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Eine Schatzkiste...

...voller Geschichten
von

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Grün ist die Farbe der Hoffnung

Da stand sie, sich der Tatsache unbewusst, dass er sie schon seit geraumer Zeit beobachtete.

Beobachtete, wie sie mit geübter Hand nach den Pflanzen griff, über ihre Blätter streichelte und schließlich etwas auf ihrem Klemmbrett vermerkte.

Beobachtete, wie sie immer wieder eine Strähne hellblonden Haares aus ihrem Gesicht schieben musste, weil sie aus ihrem unordentlich gebundenen Zopf gefallen war.

Kurzum, er studierte ihre Eigenheiten, wie er sonst nur Pflanzen oder Tierwesen erforschte.

Und Rolf Scamander war sich sicher: Das musste wahre Liebe sein!

Oder zumindest behauptete das sein Freund Landon die ganze Zeit und Rolf war sich sicher, dass er noch nie so fasziniert von einem Menschen gewesen war.

Dieses Seminar in Kräuterkunde hatte er eigentlich nur belegt, um seinem Freund Gesellschaft zu leisten und eventuell noch etwas dazuzulernen. Doch seit Beginn des Seminars hatte er sich mehr mit der jungen Frau beschäftigt als mit seinen Pflanzen.

An einen Baum gelehnt beobachtete er sie weiterhin.

Da, für einen Moment galt ihre Aufmerksamkeit nicht mehr den Kräutern zu ihren Füßen, sondern der Sonne am Himmel. Nein, sie schien etwas in der Luft mit den Augen zu verfolgen, doch obwohl Rolf sich anstrengte, es ebenfalls zu sehen, konnte er nichts erkennen.

Jetzt drehte sie sich um und... sah ihm direkt in die Augen. Sie hatte wirklich schöne Augen, ein wenig zu groß vielleicht, aber von einem wunderschönen Grau. Ihr Blick war weder vorwurfsvoll noch neugierig, er verriet keinerlei Emotionen. Doch Rolf verstand, dass sie schon die ganze Zeit gemerkt hatte, wie er sie anstarrte.

Als er immer noch nichts sagte, blinzelte sie einmal und wollte sich dann wieder ihren Pflanzen zuwenden. Rolf, der seine Chance schwinden sah, trat schnell an sie heran und sagte: „Hi, ich bin Rolf.”

Sie quittierte das mit einem trockenen Nicken. „Und was ist mit dir?”, hakte er nach, nicht bereit jetzt schon wieder aufzugeben.

„Ich heiße Luna”, kam es von ihr. Ihre Stimme klang irgendwie abwesend und realitätsfremd, doch Rolf wollte unbedingt mehr von ihr hören.

„Was hast du da vorhin beobachtet?”

Sie warf ihm einen überraschten Blick zu, vielleicht hatte sie doch nicht gewusst, dass er sie beobachtet hatte. „Schlickschlupfe”, war die Antwort, als wäre es das natürlichste der Welt. Rolf schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn.

„Selbstverständlich. Hast du hier ein Nest entdeckt? Das wäre nicht gut. Ich dachte eigentlich, die leben nur noch in der Schweiz”, kommentierte er nachdenklich.

Luna sah ihn wieder überrascht an. „Meinst du das ernst?” Rolf runzelte die Stirn. „Warum sollte ich über Schlickschlupfe Scherze machen? Die Viecher sind nicht gut für das Gehirn.”

Luna nickte ernst. „Ja, das sage ich auch immer, aber normalerweise glaubt mir keiner.”

„Und du kannst sie sehen? Sonst sind sie ja für das menschliche Auge unsichtbar.”

„Sie hinterlassen immer eine Staubspur in der Luft, man muss nur genau genug hinsehen.”

„Wirklich?” Rolf war fasziniert. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und fragte: „Äh, hast du heute Abend schon was vor?”

„Wieso?”

„Weil wenn nicht, dann könnten wir uns vielleicht weiter über Schlickschlupfe und andere Wesen unterhalten, wenn du möchtest”, schlug Rolf vor.

Sie sah ihn an. Eine Spur von Traurigkeit schlich sich in ihren Blick und sie umklammerte ihr Klemmbrett. Dann sagte sie: „Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Es tut mir leid.” Mit diesen Worten wandte sie sich ab und suchte sich eine andere Stelle zum Forschen. Rolf jedoch blieb stehen, um sein weiteres Vorgehen zu Überdenken, denn, wie bereits gesagt, so schnell würde er nicht aufgeben.
 

„Alle mal herhören”, der Seminarleiter hatte anscheinend beschlossen, sich nach Stunden mal wieder einzumischen, „wir finden uns jetzt in Paaren zusammen und kümmern uns um die verdorrten Beete.” Er benutzte immer die 1. Person Plural, obwohl er nie irgendetwas selber machte.

Rolf jedoch nutzte diese Gelegenheit, um sich wieder neben Luna zu stellen. „Na, wie sieht's denn aus, Partner?” Luna warf ihm wieder einen undefinierbaren Blick zu, aber diesmal zuckten ihre Mundwinkel. Rolf verbuchte das als Erfolg.

„Du gibst wohl nie auf”, stellte sie fest, „habe ich früher auch nicht.” Er bemerkte, wie traurig sie das stimmte und wusste, er sollte nicht weiter nachfragen, schon allein aus Höflichkeitsgründen, aber er wollte wissen, was sie bedrückte, und es danach schnellstmöglich aus der Welt schaffen.

So oder so ähnlich sagte er es ihr und sie lächelte traurig, bevor sie sich endlich dem Beet vor sich zuwandte.

Rolfs Laune sank. Hatte er zu viel gewagt? Hatte er es sich verdorben? Er beschloss, diesen Nachmittag so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und kniete sich neben sie.

Dann hörte er ein Flüstern, ganz leise an seinem Ohr: „Erinnerst du dich an den Krieg?” Er nickte nur und hielt die Luft an. Wenn er sich nicht irrte, war Luna kurz davor sich ihm zu öffnen.

„Ich war stark, ich habe nicht aufgegeben, habe in Kerkern ausgeharrt und in der Schlacht um Hogwarts gekämpft, ohne ein einziges Mal die Hoffnung aufzugeben”, berichtete sie schlicht und, wenn sie das sagte, dann klang es kein bisschen überheblich.

„Doch nach dem Krieg sah das anders aus.” Sie stockte und Rolf wagte es, seine Hand auf ihre zu legen.

„Der Junge, den ich liebte, verließ mich. Er wollte mich nicht verletzen, das weiß ich, es sollte einfach nicht sein, das sagten sogar die Nargel, aber das Gefühl war einfach zu stark. Dann, als ich nach Hause zurückkehrte, war unser Haus zerstört und mein Vater tot, von den Todessern ermordet.”

„Ich verstehe”, sagte Rolf leise.

„Wirklich?”, sie sah ihn zweifelnd an, „das sagen viele, aber versteht ihr wirklich, wie es mir ging? Im Krieg selbst nicht die Hoffnung zu verlieren ist kein Kunststück, keine große Leistung, denn ansonsten gibt man sich geschlagen und hat bereits verloren. Aber nur der, der nach dem Krieg, nachdem er alles verloren hat, weiterlebt und sein Leben meistert, der hat die Hoffnung nie aufgegeben. Ich gehöre nicht zu diesen Menschen. Ich bin ohne Hoffnung.”

„Das denke ich nicht”, sagte Rolf bestimmt, „ wenn du wirklich aufgegeben hättest, dann würdest du nicht dieses Seminar besuchen, du würdest nicht mit mir darüber reden.” Er schob ein paar abgestorbene Blätter beiseite und zum Vorschein kam ein grüner Stängel.

„Siehst du, du bist wie diese Pflanze, du trägst ein paar kaputte Teile mit dir herum, aber wenn du sie los wirst, kannst du weiterleben. Soll ich dir dabei helfen?”

Er stand auf und hielt ihr seine Hand hin. Luna sah die Überzeugung in seinen Augen und spürte, wie sich ein warmes Gefühl in ihrem, sonst kalten, Körper ausbreitete. Sie spürte, wie sie aufatmete, sich aus den Fängen der schlechten Erinnerungen befreite.

Sie spürte, wie sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl und dort blieb, als sie seine Hand ergriff und nach oben gezogen wurde.

Luna Lovegood war wiedergeboren, denn sie glaubte wieder an eine glückliche Zukunft, vielleicht sogar mit Rolf.

Rolf war wie verzaubert von diesem Lächeln, wie glücklich mussten ihre Freunde früher gewesen sein, wenn sie dauernd diese Lächeln hatten sehen dürfen?

Und wie nebenbei war die Zeit vorangeschritten und der Seminarleiter verkündete zusammen mit dem Sonnenuntergang das Ende der heutigen Übungen.

Luna wandte den Blick zur untergehenden Sonne und sagte: „Ich mag den Sonnenuntergang nicht, dann geht der Tag zu Ende und alles wird dunkel.”

„Und jeden Morgen geht die Sonne wieder auf - das ist doch ein gutes Zeichen, oder nicht?”, wandte Rolf ein.

Lunas Lächeln wurde noch ein wenig breiter und erreichte endlich ihre Augen.

„Ja”, sagte sie, „das ist ein gutes Zeichen.”

Projekttage zum Verlieben

„Jetzt komm schon, Albus, das ist doch nicht so schwer.”

Sie genossen die letzten warmen Tage des Schuljahresanfangs zusammen am See. Albus saß mit seinen Alte Runen - Aufzeichnungen an einen Baumstamm gelehnt, während Gabriella, strahlend wie immer, ihr Gesicht der Sonne oder zugewandt hatte.

„Das sagst du so, aber ich kann das nicht.”

Noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen, sagte sie: „ ‚Ich kann nicht' ist ein Vorwand, ’ich will nicht’ ist ein Grund.”

„Gut, dann will ich eben nicht.”

Seufzend ließ sich Gabriella neben ihn fallen. „Komm, ich helfe dir. Ich zeichne dir den ersten Vers.” Während sie sich über sein Pergament beugte und zu kritzeln begann, murrte Albus: „Wie kommen Lehrer eigentlich immer auf solche Ideen? Wer will denn bitte ein Herbstgedicht in Runen verfassen?”

Gabriella ignorierte ihn. „Schau, ‚Nebel hängt wie Rauch ums Haus’. Das ist dein Anfang.” Er blinzelte ihr dankbar zu. „Danke, Ella, ohne dich wäre ich verloren.” Er beugte sich zu ihr, um ihr einen Kuss zu geben, aber sie wich ihm geschickt aus und deutete auf das Pergament. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen”, meinte sie gut gelaunt.

Albus verdrehte die Augen, sah aber wieder auf seine Hausaufgaben. Dann, in einem der plötzlichen, spontanen Einfälle, die bei Albus zwar selten waren, aber immer fantastisch endeten, schrieb er die nächsten drei Verse in einem nieder.
 

„drängt die Welt nach innen;

ohne Not geht niemand aus;

alles fällt in Sinnen”
 

„Sehr schön”, lobte Gabriella mit ihrer Lehrer-Stimme, „wenn auch sehr ... pessimistisch.”

Er schüttelte den Kopf. „Ich mag den Herbst nicht, alles ist grau und nass und klebrig, nein danke.”

Sie stand auf, klopfte sich den Schmutz vom Umhang und sah sich um. „Aber es ist doch so schön gerade, siehst du den blauen Himmel, die bunten Blätter, die goldenen Sonnenstrahlen, so etwas gibt es nur im Herbst!”

Albus zog eine Augenbraue hoch. „Alles, was ich spüre, ist der matschige Boden und der kalte Wind - hey!”

Gabriella hatte ihn mit einer Handvoll Blätter beworfen. „Sieh doch nicht immer das Negative, Al. Die Welt ist so schön.”

Mit diesen Worten schnappte sie sich seine Hände, zwang ihn aufzustehen und begann sich zu drehen. Albus lächelte schwach. „Gabriella...”

Ausgelöst durch einen ungesagten Zauber von Gabriella schwebten die bunten Blätter in die Höhe und fielen wieder auf den Boden. Ein wahrer Wasserfall aus Blättern, ein buntes Leuchten. Albus musste zugeben, dass es ganz schön aussah.

Dann geschah das Unvermeidliche, Gabriella stolperte und verlor das Gleichgewicht. Albus blieb abrupt stehen und fing sie auf, so dass sie in seinen Armen lag. Er musste gegen seinen Willen lachen, konnte nicht widerstehen und küsste sie endlich. „Ella, mit dir übersteh ich auch den Herbst.”
 

Genau das war das Problem.
 

„Ich hab keine Lust mehr.”

Mit diesen Worten pfefferte ein noch schlechter als sonst gelaunter Albus seine restlichen Zaubertrankzutaten in den halb-fertigen Trank. Sein bester Freund Scorpius trat vorsichtshalber ein paar Schritte zurück, was durchaus sinnvoll war, als Sekunden später eine kürbisfarbene Flüssigkeit wie ein Geysir aus dem Kessel schoss und ebenso schnell wieder hinunter regnete. Sämtliche Schüler , die in Reichweite standen, sowie Professor Hobbes, bekamen ein paar Tropfen ab und sofort bildete sich eine drachenschuppenähnliche Schicht auf ihrer Haut.

Dies und die Tatsache, dass Professor Hobbes sofort darauf angerauscht kam und offensichtlich kurz davor war, Feuer zu speien, verstärkten den Eindruck eines wütenden Drachen noch.

Und Albus, der neben seinem Kessel zwar immer kleiner wurde, aber trotzdem seinen trotzigen Gesichtsausdruck behielt, ließ sich auch nach dem Mittagessen noch darüber aus.

„Ich fass es nicht! Sie kann mir doch nicht an unserem Projekttag eine Strafarbeit aufbrummen.”

„Du hast ihr halbes Klassenzimmer verwüstet, natürlich kann sie das”, warf Scorpius ungerührt ein.

„Aber gleich DREI Rollen Pergament! Die hat sie doch nicht mehr alle. Außerdem war der Sinn des Trankes ja, dass alle wie Drachen aussehen. Wo ist ihr Problem?”, fauchte Albus und stampfte wütend neben seinem besten Freund zum nächsten Projekt in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Scorpius schüttelte den Kopf, als Albus der nächsten Ritterrüstung, an der sie vorbeikamen, vor das Schienbein, oder eher vor den Schienbeinschoner trat und natürlich nichts außer einem schmerzenden Zeh von dieser Aktion hatte.

Während Albus fluchend auf einem Bein hüpfte, fragte Scorpius: „Und deine schlechte Laune rührt nicht von der Tatsache her, dass sich Gabriella von dir getrennt hat?”

Albus erstarrte, mit einem Bein in der Luft.

„Nein, tut es nicht. Es liegt einzig und allein an Professor Hobbes”, stritt er vehement ab. „Sag mal, Scorpius”, fragte Albus dennoch vorsichtig nach, „du hast nicht zufällig mit ihr gesprochen, seit... du weißt schon?”

Scorpius lächelte wissend. Es war offensichtlich, dass Al immer noch an diesem Mädchen hing. „Nein, habe ich nicht. Warum sollte ich mich mit einer Hufflepuff unterhalten-”

„Hey, ich bin auch in Hufflepuff”, unterbrach Albus entrüstet, doch Scorpius winkte nur müde ab.

„die meinem besten Freund gerade das Herz gebrochen hat”, fuhr er ungerührt fort.

„Sie hat mir nicht das Herz gebrochen”, widersprach Albus. Scorpius hob skeptisch eine Augenbraue.

„Okay, vielleicht hat sie mir ein bisschen das Herz gebrochen ”, korrigierte Albus hastig, „aber wer rechnet denn damit, dass sie einfach nach einem halbem Jahr glücklicher Beziehung Schluss macht?”

In ihrem Gespräch über Albus' Beziehungsprobleme vertieft, hatten sie mittlerweile ihr Klassenzimmer erreicht.

Professor McEachern stand schon ungeduldig wartend vor der Klassenzimmertür.

„Das ist das erste Mal, dass ich auf zwei Jungs warten muss, weil sie zu viel quatschen, Mr. Potter und Mr. Malfoy. Nun kommen Sie herein, wir wollen anfangen.”

Scorpius und Albus murmelten eine Entschuldigung und huschten ins Klassenzimmer.

Während Professor McEachern anfing zu erklären, dass man sich in Nächten wie Halloween und der Walpurgisnacht besonders vor magischen Wesen in Acht nehmen musste, beugte sich Scorpius zu Albus und flüsterte in sein Ohr: „Bist du dir sicher, dass ihr glücklich wart?” Albus starrte ihn entgeistert an und ihm entfuhr ein „Was meinst du damit?” lauter als beabsichtigt.

„Mr. Potter, da Sie offensichtlich Zeit finden sich anderweitig zu beschäftigen, gehe ich davon aus, dass Sie die Antwort bereits kennen.” Professor McEachern sah ihn herausfordernd an.

„Ich weiß es nicht, tut mir leid, Professor”, erklärte Albus. Professor McEacherns Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ich rate Ihnen tunlichst aufzupassen und heute nicht noch ein zweites Klassenzimmer zu verunstalten.” Dann wandte sie sich wieder ihrer Klasse zu. „Magische Wesen wie Vampire, Thestrale und Pixies spüren an solchen Tagen die magischen Ströme ganz besonders intensiv. Als Folge dessen...”

„Kann es sein, dass es die Lehrer alle auf mich abgesehen haben?”, murmelte Albus in seinen imaginären Bart.

Scorpius lächelte und antwortete aus dem Mundwinkel: „Vielleicht, aber wahrscheinlich ist es einfach nur Pech, dass unsere Lehrer so gut miteinander befreundet sind.”

Auf einen weiteren bösen Blick Professor McEacherns hin, verstummten die beiden allerdings augenblicklich.

„Da Sie nun alle”, sie fixierte Scorpius und Albus, „gut zugehört haben, dürfte es kein Problem sein, besagte Zauber anzuwenden. Sie suchen sich jetzt bitte alle einen Partner aus, alle außer Mr. Potter und Mr. Malfoy, die dringend etwas Abwechslung brauchen.” Sie sah sich suchend im Klassenzimmer um.

„Ms. Weasley und Ms. Longbottom., Sie bilden jeweils ein Paar mit Mr. Potter und Mr. Malfoy”, bestimmte Professor McEachern.

Rose sah irritiert zu ihnen hinüber, bemerkte Scorpius, der ihr zulächelte, quittierte das mit einer hochgezogenen Augenbraue und stellte sich zu ihrem Cousin.

Albus war etwas nervös, als er fragte: „Ähm, Rose, könntest du mir vielleicht... noch mal erklären...?” Er sah sie hilfesuchend an und sie seufzte.

„Also gut, wenn dich ein Werwolf angreift, und du bist jetzt mal der Werwolf, dann musst du deinen Zauberstab so halten...”

Albus wollte es nicht, aber Roses Stimme rückte in immer weitere Ferne, während sein Blick zu Gabriella wanderte, die gerade hoch konzentriert Professor McEacherns Bewegungen nachahmte.

Ein Zauber traf ihn hart in die Magengrube, so dass er in die Knie ging. Rose eilte zu ihm. „Was war das denn? Du solltest doch einen Schutzschild um dich zaubern! Hast du mir nicht zugehört?” Ihr Tonfall war ernst.

„Sorry”, antwortete Albus, „war abgelenkt.” Rose folgte seinem Blick und entdeckte Gabriella. Sie lächelte verständnisvoll, sah ihn dann jedoch wieder ernst an.

„Wenn du sie immer noch liebst, mein lieber Cousin, dann...”

„Was dann?”

„Dann musst du um sie kämpfen.”

„Ich soll bitte was?”

„Um sie kämpfen. Frauen lieben das.” Rose nickte, um ihren eigenen Worten mehr Kraft zu verleihen.

„Das kann ich nicht”, kam prompt die Antwort.

Rose sah ihn skeptisch an und verschränkte die Arme. „Sei nicht so pessimistisch. Eben das hat Gabriella an dir gehasst.”

Albus starrte sie an, als hätte sie ihm gerade eröffnet, dass sie von einem anderen Planeten käme. „Ich bin nicht pessimistisch, sondern...”

„Bla bla bla. Fakt ist, dass du etwas unternehmen musst, wenn du sie zurückhaben willst.

„Aber was?”

Rose zwinkerte ihm verschwörerisch zu und in Albus' Kopf begann sich ein Plan zu formen. Etwas abstrakt noch, begann er bald Form anzunehmen.

„Potter, Weasley, hören Sie auf mit Kaffeekränzchen und widmen Sie sich endlich ihren Aufgaben!”

„Sofort, Professor”, rief Rose hastig über ihre Schulter hinweg und zog ihren Zauberstab.
 

Genau das war die Lösung.
 

„Bist du dir ganz sicher?” Scorpius schüttelte den Kopf.

Albus hingegen zupfte an seinen Blütenblättern herum, die ein wenig zerknittert waren.

„Wieso denn nicht? Rose hat gesagt, dass ich um Ella kämpfen soll. Ihr zeigen soll, dass ich mich verändert habe”, antwortete Albus.

„Das ist ja wahr, aber musst du dich deshalb vor der ganzen Schule zum Troll machen?” Scorpius schien beinahe verzweifelt und entschieden, seinen besten Freund davon abzuhalten.

„Was meinst du? Du hast doch gesagt, dass wir nicht glücklich waren...”

„Ja schon...”

„, weil ich immer so pessimistisch bin.”

„Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung”, kommentierte Scorpius trocken.

„Also werde ich optimistisch...”

„Ja, aber...”

„Und was ist optimistischer als eine Sonnenblume?” fragte Albus mit unüberhörbarem Stolz über seine Idee in der Stimme.

„Aber du kannst doch nicht als Sonnenblume verkleidet auf einen Halloween-Ball gehen, wo die ganze Schule dich sehen wird!”

„Wieso nicht?” Albus blieb stur. Er würde als Sonnenblume dorthin gehen, Gabriellas Herz zurückerobern und alles wäre wieder gut. Es kümmerte ihn nicht, was die anderen dachten und er fand die Bedenken seines Freundes reichlich lächerlich.

„Du gehst doch auch als Zombie-Clown!” triumphierte Albus.

„Aber das ist gruselig. Eine Sonnenblume”, Scorpius zog an Albus' quietschgelbem Anzug , „ist nicht gruselig.”

„Mir egal.”

Scorpius seufzte. „Nichts, was ich sage, wird dich überzeugen, oder?”

„Ja! Meine Entscheidung ist gefallen”, bestätigte Albus.

Scorpius nickte nachdenklich. „Dann gehe ich aber als Kürbis.”

Albus starrte seinen Freund an. „Wieso zum...?”

„Wenn, dann machen wir uns gemeinsam zum Troll. Ich lasse dich doch nicht alleine den ganzen Spaß haben.”

Albus war gerührt, obwohl er es nicht zeigte. Er wusste, dass Scorpius viel Wert auf die Meinung anderer legte, sei es die der Mitschüler, der Lehrer oder seiner Familie, er war auf ihren Respekt angewiesen. Deswegen provozierte ihn Albus' Cousine Rose so sehr, die einfach alles, was er tat, kritisierte und ihm gnadenlos ihre Meinung sagte. Eines Tages, so sagte er immer, würde er auch sie dazu bringen, ihn zu mögen.

Dass Scorpius jetzt seinen makellosen Ruf aufs Spiel setzte, um seinem Freund beizustehen, bedeutete ebendiesem sehr viel.

„Danke”, sagte Albus und hielt Scorpius die Hand hin, „du bist der beste.”

Scorpius schlug ein. „Ich weiß, Kumpel.”
 

Genau das war der Plan.
 

Erst fassungslose Stille, dann schallendes Gelächter. Dadurch, dass Scorpius sich noch hatte umziehen müssen, waren sie beide etwas zu spät dran gewesen und jetzt zogen sie die gesamte Aufmerksamkeit auf sich, als sie die große Halle betraten.

Scorpius sagte gar nichts mehr, sondern blickte stolz und irgendwie trotzig in die Runde, versuchte so viel Würde zu wahren wie es als Kürbis nur möglich war.

Albus schluckte. Das hier war eine fatale Fehlentscheidung gewesen, er hätte dies niemals tun dürfen, es würde niemals funktionieren. Er machte sich lächerlich.

Dann fiel sein Blick auf die als Fwooper verkleidete Gabriella, die ihn verwundert anstarrte. Albus erinnerte sich an die Arbeit, die sie in dieses Kostüm gesteckt hatte, wie sie jede Feder einzeln bemalt und angeklebt hatte, bis sie am Ende zufrieden gewesen war.

Und ihm war auf der Stelle der Sinn hinter diesem verrückten Auftritt wieder bewusst, ihm war klar, was er zu tun hatte.

„Hallo, Leute”, brüllte er in seiner optimistischsten Stimmlage, „heute ist ein super Tag! Happy Halloween!” Seine Mitschüler lachten wieder, aber diesmal hatte er es so beabsichtigt.

Er zog den, auf der Stelle festgefrorenen, Scorpius zum Buffet, wo er ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte. „War doch gar nicht so schlimm”, meinte Albus. Scorpius blickte ihn ungläubig an.

„Das war ein Albtraum”, sagte er.

Albus lachte. „Entspann dich, Kumpel.” Er fühlte sich merkwürdig. Irgendwie locker, selbstsicher... positiv eben.

Scorpius verdrehte die Augen. „Jetzt geh schon zu deinem Schatz und klär das mit ihr. Ich komm schon klar.”

„Wirklich?”

„Geh!”

„Ist ja gut”, stimmte Albus hastig zu und wandte sich ab. Gabriella war in ihrem leuchtend bunten Kostüm auch in der großen Menge leicht zu erkennen. Zielstrebig hielt die Sonnenblume auf sie und ihre Freundin Rose zu, die neben ihr stand und sich mit ihr unterhielt.

Dort angekommen räusperte Albus sich einmal. Beide Mädchen wandten sich ihm zu. Rose lächelte wissend, Gabriella schien irritiert.

„Ich bin dann mal weg”, erklärte Rose und verschwand. In der Zwischenzeit hatte sich Gabriella gefangen und lächelte Albus auf eine Art und Weise an, die ihm irgendwie gezwungen schien.

„Kann ich mit dir reden?”

„Albus...”, es war ihr sichtlich unangenehm, „ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist.”

„Bitte.”

Gabriella sah sich nervös um, das Glas Kürbisbowle in ihrer Hand schwappte bedenklich, doch sie nickte.
 

„Hey!” Scorpius sah sich überrascht um und entdeckte Rose direkt neben ihm. Aus irgendeinem Grund fing sein Herz an, schneller zu schlagen. Aus einem ziemlich offensichtlichen Grund.

„Hey”, antwortete er. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte und das war vermutlich auch gut so, denn würde er etwas sagen, würde sie es wahrscheinlich sowieso auseinandernehmen.

Sie lächelte. Ihr Todesfee-Kostüm wirkte dadurch viel weniger gruselig.

„Ich wüsste zu gerne, was die beiden dort besprechen”, sagte Rose ungefragt und zog die Nase kraus. Scorpius beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Er hatte keine Ahnung, warum sie plötzlich seine Gesellschaft suchte.

In ihre Augen trat ein träumerischer Ausdruck. „Ich hoffe, die beiden vertragen sich. Sie sind so ein süßes Paar.”

„Du willst doch nur Recht behalten, mit deinem dämlichen Rat”, neckte Scorpius sie.

Es wirkte. Rose sah ihn empört an. „Der war nicht dämlich, du Kürbis.” Ihre Mundwinkel zuckten. „Wieso läufst du eigentlich so rum? Ich hatte eigentlich was cooleres von dir erwartet, Malfoy. Wie ein Zombie-Koch-Kostüm.”

Fast, dachte Scorpius, aber knapp daneben ist auch vorbei. „Ich bin die moralische Unterstützung für Mr. Sonnenschein dahinten. Irgendjemand muss ihm ja helfen”, sagte er stattdessen.

„Wirklich?” Rose sah ihn mit großen Augen an.

Er schnaubte. „Wieso sind eigentlich immer alle überrascht, wenn ich so was mache?”

„Ich finde es auf jeden Fall sehr süß.”

Diesmal war es Scorpius, der sie verwundert ansah.
 

„Ella, ich habe jetzt verstanden. Ich weiß, dass ich blöd und pessimistisch war, aber ich habe mich geändert. Ich bin ein neuer Mensch, ein positiver Mensch.” Zur Bekräftigung deutete Albus auf sein Kostüm.

Gabriella sah ihn zweifelnd an und schüttelte den Kopf. „Albus, kein Mensch kann sich von heute auf morgen so verändern. Mir bedeutet das sehr viel... Du bedeutest mir sehr viel, aber ich glaube nicht, dass wir zusammen bleiben können.”

Albus schloss die Augen. Gabriella nahm seine Hand, drückte sie und wollte sich abwenden, doch Albus ließ nicht los.

„Geh nicht, Ella”, er schüttelte den Kopf, „tu mir das nicht an. Nicht noch einmal.”

„Albus, es tut mir leid...”

„Wenn es dir leid tut, dann tu es nicht. Gib uns eine Chance.”

Er hob sein Kinn, ließ seinen Blick mit ihrem verschmelzen. „Ich liebe dich, Ella. Ich will dich nicht verlieren. Ich will weiterhin mit dir Blumenkränze flechten, Picknick machen, im Blätterregen tanzen und Schneeengel machen. Ich will das ganze Jahr an deiner Seite sein. Ganz egal, was ich dafür tun muss, für dich werde ich sogar ein anderer Mensch. Siehst du nicht, wie viel du mir bedeutest? Wenn du auch nur ansatzweise so fühlst, kannst du uns nicht noch eine Chance geben?”

Gabriella waren die Tränen in die Augen gestiegen und ihre Unterlippe zitterte. Im nächsten Moment nickte sie und Albus zog sie in seine Arme und hielt sie ganz fest.

Sie erwiderte die Umarmung mindestens ebenso fest und flüsterte in sein Ohr: „Ich habe Angst, Al. Die Zeit mit dir macht mich gleichzeitig glücklich und traurig. Das macht mich verrückt.”

„Nie wieder”, antwortete er, „das lasse ich nicht zu.” Er sah ihr Lächeln nicht, aber spürte es an seiner Schulter.
 

Rose erwiderte entschlossen seinen Blick. „Schau nicht so überrascht, Malfoy. Ich meine das ernst. Ich finde es toll, dass du so zu deinem Freund hältst. Selbst wenn du ein bescheuertes Kostüm anziehen musst.” Sie legte ihren Kopf schief, wartete auf seine Reaktion.

Er küsste sie.

Wahrscheinlich würde er es in weniger als drei Sekunden bereuen, aber er musste es einfach wagen. Nie würde er es sich verzeihen, wenn er es nicht jetzt ausprobierte.

Sein Verstand arbeitete bereits fieberhaft an einer Erklärung für diesen Kurzschluss und dennoch genoss er Kuss.

Und merkwürdigerweise schlug sie ihn nicht, stolperte nicht weg, sondern legte ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn ebenfalls. Als hätte sie nur darauf gewartet.

Was wohl völlig undenkbar war, oder? Aber hier standen sie. Der lebende Beweis für das Gegenteil.
 

„Ich...”, sagten Albus und Scorpius fast synchron, obwohl sie mehr als 20 Meter auseinanderstanden, in einem Versuch ihre Gefühle zu erklären, doch sowohl Gabriella als auch Rose legten ihnen eine Hand auf den Mund, um diesen Moment nicht zu zerstören.

Und irgendwo in seinem Hinterkopf fiel ihm die zweite Strophe seines Gedichtes für Alte Runen ein.
 

„Leiser wird die Hand, der Mund,

stiller die Gebärde.

Heimlich, wie auf Meeresgrund,

träumen Mensch und Erde.”
 

Wie passend, dachte er, als er die Augen schloss und sich ihre Lippen trafen. Und die Zeit in Hogwarts verlor sich im Fall der Blätter, aber die Welt drehte sich weiter und der Winter hielt Einzug.
 

Genau das war das Ende. Zumindest vorerst.

Wege trennen sich

Sirius Black weinte nicht. Nie. Unter keinen Umständen.

Er weinte nicht, wenn er fiel. Er weinte nicht, wenn ihm etwas wehtat. Er weinte nicht, wenn man ihm etwas wegnahm. Er hatte nicht einmal geweint, als er endgültig mit seiner Familie gebrochen hatte.

Vielleicht hatte er sogar gedacht, dass er nicht fähig war zu weinen.

Doch heute, in diesem zerstörten Haus, fühlte er sich eines besseren belehrt.

Er war tief gefallen und niemand konnte ihm aufhelfen.

Das Gefühl, dass sie sicher waren, niemand ihnen etwas tun würde, hatte sich innerhalb von Sekunden in Luft aufgelöst, jetzt wo er im Eingang zu ihrem Haus stand. Wie hatte er nur glauben können, ihnen würde nichts passieren?

Sein bester Freund. James lag zu seinen Füßen, reglos und teilnahmslos. Die Brille war durch den Fall und den Aufprall verrutscht, seine Haare waren verstrubbelt wie zu Lebzeiten. Das Gesicht starr vor Schreck im Augenblick seines Todes. Er hatte gewusst, dass sie verloren waren.

Sirius' ganzer Körper schmerzte, als er sich neben seinen besten Freund kniete, und seine Augen brannten. Er kniff sie fest zusammen, wollte die Tränen zurückhalten und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Es tut mir leid, Krone...” Der Spitzname schien so falsch, so lächerlich im Angesicht des Todes. „Es tut mir wirklich leid...”

Er erhob sich wieder und ging schweren Herzens weiter. Er musste auch ihre Leiche sehen. Man konnte ihn masochistisch nennen, aber er musste sie sehen, um ganz sicher zu sein. Sich ganz von seinem Versagen zu überzeugen.

Das einst so warme, gemütliche Haus schien jetzt kalt und abweisend, wie seine Besitzer. Langsam stieg Sirius die Treppe hoch. Er wusste, wo sie lag. Hagrid hatte es ihm erzählt.

Die Tür zum Kinderzimmer stand weit offen und er trat ein. Sie lag neben dem Kinderbett, das sie mit ihrem Leben beschützt hatte. Im Gegensatz zu James waren ihre Augen geschlossen, so dass es fast den Anschein hatte, sie würde nur schlafen. Doch das tat sie nicht. Sirius wusste das und wieder wurde ihm schmerzlich bewusst, wie viel er verloren hatte, was ihm genommen worden war.

Noch einmal bahnten sich die Tränen ihren Weg, doch er blinzelte sie weg. Er musste seinen Freunden mit Respekt begegnen, er durfte sich jetzt nicht gehen lassen. Als er Lilys Hand ergriff, fühlte er die Kälte, vor der er sich so gefürchtet hatte. Die Wärme hatte ihren Körper noch nicht ganz verlassen, doch bald würde nichts mehr daran erinnern, wie sich Lily Potter einmal bewegt und gelacht hatte.

Ihr Lächeln. James war diesem vollkommen verfallen gewesen. Er war so glücklich gewesen.

Sie waren so glücklich gewesen.

Was hatte er nur getan? Er hatte seinen besten Freund und seine Frau geopfert, weil er so von seinem Plan überzeugt gewesen war.

Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Er wusste, dass sie ihn ohnehin nicht hören konnte, doch er hatte das dringende Bedürfnis etwas zu sagen. Dennoch erschien ihm nichts, nicht einmal eine einfache Entschuldigung, als angemessen für seine Taten. Er -und nur er- war verantwortlich für ihren Tod.

Diese Erkenntnis überrollte ihn wie eine riesige Welle. Es gab kein Entkommen.

Mit derselben Heftigkeit kamen die Tränen zurück. Er konnte sie nicht zurückhalten. Nicht diesmal.

Blindlings stolperte er aus dem Zimmer und dorthin, wo er das Bad vermutete. Die Tränen kamen unaufhörlich, jetzt da sie ihren Weg gefunden hatte.

Er musste sich am Waschbecken abstützen, um nicht in sich zusammenzufallen. Sein ganzer Körper schüttelte sich und Träne um Träne fiel auf das Porzellan des Waschbeckens.

Durch seine tränenverschleierten Augen entdeckte er ein Bild. Es stand auf dem Badezimmerschränkchen und sein Rahmen war beklebt mit allerlei Glitzersternen und Blumen. Wahrscheinlich hatte Lily es zusammen mit Harry angefertigt. Auf dem Bild lächelte die junge Familie unglaublich glücklich. Es musste einer der letzten Tage gewesen sein, die sie hatten draußen sein dürfen.

Und in einem vollkommen irrationalen und urplötzlichen Anfall von Wut und Neid, dass diese Bilder von Lily und James sich noch bewegen durften und die echten diese Welt für immer verlassen hatten, warf er das Bild zu Boden. Er hörte das Zerbrechen des Glases und hielt inne. Wieder wurde ihm klar, was er tun musste. Es war keine Entscheidung, über die man lange nachdenken musste, es war eine instinktive. Er hatte sich schon immer mehr auf seinen Instinkt verlassen.

„Sirius?”

Er erkannte ihre Stimme und holte tief Luft. Wollte die Spuren der Tränen verschwinden lassen, doch so schnell ging das nicht.

Er drehte sich um und sah sie im Türrahmen stehen. Wahrscheinlich hatte sie das Geräusch des zerbrechenden Bilderrahmens auf ihn aufmerksam gemacht. Er hatte vollkommen vergessen, dass sie auch anwesend war. Dass auch sie heute Freunde verloren hatte. Im Gegensatz zu ihm versteckte sie ihre Tränen nicht. Sie liefen in einem stetigen Rhythmus über ihre Wangen.

Sie bückte sich, um das Bild aufzuheben, doch Sirius hielt sie zurück.

„Alex...nicht...”

Sie stoppte und umarmte ihn stattdessen. Auch er legte seine Arme um sie und drückte sie an sich. Ihre Tränen mehrten sich und sie schluchzte. „Furchtbar... Lily... und James...”

Er sagte nichts, hielt sie nur fest, bis sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte.

„Ich muss ihn finden.”

Sie wusste, was seine Worte bedeuteten, doch sie protestierte nicht. Vielleicht hatte sie keine Kraft mehr, doch wahrscheinlich war ihr bewusst, dass sie ihn nicht aufhalten konnte. Niemand konnte das mehr.

„Ich bin es ihnen schuldig.”

Auch hier hätte sie widersprochen, wenn es etwas genutzt hätte. Doch sie schwieg, klammerte sich an ihn für die letzten Augenblicke.

„Sie werden es verstehen, er verdient es.”

Jetzt schüttelte sie den Kopf. „Es hilft nichts, das Recht auf seiner Seite zu haben. Man muß auch mit der Justiz rechnen.” Ihre Stimme war leise und brüchig vom langen Weinen.

„Ich werde dich nicht wieder sehen.” Eine Feststellung, sie hatte seine Entscheidung akzeptiert.

Sirius sah in ihre Augen und entdeckte dort seinen eigenen Schmerz wieder.

„Ich liebe dich”, sagte er und ergriff ihre Hand. Doch sie zog sie zurück.

Wieder traten Tränen in ihre Augen.

„Nein, tust du nicht.”

„Doch.” Sirius fühlte sich ein wenig beleidigt, dass sie seine Liebeserklärung so einfach abtat.

Sie schüttelte den Kopf. „Nicht genug. Du würdest bleiben und es erklären, wenn du mich wirklich lieben würdest, aber du gehst lieber deinen eigenen Weg. Egal wie sehr du mich liebst, es ist nicht genug.

Sirius erwiderte nichts. Weibliche Logik war unfehlbar.

„Ich will nicht im Streit auseinandergehen, deshalb versuche ich nicht, dich aufzuhalten. Aber bitte, behaupte nicht, dass du mich lieben würdest.”

Sie wandte sich ab, bereit das Haus und ihn zu verlassen. Wieder hielt er sie zurück. Er zog sie an sich und küsste sie. Zum letzten Mal.

Er spürte ihre Tränen, die wieder heiß über ihre Wangen liefen, doch dennoch zögerte er das Ende des Kusses hinaus.

Schließlich löste sie sich, warf ihm einen letzten eindringlichen Blick zu, der besagte, dass dies die letzte Chance war.

Er rührte sich nicht. Sein Entschluss stand fest.

Dann war sie weg und er stand alleine in Lily und James' Badezimmer. Er bückte sich und hob das Bild auf. Jetzt tat es ihm leid, es vorhin hinuntergeworfen zu haben. Er war nicht ganz er selbst heute Nacht.

Er hatte bereits alles verloren und es spielte keine Rolle, was er jetzt tat. Und dennoch musste er es tun. Peter würde nicht davonkommen. Nicht in dieser Nacht.

Märchenstunde

Als Teddy den Weasleys gesagt hatte, dass sie sich keine Sorgen machen und den Tag genießen sollten, hatte er nicht damit gerechnet, dass er zwei Stunden später von Lily, Hugo und Lucy überfallen werden würde, während er nach Fred und James suchte.

Unter wildem Kriegsgeschrei hatten sie ihn auf die Couch gezerrt und waren nun fest entschlossen, sein Gesicht in bunten Farben anzumalen.

„Victoire?”, rief er vorsichtig. Seine Partnerin in Sachen Kinderhüten befand sich derzeit im zweiten Stock, um bei Dominique, Rose, Molly und Roxanne nach dem Rechten zu sehen.

Er seufzte. Eigentlich wollte er gar nicht, dass Victoire wieder runterkam. Sie würde ihm nur sagen, dass sie Recht gehabt hatte, und auf einer ihrer berühmten Pro-und-contra-Tafeln nachweisen, dass es keine gute Idee war, mit sieben, teils hyperaktiven Kindern, Verstecken zu spielen. Und sich dann noch dazu überreden lassen, seinen Zauberstab abzulegen, damit er keinen unfairen Vorteil hatte.

So saß er jetzt gefesselt auf der Couch und ließ die Prozedur über sich ergehen. Zu seinem Unglück (oder doch Glück?) hatte Victoire ein außergewöhnliches gutes Gehör, wenn es darum ging, dass sie Recht bekam. Deswegen tauchte auch kurz darauf Victoires blonder Haarschopf am Ende der Treppe auf und ihre blauen Augen strahlten ihn an.

„Ja, Teddy?”, fragte sie süßlich.

Er verdrehte die Augen. „Könntest du mir bitte helfen?”

„Warum kannst du dir denn nicht selbst helfen?”

Teddy biss sich auf die Lippe, doch Lily antwortete für ihn: „Er hat keinen Zauberstab mehr!”

Während Victoire ihr unwiderstehliches Lachen lachte, warf Teddy Lily einen bösen Blick zu, der die Sechsjährige leider nicht einschüchterte.

Als Victoire sich wieder eingekriegt hatte, zog sie fragend eine Augenbraue hoch.

„Was soll ich denn tun?”

„Mir meinen Zauberstab wiedergeben, wäre ein Anfang.”

„Hmm, ich weiß nicht, wer so doof ist, sich ihn abnehmen zu lassen, verdient es eigentlich gefesselt auf der Couch zu sitzen.”

„Victoire...”, knurrte Teddy.

Sie lachte noch einmal, warf ihre Haare zurück und schlenderte dann elegant und gemächlich ins Wohnzimmer.

Nur hatten die Knirpse auch damit gerechnet, dass die zweite Aufpasserin dem Gefangenen zu Hilfe kam. Als Victoire also den Torbogen durchschritt, gab es eine kleine Explosion und sie wurde in Finsternis gehüllt.

Teddy sprang auf, warf dabei Hugo zu Boden, strauchelte dann und landete selbst unsanft auf demselben.

Während Lucy und Lily ihn von ihrem Cousin herunterrollten, hörte das gesamte Haus einen wütenden Aufschrei. Victoire tauchte aus dem Peruanischen Instantfinsternispulver auf, schüttelte ihre jetzt kohlrabenschwarzen Haare und ballte die Hände zu Fäusten.

„JAMES SIRIUS POTTER!!! FRED WILLIAM WEASLEY!!! ES REICHT!”

Nichts rührte sich. Fred und James ahnten wohl, dass sie zu weit gegangen waren und sich lieber nicht mit der Löwin hätten anlegen sollen.

Doch Victoire lief gerade erst warm. Jetzt wandte sie sich Lily, Hugo und Lucy zu, die sofort erschrocken zurückwichen.

„IHR DREI, IHR MACHT IHN JETZT SOFORT LOS UND GEBT IHM SEINEN ZAUBERSTAB ZURÜCK.”

Die drei Kleinen nickten mit großen Augen und eilten an Teds Seite.

Victoires finsterer Blick wandte sich der Treppe zu. „IHR DA OBEN KOMMT JETZT RUNTER. UND ES IST MIR EGAL, DOMINIQUE, DASS DU AUCH HIER ZUHAUSE BIST, ICH WILL, DASS IHR ALLE HIER UNTEN SEID.”

Albus und Louis, die im Nebenzimmer Schach gespielt hatten, eilten herbei und unterzogen sich Victoires strenger Untersuchung. Als sie nichts fand, über das sie sich aufregen konnte, wandte sie sich wutschnaubend ab. Teddy war mittlerweile wieder auf den Beinen und streckte sich ausgiebig, da seine Gliedmaßen abgeschnürt gewesen waren.

„IHR!”

Teddy sah sich um und entdeckte James und Fred, die sich ins Esszimmer geschlichen hatten, um zu sehen, wie das Ergebnis ihres Streiches aussah. Jetzt hatten sie keine Chance mehr. Victoire hatte sie entdeckt.

Doch die war anscheinend so wütend, dass sie kein Wort mehr herausbekam. Mit bebenden Nasenflügeln verwies sie auf die Couch und schnappte nach Luft.

Schließlich hatten sich alle Sprösslinge der Weasley-Famile auf der Wohnzimmercouch und dem Wohnzimmerteppich versammelt und erwartete die große Gardinenpredigt ihrer Cousine.

Teddy sprang an Victoires Seite und berührte leicht ihre Schulter.

„Lässt du mich machen?”

Sie sah ihn irritiert an. „Damit du sie davonkommen lässt?”

Teddy schüttelte den Kopf. „Ich verspreche, das werden sie nicht, aber du kannst dich dann sauber machen.” Er deutete auf ihre eingerußte Kleidung.

Seufzend gab Victoire nach und ihre Wut verrauchte so schnell, wie sie gekommen war.

„Bin gleich wieder da”, sagte sie und warf James und Fred noch einen Blick zu, der sagte, dass sie sie beide beobachtete.

Teddy wandte sich den Weasleys/Potters zu.

„James, Fred, ich glaube, ihr wisst beide, dass euer Streich eine sehr schlechte Idee war. Aber wie soll man euch dafür bestrafen? Irgendwelche Ideen?”

Zuerst war alles still, dann meldete sich Lily: „Wir könnten sie festbinden und dann kitzeln.” Ihre Augen leuchteten bei dieser Vorstellung.

Teddy schüttelte den Kopf. „Nein, das bringt nicht den gewünschten Effekt. Sonst noch jemand?”

Jetzt hagelte es Vorschläge.

„Hausarrest?”, überlegte Rose.

„Gartenarbeit!” warf Lucy ein.

„Wir reiben sie auch mit dem Pulver ein”, hörte man Louis.

Doch Albus war von keinem dieser Vorschläge überzeugt. In seiner üblichen pessimistischen Einstellung stellte er verächtlich fest: „Die beiden schaffen es doch sowieso nicht aufs Streiche spielen zu verzichten.”

„Hey”, empörte sich James, „ich schaffe alles, wenn ich nur will.”

Teddy witterte eine Chance. „Wirklich? Habt ihr wirklich genug Willensstärke, um zwei Wochen aufs Streichespielen zu verzichten? Das kann ganz schön hart sein und ihr seid noch ganz schön klein.”

James und Fred warfen sich einen entschlossen Blick zu und verschränkten dann die Arme vor der Brust. „Natürlich können wir das schaffen. Nicht wahr, James?”, sagte Fred trotzig.

Teddy lachte insgeheim, doch er wahrte einen ernsthaften Gesichtsausdruck. „Wenn ihr euch da so sicher seid, wollt ihr dann wetten? Wenn ihr es schafft, dann kaufe ich euch allen einen Eisbecher in der Winkelgasse; wenn nicht, dann müsst ihr für immer mit den Streichen aufhören.”

Jetzt waren auch die anderen Kinder Feuer und Flamme. „Kommt schon”, rief Roxanne, „wir kriegen ein Eis!”

Fred und James grinsten sich an. Sie waren überzeugt davon, dass sie es leicht schaffen würden. „Einverstanden”, meinte James.

„Also ein Streiche-Fasten”, stellte Molly nüchtern fest.

Für einen Augenblick richteten sich alle Augen auf Molly, dann brach ein Tumult los.

„Was bedeutet „Fasten”?”

„Tut das weh?”

„Woher kommt das Wort?”

„Wieso kennt sie so ein Wort?”

„Schmeckt Fasten gut?”

Teddy schwirrte der Kopf bei den ganzen Fragen, die durch die Luft flogen, und er versuchte vergeblich für Ruhe zu sorgen.

Und wieder einmal erschien Victoire im richtigen Zeitpunkt und schaffte es mit Leichtigkeit für Ruhe zu sorgen. Allein durch ihr Eintreten verstummte die Hälfte der Anwesenden und der anderen Hälfte warf sie einen einzelnen Blick zu, der, im Gegensatz zu Teddys Blick, seine Wirkung zeigte, und für Grabesstille sorgte.

„Was ist hier los?”, verlangte sie zu wissen, während sie ihre blonden Haare ausbürstete.

Lucys Hand schnellte in die Höhe. Sie hatte sich sofort an Victoires Regeln gewöhnt.

„Ja? Lucy, kläre mich auf.”

Nachdem Lucy die ganze Geschichte erzählt hatte, wandte sich Victoire ungläubig an Teddy: „Das ist deine Bestrafung?”

Er lächelte gewinnend. „Ist doch genial.”

Victoire schien nicht überzeugt, hatte aber anscheinend auch keine Lust mehr, sich weiter damit auseinanderzusetzen.

„Was machen wir jetzt mit der Fasten-Geschichte?”

Teddy zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, weißt du woher es kommt?”

Victoire schüttelte den Kopf. „Hat irgendwas mit Religion zu tun.”

Beide schwiegen. Sie wussten, dass keiner von ihnen sonderlich religiös erzogen worden war, aber jetzt erschien es ihnen wie eine große Bildungslücke.

Victoire warf einen Blick auf die Meute zu ihren Füßen. „Sie werden sich nicht mit irgendeiner fadenscheinigen Ausrede zufriedengeben. Was machen wir jetzt?”

„Wir könnten Molly fragen”, schlug Teddy vor.

Victoire sah ihn strafend an. „Wir können nicht zugeben, dass wir keine Ahnung haben. Was wird dann aus unserer Autorität?”

Er hob abwehrend die Hände. „Ist ja gut, dann überlege ich mir eine Geschichte.”

Dieses Mal war ihr Blick zweifelnd. „Du glaubst, dass deine Märchen uns hier raushelfen können?”

Er hob eine Augenbraue. „Hast du so wenig Vertrauen in meine Geschichten?”, sagte er gespielt entrüstet. Victoire seufzte.

„Na gut, einen Versuch ist es wert. Aber mach keinen Unsinn, ja?”

Er hob feierlich eine Hand. „Würde ich nie wagen. Außerdem kenne ich eine tolle Geschichte zum Thema Fasten, wart's nur ab. Kinder, alle mal herhören!”

Während Teddy und Victoire diskutiert hatten, hatten die anderen Vermutungen angestellt, was dieses famose Fasten denn sein könnte und waren gerade eifrig dabei Wetten abzuschließen.

Jetzt wandten sich elf Augenpaare Teddy zu, der verkündete: „Wie wär‘s mit einem Märchen, um euch das Fasten zu erklären?”.

In diesem Moment war es den Kindern beinahe gleichgültig, wie ihnen das Fasten erklärt wurde, Hauptsache war, es geschah bald. Nur James maulte irgendwas über Märchen und keine Action. So setzten sie sich alle brav wieder hin und Victoire folgte ihnen kopfschüttelnd auf die Sofalehne, sich immer noch fragend, was zur Hölle Teddy vor hatte.

Doch als er anfing zu erzählen, schlich sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen und sie schüttelte beinahe unmerklich den Kopf.
 

Es war einmal vor langer Zeit in einem kleinen Dorf, abseits von allen großen Städten. In diesem Dorf lebten neben vielen Muggel auch zwei Hexen. Die eine war eine Meisterin der weißen Magie und die andere sehr bewandert in den schwarzen Künsten.
 

„Wie heißen die beiden Hexen?”, wollte Dominique wissen, die ihren Kopf auf James' Schulter gelegt hatte.

Teddy überlegte. „Was glaubt ihr denn?”

„Mabeline und Gruselinde”, schlug Louis vor.

Doch das passte Lily nicht in den Kram. „Das sind blöde Namen. Lieber Myriam und Soraya.”

Louis funkelte sie böse an. „Was genau ist jetzt blöd an meinen Namen?”

Aber bevor Lily antworten konnte, mischte sich Victoire ein: „Schluss jetzt. Das ist doch komplett egal. Sie heißen Esmeralda und Kiandra, klar?” Murrend gaben sich Lily und Louis geschlagen. Teddy fuhr achselzuckend fort.
 

Esmeralda und Kiandra akzeptierten einander und verbündeten sich das ein oder andere Mal, um das Dörfchen vor Feinden zu beschützen und die Zaubererwelt verborgen zu halten. Doch es kam, wie es kommen musste: Eines Tages kam ein großes Unglück über das Dorf und die Muggel begannen Esmeralda und Kiandra zu verdächtigen. Sie forderten, dass die Beiden das Dorf sofort verließen, obwohl diese alles taten, um das Ungeheuer von der Siedlung fern zu halten. Esmeralda war verzweifelt ob diesen Dilemmas, doch Kiandra war sofort der Meinung, dass es das Dorf dann nicht anders verdiente. Sie überzeugte, Esmeralda mit ihr das Dorf zu verlassen, und schließlich stimmte diese zu.
 

„Glaubt mir, diese Kiandra ist irgendwie böse”, ließ Albus verlauten, doch sofort zischten all seine Cousins und Cousinen, einschließlich Victoire: „Schhhhh...”
 

So packten sie ihre sieben Sachen und machten sich auf den Weg. Doch kaum hatten sie das Dorf hinter sich gelassen, erkannte Esmeralda, dass alles nur ein Trick gewesen war, um sie aus dem Dorf zu locken. Das Ungeheuer schien nämlich seine Herrin wiederzuerkennen und streckte ihr freudig die grünliche Schnauze entgegen.
 

„Hab ich's doch gesagt!”, triumphierte Albus. Victoire erhob sich drohend. „Kann er denn endlich mal mehr als drei Sätze sagen?”
 

Esmeralda wollte sofort zurück ins Dorf eilen, doch ein unsichtbares Feld hielt sie zurück. Kiandra lachte höhnisch und sagte, dass sie das Dorf nicht mehr retten könne. Außer...
 

Hier machte Teddy eine dramatische Pause und sofort jagte ein Aufschrei durch die Menge.

„Weitererzählen!”, verlangte Hugo aufgeregt.

Teddy lächelte zufrieden.
 

Außer sie selbst würde sich für das Dorf opfern und Kiandra alle ihre Zauberpralinen übergeben. Diese Zauberpralinen waren gefüllt mit einer speziellen goldenen, karamellartigen Flüssigkeit, die demjenigen, der sie aß, für kurze Zeit herausragende magische Fähigkeiten verlieh. Nur Esmeralda kannte das Rezept. Kiandra hatte mit einem Duell gerechnet, doch Esmeralda ergab sich sofort. Sie konnte nicht zulassen, dass den Dorfbewohnern etwas zustieß.
 

„So ein Dummkopf”, lachte James. „Wieso macht sie denn so was?”

„Du bist jetzt sofort still”, fauchte Victoire, „du hast wohl noch nie von Aufopferung gehört. Es war eine sehr noble Entscheidung.”

James zog sofort den Kopf ein. Er hatte wohl für einen Tag genug Ärger gehabt und aus irgendeinem Grund schien seiner Cousine seine Kritik an Esmeralda gegen den Strich zu gehen.
 

So nahm Kiandra Esmeralda selbstgefällig alle Pralinen ab und sperrte sie in einen hohen Turm im Wald. Sie ließ ihr einen Kessel dort und brachte ihr immer wieder Zutaten mit, damit sie nie ohne Pralinen war. Esmeralda aß nie eine einzige davon, um das Dorf zu beschützen, das sie nach und nach zu vergessen begann. Zudem hielt Kiandra jeden Zauberer und jede Hexe von dem Turm fern, der sich auch nur näherte.

Durch die Pralinen war sie unbesiegbar.

Und Esmeralda wäre auch sicherlich nie wieder aus ihrem Gefängnis entkommen, wenn nicht eines Tages ein junger Zauberer vorbeigekommen wäre, der seinen Unterricht verlassen hatte, weil er selbst sein Glück versuchen wollte, denn schließlich sollte niemand unglücklich sein. Er, dessen Name Brayden war, wusste, dass man der eingesperrten Hexe nur eine Praline bringen musste, um sie zu befreien. So schickte er seinen tapferen Helfer, den Kater Aurelian, los, um Kiandra eine der Pralinen zu stehlen. Sein Plan gelang, denn Kiandra merkte zu Anfang nichts, doch Brayden wusste nicht, dass Kiandra mit Argusaugen über ihren Vorrat wachte und irgendwann den Verlust bemerken musste.

So flog er mit seinem Besen hinauf zu einem Fenster des Turmes und spähte hinein. Esmeralda war alleine und rührte in ihrem Kessel und als sie aufsah und Brayden in die Augen blickte, erkannte er, dass er sich verliebt hatte.
 

Manche Kinder kicherten los, doch andere, darunter Dominique und Lucy sahen ziemlich verträumt aus.

„War Esmeralda denn so hübsch?”, wollte Hugo skeptisch wissen. Teddy sah Victoire an, dann antwortete er: „Ja, das war sie. Sie hatte wunderschöne, goldene Haare, azurblaue Augen und eine süße Stupsnase.”

„Also so wie ich?”, kicherte Dominique. Teddy lächelte. „Ja, so ähnlich, aber das war nicht der Grund, warum sich Brayden verliebte.”

„Nein?” Rose machte große Augen. „Wieso dann?”

„Als er sie ansah, sah er nicht nur auf ihre äußeren Werte, sondern es war die Art, wie sie ihn ansah. Als kenne sie ihn schon sehr, sehr lange. Es war ein stolzer und zugleich sanfter Blick, der gleichzeitig Liebe und Freundschaft ausdrücken konnte. Und da wusste er,”, Teddy stockte, als sein Blick wieder dem Victoires begegnete, „sie ist die Frau fürs Leben.”

„Ist ja gut”, maulte James ungeduldig. „Wir haben es kapiert. Voll romantisch und so. Wie geht die Geschichte denn jetzt aus?”

Teddy räusperte sich. „Ja, also...”
 

Esmeralda eilte zum Fenster, um Brayden zu zeigen, dass es mit einem Bann belegt war. Doch Brayden konnte nichts mehr aufhalten. Die Liebe überwindet schließlich alle Hindernisse. Er landete im Turm und schloss Esmeralda in seine Arme. Auch sie schien sich zu freuen, dass er sie retten kam.

Doch gerade als sie wieder auf den Besen stiegen, um aus dem Turm zu fliegen, stürmte Kiandra in das Turmzimmer und zerstörte den Besen. Sie wütete und schickte einen Zauber nach dem anderen in Richtung der Beiden.

Brayden zog Esmeralda an der Hand zum Fenster, sprang auf den Fensterrahmen und zauberte sich eine Liane in die Hand. Die andere um Esmeraldas Hüfte geschlungen, schwang er sich schließlich aus dem Turm. Unten angekommen versiegelten sie sämtliche Eingänge des Turms mit den mächtigsten Zaubern, die sie kannten, damit Kiandra nicht mehr entkommen konnte. Und das ist das Ende der Geschichte.
 

„Siehst du, James? Da hast du sogar deine Action am Ende”, verwies Teddy. Jetzt war Victoire an der Reihe: „Seht ihr, Kinder, wenn ihr auf etwas verzichtet, das ihr wirklich gern habt und braucht, entweder um euch selbst vor eine Aufgabe zu stellen oder um anderen zu helfen, dann ist das eine gute Tat und eben auch Fasten.”

Teddy schielte zu Molly, doch die schien mit dieser Erklärung auch zufrieden. Doch Roxanne fragte: „Und was wird aus Esmeralda und Brayden? Leben sie nicht glücklich bis ans Ende ihrer Tage?” Wieder einmal wandte sich Teddy an Victoire: „Ich weiß es nicht, aber wenn sie ihn auch liebt?”

Victoire lächelte und sie wuschelte Roxanne durch die Haare. „Ich bin sicher, die beiden werden glücklich miteinander.” In diesem Moment öffnete sich die Haustür und sämtliche Kinder stürmten zum Hauseingang, um ihre Eltern zu begrüßen.

Teddy sah ihnen lächelnd hinterher.

Mit einem Mal stand Victoire ganz nahe bei ihm. Sie hatte eine Augenbraue hochgezogen und lächelte ihn verschmitzt an. „Brayden, eh?”

Er grinste. „Ich hatte schon immer eine Schwäche für diesen Namen.”

„Du weißt aber, dass die Wirklichkeit ein bisschen anders abgelaufen ist?”

„Ich erinnere mich undeutlich an ein Karamell-Pralinen-Verbot von deiner „Freundin” Monica, damit ihr in irgendwelche Kleider passt, die darauf folgende depressive Phase, weil jemand im Unterzucker war und daran, dass ich Zauberkunst geschwänzt habe, um mich durch einen Schneesturm nach Hogsmeade zu schleichen, damit eine Freundin bessere Laune bekommt.”

„Sei doch nicht immer so dramatisch. Es war Mitte Juni, es gab keinen Schneesturm.” Victoire musste trotzdem lachen. Dann schlagartig wieder todernst, fügte sie hinzu: „Vielleicht kann das Ende doch wie im Märchen sein.”

Er küsste sie.
 

Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Erster Schultag

Es war ein Samstag, als Neville nach Hogwarts zurückkehrte. Wie merkwürdig es sich nach all den Jahren anfühlte, in den Hogwarts-Express einzusteigen. Neville meinte, wieder der kleine Erstklässler zu sein, der neugierig und ehrfurchtsvoll alles und jeden betrachtete. Er spürte die Vorfreude, die in seinem Bauch kribbelte, die freudige Erregung, an den Ort zu fahren, an dem mehr Magie war als an jedem anderen. Schmunzelnd ertappte er sich dabei, wie er den Bahnhof nach bekannten Gesichtern absuchte. Fast erwartete er, dass seine Großmutter auftauchte und ihm sagte, er solle sich mehr anstrengen dieses Jahr.

„Du schreibst mir, ja?, sagte Hannah und fasste seine Hände, „jede Woche.

„Wenn ich es schaffe, jeden Tag, Bienchen”, erwiderte Neville mit hinter dem Rücken gekreuzten Fingern und gab ihr einen kurzen Kuss.

Der Zug pfiff, Neville wuschelte seiner kleinen Tochter durchs Haar und küsste seine Frau ein letztes Mal, bevor er von ihr in den Wagon gescheucht wurde.
 

*
 

Neville seufzte. Er hatte geahnt, dass es schwieriger sein würde, Lehrer zu sein als Schüler. Er war gerade seit einer halben Stunde an Bord des Hogwarts-Express' und hatte bereits vier Schülern gefährliche Gegenstände oder Substanzen abgenommen. Weasleys zauberhafte Zauberscherze hatten auch in den letzten Jahren nicht an Beliebtheit eingebüßt, eher das Gegenteil war der Fall. Hinzu kam, dass er die älteren Schüler erst davon überzeugen musste, dass er wirklich ein Lehrer war und die Berechtigung dazu hatte, ihnen ihr „Eigentum” abzunehmen. Es würde eine lange Fahrt werden.

Als sie Hogwarts endlich erreichten, hätte sich Neville gleich auf der Stelle schlafen legen können. Doch dies war nicht möglich. Zum einen da er noch die Eröffnungsfeier über sich ergehen lassen musste, zum anderen da ihn seine Gedanken ohnehin wachhalten würden.

Das Tor Eingangshalle stand weit offen, um die älteren Schüler einzulassen. Sie strömten an ihm vorbei, munter plappernd und schwatzend, während er stehen blieb und es zuließ, dass Erinnerungen ihn überwältigten. Bilder von heute vermischten sich mit denen von damals, die auf ewig in sein Gedächtnis gebrannt waren. Vorbeieilende Schüler verschwammen zu Todessern und Ordensmitgliedern, die sich einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod lieferten. Die letzten Strahlen, die die Sonne auf das Schulgelände warf, glichen den Lichtblitzen von Flüchen, die ihn nur knapp verfehlten. Und der angenehme Klang des Durcheinanders aus entspannten Kinderstimmen schien zu den Schreien Verwundeter und den Wehklagen Hinterbliebener verzerrt. Er war wieder 17 und musste um seine Freiheit, seine Freunde und sein eigenes Leben kämpfen. Er durfte nicht aufgeben, nicht auf die anderen Geräusche hören, musste sich nur auf sein Ziel konzentrieren, für das sie alle kämpften: eine bessere Zukunft. Das Gefühl wurde übermächtig. Er stolperte ein paar Schritte zurück und stieß mit einer Zweitklässlerin zusammen. Ihrem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass er furchtbar aussehen musste. Er bemühte sich um Fassung, lächelte ihr (hoffentlich) beruhigend zu und sie zog mit ihren Freundinnen weiter. Neville atmete tief ein und aus. So konnte sein erster Tag als Lehrer nicht weitergehen. Erst hassten ihn seine Schüler, weil er zu streng war, jetzt hatten sie Angst vor ihm und dachten, er sei verrückt. Wieder einmal spürte er den Zorn, der seit der Großen Schlacht von Zeit zu Zeit in ihm tobte. Wie hatten Voldemort und seine Anhänger es wagen können, nicht nur Familien zu zerstören, sondern auch die Erinnerungen der Überlebenden? Er wusste, dass nur wenige seiner ehemaligen Gefährten ihr letztes Jahr in Hogwarts abgeschlossen hatten. Man hatte es ihnen nicht übel genommen. Zu viele schreckliche Erinnerungen waren nun mit dem einst geliebten Schloss verbunden und, obwohl man dem Vorhof nicht mehr ansah, wie zerstört er gewesen war, konnte Neville es nicht verhindern, dass die Erinnerungen ihn überkamen. Sie würden für immer Teil von ihm sein und er hasste es. Sie machten es ihm sogar unmöglich, ein ganz normales Lehrerleben in Hogwarts anzufangen.

Er zog seinen Koffer Richtung Gewächshäuser, weg von den Schülermassen, die bereits zur Großen Halle wanderten. Der kurze Spaziergang über das Gelände von Hogwarts hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er dachte an Hannah und ihre gemeinsame Tochter und an das Glück, das er in den letzten Jahren erfahren hatte. Er dachte an seine verzweifelte Arbeitsuche und an die rettende Idee von Hannah, er solle doch Kräuterkunde unterrichten. Er dachte an das Gespräch mit Professor McGonagall, die ihm versprach, er könne an Wochenenden zu seiner Familie reisen und ihm auftrug, sie, nun da sie Kollegen seien, Minerva (nur falls du dich fragst, ich glaube, sie will, dass er sich zuhause fühlt zu nennen. Und er dachte an die Vorfreude, die er noch heute Morgen verspürt hatte, endlich wieder zum Schloss seiner Schulzeit zurückkehren zu dürfen. Und er fasste den Entschluss, wenigstens diesen einen Tag nicht mehr an damals zu denken.

Schließlich erreichte er das Nebengebäude der Gewächshäuser, das die Unterkunft für die Kräuterkunde-Lehrer von Hogwarts darstellte, bis dato Professor Sprout gehört hatte und nun von ihm eingenommen werden würde.

Er betrat das Büro mit einer Mischung aus Neugier und mulmigen Gefühl im Bauch und war überrascht, als er dort seine Vorgängerin auffand. Er hatte damit gerechnet, dass Professor Sprout die Schule bereits verlassen haben würde, wenn er dort anfing. Der Höflichkeit halber klopfte er an der halb offen stehenden Tür, als er eintrat. Sie war offensichtlich gerade dabei, ihre letzten persönlichen Gegenstände einzupacken und lächelte, als sie ihn erblickte. „Mr. Longbottom.”

Neville nickte lächelnd. Es war erschreckend zu sehen, wie sehr sie gealtert war in den wenigen Jahren, die er sie nicht gesehen hatte. Sie war nicht mehr die Hexe, die mit aller Kraft und den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Todesser gekämpft hatte, sondern eine Frau, die ganz augenscheinliche bereit für ihren Ruhestand war. „Schön Sie wieder zu sehen, Professor”, sagte er. „Ich freue mich ebenso, Mr. Longbottom. Und das nicht nur, weil Sie mich hier endlich ablösen.”

In stummem Einverständnis machten sie sich nun beide daran, ihre Besitztümer aus dem Raum zu entfernen bzw. den Raum neu einzurichten. Neville hängte seine neuen Umhänge in den Schrank, stellte Bilder von Hannah und seiner Tochter auf seinen Schreibtisch und verzierte die Wand mit einem Malzauber, den Luna ihm zu seinem 20. Geburtstag entwickelt und geschenkt hatte, Sofort waren die Abbilder verschiedenster Blumen und Pflanzen auf der Wand zu sehen, die sich je nach Jahreszeit ändern würden. Als er fertig war, bemerkte er, dass Professor Sprout ihn beobachtete und offensichtlich auf ihn wartete.

„Sollen wir gemeinsam zum Schloss gehen?”, fragte sie. „Es wäre mir eine Ehre”, antwortete er.

Auf dem Weg zum Schloss führten sie belanglosen Smalltalk über ihren gemeinsame Leidenschaft, bis sie beide in ein Schweigen verfielen. Und noch während Neville überlegte, wie er dieses Schweigen brechen konnte, stellte Professor Sprout eine Frage, mit der er nicht gerechnet hatte.

„Warum sind Sie zurückgekommen, Mr. Longbottom?” Er sah sie verwundert von der Seite an. „Warum interessiert Sie das?” Im nächsten Moment bemerkte er, wie unhöflich das klang, und schnell fügte er hinzu: „Ich war immer gut in Kräuterkunde, denke ich. Da lag es nahe-”

Sie unterbrach ihn. „Nein, tat es nicht. Sie hätten auch in die Forschung gehen können oder ins Ministerium, die brauchen immer Experten in Sachen Kräuterkunde. Wieso diese Schule? Sie schienen mir nie sonderlich an der Ausbildung von Kindern interessiert.” Als er wieder einmal schwieg, diesmal weil ihm die Antwort selbst nicht einfiel, fuhr sie fort: „Hinzu kommen all diese düsteren Erinnerungen. Alles hier muss Sie doch an diese Schlacht erinnern.” Er öffnete den Mund, um ihr zu antworten, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Leugnen Sie es nicht. Ich weiß, wie viele ihren Schulabschluss nie gemacht haben. Ich weiß, wie sehr das ihre Generation beeinflusst hat. Denn uns Lehrern ging es nicht anders. Warum also?”

Diesmal ließ sie ihn antworten. „Aber darum geht es ja! Wie können wir zulassen, dass uns eine Gruppe von Wahnsinnigen und einige wenige unangenehme Erinnerungen uns daran hindern, zu dem Schloss unserer Kindheit zurückzukehren? Es sind doch so viele schöne Momente, damit verbunden”, protestierte er.

Professor Sprout beobachtete ihn aufmerksam. „Das heißt, Sie kommen aus Trotz wieder hierher? Um den anderen zu zeigen, dass sie nicht über Ihr Leben bestimmen können?”

Neville runzelte die Stirn. Irgendwas schien merkwürdig an diesem Satz, irgendwas widersprach seinem Innersten. Das war nicht ganz der Grund, wieso er wiedergekommen war. „Nein...”, fing er an, doch dann wusste er nicht weiter.

Professor Sprout lächelte wissend und sagte nur: „Ich denke, Sie kennen die richtige Antwort, Mr. Longbottom”, und so gingen sie weiter, bis sie die Große Halle erreichten. Und als er die Schüler sah, die so unbefangen an ihren Tischen saßen, lärmten und sogar hier und da hin und her huschten, fiel ihm die Antwort ein. „Ich will sie beschützen”, murmelte er, „ihnen eine genauso schöne Schulzeit geben, wie sie mir gegeben wurde. Und wenn möglich, eine bessere. Sie sollen dieses Schloss immer als einen Ort des Friedens, der Freundschaft und der Zukunft kennen lernen. Vielleicht ist es für mich zu spät, aber für dieses Schüler hier nicht.”

Und noch während er dies sagte, wusste er, dass es genau das gewesen war, was ihn für diesen Job begeistert hatte. Dass er sich mit Kräuterkunde beschäftigen konnte, war vielleicht ein netter Nebeneffekt, aber in Wirklichkeit wollte er schöne Erinnerungen schaffen.

Professor Sprout lächelte weiterhin vor sich. Sie setzten sich an den Lehrertisch und Neville hatte dabei ein sehr bekanntes Gefühl dabei. Er war stolz an diesem Tisch sitzen zu dürfen, freute sich auf den Unterricht und fühlte sich wunderbar aufgehoben. Es war fast wie zu seiner Schulzeit.

Er beugte sich zu seiner ehemaligen Lehrerin und sagte: „Danke.”

Pomona Sprout spürte, dass ihre letzte Aufgabe in Hogwarts beendet war und ihre Zeit hier zu einem Ende kam. Es war eine gute Zeit gewesen und sie übergab ihre Aufgabe, die Aufgabe eines jeden Lehrers, in fähige Hände. „Sie werden ein fantastischer Lehrer sein, Professor Longbottom, da bin ich mir sicher.” Neville lächelte, während sie hinzufügte: „Und richten Sie meine Grüße der lieben Mrs. Longbottom aus. Sie war stets eine zauberhafte Schülerin.” Neville nickte nur noch, denn in diesem Moment erhob sich Professor McGonagall für die alljährliche Ansprache. Und als sie Neville später am Abend bedeutete, sich zu erheben und den Schülern vorzustellen, da ahnte er, dass es mit dem kommenden Montag auch für ihn jede Menge neue und schöne Erinnerungen geben würde.

Limonade

„Sie dürfen gleich rein“, informierte ihn die freundliche Medihexe, doch Remus Lupin nickte nur geistesabwesend und starrte weiterhin aus dem Fenster. Es war ein wunderschöner Wintertag mit bedingungslos blauem Himmel und einer erbarmungslos hellen Sonne, die eigentlich wunderbar auf dem Schnee glitzern könnte, doch hier in London gab es keinen. Das Wetter passte auch gar nicht zu Remus’ Laune, viel lieber hätte er Blitze gesehen, die über einen sturmgrauen Himmel zuckten.

Stattdessen ließ er seinen Kopf gegen die eiskalte Fensterscheibe sinken und den Blumenstrauß in seiner Hand sinken. Er hatte Angst. Angst, vor dem, was er gleich sehen würde. Angst, ihre Veränderung zu sehen. Angst, sie für immer verloren zu haben.

Es war sein erster Besuch seit ... dem Vorfall. Er hatte sorgfältig darauf geachtet, dass ihr Sohn und die Schwiegermutter vor ihm gegangen waren, dann erst hatte er sich nach oben getraut.

Als die freundliche Medihexe sanft am Arm berührte, bemerkte er, dass es Zeit war. Er nahm seinen Mut zusammen und trat in das Zimmer ein. Noch bevor er sie sah, hörte er ihre Stimme, sie sang ein altes Schlaflied mit ihrer hohen, fast kindlichen Stimme und sein Herz zog sich in seiner Brust zusammen.

Sie saß auf ihrem Bett, summte munter vor sich hin und quetschte Zitronen aus und für einen Moment konnte Remus glauben, dass alles beim Alten geblieben war.

„Alice“, krächzte er und sie sah auf.

Als er in ihre braunen Augen sah, erkannte er zwei Dinge:

Sie war nicht mehr dieselbe Alice, die mit ihm zur Schule gegangen war, denn der Ausdruck in ihren Augen war stumpf und kalt, nicht mehr warm und liebevoll. Nie mehr.

Zum anderen liebte er sie immer noch. Weder ihre Hochzeit noch die Geburt ihres Sohnes hatten ihn davon abbringen können, also schaffte es eine Bellatrix Lestrange erst recht nicht.

Er schluckte und streckte die Blumen aus. Mit einem Mal kam ihm ihr Aroma viel zu intensiv vor, doch es waren Pfingstrosen, ihre Lieblingsblumen.

Alice jedoch sah wieder weg und widmete sich ihren Zitronen. Die Medihexe lächelte mitleidig und nahm ihm die Blumen aus der Hand.

Remus gab jedoch nicht auf und setzte sich vorsichtig zu ihr auf die Bettkante. „Was machst du da?“, fragte er, erwartete jedoch keine Antwort.

Er bekam auch keine, dennoch konnte er sich denken, dass sie gerade Limonade herstellte. Eine Weile beobachtete er sie stumm, atmete einfach ihren Geruch ein, der sich nicht verändert hatte, und war seltsamerweise glücklich bei ihr zu sein.

Als er anfing zu erzählen, wusste er nicht, warum er es tat und was genau er erzählte. Seine Worte kamen wie ein Wasserfall und hörten nicht mehr auf zu sprudeln.

Es wurde Mittag, bis er beschloss, dass er nun gehen sollte. Er erhob sich, nahm seine Jacke und zögerte. Dann überwand er seine Angst vor der Zurückweisung und legte eine Hand auf ihren Arm. Alice erstarrte bei der ungewohnten Berührung und sah ihn mit den leeren, braunen Augen an. Für einen Moment dachte Remus’ ein Lächeln auf ihren Lippen gesehen zu haben, doch dann wandte sie sich wieder ab, um ihre Limonade umzufüllen. Er schluckte die Enttäuschung hinunter und wandte sich zum Gehen.

Jemand hielt ihn fest. Alice hielt ihn fest. Und sie hielt ihm ein Glas Limonade entgegen, mit dem Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht. „Für dich“, sagte sie, „probiere einmal!“

Remus’ nickte heftig und nahm die Limonade dankbar an. Sie war sehr sauer und enthielt äußerst viel Kohlensäure, so dass sie auf seiner Zunge prickelte, doch Remus trank alles aus. Der Klang ihrer Stimme hatte ihn wieder einmal entsetzt. So tonlos war sie geworden, doch er freute sich, dass sie mit ihm gesprochen hatte.

Das Gefühl der drückenden Trauer auf seinem Brustkorb wurde leichter und leichter, während er die Gänge entlang zum Ausgang schritt. Vielleicht würde doch noch alles gut werden.

Zeit für uns

„Rose, sag mir doch, was ich tun soll“, seufzte Albus und sah seine Cousine an, die, ihn immer noch ignorierend, auf dem Sofa saß. „Ich will nicht reden“, antwortete Rose, den Blick fest auf ihre Knie gerichtet, die sie an den Körper gezogen hatte.

„Gabriella hat gesagt, du brauchst Hilfe. Hier bin ich! Lass mich dir helfen“, Albus kam sich reichlich lächerlich vor, als er die Arme ausbreitete, um seine Cousine zu umarmen. Abwehrend hob diese die Hände. „Lass mich in Ruhe, Albus. Ich will nicht reden“, sagte sie noch einmal. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Und sag Ella, sie soll gefälligst den Zauberstab flach halten!“

Gabriella Longbottom war sowohl Roses beste Freundin als auch Albus’ langjährige feste Freundin, die sich natürlich nicht enthalten konnte.

„Komm schon“, murmelte Albus leise und stupste sie vorsichtig an. „Wer ist der Idiot?“

„Das willst du gar nicht wissen“, sagte Rose, „verdammt, Albus, lass mich einfach alleine.“

Energisch schüttelte Albus den Kopf. „Kommt gar nicht in Frage! Komm schon, Rose, ich weiß, was dir helfen wird.“ Er lächelte wissend, als seine beste Freundin ihn fragend ansah.
 

***
 

„Es ist verflucht kalt hier“, schimpfte Rose und schlang ihre Arme noch enger um ihren Körper, während sie durch den Wald stapften. „Ich will meinen Zauberstab wieder, Albus!“

„Nein!“, war die bestimmte Antwort ihres Cousins, der kurz anhielt, um seinen Pulli auszuziehen. „Zieh das drüber! Wir sind gleich da!“

Rose verdrehte die Augen, zog sich jedoch schnell den Pulli über und folgte ihrem Cousin. Sie mochte es nicht in diesem ruhigen und besinnlichen Wald. Die Ruhe sorgte nur dafür, dass sie noch intensiver über gestern nachdenken konnte, obwohl sie eigentlich nur vergessen wollte. Wie sie ihn gefragt hatte und er nur gelacht hatte. Er hatte sie und ihre Gefühle nie ernst genommen. Und trotzdem...

„Tada!“, verkündete Albus, „da sind wir!“ Sie hatten auf einer Lichtung angehalten und Albus machte sich daran, eine blaue Plane aus seinem Rucksack zu holen. Und jede Menge Metallstangen...

Mit einem Mal hatte Rose einen furchtbaren Gedanken. „Albus“, begann sie vorsichtig, „wir wollen doch nicht etwa zelten?“ Strahlend richtete sich der Angesprochene wieder auf. „Ganz genau. Das ist toll, man ist ganz mit sich und der Natur im Reinen.“

„Aber... aber seit wann?“, wollte Rose wissen. Sie hatte nicht gewusst, dass ihr Cousin eine Begeisterung für Natur entwickelt hatte.

„Gabriella hat mich mitgenommen. Letztes Jahr mit ihrer Familie, die machen das jedes Jahr.“ Als Albus auch noch begann das Zelt von Hand aufzubauen, war Rose einer Ohnmacht nahe. „Keine Zauberstäbe“, murmelte sie schwach und hatte das dringende Bedürfnis sich zu setzen. „Ja“, erwiderte Albus, „so einmal im Jahr einen Tag ohne Zauberstab, zeigt dir sofort, wie angenehm dein Leben sein kann. Und am Ende bist du auch noch stolz auf dich, weil du etwas ganz ohne Magie geschafft hast.“ Rose hob skeptisch die Augenbrauen. „Na, komm, Rose, es wird dir gefallen, ich muss es doch wissen.“ Die Augenbrauen verschwanden unter Roses Pony. „Mir hat’s letztendlich doch auch gefallen.“ Seufzend gab Rose nach und begann nach Albus’ Anweisungen das Zelt zusammenzubauen. Er hatte schließlich recht, schon immer hatten sie alles immer gemeinsam gemacht und wussten genau, was der andere mochte und was nicht. Vielleicht waren sie sich auch einfach nur zu ähnlich.

Und er würde auch diesmal Recht behalten. Nach einer knappen Stunde mit gebrüllten Anweisungen viel Gelächter stand ihr Zelt endlich. „Sieht toll aus“, schwärmte Rose mit geröteten Wangen und fühlte sich einfach nur glücklich. Ihr war auch nicht mehr kalt.

„Wir hätten schon viel früher fertig sein können“, neckte Albus sie, „aber das Zelt musste ja perfekt sein.“ Rose erwiderte nichts, sondern warf ihm nur einen vernichtenden Blick zu, wusste sie doch, dass er genauso ein Perfektionist wie sie war. Stattdessen öffnete sie den Eingang zum Zelt und kroch hinein. Wie zu erwarten war das Zelt genauso groß, wie es von außen aussah, vermutlich sogar noch ein wenig kleiner. Albus folgte ihr und grinste: „Wusste doch, dass du nur ein wenig Ablenkung brauchst.“ Noch ehe die Worte vollständig seine Lippen verlassen hatten, bereute er sie schon wieder. Fast augenblicklich legte sich der Schleier der Traurigkeit, der schon den ganzen Weg in den Wald über da gewesen war wieder über Roses braune Augen.

Rose nickte und wandte sich ab. Albus stolperte ihr hinterher. „Warte, Rose, es tut mir leid.“ „Tut es, ja?“ Ihr Blick war so zornig, dass er ihn zurückschrecken ließ. „Bist du dir sicher, dass es dir nicht einfach nur Spaß macht, mich daran zu erinnern, dass der Junge, den ich mag, den ich seit unserer Kindheit verehre, mich einfach nur benutzt hat?“

Völlig verblüfft starrte Albus seine wütende beste Freundin an. Dieser Vorwurf war einfach ... absurd. Wie kam Rose darauf? „Ich weiß doch noch nicht einmal, was passiert ist, Rose, und ich will dich sicher nicht ärgern“, argumentierte er logisch, doch Rose hörte ihm nicht mehr zu. „Ich hätte niemals mitkommen dürfen, wie soll ich ihn denn jemals vergessen, wenn ich mich mit dir abgebe?“, fauchte sie. „Gib mir meinen Zauberstab, Albus, jetzt sofort! Ich gehe!“

Ohne Widerworte begann Albus seinen Rucksack zu durchsuchen. „Gut, dass du es sagst“, murmelte er, „den wollte ich dir schon lange geben.“

Er zog einen Zauberstab aus der Tasche und überreichte ihn Rose. Die starrte ihn entsetzt an. Das war nicht ihr Zauberstab, aber sie bezweifelte auch stark, dass dieser „Zauberstab“ irgendjemandem gehörte. Er war aus durchsichtigem Glas angefertigt, sodass man ohne Probleme in sein Inneres sehen konnte. Er musste mit einer bestimmten Flüssigkeit gefüllt sein, denn wenn man ihn drehte und wendete, bewegten sich unzählige Glitzerpartikel, Herzchen und Sternchen mit. Eine Weile betrachtete Rose diesen Vorgang fasziniert, bis sie merkte, dass Albus sie zufrieden beobachtete. „Was soll das, Albus? Ich bin kein kleines Kind mehr, das man mit einem Spielzeug beruhigen kann. Ich bin 21 Jahre alt!“, fragte sie wütend und wollte ihm seinen „Muggelzauberstab“ am liebsten vor die Füße pfeffern, doch sie tat es trotzdem nicht.

„Ich wusste, dass er dir gefällt. Er ist blau, das ist deine Lieblingsfarbe.“

Noch einmal betrachtete Rose, die verschiedenen Blautöne, die ineinander verliefen, und unter denen tatsächlich ihre Lieblingsfarbe dabei war. Hier und da blitzte es auf.

Ein ganz helles Blau. So hell, dass es schon fast wieder grau war.

Und sie erkannte, dass sie sich falsch verhalten hatte. Albus konnte nichts dafür, er war ihr bester Freund. Er wollte ihr nicht wehtun, er wollte ihr helfen.

Hilflos ließ sie ihre Arme sinken und konnte ihm nicht in die Augen sehen, als sie sagte: „Es war James.“

Wenn Albus nicht sofort verstand, worum es ging, dann begriff er es wirklich schnell, denn als Rose vorsichtig durch den Vorhang aus roten Haaren zu ihm aufsah, waren seine Lippen fest aufeinander gepresst und seine Augen zu Schlitzen verengt.

„Halt mich fest“, presste er hervor. „Was?“, fragte Rose überrascht. „Halt mich fest, sonst gehe ich weg und duelliere mich mit ihm. Das wäre dann schlecht, weil ich grad keinen Zauberstab habe, und du dann alleine wärst.“ Obwohl Rose lachen wollte, umarmte sie ihren besten Freund und war unendlich erleichtert, dass er auf ihrer Seite war. Natürlich hätte sie das vorher ahnen können, aber dennoch war es eine Erleichterung.

„Danke“, flüsterte sie in seine Kapuze, „dass du dich mit ihm duellieren willst.“ Albus nickte grimmig und merkte, wie etwas Nasses seinen Nacken benetzte.

Rose weinte.

Wegen ihre unerwiderte Liebe.

Wegen des absolut peinlichsten Erlebnisses.

Und wegen ihre wunderbare Freundschaft.

Sie wären höchstwahrscheinlich noch eine ganze Weile so dagesessen, wenn nicht mit einem Mal ein lautes „Hey!“ beide aus der Starre gerissen hätte. „Albus? Rose? Ich hoffe, ihr seid da drin, sonst wird das ganze peinlich für mich.“

Und noch während Rose genervt aufstöhnte und Albus zum Eingang krabbelte, steckte Scorpius Malfoy seinen Kopf hinein. Seine blonden Haare waren nass, was wohl daran lag, dass es draußen zu regnen begonnen hatte, wie Rose jetzt bemerkte. Stetig und immer schneller fielen die Tropfen auf das Zelt.

„Merlin sei Dank, da seid ihr ja“, grinste er, „Gabriella hat nicht genau gesagt, wo ihr hin seid. Kann ich reinkommen? Es schüttet hier draußen langsam.“

Rose und Albus sahen sich an. „Was hast du zu bieten, Scorp? Irgendwas Gutes?“, fragte Albus. Scorpius lachte. „Wenn ihr heute Abend nicht verhungern wollte, würde ich mich reinlassen.“

„Na dann, sei willkommen“, begrüßte ihn Albus überschwänglich. Scorpius hatte wie immer ein passendes Muggelsprichwort zu Hand. „Alles Gute kommt von oben“, zitierte er und meinte damit offensichtlich den Regen oder auch sich selbst.. Seit den ZAGs hatte er sich das angewöhnt, wohl auch um seine Familie zu nerven.

Nachdem sie sich nun zu dritt das Zelt teilten, wurde es merklich enger, allerdings auch wärmer. Und gegen Wärme hatte Rose im Moment gar nichts einzuwenden. Sie rückte näher an Albus und Scorpius, der sie freundlich anlächelte. Wenn er ihre roten und verweinten Augen bemerkt hatte (und das hatte er mit Sicherheit, denn Scorpius Malfoy war einer der aufmerksamsten Beobachter, die sie kannte), ließ er sich nichts anmerken. Ganz im Gegenteil, seine blauen Augen blitzten fröhlich, als er anmerkte, dass jemand Rose wärmen müsse.

Und als er sie näher an sich zog und einen Arm um sie legte, konnte und wollte sie sich gar nicht befreien, denn zum ersten Mal in den vielen Jahren, die sie ihn bereits als den zumeist nervigen Slytherin-Freund von Albus kannte, war ihr noch nie aufgefallen, dass seine Augen nicht einfach nur blau waren.

Sie waren von einem ganz hellen Blau. So hell, dass es fast schon wieder grau war.

Morning has broken

Als Alice McAdams aufwachte, war sie bereits viel zu spät dran. Noch während sie sich fragte, wieso ihr blöder Wecker nicht geklingelt hatte, meinte sie sich wage daran zu erinnern, dass sie ihn mit einem Zauber zum Schweigen gebracht hatte. Mehrmals.

Sie seufzte. Die faulen Sommertage, in denen sie nichts anderes getan hatte, als sich nach einem langen erholenden Schlaf jeden Tag mit ihren Freunden in der Winkelgasse oder zu sonstigen Ausflügen zu treffen, die allesamt damit endeten, dass Lily, die Rumtreiber und sie bis spät in der Nacht und in den frühen Morgen hinein im Tropfenden Kessel landeten und blieben, waren heute wohl endgültig vorbei.

Aber der sieben endlose Jahre dauernde Kampf gegen ihren Wecker war wohl entschieden und an dessen Ende stand Alice selbst als Siegerin. Fast bedauerte sie es, da sie sich nun eine deutlich unangenehmere Methode einfallen lassen musste, um rechtzeitig aus dem Bett zu kommen. Konnte man eigentlich den „Levicorpus“-Zauber bei sich selbst anwenden? Oder etwas so verzaubern, dass es diesen Zauber um eine bestimmte Urteil wirkte? Alice beschloss, sich diesem Rätsel erst nach dem Frühstück zu widmen. Ihr Gehirn hatte noch nicht so ganz akzeptiert, dass es jetzt wach sein sollte und heute auf Hochtouren laufen sollte. Schließlich war heute ihr erster Arbeitstag und da wollte sie nicht zu spät kommen, wenn nicht alle besonders coolen Aufgaben schon vergeben wären. Sie sollte sich also beeilen.

Alice rollte sich langsam aus ihrem Bett, damit ihr nicht schwindlig vor Augen wurde, und tappte ins Bad.
 

***
 

Als Frank Longbottom aufwachte, lag er einige Minuten nur da, starrte an die Decke und hörte dem Klopfen seines eigenen Herzens zu. Es war so früh am Morgen, dass draußen vor seinem Fenster, die Sonne noch ganz niedrig stand und London mit sanften Farben weckte. Ein Blick auf seine Armbanduhr, die auf seinem Nachttisch lag, verriet ihm, dass sein Wecker erst in einer halben Stunde klingelte, den er ohnehin eine halbe Stunde früher gestellt hatte als nötig, aus Angst, er würde verschlafen.

Jetzt, da er wach war, konnte er ohnehin gleich aufstehen und noch einmal seine Aufzeichnungen durchsehen, die er vielleicht für seinen ersten Arbeitstag brauchten konnte. Es war unsinnig sich für einen solchen Beruf ausschließlich theoretisch vorzubereiten, doch Frank kannte es nicht anders. Außerdem konnte er es sich so am besten merken.

Dennoch fand er nicht die Kraft aus seinem warmen, gemütlichen und vor allem sicheren Bett aufzustehen, bis er sich daran erinnerte, was seine Mutter Augusta immer getan hatte, wenn Frank es vorgezogen hatte sein Zimmer nicht zu verlassen, anstatt sich der Welt draußen zu stellen.

Er zog seine Decke weg, ohne weiter darüber nachzudenken, und kniff dabei die Augen zusammen, als die kühlere Zimmerluft über seine nackten Füße strich. Schnell sprang er auf, stolperte über seine am Boden liegende Bettdecke und stürzte ins Bad, wo ihm eine warme Dusche sicher gut tun würde.
 

***
 

Durch ihre Katzenwäsche statt des ausführlicheren Morgenrituals, dass viel zu viele Cremes enthalten hätte, hatte Alice wieder etwas Zeit gewonnen. Sie war der Meinung, dass ihr Frühstück als wichtigstes Mahlzeit des Tages einer besonderen Sorgfalt bedurfte. Und so wichtig ihr ihr erster Arbeitstag auch war, sie würde die Aurorenzentrale nicht ohne ausreichend Nährstoffe oder gar mit knurrendem Magen betreten. Denn so wichtig ihr das Frühstück auch war, umso ungenauer nahm sie es mit den restlichen Mahlzeiten am Tag. Seitdem sie die Schule beendet hatte, hatte sie bestimmt an keinem einzigen Tag drei komplette, ausgewogene Mahlzeiten zu sich genommen. Deswegen musste ihr Frühstück ausreichen, um sie über den Tag zu bringen.

Sirius hatte sie immer damit aufgezogen, wenn sie das Mittagessen in der Großen Halle geschwänzt hatte, aber sie hatte um zwölf Uhr einfach keinen Hunger gehabt. Irgendwann hatte es sich Lily angewöhnt, Sandwiches vom Esstisch verschwinden zu lassen, und sie pünktlich um 17 Uhr an Alice zu verfüttern, die dann wie aus heiterem Himmel gewaltigen Hunger hatte.

Nur würde beim Aurorentraining keine Lily anwesend sein, die Alices Fütterungszeiten genau kannte. Vielleicht fand sie irgendwo einen Imbissstand.

In ihrem Vorratsschrank war es nicht so kalt wie es eigentlich sein sollte und Alice machte sich eine gedankliche Notiz, dass sie jemanden beauftragen musste, den permanten Kühlzauber zu erneuern. Sie holte ihren Lieblingsyoghurt (Vanille) und ihre Lieblingsfrüchte (Brombeeren, Erdbeeren und Ananas) heraus und befand seufzend, dass sie auch die Kiwi verwerten musste, die ihre Mutter beim letzten Besuch mitgebracht hatte.
 

***
 

Frank stand eine geschlagene Viertelstunde unter der Dusche und ließ das Wasser auf sich herabrieseln. Wieder einmal war er in den Gedanken an seine neue Arbeitsstelle gefangen und malte sich in den dunkelsten Farben aus, was heute passieren würde. Dafür hatte er ein Händchen, vor Prüfungen hatte er sich bis zur letzten Minute mit etwas anderem beschäftigen müssen, sonst wäre er wohl die Decke hochgegangen.

Er verließ das Badezimmer langsam und vorsichtig, weil er fürchtete auszurutschen und nahm sich seine Kleider, die er Merlin sei Dank schon gestern Abend herausgelegt hatte. Und obwohl ihm seine Wahl (ein schwarzer Umhang mit schwarzer Hose und schwarzem Pulli) im Morgenlicht nicht mehr ganz so gut gefiel, irgendwie war sie doch recht dunkel gehalten, zog er es an, da die Alternative darin bestand, sich noch einmal eine halbe Stunde vor den Schrank zu stellen, wodurch er schließlich zu spät dran wäre.

Stattdessen ging er in seine Küche und überlegte, was er wohl essen sollte. Auf gar keinen Fall sollte es zu fettig oder zu viel sein, ihm war ja bereits jetzt schon etwas mulmig zu Mute. Er schloss demnach gedanklich die Hälfte seiner Lebensmittel aus und entschied sich für ein belegtes Brot, das daran scheiterte, dass er bereits seit zwei Tagen kein neues Brot mehr gekauft hatte.

Innerlich seufzend setzte er seine Kaffeekanne auf und begann, sich eine Kaffee zu brühen, das einzige, das sein Magen heute morgen wohl noch vertragen würde.

In diesem Moment landete die Posteule auf seinem Fensterbrett und Frank nahm den Tagespropheten freudig entgegen. Er las gerne Zeitung, das lenkte ihn von seinen eigenen Problemen ab.

Frank vertiefte sich in einen Artikel über die neusten Entwicklungen in Großbritannien bezüglich dem Gebrauch von schwarzer Magie, bis seine Kaffeekanne ein Kinderlied pfiff und nach seiner Aufmerksamkeit verlangte.
 

***
 

Alice verschlang mindestens ein Pfund ihres Lieblingsyoghurts, bevor sie bemerkte, dass sie nur noch zehn Minuten hatte. Sie warf sich ihren allerliebsten Herbstumhang in einem hübschen und modischen Kürbisorange über die Schultern, trat aus ihrer Wohnung und apparierte ins Atrium des Ministeriums. Für einen kurzen Moment flatterte ihr Herz und ihr Magen schlug einen Purzelbaum, dann war die Aufregung verschwunden und machte einen freudigen Erregung Platz, die sie immer verspürte, wenn sie ein neues Projekt anging. Heute würde sie wirklich Aurorin werden! Heute begann ihre dreijährige Ausbildung zu einer vollwertigen Aurorin. Zufrieden sah sich Alice im Atrium um. Sie sah den hübschen goldenen Brunnen glitzern und ihr Blick richtete sich auf die Aufzüge, die sie gleich zu ihrem Arbeitsplatz bringen würde.

Ziestrebig ging sie darauf zu und entschlossen drückte sie den Knopf im Fahrstuhl. Sie bemerkte, dass sie ein wenig zappelte und riss sich sofort wieder zusammen. Ihre Ausbilder sollten nicht denken, sie wäre dem Job und der Anspannung nicht gewachsen.

Dann öffneten sich die Türen wieder und Alice ging einen Gang entlang, bis sie den Versammlungsort fand. Heute würde ihr Tag werden, heute würde sie immer die erste und die beste sein.

Das Problem war nur: Alle anderen waren schon da!
 

***
 

Obwohl Frank seinen Kaffee wirklich langsam trank und sich auch noch extrem langsam bereit machte, konnte er nicht verhindern, dass er eine halbe Stunde früher da war, als irgendjemand sonst. Einerseits freute ihn das, andererseits gab ihm das wieder die Gelegenheit über seinen Eignungstest nachzudenken. Seitdem er das Ergebnis erhalten hatte und man ihn für fähig genug hielt, dem Aurorenjob standzuhalten, zweifelte er konsequent an der Einschätzungsfähigkeit seiner Prüfer.

Mit der Zeit trafen mehr und mehr seiner Mitanfänger ein, so viele, dass unmöglich alle Auroren werden konnten. Wie viele würden wohl das erste Jahr nicht schaffen?

Als die Ausbilder auftauchten und eine Liste herumreichten, auf der man seine Anwesenheit bestätigen sollte, ließ Frank sie, tollpatschig und nervös wie er war, auf die Füße seines Nachbarn fallen.

Natürlich wollte nun keiner mehr freiwillig sein Partner für die erste Aufgabe sein (Frank würde sich ja nicht mal selbst sein eigener Partner sein wollen) und er hatte auch nicht den Mut jemanden anzusprechen.

„Willst du mein Partner sein?“ Eine junge Frau, die ihm sehr, sehr bekannt vorkam, hatte ihm diese Frage gestellt. Er starrte sie an, konnte er es doch nicht fassen, dass ihn eine so hübsche Frau ansprach, und, dass es sich noch dazu um Alice McAdams handelte. Sie legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. Ihre braunen Augen glitzerten wie immer leicht spöttisch und ihre kastanienbraunen Locken waren heute zu einem praktischen Zopf gebunden.

Er hatte sie bereits vorher gesehen, als sie beinahe zu spät gekommen war, doch er hätte sich niemals getraut sie anzusprechen. Sie erinnerte sich wahrscheinlich nicht mal an ihn. Wahrscheinlich hatte sie ihn nur ausgesucht, weil kein anderer übrig geblieben war. Oder weil sie dachte, dass von ihm am wenigsten Gefahr ausging, sowohl in beruflicher als auch zwischenmenschlicher Hinsicht. Wahrscheinlich hatte sogar ihr Freund von ihr gewollt...

„Nun?“, unterbrach sie seinen Gedankenfluss und schmunzelte. Offensichtlich hatte er ihre Frage immer noch nicht beantwortet.

„J-, ja, klar“, brachte er hervor und schaffte es sogar, dass es irgendwie optimistisch klang. Er streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin-“ „Frank Longbottom, ich weiß“, sagte sie und lächelte auf eine Weise, die ihr Freund ganz bestimmt nicht gut gefunden hätte.

Secret Santa


 

***Dienstag, 25. Dezember***
 

Ein Sonnenstrahl kitzelte Lucy an der Nase und an jedem anderen Morgen hätte sie sich einfach umgedreht und die Bettdecke über den Kopf gezogen. Doch nicht so am Weihnachtsmorgen.

Wenn ihre Eltern und ihre Schwester schon darauf bestanden, dass sie am Weihnachtsabend früh ins Bett ging, obwohl sie schon siebzehn war, dann konnte sie auch aus dem Bett springen und sich auf ihre Geschenke stürzen. Es war Lucy durchaus bewusst, dass ein solches Verhalten nicht unbedingt dazu beitrug, endlich als Erwachsene und nicht mehr als das Kind im Haus anerkannt zu werden, doch in diesem Moment war ihr das reichlich egal.

Sie stürmte zur Treppe, schwang sich aufs Treppengeländer und sauste einigermaßen elegant ins Wohnzimmer, wo sich ihre ältere Schwester Molly es bereits mit einem Kaffee in der Hand auf der Couch gemütlich gemacht hatte. „Morgen!“, grüßte Molly gut gelaunt und machte sich daran, den Tagespropheten zu studieren.

„Hast du schon alle Geschenke aufgemacht?“, fragte Lucy etwas enttäuscht und anstelle eines Morgengrußes. „Ja, einen Teddybär von Luke, Bücher von Mum...“ Während Molly ihren Monolog bezüglich der Aufzählung ihrer Geschenke fortsetzte, den Lucy nur noch am Rande mitbekam, machte sich ebendiese daran, ihre eigenen Geschenke auszupacken.

Ihre Augen leuchteten, als sie die zahlreichen Scherzartikel entdeckte, die ihr Fred geschickt hatte. Auch wenn er selbst nichts davon hielt, wusste er doch genau, was Lucy am besten gefiel. Die meisten waren aus China, dem Land, das Fred am meisten auf seiner Weltreise fasziniert hatte.

Als sie ein weiches Geschenk in die Hand nahm, das mit dem Namen ihrer Großmutter beschriftet war, wusste sie sofort, um was es sich handelte.

Schließlich blieb nur noch ein längliches und sehr flaches Geschenk übrig. Es ließ sich leicht umbiegen und auf dem moosgrünen und staubgrauen Geschenkpapier war kein Name geschrieben. Es fiel ihr auch kein Verwandter mehr ein, der ihr ein Geschenk hätte machen können. Neugierig betrachtete Lucy das Geschenk. Warum nur traute sie sich nicht, es aufzumachen?
 

***Mittwoch, 26. Dezember***
 

Frierend warf Lucy ihren überlangen Schal über die Schulter, zog die Mütze tiefer über die Ohren und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Sie eilte so schnell es ging zum Eingang des Fuchsbaus, vorbei an vereinzelten, verkümmerten Schneehaufen, die auf dem Hof verteilt waren.

Ihre Großmutter schloss sie freudig in die Arme, wohl auch weil Lucy den Schal und die Mütze trug, den sie ihr zu Weihnachten gestrickt hatte.

„Na? Gefallen sie dir?”, strahlte Grandma Molly und hielt ihre Enkeltochter ein wenig von sich weg, um das Gesamtkunstwerk zu betrachten. Die Farben waren Rot und Gold, was manch einer als ziemlich klischeebehaftet sehen könnte, aber es war genau das, was Lucy sich gewünscht hatte. Sie war eben eine Gryffindor mit Leib und Seele.

„Und wie!”, erwiderte Lucy ebenso strahlend, sie hatte die mit einem Weichspül-Zauber belegten Kleidungsstücke bereits ins Herz geschlossen.

Abgesehen von der Freude, die sie ihrer Großmutter bereitet hatte, und das Wiedersehen mit ihren Freundinnen und Cousinen Lily und Roxanne bot das diesjährige Weasleyweihnachtsessen für Lucy ständig eine Notwendigkeit für unbestimmte Zeit zu verschwinden. Sie war umgeben von glücklich Verheirateten (Teddy und Dominique), glücklich Verlobten (Molly und Luke) und glücklich Verliebten (Scorpius und Roxanne), die sich ununterbrochen anlächelten, küssten und einfach nur überaus glücklich waren.

Und zu allem Überfluss ging ihr das merkwürdige Päckchen nicht mehr aus dem Kopf, das jetzt noch sicher verstaut in seiner Originalverpackung in ihrer Umhangtasche lag.
 

***Donnerstag, 27. Dezember***
 

„Mum, was machst du?”, fragte Lucy gedehnt, was eigentlich eine blöde Frage war, stand ihre Mutter doch gerade in der Küche und schnitt eifrig Gemüse. „Ich koche, Schatz. Gemüselasagne, um genau zu sein”, antwortete ihre Mutter Audrey und viertelte nun Tomaten. Es kam Lucy merkwürdig vor, ohne Magie zu kochen, doch ihre Mutter hatte nun mal keinerlei magische Fähigkeiten und zudem der Überzeugung, dass es ohne Magie gekocht viel besser schmeckte.

„Wenn dir langweilig ist, kannst du mir helfen”, sagte Audrey und deutete auf zwei Zucchini. Einen Moment lang wägte Lucy die Vor- und Nachteile ab. Sie hatte schon immer lernen wollen, wie man Gemüselasagne kochte bzw. wie man überhaupt kochte, doch das schien ihr an diesem Ferientag nicht die richtige Beschäftigung. Sie hatte schlichtweg keine Lust.

Grinsend wandte sie sich ab. „Danke, Mum, aber vielleicht nächstes Jahr.”

Sie trollte ein wenig durchs Haus, blieb hier und dort stehen, doch nichts konnte ihre Aufmerksamkeit lange fesseln. Schließlich suchte sie ihre Schwester, die in ihrem Zimmer saß und nähte. Auch sie machte es mit der Hand, weil sie es so von ihrer Mutter gelernt hatte.

„Was machst du?”, fragte Lucy und ließ sich auf Mollys Bett fallen.

„Wenn dir so langweilig ist, dass du mich fragst, was ich mache, warum gehst du dann nicht mit deinen Freundinnen in die Winkelgasse? Immerhin haben die Läden jetzt wieder auf”, sagte Molly und nähte gewissenhaft die nächste Paillette auf.

„Roxanne macht einen Familienausflug und Lily hat ein Date mit Lorcan Scamander. Wir sehen uns erst morgen, also was machst du?”

Molly seufzte, lächelte aber gleich darauf. „Ich verziere mein altes Karnevalskostüm, damit Luke und ich im Februar nach Venedig fahren können.”

Warum Molly nicht einfach ein neues Kleid kaufte, blieb Lucy ein Rätsel, aber ihre Schwester war in mancher Hinsicht merkwürdig. Sie liebte es, alte Sachen neu zu gestalten und noch einmal zu verwenden.

„Willst du denn morgen ein Geschenk umtauschen?”, fragte Molly. Lucy erstarrte. Sie wusste wieder, was sie so unruhig werden ließ und wunderte sich, dass sie es überhaupt hatte vergessen können.

„Ich geh dann mal wieder”, verkündete sie und ließ ihre Schwester mit der unbeantworteten Frage zurück.

Sie eilte in ihr Zimmer und kramte das geheimnisvolle Geschenk heraus. Wie hatte sie nur so lange warten können! Ungeduldig riss sie das Papier auf.
 

***Freitag, 28. Dezember***
 

„Und du weißt wirklich nicht, wer sie dir geschickt haben könnte?”, fragte Roxanne und betrachtete das Papier fasziniert von allen Seiten. „Aber das ist doch egal”, ereiferte sich Lily und ihre Augen strahlten, „du hast eine Eintrittskarte für die begehrteste Sylvesterparty im magischen London. Du kannst uns nicht zufälligerweise auch eine besorgen?”

Wie es der Zufall wollte, war auf der Karte vermerkt, dass Lucy ruhig zwei Leute mitbringen durfte. Es war, als wüsste der Versender der Karte genau, dass Lucy nicht ohne ihre beiden besten Freundinnen auf irgendeiner Party erscheinen würde.

„Vielleicht war es ja ein heimlicher Verehrer”, rätselte Roxanne und sah von der Karte auf, „vielleicht sogar einer von denen.” Sie sah in die Richtung der Slytherin-Gang um Rafael Finnigan, die geradewegs auf die drei Mädchen zuhielt. Mit roten Wangen schnappte sich Lucy ihre Eintrittskarte und ließ sie in der Umhangtasche verschwinden, während Lily mit beiden Armen winkte. Wäre sie nämlich nicht mit Lucy und Roxanne unterwegs gewesen, so hätte sie sich bestimmt ihren Hauskameraden angeschlossen.

Allen voran stolzierte Rafael, dicht gefolgt von Louis Weasley und Isla McLaggen. Den Schluss bildeten Mason Zabini und Audrey Flint, die Arm in Arm gingen.

„Hey!”, grinste Lily, „ratet mal, wozu Lucy hier eine Einladung bekommen hat?” Während Lily so stolz erzählte, als sei das Geschenk in ihrer Weihnachtssocke erschienen, nutzte Lucy die Gelegenheit jeden Slytherin einzeln zu mustern.

Immerhin war es fast ausschließlich eine Party von Slytherins für Slytherins. Es konnte also gut sein, dass einer von ihnen sich einen Spaß erlaubte, indem er die Gryffindor Lucy einlud.

Doch nur Louis fing ihren Blick auf und lächelte, war Isla doch viel zu sehr damit beschäftigt, Rafael anzuhimmeln, der wiederum mit Lily flirtete. Mason und Audrey schienen nur Augen für einander zu haben, denn sie steckten ständig die Köpfe zusammen und lachten leise. Ihrem Cousin, der nur zufällig in Slytherin gelandet war, traute sie das beim besten Willen nicht zu.

Ihre Beobachtungen brachten sie also nicht weiter.

Lucy beschloss nur dann auf die Party zu gehen, wenn sie nichts besseres vorhatte. Bis dahin konnte sie den heutigen Tag genießen und mit ihren Freundinnen shoppen gehen.
 

***Samstag, 29. Dezember***
 

Am nächsten Morgen schenkte Lucy der Eintrittskarte recht wenig Beachtung. Sie nutzte die Ferien voll aus und schlief bis elf Uhr, bis ihr Vater sie aufweckte. Er fragte sie, ob sie mit ihm in die Arbeit gehen wollte, nur für ein paar Stunden, es war schließlich Samstag. Percy Weasley hoffte immer noch, dass sich seine jüngere Tochter für einen Job im Ministerium entschied, obwohl alle Beteiligten wussten, dass Lucy nichts ferner lag.

Ihrem Vater zuliebe und weil sie heute gut gelaunt und weil sie nichts besseres zu tun hatte, sagte sie zu.

Das bereute sie spätestens nach zehn Minuten, als sie wieder einmal entdeckte, wie langweilig ein Ministeriumsjob sein konnte. Wieso konnte ihr Vater nicht wie Onkel Harry in der Aurorenzentrale arbeiten? Sie verstand einfach nicht, wie es ihm Tag für Tag Spaß machen konnte, Akten zu sortieren und Formulare auszufüllen.

Mit der Ausrede sie brauche dringend ein zweites Frühstück, machte sie sich auf den Weg zur Cafeteria, und es war noch nicht einmal gelogen, denn wenn sie nicht bald einen Kaffee bekam, würde sie bald wieder einschlafen.

„Pass doch auf!”, fauchte sie ein junger Zauberer an, der einen Stapel Akten trug, der gefährlich schwankte. Keine Sekunde später stürzten sich die obersten Akten in die Tiefe und weitere purzelten hinterher. Obwohl Lucy wusste, dass sie unmöglich Schuld an diesem Malheur tragen konnte, kniete sie sich auf den Boden und half beim Einsammeln der Akten.

„Hier, bitte”, sagte sie und sah direkt in die überraschten Augen Mason Zabinis. Schnell stand er auf und riss ihr dabei die Akten aus der Hand.

Er errötete und starrte auf seine Füße. Lucy war viel zu verblüfft, um etwas zu sagen. Dann stammelte Mason: „Danke” und suchte schleunigst das Weite. Sie starrte ihm hinterher und fühlte sich ein wenig überrumpelt. Was zum Hippogreif war sein Problem?
 

***Sonntag, 30. Dezember***
 

„Wie soll ich hier nur irgendetwas jemals finden?”, beschwerte sich Lily, zog ein weiteres T-Shirt aus ihrem Schrank und warf es auf ihr Bett, wo auch Lucy saß. Diese zog es zu sich heran. „Wozu hast du denn eigentlich drei pinke Oberteile?”, fragte sie und hob fragend eine Augenbraue. „Weil ich doch in meinem Schrank nichts finde”, jammerte Lily und hielt sich eine Jeans probeweise an den Körper. „Nichts davon passt für diese Wahnsinnsparty morgen abend!”

„Hast du mir eigentlich zugehört?”, fragte Lucy, „Mason hat sich wirklich merkwürdig benommen. Bin ich denn so furchteinflössend?”

„Wir sollten unbedingt noch einmal shoppen gehen, ich finde hier echt nichts brauchbares!”, plapperte Lily. „Spinnst du? Hier sind so viele Klamotten, dass wir halb Hogwarts einkleiden könnten, du wirst doch ein passendes Sylvesteroutfit finden!”, sagte Lucy und stand vom Bett auf.

„Du bist nich furchteinflössend, nur ... Gryffindor”, sagte Lily. „Was soll das denn bitte heißen?” „Du bist so ziemlich das Gegenteil von ihm und er denkt vermutlich, dass er nicht zu sehr mit dir in Berührung kommen darf, weil er sonst ausgestoßen wird oder so”, erklärte Lily und kramte ein schwarzes Kleid aus ihrem Schrank.

„Wir sind doch keine Erstklässler mehr”, empörte sich Lucy, doch Lily zuckte nur mit den Achseln. Sie streckte sich um einen grünen Angorapullover aus dem obersten Fach zu ziehen, erreichte aber nur, dass sämtliche Kleidungsstücke heraus- und auf den Boden fielen.

Lucy schüttelte den Kopf und Lily lächelte: „Ist doch mal ein guter Vorsatz: Nächstes Jahr miste ich diesen Schrank mal aus!”
 

***Montag, 31. Dezember***
 

Roxanne hibbelte hin und her und versuchte irgendwo in der Menge Scorpius ausfindig zu machen. Als sie ihn endlich fand, sah sie Lucy fragend an und tänzelte geschickt zu ihrem Freund.

Lucy hielt Ausschau nach Lily, die verschwunden war, um ihnen Getränke zu beschaffen. In diesem Moment leuchtete etwas auf der Eintrittskarte in ihrer Hand auf. Schnell hob sie sie hoch und entdeckte gerade noch rechtzeitig, dass eine Botschaft aufgeleuchtet war. Lucy war sich sicher, dass es bis eben noch nicht da gewesen war, ebenso sicher war sie, dass sie von demjenigen stammen musste, der das Geschenk geschickt haben musste.
 

Komm mich suchen
 

Drei kleine Worte, doch sie brachten Lucy zum Grübeln. Wer spricht mit mir? Warum macht er sich solche Mühe? Doch vor allem eine Frage drängte sich ihr auf: „Wo soll ich dich suchen?” Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, leuchtete eine weitere Botschaft auf ihrer Karte auf.
 

Ich bin auf dem Balkon
 

Lucy lächelte geheimnisvoll und sah sich um, ob Lily in absehbarer Zeit wiederkommen würde. Da es nicht danach aussah, ging sie davon aus, dass sie sich wohl mit einem Typen ablenkte.

Lucy machte sich daran, ihren Weg zum Balkon zu erkämpfen. Sie zwängte sich durch die Menge und machte auch nicht davor Halt, ihren Ellenbogen einzusetzen. Sie wollte unbedingt wissen, wer der geheimnisvolle Nachrichtenschreiber war.

Endlich erreichte sie die Balkontüre und stieß sie auf. Draußen tummelten sich einige Paare, doch nur einer lehnte alleine am Geländer.

Sie kannte ihn. Und diesmal hielt er ihrem Blick stand und sah nicht zu Boden. Errötete nicht. Tuschelte nicht mit seiner besten Freundin.

„Hey”, sagte Mason und lächelte verlegen. Sie starrte ihn an. Konnte es nicht fassen. Wieso er?

„Ich-” setzte er an, dann korrigierte er sich, „hat dir das Geschenk gefallen? Ich dachte, ich könnte so in Ruhe mit dir sprechen.” Lucy schnaubte. Auf dieser Party war es alles, bloß nicht ruhig. Sie fragte sich viel eher, wieso Mason nicht die Gelegenheit genutzt und im Ministerium mit ihr gesprochen hatte. Als sie ihm das sagte, sah er einen kurzen Moment verlegen auf seine Füße. „Ich wollte, dass es etwas besonderes ist, wenn wir uns zum ersten Mal richtig treffen. Mein Vater hat immer gesagt-”, er unterbrach sich, dann fuhr er fort: „Ich wollte vorbereitet sein, wenn ich es dir sage.” „Mir was sagst?”, fragte Lucy und sah ihn aufmerksam an.

Mason grinste. „Dass ich dich schon immer treffen wollte. Dass ich dich äußerst faszinierend finde. Dass ich dich schon immer zu einem Date ausfragen wollte. Ich könnte stundenlang so weiterreden und dir erzählen, was ich dir schon immer sagen wollte.”

Nun grinste auch Lucy, denn, ob sie es zugeben wollte oder nicht, sie fühlte sich geschmeichelt. „Würdest du denn auch über dich reden?”, fragte sie mit einem schelmischem Grinsen auf dem Gesicht.

„Natürlich”, antwortete Mason, „das habe ich auch geübt.”

„Na dann hast du ja Glück, dass einer meiner neuen Vorsätze ist, nicht mehr so nachtragend zu sein. Wie wär's, wenn du mich erst einmal, auf einen Drink einladen würdest?”, schlug Lucy vor und Mason nickte. „Du hast Recht. Wo sind nur meine Manieren geblieben?”

Sommerchaos

Die Landschaft vor ihr gleicht einer dieser Strandpostkarten, bei denen man sich nicht sicher sein kann, was retuschiert wurde und was nicht.

Die Bucht vor ihnen besteht nur aus weichem, hellem Sand und kristallklarem, fast türkisen Wasser. Claire nimmt sich einen Moment Zeit und betrachtet staunend die unberührte Natur um sie herum. Außer ihnen fünf ist keiner hier, was den Ort noch idyllischer macht.

Die Temperaturen auf Praslin verändern sich den ganzen Tag über kaum und im Schatten der vielen Palmen ist es angenehm.

Als sie über den Strand schlendert, streift sie ihre Sandalen ab. Die ständige Meeresbrise verschafft zusätzliche Abkühlung und Claire atmet tief durch.

„Wahnsinn!“ Sie hört Scorpius nur, denn er steht genau unter der Sonne und ihre Sonnebrille hat sie noch im Hotel liegen lassen. Sie haben alle nur kurz ihr Gepäck in die Zimmer geworfen und sind direkt hierher gekommen. Sie versucht die Sonne mit der Hand abzublenden und kann ein Silhouette erkennen, die beide Arme hebt „Und das gehört alles dir?“, fragt Scorpius lachend und richtet sich damit direkt an Vincent.

„Naja, noch gehört es uns nicht. Mein Dad überlegt es sich, es zu kaufen, deswegen sind wir ja hier“, erklärt Vincent noch einmal, obwohl längst alle Bescheid wissen.

„Das ist total nett von deinem Dad“, fügt Isobel hinzu, „uns einfach so einen sündhaft teuren Urlaub zu spendieren.“ Sie lässt sich in den Sand fallen und winkt Claire zu sich.

„So teuer ist es nicht“, wehrt Vincent ab, „das Hotel ist eine Bruchbude und die Muggel werden Merlin sei Dank von den Schutzzaubern ferngehalten. Wenn man sieht, was die mit dem Rest der Insel angestellt haben, kann man den vorigen Besitzern eigentlich nur dankbar sein, dass sie die Geschichten mit den Haiangriffen verbreitet haben. Das ist zwar schon über zwanzig Jahre her, aber es hat die meisten Touristen verschreckt. Die restlichen haben die Schutzzauber übernommen.“

Bevor Vincent mal wieder zu einem Monolog über die Vorzüge von reinen Zaubererhotels ansetzen konnte, der ihn eindeutig als Sohn seines Vaters auswies, warf Claire eine Frage ein: „Wo haben wir eigentlich Albus gelassen?“

Scorpius ließ sich die Füße von den kleinen Wellen überspülen und antwortete: „Als wir loswollten, hat ihn gerade eine dringende Eule erreicht. Er hat gesagt, dass er gleich nachkommt.“

„Ich schaue mal nach, wo er bleibt“, sagte Claire. „Bleib doch hier“, schlug Vincent vor, „wir warten einfach hier. Er muss schließlich irgendwann mal kommen.“

Lächelnd winkte Claire ab. „Ich muss sowieso meine Sonnenbrille holen.“ Sie stapfte über den Strand zurück zu dem kleinen, heruntergekommen Hotel, das womöglich nicht mehr lange an diesem Ort stehen wird. Eigentlich hätte Claire Vincents Vater nach fünf Minuten sagen können, dass diese Bucht perfekt für das neue Hotel der Montagueschen Kette war. Aber Graham Montague hatte im Voraus für zwei Wochen bezahlt, was sie auszunutzen gedachten.

Sie klopfte sachte an die Zimmertür, die in einem abgesplitterten Rotbraun bemalt war. Als Albus kurz darauf öffnete, sah sie ihm auf den ersten Blick an, dass er schlecht gelaunt war. Ohne ein Wort hob sie eine Augenbraue und mit einem Schnauben streckte Albus ihr einen Brief entgegen.

Bevor sie jedoch auch nur ein Wort lesen konnte, brach er die Spannung und die Worte purzelten aus seinem Mund: „Er ist von Dome. Sie kommt nicht!“

„Oh...“, sagte Claire. Sie wusste, dass Albus erst heute Morgen einen riesigen Krach mit seiner Freundin gehabt hatte. Am Flughafen waren sie alle bemüht gewesen, ihn zu beruhigen, und vor den Einstieg ins Flugzeug hatte ihm Scorpius das Handy entwendet, mit der Begründung, dass er ihnen alle den Urlaub versaue, wenn er weiter so herumkeife.

Dominique war seit ein paar Monaten als Assistenzheilerin in dem großen irischen Zaubererkrankenhaus eingestellt und hatte faktisch keine Freizeit mehr. Albus fühlte sich als ihr Freund ohnehin schon vernachlässigt und als Dominique heute Morgen kurzfristig abgesagt hatte, war ihm der Kessel übergekocht.

Allerdings hatten sie sich darauf geeinigt, dass Dominique am nächsten Tag (oder allerspätesten am übernächsten) nachkommen sollte. Wie es aussah, hatte sie ihm wohl gerade ganz abgesagt. Claire musste den Brief nicht lesen, um zu wissen, was Dominique zu ihrer Verteidigung vorzubringen hatte. Oft genug hatte sie Albus darüber jammern hören. Er konnte seiner Freundin nur schlecht sagen, dass es unfair war, wie viel ihrer Aufmerksamkeit sie ihren Patienten schenkte und dass sie gefälligst mit ihm ausgehen sollte anstatt kranke Menschen zu heilen.

Claire setzt sich auf die Bettkante und legt ihrem Freund einen Arm um die Schulter. „Na, komm schon. Lass dir doch nicht den Urlaub verderben!“ Albus zuckt mit den Achseln und bläst die Backen auf. „Ich weiß nicht, Claire, es ist immer alles so anstrengend mit ihr. Aber wem erzähle ich das, du bekommst meinen Ärger schließlich immer ab.“ Er lächelt sie entschuldigend an und Claire spürt das vertraute flaue Gefühl in ihrem Magen, dass ein Lächeln von Albus Potter zur Auswirkung hatte.

„Ich bin gerne dein Sündenbock“, sagt sie lachend und meint es wirklich so. Er hat vielleicht keine romantischen Gefühle für sie, aber dennoch ist sie ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Und das macht es ertragbarer.

Sie springt von dem Bett auf und streckt ihm ihre Hand entgegen. „Nun komm schon. Ich habe in der Lobby Surfbretter gesehen und wenn wir weit genug rausschwimmen, gibt es bestimmt gute Wellen“, sagt sie. „Du hasst surfen“, stellt Albus fest und legt den Kopf schief. „Nein, du Dummkopf“, rügt sie ihn spielerisch, „ich hasse es, wenn Sand an meinem nassen Körper kleben bleibt oder wenn ich von einer Welle überspült werde. Aber beim Surfen sollte man doch eigentlich beides vermeiden, oder? Außerdem habe ich extra einen ultrastarken Klebezauber nachgeschlagen. Nur zur Sicherheit.“ Sie schneidet eine Grimasse und Albus schnaubt noch einmal, doch diesmal belustigt. Dann steht er ebenfalls von seinem Bett auf und wirft Dominiques Brief zerknüllt in den Papierkorb. „Gehen wir’s an!“
 

***
 

“Bleib doch hier“, hört Vincent sich selbst sagen. Er weiß auch nicht, wieso er nicht will, dass sie geht. Zu ihm.

”Wir warten einfach hier. Er muss ja irgendwann mal kommen.“ Schon als er die Worte ausspricht, weiß er, dass es nichts nutzen wird. Claire lacht nur. Sie meint es nicht böse, schließlich ist Albus ihr bester Freund. Und nur der Gedanke scheint lächerlich, dass sie hier bleibt, während er in seinem Hotelzimmer schmollt.

Er sieht ihr hinterher, doch sie dreht sich nicht um. Plötzlich steht Isobel neben ihm und hakt sich bei ihm unter. „Lass uns auf Erkundungstour gehen“, sagt sie und ihre Augen glitzern, „wer weiß, was im Dschungel für Gefahren lauern.“ Der Gedanke scheint sie zu erheitern und Vincent kann nicht anders als sich mit ihr zu freuen. Obwohl er weiß, dass Isobel immer schon wagemutiger war als die übrigen der Clique, wird er das Gefühl nicht los, dass sie ihn ablenken will. Kann es sein, dass sie Bescheid weiß?

„Ich glaube zwar, dass wir auf gefestigten Wegen gehen, aber es kling gut“, stellt er fest und ruft Scorpius zu: „Hey! Wir drehen eine Runde. Willst du mitkommen?“ Einen Moment scheint sein Freund zu überlegen, dann verneint er: „Ne, lasst mich ruhig alleine. Ich schaue mich schon mal nach einer geeigneten Party für heute Abend um. Nehmt euch aber bitte ein Zimmer, wenn’s sein muss, der Strand ist unbequemer als man denkt.“ Isobel kichert und schmiegt sich spaßeshalber an Vincents Arm.

Sie ziehen los und Isobel hat kurze Zeit Probleme, auf dem rutschigen Sand vorwärtszukommen. Sie lacht und hält sich an ihm fest, sodass er sie ein wenig mitziehen muss. Als sie die Bucht kurz darauf verlassen, stoßen sie tatsächlich auf eine von Menschen erschaffene Straße. Sie gehen sie ein Stück entlang, während Isobel vor sich hin plappert. Es immer leicht sich mit Isobel zu unterhalten, weil man nicht viel anderes tun muss, als hin und wieder zu nicken und zustimmend zu lächeln. Es erleichtert Vincent, dass er nicht die richtigen Worte finden muss, sondern dass Isobel das gerne übernimmt. Noch nie hat er eine peinliche Stille erlebt, die im Übergang zwischen zwei Gesprächsthemen entsteht und den Moment markiert, in dem alle Parteien fieberhaft über einen geistreichen Neuanfang nachdenken, wenn Isobel dabei war. Sie ergänzen sich perfekt, da muss Vincent ihr wirklich Recht geben. Bereits im nächsten Moment deutet sie bereits auf einen dieser Wegweiser aus Holz. Ein deutlich kleinerer Weg, eigentlich mehr ein Trampelpfad, führt zu einem Muggel-Campingplatz.

Isobel sieht ihn mit großen Augen an, doch bevor er überhaupt nachgeben und zustimmen kann, zerrt sie ihn bereits hinter sich her.

„Ich werde nie verstehen, wie man in solche Zelte passen soll“, sagt Isobel und schüttelt irritiert den Kopf, als die ersten Lager in Sicht kommen. Die meisten sind verlassen, ihre Bewohner sind am Strand oder gönnen sich einen Tag in der nächst größeren Stadt, doch ein paar haben sich vor ihrem Zelt ein Mittagessen mit tragbaren Flammen aufgewärmt. Verblüfft stellt Vincent fest, dass diese sich fast nicht von denen in der Zaubererwelt unterscheiden.

Eine Gruppe junger Männer winkt ihnen oder besser gesagt Isobel lautstark, die das neugierig erwidert.

„Willst du mitessen? Wir hätten bestimmt noch eine Portion übrig, die wird von unserem Campingkocher schön warm gehalten, nicht wahr, Kurt?“, fragt einer und ignoriert damit Vincent völlig. Nicht dass es ihm etwas ausmachen würde, schließlich ist er derjenige, der Isobel weiterhin fest an der Hand hält.

„Nein danke“, erklärt diese, als sie sieht, dass das Mittagessen eine nicht identifizierbare braune Pampe ist. „Dann vielleicht ein Schlückchen?“ Kurt schaltet sich ein und hält ihr einen blauen Plastikbecher unter die Nase. Schon als Isobel zum Trinken ansetzt, erkennt Vincent den Geruch von Gin und Tonic Water. Als Feinschmecker fehlen ihm natürlich noch Zitrone und Wacholderbeeren, aber dennoch trinkt er einen großen Schluck, als Isobel ihm den Becher reicht. Ihrem Gesicht nach zu urteilen trinkt sie wohl lieber süße Cocktails.

Und bevor er sich versieht, sind sie auch bereits schon weiter gezogen, auf der Suche nach dem nächsten kleinen Abenteuer.
 

***
 

„Ich schaue mich schon mal nach einer geeigneten Party für heute Abend um. Nehmt euch aber bitte ein Zimmer, wenn’s sein muss, der Strand ist unbequemer als man denkt“, antwortet Scorpius. Er lacht und auch seine Freunde stimmen ein, weil alle Beteiligten wissen, wie lächerlich Scorpius’ Andeutung ist. Kaum sind seine Freunde verschwunden, lässt sich Scorpius in den Sand fallen und kann sich endlich entspannen. Das Rauschen der Wellen und das sanfte Rascheln der Palmenblätter blenden alle anderen Geräusche aus.

Seit Weihnachten hatte er keine freien Tage mehr, deswegen freut er sich seit Monaten auf diesen Urlaub. Eigentlich war er ein begeisterter Partygänger, doch mit einem Mal werden seine Lider unglaublich schwer. Die warme Luft und der Geruch nach Sonne, Strand und Salz lässt ihn schläfrig werden ein. Einen kurzen Moment zweifelt er noch. Sollte er sich nicht lieber eine Beschäftigung suchen? Doch alle Möglichkeiten wie Beachvolleyball, Segeln oder Badminton würden einen Partner oder eine Mannschaft benötigen. Dann müsste Scorpius jetzt aufstehen und nach Albus und Claire suchen.

Stattdessen streckt er sich auf dem Sand aus und seufzt. Sollen seine Freunde denken, was sie wollen. Scorpius Malfoy braucht in diesem Moment seine Ruhe.

„Scorp“, hört er eine leise Stimme ihn rufen. Er kneift die Augen zusammen, er wollte doch nicht gestört werden. Leider wird die Stimme nur lauter. „Scorpius!“

Er öffnet vorsichtig ein Auge, in der Überzeugung gleich von der Sonne geblendet zu werden, doch die Erde hat sich bereits gedreht und die Sonne steht jetzt so tief, dass die Palmenblätter sie verdecken.

Offensichtlich hat er mehrere Stunden geschlafen, doch seltsamerweise fühlte er sich nicht im Geringsten ausgeruht. Er sieht zur Seite und entdeckt eine blonde Haarmähne und himmelblaue Augen. Es dauert einige Sekunden und häufiges Blinzeln, bis er die Frau vor ihm erkennt. Das liegt vor allem daran, dass er mit ihr überhaupt nicht gerechnet hätte. „Dominique!“, ruft er schließlich und setzt sich vorsichtig auf.

Sie verdreht die Augen. „Ja, ja, ich weiß, große Überraschung. Albus klang so aufgebracht am Telefon und er antwortet nicht mehr auf meine Eulen, dass ich nachgedacht habe. Er hat schließlich irgendwo Recht.“

Mit einem Blick auf die malerische Kulisse um sie herum fügt sie hinzu: „Und hier ist wirklich wunderschön.“

„Wo ist dann Albus? Müsstet ihr nicht große Versöhnung feiern?“, fragt Scorpius und sieht sich nach seinem besten Freund um. „Ich kann ihn nicht finden“, antwortet Dominique und er kann die Sorge in ihrer Stimme hören. „Er wird schon nichts Dummes anstellen, so schnell kann er keinen Ersatz für dich finden“, versichert ihr Scorpius, obwohl er weiß, dass es sehr wohl jemanden gibt, der gerne Dominques Platz einnehmen würde.

„Die Sonne geht bald unter, wenn ich nicht einen ganzen Tag verschlafen habe“, erklärt Scorpius und steht auf. Er klopft sich den Sand aus den kurzen Hosen. „Also treffen wir uns sowieso bald an der Strandbar am Muggelstrand. Hier ist es zwar idyllisch, aber was Partys betrifft, sind wir hier ganz falsch. Das muss Vincents Dad unbedingt ändern.“

Er nimmt Dominque an der Hand und dreht sich auf der Stelle. Bevor sie zum Hotel gefahren sind, haben sie noch einen sicheren Platz zum Apparieren ausfindig gemacht. Sie tauchen direkt hinter der Holzhütte wieder auf und im ersten Moment trifft ihn der Lärm der Welt unerwartet hart. Er muss den Drang unterdrücken, sich die Ohren zuzuhalten, während Dominque ihn verwundert ansieht. Nach der wundervollen Ruhe der Bucht erinnern ihn das Gelächter und die vielen Menschen an seine Arbeit.

Sie umrunden das Strandhäuschen und entdecken fast zeitgleich Isobel und Claire, die ihnen winken und auf zwei freigehaltene Plätze deuten. Wenn Claire sich über Dominiques Anwesenheit ärgert, lässt sie es sich nicht anmerken, was, wie Scorpius findet, ein großer Fortschritt ist. Sonst ist Claire immer wie ein offenes Buch zu lesen.

„Al und Vincent holen gerade die Getränke, aber für dich haben wir jetzt gar keins“, sagt Isobel, „du musst uns schon früher Bescheid sagen, dass du kommst.“ Sie stupst Dominique freundschaftlich an und nickt in Richtung der Bar, von wo Albus und Vincent auftauchen.

Dominique springt auf, obwohl sie sich gerade erst hingesetzt hat, und wartet ungeduldig auf Albus, der erst in aller Seelenruhe die Cocktails verteilt, bevor er sich seiner Freundin mit verschränkten Armen zuwendet.

„Es tut mir leid“, haucht Dominique atemlos. „Ich bin, fast gleich nachdem ich die Eule geschickt habe, zu meinem Ausbilder gegangen und habe gefragt, ob ich mir ein paar Tage freinehmen kann. Wie sich herausstellte, wollten sie mich ohnehin bald freistellen, weil ich ihnen zu viel arbeite.“ Sie lacht, doch keiner stimmt mit ein. Sie warten alle auf Albus’ Zeichen, dass es okay ist. Dominique beißt sich auf die Lippe. „Du hattest die ganze Zeit Recht, Al. Es tut mir wirklich leid.“

Als Albus auf sie zugeht und sie küsst, rutscht Claire auf ihrem Stuhl herum und wendet den Blick ab. Scorpius nimmt unter dem Tisch ihre Hand. „Du musst mehr auf dein Herz aufpassen“, flüstert er so leise, dass sie ihn fast nicht versteht. „Jeder hier kann sehen, was du für ihn empfindest.“

„Fast jeder“, antwortet sie bitter und ebenso leise.

„Jetzt reicht es aber“, schnaubt Isobel belustigt und trennt die beiden Liebenden aus ihrer innigen Umarmung, „es gibt mehr Singles als Vergebene an diesem Tisch. Setzt euch bloß nicht nebeneinander, wenn ihr nicht voneinander lassen könnt.“ Albus grinst und Händchen haltend setzen sie sich.

Scorpius bemerkt Vincents unglücklichen Blick auf Claire und sieht mit hochgezogenen Augenbrauen zu Isobel, die seinem Blick folgt, und dann verschwörerisch kichert. Sie hebt ihren Piña Colada hoch und prostet ihm zu.

Auf einen glorreichen Sommer!

Coming Home For Christmas

Als seine Töchter die mitgenommene Tanne in den Raum schleppten, Alice schob den Stamm und Isabella zog an der Spitze, blickte Neville nur kurz auf. Dann wandte er sich wieder fassungslos dem Aufsatz des Viertklässlers vor ihm zu. Der Junge musste das komplette bisherige Schuljahr verschlafen und noch nie im Leben „Tausend Zauberkräuter und –pilze“ aufgeschlagen haben. Wie konnte man dermaßen an den gefragten Pflanzenbeschreibungen vorbeiargumentieren?

„Dad, hilfst du uns? Bitte!“, schnaufte Isabella. Neville schmunzelte und nahm seine Lesebrille ab.

„Du müsstest nur einmal deinen Zauberstab schwingen“, fügte Alice hinzu und schenkte ihrem Vater einen hoffnungsvollen Blick.

„Ihr wolltet extra einen Weihnachtsbaum, also müsst ihr ihn auch aufstellen. Und schmücken zudem, lasst uns das nicht vergessen. Ich habe Aufsätze zu korrigieren“, sagte Neville bestimmt. Sein Gewissen würde über die Festtage nur Ruhe geben, wenn er heute wenigstens die Hälfte aller Aufsätze zumindest ein erstes Mal durchlas. Er konzentrierte sich wieder auf das Pergament vor sich, doch gedanklich war er schon längst am späten Abend, wenn er mit seiner Frau und seinen Kinder am Tisch sitzen und ein leckeres Essen verspeisen würde.

Neville schreckte auf. „Die Gans!“, rief er leicht panisch. „Der Pudding!“

Bevor er von seinem Schreibtisch aufspringen konnte, hatte Alice den Baumstamm losgelassen und war aus der Tür geflitzt.

„Hey!“, beschwerte sich Isabella und warf der Tür, durch die ihre kleine Schwester verschwunden war, einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du kannst mich jetzt nicht alleine lassen!“, rief sie, doch Alice war schon lange Richtung Küche verschwunden.

Als Isabella dies bemerkte, wandte sie sich wieder an ihren Vater. „Das ist deine Schuld, Dad.“

Neville sah schuldbewusst auf die zahllosen Tannennadeln auf dem Zimmerboden und zog seinen Zauberstab. Binnen Sekunden stand der Weihnachtsbaum an der angedachten Stelle, sodass man durch die Zweige einen Blick auf die matschige, durchweichte Landschaft erhaschen konnte.

„Wo steckt eigentlich Lucas?“, fragte Isabella und streckte demonstrativ genüsslich ihren Rücken. „Der wäre uns eine große Hilfe gewesen.“

„Er holt eure Mutter ab“, erklärte Neville und begann die Arbeiten der Viertklässler von seinem Tisch in die Schubladen zu verbannen. Es war zu spät, um sich jetzt noch mal konzentrieren zu können. Die weihnachtliche Begeisterung, die seine Kinder bereits vor zwei Wochen, erfasst hatte, erfüllte langsam auch ihn. Das Geschenk für Lucas hatte er bereits vor Wochen aus den Vereinigten Staaten per Wasserschlangenpost bestellt. Vor einigen Jahren hatten die Kinder gefordert, dass von nun an in der Familie nur noch gewichtelt werden sollte, um Geld zu sparen. Dass Hannah und Neville ihren Kindern trotzdem noch andere Kleinigkeiten schenkten, wurde mit einem Lächeln toleriert.

Als Neville Isabella gerade einige Zentimeter über dem Boden schweben ließ, damit sie den großen Weihnachtsstern auf die Spitze des Baumes setzen konnte, kamen Lucas und Hannah durch die Tür. Lucas zog den kleinen Koffer seiner Mutter wie der Gentleman, zu dem Hannah ihn erzogen hatte.

„Mum!“, jubelte Isabella und warf sich Hannah um den Hals. Neville betrachtete seine Familie lächelnd, als Alice wieder hereinstürmte und Lucas die Tür in den Rücken rammte.

„Sorry!“, rief sie wie nebenbei, während ihr Bruder stöhnte, und drückte ihre Mum kurz. „Essen ist gleich fertig“, verkündete sie fröhlich.

Tatsächlich trugen kurz darauf zwei Hauselfen einen Tisch ins Zimmer, der mit deutlich mehr Speisen belastet war als Neville erbeten hatte. Vermutlich hatte Nevilles „magere“ Bestellung von einer Weihnachtsgans und zwei Beilagen ihrer Wahl sowie einen Christmas Pudding für fünf Personen den Hauselfen von Hogwarts gar nicht zugesagt und sie hatten diese ungefragt ein wenig erweitert.

„Es freut mich, dass Professor McGonagall zugestimmt hat, dass ich Weihnachten dieses Jahr hier verbringen darf“, sagte Hannah, während Lucas ihr aus dem Mantel half, „ich hoffe, du hast ihr meinen Dank überbracht?“

„Das kannst du ihr morgen selbst noch sagen. Du bist selbstverständlich zum Festessen morgen Mittag eingeladen, Bienchen“, antwortete Neville und legte seiner Frau einen Arm um die Schulter.

„Dann kannst du endlich Tyler kennen lernen“, fügte Isabella begeistert hinzu und hakte sich bei ihrer Mutter unter, „er ist extra über Weihnachten hiergeblieben.“

Lucas gab Alice, ungesehen von ihren Eltern, einen schwachen Schlag auf den Hinterkopf. „Das war die Rache für deine Unaufmerksamkeit“, sagte er und legte den Kopf schief, weil Alice ihn empört ansah. Dann zuckte sie mit den Achseln und meinte: „Weihnachten in Hogwarts. Mit der Familie. Besser kann’s eigentlich nicht werden, oder?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von: abgemeldet
2013-12-30T12:09:20+00:00 30.12.2013 13:09
Hallo liebe Couscous,

ach herrje, ich war der festen Überzeugung, dieses kleine Goldstück bereits kommentiert zu haben?! :O ._. Muss aber wohl in dem ganzen Weihnachtsstress untergegangen sein. x.x

Dann werde ich das jetzt mal flugs nachholen:

Ahhhhh, die Longbottoms! <3 Bei so viel familiärer Harmonie geht einem ja wirklich das Herz auf! ^-^ Es sind wieder die vielen kleinen Details, die diese kleine Geschichte so zuckrig-süß macht. <3 Zb. dass Alice Luc im Eifer des Gefechts die Tür in den Rücken rammt! :D Ich habe selbst zwei Geschwister und gerade zu Weihnachten passiert es dann immer mal wieder, dass irgendjemand in all der hektischen Vorfreude umgerannt, umgestoßen oder anderweitig körperlich beeinträchtigt wird. :'D :D
Toll finde ich auch, dass du den lieben Tyler am Rande mit eingebaut hast! ♥ Yay! :) Auch ist es dir sehr gut gelungen, den 'magischen' Aspekt gut einzubauen, also dass es sich nicht wie eine normale Weihnachtsgeschichte liest sonder wirklich wie eine Harry-Potter-Weihnachtsgeschichte. xD C: ^-^ ♥

Wirklich eine klasse Geschichte, die genau die richtige Menge an Weihnachten und Magie enthält. :) Ich habe sie mit Freuden gelesen und bedanke mich herzlich für diese kleine Kostbarkeit! ♥♥

Alles Liebe & einen guten Rutsch ins neue Jahr
wünscht dir abgemeldet
Von:  Finvara
2013-10-31T14:00:12+00:00 31.10.2013 15:00
Hallo Couscous,

ich bin ganz begeistert von diesem süßen, kleinen One-Shot. Er ist in sich stimmig und es macht Freude ihn zu lesen. Besonders gut hast du die Beziehungen unter den Charakteren dargestellt und wie sie miteinander reagieren, was mir sehr gefällt. Besonders Isobel und Claire mag ich gerne. Isobels lebhaft, fröhliche kommt richtig glaubhaft rüber. Claire tut mir so Leid.
Mich hat es überrascht, dass Dominique doch noch aufgetaucht ist und ich habe das Gefühl, dass zwischen ihr und Albus noch nicht alles im Lot ist. Aber das Ende hast du passend gewählt. Für den Moment scheint alles in bester Ordnung - doch wer weiß was morgen sein wird?
Wie gesagt - ich mag all die unterschiedlichen, unterschwelligen Emotionen und das wunderbar ausgearbeitete Beziehungsgeflecht.

Liebste Grüße
deine Finvara
Antwort von:  Couscous
01.11.2013 14:07
Liebe Finvara,

wieder einmal vielen, lieben Dank für deinen Kommentar ^^
Meine Idee war es, möglichst viele Charakter in einer Geschichte auf möglichst viele Arten zu verbinden, also freut es mich, dass es realistisch ist.
Dominique und Albus haben sicher noch einiges zu besprechen, sind aber mit ihrer Beziehung noch sicher nicht am Ende, deswegen hat auch sie alles stehen und liegen lassen, um sich mit ihm zu versöhnen. ^^

Alles Liebe
Coco
Von:  _Natsumi_Ann_
2013-01-16T12:18:31+00:00 16.01.2013 13:18
hehe ich liebe lucy auch wenn ich sie mir was anders vorstelle^^
mason ist ist von pansy und blaise oder ?
ich liebe ihre kinder xD auch die erwähnung von anderen paaren wie Domted, Roxcorp find eich super weil du die gar nicht magst^^
also mach weiter so^^
Von:  Kim_Seokjin
2013-01-03T09:22:59+00:00 03.01.2013 10:22
So, jetzt konnte ich endlich in Ruhe deine Wichtelgeschichte lesen und sie hat mir richtig gut gefallen. Lucy hast du richtig niedlich dargestellt. Mason fand ich auch sehr putzig. Ich stell ihn mir andauernd vor, wie er vor dem Spiegel steht und übt, wie er mit der Gryffindor spricht. Auch das du einige andere Charaktere mit eingebaut hast, fand ich sehr schön. :)
Von: abgemeldet
2012-12-06T16:26:21+00:00 06.12.2012 17:26
*___*

Ich bin verliebt. Wirklich. Voll und ganz. :o *.*

Aber bevor ich mich ganz und gar in unzusammenhängende Schwärmereien verliere gehe ich lieber der Reihe nach vor. xD :D ;)

Erst einmal kann ich deine Besorgnis, du könntest 'meine Alice' nicht so richtig getroffen haben, zerstreuen: du hast meine Vorstellung sowohl von ihr als auch von Frank perfekt umgesetzt! Ich habe mir immer vorgestellt, dass Neville seine tollpatschige Art von Frank hat (auch, wenn seine Großmutter ja immer betont, was für ein großartiger und souveräner Zauberer Frank war bzw ist, aber Mütter übertreiben ja gerne, was die Fähigkeiten ihrer Kinder betrifft. ;D ), deswegen bin ich über deinen Frank einfach nur begeistert. Sein Gedankengang, als Alice ihn anspricht, ist wirklich herrlich. :D Wirklich, ganz ganz toll gemacht! :3

Alice ist genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe: selbstbewusst, ein wenig chaotisch und auf jeden Fall keine graue Maus! :) Gefällt mir sehr gut! Die Sache mit Lily und der Fütterungszeit fand ich übrigens echt toll, genau so stelle ich mir ihre Freundschaft vor. Lily die fürsorgliche, beste Freundin, die der lieben Alice etwas zu Essen mitbringt, weil sie weiß, dass sie Hunger haben wird. ♥ Toll!

Den Aufbau der Geschichte finde ich auch sehr gelungen. Dadurch, dass du abwechselnd den Morgen der Beiden beschreibst, wird deutlich, wie unterschiedlich die Beiden sind, und das macht die 'Mischung' der Beiden erst richtig interessant! ^.^

Wie du den morgendlichen Ablauf erzählt hast, fand ich eh total genial. Überall sind witzige, kleine Andeutungen versteckt, die die Story sehr lebendig wirken lassen. :)

Zur Rechtschreibung und Grammatik ist mir nichts aufgefallen, alles richtig und verständlich, nur einmal hast du glaube ich statt "Uhrzeit" "Urteil" geschrieben, aber sonst alles paletti. :)

Die Angaben hast du auch toll umgesetzt. Für mich wäre so ein Wecker mit eingebautem Levicorpus-Spruch auch gar nicht so verkehrt. xD Und mit Frank konnte ich voll und ganz mitfühlen: ich vertrage auch nur Kaffee, wenn ich aufgeregt bin oder mir eine Prüfung bevor steht. xD >.<

Alles in allem gefällt mir mein Wichtelgeschenk wirklich sehr sehr gut! :)

Vielen vielen Lieben Dank dafür!! :))

Liebe Grüße

abgemeldet :3

P.S. Wieso war ich dein geheimes Wunschwichtelkind? :D :) Das würde mich mal interessieren! ^.^ :) :P


Von:  JennySmiles
2012-11-14T14:27:50+00:00 14.11.2012 15:27
boah, was für ein schönes ende !!! X)
ich liebe solche endings, wo nochmal eine kleinigkeit mitten aus der geschichte aufgegriffen wird, und aufeinmal zu was ganz besonderem wird :)
du hast meine angaben super umgesetzt :) respekt :)
und nur mal zur info , ich brauch nicht immer eine herzzerreißende liebesgeschichte :) so ein freundschaftspart gefällt mir auch gut :) und albus und rose als beste freunde hast du echt verdammt gut dargestellt :) ich freu mich echt riesig über die wichtelgeschichte :) wenn ichs mir so recht überlege ist es meine lieblingswichtelgeschichte bisher :)
Ich mag deinen Schreibstil :) und ich kann mich super mit rose identifizieren, das bockig sein und so und sich dann doch schnell ablenken lassen und wenn mans dann merkt, dass es ne ablenkung war, dann wieder bockig sein x) deine rose gefällt mir super :)
und so der hauch romantik am ende (und auch noch zu meinem lieblingspaaring) ist auch super :) auch wenn es nicht hätte sein müssen , die story wäre auch so super gewesen :) das ist die kleine süße extrakirsche auf der Trote :)

Danke , danke , danke für die umwerfende Geschichte :)
Von: abgemeldet
2012-11-13T08:40:01+00:00 13.11.2012 09:40
Was für eine süße Geschichte. *.* Ich mag es, das nicht wirklich ein Paar im Fokus steht, sondern die Freundschaft zwischen Albus und Rose. :) Uh, so einem Glitzerzauberstab hatte ich auuuuch mal. :D Ich hab diese Teile echt geliebt! xD :3 Auch die Idee, das Albus sie mit zum Zelten nimmt finde ich sehr sehr süß. Hach, wer hätte nicht gerne so einen besten Freund? :) :3 Die letzten beiden Sätze sind ja pures Gold! ^.^ Einfach klasse angedeutet, was danach wohl weiter passieren könnte. :)

Wirklich ein sehr schöner Os. :)

Liebe Grüße ^.^
Von:  karlach
2012-10-19T17:15:39+00:00 19.10.2012 19:15
Oh, Couscous, ich hab's geschafft! Ein vernünftiger Kommentar zu einem deiner Wichtelgeschenke! ♥
Du hast Recht, dein Geschenk war herrlich kurz und ich hatte es in einem Zug durch - wie gute Limonade :)
Wieder einmal beweist du, dass es gar nicht so viele Worte benötigt, um ein schönes, deutliches Bild aufzubeschwören, das ist etwas, das ich sehr bewundere. Und auch wenn das Pairing etwas schwer war, um damit zu arbeiten, wie ich mal annehme, hast du dich meisterlich geschlagen. Der arme Remus hat es echt nicht leicht. Ich habe auch alle Angaben erkannt, ohne dass es irgendwie aufdringlich oder so wirkte, du hast sie alle wirklich schön einfliessen lassen!
Meine Lieblingsstelle? Das wäre folgende →
"Alice erstarrte bei der ungewohnten Berührung und sah ihn mit den leeren, braunen Augen an. Für einen Moment dachte Remus’ ein Lächeln auf ihren Lippen gesehen zu haben, doch dann wandte sie sich wieder ab, um ihre Limonade umzufüllen. "
Ich konnte mir alles so genau und schön vorstellen, es ist wirklich herrlich! Also, bleibt nur noch übrig, dir für deine meisterhafte Arbeit zu danken (und bald auch dein anderes Geschenk in Arbeit gebührend zu würdigen!). Danke, Couscous! ♥ Ich bin wahnsinnig happy!

Und, P.S.: Ja, das Cover von abgemeldet ist wirklich superhübsch und fängt die Atmosphäre so schön ein *w* Also, lass auch dir gedankt sein, ja, liebe Chiyo? :3
Von:  ChiaraAyumi
2012-08-25T15:31:06+00:00 25.08.2012 17:31
So erstmal tut es mir leid, dass ich jetzt mein Wichtelgeschenk kommentieren. Ich bin da ein wenig stur. Ich will mein Wichtelgeschenk nicht lesen bevor ich nicht selber eins abgegeben habe.
Gestern hab ich endlich Lilys Geschenk hochgeladen und deshalb kommt jetzt mein verspäteter Kommentar:

Ich liebe deine Geschichte!
Neville ist einer meiner Lieblingsfiguren und ich finde es schön, dass du seinen ersten Schultag als Lehrer beschrieben hast.
Ich fand es völlig realistisch, dass er noch schreckliche Erinnerungen an diesen Ort hat. Und sein Gespräch mit Professorin Sprout war gelungen. Es hat gut in die Geschichte gepasst.
Nevilles Grund Lehrer zu werden, halte ich auch für sehr passend.
Hatte sogar Tränen in den Augen.

Vielen Dank also für die schöne Geschichte :)
Von: abgemeldet
2012-03-14T08:02:55+00:00 14.03.2012 09:02
Oh war das toll *__*

Nein, wirklich, die Geschichte war wahnsinnig süß! Alleine schon, weil ich auf deine Rasselbande steh, die hast du wirklich gut dargestellt, besonders durch Sätze wie
„Schmeckt Fasten gut?”
Wirklich herrlich :)

Vielen lieben Dank das du meine Wichtelmami warst und mir ein so süßes Geschenk gemacht hast, eigentlich müsste ich mindestens 5 Kilo zugenommen haben, so zuckrig war das ;)

Aber schau mal in die Formatierung des Kapitels das untere Drittel ist komplett kursiv, ich glaube das sollte nicht so werden oder? ^^"


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