoch nur noch wütender gemacht zu haben. Er attackierte Noah wieder mit seiner Faust, welcher nun ohne Waffe und ohne Deckung dastand. Mit einem Schlag warf Sokar den Jungen zu Boden. Noah hatte Glück gehabt, dass sein Gegner nicht seine Krallen benutzte. Doch er musste sich schnell etwas neues überlegen. Sokar deklarierte einen neuen Angriff und Noah versteckte sich abermals. Er wollte Sokar Stück für Stück schwächen. Als nächstes wollte er seine Spezialattacke starten. Wenn sie funktionierte war Sokar am Boden. Allerdings war diese Technik sehr kompliziert und Noah durfte sich keinen einzigen Fehler erlauben. Trotzdem beschloss er es zu versuchen. Er erschuf einen weiteren Stock und tauchte wieder auf der Bildfläche auf. Sokar schnaufte, was ein positives Zeichen war. „Du schlägst dich wacker, doch jetzt bist du am Ende.“, provezeite er. Noah begann mit seiner Technik und drehte den Stock im Kreis. Das ganze ähnelte einem Ventilator und genau das sollte es auch. Noah erzeugte immer mehr Wind, der Sokar zurückdrängte. „Das ist doch ein Alptraum. Ich darf nicht verlieren!“, machte er sich immer wieder klar. Er brachte tatsächlich soviel Kraft auf, dass er Noahs Wind entgegen trat. Der Junge kam in Bedrängnis. Das war seine beste Attacke und Sokar wehrte sich dagegen. Es gab nur noch eine Option. Der Stock drehte sich inzwischen so schnell, dass er Sokar durchbohren würde, wenn Noah ihn losließ. Allerdings würde er seinen Feind damit töten. Der Junge geriet in einen Gewissenskonflikt. Er wusste nicht, ob er Sokar einfach so töten konnte. Aber tat er es nicht, war er derjenige. Die Zeit drängte. Sokar kam gefährlich nahe an Noah heran. Dem Jungen ging die Energie aus und eine weitere Attacke würde ihm nicht gelingen. Schweren Herzens ließ er seinen Stock los, welcher in Sokars Richtung flog. Dieser riss die Augen auf und versuchte auszuweichen. Doch Noahs Stab rotierte so schnell, dass dies nicht mehr möglich war. Die dumpfe Spitze erwischte Sokars Brust und durchbohrte ihn. Leblos fiel er zu Boden und blieb liegen. Das Symbol auf seinem Amulett verschwand. Erschöpft wagte sich Noah näher und vergewisserte sich, dass Sokar wirklich geschlagen war. Er blinzelte noch mit den Augen, hatte jedoch keine Kraft für mehr. Sokar erinnerte sich an sein Gespräch mit seiner Assistentin. „Tut mir Leid, dass ich unsere Verabredung nicht einhalten kann.“, stammelte er mit letztem Atemzug. Noah schwirrte nun viel im Kopf herum. Manchmal wünschte er sich wirklich er wäre so wie Nick oder andere starke Typen. Doch er war nur der Junge, der mit Glück den Kampf seines Lebens gewonnen hatte.
 

Gewinner: Thot
 

Kampf 2
 

Anubis gegen Bes
 

Der alte Mann stöhnte, als er sich auf den bequemen Lehnstuhl setzte. Ein Junge kam sofort angerannt und half ihm. „Alles in Ordnung, Opa?“, fragte er besorgt. „Ja, nur ich fürchte ich habe nicht mehr lange.“, offenbarte er. Der Junge wollte dies nicht hören. „Unsinn, Opa. Du wirst noch lange leben.“, weigerte er sich einen Großvater zu verlieren. „Ich muss den Tatsachen in die Augen sehen. Aber irgendwie bin ich sogar froh darüber. Weißt du Junge, meine Arbeit frisst mich jeden Tag mehr auf. Aber bald ist es vorbei. Es tut mir nur Leid, dass du dann an meine Stelle treten musst.“, meinte der alte Mann besorgt. „Ich habe aber etwas anderes vor. Ich möchte Schauspieler werden. Wie die Leute im Fernsehen.“, meinte der Knirps. Sein Opa musste ihn enttäuschen. „Leider, Junge. Es ist unserer Familie nicht freigestellt uns etwas zu wünschen. Hier, das ist mein Amulett. Ich will..... nein, ich muss es dir schenken.“, überreichte er den Anhänger an seinen Enkel. „Muss ich wirklich?“, wollte der Junge es nicht wahrhaben. Sein Opa nickte beträchtlich. „Ja, aber vor meinem Tod muss ich dir noch alles beibringen. Sei bereit dich deiner Aufgabe immer unterzuordnen.“, lehrte er ihn.
 

Noah war es gelungen den ersten Kampf für sich und seine Freunde zu entscheiden. Das hieß jedoch noch gar nichts. Baal und Serket standen noch vor ihrer Entscheidungsschlacht. Aber auch Chris, der sich für die Gegenseite entschieden hatte, blickte gerade seinem Gegner in die Augen. Anubis Gesicht war ausdruckslos. Es zeigte keinerlei Regung von Angst oder Aufregung. „Warum?“, war das erste Wort, welches Chris von ihm hörte. „Was meinst du?“, hinterfragte er. „Das weißt du. Ich kenne dich nicht, aber es muss einen Grund dafür geben, dass du deine besten Freunde verrätst.“, wollte Anubis den Grund für Chris Verhalten erfahren. „Aus dem selben Grund, warum ich diesen Kampf gewinnen werde. Ich bin mächtiger als du, was ich dir gleich beweisen werde.“, gab er an. „Sind das etwa die Lügen, die dir Baal und seine Anhänger aufgebunden haben?“, forschte Anubis weiter. Chris wollte nichts davon hören. „Es ist die Wahrheit. Sokar hat mich gelehrt wie mächtig ich werden kann, wenn ich meine eigenen Entscheidungen treffe. So bin ich frei. Frei um dir meine Kraft zu demonstrieren!“, brüllte er und ging mit seinem Degen auf Anubis los. Dieser sprang ohne Mühe zur Seite. „Weglaufen bringt dir nichts. Bereite dich lieber gleich darauf vor zu sterben.“, versuchte er Anubis einzuschüchtern. „Ich würde gerne sterben, damit ich meine Last loswerde. Seit ich denken kann begleite ich die Seelen der Verstorbenen. Mein Großvater hat es mich gelehrt um seine Lebensaufgabe fortzuführen. Ich würde dies gerne beenden, aber es ist ein Laster, dass ich nicht ablegen kann. Du hast auch eines, ignorierst es aber. Trotz deines Verrats werde ich gnädig sein und deine Seele in die Unterwelt bringen.“, offenbarte er seine Geschichte. Chris schnitt ein erbostes Gesicht. „Keine Angst, ich werde dich von sämtlichen Lastern befreien. Du wirst gleich alle Seelen wiedersehen, um die du dich gekümmert hast.“, antwortete er. „Du glaubst stärker geworden zu sein, nur weil du nun das tust was du möchtest? Wie kurzsichtig. Nach deinem Tod werden deine Gedanken rein sein und du verstehst, was ich dir sagen will.“, erklärte er. Chris hatte die Schnauze voll. „Es reicht. Sag auf Wiedersehen!“, rief er und ging mit seinem Degen auf Anubis los. Dieser hob seine Hand und ließ seinen Dolch erscheinen. Er holte zum Schwung aus und stieß ihn in Chris Magen. Dieser weitete entsetzt die Augen und ließ seine Waffe fallen. Bevor diese noch auf dem Boden ankam, verblaßte sie. „Ich hab verloren. Aber warum?“, stöhnte er und fiel zu Boden. Anubis kniete sich hin und legte ihm die Hand auf die Stirn. „Es ist wichtig sich selbst zu vertrauen, verstehst du?“, raunte er dem Sterbenden zu. Chris nickte schwach. „Tust du mir einen Gefallen und begleitest mich?“, sprach er seinen letzten Wunsch aus. Anubis holte Luft und versprach es ihm. Dann fielen Chris die Augen zu und eine gelbe Kugel flog aus seiner Stirn. Anubis fing sie mit der Hand auf und betrachtete sie. Dann stand er auf und wollte gehen. Doch eine Frau hinderte ihn daran. „Ich gratuliere. Du hast deinen Kampf gewonnen.“, lobte sie ihn. Es war die selbe Frau, die Anubis vorige Nacht zu Senshi gebracht hatte. „Spielst du Schiedsrichterin, Hathor?“, lästerte er. „Nichts liegt mir ferner, als mich in den letzten Kampf einzumischen, aber mein Partner hat dies bereits getan.“, erläuterte Hathor. „Der Krieger, der Seth in sich trug ist tot. Um ehrlich zu sein, ich freue mich falls der Junge gegen seine neue Form verliert. Dann werde ich gezwungen sein gegen ihn zu kämpfen. Er ist stark und wird mich bestimmt töten.“, erzählte Anubis Hathor seinen Wunsch. Diese trat näher. „Was ist, wenn ich diese Aufgabe von dir nehmen kann?“, flüsterte sie ihm zu. „Bist du dazu in der Lage? Ich habe bereits daran gedacht, den Vater des Mädchens zu fragen, dass Seth kontrolliert. Das wäre ein Segen für mich.“, wünschte Anubis sich endlich nach seinen Vorstellungen zu leben. „Du kannst dein Laster an jemand anderen weitergeben.“, erklärte sie und sah zu Chris. Anubis überlegte kurz. „Er ist tot, hast du etwa vor....?“ Hathor sah Anubis in die Augen und nickte. „Damit verstoße ich gegen ein Gesetz. Außerdem weiß ich, welche Qualen er durchmachen wird.“, zögerde er. „Es ist deine Entscheidung.“, meinte Hathor nur. Anubis machte kehrt und hockte sich nochmals zu Chris. Er betrachtete dessen Seele und

ließ sie dann wieder in den Körper fallen. Die Wunde verschwand und Chris schlug die Augen auf. „Bin ich...... in der Unterwelt?“, fragte er langsam. Anubis betrachtete seine Handflächen und es erschien tatsächlich ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Ich bin frei.“, konnte er es noch gar nicht glauben. Dafür bemerkte Chris sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmte. „Du hast es tatsächlich getan.“, sagte Chris es so, als wäre es schlimmer als der Tod selbst. Hathor trat zu ihm und reichte ihm die Hand. „Wer bist du?“, fragte er, als wäre er gerade aus einem Alptraum erwacht. „Meine Name ist Hathor und ich bin eine Botin. Zusammen mit Seth habe ich die Geschichte überwacht, bis er starb und auf dieses Mädchen überging. Ich habe Anubis dazu überredet, seine Aufgabe an dich weiterzuleiten, damit du deinen Freunden helfen kannst.“, beantwortete sie Chris Fragen. Dieser verstand aber immer noch nicht alles. „Ich habe verloren. Und ihr habt mir noch dazu diesen Fluch aufgehetzt. Und jetzt soll ich mich wieder meinen Freunden anschließen?“, war er völlig außer sich. „Meine Gabe ist es in die Zukunft zu sehen. Ich weiß was passieren wird und möchte dich bitten alles zum Guten zu wenden. Nutze deine Überzeugung nur das zu tun, was du möchtest um alle zu retten. Deine neue Gabe und dein neuer Fluch beginnen zu wirken. Du wirst nie mehr frei sein, sei dir dem bewusst. Allerdings hast du nun, anders wie Anubis die Fähigkeit die zu retten, die dir nahe stehen.“, erklärte sie Chris.

„Was soll ich tun?“, fragte er zögernd. „Ruhe dich aus. Dann beginne.“, meinte sie noch und nahm dann Anubis Hand. „Ich bin jetzt frei. Aber was soll ich tun?“, wusste er nicht, was er mit seinem neuen Leben anfangen sollte. „Ich werde dir alles zeigen. Vertrau mir.“, bot Hathor ihm ihre Hilfe an. Sie zog ihn mit sich, um ihm zu zeigen was er verpasst hatte. Chris blieb zurück und sah noch lange auf seine Hände. Nun musste er für einen Verrat und seine Entscheidung bezahlen. In einem behielten Sokar und Hathor Recht. Er hatte die Freiheit alles zu tun. Aber auch die Bürde alle zu tun.
 

Gewinner: Anubis
 

Kampf 3
 

Isis gegen Serket
 

Damit waren zwei der Kämpfe entschieden. Doch drei standen noch aus. Während sich Senshi und Seth noch auf ihre Auseinandersetzung vorbereiteten, begann der Kampf zwischen Anna und Serket. „Was willst du den, Kleine? Glaubst du wirklich, dass du gegen einen Profi wie mich gewinnen kannst?“, schüchterte Serket ihre Gegnerin ein. „Weißt du was? Das Ideogramm der Hesat würde besser zu dir passen. Das war nämlich die Kuhgöttin.“ Serket verengte ihre Augen. „Die Göttin Serket war unglaublich stark. Und ich auch!“, antwortete sie. „Und das behauptet jemand, mit solchen Schuhen.“, gab Anna frech zurück. Serket sah zu ihren Stöckelschuhen hinunter und bekam einen hochroten Kopf. „Wie witzig. Sieh du doch mal in den Spiegel. Glaubst du, du bekommst einen Typen ab?“, zickte sie. Darauf reagierte Anna. Sofort ließ sie ihre Waffe erscheinen. Es handelte sich um eine gebogene Sichel, die golden schimmerte. „Niedliches Taschenmesser. Jetzt zeige ich dir meine Waffe.“, sprach Serket und rief ihren Speer herbei. Sie nahm ihn hoch und warf ihn nach Anna. Diese hatte aber keine Mühe dem auszuweichen. „Mehr hast du nicht auf dem Kasten?“, fragte sie spöttisch. Doch sie musste ihre Meinung revidieren, als sie ein Geräusch von hinten hörte. Blitzschnell drehte sie sich um und sah Serkets Speer wieder zurückkommen. Er schien wie ein Bumerang zu reagieren. Anna konnte ihn gerade noch mit ihrer Sichel stoppen, die ihr sofort aus der Hand geschlagen wurde. Der Speer landete wieder in Serkets Hand. Anna warf sich auf den Boden, um sich ihre Waffe zurückzuholen, doch Serket warf abermals. Anna rollte sich schnell zur Seite, um dem Angriff zu entgehen. Der Speer verfehlte sie nur wenige Zentimeter und blieb in der Erde stecken. Serket breitete ihre Hand aus und ihr Speer flog wie von Geisterhand zu ihr zurück. „Da stauntst du, Kleine.“, schien sie sich zu amüsieren. Doch Anna ließ sich nicht unterkriegen. Schnell sprang sie auf und hielt ihrer Rivalin die Sichel entgegen. Der Stiel verlängerte sich und die ganze Waffe ähnelte bald einer Sense. „Glaubst du, das beeindruckt mich? Im Gegenteil, ich verrate dir nun etwas. Siehst du die Spitze meines Speers? Sie ist das Härteste, das es auf der Welt gibt. Mit ihr spalte ich alles, sogar Diamanten. Nicht einmal Sokars Krallen kommen an ihre Schärfe heran. Das ist das Instrument deiner Vernichtung.“, erklärte sie Anna ihren Plan. „Meine goldene Sichel ist auch mächtig. Gleich werden wir sehen, wer die mächtigere Macht besitzt.“, ging Anna auf Serkets Angeberei ein. Beide starteten gleichzeitig eine Attacke und Serkets Speer schlug Anna die Sichel aus der Hand. Schnell griff das Mädchen wieder nach ihr und bemerkte, dass die Spitze abgebrochen war. Anna verstand nun, dass Serket nicht übertrieben hatte. Dies konnte sie jedoch zu ihrem Vorteil nutzen. „Mit deinem Stumpf kannst du jetzt niemanden mehr beeindrucken.“, lachte Serket und bereitete sich auf einen erneuten Angriff vor. Anna duckte sich und schnitt mit ihrer Sichel einen Teil des Speers ab. Die Spitze fiel zu Boden und Anna hob sie auf. Serket war darüber alles andere als froh. „Na, warte!“, brüllte sie und ging mit dem stumpfen Ende auf ihre Gegnerin los. Doch Anna reagierte blitzschnell und rammte die Speerspitze in Serkets Amulett. Diese wusste zuerst nicht, was vor sich ging. Erst als ihr Amulett zerbrach und in vielen Stücken zu Boden fiel, erkannte sie das Unglück. „Was hast du gemacht? Und wie? Das Amulett ist unzerstörbar.“, konnte sie es nicht fassen. „Du hast selber gesagt, deine Spitze ist das Härteste was es gibt.“, grinste Anna. „Du bist jetzt deiner Macht beraubt.“, erklärte das Mädchen. Serket stürzte sich sofort auf die Teile und versuchte sie wieder zusammenzubringen. Mit zitternden Händen suchte sie alle Puzzleteile. „Das darf nicht sein! Ohne dieses Amulett bin ich nichts!“, heulte sie beinahe. Anna tat sie fast Leid. Ihre Kraft war alles was Serket hatte. Sie versuchte weiterhin das Amulett wiederherzustellen, aber als es nicht gelang brach sie weinend zusammen. Anna dachte daran ihr zu helfen, doch entschied sich dann dagegen. Sie sah ihre Gegnerin nochmals an, die nun wie ein kleines Kind wirkte und ging dann. Sie wollte unbedingt Nick helfen. Baal war ein starker Gegner.

Gewinner: Isis

Chaos
 

Kampf 4
 

Osiris gegen Baal
 

„Hier sind wir ungestört.“, erklärte Baal und wies auf die Umgebung hin. Er und Nick hatten sich in ein abgelegenes Waldstück zurückgezogen, um ungestört zu kämpfen. „Die armen Bäume, die dabei zu Bruch gehen sind dich gar nicht wert.“, maulte Nick. „Du armer Irrer glaubst tatsächlich, dass du gegen mich bestehen kannst. Selbst wenn du all deine Kraft aufwendest und deine besten Attacken startest, bist du mir mit dieser Verletzung trotzdem unterlegen.“, sah Baal keinerlei Gefahr für sein Leben. Nick

blickte zu seinem Bein hinunter und musste seinem Feind rechtgeben. Die Verletzung, die ihm Senshi zugefügt hatte, heilte nicht gut. Er hatte sie ausgewaschen und verbunden, doch wenn sie ihm während des Kampfes Ärger machte, war er im Nachteil. Dennoch beschloss er die Zähne zusammenzubeissen und zu kämpfen. Er rief sein Zepter und bereitete sich vor. Baal tat es ihm nach und schwang seinen Dreizack. „Einen schönen Freund hast du, der dich vor der wichtigsten Schlacht deines Lebens verwundet.“, rief Baal dem Verletzten zu. „Du weißt doch gar nichts. Senshi hat unter deinem Einfluss gelitten. Außerdem benutzt du den Körper seines Vaters. Heute ist der Tag, an dem du für deine Taten bezahlen wirst. Ich werde dich vernichten und diesem Alptraum ein Ende bereiten.“, stand für Nick fest. Wie immer teilte er sich und stellte Kopien von sich her. Baal zeigte sich überhaupt nicht beeindruckt. Es kam ihm eher lächerlich vor. Der echte Nick vollzog einen Angriff mit seinem Zepter. Doch Baal hielt seinen Dreizack hoch und konnte ihn mühelos abwehren. „Wenn das alles war, gib lieber auf. Vielleicht verschone ich dich ja.“, sprach Baal sein Angebot aus. Nick spuckte vor ihm auf den Boden. „Und den Weihnachtsmann gibt´s wirklich. Du wirst bald vor mir knien und um Gnade winseln.“, sträubte sich der Junge gegen diesen Gedanken. „Das war doch nicht ernst gemeint. Ich freue mich richtig darauf dich zur Strecke zu bringen. Du wirst vor mir auf dem Boden liegen und mich anflehen dich gehen zu lassen. Das werde ich genießen, doch ich keine kein Erbarmen. Dann wirst du die Spitzen meines Dreizacks kennenlernen.“, erzählte Baal den Kampfverlauf schon im Voraus. „Netter Traum, aber du wirst gleich unsanft geweckt. Ich kann nämlich auch in die Zukunft sehen. Und dort existierst du nicht mehr. Keiner von euch.“, provezeite Nick. „Ich hoffe, das hast du nicht in deiner Glaskugel gesehen. Es kann nur eine Seite gewinnen und das ist meine. Ich und meine Diener werden euch vernichten und diese Welt anunsreissen. Zusammen mit Seth unterwerfen wir diesen Planeten dem Chaos.“, sprach er mit starkem Ton und ballte seine Faust. „Das wird nicht passieren, weil du hier und jetzt untergehst!“, schrie Nick und konzentrierte sich auf sein Zepter. Mit seiner mächtigsten Attacke, dürfte er Baal ausschalten können. Er erwartete, dass Baal ihn in der Zeit, in der er sich vorbereiten musste angreifen würde, doch im Gegenteil. Baal streckte seine Arme zur Seite und präsentierte sich als Zielscheibe. Nahm er Nick nicht ernst? Wenn nein, war das sein Untergang. „Pass auf, du Ungeheuer. Das ist das Werkzeug deiner Vernichtung. Meine rote Sonne.“, kündigte er an. Er hielt sein Zepter in Baals Richtung und die rote Kugel wurde größer und größer. Nick musste Baal unbedingt treffen, da er nach seiner besten Technik nicht mehr viel Kraft haben würde. „Attacke!“, schrie er aus Leibeskräften und startete den roten Ball. Dieser hatte bereits einen enormen Umfang und flog unaufhaltsam auf Baal zu. Dieser rührte sich immer noch nicht, wofür er nun büßen musste. Die Kugel traf ihn und bewirkte eine gewaltige Explosion. Erleichtert atmete Nick auf. Geschafft ließ er sich auf den Boden fallen. Endlich war der Spuck vorbei. Da wo Baal stand befand sich nur noch eine Staubwolke. Er wollte sich ausruhen, dachte aber daran, dass Senshi seine Hilfe brauchen könnte. Er rappelte sich wieder auf und wollte gehen, als ihm jedoch Baals Dreizack vor die Beine flog. Nick schreckte zurück. Wo kam das Ding her? Wurde es von der Explosion weggeschleudert? Der Junge sah nochmals zu der Staubwolke und erkannte einen Schatten. Er irrte sich nicht. Er erkannte einen schwarzen, verschwommenen Schatten im Rauch. Es dauerte nicht lange bis sich der Qualm verzog und das Objekt freigab. Baal trat mit gelangweiltem Gesicht aus den Rauchschwaden. Nick traute seinen Augen nicht. War das eine Illusion? Baal konnte gar nicht vor ihm stehen. „Wie...? Was....? Ich habe dich doch getroffen.“, verstand Nick die Situation nicht. „Du hast mich nicht verfehlt. Aber diese lahme Attacke, konnte ich mühelos abwehren.“, tat Baal so, als wäre nichts geschehen. Nick war am Ende. Der letzte Angriff hatte ihn nicht einmal gekratzt. Anscheinend war er wirklich unbesiegbar. „Jetzt bin ich dran.“, kündigte Baal eine Attacke an. Er rannte auf den erschöpften Nick zu und verpasste ihm einen Kinnhacken. Wehrlos wurde der Junge zu Boden geschmettert. Er hatte fast keine Kraft mehr und konnte gerade mal so aufstehen. Er fasste sich an den Mund und bemerkte, dass er blutete. Schnell wischte er es wieder ab und suchte nach seinem Zepter. Baal hob seine Augenbrauen. Hatte Nick doch noch Energie? Oder klammerte er sich an einen Strohhalm? Nick taumelte zu seinem Zepter, doch Baal war schneller. Er hatte seinen Dreizack zurück und schlug auf seinen Gegner ein. Mit schmerzferzertem Gesicht ging Nick abermals zu Boden. Er versuchte zu seinem Zepter zu kriechen, doch Baal war gemein und trat es einfach weg. Dann kickte er Nick in die Seite um ihn zum Umdrehen zu bewegen. Danach hielt er dem Jungen seinen Dreizack direkt vor die Kehle. „Siehst du? Wie ich es beschrieben habe. Du liegst vor mir und bist am Ende deiner Kraft.“, genoss Baal den Triumpf. Er hatte seinen Gegner besiegen können und war kurz davor ihn zu töten. „Schön, du hast mich geschlagen. Aber meine Freunde werden mich rächen. Und ich werde sicher nicht um Gnade flehen. Mach schluss.“, meinte er und schloss die Augen. Baal verlor das Interesse an Nick und wollte es beenden. Nick bereitete sich auf seinen Tod vor. Jeden Augenblick erwartete er den tödlichen Stich. Doch er blieb aus. Stattdessen spürte er Tropfen auf seinem Gesicht. Regnete es? Nein, unmöglich. Er riss die Augen auf und entdeckte, dass Baal verwundet war. Er blutete stark. Etwas hatte seine Schulter getroffen und Baal hielt sie mit zusammengebissenen Zähnen. Nick sah sich suchend um und konnte schließlich Anna ausmachen. „Ich dachte du könntest Hilfe brauchen.“, kam sie genau im richtigen Moment. Nick versuchte aufzustehen, doch Anna hinderte ihn daran. „Du bist verletzt. Ruhe dich aus, ich werde Baal alleine besiegen.“, schlug sie vor. Doch Nick wollte nichts davon hören. „Spinnst du? Dieser Kerl hat meine beste Attacke überlebt. Ich werde dich bestimmt nicht alleine kämpfen lassen.“, beschloss er. Er versuchte aufzustehen, doch es erwies sich als schwierig. Anna wollte ihm helfen, doch Nick wehrte ab. Er musste es allein schaffen. Er griff nach seinen Zepter und stützte sich damit ab. Baal sah die beiden mit einer haßerfüllten Fratze an. Sein Gesicht veränderte sich und es wurden wieder Teile des Totenschädels sichtbar. Er war auf Rache aus und war nun noch gefährlicher als vorher. Nick schnaufte und konnte sich nur schwer auf den Beinen halten. Als wäre das nicht genug, meldete sich auch noch seine Verletzung. „Du bist nicht in der Lage zu kämpfen.“, versuchte Anna ihrem Freund klar zu machen. „Vergiss es. Ich werde dich nicht allein gegen das Scheusal antreten lassen.“, ließ er nicht locker. Baal nahm seinen Dreizack und stürmte auf die zwei zu. Die beiden verschwanden schnell in unterschiedliche Richtungen um der Attacke zu entgehen. „Anna! Lenke ihn ab, damit ich einen neuen Energieball erzeugen kann.“, rief Nick seiner Freundin zu. Diese verstand nicht ganz. „Du bist dazu nicht mehr fähig. Wenn du das tust könntest du schlimm verletzt werden!“, erinnerte sie ihn. Nick war das egal. Baal hatte letztes Mal all seine Kraft in seinen Schild gesteckt. Wenn Anna ihn ablenkte, hatte er eine Chance. Es gelang ihm Anna dazu zu überreden. Doch Baal war nicht dumm und erkannte was die beiden vorhatten. Er wollte sich Nick vornehmen, doch Anna ließ ihn nicht. Schützend stellte sie sich immer wieder vor Baal um dessen Angriffe mit ihrer Sichel abzuwehren. Baal konnte wegen seiner Schulterverletzung nicht mehr seine ganze Kraft einsetzen. Das mussten die Freunde ausnutzen. Nick konnte seine Arme und Beine kaum noch bewegen, als er erneut Energie sammelte. Doch bald hatte er genug zusammen um eine neue Kugel zu bilden. Das Zepter leuchtete und war für Nicks beste Technik bereit. „Bring dich in Sicherheit, Anna!“, rief er seiner Freundin zu und startete kurz darauf die Kugel. Anna kämpfte noch immer mit Baal, sah aber die Kugel auf sich zu kommen. Sie stampfte ihre Sichel in die Erde um sich so zur Seite zu katapultieren. Baal hatte keine Gelegenheit mehr auszuweichen. Er wurde von der Kugel erfasst und es gab abermals eine Explosion. Nick konnte keinen Finger mehr rühren und es fiel ihm schwer zu atmen. Trotzdem vergewisserte er sich, dass Baal tot war. Als sich der Qualm verzog lag dieser regungslos am Boden. Nick und Anna hatten es geschafft. Anna kam angerannt und umarmte ihren Freund. „Wir haben es geschafft!“, jubelte sie. „Bitte nicht so fest.“, beschwerte sich ihr Freund, dem noch immer jeder Knochen einzeln schmerzte. Die beiden waren so im Freudentaumel, dass sie nicht bemerkten wie Baal wieder aufstand. Die Attacke hatte in voll erwischt und es gab keine Stelle, an der er nicht blutete. Dennoch taumelte er auf die Sieger zu. Nick bemerkte als erstes das Unglück. Mit seiner allerletzten Kraft packte er Anna und wechselte mit ihr die Stelle. Wutschnaubend schwang Baal seinen Dreizack und rammte ihn in Nicks Rücken. Dieser spürte keinen einzigen Schmerz, als er zu Boden ging. Der Schock saß zu tief. Anna wusste zuerst nicht was los war, erkannte aber dann das Schreckliche. Sie kniete sich zu ihrem Freund und rüttelte ihn. „Du hast verdammtes Glück, Mädchen. Ich bin zu schwach, um gegen dich zu kämpfen. Meinen Gegner habe ich getötet und meine Aufgabe erfüllt.“, erklärte er und begann zu gehen. Anna verschwendete keinen Gedanken daran ihm zu folgen. Sie sah nur Nick in die Augen und versuchte ihn wachzubekommen. „Anna...“, krächzte der Junge. „Es wird alles wieder gut! Du wirst dich davon erholen!“, begann das Mädchen zu weinen. „Achwas, ich bin am Ende. Versprich mir, dass du Baal nicht alleine angreifst, ja? Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“, sprach er mit seinen letzten Atemzügen. „Sag das nicht! Du kannst doch nicht sterben. Jetzt doch noch nicht. Was.... was wird aus unserer Hochzeit?“, versuchte sie ihren Freund beisichzubehalten. „Achja. Unsere Eltern werden sich... ärgern.... . Aber weißt du was? Ehrlich gesagt, hätte ich das sogar mitgemacht.“, hustete er. Das Sprechen viel ihm jede Sekunde schwerer. „Was... was meinst du?“, fragte Anna verdutzt. „Weißt du.... du bedeutest mir wirklich viel. Pass bitte auf dich auf, ja? Und vertrau auf Senshi, er wird schon alles zum Guten wenden.“, flüsterte er nur noch. Dann konnte er nicht mehr und gab seinen Verletzungen nach. Er wollte noch seine Hand nach Anna ausstrecken, schaffte es jedoch nicht mehr. Anna packte ihn am Kragen und rüttelte an ihm, doch er war tot. Das Mädchen weinte und weinte. Warum musste das passieren? Erst jetzt erkannte sie, welches Ausmaß diese Schlacht hatte.
 

Gewinner: Baal
 

Kampf 5
 

Horus gegen Seth
 

„Meine Diener vernichten in diesem Augenblick deine Freunde und du bist gezwungen gegen mich anzutreten. Ich bin Seth, das Chaos. Vor 3000 Jahren habe ich meine Sgleichen eliminiert um die Welt dem Chaos zu

unterwerfen. Doch Horus hielt mich auf und so musste meine Seele in menschlichen Wirten weiterleben.“, erzählte Seth von seinen Qualen. „Und was willst du jetzt von mir?“, konnte Senshi kein Verständnis aufbringen. „Rache.“, war Seths kurze Antwort. „Horus lebt in dir weiter und deswegen werde ich dich zerstören. Sei bereit für den Kampf.“, erklärte er mit bedrohlicher Stimme. „Einverstanden, kämpfen wir! Aber lass vorher Lena frei.“, verlangte der Junge. „Hast du etwas an den Ohren? Ich habe dir bereits erklärt, dass ich ohne Wirt nicht existieren kann. Wenn du mich vernichten willst, muss vorher deine Freundin dran glauben.“, offenbarte er Senshi. Dieser verstand die schwierige Situation und versuchte einen Ausweg zu finden. Lena befand sich noch in ihrem Körper, doch Seth hatte die Kontrolle. Senshi musste auf seine Freundin einreden, damit sie sich gegen Seth zur Wehr setzte. Doch im Moment sah alles danach aus, als hätte Seth Lena vollkommen unterdrückt. „Bist du bereit für unseren letzten Kampf?“, fragte Seth herausfordernd. „Habe ich eine andere Wahl?“, sah Senshi wenig Chancen. „Ja, du könntest dich mir ergeben und ich verspreche dir, dass ich schnell mache.“, bot er an. „Die Frage war rhetorisch gemeint. Außerdem werde ich nicht aufgeben. Ich werde dich dorthin zurückschicken, wo du hergekommen bist und meine Freundin retten.“, stand für den Jungen fest. „Keines von beiden wird dir gelingen. Ich werde diesen Kampf gewinnen und danach alle übrigen von deiner Sorte vernichten. Dann steht mir nichts mehr im Weg. Ich werde diese Welt abermals dem Chaos unterwerfen, und diesmal hält mich niemand auf.“, begann der Schurke zu lachen. „Doch, ich!“, trat Senshi ihm entgegen. Seth schwang sein Schwert und trat näher. Er vollzog einen Schlag und Senshi blockte. „Siehst du? Ich bin dir überlegen.“, freute sich der Junge. Seth konnte darüber nur lachen. „Du bist doch nur ein Kind. Bete, dass du nicht allzugroße Schmerzen hast, wenn ich dich ins Jenseits befördere.“, hielt er Senshi für einen schwachen Gegner. Dieser ließ sich das jedoch nicht gefallen und reagierte. Gezielt schlug er Seth sein Schwert aus der Hand. Dieser schien darüber aber alles andere als erschrocken zu sein. „Verdammt, du hast mich entwaffnet. Jetzt kannst du mich direkt angreifen und töten. Da habe ich wohl einen verhängnisvollen Fehler gemacht.“, amüsierte er sich über Senshi. Dieser hatte Seth zwar sein Schwert weggenommen, konnte jedoch Lena nicht verletzen. „Du hältst dich für stark? Du versteckst dich im Körper eines Mädchens.“, erinnerte Senshi. Seth schien das wenig auszumachen. „Ja und du zögerst mich zu attackieren. Das wird kein Kampf, sondern eine Hinrichtung. Deine um genau zu sein.“, hechelte der Gott. Senshi musste sich das leider eingestehen. Es war für ihn unmöglich mit seinem Schwert auf Lena loszugehen. Wenn er es allerdings nicht tat, würde Seth gewinnen. Und wenn das geschah würde noch viel Schlimmeres geschehen. Seth griff wieder nach seinem Schwert und hob es auf. „Entscheide dich, und zwar schnell.“, riet er ihm. „Lena, ich weiß du bist stärker als er! Es ist dein Körper und du kannst ihn auch wieder rauswerfen!“, flehte Senshi das Mädchen an. Seth gähnte demonstrativ. „Idiot. Hast du nichts besseres auf Lager? Zugegeben, sie ist die Tochter meines früheren Wirts. Dennoch ist sie schwach. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie ihren Vater verloren hat. Vielleicht hast du Recht. Vielleicht könnte sie Kontrolle ausüben. Aber nicht in diesem Zustand. Warte eine Sekunde und ich werde deinen restlichen Kampfwillen brechen.“, versicherte Seth, dass es keine Möglichkeit für Lena gab. Aber wie wollte er Senshis Kampfwillen brechen? Dem Jungen beschlich ein ungutes Gefühl. Ein merkwürdiger Wind kam von Osten. „Wer kommt da?“, fragte Senshi schnell?“ Seth sah in die betreffende Richtung. „Ein alter Freund.“, erwiderte er. Der Unbekannte kam näher und näher. Noch verdeckte der Schatten sein Gesicht. Wenige Meter später erkannte Senshi das Unheil. Es war Baal. „Ich hoffe du hast deine Aufgabe erledigt.“, fragte Seth nach dem Stand der Dinge. Baal nickte. „Ja, großer Seth. Ich habe Osiris wie befohlen getötet. Er hatte keine Chance. Danach bin ich so schnell hierher geeilt, um Euch zu helfen.“, antwortete Baal. Senshi war geschockt. „Du lügst! Nick ist viel zu stark. Es lässt sich nicht einfach besiegen.“, beharrte der Junge. Baal würdigte dem nur einen kurzen Blick. „Dieser Dummkopf ist gefallen, als er seine Freundin beschützen wollte. Irgendwie erinnert mich das an diese Situation hier.“, murmelte er. Senshi holte tief Luft. Er wollte Baal angreifen und ihm seine Lügen austreiben, doch er konnte Seth nicht den Rücken zuwenden. Er war eingekreist. Rechts von ihm stand Seth und Links versperrte ihm Baal den Weg. Wie sollte er gegen zwei von der Sorte gewinnen? Vielleicht gelang es ihm Baal auszuschalten, doch es blieb immer noch das Problem mit Lena. Die nächste Aktion kam von Seth. Dieser schlenderte nun einfach an Senshi vorbei und ging auf Baal zu. „Sagtest du gerade, ich würde Hilfe benötigen?“, schien er über Baals vorherige Aussage nicht sehr erfreut. „Verzeiht mir.“, entschuldigte sich das Knochengesicht sofort. „Senshi?“, wandte sich Seth wieder an den Jungen. „Ich weiß nicht ob, du es bereits aufgegeben hast deinen Vater zu retten. Aber ich werde es gleich erfahren.“, grinste er und stach sein Schwert in seinen Diener. Baal wusste zuerst nicht wie ihm geschah, brach dann aber regungslos zusammen. Seth sah zu Senshi und staunte. „Ich hätte eine andere Reaktion erwartet.“, wunderte er sich. Der Junge presste seine Finger fest zusammen und hielt sein Schwert. „Das war nicht mein Vater. Ihn habe ich verloren, aber Lena werde ich zurückholen.“, sagte er festentschlossen. Seth wirkte überrascht. „Tja, dann habe ich meinen Sklaven wohl umsonst getötet. Nunja, egal. Deine Freundin wird leben keine Angst. Ohne sie wäre ich nichts. Also sei ganz beruhigt. Mir ist der Spaß vergangen und ich mache jetzt ernst. Bereite dich auf deinen letzten Atemzug vor.“, änderte er nun seinen Ton. Dann hielt er die fünf Finger seiner linken Hand hoch. Senshi verstand zuerst nicht. „5 Minuten. Mehr werde ich für dich nicht brauchen. Das ist dein Ende, Horus!“, brüllte er und ging auf Senshi los.

Anna war fertig. Sie hielt Nick noch immer in ihren Armen und heulte. Sie wollte einfach nicht wahrhaben, dass er tot war. So bemerkte sie auch nicht, wie sich jemand näherte. Erst als sie laute Schritte hörte sprang sie auf. Zuerst dachte sie, Baal wäre zurück gekommen um sie auch noch zu holen. Doch es handelte sich um jemand anderen. „Chris! Hat.... hat Anubis seinen Kampf verloren? Jetzt siehst du, was deine Entscheidung angerichtet hat.“, konnte Anna ihrem ehemaligen Freund nicht einmal in die Augen sehen. Dieser antwortete ihr nicht. Sein Ziel war Nick. Anna stellte sich jedoch schützend vor ihn. „Er ist doch schon tot! Was wollt ihr Ungeheuer den noch?“, konnte sie dem Druck kaum noch standhalten. Chris zeigte dem Mädchen seine Handfläche und Anna wich zurück. Chris kniete über Nick und strich ihm über die Stirn. „Jetzt ist es nicht mehr mein Recht dir zu helfen......, sondern meine Pflicht.“, seufzte er traurig. Anna musterte den eindeutig veränderten Chris. Nicks Stirn begann zu strahlen und eine silberne Kugel löste sich aus seinem Körper. Chris drückte sie fest an sich. Anna verstand was er vorhatte. Gerade in diesem Moment erfolgte ein Angriff. Wie aus dem Nichts tauchte ein Stock auf, dessen Ziel Chris war. Anna musste ihn stoppen, wenn Nick noch eine Chance haben wollte. Schützend warf sie sich vor Anubis Nachfolger um den Angriff abzufangen. Der Stock traf sie hart, verletzte sie aber nicht ernsthaft. Sofort kam Noah angelaufen. „Anna, spinnst du? Er ist unser Feind. Er hat Nick umgebracht.“, verkannte der die Situation. „Nein! Er kann Nick helfen!“, versuchte Anna schnellstwegs aufzuklären. Noah sah Chris nur verdutzt an. Dann entdeckte er die silberne Kugel. „Ist er....? Hat er....?“, stotterte er. Anna nickte. „Ja, er hat Anubis Fähigkeiten. Nur er kann Nick noch retten.“, hoffte sie. Die Kugel verformte sich und kehrte in Nicks Körper zurück. Sofort schlug dieser die Augen auf. Er fasste sich an die Kehle, als ob er gerade aus dem Wasser aufgetaucht wäre. Als er wieder richtig zu sich gekommen war, suchte er die Umgebung ab. Misstrauisch betrachtete er Chris. Bevor er aber noch irgendetwas unternehmen konnte, wurde er von Anna umarmt. „Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!“, war sie ganz perplex. Nick verstand noch immer nicht was passiert war. Dann nahm er auch noch Noah war und konnte sich einiges Zusammenreimen. „Hat.... Chris mich wiederbelebt?“, fragte er zögernd. Noah warf ihm einen bejahenden Blick zu. Anna ließ noch immer nicht von ihrem Freund los. Dann erinnerte sich Nick an seine letzten Worte. „He, Anna. Was ich vor meinem ‚Tod‘ noch gesagt habe.... also.....“, wollte er die Sache klären, fand aber nicht die richtigen Worte. Er wollte weiter erklären, kam aber nicht dazu. Anna hatte die Umarmung beendet und war zu etwas anderem übergegangen. Noah klopfte sich an die Stirn. „Leute, ich will ja nichts sagen, aber Senshi kämpft gerade gegen Seth. Und wahrscheinlich bekommt er es auch noch mit Baal zu tun. Ohne uns ist er verloren.“, erinnerte er an die momentane Lage. Nur mühevoll konnten sich Nick und Anna von einander losreissen. „Sammelt eure Kräfte. Wir müssen Senshi jetzt beistehen. Wir haben solange gekämpft. Und es hat viele Opfer gefordert. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen diesen Krieg zu beenden. Für uns und unsere Nachkommen!“, redete Nick wie ein Politiker. „Tolle Rede.“, machte Anna ihm ein Kompliment. „Ich folge euch!“, stand für Noah fest. „Was ist mit dir?“, wollte er von Chris wissen. Dieser sah beträchtlich zu Boden. „Er kommt mit.“, entschied Nick. Chris wunderte sich. „Was? Nach allem was ich getan habe?“, verstand er seinen Freund nicht. „Eigentlich hast du uns sogar geholfen. Gut, wir haben ein paar Schrammen und ich war tot, aber durch dich können wir unsere Feinde endgültig besiegen!“, versuchte Nick Chris aufzumuntern. Dieser ballte die Fäuste. „Nichts ist gut. Ich habe Anubis Gabe übernommen. Ich werde nie mehr frei sein.“, erinnerte er an seinen Fluch. „Ja. Deswegen hilf uns ein letztes Mal. Wir brauchen dich.“, sprach Nick es aus. Chris sah ihn überrascht an. „Also gut. Ein letztes Mal....“, seufzte er. „Anna, du....“, wollte sich Nick an seine Freundin wenden, doch diese stoppte ihn. „Ich komme mit!“, bestand sie darauf. Bevor Nick noch widersprechen konnte, zerrte sie ihn am Arm voran. Chris und Noah folgten den beiden zögerlich. Sie wussten, dass Seth stark war. Würden sie es gemeinsam schaffen dieses Monster zu bezwingen?

Währenddessen saßen Anubis und Hathor in einem Restaurant. „Das ist das Beste, was ich je gegessen habe.“, stand für den ehemaligen Totenwächter fest. Hathor hatte ihre Faust unter ihr Kinn geschoben und beobachtete den Esser. „Nachher zeige ich dir noch mehr. Aber vorher muss ich noch etwas erledigen. Wenn Seth gewinnen sollte, hast du dein neues Glück umsonst.“, führte sie Anubis vor Augen. „Wie du meinst. Aber halte mich da raus.“, wollte er nichts mehr mit diesem Krieg zu tun haben. „Schon verstanden. Ich werde dem Mädchen helfen und komme danach zurück. Lass es dir bisweilen schmecken.“, lächelte Hathor Anubis an und stand auf. Anubis tat es ihr gleich. „Bitte.... bitte komm wirklich wieder zurück.“, bat er sie vorsichtig zu sein. Hathor nickte ihrem neuen Freund nochmals zu und verließ dann das Gasthaus. Ihr Ziel war, wie das von Nick und seinen Freunden, der Schauplatz des letzten Kampfes......

„Ahhhh!“, schrie Senshi schmerzerfüllt, als Seth ihn mit seiner Faust rammte. Der Junge wurde unsanft zu Boden katapultiert. Er rieb sich die Wange und versuchte wieder aufzustehen. Seth ließ sein Schwert verschwinden. „Nun hast du eine kleine Chance, etwas gegen mich auszurichten. Ich möchte, dass mein letzter Gegner eine Herausforderung für mich darstellt.“, erklärte er. „Mach was du willst. Ich werde nicht gegen dich kämpfen. Lena, du musst dich von diesem Parasiten befreien!“, redete er auf seine Freundin ein. Seth schüttelte nur unbeholfen den Kopf. „Du willst es wohl nicht verstehen. Anstatt deine restliche Zeit mit müden Reden zu verschwenden, solltest du dich verteidigen. Ich habe mich entschieden, dich mit meiner Faust zu erledigen. Also mach dich auf etwas gefasst!“, brüllte er und ging abermals auf Senshi los. Dieser blieb einfach stehen. Egal was passierte, er würde seine Hand nicht gegen seine Freundin erheben. Er sah Seth festentschlossen entgegen und staunte, als dieser seinen Angriff abbrach. Einen Meter vor Senshi war er stehengeblieben. Etwas war mit ihm geschehen. Er sah wie gelähmt aus. Er konnte nicht einmal zucken oder blinzeln. Senshi wagte sich näher heran und schwenkte seine Hand vor Seths Gesicht. Keine Reaktion. „Senshi!“, rief plötzlich jemand. Die Stimme gehörte Nick. „Nick! Du lebst? Ich wusste doch, dass Baal gelogen hat.“, freute sich der Junge unendlich. „Lange Geschichte, aber sag uns zuerst was hier vorgeht!“, verlangte Nick, dem auch Chris, Noah und Anna mit einigem Abstand folgten. „Schön, dass ihr noch lebt. Chris?“, wunderte sich Senshi. Nick versprach ihm alles später zu erklären, da er zuerst Senshis Geschichte hören wollte. Im Eiltempo berichtete er von Seths Angriffen und von Baals Tod. Für Seths eigenartige Reaktion hatte er jedoch keine Erklärung. „Das ist unsere Chance. Irgendetwas stimmt mit ihm nicht. Jetzt können wir zuschlagen und diesen Krieg beenden!“, bestimmte Nick. Senshi wollte davon nichts hören. „Nein! Lena ist immer noch da drin. Sie wird es schaffen Seth zu überwältigen. Und dann haben wir den selben Effekt.“, versuchte Senshi die Tat zu verhindern. „Ich verstehe dich ja, aber das wird nicht funktionieren. Wir müssen jetzt etwas tun!“, versuchte Nick seinem Freund klarzumachen. Doch Senshi stellte sich schützend vor seine Freundin. „Ihr werdet ihr kein Haar krümmen!“

„Wo.... wo bin ich hier?“, fragte Lena verwirrt. Es war als wäre sie aus einem Traum aufgewacht. Sie hatte sich in einem dunklen und düsteren Raum wiedergefunden. Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, dass sie mit Senshi im Park saß. Aber was war dazwischen geschehen? Sie fühlte sich, als wäre sie gestorben und würde jetzt als Geist umherwandern. Das Mädchen hatte keinen Schimmer wo es sich befand, doch es musste einen Ausgang geben. Trotz Dunkelheit begann sie sich im Zimmer umzusehen. „Du wirst sicher einige Fragen haben.“, ertönte eine Stimme. Lena besaß gute Ohren und reagierte. Sie marschierte in die Richtung aus der die geheimnisvolle Stimme kam. Doch je näher Lena dem Ziel kam, umso mehr schien es sich von ihr zu entfernen. Schließlich gab das Mädchen auf und versuchte zu antworten. „Wer sind Sie?“, schaffte sie es zu rufen. Sie hatte etwas Angst und wusste nicht, mit was sie es zu tun hatte. „Hab keine Angst, mein Kind. Mein Name ist Hathor und ich will dir helfen.“, kam nun die Erklärung. Lena verstand nur Bahnhof. „Was wollen Sie von mir? Und wo bin ich?“, waren ihre nächsten Fragen. „Du bist in deiner eigenen Seele gefangen. Du musst den Ausgang finden, um den Dämon zu vertreiben, der dich in Besitz hat.“, kam die Antwort, die für Lena aber nur noch mehr Fragen aufwarf. „Ein Dämon? Ich verstehe das nicht. Hat das etwas mit Senshis Amulett zu tun?“, wollte sie mehr Informationen. „Die Feinde deines Freundes wurden besiegt. Aber das Chaos, das seit 3000 Jahren in deiner Familie schlummerte, ist wieder ausgebrochen. Dein Vater hat es in sich getragen und geschafft zu kontrollieren. Als er starb ist es auf dich übergegangen. Es übt Kontrolle über dich aus, doch du kannst es beseitigen. Allerdings erst wenn du den Schmerz über den Tod deines Vater hinter dich lässt. Das ist Seths einziger Trumpf, wie er über dich herrschen kann. Im Moment kämpft dein Freund gegen Seth, und zwar in deinem Körper. Wenn du ihm nicht hilfst, wird Seth siegen. Bitte gib dein Bestes.“, erzählte Hathor Lena die Geschichte von Anfang an. Das Mädchen konnte nicht behaupten alles verstanden zu haben, doch eines ganz sicher. Sie musste den Ausgang finden, und das musste ihr auch niemand sagen. Mit Händen und Füßen tastete sie sich voran. Ihr fiel der letzte Stromausfall ein, wo sie sich genauso verhalten musste. Es gelang ihr etwas zu greifen. Nach einigem Abtasten erkannte sie, dass es sich um eine Tür handeln musste. Sie öffnete sie, schimpfte aber, als sie das Dahinter in die Augen bekam. Wieder nur Schwarz. Ein weiterer Raum baute sich auf. Lena durchquerte ihn, wie sie es bereits beim Ersten getan hatte. Bald stieß sie wieder an eine Tür und schlug sie auf. Wieder Dunkelheit. Sie ahnte auf was das hinaus lief. Sie tat das selbe ein Dutzend Mal und sank dann zusammen. Das Türenlabyrinth nahm kein Ende. Es sah fast so aus, als wäre es eine Endlosschleife. „Hathor? Hathor, du musst mir helfen! Die Türen nehmen kein Ende.“, rief sie nach oben. Zuerst erhielt sie keine Antwort, doch dann ertönte wieder die Stimme. „Ach, Kleines. Du findest den Ausgang nicht wenn du einfach nur die Türen öffnest. Ich habe dir doch gesagt was zu tun ist. Wenn du die Dunkelheit verschwinden lässt, wirst du auch den Ausgang finden.“, erklärte sie erneut. Lena wusste trotzdem nicht weiter. „Aber wie!“, flehte sie Hathor um Hilfe an. „Dein Vater ist der Schlüssel. Du weißt was du zu tun hast.“, waren die letzten Worte, die Lena von der mysteriösen Frau hörte. Sie hatte eine Ahnung, was Hathor meinte, doch wie sollte sie es anstellen? Sie sollte von ihrem Vater loslassen, um Seths Kontrolle zu brechen. Doch so einfach war das nicht. Vielleicht wenn sie mehr Zeit hätte, doch dies war nicht der Fall. Plötzlich begann der Boden unter ihren Füßen zu beben. Sie hörte einen furchtbaren Schrei, der durch den Raum hallte, in dem sie sich befand. Gehörte er diesem Seth? Lena begann sich immer schlechter zu fühlen. Dieser Seth schien wieder die Oberhand zu gewinnen. Und ihr Vater hatte dieses Monster sein ganzes Leben in sich? Er war ein Held, wenn er es geschafft hatte diese böse Seele zu bannen. Lena musste es einfach tun. Für ihren Vater. Sie musste ihren Körper zurückgewinnen. Sie verstand nun, dass ihr Vater seine Pflicht erfüllt hatte und sie an seine Tochter weitergeben musste. Nun war sie gezwungen die Aufgabe ihres Vaters weiterführen und zu beenden. Sie konzentrierte sich tatsächlich so fest darauf, dass die Dunkelheit, die sich umgab verschwand. Jetzt erkannte sie, wo sie sich befand. Es handelte sich um das Krankenhauszimmer, in dem ihr Vater gestorben war. Lena holte tief Luft und drehte sich schließlich um. Sie durchschritt die Tür und befand sich kurz darauf an einem anderen Ort wieder. „Senshi? Hey, was liegt an?“, fragte sie, als wäre nichts gewesen. Ihr Freund erkannte, dass Lena wieder sie selbst war und umarmte sie. „Pass auf! Das könnte eine Falle sein!“, warnte Nick. Anna zog ihn für sein Kommentar an den Ohren. Trotzdem ließ der Junge Senshi und Lena nicht aus den Augen. „Ist... ist alles in Ordnung? Wie geht es dir?“, fragte Senshi besorgt. „Es ist wie Panjijumping vergleichbar. Aber ich bin froh wieder ich zu sein!“, lächelte sie. „Haben... haben wir damit diese fiesen Typen erledigt?“, traute sich Noah fast gar nicht zu fragen. Es sah jedenfalls danach aus. Doch plötzlich und unerwartet riss sich Lena von Senshi los und hielt sich die Stirn. „Lena, was ist?“, hatte der Junge Angst um das Mädchen. „Mein Kopf tut so weh!“, jammerte sie verzweifelt. Senshi trat zu ihr und wollte nach ihrem Arm greifen. Doch Lena schlug ihn weg und grinste Senshi hämisch an. „Ich glaube es ja nicht. Deine Freundin hat es tatsächlich geschafft, meine Kontrolle kurz zu brechen.“, wunderte sich Seth über Lenas Stärke. Senshi hätten heulen können. Lenas Versuche waren gescheitert. „Senshi, wir haben es versucht. Jetzt gehe aus dem Weg!“, rief ihm Nick zu. Völlig perplex schritt Senshi zurück. Nick und seine Freunde ließen ihre Waffen erscheinen und bereiteten sich vor. „Lena! Bitte!“, quollen Senshi nun wirklich die Tränen aus den Augen. Seth schwitzte und es fiel ihm schwer Luft zu holen. Er griff sich an den Hals und stöhnte. „Verdammt! Dieses Biest währt sich noch immer.“, schimpfte er. Für Senshi flackerte wieder Hoffnung auf. Doch was als nächstes geschah, würde Senshi nie vergessen. Mit letzter Kraft ließ Seth sein pechschwarzes Schwert erscheinen und hielt es sich an die Kehle. Senshi wollte zu ihm, doch Nick hielt ihn zurück. „Wenn ich diesen Körper nicht bekommen kann, soll es auch niemand anderer!“, fluchte er. Jetzt war alles aus. Wenn Lena sich wehrte, würde Seth zustechen. Wenn sie aufgab, würden Nick und die anderen ihn vernichten. Senshi redete nochmal auf seine Freundin ein, um sie zu stärken. „Lena! Du besiegst dieses Scheusal. Dann trauern wir gemeinsam um deinen Vater, gut? Außerdem spendiert dir Nick dann jeden Tag ein Mittagessen in der Schule.“, wollte er seinem Freund ein Zeichen zukommen lassen. Dieser reagierte erst, als Anna ihn schubste. „Ja, genau! Noch besser, Noahs Köchin kocht für dich. Das ist übrigens der Zwerg hinter mir. Ehrlich gesagt ist er ziemlich feige, doch er hat einen unserer Feinde besiegt. Also wenn er das schafft, ist es für dich doch ein Kinderspiel!“, sprach er seinen Teil. Noah war über diese Ansprache gar nicht begeistert, doch es war für einen guten Zweck. Lena gewann wieder an Kraft und stieß das Schwert von sich weg. Es fiel auf den Boden und verschwand. „Hast du es geschafft?“, wollte Senshi sofort erfahren. „Ja...“, hustete das Mädchen. „Es war schwierig, doch er ist weg. Für immer.“, erklärte sie. „Das glaubt ihr! Ihr seit mich noch lange nicht los!“, erklang abermals Seths Stimme. Doch dieses Mal kam sie nicht von Lena. Die Freunde sahen sich suchend um und erschraken. Baal war wieder auferstanden und taumelte auf die Gruppe zu. „Ich... ich dachte der Typ wäre hinüber!“, stotterte Noah. „Das ist Seth.“, erklärte Anna. „Ja, er ist mit wenigen Körpern kompatibel. Baals ist wohl einer davon.“, ergänzte Chris. Nick grinste lediglich. Er warf Senshi einen verschwörerischen Blick zu. „Freunde?“, wandte er sich den Rest der Gruppe. Alle stellten sich Seth, der nun Baals Körper besaß entgegen. Dieser schien kaum beeindruckt. „Egal wieviele ihr seit. Euer Schicksal ist besiegelt. Ich werde siegen und das Chaos wird herrschen!“, schrie er und ging auf die Kämpfer los. Senshi schwang sein Schwert, Nick sein Zepter und Anna und Noah nahmen ebenfalls am entscheidenden Schlag bei. Chris zögerte noch, stand seinen Freunden dann aber bei. „OK, Leute, gebt mir eure Energie!“, verklikerte er seinen Freunden, dass er etwas vorhatte. Senshi, Anna, Noah und Chris hielten ihre Waffen zu Nicks Zepter. Diesmal wuchs der rote Ball mit enormer Geschwindigkeit. Seth war zwar nicht mehr weit entfernt, doch Nick vollzog seinen Angriff noch rechtzeitig. Seine Attacke, die mit der Energie und der Hoffnung seiner Freunde gefüllt war traf den Gott und zerschmetterte ihn in Tausend Stücke. „Wir haben gewonnen.“, meinte Nick cool. Er sah zu seinen Freunden und bemerkte, dass Chris verschwunden war. In Gedanken wünschte er ihm noch viel Glück. Er hatte eine schwere Aufgabe übernommen. Lena hatte alles beobachtet und zog nun an Senshis Ärmel. „Senshi. Ich möchte bitte nach Hause.“, bat sie ihren Freund. Dieser sah sie lächelnd an und nickte. „Ja. Gehen wir heim.“, meinte er auch zu seinen anderen, neuen Freunden....

„Wollt ihr euch das nicht nochmal überlegen? Mit den Dingern kann man viel machen. Zum Beispiel Hausaufgaben von selber schreiben lassen. Nicht.... das ich das schon mal getan hätte....“, grübelte Noah noch über die Entscheidung der Gruppe. „Wenn die Amulette nicht verschwinden, werden immer wieder Menschen vom Bösen verleitet. Das können wir unseren Nachkommen nicht antun.“, sprach Nick wie ein Philosoph. Noah hatte schon verstanden und warf sein Amulett als erstes ins Meer. „Das war eine gute Idee. Vorallem, da wir hier gleich Urlaub machen können.“, klopfte Anna ihrem Freund auf die Schultern. „Wir haben morgen Schule!“, war Nick gezwungen Anna daran zu erinnern. „Ich habe vor zu schwänzen. Du nicht auch? Ich habe schon eine Idee, was wir hier alles unternehmen können.“, flüsterte sie ihrem Freund verschwörerisch ins Ohr. „Irgendwie hast du mir früher besser gefallen.“, versuchte er sich herauszureden. Anna ließ ihn stehen und trat uns Meer. Mit einem weiten Wurf ließ auch sie ihr Amulett verschwinden. Nick folgte dem Beispiel und verabschiedete sich von Osiris. „Jetzt bist du dran.“, erklärte er Senshi. Dieser hielt sein Amulett noch immer fest umschlungen und sah es an. Es war ein Geschenk seines Vater. Es fiel ihm schwer loszulassen. Doch Lena griff nach seiner Hand und lächelte ihm zu. „Mir würde es auch schwer fallen. Aber lass die Vergangenheit jetzt ruhen.“, wollte sie ihm sagen, dass es so am besten war. Senshi nickte und trat ins Wasser. Er beäugte das Artefakt nochmals, bevor er es den Wellen übergab. Er blieb noch eine Weile stehen und sah zu, wie es immer weiter in die Ferne hinauftrieb. Bald war es am Horizont verschwunden und Senshi glaubte seinen Vater kurz in der Abenddämmerung zu sehen. Seine Freunde schlenderten nun zu ihm und meinten, dass es nun Zeit war zu gehen. Senshi blickte sie an und nickte. Er hatte die Vergangenheit hinter sich gelassen und war nun bereit für die Zukunft.

Kurze Zeit nach diesen Ereignissen trieb ein Fischerboot ruhig auf dem Wasser. Sein Besitzer verdiente sein Geld hauptsächlich mit Fischfang. Deswegen staunte er auch, als ihm ein seltsamer Stein ins Netz gegangen war. Er sah aus, als wäre er viel Wert. Das verriet nicht zuletzt das eigenartige Symbol in der Mitte. Der Fischer schob ihn ein und beschloss ihn zu verkaufen. Irgendjemand würde sicher Verwendung dafür finden..... .

2

Neue Feinde
 

T h e b e n 1 3 7 0 v. C.

„Mein Pharao, die Soldaten sind zurückgekehrt.”, berichtete einer der Diener. Der Pharao erhob sich aus seinem Thron und begab sich zu seinem Diener. „Haben sie es geschafft.”, wollte er es sofort erfahren.

Sein Diener hatte jedoch nichts gutes zu berichten. „Es tut mir Leid. Sie mussten sich zurückziehen, ihre Feinde waren zu stark. Es sind lediglich zwölf Krieger zurück gekommen. Mehr haben es leider nicht geschafft.“, war er so aufgeregt, dass er kaum noch sprechen konnte. Der Pharao schluckte. Fast seine gesamte Armee wurde vernichtet. „Dann sind wir jetzt also am Ende. Ras Armee hat uns zu Boden gebracht. Da wir nicht stark genug sind, müssen wir bis zum Tode kämpfen.“, meinte er betrübt. Anstatt nachdenkliche Stille, bekam der Pharao jedoch Gelächter. „Mein naiver, kleiner Bruder. Du hast das Leben von Tausenden einfach geopfert. Ras Sonnenkrieger haben nur noch eine Handvoll übrig gelassen.“, kam nun ein Mann näher, der deutlich jünger war, als der Pharao. „Was weißt du schon? Hättest du es anders gemacht?“, verstand der Pharao seinen Bruder nicht. Dieser lächelte und nickte nur. „Selbstverständlich, Bruderherz. Falls es dir nicht entfallen ist, hat Ra uns ein Angebot unterbreitet. Wir unterwerfen uns und er lässt uns alle am Leben.“, erinnerte der jüngere Bruder. „Memnon! Bist du von Sinnen? Es sieht dir wieder ähnlich. Du denkst keine Sekunde an die Zukunft. Ich werde nicht zulassen, dass Ra uns beherrscht.“, wollte der Pharao nichts weiter hören. Memnon legte seine Hand auf die Schulter seines Bruders. „„Dedwen hat uns mit großem Reichtum belohnt. Doch dieser bringt uns keine Siege ein. Was willst du tun? Etwa beten? Ich bitte dich, so dumm kannst nicht einmal du sein. Ich verrate dir jetzt etwas. Kein anderer Gott kann sich Ra entgegenstellen. Er ist zu stark, einfach viel zu stark. Wenn nicht einmal ein Gott es mit ihm aufnehmen kann, wie willst du dann etwas ausrichten? Gut, vielleicht besiegen deine schwachen Soldaten einige von Ras Sonnenkrieger, und dann? Dann stehen wir immernoch vor dem Nichts. Aufgeben ist die Beste Option, glaube mir.“, versuchte Memnon auf seinen Bruder einzureden. Dieser schnaubte nur empört. „Nein! Solange ich lebe werde ich dies nicht zulassen.“, gab er nicht nach. Für Memnon schien das kein Problem zu sein. „Das macht nichts. Der der Tag deiner Niederlage wird bald kommen. Ra wird dich eigenhändig töten und deinen toten Leib deinem Volk vor die Füße werfen. Dann ist es jedoch zu spät. Er wird alles und jeden vernichten, warum willst du das nicht verstehen? Du redest von Zukunft? Es gibt keine für Ägypten.“, warf Memnon seinem Bruder noch einen
 

verächtlichen Blick zu und verschwand dann wieder. Der Pharao war so von seinem Bruder enttäuscht, dass es nicht bemerkte, wie ein weiterer Diener des Saal betrat. „Was hast du zu berichten?“, wandte er sich ihm schließlich zu. Der Diener hatte jedoch keine guten Nachrichten. „Ich muss Euch leider in Kenntnis setzen, dass unsere Armee vor den Toren von Abydos gefallen ist. Es... gibt keine Überlebenden.“, viel es dem Diener sichtlich schwer die Neuigkeit zu erzählen. Der Pharao ballte die Faust. „Wo sind sie jetzt?“, fragte er mit pochendem Herzen. Beide Diener blickten einander an und überlegten wie sie es ihrem Pharao beibringen könnten. „Sie sind auf dem Weg hierher.“, versuchte es der eine direkt. Das wirkte auf den Pharao wie ein Schwertstoß. „Versammelt alle Soldaten, die wir noch haben. Wenn wir untergehen, dann nicht tatenlos.“, rief er zum letzten Kampf auf. Die Diener schienen mit dieser Entscheidung wenig begeistert zu sein. Sie konnten sich mehr vorstellen unter Ras Herrschaft zu leben, wie es auch Memnon vorgeschlagen hatte. Trotzdem befolgten sie die Befehle und riefen alle Soldaten zusammen. Was würde die Zufkunft bringen?
 

„Das Heer des Pharaos ist gefallen. Eure Krieger marschieren nun auf die Hauptstadt zu.“, berichtete der General dem Sonnengott. Dieser hatte ihm den Rücken zugewandt. Erfreut hielt er beide Hände in die Höhe und drehte sich in die Richtung des Generals. „Der Pharao hat mein Angebot noch immer nicht angenommen?“, fragte er erzürnt. Der General musste leider den Kopf schütteln. „Selbst Schuld. In der Unterwelt kann er für alle Ewigkeiten seine Fehlentscheidung bereuen. Wenn Theben eingenommen ist, sage mir Bescheit.“, verlangte Ra, bevor er seinen General wegschickte. Doch ein paar Minuten später, hörte Ra wieder Schritte. „Was gibt es den noch?“, dachte er zuerst, der General wäre zurückgekommen. Doch es war ein alter Mann mit grauen Gewändern. „Vater, was tust du hier?“, wunderte sich Ra zuerst. „Ich bin gekommen um dir deinen Kopf zu waschen. Die Macht hat dein Gehirn vernebelt. Du kannst nicht einfach tun, was du willst!“, redete Ptah auf seinen Sohn ein. Ra schwenkte seinen Kopf gelangweilt. „Nicht schon wieder diese Nummer. Kein anderer kann es mit meiner Kraft aufnehmen. Meine Sonnenkrieger haben bald ganz Ägypten eingenommen und es dauert dann nur noch Jahre, bis mir die Welt zu Füßen liegt.“, demonstrierte Ra seine Machtgier. Ptah seufzte. „Damit lässt du mir keine andere Wahl.“, antwortete er seinem Sohn. Ra verstand zuerst nicht, bis sich mehrere Schatten um ihn versammelten. „Ich verstehe nicht recht.“, meinte er verwirrt. Die Schatten nahmen nun Gestalt an und gingen auf Ra zu. Nur Ptah hielt sich zurück und wandte seinem Sohn den Rücken zu. „Satis? Mahes? Horus? Was habt ihr hier zu suchen?“, verstand der Gott gar nichts mehr. Insgesammt hatten sich
 

ein Dutzend anderer Götter um ihn versammelt. Horus trat vor und ergriff das

Wort. „Ra, obwohl du gewissermaßen über uns stehst, hast du ein Verbrechen begangen. Dafür musst du nun Buße tun.“, erklärte der Gott, dessen Gewänder nur aus Federn bestanden. Obwohl die Lage ernst war, begann Ra zu grinsen. „Ich verstehe. Ihr wollt mich bestrafen? Ich warne euch, legt euch mit mir an, und ihr werdet es bereuen. Meine Macht ist grenzenlos, was ihr herausfinden werdet, wenn ihr mich angreift.“, warnte er mit wütender Fratze. Die Gruppe, die sich um Ra versammelt hatte, waren sich dem Ernst der Lage bewusst. „Der Rest von uns vernichtet in diesem Augenblick deine Sonnenkrieger. Du wirst ihnen nun folgen bestimmte Horus. Ra wurde nun doch etwas unruhig. Er trennte sich von seinem langen Umhang, welcher zu Boden fiel. Er zog sein Schwert und bereitete sich darauf den anderen Göttern gegenüberzutreten. Horus zückte ebenfalls sein Schwert und vollzog den ersten Angriff. Für Ra schien der Kampf ein Vergnügen zu sein. Er wehrte Horus Attacken mühelos ab und drängte ihn zur Seite. Weitere Götter stürmten auf den Sonnengott los und wollten ihn vernichten. Trotz der großen Anzahl an Gegnern, konnte Ra sich behaupten. Er hatte bereits drei seiner Feinde niedergestreckt, bis Horus erneut auf ihn zukam. Ra wollte ihn töten, doch es gelang ihm nicht. Unerwartet wurde er von jemandem zurückgehalten. Es handelte sich um Osiris. Es gelang Ra zwar seinen Sgleichen abzuschütteln, jedoch zu spät. Horus hatte sein Schwert bereits in ihn gebohrt. Es dauerte seine Zeit, bis Ra akzeptieren konnte, dass er geschlagen war. Es war für ihn wie ein Rätsel, dass es besiegt wurde. Horus zog sein Schwert heraus und blickte von oben auf Ra hinab, als dieser zu Boden fiel. Der Sonnengott war tot. „Gehen wir.“, steckte Horus sein Schwert wieder in die Scheide und ging. Die restlichen Götter folgten seinem Beispiel. Selbst Ptah verließ den Raum. Ras Bruder Mihos hatte es nun bestimmt auf Ras Posten abgesehen. Ptah trauerte um seinen Sohn, wusste jedoch nicht, dass dies nicht das Ende war… .

Ras Seele war auf dem Weg in die Unterwelt. Er konnte noch immer nicht verstehen, wie er versagen konnte. Gut, seine Feinde waren in der Überzahl, trotzdem hätte er stärker sein müssen. Er hatte sie wohl einfach nur unterschätzt. Wenn er eine zweite Chance gehabt hätte dann.... . Ja! Das war es. Er hatte die rettende Idee. Um ihn herum herrschte nur Dunkelheit. Er erwartete jedoch eine bestimmte Person. Bald hörte er sie auch näher kommen. „Anubis! Anubis, hörst du mich? Ich habe dir ein Geschäft vorzuschlagen.“, rief Ra in die Finsternis hinein. Er wusste nicht, ob sein Begleiter auf seinen Vorschlag eingehen oder ihn in die Unterwelt bringen würde. Im Moment konnte er nur eines tun. Hoffen.
 

„Heute ist ein großer Tag. Der Tyran ist tot und Ägypten somit befreit.“,
 

jubelte der Pharao. Memnon konnte ihm nur gratulieren. „Ich hätte nicht

gedacht, dass dir beten doch hilft, Glückwunsch. Trotzdem hättest du deine

Macht verbreiten können, wenn du auf Ras Vorschlag eingegangen wärst.“, konnte er es nicht lassen. Sein Bruder holte tief Luft. Er wollte Memnon schon anschreien, ließ es dann aber bleiben. „Wenn du nicht mein Bruder wärst, hätte ich dich längst wegen Verrates hinrichten lassen. Und jetzt gehe mir aus den Augen!“, schimpfte er. Mit hochgezogener Nase verließ Memnon den Thronsaal. Wütend stieß er seine Faust gegen die Palastwand. „Dieser arogante..... .”, fluchte er. “Ich gebe dir Recht, das ist er. Anstatt auf meinen Vorschlag einzugehen, hetzt er wie ein Schwächling die anderen Götter auf mich.”, erklang eine Stimme. Memnon sah sich suchend um. Er wurde also belauscht. Die Stimme kam von einem Mädchen, das seinem Bruder zu Diensten war. „Was redest du da?”, fragte Memnon verdutzt. Das Mädchen trat näher und brachte dem jüngeren Bruder einen Krug. „Das ist für Euch, mein Gebieter.”, erklärte sie und ließ Memnon mit dem Krug stehen. Dieser wollte das Mädchen zurückhalten, doch der Inhalt des Kruges interessierte ihn zu sehr. Mit einer hastigen Bewegung öffnete er ihn und warf den Deckel einfach auf den Boden. Doch im Krug befand sich nichts. Er war einfach nur leer. Memnon fluchte und wollte den Krug wegwerfen, was jedoch misslang. Er schien plötzlich an seinen Händen festzukleben. „Bei Isis, was ist das?”, bekam er es mit der Angst zu tun. „Ich!”, ertönte es aus dem Krug. Memnon wagte es zu fragen. „Und wer bist du? Moment! Du bist Ra, habe ich mit meiner Vermutung Recht?”, sprach es Memnon aus. „Ja, ich bin das, was von Ra übrig geblieben ist. Nur du kannst mir noch helfen.”, flüsterte der Sonnengott. Memnon wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. „Was hast du mit mir vor?”, fragte ehrfürchtig. Wieder ertönte die leise Stimme Ras. „Ich weiß, du hasst deinen Bruder. Willst du nicht an seiner Stelle als Pharao regieren?”, kam nun das verlockende Angebot. Memnon wünschte sich dies natürlich mehr als alles andere. „Was verlangst du von mir?”, ging er auf das Angebot ein. „Ich brauche einen Körper. Habe keine Furcht. Durch meine Seele und meine Macht wirst du das mächtigste Wesen dieser Welt sein. Mit meiner Kraft und deiner Bosheit unterwerfen Ägypten, achwas, diesen Planeten. Dann werden auch die Götter vor uns knien.”, versprach Ra. Memnon konnte nun nicht mehr nein sagen. „Ich bin einverstanden, was ist meine Aufgabe?”, hakte der Verräter nach. „Öffne deinen Mund.”, befahl Ra. Memnon zögerte noch. War das Ras Ernst? Um den Gott nicht zu erbosen, befolgte er den Befehl. Doch kaum war dies vollbracht, platsche eine gelbe Flüssigkeit aus dem Krug, direkt in Memnons Mund. Dieser war so überrascht, dass er sofort versuchte sie auszuspucken, was aber nicht gelang. Die Flüssigkeit floss seine Kehle hinunter und Memnon spürte wie er mit jeder Sekunde an Kraft gewann. „Ich danke dir!
 

Ich bin bereit dir zu folgen.”, sprach Memnon. Er spazierte entschlossen in

sein Gemach und holte einen Dolch unter seinem Bett hervor. Danach ging er

zielstrebig zurück in den Thronsaal. Sein Bruder hatte nicht erwartet ihn so bald zurück zu sehen. Memnon zückte seinen Dolch und der Pharao blickte ihn verwirrt an. Bevor dieser noch etwas sagen konnte hatte Memnon den Dolch schon in seine Brust gerammt. „Wieso? Du bist doch mein Bruder, oder... nein... du... .”, brachte er mit letzter Kraft hervor. Ihm war die Präsenz Ras im Körper seines Bruders nicht entgangen. Die Wachen stürmten herbei und wollten Memnon für seinen Verrat bestrafen. Doch dieser hob bloß seine Hände und ließ die Soldaten seines Bruders verschwinden. Als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Weitere Soldaten betraten den Thronsaal. „Hört mich an! Ich, der neue Pharao Memnon befehle euch, mir zu dienen. „Ab heute werdet ihr jeden meiner Wünsche befolgen, habt ihr verstanden?”, rief er seinen neuen Untertanen zu. Diese hatten bemerkt, dass Memnon kein normales, menschliches Wesen mehr war. Er war mit Ra verschmolzen und hatte dessen Macht adaptiert. Mit dieser Macht war es ihm ein Leichtes über alles und jeden zu herrschen… .
 

A s s u a n - H e u t e
 

Ehrfüchtig sahen die Mönche zu ihrem Oberhaupt auf, als dieses die lange Wendeltreppe herabstieg. Die Mönche trugen rote Kutten und ihr Gesicht war verschleiert. Es war nicht einmal festzustellen, ob es sich um Männer oder Frauen handelte. Kaum war der Anführer der vermeintlichen Sekte an der letzten Stufe angelangt, gingen seine Anhänger auf die Knie. Auch er war verhüllt. Mit beiden Händen strich er sich übers Gesicht und legte somit seinen rötlichen Schleier ab. Darunter kam das verschmutzte und verbissene Gesicht eines Jugendlichen zum Vorschein. Trotz seines geringen Alters, schienen ihm seine Anhänger zu gehorchen. Sogar die älteren Personen unter ihnen. Einer der Mönche erhob sich und schritt auf seinen Anführer zu. Vor dessen Füße, kniete er sich erneut hin. „Was hast du zu berichten?“, fragte der Junge. „Großer Aton, es freut mich Euch sagen zu können, dass wir den Sarkophag gefunden haben. Er war tief unter dem Sand Ägyptens vergraben, doch wir haben ihn.“, erzählte der Mönch. Der Anführer, der anscheinend Aton genannt wurde, freute sich wie ein Kind. „Er ist verschlossen, nicht wahr? Natürlich ist er das. Der Böse König ruht bereits seit 4000 Jahren und wartet auf seine Auferstehung. Wann wird der Sarkophag hier eintreffen?“, sprach Aton möglichst schnell, um die Antwort des Mönchs zu hören. „Bereits in weniger als einer Stunde.“, freute er sich seinem Meister berichten zu dürfen. Aton rieb sich freutig die Hände. Bald würde sein größter Traum erfüllt.... .
 

„Darf ich?“, fragte Senshi seine Lehrerin gespannt. Diese schmunzelte, da sie

wusste, dass Senshi sie das früher oder später fragen würde. Sie reichte dem Jungen ein Blatt Papier, worauf Senshi seiner ganzen Klasse den Text vorlas. Senshi befand sich mit seiner Klasse im Museum. Es war einer der wenigen Tage, an der sie eine Klassenfahrt unternahmen. Der Junge freute sich besonders, als sie in ein ganz bestimmtes Abteil kamen. Im Moment beherbergte das Museum eine Archäologische Austellung. Alles mögliche hatte sich in dem großen Saal angesammelt. Statuen, Papyrusrollen, alte Zeichnungen und auch goldene Reichtümmer. Senshi fühlte sich wie zu Hause, was ihm aber auch Angst bereitete. Kaum die Hälfte der Klasse hörte dem Jungen zu. Ein paar hatten andere Interessen, und wieder andere interessierten sich gar nicht für Geschichte. Senshis Lehrerin hatte extra einen Führer gemietet, der die Jungen und Mädchen durch das Museum führte. Dieser zeigte der Gruppe gerade eine Miniatur-Sphinx, als es geschah. Senshi sah das nächsten Anschauungsstück. Zuerst erschrak er, doch dann wandte er sich dem Museumsführer zu. Dieser präsentierte drei alte Steine, auf denen merkwürdige Sympole eingeritzt waren. „Diese Stücke hier sind neu. Ihr werdet es kaum glauben, doch wir haben sie in den hiesigen Gewässern gefunden. Wie sie dort hingekommen sind, ist uns ein Rätsel. Auch ihre genauer Bedäutung. Die Sympole, die ihr darauf seht, stehen für die Ägyptischen Götter Horus, Osiris und Isis. Wir nehmen an, dass sie eine Art Glücksbringer sein sollen, wissen es aber nicht genau. Was wir wissen ist, dass sie echt sind und keine Fälschungen.“, schloss der Führer seinen Bericht und ging auf den nächsten Bereich über. Senshi blieb jedoch stehen. Wie war das möglich? Wie konnte sein Amulett und das von Nick und Anna hinter dieser Vitrine stecken? Und warum war das von Noah nicht dabei? Wenn er das seinen Freunden erzählte… . Schließlich zwang seine Lehrerin ihn zum Weitergehen. Senshi warf noch einen letzten Blick zurück.
 

Mit zitternden Händen berührte Aton den Sarkophag. „Endlich! Endlich ist es soweit. Ich habe so lange Zeit gewartet!“, war er ganz aus dem Häuschen. „Was ist zu tun, Sir?“, fragte seine Rechte Hand. Aton untersuchte den Sarkophag sofort genauer. Dann entdeckte er sie. Die drei Amulette. Links, rechts und in der Mitte des Sarges befanden sich drei Amulette. Aton versuchte sie herauszuziehen, doch sie steckten fest in ihren Einkärbungen. Die Mönche mussten ihm helfen. Bald war es vollbracht. Seine Gefolgsleute sahen Aton erwartend an. „Dreht sie um! Auf die andere Seite!“, befahl er aufgeregt. Die Mönche taten es und es erklang ein Dröhnen. Der Sarkophag war aufgesprungen. Ehrfrüchtig taumelten Aton und die Mönche zurück.
 

Dann geschah es. Eine Hand wurde aus der rechten Öffnung gestreckt. Sie

war bandagiert und vollkommen verdreckt. Sie schob den oberen Teil des

Sarkophags beiseite und die Mumie entstieg aus ihrem Grab. Einige Mönche bekamen es mit der Angst zu tun und entfernten sich von ihr. Der lebende Tote stank bestialisch. Doch nicht nur das. Nicht einmal ein Film war so genau. Die Mumie war wirklich der blanke Horror. „Wer hat mich erweckt?“, sprach sie mit einer dunklen, schauereinflössenden Stimme. Aton trat näher. „Ich, Aton. Ich und meine Anhänger sind Eure getreuen Diener. Wir sind die Sechat, die Nachkommen Eurer tapferen Sonnenkrieger.“, erklärte er dem noch verwirrten Gott. Die Mumie betrachtete ihre Hand und grauste vor sich selbst. „Verstehe. Allerdings irrt ihr. Ich bin nicht Ra.“, entgegnete er zur Überraschung aller. Aton schreckte zurück. „Achso. Ihr seit der böse König Memnon. Ihr seit der menschliche Teil des Sonnengottes. Aber wo ist der Allmächtige?“, wagte es Aton zu fragen. Memnon betrachtete die Männer und Frauen, die sich um ihn versammelt hatten. „Diese Kreaturen sind schwach. Aber du bist anders, Aton. Du trägst eines der göttlichen Amulette. Zu meiner Zeit gab es keinen Gott mit dem Namen Aton, erkläre mir das.“, verlangte er von dem Anführer der Sekte. „Ihr habt Recht. Mein Amulett wurde von einem Menschen hergestellt, was mir auch mehr Macht verleiht, als den üblichen Kriegern. Doch was ist mit Ra geschehen?“, fragte Aton nochmals und sah beiläufig auf eine riesige Statue, die im Saal stand. Memnon legte seine Hand auf sein Herz. „Das war.... Horus. Er hat Ra in mir selbst versiegelt. Dann hat er meinen Körper in diesen Sarkophag gesteckt. Ich will ihn eigenhändig töten!“, fluchte Memnon. Aton musste ihm leider berichten, dass dies nicht mehr möglich war. „Wer war es?“, hakte Memnon nach. „Das Chaos.“, antwortete Aton kurzerhand. „Seth.“, brummte der böse König. Aton nickte. „Und er wurde besiegt? Von wem?“, konnte Memnon die Erzählung kaum glauben. Atons Anhänger hatten Erkundigungen eingeholt. So konnte Aton von Senshi berichten. „Ein Junge, der einen Gott besiegt? Ra wird sich freuen. Anstatt Horus werden wir den Jungen beseitigen. Doch zuerst muss der große Ra zu neuem Leben erweckt werden.“, sprach Memnon feierlich. Aton fragte nach, was zu tun sei. „Drei Amulette haben mich aus meinem Grab befreit. Nun brauche ich jedoch nur noch eines um den Sonnengott in mir zu erwecken. Bringt mir das Amulett des Horus!“, befahl Memnon seinen neuen Anhängern. Aton reagierte und wies ein Dutzend seiner Männer an, es zu besorgen. Memnon wandte sich der Stadtue zu. „Bald, großer Ra. Bald werdet ihr zu neuem Leben erwachen und wir werden die Welt gemeinsam unterwerfen!“
 

„Guten Tag, hier ist die Mailbox von Nick. Wenn Sie ein Freund sind, hinterlassen Sie mir eine Nachricht. Wenn sie ein Feind sind und eines der
 

göttlichen Amulette besitzen, sagen Sie mir wo ich sie finde, und ich werde

sie zur Strecke bringen.“, hörte Senshi gerade Nicks Mailboxspruch. Dem

Jungen kam dies peinlich vor. „Wenn er seinen Spruch nicht bald ändert,

stecken sie ihn in die Klabse.“, dachte er. Er hatte gerade eine Bushaltestelle erreicht und griff in seine Hosentasche. Zu seinem Bedauern musste er feststellen, dass er kein Geld dabei hatte. „Mist, schwarzfahren trau ich mich nicht. Und das soll was heißen, jetzt wo ich die Welt gerettet habe.“, beschloss er nun doch zu Fuß zu gehen. Dadurch entging es ihm jedoch, dass wenig später merkwürdigaussehende Männer aus dem Bus traten. Sie konnten Senshi noch ausmachen, bevor der um die Ecke bog. Die Vermumten folgten ihm, verloren ihn aber bald aus den Augen. Verwundert sahen sie sich um. Wo konnte der Junge stecken? Er musste sich doch irgendwo aufhalten. Oder hatte er sich in Luft aufgelöst? Doch bald hatten sie ihn wieder gefunden. Senshi hatte gerade einen Torbogen durchquerrt, welcher durch ein Gebäude führte. Er sah auf seine Armbanduhr und beschloss sich zu beeilen. Es würde nämlich noch dauern, bis er bei Nick eintreffen würde. Das sollte sich jedoch als Fehler herausstellen. Zwei der Männer überholten ihn und bildeten eine Barrikade. „He! Wer sind Sie?“, fragte Senshi verärgert. Er wollte sich umdrehen und einen anderen Weg nehmen, doch dort erwarteten ihn nur noch mehr Vermumte. „Bist du Senshi?“, fragte einer der Männer. Der Junge konnte nur nicken. Oder hätte er sich als jemand anderes ausgeben sollen? „Wir brauchen dich.“, platzte der Vermumte nun heraus. Senshi begann zu stottern. „Ähhhmmm... nein, danke, ich möchte nicht die Religion wechseln.“, versuchte er sich herauszureden. Doch die Vermumten sahen ihn nur schief an. „Wir wollen das Amulett des Horus!“, entfuhr es dem Anführer. Er besaß einen leichten Akzent. Jetzt kapierte Senshi. Diese Typen waren hinter seinem Amulett her. Sie wussten wohl nicht, dass der Junge es nicht mehr besaß. Aber war das gut oder schlecht? „Ich.... ich habe es nicht mehr. Ich habs auf dem Flohmarkt verscherbelt und dafür echt coole Tischtennisschläger bekommen.“, versuchte Senshi Konversation zu betreiben. Die Vermumten sprangen darauf nicht an. Hätte es Senshi doch mit der ‚Meer-Verriante‘ versuchen sollen? Der Anführer trat näher und packte Senshis Kragen. Er untersuchte den Hals des Jungen und musste ihm Recht geben. „Wo ist es?!“, ließ der Anführer nicht locker. Senshi hatte das ungute Gefühl, egal was er auch sagen würde, diese Typen würden ihm nicht glauben. Wenn er sein Amulett jetzt hätte, dann würde er diese Typen einen nach dem anderen fertigmachen. Dem war aber nicht so. Der Anführer zog plötzlich ein Messer und Senshi bekam die Panik. Um seine Entschlossenheit zu demonstrieren, wollte der Anführer Senshi in den Arm schneiden, doch es kam anders. Wie von Geisterhand flog ihm das Messer davon. Überrascht und verwirrt sah er ihm
 

nach. Jemand war zu der Gruppe gestoßen und hatte es aufgefangen. Dabei

handelte es sich um einen Jungen, der in etwa in Nicks Alter war. Die

Vermumten zogen nun alle ihre Messer. „Ein Freund von dir?“, fragte der Anführer. Senshi schüttelte den Kopf. Er hatte den Jungen noch nie gesehen. Was ihm jedoch bekannt vorkam, war der Anhänger um seinen Hals. Senshi konnte den unteren Teil zwar nicht erkennen, doch es handelte sich zweifelsfrei um eines der göttlichen Amulette. Jetzt war nur noch wichtig, ob er ein Freund, oder ein Feind war. „Netter Zahnstocher. Wundert mich, den sehr hygienisch seht ihr mir nicht aus.“, witzelte der junge Mann und kratzte sich mit dem Messer demonstrativ die Zähne. „Wer bist du?“, fragte der Anführer wütend. Der Junge reagierte sofort darauf. „Ich bin Jonas, aber meine Freunde nennen mich Jo. Also ihr nicht.... .“, ärgerte er seine Feinde weiter. „Ergreift diesen Bastard!“, befahl der Anführer seinen Männern. „Endlich sucht ihr euch jemanden, der gleich groß ist.“, warf er einen Blick auf Senshi. Dieser hob die Augenbrauen. „Wenn du mich schon beleitigst, dann rette mir wenigstens das Leben!“, versuchte er seinen Retter zu überreden. Jo ließ ich darauf ein. Sein Amulett glühte, doch es erschien keine Waffe, wie Senshi es sonst kannte. Die rotgekleiteten Krieger gingen auf Jo los, doch dieser löste sich in Luft auf. Bevor sich die Männer noch wundern konnten, tauchte Jo hinter ihnen wieder auf. Mit einem gezielten Schlag streckte er zwei der Kämpfer zu Boden. Drei weitere kamen jedoch schon auf ihn zu. Nun packte Jo seine Trickkiste aus. Mit einem schnellen Tritt setzte er den ersten k.o. Mit einem weiteren streckte er den zweiten nieder, der wiederrum auf seinen Mitstreiter fiel. Bald war nur noch der Anführer übrig. „Na komm!“, rief ihm Jo kampfeslustig zu. „Steht auf!“, rief dieser seinen Männern zu. Verletzt und unter Schmerzen erhoben sie sich wieder. „Die sind aber robust. Ob das das Rot macht?“, fragte sich Jo. Um zu zeigen, dass mit ihm nicht zu spaßen war, ließ er nun endlich seine Waffe erscheinen. Senshi und die Sechat betrachteten furchtsam, wie ein Schwert aus dem Nichts erschien. Das Besondere an ihm, war sein Griff. Er stellte nämlich einen Skorpion dar. „Wenn ihr eine zweite Runde wollt.... . Dann müsst ihr es aber auch mit meinem Skorpionschwert aufnehmen.“, forderte Jo seine Gegner heraus. Diese sahen nachdenklich zu ihrem Anführer. „Rückzug!“, sah dieser keinen anderen Ausweg mehr. Jo ließ sie einfach ziehen. Danach warf er seine Waffe weg, welche daraufhin wieder verschwand. Während das geschah, hatte Jo längst Senshi erreicht. „Danke.“, brachte der Junge gerade noch heraus. „Nichts zu danken, das war ein gutes Training.“, reichte Jo Senshi seine Hand. Dieser ergriff sie und stellte sich vor. „Ich weiß, wer du bist. Du bist der Held, der Seth besiegt und die Welt vor dem Chaos beschützt hat. Mein Name ist übrigens Jonas, aber sag einfach Jo zu mir.“, bot er Senshi seine Freundschaft an. Dieser rang nach Worten. „Ja.... tolle
 

Karatetritte hast du drauf. Ich war auch einmal in einem Club. Ich habe den

pinken Gürtel.“, scherzte er. Jo hielt seinen Kampfstiel für nichts besonderes.

„Ach, da wo ich herkommen, müssen das alle können.“, tat er die Sache ab. Senshi nickte nur. „Aha, und wer waren diese Typen?“, wollte der Junge ein paar Antworten. Doch Jo hatte keine und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich habe gehofft du könntest es mir sagen. Jedenfalls bin ich nur hier, um gegen dich zu kämpfen!“, offenbarte er sein Geheimnis. Senshi erschrak. Stellte sich der so nettwirkende Jonas doch als Feind heraus? „Was? Warum?“, verstand es der Junge nicht. Zum Spass steckte Jo seinen Finger in sein Ohr, als hätte er nicht recht gehört. „Du hast Seth besiegt. Du bist quasi eine Legende.“, erklärte er. Nun verstand Senshi mehr. „Du willst gegen mich antretten, um zu sehen wie stark du bist? Tja, tut mir Leid, aber ich habe mein Amulett nicht mehr.“, musste Senshi leider berichten. Damit hatte Jo nicht gerechnet. „Was soll das heißen? Was hast du damit angestellt?“, hakte er nach. Senshi erzählte ihm, wie er und seine Freunde entschlossen hatten sich von diesem Leben zu trennen. Jo hatte kein Verständnis dafür. „Ich verstehe euch Helden nicht. Mit diesen Teilen kann man doch echt viel anstellen.“ Senshi sah zu Boden. „Gerade deswegen. Sicher, sie versprechen einem viel Macht, aber wahrscheinlich musstest du noch nie einen Preis dafür zahlen.“, meinte Senshi. Jo schluckte. Doch, er musste für seine Kraft bezahlen, und das teuer. Doch er wollte dem Jungen, nichts davon erzählen. Es war für ihn zu schmerzvoll. „Du bist stark. Welches Ideogramm besitzt du?“, setzte Senshi das Gespräch fort. Jo lächelte. Er griff nach der Kette und holte das Amulett heraus. Neuartige Sympole sprangen Senshi entgegen. „Das ist das Zeichen von Atum. Ich habe es bereits seit meiner Kindheit, und es hat mich seitdem beschützt. Ich würde zu gerne wissen, ob ich es mit deinem aufnehmen könnte.“, meinte er. Senshi drehte sich weg. „Das werden wir nie erfahren.“, erklärte er, dass er nichts mehr mit diesen Dingern zu tun haben wollte. Jo war aber anderer Meinung. „Achja? Glaubst du vielleicht diese Typen lassen dich in Ruhe? Ich werde das nächste Mal nicht da sein, um dich zu beschützen!“, versuchte er Senshi klarzumachen. Doch der Junge wusste dies nur allzu gut. „Na und? Geh doch, ich brauche dich nicht.“, rief er Jo zu und setzte sich in Bewegung. Doch Jo ließ ihn nicht so einfach weggehen. „Wo willst du jetzt hin?“, hakte er nach. Senshi fühlte sich beleitigt und beachtete Jo nicht mehr. Erst als dieser sich mindestens zehnmal entschuldigte, wurde Senshi weich. „Ich gehe zu meinen Freunden. Ich will ihnen erzählen, dass ich unsere Amulette gefunden habe.“, erklärte er. Jo wollte schon wieder den Mund aufmachen, doch Senshi kam ihm zuvor. „Sag jetzt nichts! Ich will erst hören, was meine Freunde dazu sagen. Wenn du willst, kannst du mich begleiten.“, schlug der Junge vor. Jo war einverstanden und fragte Senshi über seine Freunde aus.
 

„Ich denke am besten wirst du dich mit Nick verstehen. Und dann wäre da

noch seine Freundin Anna. Eigentlich sind sie zusammen, aber das ist jede Woche anders. Deswegen fragte ich Nick auch nur jede zweite Woche, ob er etwas mit mir unternehmen möchte.“, gab er Jo einen Schnellkurs. Als sich

Jo noch mehr über Anna erkundigen wollte, schnitt Senshi ihm das Wort ab. „Wir sind bald da, dann kannst du mit ihnen reden.“ „Wie du meinst, und sie haben ihre Amulette auch weggeben?“, wollte Jo das noch wissen. Senshi bestätigte es. „Genau. Sie haben es wie ich ins Meer geworfen. Du glaubst gar nicht, wie es mich gewundert hat, als ich die Teile dann auf einmal im Museum wiedergesehen habe.“, berichtete der Junge. Jo grinste. „Museum? Ich wusste gar nicht, dass der Held, der Seth besiegt hat ein Streber ist.“, witzelte er. Senshi hustete. „Ich war mit meiner Klasse dort. Trotzdem muss ich sagen, dass mich einige Themen interessieren. Wie auch immer, dort vorne befindet sich Nicks Haus. Ich bin schon gespannt, was er zu der Sache zu sagen hat.“
 

Himmel und Erde
 

„Jonas? Philip? Kommt ins Haus, es ist schon spät.“, rief die Mutter ihren beiden Söhnen zu. Jonas folgte sofort, doch Philip zögerte noch. Die schien noch und er hatte keine Lust, schon nach Haus zu gehen. Erst als die Mutter der beiden Jungen kam und Philip quasi mitschleifte. Im Haus konnten die beiden Jungen, die höchstens 9 waren sich den Magen vollschlagen. Der Vater trat zur Tür hinein und die Mutter brachte auch ihm das Abendessen. Nach dem köstlichen Mahl, erlaubte die Mutter ihren Söhnen noch ein Bisschen zu fernsehen. Der Vater nahm sie zur Seite und wollte mit ihr reden. „Was hast du den auf dem Herzen?“, sah sie, wie besorgt ihr Mann war. Dieser hatte eine Tasche mitgebracht. „Ich hatte heute Besuch von einem Anwalt. Unsere Jungen werden doch bald Zehn. Ich habe es nicht gewusst, aber.... .“, erzählte er aufgeregt. Seine Frau packte seine Hand und er beruhigte sich wieder. Dann forderte sie ihn auf weiterzufahren. „Damals wurde es mir nicht gesagt, doch der Anwalt meinte es habe alles seine Richtigkeit. Sobald unsere Kleinen Zehn werden, solle ich ihnen das hier geben.“, meinte er und fischte zwei verstaubte Steine aus der Tasche. Seine Frau bekam sofort eine Stirnfalte und sah ihren Mann ungläubig an. „Ich weiß auch nicht, was das soll. Aber die leiblichen Eltern unserer Kinder haben darauf bestanden, dass wir ihnen diese Dinger an ihrem Zehnten Geburtstag übergeben sollen. Ich wollte mich weigern, doch der Anwalt bestand darauf. Wahrscheinlich sind es irgendwelche Erbstücke.“, berichtete der Vater weiter. „Und was stellen sie dar?“, verstand die Mutter die wirklichen Eltern ihrer Zwillinge nicht. „Irgendwelche Anhänger. Aber ich schlage einfach vor, dass wir sie ihnen schenken. Sie vergessen sie ohnehin wieder und lassen sie in ihren Schränken liegen. Wenn ich du wäre, würde ich dem nicht so eine Bedäutung schenken. Seine Frau hab ihm Recht und begann damit das Geschirr wegzuräumen. Ihr Mann packte die Amulette wieder in die Tasche und verstaute sie in einem Schrank. Er hatte keine Ahnung, was sich Jonas und Philips Eltern dabei dabei gedacht hatten. Aber er würde die Stücke seinen Söhnen geben und es dabei belassen. Und wer weiß, vielleicht waren diese Anhänger sogar etwas wert?
 

„Träumst du?“, fuchtelte Senshi mit seiner Hand vor Jos Gesicht herum. Dieser erschrak. „Ähhmmm, sorry, ich war gerade ganz in Gedanken.“, entschultigte er sich. „Sind wir da?“, wechselte er das Thema. Senshi nickte.
 

„Das dort drüben ist Nicks Haus. Aber ich schlage vor, du versteckst dein Amulett zuerst. Nick hat viel durchmachen müssen.“, schlug der Junge vor. Jo machte das nichts aus. Bald standen die beiden vor Nicks Haustür und Senshi wollte klingeln. Da bemerkte er aber, dass die Tür nur angelehnt war. Also beschloss er seinen Freund zu überraschen und betrat die Wohnung ohne sich bemerkbar zu machen. Jo tat es ihm nach und folgte ihm. Die zwei durchquerrten den langen Vorraum und traten ins Wohnzimmer ein. Nick sprang vom Sofa auf. „Ich hoffe wir stören nicht.“, meinte Senshi und schnappte sich die Cola, die auf dem naheliegenden Tisch stand. Aufgebracht ging Nick auf seinen Freund zu. Auch Anna war anwesend und erhob aich von der Couch. „Könnt ihr nicht klingeln?“, schnaupte sie. Auch Nick war über Senshis Eindringen empört. „Sorry Leute, ich dachte ihr wärt erst wieder nächste Woche zusammen. Aber ich habe interessante Neuigkeiten.“, kündigte er an. Nick und Anna beruhigten sich, als sie Jonas sahen. „Hi.... ich bin....“, fing er an. „Jonas, aber nennt ihn Jo.“, machte Senshi für seinen neuen Freund weiter. „Genau.“, hängte Jo noch dran. „Hallo Jo.... . Ich könnte jetzt sagen jeder Freund von Senshi ist auch meiner, aber der Typ geht mir schon alleine ziemlich auf die Nerven.“, rächte Nick sich für Senshis Eindringen. Dieser hatte inzwischen Nicks Cola ausgetrunken und bat Jo sein Amulett herauszuholen. Nick und Anna rissen die Augen auf. Sie hatten nicht erwartet noch einmal einen dieser Steine zu sehen. „Ich nehme an, du gehörst zu den Guten.“, fragte Anna zögerlich. Jo konnte nur langsam nicken. Er überlegte noch, wie er sich den beiden gegenüber verhalten sollte. Dann begann Senshi aber auch von den wiedergefundenen Amuletten zu berichten, und natürlich über die Krieger, die ihn angegriffen hatten. „Das ist übel. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um uns vor diesen Kerlen zu schützen.“, meinte Nick. Senshi sah das positiver. „Ach komm. Das ist wie in alten Zeiten! Damals, als wir noch gegen diese fiesen Typen gekämpft haben. An manche Dinge von damals erinnere ich mich gerne zurück.“, fand Senshi alles halb so schlimm. Nick blickte ihn verwirrt an. „Das war doch alles erst letztes Monat.“, ging er auf Senshi ein. „Sicher, aber es fühlt sich an, als es wäre es gestern gewesen. Aber im Ernst. Wir sollten herausfinden, wer diese Kerle sind. Sie suchen mein Amulett, warum geben wir es ihnen nicht einfach?“, schlug Senshi vor, obwohl er bereits die Antwort kannte. Weder Nick noch Anna hielten es für eine gute Idee. „Wo ist eigentlich Noah?“, interessierte Senshi brennend. Nick seufzte. „Den kannst du vergessen. Seine Mutter hat ihn in ein Internat gesteckt. Dort kann er seine Streberqualitäten noch steigern.“, tat Nick Noah leid. „Was in einem Monat so alles passieren kann... .“, witzelte Senshi. „Gehört diesem Noah ebenfalls eines der göttlichen Amulette?“, erkundigte sich Jo. Senshi bestätigte es. „Ja, er hat früher immer mit uns gekämpft.“, erzählte Senshi. „Also vor einem Monat.“,
 

ergänzte Nick. Es nervte ihn, dass Senshi sich wieder einmal so wichtig

Nahm, nur weil er diesen ‚Jo‘ mitgebracht hatte. „Noah ist ganz in Ordnung. Ein Angsthase, aber er hat das Herz am richtigen Fleck. Und viel zu lernen ist ja auch nicht unbedingt schlecht.“, meinte Anna und warf einen Blick zu Nick. Dieser lächelte verschmitzt zurück. „Verstehe, aber da wo ich her komme, müssen wir alle fleißig lernen, ob wir wollen oder nicht.“, konnte Jo Noah verstehen. Senshi wollte sich abermals erkundigen, von wo Jonas kam, doch es geschah anders. Eine weitere Person hatte Nicks Haus betreten. Zuerst erschraken Nick und seine Freunde, da sie die geheimnisvolle Frau nicht kannten. „Ist heute Tag der offenen Tür?“, ärgerte sich Nick. „Hathor....“, hauchte Jo leise. „Du kennst sie?“, hinterfragte Anna. Jo nickte schwach. „Ja...., aber das ist lange her... .“ Senshi hatte ebenfalls etwas beizutragen. „Irgendwie kommt sie mir auch bekannt vor. Aber ich weiß nicht mehr woher... .“, sprach der Junge. „Dafür weiß ich woher Ihr Amulett stammt, Miss.“, verwies Nick auf Hathors Anhänger. „Noch mehr Freunde?“, fragte Anna nun Jo. Dieser sprang nicht darauf an. „Wir kennen uns nur flüchtig.“, sagte er schnell. „Ahmm... Was führt Sie zu uns?“, fragte Senshi ganz freundlich. Hathor trat näher. „Es geht um die Krieger, die dich angefallen haben.“, erzählte sie, wie aus der Pistole geschossen. Das erregte die Aufmerksamkeit der vier Kämpfer. „Kennen Sie sie? Und was wollen sie?“, wollte Senshi Gewissheit darüber, wer sein Leben bedrohte. Hathor hatte ihre Hände in ihren Taschen und holte sie nun heraus. „Die Krieger, die euch angegriffen haben, nennen sich selbst die Sechat. Sie sind hinter deinem Amulett her, Senshi. Es ist mir bewusst, dass ihr eure Amulette weggegeben habt. Allerdings war es kein Zufall, dass sie zu euch zurückgekehrt sind. Sie wurden angefertigt, um ihren Trägern zu dienen. Ich muss euch leider mitteilen, dass der böse König erwacht ist. Er benötigt das Amulett für seine Ziele.“, erklärte Hathor die Sachlage. Nick begann zu pfeifen. „Was soll das? Die Lage ist ernst!“, schubste ihn seine Freundin. Nick verdrehte die Augen. „Sicher, aber ich dachte ich hätte es hinter mir. Soll dieser ‚Böse König‘ ruhig Senshis Amulett haben. Meines kann er auch gleich mitnehmen, ich brauchs nicht mehr. Alles was ich brauche habe ich schließlich.“, meinte er und blickte zu Anna. „Dummkopf!“, schimpfte diese. „Wer ist dieser ‚Böse König‘? Und ist er ein starker Gegner?“, fragte Jo die Dame. Nick dachte daran sich verhört zu haben. „Wie Bitte? Ist das alles, was dich interessiert? Stärker zu werden? Mit der Einstellung hast du ein Problem, das weiß ich aus Erfahrung.“, konnte Nick den gleichaltrigen Jungen nicht verstehen. Jo ballte seine Fäuste. „Es ist mit egal, was du denkst. Ich muss trainieren und stärker werden!“, fauchte er Nick schon beinahe an. Danach bereute er jedoch sein Verhalten und flüsterte ein leises Entschultigung. Nick kam Jo merkwürdig vor. Er schien seine Kraft zu trainieren und immer besser werden zu wollen,
 

doch warum? Welches Ziel verfolgte er? „Haben Sie noch mehr

Informationen?“, wandte sich Anna wieder an Hathor. Diese nickte. „Ja, aber ich bin die falsche, um euch alles zu erklären.“, sprach sie. Senshi und seine Mitstreiter blickten sie erstaunt an. An wen sollten sie sich sonst wenden, als an Hathor? „Mit wem sollen wir sprechen?“, hakte Jo nach. „Mit dem Himmel und der Erde.“, war die kurze und unverständliche Antwort Hathors. Die Freunde mussten erst nachfragen. „Jo, lass deinen Freunden an der Macht deines Amulettes teilhaben. Dann schließe es mit meinem zusammen, damit ich euch führen kann.“, erklärte Hathor den weiteren Vorgang, den Senshi, Nick und Anna natürlich nicht verstanden. Doch Jo hatte eine Ahnung, was Hathor meinte und bat den Rest näher zu kommen. Sowohl Jos, als auch Hathors Amulette glühten. Senshi und seine Freunde traten näher, was sich als richtig erwies, doch sicher nicht angenehm. Anna bemerkte als erstes, was mit ihr geschah. „Leute, seht euch das an!“, schrie sie panisch. Sie begann nämlich sich aufzulösen. Bald war ihr linker Arm verschwunden. Bevor Senshi und Nick etwas sagen konnten, hatten auch Körperteile von ihnen begonnen zu verschwinden. „Keine Angst.“, meinte Jo, dem das selbe widerfuhr. „Hab ich nicht!“, hatte Nick das Gefühl sich Jo gegenüber behaupten zu müssen. Er ergriff Annas noch verbliebende Hand, um ihr zu zeigen, dass ihr nichts geschah. Bald waren die Freunde, aber auch Hathor vollkommen verschwunden. Jo schlug zuerst die Augen auf. Als er merkte, dass es sicher war, tippte er Senshi an. Dieser öffnete die Augen langsamer. In was war er nun schon wieder hineingeschlidert? „Es ist alles in bester Ordnung.“, beruhigte Hathor ihre Schützlinge. Nick und Anna rissen ebenfalls die Augen auf und sahen sich um. „Erde.“, brachte Anna gerade noch heraus. „Sind wir hier in einer Art Höhle?“, fragte Senshi seine Reisebegleiterin. Jo kam ihr mit der Antwort zuvor. „Nicht nur. Auf den ersten Blick würde ich sagen, wir sind unter der Erde. Doch seht euch dieses Blau an. Ich sehe hier nirgendwo einen Ein - oder Ausgang. Trotzdem sieht es hier aus wie im Himmel.“, verstand er den eigenartigen Ort nicht, an dem er sich befand. „Himmel und Erde!“, erinnerte sich Senshi. Hathor lächelte. „Schön, Sie haben ihren Spass gehabt. Wenn sollen wir hier treffen?“, wurde Nick nun doch etwas ungedultig. Hathor wollte Antworten liefern, doch ihre Stimme klang plötzlich anders. „Mich.“, durchdrang die deutlich höhere Stimme den komischen Ort. Anna erkannte sofort, dass dies nicht von Hathor kam. Es war dem Mädchen beinahe peinlich. Sie waren bestimmt schon eine Minute an diesem Ort, und ihr war nicht die vermumte Gestalt aufgefallen, die bereits auf sie wartete. Doch ihren Freunden ging es nicht anders. Obwohl sie ein blaues Kopftuch trug und Gewänder besaß, die bis zum Boden reichten, konnte man erkennen, dass es sich um eine Frau handelte. „Nut.“, schien sich Hathor zu freuen. Sie begrüßte die Frau, als wäre sie eine alte
 

Freundin. „Das meinte Hathor also mit Himmel.“, war Senshi nun einiges

klar. Nick, Jo und Anna wollten an seiner Erkenntnis teilhaben. „Das erklär ich euch gleich.“, versprach der Junge. Hathor und Nut schienen nämlich auf die jungen Freunde zu warten. Obwohl es schwer zu erkennen war, führte der ‚Höhlen-Himmel-Gang‘ in eine Richtung. Nick war froh, dass es anscheinend einen Ausgang gab. Doch er freute sich zu früh. Hathor und Nut führten die drei Jungen und das Mädchen in einen prachtvollen Saal. Die Gruppe kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Zuerst hielten sie es für Nebel, doch es war etwas anderes. So merkwürdig es auch aussah, im ganzen Saal flogen Wolken durch die Luft. Kaum hatten die vier diese Überraschungen verdaut, machte sie Anna auf die nächste aufmerksam. Im Saal lag ein Teppich, der die merkwürdigsten Sympole zeigte. Senshi wusste als erstes Bescheit. Ein paar der Zeichen, identifizierte er als Hieroglyphen, unter anderem auch die Zeichen, welche er und seine Freunde auf ihren Amuletten hatten. In der Mitte des Saal war ein großes Gerät aufgebaut. Es ähnelte einem Baustamm, allerdings aus Metall. Davor stand eine Gestalt, die wie Nut gekleidet war. „Wenn ich mich nicht irre, ist das Geb.“, erläuterte Senshi. „Geb?“, verstand Nick kein Wort. Jo half ihm auf die Sprünge. „Geb und Nut stehen für Himme und Erde. Während Nut den Himmel darstellt, identifiziert Geb die Erde. Man sagt, sie wären die ersten Götter gewesen. Wenn man bedenkt, dass sie in den alten Schriften als die Eltern von Osiris und Isis beschrieben wurden, wundert mich deine Unwissenheit. Dein Kleiner Freund hat mir erzählt, dass du und deine Kleine genau diese Amulette bessesen habt.“, sprach Jo schon fast mit einem feindlichen Ton. Nick ließ sich aber nicht reizen. „Achja? Und wer ist bitte Atum? Von dem habe ich auch noch nie etwas gehört.“, gab er frech zurück. „Kein Wunder, bei deiner Bildung.“, stichelte Jo Nick nur weiter an. Dieser drehte sich einfach weg. Anna hasste es normalerweise ‚Kleine‘ gennant zu werden, doch dieses Mal war sie zu abgelenkt. Hathor war hinter der Gruppe stehengeblieben, während Nut zu Geb wanderte. Senshi sah zu Jo und Jo zu Anna. Diese blickte zu Nick und zu Senshi. Alle waren sich einig mitzugehen. Als sie direkt vor Geb und Nut standen konnten sie auch das merkwürdige Gerät erkennen. Es handelte sich lediglich um eine große Schale mit Wasser. Doch die vier hatten genug Erfahrung, um zu wissen, dass dieses Wasser etwas zu bedäuten hatte. „Was… ist das?“, wagte es Senshi zu fragen. Nut setzte zur Antwort an. „Wir befinden uns hier in den heiligen Sphären. Das ist das göttliche Wasser. Es zeigt das was war, das was gerade ist, das was sein wird und das was sein könnte.“ „Also eine Art Orakel.“, meinte Senshi locker. „Wohl etwas mehr.“, ergänzte Anna. „Dürfen wir hinein sehen?“, fragte Jo unschuldig. Ihm schien etwas auf dem Herzen zu liegen. Doch Geb wehrte sich nehement. „Nein!
 

Seit ihr von Sinnen? Nur den Göttern von Himmel und Erde ist erlaubt, die

Geschehnisse zu beobachten.“, fuhr er sie an. Das wirkte. Senshi und Jo waren auf der Stelle still. Sie fühlten sich wie in der Schule, beim Berühmten Gang zum Direktor. Nur das der Direktor in diesem Fall der Gott der Erde war. Geb strahlte eine unglaubliche Autorität aus. Trotzdem musste jemand etwas reden. Nick wagte es und fragte, was Nut und Geb über die Sechat wussten. Geb wollte sprechen, doch Nut hielt ihn zurück. Geb konnte sehr kollerisch sein und Nut wollte ihre Gäste nicht verschrecken. „Ich erzähle euch die ganze Geschichte. Passt gut auf. Vor mehr als 4000 Jahren regierte ein böser Herrscher Ägypten und die göttlichen Sphären. Der Sonnengott Ra.“, erzählte Nut ehrfürchtig. „Also den kenne ich.“, unterbrach Nick. „Wenigstens etwas.“, provozierte Jo weiter. „Ruhe!!!“, fuhr sie Geb wieder an. Sofort standen die Streithähne still wie Soldaten. Nut begann fortzufahren. „Ra war mächtig, wahrscheinlich der mächtigste Gott von allen. Mit Hilfe seiner Sonnenkrieger, treue Soldaten, wollte er den ganzen Planeten unterwerfen. Doch ein junger Held machte sich auf den Weg zu den göttlichen Sphären, um dort Hilfe zu erbitten. Es gelang ihm Horus Vertrauen zu gewinnen. Er und die anderen Götter stellen sich Ra entgegen, egal was auch geschehen würde. Und es passierte auch etwas. Ra tötete drei Götter, bevor er dann selbst fiel.“ Die vier Freunde hörten gespannt Nuts Erzählung zu. Senshi hatte sie besonders eingefangen. Er liebte solche alten Legenden, vor allem wenn sie mit Göttern, Magie und Helden zu tun hatten. Nut fuhr fort. „Ratet welchem Gott es gelungen ist den abtrünigen Gott zu besiegen.“, forderte sie die Freunde auf. Für Senshi war dies klar. „Raten? Natürlich wurde Ra von meinem Vorbild Horus besiegt.“, stand für ihn fest. „Dein Vorbild?“, zweifelte Nick an Senshis Ernsthaftigkeit. Nut beschloss nun die Erzählung bis zum Schluss zu bringen. „Nun denkt ihr sicher, für Ra wäre das Ende gekommen. Doch die Geschichte endet hier noch nicht. Ras Seele war unterwegs in die Unterwelt. Doch Ra war viel zu eitel, um so zu sterben. Außerdem war es ihm ein Dorn im Auge von Horus vernichtet worden zu sein. Also schloss er einen Pakt mit Anubis. Anubis solle ihn zurück in die Welt der Lebenden schicken und ihm einen Wirt geben. Dafür würde ihm Ra eine hohe Position in seiner neuen Herrschaft anbieten. Der Wirt war schnell gefunden. Memnon, der arrogante und rachsüchtige Bruder des damaligen Pharaos nahm sich Ras Seele an. Ra besaß keinen Körper mehr und man hätte denken können er wäre nun schwach. Doch Memnons Bosheit verlieh dem Sonnengott ungeheure Kraft. Die Verschmelzung mit einem Menschen hatte ihn stärker gemacht als jeden Gott. Nun begann Ra seinen Plan erneut aufzurollen. Natürlich stellten sich die Götter abermals gegen ihn. Doch sie versagten und wurden alle verwundet. Selbst Horus hatte keine Chance und musste fliehen. Ras Herrschaft stand unmittelbar bevor, bis Horus die
 

rettende Idee kam. Er suchte den jungen Helden auf, der zu ihm gebetet hatte

um nun um seine Hilfe zu bitten. Der junge Held war einverstanden und verschmolz mit Horus. Mit der Kraft des jungen Helden gelang es Horus, Ra zu besiegen. Doch Anubis hatte seine Seele unsterblich gemacht. So entschloss sich Horus dazu, Ra im Herzen von Memnon zu versiegeln. Ra würde für immer von Bosheit und Hass umgeben sein. Bevor Memnon seinen letzten Atemzug machte, befahl er seine Niederlage aus der Geschichte streichen zu lassen. Jeder würde ihn als Schwächling und Dummkopf in Erinnerung behalten. Um eine Rückkehr seitens Ras zu vermeiden schmiedete Ptah, Ras Vater einen Sarkophag, welcher Memnon für immer bannen sollte. Er wurde mit den drei Amuletten verschlossen, die den Göttern gehörten, welche Ra auf dem Gewissen hatte. Die Götter trugen dem nachfolgendem Pharao auf, den Sarkophag tief unter dem Sand Ägyptens zu vergraben. Bis heute.... .“, war Nut nun fertig. „Sagt was!“, beschwerte sich Anna, als keiner ihre Freunde den Mund aufbekam. Die Geschichte hatte sie mitgerissen und sie besaßen nun eine genauere Vorstellung über ihre Aufgabe. „Ra wurde befreit? Wie?“, verstand Senshi es nicht. „Deiner Erzählung nach, kann Ra nicht mehr auferstehen.“ Nut wechselte ein paar Blicke mit Geb. Dieser sprach für sie weiter. „Es klingt unfassbar, aber die Sechat haben den Sarkophag gefunden. Sie mussten die Amulette der göttlichen Tiergötter nur umdrehen um Memnons Grab zu öffnen. Senshi hob die Augenbrauen. „Dann ist die Konstruktion ja zum Pfeifen. Da ist ja mein Fahrradschloss noch sicherer.“ Geb warf ihm einen erbosten Blick zu. Schon presste Senshi die Lippen zusammen. „Dann ist dieser Ra wieder frei und tyranisiert die Welt?“, hakte Nick nach. Geb ließ sich Zeit mit der Antwort. „Nein. Horus hat Ra versiegelt. Durch die Magie der drei göttlichen Tieramulette wurde Memnon zu neuem Leben erweckt. Doch Ra schlummert noch tief in ihm.“, wurde er deutlicher. Für Senshi war die Sache quasi erletigt. „Super, dann haben wir doch kein Problem. Dieser Memnon ist nur ein Mensch, also was solls?“, meinte er und wagte es in Gebs Richtung zu schauen. Doch diesmal erschien er ihm nicht wütend, sondern besorgt. „Du hast Recht, Junge. Aber Memnon braucht nur noch eines um den großen Ra zu erwecken. Das Amulett des Horus. Du musst dich seiner wieder annehmen.“, beschwor er Senshi. Dieser zögerte. Er hatte die Schnauze voll von diesen Amuletten. Doch Nick war anderer Meinung. „Senshi! Im Museum sind sie nicht sicher. Wir haben eine Verpflichtung und müssen sie uns holen! Wenn auch nur, um sie vor Memnon zu beschützen.“, sprach er. Anna gab ihm damit Recht. Es gab eine Möglichkeit Ra zu schlagen, und das nicht einmal durch einen Kampf. „Was soll an Ra so schlimm sein? Er ist nicht anders als Baal oder Seth. Er benutzt einen Menschen als Wirt um zu kämpfen.“, spielte Senshi die Sache runter. „Falsch! Ra ist anders. Baal und
 

Seth haben die Menschen kontrolliert, doch Memnon hat sich freiwillig

angeboten. Nur um seine Machtgier zu befriedigen. Tut, was ihr für richtig haltet, aber seit nicht nur auf der Hut vor Ra. Auch die Sechat sind gefährlich.“, warnte Nut. Jo sah das anders. „Wie bitte? Das sind doch nur Zinnsoldaten, die erletige ich mit dem kleinen Finger.“, gab er an, bis zum Gehtnichtmehr. Nut war anderer Meinung. „Vielleicht. Doch der Anführer dieser Sekte ist nicht zu unterschätzen. Obwohl er fast noch ein Kind ist, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Ra ins Leben zurück zu holen. Er besitzt eines der Amulette, also seit vorsichtig.“, entgegnete Nut, dass Memnon nicht ihr einziger Feind war. Jo pfiff darauf. „Wahrscheinlich hat der auch nicht mehr drauf. Welches Amulett besitzt er? Mit mir kann er es ohnehin nicht aufnehmen.“, gab Jo an. „Übernimm dich nicht.“, grinste Nick. Nut bewunderte Jos Mut, doch so einfach, wie er es sich das vorstellte war es nicht. „Der Anführer der Sechat ist alles anderer als schwach. Sein Name ist… Aton!“, sprach Nut den Namen mit Vorsicht aus. Jo taumelte zurück. „A… Aton?“, konnte er es nicht glauben. Jo war plötzlich so, als hätte man ihm gesagt, dass ein Verwander oder ein Freund gestorben wäre. Senshi, Nick und Anna entging dies nicht. Jo hatte unerwartet Schwierigkeiten zu atmen. Senshi fragte seinen neuen Freund, ob es ihm gut ginge, doch Jo reagierte nicht. Mit dieser Information hatte er nicht gerechnet. Wie sollte er mit ihr umgehen? Zum Ersten Mal fühlte er sich unfähig etwas zu entscheiden. Er hatte keinen Schimmer, wie er vorgehen sollte. „Kennst du diesen Aton?“, fragte Anna misstrauisch. Jo holte Luft und fasste sich wieder. „Nein, aber..... vielleicht ist dieser Kerl doch stärker. Was meint ihr?“, wandte er sich schnell wieder an Geb und Nut. Doch Senshi, Nick und Anna ließen ihre Blicke nicht von Jo abweichen. Was sollte diese Reaktion? Erst als Nut wieder begann zu reden, ließen die Freunde ihre Blicke schweifen. „Atons Amulett ist anders, als die anderen. Es wurde geschaffen, als Seth alle anderen Götter besiegt hatte.“, sprach sie. Senshi verstand nicht recht. „Ich dachte Seth hätte aller Götter getötet? Warum hat dann dieser Aton weitergelebt? Und wieso existiert ihr noch?“, platzte er heraus. Seine Freunde interessierte diese Frage ebenfalls. „Wir sind viel mehr als Götter. Wir sind Himmel und Erde. Wir existieren nur hier, und das seit Anbeginn der Zeit. Und was Aton angeht... . Er hat nie als Gott gelebt. Das Amulett wurde von menschenhand geschaffen.“ Nut blickte in die überraschten Gesichter ihrer Gäste. „Man kann diese Teile selber machen? Ich habe einen Cousin, der will sicher eines.“, scherzte Senshi wieder einmal. „Bleib EINMAL ernst!“, flehte Nick. Senshi verdrehte die Augen. „Wie?“, wollte er unbedingt wissen. Anna blickte zu Jo. Dieser schien gar nicht mehr zuzuhören. Er hatte den großen Saal verlassen und war wieder in eine andere Welt eingedrungen. In die Welt seiner Gedanken. Warum versetzte Atons Name ihm so einen Schock?
 

Verheimlichte er etwas? Das Mädchen wurde aus Jo einfach nicht

schlau. Nut setzte zur letzten Wahrheit an, die sie den jungen Helden noch auf den Weg geben musste. „Ein Pharao, der auch noch ein mächtiger Magier war bekam eines der göttlichen Amulette in die Hände. Das von Atum. Doch er konnte es nicht benutzen. Das Amulett hatten jemand anderen auserwählt.“ Alle Blicke fielen nun wieder auf Jo. „Zufall!“, presste dieser heraus. Jo wurde den Freunden immer mehr suspekt. Nut setzte wieder an. „Der Pharao begann das Amulett zu klonen, um es an sich anzupassen. Dies gelang auch und er erschuff das Amulett des Aton. Doch es funktionierte nicht. Zumindest nicht bei seinem Schöpfer. Der Pharao fluchte, und wollte

es schon zerstören. Doch dann rief er seinen stärksten Krieger herbei. Ihm gehorchte das Amulett, und der Krieger wurde in den Rang eines Gottes erhoben. Und zwar in den des Sonnengottes, als Ras Nachfolger.“, hatte Nut den Freunden nun alles erzähl, was er zu erzählen gab. „Wir holen uns die Amulette!“, stand für Nick fest. „Müssen... wir sie bentuzen?“, sah Senshi bedrübt zu Boden. Nick konnte ihm dies nicht beantworten. „Ich wünsche euch viel Glück.“, gab ihnen Nut noch auf dem Weg. Die Freunde bedankten sich. Nun trat auch Geb näher. Senshi erwartete auch von ihm einen Glückwunsch, doch es kam anders. „Und wehe ihr vergeigt es! Das Schicksal der Welt lastet auf euch! Besonders bei dir, Junge! Du musst kämpfen, bis zum Ende!“, schärfte er Senshi ein. „Jawohl, Sir!“, stotterte der Junge. „Folgt mir.“, rief ihnen Hathor zu. Jeder in seinen Gedanken gefangen, spazierten sie zurück zu ihrem Reiseticket. Hathor begann mit der selben Zeremonie, welche die fünf auch zu den göttlichen Sphären gebracht hatte. Bald standen sie wieder allesamt in Nicks Haus. „Igitt.“, schimpfte Senshi. Er war nämlich in Nicks Chipsreste getreten. „Ich muss euch nun verlassen, doch ich weiß, ihr werdet das Richtige tun.“, verabschiedete sich Hathor. Jo tat es ihr gleich. „Ich muss, aber wenn ihr mich braucht, ruft mich an!“, sagte er eilig und verschwand dann. „Nick, hinterlässt man normalerweise nicht eine Telefonnummer, wenn man sowas sagt?“, stutzte Senshi. Nick stimmte ihm zu. Dieser Jo war wirklich eigenartig. „Ja, aber warum fragst du mich sowas?“, wollte er erfahren. „Naja, bei deinen Baggerversuchen, bekommst du doch sicher haufenweise Nummern.“, wollte er Nick ärgern. Anna sah ihn streng ihn. „Jetzt musst du mir einiges erklären.“, spielten sie die Böse. „Ich schlage vor wir treffen uns heute Nacht vor dem Museum, um einzubrechen.“, wechselte er schnell das Thema. Den dreien missfiel es natürlich etwas zu stehlen, doch sie hatten keine andere Wahl. Wenn sie es nicht taten, würden es Aton und seine Sechat tun. „Ich lasse euch dann alleine. Wir treffen uns heute Nacht.“, verabschiedete sich auch Senshi. Nick winkte ihm noch nach, doch sein Kopf war voll. Er würde die Zeit bis zum Einbruch sicher noch seine Gedanken ordnen. Aber noch etwas machte ihm
 

zu schaffen. Jo! „Sie verheimlichen uns etwas. Beide, sowohl Hathor als auch Jo.“, meinte Nick. Anna musste ihm rechtgeben. Mit Jo stimmte etwas nicht. Es wunderte sie zwar nicht, dass er ihnen nicht vertraute, doch es schien sie und ihre Freunde zu betreffen. „Ich finde ihn eigentlich ganz süß.“, wollte sie Nick aus der Reserve locken. Dieser blickte sie an und biss auf seine Unterlippe. „Tatsächlich.... . Nur stellt sich die Frage, was wir bis zu unserem ‚Einbruch‘ anstellen sollen.“, wartete Nick auf Vorschläge. „Alles vorbereiten!“, grinste Anna und verschwand in die Küche. Nick ließ sich auf seine Couch fallen. Wer war dieser Jo?
 

„Hathor! Warte! Du kannst nicht so einfach gehen!“, hielt er die Frau am Arm fest. Diese wirkte traurig, sah Jo aber nicht an. „Sie können nicht einfach so verschwinden. Damals, als Philip und ich unsere Amulette bekommen haben, waren Sie da! Sie haben uns alles beigebracht, also bitte.“, flehte er Hathor an. „Was soll ich tun? Was soll ich sagen, damit du dich besser fühlst?“, schien Hathor mit Jo zu fühlen. „Wusstest du es?“, fragte Jo zögerlich. Hathor nickte. Damit hatte Jo auch gerechnet. „Was wird passieren?“, musste er unbedingt erfahren. Hathor hatte darauf aber keine Antwort. „Vertrau Senshi. Mehr kann ich dir nicht helfen.“, riss sie sich los und ging ihres Weges. Jo hockte sich einfach auf den Gehsteig und lehnte sich gegen eine Mauer. So blieb er mindestens eine Stunde. Er hatte so lange gesucht, so lange gehofft. Er erinnerte sich an sein Versprechen, welches er seinen Eltern gegeben hatte. Es war ihm gelungen Atons Aufenthaltsort herauszufinden. Doch was war der nächste Schritt? Er traute Aton wirklich alles zu. Jo beschloss Hathors Rat zu befolgen und auf Senshi zu vertrauen. Immerhin hatte er Seth besiegt und sein vorgegebenes Ziel erreicht. Das musste nun auch Jo.... .
 

Die Entführung
 

„Mein Herr, ich habe Nachricht von unseren Kriegern erhalten.“, informierte Atons Rechte Hand seinen Anführer. Dieser erkannte die Niederlage seiner Leute bereits an der Haltung seines Dieners. „Natürlich. Dieser Junge war einfach zu stark.“, kombinierte er. Doch sein Diener schüttelte den Kopf. „Nein, dieser Senshi hat behauptet, er hätte das Amulett nicht mehr. Ob dies der Wahrheit entspricht, oder nicht, kann ich leider nicht zweifelsfrei sagen. Doch er hatte Hilfe von einem anderen Kämpfer, der ebenfalls eines der Amulette besaß.“, erklärte er. Aton schien beunruhigt. „Dann hat er also Hilfe. Welches Ideogramm besitzt sein Helfer?“, hakte er nach. Das konnte ihm sein Diener schnell beanworten. „Laut unseren Leuten, das des Atum.“, erzählte er, was Aton in Erstaunen versetzte. Sofort packte er seine Rechte Hand an den Schultern und rüttelte ihn. „Bist du dir da ganz sicher?“, wollte er es nun genau wissen. Als es sein Diener bestätigte, verlangte Aton eine Beschreibung des Kämpfers. Diese fiel aus wie erwartet. Aton ging ein paar Schritte und grinste. „Mein Herr, kennt Ihr diesen Kerl etwa?“, wagte es der Diener zu fragen. Aton ließ ihn aber mit der Frage sitzen. „Die Sache hat sich für die Männer erletigt. Ich werde Memnon informieren. Nimm dir den Rest des Tages frei.“, schien er in guter Stimmung zu sein. Sein Diener dankte ihm und verließ den Raum. Aton tat es ihm nach und begab sich auf den Weg zum Gemach, welches er Memnon zur Verfügung gestellt hatte. Es besaß keine Türen, sondern nur Vorhänge, die vor dem Eingang gespannt waren. „Tritt ein.“, schien Memnon Aton bereits zu erwarten. Dieser tat, was ihm befohlen wurde. „Mein Pharao, ich habe schlechte Neuigkeiten.“, begann er. Memnon hockte auf dem Boden und schien zu beten. So sah es zumindest aus. Um ihn herum lagen die drei Amulette, die ihn über 4000 Jahre gefangen gehalten hatten. Memnon hatte sich inzwischen eine Maske aufgesetzt, um seine grausige Fratze zu verstecken. „Deine Krieger haben versagt.“, wusste er bereits Bescheid. Aton dachte daran sich zu entschultigen, ließ es dann aber. „Ich werde mich selbst darum kümmern.“, entschied er. Memnon erhob sich. „Ja, das wirst du. Es ist mir bewusst, dass du mit Atum noch eine Rechnung offen hast, aber wenn deine persönlichen Ziele meine stören, werde ich dich bestrafen.“, verlangte Memnon absoluten Gehorsam. Aton versprach keinen Fehler zu machen. „Du wirst Hilfe benötigen. Bringe mir deine drei stärksten Krieger.“, verlangte Memnon unverzüglich. Aton befolgte den Befehl, ohne zu warten und suchte drei seiner Anhänger, die ihm zur Seite stehen sollten.
 

„Dies sind meine drei loyalsten Anhänger.“, stellte Aton vor. Memnon schritt auf die drei Auserwählten zu. „Seit ihr bereit mir zu dienen? Seit ihr bereit die Kraft zu kontrollieren, die ich euch verleihen werde? Seit ihr bereit für mich und unser großes Ziel zu sterben?“, beschloss Memnon die drei zu testen. Alle nickten und knieten sich vor dem ehemaligen Pharao nieder. „Die Amulette!“, verlangte Memnon. Aton war sofort zur Stelle und überreichte sie der Mumie. Diese nahm sie entgegen und verlangte von dem ersten Krieger aufzustehen. Dieser folgte ohne zu zögern und streifte seine Kapuze nach hinten. Nun kam das verbissene Gesicht eines Ägypters zum Vorschein. Memnon griff nach dem ersten Amulett und hing es ihm um den Hals. „Du bist von nun an der Krieger Month.“, ging die Magie des Amuletts auf den Mann über. Month nahm wieder seinen Platz ein. Der nächste erhob sich und warf seine Kapuze zurück. „Dir, tapferer Krieger, überreiche ich das Amulett des Apis. Halte es in Ehren.“, hatte Memnon nun zwei der göttlichen Steine übergeben. Der dritte Krieger erhob sich und zeigte sein Gesicht. Memnon sah ziemlich überrascht aus, als das Gesicht einer Frau zu erkennen war. Er wandte sich Aton zu, und dieser nickte. Memnon holte das letzte Amulett hervor. „Enttäusche mich nicht. Ich überlasse dir das Amulett der Göttin Bastet. Nutze es weise.“, trug er der Frau auf. „Und nun geht! Bringt mir das Amulett des Horus und seinen Träger!“, befahl er streng. Die drei Krieger schlugen mit ihrer Faust gegen ihre Brust, um ihre Untergebenheit zu demonstrieren. Dann verließen sie gemeinsam den Raum. „Sie werden siegreich sein. Ich werde sie begleiten.“, sprach Aton. Memnon nahm dies ohne Regung zur Kenntnis. Bevor Aton den Raum verließ, rief ihm Memnon noch etwas zu. „Wenn du gegen Atum kämpfst, töte ihn. Damit beweist du mir, dass du meiner Armee würdig bist.“ Aton sah nochmals zurück und ging dann. Month, Apis und Bastet warteten am Tor des Tempels. Gemeinsam begaben sie sich auf dem Weg, um ihren Auftrag auszuführen.
 

„Nimm diese blöde Mütze ab!“, ermahnte Nick seinen Freund. Genervt folgte Senshi. „Wenn wir schon einbrechen müssen, dann doch richtig.“, wollte er eine Erklärung starten. Nick wollte davon nichts hören. „Richtig! Wir brechen ein, und organisieren keinen Kindergeburtstag. Also wirf diese alberne Mütze weg. Genauso den Dietrich und dieses andere Zeugs, von dem ich nicht einmal sagen kann, was es ist! Wenn man uns erwischt, können wir verknackt werden!“, abelierte er auf Senshis Feingefühl. Dieser hatte schon kapiert. „Schon klar. Ich will ja auch nicht in den Knast. Ich habe mal einen Kaugummiautomaten geknackt, das heißt ich bin vorbestraft.“, wollte Senshi weiter die Stimmung auflockern. Doch Nick klopfte sich nur auf die Stirn. „Er macht es schon wieder.“, jammerte er fast. Senshi zuckte entschultigend mit den Schultern. „Warum ist Anna nicht mitgekommen?“, fiel ihm erst jetzt
 

auf, dass das Mädchen fehlte. Nick wehrte ab. „Du kennst sie doch. Für so eine Aktion ist sie sich zu schade.“, mecktere er. „Also gut. Jetzt oder nie!“, stand für beide fest. Es war mitten in der Nacht und nur noch das Licht der Straßenlaternen konnte sie verraten. Das Museum war ziemlich klein und besaß keinen Sicherheitsalarm. Das lag nicht zuletzt daran, dass es ziemlich abgelegen gebaut wurde. Lediglich zwei Wachleute spazierten Nacht für Nacht durchs Museum. Nach ihrem stündlichen Rundgang verzogen sie sich in den Pausenraum, um zu fernsehen und zu essen. Dies mussten Nick und Senshi ausnutzen. In dieser Zeit mussten sie die Amulette wieder an sich nehmen. Keinem der beiden gefiel die Idee, doch im Grunde gehörten ihnen die Steine ja. Im Schutz der Dunkelheit pirschten sie sich an das Gebäude heran. Sie waren schon fast an der Tür, bis sie eine Stimme hörten. „He, was macht ihr da? Wollt ihr vielleicht einbrechen?“ Senshi und Nick bekamen fast einen Herzinfakt. Sie hatten geahnt ertappt zu werden, doch so schnell? Mit schlechtem Gewissen drehten sie sich um. „Jo!“, rief Senshi überrascht. Der Junge war hinter den Freunden aufgetaucht und winkte. „Was soll der Scheiß?“, wurde Nick sichtlich sauer. Jo entschultigte sich und trat zu den beiden Einbrechern. „Sorry, aber ich dachte ich könnte euch helfen.“, erklärte er. Senshi freute sich dies zu hören. Doch Nick zweifelte an Jos Hilfsbereitschaft. „Du hast nichts mit der Sache zu tun. Also warum hilfst du uns?“, setzte er zu einem Verhör an. Für Jo schien es logisch zu sein, seine Hilfe anzubieten. „Da wo ich herkomme, helfen wir unseren Freunden.“, sagte er, als wäre die Hilfe zu einem Einbruch selbstverständlich. Senshi wollte fragen, woher Jo kam, da ihn diese Frage schon den ganzen Tag im Kopf herumspukte. Doch es kam anders. Das Näherkommen eines Autos war zu hören. Das Dröhnen des Motors übertönte Jos Antwort. Senshi wollte nochmals fragen, doch Nick schleifte ihn zur Tür. „Zu.“, meinte Senshi nur. „Anders wäre es ja auch zu einfach.“, gab ihm Nick Recht. Doch dies war kein Problem für Jo. Dessen Amulett leuchtete und dem Jungen gelang es die Tür aufzudrücken. „Wie brauchbar diese Amulette doch sind.“, grinste er seine Freunde an. Alle drei atmeten noch einmal tief durch und betraten dann das Innere. Kein Laut war zu hören. Unter Senshis Führung gingen die drei Freunde vorwärts. Nur er wusste, wo sich die gesuchten Objekte befanden. Die drei erstarten fast, als Schritte hörbar wurden. „Die dürften jetzt gar nicht kontrollieren!“, stotterte Nick. „Da ist wohl jemand übereifrig und will mehr Gehalt.“, scherzte Jo. Senshi und Nick fanden das nicht komisch. Sie mussten sich verstecken, und das möglichst schnell. „In das Abteil mit den Dinos!“, war Senshis erster Gedanke. Die Räumlichkeiten mit urzeitlichen Statuen waren am nächsten. Die drei Jungen konnten gerade noch hineinhuschen, bevor einer der Wächter auftauchte. Senshi, Nick und Jo gelang es sich hinter einem Brachio-Sauria zu verstecken. Zum Glück leuchtete der Wächter nur
 

einmal in den Raum und zog dann weiter. Vorsichtig und möglichst leise kamen die drei hinter ihrem Versteck heraus. „Seht!“, machte Senshi seine Freunde auf etwas aufmerksam. Im Raum befand sich ein Durchgang, der in ein anderes Abteil führte. Die Freunde hätten jubeln können, als sie entdeckten, dass es sich um die Ägyptische Ausstellung handelte. „Das nenne ich Glück.“, sagte Jo und pfiff. Dafür bekam er einen strafenden Blick von Senshi und Nick. Doch sie wurden nicht gehört. Bald standen sie vor der Glasvitrine, in dem die Amulette ausgestellt waren. „Sollen wir etwa das Glas einschlagen?“, fragte Nick zögerlich. Senshi hatte eine andere Idee. Er griff in seine Tasche und holte ein Gerät heraus, das einem runden Messer ähnelte. „Das benutzen auch Einbrecher, damit schneidet man Glas.“, erklärte er, als er die Blicke seiner Freunde sah. „Ich habe dir doch dein ganzes Spielzeug weggenommen.“, meinte Nick. Senshi ließ sich nicht verunsichern. „Mein ‚Spielzeug‘ hilft uns aus dieser Situation.“, erklärte er cool. Und es gelang dem Jungen tatsächlich ein Loch zu schneiden. Zuerst griff er nach seinem Amulett und dann nach dennen von Nick und Anna. Er reichte sie Nick, und dieser schob sie ein. „Wenn ihr dann hier fertig seit, schlage ich vor zu verduften.“, hielt es Jo nicht länger aus. Senshi und Nick teilten seine Sorge. Jede Sekunde, die sie länger im Museum blieben, konnte dazu führen, dass sie entdeckt wurden. So schnell sie ihre Beine trugen, schlichen sie den selben Weg zurück, denn sie gekommen waren. Unterwegs liefen sie niemandem in die Arme. Die Freunde hatten die Luft angehalten, um sicher zu gehen, dass sie wirklich nicht gehört wurden. Kaum waren sie vor der Tür atmeten sie aus. „Weg hier!“, kommandierte Nick. Senshi und Jo stimmten ihm zu. In Sicherheit wandte sich Jo an seine neuen Kumpels. „Was stellt ihr jetzt mit euren Amuletten an?“ Nick holte seines heraus und starrte es an. „Das überlegen wir uns, wenn es soweit ist.“ „Am besten, wir verstecken sie vorerst.“, mischte sich Senshi ein. Nick war dafür. „Ihr wollt sie also nicht benutzen?“, hakte Jo nach. Nick und Senshi verneinten. „Gut, aber auf meine Hilfe könnt ihr auch nicht mehr zählen. Ich reise morgen ab. Wir werden uns wohl nicht wieder sehen.“, raunte er ihnen noch zu und setzte sich in Bewegung. „Tschüss!“, rief ihm Senshi noch nach. Jo hob die Hand, als Zeichen des Abschieds. „Sei froh, dass wir ihn los sind.“, meinte Nick trocken. Senshi war anderer Meinung. Er hätte sich gerne noch etwas mit Jo unterhalten und angefreundet. Und wer weiß? Vielleicht sahen sie sich früher wieder als erwartet… .
 

„Wir sind an unserem Reiseziel angelangt, Herr.“, informierte Apis den Anführer der Sechat. „Dann bereitet euch auf den Kampf vor. Ihr müsst den Träger unbedingt besiegen und ihn gefangen nehmen. Ich werde mich um Atum kümmern.“, beschloss Aton. Die kleine Gruppe war mit dem Zug
 

gekommen und stieg nun aus. „Wie sollen wir sie finden?“, war sich Bastet noch im Unklaren. Aton konnte dies schnell klären. „Wie schon. Eure Amulette reagieren auf das von Horus. Und so viele andere wird es hier ja wohl kaum geben.“, fand er die Frage überflüssig. Die drei nickten und trennten sich. Aton dachte an nichts anderes, als an Atum. Bald würde er ihn wiedersehen.

„Hah! Wer hat jetzt keine Herzen mehr? Ich sagte doch, ich bin der Beste.“, lobte sich Senshi selbst. Nick musste ihm das anerkennen. „Zugegeben, das war nicht schlecht, aber ich hätte ihn früher oder später selbst besiegt. Außerdem hast du nur knapp gewonnen.“, fand er. Senshi sah das anders. „Von wegen knapp. Bis jetzt habe ich jeden Endgegner besiegt. Na gut, bis auf einen. Dieses komische Maskenvieh aus Zelda. Aber sonst zock ich jedes Spiel durch.“, schien er sehr von sich überzeugt zu sein. „Also gut, du bist der Beste.“, bestätigte er es ihm, damit endlich Ruhe herrschte. Senshi hatte die Erlaubnis bekommen bei Nick zu übernachten. Die beiden Jungen hatten noch einiges zu besprechen. Doch vorher war Spass angesagt. Nick hatte seinen Game Cube hervorgeholt und ließ Senshi seine sämtlichen Spiele durchzocken, bei denen er selbst nicht weiterkam. Zu Nicks Überraschung schaffte es Senshi sogar alle bis zum Ende durchzuspielen. „Du glaubst, du bist gut? Dann gehe ich jetzt mal in den Mehrspielermodus.“, freute er sich schon Senshi zu schlagen. Doch dieser gähnte nur. Sorry, vielleicht morgen.“, zog er sich aus der Affäre. „Willst du schon schlafen gehen?“, wunderte sich Nick. Senshi bejahte, da er durch die vergangen Ereignisse, doch etwas müde war. Nick nahm das einfach so hin und wandte sich wieder seiner Konsole zu. Er wollte noch etwas trainieren, um Senshi morgen zu schlagen. Senshi zog seine Sachen aus und warf sie einfach auf einen Stuhl. Dann bemerkte er auch, dass er noch immer sein Amulett eingesteckt hatte. Er trug es bereits seit letzter Nacht mit sich herum. Er beschloss es zu seinen übrigen Sachen zu legen und schlafen zu gehen. In dieser Nacht war Vollmond, was Senshi lange nicht einschlafen ließ. Durch das helle Licht bemerkte er auch nicht, dass sein eigenes Amulett leuchtete. Es schien auf andere zu reagieren. Doch Senshi wurde nun doch müde und wechselte ins Land der Träume. Nick hing noch immer wie bessesen an seiner Konsole. Ihm entging das glühen seines Artefakts nicht. „Irgendwie wusste ich, dass dieser Moment kommt. Also schön,aber das wird das Letzte Mal!“, redete er sich ein, das Amulett doch noch einmal zu benutzen. Er schnappte es und ging nach draußen. Dort wartete bereits eine Gestalt. „Darf ich fragen wer du bist? Nein, lass raten, du gehörst zu diesem Aton. Dein Boss geht mir ehrlich gesagt auf die Nerven!“, stritt Nick. Sein offentsichtlicher Gegner konnt nur lachen. „Du dummer Junge. Du wirst gleich sterben und weißt es nicht einmal.“, amüsierte er sich. „Ich weiß vieles nicht. Zum Beispiel meine
 

Endnote in Englisch. Den das werde ich erst demnächst erfahren. Genau wie unseren Kampfverlauf.“, ließ Nick verläuten, dass er kein schwacher Gegner war. Sein Feind trat näher. „Egal. Du wirst fallen, genau wie deine schwächlichen Freunde. Bald wird der große Ra wiedererweckt werden und die Welt unterwerfen. Ich, sein treuer Diener Month werde ihm sein Ziel näherbringen, und dich für ihn besiegen. Memnon wird sich an deiner Kraft nähren und noch stärker werden.“, wollte er Nick einschüchtern. Doch dieser sprang nicht darauf an. „Kannst du noch etwas anders, als quatschen?“, provozierte er Month. Dieser aktivierte sein Amulett und ließ seine Waffe erscheinen. Durch die Dunkelheit konnte Nick sie zuerst nicht erkennen. Er dachte zuerst an ein Schwert, doch es handelte sich um einen Sebel. Nick tat es ihm nach rief sein Zepter herbei. Kaum war dies geschehen, begutachtete er das gute Stück. Er hatte gedacht, es nie wieder zu sehen. Doch das Schicksal hatte anders entschieden und ihm auch noch einen starken Gegner vor die Füße gesetzt. Aber Nick würde kämpfen und siegen, damit das alles bald ein Ende hatte. „Zuerst werde ich dich ins Nirwana schicken und dann deinen komischen Ra.“, provezeite er. Month griff an, doch Nick wehrte mit der Breitseite seines Zepters ab. Month kämpfe gut, doch Nick hatte schon mit stärkeren Gegnern zu tun gehabt. Er erinnerte sich an Baal, und wie er versagt hatte. Das würde ihm diesmal nicht passieren. Month hatte sicher ein paar gute Tricks drauf, doch Nick konnte ihn schlagen.„Das ist das gesuchte Stück.“, schien Bastet sehr erfreut. Nick hatte einen schweren Fehler gemacht. Er dachte nicht daran, dass mehr als einer der Sechat in der Nähe sein konnten. Sein Amulett verriet ihm leider nicht die Anzahl. Da Nick mit Month beschäftigt war, konnte Bastet ungestört agieren. Sofort war ihr Senshis Amulett aufgefallen. „Da bist du ja.“, flüsterte sie und griff nach dem magischen Anhänger. Die Kriegerin hängte sich ihn um den Hals, über ihrem eigenen. Dann blickte sie zu Senshi. Der Junge hatte nichts bemerkt. Schlafend lag er da und träumte. Ohne das Amulett war er nur ein gewöhnlicher Mensch. Bastet dachte daran ihn zu töten, doch Aton wollte etwas anderes. Also packte sie Senshi an den Armen. Dadurch erwachte der Junge natürlich unverzüglich. Zuerst wusste er nicht einmal wo er war, und wer ihn da berührte. Bevor er sich noch groß wehren konnte, benutzte Bastet ihr Amulett. Schon versank Senshi wieder in tiefem Schlaf. Sie stellte Senshi auf die Beine und versuchte ihn auf die Schultern zu packen. „Dieser kleine Fettsack. Warum bekommen die Kinder heutzutage nur so viel zu futtern?“, ärgerte sie sich. Dann begab sie sich auf den Weg nach unten. Sie musste die Treppe benutzen, was ihr besonders schwer fiel. Doch sie wollte sich beeilen,

um Aton eine Freude zu bereiten. Vor der Haustür blieb sie jedoch stehen. Sie konnte die Kampfschreie von Nick und Month hören. Im Moment war
 

die Kriegerin angreifbar. Sie beschloss das Kampfgeschehen noch eine Weile zu beobachten. Doch sie spürte nicht nur Month Präsenz. Auch der dritte im Bunde war auf dem Weg hierher… .
 

„Du bist nicht schlecht, aber jetzt zeige ich dir mal was.“, freute sich Nick schon in seine Trickkiste zu greifen. Sein Zepter glühte und Nick stellte Kopien von sich her. Seine Lieblingstechnik. Obwohl er seine Technik schon länger nicht benutzt hatte, funktionierte sie einwandfrei. Nick hatte fast ein Dutzend Luftspiegelungen von sich erzeugt. Month war in der Tat beeindruckt. „Das hätte ich von einem Stümper wie dir nicht erwartet, Respekt. Du meinst also, ich soll dein richtiges Ich aus den Illusionen herausfiltern? Wenn mir das erst einmal gelungen ist, hast du nichts, um dich zu schützen.“, schien Nick Months Kampfeslust sogar noch gesteigert zu haben. „Brauchst du vielleicht Hilfe?“, hallte eine Stimme durch die Nacht, die Nick unbekannt war. Der Junge sah nach oben und erkannte eine Gestalt, die auf dem Häuserdach des Nachbarhauses stand. Sie sprang zu Boden und landete vor den Kopien. War sie Freund oder Feind? Nick hatte sich zu früh gefreut. Der kannte den Mann nicht, der entweder ihm, oder Month zu Hilfe gekommen war. Bald musste Nick aber der Wahrheit ins Auge sehen. „Apis? Ich werde auch ohne dich mit ihm fertig, danke.“, wollte Month seinen Mitstreiter verscheuchen. Nick hätte weinen können. Dieser Month hatte tatsächlich Verstärkung bekommen. Konnte der Junge gegen zwei Feinde gewinnen? Er nutzte den Umstand, dass Month und Apis sich stritten. Er griff in seine Tasche und schaltete sein Handy ein. Vorsichtig handierte er an den Nummerntasten herum. Die Nummer, die er schließlich wählte, war die von Anna. Sie war die einzige, die ihm jetzt noch helfen konnte. Normalerweise hasste er es sie in sowas reinzuziehen. Er wollte sie unter allen Umständen beschützen, doch diesmal musste er eine Ausnahme machen. Er konnte nicht gegen Apis und Month gleichzeitig kämpfen. Sonst würde das selbe geschehen, wie bei seinem Kampf mit Baal. Anna nahm ab und erkannte am Nummerspeicher sofort den Anrufer. „Nick? Weißt du wie spät es ist? Du kommst auch wirklich nicht ohne mich aus.“, dachte sie an nichts böses. Dann hörte sie aber die Stimmen von Month und Apis, wie sie darüber stritten, wer Nick nun zur Strecke bringen sollte. Anna bekam einen riesigen Schock und legte sofort auf. Sie holte ihr Amulett hervor, dass am Morgen von Nick erhalten hatte. Sie machte sich sofort auf dem Weg zu Nick, doch es war keine kurze Strecke. Wenn sie bei ihrem Freund ankam, war es vielleicht schon zu spät. Aber Nick gab nicht auf. Es gab noch jemanden, der ihm helfen konnte. Senshi. Der Junge wollte sein Amulett nicht mehr benutzen, doch dies war eine Ausnahme. Wenn Senshi ihm nicht half, war er

verloren. Er nutzte die Situation zwischen seinen beiden Feinden aus und

spurtete los. Sein Ziel war der Eingang zu seinem Haus. „Er entkommt! Das hast du wieder toll hinbekommen.“, beschwerte sich Month. Apis schnitt eine Grimasse. „Er war dein Gegner!“, erinnerte er. „Und ich hätte ihn erletigt, wenn du nicht aufgekreuzt wärst.“, ließ Month verständlich werden, dass er Apis absolut nicht leiden konnte. Mit dieser Streiterei verschwendeten sie natürlich massig Zeit. „Dummkopf, wir müssen ihm nach.“, beharrte Apis. Diesmal musste ihm Month ausnahmsweise zustimmen. Sofort nahmen sie die Verfolgung auf. Bastet hatte Nick kommen sehen und war in die Küche verschwunden. Nicks Amulett hatte zwar auf Bastet reagiert, doch der Junge hatte im Moment andere Sorgen. Bald hatte er seinen Vorsprung ausgenutzt und das Gästezimmer erreicht. Doch das Bett war leer. Wo war Senshi? Nick sah im Badezimmer nach, das sich gleich im Nebenraum befand. Doch auch dort war keine Spur von ihm. „Senshi, das ist echt kein guter Moment, um verstecken zu spielen!“, fluchte Nick. „Such ihn!“, hörte er Month Stimme. Er und Apis nahmen sicher das ganze Haus auseinander. Wie sollte Nick das seinen Eltern erklären? Schnell schüttelte er seinen Kopf. Jetzt war wirklich anderes viel wichtiger. Month und Apis würden die unteren Räume sicher schnell durchkämmt haben und dann die Treppe hochkommen. Um Zeit zu gewinnen, beschloss Nick die Tür zum Dachboden zu öffnen. Dort angelangt, überlegte er fieberhaft, wie es weiter gehen sollte. Dann fiel ihm seine Mega-Technik ein. Wenn er seine ‚Rote Sonne‘ einsetzen würde, konnte er seine beiden Feinde gleichzeitig ausschalten. In Gedanken spielte er seinen Kampf mit Baal nochmals ab. Er hatte seine Attacke überstanden, doch Month und Apis waren schwächer. Nick bereitete alles vor. Sobald die beiden Kerle die Tür öffneten, war ihr Schicksal besiegelt. Nicks Zepter glühte und sammelte eigenständig Energie. Was der Junge nicht wusste, war, dass seine Gegner Energie orten konnten. Wie aus dem Nichts erschien Month hinter Nick. Mit einem Schlag auf dem Rücken streckte er ihn zu Boden. „Teleportation. Meine Lieblingstechnik.“, hauchte er Nick zu. Nun kam auch Apis auf den Dachboden und trat Nicks Zepter ein paar Meter zur Seite. Month streckte Nick seinen Sebel entgegen. „Machs gut, Osiris.“, wünschte Month noch, bevor er zustach. „Sehr gut, mit dem wären wir fertig.“, grinste Apis. „Jetzt suchen wir den Jungen.“, schlug er vor. „Nein!“, antwortete Month. „Was ist?“, fragte Apis verdutzt. Dann sah er zu Nick. „Kein Blut?“, wunderte er sich. Month verzog die Nase und trat fest mit seinem Fuß gegen den Holzboden. „Wieder so eine verdammte Luftspiegelung!“, fluchte er. „Er ist gut.“, erkannte Apis. Doch nun war nicht die Zeit. Beide Krieger dachten daran, dass Nick Hilfe holen könnte, und das mussten sie verhindern. „Ich kann ihn orten, folge mir.“, befahl Month. Sofort teleportierte er sich zu der Stelle, an der sich Nick befand. Dieser war durch das offene Fenster im Dachboden verschwunden. Durch seine Kopie hatte er gehofft seine Feinde
 

hinzuhalten, doch Month spielte nicht mit. Nick hatte es gerade mal bis zur Straße geschafft, bis Month ihm seinen Sebel entgegen streckte. Nick zückte sein Zepter und verteitigte sich. Er war voll konzentriert, aber geschwächt. Month startete seine Attacke und Nick wich aus. Doch in die falsche Richtung. Apis tauchte plötzlich auf und verpasste dem Jungen einen Tritt. Da dieser unerwartet eintrat, wurde Nick zu Boden geworfen. Apis stürtzte sich auf ihn und Nick konnte gerade noch wegkriechen. Doch Month griff bereits wieder mit seinem Sebel an und es gab keinen Weg zu auszuweichen oder zu flüchten. Nick war am Ende. Das dachte er zumindest. Months Waffe hatte ihn fast erreicht, bis der Krieger durch etwas zur Seite geworfen wurde. Das erregte Apis Aufmerksamkeit. Verwundert begab er sich Month. Doch dann traf ihn etwas hartes am Hinterkopf. Trotz Schwäche sprang Nick auf und versuchte das Objekt zu erkennen. Es war ein Skorpion. „Das ist übrigens mein Skorpionschwert.“, gab Jo vor Nick an. Dieser taumelte zu ihm. „Du weißt nicht, wie froh ich bin dich zu sehen.“, weinte Nick schon fast vor Glück. „Sag bloß, du hättest es ohne Hilfe nicht geschafft.“, lästerte Jo. Nick beschloss ehrlich zu bleiben. „Nein, gegen zwei war ich machtlos. Ich danke dir wirklich für deine Hilfe.“, war Jo für Nick im Moment der Beste Freund. „Kein Problem. Da, wo ich herkommen, lassen wir unsere Kameraden nicht im Stich.“, schien dies Jos Lieblingsspruch zu sein. „Also gut, welchen willst du?“, wollte Jo Nick einen der Feinde überlassen. Dieser musste nicht lange überlegen. Month stand gerade wieder auf. „Bringen wir es zu Ende.“, forderte er den Sechat auf. „Darf ich bitten?“, bat Jo auch Apis wieder aufzustehen. „Du hättest ihn gleich töten sollen! Jetzt sind sie zu zweit.“, warf Apis Month vor. Dieser spuckte nur auf die Straße. „Die sind wohl keine so guten Freunde wie wir.“, spasste Jo weiter. „Du willst Freundschaft schließen? Heißt das, ich muss dich auf eine Cola einladen?“, gab Nick zurück. „Das wär nicht schlecht, aber zuerst sollten wir hier aufräumen.“, schlug Jo vor. Month und Apis stürzten sich auf ihre Gegner. Während Jonas spielend mit seinem Feind fertig wurde, machten Nick seine Verletzungen zu schaffen. Trotzdem schlug er sich wacker gegen Month. „Kann ich helfen, oder wollt ihr lieber die starken Jungs spielen?“, rief Anna von weitem. Sie hatte sich schreckliche Sorgen gemacht, doch als sie sah, wie gut Nick und Jo zurecht kamen, atmete sie auf. „Sie sind zu dritt!“, schrie Apis wütend. Um zu zeigen, dass die beiden keine Chance hatten, ließ Anna ihre legendäre Sichel erscheinen. Die Freunde hatten die Oberhand gewonnen und Month und Apis in die Enge getrieben. „Aufhören!“, schrie jemand. Sowohl die Feunde, als auch Month und Apis stoppten ihre Attacken. „Sag jetzt nicht, die bekommen noch mehr Hilfe!“, jammerte Nick. Jo musste ihn enttäuschen. „Sorry, Kumpel, aber der Typ, der da kommt, trägt die selben Klamotten wie die Sechat. Wenn wir Pech haben, besitzt er auch ein
 

Amulett.“ Nick und Anna bissen die Zähne zusammen. „Dann heißt es also drei gegen drei.“, meinte Anna. Der Sechat kam näher, machte aber keine Anstalten um sich zu erkennen zu geben, noch startete er einen Angriff. „Bist du ein Freund oder ein Feind?“, rief Jo zu ihm. Merkwürdigerweise bekam der Unbekannte einen Lachanfall. „Hahahaha, das hast du mich schon so oft gefragt!“, rief er zurück. Nick und Anna zögerten für einen Moment. Seine Stimme klang genau wie die von Jo. Dieser war wie erstarrt. „Nein, nein, nein! Nicht jetzt. Ich habe mir noch gar nichts überlegt!“, jammerte der Junge. Nick wurde sauer. „So, du Angeber. Wir sind alle in Gefahr, also sag uns endlich was los ist. Schluss mit der Geheimniskremerei. Wer ist das?“, verlangte er nun endlich Antworten. Jo konnte sich nur schwer dazu durchringen den Namen des Fremden preiszugeben. „Aton.“, flüsterte er den Namen des Anführers der Sechat. Nick und Anna stellten sich dicht aneinander. Mit Atons Auftauchen hatten sie nicht gerechnet. Bestimmt würde er Month und Apis helfen. Wenn Nut Recht hatte, war Aton ein sehr starker Gegner. Der Schock für alle kam aber erst, als Aton seine Kapuze zurückwarf. „Nick? Sehe ich noch recht?“, stotterte Anna. „Ja, ich sehe es auch. Warum sieht dieser Aton aus wie Jo?“, konnte sich Nick das nicht zusammenreimen. Aton amüsierte sich über die Unwissenheit der beiden. „Man sollte seinen Freunden immer alles sagen, Bruderherz.“, offenbarte er die Wahrheit.
 

Jonas Geschichte
 

„Sag, dass das nur ein billiger Scherz ist!“, verlangte Nick geschockt. Jo hatte die Fäuste gepallt und sah auf den Boden. Er wagte es nicht seinem Bruder in die Augen zu blicken. Die beiden waren nahezu identisch. Der einzige Unterschied war, dass sich Jo die vorderen Strähnen seiner Haare rot gefärbt hatte. Anders waren die beiden Zwillinge nicht auseinander zu halten. „Hast du.... uns etwa verraten?“, konnte es Anna kaum glauben. Jo schüttelte schwach den Kopf. „Er... ist böse. Einfach nur böse...“, stotterte er vor sich hin. Month und Apis warteten auf weitere Befehle. „Erletigt Osiris und Isis. Ich kümmere mich währendessen um meinen Bruder.“, gab Aton Order. „Versuch nur an den Kampf zu denken!“, trug Nick seiner Freundin auf. Die beiden stellten sich der Herausforderung. „Wo ist Senshi?“, fragte Anna nach. Nick konnte ihr diese Frage nicht beantworten. Die beiden von Aton geschickten Krieger griffen an. Nick und Anna trennten sich notgezwungen, um einen größeren Raum zu schaffen. Nick ließ nicht nach und bekämpfte Month mit seiner letzten Kraft. Doch dann begann er wegzurennen. Er lief in den Garten eines Nachbarn und versteckte sich hinter einer Hecke. Month schien noch mehr Kraft zu besitzen, als er. Deswegen wollte Nick seine Spezial-Technik einsetzen. Doch Month wütete wie verrückt. Es schien ihm sogar egal zu sein, ob er von normalen Menschen entdeckt wurde. Die Kuppel von Nicks Zepter war groß, aber nicht groß genug. Mit der momentanen Energie, konnte er Month nicht vernichten, doch sicher einigen Schaden zufügen. Month hatte den Jungen entdeckt und ging auf ihn los. Die rote Kugel war ihm glücklicherweise entgangen. „Alles gute, kommt von vorne!“, schrie er dem Sechat entgegen umd startete seine Attacke. Month erkannte noch schnell genug, was auf ihn zukam. Er aktivierte seinen Schild, doch dieser war nicht stark gengug. Nick gelang es Month zu Boden zu bringen und zu verwunden. Doch er verschwendete keinen Gedanken daran. Nun musste er Anna beistehen. Sie war nach ihrem Kampf mit Serket zu ihm geeilt, obwohl sie geschwächt war. Das musste Nick wieder gut machen. Schnell suchte er sie, um ihr gegen Apis beizustehen.

„Bleib stehen!“, war Jo seinem Bruder ein ganzes Stück nachgerannt. „Stell dich mir!“, verlangte der Zwilling. „Warum? Willst du gegen mich kämpfen? Und mich töten? Diese Frage interessiert mich zu sehr.“, schien er sich über seinen Bruder lustig zu machen. Jo war verwirrt und konnte seine Gedanken nur schwer ordnen. „Ich habe Jahre verbracht dich zu suchen!“, erzählte er seinem verschollenem Bruder. Aton lächelte. „Um was zu tun?“, wollte er die

Reaktion seines Bruders testen. „Philip! Ich bin es, Jonas. Komm zu dir!“,
 

versuchte Jo Antworten zu erhaschen. Nun schien Aton doch wütend zu werden. „Mein Name ist Aton! Und ich bin der Anführer der Sechat und der zukünftige Partner von Memnon. Es ist mir gelungen den bösen König zu erwecken. Aber das ist erst der Anfang. Sobald ich das Amulett des Horus habe, wird Ra auferstehen und nicht einmal du oder deine sogenannten Freunde können mehr etwas ausrichten.“, redete er auf seinen Bruder ein. Jo stiegen langsam die Tränen in die Augen. „Was ist mit dir passiert? Warum tust du diese Dinge?“, konnte er es einfach nicht begreifen. „Weil ich es kann.“, konterte Aton mit einer unklaren Antwort. Dann aktivierte er sein Amulett und ließ seine Waffe herbeiholen. Es war ein Schwert, das Jos sehr ähnelte. Doch anstelle eines Skorpion, besaß es einen Schlangengriff. „Ich werde ganz sicher nicht gegen dich kämpfen!“, stand für Jo fest. „Dann stirb.“, antwortete Aton auf dieses Geständnis. Er rannte los und schwang sein Schwert. Jo schloss nicht einmal die Augen. Vor seinem Hals hielt die Klinge. „Philip.“, schien sich Jo zu freuen, dass noch etwas von seinem Bruder da war. Aton wollte zustechen, doch seine Hand folgte nicht. Er hatte Memnon versprochen Atum aus dem Weg zu räumen, also was war los? Verschreckt und verwirrt ließ er sein Schwert wieder verschwinden. Er blickte Jo noch in die Augen, bis er dann einfach an ihm vorbei ging. Er beschloss sich später mit diesem Problem zu beschäftigen.
 

„Kannst du vielleicht Hilfe gebrauchen?“, fragte Nick seine Freundin ganz unschuldig. „Wäre nicht schlecht.“, antwortete diese. Anna kämpfte gerade gegen einen Feind, der es in sich hatte. Sie konnte es kaum glauben, als sich Apis Arme veränderten. Sie wurden riesig groß und seine Hände mutierten zu grausigen, schwarzen Hufen. Anna hatt solche Hufen schon einmal gesehen. Und zwar im Fernsehen, bei einem Stierkampf. Eine der Hufen veränderte sich wieder und wurde zu einer Pranke. „Der Typ ist ein lebender Minotaurus.“, kam es Nick in den Sinn. Apis schlug nun mit seiner Pranke zu und schleuderte Annas Sichel fort. „Gemeinsam?“, wandte sich Nick an eine Freundin. „Aber immer doch. Andere Paare gehen ins Kino, aber das ist uns wohl zu langweilig.“, scherzte sie. Anna holte sich ihre Sichel zurück und stack auf Apis Pranke ein. Nick benutzte sein Zepter, um seine Hufe zu treffen. Apis Arme begannen sich zurück zu verwandeln. Kaum waren sie wieder menschlich, nahm Nick erneut sein Zepter zu Hilfe. Er brauchte kaum zuzuschlagen, und Apis flog einige Meter durch die Luft. „Ich denke wir haben die Lage im Griff.“, meinte Anna. Doch sie irrte. Apis stand wieder auf, doch er war nicht der einzige. Month schleppte sich schwerverletzt zu ihm. Nick und Anna dachten ihre Feinde wätren nun komplett, doch das war wieder ein Irrtum. Eine Frau tauchte hinter den beiden auf.
 

Obwohl sie schwächlich aussah, trug sie einen Jungen auf den Schultern. „Nick, die Alte hat Senshi in ihrer Gewalt.“, erkannte es Anna als erstes. Month und Apis waren geschwächt, doch Bastet war in Topform. „Rührt euch, und der Junge ist tot.“, drohte Bastet damit Senshi etwas anzutun. Der Junge bekam von dem allen nichts mit. Er schlief tief und fest. „Wir stecken in der Klemme.“, musterte Nick die Situation. „Was du nicht sagst.“, erwiderte Anna. Die beiden dachten, dass sie aus der Lage nicht mehr herauskamen, doch es kam noch schlimmer. Aton tauchte wieder auf der Bildfläche auf. Er sah Jo wirklich zum Verwechseln ähnlich. „Das wars dann wohl.“, gab sich Nick bereits auf. „Red nicht so.“, wollte Anna optimistisch bleiben. Doch auch ihr steckte die Angst im Nacken. „Sollen wir sie fertig machen?“, erkundigte sich Apis. Zur Überraschung aller verneinte Aton. „Nicht nötig. Wir haben was wir wollten. Gehen wir.“, befahl er. Bastet spazierte einfach so an Nick und Anna vorbei. Sie wollten Senshi anscheinend mitnehmen, doch das ließ Nick nicht zu. „Wenn ihr Senshi wollt, dann müsst ihr zuerst uns besiegen!“, bestand Nick. Anna konnte seine Meinung nicht teilen. Ihrer Meinung nach, sollten sie sich schnellstens in Sicherheit bringen. Trotzdem würde sie ihrem Freund beistehen. Nick wollte wieder angreifen, doch Bastet drehte sich um. Überraschend ließ sie ihre Fingernägel wachsen, bis diese fast einen halben Meter lang waren. Sie fuchtelte vor Nick und Anna herum und plötzlich kam ein Wind auf. Oder besser gesagt, ein Tornado. Nick und Anna wurden vom Wind mitgerissen und zu Boden geworfen. Bastet hatte sie schwer erwischt, und die beiden konnten nicht mehr so schnell aufstehen. Aton befahl seinen Leuten abzurücken. Month musste von Apis getragen werden, was keinem von beiden gefiel. Bald waren die drei Sechat, Aton und Senshi aus dem Blickwinkel von Nick und Anna verschwunden. Sei hatten versagt. Doch bald kam Aton zurück. Hatte er sich doch entschieden die beiden zu vernichten? Nick und Anna waren so geschwächt, dass sie nur das Gesicht erkennen konnten. Als Aton ganz nah war, erkannten sie, dass es sich um Jo handelte. Trotz Schmerzen sprang Nick auf und verpasste Jo einen Schlag ins Gesicht. „Warum hast du uns nicht geholfen? Und warum hast du uns nicht früher alles erzählt? Nur wegen dir haben sie Senshi in ihrer Gewalt!“, schrie er Jo völlig geschafft an. Dieser schnaufte nur und begann zu weinen. Er hat sich das alles anders vorgestellt. Mit seinem Amulett wollte er den Menschen helfen und nicht schaden, wie es sein Bruder tat. Es dauerte etwas, bis Anna aufstehen konnte. Dann beschlossen alle drei zurück zu Nicks Haus zu gehen.
 

Dort angekommen ließ sich Jo auf einen Stuhl fallen. Er hatte wirklich alles falsch gemacht. Aber was hätte er sonst tun sollen? Seinen Bruder bekämpfen? Nein, das war für ihn unmöglich. Anna hatte sich und ihren
 

Freunden Tee gekocht und überreichte Nick und Jo die Tasse. Als Jo ausgetrunken hatte, konnte er sich endlich beruhigen. „Was ist los?“, fragte Nick ganz direkt. Jo ließ sich mit der Antwort Zeit. „Ich... ich erzähle euch jetzt alles. Ich möchte euch nichts mehr verheimlichen und Schuld an eurem Leid sein. Alles hat begonnen, als mein Bruder und ich Dreizehn wurden. Genau wie bei Senshi.“, begann er mit der Erzählung.
 

„Was hast du?“, wollte Jo wissen. Philip krammte wie verrückt in seinen Sachen. „Spielzeugautos.“, zeigte er seinen Fund. „Die können wir hergeben.“, war Jos Meinung. Philip sah das anders. „Wieso den? Die Teile sind doch cool.“, fand der Bruder. Jo grinste. „Ich glaube aus dem Alter sind wir raus.“ Philip denkte anders. „Sicher, aber wir können sie immer noch sammeln. Besser als Briefmarken. Du weißt ja, wie schwer es mir fällt, mich von Dingen zu trennen.“, gestand er. Jo rollte mit den Augen. „Sicher, aber gerade deswegen gestalten wir unser ganzes Zimmer neu.“, erinnerte der Junge. Sein Bruder setzte sich auf sein Bett. „Nein, wir misten unser Zimmer nur aus, weil unsere Eltern wollen, dass wir aufräumen.“, hatte er den Durchblick. Jo hatte nichts dagegen. „Egal, nachher sieht unser Zimmer trotzdem besser aus.“, war seine Meinung. Jonas stöberte weiter in einer Kiste und hob die Augenbrauen. „He, Philip, sieh dir das an.“, meinte er und fischte zwei alte, staubige Steine heraus. Philip konnte sich gleich erinnern. „Ich weiß schon. Die Teile hat Papa uns zum Zehnten geschenkt. Angeblich sind sie von unseren leiblichen Eltern. Es sind zwar Erb – oder Erinnerungstücke, aber ich glaube nicht, dass wir sie brauchen können.“, überlegte er. Jonas stimmte ihm zu. „Trotzdem. Ich werde meines behalten. Du kannst deines ja verscherbeln. Die sehen alt und und wertvoll aus. Ein Antiquitätenhändler kauft es dir vielleicht ab.“, schlug Jo vor. Die beiden beschlossen ihre Eltern beim Abendessen über die merkwürdigen Steine auszufragen. Doch vorher hieß es: Feiern! Jonas und Philip hatten nämlich Geburtstag, und zwar ihren Dreizehnten. Am Vormittag waren Freunde der Zwillinge gekommen und hatten ihre Geschenke abgeladen. Jonas war beim Essen im Vorteil, da seine Mutter Annanastorte bekauft hatte. Philip stand mehr auf Erdbeeren und war deshalb etwas enttäuscht. Als er jedoch seine Geschenke auspackte, war die Enttäuschung verflogen. Die meisten hatten ihm Schockolade und andere Süßigkeiten geschenkt. Außerdem noch ein Buch und ein Video von Disney. Jonas hatte es ebenfalls nicht schlecht getroffen. Er bekam unter anderem ein Videospiel, mehrere Poster und einen kleinen Kasettenrekorder. Die Feier dauerte bis zum frühen Nachmittag an. Nach dem Spass, kam Jos und Philips Mutter die Idee, sie sollten ihr Zimmer ausmisten. Immerhin waren sie wieder ein Jahr älter geworden, und würden manche Dinge nicht mehr benötigen. So entdeckten sie auch die beiden

Amulette, die sie vor drei Jahren bekommen hatten. Beim Abendessen verschlang Jo genüsslich die Reste der Annanastorte und Philip verputzte ein Steak. Als alle fertig waren, kam das Gespräch auf die Amulette. „Paps, weißt du, ob sie etwas wert sind? Jo möchte seines behalten, aber ich kann nicht viel damit anfangen.“, wollte sich Philip erkundigen, ob sein Vater mehr wusste, doch dieser musste ihn enttäuschen. „Ich weiß leider nur, dass sie euren leiblichen Eltern gehört haben. Aber ich habe nachgeschlagen. Die Zeichen auf diesen Steinen sind ägyptisch. Deswegen denke ich schon, dass sie etwas einbringen. Ein Museum würde nichts dafür abdrücken, aber ich habe einen Bekannten, den ich fragen kann.“, erzählte das Familienoberhaupt. Philip hörte gespannt zu. Sein Vater erzählte ihm, dass sein Bekannter auch viele interessante Dinge verkaufte. Deswegen entschloss sich Philip mal vorbei zu schauen. Jo war natürlich mit von der Partie. Am nächsten Tag war Samstag, und Jo wurde unsanft geweckt. „Heute ist keine Schule!“, raunte er seinem Bruder verschlafen zu. Dieser rüttelte aber nur noch mehr. „Ich weiß, aber ich möchte zu diesem Typ gehen.“, bestand Philip darauf. Verschlafen zog Jo die Decke zur Seite. „Aber doch nicht so früh!“, konnte er seinen Bruder nicht verstehen. Dieser half Jo aufzustehen. „Sicher, aber ich möchte auch noch in andere Geschäfte gehen. Mama hat mir einen Umschlag mit Geld gegeben.“, erzählte er von einem weiteren Geschenk. Sofort wurde Jo hellwach. „Wieso habe ich kein Geld bekommen?“, wurde er misstrauisch. Philip strengte sich an, eine Ausrede zu finden. „Du hast doch immerhin einen Kassettenrekorder bekommen!“, fand er das ein viel besseres Geschenk. Jo musterte ihn weiter. Philip hielt dem Druck nicht stand und überreichte seinem Bruder einen zweiten Umschlag. „Für dich hat sie natürlich auch einen.“, sprach er ertappt. Jo konnte es nicht fassen. „Du wolltest ihn für dich behalten?“, wurde er etwas sauer. Sofort schüttelte Philip den Kopf. „Nein, das war doch nur ein Scherz!“, meinte er cool. Jo fragte sich, ob er dem glauben konnte. Schließlich zog er sich an und marschierte nach unten. Dort stand bereits das Frühstück auf dem Tisch. Zu seiner Überraschung, hatte Philip seines bereits gegessen. Sein Bruder bestand sogar darauf sofort zu gehen, doch das konnte Jo gerade noch verhindern. Kaum hatte er seine Brötchen hinunter geschlungen, drängte Philip wieder. Jo schnappte sich seine Jacke und den Umschlag, mit dem Geld. Die beiden spazierten gemütlich in die Stadt. Bald sahen sie die ersten Geschäfte, und Philip fischte einen Zettel aus seiner Hosentasche. „Paps hat mir die Adresse aufgeschrieben.“, erklärte er seinem Bruder. Dann geschah etwas merkwürdiges. Etwas tat sich in Philips Jackentasche. Er griff hinein und holte das Amulett heraus. „Sieh dir das an!“, staunte er. Sein Amulett hatte plötzlich begonnen zu glühen. „Das ist sicher nur etwas chemisches.“, fand Jo schnell eine Erklärung. Dann fasste er schnell in seine Tasche und

holte sein Erbstück heraus. Auch dieses hatte zu leuchten begonnen. „Vielleicht reagieren sie auf die Sonne oder Wärme?“, überlegte Philip laut. Die Zwillinge hakten die Sache damit ab und setzten ihren Weg fort. Was sie nicht wussten war, dass ihre Amulette auf ein drittes reagierten, welches ganz in der Nähe war. Jo und Philip hatten den Landstreicher zwar bemerkt, der in einer Seitengosse vor einer offenen Schachtel saß, aber nicht seinen Anhänger. Der Landstreicher besaß ebenfalls eines der göttlichen Amulette. Auch er hatte es gerade erst bekommen, und wusste nicht so recht, wie er damit umgehen sollte. Was er wusste, war aber das er unglaublich stärker geworden war. Es musste sich um Magie handeln. Der Landstreicher hatte nämlich riesige Muskeln bekommen. Zuerst hielt er es für einen Traum, doch dann erkannte er sein Potential. Er war stark, wusste aber nicht, wie er damit Geld machen sollte. Es klang hart, doch er hatte sich tierisch gefreut, als sein Vater gestorben war. Er hatte ihn kaum gekannt, und war deswegen auch nicht traurig. Allerdings hatte er etwas geerbt. Der Landstreicher dachte schon, nun wäre er reich, doch alles was er bekam, war das Amulett. Zuerst verfluchte er es, doch dann erkannte er seine Macht. Noch war er schwach, doch bald würde er stark genug sein, um alles erreichen zu können. Diese beiden Jungen, die scheinbar Zwillinge waren hatten ebenfalls solche Schätze in ihrem Besitz. Der Landstreicher wusste nichts über die Hintergründe der Amulette. Er dachte, je mehr er hatte, desto stärker wurde er. Deswegen beschloss er Jo und Philip zu beschatten um an ihre heranzukommen. Die Zwillinge hatten inzwischen das gesuchte Geschäft ausfindig gemacht. Ihr Vater hatte ihnen schon erzählt, dass es alt war, doch er hatte untertrieben. Das Geschäft sah aus, als würde es noch aus dem Mittelalter stammen. Von der Mauer bröselte es und die Brüder sahen sich zweifelnd an. „Gehen wir!“, wagte es Philip. Im Geschäft wurden sie bereits freundlich begrüßt. Philip hatte nicht erwartet solche Schätze aufzufinden. Nicht nur von außen sah der Laden nach Mittelalter aus. An den Wänden hingen Holzschwerter, Schilde, Helme aber auch Dinge aus anderen Kulturen. Philip entdeckte einen Teppich, auf dem eindeutig Hieroglyphen aufgezeichnet waren. Dies erhöhte seine Hoffnung, dass der Verkäufer ihn das Amulett abkaufen würde. Philip war so beschäftigt, dass Jonas für ihn alles regeln musste. Er zeigte dem Verkäufer sein Amulett und dieser erstarte. „Das.... das ist das Amulett des Atum.“, stotterte er. Jo grinste. Ihre Amulette schienen tatsächlich viel wert zu sein. „Ich bin gleich wieder für euch da!“, rief der Verkäufer den Zwillingen zu und verschwand dann in dem Raum dahinter. Jo hielt es für einen Lagerraum und wartete einfach. Doch die Zeit verging und verging. Der Verkäufer ließ sich Zeit. Philip hatte nichts dagegen, da er sich das ganze Zeugs genauer ansehen konnte. Plötzlich kam Jo ein schlimmer Gedanke. Was, wenn diese Amulette gestohlen waren, und der Verkäufer die Polizei

rief? Jo verwarf den Gedanken wieder, da er nicht wirklich daran glaubte. Trotzdem konnte er nicht mehr warten. Er flüsterte Philip zu, er solle mit ihm kommen. Die Zwillinge wagten sich hinter die Theke und guckten durch die Tür. Vom Verkäufer war nichts zu sehen. Die Neugier der beiden Brüder war zu groß, und so schlichen sie sich in den Raum. Jo hatte Recht behalten. Es handelte sich tatsächlich um einen Lagerraum, in dem noch mehr Stücke lagen. „Sieh mal! Ein originaler Pferdehelm. Den haben die Ritter ihren Pferden aufgesetzt.“, flüsterte Philip aufgeregt. Jo muste seinen Bruder zurückhalten, bevor dieser weiter schmökerte. Nun vernahmen die beiden die Stimme des Verkäufers. Links im Raum gab es eine weitere Tür, hinter der er sich befinden musste. Auf Zehenspitzen schlichen sich die Zwillinge an. Die Tür war nur angelehnt und Jo wagte es sie anzutippen. Sie ging weiter auf und die Brüder konnten durch den Spalt gucken. Der Verkäufer hatte sich hingehockt und hatte ein Buch aufgeschlagen, aus dem er laut vorlas. Jo konnte es einfach nicht glauben. Der Typ ließ sie einfach alleine stehen, nur um zu lesen. Der Junge fand das mehr als unverschämt. Was den Zwillingen aber noch merkwürdiger vorkam, war die Sprache. „Das ist Ägyptisch.“, erkannte Philip sofort. Jo blickte ihn verwirrt an. „Geschichtsbuch?“, half Philip seinem Bruder auf die Sprünge. Jo beschlich ein ungutes Gefühl. „Besser wir gehen, mir ist der Typ nicht geheuer.“, gestand er. Philip gab ihm Recht. Die beiden wollten so schnell wie möglich aus dem Geschäft. Als sie die Tür zum Verkaufsraum durchquerren wollten, stellte sich ihnen jemand entgegen. Es war eine Frau. Die Frage war natürlich, ob sie eine Kundin war, oder zum Verkäufer gehörte. An ihrer Kleidung war sofort zu erkennen, dass ersteres auszuschließen war. Sie trug Kleidung, welche die Jungen schon einmal in einem Film über Indien gesehen hatten. Trotzdem bezweifelten sie, dass die Frau aus diesem Land kam. Philip tippte mehr auf eine Ägypterin. „Wer sind sie?“, schoss Jo einfach heraus. Die Frau lächelte, um zu zeigen, dass sie nichts böses wollte. Hinter Jo und Philip tauchte der Verkäufer auf. Die Zwillinge drängten sich dicht aneinander. „Habt keine Angst.“, sagte die Frau mit ruhiger und zarter Stimme. „Mein Name ist Hathor, und ich bin gekommen, um euch zu helfen, euer Schicksal zu erfüllen.“, sprach sie unverständliches Zeugs. Jo wusste nicht wieso, aber er vertraute der Frau. Hathor überredete die Zwillinge zurück ins Lager zu gehen. Jo und Philip folgten und der Verkäufer bot ihnen Stühle an. „Wir wollen jetzt eine Erklärung!“, verlangte Philip gereizt. Hathor bat die Zwillinge, ihre Amulette herauszuholen. Diese gehorchten und hielten sie Hathor entgegen. Wieder leuchteten die Anhänger und Jo und Philip bemerkten, wie auch Hathor einen besaß. Auch ihr Amulett leuchtete. „Ihr besitzt die Amulette des Atum und

des Aton. Diese magischen Anhänger wurden vor mehr als 3000 Jahren angefertigt.“, begann Hathor zu erzählen. Jo und Philip haute das um. Sie
 

wussten zwar, dass die Steine antik waren, doch 3000 Jahre? Damit hatten sie nicht gerechnet. „Wenn sie die Steine wollen.... .“, stotterte Philip. Hathor verneinte. „Nein, natürlich nicht. Sie gehören allein euch, und niemand kann sie euch nehmen. Eure Eltern haben sie euch vererbt und ihr müsst sie tragen.“, erzählte Hathor etwas, was sie unmöglich wissen konnte. Sofort sprang Jo auf. „Woher wissen sie das? Wir wollen es auf der Stelle wissen!“, bekam er nun doch etwas Panik. Hathor beruhigte ihn und bat ihn, sich wieder zu setzen. „Ich besitze ebenfalls ein Amulett. Das der Hathor, einer Göttin. Vor 3000 Jahren wurden sämtliche Götter von einem grausamen Dämon verschlungen. Von ihnen blieb nichts übrig, bis auf diese Amulette. Sie enthalten die letzte Magie, der ägyptischen Götter. Ihr wurdet auserwählt, um sie zu tragen.“, rückte Hathor mit der unglaublichen Wahrheit heraus. Jo und Philip wussten natürlich nicht, was sie davon halten sollten. Die Zwillinge hatten größtenteils den selben Charakter. Ein Unterschied war ihre Auffassung. Während Jo nur daran glaubte, wass er sah, versuchte sich Philip für alles und jedes zu interessieren und offen zu sein. Deshalb glaubte er Hathor aufs Wort. Doch Jo hatte seine Zweifel. Doch warum wusste Hathor dann so viele Dinge über die Brüder, wenn sie log? „Ich muss euch noch etwas sagen, was ihr niemals vergessen dürft, versprecht mir das. Euer Schicksal ist miteinander verknüpft, egal welche Entscheidung ihr auch trefft. Atum wurde von Seth, dem Dämon, der auch die anderen Götter vernichtete besiegt. Aton existierte nie wirklich. Ein mächtiger Pharao, der die schwarze Magie beherrschte benutzte Atums Amulett, um es zu klonen. Die Amulette suchen sich ihre Besitzer selbst aus, und der Pharao wusste das. Deshalb erschuf er aus deinem Amulett, Jonas, das des Aton. In diesem Amulett stecken viele Geheimnisse, deswegen, pass auf dich auf, Philip.“, bat sie den Jungen. „Können wir sie irgendwie benutzen?“, fragte dieser sofort. Hathor nickte. „Ja, aber ihr müsst an ihre Macht glauben. Besonders du, Jonas.“, gab Hathor zu verstehen. Die Zwillinge waren bereit. Hathor zur Folge, sollten sie sich fest auf ihre eigene Kraft konzentrieren und auf den Willen, etwas zu schaffen. Jo und Philip konnten es kaum glauben, als sie wenig später Schwerter in der Hand hielten. Jo fand seines besonders cool. Der Griff sah aus wie ein Skorpion und Klinge war messerscharf. Philip hatte die Schlange erwischt. Der Griff war lang und gebogen. „Um sie verschwinden zu lassen, verdrängt sie einfach aus euren Gedanken. Ich habe meine Aufgabe erletigt. Ich bin eine Botin, die allen Auserwählten ihre Kraft näherbringt. Welchen Weg ihr von nun an wählt, ist einzig und allein euch überlassen.“, meinte sie und schloss die Augen. Jo wollte sie noch fragen, was sie weiter tun sollten, doch Hathor hatte sich in Luft aufgelöst. Nun war den Jungen klar, dass die Situation real war. Jo sah zum Verkäufer, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. Er schien nur seine Pflicht getan zu haben. „Jo, wir

sind jetzt so etwas wie Superhelden!“, freute sich Philip riesig. Jo sah ihn zweifelnd an. Sein Bruder schien das Ausmaß ihrer Kraft nicht zu begreifen. Sie waren im Besitz zweier magischer Objekte, mit denen sie behutsam umgehen mussten. Hathor behielt Recht. Die Schwerter der Jungen verschwanden, als sie sie nicht mehr brauchten. Die Zwillinge verabschiedeten sich und verließen das Geschäft. „So, jetzt machen wir ein paar Bankräuber platt!“, schlug Philip vor. „Ich glaube, wir haben diese Amulette nicht bekommen, um Superman zu spielen.“, meinte Jo. Philip gab ihm nur zum Teil Recht. „Wir haben sie von unseren leiblichen Eltern. Sie werden schon gewusst haben, was sie uns da aufhalsen. Wir reden am besten mit unseren Eltern.“, hielt Philip das für die beste Idee. Die Zwillinge vergaßen ihre Umschläge mit Geld und machten sich direkt auf den Heimweg. Um möglichst schnell dort anzukommen, marschierten sie im Eiltempo. Außerdem nahmen sie Seitengassen, die menschenleer waren. So wurden die Brüder gezwungen ihre Amulette früher einzusetzen, als ihnen lieb war. Die zwei waren in Gedanken, und so bekamen sie auch nicht mit, wie ihnen ein Landstreicher den Weg versperrte. Sie fühlten sich unbehaglich, als sie an ihm vorbei mussten. Doch der Mann ließ sie nicht passieren. Jo wollte schon etwas sagen, bis ihm das Amulett auffiel, dass der Mann um den Hals trug. „Wieder so eines!“, erschrak der Junge. Er und Philip taumelten zurück. Philip wollte weglaufen, doch Jo hielt ihn zurück. „Warte. Er ist sicher ein Bösewicht. Das heißt wir dürfen andere Menschen nicht gefährten.“, stand für den Jungen fest. „Sollen wir etwa kämpfen?“, war sich Philip noch unsicher. Jo war dafür. Er wollte sein Schwert herbeirufen, doch es klappte nicht. Er raunte Philip zu, er solle es versuchen, doch Fehlanzeige. „Wieso klappt es jetzt nicht? Wie haben das gemacht, was Hathor gesagt hat!“, zischte Philip. Jo konnte es sich auch nicht erklären. Was jetzt geschah, würde sich in den Köpfen der Zwillinge verankern. Das Amulett des Landstreichers leuchtete und seine Muskeln wuchsen. Seine Arme hatten bald den Umfang eines Baumes. „Da staunt ihr was?“, wollte sie der Landstreiche einschüchtern. Jo wollte sich nicht unterkriegen lassen. „Achwas. Du müsstest mal unseren Onkel sehen! Der hat Mukis!“, versuchte er seine Angst zu verbergen. Der Landstreicher wurde wütend. „Ich bin Shu, und ich kenne keine Gnade. Gebt mir eure Amulette und ich lasse euch am Leben.“, sprach er das Angebot aus. „Seine Fäuste sind eine gefähliche Waffe. Geben wir sie ihm und verschwinden wir!“, drängte Philip. Jo war anderer Meinung. „Nein, Hathor hat gesagt, sie gehören nur uns. Wir müssen uns diesem Kerl stellen.“, meinte Jo festentschlossen. Philip verstand seinen Bruder absolut nicht. Shu schlug seine Faust gegen die Hauswand, um zu zeigen, wie ernst es ihm war. Die Folge war ein großes Loch. „Jetzt verstehe ich!“, kam Jo eine Idee. Er aktivierte sein Amulett und beschwor sein

Skorpionschwert. Philip sah ihn fragend an. „Du musste deine Angst verdrängen. Superhelden tun es doch auch so.“, hatte er die Lösung gefunden. Philip versuchte sein Bestes und es gelang auch ihm das Schwert mit dem Schlangengriff erscheinen zu lassen. Shu bemerkte, dass es den Jungen ernst war. Sofort begann er auf die Zwillinge einzuschlagen. Jo hatte noch nie mit einem Schwert gekämpft, trotzdem gelang es ihm Shus Arm zu stoppen. Der Arm schien so hart wie Stahl zu sein. Shu schlug Jo das Schwert aus der Hand und warf ihn zu Boden. Philip kam seinem Bruder zu Hilfe und benutzte ebenfalls sein Schwert. Doch Shu blockte abermals mit seinem Arm. Jo zwang sich dazu, wieder aufzustehen. Er ballte seine Faust und schlug auf Shu ein. Es fühlte sich an, als würde Jo in die Luft schlagen. Shu flog mindestens drei Meter durch die Luft und landete auf dem Gehsteig. „War ich das?“, staunte Jo und betrachtete seine Faust. Seine Kraft war wohl doch größer, als er selbst gedacht hatte. „Weg hier!“, drängte Philip. Sein Bruder gab ihm Recht. Solange sie ihre Grenzen nicht erprobt hatten, sollten sie nicht kämpfen. Shu konnte sie jeden Moment wieder angreifen, und das musste vermieden werden. Die Zwillinge ließen ihre Schwerter fallen und rannten so schnell sie konnten. Doch die Ereignisse würden sie noch früh genug einholen.
 

Philip
 

Shu war wieder bei Bewusstsein. Er suchte die ganze Gegend nach den Jungen ab, konnte sie aber nicht finden. Sauer und entmutigt setzte er sich an seine übliche Stelle. Wie konnte er sich von zwei Dreizehnjährigen besiegen lassen? Shu erschrak, als er plötzlich ein Lachen wahrnahm. „Ja, richtig, du bist schwach.“, sagte eine Stimme. Shu sah sich suchend um, konnte aber niemanden sehen. „Wo bist du? Komm raus, du Feigling!“, rief er verunsichert. Das Lachen wurde lauter. „Du bezeichnest mich als Feigling? Wer hat sich eben von Kindern besiegen lassen?“, schnauzte ihn die Stimme an. Shu wurde noch wütender. „Zeig dich endlich.“, verlangte er. Die Stimme folgte und nicht weit von ihm tauchte ein Nebel auf. Er zog wahnsinnig schnell auf und schien etwas preiszugeben. „Sage mir deinen Namen.“, rief ihm Shu zu. Der Fremde trat aus dem Neben und ging auf Shu zu. „Du bist schwach, aber ich kann das ändern.“, versprach er. Shu zögerte. „Du kannst mich stärker machen?“, wollte er erfahren. Der Fremde verneinte. „Nein, aber ich möchte, dass du etwas für mich tust. Mir untersteht eine Gruppe aus mehreren Amulettträgern.“, erklärte er. Das vergrößerte Shus Interesse. „Und ich kann mich euch anschließen?“, hakte er nach. Der Fremde nickte. „Ja, aber nur wenn du etwas für mich tust.“, verlangte er. Shu erklärte sich sofort bereit. Der Fremde erklärte ihm seinen Plan, und Shu fand ihn fantastisch. Dann wollte der Unbekannte sich wieder auf den Weg machen. „Warte! Ich kenne noch gar nicht den Namen meines Komplizen.“, wollte Shu erfahren, mit wem er es zu tun hatte. Ohne sich umzudrehen, antwortete ihm der Fremde. „Nenn mich einfach Baal.“, sagte er noch, bevor er verschwand. Shu bereitete sich darauf vor Baals Plan zu verfolgen.
 

„Nette Geschichte, aber wir haben alle sowas hinter uns.“, meinte Nick trocken. Anna zeigte zumindest ein wenig Mitgefühl für den Jungen. Nick erinnerte seine Freundin daran, dass Jo Schuld an Senshis Entführung war. Jo fühlte sich echt mies. „Das war erst der Anfang. Der Anfang vom Ende. Was wir als nächstes unternahmen, sollte sich als totaler Fehler herauszustellen.“, erzählte er weiter.
 

„Und was unternehmen wir heute? Vielleicht gegen Außerirdische kämpfen?“, meckterte Jo. Philip drehte sich nach diesem Kommendar einfach weg. „Gut, der Typ gestern war nicht angenehm, aber denk doch mal an die Power, die wir jetzt haben.“, wollte er positiv denken. Jo befürchtete Philip würde der Weitblick fehlen, und das sagte er ihm auch. Er bewahrte sein

Amulett in seiner Schublade auf und begutachtete es. Als er aufwachte hatte er gehofft, alles würde sich als Traum entpuppen, doch dem war nicht so. Plötzlich tauchte die Mutter der Zwillinge in der Tür auf. „Es ist jemand gekommen, der euch sprechen möchte. Er sagt, es hätte mit diesen komischen Steinen zu tun.“, informierte sie ihre Jungen. Jo und Philip sahen sich entsetzt an. War es der Typ von gestern? Oder ein anderer Feind? Die Mutter fragte, ob sie den Mann nicht empfangen wollten, doch sie baten sie noch zu warten. Kaum war die Mutter aus dem Zimmer, griffen die Jungen nach ihren Amuletten. Sie rannten nach unten und flohen durch die Hintertür. Wenn es sich wirklich um einen Feind handelte, durfte ihrer Mutter nichts geschehen. Sie rannten zur Vorderseite und begutachteten den Besucher. Es war weder Shu, noch Hathor oder dieser Verkäufer. Jo und Philip sahen einander misstrauisch an. Dann wagten sie es den Besucher anzusprechen. „Können.... können wir was für Sie tun?“, fragte Jo langsam. Der Mann drehte sich um. Er schien verwundert darüber zu sein, dass die Jungen in draußen enpfingen. „Hi, mein Name ist Tryce, und ich muss ich unbedingt sprechen.“, begann er. Philip hob die Augenbrauen. „Tryce? Ist das Ihr richtiger Name?“, hakte er nach. „Mein Künstlername, und sagt du zu mir. Hathor schickt mich. Ich soll euch von nun an trainieren.“ Das überraschte die Zwillinge nun doch. „Kannst du das erläutern?“, bat Jo. Tryce nickte. „Sicher. Ich habt mit euren Amuletten nicht nur großte Kraft, sondern auch große Verantwortung erhalten. Feinde werden versuchen euch zu beseitigen. Wenn ihr nicht stark genug seit, seit ihr am Ende.“, warnte Tryce vor den Folgen. Jo und Philip hatten viel Zeit gehabt, um über alles nachzudenken und waren sich dessen bewusst. „Und du willst uns trainieren?“, wollte es Philip genauer wissen. Tryce bat darum, nun doch ins Haus zu gehen. Dort angelangt, boten die Zwillinge ihrem neuen Lehrer einen Stuhl an. „Lasst mich euer Lehrer und Mentor sein. Ich werde euch auf das vorbereiten, was kommen wird.“, sprach er. „Und.... wenn wir nicht kämpfen wollen?“, wagte Jo es auszusprechen. Tryce schüttelte den Kopf. „Nein, nein, nein. Das ist die einzige Möglichkeit eure Feinde zu schlagen.“, beharrte er. Jo wurde stutzig. „Und wer sind diese Feinde genau?“ Tryce fuhr fort. „Sie wollen euch besiegen und die Amulette rauben. Ihr müsst gewappnet sein, um sie zu schlagen.“, erklärte er nochmals die Wichtigkeit. Die Zwillinge waren einverstanden und fragten ihren Mentor, was weiter zu tun sei. „Kennt ihr das Maisfeld hier in der Nähe? Schleicht euch in der Nacht raus und kommt zum Treffpunkt.“, bestand Tryce. Die Brüder hatten noch Einwände, doch ihr Lehrer ließ keine Widerrede zu. So kam es, dass die Zwillinge um Punkt Zehn am Treffpunkt auftauchten. „Wir haben uns aus der Hintertür rausgeschlichen, ich hoffe nicht umsonst.“, erschien Jo etwas gereizt. Dann entdeckte er das Schwert, welches Tryce mitgebracht hatte. „Kämpft!“, schrie er plötzlich und ging auf
 

Jo los. Dieser erschrak und taumelte zurück. Dann verstand er jedoch. Tryce legte gleich mit vollem Einsatz los. Jo beschwor sein eigenes Schwert und lieferte sich mit seinem Lehrer einen Kampf. Tryce kämpfte schwach, legte aber immer wieder an Tempo zu. Es gelang Jo sogar ihn zum Stolpern zu bringen. Als nächstes war Philip an der Reihe. Er hatte noch einige Anfangsschwierigkeiten, konnte sich aber behaupten. Trotzdem stand für Tryce fest, dass Jo talentierter war. „Wer treffen uns morgen wieder hier.“, sagte er eine Stunde später. Jo und Philip wollten Einspruch erheben. „Schon wieder? Und unter der Woche?“, fragte Philip missmutig. Tryce verpasste ihm einen strafenden Blick. „Ja! Jede Nacht. Ihr werdet nicht gegen Loser kämpfen, verstanden?“, fuhr er seine Schüler an. Die Brüder hatten kapiert. „Also bis morgen.“, verabschiedete Tryce sich. „Gehen wir.“, gähnte Jo müde.
 

„Das erklärt deine Tricks. Obwohl ich nicht meine ganze Zeit mit Training vergeuden würde.“, konnte Nick den Zwilling nicht verstehen. „Du hast dadurch sicher Mukis bekommen, aber was hat das mit deinem Bruder und den Sechat zu tun?“, waren für Anna noch einige Fragen offen. Jo bat darum noch einen Tee zu bekommen, bevor er fort fuhr. „Tryce trainierte uns ein gutes halbes Jahr lang. Bis er uns auf diese Mission schickte.“, erzählte er besorgt.
 

„Wo ist Jo?“, verlangte Tryce zu wissen. „Verletzt! Unsere Eltern kümmern sich um ihn, er kann also nicht raus.“, antwortete Philip genervt. „Und du? Möchtest du heute auch blau machen?“, erkundigte sich Tryce. Philip verneinte. „Nein, ich bin bereit.“, rief er sein Schwert. Tryce fiel Philips Verletzung auf. „Die hast du nicht vom Training.“, erkannte er schnell. Philip schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe mich mit ein paar Typen in der Schule angelegt. Leider waren es ein paar zu viele. Ich habe es vermieden meine Kraft zu benutzen.“, gestand der Junge. Tryce konnte ihn verstehen. „Sicher, aber dein Schwert musst du nicht gegen Unschuldige einsetzen. Aber du hast noch andere Fähigkeiten. Fähigkeiten, die nicht so verletzend sind.“, redete er dem Jungen ein. Philip war sich nicht sicher, ob er dem Vorschlag folge leisten sollte. Tryce sprach ihm Mut zu. „Ach komm! Verpass ihnen ein blaues Auge und damit hat es sich. Übrigens, ist Jo morgen wieder fit?“, erkundigte sich der Mentor. Philip versicherte ihm, dass Jo morgen wieder bereit stand.

Nächster Vormittag: „Wieso hast du ihm nicht gesagt, dass ich noch nicht kann. Ich könnte eine Pause gebrauchen, und du auch!“, ärgerte sich Jonas. Philip klopfte seinem Bruder auf die Schultern. „Schon, aber bald sind wir so stark, dass uns keiner unserer Feinde mehr stoppen kann.“, blieb er
 

opimistisch. Jo steckte seine Hände in die Hosentasche. „Feinde? Wir trainieren seit einem halben Jahr und haben noch nie einen zu Gesicht bekommen. Langsam glaube ich, wir haben gar keine.“, sprach er die Ungereimtheiten aus. Philip war anderer Meinung. Er erinnerte seinen Bruder an Shu, wobei das auch schon lange her war. „Philip, wir bekommen Probleme.“, bat Jo seinen Bruder nach vorne zu sehen. „Da kommt Tom. Der hat dich wohl immer noch auf dem Kiker. Wir sollten verduften.“, schlug Jo vor, doch Philip plante anderes. Er ging auf Tom zu, der als Schläger verschrieben war und grinste ihm ins Gesicht. „Hast du ein Problem?“, schnauzte Tom den Zwilling an. „Ja, dich.“, antwortete Philip wahrheitsgemäß. Tom wollte ihn verprügeln, doch Philip war schneller. Er boxte seinem Feind in den Magen, und der taumelte zurück. Doch nun sinnte er nach Rache. Er wollte sich auf Philip stürtzen, doch dieser wich aus und verpasste ihm einen Tritt. Danach stand Tom nicht mehr so schnell auf. Philip wollte weitermachen, doch Jo konnte ihn noch zurückhalten. „Spinnst du? Wir dürfen unsere Kraft nicht so einsetzen, dass hat Hathor gesagt.“, erinnerte er. Philip riss sich los. „Vergiss Hathor. Tryce hat dem zugestimmt.“, schob er die Schuld auf ihren Mentor. „Aber dieser Tom ist nicht unser Feind. Und mit Tryce werde ich ein ernstes Wörtchen reden.“, versprach er. Am Abend standen die Zwillinge wieder am Trainingsplatz. Als Tryce auftachte, wollte ihn Jo zur Rede stellen, doch es kam anders. Tryce warf den beiden zwei Wasserflaschen vor die Füße. „Was hat das zu bedeuten?“, befiel Philip ein Stirnrunzeln. „Es wird Zeit eure Kraft zu testen. Ich habe den Standort eines Amulettträgers ausgemacht. Ihr müsst ihm zuvorkommen, bevor er euch angreift.“, überraschte der die Brüder damit völlig. Philip war bereit, doch Jo beschlich ein ungutes Gefühl. „Kommst du nicht mir?“, fragte er verdutzt. Tryce schüttelte den Kopf. Nein, ich bin davon überzeugt, dass ihr ihn besiegen werdet. Ich erzähle euch, wo ihr ihn findet. Er hält sich momentan auf dem Mount Logan auf.“, gab er den Aufenhaltsort an. Jo dachte, er hätte sich verhört. „Der ist 6000 Meter hoch!“, erinnerte sich Jo an seinen Unterricht. Tryce rollte mit seinen Augen. „Sicher, aber der Gesuchte, lebt nur 1000 Meter hoch, in einer Höhle. Ihr müsstet vor Tagesanbruch dort ankommen.“, sah Tryce die Sache ganz locker. Jo wollte aufs härteste widersprechen, doch Philip zerrte ihn einfach mit. Tryce gab ihnen noch einen Lageplan mit, und versprach in Bereitschaft zu stehen, falls doch etwas passieren sollte. Harte Strapazen erwarteten sie. Drei Stunden lang, konnten sie ganz normal gehen, doch dann mussten sie bergauf. Philip war voller Enthusiasmus, doch Jo hatte Angst vor dem Unbekannten. Sie würden bald einem Feind gegenüberstehen, den sie besiegen mussten. Wenn Tryce ihnen nicht auch noch Taschenlampen mitgegeben hätte, wäre es noch schwieriger gewesen etwas in der Nacht zu sehen. Die Landschaft veränderte
 

sich nicht. Bäume, Wege, Büsche, Felsen usw. Die Zwillinge wanderten die gesamte Nacht durch. Am Ende waren sie so erletigt, dass sie noch nicht einmal merkten, dass sie verfolgt wurden. Jo überlegte, was er seinen Eltern sagen sollte. Philip schien dieses Problem außer Acht gelassen zu haben. Irgendwie hatte er sich in letzter Zeit verändert, und das nicht zum Guten. Bald hatten sie ihr Reiseziel erreicht. Tryce behielt Recht. Sie Sonne ging auf und gab die Höhle preis, in der der Bösewicht angeblich hauste. „Gehen wir rein!“, beschloss Philip voll engagiert. Jo hielt ihn zuück. „Wir sollten uns ausruhen. Wir sind die ganze Nacht marschiert!“, verstand er seinen Bruder nicht. Doch dieser fühlte sich anscheinend noch fit. Deswegen begab er sich ohne Umwege in die Höhle. Jo war außer Atem, musste seinem Bruder jedoch folgen. „Wenn er sich in der Schule so reinhängen würde....“, dachte Jo laut. „Hallo? Ist hier jemand?“, rief Philip ins Höhleninnere. Das Echo ertönte insgesamt dreimal. „Bist du lebensmüde? Wir können unseren Feind doch nicht warnen!“, hätte Jo seinen Bruder ohrfeigen können. Langsam und auf Zehenspitzen wagten sich die Zwillinge immer tiefer ins Innere. „Vielleicht hätten wir uns den Weg nach draußen markieren sollen.“, kam es Jo erst jetzt in den Sinn. Philip beschäftige sich wenig damit. Er freute sich sogar richtig auf den Kampf. Er hatte lange trainiert und wollte wissen wie gut er war. Bis jetzt hatte er nur gegen Tryce und Jonas gekämpft, doch das würde sich bald ändern. „Ich habe etwas gehört!“, flüsterte Jo. Philip gab ihm Recht. Es klang so, als wäre etwas zu Boden gefallen. Jo tippte auf Glas. Mit ihren Taschenlampen leuchteten die Zwillinge jeden Winkel ab. „Dort ist jemand!“, warnte Philip und rief übereifrig sein Schwert. Jo gab ihm Recht, allerdings schien die Person zu sitzen, vielleicht sogar zu schlafen. Sie hatte die Zwillinge wahrscheinlich noch gar nicht wahrgenommen. Dann entdeckte Jo auch das Glas. Es handelte sich um eine Flasche, die zu Boden gefallen war. Jo wagte sich näher heran und begutachtete sie. Eine Flüssigkeit strömte heraus. Es war Alkohol. Jo leuchtete in das Gesicht der Person. Es handelte sich um einen alten Mann, mit grauem Vollbart. Außerdem schien er auch ein starker Drinker zu sein. Jo bezweifelte, dass es die gesuchte Person war. Philip erinnerte sich daran, von weitem eine Hütte gesehen zu haben. Das musste das eigentliche zu Hause des Säufers sein. Der Junge wollte ihn bereits wecken, bis zu stockte. Stumm deutete er auf einen Anhänger. Jo bemerkte ihn ging ein paar Schritte zurück. Der alte Säufer besaß tatsächlich ein Amulett, wie Tryce gesagt hatte. Aber war er wirklich ein Feind? Jo wusste, dass man nie nach dem Äußeren gehen sollte, doch in diesem Fall? „Ich wecke ihn!“, rang sich Jo dazu durch. Philip wollte ihn aufhalten, doch es war zu spät. Sofort schlug der Säufer die Augen auf und tastete sich an der Wand nach oben. „Wer seit ihr?“, fragte er scharf. Philip antwortete ihm. „Ich bin Philip, und das ist Jonas. Wir sind gekommen, um Sie zu besiegen.“,
 

erklärte er die Lage. Sofort wurde der Säufer hellwach und holte sein Amulett heraus. Ihm war anzusehen, dass ihm sein Kater zu schaffen machte. „Ihr habt auch Amulette? Ich besitze das Ideogramm des Min. Wenn ihr mich vernichten wollt, nur zu, ihr Hunde!“, schrie er die Zwillinge an. Jo und Philip stieg die Fahne des Säufers in die Nase. „Ruf dein Schwert, Jo!“, riet ihm Philip. Doch Jonas wartete noch. „Nein, lass uns noch warten und reden.“, bestand er, doch es kam anders. Min beschwor nun seine Waffe. Zuerst hielten es die Zwillinge für ein Seil, doch bald erkannten sie, dass es sich um eine Peitsche handelte. „Ich fürchte, er hat etwas dagegen.“, raunte Philip seinem Bruder zu. Jo war unwohl. „Nein, hier stimmt etwas nicht, das fühle ich!“, warnte er Philip. Dieser schien Jo nun für einen Angsthasen zu halten. „Unsinn. Wenn du Angst hast, überlasse ihn mir. Ich bin stark genug, um den Kerl alleine zu schlagen. Tryce wird zwar ziemlich sauer auf dich sein, aber mich wird er nur noch loben!“, freute sich Philip bereits auf das Wiedersehen. Jo rief nun ebenfalls sein Schwert, verschwand aber keinen Gedanken daran, anzugreifen. Alles war so, wie es Tryce beschrieben hatte, doch trotzdem irgendwie anders. Jo konnte das Gefühl nicht beschreiben, aber es war so, als wäre er in eine Falle getappt. Min schwang nun seine Peitsche, welche die Zwillinge aber meterweit verfehlte. Min war noch immer sehr bedrunken und konnte die Brüder fast gar nicht sehen. „Der Typ ist voll. Er kann uns gar nicht gefährlich werden. Es findet kein Kampf statt.“, versuchte Jonas auf seinen Bruder einzureden. Doch dieser hörte nicht darauf. „Ist doch super. Dieser Min hat nicht mit uns gerechnet und sich volllaufen lassen. So ist er wirklich kein Gegner für uns. Ich hätte mir zwar einen stärkeren gewünscht, aber was solls. Und du, hör endlich auf mit deinem unguten Gefühl.“ Philip griff Min an, und dieser konnte nur knapp ausweichen. Was Jo Sorgen machte, war, dass Philip sein Schwert mit voller Kraft schwang. Er war abicht darauf, Min zu töten. So hatte er seinen Bruder noch nie erlebt. Nicht nur an der ganzen Sache war etwas faul, sondern auch an seinem Zwillingsbruder. „Ich flehe dich, komm zu dir!“, rief er seinem Bruder zu. „Lass es endlich! Ich bin voll da, und bereit für den Kampf!“, konnte Philip die Kommentare seines Bruders nicht mehr ertragen. So war der Junge abgelenkt, und Min vollzog eine Attacke. Er schwang seine Peitsche und umwickelte Philips Schwert. Er zog an seiner Waffe und schleuderte Philips Schwert weg, in die Dunkelheit. Der Junge krammte nach seiner Taschenlampe, doch Min rannte auf ihn zu. Diesmal musste Jo einschreiten. Doch er benutzte nicht sein Schwert, sondern seine Faust um Min gegen die Höhlenwand zu katapultieren. Jo wusste nicht, ob es seine Kraft war, oder doch der Alkohol, der Min wieder zum Einschlafen brachte. Zur Sicherheit suchte Philip schnell sein Schwert. „Gehen wir.“, entschloss

Jo. Philip war natürlich dagegen. „Spinnst du? Er ist bewusstlos, jetzt machen

wir ihn fertig.“, meinte er, wofür er von Jo eine Ohrfeige bekam. Sauer wollte Philip auf seinen Bruder einprügeln, doch dieser wich zurück. „Jetzt musst selbst du es merken. Wir haben uns noch nie geprügelt. Etwas ist hier oberfaul. Min hat uns angegriffen, doch er ist schwach. Ich weiß nicht, ob wir doch stärker als alle anderen geworden sind, oder das alles eine Finte ist.“, redete er auf seinen Bruder ein. „Was für eine Finte?“, wollte es Philip genauer wissen. „Das würde mich auch interessieren.“, erklang eine bekannte Stimme. Jo richtete seine Taschenlampe in die betreffende Richtung und erkannte Tryce. „Was tust du hier?“, fragte Jo misstrauisch. Tryce hob unschuldig die Hände. „Ich dachte, ihr könntet Hilfe gebrauchen, aber wie ich sehe, seit ihr bereits mit Min fertig.“, lobte der Lehrer seine Schüler. Für Jo war noch einiges unklar. „Warum war er so schwach?“, verstand er nicht. Tryce konnte ihm schnell antworten. „Der Alte ist ein Säufer. Er ist so betrunken, dass er keinen Kampf mehr gewinnt. Ich dachte, er wäre ein würdiger Gegner für euch, aber ich habe mich geirrt, meine Schuld.“, zuckte er nur mit den Schultern. „Was... was machen wir mit ihm?“, wollte Philip unbedingt erfahren. „Er ist am Ende. Töte ihn und dann lass uns endlich von hier abhauen.“, gab Tryce Instruktionen. Philip zögerte und Jo glaubte nicht, was er da hörte. „Er ist bewusstlos, und wir sollen ihn einfach abschlachten?“, sah er Tryce ungläubig an. Dieser machte nur eine abfällige Handbewegung. „Er ist vorbei. Und wenn ihr ihn jetzt nicht beseitigt, wird er weiter böses anstellen.“, erklärte er. Philip verstand und ging mit der Schwertspitze voran auf Min zu. Jo konnte seinen Bruder gerade noch vor einer Dummheit bewahren, indem er ihm sein Schwert aus der Hand schlug. Philip sah ihn erbost an. „Hör nicht auf Tryce. Ich hat dafür gesorgt, dass wir uns verändern, insbesondere du!“, wollte Jo die Wahrheit ans Licht bringen. Philip blickte zu Tryce. „Unsinn. Du hast Recht. Er hat aus uns gemacht, was wir heute sind, aber das ist gut so. Wir sind stark und können jeden besiegen. Du solltest Tryce dankbar sein und ihn nicht verraten!“, schrie er seinen Bruder an. Jo hätte weinen können. Philip hatte sich von Grundauf verändert. Und Schuld daran war Tryce. „Ich werde jetzt etwas versuchen. Ich weiß nicht, ob es funktioniert, aber vielleicht kannst du dann klarer denken. Ich zeige dir Tryce wahres Gesicht.“, versprach er und aktivierte sein Amulett. Plötzlich begann auch etwas unter Tryces Hemd zu leuchten. Er besaß also auch eines. Das war noch nicht wunderlich, doch nach und nach begann sich der Mentor zu verändern. Jo hatte es geschafft sein Amulett vollständig zu kontrollieren. Ironischerweise mit der Hilfe von Tryce. Das Gesicht des Lehreres begann sich vollständig zu verändern. Auch die Körpergröße wurde geringer. Philip sah entsetzt zu, wie Tryce seine wahre Gestalt wieder annahm. Jo und Philip hielten den Atem an. Das Gesicht des Mannes, in den Tryce sich verwandelte kannten sie. „Sag, dass das nicht wahr ist!“, stotterte
 

Philip. Jo musste ihn enttäuschen. Tryce hatte sich in seine wahre Gestalt zurückverwandelt. „Das ist Shu.“, meinte Jo kühl. Philip kam mit dieser Information nicht so einfach klar. Er hatte Tryce vertraut und als Vorbild gesehen. Aber nun entpuppte er sich als Feind, der sie nur benutzt hatte. Und genau das hatte Philip getan. Er kam sich so dreckig und benutzt vor. „Gratuliere. Beinahe hätte ich euch soweit gehabt. Jo, ich freue mich, dass du so gut geworden bist.“, lobte er seine Schüler weiter. Jo zückte sein Schwert. Dabei konnte Shu nur lachen. Du willst ernsthaft gegen mich kämpfen? Ich habe euch alles beigebracht, was ihr könnt. Ich kenne euch in – und auswendig.“, führte er den Zwillingen vor Augen. Jo sah zu Min. „Was ist mit ihm? Ist er tatsächlich ein Bösewicht? Oder war das wieder so eine Lüge von dir?“, verlangte Jo nun alle Antworten. Für Shu war es zu spät. Er hatte ausgespielt und konnte den Brüdern nun alles sagen. „Er ist neutral, aber um diesen Säufer wäre es ohnehin egal gewesen.“, lästerte er. Dann bereitete er sich auf den Kampf vor. Wie vor einem halben Jahr, wuchsen seine Muskeln an. „Wir müssen ihn besiegen. Für uns!“, machte Jo seinem Bruder verständlich. Doch dieser sagte nichts, weder dachte er daran, Shu anzugreifen. Jo konnt seinen Bruder verstehen, doch die Lage war ernst. Jo griff an und Shu sprang zurück. Sofort danach attackierte er mit seinem Stahlarm. Jo torkelte rückwerts. Shu behielt Recht. Er kannte die Taktik der Brüder besser als sie selbst. Jo hatte nur noch eine Chance, wenn Philip ihm half. Doch dieser stand einfach nur da und tat nichts. Er war geschockt über die Ereignisse. Jo strengte sich an, um Shu zu zu schlagen, aber er musste sich etwas neues einfallen lassen, um Shu auszutricksen. Deswegen beschloss er etwas zu tun, was Shu von Philip erwarten würde. Er rannte mit seinem Schwert los, und Shu wollte abblocken. Doch Jo sprang und versetzte Shu in der Luft einen Tritt. Der falsche Lehrer flog gegen die Höhlenwand. Jo bereitete sich darauf vor, dass Shu wieder aufstand, doch dem war nicht so. Stattdessen geschah etwas anderes, schreckliches. Shu musste gegen eine empfindliche Stelle gekracht sein. Es bröckelte nämlich stark von der Decke. Als nächstes hörte Jo einen lauten Krach. Die Höhle drohte tatsächlich einzustürtzen. Shu bemerkte das Unglück und lief so schnell ihn seine Beine trugen. Die Zwillinge mussten ebenfalls verschwinden. Als Philip nicht reagierte, verpasste Jo seinem Bruder eine weitere Ohrfeige. Das wirkte und Philip begann zu rennen. Jo sah nach hinten und entdeckte Min. Der Junge wusste nicht, ob er es schaffen konnte, aber er packte den Säufer und zerrte ihn nach draußen. Vor seinen Füßen brach ein Stück Stein aus der Decke. Philip kam rechtzeitig zurückgerannt, um seinem Bruder zu helfen. Gemeinsam schafften sie es aus der Höhle. Sie gingen auf sicheren Abstand, um nicht doch noch etwas abzubekommen. Bald war die Höhle komplett eingestürtzt. Jo sah sich um, konnte Shu aber nirgends entdecken. Zu gern
 

hätte er sich an ihm gerächt, aber vielleicht würden sie sich wiedersehen. Die Zwillinge beschlossen Mineinfach liegen zu lassen und sich wieder auf den Weg nach Hause zu machen.
 

Shu war währendessen in einiger Entfernung in Deckung gegangen. Er stützte sich gegen eine Birke und keuchte. Die Zwillinge hatten ihn ganz schön auf trapp gehalten. „Du hast versagt.“, vernahm er eine Stimme, die er bereits vor langer Zeit gehört hatte. „Baal?“, fragte er überrascht. Sofort tauchte der Fiesling inklusive Körper auf. „Aber ich hätte die beiden fast gehabt!“, bharrte Shu. Baal wollte nichts davon hören. „Du bist ein Schwächling und ein Versager. Ich wollte dich in mein Team aufnehmen, doch du bist es nicht wert. Uräus? Sokar? Kümmert euch um ihn.“, rief er quasi in die Luft. Shu verstand zuerst nicht, doch dann tauchte eine weitere Figur auf, die er nicht kannte. Sie kam auf ihn zu. Shu ahnte schreckliches und wollte fliehen. Da Baal und Uräus zwei Wege versperrten, blieb nur noch einer. Doch dort tauchte ebenaflls ein Mann auf. Er trug einen Anzug mit Krawatte. Das unheimliche an ihm war, dass seine Finger gefährliche Krallen waren, die auch noch aus Stahl bestanden. „Baal, bitte! Ich weiß, ich habe Mist gebaut, aber gib mir noch eine Chance!“, flehte Shu. Doch Baal kannte kein Mitleid. Er würdigte Shu nicht einmal einen letzten Blick, sondern löste sich wieder in Luft auf. Uräus und Sokar kamen auf Shu zu. „Wartet, das könnt ihr doch nicht machen. Nein!“, schrie er entsetzt, da er wusste, was den beiden aufgetragen worden war.
 

„Hat die Geschichte auch einmal ein Ende?“, beschwerte sich Nick, da Jo bereits eine Stunde lang, aus seiner Kindheit erzählte. Jo nickte. „Ja, hat sie. Genau jetzt.“, schloss Jo die Erzählung. Anna brachte dem Zwilling eine weitere Tasse Tee. „Das soll das Ende sein? Ich verstehe aber nicht, was mit deinem Bruder ist.“, hakte Nick nach. Hastig schlürfte Jo seinen Tee hinunter, um die entschiedente Frage zu beantworten. „Das Ende ist ganz einfach. Am nächsten morgen bin ich aufgewacht und Philip war verschwunden. Er hatte seine Sachen gepackt und war weg. Unsere Eltern haben sich große Sorgen gemacht, und wollten die Polizei rufen. Deswegen beschloss ich sie in alles einzuweihen. Wir suchten die Gegend ab, fanden ihn aber nicht. Ein Jahr später brach ich die Schule ab und machte mich auf die Suche nach Philip. Diese Suche dauert jetzt bereits drei lange Jahre an. Ich dachte, ich hätte ihn verloren, doch heute konnte ich ihm zum Ersten Mal wieder in die Augen sehen.“, beendete Jo seine Geschichte. Für Nick war sie jedoch lange noch nicht vorbei. „Ja, und inzwischen ist er der Anführer der Sechat, kannst du mir das erklären?“, verlangte Nick zu wissen. Doch das konnte Jo nicht. Er rieb seine Hände aneinander und verbarg mit ihnen dann seine Augen. Trotzdem bemerkten Nick und Anna, dass Jo anfing zu heulen. Anna bat ihren Freund, Jo nicht mehr so hart ranzunehmen, doch Nick hatte

keine Wahl. Senshi war immerhin entführt worden und wer weiß, was dieser Aton mit ihm anstellte. Natürlich hatte der Junge Mitleid mit Jonas, doch nicht mit dessen Bruder. Er hatte seinen Weg gewählt, und musste die Konsequenzen dafür zahlen. Jo konnte noch etwas berichten. Bevor ihn sein Bruder stehen ließ, raunte er ihm noch das Wort Toékes zu. Jo hatte keine Ahnung, was dies bedeuten sollte. Anna bat ihren Freund darum, dass Jo heute bei ihm schlafen durfte. Nick stimmte dem nur ungern zu. Er konnte auch Anna dazu überreden bei sich zu übernachten. Doch von Schlaf bekam diese Nacht niemand viel ab. Jo dachte die ganze Zeit und Philip, und Nick und Anna sorgten sich um Senshi. Am nächsten Morgen war Nick besonders früh wach. Er hatte ein Telefon in der Hand und rüttelte seine Freunde wach. „Was ist den?“, verlangten Jo und Anna, die erst sehr spät eingeschlafen waren. „Warte kurz.“, bat Nick seinen Gesprächspartner und legte das Telefon zur Seite. „Ich habe im Internet nachgeguckt. Toékes ist ein Tempel in Assuan, Ägypten. Und jetzt ratet mal, welchem Gott er gewidmet ist.“, hatte er scheinbar super Neuigkeiten. Jo freute sich am meisten. Sie wussten nicht nur den möglichen Aufenthaltsort von Senshi und Philip, sein Bruder hatte es ihm sogar verraten. Doch Anna hatte noch Zweifel. „Und wie sollen wir bitte nach ‚Assuan‘ kommen?“, fragte sie pessimistisch. Nick grinste. „Das verrät uns, min Gesprächspartner.“, hielt der das schnurlose Telefon verlockend in die Höhe.
 

Senshis Prüfung
 

„Egal, was du vor hast, wir kommen nicht so einfach nach Ägypten.“, sah Anna für ihren Plan schwarz. Doch Nick schien mit Annas Zweifel gerechnet zu haben. „Doch, und zwar mit dem Flugzeug.“, machte er seinen Freunden wieder Mut. Anna klatschte sich an die Stirn. „Wie auch sonst? Aber hast du dir schon einmal die Preise für einen Flug dorthin angesehen? Fliegen wir doch einfach nach Hawaii, dann haben wir wenigstens was davon.“, meckterte sie. Jo musste dem Mädchen leider zustimmen. Selbst wenn sie das nötige Geld auftreiben konnten, war es bereits zu spät. Doch Nick schien bereits eine Lösung gefunden zu haben. „Ich hätte euch nicht damit behelligt, wenn ich nicht schon jemanden gefunden hätte, der uns hilft. Ich telefoniere gerade mit Noah und....“, erklärte Nick und nahm schnell wieder das Telefon in die Hand. „Sorry, dass ich dich habe warten lassen.“, entschultigte er sich bei seinem alten Freund. Während Jo noch nicht wusste, was Nick damit bezweckte, hatte Anna einen Verdacht. Nick verabschiedete sich von seinem Freund und bedankte sich noch dreimal. „Ich habe Noah unsere Lage erzählt, und er borgt uns sein Flugzeug.“, verbreitete Nick die Freudennachricht. Jo runzelte die Stirn. „Sein Flugzeug?“, hielt er es zuerst für einen Scherz. Nick legte das Telefon beiseite und setzte zur Erklärung an. „Noahs Vater war Millionär und hat ihm unter anderem ein Sportflugzeug hinterlassen. Man könnte sagen, ihm wurde das Gold in die Wiege gelegt, oder wie das heißt.“ Nun hatte Jo wieder einen Grund sich zu freuen. „Noah hat uns einen Piloten zur Verfügung getsellt, der uns hinfliegt, wo wir wollen. Dafür hat sich Noah für seinen nächsten Geburtstag eine Maga-Überraschung verdient. Er hat noch gesagt, dass es ihm Leid täte, dass er uns nicht begleiten und zur Seite stehen kann, aber ich bin davon überzeugt, dass er das nicht Ernst gemeint hat. Er hat uns viel Glück gewünscht, und dass wir heil wieder aus der Sache herauskommen.“, informierte er seine Freunde. „Dann gehen wir mal packen.“, meinte Anna noch etwas perplex. Nick riet ihr, sich zu beeilen. Sie mussten ihre Feinde daran hintern, Senshi etwas anzutun. Diesen Rat gab er auch Jo, dem er inzwischen etwas verziehen hatte. Dieser brauchte nichts einzupacken. Er wollte sofort los, um nicht nur Senshi, sondern auch seinen Bruder zu retten. Zehn Minuten später waren alle drei fertig und riefen ein Taxi. Dieses sollte sie zu dem Flughafen bringen, wo ihr Flugzeug bald starten sollte. Anna hatte eine ganzen Kofer dabei, worüber die Jungen nur lästern konnten. Bald würden sie ihren Feinden erneut gegenübertreten, welche die drei letztes Mal beinahe besiegt hätten.
 

„Mein Pharao, Aton und unsere drei anderen Krieger sind zurückgekehrt. Es freut mir, Euch berichten zu dürfen, dass sie ihre Mission erfüllt und das Amulett mitgebracht haben. Auch der Junge befindet sich in ihrer Gewalt.“, benachrichtigte Memnon ein Bote der Sechat. Der ehemalige Pharao verschrenkte seine Arme. „Du erzählst mir nichts neues. Ich kann ihre Gegenwart fühlen. Allerdings liegst du mit einem falsch. Sie haben ihre Mission nicht wie befohlen ausgeführt. Aton hat seinen Bruder nicht beseitigt, wie ich es ihm befohlen habe. Schicke ihn sofort zu mir, wenn er hier eintrifft.“, befahl die Mumie. Der Bote nickte gehorsam und verließ Memnon. „Ich kann es bereits spüren. Das Amulett des Horus kommt näher. Sobald ich seine Macht absorbiert habe, wird der große Ra von neuem auferstehen. Dann habe ich mein Ziel erreicht.“Aton und seine Krieger wurden vor den Toren des Tempels von den Sechat erwartet. „Wir sind zurückgekehrt und haben unsere Aufgabe zu Memnons Zufriedenheit erfüllt. Führt uns zu ihm.“, verlangte Aton von seinen Anhängern. Sie führten die vier Heimkehrer in das Tempelinnere, wo sich Aton wieder gut auskannte. Er deutete seinen Kriegern ihm zu folgen. Month hatte sich etwas erholt, ging aber langsam voran. Apis hatte Bastet Senshi abgenommen und trug den Jungen auf seinen Schultern. „Memnon, wir sind zurück und haben....“, wollte Aton sich ankündigen, doch Memnon packte den Anführer der Sechat unerwartet am Hals. „Hier sind Verräter unerwünscht. Ich weiß, dass du deinen Bruder nicht wie befohlen beseitigt hast. Außerdem habe ich mitbekommen, wie du ihm meinen Aufenthaltsort genannt hast.“, war er stocksauer. Aton konnte das nicht verstehen. „Aber... aber wie? Das konntest du unmöglich hören.“, war er mehr als verwirrt. Memnon grinste nur. „Ich besitze die Fähigkeit des dritten Auges. Ra hat mir diese Kraft gegeben. Ich sehe dass, was mir sonst verborgen wäre. So entlarve ich auch Verräter.“, ging er hart ins Gericht. Aton dachte bereits sein letztes Stündchen hätte geschlagen, doch dem war nicht so. Memnon blickte ihm tief in die Augen, und etwas geschah mit ihm. Atons Pupillen röteten sich und plötzlich war alles verschwomen. Bevor er jedoch noch darüber nachdenken konnte, war er bereits in Ohnmacht gefallen. Memnon ließ ihn los und Aton krachte auf den Steinboden des Tempels. „Bringt ihn in sein Gemach. Wenn er aufwacht, wird er mir wieder treu ergeben sein. Doch er hat seinen Rang verwirkt. Ab diesem Zeitpunkt an, werdet ihr nur noch meinen Befehlen gehorchen. Wer dies nicht tut, wird leiden bis zum Ende. Habt ihr verstanden?“, rief er den Sechat zu, die anwesend waren. Alle bejahten und gingn auf Memnon zu. Bald hatten sie einen Kreis gebildet und knieten sich nieder. In der Mitte standen Memnon selbst und natürlich Month, Apis und Bastet. Apis wollte vortreten, um Senshi abzuladen, doch Memnon hielt ihn zurück. Er wollte Month sprechen. Dieser wusste nicht, was ihn erwarten würde, befolgte aber
 

den Befehl. „Du hast gut gekämpft, mein Diener. Du hast deine Verletzungen für uns und unsere Ziel in Kauf genommen. Dafür hast du großes Lob verdient.“, sprach Memnon zu ihm. Month freute sich, bekam aber gleich wieder einen Dämpfer. „Allerdings habe ich mehr von dir erwartet. Du hast dich von einem Teenager besiegen lassen und wurdest auch noch verwundet. Atum und seine Mitstreiter sind auf dem Weg hierher. Du wirst dafür sorgen, dass sie nie hier ankommen!“, ordnete Memnon an. Month war bereit Memnon bis in den Tod zu folgen. „Ruhe dich aus. Und dann empfange unsere ungewünschten Gäste in der Wüste.“, begann er damit seinen Plan zu erklären. Dann winkte er Apis. Dieser warf den Jungen vor Memnons Füßen ab. Bastet trat näher und übergab ihrem Pharao das Amulett. Mit zitternden Händen nahm es dieser an. „Endlich.“, seufzte er voller Glück. Dann wandte er sich Senshi zu. „Weckt ihn auf!“, befahl er. Apis gab Senshi zwei schallende Ohrfeigen. Überrascht und verschlafen schlug dieser die Augen auf. Sofort sah er sich um, und erkannte, dass er sich nicht in Nicks Gästezimmer befand. Nach einigen Orientierungshilfen, konnte Senshi erahnen, wo er sich befand. Memnon half ihm weiter. Du befindest dich in der heiligen Stadt Assuan. Dies ist der Tempel Toékes, der dem großen Gott Ra erbaut wurde. Ich bin Memnon, der menschliche Teil des Sonnengottes.“, schien er Senshi besonders förmlich begrüßen zu müssen. „Langsam geht ihr Typen mir echt auf die Nerven!“, schrie ihn Senshi schon fast an. Memnon blickte ihn verwirrt an. So eine Behandlung kannte er nicht. „Aber echt!“, berschwerte sich Senshi weiter. „Nicht nur, dass mir täglich irgendwelche Typen mit Meeser, Schwerter, oder sonstige Dinge vor den Hals halten, die man sonst nur in einem Museum findet, nein, ich werde auch jeden Monat entführt und von irgendeinem Wahnsinnigen seinem Gott geopfert. Langsam reicht es mir wirklich. Von mir aus spielt weiter mit euren Sphinxen, Pyramiden und Amuletten, aber ich geh jetzt nach Hause und esse das Eis, welches bereits seit vier Tagen in meiner Tiefkühltruhe liegt. Vier Tage!“, schien Senshi nun wirklich die Nerven verloren zu haben. Er rappelte sich auf und wollte den Kreis verlassen. Mit so einer radikalen Reaktion hatten weder Memnon noch die Sechat gerechnet. Deswegen ließen sie Senshi sogar durch. Memnon war mehr als verwirrt, ließ den Jungen dann aber durch die Sechat aufhalten. Diese packten Senshi, und der Junge versuchte sich loszureißen, was aber nicht gelang. Erst jetzt bemerkte der Entführte, dass er sein Amulett nicht mehr bei sich hatte. Memnon hielt es in seiner Hand. Zwei Sechatwachen brachten den Jungen zurück zu ihrem Herrn. „Da werden wir wohl wieder.“, sprach Senshi genervt. Memnon trat näher an den Jungen heran. „Ich zeige dir, mit wem du es zu tun hast.“, kündigte er an und griff nach seiner Maske, welche er trug, um sein Gesicht zu verstecken. Er zog sie weg und wieder wurde das grausige, ekelige Mumiengesicht sichtbar. Senshi
 

bekam einen riesigen Schock und wollte zurücktaumeln, doch die Wachen hielten ihn noch immer fest. „Das ist das Werk von 4 Jahrtausenden.“, kam auch prombt die Erklärung. Senshi fasste wieder Mut und stellte sich der Mumie. „Ist ja widerlich. Hast du es schon mal mit einer Feuchtigkeitscreme versucht?“, verdrängte der Junge seine Furcht. Memnon reagierte auf diese Stichelei nicht. „Ich habe etwas viel besseres.“, meinte er und hielt Senshis Amulett hoch. Entsetzt musste der Junge mitansehen, wie es anfing zu leuchten. Senshi wollte nach seinem Eigentum schnappen, doch es gelang ihm nicht einmal sich loszureißen. Das Amulett schien Memnon tatsächlich zu gehorchen. Sein gesamter Körper begann sich zu verändern und seine Bandagen fielen zu Boden. Langsam, aber sichtbar, veränderte sich das verweste Fleisch und regenerierte sich. Es war gruselig, als sich plötzlich eine neue Haut bildete und ihm Haare wuchsen. Bald besaß Memnon ein neues Gesicht. Es sah böse, sogar teuflisch aus. Senshi wünschte sich schon die Mumie zurück. „Besser?“, wollte sich Memnon vom Ergebnis überzeugen. Senshi hatte bereits die passende Antwort parat. „Ich hätte mein Amulett in einen Vulkan, und nicht ins Meer werfen sollen.“, schien er sich sogar wirklich zu ärgern. Memnon hatte seine ursprüngliche Gestalt wieder angenommen und hängte sich Senshis Amulett um den Hals. „Mein Gebieter.“, wagte es Apis Memnon zu belästigen. „Seit ihr nun im Stande Ra ins Leben zurückzuholen?“, musste er diese Frage unbedingt stellen. Memnon nickte seinem Diener zu. „Ja. Morgen um diese Zeit wird der große Gott Ra von neuem auferstehen.“, griff er sich an seine Brust. Ra schlummerte in seinem Inneren und würde spätestens in 24 Stunden erwachen. „Was tun wir mit dem Jungen?“, wollte Apis erfahren. Memnon klassifizierte Senshi nicht als wirklich wichtig. „Er besitzt das Amulett, des Gottes, der Ra besiegt hat. Ra wird sich gerne mit ihm beschäftigen wollen. Aber bis es soweit ist, bringe ihn in eine Kammer und schließe ihn ein.“, gab er Order. Apis befolgte den Befehl sofort und begann mit seinem Amulett vor Senshis Gesicht herum zu fuchteln. Bevor der Junge noch etwas dagegen unternehmen konnte, schlief er wieder ein. Apis schleppte ihn zu einer Kammer, deren Tür ein Schloss besaß und warf ihn hinein. Dann sperrte er ab und ging zurück zu seinem Herrn und Meister.
 

„Gibt es Neuigkeiten, mein König?“, erkundigte sich Heh nach dem Stand der Dinge. Osiris erhob sich aus seinem Thron und schnitt ein betrübtes Gesicht. „Ich habe leider sehr schlechte Nachrichten. Der Junge, auf den wir gezählt haben, wurde von den Sechat gekidnappt. Außerdem hat sich der böse König sein Amulett angeeignet. Bald kann er Ra zurückholen, und wir stehen da, wo wir vor 4000 Jahren angefangen haben. Wenn Ra erst einmal erwacht ist, kann er von niemandem aufgehalten werden.“, ängstigte sich der
 

Gott richtig. Heh versuchte seinen König zu beruhigen. „Aber... was ist mit dem Jungen? Kann er Memnon nicht noch besiegen?“, wollte Heh positiv denken. Osiris überlegte. Er erinnerte sich an die Zeit, als er Senshi kennengelernt hatte. Er hatte dem Jungen ein Geheimnis verraten. Wenn Senshi es anwande, konnte er Memnon schlagen. Doch der Junge war im Moment seiner Kraft beraubt und machtlos. Osiris musste alles wagen. „Heh, du, als mein Stellvertreter wirst in meiner Abwesenheit hier für Ordnung sorgen.“, gab er Bescheid, dass er weg wollte. Heh wollte ihn zurückhalten, da er die Aktion, die Osiris plante für unklug hielt. Osiris war aber fest entschlossen Senshi zu helfen. Er trug Heh auf, falls er es nicht schaffte, sollte sein Stellvertreter seinen Posten übernehmen. Heh blickte seinen König noch besorgt an, bis dieser sich in die Welt der Lebenden begab.
 

„Seht euch das an. Doppeldrüßen, zehn Zylinder und das Ding flieg Mach 3.“, begutachtete Nick das Flugzeug. Jo blickte zu Anna, und diese machte nur eine abfällige Handbewegung. Nick hatte keine Ahnung von Flugzeugen, und merkte nicht einmal selbst, welchen Unsinn er erzählte. „Da müssen wir uns reinquetschen?“, fand Anna das Flugzeug schon von außen ziemlich klein und ungemütlich. „Wir unternehmen keine Kreuzfahrt oder einen Rundflug, sondern wollen Senshi befreien.“, sagte Nick klar heraus. „Kreuzfahrt, sagt man nur bei Schiffen.“, korrigierte Jo den Jungen. Dem ging diese Besserwisserei auf die Nerven. „Willst du zu deinem Bruder und herausfinden was passiert ist, oder nicht?“, führte er Jo vor Augen, dass sich das enge Flugzeug lohnte. Kurze Zeit später kam ihr Pilot und die Freunde stiegen ein. Anna musste ihren Koffer mitschleppen. Falls sie länger in Ägypten verweilten, wollte sie vorbereitet sein. Das Mädchen war noch nie geflogen und war deswegen etwas unruhig. Jo beruhigte sie. „Sei ganz entspannt. Die Chance, dass wir abstürzen liegt bei 2 %.“ Das war nicht wirklich hilfreich. „2 %? Auweia.“, wurde sie etwas weiß im Gesicht. Nick gab Jo einen Stoß mit dem Ellbogen. „Eigentlich ist es ganz sicher. Da, wo ich herkomme, fliegen wir immer in den Urlaub, da es bei uns immer kalt ist.“, ließ er sich eine andere Aufmunterung einfallen. Anna erinnerte sich, dass sie gar nicht wusste, woher Jo kam, deswegen beschloss sie, ihn zu fragen. Doch in diesem Moment startete das Flugzeug. Der Pilot rief in sein Funkgerät, dass sie sich gut festhalten sollten. Ein Lautsprecher im Passagierraum verstärkte seine Stimme. Nick, Jo und Anna starteten zur Rettungsaktion.
 

Es dauerte noch etwas, bis Senshi wieder zu sich kam. Sofort traten sämtliche Erinnerungen wieder ein. Er konnte nicht erahnen, wie lange er geschlafen

hatte, oder wo er war. Doch er konnte Tageslicht ausmachen. Die Tür nach
 

draußen war offen und die Sonne schien. Senshi sah sich in dem Raum um, in dem er sich befand. Man hatte ihn anscheinend auf ein Bett geworfen, das interessanterweise ziemlich gemütlich war. Dann begutachtete der Junge seine Klamotten. Erst jetzt bemerkte er, dass er nicht seine Sachen trug. Stattdessen hatte er einen langen, weißen Schlafanzug an. Warum sollten die Sechat ihm diesen angezogen haben? Hatte es irgendeinen religiösen Hintergrund? Jedenfalls konnte der Junge den Raum ohne Gefahr verlassen. Trotzdem ging er mit großer Vorsicht voran. Dabei konnte er das Haus auch ganz genau mustern. Es war eher klein und schlecht gebaut. Die Mauer besaß an manchen Stellen große Löcher. Als er aus der Tür trat, konnte er genaueres sagen. Er trug keine Schuhe und sprang sofort in die Wohnung zurück. Er war auf heißen Sand getreten, was sich mit seinen Füßen nicht gerade vertrug. Bevor er weiterging, suchte er in dem Zimmer, in dem er aufgewacht war, nach Schuhen. Er fand auch welche, diese waren aber alles andere als modern. Doch sie passten zum Haus. Senshi kam es wie aus der dritten Welt vor, was es vielleicht auch war. Er hatte sich nicht geirrt. Die Sechat hatten ihn in ihren Tempel gebracht, der in Ägypten lag. Senshi trat aus dem Haus und staunte. Er bezweifelte, dass er sich gerade im Tempel befunden hatte. Er konnte eine ganze Reihe von Häusern erkennen, die ziemlich zerfallen aussahen. Der Junge hatte keine Zweifel daran, dass er sich in Ägypten befand, doch nicht in der Nähe eines Tempels. Die Sechat mussten ihn in ein Dorf oder eine Siedlung gebracht haben. Doch wozu? Wollte Memnon ihn am Leben lassen? Das konnte sich Senshi eher weniger vorstellen. Würden die Sechat ihn vielleicht wieder abholen, wenn Ra erwacht war? Er bereute es, sein Amulett wieder an sich genommen zu haben. Wenn es Ra damit gelang mächtiger zu werden, war Senshi Schuld. Wenn die Sechat früher oder später kamen, musste sich Senshi verstecken. Weglaufen war unmöglich. Außerhalb des Dorfes war nur Wüste. Dort würde er keinen Tag überleben. „Anamu!“, hörte er jemanden rufen. Schnell ging Senshi im Haus in Deckung. „Anamu, ich habe dich bereits gesehen!“ Die Stimme gehörte zweifelos einer Frau. Sie marschierte direkt auf Senshi zu. Trotzdem glaubte der Junge nicht, dass eine Gefahr von ihr ausging. Gestresst betrat sie das Haus, in dem auch Senshi war. „Anamu, endlich bist du wach. Hast du deine Aufgabe bereits vergessen? Gut, eine Menge Leute haben das Dorf bereits verlassen, aber es ist deine Pflicht.“, sagte sie streng. Senshi wich zurück. „Verwechselte ihn die Frau etwa? Oder war sie gar verrückt? „Wer... wer sind Sie?“, wagte sich Senshi näher an die Frau heran. „Deine Mutter!“, schnaupte diese empört. Nun war sich Senshi sicher, dass hier etwas nicht stimmte. „Entschultigung, aber Sie müssen mich mit jemandem verwechseln. Arbeiten Sie für die Sechat, oder kennen Sie sie?“,

fragte der junge Held weiter. Die Frau, die glaubte sie wäre Senshis Mutter
 

seufzte. „Du und deine Fantasie. Aber das ist nicht die Zeit um zu spielen. Hier ist der Eimer. Lauf zur Oase und bring Wasser.“, verlangte sie und überreichte Senshi einen Blecheimer. Dieser war verwirrter als vorher. Deswegen bejahte er die Bitte der Frau und zog sich ortendliche Kleidung an. Doch als sie ihn in die Wüste schicken wollte, zögerte er. Die Frau erklärte ihm, dass es ungefährlich sei und zeigte ihm den Weg zur vermeintlichen Oase. Senshi hatte noch immer keine Ahnung, was vor sich ging, doch wenn es in der Nähe eine Oase gab, konnte er sich dort vor Memnon und seinen Sechat verstecken. Es dauerte allerdings eine Viertelstunde, bis Senshi sein Ziel erreichte. Tatsächlich erstreckte sich vor ihm, eine große Oase mit Palmen und einer Wasserstelle. Senshi füllte den Eimer und wollte ihn zurück zum Dorf bringen, da er es ja versprochen hatte. Doch was wenn die Sechat schon auf ihn warteten? Plötzlich kam ihm ein schrecklicher Gedanke, der sein Herz pochen ließ. Aber nur kurz, da er diesen Gedanken für irre hielt. Die Klamotten die er und seine angebliche Mutter trugen, passten nicht in dieses Jahrhundert. Senshi hatte auch kein modernes Gerät entdeckt. Zuerst dachte er wirklich, es wäre ein mittelloses Dorf, doch es gab weder etwas zu schreiben, noch Papier. Da konnte etwas nicht stimmen. Senshi dachte daran, in der Zeit zurück gereist zu sein, doch war das möglich? Natürlich war bei Senshi alles möglich. Er hielt diese Option für real. Er beschloss sofort ins Dorf zurückzugehen und die Bewohner nach dem Datum zu fragen. Nur so konnte er sich sicher sein. Nach weiteren 15 quälenden Minuten war er wieder nahe am Dorf. Doch dann fiel ihm auf, dass es brannte. Es war kein gewöhnliches Feuer. Eines, oder mindestens zwei der Häuser hatten Feuer gefangen. Senshi spurtete sofort los, obwohl er nicht glaubte, dass sein Eimer Wasser etwas ausrichten konnte. Bevor er jedoch vor den ersten Häusern ankam, entdeckte er mehrere Personen auf der Straße. Senshi ging in Deckung und konnte sehen, wie diese Typen nach und nach das Dorf in Brand steckten. Sie trugen ähnliche Leidung wie die Sechat, aber irgendwie auch anders. Senshi dachte daran sie aufzuhalten, doch ohne sein Amulett war er chancenlos. Es waren mehr als zwei Dutzend Angreifer, welche sich nun auch das Innere der Häuser vornahmen. Es schienen keine Räuber zu sein, die auf Plünderung aus waren. „Anamu!“, hörte er die Stimmte seiner Mutter. Diese rannte nämlich auf den Jungen zu. Sie schien es aus dem Dorf geschafft zu haben, dennoch wurde sie verfolgt. Einer der Angreifer war dicht hinter ihr. Senshi nahm seinen Mut zusammen und kam ihr zu Hilfe. Er stürtzte sich auf den Krieger, welcher durch den Überraschungsangriff zu Boden fiel. Er schien sich den Kopf gestoßen zu haben, jedenfalls blieb er liegen. „Anamu, du musst fliehen!“, beschwor ihn die Frau. Senshi war ihrer Meinung. Wenn ihn die Krieger entdeckten war es aus. „Wer sind die?“, wollte es der Junge jetzt ganz genau wissen. „Das sind
 

Ras Sonnenkrieger, ich habe dir von ihnen erzählt. Aber jetzt geh!“, bat sie ihn nochmals. Senshi fragte nach dem Datum, doch die Frau wusste nicht, was ihr vermeintlicher Sohn meinte. Nun konnte sich Senshi sicher sein, dass es nicht seiner Zeit war. Aber wer hatte ihn hierher geschickt? Aton oder Memnon? Wenn ja, wieso? Er erinnerte sich an seinen Traum, in dem er Seths wahrer Gestalt gegenübergetreten war. War es diesmal auch nur ein Traum? Wenn ja, hatte Senshi nichts zu befürchten. Allerdings fühlte sich die Sonne und die Hitze nicht so an. Senshi durfte kein Risiko eingehen, er musste fliehen. Doch wohin? Etwa in die Wüste? „Anamu, die nächste Stadt ist zu weit weg. Aber eine halbe Tagesreise entfernd steht ein Tempel, der der weisen Nebu gewidmet ist. Gehe dorthin und bete für Ägypten.“, sah die Frau darin die letzte Chance für ihr Land. Senshi wollte ihr aufhelfen und sie mitnehmen, doch sie wehrte sich dagegen. „Ich bin zu schwach, geh ohne mich. Ich gebe dir noch diese Feldflasche mit. Bitte pass auf dich auf, mein Sohn.“, überreichte sie Senshi das Trinkgefäß. „Aber... was wird aus dir?“, konnte sie Senshi doch nicht alleine lassen. „Ich kann auf mich aufpassen. Ich werde mich verstecken und hoffen, dass mich die Sonnenkrieger nicht finden.“, zeigte sie ihrem Sohn die Richtung und schickte ihn dann weg. Senshi füllte seine Feldflasche mit Wasser und ließ den Rest für die Frau stehen. Es fiel ihm schwer zu gehen, aber er tat das, was ihm aufgetragen wurde. Er sah noch ein paar Male zurück, bis er das Dorf aus den Augen verlor. Alles was man davon in der Ferne noch sah, war Rauch. Auf diese Aufregung, musste Senshi einen Schluck trinken. Viel Wasser hatte er nicht dabei, doch es musste reichen. Leider hatte der Junge nicht viel Erfahrung mit Wüstenspaziergängen, und so verbrauchte er sein ganzes Wasser in den nächsten Stunden. Er sollte einen Tempel suchen, doch alles was ihm über den Weg lief, waren Schlangen, Skorpione, Steine und natürlich Sand. Jede Menge Sand. Die Tierchen waren natürlich auch nicht ohne, doch Senshi wusste sich zu helfen. Er behielt immer genug Abstand und begutachtete den Boden. Er war schon einmal durch die Wüste gereist, damals aber nur im Traum. Nun viel ihm auch wieder ein, warum ihm Hathor so bekannt vorkam. Senshi war davon überzeugt, dass sie ihm diesen Traum geschickt hatte. Sie wollte ihn auf den Kampf mit Seth vorbereiten. Nun brauchte Senshi aber wieder Hilfe. Der gesuchte Tempel tauchte und tauchte nicht auf. Trotzdem vertraute Senshi der Frau, die ihn für ihren Sohn hielt. Es dauerte noch mehrere Stunden, bis Senshi etwas entdeckte, dass das gesuchte Objekt sein konnte. Der Junge war ausgetrocknet. Seine Kehle fühlte sich leer und kalt an. Er begann zu laufen, um schnell zum Tempel zu gelangen. Dort gab es hundertpozentig Wasser. Senshi lief und lief. Er konnte seine Augen kaum noch offenhalten und erkannte so auch nicht, wie sich der Tempel immer

mehr von ihm entfernte. Als er es endlich begriff, war es zu spät. Er

war einer Fatamorgana auf den Leim gegangen. Das war sein Ende. Er konnte nicht mehr weiter, doch plötzlich erinnerte er sich an etwas, was seine Lehrerin gesagt hatte. Dieses eine Mal hätte er sie küssen können. Fatamorganas waren Illusionen, doch es waren lediglich Reflektionen. Der richtige Tempel musste demnach in der Nähe sein. Einen Kilometer ungefähr, glaubte sich Senshi richtig zu erinneren. Aber konnte er einen Kilometer weiter? Seine Beine versagten und er sah alles nur noch verschwommen. Er hätte sich dazu durchringen können, eine Pause einzulegen, doch ohne Wasser riskierte er es nicht. Deswegen nahm er seine allerletzte Kraft zusammen um loszurennen. Bereits nach ein paar Hunterdmeter, brach er zusammen. Er versuchte wieder aufzustehen, doch es misslang. Seine Beine waren nun entgültig steif und regten sich nicht. Auch Senshis Augen versagten unter der Sonne. Er bekam nicht mal mehr Speichel zusammen, so trocken war seine Kehle. Der Junge konnte dem Drang zu schlafen einfach nicht mehr standhalten. Er wusste, dass dies sein Ende sein würde, und akzeptierte es. Langsam schloss er seine Augen und schlief ein.
 

„Haltet euch gut fest, wir landen.“, warnte der Pilot. Nick stupste seine Freundin an, da diese fest schlief. „Sind wir schon da?“, verließ diese das Land der Träume. „Wir setzen zur Landung an.“, wiederholte Nick. Jo hatte den ganzen langen Flug kein Auge zugetan. Ihm schwirrte immer noch Philip im Kopf herum, oder Aton, wie er sich jetzt nannte. Alle drei überprüften ihre Gurte, um keine späteren Wehwechen zu riskieren. Das Flugzeug verlor an Höhe und fuhr die Räder aus. Hart landeten sie auf einer betonierten Landebahn. Jo konnte es kaum noch erwarten endlich auszusteigen. Kaum waren sie draußen, atmeten sie die frische Luft ein. „Hier ist es heiß“, bemerkte Jo. „Das ist Ägypten.“, erinnerte Anna. „Stimmt ja. Ich bin nur an solche Temperaturen nicht gewöhnt. Da, wo ich herkomme, ist es meistens kühl.“, meinte er verlegen. „Wann soll ich euch abholen?“, fragte der Pilot, der keine Ahnung von den Aktionen der Teenager hatte. Nick konnte diese Frage nicht beantworten, deswegen krammte er eine Landkarte von Assuan heraus, die er sich aus dem Internet geholt hatte. Er brauchte etwas, um den Standort des Tempels festzustellen. „Wir brauchen mindestens einen halben Tag dorthin und einen weiteren wieder zurück. Ich schlage vor, wie fliegen morgen um diese Zeit wieder zurück. Das heißt, falls alles nach Plan läuft.“, erklärte er dem Piloten. „Das muss es.... .“, betete Jo. Der Pilot besaß noch einige Fragen, doch Nick wollte ihn nicht in ihr Problem hineinziehen. Bevor die Reise losgehen sollte, mussten sie sich noch mit Wasser, Proviant, einen Schutz gegen die Sonne und anderen Dingen eindecken. Zum Glück besaß Assuan einen großen Markt.
 

Erschoken schlug Senshi die Augen auf. Er lag noch immer auf dem Boden. Doch die Hitze der Wüste war weg. Es war sogar angenehm kühl, was dem Jungen suspekt vorkam. War er gar in der Unterwelt gelandet? Er holte sich seine Reise mit Anubis wieder ins Gedächtnis und musterte die Umgebung. Nein, die Unterwelt hatte anders ausgesehen. An den Wänden waren eindeutig Hieroglyphen aufgezeichnet, was verriet, dass er sich in einem Haus, oder gar im gesuchten Tempel befinden musste. Aber er war doch zusammengebrochen, wie kam er dann hierher? Hatte er es doch geschafft, und konnte sich im Nachhinein nur nicht mehr daran erinnern? Er hörte wie Schritte näherkamen. „Bist du aus dem Dorf?“, betrat eine Gestalt das Zimmer. Senshi hatte die Kutte, die der Mann trug bereits einmal gesehen. Als er mit Anubis in der Unterwelt unterwegs war, trug Karim die selbe Kleidung. Das verriet Senshi, dass er einem Priester oder ähnlichem gegenüberstand. „Ich... bin Senshi.“, brachte der Junge gerade noch heraus, bevor seine Stimme versagte. Seine Kehle war feuchter geworden, er musste in letzter Zeit Wasser bekommen haben. Vielleicht, als er bewusstlos war? Der Priester kam näher und überreichte Senshi eine Schüssel. Der Junge riss sie sofort an sich, da er glaubte Wasser zu trinken, doch dem war nicht so. Es handelte sich um eine gelbe, dicke Brühe. Sofort sah er den Priester an und der reagierte. „Das ist ein spezieller Saft. Damit wirst du wieder zu Kräften kommen.“, erklärte er. Senshi schlukte den Saft hinunter. Er hielt es für das Richtige. Doch noch ahnte er nicht, was diese Flüssigkeit bei ihm bewirkte... Der Priester hatte Senshi in den Hauptsaal geführt, wo normalerweise gebetet wurde. „Sind sie hier ganz allein?“, wunderte sich der Junge über die Stille. „Ja, das ist meine Aufgabe. Ich bewahre das Heiligtum der Nebu. Dein Dorf wurde von den Sonnenkriegern heimgesucht, behalte ich damit Recht?“, erkundigte sich der Priester nach Senshis Geschichte. Der Junge bestätigte dies. „Ja, aber eigentlich ist es nicht mein Dorf.“, wollte er erkären, ließ es dann aber. „Hast du vor zu den Göttern zu beten?“, fragte der Priester weiter. Senshi musste verneinen. „Nein, beten ist nicht so mein Ding.“, musste er zugeben. Der Priester schien das nur ungern zu hören. „Wie willst du dann für deine Eltern und den anderen Dorfbewohnern um Frieden bitten? Ich möchte, dass du mir einen Gefallen erweist. Bitte mach dich auf den Weg zu den göttlichen Sphären.“, ersuchte er um Senshis Hilfe. „Meinst du zu Geb und Nut?“, wunderte er sich über das Wissen, des Heiligen. „Wir brauchen nicht nur die Hilfe dieser beiden. Du musst alle Götter um Hilfe anflehen. Nur sie können Ra noch Einhalt gebieten.“, erklärte er. „Also gut, das kann ich gern machen, aber wie komme ich da hin?“, hatte er noch offene Fragen, doch der Priester schien ihm helfen zu können. „Ich glaube du bist der Richtige für diese Mission, folge mir.“, bat er den Jungen.
 

Ra´s Auferstehung
 

Senshi begleitete den Priester, bis zum Altar, wo ein Korb stand. „Das wird dir helfen.“, nahm er ihn und überreichte ihn Senshi. „Greif hinein.“, forderte der Priester auf. Senshi zögerte noch, aber schließlich hatte ihn sein Wohltäter vor dem Tode gerettet. Also konnte er ihm vertrauen. Senshi griff in den Korb, da er dachte etwas herausholen zu müssen. Doch stattdessen spürte er einen Stich und darauf einen starken Schmerz. Schnell zog er die Hand wieder heraus und betrachtete seine Wunde. Entsetzt riss er die Augen auf. Die Wunde hatte die Form zweier Zähne. Im Korb lag eine zusammengerollte Schlange, die sich gestört fühlte. „Was soll das?“, schrie Senshi aufgebracht und verängstigt. „Ist die etwa giftig?“, fragte der Junge schnell. Der Priester nickte. Natürlich, Kobras sind totgiftig, weißt du das etwa nicht?“, fragte er ganz harmlos. Senshi weitete seine Augen. Er würde also sterben, und nur weil er diesem Kerl vertraut hatte. Seine Sicht verschwomm und es dauerte nicht lange, bis er wieder ohnmächtig wurde. Die Schlange hatte ihn gebissen, war das sein Ende? Der Priester kniete sich zu Senshi und beugte sich über ihn. Er begann auf ägyptisch zu beten und wünschte dem Jungen viel Glück. Senshi war in so etwas, wie einem Traum gefangen. Mehrere Kobras schwirrten um seinen Kopf herum. Senshi hatte furchtbare Angst vor Schlangen und versuchte deshalb wegzulaufen. Doch er hatte die falsche Richtung gewählt. Er wurde von mehreren Mumien gestoppt. Eine davon war Memnon. Er beschloss gegen die Mumien zu kämpfen. Doch kaum hatte er sie berührt, zerfielen sie zu Staub. An ihrer Stelle tauchten die Sonnenkrieger und die Sechat auf. Es war eine ganze Armee, die auf Senshi zustürmte. Der Junge wusste, dass alles nicht real war und versuchte sich mit ganzer Kraft selbst zu wecken. Zu seiner Überraschung gelang es. Dann bemerkte er jedoch, wo er sich befand. Er lag wieder mitten in der Wüste. War alles nur ein Traum? Selbst die Erfahrungen im Tempel? Senshi begutachtete die Stelle, an der er lag und bemerkte, dass es nicht die selbe war, an der er zusammengebrochen war. Es war noch immer höllisch heißt und Senshi besaß keinen Tropfen Wasser. Dann trat ihm aber der Schatten ins Auge. Gar nicht weit entfernd erstreckte sich eine hohe Felswand. Senshi beschloss sofort hinzulaufen, um Schatten zu suchen. Wenn er Glück hatte, gab es dort sogar etwas Wasser. Müde und matt ließ er sich gegen die Felswand fallen. Er ruhte sich mehrere Minuten aus, bis ihm etwas ins Auge stach. An der Felswand waren Sympole zu sehen. Außerdem ein dicker Pfeil, der nach oben führte. Senshi sah sich die Hieroplyphen genauer an. Plötzlich bekam er die Panik. Er wusste nicht wieso, aber er
 

konnte die Zeichen aus irgendeinem Grund entziffern. Lag es daran, dass er das Amulett des Horus besaß, oder bessesen hatte? Oder einfach nur an dieser merkwürdigen Welt? Senshi verstand aber, dass er hinaufklettern musste. Oben würde er sicher mehr erfahren. Wo er war, und wo er hin sollte. Senshi ruhte sich noch aus, bevor er den Aufstieg wagte. Er hatte mal an einem Kletterkurs teilgenommen, was ihm sehr zugute kam. Da er sich im Schatten etwas erholen konnte, hatte er nun auch wieder etwas Kraft. Zu seiner eigenen Überraschung, kam er flott voran und war bald oben angelangt. Sofort sah er sich um und entdeckte eine Höhle. Besser gesagt zwei. Es gab zwei Eingänge in die Höhle. Senshi wusste nicht, ob die beiden zusammenliefen, oder zwei verschiedene Gänge darstellten. Die Sonne schien wieder auf ihn herab, und Senshi entschied sich irgendeine zu nehmen. Doch vor den Eingängen stockte er. Zwischen den Durchgängen waren Hieroglyphen. Wieder konnte sie Senshi, aus irgendeinem Grund lesen. „Ein Weg führt zu den göttlichen Sphären, wo dich die Götter anhören. Doch wählst du den falschen, verschwindest du im Nichts und deine Seele wird sich auflösen.“, las er vor. Vor jedem der Eingänge war ein weiteres Sympol. Vor dem Linken war eine Sonne aufgezeichnet, und vor dem Rechten ein Halbmond. Es musste sich um eine Falle handeln. Wenn Senshi den falschen Eingang wählte, war er verloren. Doch sollte er den Mond oder die Sonne wählen? Senshi hatte keine Ahnung, was er mit den Zeichen anfangen sollte. Er identifizierte die Sonne als Sympol für Ra, war sich aber nicht sicher. Es konnte heißen, dass man Ra zu gehorchen hatte, oder Ra böse war. Beides war möglich. Falls zweiteres der Fall war, musste Senshi den Eingang mit dem Mond nehmen. Er strengte sein Hirn an, fand aber keine Lösung. Achwas, ihm war alles egal. Er wollte nicht für ewig auf diesem Felsen rumsitzen. Er wagte es und entschied sich für den Mond. Er trat in die Höhle und nichts geschah. Hatte er sich richtig entschieden, oder würden sich die Konsequenzen noch zeigen? Senshi wagte sich voran, stand aber bald vor einer Tür. Er musste sich korrekt entschieden haben. Hinter dieser Tür würde er alles erfahren. Das Licht war sehr schwach, trotzdem erkannte der Junge einen Griff und einen Löwenkopf. Er wollte die Tür öffnen, doch sie war verschlossen. Dafür geschah etwas anderes, gruseliges. Jemand sprach mit ihm. „He, du, was hast du hier zu suchen?“, fragte eine quietschente Stimme. Senshi erschrak, als er sie dem Löwenkopf zuordnete. „Wieso kannst du sprechen? Du bist doch nur eine blöde Türverzierung.“, konnte es Senshi kaum glauben, dass er mit einem Löwenkopf aus Marmor redete. „Wenn nennst du hier blöd? Ich bin die Rätselsphinx, und wenn du hier durch willst musst du ein Rätsel lösen!“, bestand der Löwenkopf darauf. Senshi hob die Augenbrauen. „Dich gibt es wirklich? Ich dachte du wärst nur ein Scherz der Geschichte.“, sagte er klar heraus. Dafür wurde er wieder angeschrien. „Hör

gut zu. Liegst du falsch, bist du für immer verloren. Was geht am Morgen auf vier Beinen, Mittags auf zwei und Abends auf drei?“, dachte die Sphinx, sie würde Senshi ein Rätsel aufgeben, dass er unmöglich lösen konnte. Senshi kratzte sich am Kopf und antwortete dann. „Der Mensch. Baby am Morgen, Erwachsener am Mittag und alter Mann mit Stock am Abend.“, sagte er ganz unschuldig. Die Sphinx fiel aus allen Wolken. „Wieso weißt du das? Mein Rätsel hat noch niemand gelöst!“, sprach sie erbost. Für Senshi war das kein Problem. Er hatte über die Rätselsphinx gelesen. „Also gut, aber mein zweites löst du nie!“, kicherte das Mamorwesen. Senshi wich zurück. „Zweites Rätsel? Davon steht nichts im Buch, lass mich auf der Stelle durch!“, verlangte er und griff wieder am Türknauf. Als dieser nicht nachgab, packte Senshi den Löwenkopf. „Aua, spinnst du? Schon gut, ich lasse dich durch, du bist schlimmer als die Best, weißt du das?“, konnte die Sphinx nicht aufhören zu plappern. Die Tür sprang auf und gab den Gang dahinter preis. Die Sphinx beleitigte Senshi weiter, doch dieser ging einfach an ihr vorbei. Endlich wurde es heller. Die Ritzen in der Decke ließen genügend Licht ins Innere fallen, damit Senshi sich zurecht fand. Aber anstatt ein Gang vorzufinden, tauchten plötzlich vier auf. Senshi sah sich einen genauer an und sein Verdacht bestätigte sich. Vor dem Jungen tat sich ein Labyrinth auf. Senshi seufzte und ruhte sich noch etwas aus. Das war sicher der längste Tag seines Lebens. Nach einer Weile stand er wieder auf und zog seine Weste aus. Er biss an ihr herum, bis sich ein Faden löste. Den befestigte er an der Höhlenwand und zog sich die Weste wieder an. So konnte er wenigstens zurückfinden, falls er sich verlief. Senshi irrte durch die Gänge, stand aber immer wieder an. Dank des Fadens fand er immer wieder zurück. Bald war er wieder am Ausgangspunkt angelangt, und es blieb nur noch ein Gang. Senshi atmete nochmals durch und betrat ihn. Als er lange nicht mehr an einer Sackgasse ankam, schien er es geschafft zu haben. Dann hörte er auf einmal ein leises Stöhnen. Der Junge torkelte voran und hatte bald den Grund entdeckt. Es war eine ältere Frau, die erschöpft auf dem Boden hockte und sich das Gesicht hielt. Senshi wusste nicht, wass er davon halten sollte. Er beugte sich zu ihr und wollte mit ihr reden. Die Frau schien geweint zu haben. „Geht es Ihnen gut?“, fragte er zaghaft. Die Frau schien sehr dankbar. „Ich habe mich hier verlaufen, kannst du mir helfen?“, bat sie den Jungen um Hilfe. Dieser hatte damit kein Problem und fragte sich nicht einmal, wie die alte Dame hierher kam. Er drehte sich um und erschrak. Der Faden, den er benutzt hatte war weg. Er war spurlos verschwunden. Seine Weste hatte er aufgebraucht, und seine übrigen Klamotten bestanden aus Material, das er nicht verwenden konnte. Er suchte nach etwas anderem und dachte sogar schon daran mit etwas an die Wand zu schreiben, doch er fand nichts. Wenn er jetzt umkehrte, konnte er sich verlaufen, wenn er zurückkam. Er sah die
 

Frau an und konnte einfach nicht anders. Senshi wusste welchen Gang er benutzen musste, er würde sich einfach etwas überlegen. Das hoffte er zumindest. Er half der alten Dame hoch und versuchte zurückzufinden. Zwar verlief er sich einige Male, fand aber dann doch den Ausgang. Die beiden durchquerrten die Tür mit dem Löwenkopf. Dieser schrie Senshi wieder an und wollte ihn ärgern, doch der Junge ignorierte ihn. Bald wurde wieder das Tageslicht sichtbar. Zuerst bemerkte Senshi nicht, dass es sich blau verfärbt hatte. Der Junge konnte es nicht fassen, als er sich plötzlich in den göttlichen Sphären befand. Aber er war doch den selben Weg zurückgegangen. Wie konnte das geschehen? Die alte Dame konnte plötzlich allein gehen. „Du hast aus dem Labyrinth hinausgefunden, gratuliere.“, lobte sie Senshi. „War das ein Test?“, konnte der Junge noch immer nicht behaupten, dass er alles verstand. Die alte Dame nickte. „Ja, indem du mir geholfen hast, hast du bewiesen, dass du würdig bist. Mein Name ist Nebu und du befindest dich in den göttlichen Sphären.“, kam nun die Erklärung. Senshi nickte. „Ich weiß, ich war bereits einmal hier. Ich komme aus der Zukunft, oder so ähnlich.“, stotterte er. Dann fiel ihm wieder die Schlange ein. „Bin… bin ich tot?“, fragte er ängstlich. Nebu verneinte. „Nein, der Priester in meinem Tempel hat dir das Gegenmittel gegeben. Nur durch dieses Gift konntest du deinen Wunsch vortragen. Wenn du dies getan hast, wirst du wieder im Tempel erwachen.“, antwortete sie ihm. Nun betrat eine weitere Gestalt den Raum. Sie trug einen langen, weißen Umhang, der mit Federn geschmückt war. Senshi dachte zuerst an einen Indianer. „Das ist er?“, fragte der Mann, der scheinbar auch ein Gott war. Nebu bejahte und der Gott trat näher. Senshi bekam ein vertrautes Gefühl. „Du.... du bist Horus, habe ich Recht.“, glaubte er den Gott zu erkennen. Horus bestätigte es ihm und bat den Jungen seinen Wunsch vorzutragen. Senshi erzählte wie das Dorf, in dem er aufgewacht war zerstört wurde, und von Ra. Er flehte Horus an, ihm zu helfen, diesen machthungrigen Irren zu besiegen. Zu Senshis Überraschung interessierte sich Horus sehr für ihn und seinen Wunsch. Er sagte ihm, Senshi sei etwas ganz besonderes. „Ich werde mich um deinen Wunsch kümmern. Er ist selbstlos und aufrichtig. Wir haben das Problem mit Ra schon lange, und haben die Gefahr unterschätzt. Danke, Junge, ich werde von nun an über dich wachen. Und nun wache wieder auf!“, versprach Horus und legte seine Hand auf Senshis Kopf. Der Junge erwachte aus seinem Traum, oder auch Alptraum. Sein Körper erschien sehr erschöpft und Senshi erwartete wieder im Tempel von Nebu aufzugewacht zu sein. Bei genauerem Umsehen, erkannte er jedoch, dass dies nicht der Fall war. Die Wände und die Hieroglyphen waren unterschiedlich. Auch von dem Priester, der Senshi beinahe getötet hätte, fehlte jede Spur. Bis auf Staub und dünne Luft war der Raum, in dem sich Senshi befand leer. Er entdeckte eine Tür und versuchte

sie zu öffnen. Sie war verschlossen. Senshi war noch so verträumt, dass er sogar instinktiv nach einem Löwenkopf suchte. Als er logischerweise keinen fand, ließ er sich wieder zu Boden fallen. Alles war ein Traum gewesen. Er befand sich im Tempel, doch in einem anderen. Er war offensichtlich in eine Art Kerker, oder so eingesperrt worden. Das konnte nur Memnons Werk sein. Senshi riskierte einen Blick auf seine Armbanduhr, doch sie fehlte. Er erinnerte sich, wie er sie letzte Nacht abgenommen hatte. So konnte er natürlich nicht urteilen, wie spät es war. War Ra bereits erwacht? Wenn ja, war das Senshis Schuld. „Es ist schön, dich wiederzusehen.“, hörte er eine Stimme, die er bereits kannte. Er wusste nicht sofort woher, doch dann tauchte vor seinen Augen Osiris auf. „Du?“, wunderte sich der Junge. „Geht es dir gut?“, fragte Osiris. Senshi nickte. „Ja, aber müsstest du nicht tot sein?“, wunderte er sich. Osiris bejahte, hatte aber eine Erklärung. „Das, was du siehst, ist nicht meine wahre Gestalt. Das war sie einmal, doch nun... . Jedenfalls bin ich in die Welt der Lebenden gekommen, um dir die Wahrheit zu zeigen.“, gab er sich zu bekennen. „Dieser Traum war von dir?“, hakte Senshi nach. „Es war eine Vision. Ein Vision von der Vergangenheit. Einst war ein mutiger Junge, namens Anamu vor die Götter getreten. Diese haben seinen Wunsch befolgt und Ra bestraft. Als Ra dank Memnon zurückkehrte, haben sich Anamu und Horus vereinigt, um den neuen Feind zu schlagen. Nach Anamus spektakulären Sieg wurde er zum Fürsten ernannt und bekam eine eigene Armee.“, erzählte Osiris weiter. Nun ging Senshi ein Licht auf. Diese Information passte prima zu seinem Traum, den er von Hathor hatte. „Nach Horus Tod, überließ er Anamu sein Amulett, zur ewigen Verbundenheit. Senshi, Anamu war dein Vorfahre.“, überraschte er Senshi wahrlich. „Cool.“, konnte dieser nur sagen. „Wenn du es so nennen willst. Ich habe dir bei unserem ersten Treffen verraten, dass sich auch Horus Seele in deinem Amulett befindet. Ra wird bald erwachen, daran ist nichts mehr zu ändern. Aber wenn du mit Horus verschmelzt, genau wie Anamu, kannst du ihn besiegen.“ Senshi hatte keine Ahnung, was Osiris damit sagen wollte, fragte aber auch nicht nach. Plötzlich schrie Osiris auf. Er fiel zu Boden und hielt sich die Brust. Er schien ungeheure Schmerzen zu haben. Senshi wollte ihm zu Hilfe kommen, doch unerwartet wurde die Tür aufgeschlossen. Es war Memnon, der kurz darauf eintrat. Er wurde von Apis und Bastet begleitet, die Senshi und Osiris im Auge behielten. „Nehmt sie mit!“, befahl Memnon. Apis schnappte sich Senshi, und der Junge versuchte erst gar nicht sich zu wehren. Gegen diesen Muskelprotz war er machtlos. Sie brachten Senshi und Osiris wieder in den Altarraum, wo Senshi aufgewacht war. „He, Memnon! Leg dich ruhig mit mir an. Ich habe schon schlimmere Feinde, als dich besiegt. Serket, Baal, Seth, meinen Mathe Lehrer.... . Du bist keine Ausnahme!“, provozierte er den Fiesling. Dieser konnte nur darüber

lachen. „Vielleicht bin ich ja wirklich schwach. Aber in wenigen Minuten ist es soweit. Dann wird der große Ra erwachen und selbst du wirst um Gnade winseln!“, lachte er böse und arrogant. Osiris erschrak noch mehr als Senshi. Ra würde bald auferstehen, und er war boshafter und mächter den je. Senshi hörte Osiris wieder vor Schmerz schreien. „Das ist Ra.“, wollte Memnon erklären. „Seine nahe Ankunft wirkt sich negativ auf den Herrscher der Unterwelt aus.“ Senshi wollte Osiris helfen, doch Apis ließ ihn nicht. Der Herrscher der Unterwelt krümmte sich immer mehr vor Schmerzen. Memnon sah zum Himmel, und Senshis Amulett, das der Bösewicht um den Hals trug leuchtete. Desto mehr Osiris litt, umso mehr gewann Memnon an Stärke. Sein ganzer Körper war nun in ein grelles, blendendes Licht eingehüllt. Sonnenlicht. Memnon schlucke und riss sich schließlich das Amulett vom Hals, welches auf dem Boden landete. Das Licht erlosch und Memnon betrachtete seine Handflächen. „Mein Herr, geht es Euch gut?“, wagte es Bastet nachzufragen. Memnon blickte sie strafend an. „Nach so vielen Jahrtausenden. Endlich kann ich mich wieder spüren und atmen. Ich verspüre sogar Hunger und Durst. Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen.“, bekamen Bastet und die anderen Sechat Zweifel daran, ob wirklich Memnon vor ihnen stand. „Seit… seit ihr es, großer Ra?“, fragte Apis, trotz möglicher Konsequenzen. Dieser ließ sich dazu herab, Apis Frage zu beantworten. „Ja, aber euer Gebieter Memnon ist ebenfalls in diesem Körper. Doch das ist jetzt nicht von Belangen. Von nun an werdet ihr auf mich hören. Außerdem redet ab jetzt niemand mehr, ohne Auforderung.“, befahl Ra streng. Dann erblickte er die Gefangenen. Senshi und Osiris sahen dem Gott misstrauisch und etwas verängstigt entgegen. Senshis Magen rumorte. Obwohl er noch Memnons Körper gegenüberstand, ging eine ganz andere Aura von ihm aus. Sowas hatte der Junge noch nie gefühlt. Ras bloße Anwesenheit konnte bereits Verzweiflung in ihm auslösen. Ra ließ Senshi vorerst stehen und bemühte sich zu Osiris. Dieser sah seinem alten ‚Freund‘ feindschaftlich und bemitleidend in die Augen. Ra gab Bastet ein Zeichen, dass diese Osiris auf die Beine helfen sollte. „Egal, was du mit mir anstellst. Es gibt andere, die dich wieder dothin schicken werden, wo du herkommst.“, spuckte Osiris Ra an. Dafür bekam er eine schallende Ohrfeige. Es war ihm gelungen Ra zu erzürnen. Dafür musste er nun zahlen. Ra streckte dem Gefangenen seine Handfläche entgegen und benutzte seine Macht, um Osiris für seinen Flegel zu bestrafen. Plötzlich spürte Osiris eine ungeheure Anziehung, wie von einem schwarzen Loch. Die Gestalt des Gottes begann zu verschwimmen, und bald sah er nur noch so aus, als schaute man durch eine kaputten Brille. Ra verstärkte die Anziehung und sog Osiris in seine Hand. „Halte... ihn auf.“, brachte Osiris noch heraus, bevor nichts mehr von ihm übrig war. Senshi hatte machtlos zusehen müssen, wie Ra Osiris Seele verschlang. „Erlaubst du

mir jetzt zu reden? Dann habe ich nämlich einige passende Worte für dich.“, fuhr der Junge den wiedererweckten Ra an. Der Gott grinste. „Du kleine Wanze, kommst noch früh genug an die Reihe. Hier, das könntest du brauchen.“, entdeckte Ra Senshis Amulett und kickte es ihm zu. Er gab Apis ein Zeichen, Senshi loszulassen. Das war die Chance des Jungen. Er schnappte es sich und benutzte seine Magie, um sein Schwert zu beschwören. Senshi hatte es lange nicht mehr benutzt, und dachte auch nicht, dass er es jemals wieder tun werde. Er griff Ra an, doch dieser konnte Senshis mächtiges Schwert einzig und allein mit seinem Handrücken aufhalten. Senshi versuchte es gleich nochmal, doch diesmal griff Ra nach der Klinge. Er drückte seine Faust zusammen, und brach das Schwert in zwei Stücke. Als nächsten Schritt verpasste Ra Senshi einen Faustschlag, der den Jungen zu Boden warf. Senshi hielt sich die Wange und verstand nun. Ra war tatsächlich unbesiegbar und nicht aufzuhalten. Selbst mit seinem Amulett hatte er keine Chance. Gegen Memnon hätte er noch etwas ausrichten können, doch er hatte es zugelassen, dass Ra erwachte.
 

Heh betrauerte den Tod, seines König. Gut, Osiris war bereits aus dem Leben geschieten, doch nun konnte er nicht einmal mehr zurück in die Unterwelt. Nun würde die ganze Last auf seinen Stellvertreter Heh fallen. Doch noch wollte sich dieser nicht damit auseinander setzen. Wenn Ra an die Macht kam, war nicht einmal sein Reich geschützt. Heh sah noch eine Chance. Er

hatte mitangesehen, wie Senshi Ra gegenübergetreten war und versagt hatte. Doch seine Freunde waren bereits auf dem Weg zu ihm. Vielleicht gelang es ihnen die Gegenwart, und somit auch die Zukunft zu verändern.
 

„Alles o.k?“, wunderte sich Jo über Nicks Stille, der sonst sehr aufgeweckt war. Dieser nickte schnell. „Alles klar, aber ich habe so einen merkwürdigen Stich gespürt. Ich glaube sogar, er kam von meinem Amulett.“, konnte er sich das Phänomen nicht erklären, weswegen er das Thema wechselte. „Hast du das Geld umgetauscht?“, erkundigte er sich bei Jo. Dieser bejahte und hatte noch eine Überraschung. Er hatte nämlich jemanden aufgetrieben, der sie in die Nähe des Tempels führte. „Aber der Typ will uns nicht exakt dorthin führen. Er sagt, er habe viel zu viel Schiss vor den Sechat. Trotzdem musste ich viel hinblättern.“, berichtete er. „Woher kannst du so gut ägyptisch?“, fragte Nick verblüfft. Jo warf den Kopf zur Seite. „Gar nicht, aber englisch. Da, wo ich herkomme, sind Fremdsprachen übrigens Pflicht.“, erklärte er und fragte dann nach Anna. „Sie müsste schon lange zurück sein. Sie wollte Wasser und Nahrung besorgen, aber sie ist lange überfällig. Ich hoffe ihr ist nichts zugestoßen.“, war Nick in Sorge. Jo befreite ihn daraus, als er vorschlug sie suchen zu gehen. Die beiden Jungen schlenderten über den

Marktplatz und nahmen jeden Stand und jedes Geschäft einzeln unter die Lupe. Doch sie konnten Anna erst am Ende des Platzes ausmachen. „Anna, was tust du da?“, fragte Nick ungläubig. „Nimm die mal.“, meinte das Mädchen und übergab Nick eine Tüte. Der Junge guckte hinein und glaubte nicht was er da sah. Neben schönen Ketten, Ohringen und anderen Souvenirs, lag auch noch ein Pullover darin. „Du solltest Wasser besorgen und keinen Schnickschnack.“, sagte er empört. Anna wurde sauer. „Schnickschnack? Das sind total coole Sachen. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass ich hier so einen Pulli finde! Und Wasser habe ich als erstes gekauft, hier.“, keifte sie zurück und reichte Nick drei Feldflaschen. „Deine Freundin ist gefährlicher als Ra.“, scherzte Jo. Dann berichtete er auch Anna, von seinem Deal. Wenig später standen sie vor dem Haus, ihres Führers. Zuerst ließ er sie warten, war aber umso freundlicher, als er die Tür öffnete und die drei hereinbat. Als ihm Anna ins Auge sprang, wurde er zum Charmeur. „Was tut den eine junge Frau wie Sie in so einer schlimmen Stadt? Wollen Sie wirklich in die Wüste reiten? Während Ihre Freunde fort sind, könnten sie mir doch Gesellschaft leisten. Ich kenne ein hervorangendes Restaurant in der Stadt. Er verweise Ihre Begleiter einfach an einen anderen Wüstenführer.“, schlug er ihr vor. „Hilf mir.“, raunte sie Nick zu und trat ihn leicht ans Bein. „Tut mir Leid, aber es ist sehr wichtig, dass sie uns möglichst schnell zu diesem Tempel bringen.“, bestand Nick auf eine sofortige Abreise. Ihr Führer betrachtete sie argwöhnisch. „Wenn ihr dort etwas stehlen wollt, rate ich davon strengstens ab. Dort hausen die Sechat, mit denen ist nicht gut Kirschen essen.“, warnte er. Jo erklärte ihm, dass sie aus einem anderen, wichtigen Grund dort hin unterwegs waren. Ohne den Freunden noch Wasser anzubieten, führte sie der Führer nach draußen. Dort warteten bereits vier Kamele auf sie. „Sollen wir etwa auf denen reiten?“, fragte Jo überrascht. Ihr Führer verneinte. „Nein, die stehen nur zur Dekoration da. Wir nehmen meinen Sportwagen.“, amüsierte er sich über die Touristen. „Gottseidank, ich hatte schon die Befürchtung, dass wir auf den Kamelen reiten sollten. Ich habe nämlich überhaupt keine Ahnung davon.“, schien Jo sichtlich erleichtert. Nick klatschte sich an die Stirn. „Depp.“, sagte er im Stillen. Ihr Führer brachte sie und die Kamele, bis zum Stadtende. Dann hieß es tatsächlich reiten. Anna hatte schon ein paar Reitstunden hinter sich, aber Kamele waren es anderes als Pferde. Nick zeigte sich souverän, und tat es, wie im Buche stand. Jo kam am wenigsten zurecht. Der Füher musste ihm alle zehn Meter helfen. „Steht man da, wo du herkommst, nicht so auf reiten?“, rief Nick nach hinten. Jo wusste, dass die Frage scherzhaft gemeint war, trotzdem antwortete er. „Wie kommst du den darauf? Ich würde nicht mal freiwillig auf ein Pferd steigen.“, beschwerte er sich. „Ein Pferd wäre mir lieber, aber ich bin schon glücklich, dass mich das Kamel nicht anspuckt.“, gab Anna ihren Senf dazu. „Das sind Lamas.“,

korrigierte ihr Freund. Die drei hatten sich, und so konnten sie die Strapazen der Wüste besser ertragen. Jo genehmigte sich einen großen Schluck aus der Flasche, doch Nick ermahnte ihn. „Trink nicht soviel. Wir brauchen sicher noch eine Weile.“ Doch ihr Führer konnte sie beruhigen. „Nein, nein. Wir sind spätestens in einer Stunde vor dem Tempel.“, gab er die freudige Nachricht weiter. Die drei Freunde sahen sich an. Sie hatten nicht erwartet so schnell voranzukommen. Doch kurze Zeit später wurden sie aufgehalten. Eine Gestalt versperrte ihnen den Weg. Nick war am meisten überrascht, da er niemanden in der verlassenen Wüste erwartet hatte. Ihr Führer riet zur Vorsicht. „Passt auf, das könnte ein Wüstenräuber sein. Und wenn das der Fall ist, halten sich seine Kameraden versteckt.“, warnte er. Die Freunde wurden unruhig, da sie so etwas noch nie erlebt hatten. „Ganz ruhig. Im Notfall haben wir noch unsere Amulette.“, erinnerte Jo. Ihr Führer wollte nachfragen, ließ es dann aber doch bleiben. Er ritt voraus und begutachtete die Felsen. Es kam, wie er es erwartet hatte. „Es sind Wüstenräuber! Wir müssen hier weg!“, rief er seinen Touristen zu. Doch diese dachten nicht daran. Von ein paar Räubern ließen sie sich nicht einschüchtern. Sie mussten Senshi unterstützen. Ihr Führer wollte fliehen, doch es kam, wie es kommen musste. Die Räuber rannten auf die vier zu und versperrten ihnen jeglichen Fluchtweg. Nun erkannte ihr Führer, dass es nicht um Räuber handelte. „Das sind Sechat.“, erklärte er überrascht. Die Gestalt, die als Lockvogel diente kam näher und gab sich zu erkennen. „Month.“, identifizierte Nick den Amulettträger wieder. „Du kennst ihn?“, wurde der Führer skeptisch. „Was tun wir mit dem Erwachsenen?“, erkundigte sich ein Sechat. Month schien das egal zu sein. „Ich will nur die Teenager. Lasst ihn laufen.“, schien Month einen guten Tag zu haben. Diese Chance nutzte der Führer sofort und ritt zurück. „Heh!“, rief ihm Jo nach. „Das ist nicht die feine, englische, uns hier einfach im Stich zu lassen.“, ärgerte sich Jo. „Lass ihn. Er wäre ohnehin unterlegen gewesen.“, sah Nick sie Sache nicht so schlimm. Doch dann erinnerte er sich, dass sie noch nicht am Tempel waren und es noch eine gute Strecke war. Doch er wollte sich später damit beschaffen. „Ich will dich!“, rief Month Nick zu. Anscheinend wollte er sich für die Verletzungen rächen. „Da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzureden.“, gab Anna ihren Beitrag dazu. „Kümmert ihr euch um die Nullen. Ich schnapp mir Month.“, rieb sich Nick bereits die Hände und stieg vom Kamel. „Warum bekommst du immer den Anführer?“, beschwerte sich Jo. Nick hörte nicht auf ihn und rief sein Zepter. „Erinnerst du dich an meinen Sebel?“, fragte Month und beschwor seine Waffe. „Du meinst das Teil, mit dem ich mir die Nase gekratzt habe?“, tat Nick so, als müsste er überlegen. Das sorgte nur dafür, dass Month noch zorniger wurde. „Mein Sebel wird dich gleich wo anders kratzen!“, gab er zurück. „Sehr gut, ich habe da nämlich so eine Stelle, an meinem Rücken.“,

konterte er. „Kein Problem.“, nahm Month dies wörtlich und griff an. Nick begann wegzulaufen. Aber nicht, um zu fliehen, sondern um mehr Platz zu haben. Jo und Anna kämpfen derweil gegen die Sechat. Sie mussten nicht einmal ihre Waffen benutzen, um mit ihnen fertig zu werden. Nick hatte es da schon schwerer. Month entpuppte sich als starker Gegner, der keine Pause einlegte. Er drängte Nick immer weiter in Richtung Felsen. Dort konnte der Junge nicht mehr ausweichen. Month holte zum einscheidenten Schlag aus und traf Nick auch. Doch bald musste er feststellen, dass es wiedermal eine Illusion war. „Kennst du keine Fatamorganas?“, grinste Nick frech von rechts. Month attackierte von neuem, doch Nick schien die Oberhand zu haben. Doch nun bewegte sich Month extrem schnell, indem er sein Amulett anzapfte. Er drängte Nick wieder zu den Felsen. „Jetzt pass auf, das wird meine Rache. Ich benutze meine ganze Energie, um dich ins Jenseits zu schicken.“, lachte er und ging ein paar Schritte zurück. Dann warf er seinen Sebel, und dieser schien während des Fluges zu wachsen. Bald war er so lang, und so scharf, dass er den Felsen, ober Nick zerteilte. Die Trümmer fielen auf Nick herab, und er schien verloren.
 

Die fünf Ebenen
 

Nick steckte tief in der Patsche. Doch die rettende Idee kam. In Rekordzeit, sammelte er Kraft in seinem Zepter und startete seine beste Attacke. Allerdings nicht gegen Month, sondern auf den Boden. So gelang es ihm noch rechtzeitig, sich weg zu katapultieren. Bald erhob er sich wieder und stand Month gegenüber. Doch dieser stellte keine Gefahr mehr dar. Er war ausgebrannt. Nun standen auch Anna und Jo hinter ihm. Die Sechat hatten sie zu Boden gebracht. „Willst du?“, rief er Nick zu. Dieser bejahte, selbstverständlich. Er schlug Month mitten ins Gesicht. Als dieser zu Boden fiel, schnappte sich Anna sein Amulett und und warf es weg. So war er keine Gefahr mehr. Als Month das bemerkte, war es zu spät. „Wo ist mein Amulett?“, erschrak er. „Ich muss Ras Befehle doch befolgen!“, schien er sehr aufgeregt. Jo wollte schon etwas unternehmen, doch Nick hielt ihn zurück. Month suchte den Boden ab, doch die Wüste hatte das Amulett bereits verschlungen. Trotzdem suchte Month weiter, wie ein Irrer. „Gehen wir.“, meinte Nick. Sie marschierten wieder zu ihren Kamelen und stiegen auf. Jo war dafür, dass sie einfach geradeaus reiten sollten. Nick und Anna hatten keine Einwände und ritten los. Nach einiger Entfernung sah Jo nochmals zurück und sah, wie Month noch immer verzweifelt herumgrabte. „Ob er es wiederfinden wird?“, wandte sich Jo an Nick. Dieser zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, die Wüste ist unberechenbar. Was mir aber mehr zu schaffen macht, ist, dass manche Leute davon bessesen und die Steine alles für sie sind.“, erzählte Nick. Jo verstand. Er befüchtete, dass er ebenfalls so jemanden kannte. Und dieser jemand, würde sie bereits im Tempel erwarten.
 

„Sie haben Month besiegt und kommen tatsächlich näher.“, war Ra sehr erstaunt. „Ja.“, sagte Senshi leise. „Alle Sechat hatten die beiden alleine gelassen, so dass sie die einzigen im Altarraum waren. „Sie sind stark und mutig.“, erklärte der Junge. Ra entkam ein Lächeln. „Aber sie können nichts gegen mich und meine Macht ausrichten, das hast du bereits verstanden, nicht wahr?“, fragte er Senshi. Dieser musste zu seinem Bedauern nicken. Egal, wie stark er war, Ra war es um das Zehnfache. Selbst wenn seine Freunde gegen ihn kämpften, würden sie verlieren. Am liebsten hätte der Junge ihnen gesagt, dass sie wieder umkehren sollten. Er wollte seine Freunde nicht sterben sehen. Er wusste nicht, was Ra mit ihm vorhatte, aber bestimmt nichts gutes.
 

„Ich sehe ihn!“, rief Jo aufgeregt. Nick gab ihm Recht. Der Tempel war bereits zu sehen. „Ich hoffe das ist keine Fatamorgana.“, flehte Anna. Noch eine Minute, unter dieser Hitze war die Hölle für sie. Zwar hatte ihnen ihr Führer spezielle Kopftücher überlassen, doch diese halfen wenig. „Wir bekommen ein Begrüßungskomitee.“, informierte Jo seine Freunde über die übrigen Sechat, die vor dem Tempel lauerten. „Sonst wäre es ja auch zu einfach gewesen.“, war Nicks Meinung. Sie stiegen ab und ließen ihre Kamele einfach stehen. „Kannst du noch?“, fragte Jo Nick herausfordernd. „Sicher, ich bin nicht so ein Schwächling, wie du.“, gab er zurück. „Vertragt euch, wir müssen uns da drinnen auf uns gegenseitig verlassen können.“, wies Anna die beiden zurecht. Die Sechat hatten die Eindringlinge bereits entdeckt und stürmten auf sie zu. „Dann wollen wir mal.“, seufzte Nick.
 

„Was hältst du von einer kleinen Wette?“, fragte Ra den erschöpften Senshi. Dieser kauerte auf dem Boden und sah zu ihm auf. „Eine Wette?“, hinterfragte er. Ra nickte. „Ja, wann deine Freunde zusammenbrechen. Ich bin sicher, dass sie die Sechat besiegen werden. Doch dieser Tempel beinhaltet fünf Etagen. Wir befindet uns in der Letzten. In jedem Stockwerk, werden deine Freunde neue Feinde erwarten. Wähle eines.“, schien er es mit der Wette ernst zu nehmen. Senshi ging darauf ein. „Sie kommen bis zur fünften, das weiss ich.“, stand für den Jungen fest. Ra schien Senshis Optimismus nicht zu ertragen. Er schwenkte seinen Arm und ein Bild wurde sichtbar. Es war quatratisch und kam Senshi wie ein Fernsehbildschirm vor. Schon wurden darin Nick und die anderen sichtbar. Sie schienen ein Großteil der Sechat besiegt zu haben. „So verfolgen wir den Kampfverlauf.“, erklärte Ra. Senshi hoffte insgeheim, dass Nick, Anna und Jo verloren, damit sie nicht so dumm waren, und gegen Ra kämpften.
 

„Wieder einer weniger.“, freute sich Nick. „Achtung!“, warnte Jo. Der letzte Sechat hatte sein Schwert gezückt und wollte Nick überrumpeln. Doch Jo war zur Stelle, und hielt ihm den Rücken frei. „Wie wärs mit einem Danke?“, keuchte Jo. Nick verzichtete darauf. „Wofür? Du verchwendest unnötig Kraft.“, belehrte er den Jungen. „Hört auf, und kommt.“, war Anna bereits voran gegangen. Vor dem Eingang standen zwei Statuen, welche die beiden Löwengöttinen Pakhet und Mehjin zeigten. Das Tor zum Tempel stand offen. Ra schien sie zu erwarten. Kaum waren sie im kühlen Unbekannten, schloss sich die Tür wie von geisterhand allein. Die drei konnten nicht mehr zurück. Sie befanden sich in der Eingangshalle, im Erdgeschoss und suchten nach einer Treppe nach oben.

„Wie ich es gesagt habe. Sie haben die Sechat hintersich gelassen. Aber für die erste Ebene, habe ich etwas ganz besonderes. Im Keller, dieses

Tempelsliegen noch immer die Überreste meiner Sonnenkrieger. Diese tapferen Menschen sind für mich gestorben. Nun sollen sie eine zweite Chance erhalten. Hört mich an, ihr Geister der Verstorbenen. Ich rufe euch, damit ihr meine Feinde bestraft!“, rief Ra laut in die Luft. Er schien auch ohne eigenem Amulett unendliche Macht zu haben. Senshi blickte auf den Bildschirm. Im Keller tat sich etwas. Dort lagen reihenweise Sarkophage, deren Deckel nun rückte. Wie auch schon Memnon, entstiegen die Mumien, der ehemaligen Sonnenkrieger aus ihren Gräbern. Einheitlich taumelten sie die Treppe nach oben. Nick und seine Freunde entdeckten sie zu spät. „Ich träume!“, schrie Anna erschroken und entsetzt. „Ra hat diese Typen zum Leben erweckt. Er ist wirklich sehr mächtig.“, zweifelte Jo nun erstmals an ihrem Vorhaben. „Redet nicht soviel, sondern helft mir!“, verlangte Nick. Doch Anna weigerte sich. „Was? Spinnst du? Ich kämpfe doch nicht gegen Mumien. Die stinken und faulen. Ich nähere mich denen nicht einmal zehn Meter.“, erklärte Anna, dass auch sie Grenzen besaß. Jo wollte sie zur Besinnung bringen, doch Nick hielt ihn davon ab. Wenn Anna einmal etwas beschlossen hatte, war sie durch nichts umzustimmen. Nick und Jo riefen ihre Waffen und stellten sich den untoten Mumien. Diese torkelten nur steif auf ihre Feinde zu und streckten ihre Arme aus. Jo schwang sein Schwert und schnitt sie einem der Zombies ab. Doch dieser zeigte keine Regung. Er ging weiter auf Jo los. „Was ist mit den Typen?“, erschrak Jo. „Hast du noch nie Mumienfilme gesehen? Die können auch ohne bestimmte Köperteile weiterleben. Sagte ich leben?“, warnte er seinen Kumpel. Jo beherzigte seinen Rat und schwang abermals sein Schwert. Er schnitt der Mumie den Kopf ab, und dieser flog davon. Anna schrie entsetzt auf. Der Kopf war genau vor ihren Füßen gelandet. Sofort taumelte sie zurück. Sie konnte ihren Freunden einfach nicht beistehen, diese Mumien waren zu widerlich. Doch bald musste

sie es. Die Mumien brachen durch und ließen Nick und Jo hinter sich. Anna schloss die Augen und rief ihre Sichel. Sie streckte eine nieder, doch die nächste kam schon. Sie trat ihr in die Magengegend und bereute es zutiefst. Sie war durchgbrochen und ihr Fuß steckte in den Eingeweiden des Zombies. Sofort zog sie ihn heraus und begann wegzulaufen. Nick und Jo konnten es ihr nicht verübeln. Sie hatten ihre Mumien besiegt und kümmerten sich nun um die, die Anna angefallen hatten. Bald waren alle besiegt. Nick musste seinen Arm, um seine Freundin legen, um sie zu beruhigen. „Die waren so ekelig.“, konnte diese fast heulen. Doch dann kam die böse Überraschung. Die Teile der Mumien wuchsen zusammen und die Armee war wieder komplett. „Och nö.“. seufzte Nick. „Kam das auch in deinen Mumienfilmen vor?“, hakte Jo nach. „Halt die Klappe.“, rief er ihm nur zu und hielt sein Zepter hoch. Diese Mumien waren scheinbar unbesiegbar und standen immer

wieder auf. Nick und Jo mussten sich etwas einfallen lassen. Heh verfolgte den Kampfverlauf. Er wusste, dass Ras mumifizierte Sonnenkrieger unschlagbar waren. Deswegen beschloss er einzugreifen. Er tat es für Osiris.

Er nahm den Mumien den letzten Funken Leben und diese fielen sofort ineinander zusammen. „Was war das?“, wunderte sich Jo. „Egal, in den nächsten Raum, bevor die Dinger doch noch aufstehen.“, drängte Anna. Nick gab ihr Recht und die drei liefen die naheliegende Treppe hinauf. Gemeinsam stemmten sie die Tür auf. „Viel Glück.“, wünschte ihnen Heh in Gedanken. Anna schloss sofort die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. „Ist ja wieder gut.“, legte Nick seine Hand auf Annas Schulter. „Leute, wir haben ein Problem.“, informierte Jo seine Kameraden. Das einzige, was das zweite Stockwerk beinhaltete waren Türen. Die Etage war voll davon. Sonst war sie absolut leer. Jo zählte insgesamt sieben Türen, die, aus der sie kamen, ausgeschlossen. „Das ist unter Garantie eine Falle.“, provezeite Jo. „Es gibt eine Richtige, und die müssen wir finden.“, schien er die Lösung gefunden zu haben. Nick sprach ihm zu. „Gut, Schlaumeier, dann such eine aus.“, überließ er ihm die Wahl. Jo war sich der Verantwortung bewusst. Er wählte nach dem Zufallsprinzip und riss die Tür auf. „Hi.“, hörten die anderen eine Stimme. Eine Faust traf Jos Gesicht und der Junge prallte zurück. Nick und Anna kamen dem Jungen zu Hilfe und richteten dem Unbekannten ihre Waffen entgegen. Ein Krieger trat aus der Tür, welcher ebenfalls ein Amulett trug. Seine Sachen sahen allerdings aus, als wäre über ihm ein Haus eingestürtzt. „Seine Arme!“, erschrak Anna. Die Muskeln des Kriegers waren gigantisch. „Das ist Shu.“, erkannte Jo seinen Erzfeind wieder. „Sagtest du, nicht, der wäre tot?“, fragte Nick erstaunt. „Nein, ich sagt, er könnte tot sein.“, korrigierte Jo. „Dann wird er das jetzt.“, meinte Nick und versetzte Shu mit seinem Zepter den Vernichtungsschlag. Doch Shu konnte leicht mit seinen Muskeln abwehren. Jo kam Nick zur Hilfe und schwang sein Schwert. Shu benutzte den anderen Arm, um den Angriff abzufangen. Nun sah Anna ihre Chance. Sie warf ihre Sichel nach Shu. Diese traf ihn auch, doch der Effekt war merkwürdig. Shu löste sich in Staub auf. „Könnt ihr mir das erklären?“, wunderte sich Anna. „Das war nur eine Illusion.“, beruhigte sie Nick. „Eine sehr echte Illusion.“, ergänzte Jo. „Nehmen wir eine andere Tür.“, beschloss Nick. Nun versuchte Anna ihr Glück. Sie nahm ihren Mut beisamen und öffnete die erst beste. „Schön dich wiederzusehen.“, trat Serket aus der Tür. „Dein Amulett ist zerstört!“, stotterte Anna überrascht und torkelte sofort zurück. „Das ist wieder nur eine Illusion!“, warnte Nick. Doch Serket ließ ihren Speer erscheinen und lieferte sich mit Anna einen Kampf. Sie lief nach hinten und versuchte eine weitere Tür zu öffnen. Sie hoffte, durch sie, diesen merkwürdigen Raum verlassen zu können. Doch dies erwies sich als Fehler. Sokar trat aus der Tür und warf Anna zu Boden. Nick kam

seiner Freundin zur Hilfe und half ihr auf. Dann zogen sie sich zurück zu Jo. „Öffnet keine weiteren Türen!“, sagte Nick streng. Das hatten Anna und Jo ohnehin nicht vor. Dafür taten es Serket und Sokar. Jeder von ihnen öffnete

eine weitere Tür und daraus schritten Uräus und Month. „Da müssen wir durch.“, stand für Jo fest. „Dann lasst uns kämpfen.“, machte sich auch Anna bereit. Sie zeigte Mut und nahm sie Serket vor. Sie wusste, dass es nur eine Illusion sein konnte und schnitt ihren Speer entzwei. Als sie Serket traf, löste sie sich in Staub auf, genau wie zuvor Shu. Sokar streckte seine Kralle nach Jo aus, doch dieser besiegte den Feind im Handumdrehen. Auch er wurde zu Staub. Nick setzte eine kleine Energiekugel ein, um Uräus ebenfalls wieder in Staub zu verwandeln. Nun war nur noch Month ürbig, der aber eigentlich nicht der Echte war. Jo stürtzte sich auf ihn, doch zu spät. Bevor auch er zu Staub zerfiel, öffnete er die vorletzte Tür. „Wer kommt da den raus?“, bekam Anna bereits die schlimmsten Vorstellungen. Ein weiterer Feind trat durch die Tür. „Wer ist das?“, fragte Jo schnell. Nick zog seine Nase hoch und antwortete. „Baal.“, schien er sich alles andere als zu freuen. Jo und Anna wollten ihm helfen, doch Nick musste das alleine schaffen. Baal hatte ihn das letzte Mal getötet und in die Unterwelt geschickt. Wäre Chris nicht gewesen, hätte Nick einpacken können. Er wusste, dass der echte Baal nicht mehr existierte, aber trotzdem verspürte er eine große Wut. Er wollte eine Energiekugel starten, doch Baal überannte ihn. Er schien stärker, als die anderen Illusionen zu sein. Trotzdem gab Nick nicht auf und versuchte es von neuem. Diesmal stieß er Baal zurück. Dieser schnappte sich seinen Dreizack und rannte auf den Jungen zu. Plötzlich kamen in Nick die Erinnerungen hoch. Das führte dazu, dass er unerwartet bewegungsunfähig wurde. Baal war nun ganz nah. Zum Glück hatte Jo die Situation erkannt und Baal angegriffen, und ihn so zurück in Staub verwandelt. „Danke.“, hauchte Nick schwach. „Endlich hast du dich dazu durchgerungen, mir zu danken.“, freute sich Jo, da er glaubte, dass sich die beiden Jungen nun besser verstanden. „Seht mal!“, machte Anna die beiden auf etwas aufmerksam. In den Staubhaufen, ihrer Feinde lagen Puppen. „Ist das vielleicht irgendein Voodoozeug?“, bezog sich Jo auf die Puppenmagie, die in Afrika praktiziert wurde. „Oder so ähnlich. Jedenfalls bleibt nur noch eine Tür. Hoffen wir mal, dass daraus nicht Seth springt.“, bangte Nick. Die entscheidenteTür öffnete er selbst. Dahinter erstreckte sich eine Treppe, die wohl in die nächste Etage führte. „Also los, Freunde. Auf zu Level 3.“, führte er Anna und Jo an.
 

„Ich habs doch gesagt.“, meinte Senshi, ohne in Ras Richtung zu schauen. Dieser schien überrascht von den dreien zu sein. Er hätte nicht erwartet, dass sie es bis zur dritten Ebene bewältigen würden. Doch für diese, hatte sich Ra etwas ganz besonderes einfallen lassen. Er konzentrierte sich auf seine

Handfläche und sagte etwas auf ägyptisch. Sofort flog eine kleine, lilane Kugel daraus. Senshi kam sie bekannt vor. Sie ähnelte einer der Seelenkugeln, die Anubis eingesammelt hatte, aber doch irgendwie anders.
 

„Und jetzt flieg, und zerstöre meine Feinde.“, lachte Ra boshaft. Nick und seine Freunde waren in die dirtte Ebene vorgedrungen und befanden sich jetzt im vierten Stockwerk des Tempels. „Seht euch das an. Lauter antikes Zeugs. Aber das wundert mich nicht.“, meinte Anna zu den Einrichtungsgegenständen der Etage. In jeder Ecke standen Statuen, die wohl Ra darstellen sollten. Bald hatten die Freunde die Etage durchquerrt und sahen von weitem den Ausgang. „Schon wieder Türen.“, murmelte Jo bedenklich. „Egal, was ab jetzt kommt. Wir schaffen es, bis zu Senshi!“, machte Nick seinen Freunden Mut. „Stimmt, solange ihr mich habt, könnt ihr aufatmen.“, hob sich Jo hervor. Damit schien er bei Nick einen Nerv getroffen zu haben. „Wie bitte? Was kannst du den schon, außer mit deinem Schwert herumzufuchteln.“, erwiderte er gereizt. Jo wollte Nick schon anschreien, entschied sich dann aber anders. „Glaubst du etwa, dein Stockdings ist da besser? Damit würdest du nicht einmal gegen einen Höhlenmenschen gewinnen.“ Bei Nick zog sich eine Stirnfalte. „Ich kann dir gerne zeigen, was das ‚Ding‘ kann. Erinnerst du dich an meine Energiekugel? Wenn du nicht die Klappe hältst, bekommst du sie am eigenen Leib zu spüren!“, artete der Streit nun aus. „Seit ihr bekloppt?“, stutzte sie Anna zurecht. „Nein, aber der Kerl geht mir langsam echt auf die Substanz, mit seinem dauernten Sprüchen von ‚zu Hause‘. Wahrscheinlich kommt er aus Deppenstadt.“, sagte Nick nun das Ausschlaggebende. Jo verpasste seinem ehemaligen Freund einen Kinnhaken, welcher Nick zu Boden warf. „Glaubst du deine Sprüche taugen etwas? Du könntest genauso gut den Clown im Zirkus spielen.“, provozierte er Nick weiter. Dieser hatte nun die Schnauze voll. Er ließ von so einem dahergelaufenen Loser doch nichts sagen. Er war so in Rage, dass er sogar sein Zepter zur Hilfe nahm. Er sammelte Energie und schickte eine rote Welle gegen Jo aus. Dieser wurde davon erfasst und flog einen Meter durch die Luft. Da der Angriff überraschend kam, schrie er vor Schmerzen auf. Sein Rücken hatte etwas abbekommen. Anna verpasste ihrem Freund sofort eine Ohrfeige. „Das war zu viel! Du darfst deine Kraft nicht so einsetzen!“, erinnerte sie aufgebracht. Nick packte Annas Arm. „Wenn du diesen Versager so toll findest, dann bleib doch bei ihm. Ich suche Senshi, den deswegen sind wir hier.“, blieb er hart. Anna riss sich los. „Einverstanden. Ich verstehe ohnehin nicht, wieso ich mit so einer Niete, wie dir zusammen bin.“, war nun auch sie voller Zorn. Sie wollte Jo aufhelfen, doch dieser stieß sie weg. Stattdessen ließ er sein Schwert erscheinen und sinnte auf Rache. Er attackierte mit der Absicht Nick zu verletzten. Dieser

konnte Jos Angriff gerade noch mit seinem Zepter abwehren. Es fiel ihm schwer das zuzugeben, aber Jo war nicht schlecht. Anna wollte die Auseinandersetzung klären, doch anstatt mit Worten, benutze auch sie ihre

Sichel. Jo ließ Nick keine Pause und schwang sein Schwert weiterhin. Er
 

verfehlte nur um haaresbreite dessen Hand. „Du meinst es also ernst!“, erkannte es Nick gerade noch rechtzeitig. Nun wurde auch Anna handgreiflich und wollte sich bei Nick für die Behandlung rächen. Sie warf Nick zu Boden und streckte ihm ihre Sichel entgegen. Der Junge wollte sie schon irgendwie abwerfen, doch dann blickte er in ihre Augen. Etwas war faul. Sie waren voller Wut und Hass. Er kannte Anna schon ewig, und so hatte sie noch nie reagiert. Der Streit konnte sie nicht so dermaßen außersich gebracht haben. Sie verhielt sich fast so bösartig wie Jo. Doch dann ging Nick ein Licht auf, dass auch er sich nicht wie er selbst verhielt. Es musste also etwas nicht stimmen. Bestimmt war das ein neuerlich Trick Ras. Nick rollte sich zur Seite, um Anna zu entkommen. Diese wollte sich wieder auf den Jungen stürtzen, doch Nick hielt sie an den Schultern fest. „Anna! Wach auf. Das bist du nicht. Sieh in meine Augen und erkenn die Wahrheit!“, flehte er seine Freundin verzweifelt an. Diese ließ ihre Waffe fallen und kam wieder zur Besinnung. Erschroken über die Dinge, die sie gesagt und getan hatte, warf sie sich in Nicks Arme. Doch dies nicht lange. Nick musste sie wegdrängen, um Jos Angriff auszuweichen. Er stand noch unter der Kontrolle, der merkwürdigen Veränderung. Nick griff nach seinem Zepter und rammte es Jo in den Magen. Dann zog er ihn zu sich und begann auf ihn einzureden. „Komm zu dir. Du hast dich verändert. Bestimmt ist das wieder eine Falle von Ra!“, versuchte er diese Information in Jos Kopf zu bekommen. Dieser taumelte zurück. „Was war mit dir los? Was habe ich getan?“, konnte er immer noch nicht fassen, dass er seine Macht missbraucht hatte. „Mir tut es auch Leid. Für alles, was ich gesagt habe.“, entschultigte sich Anna. Nick tat das ebenfalls und konnte auch den beiden anderen verzeihen. „Wir waren nicht wir selbst. Vergessen wir das ganze einfach.“, fand er, dass es die beste Lösung war. „Hmhmhmh.... . Ihr seit stark, das hätte ich von Kindern niemals erwartet.“, drang eine unbekannte, krächzente Stimme durch das zweite Stockwerk. Nick, Jo und Anna bereiteten sich erneut vor. „Dein kleiner Trick ist fehlgeschlagen. Jetzt stell dich uns, wer immer du auch bist!“, schrie Nick in die Halle. Alles was er zurückbekam, war sein Echo. Und das Knarren. Ein lautes Knarren und Dröhnen störte die Stille der dritten Ebene. „Nick, sieh mal!“, deutete Anna erschroken auf die Statuen von Ra. Sie begannen sich nämlich zu bewegen und stolzierten auf die Freunde zu. In den Händen hielten sie steinerne Speere, die trotz ihrer Beschaffenheit tötlich sein konnten. „Die werden wir auch noch besiegen.“,
 

sprach Nick entschlossen. Jo und Anna stimmten ihm zu. Sie wollten sich besonders anstrengen, um ihre Fehler von vorhin wieder gut zu machen. Nick startete eine rote Welle und verwandelte den ersten Ra-Klon in Kies. Jo griff mit seinem Schwert an, wurde aber zurückgestoßen. Seine Klinge schien den steineren Kriegern nichts anzuhaben. Auch Annas Sichel enttäuschte im

Kampf. So drängten die Statuen die Freunde immer weiter zusammen. „Wenn ich jetzt sage, springt ihr hoch.“, raunte Nick seinen Freunden zu. Bevor diese noch nachfragen konnten, gab er schon das Stichwort. „Jetzt!“, befahl er. Jo und Anna reagierten und benutzten ihre Amulette um besonders hoch in den Raum zu springen. Nick startete eine rote Welle, der besonderen Art. Von allen Seiten kam sie auf die Statuen zu. Wie eine Flutwelle schleuterte sie die Krieger nieder. Sofort zerbrachen alle Ra-Kopien in viele Stücke. Anna und Jo landeten wieder. „Nicht schlecht, muss ich schon sagen.“, lobte Jo den Helden. „Finde ich nicht.“, erklang die Stimme wieder. „Zeig dich endlich, du blödes Vieh!“, rief Anna nach dem unbekannten Wesen. Das schien gewirkt zu haben. Von der Decke rieselte Sand. Erst wenig, aber dann immer und immer mehr. Bald hatte sich ein kleiner Sandberg gebildet. „Was den jetzt schon wieder? Wieder so eine blöde Falle?“, erkundigte sich Jo über die Meinung seiner Freunde. Bevor diese noch antworten konnten, verformte sich der Sandhaufen und bildete eine Gestalt. Sie sah aus wie ein Mensch, allerdings gänzlich aus Sand bestehend. „Beantwortet das deine Frage?“, gab Nick zurück und stellte sich dem neuen Feind. „Ich bin Neith, die Wächterin der dritten Ebene.“, stellte sich das Sandmonster vor. „Eine Frau.“, zog Jo die Augenbrauen hoch. „Das Ding besiegen wir auch noch.“, sagte Nick locker. Neith schien sich über die Unwissenheit ihrer Feinde zu freuen. „Ich verrate euch liebend gern, mit wem ihr es zu tun habt.“, schlug sie vor. „Ähmmmm, ein Sandmonster, das in der Wüste lebt?“, riet Jo einfach drauf los. Damit schien er Neith jedoch zu erzürnen. „Ich bin die große Neith. Einst herrschte ich als Göttin. Ich war wirklich wunderschön, das sage ich euch. Doch dann wagte ich es, mich gegen Ra aufzulehnen, und er verwandelte mich in dieses Scheusal.“, erzählte sie ihre Geschichte. Anna sah darin ihre Chance. „Wenn du Ra so hasst, dann schließe dich uns doch an!“, schlug sie der ehemaligen Göttin vor. Diese wollte aber nichts davon hören. „Ihr seit so dumm, da ihr glaubt gegen Ra bestehen zu können. Er ist die Macht an sich. Wenn ich seine Feinde für ihn vernichte, verwandelt er mich eventuell zurück.“, legte Neith alles auf eine Karte. Anna wollte weiter auf sie einreden, dich Nick gab ihr ein Zeichen es bleiben zu lassen. „Die lernt es nur auf die harte Tour. Komm nur Neith, wenn du dich traust. Wir besiegen dich ohnehin leicht, da du leichtgläubig bist. Ra hat dir Sand in die Augen gesträut.“, hielt Nick Neith für naiv. Jo drehte sich zu seinem Freund. „War das mit dem Sand, sowas

wie ein Scherz?“, hakte er nach. Nick bejahte. „Achso, wollte es nur wissen.“ Neith wurde wütend, da sie glaubte, nicht ernst genommen zu werden. Sofort schnappten ihre Hände nach Nick. Ihre Arme schienen sich durch ihre Beschaffenheit weit dehnen zu lassen. Anna zerrte ihren Freund zur Seite, um die Arme ins Leere laufen zu lassen. Jo agierte und schnitt sie Neith ab. Doch
 

der gefallene Sand flog zurück zu Neith und diese schien das überhaupt nichts getan zu haben. „Passt auf, die Tante ist nicht ohne.“, warnte Jo. „Überlasst sie mir.“, mischte sich Anna ein. Nick war strikt dagegen. Doch Anna schien einen Plan ausgeheckt zu haben. „Gebt mir Deckung.“, meinte sie einfach und rannte mit ihrer Sichel auf Neith zu. Wieder dehnte Neith ihre Arme und Nick und Jo verteitigten Anna. Dieser kamen nun weitere Arme entgegen, die Neith aus ihrer Brust schießen ließ. Doch das Mächen konnte ihnen entkommen, und schaffte es bis zum Sandkopf. Neith blickte sie voller Hass an. Anna nahm ihre Sichel und stach damit in die Stirn des Sandwesens. Doch auch dies hatte keine Folgen für die ehemalige Göttin. Doch es schien auch nicht Annas endgültige Absicht gewesen zu sein. Die Sichel wurde plötzlich knallrot und schien eine ungeheure Hitze abzusondern. Der Griff war davon nicht betroffen, woraufhin Anna fortfuhr. Die Arme schnallten zurück und wollten nach Anna greifen. Doch es war zu spät. Sie verwandelten sich, genau wie Neith selbst in glänzenten Kristall. Neith tat noch einen Aufschrei, bevor ihr Gesicht ebenfalls mutierte. „Was war den das?“, wunderte sich Jo. Anna grinste. „Chemie. Durch große Hitze verwandelt sich Sand in Kristall. Durch mein Amulett, konnte meine Sichel heiß genug werden. Lernt ihr sowas nicht, da, wo du herkommst?“, fragte sie zum Spass. Jo schüttelte den Kopf. „Nein, aber dafür bin ich ziemlich gut in Biologie.“, lobte er sich selbst. Nick wollte die Unterhaltung nicht unterbrechen, doch in dieser Etage, kam es ihm nicht wirklich sicher vor. „Gehen wir weiter!“, beschloss der Junge. Seine Freunde konnten ihm nur zustimmen. Drei drei standen nun vor den drei Türen, die sie bereits von weitem gesehen hatten. „Vielleicht stecken dahinter noch mehr grausige Monster.“, befürchtete Jo. Wenn dem so war, wollte Nick dem auf die Spur gehen. Es musste sein. Er wählte eine Tür und riss sie auf. Dahinter tat sich eine Treppe auf, die zweifelos in das nächste Stockwerk führte. „Bingo. Ich sollte Lotto spielen.“, freute sich Nick darüber, gleich beim Ersten Versuch die Richtige genommen zu haben. Er durchschritt sie als erstes, da er sicher sein wollte, dass nicht soch noch etwas passierte. Doch kaum war er durchgegangen, verschwand die Tür und das Dahinter. Anna und Jo stürmten sofort zu ihm, prallten aber gegen eine Wand. „Das war doch eine Falle!“, war Anna sichtlich um ihren Freund besorgt. „Mir nach.“, signalisierte Jo, dass er eine andere Tür benutzen wollte. Der Junge nahm eine der zwei

verbliebenen und schritt hindurch. Doch auch hinter Jo, verschwand die Tür spurlos. Anna war nun ganz allein. Sie war zwar mutig, aber allein war ihr doch etwas mulmig zumute. Wahrscheinlich würde sie ihre Freunde erst wiedersehen, wenn sie die letzte Tür nahm. Sie holte tief und Luft und öffnete sie. Egal, was sie dort erwarten würde, sie würde zu ihren Freunden stehen. Mit einem Schritt war sie im Treppenhaus. Sie sah

sich nochmals um, doch auch ihre Tür war fort. Festentschlossen lief sie die Treppe hoch und riss die Tür zur vorletzten Etage auf. Dort würde sie erfahren, mit was sie es zu tun hatte.
 

Licht gegen Licht
 

Kampf 1
 

Isis gegen Bastet
 

Der Raum, in der vierten Ebene war für den Tempel verhältnismäßig klein. Anna war klar, dass es noch Nebenräume geben musste. Das erhöhte die Chance Jo und Nick wiederzufinden. Am anderen Ende des Raumes gab es jedoch nur eine Tür. Zu wem würde sie führen? Zu Nick und Jo? Oder vielleicht zu Ra? Anna konnte unmöglich alleine gegen diesen Bösewicht ankämpfen. Sie musste mit Nick und Jo ein Team bilden. Und mit Senshi. Sie war im unklaren, wie es dem Jungen erging, und wie Ra in behandelte. Deswegen beschloss sie, sich zu beeilen und die anderen zu suchen. Anna wollte auf die Tür zugehen, doch sie öffnete sich von selbst. Das Mädchen wich zurück. Aus dem Nebenraum trat eine Frau, die sich bereits einmal gesehen hatte. „Bastet, wenn ich mich recht erinnere.“, identifizierte sie die Sechat als Feindin. „Und du bist das Mädchen, dass das berühmte Amulett der Isis trägt.“, begrüßte sie Bastet auf ihre Weise. Dann zeigte sie Anna ihre Krallen. Das Mädchen zuckte zusammen, als Bastets Fingernägel in die Länge schossen. „Bereit, Kleine?“, stichelte Bastet Anna an. Diese hasste es ‚Kleine‘ gennant zu werden und rief ihre Sichel. „Ich werde dir deine Fingernägel schon stutzen!“, bot Anna Bastet Paroli. „Ich darf nicht zu viel Kraft für dieses Biest verschwenden. Ich muss meine Freunde im Kampf gegen Ra gut unterstützen.“, führte sie sich vor Augen. Doch Bastet stellte sich keineswegs als leichte Gegnerin heraus. Sie fuchtelte mit ihrer Hand durch die Luft und ihre Fingernägel erzeugten wieder den grauenvollen Wind, der genau auf Anna zukam. Das einzige, was sie vor dem Tode beschützte war ihr Schild, doch dieser konnte sie nun nicht mehr retten. Deswegen beschloss Anna anzugreifen und die Intiative zu übernehmen. Bastet verteitigte sich jedoch souverän mit ihren Nägeln. Anna versuchte diese durchzuschneiden, um Bastets mächtigste Waffe außer Gefecht zu setzen. Diese benutzte ihre Nägel abermals und und kratzte. Anna wich zurück. Schmerzend hielt sie sich die Wange. Bastet hatte ihre linke Wange zerkratzt. Anna gönnte sich jedoch keine Pause. Sie griff weiter an und zerschnitt Bastets Kleidung. Dabei handelte sich um die rote Standartkleidung, die jeder Sechat trug. Trotzdem schien Bastet darüber sehr erzürnt. Das wollte Anna bezwecken. Bastet war nun wütend und unkonzentrierter. Sie startete wieder ihren gefährlichen Wind, doch Anna

konnte harrscharf ausweichen. Sie beschloss die Zeit zu nutzen, die Bastet benötigte, um wieder etwas Kraft zu tanken. Sie kozentrierte sich auf ihre Sichel, da sie den entscheidenten Schlag ausführen wollte. Bastet war bereit für den nächsten Schlagabtausch. Sie wälzte ihre Fingernägel und startete ihren tötlichen Wind von neuem. Das wollte Anna ausnutzen. Sie hob ihre Sichel und stellte gleich mehrere Kopien von ihr her, die neben ihr schwebten. Diese Technik hatte ihr Nick beigebracht. Dies kostete das Mädchen jedoch viel magische Kraft. Der Wind prallte ab, aber nicht nur das. Die Anreihe von Sicheln, schienen den Wind zurück zu katapultieren. Bastet erkannte das Unglück zu spät. Einzig und allein ihr Schild konnte sie noch retten. Doch die Kriegerin war geschwächt und der Schild fing nur die Hälfte des Angriffes ab. Sie wurde erfasst und prallte gegen die Mauer. Anna rannte zu ihr und überzeugte sich, dass sie kampfunfähig war. Nun wollte sie sich beeilen. Sie dachte nicht einmal daran, dass sie Bastet ihr Amulett abnehmen musste. Sie wollte einfach nur zu Nick und Jo. Sie riss die Tür auf, welche sie in das letzte Stockwerk führte. Dort erwartete sie Ra.
 

Gewinner: Isis
 

Kampf 2
 

Osiris gegen Apis
 

„Anna! Jo!“, klopfte Nick verzweifelt gegen die Mauer. Kaum war er durch die Tür getreten, war sie hinter ihm verschwunden. Nur noch die kalte, raue Mauer stand an der Stelle, an der sich der Durchgang befunden hatte. Nick konnte nichts weider tun. Deswegen beschloss er die Treppe nach oben zu gehen und zu erforschen, was ihn dort erwartete. Er öffnete die Tür zur vorletzten Etage des Tempels, in der Hoffnung, seine Freunde wiederzusehen. Doch dem war nicht so. Alles was Nick fand war Dunkelheit. Nicht das geringste Licht erhellte das Stockwerk. „Osiris.“, rief jemand nach Nick. Der Junge bereitete sich vor, da er die Stimme kannte. „Apis, das bist du, habe ich recht?“, rief er in die Dunkelheit. Er erntete lediglich ein eisiges Lachen. Dann wurde er von einem harten Schlag erfasst und krachte zu Boden. Sofort rollte er sich zur Seite, um einem erneuten Angriff zu entgehen. Apis schien auch im Dunkeln bestens sehen zu können. Damit war er klar im Vorteil. Er hörte wie Schritte näher kamen. Deswegen startete er eine rote Welle, um Apis einen Schlag zu verpassen. Nick hörte auch, wie sein Feind zu Boden fiel. Doch Apis erholte sich schnell und schnippste mit den Fingern. Sofort leuchtete eine Reihe Lampen auf, die von der Decke
 

hingen. „Dann eben so.“, sorgte Apis für chancengleichheit. „Ihr Typen lernt

es wohl nie. Habt ihr vielleicht schon mal an Urlaub gedacht? Oder sucht euch ein Hobby. Wie wärs mit Fussball? Gut, bei unserer Mannschaft fällt das weg, aber trotzdem.“, betrieb Nick Konversation. „Du kannst doch nichts weiter als Sprüche zu klopfen. Jetzt zeige ich dir, meine tatsächliche Macht.“, verriet Apis, dass er etwas großes vorhatte. Wieder begannen sich seine Arme in Pranken zu verwandeln. Aber nicht nur das. Apis wuchsen plötzlich Hörner und sein Gesicht mutierte in das, eines Tiers. Es sah wirklich gruselig, vor allem, als auch der Rest seines Körpers die Form des Tieres annahm. „Ein Minotaurus.“, dachte Nick laut. Der transformierte Apis preschte auf Nick los. Dieser blockte mit seinem Zepter ab. Doch Apis demonstrierte seine Kraft und schlug ihn Nick aus den Händen. Dieser schritt nun ein paar Schritte zurück. Nun änderten sich Apis Pranken in Hufe und er bewegte sich auf allen vieren weiter. Er rannte auf Nick zu und wollten ihn mit seinen Hörnern aufspießen. Doch dieser sprang rechtzeitig hoch und landete auf Apis Rücken. Er packte ihn an den Hörnern und ritt auf ihm. „Das nenne ich, den Stier bei den Hörnern packen. Apis war nicht sehr darüber erfreut, dass sich Nick über ihn lustig machte, und versuchte ihn wieder abzuschütteln. Das nutzte der Junge aus. Es gelang ihm, Apis in eine bestimmte Richtung zu lenken. Der wild gewordene Stier galoppierte direkt auf die Tür zu, die ins untere Stockwerk führte. Nick sprang noch recthzeitig ab, bevor Apis die Tür mit seinen Hörnern aufriss und die Treppe hinunterstolperte. Währendessen sammelte Nick genug Energie, um seine Spezial-Attacke zu starten. Diese schickte er dem Minotaurus sofort hinterher. Die Treppe stürtzte in sich zusammen und begrub Apis unter sich. „Ich habs noch drauf.“, rühmte sich Nick selbst. Dann suchte er die Tür auf, die ihn ins letzte Stockwerk führen sollte. Er wusste nicht, ob er Anna und Jo dort antreffen würde, aber einen ganz bestimmt… .
 

Gewinner: Osiris
 

Kampf 3
 

Atum gegen Aton
 

„Einfach super, jetzt ist mir genau das selbe passiert, wie Nick. Zurück kann ich nicht mehr, also werde ich wohl gerade aus müssen. Ich hoffe Anna kommt alleine zurecht.“, steckte Jo in der selben Situation wie Nick und Anna. Auch er stieg die Wendeltreppe zum Vorletzten Stockwerk hoch. Die vierte Ebene unterschied sich nicht viel von den anderen. Er durchquerrte die Etage, ohne besondere Vorkommnisse. Am Ende der vierten Ebene tat sich

ein Gang auf. Er war sehr breit und schien nach oben zu führen. Bestimmt war es der Weg in das letzte Stockwerk, und zu Ra. Jo atmete nochmals tief durch, bevor er losmarschierte. Doch bereits kurze Zeit blieb er wieder stehen. Er hörte auch seinerseits Schritte. Jemand kam ihm entgegen. War es etwa Ra? Wenn ja, war Jo allein verloren. Doch es war nicht der wiedererweckte Gott. Die Person, die Jo entgegenkam, hatte die selbe Körpergröße wie er. Doch nicht nur das. Bald erkannte der Junge, dass sein Feind, sein Ebenbild war. „Philip?!“, fragte Jo aufgeregt. Es handelte sich tatsächlich, um Aton, der sich Jo entgegenstellte, und das vorletzte Stockwerk bewachte. „Ich heiße Aton!“, stutzte er seinen Bruder zurecht und rief sein Schlangenschwert. Jo war ganz perplex. Sein eigener Bruder wollte ihn tatsächlich bekämpfen. Aton verlangte von Jo, dass dieser sein Schwert rief. Dieser folgte, dachte aber nicht daran, seinem Bruder etwas anzutun. Doch Aton ging auf ihn los und Jo wehrte ab. „Was soll das? Was ist mit dir passiert?“, blickte er seinem Bruder ungläubig in die Augen.
 

Zuerst war es nur weiser Nebel. Dann wurden die Bilder jedoch immer klarer und ergaben Sinn. Shu sah lachend auf Philip herab und amüsierte sich darüber, wie dämlich sein Schüler war. Dieser wollte sich das nicht gefallen lassen und griff Shu mit seinem Schwert an. Doch Shu verschwand und tauchte hinter Philip wieder auf. Er streckte seinen ehemaligen Schüler zu Boden. Doch Philip konnte sich nicht so einfach geschlagen geben. Eine Stimme flüsterte ihm zu, dass er etwas besonderes war und er seine ganze Kraft aufbringen sollte. Er stellte sich Shu und vernichtete ihn. Doch an seiner Stelle tauchte ein anderer Krieger auf. Philip hielt ihn zuerst für einen Feind, doch der Krieger konnte ihn beruhigen. Philip erkundigte sich nach seinem Namen. Der Krieger stellte sich ihm als Baal vor und verriet ihm auch gleich, dass seine Zukunft nicht bei seinem Bruder lag. Baal verprach ihm große Macht, wenn er sich ihm anschloss. Er hatte auch bereits einen Auftrag für ihn. Um die Macht der Gruppe, die Baal anführte zu erhöhen, benötigten sie einen Verbündeten, der unbesiegbar war. Er erzählte ihm die Geschichte des Götterkönigs Ra und wie dieser unterging. Wenn dieser mächtige König wieder auferstand, würde Baal Philip mit großer Macht belohnen. Der Zwilling sagte sofort zu und fragte, wo er den hin müsste. Baal zeigte ihm ein Bild, dass einen Tempel zeigte, der scheinbar mitten in der Wüste lag. Außerdem das Bild eines Sarkophags. Baal wollte Philip sogar eine Armee zur Seite stellen. Die Sechat. Kurz flackerte das Bild von Jo auf. Baal riet ihm, seinen Bruder zu vergessen. Philip würde ein völlig neues Leben erwarten. Kaum hatte dieser zugestimmt, wachte er auch schon wieder in seinem Bett auf. War das nun real? Philip glaubte daran. Er sah noch lange zu seinem Bruder, bevor er aufstand und in aller Ruhe seine Sachen packte.

Noch ein flüchtiger Blick auf seine Vergangenheit, und Philips Reise begann. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde, aber es würde ihn viel stärker machen.
 

Jo warf seinen Bruder zurück. „Komm verdammt nochmal zu dir!“, flehte er ihn an. Doch Aton wollte nichts mehr von diesem Geschwätz hören. Er gönnte seinem Bruder keine Pause und griff wieder an. Die Schwerter der beiden so unterschiedlichen Zwillinge schlugen fest gegeneinander. Auf den ersten Blick schienen die zwei gleich stark zu sein , vorallem, da sie den selben Trainer hatten. Doch am Ende des Kampfes konnte nur einer gewinnen. Und einer würde verlieren…
 

„Jo kämpft gegen Aton.“, staunte Senshi, als er den Kampf auf dem Bildschirm von Ra mitverfolgte. Sein Gönner nickte. „Die ungleichen Brüder kämpfen um Leben und Tod, findest du das nicht auch außerordentlich spannend?“, fragte Ra um Senshis Meinung. Dieser schwieg dazu. „Aton wird sich besonders anstrengen nach meiner Behandlung. Er hatte gerade wieder angefangen seinem Bruder zu vertrauen, doch ich konnte ihn noch rechtzeitig beeinflussen.“, erklärte Ra. „Jo wird das überstehen.“, flüsterte Senshi schon fast. „Du setzt also auf deinen Freund? Ich habe den Dämonengott Babi in Aton plaziert. Er ist nun loyal. Nunja, bald werden wir wissen, wer siegt.“
 

„Ich bins, Jo! Komm endlich wieder zu dir. Was hast du den davon?“, bat Jo seinen Bruder nochmal eindringlingst. Dieser ließ sich jedoch nicht von seinem Weg abbringen. „Was ich davon habe? Macht! Es ist mir gelungen Ra ins Leben zurückzuholen, ich habe etwas großes vollbracht!“, meinte Aton sich verteitigen zu müssen. „Du hast etwas dummes getan, das ist alles. Aber ich weiß, Philip steckt noch irgendwo in dir drin, und ich werde ihn befreien. Immerhin hast du mir verraten, wo wir Ra finden.“, erinnerte Jo. Aton tat einen erneuten Schlag und Jo bremste ihn ab. Er hätte Aton treffen können, wollte es aber nicht. „Das war sehr dumm von mir. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich da geritten hat. Aber dank Ra und Memnon sind meine Gedanken jetzt wieder klar.“, erklärte er seinen ‚Ausrutscher‘. „Klar? Deine Gedanken sind vernebelt, nichts weiter. Doch ich werde dich wieder in die Realität zurückführen.“, gab Jo nicht auf. Das spornte Aton nur noch mehr an. Sie schlugen ihre Schwerter aneinander und Aton verpasste seinem Bruder einen Tritt. Jo stürtzte zu Boden. Sofort nahm Aton sein Schwert und wollte dem ein Ende bereiten. Jo hätte schon fast mit dem Leben

abgeschlossen, doch er wollte seinen Bruder nicht verlieren, nicht so. Es war unmöglich auszuweichen, trotzdem schien er sich irgendwie zu bewegen. Es
 

war so, als wäre er plötzlich an einem anderen Ort. Er entdeckte sofort ein

bekanntes Gesicht. „Hathor!“, rief er überrascht. „Wo… wo bin ich hier?“, fragte er verwirrt. Hathor trat zu ihm. „Das ist nicht wichtig. Du musst deinen Bruder retten.“, erklärte sie. Jo biss die Zähne zusammen. „Ich weiß, aber er kommt einfach nicht zur Besinnung.“, meinte er bedrückt. Hathor legte ihre Hand auf Jos Schultern. „Es ist sein Amulett, welches ihn von dir entfernd.“, erzählte sie. Jo konnte wenig damit anfangen. „Der Pharao, der das Amulett des Aton schuff, benutzte deines als Originales. Doch die Kopie, die er anfertige, war voller Hass und Machtgier. Diese Gefühle treten auch auf den Träger über. Deswegen konnte ihn Baal auch so schnell verführen. Nur wenn sich Philip davon trennt, kann er begreifen.“, gab sie Jo etwas, mit dem er arbeiten konnte. Dann löste er sich wieder von diesem Kurztraum und stand seinem Bruder gegenüber. Die Zeit schien kurz stillgestanden zu sein. Jo rollte sich weg, bevor Aton überhaupt merkte, was vor sich ging. „Philip, dein Amulett beeinflusst dich. Es macht dich nicht stark, sondern schwach.“, redete Jo weiter auf seinen Zwillingsbruder ein. Doch dieser wollte nicht begreifen. Er griff wieder an und Jo verteitigte sich. „Dann eben auf die harte Tour!“, entschloss er. Er musste Aton sein Amulett abnehmen, selbst wenn er ihn dadurch verletzte. Er wehrte Atons Schwert ab und setzte seines an Atons Brust. Mit einem Hieb zerschnitt er die Schnur, an der das Amulett hing. Es fiel zu Boden, und Aton wollte es trotz Verletzung aufheben. Doch Jo kam ihm zuvor und kickte es zur Seite. Aton rannte los, doch ohne Amulett um den Hals, war er nur ein ganz normaler Mensch und Jo kam ihm zuvor. Er schnappte sich das Amulett und hielt es hoch. Philip versuchte danach zu greifen und flehte seinen Bruder an. „Bitte gib es mir zurück. Ohne Aton bin ich nichts!“, hatte er bereits Tränen in den Augen. Jo tat er Leid und er begann seinen Bruder zu umarmen. „Jonas, was habe ich getan?“, fragte er seinen Bruder in Tränen aufgelöst. „He, schon gut, Brüderchen.“, erwiderte Jo und warf das Amulett in eine Ecke. „Wie geht es deiner Verletzung? Ich musste das tun.“, entschultigte er sich. „Es tut weh, aber ich muss dir danken. Ohne dich, wäre ich nie wieder ich selbst geworden. Gehen… gehen wir jetzt nach Hause?“, schien Philip sehr schwach zu sein. Jo musste ihn leider enttäuschen. „Ich habe leider noch etwas zu erletigen. Aber ich bin bald wieder da, hab keine Angst.“, flüsterte er ihm ins Ohr. Dann drehte er sich um und ging in den Gang, der ihn direkt zu Ra führte. Philip hockte sich hin und sah seinem Bruder nach. Er konnte noch immer nicht fassen, dass er für das alles verantwortlich war. Dann fiel sein Blick in eine Ecke des Raumes. Dort hatte Jo sein Amulett hingeworfen. Er starrte es wie hypnotisiert an. Dieser kleiner Stein bot ihm so viel Macht…
 

Gewinner: Atum
 

Kampf 4
 

Horus gegen Ra
 

„Nun ist die Zeit gekommen. Die Zukunft wird sich ein wenigen Minuten entscheiden.“, entgegnete Nut dramatisch. Sie und Geb beobachteten die Gegenwart, in der Nick und seine Freunde sich zu Senshi durchkämpften. Die beiden wagten es nicht einen Blick in die Zukunft zu blicken. Selbst wenn sie es taten, würde es nichts verändern. Geb und Nut mussten den vieren vertrauen, egal welche Zukunft auch eintrat.
 

„Unglaublich. Wie haben sie das vollbracht?“, war Ra sichtlich überrascht. „Ich habs doch gesagt.“, erwiderte Senshi leise. Ra beruhigte sich wieder. „Egal, sie werden ohnehin genau zu mir kommen. Ob ich sie vernichte, oder meine Diener ist vollkommen unerheblich. Du darfst dich freuen, deine

Kameraden werden vor deinen Augen fallen.”, entmutigte er Senshi weiter. „Der Einzige, der heute fallen wird, bist du. Am Ende des Tages wirst du wieder in deinem Sarkophag liegen, und diesmal für die nächsten Millionen Jahre.”, rief jemand aus einem der Gänge, die in den Altarraum führten. Senshi erkannte die Stimme sofort. Schwitzend und erletigt trat Nick heraus. „Gratuliere.”, klatschte Ra in seine Hände. „Wie war deinerkam nun auch Anna aus dem mittleren Gang. Nick fielen sofort die Kratzer an ihrer Wange auf. „Wie geht´s dir? Wo kommen den die Kratzer her?“, sorgte er sich um seine Freundin. Doch Anna winkte ab. „Nicht so schlimm. Ich hatte nur Ärger mit einer kleinen Miezekatze.“, antwortete sie. „Gebt nicht so an. Ihr hattet doch die leichten Gegner.“, ließ sich nun auch Jo blicken. „He, Jo, wenn hattest du?“, fragte Nick den Jungen mit gespielter Freundlichkeit. „He, Jungs, wir haben da noch jemanden, der gerne eine Tracht Prügel hätte.“, erinnerte Anna. Nick und Jo gaben ihr Recht. „Dann auf zur letzten Schlacht. Ich hoffe du kannst noch, Jo.“, fragte Nick sicherheitshalber nach. „Aber immer doch, und du solltest lieber deine Keule bereithalten.“, riet Jo seinem Freund. Anna dachte schon die Jungen würden wieder anfangen zu streiten, wie vorhin, doch sie schienen den Kampf ernst zu nehmen. „He, Senshi, sorry, dass wir erst jetzt kommen. Aber wir mussten noch ein paar Mumien, Sandmonster und Stiere bezwingen.“, begrüßte Nick seinen Kumpel. Doch dieser hockte einfach nur da und und blickte ihn betrübt an. „He, Kumpel, alles klar?“, begann sich Nick nun zu sorgen. „Ihr hättet nicht kommen

dürfen. Jetzt wird euch Ra vernichten.“, erklärte er mit zitternder Stimme. Seine Freunde glaubten sich verhört zu haben. „Soll das heißen, du gibst einfach so auf?“, konnte Anna den Jungen nicht verstehen. Senshi raffte sich
 

auf und wollte erklären. „Ihr versteht nicht. Ich habe bereits gegen Ra

gekämpft und ihm nicht einmal einen Kratzer zugefügt. Er hat sogar Osiris vernichtet, er ist unbesiegbar!“, versuchte er seinen Freunden klar zu machen. „Also… wenn Senshi dieses Ungeheuer nicht besiegen konnte...“, wurde nun auch Anna unsicher. Nick wollte nichts davon hören. „Das mag ja alles ein, aber wir sind zu dritt, mit Senshi zu viert. Wir werden diesen Dämon schlagen!“, beharrte er. Das erhöhte auch den Mut von Anna und Jo. Nur Senshi taumelte wieder zurück. Warum taten seine Freunde das? Ra würde sie ohne zu zögern vernichten. Sie waren stark, aber Ra war noch viel stärker. „Bereit?“, fragte Jo nach. Nick und Anna nickten. Gemeinsam griffen sie an. Nick startete eine rote Welle, welche jedoch nicht das gewünschte Ergebnis erzielte. Sie drückte lediglich Ras Gesicht etwas zurück. Jo schwang sein Schwert nach dem Gott, doch dieser wehrte es ganz einfach mit seinem Handrücken ab. Nun versuchte Anna ihr Glück, doch Ra griff nach ihrer Sichel und drückte sie weg. Anna stolperte nach hinten. „Senshi hat nicht übertrieben.“, bekam das Mädchen nun arge Zweifel. Selbst bei Jo, der einen erneuten Angriff ausführte, und blockiert wurde, sank die Hoffnung. Nick musste sich etwas besonderes einfallen lassen. Ra schien sich nicht großartig zu bewegen, das musste der Junge ausnutzen. Er steckte einen Großteil seiner Energie in seine Spezial-Attacke. Diese müsste stark genug sein, um Ra dorthin zurückzuschicken, wo er herkam. Jo und Anna lenkten den Sonnengott ab, um Nick Zeit zu verschaffen. Senshi stand noch immer, gegen die Wand gedrückt da, und beobachtete den Kampf verlauf. „Leute, versteht doch, ihr könnt nicht gewinnen!“, rief er ihnen immer wieder zu. Nick ließ sich jedoch nicht von seiner Taktik abbringen. „Aus dem Weg!“, schrie er seinen Freunden zu. Jo und Anna zogen sich zurück, behielten Ra aber im Auge. Nick ließ nun seine stärkste Attacke los und hoffte, sie würde den Kampf für sie entscheiden. Nicks roter Ball steuerte auf Ra zu, und dieser blickte der Gefahr in die Augen. Er hätte Gelegenheit gehabt auszuweichen, doch er schien den Angriff komplett zu ignorieren. Die rote Kugel traf Ra hart und löste eine riesige Explosion aus. Senshi war ihr am nähesten und hielt sich schützend seine Hand vor die Augen. „Haben wir ihn erletigt?“, wandte sich Anna an Nick. „Eigentlich schon.“, antwortete dieser, obwohl er sich nicht sicher war. Noch immer hatte sich der Rauch nicht verzogen und die Helden konnten Ra nicht ausfindig machen. Das konnten sie sich ersparen, als Nick etwas hartes traf. Ra war plötzlich vor ihm aufgetaucht und hatte ihm einen harten Schlag ins Gesicht verpasst. Jo und Anna kamen ihm sofort zu Hilfe. Während Anna ihrem Freund aufhalf, stellte sich Jo dem Gott. „Zu schade, dass dein dummer Bruder dich nicht ins Jenseits geschickt hat. Dafür wirst du unter mir nun mehr leiden.“, gaffte Ra den Jungen an. Jo wollte Rache dafür, was Memnon und Ra Philip angetan hatten. Er wollte Ra
 

mit Hilfe seines Schwertes zweiteilen, doch Ra griff nach der Klinge und zog

das Schwert samt Jo hoch. Er schleuderte den Jungen in weitem Bogen gegen eine Wand. Schmerzerfüllt wandte er sich an Nick, welcher nun wieder stand. „War das deine beste Attacke? Da ist mein Meerschweinchen ja noch gefährlicher.“, wischte sich Jo über seinen Mund. „Er ist tatsächlich unsterblich.“, verlor Anna langsam den Mut. Nick glaubte nicht, was er da hörte. „So jetzt hört mir mal ganz genau zu. Ich weiß, ihr habt Zweifel daran, ob wir diesen Idioten besiegen können. Aber ich werde euch die Antwort geben. Sie lautet ja. Wenn wir vier zusammenhalten, können wir diesen Dämon vernichten. Senshi, ich bitte dich. Wir müssen es wenigstens versuchen, bevor wir uns freiwillig von ihm umbringen lassen. Gemeinsam sind wir stark, und gemeinsam werden wir die Welt von Ra befreien!“, hielt Nick eine bewegende Ansprache. Diese schien nicht nur Jo und Anna inspiriert zu haben, sondern auch Senshi. Er begab sich zu seinen Freunden, doch Nick spürte, dass er noch immer nicht mit vollem Herzen dabei war. Trotzdem beschwor Senshi sein Schwert und entschloss sich zu kämpfen.

„Alles Dummköpfe.“, erwiderte Ra trocken. „Nein, das sind wir nicht. Wir haben etwas, wofür wir kämpfen, und genau deshalb werden wir auch siegen.“, spornte Nick seine Freunde noch mehr an. „Dann auf zu Runde 2!“, gab Jo den Startpfiff. Die Vier griffen Ra erneut an und Senshi versuchte sich reinzuhängen. Ra wehrte jedoch jeden der Schläge ab und ließ seinen Feinden keine Chance. Jo versuchte nun wieder sein Glück, doch Ra kam ihm zuvor. Er hielt dem Jungen die offene Handfläche entgegen und begann ihn aufzusaugen, wie vorher schon Osiris. Nick versuchte Ra davon abzuhalten, doch dieser schien aus Stahl zu bestehen. Erst als Senshi Jo beiseite drückte, hatte der Spuk ein Ende. Nick wollte eine rote Welle starten, doch Ra tauchte blitzschnell vor ihm auf und verpasste ihm einen Tritt, welcher in zusammensaken ließ. Jo und Senshi griffen gemeinsam an, doch Ra verpasste auch ihnen einen Hieb, der sie Schachmatt setzte. Die Situation war aussichtlos. „Ich habe es euch doch gesagt!“, sprach Senshi geschafft. Nick wollte nichts mehr von Senshis Pessimismus hören. Er war sehr geschwächt und musste sein Zepter benutzen, um sich zu stützen, und wieder auf die Beine zu kommen. Ra entkam ein Lacher. „Ihr könnt kaum noch stehen. Ergebt euch mir, und ich mache es schnell.“, bot er an. Nick humpelte zu dem Gott und wollte ihn angreifen. Doch Ra brauchte nur einen Schritt zurück zu tun und Nick fiel wieder zu Boden. Senshi konnte seinen Freund einfach nicht verstehen. Er konnte sich kaum noch bewegen, und trotzdem trat er Ra entgegen. Auch Jo rappelte sich wieder auf und schwang sein

Schwert. Senshis Freunde gaben einfach nicht auf. Dem Jungen war natürlich klar, welche Auswirkungen es hatte, wenn Ra gewann, doch wie sollte er es mit seiner Stärke aufnehmen? „Willst du ihn besiegen?“, erklang plötzlich
 

eine Stimme in Senshis Inneren. Er stutzte. Er hatte sich diese Stimme nicht

eingebildet, sie war real. „Ja.... das will ich. Ich möchte meine Freunde unbedingt unterstützen. „Selbst, wenn du dafür ein großes Opfer bringen musst?“ Senshi bejahte. „Ra ist ein starker und grauenvoller Feind. Dein Wille muss stark genug sein, nur dann kann ich dir helfen.“,erklärte die geheimnisvolle Stimme. Senshi konnte nicht behaupten es verstanden zu haben, aber eines war ihm klar. Er musste sich Ra stellen. Er hielt sein Schwert hoch und trat Ra entgegen. Den Gott überraschte es am meisten. „Deine Freunde haben wohl auf dich abgefärbt.“, amüsierte er sich köstlich, da er wusste, dass er nicht geschlagen werden konnte. Senshi griff an und zu seinem eigenen Erstaunen, brachte er Ra dazu zurückzuweichen. Dieser schien nun sehr erbost. Er verpasste Senshi einen erneuten Schlag, um ihm einen Dämpfer zu verpassen. Der Junge taumelte zurück. „Das war nicht schlecht, Senshi.“, ermutigte ihn Anna. Jo war anderer Meinung. Senshi musste sich noch viel mehr anstrengen, wenn er eine Chance haben wollte. „Wir sind bei dir Senshi, du kämpfst nicht allein!“, rief ihm Nick zu. Der Junge nickte. „Danke, Freunde. Ich werde mich anstrengen und dieses

Monster für euch besiegen.“, meinte er tapfer. Dann geschah etwas, was Senshi wohl nie vergessen würde. Sein Amulett bewegte sich von selbst und begann zu schweben. Es erhob sich in die Luft und die Kette flutschte über Senshis Kopf. „Was passiert da?“, wunderte sich Jo. Das Amulett hielt vor Senshis Gesicht. Der Junge vernahm ein knacksen und bemerkte, wie das Amulett anfing zu zerbrechen. Er wollte dies verhindern und griff nach dem Anhänger, doch es war zu spät. Das Amulett zerbrach in viele kleine Stücke, die zu Boden fielen. Ra freute sich wie noch nie. Nun gab es wirklich niemanden mehr, der ihm gefährlich werden konnte. Doch er jubelte zu früh. Senshis Amulett war zerstört, doch es hatte etwas anderes freigesetzt. Im Inneren des magischen Anhängers schien etwas gewesen zu sein. Dieses Etwas flog nun vor Senshis Gesicht. Es war klein und golden. Der Junge brauchte etwas, bis er sich erinnerte. Es war eine Seelenkugel, welche auch schon Anubis gesammelt hatte. Aber wie kam diese eine in Senshis Amulett? „Seht euch das.“, staunte Jo nur. „Tun wir, keine Angst.“, erwiderte Nick, der jedoch nicht ganz beisich war. „Nein! Das darf doch einfach nicht war sein. Warum ausgerechnet jetzt?“, rief Ra verzweifelt. Die Kugel begann sich zu verformen und hatte bald die Gestalt von zwei Flügeln. Doch sie transformierte sich weiter und es wurde zuerst ein Schnabel sichtbar und dann der Rest eines Vogels. Senshi brachte kein Wort heraus. Die Seelenkugel, die in seinem Amulett steckte, hatte sich in einen kleinen Falken verwandelt. Dieser gab nun krächzente Laute von sich und flatterte auf Senshis Schultern. Ra wusste bereits, was passieren würde und sürtzte sich auf den Jungen. Doch der Falke begann plötzlich zu leuchten und Ra
 

wurde zurückgeschleudert. Der Falke flog nun auf Senshis Kopf und der

Junge begann sich zu verändern. Er fühlte sich plötzlich stärker, so als könnte er alles schaffen. Zuerst nahm der Junge seinen Arm war. Es verspürte einen Anstieg seiner Muskeln. Dann wechselte sein Blick auf seinen Ärmel. Dieser begann sich zu verändern, und bald darauf seine ganze Kleidung. Sie nahm ein völlig anderes Muster an, welches wohl mehrere Hieroglyphen darstellen sollte. Bald trug Senshi ein Gewand, welches sogar das eines Pharaos übertraf. Jo wollte dem Jungen zu Hilfe kommen, da er nicht wusste, was mit ihm los war, doch Anna hielt ihn zurück. „Es ist nichts schlimmes, was mit eurem Freund geschiet.“, rief eine unbekannte Stimme den drei Helden zu. Senshi hatte sich inzwischen von Grundauf verändert. Er trug das Gewand eines Gott und sein Blick war klar und siegessicher. Der Junge beschwor sein Schwert, doch auch dieses hatte sich transformiert. Es schimmerde golden und die Klinge schien scharf wie noch nie zu sein. Zielstrebig marschierte er auf Ra zu. „Sollen… sollen wir ihm helfen?“, zögerte Anna noch. Nick verneinte. Er wollte erst beobachten was passierte. Ras Ruhe war wie weggeblasen. Er schluckte und tat ein paar Schritte zurück. Dann begann auch er damit seine Waffe zu rufen. Dabei handelte es sich um ein Schwert, dass Senshis sehr ähnelte. „Es ist lange her, Horus, aber damals habe ich nicht mein Sonnenschwert eingesetzt. Diesmal werde ich siegen.“, glaubte Ra doch noch, dass er gewinnen konnte. Bei Nick, Jo und Anna lösten seine Worte entsetzen aus. „Hat… hat er gerade Horus gesagt?“, stammelte Jo. Nick musst leider bejahen. „Ja, Senshi hat sich eindeutig verändert. Horus ist von neuem erwacht. Aber wenn das Horus ist, wo ist dann Senshi?“, schien er Angst um seinen Freund zu haben. „Es geht ihm gut.“, betrat eine weitere Person den großen Altarraum. Anna befürchtete bereits Bastet, wäre zurück, doch es handelte sich um eine andere Frau. „Hathor, das ist gerade ein ungünstiger Moment.“, warf Jo ein. Doch Hathor setzte ihren Weg unbeirrt fort und trat zu den dreien. „Horus Seele war seit seinem Kampf mit Seth und seiner Niederlage in seinem eigenen Amulett gefangen. Senshi ist es gelungen ihn zu befreien. Euer Freund braucht nun die Macht des Amuletts nicht mehr, da er mit Horus verschmolzen ist.“, erklärte sie. Nick hakte sofort nach. „Verschmolzen? Was meinst du damit?“ Hathor sah zu Senshi. „Die beiden sind jetzt Eins. Vor 4000 Jahren hat sich Horus mit Anamu verbunden um Ra zu besiegen. Nun wiederholt sich die Geschichte und Ra wird fallen.“, verriet sie nun die ganze Wahrheit. Senshi nahm sein Schwert und schlug es an Ras. Der Gott musste zurückweichen. Der Junge war durch Horus unglaublich stark geworden. Die Kompination eines Menschen und eines Gott schien die Quelle von unendlicher Macht zu sein. Wenn Ra diesen Kampf für sich entscheiten wollte, besaß er nur noch eine Möglichkeit. Er hielt seine rechte Hand hoch und sprach ein paar ägyptische Wörter aus.
 

Sofort erschienen vier Amulette in seiner Hand. Senshi hielt inne. Ra hatte

sich die Amulette seiner Diener besorgt. Senshi erkannte das Amulett von Month, das Nick in der Wüste weggeworfen hatte, das von Bastet, die noch immer bewusstlos im dritten Stock lag, und das von Apis, welches eigentlich unter den Trümmern begraben sein sollte. Jo stach sofort das Amulett seines Bruders in die Augen. Selbst dieses hatte sich der machthungrige Ra geholt. „Jetzt sieh zu.“, forderte er Senshi auf. Er steckte seinen Kopf nach oben und riss den Mund weit auf. Zuerst verschlang er Atons Amulett, und danach die drei weiteren. Am Ende entkam ihm sogar ein Rülpser. Anna ekelte sich vor Ra. „Das ist ja widerlich.“, konnte es Nick ebenfalls kaum fassen. Ras Schwert begann sich zu verändern, da seine Macht scheinbar wuchs. „Pass auf, Senshi, der Typ ist jetzt noch stärker, als vorher!“, warnte Jo den umgewandelten Jungen. Ra holte zum Schlag aus und drängte Senshis Schwert näher an seinen Besitzer heran. Ra hatte seine Macht verdoppelt und fühlte sich Horus ebenwürdig. Die beiden Übermenschen setzten ihren Kampf fort, welcher alles von ihnen abverlangte. Senshi hörte wieder die Stimme. „Senshi, wir werden gewinnen. Vertrau mir, wie du auch dir vertraust. Wir werden siegreich sein, für alle die uns etwas bedeuten.“, spornte ihn Horus an. Senshi hatte die Bilder seiner Freunde vor Augen. Außerdem von deren, denen er versprochen hatte, Ra zu schlagen. Nicht nur Nick, Jo und Anna verließen sich auf ihn. Er sah das Bild von Geb und Nut, aber auch das von Osiris. Auch Hathor und Noah musste er gerecht werden. Und natürlich allen anderen Menschen die furchtbar leiden mussten, falls Ra gewann. Tapfer und voller Hoffnung lieferte er sich einen alles entscheidenten Kampf mit dem König der Götter. „Er ist stark, aber er braucht unsere Kraft!“, erklärte Nick seinen Freunden. Diese brauchten nicht lange zu überlegen und nickten. Sie konzentrierten sich auf ihre Amulette und gaben ihre restliche Energie an Senshi ab. Dessen Schwert nahm die Kraft auf und wuchs. Senshi legte alle seine Energie und Hoffnung in sein Schwert und führte den letzten Schlag aus. Ra hielt dagegen, doch sein Schwert wurde zerschlagen und er wurde von der Waffe, all seiner Feinde durchbohrt. Der Gott schrie auf und ließ den Rest seines Schwertes fallen. Das Letzte was er sah, waren Senshis Augen, die nicht seine waren. Der Sonnengott war besiegt. Senshi Schwert verschwand und der Junge musste sich kurz setzen, um wieder Energie zu tanken. Seine Freunde rannten zu ihm, um ihm aufzuhelfen. Doch Senshi rappelte sich von alleine auf und schritt zu Ra. „Holt den Sarkophag, schnell.“, bat er seine Freunde und zeigte auf ein Zimmer, das sich in der Nähe befand. Während Jo und Anna zögerten, musste Nick nicht lange überlegen. Zusammen schafften es die drei den schweren Sarg in die Mitte des Saales zu tragen. „Das war ein hervorragender Kampf, alle Achtung. Aber was sollen wir mit dem Teil?“,
 

konnte sich Jo darauf keinen Reim machen. Senshi sah bedrückt zu Ra.

„Wenn er nicht für alle Zeiten gebannt wird, kann er von neuem auferstehen.“, sorgte sich der Junge. „Oh, das wollen wir natürlich nicht.“, torkelte Jo vorsichtshalber ein paar Schritte zurück. „Legt ihn in den Sarkophag.“, erklärte Senshi weiter. Nick wunderte sich, warum sein Freund das alles wusste. Wahrscheinlich handelte es sich um Horus Gedanken. Den nächsten Schritt erahnten die drei von alleine. Sie schlossen den Sarkophag über Ra. Dann entdeckte sie die drei Einkärbungen an der Außenseite. „Verschließt den Sarkophag mit euren Amuletten.“, verriet Senshi, wie sie Ra für immer los waren. Während Nick und Anna es sofort taten, zögerte Jo noch. „Können wir nicht ein anderes nehmen?“, wagte er es zu fragen. Nick musste leider verneinen. „Tut mir Leid, aber die eigentlichen Amulette dafür, hat Ra verschlungen. Ich kann dich verstehen. Früher hätte ich wahrscheinlich auch nicht auf diese Macht verzichten wollen, doch nun bin ich auch so glücklich.“, nickte er Jo zu. Dieser verstand. „Ihr habt mich schon überzeugt. Wenn ich aus der Sache mit meinem Bruder eines gelernt habe, dann dass Macht einen verändert. Ich werde zurück nach Hause gehen, mit meinem Bruder. Aber wehe ihr schreibt mir keine E-Mails!“, sprach er und überreichte Nick das Amulett. Dieser setzte es in die leere Stelle und der Sarkophag verschloss sich nun für immer. Senshi schien glücklich aus. Seine Hände und Füße tauchten nun in helles Licht ein. Dieses Licht verschlang rasch den Rest seines Körpers. Nick, Jo und Anna wollten ihm helfen, doch wie? „Was geschiet mit dir?“, fragte Nick verängstigt. Senshi lächelte nur. „Schon gut, mein Freund. Es ist alles in Ordnung. Horus hat mir erlaubt, mit ihm zu gehen. Er sagt, das ist eine große Ehre für einen Menschen.“, klang Senshis Rede wie ein Abschied. „Was? Aber du kannst doch nicht einfach so verschwinden!“, meinte Nick verschrekt. Senshi tat sein Freund irgendwie Leid. „Ich muss jetzt leider gehen. Aber wenn ihr mich braucht, werde ich immer über euch wachen. Schaut nur in den Himmel.“, erklärte er mit einem glücklichen Gesichtsausdruck und zeigte nach oben. Dann verschlang das Licht auch den Rest seines Körpers und der Junge verschwand. Nick versuchte ihn noch zu greifen, doch erfolglos. „Wir… wir können ihn doch nicht so einfach gehen lassen! Wir wissen doch gar nicht, was mit ihm da oben geschiet!“, war der Junge sichtlich verwirrt. Jo und Anna sahen ihren Freund nur mitleidig an. Hathor trat zu Nick und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Dein Freund ist nun ein Gott. Wenn du ihn brauchst, wird er immer da sein. Schau nur zu den Sternen.“, verriet sie ihm. Außerdem versprach sie, Ras Sarkophag vergraben zu lassen. Nun bemerkte Jo, wie sein Bruder in den Raum gehumpelt kam. Jo lief sofort zu ihm, um ihn

zu stützen. „Was… was tun wir jetzt?“, fragte Nick ganz perplex. „Wir gehen Heim.“, sagte Anna und griff nach seiner Hand. Nick sah nochmals zu der
 

Stelle, an der Senshi stand, bevor er etwas Größeres geworden war.
 

Es war bereits Abend, als die vier Freunde mit ihrem Flugzeug landeten. Wie verkatert stiegen sie aus. „Wir werden euch dann mal alleine lassen.“, erklärte Jo und wies auf seinen Bruder hin. „Wie? Ihr wollt schon gehen?“, wunderte sich Anna. Jo nickte und schickte Philip schon voraus. „Wir nehmen das nächste Flugzeug nach Hause. Da, wo ich herkomme, mögen wir keine langen Abschiede. Außerdem werden sich unsere Eltern mehr als freuen.“, erklärte er. Nick presste die Lippen zusammen. „So, jetzt will ich endlich wissen, woher du kommst!“, verlangte er. „Kanada.“, setzte Jo eine unschuldigen Miene auf und freute sich, dass er Nick einmal sprachlos gemacht hatte. „Du wirst uns fehlen.“, drückte Anna den Jungen nochmal. „Mir nicht. Du bist mir die ganze Zeit nur auf die Nerven gegangen.“, verabschiedete sich Nick auf seine Art. Dann hielt er seine Hand hoch und gab Jo ein Zeichen einzuschlagen. Somit besiegelten die beiden ihre Freundschaft. „Dann Tschau!“, sagte Jo schnell und drängte sich zwischen den beiden vorbei. Zwischendurch drückte er Anna noch einen Kuss auf die Wange. Nick war empört, als er das sah. Jo begann zu rennen und hielt seine Hand nochmals hoch, um sich zu verabschieden. Anna wollte nun endlich

heimgehen, und Nick versprach bald nachzukommen. Vorher sah er nochmal in den Himmel und betrachtete die Sterne. „Machs gut, alter Freund. Und viel Glück.“, wünschte er Senshi.
 

5 M o na te s p ä t e r
 

„Wo sollen wir die Ausrüstung abladen, Doc?”, fragte einer der Träger. Dieser machte nur eine abfällige Handbewegung. „Egal, solange ihr nichts beschädigt.”, bat er um Vorsicht. „Ian, komm und sieh dir das an!”, rief ihn ein Kollege. Der Archäologe kannte seinen Kollegen und wusste, dass dieser etwas außergewöhnliches entdeckt haben musste. Dieser war bereits durch den naheliegenden Gang marschiert, um seine Neugier zu stillen. Ian trat zu ihm und begutachtete dessen Fundstück. „Das ist einfach atemberaubend. Ich möchte unbedingt wissen, wer in diesem Sarkophag liegt. Vielleicht ein altägyptischer Pharao, oder ein großer First.”, kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus und blickte zu seinem Kollegen. Dieser hatte eine einfache Idee. „Das werden wir wohl erst wissen, wenn wir ihn öffnen.”

3

Das Buch der Toten
 

„Hilf mir endlich, mit diesen blöden Kisten!”, verlangte einer der Träger. Sein Kollege hatte sich nämlich gerade auf einen der Güter gesetzt und seine Feldflasche hervorgeholt. Obwohl die Hilfsarbeiter erst wenige Meter durch die Wüste gewandert waren, beschloss er eine Pause einzulegen. „Hör zu, Said, wir werden für diesen Job gut bezahlt, besser als sonst, also reiss dich zusammen.”, schärfte ihm sein Kollege ein. Trotzig erhob sich Said und begann wieder zu schleppen. Die Sonne begann bereits unterzugehen, doch die Träger mussten es unbedingt schaffen, vor Einbruch der Dunkelheit, das nächste Dorf zu erreichen. Jedoch erwies sich die Reise als beschwerlicher als erwartet. Keith, ein Assistent des Professors, der die Reise arrangiert hatte, sprach seine Bedenken aus. „Professor Welsh, wir kommen unmöglich noch rechtzeitig an. Lassen Sie uns doch unser Lager in der Wüste aufschlagen.”, schlug er vor. Aber es war ihm anzusehen, dass auch er nicht fiel davon hielt. Der Professor kratzte sich an seiner Nase. „Ungern, Keith, ungern. Ich habe unseren Trägern noch extra etwas zugesteckt, und jetzt?”, schien er mit ihrer Situation unzufrieden zu sein. Keith versuchte seinen Chef zu beruhigen. „Professor, Sie hätten nicht so viel Zeug mitnehmen dürfen.”, tat er seine Meinung kund. Der Professor schickte ihm daraufhin einen strafenden Blick. „Keith, haben Sie mir etwa nicht zugehört? Wenn sich meine Theorien bestätigen, dann sind wir einer Sensation auf der Spur! Eigentlich sollten wir schon lange in einem Hotel in Heluan sitzen und einen Tee trinken. Dann könnte ich auch weiter die Bücher studieren, und wandere nicht sinnlos in der Wüste herum.”, ärgerte sich der Wissenschaftler. Keith beschloss zu warten, bis sein Chef eine bessere Laune besaß. Da es bis zum nächsten Dorf noch eine weite Strecke war, blieb den Wanderen nichts anderes übrig, als ihre Zelte aufzuschlagen. Obwohl sie sich in der Wüste aufhielten, war dies kein Problem. Die Träger und die Assistenten des Professors waren exzellent ausgestattet. Der Professor selbst, fühlte sich unbehaglich. Er war wirklich kein Angsthase, doch die Wüste verbarg viele Gefahren. Eine davon würde er demnächst am eigenen Leib erleben. Es war bereits dunkel, als auch das letzte Zelt stand. Said hatte sich noch richtig hineingesteigert. Auch er wusste, dass sein Leichtsinn hier nicht gefragt war. Sein Kollege trug ihm auf, ein Feuer anzufachen. Said folgte sofort und bereitete alles vor. Am Tag konnte die Wüste einen quasi verbrennen, doch bei Nacht konnte die Temperatur sogar unter Null fallen. Kaum war das Feuer entzündet, begannen sich die Träger und die Helfer des Professors darum zu setzen. Einige quatschten miteinander, der Rest verstand leider

weder arabisch noch englisch. Professor Welsh hatte vor ein paar Tagen eine unglaubliche Aufzeichnung entdeckt. Eigentlich sein Assistent Keith. Dafür beförderte er seinen Angestellten, obwohl dieser noch nicht lange in seiner Universität arbeitete. Die Aufzeichnungen enthielten Daten über den Aufenthaltsort einer Grabkammer. Das ansich, hatte den Pofessor schon die Koffer packen lassen, doch in dieser Kammer befand sich noch etwas anderes. Welsh hatte keine Ahnung, was er von dem Objekt halten sollte, oder wie es die Ägypter benutzt hatten, doch er beschloss sofort abzureisen. Keith nahm er mit. Er war so aufgeregt, dass er seine Bücher sogar vor seiner Zahnbürste einpackte. Zwei Tage später waren sie bereits in Kairo eingetroffen. Schnell waren Träger gefunden, die seine Instrumente transportieren sollten. Die Laune des Professors war deswegen so schlecht, da sie nach einer ganzen Tagesreise noch nicht einmal an ihrem Zielort eingetroffen waren. Die Grabkammer sollte sich in der Nähe der Stadt Heluan befinden. Welsh zitterte beinahe. Er befand sich nur noch wenige Kilometer vor seinem Ziel. Seine Kollegen und Sponsoren würden Augen machen. Er ging unruhig in seinem Zelt auf und ab. Als ihm nichts mehr einfiel, setzte er sich wieder vor seine Bücher. Draußen waren bereits einige Arbeiter schlafen gegangen. Nur noch Said und fünf andere Träger waren noch wach. Sie mussten das Feuer bewachen, aber auch die Wüste. Keith hatte sich etwas vom Lager entfernd. Niemandem war dies aufgefallen. Er spürte, wie ein Wind aufzog. Das war für ihn ein Zeichen, dass irgendetwas geschehen würde. Said war übermütig und warf seinen Kopf nach hinten. Dabei achtete er nicht auf seine Feldflasche. Sofort strömte das Wasser heraus. Sein Kollege schrie ihn an. Said solle besser auf sein Wasser aufpassen, da sie nicht mehr viel davon hatten. Als er Said vorwarf, nichts von seiner Arbeit zu verstehen, war es dem jungen Mann genug. Er sprang auf und schupste seinen Freund an. Dieser taumelte nach hinten. Er war nun richtig wütend geworden und wollte sich an Said rächen. Er lief auf ihn zu, bis ihn etwas am Hals traf. Ein zischendes Geräusch durchdrang die Nacht und plötzlich traf dem Träger ein Pfeil am Hals. Er war sehr klein, doch der Träger wurde sofort von ihm erfasst und fiel zu Boden. Said begriff zuerst nicht, was überhaupt los war, bis zwei weiteren Trägern das selbe passierte. Said verstand. Sie wurden angegriffen und er musste die anderen warnen. „Aufstehen, wir werden angegriffen!”, schrie er zuerst auf arabisch und dann auf englisch. Er wollte den Professor warnen, wurde aber selbst von einem der tödlichen Pfeile erwischt. Vor seinen Augen verschwom alles und er stürtzte auf den Wüstenboden. Das Letzte, was er sah, waren die weißgekleiteten Wüstenräuber, die ihr Lager überfielen. Professor Welsh

begutachtete noch immer seinen Notizen, als Keith in das Zelt eindrang. Der Professor beschwerte sich sofort über den Lärm, doch Keith ging zu ihm und

presste seine Hand auf Welsh Lippen. „Tut mir Leid, aber wir werden angegriffen. Es sind sicher Wüstenräuber. Selbst wenn sie ein paar von uns am Leben lassen, sind wir morgen ohne Wasser und Ausrüstung unterwegs.”, berichtete er stotternd über die drohende Gefahr. Der Professor sprang sofort auf. „Ich habe es geahnt! Wir hätten nicht in der Wüste übernachten dürfen!”, flüsterte er. Keith packte ihn am Arm und wollte ihn nach draußen zerren. Sein Chef sträubte sich. „Was soll den das?”, fragte er mit der Angst in seiner Stimme. Keith erklärte ihm seinen Plan. „Wir müssen verschwinden. Ich habe Wasser und einige Rationen in meinen Rucksack gesteckt. Ich weiß, allein ist es schwieriger in der Wüste, doch ich will nicht sterben, Sie etwa?”, redete er dem Professor ein. Dieser schüttelte den Kopf. Dann erkundigte er sich nach den anderen. Keith verneinte und zerrte den Professor aus dem Lager. Die Räuber würden die beiden niemals entdecken. Professor Welsh blickte immer wieder zurück zu seinen Männern. Die Räuber hatten damit begonnen alles in Brand zu stecken. „Sie sind verloren.”, tat es Keith sichtlich Leid. „Wollen Sie weitermachen?”, fragte er in einem ungünsigen Augenblick. „Ich kenne Sie doch. Wenn Sie vor einem Durchbruch stehen, ist Ihnen alles egal.”, sprach er. Sein Chef wollte ihm eine Ohrfeige geben, da er seine Freunde so schnell vergessen konnte. Dann ließ er es jedoch bleiben, da er seine Kräfte für den Fußmarsch benötigen würde. Die beiden Überlebenden beeilten sich nun extra schnell, da es für sie am günstigsten war, den größten Weg Nachts zu bestreiten. An Schlaf dachte niemand der beiden. Wenn sie einschliefen, würden sie sterben. Und das war das Letzte, was sie ihren verlorenen Freunden antun konnten. „Professor, ich sehe ein Gebäude.”, berichtete Keith überrascht. Sein Chef rieb sich die Augen. „Das kann unmöglich Heluan sein. Bestimmt ist es nur eine Fatamorgana. Oder eine Halluzination durch den Schlafmangel.“, spekulierte er. Keith war anderer Meinung. Für ihn, sah das Gebäude sehr real aus. Die beiden mussten eine Düne hinunterrutschen, um zu dem Gebäude zu gelangen. Langsam rötete sie die Wüste und gab die ersten Sonnenstrahlen preis. Welsh und Keith huschten in das Innere. Der Professor untersuchte sonst jede Hieroglyphe einzeln, doch diesmal konnte er darauf verzichten. „Wo sind wir hier?“, erkundigte sich Keith nach dem erfahrenen Rat seines Professors. Dieser musste erstmal seine Brille aus der Hosentasche nehmen. „Merkwürdig. Dieser Tempel ist mir nicht bekannt.“, staunte er. Keith hatte vielleicht eine Erklärung. „Vielleicht wurde er noch nicht entdeckt, und wir sind die ersten.“ Der Professor schüttelte den Kopf. „Ein Tempel, der mitten in der Wüste steht und noch nicht entdeckt wurde? Wenn es so einfach wäre, hätten Sie bereits einen Doktortitel. Folgen Sie mir.“, verlangte er. Keith ging ohne Widerrede mit. Sein Chef vollzog das übliche Programm. Er untersuchte die Hieroglyphen und die Räume. Plötzlich schreckte er zurück. Keith fragte

nach, ob es ihm auch gut ginge. Dieser packte seinen Asisstenten am Ärmel und zog ihn mit. Er schien auf etwas gestoßen zu sein. „Das muss ein Traum sein. Ich bin in der Wüste eingeschlafen und halluziniere nun.“, konnte er es sich nicht anders erklären. „Professor! Wo sind wir, sagen Sie doch etwas.“, bat Keith. Dieser konnte jedoch nichts sagen. Für ihn schien alles plötzlich nicht mehr real zu sein. Die beiden fanden ohne Mühe die Grabkammer. „Soll ich sie öffnen?“, fragte Keith noch etwas verwirrt. Der Professor konnte nur stumm nicken. Keith griff nach der schweren Steintür und begann zu schieben. Er war sehr kräftig, deswegen hatte ihn sein Chef auch mitgenommen. Keith riss entsetzt und überrascht die Augen auf. Vor seinen Augen, hatte sich ein riesger Goldschatz aufgetan. „Träume ich?“, wunderte er sich. Welsh drängte ihn zur Seite und schritt in die Grabkammer. So weit das Auge reichte gab es nur Gold. „Goldmünzen, golden Helme, goldene Statuen, und diverse andere Kostbarkeiten. „Haben wir tatsächlich die gesuchte Grabkammer entdeckt?“, staunte Keith. Der Professor hatte keine klare Antwort darauf. „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber für mich wäre es neu, wenn ein Tempel, der bereits seit Jahrtausenden verschollen ist, plötzlich aus dem Nichts auftaucht.“, brachte er noch heraus, bis er seinem Forscherdrang verfiel. Keith hatte eine witzig Erklärung. „Vielleicht taucht diese Grabkammer nur alle 1000 Jahre aus der Wüste auf, und wir waren zufällig genau zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.“, erwartete er Welsh Reaktion. Dieser gab nicht viel, auf die Theorie seines Assistenten. „Sie sollten aufhören solche Filme zu sehen. Sowas wie Magie gibt es nicht. Aber das scheint tatsächlich das zu sein, wonach wir gesucht haben. Die Grabkammer steht in der Nähe von Heluan. Aber waurm liegt sie nicht tief unter dem Sand?“, verstand er die Lage einfach nicht. „Sehen wir uns doch erst hier um.“, schlug Keith vor. Sein Professor sah ihn nur schreg an. „Was glauben Sie, was ich gerade tue? Der Schatz ist faszinierend, doch…“ Der Professor hielt inne. Die Hieroglyphen an der Wand der Kammer zogen ihn zu sich. „Was steht da?“, erkundigte sich Keith. Welsh hielt seine Hand zurück, um zu zeigen, dass er nicht gestört werden wollte. Dann atmete er immer schneller. Keith musste etwas warten, bis ihm Welsh endlich verriet, was dort geschrieben stand. „Mein Gott, sie ist es wirklich. Die Grabkammer des Serapis. Wahrscheinlich ist es nur ein Traum, das würde einiges erklären, doch es ist der schönste, den ich je hatte.“, riss er sich die Brille von der Nase. „Professor!“, bat Keith seinen Chef eindringlingst. Dieser nickte und streckte seine Hand aus. Er zeigte auf die ersten Bilder. Einige waren Hieroglyphen, doch die anderen nicht. „Da steht: Am Anfang gab es nur Serapis, den ersten Gott. Er wandelte ganz allein in der Welt herum. Er war das mächtigste Wesen, das je existierte. Doch seine Einsamkeit bereitete ihm großen Kummer. Deswegen erschuff er die Menschen. Endlich war er nicht

mehr allein. Sie belogen oder verletzten ihn nicht. Also beschloss er noch mehr zu erschaffen. Diese besiedelten Ägypten und wurden bald ein eigenständiges Volk. Doch eines Tages geschah es. Eine Frau, die Serapis sehr nahe stand, fand Gold. Zuerst wusste sie nicht, was sie damit anfangen sollte, doch sie beschloss es zu behalten. Einem Nachbar gefiel das Gold ebenfalls, und er beschloss es der Frau wegzunehmen. Serapis erwischte ihn und stellte ihn zur Rede. Der Gott kannte dieses Verhalten nicht, und konnte den Mann auch nicht bestrafen. Doch bald breitete sich die Menschheit in der ganzen Welt aus. Serapis wollte sich darum kümmern, konnte es aber nicht allein. Er hatte inzwischen viele enge Freunde, die er würdig befand, ihm zu helfen. Er stellte sie mit sich gleich und erhob sie zu Göttern. Dies war die Geburt der ägyptischen Götter. Anfangs sorgten sie auch für Ruhe und Frieden. Doch sie waren immernoch Menschen. Einige von ihnen tyranisierten ihre ehemaligen Sgleichen, und wieder andere verlangten, dass man sie anbetete. Serapis ließ dies geschehen, da sein Herz völlig rein war, und er an nichts böses glaubte. Er hatte keine Ahnung davon, was er da erschaffen hatte. Doch eines Tages verrieten ihn seine Kinder und töteten ihren Gönner. Das war der Beginn der Bosheit, und der Mytologie, wie wir sie kennen. Serapis wurde in dieses Grabmal gebracht. Ironischerweise wurde er erst im späten Ägypten als Gott bekannt, obwohl er bereits seit Jahrtausenden hier lag, und es noch immer tut. Das Unglaubliche ist aber, dass Serapis hier scheinbar auch Atum ist.“, schloss der Professor den Bericht. Keith hatte gespannt zugehört. „Wenn Sie mich fragen, ich mag solche alten Geschichten.“, meinte er. Welsh dachte an mehr. „Verstehen Sie nicht? Nicht nur, dass der Tempel schon allein eine Entdeckung wäre, und ich Millionen einsacken werde, nein, Serapis ist auch Atum und existierte bereits zu den Anfängen der Mythologie. Das gibt der Geschichte eine völlig neue Wendung. „Serapis war der erste Gott, der in die Unterwelt geschickt wurde. Das Wissen, dass er von seinen Kindern verraten und getötet wurde, verwandelte sein Herz in reinen Hass. In der Unterwelt löste er User ab und schwang sich als neues Wesen der Finsternis, zum Herrscher der Hölle auf.“, erzählte Welsh sein Fachwissen. „Also der Teufel.“, kombinierte Keith. Welsh nickte. „Ja, zuerst Gott, dann der Teufel. Eine faszinierende Geschichte, aber das war noch nicht alles. Am unteren Rand steht noch eine Prophezeihung geschrieben. Genaugenommen zwei, was merkwürdig ist. Die Bilder zeigen zwei Versionen der Zukunft. Die erste sieht recht düster aus. Serapis erhebt sich aus der Hölle und vernichtet die Menschheit. Er will seinen Fehler wieder gut machen. Die zweite zeigt einen von Serapis Gegnern, der ihn daran hintern will. Serapis verwandelt sich in den sogenannten ‚Vogel des Todes‘ und liefert sich einen Entscheidungskampf mit einem Falken. Ich würde darauf tippen, dass der Gott Horus damit gemeint ist, aber hier steht nirgendwo sein Ideogramm. Aber lassen wir das. Nun suchen wir nach dem Buch.“, lächelte er Keith an. Dessen Herz begann zu pochen. Endlich! Er hatte nur auf diesen Satz gewartet. Er griff sich an seine Brust und betastete sie. Unter seinem Hemd, hatte er einen Anhänger versteckt. Er hatte ihn noch nicht einmal Welsh gezeigt. Es war ein ägyptisches Amulett, welches sehr viel Magie beinhaltete. Der Professor war vorausgegangen und Keith ging ihm nach. Hinter der Grabkammer schien es einen weiteren Raum zu geben. Welsh beachtete die Gegenstände darin nur beiläufig. Ihm war nur eines wichtig. Das Buch. Es lag auf einem Podest und schien eine unglaubliche Magie zu verströmen. „Ist es das?“, fragte Keith mit angehaltenem Atem. Der Professor nickte. „Ja, mein Sohn. Das ist das Buch der Toten. Ein unglaublicher Fund. Die Göttin Junit bewacht des sei Jahrtausenden. Angeblich hat Anubis jeden Namen des Menschen hineingeschrieben, den er mit in die Unterwelt genommen hat.“, war Welsh ganz baff. „Es ist verschlossen.“, erkannte Keith. Er behielt Recht. Das Buch mit dem schwarzen Umschlag besaß ein Schloss. Welsh trat näher und versuchte es zu öffnen. Er hatte sogar einen Dietrich dabei, um das Schloss zu manipulieren. Aber es misslang. „Es gibt bestimmt einen Schlüssel dafür. Entweder ist er hier, oder wo anders. Egal, zu Hause bekommen wir es ohnehin auf.“, meinte er, obwohl er sich bereits danach sehnte, darin zu lesen. Keith war anderer Meinung. „Ich muss Sie leider enttäuschen, Professor. Sie werden nicht nach Hause zurückkehren.“, erklärte er. Welsh sah ihn ungläubig an. Was meinte sein Assistent damit? Keith hob einen goldverzierten Dolch auf und verwies auf das Sympol darauf. „Was meinen Sie wohl? Ist es das Ideogramm von Serapis, oder einem anderen Gott?“, erkundigte er sich. Welsh war sich nicht sicher, was in Keith gefahren war, doch er nahm den Dolch an sich. „Es gibt hier weit wichtigeres, aber wenn Sie unbedingt wollen. Ich bin ziemlich sicher, dass es Serapis heißt, zufrieden?“, fragte er ungeduldig. Keith nickte. „Ja, sehr.“, bedankte er sich. Er riss dem Professor den Dolch aus der Hand und bohrte ihn in seine Brust. Welsh riss entsetzt die Augen auf und starrte seinen Assistenten entsetzt an. „Wie...so?“, konnte er den Verrat nicht glauben. „Wer hat wohl die Wüstenräuber angelockt? Und wer hat Sie zu dieser Grabkammer geführt? Ich verrate Ihnen etwas. Magie existiert wirklich. Genau wie die ägyptischen Götter, bevor sie vom Chaos verschlungen wurden. Das Buch der Toten wird mir helfen den großen Serapis ins Leben zurückzuholen. Glauben Sie, ich habe meinen Verstand verloren? Grüßen Sie ihn doch selbst, wenn Sie in der Hölle ankommen.“, flüsterte er ihm zu, bevor Welsh umkippte. Keiths Amulett hatte zu leuchten begonnen. Er holte er heraus und betrachtete es. Es reagierte eindeutig auf das Buch. Keith besaß das Ideogramm des Chnum, was ihm große magische Kräfte verlieh. Er schnappte sich das Buch der Toten und begann damit den ganzen Tempel zu durchforsten. Am Ende stand er aber nur mit dem Buch da. Der Schlüssel tauchte einfach nicht auf. Da er keine andere Wahl hatte, beschloss er das Grabmahl zu verlassen und zurück zu seinen Auftraggebern zu marschieren. Diese wollten das Buch für ihre Zwecke nutzen, doch Chnum hatte eigene Pläne damit…
 

Die Mikrowelle klickte, und Lin drückte schnell auf den Knopf. Sie holte das Glas Milch heraus und betastete es. Zum Glück hatte sie genau die richtige Temperatur. Das Mädchen lag stundenlang wach, und konnte einfach nicht

einschlafen. Es hatte dieses Problem schon öfter. Sie hatte es schon mit Musik, lesen und anderem versucht, doch erst heute kam ihr die Idee mit der Milch. Normalerweise trank sie Tee, doch heute hatte sie sich anders entschieden. Sie leerte ihr Glas und stellte es in den Abwasch. Sie streckte sich nochmals, bevor sie zurück in ihr Schlafzimmer spazierte. „Lin.“, kam eine vertraute Stimme. Das Mädchen drehte sich blitzschnell um. Ein Junge mit Brille kam ihr entgegen. „Noah, was tust du den hier? Und so spät?“, fragte sie nach. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie lediglich ihren Schlafanzug anhatte. Ihr war das peinlich, doch Noah reagierte angemessen und schwenkte seinen Blick. „Ich kann nicht schlafen, und du hast wohl das selbe Problem. Ist schon komisch. Wir trainieren den ganzen Tag und sind kein bisschen müde.“, stutzte er. Lin besaß aber eine Erklärung. „Das sind sicher unsere Amulette. Mit ihnen verschwenden wir nicht soviel Energie. Aber lass uns lieber morgen darüber reden. Ich empfehle dir noch ein Glas Milch.“, gab sie ihrem Freund den Tipp und zog sich in ihr Zimmer zurück. Noah sah ihr noch nach. Er freute sich, wenn er Zeit mit Lin verbringen konnte. Er beschloss noch ein wenig an die frische Luft zu gehen. Vielleicht konnte ihm das, bei seiner Schlaflosigkeit helfen. Und wenn nicht, stand im Kühlschrank noch eine Packung Milch. Lin kuschelte sich in ihre Decke ein und das Glas Milch begann tatsächlich langsam zu wirken. In wenigen Minuten war sie eingeschlafen. Sie träumte von der Trainingsanlage, in der sie und Noah ihre Fähigkeiten verbesserten. Soviel, wie sie heute wieder gekämpft hatten, war es kein Wunder. Lin war bereits einige Jahre hier, doch erst als Noah kam, hatte sie einen Freund gefunden. Sie konnte mit ihm über vieles reden, besonders über ihre Gabe. Noah besaß wie sie eines der göttlichen Amulette. Er hatte früher schon oft gekämpft und war in seiner Heimat so etwas wie ein Held. Das hatte ihr der Junge zumindest gesagt. Doch Lin war sich dabei nicht sicher. An dem Tag, an dem Noah ankam, sah er sehr schwächlich aus. Er hatte sich seitdem sehr verändert. Im Traum kämpfte sie gegen ihren Freund, gewann aber. Plötzlich begannen die antiken Gebäude um sie herum einzustürtzen. Lin verstand, was passierte, doch sie brachte sich in Sicherheit. Die Häuser waren vollkommen eingestürtzt. Plötzlich und unerwartet
 

schoss eine riesige Hand aus den Trümmern. Lin rief ihre Waffe herbei, ein

zweischneidiges Schwert. Sie schwang es und schnitt die Hand in zwei

Teile. Auf einmal begann sie zu schweben und wechselte den Ort. Zuerst war sie in Hong-Kong, dann plötzlich in Schanghai. Eines hatten die Orte gemeinsam. Sie lagen alle in Trümmern, wie auch die Tempelanlage, in der sie trainierte. Sie kam wieder auf dem Boden an und begann damit sich umzusehen. Jedes Haus, jeder Wolkenkratzer und alle Straßen lagen in Trümmern. Es war das totale Chaos. Ihr lief nicht ein Mensch über den Weg. Hatte sich ihr Traum unerwartet in einen Alptraum verwandelt? Sie erblickte

ein Haus, das noch nicht ganz eingestürtzt war. Im Inneren erkannte sie einen Schatten. Nun war ihr alles klar. Empört marschierte sie auf ihn zu. „Schakal, ich habe genug von deinen Spielchen. Du hast dich unerlaubt in meinen Traum geschlichen, aber da hast du nichts zu suchen!“, ärgerte sie sich. Die Gestalt trat aus dem Schatten und zeigte ihr Gesicht. „Ich habe einen guten Grund, Kind.“, versicherte er. Der Mann war bereits sehr alt, aber auch ein Zwerg. Um seine Körpergröße, würde ihn sicher niemand beneiden. Lin hob die Augenbrauen. „Auf deine Ausrede bin ich schon sehr gespannt. Benutzt du die ‚Es ist ein gutes Training‘, oder die ‚Es war ein Versehen‘ Ausrede?“, warf sie ihm vor. Der Mann, der sich selbst Schakal nannte grinste. „Du bist einfach schon zu lange bei mir. Deine Mutter würde sich freuen, wenn sie wüsste, wie erwachsen du nun bist.“, meinte er friedlich. Lin drehte sich weg. „Hör bitte auf. Ich möchte nicht über sie sprechen. Und über die Vergangenheit auch nicht.“, beharrte sie. Schakal nickte zustimmend. „Dann reden wir nun über die Zukunft. Und über die Gegenwart, die nur du verändern kannst.“, verriet er den Grund seines Eindringens. Lin blickte ihn verdutzt an. „Weißt du wie groß die Welt da draußen ist? Seit du klein bist, lebst du hier.“, blickte er in den Himmel, von Lins Traum. Das Mädchen seufzte. „Schakal, das haben wir doch schon diskutiert. Die Welt da draußen interessiert mich nicht. Ich möchte lieber bei dir und meinen Freunden bleiben, um zu trainieren. Ich möchte stärker werden, damit ich euch beschützen kann.“, erklärte sie, dass ein Fortgehen für sie nicht in Frage kam. Schakal war sich da nicht so sicher. „Was ist wenn du gezwungen wirst, zu gehen?“, hakte er nach. Lin sah ihn verwirrt an. „Wirfst du mich raus?“, bangte sie bereits. Doch Schakal schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe deiner Mutter versprochen, stets auf dich aufzupassen, aber das ist nicht der Punkt. Siehst du diese Umgebung? Das ist die Zukunft.“, sagte er traurig. Lin glaubte sich verhört zu haben. „Wie schrecklich. Sag bloß, es ist die nahe Zukunft.“, kniff sie ihre Augen zusammen. Schakal musste leider bejahen. „Ja, das ist die Zukunft, die vom Gott Serapis geschaffen wurde. Er hat seinen Fehler, die Menschen erschaffen zu haben wieder gutgemacht und hat ihre Zivilisation dem Erdboden gleichgemacht.“, verriet er seiner Schülerin
 

die Umstände. Lin verstand, hatte aber noch Fragen. „Serapis? Diesen

Namen hast du schon einmal erwähnt. Wer ist er?“, wollte Lin mehr erfahren.

Schakal erzählte ihr die traurige Geschichte des Gottes. „Ich bin bereit zu kämpfen. Ich werde mein Zuhause und meine Freunde verteitigen.“, sagte sie festentschlossen. Schakal blickte sie betrübt an. „Du bist stark, sicher. Aber gegen einen Gott, kannst du nicht gewinnen.“, sprach er seine Sorge aus. Lin wollte es trotzdem versuchen. „Ich werde es wagen. Und Noah wird mich begleiten. Wir werden die Anlage verlassen.“, entgegnete sie. Schakal befürchtete, Lin würde sich überschätzen. Natürlich, sie war stark, aber

Serapis war noch mächtiger. Er hatte allen Hass und alle Verzweiflung der Menschen in sich. Er wurde von seinen eigenen Kinder verraten. Schakal tat eine Handbewegung, und plötzlich tauchte auch Noah in Lins Traum auf. Zuerst fand er sich gar nicht zurecht. Dann erblickte er Lin und Schakal. „Warum hast du mich hierher geholt, Meister Schakal?“, fragte er seinen Mentor. „Ich muss mit dir sprechen.“, antwortete er. Noah schien aber gar nicht entzückt über die Entführung. „Was soll das? Ich will zurück zu Britney.“, wollte er zurück in seinen eigenen Traum. Dann entdeckte er die Umgebung. „Hier sieht es ja düster aus. Willst du darüber reden?“, fragte er Lin. Diese blickte ihren Freund nur böse an. Schakal trat zu seinem Schüler und berichtete ihm, was er auch Lin erzählt hatte. Noah verstand. „Dann treten wir diesem Serapis ordentlich in den Hintern.“, sagte er cool. Schakal wunderte sich auch, über Noahs Mut. Oder war es vielleicht nur Leichtsinn? „Ich gebe dir Recht, Meister. Dieser Serapis ist vielleicht wirklich nicht leicht zu schlagen, aber ich kenne da jemanden, der mit solchen Typen ganz easy fertig wird.“, schlug Noah vor. Schakal nickte. „Einverstanden. Dann werde ich Yen gleich morgen losschicken.“, beschloss der Meister. Dann wünschte er Lin und Noah noch schöne Träume, oder so ähnlich, bevor er sie verließ. „Du warst noch nie wo anders, stimmts?“, wandte sich Noah an seine Freundin. Diese sah zu Boden. „Ich bin hier, seit ich klein war. Wie ist es da draußen?“, erkundigte sie sich. Noah konnte dies schnell beantworten. „Schalt einfach den Fernseher ein.“, schlug er vor. Lin lächelte. „Nein, ich meine wirklich. Was tun die Kids heutzutage?“, versuchte sie konkreter zu werden. Noah dachte kurz nach. „Naja… ich war in einem Schachklub, einem Lehrnverein und natürlich bin ich auch noch zur Schule gegangen.“, erzählte er sein langweiliges Leben. „Und du hast gekämpft. Und.... getötet. Das hast du doch gesagt.“, schnitt Lin nun ein Thema an, dass Noah wenig gefiel. Das war... während des letzten Kampfes. Ich hatte einen starken Gegner, und ich habe ihn besiegt. Ich glaube deswegen, bin ich auch zu Meister Schakal gegangen.“, erzählte er, schon fast flüsternd. Lin nickte. „Dann bist du solche Gegner doch gewöhnt.“, meinte sie. Noah verneinte. „Nein, wie ich hatten meine Feinde eines der göttlichen Amulette. Ich weiß,
 

du redest nicht gerne darüber, aber deine Mutter hat dir ebenfalls eines

hinterlassen. Die Trainingspartner, die Meister Schakal für uns bereithält sind

schwach. Wenn du wirklich gehst, wirst du es mit stäkeren, unbekannten Gegner zu tun bekommen. Und mit diesem Gott, vor dem uns der Meister gewarnt hat.“, sprach er. „Ich? Du kommst gefälligst mit. Sonst klopfst du doch die großen Sprüche und stellst dich als Helden dar.“, erinnerte das Mädchen. Noah kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Nein, ein Held bin ich sicher nicht. Bevor ich hierher kam, war ich ein ziemlicher Angsthase, das muss ich zugeben. Aber ich hatte Freunde, die mir zur Seite standen. Gemseinsam haben wir es geschafft unser Ziel zu erreichen. Und das werden wir auch!“, machte er seiner Freundin wieder Mut. „Lass uns morgen weiterreden. Ich wünsche dir noch einen guten Schlaf.“, sagte sie Noah, bevor dieser wieder in seine eigenen Träume eintauchte. Lin versuchte sich eine andere Umgebung einfallen zu lassen, wachte jedoch bei dem Versuch auf. Nun dauerte es sicher wieder lange, bis sie einschlief. Da half nur eines. Ein Glas Milch!
 

Triumpfierend betrat Chnum das antike Gebäude, in dem er bereits erwartet wurde. In seinem Rucksack transportierte er das Buch der Toten. Ein Fund, für den er sicher reich belohnt wurde. Zwei Wachen blockierten die Tür. „Geht mir aus dem Weg, ich will zu Nephthys.“, verlangte er. Zuerst erkannten ihn die Wachen nicht, doch dann schritten sie beiseite und öffneten das Tor. Ohne sie nochmals anzusehen betrat Chnum das Innere. Auf den ersten Blick ähnelte es einem Irrgarten, wenn man sich nicht gut auskannte. Chnum wusste, wo er lang musste. Er stieg eine hohe Treppe nach oben, wo sich der Thronsaal befand. Auch vor dessen Türen, standen zwei Wachen. Es waren Frauen, die eine weiße Kutte trugen. „Chnum, warst du erfolgreich?“, fragte eine der beiden. Dieser nickte. „Natürlich, ich habe der Königin, das gebracht, wonach sie verlangt hat. Es ist mir gelungen das legendäre Buch der Toten in meinen Besitz zu bringen. Ich erwünsche eine Audienz bei Nephthys.“, bat Chnum freundlich. Eine der Wächterin warf ihrer Kollegin einen Blick zu, und diese betrat den Thronsaal, um ihre Königin vorzuwarnen. Als sie zurückkam, öffnete sie die Tür ganz. Die zweite Wächterin gab Chnum das Zeichen einzutreten. Dieser folgte und betrat den großen, langen Saal. Ein Teppich war ausgebreitet und Chnum wich nicht davon ab. Ihm war mulmig zumute, da links und rechts von ihm, lauter Wächterinen standen. Vorsichtig musterten sie den Überbringer des Buches. Dann erblickte Chnum die Königin. Nephthys erhob sich sofort aus ihrem Thron und wartete nicht einmal darauf, dass Chnum zu ihr kam. „Das Buch!“, sagte sie bestimmt. Chnum nickte und nahm unverzüglich seinen Rucksack ab. Er holte das Buch heraus und übergab es Nephthys. Ihre Hände
 

zitternden förmlich, als sie danach griff. Sie strich mit ihrer Hand über den

schwarzen Umschlag und betastete das Schloss. „Du wirst reich dafür

belohnt. Aber was ist mit dem Schlüssel?“, ließ Nephthys klarwerden, dass sie keine schlechte Nachricht hören wollte. Chnum musste sie leider enttäuschen. „Ich habe das gesamte Grabmahl abgesucht, doch nichts gefunden. Der Schlüssel muss sich an einem anderen Ort befinden. Aber ich werde alles daran setzen, um ihn ausfindig zu machen.“, versprach Chnum hoch und heilig. Nephthys war bereits froh, dass sie das Buch besaß, doch ohne Schlüssel war es wertlos. „Es ist wie eine Schatztruhe, die man einfach nicht öffnen kann. Eine wahre Qual. Bringt mir den Schlüssel des Anubis! Wem dies gelingt, wird sein größter Wunsch erfüllt. Sobald ich das Buch aufgesperrt habe, wird sich mein Traum erfüllen.“, freute sich Nephthys schon jetzt. Zwei ihrer Dienerinen standen direkt neben dem Thron. „Maat! Toéris! Sorgt dafür, dass Chnum belohnt wird. Und dann studiert die alten Schriften. Ich will den Schlüssel von Anubis!“, befahl sie streng.
 

Perfekte Vereinigung
 

Nephthys war in einem Nebenraum verschwunden und wünschte keinesfalls gestört zu werden. Maat und Toéris, Nephthys treueste Dienerinen hatten sich an die Arbeit gemacht. Chnum blieb in Nephthys Festung, und berichtete ihren Dienerinen von den Inschriften in Serapis Grabmahl. Nephthys selbst versuchte währendessen das Buch auf andere Weise zu öffnen, doch vergebens. Es gelang ihr nicht einmal, das Schloss aufzubrechen. Selbst ihr Amulett konnte rein gar nichts ausrichten. Das Buch war nur mit dem legendären Schlüssel des Anubis zu öffnen. Den alten Sagen nach, schrieb Anubis alle Namen der Sterbenden auf, die er in die Unterwelt begleitete. Selbst nach seinem Tod, schrieben sich die Namen von alleine weiter. Aus diesem Grund war das Buch auch extrem dick. Alten Skripten zufolge, konnte man einen Menschen wieder ins Leben zurückholen, wenn man seinen Namen im Buch fand und ihn durchstrich. Das war Nephthys Ziel. Es gab einen Menschen, ohne den sie nicht mehr sein konnte. Sobald sie den Schlüssel besaß, würde alles wieder gutwerden. Sie begab sich zu einem Tisch, auf dem etwas lag. Es handelte sich um eine kleine Schale, in der eine lilane Flüssigkeit schwamm. Nephthys packte die Schale mit beiden Händen und begann zu reden. „Wir haben das Buch, endlich. Aber wir wissen nicht, wo der Schlüssel ist. Aber ich muss ihn unbedingt finden. Wenn ich ihn habe, kann ich dich wieder ins Leben zurückholen, mein Geliebter.“, erklärte sie. Plötzlich bewegte sich die Flüssigkeit in der Schale. Eine leise und unverständliche Stimme begann zu flüstern. „Meine Geliebte, ich vertraue dir. Bald ist meine Zeit gekommen, und wir werden endlich wieder vereint sein.“, versprach die Stimme. Nephthys musste ihre Ohren anstrengen um die Stimme überhaupt verstehen zu können. Sie hätte weinen können. Sie war so kurz vor dem Ziel, aber auch nicht. Das Werkzeug zu ihrem größten Wunsch lag vor ihr, doch sie konnte es nicht benutzen. Nephthys verließ den Raum und versperrte die Tür von außen. Dies war jedoch kein Hinternis für Chnum. Indem er sein Amulett benutzte konnte er sich in dem Raum materialisieren. „Das Buch.“, entdeckte er das Artefakt sofort. Er begutachtete es und stellte fest, dass Nephthys versucht hatte, es aufzubekommen. Dann fiel ihm die Schale in die Augen. „Gebieter, wie geht es Euch?“, fragte er sofort. Die Flüssigkeit begann wieder sich zu bewegen. Chnum senkte seinen Kopf und spitzte seine Ohren. Er erwartete eine Stimme, doch es kam anders. Etwas trat aus der Flüssigkeit aus. Chnum erkannte, dass es sich um Finger handelte. „Gebieter, wie ist Euch das gelungen?“, staunte er nicht schlecht. Doch bald versanken die Finger wieder. „Das Buch der Toten gibt mir Kraft.

Doch ohne Anubis Schlüssel ist es wertlos. Du musst ihn vor Nephthys finden und meinen Namen aus dem Buch streichen.“, befahl er. Chnum verstand jedoch nicht recht. „Ich habe ihr verschwiegen, wer ich bin. Sie glaubt jemand anderen zu erwecken. Du musst den Schlüssel finden und mich befreien.“, verlangte die geheimnisvolle Stimme. Chnum versprach sein bestes zu geben. Er würde für seinen Gebieter bis in den Tod gehen.
 

„Yes! Wir sind fertig, und haben es hinter uns.“, jubelte Nick und umarmte seinen Freund stürmisch. „Beruhige dich. Die Schule hätten wir, aber die meisten finden, Schule ist besser als arbeiten.“, meinte Nicks Kumpel. Nick steckte seinen Finger demonstrativ in die Ohren. „Soll das ein Scherz sein? Du vermisst doch nicht wirklich diese Vokabeln, das Algebra und das ganze restliche Zeugs.“, glaubte Nick nicht, was er da hörte. Sein Freund verrollte die Augen. „Sicher, aber willst du mir sagen, dass du dich schon aufs arbeiten freust?“, hinterfragte er. Nick konnte diese Frage nicht beantworten. Er hatte noch keine Ahnung, was er machen wollte. „Wichtig ist im Moment nur, dass ich die Schule abgeschlossen habe, und nur 3 Vierer im Zeugnis habe.“, glaubte er, damit angeben zu müssen. Dann endete das Gespräch der beiden und Nick schwang sich auf sein Fahrrad. „Vielleicht sollte ich erstmal den Führerschein angehen.“, überlegte er laut. Er bog gerade um eine Ecke, als er gestoppt wurde. Ein junger Mann, nicht viel älter als er, packte Nicks Lenkstange. Sofort stieg Nick empört ab und fragte was das sollte. Der junge Mann schien Asiat zu sein, und blickte Nick nur schief an. Dann tauchten drei weitere Gestalten hinter ihm auf. Sie waren gekleidet wie ihr Freund und kamen näher. Nick ahnte nichts gutes. Wahrscheinlich war es eine Bande, die sein Fahrrad stehlen wollte, oder schlimmeres. Nick wollte fliehen, doch die Männer hatten ihn eingekreist. Der Junge biss die Zähne zusammen. Er saß in der Patsche und würde vielleicht kämpfen müssen. „Ich nehme an du bist Mick.“, redete der Anführer. Nick hustete. „Nick, wenns recht ist.“, korrigierte er. Die Typen waren also hinter ihm persönlich her. „Mein Name ist Yen, und ich habe dich gesucht.“, offenbarte er. „Jetzt verstehe ich! Ihr meint sicher meinen Bruder Nick. Ich bin sein Zwillingsbruder… Peter!“, versuchte es Nick mit einer äußerst plumpen Ausrede. Yen und seine Freunde traten näher. „Du wirst mit uns kommen. Meister Schakal möchte sich mit dir unterhalten.“, erklärte er. Nick begutachtete die Situation. Wenn er sein Amulett noch hätte, wäre es kein Problem gewesen. Doch er wollte es auch ohne versuchen. „Tut mir Leid, sagt eurem Schakal, dass ich gerade die Schule beendet habe und feiern muss.“, lehnte er ab. Yen schien keine Widerrede zuzulassen. „Du wirst mitkommen.“, sagte er nochmals eindringlingst. Als sich Nick erneut weigerte wurde er handgreiflich. Yen wollte Nick am Kragen packen, doch dieser wich aus und verpasste Yen

einen Tritt in den Magen. Überrascht taumelte er zurück. Schmerzend hielt er sich den Bauch. Er hätte nicht erwartet, dass Nick so einen Tritt draufhatte. Yens Freunde griffen an, und Nick packte seine Karattetricks aus. Er besaß eine Menge Erfahrungen von der Zeit, als er noch gegen Typen wie Baal oder Ra kämpfte. Nun schien er seine Trickkiste wieder auspacken zu müssen. Er hatte den letzten Angreifer ausgeschaltet, als ihn Yen an der Schulter packte. Er ballte seine Faust und schlug Nick in den Rücken. Ein ungeheurer Schmerz durchdrang den Jungen, und er fiel auf die Knie. „Wenn du das Amulett des Osiris noch hättest, wärst du vielleicht ein Gegner für mich. Doch nun bist du nur noch ein schwacher Mensch.“, beleitigte er Nick.

Dieser horchte auf. Yen wusste also von den Amuletten. Jedoch spürte er, dass Yen selbst keines besaß. Trotzdem hatte er ein paar gute Tricks drauf. Yen wollte Nick zum Aufstehen bewegen, doch er wurde daran gehindert. Ein Arm blockte ihn ab. Jemand hatte sich zwischen ihn und Nick gedrängt. „Dich kann man einfach nicht alleine lassen. Langsam habe ich keinen Bock mehr auf babysitten.“, hörte Nick eine bekannte Stimme. Yen schreckte zurück. Der Junge, der sich eingemischt hatte, strahlte eine ungeheure Aura aus. Irgendetwas war anders an ihm. „Wer bist du?“, fragte er trotzig. Der Junge half Nick wieder auf die Beine. „Ähmmm… Gott?“, fragte der Junge unschuldig. Yen war verwirrt. „He, Senshi, wo sind deine coolen Klamotten?“, begrüßte Nick seinen alten Kumpel auf seine Art. Senshi hatte bereits die richtige Antwort parat. „Die waren schon krass, aber ich hab diese tolle Jeansjacke gesehen, und die musste ich einfach haben. Leider gab es keinen Rabatt für Götter.“, grinste er. „Du bist…Senshi?“, hakte Yen nach. Dieser nickte und zeigte mit seinem Finger auf sich selbst. „Bin ich schon so bekannt?“, blickte er überrascht. Plötzlich änderte sich Yens Verhalten und er verneigte sich fast vor dem Jungen. Seine Freunde taten es ihm nach. „Was den jetzt?“, wunderte sich Nick. „Senshi, ich bitte dich mit uns zu kommen. Unser Meister Schakal bittet dich, mit ihm zu sprechen.“, erklärte Yen nochmals. „Schon wieder.“, verdrehte Nick die Augen. „Einverstanden.“, meinte Senshi, worauf Nick ihn anstieß. „Heh, du vertraust den Typen doch nicht, oder?“, sah er ihn verdutzt an. Dieser winkte ab. „Was solls. Wenn ihr Meister ein paar Worte mit mir wechseln will, nur zu. Ich bin jetzt sowas wie ein Gott, also muss ich allen Menschen zuhören.“, erklärte er. Nick klatschte sich an die Stirn. „Du bist nicht der Papst, du hast nur Horus Seele in dir. Und überhaupt, warum meldest du dich erst jetzt? Du schreibst nie, du rufst nie an…“, beschwerte sich Senshis Freund. Der Junge seufzte. „Tut mir Leid, ich hatte da oben kein Netz.“, witzelte er. Nick wollte schon weiter auf ihn einreden, bis er verstand, und ihm ein Lacher entkam. „Aber ehrlich. Ich habe immer über dich gewacht.“, erklärte Senshi. Das überraschte Nick nun. „Und wieso habe ich dann so viele Vieren im Zeugnis?“, hakte er nach. Senshi

warf den Kopf nach hinten. „Weil du nicht genug gelernt hast, ganz einfach. Aber hattest du im letzten Jahr je einen Unfall oder ein großes Unglück?“, hinterfragte der junge Gott. Nick überlegte kurz, und musste verneinen. „Na schön, dann danke.“, reichte er Senshi die Hand. Er war froh, dass der Junge nun wieder da war. Yen fühlte sich nun doch etwas vergessen und schritt näher. „Erfüllst du nun meinen Wunsch und begleitest mich und meine Freunde?“, drängte er nun. Senshi bejahte. „Kein Problem. Aber dafür müsst ihr auch meiner neuen Religion beitreten.“, verlangte er. Yen, Nick und die anderen sahen ihn verdutzt an. „Die Senshi-Religion. Es gibt kein nerviges Lernen mehr, und den ganzen Tag gibt es nur Spass.“, schlug er vor. Nick hielt nicht viel davon. „Vergiss es, da trete ich lieber zum Buddhismus über.“, scherzte er. „Also wo gehen wir hin?“, hakte Nick bei Yen nach. Senshi hob die Augenbrauen. „Wir? Ich werde allein gehen. Du besitzt kein Amulett mehr, es ist viel zu gefährlich.“, schärfte er seinem Freund ein. Nick sah es von der lockeren Seite. „Erstens kann ich noch immer einigermaßen kämpfen, und zweitens habe ich ja einen Gott zum Freund.“, erklärte er. Senshi hielt seinen Freund für leichtsinnig. „Genau weil ich ein Gott bin, muss ich eine Vorbildfunktion erfüllen.“, erzählte er. Nick schmunzelte. „Du ein Vorbild? Ich fürchte du überschätzt dich wieder einmal.“ Senshi knief die Augen zusammen. „Pass auf, was du sagst, wenn du stirbst kann ich dich in die Hölle schicken.“, gab er den Ball zurück. Nick glaubte ihm kein Wort. Nun wurde Yen erst recht ungeduldig. „Wir reisen ab, sofort.“, bestand er darauf. Senshi und Nick waren einverstanden. „Und wo soll die Reise hingehen?“, wollten die beiden endlich erfahren. „Peking.“, war die knappe Antwort Yens. Senshi sah zu Nick, und der zu Senshi. „Liegt das nicht in China?“, lächelte Nick milde. Yen bejahte und erzählte, dass Meister Schakal sie an den Tempeln der alten Dynastie erwarten würde. Dort trainierten die besten Kämpfer. „Gegen unsere Champions hast du ohenhin keine Chance. Hab aber keine Angst. Wenn etwas ist, versteck dich hinter mir.“, stichelte er Nick an. Das wollte sich der Junge nicht gefallen lassen und wollte von Yen eine Revanche. Senshi hielt ihn zurück. „Glück für dich Yeni. Und wie kommen wir nach China? Mit dem Flugzeug?“, fragte er den Asiaten. Yen blickte zu Senshi. Für diesen war dies ein Kinderspiel. „Ich schnippe einfach mit dem Finger, und schon sind wir da.“, wollte er seine neuen Fähigkeiten vorführen. „Du kannst uns hinbeamen?“, staunte Nick nicht schlecht. Für Senshi war das kein Problem. Obwohl er noch nie in China war, schloss er einfach die Augen und er, Nick, Yen und seine Kameraden standen wenig später auf einem Platz in Peking. „Das musst du mir beibringen.“, war Nick sprachlos. „Sorry, aber das kann nur ein Profi wie ich.“, gab er wieder an. „Wo geht’s lang?“, wandte er sich wieder an Yen. Doch dieser hatte ebenfalls kurz die Orientierung verloren. „Wir sind nicht vor den Nan-Ling-Bergen.“,

erkannte er schnell. Senshi kratzte sich verlegen am Kopf. Ich bin noch nicht so gut. Außerdem sagtest du Peking.“, wehrte er sich. Yen schien die Sache nicht allzu schlimm zu sehen. „Dann werden wir eben wandern müssen.“, erklärte er. Nick warf einen Blick zu Senshi. „Gut gemacht, Angeber.“, ließ er verläuten, dass er nicht sonderlich aufs Wandern stand. Senshi hob entschuldigend die Hände. Auch einem Gott konnten Fehler passieren.
 

„Meine Königin, wir haben Besuch bekommen.“, meldete Toéris gehorsam. Nephthys schien im Moment jedoch andere Sorgen zu haben. „Sag mir zuerst, was ihr herausgefunden habt.“, verlangte sie. Toéris konnte ihr jedoch nichts genaueres mitteilen. Sie und Maat hatten alles durchstöbert, aber keinen weiteren Hinweis auf den Schlüssel gefunden. Das heißt einen schon. Bevor das Chaos Anubis verschlungen hatte, gab dieser seinen Schlüssel an Upuaut weiter. Dieser behielt den Schlüssel, und er tauchte nie wieder auf. Nephthys konnte mit dieser Information jedoch nicht viel anfangen. „Also gut, wer will mich sprechen?“, wandte sich Nephthys anderem zu. Toéris wartete mit der Antwort. „Sie selbst behauptet, sie hätte unter Ra gedient, und möchte sich uns anschließen.“, erzählte Toéris. „Ra? Hast du das überprüft?“, hinterfragte die Königin. Toéris bejahte. Die Frau war einst eine Sechat, die Ra gedient hat. Nephthys wollte sie sofort sprechen. Toéris gab den anderen Wächterinen ein Zeichen. Die Tür zum Thronsaal wurde geöffnet und eine Frau, mit roter Kutte trat ein. „Komm näher.“, rief ihr Toéris zu. Die Sechat beobachtete die Frauen, die sich um sie herum aufgestellt hatten. Sie ging weiter und verneigte sich vor Nephthys. „Wie ist dein Name, und was hast du uns zu sagen?“, fragte diese gespannt. „Eure Majestät, mein Name ist Bastet, das heißt… . Vor einem Jahr trug ich das Amulett der Bastet, und diente dem großen Gott Ra, der wieder auferstehen konnte.“, erzählte sie Nephthys damit anscheinend nichts neues. „Ich weiß von Ras Wiedergeburt, und auch, dass er geschlagen wurde. Und zwar von niemanden anderen als dem Jungen namens Senshi.“, hatte Nephthys ihre Wut nur schwer unter Kontrolle. „Ihr habt Recht, meine Königin. Horus ist mit dem Jungen verschmolzen, um Ra zu bezwingen. Senshi wurde zum Gott, doch nun wandelt er wieder auf Erden.“, sprach sie es aus. Nephthys Augen weiteten sich. „Bist du dir sicher?“, fuhr sie Bastet an. Diese nickte. „Ja, ich selbst warte auf den Tag, an dem ich mich für meine Niederlage rächen kann. Senshi hat meinen Herrn vernichtet, und ich bin ihm sogar jetzt noch treu ergeben.“, offenbarte sie. Nephthys verstand. „Und bist du nun bereit mir zu dienen?“, stand die Königin auf. Bastet erklärte sich sofort einverstanden. Sie leistete sogar einen Schwur, ihre Königin nie zu verraten. „Weißt du, wo sich der Junge aufhält?“, wollte Nephthys mehr wissen. Bastet musste leider passen. „Sicher in seiner Heimatstadt, aber er ist nun ein Gott

und kann überall sein. Es tut mir Leid, dass ich Euch nicht mehr sagen kann.“, sprach Bastet zu ihrer neuen Herrin. Nephthys verlangte noch mehr Informationen und beschloss Bastet in ihre Armee aufzunehmen. Kurz darauf verschwand sie in dem geheimen Zimmer. Bastet wandte sich an Toéris. „Die Königin erscheint mir aufgebracht, darf ich nach dem Grund fragen?“, kam bei ihr Interesse auf. Toéris konnte dies schnell beantworten. „Unsere Königin hat noch eine Rechnung mit dem Jungen zu begleichen.“, erklärte sie undeutlich. Nephthys hatte hinter sich abgeschlossen und eilte zu der Schale, mit der Flüssigkeit. „Mein Geliebter, gedulte dich noch ein wenig. An dem Tag, an dem du auferstehst, wirst du auch deine Rache bekommen. Ich habe den Jungen, den du so hasst aufgespürt. Ich werde ihn vor deinen Augen hinrichten lassen, das schwöre ich.“, flüsterte sie in die Schale. Die Flüssigkeit blubberte und flüsterte ein Wort. Es hörte sich nach ‚Schlüssel‘ an. Nephthys konnte dem geheimnisvollen Wesen leider nicht mehr sagen. Sie waren immer noch auf der Suche, nach dem magischen Artefakt. Nephthys berührte nochmals das Buch der Toten, bevor sie den Raum wieder verließ.
 

„Das ist Unsinn. Ich vermisse meine Freunde nicht. Ich sehe sie jeden Tag. Gut, ich kann nicht mir ihnen reden, oder etwas unternehmen, aber dafür wache ich über sie. Ich kann sie beschützen, und das ist alles was ich will. Meine Freunde beschützen…“, tat Senshi seine Meinung kunt. Horus konnte ihn gut verstehen. „Aber fühlst du dich nicht manchmal einsam?“, hakte er nach. Senshi bejahte. Natürlich fühlte er sich allein, aber solange er gutes tun konnte war er schon zufrieden. „Ich habe verstanden, dass ich nicht einfach so auf die Erde zurück kann.“, sah er auf sie hinunter. Horus tat sein menschlicher Teil leid. „Was, wenn ich dir sage, dass du sie besuchen darfst?“, flüsterte er Senshi zu. Dieser horchte auf. Damit hatte er nicht gerechnet. „Wo ist der Haken?“, zögerte er noch. Horus hatte ihm tatsächlich etwas verschwiegen. „Es gibt einen, da will ich schon ehrlich sein. Ein großes Unheil bahnt sich an, und ich weiß nicht, ob wir beide dem gewachsen sind.“, sprach er. Senshi sah ihn verwirrt an. „Gibt es etwas, oder jemanden, der noch stärker ist, als wir?“, konnte er es kaum glauben. Horus wartete mit der Antwort. Er hielt Senshi bewusst hin. Er vertraute dem Jungen komplett, aber es gab etwas, das er ihm nicht verraten wollte. „Noch nicht. Aber bald könnte ein Wesen auferstehen, dessen Macht grenzenlos sein wird. Sein Herz wird gänzlich mit Hass zerfressen sein und er wird kein Erbarmen kennen.“, wollte er Senshi scheinbar einen Schauer einflössen. „Und wir können diesen Feind nicht besiegen?“, konnte es der Junge kaum glauben. Horus deutete an, dass es einen Weg sehrwohl gab. „Wir sind nun eins, aber wir sind keine perfekte Einheit. Wir vertrauen uns, doch das ist

nicht genug. Wenn wir als ein Wesen kämpfen, sind wir wirklich unbesiegbar.“, erklärte der Gott. Senshi konnte nicht behaupten alles zu verstehen. „Was schlägst du vor?“, wollte er erfahren, was sein Freund vorhatte. Horus sah wieder zur Erde. „Es wird jemand kommen, der sehr wichtig für uns ist. Wir müssen mit ihm gehen und seinen Bitten folge leisten. Er wird uns zum Schlüssel bringen, den wir brauchen, um diese Welt für immer zu beschützen.“, meinte Horus nachdenklich. „Wir sollen trainieren?“, wollte es Senshi nun genauer wissen. Horus bejahte. „Du hast Recht. Nur so werden wir eine perfekte Einheit, und können die, die uns nahestehen beschützen.“
 

„Ist es noch weit?“, schnaufte Nick. Bei ihm traten bereits die ersten Zeichen von Seitenstechen auf. „Ja, und hör auf das ständig zu fragen.“, schnauzte ihn Yen an. Nick beschloss gar nicht erst darauf einzugehen. Von weitem war bereits die Anlage zu sehen, in der sich dieser Schakal aufhalten sollte. „He, jetzt wo ich weiß wo wir hin müssen, könnte ich uns doch teleportieren.“, schlug Senshi vor. Nick blieb stehen. Er drehte sich langsam um und schlenderte zurück zu Senshi. Plötzlich griff er nach dessen Schultern und begann zu rütteln. „Da kommst du jetzt drauf? Weiß du was? Ich habe dich nicht vermisst, überhaupt nicht!“, konnte es der Junge nicht fassen, dass er eine weite Strecke umsonst marschiert war. Senshi entschuldigte sich, und erklärte, dass er ganz in Gedanken war. Er erinnerte sich an etwas, was Horus ihm gesagt hatte. Die beiden mussten eine perfekte Einheit zustande bekommen, um den neuen Feind zu besiegen. „Dann leg mal los.“, befahl Nick streng. Senshi versuchte sich zu kozentrieren und teleportierte sich und seine Begleiter direkt vor den Toren des chinesischen Tempels.

Sofort trommelte Nick mit beiden Fäusten gegen die Toren, um Einlass zu erbitten. Die Tore öffneten sich und zwei Männer traten heraus. Zuerst betrachteten sie Senshi und Nick skeptisch, doch dann erblickten sie Yen und ihre Kameraden. Sofort wurden sie freundlich, da sie dadurch Senshi erkannten. Sie schienen bereits auf ihn gewartet zu haben. Sie baten die Reisenden herein und wollten sie zu Schakal führen. Yen übernahm nun dir Führung und gab Senshi und Nick ein Zeichen ihm zu folgen. Diese folgten widerwillig. Die Kämpfer rund um sie durchbohrten sie förmlich mit ihren Blicken. Senshi interessierten aber auch die chinesischen Bauwerke. „Die sehen ziemlich alt und zerfallen aus.“, erkannte er. Yen warf ihm einen strafenden Blick zu. Diese Tempeln existieren bereits seit der Yüandynastie, und werden auch noch lange stehen. Und in dieser Zeit werden Meister Schakal und seine Nachfahren die besten Kämpfer ausbilden.“, begann er eine kleine Führung. „Willst du uns nicht endlich sagen, wer dieser Schakal ist?“, fragte Nick vorsichtig. Yen lachte nur. „Kein Wunder, dass du in der
 

Schule so schlechte Noten hast. Niemand kennt den echten Namen von Meister Schakal.

Er besitzt eines der göttlichen Amulette. Das des Gottes Upuaut. In seiner Jugend war er ein hervorragender Kämpfer, und das ist er auch heute noch. Er hat mich viel gelehrt, und inzwischen bin ich der zweitbeste Kämpfer in dieser Arena.“, gab er an. Nick schmunzelte. „Der Zweitbeste? Also spielst du nur die zweite Geige.“, wollte er sich bei Yen revanchieren. Dieser hielt sich trotzdem für stark. „Ich besitze auch keines der göttlichen Amulette, wie Lin.“, erzählte er. „Tja, schade, dass dich kein Gott für würdig befunden hat.“, konnte es Nick einfach nicht lassen. Senshi gab ihm einen kleinen Schupser. Besser sie povozierten Yen nicht. Auch ohne Amulett war er ein starker Kämpfer. „Wir betreten jetzt den Haupttempel, zieht eure Schuhe aus.“, rief er nach hinten. Die beiden Freunde sahen einander an. „Muss das sein? Ich verkühle mich so leicht.“, meinte Senshi verlegen. „Wie kann ein Gott sich verkühlen?“, konnte Nick nur über Senshi lachen. „Es muss sein!“, betonte Yen mit starkem Unterton. Die Jungen folgten und zogen sich ihre Schuhe aus. „Die will ich aber wiederhaben, das sind meine Glücksschuhe. Damit habe ich einmal zwangzig Körbe hintereinander geworfen.“, erzählte Nick. Yen dachte schon daran, ihn wieder zu beleitigen, doch er ließ es. Er öffnete die lange Holztür und trat ein. Senshi und Nick taten es ihm nach. Im

Inneren befanden sich sehr wenig Einrichtungsgegenstände. Senshi erblickte

eine kleine Marmorstatue, einen Teppich und einen Altar. Davor saß eine kleine Person und schien zu beten. „Meister Schakal, ich bin zurück und habe die beiden Jungen mitgebracht.“, wagte es Yen seinen Mentor beim Beten zu stören. Diesen schien das nichts auszumachen. „Danke, Yen. Bitte lass uns jetzt alleine.“, bat der Meister. Yen verneigte sich ein kleines Stück und verließ dann den Raum. „Er wird mir fehlen.“, scherzte Nick, um die Stimmung aufzubessern. „Du bist der Junge, der die Seele des Horus in sich trägt.“, sagte Schakal und erhob sich. Erst als er sich zu den Freunden umdrehte, konnten sie sein Gesicht sehen. Schakal war recht klein gebaut und bereits sehr alt. Er besaß eine Glatze und hatte nur noch wenig graue Haare im Gesicht. „Hi, ich bin Senshi, und das ist Nick. Am besten Sie hören gar nicht zu,wenn er was er sagt, er denkt nie nach, bevor er redet.“, stellte er sich und Nick vor. Dieser stieß seinen Kumpel mit dem Ellbogen an. „Du redest wohl von dir.“, raunte er ihm zu. „Wie ich sehe, seit ihr die besten Freunde.“, lächelte Meister Schakal. „Sie…wollten uns sprechen?“, fragte Nick langsam. Schakal nickte. „Ich möchte euch warnen. Es gibt einen Feind, der sich an euch rächen will.“, erzählte er. „Einen?“, fragte Nick nach, da er mindestens zehn kannte, denen er in den Hintern getreten hatte. „Ich spreche von der Königin des Chaos.“, meinte der Lehrmeister. „Klingt wie aus einem Comic.“, kam es Nick vor. „Ich spreche von Nephthys. Sie und ihre Anhängerinen wollen sich an euch rächen.“, schien es Schakal ernst zu

meinen. Senshi verstand es aber nicht. „Ich kenne keine Nephthys, warum sollte sie sich an mir rächen wollen?“, grübelte der Junge. Schakal griff nach einem Stock und humpelte zu den Jungen. „Ihr habt jemanden getötet, der ihr sehr nahe stand.“, wurde er konkreter. „Wir haben schon gegen viele fiese Typen gekämpft, also wen will diese Nephthys rächen?“, wollte Nick nun eine klare Antwort. Diese bekam er auch, und er bereute seine Frage. „Seth.“, sagte es Schakal klar heraus. Senshi und Nick schluckten. „Seth hatte Freunde?“, fragte Senshi ungläubig. Schakal ließ sich mit der Antwort Zeit. „Nephthys war seine Frau.“, gab er nun preis. Senshi und Nick blieb die Spucke weg. „Er war verheiratet? Ihre Ehe muss das reine Chaos gewesen sein.“, scherzte Nick. „Versteht ihr nicht? Chaos.“, musste er über seinen eigenen Witz lachen. Senshi und Schakal konnten sich nicht darüber amüsieren. „Der war doch witzig!“, meinte Nick. Als weder Senshi, noch Schakal darauf antworteten, vergass er es wieder. „Die Frau, die Nephthys Amulett trägt hat ein schweres Laster zu tragen. Im Amulett der Nephthys steckt ein uralter Fluch. Als Seth und Horus ihren entscheidenden Kampf hatten und beide verloren, konnte Nephthys ohne ihren Mann nicht weiterleben. Also bereitete sie ihrem Leben ein Ende. Doch ihre Seele fuhr in die Unterwelt und sie war für immer von Seth getrennt. Dessen Seele suchte

sich nämlich einen menschlichen Wirt. Nephthys Gedanken und ihre Trauer

blieben jedoch in ihrem Amulett. Jeder, der ihr Amulett trug, besaß den Fluch ihrer Gedanken und Erinnerungen. Die Frau, die das Amulett nun trägt macht die selben Qualen durch. Sie liebt Seth und möchte Rache.“, schloss Schakal seinen Bericht. Senshi und Nick waren baff. „Das ist mal was neues.“, meinte Nick. Senshi viel zu diesem Thema auch etwas ein. „Ich habe einmal gelesen, dass Nephthys auch Seths Schwester war, nicht nur seine Frau.“, rief er sich diese Information wieder ins Gedächtnis. Nick bekam den Mund nicht zu. „Schwester? Diese Götter haben einen Knall. Ich hoffe du machst nie sowas.“, nahm er die Sache nicht ernst. „Diese Nephthys soll ruhig kommen. Sie kann es mit mir nicht aufnehmen.“, war sich Senshi seiner Sache sicher. Schakal hatte jedoch noch mehr böse Überraschungen auf Lager. „Ich muss euch noch etwas sagen. Nephthys ist es gelungen das Buch der Toten aufzutreiben.“, verbreitete er die Schreckensnachricht. Während Nick rein gar nichts verstand, wusste Senshi bestens Bescheid. „Auch darüber habe ich gelesen. Anubis hat jedes Opfer, das er in die Unterwelt gebracht hat, in das Buch geschrieben. Mit diesem Ding soll man sogar Tote zum Leben wiedererwecken können. Habe ich schon erwähnt, dass ich in Geschichte eine Eins hatte, bevor ich zum Gott wurde?“, wollte er Nick wieder an seine Vieren erinnern. Doch dieser stutzte nur. „Moment!“, rief er plötzlich. „Funktioniert dieses Buch nur bei Menschen oder auch bei Göttern?“, wollte er unbedingt erfahren. Schakal sah beträchtig zu Boden, und Senshi brauchte seine Zeit, bis er verstand. „Glaubst… glaubst du etwa, Nephthys will Seth mit dem Buch wiederbeleben?“, fragte er erschroken. Schakal nickte. „Ja, das ist möglich. Angeblich soll man jemanden wiedererwecken können, wenn man seinen Namen im Buch durchstreicht. Doch wenn es Nephthys gelingt Seth zu erwecken, dann wird er nicht als Seele oder in menschlicher Form erscheinen. Er wird als Gott zurückkehren, der vor 3000 Jahren die Welt mit Chaos überschütten wollte. Er wird sein Vorhaben fortsetzen und unsere Welt zerstören…“
 

Training
 

„Das ist doch ein Witz! Wir haben Seth doch schon längst besiegt!“, erinnerte Nick. Schakal wusste nur allzugut Bescheit. „Das habt ihr, aber wenn Seth in seiner wahren Form erscheint, ist diese Welt verloren.“, erklärte der Meister. Senshi erinnerte sich an seinen Traum, den er von Hathor erhalten hatte. Dort tauchte Seth in Form eines riesigen Hundes auf. Gegen so ein Monster hätte er es auch sicher mit Horus Hilfe schwer. „Sie kennen Senshi nicht. Er hat Ra besiegt, und noch viele andere Fieslinge. Seth soll ruhig kommen.“, lobte Nick seinen Kumpel in den höchsten Tönen. Schakal war anderer Meinung. „Dummköpfe! Der Junge hat nicht einmal mit der Seele des Horus eine Chance gegen einen echten Gott. Eure einzige Chance ist es zu verhindern, dass Seth zurückkommt. Und das bedeutet Training!“, erklärte er den nächsten Schritt. Nick sutzte. „Sorry, aber sind Sie sicher, dass sie Senshi noch etwas beibringen können?“, fragte er zögernd. „Die perfekte Einheit…“, stotterte dieser. Nick wandte sich zu Senshi, und dieser lächelte verlegen. „Ich bin sicher, dass ich hier eine Menge lernen kann.“, meinte er. Schakal freute sich, das zu hören. „Und du wirst ihm beistehen und ihn auf seinem Weg begleiten.“, wandte er sich an Nick. Dieser wurde hellhörig. „Soll ich vielleicht auch trainieren? Ich besitze leider kein Amulett mehr.“, musste er Schakal mitteilen. Dieser schien dies aber bereits zu wissen. „Das ist mir bewusst. Du hast dein Amulett geopfert, um Ra zu versiegeln. Aber du bist stark, und Senshi braucht einen Freund wie dich, der ihn unterstützt. Deswegen habe ich Yen gebeten, auch dich mitzubringen.“, offenbarte er.

Senshi schien jedoch etwas dagegen zu haben. „Nick wäre mir sicher eine große Hilfe, obwohl er mir manchmal auf den Geist geht. Aber ich möchte ihn nicht in Gefahr bringen.“, sprach er seine Sorge aus. Nick verpasste ihn für den ‚Geist‘ einen leichten Tritt. Schakal konnte Senshis Bedenken gut verstehen. Auch er besaß einmal eine Schülerin, die er verloren hatte. „In den Tempelanlagen der Tao-Familie trainieren momentan über dreißig der besten Kämpfer. Du bist also bestens geschützt. Alles was dir hier passieren kann, ist, dass du dir eine Vekühlung holst, ohne deine Schuhe.“, lächelte der alte Mann. Nick hatte nichts dagegen Senshi unter die Arme zu greifen. „Ich möchte euch noch jemanden vorstellen. Ein Junge, der bereits seit einem Jahr hier trainiert. Er besitzt eines der göttlichen Amulette, und ist einer meiner geschicktesten Kämpfer geworden.“, erzählte Schakal. Das erregte Nicks Aufmerksamkeit. „Können wir ihn kennenlernen?“, fragte Nick höflich. Schakal schüttelte den Kopf. „Nein, das kannst du nicht.“, sprach er. Nick stutzte. „Aber Sie sagten doch…“, hakte er verwirrt nach. Schakal wollte

das Missverständnis aufklären. „Ihr könnt ihn nicht kennenlernen, weil ihr das bereits tut.“, sagte er, was bei Senshi und Nick nur noch mehr Verwirrung auslöste. Plötzlich sprang hinter ihnen die Tür auf, und eine kleinere Person betrat den Raum. „He, Leute, schön euch mal wiederzusehen.“, begrüßte Noah seine Freunde vergnügt. Diese kippten fast aus den Latschen. Sie rissen den Mund auf und bekamen kein anständiges Wort heraus. Mit allem hätten sie jetzt gerechnet, aber nicht mit Noah. „Wie....was? Wieso?“, stotterte Nick nur. Noah trat zu seinen Freunden. „Ja, freut mich auch euch zu sehen. Ach, Nick, du hast mir kein Geburtstagsgeschenk geschickt, wie du es mir versprochen hast.“, unterhielt er sich mit den beiden Jungen, als wäre sein Auftauchen im Tempel ganz normal. „Wir…wir dachten du wärst auf einem Internat.“, brachte Senshi nun heraus. Noah nickte. „Ja, das bin ich ja auch. Mit anschließendem Krafttraining, Judo und Meditation.“, sprach er wie ein Lehrmeister. Dann fielen Senshi und Nick Noahs Amulett auf. Sie waren überraschter den Stein an Noah zu sehen, als ihren Kumpel selbst. „Du trägst ja dein Amulett.“, staunten sie nicht schlecht. Noah nickte beträchtig. „Ja, es hat zu mir zurückgefunden, wie eure Amulette zu euch. Meister Schakal hat mich zu sich gebeten und bei sich aufgenommen. Warum könnt ihr euch sicher denken. Nephthys verfolgt einen Plan, der alles Leben in Gefahr bringen kann. Ich trainiere hier bereits seit einem Jahr. Ich wisst ja sicher noch, dass ich vorher ein wenig ängstlich war.“, grinste der Junge. Nick hatte sich wieder gefangen. „Ein wenig?“ Noah verzog eine Miene. „Ja, ich war damals ziemlich unerfahren. Doch Meister Schakal hat mich gelehrt mir selbst zu vertrauen und richtig zu kämpfen. Nun kann ich es mit vielen starken Gegnern leicht aufnehmen.“, sagte Noah stolz. Nick beschloss dies gleich zu testen. Er ballte eine Faust und wollte auf Noah einschlagen, doch dieser blockte seine Faust einfach ab. „Wirklich nicht schlecht.“, musste er zugeben. Noah musste aber auch seinen Freunden gratulieren. „Sorry wegen deinem Amulett Nick, aber ich habe gehört, was ihr mit Ra angestellt habt. Fantastische Arbeit übrigens.“, lobte er die beiden. „Und? Wie trainiert man hier so?“, fragte Nick und erzählte von Schakals Angebot. Noah freute sich endlich wieder jemanden zum Quatschen zu haben. „Hier ist es ganz cool. Euch wird bestimmt nicht langweilig werden.“, versicherte der Junge. Nun machte Schakal wieder auf sich aufmerksam. „Bevor ich euch alles zeige, habe ich im Nebengebäude eine Mahlzeit für euch vorbereiten lassen.“, überraschte er seine neuen Schüler. Senshis Magen fing bereits langsam an zu knurren. Er konnte was zu essen gut vertragen. Schakal gab den dreien ein Zeichen ihm zu folgen. Sie verließen Schakals Zimmer und gingen nach draußen. Nick wollte sich schon wieder seine Schuhe anziehen, doch Noah schüttelte den Kopf. Schakal führte die Jungen ein paar Schritte weiter ins

Nachbarhaus. Kaum hatten sie dieses betreten, erkannten sie auch schon das Essen. Mehrere Schüsseln mit Leckereien lagen auf dem Boden. Nick wunderte sich, da er nirgends Tische oder Stühle finden konnte. „Die essen hier auf dem Boden.“, erklärte Noah schnell. Nick stieß einen leisen Pfiff aus. „Werde ich zu Hause auch einmal versuchen.“, grinste er. „Ich habe auch etwas gebraucht, bis ich mich an alles gewöhnt habe.“, musste Noah zugeben. Die Jungen und Schakal ließen sich auf den Boden fallen, und der Meister gab ihnen das Zeichen, dass sie anfangen konnten. Senshi fragte noch, ob sie beten mussten, doch Schakal lächelte ihm nur milde zu. „He, Nick, Noah, wenn ihr wollt dürft ihr nachher gerne zu mir beten.“, schlug er vor. Seine Freunde überhörten dieses Kommentar einfach. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass es kein Besteck gab. Lediglich Stäbchen lagen neben den Tellern und Schüsseln. Während Noah keine Probleme mehr damit hatte, versuchten Nick und Senshi ihr Glück. Nick gelang es einigermaßen, damit umzugehen, da er schon einmal in einem China-Restaurant gegessen hatte. Senshi hatte mehr Schwierigkeiten, worauf er einen Plan entwickelte. Er warf eines der Stäbchen weg und benutzte das Andere, um das Fleisch und die anderen Köstlichkeiten aufzuspießen. Noah und Nick mussten lachen, als sie das sahen. Schakal legte den Jungen näher mehr Reis zu essen, doch diese lehnten dankbar ab. Dann entdeckte Senshi einen Krug mit einem Getränk, aus dem er sofort einen großen Schluck nahm. Noah wollte ihn noch aufhalten, doch es war zu spät. Senshi schien das Getränk gar nicht zu schmecken. Er schluckte den Rest, den er im Mund hatte noch runter und stellte den Krug wieder hin. „Tut mir Leid, aber das Zeug schmeckt widerlich.“, versuchte er Schakal schonend beizubringen. Dieser schmunzelte. „Das ist natürlich auch ein Weg Reis zu sich zu nehmen. Du hast gerade Sake getrunken, ein Wein, den wir aus Japan importiert haben.“, kam die Erklärung. Senshi verstand. Er hatte einmal Bier probiert, doch schon das war ihm zuviel. Nach dem Essen legte er sich zurück und entspannte. „Ruht euch ein paar Minuten aus, dann wird euch Yen alles zeigen. Dann beginnen wir mit dem Training.“, erklärte Schakal den weiteren Verlauf. So geschah es auch. Yen führte die beiden Neuankömmlinge nur widerwillig durch die Trainingsarenen. „Hier werdet ihr später kämpfen. Du darfst auch gerne dein Glück versuchen, Nick. Dann werde aber ich dein Gegner sein.“, stichelte er den Jungen an. Nick freute sich schon auf diese Auseinandersetzung. Yen zeigte den beiden noch andere Sehenswürdigkeiten, wie die Gemächer der besseren Schüler, oder die Freizeitangebote. Nick staunte, als er einen Billiardtisch in dieser Umgebung entdeckte. Sogar ein Fernseher fiel ihm ins Auge. Er wollte jedoch erst gar nicht versuchen ihn einzuschalten, da es sicher nur chinesische Programme gab. Schließlich führte sie Yen in ihre Zimmer. Sie waren recht klein, doch
 

mit allem ausgestattet. „Wenn ich gewusst hätte, dass wir länger bleiben,

hätte ich meine Zahnbürste mitgenommen.“, seufzte Nick. „Ich kann sie dir ja hierher teleportieren.“, schlug Senshi vor. Er schien es zu geniessen, mit seinen neuen Kräften anzugeben. „Danke.“, raunte ihm Nick nur zu. Yen sagte ihnen sie sollten sich etwas ausruhen, und dann auf den Platz kommen. Schakal hatte etwas für sie vorbereitet.
 

„Wir haben alles nach Senshi abgesucht, doch vergebens. Auch keiner seiner Freunde, konnte uns mehr verraten.“, musste Maat eine schlechte Nachricht überbringen. Nephthys fluchte, doch sie wollte nicht voreilig sein. Sie wartete auf Toéris Bericht. „Eure Majestät, ich habe jemanden gefunden, der Senshi und seinen Freund, der das Amulett des Osiris besessen hat gesehen hat. Außerdem vier chinesische Krieger, deren Herkunft allerdings unbekannt ist.“, berichtete die Kriegerin. Nephthys verstand. „Dann werden wir herausfinden, wer diese Kerle sind. Wenn wir sie geunden haben, haben wir auch Senshi. Aber der Schlüssel hat Priorität, denkt daran.“, sagte sie streng. Nun tauchte eine Stimme hinter Nephthys auf, die sie nicht kannte. „Dann haben wir ja etwas gemeinsam.“, sprach sie. Nephthys erschrak und wich zurück. Ihre Wächterinen stellten sich sofort um sie herum, um sie so besser zu beschützen. Die Wand des Thronsaals begann sich plötzlich zu verformen und jemand trat heraus. Es handelte sich um einen Jungen, der scheinbar einen merkwürdigen Kleidergeschmack hatte. Er trug gleichzeitig einen Wollpullover und eine Lederjacke. Außerdem fiel Nephthys sofort sein Amulett auf. Toéris begann sich zu entschuldigen. „Es tut mir schrecklich Leid, meine Königin. Das ist der Junge, der mir berichtet hat, was passiert ist.“, erklärte sie schnell. Nephthys zögerte. „Gib dich zu erkennen.“, verlangte sie von dem Jungen. Dieser trat näher und ignorierte Nephthys Wachen gänzlich. Ich beobachte den Jungen, der sich Nick nennt schon eine ganze Weile. Aber ich bin nicht hinter ihm her, sondern hinter einem seiner Freunde. Sein Name ist Noah. Ich suche schon eine ganze Weile nach ihm, konnte ihn aber nicht finden. Ich hatte gehofft ihn durch seinen Freund Nick zu finden, doch nun ist auch er verschwunden. Zusammen mit dem Jungen, der die Seele des Horus in sich trägt.“, sprach er nun Klartext. Nephthys verstand. „Und was willst du nun von mir?“, fragte sie erwartend. Der Junge griff nach seinem Amulett. „Ich will Noah. Aber ich habe auch etwas gegen seinen Freund Senshi. Wir haben allso das selbe Ziel. Ich schlage eine Allianz vor.“, kam er nun zum Punkt. Nephthys begann schallend zu lachen. „Du bist nichts weiter als ein Schwächling. Du willst dich mir ernsthaft anschließen?“, traute sie dem Jungen nicht. Dieser schüttelte kurz den Kopf. „Anschließen? Wer sagt den sowas? Sie alte Krähe interessieren mich nicht.“, fing er an beleitigend zu werden. Das war Nephthys zu viel. Er befahl
 

ihren Wächterinen den Angriff. Diese gingen auf den Eindringling los, doch

dieser schwenkte nur seinen Arm und warf die Angreiferinen zu Boden. Nephthys war sichtlich überrascht. Der Junge war doch stärker, als angenommen. Nun befahl er Toéris und Maat anzugreifen. Diese beiden besaßen Amulette, und würden nicht so einfach besiegt werden. Oder doch? Der Junge zapfte die Kraft seines Amuletts an und streckte Toéris zu Boden. Maat rief ihre Waffe, ein Florett. Der Eindringling hatte sowas bereits geahnt und wehrte die Attacke mit seiner Hand ab. Diese verwandelte sich plötzlich in silbernes Metall. So war es ihm ein Leichtes, das Florett zu zerbrechen und Maat den Gnadenstoß zu versetzen. Nephthys war baff. Der Junge war stärker als jede ihrer Kriegerinen. Doch die Königin wollte diesen Flegel nicht vergessen. Sie hob ihre Hand, und der Eindringling konnte sich nicht mehr bewegen. Wie gelähmt stand er da. Er hatte Nephthys unterschätzt, wofür er sich selbst hasste. „Alte Krähe?“, erinnerte sie ihn an seine Worte. „Wir haben einen gemeinsamen Feind. Ich habe eine Möglichkeit Noah aufzuspüren. Wenn wir wissen wo er ist, finden wir auch Senshi!“, sprudelte es aus ihm heraus. Das ließ Nephthys hellhörig werden. Sie beendete ihr Spiel und ließ ihren neuen Verbündeten reden. „Wie willst du ihn finden? Du sagst selbst, du suchst ihn schon eine Ewigkeit.“, wollte sie es genau wissen. Der Junge zeigte auf sein Amulett. „Damit kann ich Noahs aufspüren. Er besitzt das Amulett des Thot. Ich hasse diesen Kerl und ich will meine Rache. Mein Amulett kann seines aufspüren, aber nur mir Ihrer Hilfe.“, verriet er nun alles. Nephthys hörte gespannt zu. „Und was hast du gegen diesen Noah?“, wollte sie wissen, mit wem sie es zu tun hatte. Doch der Junge schwieg. Er wollte nur Nephthys Hilfe, um Noah zu finden. Diese versprach seiner Bitte nachzukommen, und bat ihn ihr zu folgen. Sie besaß ein Zimmer, in dem sie ihm weiterhelfen konnte. „Darf ich auch den Namen meines Verbündeten erfahren?“, hatte sie gänzlich vergessen zu fragen. Der Junge sah sie kurz an und nannte ihn ihr. „Sokar.“
 

„Ein Schaukampf?“, fragte Senshi nach. Noah bejahte. „Ja, Meister Schakal hat einen Schaukampf arrangiert.“, erzählte er. Das durften Senshi und Nick natürlich nicht verpassen. Schnell legten sie den Weg zu den Kampfarenen zurück, wo sie bereits Schakal antrafen. „Schön euch hier zu sehen. Zhao und Sun, zwei meiner besten Kämpfer liefern sich gleich einen Kampf. Durch eure Amulette seit ihr bestimmt interessanteres gewohnt, aber ich denke meine Schüler können euch trotzdem den ein oder anderen Trick zeigen.“, meinte der Lehrmeister. Nick und Senshi sahen den jungen Kämpfern gespannt zu. Zhao und Sun betraten die Arena und verneigten sich voreinander. Dann legten sie gleich mit vollem Einsatz los. Senshi und Nick hatten durch ihre Amulette zwar ungeheure Kraft bekommen, doch Schakals
 

Schüler beeindruckten sie. Sie gönnten sich keine Pause und besaßen eine

unglaubliche Ausdauer. „Die haben sicher den schwarzen Gürtel.“, staunte Senshi. „Wenn, dann muss er ziemlich schwarz sein.“, ergänzte Nick. Bald war der Kampf zu Ende, und Sun hatte Zhao zu Fall gebracht. Die beiden reichten sich die Hände und verließen das Feld. Senshi und Nick klatschten. „Nick!“, rief jemand nach dem Jungen. Yen kam auf ihn zu. „Kämpf gegen mich.“, forderte er ihn heraus. Noah drängte sich dazwischen. „Yen, Nick hat sein Amulett nicht mehr!“, versuchte er ihn aufzuhalten. Doch Nick nahm die Herausforderung an. „Ich habe vielleicht meine Kraft verloren, aber mit so einem überheblichen Typen werde ich schon fertig.“, war er festentschlossen. Noah fand, dass Nicks Selbstüberschätzung fehl am Platz war. Yen ging voraus und Nick folgte ihm. „Meister, du kannst sie doch nicht gegeneinander kämpfen lassen.“, führte Noah Schakal vor Augen, dass Nick chancenlos war. Der Mentor war jedoch anderer Meinung. „Ich würde mein Urteil nicht zu früh fällen.“, ermahnte er ihn. Noah verstand und wandte sich dem Kampf zu. Nick reichte Yen die Hand, um den Kampf zu beginnen. Doch Yen griff zu miesen Tricks und packte Nicks Hand. Er verdrehte sie und warf den Jungen zu Boden. „He, das war unfair!“, rief ihm Senshi zu. Nick hatte mit diesem Angriff nicht gerechnet und versuchte sich wieder aufzurappeln. „Musst du solche Tricks benutzen, um zu gewinnen?“, warf er ihm vor. Yen schüttelte den Kopf. „Wir geben uns hier nicht die Hand. Ich musste also annehmen, dass du mich angreifst.“, schmunzelte er. Das wollte Nick nicht auf sich sitzen lassen. Er streckte sein Bein aus und versetzte Yen während des Aufstehens einen Tritt. Dieser kippte sofort um und fiel auf seinen Rücken. Nick stand auf und bereitete sich abermals vor. Er schien Yen nun richtig wütend gemacht zu haben. Dieser kam wieder auf die Beine und attakierte Nick. Dieser war in Verteitigungsstellung gegangen und wehrte den Angriff ab. Doch Yen benutzte nun auch seine Beine und brach Nicks Deckung mit seiner eigenen Taktik. Dieser taumelte zurück. Yen setzte seine Offensive fort und schlug mit seinem Ellbogen nach Nick. Er traf dessen Wange, worauf der Junge zu Boden krachte. Schmerzend hielt er sich das Gesicht. „O.k, jetzt hast du es dir mit mir verdorben!“, warnte er seinen Kampfpartner. Senshi gefiel der Kampfverlauf gar nicht. Nick war zwar intelligent und besaß ein paar gute Techniken, doch Yen hatte eindeutig mehr Erfahrung. „Er unterschätzt deinen Freund. Außerdem sieht er ihn nicht als ernsthaften Gegner, was sein Untergang sein wird.“, erklärte Schakal. Senshi hörte ihm zu und beobachtete weiter den Kampf. Nick pfeifte nun auf Karatte und stürtzte sich unerwartet auf seinen Gegner. Er warf ihn zu Boden und nahm ihn in den Schwitzkasten. „So geht es natürlich auch.“, grinste Noah. Yen hatte mit so einer Reaktion nicht gerechnet und wusste auch nicht, wie er sich verhalten sollte. Die einzige Kampfart, die er konnte war der
 

Kampfsport. Nick verdrehte Yen nun die Arme auf seinen Rücken. Dieser

versuchte vergebens sich zu befreien und verbrauchte so eine ganze Kraft. Nick war der eindeutige Gewinner. Yen versuchte aufzustehen und sich Nick zu rächen, doch Schakal wies ihn zurecht. „Du hast den Kampf verloren, also sei kein schlechter Verlierer.“, rief er seinem Schüler zu. Yen sah Nick nochmals rachsüchtig und angewidert an, bevor er den Ring verließ. Er konnte es einfach nicht fassen, dass er von einem Niemand besiegt wurde. Er hatte nicht mit Nicks Betrügereien gerechnet, doch nächstes Mal würde er ihn fertigmachen. Nick ließ sich feiern. Er hielt Zeige – und Mittelfinger hoch, was ein Siegeszeichen bedeuten sollte. „Du hast meinen zweitbesten Schüler besiegt.“, gratulierte Schakal. Doch Nick schien übermütig geworden zu sein. „Zweitbesten? Bringen Sie mir Ihren Besten, und ich schlage auch ihn.“, verlangte er. Senshi verdrehte die Augen. Sein Freund überschätzte sich wiedermal. Es war Glück, dass er Yen schlagen konnte, und er forderte es einfach so heraus. „Du willst gegen Lin kämpfen?“, erkundigte sich der Meister. Nick bejahte. Schakal gab einem seiner Schüler ein Zeichen, er solle Lin holen. Nick machte währendessen Dehnungsübungen. Er schien nun richtig in Fahrt gekommen zu sein. „Bringt mir diesen Lin ruhig. Ich bin unbesiegbar, siehst du Senshi?“, wandte er sich an seinen Freund. Dieser konnte nur so tun, als kenne er ihn nicht. Nick verstand es großartig sich vor allen zum Affen zu machen. Eine Tür ging auf, und ein weiterer Kämpfer marschierte auf den Ring zu. „Ist das dieser Lin?“, fragte Nick zögernd. Senshi bemerkte es als erstes. „Dieser? Das ist ja ein Mädchen.“, blickte er Nicks Gegnerin überrascht an. Nick nahm Schakal nicht ernst. „Ist das ein Scherz? Das ist Ihre beste Schülerin?“, konnte er es kaum glauben. „Rede gefälligst mit mir.“, stutzte ihn Lin zurecht. Nick entschuldigte sich sofort. „Sicher, und du beherrscht Karatte. Du siehst gar nicht so aus. Ähhmmm… nicht, dass du häßlich wärst, oder so, aber…“, hatte sich Nick in etwas verrannt. Lin bereitete sich auf den Kampf vor. Nick zögerte. „He, ich schlage keine Mädchen!“, wehrte er sich. Lin überhörte das und verpasste Nick einen Tritt ins Gesicht. Dieser war völlig baff und fiel nach hinten. „Dann habe ich es wohl leicht.“, lächelte die Kämpferin. Nick wollte sich das nicht gefallen lassen. Er sprang wieder auf und stürmte auf Lin zu. Diese duckte sich und warf den Jungen über sich. Nick lag abermals am Boden und Lin sprang mit beiden Beinen auf ihn drauf. „Au! Geh runter von mir!“, schrie er empört. „Gibst du auf?“, fragte ihn Lin triumpfierend. Nick musste leider bejahen und gab sich geschlagen. „Lin ist die Siegerin dieses Kampfes.“, kürte Schakal seine Top-Schülerin weiterhin zur Nummer 1. Widerwillig gratulierte Nick seiner Kontrahentin. „Vielleicht beim nächsten Mal.“, raunte sie ihm noch zu, bevor sie verschwand. „Alles in Ordnung?“, war Senshi zu seinem Freund auf die Plattform gestiegen, die als Arena
 

diente. „Natürlich!“, schien Nick etwas beschämt zu sein, dass er von einem

Mädchen geschlagen wurde. Schakal berichtete den dreien, dass das Abendessen bereits angerichtet war. „Mach dir nichts draus. Lin ist die Beste hier.“, wollte Noah seinen Kumpel erklären. Nick ließ seine Freunde einfach stehen und marschierte ins Hauptgebäude, wo das Abendessen stattfand. Senshi und Noah folgten ihm seufzend. Meister Schakal aß getrennt von seinen Schülern. Er lud die drei aber ein, mit ihm zu speisen. Auch Lin und Yen sollten anwesend sein. Kaum hatten die drei das Zimmer betreten, wurde Nick von Yen angemacht. „Toller Kampf, vielleicht hast du bei Senioren mehr Glück.“, hänselte er ihn. Nun betrat Lin den Raum und Yen sprach sie sofort an. „Einen tollen Kampf hast du wiedermal geliefert. Dein Gegner war chancenlos.“, baggerte er sie an. „Wenigstens hat er noch genug auf dem Kasten um Loser zu besiegen.“, ließ sie ihn im Trockenen stehen und wandte sich Nick zu. „Trainiere noch ein paar Jahre, vielleicht fällst du dann nicht mehr so leicht auf deine Nase.“, machte sie da weiter, wo Yen aufgehört hatte. Dann setzte sie sich auf den Teppich, auf dem das Abendessen vorbereitet war. „Die steht auf dich.“, flüsterte Senshi seinem Kumpel zu. Nick hörte gar nicht drauf. Er schritt zu Lin und stellte sie zur Rede. „Wenn ich mein Amulett noch hätte, wäre ich der Sieger gewesen. Du bist nur so stark, weil du einen der Anhänger besitzt.“, warf er ihr vor. Lin konnte den Vorwurf abschmettern. „Ich habe mein Amulett während des Kampfes gar nicht benutzt.“, erklärte sie und wartete auf Nicks Reaktion. Dieser verzichtete jedoch darauf und setzte sich. „Lin besitzt das Amulett der Sechmet.“, begann Noah zu erzählen. „Aha!“, antwortete Nick desinteressiert. Dann begannen alle mit dem Essen.
 

Draußen wurde es Nacht und Senshi und Nick hatten sich in ihre Zimmer zurückgezogen. Während Senshi durch göttliche Hilfe schnell den Schlaf fand, konnte Nick einfach die Augen nicht schließen. Er beschloss sich noch etwas zu trinken zu besorgen und dann weiterzusehen. Er brauchte etwas, bis er die Küche ausfindig gemacht hatte. Zuerst fand er nur Sake, welchen er keinesfalls probieren wollte. Im unteren Fach konnte er schließlich doch eine Limo entdecken. Nachdem er sich eingeschenkt und austrunken hatte schloss er den Kühlschrank wieder und machte sich auf den Rückweg. Die Wände der chinesischen Tempeln waren eher dünn, und so vernahm er ein Reden. Jemand schien sich draußen zu unterhalten. Nick stutzte, da es doch schon recht spät war. Er schlich sich näher und horchte. Er nahm die Stimme eines Jungen, und die eines Mädchens wahr. Er identifizierte die männliche Stimme als die von Yen. Doch die weibliche gehörte keinesfalls Lin. Nick wagte es die Tür einen Spaltbreit zu öffnen. Er kauerte sich auf den Boden, um nicht entdeckt zu werden. Yen und das Mädchen hockten auf der

Veranda. Nick spitzte seine Ohren, um besser zu hören. Yen und seine Freundin unterhielten sich über belanglose Dinge, wie Schakal, oder das Training. Plötzlich schien der Mond auf das Gesicht des Mädchens. Sie war etwas älter, als Yen, doch die beiden schienen sich prima zu verstehen. Nick fiel ihre Kette auf, die sie um den Hals trug. Besaß die etwa ein Amulett? Oder war es gar etwas ganz anderes? Hatte Yen vielleicht eine Freundin? Wenn ja, wieso war er dann hinter Lin her? Das war Nick zumindest so vorgekommen. Plötzlich stand Yen auf. Nick hatte schon Angst entdeckt zu werden, da er nicht wirklich Lust hatte, Yen zu begegnen. Er hatte keine Ahnung, was er so spät trieb. Also überlegte Nick und suchte ein Versteck. Doch Fehlanzeige. Das chinesische Haus, in dem er sich befand hatte nicht viele Einrichtungsgegenstände, nur einen weiten Gang. Links und rechts waren die Zimmer der Schüler angereiht. Yen drehte sich um, und wollte auf die Tür zugehen. Hinter der Tür konnte er sich ebenfalls nicht verstecken, da es sich um eine Schiebetür handelte. Da kam Nick eine waghalsige Idee. Man konnte die Tür nach links und rechts schieben. Mit angehaltenem Atem presste er sich dagegen. Kaum betraten Yen und seine Freundin das Innere, schon schob Nick die Tür von seiner Seite aus weg und huschte nach draußen. Es war dunkel, und Yen unterhielt sich prächtig mit dem Mädchen. Er bemerkte nichts. Kaum war Nick an der frischen Luft, ging er in Deckung. Doch plötzlich vernahm er ein Ciao, und das Mädchen schob die Tür beiseite. Es gab keinen Busch, oder Baum, hinter dem sich Nick verstecken konnte. Doch es wäre ohnehin zu spät gewesen. Das Mädchen verließ das Gebäude und trat in die Nacht. Sie entdeckte Nick sofort, beachtete ihn aber nicht weiter. Bevor sie wortlos ging, konnte Nick nochmal einen Blick auf ihren Hals werfen. Es war die selbe Kette, an denen die göttlichen Amulette hingen. Der Junge kam sich nun reichlich dumm vor. Wahrscheinlich hatte Yens nächtliches Abenteuer gar nichts zu bedeuten. Trotzdem wollte Nick auf Yens Kommentare verzichten. Als er sich sicher sein konnte, dass Yen in sein Zimmer zurückgekehrt war, schlich er sich wieder ins Haus. Der Rest der Nacht verlief ohne weitere Vorkommnisse, doch der nächste Morgen sollte es in sich haben.
 

„Chnum, darf ich dir Sokar vorstellen?“, stellte Nephthys ihren neuen Verbündeten vor. „Sehr erfreut.“, raunte er dem Jungen nur zu. „Gibt es etwas neues, über den Schlüssel?“, verlangte Nephthys zu wissen. Chnum musste leider verneinen. „Meine Suche ist leider erfolglos verlaufen, aber ich habe etwas in den alten Inschriften entdeckt. Anubis hat den Schlüssel an Upuaut weitergegeben. Es ist wahrscheinlich, dass der Mensch, der Upuauts Amulett geerbt hat, auch zum neuen Wächter des Schlüssels wurde.“, sprach Chnum seinen Verdacht aus. Nephthys hörte gespannt zu. „Dann wirst du
 

Upuaut finden, hast du verstanden?“, befahl Nephthys ihrem Diener streng.

Bevor dieser noch antworten konnte, schritt Toéris ein. „Das müssen wir vielleicht nicht. Ich habe mit dem Kattara-Ritual begonnen. Sokar hat die Wahrheit gesprochen. Sein Amulett konnte das von Thot aufspüren. Doch es ist nicht allein. Senshi benutzt seine Kraft auch ohne Amulett, aber ich konnte noch zwei weitere ausfindig machen. Das der Sechmet, und das des Gottes Upuaut.“, erzählte sie. Nephthys konnte es nicht glauben. „Soll das vielleicht heißen, dass unsere Feinde und der Schlüssel des Anubis an einem Ort sind?“, fragte sie verwirrt. Toéris nickte. „Ja, es sieht so aus, als hätten sie den Schlüssel in ihrer Obhut.“, vermutete die Kriegerin. Nephthys begann zu lachen. „Das ist der schönste Tag meines Lebens. Ich werde mich nicht nur an dem rächen können, der meinen Gemahl getötet hat, sondern auch noch das Werkzeug zu seiner Wiederbelebung in meinen Besitz bringen. Senshi und seine Freunde sind stark. Wir benötigen unsere ganze Armee um ihn zu schlagen. Außerdem will ich Uto und Nechbet!“, befahl die Königin. Toéris zögerte. „Eure Majestät, die beiden unterstehen Euch nicht direkt, sie werden vielleicht nicht mit uns gehen.“, warnte ihre Dienerin. Doch Nephthys wollte nichts davon hören. „Dann bezahl sie. Auf Geld springen sie sicher an. Toéris, du wirst hier bleiben und auf die Seele von Seth aufpassen. Wo befindet sich Maat jetzt?“, fragte sie eindringlingst. Ihre Dienerin hatte sich einen freien Tag gegönnt, doch nun brauchte sie ihe Königin. Toéris versprach ihre Freundin sofort zu Nephthys zu schicken, wenn sie ankam. „Ich werde mitkommen.“, bestand Sokar darauf. Nephthys gab ihre Zustimmung, und bald darauf reisten sie ab, um Rache zu nehmen.
 

Die vier Lektionen
 

„He, aufstehen, es ist schon 6 Uhr.“, weckte Schakal seine neuen Schüler persönlich. Widerwillig hockte sich Senshi in seinem Bett auf. Erst 6? Warum wecken Sie uns dann auf?“, fragte er verschlafen. Schakal glaubte sich verhört zu haben. „Die Sonne geht gerade auf, also raus aus den Federn. Wie kann ein Gott nur so verschlafen sein?“, stauchte er Senshi zurecht. „Ich habe nur eine Seele von einem Gott in meinem Körper, also gute Nacht.“, gab er frech zurück und zog sich wieder die Decke über den Kopf. Das war ein Fehler. Kaltes Wasser platschte auf Senshis Gesicht. Erschroken und wütend sprang er aus dem Bett. „Spinnen Sie? Das war nicht die feine Art. Dafür können Sie sich den Himmel abschminken!“, schnaubte er. Er zog sich sofort sein Nachthemd aus, da dieses völlig durchnässt war. „Alle meine Schüler, haben sich am ersten Tag geweigert. Du bist also keine Ausnahme.“, erklärte er dem schlechtgelaunten Jungen. „He, Senshi, was ist den mit dir passiert?“, trat Nick in den Raum. „Hat er mit dir das auch abgezogen?“, hakte Senshi nach. Nick blickte ihn unschuldig an. „Nein, du weißt doch, dass ich ein Frühaufsteher bin.“, grinste er. Senshi sah seinen Freund ungläubig an. Als Schakal das Zimmer verlassen hatte, flüsterte Nick seinem Freund zu, dass ihm Noah schon bescheitgesagt hatte. Doch anscheinend hatte er Senshi vergessen. Nach dem Frühstück durfte Senshi sein Glück in der Arena versuchen. Allerdings hatte er nur leichte Gegner, und von Yen und Lin war heute nichts zu sehen. Dann beschloss Noah eine kleine Vorführung zu starten. Er und Sun betraten die Arena, doch nicht ohne Waffen. Noah ließ seinen Stock erscheinen, und Sun hatte sich ebenfalls einen besorgt. Beide wussten, dass sie mit Waffen noch besser aufpassen mussten. Sie schlugen ihre Stöcke gegeneinander und bewegten sich irre schnell. Senshi feuerte seinen Freund an, egal ob es ihm half oder nur ablenkte. Zum Schluss war Noah der Sieger. Schakal war besonders stolz auf ihn, da er sein Amulett nicht eingesetzt hatte. Nachdem Noah wieder zu seinen Freunden gestoßen war, bat Schakal die drei ihm zu folgen. Er führte sie in sein Gemach, wo bereits Lin wartete. „Ich habe eine Aufgabe für euch. Ihr werdet uns verlassen.“, erzählte er. Die Jungen und Lin stutzten. „Ich dachte wir sollen trainieren.“, erinnerte Nick Schakal an seine eigenen Worte. Dieser nickte und wollte widersprechen. „Nur kurz. Ich habe für jeden von euch eine andere Aufgabe. Sie wird euch helfen, stärker zu werden.“, offenbarte er seine Trainingsmethoden. Dann wollte er jeden seiner Schüler einzeln sprechen, um mit ihnen ihre Aufgaben zu besprechen.
 

Chnum war wenig erfreut darüber, dass seine Feinde offensichtlich den gesuchten Schlüssel besaßen. Er musste ihn vor Nephthys bekommen, um sein Ziel zu erreichen. Er öffnete seine Hand und konzentrierte sich auf sein Amulett. Auf seiner Handfläche erschien tatsächlich ein Bild. „Chons, melde deine Position.“, sprach er mit seiner Hand. In dieser hatte sich nämlich ein kleines Portal aufgetan, durch das Chnum mit seinem Komplizen kommunizieren konnte. „Hast du etwas neues?“, fragte Chons seinen Freund. Chnum berichtete ihm, von Nephthys Vorhaben. „Du musst ihr zuvorkommen. Wir brauchen den Schlüssel, um den großen Serapis zu erwecken. Nephthys wird gegen Horus nicht gewinnen können, dann trittst du auf den Plan.“, gab er Anweisung. Chons sah das weniger optimistisch. Selbst wenn ich vor Nephthys ankomme, wie soll ich den Jungen besiegen,

der Horus in sich trägt?“, schien Chons doch ein wenig Angst zu haben. Chnum half ihm weiter. „Beobachte erst die Situation und versuchte dann den Schlüssel zu stehlen. Am besten Nachts, wenn alle schlafen.“, hielt Chnum das für die beste Lösung. Chons folgte diesem Befehl und das Bild, auf Chnums Hand verblaste. Dieser betrachtete nochmals das Buch der Toten und daraufhin die Schale, in der die Seele eines alten Gottes schlummerte.
 

L e k t i o n 1 :

V E R T R A U E N
 

Lin war unterdessen unterwegs, um zu trainieren. Meister Schakal hatte ihr aufgetragen, eine alte Freundin von ihm zu besuchen. Sie sei selbst einmal Schülerin bei ihm gewesen, und lebte nun in den Bergen. Sie soll angeblich ein Amulett besitzen, und eine starke Gegnerin darstellen. Lin wollte dies überprüfen und ihre Aufgabe zu Meister Schakals Zufriedenheit erfüllen. Plötzlich bewegte sich etwas hinter den Büschen, die nicht weit von Lin standen. Das Mädchen beschloss vorsichtig zu sein. Doch das war nicht nötig. Ein kleiner, süßer Panda kam aus den Büschen gekrochen. Lin wollte zu ihm laufen, doch sie wusste, dass seine Mutter nicht weit sein konnte. Sie sah sich genauer um, und wagte sich dann näher heran. Sie streichelte und kraulte das putzige Tier. Dann trat das ein, was sie befürchtet hatte. Seine Mutter tauchte unerwartet von vorne auf. Lin ließ den Panda zurück und taumelte nach hinten. Sie konnte die Kraft ihres Amuletts benutzen, doch sie wollte den Panda nicht verletzen. Also beschloss sie zu rennen. Die Pandamutter war ziemlich dick, doch sie konnte trotzdem schnell sein. Lin bemerkte das Haus, zu dem sie unterwegs war. Sie sah zurück und stellte

erleichtert fest, dass der Panda die Verfolgung eingestellt hatte. Trotzdem steuerte das Mädchen mit großen Schritten auf das Haus zu. Auf dem Weg dorthin entgingen ihr nicht die schönen Blumenbeete, die bis zum Haus angereiht waren. Lin wagte es zu klopfen, und ihr wurde auch geöffnet. „Hi, ich…“, begann sie. „Du musst Lin sein!“, nahm ihr die Frau die Arbeit ab. Das Mädchen nickte. Die Frau lud sie in ihr Haus ein und stellte sich als Run vor. Im Inneren konnte Lin die Pracht an Blumen erst sehen. Es erinnerte mehr an ein Gewächshaus, als an ein Wohnhaus. Überall waren Beete angelegt, in denen Rosen, Tulpen, Sonnenblumen usw. wuchsen. In jeder Ecke stand eine Palme. Die Pflanzen machten ungefähr 90 % der Einrichtungsgegenstände aus. „Schön haben Sie es hier.“, beschloss Lin mit einem Kompliment das Eis zu brechen. Das hätte sie lieber sein lassen sollen. Run begann sofort wie ein Wasserfall loszureden. Sie erzählte von ihrer Blumenleidenschaft und den verschiedenen Pflanzen, die sie hier aufzog. Als sie nach zehn Minuten keine Pause einlegte, beschloss Lin sie zu unterbrechen. „Ich möchte Sie nicht drängen, aber Meister Schakal hat mir eine Aufgabe gestellt. Können Sie mir sagen, worum es geht?“, bat sie freundlich. Run zögerte etwas, nickte dann aber. „Das kann ich dir gern verraten, allerdings habe ich im Moment keine Zeit. Ich muss meine Pflanzen gießen und düngen, die Erde umgraben, und noch eine Menge anderer Sachen.“, erklärte sie. Lin war wenig begeistert das zu hören. „Verstehe, wie lange dauert die Prüfung den? Können Sie mich nicht dazwischen schieben?“, fragte sie höflich. Run musste leider verneinen. Ihre Pflanzen konnten nicht warten. Sie führte Lin in die Küche, in der ebenfalls diverse Blumentöpfe standen. „Warte doch hier, bis ich fertig bin.“, schlug sie vor. Lin erklärte sich dazu bereit, und bat Run sich zu beeilen. Diese musste jedoch ablehnen. „Die Pflanzen brauchen ihre Zeit, sie sind Lebewesen und lassen sich nichts von Menschen befehlen.“, offenbarte sie ihre Meinung. Lin seufzte und torkelte zum Kühlschrank. Sie nahm eine Limo heraus und schenkte sich ein. Bereits nach 15 Minuten wurde ihr langweilig. Nach 30 Minuten hatte sie bereits die ganz Packung an Limonade ausgetrunken. Nach 15 weiteren Minuten trampelte sie ungeduldig mit den Füßen auf den Boden. Nach einer Stunde konnte sie nicht mehr. Empört sprang sie vom Stuhl und begann Run zu suchen. Wahrscheinlich ließ sie das Mädchen extra warten. Doch die Suche gestaltete sich schwerer als erwartet. Vor Lin erstreckte sich ein Labyrinth aus Pflanzen. Einige waren meterhoch, und verstecken so das Dahinter. Lin begann zu rufen, doch Run meldete sich nicht. Sie besaß ein riesiges Haus, oder besser gesagt Gewächshaus. Die Wege waren sehr schmal, wahrscheinlich damit die Pflanzen mehr Platz hatten. Run schien sie wirklich über alles zu lieben. Lin legte sich schützend ihre Hand vors Gesicht, um nicht von den Blättern der Palmen und der anderen Pflanzen

erwischt zu werden. „Run?“, rief sie nochmals, doch erfolglos. „Ah!“, schrie sie plötzlich. Etwas hatte nach ihr geschnappt. Es handelte sich um eine Venusfliegenfalle. Lin war nicht verletzt, aber erschroken. Sie wollte ihr schon den Stängel abreißen, doch Run hätte sicher etwas dagegen. „Die Pflanze kann nichts dafür.“, war die Frau plötzlich hinter dem Mädchen aufgetaucht. „Diese Venusfliegenfalle hat nach mir geschnappt!“, erklärte Lin empört. Run schüttelte den Kopf. „Das ist eine Kannenpflanze, und keine Venusfliegenfalle.“, gab sie ihrer Besucherin eine Lehrstunde. Diese hielt jedoch nicht viel davon. „Ich warte schon eine Stunde.“, musste sie nun etwas aufdringlich werden. „Selbst schuld.“, erwiderte Run. Lin dachte schon daran zu gehen, doch Schakal hatte ihr eine Aufgabe gestellt, welche sie nicht vermasseln durfte. Run hatte die richtige Idee. „Hilf mir doch einfach, dann sind wir schneller fertig.“, schlug sie vor. Lin sträubte sich. „Ich habe nicht viel mit Blumen am Hut. Ich kenne mich nicht sehr gut aus.“, musste sie sich eingestehen. Run hielt dies für kein Problem. Sie bestand darauf Lin alles zu zeigen. Das Mädchen befürchtete bereits heute nicht mehr wegzukommen. Doch sie beschloss geduldig zu sein und Runs Anweisungen zu folgen. Vielleicht war dies sogar die Aufgabe? Geduld. Zwei Stunden später: Lin konnte ihre Hände bald nicht mehr spüren. Ständig musste sie schwere Gießkannen durch die Gegend schleppen. Der einzige Grund, warum sie ihr Amulett nicht benutzte war, dass Run ihr gesagt hätte, das Tragen wäre ein gutes Training. Lin goss die letzte Pflanze und grub die Erde um. Um ihre Hände war sie wirklich nicht zu beneiden. Völlig verdreckt suchte sie einen Wasserhahn. Auf der Suche lief sie Run über dem Weg. Diese hatte ihr Amulett herausgeholt und legte es an eine Dahlie. „Ich dachte wir benutzen unsere Amulette nicht.“, wurde das Mädchen skeptisch. Run lächelte. Das ist etwas anderes. Ich besitze das Ideogramm der Uneg, der Pflanzengöttin. Und eine Freundin, die hier mal gearbeitet hat, besaß das der Reta. Du weißt sicher, dass man mit Blumen sprechen kann. Mit meinem Amulett verstärke ich unsere Verbindung nur.“, gab sie an. Lin wollte es auchmal versuchen, hörte jedoch keinen Piep. „Wie weit bist du?, erkundigte sich die Blumenliebhaberin. Lin freute sich ihr berichten zu können, dass sie fast fertig war. Sie hatte alles Pflanzen im Haus gedüngt, gewässert und die Erde umgegraben. Selbst die Rollläden hatte sie geöffnet, damit sie etwas Sonne abbekamen. Letzteres war ihr alleine eingefallen. „Sehr gut. Jetzt müssen wir nur noch mit allen Pflanzen reden.“, erzählte sie. Lin glaubte sich verhört zu haben. „Wie bitte? Da mach ich nicht mit!“, sagte sie empört. Run konnte ihre Wut verstehen. Dann beschloss sie ihr Abteil zu bewässern. Die beiden hatten sich die Arbeit aufgeteilt, und Run marschierte zu einem blauen Knopf. „Geh ein paar Schritte zurück.“, verlangte sie. Lin folgte und bald darauf begann es zu regnen. An der Decke hingen scheinbar Geräte, die alles

von selbst erledigten. Nun war Lin erst richtig sauer. „Warum haben Sie mir das nicht gesagt?“, schnaubte sie. Run argumentierte damit, dass Lin einfach nicht gefragt hätte. Das Mädchen versuchte sie abzuregen. „Gut, was ist jetzt mit der Prüfung?“, verlangte sie zu wissen, da sie scheinbar fertig waren. Run musste sie enttäuschen. „Tut mir Leid. Ich bin fertig, komm doch bitte

morgen wieder.“, sagte sie etwas, was Lin den letzten Nerv raubte. Diese verneinte und verabschiedete sich. Egal, was Schakal sagte, Lin würde nie mehr hierher zurückkehren. Ohne einen Gruß von Run abzuwarten, verließ

das Mädchen das Gewächshaus. Doch schon ein paar Schritte vom Haus entfernd blieb sie stehen. Sie rang mit ihrem Gewissen, und kehrte dann um. Mit zusammngepressten Lippen marschierte sie zurück zu Run. Diese lächelte sie an. „Also gut, reden wir mit den Pflanzen. Aber dafür nehmen Sie sich für mich Zeit.“, schlug das Mädchen einen Deal vor. Run war damit einverstanden. Das Sprechen mit den Blumen schien Lin aber doch etwas Freude zu bereiten. Eine Stunde später, hockte sie zusammen mit Run auf dem Boden. Rund um sie herum die Pflanzen. „Verraten Sie mir jetzt, was die Prüfung ist?“, erinnerte Lin Run an ihr Versprechen. Diese konnte ihre Frage schnell beantworten. „Gratuliere, du hast sie bestanden.“, grinste sie dem Mädchen zu. Erst wusste Lin nicht, was sie sagen sollte, doch dann begann sie zu lachen, und Run stieg darauf ein. Bevor Lin abreiste wagte sie noch einen Gang, durch die Pflanzenwelt. Dann verabschiedete sie sich wirklich und versprach Run sie mal wieder zu besuchen. An der frischen Luft, schnaufte sie erleichtert und pflückte eine Blume von der Wiese ab. Diese drehte sie vergnügt in ihrer Hand und machte sich auf den Heimweg. Kurz darauf rief Run bei ihrem ehemaligen Meister an. Dieser war gerade unter der Dusche und fluchte, als das Telefon klingelte. „Natürlich, das muss immer mir passieren. Warum klingelt das blöde Ding, immer im falschen Moment?“, schimpfte er. Allerdings war er sehr erfreut, als er Runs Stimme hörte. Diese erzählte ihm, dass Lin ihre Aufgabe bestanden hatte. „Das freut mich zu hören. Aber sag mal, wir haben uns schon ewig nicht mehr gesehen. Morgen Abend sind meine Schüler nicht im Tempel, hättest du nicht Lust mir Gesellschaft zu leisten?“, versuchte Schakal eine Annäherung. Doch Run schien diese gar nicht zu gefallen und sie legte einfach auf. „Hallo? Dieses blöde Telefon spinnt schon wieder.“, dachte Schakal, es lege an der Technik.
 

L e k t io n 2 :

F R E U N D S C H A F T
 

Nick war währendessen mit seiner eigenen Prüfung beschäftigt. Schakal hatte ihn an einen bestimmten Ort geschickt, jedoch nicht alleine. Er hatte Yen aufgetragen, den Jungen hinzuführen. „Gibs zu.“, raunte Nick seinem

Wegbegleiter zu. Yen blickte ihn fragend und unfreundlich an. „Was?“, fragte er. „Schakal hat uns doch zusammen gehen lassen, damit wir uns besser verstehen, so denken diese Karattemeister doch, oder? Hast du Karatte-Kid gesehen?“, fragte Nick nach Yens Meinung. „Was auch immer Meister Schakals Prüfung darstellt, ich werde sie zu seiner Zufriedenheit erfüllen. Und ich werde nicht lassen, dass du mich daran hinterst.“, traute er Nick wohl überhaupt nichts zu. Dieser spuckte auf den Boden. „Nur zu. Kriech deinem Meister nur weiter in den …“, konnte er sich gerade noch beherrschen. Die beiden hatten das Gebirge verlassen, allerdings auf der anderen Seite. Das Tal darunter war meschenleer. Nick konnte sich nicht vorstellen, was seine Aufgabe hier sein sollte. „Wir sind da. Ich verabschiede mich. Du findest sicher allein zurück.“, drehte Yen sich einfach um und ging. „Warte!“, rief ihm Nick nach, doch Yen schien es nicht für nötig zu befinden,

sich nochmals umzudrehen. Nick pfeifte auf den Angeber und begann sich genauer umzusehen. Er stand vor einem See, der sicher durch den Schnee entstanden war, der im Frühling von den Felsen rutschte. „Soll ich jetzt schwimmen gehen? Vielleicht muss ich ja gegen Nessie kämpfen.“, witzelte er, und fand es schade, dass ihn niemand gehört hatte. Der Junge sah sich noch weiter um, fand aber keinen Anhaltspunkt. Dann begann er den See zu umrunden. Bald steckten seine Füße in Sand. Nick wunderte sich darüber, da er nicht am Meer war, sondern an einem See. Trotzdem kam ihm eine Idee.

Solange er nicht wusste, was er zu tun hatte, würde er ausspannen. Und wer weiß? Vielleicht war das ja seine Aufgabe. Sich vor einem Kampf richtig auszuruhen, gehörte ja auch dazu. Er hatte sich einen Pullover mitgenommen, da er dachte im Gebirge wäre es sicher kalt, doch er hatte ihn nicht gebraucht. Nun nutzte er ihn als Badetuch. In den See wollte Nick jedoch nicht. Vielleicht gab es darin wirklich ein Seeungeheuer, oder etwas ähnliches. Ohne Amulett wäre er also aufgeschmissen. „Darf ich fragen, was du hier machst?“, war hinter Nick lautlos jemand aufgetaucht. Schnell rappelte sich der Kämpfer auf und blickte dem Besucher in die Augen. „Ähhh… ich bin Nick, ich wollte nicht stören.“, erklärte er schnell. Der Fremde schien ihn zu mustern. „Ich bin Han, und dieser See und der Strand gehören mir. Ich habe mir hier extra ein kleines Paradies eingerichtet.“, beantwortete er somit Nicks Fragen. Der Junge entschuldigte sich für sein Eindringen, und erzählte, dass er von Meister Schakal kam. Daraufhin lachte Han. „Von dem Alten? Ja, bei dem habe ich auch schon trainiert. Kaum zu glauben, dass er in seinem Alter immer noch Babys wie dich unterrichtet.“, wurde Han etwas unfreundlicher. Nick schnaubte. „Baby? Tut mir Leid, dass ich hier eingedrungen bin, aber

Meister Schakal wird sich schon seinen Teil gedacht haben. Vielleicht soll ich dich ja auch vermöbeln.“, sprach er seinen Verdacht aus. Han amüsierte sich über seinen Besucher. „Das Wort Baby trifft es schon. Meister Schakal

kämpfte früher auf diversen Kampfssportturnieren. Er verhält sich wie ein Fußballtrainer, der im Alter sein Wissen weitergeben will.“, nahm er Nick nicht ganz ernst. Dieser musste leider daran denken, dass er noch nicht wirklich viel bei Schakal trainiert hatte. Trotzdem wollte er sich diese Behandlung nicht gefallen lassen. „Ich werde das tun, was Meister Schakal von mir verlangt. Und wenn du mich von hier wegjagen willst, versuch es nur!“, provozierte er Han. Dieser grinste. „Du willst gegen mich kämpfen? Das dürfte äußerst interessant werden.“, prophezeite er. Nick war bereit, diesem Besserwisser eine zu verpassen. Han schien kein Amulett zu besitzen, was Nicks Vorteil war. Der Junge ging in Kampfposition, und Han machte es ihm nach. Sein Gegner begann mit einem Tritt, und Nick verteitigte sich mit beiden Armen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er noch immer im Sand stand. Nicht nur das seine Schuhe voll davon waren, auch das Vorankommen erwies

sich als schwierig. So kam es auch, dass Nick darauf ausrutsche und hinfiel. Han stürtzte sich auf ihn, und Nick konnte sich gerade noch wegrollen. Sein Gesicht tauchte in Sand ein, und der Junge bekam etwas davon in die Augen. Er robbte zurück, und versuchte etwas zu sehen. Er kniff die Augen zusammen und probierte, ob er den Sand wieder herausbekam. Doch der Junge war blind. Er fühlte nur noch, wie Han seinen Fuß an seine Brust setzte. „Bist du neu, oder ist Schakal wirklich schon alt?“, genoss er seinen Triumpf. Nick kam wieder auf die Beine und humpelte zum Wasser.

Dort wusch er sich erstmal den ganzen Sand aus dem Gesicht. „Und jetzt

verschwinde! Oder willst du einen Nachschlag?“, verwies Han auf das Recht des Siegers. Nick hatte es versprochen und schnappte sich seinen Pullover. Wahrscheinlich wollte Schakal, dass er diesen Han besiegte. Doch ohne sein Amulett war er machtlos. Er hatte seine Prüfung vergeigt. Er wanderte wieder den Berg hoch, als er stoppte. Nein! So einfach ließ er sich nicht überrumpeln. Meister Schakal wollte einen Sieg? Bitte! Er wusste, es gab eine Möglichkeit Han zu besiegen, und diese musste er finden. Erst jetzt bemerkte er den Sand in seinen Schuhen. Er zog sie aus und schüttelte sie. Plötzlich durchfuhr es ihn. Sand! Das war Hans Stärke. Sein Gegner kämpfte auf einem ihm bekannten Gebiet. Han trainierte sicher im Sand, um schneller zu werden. Nick war einmal in einem Fußballklub, als er noch jünger war. Um die Geschwindigkeit zu steigern waren sie damals an einem Strand gelaufen, und das ohne Schuhe. Barfuß kam man schneller voran. Nick beschloss es nochmals zu versuchen. Er ließ seine Schuhe liegen und schritt mutig zurück zu Han. Dieser staunte nicht schlecht, als ihm Nick entgegenkam. „Sag jetzt nicht, du willst eine Revanche?“, wunderte er sich

über Nick Hartnäckigkeit. Diesmal übernahm Nick die Intiative und griff an. Han war ziemlich erfahren, und blockte ab. Nun bemerkte er, dass Nick keine Schuhe anhatte. Er war also auf sein Geheimnis gestoßen. Trotzdem hatte er Han damit noch lange nicht besiegt. Han beschloss nun seine ganze Stärke einzusetzen, um zu siegen. Und tatsächlich konnte er Nick zurückdrängen. Der Junge war am verlieren, bis jemand einschritt. Es war Yen. „Ich dachte du könntest mich brauchen.“, erklärte er schnell. Nick beschloss sich später zu bedanken, und sich vorerst nur um Han zu kümmern. Dieser setzte zu einem erneuten Angriff an und Nick wich zurück. „Wenn du dich nicht fit genug fühlst, geh mir aus dem Weg.“, raunte ihm Yen zu. Das wollte sich Nick nicht gefallen lassen. Er griff an, und zu seinem Erstaunen, bildete er mit Yen ein gutes Team. Die beiden vollzogen einen gemeinsamen Schlag und besiegten Han. Dieser fiel auf den weichen Sandboden. „O.K, Jungs ich gebe mich geschlagen!“, konnte er über seine Niederlage lachen. Yen half ihm auf und gratulierte ihm, zu seiner Technik. „Ich denke wir haben Meister Schakals Wunsch erfüllt.“, meinte er. Nick gab ihm Recht. Die beiden Streithähne verabschiedeten sich von Han und machten sich auf den Heimweg. Als sie nicht mehr zu sehen waren, fischte Han ein Handy aus seiner Hosentasche. „Ahm, ja, Meister Schakal, bitte.“, bat er seinen Gesprächspartner. Dieser folgte. „Han, was gibt es?“, fragte der Lehrmeister. Schakal wurde bereits das zweite Mal aus der Dusche gerufen, hörte aber gespannt zu. „Sie haben den Test bestanden. Ich bin zwar sicher, sie werden sich den Rest des Tages noch streiten, aber sie werden Freunde.“, berichtete Han. Schakal freute sich, dies zu hören. „Natürlich. Yen würde nie unser Ziel aus den Augen verlieren, nur um seine Eitelkeit zu befriedigen. Er ist loyal, und Senshi wird in ihm einen wertvollen Verbündeten finden, wenn die Zeit gekommen ist.“
 

L e k t io n 3 :

M U T
 

Noah wirkte etwas eingeschnappt. Er hätte sich auch gerne die Beine vertreten, wie seine Freunde, doch Schakal hatte ihm seine Aufgabe im Tempel angekündigt. Der Junge hockte in seinem Zimmer und wartete darauf, dass etwas passierte. Er holte seinen Game Boy hervor und begann zu spielen. Er kam bis zum vierten Level, bis ein Trainingskollege von ihm sein Zimmer betrat. „Draußen wartet jemand auf dich, Noah.“, erzählte er ihm. Sofort speicherte der Junge ab und legte das Gerät zu den übrigen Sachen. Er folgte dem Schüler und spazierte nach draußen. Doch dort konnte er

niemanden sehen. „Du hast dich echt gemausert, das muss ich schon sagen.“, drang eine Stimme in Noahs Ohren, die er lange nicht mehr gehört hatte. Er

durchsuchte den ganzen Hof mit seinen Blicken, konnte die Person aber nicht finden. Nun packte jemand nach seinen Schultern. Noah drehte sich blitzschnell um, und blickte in die Augen von Chris. Chris war ein alter Freund, den er lange nicht mehr gesehen hatte. „Das ist jetzt aber eine Überraschung.“, brachte Noah gerade noch heraus, bis Schakal auftauchte. „Wie ich sehe kennt ihr euch bereits, sehr gut. Dann könnt ihr ja gleich anfangen.“, sprach der Meister. Noah verstand nicht ganz. „Schakal hat mich gebeten dir beim Training zu helfen. Ich habe ein paar neue Tricks drauf, die dich überraschen könnten.“, erklärte Chris rasch. Noah war gespannt. „Begleitest du noch immer die Seelen in die Unterwelt?“, wollte der Junge aber zuerst wissen. Chris nickte bedrückt. „Ja, ich habe Anubis Erbe übernommen. Anfangs war es höllisch, aber nun komme ich damit zurecht.

Ich bin nur gekommen, da mich Meister Schakal gebeten hat. Ich habe Anubis Kräfte übernommen und somit eine Technik entwickelt, die mich nahezu unbesiegbar macht. Diese möchte ich dir zeigen.“, kam Chris nun mit der Wahrheit heraus. Noah freute sich natürlich einen alten Freund wiederzusehen, doch was sollte Chris ihm beibringen? War er wirklich so stark geworden? Schakal zog sich zurück, um den Jungen genug Platz zu bieten. Noah rief seinen Stock, doch Chris verzichtete auf seine Waffe und überließ Noah den ersten Schlag. Dieser agierte und Chris wich geschickt aus. Noah schlug wieder zu, doch Chris verschwand. Der Junge stutzte. Wohin war er so schnell verschwunden? Chris tauchte geduckt hinter Noah auf und ließ ihn stolpern. Noah hatte damit nicht gerechnet und ging zu Boden. Er rappelte sich wieder auf und wollte zurückschlagen, aber Chris war weg. Dann tauchte er blitzschnell und ohne Vorankündigung neben ihm auf verpasste ihm einen Tritt in die Seite. Chris wollte den Jungen nicht verletzen, doch es ging um viel. „Wie…wie hast du das gemacht?“, fragte Noah verwirrt. Chris wollte es ihm gerne erklären. „Anubis konnte an jedem Ort auftauchen, um dort die Seelen einzusammeln. Diese Fähigkeit besitze nun auch ich. Ich bin wie der Wind, der von allen Himmelsrichtungen herabweht.“, verriet er ihm sein Geheimnis. Noah glaubte sich verhört zu haben. War das wahr, war Chris tatsächlich unbesiegbar. Noah reagierte

und versuchte Chris mit seinem Stock zu treffen, doch dieser verschwand vorher. Noah hatte das Gefühl gegen einen Geist zu kämpfen. „Es wird Zeit den Kampf zu beenden.“, sprach Chris nun. Noah konnte nicht einmal feststellen, aus welcher Richtung seine Stimme kam. Chris stürmte los und verpasste Noah einen Hieb, der ihn zu Boden brachte und nicht mehr aufstehen ließ. „Tut mir Leid.“, sagte Chris nur. Dieser wollte aber nicht so

schnell aufgeben. Er versuchte aufzustehen, was aber misslang. „Das

verstehe ich nicht. Wie hast du das angestellt?“, kam er nicht hinter Chris Geheimnis. Dieser wiederholte die Worte von vorhin. „Ich kann überall da sein, wo ich will. Du kannst nie schnell genug sein, um mich zu erwischen.“, verriet er ihm noch. „Ich werde bis heute Abend hierbleiben, da ich Senshi und Nick auch gerne wiedersehen würde. Bis dahin kannst du mich gerne nochmal herausfordern.“, bot er an. Noah beschloss das zu tun. Schakal führte Chris in das Speisezimmer, wo er etwas für ihn angerichtet hatte. Noah zog sich wieder in sein Zimmer zurück um nachzudenken. Er ging logisch vor und analysierte den Kampf. Chris hatte nicht übertrieben. Seine Technik war großartig. Egal, wie schnell Noah war, Chris war schneller. Die nächsten beiden Stunden versuchte er fieberhaft einen Schlachtplan zu entwickeln. Dabei sah er auf die Uhr, und stellte fest, dass es bereits Zeit fürs Mittagessen war. Er schlenderte ins Speisezimmer, wo er Chris vorfand. „Schon eine Idee, wie du mich besiegen kannst?“, fragte dieser. Noah winkte ab. Er würde schon einen Weg finden. Chris warf ihm plötzlich etwas zu. Noah betrachtete es und identifizierte es als Kastanie. „Die schmecken echt lecker, kann ich dir nur empfehlen.“, gab Chris Essenstipps. Noah sah einen Behälter, in dem ein Feuer loterte. Er suchte das Gedeck ab und fand eine Grillzange. Damit wollte er die Kastanie rösten. Doch er war so in Gedanken, dass er die Kastanie ins Feuer fallen ließ. „Mist.“, schimpfte er und wollte sich eine neue Kastanie holen, doch das war die Letzte gewesen. Chris warf ihm nur einen Blick zu, der wohl ‚Pech gehabt‘ heißen sollte. Noah wagte es die Zange ins Feuer zu stecken, doch die Kastanie schien ganz nach unten gerutscht zu sein. „Versuch es einmal mit deinem Amulett.“, schlug Chris ganz beiläufig vor. Noah wollte es versuchen. Er beschloss mit seiner Hand hineinzugreifen. Solange er sein Amulett aktiviert hatte, konnte er sich nicht verbrennen. Das dachte er zumindest. Langsam griff er ins Feuer, zog seine Hand aber schnell wieder heraus. Das Feuer loterte schon einige Zeit und war inzwischen ziemlich heiß geworden. Noah wollte es nochmal mit der Zange versuchen, doch diese war nicht handlich genug. „Du musst schneller werden.“, half ihm Chris auf die Sprünge. Noah wusste zuerst nicht, was Chris meinte, doch dann nahm er seinen Mut zusammen. Er atmete tief durch und griff abermals ins Feuer. So schnell er konnte, fischte er die Kastanie heraus. „Verbrannt.“, hatte er das Ergebnis in der Hand. „Hauptsache, du hast wieder etwas gelernt.“, rief ihm Chris zu und verließ das Gebäude. Noah grinste. Sein Freund hatte ihm einen Hinweis zukommen lassen. Das Feuer war zu heiß, um einfach hineinzugreifen, doch wenn Noah schnell genug war und damit Wind erzeugte konnte er das Feuer zurückdrängen. Selbst ohne Amulett würde dieser Trick gelingen. Aber nur wenn man enorm schnell war. So schnell wie Chris. Noah hatte jetzt eine Möglichkeit gefunden seinen Freund zu besiegen und Schakals gestellte Aufgabe zu erledigen.
 

Das Turnier
 

„Du willst es also tatsächlich nochmal mit mir aufnehmen?“, fragte Chris überrascht. Noah nickte. Er war bereit für die Revanche. Er rief seinen Stock und stellte sich seinem Kumpel. Chris aktivierte sein Amulett und griff an. Noah dachte nicht einmal daran zu reagieren. Er konzentrierte sich nur auf den Wind. Er musste seine Ohren dazu nicht einmal anstrengen. Er versuchte ihn mit seinem Körper zu spüren. Er kassierte von Chris einen Schlag ins Gesicht, wehrte sich aber nicht. Plötzlich verschwand der Junge. Noah versuchte ihn weiterhin zu fühlen. Meister Schakal hatte ihm von Auren erzählt, die jeden Menschen umgaben. Diese wollte Noah nun bei Chris aufspüren. Er fühlte, wie sein Freund an ihm vorbeihuschte, obwohl er ihn nicht sehen konnte. Hinter seinem Rücken blieb er stehen. Noah hielt seinen Stock in der rechten Hand und ließ ihn nach hinten schnappen. Chris Schlag führte ins Leere. Noah dehte sich um, doch sein Freund war wieder verschwunden. Nun schloss er die Augen und spürte wie Chris auf ihn zustürmte. Ohne die Augen wieder zu öffnen, drehte er sich nach links und stieß seinen Stock in diese Richtung. Chris war überrascht und wurde getroffen. Sofort sakte er zusammen. „Noch mehr?“, fragte Noah triumpfierend. Chris konnte darauf verzichten. „Nein, du bist soweit. Schakal wird sich sicher freuen, wenn ich ihm das berichte.“, versuchte sich Chris wieder aufzurappeln. Noah half ihm, und die beiden torkelten zurück ins Haus. Dort setzten sie sich und Noah begutachtete die Verletzung. „Das ist halb so schlimm.“, konnte er seinen Freund beruhigen. Dann beschlossen die beiden noch etwas auf dieses Ereignis zu essen. „Kastanien?“, fragte Noah seinen Kumpel scherzhaft. Schakal hatte die beiden Kämpfer beobachtet. Er freute sich, dass Noah so weit war. Nun stand nur noch eine Prüfung aus.
 


 

L e k t io n 4 :

K L A R H E I T
 

„Das Wandern, das ist lustig, das Wandern, das ist… blöd!“, sang Senshi, um sich die Zeit zu vertreiben. Schakal hatte ihn mitten ins Irgendwo geschickt. Der Junge freute sich bereits, wenn ihm mal ein Vogel über den Weg flog. „Wahrscheinlich ist diese Aufgabe nur eine Geduldprobe.“, kombinierte er.
 

Die Stimme in ihm war anderer Meinung. „Das bezweifle ich. Du bist schon

sehr erfahren. Meister Schakal würde dich nichts aussetzen, was du leicht bewältigen könntest.“, erklärte ihm Horus. Senshi dachte anders. „Du glaubst also, ich könnte Langeweile leicht bewältigen?“, fragte er Horus, da dieser sonst bestens über ihn Bescheit wusste. Wenn Senshi jemand sehen würde, dachte er bestimmt der Junge würde ein Selbstgespräch führen. Horus machte sein menschliches Ich auf etwas aufmerksam. Die Sonne blendete den Jungen, also hielt er sich die Hand über die Augen. In weiter Ferne schien etwas zu sein. Senshi identifizierte es als Hütte. Außerdem drang ein Rauschen in die Ohren des Helden. „Ein Fluss!“, kombinierte er sofort. Er beschleunigte sein Tempo und stand bald vor einem breiten Fluss, der Bergabwärts ins Tal floss. Senshi kniete sich hin, um etwas Wasser zu trinken. Er formte seine Hände zu einem Trichter und trank. Es überraschte ihn wie gut das Wasser schmeckte. „Das ist immerhin Quellwasser.“, schien jemand seine Gedanken zu lesen. Senshi sah sich suchend um und entdeckte jemanden flussaufwärts. Ein Mann mit einem großen Strohhut saß am Rand und hielt etwas in der Hand. Senshi wagte sich näher heran und bemerkte, dass es sich um eine Angel handelte. Der bereits etwas ältere Mann war also ein Angler. „Schon was gefangen?“, begann Senshi das Gespräch. Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, aber etwas zu fangen ist gar nicht so wichtig. Wichtiger ist etwas zu hören und zu verstehen. Weißt du was ich meine?“, fragte er den Besucher. Senshi verneinte. Der Alte stellte sich ihm als Jiang vor und bat ihn näher zu kommen. Er stand auf und drückte Senshi seine Angel in die Hand. „Willst du es nicht einmal versuchen?“, schlug er seinem Gast vor. Senshi zögerte. „Ich habe ehrlich gesagt noch nie geangelt.“, musste er zugeben. Jiang hielt das für kein Problem. Er griff nach der Angel, während Senshi sie noch in den Händen hielt. Der Junge ließ sich von seinem Lehrer führen. Er zog die Angel erst etwas hoch und warf sie dann in weitem Boden in den Fluss. Er ließ los und sah zu, wie sich Senshi anstellte. „Und jetzt?“, hakte dieser nach. Doch Jiang ließ ihn allein weitermachen. Senshi fuchtelte wild mit seiner Angel herum, fing aber rein gar nichts. „Lass die Angel ganz langsam treiben. Geduld ist der Schlüssel dazu, einen guten Fang zu machen.“, erklärte Jiang, dass es ohne Ausdauer nicht funktionierte. Senshi hatte verstanden und hielt die Angel ganz ruhig. Der Junge sah einen Fisch vorbeischwimmen, aber er ignorierte den Köter völlig. „Mach ich immer noch etwas falsch?“, erkundigte er sich bei dem alten Mann. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, für den Anfang ist das wirklich nicht schlecht. Du musst aber warten, bis du das Glück hast einen zu fangen. Oder du betest einfach zu den Fischgöttinen Utet und Hatmehit. Außerdem hast du noch einen Vorteil. Der Fluss hier ist rein und klar. Siehst du die Steine am Grund? Keine Erde, kein Dreck verunreinigt das Wasser. Der Fluss beginnt ganz

oben in den Bergen und fließt bis ins Tal. Ist es nicht schön, wenn etwas so eine Klarheit besitzt? Vorallem sowas schönes?“, fragte Jiang Senshi nach seiner Meinung. Dieser zögerte und blickte bedrückt zu Boden. „Ich weiß, was Sie sagen wollen, aber ich fühle mich im Moment gar nicht klar. Ich habe eine Menge im Kopf, das ich nicht verarbeiten kann.“, sprach er seine Sorgen aus. Jiang setzte sich zu ihm. „Willst du mir davon erzählen?“, fragte er seinen neuen Lehrling. Senshi blickte ins Wasser, ob er einen Fisch sah. Tatsächlich umkreiste einer seine Angel. Senshi identifizierte ihn als Barsch, doch er konnte sich auch irren. Senshi zuckte plötzlich, und somit bewegten sich auch Angel und Köter. Der Fisch erschrak und schwamm weg. „Vor einem Jahr ist etwas mit mir geschehen. Ich hatte damals auch ein Amulett. Das des Horus. In ihm war die Seele des Gottes gefangen. Ich musste sie freisetzen, sonst hätte mein Gegner mich und meine Freunde vernichtet. Eigentlich sollte ich diese Entscheidung nicht bereuen, aber ich fühle mich einsam. Gestern habe ich meine Freunde zum ersten Mal wiedergesehen. Ich meine… ich wache zwar seit meiner Verschmelzung mit Horus über sie, aber das ist nicht das selbe. Ich vermisse es mit ihnen etwas zu unternehmen, oder einfach nur zu reden. Ehrlich gesagt sehne ich mich manchmal sogar danach an ihrer Seite zu kämpfen.“, erklärte er Jiang seine Lage. Der alte Mann verstand Senshis Probleme. „Warum trennst du dich dann nicht einfach von ihm?“, schien für ihn das die einfachste Lösung zu sein. Für Senshi allerdings nicht. Ich habe dadurch aber große Kraft erhalten. Kraft, die ich brauche, um meine Freunde zu beschützen.“, erzählte er. Die beiden saßen noch mindestens eine Stunde am Fluss und unterhielten sich. Senshis Ungeduld war wie verflogen. Er freute sich mit jemanden reden zu können, und es war für ihn auch nicht schlimm, dass kein Fisch anbiss. „Komm mit.“, stand Jiang auf und begann zu gehen. Senshi holte die Angel aus dem Wasser und folgte ihm. Jiang sagte ihm, er solle die Angel einfach liegen lassen, da sie nochmal zurückkehren würden. Also ließ sie Senshi fallen und torkelte hinter Jiang her. Sie gingen den Fluss entlang, und Senshi sah immer wieder Fische vorbeischwimmen. Jiang hatte nicht übertrieben. Er war so klar, dass man jedes Detail sehen konnte. Bei Senshi war das nicht der Fall. Er dachte jedes unwichtige Detail mindestens dreimal durch, bis er sich anderem zuwandte. Durch Horus hatte er gelernt sich besser zu konzentrieren, doch das half ihm nicht seine Gedanken zu ordnen. Jiang behielt Recht. Senshi war wie der Fluss, aber nur wenn es dem Jungen gelang klar zu werden. Bald war klar, wohin Jiang unterwegs war. Ein paar Meter weiter kam die Hütte in Sicht, die Senshi schon von weitem gesehen hatte. „Wohnen Sie hier?“, fragte er, obwohl das eigentlich überflüssig war. Jiang bejahte und präsentierte seinem Gast stolz sein einfaches Heim. Und das war es wirklich. Vor Senshi tat sich eine alte Holzhütte auf, die gerade groß genug zum Wohnen war. Jiang

schien in der Tat recht einfach zu leben. Er ernährte sich von Fischen und Früchten, die er im Wald fand. Senshi dachte sofort an einen Einsiedler. Jiang öffnete die Tür und bat Senshi herein. In der Hütte sah es nicht viel anders aus. Es gab nur ein kleines Fenster, das Licht spendete. Ansonsten war es dunkel. Senshi entdeckte ein schlampig gemachtes Bett und mehrere Klamotten. In einer Ecke stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Sie waren aus Holz und sahen bereits ziemlich morsch aus. Senshi war natürlich sofort aufgefallen, dass es hier keinen Strom gab. Nicht einmal ein technisches Gerät konnte er finden. Er bewunderte Jiang, da der Junge nicht einmal ohne Fernseher auskommen könnte. „Das ist mein Heim.“, zeigte er Senshi alles ganz genau. Auf dem Tisch stand ein Krug, den er dem Jungen reichte. „Du bist sicher durstig.“, wollte er kein schlechter Gastgeber sein. Senshi trank und bemerkte, dass es sich um Wasser handelte. Was auch sonst. Jiang schien ohne jegliche Hilfsmittel zu wohnen. „Sind Sie hier ganz allein?“, wagte es Senshi zu fragen. Jiang schaukelte mit dem Kopf. „Ja und Nein. Einmal im Monat gehe ich hinunter ins Dorf und quatsche ein bisschen mit den Leuten. Außerdem besuche ich regelmässig Schakal. Ich sage dir, der kann schachspielen.“, verriet er ihm. Erst jetzt erinnerte sich Senshi, warum er eigentlich unterwegs war. „Sie kennen Schakal?“, hakte er nach. Jiang nickte. „Ja, wir waren einmal Partner. Wir haben die Schule gemeinsam aufgemacht. Unsere Vorfahren haben diese antiken Tempeln erbaut, nur mit ihren Händen. Das habe ich mir zu Herzen genommen und mir diese Hütte gebaut.“, erklärte er. Senshi staunte. „Sie haben die gebaut? Wow, das können sie wirklich gut.“, lobte er seinen Gastgeber. Jiang fühlte sich geschmeichelt. „Danke, ich habe auch lange dafür gebraucht. Bis sie fertig war, musste ich sogar im Freien schlafen. Schakal wollte mich solange bei sich aufnehmen, doch ich habe abgelehnt.“, erzählte er aus seinem Leben. „Wieso…wieso leben Sie hier so einfach und allein?“, stellte Senshi nun die wichtigste Frage. Jiang lächelte. „Einfach? Schon möglich, aber ich habe alles, was ich zum Leben brauche. Der Fluss spendet mir Wasser und Nahrung. Und im Wald finde ich, was ich sonst noch brauche. Vielleicht bin ich ein bisschen allein, aber so fühle ich mich nicht. Jeden Tag besuchen mich ein paar Vögel, da ich einen ganzen Sack Körner hier habe. Man sollte für den Winter immer gewappnet sein.“, erzählte er weiter. Dann ging er zu einem Schrank, den er offensichtlich ebenfalls selbst gezimmert hatte. Er öffnete eine Schublade und holte ein Amulett heraus. „Das ist das Amulett des Chepre. Aber ich habe es seit Jahren nicht mehr gebraucht.“, hielt er den Stein in seinen Händen. Jetzt verstand Senshi. „Achso, so haben Sie es also geschafft Ihre Hütte ganz allein aufzubauen.“, kombinierte er. Doch Jiang enttäuschte ihn. „Nein, ich habe es gar nicht verwendet. Und zwar weil ich es nicht brauche. Ich benötige es nicht zum Überleben, noch um jemanden zu

beschützen.“, meinte der alte Mann. Senshi wusste nicht, was er darauf antworten sollte. „Gehen wir zurück?“, fragte Jiang nun. Sein Besucher nickte und beide machten sich auf den Weg zurück. Die Angel lag noch dort, wo Senshi sie liegengelassen hatte. „Soll…soll ich weitermachen?“, zögerte der Junge noch. Jiang riet ihm, sich nicht so zu hetzen. „Vorher müssen wir noch meditieren.“, kündigte er an. Senshi zuckte. „Meditieren? Ist das Ihr Ernst? Das bekomme ich nicht hin.“, sagte er es bereits, ohne es versucht zu haben. Jiang bat ihn trotzdem es zu probieren. Er drückte ihm wieder die Angel in die Hand und der Junge ließ sie ins Wasser gleiten. Dann folgte er Jiangs Anweisungen. Er schloss die Augen und dachte an seine Situation. Jiang freute sich, als es Senshi scheinbar geschafft hatte. Doch die Freude dauerte nur kurz an. Er bemerkte, dass Senshi eingedöst war. Sofort rüttelte er den Jungen und dieser war wieder voll da. „So war das nicht gemeint!“, schärfte er ihm ein. Senshi entschuldigte sich und versuchte es gleich nochmal. Es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren, doch er wollte die ihm von Schakal gestellte Aufgabe erfüllen. Er spitzte seine Ohren und hörte die Umgebung. Zuerst nur den Wind, doch dann auch das Rauschen des Flusses. Er nahm sogar ein leises Planschen war, das von einem Fisch kommen musste. Er bemerkte, wie das Licht vor seinen Augen verschwand. Es schien zu dämmern, was dem Jungen auch die näherkommende Kälte verriet.
 

Plötzlich zog etwas an seiner Angel. Senshi öffnete die Augen und sah einen Fisch, der an der Leine zog. Er sah zu Jiang, und dieser nickte ihm zu. Er zog die Leine an, und als er sich sicher war, dass ein Widerstand existierte, holte er die Leine heraus und der Fisch flog ans Ufer. „Geschafft.“, gratulierte ihm Jiang. „Und jetzt wirf ihn wieder ins Wasser.“, gab er die nächste Anweisung. Senshi nickte und griff nach dem Tier. Es war glitschig, und nur schwer zu greifen. Schnell warf er den Fisch wieder ins Wasser, und dieser schwamm verängstigt davon. „Ich habe alles getan, was Sie gesagt haben.“, wandte sich der Junge nun an Jiang. Dieser lächelte nur. „Es ist schon spät, du solltest zurück gehen.“, erklärte er ihm. Senshi musste ihm rechtgeben. Die Sonne begann bereits zu versinken, und der Junge wollte nicht nachts in den Bergen herumwandern. Er beschloss sich zurück zu teleportieren. Vorher dankte er Jiang noch für dessen Hilfe. „Ich hoffe du kannst dich nun besser entscheiden.“, gab er ihm noch mit auf den Weg, bevor er schließlich seine Angel nahm und zurück in sein einfaches Zuhause marschierte.
 

Senshi war der Letzte, der im Tempel ankam. Noah und Nick erzählten sich jedes Detail, doch Lin schwieg. Sie hatte nur grob von Run berichtet. Auch Chris war anwesend, und wollte Senshi begrüßen. Als Senshi auftauchte, überfielen ihn seine Freunde förmlich. Er erzählte von Jiang und dem Fischen. Auch, dass er nun meditieren konnte. Dann betrat Meister Schakal den Raum. „Schön, dass ihr alle wohlbehalten zurückseit. Ihr habt einen lehrreichen Tag hinter euch. Außerdem habt ihr mich dauernt beim Duschen gestört, deswegen werde ich euch morgen doppelt so hart rannehmen.“, warnte er. Nick nahm das als Scherz auf. Oder war es gar keiner? „Ihre Prüfungen waren nicht von schlechten Eltern. Sind sind einem wahren Karattemeister würdig.“, schmeichelte er sich ein. Schakal trat zu den Fünf und setzte sich. Ich habe fünf Lektionen gestellt, und jeder von euch hat eine gelöst. Lin, du hast Run geholfen ihre Pflanzen zu versorgen und auch mit ihnen geredet. So hast du dein eigenes Vertrauen gestärkt. Nick, du hast gelernt, auch ohne dein Amulett zu kämpfen. Außerdem hat dich Yen unterstützt, und so gezeigt, dass er seine eigenen Gefühle unterordnen kann. Noah, du hast wiedermal deinen Mut bewiesen. Als du hier ankamst, warst du ein verängstigter, kleiner Junge, doch du bist stark geworden. Senshi, du warst lange Zeit verwirrt, und bist es immer noch zum Teil. Doch du hast deine Freunde und bist nicht allein. Versuche weiterhin klar zu denken. Klarheit ist ein großes Geschenk. Die fünfte Lektion ist euer Wissen. Ihr habt große Inteligenz bewiesen, um eure Aufgaben zu erfüllen. Morgen wartet wieder ein anstrengender Tag auf euch, also ruht euch jetzt aus.“, schlug er den vier Helden vor und wünschte ihnen noch eine gute Nacht. Senshi war ganz mitgenommen von Schakals Ansprache. Trotzdem begann auch er

langsam zu gähnen. Chris verabschiedete sich ebenfalls von seinen Freunden, und versprach sie mal wieder zu besuchen. Die vier Schüler begaben sich auf ihre Zimmer, um zu schlafen. Was sie nicht wussten, war, dass Schakal bereits eine weitere Überraschung für sie bereithielt.
 

Platsch! Erschroken und aus dem Schlaf gerissen sprang Senshi aus dem Bett. Eine Fontäne von Wasser war auf ihn geplatscht. Er brauchte etwas, um wieder zu sich zu kommen. Dann blickte er in das grinsende Gesicht Schakals. „Nicht schon wieder! Ich wäre schon von allein aufgestanden.“, verteitigte sich der Junge. Schakal blickte ihn ungläubig an. „Wann? Zu Ostern?“, schien er seinen Schüler bereits bestens zu kennen. Nachdem sich Senshi abgeregt und sich seine Sachen angezogen hatte, stieß er zu den anderen. Heute aßen die beiden Neuankömmlinge, Senshi und Nick bei den restlichen Schülern. Es herrschte ziemliches Chaos, und der Lärm machte Senshi erst richtig munter. Nach dem Essen hielt Schakal eine kleine Ansprache. „Wie ihr wisst, ist heute wieder Sonntag, und zwar der letzte des Monats. Senshi, Nick, euch will ich es erklären. Zu dieser Zeit veranstalten wir immer ein kleines Turnier, um die Vortschritte der Schüler zu testen.“, gab er das heutige Training preis. Doch plötzlich sprangen einige Schüler empört in die Höhe. Sie beschwerten sich, dass Senshi viel stärker war als sie, da er die Seele des Horus besaß. Schakal konnte seine Schüler verstehen, hatte aber schon einen Ausweichplan. „Deswegen wird Senshi auch nicht teilnehmen.“, erklärte er. Dieser sprang sofort von seinem Platz auf. „Das ist aber unfair!“, beharrte er. Schakal war jedoch noch nicht fertig. „Der Sieger des Turniers wird in einem gesonderten Kampf gegen Senshi antreten. Der Gewinner kann seine Kräfte dann mit ihm messen.“, gab er an. Dagegen hatte Senshi nichts. Nick wandte sich an Noah, um zu erfahren wie das Ganze ablief. Doch dieser legte ihm etwas Geduld nahe. Die Schüler räumten das Geschirr weg und trafen sich dann alle draußen. Nick und Noah folgten ihnen. Senshi ebenfalls, obwohl er erst zum Schluss kämpfte. Nick entdeckte Yen und wünschte ihm viel Glück. Natürlich nur solange er nicht gegen den Jungen antreten musste. Schakal brachte einen großen Karton, der aber sehr leicht erschien. Er überreichte Nick einen Zettel, und bat ihn seinen Namen daraufzuschreiben. Der Junge kapierte. Die Zettel wurden per Zufall gezogen und somit die Kämpfe für das Turnier ausgelost. So konnte man seinen Gegner vorher nicht ausspionieren. Als das vollbracht war, schüttelte Schakal den Karton kräftig und wollte einen Zettel ziehen. Doch Senshi drang sich dazwischen. „Bitte lassen Sie mich!“, flehte der Junge. In solchen Dingen hatte er einen gewissen Zwang. Schakal hatte nichts dagegen und übergab seinem Schüler die Auswahlbox. Senshi feuchtete sich demonstrativ die Lippen an und zog den ersten Zettel. „Nick.“, lass er den Namen vor.

Dieser stampfte sofort zu ihm und gab ihm einen kleinen Klaps. „Und das soll Zufall sein?“, glaubte er an einen Scherz, Senshis. Dieser blickte ihn unschuldig an. „Du kommst ohnehin an die Reihe.“, sah Schakal die Sache halb so schlimm. „Beim nächsten Mal verzichtest du auf göttliche Hilfe.“, raunte Nick seinem Freund zu. Senshi fuhr fort und zog. „Zhao.“, las er den zweiten Namen. Schakal schritt zu seinen beiden Schülern und stellte sie für den ersten Kampf auf. Nick und Zhao stiegen auf die Plattform, auf der Nick bereits gegen Yen angetreten war. Der Junge kannte den Kampfstil von Schakals Schüler bereits von Yen. Wahrscheinlich war Zhao nicht so stark, wie Yen, doch Nick würde sicher kein Risiko eingehen. Zhao nahm den Kampf äußerst ernst, und Nick steckte schon bald in der Klemme. Er erinnerte sich an seinen Kampf mit Han, und wie er dort reagiert hatte. Diesmal musste er allerdings auf Yens Hilfe verzichten. Trotzdem gab er alles, um Zhao zu Fall zu bringen. Er legte seine ganze Kraft in seine Faust. „Gewonnen.“, sagte Nick kühl. Er stieg von der Plattform, und seine Freunde gratulierten ihm. Die restlichen Schüler tuschelten. Sie schienen überrascht, dass ein Neuling einen von ihnen geschlagen hatte. Schakal kam wieder mit dem Karton und Senshi rieb sie die Hände. Er griff zwei Zettel auf einmal, um Zeit zu sparen. Auf einem davon stand Yens Name. Er und sein Gegner betraten den Ring. Zu Nicks Erstaunen, hatte sein Rivale seinen Gegner schneller besiegt, als Nick Zhao. Nun waren bereits zwei Kämpfe entschieden. Senshi griff wieder in den Karton und zog. „Noah.“, las er auf dem Ersten.
 

„Meine Königin, soll ich vorausgehen, und die Lage erkunden? Vielleicht erwarten uns unsere Gegner ja auch, und wir stolpern in eine Falle.“, schlug Maat vor. Nephthys glaubte das eher weniger, wollte aber kein Risiko eingehen. Sie schickte Maat los, die Lage zu erkunden und wandte sich dann an Uto und Nechbet. „Ich freue ich, dass ihr meinem Wunsch gefolgt seit.“, rief sie ihnen zu. Die Gruppe hatte fast den Berg erreicht, an dem Schakals Tempel stand. Uto und Nechbet schienen Nephthys jedoch nicht aus Gefälligkeit zu helfen. Sie versprachen sich mehr davon. Nicht nur, dass die Königin sie gut bezahlte, sie freuten sich bereits darauf zu wüten. Bald würde Nephthys ihre Rache bekommen. Aber das war nicht das einzige. Sie war sich sicher, dass sie bald den Schlüssel in den Händen hielt, der Seth aus seinem Grab holen würde.
 

Das Turnier war währendessen noch immer in vollem Gange. Ein Großteil der Schüler war bereits gescheitert. Gegen Amulettträger hatten sie einfach keine Chance. Auch drei Schüler ohne Amulette waren bis in die Endrunde gekommen. Nick hatte sich die größte Mühe gegeben, und war ausgepowert. Yen und Sun waren ebenfalls unter den 8 Besten. Nick hatte gerade seinen Gegner im Viertelfinale besiegt und war aufgestiegen. In dieser

Runde stand nur noch ein Kampf aus. Senshi grinste wieder und zog. Die nächste Paarung bestand aus Lin und Sun. Die beiden stiegen in die Arena, doch Sun war von Anfang an, von einem unguten Gefühl geplagt. Er dachte nicht daran, gegen eine Amulettträgerin gewinnen zu können, und so kam es auch. Er hatte bereits vorher aufgegeben und Lin konnte ihn mühelos besiegen. Schakal schüttelte den Kopf. Er musste seinem Schüler noch einiges beibringen. Nun waren nur noch vier Schüler im Turnier. Das Halbfinale konnte beginnen. „Gib mir Yen.“, raunte Nick dem Jungen zu. Schakal wollte dies nicht gehört haben. „Hier geht es fair zu.“, ermahnte er beide. Senshi versprach unparteiisch zu bleiben und zog. Der erste Kampf fand zwischen Lin und Yen statt. Während sich das Mädchen bereits in die Arena begab, beschloss Yen sich besonders anzustrengen. Er wollte nicht nur Lin beweisen, was er auf dem Kasten hatte, sondern auch Nick. Die zwei besten Schüler Schakals verneigten sich voreinander und begannen mit dem Kampf. In ihren Augen war keine Spur von Zweifel oder Unsicherheit. „Ratet mal, für wen ich tippe.“, fragte Nick seine Freunde. Yen schlug zu, und traf Lin an der Schulter. Diese wich verletzt zurück. Sie schrie auf, und Yen kam ihr zu Hilfe. Doch es war nur eine Finte. Lin drehte sich und kickte Yen in den Magen. Dieser taumelte zurück. Er war nun überrascht und unkonzentriert, was Lin ausnutzen musste. Sie verpasste Yen den letzten Schlag. Dieser stolperte rückwerts und stürtzte von der Plattform. „And the winner is… Lin!“, präsentierte Senshi die Siegerin. Yen stand verletzt und beschämt auf. Er hatte sein Bestes gegeben und dennoch versagt. Nun brauchte Senshi nicht mehr zu ziehen. Es war klar, dass Nick und Noah die Letzten waren. Egal, wer diesen Kampf gewann, er würde gegen Lin im Finale antreten. Senshi wusste nicht, welchem seiner Freunde er Glück wünschen sollte, also drückte er beiden die Daumen. „Das ist das erste Mal, dass wir gegeneinander kämpfen.“, fiel es Noah erst jetzt auf. Nick gab ihm Recht. Der Kampfverlauf würde sicher interessant werden. „Lassen wir das mit dem Verbeugen und fangen gleich an.“, schlug Nick vor. Noah akzeptierte. Schakal hatte ihm verboten, sein Amulett einzusetzen, und der Junge wollte sich daran halten. Beide begannen mit einem Tritt, welcher geblockt wurde. Dann folgte ein Handgemenge und Nick drängte Noah zurück. Dieser wusste, dass er ohne Hilfe seines Amuletts wenig Chancen hatte. Er griff an und aktivierte sein Amulett nur für kurze Zeit. Nick torkelte zurück. „Wie hast du das hinbekommen?“, fragte er überrascht. Noah war aber noch nicht mit ihm fertig. Er attackierte Nick von neuem, doch dieser schlug zurück. Noah nutzte erneut etwas Energie von seinem Amulett, und brachte seinen Freund zu Boden. Jetzt verstand Nick. „He, du nutzt dein

Amulett, das ist Betrug. Schakal hat dir das doch verboten.“, sprach er aufgebracht. Noah schien nicht sehr begeistert, dass Nick seinen Trick durchschaut hatte. „Noah!“, rief Schakal seinen Namen. „Habe vertrauen in dich selbst. Dein Gegner hat nichtmal ein eigenes Amulett, also gib dein Bestes, und hör auf zu schummeln.“, brachte er ihn zurück auf den richtigen Weg. Noah verstand und entschuldigte sich bei Nick. Dieser akzeptierte und der Kampf ging weiter. Noah schlug sich hervorragend, bis ihn Nick zum Stolpern brachte. Dieser kniete sich hin und hielt Noah seine Faust entgegen. Das war das Zeichen, dass es für Noah keinen Sinn mehr hatte aufzustehen. Er stand auf und schüttelte Nick die Hand. „Sorry, wegen meines Verhaltens, aber du bist wirklich gut.“, lobte er ihn. Die beiden stiegen von der Arena und nun stand nur noch ein Kampf aus. Der Finalkampf.
 

Sokars Wiedergeburt
 

Das große Finale war gekommen. Siegessicher stieg Nick in den Ring. „Du schaffst das schon!“, feuerte ihn Noah an. Lin hatte Nick beim letzten Mal geschlagen, doch diesmal würde sich der Junge mehr Mühe geben. „Ich bin bereit.“, wollte Nick den Kampf eröffnen. Lin lächelte. „Um wieder eines auf die Nase zu bekommen?“, fragte sie locker. Nick ging darauf ein. „He, ich könnte fast denken, du magst mich nicht.“, konterte er. Der Kampf begann, und beim Vergleich zum letzten Mal, schlug sich Nick wacker. Obwohl er sein Amulett nicht mehr besaß, agierte er hervorragend. Er schlug zu, doch Lin wich nach links aus. Dann verpasste sie ihm einen Tritt gegen das Schienbein und Nick flog zu Boden. Lin grinste triumpfierend, doch Nick gab sich noch lange nicht geschlagen. Er rappelte sich wieder auf, was Lin in Erstaunen versetzte. „Weiter gehts.“, forderte er das Mädchen heraus. Diese griff an, und Nick verteitigte sich grantios. Nun griff der Junge an, und Lin kam in Bedrängnis. Nick glaubte diesmal gewinnen zu können, bis Lin alles gab. Sie besiegte Nick so, wie sie ihn bereits letztes Mal zu Boden gebracht hatte. Sie ließ Nick kommen und warf ihn dann über ihre Schulter. Nick war am Ende. Auch diesmal konnte er gegen Schakals beste Schülerin nicht bestehen. „Nicht traurig sein Nick, vielleicht klapps beim nächsten Mal!“, versuchte Senshi seinen Freund aufzumuntern. „Lin gewinnt jedes Mal.“, erzählte Noah. Senshi wollte das testen. Er sprang auf die Plattform und stellte sich der Siegerin. „Jetzt bin ich dran.“, wartete er auf seine Gegnerin. Lin grinste und benutzte all ihre Kraft, für den Angriff. Doch Senshi wehrte ohne Schwierigkeiten ab. Lin torkelte zurück, ließ sich aber keineswegs einschüchtern. Sie griff erneut an, doch wieder ohne Wirkung. „Tut mir Leid.“, sagte Senshi und hob seine Faust. Wie vom Wind getroffen, wurde Lin zurückgeschleudert. Senshi musste nicht einmal richtig zuschlagen. Lin konnte nicht mehr aufstehen. Noah wunderte sich am meisten. Er wusste natürlich, dass Senshi stark war, aber so stark? Senshi wollte Lin auffhelfen, doch die lehnte ab. Sie schien beleitigt darüber, so einfach besiegt worden zu sein. Das Publikum applaudierte und jubelte Senshi zu. Schakal grinste. „Sehr gut, Senshi. Durch deinen leichten Sieg hast du deine Mitschüler soweit gebracht. Sie vertrauen dir, und haben keine Angst mehr vor unseren Feinden.“, lobte er den Jungen in Gedanken. Die beiden Finalisten stiegen von der Arena und ließen sich feiern. Beim Abendessen bekam Senshi einen Ehrenplatz. Außerdem bekam er den Großteil der Köstlichkeiten. Und bei dem Appetit des Jungen, war das nicht wenig. Dann betrat Schakal das Esszimmer. „Meine lieben Schüler. Jeder von euch hat heute sein Bestes

gegeben, also seit nicht traurig, wenn ihr verloren habt. Senshi, dir möchte ich besonders gratulieren. Du bist sehr stark geworden, glückwunsch. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend, gute Nacht.“, beendete er seine Ansprache. Am Abend klopften Nick und Noah an Senshis Zimmer. Als er nicht öffnete, taten es seine Freunde für ihn. „He, Senshi, wir haben eine paar alte Brettspiele gefunden. Ich hätte nicht gedacht, dass wir hier sowas…“, doch Senshi war nicht in seinem Zimmer. Nick blickte Noah an, doch dieser wusste auch nichts. Dann öffnete Nick die Schiebetür, die nach draußen führte und sah seinen Freund. Er hockte auf dem Holz der Veranda. „Was tut er da?“, fragte Noah zögernd. Nick grinste und stupste seinen Freund an. Dieser kippte fast um. „He, was ist los?“, fragte er verwirrt. „Das sollten wir dich fragen.“, meinte Noah und wies auf Senshis Position hin. Dieser verstand. „Ich habe etwas meditiert.“, kam prompt die Erklärung. Nick musste lachen. „Du bist eingedöst.“, musste er Senshi leider mitteilen. Dieser seufzte. Er bekam das einfach nicht hin. Er zog sich mit seinen Freunden zurück in sein Zimmer und Nick packte die Spiele aus. „He, seht mal. Sieht diese Figur nicht aus wie Yen?“, machte Nick auf etwas aufmerksam. Er holte eine kleine, rote Figur hervor, die eitel guckte. Noah konnte Nick nicht verstehen. „Yen ist bei den Meisten hier sehr beliebt.“, erzählte er. Nick fiel es schwer dies zu glauben. Dann durchfuhr es ihn. Er erinnerte sich an das Date von Yen, und an das geheimnisvolle Mädchen. Durch ihre Prüfungen und das Turnier hatte Nick das völlig vergessen. Er erzählte seinen Freunden, was er beobachtet hatte. Noah sah ihn zweifelnd an. „Bist du sicher, dass du das nicht nur geträumt hast?“, fragte er vorsichtig. Nick sah ihn scharf an. „Nein, das habe ich nicht, wieso?“, hakte er nach. Noah erzählte, dass es außer Lin kein anderes Mädchen in Schakals Schule gab. Nick stutzte. „Und wer war sie dann? Vielleicht ein Geist?“, fragte verwirrt. „Und dieses Mädchen besaß ein Amulett?“, fragte Noah nochmals. Nick bejahte. Sie waren sich jedoch bewusst darüber, dass sie nicht aus dem Dorf stammen konnte, welches unten am Berg lag. Doch welche Erklärung gab es dann? Dann geschah alles sehr schnell. Die drei hörten einen lauten Knall und erschraken. Sie sahen einander an und stürmten dann zur Tür. Senshi riss sie auf, und war sich sicher, dass sie dadurch kaputt gegangen war. Doch das war ihm egal. Die drei rannten ins Freie, und sahen das Unglück. „Feuer!“, rief Noah entsetzt. Er hatte Recht. Einer der Tempeln, den die Schüler bewohnten stand in Flammen. Sie loterten hell und hoch. Panisch stürmten die Schüler aus ihren Zimmern und rannten ins Freie. „Wir müssen helfen!“, erklärte Nick seinen Freunden. Sie liefen zum Haus, doch dann bemerkten sie zwei Personen, die davor standen. „Ihr müsst hier weg!“, rief ihnen Nick zu. Doch dann bemerkte er, dass es sich nicht um Schüler von Schakal handelte. Er betrachtete sie genauer und erkannte zwei Mädchen. Sie waren etwas älter,

Nick hätte sie auf Mitte Zwanzig eingestuft. „Wer seit ihr?“, fragte er verdutzt. Dann fiel den dreien die Kleidung der jungen Frauen auf. Sie sah alt aus, aber sicher nicht modisch. Senshi erinnerte sich an seinen Traum, den er von Osiris bekommen hatte. Dort trugen die Menschen ebenfalls solche Kleidung. Sie war also ägyptisch. „Wer seit ihr?“, fragten die Mädchen nach. Nick ließ sich nicht darauf ein. „Wir haben zuerst gefragt.“, erinnerte er. Die beiden Mädchen lachten wie gackernde Hühner. „Ich bin Uto, und das ist meine Freundin Nechbet.“, stellte sie sich, aber auch gleich ihre Freundin vor. „Und was wollt ihr hier?“, hakte Nick nach. Uto und Nechbet sahen die drei amüsiert an. „Wir bereiten nur einiges auf die Ankunft unserer Königin vor. Einer von euch ist Senshi, da bin ich mir sicher. Nephthys wird sich freuen, dich zu sehen.“, erklärte Uto. Der Junge verstand. „Ihr arbeitet also für Nephthys?“, hinterfragte er. Die beiden nickten. „Ja, wir sollen bis sie kommt, schon ein wenig spielen.“, verriet sie ihm. Nick wurde sauer. „Spielen? Wart ihr das, die den Tempel angezündet haben?“, fragte er streng. Uto und Nechbet taten so, als würden sie Angst vor dem Jungen bekommen. „Was den? Bald wird hier alles in Schutt und Asche liegen. Ich stehe ohnehin nicht auf diesen China-Stil.“, gab sie preis. Das wollte Nick natürlich nicht zulassen. „Na wartet. Noah? Senshi? Holen wir sie uns.“, gab er den Befehl zum Angriff. Noah folgte seinem Freund, doch Senshi zögerte noch. Durch Horus hatte er ein besseres Gespür entwickelt. Etwas kam auf sie zu. Etwas böses. Nick und Noah begannen mit ihrem Angriff, doch Uto und Nechbet schienen sie nicht ernst zu nehmen. Sie wichen erst aus und verpassten den beiden dann einen Tritt, der sie zurückschleuderte. „Uto, ich habe gehört, dass dies hier eine Trainigsarena ist. Aber wo sind die Schüler?“, wurde Nechbet zynisch. „Keine Ahnung, aber die beiden können es nicht sein. Sie können nicht einmal richtig kämpfen. „Senshi hilf uns!“, rief Nick seinem Kumpel zu. Dieser wartete noch. „Nein, kommt zurück!“, verlangte er. Seine Freunde wussten nicht, auf was er hinauswollte. Doch bald sahen sie es. Mehrere Personen durchschritten die Tore. Sie trugen weißes Gewand und waren bis auf die Zähne bewaffnet. „Nephthys.“, erklärte Senshi. Nick und Noah wurde mulmig zumute. Die große Königin war höchstpersönlich gekommen. „Noah, bereite dich vor!“, raunte Nick ihm zu. Doch Senshi war dagegen. „Nein, verschwindet von hier!“, befahl er. Nick und Noah sahen ihn verdutzt an. „Was? Wieso?“, fanden sie keine Erklärung für einen Rückzug. „Ich werde mit ihnen schon fertig, ihr müsst Schakal und Rest warnen.“, gab Senshi zu verstehen, dass er es allein schaffte. Noah zögerte noch, aber Nick riss ihn einfach mit. Sie konnten Senshi jetzt nicht helfen. Er musste allein mit der Situation fertig werden. Eine Person entfernde sich von der Gruppe und steuerte auf Senshi zu. „Ist er das?“, wandte sie sich an Uto. Diese nickte. „Senshi!“, schrie ihn die Frau an. Dem Jungen wurde ungehaglich.

„Ich habe solange auf diesen Tag gewartet, endlich bekomme ich meine Rache!“, freute sie sich. Für Senshi bestand kein Zweifel, dass es sich bei dieser Frau um Nephthys handelte. „Rache? Das verstehe ich nicht. „Wir sehen uns heute zum ersten Mal.“, antwortete der Junge verwirrt. Im Moment hätte er etwas Klarheit gebraucht, wie Jiang es ihm beigebracht hatte. Doch in seinem Kopf herrschte nur Verwirrung. „Was erlaubst du dir? Ich könnte dich auf der Stelle beseitigen!“, schimpfte die dunkle Königin. Senshi sah sie ernst an. „Du hast Seth vernichtet. Du und deine verfluchten Mitstreiter!“, erklärte sie. Senshi holte tief Luft und erinnerte sich an Schakals Geschichte. „Du hast mir alles genommen, was ich hatte!“, redete Nephthys weiter auf den Jungen ein. Dieser hatte allerdings noch Fragen. „Seth war ein Dämon, der alles und jeden vernichten wollte. Wie konnten Sie ihn lieben?“, fragte er langsam. Nephthys schnaufte und hätte dem Jungen am liebsten den Hals umgedreht. „Was weißt du schon? Ich hätte für immer mit Seth zusammen sein können, doch du hast mich daran gehindert!“, sprach sie. Senshi bereitete sich auf den Kampf vor. „Und Sie wollen Rache? Ich bin bereit.“, stellte er sich der Gefahr. Nephthys grinste. „Am liebsten hätte ich dich gleich persönlich beseitigt. Allerdings bist du zu stark, und ich könnte verlieren. Aber wenn dich meine Dienerinen schwächen, werde ich dich im Nachhinein zerquetschen können, wie eine Fliege.“, prophezeite sie. Sie gab Uto und Nechbet ein Zeichen und verschwand dann in die selbe Richtung, wie Nick und Noah. Senshi hätte seine Freunde gerne beschützt, aber Uto und Nechbet griffen bereits an. Er musste sich gut konzentrieren und schnell bewegen, um mit ihnen fertig zu werden. Sie schienen Nephthys Elite zu sein. Er musste sie schnell besiegen, um seinen Freunden helfen zu können.
 

Nick und Noah waren auf dem Weg zu Schakal, als Nick stehenblieb. Noah wollte ihn weiterzerren, doch er bewegte sich keinen Millimeter. „Was ist den?“, fragte Noah nach. „Das Mädchen! Sie besitzt ein Amulett und hat sich in aller Stille mit Yen getroffen.“, erzählte er von seinem Verdacht. Noah hob die Augenbrauen. Er glaubte nicht recht daran. „Du glaubst, Yen ist ein Verräter? Nein, er ist zwar manchmal etwas unangenehm, aber er ist loyal.“, war für den Jungen klar. Nick dachte jedoch anders. Es passte einfach zu gut zusammen. Er konnte Noah überzeugen, einen kleinen Abstecher in Yens Zimmer zu machen. Die beiden beeilten sich und standen wenig später vor der Tür, des vermeintlichen Verräters. Noah wollte sie bereits öffnen, doch Nick hielt ihn zurück. Er hörte Stimmen. Eine männliche, die er sofort als Yen identifizierte und eine weibliche, die zweifelos dem geheimnisvollen Mädchen gehörte. Nick gab Noah ein Zeichen und riss dann die Tür auf. Yen und seine Freundin waren sichtlich erschroken, über den plötzlichen Besuch.

„Auf frischer Tat ertappt.“, sagte Nick klar heraus. Yen und seine Freundin

verstanden nicht, wovon der Junge redete. „Dann ist es also wahr.“, stammelte Noah. Yen blickte die beiden verdutzt an. „Wer bist du?“, fragte Nick das Mädchen. Yen nickte ihr zu und sie stellte sich vor. „Ich bin Maat, eine Dienerin von Königin Nephthys.“ Die Jungen hatten also Recht. Yen war ein Verräter. „Hast du etwas zu deiner Verteitigung zu sagen?“, fragte Nick den verwirrten Yen. Dieser schien langsam zu verstehen. „Achso. Hat euch Meister Schakal nicht informiert?“, wollte er das Missverständnis aus der Welt räumen. Nick und Noah sahen ihn fragend an. Yen wollte nun alles erklären. „Maat wurde von Meister Schakal eingeschleust. Sie ist so eine Art Maulwurf. Sie gibt an uns alle wichtigen Informationen weiter, die Nephthys betreffen. So haben wir auch von dem Buch erfahren und vielem anderen. Leider konnte sie uns nicht mehr über den Angriff informieren. Nephthys hatte sich bereits auf den Weg gemacht und Maat konnte nicht mehr viel tun.“, gab Yen das Geheimnis preis. Nick und Noah sahen sich überrascht an. Damit hatten sie nun wirklich nicht gerechnet. „Yen, wir werden angegriffen! Nephthys hat eine ganze Invasion gestartet.“, redete Nick auf seinen Rivalen ein. Dieser nickte. „Ja, ich weiß. Es ist schlimm, und wir müssen sofort zu Meister Schakal.“, sprach er. Plötzlich hörte die kleine Gruppe Schritte näher kommen. Unerwartet stand nun eine von Nephthys Wächterinen im Raum. „Maat? Was tust du hier?“, fragte sie achtsam. Die Verräterin versuchte sich etwas einfallen zu lassen. „Schon gut. Ich habe alles unter Kontrolle, du kannst Nephthys Bescheid sagen.“, befahl sie. Doch die Wächterin wurde misstrausich. Maat musste erst direkter werden, um sie zu verscheuchen. „Senshi kämpft draußen gegen Nephthys Elite. Wir müssen Schakal und den Rest warnen!“, erklärte Nick schnell. Doch das war ein Fehler. Die Wächterin war nämlich nicht gegangen, sondern hatte sich in Deckung gebracht. Ihr war gleich etwas merkwürdig vorgekommen, also hatte sie gelauscht. „Verräterin! Nephthys wird dich für deinen Verrat hart bestrafen!“, warnte sie Maat. Die Gruppe erschrak. Yen dachte bereits daran, die Wächterin aufzuhalten, doch Lin kam ihm zuvor. Sie zerschlug etwas auf ihrem Kopf und die Wächterin krachte zu Boden. Es handelte sich um eine Vase, die jetzt nur noch aus Scherben bestand. „Die arme Vase. Meister Schakal wird sicher schimpfen.“, befürchtete das Mädchen. Doch ihre Freunde hatten im Moment andere Sorgen. „Wir müssen zu Schakal, bevor ihm noch etwas zustößt!“, beharrte Nick. Seine Freunde gaben ihm Recht. Sie durften nicht zu spät kommen.
 

Doch Schakal wurde bereits entdeckt. Drei Wächterinen griffen ihn an, doch er besiegte sie alle. Danach fing er jedoch heftig an zu schnaufen. Er hatte sein Amulett bereits länger nicht benutzt, was er nun bereute. „Schakal.“, kam eine Stimme näher. Sie gehörte Nephthys, und der Meister versuchte

sich zu wehren. Doch die böse Königin streckte ihre Hand aus, und plötzlich fühlte sich Schakal wie gelähmt. Er konnte sich keinen Millimeter mehr bewegen. „Was…was willst du?“, fragte er unsicher. Nephthys wollte keine Zeit verlieren. „Was ich will? Wo ist der Schlüssel des Anubis?“, wollte sie das Versteck erfahren. Schakal durfte ihn unter keinen Umständen hergeben. Also beschloss er zu lügen. „Was für ein Schlüssel?“, fragte er gänzlich unschuldig. Nephthys hasste es, alles doppelt und dreifach zu erklären. Anubis hat seinen Schlüssel an Upuaut weitergeben. Ich bin sicher, dass du, als sein Amulettträger sein Erbe angetreten hast.“, war sie sich ihrer Sache ganz sicher. Schakal tat weiter so, als wüsste er nicht, wovon Nephthys sprach. Diese trat näher und packte den Lehrmeister am Kinn. „Wenn du es nicht freiwillig sagst, kenne ich auch noch andere Methoden. Ich werde dich solange foltern, bis du wimmerst wie ein kleines Kind.“, drohte sie. Doch Schakal blieb weiter hart. Von seinem Geheimnis hing alles ab.
 

Schlaflos wälzte sich Alex in seinem Bett herum. Er wagte einen Blick auf seinen Wecker, welcher auf dem Nachtkästchen stand. Ein paar Minuten vor Mitternacht. Da der Junge nicht schlafen konnte, wollte er länger aufbleiben. Das lag nicht zuletzt an Morgen. Da war nämlich sein Geburtstag und er war somit noch extra aufgeregt. Er beschloss sich noch etwas zu trinken zu holen, bevor er einschlief. Er sprang aus seinem Bett, und torkelte die Treppe zur Küche hinunter. Gähnend öffnete die Tür zum Kühlschrank und besorgte sich eine Cola. Als er sich umdrehte, erschrak er. „Mama…was machst du hier?“, fragte er ertappt. Seine Mutter sah ihn streng an. „Ich? Was tust du hier, so spät?“, wollte sie erfahren. Alex beschloss bei der Wahrheit zu bleiben. „Ich konnte nicht schlafen, und deswegen habe ich mir noch etwas zu trinken geholt. Außerdem habe ich heute Geburstag.“, erklärte er ganz unschuldig und sah auf die Uhr. Es waren wenige Minuten nach Mitternacht. Seine Mutter bat ihren Sohn sich zu setzen. Alex ahnte nichts gutes. „Genau darüber wollte ich mit dir sprechen. Über deinen Geburstag. Dein Vater hat sich angekündigt. Ich wollte ihm absagen, aber er hat ein Recht dich zu sehen.“, kam sie nun mit der Sprache heraus. Alex sah zur Seite. „Wow, ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. War das nicht letzte Weihnachten? Oder, nein, da hat er ja abgesagt. Es war Vorletzte.“, erinnerte er sich wieder. Seine Mutter griff nach seiner Hand. „Ich weiß, dein Vater besucht dich nur ein – oder zweimal im Jahr, aber sieh es positiv. Er zahlt Alimente, und so kannst du dir alles leisten, was du willst. Und dein Taschengeld fällt auch ziemlich üppig aus, oder?“, hakte seine Mutter nach. Das musste Alex wirklich zugeben. Er besaß einen Computer, viele Bücher und andere teure Spielsachen. Trotzdem konnte er auf seinen Vater verzichten. „Ich habe bereits daran gedacht, ihm abzusagen, falls du das willst.“, entgegnete sie.

Alex schüttelte den Kopf. „Achwas, er ist doch schon auf dem Weg. Allerdings wüsste ich schon gerne, was er beruflich so macht, wenn er überhaupt keine Zeit für seine Familie hat.“, stellte Alex die Frage. Seine Mutter rang nach Worten. „Er ist Geschäftsmann, und sehr berschäftigt. Außerdem muss er immer in ein anderes Land fliegen, wenn er uns besuchen will.“, wollte sie versuchen Verständnis aufzubringen. Alex wäre bereits froh gewesen, wenn sein Vater ihm eine E-mail geschickt hätte, aber nicht einmal das. Wie beschäftigt konnte ein Mensch ein? Alex hatte ihm zirka zehn Briefe geschickt, von denen er nicht einmal die Hälfte beantwortet hatte. Seine Mutter legte ihm nahe nun schlafen zu gehen. Der Junge folgte und marschierte die Treppe hoch, zurück auf sein Zimmer. „Gute Nacht.“, gab ihm seine Mutter noch auf den Weg. Alex war nicht ganz ehrlich gewesen. Irgendwie freute er sich schon seinen Vater zu sehen. Er beschloss morgen mit ihm über alles zu reden. Dann legte er sich schlafen. Er überlegte, ob er vielleicht von seinem Vater träumte, da er sich aber kaum an das Gesicht erinnern konnte hielt er es für eher unwahrscheinlich.
 

Alex war kurz in Erinnerungen versunken. Er kam nun wieder zu sich und begutachtete die Lage. Er hatte den Jungen beobachtet, der sich Senshi nannte. Er kämpfte gerade gegen Uto und Nechbet, und schlug sich gar nicht schlecht. Gemütlich spazierte er auf die Kämpfenden zu. Nechbet wollte gerade angreifen, doch Alex stieß sie weg. Senshi wollte dem Unbekannten bereits danken, doch dieser sagte ihm gleich, dass er kein Freund war. „Wo finde ich Noah?“, wollte er lediglich wissen. Senshi zögerte. Wer war dieser Junge? „Was willst du von ihm?“, fragte er skeptisch. Alex grinste. „Ich will ihn töten.“, antwortete er. Senshi stellte sich bereits auf einen dritten Gegner ein, doch als Alex nichts aus ihm herausbrachte, ließ er ihn wieder mit Uto und Nechbet allein. Senshi hätte Noah gerne gewarnt, doch er konnte nicht so einfach fliehen. Vorher musste er Uto und Nechbet besiegen.
 

„Wie sollen wir dich nun nennen?“, wollte Nick Maats richtigen Namen erfahren. Diese wollte sich nicht mit so unwichtigem aufhalten „Nenn mich einfach weiterhin Maat. Das ist doch ein cooler Name, oder?“, wollte sie schnell weiter. Die kleine Gruppe war unterwegs zu Schakals Zimmer, doch dort fanden sie niemanden vor. „Er ist sicher in der Kapelle, das muss er einfach.“, vermutete Lin. Sofort rannten sie wieder los, um dem Meister noch rechtzeitig zur Hilfe zu kommen. Um zur Kapelle zu gelangen, mussten sie einige Türen durchqueren. Sie waren so aufgeregt, dass sie nicht wahrnahmen, wie Noah verschwand. Der Junge bildete das Schlusslicht, und wurde plötzlich zurückgezerrt. Jemand hatte ihn gepackt und seine Hand auf

den Mund des Jungen gelegt. So konnte Noah nicht einmal um Hilfe rufen.

Seine Freunde entfernden sich immer mehr von ihm und erkannten nicht, das Unglück, in das ihr Kumpel geraten war. Der Angreifer ließ Noah los und zeigte ihm sein Gesicht. Noah musterte ihn skeptisch. Es handelte sich nicht um einen von Schakals Schüler. „Wer bist du?“, verlangte der Junge zu wissen. Als Alex diese Frage hörte schien er zornig zu werden. „Ich bin der, der sich an dir rächen wird. Ich werde dein letzter Gegner sein, bevor du in die Unterwelt hinabfährst.“, sprach er mit einer unglauchblichen Wut. Noah sah in die Richtung, in die seine Freunde gegangen waren. Sollte er versuchen zu fliehen? Er hatte keine Ahnung, was dieser Junge von ihm wollte. „Deine Freunde können dir nicht mehr helfen. Auch sie werden büßen, was sie mir angetan haben. Aber du wirst der Erste sein, dem ich das Leben nehme!“, fuhr Alex Noah an. Dieser taumelte zurück und hielt sein Amulett bereit. Alex grinste. „Dein Amulett. Ohne diese Teil wärst du nie soweit gekommen.“, ließ er seiner Wut freien Lauf. „Gehörst du zu Nephthys?“, war sich Noah ziemlich sicher einen Feind, vor sich zu haben. Alex blickte ihn nur abfällig an. „Ja und Nein. Sie interessiert mich nicht, aber ohne sie hätte ich dich auch nie aufgespürt.“, erzählte er. Noah hatte nun genug von diesem Ratespiel. „Nenn mir endlich deinen Namen und sag mir was du von mir willst. Und warum willst du dich überhaupt rächen? Wir kennen uns nicht.“, sprach der Junge streng. Alex rang sich dazu durch, seinem Feind die ganze Wahrheit zu erzählen. „Du willst meinen Namen wissen? Er lautet Sokar.“, verriet er. Noah war sichtlich verwirrt. War redete dieser Junge da? „Sokar ist tot.“, glaubte Noah seinem Feind kein Wort. Alex hätte am liebsten sofort angegriffen, doch er konnte sich noch zusammenreissen. Zumindest vorerst. „Ich weiß! Getötet von einem Schwächling.“, sprach er und holte sein Amulett heraus. Er hielt es Noah direkt vor das Gesicht. Dieser stutzte. Auf dem Amulett des geheimnisvollen Jungen war das Ideogramm des Sokar gezeichnet. Gab es etwa zwei Amulette? „Wie kann das sein?, stotterte Noah. Alex ließ keine Gelegenheit aus, um zu zeigen, wie sehr er Noah hasste. „Vor mehr als einem Jahr hast du meinen Vater getötet. Er hat mich dazu bestimmt ihn zu rächen.“, verpasste er Noah gleich den nächsten Schock. Dieser war nun ganz baff. „Dein Vater? Ich wusste nicht, dass Sokar einen Sohn hatte.“, versuchte er die richtigen Worte zu finden. Alex ließ sein Amulett wieder unter seinem Pullover verschwinden. „Tatsächlich? Hättest du es dir dann vielleicht überlegt, ob du ihn tötest?“, wollte Alex Noah aus der Reserve locken. Dieser wusste, dass er in der Klemme saß. Sokar wollte Rache für seinen Vater und im schlimmsten Fall würde er seine ganze Kraft einsetzen, um sie zu bekommen. „Nein, das hätte ich nicht. Dein Vater gehörte nicht gerade zu den Guten. Es war meine Pflicht, ihn im Kampf zu besiegen. Auch wenn ich nur Glück hatte.“, riskierte es der Junge, Alex zu verärgern. Dessen Herz pochte. „Ja, du hattest

Glück. Mein Vater war stark, und ich bin es auch. Auch deine Lügen werden dir nicht mehr helfen. Er war ein guter Mensch, das weiß ich.“, glaubte Alex Noah kein Wort. Dieser kam in Bedrängnis. „Dein Vater hat für Baal gearbeitet. Du kanntest ihn wohl doch nicht so gut wie du dachtest. Sokar und sein Boss existieren nicht mehr, und das ist auch gut so!“, ließ er sich Alex Beschuldigungen nicht weiter gefallen. Dieser rastete aus. Er schupste Noah zur Wand. Dieser benutzte sein Amulett, um seinen Stock zu rufen. Alex erschrak. „Ist das die Waffe, mit der du meinen Vater getötet hast?“, zögerte er. Obwohl Noah nicht antworten musste, tat er es. „Ja, es musste sein. Und wenn du dich mir auch in den Weg stellen willst, wird dich das selbe Schicksal ereilen.“, warnte er. Alex ließ sich nicht davon beeindrucken. Er dachte nur an seine Rache. Er spürte die Magie seines Amulettes und verwandelte seine Hand, in die Kralle, die auch schon sein Vater als Waffe benutzte. In Noah kamen Erinnerungen hoch. Damals war er noch schwächlich und ängstlich, was sich nun geändert hatte. Seitdem er bei Meister Schakal trainierte, hatte er viel dazu gelernt. Das musste er nun einsetzen. Alex hielt seine ‚Kralle‘ hoch, um zu zeigen, dass er zu allem bereit war. Er vollzog den ersten Angriff und Noah blockte mit seinem Stock.
 

„Wo sind die Geschenke?“, fragte Alex überschwänglich. Seine Mutter musste lachen. „Du bist aber schon früh auf. Du solltest jeden Tag Geburtstag haben.“, fand sie. Alex hatte nicht viel dagegen. „Dann will ich aber auch jeden Tag Geschenke.“, forderte er. Seine Mutter ging darauf ein. „Du bekommst jeden Tag ein leckeres Frühsttück, wenn du früh aufstehst.“, schlug sie vor. Alex verdrehte sie Augen. „Nein, das ist die Mühe nicht wert.“, musste er sie enttäuschen. Seine Mutter war gerade dabei den Kuchen zu backen. Es klingelte an der Tür und Alex rannte los. Er dachte, es wäre sein Vater, doch dem war nicht so. „Hallo, mein Neffe, wir haben uns lange nicht gesehen.“, begrüßte ihn sein Onkel. Alex sagte Hallo und bat ihn schließlich herein. Sein Onkel begrüßte seine Mutter leidenschaftlich. „He, ist das der Kuchen?“, fragte er und wollte bereits kosten. Doch seine Schwester drängte ihn zurück. „Der ist für Alex!“, meinte sie bestimmt. Ihr Bruder nickte entschuldigend. „Du hast Recht. Kommt dein Ex jetzt eigentlich, oder nicht? Immerhin hat er ja auch noch einen Sohn.“, erinnerte er. Alex hatte zugehört und verzog sich in sein Zimmer. Seine Freunde trafen wenig später ein. Sie feierten bis in den späten Nachmittag, und Alex Onkel freute sich bereits, vom Kuchen naschen zu dürfen. Dann klingelte es wieder. Alex öffnete die Tür und sah einen Boten. Er hatte ein Baseballmütze auf, so, dass man sein Gesicht kaum erkennen konnte. Er hatte ein Geschenk

abzuliefern. Alex bat ihn herein und seine Mutter wollte etwas unterschreiben. Der Bote legte seinen Finger vor den Mund und lächelte ihr

verschwörerisch zu. Alex las den Absender. Das Geschenk kam zweifelos von seinem Vater. Er öffnete es, und packte eine Videokamera aus. „Wow.“, sagte einer seiner Freunde. Alex fischte einen Zettel aus der Verpackung, der von seinem Vater stammte. Darin entschuldigte er sich, dass er nicht persönlich kommen konnte. Alex fand sich schnell damit ab, und wollte die Kamera seinen Freunden zeigen. Dann nahm der Bote seine Mütze ab, und das Gesicht seines Vater wurde erkennbar. Alex staunte nicht schlecht. Er hätte viel erwartet, aber nicht das. Sein Vater bedäuerte, wie Leid es ihm tat, dass er so wenig Zeit für seinen Sohn hatte und umarmte ihn. „Nette Vorstellung.“, flüsterte Alex Onkel seiner Schwester zu. „Wenn er kommt, dann mit einem großen Auftritt. Er denkt, so bekommt er alle rum.“, schien sie wenig begeistert zu sein. Alex bekam von seinem Vater alles erklärt. Am Abend musste er sich jedoch schon wieder verabschieden. Damit sein Sohn nicht solange auf seinen nächsten Besuch warten musste, beschloss er ihm doch seine E-mail Adresse zu hinterlassen. „Aber das bleibt unter uns klar?“, tat er ganz verschwörerisch. Alex wusste, dass seine Mutter sicher wieder nerven würde, wenn sie das wüsste. Gleich am nächsten Tag, schickte er eine E-mail an seinen Vater, und dieser schrieb auch zurück. Das ging ungefähr ein Jahr so. Dann brach der Kontakt aus irgendeinem Grund ab.
 

Der Schlüssel
 

„Der kleine ist zäh. Wir sollten Nephthys nicht länger warten lassen, und ihn beseitigen.“, schlug Uto vor. Nechbet hätte auf dieses Kommentar verzichten können. „Achja? Deine Angriffe waren bis jetzt nicht wirklich erfolgreich.“, begannen sie sich zu streiten. Uto wurde schnell wütend. „Nephthys bezahlt uns für diesen Job. Willst du demnächst Klamotten aus der Altkleidersammlung anziehen?“, lästerte sie. Bald hatten sich die scheinbar guten Freundinnen in der Wolle. Sie schienen Senshi gar nicht mehr zu beachten, was die Chance des Jungen war. Er begann zu flüchten, doch Uto und Nechbet erkannten das Unglück noch rechtzeitig. „Nicht mit uns!“, drohten sie. „Wir machen jetzt schluss!“, meinte Nechbet. Ihre Freundin gab ihr Recht und sie griffen wieder an. Sie besaßen keine Waffen, und Senshi wollte auch nicht sein Schwert rufen. Während des Kampfes versuchte er klar zu denken. Seine Feinde waren wahrlich keine schlechten Kämpfer. Sie hatten Nick und Noah ganz einfach ausgetrickst. Deswegen beschloss Senshi kein Risiko einzugehen, und seine Feinde schnell und präzise zu besiegen. Er stürmte los und giff nach Nechbets Amulett. Er war irre schnell, und seine Feinde hatten es schwer, ihm zu folgen. Er riss Nechbet das Amulett vom Hals und hielt es hoch. Dann ballte er seine Faust und zerdrückte es demonstrativ. Normalerweise war ein magisches Amulett unmöglich zu zerstören, doch Senshi hatte durch Horus große Kräfte erhalten, was er nun unter Beweis stellte. „Uto, er hat mein Amulett zerstört. Wie konnte er das schaffen?“, hätte Nechbet heulen können. Uto warf ihrer Freundin vor, dass sie schwach sei, und dass sie jetzt ihren Job übernahm. Sie attackierte den Helden, doch dieser wich schnell und souverän aus. Dann tauchte er plötzlich neben Uto auf und griff auch nach ihrem Amulett. Er riss es ihr vom Hals und zertrümmerte es, wie bereits Nechbets. Die beiden Freundinnen konnten es nicht glauben. Sie verwundeten es weniger, dass sie versagt hatten, als, dass sie nun auf ihre Amulette verzichten mussten. „Er hat uns unsere Machtquelle genommen.“, stotterte Nechbet. Uto nickte nur. Wie sollten sie sich nun verhalten? „Runde 2?“, fragte Senshi schadenfroh. „Weg hier!“, befahl Uto. Nechbet zögerte. „Was ist mit Nephthys?“, wollte sie wissen. „Vergiss sie, oder bist du lebensmüde?“, begann Uto sie wegzuziehen. Doch Senshi dachte ohnehin nicht daran, sich weiterhin mit den beiden zu beschäftigen. Er rannte zum Haupttempel, und Uto und Nechbet nutzten die Chance um zu fliehen. Ohne ihre Amulette waren sie nur noch zwei normale Mädchen.
 

„Wo ist Noah?“, machte sich Nick Sorgen. Er wollte zurück, doch Yen hielt ihn auf. „Vergiss ihn, wir haben wichtigeres zu tun. Wir müssen zu Schakal, dein Freund kommt schon zurecht.“, meinte er. Doch Nick wollte sich nichts von dem Jungen sagen lassen. „Du weiß doch nicht einmal, was ein Freund ist!“, gab er frech zurück. Yen begann Nick zu schubsen. Dafür erntete er eine Ohrfeige von Lin. Sie wollte auch Nick eine verpassen, doch dieser beruhigte sich rechtzeitig. „Noah muss auf sich selbst aufpassen, wir können nicht mehr zurück. Dort vorne ist der Betraum, Schakal braucht vielleicht Hilfe.“, erklärte das Mädchen. Das überzeugte Nick. Sie setzten ihren Weg fort und betraten die Kapelle. „Maat.“, rief Nephthys den Namen der Verräterin. Diese wich zurück. Nick zeigte Mut und schritt voran. „Du bist Nephthys, schätze ich mal.“, begrüßte er die Königin. Diese gab ihren Dienerinen mit ihren Augen ein Zeichen. Sofort stellte sich eine Reihe von ihnen hinter den Kämpfern auf und versperrte ihnen den Fluchtweg. Nick war das egal. „Machen Sie, was sie wollen, wir werden nicht fliehen.“, versprach er. Nephthys nahm die Gruppe nicht ernst. „Dann seit ihr entweder ziemlich stark, oder ziemlich dumm.“, beleitigte sie die Vier. Lin ließ sich das nicht gefallen, und rief ihre Waffe. Das zweischneidige Schwert. „Cooles Teil.“, meinte Nick verblüfft. Auch Yen und Maat bereiteten sich auf den Kampf vor. „Maat, ich hoffe du weißt, welche Strafe dich erwartet.“, drohte ihr Nephthys. Ihre ehemalige Dienerin schien jedoch keine Angst zu haben. „Keine, denn du wirst hier und heute geschlagen.“, prophezeite sie. „Das werden wir erst noch sehen.“, knurrte Nephthys. Dann gab sie ihren Dienerinen ein erneutes Zeichen, und sie brachten Schakal herein. Seine Schüler erschraken. Schakal war gefesselt und geknebelt. „Was hast du mit ihm angestellt?“, fragte Lin wütend. Nephthys schien keine Rechenschaft ablegen zu wollen. „Ergebt euch mir, und ihm wird nichts geschehen.“, bot die Königin an. Yen dachte nicht einmal daran und marschierte auf sie zu. Nick konnte ihn gerade noch zurückhalten. „Wir ergeben uns!“, rief er Nephthys zu. Yen glaubte sich verhört zu haben. „Das kann nicht dein ernst sein! Wir kämpfen bis zuletzt.“, war er festentschlossen. Nick hatte aber einen anderen Plan. „Wir dürfen kein Risiko eingehen. Wir ergeben uns. Und wer weiß. Vielelicht sind uns die Götter ja gnädig.“, gab er Yen einen versteckten Hinweis. Yen zögerte. Nick musste mit seinem Hinweis Senshi meinen. Er war der einzige, der sie jetzt noch aus dieser Situation befreien konnte. Lin ließ ihre Waffe wieder verschwinden und die Vier wagten sich näher heran. Doch sofort wurden sie von Nephthys Kriegerinen umstellt. Als sie ihre Waffen zogen, wollte Yen etwas unternehmen. „Verstehst du unter ergeben, uns zu töten?“, fragte er mitgenommen. Schakal hatte ein Tuch, im Mund, das ihn am Sprechen hinterte. Nephthys gab ein Zeichen, es zu entfernen. „Vielleicht bedeutet dir dein Leben nichts, alter Mann, aber sicher

das deiner Schüler. Also gib mir den Schlüssel.“, wollte sie ihn einschüchtern. Schakal würde unter keinen Umständen den Schlüssel freigeben, das wusste Nephthys. Sie wusste aber auch, dass ihm seine Schüler sehr am Herzen lagen, und das nutzte sie charmelos aus. Eine der Kriegerinen zog ihr Schwert und hielt es in Nicks Richtung. Dieser begann zu schwitzen. So hatte er sich das Ganze nicht vorgstellt. „Was für ein Schlüssel?“, wollte er die Konversation in die Länge treiben. Nephthys ließ sich dazu herab, die Frage zu beantworten. „Hat dir dein Meister nichts erzählt? Er besitzt das Amulett des Upuaut und somit auch den Schlüssel des Anubis.“, verriet sie. Nick tat so, als wüsste er immer noch nicht Bescheid. Er musste unbedingt auf Senshi warten. „Etwa den Schlüssel, mit dem man das Buch der Toten öffnen kann? Sie haben mir gar nicht gesagt, dass Sie ihn bsitzen.“, wandte er sich an Schakal. Dieser hatte Probleme zu sprechen. „Warum wohl?“, erwiderte er. „Genug!“, befahl Nephthys. „Wo ist der Schlüssel? Je öfter ich fragen muss, umso mehr werden deine Schützlinge leiden.“, versprach sie hoch und heilig.
 

Für Senshi war es gerade zu unmöglich zum Betraum vorzustoßen. Nephthys Kriegerinen hatten den ganzen Tempel unter Verschlag. Senshi musste sich erst durchkämpfen. Dann tauchten zwei weitere Schüler Schakals auf. Es waren Sun und Zhao. „Senshi, beschütz Meister Schakal. Wir kümmern uns um sie!“, versprachen sie. Senshi nickte und setzte seinen Weg fort. Er sah nochmal zurück und überblickte das Schlachtfeld. Die Schüler von Schakal lieferten sich ein erbittertes Gefecht mit Nephthys Leuten. Senshi stieß die Tür zur Kapelle auf und sah das Unglück. Schakal war gefangengenommen worden, und seine Freunde waren von Feinden umstellt. Nephthys holte tief Luft, als sie ihren Erzfeind erblickte. „Was tust du hier? Wo sind Uto und Nechbet?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits wusste. Senshi grinste. „Ich fürchte die müssen mal wieder shoppen gehen. Ihre Klamotten sahen zuletzt ziemlich verfetzt aus.“, erzählte er von seinem Sieg. Nephthys wollte bereits ihre Kriegerinen losschicken, doch diese hätten gegen den Jungen erst recht keine Chance. „Einen Schritt näher, und deine Freunde sind tot.“, warnte sie streng. Senshi war sich der Lage bewusst. Ein falscher Schritt, und das Leben seiner Kumpels war vorbei. „Wo befindet sich der Schlüssel?“, wandte sich Nephthys wieder an Schakal. Langsam verlor sie die Geduld. Sie wollte ihrer Dienerin ein Zeichen geben, Nick zu töten, doch Schakal schritt ein. „Nein, ich gebe ihn dir!“, versicherte er. Die dunkle Königin freute sich über ihren Triumpf. „Ich benötigte ein Messer.“, verriet Schakal. Nephthys hielt dies für eine Falle, und lehnte ab. Schakal versicherte ihr, dass es jedoch nur so ging. Widerwillig gab sie ihm eines, behielt den Lehrmeister aber im Auge. Dieser atmete nochmals durch und schnitt sich dann in die Hand. Ein
 

kleiner Schnitt, und etwas kam herausgeflogen. Nephthys zuckte. „Was ist

das?“, fragte Lin überrascht. Es war eine kleine, grauglänzende Kugel. Sie kam direkt aus Schakals Hand. „Das ist eine Seelenkugel.“, erklärte Senshi den Anwesenden. Nephthys griff nach ihr, doch sie bestand nicht aus Materie. „Das ist nicht der Schlüssel.“, wusste die Königin nicht genau, was sie da vor sich sah. „Das kommt noch.“, verprach Schakal. Tatsächlich. Die Kugel änderte ihre Form in die eines Schlüssels. „Upuaut hat den Schlüssel in seiner eigenen Seele versteckt.“, verriet der Meister. Nephthys Herz pochte so laut, dass man es fast hören konnte. Langsam und unsicher griff sie nach dem Schlüssel. Warum zögerte sie noch? Dieses Werkzeug war alles, was sie von Seth trennte. Bald war alles wie früher und Seth würde wieder auferstehen. Doch kaum hatte sie den Schlüssel berührt, flog er weg. Über den Köpfen von Nick und den anderen, zu Senshi. Der Schlüssel fiel und Senshi fing ihn auf. „Und jetzt?“, fragte er verdutzt. „Gib ihn mir!“, verlangte Nephthys erbost. „Nein, mein Junge, gib ihn ihr nicht. Dann ist alles verloren!“, schien Schakal Senshi den Schlüssel geschickt zu haben. Nephthys verpasste dem Meister einen Schlag ins Gesicht. Dieser stürtzte zu Boden. Nick wusste, dass Senshi zu gunsten seiner Freunde entscheiden würde, und musste dies verhindern. Nephthys und ihre Wachen waren abgelenkt, was er ausnutzen musste. Er griff eine der Wächterinen an, und gab Yen und den anderen ein Zeichen. Lin beschwor ihr Schwert und Maat ihr Florett. Gemeinsam kämpften sie sich durch. Senshi wusste, dass er nun einschreiten musste. Nephthys war wutentbrand und befahl ihren Dienerinen Schakal zu töten. Diese folgten, doch der alte Mann lag immer noch auf dem Boden und spielte den Verletzten. Er sprang auf und verpasste den Kriegerinen einen Tritt. Er hatte den Schlüssel freigegeben, und konnte seine Hände wieder benutzen. Nephthys wollte ihn persönlich beseitigen, doch Senshi bewies wiedermal, wie schnell er sein konnte. „Auf diesen Moment habe ich lange gewartet.“, erzählte sie Senshi. „Ich werde diesen Alptraum beenden. Seth wird nicht zurückkehren, das werde ich dir nun klarmachen!“, versprach der Junge. Nephthys hob ihre Hand, und aus ihrem Handrücken schoss plötzlich ein schwarzes Schwert. Damit hatte der junge Held nicht gerechnet. Schakal hatte sich währendessen zu den anderen begeben. Gemeinsam schafften sie es die schwachen Wächterinen zu besiegen. Senshi lieferte sich immer noch ein Gefecht mit der dunklen Königin. Sie war voller Hass und wollte Senshi unbedingt besiegen. Doch hinter ihr tauchten Schakal und seine Schüler auf. Nephthys war festentschlossen weiterzukämpfen, doch wenn sie nicht mehr war, wer würde dann Seth wieder zum Leben erwecken? Sie ließ ihr Schwert zurück in ihre Hand gleiten und taumelte ein paar Schritte zurück. „Ich hole mir den Schlüssel, und deinen Kopf, Senshi, das verspreche ich.“, drohte sie. Dann aktivierte sie ihr Amulett und verschwand

spurlos. „Was…“, fragte Lin verdutzt. „Teleportation.“, erklärte Nick kühl. Senshi betrachtete sprachlos den Schlüssel, in seiner linken Hand. „Ihre Hand ist tatsächlich ein gutes Versteck.“, sprach Nick zu Schakal. Plötzlich fiel ihm aber wieder Noah ein. Sie hatten den Jungen im Stich gelassen, und er brauchte vielleicht Hilfe. „Senshi, komm wir suchen Noah.“, rief er seinem Freund zu und rannte dann los. Während Senshi ihm sofort folgte, warteten Lin, Yen und Maat noch. „Geht ruhig mit.“, setzte sich Schakal, um sich auszuruhen. Yen wollte nicht. „Sie schaffen das auch alleine. Sie sind verletzt.“, erklärte er. Schakal winkte ab. „Halb so schlimm. Geht, der Gegner eurer Freunde ist stärker, als ihr denkt.“, versicherte er. Yen wollte fragen, woher der Meister dies wusste, doch Lin zerrte ihn bereits mit. Besonders Nick und Senshi würden den Schock ihres Lebens bekommen, wenn sie plötzlich Sokars Sohn gegenüberstanden.
 

„Schön, dass du gekommen bist.“, begrüßte die Mutter von Alex ihren Bruder. Dieser umarmte sie sofort. „Ich habe es gerade erst gehört. Es war sogar in den Nachrichten. Dein Ex-Mann war wohl ziemlich populär.“, meinte er. Die Mutter riss sich los und ging ein Stück. Als sie die Küche zirka zehnmal auf – und abgegangen war, fiel ihr Alex ein. „Ich komme damit klar, aber Alex… Im letzten Jahr hat er zu ihm gefunden, es wird schwer für ihn sein.“, murmelte sie. „Soll ich es ihm sagen?“, wollte der Bruder seiner Schwester die Arbeit abnehmen. Diese schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin seine Mutter, es ist meine Pflicht.“, bestand sie darauf. Ihr Bruder begleitete sie jedoch zu Alex Zimmer. Langsam klopfte sie an, und Alex öffnete ihr auch. „Onkel, was machst du den hier?“, war er über seine Anwesenheit überrascht. „Setz dich, Alex.“, bat ihn seine Mutter. Dem Jungen war sofort klar, dass etwas passiert sein musste. Etwas schlimmes. Er machte sich auf alles mögliche gefasst. Dass sie Geldprobleme hatten, oder etwas mit der Schule war, aber nicht mit dem Tod seines Vaters. Alex steckte diese Information erstaunlich gut weg. Im letzten Jahr hatten er viel mit seinem Vater gechattet und E-mails verschickt. Dieser hatte sich sogar sehr oft dazu durchgerungen ihn zu besuchen. Innerlich hätte der Junge natürlich weinen können, doch sein Vater hatte ihm gesagt, dass er dadurch schwach wirke. „Wie ist das passiert?“, wollte er unbedingt in Erfahrung bringen. Seine Mutter und sein Onkel zögerten. „Ihr könnt es mir sagen! War es ein Unfall oder ein natürlicher Tod?“, drängte er nach der Antwort. Seine Mutter wollte es ihm erzählen, doch sie konnte nicht. Deswegen sprach ihr Bruder. „Er wurde ermordet. Es tut mir Leid.“, sagte er klar heraus. Alex schnaufte. „Von wem?“, wolle er erfahren, obwohl ihm die Antwort nicht weiterhelfen konnte. Sein Onkel konnte es ihm nicht sagen. „Ich habe in den Nachrichten gehört, dass die Polizei noch ermittelt. Aber lass mal gut sein. Sie werden den
 

Mörder finden, und dein Vater kann seine Ruhe finden.“, erklärte er ihm.

Doch für Alex war es noch lange nicht vorbei. Er wollte sich an dem Mörder rächen. Diesen Gedanken verfolgte er bis zur Beerdigung. Seine Mutter sprach ein paar Worte, doch Alex konnte das nicht. Es waren auch ein paar Freunde von Sokar anwesend, die der Familie ihr Beileid ausdrückte. Alex kannte diese Typen. Sie waren sicher keine wirklichen Freunde, sondern nur Geschäftspartner. Sie scherten sich einen Dreck um ihn. Einer hatte sogar zum Anderen geflüstert, dass sein Vater sicher in irgendwelche illegalen Geschäfte verwickelt gewesen sei, und deswegen getötet wurde. Dann trat jemand an ihn und seine Mutter heran. „Entschuldigen Sie, ich bin Anwalt, ich möchte mit Ihnen über das Erbe sprechen.“, schien er das für den passenden Moment zu halten. Die Mutter wollte Alex wegschicken, doch der Anwalt bestand auf sein Beisein. „Es wird Sie sicher freuen, dass Ihnen die Hälfte des Vermögens vermacht wurde.“, erzählte er. Während seine Mutter gespannt zuhörte, interessierte Alex dies wenig. Ihm war Geld ziemlich egal, er vermisste seinen Vater mehr als, zu der Zeit, an der er nie zu Hause war.

Der Anwalt hatte noch etwas für ihn. Er überreichte dem Jungen einen Stein. „Was soll das?“, fragte seine Mutter empört. „Nun, gnädige Frau, der Verstorbene wollte, dass sein Sohn ihn bekommt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Familienerbstück.“, erklärte der Anwalt. „Und was soll er damit? Den können Sie ruhig behalten.“, meinte die Mutter. Doch der Anwalt versicherte ihr, das dies nicht ging. „Ich behalte ihn!“, sagte Alex. Seine Mutter erlaubte es ihm, und die beiden machten sich langsam auf den Heimweg. Zuhause senkte sich Alex in seinen Stuhl und spielte am Computer. Kurz blitzte das Gesicht seines Vaters auf. Was war das? War es real oder nur ein Tagtraum? „Alex!“, rief jemand leise seinen Namen. Der Junge sprang auf und sah sich um. Von wo kam die Stimme? Er sah aus dem Fenster, da die Stimme doch recht leise war. Doch vor dem Haus stand niemand. „Alex!“, erklang es wieder. Diesmal hatte der Junge aufgepasst. Er konnte es gar nicht glauben. Die Stimme kam von seinem Amulett. Er hatte es einfach auf seinen Schreibtisch geworfen und es begann zu leuchten. Aber war das möglich? „Ja…?“, wagte es der Junge zu antworten. „Es ist schön dich zu sehen, mein Sohn.“, sagte die Stimme. Alex bekam einen Schock. „Va…Vater?“, fragte er verwirrt. Die Stimme bejahte. „Ja, mein Sohn ich bin es. Meine Seele hat sich in diesem Amulett manifestiert.“, erklärte er. Alex wusste nicht, was das heißen sollte, aber er konnte noch immer mit seinem Vater reden. „Du wurdest ermordet.“, sprach er nun zögerlich. Die Stimme verfluchte seinen Tod am meisten. „Ja, von einem meiner Feinde.“, erklärte sie. Alex fragte nach, was sein Vater damit meinte. „Dieses Amulett beherbergt eine große Magie. Trage es von heute an und du wirst unglaubliche Stärke erlangen. Außerdem möchte ich, dass du meinen Tod

rächst.“, verlangte die Stimme, die scheinbar wirklich Alex Vater war. „Ich werde mein Bestes geben. Wie lautet der Name deines Mörders?“, wollte der Junge erfahren, an wem er sich rächen musste. Die Stimme zögerte etwas, gab ihn aber schließlich preis. „Sein Name ist Noah.“, verriet sie.
 

„Verdammt!“, fluchte Noah. Alex hatte ihm nämlich mit seiner Stahlkralle sein T-shirt zerfetzt. „Sei froh, dass ich nicht etwas anderes erwischt habe! Aber das kommt noch!“, ließ er seiner Wut freien lauf. Noah verteitigte sich mit seinem Stock, doch Alex schien noch stärker als sein Vater zu sein. Noah war allein, und ihm viel nur eine Möglichkeit ein. Er warf seinen Stock nach Alex und verschwand dann durch die Tür. „Du entkommst mir nicht!“, versprach der Racheengel. Noah lief hinaus in den Hof. Doch dort konnte er die Schlacht zwischen Schakals Schülern und Nephthys Kriegerinen verfolgen. Der Junge hoffte, dass ihn Alex nicht so leicht aufspüren würde, wenn er sich ins Getümmel stürtzte. Er versteckte sich in einem der Benachbarten Tempeln, und rief zur Sicherheit seinen Stock zurück. Womit er nicht rechnete war, dass Alex mit seinem Amulett, das des Jungen aufspüren konnte. Er zückte seine Kralle und schlug sie durch die Außenwand. Noah erschrak fürchterlich, als neben seinem Kopf die gefährliche Waffe auftauchte. Er entfernte sich etwas und konzentrierte sich dann auf Alex Aura. Er spürte ihn näherkommen, und verteitigte sich. Die Lektion, die er von Chris hatte, half ihm prima. „Nicht schlecht, für einen Schwächling.“, lobte ihn Alex. „Du bist aber auch nicht schlecht.“, gab Noah das Kompliment zurück. „Ich werde dich töten!“, sagte Alex nochmals. „Du wiederholst dich.“, entgegnete Noah. „Stimmt, er ist ein Schwächling, aber er hat Freunde.“, tauchte plötzlich Nick hinter ihm auf. „Noah, wer ist das?“, fragte auch Senshi, der gleich hinter seinem Kumpel war. „Sokars Sohn.“, gab Noah den beiden eine kurze Einführung. Diese staunten nicht schlecht. „Und er will sich wohl an dir rächen.“, erkannte Nick die Situation richtig. „Egal, wieviele ihr seit, ich werde euch vernichten, damit mein Vater in Frieden ruhen kann!“, schrie er. Noah erzählte seinen Freunden schnell, dass Alex glaubte, Sokar wäre einer von den Guten gewesen. Senshi wollte das richtigstellen, doch Alex ließ ihn nicht. Er griff die beiden an, doch diese wichen aus. Als auch noch Lin, Yen und Maat antanzten, wurde es Alex zuviel. Mit sovielen Feinden konnte er es nicht aufnehmen. „Glaubt ja nicht, dass ihr schon gesiegt habt. Ihr werde zurückkommen, und euer Freund Noah wird der erste sein, der dran glaubt!“, prophezeite er und löste sich dann wie Nephthys in Rauch auf. „Der spinnt.“, war Nicks Meinung. „Wir können uns jetzt nicht mit ihm beschäftigen.“, versuchte Yen die anderen auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Nephthys Krierginen waren in der Überzahl, und mussten gestoppt werden. „An die Arbeit.“, seufzte Senshi. Seine Freunde
 

gaben ihm Recht, und sie stürtzten sich ins Getümmel. Am Ende sah die

Situation so aus, dass Nephthys Dienerinen die Flucht ergreifen mussten. „Ich habe 17, und ihr?“, fragte Senshi locker. Er hatte mitgezählt, wieviele Feinde er besiegt hatte. „Ja, du bist der Beste.“, wollte Nick Senshis Ego nicht verletzen. „Das habt ihr gut gemacht.“, hörten sie die Stimme Schakals. „Wie geht es Ihnen, Meister?“, fragte Yen besorgt. Lin betrachtete seine Wunde, die aber gar nicht schlimm aussah. Dann fiel Senshi der Schlüssel wieder ein. „Schakal, ich habe den Schlüssel.“, wollte er ihn dem Meister zurückgeben. Doch dieser winkte ab. „Behalte ihn. Nephthys wird ihn sich sicher holen wollen. Nur bei dir ist er wirklich sicher.“, erklärte er. Senshi nickte. „He! Hilfe!“, schrie Nick plötzlich. Er hatte plötzlich begonnen zu schweben. Seine Beine hatten sich vom Boden gelöst und er schwebte in der Luft. „Was passiert mit mir?“, fragte er ängstlich. Seine Freunde versuchten ihn wieder herunterzuziehen, doch er schwebte einfach weg. Dann geschah das, was passieren musste. Jemand trat hinter dem Tempel hervor, der in Brand gesteckt wurde. Lin, Senshi und Noah blieben stehen, und betrachteten den Fremden argwöhnisch. Nick flog direkt zu ihm. Der Fremde schien ein Amulett zu besitzen, jedenfalls ließ er plötzlich eine Armbrust in seiner Hand erscheinen. „Er ist ein Feind!“, warnte Lin. Der Fremde packte Nick und setzte ihm die Armbrust an den Hals. „Ich will den Schlüssel!“, schrie er. Senshi bereute es bereits ihn zu besitzen. „Nein, Senshi.“, raunte ihm Lin zu. Doch der Junge hatte keine andere Wahl und holte ihn heraus. Wie auch Nick, schwebte das Artefakt zu dem Krieger. „Wenn er Nick freilässt, holen wir ihn uns wieder!“, flüsterte Lin Noah zu. Der Schlüssel hatte den Fremden fast erreicht, und Schakal schüttelte nur den Kopf. Der Krieger hatte ihn und schob ihn ein. Dann ließ er Nick wieder los. Dieser taumelte zu seinen Freunden zurück. „Jetzt!“, rief Lin und stürmte auf den Unbekannten los. Doch dieser hatte mit dem Angriff gerechnet, und benutzte seine Armbrust. Was als nächstes geschah, würde für Senshi alles verändern. Nick hatte seine Freunde fast erreicht, doch der Fremde schoss einen Pfeil ab, der ihn traf. Er bohrte sich in Nicks Rücken, und der Junge schrie auf. „Nick!“, schrie Senshi verzweifelt. Der Fremde richtete seine Waffe auf die Angreifer. Senshi war über Nicks Verletzung so wütend, dass er alle seine Kraft aufbrachte. Er stürmte so schnell los, wie noch nie. Er rief sein Schwert und wollte Rache! Alle Klarheit war von ihm gewichen. Der Krieger hatte keine Chance auszuweichen, oder sich zu verteitigen. Senshi vernichtete ihn mit einem Schlag. Der Krieger fiel zu Boden und der Schlüssel flog zurück zu Senshi. Er schien den Jungen als neuen Besitzer anzuerkennen. Doch Senshi hatte andere Sorgen. Er rannte zurück zu Nick. Schakal und die anderen hatten sich bereits um ihn versammelt. „Wir müssen den Pfeil rausziehen!“, drängte der Junge, doch Schakal schüttelte den Kopf. „Es ist zu spät.“, musste er seinem
 

Schüler mitteilen. „Mach…mach dir um mich keine Sorgen. Es ist zur Regel

geworden, dass ich sterbe.“, versuchte Nick komisch zu sein. Doch das war alles andere als der richtige Augenblick. Ihn durchfuhr ein höllischer Schmerz, den er nicht mehr ertragen konnte. „Wir müssen etwas tun!“, machte er Schakal klar. Dieser schwieg. Auch Noah und Lin sahen betroffen zur Seite. Senshi kniete sich nieder, gab seinem Freund Ohrfeigen und versuchte ihn wachzurütteln. Kein Ergebnis. Er war tot. Senshi begann zu heulen, und auch Noah konnte seine Trauer und Wut kaum zurückhalten. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass das alles so ausgehen würde. Senshi hasste sich dafür. Wenn er nicht wäre, dann wäre Nick noch am Leben. Wenn er doch nie zugesagt hätte, sich Nick und seinen Freunden anzuschließen. Nein! Er hätte einfach nie das Amulett bekommen dürfen, das wäre die Lösung. Doch die Vergangenheit war bereits geschehen. Plötzlich veränderte sich etwas in Senshi, aber der Junge wusste nicht was. Nun schloss er die Augen und sakte zusammen. „Was ist mit ihm?“, fragte Lin erschroken. Schakal hatte eine Ahnung. „Bringt sie in ein Zimmer. Beide.“, gab er Anweisung. Seine Schüler folgten. Yen hatte die Aufgabe Nick wegzutragen, was ihm doch recht schwer fiel. „Du hast gut gekämpft. Ich hoffe du findest deinen Frieden.“, flüsterte er ihm ins Ohr. Lin blieb im Hof zurück. Sie hatte gerade angefangen diesen Jungen zu mögen, und nun? Zum ersten Mal wurde ihr klar, dass sie in einem Krieg kämpfte, der alles forderte.
 

„Er ist tot! Und nur, weil ich anwesend war und den Schlüssel hatte. Ich bin zum Teil ein Gott, und konnte ihn trotzdem nicht beschützen, wieso?“, fragte Senshi Horus aufgebracht. Dieser versuchte seinen Schützling zu beruhigen. „Auch ich habe Kameraden im Kampf verloren. Es ist wahrlich nicht leicht, aber du musst weiterkämpfen.“, sagte er ihm. Senshi lächelte gespielt. „Wie könnte ich das? Soll ich etwa für Nick weitermachen? Durch mich ist er doch erst gestorben.“, fand der Junge keine Zeit zum Trauern. Doch Horus hatte ein Mittel, ihn wieder aufzubauen. „Es gibt eine Möglichkeit deinen Freund zurück ins Leben zu holen.“, offenbarte er. Senshi stutzte. „Das Buch der Toten!“, rief er aufgeregt. Das löste in ihm neuen Mut aus, und er beschloss Nephthys zu besiegen, um an das Buch heranzukommen. „Ich werde kämpfen, mein Freund. Allerdings ein letztes Mal.“, verriet er. Horus verstand. „Gut, aber Nephthys ist nicht der einzige Feind. Der Gott Serapis ruht schon seit Tausenden von Jahren in der Unterwelt. Nephthys glaubt Seth wiederzuerwecken, doch sie irrt sich. Serapis wird erwachen und diese Welt zerstören. Nur wir können ihn aufhalten.“, erzählte er. Senshi war einverstanden. „Aber wie soll ich gegen einen echten Gott kämpfen?“, hakte er nach. Horus hatte eine Antwort. „Sicher, er ist stark, und wir könnten getötet werden. Aber es gibt eine alte Prophezeihung. Sie lautet: Der Gott,

der zum Teufel wurde wird auferstehen. Doch ein junger und mutiger Held wird sich ihm entgegenstellen. Ein Kampf zwischen Licht und Finsternis entbrennt, und…“, wie es weitergeht kann ich dir nicht sagen. Diese Prophezeihung hat mit Serapis zu tun. Entweder wir besiegen ihn, oder werden besiegt.“, verriet Horus. Senshi war bereit für den letzten Kampf. Gehen wir“, beschloss er. Horus wollte dem Jungen , jedoch noch etwas anderes zeigen. „Vorher müssen wir noch wo anders hin.“, erklärte er. Bevor Senshi noch nachfragen konnte, tauchte er in ein helles Licht ein und befand sich plötzlich an einem anderen Ort.
 

„Gebieter, Chons hat versagt. Er war dumm, und hat einen von Senshis Freunden getötet. Dadurch ist er wütend geworden und seine Macht stieg an. Chons ist gefallen und hat den Schlüssel nicht gebracht. Aber habt keine Angst, großer Serapis. Der Junge will nun sicher das Buch der Toten. Er wird mir den Schlüssel also persönlich bringen.“, versprach Chnum seinem Gott. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass er belauscht wurde. Toéris tauchte plötzlich hinter ihm auf. „Serapis? Ich verstehe nicht ganz. Die Seele in der Schale ist doch Seth.“, schien sie etwas verwirrt zu sein. Chnum zuckte. „Das kann ich erklären, es ist ganz einfach.“, fasselte er und nahm ein Messer aus seiner Tasche. Toéris ahnte nichts böses, bis Chnum zustach. Nephthys Dienerin sank zusammen. Erst in ihren letzten Sekunden kapierte sie, dass Chnum ein Verräter war und sein eigenes Ziel verfolgte. Nämlich das, den Gott Serapis zu erwecken.
 


 


 


 

Was wäre wenn…
 

Senshi sah sich suchend um, doch er konnte nicht feststellen, wo er sich befand. „Horus, wo hast du mich hingebracht?“, fragte der Junge verwirrt. Er erhielt keine Antwort. Er fühlte sich auch irgendwie anders. Er spürte, dass Horus noch in ihm war, aber er konnte nicht mit ihm sprechen. Die Verbindung war abgerissen. Horus sagte etwas davon, dass er Senshi vor dem Kampf noch etwas zeigen wollte. Der Junge sah sich um und erschrak. Er wusste, dass er seine Position nicht geändert hatte, aber was er sah konnte er nicht glauben. Schakals Tempelanlage war völlig zerstört. Alles lag in Trümmern. Keine Menschenseele war zu sehen. Was war passiert? War Nephthys zurückgekehrt? Senshi rief sich die vergangenen Ereignisse wieder in den Kopf. Er erinnerte er sich, an die schreckliche Wahrheit. Nick war tot, und nur wegen ihm. Seine einzige Chance war das Buch der Toten. Er musste seine Freunde finden, und Nephthys angreifen. Oder halt! Sollte er es doch allein wagen? Er wollte nicht, dass seinen übrigen Freunden auch etwas zustieß. Aber andererseits gab es da noch Serapis. Er war mächtig, und allein konnte Senshi nichts ausrichten. Er musste seine Freunde miteinbeziehen. Aber wo waren sie? Der Haupttempel stand noch, wurde aber sichtlich in Mitleidenschaft gezogen. Senshi beschloss hineinzugehen, um nach dem Rechten zu sehen. Er war doch nur ein paar Minuten bewusstlos, also wie konnte das geschehen? Senshi wagte sich in das verbrannte Innere. Es roch kalt und stickig. Er hatte Angst, dass ihm jederzeit die Decke auf den Kopf fallen könnte. Er wollte gerade in die Kapelle eintreten, oder was davon noch übrig geblieben war, als sich ein spitzer Gegenstand vor ihn schob. Es war das zweischneidige Schwert von Lin. „Wer bist du?!“, fragte sie scharf. Senshi erschrak zuerst, sah aber dann zu seiner Freundin. Sie sah anders aus, als noch vor einigen Minuten. Geschafft und verletzt. „Ich bin es Senshi.“, antwortete er ganz unschuldig. Lin tat weiterhin so, als würde sie ihn nicht kennen. „Ich kennen keinen Senshi, gehörst du zu Nephthys? Du trägst kein Amulett.“, schien sie tatsächlich keine Ahnung zu haben. Der Junge war verwirrt. Warum erkannte ihn seine Freundin nicht? „Was ist hier geschehen? Alles liegt in Schutt und Asche. Ist Nephthys dafür verantwortlich?“, fragte Senshi nun. Lin verzichtete auf ihr Schwert und musterte den Jungen argwöhnisch. „Nein, das war Seth.“, erklärte sie ihm. Das löste in Senshi natürlich einen Schock aus. Hatte ihn Horus vielleicht in die Zukunft gebracht? War Seth auferstanden und hatte die Erde verwüstet? Nein, unmöglich. Lin war keinen Tag älter geworden. „Ist…ist Seth wieder auferstanden?“, fragte er zögerlich. Lin nickte. „Ja, in Form eines Mädchens.

Doch dann hat er sich einen Wirt gesucht, durch den er noch mächtiger wurde. Doch, falls du es nicht weißt, er ist tot. Getötet vom Gott Ra.“, erzählte Lin weiter. Nun verstand Senshi gar nichts mehr. „Seth ist tot, gut, aber Ra auch. Ich habe ihn besiegt.“, erzählte er. Lin begann zu lachen. Sie glaubte dem Eindringling kein Wort. „Ra ist viel zu mächtig. Das hast du wohl geträumt.“, machte sie sich über ihn lustig. Plötzlich fiel Senshi wieder Nick ein. „Wo sind Nick und Noah? Und Meister Schakal?“, wollte er als nächstes wissen. Lin war überrascht, dass Senshi über den Lehrmeister Bescheid wusste. „Er ist tot. Und die anderen Namen sind mir nicht geläufig.“, antwortete sie. Nun wollte es Senshi genauer wissen und griff nach Lins Hand. „Was soll das?“, beschwerte sich das Mädchen. Senshi wollte sich zu Noah teleportieren und Lin mitnehmen. Das Mädchen versuchte sich loszureißen, doch vergebens. Die beiden tauchten wieder in das helle Licht ein, und befanden sich kurz darauf an einem anderen Ort. Senshi hatte erwartet sich in Nicks oder Noahs Haus einzufinden, doch die beiden schienen in einem Keller gelandet zu sein. „Wie hast du das angestellt? Du besitzt doch gar kein Amulett.“, fragte Lin verdutzt und verunsichert. „Lange Geschichte.“, wollte Senshi jetzt nicht darauf eingehen. Plötzlich flackerte das Licht auf, und Senshi und Lin wurden Waffen entgegen gestreckt. Es waren mehrere Personen anwesend. „Eine Falle!“, schrie Lin und wollte sich wehren. Senshi hielt sie zurück. Eine der Personen war Nick. Außerdem konnte er noch Chris, Noah und den Jungen, der angeblich Sokars Sohn war ausmachen. „Nick! Du lebst?“, konnte es Senshi kaum glauben. Allerdings wirkte sein Freund verändert. Er trug schmutzige und zerfetzte Klamotten, und blickte die Eindringlinge böse an. „Ich glaube nicht, dass wir uns kennen. Für wenn arbeitet ihr?“, fragte er streng. Senshi seufzte. Was war hier los? Nicht nur Lin schien ihn nicht wiederzuerkennen, sondern auch Nick. Er betastete sein Gesicht, um zu sehen, ob er sich verändert hatte. Nichts. „Nick, wir kennen uns schon ewig, aber irgendwie erkennt mich niemand wieder. Ich bins! Senshi.“, redete er auf seinen Freund ein. Nick glaubte ihm kein Wort. „Ich kenne keinen Senshi. Und ihr seit hier in der Zentrale des Widerstands!“, erklärte Nick ihren Standort. Senshi sah ihn fragend an. „Der Widerstand? Dieser Typ hat mich hierher gebracht, keine Ahnung, wie. Aber ich möchte mich euch anschließen. Die Götterlords haben mein Zuhause zerstört, und meine Freunde getötet.“, erzählte sie. Senshi versuchte klar zu denken, wie er es von Jiang gelernt hatte. Aber in ‚seiner Welt‘ war das praktisch unmöglich. „Du kannst dich uns anschließen.“, nahm Nick das Angebot an. Lin zögerte. „So einfach? Muss ich nicht vorher einen Test bestehen, oder sowas?“, hakte sie nach. Nick schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind für jede Hilfe dankbar.“, meinte er. Senshi hielt es nicht mehr aus. „So! Ich will jetzt wissen, was hier gespielt

wird! Lin, vor einigen Minuten war dein Zuhause noch in Ordnung. Und Nick, du warst tot!“, versuchte er zu erklären. Die Jungen sahen ihn skeptisch an. Auch Lin kam Senshi merkwürdig vor. Nick beschloss seinem vermeintlichen Freund zu erzählen, was los war. „Ich weiß nicht, von was du sprichst, aber seit Seths Auferstehung hat sich einiges geändert. Seth hat sich einen Wirt gesucht, mit dem er noch mächtiger wurde. Das war der Anfang vom Ende. Kurz darauf ist Ra aus seinem Grab gestiegen und hat die Welt unterworfen. Das bedeutet ein Drittel davon. Seth, Ra und Nephthys haben sich die Gebiete aufgeteilt. Jeder der drei herrscht über ein Drittel der Erde. Wir befinden uns im Drittel von Seth. Ober uns liegt alles in Trümmern. Wir konnten nichts ausrichten. Die Götterlords sind einfach zu stark. Während das Verhältnis zwischen Seth und Nephthys prächtig war, wollte Ra noch mehr Macht. Es gelang ihm Seth zu töten und sein Gebiet zu erobern. Seitdem steht er im Krieg mit Nephthys. Egal, wer diesen Krieg gewinnt, diese Welt ist ohnehin verloren.“, wusste Nick keinen Ausweg mehr. Jetzt blitzte es in Senshis Kopf. „Leute, ich habe die Lösung! Parallelunsiversum!“, meinte er. Die Mitglieder des Widerstands sahen ihn nur schräg an. Senshi wollte erklären. „In meiner Welt, bist du tot. Genau wie Ra und Seth. Ich und meine Freunde kämpfen gerade gegen Nephthys. Horus muss mich irgendwie in eine andere Realität gebracht haben.“, schien Senshi dies für die einzige Erklärung zu halten. Er musste seinen vermeintlichen Freunden erst einiges erläutern, damit sie es verstanden. „Außerdem werde ich euch mit Ra und Nephthys helfen.“, versprach er. Nick war wenig überzeugt davon. „Du besitzt nicht einmal ein Amulett.“, warf er ihm vor. Senshi erzählte schnell und detailliert von der Seele des Horus, die nun in ihm ruhte. Aber Nick bezweifelte Senshis Stärke dennoch. „Ein kleiner Junge kann wohl kaum den Sonnengott Ra besiegen. Die Widerstand hat einen Plan entwickelt, Ra zu stürtzen. Nick gab Senshi ein Zeichen ihm zu folgen. „Tut mir Leid, er hat sich sehr verändert, seit seine Freundin ums Leben gekommen ist.“, flüsterte Noah Senshi zu. Dieser stockte. „Seine Freundin ist tot?“, hakte er nach. Noah nickte. „Ja, getötet im Kampf gegen Seth. Aber wir haben noch weitere Leute verloren. Albert, Anubis, Adam. Nur noch ich, Nick, Chris und Alex sind übrig. Alex hat seinen Vater verloren, und hat sich uns angeschlossen.“, musste er ihm leider berichten. Senshi verstand. Die Lage war also ernst. Nick führte ihn und Lin zu einem Schreibtisch, auf dem dicke Aktenordner standen. „Wir haben alle Informationen über unsere Feinde gesammelt. Falls wir verlieren, werden andere unsere Arbeit fortführen.“, gab Chris Senshi eine schnell Einführung. „Und was ist euer Plan?“, fragte dieser zögernd. Nicks anderes Ich schien nicht viel von ihm zu halten. „Auch wenn du aus einer anderen Realität kommst. Du musst erst unsere Vertrauen verdienen. Ich zweifle an deiner Stärke, aber ich werde dich

miteinbeziehen. Ra und Nephthys hassen sich. Wir wollen Nephthys zu einer vorübergehenden Allianz überreden. Sobald wir Ra geschlagen haben wenden wir uns wieder Nephthys zu.“, verriet er. Senshi hielt dies für einen plausiblen Plan, und berichtete dem Widerstand, wo Ra zu finden war. Diese Information war jedoch veraltet. Ra hatte ein neues Hauptquartier. Nick wusste auch, wo Nephthys sich versteckte. Senshi konnte sich irren, in dieser Welt war einiges anders, aber ihm fiel etwas ein. „Ich weiß nicht, wie es hier ist, aber in meiner Welt ist Ras Rechte Hand, Aton.“, erzählte er. Noah bestätigte ihm, dass es auch hier so war. Senshi hatte eine brilliante Idee. Er versprach gleich wieder da zu ein und teleportierte sich weg. Er konzentrierte sich auf einen seiner Freunde, um in seiner Nähe wieder aufzutauchen. Er wollte zu niemand anderem als Jo. Dieser erschrak, als Senshi plötzlich neben ihm auftauchte. „Wer bist du?“, fragte er überrascht. Senshi seufzte. Sogar Jo kannte ihn nicht mehr. „Nicht so wichtig, aber ich weiß, wo dein Bruder ist.“, verriet er ihm. Jo stockte. Er wollte diese Information unbedingt.
 

„Berichte mir.“, verlangte Nephthys. Baal trat in den Thronsaal und verneigte sich vor der Königin. „Ich muss Euch leider mitteilen, dass Eure Kriegerin Toéris von Ras Sechat getötet wurde. Wir mussten uns zurückziehen.“, überbrachte er nur ungern schlechte Nachrichten. Nephthys ballte eine Faust. „Dieser Mistkerl. Erst tötet er meinen geliebten Mann, und nun will er den ganzen Planeten an sich reißen. Gibt des niemanden, der ihn stoppen kann?“, fluchte die Königin. „Es tut mir Leid. Seitdem mein Herr von Ra besiegt wurde, tue ich mein Bestes, um Euch zu unterstützen. Dieser Krieg hat bereits viele Opfer gefordert.“, sprach er. Dann betrat ein weiterer Diener von Nephthys den Raum. Es war Chnum. „Meine Königin, ich glaube ich habe den Schlüssel gefunden, der das Buch der Toten öffnet.“, überbrachte er die freutige Nachricht. Dann sah er Baal und grinste. Während Baal in Nephthys Ansehen sank, zeigte Chnum, was in ihm steckte. Nephthys konnte gar nicht glauben, was sie da hörte. Wenn Seth erst einmal wieder zurück war, würde er Ra mit Leichtigkeit besiegen. Chnum winkte zu ein paar der Wächterinen, die wiederrum einen alten Mann hereintrugen. Es handelte sich um Schakal. „Bringt ihn ins Zimmer, wo das Buch steht.“, befahl er. Nephthys wollte eine Erklärung. „Er nennt sich Schakal, und besitzt das Amulett des Upuaut. Nur er weiß, wo sich der Schlüssel befindet. Ich werde ihn foltern müssen.“, erklärte er. Nephthys war einverstanden und befahl Chnum sich zu beeilen. Doch dieser verfolgte seine eigenen Pläne. Seth würde niemals wieder auferstehen, sondern der große Gott Serapis.
 

„Noch einer deiner Freunde?“, fragte Nick misstrauisch. Senshi war mit Jo zurückgekehrt. „Aton ist sein Bruder. Er wird ihn wieder zur Vernunft
 

bringen, so haben wir eine größere Chance.“, versprach er. Nick zweifelte

daran. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er Senshi vertrauen konnte. „Gut, zum nächsten Schritt. Wir werden in Nephthys Festung eindringen und sie von unserem Plan überzeugen.“, meinte der Anführer des Widerstands und gab jedem seiner Freunde eine Aufgabe. Während Alex und Noah die Wächterinen ablenkten, würde Nick zusammen mit Chris, Senshi und Jo zu Nephthys vordringen. Er wollte Lin zuerst raushalten, doch diese protestierte. Sie wollte den Widerstand unterstützen. Allerdings wusste sie nicht, dass Schakal noch am Leben war, zumindest jetzt. Chnum folterte ihn und verlangte den Schlüssel. Schakal blieb hart und hielt durch. Doch wie lange noch? Senshi beschloss den Widerstand direkt vor Nephthys Festung zu teleportieren. „Wo müssen wir hin?“, fragte er Nick. „Isna.“, erwiderte dieser. Senshi musste erst nachfragen, wo sich das befand. Dann nahm er Nicks Hand, um sich das Bild besser vorstellen zu können. Kurz darauf stand die Gruppe vor der Festung. Die Wachen schienen jedoch in Alarmbereitschaft gestanden zu sein. Sie entdeckten die Eindringlinge sofort. „Alex? Noah? Ihr wisst, was ihr zu tun habt.“, koordinierte Nick seine Freunde. Er und der Rest des Widerstands drangen in die Festung ein. Doch auch dort befanden sich Wachen. „Geht, ich werde das erletigen.“, versprach Chris. Seine Freunde nickten und suchten Nehpthys Trohnsaal. Sie öffneten die Türen, wurden aber eingekreist. Von hinten tauchten plötzlich Uräus und Nechbet auf. Im Thronsaal wurden sie bereits von Baal erwartet. „Osiris, was für eine Überraschung dich zu sehen.“, begrüßte er seinen alten Freund. „Ich habe von deiner kleinen Freundin gehört.“, stichelte er den Anführer an. Nick wollte ihm schon eine verpassen, doch Senshi hielt ihn zurück. „Wir wollen mit Nephthys sprechen!“, bestand er darauf. Baal lachte. „Das wollen viele. Ihr seit unsere Feinde, ich bezweifle, dass sie euch empfangen wird.“, meinte er. „Es geht um Ra.“, erwiderte Nick kühl. Baal dachte kurz nach und rang sich dazu durch, Nephthys Bescheid zu sagen. Diese betrat kurz darauf den Thronsaal und wollte Antworten. „Seit ihr lebensmüde? Warum dringt ihr in meine Festung ein?“, fragte sie erzürnt. Nick begann von seinem Plan und der Allianz zu erzählen. Zu seinem Bedauern, schien ihn die Königin aber nicht ernst zu nehmen. „Warum sollten wir zusammenarbeiten? Ich verrate euch ein Geheimnis. Wir haben den Mann, der sich Schakal nennt in unseren Händen.“, verriet sie. Lin erschrak. „Ich dachte, Meister Schakal wäre tot!“, sprach sie aufgebracht. Nephthys verneinte. „Noch nicht. Aber wenn wir den Schlüssel des Anubis erst haben, können wir das Buch der Toten öffnen, und Seth wird zurückkehren.“, lachte sie böse. Somit brauchte sie den Widerstand nicht mehr, und die Partnerschaft war gestorben. Senshi wagte sich näher heran. Baal behielt ihn im Auge. „Wenn ich Sie wäre, würde ich Nicks Vorschlag beherzigen. In mir befindet sich die Seele des Horus, was mich
 

unglaublich stark macht.“, verriet er. Damit erweckte er Nephthys

Aufmerksamkeit. Sie wollte mehr erfahren. Senshi erzählte alles, was er wusste. Den Teil mit dem Paralleluniversum ließ er aber weg. Nephthys würde ihm nicht glauben. Die Königin beschloss, Senshis Kraft zu testen. „Baal, sei doch so gut.“, gab sie ihrem Diener Order, Senshi anzugreifen. „Wie Ihr wünscht, Eure Majestät.“, erwiderte er. Er rief seinen Dreizack und attackierte Senshi. Dieser brauchte nur einen Finger zu heben, um Baals Waffe zu stoppen. Der Junge hielt nich viel vom Morden, also griff er blitzschnell nach Baals Amulett. Er wusste, dass darin das Bewusstsein des Gottes gefangen war. Er zerstörte es, und beraubte Baal somit seiner Kraft. Nephthys war mehr als beeindruckt. „Nein! Meine ganze Kraft ist weg!“, jammerte Baal. Er wollte sich erneut auf Senshi stürtzen, doch zwei Wachen hielten ihn davon ab. „Du hast mir gut gedient, Baal, aber nun bist du nutzlos gworden.“, musste sie sich von ihrem Diener trennen. „Das wirst du büßen, Junge! Ihr alle werdet das.“, versprach er noch, bevor er weggebracht wurde. „Ich bin mit der Allianz einverstanden, aber nur, wenn sich Senshi mir nach dem Kampf anschließt.“, verlangte die Königin. Nick wollte Einspruch erheben, doch Senshi winkte ab. Er würde Nephthys natürlich nie dienen, aber der Zweck heiligt die Mittel. Nephthys verriet der Gruppe, dass Seth ihnen helfen würde, sobald er in seiner wahren Gestalt auferstanden sei. Senshi wollte Nephthys und ihre Kriegerinen zu Ras Unterschlupf teleportieren, doch die Königin winkte ab. Sie besaß diese Fähigkeit ebenfalls. Kurze Zeit später, trafen sich alle vor Ras Versteck. Es handelte sich um einen Tempel, noch prunkvoller, als der, der Sechat. Kaum hatte Senshi an sie gedacht, stürmten sie bereits auf die Gruppe zu, um Ra zu verteitigen. Nephthys ließ ihre Kriegerinen den Job erledigen. Sie ging voraus und Uräus und Nechbet folgten ihr. Außer Chnum waren es ihre einzigen Diener mit Amuletten. Ra hatte alle anderen vernichtet. Dafür würde er nun zahlen. „Los!“, kommandierte Nick. Senshi hatte ein ungutes Gefühl. Zusammen mit Nephthys war der Widerstand sicher in der Überzahl, doch etwas stimmte nicht. Er berichtete Nick davon, doch dieser wollte nichts wissen. Zusammen mit seinen Freunden folgte er Nephthys. Senshi rang sich dazu durch ihm zu folgen. Er hatte eine Pflicht. Nur er konnte mit Ra fertig werden. Im Inneren, wurden Uräus und Nechbet plötzlich angegriffen. Drei Krieger, die von Ra geschickt wurden, versperrten den Weg. Senshi schluckte. „Das sind Month, Apis und Bastet.“, sprach er. Nephthys wollte sich nicht lange mit ihnen aufhalten. „Uräus, Nechbet, ihr kümmert euch um sie. Wir töten inzwischen Ra.“, gab sie den Befehl. Nick glaubte nicht, dass Nephthys Leute allein mit Ras Krieger fertig wurden. Deswegen ließ er Alex bei ihnen. Apis wollte den Rest der Gruppe aufhalten, doch Uräus ließ ihn nicht, an seine Königin heran. Nephthys und der Widerstand gelangten auf

die nächste Ebene. Senshi wollte seine Freunde warnen. „In meiner Welt, hat Ra jede Menge Tricks ausgepackt, passt lieber auf.“ Nephthys hob die Augenbrauen. „In deiner Welt? Was soll das heißen?“, fragte sie kritisch. Senshi tat die Sache schnell als Versprecher ab, und die Gruppe setzte ihren Weg fort. Sie durchschritten eine Tür, und dann geschah es. Chris bildete das Schlusslicht, und wurde plötzlich von etwas gepackt. Er trat gerade auf Sand, der ihn ohne Vorwarnung angriff. Senshi erinnerte sich sofort. „Das ist Neith!“, schrie er. Er erinnerte sich an seine Zeit mit Ra. Dieser hatte Neith gefangen gehalten, und rief sie immer, wenn er sie brauchte. Senshi wollte zurück, um seinem Freund zu helfen, doch plötzlich löste sich die Tür in Nichts auf. Diese Falle kannte er ebenfalls noch. Auf einmal ertönte ein Schrei. Er kam zweifelos von Chris. „Wir müssen zurück!“, erklärte Senshi seinen Freunden. Diese pressten jedoch nur die Lippen zusammen. „Vergiss es, er ist tot.“, musste Nick leider sagen. Senshi glaubte sich verhört zu haben. Als Nick weitergehen wollte, hielt er ihn zurück. „Du bist nicht der Nick, den ich kenne. Mein Nick hätte Chris geholfen!“, erzählte er ihm mit lauter Stimme. Nick wurde sauer. „Dann geh doch in deine Welt zurück. Wir brauchen dich nicht. Und du hast Recht, ich bin nicht dein Nick. Wir befinden uns hier im Krieg, und es müssen Opfer gebracht werden.“, versuchte er dem Jungen klarzumachen. Dieser schwieg. „Weiter!“, drängte Nephthys, die bereits vorausgegangen war. Nur noch ein Gang trennte sie von Ra.
 

„Also…also gut.“, brachte Schakal seine letzte Kraft auf, um Chnum zuzustimmen. „Du gibst uns den Schlüssel?“, fragte Chons nach. Schakal nickte schwach. „He, Chnum, findest du nicht auch, dass der alte Mann ziemlich lange durchgehalten hat?“, wollte Chons den Lehrmeister loben. „Der Schlüssel!“, drängte Chnum wieder. Schakal griff sich an seine Hand und verletzte sich mit seinem Fingernagel. Es fing an zu bluten, und es kam tatsächlich etwas aus der Wunde heraus. Es handelte sich um eine Seelenkugel, die Chnum sofort an sich nahm. In seinen Händen verformte sie sich nun zu einem Schlüssel. Chnum war ganz aufgeregt. Mit zitternden Händen steckte er ihn in das Schloss des Buches. Er schlug es auf, und massenhaft Staub flog ihm entgegen. Fieberhaft suchte er nach Serapis Namen, und fand ihn auch. „Einen Stift!“, schrie er Chons an. Dieser folgte sofort und suchte einen. Er übergab ihn Chnum, und dieser strich Serapis Namen durch. Die Schale neben dem Buch zerbrach und die Flüssigkeit trat aus.
 

„Das ist meine Stahlkralle!“, präsentierte Alex seine Waffe und streckte Month nieder. Bastet hatte gerade Nechbet besiegt, und Uräus wollte sie
 

rächen. Mit seinem Schwert beendete er das Schauspiel. Nun war nur noch

Apis übrig. Obwohl er nun allein war, schlug er sich tapfer. Uräus drängte

ihn zurück und rief Alex etwas zu. „Jetzt!“, wollte er, dass der Junge Apis erledige. Dieser folgte und ließ seine Kralle spielen. „Besiegt.“, sprach er geschafft. Plötzlich spürte er einen Stich, und danach einen ungeheuren Schmerz. Uräus hatte sein Schwert in ihn gebohrt. „Was…?“, fragte er mit letzter Kraft. „Ich kannte deinen Vater, und er war ein starker Kämpfer. Du dagegen bist nichts! Du bist es nicht wert!“, schrie Uräus und zog sein Schwert wieder heraus. „Seth wird sicher bald erwachen. Aber bis dahin, ist Ra nicht zu schlagen. Nephthys und diese Nullen vom Widerstand machen sich etwas vor. Ich werde mich in Sicherheit bringen, und auf Seths Ankunft warten.“, beschloss er.
 

„Dort vorne ist jemand!“, warnte Noah. Seine Freunde gaben ihm Recht. „Philip.“, stotterte Jo. Tatsächlich versperrte Aton ihnen den Weg zu Ra. Nephthys wollte ihn beseitigen, doch Jo hielt sie zurück. „Geht schon einmal vor. Ich habe hier noch etwas zu erledigen.“, meinte er. Nick war einverstanden und koordinierte die Gruppe weiter. „Philip, ich bins, dein Bruder!“, redete Jo auf ihn ein. Senshi hatte ihm erzählt, dass er es in seiner Realität geschafft hatte, Aton wieder zur Vernunft zu bringen. Dies musste ihm auch in seiner Welt gelingen. Er rief sein Skorpionschwert und stellte sich der Herausforderung. Aton schien wenig beeindruckt. „Tut mir Leid, aber Ra hat mir aufgetragen, dich zu töten.“, grinste er. Jo ließ sich nicht einschüchtern. Er griff an, und wollte seinen Bruder retten, auch wenn er ihn verletzten musste. Allerdings schien Aton in dieser Welt stärker zu sein. Er wich dem Angriff seines Bruders aus und vollzog selbst einen. Er beschwor sein Schlangenschwert und stach zu. Jo schrie auf. „Wieso Philip?“, fragte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Leb wohl, Bruderherz.“, flüsterte Aton Jo zu, bevor dieser zusammenbrach. Aton hatte seinen eigenen Bruder eliminiert.
 

„Ra, zeig dich!“, rief Nephthys nach dem Sonnengott. Sie wollte nun aufs Ganze gehen und Seths Tod rächen. Doch Ra war nicht da. Oder Moment! Nick bemerkte es als erstes. Ra hockte in einer Ecke. „Da ist noch jemand bei ihm.“, rief Nick seinen Freunden zögerlich zu. Diese sahen es auch. Hatten sie etwas an den Augen? Ra hockte in einer Ecke und heulte. „Ist das tatsächlich Ra?“, bekam Noah arge Zweifel. Senshi bestätigte es ihm. Es war der Ra, den er besiegt hatte. Aber warum weinte der Sonnengott? Welchen Grund gab es? Nephthys bemerkte es als erste. Die Person, neben Ra hielt ihm ein Messer an den Hals. „Wer bist du?“, fragte sie die Person. Sie befand sich im Schatten und war nur schwer zu sehen. Dann vollendete sie ihre
 

grausige Tat, und schickte Ra zurück ins Reich der Toten. „Ich bin nur eine

arme Seele, die durch das Buch der Toten wieder auferstanden ist.“, fasselte

sie. Nephthys Herz pochte. „Seth?“, fragte sie und lief zu ihm. Doch es war nicht der Gott des Chaos. Serapis zeigte sein grausiges Gesicht und beseitigte auch Nephthys. „Das ist Serapis.“, stockte Senshi. „Er hat Ra besiegt, passt auf.“, warnte Nick seine Freunde. Serapis kam näher, und sie konnten sein Gesicht sehen. Die Gruppe fiel aus allen Bäumen. „Senshi, was soll das?“, fragte Nick verwirrt. Dieser war am meisten überrascht. „Das…das bin ja ich.“, stotterte er. Tatsächlich. Serapis war das Ebenbild von Senshi. Nun konnte sich dieser auch vorstellen, wie sich Jo gefühlt hatte, als er Philips wahre Identität herausbekam. Serapis gleichte Senshi bis aufs Auge. Der einzige Unterschied waren seine schwarzen Augenringe. Serapis sah aus, als hätte er Tage nicht geschlafen. „Wir greifen an.“, beschloss Nick. Senshi riet ihm vorsichtig zu sein. Serapis war sicher ein starker Feind. Serapis reagierte und rief sein Schwert. „Ich werde euch einem nach dem anderen zur Hölle schicken. Da, wo eure Rasse mich hingebracht hat.“, sinnte er auf Rache, an der Menschheit. Noah griff zuerst an, doch Serapis schien übermächtig zu sein. Er spaltete Noahs Stock und verwundete den Jungen tödlich. Senshi stockte. Das war zuviel für ihn. Aber es war erst der Anfang. Lin griff an, und Serapis nahm auch ihr das Leben. Der nächste war Nick. Er schickte seine Spezial-Attacke los, um zu siegen. Doch Serapis schien unbesiegbar. Nick griff an und Serapis streckte seine Faust aus. Nick wurde meterweit zurückgeschleudert. Er wusste, dass die Lage aussichtslos war. „Senshi, nur du, kannst ihn noch besiegen.“, bat er den Jungen um Hilfe. Dieser wusste das, und verdrängte seine Gedanken. Dieses Monster hatte Noah und Lin einfach abgeschlachtet. Senshi besaß nun keinen Funken Klarheit mehr. Jiang hatte ihm erzählt, dass man ohne nicht gewinnen konnte. Und er behielt Recht. Senshi hatte noch nie gegen einen richtigen Gott gekämpft, und musste dafür zahlen. Zuerst schlug er sich wacker, doch Serapis holte aus und schlug Senshi nieder. Dieser versuchte bei Bewusstsein zu bleiben, was aber misslang. Ohnmächtig sank er zusammen. Nick war geschockt. Nun war alles verloren. „Du wirst der letzte sein.“, rief ihm Serapis zu und ging in seine Richtung.
 

Senshi wachte auf und schrie. Jemand zog fest an seinen Haaren. „Aufstehen!“, befahl eine Stimme. Senshi erkannte sie wieder. Sie gehörte dem Krieger, der Nick in seiner Welt getötet hatte. Er und ein weiterer Diener Serapis, schleppten ihn zu ihrem Gott. Dieser wartete bereits sehnsüchtig, auf ihn. „Du bist ein Monster.“, bekam Senshi lediglich heraus. Serapis begann zu lachen. „Nein, ich bin ein wahrer Dämon.“, korrigierte er. „Warum siehst du aus, wie ich?“, war Senshis nächste Frage. Serapis grinste.
 

„Du stammst aus einer anderen Realität? Aus einer, in der ich nicht existiere?

Das wird sich noch ändern. Ich kann deine Gedanken lesen. Dein Serapis

wird ebenfalls auferstehen, und du kannst es nicht verhindern. Erinnerst du dich an den Anfang? Nick und Baal haben dich gebeten dich ihnen anzuschließen. Du hattest die Wahl, ob du dein Amulett in Ehren halten willst, oder es für deine eigenen Wünsche einsetzt. Du hast dich für ersteres entschieden, ich aber nicht. Ich bin dein Gegenteil, Senshi.“, verriet er dem Jungen etwas unglaubliches. „Du hast alle meine Freunde getötet.“, sagte Senshi fast ohne Kraft. Serapis wackelte nur mit dem Kopf. „Bald werde ich meinen Fehler korrigieren, und diese ganze Rasse auslöschen. Ich hätte sie nie erschaffen dürfen.“, bereute er seine Entscheidung. Dann holte er einige Amulette hervor. Die von Senshis Freunden. „Ich habe alles, was dir etwas bedeutet zerstört. Hier, das Amulett eines Schwächlings. Zerstört!“, sagte er und zerdrückte Noahs Anhänger einzig und allein mit seiner Hand. Senshi konnte den Schock noch immer nicht verarbeiten. Serapis fuhr fort. „Das Amulett einer Kriegerin.“, hielt er plötzlich Lins Stein in der Hand. „Zerstört.“, zertrümmerte er auch dieses und wartete auf Senshis Reaktion. Dieser konnte sich nichtmal mehr bewegen. Dann hielt er ihm Nicks Amulett vors Gesicht. „Das Amulett eines Helden. Ebenfalls zerstört.“, grinste er. Serapis hatte Senshi alles genommen. Für den Jungen war nichts mehr wirklich real. Dann griff Serapis an Senshis Stirn und entfernte Horus Seelenkugel aus seinem Körper. Senshi fühlte sich plötzlich unheimlich schwach. Serapis zerdrückte die Seelenkugel, und vernichtete somit Horus. „Zerstört.“, schien dies sein Lieblingswort zu sein. Senshi wusste nicht wieso, aber plötzlich fielen ihm wieder die Worte von Horus ein. „Der Gott, der zum Teufel wurde wird sich erheben. Doch ein junger und mutiger Held wird sich ihm entgegenstellen. Ein Kampf zwischen Licht und Finsternis entbrennt, und…“, wusste Senshi nicht mehr weiter. Serapis begann wieder zu lachen. Er zog sein Schwert und richtete es auf Senshi. „…und die Finsternis verschlingt das Licht.“, beendete er die Prophezeihung und tötete seinen letzten Feind.
 

Klarheit
 

„Er ist wach!“, rief Noah seine Freunde. Tatsächlich erwachte Senshi endlich aus seinem langen Schlaf. Vewirrt blickte er Noah an. „Du lebst?“, fragte er zögerlich. Noah sah seinen Freund skeptisch an. Nun betraten auch Lin und Yen den Raum. „Schön, dass du wieder wach bist. Du schläfst bereits einen Tag durch. Noch länger, und Lin hätte dich wachküssen müssen.“, scherzte er. Dafür erntete er einen Stoß mit dem Ellbogen. In Senshis Gehirn spielten sich zwei verschiedene Erinnerungen ab. Welche war real? Die, in der sich Nephthys zurückgezogen hatte und Nick gestorben war? Oder die, in der Serapis erwacht war und ihn und seine Freunde vernichtete? Da ihm Noah und Lin entgegenlächelten entschied er sich für ersteres. „Ist Nick…“, begann der Junge. Noah musste leider nickten. Selbst er hatte geheult. Er wollte damit aufhören, aber Schakal sagte ihm, dass nichts schlimmes daran war. Senshi konnte seine Freunde aufmuntern. „Habt ihr den Schlüssel?“, fragte er zaghaft. Lin bejahte und zog ihn aus ihrer Tasche. Senshi begann von seinem Plan zu erzählen. Er wollte Nephthys angreifen und das Buch der Toten in seinen Besitz bringen. Yen hatte Einwände, doch Senshi war noch nicht fertig. „Sie werden immer wieder versuchen an den Schlüssel ranzukommen. Wir müssen in die Offensive gehen. Für Nick!“, meinte er festentschlossen. Noah gab seinem Freund Recht. „Legen wir los.“, sprach er und streckte seine Hand aus. Seine Freunde sahen ihn fragend an. „Wir sind ein Team! Legt eure Hände auf meine.“, wollte er einen Pakt, oder ähnliches besiegeln. Yen drehte den Kopf weg. „Nein, das ist mir zu kindisch.“, antwortete er. Lin gab ihm einen Schups. Er rang sich dazu durch und legte seine Hand auf Noahs. Lin tat das selbe. Dann sahen sie Senshi an. Dieser nickte und komplettierte das Quartett. „Ich werde Maat fragen, wo sich Nephthys Aufenthaltsort befindet.“, beschloss Yen. Senshi hielt ihn davon ab. Durch seinen Traum, oder was das auch immer war, besaß er die Information bereits. Seine Freunde gingen voraus zu Schakal, und Senshi blieb noch etwas liegen, um sich auszuruhen. „Horus, war das ein Traum?“, fragte er unsicher. Der Kontakt war wieder hergestellt. „Ja, zum Teil. Die Geschichte hat sich in einer anderen Dimension abgespielt. In einer, in der du nicht existierst. Diese zweite Welt wurde von Anedjti erschaffen, um sehen zu können, was sein könnte. Du hast dich gefragt, ob deine Freunde ohne dich glücklicher wären. Die Antwort darauf lautet nein. Gut, dein Freund ist gefallen, aber manchmal müssen Opfer gebracht werden. Es gibt eine Chance ihn ins Leben zurückzuholen. Aber du darfst Nephthys nicht mit diesem Ziel angreifen. Auch nicht mit dem, deine Freunde zu beschützen. Dann wirst du

nämlich versagen. Konzentriere dich auf die ganze Menschheit. Und noch etwas benötigst du, um Serapis zu besiegen. Klarheit.“, erklärte der Gott. Senshi presste die Lippen zusammen. „Nach dem Traum?“, schien er keine großen Chancen zu sehen. In seinem Kopf herrschte nur Chaos. In den letzten Tagen war einfach zu viel passiert. Doch der Junge musste sich und seinen Freunden vertrauen. Nur gemeinsam konnten sie die letzte Schlacht antreten und Serapis Auferstehung verhindern.

„Er ist nicht hier.“, führte Alex ein Selbstgespräch. Die Stimme in seinem Amulett gab ihm Recht. „Leider. Aber halte dich einfach an seine Freunde. Sie werden dich früher oder später zu ihm führen. Und wenn dies geschiet vernichte Noah, und seine Mitstreiter.“, befahl ihm sein Vater. Alex glaubte sich verhört zu haben. „Seine Mitstreiter? Aber die haben doch gar nichts mit deinem Tod zu tun.“, meinte er. Sokar gefiel diese Bemerkung nicht. „Nichts zu tun? Sie haben Noah trainiert und ihn auf mich angesetzt. Auch sie müssen bestraft werden. Sohn, ich weiß, dass das alles sehr viel für dich ist, aber diese Menschen sind böse.“, redete er Alex ein. Dieser verstand. Er wollte Noah unbedingt finden. Als ihm dies gelungen war, wusste er zuerst nicht wie er sich verhalten sollte. Er hatte nicht seine ganze Kraft eingesetzt. Bis jetzt hatte er noch nie einen Menschen getötet. Aber er musste seinen Vater rächen, egal was auch geschah. Er wusste, dass sein Erzfeind hinter dem Buch der Toten her war. Er würde früher oder später zu ihm kommen. Alex hielt seine Stahlkralle bereit, um das letzte Gefecht für sich zu entscheiden.
 

„Wo ist Toéris?“, fragte Nephthys verwundert. Chnum versuchte es der Königin zu erklären. „Ich muss Euch leider mitteilen, dass sie Euch verraten hat. Daraufhin habe ich sie getötet“, belog er sie. Auf Nephthys Stirn zogen sich Stirnfalten. „Maat und Toéris haben mich hintergangen, damit muss ich leben. Was ist mit dir? Bist du mir treu?“, wollte sie eine Antwort von Chnum. Dieser nickte. „Natürlich, Eure Majestät. Ich folge Euch bis in den Tod.“, versprach er. Nephthys dachte nach. „Senshi ist bereits auf dem Weg hierher. Ich bekomme endlich meine Rache, und hole Seth ins Leben zurück. Natürlich kann ich auch verlieren, doch ich muss meine Chance wahrnehmen. Ich werde persönlich kämpfen. Ich habe sehr lange auf diesen Augenblick gewartet. Ich werde ihn in der Luft zerreissen. Falls ich aber doch versage, hast du den Befehl den Schlüssel zu stehlen und Seth zu erwecken. Hast du mich verstanden?“, fragte sie ihren Diener. Dieser nickte gehorsam. Nephthys hatte keine Ahnung, dass Chnum Toéris beseitigt hatte, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Er starrte auf die Schale mit der Seele. Anstelle von Seth würde er Serapis Namen durchstreichen. Dann würde der Gott wieder auf Erden wandeln, und ihn reich belohnen. So dachte sich Chnum das zumindest.
 

„Seit ihr bereit?“, fragte Schakal seine besten Schüler. Diese waren sich

einig. Sie vertrauten Senshi. Er würde sie zum Sieg führen. Der Held versuchte klar zu denken, was sich jedoch nicht als einfach erwies. „Nehmt meine Hand.“, bat Senshi seine Freunde. Yen, Lin, Noah und Maat folgten und tauchten kurz darauf in helles Licht ein. „Viel Glück.“, wünschte ihnen der alte Lehrmeister. Er trat ins Freie und überbrachte den übrigen Schülern die Nachricht. Diese beteten für ihre alten und neuen Freunde. Yen schreckte zurück. „Wo sind wir?“, fragte er, als sich die riesige Festung vor ihm aufbaute. „Isna. So habe ich es wenigstens verstanden.“, erklärte Senshi. Seine Freunde blickten ihn fragend an. Er erzählte, dass Horus ihn in eine andere Welt gezogen hatte, und Serapis dort bereits auferstanden war. Den Teil, wo alle starben ließ er weg. Das hätte die Gruppe nur verunsichert. Während Noah und Lin ihrem Freund sofort glaubten, bezweifelten Yen und Maat das Phänomen. Sie hielten es lediglich für einen Traum. Senshi hatte viel durchmachen müssen, und war ohnmächtig geworden. Die ganzen Ereignisse der lezten Tage hatten sich überladen und einen konfusen Traum erzeugt. „Der Plan sieht so aus.“, spielte Yen den Anführer. „Senshi, du Noah und Lin seit unser Trumpf. Ihr müsst Nephthys aufhalten und das Buch in eure Hände bekommen. Maat und ich halten euch den Rücken frei und lenken Nephthys Wächterinen ab. Geht das klar?“, fragte er. Noah und Lin waren einverstanden. Nur Senshi antwortete nicht. Horus hatte ihm gesagt, dass er keine egoistischen Gefühle haben durfte. Er konnte nicht vermeiten an Nick zu denken, aber diesmal stand die ganze Menschheit auf dem Spiel. Während Yen und Maat die Aufmerksamkeit auf sich lenkten, schlichen sich Senshi, Noah und Lin zum Haupteingang hinein. „Das ist die Verräterin Maat.“, schrie eine der Wachen. Sie schienen sich nur auf die beiden zu konzentrieren. Yen grinste. So besaßen Senshi und die anderen eine gute Chance das Buch in ihren Besitz zu bringen. Die drei drangen in das Innere vor und ließen alles weitere einfach auf sich zukommen.
 

Kampf 1
 

Thot gegen Sokar

Runde 2
 

„Wie finden wir jetzt Nephthys?“, fragte Noah etwas aufgeregt. Senshi hatte bereits die Lösung auf dieses Problem. Er fand den Weg zum Thronraum spielend. „Ich war schonmal hier. In der anderen Welt.“, erklärte er hastig. Nun waren sich Noah und Lin sicher, dass Senshi das wirklich erlebt hatte. „Was ist den in dieser Parallelwelt sonst noch passiert? Ich hoffe, ich bin dort
 

alt und grau geworden.“, hakte er nach. Senshi beschloss diese Frage nicht zu

beantworten. Er war ein schlechter Lügner, also schwieg er. Das löste in

Noah jedoch nur noch mehr unbehagen aus. „Ich weiß nicht, wie es in einer anderen Welt für dich aussieht, aber hier wirst du nicht einmal die nächsten Minuten erleben.“, schrie eine Stimme. Das Echo hallte von den Wänden. „Woher kommt die?“, fragte Lin zögerlich. „Keine Ahnung, aber ich weiß von wem sie kommt.“, sprach Noah. Tatsächlich kam wenig später Alex die Treppe herunter, die zum Thronsaal führte. „Du wagst es hierher zu kommen? Das wird dein Untergang.“, versprach er und zückte seine Kralle. Senshi und Lin bereiteten sich vor, doch Noah hielt sie zurück. „Geht schon vor.“, meinte er zuversichtlich. Seine Freunde staunten. Sowas selbstloses hätten sie ihrem Freund gar nicht zugetraut. „Haltet Nephthys auf, ich kümmere mich um diesen armen, verwirrten Jungen.“, wollte Noah keine Zeit verlieren. Alex wurde wütend. Er ließ Senshi und Lin stehen und wollte sich sofort Noah vornehmen. Senshi blickte zurück, aber Lin zerrte ihn weiter. Gemeinsam stiegen sie die Treppe zum Thronsaal hinauf. „Kapier es endlich, Junge! Ich musste deinen Vater aufhalten. Er hat Baal und Seth gedient, und musste unschädlich gemacht werden.“, versuchte es Noah nochmal mit reden. Diese Taktik schien bei Alex jedoch nicht zu ziehen. Er griff an, und Noah beschwor seinen Stock. Er wehrte die Angriffe ab, doch etwas war anders. Letztes Mal war Alex nicht so stark gewesen. Hatte er damals vielleicht nicht seine ganze Kraft eingesetzt? Wenn dem so war, steckte Noah in Schwierigkeiten. Doch Alex grinste nur und entfernde sich wieder. Ergriff er etwa die Flucht? Nein, das konnte sich Noah nicht vorstellen. Nach wenigen Sekunden kehrte Alex zurück und hielt etwas in der Hand. Es war ein Kampfstock, ähnlich wie Noahs. „Lass den Blödsinn! Wir müssen reden.“, bestand Noah darauf. Alex ließ sich vom Mörder seines Vaters nichts sagen. „Wenn du mich besiegst, können wir reden.“, schlug er dem Jungen vor. Noah akzeptierte wider Willen. Er war im Vorteil, da er es bei Schakal mit Gegnern zu tun gehabt hatte, welche die selbe Waffe einsetzten wie er selbst. „Ich werde dich mit der Waffe vernichten, mit der du meinen Vater getötet hast.“, erklärte Alex. Ein wilder Kampf entbrannte und beide Jungen schenkten sich nichts. Für Noah ging es um viel, aber für Alex um noch mehr. Das dachte er zumindest. Ein letzter Rest von Sokar war in seinem Amulett geblieben. Dieser Rest manipulierte seinen Sohn, wo er nur konnte. Alex kämpfte nicht für seine Rache, sondern für die seines Vaters. Die Stöcke krachten nur so gegeneinander. „Hör mir zu. Dein Vater hat die Kräfte seines Amuletts missbraucht. Er hat sich Ruhm, Geld und Macht damit erschlichen. Er hat anderen viel Leid bescherrt. Er und Baal mussten vernichtet werden. Ich weiß du steckst voller Trauer. Ich habe auch viele Freunde verloren, einer ist durch diesen unnützen Krieg gestorben. Sein
 

Name war Nick, du erinnerst dich?“, forderte Noah sein Glück weiter heraus.

„Während du deine Energie mit reden verschwendest, kämpfe ich.“, fuhr ihn Alex an. Noah lächelte. „Heißt das, du hörst mir zu?“, fragte er gespannt. Alex wurde noch wütender. „Natürlich nicht. Mich interessieren deine Lügen nicht!“, erwiderte er und kämpfte weiter. Er schlug zu, und Noahs Stock erlitt einen Bruch. Der Junge benutzte sein Amulett, um seine Waffe zu regenerieren, doch Alex gönnte ihm keine Pause. „Denk doch einmal nach! Wie konnte dein Vater sich so eine Firma aufbauen?“, erwartete er Alex Antwort. Dieser hatte eine ganz einfache. „Er war ein großartiger Geschäftsmann.“, antwortete er, was Noah Hoffnung bereitete. Alex hörte ihm zu. „Meine Freunde und ich riskieren unser Leben, um Nephthys aufzuhalten. Sie will Seth bzw. Serapis erwecken, was wir verhindern wollen.“, erklärte Noah weiter, dass er zu den Guten gehörte. „Weil ihr dumm seit, das ist der Grund. Außerdem wollt ihr euren Kameraden retten.“, konterte er. Noah kam ins schwitzen. „Das stimmt, und weißt du wieso? Weil er mein Freund ist. Ich und meine Freunde sind die Guten, kapier das doch mal!“, versuchte Noah diese Tatsache in Alex Kopf zu hämmern. Der Junge hatte ein stichhaltiges Argument geliefert, an dem Alex zu knappern hatte. Zum ersten Mal dachte er darüber nach. Es gab tatsächlich ein paar Ungereimtheiten. War sein Vater vielleicht wirklich ein schlechter Mensch und missbrauchte die Magie? Benutzte er seinen Sohn, für seine eigene Rache? Wenn ja, was sollte Alex unternehmen? Plötzlich spürte er einen Stich. Er kam aus dem Amulett. Alex krümmte sich vor Schmerz. „Was soll das mein Sohn?“, fragte Sokar erzürnt. „Vater, hat der Junge Recht? Bitte sag es mir.“, flehte ihn Alex an. Für Noah sah das ganze aus, als würde sein Gegner Selbstgespräche führen. „Was ist mit dir?“, fragte er zögernd. Alex flehte ihn um Hilfe an. „Das Amulett! Mein Vater, er spricht zu mir. Er bereitet mir Schmerzen.“, erklärte der Junge. Noah verstand, wusste aber nicht, wie er Alex helfen sollte. „Wenn du es unbedingt wissen willst. Ja, ich war ein Mörder und ein Lügner. Ich habe Baal gedient. Aber das ist irrelewand. Ich bin dein Vater, und du musst meinen Tod rächen. Denk doch an die Dinge, die wir zusammen tun könnten! Alex, du bist mein Erbe. Gemeinsam sind wir unbesiegbar und holen uns alles, was wir wollen.“, schlug Sokar vor. Alex wehrte sich gegen ihn. „Du meinst, was du willst. Früher wollte ich immer nur dich, aber das hat sich geändert. Ich bin nicht länger deine Marionette. Ich werde Noah nichts antun. Er und seine Freunde riskieren ihr Leben, um andere zu beschützen, das will ich auch!“, trat er seinem Vater mutig entgegen. Dieser schien enttäuscht von ihm. Alex Amulett leuchtete und der Junge griff wieder nach seinem Stock. Er griff Noah an und dieser konnte sich nur schwach verteitigen. Alex taumelte wieder zurück. „Kämpf gegen ihn an!“, unterstützte Noah den Jungen. „Du
 

verrätst deinen eigenen Vater? Dann zahle auch dafür!“, warnte Sokar und

bereitete Alex noch mehr Schmerzen. Dieser wehrte sich und versuchte sich das Amulett abzureissen. Seine Hand bewegte sich jedoch keinen Zentimeter.

Noah wollte ihm helfen, doch als er das Amulett anfasste, spürte er etwas ähnliches wie einen Stromschlag. „Du musst es tun!“, drang er zu Alex vor. Er nahm die Hand des Jungen und führte sie zum Amulett. Gemeinsam nahmen sie es ab. Der magische Anhänger fiel zu Boden. Alex brauchte etwas, um sich wieder zu erholen. Dann griff er nach dem Amulett. „Es tut mir Leid.“, wandte er sich an Noah. Dieser konnte dem Jungen schnell verzeihen. „Schon gut.“, erwiderte er lediglich. Alex steckte das Amulett ein, wollte es aber nie mehr benutzen. „Schon gut? Ich habe dir und deinen Freunden Kummer bereitet. Ich möchte das wieder gutmachen!“, bestand er darauf zu helfen. Noah freute sich darüber. „Einverstanden. Es gibt noch einen schlimmeren Feind, als deinen Vater den wir besiegen müssen.“, erklärte er. Alex war einverstanden. Er wollte seinen neuen Freunden helfen, etwas Gutes zu tun.

Gewinner: Beide
 

Kampf 2
 

Sechmet gegen Nephthys
 

„Ich fühle mich nicht wohl dabei, Noah im Stich zu lassen.“, wollte Senshi schon zurückgehen. Lin schüttelte den Kopf. „Er hat das ganze letzte Jahr bei Meister Schakal trainiert. Er wird schon mit ihm fertig. Das muss er.“, drängte das Mädchen Senshi zum Weitergehen. Die beiden öffneten die Tür zum Thronsaal und waren äußerst vorsichtig. „Senshi.“, wurde der Name des Jungen gerufen. Nephthys saß auf ihrem Thron und starte die Eindringlinge an. „Wir sind gekommen, um dich zu besiegen, und das Buch der Toten zu holen.“, kündigte Lin an. Nephthys erhob sich aus ihrem Thron. Endlich ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich meine Rache erfüllt. Seht ihr diesen Gang dort?“, fragte die Königin und streckte ihre linke Hand aus. Tatsächlich befand sich neben dem Thronsaal ein breiter Gang, der in ein Zimmer führte. „Dort befindet sich das Buch. Aber vorher müsst ihr mich besiegen. Senshi, ich werde dich in der Luft zerreissen.“, drohte sie. Lin hatte eine andere Idee. „Senshi, wir dürfen keine Zeit verlieren. Ich kümmere mich um Nephthys, und du holst dir das Buch. Sollte ich versagen, bist du an der Reihe.“, erklärte sie ihren Plan. Senshi zögerte noch. „Nein! Ich werde den Jungen vernichten. Du interessierst mich nicht, Kleine!“, fuhr Nephthys Lin an. Diese schupste Senshi an, damit dieser in den Gang marschierte. Nephthys ließ wieder ihr
 

Schwert aus ihrem Arm schiessen. „Wenn du Senshi willst, musst du erst an

mir vorbei.“, warnte Lin. Widerwillig akzeptierte die Königin. Senshi war inzwischen in den Gang gelaufen. Am Ende entdeckte er eine Tür, hinter der sich das Buch befinden musste. Es war Nephthys wertvollster Schatz, und sie würde es nicht zulassen, dass er geraubt wurde. Lin ließ ihr zweischneidiges Schwert erscheinen und lieferte sich mit ihrer Gegnerin ein Gefecht. Die Möglichkeit Nephthys ihr Schwert aus der Hand zu schlagen, fiel aus. „Ich werde nicht zulassen, dass ihr das Buch stehlt. Ich brauche Seth!“, verriet sie. Lin griff wieder an, doch Nephthys war stark. „Schakal hat mir alles erzählt. Es sind nicht deine Gedanken und Gefühle. Die Göttin Nephthys hat sie in ihrem Amulett versiegelt. Alles an was du glaubst, ist eine Illusion.“, wollte Lin ihr Klarheit verschaffen. Nephthys wurde sauer. „Du wagst es?“, fragte sie erzürnt und ließ Lin keine freie Minute. „Meine Gefühle sind real. Vorallem die Rache, die ich verspüre. Willst du etwa behaupten, Senshi und seine Kameraden hätten Seth nicht vernichtet?“, fragte sie weiter. Lin musste leider bejahen. „Doch, weil es getan werden musste. Aber deine Trauer ist ebenfalls eine Illusion. Dem Menschen, hinter dem Amulett würde dieses Ereignis nichts ausmachen.“, sprach Lin. „Lüge!“, wollte es Nephthys einfach nicht wahrhaben und griff wieder an. Lin beschloss ihre ganze Kraft zu benutzen, um Nephthys zur Vernunft zu bringen. Sie drängte die dunkle Königin zurück, bis diese an der Wand anstieß. „Du bist stark, aber nicht stark genug. Ich bin die Königin Nephthys! Ich werde nicht so einfach besiegt.“, warf sie ein. Lin führte jeden Schlag präzise aus und bewies Mut. Sie konzentrierte sich auf ihr Schwert und schlug Nephthys Waffe in entzwei. Das eine Stück fiel zu Boden. Die Königin ließ sich jedoch nicht unterkriegen. Sofort wuchs es wieder nach. Doch sie machte einen Fehler. Sie sparte sich ihre Kraft für Senshi auf, da sie nicht soviel an Lin verschwenden wollte. Diese Strategie musste sie nun ändern. Lin war wirklich stark, und würde sie vielleicht besiegen, wenn sie nicht volle Kraft einsetzte. Lin war baff über Nephthys plötzliche Stärke. Doch dann erinnerte sie sich an ein paar Worte, die ihr Schakal einmal gesagt hatte. „Die Stärke deines Gegners ist sogleich auch seine größte Schwäche. Nutze seine Stärke und wende sie gegen ihn.“ Lin wusste noch nicht, wie sie das anstellen sollte, aber sie musste einen Weg finden. Nephthys schlug wieder zu, und Lin konnte ihr Schwert bald nicht mehr halten. Nun entschloss sich die Königin ihre ganze Kaft in einen letzten Angriff umzuleiten. Sie griff an und zerschlug Lins Schwert. Das Mädchen musste die Chance nutzen. Sie verzichtete auf ihre Waffe, und benutzte die guten, alten Kampftechniken. Sie führte einen Tritt aus, mit dem Nephthys nicht gerechnet hatte. Zum ersten Mal, benutzte sie ihr Amulett beim Karatte. Sie staunte selbst über ihre großen Kräfte. Sie vollzog einen Schlag, und Nephthys krachte gegen die
 

Wand. Die Königin wollte aufstehen, doch sie hatte keine Kraft mehr. Sie

wurde ohnmächtig. „Seth.“, flüsterte sie noch. Lin nahm ihr sofort ihr Amulett ab. Das Mächen hoffte, die arme Frau würde dadurch wieder normal. Lin war stolz auf sich und dachte sofort an Senshi. Sie musste ihrem Freund beistehen.

Gewinner: Sechmet
 

Kampf 3
 

Horus gegen Serapis
 

Serapis wusste nicht, was nach seinem Ritual passieren würde. Er hatte zwei Dutzend seiner Freunde auserwählt. Anfangs musste er ihnen bestimmt helfen, da es sich nicht einfach war ein Gott zu sein. Nach der Zeremonie fühlte sich Serapis etwas schwach. Er hatte sowas noch nie gemacht, und hoffte richtig gehandelt zu haben. Sein Herz war rein, und in seinen Gedanken herrschte Klarheit. Plötzlich stürtzte Heket zu Boden. Sie konnte sich zwar abstützen, aber etwas war nicht in Ordnung. Serapis stürtzte zu ihr, um ihr zu helfen. „Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“, machte er sich Sorgen um seine Freundin. Heket rappelte sich wieder auf und tastete sich ab. Keine Schramme oder Wunde. „Ich fühle mich irgendwie anders.“, erklärte sie unverständlich. „Stärker oder schwächer?“, wollte es Serapis genau wissen. Heket betrachtete ihre Hände. „Ich bin nicht sicher. War das Ritual erfolgreich? Bin ich nun eine Göttin?“, wartete sie sehnsüchtig auf eine Antwort. Serapis blickte sie an. „Ich bin mir nicht sicher. Sei aber nicht enttäuscht, wenn es nicht so ist.“, wollte er Heket beruhigen. Er mochte die junge Frau sehr, und würde es sich nie verzeihen, wenn ihr etwas geschah. Diese presste die Lippen zusammen. „Ich weiß schon. Ein Gott zu sein, ist nicht alles. Aber so wie du den anderen immer hilfst, das will ich auch. Und die anderen ebenfalls. Alle wollen ihren Teil beitragen.“, erzählte sie ihrem Freund. Serapis nickte. „Gut, sehen wir erst nach den anderen.“, schlug er vor. Der Rest der neuen Götter befand sich noch in ihren Häusern. Während Hekte sie rief, sah Serapis persönlich nach. Er wollte sichergehen, dass niemand der anderen einem Schwächeanfall erlitt. Doch seine Sorge war unbegründet. Bald kamen alle Einwohner des Dorfes aus ihren Häusern. „Reret, deine Stirn!“, rief einer von ihnen. Er machte eine Frau auf etwas aufmerksam. Diese befühlte ihre Stirn. „Was ist das?“, fragte sie etwas ängstlich. Serapis versuchte sie zu beruhigen. „Das ist das Zeichen dafür,

dass mein Ritual gelungen ist.“, berichtete er freutig. Auch die anderen

betasteten ihre Stirn. Alle besaßen ein eigenes Zeichen. Tjenenet, Behedeti, Mafdet, Inmutef, Apedemak, Quadschu, alle waren nun Götter. Bei Heket dauerte es jedoch, bis auch auf ihrer Stirn ein eigenartiges Sympol erschien. „Ich spüre, dass ich kräftiger geworden bin!“, rief einer der Leute. Er konzentrierte sich beiläufig auf den Sand, unter seinen Füßen, welcher sofort vom Wind verweht wurde. „Wie hast du das angestellt, Soped?“, fragte einer seiner Freunde. Doch Soped hatte keine Ahnung. Serapis wollte seinen Freunden alles erklären. „Ab jetzt müsst ihr sehr vorsichtig sein. Ihr habt große Kräfte erhalten, die ihr gewissenhaft einsetzen müsst.“, bot er sich als Lehrer an. „Ich…ich spüre den Himmel.“, sagte nun einer. „Hauron, fühlst du dich gut?“, fragte Soped nach. Dieser nickte freutig. „Ja. Serapis, ich werde diese Kraft in Ehren halten.“, versprach der Gott. So kam es, dass Serapis seinen Schülern alles beibrachte, was sie wissen mussten. Viele von ihnen halfen ihren Mitmenschen, doch einige nur sich selbst. Als diese Gruppe auch noch anfing, den Menschen Befehle zu erteilen, schaltete sich Serapis ein. Serapis selbst wurde in den göttlichen Sphären geboren, wo sich nun auch die übrigen Götter aufhielten. Der Gott, den die Menschen am meisten Beachtung schenkten, war Ra. Serapis suchte ihn auf, um ihn zur Rede zu stellen. Zu seiner Überraschung war er nicht allein. „Asch? Seth? Ich hatte nicht erwartet euch hier anzutreffen.“, meinte er. Die beiden Götter erklärten ihm, dass es gut sei, dass er gekommen war. Sie wollten nämlich noch einiges mit ihm bereden. Plötzlich stieß Heket zu der Gruppe. „Heket, du auch hier?“, fragte der erste Gott erstaunt. Heket überlegte schon, ob sie Serapis warnen sollte, ließ es aber bleiben. Dieser wusste ohnehin, dass etwas nicht stimmte. „Was ist hier los?“, fragte er verwirrt. Ra beschloss ihm alles zu verraten. „Deine Hilfsbereitschaft gegenüber den Menschen ist ja sehr nobel, aber auch ziemlich veraltet. Die Menschen sollen uns dienen, das ist ihre einzige Aufgabe.“, sprach er. Serapis konnte dem Sonnengott nicht glauben. „Was? Seit ihr von Sinnen? Ihr seit doch selbst Menschen!“, erinnerte er. Ra, Seth und Asch schienen sehr verärgert über dieses Kommentar zu sein. „Wir waren es! Aber nun sind wir Götter und besitzen Macht. Die Menschen sollen zu uns beten und uns verehren.“, war Aschs Meinung. Serapis konnte nur den Kopf schütteln. „Du hast die Wahl. Schließt du dich uns an?“, fragte Ra erwartend. Serapis zog seine Nase hoch. „Ich hätte euch niemals zu Göttern erheben sollen.“, bereute er seinen Fehler. Ra, Asch und Seth verstanden. Serapis zwang sie dazu. Sie schritten auf ihn zu und zogen ihre Waffen. Ihr Schöpfer verstand gar nichts mehr. Er sah zu Heket, doch diese drehte ihren Kopf zur Seite. Seth, Ra und Asch dankten es ihrem Schöpfer, indem sie ihn vernichteten. Serapis Seele fuhr in die Unterwelt hinab, um dort zu ruhen. Bis heute…
 

Eine unheimliche Kälte stieg auf, als Senshi den Raum betrat. „Hallo? Ist hier

jemand?“, fragte er aus Sicherheitsgründen. Er hatte nicht erwartet, eine
 

Antwort zu hören, was aber der Fall war. „Der berühmte Senshi.“, erklang eine Stimme. Der Raum war sehr dunkel und Senshi konnte ihren Besitzer nicht ausfindig machen. Dann kam ihm eine einfache Idee. Er tastete sich an

der Mauer entlang und fand tatsächlich einen Lichtschalter. Sofort wurde der Raum hell erleuchtet. Er war größer, als er von außen ausgesehen hatte. Senshi schritt voran, sah aber keine einzige Person. Hatte er sich die Stimme

nur eingebildet? Es musste so sein. Der Junge war einfach zu aufgeregt. Lin war mit Nephthys beschäftigt, also wer sollte hier auf ihn warten? Dann sah Senshi das Buch. Es besaß einen schwarzen Umschlag und ein dickes Schloss. Kein Zweifel, es handelte sich um das Buch der Toten. Senshi stürmte zu ihm, um das zu erletigen, was er sich vorgenommen hatte. Er holte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und steckte ihn in das Schloss. Dieses war bereits sehr alt und rostig. Senshi musste sich richtig anstrengen, um es aufzubekommen. Er schlug es in der Mitte auf und eine Wolke Staub flog ihm entgegen. Der Junge hustete und versuchte sich wieder zu orientieren. Er entdeckte Hieroglyphen, welchem einem normalen Menschen kaum weiterhalfen. Doch durch Horus konnte er sie entziffern, was sein Glück war. Er las viele ägyptische Namen, aber auch welche aus neuerer Zeit. Musste er etwa das ganze Buch nach Nick durchforsten? Nein, es musste eine andere Möglichkeit geben. Die rettende Idee kam auch. Nick war erst vor kurzem gestorben, also musste der Eintrag im Buch noch neu sein. Das hieß, es war einer der letzten Namen. Senshi blätterte ganz nach hinten und suchte die letzte leere Seite. Er entdeckte einige Namen, unter anderem auch Nicks. Wenn er seinen Namen durchstrich, war die Mission erfüllt. Doch ausgerechnet jetzt, fiel ihm ein, dass er keinen Stift besaß. Er hätte sich ohrfeigen können. Er suchte den Tisch ab, fand aber nichts. Nur eine Schale mit einem merkwürdigen Inhalt. Dann geschah alles sehr schnell. Ein harter Schlag von Rechts traf ihn, und der Junge polterte zu Boden. Er war so perplex, dass er nicht bemerkte, wie sich jemand an dem Buch zu schaffen machte. Dieser jemand schlug die erste Seite auf und zog einen Stift aus seiner Hosentasche. Er strich den ersten Namen im Buch durch. Es war der von Serapis. Senshi rappelte sich wieder auf, und blickte seinen Angreifer verdutzt an. „Wer bist du?“, wollte er wissen. Chnum lächelte ihm glücklich entgegen. „Mein Name ist Chnum, aber das ist irrelewand. Ich diene dem großen Serapis, und habe ihn gerade wieder zum Leben erweckt!“, erklärte er. Senshi zuckte. „Was? Du hast seinen Namen durchgestrichen?“, sah er das Unglück bereits kommen. Chnum begann zu lachen. „Ja, ich war

erfolgreich. Ich habe lange gewartet. Um an die Ressourcen zu kommen, habe ich Nephthys erzählt, Seth würde in dieser Seelenschale schlummern.“, verriet er ihm seine letzten Geheimnisse. Senshi wandte sich dem Tisch zu

und entdeckte wieder die Schale. Die Flüssigkeit darin schien sich tatsächlich
 

zu verändern. Sie blubberte und brodelte wie ein Geysir. Serapis Seele schien

tatsächlich in diesem kleinen Behälter zu stecken. Chnum hatte den Gott befreit, und Senshi sah schwarz. Wenn Serapis wirklich zurückkehrte, mussten er und Horus ihr bestes geben.

„Lin!“, hörte das Mädchen ihren Namen. Sie drehte sich um und entdeckte Noah, Yen, Alex und Maat. Die drei erblickten sofort Nephthys. „Cool, du hast sie besiegt.“, gratulierte Yen. Noah fiel auf, dass Senshi nicht im Raum war. „Wo ist…“, begann er zu fragen. Lin zeigte betrübt auf den Gang. „Er will sich das Buch der Toten holen. Hoffentlich passiert ihm nichts.“, sorgte sie sich. „Dann werden wir ihn eben unterstützen.“, meinte Noah locker. Seine Freunde gaben ihm Recht. Sie mussten ihrem Kumpel in seinem bisher schwersten Kampf beistehen.
 

Senshi kam die Schale wie ein Vulkan vor. Eine große Blase bildete sich und platzte daraufhin wieder. Plötzlich bekam die Schale Risse. Es knirschte und das Behältnis zerbrach. Die Flüssigkeit breitete sich über den Tisch aus und floss über den Rand, auf den Boden. Chnum verfolgte das Spektabel mit einem Grinsen. Die Flüssigkeit schien sich zu vermehren. Senshi fragte Horus, was nun zu tun sei, doch dieser hatte auch keine Antwort parat. Das gruselige Schauspiel setzte sich fort, und etwas schien aus der Flüssigkeit zu kommen. Senshi erschrak, als er erkannte, dass es sich um Finger handelte. Doch das war erst der Anfang. Bald hatte sich eine ganze Hand gebildet, und dazu der passende Arm. Er wurde immer länger, und bald sah es so aus, als streckte sich Senshi die Hand entgegen. „Ekelig.“, war alles, was der Junge herausbrachte. Ein zweiter Arm schoss aus der Brühe, und dann schließlich der Rest. Ein Kopf, welcher vollkommen von der Lauge bedeckt war, bildete sich. Bald hatte die Gestalt auch einen Oberkörper, und es dauerte nicht lange, bis sich das Wesen ganz erhob. Die Flüssigkeit floss an ihm herunter und gab sein Gesicht preis. Es war Senshis. Dieser war nicht sonderlich überrascht. In der anderen Realität, war es genauso. „Du bist also Senshi.“, sprach Serapis. Der Junge sah sich um. „Ähhmmm, nein. Ich bin sein Zwillingsbruder. Achnein, das bist ja du.“, versuchte er zu scherzen. Serapis lächelte ihm entschlossen entgegen. „Soll ich dir verraten, warum ich so aussehe, wie du?“, schien er sehr von sich eingenommen zu sein. Senshi schüttelte den Kopf. „Nein, das hast du schon, du erinnerst dich nur nicht mehr. Jetzt kämpfen wir.“, entgegnete er und rief sein Schwert. Serapis

spielte mit und erzeugte ebenfalls ein Schwert, welches Senshis sehr ähnelte. „Gebieter, ich bin überzeugt davon, dass ihr diesen Nichtsnutz beseitigt.“, wagte es Chnum nun zu sprechen. Serapis hatte ihn bisher kaum beachtet.

„Du bist es also, der mich aus meinem Gefängnis befreit hat.“, dankte er seinem Diener. Chnum wollte sich verneigen, doch Serapis nahm sein

Schwert und stieß es ihm in die Brust. Chnum war ganz perplex und konnte nichts sagen. Die Schmerzen durchströmten ihn. „Du bist der erste, den ich auslösche. Dann werden deine Sgleichen folgen. Ich werde meinen Fehler wiedergutmachen, und euch gegen eine bessere und klügere Spezies ersetzen.“, erklärte der Gott. Dann nahm er Chnums Amulett und zertrümmerte es. „Senshi, Serapis ist enorm stark. Wir werden vielleicht nicht gewinnen können.“, führte ihm Horus vor Augen. Doch Senshi wollte

bis zuletzt kämpfen. Er musste verhindern, dass sich die Geschichte der anderen Realität wiederholte. Er griff an, und Serapis blockte ab. „Horus, du warst wahrscheinlich der einzige, der nicht größenwahnsinnig wurde. Es tut mir Leid, aber selbst bei dir, kann ich keine Ausnahme machen.“, entschuldigte er sich. Er streckte Senshi seine Handfläche entgegen und stieß ihn damit zurück. Der Junge prallte gegen die Wand. „Vergiss es, ich gebe nicht auf. Ich werde nicht zulassen, dass du alles und jeden vernichtest.“, riss sich Senshi zusammen und blickte Serapis in die Augen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und jemand stürmte herein. „Senshi!“, rief Noah aufgeregt. „Das ist gerade etwas ungünstig.“, wandte sich dieser seinen Freunden zu. Noah, Lin, Yen und Maat betraten den Raum. Selbst Alex hatte sich ihnen angeschlossen Er wollte einiges wiedergutmachen. Als er Serapis entdeckte, stutzte er. „Vater?“, fragte er verwirrt. Serapis lächelte ihn an. Senshi verstand die Situation nicht. „Ich wollte es dir ja sagen. Jeder sieht mich in einer anderen Gestalt. Und zwar in der, seines schlimmsten Feindes.“, erklärte er allen Anwesenden. Senshi verstand trotzdem noch nicht. War er selbst sein größter Feind? Oder gab es einen Teil an ihm, vor dem sich der Junge fürchtete? Alex zog sein Amulett aus der Hosentasche. Er wollte es nicht einsetzen, aber wenn Serapis ernst machte, hatte er keine andere Wahl. Auch Noah, Lin und Maat wollten ihre Amulette aktivieren. Serapis entging das nicht, und er begann zu lachen. Er brauchte nur die Hand zu heben, und Noahs, Lins, Maats und auch Alex Amulett zerbrachen in viele, kleine Stücke. Zuerst waren die Kämpfer vor Schreck erstarrt. Serapis war tatsächlich die Macht an sich. „Ohne unsere Amulette können wir nicht mehr kämpfen.“, rief Noah nun mehr als verängstigt. „Dann zieht euch zurück.“, befahl Senshi mit scharfer Stimme. Er griff wieder an, was Serapis erzürnte. Er nahm sein Schwert und zerschlug das von Senshi, vor dessen Nase. Ein weiterer Schlag genügte, um den Jungen niederzustrecken. Senshi hatte all seine Kraft verloren, und fühlte sich schwach. Nun wollte sich Serapis um seine Freunde kümmern. Diese begannen unruhig zu zittern. „Wir werden im Kampf untergehen.“, beschloss Yen gleich für alle. Plötzlich fiel Noah etwas ins Auge. Senshi benutzte seine letzte Kraft, um sich aufzurappeln. „He,

warst du nichtmal einer von den Guten?“, fragte Noah Serapis. Dieser schien nicht darauf anzuspringen. „Ja, aber jetzt bin ich der Teufel.“, grinste er den Jungen an. Serapis tat genau das, was Noah wollte. Er schaffte es den Gott in ein kurzes Gespräch zu vertiefen, um ihn abzulenken. Senshi wusste, dass es

nur noch eine einzige Möglichkeit gab, Serapis unschädlich zu machen. Seine Gedanken waren klar, und seine Absichten auch. Er schaffte es wieder auf die Beine zu kommen. Er wusste, dass er zu schwach war und keinen Gott besiegen konnte. Diesen Kampf musste er jemand anderem überlassen. Kraftlos torkelte er zum Buch der Toten. Er begann es aufzuschlagen, was

aber ein Geräusch verursachte. Serapis drehte sich blitzschnell um, und wollte zu dem Jungen. Doch Noah stürtzte sich auf ihn. Genervt versuchte der Gott den Jungen abzuschütteln. Doch nun agierten auch die übrigen. Sie ließen Serapis keinen Bewegungsspielraum. „Beeil dich, Senshi!“, rief ihm Lin zu. Dieser griff nach dem Stift, mit dem auch schon Chnum einen Namen durchgestrichen hatte. Es dauerte etwas, bis er den richtigen Namen fand. Serapis hatte sich inzwischen losgerissen. Er stürmte auf Senshi zu, doch es war zu spät. Der Junge hatte Horus Namen durchgestrichen und das Buch begann zu leuchten. Serapis biss die Zähne zusammen, da er wusste, was gleich geschah. Ein helles, goldenes Licht erfüllte den Raum. „Horus, ich habe dir dein Leben zurückgegeben.“, meinte Senshi schwach. Horus Seele befand sich nicht mehr in seinem Körper, und der Junge fiel auf die Knie. Es war ihm gelungen, auch Horus wieder zu erwecken. Er sah den Gott aber nur verschwommen. Er sah genauso aus wie in seiner Vision, die er damals von Osiris bekommen hatte. „Serapis, die Menschen sind nicht verantwortlich für dein Leid. Da du das nicht einsehen kannst, wirst du es mit Gewalt lernen müssen.“, sprach Horus zu dem Teufel. Serapis wurde wütend. „Du kannst mich nicht vernichten. Ich habe dich erschaffen!“, brüllte er ihn an. Horus nickte. „Das kann ich nicht. Jedenfalls nicht allein. Doch wenn ein Gott und ein Mensch sich vereinigen, wird eine neue Kraft geboren.“, sprach er in Rätseln und streckte seine Hand nach Senshi aus. Dieser rappelte sich mühevoll wieder auf und ergriff sie. Horus und Senshi verschmolzen, wie damals vor vielen Jahrtausenden. Im Kopf des Jungen herrschte absolute Klarheit. Diesmal war Horus lebendig, und eine neue Kraft war geboren. Seine Freunde feuerten ihn an. Serapis konnte sich das nicht gefallen lassen und wollte den Gott vernichten. Doch Horus hielt ihn auf. Plötzlich begannen ihm goldene Flügel zu wachsen. „Der Gott, der zum Teufel wurde wird sich erheben. Doch ein junger und mutiger Held wird sich ihm entgegenstellen. Ein Kampf zwischen Licht und Finsternis entbrennt, und das Licht befreit die Finsternis.“, sagte Horus den uralten Reim auf. Die Federn trennten sich von seinen Flügeln, und flogen auf Serapis zu. Dieser war bald völlig von ihnen bedeckt. Sein Körper verschwand wieder und nur seine Seelenkugel blieb

übrig. Sie war pechschwarz, doch eine weitere Feder berührte sie, und sie

verfärbte sich golden. „Deine Seele war von Hass zerfressen, doch

Meschenet gibt dir eine neue Chance. Nun wirst du wiedergeboren, Serapis.“, verhalf Horus seinem Schöpfer zu einem neuen Leben. Dann verschwand auch Horus und der geschwächte Senshi fiel zu Boden. Seine Freunde stürmten sofort zum ihm, um ihm zu helfen. „Lasst uns hier verschwinden.“, schlug Lin vor. Noah zögerte noch. Ihm war das Buch der Toten ins Auge gefallen.
 

Senshi erwachte nur sehr stetig aus seinem langen Schlaf. „Langschläfer.

Aber du hast es dir verdient.“, begrüßte ihn Nick ohne weiteres. Senshis Müdigkeit war wie weggeblasen. „Nick, du lebst?“, fragte er überrascht. Der Junge nickte. „Ja, ich meine es geht mir schon auf die Nerven ständig abzukratzen, aber dank unserer Brillenschlange lebe ich wieder. Und natürlich dank dir.“, streckte er Senshi die Hand aus. Dieser ergriff sie freutig. Nachdem Nick wiederbelebt wurde, hatten Senshis Freunde den Helden zurück zu Schakal gebracht. Nach Senshis Genesung gab Schakal ein großes Fest. Senshi wurde zirka zwangzigmal die Hand geschüttelt. Nur Lin hielt nicht viel von solchen Partys. „Wahrscheinlich, hast du es dir schon gedacht, aber ich werde sie begleiten.“, verriet sie Schakal, dass sie mit ihren neuen Freunden gehen wollte. Sie und Schakal saßen auf der Veranda des Haupttempels. „Es wurde auch Zeit, dass du endlich deiner eigenen Wege gehst. Aber besuch uns mal wieder. Und schreib mir E-mails.“, überredete der Meister seine Schülerin. „E-mails?“, fragte diese ungläubig. Schakal grinste. „Ja, ich habe mir einen Computer gekauft. Allderings weiß ich nicht, wie man ihn einschaltet. Auf der Tastatur sind eine Unmenge von Knöpfen.“, erzählte er. Lin musste lachen. Sie würde den schrulligen, alten Mann vermissen. Vor ihrer Abreise überließen die Helden Schakal noch das Buch der Toten. Schakal versprach, es gut in den Bergen zu verstecken. Selbst Run, Han und Jiang waren gekommen, um sich zu verabschieden. Alex hatte beschlossen im Tempel zu bleiben. Er konnte hier noch eine Menge lernen. „Noah, kommst du nicht?“, fragte Senshi seinen Kumpel. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, ich bleibe noch etwas. Aber keine Angst, ihr seht mich bald wieder.“, versprach er. So bestand die Gruppe nur noch aus Senshi, Nick und Lin. Die drei sahen noch lange zu den Tempeln zurück, bevor sie sie aus den Augen verloren. „Also gut, was kann man bei euch so anstellen?“, erkundigte sich Lin. Nick konnte ihr eine ganze Palette von möglichen Aktivitäten nennen. Senshi war etwas zurückgefallen. Er sah zum Himmel und zu Horus. „Senshi, mach es gut. Ich werde immer über dich Wachen.“, versprach der Gott. „Danke, alter Freund. Du hast mir die Entscheidung abgenommen. Ich bin jetzt wieder ein ganz normaler Junge, der nicht kämpfen muss und mit seinen Freunden rumhängen kann. Ich werde dich nie vergessen.“, antwortete der Junge. Doch es sollte anders kommen…

3 W o c h e n s p ä t e r
 

Müde und verschlafen drückte Senshi seinen Wecker. Es waren noch immer Ferien, und der Junge konnte nicht verstehen, warum er gestern Abend dieses laute Ding eingeschaltet hatte. „Das warst nicht du.”, flüsterte ihm eine bekannte Stimme ins Ohr. Senshi war gleich klar, dass er das nicht geträumt hatte. „Du wärst nicht einmal aufgewacht, wenn ein Sandsturm über dich hergezogen wäre.“, wünschte ihm Horus einen schönen Morgen. Senshi seufzte. „Wehe du hast keinen guten Grund, mich so früh zu wecken.“, warnte er seinen göttlichen Freund. Den hatte Horus aber. „Ich habe leider schlechte Nachrichten. Der böse Gott Sepa ist aus seinem langen Schlaf erwacht und bedroht diese Welt. Ich brauche dich, Senshi!“, bat er den Jungen um Hilfe. Dieser atmete tief durch. „Ohne mich bist du wirklich verloren. Gut, ich werde wieder mit dir kämpfen, alter Freund. Auf zu neuen Abenteuern!“

4

Colin
 

Ungeduldig marschierte der werdende Vater den Gang auf und ab. Erst als er zum siebenden Mal an dem Kaffeeautomaten vorbeikam, beschloss er sich einen zu genehmigen. Er kramte in seiner Hosentasche und holte ein Geldstück heraus. Er wollte es in den Schlitz stecken, doch seine Hände zitternden ungemein. Also ließ er es fallen, und die Münze rutschte unter den Automaten. Der Vater fluchte und holte tief Luft. Sein Herz schlug rasend schnell. Er fühlte sich an seinen ersten Schultag zurückversetzt. Er konnte seine Gedanken kaum noch ordnen. Er kniete sich hin und griff unter den Automaten. Er holte sich seine Münze wieder zurück und benutzte sie. Doch das nächste Unglück ließ nicht auf sich warten. Er hatte vollkommen vergessen, einen Becher unterzustellen. So ran der Kaffee unweigerlich auf den Boden. Heute war eindeutig ein Unglückstag. Der Mann hoffte sehr, dass sich dies nicht auf seine Frau auswirken würde. Er suchte nach etwas zum Aufwischen, fand aber nichts. Dann betrat eine Schwester den Raum. Sie sah das Chaos und blickte den übernervösen Mann an. „Ahhmmm..... wie ich sehe warten Sie bereits lange. Ihre Frau erwartet Sie dann.“, erklärte die Schwester und versprach dem Vater, sich um den Patzer zu kümmern. „Wie geht es ihr? Und dem Baby?“, fragte er stotternd. Die Schwester lächelte und zeigte auf die Tür, am Ende des Ganges. „Sehen Sie doch selbst nach.“, drängte sie freundlich. Der Vater stürmte los und hatte die Tür fest im Auge. Er wollte sich nun auf keinen Fall verlaufen. Er öffnete die Tür und stolperte in dne Raum. Fast hätte er einen der Ärzte umgerannt. „Schatz.“, erklang bereits die Stimme seiner Frau. Der Vater begab sich sofort zu ihrem Bett und fragte nach, wie es ihr ging. Die Mutter streichelte ihrem Mann über die Wange, und lenkte seine Aufmerksamkeit dann auf das Neugeborene. „Es ist vollkommen gesund.“, entgegnete der Arzt, dem die Nervosität des Vaters nicht entgangen war. „Um ehrlich zu sein, ist das sogar das gesündeste Kind, das ich je gesehen habe, und das ist kein Ärztespruch oder sowas.“, fügte er noch hinzu. „Dann stimmt mit ihm vielleicht doch etwas nicht.“, kam es dem Vater in den Sinn. Seine Frau zwickte ihn, da sie glaubte ihren Mann so wieder ruhig zu bekommen. „Jetzt lass es gut sein und freu dich. Komm, nimm ihn in den Arm. Es ist ein Junge.“, flüsterte sie ihm zu. Der Vater schluckte und griff vorsichtig nach seinem Sohn. Er nahm ihn behutsam in den Arm und schaukelte ihn leicht. „Tut mir Leid, wenn ich das frage, aber haben Sie bereits einen Namen für den kleinen?“, versuchte der behandeltende Arzt zu fragen. Der Vater sah ihn glücklich an. „Wir wollten uns überraschen lassen, ob wie einen Jungen oder ein Mädchen bekommen.

Zweiteres fällt ja weg, weswegen wir den Namen nehmen, welchen wir uns für einen Jungen ausgesucht haben. Er heißt Colin.“, antwortete er dem Arzt. Es war ihm anzusehen, wie glücklich er war. „Herr Doktor, wann dürfen wir ihn mitnehmen.“, fragte die Mutter nun. Der Arzt lächelte, da er diese Frage schon oft gehört hatte. „Jetzt ist erstmal wichtig, dass Sie beide sich ausruhen.“, erklärte er. In diesem Augenblick begann das Baby zu schreien. „Das ist ganz normal.“, erklärte der Arzt schnell, da er den Vater für übervorsichtig hielt. „Ich glaube Sie haben Recht. Der kleine Colin ist ein richtiger Kraftprotz. Der wird später mal ein berühmter Fussballstar.“, meinte der Vater. Seine Frau sah ihn böse an. „Vergiss es, in dem Kleinen steckt viel mehr Potential. Das… habe ich gespürt.“, meinte sie. Ihr Mann wusste zwar nicht, was sie damit meinte, doch er war glücklich über den Familienzuwachs. Zwei Tage dauerte es noch, bis Colin in sein neues Zuhause eingeführt wurde. Der Vater hatte sogar einen Kindersitz gekauft, obwohl die Mutter dies über verfrüht hielt. Sie hatte den Jungen die ganze Zeit an sich gedrückt. Der Vater öffnete die Tür zum Beifahrersitz und die stieg aus. Er war ganz der Gentleman und war sehr über das Wohl der Mutter und dem des Kindes besorgt. Er hatte den ganzen letzten Monat am Kinderzimmer gearbeitet. Die Mutter legte Colin in die Wiege und begann sie zu schaukeln. „Du bist sicher hungrig. Im Kühlschrank steht noch eine ganze Menge. Ich konnte in den letzten Tagen nichts runterbekommen.“, sprach ihr Mann. Doch die Mutter konnte sich nicht von ihrem Colin trennen. Ihr Mann grinste und beschloss seiner Frau etwas zu holen. Die Mutter beschlos ein Stofftier zu suchen, das sie Colin in die Wiege legen konnte. Sie hatte sich gerade umgedreht, als sie etwas hörte. „Mam…“, erklang es plötzlich. Die Mutter erschrak und drehte sich um. Sie sah Colin ungläubig an. Der Vater kam zurück und wollte seiner Frau einen Toast überreichen. Dann sah er jedoch ihre Gesichtsfarbe. Er blickte schnell zu Colin, doch mit ihm schien alles in Ordnung zu sein. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er besorgt. Seine Frau zögerte mit der Antwort. „Er... hat gerade Mama gesagt.“, stotterte sie. Ihr Mann sah sie amüsiert an. „Ich fürchte bis er sprechen kann, wird es noch etwas dauern.“, meinte er. „Nein! Ich habe es eindeutig gehört.“, beharrte die Mutter. Ihr Mann glaubte ihr natürlich kein Wort. „Er ist gerade einmal zwei Tage alt. Du hast dich verhört. Oder es ist die Hormonumstellung, oder solches Mutterzeugs.“, schien er eine Palette von Erklärungen parat zu haben. Die Mutter wusste jedoch, dass sie sich nicht irrte. Konnte es tatsächlich der Stress sein? Als der kleine Colin die nächsten zwei Stunden kein Wort mehr herausbrachte, tat die Mutter die Sache ab. Am nächsten Tag nahm sich der Vater frei, um für seine Familie da zu sein. Er trug Colin im ganzen Haus herum, um ihn sein zukünftiges Zuhause näherzubringen. Sie gingen auch an die frische Luft. Die Mutter

stutzte ihren Mann daraufhin zurecht. „Colin ist noch zu jung. Du könntest ihn irgendwelchen Bakterien oder sowas aussetzen.“, erinnerte sie ihn. Der Vater verrollte die Augen. „Übertreib nicht. Der Arzt hat selbst gesagt, dass wir den gesündesten Jungen der Welt haben.“ Trotzdem nahm die Mutter ihrem Mann das Baby ab und brachte Colin zurück. Kaum hatte sie den Kleinen in die Wiege gelegt, begann er wieder zu sprechen. „Papa.“, sagte Colin lächelnd und vergnügt. Die Mutter erschrak und taumelte zur Tür hinaus. Sie rief ihren Mann durch die Terrassentür und erzählte ihm davon. Dieser seufzte nur. Sollte er sich echte Sorgen um seine Frau machen? Vielleicht hatte sie die Geburt doch nicht so gut verkraftet. Die Mutter rief ihre eigene Mutter an um ihr von dem Erlebnis zu berichten. Doch auch diese glaubte ihrer Tochter kein Wort. „Hör zu, meine Kleine. Eine Geburt ist nie etwas Einfaches. Du solltest dir einfach eine längere Pause gönnen.“, schlug sie vor. Colins Mutter war so wütend darüber, dass ihr niemand glaubte, dass sie einfach den Hörer auf die Gabel warf, ohne sich zu verabschieden. Die Nacht brach ein und die Mutter sang Colin in den Schlaf. Der Junge hatte seitdem nicht mehr gesprochen, und die Mutter wusste auch nicht weiter. Vielleicht lag es ja wirklich an ihr. Sie beschloss morgen einen Arzt aufzusuchen. Dann zog sich sich mit ihrem Mann in das Schlafzimmer zurück. Colin schrie ein paar mal, wodurch die Mutter immer wieder aufwachte. Der Vater hielt nicht viel davon zu helfen, und schnarchte einfach nur. Bald schien Colin zu schlafen, und seine Mutter tat es ihm nach. Mitten in der Nacht wurde sie jedoch geweckt. Ein Kratzen ließ sie erwachen. Es kam vom Gang, vor dem Schlafzimmer. War es vielleicht ein Einbrecher? Oder nur eine verirrte Katze? Die Frau wollte ihren Mann vorschicken, doch dieser war durch nichts wachzubekommen. Langsam und leise öffnete sie die Tür. Etwas griff nach ihrem Bein und die Frau begann zu schreien. Doch nichtmal das, konnte ihren Mann aus dem Land der Träume holen. Vor ihr war Colin aufgetaucht. Der kleine Junge krabbelte auf allen Vieren zu seiner Mutter. Er streckte seine kleinen Arme aus, und wollte hochgenommen werden. Doch warum konnte Colin plötzlich laufen? Babys benötigten viel länger, um sowas zu lernen. Träumte die Mutter vielleicht nur? Im Moment drehte sich alles um Colin, also wäre es nicht verwunderlich. Sie wollte Colin in den Arm nehmen, stockte jedoch, als sie merkte, dass der Junge viel schwerer war, als sonst. Außerdem schien er gewachsen zu sein. Lag das nur an der Dunkelheit, oder…? Es war unmöglich, dass ein Baby so schnell wuchs. Sie versuchte nochmals ihren Mann zu wecken. Als dies misslang, verpasste sie ihm eine schallende Ohrfeige. Der Vater wachte verwirrt und erschroken auf. Er sah seine Frau ungläubig an. „Spinnst du? Welcher Teufel hat dich denn geritten?“, fragte er wütend. Die Mutter machte ihren Mann auf Colin aufmerksam. Der Vater schaltete das Nachtlicht ein, und betrachtete

den Jungen. „Das… das kann doch nicht Colin sein. Er ist viel größer.“, stammelte er. Colin sah seinen Vater an und säuselte ein leises ‚Papa‘. Dieser schreckte zurück. „Glaubst du mir jetzt?“, fragte die Mutter verängstigt. Der Vater rieb sich die Augen. „Das ist nicht Colin, du hast ihn vertauscht. Wo ist mein Sohn?“, fragte er vorwurfsvoll. Die Mutter brauchte etwas, um ihren Mann zu überzeugen, dass vor ihm sein Sohn saß. „Gleich morgen früh gehen wir zum Arzt. Wenn er so schnell wächst hat er bestimmt eine Krankheit.“, stand für das Familienoberhaupt fest. Colin verbrachte die restliche Nacht im Bett seiner Eltern. In aller Frühe standen die Eltern auf und brachten Colin in den Wagen. Seine Mutter wollte ihn halten, doch der Vater hielt sie davon ab. Er probierte etwas aus, und setzte seinen Sohn auf den Kindersitz. Er passte. „Ich will jetzt sofort zu einem Arzt.“, beharrte die Mutter. Ihr Mann nickte ihr zu und bald darauf standen sie in der Praxis. „Haben Sie einen Termin?“, fragte die Sprechstundenhilfe. Der Vater ignorierte sie jedoch und drang sofort bis zum Arzt vor. „Herr Doktor, Sie müssen unseren Sohn sofort untersuchen.“, verlangte er. Die Sekräterin entschuldigte sich, für ihre Unachtsamkeit. Doch der Arzt zeigte sich freundlich und nahm den Jungen sofort dran. Der Vater und die Mutter warteten sich die Seele aus dem Leib. Colins Vater war noch nervöser, als bei der Geburt. Der Arzt war jedoch bald fertig und bat die Eltern zu sich herein. „Es freut mich Ihnen sagen zu können, dass ihr Sohn kerngesund ist. Um ehrlich zu sein, ist er der gesündeste Junge, den ich seit langem gesehen habe.“, beruhigte er die Eltern. Der Vater glaubte ihm jedoch kein Wort. Er wurde plötzlich wütend und packte den Arzt am Kragen. „Hören Sie, mit ihm kann etwas nicht stimmen. Sie haben ihn nicht gesehen.“, beharrte er. Der Arzt protestierte über die Behandlung und stand auf. „Werter Herr. Ich bin ein fähiger Arzt, und ich bin sicher, dass mit ihm alles stimmt. Er ist der gesündeste 1-Jährige, den ich kenne.“, stand er zu seiner Diagnose. Die Eltern stutzten. „1-Jährige? Er ist erst 4 Tage alt.“, erklärte der Vater. Der Arzt sah ihn argwöhnisch an. „Unsinn. Das ist gar nicht möglich. Aber am besten, ich werde das Jugendamt einschalten.“, beschloss der Arzt. Er hatte kein gutes Gefühl bei dem Vater. Auch die Mutter kam ihm ängstlich und unsicher vor. Während der Arzt zum Telefon griff, kümmerte sich der Vater um Colin. Er packte ihn und wollte gehen. „Wir konsultieren einen anderen Arzt, Schatz. Komm jetzt.“, verlangte er sauer. Die Mutter war wie hin – und hergerissen. Die Familie suchte tatsächlich einen zweiten Arzt auf, doch dieser sagte ihnen das selbe. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte die Mutter, die am Ende ihrer Nerven war. „Das sind doch alles nur Kuhärzte. Wir suchen einen Spezialisten auf. Zuhause suche ich sofort einen im Internet.“, schlug er vor. Die Mutter stimmte mit einem unguten Gefühl zu. Wieder Zuhause wollte die Mutter Colin aus dem Sitz helfen, doch dieser hatte sich

bereits selbst befreit. So ungeheuer es auch war, der Kindersitz war zu eng für den Jungen geworden. Er wuchs mit ungeheurer Geschwindigkeit, und auch seine Fähigkeiten entwickelten sich schnell. Er konnte bereits auf zwei Beinen gehen, und selbstständig aussteigen. Die Eltern sahen sich traurig an. Colin schien tatsächlich an einer Krankheit zu leiden. Im Internet entdeckte der Vater etwas über einen Virus, der Menschen schnell altern ließ. War Colin davon infiziert? Wenn ja, warum hatten die Ärzte dann nichts bemerkt? Plötzlich hörte der Familienvater ein Schreien. Er stürmte ins Kinderzimmer und sah, wie Colin von selbst ein Glas austrank. Doch nicht nur das. Er war wieder gewachsen. Der Vater hatte auch gelesen, dass es bis jetzt kein Heilmittel, gegen die Krankheit gab. Sie konnten Colin also verlieren. „Papa. Mama.“, sagte der Junge, als wäre es das normalste der Welt. In den nächsten Tagen traute sich keiner der beiden Elternteile, einen Spezialisten anzurufen. Sie hatten zuviel Angst, was sie Colin damit antun konnten. Erst drei Tage später, als Colin die Größe eines 4-Jährigen erreicht und bereits mehrere Wörter sprechen konnte, entschloss sich der Vater zu recherchieren. Er fand heraus, dass die Krankheit, welche er vermutet hatte, bei Colin gar nicht ausbrechen konnte. War es doch etwas anderes? Er kontaktierte Ärzte, doch mindestens die Hälfte von ihnen, hielt dies für einen Scherz. Es war bereits eine Woche seit Colins Geburt vergangen. Auch die Mutter hatte telefoniert und alle ihre Verwanden eingeweiht. Jedoch mit keinem Ergebnis. Alle hielten es für durch die Geburt verursachten Stress. Sie kam gerade in das Kinderzimmer, als sie Colin in einem Buch lesen sah. „Mama, das Buch ist toll.“, bildete er einen vollständigen Satz. Es klang merkwürdig, doch die Mutter hatte sich bereits an diese Ereignisse gewöhnt. Am Tag darauf stand das Jugendamt vor der Tür. Ein Beamter wollte zu Colin, und die Mutter führte ihn ohne Widerrede zu ihm. Der Beamte glaubte seinen Augen nicht. Er hielt den Jungen für jemand anderen, und verlangte sofort Colin zu sprechen. Die Mutter gab keine Antwort. Der Beamte fragte, ob Colin bereits zur Schule ging und prüfte den Jungen. Als er sah, dass er bereits lesen konnte, verabschiedete er sich wieder. Die Mutter blieb mit ihrem Kind allein zurück. In der nächsten Woche wuchs Colin rasend schnell. Erst als er ungefähr Zehn war, konnte er richtig mit seinen Eltern reden. Er setzte sich von allein an den Küchentisch und nahm ein Frühstück ein. „Etwas stimmt nicht mit mir.“, sprach er plötzlich. Seine Eltern sahen ihn einfach nur an. Der Vater war seit Tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen. Seine Mutter verlor jeden Tag mehr Nerven und nahm bereits Tabletten. „Im Haus neben uns habe ich Kinder gesehen. Sie waren jünger als ich. Das ganze ist vor 4 Tagen passiert. Ich habe sie heute wieder gesehen, und sie sind nicht gewachsen. Warum wachse ich so schnell?“, wollte Colin unbedingt eine Antwort. Seine Mutter hielt einfach nur ihren Löffel in der Hand, und sein

Vater zögerte mit der Antwort. „Du bist etwas besonderes. Ich weiß nicht, ob du an einer Krankheit leidest, oder Gott seine Hand im Spiel hat. Nicht nur, dass du ständig wächst, du besitzt unglaubliches Wissen, ohne jemals etwas gelernt zu haben.“ „Wieso ich?“, hakte Colin nach. Seine Eltern konnten ihm da aber nicht weiterhelfen. „Werde ich noch weiter wachsen?“, war seine nächste Frage. Diese Frage beantwortete ihm die Zeit. Zwei Wochen nach seiner Geburt hatte er das Alter eines Vierzehnjährigen. Er war selbst überglücklich, als er zwei Tage darauf kein Wachstum mehr an sich feststellte. Er war glücklich, doch er spürte die Angst seiner Eltern. Keiner der anderen Menschen war so schnell gealtert wie er. Seine Eltern beruhigten sich, als sie feststellten, dass Colin bei diesem Alter blieb. Jedoch zogen sie sich von ihm zurück. Sie gaben ihm zu essen, hatten aber Panik vor dem Unbekannten. Colin sah aus dem Fenster und bemerkte, dass er noch nie das Haus verlassen hatte. Er wusste nicht, ob seine Eltern etwas dagegen hätten, oder nicht. Er traute sich aber auch nicht zu fragen. Er zog einfach das Fenster seines Zimmers hoch und sprang ins Freie. Er sah sich um, und überlegte wohin er sollte. Er sah eine Straße und marschierte auf sie zu. Er betrat den Beton und hörte ein lautes Hupen. Es kam von einem Autofahrer, der sich beschwerte. Colin überquerrte die Straße und fand sich auf einer Wiese wieder. Er hörte Stimmen und entdeckte einen Zaun. „Pass zu mir.“, hörte er jemanden rufen. Er sah ein Loch im Zaun und betrat die Wiese dahinter. Er erkannte zwei Jungen, die sich scheinbar einen Kampf lieferten. Doch anstatt mit Waffen zu kämpfen, rangen sie um einen Ball. Dieser schien den beiden viel zu bedeuten, den sie schenkten sich nichts. Colin beschloss die Streithähne zu trennen. Er wollte den Ball wegtretten, was ihm auch gelang. Die beiden Jungen waren überrascht. „He, wer bist du?“, fragte der eine. „Ich bin Colin.“, antwortete er kurz. „Bist du neu hier?“, fragte der andere. Colin konnte nur nicken. „Du hast einen harten Schuss drauf. Willst du mitspielen?“, wollte einer der beiden wissen. Colin überlegte kurz. „Einverstanden, was muss ich tun?“, fragte er nach dem Sinn des Spiels. „Du kannst im Tor stehen.“, schlugen die Jungen vor. Colin erklärte sich bereit und nahm seinen Posten ein. Einer der Jungen schoss, und erzielte ein Tor. Colin strengte sich kein bisschen an. „Warum fängst du den Ball nicht?“, fragten sie verwirrt. „Tut mir Leid.“, entschuldigte sich Colin schnell. Beim zweiten Mal fing er ihn grantios. Auch die nächsten Male. Bald hatten die Jungen keine Lust mehr zu spielen. „He, Colin, komm doch in unseren Verein. Einen so guten Torwart, brauchen wir. Du bist zwar irgendwie schreg, aber immer noch besser, als eine andere Mannschaft bekommt dich.“, riefen sie ihm zu, bevor sie verschwanden. „Für das erste Mal, war ich gar nicht schlecht.“, lobte sich Colin selbst. „Das war vielleicht dein erstes Spiel, aber sicher nicht dein erstes Leben.“, erklang nun eine Stimme. Colin
 

erschrak sich und sah sich um. Zuerst dachte er, einer der Jungen wäre

zurückgekommen, doch er irrte sich. Hinter ihm war unerwartet eine Frau erschienen. „Kann… kann ich Ihnen helfen?“, fragte Colin unbeholfen. Die Frau kam näher und lächelte ihn an. „Nein, danke, aber ich glaube ich kann etwas für dich tun.“, erklärte sie. Colin schwieg. „Du möchtest sicher erfahren, warum du etwas besonderes bist. Du bist in Tagen gealtert und hast dir Wissen angeeignet, vom dem du glaubst, es nie erlernt zu haben.“, wusste sie über Colin Bescheid. „Wer bist du? Und warum weißt du das? Bitte sag, was mit mir passiert?“, flehte Colin sie an. Die Frau sah ihn treuherzig an. „Es ist Magie. In dir schlummert eine große Kraft.“, offenbarte sie. Erst jetzt erkannte Colin, dass die Frau zum Teil durchsichtig war. „Bist du etwa ein Geist?“, wunderte er sich. Die Frau schüttelte den Kopf. „Nein, viel mehr. Ich bin eine Göttin. Nenn mich Seschat. Ich bin die Botin des Schicksals. Ich wurde geschickt um dein Schicksal festzulegen. Dazu ist jedoch eine persönliche Begegnung erforderlich.“, erzählte sie die ganze Wahrheit. Colin konnte jedoch nicht viel damit anfangen. „Und was ist mein Schicksal? Warum erfordert es meine Kindheit?“, wollte er die letzten Antworten. „Du trägst die Magie, aus deinem früheren Leben in dir.“, erzählte Seschat etwas unglaubliches. „Heißt das, in einem meiner früheren Leben, war ich ein Magier, oder sowas?“, hakte er nach. Seschat verneinte. „Du hattest nur ein früheres Leben. Und dies war das Erste, welches in dieser Welt existierte. Du warst eines der mächtigsten Wesen. Der Gott Serapis.“
 

Hapi hielt den Atem an, als der Sarkophag einen Ruck machte. Der Moment, auf den er gewartet hatte, trat nun ein. Das Spektakel erreichte seinen Höhepunkt, und der Deckel fiel auf den Boden. Hapi hatte eine Mumie erwartet, doch der Körper war perfekt erhalten. Es handelte sich um den eines Mannes. Es lag kein Zweifel daran, dass er aus der Zeit des alten Ägyptens stammte. Seine Kleidung war prunkvoller als die eines Pharaos. Hapi wagte sich näher heran, und wagte es die Gestalt zu berühren. Sofort schlug sie die Augen auf. Hapi wich zurück und wartete ab. „Identifiziere dich.“, verlangte der Mann, der seine Sprache schnell wiedergefunden hatte. „Ich bin Hapi, ein treuer Diener. Ich wurde beauftragt Euren Sarkophag zu bewachen und Eure Rückkehr abzuwarten.”, erklärte er hastig. Die Gestalt stieg nun mühevoll aus ihrem eigenen Sarg und begutachtete Hapi genauer. „Du bist nicht Hapi. Du bist nur ein gewöhnlicher Sterblicher.“, sprach er abwertend. Dann gab er Hapi ein Zeichen aufzustehen. Erst dann fand er eine Erklärung für Hapis Worte. „Du trägst eines der göttlichen Amulette. Ich verstehe. Seth muss Hapi getötet haben. Dann ist also alles vorbei. Nur ich habe überlebt. Ich finde es dermaßen unverschämt, dass du Hapis Namen benutzt. Nur weil du sein Amulett trägst, hast du kein Recht zu dieser Gotteslästerung.“, sprach die
 

Gestalt, die scheinbar selbst ein Gott war. Hapi entschuldigte sich sofort und

verbeugte sich. „Verzeiht mir, Herr. Ich wollte nicht respektlos erscheinen. Ich biete Euch meine Dienste an, in der Hoffnung, Ihr werdet sie brauchen. Die Welt hat sich seit damals verändert. Ich kann Euch sicher nützlich sein.“, versuchte Hapi sich wieder einzuschleimen. Der Gott akzeptierte. „Wie lautet dein richtiger Name?“, fragte er. Hapi war überrascht. „Er lautet Kevin, wenn Ihr wünscht mich so zu nennen…“, gab er seinen Namen preis. Der Gott sah sich um. Er befand sich in einem schlechtbeleuchteten Raum, der nur wenig Einrichtungsgegenstände besaß. Hieroglyphen zierten die Wände und mehrere kleine Statuen und Vasen standen in den Ecken. „Wo befinden wir uns?“, wollte er mehr Informationen. Hapi versuchte alle Fragen des Gottes zu beantworten. „Wir befinden uns tief unter dem Hatschepsut-Tempel. Kein Mensch, der nicht über die Zeit des Chaos Bescheid weiß, kennt diesen Ort. Mein Gebieter hat mir aufgetragen auf Eure Rückkehr zu warten.“, erklärte Hapi alles ausführlich. Der Gott stutzte. „Dein Gebieter? Wer gibt dir Befehle?“, weckten Hapis Erzählungen sein Interesse. Hapi schluckte, bevor er den Namen aussprach. „Baal. Der Gott Baal.“, antwortete er. Die Augen des gerade erwachten Gottes verengten sich und er hob sein Kinn. „Der Verräter. Er hat sich Seth angeschlossen, anstatt ehrenvoll zu sterben. Du dienst einem Feigling.“, warf er Hapi vor. Dieser wagte es nicht, zu widersprechen. „Baal ist inzwischen tot. Getötet von einer Gruppe, die selbst Amulette besitzt.“, besänftigte er den Gott schnell wieder. Dieser war über Baals Niederlage scheinbar erfreut. „Haben noch andere Götter das Chaos überlebt? Ober hat Seth alle vernichtet? Seth muss jedenfalls tot sein. Ich spüre, dass diese Welt nicht dem Chaos verfallen ist.“, wollte der Gott nun die ganze Wahrheit. Hapi gab ihm Recht. „Seth ist tot, das ist korrekt. Er hat alle Götter vernichtet, bis auf Horus. Beide starben in einem Kampf. Dennoch konnte Horus zurückkehren.“, informierte Hapi seinen neuen Meister. Dieser hob die Augenbrauen. „Wie das?“, staunte er. „Das Buch der Toten, Herr.“, entgegnete Hapi schnell. Dies schien den Gott jedoch nichts auszumachen. „Ehrlich gesagt, freue ich mich meinen alten Freund wiederzusehen. Wieviel Zeit ist seit damals vergangen?“, interessierte er sich, wie lange er geschlafen hatte. Hapi versuchte die richtigen Worte zu finden. „Ihr habt mehr als 3000 Jahre geschlafen. Die Welt hat sich in der Tat verändert.“, dachte er, es könnte dem Gott schockieren. Dies war zum Glück nicht der Fall. „Dann sind ich und Horus die letzten lebenden Götter. Ich kann es kaum glauben, dass mein Schicksal, mich mehr als 3000 Jahre schlafen ließ. Nun gut, ich muss es akzeptieren. Diese Welt ist sicher fremd, doch eines hat sich nicht geändert. Das Schicksal tyranisiert die Menschen auch heute noch. Lass mich nun allein.“, befahl er Hapi. Dieser nickte sofort und suchte das Weite. Kaum war er weg, machte der Gott eine Pose, als

würde er beten. Daraufhin tauchte eine Gestalt neben ihm auf. Es handelte sich um eine Frau, die durchsichtig und blass aussah. „Ich habe gesehen, dass du heute wieder aufwachst.“, begrüßte sie ihn. „3000 Jahre. War dies wirklich nötig?“, fragte der Gott ungläubig. Die Frau seufzte. „Du weißt, ich bin nur eine Botin. Das Schicksal wird einen Grund gehabt haben, dich erst jetzt wieder teilhaben zu lassen. Die Magie war in letzter Zeit nicht untätig, wie du glaubst. Die Menschen, die über die göttlichen Amulette herrschten, haben sich bekriegt und getötet. Die meisten Amulette sind zerstört oder abgelegt. Horus und Serapis sind durch Anubis Buch der Toten wieder auferstanden. Horus hat Serapis die Chance gegeben neu zu beginnen. Ich werde mich für dich einsetzen, dass auch du eine Chance bekommst.“, schlug sie vor. Der Gott schüttelte den Kopf. „Streng dich nicht an. Ich akzeptiere mein momentanes Schicksal. Dennoch bitte ich dich, mir wieder deine Gabe anzuvertrauen.“, bat der Gott Seschat. Diese zögerte. „Du möchtest das Schicksal sehen? Du weißt, dass ich nur wenige Ausnahmen machen kann. Wenn du es zu deinen Gunsten veränderst, wirst du bestraft.“, warnte Seschat. Dem Gott war dies klar. „Trotzdem. Ich benötige diese Fähigkeit.“, ließ er sich nicht davon abbringen. Seschat nickte und legte ihre Hand auf die Wange des Überlebenden. Dieser holte tief Luft. „Vielen Dank. Ich werde dich nicht enttäuschen.“, versprach er. Seschat reichte das jedoch noch nicht. „Und damals?“, hakte sie nach. Der Gott erschrak. „Sepa, du hast gesehen, was Seths Pläne waren. Du hast dich in tiefen Schlaf versetzt, damit er dich nicht aufspüren kann. Ich habe es gesehen. Jedoch hat mich das Chaos erwischt, bevor ich es melden konnte. Ich bin bereit darüber hinweg zu sehen.“, sagte sie eindringlich. Sepa dankte ihr. Dann zögerte er kurz. „Ich sehe etwas. Serapis wurde wiedergeboren. Ich wurde dazu bestimmt sein Schicksal zu leiten. Das hättest du mir auch früher sagen können.“, meinte er. Seschat sah ihren alten Freund an. „Du kannst das Schicksal wieder sehen? Dann weißt du auch, was mit Horus geschehen wird. Und er wird nicht dein einziger Feind sein. Außerdem gibt es da noch einen Jungen. Er bedeutet Horus sehr viel.“, sprach Seschat. Sepa hatte nun den Durchblick. „Ich habe meine Aufgabe verstanden. Ich werde mich um Serapis kümmern.“, versprach er. Seschat war aber noch nicht fertig. „Er ist jetzt ein Kind. Er weiß nicht, welches Potential in ihm steckt. Schone ihn bitte.“, bat sie Sepa. Dieser wollte sein Möglichstes tun. Danach löste sich Seschat in Luft auf. Sepa kannte sein eigenes Schicksal und wusste, was zu tun war. Er benutzte seine göttliche Kraft um das Grabmal zu verlassen. Kurz darauf fand er sich in einer völlig neuen Welt wieder. In der heutigen Zeit…
 

Colins Eltern wussten nicht, was sie von der Geschichte halten sollten, die ihr Sohn ihnen erzählte. Hatte er sich das ausgedacht, oder gab es wirklich sowas wie eine höhere Kraft, die Colin zu etwas höherem bestimmt hatte? Eines hatte Colin seinen Eltern noch nicht gesagt, was er nun mit schwerem

Herzen nachholen musste. „Mama? Papa? Ich weiß nicht, was mit mir los ist, oder was mit mir passieren soll. Ich weiß nicht einmal wer ich bin. Aber ich muss fortgehen, um es herauszufinden. Meine Aufgabe liegt nicht bei euch. Ich danke euch, dass ihr mir beigestanden, und mich großgezogen habt. Auch wenn es nur Tage waren. Ich muss mich von euch verabschieden.“, erklärte er traurig. Seine Mutter wollte ihn davon abhalten, doch der Vater hielt sie zurück. „Es ist besser so.“, sagte er nur. „Werden wir dich wiedersehen?“, wollte sein Vater unbedingt erfahren. Colin konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Er wusste nicht, was für ihn vorgesehen war. Er drehte sich nochmals um, bevor er das Haus seiner Eltern verließ. Seine Mutter weinte, und sein Vater musste sie stützen. Colin ging einfach immer weiter. Einfach immer gerade aus. Er hörte wie sein Name gerufen wurde, obwohl niemand in der Nähe war. Colin marschierte und marschierte. Bald umringten ihn lauter Bäume. Es befand sich jedoch nicht in einem Wald, sondern in soetwas wie einem Park. Er durchquerrte ihn und studierte dabei die Natur.. Bald kam er an einem See an. Davor stand eine Bank, die für Spaziergänger konstruiert worden war. Colin setzte sich und sah auf den See hinaus. Es war eine herrliche Aussicht, und der Junge beobachtete das ruhige Wasser. Bald darauf setzte sich jemand neben ihn. „Es ist wirklich ein schöner Anblick. Ich höre dauernt, dass sich die Welt die letzten Jahrtausende geändert hat. Dabei haben die Menschen sie verändert. Aber einiges bleibt immer gleich, nicht wahr, alter Freund?“, wandte sich Sepa an Colin. Dieser sprach mit ihm, ohne ihn anzusehen. „Ich kenne dich nicht, aber du mich schon.“, meinte er. Sepa bejahte. „Ich habe lange geschlafen, und bin neu in dieser Welt. Genau wie du. Wie sind gar nicht so verschieden. In deinem früheren Leben warst du wie ich ein Gott. Du warst Serapis. Du hast deine Freunde zu Göttern erhoben, doch sie haben dich verraten. Du warst voller Hass und Wut. Es gab keine andere Möglichkeit, als einen Neuanfang.“, erklärte Sepa. Colin half das aber nicht viel. „Ich bin unglücklich, mit diesem Leben. Ich bin anders.“, sprach er. Sepa nickte. „Ja, das Schicksal hat etwas anderes, als ein normales, menschliches Leben für dich vorgesehen. In dir befindet sich eine Kraft von ungeheuren Ausmaß. Ich möchte, dass du mich begleitest.“, rückte Sepa mit seinem Wunsch heraus. Colin wusste nicht, was er antworten sollte. „Was muss ich tun? Und was wird mit mir geschehen?“, wollte er wissen. Sepa zögerte mit der Antwort. „Seschat, die Frau, die dich gesprochen hat, gab mir die Fähigkeit das Schicksal mitzuverfolgen. Dennoch kann ich dir nichts von deinem erzählen. Deine Zukunft ist also ungewiss.“, musste er Colin leider berichten. Dieser rang sich nur schwerlich dazu durch, Sepa zu begleiten. Sie sahen gemeinsam noch Teile der neuen Welt an, in die sie unweigerlich

geschlittert waren. Sepa brachte Colin an den Ort, an dem er aufgewacht war. Hapi erwartete beide bereits. „Gebieter, darf ich erfahren, wer dieser junge Mann ist?“, fragte er vorsichtig. Sepa grinste. „Das ist die Wiedergeburt von Serapis. Aber nenne ihn Colin. Das ist jetzt sein Name. Er wird uns helfen, mein Ziel zu verfolgen.“, verriet er. Hapi fragte nach, was das Ziel sei. Sepa hob den Kopf und antwortete. „Unser Ziel ist es, das Schicksal zu verändern, und diese Welt in eine andere umzuwandeln.“
 

Horus und Sepa
 

Müde und verdattert taumelte Senshi aus seinem Bett. Er hasste es geweckt zu werden. Verschlafen rieb er sich die Augen und versuchte richtig wach zu werden. Neben ihm war ein Wesen aufgetaucht, welches einem Kophta, einem ägyptischen Priester glich. Es trug eine weiße Kutte, welche mit zahlreichen Stickereien übersät war. „Senshi, es ist wichtig, dass du mir zuhörst.“, sprach es zu dem Jungen. Dieser spreizte seine Finger und zog seine Schultern zurück. Dann gähnte er laut. „Kaffee.“, brachte er noch heraus, bevor er losging. Er torkelte in Richtung Küche. Horus hatte wenig Verständnis für Senshi. Er folgte ihm, und wollte ihm erzählen, was los war. „Es geht um Sepa. Er ist ein Gott und…“, wollte er Senshi informieren. „Kaffee.“, raunte dieser und streckte seine Hand nach der Maschine aus. Gleichzeitig öffnete er einen Schrank und holte die Zutaten heraus. Er steckte den Kaffeefilter in die Maschine und füllte ein Glas mit Wasser. Zuletzt kamen die Kaffeebohnen. „Senshi, hör mir doch bitte zu. Es ist wirklich wichtig.“, beschwichtigte ihn Horus. Senshi drehte sich um und hielt dem Gott beide Hände entgegen. „Kaffee!“, flehte er ihn spaßhalber an. Bald war der Kaffee fertig und Senshi wurde dadurch erst richtig wach. „O.k, ich bin bereit. Leg los.“, ließ er Horus nun reden. „Danke, dass du mich bei so wichtigen Dingen warten lässt.“, meckerte der Falkengott. Senshi warf den Kopf nach hinten. „Schön, dass Götter auch ungeduldig werden können.“, witzelte er. Horus presste die Lippen zusammen. „Jetzt hör mir bitte zu. Sepa ist gefährlich und er ist ein Gott. Bevor das Chaos ihn vernichten konnte, hat er sich in Tiefschlaf versetzt. Er konnte Seth entkommen und die Zeit überdauern. Doch nun ist er aufgewacht, und wer weiß, was er im Schilde führt. Wenn er das selbe Ziel wie Serapis, oder einer unserer anderen Feinde hat, ist diese Welt ernsthafter Gefahr ausgesetzt.“, überzeugte Horus seinen Schützling, dass die Lage tatsächlich ernst war. Senshi griff sich ein Brötchen und schmierte Marmelade darauf. „Und das ‚zufälligerweise‘ in meinen Ferien. Außerdem, was soll ich schon tun? Ich habe weder ein Amulett, noch befindet sich deine Seele in mir. Wir haben dich mit dem Buch der Toten zurückgeholt, weißt du noch? Ich bin jetzt nur noch ein normaler Junge.“, erinnerte er den Gott. Horus wusste das natürlich. „Das ist mir klar. Aber Sepa ist stark. Er hat mich eine Zeitlang trainiert, und ich fürchte, dass ich diesen Kampf verlieren könnte. Nur wenn wir beide uns wieder vereinigen, haben wir eine Chance. Bei Serapis hat es doch auch funktioniert.“, verlangte Horus Senshis Hilfe. Dieser versuchte dem zu entgehen. „Ich… würde wirklich gern. Aber dummerweise habe ich heute ein Date.“, musste er

zugeben. Horus wurde hellhörig. „Wie? Das kannst du unmöglich vor unsere Mission stellen.“, glaubte der Gott nicht, was er da hörte. Senshi schaukelte mit dem Kopf. „Ich habe sie in der Spielhalle kennengelernt. Allerdings… das einzige, was mir sorgen macht, ist, dass sie so viele Ego-Shouter Games spielt. Aber weißt du was? Du versucht Sepa erstmal im Alleingang auszuschalten, und wenn du verlierst, spring ich ein.“, schlug Senshi vor. Horus nickte demonstrativ. „Und wenn ich verliere und dabei getötet werde?“, forderte er seinen Schützling heraus. Senshi versuchte sich etwas einfallen zu lassen. „Dann hole ich dich mit dem Buch der Toten zurück.“, kam prombt die Antwort. Horus konnte nur seufzen. „Gut, wenn ich keine Hilfe von dir bekomme, werde ich mich dem allein stellen.“, wirkte er beinahe etwas beleidigt. „Tut mir echt Leid, aber ich will nicht mehr kämpfen, versteh das bitte. Ich habe mir nach unserer Vereinigung geschworen mich in diese uralten Konflikte nicht mehr einzumischen. Wenn Sepa die Erde zerstören will und du es nicht allein schaffst, werde ich dir notgezwungen helfen. Aber bitte versuch es vorher selbst.“, stellte Senshi seinen Standpunkt dar. Horus musste seine Entscheidung akzeptieren, wollte aber noch etwas sagen. Doch jemand kam ihm zuvor. „Senshi, weißt du, dass ein Typ mit weißen Klamotten neben dir steht.“, kam plötzlich jemand zur Tür herein. Senshi stand sofort auf und entdeckte Lin. „He, wo kommst du plötzlich her?“, war er sichtlich überrascht. „Ich bin durch die Hintertür rein, ich wollte dich nicht wecken.“, erklärte sie. Senshi sah sie verdutzt an. „Das ist Einbruch, aber egal. Du erinnerst dich an Horus?“, wies der Junge auf seinen göttlichen Freund hin. Lin nickte langsam. „Jemanden wie ihn vergisst man nicht. Kommt das bei dir öfter vor, dass du Besuch von Göttern bekommst?“, hakte das Mädchen nach. Senshi tat so, als wäre es völlig normal. „Ja, wir frühstücken gemeinsam und wollen dann ins Kino. Nachmittag gehe ich übrigens mit Zeus tennisspielen.“, scherzte er. Horus wurde das nun zuviel. „Ich stelle mich jetzt Sepa. Wünsch mir Glück für den Kampf.“, verabschiedete er sich. Senshi hob seine Hand. „Ja, viel Glück. Und wenn du Sepa besiegt hast, mach Urlaub. Du hängst zu sehr an deiner Arbeit, alter Freund.“, gab er ihm noch eine Bemerkung mit. Horus verschwand und Lin schnitt ein fragendes Gesicht. „Willst du mir das erklären?“, wollte sie Antworten. Senshi zuckte mit den Schultern. „Das Übliche. Bösewicht ist aufgetaucht und will die Welt zerstören.“, sagte der Junge ganz cool. Bei Lin löste das jedoch einen Schock aus. „Was? Und du hilfst Horus nicht? Er könnte den Kampf verlieren.“, bangte die Kämpferin. „Der bekommt das schon hin. Er ist ein Gott.“, meinte Senshi schon fast gleichgültig. Das wurde Lin zuviel. Sie stampfte zu Senshi, packte den Jungen am Arm und zog ihn zu sich. „Wie kannst du nur so cool bleiben und Brötchen essen?“, fragte sie kritisch. „Das ist ein Croissants.“, verbesserte Senshi. Lin ließ ihren Freund

wieder los. Senshi reichte ihr zur Versöhnung eines der leckeren Gebäcke. „Weshalb bist du eigentlich hier?“, fragte Senshi erst jetzt. Lin zögerte mit der Antwort. „Du weißt ja, dass ich momentan bei Noah wohne. Sein Haus ist ja auch super und ich wohne gern dort. Aber ich habe beschlossen mir etwas eigenes zu suchen. Ich habe eine tolle Wohnung gefunden.“, schwärmte das Mädchen. Senshi hörte interessiert zu. „Dann wirst du jetzt also eine Frau.“, wagte er es einen Spruch loszulassen, der ihm leicht eine Ohrfeige einbringen konnte. Zum Glück überhörte Lin die Bemerkung einfach. „Jedenfalls wollte ich dich fragen, ob du mir heute helfen könntest meine Sachen zu transportieren.“, kam sie nun zum Punkt. Senshi schnitt ein kritisches Gesicht. „Du weißt doch, ich gehe tennisspielen.“, fasselte er. „Senshi!“, hatte Lin nun genug. Der Junge entschuldigte sich und erzählte von seinem Date. „Dann nicht. Aber du musst mir wenigstens helfen diesen DVE-Dings anzuschließen.“, ergänzte sie. „DVD-Player.“, verbesserte Senshi. Eine Minute später klingelte es an der Tür. Senshi war nun richtig munder und schlenderte zur Haustür. Er öffnete und erlebte eine Überraschung. Vor ihm war ein Junge aufgetaucht, der ihm verlegen entgegengrinste. „He, kennst du mich noch?“, fragte er vorsichtig. Senshi musste erst überlegen, was er sagen sollte. „Klar, Alex, ich erinnere mich natürlich an dich. Was führt dich den zu mir. Wenn es etwas mit einem Gott oder einem Amulett zu tun hat, kannst du aber gleich wieder gehen.“, warnte er ihn. Alex schüttelte den Kopf. „Nichts von denen. Darf ich reinkommen?“, fragte er vorsichtig. Senshi nickte und ließ ihn eintretten. Er führte ihn in die Küche, wo auch Lin saß. „Alex.“, war auch Lin überrascht. Alex hauchte ein kurzes Hallo. „Cool, dass du dich an meinen Namen erinnerst. Die meisten Mädchen vergessen ihn schnell wieder.“, versuchte er witzig zu sein. Bei Lin schlug das aber fehl. „Also, was können wir für dich tun?“, fragte Senshi nochmals. Alex wartete noch mit einer Antwort. „Also, die Sache mit Meister Schakal war ja echt cool. Ich konnte etwas trainieren und die anderen sind ja echt nett und so, aber… mir ist schnell langweilig geworden. Danach habe ich meine Mutter besucht, und dann dachte ich, ich sehe mal nach meinen Freunden, die ich zwar umbringen wollte, aber mir jederzeit helfen würden.“, rückte er damit heraus, dass er etwas wollte. „Ja, wir freuen uns auch dich zu sehen, was willst du?“, drängte Senshi. Alex fuchtelte mit den Händen. „Nur ein Platz zum Schlafen, mehr nicht. Du hast übrigens ein schönes Sofa.“, gab Alex seinen Wunsch preis. Senshi verschränkte die Arme und nickte mehrmals. „Warum wollen heute alle was von mir? Und warum habe ich noch immer meinen Pyjama an? Naja, tut mir Leid, aber das geht nicht. Warum schläfst du nicht einfach bei Noah? Er hat eine riesige Villa und jede Menge Zimmer. Das heißt, falls zwischen euch alles bereinigt ist.“, fiel Senshi erst im Nachhinein der Streit zwischen den beiden ein. Alex fand dies

aber keine schlechte Idee. „Er hat mir vergeben, dass ich ihn umbringen wollte. Außerdem hat er mir das Leben gerettet, da wird er sicher auch noch ein Zimmer bereitstehen haben.“, meinte er zuversichtlich. Lin konnte ihm weiterhelfen. „Du kannst meines haben. Es ist das Beste.“, schlug sie vor. Als Alex sie nur fragend ansah, wurde sie deutlicher. „Ich bin auch erst bei Noah untergekommen. Jetzt habe ich mir eine eigene Wohnung gesucht.“, klärte sie auf. Alex fand das cool. „Verstehe. Wir könnten uns die Wohnung teilen.“, schlug er vor, erwartete jedoch nicht wirklich ein Einverständnis. Lin schnitt ein amüsiertes Gesicht und hatte bereits die richtigte Antwort parat. „Sicher, in deinen Träumen.“, gab sie Alex einen Korb. „Dann eben nicht. Wann ist die Einweihungsparty? Du lädst mich doch ein?“, hoffte er auf ein Ja. Lin tat überrascht. „Es gibt keine Einweihungsparty.“, erklärte sie. Alex fand das schade. „Warum nicht? Wenn man die Möglichkeit hat eine Party zu veranstallten, sollte man sie nutzen.“, schilderte er seine Ansichten. Lin verrollte die Augen. „Trotzdem. Aber wenn du willst, kannst du mal vorbeikommen und sie dir ansehen.“, lud sie ihn ein. Dies wollte sich Alex nicht entgehen lassen. Er erklärte sich sogar bereit, Lin beim Umzug zu helfen. Erst dann kamen Lin und Senshi dazu, Alex von Horus und Sepa zu erzählen. Senshi sorgte sich doch etwas. Vielleicht hätte er seinen Freund doch begleiten sollen.
 

„Was wird meine Aufgabe sein?“, konnte sich Colin inzwischen mehr unter seiner Existenz vorstellen. Sepa hatte ihm viel aus seinem früheren Leben erzählt. „Hapi wird dich trainieren. Noch bist du nicht soweit, um es mit unseren Feinden aufzunehmen. Beobachte vorerst nur.“, trug er Colin auf. Dieser verstand. „Gebieter!“, rief Hapi warnend. Hinter Sepa war eine Gestalt aufgetaucht. Hapi griff sie an, erlitt jedoch einen Fehlschlag. Die Gestalt warf ihm lediglich einen Blick zu, und er erstarrte. „Horus, mein Freund. Es ist lange her.“, begrüßte er den Gott. Colin betrachtete Horus skeptisch. „Ist das unser Feind?“, fragte er vorsichtig. Sepa warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu. „Horus, weißt du, wer das ist? Dieser Junge ist die Wiedergeburt von Serapis. Er ist mein Schützling. Ich hatte noch keine Gelegenheit deinen kennenzulernern. Es gibt Gerüchte. Ihr sollt Ra und Serapis bezwungen haben.“, begann Sepa das Wiedersehen mit einem Gespräch. „Ich bin nicht hier um mit dir zu reden. Ich bin hier um dich zu töten.“, schien Horus Sepa zutiefst zu hassen. Dem entging dies nicht. „Wir werden schon noch gegeneinander kämpfen, keine Angst. Aber ich schlage einen Kampf zwischen unseren Schützlingen vor. Ich möchte wissen, wer der bessere Mentor ist. Du kennst ja meine Trainingsmethoden.“, bot Sepa an. Horus wollte davon nichts hören. „Senshi würde nicht einwilligen. Er hat sich gegen den Weg des Kampfes entschieden, ich jedoch nicht. Ich werde

Rache für damals nehmen und dich in die Unterwelt schicken.“, versprach Horus mit großer Wut in der Stimme. „Lasst uns allein!“, befahl Sepa Colin und Hapi. Hapi zögerte noch, doch Sepa bestand darauf. Beide verließen die Grabkammer und ließen die beiden Götter allein zurück. „Ich bin bereit, alter

Freund. Und ich würde zu gerne erfahren, ob du Fortschritte gemacht hast.“, provozierte er seinen Gegner. „Greif an.“, überließ Horus Sepa den ersten Zug. Dieser ließ aber auf sich warten. „Diese Umgebung ist wohl kaum passend. Aber keine Angst. Ich werde die Menschen nicht mit unseren Problemen behelligen. Ich transportiere uns in die göttlichen Sphären.“, sprach er und veränderte die Umgebung. Horus und Sepa verließen die dunkle und düstere Grabkammer und fanden sich bald in der Heimat der Götter wieder. „Ich bin bereit.“, meinte Sepa und hob beide Arme. Horus entschloss sich doch als erstes anzugreifen und sammelte seine ganze Kraft. Sepa blockte den Angriff souverän ab und konterte im selben Atemzug. Er traf Horus Rücken und der Gott ging zu Boden. „Du hast ein Glück, dass wir nicht mit Waffen kämpfen. Ich lag 3000 Jahre in einem Sarkophag und bin doch fiter als du. Aber du hast ja erst vor kurzem deinen Körper wiedererlangt, ich verstehe, dass du eingerostet bist.“, stichelte er Horus immer mehr an. Dieser attackierte von neuem, versagte aber. „Vergiss es. Alles was du weißt, hast du von mir. Es ist für dich ein Ding der Unmöglichkeit, mich zu besiegen.“, machte er seinem ehemaligen Schüler klar. Doch Horus dachte nicht ans aufgeben und griff wieder an. „Bis jetzt habe ich jeden meiner Feinde bezwungen. Und mit dir habe ich noch eine Rechnung offen.“, erinnerte er. Sepa schien aber jede von Horus Attacken vorauszusehen. Er wich aus und ließ seinen Fingern den Rest erledigen. Aus denen schossen plötzlich sowas ähnliches wie Schnürre, welche Horus vollständig umwickelten. „Musst du zu solchen Tricks greifen, wenn du mich besiegen willst?“, keifte Horus und versuchte sich von den Schnürren zu befreien. Es gelang ihm nicht. Sie trennten sich von Sepas Fingern und nahmen Horus auch noch den Rest seiner Bewegungsfreiheit. „Wenn ich wollte, würdest du bereits längst als Geist herumspuken.“, zeigte Sepa, dass er seinem Schüler überlegen war. „Dann töte mich endlich.“, raunte Horus seinem ehemaligen Mentor zu und drehte sein Gesicht weg. Sepa hielt jedoch nichts davon. „Wir wissen beide, dass dich dein Schützling sofort mit dem Buch der Toten wieder zurückholen würde.“, schien Sepa die Zukunft bereits zu kennen. Horus erschrak. „Woher…? Natürlich, du hast bereits mit Seschat gesprochen. Du kennst also das Schicksal. Tötest du mich und Senshi belebt mich wieder?“, fragte Horus erwartend. Sepa grinste nur. „Ich werde dir dein Schicksal sicher nicht verraten. Das würde dir doch deine Hoffnung rauben. Naja, im Moment brauchst jede Menge davon. Ich werde dich erst vernichten, wenn dein Schützling daran geglaubt hat. Colin ist ein viel

besserer Schüler als du. Er wird sich um deinen kleinen Freund kümmern.“, verriet Sepa seinen Plan. Horus versuchte sich zu befreien, scheiterte jedoch. Dann ging Sepa einfach weg und ließ Horus allein. Im Moment hatte er keine Verwendung für den Gott. Aber die Zeit würde wieder kommen, an der das

Schicksal einen Auftritt für Horus geplant hatte.
 

„Er wird siegen.“, stand für Hapi fest. Colin war sich da nicht so sicher. „Dieser Horus ist doch auch ein Gott. Er ist doch sicher ebenfalls so mächtig.“, kombinierte er. Hapi schüttelte seinen Kopf. Sepa hat Horus seinerseits trainiert. Er kennt seine Stärken und Schwächen. Er wird siegen, und dann wird der Weg für uns frei sein. Vorallem für dich. Sepa hat sicher noch großes mit dir vor. Du solltest dich geehrt fühlen.“, erzählte er. Colin war sich nicht sicher, ob seine Entscheidung richtig war. „Ich war ebenfalls ein Gott. Kann ich die Stärke von Sepa und Horus erlangen?“, wollte er erfahren. Hapi konnte ihn dies nicht sagen. „Nur Sepa kann sagen, ob das Schicksal viele Siege für dich geplant hat. Geh zurück in die Grabkammer, und sieh, ob Sepa zurückgekehrt ist.“, trug er auf. Colin folgte widerspruchslos. Kaum war er weg, konzentrierte sich Hapi auf seine Hand. Durch seine Handfläche konnte er mit einem anderen Amulettträger kommunizieren. Tatsächlich erschien das Bild eines anderen Mannes darin. „Gebieter, Sepa kämpft gegen Horus. Wenn der Falkengott siegt, ist Euer Plan hinfällig. Sein Gesprächspartner schien sich jedoch keine Sorgen zu machen. „Sepa wird siegen. Ich habe selbst gesehen, wozu er in der Lage ist. Wenn man Plan erfolgreich ist, wird Sepa fallen. Aber bis dahin, muss alles wie geplant verlaufen. Denkt er, du bist ihm gegenüber loyal?“, interessierte es ihn. Hapi bejahte. „Das tut er. Allerdings könnte er meinen Verrat entdecken. Seschat hat ihm erlaubt das Schicksal zu sehen, also auch unseren Plan.“, antwortete er. Sein Boss störte das nicht. „Dann hat er auch seinen eigenen Tod gesehen. Unsere Plan tritt erst danach in Kraft. Er wird nichts ahnen.“, versprach der geheimnissvolle Mann. Hapi verstand und beendete das Gespräch. Dann begab er sich zurück zu Sepa.
 

Sokars Hand begann sich zu verändern. Seine Finger wurden zu gefährlichen Klauen und verfärbten sich langsam silbern. „Was passiert mit dir?“, fragte Chris mit aufgerissenen Augen. Sokar grinste nur. „Das ist meine Stahlfaust. Mit ihr durchschlage ich die dicksten Mauern.“, gab er an. „Und deinen Spielzeugdegen benutze ich wie einen Zahnstocher!“ Chris bereitete sich vor. Sokar preschte los und streckte seine stählernen Krallen nach ihm aus. Es geschah nichts. Das Bild veränderte sich und zeigte einen anderen Kampf. Sokar kam gefährlich nahe an Noah heran. Dem Jungen ging die Energie aus und eine weitere Attacke würde ihm nicht gelingen. Schweren Herzens ließ er seinen Stock los, welcher in Sokars Richtung flog. Dieser riss die Augen auf und versuchte auszuweichen. Doch Noahs Stab rotierte so schnell, dass

dies nicht mehr möglich war. Die dumpfe Spitze erwischte Sokars Brust und

durchbohrte ihn. Leblos fiel er zu Boden und blieb liegen. Das Sympol auf seinem Amulett verschwand. Das Bild änderte sich erneut und diesmal zeigte es Alex. Er krümmte sich vor Schmerz. „Was soll das mein Sohn?“, fragte Sokar erzürnt. „Vater, hat der Junge Recht? Bitte sag es mir.“, flehte ihn Alex an. Für Noah sah das Ganze aus, als würde sein Gegner Selbstgespräche führen. „Was ist mit dir?“, fragte er zögernd. Alex flehte ihn um Hilfe an. „Das Amulett! Mein Vater, er spricht zu mir. Er bereitet mir Schmerzen.“, erklärte der Junge. Dann wachte Alex auf. Er bemerkte, dass er schwitzte und keuchte. „Nicht schon wieder.“, flüsterte er traurig und ließ sich zurück auf sein Bett fallen. Das Bild zeigte ihn, bei seinem Kampf mit Noah. Doch die anderen zeigten seinen Vater. Woher kamen diese Bilder? Wie war dies möglich? Plötzlich spürte Alex eine Menge Wasser. Es entstammte einem Eimer, welcher sich über seinem Kopf entleerte. Erschroken und verwirrt sprang er aus dem Bett. „Sie?“, fragte er Schakal aufgebracht. „So wecke ich alle meine Schüler.“, sagte er ganz harmlos. Alex glaubte sich verhört zu haben. „Ich war doch schon wach!“, antwortete er empört. Schakal lächelte ihn an. „Aber du warst nicht bei dir. So hast du wenigstens deinen Alptraum vergessen.“, schien Schakal genau zu wissen, was in seinem Schüler vor sich ging. Alex beruhigte sich wieder und setzte sich. „Ich habe wieder von meinem Vater geträumt. Als Senshi und Noah mir geholfen haben mich von ihm zu trennen, und mein Amulett zerstört wurde, dachte ich, ich wäre ihn einfürallemal los. Doch dann kamen diese Träume.“, fiel es Alex schwer davon zu erzählen. „Ich werde sie einfach nicht los. Haben Sie einen Rat?“, erkundigte er sich. Den hatte Schakal tatsächlich. „Sieh Abends einfach nicht mehr so lange fern.“, schlug er vor. Alex konnte tatsächlich etwas lachen. „Aber nun ernsthaft. Unsere Träume sagen viel aus. Du hast sehr an deinem Vater gehangen. Das du nun von ihm träumst, ist verständlich.“, meinte der Meister. Alex schluckte. „Ich hasse ihn aber. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.“, entgegnete er. Schakal verstand. „Das mag sein, aber deine Träume sagen dir auch etwas. Du solltest es verarbeiten, und dem Ursprung auf den Grund gehen.“, riet er Alex. Dieser verstand nur die Hälfte. Wie soll ich das anstellen?“, hakte er nach. Schakal setzte sich zu ihm und legte seine Hand auf die Schulter des Jungen. „Ich fürchte, das schaffst du hier nicht. Du musst weiterziehen und dich allem stellen, was du auf deiner Reise erfährst.“, wollte er Alex unbedingt helfen. Dieser nickte. „Gut, dann werde ich gehen. Ich werde zuerst meine Mutter aufsuchen. Und dann die, die es mit meinem Vater zu tun hatten. Und mit mir…“, überlegte er sich, wie er vorgehen sollte. Am nächsten Tag verabschiedete er sich von Meister Schakal und

begann seine Reise.

Noah spuckte sich demonstrativ in die Hände. Dann packte er das Paket mit beiden Händen und versuchte es zu heben. Er strengte sich an, kippte dann aber nach hinten und fiel auf seinen Allerwertesten. „Ich sagte ja, dafür braucht man Mukis.“, gab Alex an. „Die hab ich!“, gab Noah zurück. „Sieht man.“, meinte Alex und hob das Paket selbst. Er konnte es zwar etwas anheben, musste es aber wieder hinstellen. Noah sah ihn belustigt an. Doch beide schämten sich, als Lin das Paket schnappte und forttrug. „Männer.“, raunte sie ihnen zu. Alex und Noah sahen sich peinlich an. Dann suchten sie sich die schwersten Koffer, die sie fanden und trugen sie Lin hinterher. „He, Lin warte mal. Was hast du in dem schweren Paket?“, wollte Alex unbedingt wissen. „Mädchensachen.“, gab Lin eine kurze und ungenaue Antwort. Alex ließ es dabei. Bald waren alle Sachen in Lins neuer Wohnung verstaut. Alle drei ließen sich geschafft auf den Fußboden fallen. „Wie hat es Senshi nochmal geschafft sich zu drücken?“, erkundigte sich Noah. Alex musste lachen. „Er hat heute ein Date.“, erklärte er. „Und wir müssen hier schufften.“, beschwerte sich Noah. „Tja, dafür muss man eben echt taff sein.“, wies Lin auf die Ausdauer von Alex und Noah hin. „Wir haben dir immerhin geholfen, also bedank dich auch.“, warf Alex ihr an den Kopf. Lin grinste und versprach den beiden Helfern etwas zu Trinken zu holen. Während sie weg war, suchte Alex das Gespräch. „He, Noah, cool dich mal wiederzusehen.“, suchte er nach einem Ansatz. „Ebenfalls.“, gab dieser zurück. Dann bemerkte er jedoch, dass Alex etwas zu schaffen machte. „Was ist los?“, ging er darauf ein. Alex überlegte fieberhaft, wie er es sagen sollte. „Sag mal, bist du eigentlich noch sauer, wegen damals?“, erkundigte er sich. Noah schüttelte den Kopf. „Das habe ich längst vergessen. Du bist nicht dein Vater, Alex.“ Dieser war froh, dass Noah ihm vergeben hatte. „Weißt du… in letzter Zeit träume ich oft von ihm. Hattest du sowas auch mal?“, hakte er weiter nach. Noah senkte den Kopf. „Ja, hatte ich. Und zwar auch von deinem Vater. Als ich ihn vernichten musste, hatte ich viele Alpträume. Die sind zwar mit der Zeit vergangen, aber als ich dich kennenlernte, kamen sie wieder hoch.“, erzählte der Junge leise. „Tut mir Leid.“, flüsterte Alex. Noah winkte ab. „Schon gut. Ich wollte auf jeden Fall verhindern, auch dich töten zu müssen. Deswegen habe ich alles gegeben, um dich zur Besinnung zu bringen. Verzichte Abends einfach auf Horrorfilme, und schon werden die Träume weniger. Und bald sind sie ganz weg. Den Rat habe ich von Meister Schakal.“, schlug er vor. Alex musste lachen, und Noah stimmte darauf ein. Lin kam zurück und fragte, was so witzig sei. „Männersache.“, ärgerte Alex das Mädchen. Dann führte Lin die beiden Jungen in der Wohnung herum.
 

„Gewonnen, du bist einfach kein Gegner für mich.“ Senshi seufzte. „Du bist besser als ich, o.k. Aber ich wette, du hast noch nicht alle Endgegner in
 

deinen Spielen besiegt.“, wollte der Junge angeben. Sein Date musste ihn

enttäuschen. „Die Wette verlierst du. Ich habe die Endgegner in allen meiner Games mindestens zehnmal geschlagen. Am schwersten war dieses eine Maskenwesen in Zelda, aber ich habe gewonnen.“, antwortete das Mädchen selbstbewusst. Senshi kam sich beinahe minderwärtig vor. „Wie du meinst, Sarah, aber wir sind bis jetzt noch nie gegeneinander gefahren.“, meinte er und wies auf die Konsole weiter rechts hin. Darauf lief ein Autorennen, und Senshi hoffte Sarah dabei zu übertrumpfen. Das Mädchen erklärte sich einverstanden. Senshi war froh, dass er Sarah nicht einfach ins Kino eingeladen hatte. Dennoch versuchte er krampfhaft Eindruck zu schinden. Die beiden setzten sich vor die Konsole und begonnen das Spiel. Es war ein hartes Rennen, welches Senshi jedoch für sich entscheiden konnte. „Das muss ich dir lassen. Aber ich will eine Revanche.“, schien Sarah gar nicht sauer darüber zu sein, dass sie verloren hatte. Senshi schien endlich bei ihr zu punkten. „Darf ich auch mal?“, kam nun eine Stimme von hinten. Senshi und Sarah drehten sich um, und erkannten einen Jungen. „Bist du gut?“, fragte Sarah erwartungsvoll. Der Junge nickte und sah Senshi an. „Das bin ich. Ich werde dich schlagen.“ Senshi nahm die Herausforderung an, in der Hoffnung er könnte Sarah beeindrucken. Das Spiel startete und der Junge ging sofort in Führung. Senshi überraschte die Spielstärke seines Kontrahenden. Dieser schaffte es tatsächlich eine Runde vor Senshi ins Ziel zu kommen. „Gratuliere.“, wollte Senshi kein schlechter Verlierer sein. Sarah schien sich für den fremden Jungen zu interessieren. „Du bist fantastisch. Nimmst du an Turnieren teil? Oh, Sorry, wie heißt du überhaupt?“, schien sie an ihm einen Narren gefressen zu haben. Er stand auf, sah bei seiner Antwort jedoch wieder zu Senshi, anstatt zu Sarah. „Mein Name ist Colin.“, stellte er sich vor. Senshi wollte ihm die Hand reichen, doch Colin wehrte ab. Dafür nahm ihn Sarah in Beschlag. Sie zerrte ihn zum Tresen, an dem Getränke serviert wurden. Senshi fühlte sich sitzengelassen. „Erzähl doch was von dir.“, verlangte Sarah. Colin fühlte sich irgendwie unbehaglich. Er wollte zurück zu Senshi., doch Sarah ließ ihn nicht. „Also… ich bin ein guter Torwart.“, fiel Colin nichts anderes ein. Sarah interessierte sich nicht für Fussball, hörte aber trotzdem zu. „Ein Sportler und ein Spielefreak, sowas sieht man nicht oft. Was kannst du den sonst noch gut?“, begann sie mit ihm zu flirten. Colin versuchte dem Gespräch zu entkommen. „Ich kann alles gut. Ich gewinne immer.“, schien er wirklich davon überzeugt zu sein, was er sagte. Sarah kam diese Ausage etwas anmaßend vor, akzeptierte sie aber. Colin drehte sich nun um und erschrak. Senshi war verschwunden. Der Platz, an dem er gesessen hatte, war leer. Colin hätte sich ohrfeigen können. Sepa hatte ihm etwas aufgetragen und er hatte versagt. Er ließ Sarah alleine, ohne sich zu verabschieden. Er würde Sepas Wunsch erfüllen. So oder so.
 

Es klingelte und Lin ging an die Tür. Draußen stand Alex. „Weißt du wie spät es ist?“, fragte das Mädchen kritisch. Alex verrollte die Augen. „Sicher, aber ich habe Wein mitgebracht. Denn können wir gegen deine Wohnung schlagen, und sie so taufen.“, schlug er vor. Lin musste kichern. „Das tut man doch nur bei Booten.“, musste sie Alex leider sagen. Dieser schien sich nichts daraus zu machen. „Egal, dann trinken wir ihn eben.“, fand er schnell eine andere Lösung. Lin trank keinen Alkohol, wollte Alex aber nicht verletzen. „Darf ich reinkommen?“, fragte Alex nun etwas ungeduldig. Lin öffnete den Mund, und wollte Nein sagen. Daraus wurde jedoch ein Ja. Alex trat ein und betrachtete die Wohnung. Lin hatte währendessen alles ausgpackt und in die Wohnung integriert. Alex fielen mehrere kleine Steinstatuen auf. „Die waren also in dem Paket. Was sollen die den darstellen?“, fragte er interessiert. Lin starrte immer wieder ins Wohnzimmer. „Ach, die hat mir Meister Schakal mitgegeben. Familienerbstücke, oder so.“, erklärte sie verlegen. Alex kam Lins Verhalten merkwürdig vor. Er wollte fragen, was los sei, als er Geräusche aus dem Wohnzimmer hörte. „Oh, du hast ja Besuch. Hättest du auch gleich sagen können. Ist mir Noah etwa zuvorgekommen?“, fragte er. Er dachte wirklich, es würde sich um seinen Freund Noah handeln, als er das Wohnzimmer betrat. Ein Junge saß auf der Couch und stand auf. „Hi.“, begrüßte er Alex schnell. Der Unbekannte hatte blonde Haare und trug ein weißes Hemd und weite Jeans. „Alex, das ist übrigens Daniel.“, überrumpelte Lin beide Jungen. „Hi.“, erwiderte Alex den Gruß kühl. „Ich wusste nicht, dass du Besuch hast, wir sehen uns sicher morgen.“, wollte sich Alex schon verabschieden. „Nein, bleib doch noch. Daniel, stehst du auf Wein? Alex hat welchen mitgebracht.“, wollte das Mädchen eine peinliche Situation vermeiden. Daniel konnte nur nicken. Alex winkte trotzdem ab. „Nein, ich habe ohnehin noch einiges zu erledigen. Ich lasse euch wieder allein.“, sprach er und verschwand. „Ich scheine zu stören.“, fühlte sich Daniel nun fehl am Platz. Lin wehrte ab. „Unsinn. Alex ist ja nicht mein Freund, oder so. Du kannst ruhig noch etwas bleiben. Er kriegt sich schon wieder ein.“, sagte Lin hastig. Daniel wollte trotzdem gehen. „Du hast dich wirklich nicht schlecht eingerichtet. Wir werden sicher gute Nachbarn. Wenn du was brauchst, ein Glas Salz oder Milch, oder solches Zeugs, kannst du immer an meiner Tür klingeln.“, bot er an und verließ dann die Wohnung. Lin holte tief Luft. Aber warum regte sie sich überhaupt auf? Alex hätte sich ruhig vorher melden können, dass er auf einen Sprung vorbeikam. Daniel fühlte sich sicher gestört. Irgendwie fühlte sie sich Alex gegenüber schuldig, aber wieso? Er hatte doch den Abend vermasselt, und nicht sie. Trotzdem beschäftigte es sie.
 

Die Triade
 

Baal war wieder auferstanden und taumelte auf die Gruppe zu. „Ich... ich dachte der Typ wäre hinüber!“, stotterte Noah. „Das ist Seth.“, erklärte Nick. „Ja, er ist mit wenigen Körpern kompatibel. Baals ist wohl einer davon.“, ergänzte Chris. Nick grinste lediglich. Er warf Senshi einen verschwörerischen Blick zu. „Freunde?“, wandte er sich den Rest der Gruppe. Alle stellten sich Seth, der nun Baals Körper besaß entgegen. Dieser schien kaum beeindruckt. „Egal wieviele ihr seit. Euer Schicksal ist besiegelt. Ich werde siegen und das Chaos wird herrschen!“, schrie er und ging auf die Kämpfer los. Senshi schwang sein Schwert, Nick sein Zepter und Anna und Noah nahmen ebenfalls am entscheidenden Schlag teil. Chris zögerte noch, stand seinen Freunden dann aber bei. „O.k, Leute, gebt mir eure Energie!“, verklikerte er seinen Freunden, dass er etwas vorhatte. Senshi, Anna, Noah und Chris hielten ihre Waffen zu Nicks Zepter. Diesmal wuchs der rote Ball mit großer Geschwindigkeit. Seth war zwar nicht mehr weit entfernt, doch Nick vollzog seinen Angriff noch rechtzeitig. Seine Attacke, die mit der Energie und der Hoffnung seiner Freunde gefüllt war traf den Gott und zerschmetterte ihn in Tausend Stücke. Der Kampf hatte ein Ende gefunden. Die Freunde ahnten zu dieser Zeit nicht, dass jemand den Verlauf beobachtete. „Sie haben tatsächlich gewonnen. In diesen Kämpfern scheint ein großes Potential zu stecken. Die Triade hat mit Seth ein wertvolles Mitglied verloren, doch das Schicksal wollte es so. Es ist jammerschade, dass diese jungen Kämpfer glauben, ihr Kampf wäre bereits vorbei. Ihre Reise hat mit diesem Sieg gerade einmal begonnen.“, führte der Beobachter ein Selbstgespräch und drehte sich dann um, um wieder zu gehen. Plötzlich vernahm er hinter sich ein Geräusch. Der reckte seinen Kopf zurück und entdeckte etwas Unglaubliches.
 

Senshi war noch ins Kino gegangen, jedoch allein. Er konnte es nicht glauben, dass Sarah ihn so schnell vergessen konnte. Und wer war überhaupt

dieser Colin? Er war ein guter Spieler, das war Senshi nicht entgangen. Trotzdem hatte er die Tastatur behandelt, als würde er zum ersten Mal spielen. Was natürlich nicht möglich war. Aus irgendeinem Grund, kam der Junge Senshi sogar bekannt vor. Da er aber nicht wusste, woher er ihn kennen konnte, machte er sich auf den Weg nach Hause. Aber noch etwas anderes lag ihm im Magen. Horus hatte sich den ganzen Tag nicht gemeldet. Zuhause wärmte er sich das Essen vom Vortag auf und putzte sich danach die Zähne. Er beschloss heute sehr früh ins Bett zu gehen. Vorher telefonierte er

allerdings noch mit Noah, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Noah erzählte ihm, dass der Umzug ohne Probleme verlaufen sei. Als er Senshi jedoch nach seinem Date fragte, legte der Junge einfach auf. Er schlief bald ein, und wachte am Morgen wieder auf. Am Morgen war vielleicht übertrieben. Senshi war ein Langschläfer und es war bereits später Vormittag. Er sah auf seinen Wecker und stutzte. Horus hatte ihn nicht geweckt. Falls er länger brauchte, um mit Sepa fertig zu werden, hätte er den Jungen sicher bereits aus dem Land der Träume geholt. War es möglich, dass Sepa den Kampf gewonnen hatte? Senshi konnte nicht wirklich daran glauben. Sein göttlicher Freund hatte bereits Seth besiegt und war vielleicht der stärkste Kämpfer, den er kannte. Zusammen hatten sie Ra und Serapis bezwungen, da dürfte Sepa doch kaum ein Problem darstellen. Senshi kannte leider keinen Weg, mit Horus in Kontakt zu tretten. Das bedeutete, er musste warten. Er würde noch etwas in Ungewissheit schwelgen, bis er neue Informationen bekam. Er beschloss seine Kumpel anzurufen, um mit ihnen etwas zu unternehmen. Er wollte sich auch Lins neue Bude nicht entgehen lassen. Alex und Lin hatten Zeit und wollten sich mit dem Jungen in ihrem Lieblingsrestaurant zum Mittagessen treffen. Senshi hatte beiden nichts vom jeweils anderen erzählt. Er wusste nicht, dass die beiden sich gestern gestritten hatten. Das erfuhr er jedoch zwei Stunden später. „Was macht der den hier?“, fragte Lin überrascht, als sie Alex sah. „Senshi hat mich eingeladen.“, erwiderte er schnell. Lin sah den Jungen kritisch an. Dieser wusste natürlich nicht, was die Aufregung sollte. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Senshi vorsichtig. Lin entkam ein Lacher. „Diesen Langweiler kannst du doch nicht ins Restaurant mitnehmen. So unfreundlich wie er ist, wird er doch sofort rausgeschmissen.“, wurde das Mädchen persönlich. Alex glaubte nicht recht, was er da hörte. „Unfreundlich? Eher Zuvorkommend. Ich wollte dich und deinen Daniel nicht stören, bei dem, was ihr so macht.“, gab er frech zurück. Dafür erntete er eine schallende Ohrfeige. Lin verschwand im Gasthaus und Alex folgte ihr wütend. „Tja, da haben sich zwei gefunden.“, ließ Senshi einen Spruch ab, den aber weder Alex noch Lin hören konnten. Sie hätten ihn dann sicher einen Kopf kürzer gemacht. Alex und Lin setzten sich weit auseinander und würdigten einander keines Blickes. Am Tisch wurde es nicht nur still, sondern auch eiskalt. „Was haltet ihr von Hühnchen?“, schlug Senshi ganz unschuldig vor. Alex und Lin sahen ihn an, gaben jedoch keine Antwort. Jemand trat an den Tisch und Senshi wollte eine Bestellung aufgeben. Er hatte die Karte vor dem Gesicht, so, dass er die Kellnerin nicht erkennen konnte. Er bestellte, doch Alex gab ihm einen leichten Tritt gegen den Fuß. Senshi senkte die Karte und entdeckte, dass es sich gar nicht um eine Kellnerin handelte. „Sorry, mein Freund denkt nicht, bevor er etwas anstellt.“, entschuldigte sich Lin prombt. Senshi presste die

Lippen zusammen. „Dein Freund? Senshi ist ebenso meiner.“, protestierte Alex. Lin fühlte sich angegriffen. „Freunde wollen einander nicht umbringen. Werd du erstmal mit deinem Vaterkomplex fertig. Glaubst du, ich habe dich und Noah nicht gehört?“, begann sie einen handfesten Streit. Alex wollte schon kontern, bis Senshi überrascht einen Namen rief. „Hathor!“, entkam es ihm plötzlich. Alex und Lin sahen die Frau genauer an. „Du kennst sie?“, fragte Lin erstaunt. „Jap!“, meinte Senshi nur und stand auf. „Ich habe irgendwie das Gefühl, das Mittagessen ist abgesagt.“, sprach er. Alex und Lin wollten Antworten. „Wir haben uns lange nicht gesehen, was können wir für dich tun?“, begann Senshi ganz unschuldig, obwohl er wusste, dass Hathor ihnen sicher keinen Höflichkeitsbesuch abstattete. „Ich bin in der Tat mit einer dringenden Nachricht gekommen. Diese Welt schwebt in großer Gefahr. Horus wurde von Sepa getötet, wodurch er freie Bahn für sein Vorhaben hat.“, begann die Frau zu erzählen. Das löste in Senshi einen Schock aus. Er musste sich wieder setzen und warf seinen Kopf zurück. „Das ist meine Schuld. Ich habe ihn allein gehen lassen. In letzter Zeit, vergeige ich einfach alles.“, nahm er die ganze Schuld auf sich. Lin wollte davon nichts hören. „Sepa ist Schuld daran, nicht du! Du hättest dich zwar mehr um die Sache kümmern können, aber nun ist es zu spät. Unsere einzige Chance ist das Buch der Toten. Ich werde sofort abreißen, und…“ Hathor fiel ihr ins Wort. „Wenn Sepa der Sieg gelungen ist, hat er bestimmt Horus Seele zerstört. Sepa verfügt über die Gabe, das Schicksal zu sehen. Er weiß was wann passieren wird.“, kam die nächste schlechte Nachricht auf die drei zu. „Dann ist diese Welt in der Tat verloren. Nur ein Gott kann einen anderen vernichten.“, stand für Alex fest. „Deswegen bin ich hier. Die Triade läd euch ein, sie aufzusuchen. Euch wird eine Autienz gewährt.“, erzählte sie. Alex und Lin sahen Senshi an, doch dieser wusste auch nicht, wovon Hathor sprach. „Wie ich sehe, seit ihr mit diesem Begriff nicht vertraut. Die Triade ist ein Rat, der aus Amulettträgern besteht. Wir beobachten die Geschichte und fällen Entscheidungen. Sepa ist sehr mächtig, und wir müssen seinem Treiben unbedingt ein Ende bereiten.“, klärte sie auf. Alex wusste jedoch nicht, wie. „Wir haben alle drei keine Amulette mehr, und ohne Horus haben wir keine Chance. Nicht einmal Senshi kann mehr etwas ausrichten.“ Lin räusperte sich. „Wir wissen alle, dass du schwach bist.“, warf sie Alex vor. „Wie bitte?“, ärgerte er sich. „Ich habe lange Zeit bei Meister Schakal trainiert und bin auch ohne das Amulett der Sechmet stark.“, gab sie an. Alex grinste. „Dann möchte ich gerne sehen, wie du gegen einen Gott kämpfst.“, nahm er das Mädchen nicht ernst. „Wenn euer Streit beendet ist, möchte ich euch gerne zum Rat führen.“, schlug Hathor vor. „Habt ihr gehört? Glaubt ihr, ihr könnt euch für 30 Minuten vertragen?“, spielte Senshi den Erwachsenen. „An mir liegts sicher nicht. Also, wo müssen wir hin?“, fragte

Lin Hathor. Senshi kam der Frau zuvor. „Du willst uns an den Ort teleportieren, oder?“, kannte er Hathors Methoden sehr gut. Diese bestätigte es ihm. „Wir wollten aber nicht vor den ganzen Menschen hier verschwinden.“, wies Alex darauf hin. Lin ergriff die Chance. „Nein, wer wäre den auch so blöd?“, fragte sie und sah dabei den Jungen an. Anstatt zu kontern stand Alex einfach auf. Alle Vier suchten die Toilette auf, in der Hoffnung dort niemanden zu begegnen. Hathor bat die Freunde, sich um sie zu versammeln. Senshi und seine Freunde traten näher. Lin bemerkte als erstes, was mit ihr geschah. „Leute, seht euch das an!“, schrie sie panisch. Sie begann nämlich sich aufzulösen. Senshi versuchte schnell sie zu beruhigen. „Das geht alles klar. Ich kenne das schon, euch wird nichts passieren.“, beruhigte er sie. „Genau, du wolltest nicht so ängstlich sein.“, ergänzte Alex unnötigerweise. Die Körper der Vier verschwanden nun und die Umgebung veränderte sich. Bald befanden sie sich an einem anderen Ort. „Wir sind tatsächlich wo anders.“, staunte Lin. „Richtig, wir sind nicht mehr in Kenntsis.“, betrachtete Alex die Umgebung genau. „Sind wir hier in einem Museum?“, fragte er zögernd. An den Wänden waren Hieroglyphen aufgezeichnet und Wandteppiche hingen überall. Hathor verneinte. Sie erzählte, dass sie sich in einem Tempel befanden, von dem nur wenige Menschen wussten. „Und was sollen wir hier?“, wollte es Senshi genauer wissen. Hathor bat um Geduld. „Die Triade hat beschlossen euch anzuhören. Behandelt sie bitte mit größtem Respekt.“, erklärte sie. „So wie einen Lehrer?“, hakte Senshi nach. „Nein, mit Respekt hat sie gesagt.“, stupste Alex seinen Freund an. Die drei Kämpfer entdeckten einen Gang, und als könnte Hathor ihre Gedanken lesen, ging sie auch schon los. Senshi folgte ihr sofort, doch Alex und Lin behielten Abstand. Lin zupfte Senshi am Ärmel, um ihn zum Langsamergehen zu bewegen. „Senshi, du scheinst dieser Frau zu trauen, aber wir kennen sie nicht.“, flüsterte sie. Senshi schien gar nicht zu wissen, warum seine Freunde sich so zagten. „Hathor ist voll o.k. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich schon abgekratzt. Sie hat mir bei meinem Kampf gegen Seth beigestanden und mich und den Rest der Clique vor Ra gewarnt.“, schien er Hathor vollkommen zu vertrauen. Alex und Lin wussten jedoch nicht, was sie erwarten würde. Der Gang hatte bald ein Ende und die drei Abenteurer standen in einem riesigen Saal. Er erinnerte an den eines Schlosses. Rote Teppiche waren ausgelegt und große Bilder zierten die Wände. Von der Decke hingen Kronleuchter herab, welche die Halle in dumpfes, mystisches Licht tauchten. Einrichtungsgegenstände fanden sich keine. Zumindest fast keine. Am Ende des Saals stand ein breiter Tisch, an dem drei Stühle aufgestellt waren. Erst jetzt kam Senshi die Idee, dass Triade für Drei stand. Diese Triade würde ihm sicher mehr sagen können. Er machte sich noch immer Vorwürfe wegen Horus, und hoffte, dass Hathor sich irrte

und er doch noch lebte. Oder wenigstens seine Seele noch in Takt war. „Und wo ist jetzt diese Triade?“, drängte Lin. Hathor bat die drei, sich vor den Tisch aufzustellen. „Können wir uns nicht hinsetzen? Sind doch genau drei Stühle.“, fragte Alex höflich. Hathor wehrte sofort ab. „Die Triade nimmt an diesen Stühlen platz. Diese Ehre ist euch leider versagt.“, enttäuschte sie ihn. Alex entschuldigte sich sofort, obwohl er nicht genau wusste wofür. „Sollen wir jetzt warten, oder…“, wollte Lin nicht länger im Ungewissen bleiben. Ihr gefiel diese mystische Atmosphäre zwar irgendwie, doch sie wollte schnellstmöglich Antworten. „Die übrigen Mitglieder der Triade werden bald hier eintreffen. Sepa ist eine große Gefahr für diese Welt. Sicher beraten sie, was zu tun ist.“, beschwichtigte Hathor das Mädchen. Senshi stutzte. „Die übrigen Mitglieder? Sind den schon welche hier?“, kam er nicht ganz mit. Hathor nickte schwach und zeigte auf sich selbst. Die drei Abenteurer guckten überrascht. „Du bist Mitglied der Triade? Warum hast du das nicht gleich gesagt? Dann hättest du uns schon im Restaurant sagen können, was du und deine Kumpels wollt.“, meinte Senshi. Hathor verneinte. „Nein, das konnte ich nicht. Meine Stimme ist zu leise. Die Triade besteht aus drei Stimmen, die einen Gedanken verfolgen.“, versuchte Hathor zu erklären. Alex schnitt ein dummes Gesicht. Lin half ihm auf die Sprünge. „Sie meint damit, dass sie kein alleiniges Stimmrecht hat. Die Triade stimmt über Dinge ab. Wenn du zu blöd bist, das zu verstehen, zisch ab. Wir brauchen dich nicht. Senshi und ich sind auch ohne dich ein gutes Team.“, begann sie wieder zu streiten. Alex wollte darauf eingehen, doch Senshi konnte es verhindern. Dann hörten sie ein Geräusch. Erst jetzt erkannten die drei ein großes Tor, das sich hinter dem Tisch aufbaute. Es war verschlossen und pechschwarz. Deswegen war es in dem mittelmäßig beleuchteten Raum auch nur schwer zu erkennen. „Ratsmitglied Nefertum ist auf den Weg hierher. Zollt ihm den gebührenden Respekt.“, dachte Hathor, sie müsste die ‚Kinder‘ darauf hinweisen. Tatsächlich begann sich das schwarze Tor zu öffnen und eine Gestalt trat aus der Dunkelheit. Senshi dachte, er würde diesem Nefertum ins Gesicht blicken können, doch Fehlanzeige. Nefertum trug eine schwarze Kutte, die sich tief in sein Gesicht zog. Sie kam näher, und die Gruppe konnte lediglich seine Hände sehen. Sie sahen runzlig und faltig aus. Nefertum setzte sich nun an den mittleren Stuhl und streifte seine Kapuze ab. Dahinter kam das Gesicht eines Mannes zum Vorschein. Tiefe Falten zierten seine Haut. Er besaß das weißeste Haar, das Senshi je gesehen hatte. Um seine Augen zogen sich tiefe Furchen und er besaß ein Doppelkinn. Senshi schätzte ihn auf zirka Neunzig ein. „Ratsmitglied Nefertum ist eingetroffen.“, machte Hathor darauf aufmerksam und setzte sich zu ihm an den Tisch. „Ähhh… Hi.“, versuchte Senshi etwas zu sagen. Scheinbar aber nicht das Richtige. Nefertum zog eine Augenbraue in die Höhe. Obwohl Senshi ihn

gerade erst kennengelernt hatte, empfand er Respekt und Ehrfurcht vor dem Mann. „Was mein Freund meint ist, dass es uns eine Ehre ist, von Euch empfangen zu werden, Sir.“, sprang Lin ein. Sie trat vor Senshi und Alex und verbeugte sich sogar ein Stück. „Schleimer.“, flüsterte ihr Alex zu. Allerdings schien Nefertum dies gehört zu haben. Doch anstatt zu schimpfen, lachte er darauf los. Das hatte Senshi von dem gepflegten Mann nicht erwartet. „Ich freue mich euch zu sehen. Außerdem hört mit diesem schmeicheln auf. Wenn ihr wollt könnt ihr mich Bill nennen.“, redete er mit amüsierter Stimme. Senshi wäre beinahe umgekippt. Das hatte er von Nefertum nicht erwartet. Alex stieg gleich darauf ein. „He, Bill, was geht ab? Sie haben mit uns etwas zu quatschen?“, redete er wie mit einem alten Bekannten. Dabei sah er Lin herausfordernd an. Diese brummte nur. Nefertum hielt sich seine Hand vor den Mund und hustete. „Ihr wisst ja, dass Sepa wieder auferstanden ist. Er hat sich in Tiefschlaf versetzt, um dem Chaos zu entgehen. Das liegt daran, dass Seschat ihm erlaubt in sein eigenes Schicksal einzusehen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass er es nicht ändert. Vor 3000 Jahren hat er es jedoch getan und wurde bestraft. Wir hatten 3 Jahrtausende Ruhe vor ihm, doch nun ist er zurück. Diese Welt ist sogar noch angreifbarer, als die von damals. Senshi, ich habe euren Kampf gegen den Dämon Seth mitverfolgt. Du und deine Freunde sind stark, aber Sepa ist ein richtiger Gott. Und ein Monster. Er gehörte damals zu den Göttern, denen die Menschen egal waren. Er verfolgte nur seine eigenen Ziele. Und jetzt, da Horus vermisst wird sind unsere Optionen eingegrenzt.“, erklärte er die Lage. Senshi horchte auf. „Vermisst? Ich dachte er ist tot!“, sprach er ganz aufgeregt. Nefertum wollte etwas sagen, doch Hathor kam ihm zuvor. „Das ist er sicherlich. Ein Gott tötet den anderen, wenn er die Gelegenheit dazu hat.“, erzählte sie. Nefertum musste sich zu diesem Thema einschalten. „Wir wissen nicht mit Bestimmtheit, dass Horus tot ist. Sepa könnte ihn gefangengenommen haben, um ihn in seine zukünftigen Pläne zu involvieren.“, sprach Nefertum seinen Verdacht aus. „Das sind Spekulationen und Wunschgedanken. Es ist am logischten, dass Sepa sich Horus entledigt hat.“, blieb sie dabei. „Aber ihr wisst es nicht!“, keimte in Senshi wieder Hoffnung auf. Lin hatte lang genug gewartet. Sie redete einfach drauf los. „Ihr wisst sicher, dass Serapis durch Horus geschlagen worden ist. Wenn wir Horus nicht zur Verfügung haben, sind wir gegen Sepa machtlos.“ Nefertum und Hathor blickten einander an. „Die Triade hat einen Plan entwickelt, durch den wir hoffen, Sepa auch ohne Horus Hilfe zu besiegen.“, verriet Nefertum. Die drei Besucher hoben überrascht die Köpfe. „Und wie lautet dieser ominöse Plan?“, wollte Lin mehr erfahren. Hathor und Nefertum schwiegen. „Wir erzählen euch alles, was ihr wissen müsst. Jedoch erst, wenn Ratsmitglied Tatenen eingetroffen ist.“, versprach Hathor. Lin gab sich damit zufrieden. Vorerst. „Und wann

dürfen wir mit ihm rechnen?“, hakte Alex nach. Nefertum spreizte seine Finger. „Im Moment ist er bei Tisch, doch er wird in wenigen Minuten hier eintreffen.“, erklärte er. Alex glaubte sich verhört zu haben. „Wie bitte? Die Welt steht am Abgrund, und dieser Tatenen isst?“, hielt er Nefertums Geschichte für einen Witz. „Es ist sehr wichtig für Tatenen, dass er regelmäßtig und pünktlich isst.“, verstand Nefertum Alex Aufregung nicht. Kurz darauf wurden auf schon Schritte hörbar. Das letzte Ratsmitglied schien endlich zu kommen. Die Schritte waren sehr leise, aber nahe. Senshi tippte auf eine Frau, würde es aber gleich genauer wissen. Er kannte bereits Hathor und Nefertum. Beide schienen einen starken Charakter zu besitzen. Der Junge interessierte sich wirklich sehr für Tatenen. Das große Tor wurde geöffnet und er trat heraus. Die Person, die erst im Licht der Kronleuchter richtig erkennbar wurde, war kleiner, als erwartet. Er war kaum größer als einen Meter. Hatten es die Freunde mit einem Liliputaner zu tun? Auch er trug eine Kutte, wie bereits Nefertum. „Und wie sollen wir den anreden?“, flüsterte Alex zurück. „Tatenen, setz dich.“, forderte ihn Nefertum auf. Dieser folgte und setzte sich an den letzten Stuhl. Dann begann er seine Kapuze zu entfernen und die drei Besucher erlebten die größte Überraschung ihres Lebens. Unter der Kutte kam das Gesicht eines Jungen zum Vorschein. Über sein jugendliches Gesicht streichte ein Lächeln. Senshi schätzte ihn auf höchstens Neun. „Ist das ein Scherz?“, fragte Alex vorsichtig. Tatenen sah unsicher Nefertum an. „Entschuldige ihre Respektlosigkeit. Ich habe ihnen nichts von dir erzählt.“, erklärte er. Tatenen wandte sich wieder den drei Besuchern zu. „Ich bin Tatenen, ein Mitglied der Triade. Es ist schön die Bezwinger von Baal, Seth, Ra, Nephthys und Serapis endlich kennenzulernen.“, stellte er sich vor. Er besaß eine richtig kindliche Stimme, was Unmut in Lin und Alex auslöste. Sie wussten nicht, wie sie sich Tatenen gegenüber verhalten sollten, da er jünger war als sie. „Du zählst die alle?“, konnte Senshi ganz normal mit ihm umgehen. „Tut mir Leid, wenn ich frage, aber ist es nicht ungewöhnlich, dass ein kleiner Junge so einem wichtigen Rat vorsitzt?“, wagte es Alex zu fragen. Nefertum wollte Einspruch erheben, doch Tatenen hob die Hand. „Es ist sicher ungewöhnlich und ungewohnt für euch. Aber das Alter bestimmt nicht das Wissen der Person.“, versuchte er zu sagen, dass er ernst genommen werden wollte. Alex und Lin gaben ihr bestes. „Du musst trotzdem zugeben, dass du sehr jung bist.“, rechtfertigte Senshi das Verhalten seiner Freunde. Tatenen nickte. „Das seit ihr auch. Und ihr habt viele Krieger besiegt, die diese Welt bedrohten.“, argumentierte er. Der Zug ging eindeutig an Tatenen. „Tatenen ist erst vor einem Jahr zu uns gekommen. Vor ihm saß Seth auf seinem Stuhl.“, glaubte Hathor das erzählen zu müssen. Alex und Lin weiteten ihre Augen. „Seth? Der war dann sicher kein guter Entscheidungsfäller.“, scherzte Lin. Hathor wollte erklären,

doch Senshi übernahm dies. „Ich weiß schon. Seths früherer Wirt war Mitglied in der Triade. Er konnte Seths Seele kontrollieren, doch als er starb, kam er natürlich wieder an die Macht.“, kombinierte er. Alex und Lin gaben sich mit dieser Erklärung zufrieden. „Dürfen wir nun endlich von eurem Plan erfahren, Sepa zu vernichten?“, drängte Lin. Nefertum ergriff das Wort. „Selbstverständlich. Sepa ist mächtig und nur ein Gott kann ihn besiegen.“, begann er. Alex kratzte sich an der Wange. „Tja, tut mir Leid, aber die sind uns leider ausgegangen. Und ich weiß auch nicht, wo man welche bestellen kann.“, wurde er zynisch. Das schien Nefertum aber etwas zu verärgern. „Nicht unbedingt. Horus Schicksal liegt im Ungewissen. Aber es gibt einen Ersatz für ihn. Ein anderer Gott kann Sepa herausfordern und eventuell beseitigen.“, kam er nun mit der Sprache heraus. Senshi verstand das nicht. „Was meinst du damit? Außer Horus und Sepa existieren keine weiteren Götter mehr. Seth hat damals alle vernichtet.“, erinnerte er. Die drei Mitglieder der Triade sahen sich an. Dann begann Tatenen zu sprechen. „Damit hast nicht ganz Recht. Nicht nur Sepa ist dem Chaos entgangen. Es gibt einen Gott, der zu dieser Zeit nicht in Ägypten war.“, klärte der Junge auf. Das setzte. „Stopp! Moment! Sekunde! Auszeit!“, rief Senshi entsetzt. „Wollt ihr damit sagen, dass seit Jahrtausenden ein Gott auf der Erde herumwandelt, und mir wurde das nicht gesagt?“, verstand er bald kein Wort mehr. Alex und Lin ging es nicht anders. „Wenn tatsächlich ein Gott seit so langer Zeit existiert, warum wissen wir es dann nicht? Er hätte doch sicher längst die Welt unterworfen, oder sowas.“, dachte Lin an ihre bisherigen Erfahrungen. Serapis wollte seine Macht der ganzen Welt zeigen, warum hielt sich dieser Gott dann zurück? Hathor setzte da an, wo Tatenen aufgehört hatte. „Dieser Gott ist Reschef. Vor weniger als 5000 Jahren hat er ein Verbrechen begangen und wurde bestraft. Er hat ein ganzes Dorf ausgelöscht. Außerdem hat er die übrigen Götter verraten, um sich so einen Platz in der Führung zu verschaffen. Daraufhin wurde er aus Ägypten verbannt. Er hat sich seinerseits nie als Gott verehren lassen, wodurch er in der Geschichte nie auftaucht. Zumindest nicht in der ägyptischen. Da er nicht nach Ägypten zurück konnte, führte ihn sein Weg in ein anderes Land. Dort erhob er sich zur obersten Gottheit. Allerdings wurden seine Kräfte von den anderen Göttern eingeschrenkt, um eine neue grausige Tat, seinerseits zu verhindern. Wenn Reschef noch lebt, was er müsste, ist er unsere einzige Chance.“, beendete sie die Erzählung. Das mussten die drei Besucher erstmal verdauen. „Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich alles verstanden habe, aber dann sollen wir diesen Reschef finden, und ihn gegen Sepa aufhetzen?“, erkundigte sich Alex. Hathor nickte. „Ja, er ist vielleicht unsere letzte Chance diese Welt zu reden. Wir möchten euch drei mit dieser Mission beauftragen.“, gab sie den tollkühnen Plan preis. Daran hatten die drei
 

Freunde natürlich zu knappern. „Moment! Wenn Reschefs Kräfte weg sind, wie soll er uns dann helfen?“, hakte Lin nach. Nefertum wollte es ihr gerne erklären. „Die Triade kennt eine Möglichkeit, Reschefs alte Kraft wieder herzustellen. Mit dieser Kraft kann er Sepa entgegentreten.“, erklärte er. Alex klatschte mit den Händen zusammen. „Das ist ja schön und gut, aber kennt ihr nicht die Geschichte mit der Schlange? Wenn man keine Schlangen mehr haben möchte, besorgt man sich Mungos. Und wenn man die nicht mehr haben will, dann Katzen, oder sowas. Versteht ihr was ich meine? Selbst wenn Reschef Sepa ausschaltet, ist Reschef noch da. Wir tauschen den einen bösen Gott gegen den anderen. Und wie ich euren Erzählungen entnommen habe, ist Reschef noch bösartiger, als unser momentaner Fiesling. Nennt ihr das einen Plan?“, nannte Alex die Risiken beim Namen. Die Triade war sich über Alex Ausführungen aber mehr als bewusst. „Wir geben Reschef seine Kraft zurück. Wir können sie ihm aber auch wieder nehmen. Wenn er Sepa besiegt hat und auf die Menschheit losgehen will, nehmen wir sie ihm einfach wieder weg. Der Plan ist also narrensicher. Wir würden euch nicht bitten, wenn es nicht so wichtig wäre. Bitte, ihr seit unsere letzte Chance.“, flehte Nefertum. Während Alex und Lin noch überlegten, hatte Senshi sich bereits entschieden. „Einverstanden.“, sagte er für die ganze Gruppe zu. „Senshi! Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Alex nochmals nach. Senshi streckte nur seinen Daumen in die Höhe. „Wir übernehmen den Job. Es besteht die Möglichkeit, dass Horus noch lebt. Ich muss ihn befreien, das bin ich ihm einfach schuldig. Aber ich denke nicht nur an ihn, sondern auch an die Menschen, die leiden müssen, wenn Sepa oder Reschef an die Macht kommen. Naja, den Spruch habe ich auch von Horus.“, erzählte er. Lin und Alex wollten nun ebenfalls mitmachen. „Wir haben aber keine Amulette mehr, was wenn wir angegriffen werden?“, wollte Alex noch unbedingt erfahren. Tatenen half ihm weiter. „Es ist unwahrscheinlich, dass ihr angegriffen werdet. Sepa kann zwar das Schicksal sehen, doch er kann es nicht beeinflussen. Er kann euch auf eurer Reise also nicht stören. Falls dies doch der Fall sein sollte, überwachen wir alles. Wir senden euch dann Hilfe.“, versprach er. Lin lehnte ab. „Nicht nötig. Wir können uns sehr gut verteitigen. Ich zumindest. Auch mit Amulettträgern werde ich fertig.“, sprach sie selbstbewusst. „Angeberin.“, hauchte Alex nur. Lin grinste. „Ich kann dir gerne mal zeigen, was ich drauf hab.“ Bevor die beiden sich wieder stritten, ging Senshi dazwischen. „Wann gehen wir los? Und wo sollen wir suchen?“, erkundigte er sich. Hathor antwortete ihm. „Reschef hält sich nun wieder in Ägypten auf. In Siwa um genau zu sein. Um zu ihm zu gelangen, ist ein Marsch durch die Wüste von Nöten. Deswegen werdet ihr euch heute noch ausruhen und eure Sachen packen. Ihr müsst viel Kraft für Morgen sammeln. Ich wünsche euch viel Glück.“ „Wir werden uns gut vorbereiten!“,

versprach Alex. Senshi klatschte seine Hände gegeneinander. „Sehr gut! Dann kann ich heute noch mein Date treffen.“, fand er es zeitlich perfekt. Lin verstand nicht ganz. „Ich dachte diese Sarah hätte dich sitzen lassen?“, hakte sie nach. Senshi nickte. „Ja, aber heute treffe ich mich mit Kerstin.“, löste er auf. Alex und Lin ließen ihre Schultern sinken. Manchmal konnte ihr Freund wirklich anstrengend sein. Hathor brachte die drei zurück an den Ort, an dem sie ursprünglich waren und verabschiedete sich. Morgen wollte sie nämlich wiederkommen und den Dreien sagen, was zu tun sei. Besonders Senshi wollte sich auf dieser Mission anstrengen. Ihm lag sehr viel an Horus, und er wollte ihm unbedingt helfen. Wer weiß was Sepa ihm gerade antat.
 

Harsiesis
 

Horus zog immer fester an den Seilen. Ohne Erfolg. Sie zogen sich nur noch fester an seine Haut. Sepa hatte ihn in den göttlichen Sphären zurückgelassen, ohne weitere Worte. Horus musste unbedingt herausfinden, was Sepa mit ihm vorhatte, bevor er es am eigenen Leib erfahren musste. Er hatte versagt und den Kampf verloren. Er hatte sich, aber auch Senshi enttäuscht. Er fühlte sich schlecht dabei, zu wissen, dass er nur mit Senshis Hilfe einen Sieg erlangen konnte. Damals war dies anders. Horus dachte nach, bis er Schritte wahrnahm. In einiger Entfernung ging jemand und er kam ohne Zweifel in Horus Richtung. Es konnte nur einen geben, der ihm einen Besuch abstattete. „Sepa, töte mich, oder lass mich frei!“, verlangte Horus von seinem Feind sich zu entscheiden. Die Person trat näher und Sepas Gesicht wurde erkennbar. „Nein, die Zeit ist für dich noch nicht gekommen. Du wirst noch hierbleiben. Das Hauptaugenmerk des Schicksals ist im Moment dein Schützling.“, verriet der Gott. Horus knurrte. „Lass ihn zufrieden. Er ist machtlos und ohne Nutzen für dich.“, versuchte er Senshi zu retten. Sepas schien dies jedoch anders zu sehen. „Du unterschätzt deinen eigenen Schüler. In diesem Jungen steckt ein riesiges Potential. Ich warte auf den Tag, an dem er sich mir anschließt.“, redete Sepa weiter. Horus glaubte sich verhört zu haben und lachte drauf los. „Dir anschließen? Welcher Narr würde das schon wollen? Und der Gedanke, dass Senshi darauf eingehen würde ist lächerlich. Ich dachte du siehst das Schicksal? Dann weißt du auch, dass der Junge nur für das Gute eintritt.“, verteitigte Horus den Jungen. Sepa sah Horus herausfordernd an. „In der Tat, ich sehe das Schicksal. Deswegen habe ich dir auch gerade die Wahrheit gesagt.“, erzählte er. „Lüge.“, stand für Horus fest. Sepa begann vor ihm auf und ab zu gehen. „Er würde sich mir niemals anschließen? Er hat sich Baal angeschlossen, erinnerst du dich?“, ließ er sich nicht abbringen. Horus glaubte, Sepa würde die Situation verkennen. „Baal hat ihn mit Illusionen belogen. Falls du das ebenfalls vorhast, sei gewarnt. Senshi ist viel stärker geworden. Er wird auf deine Tricks nicht hereinfallen.“ Sepa war aber noch lange nicht fertig. „Er wird mir schon dienen. Vorallem dann, wenn er niemanden mehr hat, dem er vertrauen kann. Er wird von dem verraten werden, dem er wahrscheinlich am meisten vertraut. Dir!“, erzählte der Gott. Horus wollte Einspruch erheben, doch Sepa hielt seine Hand vor sein Gesicht. Horus fühlte sich plötzlich schwach und träge. Unerwartet fielen ihm die Augen zu, und er verfiel in einen tiefen Schlaf. „Ja, schlaf Gott des Lichts. Wenn du wieder aufwachst, wirst du all deine Kraft brauchen.“, sprach Sepa, obwohl ihn Horus nicht
 

mehr hören konnte. Dann drehte er um und machte sich auf den Rückweg.
 

Währendessen war bei Senshi und seinen Freunden der Abend eingebrochen. Die drei Freunde packten jeder für sich ihre Sachen und legten sich schlafen. Senshi war noch einige Zeit wach und welgte sich in seinem Bett herum. Als er endlich eingeschlafen war, wurden Schatten neben seinem Bett sichtbar. „Na endlich. Ich dachte schon, er würde nie mehr einpennen.“, wirkte Sepa etwas ungeduldig. Neben ihm wurde noch ein zweiter Schatten erkennbar. „Er wirkt so friedlich. Als hätte er keine Sorgen.“, kam es Colin in den Sinn. „Die wird er noch bekommen, keine Angst. Übrigens war das eine Meisterleistung. Du hast es bereits beim ersten Mal geschafft, dich zu teleportieren.“, gratulierte der Gott. Colin nickte. „Natürlich, ich kann alles.“, erwiderte er nur. Sepa blickte ihn zaghaft an. „Seitdem er den Jungen kannte, hatte er ihn noch nie lächeln sehen. „Ja, aber das ist erst der Anfang. In dir steckt eine unglaubliche Kraft, die du freisetzen musst!“, erklärte er. Colin verstand und wandte sich wieder Senshi zu. „Darf ich ihn töten?“, wollte er wissen. Sepa verneinte. „Nein, noch nicht. Heute haben wir anderes mit ihm vor.“, verriet er. Er legte seine Hand über Senshis Kopf, und dieser stöhnte im Schlaf. „Ich wünsche dir schöne Träume.“, säuselte der Gott.

Senshi verfiel tatsächlich in einen Traum. Was er zu dieser Zeit noch nicht wusste, war, dass Horus genau den selben Traum hatte. Für Horus war es jedoch mehr. Es waren seine Erinnerungen. Das Bild begann zuerst nur mit einer Wüste. Beiden war heiß, obwohl es nicht real war. Der Wind strich über den Sand und wehte in eine bestimmte Richtung. In die der Stadt. Es war die Hauptstadt Ägyptens. Die, in der der Pharao lebte und regierte. Selbst Laien konnte sich das denken, denn ein riesiger Palast zierte die Mitte der Stadt. Überall ragten Türme aus dem Sand und Statuen standen an jeder Ecke. Sie zeigten alle möglichen Götter. In der Stadt und vor dem Palast herrschte reges Treiben. Menschen unterhielten sich und trieben Handel. Vor dem Palast waren eine Menge Wachen postiert. Sie sorgten alle für den Schutz der Politiker und der königlichen Familie. Obwohl das im Prinzip nicht nötig war. Der Pharao und seine Familie waren etwas ganz besonderes. Es war die Zeit, in der der erste Pharao Ägypten regierte. Der Name dieses Pharaos war Osiris. Kein Sterblicher hätte ihm, oder seiner Familie etwas antun können, dennoch wurde der Palast schwer bewacht. Osiris besaß eine Frau und einen kleinen Sohn. Er hatte ihn Horus getauft, und ihn zu seinem Nachfolger bestimmt, wenn er den Thron eines Tages verließ. Osiris verschwand kaum einen Gedanken ans Sterben, da ein Gott sowas von Natur aus nicht tat. Auch sein kleiner Sohn hatte noch nie daran gedacht. Osiris herrschte über das Land, stets in Beobachtung der anderen Götter. Zwei bereiteten ihm jedoch Kopfzerbrechen. Einer davon war Ra, der Sonnengott. Obwohl Osiris der

Pharao war, fällte Ra die meisten Entscheidungen. Er erhob nur deswegen keinen Anspruch auf Osiris Thron, weil er mehr im Sinne hatte. Doch kaum ein anderer Gott stand hinter ihm. Der zweite war Seth, Osiris Bruder. Geb und Nut hatten Osiris zum Pharao bestimmt, worauf Seth einen Wutanfall bekam. Osiris traute seinem Bruder nicht über den Weg und war stets auf der Hut. Es waren erst wenige Jahre vergangen, seit Serapis ihn und alle anderen zu Göttern erhoben hatte. Seth und Ra hatten Serapis vernichtet, worauf ein Gesetz enstand. Demnach war Osiris zwar sicher, doch wenn Seth nicht das bekam, was er wollte, konnte er alles um sich herum vergessen. Ein weiterer treuer Diener von Osiris war Heh. Er bewunderte den Pharao und ging bei ihm in die Lehre. Zum Nachteil von Horus. Sein Vater hatte kaum Zeit für ihn. Wenn er nicht dringende Amtsgeschäfte betätigte, unterrichtete er Heh, oder stritt sich mit den anderen Göttern. Horus war fast noch ein Kind, und wurde sehr früh zum Gott erhoben. Er konnte seine Kräfte noch nicht perfekt kontrollieren, weshalb er einen Begleiter zur Seite gestellt bekommen hatte. Dieser Begleiter hieß Sepa. Osiris fürchtete Seth könnte sich an ihm rächen, indem er Horus ermordete. Aus Angst um seinen Sohn hatte er Sepa dazu auserwählt sich um Horus zu kümmern. Er sollte ihn bis in den Tod beschützen. Nut hatte Ägypten an diesem Tag wieder einen herrlichen Himmel beschert. Es war auch einer der wenigen Tage, an denen Osiris für seine Familie Zeit fand. Zusammen mit seiner Frau Isis und seinem Sohn Horus unternahm er einen Spaziergang. Horus freute sich besonders. Auch deshalb, weil sein Babysitter Sepa nicht anwesend war. Er konnte in Ruhe mit seinem Vater plaudern und ihn alles mögliche über die Welt fragen. „Vati, du weißt so viel, woher kommt das?“, fragte er ganz unschuldig. Osiris musste lachen. „Du hast Recht, ich besitze ein großes Wissen, aber ich bin nicht allwissend. Obwohl ich ein Gott bin.“, antwortete er und sah zu den Menschen in der Stadt. „Siehst du diese Menschen? Eines Tages wirst du meinen Platz einnehmen. Sie sind niedere Geschöpfe, aber behandle sie trotzdem respektvoll und ehrenhaft.“, sprach der Pharao auf seinen Sohn ein. „Warum den? Du kannst doch sowieso nicht sterben. Du bist ein Gott!“, erinnerte er. Osiris lächelte und nickte. „Ja, du hast Recht.“ Die drei beendeten ihren Spaziergang und kehrten in den Palast zurück. „Ich werde Sepa rufen lassen. Es wird Zeit, dass du wieder etwas lernst.“, meinte Osiris. Horus stöhnte. „Ich bin ein Gott, wozu muss ich noch lernen?“, fragte er genervt. Osiris wollte das überhört haben. „Du musst noch viel lernen, wenn du eines Tages ein weiser und aufrichtiger Herrscher werden willst.“, stutzte er ihn zurecht. Horus gab nur ein leises Ja von sich. Die drei betraten den Thronsaal und eine Wache kam Osiris entgegen. „Pharao, ich wollte Euch vorwarnen, doch…“, begann er, doch Osiris hielt die Hand hoch. Er trat näher und bemerkte, dass jemand auf seinem Thron saß. „Du hast es hier

wirklich gemütlich, Brüderchen. Wollen wir nicht tauschen? Oder schenk mir diesen Stuhl einfach.“, säuselte Seth, der es sich einfach auf dem Thron des Pharaos gemütlich gemacht hatte. „Seth unterlass diesen Frevel und verschwinde.“, warnte ihn Osiris ausdrücklich. Doch sein Bruder machte keine Anstallten zu folgen. Er wurde sogar noch unverschämter und griff in eine goldene Schale, neben dem Thron. Er fischte einen Apfel heraus und begann ihn zu essen. Osiris stapfte näher und baute sich vor Seth auf. „Was den? Willst du nicht einmal deinen eigenen Bruder willkommen heißen?“, staunte Seth über Osiris fehlende Gastfreundschaft. „Nenne mir den Grund deines Kommens.“, drängte dieser. Seth grinste ihn überheblich an. „Den kennst du. Ich habe ein ebenso großes Anrecht auf den Thron wie du. Die Entscheidung der anderen Götter war lachhaft. Ägypten gehört mir.“, schnitt er eine Miene, die nur eines aussagte. Er hasste Osiris. „Wir haben dieses Thema bereits besprochen. Du hast dich für die Eigenschaften des Chaos und der Zerstörung entschieden. Kein guter Herrscher würde die Menschen, die ihm untergeben sind tyranisieren und versklaven.“, vertrat Osiris seinen Standpunkt. Seth wurde wütend und zerquetschte den Apfel in seiner Hand. Er stand auf und sah seinem Bruder direkt in die Augen. „Wir sind noch nicht miteinander fertig.“, fuhr er ihn an und löste sich dann in Luft auf. Osiris holte tief Luft und setzte sich auf seinen Thron. Isis kam zu ihm gelaufen und griff nach seiner Hand. „Ignoriere ihn. Er redet nur.“, versuchte sie ihren Mann zu beruhigen. Nun kam auch Horus näher. „Warum ist Onkel Seth so böse?“, fragte er etwas ängstlich. Osiris schafte es sein Lächeln zurückzugewinnen und legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes. „Eines haben wir Götter mit den Menschen gemeinsam. Was das ist, musst du jedoch allein herausfinden.“, erklärte er.
 

„Dieser Ignorant widert mich an. Ich würde ihm am liebsten auf der Stelle den Hals umdrehen.“, erlebte Seth einen Wutanfall. Er konnte sich Osiris gegenüber nur mit Worten wehren. Und die seines Bruders musste er auch noch schlucken. „Mein Gemahl, ich bitte dich, tu nichts unüberlegtes. Wenn du Osiris etwas antust, werden die anderen Götter über dich richten.“, redete Nephthys auf ihn ein. Seth schien das jedoch egal zu sein. Er ließ sich von Rache leiten. „Meine Gemahlin, ich muss es tun. Es sehe nur noch Osiris Lachen vor mir. In meinen Träumen, in den Gesichtern meiner Feinde und auch, in denen jedes einzelnen Ägypters. Ich muss den Thron besteigen, das ist mein Schicksal! Und ich werde mich gegen jeden Gott wehren, der mich daran hintern will!“, stand für ihn fest. Nephthys wollte ihn aufhalten, doch Seth verließ den Raum.
 


 

„Dann will ich dein Wissen einmal testen. Wieviele Kontinente besitzt diese

Welt?“, fragte Sepa erwartend. Horus holte tief Luft und presste die Lippen aneinander. Er hatte nicht die geringste Ahnung. Er wollte spielen und Abenteuer erleben. Also beschloss er zu raten. „8!“, sagte er schnell. Sepa nickte. „Das ist korrekt.“, bestätigte er es. Horus fühlte sich super. „Siehst du? Ich habe gelernt.“, gab er nun an. Sepa beugte sich über ihn und sah ihm in die Augen. „Nichts hast du! Das war nur Zufall. Dein Vater setzt große Erwartungen in dich, die du mit meiner Hilfe erfüllen sollst!“, stutzte er den jungen Gott zurecht. Horus fühlte sich wie ein Kleinkind behandelt. „Ich muss gar nicht soviel wissen. Ich bin ein Gott und habe andere Fähigkeiten.“, warf er ein. Sepa bekam einen Lachanfall. „Was willst du halbe Portion schon für Fähigkeiten haben? Erwachsenen auf die Nerven gehen, mehr nicht.“, versuchte er seinen Schüler wütend zu machen. Das gelang ihm auch. Horus fühlte sich angegriffen und knurrte. Er wollte etwas sagen, doch Sepa kam ihm zuvor. „Beenden wir den Unterricht für heute.“, schlug er vor und ließ Horus allein. „Dieser dämliche, humorlose…“, schimpfte er, in Sepas Abwesenheit. Er vergass es jedoch recht schnell wieder und dachte darüber nach, was er anstellen könnte. Er dachte an seinen Vater und wollte sehen, ob dieser vielleicht Zeit für ihn hatte. Er verließ den Raum und steuerte auf den Thronsaal zu. Sepa war währendessen in sein Gemach zurückgekehrt. Er ließ sich auf sein Bett fallen und dachte über Horus nach. „Kinder können anstrengend sein.“, sprach plötzlich jemand. Sepa sprang erschroken auf und sah sich um. „Wer wagt es Sepa zu belästigen?“, glaubte er es mit einem Diener zu tun zu haben. Doch es handelte sich um eine andere Göttin, die den Raum betrat. „Seschat.“, staunte Sepa nicht schlecht. „Ich werde dich nicht lange aufhalten.“, entschuldigte sie sich. Sepa hob abwehrend die Hände. „Aber, nein, vergiss bitte, was ich gesagt habe.“, versuchte er es wieder gutzumachen. Seschat kam näher. „Was kann ich für dich tun?“, fragte Sepa ganz förmlich. „Die Frage ist, was ich für dich tun kann, alter Freund.“, entgegnete die Göttin des Schicksals. Sepa schnitt ein verwirrtes Gesicht. Also wurde Seschat konkreter. „Du hast mich einmal gebeten, Einblick in das Schicksal nehmen zu dürfen.“, erklärte sie. Sepa konnte sich gut an dieses Gespräch erinnern. „Sag bloß, es wurde mir bewilligt?“, hätte er Luftsprünge machen können. Seschat bejahte. „Ja, aber du weißt was gescheit, wenn du versuchst dein Schicksal, oder das eines anderen zu verändern.“, sagte sie warnend. Sepa wusste das nur allzugut. „Ich bin bereit. Was muss ich tun?“, fragte er zaghaft. „Nichts.“, antwortete Seschat. Sepa stockte. Massen von neuen Informationen strömten in sein Gehirn. „Du bist jetzt wie ich und Schaid ein Schicksalsgott. Alles in Ordnung?“, hakte Seschat nach. Sepa musste sich setzen. „Ja, es ist unglaublich.“ Dann hielt er jedoch inne. „Ich sehe, was meine Aufgabe ist. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Aber ich

werde mich meinem Schicksal beugen.“, beschloss er. Osiris hatte den Rücken zur Tür , als er hörte, dass sie aufging. „Heh, du bist heute früh dran. Was ist dein Anliegen.“, dachte er zuerst, es würde sich um seinen Diener handeln. „Ich will deinen Kopf, Bruderherz. Und deinen Thron.“, schrie Seth wutentbrand. Osiris erschrak und wich zurück. Seth hielt ein Schwert in der Hand und schien zu allem entschlossen zu sein. „Seth, bist du wirklich so töricht?“, konnte er es nicht glauben. „Die anderen Götter sind mir egal. Ich werde jeden aus dem Weg räumen, der mich an meinem Ziel hintern will.“, war Seth festentschlossen. Osiris dachte daran Hilfe zu suchen, doch dann wollte er das Problem mit seinem Bruder allein aus der Welt schaffen. Er ließ ebenfalls ein Schwert erscheinen und machte sich bereit für sein Land zu kämpfen. „Ich akzeptiere deine Herausforderung. Trage aber auch die Konsequenzen.“, führte er Seth vor Augen, dass sein Plan leicht nach hinten losgehen konnte. „Das bin ich. Ich werde aus diesem Kampf als Sieger hervorgehen und deinen Platz einehmen!“, brüllte er und rannte dann los. Er schwang sein Schwert und schlug es gegen das von Osiris. Die beiden Brüder pressten ihre Schwerter gegeneinander und sahen sich dabei in die Augen. „Ägypten braucht einen wahren Herrscher!“, warf Osiris seinem Bruder an den Kopf. „Deswegen werde ich auch die Macht an mich reissen!“, knurrte dieser. Die beiden Streithähne gingen auseinander und formierten sich neu. Genau in diesem Augenblick spazierte Horus in den Thronsaal. „Ah, mein Neffe, wie passend. Er wird gleich mitansehen, wie du untergehst, und ich die Macht ergreife. Aber nicht lange, denn er wird mein nächstes Opfer sein!“, stichelte Seth den Pharao noch mehr an. Osiris ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Er musste sich konzentrieren, wenn er siegen wollte. „Horus, du verschwindest auf der Stelle!“, schrie er seinem Jungen zu. Dieser zögerte jedoch. Er wollte seinem Vater sogar helfen, doch dieser hielt nichts davon. „Ich sagte, du sollst verschwinden!“, brüllte er. Horus verstand und machte kehrt. Er musste unbedingt seine Mutter verständigen, oder wenigstens Sepa. Der Zufall kam ihm zugute. Er rannte direkt in Sepas Arme. Schnell fing er an zu erzählen, was sich zuspielte. „Sepa, du musst etwas unternehmen. Einer wird den anderen sonst vernichten!“, sprach der Junge aufgeregt. Sepa verstand. „Gut, du gehst jetzt in dein Zimmer, verstanden?“, verlangte er von Horus sich aus allem rauszuhalten. Der Junge folgte nur widerwillig. Er zog sich in sein Zimmer zurück und wartete auf eine Antwort. Sepa würde Osiris sicher zu Hilfe kommen, und Seth vertreiben. Was der Junge jedoch nicht wusste, war, dass Sepa ihn zwar verstanden hatte, jedoch nichts unternahm. Er setzte seinen Weg in die entgegengesetzte Richtung fort. Die beiden unterschiedlichen Brüder kämpften mit vollem Eifer. Osiris war es gelungen, Seth am Arm zu verletzen. Dieser unterdrückte den Schmerz und sinnte auf Rache. Der
 

Kampf zerrte an beiden, worauf Seth einen Schlussstrich ziehen wollte. Er

rannte ohne Deckung los und hielt sein Schwert ausgestreckt. Osiris war überrascht und versuchte einen Treffer zu erzielen. Er schnitt Seth ins Bein, doch sein Bruder konnte einen besseren Erfolg verzeichnen. Er war auf volles Risiko gegangen und hatte einen letzten Schlag ausgeführt. Er wurde zwar verwundet, doch sein Schwert durchschlug Osiris Schulter. Dieser stand unter Schock. Seth war es gelungen ihn zu verwunden. Vielleicht sogar tödlich. Sein Bruder zog das Schwert wieder heraus, was in Osiris unglaubliche Schmerzen verursachte. „Der Sieg ist mein.“, flüsterte Seth siegessicher. Osiris hielt sich die Schulter. Er blutete stark. Er konnte es einfach nicht fassen. Obwohl er ein Gott war, wurde er lebensgefährlich verletzt. „Ich werde niemals zulassen, dass du den Menschen dieser Welt deinen Willen aufbeugst.“, sagte Osiris noch immer mutig. Seth entkam ein Lacher. „Du wirst sterben, Brüderchen. Deine leeren Worte bedeuten nun nichts mehr. Den nächsten Gott, den du sehen wirst, wird Anubis sein. Fahr zur Hölle!“, schrie er und setzte zum finalen Schlag aus. Er rechnete damit Osiris damit zu töten, doch dieser löste sich unerwartet auf. Der Schlag ging ins Leere, und Seth war plötzlich alleine. Verwirrt und unsicher blickte er sich im Thronsaal um. „Er ist weg! Aber wie? Mit seiner Verletzung kann er sich unmöglich teleportiert haben. Selbst wenn er seine ganze letzte Kraft aufgewendet hat, er hätte es einfach nicht fertig bekommen!“, verstand der Sieger die Welt nicht mehr. Wütend warf er sein Schwert auf den Boden.
 

Osiris schnaufte und keuchte. Seine Schulter brannte und er verlor jede Minute mehr Blut. Zum ersten Mal empfand er ein Gefühl, dass er noch nie erlebt hatte. Angst. Er hatte Angst um sein Leben. Und um das seiner Frau und seines Sohnes. „Heh! Du bist damit ein hohes Risiko eingegangen.“, dankte er seinem Freund. „Das ist selbstverständlich, mein Pharao. Seth hätte Euch getötet, wenn ich euch nicht aus dem Palast geschafft hätte.“, meinte sein Diener. „Seth wird uns aufspüren. Ich bin verwundet, und kann nichts mehr gegen ihn ausrichten. Du hättest mich gleich dort lassen sollen. Dann wäre alles schnell vorbei gewesen.“, war Osiris nicht gerade optimistisch. Heh glaubte nicht, was er da hörte. „Mein Pharao, ich werde euch immer dienen. Und nicht so einem Dämon, wie Eurem Bruder. Ihr habt Recht. Er wird die Menschheit unterwerfen und verslaven. Ägypten braucht einen weisen König. Und zwar Euch!“, redete er auf ihn ein. Osiris musste sich etwas ausruhen. „Das ist nun nicht mehr wichtig. Seth wird bald hier auftauchen und dann sind wir beide des Todes.“, sah der Pharao schwarz. Heh grinste dennoch. „Gibt es einen Grund für deine Laune?“, hakte Osiris nach. Den hatte Heh tatsächlich. „Seth wird uns nicht aufspüren. Nicht hier.“, versprach er. Osiris verstand nicht ganz. Erst jetzt konnte er sich umsehen. Er
 

war umringt von Bäumen und es herrschte stockfinstere Nacht. Osiris kam

sich dämlich vor, dass er das erst jetzt bemerkte. Vor ein paar Minuten war es noch Tag, und nun stand der Mond am klaren Himmel. Hatte da ein anderer Gott seine Hand im Spiel? Wo befand sich der Pharao? Es konnte keine Oase, oder etwas ähnliches sein. Osiris kannte Ägypten so gut, wie seine rechte Hand. Nun funkte es. Er hatte einen Verdacht. „Sind wir etwa…?“, fragte er erstaunt. Heh nickte. „Ja, hier wird uns Seth niemals aufspüren. Ich weiß, es ist der offentsichtlichste Ort, aber wenn wir Glück haben denkt Seth, Ihr seit tot.“, hoffte Heh das Beste. „Wie geht es Eurer Verletzung?“, erkundigte er sich. Osiris konnte das nicht genau sagen. Er wurde noch nie verwundet. „Sie wird sicher heilen, aber ich werde mich nicht ewig verstecken können.“, fürchtete der Pharao. Heh verstand. Er wollte sich schnellsmöglich zurückteleportieren, um die anderen Götter zu verständigen. Er löste sich auf, und Osiris blieb allein zurück. Er hoffte, dass alles gut ging.
 

Heh war zurück im Palast. Er beschloss Isis und Sepa aufzusuchen. Seths Treiben musste ein Ende bereitet werden. Und er musste bestraft werden. Er öffnete die Tür, welche aus dem Thronsaal führte. Er fand auch einen anderen Gott, jedoch nicht den, den er wollte. Seth war plötzlich und unerwartet vor ihm aufgetaucht. Heh schreckte zurück. „Natürlich. Osiris loyalster Diener, wer sonst hätte ihm dem sicheren Tod entreissen können.“, kam Seth auf Heh zu. Heh dachte an eine Flucht, doch den einzigen Ausgang des Saales, versperrte Seth. „Du kannst nicht fliehen. Aber ich gebe dir eine Möglichkeit das hier zu überleben. Sag mir wo Osiris sich versteckt, und ich verschone dich.“, bot der böse Bruder an. Heh biss die Zähne zusammen. Niemals würde er den Aufenthaltsort von Osiris preisgeben, eher würde er sterben. Er dachte an einen Kampf, glaubte aber nicht gegen Seth große Chancen zu haben. Seth wurde ungeduldig und packte Heh am Hals. Dieser wehrte sich und griff nach Seths Armen. „Bedeutet dir dein Leben den gar nichts, du Narr?“, wurde Seths Griff immer fester. Heh konnte kaum noch reden. „Mein Leben gehört dem Pharao.“, gab er nur von sich. „Ich bin der Pharao!“, schrie Seth seinen Gefangenen an. Heh schwieg. „Das ist deine letzte Chance. Sag deinem Gebieter wo sich Osiris aufhält.“, fragte Seth nochmals. Heh schnaufte nur. „Das würde ich gerne. Aber mein Gebieter ist nicht hier.“, war Heh tatsächlich bereit für Osiris zu sterben. Darüber wurde Seth so wütend, dass er Heh umbringen wollte. Doch er wurde gestoppt. „Seth! Sei nicht so dumm, und töte ihn. Du würdest von den anderen Göttern ohnehin nur bestraft werden, und könntest dich nie mehr an deinem Bruder rächen.“, war plötzlich jemand hinter Seth aufgetaucht. Dieser drehte sich blitzschnell um und erkannte den Eindringling. „Ich werde mir diese Information holen, Sepa! Weder du, noch Heh, oder irgendein anderer Gott
 

wird mich davon abhalten können.“, war er zu allem entschlossen. Sepa

blickte zu Heh. „Er wird dir nicht sagen, wo sich der Pharao aufhält. Du kannst ihn höchstens töten oder gehen lassen. Ich würde letzteres tun. Er ist sehr intelligend. Nicht einmal du bist hinter seinen Plan gekommen.“, meinte Sepa. Seth hielt inne. „Plan? Was für ein Plan? Er hat Osiris versteckt, das ist alles.“ Sepa grinste. „Versuch doch einmal ihn aufzuspüren.“, schlug Sepa vor. Seth verzichtete jedoch darauf. Ein Gott hatte die Möglichkeit den Geist eines anderen zu fühlen. „Ich spüre ihn nicht. Dennoch weiß ich, dass er nicht tot ist. Das wäre zu einfach. So schlimm habe ich ihn nicht verwundet.“, stand für Seth fest. Heh verstand nicht, warum Sepa ihren Feind darauf aufmerksam machte. „Du bist voller Wut und Selbstzweifel, was dir die Klarheit raubt. Denk doch einmal nach. Du kannst Osiris nicht aufspüren, obwohl er nicht tot ist.“, unternahm Sepa den nächsten Versuch. Nun funkte es bei Seth. „Natürlich. Er befindet sich nicht mehr in dieser Welt. Ich überblicke den ganzen Planeten, und Osiris bleibt verschwunden. Dann gibt es nur einen Ort, wo er sich verkrochen haben kann. In Keb!“, stand für Seth fest. „Warum?“, wandte sich Heh an Sepa. Er hatte Seth das Versteck verraten, doch warum verriet er seinen Pharao? „Wir unternehmen eine kleine Reise.“, flüsterte Seth Heh zu. Danach lösten sich beide auf. Sepa folgte den beiden nach einigen Sekunden. „Möge mir vergeben werden.“, hauchte er noch, bevor er sich in dem Wald wiederfand, in dem Osiris Schutz gesucht hatte. „Dein Schweigen hat dir nichts gebracht. Dein Pharao wird sterben.“, warf Seth Heh an den Kopf. Diese knurrte. „Keb ist groß. Du wirst Osiris nicht finden.“, prophezeite er. Seth sah das anders. Er ließ sein Schwert erscheinen und hielt es Heh an die Brust. „Vielleicht. Aber du kannst mir ja helfen.“, gab der Gott Heh noch eine Chance sein Leben zu retten. Dieser dachte jedoch nicht daran. „Verräter!“, warf er ihm an den Kopf und spuckte Seth ins Gesicht. Dieser wurde so wütend, dass er zustach. Heh riss die Augen auf. „Keine Angst, du wirst nicht allein sterben. Sag Anubis, dass Osiris dir bald folgen wird.“, gab er Heh den Gnadenstoß. In diesem Augenblick tauchte Sepa auf. „Wie ich sehe, bist du bereits bei der Arbeit.“, sah er Hehs leblosen Körper. „Sepa, es hat mich in der Tat überrascht, dass du Osiris verrätst. Ich werde dich für deine Information belohnen.“, versprach Seth. Sepa hörte nur zur Hälfte zu. „Du bist doch nicht so dumm, wie ich dachte. Keb ist ein Ort, zwischen den Welten. Kein Gott kann in diese Welt einsehen, oder einen anderen Gott hier aufspüren. Heh hat das gewusst. Dennoch ist Keb groß. Du wirst Osiris in der gewünschten Zeit vielleicht nicht finden.“, musste er Seth die schlechte Nachricht überbringen. Dieser ließ sich nicht davon abhalten. „Dann hilf mir!“, verlangte er. Sepa hielt sich zurück. „Tut mir Leid, mehr Hilfe kann ich dir nicht anbieten. Wenn du Osiris nicht findet und er aus Keb entkommen kann, wird er
 

bestimmt die anderen Götter informieren. Ich möchte nicht mit dir

untergehen.“, erklärte Sepa und teleportierte sich wieder fort. Seth brummte. Er brauchte Sepa nicht. Er verschwand ebenfalls aus Keb, kehrte aber bald mit einem Dutzend seiner besten Krieger zurück. „Hört gut zu. Osiris versteckt sich hier irgendwo. Ich befehle euch ihn zu finden und mir seinen Aufenhaltsort zu nennen. Wenn er tot ist, werde ich der neue Pharao. Dann verspreche ich euch allen einen neuen Posten in Ägyptens Herrschaft.“, sprach er die Belohnung aus. Seine Krieger folgten und begannen damit jeden Winkel des Waldes zu durchforsten. Seth rieb sich freutig die Hände. Sein Bruder konnte ihm nicht mehr entkommen. Wenn er erst nicht mehr war, gehörte Ägypten ihm.
 

Gut gegen Böse
 

„Gebieter, es ist mir eine Freude, Euch zu berichten, dass wir Osiris gefangengenommen haben.“, berichtete einer von Seths Kriegern. Der Gott sah ihn überrascht an. „Wie? Osiris ist ein Gott. Er kann sich nicht so einfach gefangennehmen lassen.“, schien Seth an der Aussage zu zweifeln. Der Krieger senkte den Kopf und setzte zu einer Antwort an. „Er ist anscheinend doch mehr verletzt, als Ihr angenommen habt. Er kann kaum noch gehen, weshalb er nun hierher getragen wird.“, berichtete er. Seth dachte kurz nach. Dann nickte er und schickte den Krieger fort. Die Minuten, die verstrichen, bis Osiris zu Seth gebracht wurde zogen sich hin. Seth wollte ihnen schon entgegen gehen, ließ es dann aber bleiben. Er konnte es noch gar nicht richtig fassen. Bald würde er sich an Osiris rächen und den Thron von Ägypten besteigen. Die Krieger drangen duch den undurchsichtigen Wald und Seth erkannte seinen Bruder. Zwei Männer trugen ihn und kämpften sich vorwärts. Seth holte tief Luft und schritt zu seinem Bruder. Dieser konnte kaum noch die Augen offen halten. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mich hier findest.“, schaffte er es ein Lächeln über sein Gesicht zu zaubern, um Seth keinen Triumpf zu zugestehen. „Osiris, du weißt, dass dein Ende gekommen ist. Ich habe Heh getötet. Und Sepa hat dich verraten. Nun merkst du, was für ein König du bist. Du hast versagt, Bruderherz. Auf der ganzen Linie. Und nun wirst du sterben.“, erklärte Seth den weiteren Verlauf. Osiris hatte Angst, welche er Seth jedoch unter keinen Umständen zeigen wollte. „Töte mich. Es werden andere kommen und mich ersetzen. Und du wirst durch das Schwert eines derjenigen sterben.“, prophezeite der Pharao. Seth hielt sein Schwert Osiris entgegen. „Vielleicht magst du damit Recht haben. Aber dies liegt noch in ferner Zukunft. Eine Zukunft, die du nicht mehr erleben wirst.“, erwiderte er und schwang sein Schwert. Er tötete Osiris und verabschiedete sich so auf seine Weise. Osiris glitt aus den Armen der Krieger und fiel leblos auf den Boden. „Was sollen wir mit ihm anstellen?“, wollten sie erfahren. „Lasst ihn liegen. Er hat kein Grab verdient.“, antwortete Seth. Er hatte Rache genommen und seinen Bruder ausgeschaltet. Sein größter Wunsch würde sich erfüllen. Aber warum empfand er dann keine Befriedigung? Er blickte nochmals auf Osiris herab und begann dann sich und seine Krieger aus Keb fortzubringen. Er hatte heute noch einen Thron zu besteigen.
 

Horus lief unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Es waren bereits Stunden vergangen. Sepa hatte ihm versprochen Bescheid zu sagen, doch er schien es
 

vergessen zu haben. Horus wollte das Zimmer verlassen, hatte aber Angst

von Sepa zusammengestaucht zu werden. Die Tör öffnete sich und jemand trat herein. Horus nahm an, dass es Sepa war, doch es handelte sich um seine Mutter. „Mutter? Ist Seth fort?“, fragte er. Diese bat Horus sich zu setzen. Isis fiel es schwer die Nachricht von Osiris Tod zu überbringen. Horus brach in Tränen aus. Obwohl er ein Gott war, empfand er Trauer. Er hätte nie damit gerechnet, dass sein Vater sterben konnte. „Hat… hat Seth ihn…“, fragte er in Tränen aufgelöst. Isis setzte sich zu ihm auf das Bett und tröstete ihn. „Was wird passieren, jetzt wo Vater fort ist?“, wollte der junge Gott erfahren. Isis konnte ihm aber keine klare Antwort liefern. „Diese Entscheidung liegt leider nicht bei uns.“, erklärte sie. Horus dachte an seinen Onkel und wollte einfach nicht wahrhaben, was für eine Schreckenstat er vollbracht hatte.
 

Seth kehrte triumpfierend in die göttlichen Sphären zurück. Er landete in einem der zahlreichen Gänge und wollte den Weg zum Hauptsaal antreten, doch er wurde aufgehalten. „Seth, warte.“, sprach ihn ein anderer Gott an. Seth stoppte. „Amun, was kann ich für dich tun?“, fragte er ganz harmlos. Amun schritt auf den Gott zu. „Osiris ist tot, aber damit sage ich dir ja sicher nichts neues.“, sprach er Seth an. Dieser tat so, als wüsste er nichts. „Ja ich habe davon gehört. Eine schlimme Sache. Ich hoffe mein Bruder ruht in Frieden.“, spielte er den trauernden Bruder vor. Amun schien jedoch nicht darauf hereinzufallen. „Seth, lass diesen Unsinn. Wer würde wohl am meisten von Osiris Tod profitieren?“, warf er ihm vor. Seth ging jedoch nicht darauf ein. „Willst du mir vielleicht etwas unterstellen?“, fragte er zornig. Amun entfuhr ein Lacher. „Unterstellen? Jeder Gott weiß, dass nur du in Frage kommst. Kein anderer Gott ist so von Chaos und Gier bessesen, wie du.“, war für Amun die Sachlage klar. Seth ließ sich nicht einschüchtern. „Ich nehme an du hast Beweise für deine Behauptungen. Wenn nicht lass mich in Ruhe!“, forderte er. Doch so einfach wollte Amun ihn nicht davonkommen lassen. „Nein, du warst sehr schlau. Osiris konnte sich nur in Keb verstecken. Genau wie Heh. Du hast ihn zuerst nach Keb gebracht, um ihn dann zu ermorden. Seth, du hast zwei Götter getötet. Es stimmt, wie haben keine Beweise für deine Tat, aber die bekommen wir noch. Und dann wirst du die schlimmste Strafe bekommen, die jemals ein Gott erdulden musste.“, prophezeite er. Anstatt darauf zu antworten, setzte Seth seinen Weg fort. „Wo willst du hin?“, wollte Amun den Mörder aufhalten. „Zur Triade. Sie muss mich als neuen Pharao anerkennen.“, gab er an. Amun empfand dies als Unverschämtheit und wollte Seth aufhalten. Dieser ließ sich jedoch nicht beirren und ging weiter. „Du hast sicher nichts dagegen, wenn ich dich begleite. Ich möchte die Entscheidung der Triade ebenfalls hören.“, wartete Amun gar nicht erst Seths Antwort ab. Die beiden Götter betraten den großen

Saal, in dem sich auch drei andere Götter befanden. Die Mitglieder der Triade. „Wir haben dich erwartet, Seth.“, begrüßte der Vorsitzende den Besucher. „Werte Triade, ich bin hier um mein Recht als neuer Pharao gültig zu machen.“, erklärte Seth. Die drei Götter wussten Bescheid. „Das war uns klar. Wir alle Wissen über die Umstände von Hehs und Osiris Tod Bescheid. Aber deswegen beraten wir heute nicht. Wir wollen abstimmen, ob du das Privileg haben wirst, Ägypten zu führen.“, sprach der Vorsitzende. Nun trat Amun vor. „Werter Nefertum, und werte andere Mitglieder der Triade. Erlaubt mir zu sprechen.“, bat der Reichsgott. Nefertum gestattete es ihm. „Wenn man den Vorfall in Keb außer acht lässt, ist Seth keineswegs qualifiziert für den Posten als Pharao. Auch sein Bruder selbst lehnte ihn ab.“, gab Amun seine Meinung ab. Seth mischte sich ein. „Es geht hier nicht um Osiris Meinung. Ich bin bereit den Thron zu besteigen. Ich werde die Menschen mit Würde regieren.“, versprach er. Amun begann zu lachen. „Mit Würde? Wie könntest du das? Du besitzt doch selbst keinen Funken davon.“, lästerte er. Seth reagierte nicht darauf. Ihn interessierte nur die Entscheidung der Triade. Die drei Götter steckten ihre Köpfe zusammen und berieten. Seths Herz schlug, während er warten musste. Gleich würde er die Antwort kennen. Nefertum ergriff das Wort. „Die Triade denkt, deine Absichten sind nicht nobel. Wir können das Schicksal der Menschheit, das uns anvertraut wurde nicht in deine Hände legen. Das Recht des Nachfolgers wird dir somit verwehrt.“, sprach er ein Machtwort. Seth wurde ganz blass. Damit hatte er nicht gerechnet. Amun erschlich ein Gefühl der Befriedigung. Wenn Seth den Thron bestiegen hätte, wäre er ganz sicher dazwischengegangen. „Ich möchte sofort Ra sprechen!“, startete Seth einen letzten Versuch. Der einzige Gott, der die Entscheidung der Triade revidieren konnte, war der Sonnengott. Nefertum dachte kurz nach, und enttäuschte Seth ein zweites Mal. „Du scheinst nicht auf dem neuesten Stand der Dinge zu sein. Ra wird noch immer von Apophis Fluch gefangen gehalten. Er ist gezwungen den Tag ständig neu zu erschaffen. Er wird für dein Anliegen keine Zeit haben.“, erklärte der Vorsitzende. Seth biss die Zähne zusammen. „Das sollte heute mein Glückstag werden. Wenn Bastet Apophis nicht vernichtet hätte, wäre ich an meinem Ziel. Ra ist mir noch einen Gefallen schuldig, doch er kann die Entscheidung nicht mehr beeinflussen.“, ärgerte er sich. „Wem wollt ihr an meiner Stelle diese wichtige Aufgabe übertragen? Doch nicht diesem Stümper Amun.“, interessierte Seth diese Frage brennend. Die Triade hatte tatsächlich jemand anderen im Sinn. „Der Thron gehört dem rechtmäßigen Besitzer. Horus wird ihn besteigen und Ägypten regieren.“, teilte Nefertum die Entscheidung mit. Seth stockte. Er konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. „Was soll den dieser Scherz? Ihr könnt nicht einem kleinen Jungen diese Aufgabe übertragen.“, schrie er fast. Nefertum räusperte sich. So ein
 

Benehmen erduldete er hier nicht. „Horus ist noch ein Kind. Aber er wird

sehr bald erwachsen werden und bereit für die Regentschaft sein. Für die Zeit dazwischen wird sein Lehrer Sepa ihm zur Seite stehen.“, erklärte er. Seth bekam einen Schock. Amun begann sich über ihn lustig zu machen, doch der Gott des Chaos teleportierte sich zurück auf die Erde. „Noch einen schönen Tag.“, flüsterte ihm Amun nach.
 

Einen Tag danach fand die Trauerfeier statt. Horus hatte den Tod seines Vaters noch immer nicht verwunden. Seiner Mutter wurde die Aufgabe zuteil, den Körper ihres Mannes zurückzuholen. Dies viel ihr äußerst schwer. Die Triade hatte Sepa den Auftrag erteilt, Horus zu beschützen und ihn auszubilden. Der junge Pharao hatte keine Ahnung von den Intrigen seines Lehrers. Er wollte auch gar nicht über Ägypten herrschen. Der einzige Grund, warum er eingewilligt hatte, war sein Vater. Es war sein Wunsch gewesen. Außerdem musste Horus verhindern, dass Seth den Thron bestieg. Die Regentschaft des neuen Pharaos begann noch am selben Tag. Er wurde gekrönt und dem Volk von Ägypten präsentiert. Die Kleinigkeiten übernahm Sepa, die größeren Dinge musste Horus allein entscheiden. Dabei vertraute er natürlich auf den Rat von Sepa und seiner Mutter. Horus lernte von nun an jeden Tag mehr. Er wollte seinem Vater würdig werden. Sepa war gerade dabei ein paar Kaufleute zu empfangen, als ein Diener des Pharaos eintrat. „Gebieter Sepa, hier ist jemand, der Euch sprechen will.“, erklärte er. Sepa nickte ihm zu, was hieß, dass er den Besuch empfangen wollte. Als er jedoch sah, wer seine Zeit beanspruchte, musste er tief luftholen. „Seth, was fällt dir ein, dich hier blicken zu lassen?“, schrie Sepa den Eindringling an. Seth ließ sich aber nicht daran hintern, zu sagen, was er sich vorgenommen hatte. „Ach, Sepa, hör doch auf mit dieser Scharade. Hier mag dir ja jeder vertrauen, aber ich kenne deine Ziele. Zuerst dachte ich, du verrätst Osiris, um dir einen Platz in meiner neuen Regentschaft zu sichern. Das war aber nicht der Fall. Du wusstest, dass Horus die Nachfolge antritt. Du hast mich die Drecksarbeit erledigen lassen. Als mein Untergebener hättest du nur wenige Rechte erhalten. Aber als Horus Lehrer und Berater bist du praktisch der Pharao selbst. Auch wenn Horus heranwächst wird er immer auf dich hören. Du gibst dich ihm als treuer Anhänger und Heiliger. Aber wir beide wissen, dass du nur ein machthungriger Intrigant bist.“, warf er Sepa vor. Dieser sprang nicht darauf an. „Willst du Horus jetzt davon erzählen? Mit deiner Glaubwürdigkeit hast du sicher Schwierigkeiten. Du hast seinen Vater getötet, du weißt, was seine Pflicht ist.“, erinnerte Sepa. Seth nickte. „Ja, er hat die Aufgabe ihn zu rächen und mich zu töten. Dieser Kampf liegt noch in ferner Zukunft, aber ich werde bereit sein. Und du? Hast du ihn schon trainiert? Wenn ich Horus töte, bekomme ich doch noch den Thron.“, schien
 

Seth noch Hoffnungen zu besitzen. Sepa war aber nicht beunruhigt. „Keine

Sorge, ich werde Horus vorbereiten. Er wird dich vernichten und der Pharao bleiben. Dann ist auch meine Zukunft gesichert.“, versprach er. Seth nickte und wollte wieder verschwinden. Vorher drehte er sich jedoch nochmal um. „Sepa, ich bin dir nicht böse. Ich schätze einen Gegner, der so schlau ist, wie du. Ich freue mich auf den Tag, an dem wir uns im Kampf gegenüberstehen.“, verabschiedete er sich. Kaum war er weg, setzte sich Sepa wieder und begann zu überlegen. Sein Schicksal war mit dem von Horus verbunden.
 

„Aufstehen, junger Pharao.“, wurde Horus unsanft geweckt. Er rieb sich die Augen und erkannte seinen Lehrer. „Du bist gefeuert!“, wollte er sich rächen. Sepa überhörte das einfach. „Wir werden heute aufs Lernen verzichten.“, erklärte er. Das überraschte Horus. „Habe ich heute Geburtstag?“, konnte er es kaum glauben, dass Sepa seine Prinzipien lockerte. „Na schön, ich kenne da ein paar tolle Spiele.“, schlug Horus vor. Sepa hustete. „Ich sagte zwar, dass du heute nicht lernen musst, aber nicht, dass du dich auf die faule Haut legen kannst. Als Osiris Sohn hast du die Pflicht deinen Vater zu rächen. Du wirst dich Seth in einem Kampf gegenübersehen, den nur einer von euch gewinnen kann.“, erklärte der Lehrer. Horus schnitt ein bedrücktes Gesicht. „Aber Sepa, du weißt doch. Ich kann gar nicht kämpfen.“, erinnerte er. Sepa nickte. „Noch nicht. Aber ich werde dir alles beibringen, was du wissen musst. Wenn du es nicht schaffst, wird Seth den Thron besteigen und der Tod deines Vaters war umsonst.“, schärfte er seinem Schüler ein. „Aber ich bin doch viel zu schwach. Kannst du nicht einfach gegen ihn antreten?“, wagte es Horus zu fragen. Sepa schüttelte energisch den Kopf. „Nein, das ist nicht mein Kampf. Seth hat es auf dich abgesehen.“ Bei dem Namen seines Onkels ballte Horus die Fäuste. „Schon gut, ich habe verstanden. Glaubst du, ich weiß nicht, was ich tun muss? Glaubst du, mir ist der Mord an meinem Vater egal? Ich werde Seth zur Rechenschaft ziehen und ihn Anubis vor die Füße werfen.“, beschloss der junge Pharao. Sepa war stolz auf seinen Schüler. Er führte Horus in den Trainingsraum, der hauptsächlich von den Kriegern Ägyptens benutzt wurde. Horus hatte seinem Vater und Heh oft beim Kämpfen zugesehen, und wusste bereits, was er ungefähr angestellen musste. Sepa ließ einige Wachen holen, die gegen den Jungen antreten sollten. Horus begann mit seiner ganz eigenen Kampfpose. Die Wachen griffen an und Horus schleuderte sie quer durch den Raum. „Hu! Ha! Das war ein Kinderspiel. Ich bin bereit für Seth!“, jubelte er. Sepa schüttelte den Kopf. „Glaubst du das wirklich? Dann pass jetzt auf.“, meinte er und besorgte zwei Kampfstöcke. Einen warf er Horus zu, den anderen behielt er. „Ich werde dein Gegner sein.“, warnte er den Schüler. Horus nahm seinen Mut
 

zusammen und stellte sich der Herausforderung. Er wollte Sepa unbedingt

zeigen, was er konnte. Sepa griff an und Horus wollte sich verteitigen. Doch bereits beim ersten Schlag, entwaffnete Sepa den Schüler und streckte ihn zu Boden. „Au.“, brachte Horus nur heraus. „Du stehst noch ganz am Anfang. Ist dir das klar?“, fragte Sepa ernst. Horus rappelte sich auf und nickte beschämt. Von nun sah das Programm für Horus so aus. Am Vormittag sollte er trainieren, am Nachmittag lernen und Ägyptens Angelegenheiten regeln, und am Abend wieder trainieren. Und das täglich und jahrelang. Der einzige Gedanke, den Horus denken konnte, bevor er einschlief, war der an Rache. Und bald war der Tag X nicht mehr weit…
 

10 J a h r e s p ä t e r

Horus war inzwischen ein Teenager geworden und stand kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag. Noch immer trainierte er mit Sepa, um der Beste zu werden. Er hatte natürlich enorme Fortschritte zu verzeichnen, doch Sepa wusste nicht, ob es für Seth reichen würde. Deswegen entwickelte er einen Plan. Er begab sich in die göttlichen Sphären und machte sich auf die Suche nach einem bestimmten Gott. Er durchquerrte einen Gang, an dessen Ende er hoffte, fündig zu werden. Er landete in einem großen Raum, mit nur wenigen Einrichtungsgegenständen. Unerwartet wurde ihm ein Schwert vor den Hals geschoben. „Was hast du hier zu suchen? Rede, oder verschwinde auf der Stelle.“, fuhr ihn Sched an. Sepa ließ sich nicht hetzen und schob das Schwert von sich weg. „Freundlich wie eh und je.“, begrüßte er den Gott. Sched musterte Sepa zögerlich. „Was willst du?“, wurde der Gott wieder unsanfter. Sepa beschloss zur Sache zu kommen. „Ich habe einen Auftrag für dich. Der Kampf zwischen Horus und Seth rückt immer näher. Der Pharao ist stark geworden, aber ich weiß nicht, ob es für Seth reicht.“, erzählte er. Sched wendete sich von ihm ab. „Na und? Was habe ich damit zu schaffen?“, erkundigte er sich. „Ich will, dass du gegen ihn antrittst.“, kam er zum Punkt. Sched hob überrascht den Kopf. „Ist das der Wunsch des Pharaos?“, hakte er nach. Sepa verneinte. „Es ist mein Wunsch.“, antwortete er. „Dann lass mich zufrieden. Oder frag Jusaas oder Wenenut.“, wollte Sched den ungebetenen Gast verscheuchen. Sepa ließ ihn jedoch nicht. „Ich bitte dich. Der Pharao wäre damit einverstanden, aber es soll ein spontaner Kampf sein. Wenn du damit Probleme hast, kannst du auch die Triade aufsuchen.“, startete Sepa einen letzten Versuch. Sched erklärte sich schließlich bereit. „Na schön. Ich soll seine Stärke testen? So eine Bitte hätte ich zwar eher von Seth erwartet, aber ich bin einverstanden.“ Sepa freute sich über die Zusage. Er nannte Sched Zeit und Ort, an dem der Kampf stattfand.

Horus hatte inzwischen die schwere Aufgabe zu entscheiden, ob der Apfel

oder die Mango die neue Trendfrucht der Hautpstadt werden sollte. Erst nachdem der Pharao beides aufgegessen hatte, entschied er sich für die Mango. Nach weiteren kleineren Entscheidungen, wurde es Abend. Bevor Horus etwas zu sich nahm, stand noch das tägliche Training an. Er begab sich in den Trainingsraum und wartete auf Sepa. Doch er erschien nicht. Horus wusste gleich, dass etwas nicht stimmte. Sepa war ein Prinzipienreiter, und war immer pünktlich. Dann kam endlich jemand zur Tür herein. Allerdings handelte es sich nicht um Sepa. Horus kannte den Mann nicht, wusste aber, dass es sich um einen Gott handeln musste. „Wer bist du? Und warum dringst du hier ein?“, fragte er unsicher. Sched rief sein Schwert. „Ich bin der große Gott Sched. Seth schickt mich, um seine Arbeit zu vollrichten. Er gibt sich nicht mit einem Schwächling wie dir ab. Ich werde dich zu deinem Vater schicken. Also kämpfe, ich werde dein Gegner sein.“, sprach er. Horus war überrascht und verwirrt. War er nun wirklich gezwungen gegen Sched anzutreten? Er sah nochmals zur Tür und erhoffte sich Hilfe. Sched begann zu lachen. „Du wartest auf Sepa? Er wird dir nicht helfen können. Ich habe ihn getötet, da ich mit dir allein sein will.“, verriet er. Horus stockte. Sein Feind hatte Sepa also vernichtet. In ihm stieg eine große Wut auf, die er gegen Sched einsetzen musste. Er wollte Rache und griff seinen Feind an. Die Schwerter der beiden Götter trafen sich und gaben ein klingendes Geräusch von sich. Sched hatte sicher mehr Erfahrung, doch Horus schlug sich nicht schlecht. Für ihn ging es um alles. Er durfte heute nicht sterben, da er sich noch an Seth persönlich rächen musste. Es gelang ihm Sched tatsächlich zurückzudrängen. Mit einem Hieb schlug er ihm sein Schwert aus der Hand. Er wollte Sched töten, als plötzlich Sepa auftauchte. „Horus.“, rief er. Dieser drehte sich überrascht um und entdeckte seinen Lehrer. Warum lebte er? Hatte ihn Sched belogen? In diesem Moment schob sich Scheds Schwert an seinem Hals vorbei. „Damit habe ich wohl gewonnen.“, säuselte er. Wie konnte Horus nur so leichtsinnig sein? Er ließ sein Schwert fallen und rechnete mit dem Tod. Doch er kam nicht. Sched ließ sein Schwert verschwinden und hauchte noch etwas, dass wie ‚Guten Tag‘ klang. Dann löste er sich auf. Horus war verwirrter als je zuvor. „Du hast mich enttäuscht, mein Schüler. Du bist ein starker Kämpfer geworden, aber du hast dich ablenken lassen und wärst unter normalen Umständen getötet worden. Sched hat sich bereiterklärt, dich herauszufordern. Doch du hast versagt. Dein Kampf mit Seth rückt immer näher. Dann darfst du keine Schwäche mehr zeigen.“, warf ihm Sepa an den Kopf. Horus ließ seine Schultern sinken und gestand seine Niederlage ein. Sepa erklärte ihm noch etwas. Um den Kampf gegen einen anderen Gott zu gewinnen, war eines von Nöten. Horus musste absolut klar denken.
 

Der Tag, an dem Horus Achtzehn wurde war da. Er war bereit für den

Kampf mit Seth, in dem er unbedingt als Sieger hervorgehen musste. Auch Seth bereitete sich vor. Er nahm seinen Neffen zwar nicht als ernsthaften Gegner war, doch seine Frau sah das anders. Horus war davon besessen seinen Vater zu rächen und würde alles geben. Ihr Mann musste ihr versprechen nicht unachtsam in den Kampf zu gehen. Die Stunde Null war gekommen und Seth teleportierte sich auf die Erde. Dort wurde er bereits erwartet. Horus hatte ihm den Rücken zugekehrt. Trotzdem wusste der Pharao, dass sein Erzfeind angekommen war. „Seth. Du hast meinen Vater vernichtet und dafür wirst du heute zahlen.“, erklärte er. Seth ließ sich nicht einschüchtern. „Wie du meinst. Ich habe diesem Tag ebenso entgegengefiebert wie du. Den heute werde ich dich zu deinem Vater schicken und den Thron von Ägypten besteigen.“, prophezeite er. Horus wollte nichts mehr hören. Er rief sein Schwert und begann gleich mit dem ersten Angriff. Er war voller Wut, versuchte aber dennoch klar zu denken. Ein einziger Fehler, und der Kampf würde ein tragisches Ende finden. Die Schlacht begann und die Feinde schenkten sich nichts. Horus dachte an seinen Kampf mit Sched, und an seine Fehler. Diesmal würde es anders ausgehen. Sepa beobachtete den Kampf aus einiger Entfernung. Natürlich wollte er, dass Horus gewann, jedoch nur, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Auch Isis fungierte als Zuschauerin. Es gab tatsächlich etwas, was ihr mehr Angst bereitete, als der Sieg von Seth. Wenn es Horus gelang Seth zu besiegen, würde er ihn auch töten. Dann könnte Horus nicht nur sein Amt verlieren, sondern auch eine harte Strafe bekommen. Isis hoffte dennoch, falls dies unvermeitlich war, dass die Triade Einsicht hatte. Seth hatte Osiris und Heh ermordet. Horus hatte gar keine andere Wahl, als Rache. Horus sammelte nun seine ganze Kraft und attackierte Seth. Dieser hielt sein Schwert hoch und wollte abwehren. Doch Horus griff mit einer unglaublichen Kraft an, dass Seths Schwert zerbrach. Damit endete der Angriff jedoch noch nicht. Horus schwang sein Schwert weiter und schnitt Seth in die Schulter. Dieser schrie auf und fiel zu Boden. Er hielt sich seine Schulter und biss die Zähne zusammen. „Die Zeit ist gekommen, Rache zu nehmen. Rache für meinen Vater. Akzeptiere dein Schicksal Onkel. Du wirst hier und heute sterben!“, schrie der Pharao. Seth weitete die Augen. Horus richtete sein Schwert auf ihn. War das tatsächlich sein Ende? War er so schwach, dass er gegen einen Jungen verlor? War das seine Strafe dafür, dass er seinen Bruder getötet hatte? Horus wollte zustechen, doch jemand hielt ihn zurück. Isis war unerwartet aufgetaucht und hinterte ihren Sohn an der grausigen Tat. „Mutter? Was soll das, verschwinde von hier!“, rief er ihr zu. Doch Isis wollte ihren Sohn beschützen und nicht zulassen, dass er zum Mörder wurde. „Wenn du ihn tötest, bist du nicht besser als er.“, versuchte
 

sie auf ihn einzureden. Horus schien seine Mutter absolut nicht zu verstehen.

„Mutter! Er hat Vater ermordet. Es ist meine Pflicht Rache zu nehmen.“, schien er sich entschieden zu haben. Seine Mutter begann zu weinen. Um ihren Sohn vor einer Dummheit zu bewahren stellte sie sich zwischen ihm und Seth. Dieser kauerte noch immer auf dem Boden und versuchte die Situation mitzuverfolgen. „Wenn du ihm etwas antun willst, musst du mich auch beseitigen!“, verfolgte sie einen radikalen Plan. Horus war verwirrt. „Seth hat Osiris getötet, und du hältst zu ihm?“, war er von Isis mehr als enttäuscht. Isis schüttelte den Kopf und wollte zu einer Erklärung ansetzen. Aber Horus holte tief Luft und hob sein Schwert. „Ich hätte nie erwartet, dass du mich verrätst. Ich muss Rache nehmen. Für meinen Vater!“, stand für ihn fest. Er schwang sein Schwert und nahm keine Rücksicht auf seine Mutter. Mit einem Hieb schlug er ihr den Kopf ab. Seth war von der grausigen Tat überrascht. Horus hatte seine eigene Mutter getötet. Er war so von einem Sieg besessen, dass Seths Optionen eingeschränkt waren. Selbst Sepa war von Horus Verhalten erstaunt. Hatte er seinen Charakter zu sehr beeinflusst? Horus ging nun auf seinen Onkel zu. „Das es so weit gekommen ist, ist allein deine Schuld. Jetzt stirb durch meine Hand!“, brüllte der Pharao und wollte Seth vernichten. Doch dieser löste sich in Luft auf, kurz bevor das Schwert ihn erreichte. Ihm war im letzten Moment die Flucht gelungen. Horus riss entsetzt die Augen auf. „Seth! Seth, du verdammter Feigling, komm zurück!“, brüllte er. Doch vergebens. Sein Onkel war geflüchtet und alles was Horus geschafft hatte, war seine Mutter zu töten. Er ließ sein Schwert sinken und machte sich missmutig auf den Rückweg zum Palast. Sepa beobachtete ihn währendessen noch immer. Er überlegte fieberhaft seine nächsten Schritte.
 

N u b ia
 

Die Wachen des Palastes wichen zurück, als vor ihnen der geschwächte und verletzte Gott auftauchte. „Ist das…Seth?“, fragte einer der Soldaten, doch etwas unsicher. Sein Kamerad konnte es ihm nur bestätigen. Seth kam wieder auf die Beine und schrie seine Diener an. „Bringt mich zu Aker. Sofort!“, verlangte er. Die Soldaten folgten auf der Stelle und öffneten die Tore zum Palast. Nubia war eine Stadt, die unter Seths Einfluss stand. Regiert wurde sie von Seths Diener Aker. Dieser war Seth gegenüber loyal, selbst als er erfuhr, dass sein Herr die Schlacht verloren hatte. „Euer Misserfolg tut mir Leid. Was werden Eure nächsten Schritte sein?“, hinterfragte Aker Seths Pläne. Dieser hatte klare Vorstellungen. „Horus ist von mir besessen. Ich hätte nie gedacht, dass er so stark werden würde. Aber ich habe noch eine

Chance auf Ägyptens Thron. Horus wird Nubia angreifen, das steht fest. Er will mich, doch er wird mich nicht bekommen. Die Truppen sollen sich zur Schlacht bereithalten. Ruf Kis aus Kusae zurück, und sag ihm, er soll die Truppen anführen.“, befahl er. Aker zögerte. „Das war bis jetzt meine Aufgabe.“, wies er darauf hin. Seth war dies schon klar. „Wir haben anderes vor. Wir begeben uns nach Ombos.“, erklärte er. Aker zweifelte an dem Gott. „Das ist Aschs Herrschaftsgebiet. Falls Ihr Euch wieder auf einen Kampf einlassen wollt, muss ich Euch davon abraten.“, sorgte sich Aker um Seths Zustand. Dieser wollte aber nichts hören. „Führe meine Befehle aus. Dann folge mir nach Ombos.“, bestand er auf seinen Plan.
 

Heru´ur
 

„Es ist so ruhig.“, meinte der Fährmann etwas ängstlich. Ra zog seine Nase hoch. „Du bist der Einzige, der sich nicht fürchten muss. Apophis hat es auf mich abgesehen, das müsstest du inzwischen wissen.“, antwortete er. Der Fährmann nickte besträchtig. „Er könnte sich im Wasser verstecken. Oder hinter den Felsen! Verdammt, es ist nicht leicht Apophis zu durchschauen. Er versteckt sich jedesmal an einem anderen Ort.“ Die Barke war bereits nahe am Ausgang, und von Apophis fehlte noch immer jede Spur. Bis jetzt. Ra bemerkte das Unglück zu spät. Apophis hatte diesmal ein völlig neues Versteck ausgewählt. Die gigantische Schlange hing von der Decke herab und schnellte blitzartig auf Ra zu. Apophis öffnete sein riesiges Maul und verschlang den Sonnengott. Der Fährmann erstarrte. Hatte er seinen Fahrgast verloren? Nein, Ra hatte noch nicht aufgegeben. Er befand sich noch immer in Apophis Maul. Er rief ein goldenes Schwert herbei, mit dem er auf Apophis einstach. Die große Schlange zischte und versuchte Ra hinunterzuschlucken. Vergebens. Ra hatte keine Lust gefressen zu werden, und schaffte es, sich mit einem Schnitt, aus dem Rachen zu befreien. Apophis hatte nun seine Deckung verloren, und Ra beendete den Kampf mit dem Schlangenmonster. Erschöpft sprang er zurück auf die Barke. „Ihr habt es geschafft.“, gratulierte der Fährmann. Ra sah das anders. „Für heute. Apophis ist bereits tot. Und er kehrt jeden Tag in die Welt der Lebenden zurück. Und ich bin gezwungen jeden Morgen gegen ihn zu kämpfen. Heute war es am engsten. Fast hätte ich es nicht geschafft. Beim nächsten Mal…“, sah der Gott schwarz. Der Fährmann wollte etwas sagen, ließ es dann aber. „Ich habe keine andere Wahl, als meinen Plan vorzuziehen.“, sagte Ra schließlich. Der Fährmann verstand nicht. „Welchen Plan?“, hakte er nach. Ra öffnete seine Handfläche, welche eine kleine Figur preisgab. Zum Schrecken des Fährmanns bewegte sie sich. Es handelte sich um einen Dämon, der kaum größer als ein Finger war. Er sprang auf den Fährmann zu und fuhr in seinen Körper. „Bald wird die Sonne auch ohne mein Zutun wieder aufgehen.“, sprach Ra nur. Dieses Ereignis fand bereits Jahre zuvor statt.
 

Während Seth und Aker auf dem Weg nach Ombos waren, waren Thot und Hike bei Isis angekommen. „Sie ist tot, da ist nichts mehr zu machen.“,

erklärte Hike, der Arztgott. Thot seufzte. „Horus, was hast du nur getan? Ist Seth das alles wert? Hike, kannst du es nicht trotzdem versuchen?“, bat er. Hike wollte sein Möglichstes tun. Er beugte sich über Isis und versuchte sie zu heilen. Thot hielt ihren Kopf an ihren Körper, und es gelang auch. Isis
 

kam langsam wieder zu sich. „Was ist passiert?“, fragte die Göttin unsicher. Thot hatte den Kampf beobachtet und berichtete alles ganz genau. Isis wollte sofort zu ihrem Sohn, doch Thot riet ihr davon ab. Er wollte selbst mit dem Pharao sprechen. Er hoffte es würde etwas bringen.
 

Der Pharao saß wieder in seinem Palast und hörte seinen Beratern zu. Diese gaben ihm alle taktischen und strategischen Informationen über den Feind. Schließlich kamen sie auch zum Thema Nubia. Seth herrschte in dieser Stadt bereits länger, und es bestand eine Möglichkeit, dass er sich momentan dort aufhielt. „Sehr gut. Bereitet alles vor.“, befahl Horus. Seine Berater zögerten jedoch. „Mein Pharao, wir haben keine Garantie, dass Seth sich dort aufhält.“, erklärte einer von ihnen. Horus schien dies jedoch egal zu sein. Er musste irgendetwas tun. Er hielt es einfach nicht mehr aus. Er dachte nur noch an Seth, und an die vergangenen Ereignisse. Er beschloss die Mesinu mit dieser Mission zu beauftragen. Die Mesinu waren eine Gruppe, die aus Horus besten Soldaten bestand. Diese bereiteten nun alles für den Abmarsch nach Nubia vor. Gerade als Horus den Raum verlassen wollte, trat Sepa ein. „Horus, ich wollte nicht lauschen, aber ich habe gehört, dass du Nubia angreifen willst.“, kam er gleich zum Punkt. Der Pharao nickte. „Die Mesinu rüsten bereits zum Kampf. Sie werden Nubia überrennen. Und falls sich Seth tatsächlich dort aufhält, bekomme ich endlich meine Rache.“, sagte er bestimmt. Er ließ Sepa nicht einmal antworten, sondern drängte sich an ihm vorbei. Sepa wollte ihm bereits folgen, bis er einen Schatten sah. Er zog sich in die Länge, bewegte sich aber kaum. Der Ursprung des Schattens war aber nicht zu erkennen. Sepa entkam ein Grinsen. Er drehte sich um und schritt hinaus. Der Schatten beugte sich über eine Karte, die Nubia zeigte. Dann verschwand er.
 

O m b o s
 

„Identifiziert euch!“, brüllte einer der Wachen. Die beiden Gestalten, die gerade aus dem Nichts aufgetaucht waren, sahen Aschs Diener nur hohl an. Einer der beiden trat vor und zeigte sein Gesicht. Die Wachen wichen zurück. „Das ist Seth!“, bekamen sie einen Angstanfall. Neben dem Gott des Chaos zeigte sich auch Aker. „Bringt uns zu Lord Asch.“, forderte Seth. Die Wachen sahen einander unsicher an, beschlossen dann aber zu folgen. Unter keinen Umständen wollten sie die beiden Götter erzürnen. Allerdings hofften sie, dass Asch ihnen vergeben würde. Drei der Wachen führten Seth und Aker in das Innere von Ombos. Dort prangte ein riesiger Palast aus dem Sand, welcher dem Gott Asch geweiht war. Ohne Umwege wurden die

Besucher zum Regenten der Stadt geführt. Asch gab ihnen ein Zeichen vorzutreten. Seth wies Aker an zu warten. „Seth, schön dich mal wiederzusehen. Ich habe von deinem Kampf mit dem Pharao gehört.“,

begrüßte ihn Asch schmunzelnd. Seth ging nicht darauf ein. „Ich bin hier um

mir den Stein von Uhjat zu holen.“, rückte er mit der Sprache heraus. Asch fing an schallend zu lachen. „Und was könnte mich veranlassen ihn dir zu übergeben?“, wartete er gespannt auf die Antwort. Die hatte Seth auch. „Mein Angebot.“, brummte er nur. Asch saß auf einem Thron, von dem er sich nun erhob. „Und das wäre?“, wurde er ganz zittrig. Er konnte es sich nämlich schon denken. „Eine Vereinigung.“, sagte Seth kurz und bündig. Aschs Herz pochte. „Habt Ihr Euch das gut überlegt?“, fragte Aker überrascht. Seth nickte. Götter konnten sich vereinigen, um so mehr Macht zu erlangen. Das bot Seth Asch im Moment an. „Ich akzeptiere. Sobald wir uns vereinigt haben, erhältst du das Wissen über den Stein.“, erklärte Asch. Seth begab sich zu ihm und reichte ihm seine Hand. Er wollte sofort beginnen. Die beiden Götter vereinigten sich, doch Seths Körper veränderte sich kaum. „Das war ein Fehler.“, wagte es Aker auszusprechen. Seth war anderer Meinung. „Ich unterdrückte Asch im Moment. Er kämpft dagegen an, doch sobald ich den Stein von Uhjat besitze, wird seine Stimme verstummen.“, erzählte er. Aker hatte aber noch Fragen. „Was habt Ihr vor?“, durchschaute er Seths Plan immer noch nicht. „Der Stein befindet sich in der Unterwelt. Ich werde gehen, während du die Führung von Ombos übernimmst. Halte aber geheim, dass ich Aschs Platz eingenommen habe. Horus würde sofort angreifen. Ich brauche Zeit! Der Stein von Uhjat lässt mich alle möglichen Eigenschaften der Götter und der Menschen absorbieren. Ich werde in ein paar Jahrhunderten zurückkehren. In dieser Zeit wirst du meine Interessen nach meinen Wünschen verfolgen.“, trug er Aker auf. Dann öffnete er ein Portal in die Unterwelt und schritt hindurch.
 

„Thot, mein alter Freund. Was führt dich zu mir?“, begrüßte der göttliche Pharao seinen Freund. Dieser schien jedoch keine guten Nachrichten zu haben. „Die Triade hat beschlossen, dich als Pharao abzusetzen.“, sagte er es klar heraus. Horus schien das jedoch nicht zu stören. „Darf ich den Grund erfahren?“, hakte er nach. Thot verzog den Mund. „Den kennst du. Die Rache an Seth füllt dein gesamtes Leben. Du hast Seths Stadt Nubia angreifen lassen, und damit unnötig Menschenleben geopfert.“ Horus hatte bereits damit gerechnet abgelöst zu werden. „Wer wird mein Nachfolger?“, fragte er nach. Thot zögerte. „Ein mutiger Mensch namens Menes.“, antwortete er. Horus verengte seine Augen. „Ein Mensch? Ich hoffe die Triade weiß, was sie tut.“, meinte der ehemalige Pharao nur und verließ den Raum. Kaum war er weg, begann Thot mit jemandem zu sprechen. „Lass das. Ich kann dich

sehen.“, sprach er. Tatsächlich wurde eine Person sichtbar, die zuvor unsichtbar war. Mit gespieltem Schock grinste sie ihrem Entdecker entgegen. „Du hast mich nicht verraten.“, war der Spion sichtlich überrascht.

„Nein, was hätte das auch schon geändert. Dein Plan war erfolgreich, Petbe,

Gott der Rache. Du hast Horus Gefühle beeinflusst und ihn gegen Seth aufgehetzt. Wem dienst du? Seth kann es nicht sein, so dumm ist er nicht.“, wurde Thot nun interessierter. Petbe lächelte. Er spazierte gemütlich zum Thron des Pharaos und setzte sich selbstgefällig hinein. „Dem zukünftigen Gottkönig dieser Welt. Auch du kannst ihm dienen, und große Macht erlangen.“, schlug der Schurke vor. Thot ging nicht darauf ein. „Für so eine Entscheidung müsste ich schon wissen, wem ich dienen soll.“, erwiderte er. Petbe musste lachen. Er durchschaute Thots Trick, antwortete jedoch trotzdem mit einem gruseligen Unterton. „Heru´ur.“
 

„Es geht mir gut!“, entgegnete Isis nochmals. Hike behandelte sie wie ein rohes Ei. „Ich sorge mich um Horus.“, flüsterte die Göttin nun. Hike sah sie unsicher an. „Ich hätte ihn nie diesem Wahnsinn aussetzen dürfen. Damit meine ich die Welt der Götter. Ich weiß nicht, ob dir diese Geschichte bekannt ist, aber… Horus ist einige Zeit bei Menschen ausgewachsen. Seth wollte meinen Mann schon einmal töten. Zu dieser Zeit war Horus noch nicht

geboren. Seth wusste auch nichts von ihm. Es war die Zeit, an der Serapis, der Erschaffer der Götter starb. Ra hatte das Gesetz ins Leben gerufen, dass kein Gott einen anderen töten durfte. Allerdings war es noch nicht weit

verbreitet. Das nutzte Seth. Er hatte Serapis zusammen mit Ra beseitigt. Er

vertraute darauf, dass dieser ein Auge zudrückte. Am Tag X wurde ein Fest zu Ehren von Osiris veranstalltet. Dieser war zum Pharao ernannt worden. Du kannst dir sicher denken, was das in Seth auslöste. Jedenfalls brachte er Osiris durch einen Trick dazu in einen hölzernen Sarkophag zu steigen. Er sperrte seinen Bruder darin ein und warf ihn in den Nil. Er wollte Osiris damit ersticken, doch er wurde noch rechtzeitig gerettet und konnte wiederbelebt werden. Allerdings war er einige Zeit sehr krank und fürchtete um sein Leben. Seth hatte inzwischen herausbekommen, dass ich schwanger war. Ich bekam Horus, hatte aber Angst um ihn. Horus war für Seth genau so eine Gefahr, wie Osiris. Da ich keinen sicheren Platz kannte, beschloss ich ihn in einen Korb zu legen und den Nil entlangtreiben zu lassen. Damit ihm nichts geschah, habe ich ihm einige Patak mitgegeben. Das sind kleine Schutzgeister, die Ptah erschaffen hat. Sie sollten Horus beschützen. Einen Tag darauf fanden ihn einige Menschen. Sie ahnten nichts davon, wen sie da gefunden hatten. Sie behandelten ihn wie einen Menschen und nahmen ihn bei sich auf. Sie gaben ihm den Namen Harsiesis, was soviel wie ‚Junger Falke‘ bedeuten sollte. Er verbrachte einige Jahre bei den Menschen. Das

Dorf, in dem er lebte, besaß einen Tempel, welcher der Göttin Wosret geweiht war. Obwohl Horus noch sehr jung war, wurde ihm die Aufgabe als Priester zugeteilt. Er arbeitete und betete jeden Tag, ohne zu wissen, dass er selbst ein Gott war. Als er Sieben wurde, zeigte sich ihm die Göttin schließlich. Horus war überwältigt von der Erscheinung. Wosret erzählte ihm, wer er in Wirklichkeit war und zeigte ihm, wozu er in der Lage war. Schließlich wurde er zu mir und Osiris geführt. Ich war überglücklich meinen Sohn wiederzusehen. Osiris ebenfalls. Doch dann hat Seth ihn ermordet, und Horus hatte nicht wirklich viel von ihm. Deswegen verstehe ich auch nicht, warum er so an Rache denkt. Es ist fast so, als wäre noch eine andere, böse Kraft in die Sache verwickelt.“, beendete Isis ihre Erzählung. Thot verstand die Mutter nicht recht. „Eine böse Kraft? Meinst du damit Seth?“, hakte er nach. Isis verneinte. „Nein, Seth ist Horus Erzfeind, aber sowas würde er nie tun. Jemand anderes hat seine Finger im Spiel. Jemand, der noch mächtiger, und vielleicht noch bösartiger ist als Seth.“, klang ihre Vermutung beinahe etwas gruselig.
 

Mit einem gewaltigen Hieb schlug Ra Apophis den Kopf ab. „Das ist bestimmt das tausendste Mal.“, seufzte der Sonnengott. Sein Fährmann schwieg. „Dort vorne ist der Ausgang. Ich nehme an, du hast heute noch einiges vor.“, tat Ra gänzlich unschuldig. Heru´ur beendete die Fahrt mit der Barke und setzte Ra ab. Dann begab er sich in seinen eigenen Tempel zurück. Dort wurde er bereits erwartet. „Petbe. Erstatte Bericht.“, verlangte er. Dieser erzählte von Horus Absetzung und dem Angriff auf Nubia. Heru´ur schien zufrieden. „Was ist der nächste Schritt?“, hakte Petbe nach. Heru´ur überlegte. „Ich wollte, dass Horus und Seth sich gegenseitig vernichten. Aber das Ergebnis lässt auf sich warten. Ich ändere meine Pläne. Seth ist geschwächt. Du wirst ihn töten!“, befahl Heru´ur seinem Diener. Petbe zögerte. Obwohl Seth geschwächt war, war er ein ernsthafter Gegner. „Ich vertraue dir, Petbe.“, redete der Falkengott auf ihn ein. Dieser nickte und versprach den Befehl zu befolgen. „Ich werde mich um Horus kümmern. Er und ich sind gleich. Wie zwei Seiten des selben Goldstücks. Unser Zeichen ist der Falke. Ein Tier, dass sich hoch in die Lüfte schwingt und viel erreichen möchte. Wenn ich ehrlich bin, möchte ich mich sogar mit ihm vereinigen. Aber wir haben unterschiedliche Ziele. Ich werde ihm eine Falle stellen und ihn dann töten. Dann gehört mir Ägyptens Thron. Und bald darauf gehört mir alles, was existiert.“, freute sich der Gott bereits im voraus.
 

„Lass mich los!“, schrie Kis wütend. Horus folgte aber nicht. „Wo, ist, Seth!“, betonte er jedes Wort. Kis wusste, dass es Horus ernst meinte. Er würde ihn sogar töten, egal welche Konsequenzen dies hätte. „Ich kann ihn

nicht spüren, er hat seine Aura verschleiert. Deswegen wirst du mir sagen, was ich wissen will.“, gab Horus Kis noch eine Chance. Dieser rang sich nur schwer dazu durch. „Er wollte nach Ombos. Aber ob er noch dort ist, weiß ich nicht!“, sagte dieser alles, was Horus hören wollte. Ein neuer Tag brach an und Ra fuhr wieder mit Heru´ur im Tunnel des Tages und der Nacht. Diesmal saß noch eine dritte Person in der Barke. Es war Nehebkau, ein Schlangendämon, von der selben Art wie Apophis. Er sollte Ra einen Vorteil verschaffen. „Du scheinst mir abgelenkt, Heru´ur.“, bemerkte er die Abwesenheit seines Fährmanns. Dieser konnte es nur zugeben. „Ich habe bald einen großen Kampf vor mir.“, verriet er. Ra ließ es darauf beruhen. Apophis hatte sich diesmal im Wasser versteckt und griff an. Nehebkau hatte Ra verraten, dass Apophis während eines Angriffs keine Deckung besaß. Er konnte seinen Angriff auch nicht stoppen, was der Sonnengott ausnutzte. Er schnellte mit seinem Schwert los und zerteilte Apophis Kopf in zwei Hälften. Der Tag konnte wieder einmal von neuem beginnen. Kaum war die Sonne aufgegangen, tauchte Horus bei Aker auf. „Gib mir die Information lieber schnell.“, riet er ihm. Aker hatte bereits mit dem ehemaligen Pharao gerechnet und stellte sich ihm. „Was weißt du schon? Seth wird bald zurückkehren und gegen dich kämpfen, keine Angst.“, versicherte er. Horus gab sich damit aber nicht zufrieden. „Ich will jetzt zu ihm! Sag mir, wo er ist.“, ließ er nicht locker. Aker deutete auf einen Abgrund. „Dieses Portal führt in die Unterwelt. Du kannst gerne versuchen ihn ausfindig zu machen. Aber du weißt sicherlich, wie groß sie ist. Du kannst natürlich trotzdem hinabsteigen, allerdings wirst du nicht fündig werden. Nicht in den nächsten Jahren. Doch wenn du willst, kannst du gerne deinen Vater besuchen.“, wurde Aker zynisch. Horus wollte ihn bereits töten, ließ es dann aber. „Seth kann sich nicht ewig verstecken. Richte ihm aus, dass ich ihn töten werde. Früher oder später.“, meinte Horus nur und verschwand dann. Aker entkam ein Lacher. Wenn der ehemalige Pharao wüsste, was Seth plante, würde er jede Sekunde investieren, um seinen Erzfeind zu finden. Plötzlich wurden Schritte hörbar. „Was willst du den noch?“, dachte Aker zuerst, dass Horus zurückgekommen wäre. Doch es handelte sich um einen anderen Gott. „Petbe? Dich hätte ich hier am wenigsten erwartet.“, begrüßte ihn Aker misstrauisch. „Ich sollte wohl gleich zum Punkt kommen.“, meinte dieser. „Ich bitte darum.“, antwortete Aker. Auf diese Antwort schien Petbe aber gewartet zu haben. Blitzschnell ließ er ein Messer aus seinem Ärmel saußen und hielt es Aker an den Hals. Mit der anderen Hand, hinterte er den Gott an der Flucht. „Was soll das? Spinnst du? Du kannst mich nicht töten. Die anderen Götter würden dich hart bestrafen.“, erinnerte er Petbe an das Gesetz. Dieser ließ sich aber nichts sagen. „Ich kenne das Gesetz. Aber wenn Heru´ur erst an der Macht ist, werden die Gesetze umgeschrieben. Und das wird bald

sein. Deswegen darf ich auch das hier tun.“, erklärte er und schickte Aker in die Unterwelt. Im warsten Sinne des Wortes. Er nahm Anubis die Arbeit ab und stieß Akers Körper direkt durch das Portal. Danach sprang er hinterher. Er landete direkt neben dem toten Gott. „Ich würde zu gerne sehen, wie sich das Totengericht entscheidet und der Dämon Ammut sich über dein Herz hermacht und es auffrisst. Allerdings habe ich wichtigeres zu tun. Ich werde deinen Gebieter finden, und Heru´urs Wunsch erfüllen.“, sprach er, obwohl Aker ihn schon lange nicht mehr hören konnte.
 

Horus ging nochmal alle Informationen über Seth durch. Er besaß einige Verstecke in der Unterwelt, welche Horus jedoch bereits abgesucht hatte. Er hätte sich ohrfeigen können. Seth kniete vor ihm, und er ließ ihn einfach entkommen. Nun trat Thot zu ihm. „Mein Pharao, ich muss mit dir reden.“, meinte er nur. „Ich bin nicht mehr Pharao, merk dir das Mal.“, verbesserte Horus seinen Freund. Dann ließ er Thot reden. „Was ich zu sagen habe wird dir nicht gefallen, aber diese Welt braucht dich. Der Hass, den du verspürst, wurde künstlich herbeigeführt. Petbe, der Gott der Rache steckt dahinter. Er dient deinem Feind Heru´ur. Dieser möchte eine neue Ordnung schaffen und selbst als Pharao herrschen. Du musst gegen ihn antreten.“, berichtete der Gott der Schreibkunst. Horus hatte nur teilweise zugehört. „Heru´ur interessiert mich nicht. Ich bin hinter größeren Fischen her.“, antwortete er. Thot glaubte sich verhört zu haben. „Hast du mir nicht zugehört? Heru´ur ist für deine Gefühle verantwortlich.“, erklärte er nochmals. Horus nickte schnell. „Dann bin ich ihm zu großen Dank verpflichtet. Er gab mir die Kraft, mich meinem wahren Feind zu stellen.“, ließ sich Horus nicht von seinem Weg abbringen. Thot schüttelte den Kopf. „Was hat dieser nutzlose Krieg bereits gefordert? Das Leben von drei Göttern und das von hunderten Sterblichen. Und deine Seele. Du glaubst Seth ist dein größter Feind? Falsch. Du selbst bist dein größter Gegner geworden.“, redete Thot auf ihn ein. Horus hörte seinem Freund zu, doch seine Gefühle blieben gleich. „Was soll ich also tun?“, wollte er Thot den Gefahlen tun. „Heru´ur wird sein Ziel weiter verfolgen, und auch seine Methoden. Du musst ihn stoppen! Seth ist tatsächlich eine Gefahr für alle, aber Heru´ur ist jetzt eine Bedrohung. Die Triade hat beschlossen das Tötungsgesetz für Heru´ur aufzuheben. Auch wenn du nicht mehr Pharao bist, hast du die Pflicht ihn zu besiegen. Für alle Menschen, die zu dir beten.“, glaubte er Horus mit seinen Worten zu überzeugen. „Also gut. Ich werde ihn beseitigen.“, versprach er. Thot hätte jubeln können, doch dann sprach Horus weiter. „Unter der Voraussetzung, dass du dich bei der Triade einsetzt, dass auch Seth keinen Schutz durch das
 

Gesetz mehr bekommt.“, setzte er seine Bedingungen durch. Zu seiner
 

Überraschung bejahte sein Freund. Horus versuchte sein böses Ebenbild aufzuspüren, doch Heru´ur hatte seine Aura verschleiert. Er musste also gründlicher suchen. Kaum war er weg, grinste Thot wie ein kleines Kind. Seth musste Horus angesteckt haben. Der Falkengott konnte nicht mehr klar denken. Er war unvorsichtig geworden. Thot änderte seine Gestalt, insbesondere sein Gesicht. Und zwar in das von Heru´ur. Horus war in seine Falle getappt, und würde mit seinem Leben dafür bezahlen.
 

Petbe suchte fieberhaft nach Seth. Er wusste über den Stein von Uhjat Bescheid, was aber nicht hieß, dass dieser leicht zu finden war. Petbe spürte eine Energie, die von ihm ausging. Dieser folgte er. Wenn er den Stein fand, fand er auch Seth. Und das geschah früher als geplant. Petbes Weg endete in einer großen Halle. Seth stand mit dem Rücken zu ihm, wusste aber, wer ihn störte. Vor Seth prangte der Stein von Uhjat aus dem Fels. Er war mehrere Meter hoch und breit. Die verschiedensten Hieroglyphen standen auf ihm geschrieben. Seth spürte bereits, wie seine Macht anstieg. „Heru´ur schickt dich. Habe ich nicht Recht?“, fragte Seth wissend. Petbe spielte den Überraschten. „Dann kennst du ja auch meinen Auftrag.“, redete er. Seth drehte sich nun um. Petbe erkannte in Seths Gesicht eine Spur von Asch. Der Gott des Chaos hatte sich mit ihm vereint, doch mit seiner neuen Kraft unterdrückte er den ehemaligen Herrscher von Ombos. Er rief sein Schwert und stellte sich seinem Feind. Petbe war bereit. Er hatte aber auch noch einen Trumpf im Ärmel. Er konnte sich unsichtbar machen auch seine Aura verschleiern. Somit war er für Seth eine ernste Bedrohung. Nicht einmal Petbes Schwert war zu sehen. Seth konnte sich nur schwerlich verteitigen. Er war durch den Stein stärker geworden, aber er besaß keine Möglichkeit seinen Feind aufzuspüren. Oder vielleicht doch? Petbe warf noch immer einen Schatten. So wusste Seth wenigstens zirka, wo sich sein Feind aufhielt. Er bewegte sich rückwerts zur Felswand, um mehr Deckung zu haben. Der Schatten kam auf ihn zu, und Seth wollte Petbe erwischen. Vergebens. Petbe war zu schnell. Sein Schwert verfehlte Seth nur knapp. Petbe legte keine Pause ein und griff wieder an. Diesmal gelang es Seth, Petbe zu verwunden. Dieser verlor Kraft und musste seine Tarnung aufgeben. Verletzt wankte er zurück. Seth wollte ihm aber keine Zeit zur Erholung geben, sondern bereitete ihm ein Ende. „Meine neue Kraft ist wirklich erstaunlich. Dieser Dummkopf Heru´ur wird Horus nicht besiegen können. Er ist mein Gegner! Und wenn die Zeit gekommen ist, werde ich ihn wieder herausfordern.“, murmelte er und wandte sich wieder dem Stein von Uhjat zu. Prüfend begutachtete er die Inschriften.
 

Etwas zögerlich betrat Horus die Räumlichkeiten im Inneren des Tempels. Er

war sich sicher Heru´ur hier zu finden. Und wahrscheinlich würde es zum Kampf kommen. Horus war sehr von sich überzeugt und hatte ein klares Ziel vor Augen. Erst würde er Heru´ur beseitigen, und dann seinen Erzfeind Seth. Dann geschah alles sehr schnell. Eine Gestalt sauste von rechts auf Horus zu und streckte ihr Schwert nach ihm aus. Horus konnte nur knapp abwehren. Dann ließ er seinen Blick über den gesamten Saal schweifen. „Heru´ur! Bist du so schwach, dass du mich aus dem Hinterhalt angreifen musst?“, schrie er. Heru´ur marschierte nun auf den Eindringling zu. „Das war doch bloß ein Test. Der richtige Kampf beginnt jetzt.“, erklärte er. Horus war bereit und würde seinen Gegner auch nicht unterschätzen. Er stellte sich einfach vor, dass er gegen Seth kämpfte. Das würde seine Kraft in die Höhe treiben. Während des Kampfes fühlte sich Horus eigentartig. Es war, als würde er gegen sich selbst kämpfen. Hatte Thot Recht? War er wirklich der Rache verfallen, und besessen? Er würde später darüber nachdenken. Heru´ur war Horus unterlegen. Der ehemalige Pharao verstand nicht, wieso er unbedingt auf einen Kampf aus war. Horus hatte noch immer die Entscheidung der Triade in den Ohren. Es war ihm erlaubt, Heru´ur zu töten. Diese Chance nutzte er auch. Während Heru´urs nächsten Angriffs, verletzte Horus den Feind tödlich. Heru´ur krachte zu Boden, und spürte wie es mit ihm zu Ende ging. Der Feind war geschlagen. Horus hatte aber noch immer ein ungutes Gefühl. Der Kampf war zu leicht. Irgendetwas würde noch geschehen. Plötzlich hörte er ein leises Klatschen. Horus wendete sich und entdeckte Ra. „Du hier? Gib es zu! Du hast mit der Sache etwas zu tun.“, forderte er eine Antwort. Ra war gnädig und gab sie ihm. „Heru´ur hat dich die ganze Zeit manipuliert. Dabei hat er jedoch nicht gemerkt, dass ich das auch mit ihm tat. Ich habe ihn mit dem Dämon Babi infiziert. Dieser kleine Wicht hat ihn verändert. Er wollte den Thron von Ägypten, ist aber bei dem Versuch gefallen.“, erklärte der König der Götter. Horus verstand aber immer noch nicht. „Warum das alles?“, hakte er nach. Ra riss die Augen auf. „Warum? Seit Jahren verfolgt mich dieser Fluch. Ich bin dazu gezwungen Apophis jeden Tag gegenüberzutreten und zu besiegen. Es ist wie eine Zeitschleife. Also entwickelte ich einen Plan. Wenn Apophis nicht sterben wollte, dann eben Heru´ur. Damit ich nicht mein eigenes Gesetz breche, habe ich dich benutzt. Jetzt, wo ich Heru´ur los bin, kehrt meine alte Macht zu mir zurück. Ich werde diese Welt wieder an mich reissen! Und niemand wird mich aufhalten. Auch du nicht, Horus. Ich könnte dich auf der Stelle töten, aber das wäre wohl zu leicht. Wir werden uns bald in einem Kampf gegenüberstehen, das verspreche ich dir.“, erzählte Ra und löste sich schließlich in Luft auf. Zurück blieb ein verwirrter und erschöpfter Horus. Wieviele Feinde hatte er schon geschlagen? Und wieviele haben ihren Platz eingenommen, und wurden zu noch ernsthafteren Gegnern?

16 0 0 J a h r e s p ä t e r
 

Es war viel Zeit vergangen, seitdem die Kämpfe endeten, die in die Geschichte eingehen sollten. Sepa hatte nun seine eigenen Aufgaben in den göttlichen Sphären. Horus besaß nun fünf Söhne. Hapi, Duamutef, Amset, Kebehsenuef und Semataui. Außerdem war er noch immer auf der Suche nach Seth. Dieser hatte sich das letzte Jahrtausend nämlich nicht mehr blicken lassen. Er war untergetaucht, und Horus setzte alles daran ihn zu finden. In dieser Zeit hatte der Gott auch einen menschlichen Jungen kennengelernt. Er erinnerte ihn an sich selbst, da er in seinen jungen Jahren bei Menschen aufgewachsen war, und bot sich als Schutzengel an. Der Junge half ihm sogar Ra zu bezwingen. Erst nachdem er sich mit dem Jungen vereinigt hatte, erlangte Horus mehr Klarheit. Diese brauchte er auch in seinem nächsten Kampf mit Seth. Er war so auf ihn fixiert, dass er spürte, dass Seth bald wieder erscheinen würde. Was er jedoch nicht wusste, war, dass er mächtiger sein würde, als je zuvor. Seth hatte sich in den letzten Jahrhunderten erholt und seine Kraft erweitert. Er ernährte sich von der Verwirrtheit der Menschen und steigerte so seine Macht. Eine Macht, welche er brauchte, um sich nicht nur an Horus, sondern auch an allen anderen Göttern zu rächen. Er würde alle auslöschen und zum alleinigen Herrscher aufsteigen. Seine Diener bereiteten alles für die Auferstehung des Gottes vor. Seths Hohepriester tat alles, was dafür nötig war. Vor ihm baute sich ein tiefer Abgrund auf. Der Priester sagte ein paar Worte auf und wenig später entstieg dem Abgrund tatsächlich ein Wesen. Es handelte sich um Seth, der auf den ersten Blick etwas anders aussah. Er streckte seinen Kopf dem Himmel entgegen. „So viele Götter....“, raunte er. Doch er war nicht allein. Ein weiterer Gott hatte den Tempel aufgesucht, in dem die Zeremonie stattfand. „Ich bin bereit euch ewig zu dienen.“, kam es von Baal. Seth marschierte zu Baal und spreizte seine Hand. Er schien etwas mit Baal zu tun. Er nahm ihm seine Kraft. „Gebieter, was tut Ihr?“, fragte er zögernd und ängstlich. „Ich habe dich zu einem Menschen umgewandelt. Ich musste sicher gehen, dass du mir nicht gefährlich werden kannst.“, erklärte der neue Seth. Baal war geschockt, aber glücklich, dass Seth ihn am Leben ließ. „Ich will Horus!“, verlangte Seth wütend. Baal nickte und bot ihm an, ihm bei der Suche zu helfen.
 

Träume
 

Seth drang ohne Vorwarnung in die göttlichen Sphären ein. Er erspähte sofort die ersten zwei Götter. Es handelte sich um Nun und Naunet. Nun erblickte den Eindringling sofort. „Seth, bist du das?“, fragte er verdutzt. Der neue Seth rief sofort sein Schwert und ging auf die beiden los. Noch bevor ihnen überhaupt klar wurde, was vor sich ging, wurden sie von Seth vernichtet. „Seth!“, rief jemand seinen Namen. Hinter dem Gott war Amun aufgetaucht. „Ich kann es nicht fassen. Erst hören wir Jahrhunderte nichts von dir und nun tötest du einfach zwei deiner Sgleichen. Für diesen Verrat wirst du hart bestraft werden.“, drohte er. Seth grinste. Er hatte ohnehin noch eine Rechnung mit Amun offen. Er lief zu ihm und hielt ihm sein Schwert vor den Hals. Amun versuchte sich zu befreien, was aber misslang. „Wie kann das sein? Warum bist du plötzlich so stark? Erkläre es mir!“, verlangte der Reichsgott. Seth grinste weiter. „Du willst wissen, warum ich so mächtig geworden bin? Ich habe mich die letzten Jahrhunderte erholt. Ich ernähre mich von der Verwirrtheit und der Gleichgültigkeit der Menschen. Das verleiht mir ungeheure Macht. Ich bin der neue, verbesserte Seth!“, erzählte er und entledigte sich dann auch Amuns. Er setzte seinen Weg unbeirrbar fort. Der Weg zu den restlichen Göttern. Astarte, Wosyet, Neper, Safech, Bata, Nemti, Anhuret, Tatjet, Wenut, Mophi, keiner blieb verschont. Sepa hatte die Katastrophe bereits vorher gesehen. Ohne Seschats Gabe wäre er Seth unterlegen. Also fasste er einen Plan. Seth konnte ihn jederzeit und überall orten. Deswegen begab er sich in die Gewölbe, tief unter dem Hatschepsut-Tempel. Dort stand ein Sarkophag bereit, in den er sich legte. Damit Seth ihn nicht aufspüren konnte, beschloss er sich in tiefen Schlaf zu versetzen. Damit ging er aber auch ein hohes Risiko ein. Das ihm von Seschat aufgelegte Gesetz, lautete, dass er das Schicksal nicht beeinflussen durfte. Sepa verstieß dagegen. Allerdings würde die Strafe des Schicksals nicht so schwer ausfallen, als der Tod durch Seth. Er hatte keine Lust als kleine, machtlose Seele in der Unterwelt herumzufliegen. Also begann er zu schlafen, und hoffte bald wieder zu erwachen. Seth hatte seine grausige Tat inzwischen beinahe beendet. Lediglich ein weiterer Gott war übrig geblieben. Horus war die letzte Chance für diese Welt. Mutig stellte er sich seinem Erzfeind. „Seth, das wird der letzte, entscheidende Kampf!“, gab er an. Seth sah das genauso. „Richtig, mein Neffe. Nun geht es um alles.“, erwiderte er. Horus und Seth standen sich in ihren tierischen Formen gegenüber, was dem Kampf noch mehr Aufmerksamkeit verleihte. Horus sah den Jungen, der ihm im Kampf gegen Ra unterstützt hatte, und der ihm so ähnlich war. Dennoch

wollte er ihn nicht mithineinziehen. Diesen Kampf musste er selbst austragen. Aber nur ein Gott konnte siegen. Aber wer? Der Gott des Lichts? Oder der Gott des Chaos?
 

Jeder der ein Amulett trug und über die Zeit des Chaos Bescheid wusste, wusste auch, dass weder Seth, noch Horus gesiegt hatten. Auch Hapi. Es geschah kurz vor Sepas Auferstehung. Hapi hatte von Baal den Auftrag bekommen, den Sarkophag zu bewachen und auf Sepas Rückkehr zu warten. Das zog sich hin. Plötzlich vernahm der Wächter Schritte. Wer konnte das sein? Niemand konnte so einfach in die Gewölbe des Tempels. Hapi bereitete sich auf einen Kampf vor. Die Gestalt betrat den Raum und wurde erkennbar. Sie trug eine dunkle Kutte, die bis ins Gesicht reichte. Sie steuerte genau auf Hapi zu. „Bleib stehen! Und identifiziere dich!“, verlangte der Wächter. „Du bist Hapi. Und du trägst die Aufgabe über Sepa zu wachen.“, schien die Gestalt bestens Bescheid zu wissen. Hapi wurde unruhig. „Wer bist du?“, fragte er nochmals. Die Gestalt hob den Kopf. „Ich bin dein neuer Gebieter.“, erklärte sie. Hapi zuckte. „Ich habe bereits einen. Die diene ausschließlich Baal.“, erwiderte er. Die Gestalt schien dies jedoch bereits zu wissen. „Ich weiß. Aber du bist schlecht informiert. Baal wurde in einer Schlacht getötet.“, überbrachte er die Nachricht. Hapi musste tief luftholen. Konnte er der Gestalt glauben? „Nehmen wir an, du hast Recht. Was willst du?“, fragte er nach. Die Gestalt hob plötzlich etwas hoch. Es handelte sich um ein Amulett. „Das ist alles, was von Baal übrig geblieben ist.“, klärte er auf. Hapi musterte es argwöhnisch. „Und? Wenn Baal tot ist, ist es wertlos.“, meinte er. Die Gestalt nickte. „Normalerweise hättest du damit Recht. Doch ich habe ihm neue Kraft gegeben. Mit dieser Kraft kannst du Sepa wecken.“, ließ er die Bombe platzen. Er warf es Hapi zu und dieser fing es. „Also gut. Was soll ich für Euch tun, Gebieter?“, wollte er erfahren. „Vorerst nicht viel. Wecke Sepa und erschleiche sein Vertrauen. Tu alles, was er dir aufträgt. Ich melde mich.“, befahl die Gestalt und machte dann wieder kehrt. Hapi hatte aber noch eine Frage. „Warte. Darf ich den Namen meines neuen Herrn erfahren?“ Die Gestalt stoppte kurz. „Ich habe keinen. Jedenfalls noch nicht.“, gab sie an und verschwand dann. Hapi blickte auf den Sarkophag, in dem Sepa bereits seit 3000 Jahren ruhte.
 

Senshi und Horus hatten diese Nacht den selben Traum. Senshi würde sicher geschockt sein, wenn er morgen aufwachte. Aber nicht nur er musste sich seinen Dämonen stellen. Auch Alex träumte diese Nacht. Allerdings ohne Sepas Zutun. Er träumte wie immer von seinem Vater. Der heutige Traum sollte jedoch als der intensivste herausstellen. Sokar saß an seinem breiten Schreibtisch, in seinem riesigen Büro. Vor ihm lag ein Berg von Akten. Für
 

einen Geschäftsmann nicht ungewöhnlich, doch das war nicht Sokars einzige

Tätigkeit. Vor 7 Jahren gelang er in den Besitz des Amuletts, welches er

heute um den Hals trug. Er befand sich in einer Organisation, die die Macht der Amulette für ihre Ziele nutzte. Sokars brügerlicher Name lautete Marc Alvers. Als Geschäftsmann nahm er an Besprechungen teil, fühlte Formulare aus und verteilte Unterschriften. In der Organisation diente er seinem Anführer Baal und erfüllte jeden Auftrag, der ihm gegeben wurde. So auch heute. Sokar wollte schon seine Arbeit beenden und den Weg nach Hause antreten, doch in der Tür zu seinem Büro stand jemand. Es handelte sich um eine attraktive Frau, mit langen blonden Haaren. Am aufälligsten war ihr Amulett. Sie befand sich in der selben Organisation, wie auch Sokar und nannte sich Serket. „Serket. Egal, was du willst, ich mache jetzt Feierabend.“, informierte sie der Geschäftsmann. Doch Serket ließ sich nicht so einfach abwimmeln. „Ich komme nicht einfach so. Baal hat eine Aufgabe für dich.“, erklärte sie. Sokar musste schmunzeln. „Und da hat er dich für die Drecksarbeit bestimmt.“, versuchte er Serket aus der Fassung zu bringen. Diese ging nicht darauf ein und begann mit Sokar zu flirten. „Tja, Baal weiß eben, was er an mir hat. Du auch?“ Serket hielt eine Akte in der Hand, welche Sokar ihr nun entriss. Er taumelte zurück zu seinem Schreibtisch und blätterte sie durch. „Ihr Name ist Kira Kies. Sie ist Reborterin und macht gerade Urlaub. Ihre Eltern sind ums Leben gekommen, und sie braucht eine Auszeit. Und jetzt rate einmal, was sie von ihrer Mutter geerbt hat.“, schien Serket die Akte bereits zu kennen. Sokar durchflog sie und lehnte sich dann zurück. „Na schön, ich werde sie durchleuchten.“, versprach er. Serket schüttelte den Kopf. „Nicht nötig, das wurde bereits erledigt. Sie wird sich uns nicht anschließen. Sie ist eine Wohltäterin.“, verriet sie. Sokar griff sich an die Schultern und begann sich selbst zu massieren. „Harter Tag? Soll ich einspringen?“, fragte sie ganz harmlos. Sokar hopste nun auf und nahm die Akte. „Ich werde das gleich morgen erledigen.“, versprach er. Serket war aber noch nicht fertig. „Baal sagte, das sollte schnell bereinigt werden.“, gab sie an. „Und deswegen mache ich es auch gleich morgen früh!“, meinte Sokar. Er wollte gerade zur Tür raus und Serket einfach stehen lassen. „Höflich bis zum Gehtnichtmehr. Wir könnten doch heute noch essen gehen.“, schlug sie vor. Sokar servierte sie elegant ab und verließ dann sein Büro. Serket blieb beleidigt zurück. Sokar machte sich noch einen schönen Abend und studierte nebenbei die Akte. Diese Kira besaß das Amulett der Mut, wusste aber noch nicht wozu es in der Lage war. Gleich am nächsten Tag rief Sokar die Zeitung an, in der Frau Kies arbeitete. Er schlug ein Interview vor, allerdings wollte er nur mit einer Reporterin sprechen. Sokar bzw. Marc Alvers war sehr populär. Er hatte innerhalb von einem Jahr eine riesige Firma aufgebaut und war sehr reich. Normalerweise verzichtete er auf
 

Interviews, doch nun machte er eine Ausnahme. Der Termin wurden gleich

auf den nächsten Tag angesetzt. Sokar hatte sich wieder seinen schicksten

Anzug angezogen und erschien zum Treffen. Es fand in einem Restaurant statt, welches Sokar vorgeschlagen hatte. Er bestand auf einer netten Atmosphäre. Er sah sich um und entdeckte eine etwas dickere Frau, die allein an einem Tisch saß. Er ging zu ihr und begrüßte sie. Dann fand er heraus, dass es sich um die falsche Frau handelte. Sokar entschuldigte sich und sah sich weiter um. Bald hatte er Frau Kies aufgespürt. „Herr Alvers! Setzen Sie sich doch.“, bot sie dem Geschäftsmann einen Stuhl an. Sokar setzte sich und begrüßte die Reporterin mit einem Handkuss. „Es ist nett Ihre Bekanntschaft zu machen. Sagen Sie doch einfach Marc.“, bot Sokar gleich an. „Kira.“, erwiderte die Reporterin sofort. „Es ist eine Ehre, Sie interviewn zu dürfen. Das wird wahrscheinlich das Erste, das je von Ihnen gemacht wurde. Wie kommt das?“, wollte Kira unbedingt erfahren. Sokar konnte ihr sofort eine Antwort liefern. „Das ist ganz einfach. Ich will einfach nicht, dass die Leute zuviel über mich wissen. Ich habe nämlich auch meine Geheimnisse.“, blickte er sie verschwörerisch an. „Und die wären?“, versuchte Kira ihr Glück. Sokar presste die Lippen zusammen. Dann bestellten beide einen Drink und plauderten weiter. „Erzählen Sie mir, wie Sie an ihr Geld gekommen sind.“, verlangte Kira. Sokar musste nicht lange nachdenken. „Ganz einfach, ich habe Lotto gespielt.“, erwiderte er. Kira hielt das zuerst für einen Scherz, doch Sokar bestätigte es nochmals. „Sie sind wahrscheinlich der größte Glückspilz der Welt.“, meinte sie. Sokar schaukelte mit dem Kopf. „Naja, sagen wir, ich habe einfach ein Talent für gewisse Dinge.“, hatte er damit seine magischen Fähigkeiten im Sinn. Nun wurde Kira persönlicher. „Und jetzt verraten Sie mir etwas privates.“ Sokar zögerte. „So haben wir nicht gewettet.“, antwortete er charmand, aber bestimmt. Kira ließ jedoch nicht locker. „Ach kommen Sie. Keine Frau? Oder Frauen? Und wie sieht es bei Ihnen mit Kindern aus?“, hakte sie nach. Sokar befeuchtete sich die Lippen. „Sie wissen, dass ich Single bin. Jemand wie Sie hat sich doch bestimmt informiert. Und was Kinder angeht… im Moment habe ich noch keine.“, log er Kira an. Sie haben Recht, ich habe mich über Sie informiert. Und Sie sich über mich. Geben Sie es zu. Sie haben ein paar meiner Artikel gelesen. Deshalb wollten Sie mich für das Interview. Sie glauben, dass ich Ihre Story am besten rüberbringen kann.“, spekulierte diese. Kira nahm Sokar die Ausrede bereits ab. „Sie haben Glück. Wenn Sie einen Tag später angerufen hätten, wäre ich bereits außer Landes gewesen.“, erzählte sie. Sokar fragte nach dem Grund und Kira begann von ihren Eltern zu erzählen. Sokar drückte ihr sein Beleid aus und sie kamen immer wieder vom Interview ab. So kam es, dass es spät wurde, und Kira nicht zum Ende gekommen war. Sie entschuldigte sich, doch Sokar hatte bereits eine Idee.
 

„Wissen Sie was? Das ist kein Problem. Ich habe Zeit, wir können uns noch

ein zweites Mal treffen.“, schlug er vor. Kira war von der Idee begeistert. So

kam es, dass sich die beiden näher kamen. Bereits am nächsten Tag lud Sokar Kira zu einem Rundgang in seine Firma ein. Kira notierte ständig irgendwelche Dinge und Sokar wagte es, in ihr Notizbuch zu gucken. „Nette Zeichnungen.“, meinte er, als er sah, dass Kira nichts mitgeschrieben hatte. Dieser war das natürlich peinlich und sie suchte nach einer Ausrede. „Schon o.k. Ich wäre auch bereits eingeschlafen. Ehrlich gesagt, verstehe ich die meisten Dinge in meiner Firma selbst nicht.“, kam er zum Lachen. Kira stieg darauf ein. Am Ende des Tages war das Interview komplett. „Also Marc, es hat mich sehr gefreut. Und ich kann Ihnen jetzt schon versichern, dass Sie bei meinem Artikel gut wegkommen werden.“, verriet sie. Sokar spielte den Erleichterten. „Mir hat es auch Spass gemacht. Naja, es wird langsam dunkel, also ich kann Ihnen ein Taxi rufen, wenn Sie wollen.“, schlug der Geschäftsmann vor. Kira dachte kurz nach. „Ahhhmmm…sicher. Wenn Sie wollen.“ Sokar fischte ein Handy aus seiner Jackentasche und begann zu wählen. Er bestellte ein Taxi und wartete zusammen mit Kira. „O.k, dann danke nochmals.“, wollte sie sich verabschieden. Sokar rang mit sich. „Warten Sie doch noch einen Moment. Also… ich weiß, das Interview ist vorbei, aber… ich würde Sie gerne wiedersehen. Falls es Ihnen nichts ausmacht!“, versuchte Sokar cool zu bleiben. Kira hatte aber scheinbar nur darauf gewartet. „Klar, rufen Sie mich an. Ich gebe Ihnen meine Nummer.“, schlug sie vor. Sokar wehrte ab. „Schon gut, die habe ich bereits.“, erinnerte er sich an die Akte. Dann bekam er aber einen Schreck. Das war unklug. Doch Kira bemerkte nichts. „Sie sind mir wohl immer einen Schritt voraus.“, meinte sie und verabschiedete sich dann. Von da an, verabredeten sich die beiden regelmäßig. Es war bereits eine Woche her, seitdem Sokar den Auftrag bekommen hatte. Serket tauchte unerwartet in seinem Büro auf. „Serket, ich habe jetzt keine Zeit für dich.“, versuchte Sokar sie zu verscheuchen. Diese sprang nicht darauf an und stemmte ihre Hände auf Sokars Schreibtisch. „Baal ist stinksauer. Du hast deinen Auftrag noch nicht erfüllt.“, sprach sie. Sokar legte seinen Stift, mit dem er gerade schrieb beiseite und blickte Serket in die Augen. „Ich bin an der Sache dran. Keine Angst.“ Serket musterte den Geschäftsmann sorgfälltig. „Du siehst heute so zufrieden aus. Liegt das zufällig an dieser Kira? Natürlich, das ist der Grund. Du hast dich in sie verknallt. Das ist ja überaus lustig.“, amüsierte sich Serket prächtig. Sokar wollte dies abstreiten. „Nein, das was du sagst ist lustig. Ich werde meine Aufgabe erledigen. Das kannst du Baal sagen! Und jetzt verschwinde!“, wurde Sokar sauer. Serket hob ihre Hände, als Zeichen des Waffenstillstands. „Ich gehe. Aber du solltest deinen Auftrag bald abschließen.“, gab sie ihm den Rat. Kaum war sie weg, griff sich Sokar an
 

den Kopf. „Was sollte er jetzt unternehmen? Zuhause erlebte er eine

Überraschung. „Marc, wird ja Zeit, dass du endlich kommst.“, begrüßte ihn

Kira. Sokar war mehr als überrascht. „Wie kommst du in meine Wohnung?“, wollte er wissen. „Deine Haushälterin hat mich reingelassen.“, sagte sie schnell und lief dann zurück in die Küche. Scheinbar hatte sie für Sokar Essen gekocht. „Kira, du hättest mich vorher fragen können.“, schien er nicht so begeistert zu sein. Kira konnte in seiner Wohnung leicht etwas finden, was seine zweite Identität verriet. „Marc, du hast mir ja was verheimlicht.“, fiel Kira Sokar in den Arm. Dieser schnitt ein unschuldiges Gesicht. Kira wies auf die Wand hin. Dort hingen eine große Anzahl von ägyptischen Artefakten. „Ein Hobby von dir?“, hakte sie nach. Sokar konnte nur nicken. Am Abend sahen sich die beiden einen Film an und Sokar legte seinen Arm um Kiras Schulter. „Kira, ich war nicht ganz ehrlich zu dir.“, begann er. Diese horchte auf und hakte nach. Als Reporterin war sie das gewohnt. „Ich… ich habe doch einen Sohn.“, verriet er. Kira regte sich auf, da Sokar erst jetzt damit herausrückte. „Er heißt Alex. Ich sehe ihn nur einmal im Jahr. Es tut mir Leid, dass ich es dir verschwiegen habe. Ich wollte nicht, dass es im Interview erscheint. Aber jetzt ist alles anders. Du bedeutest mir alles. Und du musst alles wissen.“, meinte er. Kira stutzte. „Gibt es noch mehr?“, fragte sie etwas enttäuscht. Sokar nickte. „Ich kann es dir nicht genauer sagen, aber du könntest in Gefahr sein. Und das durch meine Schuld. Ich weiß es klingt versessen, aber du solltest immer bereit sein, die Stadt zu verlassen.“, versuchte er Kira zu überzeugen, dass sie in Gefahr war. Diese setzte sich ein Stück von Sokar weg. „Ich verstehe schon. Hast du irgendwas illegales am laufen, oder?“, wollte sie es genauer wissen. Sokar verneinte. „Nein, aber ich habe Feinde. Feinde, die zu allem bereit sind. Ich wünschte es wäre anders, aber alles was ich will, bist du. Und ich will dich beschützen.“, erklärte er. Kira wollte noch mehr Antworten, doch Sokar versicherte ihr, dass es so am besten war. Doch alles sollte anders kommen. Sokar hatte Kira ein Flugticket besorgt, mit dem sie verschwinden sollte. Er wollte gerade sein Büro verlassen, als Serket auftauchte. „Nicht jetzt!“, schrie er beinahe. „Doch jetzt.“, sagte jemand hinter ihm. Sokar drehte sich um und erkannte Uräus. Sein Herz fing an zu pochen. „Baal will dich sehen. Aber das kannst du dir ja denken.“, meinte Serket. Sokar wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Er musste den beiden folgen. Die drei teleportieren sich direkt in Baals Versteck. „Sokar, du hast einen Befehl missachtet.“, begann Baal sofort zu schimpfen. Sokar kniete sich nieder und rang nach Worten. Eine Entschuldigung würde Baal aber nie hören. „Du hast dich mit dem Feind verbündet.“, schrie der Anführer. Sokar schüttelte sofort den Kopf. „Nein, Sie verstehen das falsch.“, versuchte er die Situation zu klären. Baal verzichtete darauf. „Nicht nötig. Krobhi kümmert sich bereits um die
 

Angelegenheit.“, verriet er. Sokar wurde leichenblass. „Heißt das…?“, fragte

er zögernd. Baal bejahte. „Krobhi vollbringt gerade das, was du nicht

konntest. Ich werde dir in Zukunft keine so schwierigen Aufgaben mehr

geben. Außerdem werde ich dich degradieren. Für jede Entscheidung, die du treffen willst, musst du zuerst Serket konsultieren.“, hörte Baal mit seiner Folter einfach nicht auf. „Und jetzt geh mir aus den Augen.“, befahl er. Sokar konnte aber nicht aufstehen. Serket und Uräus mussten ihm erst aufhelfen. Dann riss sich Sokar wieder zusammen. Er teleportierte sich in Kiras Wohnung und sah sich um. Er betete, dass Krobhi ihr nichts angetan hatte. Doch mit jedem Schritt wurde er unsicherer. Bald wusste er aber was geschehen war. Die folgenden schrecklichen Bilder ließen Alex aufwachen. Schweißgebadet hatte er sich in seinem Bett aufgerichtet. „Nein! Verdammt, warum hört das nicht auf?“, schien er am Ende seiner Kraft zu sein. In seinem Zustand war er Senshi und Lin bestimmt keine große Hilfe. „Jetzt weißt du es.“, erklang eine Stimme, die Alex kannte. Doch war das möglich? „Vater? Bist du es?“, fragte er zögernd. Die Stimme bejahte. „Ja, mein Sohn. Ich bin wieder da.“, verriet sie. Alex hätte weinen können. „Dein Amulett ist zerstört. Wieso bist du noch da?“, verstand er die Welt nicht mehr. „Ich bin dein Vater, Junge! Ich bin in dir.“, erklärte die Stimme. Das schockte Alex. „Warum? Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?“, verstand es der Junge nicht. „Alex, ich schicke dir diese Träume, damit du eines weißt. Ich bin nicht der Dämon, für den du mich hältst. Ich will, dass du weißt, wie es zu allem gekommen ist. Ich habe nie einen Menschen getötet. Aber es stimmt, ich habe vielen Leid bereitet. Deswegen möchte ich mich mit dir versöhnen.“, gestand er. Alex war am Ende. Er wusste nicht, was er tun sollte. „Ich… weiß nicht.“, brachte er gerade noch heraus. Sokar hatte Verständnis. „Du brauchst Zeit, das verstehe ich voll und ganz. Schlafe jetzt.“, meinte er und Alex schloss tatsächlich die Augen. Die restliche Nacht verlief traumlos.
 

Allerdings nicht für Lin. Sepa hatte sie aufgesucht, da er glaubte, dass sie eine Bedrohung darstellen könnte. Er beeinflusste sie genau wie zuvor Senshi. Lin begann von ihrer Kindheit zu träumen. Sie und ihre Mutter bewohnten ein kleines Häuschen, unterhalb des Berges, auf dem Meister Schakals Trainingsanlage stand. Lins Mutter hatte bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr dort trainiert. Sie besuchte Schakal, und ihre alten Freunde noch immer, doch in letzter Zeit immer weniger. Lins Vater hatte die beiden bereits vor einiger Zeit verlassen, so dass Lin nur noch ihre Mutter hatte. Sie spielte aber auch gerne mit ihrem Patenonkel Schakal, wenn sie ihn besuchte. Dann zog sie immer an seinem langen Bart. Ihre Mutter trug einen Talisman um den Hals, der ihr scheinbar Glück bringen sollte. Sie verriet ihrer Tochter
 

aber, dass er noch mehr konnte. Das Amulett trug eine magische Kraft in

sich, die den Besitzer sehr mächtig werden ließ. Sie unterrichtete ihre Tochter

selbst, wodurch Lin nicht viele Freunde fand. Sie hatte nur ihre Mutter, mit der sie reden konnte. Doch bald sollte das Schickal ihr einen schweren Schlag verpassen. In einem anderen Teil der Welt tobte gerade eine wilde Schlacht. Zwei Amulettträger bekämpften sich. Auf den ersten Blick konnte man nicht feststellen, wer der Gute und wer der Böse war. Erst bei genauerem Hinsehen wurde das Gesicht eines Kämpfers erkennbar. Es handelte sich um Hapi. Er hatte sein Amulett aktiviert und seine Waffe gerufen. Es handelte sich um ein gewöhnliches Schild, das nur zur Verteitigung diente. Das sollte zumindest Hapis Feind denken. „Anuki, du hattest die Chance dich dem großen Baal anzuschließen. Du hast sein großzügiges Angebot ausgeschlagen, dafür wirst du nun mit deinem Leben bezahlen.“, warnte er. Sein Gegner nahm Hapi zwar ernst, ließ sich aber nicht einschüchtern. Er fühlte sich ihm überlegen, da er eine stärkere Waffe besaß. Er hielt eine große Sense in den Händen, mit der er alles spalten konnte. Hapis lächerliches Schild konnte ihn nicht schützen. Anuki griff an, doch Hapi konnte sich noch verteitigen. Der preschte mit seinem Schild vor und verletzte Anuki an der Hand. Dieser erschrak und ließ seine Sense fallen. Darauf hatte Hapi gewartet. Aus der Mitte seines Schilds schoss plötzlich eine Klinge. „Jetzt siehst du, wie mächtig meine Waffe ist.“, grinste er und beendete seinen Auftrag. Er ließ Anuki liegen und machte sich auf den Rückweg zu Baal. Dort angekommen, berichtete er vom Erfolg der Mission. Baal lobte ihn und versprach ihm eine Belohnung. „Danke, Gebieter. Ich werde mich nun zurückziehen.“, wollte Hapi gehen. Baal war jedoch noch nicht fertig. „Warte. Tut mir Leid, dass ich dich damit belästige, aber ich habe einen weiteren Amulettträger ausfindig gemacht. Ich weiß, du hast einen harten Kampf hinter dir, aber Uräus und alle anderen stecken in einer Mission. Du musst dich darum kümmern.“, befahl er. Hapi war etwas erschöpft, wollte Baal aber nicht enttäuschen. „Sagt mir wo ich ihn finde, und ich wickle die Sache schnell ab.“, versprach er. Baal reichte seinem Diener ein Bild. „Du wirst nach China reisen müssen, um sie zu finden. Sie trägt das Amulett der Sechmet. Du dein bestes.“, erklärte er. Hapi sah sich das Bild genauer an und versprach bald zurückzukehren.
 

Lins Mutter hatte ihrer kleinen Tochter neue Spielsachen mitgebracht. Sie arbeitete im Dorf in einem Geschäft. „Du, Mama?“, fragte die kleine Lin. „Wenn dein Anhänger so magisch ist, warum musst du dann noch arbeiten?“, wollte sie erfahren. Ihre Mutter lächelte und strich ihrer Tochter über den Kopf. „Ach, Schatz. Dieses Amulett ist ein Geschenk. Man darf die Magie, die es beherbergt nicht missbrauchen.“, erklärte sie. Lin war jung und
 

verstand noch nicht alles. Auch nicht den Krieg der unter den Menschen

herrschte, die so ein Amulett trugen. Es wurde Schlafenszeit und Lins Mutter

brachte sie zu Bett. Sie las ihr noch eine Gutenachtgeschichte vor und wartete bis ihre Tochter einschlief. Sie wollte ihr noch einen Kuss auf die Wange geben, als sie merkte, dass sie nicht allein war. Jemand stand in der Tür. „Wären Sie so nett, und wecken die Kleine nicht auf? Wir können gerne nach Draußen gehen.“, schlug die Frau vor. Hapi war einverstanden. Die beiden gingen vor das Haus und Hapi erklärte sein Anliegen. „Ich diene dem Gott Baal. Ich wurde zu dir geschickt, um dir ein großzügiges Angebot zu unterbreiten. Schließe dich uns an und erfahre hohe Privilegien.“ Lins Mutter musste kurz überlegen. Sie musterte Hapi argwöhnisch. Ich habe bereits von euch gehört. Ihr missbraucht die Kraft eurer Amulette und setzt sie für eure eigenen Ziele ein.“, erinnerte sie sich an die Erzählungen, die ihr Meister Schakal vor einiger Zeit geschildert hatte. „Ich nehme an, das soll eine Absage sein.“, kombinierte Hapi. Lins Mutter nickte zaghaft. „Tut mir Leid, meine Tochter bedeutet mir alles. Ich werde mich euch nie anschließen.“, sagte sie festentschlossen. Hapi nickte ein paar mal langsam. „Dann lässt du mir keine andere Wahl. Meister Baal möchte, dass ich jeden vernichte, der sein Angebot ablehnt.“, erklärte er. Er wollte bereits sein Schild rufen, als Lins Mutter ihn daran hinterte. „Ich bin bereit gegen dich zu kämpfen. Aber bitte erst morgen früh. Kannst du das arrangieren?“, hoffte die Mutter auf ein Ja. Hapi war etwas verwirrt. Warum wollte Sechmet mit dem Kampf warten? „Tut mir Leid, aber das kann ich nicht gestatten.“, erwiderte er. Lins Mutter sah äußerst besorgt aus. „Wenn du glaubst, dass ich fliehe, liegst du falsch. Hier ist mein Zuhause und ich werde es verteitigen. Aber lass mich bitte meine kleine Tochter in Sicherheit bringen. Ich bin bereit morgen gegen dich zu kämpfen.“, erzählte sie. Hapi rang mit sich. Sollte er Sechmet vertrauen? Er leistete gute Arbeit und Baal wäre ihm sicher nicht böse, wenn er zustimmte. Lins Mutter bedankte sich. Hapi blieb jedoch in der Nähe des Hauses und wartete auf den nächsten Tag. Lin wurde unsanft geweckt. „Mama, was ist den?“, fragte sie verschlafen. „Schatz, ich kann es dir jetzt nicht erklären, aber wir müssen weg.“, meinte ihre Mutter. Lin verstand kein Wort. Sie wollte nachfragen, doch ihre Mutter zog sie an und nahm sie an die Hand. „Wo gehen wir hin?, fragte das Kind etwas ängstlich. „Wir gehen zu deinem Onkel Schakal.“, verriet sie. So kam es, dass die beiden die ganze Nacht unterwegs waren. Lin schlief währendessen immer wieder ein und ihre Mutter musste sie tragen. Als sie an ihrem Ziel angekommen waren, klopfte die Mutter verwzeifelt ans Tor. Ein Schüler öffnete ihr und brachte sie zu Meister Schakal. Lins Mutter erzählte von Hapi und wollte ihre Tochter bei ihrem Mentor lassen. Schakal wollte ihr mehrere seiner Schüler mitschicken, doch Sechmet wollte das nicht. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn durch
 

ihre Schuld jemand anderen etwas zustossen sollte. Lin wachte kurz auf und

ihre Mutter redete mit ihr. „Lin, wir sind jetzt da. Vielleicht musst du etwas

länger als geplant hierbleiben.“, begann sie beinahe zu weinen. Lin verstand die Aufregung nicht. „Was ist den los, Mama? Wann kommst du wieder?“, fragte das Mädchen müde. Sechmet streichelte ihr über die Wange und versprach ihr bald wieder da zu sein. Sie sah ihre Tochter nochmal an und ging dann. Schakal wollte Sechmets Bitte entsprechen und für Lin sorgen, falls etwas schief ging. Außerdem gab er einem seiner Schüler den Befehl, Sechmet zu folgen. Er sollte sich zwar nicht in den Kampf einschalten, aber alles beobachten. Bei Tagesanbruch kehrte Sechmet zu ihrem Haus zurück. Hapi wartete bereits ungeduldig. „Du kommst spät.“, raunte er. Sechmet rief ihre Waffe. „Ich weiß. Aber dafür wird der Kampf schnell vorbei sein.“, versprach sie.
 

Am Abend kehrte Schakals Schüler zur Tempelanlage zurück. Er berichtete seinem Mentor, dass Sechmet verloren hatte. Schakal wusste nicht, wie er es Lin beibringen sollte. Diese hatte nämlich bereits den ganzen Tag nach ihrer Mutter gefragt. Er rang sich dann doch dazu durch und erzählte ihr, dass ihre Mutter nie wiederkommen würde…
 


 

Der verbannte Gott
 

Lin schreckte auf. Der Traum war der reine Horror für sie. Sie musste alles nochmal miterleben, was sie als Kind vergessen hatte. Doch warum war er so klar und beinhaltete diese Details? Sollte es vielleicht kein Zufall sein? Am schlimmsten war, dass sie zum ersten Mal das Bild des Mörders ihrer Mutter gesehen hatte. Lin kannte nur eine Möglichkeit die Bilder zu vergessen und sich wieder auf ihre Mission zu konzentrieren. Verdrängung. Sie stand auf, tuschte sich und zog sich an. Dann bereitete sie alles für den Wüstenmarsch vor. Auch Senshi war erwacht. Der Traum der vergangenen Nacht lag ihm noch immer auf den Augen. Er sah kein klares Bild vor sich. Er rieb sich müde und unausgeschlafen die Augen und blickte zur Seite. „Hi.“, sagte jemand zu ihm. Dann spürte Senshi einen Schlag ins Gesicht. Nun war er hellwach. „Verdammt, was soll das?“, fragte er den Jungen. Dieser hob die Augenbrauen. „Sorry, es war mir ein Bedürfnis.“, erklärte er. Senshi glaubte sich verhört zu haben. „Ich zeige dir gern auch mein Bedürfnis. Moment! Ich kenne dich doch.“, hob der überrascht den Kopf. „Colin.“, winkte der Junge demonstrativ. Senshi musterte ihn misstrauisch. „Ja, du warst im Spielesalon. Was tust du hier?“, fragte er verdutzt. Colin ließ sich was einfallen. „Ich dachte, ich könnte etwas mit dir plaudern.“, verriet er. Senshi sah Colin unglaubwürdig an. War der Junge verrückt geworden? Er drang einfach in sein Haus ein und schlug Senshi. „Was hast du hier zu suchen? Und woher weißt du, wo ich wohne?“, hakte er nach. Colin brauchte etwas für die Antwort. „Ich sagte doch, ich will mich mit dir unterhalten. Meister Sepa hat mir beigebracht mich zu dir zu teleportieren.“, klärte er auf. Senshi erschrak. Er nahm Abstand und beäugte den Eindringling genauer. Er trug kein Amulett. „Du arbeitest für Sepa?“, hinterfragte er. Colin nickte kurz. Er war irgendwie eigenartig. „Willst du jetzt gegen mich kämpfen?“, hakte Senshi nach. Colin verneinte. „Nein, noch nicht. Aber ich freue mich, wenn es soweit ist.“, verriet er. „Du bist ein ziemlich merkwürdiger Kerl, hat dir das schon wer gesagt?“, bemerkte Senshi, dass er nichts von Colin zu befürchten hatte. „Tatsächlich? Du bist der Erste, der das zu mir sagt. Naja, lieg vielleicht daran, dass ich erst drei Wochen alt bin.“, meinte er. Senshi hielt dies für einen Scherz. „3 Wochen? Klar.“, versuchte er zu lächeln. Colin merkte, dass Senshi ihm nicht glaubte. „Ich nehme viele Vitamine. Naja nicht wirklich, ich habe einen Scherz versucht. War der gut?“, fragte Colin freundlich. Senshi hatte es jedoch die Sprache verschlagen. Colin setzte zur Erklärung an. „Naja weißt du, eigentlich kennen wir uns ja. Ich bin die Wiedergeburt von Serapis. Jedenfalls wurde es mir so erzählt.“ Das wirkte.
 

Senshi bekam es etwas mit der Angst zu tun. „Wow, das ist ja eine Bombe.“,

stotterte er. „Ja, ich soll sogar seine Kraft geerbt haben. Aber noch habe ich sie nicht. Wenn es soweit ist, können wir gegeneinander kämpfen.“, erklärte Colin. Senshi wusste immer noch nicht, was er von dem Jungen halten sollte. Serapis Wiedergeburt arbeitete eindeutig für Sepa. Trotzdem kam ihm Colin nicht wie ein Feind vor. „Du und ich, wir sind gleich.“, verriet er nun. Senshi verstand nicht ganz. „Gleich? Nimms mir nicht übel, aber du scheinst mir etwas verwirrt zu sein.“ Colin lächelte das erste Mal. „Und du? Hast du deinen Traum vergessen? Sepa hat ihn dir geschickt.“, erklärte er. Senshi hatte den Traum tatsächlich kurz vergessen. Doch jetzt fielen ihm die schrecklichen Bilder wieder ein. Es war der Horror. Was ihm jedoch am meisten schockte, war Horus Tat. Er hatte seine eigene Mutter ermordet. War dieser Traum real? Hatte Horus das alles tatsächlich getan? Colin schien seine Gedanken lesen zu können. „Sepa hat dir diesen Traum geschickt, aber es ist alles wahr. Es sind Horus Erinnerungen.“, erzählte er. Senshi verstand. Aber war Horus wirklich das Monster, das er gesehen hatte? Hatte sich der Gott die ganze Zeit nur verstellt? War er wirklich böse? Nun schritt Colin wieder ein. „Kein gutes Gefühl, oder?“, fragte er nach. Senshi blickte ihn fragend an. „Diese Verwirrtheit. Ich habe sie auch. Ich sagte doch, wir beide sind gleich. Wir wünschen uns beide mehr Klarheit.“, sprach er. Senshi konnte nur nicken. Die wollte er tatsächlich. Es gab sovieles, was er nicht verstand. Wem konnte er noch vertrauen? Horus jedenfalls nicht mehr. „Ich beobachte bereits seit einiger Zeit deine ‚Dates‘, deine Videospiele, und deine anderen Versuche ein normales Leben zu führen. Und außerdem kämpfst du in deiner Freizeit noch gegen Götter. Du willst alles ausprobieren, damit du weißt, was du willst, hab ich Recht? Du solltest dich schnell für eine Existenz entscheiden, bevor du es nicht mehr kannst. Ich werde mich dann mal wieder auf den Weg machen. Hier, das ist für dich. Wenn du und deine Freunde bereit seit, kommt hin.“, meinte Colin und warf Senshi ein zusammengefalltetes Stück Papier entgegen. Dieser fing es und begann zu lesen. „Sieht aus wie ein Lageplan.“, kam es ihm in den Sinn. Colin bestätigte es. „Ja, das ist der Hatschepsut-Tempel, Sepas Versteck. Der rote Punkt, ganz unten makiert seinen Aufenthaltsort. Wenn du soweit bist, würde ich mich über einen Besuch freuen.“, erklärte Colin. Danach begann er sich aufzulösen. Senshi hatte aber noch eine Menge Fragen. Doch sie blieben unbeantwortet. Colin war verschwunden.
 

„Ich wünschte ich könnte euch begleiten.“, spielte Noah den Enttäuschten. Alex gab ihm einen leichten Schups. „Wie bitte? Du kommst gefälligst mit!“, versuchte er seinen Freund zu überreden. Noah schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe keine Lust auf einen langen Wüstenspaziergang. Dort gibt es
 

nämlich eine Menge Dinge, die ich echt nicht abkann. Schlangen, Skorpione,

UV-Strahlen…“, versuchte er sich rauszureden. „Lass ihn doch. Er bleibt einfach hier und bewacht deine Sachen.“, schlug Senshi vor. Noah schnitt ein missmutiges Gesicht. „Nächste Station Lin!“, wollte Senshi gleich weiter. Alex lächelte. „Toll. Aber was wenn wir sie stören, und dieser Daniel bei ihr ist?“, fragte Alex ganz harmlos. „Sehen wir gleich.“, antwortete Senshi. Eine halbe Stunde später standen sie bereits vor Lins Tür. Alex klopfte, aber niemand öffnete. Dafür hörten sie einen Schrei. Danach ein lautes Poltern. „Lin wird angegriffen!“, rief Alex entsetzt. Er bat Senshi zur Seite zu gehen und und rannte auf die Tür zu. Im selben Moment, wie er sich erreichte, wurde sie bereits geöffnet. Er erfasste Lin und beide krachten zu Boden. „Was soll das?“, fragte das Mädchen erschroken. Alex war ganz verwirrt. „Du hast geschrien. Und es hat etwas gekracht.“, erklärte er. Lin verrollte die Augen. „Natürlich. Ich habe trainiert, um im Notfall bereit zu sein. Wärst du jetzt so freundlich, und gehst von mir runter?“, fragte sie ganz höflich. Alex bemerkte, dass er Lin am Aufstehen hinterte. Er sprang wieder hoch und entschuldigte sich. „Hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?“, fragte Lin mit grinsendem Gesicht. Bevor Alex noch in Erklärungsnot kam, sprang Senshi ein. „Wir müssen los. Ich glaube nicht, dass die Triade gerne wartet.“, entgegnete er. Alex und Lin gaben ihm Recht. Doch wie sollten sie mit ihr in Kontakt tretten? „Hat wer von euch die Telefonnummer von den Typen?“, fragte Alex scherzhaft. Eine Antwort erübrigte sich. Hathor tauchte unerwartet auf. „Pünktlich auf die Minute.“, meinte Lin. „Seit ihr bereit für die Reise?“, wollte Hathor erfahren. Alle drei nickten. Kurze Zeit später fanden sie sich im großen Saal wieder, in der die Triade tagte. Nefertum und Tatenen waren bereits anwesend. „Heute kein Mittagessen?“, fragte Alex, hielt sich danach aber den Mund zu, da er Tatenen nicht beleidigen wollte. Nefertum erhob sich nun. „Hathor wird euch nach Siwa bringen. Nicht weit entfernd werdet ihr ein Dorf finden. Dort müsstet ihr fündig werden.“, erklärte er die weiteren Schritte. Senshi und seine Freunde waren soweit. Hathor begann wieder sich und die Abenteurer zu teleportieren. Bald standen die Vier inmitten von Sand. „Ich nehme an wir sind in Ägypten.“, gab Alex eine unnötige Bemerkung ab. „Blitzmerker.“, lästerte Lin. „Ich werde euch nun allein lassen.“, erklärte Hathor. „Warum kommst du nicht einfach mit?“, interessierte Lin. Hathor schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Ich würde mich zu sehr in den Kampf gegen Sepa einmischen. Aber ich wünsche euch viel Glück.“, meinte sie und löste sich dann auf. „O.k, dann lasst uns mal loslegen.“, versuchte Alex herauszufinden, wo sie waren. Nicht weit entfernd war eine Stadt. „Dann gehen wir mal.“, schlug er vor. Senshi hielt nichts davon. Das ist Siwa. Wir müssen in die entgegengesetzte Richtung.“, erinnerte er ihn an Nefertums Worte. Alex verstand zwar, wollte aber

trotzdem dorthin. „Wir sollten wenigstens Wasser kaufen.“, gab er zu Bedenken, dass sie sicher welches brauchten. Senshi hatte aber Zweifel. „Ich glaube nicht, dass die hier Euros annehmen. Außerdem kostet hier Wasser soviel wie ein Porsche.“, übertrieb er leicht. Lin konnte die Jungen beruhigen. Sie hatte nämlich Unmengen von Wasserflaschen eingepackt. So kam es, dass sich die drei in die entgegengesetzte Richtung aufmachten. Auf ins Ungewisse.
 

„Herr, es scheint, als würden wir Besuch bekommen.“, informierte ein Diener des Tempels den Hohepriester. Dieser schien bereits damit gerechnet zu haben. „Lasst sie nur kommen. Spielt das übliche Spiel, wie immer. Später führt sie zu mir.“, befahl er. Der Diener folgte und bereitete alles für die Ankunft der drei Reisenden vor.
 

Senshi, Alex und Lin wanderten immer noch durch die Wüste. Die erste halbe Stunde war erträglich gewesen, doch nun wurde die Sonne immer erbarmungsloser. Lin bewies, dass sie nicht nur Wasserflaschen in ihrem Rucksack hatte und gab jeden der Jungen eine Kopfbedeckung. Senshi und Alex bedankten sich und gingen weiter. Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis sie endlich am möglichen Ziel ankamen. In einiger Entfernung sahen sie ein Dorf. „Wenn das eine Fatamorgana ist dann…“, schwitzte sich Alex zu Tode. „Na schön, das werden wir gleich genauer wissen.“, hielt es Senshi einfach nicht mehr aus und rannte los. Alex und Lin versuchten ihm zu folgen. „Warte, Senshi!“, rief ihm Lin hinterher. Doch der Junge dachte nur noch an Schatten. Das Dorf rückte immer näher. Häuser wurden erkennbar und die Köpfe von Menschen tauchten auf. Senshi freute sich wirklich und suchte an der Wand eines Hauses nach Schatten. Damit weckte er die Aufmerksamkeit der Bewohner. Diese musterten den Jungen argwöhnisch. Sie schienen nicht an andere Menschen gewöhnt zu sein. Langsam trafen auch Alex und Lin ein. Einige Dorfbewohner traten zu den Dreien und sprachen sie auf arabisch an. Lin sah ihre Freunde an, da sie nicht weiter wusste. Als die Bewohner des Dorfes merkten, dass ihre Besucher ihre Sprache nicht kannten, versuchten sie es mit ein paar Fetzen englisch. Das half zwar nicht viel, aber die drei Freunde verstanden. Einer der Bewohner lud sie scheinbar in sein Haus ein. Die Freunde nahmen die Einladung gerne an. „Schatten! Ich liebe dich, Schatten!“, fechelte sich der Junge selbst Luft zu. „Senshi benimmt sich noch merkwürdiger als sonst. Vielleicht ist er dehydriert.“, sorgte sich Lin. Alex sah das ganz locker. Ihr Wohltäter brachte ihnen Wasser und etwas zu essen. Senshi musste sich erst richtig erholen, ehe er etwas anderes anfangen konnte. Im Dorf befand sich auch jemand, der perfekt englisch sprach. Mit ihm konnten die Freunde sprechen und ihr
 

Anliegen darlegen. Natürlich erwähnten sie nichts von Reschef. Er erzählten

einfach sie würde einen Freund suchen, der schon länger im Dorf leben

musste. Der Dorfbewohner konnte ihnen jedoch nichts sagen. Also wie sollten die drei weiter vorgehen? Lin schlug vor mit jedem Bewohner einzeln zu sprechen. Mit der Hilfe ihres neuen Bekannten war dies kein Problem. Senshi wollte sich unbedingt genauer umschauen. Und als ihr Gastgeber erzählte, dass das Dorf eine eigene Bibliothek hatte, kam es, dass sich die Freunde trennten. Lin versuchte mit jedem Bewohner ins Gespräch zu kommen, doch die meisten mochten keine Besucher. Senshi sah sich im Dorf um, entdeckte aber nur wenige öffentliche Gebäude. Eines davon war die Bibliothek, in der sich Alex gerade aufhielt. Sie schien alles zu sein, was das Dorf an Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte. Alex entdeckte massenhaft verstaubte Bücher, alle in arabisch. Dennoch wusste er, dass ihm keines davon weiterhelfen konnte. Er wollte bereits gehen, als Senshi zur Tür herein kam. „Na? Schon fündig geworden?“, fragte er nach. „Naja, kannst du zufällig arabisch? Eine andere Schrift findest du hier nicht.“, antwortete Alex. „Doch! Hieroglyphen.“, gab Senshi ein unnötiges Kommentar ab. Alex wollte bereits gehen, doch Senshi bestand darauf sich ebenfalls umzusehen. Seine Suche schien erfolgreicher zu verlaufen. Er fand ein Buch, das scheinbar in englisch geschrieben war. Als er die Seite des Einbands las, strahlte er übers ganze Gesicht. „History of Reschef. Bin ich gut, oder bin ich gut?“, freute sich der Junge, dass er Alex wieder einmal voraus war. „He, weißt du, was ich mir gerade überlegt habe? Wenn dieser Reschef schon 5000 Jahre alt ist, dann will ich nicht die Kerzen auf seine Geburtstagstorte stecken.“, hängte er noch einen Scherz hinten dran. Alex drängte ihn weiter zu machen. Senshi wollte das Buch aus dem Regal ziehen, doch es funktionierte nicht. „Gibt es ein Problem?“, erkundigte sich Alex. Senshi bejahte. „Dieses dämliche Buch steckt fest. Egal, wie stark ich ziehe, ich bekomme es einfach nicht heraus.“, schimpfte er. Alex glaubte wieder an einen Scherz, half Senshi aber trotzdem. Auch zu zweit klappte es nicht. Senshi war darüber so wütend, dass er auf das Buch mit seiner Faust einschlug. Das Ergebnis war gewaltig. Das Buch machte einen Ruck und fuhr zurück. Kurz danach begann das ganze Regal zu beben. Es stand vor einer Mauer und schien in sie hineinzufahren. Senshi und Alex glaubten ihren Augen nicht. Sie hatten scheinbar einen Geheimgang gefunden. Das Regal fuhr mehrere Meter zurück und gab einen Gang preis, der seitlich verlief. „Das hast du mir zu verdanken.“, wollte Senshi das ganze Lob für sich einheimsen. Alex reagierte nicht darauf. „Sollen wir rein?“, fragte er langsam. Senshi überlegte kurz. „Nein, gehen wir lieber ein Eis essen.“, scherzte er. Für Alex schien das ein Ja zu sein. Er wagte sich langsam voran. „Sollten wir nicht vorher Lin holen?“, erinnerte er Alex an ihre Mitstreiterin.

Dieser hielt wenig davon. „Lass sie. Sie nervt ohnehin nur.“, lästerte er über sie, auch wenn sie nicht da war. Um seine Entscheidung zu revidieren, blieb ohnehin keine Zeit. Das Regal bewegte sich wieder und versperrte den Eingang. „Jetzt müssen wir weiter.“, stand für Senshi fest. Die beiden trugen keine Taschenlampen, was den Weg erschwerte. Warum hätten sie auch welche mitnehmen sollen? Eine Taschenlampe wäre das Letzte, an was man in der Wüste denkt. Senshi und Alex tasteten sich an der Wand entlang, bis Alex beinahe stolperte. Der Grund war eine Stufe. Daraufhin folgte eine weitere. Bald war klar, dass die beiden eine Treppe nach unten gingen. „Ich sehe Licht.“, informierte Alex seinen Hintermann. Er behielt Recht. Die Treppe war schnell zu Ende und die beiden schienen an ihrem Ziel angekommen zu sein. Dieses Ziel war ein Raum, in dem Unmengen von Lampen von der Decke hingen. Obwohl Raum vielleicht zuviel gesagt wäre. Vor den beiden Abenteurern erstreckte sich ein riesiger Saal, der mit Sockeln durchwuchert war. Auf den Sockeln fanden sich Statuen. „Die sollen Reschef darstellen. Ich habe mich natürlich vorher über ihn im Internet informiert.“, berichtete Senshi. Alex freute das. Sie waren hier also richtig. Aber wer hatte diesen Saal hier erbaut? Die Dorfbewohner? Die wussten doch angeblich nichts. Dann erinnerte Senshi ihn, dass sie Marduk ja nie wirklich erwähnt hatten. Dann geschah das, was geschehen musste. Ein grelles Licht, noch heller als alle Lampen zusammen, erfasste den Raum. Eine weitere Person war erschienen. Sie trug bunde, mit Mustern verzierte Kleidung, die ihr eindeutig zu weit war. „Wer wagt es den großen Gott Reschef zu stören?“, fragte die Gestalt die Eindringlinge. Senshi und Alex mussten zugeben, dass sie schon etwas beeindruckt waren. „Lass mich reden, du versaust immer alles.“, flüsterte Alex Senshi zu. Dieser schnaufte und wollte seinem Freund das Gegenteil beweisen. „Großer Reschef, verzeit unser Eindringen. Doch wir haben ein Anliegen, das von höchster Wichtigkeit ist. Wir kommen von der Triade und bitten Euch um Gehör.“, sprach er, dass es Alex die Sprache verschlug. „Wie hast du das geschafft?“, fragte er leise. „So redet Horus immer.“, gab Senshi zurück. Reschef schien zu überlegen. Dann begann er zu gehen. Sein Ziel war einer der Sockel, auf dem sein Abbild stand. Die Statue schien sich bewegen zu lassen, und stellte sich als weiterer Mechanismus heraus. Die Mauer am anderen Ende des Saales verschob sich und gab einen weiteren Gang preis. „Der Ausgang.“, kombinierte Alex. Nun wurden Schritte hörbar. Mehrere Menschen schienen den Gang zu durchschreiten. Einer davon schrie. Es handelte sich um eine Mädchenstimme, die Senshi und Alex sehr wohl bekannt vorkam. „Lin!“, rief Alex in den Gang. Bald wurde das Mädchen sichtbar. Plus ein Dutzend der Dorfbewohner. Zwei von ihnen hielten Lin fest, mussten sich aber Mühe geben, da sie verzweifelt versuchte sich zu befreien. „Lasst Lin los!“, verlangte Alex. Die Bewohner

sahen zu Reschef, und dieser nickte. Lin wurde freigelassen und lief zu ihren Freunden. Für die war eines bereits klar. Sie befanden sich in einem Betraum, den die Bewohner angelegt haben mussten, um Reschef zu huldigen. „Sprecht jetzt.“, befahl der Gott den drei Eindringlingen. Senshi versuchte sein Glück erneut. „Wir haben einiges über Euch in Erfahung gebracht. Ihr seit Eurer Kraft größtenteils beraubt worden. Ihr wisst es vielleicht nicht, aber der Gott Sepa konnte dem Chaos entkommen und weilt wieder in dieser Welt. Wir sind hier, um Euch zu bitten, ihn zu vernichten.“, rückte er mit der Sprache heraus. Reschef war auf sowas nicht gefasst und musste nachdenken. „Ich verstehe euer Problem. Allerdings bin ich zu schwach, um irgendjemanden etwas anzutun.“, musste er sich eingestehen. Dann erzählte Senshi vom Plan der Triade. Reschef war sofort begeistert. Dass Nefertum und die anderen ihm die Kraft auch wieder nehmen konnten, verschwieg er natürlich. Reschef schickte seine Anhängerschaft weg und blieb mit den drei Hilfesuchenden allein. „Ich akzeptiere. Ihr gebt mir meine alte Kraft zurück, und ich vernichte Sepa.“, war er einverstanden. Die drei Freunde sahen einander an und strahlten. Mit Reschef hatten sie eine reale Chance auf den Sieg. Der Gott versprach gleich nachzukommen und teleportierte die drei nach oben. Als sie weg waren, wurde ein leises Klatschen hörbar. Jemand hatte sich die ganze Zeit hinter einer der Statuen versteckt gehalten und zeigte nun sein Gesicht. „Du solltest zum Theater gehen.“, schlug Sepa vor. Reschef überging diese Bemerkung. „Sie sind hier, wie du gesagt hast. Du hast mir allerdings verschwiegen, dass die Triade mir meine Kraft ebenfalls wiedergeben kann.“, glaubte Reschef an einen Trick. Sepa entschuldigte sich sofort. „Ich kann sie dir ebenfalls geben. Außerdem werde ich dich noch mächtiger machen. Wenn Horus aus dem Weg geräumt ist, werden wir beide die einzigen Götter sein. Wir werden diese Welt beherrschen.“, erzählte Sepa von seinen Plänen. Reschef war einverstanden. Vorerst. Dann ließ er Sepa allein und teleportierte sich an die Oberfläche. Dort warteten bereits ungeduldig Senshi und seine Freunde. Reschef verabschiedete sich von seinen Anhängern und versprach bald wieder zurück zu sein. Dann mit einer Überraschung…
 

Die drei Freunde und Reschef fanden sich im großen Ratssaal wieder. „Hier tagt also die Triade. Das einzige Wort, das mir dazu einfällt, ist bescheiden.“, schien der Gott besseres gewohnt zu sein. Die drei Mitglieder der Triade betraten den Saal. Sie setzten sich und baten die Ankömmlinge näher zu treten. „Jetzt sollten wir uns verbeugen, oder so.“, meinte Alex. Marduk fand diese Bemerkung lächerlich. „Ich bin ein Gott. Ich verbeuge mich vor

niemanden.“, schien er nicht gerade ein großer Spassvogel zu sein. „Ihr wart scheinbar erfolgreich.“, betrachtete Hathor das Ergebnis der Mission.
 

Reschef trat vor. „Gebt mir meine Kraft zurück. Dafür schaffe ich euch Sepa vom Hals.“, bestand Reschef auf die Vereinbarung. „Je schneller, desto besser.“, gab Alex dem Gott Recht. Nur Lin beschlich ein ungutes Gefühl. Taten sie wirklich das Richtige? Nefertum hatte auf Reschefs Satz nur gewartet. Er blickte zu Tatenen, und dieser bat Reschef zu ihm zu kommen. Der Junge legte dem Gott seine Hand auf die Stirn und ließ seine Kraft wachsen. Die Zeremonie war bald zu Ende und Reschef hatte seine alte Kraft wieder. Er hätte weinen können, so glücklich war er. „Und jetzt beseitige Sepa.“, erinnerte Lin ihn an sein Versprechen. Reschef reagierte zuerst nicht darauf. „Das werde ich keine Angst. Ich werde es sogar als erstes tun. Eigentlich hatte ich Sepa versprochen zuerst euch auszulöschen. Dann hätte er mir meine Kraft zurückgegeben. Aber ich möchte ihn überraschen und eigenhändig töten. Dann ist Horus an der Reihe, und ich werde als alleiniger Gott über diese Welt herrschen. Ihr seit gleich danach dran.“, versprach er und löste sich dann auf. Der Saal verstummte. Senshi gelang es als erstes wieder Worte zu finden. „Ahhmmm… das war glaub ich nicht so gut.“, verharmloste er die Situation. „Was ist gerade passiert?“, fragte Lin unsicher. Für Alex war die Sache klar. Sepa war ihnen zuvor gekommen und hatte Reschef in seine Pläne involviert. Das alles war eine Falle. „Wer hatte diese Idee gleich nochmal?“, wurde Lin zynisch. Sie hatte sich gleich gedacht, dass ein Gott seine eigenen Ziele verfolgte. „Ich würde es nicht als Rückschlag bezeichnen. Reschef weiß nicht, dass wir ihm die Kraft wieder nehmen können. Wenn er Sepa besiegt, sind wir im Vorteil. Wir sollten uns darauf vorbereiten, die Zeremonie durchzuführen.“, schien Nefertum die Mission als nicht gescheitert anzusehen. Senshi hatte aber Zweifel. O.k. nehmen wir an, Reschef erledigt Sepa für uns und kommt dann zurück, um sich uns vorzunehmen. Ich glaube nicht, dass er sich seine neue Kraft so einfach stehlen lässt.“, fand er gleich die erste Schwachstelle des Plans. Nefertum war sich dem bewusst. „Tatenen muss ihn nur berühren, dann haben wir das gewünschte Ergebnis.“, erklärte er. Senshi und seine Freunde hielten dies trotzdem nicht für so einfach. Trotzdem heckten sie einen Plan aus, um noch zu retten, was ging.
 

„Du hast mich gefunden.“, zeigte sich Sepa beeindruckt. Reschef hatte seinen Feind inzwischen ausfindig gemacht. „Natürlich, ich bin jetzt wieder ein richtiger Gott. Das bedeutet, ich bin ein starker Gegner für dich.“, warnte er Sepa. Dieser musterte Reschef unsicher. „Wir wollten uns doch zusammen tun.“, erinnerte er. Reschef musste bei diesem Gedanken lachen. „Sepa! Bist

du so dumm, oder tust du nur so? Du dachtest doch nie wirklich, dass das meine Absichten wären, oder?“, hielt er Sepa für naiv. Dieser drehte sich nun um und ging weg. „He, bleib gefälligst stehen!“, schrie ihm Reschef

hinterher. Doch Sepa wollte gar nicht flüchten. Er rief einen Namen in die Dunkelheit. „Ich werde nicht dein Gegner sein, Reschef.“, erklärte er. Reschef sah ihn ungläubig an. Dann tauchte plötzlich Colin im Raum auf. „Das ist dein Gegner.“, zeigte Sepa auf Colin. Reschef hielt dies für einen

Scherz. „Lass diesen Blödsinn und stell dich mir!“, verlangte er. Sepa blickte zu seinem Schüler und nickte ihm zu. „So wie wir es geübt haben.“, erklärte der Gott. Colin schritt nun auf Reschef zu. Sepa schien ihn nicht ernst zu nehmen, was große Wut in ihm auslöste. Er wollte sich rächen und Sepas Schüler ins Jenseits schicken. Dazu wollte er seine Faust verwenden. Er spurtete nun auf Colin zu und wollte ihn auslöschen. Doch er traf ihn nicht. Colin hatte sich in Luft aufgelöst. Reschef kannte diese Taktik bereits und wollte sich umdrehen. Colin hatte sich nämlich rechtzeitig teleportiert. Er tauchte hinter seinem Feind wieder auf. Bevor Reschef sich noch wenden konnte, griff Colin bereits nach seinem Hals. Er hielt ihn fest und begann damit, etwas mit Reschef zu tun. Dieser fühlte sich von Sekunde zu Sekunde schwächer. „Gut so, Colin! Raub ihm seine ganze Kraft.“, feuerte Sepa seinen Schützling an. Reschef verstand die Welt nicht mehr. Er verlor immer mehr Kraft, obwohl er sich nicht einmal bewegte. Colin ließ von ihm ab. Reschef ließ sich auf den Boden fallen und keuchte. „Was… was ist mit mir geschehen?“, fragte der Gott verwirrt. Sepa wollte es ihm gern erklären. „Natürlich war mir klar, dass du deine eigenen Interessen verfolgst. Aber du bist nicht der einzige, der gelogen hat. Ich hätte dir deine Kraft nie zurückgeben können. Das habe ich der Triade überlassen. Ich wollte, dass du meine Feinde vernichtest und dich Colin stellst. Meine Feinde leben zwar immer noch, aber Colin besitzt die einzigartige Fähigkeit anderen ihre Kraft zu rauben. Er ist die Wiedergeburt unseres alten Schöpfers Serapis. Was er gerade getan hat, war nichts im Vergleich zu seinem Potential. Du bist hier der Dumme. Colin, bringe es zu Ende und vernichte den Verräter.“, befahl er seinem Schützling. Colin zögerte allerdings. Er war nun mächtiger und in der Position Reschef ein Ende zu bereiten. Trotzdem konnte er nicht. Erst als Sepa seinen Befehl wiederholte, setzte sich Colin in Bewegung. Er hatte Reschef fast erreicht, als sich dieser auflöste. Es war ihm gelungen sich rechtzeitig fortzuteleportieren. Sepa war stocksauer. Er beschimpfte Colin und fragte, wieso er seinen Befehl nicht ausgeführt hatte. Colin schwieg und sah zu Boden. „Wie ich sehe bist du doch noch nicht so weit. Du musst noch eine Menge lernen.“, stand für Sepa fest.
 

Erschöpft erschien Reschef wieder im Saal der Triade. „Jetzt!“, rief Senshi

Lin zu. Diese stand hinter Reschef und warf sich gegen dessen Rücken. Reschef stöhnte und stolperte nach vorne. Dort stand Tatenen bereit, um seinen Fehler wieder gut zu machen. Er legte seine Hand auf Reschefs Stirn

und wollte ihm die Kraft wieder nehmen. Doch er merkte schnell, dass sie nicht mehr da war. „Merkwürdig.“, staunte der Junge. Reschef fing sich wieder. „Sepas Schüler hat mir meine Kraft gestohlen. Gebt sie mir wieder, damit ich mich rächen kann.“, verlangte er eine zweite Chance. Senshi, seine

Freunde und die Mitglieder der Triade mussten sich erst darauf einstellen. Bat sie Reschef tatsächlich um Hilfe? Nachdem er angedroht hatte sie auszulöschen? „Sonst noch Wünsche?“, zeigte Lin Mut. „Du hast bewiesen, dass du diese Kraft nicht verdient hast. Du erhältst keine weitere Chance.“, meinte Tatenen bestimmt. Reschef wurde erneut sauer. „Schön, dann werde ich sie mir eben holen!“, schrie er. Er hob seine Hand und warf Tatenen zu Boden. Senshi, Lin und Alex stellten sich bereits auf einen Kampf ein. Nefertum und Hathor wichen stattdessen zurück. Senshi wollte sie um Hilfe bitten, doch dann erinnerte er sich, dass sie ja neutral waren. „Also los, Senshi. Zeig was du kannst!“, feuerte Lin ihren Kumpel an. Dieser blickte sie überrascht an. „Glaubst du, ich bin lebensmüde?“, wehrte er sich. Er hatte sein Amulett nicht mehr, und auf Horus Hilfe konnte er auch nicht zählen. Er war machtlos. Alex griff Reschef an, wurde aber zurückgeschleudert. „Du hast Glück, dass ich kein ganzer Gott mehr bin, Kleiner. Dann wärst du schon längst hinüber.“, drohte er. Lin kam angerannt und trat gegen Reschefs Brust. Dieser taumelte zwar etwas zurück, schien sich aber schnell zu erholen. Lin war auch ohne das Amulett der Sechmet stark, doch sie hatte sich im Vorhinein überschätzt. Reschef hob seine Faust und schlug das Mädchen nieder. Senshi schluckte. Reschef kam genau auf ihn zu. War es jetzt soweit? War das sein letzter Kampf? Würde er Reschefs Angriff überstehen?
 

Colins Schicksal
 

Alex versuchte aufzustehen, was aber misslang. Sein Bein hatte mehr abbekommen, als es sich anfühlte. Auch mit seinen Augen schien etwas nicht zu stimmen. Das Letzte, was er sehen konnte war, wie Senshi von Reschefs Ellbogen zu Boden geworfen wurde. Lin versuchte wieder aufzustehen, und sich dem übermächtigen Feind zu stellen. Dann verschwom das Bild. Alex musste seinen Freunden unbedingt beistehen, doch er konnte nicht. „Reschef ist ein Gott. Deine Freunde sind Narren, wenn sie glauben, ihn stoppen zu können.“, hörte Alex eine Stimme. Er kannte sie nur allzugut. „Lass mich endlich in Ruhe!“, bat der Junge mit letzter Kraft. „Alex! Ich bin dein Vater. Und du mein Sohn. Lass mich dir helfen.“, bat er den Jungen. Alex wollte aber nichts davon hören. „Helfen? Du bist nur eine blöde Stimme in meinem Kopf.“, murmelte er. Sokar ließ sich aber nicht abspeisen. „Ich bin in dir. Du kannst mich befreien. Dann werde ich dir und deinen Freunden helfen. Etwas anderes wäre Selbstmord.“, bot er dem Jungen weiterhin seine Hilfe an. Alex zögerte. „Wie soll das gehen? Du bist nichts weiter als eine Stimme.“, glaubte er nicht recht daran. „Du musst mich nur zulassen. Dann kann ich zurückkehren. Vertrau mir.“, bat er seinen Sohn um etwas unmögliches. Alex wusste nicht was er tun sollte. Er konnte sich aber auch nur für eines entscheiden. Für sein Freunde. Egal, was aus ihm werden würde, er musste sie beschützen. „Was soll ich genau tun?“, hakte er nach. Sokar bat seinen Sohn einfach, ihn wieder in seinem Herzen aufzunehmen. Alex wusste, dass dies nicht die einfachse Aufgabe der Welt war. Doch im Moment brauchte er ihn. Er dachte an ihn, aber nichts geschah. Das Bild wurde wieder klarer und Alex sah, wie Reschef auf Senshi und Lin zuging. Er schien genug zu haben und wollte seinen Feinden ein Ende bereiten. Alex konzentrierte sich und ließ seinen Vater zu. Im nächsten Moment war es so, als würde er einschlafen. Sein Körper erhob sich jedoch und torkelte auf Reschef zu. Der Gott zeigte sich überrascht. „Du?“, schien er nicht mit Alex gerechnet zu haben. Dann geschah es. Alex hob seine Hand, und diese verwandelte sich in die Stahlkralle, die Alex und sein Vater als Waffe benutzten. Seine alte Kraft war zurück. Lin und Senshi sahen ihren Freund verdutzt an. Alex griff Reschef an, und dieser konnte nur knapp entwischen. „Du trägst kein Amulett. Wie kommst du zu dieser Kraft?“, fragte der Gott verwirrt. „Ich hatte sie schon immer. Ich bin die Kraft.“, antwortete Alex und griff wieder an. Reschef konnte sich gerade noch fortteleportieren. Allerdings tauchte er wenige Zentimeter von Alex entfernd wieder auf. Er wollte zuschlagen, doch Alex grinste nur. Er wendete sich und ließ seine Stahlkralle

sprechen. Damit verwundete er Reschef schwer. Dieser kippte um und lag verletzt am Boden. „Bye-bye, Reschef.“, verabschiedete er sich und brachte es zu Ende. Reschef war ausgeschaltet. Dann wandte er sich Senshi und Lin zu. „Ich bin wieder da.“, strahlte er übers ganze Gesicht. „Alex?“, fragte Lin unsicher. Senshi erkannte sein wahres Gesicht. „Nein. Nicht Alex. Sokar!“, erkannte er seinen alten Feind wieder. Lin verstand gar nichts mehr. „Sokar? Aber das ist doch Alex. Und wieso konnte er seine Waffe rufen, obwohl er kein Amulett mehr besitzt?“, verstand das Mädchen die Welt nicht mehr. „Mein Sohn und ich sind jetzt vereint. Gemeinsam bilden wir eine neue Kraft. Senshi, damals hatten wir keine Gelegenheit gegeneinander zu kämpfen. Leider bist du heute machtlos. Aber ich werde dich trotzdem nicht verschonen.“, verriet Sokar. Lin wollte schon aufatmen, als Reschef erledigt war, doch wie es aussah, hatten sie nun einen noch mächtigeren Feind. Und der war auch noch ihr Freund. Sokar wollte lospreschen um Senshi zu vernichten, doch Tatenen stellte sich ihm entgegen. „Was willst du, du Naseweiß? Wenn du daran denkst gegen mich zu kämpfen, wäre das dein Todesurteil.“, drohte Sokar dem jüngsten Ratsmitglied. Tatenen ging nicht darauf ein. Er schien vollkommen angstfrei und rein zu sein. Er legte seine Hand auf Sokars Brust, und dieser ging auf die Knie. „Was ist…?“, schien Alex wieder da zu sein. Senshi und Lin erzählten ihm grob, was passiert war. „Es war, als hätte ich geschlafen und wäre erst jetzt wieder aufgewacht. Mein Vater hat mich ausgetrickst. Ich danke dir Tatenen. Und ich hoffe, dass du es wiederholst.“, sprach er. Seine Freunde sahen ihn ungläubig an. „Wiederholen? Was soll das heißen?“, fragte Lin nach. Alex wollte es ihr erklären. „Ich muss meinen Vater nochmal um Hilfe bitten. Ich weiß, es klingt absurt, aber es ist die einzige Möglichkeit Sepa zu besiegen. Senshi, hast du den Zettel noch, den du von Serapis hast?“, kam er seinen Freunden etwas verwirrt vor. Die verstanden nämlich nur Bahnhof. Alex wollte die Situation aufklären. „Ich erinnere mich an Reschefs Worte. Er wollte nicht nur Sepa, sondern auch Horus beseitigen. Senshis Schutzgott lebt also noch, und wir haben eine neue Chance bekommen.“, wurde er deutlicher. „Auszeit! Du willst doch nicht wirklich in Sepas Versteck eindringen?!“, hielt Lin diese Idee für verrückt. Alex aber nicht. „Ich und Senshi gehen da rein. Ich lenke Sepa ab, und Senshi nutzt die Chance, sich mit Horus zu vereinigen.“, offenbarte er seinen Plan. Lin hielt ihn immer noch für verrückt. „Dein Plan ist selbstmörderisch. Aber ich bin einverstanden. Wir haben eine größere Chance, wenn ich mitgehe.“, bestand das Mädchen darauf. Alex war aber dagegen. „Senshi hat Horus. Und ich habe die Kraft meines Vaters. Du bist schutzlos. Für dich ist es sicherer, du bleibst hier.“, wollte er Lin nicht in Gefahr bringen. Lin musste ihre ganzen Überredungskünste auspacken, um Alex zu bezirzen. Senshi war jedoch nicht wohl bei dem Gedanken. „Selbst

wenn wir es schaffen, ich bin mir nicht sicher, ob ich mich mit Horus vereinigen kann.“, gestand er. Dann erzählte er von Horus Tat. Lin und Alex hatten Verständnis, mussten es aber versuchen. „Hathor, bringst du uns zu Sepas Tempel?“, bat Alex um Hilfe. Diese willigte ein und teleportierte die drei Kämpfer direkt in den Tempel. „Ihr wisst, ich kann euch leider nicht begleiten.“, erinnerte Hathor. Senshi und seine Freunde hatten wenig Verständnis, verabschiedeten sich aber dennoch. Dann wagten sich die drei immer weiter nach unten. Zu Sepa.
 

„Sie sind tatsächlich zu uns unterwegs.“, schien Hapi überrascht. Sepa hatte dies natürlich vorausgesehen. „Bist du bereit für den Kampf?“, wollte er wissen. Hapi verbeugte sich vor seinem Gott. „Auch wenn du mich verraten hast, versuche für mich zu kämpfen. Und zu siegen.“, bat Sepa. Hapi stockte. Sein Herr wusste also Bescheid. Er wollte etwas sagen, doch Sepa hob seine Hand, um es zu verhindern. „Schon gut. Gib einfach dein bestes.“, befahl er. Hapi versprach es. „Ihr könnt doch in die Zukunft sehen. Sagt mir, ob ich siegreich bin.“, wagte er es zu fragen. Sepa brummte. Er durfte es nicht und Hapi wusste das genau. „Du würdest diese Qual nicht ertragen. Das einzige, das schlimmer ist, als ohne Hoffnung zu leben, ist es, ohne Hoffnung zu kämpfen. Und zu wissen, dass man nicht siegen wird. Noch etwas. Es gibt eine neue, böse Kraft. Sie hat dich zu angestiftet mich zu erwecken. Diese Kraft wird diese Welt zerstören. Ich muss es wissen, schließlich habe ich es gesehen. Ob wir jetzt siegen oder verlieren ist vollkommen irrelewand.“, meinte er nur und ging dann.
 

„Hallo? Alle Götter bitte vortreten.“, rief Senshi in die Weite der Gänge. Er erhielt sogar ein Echo. „Das bringt bestimmt was.“, meckerte Alex. Gleich darauf waren Schritte zu hören. Senshi sah seinen Freund triumpfierend an. „Ist sicher nur eine Mumie.“, meinte Lin locker. „Die hatten wir schon.“, erinnerte sich Senshi an Ras Tempel. Die Person kam näher und zeigte ihr Gesicht. Es war ein Mann, zirka Mitte Dreißig. Senshi und Alex war er fremd, doch Lin erinnerte sich an ihren Traum. Die Gesichter waren identisch. War der Fremde tatsächlich der Mörder ihrer Mutter? „Leute, er trägt ein Amulett.“, machte Alex seine Freunde darauf aufmerksam. „Das kann nur eines bedeuten. Er arbeitet für Sepa.“, stand für Senshi fest. Hapi lächelte. „Ihr seit doch nicht so dumm. Da frage ich mich, warum ihr dann hier eingedrungen seit. Ich bin Hapi, Sepas Diener. Ab hier wird euch der Zutritt verwehrt. Ihr müsst erst an mir vorbei, wenn ihr zu Sepa wollt.“, erklärte er. Alex dachte bereits daran mit seinem Vater in Verbindung zu treten, konnte sich aber nur schwer dazu durchringen. „Ich kämpfe gegen dich.“, sagte Lin und trat vor. Senshi und Alex bewunderten ihren Mut. Hapi schien nicht zu wissen, wen er vor sich hatte. „Wir kämpfen gemeinsam!“, stand für Senshi fest. „Nein!“, schrie Lin zurück. Sie hatte inzwischen zu weinen begonnen und bat ihre Freunde weiterzugehen. Senshi und Alex

fragten, ob alles o.k. sei. Lin drängte sie weiter und die beiden Jungen ließen sie tatsächlich mit Hapi alleine. „Was hat sie?“, sorgte sich Alex ernsthaft um seine Freundin. Senshi schwieg und ging weiter. Hapi wollte die beiden aufhalten, doch Lin nahm ihn gänzlich in Beschlag. „Ich bin dein Gegner!“, schrie ihn Lin an. Senshi und Alex waren inzwischen verschwunden und Lin war bereit für ihre Rache.
 

Kampf 1
 

Sechmet gegen Hapi
 

Beinahe 10 Jahre waren vergangen, seitdem Lin ihre Mutter verloren hatte. Über diesen Zeitraum war das Gesicht ihres Mörders verschleiert. Vergangene Nacht hatte sie allerdings einen Traum, der ihr seine Identität verriet. Es war Hapi, ein Diener von Baal, der nun für Sepa arbeitete. Das Schicksal hatte sich wohl einen Scherz erlaubt, als sie Lin gegen den Mörder ihrer Mutter antreten ließ. Senshi und Alex waren bereits weitergegangen. Auf Lins Bitte. Klar denken, konnte sie in diesem Moment nicht. Hapi aktivierte sein Amulett und rief sein Schild mit der eingebauten Klinge. Dies musste auch die Waffe sein, mit der er Lins Mutter besiegt hatte. „Du erkennst mich nicht, nicht wahr?“, sah Lin auf den Boden und stellte Hapi die entscheidende Frage. Dieser betrachtete das Mädchen genauer und musste verneinen. „Tut mir Leid. Sind wir uns schon mal über den Weg gelaufen?“, hakte er nach. Das löste in Lin einen Schock aus. Sie rannte auf Hapi zu und wollte ihm einen Tritt verpassen. Doch Hapi hob lediglich seinen Schild, und Lin stolperte zurück. „Du besitzt kein Amulett. Dieser Kampf wird schnell vorbei sein.“, stand für ihn fest. Lin war am verzweifeln. Sie war schwächer als Hapi, musste ihn aber unbedingt besiegen. Für ihre Mutter. Lin wollte Hapi wieder angreifen, taumelte aber noch rechtzeitig zurück. Aus Hapis Schild kam eine Klinge geschossen. „Ich weiß nicht, wer du bist, und ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Ich muss mich um deine Freunde kümmern, damit sie nicht zu Meister Sepa vordringen können. Also werde ich schnell machen.“, versprach er. Er rannte auf Lin zu und hielt sein Schild auf sie gerichtet. Lin packte ihren ganzen Mut zusammen und ließ sich auf den Rücken fallen. Hapi war bei ihr angelangt, und Lin trat nach seinen Füßen. Das bewirkte, dass Hapi stolperte und zu Boden fiel. Er landete hart und versuchte sich wieder zu orientieren. Aber zu spät. Lin hatte inzwischen nach seinem Schild gegriffen und und richtete die gefährliche Klinge auf ihren Erzfeind. Hapi erstarrte, als er das Unglück bemerkte. Lin hielt die Klinge Hapi entgegen, zögerte aber zuzustechen. „Vor 10 Jahren hast du meine Mutter getötet. Sag jetzt nicht, du erinnerst dich nicht.“, half sie Hapi auf die

Sprünge. Diesem fiel es schwer in dieser Situation nachzudenken. Lin ließ ihm aber keine andere Wahl. Dann ging ihm ein Licht auf. Nun rief er sich die Bilder wieder ins Gedächnis, die er damals hatte. „Warte! Damals hatte ich den Auftrag eine Amulettträgerin aufzuspüren und auf unsere Seite zu bringen. Sie hat sich geweigert und ich musste sie ausschalten. Bist du die Tochter von Sechmet?“, fragte er überrascht. Lin hatte Tränen in den Augen und nickte schwach. „Ja, du hast meine Mutter skrupelos getötet.“, warf sie ihm vor. Nun wusste Hapi erst, wer sein Gegner war. Das Mädchen vor ihm hasste ihn wie die Best, aber warum hatte sie den Kampf dann noch nicht beendet? Sie war klar im Vorteil. Lin fiel es tatsächlisch schwer dem ein Ende zu bereiten. Sie hasste Hapi, konnte es aber nicht. Schweren Herzen, warf sie das Schild zur Seite. Hapi konnte sein Glück nicht fassen. Er sprang auf und packte Lin am Hals. Das Mädchen erschrak und versuchte den Angreifer abzuschütteln. Hapi warf sie und sich selbst zu Boden und versuchte Lin zu erwürgen. Durch sein Amulett war Hapi stärker als Lin, doch das Mädchen würde niemals zulassen, dass mit ihr das selbe geschah, wie mit ihrer Mutter. Sie griff nach Hapis Armen und versuchte ihn wegzuziehen. Hapi hatte ihren Hals weiterhin festumschlungen und raubte ihr jede Möglichkeit zum Atmen. Lin brachte ihr Knie zum Einsatz und trat Hapi in den Magen. Dieser schien dank seiner Kraft aber kaum etwas zu spüren. Beide rollten zur Seite, sodass Lin oben lag. Hapi wendete das Blatt aber wieder. Lins fehlte die Luft und das Bild vor ihren Augen verschwom. Sie setzte noch einmal ihre ganze restliche Kraft ein und warf Hapi zur Seite. Die Folge davon war ein Aufschrei. Lin verstand zuerst nicht, was los war, erkannte dann aber, dass Hapi in seine eigene Klinge gestürtzt war. Das Mädchen versuchte klar zu denken. Hapis Ende war nah. Er begann zu flüstern, was Lin aber nicht verstand. Die Kämpferin hockte sich neben ihn und horchte zu. Hapi fiel es alles andere als leicht zu sprechen. „Du bist… tatsächlich wie deine Mutter. Wahrscheinlich sogar noch stärker. „Sie…ahhh…hätte ich beinahe nicht besiegen können. Aber ich… habe es doch noch geschafft. Es ist…Ironie, dass ihre Tochter mich jetzt besiegt. Ich bereue nicht, was ich getan habe. Ich habe meinem Gott gedient. Aber bevor ich sterbe, muss ich dich noch warnen. Das bin ich dir schuldig. Es gibt eine neue, böse Kraft. Gegen sie ist Sepa ein Nichts. Ich sterbe zufrieden, weil ich weiß, dass du und alle anderen Menschen mir bald folgen werden.“, waren seine letzten Worte, bevor er den Mund aufriss und sein Blick erstarrte. Die Magie von Hapis Amulett verschwand und damit auch seine Waffe. Lin ließ sich auf ihre Knie fallen. Es war vorbei. Im Moment schwirrte ihr eine Menge im Kopf herum, doch sie musste sich auf eines konzentrieren. Hapi

war besiegt, doch Sepa war mächtig, und würde Alex und Senshi nicht verschonen. Sie beschloss später über das Geschehene nachzudenken und zuerst ihren Freunden zu beizustehen. Sie kam wieder auf die Beine und drehte sich um. Vor ihr erstreckte sich der Gang, in den Senshi und Alex gegangen waren. Lin atmete nochmals tief durch und ging dann weiter. Auf zum nächsten Kampf.
 

Gewinner: Sechmet
 

Kampf 2
 

Sokar gegen Serapis
 

„Wir müssen zurück!“, bereute Alex seine Entscheidung bereits. „Nein!“, erwiderte Senshi sturr. „Lin ist stark, sie wird ihn ohne Schwierigkeiten besiegen.“, machte er seinem Freund Mut. Alex war sich da aber alles andere als sicher. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken Lin allein kämpfen zu lassen. Er würde es sich nie verzeihen, wenn ihr etwas zustossen sollte. Manchmal war sie wirklich eine Nervensäge, aber eine liebenswärte. Senshi konnte Alex dann doch klarmachen, dass Lin auch auf sich alleingestellt siegreich sein würde. Die beiden drangen weiter in den Gang ein, in dem sie sich gerade befanden. Der nächste Zwischenraum ließ aber nicht lange auf sich warten. Senshi und Alex fanden nichts ungewöhnliches an ihm. Es war ein ganz gewöhnlicher Tempelraum, der nichts aufregendes zu bieten hatte. Das glaubte man jedenfalls auf den ersten Blick. „Sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte Alex etwas misstrauisch. Senshi war davon überzeugt. „Ich seh etwas, was ihr nicht seht, und das seit ihr…“, sprach plötzlich eine Stimme. Senshi und Alex erschraken und sahen sich suchend um. Sie waren also nicht allein. „Verdammt, hier ist es dunkel, ich kann nichts sehen!“, beschwerte sich Alex. Senshi hatte die Stimme mittlerweile erkannt. „Colin! So heißt du doch, oder?“, rief er in die Dunkelheit. Auf einmal begann ein Schatten sich von den anderen abzukapseln. Er marschierte genau auf die beiden Jungen zu. Nun wurde auch das Gesicht von Colin erkennbar. Alex kannte es nicht, doch Senshi erinnerte sich nur allzugut. „Ich bin gekommen. Wie du es wolltest.“, erinnerte er an Colins Versprechen. Dieser schien aber nur Interesse für Alex zu haben. „Ich weiß gar nicht wie ich mich entschuldigen kann, aber… ich muss unseren Kampf leider wieder verschieben.“, hob er verzeihend die Hände. Senshi verstand nicht ganz. „Ich dachte, du freust dich schon auf unseren Kampf.“, verstand er den Jungen nicht. Colin nickte beträchtig. „Ja, aber im Moment besitzt du nicht Horus Unterstützung, und

bist einem Kampf mit mir nicht würdig. Dein Freund allerdings, scheint ein verborgenes Potential zu besitzen. Auch wenn es nicht seines ist.“, wusste er über Alex Bescheid. Dieser stellte sich zwischen Senshi und Colin. „Wenn du schon soviel weißt, dann ist dir auch klar, dass wir Sepa stoppen wollen. Also halte uns nicht unnötig auf. Mir ist egal, ob du die Wiedergeburt von Serapis, oder sonst wem bist. Wenn du dich uns entgegenstellst, wirst du dafür geradestehen müssen.“, wollte er es mit Colin aufnehmen. „Alex, bist

du sicher, dass du ihn schaffst?“, wagte es Senshi zu fragen. Sein Freund schien bereits erpicht auf diese Auseinandersetzung zu sein. „Vergiss nicht, dass dein Vater wieder die Oberhand gewinnen könnte.“, gab Senshi zu

bedenken. Alex war das klar, aber er musste diese Risiko eingehen. „Deswegen solltest du dich auch in Sicherheit bringen. Sokar ist unberechenbar. Finde Horus und vereinige dich mit ihm. Das ist unsere letzte Chance.“, erklärte Alex. Senshi nickte. Er war bereit und wünschte Alex viel Glück. Er sah nochmals zu Colin und rannte dann in den Gang, welcher auf der anderen Seite des Zwischenraumes begann. Colin sah Senshi noch eine Weile nach. Dann versperrte Alex seine Sicht. „Du willst gegen Senshi kämpfen? Vergiss es. Wenn er sich mit Horus vereint, ist er unbesiegbar. Heute kämpfst du jedenfalls gegen mich. Und wenn du mich nicht besiegen kannst, kannst du dir Senshi gleich abschminken.“, forderte er Colin zum Kampf auf. Dieser zögerte keinen Moment und rief sein Schwert. „Kennst du es? Du müsstest es bereits einmal gesehen haben. Ich jedenfalls nicht. Ich war einst ein Gott. Der Gott Serapis. Aber denke bloß nicht, dass ich mich daran hänge. Jetzt bin ich Colin, und ich werde meine Feinde mit meiner Kraft besiegen.“, sprach er. Alex atmete nochmal durch und konzentrierte sich dann auf seine Hand. Sie begann sich zu verändern und metallisch zu werden. Bald war Alex Waffe komplett. Er spürte seinen Vater in ihm, und seine Erinnerungen. Trotzdem hatte er sich unter Kontrolle. Zumindest vorerst. Sokars Einfluss war stark und Alex wusste nicht wie lange er das ertragen konnte. Er musste den Kampf schnell hinter sich bringen, je früher desto besser. Colin vollzog den ersten Angriff, doch Alex blieb einfach stehen. Im richtigen Moment hob er die Hand und packte Colins Schwert mit seiner Stahlkralle. Er drückte fest zu und zerbrach die Waffe. „Und du willst gegen Senshi antreten?“, fragte Alex amüsiert. Colin zeigte sich beeindruckt. „Du bist tatsächlich gut. Trotzdem solltest du mich nicht unterschätzen. Ich habe noch mehr drauf.“, verriet er und ließ sein Schwert ganz einfach nachwachsen. Alex konnte das nicht beeindrucken. Er benutzte seine Kralle und wollte Colin verletzen. Dieser hielt sein Schwert jedoch quer vor den Körper, um sich zu verteitigen. Alex Kralle hätte sogar die Luft zerschneiden können, so wirkungsvoll war sie. Mit jedem Schlag, den der Junge durchführte veränderte er sich. Natürlich bekam er nichts davon mit. Sein

Vater bekam immer mehr die Oberhand. Es fiel Alex zwar nicht auf, dafür aber Colin. Er unternahm jedoch keinen Versuch seinen Gegner darauf aufmerksam zu machen. Je mehr Alex zu seinem Vater wurde, desto stärker wurde er. Colin nutzte das aus, da er einen besonders starken Gegner wollte. Den brauchte er auch, wenn er gegen die Kombination von Senshi und Horus antreten wollte. Alex erhöhte nun sein Tempo. Colin fiel es immer schwerer auszuweichen. „Ja, mein Sohn! Nur weiter so. Töte unseren Feind. Wir sind

ein spitzen Team!“, feuerte Sokar seinen Sohn an. Kurz darauf waren beide miteinander verschmolzen. Alex hatte sich vorgenommen, seinen Vater zu kontrollieren, aber versagt. Sokar war nun dominant und ließ Colin keine Chance für einen Gegenschlag. „Verschwinde! Ich will wieder mit Alex kämpfen!“, verlangte dieser. Alex entkam ein Lacher. „Was redest du da? Ich bin es doch.“, kam Alex sein Gegner etwas verwirrt vor. Er wollte gerade wieder seine Kralle zum Einsatz bringen, als Colin sich teleportierte. „Feigling.“, hauchte Sokar. Colin tauchte hinter ihm wieder auf und umschlang ihn mit beiden Armen. Alex Bewegungsfreiheit war nun eingeschränkt. Er versuchte nach hinten zu treten, doch Colin hielt den Schmerz aus. „Wenn deine Kraft nur von deinem Vater kommt, bist du es nicht wert.“, flüsterte er ihm ins Ohr. Dann ließ er Alex wieder los und schupste ihn vorwärts. Alex drehte sich sofort um und hielt seine Kralle bereit. Colin änderte seine Position nicht. Auch nicht, als Alex gefährlich nahe kam. Er schien die Situation aussitzen zu wollen. Alex griff an und welzte seine Kralle. Colin zeigte großen Mut und schlug seine Faust direkt in die Hand. Er spürte Kälte und Metall. „Dummkopf.“, erwiderte Alex bzw. Sokar. Er begann damit seine Faust zu ballen und Colins somit zu zerquetschen. Dieser blieb ruhig. Er sah seinem Feind in die Augen und grinste. Dann hob er sein Schwert und rammte es in Alex. Dessen Augen weiteten sich und seine Kralle verschwand. Colins Hand hatte zwar einiges abbekommen, aber nichts im Vergleich zu seinem Gegner. Sokar hatte ihn unterschätzt und Colin hatte mit seinem Schwert seine Schulter durchbohrt. Alex stand unter Schock und dachte sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Er brach zusammen und krachte auf den Boden. Colin kniete sich zu ihm. „Tut weh, nicht wahr?“, fühlte er sich eindeutig als Sieger. Alex fiel es schwer zu reden. „Keine Angst. Ich habe für diesen Kampf trainiert. Du bist nicht lebensgefährlich verletzt. Verbinde deine Wunde und du kommst wieder in Ordnung.“, versicherte Colin. Alex verstand seinen Gegner nicht. „Ich habe keine Ahnung, wer du eigentlich bist.“, brachte er noch heraus. Colin brummte. „Hmmm… so ein Zufall, ich nämlich auch nicht.“, antwortete er. „Wieso tötest du mich nicht?“, lag es Alex auf der Zunge. Colin überlegte kurz, bevor er antwortete. „Wozu. Ich lass dich leben, dann schuldest du mir was.“ Alex biss die Zähne zusammen. „Vergiss es. Solange

ich die Seele meines Vaters in mir trage, werde ich nie frei leben können.“, verriet er. Colin verstand. Er legte seine Hand auf Alex Stirn und begann die Seele seines Vaters aus dem Körper zu holen. Alex staunte, dass sein Gegner sowas überhaupt konnte. Er schien wirklich große magische Kräfte zu besitzen. Die Seele begann sich in Colins Händen aufzulösen. Er hatte sie endgültig in die Unterwelt geschickt. Plötzlich begann sich das Bild vor Colins Augen zu verändern. Der Raum es antiken Tempels verschwand und

er sah nur mehr Weiss. Vor ihm stand eine Person, die er bereits einmal gesehen hatte. „Du bist Seschat nicht wahr?“, fragte Colin nach. Der Geist der Göttin nickte. „Warum hast du mich hergeholt?“, wollte der Junge erfahren. „Glaub nicht, dass ich dir auf deinem Weg helfen will, so großzügig bin ich nicht. Aber ich überbringe dir eine Nachricht des Schicksals. Dir ist etwas großartiges gelungen. Du hast den Jungen von der bösen Seele seines Vaters befreit.“, wies sie auf Colins gute Tat hin. Der Junge bejahte zaghaft. „Ja, ich wollte ihm helfen.“, erwiderte er. Seschat verstand. „Das war deine eigene Entscheidung. Sepa hat es dir nicht aufgetragen. Aber nicht nur das. Ich finde es unvorstellbar, aber diese Tat war nicht vom Schicksal vorgesehen. Du hast es geschafft, dein Schicksal zu beeinflussen. Das ist eine große Leistung.“, verriet sie. Colin wusste nicht, worauf seine Entführerin hinaus wollte. „Ich bin hier, um dir zu sagen, dass sich dein Schicksal geändert hat.“, erklärte sie. Das interessierte Colin allerdings sehr. „Und wie lautete es jetzt?“, hakte er nach. Seschat lächelte. „Du bist etwas ganz besonderes. Es hat beschlossen dir freie Hand zu lassen. Ab jetzt kannst du dir dein eigenes Schicksal bilden. Du musst nicht mehr für Sepa kämpfen und seine Schlachten schlagen. Ab nun entscheidest du.“, übertrug Seschat Colin eine große Verantwortung. „Das heißt… ich bin frei. Ich habe die Wahl über meine Zukunft.“, verstand der Junge langsam. Seschat war aber noch nicht fertig. „Ich verrate dir nun ein großes Geheimnis. Es gibt einen Weg das Schicksal zu beeinflussen, ja sogar zu leiten. Man benötigt lediglich eine bestimmte Fähigkeit. Klarheit. Ich weiß, du glaubst im Moment nicht daran, dass du diese Fähigkeit besitzen könntest, aber indem du den Jungen gerettet hast, hat sich dein Charakter vervollständigt. Bisher standest du nur in Serapis Schatten.“, beendete sie das Gespräch und schickte Colin zurück. Dieser hockte plötzlich wieder neben Alex. Dann wurden auch noch Schritte hörbar, die aus dem Gang kamen. Lin tauchte unerwartet auf. Sie sah den verletzten Alex und Colin. Sie machte sich für den Kampf bereit, doch Alex stoppte sie. „Nein. Colin ist kein Feind.“, stammelte er. Lin glaubte sich verhört zu haben. „Wie? Er hat dich schwer verletzt.“, wies sie auf seine Wunde hin. „Er hat mich befreit.“, erklärte Alex schwach. „Verbinde die Wunde deines Freundes. Ich habe noch etwas zu erledigen.“, meinte Colin und stand auf. Dann marschierte er in den Gang, in den bereits Senshi

verschwunden war. Lin wusste nicht, was sie tun sollte, gab Alex aber Priorität. Während Lin sich um Alex kümmerte, dachte Colin über Seschats Worte nach. Es war ihm möglich durch Klarheit sein Schicksal zu leiten. Er wusste jedoch nicht, dass es jemand anderem als ihm bestimmt war, dies zu tun. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein Junge taumelte herein. Es war Alex. „He, Dad, wir haben gewonnen. Wieder einmal.“, raunte er Sokar zu und warf ihm seinen Basketball entgegen. Sokar fing ihn, verstand aber

die Welt nicht mehr. Alex warf sich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Dann betrat eine weitere Person das Zimmer. „Kira? Bist du es?“, fragte Sokar ungläubig. Seine Freundin sah ihn argwöhnisch an und musterte dann Alex. „Hängst du schon wieder vor dem Fernseher rum? Schatz, willst du nicht ein Bisschen mit ihm rausgehen?“, fragte sie und wies auf den Ball hin. Sokar nickte zögerlich. Während er und sein Sohn eine Runde spielten, versorgte sie Kira mit Getränken. „He, Dad, ich kann auch noch länger bleiben, wenn du willst. Mam hätte sicher nichts dagegen.“, meinte Alex ganz beiläufig. Sokar war sich nun sicher, was gespielt wurde. Er träumte. Dieser Colin hatte seine Seele gereinigt und in die Unterwelt geschickt. Würde er nun für alle Zeiten mit Kira und seinem Sohn zusammen sein können?
 

Gewinner: Serapis
 

Kampf 3
 

Horus gegen Sepa
 

„Hier bin ich eindeutig richtig.“, war Senshi im letzten Raum des unterirdischen Gewölbes angekommen. Es war ein großer Saal, der dunkel war, bis auf ein Licht in der Mitte. Es schien bläulich und einladend. Einrichtungsgegenstände schien der Raum sonst keine zu besitzen. Senshi wagte sich näher an das Licht heran und begutachtete es. Es schimmerte blau und war durchsichtig. Bei genauerem Hinsehen war sogar ein Bild darin zu erkennen. Senshi erkannte Horus, der gefesselt und bewegungsunfähig war. Doch wie war das möglich? Senshi verstand. Er stand vor einem Portal, dass ihn an einen anderen Ort bringen konnte. Sollte er es wagen, es zu durchschreiten? Er packte seinen ganzen Mut zusammen und schritt hindurch. Auf ins Unbekannte…
 

Die Reise
 

„Hier war ich doch schonmal.“, wusste Senshi sofort, wo er sich befand. Er erinnerte sich an seine Begegnung mit Geb und Nut. Er befand sich in den göttlichen Sphären. Hierhin musste Sepa Horus verschleppt haben. Nun hörte Senshi wie jemand seinen Namen schrie. Er lief gerade aus, bis er den Besitzer ausfindig gemacht hatte. Es war Horus gewesen. „Senshi. Ich habe gewusst, dass du mich findest.“, schien er schon auf seinen Schützling gewartet zu haben. „Befrei mich. Schnell.“, verwies Horus auf seine Fesseln. Senshi kam näher und versuchte den Gott von den Fesseln zu lösen. Doch vergebens. Er konnte sie nicht einmal einen Millimeter bewegen. „Sepa hat sie extra so angefertigt. Wir müssen uns vereinigen, um noch alles zum Guten zu wenden.“, erklärte Horus. Das löste in Senshi etwas aus. Er erinnerte sich an seinen Traum, und wie Horus seine Mutter getötet hatte. Horus drängte Senshi nun, und der Junge setzte sich langsam in Bewegung. „Euer Plan scheint nicht aufzugehen.“, erklang eine Stimme hinter den beiden. Senshi drehte sich erschroken um und entdeckte eine weitere Person. Es war ein Mann, der weite, luxuriöse Kleider trug. „Sepa.“, konnte sich Senshi gleich denken, wem er gegenüberstand. „Ich habe schon viel von dir gehört.“, begrüßte er Senshi. „Gleichfalls.“, erwiderte dieser. Sepas Blick fiel auf Horus. „Ich gebe euch die Chance, euch zu vereinigen. Also nur zu.“, sprach Sepa das Angebot aus. „Das müssen wir nutzen!“, drängte Horus seinen Retter. Senshi riss sich zusammen. Er musste es für seine Freunde tun. Er berührte den Gott, aber nichts geschah. „Es funktioniert nicht.“, wunderte sich Horus. Sepa schien dies vorausgesehen zu haben und grinste. Senshi wusste nicht, was er tun sollte. „Senshi! Die Vereinigung funktioniert nicht, wenn einer von uns es nicht will. Also sag mir, was los ist!“, redete Horus auf den Jungen ein. Senshi beschloss Horus mit seinem Traum zu konfrontieren und ergriff seine Hand. Horus las nun seine Gedanken und erschrak. Sepa hatte nicht nur ihm diesen Traum geschickt. Auch Senshi war nicht verschont geblieben. Eines war an Senshis Traum allerdings anders. In seinen Erinnerungen, hatte Horus seine Mutter nicht ermordet. „Senshi, hör mir zu! Ich habe Isis nichts angetan. Das ist nur eine von Sepas Intrigen. Er will nicht, dass wir uns vereinigen. Isis hat sich zwischen mich und Seth gestellt. Aber Seth hat dies genutzt, um Isis zu töten, und mich somit zu schwächen. Ich bin zwar schuld an ihrem Tod, aber nicht wie du denkst.“, versuchte er Senshi klar zu machen. Der Junge stutzte. Konnte er dem Gott glauben? „Seth wurde für den Mord bestraft und 1000 Jahre verbannt. Ich erhielt keine Strafe, das ist der Beweis. Seth hat mir vor unserem letzten Kampf noch

erzählt, dass ihn Sepa damals unterstützt hat, meinen Vater zu töten. Deswegen hasse ich Sepa auch so.“, kam Horus nun mit etwas sichhaltigem. Nun war sich Senshi sicher. Sepa war der Lügner, nicht Horus. Sepa hatte das Unglück erkannt, und wollte es verhindern, indem er Senshi vernichtete. Er spurtete los, kam aber zu spät. Senshi und Horus begannen sich zu vereinigen und erschuffen eine neue Macht. Ein grelles Licht blendete Sepa und ein neuer Krieger stand vor ihm. Wie bereits in seiner Auseinandersetzung mit Serapis stand der neue Horus seinem Feind gegenüber. Seine goldenen, vogelartigen Flügeln, ließen ihn sogar noch souveräner erscheinen. Sepa wich zurück. „Du bist also der Krieger, der Serapis besiegt hat.“, staunte er. Horus begann nun sein Schwert erscheinen zu lassen. Sepa wusste, dass er auch seines beschwören musste, wenn er überleben wollte. Gleich darauf tauchte es schon in seiner Hand auf. Das ungewöhnliche an ihm, waren seine Hacken. Links und rechts der Klinge sprossen Hacken heraus. Sie erinnerten irgendwie an einen Tausendfüssler. Sepa konnte damit nicht nur einen starken Angriff durchführen, sondern sich auch gut verteitigen. Horus ließ ihm auch keine andere Wahl. Er griff an und schlug sein Schwert gegen Sepas. Dieser wusste, dass es nun ernst war. Sein bisher größter Kampf stand ihm bevor.
 

„Au!“, schrie Alex wehleidig. „Ruhig! Ich muss deine Wunde verbinden.“, erklärte Lin. Alex gefiel es gar nicht, von Lin so gesehen zu werden, was er ihr auch deutlich machte. „Was soll das? Ist doch ohnehin nur ein Kratzer.“, spielte er die Wunde herunter. Lin hatte einen Teil ihres T-shirts zerrissen, da sie sonst nichts parat hatte. Alex hatte nun das Gefühl ihr etwas schuldig zu sein. Sie stützte ihren Freund und taumelte mit ihm zur Mauer. Dort konnte sich Alex aufrecht hinsetzen. Lin hockte sich neben ihn. „Und dein Vater ist nun wirklich weg?“, fragte sie vorsichtig. „Ja. Ich spüre ihn nicht mehr. Leider.“, meinte er. Lin sah ihn verdutzt an. „Leider?“, hakte sie nach. „Ich kann Senshi nicht mehr beistehen. Vielleicht braucht er gerade jetzt meine Hilfe.“, vermutete er. Lin verstand den Jungen nicht. „Senshi packt das schon. Du solltest dir um dich selbst Sorgen machen.“, riet sie ihm. Alex versuchte das Thema nun auf Hapi zu steuern. „Was ist mit deinem Gegner? Erklärst du mir, warum du ihm gegenüber so warst?“, schien es ihn zu interessieren. Lin rückte nur widerwillig mit der Sprache heraus. Sie begann von ihrer Mutter zu erzählen, und von ihren Gefühlen, als sie Hapi wiedergesehen hatte. „Wow.“, erwiderte Alex nur. Dann begann er auch Dinge über seinen Vater zu erzählen, und bald waren die beiden in ein Gespräch vertieft. Das half Alex seine Schmerzen zu vergessen. Trotzdem kauerte er immer noch an der Tempelwand und spürte seine Wunde. „Weißt du, eigentlich bist du gar nicht so ein Kotzbrocken, wie ich dachte.“, versuchte es Lin mit einem Kompliment. Alex gab nur ein leises Danke von sich. „Was ist eigentlich mit deinem Vater?“, fragte er so nebenbei. Lin holte

tief Luft. Er hat uns schon früh verlassen. Ich habe ihn nur einmal gesehen. Wir mögen unsere Väter scheinbar beide nicht.“, antwortete sie. Alex konnte ihr da nur zustimmen. „Wir haben wohl doch mehr gemeinsam. Ich bin allein mit meiner Mutter aufgewachsen, wie du. Meinen Vater habe ich auch kaum gesehen, und kannte ihn gar nicht richtig. Im wahrsten Sinne des Wortes… . Er war nie wirklich an meiner Mutter interessiert.“, erzählte Alex. Lin schien das zu kennen. „Mein Vater ist auch ein Scheidungsspezialist.“, gab Lin preis. Beide hockten nun nebeneinander und blickten sich an. Alex kam auf einmal eine witzige Idee. „He, falls wir das hier überleben, wie wärs, wenn wir unsere Eltern verkuppeln?“, versuchte er einen Spruch loszulassen. Doch anstatt zu lächeln, wurde Lins Blick ernst. „Nein, das geht nicht.“, erklärte sie und sah Alex in die Augen. Dieser hatte seine Schmerzen völlig vergessen. „Wieso nicht?“, fragte er nach. Lin antwortete auf ihre Weise und begann Alex zu küssen. Dieser erwiderte ihn, und bald hatten die beiden vergessen, was Senshi im Moment vor sich hatte.
 

Sepa war einer der mächtigeren Götter, wirkte im Vergleich zu Horus aber schwächer. „Das ist nicht der Kampfstil, den ich dir beigebracht habe.“, sprach er verwirrt. Sein Gegner antwortete ihm, ohne eine Pause einzulegen. „Du scheinst mich zu verwechseln. Ich bin nicht Horus. Ich bin ein Wesen, das geschaffen wurde, um dich zu vernichten.“, erklärte er. Er wollte bereits einen Entscheidungsschlag ansetzen, als jemand durch das Portal trat, durch das bereits Senshi in die göttlichen Sphären gelangt war. Die Kombination aus Horus und Senshi legte eine Pause ein. „Colin! Schön dich hier zu sehen. Du musst mir unter die Arme greifen.“, versuchte Sepa seinen neuesten Schüler um Hilfe zu bitten. Dieser reagierte aber nicht auf die Bitte. „Ich habe mit Seschat gesprochen. Sie hat mir gesagt, dass ich die Freiheit habe, mein Schicksal selbst zu wählen.“, erzählte er. Sepa erstarrte. Wenn Colin tatsächlich die Wahrheit sprach, hatte sich das Schicksal geändert. Colins neue Möglichkeiten hatte er nämlich nicht vorausgesehen. Das veränderte alles. Sepa hatte sich stets auf seine Fähigkeit verlassen, und wusste nun nicht mehr weiter. Horus griff wieder an, und Sepa beschloss spontan zu handeln. Er teleportierte sich zu Colin und benutzte ihn als Schutzschild. Horus begann zu zögern. Senshis Teil weigerte sich, Colin zu opfern. Colin versuchte Sepa abzuschütteln, doch dieser ließ es nicht zu. „Du möchtest dein Schicksal lenken? Dazu gehört weit mehr. Aber du hast mir eine gute Ausrede gegeben, meines zu ändern. Pass auf, diese Technik habe ich dir beigebracht.“, meinte Sepa und begann etwas mit Colin anzustellen. Er begann damit seine Kraft zu rauben. Horus preschte los, um seinen Gegner daran zu hindern, aber zu spät. Colin erlitt einen Schwächeanfall und fiel zu Boden. Sepa hatte seine Kraft absorbiert und war noch mächtiger geworden.

Horus wollte keine Zeit verschwenden und griff erneut an. Sepa wehrte aber ohne Schwierigkeiten ab. „Zeit das Bild zu ändern.“, sprach er. Tatsächlich schienen sich die göttlichen Sphären aufzulösen und eine neue Umgebung bildete sich. Horus und Sepa schwebten plötzlich über einer Wüste. Unter ihnen lag ein bewusstloser Colin. Außerdem war der Tempel zu erkennen, in den Senshi und seine Freunde eingedrungen waren. „Mir gefällt es an der frischen Luft besser. Jetzt pass gut auf, ich habe nämlich neue Kräfte.“, verriet Sepa. Horus wurde etwas mulmig, als er mitansah, wie sich Sepas Oberarme aufbließen. Seine Muskeln schienen gewachsen zu sein. Was als nächstes geschah, erinnerte an einen Horrorfilm. Sepas Augen veränderten sich. Sie wurden rund und groß. Sie glichen denen von Insekten. Das war aber erst der Anfang. Aus seinen Armen und Beinen begannen kleine Füßchen zu sprießen, wie sie bereits an seinem Schwert vorhanden waren. Sein Brustkorb wuchs und sein ganzer Körper verfärbte sich schwarz. Sepa verwandelte sich langsam, aber stetig immer mehr in ein Insekt. Es war gruselig anzusehen, wie er von seiner menschlichen Form gänzlich abließ. Sepa wuchs und wuchs. Er mutierte und mutierte. Bald war das Ergebnis komplett. Vor Horus schwebte ein gigantischer Tausendfüssler in der Luft. „Also das ist neu.“, dachte Senshis Teil. „Er ist nun stärker. Aber wir werden ihn besiegen.“, stand für Horus Teil fest. Der Tausendfüssler begann einen Angriff zu starten. Er war enorm schnell und packte Horus mit seinen Fühlern. Dieser versuchte sich zu befreien, was ihm aber erst mit Einsatzes seines Schwertes gelang. Sepa gab aber noch lange nicht auf. Er wollte seine ersten beiden Füße als Waffe benutzen und steuerte abermals auf Horus zu. „Sieht schlecht aus. Diesen Angriff überstehen wir vielelicht nicht.“, befürchtete Horus Teil. Senshi wollte dies aber nicht hören. „Nein, wir besiegen ihn.“, stand für ihn fest. Doch Sepa war bereits gefährlich nahe. Horus wollte nicht, dass Senshi etwas zustieß, also trennte er sich von ihm. Die Vereinigung wurde aufgelöst und Senshi zu Boden geworfen. Horus blieb allein zurück. Sepa griff an und durchbohrte seinen Gegner mit einem seiner Füße. Senshi brauchte etwas, um zu begreifen was vor sich ging. Horus hatte eine schwere Verletzung für ihn eingesteckt. Ab diesem Moment vertraute er dem Gott vollkommen. „Horus, wir müssen uns wieder vereinigen!“, ermutigte er den Verletzten. Horus hatte aber Bedenken. „Dann wirst du aber den Schmerz spüren, den ich gerade spüre.“, informierte er seinen Schützling. Senshi war das egal. Er rannte zu Horus zurück und berührte ihn. Dieser nickte dem Jungen zu, und er Kampf wurde fortgeführt. Der vereinigte Horus stellte sich Sepa erneut. Diesmal zum letzten Mal. Horus hielt sein Schwert in Sepas Richtung und war zu allem entschlossen. „Wir nutzen nun unsere gesamte Kraft!“, erklärte Horus. Er übertrug alle restliche Energie, die er und Senshi noch übrig hatten in sein Schwert. Sepa

krabbelte währendessen über den heißen Sand und bereitete seinen nächsten Angriff vor. Doch er unterschätzte seinen Gegner. Er war dem vereinigten Horus wieder gefährlich nahe, als dieser sein Schwert schwang. Die Klinge wuchs ins gigantische und zerteilte den Monster-Tausendfüssler in zwei Teile. Sepa war vernichtet. Horus und Senshi trennten sich wieder und sahen zu, wie der Tausendfüssler seine letzten Bewegungen tat. Bald löste er sich auf, allerdings blieb etwas zurück. Sepa hatte sich wieder in seine menschliche Form verwandelt. „Hat er immer noch nicht genug?“, fragte Senshi geschafft. Horus konnte ihn aber beruhigen. Sepa war am Ende. „Das habe ich nicht vorhergesehen. Es ist schön, nach solanger Zeit, wieder ein Schicksal zu kennen, dass mir fremd ist. Ich habe gesehen, dass ich vernichtet werde. Das hat sich auch bewahrheitet, aber ich konnte vorher noch meine tierische Form anehmen. Ich bereue es nicht, jetzt zu sterben. Vorher muss ich dir aber noch etwas sagen, Senshi. Colin hat es geschafft, sein Schicksal zu beeinflussen, aber du kannst es leiten! Du brauchst nur eine Eigenschaft. Klarheit! Ich weiß, du glaubst nicht, dass du sie erlangen kannst, aber du bist der Einzige, dem ich es überhaupt zutraue. Bitte kümmere dich um Colin. Ihr seit euch sehr ähnlich. Zum Schluss möchte ich dir noch etwas schenken.“, redete Sepa, mit dem Bewusstsein, dass es mit ihm zu Ende ging. Er begann sich aufzulösen, und seine Seelenkugel entfuhr aus seinem Körper. Das war aber nicht alles. Sie verwandelte sich in etwas anderes. Senshi erkannte erst kurz danach, dass es sich um ein Amulett handelte. Es flog genau auf den Jungen zu. „Das verstehe ich nicht.“, stammelte dieser. Horus half ihm auf die Sprünge. „Das ist Sepas Abschiedsgeschenk. Ich glaube, er wollte nie böse sein. Das Schicksal hat es von ihm verlangt. Er wollte in die Zukunft sehen, und musste einen Preis dafür zahlen. Hüte sein Amulett, wie einst meines.“ Dann brach Horus zusammen. Er war immer noch durch Sepas letzte Attacke verletzt. Senshi wollte ihn stützen, doch Horus schaffte es auch so. „Ich muss dich allein lassen. Um mich selbst zu heilen, muss ich in die göttlichen Sphären zurück. Die Triade wird sich um dich und deine Freunde kümmern. Ich werde dich bald wieder besuchen.“, versprach Horus und verschwand dann. Senshi blieb alleine zurück. Das dachte er zuerst. Colin war wieder zu sich gekommen und torkelte zu Senshi. Ihm fiel sofort Sepas Amulett auf. „Er sagte… ich kann das Schicksal leiten, wenn ich Klarheit erlange. Aber das bezweifle ich.“, meinte Senshi. Colin sah das anders. „Für mich sehe ich wenig Chancen. Aber auch wenn du jetzt nicht sehr klar denken kannst, glaube ich, hat Sepa Recht. Nur du kannst gegen das Schicksal ankämpfen.“
 

„Wow! Du errätst nie, was ich geträumt habe.”, war Alex wieder wach. Lin fiel ihm sofort in die Arme, worauf der Junge schrie. Seine Verletzung war

noch frisch. Allerdings wurde sie inzwischen behandelt und Alex schwebte außer Lebensgefahr. Er fand sich in dem Bett wieder, das ihm Noah zur Verfügung gestellt hatte. Vor dem Eingang des Zimmers sah er seinen Freund dann auch. „Was ist passiert?”, fragte er verwirrt. Lin war glücklich, dass Alex größtenteils gesund war. „Das Übliche. Senshi hat Sepa besiegt, und die Welt gerettet. Du bist leider bewusstlos geworden, und ich musste dich nach draußen tragen. Dort haben uns bereits Senshi und Colin erwartet. Und Hathor! Sie hat uns zu Noah gebracht. Die Triade wollte uns vorher sprechen, aber ich wollte, dass du sofort behandelt wirst. Du hast die letzte Nacht durchgeschlafen. Wie geht’s dir?“, erkundigte sich Lin nach Alex Befinden. Bis auf seine Wunde fühlte sich der Junge ganz wohl. „Wo ist Senshi?“, lag es Alex auf der Zunge. Lin erzählte ihrem Freund, dass Senshi ein neues Amulett erhalten hatte und sich momentan in Noahs ‚Garten‘ aufhielt. In Wirklichkeit war der Garten ein Waldstück, das hinter Noahs Villa begann. Es gehörte ebenfalls zum Grundstück, und Senshi hoffte dort seine Ruhe zu haben. Er wollte in Ruhe trainieren, da er hoffte, so mehr Klarheit zu erlangen. Er wusste nicht wieso, aber er wollte Sepas letzten Wunsch unbedingt erfüllen. Es war schon lange her, seitdem er mit Hilfe eines Amuletts gekämpft hatte. Er besaß nun Sepas Schwert, mit den Insektenfüßen. Er schlug es gegen die Luft, wodurch er zwar trainierte, aber sicher nicht Sepas Wunsch erfüllte. Er hatte bereits von drei Leuten etwas über Klarheit gelernt. Damals, als er für den Kampf gegen Nephthys trainierte, war er Jiang begegnet, der ihm das Prinzip erklärte. Dann hatten ihm Colin und Sepa verraten, dass es eine Möglichkeit gab, sein eigenes Schicksal zu wählen. Und es zu leiten. Wenn man Klarheit besaß, erlangte man uneingeschränktes Wissen über alles. Man wurde zur größten Macht, die existierte. Senshi hätte beinahe lachen müssen. Vielleicht war es ja möglich, diesen Zustand zu erreichen. Aber der Gedanke, dass Senshi das schaffen könnte, war absurt. Trotzdem glaubte Sepa daran. Vor über einem Jahr hatte er herausgefunden, welche unglaubliche Aufgabe das Schicksal ihm auferlegt hatte. Seither kämpfte er mit seinen Freunden gegen Feinde, die er bisher auch besiegte. Er musste sich eingestehen, dass er Angst hatte, was noch auf ihn zukommen könnte. Er konnte sich noch immer nicht für ein Leben entscheiden. Ein normales, ruhiges. Oder ein magisches.
 

„Wie… wie geht es ihm?“, wagte es Colin zu fragen. „Sieh doch selbst nach ihm.“, erwiderte Lin und strafte Colin mit einem Blick der Verachtung. Sie hasste ihn dafür, dass er Alex verletzt hatte. Colin schritt ins Zimmer und wurde von Alex bereits freutig begrüßt. Lin verstand nicht, warum Alex kein bisschen böse auf ihren neuen ‚Freund‘ war. „Alles im grünen Bereich?“, fragte Colin den Verletzten. Alex schien es bereits prima zu gehen. „Danke

nochmal, dass du mich befreit hast. Aber kannst du mich nicht irgendwie heilen? Mit Heilkräften, oder so. Du bist immerhin Serapis.“, hakte Alex nach. Colin musste verneinen. „Leider nicht. Das hätte ich nichtmal vorher gekonnt. Außerdem bin ich nicht mehr Serapis. Sepa hat mir meine ganzen Kräfte genommen. Und ehrlich gesagt, fehlen sie mir nicht einmal.“, meinte er. Colin fühlte sich super, da Alex ihn ganz offensichtlich als Freund ansah. Was dann geschah, ließ allen Anwesenden den Atem stillstehen. Die Tür sprang auf und jemand kam hereingetorkelt. Es handelte sich um einen Jungen, der schwer verletzt war. Sein Gesicht blutete und er schien auch sonstige Schmerzen zu haben. Es war Tatenen. Lin und Noah wollten ihm helfen, waren aber wie erstarrt. Dann fiel ihnen auf, dass Tatenen kein Amulett trug. „Bitte…bitte helft mir. Ihr… müsst ihn stoppen. Hathor… ist tot.“, keuchte er, bevor er zusammenbrach. „Noah, hol sofort einen Arzt. Am besten gleich den, der Alex versorgt hat.“, trug Lin ihrem Freund auf. Dieser spurtete sofort los und rannte zum Telefon. Im Zimmer befand sich noch ein Sofa, auf das Lin und Colin das junge Ratsmitglied legten. Lin wusste nicht, wie schlimm Tatenens Zustand war, aber wenn Hathor tot war, musste etwas schreckliches passiert sein. Sie wusste nicht, ob es die beste Idee war, aber sie gab Tatenen eine Ohrfeige, um ihn zu wecken. Mit einem Auge, sah er das Mädchen an. „Was ist geschehen? Wer war das?“, versuchte Lin aufgebracht Antworten zu erhaschen. Tatenen fiel es schwer zu reden. Er brachte nur zwei Wörter heraus, bevor er wieder bewusstlos wurde. „Das Ende.“
 

Senshi keuchte und schwitzte. Er hatte sich verausgabt. Trotzdem waren seine Gedanken im Moment klar, obwohl er nicht glaubte, dass er die richtige Strategie verfolgte. Dennoch entging es ihm nicht, dass sich jemand hinter ihn schlich. Senshi drehte sich um und richtete sein Schwert auf ihn. Er musterte die Person misstrauisch. Es handelte sich um eine Gestalt, die eine schwarze Kutte trug und deren Gesicht unerkennbar war. „Warum schleichst du dich an mich ran? Wer bist du?“, fragte er die Gestalt mit lautem Befehlston. Die Gestalt unternahm keine Anstallten sich zu bewegen. Mit einer tiefen, rauen Stimme antwortete sie. „Dein Untergang.“
 

„Wir gehen.“, stand für Lin fest. Noah und Colin stimmten ihr zu und wollten ihr folgen. Aber auch Alex. Er unternahm einen Versuch sich aufzusetzen, stieß dann aber einen Schrei aus und ließ sich zurückfallen. „Du spinnst. Zum Glück bist du verletzt. Ansonsten würdest du sicher wieder kämpfen wollen. Glaubst du ich sehe nochmal zu, wie du verletzt wirst, oder sogar stirbst?“, schimpfte Lin. Alex schnitt ein wehmütiges Gesicht. „O.k. Aber pass bitte auf dich auf.“, verlangte er. Lin versprach es und gab ihrem Freund noch

einen Kuss. „Noah, du bleibst hier und passt auf Alex und Tatenen auf.“, befahl sie. Noch ehe Noah Einspruch erheben konnte, hatte Lin bereits Colin gepackt und zerrte ihn nach draußen. Senshi könnte jetzt ihre Hilfe brauchen.
 

„Du willst gegen mich kämpfen? Nur zu.“, forderte Senshi den maskierten Feind auf. Dieser ließ sich jedoch Zeit. Er schien Senshi von oben bis unten zu mustern. Währendessen waren Lin und Colin eingetroffen. „Senshi, wer ist das?“, fragte das Mädchen unbehaglich. Ihr Freund grinste nur. „Ich weiß, wer du bist. Deine Maskierung versteckt dich nicht länger. Ich glaube, meine Gedanken werden wirklich immer klarer. Ich habe dich durchschaut. Ich weiß zwar nicht, was dein Vorhaben ist, aber ich werde dich stoppen. Nefertum!“, schrie Senshi den Namen seines Feindes. Der Kuttenträger nahm nun eine aufrechte Haltung ein und warf seinen Kopf nach hinten. Die Kutte flog zurück und gab Nefertums Gesicht preis. Lin und Colin blickten ihn verwirrt an. „Das verstehe ich nicht.“, begriff das Mädchen nicht, warum sich Nefertum plötzlich als Feind herausgestellt hatte. Senshi hatte ihn aber offensichtlich wiedererkannt. „Ihr beide interessiert mich nicht. Ich will dich, Senshi. Außerdem dein Amulett.“, verriet Nefertum. Dann streifte er seinen Umhang ganz ab und gab somit seinen Oberkörper preis. An seinem Hals hing nicht nur sein eigenes Amulett. Auch das von Tatenen und Hathor. „Senshi, du musst vorsichtig sein. Tatenen ist schwer verletzt. Und Hathor ist wahrscheinlich tot.“, berichtete Lin von Tatenens Auftauchen. Senshi reagierte nicht, war sich aber der Situation bewusst. „Du willst auch noch mein Amulett? Wieso kannst du jedes beliebige von den Dingern kontrollieren?“, wollte Senshi unbedingt erfahren. Bisher war es nur so, dass ein Amulett sich selbst den Besitzer suchte. Nefertum befand es nicht für nötig Senshi die Frage zu beantworten. Er wiederholte nur nochmal, dass er das Amulett von Sepa wollte. „Dann würde ich vorschlagen, du holst es dir.“, bereitete sich Senshi vor. Nefertum grinste ihn nur an. „Glaub mir. Es freut mich wirklich nochmal gegen dich zu kämpfen.“, verriet er. Senshi stutzte. „Nochmal? Haben wir schon gegeneinander gekämpft?“, konnte er sich nicht daran erinnern. Nefertum begann nun ein Schwert herbei zu rufen. „Ja und Nein. Auf jedenfall hast du alle meine Prüfungen bestanden. Du bist wirklich unbesiegbar.“, erzählte er. Senshi wurde nur noch verwirrter. War das vielleicht Nefertums Plan? „Welche Prüfungen? Rede!“, forderte er das ehemalige Ratsmitglied auf. Doch Nefertum hatte vor ihm einen Schock zu verpassen. „Ich bin sozusagen ein Diener des Schicksals. Ich habe stets alles für dich in die Wege geleitet. Wir haben bereits gegeneinander gekämpft. Aber dazu später. Danach wolltest du nämlich deine Ruhe haben. Aber dein Amulett hat zu dir zurückgefunden. Ich fand Ras Sarkophag und ließ ihn wecken. Dann schickte ich Nephthys, und habe ihre Rache nur noch

verstärkt. Dann beauftragte ich Chnum, damit er den Gott Serapis wiedererweckt. Aber auch ihn hast du mit Horus Hilfe besiegt. Und schließlich sorgte ich dafür, dass Sepa aus seinem Schlaf erwacht. Aber selbst bei ihm ist dir ein Sieg gelungen. Nun bist du soweit. Würdig um von mir getötet zu werden.“, verriet er alle seine Geheimnisse. In Senshi löste das natürlich einen Schock aus. Auch Colin und Lin hielten Nefertum nun für den Teufel. Dann zuckte Senshi plötzlich mit den Schultern. „Ach, was solls. Auch wenn du die ganze Zeit die Stripen gezogen hast. Es verändert nichts. Außer eines. Wenn ich dich vernichte, wird alles ein Ende haben.“, erklärte der Junge. Nefertum fand, dass sich Senshi überschätzte. „Ich habe einen großen Vorteil, dir gegenüber.“, verriet Nefertum. Senshi sah ihn erwartend an. Nefertum fühlte sich bereits vor dem Kampf als Sieger. „Ich weiß, wer du bist. Aber du weißt nicht, wer ich bin.“, begann er schaurig zu lachen. Er dachte, er könnte Senshi damit klein bekommen, doch dieser stieg mit einem kurzen Lacher darauf ein. Lin und Colin hielten ihren Freund bereits für verrückt. „Du irrst dich, Nefertum. Ich weiß genau, wer du bist. Und ich erinnere mich an unseren Kampf. Den heute, wie auch damals spüre ich diese Gefühle. Es sind Verwirrtheit und Gleichgültigkeit! Lass deine Maske einfürallemal fallen! Und zeig uns dein Gesicht, Seth!“, konterte Senshi, indem er Nefertums wahres Ich aufdeckte. Dieser erschrak. „Was? Aber wie?“, wirkte er auf einmal unsicher. Auch Lin und Colin warteten auf Senshis Erklärung. Nefertum ist gut. Er wäre nie zu einer solchen Teufelstat fähig. Bei unserem ersten Treffen, konntest du deine Gefühle verschleiern. Das gelingt dir aber nicht mehr. Es sind die selben, welche ich damals bei meiner Freundin und deren Vater gespürt habe. Das reine, klare Chaos. Mich interessiert nur noch, warum du nicht schon längst in der Hölle schmorst.“, gab Senshi sein bestes, um Klarheit vorzutäuschen. In Wirklichkeit konnte er das, was gerade geschah nur schwer verarbeiten. Seth wollte es seinem neuen Erzfeind gerne erklären. „Der Gott Tum hat mich mit der Unsterblichkeit gesegnet. Als mein erster Wirt starb und mein zweiter mich vertrieben hatte, blieb mir nur noch Baal. Als du und deine Freunde aber auch ihn vernichtet habt, wandelte ich als Seele herum. Ich dachte daran, einen deiner Freunde zu infizieren, aber keiner war mit mir kompatibel. Keiner hatte, was ich suchte. Nefertum hatte den Kampf verfolgt und war in der Nähe. Er hatte, was ich brauchte. Nefertum war nicht so gut, wie du vielleicht glaubst. Ich kann nur in Menschen eindringen, die mich wollen und die mich brauchen. Nefertum war einer davon. Er war unglücklich, und das habe ich ausgenutzt. Er hat mich in sich aufgenommen, obwohl er sich gegen mich hätte wehren können. Er wollte Macht! Das wollen alle!“, erzählte Seth seine Geschichte. Senshi
 

hob sein Kinn. „Falsch. Ich kann auf Macht verzichten. Und meine Freunde auch. Alles was, wir brauchen haben wir. Wir können auf dein Chaos verzichten.“, warf Senshi seinem Erzfeind an den Kopf. „Bis auf Klarheit.“, schien Seth den Jungen ärgern zu wollen. Senshi ging natürlich nicht darauf ein. Er wollte endlich erfahren, was Seths Pläne waren und sprach ihn auch darauf an. „Du weißt sicher, dass manche der Amulette die Seelen der jeweiligen Götter in sich tragen. Nicht nur das von Horus. Auch die der Triade und das von Sepa. Wenn ich alle vier Amulette vereinige, werde ich das mächtigste Wesen dieser Welt werden und als Gott des Chaos und der Zerstörung wieder auferstehen. Dann wird mein geliebtes Chaos diese Welt überziehen und die Menschen mit Verwirrtheit und Angst strafen.“, sprach er diabolisch. Senshi wollte dies nicht zulassen und griff Seth an. Er schlug zu, doch Seth stoppte das Schwert mit seiner bloßen Hand. „Sepa hat dieses Schicksal vor seinem Tod vorausgesehen. Das Amulett war kein Geschenk. Er musste es dir hinterlassen.“, flüsterte er Senshi ins Ohr und riss ihm dann die Kette vom Hals, an der das Amulett hing. Senshi war entsetzt darüber, wie einfach Seth an es herankam. Dann richtete er sein Schwert auf Senshi, zog es aber wieder weg. „Nein. Das wäre ein zu schmerzloses Ende.“, meinte er und tat ein paar Schritte zurück. Nun besaß er vier Amulette mit Seelen. Senshi und seine Freunde mussten hilflos zusehen, wie Seths Körper sie absorbierte und ihm seine Macht als Gott wieder zurückbrachten. „Haben wir jetzt noch eine Chance?“, fragte Colin, zum ersten Mal ängstlich. „Natürlich! Wir schaffen es doch immer. Außerdem haben wir ja noch Horus! Nicht wahr, Senshi?“, hakte Lin nach. Ihr Freund konnte es ihr nicht Bestimmtheit sagen. Horus war von Sepa schwer verletzt worden. Ob er schon wieder bereit für einen Kampf war, lag in den Sternen. „Ihr vertraut noch immer auf Horus? Selbst wenn sich dieser Krüppel hierher traut. Ich bin gewappnet!“, lachte Seth und streckte seine Hände nach rechts und links aus. Das Bild begann sich zu verändern, aber Senshi wusste genau, dass Seth sie nirgendwo anders hinteleportierte. Er beeinflusste die Umgebung. Das Gras verfärbte sich schwarz, und ebenfalls die Bäume. Es war so, als würde die Nacht blitzartig hereinbrechen. Allerdings war es gerademal Mittag. „Seth, was tust du?“, fragte Lin entsetzt. „Er verbreitet das Chaos.“, sagte Senshi ruhig. Lin erschrak. Seths Chaos konnte leicht dem Ende der Welt gleichkommen. Vielleicht war es noch viel schlimmer. Über die drei Freunde breitete sich die Dunkelheit aus, und Lin und Colin bekamen es mit der Angst zu tun. Senshi wusste nicht, was er denken sollte. Auch Alex und Noah wurden vom Chaos erwischt. „Was ist das? Ein Schatten, der plötzlich über uns hinweg zieht?“, fragte Noah erschroken. Alex hatte bereits eine Ahnung. „Noah, ich will, dass du mich zu den anderen bringst.“, verlangte er. Noah wehrte sofort ab und erinnerte an die Verletzungen. Alex bestand jedoch so lange darauf, bis Noah keine andere Wahl mehr hatte. Es fiel beiden nicht leicht, aber es gelang ihnen voranzukommen. Sie wussten nicht, was sie erwarten würde…
 

Endkampf
 

Senshi gegen Seth
 

„Das Chaos breitet sich über die ganze Welt aus. In wenigen Stunden liegt dieser Planet in absoluter Finsternis.“, lachte Seth diabolisch. Lin und Colin hatten die Hoffnung bereits aufgegeben. Colin war es zwar gestattet sein eigenes Schicksal zu wählen, doch wenn Seth Erfolg hatte, war dies auch hinfällig. Senshi vertraute immer noch auf Horus. Er versuchte es zumindest. Das Chaos, das ihn umgab verstärkte sein Verwirrtheit und seine Angst noch mehr. An Klarheit war überhaupt nicht zu denken. Lin sah, wie Noah und Alex auf sie zu kamen. Wahrscheinlich würde sie ihren Freund ohnehin verlieren. Sie wäre gern mit ihm zusammengewesen, aber Seths Chaos würde dies nicht zulassen. Senshi merkte, wie seine Freunde immer mehr die Hoffnung verloren. Er gab alles, um ihnen Mut zu machen. „Senshi! Deine Freunde dürften im Moment dein geringstes Problem sein. Die einzige Möglichkeit nicht vom Chaos verschlungen zu werden, ist es sich ihm zu unterwerfen. Denke darüber nach.“, redete er auf Senshi ein. Dieser presste lediglich seine Lippen zusammen. Das gefiel Seth weniger. „Dann eben nicht. Ich will meine Rache! Der Zeitpunkt deines Todes ist gekommen. Erst wirst du sterben. Und dann dein Schutzgott.“, versprach er und ging mit seinem Schwert auf den wehrlosen Jungen los. Er war bereits vor ihm, bis ihn ein Lichtstrahl zurückwarf. Vor Senshi tauchte Horus auf. Der Junge hätte jubeln können, sah aber, dass sich Horus Wunde nicht verbessert hatte. Er schwebte in Gefahr, wenn er kämpfte. „Horus. Du wirst mich nicht aufhalten. Nicht ein drittes Mal. Beim ersten Mal hast du gesiegt und ich bin entkommen. Beim zweiten Mal sind wir beide draufgegangen. Und beim dritten und letzten Mal, werde ich siegen!“, stand für den Gott fest. „Horus, wir müssen uns vereinigen!“, redete Senshi auf seinen Freund ein. Horus fiel es schwer seinen Schützling zu enttäuschen. „Es tut mir Leid. Das Chaos verhindert, dass wir uns verbinden.“ Das löste in Senshi einen Schock aus. Vielleicht hatten seine Freunde Recht. Seine Hoffnung war falsch und hinfällig. Seth war zu mächtig. Er würde diesmal gewinnen. Senshi schüttelte seinen Kopf und versuchte diese Gedanken zu vertreiben, die das Chaos ihm einredete. Bis jetzt waren sie immer heil aus der Sache herausgekommen. Horus ging nun auf Seth zu und zog sein Schwert. Er wollte sich seinem Erzfeind ganz allein stellen. Bei seiner Verletzung war das alles andere als Vernünftig. Seth schien sich allerdings über einen weiteren Kampf mit

seinem Neffen zu freuen. Horus griff seinen Onkel an, doch dieser brauchte nichtmal sein Schwert zu benutzen. Horus kippte einfach um. Senshis Freunde sahen schwarz. Horus war zu verletzt, um zu gewinnen. Es war aus. Seth ging nun auf Horus zu und richtete sein Schwert auf ihn. „Der Sieg ist mein. Du hast mir immer genommen, was mir gehört. Nun werde ich mir nehmen, was dir gehört. Dein Leben!“, schrie Seth und stach zu. Er tötete Horus ohne mit der Wimper zu zucken. Senshi konnte es gar nicht mitansehen. Alle restliche Klarheit war von ihm gewichen. Er hatte nun keine Kraft mehr und ließ das Chaos zu. Es drängte sich immer mehr in seine Gedanken. Auch Seth blieb nicht untätig und marschierte auf seinen letzten Feind zu. „Senshi! Ich wäre der bessere Schutzgott für dich gewesen. Mein Chaos hätte sich mit deinem bestens vertragen. Nun wirst du wohl eingesehen haben, dass Horus die falsche Wahl war. Licht ersetzt nicht Klarheit. Horus konnte dir nie bei deinem Wunsch helfen. Jetzt trage auch die Konsequenzen für deine Entscheidung.“
 

„Wo bin ich? Bin ich nicht in der Welt der Toten?“, fand sich Horus nicht zurecht. Er befand sich an einem grellen Ort, an dem es nur Licht zu geben schien. „Horus.“, hörte er seinen Namen. Es dauerte etwas bis sich die Augen des Gottes an das viele Licht gewöhnten. Er entdeckte eine Frau, die ihm bekannt vorkam. „Seschat! Was tust du hier? Ich habe gegen Seth verloren und müsste in der Unterwelt sein.“, meinte er. „Bist du aber nicht.“, antwortete eine Stimme, die aber nicht von Seschat kam. Horus drehte sich um und erkannte Sepa. Wollte er etwa jetzt einen Kampf? Die Geister der Götter kamen auf Horus zu. „Das Chaos breitet sich rasend schnell über die Welt der Menschen aus. Ist es nicht dein größter Wunsch sie davor zu bewahren?“, fragte Sepa. Horus nickte zögernd. „Ja, natürlich. Aber das ist jetzt unmöglich.“, hatte er bereits aufgegeben. „Wieviel bist du bereit zu opfern, um die Katastrophe doch noch zu verhindern?“, stellte Seschat die Frage. Horus wusste nicht worauf sie hinauswollte, antwortete ihr aber. „Alles.“, stand für ihn fest. Sepa trat vor seinen ehemaligen Schüler und Feind. „Du kannst die Welt mit meinem Wunsch retten. Gib Senshi die Klarheit, die er braucht, um das Schicksal auszutricksen. Wir werden dir beistehen.“, erklärte er. Horus konnte sich bereits denken, was Sepa und Seschat vorhatten. „Wir werden ebenfalls bestraft werden. Wir beeinflussen das Schicksal bereits damit, dass wir dich hierher gebracht haben. Aber nur du kannst dem Jungen Klarheit verschaffen.“, meinte Seschat. Horus erklärte sich dafür bereit. „Ich werde es tun. Für Senshi und seine Freunde. Und für alle Menschen, denen ich Schutz versprochen habe.“
 

Senshi betrachtete traurig Horus leblosen Körper. Er nahm nicht einmal

wahr, dass Seth beinahe bei ihm war. Senshi wünschte sich ein Wunder, und sein Wunsch wurde erfüllt. Horus Körper begann zu schimmern und verwandelte sich in Licht. Der Geist des Gottes erschien und redete zu

Senshi. „Mein Schüler. Nein, mein Freund. Du wurdest dazu auserwählt diese Welt zu retten. Du glaubst, dass du ohne mich nie soweit gekommen wärst? Falsch. Ich wäre nichts ohne dich. Ohne deine Aufrichtigkeit, deine Wünsche, oder deine Freundschaft würde ich heute nicht hier stehen. Ich danke dir.“, sagte Horus und verwandelte sich dann in ein weites, grelles

Licht. Dieses Licht überzog Senshi und seine Freunde und erhöhte auch die Anzahl der Anwesenden. Wie aus heiterem Himmel tauchte Nick neben seinen Freunden auf. „Spinn ich? Was geht hier vor?“, fragte er verdutzt. Aber er war nicht der einzige. Auch Anna und Chris wurden an den Ort des Geschehens transportiert. „Das muss das Chaos sein.“, stotterte Chris. Senshi betrachtete seine Freunde mit einem glücklichen Gesichtsausdruck. Doch der Kreis war noch nicht komplett. Als nächstes tauchten Jo und dessen Bruder Philip auf. Als ob das nicht genug wäre, teleportierte das Licht auch noch Lena und Yen an Senshis Seite. Alle blickten zu ihrem Freund. Seth wusste nicht was vor sich ging, oder was Horus plante. Er wollte aber auch nicht warten. Er musste jetzt handeln. Senshi war schutzlos, was er ausnutzen musste. Er griff an, wurde aber von einem Degen geblockt. Dieser gehörte Chris, der Senshi verteitigte. Er trug als einziger ein Amulett. Allerdings zerbrach es, an Seths starker Attacke. „Senshi, ich habe euch damals verraten, was ich heute bereue. Ich habe bis heute die Seelen der Verstorbenen begleitet. Und dadurch weiß ich wie wichtig es ist, leben zu bewahren. Bitte hilf uns!“, sprach er zu seinem Freund. Dann löste er sich auf und übertrug seine ganze Energie an Senshi. Und seine Erfahrungen. Als nächstes sprach Nick zu dem Jungen. „Senshi, du bist mein bester Freund. Wir haben zusammen schon viele Abenteuer bestritten, und sie sind immer gut ausgegangen. Lass es diesmal auch so sein. Erst durch dich habe ich begriffen was Freundschaft überhaupt ist. Und dass man für andere einsteht.“, löste auch er sich auf und übertrug sein Wissen auf Senshi. Der Junge begann zu weinen, da er die Gefühle seiner Freunde spürte. „Senshi, du hast mich von Seth befreit. Tu mir bitte wieder den Gefallen.“, flehte Lena ihren Freund an. „Als mein Vater starb war ich so dumm Seth zu vertrauen. Aber du hast mich gelehrt, was Vertrauen überhaupt ist. Danke.“, geschah nun auch mit Lena das selbe, wie bereits mit Nick und Chris. Anna war gleich hinter Lena. „Du hast immer an unserer Seite gekämpft, obwohl wir dir die Wahl gelassen haben. Tu das bitte noch einmal.“, bat sie und verblasste dann. Als nächstes wagten sich Jo und Philip zu ihrem Freund. Horus hatte ihnen in Gedanken aufgetragen, was sie zu tun hatten. „Senshi, ohne dich und die anderen hätte ich meinen Bruder nie retten können. Ich…

nein wir danken dir für deine Selbstlosigkeit. Bitte kämpfe noch ein letztes Mal für uns.“, sprach Jo, auch für seinen Bruder. Beide verschwanden und schickten ihre Erfahrungen an Senshi. Auch Yen bedankte sich für die guten

Taten des Jungen und schickte ihm seine Gedanken. Im Gegensatz zu den anderen, war Noah eher mulmig zumute. Lin musste ihm erst einen Stoß geben, damit er zu Senshi ging. „Tja, ehrlich gesagt, weiß ich nie, was ich in solchen Situationen sagen soll. Du kennst mich ja, ich bin nicht sonderlich mutig. Ich verstecke mich oft hinter Büchern, oder meinem Computer. Erst

dein Mut hat mich inspiriert Risiken einzugehen. Ich hoffe ich kann dir helfen.“, redete sich Noah alles von der Seele. Allerdings verschwand er nicht, wie die anderen. Trotzdem spürte Senshi Noahs Reife in sich. Wahrscheinlich waren seine restlichen Freunde gar nicht wirklich anwesend. Nur Noah und die anderen waren wirklich am Ort des Geschehens. Als nächstes trat Alex vor. Es war wie ein Wunder. Seine Verletzungen waren geheilt. Dies musste ebenfalls Horus Werk gewesen sein. „Senshi, noch vor ein paar Wochen wollte ich dich und deine Freunde umbringen. Du und Noah habt mir gezeigt, dass mein Vater mich kontrolliert und beeinflusst. Ohne euch hätte ich nie klar gesehen. Diese Klarheit wünsche ich auch dir.“, gab er seine Erkenntnis weiter. Nun blieben nur noch Lin und Colin. Lin trat zuerst vor und begann zu sprechen. „Ich weiß zwar nicht, was für einen Zweck das hat, aber ich versuche es. Bevor du, Nick und Noah gekommen seit, war ich ziemlich einsam. Er hatte zwar viele andere Gleichaltrige um mich, aber erst durch euch war ich nicht mehr einsam.“, erzählte sie, und konnte es sich nicht verkneifen einen Blick auf Alex zu werfen. Senshi nahm auch ihr Verständnis auf. Nun war nur noch Colin übrig. „Senshi, ich weiß, wir kennen uns erst sehr kurz, aber ich will, dass du weißt, dass ich tief beeindruckt von dir bin. Ich dachte zuerst wir sind gleich, aber das war wohl übertrieben. Du bist einzigartig. Genau wie deine Sicht der Dinge. Ich habe mich für ein Leben entschieden. Für das deiner Freunde. Ich hoffe, du erlangst die Klarheit, um diese Entscheidung auch für dich zu fällen.“, wünschte er seinem neuen Freund und übertrug den Rest, den Senshi noch brauchte. Das Licht, das einst Horus repräsentierte, umgab nun Senshi. Der Junge wurde zu dem Licht. Er erinnerte sich an seine Gefühle, als er sich mit Horus Seele vereinigt hatte und seine Freunde für kurze Zeit alleine gelassen hatte. Dieses Gefühl war jedoch viel intensiver. Senshi bekam nun die Klarheit, die er schon immer wollte. Es war ein Geschenk einer Freunde. Und er wollte es in Ehren halten. Er dachte an Sepas Satz. Mann konnte das Schicksal nur mit einem leiten. Klarheit. Und er behielt Recht. Das einzige, was mächtiger und wertvoller war als das Schicksal war Klarheit. Und wertvoller als Klarheit war Freundschaft. Das war Senshi nun bewusst. Seine Gedanken waren endlich rein und das Chaos hielt sich von ihm fern. Senshi

hatte nun die Möglichkeit alles zu verändern. Er war die Macht an sich. Seth hatte die ganze Zeit nur zuschauen können. „Das ist unmöglich. Bist du tatsächlich stärker als das Schicksal geworden? Dann bin ich tatsächlich

verloren. Los, töte mich! Auf was wartest du noch?“, hatte Seth nun aufgegeben. Senshi dachte jedoch nicht daran. „Seth. Ich werde dich mit dem strafen, was du am meisten hasst, aber am meisten brauchst. Mit Klarheit.“, verriet er. Sein Körper war bereits ganz verschwunden. Nur noch das Licht existierte. Es umschlung Nefertum und befreite ihn von Seths böser Seele.

Diese wurde vom Chaos befreit und in die Unterwelt geschickt. Seths Existenz war somit eindeutig beendet. Bevor Seth endgültig verschwand, säuselte er noch ein paar letzte Worte. „Das stand auch auf dem Stein von Uhjat geschrieben. Verändere das Schicksal.“ Das Chaos, das beinahe die ganze Welt verschlungen hatte, löste sich in Nichts auf. Die Menschen waren wieder sicher. Aber auch Senshi hatte eine Entscheidung für sich getroffen. Das Licht verschwand und Senshi wurde ohnmächtig.
 

„Aufstehen. Schule!“, flüsterte Noah seinem Freund ins Ohr. Senshi nahm das wörtlich und kam wieder auf die Beine. „Wie lange war ich weg?“, wollte er wissen. Lin schaukelte mit dem Kopf. „Nur ein paar Minuten. In dieser Zeit haben wir Nefertum und Tatenen ins Krankenhaus bringen lassen. Aber falls du es vergessen hast, du hast Seth besiegt und die ganze Menschheit gerettet.“, erinnerte Lin an Senshis große Tat. „Wo sind die anderen?“, stutzte er. Colin beantwortete ihm die Frage. „Sie waren nie wirklich da. Sie kamen aus deinem Herzen. Aber wenn du willst kann ich allen eine SMS schreiben, und fragen, wie es ihnen geht.“, schlug er vor. Senshi verzichtete darauf. Alex hielt Lin im Arm und gratulierte Senshi auch nochmal. „Und wie ist es so, alles zu wissen?“, fragte er nach. Senshi zuckte mit den Schultern. „Das ist vorbei. Ich habe mich entschieden meine Macht abzulegen.“, erzählte er. Noah glaubte sich verhört zu haben. „Wie? Du warst allmächtig. Du konntest sogar das Schicksal beeinflussen.“, verstand er seinen Freund nicht. Senshi tat es dafür umso mehr. „Colin. Ich habe mich für ein Leben entschieden. Ich möchte ein ganz normales mit meinen Freunden. Wenn ich zurückkomme, unternehmen wir mal alle was gemeinsam.“, schlug er vor. Seine Freunde blickten ihn fragend an. „Wo willst du den hin?“, erkundigte sich Colin. Senshi sah zu Boden. „Ich…ich muss eine Weile weg. Ich muss auf meine eigene Reise gehen. Ich möchte weiterhin mehr Klarheit erlangen. Aber auf die altmodische Weise.“, verriet er. Seine Freunde wussten nicht, was sie davon halten sollten. „Und wann kommst du zurück?“, hakte Noah nach. Senshi konnte ihm die Frage aber nicht genau beantworten. „Ich muss einfach gehen. Ich stand immer in Horus Schatten. Meine Reise beginnt hier.“, erklärte er und verabschiedete sich

noch ausführlich von seinen besten Freunden. „He, Senshi! Auf zu neuen Abenteuern?“, fragte Alex nach Senshis Motiven. Dieser lächelte und nickte seinem Freund zu. Genau das wollte er. „Senshi beschloss zuerst nach Hause zu gehen und seine Sachen zu packen. Er wusste, wo er hinwollte. Allerdings kannte er den Ort noch nicht. „Senshi!“, rief ihm Lin hinterher. Senshi drehte

sich nochmal um. „Du…du wirst doch wiederkommen, oder?“, wagte sie es zu fragen. Ihr Freund lächelte ihr zu. „Natürlich. Auf jeden Fall. Ich muss doch noch deinen DVD-Player reparieren.“, versprach er sie bald zu besuchen. Dann setzte er seinen Weg fort und ließ seine Freunde zurück.
 

Senshi war bereits eine Weile unterwegs, als sich jemand vor ihn stellte. Es war ein Mann, aber kein gewöhnlicher. Er war schimmernd und

durchsichtig und erinnerte an einen Geist. „Ich würde dich gerne auf deinem Weg begleiten.“, sprach er seinen Wunsch aus. Senshi nickte. „Damit ich von dir lerne?“, fragte er nach. Der Geist verneinte. „Nein. Damit wir beide lernen.“, erwiderte er und schloss sich Senshi auf seiner langen Reise ins Unbekannte an. Dorthin, wo sie ihr Schicksal führen würde…
 

Senshi schrieb den letzten Satz auf und legte das Papier zur Seite. Angespannt lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. Er hatte die vierte Geschichte zu Ende geschrieben und somit sein Buch beendet. Er betrieb Fingergymnastik, um sich zu erholen. Dann griff er nach seinem Script, um es einen Eltern zu zeigen. Im Wohnzimmer angekommen, erlebte er eine Überraschung. „He, Senshi, sorry, dass ich so einfach reingekommen bin.“, begrüßte ihn sein Freund Nick. Dann sah er das Script. „Cool, hast du es jetzt fertig?“, fragte er und entriss es Senshi einfach. Er blätterte es durch und schnitt ein verdutztes Gesicht. „Spinn ich, oder komme ich gar nicht darin vor?“, fragte Nick beinahe etwas böse. Senshi versuchte sich eine Ausrede einfallen zu lassen. „Du kommst leider nur ganz kurz vor. Aber dafür bist du ja in den anderen drei Geschichten dabei.“, versuchte er seinen Freund zu beruhigen. Nick schien es zu akzeptieren. „Na schön, dann komm. Alex und Lin warten bereits. Sie sind sicher auch schon gespannt, auf deine Meisterleistung.“, meinte er und schnappte sich seine Jacke, die er zuvor auf einen Stuhl geworfen hatte. Senshi zog sich seine Schuhe an und folgte seinem besten Freund. Nick war bereits vorausgegangen, bis Senshi etwas spürte. Etwas war auf seinen Kopf geflogen. Der Junge dachte zuerst an ein Blatt, doch er irrte sich. Er nahm es in die Hand und entdeckte, dass es sich um eine Feder handelte. Sie schimmerte golden und kam dem Jungen merkwürdig vertraut vor.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück