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Unfälle

Was Fehler ans Licht bringen können
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Lager

Ruhig sah Remus auf seine Uhr. Es wurde Zeit, der Zug würde sicher bald losfahren. Er strich seinen Pullover zurück. Einer der Ältesten, die er noch besaß. Bequem und warm zwar, aber durchaus etwas ärmlich, an einer Stelle fein säuberlich geflickt. Nur um sicher zu gehen, dass er keine Aufmerksamkeit erregen würde. Niemand durfte wissen, dass er weder ohne Job gewesen war, noch anderweitig eingeschränkt. Er hatte sogar einen Koffer mit Schminke dabei, damit er nach Vollmond und kurz davor auch richtig elend aussehen konnte, was schwer war, nun, da diese Zeit ihm sogar Spaß machte.
 

Denn er hatte im letzten Jahr viel erfahren – zu viel für seinen Geschmack. Noch immer war sein Glaube in die magische Gesellschaft tief erschüttert und sein einstiges Vertrauen in seine Mentoren gleich noch mit dazu. Alles hatte sich geändert, in einem einzigen Wimpernschlag, einfach mal eben so,
 

Jahrelang hatte er seine Zeit verzweifelt damit verbracht, Sirius aus Azkaban heraus zu bekommen, denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass der Andere Muggel, die er doch immer verteidigt hatte, einfach so umbrachte. Vor eineinhalb Jahren war er sogar verzweifelt genug gewesen, um zu dem Mann zu gehen, der ihn – in seiner Erinnerung – zu einem Werwolf gemacht hatte.
 

Und das hatte es ins Rollen gebracht. Fenrir Grayback hatte ihn angesehen, wie einen Idioten und gefragt, wie er bitte auf die Idee käme, er sei ein Werwolf. Oder wie Andere immer auf diesen Trichter kämen. Ja, er hatte eine Wolfsform, sicher, das wäre nur natürlich, immerhin sei er ja auch ein Wolfsdämon! Und ganz sicher würde er niemanden infizieren, er würde sich fortpflanzen, wie jedes andere Wesen auch und so und ausschließlich auf diesem Wege, wie er betont hatte.
 

Das hatte Remus stutzig gemacht, immerhin hatte Dumbledore immer und immer wieder betont, dass Grayback ein Werwolf war, seit er fünfzehn geworden war und das er seither seine Zeit damit verbrachte, Leute abzuschlachten.
 

In der Nacht hatte er lang mit dem Anderen geredet. Oh, er hatte ein Rudel, aber es war nicht ein einziger Wer darunter, es waren reine Dämonen und der ein oder andere Halbdämon, alle vom Wolfsclan, gezeichnet mit einem Halbmond auf der Schulter, dem Symbol, dass sie zu Graybacks Stamm gehörten.
 

Und Grayback hatte einen fähigen Tränkebrauer bei sich, nicht so gut, wie Snape, wie er sofort hinzugefügt hatte, aber gut genug, um auch komplizierte Tränke hinzubekommen. Er hatte einen davon nehmen müssen, der fast so eklig schmeckte, wie der Wolfsbann selbst, bevor Grayback ihm den Daumen aufgeschlitzt und einen Tropfen auf ein Pergament hatte fallen lassen. Minutenlang hatte nur eine angestrengte Stille geherrscht und dann war da das Ergebnis gewesen – eines, das Remus zutiefst schockiert hatte.
 

Er war nie in seinem Leben ein Werwolf gewesen, sondern ein sogenannter Wolfsgänger. Einer, der sich selbst Stück für Stück vergiftet hatte, von Kindheit an, als seine Mutter ihm die Tränke gegeben hatte, die der Alte ihnen geschickt hatte, im festen Glauben, das Richtige zu tun. Doch in Wirklichkeit hatten die Zutaten sein Wesen langsam verkrüppelt. Es gab für ihn keinen Grund, bei Vollmond seine Menschlichkeit zu verlieren oder sonst was, das alles waren die Ergebnisse einer starken Vergiftung. All die Schmerzen, all die Jahre – für nichts. Er war normal!
 

Nun ja, er war ein magisches Wesen, weil seine Mutter einen einzigen Fehltritt in ihrem Leben gehabt hatte, aber er war kein Werwolf, niemand, der von der Gesellschaft gemieden werden musste, niemand der gefährlich war, er war einfach nur in der Lage, Wolfsgestalt anzunehmen, wann immer er wollte und der hatte auch als Mensch einen schärferen Geruchssinn und bessere Reflexe, die er aber zum Teil würde unterdrücken müssen, denn eigentlich müsste die Vergiftung inzwischen so weit fortgeschritten sein, dass er außer bei Vollmond kaum noch zu irgendwas in der Lage war.
 

Seit er das erfahren hatte, seit einem Jahr, nahm er jeden Monat wieder einen Trank, der seinen Körper inzwischen fast vollständig entgiftet hatte, was sich jeden Tag bemerkbar machte. Seine Sinne waren schärfer denn je, er konnte inzwischen, wenn er wollte, in seine Wolfsform gleiten, auch, wenn es mit einigen Schmerzen verbunden waren, sie waren nicht zu vergleichen mit früher und seine Kleidung ging dabei auch nicht mehr drauf. Noch etwa ein halbes Jahr, dann würde er es geschafft haben.
 

Mit Fenrirs Hilfe hatte er am Ende Kontakt zu Malfoy bekommen, sie hatten versucht, Sirius auf legalem Weg aus Azkaban zu bekommen, doch der Andere war schneller gewesen – vor etwa zwei Monaten hatte er fliehen können und suchte vermutlich verzweifelt nach Harry, an dem er hing, wie ein Wahnsinniger. Aus welchen unverständlichen Gründen auch immer, hatte er sich doch kurz nach Harrys Geburt aufgeführt... nun ja, vielleicht war es einfach Neid gewesen, dass James mal wieder mit allem schneller gewesen war, als er selbst. Darum hatte er damals, wenn auch nur kurz, wirklich gedacht, Sirius sei der Verräter gewesen. Doch inzwischen war er wieder von dessen Unschuld überzeugt. Nein, nicht der Grimm hatte schlecht gerochen – es war die Ratte, da war er sich inzwischen absolut sicher. Ohne Zweifel.
 

Darum hatte er das Angebot des Alten angenommen. Sicher nicht wegen des lächerlich geringen Gehaltes, dass er bekommen würde. Das war nicht mal ein Drittel dessen, was er täglich durch seine Anlagen in der magischen und der Muggelwelt einnahm. Auch, wenn er wusste, dass der Alte erwarten würde, dass er ihm für die paar Kröten, die kaum zum überleben, geschweige denn für den teuren Wolfsbann, reichten, dass er ihm überschwänglich dankte. Na, der hatte noch was, was auf ihn zukommen würde!
 

Remus wusste, Harry ging nach Hogwarts und das war dann mit Sicherheit der Ort, wo Sirius versuchen würde, mit seinem Patenkind in Kontakt zu treten. Mit etwas Glück würde er seinen alten Freund vorher zu fassen bekommen, nun, wo er immer gut riechen konnte. Es würde ein Leichtes sein, den Anderen zu finden, wenn er einmal dessen Spur gefunden haben würde. Und er konnte den Jungen schützen.
 

Denn nach dem, was er gelernt hatte, war er nicht mehr so sicher, ob Dumbledore den Kleinen wirklich genug mochte, um ihn wirklich zu schützen. Er fürchtete, dass das Leben des Sohnes seines Freundes, das Einzige, das von dem noch existierte, in großer Gefahr war. Etwas, das er nicht zulassen wollte. Harry gehörte zu seinem Pack, er musste ihn schützen, als der Welpe, der er noch war mit seinen kaum vierzehn Jahren. Ohne Erfahrung mit irgendwas und leicht zu manipulieren. Das musste er unter allen Umständen verhindern, dafür hatte er sich auf das hier eingelassen. Und er wusste, er war nicht der Einzige auf dem Weg.
 

Fenrir hatte ihm versprochen, sich mit seinem Rudel auf den Weg zu machen, vermutlich war er schon in Schottland. Wenn er etwas versprach, dann tat er es. Er hatte gesagt, dass der verbotene Wald für die Seinen nicht gefährlich war, dass er sich dort niederlassen würde, zumindest für dieses Jahr oder solange es eben erforderlich sein würde.
 

Es war gut zu wissen, dass Jemand da war, der einem den Rücken deckte, denn er hatte keine Zweifel daran, dass es hart werden würde. Denn auch, wenn Severus und er sich nicht mehr an die Gurgeln gingen, hieß das noch lange nicht, dass sie sich sonderlich mochten. Wirklich, wirklich nicht. Es war schwer, Jahre der Feindschaft einfach so zu begraben und sie hatten diese Feindschaft alle zu lange gepflegt.
 

Aber das war im Moment unwichtig. Mit einem letzten Blick auf den Bahnsteig stieg Remus in den Zug ein. Offensichtlich hatte er Harry schlicht schon verpasst, aber das konnte vorkommen, er hatte es fast nicht rechtzeitig zum Bahnhof geschafft. Er sah sich um, stand im Gang, wo immer noch Kinder allen Alters herum wuselten und Plätze oder Freunde suchten, stockte aber, als er sah, wer noch zustieg. Merlin, war der Alte wahnsinnig geworden??
 

Dementoren?
 

In einem Zug voller Kinder?
 

Ja, hätte er es noch für nötig gehalten, Beweise gegen den Alten zu sammeln, da stiegen sie in den Zug ein. Automatisch zog Remus seinen Zauberstab, scheuchte die Kinder entschieden vom Gang. Das hier könnte wirklich, wirklich hässlich werden.
 

Nun ging er wirklich durch die Abteile, immer darauf achtend, einen gesunden Abstand zu den widerlichen Kreaturen einzuhalten, die er wirklich, wirklich nicht ausstehen konnte. Nun, wer mochte schon Wesen, die sich von der Seele ernährten und einen mehr oder weniger umbrachten? Nein, das war eine dumme Idee. Und er wusste, sie riefen Erinnerungen wach – die Schlimmsten. Auch, wenn sie tief in Harrys Seele begraben sein mussten, er war wach und da gewesen, als seine Eltern umgebracht worden waren. Nichts, das ein Vierzehnjähriger noch mal sehen sollte.
 

Ah! Da war er! Fast hätte Remus ihn nicht erkannt, das musste er ehrlich zugeben. Harry sah nicht aus, als wäre er dreizehn, er wirkte wie ein verschreckter Zehnjähriger, wenn man viele Augen zudrückte zumindest. Doch er hatte eine vollkommen erstaunliche Ähnlichkeit mit James – und Lilys strahlend grüne, intensive Augen. Er sah aus, wie auf den Bildern in der Zeitung – dieser verlorene Ausdruck und die Einsamkeit, die er ausstrahlte, gerade jetzt, wo er allein hier saß. „Ist hier noch frei?“, fragte er höflich. Er durfte sich nicht zu erkennen geben, er wollte aus dem Hintergrund auf Harry aufpassen.
 

Er sah, wie der Blick des Jungen ihn ansah, er wirkte gejagt, er hatte absolut nicht damit gerechnet, angesprochen zu Werden. „Lupin mein Name, ich bin der neue Lehrer in Verteidigung.“
 

Harry zuckte zusammen, als ihn auf ein Mal Jemand ansprach. Ron war gerade raus gegangen, um Hermine zu suchen, die eben noch mit Pavarti über etwas diskutiert zu haben schien. Sie hatten ihn allein gelassen, für einen Moment und er war froh darum gewesen. Eine kurze Auszeit, ein Moment, wo er nicht so tun musste, als ginge es ihm, bis auf etwas Hunger, gut. Er hatte den Anderen nur erzählt, dass seine Verwandten mal wieder mit dem Essen gegeizt hatten. Das war aber dieses Mal bei Weitem nicht das Einzige gewesen, das sie getan hatten. Er hatte einen guten Grund, warum er langärmlige Sachen trug, trotz des Wetters. Es ging ihm gar nicht gut, doch er hatte es versteckt, in der Sekunde, in der er den Zug betreten hatte. Er war richtig gut mit Zaubern geworden, die Wunden verbargen. Auch, wenn er das nie zugeben würde. Er durfte nie, niemals der Beste bei irgendwas sein, durfte nur gerade so bestehen. Das hatte man ihm eingeprügelt und er nahm es ernst. Es half ihm, nicht aufzufallen und noch war er im Kopf nicht in Sicherheit... Er blickte auf den Mann, der ihn gestört hatte. Er sah etwas ärmlich aus, aber freundlich. Aber das konnte täuschen. Doch er war ein Lehrer. Also nickte er, kauerte sich aber im hintersten Eck zusammen und tat so, als würde er schlafen, er wollte nicht, dass Jemand sah, wie viel Angst er hatte. Seit er in den Zug gestiegen war, hatte er Angst und ihm war immer noch kalt.
 

Remus runzelte die Stirn, musterte Harry, der offensichtlich so tat, als schliefe er. Nun, nicht für Jeden offensichtlich, doch er hörte den rapiden Herzschlag. Etwas stimmte nicht, doch er wusste nicht, was es war. Er würde es rausfinden müssen – irgendwie. Gerade, als er überlegte, ob er den Jungen noch mal ansprechen sollte, stürmten zwei andere Schüler, schon in voller Uniform, das Abteil, musterten ihn sofort misstrauisch. Ein Junge mit karottenroten Haaren, eindeutig eines der Weasleykinder und ein Mädchen mit lockigen Haaren. „Hallo, “ lächelte er freundlich, beobachtete, wie beide Schüler sich unauffällig auffällig vor ihren Freund schoben, der sich langsam wieder aufrichtete. „Lupin mein Name, ich bin der neue Lehrer.“ Er konnte beobachten, wie bei Beiden die Anspannung nachließ.
 

„Ron Weasley,“ erklärte der Rotschopf, setzte sich neben Harry. Allein die Beiden nebeneinander zu sehen war hart. Der eine fast eineinhalb Köpfe größer, als der Andere, breiter gebaut und Ron zeigte auch schon Spuren von Pubertät. Selbst das Mädchen, das leise mit Harry redete, schien größer zu sein, als Harry. „Hermine Granger,“ erwähnte der Rothaarige noch, deutete auf das Mädchen.
 

Remus nickte, lächelte und setzte sich, beschloss, sich ebenfalls schlafend zu stellen. Er wusste, so würde er das Meiste erfahren, Kinder sahen nicht so schnell, ob Jemand spielte oder nicht und er musste mehr über Harrys seltsames Verhalten wissen, bevor er auch nur in Betracht ziehen konnte, sich einzuschalten.
 

Doch dann stockte er, er spürte sofort die Präsenz des Dementors, der immer näher kam, richtete sich mit gezücktem Zauberstab auf. In der Sekunde, als er sah, wie James’ Ebenbild kollabierte. Und eine der schwarzen Gestalten schob sich durch die Tür. Hastig beschwor er seinen Patronus, jagte die Kreatur weg. „Idioten! Dementoren in einen Zug voller Kinder zu lassen! Bescheuerte Bagage!“ Und das nur, weil sie Sirius suchten? Nein, sie waren da, um zu verhindern, dass der Andere Kontakt zu Harry bekam, da war er sich sicher. Vielleicht erst recht ein Grund, das erst mal zu ermöglichen. Was hieß, dass er seine Taktik so weit ändern musste, dass der Junge lernen würde, ihm zu vertrauen.
 

Aber dazu war später noch genug Zeit. Schnell griff er in seine Tasche, zog einen Schokoriegel raus, den er sich noch am Bahnhof besorgt hatte. Muggelschokolade, die war wenigstens sicher und begann nicht auf ein Mal, sich zu bewegen oder so was. „Hier,“ erklärte er nachdem Harry, der zusammengebrochen war, seine Augen wieder aufschlug. „Schokolade hilft gegen die Effekte der Dementoren.“
 

Er sah den blonden Jungen am Abteil vorbei rennen. Draco. Nun, das war im Moment nicht so wichtig. Also wandte er sich wieder Harry zu, dem das Mädchen gerade die Schokolade aufgemacht hatte und der immer noch unkontrolliert zitterte. Nein, er wollte nicht wissen, was der Junge gesehen hatte. Wobei... er ahnte es. „Ich gehe raus, sehen, ob noch Jemand solche Probleme hatte, “ erklärte er dem Rotschopf. „Behaltet den Jungen im Auge, wenn es nicht besser wird, bringt ihn in Hogwarts zur Krankenschwester, aber ich denke, die Schokolade sollte den Trick tun.“
 


 


 


 


 

„Alpha?“
 

Fenrir sah sich um, es war sein Beta, Jaden. Ein guter Krieger und nicht dumm genug, ihn rauszufordern. Er wusste, das Wichtigste war immer das Rudel und dessen Sicherheit. Darum waren sie auch hier. Um sich vor einer Zukunft unter Albus Dumbledore zu schützen. Es gab keinen Zweifel daran, dass der wusste, was sie waren und das es eine riesige Hetzjagd in dem Moment geben würde, in dem der Alte an die Macht kommen würde. Ein Gemetzel, so, wie damals, als die dummen Muggel reihenweise Wölfe geschlachtet hatten, aus Panik vor einer ganz anderen Kreatur. „Was gibt es?“
 

„Das Camp ist gerichtet,“ erklärte er, beobachtete den Alpha, der den Waldrand im Auge hatte, gut getarnt und versteckt vor den Augen Anderer, aber nah genug, um die Wagen zu sehen, die die Kinder vom Bahnhof zur Schule brachten. Lauter Unschuldige, die einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, die ein magisches Wesen nicht mehr vom Anderen unterscheiden konnten und viele unter ihnen hatten auch nur noch ein sehr geringes, magisches Potential, das sie noch nicht mal kontrollieren konnten...
 

„Gut, “ bestätigte Fenrir, ohne sich sonst groß zu bewegen. Er war nervös, hasste es eigentlich, so nah an seinen Feinden zu sein, aber Lupin hatte Recht – wenn er sich nicht jetzt einschaltete, war am Ende vielleicht alles verloren, denn der Alte hatte viel zu viel Boden gewonnen in den letzten Jahren. Und die Kinder waren sicher, solang sie im geschützten Bereich waren. Apropos... „Die magischen Barrieren – sind sie errichtet?“, fragte er knapp. Er wollte die Jungen keiner Gefahr aussetzen, es reichte, wenn die Erwachsenen nicht sicher waren.
 

„Sie werden gerade errichtet, niemand wird diese Stellen im Wald dann noch betreten können, auch nicht der Halbriese, sie werden automatisch drum rum gehen. Nur das Rudel wird noch Zutritt haben. Bis die Zauber stehen, sind die Kinder unter strenger Aufsicht.“
 

„Gut, “ nickte Fenrir zufrieden. Er hatte vorgesorgt, seine Leute entsprechend gedrillt – für die Sicherheit des Rudels. Das hatte er von seinem Vater gelernt, von dem Mann, der eines der vielen Opfer von Albus Dumbledore gewesen war. Weil er sich vor ihn gestellt hatte. Damals war Fenrir gerade ein Heranwachsender, ein Halbstarker gewesen und er hatte dem Clan übernehmen müssen. Ein Horror für ihn, wo er doch nur auf Spaß und Abenteuer aus gewesen war. „Ich will keine Risiken. Auch, wenn er uns nie unter seiner hässlichen Nase suchen würde, ich will, dass jede Sicherheitsmaßnahme getroffen wird, die möglich ist.“
 

Jaden hob eine Augenbraue. „Das war mir schon klar, das sagtest du mehrfach. Einige Männer errichten sogar versteckte Fallen und Palisaden, die Kinder können ohne einen Erwachsenen nicht aus der magischen Umzäunung, wir haben überall Warnzauber und Späher. Mehr geht nicht.“
 

„Hoffen wir, dass es reicht,“ knurrte Fenrir nur.
 

„Warum sind wir hier, wenn du dir solche Sorgen machst?“, fragte der Beta ruhig. „Du rennst doch sonst nicht in die Gefahr.“ Im Gegenteil. Ihr Alpha tendierte dazu, der Gefahr so weiträumig es nur eben ging, auszuweichen. Es hatte sogar schon Gespräche darüber gegeben, ins Ausland zu gehen, doch ihre Wurzeln waren hier, sie gehörten auf die britischen Inseln, Irland, Schottland, England, Wales und Cornwall. Das war ihr Revier und niemand würde es einfach so aufgeben. Das ließ ihr innerer Dämon nicht so einfach zu.
 

„Weil ich des Weglaufens müde bin,“ gab Fenrir zurück. „Ich bitte dich! Dieser Idiot behauptet überall, ich wäre ein verdammter, hirnloser Werwolf, der kleine Kinder frisst! Was hatten wir davon, wegzulaufen? Wir wurden für alles verantwortlich gemacht, unsere Familie wurde in den Dreck gezogen und mein Vater wurde vor meinen Augen hingerichtet und in Stücke gerissen! Nein, in der Hinsicht hat Lupin Recht. Entweder wir kämpfen, oder wir gehen unter und die Geschichte wird uns immer nur als Monster in Erinnerung behalten. Nein, das kann ich nicht zulassen...“
 

Jaden seufzte. Er wusste, der Andere hatte Recht, doch der Gedanke an einen Kampf behagte ihm einfach gar nicht. Er war ein Krieger, doch er war auch ein umsichtiger Führer und er wusste um die Gefahren, die auf sie warteten. Dabei hatte seine Gefährtin gerade erst ihr zweites Kind geboren...
 

„Es hilft nichts, irgendwann müssen wir uns stellen. Dann doch wohl lieber jetzt und mit Verbündeten, als allein später und ohne Chancen,“ sprach Fenrir leise, trat wieder etwas weiter in die Schatten zurück, auch, wenn wirklich keine Gefahr von Entdeckung bestand. Es war zu laut, Niemand achtete auf seine Umgebung und die Kinder wurden aus sicherer Entfernung zum Schloss gebracht. Wer bemerkte da schon ein, zwei Schatten mehr in der Dunkelheit?
 

„Ich hoffe, dass das die richtige Entscheidung ist,“ gab Jaden nur leise zurück. „Komm, wir sollten wirklich langsam mal zurück...“
 


 


 


 


 


 

Es war schon lange dunkel, das große Festessen schon um und selbst die Letzten lagen in ihren Betten und schnarchten. Doch Harry konnte einfach nicht schlafen. Es ging nicht, nicht beim besten Willen. Er wusste, wenn er den Fehler machte, einzuschlafen, würde er mit seinem nächsten Alptraum alle Anderen in diesem Zimmer wecken, inklusive Ron und Neville. Und Seamus war immer sehr schlecht gelaunt, wenn man ihn weckte. Aber er hatte einfach im Moment nicht die Stärke, einen Stillezauber zu sprechen oder sich seinen Alpträumen zu stellen.
 

Er war so müde...
 

Wie lange musste er nur noch durchhalten? Warum ließ man ihn nicht einfach gehen? Fast niemand wollte ihn hier haben, das wusste er. Dumbledore sah ihn nur als Hindernis, das Ärger magisch anzog, immer wieder wurde er in Gefahren geworfen, die ein Erwachsener nicht bestehen konnte und obwohl er dem Alten erzählt hatte, was seine Verwandten taten, hatte er jedes Jahr erneut zurück gemusst, gleich, wie viel er gebettelt hatte.
 

Außer Ron, Hermine und den Zwillingen hatte er niemanden.
 

Und auch die Vier wussten erst seit dem zweiten Jahr, wie schlecht es ihm wirklich ging. Sie deckten ihn, wohl wissend, dass er die Krankenstation hasste und Poppy nicht traute, die all seine Wunden gesehen, sie aber nie Jemandem gemeldet hatte. Niemand der Erwachsenen schien willens, ihm zu helfen.
 

Auch diesen Sommer. Es hatte einen schrecklichen Zwischenfall gegeben, mit wilder Magie hatte er seine Tante aufgeblasen und war weggerannt, man hatte ihn eingefangen wie einen räudigen Hund und ihn zurückgebracht, ihn vor die Füße seines Onkels geschmissen. Der ihn grausam bestraft hatte.
 

Wie er es in dem Jahr überhaupt in den Zug geschafft hatte, wusste er nicht. Alles tat ihm weh, immer noch. Auch, wenn die Zwillinge, Ron und Hermine ihn so gut sie es eben konnten, versorgt hatten, mit leichten Heiltränken und Salben.
 

Aber die Schmerzen waren nicht alles. Heut im Zug, als diese schwarzen Schatten vorbei gelaufen waren, er hatte wieder erlebt, wie sein Onkel auf ihn eingeschlagen hatte, hatte seine eigenen Knochen brechen hören, den Geschmack von Blut wieder im Mund gehabt. Dieses Gefühl, niemandem vertrauen zu können, ganz allein zu sein, hatte ihn vollkommen übermannt. Hätte er in dem Moment ein Messer oder seinen Zauberstab gehabt, er wusste, er hätte es beendet, ein für allemal. Auf das niemand ihn je wieder verletzen konnte. So schlimm konnte der Tod gar nicht sein! Doch dann war er zu sich gekommen, über ihm der Fremde, der ihm Schokolade gegeben hatte und verschwunden war.
 

Hermine hatte sich um ihn gekümmert, er hatte geweint, bis er erschöpft eingeschlafen war, erst als sie in Hogwarts angekommen waren, hatte Ron ihn schließlich geweckt, ihn statt zum Tisch in den Schlafsaal gebracht. So, wie schon im letzten Jahr. Er hätte ohnehin nichts essen können, er hatte zu lang nichts mehr bekommen. Sein Magen wäre fast schon mit der Milch überfordert gewesen, die zu trinken er sich gezwungen hatte.
 

Und nun saß er hier, zusammengerollt auf der Matratze, unter der Decke, in einem dicken Pullover, in dem er trotzdem fror, als wäre es Winter und er wie damals im Schuppen eingesperrt.
 

Er wusste noch genau, wie das gewesen war. Er war fünf gewesen, vielleicht etwas jünger und hatte gefragt, warum er denn nichts bekäme. Er sei doch ein guter Junge gewesen. Dafür hatte Onkel Vernon ihn, ohne Alles und nur in den Sachen, die er zu dem Zeitpunkt am Leib getragen hatte, in den Schuppen gesperrt – für zwei ganze Tage. Es war so kalt gewesen... er hatte gedacht, er würde nicht überleben und danach war er lange krank gewesen, zu krank sogar, um den Anderen das Frühstück zu machen. Und so kalt, wie damals war ihm in dem Moment wieder.
 

Er kuschelte sich tiefer in seine Decke, starrte blicklos auf die Vorhänge um sein Bett. Er wusste, neben ihm schlief Neville. Der Junge, der ihm von Jahr zu Jahr unheimlicher wurde. Schon am Ende des ersten Jahres hatte sein Instinkt begonnen, ihn zu warnen, doch inzwischen konnte er kaum noch Zeit mit dem Anderen verbringen, ohne, dass er flüchten wollte. Dabei benahm der etwas dickliche Junge sich kaum anders als sonst. Etwas unbeholfen und eine Katastrophe in Tränken.
 

Und doch warnte Alles in ihm ihn vor Neville, er hatte Angst, allein mit dem Anderen in einem Raum zu sein, Angst, dass der ihm das Wenige nahm, was ihm heilig war und Angst, dass er seine Freunde verletzte und er hatte schon wenig genug davon. Weil er nicht nach Gryffindor passte.
 

Ja, inzwischen bereute Harry es bitter, nicht nach Slytherin gegangen zu sein, wie der Hut es ihm geraten hatte. Jeder Tag, der verstrich, sorgte dafür, dass er sich unter den Löwen unwohler fühlte. Die Anderen waren ihm zu laut, zu ungestüm und zu unüberlegt, Keiner von ihnen, auch Ron und Hermine, dachte an die Folgen, bis es zu spät war. Und die Farbe... das Rot sorgte nur noch mehr für Alpträume.
 

Inzwischen war es soweit, dass seine Freunde ihn daran erinnern mussten, sich anders zu benehmen, weil er einfach nicht mehr nach Gryffindor passte. Er stach heraus und es fiel ihm immer schwerer, zu schauspielern. Es war, als hätte sich nichts geändert. Als wäre Hogwarts auf seine Weise nicht besser, als die Dursleys es waren. Überall musste er so tun, als wäre er ein Anderer, als er es war. Selbst hier und nirgends war er sicher. Immer war irgendwer da, der ihn schlug und oft waren es, in Hogwarts, andere Gryffindors. Jedes Mal, wenn er zu Mc Gonagall ging, versprach sie, sich darum zu kümmern, doch dann wurde er zu Dumbledore geschickt, der ihn anschrie, weil er unmögliche Lügen über seine Mitschüler verbreitete und ihm wurde gesagt, er sie nichts, als ein unbedeutender Freak.
 

Seit das am Ende des ersten Schuljahres das erste Mal geschehen war, hatte er gewusst, dass er von Erwachsenen keine Hilfe mehr zu erwarten brauchte. Sie steckten alle unter einer Decke Nur Ron, Hermine, Fred und George waren eingeweiht, aber was sollten die schon ausrichten? Sie waren Kinder, wie er selbst. Und er konnte sie nicht in Alles mit rein ziehen, sonst würden sie noch mehr in Gefahr sein, als ohnehin schon.
 

Mehrfach hatte Harry versucht, wegzulaufen, doch am Rande der Schule waren Zauber, die er nicht durchbrechen konnte, so, wie die am Private Drive. Er war ein Gefangener. Ein Gefangener der Zauberwelt und er wusste einfach nicht, warum. Er schniefte etwas, rieb über seine schmerzende Schulter. Er wusste, vermutlich war Irgendwas gebrochen und es würde erfahrungsgemäß noch Wochen dauern, bis die Schmerzen nachließen, nur um nach Prügelattacken wieder da zu sein.
 

„Harry...?“
 

Erschrocken sah Harry auf, entspannte sich aber dann. „Ron?“, fragte er leise. „Was... was ist?“
 

„Mit mir nichts. Aber warum schläfst du nicht?“, fragte der Rotschopf leise, setzte sich zu seinem Freund, strich leicht über dessen Haare. Er war aufgewacht, weil er Durst hatte, hatte dann den unterdrückten Schluchzer gehört. Er wusste, Harry wachte oft von Alpträumen auf. So oft, dass er sich manchmal gar nicht zu schlafen traute, gerade, wenn er erst von seinen Verwandten gekommen war. Dann war es immer besonders schlimm und niemand schien ihm helfen zu können – oder zu wollen. Er sah auch, wie dick Harry angezogen war, aber das war er nun immer. Er suchte Wärme, als könne sein eigener Körper keine herstellen. Hermine hatte Nachforschungen angestellt und gemeint, dass es psychologische Ursachen hatte. Dass er versuchte, auf diese Weise zumindest etwas Gefühl von Sicherheit zu bekommen, auch, wenn es ein hoffnungsloses Unterfangen sei. Darum sei ihm auch nie wirklich warm. Denn egal, wie viele Schichten Kleidung er übereinander tragen würde, es konnte nicht ersetzen, was er eigentlich suchte.
 

„Ich... kann nicht,“ flüsterte Harry schwach. „Noch nicht...“
 

„Du brauchst Traumlostrank,“ stellte Ron fest.
 

Harry nickte, rieb sich über die Augen, die er kaum offen halten konnte, es tat weh, da eines davon auch noch blau war unter dem Makeup, aber der Schmerz hatte ein Gutes – er hielt ihn ab, zu schlafen. „Ich... muss Neuen brauen...“ Ja, noch so ein Geheimnis, das er niemandem sagen konnte. Er war gut in Tränken. Ziemlich sogar. Wenn auch nur aus purer Notwendigkeit. Seit er wusste, dass auch Poppy ihm nicht helfen würde, einige der Wunden nicht mal behandelte, war er dazu übergegangen, sich selbst zu heilen, soweit es eben nur ging. Dazu waren Tränke notwendig. So einfach war das. „Morgen... nach dem Unterricht, unten in der Kammer,“ flüsterte er erschöpft.
 

„Ich sag Hermine bescheid,“ versprach Ron. „Wir beschaffen die Zutaten und Mine und ich helfen dir, so müde wie du bist, würdest du dich selbst umbringen, wenn du das Ergebnis trinkst.“
 

„Danke;“ murmelte Harry.
 

Ron sagte nichts, er zog den Jüngeren einfach an sich, strich über dessen Haare. Harry war so klein... er war der Kleinste im ganzen Gryffindorturm, trotz der Tatsache, dass er ein Drittklässler war und mehr als ein Erstklässler sah älter aus, als sein bester Freund. Und es wurde einfach nicht besser, obwohl sie alle darauf achteten, dass Harry gut und vor allem genug zu Essen bekam, sobald sein Magen nach ein, zwei Wochen wieder in der Lage war, normal zu funktionieren.
 

Warum keiner der Erwachsenen ihnen half, Ron wusste es nicht. Seine Mutter hatte inzwischen zwei Mal versucht, die Vormundschaft über seinen besten Freund zu bekommen, doch immer wieder wurde sie geblockt. Sie und viele Andere, wie es aussah, denn laut Percy, der gerade begonnen hatte, im Ministerium zu arbeiten, hatte jede höher stehende Reinblutfamilie, inklusive der Malfoys, versucht, die Vormundschaft über Harry zu bekommen.

Der 'Unfall'

„Hier, Wolf, “ murrte Severus, drückte dem Anderen einige Tränke in die Hand. „Die nächsten paar Dosen von dem Zeug. Frisch gemacht.“ Er ließ sich in den Sessel fallen, musterte Lupin. Er sah anders aus, als bei den letzten Treffen. Bleicher, mit Augenringen und in alten, abgetragenen, billigen Klamotten. Eine wirklich gute Tarnung, auf die Dumbledore rein gefallen war. Er wusste nicht, was für Muskeln sich inzwischen wieder unter den ausgebeulten Klamotten versteckten. Und wie viel Selbstbewusstsein und Geld. Alles angehäuft in nur einem Jahr. Der Mann konnte genial sein, wenn er wollte. Nicht, dass Severus ihn deswegen mögen würde. Er tolerierte Lupin, weil Lucius und Tom ihn darum gebeten hatten. Und nur aus diesem Grund.
 

Remus musterte den Tränkemeister, der sich gerade in einen seiner Sessel hatte fallen lassen, er nickte, wandte sich um und stellte die Tränke, fein säuberlich aufgereiht, in ein Geheimfach, das er geschaffen hatte. Hinter der Vitrine. Und er konnte sehen, dass es nicht nur das Entgiftungselexier, sondern auch einfach Schmerztränke, Aufputschtränke und Heiltränke waren. Ein Grundstock, um den er gebeten hatte. Er wusste, er hatte ihn bekommen, weil Lucius mit Severus geredet hatte und auch nur darum. „Ich habe Harry heute gesehen. Er sah nicht gut aus.“
 

„Er sieht aus wie Potter! Er kann nicht gut aussehen!“, knurrte Severus nur kalt. „Und ich habe andere Sorgen, als das Aussehen meiner Schüler!“ Oh ja, mal wieder fehlten Zutaten in seinem Schrank. Einige. Was keinen Sinn machte. Es waren Dinge, die er brauchte, um die Tränke für die Krankenstation zu machen. Aber nicht nur das. Es fehlten auch einige Zutaten, die sicher nicht für Schüler bestimmt waren. Dinge, die er für seine Forschungen angeschafft hatte. Basiliskengift, Einhornblut, Dinge, die teuer und wertvoll waren. Er war inzwischen ziemlich sicher, dass es mindestens zwei Täter waren, denn die Dinge, die fehlten... im letzten Jahr waren es, mit einer Ausnahme immer Zutaten für Heil oder Schlaftränke gewesen. Und auch dieses Jahr fehlten sie wieder.
 

Es ging um Jemanden, der Heiltränke zu brauchen schien und der Alpträume hatte. So jemand wäre nicht dumm genug, so teure und gefährliche Zutaten zu klauen. Und es war kein Slytherin. Denn wenn die Probleme hatten, kamen sie zu ihm. Sie gingen nur zur Schulschwester, wenn es unbedingt nötig war, da sie wussten, er hatte auch eine Heilerausbildung. Und sie wussten, er traute der Schwester nicht.
 

Remus schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht!“, gab er hart zurück. „Es geht um seine Statur! Merlin, er ist kaum so groß, wie ein Zehnjähriger! Ich habe seine Handgelenke gesehen! Er ist dürr! Und ein Dreizehnjähriger konnte ihn ohne Anstrengung heben! Merkt denn niemand hier, dass da was nicht stimmt?! Ich dachte, du bist vernünftig! Lucius hat gesagt, du kümmerst dich um mehrere misshandelte Kinder hier! Was ist der Grund, warum du nie auch nur einen zweiten Blick auf Harry geworfen hast? Eifersucht, dass es James Kind war und nicht deines?! Oder blendet dich der Hass noch immer so sehr, dass du denkst, auf diese Weise Rache zu bekommen?!“
 

Abrupt sah Severus auf. „Was sollte dem Goldjungen von Gryffindor schon fehlen?“, zischte er eisig, bevor er die Tür aufriss und einfach ging. Er rannte fast den gesamten Weg bis zurück in die Kerker. Erst dort krachte er seine Hand mit voller Wucht in ungebremster Wut gegen eine der Wände.
 

Natürlich hatte er gesehen, wie Potter war und er hatte die entsprechenden Schlüsse gezogen. Er war nicht dumm, er hatte schon so viele misshandelte Kinder gesehen, gerade, wenn sie aus Muggelhaushalten kamen, wie der Bengel. Und er hatte ihm geholfen, soweit er das konnte, obwohl der Bengel nicht in seinem Haus war. Nährtränke in seinem Essen und in den Getränken, Aufbaupräparate, manchmal sogar einen kleinen Heilzauber, wenn er unter Puder oder Makeup eine Wunde vermutete.
 

Er hatte sogar versucht, Anzeige zu erstatten, in verschiedenen Verkleidungen und Namen, aber nie war was getan worden. Er konnte nicht mehr tun, als er schon tat, wenn der Alte ihn ausbremste! Nicht zu vergessen, dass er unter strenger Beobachtung stand. Der Alte traute ihm nicht. Nun, das beruhte auf Gegenseitigkeit und er hatte seine eigenen Wege, sich zu verstecken.
 

Er wusste, er hätte Lupin sagen können, was er für den Bengel getan hatte, aber mal davon abgesehen, dass der Wolf ihm nicht glauben würde, wäre es ohnehin sinnlos. Für diesen Idioten würde er immer nur Snivvelus bleiben, ein unglücklicher, kleiner Streber, den zu ärgern ihr einziger Lebensinhalt war. Und er war nicht bereit, sich weiter in diese Sache mit reinziehen zu lassen. Nach Außen hin musste es immer noch so aussehen, als würde er Potter hassen.
 

Als könne man ein Kind hassen! So ein Unsinn! Sicher, es war der Sohn seines persönlichen Schulerzfeindes, der ihm die Freundin ausgespannt und das Leben schwer gemacht hatte, aber er war nicht dumm genug, einem Jungen, der seine Eltern nicht mal kannte, die Schuld an Irgendwas zu geben. Das wäre dumm, so einfach war es. Noch weniger würde er so was tun, wenn er sah, dass es dem Kind kaum besser ging, als ihm selbst, als er klein gewesen war, eher noch schlechter.
 

Nun, in drei Tagen würde er Potter wieder im Unterricht haben, dann konnte er erste Hilfe leisten, so es erforderlich sein würde. Woran er leider keinen Zweifel hatte. Bis dahin blieb ihm nichts Anderes übrig, als abwarten. Gestern beim Essen hatte er den Jungen nicht gesehen, aber er war auch im letzten Jahr nicht in der großen Halle gewesen. Und er hatte gesehen, dass Weasley etwas Essbares mit hoch genommen hatte, zweifellos, um seinen Freund zu versorgen. Was bedeutete, dass zumindest irgendwer bescheid wusste und da war, um ihm zu helfen.
 


 


 


 


 


 

Es begann ganz harmlos, doch Harry wusste, etwas stimmte nicht. Er wusste es in dem Moment, wo Neville und er in einer Gruppe landeten und sie auf dem Weg in die vorderen Gebiete des verbotenen Waldes waren. Sie hatten Kräuterkunde und Madame Sprout hatte sie losgeschickt, Kräuter zu finden, die sie als wichtig erachteten, sei es für Tränke oder für andere Dinge.
 

Harry hatte nicht mit dem Anderen gehen wollen, doch ihm blieb keine Wahl. Er hatte zu Ron gesehen, der das unendliche Glück hatte, mit Malfoy raus zu müssen und auch Hermine war mit einem Slytherin unterwegs. Seine Freunde waren nicht da, um ihm zu helfen und er wusste, seine Schulter würde ihm eine schnelle Bewegung nicht verzeihen, die er bräuchte, um seinen Zauberstab zu ziehen.
 

Andererseits – wollte er überhaupt noch kämpfen? Wozu? Es machte einfach keinen Sinn. Sicher, Ron und Hermine würden ihn vermissen, aber sie hatten einander und gute Familien. Sie würden es verkraften und was die Zauberwelt anging – niemand hatte sich bis heute um ihn gekümmert oder gesorgt, niemand hatte darauf geachtet, wie er wirklich von den Dursleys behandelt wurde.
 

Die ersten Jahre hatte er noch geglaubt, es sei alles ein schlechter Scherz, dass er nur entführt worden war und seine wahren Eltern ihn finden würden, dass er in einer großen Familie aufgenommen werden würde, wo man mit ihm kuschelte und ihn versorgte. Das war der einzige Wunsch, den er je gehabt hatte, bei Sternschnuppen, an den Weihnachtsmann, an Geburtstagen. Doch er hatte auf dem harten Weg lernen müssen, dass all diese Geschichten auch nur das waren. Auf ihn wartete am Ende des Regenbogens kein Gold und kein Santa würde ihm eine Familie bringen. Für ihn würde es nur dieses Leben geben. Ein Leben, dessen er so müde war...
 

In dem Moment beschloss er, sich einfach nicht zu wehren, egal, was geschehen würde. Er folgte Neville, der sich nicht ein einziges Mal umwandte, um die Kräuter, an denen sie vorbei kamen, zu pflücken, wie sie es sollten. Dabei erkannte er Einige davon selbst. Der Andere führte ihn nur immer tiefer in den Wald. Er wollte keine Zeugen. Nun, Harry sollte es Recht sein. Alles, wenn er nur endlich seine Ruhe haben konnte – und eine Familie...
 

Neville lächelte düster. Er war es so Leid zu warten! Ja, Dumbledore versicherte ihm immer wieder, dass es nicht mehr für lang sein würde, nun, wo Potter so gut wie gebrochen war. Denn nur, wenn der Bengel sich selbst umbrachte, würden sie an dessen Verliese und an deren heiß begehrten Inhalt kommen, denn das Erbe würde entweder an den Alten oder an ihn selbst fallen, sie waren am nächsten mit der alten Linie der Potters verwandt. Darum hatten sie den Jungen noch so lang leben lassen. Erst als Reserve, sollte noch Irgendwas sein, doch nun war er nur noch im Weg. Und zwar in seinem!
 

Er hatte die Nase so voll davon, immer den netten, leicht dümmlichen, übergewichtigen Jungen spielen zu müssen! Er hätte der Held der magischen Welt sein müssen! Aber nein, man hatte Harry zum Helden gemacht und ihn ignoriert oder eben nur mit Mitleid bedacht! Oh, nicht mit ihm! Niemand kam ihm so krumm! Er würde beenden, wozu der Alte nicht den Mut hatte! Dann würde er Dumbledore verpfeifen, selbst ein Held werden, einen Merlinorden bekommen und in vier Jahren hatte er vor, der jüngste Minister der magischen Welt aller Zeiten zu werden!
 

Es machte Neville schon lange nichts mehr aus, zu töten und er wusste, sein Weg würde mit Leichen bedeckt sein, aber das war ihm gleichgültig. Vollkommen. Dann war es eben so. Weasley und Granger standen ganz oben auf der Liste der Leute, die es zu beseitigen galt. Beides keine allzu große Herausforderung, auch, wenn er nach der Sache heute sicher drei, vier Monate würde warten müssen, bevor er was würde tun können. Er wollte ja keinen Verdacht auf sich selbst lenken.
 

Oh, er hatte sich Alles zurecht gelegt, einen Trank gebraut, nachdem er die Zutaten aus dem Forschungslabor von Snape geklaut hatte. Er mochte nicht gut in Tränken sein, doch er hatte es geübt und dieser Trank hatte die richtige Farbe gehabt. Er wusste, es würde klappen! Es war ein genialer Plan und es würde nicht mal eine Leiche da sein, die es zu beseitigen galt! Er hatte alle Zeit der Welt, in einen Teil des Waldes zu gelangen, wo Andere ihn sahen, wie er panisch nach seinem Partner suchte und kurz danach würde die Nachricht des Todes sich breit machen, wenn es im Buch der Schüler stand. Und dann würde er den Status des Anderen bekommen! Er würde die Nummer eins der Zauberwelt werden und niemand würde sich an diesen Freak erinnern, dessen beste Freunde vermutlich Schlangen waren! Mit einem düsteren Lächeln lief er weiter, immer wieder überrascht, wie einfach es war. Dieser Idiot sah nicht mal, an wie vielen Kräutern er einfach vorbei rannte...
 

Es wurde immer schwerer, Neville nicht aus den Augen zu verlieren, der Andere lief überraschend schnell und er kam kaum noch mit, sein Fuß tat höllisch weh, er bekam auch kaum noch Luft, seine gebrochene Rippe schien in der Nähe der Lunge zu sein. Und sie waren ohnehin schon recht tief im Wald. „Bleib stehen, “ sprach er leise, aber es war in der unheimlichen Stille, die hier herrschte, gut zu verstehen. Das war ihm schon früh aufgefallen. Als würde man sie mit angehaltenem Atem beobachten. Hier war es abgeschieden genug, Niemand würde so weit in den Wald gehen, um ihn zu suchen, es wunderte ihn, dass Neville so weit rein ging.
 

Kurz ballte Neville die Faust, wandte sich um. Er wollte tiefer in den Wald, sicher sein, dass man Potter nicht kreischen hörte, er würde sicher kreischen, wie ein Baby! Je mehr Abstand umso besser, denn es würde einige Sekunden dauern, bis er bewusstlos sein würde und dann noch etwa zwei Stunden, bevor er endlich Geschichte sein würde. Er wollte einfach kein Risiko eingehen. „Was?“, fragte er daher mit einem Lächeln, mit dem er Jeden täuschen konnte. „Hast du was entdeckt?“
 

„Du bist tief genug im Wald,“ sprach Harry ruhig, setzte sich an den alten Baum, an den er sich gelehnt hatte. Er war so müde. Aber vielleicht... würde er heut Abend mit seinen Eltern essen können. Im Himmel... denn er konnte nicht so viel Böses getan haben, um in die Hölle zu kommen. Es wäre nach Allem, was er durchgemacht hatte, einfach nicht fair! Aber... gab es überhaupt einen Himmel bei Magiern? Er hoffte es. Er wollte doch nur zu seinen Eltern! Eine Umarmung, in der er sich sicher fühlen konnte, keine Schmerzen, keine Angst mehr, nicht mehr der Gefangene von Irgendwem sein.
 

„Was meinst du?“, fragte Neville, stellte sich so dumm, wie immer.
 

„Ich weiß, dass du mich loswerden willst,“ gab Harry zurück, sah, wie kurz ein kalter Ausdruck über das Gesicht des Gleichaltrigen und entschieden größeren Jungen glitt, der über den Sommer nicht nur abgenommen, sondern wohl auch Muskeln aufgebaut hatte. Er hoffte nur, dass er nicht zu Tode geprügelt werden sollte. „Du kannst es hier tun, dann hast du immer noch genug Zeit, wegzurennen. Denn ich werde nicht weiter gehen.“
 

„Ja, “ zischte Neville, der endlich, wenn auch nur für eine Weile, seine Maske fallen lassen konnte. Er fragte sich, wie der Dummkopf dahinter gekommen war, dass er ihm was antun wollte, noch seltsamer fand er die Bereitschaft zur Kooperation, doch er stellte sie nicht in Frage, es war einfach zu verführerisch! „Ich bin es so leid, von allen nur ignoriert zu werden, während du alles in den Arsch geblasen bekommst! Ich muss mit meiner Oma versauern, der nichts Anderes einfällt, als den ganzen Tag ihrem Sohn nachzutrauern, der ja so viel besser war als ich und der jetzt irre ist! Ich werde deine Stelle einnehmen!“
 

Harry lächelte nur traurig. „Tu dir keinen Zwang an, “ gab er leise zurück. „Ich stehe dir nicht im Weg. Ich sitze still, was immer du auch vorhast.“ Nun, wo er wusste, was passieren würde, war er auf ein Mal ganz ruhig. Seine Angst war wie weggeblasen. Endlich würde das alles aufhören. Die letzten Tage waren schrecklich gewesen und Snape würde er morgen nicht auch noch überleben. Er lehnte sich einfach zurück, schloss die Augen. „Mach es nur bitte schnell...“
 

Neville lächelte grausam, hob die Phiole, wirbelte die grünliche Flüssigkeit noch ein Mal herum, entkorkte sie. „Ich wünsche dir keinen schönen Tod, “ sprach er eisig. „Und ich weiß, niemand wird dich vermissen! Man wird dich vergessen und in fünf Jahren werde ich Minister sein!“ Mit den Worten klatschte er Harry den Trank ins Gesicht.
 

Harry wartete, er rührte sich nicht, als er die Nässe auf seiner Haut spürte. Er hatte schon Schlimmeres im Gesicht gehabt. Es dauerte Sekunden und er wusste, Longbottom wartete, bis der Schmerz einsetzte. Er war nicht angenehm, aber auch nicht so schlimm, wie das, was er im Zug durchlitten hatte. Also biss er die Zähne zusammen. Er hatte da nicht geschrien, warum sollte er dann hier damit anfangen? Und dann, endlich, nach einer scheinbaren Ewigkeit, verlor er endlich sein Bewusstsein...
 

Enttäuscht starrte Neville auf den Anderen, stieß ihm mit voller Wucht seinen Schuh zwischen die Rippen. Toll, da gab er sich so eine Mühe, und das Arschloch schrie noch nicht mal! Aber gut, immerhin hieß das, dass niemand kommen würde. Schnell schnappte er sich seinen Korb, sah noch mal zu dem Bewusstlosen, spuckte und rannte los. Zurück, er brauchte Zeugen....
 


 


 


 


 

„Was...?“, fragte Remus entsetzt. Er sackte noch weiter in den Stuhl zurück, schlug seine Hände vors Gesicht. Er konnte es nicht fassen! Nein! Das durfte einfach nicht sein! Er konnte nicht zu spät hier sein!
 

„Albus, sag mir, dass das nicht wahr ist!“, rief Madame Sprout entsetzt.
 

„Wie...?“, fragte Miss Mc Gonagall schwach. „Ich dachte, das Gelände ist sicher und wir würden merken, wenn etwas geschieht?“
 

Albus starrte mit vernichtendem Blick auch die Anwesenden, selbst stinksauer. Er verstand es auch nicht. Sicher, er wusste, Neville hasste Potter, dazu hatte er ihn immerhin gezwungen, schon früh hatte er ein Auge auf den Longbottomjungen gehabt, sicher gehend, dass der so weit ignoriert werden würde, dass er einfach nur alles für Aufmerksamkeit tun würde, dafür hatte er dessen Großmutter so weit manipuliert, dass die nur ihrem Sohn nachtrauerte. Er hatte ja erst den Verdacht gehabt, dass Neville seine Finger im Spiel hatte, glaubte das auch noch immer, doch dummerweise hatte der Bengel gelernt, gut zu lügen – und seinen Geist zu verschließen. Wie auch immer das einem Dreizehnjährigen möglich sein sollte.
 

Und solang er nicht wusste, was genau geschehen war, konnte er nichts tun, ihm waren die Hände gebunden. Potters Name war einfach verschwunden – puff – hatte sich in Luft aufgelöst, einfach so. Kein Todesdatum, nichts. Es war, als hätte der Bengel einfach nie existiert und trotz der Ortungszauber, die er auf diesem liegen hatte, konnte er ihn nicht finden!
 

Dabei war es gerade für diesen Schüler unmöglich, die Schutzzauber um die Schule herum ohne seine direkte Erlaubnis zu verlassen, dafür hatte er gründlich gesorgt, er wusste sehr wohl, dass der Bengel ihm nicht traute, vermutlich, seit er ihn trotz der Bettelei zu seinen Verwandten zurückgeschickt hatte. Er wollte nicht riskieren, dass sein Trumpf wegrannte, Jemanden fand, der ihm glauben würde und der ihm am Ende noch in eine liebende Familie oder sonst was half! Er wollte, dass der Goldesel, den er zu schröpfen gedachte, sich selbst umbrachte und das mit etwas Glück noch vor Ende diesen Schuljahres!
 

Aber nein, ein anderer, dummer Junge, der doch auch so noch zum Zug gekommen wäre, hatte seine Ungeduld nicht zügeln können und brachte ihn nun in eine wirklich schreckliche Lage! Immerhin war Lupin hier, der Potter als Teil seines Packs ansah, schon allein, weil einer seiner besten Freunde der Vater war!
 

„Wie konnte das passieren?“, donnerte Remus. Er wusste, etwas stimmte nicht, Dumbledore wusste etwas, das er mal wieder nicht sagte und das war es, was ihm helfen würde, zu verstehen! Er konnte, er wollte nicht denken, dass Harry tot war, dass er versagt hatte, bevor er auch nur mit dem Kleinen hätte sprechen können!
 

Severus war bleich geworden doch da er ohnehin ziemlich hell war, sah niemand es und es beachtete ihn ohnehin niemand. Nach Lupins Ausraster hatte er immer mal wieder versucht, Potter in der Masse zu finden. Und ja, der Werwolf hatte Recht, der Zustand des Jungen war schlimmer gewesen, als sonst, beim Essen war er nie da und Weasley brachte immer nur trockenes Brot mit.
 

Er hatte mit Potter reden wollen, privat, um rauszufinden, was los war. Doch er hätte ihn erst morgen gehabt. Und nun war es zu spät. Ein Name, der einfach so aus dem Schulbuch verschwand. Was bei Merlin war nur geschehen und wer war beteiligt gewesen? Wäre der Bengel tot, würde das Buch es anzeigen, aber ein verschwundener Name... er blickte zu Lupin, der vollkommen fertig aussah und er wusste, er musste gleich eine Nachricht über geheime Kanäle schicken, Tom und Grayback mussten informiert werden und wie sie das Black beibringen sollten, wenn sie ihn fanden, war ihm nicht wirklich klar. Nur, dass das sehr, sehr hässlich werden würde.
 

„Ich weiß es nicht, Lupin, “ gab Albus hart zurück. „Ich denke, er hat vielleicht was Dummes getan, ich werde einige der Auroren bitten, die Gegend abzusuchen, vielleicht finden sie etwas, einen Hinweis, was zum Henker noch mal passiert ist!“
 

Remus starrte den Mann finster an, dachte daran, wie lang der ihn vergiftet haben musste, um sein inneres Wesen so zuzurichten, wie es gewesen war, bevor Fenrir ihn aufgeklärt und ihm geholfen hatte. Er klang sauer. Nicht betroffen, nicht traurig, nicht beschämt, einfach nur sauer, als wäre ein Plan gerade schief gegangen und er musste die Folgen ausbaden. Nun, dass war wohl auch der Fall. Immerhin musste er dem Minister klar machen, dass der Held der magischen Welt verschwunden war! Und er gönnte dem Alten jedes Bisschen Ärger dass er bekommen würde. Er wusste, es würde Einiges sein. „Ich will wissen, was mit James’ Sohn passiert ist!“
 

„Das will ich auch!“, donnerte Albus, der wusste, dass er nicht an die Potterverliese und den Reichtum kommen würde, der dort lagerte. Denn das war das Erste, was er überprüft hatte. Die Gobblins hatten ihm, freundlich ausgedrückt, gesagt, dass er die Kurve kratzen sollte und dass man keine Diebe dulden würde. Der Junge sei nicht als tot eingetragen und selbst wenn würde das Geld an Andere gehen, da ein Testament hinterlegt worden sei, schon seit zwei Jahren. Einsicht würde ihm, auf ausdrücklichen Grund, nicht gewährt werden.
 

Da hatte er gewusst, dass Potter ihm weit mehr misstraut hatte, als er befürchtet hatte. Und das er machtlos war – fürs Erste. Oh, er konnte sich denken, dass Einiges an Weasley und Granger gehen würde, aber sicher nicht Alles. Der dumme Bengel wusste ja gar nicht, was er alles besaß und wie er ihm im Weg war! Schon im zweiten Jahr hätte er sterben sollen, aber nein, sein dummer Vogel hatte ihn ja retten müssen! Dabei wäre es perfekt gewesen! Doch nun musste er dringend herausfinden, wo der Bastard war, um endlich an sein Geld zu kommen! Dieser Arsch musste das lächerliche Testament ändern! Er wollte, wofür er so hart gearbeitet hatte! Und wenn er töten musste! Es wäre weder der erste, noch der letzte Tote! Er war geübt darin!
 

Remus hob eine Augenbraue, wenig beeindruckt von dem Geschrei. „Für mich sind Sie der Schuldige, “ sprach er eisig. „Egal, was geschehen ist, es ist passiert, weil Sie nicht aufgepasst und den Jungen verraten haben! Und ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihre Strafe bekommen werden!“
 

„Remus Lupin, mit sofortiger Wirkung sind Sie gekündigt und ich verweise Sie der Schule!“, Albus sammelte seine Macht, wollte die Schilde zwingen, den Idioten raus zu werfen, der ja Recht hatte, doch... Warum taten sie nicht, was er wollte?! Er spürte, wie die Anderen ihn anstarrten.
 

Remus lachte kalt. „Ich bin nicht von Ihnen angestellt worden, “ gab er zurück. „Sondern vom Vorsitz der Schule, nur sie können mich feuern und Sie haben keinerlei Macht über mich.“ Er lächelte eisig, zeigte seine Zähne, die etwas länger und scharfer waren, als die normaler Menschen, zumindest wenn er aufgebracht war. Er hätte es kontrollieren können, doch darauf legte er keinen Wert. „Und ich werde auch besser bezahlt, als Sie denken! Ich werde die Wahrheit aufdecken!“
 

Albus wurde schneeweiß. Er wusste, jetzt steckte er in Schwierigkeiten. Wenn Lupin sich seine Position vom Bord hatte bestätigen lassen, so, dass er als Direktor ihn nicht feuern konnte, hieß das, dass er etwas wusste! Etwas... konnte er? Nein, sicher nicht. Der Idiot war fest davon überzeugt, ein Werwolf zu sein, er hatte sicher nicht rausbekommen, dass er was viel harmloseres war. Er musste Lupin irgendwie los werden! Zusehen, dass der ihm nicht gefährlich werden konnte! Nun, er würde diese Nacht brüten.
 

Denn nun hatte er zwei Probleme an der Backe. Potter und Lupin, nicht zu vergessen, dass Black auch da draußen war und wenn er nur etwas Grips hatte, würde es wohl auch nicht zu lang dauern, bis der rausfand, wer seinen Prozess vereitelt hatte. Oh, er hasste es, wenn seine Pläne vereitelt wurden! Und das nur, weil Longbottom einfach keine Geduld hatte! Er hatte den Bengel wohl auch unterschätzt. Ein Fehler, der ihm so schnell nicht mehr passieren würde...
 

Mit wütendem Schwung verließ er den Raum, krachte die Tür ins Schloss. Nein, für heute wollte er sich sicher nicht weiteren Fragen stellen. Er musste Pläne schmieden, schnell und effektiv, um wieder in Kontrolle der Situation zu kommen und beginnen würde er, indem er seine Männer im Bord der Schulvorstände anschreiben und ihnen sagen würde, dass Lupin ein Werwolf und ein untragbares Sicherheitsrisiko war. Dieser Arsch würde schneller wieder auf den Straßen der Nokturngasse landen, als er gucken konnte!!
 

Remus dagegen saß immer noch in seinem Stuhl, musterte all die Lehrer, die Harrys Zustand jeden Tag gesehen und nichts, aber auch gar nichts gemacht hatten. Die Meisten von ihnen hatten sich nicht gerührt, Madame Sprout weinte leise vor sich hin, Mc Gonagall hatte den Anstand, wirklich schlecht auszusehen und die Anderen wirkten zumindest betroffen. Bis auf Poppy, die nur wütend aus dem Fenster starrte.
 

Er blickte zu Snape, nur um festzustellen, dass die Tür offen und der Tränkemeister weg war. Wo war der denn hin? Na ja, egal. Er auf jeden Fall hatte einen Job. Er musste Harry finden! Sicher war er noch irgendwo im Wald! Und mit seinem Geruchssinn... er sollte vielleicht die Gestalt wechseln. Ja, das war es. Er musste den Jungen finden, rausfinden, wo etwas geschehen war, vielleicht gab es eine Erklärung und Harry würde wieder auftauchen! Mit den Gedanken rannte er raus, immer schneller, hinein in den Regen.
 

Verdammt. Regen war sein Feind! Er löschte Spuren aus! Und noch hatte sein Körper sich nicht genug erholt, um auch verwaschene Spuren noch wahrnehmen zu können! Noch während er rannte, aber sobald er außer Sicht war, von der Dunkelheit geschluckt, wechselte er seine Gestalt. Nun war er schneller – und er roch Harrys Spur, sowie die eines anderen Schülers, Longbottom vermutlich, da der mit dem Jungen in einer Gruppe gewesen war. Aber was bitte hatte die Beiden so tief in den verbotenen Wald gebracht?! Um Merlins Willen! Der war doch nicht umsonst verboten!! Er hatte Harry gesehen, in dem Zustand wäre er nie freiwillig so weit gegangen!
 

Und dann, auf ein Mal, hörte die Spur auf. Bei einem großen, alten Baum. Irritiert morphte Remus zurück, sah sich um. Der Regen war schlimmer geworden, er strömte herunter, hatte innerhalb von Sekunden seine Kleidung durchweicht. Hier. Egal, was geschehen war, es musste hier gewesen sein. Mitten im verbotenen Wald, weit genug weg, um nicht gehört zu werden.
 

Doch dann war da nichts mehr. Der Boden war aufgeweicht, die ohnehin schwache Spur verschwand einfach! Und... da war noch ein Geruch. Der von.. von Sirius! Sirius war hier gewesen! Und es konnte nicht lange her sein! Da war auch der Geruch nach Fenrir, aber das war nicht verwunderlich. Das Lager der Wolfsdämonen musste ziemlich nah sein.
 

Remus blickte sich um – und stockte. Da, zwischen den dicken Wurzeln des alten Baumes lag etwas. Er bückte sich, hob es auf. Oh, Merlin nein! Da lagen Socken! Socken, die nach Harry rochen! Und... nach Blut. Und da lag eine Schulhose, neben dem Zauberstab. Was war hier nur geschehen?!
 

Vollkommen geschafft ließ Remus sich selbst fallen, Hose und Socken noch immer in der Hand. Was war mit James’ und Lilys Sohn passiert, dass hier ein Teil seiner Kleidung lag, sonst aber nichts? Dass sein Name aus dem Buch verschwunden war, als habe er nie existiert? Wer hatte ihm was getan...?
 


 


 


 


 

Etwas war passiert, das wusste er sofort. Er hatte doch in der Küche gestanden! Aber jetzt fiel ihm Wasser ins Gesicht! War er etwa umgekippt?! Das war nicht gut, das war gar nicht gut! Tante würde so sauer sein! Sie würde ihn wieder einschließen, seine Birne aus der Fassung schrauben und dieses Mal würde sie ihm seine Decke vielleicht für immer wegnehmen! So, wie sie gesagt hatte! Hastig sprang er auf, sah sich um – und stockte. Was war hier los? Das war nicht das Haus!
 

Er sah sich um, vollkommen entsetzt. Seine Finger waren verbrannt, an der Stelle, wo Dudley sie gestern auf die Herdplatte gedrückt hatte, weil er wissen wollte, was passieren würde, seine Arme waren voller blauer Flecken, wie immer, doch er stand nicht auf Fliesen, sondern auf Moos. Mitten im Wald, umgeben von riesigen Bäumen, die in einen grauen, verregneten Himmel wuchsen. Und der Regen war kalt! Dabei war es doch furchtbar warm draußen. Aber hier war es nicht warm, es war eisig, er fror schrecklich. Mehr als sonst.
 

Langsam, ganz langsam sah er an sich runter, nur um den nächsten Schreck zu bekommen. Das waren nicht sie Sachen, die Tante ihm zum Tragen gegeben hatten. Sie waren noch größer, als die, die er sonst hatte. Er trug eine Hose, die viel zu groß war und die ihm beim Aufstehen von den Beinen gerutscht sein musste, so, dass nur noch seine Füße sich darin befanden. Und die waren nackt. Er trug noch eine Hose, eine Boxer, wie große Jungs sie trugen, doch auch die war runter gerutscht. Und er trug ein Hemd, wie Onkel zur Arbeit, darüber einen viel zu großen Pullover, auch eine komische Krawatte war um seinen Hals gebunden, ganz locker. Aber das Seltsamste war der lange, schwarze Mantel, der ihm von den Armen gerutscht war.
 

Oh nein! Es war schon wieder was Komisches geschehen! Das war noch schlechter, als beim Kochen umzukippen oder heimlich was zu Essen zu nehmen! Erst vor einigen Wochen hatte er ein Glas, das ihm runter gefallen war, mit Freakigkeit, wie sein Onkel es nannte, repariert, danach hatte er sich lange nicht bewegen können, ohne, dass alles ihm weh tat und sein Rücken.... Nein! Nein, er wollte auf gar keinen Fall wieder geschlagen werden!
 

Nur – was sollte er tun? Hier, mitten im Wald, wo alles so groß war und er nicht wusste, was er machen musste? Wo konnte er hin? Wie kam er zurück? Alles war so düster, es machte ihm doch Angst! Und der Regen, er wurde immer schlimmer! Schnell riss er den komischen Umhang hoch, der aussah, wie ein großes Halloweenkostüm, vielleicht für einen älteren Jungen oder so, um sich vor der Nässe zu schützen, dann nahm er mit zitternden Fingern die Krawatte ab, hoffte, dass er nicht bestraft werden würde und band Diese um die Boxer, damit die nicht rutschen würden. Er wollte auf keinen Fall nackt rumlaufen. Er wollte nicht, dass Jemand ihn fand und... tat, was Onkel verlangte, machte, was der wollte. Er wusste, das war nicht normal, doch was sollte er tun, wenn Onkel es wollte, als Bezahlung, dass er bei ihm bleiben und im Schrank wohnen durfte?
 

Mit nackten Füßen und Tränen in den Augen lief er los, mitten in die düstere Gegend, einfach immer geradeaus, in der Hoffnung, auf eine Straße zu stoßen. Oder ein Haus, irgendwas, wo er zumindest den Regen abwarten konnte. Er spürte, wie Sachen in seine Fußsohlen schnitten und wie das Wasser auch den Umhang durchnässte, es so noch kälter wurde. Er wusste, er weinte wieder, ohne ein Wort, ohne einen Ton von sich zu geben, wie er es gelernt hatte, da Reden nur Ärger brachte.
 

Es tat so weh, zu laufen, aber stehen zu bleiben, kam ihm erst mal nicht in den Sinn, dann würde es nur noch kälter werden. Er war dazu übergegangen, sich in den Umhang einzuwickeln, nur damit es etwas wärmer wurde. Und dann sah er es. Er schniefte, wischte seine Tränen aus dem Gesicht. Eine Erdhöhle. Sie war nicht groß, doch er konnte hinein kriechen. Vielleicht hatte ein großes Tier sie gemacht. Sie war trocken und der Wind konnte ihn hier nicht erreichen. Er konnte hier bleiben, bis der Regen vorbei war.
 

Das war der Moment, in dem der erste Blitz die dämmrige Dunkelheit durchbrach. Nein! Nein, nicht ein Gewitter! Wimmernd rollte er sich in sich selbst zusammen. Er war im Freien. Er hasste es, das Donnern, dieses Geräusch, das helle Aufleuchten von dem Blitz. Wie bei seinen Alpträumen, nur war der Blitz da grün...
 

Es war so kalt...
 

Warum war er bei Onkel und Tante? Warum hatte er niemanden, der ihn in den Arm nahm? Das war doch das Einzige, was er wollte, Jemand, der ihn schützte, wie Onkel und Tante Dudley. Das war der einzige Wunsch, den er immer hatte. Und bei jeder Gelegenheit, wenn sein Cousin Geschenke bekam, Weihnachten, wann auch immer, er wünschte sich nur, dass Jemand ihn auch lieb haben würde. Und doch war nie Jemand da...

Mein Kind???

Düster starrte Ron aus dem Fenster. Er verstand es nicht! Wie hatte sein bester Freund einfach so verschwinden können?! Nein, sicher war er nicht einfach gegangen, nicht, ohne Hermine und ihm, oder wenigstens den Zwillingen Bescheid zu sagen! Ja, Harry hatte schon zu flüchten versucht. Mit seinem Besen, zu Fuß, unter dem Tarnumhang. Immer wieder, aber er war nie weiter, als bis Hogsmeade gekommen. Man hatte ihn sofort gefunden und jedes Mal zurückgebracht, wobei die Strafen auch immer drakonischer geworden waren. Seit Mitte letzten Jahres hatte er es auch einfach gar nicht mehr probiert. Harry hatte seine Hoffnungen, flüchten zu können, schon lang aufgegeben.
 

Aber wo war er dann? Ron wusste, Neville war mit dem Jüngeren zusammen Kräuter suchen geschickt worden und nicht zurückgekommen. Und Longbottom war mitten in der Stunde abgehetzt aufgetaucht, hatte geplärrt, dass Harry zu tief in den Wald gerannt sei und nicht mehr aufgetaucht war. Jeder glaubte dem ehemals dicklichen Jungen. Nur Hermine und er nicht. Denn sie wussten, dass Harry eigentlich Angst vor Wäldern hatte, vor Allem, wenn sie so dicht und düster waren.
 

Schon ein Mal war er von seinem Onkel in einem davon ausgesetzt worden. Für ein paar Stunden nur, doch das hatte den damals Vierjährigen geprägt. Noch heute fuhr er bei jedem Geräusch herum, das klang, wie ein Tier oder ein brechender Ast. Nein, nicht Harry war zu tief in den Wald, wenn überhaupt, dann war es Neville gewesen. Und der log. Ob er auch noch wegen was Anderem log?
 

Oh, er hatte Harry immer im Auge und es war ihm aufgefallen, dass sein kleiner Freund, auch seit letztem Jahr, nicht mehr mit Neville hatte allein sein wollen. Als habe er sich vor dem angeblich so friedlichen Mitschüler gefürchtet. Und Harrys Menschenkenntnis hatte sich bisher immer als hervorragend herausgestellt.
 

„Ron?“
 

Der Angesprochene wandte sich um. „Mine, “ lächelte er traurig.
 

Hermine setzte sich neben den Anderen, lehnte sich an ihn. „Er... ist einfach weg, “ sprach sie leise. „Niemand hat was von ihm gehört und gesehen, seit zwei Tagen... die Auroren hatten mit ihrer Suche auch keinen Erfolg. Sie sind gerade für die Nacht zurückgekommen...“ Ja, nachdem Dumbledore das Verschwinden hatte melden müssen, hatten sie hier nicht mehr nur Dementoren und ein paar Auroren, um diese in Schach zu halten, sondern fast jeder einzelne Auror von Schottland schien unterwegs zu sein, Harry zu suchen. Sie wusste auch von ihren Eltern, dass gestern Englandweit auch in Muggelzeitungen ein Aufruf erschienen war, mitzuhelfen, einen Jungen zu suchen, daneben Harrys Foto. Dabei wusste sie, dass er nicht wegrennen konnte. Nur der Minister und die Reporter wussten es nicht.
 

Und die Lehrer – nun die taten entweder so, als wäre nichts geschehen oder taten schrecklich entsetzt. Nun, wo es zu spät war! Dabei hatte jeder Blinde sehen können, dass es Harry auch die letzten paar Jahre nicht gutgegangen war und da hatte sich Niemand um den Jungen gekümmert!
 

Was würde wohl passieren, wenn sie ihn fanden? Sie würden ihn zurück schleifen, zu Dumbledore, zur Schule, zurück zu seinen Verwandten und Alles würde noch schlimmer werden. Aber Ron und sie, sie waren auch nur Kinder. So, wie die Zwillinge. All die Wunden, die ihr Freund hatte, es war zu viel für sie, sie brauchten einen Erwachsenen, aber Niemand schien bereit, Harry zu schützen. Sie alle sahen ihn als Helden, als der magischen Gesellschaft verpflichtet, als unkaputtbar, Niemand sah, wie schmerzhaft dünn er war, wie er hinkte oder wie seine Hände zitterten. Sie wollten es nicht sehen, die Lügen zu glauben, war so viel einfacher! „Ich mache mir solche Sorgen, es regnet fast ununterbrochen und er hat doch Angst im Dunkeln! Sicher ist er krank...“
 

Ron seufzte etwas, strich Hermine über die Haare. Ja, Harry hatte panische Angst vor Dunkelheit, darum hatte er seinem Freund eine Art magisches Kindernachtlicht mitgebracht, so, dass immer ein warmer Schimmer für den Jüngeren die Dunkelheit vertrieb. Und ja, es schüttete wie aus Kübeln. Der verregneste Herbst seit Jahren hieß es. Sicher gefolgt vom wohl härtesten Winter seit Langem und Harry war da draußen. Harry, der schon bei etwas Zug sofort krank war. „Ich würde ihn auch
 

suchen, “ gab er leise zurück. „Aber wo könnten wir hin, wo die Auroren nicht schon waren?“

„Oder deine Brüder, “ fügte Hermine an. „Sie suchen schon alles ab... und er ist immer noch irgendwo da draußen...“
 

Ron nickte, sah wieder raus, wo es dunkel wurde. Und zwischen den Bäumen würde sicher kein Mondstrahl den Boden heller machen. Sie wussten, dieser Professor Lupin hatte Harrys Zauberstab gefunden und dem Ministerium mit was Anderem übergeben, aber was das gewesen war... das hatten sie nicht rausfinden können.
 

„Ich.. hab was über Lupin rausgefunden, “ erklärte Hermine. Sie hatte den Mann überprüft, denn mit Verteidigungslehrern hatten sie bisher nur riesige Probleme gehabt. „Und ich denke, er macht sich mehr Vorwürfe, als sonst Jemand...“
 

„Warum?“, fragte Ron, richtete sich etwas mehr auf.
 

„Professor Lupin, ich habe Bilder von früher gefunden, er war mit James Potter eng befreundet, ich denke, er ist hergekommen, um was für Harry zu tun,“ druckste Hermine herum. Sie mochte den sanften Mann, den sie bisher nur ein Mal im Unterricht gehabt hatten, wirklich gern.
 

„Oh, “ stellte Ron überrascht fest. „Mal kein Todesser, was für eine angenehme Abwechslung. Und kein Irrer. Das nenn ich mal was.“ Dann aber seufzte er. „Aber er konnte nichts tun. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, vielleicht, aber nun ist er verschwunden...“
 

„Aber wenn er wiederkommt!“, begehrte Hermine auf, holte einige Bilder heraus, die sie heimlich gemacht hatte, während Ron und die Zwillinge Harry versorgt hatten. Unter Jedem stand Datum und Uhrzeit, sowie Alles, was sie über die Verletzung von ihrem Freund erfahren hatte. „Wir gehen morgen zu ihm und zeigen ihm das!“, bestimmte das lockige Mädchen. „Ich will, dass Irgendwer Harry endlich hilft! Denn sonst... wenn sie ihn finden und zurückbringen... weißt du noch, wie er aussah, als das bei seinen letzten Versuch, wegzurennen, passiert ist?“, sie hielt ein Bild hoch. Harrys Oberkörper, übersät mit Narben, offenen Wunden und Blut, das einfach nicht zu fließen aufhören wollte. „Da kam er aus dem Büro des Alten!“
 

„Meinst du wirklich, wir können ihm so vertrauen?“
 

„Ich denke, “ nickte Hermine entschieden. „Und... ich habe Abzüge davon meinen Eltern geschickt, sie gebeten, die weiter zu versenden, mit der Eule, von der ich dir erzählt hab, die sie sich gekauft haben, damit sie mir hier Briefe schicken können...“
 

„Und... an wen bitte sollen sie es schicken?!“, fragte Ron entsetzt. „Sie sind Muggel! Was bitte können sie tun?!“
 

„Es geht ans Bord der Schulverwalter von Hogwarts,“ gab Hermine hart zurück. „An den Quibbler, den Tagespropheten und das Ministerium. Werden wir doch mal sehen, was passiert!“, oh, sie konnte aufbrausend sein und man hatte ihren kleinen, hilflosen Freund in ihren Augen ein Mal zu viel schwer verletzt.
 

„Oh, oh...“, murmelte Ron. „Weißt du, was...?“
 

„Es ist mir gleich!“, knurrte Hermine. „Ich weiß, dass man ihm eingeredet haben muss, dass er es verdient hat, aber das hat er nicht! Und ich werde dafür sorgen, dass alle Welt erfährt, dass der Alte ihn auch quält und Dinge verschweigt! Werden wir doch mal sehen, wie lang er noch damit durchkommt! Denn auch, wenn er das Ministerium tot bekommt, mit der Presse ist das immer so eine Sache, “ sie lächelte eisig. „Und hab ich die Fotos erwähnt, die ich ans Muggelsozialamt geschickt habe? Zusammen mit der Adresse der Dursleys und einer Beschreibung von Harrys Unterbringung?“
 

Überrascht sah der Rotschopf auf. „Wow, “ stellte er leise fest,. „Ich will nicht in deinen roten Büchern auftauchen.“ Ja, Hermine zur Feindin zu haben, schien ihm mehr als gefährlich.
 

Die lockige, junge Hexe lachte leise, umarmte den Anderen und küsste ihn auf die Wange. „Dann solltest du nichts tun, was mich so in Rage versetzt, “ gab sie zurück, kuschelte sich an den Anderen. „Wir müssen rausfinden, was Longbottom verdammt noch Mal mit Alledem zu tun hat, “ erklärte sie. „Und dann... sehen wir weiter.“ Auch sie hatte gewisse Vorbehalte gegen den Jungen, die sie aber auf absolut nichts stützen konnte. Es war, wie bei Harry, nur ein dummes Bauchgefühl.
 

Ron nickte, nahm Hermine in den Arm. „Wir werden dafür sorgen, dass endlich mal Jemand für Harry da ist,“ murmelte er. Auch, wenn er selbst sich schwer tat, Erwachsenen noch zu trauen, nach Allem, was Harry ihm erzählt – oder in einigen Fällen oft bedeutender – verschwiegen hatte, um ihn zu schützen.
 


 


 


 


 


 


 


 

Jaden schnüffelte erneut, etwas war seltsam, urteilte er. Es hatte erst vor Kurzem aufgehört, wie aus Kübeln zu schütten. Es regnete zwar immer noch, aber nicht mehr mit dieser unglaublichen Gewalt, denn am Ende waren es nur noch Zauber und der ausgehobene Graben gewesen, der verhindert hatte, dass ihr Lager überschwemmt worden war. Und auch die konnten nicht ewig halten. Na ja, in zwei Tagen sollte das Wetter sich wohl wieder ändern, dann würde es besser werden, das sagte ihm sein Gefühl.
 

Allerdings war da etwas, das ihn störte. Ein Geruch, der da eigentlich nichts zu suchen hatte. Etwas wie Fenrir, aber gemischt mit noch etwas, nicht die Duftmarken des Alphas, der wie er heut das erste Mal hier war. Niemand durfte allein in den Wald, ob jung oder alt, was der Silberhaarige durchaus auch auf sich bezog. Es war aber auch, unter der Nase des Feindes, das weitaus Vernünftigste. Man musste keine unnötigen Risiken eingehen. Erst vor einigen Tagen waren mehrere Leute dem Lager viel zu nah gekommen. Auroren auch noch. Aber zum Glück hatten die Schilde gehalten. Die Frage war nur, was zum Henker diese Idioten so tief in einem Wald getrieben hatten, den sie nicht verstanden.
 

Na ja, sie waren wieder abgezogen. Aber vielleicht würden sie wiederkommen. Darum waren Fenrir und er heute los, um rauszufinden was bei Merlins verrotteten Bällen diese Idioten im Wald gesucht hatten. Nicht, dass es ihnen auch gefährlich werden würde. Allerdings – eine der Gefahren wollten sie sogar bei sich haben. Seit klar war, dass der Gefangene Sirius Black es geschafft hatte, aus Azkaban zu flüchten, war ihr Alpha auf eine seltsame Weise nervös, hinterließ an eigentlich gefährlichen Stellen Duftmarken, um dem Andere zu zeigen, dass er hier war. Jaden vermutete, dass der Andere sein Gefährte war, darum war Fenrir in den letzten Jahren auch oft unnötig aggressiv gewesen und nun… war er aufgeregt.
 

Verständlich.
 

Aber das war nebensächlich. Er schüttelte die Gedanken ab, konzentrierte sich wieder auf den Geruch, den er wahrnahm, wandte sich um und sah sofort, dass nicht nur er es roch. „Alpha, du warst doch noch gar nicht hier...“, sprach er ruhig. „Aber es riecht stark nach dir und...“
 

„Nach Sirius Black,“ gab Fenrir knapp zurück. „Und ich weiß, dass er nicht hier war! Ich hätte ihn nicht verpasst und er mich auch nicht!“
 

„Das.... kann nicht sein,“ sprach Jaden leise, er blickte sich aufmerksam um, stockte dann. Eine Schleifspur, kaum zu sehen, doch er war gut in seinem Job. Das Rudel zu schützen. „Hier sind Schleifspuren, im Moos... und Beeren auf dem Boden.“
 

Fenrir kniete sich hin, strich über eines der Blätter, die zertreten im Matsch klebten, roch daran. „Blut, “ stellte er düster fest. Und es roch wirklich nach ihm. Auf eine Art, wie es nur... bei einem eigenen Kind möglich war! Aber...! Sirius, er konnte doch nicht schwanger geworden sein! Das hätte er ihm doch gesagt! Sie waren immerhin nach dem ersten Treffen, ein Jahr später wieder zusammengekommen! Gut, der Andere hatte sich in der Zeit geändert, war bedrückt gewesen und weniger verspielt, aber Merlin, er hatte nur gedacht, dass er älter geworden war und durch seinen Job Seiten am Mensch sehen musste, die er nicht sehen wollte. Hatte er das Kind vielleicht weggegeben? Das konnte er sich nicht vorstellen! Niemals! Aber...
 

Nein, Kommando zurück. Keine Annahmen oder Ähnliches. „Folgen wir der Spur, “ bestimmte er knapp. „Dann bekommen wir eine Antwort, davon gehe ich mal aus.“ Mit den Worten folgte er der Spur. Es war nicht leicht, denn die gebrochenen Blätter und Zweige hätten auch gut von dem heftigen Regen kommen können. Es ging noch ein Stück tiefer in den Wald, ohne, dass die Spur deutlicher geworden wäre. Wer auch immer hier entlang gewesen war, es war mindestens zwei Tage her gewesen.
 

„Da, “ merkte Jaden an. „Das muss es sein. Merlin, wer passt denn da rein?!“
 

Lange beobachtete Fenrir das kleine Erdloch. Es musste halb natürlich entstanden sein. Unter einer mächtigen Wurzel eines alten, hohen Baumes. Ein Fuchs würde es genutzt haben. Aber der war da sicher nicht drin. Es roch streng nach Urin. Und nicht nach dem eines normalen Tieres. „Warte hier, “ befahl er knapp. „Ich sehe nach, was...“
 

„Sollte... ich das nicht lieber tun, Alpha?“, fragte Jaden vorsichtig. „Du... bist wichtig und...“
 

Fenrir verdrehte die Augen. „Glaub mir, ich bin nicht unfähig und bei dem Blut... gehe ich nicht von einer Gefahr aus, “ gab er knapp zurück. Ohne weiter auf den Befehl einzugehen, lief er die letzten beiden Schritte zu dem Erdloch, kniete sich hin – und stockte. Das... KONNTE doch wohl nicht wahr sein! Das... das... das...!
 

Da drin saß ein kleiner Junge, zwei, vielleicht zweieinhalb Jahre alt, eng in sich zusammengerollt und große, dunkelblaue Augen starrten angstvoll zu ihm auf. Er konnte erkennen, dass die Sachen viel zu groß waren, die er trug und er klammerte sich mit verzweifeltem Griff an etwas, das mal ein schwarzer Umhäng gewesen sein könnte. Dunkle, wüst aussehende Haare umrahmten ein eingefallen wirkendes Gesicht, allerdings war da auch eine Strähne und die schimmerte selbst durch den Dreck silbern. Merlin, wie konnte das sein?! Das letzte Mal, dass er mit Sirius zusammen gewesen war, war vor etwa zwölf Jahren gewesen, bevor man ihn nach Azkaban gebracht hatte! Er konnte kein so junges Kind haben! Es ging nicht!
 

Aber Sirius war der Einzige, mit dem er ernsten Sex gehabt hatte. Ernst genug, um nicht automatisch zu verhüten. Etwas war hier faul, gewaltig. Denn da war noch die Tatsache, dass dieses Kind, das eindeutig Dämon war, mehr tot als lebendig schien und zitterte, wie Espenlaub, während es panisch den Kopf schüttelte und ohne einen Ton von sich zu geben, weinte.
 

„Jaden!“
 

Der Andere trat neben seinen Alpha, starrte in die Höhle und Alles in ihm zog sich zusammen. Wie gesagt, er hatte selbst zwei Welpen, ein Mädchen, dass jetzt vier war, nur ein Jahr älter als der Kleine da drin zu sein schien, vielleicht sogar eineinhalb Jahre. Der Junge war in einem grausigen Zustand, offensichtlich krank und vollkommen durchnässt. „Merlin, “ flüsterte er.
 

„Meinst du, die Auroren haben ihn gesucht?“, fragte Fenrir, der unendlich sauer wurde. Egal, wie es möglich war, das da drin musste sein Kind sein! Er roch und er spürte es. Eine andere Erklärung gab es nicht. Seine Sinne konnten sich in der Hinsicht nicht irren.
 

„Das hier ist eine Schule für Kinder ab elf – ich bezweifle es, “ gab Jaden zurück. „Ich bezweifle es.“ Er blickte erneut in die gejagten Augen. „Er sollte versorgt werden, er... hat solche Angst...“
 

Fenrir nickte, er konnte die Angst förmlich riechen. „Geh, “ befahl er knapp. „Ins Lager, der Heiler soll sofort in mein Zelt, mit allem an Heiltränken, das er zu bieten hat! Ich rieche Blut, wer weiß, was da unter dem Umhang ist. Ich kann nicht morphen, ich werde ihn tragen müssen, er sieht nicht aus, als würde er auf meinen Rücken steigen, oder sich festhalten können.“
 

Jaden nickte, wandte sich um, morphte und rannte einfach los. Er wusste, dass Zeit kostbar war.
 

Fenrir dagegen blickte zu dem Kleinen, der immer heftiger zu weinen schien und sich im hintersten Winkel zusammengekauert hatte. Langsam, als würde er sich einem verletzten Tier nähern, ging er auf das Erdloch zu, kniete am Eingang, streckte seine Hand aus. „Hallo, Kleiner, “ sprach er leise, lächelte freundlich. „Ich bin Fenrir. Ich werde dich jetzt hochheben und an einen Ort bringen, wo es wärmer ist, verstehst du? Ich will dir nichts tun, du bist absolut sicher, ich verspreche es.“
 

Wieder wachte er von einem dieser komischen Träume aus. Immer wieder hörte er seltsame Stimmen, sah ein grünes Licht, dass er gar nicht mochte – und er fühlte, wie Onkel ihn wieder bestrafte. Sein Körper, alles tat ihm wieder so weh, doch er wusste, es würde viel, viel schlimmer werden, wenn er zurückkam. Es war so kalt hier, so dunkel. Langsam, ganz langsam sah er etwas deutlicher, doch sofort begann er, zu zittern. Nein, nein, nein! Das... das war gar nicht gut! In einigem Abstand zu ihm standen zwei Männer, beide groß und breit, sie sahen aus, als würde es sehr, sehr weh tun, von ihnen angefasst zu werden. Und er wusste, das war es, was passieren würde.
 

Nein, er glaubte nicht, dass der Kleine ihm glaubte, dass er diesen nicht verletzen wollte. Er schien nicht zu verstehen, aber das war wohl von einem so kleinen und verängstigen Jungen zu viel verlangt. Er hatte keine Wahl, er musste den Winzling da erst mal rausholen! Wenn er versorgt worden war, würde er sicher auch verstehen, dass sie ihm nichts Böses wollten. Schnell packte er den Kleinen mitsamt dem Umhang, den er so verzweifelt festhielt. Und natürlich begann der das Würmchen sofort, mit allem, was es hatte, um sich zu schlagen. Nicht, dass das viel war. Schnell drückte er den Jungen an seine Brust, er wusste, er musste ihn warm halten, es war ein Weg von mindestens zehn Minuten, wenn er rannte um ins Lager zu kommen. Er hoffte nur, dass der Geruch nach Familie den Kleinen ein wenig beruhigen würde. Schnell riss er sich seinen Umhang von den Schultern, nahm dem Kind seinen Eigenen nassen ab und wickelte ihn in den Trockenen, legte das verschmutzte Kleidungsstück über seinen Arm. „Ich bringe dich in Sicherheit, “ versprach er dem Kleinen, der immer noch von Zeit zu Zeit versuchte, loszukommen.
 

Er verstand nicht! Der Mann, er war riesig und doch... war er vorsichtig. Ja, es tat weh, hochgehoben zu werden, aber nicht so, wie er es vermutet hätte. Er wurde einfach hochgehoben und nicht mal geschlagen, als er zu kratzen und zu hauen versuchte! Im Gegenteil, auch, wenn man ihm den komischen Mantel weggab, der ohnehin nicht sonderlich warm war, da er ganz nass war, im selben Moment gab der Fremde ihm einen Anderen, der viel wärmer war.
 

Erleichtert stellte Fenrir fest, dass der Kleine aufhörte, wild um sich zu schlagen, während er rannte. Er spürte, wie heiß der kleine Körper war, er musste schnell sein, Kinder waren empfindlich, das sah er nur zu oft! „Es ist Alles gut, “ sprach er leise, doch als er genauer hinsah, merkte er, dass der Junge bewusstlos geworden sein musste. Verdammt! Wie krank war dieses Kind? Was hatte man mit dem Jungen gemacht?! Wer hatte seinen Sohn in diesen Zustand versetzt?! Und wie war er zu so einem jungen Kind gekommen?
 

Aber all die Fragen hatten Zeit, wirklich. Erst mal galt es, das Kind in Sicherheit zu bringen, das war das Einzige, was zählte. Antworten konnte er immer noch suchen, wenn er sich sicher sein konnte, dass das Leben des Kleinen nicht in Gefahr war. Und wieder mal hatte er auch den Weg unterschätzt, besser gesagt, sei Zeit, die er nun mal mit zwei Beinen brauchte. Von wegen zehn Minuten. Fast zwanzig brauchte er am Ende, bevor er wieder in seinem Zelt stand.
 

Und Jaden hatte vorgesorgt. Der Heiler ihrer Gruppe stand da, hatte einen Tisch vorbereitet, auf dem eine Decke lag, am Rand ein großes Arsenal an Phiolen und Dosen. Sanft und vorsichtig legte er das Kind auf die Decke, schlug seinen Umhang zurück – und stockte. Nun im Licht hier drin, sah er, wie zerschunden die Füße wirklich waren. Der Kleine trug keine Schuhe oder Socken. Und er hatte eine Unzahl an blauen Flecken in allen Heilungsstadien an dem Stück Bein, das sie sehen konnten. Automatisch entkleidete er den Kleinen weiter, warf die nassen Sachen von sich. Nur, um weiter unschöne Überraschungen zu finden. Wunden, Striemen, Einige vereitert. Merlin! Wer bitte schlug ein dreijähriges Kind?! Sein Blick verdunkelte sich. „Los!“, zischte er, trat einen Schritt von dem reglosen Körper zurück.

Jaden starrte auf das Kind, er wusste, das war nicht gut. Er war sehr beschützend seinen Kindern gegenüber, wie es normal war und er wusste, Fenrir war es mindestens genauso. Schon allein, weil dieses Kind im Moment alles zu sein schien, dass er von seinem Lover hatte. Wie auch immer es in dem Zustand und Alter hierher gekommen war. Um nicht noch die Wut des Anderen auf sich zu lenken, bückte er sich, musterte Die Wäsche auf dem Boden – und stockte.
 

Die Boxer, die der Kleine getragen hatte, war bei Weitem zu groß für einen Wal gewesen, voller Löcher – und gehalten von der Hogwartskrawatte des Hauses Gryffindor. Langsam griff er nach dem schweren, nassen Umhang, drehte ihn um und sah das rote Futter. Hier stimmte doch was nicht! „Er hat eine Gryffindoruniform getragen, “ merkte er leise an. „Es wird wirklich immer komischer....
 

Fenrir sah nur kurz vom beschäftigten Heiler zu Jaden, zuckte dann mit den Schultern: Das war Etwas, um das er sich wirklich auch später kümmern konnte. „Wie geht es ihm?“, fragte er angespannt, als Thur, ihr Heiler, endlich aufhörte, Sprüche herunter zu rattern und zumindest einige der kleineren und neueren Wunden und Kratzer hatte sich schon geschlossen.
 

Nur langsam sah Thur auf. Zu Beginn hatte er das Alles für einen dummen Scherz gehalten, als Jaden in sein Zelt gestürmt war und was von Welpe und Grayback gebrabbelt hatte. Immerhin wusste Jeder, dass ihr Anführer in keiner Beziehung steckte. Aber die Panik in den Augen des Beta hatte ihn davon überzeugt, doch mitzugehen und auch seine Nase sagte ihm, dass das kleine, dreckige Würmchen auf dem Tisch das Kind ihres Alphas sein musste. Er wollte nicht sagen, was er zu sagen hatte, wirklich nicht. Aber da kam auch schon die direkte Frage.
 

„Es...“
 

„Rede, Mann!“, zischte Fenrir aufgebracht, nicht die Geduld für dieses Gestotter haben, dass ich ankündigte.
 

„Vielleicht... sollten wir das Kind erst waschen, umziehen und in ein Bett bringen, “ schlug Thur vor, deutete auf die matschigen Stellen auf der Haut. „Er muss ins Warme und ich muss Verbände anlegen und ihm Tränke geben, dann kann ich das in Ruhe klären, Alpha, aber erst das Kind.“
 

Kurz verengten Fenrirs Augen sich zu Schlitzen, dann hob er den zerbrechlich kleinen Körper einfach wieder auf, brachte ihn in sein Bad. Magische Zelte waren manchmal eben doch was Feines. Und er war froh, dass Jaden wohl schon an so was gedacht haben musste, denn es war dampfendes Wasser in die Wanne eingelassen. Ganz langsam ließ Fenrir seine Last ins Wasser gleiten, was dazu führte, dass das Kind in sich zusammenschnappte, wie ein Gummiband. Ihm wurde ein Lappen gegeben, mit dem er beginnen konnte, den Matsch abzuwaschen. Er sah den Heiler aus den Augenwinkeln, während Jaden begann, die wirren Haare des Kindes zu waschen.
 

Zusammen brauchten sie kaum zehn Minuten, bis das Kind wieder sauber war. Vorsichtig hob Fenrir es aus dem schmutzigen Wasser, legte es auf seinen Badezimmertisch und trocknete es vorsichtig an. Er runzelte allerdings die Stirn, als sein Beta ihm eine Unterhose statt einer Windel gab. Ein zweijähriges Kind... aber gut, das würde er sicher auch gleich erfahren. Schnell zog er den Kleinen an, er kannte die Kleidung. Es war einer der Schlafanzüge von Jadens Tochter, dunkelblau mit einem Sichelmond darauf. Sicher im Moment das Beste. Erst, als der Junge angezogen war, hob er ihn wieder hoch, brachte ihn in sein eigenes Bett, wo Jaden ihm eine Wärmflasche gab. Er packte das Kind fest in die Decken ein, strich über die nun tiefschwarzen Haare.
 

Dann aber erhob er sich abrupt, drängte die beiden Männer in ein Eck des Zimmers und hob eine Hand, beschwor eine Blase um sie herum, damit eventuelles Lautwerden das Kind nicht ängstigen würde. „Nun?“, fragte er lauernd. „Ich will Antworten! Und zwar schnell!!“
 

„Wie alt schätzt ihr das Kind?“, begann Thur vorsichtig. Es schien ihm der beste Ansatzpunkt, um Einiges zu klären.
 

„Zwei, “ gab Fenrir ohne zu zögern zurück.
 

„Vielleicht zweieinhalb, drei,“ entgegnete Jaden, der sich ziemlich sicher war, dass das Kind zumindest schon stubenrein war.
 

„Der Junge ist etwa viereinhalb Jahre alt, “ entgegnete Thur leise, blickte in Richtung des Bettes, wo kaum eine Erhebung sichtbar war. „Seine Zähne sagen, er ist fast fünf. Und meine Scans auch.“
 

„Was?!“, röhrte Fenrir. „Dieses Würmchen soll fünf Jahre alt sein?!“
 

„Der Junge wurde schwer misshandelt, einige der Wunden sind etwa drei, vier Tage alt, da wurde er das letzte Mal geschlagen, “ gab Thur nur leise zurück. Ja, er hasste es, solche Nachrichten überbringen zu müssen, die es eigentlich bei ihnen gar nicht gab, da sie Kinder als heilig ansahen. Welpen wurden nicht geschlagen, im Gegenteil, man ließ ihnen hier oft zu viel durchgehen und die Kleinen waren ziemlich verwöhnt. Und sie waren geliebt. Sie mussten schon viel anstellen, um ein Mal übers Knie gelegt zu werden – was den Erwachsenen im Nachhinein mehr weh tat, als den Kleinen selbst. „Er ist... extremst unterernährt und... eine angeknackste Rippe hat ihm wohl bisher das Atmen schwer gemacht. Sein Immunsystem ist dadurch sehr schwach und durch die Nässe hat er eine schwere Erkältung, die aber wohl das allergeringste Problem bleiben wird,“ fügte er hastig hinzu. Für so was gab es Tränke, die innerhalb von zwei Tagen Alles wieder in Ordnung bringen konnten.
 

„Ich fasse es nicht!“, brüllte Fenrir. „Wenn ich das Schwein erwische, dass das gemacht hat! Er wird sich wünschen, ich wäre nur ein hirnloser Wer, der aufs Töten aus ist!!
 

Langsam atmete Thur ein. „Das.. ist nicht Alles.“
 

„Was!“, brüllte Fenrir, nicht sicher, ob man das, was er gehört hatte, überhaupt noch toppen konnte.
 

„Als... ihr den Kleinen gebadet habt, habe ich die Kleidung untersucht und... auf dem Pullover sind Reste eines Trankes, der Hellebore, Basiliskengift, Einhornblut und Pixistaub enthält. Und es gibt nur einen Einzigen, der diese Zutaten kombiniert...“
 

„Rede, Mann!“, zischte Fenrir, der sich zusammenreißen musste, um nicht Irgendwas zu zerschlagen. Muggel, nur Muggel behandelten ihre Kinder so! Aber welche Muggel bitte lebten so nah an Hogwarts?
 

„Ein... Foltertrank... er wirkt durch Trinken, aber in hoher Dosierung auch mit Hautkontakt. Ich denke, Letzteres ist dem Kind passiert. Er... war bis vor Kurzem vermutlich um Einiges älter. Und es... wäre in seinem Zustand lebensgefährlich, ihm einen Gegentrank zu verabreichen. Er ist zu schwach, er würde sterben. Langsam und qualvoll. Er kann von Glück reden, dass der, der den Trank gebraut hat, es nicht richtig getan hat, sonst wäre er nicht mehr am Leben, er wäre noch weiter verjüngt worden, bis...“ Nun, das überließ er der Phantasie der beiden Männer.
 

Jaden schluckte, blickte zu dem Bett. Nun, zumindest erklärte das die zu großen Klamotten, musste er zugeben. Und die Uniform von Gryffindor, zusammen mit den Auroren. Die hatten wirklich einen Schüler gesucht, sie hatten gesucht, was sie Beide heut gefunden hatten. Und ihr Alpha sah so angepisst aus. Na ja, zu Recht. Wen er wohl gerade in Gedanken derart folterte?
 

„Jemand hat mein Kind misshandelt!“, zischte er. „Und Jemand wollte es umbringen!“
 

„Ja,“ gab Thur einfach nur zurück. „Und er kann nicht wieder altern. Er ist zu schwach. Damit muss gewartet werden, bis er stabiler ist, vielleicht sogar ein Jahr, bis sein Körper sich erholt hat. Er hat Knochen, die sind so brüchig wie sprödes Holz, “ erklärte er leise. Auch sein Blick glitt zum Bett ihres Rudelführers. Er hatte schon misshandelte und unterernährte Kinder gesehen, aber noch nie in einem derart schlechten Zustand. Wirklich nicht. Und er hatte schon wirklich viel gesehen.
 

Das erklärte es, stellte Fenrir fest. Das Kind, das Sirius und er hätten zeugen können, musste mindestens zwölf Jahre alt sein. Und das war das Alter, um nach Hogwarts zu kommen. Aber warum war es bei Muggeln gelandet, statt bei den Malfoys oder selbst bei den Lestanges? Sirius hatte sogar eine Cousine, die einen Muggel geheiratet hatte und die sicher nie ein Kind quälen würde! Er kannte Andromeda! Und selbst Bella war, wenn auch manchmal mit einem sehr schrägen Humor gesegnet, kein Unmensch! Die Malfoys, nun, es war sicher zu behaupten, dass die Kinder vollkommen verzogen. Deren Spross war ja wohl das beste Beispiel dafür. Also, warum war sein Kleiner gelandet, wo er gelandet war!? Oh, er war so unendlich wütend! Er wollte Irgendwen umbringen! Langsam und schmerzvoll! „Was soll ich tun?“, fragte er schließlich. „Damit es ihm besser geht?“ Daran, ihn zu altern, dachte Fenrir im Moment gar nicht. Er sah keine Notwenigkeit dazu. Wenn so etwas ein derartiges Risiko barg, sah er wirklich keinen Grund, das zu tun.
 

Thurs Blick lag noch immer auf dem Bett. Er rieb sich die Stirn. „Für zwei Tage ein Trank gegen die Erkältung, die ist böse, vermutlich braucht er den Fiebertrank noch zwei Tage länger, dazu etwas, das Knochen und Immunsystem stärkt. Aber... es ist nicht der Körper, um den ich mir Sorgen mache,“ gab er leise zurück. „Misshandelte Kinder... ich habe es bei Menschen erlebt, sie sind... ängstlich. Ihre psychischen Wunden sind größer und..“
 

„Wie alt ist er... mental?“, fragte Fenrir ruhig.
 

„Fünf, “ erklärte Thur. „Das ist das Problem, das wir haben. Darum ist dieser Trank auch so gefährlich.“
 

„Wenn er altert – bekommt er seine alten Erinnerungen zurück, was immer sie gewesen sein mögen?“
 

„Nein, “ Thur schüttelte den Kopf. „Nicht, wenn er normal altert. Wenn... er einen Trank nimmt... ich weiß es nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Er könnte starke Folgen haben. Psychisch. Das kann man nicht sagen.“
 

Fenrir sah wieder zu dem Bett. Nein! Er würde seinen Sohn keiner weiteren Gefahr aussetzen! Was sollte es denn?! Er dachte, er war fünf oder so was! Das spielte es für eine Rolle? Sollte der Kleine doch normal altern, dann konnte er eine Kindheit haben. Nach den Wunden zu urteilen, die er gesehen hatte... er glaubte nicht, dass die Misshandlungen später besser geworden waren. So was steigerte sich, es nahm nicht ab. „Beschaff die Tränke, “ ordnete er knapp an. Er hatte keine Angst vor der Herausforderung, dem Kind zu helfen. Es war sein Sohn, es war ein kleiner Junge.
 

„Sofort.“

Sternschnuppenwunsch

Severus rieb sich den Kopf. „Ich weiß es nicht!“, knurrte er erneut, starrte auf das Glas, das ihm gegeben worden war. Feuerwhiskey. Nein, weder war das sein Tag, noch seine Woche gewesen. Schlimm genug, dass die Kinder wieder in der Schule waren und ein lächerlicher Krieg tobte, der an Dummheit nicht zu überbieten war, nein, der berühmteste Schüler musste auch noch spurlos verschwinden! Und wo steckte er ein Mal mehr? Mitten in der Scheiße, von zwei Seiten angemeiert!
 

„Wie kann das sein? Ein Name, der einfach so verschwindet!! Ein Kind löst sich doch nicht in Luft auf!“
 

„Tom,“ knurrte Severus. „Das hatten wir schon – drei Mal allein in den letzten zehn Minuten und ich bekomme zu meinem Magengeschwür auch noch Kopfschmerzen!“ Merlin, wenn jetzt noch der dunkle Lord durchtickte, war es vielleicht besser, wenn die Welt, wie sie war, einfach unterging. „Darum taucht er trotzdem nicht gleich hier auf und grinst dich dumm an! Ich wiederhole: er wäre nie im Leben aus den Schutzzaubern der Schule gekommen! Das hatte ich dir schon ein paar Mal erklärt! Ich hasse es, mich selbst zu wiederholen! Es ist schlimm genug, dass ich in der Schule klinge, wie eine angekratzte Schallplatte!“
 

Oh ja, denn die bisherige Krönung seines Tages war ein Mal mehr Longbottom gewesen. Es würde nie aufhören ihn zu verwundern, wie diese kleine, unsympathische Ratte es wieder und wieder schaffte, absolut harmlose Zutaten zu einem hochexplosiven, hochgiftigen oder ätzenden Gebräu zu verarbeiten. Die anderen Lehrer bestanden darauf, dass der Hass nur auf der Tatsache beruhte, dass Longbottom eine Niete in Tränken war. Aber das waren Andere auch. Es war was Anderes, das ihn an dem Bengel störte und es war nicht die Tatsache, dass der ihn schon im ersten Jahr zum absoluten Gespött aller Anwesenden gemacht hatte, als er den Bogart in seiner Form in die Kleidung seiner Großmutter gesteckt hatte. Er hatte Wochen gebraucht, um die Kinder wieder so weit zu terrorisieren, dass sie es nicht mehr wagten, hinter seinem Rücken zu lachen. Es war mehr. Es war... ein persönlicher Hass, den er nicht mehr gespürt hatte, seit Potter die Schule verlassen hatte. Ja, er war dem Idioten was schuldig gewesen, aber lieber hätte er Blacks Stiefel geleckt, als diesem Arsch Irgendwas zu verstecken. Ja, Black hatte ihn mehr drangsaliert, aber James hatte etwas Schlimmeres getan – er hatte gehetzt.
 

Tom seufzte etwas. Er war nie verschwunden oder sonst was. Er war nur in den Untergrund gezwungen worden. Und dieser Spitzname. Ja, er hatte ihn benutzt, aber damals war er selbst dreizehn wesen, verdammt noch mal! Aus dem Alter war er schon mit Sechzehn wieder raus gewesen!
 

Es hatte auch erst angefangen, als sich die ersten Erfolge gezeigt hatten. Als er einige der Politiker davon hatte überzeugen können, wie gefährlich es auch jetzt noch war, sollten die Muggel von ihnen erfahren, doch gleichzeitig hatte er sich auch immer dafür eingesetzt, Muggelgegenstände nicht als Kuriositäten zu sehen, sondern sie zu nutzen. Er selbst besaß zwei Handys, mehrere Feuerwaffen, Elektrizität, die einfach sicherer war, als Feuer überall und noch einiges an anderen Dingen.
 

Doch dann hatte der Alte seinen Spitznamen ausgegraben und auf ein Mal waren Leute in komischen Masken mit lächerlichen Roben aufgetaucht. Er hatte sich persönlich beleidigt gefühlt, als er sein Halloweenkostüm von seiner damaligen vierten Klasse wiedergefunden hatte. Und er hatte untertauchen müssen, da der Alte jede Spur in seine Richtung gelegt hatte. Von da an war ihm sein Wissen um Muggel endlich mal zugute gekommen.
 

Regelmäßig wechselte er inzwischen seine Haarfarbe, manchmal die Augenfarbe für eine Weile. Sein Versteck war ein Bunker unter der Erde aus massivem Beton und Stahl. Lustigerweise auch für Ortungszauber nicht auffindbar. Mehr als ein Mal hatte er Auroren über seinem Kopf gehabt, aber diese Idioten dachten nicht mal daran, in Betracht zu ziehen, dass er Muggelmöglichkeiten benutzte, um sich zu sichern. Sie gingen von Zaubern aus. Pah, als würde er so viel Energie wegwerfen! Idioten! Allesamt! „Ich weiß, “ ging er endlich auf Severus ein. „Ich weiß, dass es gerade jetzt richtig haarig für dich wird, aber das, das ist endlich was, womit wir dieses Arschloch am eigenen Bart packen und ihn damit ersticken können! Er hat Potter etwas passieren lassen! Man wird ihn fertig machen! Und frag nicht, wie! Ich kann vielleicht endlich mal einige Dinge richtigstellen!“
 

Severus schüttelte nur den Kopf. „Da ist noch ein langer, steiniger Weg... und ein Voldemort zum Ausschalten, wie ich betont haben möchte.“
 

„He, warum habt ihr ohne mich...?!“
 

„Und ein Blondie zum Fertigmachen!“, zischte Severus, als er Lucius ansah. „Einen, der meint, zwei Stunden zu spät ist eine ordentliche Zeit zum Auftauchen und Anrufe beantworten wäre unter seiner Würde!“
 

Lucius verdrehte die Augen, klopfte die nicht vorhandene Asche von seinem Umhang und strich eine nicht vorhandene Falte aus seinem Umhang. „Ich hatte zu tun, du Miesepeter,“ gab er zurück, nickte Tom knapp zu, bevor er sich in einen der Sessel fallen ließ, froh, als auch er etwas Alkohol bekam. Obwohl.. .nun, auf leeren Magen sollte er es auf jeden Fall bei diesem Glas belassen. Er tendierte dazu, wirklich peinliche Dinge zu tun, wenn er beschwipst, oder Merlin behüte, besoffen war. Das würde Severus nur wieder ausnutzen. Nein, danke. Ein Glas. Auch, wenn er sich weit mehr verdient hätte. Sehnsüchtig blickte er auf die gerade mal angebrochene Flasche.
 

„Was?“, fragte Severus. „Willst du wieder singen und tanzen? Ich kann auch wieder für eine Go Go Stange sorgen!“ Er musste seinen Stress auch irgendwo loswerden und was war besser, als alte Erinnerungen?
 

Lucius wollte zu etwas ansetzen, doch in dem Moment stand Tom schon zwischen ihnen. „Ihr Beide – Stopp! Sofort! Verdammt noch mal, benehmt euch! Wir stehen alle unter Stress! Pfui, aus, zurück in eure jeweilige Ecke!“
 

Severus lächelte, dieses Mal hatte er immerhin das letzte Wort gehabt. Das hatte er gebraucht. Dann aber würde er wieder ernst. „Wie gesagt, ich sehe, was ich tun kann, ich behalte die Blacksache und Potter im Auge, so er wieder auftaucht!“
 

Tom seufzte, nickte aber. Er wusste, wie schwer es für seinen Tränkemeister war. Nicht nur sein Leben als Doppelspion, auch die Tatsache, dass er kaum Zeit für seine Frau hatte, machte ihm zu Schaffen. Oh ja, Severus Snape war verheiratet, fast zwölf Jahre inzwischen. Mit seiner heimlichen Liebe. Lily und er, sie waren nie verliebt gewesen. Sondern einfach nur gute Freunde, nie mehr. Und sie kannten sich schon lange, waren in derselben Gegend aufgewachsen. „Wir bleiben bei dem, was Severus und ich besprochen haben. Wie gesagt, schaltet die Presse ein, seht zu, was ihr mehr über Dreck von Dumbledore ausgraben könnt. Mehr, das ihn mit Potters schlechtem Zustand zusammenbringt...“
 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Schh..,“ murmelte Fenrir leise, strich über die wirren Haare des kleinen Kindes, dass sich immer weiter in sich selbst zusammenrollte, einen Teil der Decke im Arm, wie ein Stofftier. Der Junge hatte nicht gut geschlafen. Oder gar ruhig. Er wälzte sich immer wieder hin und her, weinte, aber nicht ein Ton war zu hören. Zu Beginn war es schlimmer geworden, wenn er ihn angefasst hatte, aber dann wurde es besser. Der Geruch. Er wusste, es war der Geruch, der seinen Kleinen beruhigte. Darum lag er auch noch in seinem Bett. Und er saß am Rand, strich immer mal wieder über die Wange, die noch warm war wegen der gestiegenen Temperatur. Doch dank der Tränke glühte er nicht mehr vor Fieber und Thur, der gerade erst vor zwei Stunden gegangen war, hatte gemeint, der Kleine müsse langsam aufwachen. Was er inzwischen wirklich hoffte.
 

Denn er wollte, dass der Kleine endlich ruhiger wurde – und etwas essen würde. Er war so dünn! Noch nie hatte er ein Kind gesehen, aus dem so viele Knochen stachen. „Es ist alles gut,“ sprach er leise. „Du bist sicher. Komm, steh auf...“
 

Es war wärmer, stellte er fest, wärmer, als er es wirklich kannte. So, wie er es sich im Bett vorstellte. Nicht auf seiner Matratze, sondern so, wie Dudley immer schlafen durfte. Mit so vielen Decken, wie er wollte, dick eingepackt und mit einem Teddy. Es roch komisch. Seit er in dem großen, dunklen Wald war, hatte er ständig das Gefühl, dass Alles intensiver roch, sogar der Regen. Und der Geruch hier... er war anders, als bei Onkel. Nicht wie Putzmittel und Duftspray, hier war es anders und...
 

Anders!
 

Er war nicht mehr draußen! Er war irgendwo drin! Nein, er wollte nicht zurück zu Onkel! Wirklich nicht! Er riss seinen Augen auf – und erstarrte. Nicht nur, dass er in eine Decke gepackt war und einen Teil davon umklammerte, da saß noch Jemand! Ein... ein Mann! Nicht so breit, wie Onkel, es war für ihn eine verschwommene, unbekannte Gestalt mit sehr hellen Haaren. Automatisch versuchte er, wegzukommen, doch sofort spürte er, wie ein Arm sich um ihn legte und statt weg zu kommen, wurde er immer näher zu dem Fremden gezogen, der langsam auch weniger verschwommen aussah.
 

Ah, der Kleine wachte wirklich auf! Endlich! Er blickte zu dem kleinen Körper, sah, wie die Augen auf einmal aufsprangen. Und dann... ja, dann versuchte sein Sohn, wegzukommen. Er war eindeutig panisch. „Junge, es ist gut“, versuchte Fenrir, ihn zu beruhigen. Merlin, war es irritierend, wenn ein verängstigtes Kind keinen Laut von sich gab. Mit einem schreienden Kind hätte er mehr anfangen können.
 

„Ich bin Fenrir,“ erklärte er leise, hob das Kind hoch. Wie schon in dem Erdloch wehrte der Kleine sich, doch es war für den ausgewachsenen Dämon kaum mehr als ein Streifen. Und wie in dem Loch kam wieder kein Laut über die bibbernden Lippen. „Ich bin...“, er hob den Kopf des Kleinen an. „Ich bin dein Dad, “ erklärte er sanft. „Du bist hier absolut sicher, niemand wird dich anfassen. Ich kümmere mich ab jetzt um dich.“
 

Was?
 

Mitten in seinem Versuch, sich von dem Mann loszureißen, stoppte er, sah den Mann mit den goldenen Augen und den weißen Haaren an. Dad? Hatte der gerade gesagt, er sei sein Dad? Erneut schnüffelte er, roch an der Hand, die seinen Arm hielt. Der Geruch, etwas... es war, als würde er ihm sagen, dass er keine Angst haben sollte, dass er sicher war. Aber..., konnte das sein? Nach Allem, was Onkel gesagt hatte?
 

Immer wieder hatten Onkel und Tante gesagt, dass Mommy und Daddy tot wären und dass sie Freak nicht hatten haben wollen, darum müssten sie sich mit ihm abgeben! Warum sagte der Mann, er wäre sein Dad? Das konnte doch gar nicht sein! Sein Dad war tot! Aber... gleichzeitig... Er schniefte, merkte, dass der Griff nachließ, fuhr sich mit der Hand über die Augen und wischte die Tränen weg, stutzte dann aber und starrte auf den Schlafanzug. Er hatte so was nicht, schon gar nicht mit so leuchtenden Farben. Und so klein, als wäre er für ihn gekauft worden!
 

„Gefällt dir der Schlafanzug?“, fragte Fenrir amüsiert, als er sah, wie der Junge über den blauen Stoff strich und ihn zu begutachten schien. Er hob das Kinn des Kleinen wieder an, sah in die dunkelblauen Augen. „Sagst du mir deinen Namen?“, fragte er sanft. „Ich will dich nicht nur Kind nennen.“
 

Sprechen? Namen sagen? Freak sollte nicht sprechen! Und... er wollte nicht Freak genannt werden, er wusste, das war kein netter Name! Und auch, wenn der Mann gut roch, wusste er nicht, wer das sein sollte! Er sah den Anderen nur an, machte den Mund auf – und schloss ihn wieder. Selbst, wenn er sollte, brachte er keinen Ton raus. Nur Laute. Und das wollte Onkel nicht, er durfte nicht schreien oder laut sein, niemand sollte wissen, dass ein Freak im Haus war. Er versuchte, sich weiter in sich selbst zusammen zu rollen, doch die Arme verhinderten das.
 

WAS? Hatten diese Schweine dem Kind nicht mal einen Namen gegeben? Oder ihm Selbigen genommen? Wie hatten sie das Kind gerufen?! Oh, wenn Sirius das erfahren würde... er zwang den Kleinen wieder, ihn anzusehen. Ein Name, ein Name...er wollte den Jungen nicht nur Würmchen nennen. Sanft strich er über die Wange des Kleinen. „Ich meinte, was ich gesagt habe. Ich bin dein Dad und Niemand wird dir was tun. Und ich habe einen Namen für dich.“ Er strich leicht über die wirren Haare. „Ein Name, der dir sicher gefallen wird. Und so nenne ich dich dann.“ Er sah, wie sich die Augen nun endlich aufmerksamer auf ihn richteten, atmete erleichtert auf. Dieses Mal musste er noch nicht mal nachhelfen. „Ataer, “ erklärte er. „Dein Name ist ab jetzt Ataer, das bedeutet der Dunkle, weil du ganz dunkle Haare hast. Gefällt er dir?“, fragte Fenrir, er hoffte nur, dass Sirius nichts gegen diesen Namen haben würde.
 

Überrascht sah er auf. Ataer? Sein Name? Und... er klang mal nett. Nicht so gemein, wie all die anderen Sachen, die man ihm schon an den Kopf geworfen hatte, sondern richtig nett. Als würde es den Mann interessieren, ob er ihn verletzte oder nicht. Und seine Haare waren dunkel, das stimmte. Sollte... sollte er dem Mann doch trauen?
 

Vielleicht...
 

Erst vor Kurzem war eine Sternschnuppe gefallen und...er hatte sich eine Familie gewünscht, die ihn so lieben würde, wie Dudley geliebt wurde. Er hatte sich geschworen, dass es das letzte Mal sein würde, dass er so was tat, weil es bisher einfach nie was gebracht hatte. Was, wenn die Sternschnuppe ihn in den Wald gebracht hatte, damit der Dad-Mann ihn fand? Wollte er dann das Risiko eingehen, den Älteren zu verlieren?
 

Nein! Nein, er wollte gehalten werden! Unbedingt! Endlich! Er wollte geliebt sein! Er wollte, dass man ihn nicht mehr schlug, bis er kaum noch was sah und umkippte! Und der Name... er klang wirklich nett. Er schniefte, lehnte sich, erst jetzt, an den Älteren und klammerte sich an dessen Pullover fest.
 

„Schhh,“ lächelte Fenrir, froh, dass sein Sohn offensichtlich nicht mehr versuchte, von ihm wegzukommen und er schien auch nicht gegen den Namen zu protestieren. „Es sieht so aus, als wärest du jetzt Ataer Orion Grayback,“ erklärte er, strich über den bebenden Rücken des Kleinen. Orion – der Name von Sirius’ Großvater, dem Mann, der dem Jungen geholfen hatte, als er mit seinen Eltern solche Probleme gehabt hatte, da bei ihm ein Erbe aufgetreten war, dass viele Generationen übersprungen hatte. Der Andere hatte immer mit so viel Liebe über diesen gesprochen. Eine ganze Weile lang hielt Fenrir seinen Sohn, doch dann riss er sich zusammen. Es gab Dinge zu tun.
 

„Ataer,“ sprach er leise, lächelte, als nach einigen Momenten der Blick sich zu ihm hob. Unsicher, immer noch ängstlich, aber nicht mehr vollkommen panisch. „Musst du mal ins Bad? Du musst auch was essen.“
 

Essen? Er sollte was zu Essen bekommen? Wirklich? Was Richtiges? Was Anderes, als ein Glas Wasser und die Brotkrusten, die Dudley nicht mochte? Er blickte zu dem Mann, der ihn hielt...
 

Innerlich seufzte Fenrir. Der Kleine hatte wohl nicht vor zu antworten, doch Hunger schien er durchaus zu haben. Schnell stand er auf, Ataer in den Armen und brachte ihn ins Bad, stellte ihm vor dem Klo ab, zog dessen Hosen runter – und stockte Sekundenlang, als der Junge stocksteif wurde. Nein, redete er sich ein, das konnte seinem Sohn nicht auch noch passiert sein. Schnell setzte er Ataer auf das Klo, wartete, bis er fertig war, half ihm dann, an den Spülstein zu kommen.
 

Er half dem Jungen, der ihn immer noch verschreckt ansah, die Haare zu kämmen, bevor er ihn zurück in sein Schlafzimmer brachte. Er hatte zwar, wie alle Anderen auch, ein magisches Zelt, aber es beinhaltete nur das Nötigste. Schlaf und Badezimmer. Es gab noch zwei weitere große Zelte. Eines, in dem ihre Welpen unterrichtet wurden und spielen konnten und eines, das als Gemeinschaftsküche diente. Sonst hatte Jeder nur kleine Zelte. Es war einfach praktischer, bis sie wieder in ihrem Dorf sein würden. Sanft setzte er Ataer auf das Bett, strich ihm über die Wange. In dem Moment sah er, wie an seinem Schreibtisch ein Tablett auftauchte. Er hatte der Hauselfe, ja, auch sein Rudel besaß Einige davon, gesagt, sie sollte was bringen, sobald das Kind wach war.
 

Schnell holte er das Tablett. Eine Schüssel Suppe mit Nudeln und Hühnchenfleisch, so, wie es aussah. Sah köstlich aus. Dazu Weißbrot mit Butter. Er brachte das Tablett auf dem kleinen Tischchen zum Bett, stellte es vor seinen Sohn. „Guck mal,“ lächelte er, als er die großen Augen sah, stellte einen der tiefen Teller zu Ataer. „Suppe mit Hühnchen und Brot dazu, mit Saft.“ Es war Orangensaft, Kürbissaft war hier generell nur bedingt beliebt daher gab es ihn auch nicht oft. Er goss Ataer ein Glas ein, füllte den Teller und gab dem Kleinen den Löffel in die Hand. „Dann iss mal, ich hoffe, es schmeckt dir.“
 

Verdattert sah Ataer auf. Dann auf den Löffel in seiner Hand und auf den Teller mit der dampfenden Suppe, die auf ein Mal da stand. Und die roch so gut! Nach Fleisch und Gewürzen. Er sah kleine Fleischstückchen darin schwimmen und Nudeln, die Sternchenform hatten. Durfte... durfte er wirklich essen, oder war das nur ein Trick? Er merkte, wie seine Lippe zu zittern begann. Er wollte nicht, dass es ein Trick war! Er.. hatte doch Hunger! Er wusste gar nicht, wann er das letzte Mal was hatte essen dürfen!
 

„Was ist?“, fragte Fenrir vorsichtig. „Magst du keine Suppe? Soll ich dir was Anderes...? He, ganz langsam,“ bat er, als der Kleine den Teller umfasste, als wollte er ihn hindern, diesen wegzubringen. „Ich nehme dir doch ganz sicher nichts weg, mein Kleiner. Es ist Alles deins, iss, aber iss nicht zu schnell, ja, ich will nicht, dass du dich verbrennst.“
 

Er beobachtete, wie Ataer endlich den Löffel in die Suppe tauchte, ihn wieder hob und in den Mund steckte. Alles sehr unbeholfen, er hielt das Besteck wie eine Forke, doch das war gerade nicht so wichtig. Fenrir musste wirklich lächeln, als er sah, wie die Augen seines Sohnes strahlen und das nicht wegen einem Geschenk, Spielzeug oder sonst was, sondern wegen was zu Essen. Was ihn gleichzeitig schrecklich ärgerte.
 

Ataer genoss die Suppe. Sie war so lecker und warm. Und dann der Saft, er war süß und lecker! Es waren Sachen, die Dudley sonst immer nur bekam. Die er machen musste, aber nicht mal probieren durfte. Doch zu seinem Frust bekam er kaum die Hälfte von dem Teller leer und nur ein halbes Brot runter.
 

„Och, nicht weinen,“ murmelte Fenrir, als er sah, wie Ataer wieder begann, zu wimmern. „Es ist gut, wenn du satt bist, bist du eben satt. Du musst nicht aufessen.“ Er strich über die Wange des Kleinen, beseitigte das Tablett achtlos erst mal auf den Boden. „Willst du wieder schlafen?“, bot er dem Kleinen an, der seine Augen kaum aufhalten konnte, nach einer kleinen Weile. Er blickte zu dem Nachtschrank, wo ein Buch stand. Jaden hatte es ihm gebracht. Es waren Märchen. „Ich kann dir noch was vorlesen. Du hast schon ganz kleine Augen.“
 

Vorlesen?! Verdattert starrte Ataer den Älteren an, der ihn immer noch auf dem Schoß hatte, ohne was zu machen, das er nicht mochte, er wurde nur gehalten, manchmal streichelten die Finger seine Wange. Der Mann, der behauptete, sein Dad zu sein, ließ sogar zu, dass er sich zurecht kuschelte und zusammenrollte. Er beobachtete, wie der Ältere das Buch aufnahm, dass auf dem Nachttisch stand und es aufklappte. Da war ein Bild, das sich bewegte! Das hatte Ataer noch nie gesehen! Das war ja wie ein Fernseher! Da saß ein Mädchen mit einem rosa Kleid am Rand des Brunnens, eine Kugel in die Luft werfend und auffangend, die glitzerte. Automatisch beugte Ataer sich vor, fuhr mit den Fingern die Figuren nach, zuckte aber entsetzt zurück, als die Kugel auf ein Mal im Brunnen landete und die Prinzessin ihn vorwurfsvoll anzusehen schien.
 

„He, ganz ruhig,“ lachte Fenrir. „Das ist ganz normal, sie bekommt ihre Kugel wieder, “ erklärte er. „Du musst dich nicht erschrecken, das war nicht deine Schuld. Das ist, was in der Geschichte passieren wird. Also, fangen wir an: Es war einmal...“
 


 


 


 


 


 


 


 


 

Erneut füllte Remus das Glas auf, beobachtete, wie die goldene Flüssigkeit an den Eiswürfeln entlang herab floss, sich in dem Gefäß verteilte. Er fühlte sich wie ein Versager. Keine Spur von Harry und inzwischen war schon eine Woche vergangen. Er hob das Glas, setzte die Flüssigkeit in Bewegung, hörte das leise Klicken der Eiswürfel, die darin herumschwammen. Sie waren schon um Einiges kleiner geworden, so, wie die Flasche leerer geworden war. Ja, er wusste, er sollte nicht so viel trinken, da Alkohol aufgrund seiner erhöhten Sinne ohnehin eine stärkere Wirkung hatte. Aber gerade jetzt brauchte er es.
 

Das war selten genug. Doch der heutige Tag... Harry war seit einer Woche verschwunden, ohne jegliche Spur, die Auroren hatten auch nichts gefunden. Gut, aber das war kein Wunder, diese Stümper würden nichts sehen, wenn es vor ihren Füßen rumlief. Doch auch er hatte jede Spur verloren. Sein Blick wanderte zum Kamin, auf dem er lag, unauffällig, als wäre er nicht mehr als ein dummes Stück Holz. Doch es war Harrys Zauberstab, dunkles Holz, dreizehn Zoll, Phönixfeder im Inneren. Und daneben lag noch etwas, etwas, das er erst nach dem Regen an der Stelle hatte finden können, wo er die Hose und den Zauberstab gefunden hatte. Die Brille.
 

Sie war gebrochen, in der Mitte, zwischen den Gläsern, als wäre etwas mit viel Gewicht darauf gefallen. Da war auch Blut auf dem Glas, nicht viel, nur wenige Spritzer, als habe er sich vielleicht nur in den Finger geschnitten, doch es gab mehr als einen Zauber, der nicht mehr Blut fließen ließ und doch tötete.
 

Wie konnte ein Mensch, ein Kind nur einfach so verschwinden, als habe es ihn nie gegeben? Das Entsetzliche war, dass auch seine Akten im Ministerium einfach verschwunden zu sein schienen. Als hätte Harry nie existiert. Was war nur im Wald geschehen? Und wer war es gewesen?!
 

Zu seiner Überraschung waren Ron und Hermine bei ihm gewesen. Sie hatten sein Bild in einem alten Jahrbuch gefunden, zusammen mit dem von Sirius Black und James Potter. Sie hatten ihm Alles erzählt, nachdem er ihnen gesagt hatte, dass er nur hier war, um ein Auge auf das Kind seines Freundes zu haben. Er hatte sich aber nicht die Mühe gemacht, ihnen zu erklären, dass Sirius unschuldig war. Das würde noch früh genug rauskommen. Er sah aus dem Fenster. Ob der Andere reagieren würde? Er hoffte es, er hoffte es wirklich.
 

Vor zwei Tagen hatte er ihm einen weiteren Brief geschrieben und eine Eule losgeschickt, in der Hoffnung, dass Sirius endlich mal reagieren würde! Er hatte Gerüchte von einem riesigen Hund gehört, der bei Hogsmeade herumgekrochen sein musste, so groß, dass viele der Alten von einem Grimm ausgegangen waren und ihren Tod erwartet hatten. Ersteres richtig, zweiteres – nicht, wenn man Sirius in Ruhe ließ.
 

Wenigstens wusste der Alte davon nichts. Nun, der Arsch hatte im Moment ohnehin mehr Probleme, als je zuvor. Er wurde seit zwei Tagen im Ministerium festgehalten. Wer wusste, vielleicht war endlich mal genug bei diesen Dingen raus gekommen, um das Aas ein für Allemal unschädlich zu machen! Es war grausam – aber vielleicht war Harrys Opfer und Verschwinden dann nicht ganz umsonst gewesen.
 

Wie er sein Versagen je James gegenüber rechtfertigen sollte, wusste er nicht, oder Sirius, um es auf den Punkt zu bringen. Denn nach den Problemen die ersten drei Monate nach Harrys Geburt war sein bester Freund so sehr auf den Kleinen fixiert gewesen. Er hatte sich darum gerissen, zu babysitten und Harry war bei dem Anderen glücklicher und zufriedener gewesen, als bei James selbst. Sehr zu dessen Frust. Es war sogar Harrys erstes Wort gewesen. Nicht Mama, nicht Papa, nicht Dad, sondern Nuffel. Eine Abkürzung für Schnuffel, da er offensichtlich mit eineinhalb kein SCH sprechen konnte.
 

Erneut nippte Remus am Alkohol, blickte in die Flammen. Was sollte er nur tun, wie sollte er das Sirius erklären? Die gesamte magische Welt war in einem Heidenaufruhr und viele Stimmen verlangten inzwischen Erklärungen von Dumbledore und zwar Gute. Immerhin hätte der auf den Kleinen aufpassen sollen. Dumbledore würde von Allen gehasst werden und sollte er wirklich das Ministerium als freier Mann verlassen, würde er nur noch ein Leben als Einsiedler führen können, ohne Stelle, ohne Freiheiten, ohne Geld. Denn man würde ihn jagen. Er selbst hatte Harry zu seinem Aushängeschild gemacht und sich zu einer Art gutem Hirten. Nun biss ihm das in den Arsch. Und Remus fand es nur schade, dass er selbst dem Alten nicht die Kehle durchbeißen durfte...

Frei?

„Jaden?“, fragte Fenrir ruhig. Sein Beta hatte gerade die Plane gehoben, was dazu führte, dass Ataer heftig zusammengezuckt war und sich nun mit Gewalt an ihn klammerte. Der Kleine war vor einer halben Stunde aufgewacht und hatte die Tränke genommen, die er ihm gegeben hatte, er hielt gerade einen kleinen Schokomuffin in der Hand und wieder zeigte er Zeichen, dass er gleich heftig zu weinen beginnen würde, während er sein extrem ungesundes Frühstück an sich drückte – und auf diese Weise den Schlafanzug einsaute. Als hätte der Heulkrampf im Bad nicht gereicht, als er den Jungen hatte baden wollen. Er hatte es vorerst sein lassen, seinen Sohn beruhigt und saß nun mit ihm auf dem Boden.
 

„Ich wollte das hier vorbeibringen,“ lächelte Jaden, hob einen Stapel frischer Wäsche hoch. „Du hast ja Nichts da. Alltagsachen, Nachtwäsche und... warum weint er?“
 

„Vermutlich denkt er, du willst ihm sein Essen wegnehmen,“ gab Fenrir zurück, strich über Ataers Haare. „Ganz ruhig, mein Kleiner. Er nimmt dir nichts weg, wenn er den nächsten Tag erleben will.“ Er zog die Hände vom Schlafanzug weg. Ja, der war versaut. Aber gut, es gab Schlimmeres, dafür hatten sie Hauselfen dabei. „Iss einfach weiter. Guck, Onkel Jaden hat nur Sachen für dich vorbeigebracht. Ich... Okay, egal, was ich gesagt hab, es war das Falsche,“ stellte er fest, als die Tränen nun wirklich zu fließen begannen, der Muffin aus den Lücken der Finger gequetscht wurde, was reichlich seltsam aussah und der Kleine sich mit seinen Schokofingern nun auch noch an ihn klammerte. Dabei hatte er das Shirt gerade erst frisch angezogen! „Was hab ich denn nun schon wieder falsch gemacht?“, fragte er leise, zog Ataer fest an sich. „Ganz ruhig, mein Kleiner, es passiert dir doch nichts!“
 

Jaden hob eine Augenbraue, trat etwas näher und betrachtete den vollkommen verstörten Jungen. Fenrir hatte ihm erzählt, dass der gestern Mittag das erste Mal aufgewacht war. Darum hatte er im Rudel rumgefragt und Klamotten gesammelt. Eine der Frauen hatte ihm sogar einen Teddy gegeben. In einer Geschenkpackung. Ihr eigenes Kind hatte, zwei Tage vor seinem vierten Geburtstag verkündet, zu alt für Kuscheltiere zu sein und einen Hogwartszug und einen Spielebesen zu wollen. Sie hatte es behalten für einen Kindergeburtstag, aber als sie von dem Welpen das Alpha gehört hatte, hatte sie es sofort herausgegeben. Als ein Willkommensgeschenk.
 

„Meine Kleine hat so was Ähnliches, seit eines der älteren Kinder ihr erzählt hat, dass es in der alten Mühle beim Dorf spukt und die Geister sich von Kindern ernähren. Wir haben Tage gebraucht, um rauszufinden, dass sie Panik bekommt, wenn man Windstille sagt, da das angeblich zeigt, dass die Geister gerade auf der Jagd nach Kindern sind. Wir haben Wochen gebracht, um ihr diese Angst zu nehmen. Etwas, das du gesagt hast, hat ihm panische Angst gemacht.“
 

„Aber was hab ich denn gesagt, bei Merlins Ei... Bart!“ Nein, kein Fluchen vor kleinen Kindern.
 

Jaden hätte fast gelacht, doch die Situation war eigentlich nicht zum Lachen. Nicht wirklich. Dass der Kleine so traumatisiert sein musste... es würde schwer werden. Moment mal, der Kleine war doch misshandelt worden! „Onkel,“ sprach er ruhig und sofort wurde das Weinen schlimmer, der Kleine begann sogar, nach Luft zu japsen und zu wimmern. Er gab mal einen Laut von sich! Hastig stand Jaden auf, sah die Tränke durch, ging ins Bad und durchsuchte Fenrirs persönlichen Vorrat. Schnell füllte er den Zahnputzbecher mit etwas kaltem Wasser und zählte einige Tropfen Beruhigungstropfen hinein, lief zurück und gab Fenrir, der selbst kurz vor einer gediegenen Panik stand, das Gemisch. „Für den Kleinen, nicht für dich, “ merkte er an.
 

„Ataer, Schatz, es ist alles gut,“ sprach Fenrir leise, flößte dem japsenden Jungen die Flüssigkeit ein, sah erleichtert, wie er wieder tiefer Luft holte. Merlin! Er hatte wirklich Angst um das Kind gehabt! Er wartete, bis der Kleine zurück an seine Brust sackte, stellte fest, dass sein Sohn... sich vollgemacht hatte und damit ihn gleich mit dazu. Und er hatte gedacht, er müsste nur sein Hemd wechseln. Soweit dazu. Vorsichtig öffnete er die verkrampften Finger, kratzte die Überreste des zerquetschten Muffins raus. Was wieder zu leisem, stummem Weinen führte. „Du bekommst nachher einen Neuen,“ versprach er, wischte Ataer die Tränen von den Wangen. „Ich muss dich waschen,“ erklärte er dann entschieden, hob seinen Sohn auf die Arme, brachte ihn ins Bad, zog ihn aus, was wieder dazu führte, dass der Kleine stocksteif wurde – und stellte ihn in die Wanne. Was vermutlich eine neue Panikattacke ausgelöst hätte, stünde der Junge nicht unter dem Beruhigungstrank. Er begann, heftiger zu weinen.
 

Doch Fenrir musste Ataer waschen! Er drehte die Brause an, temperierte das Wasser und ließ die Wanne volllaufen. „Es passiert dir doch nichts,“ versuchte er seinen Sohn zu beruhigen. „Ich muss dich nur sauber machen! Ich will dich nicht schlagen, das verspreche ich dir.“ Er brachte den Kleinen dazu, sich zu setzen, hob dessen Kopf. „Hör auf zu weinen,“ bat er leise. „Es ist doch schön hier, warmes Wasser und...“, schnell transfigurierte er ein Entchen aus einem Waschlappen, setzte es auf das Wasser. „Eine Ente zum Spielen.“ Es dauerte eine ganze Weile, doch dann wurde Ataer wirklich wieder ruhiger, er entspannte sich, griff zögernd nach dem Spielzeug und begann schließlich, es zu untersuchen.
 

Schnell stand Fenrir auf, trat ins Schlafzimmer und untersuchte die Sachen, die Jaden gebracht hatte, holte einen frischen Schlafanzug und Unterwäsche raus, ließ sich dann aber auf sein Bett fallen, musterte seinen Beta. „Jemand, den er als Onkel gesehen hat, hat ihm das angetan!“, knirschte er. Das war die einzige Erklärung für diese heftige Reaktion. Nur bei so was benässte ein Kind sich selbst. „Jemand, dem er vertrauen musste!“
 

„Ja,“ gab Jaden einfach nur zurück, selbst schwer getroffen. Sollte er sterben, wusste er, seine Frau und seine Kinder, sie würden im Rudel Sicherheit finden, aber wie musste es für Eltern sein, wenn sie dieses Wissen nicht hatten? Daran mochte er nicht mal denken. „Onkel ist für ihn etwas, das ihm Panik macht. Das für ihn nur Schlechtes hält.“ Er deutete auf das Geschenk. „Gib es ihm, sag es ist von dir. Es ist ein Teddy.“
 

Fenrir blickte auf die Packung mit dem bunten Papier, lächelte etwas. „Danke.“
 

„Dank nicht mir, Marissa hatte ihn, sie meinte, wenn es dem Kind schlecht geht, wäre das genau das Richtige. Geh zu deinem Jungen, wasch ihn und bring ihn wieder ins Bett. Das war mehr als genug für ihn. Ich schicke eine Hauselfe mit einem neuen Muffin. Und einem Teller Speck? Ich wette, das würde er mögen. Er bekommt doch den Trank, dass er normal essen kann, oder?“ Denn sonst wäre Speck für ein so ausgemergeltes Kind vermutlich tödlich. Jedes Kind, das dämonische Wurzeln hatte, liebte Speck.
 

Fenrir rieb sich die Stirn. „Natürlich, Speck. Das ich nicht selbst dran gedacht hab... bestell mir welchen,“ gab er zurück. „Und vergiss den dummen Schokomuffin nicht. Merlin, ich glaube, Sirius würde besser mit dem Jungen klarkommen...“
 

Jaden lächelte etwas, drückte die Schulter des Anderen. Vor seinem ersten Kind hatte er auch gedacht, ein Welpe war nichts Anderes, als ein weiteres Mitglied des Rudels, doch es war etwas vollkommen Anderes. Viel mehr persönliche Verpflichtungen, Sorgen, Hoffnungen und Ängste. Man konnte ein Kind nicht anschreien, man brachte Geduld. Und Fenrir war selbst mit seinem Gefährten, der ziemlich verständnisvoll gewesen sein musste, nur in einer zweijährigen Beziehung gewesen. Und selbst die hatte eine Pause von einem Jahr gehabt. Nicht zu vergleichen mit einem vollkommen verstörten, kleinen Kind, dass bei jeder falschen Bewegung durch die Decke zu gehen drohte. „Du schaffst das schon. Lupin hat versprochen, Black sofort hierher zu schicken. Apropos... hast du ihm von dem Kind erzählt?!“
 

„Seit wir den Kleinen gefunden haben, habe ich dieses Zelt kaum noch verlassen, um die rudelinternen Dinge zu klären,“ gab Fenrir trocken zurück. „Glaub mir, das Letzte, was ich zu tun gedenke, ist, einem Halblykaner, der seine Sinne nicht kontrollieren kann, meine Geheimnisse anzuvertrauen, wenn er sie nicht wissen muss.“ Er blickte zum Bad. „Und jetzt verschwinde.“
 

Jaden verdrehte die Augen und verließ das Zelt des Alpha. Na, das versprach ja noch lustig zu werden...
 

Fenrir dagegen trat ins Bad zurück, wo Ataer brav in der Wanne saß, Schaum auf dem Kopf, die Ente schubsend, aber immer ganz vorsichtig. Doch als er hörte, dass Jemand eintrat, zuckte er wieder heftig zusammen. „Kleiner, es ist gut. Nur ich,“ sprach er, setzte sich an den Wannenrand. Es dauerte eine Weile, doch dann beruhigte sein Sohn sich wieder, aber er spielte nicht weiter, hielt nur die Ente umklammert und sah ihn an. „Siehst du ein Bad muss nichts Schlimmes sein. Jetzt wasche ich dir die Haare, du bekommst einen neuen Schlafanzug und dann versuchen wir das mit dem Frühstück noch mal,“ versprach er.
 

Verdattert starrte Ataer den Anderen an. Nicht nur, dass er nicht unter kaltes oder heißes Wasser gedrückt worden war, bis ihm ganz schlecht wurde, obwohl er doch alles dreckig gemacht hatte, nein, er sollte noch mal was zu Essen bekommen! Er verstand diesen Mann nicht! Warum war er so anders, als alles, das er kannte? Es verunsicherte ihn, er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er zuckte zurück, als er die Brause auf sich zukommen sah. Sie tat wirklich weh, wenn man sie ins Gesicht bekam, doch das passierte nicht. Der Mann drückte seinen Kopf nur etwas zurück und machte seine Haare nass.
 

Schnell wusch Fenrir die Haare des Kleinen, half ihm aus der Wanne und beim Abtrocknen, gab ihm die frischen Anziehsachen. Unterwäsche und einen weiteren Schlafanzug. Ataer würde ohnehin gleich wieder ins Bett gehen. Er war noch ziemlich schwach und auch, wenn das Fieber nicht mehr hoch war, es war noch da.
 

Nachdem Ataer sich fast allein angezogen hatte, hob er den Kleinen hoch und er fühlte sich schon lächerlich glücklich, als der Junge sich schließlich gegen ihn lehnte. Er brachte den Kleinen zurück, setzte ihn auf den Boden, wo ein frisches Tablett stand – darauf ein Teller mit duftendem Speck, daneben einer mit einem Schokomuffin. Eine Kanne und ein gefülltes Glas Milch stand daneben. „So, und jetzt versuchen wir das mit dem Frühstück noch mal,“ erklärte er, strich seinem Sohn durch die Haare.
 

Verdattert starrte Ataer auf das Tablett. Milch! Da stand Milch! Und sie roch so süß! Ein Teller mit Speck. Und... noch so ein toller Muffin. Unsicher sah er auf, aber der Mann lächelte, hielt ihm eine der knusprigen Scheiben hin. Sein Magen gewann. Er schnappte sie, stopfte sie sich in den Mund und kaute glücklich auf ihr herum. Hmmm! Kein Wunder, dass Dudley sie so gern aß! Das.. das... das war einfach toll! Es schmeckte so gut! Unsicher sah er zu dem Älteren, während seine Hand sich dem Teller näherte.
 

„Na los, Kleiner. Alles deins, du kannst so viel essen, wie du willst. Und vergiss das Trinken nicht.“ Er wuschelte durch Ataers Haare, lächelte, als er sah, wie der Kleine über den Speck her fiel. Ja, manchmal hatte Jaden wirklich gute Ideen. Dann stand er auf, streifte das verschmierte Shirt ab und zog sich ein Frisches an. Eines ohne zermatschten Muffin drauf. Und eine frische Hose. Erst dann setzte er sich auf das Bett, beobachtete den Kleinen, der an der Milch nippte und es sah aus, als würde er jeden Schluck genießen, wie einige Leute Wein. Gut, dass sein Sohn auch gesunde Dinge mochte.
 

Morgen wollte er den Jungen mit raus nehmen, etwas frische Luft schnappen, ihm das Lager zeigen. Vielleicht ein anderes, vernünftiges Kind zum Spielen. Mal sehen eben. Er setzte sich wieder zu dem Kleinen, der ihn erst ängstlich ansah, ihm dann eine Scheibe Speck hinhielt. „Für mich?“, fragte er, lächelte, als der Junge nickte, nahm sie und steckte sie sich in den Mund. „Köstlich, nicht wahr?“
 

Ataer nickte, musterte den Mann erneut, er zögerte, doch dann nahm er seinen Mut zusammen und kuschelte sich an den Anderen, der ihn zu seiner Überraschung in den Arm nahm, während er weiter aß und trank. Als er fertig war, schloss er die Augen und wieder musste er überlegen, ob das alles nur ein komischer Traum war. Wenn, dann war es der Beste, den er je gehabt hatte.
 

Fenrir hielt den Kleinen, strich über dessen Seiten, ließ schließlich nach einigen Momenten das Märchenbuch zu sich schweben und schlug es auf, wo Ataer die Nacht vorher eingeschlafen war, las weiter vor.
 

Es dauerte nicht allzu lang, bis sein Sohn auch dieses Mal einschlief, dicht an ihn gekuschelt und mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Sanft hob Fenrir den Kleinen auf, legte ihn ins Bett und deckte ihn zu, setzte sich auf die Matratze, sah ihn lange an. Sein Sohn. Er blickte auf das verpackte Geschenk. Nun, dafür war später noch mehr als genug Zeit.
 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Master Sirius Sir!“
 

Stöhnend erwachte Sirius, musterte die Kreatur neben sich. Kreacher. Und da hatte er gedacht, der Alptraum, den er hatte, würde endlich sein Ende finden. Seit dreizehn Jahren hatte er ihn, jedes Mal derselbe. Langsam richtete er sich auf. „Was?“, fragte er unfreundlich. „Warum weckst du mich?!“
 

„Master geschrien hat! Außerdem ist es schon spät!“
 

Grummelnd setzte Sirius sich in dem Bett auf, rieb seinen Kopf. Dumm nur, dass alle Dinge, die er beim Schlafen verdrängt hatte, wieder auf ihn einstürzten. Er hatte schon wieder versagt. Vollkommen. Nicht nur bei seinem Baby, sondern nun auch noch bei Harry, der einfach so verschwunden war. Er griff nach der Zeitung, die auf dem Nachttisch lag. Es war auf der ersten Seite. Sie hatten nichts gefunden. Als wäre sein Patenkind einfach verschwunden. Er musste an die großen, grünen Augen denken, an das kindliche Lachen und die Arme, die sich ihm entgegen streckten – und schon musste er sich wieder zurückhalten, um nicht so was Lächerliches zu tun, wie zu heulen zu beginnen.
 

Es war wirklich Zeit, aus dem Bett zu kommen. Er musste nach Harry suchen. Wenn Jemand ihn finden würde, war nur er selbst es. Denn alle Anderen... hatten aufgegeben. Remus in dem Moment, als er den Anderen geglaubt hatte, er hätte Harry so in Gefahr bringen und seine Freunde umbringen können.
 

Mühsam hievte er sich aus dem Bett, verschwand in dem Bad und machte sich frisch, sah dann in den Spiegel. Er sah besser aus, als die letzten paar Wochen, hatte sich relativ gut von Azkaban erholt, doch er war immer noch nicht zurück bei seiner alten Form. Na ja, er hatte bereits wieder Muskeln, da, wo sie hingehörten, das war das Wichtigste.
 

Merlin, er war trotzdem so müde. Er könnte stunden, tagelang schlafen, doch das ging nicht. Sirius hatte Dinge zu erledigen, allen voran Harry zu finden. Er lief zurück in sein Zimmer, wo ein einfaches Frühstück auf ihn wartete. Wenigstens etwas.
 

Er setzte sich, überflog die Zeitung. Kurz überlegte er sich, ob er noch mal nach Hogwarts und in den verbotenen Wald gehen sollte, doch er wusste es nicht. Niemand hatte Harry finden können, er wusste, Remus war da und hätte es Spuren von dem Jungen gegeben, er hätte sie doch wohl gefunden! Er schnappte sich noch etwas Speck, bevor er aus dem Zimmer ging. Vielleicht war es einfach nur Zeit, Hilfe zu suchen. Bei Jemandem, von dem er keine erwartete. Doch die, von denen er sie erwartet hatte, hatten nichts getan, um ihm zu helfen. Es war wohl Zeit, andere Wege zu gehen.
 

Gerade, als er mitten auf der Treppe stand, hörte er allerdings, wie die Tür aufging. Was?! Wie dumm war dieser Hauselfe um Merlins Willen?! Hastig zog er seinen Zauberstab, einen der Alten aus der Blackfamilie, die in Kästen auf dem Dachboden aufbewahrt wurden und der ihn schon fasziniert hatte, als er ein Kind war, glitt lautlos nach unten.
 

„Sirius! Sirius, wo zum Henker bist du?!“, rief eine weibliche Stimme, die es gewohnt war, dass ihr sofort Folge geleistet wurde. Und es waren nicht mehr so viele am Leben, die von dem Familienwohnsitz der Blacks mitten in London wussten und trotz des Zaubers zu ihm durchkamen. Er senkte seinen Arm – vorerst. Stattdessen lief er durch das Wohnzimmer, hob eine Augenbraue. „Narcissa und Bella – was treibt euch hierher? In das Haus eines gefährlichen Massenmörders, der auch noch unausgeschlafen ist? Sollte euch nicht klar sein, dass das nicht nur dumm, sondern auch gefährlich ist? Ich bin in der Regel ein bisschen nervös, vor allem, seit ich aus diesem Höllenloch raus bin.“
 

Narcissa musterte den Mann, der auf sie zukam. Sehr schlank, helle Haut, die seit Jahren nicht genug Sonne gesehen hatte, die langen, schwarzen Haare offen, aber gekämmt, Klamotten in einem grausamen Zustand. „Dir auch einen wunderschönen Abend, “ konterte sie. Sie kannte Sirius schon lange. Er war etwas jünger als sie, zwei Jahre und erst, als sie sein Geheimnis erfahren hatte, an einem Abend, als sie Großvater heimlich gelauscht hatte, hatte sie begonnen, zu verstehen, warum er so unzugänglich war. „Du solltest wissen, die Malfoys sind gemeingefährliche Todesser und Bella ist wahnsinnig, also würde ich sagen, Gefahrentechnisch stehen wie auf selber Höhe. Nur weil dein Gesicht im Moment zumindest auf Seite acht der Zeitung ist und wir uns raushalten, heißt das nicht, dass wir ungefährlicher sein würden!“
 

Sirius hob nur seine Augenbraue, ließ sich auf einen der Sessel fallen. „Was wollt ihr hier?“, fragte er knapp. „Ich habe nicht die Zeit für Streitereien. Und wie es aussieht, muss ich die Schutzzauber auch neu rekonfigurieren. Wissen eure Männer, mit wem ihr euch rumtreibt? Und was bitte machst du draußen, Bella?“
 

Bella grinste, setzte sich ebenfalls. „Nun, hättest du etwas gewartet, bevor du abgehauen bist, wärest du inzwischen auch frei. Wir, Rudo, Rabastan und ich sind vor zwei Tagen befragt und als unschuldig entlassen worden. Dich konnte man ja nicht befragen, immerhin warst du weg. Alle Fälle, an denen Dumbledore gearbeitet hat und bei denen es Gefangene oder Tote gab, werden gerade noch mal untersucht.“
 

Kurz ballte Sirius seine Faust. „Nein, ich gehe nicht zum Ministerium!“, blaffte er. Er wusste, er hatte nichts getan, doch er wollte auch ums Verrecken nicht dorthin, wo er früher gearbeitet hatte. Und ganz ehrlich – er hatte kein Vertrauen mehr zu den Leuten da. Und kein Interesse, da zu landen, wo er vorher gewesen war. Dafür hatte es ihn zu viel gekostet, aus Azkaban abzuhauen.
 

„Das musst du auch gar nicht, “ gab Narcissa zurück, übergab dem Anderen ein Dokument. „Lucius hat es gestern beantragt, heut ist es freigegeben worden und ja, er weiß, wo ich bin, er hat mir das hier mitgegeben.“ Sie übergab einen Karton, zusammen mit einem Brief. „Klamotten, die nicht aussehen, als hättest du sie über Scherben gezogen.
 

Misstrauisch packte Sirius das Dokument und das auch nur, weil er nach seinem Erbe Oberhaupt der Familie Black war und Niemand mit seinem Blut ihm somit erst mal was tun konnte. „Was... ist das?“, fragte er dann, blickte auf die Urkunde. Das konnte nicht sein! Das war nicht in der heutigen Zeitung gewesen! Na gut, nicht in den drei Seiten, die er gelesen hatte, zumindest.
 

„Offensichtlich deine Urkunde, dass du ein freier Mann bist,“ gab Narcissa ruhig zurück. „Man hat Peddigrew gefunden, auch, wenn so leider ein Kind sein Haustier verloren hat. Der Junge wollte es aber auch ums verrecken nicht wiederhaben. Trotz dessen Gebettel. Eklig, wirklich. Ein erwachsener Mann, der ein Kind, dazu noch ein Weasley, um Hilfe bittet!“
 

„Wie..?“
 

„Man hat Dumbledore befragt, intensiver, als er es je gewollt haben wird und er hat sich so sehr in Lügen, Halbwahrheiten und Ungereimtheiten verstrickt, dass man ihn unter Veritas befragt hat. Er hat preisgegeben, dass Peddigrew für ihn gearbeitet hat und ihm geholfen hat, dich nach Azkaban zu bringen, um sicher zu stellen, dass du nie, niemals Harrys Vormund werden kannst. Dummerweise ist er es zwar geworden, aber Lily muss wohl vorgesorgt haben – was er wollte, hat er nicht bekommen: Zugang zu den Potterhöhlen in Gringotts.“
 

„Harry,“ flüsterte Sirius, verbarg seine Augen hinter der Hand. „Wo war er all die Zeit!? Verdammt, wo ist er jetzt?!“
 

Die Schwestern tauschten einen Blick, nein, das hier war nicht gut. Doch Bella nahm eine Akte, die erschreckend dick war, legte sie auf den Tisch zwischen ihnen, während Narcissa mit der Hauselfe redete, die es nur zu eilig damit hatte, ihre Wünsche zu erfüllen. „Nun... er war... nicht bei liebenden Verwandten, so viel ist sicher. Und er war auch nicht geschützt. Im Gegenteil. Es war eine Einladung an Jeden, ihn umzubringen, denn das wäre die einzige Möglichkeit für den Alten gewesen, an das Erbe zu kommen. Doch seine Pläne sind durchkreuzt werden. Selbst... wenn Harry in einer Woche für tot erklärt werden wird – du wirst es sein, der sein Erbe verwaltet.“
 

„Er... ist nicht tot!!“
 

„Sirius, alles ist verschwunden, sein Name existiert nicht mehr,“ sprach Narcissa vorsichtig. „Lucius hat alles, wirklich Alles untersucht.“
 

„Warum sollte er auch nur irgendwas tun, um mir zu helfen? Was verspricht er sich davon?!“
 

Bella verdrehte die Augen. „Von dem Begriff Familie hast du auch noch nichts gehört, oder Cousin?“
 

„Er hat mich nie als Solche gesehen! Also, was ist hier los?!“
 

„Nun,“ setzte Narcissa an. „Vor etwa einem Jahr ist Lupin zu Grayback gekommen, zu dem Zeitpunkt war er etwa seit drei Jahren von deiner Unschuld überzeugt, aber niemand wollte ihm zuhören und ihm ging es immer schlechter. Die Kurzfassung ist, dass Dumbledore versucht hat, ihn zu vergiften und er ist kein Werwolf sondern Lykaner. Das... soll er dir selbst erklären,“ fügte sie an, als sie den Wiederspruch sah, war froh, als das Tablett vor ihnen auftauchte und Kreacher ihr Tee servierte. „Er hat sich nach Tom erkundigt und rausgefunden, was wir immer gesagt haben. Tom ist nicht Voldemort. Das wird morgen auch in allen Zeitungen sein. Voldemort ist ein uralter Spitzname, den der Alte für seine Zwecke verwendet hat. So, wie vieles Andere auch.“
 

„Fenrir,“ murmelte Sirius leise, musste wieder an den Anderen denken, an all die Gefühle. Es war so schwer! „Wo ist F... Grayback?“, fragte er. Vorgestern war er im Dorf der Dämonen gewesen, doch die Hütten waren alle verlassen. Er hatte schon das Schlimmste befürchtet.
 

„Im verbotenen Wald. Sie behalten die Schule im Auge.“
 

„Obwohl der Alte nicht da ist?“, Sirius verstand das nicht!
 

„Nun..“
 

„Oh nein! Das kann doch nicht wahr sein! Wer bitte hat den Alten entkommen lassen, wenn er so viel gestanden haben muss?!“
 

„Es.. war wohl eine Dummheit von einem Anfänger, auf jeden Fall hat es einen jungen Auror das Leben gekostet, das, seinen Zauberstab und einige Tränke, die er bei sich hatte. Und wir haben keine Ahnung, wo er sich versteckt.“
 

„Merlin, “ murmelte Sirius. „Er... wird Harry suchen und wenn er den Kleinen findet...! Er wird Alles an ihm auslassen! Das darf nicht passieren! Ich muss ihn...!“
 

„Sirius!“, donnerte Bella. „Nimm es hin, der Junge existiert einfach nicht mehr! Darin kann sich die Magie nicht irren! Nutz deine neue Freiheit und halt seine Erinnerung hoch! Aber mach nichts Dummes, wie dein Leben in die Suche nach einem Toten zu versauen!“
 

Das Einzige, was Sirius tun konnte, war trocken aufzuschluchzen, bevor er, ohne Sinn und Verstand, nach draußen rannte. Mitten hinein in einen aufkommenden Herbststurm.
 

„Na toll,“ murmelte Bella. “Das ist ja richtig gut gelaufen…”
 

„Er hat gerade alles verloren,“ gab Narcissa zurück, sah auf die unberührte Akte. Sie fände es besser, wenn Sirius sie nie lesen oder über den Inhalt erfahren würde, einfach, weil der Gedanke, dass Harry wenigstens als glückliches Kind hatte sterben dürfen, etwas Beruhigendes hatte.
 

„Hoffen wir, dass er nichts Dummes tut,“ meinte Bella nur. „Was Anderes bleibt uns nicht übrig.“ Auch ihr tat der Junge leid. „Aber da ist noch was... ich glaub nicht, dass der Alte Alles allein machen konnte...“
 

„Ich denke auch, er hatte Hilfe beim Entkommen,“ gab Narcissa zurück. „Lucius und einige Andere arbeiten daran. Heiße Kandidaten sind Mad-Eye-Moody und Mundmungus, dieser elendige Dieb. Keinen Deut besser, als diese Ratte.“

Hoppe, hoppe Reiter

„Na komm schon,“ köderte Fenrir mit der liebsten Stimme, die er irgendwie zusammenbekommen konnte. Er stand am Zelteingang, die Plane leicht gehoben. „Hier draußen ist wirklich Nichts, dass gefährlich werden könnte, ich verspreche es. Ich bin da und passe auf dich auf. Willst du denn gar nicht wissen, wo du bist, mein Kleiner?“
 

Ataer stand mitten im Zelt, einen Daumen im Mund, in der Hand einen Arm von dem Teddy, den er am Morgen nach dem Frühstück bekommen und seither nicht mehr losgelassen hatte, nicht mal beim Anziehen. Er wusste sichtlich nicht, ob er wirklich riskieren wollte, nach draußen zu gehen und auch Beteuerungen schienen wenig zu helfen. Ein vollkommen verängstigtes Kind.
 

Fenrir seufzte, ging in die Knie. „Na komm, ich trag dich auch und ich beschütze deinen Teddy und dich, aber es wird einfach Zeit, dass du siehst, wo du bist. Du musst doch auch mal raus in die frische Luft, meinst du nicht auch? Na komm her du...“ Das schien anzukommen. Endlich tapste der Kleine auf ihn zu, immer noch unsicher, aber immerhin. Er trennte sogar seinen Daumen vom Mund, hielt ihm unsicher den ausgestreckten Arm entgegen, während er in der Anderen weiterhin seinen Teddy hielt.
 

Sofort hob er Ataer auf seinen Arm und merkte durchaus stolz, dass der Kleine sich nach einem kurzen Moment gegen ihn lehnte. Ein winziger Erfolg nach den letzten, wirklich anstrengenden Tagen und den vielen Tränchen. „Kuck, ich bin da und ich halte dich,“ er stupste die kleine Nase an und lächelte, deutete auf den Platz, auf dem sie jetzt standen. Es war ein etwas bedeckter und kühler Tag, aber es würde nicht regnen. Nicht in den nächsten zwei Stunden und so lang hatte er sicher nicht vor, mit seinem Sohn draußen zu bleiben. Auch, wenn er Diesen in einen kleinen, warmen Umhang gepackt hatte. Er war immer noch schwach und konnte leicht krank werden.
 

Ataer kuschelte sich an den Älteren, er hatte seine Augen fest zusammengepresst, er wollte nicht raus, aber der Mann, der immer noch behauptete, sein Vater zu sein, wollte es. Und immerhin war er auf dessen Arm. Nun, er war draußen.
 

Fenrir verdrehte die Augen, als er das sah. Das war ja so was von dämlich! Man schloss doch nicht einfach seine Augen! Da hätte er Ataer gar nicht erst rausbringen müssen! Er wollte dem Jungen das Lager zeigen! Wie sollte er das denn jetzt machen? „Kleiner,“ setzte er an, strich über die Wange seines Sohnes. „Wenn du die Augen zumachst, dann siehst du doch gar nicht, wo du bist. Komm, mach die Augen auf...“
 

Doch Ataer schüttelte nur entschieden den Kopf. Er hatte Angst, dass der Traum aufhören würde, wenn er die Augen aufmachte, das wollte er nicht. Er klammerte sich fester an den Älteren und an den Teddy, den er heut Morgen bekommen hatte. Das erste Geschenk, seit er denken konnte.
 

Jaden hatte das Ganze aus sicherer Entfernung beobachtet und er war nicht der Einzige. Zwei Männer und acht Frauen waren ebenfalls draußen, beobachteten fasziniert, wie ihr starker, manchmal durchaus kalt rüberkommender, beherrschter Alpha verzweifelt versuchte, dieses winzige Kind davon zu überzeugen, seine Augen zu öffnen. Es war aber auch zu putzig! Der Schrank von einem Mann und in dessen Armen, die er so hielt, dass es auch ein wenig hilflos aussah, der kleine Junge in dem blauen Umhang und der roten Hose. Nur Jemand mit absolut keinem Gefühl für Farben konnte einem Kind so was anziehen.
 

„Alpha...“, sprach Jaden, laut genug, dass er wusste, das Fenrir ihn hören würde, aber so, dass der Kleine, dessen Ohren noch nicht so gut waren, wie die eines Erwachsenen, es nicht mitbekommen würde. Er wartete, bis dessen durchaus auch etwas verzweifelter Blick sich auf ihn richtete.
 

„Was soll ich denn tun?“, fragte Fenrir ratlos, während er über Ataers Rücken strich. Merlin, warum hatte man ihm nie gesagt, wie kompliziert ein Kind sein konnte?! Das hier war schlimmer, als ein Rudel zu kontrollieren! Er konnte ja schlecht dem verstörten Jungen befehlen, die Augen aufzumachen und gefälligst nicht ängstlich zu sein! Er war schon ein Mal angepinkelt worden, er wollte eine Wiederholung gern vermeiden, wirklich!
 

„Geh mit ihm zu dem Brunnen,“ gab Jaden zurück. Sie hatten für die Kinder einen Spielplatz mit Kinderbrunnen angelegt, der aber gerade nicht an war. Er stand in der Mitte der Spielgeräte und da Schule war, war der Platz verlassen. Bis auf zwei kleine Kinder, eines jünger, als Ataer es war. „Sag ihm, das hier Spielsachen sind – und gib ihm Zeit. Lass ihn schaukeln.“
 

Fenrir seufzte, lief schließlich zu dem Platz. „Ataer,“ sprach er leise. „Wir sind mitten auf einem tollen Spielplatz mit Rutschen, Schaukeln, Kletterwänden und Sandspielzeug. „Du kannst es nicht sehen, wenn du dir die Augen zuhältst. Der Platz ist überdacht, der Sand ist ganz trocken, wenn du mit ihm spielen willst... und magst du schaukeln? Das macht wirklich Spaß.“ Er wartete, merkte, wie der eiserne Griff um seinen Hemdkragen langsam nachließ. Ja, das war immerhin ein Fortschritt! „Ja, genau so,“ lobte Fenrir. „Mach deine Augen auf, komm schon. Du bist auf meinem Arm, es kann doch gar nichts passieren. Und es ist so schön hier, die Kinder haben immer Spaß!“
 

Langsam, ganz langsam öffnete Ataer die Augen, blinkte, sah sich um. Es stimmte. Hier sah es aus, wie auf dem Spielplatz, den er immer sah, wenn er für Tante einkaufen musste. Oft hatte er sich gewünscht, die schwere Tasche abzustellen und stattdessen mal all die Geräte auszuprobieren, doch er hatte gewusst, wenn er das tat und Dudley oder Irgendwer ihn sah oder er nicht rechtzeitig wieder da sein würde, würde er schrecklichen Ärger bekommen. Also war er immer weiter gegangen.
 

„Siehst du?“, lächelte Fenrir. „Jetzt hast du die Augen offen und nichts ist passiert.“ Er trat zur Schaukel, wollte Ataer drauf setzen, doch sofort wurde der Griff des Kleinen fester. „Willst du nicht schaukeln?“, fragte er verwirrt.
 

Nein! Er wollte nicht vom Arm runter! Er wollte genau da bleiben, wo er wollte!
 

„Okay,“ murmelte Fenrir. „Wenn mich jetzt ein anderer Alpha sieht, wird es Wochen dauern, bis ich ihnen klar gemacht habe, dass ich immer noch Krallen hab,“ knurrte er, setzte sich mit dem Kind auf dieses dumme Ding. Eine Schaukel! Er als stärkster Alpha der Wolfsdämonen, breit wie ein Schrank mit Muskeln wie ein Kutscherpferd – saß auf einer merlinverfluchten Schaukel mit einem Kind im Arm! Und er schaukelte auch noch! Das war so peinlich, das war bei Weitem schlimmer, als jede andere Blamage, die er bisher durchlebt hatte. Es waren Wenige gewesen, die hatten es dafür schon immer in sich gehabt! Aber abartig, wie es war, als er Ataers glückliche Augen sah und wie der Jüngere sich vertrauensvoll an ihn lehnte, er musste zugeben, das war es fast schon wieder wert. Er begann zu verstehen, wie Jaden sich so weit herablassen konnte, dass er seine Tochter in Wolfsform auf dem Rücken durch das Dorf trug, ohne sich dumm vorzukommen. Das war etwas, das er sicher nicht zu tun gedachte! Niemals!
 

Ataer dagegen strahlte, als sein Dad sich in Bewegung setzte. Schaukel. Das war es, es war toll, vor Allem, wenn der Ältere einen Arm um ihn hatte, ihm war warm, er fühlte sich sicher, bis jetzt war noch nie was passiert. Im Grunde... die letzten Tage waren toll gewesen. Keine Schmerzen, seine Wunden, die sonst immer so lang dauerten, um zu verschwinden, waren nach zwei Tagen weg gewesen, er hatte ein Geschenk und drei Mal am Tag was zu essen bekommen.
 

„Na ja,“ murmelte Fenrir. „Solang es dir denn Spaß macht...“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Düster starrte Ron zur Lehrertafel. Er konnte es nicht fassen, wer nun dort in der Mitte saß, mit einem stolzen Grinsen im Gesicht – und Augen, die hart waren, wie meterdickes Eis. Kaum hatten sie einen Idioten los, saß da der Nächste und der Rotschopf hatte ein wirklich schlechtes Gefühl bei der Sache. „Warum wird er so behandelt und Harry...?“
 

Hermine machte eine abrupte Bewegung, schob dem Anderen einen Zettel zu. ‚Nicht hier, nicht jetzt’. Oh, auch sie war nicht begeistert über das, was geschehen war. Gut, dass der Alte entkommen war, wunderte sie nicht. Damit hatte sie gerechnet. Es gab zu viele Leute, die ihm fraglos ergeben waren. Was sie so störte, war, dass Harry auf ein Mal nicht mehr der Junge der lebte sein sollte. Der Titel war vor zwei Tagen an Neville übergegangen. Aus dem einfachen Grund, dass der noch lebte.
 

Sofort hatte der Junge neue Klamotten bekommen, Er war vorher schon nicht schlecht gekleidet gewesen, nun sah er aus, als habe er Malfoys Kleiderschrank geplündert ohne allerdings dessen Geschmack zu haben. Und er war arrogant geworden. Er redete nicht mehr wie früher mit ihnen, nun, wo sie nicht mehr die Einzigen waren, die ihn zur Kenntnis nahmen. Er hing nur noch mit den Reichen rum. Er hatte sogar sein eigenes Zimmer bekommen, das ein Bad haben musste, wie das der Präfekten. Er gab an, wie ein nackter Neger. Er war unfreundlich und sie hatte die Blicke bemerkt, die er ihnen immer schenkte. Dazu kam noch die Tatsache, dass dieser Verräter offiziell zum Direktor von Hogwarts ausgerufen worden war, auch, wenn die Entscheidungen bis zu seiner Volljährigkeit von Mc Gonagall getroffen werden würden. Die nicht begeistert vom Benehmen ihres Gryffindors zu sein schien.
 

Sie Alle wussten, in dem Moment, wo er was zu Sagen haben würde, würde Snape gefeuert werden, denn das war der einzige Lehrer, der neben Lupin nicht in den Arsch des Schülers kroch. Nun, das setzte wohl auch Lupin auf dessen Abschussliste. Es war nicht ein, es waren zwei Lehrer. Und Anderen würde er das Leben schwer machen. So, wie ihnen.
 

Sie wussten nicht, warum, doch Neville schien es regelrecht auf sie abgesehen hatte. Er wollte sie Beide bloßstellen, wann immer es ging und bekam regelrecht Wutanfälle, wenn es nicht klappte, wie es sollte. Es war so weit, dass sie teilweise schon mit Malfoy zusammenarbeiteten, nur um Neville auch eins auszuwischen. Sie waren schlagartig zu absoluten Außenseitern geworden.
 

Erst nach einiger Zeit zog Hermine den Anderen mit sich, aber nicht in den Turm, sondern in eines der verlassenen Klassenzimmer. „Es ist unfair, es ist falsch,“ knurrte sie. „Aber wir werden einen Weg finden! Wir müssen ihn im Auge behalten!“
 

„Aus der Asche des Phönix wird ein neues Leben empor steigen..“
 

Erschrocken wandten Beide sich um, sahen ein Mädchen in Ravenclaw-Uniform. Sie war blond, ihre Augen schienen sich nicht zu fixieren. Aber sie war freundlich und sie hatte soweit die Beiden beobachtet hatten, noch nie einen Versuch gemacht, um in den Kreis um Longbottom zu kommen, dabei hatte sie gute Chancen, der Andere stand auf blond. „Auch hallo,“ gab Ron zurück. „Du heißt...?“
 

Luna sah auf, lächelte etwas. „Ich bin Luna, Luna Lovegood,“ gab sie zurück, setzte sich auf einen der Tische und strich ihren Rock glatt. „Ich weiß, es ist schwer, aber ich weiß, am Ende wird sich Alles aufklären.“
 

„Das... gibt uns Harry aber nicht zurück!“
 

Das Gesicht der Blonden wurde traurig. „Nein,“ gab sie zurück, Sie verstand oft selbst nicht, was sie dachte oder sagte, es kam aus ihr heraus. Das mit dem Phönix, es klang gut, es gab ihr Mut und Sicherheit, dass Dinge nicht bleiben würden, wie sie waren, aber sie wusste auch, dass Harry Potter aufgehört hatte, zu existieren. Dabei hatte sie den schüchternen Jungen, den sie nur aus der Ferne gesehen hatte, gemocht. Er war immer höflich und zuvorkommend gewesen.
 

„Ich vermisse ihn,“ flüsterte Hermine. „Ich meine, er hatte nie ein Leben, er war dauernd krank, hatte nie einen Erwachsenen und jetzt...!“ In dem Moment wurde sie still, starrte auf die Tür. Na toll, hatte dieses Zimmer irgendwo ein Schild, auf dem stand ‚Bitte reinplatzen’? Und dann auch noch ein Lehrer? „Professor Snape?“, fragte sie vorsichtig.
 

Severus hasste es, an einer Tafel mit Longbottom sitzen zu müssen. Wie gesagt, er hasste den Bengel, er weigerte sich auch, zu essen, wenn der kleine Bastard in der Nähe war. Oh, er wusste, der Bengel versuchte Alles, um ihn gefeuert zu bekommen, doch da würde er auf Granit beißen. Er hatte dem Ministerium gedroht, dann das Land zu verlassen und Jeder dort wusste, er war der Beste. Das Risiko würden sie nie im Leben eingehen. Dazu hingen sie zu sehr an den Tränken, die sie jünger aussehen ließen, als sie waren und an denen, die das Fett reduzierten, dass sich auf Hüfte und Bauch abzulegen gedachte, wenn man nun mal fraß, wie ein Schwein. Niemand musste eine schützende Hand über ihn halten, das konnte er ganz allein!
 

Allerdings hatte er Weasley und Granger beobachtet, als sie abgehauen waren. Und Longbottoms Blick, der es gar nicht mochte, wenn Jemand aufstand, bevor er ging. Also war er den Beiden gefolgt. „Ja, Miss Granger,“ gab er nur zurück, schloss die Tür und sprach einige Zauber. Er war ein Spion und er war sehr, sehr vorsichtig. Immerhin... es war keine Paranoia, wenn sie wirklich hinter dir her waren!
 

„Was... tun Sie hier?“
 

Severus verzog seinen Mund, sagte sich aber dann immer wieder selbst, dass es seine Pflicht war, Schüler vor Gefahren zu schützen. Er durfte sie nicht einfach so rein rennen lassen, auch wenn Potter mit diesem Konzept immer wirklich überfordert gewesen war. „Euch warnen,“ gab er daher zurück. Haltet euch nicht in einem Raum allein mit Longbottom auf, lernt Zauber, um Süßigkeiten und Essen auf Gifte zu untersuchen.“ Er klatschte ein recht dickes Buch auf den Tisch.
 

„Ähhh... warum?“
 

Severus verdrehte die Augen. „Merlin,“ murmelte er. „Denkt doch mal nach! Mit wem war Potter zusammen, als er gefunden worden ist?“
 

„Mit... Longbottom,“ gab Ron schließlich zurück. „Und... sie sind ziemlich tief im Wald gewesen, aber... Harry wäre freiwillig nicht so weit rein gegangen!“, kam es ihm auf ein Mal. Denn er hatte einen geschwollenen Fuß gehabt und war nicht mehr gelaufen, als unbedingt möglich. Es gab mehr als genug Kräuter am Rand des Waldes!
 

Severus nickte knapp. „Nicht nur das, Mister Weasley,“ gab er zurück. „Ich habe mit Madame Sprout geredet. Longbottom hatte trotz dem Marsch in den Wald und dem Verschwinden von Potter noch die Zeit, Kräuter zu sammeln, die nur am See wachsen können.“ Nicht zu vergessen, Steinammerkraut, dass es in diesen Breitengraden gar nicht gab. Der Korb mit den Kräutern war vorbereitet gewesen, unter einem Stasiszauber. Dummerweise war das Steinammerkraut schon getrocknet gewesen, er hatte den Beweis, dass es schon älter als ein viertel Jahr war. Doch noch hatte er nicht genug, um den Bengel zu konfrontieren, der von Allen derart angebetet wurde.
 

Etwas, dass Longbottom extremst zu Kopfe stieg. Er war auch der einzige Lehrer, der sich noch traute, den Bengel nachsitzen zu lassen, denn auch wenn er nominell Direktor war, so war er noch Schüler. Und damit verpflichtet, den Anweisungen des Lehrers zu folgen. Er wusste, es war versucht worden, ihn deswegen zu feuern, doch scheinbar war das Schulbord bei der Ernennung des Direktors mal wieder übergangen worden und sie taten Alles, um dem Bengel ans Bein zu pissen – wie gesagt, sogar seine uneingeschränkte Festeinstellung.
 

„Was... was passiert jetzt?“, fragte Ron vorsichtig, der langsam verstand, dass Longbottom nicht wirklich ungefährlich war. „Was....?“
 

„Er ist nicht mehr Irgendwer, er ist der wahre Junge der lebt,“ höhnte er den neuen Titel, den Skeeter ihm gegeben hatte. „Wir können ihn nicht anklagen, außer, wir hätten Potter als Zeugen oder er würde uns hier und jetzt vor dem Wizgamont gestehen, was er getan hat,“ gab der Tränkemeister zurück. „Ich habe so viele Papierstücke und andere Dinge gehabt, die gezeigt haben, was der Alte getan hat und es hat Niemanden interessiert. Longbottom ist unfähig, aber leider nicht dumm.“
 

„Wir werden einen Weg finden!“, gab Hermine nur bestimmt zurück. „Für Harry...“ Denn auch, wenn sie es nicht wollte, sie wusste einfach, dass er nicht mehr da war. Wenn Jemand aufhörte zu existieren. Es war sinnlos, nach ihm zu suchen. Sie konnten nur versuchen, Harry gerecht zu werden, dafür zu sorgen, dass Niemand ihn vergaß...
 

Und dass Longbottom irgendwann bitter bereuen würde, was auch immer er getan haben mochte! Das Einzige, was richtig gut tat, war, dass auch der kleine Bastard nicht an Harrys Geld kam, obwohl er doch glatt Ansprüche erhoben hatte! Dass er als Junge der lebte, Ansprüche auf Harrys Besitz hatte! Aber da hatte er sich geschnitten! Denn Sirius Black galt inzwischen als unschuldig und er war Harrys Patenonkel. Er war der einzige Erbe.
 

Und vielleicht Longbottoms nächstes Opfer, so, wie sie auch. Sie konnten dem Anderen nur im Weg sein wurde Hermine langsam klar. Sie nahm das Buch, dass Snape auf den Tisch gekracht hatte, drückte es an sich. „Warum... hab ich das Gefühl, dass gerade ein dunkler Lord an die Macht gekommen ist...?“, fragte sie leise.
 

„Weil Longbottom jede Voraussetzung dafür erfüllt,“ gab Severus dunkel zurück. „Und jetzt verschwindet, bevor man diese gemütliche, kleine Ansammlung hier aufdeckt. Eure einzige Verteidigung ist, so zu tun, als wäre nichts...“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Ruhe!“, donnerte Fenrir angepisst, während er Ataer auf seinem Schoß an sich drückte. Diese dummen Alphas! Es war eine der großen Versammlungen, eine von der Sorte, die er nicht hatte absagen können, auch, wenn er einen seit einer Woche wachen, verstörten Sohn hatte, der sich weigerte, sich von ihm zu trennen. Also hatte er den Kleinen mitgenommen. Ataer klammerte sich mit aller Macht an ihn, der Teddy befand sich zwischen ihren beiden Körpern, war auf die Weise auch ganz gut gesichert. Sein Kleiner traute sich mal wieder nicht, die Augen aufzumachen und zitterte am ganzen Körper, vor Allem, als er lauter wurde. „Du bist doch nicht gemeint, mein Kleiner,“ flüsterte er. „Ich muss nur diese Idioten endlich ruhig bekommen...“
 

Die anderen Alphas dagegen starrten Fenrir an. Sie Alle kannten ihn, sie Alle hatten schon Bekanntschaft mit seinen Eisenfäusten gemacht und mehr als einer von ihnen hatte seine Schneidezähne dadurch eingebüßt. Und nun sahen sie ihn, den stärksten Alpha von ganz Europa – mit einem verstörten kleinen Kind und einem braunen Teddy mit blauer Schleife auf dem Schoß. Der riesige Klotz von einem Schrank mit so einem kleinen, verängstigten Winzling, der eindeutig sein Sohn war.
 

Natürlich hatten sie sofort das Reden angefangen, doch jetzt hörten sie schlagartig auf. Denn Graybacks Stimme klang nicht so, als würde er geduldig sein wollen. Nicht mit ihnen zumindest, denn zu dem Kind beugte er sich sofort herunter, Er schien zu versuchen, es von sich zu trennen, doch das schien nicht wirklich zu klappen, denn er verdrehte die Augen und setzte sich etwas bequemer.
 

„Nun?“, fragte Fenrir schließlich angepisst. Er hasste es, wenn man über ihn redete, wenn man dachte, sich diese Freiheit einfach nehmen zu können, egal, welcher Klammeraffe gerade an seinem Hemd hing! Ja, er hatte am Morgen versucht, Ataer bei Jaden zu lassen, aber der Kleine hatte so geweint, dass er sich fast selbst erstickt hatte. Angst, hatte sein Beta gemeint. Angst davor, dass er nicht wiederkommen könnte und er zurück zu den Leuten musste, bei denen er zuvor gewesen war, wer auch immer die sein mochten. Es war etwas schwer zu sagen, da Ataer ja auch eigentlich nicht in dem Alter war, das er haben sollte. Und wie Jaden gesagt hatte, sie wussten nicht, ob es besser oder schlimmer geworden war, als sein Sohn älter gewesen war.
 

„Alpha Grayback,“ murmelte der Mutigste, ein eher älterer Alpha, der es wohl auch nicht mehr lang sein würde, sein Sohn war in Fenrirs Alter und sah so aus, als wolle er bald übernehmen. Was wohl auch der Fall sein würde. Dann würde Martin Hamm, er und sein Rudel stammten aus Deutschland, sich zurückziehen oder im Dorf bleiben und das Alter genießen. Bedachte man seine große Familie wohl eher letzteres.
 

„Ja?“, fragte Fenrir lauernd. „Was?!“
 

„Willkommen,“ gab Martin zurück. Er erkannte mehrere Dinge, vielleicht wegen seines Alters, er hatte schon viel gesehen. Auch verstörte Kinder, vor Allem in Muggelheimen. In einem davon arbeitete er. Doch es war klar, dass egal, was geschehen war, wohl eher nicht durch Grayback geschehen war. Niemand verbiss seinen eigenen Welpen, oder irgendeinen Welpen aus seinem Rudel. Man schützte sie und wenn es noch so ungelegen kam, wie wohl in diesem Fall. „Ich sehe, eine Gratulation ist angebracht?“
 

Fenrir grumpfte nur. Sicher, er hatte ein Kind, aber das wohl schon seit zwölf Jahren – mindestens. Inzwischen tendierte er eher zu dreizehn. Es würde die Veränderungen erklären, die Sirius durchgemacht hatte, als sie sich nach über einem Jahr wiedergesehen hatten. Sanft strich er über Ataers Rücken, erleichtert, dass der sich langsam entspannte. Auch, wenn er nicht loszulassen gedachte. Nur um sicherzugehen, wie es aussah. „Wir sind hier, wegen der Veränderungen. Nun denn – sprecht. Wer von euch hat Albus Dumbledore irgendwo gesehen?“ Er hatte Tom versprochen zu fragen.
 

Die anderen Alphas hoben die Augenbrauen. Okay, da stimmte was nicht. Sie Alle liebten es, über ihre Kinder zu sprechen. Aber gut, Grayback hatte schon immer gern den Harten gespielt, dummerweise wirkte das nicht, wenn man ein Kleinkind auf dem Arm hatte.
 

„Er ist nicht in Spanien oder Portugal.“
 

„Italien hat ihn auch nicht gesehen, so wenig wie die Inseln vor der Küste.“
 

„In Deutschland auch nicht.“
 

„Also nicht in Europa,“ stellte Fenrir nach einer halben Stunde fest, durchaus frustriert, denn der Alte hatte auch ihnen das Leben schwer gemacht. „Neuigkeiten anderer Art? Was sagt man?“
 

„Dass die Zauberer nicht in der Lage sind, auf ein Kind zu achten, ohne es umzubringen oder zu verlieren?“, gab Natasha Rokow zurück, einer der wenigen weiblichen Alphas, sie war stark, agil, man unterschätzte sie, aber sie hatte den Fehler gemacht, ihn zu unterschätzen. Auch, wenn sie sein härtester Gegner gewesen war. „Selbst unsere Zauberer achten eher auf ihre Kinder, als die Engländer, aber das ist nichts Neues, seit etwa hundert Jahren, nicht wahr?“
 

„Dass man England, nun, wo es einen Irren weniger gibt, vielleicht eine Chance geben sollte – solang, bis wir gehört haben, was mit diesem Kind war. Dass man das Eine gegen das Andere ausgetauscht hat. Und dann noch gegen so eines! Hast du das Blage mal gesehen?!“, begehrte Pascal LeCroix auf, er gehörte einem der ältesten Dämonenclans in Wolfform überhaupt an. „Die haben Teufel gegen Belzebub getauscht!“
 

Fenrir verdrehte die Augen. Ja, die Sache mit Longbottom... war schon irgendwie peinlich. Denn der Bengel – nun, seine Ansichten zu Allem, was nicht reiner Zauberer war, war nicht sehr gut. Er wollte Werwolfgesetze, die ließen die von Dumbledore fast schon harmlos aussehen. Dieser kleine Dummkopf wollte magische Wesen öffentlich hinrichten oder als Sklaven versteigern lassen, vorzugsweise Sexsklaven. Nun, das ließ auch viel auf Longbottoms gestörte Art schließen.
 

Ja, und dann begannen die Gespräche mal wieder. Lautes Geschrei, über die Dummheit der Engländer, über Idiotie und nun, das Übliche. Einige waren auch wieder dabei, sich zu prügeln. „Verdammt,“ murmelte Fenrir. „Ataer, ich muss dazwischen gehen, hörst du?“, dieses Mal löste er mit sanfter Gewalt den Griff seines Sohnes, setzte ihn auf den Stuhl. „Du bleibst genau da sitzen, hältst deinen Teddy fest und rührst dich nicht.“ Damit stiefelte er los, hin zu den sich mal wieder prügelnden Alphas. Dass aber auch jede verdammte Sitzung passieren musste!
 

Mit schnellen Schritten war er bei den Idioten, er packte den Ersten, einen recht jungen Alpha, der wohl meinte, sich beweisen zu müssen, warf ihn ohne große Anstrengung an die Wand. Auch die nächsten Beiden waren keine Herausforderung. Die begann erst bei Natasha, die aber dieses Mal vernünftig genug war, ihm den Hals zu zeigen, bevor er wirklich ungemütlich wurde. Blieb nur noch einer: Thomas Hamm. Und der sah nicht so aus, als würde er klein beigeben. „Lass es, Kleiner,“ knurrte er. „Ich habe nicht die Laune, mich jetzt mit dir abzugeben!“
 

„So ein Pech aber auch! Ich werde weder Hals und Kehle zeigen, noch mich an die Wand werfen lassen!“
 

„Ich verspreche dir, bevor die nächsten fünf Minuten um sind, wirst du es!“
 

„Sohn! Lass es!“, befahl Martin, doch er erkannte sofort, dass es zu spät war. Dieser Hitzkopf! Er war doch sonst nicht dumm!
 

Fenrir dagegen lächelte kalt, beobachtete, wie sein Gegner ihn taxierte. Dummkopf. Ja, Thomas war gut gebaut und muskulös, doch seine Bewegungen waren nicht fließend genug, sein Rudel lebte schon zu lang in Steinhäusern und war sich ihrer angeblichen Fähigkeiten viel zu bewusst. Tom im Besonderen. Schon beim ersten Angriff merkte er es. Es war ein schlecht ausgeführter Schlag den zu erwidern er sich nicht mal die Mühe machte. Er wartete auf den nächsten Angriff, wich aus, packte den Nacken des Jungen – und rammte ihn mit voller Wucht in die Ziegelwand. „Denk nicht mal daran aufzustehen, Kleiner! Sonst bist du deine Kehle los, ist das klar?“, zischte Fenrir, erleichtert, dass sein Hemd dieses Mal kein Blut abbekommen hatte.
 

Dann wandte er sich um – und runzelte die Stirn. Wo zum Henker war Ataer? Das hier hatte keine fünf Minuten gedauert!! Er schloss die Augen, sog die Luft ein und filterte den Geruch seines Sohnes heraus. Schnell lief er wieder zu seinem Platz, sah sich um. Ah, der Vorhang, stellte er fest. Der zitterte etwas viel dafür, dass das Fenster dicht war. Und er sah die Schleife von dem Teddy, den mitzuschleppen sein Kleiner bestand. Egal, wohin er ging. War ja klar gewesen. „Kleiner,“ sprach er leise, hob den Vorhang an und streckte eine Hand aus. „Komm da vor, keine Angst, sie werden sich jetzt benehmen, Dad hat für Ordnung gesorgt.“
 

Ataer sah den Anderen lang an. Er hatte gewusst, zu was Onkel fähig war, aber Dad war bei Weitem stärker. Es hatte ihm panische Angst gemacht! Da war einfach ein Mann geflogen! An ihm vorbei und neben dem Stuhl gelandet! Und... und dann ... der Kampf! Das Blut, das gespritzt war, als der Andere gegen die Steinwand geflogen war. Hatte er damals auch so geblutet? Es hatte so weh getan... das war der Punkt gewesen, wo er geflüchtet war. Und nun stand Dad da, hielt ihm die Hand hin. Der Andere hatte ihm immer was zu Essen gegeben, er durfte in dessen Bett schlafen. Langsam streckte er seinen Arm aus, wurde wieder hochgehoben.
 

Erleichtert sammelte Fenrir seinen Sohn ein, der immer noch hysterisch weinte. Ja, er sollte vielleicht das nächste Mal befehlen, dass Ataer die Augen zumachen sollte, wenn er wieder Jemanden durch die Gegend werfen wollte. Er stieg über den Jungspund, setzte sich. „Ist Alles gut,“ versuchte er, doch das half nicht wirklich. „Komm schon, mein Kleiner, keine Tränen mehr.“
 

Nein, das half nichts. Wütend starrte Fenrir auf, wo eine betretene Meute Alphas ihn anstarrte. Oh, als wäre es nicht peinlich genug, dass man seine weiche Seite sah! Nun musste er auch noch.. oh, egal, wessen saudumme Idee das gewesen war, dieses Kind so zu traumatisieren, dass er auf solche Mittel zurückgreifen musste, er würde diesen Jemanden dafür bluten lassen! Ihm war ja wirklich wenig peinlich, doch das...
 

Schon im Voraus rot werdend, platzierte er Ataer auf seinen Knien, schloss die Augen. „Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt dann schreit er, fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben, fällt er in den Sumpf – macht der Reiter.... plumps!“ Er ließ Ataer nach hinten fallen. Nun, wenigstens wirkte es, dass er sich bis auf die Knochen blamieren musste. Ein kleines lächeln erschien auf den zitternden Lippen. „Na siehst du,“ sprach er leise, wischte die Tränen seines Sohnes beiseite. „Alles gut.“ Er hielt seinen Sohn, bis der sich wirklich wieder beruhigt hatte, blickte dann jeden Einzelnen an. „Noch Jemand, der eins auf die Nase will, oder können wir weiter machen?“
 

Es dauerte noch Stunden, bevor sie endlich fertig waren. Sie aßen nebenbei, Fenrir achtete darauf, dass Ataer seine Tränke nahm und genug aß, auch, wenn er ängstlich war. Letztendlich schlief der Kleine trotzdem erschöpft ein, den Teddy im Arm. Es war schon lange dunkel, als Fenrir endlich aus dem Haus kam, um zurück zum Lager zu apparieren. Doch er wurde aufgehalten. „Martin?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. Er wusste, es ging nicht um die Prügel, die der Bengel bezogen hatte. Das war nun mal zu erwarten, wenn man einem Stärkeren ans Bein pisste.
 

„Wer ist dein Beta?“
 

„Jaden, dumme Frage. Immer noch. Er ist gut in dem was er tut, ich sehe keinen Grund, mir einen neuen zu suchen. Oder sollte ich?“
 

„Ich... bin nur überrascht, deine Betas tendieren dazu, entweder nicht lang zu leben oder sehr schnell ausgestoßen zu werden. Und Jaden hat den Job immerhin schon seit sieben Jahren. Es wundert mich.“
 

Fenrir grinste etwas, hob Ataer bequemer auf seine Arme, strich über dessen Haare, um ihn zu beruhigen, als er begann, unruhig zu werden. „Er hat keinerlei Ambitionen, sich mit mir anzulegen oder jedes Jahr zwei Mal hierher zu kommen, “ erklärte er. „Und ich sorge dafür, dass das auch so bleibt.“
 

„Wie, wenn ich fragen darf?“
 

Der Silberhaarige lachte leise. „Ich lasse ihn fast all meine Aufgaben erledigen, “ gab er zu. „Und er denkt, wenn er schon als Beta so viel zu tun hat, was muss er dann als Alpha machen?“ Ja, das war ein wirklich guter Plan gewesen. Und seither musste er nicht drei Mal im Jahr nach einem neuen Beta suchen.
 

„Du bist ganz schön hinterfotzig,“ gab Martin trocken zurück.
 

„Jap,“ antwortete Fenrir. „Du hast immer gesagt, ich soll meinen Kopf und nicht nur meine Muskeln benutzen. Das hab ich mir zu Herzen genommen. In mehr Hinsicht als in einer, wie es aussieht.“ Er deutete mit dem Kopf zu dem Gesicht seines schlafenden Sohnes. „Sonst wäre der da wohl nicht entstanden.“
 

„Ja, ja. Kinder.“ Martin lachte leise. „Sie verändern Alles, nicht wahr? Ich wünsche dir alles Gute. Ich denke nicht, dass wir uns wiedersehen...“
 

„Warum nicht?“, fragte Fenrir vorsichtig.
 

„Riechst du es nicht?“, fragte Martin nur.
 

„Du...“
 

„Ja,“ nickte der Ältere. „Und ich bereue nichts, ich hatte ein gutes Leben und ich habe eine große Familie. Ich werde nicht allein sein und ich habe meine Aufgaben erfüllt. Ich hoffe, wenn die Zeit irgendwann gekommen ist, kannst auch du so friedlich gehen. Ich wünsche dir alles Gute, Fenrir Grayback. Auf das viele Sterne deinen Weg erhellen und der Mond immer scheinen möge.“
 

Lange sah Fenrir dem Älteren hinterher und seufzte leise. Er kannte Martin schon so lange, doch nie hatte er damit gerechnet, dass der schon so bald sterben würde. Er beobachtete, wie der Andere ging, seinen Sohn stützend, dessen Nase immer noch verdächtig platt aussah. Er drückte Ataer an sich und machte sich selbst auf den Heimweg. Es war wirklich spät genug.

Unser Baby!

Erschrocken wirbelte Remus herum, als der Wind drehte und en neuer und doch so alter, bekannter Geruch ihm in die Nase stieg. Und er wusste, wäre das hier ernst gewesen, er hätte tot sein können. Vor ihm stand Sirius Black. Vollkommen ruhig, die Arme vor der Brust verschränkt, ein maskenhaftes Gesicht, die langen, schwarzen Haare mit einem Lederband zurückgehalten, in eher fadenscheiniger Kleidung mit einem unten herum sehr mitgenommen aussehenden Umhang, der seine besten Zeiten schon seit Längerem hinter sich gelassen hatte, um es milde auszudrücken. Die Augen waren es, die den Wolf wirklich verletzten, wobei der Andere ja Recht hatte. Sie waren hart, wachsam, immer auf unschöne Überraschungen bedacht. Das war nicht der fröhliche Junge oder der schelmenhaftige Erwachsene, den er kennen gelernt hatte. Das hier war ein Mann, der von dem schlimmsten Gefängnis der magischen Welt geprägt war, der es überlebt hatte und der nichts von dem, was er einst gekonnt hatte, verlernt zu haben schien. „Sirius!“
 

Schon seit einer halben Stunde stand Sirius hinter seinem ehemaligen besten Freund, sein Gesicht hart, es war so schwer, selbst Remus hatte gedacht, er hätte James umgebracht! Niemand hatte ihm geglaubt! Alle hatten angenommen, dass diese Lügen wahr waren! Ohne Prozess oder sonst was! Er hatte sich mit dem Wind bewegt, den Anderen studiert wie früher einen Todesser, den er festnehmen oder beschatten sollte. Darauf achtend, nicht bemerkt zu werden. Diese Fähigkeiten hatte er perfektioniert, durch Fenrir. Er hatte ihm viel beigebracht und auch, wenn Azkaban es sicher nicht leicht gemacht hatte, er war nicht schlechter geworden, bedachte man, dass Lupin ihn noch nicht gerochen hatte.
 

„Sirius, ich suche dich schon seit Wochen!“, rief Remus, er wollte den Anderen umarmen, doch der sehr wenig subtile Schritt nach hinten sagte ihm, dass er seine Grenzen einzuhalten hatte.
 

„Offensichtlich bin ich hier, “ gab er daher nur knapp zurück, lehnte sich an einen der Bäume. „Und warum solltest du mich suchen? Bedenkt man, dass du mich bespuckt hast, wie all die Anderen auch?“ Oh ja, das tat immer noch weh. Zu wissen, dass selbst Lupin ihn derart verraten hatte.
 

„Ich... habe einen Schuldigen gebraucht, “ gab Remus beschämt zu. „Und ich wusste nur, ich war nicht der Geheimnisbewahrer. Du warst in meinen Augen der einzig mögliche Schluss. Und dein Benehmen kurz nach Harrys Geburt...“
 

Sirius’ Blick wurde nur noch härter. Er zog seine Augen zu Schlitzen zusammen. „Und dann erwartest du, dass ich mich von dir anfassen lasse?“, fragte er kalt. „Du hast nicht nachgedacht oder auch nur nachgeforscht bis vor einem Jahr!“ Gut, vielleicht waren es auch zwei gewesen, doch er hatte lang genug in Azkaban vor sich hingemodert! „Und dann... hast du dich noch nicht mal um Harry gekümmert! Oder wie kam es, dass ihr ihn Alle verloren habt?!“
 

Remus ließ seinen Kopf hängen. „Ich... wollte ihm helfen, er ist während des Unterrichts verschwunden und ich habe seine Spur verloren! Ich kann doch nichts dafür! Es war nicht meine Stunde! Du weißt, dass ich ihm nicht dauernd hinterher schleichen..!“
 

„Verschon mich, “ gab Sirius nur knapp zurück. „Du hast mir deutlich gezeigt, was von dir zu halten ist. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, dass du gefragt hättest, warum ich mich benommen habe, wie ich es getan habe.“
 

Es stimmte. Zu seiner Schande hatte Remus nie gefragt. „Warum?“
 

„Jetzt ist es etwas spät, meinst du nicht auch?“, fragte er kühl. „Komm mir nicht in den Weg,“ fügte er an, hielt seine Nase in die Luft, verwandelte sich und lief in Richtung des Waldes, wo Fenrir sein sollte, laut Narcissa und Bella. Irgendwer. Er brauchte Irgendwen, mit dem er reden konnte und der Einzige, dem er vertraute, war sein Freund!
 

Remus sackte zusammen, schlug seine Hände vors Gesicht. Er wusste, er hatte Sirius als Freund wohl verloren. Bekannte würden sie sein, sich grüßen, wenn sie sich in der Stadt sahen, unbedeutende Gespräche führen. Und das alles nur, weil er nicht gefragt hatte, weil er vergessen hatte, dass sie Freunde waren. Und sei es auch nur ein noch so kurzer Ausrutscher gewesen.
 

Da! Ja, da waren sie, die unverkennbaren Duftmarken von Fenrir, stellte Sirius nach etwa einer Stunde fest. Sie schienen ihn regelrecht zu führen. Ja, er hätte nicht nur auf der Seite des Sees suchen sollen, die ersten paar Male, die er sich hier eingeschlichen hatte, vorbei an den Dementoren. Doch er war einfach nicht davon ausgegangen, dass Jemand hier leben würde. Nur zu gut erinnerte er sich an dieses grausige Gefühl, als er Fenrirs leeres Dorf entdeckt hatte.
 

Er lächelte etwas, wollte weitergehen – und hörte das Knurren. Blitzschnell riss er seinen Körper herum, sein Maul auf, biss erbarmungslos zu. Er hatte in Azkaban aufgehört, einen Angriff zurückzuhalten. Er hörte das Knirschen des Knochens, bevor er losließ, den Wolfsdämon anknurrte. Den kannte er nicht. War klar, dass er an Jemanden geriet, der ihm fremd war! Super! Er wandte sich um, starrte in das Unterholz, wohl wissend, dass die Jäger und die Aufpasser immer in Paaren unterwegs waren – und stockte, als der braungraue Wolf, der aus dem Unterholz trat, zum Menschen wurde. Den kannte er. Jaden, wenn er sich richtig erinnerte. Stark, schnell, guter Kämpfer. Schnell wandte er sich zu dem Verletzen um, der gerade zum Sprung ansetzen wollte, doch er wurde von dem Anderen im Nackenfell gepackt und fallen gelassen.
 

„Sirius Black, “ grüßte Jaden. „Fenrir wartet schon lang.“
 

Langsam transformierte Sirius sich. „Da ist er der Einzige, “ gab er ruhig zurück, starrte immer noch auf den Anderen.
 

„Avan wird dich nicht noch mal angreifen. Er ist ein Jungspund, ich denke, er hat seine Lektion gelernt.“ Jaden musterte den Mann vor sich, den er schon öfter gesehen hatte. Er ahnte, dem Armen würden jetzt mehrere Überraschungen bevorstehen. Vor Allem das Kind, im falschen Alter, vollkommen verstört. „Ich bringe dich zu unserem Lager. Komm. Es ist nicht mehr weit entfernt. Avan!“
 

Sirius zog seine Augen zusammen, doch er nickte, setzte sich in Bewegung, immer darauf achtend, was der halberwachsene Dummkopf hinter ihm machte, der immer wieder die Frechheit besaß, ihn anzuknurren.
 

Was war los? Abrupt hob Fenrir seinen Kopf, während Ataer steif wurde. Na toll, ein Tulmult auf dem Zeltplatz. Diese Idioten sollten es wirklich besser wissen! Um was bei Merlins Namen fetzten sie sich jetzt schon wieder? Und das gerade jetzt? Es war Abend, er hatte gerade versucht, seinen Sohn davon zu überzeugen, dass Augen schließen nicht bedeutete, dass er verschwinden würde! Den Terror, den er seit eineinhalb Wochen jeden Abend hatte. Er konnte sich nun mal nicht um sieben Uhr hinlegen! Er hatte noch andere Dinge zu Tun! In den letzten Tagen hatte es immer damit geendet, dass er das mit Ataer auf dem Arm machen musste. Aber er hatte aus dem letzten Problem gelernt, er würde den Jungen nicht mit in eine Rauferei nehmen. „Ataer, du bleibst genau hier, ist das klar? Ich muss raus.“ Noch bevor der Kleine nach ihm greifen oder ihm folgen konnte, war er aufgestanden und raus gegangen. „Was....???!“
 

Doch weiter kam er nicht, als die Traube sich auflöste und Jemanden frei gab, der neben Jaden und einem verletzten Jungwolf stand, der gerade von einem älteren Rudelmitglied grob versorgt wurde. Also selbst verschuldete Wunde durch Unvorsicht. Doch nicht der Junge hatte sein Interesse gewonnen, sondern der Mann daneben. „Sirius, “ flüsterte er. Langsam hatte er die Hoffnung aufgegeben, dass der Jüngere zu ihm kommen würde und er konnte gerade nicht suchen. Er hatte überlegt, ein anderes Mitglied des Rudels zu schicken, nachdem Malfoy seine Nachricht nicht übermittelt zu haben schien..
 

Sirius lächelte, als die Menge sich endlich lichtete und die vertraute, breite Gestalt mit den silbernen Haaren auf ihn zukam. Sicherheit versprach sein unter Spannung stehendes Hirn. Ruhe. Keine Angst vor Alpträumen. Er sah Fenrir direkt in die goldenen Augen, als der vor ihm stand, schauderte, als der ihn mit einer Hand im Nacken packte. Dass der Ältere aber auch immer gleich so ein Theater machen musste. Das war das Letzte, was er denken konnte, bevor er die Lippen des Alphas auf seinen spürte.
 

Fenrir strahlte, als er endlich wieder der Geschmack seines Gefährten unter sich hatte, zog ihn mit der anderen Hand an seinen Körper, um keinerlei Unklarheiten innerhalb des Rudels aufkommen zu lassen. Endlich. Endlich hatte er seinen Sirius wieder! „Ich hab dich vermisst, “ flüsterte er, als sie sich trennten, in dessen Haare. Er spürte, wie der Andere sich an sein Hemd klammerte, ein Benehmen, das er in den letzten beiden Wochen sehr gut kennen gelernt hatte. „Keine Sorge, ich bin da, “ flüsterte er. „Komm, wir...“, in dem Moment roch er etwas, kurz bevor etwas gegen sein Bein krachte.
 

Sirius blickte verwirrt nach Unten und erschrak. „Was...?“ Das konnte nicht sein! Da sahen ihm dunkelblaue Augen entgegen! Ein Kind, sehr jung, ängstlich, im Schlafanzug, dünn und es roch eindeutig nach Fenrir. Aber nicht nur nach dem. Es roch auch nach ihm.
 

Ataer wusste, er sollte drin bleiben, darum lugte er auch nur unter der Plane durch, nur um sicher zu gehen, dass Dad auch wiederkommen und nicht verschwinden würde. Es schien ihm, als wäre es sofort kalt geworden, nachdem der Ältere weggegangen war. Und dann sah er den anderen Mann mit ganz dunklen Haaren. Nicht so breit wie Dad, der seinen Dad küsste! Nein, er wollte Dad nicht verlieren! Wenn der Jemanden hatte, dann... würde er ihn nicht mehr wollen! Er rannte raus, klammerte sich an das Bein.
 

„Das... das kann nicht sein, “ flüsterte Sirius, ging in die Knie, musterte das kleine Kind, den verängstigten Jungen, der sich an das Hosenbein des Älteren klammerte. Die Menschen um sich herum beachtete er gar nicht. „Du... du bist... viel älter… das ergibt keinen Sinn… !“
 

Die Stimme. Sie weckte etwas in Ataer. Er wusste nicht, was es war, aber er wusste auf ein Mal, der Mann da war kein Fremder und er war lieb. Langsam löste er eine Hand von Dads Hosenbein, streckte sie dem Anderen entgegen. „Nuffel,“ flüsterte er.
 

Sirius’ Augen drohten aus den Höhlen zu fallen, als er das hörte. Es hatte nur eine einzige Person auf dieser Welt gegeben, die ihn je so genannt hatte und das auch nur, weil sie noch nicht in der Lage gewesen war, ein SCH zu sprechen. Er erinnerte sich nur zu gut, sah den ausgestreckten Arm. Und die Tränen, als er nicht sofort reagierte. Was er nun aber tat. Schnell packte er den Kleinen, hob ihn hoch, drückte ihn an sich, roch am Hals des Kleinen. „Wie...?“, fragte er erneut, sah Fenrir an.
 

Überrascht sah Fenrir, was sich da an seinem Hosenbein abspielte. Vor Allem, als das Kind, das erste Mal, seit es hier war, etwas Anderes von sich gab, als ein kaum vernehmbares Wimmern. Ataer ließ sich sogar von dem ich doch eigentlich fremden Mann hochnehmen! „Wir sollten in mein Zelt,“ schlug er leise vor, schubste Sirius mit dessen Last eben dort hin, ließ die Plane runter und versiegelte sie.
 

„Fenrir! Wie ist das möglich?!“, rief Sirius sofort. „Warum riecht Harry Potter nach meinem... unserem... Baby!?“
 

„Ha... bitte wer?“, fragte Fenrir entsetzt.
 

„Es gibt nur einen einzigen Menschen, dem ich je erlaubt hab, mich Nuffel zu nennen!“, gab er zurück, blickte auf den Kleinen, lächelte, strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. „Aber dieses Kind hatte grüne Augen! Das weiß ich ganz genau!“
 

„Das... muss ein Irrtum sein, das ist NICHT Harry Potter!“
 

Sirius hob das Kinn des Kleinen, sah ihm in die Augen, gespannt, ob er diese andere Erinnerung in dem Kleinen wachrufen konnte. „Was macht Nuffel?“, fragte er sanft. Es war das Lieblingsspiel seines Patenkindes gewesen, das er so geliebt hatte.
 

„Wuff!“, kam es wie aus der Pistole geschossen und blaue Augen, fast wie seine Eigenen, sahen ihn so erwartungsvoll an. „Wuff!“
 

Sirius lächelte. „Wuff,“ bestätigte er, nahm seine Grimmform an. Er schnüffelte an dem Jungen, doch selbst in der Form sagten ihm seine Sinne, dass da nicht James und Lily waren, nur Fenrir und er kamen als Eltern in Frage.
 

Ataer sah strahlend zu Dad: „Wuff,“ sprach er erneut. „Nuffel Wuff!“
 

Fenrir starrte fasziniert auf seinen Sohn. Er sprach wie ein Kind, das gerade erst lernte, Worte zu formulieren, doch er tat es und was er da sagte war auch eindeutig. „Ja, dein Nuffel... he, wag es nicht mal daran zu denken mich zu beißen, Mister... macht wuff.“
 

Sirius verwandelte sich zurück. „Es gibt nur eine einzige Person, die mich so nennen darf!“, knurrte er, hob den Kleinen hoch. „Das hier ist Harry Potter! Nur er kann es sein!“
 

„Dann wäre die korrekte Frage wohl eher, wie kamen die Potters zu unserem Kind und...“, er hob Sirius’ Kopf an. „Wieso hast du mir nichts erzählt? Ich hätte dir geholfen, ihn zu finden.“ Spätestens jetzt war ihm klar, dass Sirius sein Kind nie freiwillig weggegeben hätte.
 

„Ich...,“ Sirius biss sich auf die Lippen. „Ich erzähle es dir, wenn er schläft, bitte, ich will ihn ins Bett bringen.“ Er verstand nicht, warum sein Sohn so klein war, immerhin sollte er dreizehn Jahre alt sein, doch es war etwas, das er hinnehmen würde, denn es gab ihm die Möglichkeit, den Kleinen zu versorgen, so wie er es immer hatte tun wollen. Er hatte Fragen, so viele Fragen. Wie war es möglich, dass sein Kleiner hier war? Warum war er so jung und verängstigt? Was hatte er alles verpasst und warum zum Henker sprach alles dafür, dass sein Kind als Harry James Potter aufgewachsen war?!
 

„Natürlich kannst du ihn ins Bett bringen, “ gab Fenrir sanft zurück. Er küsste den Jüngeren. „Allerdings hab ich nur eines, das...“
 

„Ich will ihn nicht aus den Armen geben, “ erwiderte Sirius nur. Er war froh, die Nacht mit seinem Kleinen im Arm verbringen zu können. Er hob seinen Sohn auf, wandte sich dann aber um. „Wie... nennst du ihn?“
 

„Ataer, “ gab Fenrir zurück. „Ich fand der Name passt. „Ataer Orion, “ fügte er an.
 

Sirius nickte, küsste den Kleinen, der sich schläfrig an ihn schmiegte, einen Teddy in der Hand, den er noch gar nicht bemerkt hatte. Schnell trat er zu dem Bett, setzte sich hinein, ohne den Jungen loszulassen, er streifte nur die Schuhe ab, ließ sich von Fenrir den Umhang abnehmen. Kurz spürte er Magie über sich waschen, stellte fest, dass seine Kleidung zu einer Schlafhose geworden war, er nickte dem Anderen dankbar zu, zog die Decke über den kleinen Körper und beobachtete, wie sein Sohn binnen Sekunden einschlief, eine Hand hielt aber einen guten Teil seines Zopfes fest umklammert. „Erzähl mir, wie er zu dir gekommen ist, “ bat Sirius leise.
 

„Sobald du mir erzählst, warum du mir nie von einem Kind erzählt hast,“ gab Fenrir ruhig zurück, setzte sich neben den Anderen. „Denn über diese Frage habe ich mir die letzten Wochen verzweifelt den Kopf zerbrochen.“ Über Ataers Zustand in dem Moment, wo sie ihn gefunden hatten, schwieg er lieber erst Mal. Ein Schock nach dem Anderen.
 

Sirius seufzte leise, er lehnte sich an den Älteren, sog dessen Geruch tief in sich auf. „Ich... bin nach den ersten zwei Nächten mit dir schwanger geworden. Bis dahin wusste ich nicht mal, dass ich als Träger geeignet sein könnte. Ich war verzweifelt, ich wollte es dir erzählen, aber du warst ja schon weg. Aber ich habe mich auch gefreut und meinen Job als Auror an den Nagel gehängt, um für unseren Kleinen da sein zu können. Ich bin als Frau getarnt ins Krankenhaus gekommen, um ihn zu entbinden. Er war ein starker, kleiner Junge und er hat so schön in meine Armbeuge gepasst. Er hatte schwarze Haare mit hellen Strähnen und blaue Augen. Ich habe ihn so geliebt von dem Moment, als ich seine Stimme das erste Mal gehört habe.“ Er strich über das kleine Köpfchen, das an seiner Schulter lag.
 

„Als ich schlafen sollte, kam eine Schwester und hat das Kind zu den anderen Neugeborenen gebracht. Danach.. habe ich es nie wieder gesehen, “ flüsterte er, während eine Träne aus seinen Augen rann. „Ich habe ihn überall gesucht, aber Niemand wollte mir auch nur glauben! Es... es war so schwer, da war James mit seinem gesunden Sohn, da waren so viele Andere mit Kindern an der Hand und meines... war einfach weg! Ich dachte, wenn ich es dir erzähle, du würdest mich für unfähig halten... Es hat so weh getan, noch heute wache ich in meinem schlimmsten Alptraum auf, ich gehe durchs Krankenhaus, um mein Baby zu suchen und... die Wiege ist leer...“
 

Fenrir seufzte leise, küsste den Jüngeren, strich die Träne weg. „So eine Dummheit, ich würde dir nie unterstellen, unfähig zu sein!“, widersprach er, geißelte sich innerlich selbst wegen der Dummheit, seinen damals gerade erst gefundenen Gefährten allein zurückzulassen, statt ihn direkt mitzunehmen, Doch Sirius war damals nicht bereit gewesen, alles hinter sich zu lassen, so einfach war es damals gewesen. „Hättest du eher was gesagt, ich..“
 

„Ich war Auror,“ erinnerte Sirius. „Glaub mir, es gibt nichts, was ich nicht versucht hätte, um ihn wiederzufinden! Aber.. ich verstehe es nicht! Wie ist mein Sohn bei James gelandet?!“ Da war was im Schatten seines Gehirnes, doch er schien einfach nicht ran zu kommen.
 

Fenrir seufzte. „Leg dich hin, du siehst aus, als hättest du seit Wochen nicht geschlafen. Jetzt bist du hier,“ erinnerte er den Anderen. „Bei mir – und bei Ataer.“
 

Lange betrachtete Sirius den Anderen, nickte dann aber. Dass er nur schlecht schlief war bestenfalls ein offenes Geheimnis. Er ließ zu, dass der Andere ihm half, sich ganz hinzulegen, ohne auch nur den Griff um sein Kind zu lockern. Er spürte, wie die Decke sich über ihn und das Kind legte, dass sich zufrieden an ihn gekuschelt hatte.
 

Fenrir küsste seinen Gefährten noch ein Mal, strich Ataer über den Kopf. Er wusste, es hatte sich wieder viel verändert, doch es bestand eine gute Chance, dass es zum Guten war. Er lächelte, als er sah, wie der Andere das Kind in den Armen hatte, wie seinen größten Schatz. „Schlaft, “ murmelte er immer wieder, bis er sich sicher war, dass Beide das auch taten.
 

Erst dann erlaubte er sich, dass sein Gesichtsausdruck sich verhärtete. Sein Kind war Harry Potter. Oh, er hatte die Zeitungen gelesen und gelacht bei dem Gedanken, dass ein so mickrig kleiner Schüler Tom was tun sollte. Sicher so wie einige Andere auch. Doch nie, niemals hätte er gedacht, dass das sein Sohn sein sollte! Ganz sicher nicht! Denn dann hätte er schon längst eingegriffen! Er blickte wieder zu Sirius, auf dessen immer noch leicht angespanntes Gesicht. Er mochte sich nicht mal vorstellen, wie es war, wenn man sein Kind verlor, aufwachte und es war weg...
 

Dann aber riss er sich zusammen, trat kurz aus dem Zelt, wenig überrascht, dass sein Beta ihn erwartete. „Geh ins St. Mungos,“ befahl er knapp. „Und finde alles, aber auch alles über Harry Potter raus, Geburtsurkunde, Lily Potters Schwangerschaft, James Potter, Alles. Ist das klar?“
 

Jadens Augen zogen sich kurz zusammen, doch er sah, dass Fenrir sicher nicht zum Spaßen aufgelegt war und er nickte. Er stand nicht so auf eingeschlagene Zähne, das versuchte er in der Regel zu vermeiden. Also ging er in sein Zelt, um bescheid zu geben, dass es dauern konnte, bis er am Abend kam, bevor er sich auf den Weg machte...
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Tom lächelte fein, oh, er wusste, da draußen stand ihm Longbottom im Weg und er wusste, es war ein Fehler, Gegner zu unterschätzen, vor allem, wenn sie so überwacht wurden, doch er hatte viele Dinge geschafft. Zwei Spione in der Nähe dieses arroganten kleinen Idioten, einer der Betreuer war auch von ihm und Niemand würde es vermuten. Mit der Zauberwelt ging es wirklich bergab. Es gab tatsächlich Vorschläge, den Bengel zum Minister zu machen, sobald er volljährig sein würde. Man hatte sogar schon begonnen, an den Bestimmungen für das Mindestalter herum zu schrauben, um das auch wirklich möglich machen zu können. Doch dieses Mal gab es wenigstens doch Einige, die den Anstand hatten, zu protestieren. Es waren auch Stimmen laut geworden, dass man nie daran gedacht habe, Potter diese Ehre zu überlassen.
 

Die fanden aber auch ihre Gegenrufe in der Tatsache, dass man behauptete, dass das wohl auch der falsche Junge der Lebte gewesen sei und sie es wohl gemerkt haben müssten. Nun hätten sie aber den Richtigen und es wäre falsch, ihm den Platz zu verweigern, der ihm doch zustünde. Das Tom nicht lachte. Sie redeten von einem dreizehnjährigen, größenwahnsinnigen Teenager! Nicht mal er war in dem Alter so drauf gewesen! Aber gut, Geisteskrankheiten waren generell in Reinblutfamilien stark vertreten. Longbottom schien es voll erwischt zu haben.
 

Er sah auf zu Lucius, der schon seit einer Weile am Kamin stand und ein Bild begutachtete. Ein Van Gogh, von Muggeln geklaut, die es ohnehin nicht zu schätzen wussten. Sie konnten nicht mal Original von Fälschung unterscheiden.
 

Der Blonde war genervt durch die vielen Versuche des Bengels, Mitarbeiter zu feuern und sich jetzt schon als Miniminister aufzuspielen, denn vielen seiner Wünsche wurde ohne zweites Nachdenken einfach nachgegeben, egal wie dumm oder gefährlich das auch war. Das einzig Gute war, dass keine Dementoren mehr frei durch die Schule streifen durften. Sie waren wieder da, wo sie auch hingehörten. „Hast du etwas Neues von unserem Freund gehört?“
 

„Von Welchem?“, fragte Lucius, der die vielen Farbflecken vor sich musterte, die in der Nähe absolut keinen Sinn zu ergeben schienen, sich aber dann doch zu einem Bild zusammensetzten, wenn man es von etwas weiter weg betrachtete.
 

„Fenrir.“
 

„Nein. Schon seit einer ganzen Weile nicht. Aber das erwarte ich nicht. Er sagt nur dann was, wenn sich was verändert hat, was wohl nicht der Fall gewesen sein dürfte.“
 

Tom seufzte etwas. „Hat er was darüber gesagt, dass er nicht mehr lang da bleiben will?“, fragte er schließlich. Denn im Grunde machte es gar keinen großen Sinn, dass Grayback blieb. Es war nicht von Bedeutung, was Longbottom plante, es war nicht so, als würde der es heimlich tun. Es schien, als würde sich jeder einzelne Gedanke in dessen Kopf innerhalb von Stunden in den Schlagzeilen wiederfinden.
 

„Wie gesagt, ich weiß es nicht, er hat sich nicht gerührt, “ gab Lucius zurück, setzte sich. Er hätte nie gedacht, dass ein Kind sie letztendlich weiter in dem Bunker unter der Erde hielt. „Es kotzt mich nur an, dass…“
 

„Wir immer noch hier sind, ich weiß,“ gab Tom zurück, nahm einen kleinen Schluck von seinem Tee. „Aber ich denke, es wird nicht mehr ewig dauern. Wir haben so lange durchgehalten, wir werden es auch noch eine Weile schaffen. Was Neues von Severus? Oder Black?“
 

„Nun, Black ist abgehauen, wohin auch immer. Er schien in einem Stück und etwas depressiv, was wohl aber nach Azkaban nicht wirklich überraschend ist, “ erklärte Lucius geduldig.
 

„Narcissa und Bella haben mit ihm geredet. Sie haben gesagt, er war wohl bei klarem Verstand und wusste, was er tut.“
 

„Keine Meldung von Severus?“
 

Lucius schüttelte den Kopf. „Mehr habe ich heut nicht“, gab er zurück.

Was wirklich geschah...

Sanft strich Fenrir über Sirius‘ Arm, der über dem Kleinen lag, Diesen eng an den größeren Körper hielt. Es war seltsam, aufzuwachen und seine Familie neben sich zu sehen, die er sich so oft gewünscht hatte. Nun, es sah so aus, als hätte es sich doch gelohnt, all das durchzumachen. All die Schmerzen und die Angst. Und jetzt – lag da sein Gefährte. Nicht mehr so breit, wie sonst, deutlich von Azkaban gezeichnet, aber dafür schon wieder ganz gut beieinander. Und in dessen Armen ihr gemeinsames Kind. Noch verstört, zu klein und zu dünn, doch auch das würde sich sicher verwachsen. Spätestens jetzt war er der perfekte Alpha, denn nun hatte er die Familie, die bis dahin eben immer gefehlt hatte.
 

Er beobachtete vollkommen zufrieden, wie Sirius begann, Zeichen des Erwachens zu zeigen. Okay, gestern Abend hatte er sich schrecklich schwer getan, da er eigentlich so gern… nun das Zusammentreffen mit seinem Gefährten etwas anders gefeiert hätte, doch der hätte ihm bestenfalls in das Gemächt getreten, denn immerhin hatte Ataer schon im Bett gelegen und er hatte nun mal nur eines.
 

Gut, im Grunde… es wäre kein Problem, zurück zum Dorf zu gehen. Es war nicht so, dass sie hier noch effektiv was zu tun hätten. Dort war der Schutz der Kinder größer und er konnte seine Hütte ohne Probleme um einen Stock erweitern, so, dass Ataer sein eigenes Zimmer bekommen konnte. Vielleicht konnte er dann, wenn sein Sohn beschäftigt war, für eine Weile mit dessen Vater in einem anderen Raum verschwinden.
 

„Du denkst an Sex,“ stellte Sirius trocken fest, als er den Blick hob. Er war aufgewacht und das erste Mal seit Jahren fühlte er sich so, als habe er tatsächlich auch geschlafen. Er fühlte sich noch angenehm schwer vom Schlaf und ausgeruht, nicht mehr so gereizt. Und er hatte sein Kind im Arm, erst das zweite Mal in seinem Leben, doch es war trotzdem toll. So, wie es wunderschön war, wieder mal mit Fenrir aufzuwachen. „Und es kommt nicht in Frage, hier liegt ein Kind neben dir!“
 

Fenrir grinste wölfisch, küsste den Jüngeren, leckte etwas über dessen Hals, über das Bissmal, das der dort trug. „Meine dreckige Phantasie darf ich trotzdem haben,“ gab er nur zurück.
 

„Du bist unmöglich,“ konterte Sirius, setzte sich vorsichtig auf, mit dem Ergebnis, dass Ataer langsam zu blinzeln begann. Es sah so aus, als habe der kleine Junge einen sehr leichten Schlaf und die Finger gruben sich sofort in Sirius‘ Hosenbund. „Sch… mein Süßer,“ lächelte er sanft, „Ich bin da, mach dir keine Sorgen.“
 

„Du kennst mich doch,“ antwortete Fenrir, nippte noch mal am Hals des Anderen, bevor er Ataer über die Haare wuschelte. „Na du?“, fragte er. „War dein Nuffel schön bequem?“
 

„He!“
 

„Was?“, grinste Fenrir, hatte alle Mühe, sich bei dem Spitznamen das Lachen zu verbeißen. Dabei hatte Sirius schon den Namen Schnuffel immer gehasst, den Lily ihm gegeben hatte und der nach und nach den Namen Padfood ersetzt hatte.
 

„Niemand nennt mich so!“, knurrte er seinen Geliebten an, sah dann auf die großen Augen und das Bibbern der Lippen des Kindes, von dem er immer noch nicht fassen konnte, dass es sein eigentlich dreizehnjähriger Sohn sein musste. „Niemand außer dir, mein Kleiner,“ lächelte er, wuschelte durch die Haare. „Aber auch nur du,“ betonte er noch mal mit warnendem Blick auf Fenrir. „Sonst schläft dein Dad nämlich noch ein Jahr allein!“
 

Das holte auch Fenrir auf den Boden zurück, er seufzte leise, strich über Sirius‘ Hals. „Keine Sorge, das wird nicht mehr geschehen! Ich lasse weder dich noch ihn aus den Augen… schon gar nicht jetzt, wo ich weiß, was für ein Magneten für Ärger ich hier habe.“ Er strich über Ataers Wange.
 

„Was meinst du damit?“; fragte Sirius lauernd, drückte den Jungen, der sich gegen ihn lehnte und zu dösen schien, an sich.
 

Kurz blickte Fenrir zu Ataer, er wusste, der Kleine schlief nicht. Er hob dessen Kinn. „Frühstück?“, fragte er, lächelte, als der Junge nickte und bestellte etwas. Dann wandte er sich an Sirius. „Harry Potter… hat es jedes Jahr wieder geschafft, ins Chaos zu geraten,“ gab er nur zurück. „In Großes.“
 

Sirius schluckte, nickte aber. Nicht vor dem Kind, die bekamen immer mehr mit, als gut war. „Wo sind seine Anziehsachen?“
 

„Im Bad,“ erklärte Fenrir. „Es ist noch nicht viel, zum Einkaufen bin ich bisher nicht gekommen.“ Er sah den Blick. „Glaub mir, da ist noch Einiges, das du erfahren musst.“
 

„Ich ahne es,“ gab Sirius leise zurück, nahm Ataer hoch und brachte ihn ins Bad. „Kannst du dich schon allein fertig machen?“, fragte er, lächelte, als er das begeisterte Nicken sah. „Dann mach das, ich warte mit Dad draußen auf dich.“ Damit trat er zurück in den Schlafraum. „Wie alt ist er, er sieht aus, wie drei, aber…“
 

„Er ist fünf.“
 

„Merlin,“ flüsterte Sirius, schlug seine Hand vor den Mund. Klein, dürr, schreckhaft, sprach nicht, klammerte, wurde schnell müde, die vielen Tränke, die Fenrir gerade aufbaute. „Er… man… er wurde…!“
 

„Ja,“ nickte Fenrir. „Ich weiß nicht von wem, nein, das ist falsch, ich weiß nicht, wie er heißt, aber er wurde misshandelt. Von denen, bei denen er untergebracht war. Wo immer das war. Es war vor allem wohl sein Onkel. Ich wollte ihm Jaden als Onkel vorstellen, er ist fast an die Decke gegangen und weicht dem Mann aus, als habe er die Pestilenz, die Ruhr und die Blattern zusammen.“
 

Sirius ballte seine Fäuste, schloss die Augen. Onkel. James hatte keine Verwandten mehr, seit seine Eltern, kurz nach der Hochzeit, gestorben waren. Er war immer Einzelkind gewesen. Im Gegensatz zu Lily. Oh, sie hatte Verwandte gehabt. Sirius erinnerte sich nur zu gut. Petunia. Nicht so hübsch, wie die Schwester, weniger begabt und damals, als sie sie das einzige Mal gesehen hatten, immer mit einem Muggelbuch bewaffnet, dass schon sehr viel Schaden angerichtet hatte: die Bibel.
 

Das Mädchen von damals, dass nicht schöner geworden war, hatte nur ein Jahr nach Lily geheiratet, einen Mann, der dick und hässlich war, aber wohl genauso einen Bibeltick hatte, wie Petunia selbst, der alles hasste, was nicht seiner Vorstellung von Normalität entsprach. Es waren die einzigen Verwandten, die ihm einfielen. Und die, mit denen er sicher kein magisches Kind, am allerwenigsten sein Eigenes, sehen wollte!
 

„Was hast du?“, fragte Fenrir. Er sah, dass Sirius was eingefallen sein musste.
 

„Dursley, “ spuckte er den Namen regelrecht aus. „Petunia Dursley, Lilys einzige Verwandte! Nur da kann er doch gewesen sein! Merlin, das Kind ihrer Schwester und sie…!“
 

Fenrir drückte den Jüngeren, nickte düster. Das machte es sicher nicht besser, oh nein! Es machte auch ihn unendlich wütend. Wenn Eltern starben, nahmen Verwandte das Kind auf, wie ein Eigenes, so war es in einem Rudel, so sollte es bei Anderen sein! Immerhin – jetzt hatte er einen Namen. „Je mehr ich erfahre, umso weniger will ich den Jungen wieder nachaltern lassen,“ erklärte er mit Blick auf die Tür.
 

„Was? Was hast du noch…?“
 

„Nun, Prügel, so viel ist sicher, Einsamkeit, kein Umgang mit Anderen, keine Liebe, die ersten Tage dachte er jedes Mal, wenn ich ihn hochnehmen wollte, ich schlage ihn.. hast du schon mal Misshandlungen gesehen, die besser geworden sind? Und so kann er neue Erinnerungen machen, du hast deinen kleinen Sohn, er ist nicht in Gefahr, da der Trank auch nicht harmlos sein kann, was mein Heiler erzählt hat. Ich denke, es wäre das Beste.“ Er wollte kein Kind, das aufgrund von Tränken und Misshandlungen psychisch krank oder gar gefährlich wurde, so sehr, dass man es am Ende wohlmöglich würde töten müssen. Nein, auf gar keinen Fall.
 

In dem Moment tapste auch Ataer mit vorsichtigem Blick aus dem Bad, ordentlich und sauber angezogen und mit gekämmten Haaren. Er hielt nach kurzem Zögern auf die beiden Erwachsenen zu, krabbelte wieder aufs Bett und lehnte sich an Sirius, griff aber auch nach Fenrirs Hand. Er wollte beide Männer da haben, hatte Angst, dass einer von ihnen verschwinden würde.
 

„Ja,“ nickte Sirius, zog Ataer ganz auf seinen Schoß. „Er soll wachsen, wie jedes andere Kind auch,“ gab er knapp zurück. Auch er würde es brauchen. Er hatte sich immer so sehr darauf gefreut, sein Kind wachsen zu sehen, nun hatte er diese Gelegenheit endlich mal. Er wollte sie nicht so verspielen. Er sah auf, als die Hauselfe ein Tablett brachte und schnell wieder ging. „Komm, Kleiner. Frühstück ist da,“ erklärte er.
 

Fenrir breitete die Sachen wieder auf dem Boden aus, einen Tisch hatte er hier drin nicht, da eigentlich im großen Zelt mit allen gegessen wurde, doch allein Ataer da mit rein zu nehmen hatte in einem Panikanfall und einer Heulattacke geendet. Alle vier Mal, die er es versucht hatte. Fürs Erste hatte er es aufgegeben, so lang, bis Ataer sich an Alles gewöhnt hatte und sich sicher fühlte. „Na kommt schon! Das Essen ist aufgetischt!“, automatisch hielt er den großen Teller Speck hoch, was sich neben Süßem, schnell zu der Leibspeise seines Sohnes entwickelt hatte und auch dieses Mal tat es seine Wirkung, der Junge ließ sich von Sirius‘ Schoß heben, sah ihn noch mal an und packte schnell zu, gleich drei der krossen Scheiben hielt er, knabberte genüsslich an ihnen. Ja, das war doch mal was Feines!!
 

Die Drei aßen in Ruhe, wobei Fenrir es herrlich fand, wieder mit Sirius einen kleinen Schlagabtausch zu haben, doch in ihm formte sich schon ein Plan. Die Dursleys also hatten seinen Kleinen misshandelt… er war absolut dafür, sie in ihr Dorf zu bringen und sie zu bestrafen – nach den Gesetzen der Dämonenrudel. Und wo er schon dabei war – er wollte das Lager hier bald abbrechen. Es hatte keinen Sinn, hier zu bleiben, Dumbledore war nicht hier, er konnte ihn also nicht überwachen. Es wäre vergebliche Liebesmüh und er hatte wirklich was Besseres zu tun. Zu Haus hatte er eine schöne Hütte mit genug Platz, dass Ataer ein eigenes Zimmer haben konnte, so, dass Sirius und er, zumindest mal kurz tagsüber für ein Stündchen verschwinden konnten!
 

„Fenrir…“
 

„Hm?“, fragte der Angesprochene, lächelte etwas und goss Ataer etwas Kaba in die Tasse.
 

„Warum bist du nicht im Dorf?“
 

Der Ältere lachte. „Ich habe gerade daran gedacht, das Lager bald abzubrechen und zurückzukehren. Es macht keinen Sinn mehr, hierzubleiben. Ich bin gekommen, um den Alten zu beobachten, aber der ist nicht mehr da.“
 

„Dann sollten wir bald zurück,“ bestimmte Sirius. „Ich mag es hier nicht.“ Nein, hier war Alles ihm zu nah, die Schule, die Erinnerung, die Schmerzen.
 

„Sollten wir,“ stimmte Fenrir zu. „Zwei, vielleicht drei Tage, dann sollten wir die Logistik so weit haben, dass das Rudel zurückkehren kann.“
 

Sirius nickte, er lächelte, als Ataer nach einem kurzen Moment wieder auf seinen Schoß kroch, den obligatorisch scheinenden Teddy im Schlepptau und ihn erwartungsvoll ansah. „Kann das sein, dass du was möchtest?“, fragte er leise. Er lächelte, als er sah, wie Ataer zu Fenrir deutete, der sich nach einem kurzen Moment seufzend ebenfalls zu ihnen setzte und ein Buch zu sich schweben ließ.
 

„Er will sein Märchen,“ erklärte er dem Anderen. „Und ich muss es vorlesen. Schön, dass ich noch nicht ganz vergessen bin,“ er wuschelte durch Ataers Haare, doch er gab das Buch an Sirius. „Kleiner, ich muss ganz dringend was machen, kannst du bitte solang bei deinem Daddy bleiben? Er liest dir bestimmt auch ein neues Märchen vor oder malt was mit dir.“
 

Sofort sah Ataer ihn unsicher an, doch als er das bestätigende Lächeln des Anderen sah, nickte er, kuschelte sich an Diesen. Dieses Mal gab es keinen großen Kampf, als Fenrir das Zelt verließ. Nur einen traurigen und ängstlichen Blick. „Ich bin so schnell da, wie es nur eben geht.“
 

Sirius nickte Fenrir zu, hielt Ataer, küsste ihn und schlug das Buch auf, zum Inhaltsverzeichnis. „Sag mir, was du noch nicht kennst und was ich dir vorlesen soll.“ Er lächelte, als der kleine Finger auf das Bild eines Drachen glitt. Er schlug das entsprechende Märchen auf. „Also, es war einmal…“
 

Fenrir hingegen ging raus und kaum, dass die Plane fiel, wurde sein Gesicht steinhart. Er stürmte in den Saal, wo die Anderen frühstückten. „Jaden, Marcus, James, Taylor, Marisha, Amber, Troy! Hierher!“
 

Jaden blickte auf und er wusste, etwas stimmte nicht. Etwas war schrecklich falsch. Schnell kam er dem Befehl nach, drückte seiner Frau das Kind in die Hand und folgte, mit den Anderen, dem Alpha, wohl wissend, dass die Kuschelzeit aus war und das eine Jagd folgen würde. Eine blutige. Es schien fast… als habe Fenrir erfahren, wer sein Kind gequält hatte und dann konnten sie sich auf Folter einstellen. An der sie sich Alle beteiligen würden. „Alpha?“, fragte er.
 

„Taylor, James, richtet Alles, das wir in drei Tagen wieder zu Haus sein können, ich will wieder in feste Häuser, bevor es zu kalt wird, hier ist es mir nicht sicher genug!“ Er wartete, bis die Anderen weg waren. „Marcus, Marisha, Amber, Troy. Ich will eine Adresse! Petunia Dursley! Schnell! Gestern!“
 

Sofort stoben die Angesprochenen los. Dämonen waren intelligent, sie nutzten Alles, was Muggelwelt und Magie zu bieten hatte, es würde nicht lange dauern.
 

„Fenrir…?“
 

„Ich weiß, wer das Kind so zugerichtet hat,“ erklärte Fenrir. „Und ich will nicht mehr! Ich will zurück, wo der Junge besser versorgt werden kann. Er geht nicht ins Essenszelt, also brauch ich zumindest einen Tisch!“ Ja, im Moment staute sich bei ihm Alles an. Denn da war auch noch das Rätsel, wie sein Kind zu Harry Potter hatte werden können.
 

Ah, ja, das erklärte die Laune hätte er mal gesagt, er lief neben dem Anderen her. „Und was genau tust du jetzt?“
 

Er lief einfach. Er musste sich bewegen! Die angestaute Wut der letzten Jahre, die dumpfen Befürchtungen, Alles kam gerade in ihm hoch. Mittendrin schoss seine Faust vor, es gab ein knirschendes Geräusch, bevor sich ein Riss durch die Rinde des alten Baumes zog. Er blickte zu Jaden. Nein, ihn jetzt zu einer Übung aufzufordern wäre Mord und er würde das Problem haben, einen neuen Beta suchen zu müssen. Nichts, womit er sich jetzt auch noch beschäftigen wollte.
 

„Hat der Baum dich angegriffen?“
 

Fenrir knurrte nur, doch dann bekam er sich wieder in den Griff. „Beschaff mir Klamotten für Sirius, die Lumpen, die er noch hat, sind meines Gefährten nicht würdig!“
 

Ja, Jaden wusste wieder, warum der Job manchmal so scheiße war. Ein Alpha, der so aufgebracht war, war eine Gefahr. Aber im Gegensatz zu sonst versuchte er, sich zu beherrschen, denn um nichts in der Welt hätte Jaden ihn jetzt beruhigen wollen.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Ah,“ murmelte Tom, blickte auf den Brief, der ihm von Lucius übergeben worden war. „Sieh einer an. Sie haben den Alten wohl, bevor er verschwunden ist, genug befragt, um mich frei zu sprechen,“ stellte er fest. Ja, er galt wohl als frei, doch er hatte nicht vor, sein Glück auf die Probe zu stellen. Nein, nicht in diesem Leben. Er hatte nicht so lang Alle getäuscht, um jetzt unvorsichtig zu werden. Denn er wollte wieder Politiker werden, etwas tun, damit das, was jetzt geschehen war, sich nicht noch mal wiederholen würde. Und noch stand ihm dafür Longbottom im Weg. Er würde dann öffentlich auftreten und mehr über sich verraten, wenn er wusste, dass auch der Bengel ihm nichts konnte. Wie gesagt, er hatte gelernt, Niemandem ganz zu trauen, mit wenigen Ausnahmen. Denn es war keine Paranoia, wenn sie wirklich hinter dir her waren!
 

„Und?“, fragte Lucius ruhig. Es war schwer genug gewesen, dieses Dokument zu erwirken, denn die Angst vor dieser Märchenfigur, die der Alte geschaffen hatte, war so groß, dass es jeder Beschreibung spottete. Zwar hatte sich Tom nicht als der Böse rausgestellt, doch noch immer war da die Macht einer Jahrzehnte langer Gewohnheit, die es zu überwinden galt, Misstrauen gegenüber Tom und jedem Anderen auch. Und die Frage, wer sich eigentlich hinter einem guten Teil der Todesser verbarg. Ja, Tom hatte Vertraute und ja, die waren manchmal handgreiflich geworden, doch nie so, wie es behauptet wurde.
 

„Was?“
 

„Was wirst du tun?“
 

„Nichts.“
 

„Nichts??!“
 

„Nichts. Noch ist mir das Alles nicht sicher genug, der kleine Longbottom… etwas stimmt nicht, er ist nicht so harmlos, wie ein Kind in dem Alter es sein sollte und ich werde nicht jetzt, kurz bevor ich am Ziel bin, unvorsichtig werden und riskieren, dass man mich doch noch umbringt. Oh nein, ganz sicher nicht.“
 

Lucius verdrehte die Augen. „Er ist ein Kind! Was soll er schon groß machen?!“
 

„Nun,“ gab Tom ruhig zurück. „Er mag ein Kind sein, aber sein Lehrer war Albus Dumbledore, der entkommen ist, aber statt Terror zu verbreiten auf seltsame Weise verschollen ist. Ich weiß, wie der Alte denkt, er hat auch versucht, mich zu formen und er war nicht wählerlisch mit den Mitteln, die er angewandt hat!“
 

„Du glaubst doch nicht, dass dieser unbegabte Knirps…!“
 

„Ich unterschätze meine Gegner nie, niemals, sonst hätte ich im Leben nicht so lang überlebt,“ konterte Tom. Er hatte schon ein Mal Longbottoms Augen gesehen, erst in diesen Sommerferien und darin hatte er eine Kälte gesehen, die ihn gewarnt hatte. Das war kein normales Kind.
 

Lucius verdrehte seine Augen, doch er war nun mal nicht der Boss, also hielt er seinen Mund. Wie gesagt, er hielt Longbottom nur für ein eingebildetes Ärgernis, nicht für mehr. Nicht schwerer zu ignorieren, als die Tatsache, dass Black eigentlich irgendwie zur Familie gehörte, selbst wenn Narcissa nichts mehr liebte, als es ihm in Erinnerung zu rufen, da sie ihren kleinen Cousin eigentlich schon immer gemocht hatte.
 

„Lucius, unterschätz niemals Jemanden, ich dachte, das hättest du gelernt, seit Potter dich deine Hauselfe gekostet hat.“
 

„Er hat mich meine Hauselfe gekostet, aber er ist doch kein Killer!“
 

„Er nicht, nein,“ gab Tom sofort zurück. „Um einen Krieger zu haben, hat Dumbledore auf das falsche Pferd gesetzt und das ist es, was Longbottom nie verkraftet hat. Jetzt wird er ausleben, dass er den Status erhalten hat, den er in seinen Augen verdient. Ich will, dass der Bengel unter Dauerbewachung steht, sag Severus, er soll in dessen Gedanken wühlen, wenn es erforderlich ist, ich will wissen, was der Bengel vorhat!“
 


 


 


 


 


 


 


 


 

Sirius lachte leise, holte Schwung und sah zu seinem Kleinen, der ihn vom Schoß aus strahlend anlächelte. Er hatte Ataer dazu überredet, mit ihm auf den Spielplatz zu gehen, obwohl da noch andere Kinder standen und sie beobachteten. Doch da sie die Angst des Kleinen bemerkten, ließen sie ihn in Ruhe, sie wussten ja, dass es der Sohn ihres Alphas war, sie würden nicht auf die Idee kommen, ihm was zu tun.
 

Inzwischen hatte Ataer sich sogar entspannt, lehnte an seinem Daddy und lächelte, während die Schaukel hin und her schwang. Er war zwar nicht bereit, allein zu laufen oder sich runter setzen zu lassen, aber er fühlte sich eindeutig besser, als eben noch. Na ja, eigentlich war es zu kalt, um draußen zu spielen, aber ganz ehrlich – Fenrirs Zelt bot nichts, um ein Kind diesen Alters wirklich zu beschäftigen. Nichts, als den Teddy, der sie ja auch jetzt begleitete und eigentlich war das hier das Alter, in dem diese Art von Spielzeug seiner ersten Ausmusterung entgegen sah. Nun, da stand eben ein großer Einkauf an, in dem Moment, wo sie zurück sein würden. Ein ganzes Kinderzimmer musste her! Klamotten und Spielsachen, kindgerechte Möbel… und er selbst brauchte auch so Einiges.
 

Aber egal, er hatte wirklich gelernt, mit wenig auszukommen, seit er in Azkaban gesessen hatte. Nichts konnte ihn seither mehr schocken, keine Kleidung war zu mottenzerfressen oder zu zerfetzt und ihm machte auch sehr karge Kost nichts aus. Das Einzige, das er nie verlieren wollte, war seine Familie. Ataer, den er schon ein Mal verloren hatte, was ihm schon damals das Herz gebrochen hatte und seinen Gefährten, der ihm so gut tat. Er stieß sich noch ein Mal ab, aber danach musste er rein gehen, es war einfach zu kalt und sein Sohn war nicht gesund, das hatte ihm auch der Heiler bestätigt. Es brauchte einfach nicht viel, um ihn wieder richtig krank zu machen, weil Ataer zu dünn und schmal war, keinerlei Reserven und kaum ein Immunsystem hatte.
 

Und auf ein Mal stockte Sirius, mitten in der Bewegung. Etwas, das langsam wieder in ihm hoch kam. Etwas, das er nicht fassen konnte. Automatisch drückte er seinen Kleinen enger an sich.
 

„Nuffel?“; fragte Ataer vorsichtig. Er hatte rausgefunden, dass er nicht geschlagen wurde, wenn er einen Ton von sich gab, sondern dass die beiden Männer, die sich um ihn kümmerten, sich zu freuen schienen, wenn er was äußerte. Er merkte, wie der Mann, an den er sich irgendwie erinnerte, ihn enger an sich drückte.
 

„Keine Sorge,“ gab Sirius dem Kleinen zu wissen, lächelte, dass der Junge wenigstens begann, Worte zu formen. Na ja, eigentlich nur Eines. Aber er sagte was, machte von Zeit zu Zeit ein Geräusch. „Daddy ist nur was Wichtiges eingefallen.“ Er stand auf, trug den Jungen zurück ins Zelt, erleichtert, als er sah, dass auch Fenrir wieder da zu sein schien. Er setzte Ataer auf das Bett. „Ich muss mit Dad reden,“ erklärte er, legte dem Jungen das kleine Malheft hin.
 

Fenrir hob eine Augenbraue, doch er folgte Sirius, der sofort ins Bad steuerte und sie in eine Blase einschloss. Es ging also um was Ernstes, vermutlich betraf es Ataer. Nun, er kam auch gerade von einem Trip zurück, hatte die Dursleys zu sich ins Zuhause seines Rudels gebracht und James überlassen. Der war bei ihnen der Ausfrageexperte. Er würde Alles rausfinden, ohne Rücksicht auf Verluste. Nun, vermutlich sangen diese widerlichen Muggel ohnehin schon in den höchsten Tönen, aus purer Angst vor Magie.
 

„Fenrir, ich erinnere mich an etwas!“
 

„Was?“
 

„Lily… sie.. sie wollte kein Kind, schon gar nicht so früh, nicht so kurz nach der Hochzeit! Sie wollte keine Mommy sein und zu Haus bleiben! Sie wollte eine Karriere im Ministerium! Und sie wollte James als Trittbrett benutzen, ihren neuen Status als Reinblut nutzen. Die Schwangerschaft, sie wollte sie zu Beginn abbrechen, aber James hat ihr gedroht! Er wollte doch unbedingt einen Sohn! Und er hat ihr verboten Karriere zu machen!“ Ja, in der Hinsicht waren Zauberer noch sehr altmodisch und man musste wissen, auf was man sich einließ, wenn man ein Reinblut ehelichte, denn James war nicht dumm gewesen, er hatte auf einen Vertrag bestanden – den Lily wohl nie wirklich durchgelesen hatte…
 

„Und?“, fragte Fenrir ruhig.
 

„Ich weiß noch, sie hat mir nach einem neuen Streit mit James stolz erzählt, dass er nicht bekommen würde, was er will, weil sie weiß, dass sie ein Mädchen bekommt und Fenrir, sie hat getrunken! Schwanger! Alkohol! Hochprozentiges! Sie sagte, sie will sehen, wie ein Reinblut mit einem behinderten Kind umgehen wird! Mit einer Dummen, die auch mit Vierzig noch Alles vollsabbert!“
 

„Worauf willst du hinaus?“, fragte Fenrir vorsichtig.
 

„Ich war zur selben Zeit im Krankenhaus, wie die Potters auch,“ gab Sirius zurück. Ich hab Ataer gerade besucht und wollte Alles vorbereiten, um am nächsten Tag gehen zu können, mit dem Jungen, da ist mir ein anderes Kind aufgefallen, es lag drei Wiegen von meinem Kind entfernt. Ataer war klein, gesund und rundlich, er war ein so süßes Baby! So…. er hatte damals schon weiße Strähnchen,“ fügte er leise ein. „Aber dieses andere Kind, es war ein Mädchen und es sah schrecklich aus, der Kopf war deformiert und die Schwester meinte, es wäre nicht überlebensfähig, es würde wohl noch diese Nacht sterben. Der Name auf der Wiege war Potter!!“
 

Fenrirs Gesicht verzog sich. „Was vermutest du?“ Er setzte sich auf den Wannenrand, beobachtete seinen Gefährten.
 

„Ich… James, er wollte unbedingt einen Erben, wie wäre er denn dagestanden, wenn das mit dem Mädchen raus gekommen wäre, dass auch noch so schwer geschädigt war! Oder was wäre passiert, wenn er ein totes Baby hätte zugeben müssen, weil Lily es mutwillig geschädigt hat?! Er hätte doch sein Gesicht verloren!“
 

„Du willst damit sagen, dass dein eigener bester Freund dein Kind geklaut hat, weil es um sein Ego ging?“, fragte Fenrir ungläubig. Es überraschte ihn immer wieder, wie dumm einige Zauberer offensichtlich sein konnten.
 

Sirius sackte auf dem Rand der Wanne in sich zusammen, schlug die Hände vors Gesicht und nickte. „Er… ist einfach rein, hat ein Kind genommen und sein Aussehen und durch Zauber vermutlich auch den Geruch verändert,“ gab er zurück. „Aber… Jemand muss ihm geholfen haben! Ich bin mir sicher, allein… hätte er das nicht geschafft! Dazu hatte er gar nicht das nötige Wissen, was die Zauber angeht!“
 

Fenrirs Blick verdunkelte sich. „Wie konntest du dieses behinderte Kind vergessen?“, fragte er leise, setzte sich neben seinen Gefährten, nahm ihn in die Arme. Er konnte sich absolut nicht vorstellen, wie es war, ein Baby zu verlieren kaum, das man es auf die Welt gebracht hatte und er war fast froh, dass er es damals nicht gewusst hatte, er hätte die Morde begangen, die man ihm ohnehin unterstellte.
 

„Ich… ich weiß nicht!“, verteidigte Sirius. „Die… ersten Tage nach Ataers Verschwinden, es… ist Alles so verschwommen, so unklar, in Azkaban hab ich manchmal davon geträumt, konnte es aber einfach nicht verstehen…“
 

„Das war kein Vorwurf“, gab Fenrir entschieden zurück. Er wusste, wie hart eine Geburt sein konnte, vor Allem bei einem schwangeren Mann. Er strich leicht über Sirius‘ Seite. „Ich finde raus, wer dir das angetan hat“, versprach er. Er würde eben einige Leute nach St. Mungos schicken und rausfinden, wer am Tag der Geburt des angeblichen Potterkindes da gewesen war, denn würde er prüfen lassen, ob Irgendwer kurz danach hohe Summen an Geld bekommen hatte und dann… sollte Derjenige sich besser sehr, sehr warm anziehen!! „ich werde…!“ Doch sofort beruhigte sich der aufgebrachte Mann, lächelte, als der kleine Kopf sich durch die Tür schob. „Ataer, was gibt es?
 

Als der kleine Junge auf das Klo deutete, nickte er, nahm Sirius mit und verließ den Raum, er hatte gar nicht mitbekommen, wie viel Zeit vergangen war. Draußen sah er Sirius fest in die Augen. „Ich werde es rausfinden und diese Fragen klären und ich werde rausfinden, wer Ataer dann mit diesem gemeingefährlichen Trank überschüttet hat. Gestern hab ich angefangen, die Leute, bei denen der Kleine gewohnt hat, sind in der Strafhütte im Dorf, sie werden auch leiden! So, wie Jeder, der euch weh getan hat…“
 

„Danke,“ flüsterte Sirius, genoss den innigen Kuss, lächelte, als er die Arme fühlte, die sich um seine Beine schlangen, er beugte sich runter, hob Ataer auf, drückte ihn fest an sich. Er wollte einfach nur, dass seine Familie künftig sicher sein würde, was schwer war, da er wusste, dass Dumbledore, der ihn in den Knast und Ataer zu furchtbaren Menschen gebracht hatte, noch so frei war, wie der, der seinen Sohn fast ein weiteres Mal umgebracht hatte. Was in ihm wieder mal die Frage aufbrachte, wer Ataer das erste Mal fast umgebracht hatte, als der noch Harry Potter gewesen war und James und Lily gestorben waren. Denn Tom war es nicht gewesen, das glaubte er nicht wirklich.
 

„Dafür nicht,“ gab Fenrir nur zurück, strich über Ataers Wange, der ihn daraufhin anstrahlte. „Da!“ Überrascht hob der Dämon die Augen. Bitte? Hatte sein Sohn endlich mal mit ihm gesprochen? Und ihn auch noch als seinen Vater bezeichnet?
 

Sirius lachte, küsste seinen Sohn. „Ja, das ist dein Dad!“, lobte er den Jungen sofort. Alle Sorgen waren erst mal vergessen. Er wollte Zeit nachholen…

Zu Hause

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Aidan

„Na komm“, lächelte Sirius, setzte Ataer in den Kindersitz, den er gerade gezaubert hatte. Sie mussten noch einen Richtigen kaufen, aber für eine Fahrt würde es das hier auch tun, hatte er entschieden und es war allemal besser, als ein Portschlüssel. „Wir gehen jetzt in die Stadt,“ erklärte er seinem Sohn, der mal wieder nicht loslassen wollte. „Ich fahre“, fügte er an. „Wir müssen doch endlich mal ein paar Sachen für dich kaufen, du brauchst auch neue Buntstifte und so.“
 

Fenrir saß schon auf dem Beifahrersitz, er beobachtete, wie der Klammergriff des Kleinen langsam nachließ und Sirius ihren Sohn küsste, bevor er sich setzte und grinsend mit dem Drehen des Schlüssels den Motor startete. „Keine Sorge, mein Kleiner,“ sprach er, wandte sich zu dem Anderen um „Wir machen uns heut einfach einen tollen Tag!“
 

Ataer sah aus dem Fenster. Er kannte Autos, Onkel hatte ja auch eines, ein Großes, zum Angeben. Aber er hatte nie rein gedurft, er hätte die Sitze mit seiner Anwesenheit verschmutzt, Auto fahren durfte nur Dudley. Doch nun saß er auch hier, in einem einfachen Sitz und konnte die Landschaft an sich vorbeirasen sehen. Er lehnte sich ans Fenster, sah einfach staunend raus, zumindest, bis sie hielten.
 

Dad und Daddy stiegen aus, Daddy öffnete die Tür, lächelte, löste den Gurt und half ihm raus, aber das war Ataer gar nicht so recht. Denn da waren ganz viele andere Menschen. Er wollte sich tiefer in den Wagen verkriechen, doch der Andere war schneller, packte ihn und hob ihn einfach raus. Das war ihm gar nicht recht!
 

„Keine Angst,“ lächelte Sirius, holte den flüchtenden Ataer mit einer schnellen Bewegung aus dem Auto und hob ihn auf die Arme. Er sah zu Fenrir, strich beruhigend über Ataers Rücken. Dass es nicht einfach werden würde, war klar gewesen.
 

„Also, du gehst Klamotten einkaufen, ich geh mit dem Kleinen…“
 

„Kommt ganz sicher nicht in Frage, “ gab Sirius nur zurück. „Ich will wissen, was genau der Kleine bekommt, wer weiß, was du ihm kaufst! Nein, nein. Du wirst damit leben müssen, dass wir erst Ataer einkleiden. Du kannst ja mit ihm ein Eis essen gehen, während ich schnell Sachen für mich beschaffe.“
 

„Eis? Im Dezember?“
 

„Und?“, fragte Sirius nur. „Ich finde, Eis schmeckt immer. Und wenn ne Eisdiele offen hat – warum nicht?“ Er sah sich um. „Kennst du dich hier aus? Ich würd gern mit Kleidung und Möbeln anfangen…“
 

„Jap, du hast Glück, hier gibt es ein sogenanntes Kinderzentrum, da gibt es Kleidung für Kinder bis acht Jahren und Möbel haben sie da auch, Alles ein Abwasch. Nur Spielsachen und Bücher müssen wir nebenan kaufen, “ er grinste etwas, es war nur aus einer Tür raus und aus der Anderen rein.
 

„Na dann… sollten wir anfangen,“ meinte Sirius nur, hielt Ataer fest, der seinen Kopf wieder mal an Sirius‘ Hals versteckt hatte und sich mit einer Hand festklammerte, während die Andere den Teddy umklammert hielt. Es gefiel ihm nicht, dass der Kleine so eine Panik hatte, aber das würde sich sicher bald geben. Ataer würde begreifen, dass er mit seinen Eltern immer sicher sein würde, aber er brauchte eben Zeit. Zeit, die die Beiden ihm geben würden. Wie lange es auch sein musste.
 

Fenrir nickte, ging voran und brachte die Beiden zu dem Zentrum für Kinder. Er hielt seinem Gefährten die Tür auf, sah zu, wie Ataer sich auf seine Weise den neugierigen Blicken entzog. Aber zum Glück waren das nur ein paar alte Leute und Mütter mit jungen Kindern. Im Inneren krallte er sie die nächste Verkäuferin, die sie auf ein Stockwerk nur mit Kinderzimmern brachte, aber man konnte sich auch alles selbst zusammenstellen, wie man es wollte. Je nachdem, wie man es sehen wollte.
 

Sirius nahm Ataer sanft, stellte ihn auf den Boden. „Hier,“ erklärte er. „Sieh dich um und wenn dir was besonders gut gefällt, dann musst du es nur sagen.“ Er selbst blickte auf die Ausstellungsstücke, sie gingen an Baby und Kleinkinderzimmern vorbei, erst bei den Räumen für die etwas Älteren wurden sie langsamer.
 

„Hier, wie findest du das?“, fragte Fenrir, deutete auf ein hübsches, einfaches Bett ein einem relativ einfachen Zimmer, mit Schreibtisch, einem Teppich in Autoform, einem eher kleinen Schrank und viel Stauraum für Spielsachen.
 

„Hmm,“ Sirius sah sich um. Ihm kam das Zimmer zu klein, zu kahl, ja, fast etwas unfreundlich vor. „Ich weiß nicht. Ataer, guck… Ataer? Fenrir, wo ist er?!“
 

Der Ältere hob eine Augenbraue, sah sich suchend um. „Weit wird er kaum gegangen sein,“ meinte er nur, sah sich um. „Da kommt Jemand, wenn der Kleine diesen Jemanden gesehen hat, wollte er sich vermutlich verstecken.“ Es war ein älterer, etwas molliger Mann, der dort entlang lief, sicher, um ein Geburtstagsgeschenk für einen Enkel zu suchen oder seine Familie zu unterstützen, indem er das Geld für die neue Wohnungseinrichtung übernahm.
 

Sofort schnüffelte Sirius in der Luft, sich selbst scheltend, dass er die kleine Hand losgelassen hatte, dann aber fand er die Spur – zeitgleich mit Fenrir. „Guck mal,“ sprach er leise, betrachtete das Hochbett, dass in sich schon ein kleiner Kinderspielplatz zu sein schien. Es war wie eine Burg geformt, an einem der Türme verbarg sich eine Wendeltreppe, die zum Bett führte, dass oben in den Zinnen war. Der untere Bereich war mit einer Stoffwand mit Steinmuster abgetrennt, so, dass darunter so etwas wie eine Höhle sein musste. In der er seinen Sohn roch. Schnell hob er den Stoff hoch, lächelte dann als er Ataer sah. Er hatte seine Angst eindeutig vergessen, er saß auf einem Sack in Steinform, seinen Teddy glücklich im Arm und sah auf ein Lichtspiel, dass Ritterfiguren und Burgfräulein an die Wand warf. Es befanden sich noch zwei weitere der Sitzsäcke da unten und ein kleines Regal, in das man Bücher stellen könnte. „Ataer,“ lächelte er.
 

Ataer sah sich um. Er hatte Jemanden gesehen, der ihn so sehr an Onkel erinnert hatte, dass er weggerannt war – und diesen Ort hier gefunden hatte. Hier war es toll, es war wie eine eigene, kleine Höhle, sicher, nicht ganz hell, aber mit einer Lampe, die die Dunkelheit vertrieb. Er schrak zusammen, als der Stoff sich hob, hob die Hände vors Gesicht, doch er wurde nicht mal gehauen, obwohl er einfach weggerannt war, nur hochgehoben.
 

Sirius hatte Mühe, nicht zu brüllen, als er sah, dass Ataer Panik bekam, vor ihm, er holte ihn aus der kleinen Höhle, küsste ihn leicht. „Gefällt dir dein Versteck?“, fragte er sanft, lächelte, als sein Kleiner nach kurzem Überlegen nickte, sich dann ankuschelte. Es war klar ersichtlich, dass er sich keine Hoffnung darauf machte, wirklich zu bekommen, was er wollte. Er sah zu Fenrir. „Was meinst du?“, fragte er. „Es wäre auch ideal, um bei Regen und zu hohem Schnee zu spielen, mit der Rutsche.“ Er deutete auf die Rutsche am Fußende des Bettes, hob Ataer einfach mal hoch und setzte ihn auf die Matratze. „Na, ist das bequem?“
 

Erschrocken griff Ataer sofort wieder nach seinem Daddy. „Nis… hier..!“, wimmerte er, erleichtert, als er sofort wieder hochgenommen wurde.
 

„Dummchen! Wir lassen dich doch nicht hier,“ versprach Sirius sanft. „Im Gegenteil, wir wollen dir das Bett hier kaufen und ich will wissen, ob du es bequem findest…“
 

Ataer sagte nichts, doch er lächelte wieder, atmete erleichtert auf. Nein, sicher hatte Daddy das nicht gemeint. So ein Bett war viel zu teuer und Niemand gab Geld für ihn aus.
 

„Ein Ritterzimmer also," stellte Fenrir fest, sah sich im Rest des Raumes um. Ein schräg gestellter Schreibtisch, dessen Schreibklappe man hochheben konnte. Innen war genug Platz für Bücher. Sonst gab es einen Wimpel, dessen Wappen Fenrir natürlich ändern würde, Regale in Turmform, eine leicht erhöhte Plattform die aussah, wie eine Wiese mit bunten Kissen, perfekt, um zu kuscheln, ohne sich gleich zu verkriechen. Dahin würde auch sicher ein hübsches Drachenplüschtier passen, mit giftigem Blick oder so. Selbst der Schrank sah aus, wie eine Burgzinne. Es war wirklich hübsch. Verspielt und kindgerecht. Und es passte, wenn man die Sachen mit etwas Zauber vergrößerte, gut in das Zimmer. Sirius hatte Recht. Da hatte Ataer auch bei Regen und Schnee einen hübschen Spielplatz. „Nehmen wir es, es ist ja nur das teuerste Zimmer in diesem Haus, da bin ich mir sicher.“ Ja, der Preis hatte sich gewaschen und gebügelt, doch… er blickte auf Ataer, der mit gewisser Sehnsucht auf die Höhle sah. Was tat man nicht Alles für seinen Welpen? Und es war ja wirklich nicht so, als würde er das Geld nicht haben!
 

Stunden später saßen Fenrir und Ataer in einem kleinen Cafe, in dem es tatsächlich auch im Winter noch Eis führte. Er hatte dem Kleinen ein Kindereis kommen lassen, saß selbst vor einem großen Kaffee. Der Tag hatte es in sich gehabt, allein die Klamotten und dann der Weg durch den Spieleladen, ganz im Ernst, da hatten sie sich immer wieder gegenseitig abhalten müssen, zu viel zu kaufen. Es war letztendlich bei ein paar Gesellschaftsspielen, zwei Drachenteddies, Legos und ziemlich vielen Büchern geblieben. Na ja, und bei Kleinigkeiten, wie einem Ball, Seifenblasen, ein, zwei Puzzles und anderen Dingen. Nun war Sirius in ein Kleidungsgeschäft gegangen, um sich selbst einzudecken.
 

Lächelnd tat Sirius in das Cafe, er hatte sich schnell eingedeckt und sogar noch einige Sachen für Fenrir gefunden. Immerhin hatte der ihm vorher Dinge gegeben und allein sie anzupassen hatte das Gewebe strapaziert. Sie noch mal zu verändern war so, als würde man eine Schere ansetzen und sie zerlegen. Das konnte man sich einfach auch sparen.
 

Er ließ seinen Blick schweifen, sah zu Fenrir. Er war noch ein Mal schnell in dem Spielzeugladen gewesen, immerhin war bald Weihnachten und da musste Ataer ja auch noch was bekommen. Das, was sie bisher gekauft hatten und das er schon an die Hauselfen übergeben hatte, damit die das Zimmer aufbauen konnten, war nichts als das Nötigste.
 

Es war einfach ein schönes Bild, Ataer saß an Fenrir gekuschelt in der Ecke, abgeschirmt von all den Blicken, mit einem bunten Eisbecherchen vor sich und seinem Teddy auf dem Schoß. Und er hatte einen neuen Schatz, den er neben sich hatte – eines der Bücher, die sie gekauft hatten, lag neben dem Eisbecher. „Na ihr Beide?“, fragte er, als er sich setzte und nach der Karte griff.
 

Fenrir verdrehte die Augen. „Na du? Laden leer gekauft? Du hast fast eine Stunde gebraucht!“
 

Sirius hob eine Augenbraue. „Ich hab eine ganze Garderobe gebraucht, wenn dir das entfallen sein sollte, das braucht nun mal seine Zeit.“ Er bestellte sich auch was zu Trinken und eine Kleinigkeit. „Ataer, schmeckt das Eis?“ Er sah, wie der Kleine aufsah, lächelte und wieder ein winziges Löffelchen in den Mund steckte, offensichtlich darum bemüht, dass der Genuss so lang wie möglich dauerte. Und Fenrir schien das Eis unter Stasis gesetzt zu haben, sonst wäre es zweifellos schon auseinander geronnen. Er sah, wie der kleine Junge nickte, nippte an dem Kaffee, der vor ihm abgestellt wurde. „Ich würde sagen, das war ein erfolgreicher Tag,“ stellte er dann fest.
 

Fenrir nickte, er blickte zu Ataer, strich über dessen Haare. Er ahnte, dass ihr Sohn noch eine ganze Weile bei ihnen schlafen würde, bevor man ihn würde überzeugen können, dass sie ihn nicht verließen, nur, weil er in seinem eigenen Bett lag. Sie saßen noch etwa eine halbe Stunde da, in der Ataer letztendlich auf dem Schoß seines Vaters einschlief. Der Tag hatte ihn wirklich erschöpft. Er trug den Kleinen zum Auto, setzte ihn in den neuen Sitz und sie fuhren erst mal zurück…
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Warum muss ich mit?“, jammerten Beide gleichzeitig.
 

„Oh, stellt euch nicht so an!“, knurrte Narcissa unwillig, sah zu Bella, neben der auch ein junger Mann stand. Ihr Sohn, ein Jahr älter als Draco. Der Sohn des dunklen Lords, versteckt durch die Scheinehe ihrer Schwester mit Rudolphus. Ein hübscher Mann, dem Tom erst vor einigen Tagen die Rückkehr nach England erlaubt hatte, einfach um dessen Sicherheit besorgt. Immerhin war er der meistgesuchteste Mann Englands gewesen, bis zu den neuesten Enthüllungen. Selbst Lucius war überrascht gewesen, als der Jugendliche das erste Mal vor ihm gestanden war, mit Toms dunkelroten Augen und schwarzen, glatten, schulterlangen Haaren. Draco hatte sofort mit ihm Freundschaft schließen wollen, doch der Junge… mochte ganz offensichtlich nicht. Der hielt seinen Sohn auf Abstand.
 

„Ich will nicht! Black ist…!“
 

„Mein Cousin,“ fiel Narcissa ihrem Sohn ins Wort, machte eine abrupte Bewegung, als ihr Mann sich einmischen wollte. „Und er hat uns was Wichtiges mitzuteilen, also werden wir gehen und zuhören!“
 

„Eine Woche vor Weihnachten, die wollen nur Geschenke,“ moserte Lucius, der das Geld zwar reichlich hatte, es aber hasste, etwas davon ausgeben zu müssen.
 

„Sirius ist Oberhaupt der Familie Black, das Letzte was er braucht, sind Almosen,“ gab Bella zurück, die stolz hinter ihrem Spross stand. Aidan war nicht sehr gesprächig, doch er war ein prächtiger, intelligenter Junge, der sich gut gemacht hatte und der wusste, dass seine Eltern ihn liebten, dass sie ihn nicht weggegeben hatten, sondern ihn in Sicherheit wissen wollten.
 

Tom selbst stand grinsend hinter den jammernden Malfoymännern. Beide viel zu verwöhnt. Nun, egal, er konnte sich nun auch so benehmen. Erst gestern war er das erste Mal ohne Schutz unterwegs gewesen. Nicht nur, dass Niemand ihn erkannt hatte, er hatte seine Ruhe gehabt und hatte einkaufen können – ein Weihnachtsgeschenk für Geliebte und Sohn. Wobei Bella bald seine Frau sein würde, sie ließ sich gerade von Rudolphus scheiden, der ganz froh war, da der nun offen zu seiner Geliebten stehen konnte. Es hatte sich viel geändert in den wenigen Wochen seit Potter verschwunden war. So Leid es ihm um den Jungen tat, aber dessen Verschwinden hatte den Krieg beendet. Es schien doch was Wahres dran gewesen zu sein. Keiner von ihnen konnte leben, solang der Andere es tat.
 

„Kommt,“ schaltete Tom sich daher ein. Er hatte nicht ewig Zeit, er wollte immerhin wieder im Ministerium versuchen, neue Gesetze durchzubringen, nun, wo er den Sitz seines Großvaters wieder offiziell nutzen konnte.
 

„Ja, ja,“ grummelte Lucius, hielt seinen Stock hoch, der, mal wieder, als Portschlüssel benutzt wurde. Direkt in das Lager der Wolfsdämonen, denn Fenrir hatte den Wald um die Schule herum schon vor einigen Tagen verlassen – seit die Leiche von Dumbledore aufgetaucht war, dessen Tod als Mord eingestuft worden war. Aber noch wussten nur Wenige, dass er gefunden worden war. Unter anderem Severus, der versuchte, herauszufinden, welches Gift den Alten umgebracht hatte. Nicht, dass es um den schade war, aber das hieß nun mal leider, dass da draußen noch ein Irrer war.
 

Nur Augenblicke später stand die kleine Gruppe Menschen mitten auf einem Platz, der umgeben war von Hütten. Nun, sie selbst standen neben der wohl Größten. Was eindeutig auch ein Rangzeichen war. Lucius klopfte mit dem Gehstock zwei Mal gegen die Tür, blickte auf die anderen Dämonen, die sie neugierig, aber nicht unfreundlich musterten. Sie waren eindeutig erwartet worden.
 

Fenrir blickte auf seine Gäste, die von einer Elfe zu ihm ins Wohnzimmer geführt wurden. Tom, Bella, ein wenig begeisterter Lucius, ein noch weniger begeisterter Draco, eine amüsierte Narcissa und Aidan. Der Junge, den er damals nach der Einkerkerung der Mutter, in Sicherheit gebracht hatte, bevor das Ministerium seiner habhaft werden konnte. Er hatte den Jungen nach Russland gebracht zu einem befreundeten Rudel, das weit genug weg gewesen war. „Hallo, “ nickte er.
 

„Grayback, lass uns das hinter uns bringen,“ knurrte Lucius nur missgelaunt. Er hatte wirklich keine Lust, sich hier lange aufzuhalten.
 

„Aber, aber,“ grinste Fenrir, während er eine Bewegung machte, die Tom dazu veranlasste, es sich auf dem breiten Sofa bequem zu machen. Auch dessen Sohn, der sich wirklich gemacht hatte, setzte sich. Zumindest wirkte er nicht ganz so arrogant wie Draco, der sich umsah, um Unrat und andere Dinge zu finden, die er offensichtlich suchte. Idiot. Nun, wie der Vater, so wohl auch der Sohn…
 

„Was hast du uns zu sagen, besser gesagt, was hat Sirius uns zu sagen, dass er uns hierher bestellt hat?“, fragte Bella schließlich, die durchaus neugierig war. Denn das war das erste Mal, das Sirius sie hierherbestellt hatte, in der Funktion des Kopfes des Hauses Black. Einen Titel, den ihr Cousin aufgrund des schlechten Verhältnisses zu seinen Eltern nie hatte annehmen wollen und nun hatte er es doch getan. Dafür musste es mehr als gute Gründe geben. Etwas war geschehen.
 

„Das werdet ihr sicher gleich hören,“ gab Fenrir zurück. Er wusste, Sirius war oben um sich umzuziehen, da Ataer gerade etwas verschüttet hatte. Was in einer Panikattacke geendet hatte. Sie hatten zusammen zwei Stunden gebraucht, um den Kleinen zu beruhigen, ihm klar zu machen, dass sie ihn nicht schlagen würden. Diese Austicker kamen inzwischen nicht mehr täglich, doch immer noch viel zu oft. Oh, und er hatte Sirius noch immer nichts von Vernons Absichten und Taten erzählt. Etwas, das er bald tun musste, denn ausziehen ließ Ataer sich trotzdem nur sehr ungern und ja, Sirius stellte Fragen.
 

„Was ist gleich?“
 

„Dann, wenn er eben kommt,“ gab Fenrir leicht entnervt zurück. Er wusste, Sirius wollte Ataer eigentlich gar nicht allein lassen, nach dem Ausraster, doch er musste sich umziehen, da er inzwischen sicher von dem Colazeug kleben dürfte, nun, vielleicht würde er das nächste Mal überlegen, was für Abartigkeiten er ins Haus brachte. Das Zeug war so süß, dass es einem die Zähne zusammenklebte.
 

Und vermutlich hatte Ataer sich verkrochen, in die Höhle unter seinem Bett. Der Kleine hatte sich unendlich gefreut, als er das Zimmer gesehen hatte. Erst hatte er sich gar nicht getraut, überhaupt was anzufassen, aber dann hatten Sirius und er das Spielen angefangen und langsam hatte auch Ataer sich angeschlossen. Er hatte nun seit zwei Tagen ein eigenes Zimmer, in dem er aber nicht allein bleiben wollte, zumindest nicht für lange Zeit und wenn, dann war er fast nur in der Höhle. Kurz überlegte er, ob er seinen Sohn runter holen sollte, doch er sah davon ab. Erst, wenn Sirius da war, das hatte der so gewollt. Und auch, wenn er körperlich der Stärkere war, Sirius konnte verdammt gemein werden, wenn er angepisst war und so was war wirklich kein Grund, den Zorn der Götter über sich selbst zu bringen.
 

„Ah, ihr seid schon da,“ stellte Sirius fest. Er hatte sich schnell geduscht, da er vollkommen verklebt gewesen war, Oberkörper und auch einige andere Stellen. Das war eklig gewesen.
 

„Natürlich… immerhin hast du als Kopf des Hauses Black gerufen.“
 

Sirius setzte sich auf die Lehne des Sessels, auf dem auch Fenrir saß. Er blickte die Anderen an. Bella hatte einen Sohn, das hatte er auch erst erfahren und unter normalen Umständen wäre der nun sein Nachfolger, statt Draco. Denn Bella war die Ältere der Schwestern und ihr Sohn war auch ein Jahr älter als Draco, der sich ohnehin schon sicher war, den Namen Black zu erben. „Habe ich,“ nickte er.
 

„Und warum?“
 

„Weil sich die Erbfolge meines Titels verändert hat – dramatisch.“
 

„Bitte!?“, fragte Draco beleidigt. Er hatte sich schon darauf eingestellt, Lord Malfoy und Black zu werden!
 

„Bitte?“, fragte auch Lucius leicht pikiert.
 

„Aber, aber,“ griff Narcissa ein. „Das ist doch logisch. Aidan ist älter als Draco und Bella ist auch älter als ich. Es ist klar, dass er…“
 

„Nein, auch nicht Aidan,“ gab Sirius zurück, nickte dem Jungen kurz zu und grinste, als er den verwirrten Gesichtsausdruck der Anderen sah.
 

„Willst du uns etwa übergehen?“, fragte Bella verwirrt. „Ich wusste nicht, dass wir dir so auf die Nerven gegangen sind.“
 

„Das hat nichts damit zu tun,“ gab Sirius zurück, „Ich…“, er unterbrach sich, als auf ein Mal ein Ball von der Galerie fiel, an Dracos Kopf abprallte und dann vor Aidans Füße rollte.
 

„Raaaaaaaaaa! Welche Sau war das?! Ich habe Stunden gebraucht, um diese Frisur hinzubekommen! Ich bring dich uuuuuu…!“
 

„Halt dich zurück!“, knurrte Fenrir, mit tiefer, gefährlicher Stimme. „Denn auch an Rotkäppchen ist was Wahres dran!!“ Er sah, wie die kleine Gestalt an der Balustrade, die so dalag als habe sie noch versucht, den Ball aufzufangen, heftig zusammenzuckte und den Rückwärtsgang einlegte. Es zumindest versuchte, dabei aber stolperte und auf der Nase landete.
 

Sofort sprang Sirius an, lief die Treppe hoch und hob Ataer vorsichtig auf, drückte den Kleinen an sich. Na toll, zwei Anfälle an einem Tag und ausgerechtet jetzt. Er wusste, die Anderen beobachteten ihn und sie hatten offene Münder. Er konnte den Kleinen auch gleich mit sich runter nehmen. „Kleiner, es ist doch gut,“ sprach er leise. „Draco ist nur ein Schreihals, der bekommt sich auch wieder ein und jetzt gehen wir deinen Ball holen.“ Mit Ataer auf dem Arm, der sich mal wieder strikt weigerte, aufzusehen, trat Sirius zurück, deutete auf den Jungen. „Hier ist der Grund, warum die Erbfolge geändert wird.“
 

„Ihr habt adoptiert? Ging das nicht etwas schnell und war etwas übereilt? Ich meine, ihr habt euch mehr als zehn Jahre nicht gesehen und…!“
 

Fenrir knurrte etwas, pflückte Ataer aus Sirius‘ Armen und hielt ihn den Anderen hin. „Sieht er vielleicht adoptiert aus?“, fragte er genervt. „Er ist mein Sohn! Und sonst gar nichts!“
 

„Sohn? Und wann solltet ihr das zustande bekommen haben?“, fragte Lucius zynisch. „Während eines Freigangwochenendes aus Azkaban?“
 

Sirius nahm Fenrir das weinende Kind wieder ab, strich Ataer über den Rücken und trat ganz nah an Lucius ran. „Beleidige mein Kind und bei Merlin ich schwöre dir, Narcissa hat an dir nicht mal mehr abends im Bett ihre Freude!“ Dann sah er sich um. Fenrir… „Wenn du könntest…“
 

Der Andere verdrehte die Augen. „Mein Sohn ist eigentlich so alt, wie deiner, Malfoy,“ knurrte er unwillig. „Aber es gab einen noch nicht ganz geklärten Unfall und das ist dabei rausgekommen: der Junge ist wieder fünf.“
 

„Fünf?“, fragte Bella. „Habt ihr vergessen, das Kind zu füttern und in den Regen zu stellen oder so? Ich meine, das ist doch…!“
 

„Offensichtlich ist er nicht bei mir aufgewachsen!“, blaffte der Dämon, der nur zu deutlich wieder die Aussagen von Dursley vor Ohren hatte. „Und er ist in dem Zustand, den er einigen verfluchten Muggeln zu verdanken hatte!“
 

„Wo bitte soll er gewesen sein?“, fragte Bella, immer noch schockiert. „In einem Kinderheim in der Ukraine?“
 

„So was in der Art,“ unterband Sirius jede weitere Diskussion. Er wollte den Anderen nicht sagen, wer Ataer vorher mal gewesen war, wohl wissend, dass Lucius Malfoy, den er ohnehin nicht sonderlich mochte, einen unerklärlichen Hass auf Harry Potter gehabt hatte, der sicher auch nicht von dessen angeblichem Tod ausgelöscht worden war, oder von dem Zustand, indem er sich jetzt befand. Ein Malfoy war nachtragender, als eine gesamte Herde Elefanten. Allein die Tatsache, dass der Junge, der mal Harry Potter gewesen war, bekam, was in dessen Glaube Draco zustand… nein, das Risiko war einfach zu hoch.
 

„Aha? Und was sagt euch, dass das hier euer Kind ist? Vielleicht ist es auch nur Einbildung – so wie eine Schwangerschaft von dir!“
 

Wortlos machte Fenrir, was er schon immer mal hatte tun wollen – er packte Lucius Malfoy am Kragen, holte Schwung, warf und traf – direkt aus dem geschlossenen Fenster. Mit etwas Magie war das Fenster gekittet – und zu seiner Überraschung hörte er hinter sich ein verhaltenes Kichern. Er wandte sich um. Nicht nur, dass Tom, Bella und Aidan hysterisch lachten und Narcissa zumindest grinste, nein, sein Kleiner kicherte leise und klatschte.
 

„Du kleine Ratte! Wie kannst du es wagen…!“
 

Nun lachte er nicht mehr, nein, Ataer weinte schon wieder, versteckte sein Gesicht an Sirius‘ Hals.
 

„Malfoy,“ zischte Fenrir, stellte sich ganz nah an das Gesicht des Anderen. „Solltest du noch ein Mal auch nur deine Stimme erheben oder meinen Sohn zum Heulen zu bringen, befördere ich deinen übergepflegten Arsch nicht nur durchs Fenster nach draußen, sondern reiße dir vorher ein paar hübsche Stücke Fleisch aus dem Hintern, das ich mit höchstem Genuss zu verspeisen gedenke!“
 

Japsend wich Draco zurück – und stieß einen ziemlich weibischen Schrei aus, als auf ein Mal eine Hand durch seine geliebte Frisur glitt. Voller Hass starrte er auf diesen Hänfling, der gerade sein Erbe derart zu schmälern gewagt hatte! Das war ja fast wie… bei Potter! Der Bengel hatte ihm auch jede Tour vermasselt! Er hatte der jüngste Spieler aller Zeiten in einem Quiddichteam sein wollen, er hatte ein Held sein wollen! Aber nein, immer hatte dieser Arsch ihm die Show gestohlen! Und kaum war der Eine weg, kam ein Harry-Potter-Wannabe, mit dem er auch noch verwandt war und machte weiter, wo der Andere aufgehört hatte!
 

„Mom, müssen wir mit denen da verwandt sein?“, fragte Aidan leicht entnervt. Man, er hatte ja schon gehört, dass die Malfoys gewöhnungsbedürftig waren, aber das… Lucius Malfoy mit seinen langen, gepflegten Haaren sah aus, wie ein Weib, er schien sich sogar die Fingernägel zu maniküren, so, wie die aussahen und sein Sohn… Aidan schauderte. Der schien es auch nicht wirklich zu bringen, nicht mal für das ein oder andere Experiment.
 

Bella lachte nun wirklich, was ging und ja, sie hörte sich etwas irre an. Und auch Tom grinste seinen Sohn an. „Tscha, deine Tante hatte eben schon immer einen komischen Geschmack, was Männer und Erziehung angeht.“
 

„Na und? Zumindest weiß er was von Haarpflege!“
 

„Und braucht vermutlich immer noch länger im Bad, als du Schwesterchen. Und das hatte ich schon immer für unmöglich gehalten!“
 

Sirius lächelte, er war erleichtert, dass die Tränen seines Sohnes endlich wieder versiegten. Er wischte dem Jungen die von Haarprodukten verschmierte Hand sauber, was Ataer zum Großteil ohnehin schon selbst an Sirius‘ frischem Pullover getan hatte. „Ja, wir sind schon eine seltsame Familie.“
 

„Wobei… einige der Umgangsformen sind sehr… aufschlussreich,“ konterte Aidan, blickte vielsagend auf das Fenster, vor dem ein fluchender Lucius Malfoy allen Ernstes im Schneidersitz saß und mit einer Nagelfeile den Dreck unter seinen Nägeln hervor pulte. Er hob den Ball auf, der vor seinen Füßen lag, blickte dann auf den kleinen Jungen, mit dem er ja über zwei Ecken verwandt war. Der Kleine lehnte, sichtlich erschöpft vom vielen Schreien, an der Brust seines Daddys, in einer Hand einen Teddy. Hmmm, hatte er nicht mal ein Halsband gehabt? Wie der Kleine als Wolf aussehen würde mit seinen lustigen Haaren, die fast ein wenig gestreift wirkten durch die silbernen Strähnen in der pechschwarzen Masse. Und er wollte diesen sicher lustig aussehenden Welpen nur zu gern für sich! Er hatte schon immer eine Schwäche für Hunde und Wölfe gehabt!
 

„Aidan,“ sprach Tom ruhig aus dem Hintergrund. Er kannte seinen Sohn, hatte ihn auch immer wieder besucht – und er wusste von dessen Experimenten, die nicht immer von den Opfern so unbeschadet überlebt wurden. „Nein.“
 

„Nein was?“, fragte der prompt unschuldig.
 

„Ich weiß, ein großes Erbe ist verführerisch, aber glaub mir, Fenrir kann ein sehr ungemütlicher Zeitgenosse sein und Dämonen sind immer sehr beschützend, was ihre Kinder angeht.“
 

Fenrirs und Sirius‘ Augenbrauen schossen zeitgleich in die Höhe, als der Vierzehnjährige gaaaaaaaaaanz unschuldig seine Hände hinter dem Rücken kreuzte und einen beleidigten Blick aufsetzte. Oha. Doch dann hielt er Ataer seinen Spielball wieder hin und zu ihrer Überraschung versteckte der Kleine sein Gesicht nicht an Sirius‘ Hals, sondern musterte den Anderen, kicherte, als der den Ball schließlich schweben ließ und griff danach.
 

„Nun, “ stellte Tom fest, nachdem die Anderen sich Alle wieder beruhigt hatten. „Nachdem mein Überraschungssohn mal wieder getoppt worden ist, von eurem – war noch Irgendwas?“ Immerhin mussten sie wieder heim und der Kleine sah auch hundemüde aus, nickte immer wieder ein, zuckte dann zusammen und sah wieder hoch. Zumindest, bis Sirius ihn leicht streichelte, so, dass der Junge einfach weiter schlief. Er sah zu putzig aus.
 

„Was kann ich dafür, dass man Kleiner eine Sensation ist?“, fragte Fenrir, gar nicht von sich überzeugt. Nun, sein Sohn war aber auch ein Süßer!
 

Das brachte Aidan dazu, trocken zu lachen. Er fand den Kleinen ja ganz süß, aber das… nun, egal. Auch er wollte zurück. Immerhin hatte er auch noch Einiges vor, ein Experiment am Köcheln sozusagen.
 

„Nein, ich finde für einen Tag reicht es und Malfoy sieht so aus, als würde er gleich umkippen, außerdem beginnt Malfoy Senior Jaden auf den Nerv zu gehen und der ist da nicht sehr geduldig, da Lucius den Fehler hat, kein Kind mehr zu sein,“ gab Sirius nur zurück.
 

Narcissa grinste. „Gut, gehen wir, aber ich bestehe auf ein gemeinsames Weihnachten!“
 

„Mit deinen Männern und uns?“, fragte Fenrir. „Willst du, dass dein Kerl sich die Eier abfriert, weil ich ihn jedes Mal aus Fenstern werfe?“
 

Narcissa zuckte mit den Schultern. „Sie werden sich benehmen – oder es bereuen, so einfach ist es.“
 

„Na dann…“
 

„Dann sehen wir uns in zwei Wochen…“

Gryffindor!

„Wer ist das denn?“, fragte Ron, er beobachtete, wie der Junge, der etwas älter aussah, als Hermine und er in Begleitung einer dunkelhaarigen Frau und eines Mannes aus dem Büro der Direktorin kam. Sie Beide weigerten sich, in Neville was Anderes, als einen Hochstapler und Verräter zusehen.
 

„Ah,“ stellte Minerva in dem Moment fest. Auch sie war erschüttert, als sie erfahren hatte, dass der Mann, den sie so lang für böse gehalten hatten, nichts war, als ein einfacher Politiker, schlecht gemacht von dem Menschen, dem sie mal vertraut hatte. Sie hatte schreckliche Gewissensbisse, nicht nur Harry gegenüber und sie zweifelte stark an ihren Fähigkeiten, was Menscheneinschätzung anging. „Mister Riddle, “ brachte sie den Mann dazu, stehen zu bleiben und sich zu ihr umzudrehen. „Ronald Weasley und Hermine Granger.“
 

Beide Schüler sahen überrascht auf. „Wenn Sie wollen, kann Ihr Sohn mit den Beiden rumgehen, während wir die Einschulung klären.“
 

Aiden musterte die Beiden mindestens so misstrauisch, wie die ihn. Er war es gewohnt, die Hosen an zu haben, auch bei Freundschaften, die meist recht rohe Züge haben konnten, den Ton anzugeben und in Russland… nun, die Menschen waren einfach anders, als hier, nicht so… porzellanmäßig. Aber die Beiden sahen wenigstens etwas widerstandsfähig aus. „Von mir aus,“ meinte er daher nur.
 

„Aidan,“ warnte Tom knapp. „Keine Experimente an Haustieren Anderer und keine Experimente an Menschen – ist das klar?“ Er kannte den Jungen nur zu gut, er war, wie er selbst gewesen war, als er in der Schule gewesen war. Nun, er war eigentlich nicht ganz so schlimm, aber durch Aidans schrägen Humor, der definitiv Familienerbe war, würde er es hier nicht ganz so einfach haben.
 

„Ja, ja Dad,“ murrte der nur. „Ich hab es verstanden – keine Spur aus Leichen hinterlassen, wie du, is schon klar.“ Er wartete, bis die Erwachsenen weg waren, musterte dann die beiden Schüler. „Also, was macht man hier, um Spaß zu haben?“, fragte er direkt.
 

Hermine hob eine Augenbraue. „Bist du wirklich…?“
 

„Ja, verdammt!“, blaffte Aidan. „Ich bin der Sohn von Tom Riddle und nein, er frisst keine kleinen Kinder, er sagt, die sind immer so laut, wenn man sie zubereitet!“
 

Rom gab ein seltsames Geräusch von sich, das sich fast so anhörte, als würde er das auch noch unbesehen glauben, Hermine aber kicherte etwas. Nun, Aidan war aber auch süß! „Na ja,“ meinte sie. „Die Frage wirst du häufiger hören, wenn du hier zur Schule gehst.“
 

„Das befürchte ich,“ gab Aidan zurück. „Also… was macht man hier, wenn man Spaß haben will?“
 

„Heimlich nach Hogsmeade und sich besaufen,“ kam es prompt von Ron. „Oder Voldemort jagen und fast drauf gehen, kommt immer ganz drauf an. Quiddich kann aber auch ganz nett sein.“
 

„Danke ich bleibe lieber mit beiden Beinen auf dem Boden,“ gab Aidan zurück. „Aber das mit Voldemort hört sich interessant an. Und da sagt Dad immer, Gryffindors hätten keinen Sinn für Humor – vielleicht treff ich Mom und ihn so richtig – und lass mich in Gryffindor einsortieren.“
 

Hermine lachte. „Das wär bestimmt lustig!“, stimmte sie zu. „Ich kann das nicht glauben, Tom Riddles Sohn in Gryffindor…“
 

Aidan zuckte mit den Schultern, folgte den Beiden durch die große Halle. Schon jetzt vermisste er die eher kleine, elitäre Schule in Russland, auf der er gewesen war, aber zumindest schienen hier einige Leute zu sein, die seinen Humor verstanden. Es war noch nicht alle Hoffnung verloren. Was tat man nicht Alles, um seine Eltern glücklich zu machen? Erst ging man, dann kam man wieder...
 

Gerade bogen sie in einen Gang ab, als der Rotschopf augenverdrehend stehen blieb. Mitten aus einem Pulk trat ein anderer Junge hervor, den Aidan schon mal aus Prinzip nicht mochte. Er war ihm zutiefst unsympathisch. Er hatte gedacht, sein arroganter Cousin, ließ sich hinterher steigen, aber das hier…
 

„Ich schließe, jetzt kommt was?“, fragte er.
 

„Oh ja,“ knurrte Ron. „Unser hauseigener Schulprinz und Direktor… wenn du was sein willst, musst du mit ihm befreundet sein, wenn du etwas Wert auf dich legst, lass es sein… er erniedrigt alle seine sogenannten Freunde oder er bringt sie um und lässt sie verschwinden,“ fügte er spitz hinzu.
 

Neville sah auf, als er den Jungen in Begleitung von Weasley und Granger sah. Er wusste von dem neuen Schüler und er wollte hier gleich mal die Fronten klären! „Neville Longbottom,“ sprach er, hob seinen Kopf. „Der Junge der lebt und das Wichtigste, was diese Schule zu bieten hat. Und du… bist in schlechter Gesellschaft.“
 

„Ich wusste, die Luft roch verpestet, seit wir um den Gang rum gekommen sind,“ konterte Aidan, schnüffelte theatralisch. „Stimmt, du solltest dringend mal duschen, Direktorlein,“ fügte er an. „Du stinkst aus dem Gesicht wie Morgana aus dem Arsch.“
 

Brüskiert starrte Neville den Neuen an. „Du hast keine Ahnung, mit wem du dich anlegst!“, zischte er.
 

Aidan lachte nur offen los. „Nein, kleiner Angeber! DU hast keine Ahnung, wer vor dir steht und glaub mir, wenn du MICH anpisst, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein! Ich glaub, ich werd mich aus Prinzip von dem Hut nach Gryffindor schicken lassen! Schon um dich fertig zu machen! Ich glaub, ich hab gerade doch was gefunden, auf das ich mich in dem vergammelten Schloss freuen kann!“
 

Neville knurrte, er achtete nicht auf die entsetzte Stille um ihn herum. Denn Niemand hatte es mehr gewagt, ihn so zu behandeln, seit er endlich Potter losgeworden war! „Das wirst du bereuen, du wirst den Tag verfluchen, als deine Eltern entschieden haben, dich hierher zu schicken!“
 

„Werd ich das?“, fragte Aidan mit flötender Stimme. „Da wär ich mir nicht so sicher, denn weißt du, Leute wie dich, gut gecruciot, mit etwas Safran, Muskat und eine Prise Zimt ess ich immer wieder gern zum Frühstück und weißt du, meine Manieren lassen ohnehin zu wünschen übrig, denn was erwartet man schon vom Sohn von Voldemort?“, er klimperte mit den Augen, während Alles um ihn herum entsetzt schwieg.
 

„Ach, das wusstet ihr nicht?“, fragte Aidan, presste seine Hand gespielt getroffen gegen sein Herz. „Da kommt man als Prinz der Dunkelheit hierher und Niemand wurde in Kenntnis gesetzt! Was eine Schande!“
 

„Ich mach dir dein Leben so was von zur Hölle, wenn du den Fehler machst, hier wirklich aufzukreuzen!“, brüllte Neville aufgebracht. „Und das von deinen neuen Lakaien gleich noch mit dazu!“
 

Aidan lachte nur mit einer für sein Alter schon überraschend tiefen Stimme. Nun, er war etwa einen Kopf größer, als Neville und sah um Einiges sportlicher aus. „Kleiner, mit mir willst du dich nicht anlegen!“
 

„Hier hilft dir dein Daddy nicht weiter!“, spuckte Neville aus. „Und ich bin hier unantastbar!“
 

„Ich aber auch,“ lächelte der Andere, klimperte wieder mit den Augen. Ja, die Katastrophe, die sein neues Schuljahr zu werden versprochen hatte, wurde gerade zu einem amüsanten Zwischenspiel. Ja, vielleicht wurde das ja doch ganz lustig und er hatte soeben eine Möglichkeit gefunden, seine Experimente doch durchzuführen – und ein Versuchsschwein hatte er soeben gefunden. Und willige Helfer, wie er aus der Tatsache entnahm, dass die Beiden, die ihn rumführten, sich grölend auf dem Boden rollten. Dabei hatte er noch nicht mal angefangen, seine wirklichen Gemeinheiten auszupacken.
 

Neville japste auf, starrte diesen ekligen Bastard an. Und er wusste, er würde Jemanden haben, den er loswerden musste. Und den er loswerden würde! Aber eisern! So was ließ er sich nicht bieten! Abrupt wandte er sich um. „Wir gehen, mit so was geb ich mich doch nicht ab!“
 

Aidan lachte nur, sah dem Anderen hinterher – und konnte sich seinen letzten Kommentar auch nicht verdrücken. „Nee, die Longbottoms sind auch keine Familie, mit der man sich abgeben sollte, die landen immer so schnell in der Geschlossenen von St. Mungos hab ich gehört!“, er sah, wie Neville kurz erstarrte, dann aber weiter ging. „Hach, es sieht so aus, als würde ich dieses Jahr doch Spaß haben, “ stellte Aiden glücklich fest, wandte ich dann zu Ron und Hermine um. „Ich hab beschlossen, ich werd nach Gryffindor gehen, da scheint man ja doch Spaß haben zu können.“
 

Ron japste nach Luft. Oh, der Junge war herrlich! Nicht nur, dass der Neue mit ihnen sprach, obwohl er ein Jahr älter war, nein, er spielte mit Longbottom, sagte dem allen Ernstes, dass der nichts wert war! Oh, das war so unendlich gut!
 

„Nein, so was aber auch…“
 

„… da hat mal einer Mut und…“
 

„… der Irrsinn der Blacks kann ja auch richtig lustig sein!“
 

Aidan wandte sich seelenruhig um, musterte die beiden Neuankömmlinge. Zwillinge, zwei Jungs mit denselben karottenfarbenen Haaren, wie der, der mit ihm rum ging. Einer stützte sich auf den Anderen und sie waren wirklich fast vollkommen identisch. Es waren nur Kleinigkeiten, doch da er es gewohnt war, darauf zu achten, merkte Aidan es schnell. Eine war aufmüpfiger, der Andere plante besser. Das erkannte er. „Und ihr seid..?“
 

„Wir sind getroffen!“, stöhnte der Draufgängerischere der Beiden, hielt sich theatralisch die Hand vors Herz und sackte noch stärker gegen seinen Bruder.
 

„Hat sich unser Ruf noch nicht verbreitet?“, fragte der Andere, sichtlich amüsiert und Spaß an der Sache habend.
 

„Sonst werden doch immer alle Neuen gewarnt…“
 

„Ich denke eher, dass es üblich ist, vor mir zu warnen, Blackwahnsinn und Alles,“ konterte Aidan gelassen.
 

„Stimmt…“
 

„… das ist natürlich…“
 

„…schlimmer als die Könige der Scherze!“
 

„Leider…“
 

Aiden machte ein abfälliges Geräusch, doch er wusste, er hatte soeben seine Verbündeten gefunden. „In welcher Klasse seid ihr?“
 

„Fünfte. Wir haben einen Bruder, der dieses Jahr fertig wird und eine Schwester in der Zweiten.“
 

„Ah, ein Jahr über mir,“ stellte Aidan fest.
 

„Aber glaub mir, man kann trotzdem Spaß haben!“
 

„Ich sagte nur, ihr wäret in Russland ein Jahr über mir, die Wahrscheinlichkeit ist viel größer, dass wir im selben Jahr landen, so hinterher wie England mit den Lehrplänen zu sein scheint,“ konterte Aidan gelangweilt, grinste dann aber etwas. „Nun, ich hoffe mal, mit euch wird der Unterricht nicht so langweilig, wie ich befürchtet hatte.“
 

„Oh, mit uns…!“
 

„… ist es nie langweilig!“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Gryffindor!“, wieherte Sirius, sah zu seiner Cousine die mit verzweifeltem Gesichtsausdruck zu ihm aussah. Das war aber auch zu herrlich! Toms und Bellas Sohn war in Gryffindor gelandet! Bei den Weasleys! Tom hatte es ja offensichtlich mit einer gewissen Gelassenheit genommen und gemeint, das wäre nun mal der schräge Humor seines Sohnes, aber Bella war außer sich und verstand die Welt nicht mehr.
 

„Hör auf, zu lachen!“, verlangte Bella verzweifelt.“ Das… das ist… eine Katastrophe! Das… darf einfach nicht sein!“
 

„Ich war auch in Gryffindor,“ konterte Sirius nur. „Und glaub mir, ich hatte meinen Spaß!“
 

„Aber… ihr Gryffindors neigt dazu, euch Feinde auf Lebenszeit zu machen! Denk nur mal an dich und Severus!“
 

„Und? Ich mag ihn immer noch nicht! Ich…!“, verwirrt sah Sirius sich um, als er ein komisches Poltern von der Treppe aus hörte. Er wusste, Ataer sollte es nicht sein, er hatte den Kleinen gerade erst zu seinem Mittagsschlaf hingelegt. Es war ein ruhiger Tag gewesen, sein Sohn hatte gespielt, er hatte ihm vorgelesen, aber mittags, vor Allem nach dem Essen, war der Junge immer schrecklich müde, als wäre er nicht fünf sondern zwei. Dann verkroch er sich immer in die Höhle seines Bettes, rollte sich da zusammen und schlief. Darum hatte Sirius dem Kleinen auch einige Decken unten hin gelegt, in die er sich dann immer einkuschelte.
 

„Was…?“, fragte Bella irritiert, als sie sah, was da die Treppe runter purzelte. Ein Welpe. Einer, der sie auf Anhieb eher an eine Katze erinnerte. Wegen des getigerten Fells. Das sah nicht wirklich wie ein Wolf aus.
 

„Merlin!“, strahlte Sirius, stürzte zur Treppe, sammelte das kleine Bündel auf und drückte es an sich. „Ataer!“ Schon seit einigen Tagen hatte Fenrir dem Jungen immer wieder gezeigt, wie er sich selbst verwandelte und hatte auch ihn mit einbezogen. Denn auch, wenn sie nicht wie Werwölfe dazu gezwungen waren, sich bei Vollmond zu verwandeln, sie taten es gern und rannten zusammen unter dem sternenklaren Himmel. Es stärkte die Strukturen im Rudel, außerdem hofften sie Beide, dass Ataer in der Form vielleicht schneller Vertrauen fassen und sich mal raus trauen, ohne auf dem Arm von einem von ihnen zu bleiben.
 

Ataer hatte im ersten Moment nicht gewusst, was passiert war, er hatte sich verkrochen, wie immer nach dem Essen, weil er müde war. Doch geschlafen hatte er dieses Mal nicht, nur darüber nachgedacht, wie Dad es schaffte, zum Wolf zu werden. Er hatte es sich ganz fest gewünscht – und auf ein Mal hatte er Pfoten gehabt! Er war so glücklich gewesen! Und dann… war er regelrecht die Treppe runter gefallen, wimmerte, weil seine Nase weh tat, außerdem roch schon wieder alles Anders!
 

„Ach du,“ lächelte Sirius, sprach einen leichten Heilzauber, da das ja schon eine hässliche Bruchlandung gewesen war. „So, nun ist Alles wieder gut. Du bist vielleicht ein putziger Welpe! Guck mal Bella!“
 

Die sah sich das kleine Bündel an, das nur aus Fell zu bestehen schien. „Er hat latente Ähnlichkeit zu einer Katze,“ stellte sie daher fest. „Auf jeden Fall ist er putziger, als du es je gewesen sein konntest!“
 

„Mein Kleiner!“ grinste Sirius. „Das muss ich Fenrir zeigen!“ Ohne auf Bella zu achten, rannte er los, hin zu Fenrir, wo der eine Versammlung hatte. Kurz davor morphte er sich selbst in einen Grimm, nahm Ataer vorsichtig am Nackenfell, setzte ihn dann erst wieder ab, als er in der Hütte war, wo Fenrir den Stamm organisierte. Ja, der Andere schrie mal wieder rum, aber er wusste, das würde ganz schnell aufhören. Entschieden stupste er ihren Sohn an, machte ihm klar, dass er vor gehen sollte.
 

„… verdammt noch mal so schwer…!“, mitten im Satz brach Fenrir ab, hob den Kopf, schnupperte in der Luft. Warum bitte roch es hier nach seinem Sohn? Immerhin war der doch am Schlafen! Und er würde ohnehin nicht freiwillig allein raus und auch mit Sirius oder ihm ging er nicht gern in so volle Räume, immerhin schiss er gerade vierzehn Leute, drei Frauen und elf Männer zusammen, die mal wieder Mist gebaut hatten.
 

Und dann sah er es. Ein winziges Häufchen Elend, das sich eng an den Boden gekuschelt hatte, die Öhrchen eng am Kopf angelegt und den Schwanz zwischen den Beinen eingeklemmt. Es roch nicht nur nach seinem Sohn, es war auch ein klein wenig gestreift, wie die Haare seines Sohnes, über den sich in dem Moment ein großer Grimm schob, der einen Anderen anknurrte, der den Fehler machte, zu schnell zu atmen. Merlin, sein Kleiner hatte es geschafft! Er hatte das erste Mal seine zweite Form angenommen! „Wir machen hier morgen weiter,“ erklärte er nebenbei, während er auf die Beiden zuging, Ataer hochhob und mit Beiden raus ging.
 

„Wann ist das denn passiert?“, fragte Fenrir aufgeregt, immerhin war er keine halbe Stunde in der Versammlung gewesen und er hatte doch bei der ersten Verwandlung dabei sein wollen!
 

„Während er eigentlich schlafen sollte,“ gab Sirius zurück, der erst mal wieder zurückmorphte und beobachtete, wie Ataer in Fenrirs Armen gähnte und mit den Pfoten auf dessen Arm rumdrückte.
 

„Na, du bist mir schon einer,“ stellte Fenrir fest. Er wusste, wenn Welpen das erste Mal ihre Form wechselten, war es nicht ungewöhnlich, dass sie eine ganze Weile erst mal darin blieben, da die ersten Wandlungen durchaus anstrengend waren. Mal sehen, ob der Kleine Weihnachten schon wieder Kind sein würde. Sein Sohn blinzelte noch nicht mal mehr, er sah nur kurz empört auf, als er auf das Sofa gelegt wurde, hatte er es sich doch gerade in der Armbeuge bequem gemacht!
 

Doch er beruhigte sich nur zu schnell, als Sirius, wieder in Grimmform, ebenfalls auf das Sofa sprang und sich um den Kleinen wickelte.
 

„Also… ich geh dann mal,“ murmelte Bella, die aber wenig Beachtung fand und kopfschüttelnd beobachtete, wie auch Fenrir zum Wolf wurde und sich zu seiner kleinen Familie legte, den gewaltigen Kopf auf Sirius‘ Rücken.
 

Sirus sah einfach nur zufrieden auf seinen Kleinen, der da eng an ihn gekuschelt lag. Sein Sohn war schon putzig! Nur mit seinen Beinen umgehen, das musste er noch lernen, vor Allem, da er sich sicher nicht so schnell zurückmorphen würde können. Automatisch begann er, den Kleinen mit der Zunge zu waschen und er hätte gegrinst, als er sah, wie der Kleine sich wohlig streckte und dann wieder zufrieden zusammenrollte. Eine glückliche, kleine Familie eben.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Fenrir?“, fragte Jaden ruhig, klopfte, ging aber dann auch rein, als er ein seltsam hohes Wiffen hörte, das sicher nicht von seinem Alpha stammte. Immerhin musste er Einiges mit dem Anderen klären. Es ging um die Entschlüsse der anderen Alphas über das Strafmaß ihrer Gefangener, von denen zum Glück vor Allem der Kleine noch nichts mitbekommen hatte. Es war schon schlimm genug gewesen, dass Sirius gestern Alles erfahren hatte, gestern, als er die Witterung der Dursleys in seiner Grimmform aufgenommen hatte. Es hatte vier starke Dämonen und am Ende noch Fenrir gebraucht, um den Mann davon abzuhalten, die Leute umzubringen, die sein Kind geklaut und misshandelt hatten. Fragte sich nur, warum der immer noch in Grimmform rumlief, das war kein gutes Zeichen, denn dann hatte der Andere sich wohl noch immer nicht beruhigt.
 

Nun, vielleicht würde das sich bald ändern, da die Urteile doch sehr im Sinne des Rudels ausgefallen waren. Die Leute, die geholfen hatten, das Kind zu klauen, mussten lange Strafen absitzen und würden noch in den nächsten Tagen vor Weihnachten von einigen Wölfen abgeholt und weggebracht werden. Nach Afrika vermutlich, in den Kongo, wo sie ohne jegliche Bezahlung Muggeln helfen mussten, immer überwacht von ihnen und für den Rest des Lebens. Ohne jeglichen Luxus, in dem sie bisher gelebt hatten und wie gesagt, so eine Strafe konnte für langlebige Zauberer schrecklich sein.
 

Dudley Dursley, der im Grunde selbst nichts als ein Kind war, war ja schon von Fenrir in ein Lager für schwer erziehbare Jugendliche gekommen und zwar in der Stadt, wo er herkam, um ihn vollkommen zu blamieren. Die Erwachsenen allerdings konnten nicht mit Gnade rechnen. Weder Petunia Dursley, die Nichts getan und das Kind zur Hauselfe erzogen hatte, zur eigenen Bequemlichkeit, noch Vernon, der den Fehler gemacht hatte, das Kind auch noch sexuell zu misshandeln. Es lag laut den Anderen in Fenrirs Gutdünken, wie er mit diesen Beiden verfahren würde und … nun, es war sicher zu sagen, dass der Beste einige hässliche Ideen hatte.
 

Allerdings wurden die Gedanken an Rache und Strafe verdrängt, als ein kleiner Fellball an ihm vorbei rollte und die Tür offensichtlich zum Bremsen benutzte, selbige sichtlich empört anbellte und sich dann wieder auf die kleinen Beinchen arbeitete, versuchte, sich schwankend vor ihm in Sicherheit zu bringen. Nein, das mit der Koordination klappte nicht so wirklich. Was er kannte. Seine Jüngste hatte auch ein paar Tage gebraucht, um ihre Beine zur Kooperation zu bringen.
 

„Was gibt es?“, fragte auf ein Mal Fenrir. Der hatte seinen Beta beobachtet. Und sein Kind, das irgendwie noch nicht begriffen zu haben schien, dass die Anzahl seiner Beine sich verdoppelt hatte. Aber immerhin, er machte sich. Und er sah zu süß aus, wenn er auf Sirius rumkletterte. Nun – es versuchte. Auch bei ihm, davon mal abgesehen. Aber das sah er ja nicht. Da spürte er nur spitze Zähnchen und Krallen, die benutzt wurden, um sich festzuhalten, was manchmal doch ein klein wenig weh tat, aber was ertrug man nicht Alles für Welpen? Man spielte sogar Kratzbaum.
 

Jaden beobachtete, wie Ataer, eindeutig vor ihm, hinter Black in Deckung ging, der in Grimmform dort stand, die Beine warnend gegrätscht. Seit der Beste genau wusste, was sein Sohn durchgemacht hatte, ließ er den Kleinen gar nicht mehr aus den Augen und ihn überbeschützend zu nennen, wäre einfach nur untertrieben. Sicher würde er sich dem Anderen im Moment nicht nähern. Das wäre Selbstmord. „Die Urteile“, erklärte er leise, schob dem Anderen ein Papier zu. „Hat Black sich beruhigt?“
 

„Sieht er so aus?“, fragte Fenrir trocken, deutete auf seinen Gefährten, der sich schützend um den Kleinen gelegt hatte und Jaden mit Blicken zu durchlöchern schien. Und der mit ihm beleidigt war, weil er bis jetzt nichts gesagt hatte. Sirius hatte sich seither geweigert, zu morphen und schleppte die gesamte Zeit den Kleinen am Nackenfell mit sich rum.
 

„Nicht.. wirklich?“
 

„Sagen wir einfach, ich bin noch nie so oft in meinen Hintern gebissen worden“, meinte Fenrir trocken und faltete den Zettel auseinander. Er war zufrieden. „Sirius“, sprach er, froh, dass der Andere ihn zumindest fixierte, wenn er schon nicht mit ihm redete. „Du kannst mit dem Fettklops machen, was immer du möchtest, solang du ihn noch eine Weile am Leben lässt“, sprach er, hörte das tiefe Knurren, das aber sofort aufhörte, als ein leises Wimmern ertönte. Sein Gefährte wandte sich um, begann, das Köpfchen des Welpen mit seiner Zunge zu bearbeiten, bis der sich wieder beruhigt hatte. „Nun, ich möchte nicht in deren Haut stecken…“, meinte er an Jeden gewandt, als Sirius zu ihm kam, Ataer in seine Hand legte, warnend knurrte und abmarschierte. Er wusste, was das bedeutete. Er hatte Ataer nicht aus den Augen und der Hand zu geben und er würde sich hüten, das gerade zu tun!
 

Jaden zuckte mit den Schultern. „Ich würde das auch genießen!“, stellte er fest, lief schnell hinterher und befahl einigen Anderen, Sirius zu bewachen, dass Dursley wirklich am Leben bleiben würde. Denn das war nun mal die Voraussetzung. Auch Fenrir wollte mal…
 

Fenrir dagegen setzte Ataer sanft ab, strich über dessen Fell. Der Kleine wusste noch nichts von seinem Glück, doch Weihnachten hatte Sirius sich breit schlagen lassen, seine gesamte Verwandtschaft mit Anhang einzuladen, um hier zu feiern. Nun, es war nur für einige Stunden, aber trotzdem. Schon wieder mit Malfoys in einem Raum! Und dieses Mal mit dem Verbot, sie aus dem geschlossenen Fenster zu werfen, außer sie vergriffen sich an Ataer und so dumm konnte er sich nicht vorstellen. Wobei… es konnte gut sein, dass der Kleine bis dahin immer noch in seiner Welpenform sein würde, denn sein Sohn war noch ziemlich mitgenommen, hatte nicht so viele Kraftreserven für die Wandlung gehabt, wie die Anderen gedacht hatten. Aber was machte das schon? Ataer war so putzig, wenn einer von ihnen ihm die Flasche mit Milch gab, oder wenn er versuchte, seine Zunge oder seine Beine zu kontrollieren! Ja, er könnte stundenlang damit zubringen, seinen Kleinen zu betrachten und endlich verstand er Jadens Zwang, dauernd Fotos zu machen. Er hatte nicht nur eine Kamera gekauft, etwas das er geweigert hatte, zu tun – bis jetzt, sondern auch unzählige Fotos gemacht.
 

Vor Allem, als Ataer seine Lieblingskappe gefunden und mit Begeisterung begonnen hatte, darauf herum zubeißen und mit ihr zu kämpfen. Das hatte einfach toll ausgesehen! So süß und so unschuldig! Und anschließend, als der Kleine sich müde randaliert hatte, hatte er sich mit Teddy an Daddy gekuschelt und zufrieden geschlafen. „Na, was machen wir Beide jetzt?“, fragte Fenrir seinen Sohn, streichelte den. Er wusste ja, Ataer war gerade draußen gewesen und er hatte ein weiteres Loch in sein Käppchen gebissen. Es sah aber auch zu putzig aus, wenn sein Sohn seinen Kopf wie besessen schüttelte, das Kleidungsstück flog.
 

Schnell morphte Fenrir, beobachtete, wie der Kleine begeistert auf der Stelle sprang. Er stupste seinen Sohn an, der die Aufforderung sofort verstand und fröhlich zwischen seinen Beinen herum rannte. Sie spielten noch etwa eine Stunde lang, dann morphte Fenrir zurück, fütterte Ataer und gab ihm die Flasche, bevor er seine Gestalt ein weiteres Mal wechselte und, den Kleinen am Nackenfell zwischen seinen Kiefern, nach oben ins Schlafzimmer lief. Er fragte sich nur, was Sirius so lang trieb. Nun – immerhin war er ein Black und die… hatten so ihre ganz eigenen Foltermethoden. Nein, vermutlich wollte er es erst mal gar nicht wissen. Er würde es früh genug erfahren.
 

Sanft legte er den Kleinen auf das Bett, zog das Deckbett mit den Zähnen etwas runter und wusch ihn erst mal mit der Zunge, genoss es, als Ataer, sich auf den Rücken drehte und ihm schwanzwedelnd vertrauensvoll den Bauch präsentierte. Etwas, das er die ersten beiden Tage nicht mal bei Sirius hatte machen wollen. Da war doch durchgekommen, was man ihm angetan hatte. Aber nun schien Ataer es zu genießen. Als er fertig war, stupste er den Kleinen an, leckte ihm noch mal über die Schnauze und zog das Deckbett hoch, legte sich um Ataer herum. Der Kleine hatte begriffen und schlief schnell ein.
 

Allerdings dauerte es noch eine Stunde, bevor Sirius endlich auftauchte – in Menschenform. „Heißt das, du redest wieder mit mir?“, fragte er, nachdem er vom Bett gesprungen war und wieder selbst sprechen konnte.
 

Kurz blickte Sirius den Anderen an, durchbohrte ihn mit Blicken, beruhigte sich dann aber doch langsam wieder. Ja, Fenrir hatte ihm etwas verschwiegen, aber nur, um ihn nicht noch mehr zu beunruhigen. Doch er konnte es immer noch nicht fassen. Dieses Monster, dieser Wal er… er hatte sein Baby vergewaltigt, kaum, dass es acht gewesen war und es nur geschlagen! Und die Tante, statt ihn zu schützen, hatte es bewusst ignoriert, die Prügel sogar noch unterstützt! „Ich hasse diese Leute!“
 

„Dann sind wir schon mal zwei…“, er drängte den Anderen ins Bad, um Ataer nicht zu wecken. „Ich habe es dir nicht gesagt, weil ich wusste, dass du ausrasten würdest! Und ich weiß, dass Ataer fünf Jahre alt ist und es zu den schlimmsten Dingen nie gekommen ist! Ich wollte dich nicht noch wahnsinniger machen, als es ohnehin schon war! Damit hätten wir ihm nicht geholfen!“
 

„Du hättest es mir sagen müssen!“, beharrte Sirius nur, doch er war selbst erleichtert, dass er sicher sein konnte, dass das seinem Sohn nicht geschehen war und solang er normal altern konnte, würde er sich nie an dieses Leben erinnern, das er als Harry Potter hatte führen müssen. Etwas, für das er persönlich Sorge tragen würde. So tragisch es nun mal war, der Junge war tot, es gab nur noch Ataer und so sollte es immer bleiben, er wollte kein Kind mit zerrissener Seele, er wollte seinen Sohn aufwachsen sehen! Und ihm so auch eine sichere und schöne Kindheit geben!
 

Fenrir schüttelte den Kopf, packte den Anderen und küsste ihn. „Belassen wir es dabei,“ gab er nur zurück. „Und was ist noch von denen übrig?“
 

Sirius lächelte düster, zuckte mit den Schultern: „Genug… glaub ich. Auf jeden Fall werden sie nicht sterben, aber Beide haben ein gewisses Problem mit…nicht so wichtig, das wirst du schon sehen – oder riechen, ich denke Letzteres zuerst.“
 

„Ich will es nicht wissen,“ nickte Fenrir zurück, deutete auf das Bett. „Komm…“, er morphte erneut, sprang wieder auf die Matratze und kroch selbst unter die Decke, dicht gefolgt von dem nachtschwarzen Grimm. Sie legten sich Beide um den Kleinen herum, Sirius leckte kurz über dessen Kopf, legte seinen Eigenen auf Fenrirs Rücken ab und schlief zufrieden ein, immerhin hatte er gute Arbeit geleistet.

Experiment?

„Und?“, fragte Narcissa neugierig, als sie, mit Geschenken beladen, durch die Tür der Hütte kam. Sie hätte Weihnachten lieber im Manor gefeiert, doch nun waren sie eben alle hier. „Hat er sich schon wieder zurückverwandelt?“
 

Sirius antwortete nichts, er half seiner Cousine einen Teil ihrer Last loszuwerden und deutete auf Ataer, der sich gerade auf dem Schafsfell vor dem Feuer räkelte.
 

„Ah, wohl doch noch nicht. Na ja, dann hat er eben ein Mal Weihnachten als Wolf. Ihr könnt ihm ja die Geschenke später geben,“ fügte sie an. Schade eigentlich, sie hätte sich gern etwas näher mit dem Kleinen befasst, des sich nun aufrichtete, sie sah – und flüchtete. Hinter ein Eck, eine Tür weiter, vermutlich in die Küche und dem Klappern nach in einen der Geschirrschränke. „Etwas sagt mir, dass er Fremde nicht mag…“
 

„Lass ihm Zeit, Cousine,“ erwiderte Sirius. Er wusste, Fenrir war da drin und würde Ataer schon aus den Töpfen fischen. „Er kommt von selbst, wenn er merkt, dass ich keine Angst habe. Dann kommt er sicher schon aus Neugier mal gucken.“ Sicher, Ataer hatte immer noch Panik, aber langsam kam wie bei jedem Kind auch ein gesunder Anteil an Neugier durch.
 

„Na dann…“, Narcissa lächelte, ließ sich von einer Hauselfe die Geschenke abnehmen und trat beiseite, um auch Bella durchzulassen, die kaum weniger beladen war. Er beobachtete auch Draco, der sich wenig begeistert die Schuhe auszog. Nein, der Junge hätte lieber woanders gefeiert, doch Narcissa konnte sich durchsetzen, ob der Rest ihrer Familie wollte oder nicht.
 

Aidan trat hinter seiner Mutter ein, sah sich um und war doch ein klein wenig enttäuscht, als er Ataer nicht gleich sah, immerhin hatte die ihm ja vorgeschwärmt, wie süß der Kleine gewesen war. Sie wurden Alle ins Wohnzimmer geführt, wo der Baum stand, der mit Süßigkeiten geschmückt war. Was Malfoy direkt mal wieder ausgenutzt hatte. Der saß schon auf dem Sofa, eine Spitztüte mit Schokolade in der Hand und bemühte sich sonst sehr, möglichst verächtlich zu gucken.
 

Fenrir lächelte, hatte die Küche verlassen, er wusste, der Kleine würde von selbst raus kommen. Und er hatte auch gesehen, dass sein Sohn das auch getan hatte, nur war er im Flur verschwunden – inzwischen schon seit einer Stunde.
 

„Ich will was aus meinem Umhang holen,“ knurrte Draco nach einer ganzen Weile. Er fand das so frustrierend! Da saß er schon seit Ewigkeiten, die Erwachsenen redeten, verteilten die Geschenke nicht und zu essen gab es auch erst in einer Stunde! Nun, er hatte aber was dabei, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte. Er musste es nur aus seiner Tasche holen. Es war frustrierend, dass Aidan so ein Idiot war! Immer musste er das letzte Wort haben! Und ein Gryffindor war er obendrein! Nee, mit dem wollte er nichts zu tun haben! So würde er sich seinen Ruf sicher nicht ruinieren! Gerade wollte er in seine Umhangtasche greifen, um seinen Gameboy raus zu holen – ja, manchmal hatten auch Muggel eine ganz nette Idee – als ihm ein lautes Kreischen entkam. Das… das Konnte doch wohl nicht wahr sein! Seine schönen Schuhe! Nein! Diese Ratte!
 

Seine tollen Designerstiefel, die er erst seit vier Tagen besaß! Und dieses widerliche Etwas, das sich offensichtlich nicht hatte entscheiden können, ob es Hund, Katze oder Wolf sein wollte, warf es durch die Gegend, biss darauf herum! Da quoll ja schon das Futter raus! „Du… du Raaaaaaaatte! Wenn ich dich erwische!“, brüllte er, setzte hinter dem Kleinen her, der mit entsetztem Wiffen losrannte, gerade noch so vor seinen Händen flüchten konnte. „Erst meine Frisur, jetzt meine Schuhe oder was!? Ich bring dich uuuuuuuuuuuuum!“
 

Ataer war einfach von dem Geruch angezogen worden. Die Stiefel hatten falsch gerochen! Und das mochte er gar nicht! Nicht so schön, wie Dads Kappy, sondern… pfui. Also war er auf das Ding losgegangen – bis auf ein Mal der Blonde aufgetaucht war und kreischte, wie ein Irrer. Und Ataer wollte einfach nur noch weg. Hastig rannte er los, schoss ins Wohnzimmer unter einen der Sessel und blieb genau da sitzen.
 

„Draco! Was soll das Gebrüll? Warum hast du dem Kleinen so eine Angst gemacht?“, verlangte Narcissa sofort nachdrücklich zu wissen. „Was ist das denn für ein Benehmen?!“
 

„Er… er hat… meine Schuhe zerbissen! Was ist er? Ein dummer Hund!? Meine neuen Designerschuhe! Sie sind vollkommen kaputt!“, kreischte Draco.
 

„Und ich dachte, du hast mir erzählt, Lucius hat einen Sohn, Vater, “ konterte Aidan, der sich seine Schläfe rieb. Er hatte nicht gewusst, dass man als normaler Kerl so hoch kreischen konnte. Das hätte er außer von Longbottom und einigen Mädchen wirklich nicht von Irgendwem erwartet. Nun, er lernte jeden Tag etwas Neues dazu.
 

Sirius schubste Draco, der sich dem Sessel näherte, unter den sein Sohn gesprintet war, grob beiseite, warf Fenrir von seiner Sitzgelegenheit, hob das Möbelstück an und hielt seine Hand hin, mit dem Ergebnis, dass Ataer darauf kroch, immer noch wimmerte. Kein Wunder, der Kleine hatte sicher einen riesigen Schreck bekommen. Er war von seinen Instinkten getrieben worden und verstand zu Recht nicht, warum er so angepflaumt wurde. Der Grimm wusste, dass im Durchschnitt, bis ein Kind seine Instinkte zu beherrschen lernte, nun mal mehrere Paar Schuhe daran glaubten mussten. „Stell dich nicht so an,“ blaffte er unwillig. „Ein Reparo und die Dinger sind wieder heil!“
 

„Ich bin kein Mädchen!“, kreischte Draco vollkommen außer sich. „Ich bin der MÄNNLICHE Malfoyerbe! Und man kann Designerschuhe nicht mit einem Reparo richten! Sie waren kaputt! Da trägt man sie eben nicht mehr! Und es waren Einzelstücke!“
 

„Merlin, wirklich ein Mädchen,“ grinste Aidan, blickte zu dem Welpen auf Sirius‘ Arm und ja, er verstand seine Mutter. Der Kleine war ein putziges Fellknäuel, bei dem man so noch nicht mal sah, ob Beine dran waren oder nicht. Er hielt dem Kleinen die Hand hin, der schreckte erst mal zurück, schnupperte dann aber und stupste sogar seine Finger an. Aidan verstand, kraulte den Kleinen hinter den aufgestellten Ohren.
 

Überrascht sah Sirius auf seinen Sohn, der sich von dem Jungen anfassen ließ, dabei ließ er nicht mal Jaden an sich heran. Aber das war vielleicht auch ein guter Anfang. Er strich Ataer über den Rücken. „Du kannst mit ihm spielen,“ schlug Sirius vor, holte eine Plastikente hervor, die der Kleine fast so gern um sich warf, wie Fenrirs Käppchen – oder Dracos Schuhe. „Dann ist er beschäftigt.“
 

„Er wird nicht mal bestraft?“, kreischte Draco entsetzt, als Ataer auf den Boden gesetzt wurde und Aidan mit der Ratte ins hintere Eck des Zimmers verschwand!
 

Fenrir merkte erst, wie stark er sich zurückhielt, als sein Glas mit einem Klirren zerbrach. „Halt dich zurück!“, zischte er, doch zum Glück brachte Narcissa ihren tobenden Spross zum Schweigen, während Sirius seine Hand liebevoll verarztete.
 

Aidan dagegen war ganz fasziniert von dem Kleinen, der erst nur sehr schüchtern mit ihm spielte, dann aber Feuer und Flamme war und kurz danach mit ihm über den Boden tobte. Bis er hechelnd auf Aidans Bauch schlapp machte. Der Ältere kraulte den Kleinen weiter, er wusste nicht, warum, aber er mochte dessen Gewicht auf seinem Bauch. „Meinst du nicht, Weihnachten und Geschenke auspacken is als Mensch netter?“, fragte er leise, die Erwachsenen hörten ohnehin gerade nicht hin. „Is doch ganz leicht, du musst dir nur vorstellen, wieder ein Junge zu sein. Ich spiel dann auch mit dir.“
 

Ataer blickte den Anderen an. Er mochte es, ein kleiner Wolf zu sein, es war, als gäbe es keine Regeln, er hatte weniger Angst, wusste einfach automatisch, wie er sich zu verhalten hatte und er konnte sich besser verstecken. Doch nun, wo er sah, wie die Anderen die Geschenke auspackten und Daddy immer wieder was auf einen kleinen Stapel legte… er wollte… dabei sein.
 

Fasziniert beobachtete Aidan, wie der kleine Wolf, der bis eben da gelegen hatte, begann sich zu bewegen und kurz danach lag ein kleiner Junge in einer einfachen Jeans in einem Strickpullover mit einem Elefanten darauf quer über ihm, sah ihn vorsichtig mit diesen tiefblauen Augen an. „Hi du,“ lächelte er einfach, wuschelte durch die Haare des Kleinen. „Du bist wirklich putzig. Ähem!“, sprach er dann in den Saal. „Ich will nichts sagen, aber… Ataer glaub ich, möchte mal aufs Klo!“ Das war eigentlich immer die beste Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erringen und es lief auch hier.
 

Überrascht sah Sirius auf – und stutze. „Ataer!“, strahlte er, lief zu den Jungen und hob seinen Sohn hoch, wirbelte ihn herum. „Pünktlich, um deine Geschenke auszupacken! Danach wird geduscht und geschlafen! Wann ist das denn passiert?“
 

Aidan zuckte mit den Schultern, zwinkerte dem Kleinen zu. „Er hat vermutlich gehofft, dass er mehr Chancen gegen mich hat, wenn er mir wenigstens bis zur Taille reicht, statt nur bis zu den Knöcheln,“ erklärte der Sohn des dunklen Lords.
 

Der Rest des Abends verlief glücklich, vor Allem, nachdem Ataer begriff, dass das Alles kein dummer Streich war und er all die Dinge wirklich auf machen und ausprobieren durfte. Was er auch begeistert tat. Und doch so untypisch vorsichtig für ein Kind in seinem Alter. Er war allerdings auch der Erste, der am Ende einschlief, auf Sirius‘ Schoß zusammengekuschelt. Was für die Anderen das Zeichen war, zu gehen, während Fenrir seinen Sohn hochnahm. Ataer musste umgezogen werden und das möglichst ohne ihn zu wecken, ein halb waches Kind war ein Grauen.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Traurig lehnte Hermine sich an Ron. Sie war über Weihnachten bei den Weasleys eingeladen und hatte nur zu gern angenommen, ihre Eltern waren zwar etwas enttäuscht gewesen, aber nicht so sehr… was ihr zeigte, dass die sich an die abwesende Tochter gewöhnt hatten. Das war aber nicht mal so schlecht, denn trotz all der Probleme, sie wusste, innerlich hatte sie sich längst für diese Welt entschieden, sie war ein Teil davon geworden, vor Allem durch Harry und all die anderen Dinge.
 

„Was hast du?“, fragte Ron leise, um die Anderen nicht auf sie aufmerksam zu machen. Dass das mal wieder so aussah, als wären sie zusammen, kümmerte ihn nicht, er wusste, dem war nicht so. Er stand auf einen anderen Typ Mädchen, Hermine war wie eine Schwester für ihn – und außerdem unglücklich in den größten Idioten der Schule verschossen.
 

„Ich… vermiss ihn,“ murmelte Hermine. „Harry… hat Weihnachten immer so geliebt, wenn wir in Hogwarts alle um den Baum im Gemeinschaftsraum gesessen sind und er hat seine Geschenke angeguckt, das war ihm meistens schon immer genug, von ihm aus hätte er sie gar nicht erst auspacken müssen…“
 

Ron seufzte etwas, sah zu seinen Brüdern, die sich lachend mit Freds und Georges neuesten Erfindungen bewarfen, kleine Kugeln, die überall, wo sie landeten, bunte Flecken hinterließen. Als habe man Regenbogenpocken oder so was. Ja, Hermine hatte Recht. Immer wieder hatte seine Mutter den Direktor auch gebeten, dass Harry Weihnachten hier verbringen durfte, aber es war immer abgelehnt worden. Harry hatte das hier gefallen, er hatte sie alle immer als seine Familie gesehen. „Wer weiß, vielleicht hat er da, wo er jetzt ist, ja auch seinen Spaß, “ versuchte er es.
 

„Ich hoffe es so sehr, “ flüsterte Hermine. Es tat immer weh, an Harry zu denken, aber da waren auch die Hoffnung und der Glaube, dass er da, wo er jetzt war, endlich geliebt wurde und glücklich sein konnte. Dass er endlich eine Familie hatte, die er sich immer so sehr gewünscht hatte.
 

„Ich bin mir sicher,“ gab Ron überzeugt zurück. „Und er bekommt ein Denkmal.“ Wenn sein Freund schon kein Grab bekam, doch er bekam ein Denkmal, eines, das ihm vielleicht sogar selbst gefallen hätte. Ein Brunnen, in dessen Mitte er selbst saß, in seiner Schuluniform, neben ihm sein geliebter Feuerblitz und auf seiner Schulter Hedwig. Zumindest würde man ihn nicht vergessen, wie so viele andere Opfer und sie Beide durften den Brunnen dann einweihen. Und zwar schon in wenigen Monaten. Der Brunnen sollte mitten in der Winkelgasse stehen – da, wo Dumbledore sein eigenes Denkmal hatte aufstellen wollen. Es gab eben doch etwas Gerechtigkeit.
 

Longbottom hatte versucht, zu verhindern, dass man seinem Vorgänger, den er als Betrüger bezeichnete, ein Denkmal setzte, doch es hatte wohl nicht viel gebracht. Man hatte ihm gesagt, dass das, was er da von sich gäbe, Neid wäre, der einem Helden nicht stehen würde. Das hier solle eine Erinnerung an einen gequälten Jungen sein, der Alles verloren habe.
 

Das hatten Alle dem arroganten Idioten gegönnt – dass der so richtig auf die Nase fiel! Da hatten es doch einige Leute gewagt, ihm endlich mal Kontra zu bieten! Ja, Longbottom war mal wieder klar gemacht worden, dass er nur sterblich und obendrein ein Kind, ein Junge war, auf dessen Meinung man noch nicht allzu viel gab. Sicher hatte er danach in der Schule Alle angeschrien und drakonische Strafen verteilt, doch gebracht hatte es nicht wirklich was. Nicht bei denen, die für sich beschlossen hatten, dass sie Longbottom nicht mehr in den Arsch kriechen wollten.
 

Dazu gehörte ein guter Teil der Ravenclaws und Slytherin praktisch geschlossen. Natürlich hatte Longbottom noch immer viel zu viel Macht und man war vorsichtig, doch nicht übermäßig wie zu Beginn. Denn Punkte, die Longbottom abzog, weil ihm die roten Haare der Weasleys nicht gefielen, wurden sofort zurückgegeben und Snape machte sich einen Spaß daraus, den Besten nachsitzen zu lassen, bis zu Vergasung. Wie gesagt, nicht Alle sprangen dem Idioten so willig hinterher.
 

Hermine seufzte etwas, lächelte aber dann. „Ja, ich denke auch, er hat es jetzt gut. Und irgendwann… finden wir vielleicht wieder so einen guten Freund.“
 

„Och, ich mag diesen Neuen. Aidan. Der is lustig! Und er lässt sich von Niemandem was sagen!“
 

Hermine lachte etwas. „Ja, der ist wirklich cool! Aber es ist kein Wunder, dass er sich nichts sagen lässt, alle haben Schiss vor seinem Vater und er hat kein Problem, den auch ins Spiel zu bringen. Wie Malfoy, nur mit viel mehr Stil!“ Ja, der Gedanke an Draco tat ihr immer weh. Wann er sie auch sah, er beleidigte sie. Und dabei… es war albern, aber genau in dieses Arschloch musste sie sich verlieben! Sie vermisste Harry, der nun sicher gesagt hätte: ‚warte ab, bis er erwachsen ist und seine dummen Sprüche selbst ihm zu blöd werden‘. „Ich denke, er wird Longbottom das Leben ziemlich zur Hölle machen – und er kommt damit auch noch durch.“
 

„Jaaaa!“, schalteten sich in dem Moment die Zwillinge ein. „Und er ist bei uns in der Klasse! Wartet es ab, in einem Jahr…!“
 

„… hat Longbottom aufgegeben und rennt! Der wandert aus!“
 

„Das wäre zu schön,“ gab Ron zurück. „Darauf würde ich nicht bauen! Der hat ein langes Durchhaltevermögen. Der hat uns jahrelang was vorgespielt,“ erinnerte er die Anderen. „Bis wir den los sind… kann es lange dauern.“
 

Von Überführen war noch nicht mal die Rede. Denn inzwischen waren sie sich vollkommen sicher, dass Longbottom Harry aus Eifersucht umgebracht hatte. Und wer wusste, was der noch getan hatte. Ein Dreizehnjähriger, der einen Anderen umbrachte, war sicher auch noch zu ganz anderen Dingen fähig. Aber hey, sie würden das schaffen! Zumindest das waren sie Harry schuldig!
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Wer ist der König, wer ist der König, wer ist der König?“, lachte Sirius, wirbelte seinen kleinen Sohn herum, mit dem er gerade spielte. Und zwar draußen auf dem Spielplatz. Weihnachten war vorbei, viele der Kinder waren schon wieder in der kleinen Schule, die es hier gab und wo sie betreut wurden, bis sie nach Hogwarts oder in andere Institute kamen, je nach Talent und Wunsch.
 

Ataer lachte glücklich, klatschte in die Hände. „Da!“, strahlte er. Er fand es so toll, dass Nuffel, den er inzwischen wie Fenrir als Vater sah, sich immer mit ihm beschäftigte. Er hatte nicht mehr so oft Angst, dass die Beiden anders werden würden. Denn selbst, als er die Schuhe von dem anderen Jungen zerbissen hatte, hatte Niemand was gesagt, oder als ein Unglück in der Ecke passiert war, weil er nicht rechtzeitig raus gekommen war. Und sie schlugen ihn nicht, wenn er einen Laut von sich gab, im Gegenteil sie unterstützten ihn und freuten sich, wenn er mal was sagte.
 

„Du,“ lächelte Sirius, stupste den Kleinen an, der sich inzwischen auch endlich mal allein auf die Schaukel traute – wenn sie wirklich die Einzigen auf dem Spielplatz waren zumindest. „Du bist mein kleiner König, Schatz.“ Er küsste Ataer auf die Stirn, setzte ihn in den Sandkasten. „Ich bin gleich wieder da,“ erklärte er. Es war etwas, das Fenrir und er beschlossen hatten. Ataer immer mal wieder fünf Minuten allein zu lassen, damit der begriff, dass es nicht nötig war, dass immer einer von ihnen um ihn herum war, sondern dass er auch selbst auf Erkundung gehen und Freunde suchen durfte, ohne, dass gleich etwas Schlimmes geschehen musste. Ataer mochte das gar nicht, die ersten Male hatte er bitterlich geweint, bis einer von ihnen weich geworden war.
 

„Nis..“, bettelte Ataer sofort wieder, streckte seine Arme aus. Er wollte nicht allein sein! Auch nicht hier! Wenn, dann doch nur in seinem Zimmer! Er wollte nicht, dass Nuffel ging, auch, wenn der wiederkommen würde! Trotz Allem hatte er Angst, die Beiden nicht mehr wiederzusehen und davor hatte er Panik.
 

„Ataer,“ lächelte Sirius, kniete sich zu dem Kleinen. „Spiel etwas, geh auf die Schaukel oder die Rutsche, ich verspreche, ich bin gleich wieder da, ich bin nur schnell im Haus, um zu gucken, ob Post da ist, ich warte nämlich auf etwas.“ Das stimmte sogar, er hatte Remus eingeladen, noch nicht wissend, ob er Diesem die Wahrheit sagen sollte, doch zumindest sehen wollte er seinen ehemaligen Freund. Auch, um festzustellen, ob trotz des Vertrauensbruchs eine Freundschaft noch möglich sein würde. Er musste sich selbst zusammenreißen, um wirklich zu gehen, doch es fiel ihm unendlich schwer. Er wusste, sein Kleiner weinte. Es war auch das erste Mal, dass sie ihn draußen allein ließen, statt im Zimmer, aber es musste sein. Es war zu Ataers Bestem, das hatte ihm der Heiler des Rudels immer wieder versichert. Sonst hätte er sich darauf noch gar nicht eingelassen. Der Mann hatte betont, wie wichtig es war, den Kleinen nicht nach seinem scheinbaren, sondern nach seinem wirklichen Alter zu behandeln und man ließ einen Fünfjährigen nun mal von Zeit zu Zeit allein spielen.
 

Schniefend zog Ataer die Nase hoch, während sein Daddy langsam aus seinem Sichtfeld verschwand. Tränen kullerten über seine Wange und er bekam, wie immer in so einem Fall, wahnsinnige Panik. Seine behandschuhten Hände krallten sich in den Schnee des Sandkastens, wo Nuffel und er schon begonnen hatten, eine Schneeburg zu bauen, doch das Alles hatte seinen Spaß verloren. Er wollte nur, dass Daddy wiederkam und ihn hochhob! Schluchzend zog Ataer die Beine an sich. Schlagartig war ihm richtig kalt und es schien irgendwie dunkel zu sein…
 

„Sieh einer an, ein Heulbaby! Was ist passiert?“, fragte ein Halbstarker, der sich und seine Fähigkeiten überschätzte, lief zum Sandkasten – und machte die Anfänge der Schneeburg, die sich da erhob mit einem Tritt zunichte. Er lebte allein, sein Rudel hatte ihn schon lang verstoßen, weil er angeblich unmöglich war. Aber er würde Alpha sein und das hier… war sein erstes Opfer um seine Stärke zu beweisen! Und seine Härte! Das hier aber… konnte Spaß werden!
 

„Nis!“, weinte Ataer, als er den Jungen sah. „Nis! Nuffel!“, weinte er, hob schützend seine Arme, machte sich noch etwas kleiner. „Pa!“
 

„Niemand wird dir helfen!“, lachte der Andere, morphte und begann knurrend auf das Kind loszugehen. Er wollte, dass der ihm den Bauch zeigte! Dann würde er vielleicht auch noch rein beißen! Ja! Und Allen zeigen, wie stark er war! Ohne Gnade, wie die großen Anführer! Tagelang hatte er dieses Rudel beobachtet, er wusste, hier gab es Einige, die wirklich stark waren aber der hier…war kein Problem!
 

„Nis…. Pa… Pa… Da… Nuffel!“
 

Was…? Fenrir stockte. Er hörte es, gerade, als er auf dem Weg zum Spielplatz war, um nach dem Rechten zu sehen, da ihm ein Mal mehr ein fremder Geruch aufgefallen war, bei dem sich ihm das Nackenfell aufstellte. Und nun… die vollkommen verängstigte Stimme seines Sohnes, bei der ihm Eines einfiel – Ataer war auf dem Spielplatz, Sirius hatte versuchen wollen, den Kleinen mal draußen für ein paar Minuten allein zu lassen. Automatisch morphte er, rannte – und sprang, ohne zu denken, landete genau zwischen seinem Sohn und einem fremden Wolf, der aussah, als sei er kaum den Kinderschuhen entwachsen – und dabei, seinem Kleinen, der wimmernd im Schnee lag, an die Kehle zu gehen. Toll, wirklich! So konnten sie ihm nie klar machen, dass es nicht gefährlich war, allein draußen zu sein! Die ganze Arbeit für die Katz! Zwei Mal schnappte er zu, bevor er mit seiner Pranke dem Anderen eins wischte, ihm in den Hinterlauf biss, ihn herumzerrte und ihm mit Gewalt an einen Baum krachen ließ. Und ja, man hörte es knirschen, als wären die Knochen gebrochen. Nicht, das Fenrir das rührte. Gerade, als er dem Anderen die Kehle durchbeißen wollte, wie es sein gutes Recht war, stürzte Sirius, auch gemorpht, ins Bild.
 

Was Fenrir dazu brachte, wieder menschliche Gestalt anzunehmen. Er packte den schlaffen Körper des Angreifers mit den Händen. So oft hatte er seine Strafhütte noch nie genutzt! Gerade erst hatte er die blutige Leiche von dem Fettsack beseitigen lassen müssen, es war noch nicht mal geputzt worden. Er hatte das Ekel aus einer Laune heraus, zu Midwinter, erlöst. Seine gute Tat des Jahres sozusagen.
 

Den da ließ er in das noch blutige Stroh fallen, in dem noch das ein oder andere Stück Fett und Haut vor sich hingammelte .Eklig, einfach nur eklig, aber genau das rechte Zimmer für einen Idioten, der meinte, eine solche Tat ungestraft verüben zu können. Fenrir kannte Männchen wie Diese. Bei denen war im Kopf was falsch gepolt, ihnen verdankten andere Wölfe den schlechten Ruf.
 

„Sch, schhhh,“ flüsterte Sirius, der Ataer auf den Arm genommen hatte. Merlin! Wie hatte das nur passieren können? Warum hatte er seinen Kleinen nur nicht einfach mitgenommen? Scheiß auf den verdammten Heiler! Der Kleine würde schon von selbst anfangen, Abstand zu fordern, wenn er soweit sein würde! Er drückte seinen weinenden Sohn eng an sich. „Ich bin da, Niemand tut dir was, Papa hat den Bösen kaputt gemacht, keine Angst, er kann dir nie wieder was tun.“
 

Ataer wimmerte, er klammerte sich an Daddy, presste die Augen fest zusammen. Warum hatte der das nur gemacht? Er hatte ihm doch nichts getan! Aber nun waren die Anderen wieder da. Pa kam, drängte sie ins Haus zurück, ging dann aber, um mit dem Mann zu sprechen, der immer mal wieder auftauchte, leise, aber er klang sehr wütend. Wegen ihm…? nicht gut…
 

Sirius brachte Ataer nach Oben, weg von der leisen, aber aggressiven Stimme von Fenrir, der Jaden Anweisungen zu Nachforschungen gab, angepisst wegen des Angriffs auf sein Kind von einem Wolf, der nicht nach Rudel roch. Er musste am Ende mit in die Wanne, da sein Sohn sich so an ihm festklammerte. Aber das warme Wasser beruhigte den Kleinen wieder, bis er schließlich, wohl erschöpft vom Weinen, sogar in Sirius‘ Armen einschlief.
 

Mit einem Zauber zog er dem Kleinen frische Sachen an, da der seine Eigenen vor Angst voll gemacht hatte. Mit Ataer im Arm, der sich immer noch an ihm festkrallte, lief er wieder runter, wo Fenrir auf und ab lief, sichtlich aufgeregt, doch er hörte auf, als er ihn sah, lief auf sie zu und strich über die Wangen des Kleinen.
 

„Ist er in Ordnung?“
 

Sirius seufzte leise, nickte dann. „Aber mit diesem lächerlichen Experiment bin ich durch!“, zischte er. „Ich lass ihn nicht aus den Augen, wenn er bei mir bleiben will! Er wird schon von selbst anfangen, allein rum zu laufen, wenn er so weit ist!“
 

„Schon gut,“ murmelte Fenrir, der sich von der Vorstellung verabschiedete, das Bett in den nächsten Jahren nur für Sirius und sich zu haben. Sie würden wohl noch eine Weile zu Dritt sein. Doch er verstand seinen Gefährten, er dachte ja selbst ganz ähnlich. Auch er wollte den Kleinen lieber erst mal nicht allein lassen, auch, weil er nicht wusste, ob dieser Idiot irgendwo Helfer hatte und er wollte kein Risiko eingehen. Nicht, wenn es um die Sicherheit seiner Familie und seines Rudels ging. „Ich fürchte, das hat uns ziemlich weit zurückgeworfen…“
 

Sirius setzte sich, streichelte den Kleinen beruhigend. „Ja,“ gab er zurück. „Aber wir waren rechtzeitig da, das ist wichtig und wir werden ihn nicht mehr aus den Augen lassen, dann sollten wir es in Grenzen halten können.“ Er beobachtete, wie der eiserne Griff langsam nachließ, legte Ataer sanft auf das Sofa und deckte ihn zu. Das würde ein langer Tag werden…

Paten

„… dich uuuuuuuum!“
 

„Ist das etwa das Benehmen eines angeblichen Helden?“, fragte Aidan nur, grinste etwas und biss genüsslich in die letzte Fleischpastete. Dabei mochte er sie nicht. Er hatte sie nur aus Prinzip haben wollen, da Longbottom nach ihr gegriffen hatte. Es war Samstag und sie feierten gerade mal wieder auf dessen Anordnung eine Party, zu der weder er noch die Weasleys geladen waren, was ihn wenig rührte. Er war gekommen, hatte gesehen, nach was Longbottom griff, war schneller gewesen und genoss das vor Wut schrecklich rot werdende, hässlich verzogene Gesicht. „Außerdem ist es dumm, Drohungen gegen den Sohn von Voldemort auszustoßen, bedenkt man, wie viel Morde der doch schon so auf dem Gewissen hat. Und lass dir eines gesagt sein – sein Charakter färbt ab und Irrsinn ist vererbbar. Und ich bin von zwei Seiten vorbelastet. Sonst noch was?“, fragte er eher gelangweilt, warf den Zwillingen schnell auch noch etwas von den leckeren Dingen zu.
 

„Das ist meins! Alles meins! Das wurde für mich gebracht! Ihr seid unerwünscht!“, schrie Neville aufgebracht, der nicht nur seine Pastete, sondern immer mehr Sachen verschwinden sah, die die Hauselfen auf seinen Befehl hin angerichtet hatten.
 

„Das hier ist der Gemeinschaftsraum und soweit ich weiß, hat Mc Gonagall dir auch verboten, die Hauselfen für dich extra schuften zu lassen,“ konterte Aidan. „So, wie ich das sehe, kannst du petzen rennen und dich selbst verraten, womit du dir noch etwas mehr Nacharbeit bei Snape einhandelst, oder du erträgst es wie ein Mann, dass du ein paar Sachen weniger in deinen hässlichen Körper stopfen kannst.“
 

„Was… erlaubst du dir!? Ich bin der Junge der lebt!!“
 

„Ist es seit Neuestem eine besondere Leistung, zu leben? Tun hier viele Andere auch und geben nicht damit an.“ Oh, Aidan wusste genau, worum es ging, doch es war zu schön zu sehen, wie die Gesichtsfarbe des Anderen immer ungesünder wurde und er wusste, er hatte ein Mal mehr voll ins Schwarze getroffen.
 

„Ich bin der.. ich bin ein Held!“
 

„Warum? Was hast du gemacht? Einen Drachen zur Strecke gebracht? Einen dunklen Lord besiegt? Mir ist davon nix zu Ohren gekommen, der einzige Name, der mir auch nur entfernt was sagt, ist Harry Potter. Sorry, du bist nur ein Trittbrettfahrer, der sich wichtigmacht, leiste was, und wir reden darüber, dass ich dich auch nur als Mensch anerkennen werde! Im Moment… bist du der Dreck unter meinen Füßen.“
 

„Du…! Ich bin der Direktor! Ich kann dich…!“
 

„Nicht mal rausschmeißen,“ lächelte Aidan, ohne auch nur seine Stimme gehoben zu haben, während links und rechts auf der Lehne Fred und George Platz nahmen. „Du hast so viel Einfluss, wie diese Pastete hier, “ demonstrierte er – und schluckte das letzte Stück davon runter. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ich meinen Daddy dazu bringe, dich umzubringen oder meine Mommy dazu überrede, dich zu Tode zu foltern, da ich so ungern selbst Blut an den Fingern hab, ist wohl größer, als dass du je, jemals den Einfluss bekommst, hier wirklich mal was zu bestimmen, du hast den magischen Kern einer halb kompostierten Zitrone.“
 

„Ich mach dich so fertig!“; brüllte Neville. Oh, er hasste diesen Bengel! Er hasste ihn ganz fürchterlich! Doch in einem hatte er Recht. Dessen Eltern waren gefährlich – und mussten umgebracht werden. Snape hatte Glück. Statt den umzubringen würde er sich erst mal auf was Anderes konzentrieren! Mal sehen, wie dieser Irre dann reagieren würde, wenn seine ach so tollen Eltern mausetot waren und als Krähenfutter in Bäumen hingen!
 

„Meinst du, weil du lauter schreist hast du mehr Recht?“, fragte Aidan amüsiert, nahm sich eine Hand voll Chips. Das war so herrlich! Schon seit er hier war machte er nichts lieber, als diesen Idioten fertig, der nur schreien, befehlen und angeben konnte, aber nicht wirklich was zustande brachte. Schon gar nichts Sinnvolles.
 

„Ich bin der Junge, der…!“
 

„Meine Güte, ist das die einzige Platte, die du hast? Du hast einen total bescheuerten Titel bekommen, weil der Junge, dem er zusteht, zu Tode gequält worden zu sein scheint, du hast Nichts überlebt, Nichts geleistet und Nichts durchgemacht, das dir das Recht geben würde, irgendwas zu behaupten. Verdien dir deine Lorbeeren, statt sie dir zu klauen. Meinen schlechten Ruf hab ich mir wenigstens, wie meine Eltern, selbst erarbeitet.“
 

„Macht ihn fertig! Er hat nicht das Recht, so mit mir zu reden!“, kreischte Longbottom vollkommen aufgebracht. Wie konnte man es wagen?! Sofort wurden rund um ihn herum Zauberstäbe gezogen, stellte er zufrieden fest. Doch in dem Moment flogen schon die ersten Zauber.
 

„Zu langsam, zu dumm, zu wenig Magie zu unbeholfen und zu hirnlos,“ zählte Aidan auf. „Hat man dir nie beigebracht, ordentlich einen Angriff zu dirigieren? Schreien, wie ein Weib zählt nicht als kommandieren, nur so nebenbei bemerkt. Meine Güte, ich wusste nicht, dass Jemand lauter kreischen kann, als Draco, wenn man ihm seine Frisur ruiniert. Nun, man lernt wohl nie aus…“ Er sah sich kopfschüttelnd im Raum um, wo lauter Teenager herum lagen, mehr als einer älter als er selbst. Longbottom, den er geschockt hatte, konnte ihn nur wütend anblinzeln, ohne ein einziges Wort zu sagen. „Ich denke, ich werde jetzt Mc Gonagall holen, du bist so grottenschlecht in Tränke, du kannst ein paar zusätzliche Übungsstunden immer gebrauchen – denk dran, in ein paar Jahren wirst du mir dafür danken. Dann wird vielleicht doch noch was aus dir – was anderes, als ein bekloppter Irrer, wobei, ob da noch viel zu retten ist? Wir werden sehen…“
 

Kaum waren sie bei Mc Gonagall gewesen, um ihr zu sagen, dass sie von Lärm geweckt worden und dann noch angegriffen worden waren, als sie um Ruhe gebeten hatten, waren sie alle wieder im Schlafsaal – und lachten sich kaputt. Sie wussten, sie hatten einen kolossalen weiteren Sieg davon getragen, für den Longbottom sie hassen würde.
 

Und das war genau, was Aidan wollte. Die Anderen hatten ihm erzählt, dass sie dachten, dass der kleine Drecksbengel Schuld am Tod von dem Potterjungen war, der immerhin ein sehr guter Freund der Anderen gewesen war. Und sie wussten nicht, wie sie das beweisen und dessen Tod rächen konnten. Wo er sich selbst ins Spiel kommen sah.
 

Das hier war Aidans Geschäft – Leute so in die Verzweiflung treiben, dass sie ihm Alles erzählten, was er wissen wollte. Und wenn er Geständnisse wollte, bekam er sie auch. Nur brauchte es dieses Mal etwas mehr Vorbereitung. Er brauchte möglichst viele Zeugen, so, dass der Idiot keine Ausreden haben würde. Immerhin wollte er seinen neu gefundenen Freuden helfen, die im Gegensatz zum Rest der Schleimerbande zumindest einen Funken Anstand zu besitzen schienen.
 

„Sag mal, wie machst du das?“, fragte George vollkommen fasziniert.
 

„Was mache ich wie?“, fragte Aidan, sah sich etwas verwirrt in die Hände.
 

„Na, das mit den Sprüchen! Das ist ja Wahnsinn! Wie kann man das lernen?!“
 

Das brachte den Anderen zum Lachen. „Och, bei meinen Verwandten kommt sowas meist ganz von selbst,“ gab er zurück. „Entweder Kontra geben, oder untergehen. Und ich befinde mich nur sehr ungern unter Wasser.“
 

„Na dann…“, nickte George, der sich wirklich nicht sicher war, ob er so eine Familie auch wirklich wollte.
 

„Wir sollten uns hinlegen,“ merkte Aidan ruhig an. „Morgen wird sicher wieder anstrengend werden und wenn ich unausgeschlafen bin, neige ich zu schlechter Laune.“
 

„Und….was passiert dann?“
 

„Das willst du nicht wissen,“ konterte Aidan und zog einfach die Vorhänge von seinem Bett zu, kuschelte sich in sein Bettzeug. Doch, das war eine erfolgreiche Nacht gewesen. Ein Jahr, vielleicht etwas länger, dann würde der Hass von diesem lächerlichen Kampfzwerg sicher groß genug sein, um alle Vorsicht außer Kraft zu setzen. Zumindest hoffte er, dass es nicht schneller gehen würde, sonst hatte er ja mehr als ein Schuljahr Langeweile!
 

Grinsend musste er an seinen jüngsten Cousin denken. Na ja, eigentlich Großcousin. Ataer. Den mitzunehmen wäre sicher lustig. Da wäre bestimmt nicht mehr ein Schuh sicher! Und Dracos Geschrei erst! Hmmm… vielleicht sollte er bei nächster Gelegenheit mal Wolfnapping machen. So für eine Woche oder so. Grayback war sicher dankbar, wenn er dann endlich mal wieder zum Schuss kommen würde! Und er fand den Gedanken an einen Berg zerkauter Schuhe und Dracos Geschrei einfach zu verführerisch! Ja, das war doch mal ein Plan! Zufrieden mit der Idee schlief er schließlich ein.
 


 


 


 


 


 


 


 

„Sch…, es ist Alles gut,“ redete Sirius auf seinen kleinen Sohn ein, der gerade aufwachte. Er hatte nach dem Schock bis Mittag durchgeschlafen, aber jedes Mal, wenn er allein auf dem Sofa gelegen hatte, hatte er wieder das Wimmern angefangen und nach ihnen gegriffen, bis Sirius sich schließlich dazugelegt hatte. „Daddy ist da,“ redete er auf den Kleinen ein. „Du bist nicht allein, mein Süßer.“ Er wartete, bis die desorientierten Augen sich wieder auf ihn richteten, lächelte beruhigend und half dem Kleinen auf.
 

„Nis!“
 

„Schh, der böse Wolf ist weg, er kommt sicher nicht wieder,“ versicherte er seinem Kleinen, hob ihn auf den Schoß. „Ich bin da.“ Er seufzte, als der Kleine sich an ihm festklammerte. Ja, heut war eine Menge Arbeit den Bach runter gegangen. Mit Ataer im Arm stand er auf. „Komm, das Essen ist fertig.“ Er nahm den Kleinen mit zum Tisch, ließ ihn aber auf dem Schoß, statt ihn auf seinen eigenen Stuhl zu setzten. Jetzt wollte er keine Tränen. „Papa kommt auch gleich.“ Er schnitt dem Kleinen das Schnitzel, etwas, dass er sehr gern aß. Er hatte die Hauselfen extra gebeten, heute eines für Ataer zu machen. Dann füllte er Ketchup und Mayo in eine Schüssel, stellte das vor seinen Sohn und sah zu, wie der Kleine nach einem weiteren vergewissernden Blick zu essen anfing.
 

Als Fenrir rein kam, sah er, wie sein Sohn und sein Gefährte am Tisch saßen, Beide auf einem Stuhl, Ataer klammerte sich mit einer Hand auch an Sirius fest, während er mit der anderen die Gabel hielt. Er selbst hatte auch nicht gerade die schönsten Stunden seines Lebens gehabt, er hatte sich wirklich zusammenreißen müssen, diesen Idioten nicht umzubringen. Nun, aber es hatte ihm auch eine gewisse Befriedigung gegeben, zu wissen, dass er richtig gehört hatte. Die Wirbelsäule war durch gewesen.
 

Der Idiot war auch nicht älter, als neunzehn gewesen und offensichtlich schon von seinem eigenen Rudel verstoßen worden. Viele brachten es nicht über sich, gestörte Mitglieder umzubringen, was dazu führte, dass Gerüchte über bösartige Werwölfe auftauchten. Denn dieser Trottel hatte gemeint, mit bösen Taten einen Namen und ein Rudel zu bekommen! Man konnte ein Rudel aber nicht nur mit Angst führen! Und ein Baby, mehr war Ataer nicht, musste Niemandem Bauch oder Hals präsentieren! Kinder hatten, bis sie etwa elf, zwölf Jahre alt waren, so was wie absolute Narrenfreiheit! Und selbst, wenn sie älter wurden, wurden sie langsam an die Regeln ran geführt, nicht von einem Tag auf den nächsten und schon mal gar nicht mit roher Gewalt!
 

Er setzte sich an den Tisch, sah auf den Teller vor ihm, lächelte Ataer zu und wuschelte durch dessen Haare. „So, Kleiner. Kein böser Wolf mehr da draußen,“ erklärte er, begann, sein Fleisch zu zerschneiden.
 

Sirius hob eine Augenbraue, er wollte nachher mehr wissen. Aber das hatte Zeit. Erst mal ein ruhiges Essen. Nachdem Ataer satt war, nahm er den Kleinen mit in dessen Zimmer, kroch mit ihm unten in die Höhle und las mit ihm ein Märchenbuch, spielte danach mit ihm und den Legos, nun, wo Ataer langsam begann, nicht mehr so viel zu klammern. Zumindest solang er Sirius vor sich sah.
 

Erst nachdem der Kleine endlich eingeschlafen war, konnte er sich von ihm losmachen. „Was ist mit diesem Irren?!“
 

„Er ist querschnittsgelähmt und Niemand wird je wieder von ihm bedroht werden. Glaub mir, für ihn ist es im Moment schlimmer, am Leben zu bleiben, als umgebracht zu werden. Wir entziehen ihm seine Magie und seine Fähigkeit zur Wandlung, dann bringen wir ihn in ein Muggelkrankenhaus. Er wird ein langes, aber jämmerliches Leben haben.“
 

„Gut“, gab Sirius nur hart zurück, blickte auf den Kleinen, der mit seinem Teddy im Arm in ihrem gemeinsamen Bett schlief. „Er soll viel Zeit haben, sich zu denken, was alles schief gelaufen ist!“
 

Fenrir nickte, er trat zu Sirius, küsste ihn leicht. „Wollen wir kurz ins Wohnzimmer verschwinden? Wir hören, wenn der Kleine aufwacht…“
 

Sirius seufzte etwas, ließ sich aber mit nach Unten ziehen. „Fenrir,“ sprach er ruhig. „Fenrir, hör mir zu!“
 

„Was?“, nörgelte der Alpha etwas. Er wollte doch nur ein wenig harmlosen Spaß! Und es war doch sicher nicht so, als wäre der Andere abgeneigt!
 

„Fenrir, da draußen laufen Irre rum, einer davon wollte Ataer umbringen, ein Anderer ist tot aufgetaucht und wir wissen nicht mal, wer der Eine war! Ich will das nicht, ich mache mir Sorgen, um den Kleinen, um uns. Das ist mir einfach nicht geheuer. Ich hab den Eindruck, dass ihr das Alles auf die leichte Schulter nehmt. Dass ihr die Gefahr ignoriert, weil sie im Moment nicht so schlimm auszusehen scheint.“
 

Fenrir runzelte die Stirn. Gut, das hatte er jetzt so nicht erwartet. Aber so was von gar nicht! Nur eines musste er zugeben – es war wahr. Er hatte seit Wochen, seit Sirius wieder da war und sie die Leiche von Dumbledore gefunden hatten eigentlich, nicht mehr daran gedacht. „Du hast Recht,“ gab er leise zu. Er rieb sich die Stirn. Da draußen lief immer noch eine Bedrohung rum, die bisher leider weder einen Namen noch ein Gesicht hatte und die vielleicht auch immer noch hinter seinen Sohn her sein konnte. „Aber ich weiß auch einfach nicht, was ich noch suchen soll, “ erklärte er. „Ataer erinnert sich an nichts, was vermutlich das Beste ist und Spuren haben wir auch nicht gefunden, Andere, als die von dem Trank, der auf die Robe gefallen ist.“
 

Sirius nickte: „Aber wir dürfen es auch nicht vergessen!“, beharrte er. „Wie gesagt, da draußen ist Jemand, der keinen Deut besser sein kann, als Dumbledore selbst! Und wir sind noch lange nicht aus dem Schneider!“
 

„Du hast Recht,“ nickte Fenrir erneut. „Ich werde die Ermittlungen wieder aufnehmen. Ich habe sie viel zu lang schleifen lassen.“
 

„Gut,“ nickte der Jüngere, nun zufrieden und küsste den Anderen sanft. „Und… was hattest du eben noch so im Sinn…?“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Kurz sah Remus sich um. Es war Alles wie bei seinem ersten Besuch, nur, dass es dieses Mal Nachmittag war und lauter kleine Kinder und auch einige Welpen den Weg entlang tobten. Ein kleiner Wolf war sogar an seinem Fuß vorbeigeschrammt, hatte ihn angebellt, weil er im Weg gestanden hatte und dann weiter gerannt. Alles hier war voller Leben, etwas, das er schon damals bewundert hatte.
 

Hier war niemand traurig, nicht normal zu sein, man war stolz, zu einem der stärksten Dämonenstämme überhaupt zu gehören und über viel Einfluss zu verfügen. Sie hatten sich hier ihre eigene kleine und erstaunlich sichere Welt geschaffen. Er hatte nur bis hierher drei magische Barrieren durchquert und er wusste, inzwischen war man über seine Ankunft informiert. Was hatte dazu geführt, dass die Sicherheit, nun, wo doch der Krieg als geschlagen und vorbei galt, erhöht worden war? Denn das letzte Mal waren da nur zwei Wachposten gewesen.
 

Erneut blickte Remus auf den Brief, der ihm sehr seltsam vorgekommen war. Er schien hastig geschrieben, auch die Art ließ kaum auf den Absender schließen. Es klang einfach nicht nach dem Sirius, den er einst gekannt hatte, allerdings… Azkaban konnte einen Menschen verändern. Er durfte nicht an den fröhlichen Jungen von damals denken. Er hatte den Anderen ja gesehen, hart, kalt, verzweifelt und voller Abscheu. Nun, vielleicht konnten sie sich aussprechen, denn er vermisste seinen letzten Freund, der ihm aus seiner Kindheit noch geblieben war, schrecklich. Nur, wie er sich rechtfertigen sollte, dass er Harry verloren hatte, das war ihm noch nicht so ganz klar.
 

„Lupin,“ stellte Jaden fest, der nicht wusste, wie Fenrir es geschafft hatte, dass sein Leben auf ein Mal noch stressiger war, als zu Zeiten von Dumbledore. Erst vor zwei Tagen hatten sie neue Sicherheitszauber gesprochen und die Wachen verschärft. Auf die Frage, was das sollte, nun, da es doch neue Friedensverträge gab, die unterzeichnet werden sollten, hatte er einen langen Vortrag von Gefahren bekommen, die nicht gebannt seien und dass das Lächerlichste sei, sich auf Friedensverträge zu verlassen und dass die Sicherheit seines Rudels vorging. Sprich, Jaden war so schlau, als hätte er nicht gefragt. Doch er wusste, etwas lag in der Luft, Fenrir neigte nicht zu Übertreibungen oder sonst was in der Art. Was auch ihn vorsichtig machte. Aber wie gesagt – Lupin war kein Unbekannter.
 

„Jaden,“ stellte Remus fest, nickte dem Anderen freundlich zu. „Ich bin von…“
 

„Ich weiß Bescheid,“ erklärte Jaden. „Sirius hat dich schon gestern erwartet,“ erklärte er. „Das Haus in der Mitte.“
 

„Wo ist der Hirschkopf?“
 

Jaden grinste etwas. Er wusste, wie Ataer panische Angst bekommen hatte, als er die Knochen gesehen hatte, so, dass Black sie einfach runter genommen und zerstört hatte. Sehr zu Fenrirs Frust, doch als der seinen Sohn gesehen hatte, war keine weitere Frage mehr gekommen. „Es… hat sich Einiges getan,“ erklärte er. „Ich denke, das will Sirius klären.“
 

„Was hat das mit Graybacks plötzlichem Geschmackswandel zu tun?“
 

„Ich bin nicht berechtigt, das zu erzählen,“ konterte der Beta des Rudels, deutete noch mal auf die Hütte. „Entschuldigung, ich muss weiter, ich habe eine ellenlange Liste und kein Ende in Sicht.“
 

Verwirrt sah Remus dem Anderen hinterher. Was war denn hier los? Kriegsvorbereitungen? Es sah auf jeden Fall so aus, denn ein Mann stand bei einer Gruppe und schien Kampfunterricht zu erteilen. Er lief zu dem Haus, das nun, ohne den toten Hirsch wirkte, wie jedes der Anderen auch, klopfte und wartete. Es dauerte sogar eine ganze Weile, bis die Tür sich endlich öffnete und er Sirius sah – mit einem kleinen Jungen auf der Hüfte, der eine schockierende, irritierende Ähnlichkeit mit ihm hatte. „Sirius?“, fragte er daher sehr, sehr vorsichtig.
 

Sirius musterte den Anderen. Er hatte Ataer im Wohnzimmer lassen wollen, doch der hatte sofort zu wimmern begonnen. Nach der Sache von vor zwei Tagen wollte sein Sohn nicht mal allein aufs Klo gehen, also hatte er ihn auf dem Arm behalten. „Komm rein,“ gab er zurück, deutete in Richtung Wohnzimmer. „Und setz dich aufs Sofa. Das hier könnte länger dauern.“
 

Verwirrt setzte Remus sich, beobachtete, wie Sirius nachkam, sich auf den Sessel setzte, das Kind auf seinem Schoß, dass sofort das Gesicht an der Brust des Anderen versteckte, einen Teddy im Arm. Sirius flüsterte ihm gerade etwas ins Ohr, gab ihm dann ein Stück Schokolade von der Schale auf dem Tisch zwischen ihnen.
 

„Sirius?“, fragte Remus schließlich, spielte mit dem Glas, das vor ihm aufgetaucht war.
 

Der Angesprochene sah auf. „Tut mir Leid, er mag keine Fremden.“ Er strich Ataer noch ein Mal versichernd über den Rücken. „Ich würde ihn dir ja vorstellen, aber er ist ein wenig unkooperativ.“
 

„Wer ist er und wieso sieht er dir so verdammt ähnlich?“
 

„Das kann schon vorkommen, dass die eigenen Kinder eine gewisse Ähnlichkeit mit einem haben,“ gab Sirius zurück, genoss es zu sehen, wie Remus die Flüssigkeit, die er hatte trinken wollen, quer über den Tisch spotzte. „Das… war ein dummer Witz! Du warst in Azkaban, als das Kind gezeugt und geboren worden sein muss!“
 

„Falsch, ich habe das Kind lange vor Azkaban bekommen,“ gab Sirius ruhig zurück. „Es wurde kurz nach seiner Geburt entführt, aber vor einigen Wochen ist wohl ein Unfall geschehen und er wurde verjüngt. Fenrir hat ihn gefunden. Das war die ganze Geschichte. Jetzt ist er wieder hier.“
 

„Gibt… es davon auch so was wie eine lange Fassung?“, japste Remus, der das gerade wirklich nicht fassen konnte. „Angefangen dabei, wie zwei Kerle ein Kind bekommen können?!“
 

Sirius hob eine Augenbraue. „Sex,“ gab er trocken zurück. „Das ist in der Regel ein ganz erfolgversprechender Anfang. Oder was hast du gedacht, dass Fenrir und ich nur Händchen gehalten haben?“
 

„Du bist… ein Zauberer!“
 

„Ich bin ein Grimm,“ gab Sirius genauso ruhig zurück. „Ich war nie ein reiner Zauberer. Ich werde es auch nie sein und offensichtlich war ich ein Träger. Denn kurz nach unserem ersten Mal bin ich schwanger geworden.“
 

„Und wie bitte hast du das verstecken können? Das hätte uns doch auffallen müssen!“
 

„Schon vergessen?“, fragte Sirius gelangweilt. „Zauberer, magische Kräfte, Zauber. Und selbst dir sollte nicht entgangen sein, dass ich einen ziemlich langen Urlaub beantragt hab.“
 

„Warum hast du uns nichts gesagt, bei Merlin!!“
 

„Ich kannte Fenrir damals gerade eine Woche, als ich mich hab schwängern lassen und er war zu der Zeit für mehr als ein Jahr weg! Denkst du, ich wollte mir James Vorwürfe anhören?! Er mag ja immer großkotzig getan haben! Aber wie stark er noch an alte Riten geglaubt hat, weiß ich inzwischen nur zu gut!“, er knurrte, hielt Ataer etwas fester, da der unruhig wurde, als es lauter wurde.
 

„Was… meinst du?“
 

Mühsam musste Sirius sich beherrschen. Er konnte Remus nicht erzählen, was James zu tun gewagt hatte. Er konnte sich nicht mal sicher sein, dass der es ihm glauben würde. „James war altmodisch, “ gab Sirius kalt zurück. „Und du weißt es so gut wie ich.“
 

„Aber… ich doch nicht!“
 

„Du..,“ Sirius sah den Anderen lange an. „Du warst immer nur bei James. Und ich wusste nicht, wie du reagieren würdest. Ich wollte das Risiko nicht eingehen, so einfach war es! Und dann, am Tag seiner Geburt, wurde mein Kind einfach so entführt! Ich habe es nie wieder gefunden, bis… ich zu Fenrir gekommen bin. Es war mein kleines Wunder.“ Er küsste Ataer sanft auf die Stirn. „Und du weißt es jetzt.“
 

„Ein Kind,“ murmelte Remus, starrte auf den Winzling, der sich zitternd an seinem… Vater?... festzukrallen schien. Ein Kind, das offensichtlich etwa zehn Jahre seines Lebens eingebüßt haben musste. „Du hast ein Kind…“
 

„Das sagtest du bereits und nein, du musst mich nicht daran erinnern, ich weiß es offensichtlich sehr gut.“ Er spürte, wie Ataer etwas an seinem Zopf zupfte. „Ich bin gleich wieder da,“ merkte er an, ging mit dem Kleinen ins Bad. Ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte? Er konnte es nicht einschätzen. Gar nicht.
 

Remus starrte den Anderen einfach nur nach, er konnte das nicht fassen! Sirius… schwanger? Und dann erinnerte er sich. Daran, warum er den Anderen überhaupt nur für fähig gehalten hatte, den Mord zu begehen. Die schrecklichen Launen, die Sirius gehabt hatte, dann das Benehmen, als Harry auf der Welt gewesen war, wie er den Kleinen wochenlang erst mal nicht hatte ansehen können. Aber wenn dessen eigenes Kind zu dem Zeitpunkt verschwunden war. Es war ein Wunder, dass er dann doch so gut mit Harry klar gekommen war – gut genug, dass James eifersüchtig geworden war.
 

Es dauerte eine ganze Weile bis Sirius dann endlich wieder kam, den kleinen Jungen, der stur nicht zu ihm sah wieder auf dem Arm. Der Kleine schien vollkommen verängstigt. „Was ist mit ihm?“
 

„Gestern hat ein Idiot gemeint, er wäre stark, wenn er kleine Kinder umbringt und Terror verbreitet. Dummerweise hat er sich den falschen Jungen ausgesucht, “ fügte er mit dunkler Zufriedenheit an, küsste Ataer sanft auf die Stirn. „Und jetzt hat er Angst, was ja wohl mehr als verständlich ist.“
 

„Ah, darum die vielen neuen Sicherheitsvorkehrungen?“
 

„Auch,“ wich Sirius aus.
 

„Warum noch?“, hakte Remus ruhig nach. „Du hast mich eingeladen, also, was ist los?“
 

„Ich habe dich eingeladen, um dir von Ataer zu erzählen,“ gab der Andere zurück, nickte aber dann. „Und nein, es geht bei diesen Sicherheitsmaßnahmen nicht um ein, zwei wild rumrennende Idioten.“ Er seufzte etwas. „Dumbledore mag tot sein, aber er ist auch umgebracht worden. Da draußen rennt immer noch Jemand rum, der fröhlich mordet und dumme Pläne schmiedet. Ihr Alle habt viel zu bereitwillig die Gefahr abgetan und beiseite geschoben, feiert ohne einen wirklichen Sieg. Ich habe ein Kind, von dem ich möchte, dass es sicher aufwachsen kann. Ich werde nicht vergessen, was da draußen vor sich geht.“
 

„Warum habe ich das Gefühl, dass da noch mehr ist?“, fragte Remus vorsichtig. Er spürte, da war noch was, aber er ahnte, dass er es nicht erfahren würde.
 

„Weil es das nicht ist,“ gab Sirius zurück., beließ es dabei. Er würde nicht darüber reden, dass das hier mal Harry Potter gewesen war oder dass James sein Kind entführt hatte. Wer würde es ihm schon glauben? Daher war er erleichtert, als die Tür aufging und Fenrir eintrat. Er lächelte und nun sah auch Ataer auf. Ja, er merkte, zwischen Remus und ihm war noch so etwas wie eine undurchsichtige Wand, die nicht so einfach zu überwinden war. Man wurde nicht immer von Jemandem, dem man vertraut hatte, eines Mehrfachmordes beschuldigt.
 

„Lupin,“ stellte Fenrir ausdruckslos fest, ging zu Sirius, küsste ihn und nahm Ataer, der ihm die Arme bittend entgegenstreckte, drückte seinen kleinen Sohn an sich, der wohl ziemlich aufgebracht wegen des Besuchs war, er zitterte leicht und wollte nicht mal in Richtung des Lykaners blicken. So eine kindliche Art, wenn er Jemanden nicht sah, würde er schon nicht gesehen werden. Es zeigte, wie jung sein Kleiner nun mal noch war. „Wir sollten essen,“ schlug er vor. „Lupin, du kannst in der großen Küche mit den Anderen essen, aber wenn du hier bleibst, isst mein Sohn nichts und nix für ungut, ich hab da Prioritäten.“
 

Remus nickte, stand, durchaus etwas enttäuscht auf. Er spürte, Sirius verheimlichte ihm noch was Großes. Neben dem Geheimnis, dass er ein eigentlich dreizehnjähriges Kind hatte, das im schulfähigen Alter gewesen war und durch einen Unfall zu einem verschreckten Kleinkind geworden war. Etwas, das noch größer sein musste, so, wie Sirius sich zierte. Es tat weh, zu wissen, dass der ihm nicht mehr vertraute, aber das hatte er ja schon bei der letzten Begegnung deutlich gemacht. Wobei Remus schon froh sein konnte, dass man ihm gesagt hatte, dass der Andere offensichtlich ein Kind hatte.
 

Ob sich das wohl je wieder würde kitten lassen?
 

Seufzend ging Remus raus, rieb sich die Stirn und sah sich um. Inzwischen schien eine andere Truppe zu trainieren, er sah auch drei Leute, die die Barrieren abzusuchen schienen, um Schwachstellen auszumerzen. Ja, er war sich sicher, Fenrir wusste mehr, als er sagte, das hier waren Kriegsvorbereitungen, das waren keine Vorsichtsmaßnahmen. Sie erwarteten einen Angriff.
 

Er wusste, wo die Küchenhütte war, da hatte er ja schon letztes Jahr gegessen. Also ging er rein, sah sich um und setzte sich dann, woraufhin eine Hauselfe was zu Essen brachte. Steak, medium rare, kaum Gemüse und Beilage. Köstlich. Denn nun, wo er wusste, dass er kein Wer war, gönnte er seinem inneren Wesen gern, was es brauchte.
 

„Ah, ich sehe, der Schock saß?“, fragte Jaden, nachdem er Lupin eine Weile beobachtet hatte, sich nun zu Diesem setzte.
 

„Ein Kind,“ gab Remus nur zurück.
 

„Jap, ein Kind,“ grinste Jaden. „Du müsstest Fenrir mal sehen, wenn er gerade am Ausrasten ist und der Kleine auftaucht. Da wird sogar er handzahm.“
 

„Wo… wo war der Kleine bei Merlin?!“, fragte Remus. „Wo war er dreizehn Jahre lang versteckt und wie zum Henker ist er jetzt aufgetaucht?!“
 

Jaden schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht viel mehr als du,“ erklärte er. „Und ich darf auch nicht viel sagen. Es ist nur sicher, dass auch wir nicht Alles wissen. Wir haben keine Ahnung, was passiert ist, dass Ataer wieder jünger geworden ist. Das ist eines der Dinge, die wir noch nicht raus bekommen haben. Und Dinge, die wir nie erfahren wollen, glaub es mir.“
 

„Wird… Sirius mir je wieder genug vertrauen, um es zu erzählen?“, fragte Remus leise.
 

Jaden zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht,“ gab er zurück. „Bisher hat Black hier im Rudel noch nicht mal Anschluss gesucht, auch, weil er kaum was tun kann, der Kleine klammert extrem und nach dem, was geschehen ist, ist es noch schlimmer geworden. Darum kann ich ihn auch nur schlecht einschätzen. Aber Black wirkt vor Allem sehr verschlossen.“
 

„Wir.. haben ihn ja auch Alle verraten,“ gab Remus traurig zurück, sah auf sein halb gegessenes Steak. „Vor Allem ich.“
 

„Ihr habt bestimmt wieder eine Chance,“ gab Jaden zurück. „Immerhin hat er dich eingeladen und redet mit dir, du bist der Einzige neben Fenrir. Denn Ataer… versteht nicht viel von Antworten. Du musst es eben nur langsam angehen, ihn neu kennen lernen, denn von dem Jungen, der er mal war und den du aus der Schulzeit kennen dürftest, ist nicht mehr viel übrig.“
 

Remus nickte. „Ich hoffe es,“ gab er zurück, nahm einen weiteren Bissen. „Diese Freundschaft hat mir damals so viel bedeutet. Er… na toll, heut ist wohl Tag der offenen Tür, einen Moment…“
 

Remus sah auf, hob eine Augenbraue. Automatisch fühlte er nach seiner Tasche, nein, er hatte sein Gegengift wie immer bei sich und das Neue brauchte er erst in drei Monaten. Vor Allem mied Snape jeden persönlichen Kontakt zu ihm, schickte das Zeug meist per Eule – obwohl sie in derselben Schule arbeiteten. Da pflegte eben Jemand eine Feindschaft. Nachdem Jaden allerdings mit dem Anderen abzog, war ihm klar, dass der Besuch wohl eher Fenrir gelten dürfe.
 

Fenrir sah auf, als es klopfte. Nun, zumindest hatte Ataer schon aufgegessen, denn spätestens jetzt hätte er zweifellos aufgehört. Er erstarrte wieder, sah erst zu ihm, dann zu Sirius, der ihn wieder aufnahm. „Erwartest du noch Jemanden?“
 

„Nein,“ gab Sirius ruhig zurück. „Das ist für dich. Ich gehe mit…“
 

„Bleib,“ bat Fenrir. „Ataer muss zumindest begreifen, dass er hier drin sicher ist, vor Allem, wenn wir beide da sind. Setz dich mit ihm ins Wohnzimmer, je nachdem, wer es ist, komme ich auch hin, spiel was mit ihm, vor dem Kamin.“
 

Sirius seufzte etwas, doch der Ältere hatte Recht. Also hob er seinen Sohn auf. Sie würden ihn ja nicht allein lassen. Er brachte ihn zu dem Teppich, setzte ihn hin und holte einige der Ritterfiguren, die den Kleinen kaum beschäftigten. Kaum saß der auf dem Fell, kroch er schon rüber auf Sirius‘ Schoß und behielt die Tür im Auge, zuckte dann regelrecht erst mal zurück, um dann wieder neugierig zwischen Sirius‘ Armen durch zu spitzen. Der wandte sich um – und stutzte. „Snape?“, fragte er verwirrt. „Was bitte tust du hier?!“
 

„Black,“ konterte Severus. Er wusste von dem Kind und von dem, was es durchgemacht hatte. Lucius hatte sich auch über dessen Drang ausgelassen, die Schuhe von Draco zu zerkauen, der daraufhin ein kleines Vermögen in Trostschuhe gesteckt zu haben schien. nicht zu vergessen, dass Draco nun natürlich auch keinen Anspruch mehr auf das Blackvermögen hatte, auf das er durchaus spekuliert hatte, um das Vermögen der Malfoys noch zu steigern. Nun allerdings sah er den Bengel auch das erste Mal – und es setzte sofort ein. Dieses Ziepen in der Magengegend. Sofort starrte er den Kleinen böse an. Der sollte bloß Abstand halten! Er hatte einen Bengel gehabt, bei dem er schon beim blanken Hinsehen Magengeschwüre bekommen hatte! Zwei davon brauchte er nun wirklich nicht!
 

„Wie wäre es, wenn ihr Alle freundlich zueinander sein würdet!“, fragte Fenrir mit einer gewissen Härte, überrascht, dass Ataer zwar auf dem Schoß blieb, aber ihren Gast mit einem gewissen Interesse musterte, was er bei Lupin vorher nicht getan hatte. Nun, Snape roch auch etwas angenehmer, als ein halb vergifteter Lykaner, der mit seinen Sinnen noch nicht umgehen konnte, obwohl er als erwachsen galt.
 

Sirius benahm sich sehr erwachsen – er schmollte, wandte sich Ataer zu, der aber den Fremden gerade sehr interessant zu finden schien. Was gar nicht ihm entsprach. Als würde der Kleine sich erinnern, obwohl das unmöglich war, nach der Verjüngung.
 

„Nun?“, fragte Fenrir.
 

Severus ließ sich auf das Sofa fallen, bemüht, die anderen beiden Anwesenden, die ihn sehr nervten, zu ignorieren. „Ich bin genervt, die Schule bringt nichts als Ärger und wegen dir hatte ich tagelange Zusatzarbeit!“, blaffte er.
 

„Und die wolltest du nicht ruinieren, indem du sie per Eule schickst?“, fragte Fenrir mit gehobener Augenbraue. „Oder was ist es sonst, das dich hierher treibt?“
 

„Ich wollte dich warnen.“
 

„Und wovor?“, fragte Fenrir, nun doch wesentlich aufmerksamer und auch Sirius‘ Kopf hatte sich ruckartig gehoben.
 

„Longbottom.“ Oh, Severus hatte nicht vor, ins Detail zu gehen, Potter war Geschichte und interessierte Grayback nicht, selbst Black hatte wohl mit seinem eigenen Spross mehr als genug zu tun.
 

„Du kommst den ganzen Weg hierher, an deinem freien Wochenende, um mich vor einem kleinen Naseweis zu warnen, der keine Sechzehn ist?“, fragte Fenrir ungläubig. „Und der sich auch noch mit fremden Federn und Titeln schmückt?!“
 

„Er mag Dreizehn sein, aber… kurz bevor der Alte ins ewige Nirvana gefahren ist, wurde Longbottom im Ministerium gesehen und eine meiner Quellen schwört, dass der Dumbledore auch befreit hat.“
 

„Ein Dreizehnjähriger mit dem magischen Kern einer fauligen Zitrone?“, vergewisserte Fenrir sich.
 

„Er mag keine große Magie haben, aber glaub mir, das, was in seinem Kopf vorgeht, ist bedenklich! Und er hat Einfluss. Mehr als genug davon. Auch, wenn Toms Sohn den Einfluss in der Schule dämpft, er hat Leute im Ministerium, die sich bei ihm einschleimen, in der Hoffnung, dass Longbottom sobald er sechzehn ist, Minister wird und sie von ihm für Treue und Hilfe belohnt werden.“
 

„Und wie genau tangiert das mich?“
 

„Er hasst magische Wesen, da sie noch mehr Macht haben, als magisch begabte Menschen und mit denen hat er schon mehr als genug Probleme. Er sagt, gerade Werwölfe und Alles, was aussieht, wie ein Wolf, sollte umgebracht werden und mit Lupin müsse man anfangen. Und natürlich mit dir. Du weißt, wie Menschen sind. Sie glauben leicht und je dümmer umso eher.“
 

Fenrir rieb sich den Kopf. „Ich hab ja mit Allem gerechnet, aber ein Dreizehnjähriger als Gegner… das ist mal was Neues. Kann Aidan spionieren?“
 

„Ich denke schon, im Gegensatz zu den Torfköpfen, die auf der Schule so sind, ist er gut und… was?!“, entsetzt starrte er an sich runter – und musste feststellen, dass ein kleines Knäuel Etwas an seiner Robe hing. „Was ist das?!“
 

Überrascht sah Fenrir in die Richtung, lachte etwas. „Ataer möchte mit dir spielen, aber normalerweise traut er sich nicht. Du bist der Erste, mit dem er überhaupt agiert, außer mit uns, vor Allem seit einigen Tagen.“
 

„Ich bin nicht sein… Bespieler! Black, das ist dein Job!“
 

Sirius glaubte das selbst nicht, er blickte zu seinem Sohn, lächelte aber dann. Er hatte im Grunde nicht viel gegen Snape, es war James gewesen, der immer getrieben hatte, weil er den Anderen gar nicht ausstehen konnte. Er hatte sie immer wieder aufgehetzt und ja, Sirius hatte sich damals hetzen lassen. Damals war alles ein großes Abenteuer gewesen. „Mach ihm doch die Freude,“ gab der daher zurück. Er warf dem Anderen den kleinen, bunten Ball zu.
 

„Ich soll.. mit dem da… spielen?“
 

Fenrir lachte, als er diese Hilflosigkeit sah. „Nun,“ meinte er großzügig. „Du bist bisher der einzige Erwachsene, auf den er zugegangen ist – ich denke, ich mach dich zu seinem Paten…“
 

„Nein!“, donnerte Severus. „Nein, das kommt…!“ und dann sah er die Augen, diese großen, tiefblauen Augen, die ihn so traurig anzusehen schienen. Er packte den Kleinen im Nackenfell, hob ihn an. Oh ja, er hatte Magenschmerzen, aber… die hatte er bei Draco durchaus auch. Und er mochte Hunde. „Warum ich?“, jammerte er. „Black! Sag was!“ Wenigstens auf den Hass der Herumtreiber musste doch zu zählen sein!
 

Im ersten Moment war Sirius schockiert, doch dann… es war nicht so falsch, wie es sich anhörte! Snape war ein fähiger Mann und Ataer schien ihm zu trauen. Und er traute dem Anderen auch – mehr als Remus leider. Zumindest im Moment. Der musste sich das Vertrauen erst wieder erarbeiten. „Warum nicht? Ihr seht doch ganz putzig zusammen aus,“ grinste er daher, beobachtete, wie Ataer es sich auf dem Schoß des Mannes bequem machte, sich dann aber aufrichtete, mit den Vorderpfoten an die Brust, der kleine Schwanz wackelte hin und her.
 

Severus starrte den Verräter an, dann dessen Kind – und musste zugeben, dass der Kleine was hatte. „Werde ich gefragt?“
 

„Nope,“ gab Fenrir zurück. „Muss doch sicher gehen, dass der Kleine immer die besten Tränke bekommt.“
 

„Grrr,“ knurrte Severus zurück, erbarmte sich aber dann und warf den Ball, dem der Kleine tatsächlich hinterher jagte. Doch es war nicht der Ball, mit dem er zurück kam, sondern ein Schuh, den er stolz hin und her schleuderte. Und der schon recht mitgenommen aussah. „Was… ist das?“
 

„Ataer hat in der Form eine kleine Schwäche für Schuhe – vor Allem die, die von Malfoys stammen.“
 

„Hmmm… vielleicht ist er ja doch nicht so schlecht,“ murmelte Severus amüsiert…

Sev und Ai Ai

„Man, man, man,“ murmelten die Zwillinge synchron, während sie Aidan die Zeitung zuschoben. Es schien wirklich immer Dasselbe zu sein. Es war, als habe sich nichts geändert. Auf der ersten Seite war ein riesiger Bericht darüber, dass Longbottom Alles für gefährlich hielt, dass zu stark oder gar ein magisches Wesen war, dass ein weiterer Voldemort ja nicht mehr fern zu sein schien.
 

Aidan überflog das Ganze, stand dann auf und fixierte Longbottom, der mal wieder mit an der Lehrertafel dinierte. „Ich wusste ja, dass ich irre bin, aber dass ich so gefährlich bin! Das ist mal was Neues!“, rief er durch die Halle. „Aber ich muss schon sagen! Ich hab ja viel erlebt! Leute, die zu ihren Eltern und Geschwistern zum Petzen rennen! Aber zur Presse? Man, und ich dachte, schlimmer könnte es nicht werden! Nun, da lernt man doch noch jeden Tag dazu! Ich wusste ja, der Titelklauer da oben hat noch weniger Tassen in seinem Schrank als ich, aber das er das so beeindruckend demonstrieren würde…! Ganz ehrlich, ich finde, Harry Potter sollte all seine Titel zurückerhalten! He, der hat den Angriff auf sich überlebt, als er ein Baby war! Nicht dieser Fresssack! Aber ich weiß schon, mit der Wahrheit haben Engländer es generell nicht so!“, nach dieser Rede setzte er sich – und er grinste, denn sofort wurde Longbottom wieder feuerrot.
 

„Potter war ein Nichts! Ich! Nur ich bin der Junge der lebt! Und Direktor dieser Institution!“
 

„Ohhhh, er hat ein neues Wort gelernt!“, spöttelte Aidan in die totenstille Halle. „Dann schmeiß mich doch, du kleiner Alleskönner, nein, noch besser! Besieg mich in einem fairen Duell! Mal sehen, wie weit du kommst! Denn du schaffst noch nicht mal nen Protego! Nix für ungut, du bist eine Niete, die hoch gehalten wird, warum auch immer. Nun, Engländer scheinen das zu brauchen. An jeder anderen Schule wärest du nach dem zweiten Tag im hohen Bogen geflogen, Kleiner!“
 

„Ich… raus!“, brüllte Neville aufgebracht, sah zu den beiden anderen Lehrern, die anwesend waren: Flitwick, der ihn gerade ignorierte und Snape, der ihn eisig ansah. „Raus, du Ratte! Ich bring dich um! Ich bring dich um, wie deine Eltern es hätten tun sollen!“, schwor er. „Und Niemand wird mich aufhalten! Das schwöre ich! Ich verarbeite dich in so kleine Teile, dass nicht mal deine Mutter dich wiedererkennen kann! Und die werd ich überall verstreuen!“
 

Aidan lachte lauthals los, lehnte sich auf seinem Platz zurück. „Nein, danke. Warum sollte ich gehen? Hier gefällt es mir ziemlich gut. Aber du kannst gehen, ich fühle mich durch deine pure Anwesenheit in meiner Intelligenz beleidigt und in meiner starken Zauberkraft gedämpft. Und was meine Mutter angeht – vergiss besser nicht, wie irre sie ist und wie wenige Hemmungen sie hat. Das liegt in der Familie. Das, was die mit dir machen würde, wenn ich sie einschalte, das willst du dir nicht mal vorstellen, wobei… ich bezweifle, dass du auch nur ansatzweise genug Phantasie hast, um es dir vorzustellen. Geh, spiel mit deinen Giftpflanzen, die haben denselben Charakter wie du. Klein, hässlich, hinterfotzig.“
 

Abrupt stand Neville auf, während der Stuhl zu Boden krachte. „Nach den Ferien…!“, spie er aufgebracht. „Nach den Ferien wirst du dich umgucken, du Ratte!“, damit verließ er abrupt die Halle, entsetzt, dass immer weniger seiner Anhänger ihm folgten, da die Meisten inzwischen hinter dem dreckigen Riddle-Bengel standen, dabei war der kaum ein halbes Jahr hier! Und schon war er wieder Luft wie früher! Kaum noch eines der Mädchen aus den höheren Jahrgängen kam zu ihm, um ihn zu befriedigen und auch die Anderen… ja, auch, wenn er außerhalb von Hogwarts noch viel Einfluss hatte, hier in der Schule war er fast wieder ein Niemand und das nur, weil Riddle ein paar Sprüche geklopft hatte und auf seiner Verrücktheit rumritt!
 

Neville wusste, er musste was unternehmen und er würde es auch tun! In den Ferien würde er Pläne schmieden und vielleicht dafür sorgen, dass Riddle verstoßen werden würde, mitsamt seiner Familie, denn so, wie dessen Sohn ihm hier das Leben zu einer unverdienten Hölle machte, nachdem er endlich bekommen hatte, was ihm zustand, so drängte dessen Alter ihn in der Politik immer weiter zurück. Betonte, dass er nur ein Kind wäre, dass in einigen Wochen Vierzehn sein würde, nicht mehr. Und dass der Titel vom Jungen der lebte, wohl nicht nur übertrieben, sondern Beschiss an seinem Vorgänger sei, dessen Verschwinden immer noch nicht aufgeklärt war! Merlin, die wollten noch mal beginnen, dessen Verschwinden zu untersuchen und angeblich hatten die Anhaltspunkte bekommen! Und Niemand konnte oder wollte ihm sagen, was das sein sollte!! Er musste aufpassen, sonst würde er auch den Rest Einfluss verlieren, was er absolut nicht vorhatte!!
 

Oh nein, er hatte doch nicht alles umsonst gemacht und gelernt! So viele Risiken war er eingegangen, er hatte Dinge getan, die er hasste, nur um seine Feinde glauben zu lassen, ein Freund zu sein und sie zu bespitzeln! Er hatte seinen überflüssig gewordenen Mentor und somit vermutlich die einzige Person umgebracht, mit der er hatte reden können, um seinen Einfluss auszubauen! Er würde jetzt sicher nicht einfach so aufgeben! Nicht, wo er so kurz vor dem Ziel war!
 

Nun… vielleicht sollte er einige seiner neuen Giftmischungen an Riddle Senior ausprobieren, sicher würde das Aas seine Schnauze nicht mehr so weit aufreißen, wenn Daddy keine Drohung mehr war. Nun, er hatte die gesamten Ferien, um zu planen…
 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Och neee! Komm schon! Komm zurück!“, bettelte Sirius, jagte seinem Sohn hinterher, doch der hatte auf jeden Fall einen Vorteil: er war klein und gerade jetzt passte er wirklich in jede noch so unscheinbare und unmögliche Ritze. Vor Allem aber zwischen die Töpfe in der Drehtür der Küche.
 

„Wiff!“, kam es nur aus dem Schrank, gefolgt von einem Knurren und dem Geräusch, als der Stuhl gegen die Wand krachte. Ja, aus irgendeinem Grund hatte sein Kleiner einen Schuhtick entwickelt. Und das da… war das dritte von Fenrirs Paaren, das seinem Sohn zum Opfer fiel. Nun, zumindest nicht wieder der eines Gastes, denn letztes Mal waren es Remus‘ Schuhe gewesen und die hatte Ataer gründlich bearbeitet.
 

So schüchtern er immer noch in seinem menschlichen Körper war, so sehr gingen so manchmal die Instinkte mit ihm durch und nicht immer konnte er seine Wandlung kontrollieren. Wenn er Angst hatte, passierte es einfach, oder wenn er sich erschreckte, doch sonst…
 

Ataer hatte sich wirklich gemacht, vor Allem, wenn man bedachte, wie schrecklich verschreckt er zu Beginn gewesen war. Noch immer war er eigentlich schüchtern und er wuchs nicht so, wie er es eigentlich sollte, trotz zusätzlicher Tränke, die Snape bei seinen überraschenderweise wöchentlichen Besuchen mitbrachte.
 

Ja, der Griesgram hatte einen Narren an dem Kleinen gefressen und auch, wenn er es leugnete, er musste ihn lieben, bedachte man, dass er den Jungen sogar auf den Schultern reiten ließ. Natürlich behauptete er, dass der da am wenigsten im Weg sein würde, doch das war die schlechteste Ausrede, die Sirius je gehört hatte, Ataer hatte nämlich die Angewohnheit, den Leuten mit den Händen vor den Augen rumzufuchteln oder sie zuzudecken.
 

Nun ja, zumindest hatte sein Sohn inzwischen begriffen, dass sie ihn wohl nicht allein ließen. Noch immer war er überanhänglich, trennte sich nur ungern von seinen Bezugspersonen, doch im Haus spielte er gern auch mal allein in seinem Zimmer. Nur draußen klammerte er sich dauernd fest. Aber auch da versteckte er sein Gesicht nicht mehr krampfhaft am Hals desjenigen, der ihn trug, er traute sich, in Begleitung, sogar wieder auf den Spielplatz.
 

Allerdings wollte er noch immer alleine oder mit seinen Eltern spielen, wobei auch Severus ein willkommener Gefährte war, aber die anderen Kinder schienen ihm, obwohl sie immer freundlich waren, unheimlich zu sein.
 

Alles in Allem war Sirius allerdings sehr glücklich über die bisherige Entwicklung und froh, dass Ataer inzwischen, wie jedes Kind, auch Arbeit verursachte, statt krampfhaft zu versuchen, nicht da zu sein. Er ließ manchmal ein Spielzeug liegen, über das man fiel, wollte, dass man ihm vorlas und hatte Fenrir neulich kichernd Salz in den Kaffee gestreut.
 

„Komm da wieder raus,“ seufzte Sirius, kniete sich hin, doch genau in dem Schrank war Ataer außer Reichweite – in jeder Form, wie er betonen wollte, da er selbst als Grimm zu groß war, um sich durch diese Ritzen zu quetschen. Wie gesagt, das war eines der Dinge, die ihm immer noch zu Schaffen machten. Dass Ataer wohl immer kleiner sein würde, als Andere. Aber im Moment war das ja kein Nachteil. Immerhin sah er so putzig aus, er war ein süßer kleiner Welpe und ein hübscher Junge.
 

Ataer hatte zugenommen. Er war immer noch dünn, aber lang nicht mehr so dürr wie am Anfang, er war nun recht gesund und wie gesagt, langsam wurde er übermütig. Als Welpe hatte er Fenrir sogar schon in den Hintern gezwickt. Und der konnte sich noch nicht mal wehren! Es war einfach zu herrlich!
 

„Och neee! Nicht schon wieder,“ jammerte Fenrir, als er Sirius in der Küche vor dem Rondell knien sah. Das konnte nur eines bedeuten. „Sie waren doch neu!“
 

Sirius wandte sich um, grinste, trat zu dem Anderen und küsste ihn, knabberte an dessen Unterlippe. Nun, wo der Kleine sich beruhigt hatte, hatten sie auch immer mal wieder etwas Zeit für sich, vor Allem, wenn Severus da war und ihn mit auf einen Spaziergang nahm. Sie hatten auch endlich mal das Bett einweihen können! Und ganz ehrlich – sie hatten die Zeit für sich auch gebraucht. In Ruhe reden, über all die Dinge, die geschehen waren, zumindest etwas aufholen, was sich in den letzten Jahren zugetragen hatte. Allerdings… nachts lagen sie da immer noch zu dritt. Und Sirius ahnte, dass es noch dauern konnte, bis sich das letztendlich ändern würde. „Das muss er von dir haben,“ gab er sofort zurück.
 

„Ich? Warum bin immer ich Schuld?“, fragte Fenrir beleidigt, erwiderte den Kuss aber auch nur zu gern. Er war froh, dass sich Alles so gegeben hatte, in den letzten Wochen, dass es endlich etwas leichter geworden war. Auch eben, weil er seinen Gefährten auch immer mal wieder für sich haben konnten. Da Ataer sich im Haus ganz gut auch mal selbst beschäftigen konnte und am Wochenende mit Snape herumtobte, hatten sie auch mal Zeit für sich, etwas, das er wirklich gebraucht hatte. Denn nicht nur sein Sohn hatte Probleme. Auch Sirius, der aber zurücksteckte, für den Kleinen. Immer noch hasste sein Gefährte geschlossene Räume, vor Allem, wenn sie noch düster waren und gerade am Anfang hatte Fenrir nicht wirklich entscheiden können, wer von den Beiden mehr Alpträume hatte.
 

„Weil du es bist,“ grinste Sirius. „Groß, böse und gemein,“ erklärte er, grinste, als er von hinten Ataer anschießen sah, der zum bremsen ein Mal mehr Fenrirs Beine benutzte. Er konnte zwar inzwischen rennen, aber mit dem bremsen haperte es doch extrem.
 

Rums.
 

„Ich glaube, er ist wieder vorgekrochen,“ stellte Fenrir trocken fest, sah an sich runter, wie der kleine Welpe langsam zwei Arme entwickelte, die sich ihm entgegen streckten. Es sah zu putzig aus, wenn sein Kleiner die Form wechselte. „Was du auch ganz genau wusstest, weil du es gesehen haben musst,“ fügte er noch an, hob Ataer hoch und küsste ihn. Der Kleine sah ziemlich müde aus, was kein Wunder war. Das war er immer, wenn er in Wolfsform durch das Haus getobt war.
 

Sirius grinste. „Es ist viel zu lustig zu sehen, wie du erstarrst, wenn er von hinten in dich rein kracht.“ Er strich Ataer sanft über die Haare. „Du hast ganz kleine Augen, mein Süßer. Zeit, dass du in dein Bett kommst.“
 

„Hier bleiben,“ beharrte Ataer nur, kuschelte sich zufrieden an seinen Vater. Er fand es toll hier, wie im Traum, wie im Paradies. Scheinbar brachten Sternschnuppen doch was, nur schien man bei so großen Wünschen wie einer eigenen Familie ein paar mehr zu brauchen, was aber auch wirklich verständlich war. Die Beiden hatten ihn noch nie geschlagen, sie wollten, dass er sprach und sie spielten mit ihm! Die ganze Zeit, er durfte bei den beiden schlafen und hatte ein Zimmer bekommen, das viel schöner war, als das von Dudley. Voll mit Spielsachen!
 

Fenrir grinste etwas. Es hatte erst vor zwei Monaten angefangen, aber Ataer hatte begonnen, von sich aus zu sprechen. Kurze Sätze, oft etwas hilflos, dass man dachte, er sei ein Dreijähriger, aber er sprach endlich. Und er konnte sich durchaus verständlich machen. Lustig war, dass er damit ausgerechnet angefangen hatte, als er Snape hatte klar machen wollen, dass der aber doch bleiben sollte, dass er für den sogar sein Zimmer räumen würde.
 

„Wann kommt Severus?“, fragte Sirius. Der hatte sich mit dem Tränkemeister sogar so was wie angefreundet. Er kam erstaunlich gut mit Diesem klar, im Gegensatz zu Remus, wie er leider gestehen musste. Es war so schwer zu verzeihen, dass der so lange geglaubt hatte, dass in Sirius ein Mörder steckte. Dabei war der einzige Verbrecher James selbst gewesen. Etwas, das er auf jeden Fall demnächst Severus erzählen wollte. Wenigstens Einer sollte Bescheid wissen, falls es irgendwann mal wichtig sein würde…
 

Und nicht nur das, Severus würde übermorgen mit Aidan hierher kommen, die Beiden würden einen Teil der Ferien hier verbringen. Toms Sohn legte wie er selbst gesagt hatte, keinerlei Wert darauf, von Reportern verfolgt zu werden, wie es seinem Vater gerade erging, da der extremen Widerstand gegen eine neue Verordnung eingelegt hatte, die eine Art Rassentrennung beinhaltete. Nicht die von Muggeln und Magiern, die mehr als sinnvoll wäre, sondern die von magischen Wesen und Magiern, die sehr, sehr dumm laufen konnte.
 

Also hatte Aidan beschlossen, hier unter zu kriechen und immer mal wieder Freunde einzuladen. Fenrir hatte, als er das gehört hatte, knurrend sein Haus erweitern lassen, so, dass sie nun zwei Gästezimmer hatten.
 

„In zwei oder drei Tagen,“ gab Fenrir zurück, küsste Sirius erneut. „Und dann…“, er grinste etwas. „Hab ich vor, dich für einen Tag zu entführen… und für die Nacht noch mit dazu…“
 

„Bitte?! Wir können doch nicht…!“, entsetzt starrte Sirius auf Ataer, der eingeschlafen war. „Der Kleine, er…!“
 

„Severus ist da und sollte Ataer sich wirklich zu sehr aufregen kann er uns auch holen, aber ich glaube, solang unsere Kräuterhexe da ist, wird der Kleine sich schon benehmen.“ Er grinste etwas. „Auch, wenn die ich die Vorstellung von ihm mit dem Kleinen im Bett wirklich amüsant finde.“ Er strich über den Rücken des Kleinen, der ein Mal kurz aufgesehen hatte, als der Name seines Lieblingsonkels fiel. Er hatte begriffen, dass das Wort Onkel nicht böse war. „Und wir genießen mal etwas mehr Zeit für uns. Aber was hast du wegen Lupin entschieden?“, merkte er schließlich an. Der Mann kam auch oft vorbei und meist wurde er nur von Sirius abgefertigt.
 

„Ich… will es ihm nicht sagen,“ antwortete Sirius. „Ich weiß, ihm tut sein Verhalten leid, ich glaub ihm das auch, aber… ich kann ihm so einfach nicht mehr vertrauen, das nächste Mal bin nicht nur ich in Azkaban sondern Ataer wohlmöglich wieder in der Öffentlichkeit.“ Er hatte alte Bilder von Harry Potter in der Zeitung gesehen. Dieser verschreckte, verängstigte Blick. Nie wieder wollte er das!
 

Fenrir seufzte. Er wusste, diese Befürchtung war nicht aktuell, aber wenn Vertrauen ein Mal zerstört war, war es sehr, sehr schwer wiederzuerlangen. „Deine Entscheidung,“ bekräftigte er nur, strich über Sirius‘ Wange. Ja, es war wirklich Zeit, dass er mal ein Wochenende mit dem Anderen allein verbringen konnte. „Komm, bringen wir Ataer ins Bett, er schläft. Und du… siehst auch aus, als hättest du einen anstrengenden Tag gehabt. Hast du was mit Alanna gemacht.“
 

Alanna war Jadens Gefährtin und bisher die Einzige, bei der Sirius mehr tat, als sie zu grüßen. Die Beiden redeten viel über Kinder, auch, weil die Frau herzensgut und sanft war, auch mit Sirius‘ etwas schroffer, abweisender Art zurechtkam.
 

„Ja,“ nickte Sirius. Er tat sich schwer, sich wieder in eine Gemeinschaft einzufügen, doch langsam wurde es besser. Vor Allem akzeptierte man ihn inzwischen mehr, nachdem er beim letzten Vollmond eines der stärkeren Männchen derart verbissen hatte, dass der Narben davongetragen hatte. Niemand sah ihn mehr nur als Außenseiter und Anhänger ihres Alphas. Sie hatten gesehen, was das Gebiss eines Grimms anrichten konnte. Seither sah man ihn zumindest nicht mehr von der Seite an, nur weil er es gewesen war, der das Kind ausgetragen hatte.
 

„Na dann… meinst du, wir sollten jetzt öfter mal mit den Anderen essen?“, fragte er, während er Ataer sanft auf ihr Bett legte und begann, den Kleinen umzuziehen, ohne, dass der aufwachte. Etwas, das er in den letzten Wochen gelernt hatte. „Damit der Junge sich mal an die Anderen gewöhnt.“
 

„Wir können es gern versuchen,“ nickte Sirius, der sich auch wohler fühlte, nun, da er wusste, dass es kein großes Problem sein würde, sich durchzusetzen. „Ataer ist ruhiger geworden. Einer von uns muss ihn auf dem Schoß haben, ich denke, dann sollte es gehen. Aber mit anderen Kindern… wie gesagt, wir müssen vorsichtig sein.“
 

„Das sind wir immer, “ konterte Fenrir, küsste Sirius und deckte seinen Sohn zu. Er blickte wieder zu seinem Gefährten, lächelte etwas. „Willst du es nicht Severus erzählen?“, fragte er grinsend.
 

Sirius seufzte leise, strich leicht über die Wange seines Kindes. „Ihm eher als Remus, ja, aber wann und ob… das möchte ich nicht entscheiden. Von mir aus… kann das Geheimnis auch mit uns ins Grab. Wer muss es schon wissen? Es ist vielleicht besser, wenn Harry Potter für immer begraben bleibt.“
 

„Es ist deine Entscheidung,“ gab Fenrir nur zurück. „Komm… gehen wir runter, der Kleine weiß, wo wir sind, wenn er aufwacht…“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Stirnrunzelnd beobachtete Tom die Leute unter seinem Fenster. Er hatte sein eigenes Büro im Ministerium und war sofort zu einer Art Sonderberater geworden, mit erstaunlichem Einfluss, sie hatten ihm fast Alles gegeben, nur damit er ja nicht austickte und doch noch tat, was man ihm bisher nur vorgeworfen hatte.
 

Doch all das änderte nichts daran, dass man immer noch panische, antrainierte Angst hatte. Sicher es hatte Vorteile, aber eigentlich… hätte er gern auch was Anderes, als Panik um sich herum. Es ging so weit, dass sein eigener Sohn es als zu stressig empfand, die Ferien bei seinen Eltern zu verbringen – zu Recht. Denn er wurde von der Presse regelrecht verfolgt und auf Aidan waren sie besonders scharf. Wer wollte sich schon begaffen lassen, wie ein Tier im Käfig? Also hatte er den Jungen bei Severus unterbringen wollen, da der sich weigerte, mehr als drei Tage am Stück mehr als einen Malfoy zu ertragen. Etwas, das auch zu seinen Grundregeln gehörte. Lucius schaffte es immer irgendwie, auch drei Badezimmer für vier Stunden zu sperren und Draco war da nicht viel besser. Außerdem waren die auch immer sehr anstrengend, sie wollten dauernd Aufmerksamkeit. Das ging für einige Stunden, aber schon ein Tag wurde kritisch.
 

Allerdings hatte Tom wirklich gestaunt, als Severus zugegeben hatte, die Ferien bei seinem neuen Patenkind zu verbringen, selbst wenn er dann auch dessen beide Erzeuger ertragen musste. Also hatte er sich direkt an Fenrir gewandt, nachdem Aidan zugestimmt hatte, auch bei dem zu bleiben und Ataer nicht für seine obskuren Experimente zu nutzen. Der Dämon hatte erstaunlich schnell zugestimmt, seinen Sohn über die Ferien zu beherbergen. Musste was damit zu tun haben, dass Fenrirs Junge eine gewisse Zuneigung zu Aidan gezeigt hatte, denn im Moment war es eigentlich gerüchteweise eher schwer auch nur in dessen Haus eingeladen zu werden.
 

Aber das war nicht Alles, was Tom störte.
 

Es ging auch um die Arbeit. Er war froh, nicht zu sehr auf Aidan achten zu müssen, denn hier ging alles drunter und drüber. Einige Idioten versuchten, Longbottom, der doch verdammt noch mal nur ein verfluchtes Kind war, in den Arsch zu kriechen, indem sie ihm jeden Wunsch erfüllten, egal wie dumm der offensichtlich war. Oh, wie auch in diesem Fall. Nicht nur, dass Snape gefeuert werden sollte und er allen Ernstes für volljährig erklärt werden wollte, er wollte auch Rassengesetze einführen, die ihn ans Dritte Reich in Deutschland erinnerten. Hart, grausam, ohne Sinn und Verstand. Gesetze, die sie eigentlich alle zum Tode verurteilen würden. Ihn, Sirius, Fenrir, dessen gesamtes Rudel und noch einige Leute mehr. Diese Idioten wussten nicht mal, wie viele Mischlinge es inzwischen gab!
 

Erschreckend war für Tom vor allem, dass Longbottom mit seinen dreizehn Jahren so viel Einfluss bekommen hatte, wegen eines Titels, der ihm eigentlich noch nicht mal zustand! Wie sagte es sein Sohn so schön? Nur, um einfach vor sich hin zu leben, war es doch etwas viel Ehre, den Titel eines Jungen zu erben, der wirklich etwas bewegt hatte.

Harry Potter…
 

Seine Muggelverwandten waren spurlos verschwunden, aber nicht, ohne, dass man Spuren eines grauenvollen Lebens gefunden hatte. Ein Kind, eingeschlossen in einen Schrank, Blut auf einer alten Matratze. Bilder, die leider viel Platz für Phantasie ließen und selbst Tom wunderte sich, wie der Kleine so freundlich und hilfsbereit hatte werden können.
 

Sein Vater war Muggel gewesen und er hatte Magie gehasst. Vor Allem, als er erfahren hatte, wie lang sein anormaler Sohn leben könnte. Im Heim damals hatte man ihn dauernd verprügelt, die älteren Kinder wie die Erzieher, denen er immer unheimlich gewesen war. Und er war kalt geworden. Darum fürchtete man ihn auch heut noch. Er merkte sich, was man ihm antat – und er zahlte in selber Münze zurück. Harry Potter hingegen hatte immer nur eingesteckt.
 

Apropos – Longbottom hatte alles versucht um zu verhindern, dass eine Statue des Jungen in der Winkelgasse aufgestellt werden sollte. Er hatte allein Ernstes gesagt, wenn man den Platz füllen wolle, solle man doch bitte ihn nehmen! Ihn! Ihn, dessen größte Leistung sein aufgerissenes Maul war und Snapes Vermutung, dass der Bengel Harry was angetan haben könnte. Nicht im Leben. Am meisten war Tom noch immer schockiert, dass so viele dafür gewesen waren, Longbottoms Büste neben dem anderen Jungen aufzustellen. Er hatte das am Ende einfach nur noch verboten. Mit Erfolg.
 

Was sicher nicht dazu geführt hatte, dass Longbottom ihn lieber mochte. Im Gegenteil. Laut Aidan hatte der Bengel mitten in der großen Halle beim Abendessen das Wettern angefangen und seinem Sohn offen gedroht, sowie Jedem, der sich auf seine Seite schlagen würde. Sein Kind, in typischer Manier, hatte prompt angefangen, hysterisch zu lachen und scheinbar war keiner seiner Freunde wirklich besser gewesen, wie Snape frustriert festgestellt hatte. Es war sogar zum Tausch einiger Zauber gekommen, nicht viele, da Longbottom nicht sehr stark war. Das Ergebnis allerdings war gewesen, dass der Jugendliche beleidigt und Rache versprechend abgezogen war. Aidan hatte sich zu dessen Hauptziel gemacht, da war Tom sich sicher. Was ihm Sorgen machte, sollte Longbottom wirklich Potter auf dem Gewissen haben. Er wünschte sich nur, dass es etwas leichter wäre, einige Beweise dafür zu finden, denn im Moment trat Severus auf der Stelle. Denn es gab keine Beweise.
 

Ja, Remus hatte einige der Kleidungsstücke und die alte Brille gefunden, aber die hatten im Regen gelegen, waren durchgeweicht gewesen, ohne Spur und das Einzige, was man an dem Zauberstab hatte feststellen können, war, dass der nicht genutzt worden war, um sich zu verteidigen. Was zwei Schlüsse zu ließ. Entweder hatte Harry den Angriff nicht kommen sehen, oder aber er hatte sich nicht mehr wehren können oder wollen, weil er des Lebens müde gewesen war. Was vielleicht auch erklärte, warum niemand ihn hatte schreien hören. Er hatte zugelassen, dass er umgebracht wurde, weil er sich nach seiner toten Familie gesehnt hatte.
 

Armes Kind… Niemand sollte ohne Liebe aufwachsen. Selbst er hatte sein Kind, das von Fenrir damals in Sicherheit gebracht worden war, bei jeder Gelegenheit besucht, mit ihm gespielt und ihm gesagt, dass er nie allein war. Er hatte sich jedes Mal geschämt, wenn er den Jungen hatte allein lassen müssen, aber er war sich inzwischen ziemlich sicher, dass er ein Mustervater gewesen sein musste, im Gegensatz zu ihm mussten diese Dursleys die Hölle gewesen sein. Laut einiger Nachbarn hatte er den kleinen Jungen immer hin und her geschubst, ihn geschlagen und behauptet, er sei ein Untier.
 

Tom seufzte etwas, wandte sich vom Fenster ab und sah genervt auf das viele Papierzeug auf seinem Schreibtisch. Heut würde ein langer Tag werden, seinen Sohn konnte er wohl erst in drei, vier Tagen besuchen. Erst musste er ein Mal mehr Longbottoms Pläne vereiteln. Blieb nur zu hoffen, dass er nicht ein weiteres Mal in den Untergrund verschwinden musste, denn das ging eigentlich wirklich gegen seine Ehre. Von Dumbledore ausgetrickst zu werden, das war eine Sache. Aber Longbottom… war nur ein Kind! Egal, wie er nervte!
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Sev! Sev, Sev!“, strahlte Ataer, als die Tür aufging und er die inzwischen vertraute Gestalt in der Tür stand. Er liebte seinen Patenonkel, der immer so lustige Sachen sagte und irgendwas in seiner Tasche hatte, dass er ihm später zustecken würde. Er sprang von seinem Legoturm auf, rannte auf den Tränkemeister zu.
 

Severus verzog sein Gesicht, als er diesen Namen hörte. Er hasste es, wenn der verstümmelt wurde, aber er hatte schon bei Draco gelernt, dass man da auf Granit biss, dass Kinder gar nicht verstanden, was sie falsch gemacht hatten, wenn man sie dann anfuhr und Ataer hatte immer noch den Vorteil, dass er ja noch gar nicht so wirklich sprechen konnte. Und außerdem – er würde es niemals laut zugeben, er mochte den Kleinen wirklich. Er war nicht arrogant wie Draco es immer gewesen war und er störte sich nicht an Severus‘ Nase, die war dem Jungen schlicht egal.
 

„Sev, Sev!“, machte Ataer wieder auf sich aufmerksam, streckte dem Anderen seine dünnen Ärmchen entgegen und strahlte, als der sich aufraffte, um den Jungen hochzuheben. Natürlich nur, damit der Ruhe gab und ihn endlich rein ließ, so, dass auch Aidan ins Haus konnte. „Hallo Nervensäge,“ murrte er, stupste Ataers Nase an und ignorierte das Grinsen von Black, der auf dem Sofa saß und gerade die Zeitung las. Er verstand immer noch nicht, wie der als Herumtreiber hatte zulassen können, dass er Patenonkel dieses Kindes geworden war. Dann merkte er, wie Ataer sich versteifte, dann aber klatschte. „Ai, Ai!“
 

Aidan hob eine Augenbraue. „Er meint nicht mich, oder?“, fragte der ein wenig entsetzt, als er das Kind betrachtete, das ihm fröhlich winkte. Ataer sah nicht mehr ganz so dürr und ängstlich aus, wie er ihn in Erinnerung hatte.
 

Severus dagegen grinste hämisch. „Wen sollte er sonst meinen, bedenkt man in welche Richtung er gerade winkt?“
 

Aidan starrte den Jungen entsetzt an. „Aidan!“
 

„Ai, Ai!“
 

„Aidan!“
 

„Ai, Ai!“
 

„Aidaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan!“
 

Sirius lag inzwischen in den Trümmern des Legoturms, konnte sich gar nicht mehr halten vor Lachen. Merlin, das würde lustig werden! Sein Sohn hatte eben doch etwas von einem kleinen Herumtreiber in sich. Zumindest deren Sinn für Humor. Denn noch immer nannte sein Sohn ihn am liebsten Nuffel.
 

„Sev, sag doch was!“, heulte Aidan, der ja schon Einiges gehört hatte, aber das…!
 

Severus war selbst kurz davor, los zu gröhlen. Immerhin heulte gerade ausgerechnet Aidan wegen so was rum, Aidan, der kein Problem damit hatte, dem gefährlichsten Jugendlichen in ganz England vor den Kopf zu stoßen. „Stell dich nicht so an,“ gab er zurück, stieß Aidan in Richtung des neuen Anbaus, deutete auf eine der beiden Türen. „Dein Zimmer.“ Er selbst ging mit Ataer auf dem Arm in den anderen Raum, der Kleine würde ihm ohnehin hinterher dackeln und bevor er über den Jungen stolpern würde und am Ende eine seiner teuren Zutaten fallen lassen. Wenn er Ataer auf dem Arm hatte, wusste er wenigstens, wo der Bengel war und es konnte nichts passieren.
 

„Soll ich vielleicht einen Heiler holen?“, fragte Fenrir, als er ins Zimmer kam und seinen Gefährten sah, der sich vor dem Kamin rollte.
 

Sirius japste, sah auf. „Ataer, er hat…. Severus… Sev genannt und…und… Aidan Ai Ai gerufen! Das… hättest du sehen müssen! Aidan hat ausgesehen, als habe man ihm eine Ohrfeige gegeben!!“
 

Fenrir grinste. Ja, sein Sohn war schon eine Nummer für sich, das hatte er lange vorher schon festgestellt. Und er war froh, dass Severus endlich da war. Ganz ehrlich. Er liebte seinen Sohn abgöttisch, Merlin, er hatte Hoppe-hoppe-Reiter vor dem Treffen der Alphas gespielt! Aber er brauchte einfach etwas Zeit mit Sirius für sich allein, um mit dem was zu unternehmen, wie sie es früher immer so gern getan hatten. Und er hatte was vorbereitet. Ein Hotel, Karten fürs Kino, Essen in einem Restaurant, einfach etwas Zeit nur für sie selbst. Das hatte er geplant. Und zwar ab heute. Mit Severus war Alles abgesprochen.
 

„Sirius…“
 

Sirius sah auf, musterte Fenrir. „Jaaaaaa?“, fragte er vorsichtig.
 

„Deine Sachen sind gepackt, geh zu Ataer, sag ihm Tschüs und dann sind wir weg.“
 

„Bitte – was!?!“
 

„Komm,“ lächelte Fenrir, küsste den Anderen. „Severus weiß Bescheid, wir können einfach gehen. Ich habe schon ein paar Überraschungen für dich.“
 

Sirius wollte etwas sagen, ließ es dann aber bleiben. Im Grunde hatte Fenrir Recht und er wusste, wenn er sich selbst mehr Zeit lassen würde, würde er wieder einen Rückzieher machen. Denn er wollte Ataer einfach nicht allein lassen, obwohl ihm klar war, dass auch Fenrir und er endlich mal etwas Zeit für sich brauchten – ohne den Kleinen nachts zwischen sich zu haben. „Dann komm – bevor ich mich anders entscheide.“
 

Severus blickte auf, als die Tür aufging und er wusste, worum es ging. Er sah zu Ataer, der gerade damit beschäftigt war, seinem Teddy, immer noch reichlich unbeholfen, davon erzählte, dass sie nun Gäste hatten: Aber immerhin sprach er und der Rest würde mit der Zeit kommen, da war Severus sich ganz sicher.
 

„Ataer, Schatz,“ lächelte Sirius, nachdem er Severus zugenickt hatte, er hob seinen Kleinen hoch, sah diesen treuen, lieben Blick und hätte am liebsten wieder abgesagt, aber da packte Fenrir den Kleinen, warf ihn ein Mal in die Luft und fing ihn auf.
 

„Schatz, Daddy und ich, wir müssen mal kurz weg, wir haben was zu tun,“ erklärte er dem Kleinen, ohne mit der Wimper zu zucken. Er ließ den Jungen nicht gern allein, aber das tat er ja auch gar nicht. Ataer war bei Severus in Sicherheit, denn auch, wenn der das nie vor Irgendwem zugeben würde, der Tränkemeister liebte den Kleinen und würde die beiden Tage auf ihn achten. Sie waren ja nicht lange weg, zwei, höchstens drei Tage! „Und du… bleibst bei Severus und passt auf, dass er das Haus stehen lässt, wenn er seine Experimente macht, ja?“
 

Ataer starrte seinen Dad entsetzt an. Allein lassen? Das… das hatten sie aber doch noch nie… nein! Er wollte das nicht! Sofort begann er zu weinen, streckte seine Hände nach Sirius aus, der aber sofort, nachdem er in Sevs Armen saß, den Anderen mit sich rauszog. Er war allein. Nuffel war gegangen.
 

„Schhh,“ murmelte Severus, wiegte den Kleinen, der sich an seiner Schulter ausheulte, hin und her. Ja, das gefiel Ataer nicht wirklich, aber er würde sich sicher mit der Zeit beruhigen. Der Kleine würde bald begreifen, spätestens, wenn die Beiden wiederkamen, dass sie ihn nie wirklich verlassen würden. Dass sie immer wiederkommen würden und he, er war doch keine dünne Luft! Er war immerhin auch hier!
 

Allerdings dauerte es bis tief in die Nacht, bis Ataer, der sich erst mal ins Bett seiner Eltern gelegt hatte und zu Severus zurückgekommen war, weil er da allein war, bis der sich beruhigte – auch nur, weil er einschlief vor lauter Erschöpfung. Doch Severus rief nicht nach dessen Eltern.
 

Aus einem ganz einfachen Grund – Ataer musste auch mal lernen, dass die Beiden Zeit für sich brauchten und das sie ihn nicht vergessen hatten, auch, wenn sie eben mal zwei Tagen nicht da sein würden. Er hoffte, dass der Kleine sich morgen von Aidan und ihm etwas ablenken lassen würde, denn sonst musste er Black Bescheid sagen, der eigentlich ohnehin schon hatte gerufen werden wollen, wenn Ataer abends immer noch weinte.
 

Müde und selbst erschöpft legte Severus sich hin, über sich selbst überrascht, dass er zuließ, dass das Würmchen hier in seinem Bett lag. Er legte sich, strich dem Kleinen über die Haare und legte sich hin. Morgen würde noch anstrengend genug werden.

Neue, alte Wahrheiten

Lächelnd saß Sirius in der Dunkelheit, eng an Fenrir geschmiegt, während er beobachtete, wie die Artisten mit einem unglaublichen Talent und ohne jede Magie da oben über ihren Köpfen an Seilen tanzten. Sein Gefährte hatte Karten für einen bekannten Zirkus reserviert für den zweiten Abend ohne den Kleinen.
 

Ja, er hatte schreckliche Gewissensbisse, sein Kind einfach so allein zu lassen, aber andererseits – er hatte es gestern gemerkt, wie sehr er einfach mal die ungeteilte Aufmerksamkeit des Anderen brauchte, weitab von Rudel und ohne den Kleinen, um den er sich doch eigentlich so gern kümmerte. Aber wie gesagt, er war jahrelang in Azkaban gewesen, er brauchte auch etwas Nähe. Und wenn es wirklich Probleme gab, dann… dann hätte Severus doch sicher was gesagt, oder?
 

„Schatz?“, fragte Fenrir leise, als er merkte, dass der Andere wohl in Gedanken abschweifte. „Mach dir keine Sorgen, wenn Severus nicht klar kommen würde, dann hätte er uns schon was gesagt, er hat es versprochen…“, na ja, nicht ganz so, er hatte den Tränkemeister gebeten, sich wirklich nur zu melden, wenn es gar nicht mehr anders gehen würde. Sein Gefährte würde ihn zwar dafür umbringen aber der brauchte einfach mal etwas Ruhe. Es war ja nicht so, als würde es Ataer schlecht gehen. Severus würde ihn versorgen und sich um ihn kümmern.
 

Sirius lächelte, küsste den Anderen und ruckelte sich etwas bequemer zurecht. „Ich weiß,“ gab er leise zurück. „Aber nach den paar Monaten ist es einfach… ungewohnt, dass er nicht da ist. Das ist alles.“
 

„Wir sollten wie alle anderen Eltern genießen, dass wir mal einen Babysitter haben;“ schlug Fenrir nur vor. Sie genossen den Rest der Vorstellung, gingen dann noch in eine Bar, von da aus zurück ins Hotel.
 

Es war einfach herrlich, endlich etwas Zeit mit Sirius allein. Der Dämon zog den Jüngeren mit sich auf das Sofa, küsste ihn leicht und nahm ihn zwischen seine Beine. Er wusste, dass Sirius Zeit mit ihm allein brauchte, Zeit, um auch mal mit ihm zu reden, nicht nur abends flüsternd und mit den Bedenken, dass Ataer etwas hören könnte, was er wirklich nicht wissen sollte. Er strich leicht über Sirius‘ Haare, küsste den Jüngeren.
 

Durch Ataer hatte er zum Teil einfach zu wenig Zeit gehabt, sich um seinen Gefährten zu kümmern, der nach Azkaban aber selbst Probleme hatte. Alpträume, Schwierigkeiten, sich wieder in eine Gemeinschaft einzufügen und aufgrund der Geschichte hatte er auch große Vertrauensprobleme. „Wie geht es dir?“, fragte er daher leise. „Wirklich meine ich. Nicht das, was du mir immer sagst, wenn der Kleine da ist…“
 

Sirius seufzte leise, er kuschelte sich an die breite Brust unter ihm. Auch er selbst hatte wieder Muskeln aufgebaut und war nicht mehr so dünn, doch an den Anderen war er noch nie dran gekommen. Nicht mal zu seinen besten Zeiten. Doch er wusste, deswegen war er nicht schwach, er war agil und schneller, als die meisten Anderen. „Es wird langsam besser,“ gab er schließlich zurück. Er wusste, er konnte den Anderen nicht so einfach anlügen, was hatte er auch davon?
 

Das war nicht wirklich, was Fenrir hören wollte. Es tat ihm jedes Mal wieder weh, daran zu denken, dass gerade Sirius, der seine Freiheit immer geliebt hatte und der so gern durch die Wälder rannte, so lange eingeschlossen gewesen war, auf einem Raum, der kaum so groß gewesen war, wie das kleine Gästeklo, das sie im Untergeschoss hatten. Daher hatte Sirius wohl auch immer noch Probleme damit, überhaupt in kleineren, geschlossenen Räumen zu sein. „Das passiert nie wieder,“ versprach er leise.
 

„Ich weiß,“ gab Sirius ruhig zurück. Es würde ganz sicher nie wieder geschehen, er würde sich nicht noch mal einschließen lassen. Nie, nie wieder. Er hatte etwas bei sich, das er im höchsten Notfall zu verwenden gedachte. Eine kleine Phiole mit starkem Gift. Er wollte einfach nie wieder eingeschlossen sein. Aber das war etwas, das er Fenrir nicht erzählen würde. Der Andere würde unangespitzt durch die Decke gehen. „Du wirst lachen, es hilft, dass ich Ataer habe.“
 

„Das habe ich gemerkt,“ lächelte Fenrir. Gerade zu Beginn hatten die Beiden sich immer sehr aneinander geklammert. Gerade in den ersten Tagen hätte man Sirius nicht mal operativ von dem Kind trennen können, dass er schon mal verloren hatte und er hatte Stunden gebraucht, um Sirius von diesem Wochenende zu überzeugen. Selbst nach dessen Zustimmung hatte er den noch überfallen müssen, damit er wirklich mitgegangen war.
 

„Es ist schön, dich wieder mal ganz für mich zu haben,“ gab Sirius zu, küsste Fenrir ausführlich, grinste ihn dann an. „Und jetzt… solltest du mich müde machen, ich bin viel zu aufgeregt zum Schlafen…“
 

Fenrir lachte kehlig. „Ich dachte, du hättest gelernt, nichts zu verlangen, das du am nächsten Tag bereust!“
 

„Mach!“
 

Das ließ Fenrir sich natürlich auch nicht zwei Mal sagen…
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Komm schon, Kleiner,“ lächelte Aidan, der sich im Schneidersitz vor Ataer niedergelassen hatte. Der Kleine saß an der Tür zum Schlafzimmer seiner Eltern und wimmerte. Tränen kamen einfach gar keine mehr. Der Junge war aufgewacht und hatte da weiter gemacht, wo er am Abend aufgehört hatte und das Problem war, dass er weder was gegessen noch getrunken hatte.
 

Severus hatte gesagt, er würde, wenn Ataer sich nicht in der nächsten Stunde beruhigen, doch Sirius und Fenrir zurückholen. Der Beste hatte selbst die Nerven verloren, denn auch wenn er immer so kalt tat, er konnte wohl doch keine Tränen sehen. Also war Aidan her gekommen. Erstens war es nun mal ohnehin zu laut, um zu lernen und zweitens wollte er Severus helfen und Ataer auch.
 

„Du musst nicht weinen, dein Daddy und dein Papa kommen doch morgen wieder. Weißt du, die mussten was erledigen und weil das was ist, was Erwachsene machen, konnten sie dich mal nicht mitnehmen“ Er hob den Kleinen nach einem kurzen Moment hoch, drückte ihn an sich. „Die Beiden wollen nicht, dass du weinst. Weißt du, Severus hat eigentlich was Tolles mit dir und mir vor. Was, das ganz viel Spaß macht. Und dann vergeht die Zeit bis die Beiden zurückkommen, viel schneller. Sie sind bestimmt morgen beim Abendessen wieder da und vielleicht bringen sie dir sogar was mit. Komm schon, wenn du weinst, muss ich auch weinen und Severus auch.“ Er lächelte Ataer liebevoll an, strich die Tränen aus dessen Gesicht. Zum Glück kamen gerade trotz des Schluchzens Keine nach. Na ja, Irgendwann war man dann wohl doch ausgetrocknet.
 

„Dein Daddy hat dich doch nicht allein gelassen,“ fügte er an, hob den Kopf des Kleinen und sah in die verweinten Augen. „Sonst bist du doch auch gern bei Sev. Er ist ganz traurig, dass du ihn nicht mehr magst.“
 

Ataer sah mit verschwollenen Augen auf, schluckte schwer. Er verstand nicht, warum Nuffel und Dad gegangen waren! Er wollte nur, dass sie wiederkamen! Er hatte nicht gut geschlafen! Er hatte Angst, dass man ihn am Ende wieder weggeben würde, zu Leuten wie Onkel. Also hatte er gedacht, dass sie wiederkommen würden, wenn er sich vor die Tür setzte, aber dem war nicht so.
 

Sicher, Sev und Aidan sagten, dass er nur noch ein Mal schlafen musste, dann würden sie wieder da sein, aber es war so schwer! Wer sagte ihm denn, dass sie wirklich wiederkommen würden?! Er schniefte, sah mit seinen roten Augen auf. „Nuffel?“, fragte er verzweifelt.
 

„Kommt morgen wieder und weißt du was?“, fragte Aidan. „Wenn du jetzt mit mir mitkommst, was isst und dich anziehen lässt, dann machen Severus und ich was Tolles mit dir – dann gehen wir in den Zoo, alle zusammen und ich verspreche dir hoch und heilig, deine Eltern kommen morgen zurück. Wie findest du das? Und wenn sie nicht da sind, wenn du aufwachst, dann geh ich mit dir los, um sie zu suchen! Hm?“
 

Langsam sah Ataer auf. Zoo! Er wusste, was der Zoo war, Dudley war schon oft genug da gewesen und hatte von all den Tieren, vor Allem aber von dem Essen da erzählt. Immerhin versprach Aidan, dass sie Daddy und Papa suchen würden! „Verpochen?“, schniefte Ataer.
 

„Ja,“ lächelte Aidan. „Ganz fest versprochen.“ Er stand auf, den Kleinen auf dem Arm und lief ins Bad, wo Severus ja schon Sachen zurechtgelegt hatte. Er half dem Jungen, das Gesicht zu waschen und sich selbst anzuziehen, trug ihn dann in die Küche, wo Severus gerade an der Theke lehnte und zu überlegen schien. Nun, kein Wunder, der musste ja bald den Anderen Bescheid geben, wenn Ataer sich nicht beruhigte. „Sev, ich denke, er hat Hunger und dann will er in den Zoo,“ grinste er stolz auf sich selbst, dass der Kleine sich trotz der Schluchzer beruhigt hatte und dem Anderen sogar wieder die Arme entgegen streckte.
 

Severus war getroffen. Es machte ihn fertig, wie sehr es Ataer mitnahm, das seine Eltern nicht da waren, wie unsicher er war. Und ja, er sah kaum eine andere Möglichkeit als den Beiden Bescheid zu sagen. Es tat ihm auch Leid, aber offensichtlich war Ataer einfach noch nicht so weit, allein gelassen zu werden, nicht für so lange.
 

Und dann kam ausgerechnet Toms Sohn mit einem angezogenen Kind runter und kündigte einen Zoobesuch an! Aber Ataer hatte sich vollkommen beruhigt. Na ja, er zuckte immer noch vom vielen Weinen, aber generell war er ganz ruhig, streckte ihm sogar die Arme entgegen. Sofort nahm er den Jungen, küsste ihn und drückte sich an sich. „Zoo?“, fragte er mit hochgezogenen Augen, während er mit einem Zauberstab den Kaba für sein Patenkind fertig machte und rüber schweben ließ, zusammen mit einem Brot.
 

Aidan zuckte mit den Schultern. „War das Erste, was mir eingefallen ist,“ gab er zu. „He, und es hat gewirkt! Du wolltest doch eh was mit ihm machen!“
 

Severus sah runter in die großen, noch etwas roten Augen, die ihn ängstlich ansahen. „Also Zoo,“ murmelte der Tränkemeister ergeben, er strich dem Kleinen über die Wangen. „Aber nicht morphen, während wir da sind und nicht heimlich zu den Tieren in den Käfig rennen,“ verlangte Severus sofort, der ahnte, was ihnen vielleicht beim Wolfsgehege blühen könnte. Er lächelte etwas, als der Kleine nickte.
 

„Gut,“ seufzte Severus, während er Ataer half, zu essen. „Aidan, pack einen Rucksack, Getränke, ein paar Kekse und Wechselwäsche für den Jungen – und für dich,“ fügte er nach einigen Minuten an.
 

„Warum für mich?“, fragte Aidan sofort. „Ich bin erwachsen! Ich brauch so was nicht!“
 

„Wetten?“, fragte Severus nur trocken. „Mach es einfach.“
 

Aidan verdrehte die Augen, führte die Befehle aber brav aus und folgte Severus am Ende nach draußen. Der apparierte sie in die Nähe des Zoos, lief dann mit den Beiden zum Kassenhäuschen und verzog das Gesicht, als die Verkäuferin nicht nur zu flirten begann, sondern ihm auch noch eine Familienkarte verkaufte! Man wollte ihm sogar einen Bollerwagen für den Kleinen anbieten, den hier auch niemand auf seine fast fünf Jahre schätzte, etwas, das er brüskiert ablehnte. Wenn Ataer nicht mehr laufen wollte, war der Kleine wirklich nicht so schwer, dass er auf so was zurückgreifen musste!
 

Mit einem abfälligen Blick lief Severus schließlich an dem Ticketabreißer vorbei, Ataer noch immer auf den Armen. Der Kleine kuschelte sich vertrauensvoll an ihn, hatte sich inzwischen ganz beruhigt und begonnen, sich umzusehen, wenn auch noch sehr vorsichtig, da sie nicht allein waren. Zwar war es noch relativ früh, doch es würde sicher noch voller werden. Immerhin war es Wochenende und Ferien. Nicht nur sie waren bestimmt auf die glorreiche Idee gekommen, hierher zu gehen.
 

Er beobachtete, wie Ataer auf einen der Käfige zeigte, ging mit dem Kleinen näher ran. „Totenkopfäffchen,“ erklärte er nach einem flüchtigen Blick auf die kleinen Monster. ‚Nicht als Trankzutat zu verwerten,‘ wie sein Hirn ihm freundlich weiter half. Nun, nur sehr wenige Muggeltiere waren geeignet und zu denen würden sie erst später kommen. Außerdem – er hatte Ataer verboten, zu morphen, da konnte er schlecht anfangen, Schlangengifte, Hautschuppen von Tieren und Nester bestimmter Vögel zu räubern. Mussten sie sich eben mal Beide zurückhalten. Aber ha, er konnte ja nachts wiederkommen!
 

Aidan grinste, beobachtete Severus und den Kleinen, der sich sichtlich beruhigt hatte. Er ließ sich sogar auf den Boden stellen und lief selbst neben ihnen her. An einigen Käfigen stand er für ein Kind in seinem Alter sehr lange. Er war fasziniert von den Wildkatzen, da musste Severus ihn drei Mal daran erinnern, dass er nicht morphen durfte. Vor Allem – Ataer war viel kleiner als die großen Wildkatzen und am Ende wäre er es, der die Bäume hochgejagt werden würde und Fenrir wurde immer so verdammt ungemütlich, wenn einem Rudelmitglied was geschah. Wobei, die Wahrscheinlichkeit von Black zerfleischt zu werden, war in dem Fall wohl größer.
 

„Kommt schon! Hier sind die Schlangen!“, rief Aidan schließlich. Er hatte ein ganz eigenes Verhältnis zu den Tieren, immerhin konnte er mit diesen reden. Erblich bedingt. Es war lustig, Parsel in der Schule zu reden, da dann immer gleich alle Panik bekamen.
 

Severus nickte, er fand Schlangen… hilfreich. Ihre Gifte waren in Tränken mehr als wichtig, ohne sie würde nichts klappen. Da waren sogar Gifte nicht magischer Schlangen wichtig. Im Wolfsbann hatten sie eine Schlüsselrolle. Er ging mit den beiden Jungen rein, betrachtete die Wesen. Nun, tot, in ihren Einzelteilen waren sie ihm lieber, aber man konnte eben nicht Alles haben.
 

Ataer dagegen sah fasziniert zu den Schlangen, die sich über die vielen Leute die sie immer begafften, herzogen. Und er begann, ihnen Fragen zu stellen. Er wusste, im Garten von Tante hatte er auch immer mit der Blindschleiche und der Ringelnatter geredet. Im ersten Moment sahen die Schlangen ihn überrascht an, dann aber begannen sie ihn mehr als interessiert zu befragen.
 

Aidan wandte sich um, als er die Schlangen hörte. Und eine Stimme, die etwas unbeholfen klang, aber die auch Parsel sprach. Überrascht sah er zu Ataer, der, eine Hand auf dem Glas, mit einer grünen Baumnatter sprach. „Sev! Severus! Wusstest du, dass Ataer ein Parselmund ist?!“
 

Abrupt wandte Severus sich dem Kleinen zu, der gar nicht bemerkte, dass er Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie konnte das sein?! Warum sprach das Kind von Fenrir Grayback und Sirius Black Parsel?! Er kannte nur drei andere Leute, die das konnten! Aidan, Tom… und Harry Potter. Potter, der verschwunden war, etwa um dieselbe Zeit, als Black auf ein Mal meinte, sein entführter Sohn sei aufgetaucht.
 

Severus hatte das schon immer seltsam gefunden, er hatte das Blut des Jungen untersucht, doch das Ergebnis war eindeutig gewesen: er teilte die Gene mit denen, die sich als seine Eltern ausgaben. Sie logen nicht. Ataer war Ataer, aber.. er ging vor dem Kleinen auf die Knie, während sein immer präsentes wenn auch etwas abgeschwächtes Magengeschwür sich wieder meldete. Der Kleine wandte sich um, sah ihn vertrauensvoll aus den dunkelblauen Augen an und lächelte schüchtern, streckte ihm die Arme entgegen.
 

Wortlos hob Severus den Kleinen auf, drückte ihn nach einem kurzen Moment an sich. Konnte das wirklich sein? Hatte Black ihm, gerade ihm, die Patenschaft über den Potterjungen gegeben? Und wenn Potter so eindeutig Blacks Kind war, wie zum Henker war er am Ende bei James gelandet?!
 

Aber egal. Er würde die Beiden zur Rede stellen, aber ganz sicher würde er den Kleinen nicht aufgeben, den er lieb gewonnen hatte, auch, wenn er es nie, niemals im Leben laut zugeben würde.
 

„Severus?“, fragte Aidan. „Was hast du? Du… denkst du, was ich denke?“
 

Sofort zog er Aidan um die Ecke. „Was denkst du?“, fragte er scharf.
 

Aidan zuckte mit den Schultern. „Dasselbe wie du vermutlich. Dass unser Klammeraffe mal einen anderen, sehr bekannten Namen hatte und einige Jahre älter aber nicht so sonderlich viel größer war.“
 

Severus starrte zu Ataer, der sie Beide musterte, sichtlich unsicher, doch der Kleine beruhigte sich, als er ihm über den Rücken strich, legte seinen Kopf auf die Schulter des Tränkemeisters. „Kein Wort zu Niemandem,“ befahl er knapp, ging mit beiden Jungen aus dem Schlangenhaus. Das war starker Tobak, den er erst mal selbst verarbeiten musste. Bevor er die Beiden zur Rede stellten würde.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Gelangweilt drehte Tonks sich auf ihrem Bürostuhl. Sie wartete auf ihren neuen Partner. Die meisten blieben nicht lange bei ihr, abgeschreckt durch ihre scheinbare Tollpatschigkeit. Was ihr nur Recht war. Bisher war sie mit keinem der Leute klar gekommen und das war der einfachste Weg gewesen, die wieder loszuwerden. Zu dumm, dass man sie für zu jung hielt, um allein zu arbeiten, man ließ sie ohne Partner, der älter war, nicht ins Feld. Dabei stellten sich diese Leute manchmal so peinlich an, dass ihr nur noch schlecht wurde.
 

Sie wusste wirklich nicht, was sie immer tat, um solche Leute zu bekommen. Aber der Schlimmste, das war der Letzte gewesen. Der, der diesem unmöglichen Kind in den Hintern kroch, das nichts lieber zu tun schien, als die Leute, die nett zu ihm waren, bis auf die Knochen zu blamieren. Kaum ein Funke Magie in ihm und er wollte ein Retter sein! Dabei hatte er nie was getan, sich immer aus den Abenteuern von Harry Potter raus gehalten.
 

He, die Leute waren gemein zu Harry Potter gewesen, der wirklich immer versucht hatte, was er konnte um Anderen zu helfen. Sie mochte den Jungen, der spurlos verschwunden war und sie suchte auch noch immer nach Hinweisen, was eigentlich mit ihm passiert war. Denn sie fand, dass die Gesellschaft wenigstens das tun musste, das sie das Harry schuldig waren, dem sie jedes normale Leben weggenommen hatten.
 

Als es klopfte, sah sie auf, setzte ein freundliches Lächeln auf und bat darum, dass der Jemand herein kam. Und sie war das erste Mal positiv überrascht. Neben Shacklebolt stand ein Mann, der aussah wie etwa vierzig, mit früh ergrauten Haaren, aber freundlichen Augen und langen, haselnussfarbenen Haaren. „Bitte?“, fragte sie ruhig.
 

„Tonks, darf ich vorstellen? Remus Lupin, Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, er hat ein Angebot an dich.“
 

„Und das wäre?“, fragte Tonks vorsichtig.
 

„Guten Tag erst mal,“ lächelte Remus freundlich. „Ich komme, um Ihnen ein Angebot zu unterbreiten. Ich brauche Hilfe an der Schule. Es gibt einige Tage im Monat, an denen ich mich schwer tue zu unterrichten und ich wollte um Verstärkung bitten, außerdem… seit Harry Potter aus der Schule verschwunden ist, würde ich gern die Sicherheitsvorkehrungen verschärfen, bevor noch etwas passiert. Ein verschwundener Schüler ist mehr als genug. Sie würden für die Sicherheitsvorkehrungen verantwortlich sein und Sie hätten freie Hand, was auch immer Sie tun möchten, solang es ins Budget passt.“
 

Tonks hob eine Augenbraue. Ja, sie wusste, man wollte sie hier loswerden, weil sie störte. Das war ihr klar, aber das hier war das netteste Angebot, das sie bisher diesbezüglich auch tatsächlich bekommen hatte. „Ich soll hier also weg?“
 

Shacklebolt seufzte leise. „Für dich einen Partner zu finden wird immer schwerer, die Meisten möchten nicht mit dir zusammenarbeiten und du weißt genau, dass ich dich nicht allein arbeiten lassen kann. Ich dachte, das hier ist eine gute Alternative – für eine Weile. Du bist weiterhin Aurorin und vielleicht sieht es nächstes Jahr ja schon anders aus.“
 

Tonks musterte den Mann, der vor ihr stand, stand selbst langsam auf und nahm ihren Umhang. Es war eine Unverschämtheit, was hier gerade geschah, aber sie wusste, eine große Wahl hatte sie nicht. Entweder sie würde mitgehen oder sie konnte sich die nächsten Wochen und Jahre – was weit schlimmer war als die Arbeit in der Schule – nur mit Papierkram beschäftigen. Denn rauswerfen konnte man sie auch nicht. Hier in der magischen Welt war sie vor Allem eines – eine Black und nachdem man einen von ihnen in den Knast geworfen hatte – offensichtlich ohne Sinn und Verstand – würde man sie nie im Leben feuern. Nur hatte sie keine Lust, Papierkram zu machen, sie war eine aktive Aurorin, verdammt noch mal und sie hatte keine Lust, hinter dem Büro zu versauern, denn in dem, was sie tat, war sie verdammt noch mal auch richtig gut! „Von mir aus, “ knurrte sie Kingsley an, wandte sich abrupt um und lief los.
 

„Miss…“
 

Tonks wandte sich um, musterte den Mann seufzend, der ihr nachgerannt war. „Tut mir Leid,“ sprach sie ruhig. „Ich bin einfach nur sauer.“
 

„Wäre ich auch. Es war nicht nett, wie man Sie abgefertigt hat. Aber ich freue mich, dass Sie bei mir arbeiten werden.“ Er hielt ihr die Hand hin.
 

Tonks musterte den Anderen eine ganze Weile, aber sie sah in den Augen von Lupin, dass er es ehrlich meinte. „Tonks,“ gab sie zurück, nahm die Hand schließlich. „Sind Sie nicht mit Sirius Black befreundet? Er ist der Lieblingscousin meiner Mutter, aber sie hat ihn schon lange nicht mehr gesehen. Sie hat immer wieder im Ministerium um seine Freilassung gebeten. Ich würde ihn gern kennenlernen.“
 

Remus seufzte etwas. „Wir waren mal befreundet, aber ich fürchte, sein Vertrauen muss ich mir erst wieder verdienen,“ erklärte er. „Aber ich kann Ihnen und Ihrer Mutter gern sagen, wo Sie ihn finden, Sie sollten ihn allerdings vorwarnen, wenn Sie kommen wollen, er mag keine Überraschungen mehr.“
 

„Duz mich ruhig,“ grinste Tonks breit. „Ich hab damit kein Problem. Und das mit Sirius muss ich meiner Mutter erzählen, ich bin sicher, sie würde sich riesig freuen!“ Sie musterte den Anderen. „Was ist das Problem ein Mal im Monat?“
 

„Ich… bin ein Lykan, aber ich bin vergiftet worden, so, dass ich Werwolfähnliche Symptome habe.“ Warum er das erzählte wusste er beim besten Willen nicht, aber er mochte die junge Frau und er war sich sicher, dass Tonks nichts Dummes mit diesem Wissen anstellen würde. „Daher bin ich kurz vor und nach Vollmond schlecht zurecht und ich mache mir wirklich Sorgen um die Sicherheit der Schule.“
 

„Zu Recht,“ gab Tonks zurück. „Wenn einer der wehrhaftesten und bekanntesten Schüler einfach so verschwindet, als habe es ihn nie gegeben... nichts für ungut, das ist schon mehr als bedenklich.“
 

Remus nickte erneut. „Sieh dir das Gelände an, mach Vorschläge, ich will, dass so was nie wieder passiert. Es ist wirklich mehr als schlimm genug, dass es ein Mal geschehen ist und ich habe den Eindruck, dass da weit mehr passiert ist. Ich will nicht, dass ein anderer Schüler verschwindet, ich will, dass die Eltern ihre Kinder wieder mit dem Gefühl zu uns schicken, dass sie sich keine Sorgen machen müssen, Hogwarts soll wieder die sicherste Schule, der sicherste Ort in England werden.“
 

Tonks grinste etwas. „Gut,“ meinte sie, blieb auf der Straße stehen. „Ich denke, das bekomm ich auf die Reihe. Ich gehe heim, um meine Sachen zu holen, ich bin heut Abend in der Schule.“ Sie nickte Lupin noch mal zu, dann machte sie sich auf den Weg. Das war nicht, wofür sie gelernt hatte, aber vielleicht konnte sie so was verändern und es Allen zeigen! Nicht zu vergessen, so einen netten und gleichzeitig heißen Kollegen hatte sie auch noch nicht gehabt, vor Allem nicht einen, der so wenig arrogant, selbstüberzeugt und besserwisserisch war, ihr so viel Entscheidungsfreiheit zusicherte.
 

Außerdem konnte sie endlich am rätselhaften Verschwinden von Harry Potter weiter forschen, denn das war ein Rätsel, das sie unbedingt lösen wollte.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Ich…“
 

„Sirius, wenn etwas geschehen wäre, meinst du nicht auch, dann hätte Severus uns gerufen? Der Mann ist doch nicht dumm, er weiß, du würdest ihn im besten Fall nur kastrieren, wenn Ataer was passieren würde! Und in ein paar Minuten sind wir wieder zu Haus bei ihm.“ Er strich Sirius über die Wange, küsste ihn sanft. „Du hast auch mal etwas Zeit mit mir allein gebraucht…“
 

Sirius lächelte den Anderen an. Ja, das stimmte. Es hatte gut getan, Fenrir mal vollkommen für sich zu haben, auch, wenn es nur zwei Tage gewesen waren. Gestern waren sie Essen gegangen, sonst waren sie im Hotel geblieben, hatten einfach nur geredet, über die Dinge, die in Azkaban geschehen waren, warum er Remus so schnell nicht mehr vertrauen wollte und was ihn noch so mitnahm. Das alles ein Mal los zu werden hatte gut getan. Nun allerdings wollte er nur noch zurück zu seinem Kleinen, den er schrecklich vermisste. „Komm jetzt,“ bat er. „Ich will den Kleinen wieder in die Arme nehmen.“
 

Fenrir lachte, nickte aber. Ihm ging es ja nicht wirklich viel besser, er vermisste seinen kleinen Zwerg, der ihn dazu brachte, sich selbst lächerlich zu machen. „Dann komm,“ meinte er nur, nahm Sirius‘ Hand und ging mit ihm in eine kleine Gasse hinter dem Hotel, von wo aus sie apparierten, zurück in ihr Dorf und sie Beide hatten es eilig, in ihr Haus zu kommen – zumindest so lang, bis sie im Wohnzimmer einen düster drein blickenden Severus sahen, der sich in dem Moment aufrichtete, als er sie sah.
 

„Ich glaube, ihr Beide habt mir Einiges zu erklären!“, knurrte der Tränkemeister, der schon seit einer Stunde hier saß und wartete.
 

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen,“ konterte Fenrir. „Und welche Laus bitte ist dir über die Leber gelaufen?“
 

„Harry James Potter. Wie bitte ist er zu Ataer geworden!? Habt ihr vielleicht geglaubt, ich würde das nicht rausfinden oder was?!“
 

Sirius starrte den Tränkemeister an. „Und jetzt magst du ihn nicht mehr oder was?“
 

„Unsinn!“, knurrte Severus. „Ich will nur wissen, warum ich es nicht erfahren habe, wo ich mich krumm gelegt habe, um raus zu finden, was zum Henker mit Potter passiert ist und eine Erklärung wie aus einem Kind, das genetisch eures ist, das eines Anderen werden konnte!! Ich will die ganze Geschichte und zwar bevor der Kleine aufwacht!“
 

„Wie hast du das überhaupt raus bekommen?“, fragte Fenrir ruhig, setzte sich. So hatte er sich das heut nicht so ganz vorgestellt, wenn er ehrlich sein sollte.
 

Severus hob eine Augenbraue. „Was spielt das für eine Rolle?“, fragte er den Anderen herausfordernd.
 

„Denkst du vielleicht, ich will, dass Ataer so verfolgt wird, wie Harry es wurde?!“, fragte Sirius aufgebracht. „Ich… wo ist er?“, fragte Sirius schließlich. „Wo ist Ataer? Warst du etwa gemein zu ihm? Nur, weil…?!“
 

„Er liegt in eurem Bett, er hat heute Nacht bei mir geschlafen, ich lasse nichts an Kindern aus!“
 

„Fenrir, erklär du es, ich werde nur wieder aggressiv,“ erklärte Sirius leise, bevor er die Treppe regelrecht hoch stürzte.
 

„Nun?“, fragte Severus lauernd. „Ich warte auf Antworten!“
 

Fenrir seufzte leise. War ja klar, dass er wieder den Arschlochjob abbekommen hatte. Nun gut, aber er verstand es auch. Sirius ging all das immer noch zu nahe. Die Tatsache, dass James, den er ja für einen Freund gehalten hatte, sein Kind geklaut hatte, ohne die geringsten Gewissensbisse. Also begann Fenrir zu erzählen…
 

Lautlos schlich Sirius in das Schlafzimmer, sah lächelnd auf das Bett und strich leicht über Ataers Haare, der Kleine hatte sich um seinen Teddy zusammengerollt, einen Finger im Mund. Er schlief friedlich, keine Spuren von Tränen, wie er erleichtert feststellen konnte. Alles war in Ordnung.
 

Es dauerte einige Minuten, bevor sein Sohn das Gesicht verzog, ihn schließlich ansah und sich strahlend in seine Arme warf.
 

„Nuffel! Da! Da wieda da!“
 

„Ja, Schatz,“ lächelte Sirius. „Das hab ich dir doch versprochen. Ich würde dich nie allein lassen, dafür hab ich dich viel zu lieb.“ Er drückte seinen Sohn an sich, erleichtert, dass es ihm gut ging. „Wollen wir dich anziehen?“, fragte er, strich über die dunklen Haare. „Und dann zu Paps runter gehen? Der ist auch da. Und die Hauselfen machen schon was zu Essen für uns Alle.“
 

„Auch AiAi und Sev?“
 

Das brachte Sirius dann doch zum Lachen. „Auch für deine neuen Freunde,“ versprach er, hob Ataer ganz hoch und brachte ihn ins Bad. Es dauerte eine ganze Weile, auch, weil Sirius nicht gleich wieder runter wollte, er hatte keine Lust, dem zu lauschen, was Fenrir gerade erzählte.
 

Als er, mit Ataer im Arm, runter kam, sah er Severus schneeweiß im Sessel und Fenrir, der sofort aufstand und den Kleinen begrüßte, ihn küsste, ihn herumwirbelte. Sirius aber sah zu Severus, hob eine Augenbraue.
 

„Ich mochte James schon immer am wenigsten von euch, aber das,“ brachte der irgendwie hervor. „Ich hätte ihn nie im Leben für so ein Arschloch gehalten.“
 

Sirius nickte, er sah zu Fenrir, der gerade den Jungen zum Tisch brachte, wo auch Aidan, der gerade die Treppe runter getorkelt war, Platz nahm. „Ich will, dass Niemand es erfährt, ich habe es nicht mal Remus erzählt. Harry Potter gilt als tot und es ist gut so. Der Junge hat seine Ruhe verdient, Ataer ist ein anderer Mensch, er hat eine Chance verdient. Ohne in irgendwelche Erwartungen gepresst zu werden.“
 

„Gute Wahl,“ stimmte Severus schließlich zu, runzelte denn die Stirn. „Habt ihr Beweise? Etwas, das Harry bei sich hatte, als…?“
 

„Ataer,“ betonte Sirius ruhig, nickte dann. „Aber ja, wir haben was. Den Umhang seiner Uniform, die Krawatte und der Pullover, Fenrir hat es in einer Kiste aufbewahrt. Warum?“
 

„Kann ich die Sachen haben? Ich denke, dass der, der dem Jungen das angetan hat, immer noch frei rum rennt.“
 

„Sicher,“ stimmte Sirius zu. „Gleich nach dem Essen.“

Wulfnapping die Erste

„Nis!“, beschwerte Ataer sich, als Aidan den Teddy mal wieder außerhalb seiner Reichweite hielt, ihn so foppte. Das fand er gar nicht toll! Das wollte er nicht! „Teddy!“
 

Aidan grinste nur. „Hol ihn dir,“ forderte er, japste allerdings auf, als der Kleine zu einem Wolf wurde und sich in das Tier verbiss, dabei auch einen Teil vom Finger des Anderen erwischte.
 

Au!“
 

„Du hast es raus gefordert, Sohn,“ konterte Tom, der die Beiden schon seit einigen Minuten beobachtet hatte. Es war der letzte Besuch bevor die Schule wieder losgehen würde und er war überrascht, wie gut Aidan sich benommen hatte. Sein Sohn schien einen Narren an dem Kleinen gefressen zu haben, der allerdings, wie immer, wenn Tom kam, erst mal unter das Sofa flüchtete. Und wieder mal war es Sirius Black, der hinter dem Kleinen her tauchte und ihn wieder raus zog, sich transformierte und Ataer raus stupste. Tom fand es immer wieder faszinierend, wie Black sich um sein Kind kümmerte.
 

Aidan starrte auf seinen Dad, zog eine Schnute. „Du bist gemein,“ jammerte er, blickte auf seinen angezwickten Finger. Hatte er doch schon wieder vergessen, dass der Kleine dazu neigte, zum schmollen seine Form zu wechseln. Aber ganz ehrlich – Ataer war einfach zum Anbeißen schnuckelig. Und ganz ehrlich – er kam gerade wieder auf dumme Gedanken – auf sehr dumme. Den Süßen wollte er morgen heimlich kidnappen und mit in die Schule nehmen. Ja, das war gut, entschloss Aidan sich. Sev würde den Kleinen dann schon abends wieder heim bringen, da war er sich genauso sicher. Gut, er würde höllischen Ärger kassieren, wie er Snape einschätzte. Aber das würde es bestimmt wert sein! He, er war erwachsener als die Meisten seines Alters, aber Spaß musste einfach sein!
 

„Aidan – nein.“
 

„Dad?“, fragte Aidan vollkommen unschuldig, wobei er sich wirklich fragte, warum sein Vater, den er nicht so oft sah, immer so genau wusste, wenn er was vorhatte.
 

„Egal, was du vorhast – lass es, vor Allem, wenn es was mit dem Kleinen zu tun hat, Fenrir und Sirius bringen dich um, wenn er auch nur einen Kratzer hat.“
 

„Ich würde ihm doch nie was tun!“
 

„Was nicht heißt, dass du ihn aus deinen obskuren Experimenten ausschließen würdest,“ konterte Tom nur, wuschelte seinem Kleinen durch die Haare. Bella war erst gestern hier gewesen, weil sie heute mit Narcissa was vorhatte.
 

Aidan verdrehte die Augen. Was glaubte sein Vater eigentlich? Dass ihn so was abschrecken würde? Ganz sicher aber nicht! Er zuckte mit den Schultern: „Ich würd nie was tun, um ihm weh zu tun,“ verteidigte er sich. „Dazu find ich ihn viel, viel zu süß!“
 

„Und das macht mir gerade Angst,“ murmelte Tom, doch er wandte sich um, um mit Severus zu reden. Ja, es war ihm schon fast etwas unheimlich, wie Aidan an Ataer hing. Das war mehr als ungewöhnlich für seinen Sohn, der eigentlich mehr wie er selbst war und er war nur bei einer einzigen Person, gut, bei Zweien, derart auf sie fixiert, wie sein Junge es jetzt war. Bei Bella und bei ihrem gemeinsamen Sohn. Na ja, aber so, wie es jetzt gerade aussah war es sicher nicht. Aidan war noch viel zu jung, um sich ernsthaft zu verlieben und selbst wenn er das tun würde, dann wohl kaum in einen Fünfjährigen.
 

Sirius dagegen spielte gerade mit Ataer, jagte den Kleinen spielerisch durch die Wiese. Seit es ihm wieder gut ging, liebte sein Sohn es, zu rennen und Sirius wusste, das konnte der Junge nur von ihm haben. Sein Kleiner mochte es nicht, eingeschlossen zu sein, er tobte gern, seit er sich das auch traute. Und zumindest hatte ihr Wochenende weg keine weiteren Spuren bei Ataer hinterlassen, er war danach nicht, wie bei dem Angriff, überängstlich geworden. Im Gegenteil, seit er mit Snape im Zoo gewesen war, war er endlich bereit, auch mal aus dem Haus zu gehen. Sie hatten schon mehrfach mit dem Rest des Rudels zu Abend gegessen, etwas, das für Sirius so neu war, wie für seinen Sohn.
 

Denn auch er hatte wirklich Probleme, das wusste er. Dauernd sah er sich um, lauerte auf Gefahren, die gar nicht da sein konnten. Aber das hatte schon Fenrir festgestellt – Azkaban hatte für Sirius viel verändert, vor Allem seine Art mit Menschen umzugehen. Er war früher mal offen gewesen, was sich schon geändert hatte, als man ihm sein Baby weggenommen hatte, aber seit er gefangen genommen worden war, tat er sich schwer, überhaupt Jemanden an sich ran zu lassen oder zuzulassen, dass Irgendwer sich Ataer näherte. Er hatte nur wenig Anschluss gefunden bisher, aber es wurde langsam besser. Er wollte seinem Kleinen kein schlechtes Beispiel geben, und er wollte nicht, dass sein Süßer mal allein war.
 

In dem Moment überfiel sein Sohn ihn regelrecht, sprang ihm in den Rücken. Er schnappte vorsichtig nach dem Kleinen, jagte ihn sofort weiter, damit Ataer heute auch gut schlafen würde. Denn seit sie regelmäßig mit ihm rannten, hatte er auch körperlich wieder aufgebaut. Wie gesagt, er war dünn, aber er sah nicht mehr aus, als würde er verhungern.
 

Und er hing an seinem Patenonkel. Nun, Severus war einer der Wenigen, denen Sirius einfach vertraute. Trotz ihrer Schulzeit. Aber immerhin, egal, was zwischen James und dem Anderen geschehen war, er hatte nie gezögert, Harry Potter zu helfen. Nun, wenigstens einer von ihnen, der annähernd erwachsen war.
 

„Sirius!“
 

Der Grimm sah auf, bellte ein Mal, als er Fenrir sah, schnappte sich Ataer und setzte den Kleinen zwischen seine Vorderläufe. Der Junge hörte sich zumindest schon ziemlich am Ende an und er hechelte heftig, er würde vermutlich wieder mal eine Stunde brauchen, bevor er wieder Kind sein würde.
 

Fenrir lächelte etwas, ging zu den Beiden und sammelte Ataer ein, während sein Gefährte sich zurückmorphte. „Ich sehe, du hast ihn mal wieder müde getobt?“
 

„Er hat es gebraucht,“ gab Sirius zurück, küsste seinen Kleinen auf das Fell. „Er wird endlich etwas aktiver, wie jedes andere Kind in seinem Alter auch und jetzt, wo er mit Aidan so viel gemacht hat… vielleicht kann er mal mit Jadens Kindern spielen, er braucht auch Leute in seinem Alter.“
 

„Das versteht sich,“ nickte Fenrir, küsste den Jüngeren und kraulte seinen Kleinen. „Vor Allem jetzt, wo Aidan wieder in die Schule geht.“ Er setzte seinen Sohn wieder auf den Boden. „Na los, lauf! Ab zu Severus!“ Er sah dem Kleinen hinterher.
 

„Fenrir?“
 

Der Dämon sah seinen Geliebten lang an. „Ich habe Severus die Sachen gegeben, in denen ich den Kleinen gefunden habe, damit er sie untersuchen kann.“
 

„Und?“, fragte Sirius mit verschlossenem Gesicht. Er hatte sich gerächt, so weit es nur ging, aber reichen tat es ihm noch lange nicht. Da schienen noch so viele Andere zu sein, die seinem Kleinen weh getan hatten und er wollte sie Alle aus dem Verkehr haben!
 

„Der Trank war versaut, eigentlich hätte Ataer sterben sollen. Jemand wollte ihn vollkommen auslöschen, als habe es ihn nie gegeben. Es war das Glück von unserem Kleinen, dass derjenige, der es gebraut hat in Tränken wie nannte Severus es doch gleich? Ah ja, selten inkompetent gewesen sein muss.“
 

„Wer?“, fragte Sirius hart.
 

„Das ist es, was er noch nicht weiß. Aber er wird es rausfinden. Er ist sich sicher, der Täter ist aus Hogwarts und er wird Alles in Bewegung setzen, um ihn zu finden, mach dir keine Sorgen. Wir werden ihn finden und Ataer wird absolut sicher sein.“ Fenrir strich dem Anderen durch die Haare, stupste dessen Nase an, bevor er ihn küsste. „Immerhin er ist kein verängstigtes Lämmchen mehr, langsam bekommt er richtige Beißerchen.“
 

„Ja,“ lächelte Sirius, biss den Anderen leicht in die Lippe. „Ich denke, es wird Alles gut,“ er sah zum Haus. „Wir sind eine Familie.“
 

„Das sind wir. Etwas verrückt und chaotisch aber immerhin so ziemlich intakt.“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Grinsend öffnete Aidan seine Tasche, aus der sofort ein kleines Fellknäuel sprang und recht aufgebracht bellte. Nein, Ataer war nicht gern eingeschlossen. Und er mochte es auch nicht, im Halbschlaf gekidnappt zu werden. „Beruhig dich, Kleiner. Ich hab dir doch versprochen, dass ich dir Hogwarts zeige! Jetzt sind wir da und das da… sind Fred und George, sag ihnen brav Hallo, na los!“
 

„Och, is der süß!“, lachte George, er wollte den Kleinen streicheln – wurde allerdings damit belohnt, dass der Kleine ihn richtig heftig biss. „Au!! Das macht man nicht!“
 

Aidan lachte nur, schnappte sich den Kleinen, der als Ausgewachsener sicher beeindruckend sein würde. „Na komm, mein Kleiner.“ Er stupste dessen Nase an. „Zeig den Beiden, was für ein putziger Junge du bist!“ Es dauerte etwas, doch dann tat Ataer ihm den Gefallen und kurz danach saß der Vierjährige auf seinem Schoß, sah sich unsicher um. „Nis heim,“ stellte er jammernd fest. „Nuffel will!“
 

„Nachher,“ versprach Aidan amüsiert. Er fand es lustig, dass der Kleine seinen Dad so nannte und der ließ sich das ja sogar gefallen. „Erst mal gibt es was zu Essen und wir zeigen dir Hogwarts, dann…“
 

„Was ist denn hier los?“, fragte Hermine entsetzt, als sie das Kind sah, dass da auf dem Schoß von Aidan saß und das nicht so wirklich glücklich aussah. „Wo hast du das Kind gekidnappt!?“
 

„Ich?! Gekidnappt?!“, fragte Aidan, tat getroffen. Verdammt. Noch Jemand, der ihn entschieden zu schnell zu durchschauen vermochte. Das war so was von unfair!
 

„Hi du,“ lächelte Hermine, die sich zu Aidan runter gekniet hatte und den Kleinen mit den riesigen, blauen Augen fasziniert ansah, ihm die Hände entgegen hielt. „Was hat der große Kindskopf gemacht?“fragte sie, grinste, als der Junge sich von ihr hochheben ließ, sie hob das Kinn des Jungen, der ihr seltsam vertraut vorkam.
 

„Nuffel will,“ nuschelte Ataer, der sich von dem Mädchen hochheben ließ. Sie roch gut, er wusste, sie war nicht gefährlich. Das waren die drei Roten auch nicht, aber sie rochen nach Ärger. Wie Aidan, nur etwas unangenehmer.
 

„Nuffel?“, fragte Hermine. „Ist das hier Nuffel?“, sie hielt den Teddy hoch.
 

„Nis Nuffel!“, protestierte Ataer, blickt zu Aidan. „Nuffel will!“
 

Hermine hob eine Augenbraue. „Also noch mal du Spinner, wo hast du den Jungen her?“
 

„Er wollte Hogwarts sehen! Da nehm ich ihn mit und nu is er nur am Jammern!“; jammerte Aidan tragisch, bevor er den Kleinen hochhob und rumwirbelte. „Komm, Süßer! Jetzt zeig ich dir die Schule! Kommt ihr mit?“, fragte er schließlich an die Anderen gewandt.
 

Und so liefen sie Alle los, lachend, scherzend und mit einem nicht sehr glücklichen kleinen Jungen im Schlepptau, der immer mal wieder schniefte und woanders hin wollte. Doch er beruhigte sich nach einer Weile ein wenig. Aber nach etwa zwei Stunden begann Ataer wirklich wieder zu weinen. Also musste Aidan den Kleinen früher als geplant zu Severus bringen.
 

Er klopfte, der Andere riss wütend die Tür auf – und stockte.
 

„Aidan…?!“, fragte Severus lauernd, während er Ataer sanft auf die Arme nahm. „Was bitte hast du getan?! Ich hatte gerade seine Eltern am Kamin und glaub mir, aufgebracht trifft es nicht mehr! Bist du wahnsinnig geworden?! Du wirst nachsitzen! Und zwar für die nächsten vier Wochen! Macht, dass ihr allesamt Leine zieht! Und schämt euch! Ein Kind ist doch kein Spielzeug!!“ Ja, Severus hatte gerade einen Anruf bekommen und vor Allem Sirius war vollkommen aufgelöst gewesen, nicht zu vergessen, dass ihm selbst elend geworden war.
 

Aidan zog den Kopf ein. Scheinbar hatte er in den wenigen Stunden mit Ataer doch mehr angerichtet, als gedacht. Na ja, egal. Er wusste, wie er sich wieder besser fühlen konnte! Er musste nur etwas auf Longbottom rumhacken, ja, das gefiel ihm! Und schon rannte er mit seinen Leuten los, dem Spaß entgegen! Zumindest so lang, bis sein Vater das mitbekommen würde. Nun, vielleicht sollte er sich einfach in der Kammer des Schreckens verstecken. Wobei… dumme Idee, Dad konnte Parsel, der würde auch noch da sein kommen.
 

Severus hingegen schloss die Tür. Dieser Junge würde noch dafür sorgen, dass er vorzeitig graue Haare bekommen würde! Das war schrecklich! Er küsste Ataer sanft, wartete, bis der Kleine sich etwas beruhigte. „Ich hole deinen Dad, “ versprach er leise, beugte sich zu seinem Kamin und kontaktierte Fenrir Grayback, in der Hoffnung, dass Jemand da war. Es war allerdings der Falsche. Nur Jaden.
 

„Ja?“
 

„Ich habe ihn,“ erklärte Severus knapp. „Aidan hatte einen blinden Passagier in einer seiner Taschen. Schick Fenrir oder Sirius hierher, zu dir geht der Kleine ja nicht.“ Dann setzte Severus sich mit dem Kleinen. „Was hat Aidan gemacht?“ fragte er den Kleinen.
 

„Pielen,“ nuschelte Ataer, kuschelte sich an Severus, er wusste, nun waren seine Eltern nicht mehr weit. „Vertecken, in Tase… als Tase offen, hier,“ stöpselte der Kleine zusammen, der immer noch Probleme mit dem Sprechen hatte. Aber immerhin konnte er schon ziemlich deutlich sagen, was eigentlich passiert war. Und das roch nach einer gehörigen Portion Prügel für Aidan, der das sicher nicht unabsichtlich getan hatte! Furchtbar…
 

„Ataer!“, rief Fenrir, in dem Moment, wo er durch den Kamin trat. Jaden hatte ihn zuerst gefunden, war aber auch schon auf dem Weg, Sirius zu finden, der hysterisch den Wald absuchte, da das das Einzige war, das sie noch nicht getan hatten. Erleichtert pflückte er seinen Sohn aus den Armen des Tränkemeisters, stellte fest, dass es nicht verletzt war, nur verwirrt und etwas ängstlich wie der Dämon merkte, als der Kleine sich ganz fest an ihn krallte. Er strich dem Kleinen sanft über den Rücken.
 

„Nuffel?“, fragte Ataer seinen Vater leise, kuschelte sich zurecht.
 

„Wir gehen sofort zu ihm,“ versprach Fenrir. „Und ich dachte, Tom hätte Aidan gewarnt, nichts Dummes zu tun! Ist der Junge wahnsinnig?!“
 

„Er… wird es nicht bemerkt haben. Ataer könnte sich als Welpe in eine der Taschen gelegt haben. So was kommt schon mal vor. Im Zweifel für den Angeklagten,“ fügte er an, als er den misstrauischen Blick sah. „Ich denke, ich kann dafür sorgen, dass das nicht wieder vorkommt.“
 

„Der Junge weiß aber schon, dass Sirius so was nicht packt? Und das er sich das nächste Mal auf Taschenkontrolle oder sonst was einstellen muss?“
 

Ich denke, das hat er sich auch selbst eingebrockt.“
 

„Wenn Ataer den Jungen nicht so mögen würde, ich würde ihn gar nicht mehr ins Haus lassen!“
 

Severus nickte. „Ich werde ihm das schon klar machen,“ gab er knapp zurück. „Und jetzt verschwindet hier, ich will keinen durchgetickten Grimm hier haben!“
 

Fenrir lachte etwas, nickte und ging, Ataer sicher im Arm, zurück durch den Kamin in ihr Haus.
 

„Nuffel?“, fragte Ataer erneut. Er hatte das gar nicht toll gefunden! Die Reise in der engen, stickigen Tasche und dann dass er weg von Daddy war! Das mochte er gar nicht! Ja, er wollte Hogwarts mal sehen, aber doch nicht sofort!
 

„Wir suchen ihn,“ versprach Fenrir, setzte Ataer auf den Boden und transformierte, sah, wie sein Sohn dasselbe tat. Dann lief er los, in Richtung Wald, immer darauf achtend, dass Ataer an seiner Seite blieb. Sie mussten nicht zu weit rennen, bevor der schwarze Grimm auf sie zustürzte und Fenrir konnte gerade noch so aus dem Weg springen, als der nach Ataer griff, sich um ihn rum legte und knurrte. Also morphte Fenrir. „Er war in Sicherheit,“ sprach er, strich über Sirius‘ Kopf. „Komm, gehen wir zurück.“
 

Sirius blickte unwillig auf, er leckte gerade seinen Kleinen ab, der nach Severus, Aidan und nach noch etwas roch. Was ihm gar nicht passte. Oh, wenn er den Bengel zu Fassen bekommen würde! Ataer wäre doch nie im Leben freiwillig stiften gegangen! Aber Fenrir hatte Recht. Sie sollten ins Haus, es war zwar fast schon Sommer, aber es roch nach Regen. Nicht nach Nieselregen, sondern nach Dusche aufdrehen. Also packte er seinen Sohn am Nackenfell und rannte los, zurück in ihre Hütte.
 

Dort angekommen legte er sich mit dem Kleinen vor den Kamin. Ataer gähnte, schmatzte zufrieden, kuschelte sich an seinen Daddy und döste. Sein Tag war schließlich, auch, wenn es noch nicht mal Mittag war, mehr als anstrengend gewesen und er hatte sich wirklich eine Pause verdient!
 

Fenrir lächelte, betrachtete die Beiden, morphte ebenfalls und legte sich zu seiner kleinen Familie, was sein Gefährte damit quittierte, dass er ihm über die Schnauze leckte. Sie alle hatten sich auf den Schreck einen verfrühten Mittagsschlaf verdient.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Aidan verdrehte die Augen, als die Stimme seiner aufgebrachten Eltern durch den Raum hallte. Es war der erste Heuler seines Lebens, doch innerlich war er hochamüsiert. Es war putzig, wie seine Mutter und sein Vater sich Sorgen um seine Haut machten, aber er hatte da wenig Bedenken. Fenrir würde nie zulassen, dass ihm was passierte, selbst Sirius würde ihn wieder rein lassen, einfach, weil Ataer ihn mochte und wenn der was wollte, wurden doch immer Alle weich.
 

„Maaan, hat deine Mutter ein Organ,“ stöhnte Ron, rieb sich seine Ohren. „Is ja fast so schlimm, wie unsere!“
 

„Jap,“ grinste Aidan. „Ich sag doch, Wahnsinn is bei uns Familienerbe! Is ganz normal, bei uns geht es immer so zu.“ Er sah zu, wie der aufgebrachte Heuler sich selbst auflöste. Schon am Morgen hatte er sich wieder mal mit Longbottom angelegt, dessen Anhänger auch jedes Mal weniger zu werden schienen, was ihm sehr gut gefiel. Vor Allem, weil er ja wusste, wer Ataer war. Gern hätte er es den Anderen gesagt, vor Allem Hermine, aber in einem hatten sie ja Recht: Da, wo er jetzt war, ging es dem Kleinen gut und es gab keinen Grund, ihnen mehr zu sagen. Sicher, sie würden sich freuen, das auch zu wissen, aber es diente ja auch zu Ataers Schutz. Je weniger Leute Bescheid wussten, umso besser für den Kleinen und auch er wollte ja nicht, dass ihm was passieren würde.
 

„Ja, dass Alle bei euch irre sind, das is nicht zu leugnen und nicht zu übersehen,“ Hermine schüttelte den Kopf. „Ihr seid Allesamt schlimm. Aber egal, was soll’s? Wie geht es dem Kleinen, den du gekidnappt hast?“
 

„Hervorragend, er wird bestimmt gerade von seinem Vater oder seinem Dad durch die Gegend getragen.“ Er runzelte die Stirn, konzentriere sich dann aber auf andere Dinge. Er hatte bei Severus geschnüffelt, die Ergebnisse hatten ihm klar gemacht, dass es nur einen Schuldigen gab. Alle hatten gesagt, der Einzige, der wirklich so inkompetent in Tränken war, war nun mal Longbottom. Und er wusste, er war wirklich nicht der Einzige, der so dachte, er sah es, jedes Mal wenn Severus den Anderen ansah.
 

„Also putzig ist der Kleine ja wirklich,“ nickte Hermine und lächelte. „Ein richtig süßes Kind. Wenn er groß ist, werden die Mädchen ihm zu Füßen liegen!“
 

‚Nein!‘, brüllte Aidan innerlich. ‚Er gehört mir! Mir ganz allein!‘ Dann aber schüttelte er den Kopf. So was Dummes. Der Kleine war keine fünf Jahre alt! „Lasst ihn erst mal in die Schule kommen, bevor ihr ihn verkuppelt. Und Hermine, nichts für ungut, für dich ist er dann wohl zu jung.“
 

Im ersten Moment sah Hermine den Anderen an, sie wollte schon was Fieses sagen, hielt sich aber rechtzeitig zurück. Das war sicher einfach nur Aidans komische Art. „Junge,“ lächelte sie. „Er mag zwar putzig sein, aber darauf steh ich nicht. Ich will nicht putzig, ich will Mann. Breite Schultern, durchtrainierter Körper und so weiter.“
 

Ron starrte die Andere überrascht an, grinste dann aber. „Das was du beschreibst, könnten Bill oder Charlie sein,“ stellte er nur fest.
 

„Stell sie mir mal vor,“ konterte Hermine, die auch nicht auf den Mund gefallen war. „Sie sehen ja echt heiß aus, aber sie müssen erst noch den Wissenstest bestehen!“
 

„Nun, da ist Longbottom ja wohl schon mal mehrfach durchgefallen.“
 

Hermine sah die Zwillinge entgeistert an und schüttelte sich. „Seid ihr noch ganz dicht?! Der ist doch eklig! Ne, den will ich nicht mal in meiner Nähe haben! Der darf nicht mal meine Sachen waschen!“
 

„Und trotzdem haben wir ihn vor zwei Tagen dabei erwischt, wie er sich in einer Ecke einen hat blasen lassen – von einem Mädchen, das wesentlich älter war, wohlgemerkt. Und glaub mir, der hat noch nicht mal viel zu Bieten.“
 

„Danke, jetzt ist mir schlecht,“ knurrte Hermine angeekelt. „Wie gesagt, nicht mal, wenn er der letzte Kerl auf der Erde wäre!“
 

„Lasst sie,“ meinte Aidan nur. „Wir haben was Anderes zu besprechen.“
 

„Ah?“, fragten die Zwillinge zeitgleich.
 

„Ja. Ich bin mir sicher, dass Longbottom euren Kumpel beseitigt hat,“ erklärte Aidan. „Und ich denke, wir sollten ihn stoppen, bevor er noch mehr Schaden anrichtet, das macht er nämlich gerade die ganze Zeit, er versucht zu hetzen und mein Vater kommt kaum hinterher, zu stoppen, was dieser Irre anrichtet.“ Und er wollte Neville stoppen, bevor der seiner Familie – oder Ataer weh tun würde.
 

„Und wie machen wir das?“
 

„Ganz einfach – wir treiben ihn in den Wahnsinn,“ lächelte Aidan. „Viele von seinen Arschkriechern sind wieder von ihm weg, jetzt nehmen wir ihm auch noch die Letzten weg. Es gibt auch keinen Lehrer mehr, der ihn für voll nimmt und kaum noch Politiker. Das Beste ist, dass Viele inzwischen sagen, dass er seinen Titel zu Unrecht trägt und wir werden ihnen Allen zeigen, warum das wirklich so ist. Ich werde ihn schon zum Ausrasten bringen und zwar so, dass er anfängt, was Dummes zu tun.“
 

„Aber er ist wie wir ein Kind,“ erinnerte Fred schließlich ruhig. „Selbst, wenn es raus kommt, er würde nicht bestraft werden, wie ein Erwachsener.“
 

„Nun, aber stellt euch vor, was es für ihn bedeutet, wenn man ihm seinen mühsam geklauten Titel wieder wegnimmt, ihm die jämmerlichen Reste seiner Magie nimmt und ihn für den Rest seines Lebens zu seinen Eltern in die Geschlossene in St. Mungos steckt?“, Aidan lächelte etwas. „Hab ich schon mal erwähnt, dass ich ihn wirklich nicht mag?“
 

„Man merkt es,“ stellten die Zwillinge nur fest, grinsten dann aber. „Egal, wenn er Harry auf dem Gewissen hat, hat er es nicht anders verdient! Dann wird er sich wünschen, nie geboren worden zu sein! Aber… warum bist du dir deiner Sache eigentlich auf ein Mal so sicher?“
 

„Ich hatte die zweifelhafte Ehre, diesen Idioten kennen zu lernen,“ gab Aidan zurück. „Das war für mich mehr als eindeutig. Mehr braucht es nicht und ich will nicht, dass der je Irgendwo hin kommt und sich frei bewegen kann!“
 

„Auf unsere Hilfe kannst du zählen…“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„Ataer,“ lachte Sirius, als er seinen Kleinen sah, der stolz im Sandkasten saß, neben ihm zwei Mädchen und ein Junge in seinem Alter, alle drei größer als er selbst, doch sie waren nett zu ihm und der Kleine hatte sich, nach einer Weile, überzeugen lassen, mit den Anderen zu spielen. Gerade im Moment saß er mit den Anderen da, sie hatten den Sand mit Wasser vermanscht, damit die Türme ihrer Burg besser hielten, doch das Ergebnis war kaum mehr als aufgetürmter Matsch – und vier so dreckige Kinder, dass man sie noch am leichtesten an ihrem Geruch unterscheiden konnte. Und Ataer hatte eine dicke Schicht auf sich selbst, doch er sah einfach nur glücklich aus.
 

Ein ganz normales Kind mit fast fünf Jahren. Noch immer schüchtern und dünn, er tat sich schwer, Andere an sich ran zu lassen, aber er war auch ein ganz normaler Junge, der es liebte zu rennen und seit neuestem auch, sich ordentlich einzusauen. Aber es tat unendlich gut, das auch zu sehen.
 

Ataer machte eigentlich nur noch Fortschritte – große. Im Haus konnte er sich stundenlang allein beschäftigen, er merkte eigentlich gar nicht, wenn man ihn mal allein ließ, er spielte in seinem kleinen Ritterzimmer und wenn man sich mit ihm beschäftigte, wollte er Buchstaben und Lesen lernen.
 

Wenn sie zu den Anderen ins Zelt essen gingen, ließ er sich inzwischen auf seinen eigenen Stuhl setzen und auch seine Sprache war wesentlich besser geworden, er verschluckte nicht mehr so viele Silben, konnte sich gut verständlich machen und hatte keine Angst mehr, seine Stimme auch zu gebrauchen, was lange gebraucht hatte. Und wie gesagt, wenn Jemand da war, traute er sich inzwischen auch, mit Anderen zu spielen und vor Allem als Welpe balgte er sich auch ganz gern.
 

Fortschritte, die er in den beiden Monaten gemacht hatte, seit er von Aidan heimlich mitgenommen worden war. Und trotz Allem redete er immer wieder von dem anderen Jungen, hatte sie gebeten, ihm zu helfen, Aidan einen Brief zu schicken. Und er wartete jedes Mal sehnsüchtig auf eine Antwort von seinem großen Freund.
 

Ataer sah zu seinem Daddy, den er nicht mehr ganz so oft Nuffel nannte, strahlte ihn an.
 

„Hogwarts,“ erklärte er, deutete auf die Burg. „War da! Is riesig!“
 

„Das warst du,“ lachte Sirius, pflückte seinen dreckigen Sohn aus der kleinen Ansammlung von Kindern und auch Jaden hob in dem Moment seine Tochter hoch. Ataer hatte seine Angst vor Fenrirs Beta verloren, den er bei etwa der Hälfte seines Namens anredete und das auch nur, weil er es liebte, mit dessen Tochter zu spielen, der immer was Dummes einfiel und die viele der Kinder dazu brachte, mitzumachen. Vermutlich war sie auf die Idee gekommen, diese Matschburg zu bauen.
 

Jaden schüttelte nur den Kopf. „Merlin, seht ihr wieder aus. Und ich muss dich waschen!“, stellte der fest, sah dann zu Ataer, der nicht viel besser aussah. Es war Wahnsinn, wie der Kleine sich in den letzten Monaten verändert hatte. Gestern hatte der Sohn seines Alphas sogar schüchtern an der Tür geklopft, um ihm eine Nachricht von Fenrir zu bringen und in der Zeit mit seinem kleinen Chaoten zu verbringen. Danach hatten nur noch schwere Reinigungszauber die Küche retten können, da seine Tochter auf die Idee gekommen war, unbedingt backen zu müssen, weil sie das einige Zeit vorher bei ihrer Mutter gesehen hatte. Das Chaos war grausam gewesen. Aber es hatte auch wirklich gut getan, die Kinder so zu sehen, wie sie stolz den ungenießbaren Teig präsentiert hatten, in dem Alles drin gewesen war, ob essbar oder nicht. Sogar Knete war verwurstet worden.
 

Sirius lachte nur. „Und?“, fragte er. „Wir haben fließend Wasser und den gröbsten Dreck können wir abklopfen. Dass sie sich einsauen ist doch nur ein gutes Zeichen und sie haben sich noch nicht mal geprügelt. Ganz ehrlich – vorgestern den Matsch aus Ataers Fell zu bekommen, war viel schlimmer.“
 

„Erinner mich bloß nicht daran,“ murmelte Jaden. Denn da er nicht aufgepasst hatte, war das sein Job gewesen und allein die Haare seiner Tochter… nun, das würde heut nicht viel anders werden. Er lächelte Sirius zu. „Nun, man sieht sich, spätestens morgen, wie ich mein gediegenes Töchterchen kenne.“
 

Sirius lachte leise, ging mit seinem kleinen Sandklumpen auf dem Arm zurück zu ihrem Haus. Sein Sohn hatte sich an ihn gelehnt, auch sichtlich erschöpft von den heutigen Tätigkeiten.
 

„Sirius, da seid ihr ja, das Essen…! Merlin, bist du dir sicher, dass unter dem Sand wirklich noch ein Kind ist?“, ungläubig sah er auf seinen Sohn, der kaum noch zu erkennen war.
 

„Es riecht zumindest danach,“ konterte Sirius, ging die Treppe hoch. „Ich hol ihn mal wieder ans Licht, wir sind gleich wieder da.“
 

Fenrir sah den Beiden hinterher, schüttelte amüsiert den Kopf, betrachtete seinen Tisch. Abendessen gab es meist hier, nur mit ihnen Dreien oder mit Allen, die dann eben noch da waren, manchmal Tom und Bella, immer mal wieder Narcissa, oft Severus oder Aidan. Aber mittags aßen sie inzwischen ohne Probleme im großen Zelt. Manchmal, wenn Ataer fertig war, lief er sogar zu Jadens Tochter.
 

Doch da Draußen war leider auch mehr. Dinge, die er versuchte, so weit es ging von Sirius fern zu halten, doch der war nun mal alt genug, wenn er was nicht erfuhr, holte er sich seine Informationen woanders und wenn es Snape war. Gerade im Moment gab es wieder Gerüchte über Werwölfe und wie immer wurde dann zeitgleich sein Name genannt. Die Maßnahmen die er getroffen hatte, um das Rudel zu schützen, hatten sich schon ein paar Mal bezahlt gemacht. Leider.
 

Langsam setzte Fenrir sich hin, überschlug seine Beine. Ja, auch, wenn es hier gerade mal gut ging und wenn Ataer endlich begann, sich normal zu entwickeln, nun kam auch genau das, was er gefürchtet hatte: eine Art neuer Krieg, ausgelöst von einem im Grunde irren Kind! Es hatte Erwachsene angestiftet, Dummheiten zu machen, die wieder auszubaden die Hölle werden würden. Nicht mal Tom konnte überall gleichzeitig sein. Es konnte noch mal richtig hässlich werden, auch, wenn Severus und Aidan schon daran arbeiteten, dem Bengel das letzte Bisschen Glaubwürdigkeit zu nehmen. Recht erfolgreich, wie man sagen musste. Vor Allem Toms Sohn schien so seine ganz eigene Art zu haben, mit der Longbottom gar nicht zurecht kam und durch die er mehr und mehr Einfluss verlor – genug, dass er auf ein Mal nicht mehr an der Lehrertafel, sondern wieder mit den Schülern essen musste. Ein erstes Zeichen, wie es aussah. Nun, vielleicht schafften sie es wirklich, bis Ende des Jahres, einige Dinge zu ändern…
 

Sirius lachte, als Ataer mit der flachen Hand aufs Wasser klatschte. Inzwischen liebte er es, zu baden, obwohl es damit wohl lang Probleme gegeben hatte. Er hatte den Kleinen vor dem Baden schnell abgeduscht, nun planschte er noch etwas im Wasser, zwar mir viel Spaß aber man sah schon, dass der Kleine nachher schnell einschlafen würde. „Na komm, mein Süßer, Papa wartet schon,“ er hob den Jungen hoch, küsste ihn, half ihm, sich abzutrocknen und anzuziehen, brachte ihn dann runter an den Tisch.
 

Fenrir lächelte, stellte seinem Sohn einen Teller vor die Nase und sah zu, wie der fleißig zu essen begann. Auch Sirius griff zu, der aber lachte leise, als Ataer, nachdem er satt war, mit halb geschlossenen Augen und in seinem Teddyschlafanzug, mit dem er erstaunliche Ähnlichkeit mit seinem Lieblingskuscheltier hatte, auf den Schoß seines Vaters krabbelte, den kurz ansah und Sekunden später eingeschlafen war.
 

„Ich muss erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Bett haben,“ stellte Fenrir trocken fest, der den Kleinen mit einem Arm hielt und versuchte, mit der anderen Hand weiter zu essen.
 

„Oder als bräuchtest du einen Teddy,“ lachte Sirius, genoss den Rest seines Essens. Es sah aber auch zu süß aus, da der Schlafanzug sogar ein Bommelschwänzchen und angenähte Tatzensocken hatte.
 

Fenrir grummelte, stand schließlich auf und brachte Ataer hoch. In sein eigenes Bett allerdings. Der Kleine kam dann sicher nachts wieder zu ihnen, doch er wollte einfach, dass sein Kleiner etwas selbstständiger wurde, vor Allem, da er ja begriffen hatte, dass hier im Haus nichts passierte. Er lächelte, als Ataer in seinem Bett lag und sich in seine Decke kuschelte, zusammen mit seinem Teddy. Er küsste seinen Sohn noch mal auf die Stirn, bevor er das Nachtlicht einschaltete, dass das Zimmer in ein beruhigendes Blau tauchte. Erst dann ging er zurück zu Sirius.
 

„Er ist in seinem Bett?“
 

„Jap,“ grinste Fenrir, küsste den Anderen: „Und wir haben damit fast das ganze Haus für uns allein… ist dir das klar?“
 

Sirius verdrehte die Augen, grinste aber. „Und kaum sind wir mittendrin, kommt er angewatschelt und du erzählst ihm wieder was von Nacktliegestützen?“
 

„Sag mir nicht, dass das nicht gut reagiert war,“ konterte Fenrir, der jetzt noch bei dem Gedanken lachen musste. Ja, da war Ataer wirklich mal zu einem ungünstigen Zeitpunkt bei ihnen rein geplatzt. Aber da das selbst Jaden mit seinen Kindern schon passiert war… es schien einfach dazu zu gehören. „Komm,“ hauchte er.
 

Sirius verdrehte die Augen, doch er lächelte, folgte dem Anderen. Er liebte diese Momente, vor dem ins Bett gehen, ganz allein mit Fenrir, ohne, dass es Dinge gab, die das Rudel betrafen, wenn er seinen Gefährten mal ganz für sich hatte…

Wulfnapping - again

„Oh,“ grinste Aidan hämisch. „Was ist da nur passiert? Botty-Botty muss bei den Normalsterblichen sitzen! So was aber auch! Ist er gar nicht mehr der große Direktor? Och… muss er doch nicht gleich weinen… shit happens, vor Allem, wenn man es so richtig verdient hat!“
 

Ja, das war geschehen. Zu Nevilles Entsetzen hatte man ihn abgesetzt! Er war nicht mehr der Direktor und man hatte ihn nicht nur vom Lehrertisch verbannt, wo das Essen einfach besser schmeckte und von wo aus er eine viel bessere Aussicht hatte, nein, zu seinem Entsetzen hatte er sogar seine Wohnung räumen und in den Schlafsaal zurückziehen müssen! Wo er mit drei anderen Jungen schlafen musste! Er! Er, der doch der Junge-der-lebte war!! Aber nein, man hatte ihm seine mühsam erreichte Macht genommen! Einfach so! Obwohl er doch wirklich an Alles gedacht hatte, um das zu verhindern!
 

Aber nicht mal seine Leute im Ministerium hatten verhindern können, dass er seinen Titel als Direktor verloren hatte. Weil Malfoy das Arschloch auf den Tisch gebracht hatte, dass er ja nun noch gar nichts geleistet habe, was so einen Titel und so eine Stelle rechtfertigen würde! Nicht nur das, zu Nevilles Entsetzen war schon ein neuer Direktor ernannt worden – niemand Anderer, als Remus Lupin, ein dreckiger Werwolf, der behauptete, gar kein Werwolf zu sein! Von wegen!
 

„Sprich mich nicht an, du unbedeutendes Nichts!“
 

„Verwechselst du schon wieder dich mit mir?“, fragte Aidan übertrieben freundlich. „Denn soweit ich weiß, bist du abgesetzt worden, nicht ich. Aber tröste dich, es ist zum Besten von allen Anderen. Niemand braucht so was Machtgeiles wie dich. Wobei – die Blowjobs dürftest du echt vermissen,“ grinste er und aß in Ruhe weiter.
 

Neville starrte den Anderen an, stand abrupt auf, so, dass der Stuhl nach hinten hin umkippte. Er fasste das gerade nicht! Das war ja schrecklich! Wie konnte dieser Cretin ihm so was unterstellen?! Er war der Junge-der-lebte! Er war mächtig und so gut wie allwissend! Man hatte sich vor ihm zu verbeugen! Er wollte nie, nie wieder zurück zu dem praktisch unsichtbaren Jungen, der er mal gewesen war und der immer nur übersehen würden war! Der mit der irren Oma und den noch irreren Eltern!
 

„Du bist Sohn eines Massenmörders!“, brüllte er aufgebracht.
 

„Stimmt,“ lächelte Aidan. „Und einer vollkommen irren Psychopathin hast du vergessen. Was mich selbst ein wenig irre macht. Also pass auf, was du tust oder sagst, meine ohnehin schlechten Sicherungen könnten vollkommen durchbrennen und das ist nicht gut, wie du weißt.“ Ohne sich auch nur im Geringsten stören zu lassen, schob er sich den nächsten Bissen in den Mund, beobachtete, wie der Andere abrauschte, sichtlich aufgebracht und mit hochrotem, reichlich unattraktivem Gesicht. Es folgten ihm auch dieses Mal kaum Leute, zwei junge Huffelpuffs, nur ein Gryffindor. Das war es dann auch schon. Es sah aus, als habe sich die Anhängerschaft mit dem Verlust des Rektorensitzes rabiat reduziert.
 

„Maaaaaaaaaaan,“ lachten Fred und George. „Das ist sooooooo gut! Das ist herrlich! Das ist…!“
 

„Wir haben es fast geschafft,“ stellte Hermine fest. „Er verliert immer mehr seine Geduld, je mehr Macht er verliert, umso mehr verliert er sein bisschen mentale Stabilität. Und wenn die weg ist…“
 

„Dann packt er aus,“ grinste Ron düster. „Und Harry bekommt endlich seine Rache! Dieses Schwein! Ich will, dass er leidet!“
 

„Langsam,“ bat Aidan. „Ihr müsst vorsichtig bleiben, jetzt wird es gefährlich. Kontrolliert euer Essen, eure Post und alles Andere, Gifte sind seine Spezialität. Ich zeige euch später ein paar Zauber. Aus meinem Essen durfte ich schon Gift neutralisieren. Gut, dass er hier keinen Zugang zu den wirklich heftigen Sachen hat, die sind nämlich in Severus‘ Gewahrsam.“
 

Die Zwillinge nickten. „Wir übertreiben schon nichts, wir sind immer vorsichtig, auch, wenn es nicht so aussieht.“ Sie sahen zum Rektorentisch, wo das wütende Abrauschen des arroganten Jungen bestenfalls milde Belustigung hervorgerufen hatte. Ja, seit Longbottom die Macht verlor, wurde er entschieden aggressiver, rücksichtsloser und gemeiner, vor Allem zu Jüngeren und mehr als ein Mal musste Hermine nachher trösten und beruhigen.
 

Aidan nickte, trank einen Schluck. „Noch hat er etwas Einfluss und er wird Alles tun, um den auch zu behalten, egal, was dafür erforderlich sein wird. Er verliert das Interesse, das, was er zu erreichen hat, heimlich zu tun. Er baut rapide ab, das muss euch bewusst sein.“
 

„Na, dann ist er ja auch bald bei seinen Eltern,“ gab Ron mitleidslos zurück. „Da, wo er immer sein wollte,“ hämte er, denn der Unwille des Anderen, seine schwer beeinträchtigte Familie zu sehen, der er die Schuld an Allem gab, war Allen bekannt, hatte Neville doch erst vor einen halben Jahr schlecht über die Personen geredet, wegen denen er überhaupt nur am Leben war.
 

„Was hat er wohl mit Harry gemacht?“
 

Aidan hätte am liebsten was gesagt, doch er wusste, erstens durfte er es nicht und zweitens – die Anderen hatten sich damit abgefunden, dass Harry Potter tot war und nicht wiederkommen würde, es wäre dumm, dem Jungen diesen Schutz zu nehmen, der Sohn von Fenrir Greyback zu sein würde ihm später schon noch genug Scherereien bringen. Nein, Ataer würde mit seinem neuen Namen glücklicher werden. Vielleicht mit anderen Freunden, aber dafür würden das Leute sein, die ihn nicht schon mal aus Prinzip bemitleiden würden. „Das werden wir dann sehen.“
 

Nun, es wäre wirklich einfach gewesen, das zu klären. Das mit dem Trank und all den anderen Sachen. Aber Alles wusste ja Niemand. Wie Harry mit dem Trank in Kontakt gekommen war. Eigentlich lustig, bedachte man, dass gerade Longbottom seinem offensichtlichen Erzfeind endlich das glückliche Leben geschenkt hatte, das der immer hatte haben wollen.
 

„Jap, werden wir,“ nickte Fred.
 

„Und jetzt sollten wir erst mal los,“ mischte sich Hermine ein: „Wir haben gleich Tränke.“
 

„Jap.“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Zufrieden sah Sirius sich um. Ja, das sah gut aus. Im Wohnzimmer hing ein großes Plakat, Luftschlangen waren überall verteilt. Heute hatte Ataer seinen ersten, richtigen Geburtstag bei ihnen und er wollte, dass der unvergesslich sein sollte. Er wollte seinen Kleinen strahlen sehen, er hatte sogar, zu Fenrirs Entsetzen, einen Kinderbesen gekauft. Er sah seinen Gefährten jetzt schon mit Matratze unter dem Kleinen her rennen. Aber das war nicht das Einzige. Niemand hatte sich lumpen lassen, nicht mal Severus, der extra für den Kleinen eine Art Minitränkeset entwickelt, nur, dass das Ergebnis nicht eklig war, sondern, dass sein Sohn sich selbst Süßigkeiten zusammenbrauen konnte.
 

Dazu gab es Bücher, da Ataer es liebte, wenn man ihm vorlas, Kinderspiele, ein neues Sandspielset, zwei weitere Kuscheltiere, eine Kinderritterrüstung mit Helm und ungefährlichem Schwert und einem hübschen Schild. Natürlich stand da auch eine Torte, in Buchform, mit einem Bild von seinem Lieblingsmärchen. Schoko verstand sich, denn das liebte Ataer am meisten. So, nun konnte sein Kleiner aufwachen!
 

„Oh Merlin,“ stellte Fenrir fest, als er wieder ins Haus kam. Er hatte gerade Einiges mit Jaden besprochen, dessen Tochter nachher auch noch vorbei kommen würde. So, wie Toms Sohn. Severus war schon da, spielte an einigen Geschenken rum, die ihm wohl nicht gerade genug standen. Aber nein, der Tränkemeister mochte Ataer nicht! Aber so was von gar nicht! Der Mann hatte sich ja sogar mehr über die Sache mit dem Besen aufgeregt, als er selbst! Nun, das würde heut ohnehin ein langer, anstrengender Tag werden. Mit einiges an kleinen Kindern, die ihm in die Beine zwicken würden, wohl wissend, dass sie damit auch noch durchkommen würden – zumindest heut.
 

Sirius hob eine Augenbraue: „Was?“, fragte er herausfordernd.
 

„Nichts,“ beeilte Fenrir sich zu versichern.
 

Severus beobachtete die Beiden. Man könnte meinen, die waren schon seit Jahren verheiratet oder so was. Nun ja, egal. Er wischte ein unsichtbares Staubkorn von einem der Geschenke, sah dann wieder nach oben auf die Galerie, die zu den Schlagzimmern führte und grinste, als er es rumpeln hörte. So klang es immer, wenn Ataer mal wieder als Welpe versuchte, aus dem Bett zu kommen. Und wie immer rannte Black los um seinen Spross zu holen. Nur, dass Ataer wohl eine ziemliche Überraschung bevorstand. Der Kleine hatte auch gestern noch nicht gewusst, was heute geschehen würde.
 

Zum Glück.
 

Draco hatte die undankbare Angewohnheit gehabt, an seinem Geburtstag um fünf oder vier Uhr morgens seine Geschenke zu verlangen. Etwas, das er nicht sonderlich toll gefunden hatte – noch nie. Und das war erst besser geworden, als der Bengel zwölf geworden war!
 

„Ah komm schon, mein Kleiner,“ lachte Sirius, als er seinen Sohn endlich erwischt hatte und der wieder als Kind vor ihm lag, so, dass er ihn bequem durch kitzeln konnte. Er brachte seinen Kleinen ins Bad, half ihm, sich anzuziehen, nahm ihn hoch und ging die Treppe nach Unten.
 

„Nuffel?“, fragte Ataer irritiert, als sie unten standen. Im Wohnzimmer auf dem Tisch türmten sich Kisten, die mit buntem Papier eingepackt waren und ein großes Plakat hing über der Tür. Seinen Namen erkannte er sogar.
 

Sirius lachte, warf seinen Kleinen in die Luft. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag mein Kleiner! Heute wirst du schon fünf Jahre alt!“
 

Geburtstag? Ja, er wusste, Dudley hatte so was, aber er? Er blickte zu dem Älteren, doch der nickte. „Is?“, fragte er, nur um wirklich sicher zu sein.
 

„Du! Ja, ganz allein du,“ bestätigte der Grimm seinem Sohn, küsste ihn und gab ihn an Fenrir weiter, der seinen Sohn ebenfalls in die Arme schloss und ihn an den Tränkemeister weiter gab.
 

Fenrir lächelte etwas, beobachtete, wie sein Sohn zum Frühstück strahlend seinen Speck verschlang, sich immer wieder umsah zu den aufgebauten Geschenken. Doch er sagte nichts, verlangte nicht, auspacken zu dürfen. Er war offensichtlich schon glücklich, dass Alle um ihn herum waren.
 

„Ohh…“, strahlte Ataer, als er schließlich unter seinen Geschenken den Besen fand. Er wusste, was das war, er hatte schon Kinder darauf fliegen sehen und sich gewünscht das auch mal zu machen. „Fliegen!“, verkündete er. „ Jetzt! Bitte, bitte! Sev Sev?“
 

Sirius lachte, hob seinen Sohn hoch und küsste ihn. Ja, sein Kleiner war wirklich wieder aufgeblüht. Er hatte noch Sprachprobleme, aber es war viel, viel besser geworden. Er konnte sich recht klar ausdrücken, wenn er nicht gerade Angst hatte oder sehr aufgeregt war. „Pack erst mal den Rest aus,“ bat er den Kleinen, der seinen Besen vorsichtig ablegte und sich von Aidan noch ein Packet geben ließ.
 

Am Ende probierte Ataer doch zuerst seine eigene, kleine Süßigkeitenfabrik mit Severus aus und erst, als Fenrir ihr Haus entzuckern und wieder bewohnbar machen zu wollte, schickte er die Meisten raus, so, dass Ataer auch endlich seinen Besen ausprobieren konnte. Mit Sirius, Aidan, dem Tränkemeister, Jaden und dessen Kindern. Er sah das Chaos an. Ja, das hier war von einem ganz normalen Kind, das Chaos hinterließ, wo immer es auftauchte. So, wie er sich seinen Sohn immer vorgestellt hatte. Und es war ihm so viel lieber, als das verschreckte Würmchen, dass er zu Beginn gehabt hatte.
 

Er überließ den Hauselfen das Aufräumen, die auch die Torte nun in den Mittelpunkt stellten, immerhin würde die dann angeschnitten werden, er trat in sicherem Abstand zu den Anderen hinaus, beobachtete seine Familie. Bald. Er wollte diese Situation schnell beenden, er wollte nicht, dass sein Keiner in einem kriegsähnlichen Zustand aufwachsen würde. Er wollte Alles klären, um Ataer nicht hier im Dorf einschließen müssen, denn bald war er in dem Alter, wo Kinder nun mal den Wald erkunden wollten.
 

Nicht zu vergessen, dass er gar nicht einsah, dass sein Kind in Gefahr schweben sollte und das für den Rest seines Lebens. Das sah er ja nun gar nicht ein! Ataer hatte genug durchgemacht, Angst um sein Leben sollte er nicht mehr haben. Im Gegenteil, er baute darauf, dass Kinder schnell vergessen konnten, dass Ataer vergessen würde, was ihm zugestoßen war, dass das irgendwann einfach nur noch Alpträume sein würden.
 

„Fenrir, was stehst du denn da?“, fragte Sirius, stellte sich neben den Anderen. Er ließ Severus hinter dem Besen her setzen, er konnte gerade ohnehin nicht mehr, aber sein jauchzender Sohn war ihm mehr als Lohn genug.
 

„Ich lasse euch hinter den Kindern herjagen, ist doch offensichtlich,“ er grinste, wurde dann aber wieder ernst. „Ich bin einfach nur froh, dass es ihm inzwischen wieder so gut geht. Er schläft zwar noch keine Nacht wirklich durch, aber er ist bereit, in seinem eigenen Bett zu schlafen und sein Sprechen hat sich auch verbessert.“
 

„Ja,“ nickte Sirius glücklich. „Und er wird richtig frech. Er ist klein, er ist ein Knirps, aber er ist frech und langsam aber sicher traut er sich auch was. Die kleine Dreckskugel, die du an manchen Abenden anschleppst, ist schon Wahnsinn.“
 

„Ich? Du bringst ihn oft genug selbst zurück, als wäre er ein Matschmonster!“
 

Sirius lachte, küsste Fenrir und seufzte dann leise.
 

„Was hast du?“
 

„ICH muss daran denken, dass er leider das einzige Kind bleiben wird,“ gab der Andere zu. „Ich liebe Ataer, aber… ich hätte auch gern ein Geschwisterchen für ihn gehabt…“ Aber nach Azkaban konnte er froh sein, dass Unfruchtbarkeit sein einziges körperliches Defizit geblieben war.
 

„Wir haben mit dem Kind genug um die Ohren,“ lachte Fenrir gutmütig. „Und sollte dir langweilig werden – dann geh raus und schnapp dir eins von den anderen Kindern – und vergiss nicht, es gibt immer noch Enkel.“
 

„Enkel? Fenrir! Der Junge ist fünf! An so was sollte er noch nicht mal denken! Er ist viel zu klein für so was!“
 

Der Dämon grinste etwas. „Dann hör auf, so was zu denken,“ schlug er nur vor. „Ataer wäre glaub ich gar nicht so glücklich, wenn er uns teilen müsste. Er braucht unsere ganze Aufmerksamkeit und das wird wohl noch eine Weile so sein und so gern ich ihn hab, gerade im Moment brauchst du auch Zuwendung. Da wäre ein weiteres Kind sehr, sehr viel, meinst du nicht?“
 

„Wo du Recht hast,“ seufzte Sirius, lehnte sich an seinen Gefährten, der in den letzten Monaten wirklich alle Hände voll zu tun gehabt hatte. Denn hatte Ataer nicht mitten in der Nacht Alpträume gehabt und um sich geschlagen, dann war er es meist, der geweckt werden musste. Wie gesagt, Azkaban hatte nun mal seine Folgen und die würden ihn vermutlich noch lange begleiten.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

„… wird die Statue eingeweiht,“ verkündete Tom mit fester Stimme, riss das Tuch von der Statue. Darunter befand sie die ungeschönte Statue eines dreizehnjährigen Jungen, der im Grunde trotz seiner Berühmtheit von der Welt vergessen worden war. Dünn, mit großen Augen hinter einer hässlichen Brille, eine weiße Eule auf der Schulter, auf einem Stein sitzend. Der Blick in die Ferne gerichtet, aber ein kleines, leichtes Lächeln auf den Lippen. Er wusste inzwischen, wo sich der Junge wirklich aufhielt, doch er sah es so, wie sein eigener Sohn: Harry Potter war tot und sollte Ataers Leben nicht weiter bestimmen oder es schwerer machen.
 

Über das tosende Klatschen hinweg blickte er schließlich zur Tribüne, wo, neben seinem eigenen Junior, auch Ron und Hermine, sowie ein Mal Zwillinge saßen. Harrys beste Freunde, die ihn auch vermissten, aber die laut Aidan davon ausgingen, dass es ihm da, wo er war, besser ging. Was ja auch stimmte. Das Mädchen wischte sich eine Träne aus den Augen, lächelte aber.
 

Der Einzige, der das nicht tat, saß ganz am Rand der Tribüne – und war auch entsprechend erbost über diesen schlechten Platz. Schon seit vier Tagen schrieb dieser dumme Bengel Briefe, dass er diese Behandlung für unmöglich hielte, er als Junge der lebte, hatte das Recht in der Mitte zu sitzen, für all seine Fans zu sehen, damit sie ihn entsprechend bewundern könnten! Aber nein, nicht mal das wurde ihm gegönnt. Und man sah, dass er brütete. Ja, der Bengel mochte erst vierzehn sein, aber er hatte es, wie Aidan, faustdick hinter den Ohren. Nur tat er es nicht wie andere Jugendliche, sondern er lenkte seine Energie in kriminelle Bahnen. Das war selbst Tom inzwischen klar.
 

Severus hatte ihn vollkommen überzeugt, doch leider hatte dieser kleine verwöhnte Arsch noch IMMER zu viele Anhänger, um ihn einfach so zu befragen. Auch sein Alter schützte ihn – noch. Doch wenn sein Sohn den Anderen weiter so reizte, würde es nicht mehr lang dauern. Er hoffte nur, dass Aidan dabei zumindest mit dem Leben davonkommen würde.
 

Andere würden ihn spätestens jetzt einen schlechten Vater nennen, doch das war er nicht. Er hatte es nur aufgegeben, sein Kind vor der Realität zu beschützen. Er wollte, dass der Junge lernte, zu überleben. Denn beschützen ließ er sich ja auch nicht. Das war sinnlos. Also konnte er seinem Sohn nur beibringen zu überleben. Und darin war Aidan wirklich gut.
 

Erst das Abebben des Applauses holte Tom aus seinen Gedanken zurück, er wandte sich wieder der Menge zu. „Diese Statue soll uns daran erinnern, hinzusehen, wenn wieder ein Kind leidet! Wir wollen Alle darauf achten, dass es keinen zweiten Harry Potter geben muss. Auf das die Seele des Jungen Ruhe finden möge.“
 

Erneut brandete Applaus aus, er sah erst an sich runter, als etwas Weiches an seinen Beinen entlang schrammte, griff reflexartig zu und hatte einen Welpen in den Armen, der empört mit den kurzen Beinchen in der Luft ruderte. Na, da rannte ja der Richtige hier rum! Nur was bitte tat der Kleine hier? Fenrir war mit Jaden unterwegs und Sirius…
 

„Aidan,“ knurrte Tom, trat zu dem Jungen und hob Ataer am Nackenfell hoch. „Hast du mir was zu Sagen?!“
 

„Ähm… er wollte unbedingt mit und ist in meine Umhängetasche gehüpft, ich habe ihn leider erst jetzt entdeckt?“, versuchte Aidan es mit unschuldigem Blick, während die Zwillinge mal wieder dabei waren, verzweifelt zwischen ihren Lachattacken nach Luft zu schnappen, während Hermine ihn rügend ansah.
 

„Du trägst keine Umhängetaschen, außer du bringst von Anfang an was mit,“ konterte Tom gefährlich ruhig. „Und er ist mal wieder so heimlich in deiner Tasche gelandet, wie damals, als du ihn mit nach Hogwarts geschleift hast? Willst du den Rest deiner Schulzeit bei Severus nachsitzen?“
 

„Offensichtlich!“, zischte der Tränkemeister in dem Moment, nahm Tom den Welpen ab und hielt ihn mit eisernem Griff fest, wohl wissend, dass Ataer schnell abhauen konnte, wenn er wollte und er hatte keine Lust, das Sirius zu erklären, der ihn vor Sekunden hysterisch auf dem Handy angerufen hatte, um zu sagen, dass sein Sohn mal wieder abhanden gekommen war, Aidan da gewesen war und der Kleine auch nicht mit der Tochter des Betas spielte.
 

Tom verdrehte die Augen, er sah, wie der Welpe wiffte, sichtlich nicht so ganz zufrieden mit seiner Gefangenschaft. Der Kleine begriff gar nicht, was hier geschah und zum Glück noch weniger, um wen es ging. Er wollte einfach nur seinen Spaß haben und die Gegend erforschen, zumindest da, wo keine Menschenmassen waren. Da, wo Tom gestanden hatte. „Aidan, du wirst nachsitzen!“
 

„Du bist mein Dad, nicht mein Lehrer!“, beschwerte der sich prompt.
 

„Und zwar für den Rest des Schuljahres!“, ergänzte Severus augenblicklich und wandte sich um, um den kleinen Flüchtling wieder zu seinem Vater zu bringen, bevor Ataer begriff, dass er sich in einer Menschenmenge befand und austicken würde. Denn das tat er immer noch und dazu hatte Severus keinen Nerv, es konnte nämlich stundenlang dauern, bis der Junge sich dann beruhigte – und dann schlief er nächtelang schlecht und begann meist, wieder schlechter zu reden. Daher rauschte Severus ab, bevor Ataer vor Allemann auf die Idee kam, sich zu morphen.
 

„Aidan,“ seufzte Tom. „Was hast du eigentlich, dass du nonstop diesen Jungen kidnappst?“
 

„Er is so putzig,“ schmollte der Angesprochene. „Ich will ihn haben!“
 

„Er ist kein Tier, dass man irgendwo holt und er ist jetzt putzig, wo er klein ist, warte mal ab, wie er aussieht, wenn er in die Pubertät kommt und Pickel hat!“, Merlin, redete er eigentlich gerade mit seinem Sohn oder mit einem Kleinkind? Und warum war sein Sohn so fasziniert von diesem Jungen? Das war schon langsam Besessenheit! Und wirklich, wirklich schwer, Grayback zu erklären! „Du kannst in den Ferien mit ihm spielen, ohne ihn zu kidnappen, aber wage es nie wieder, ihn einfach mitzunehmen! Du weißt genau, dass er hier Panik bekommen hätte!“
 

„Er sollte ja auch gar nicht aus der Tasche raus!“, grummelte Aidan, sauer, dass der Kleine es geschafft hatte, den Verschluss irgendwie zu öffnen und ihm zu entkommen. Er musste sich für das nächste Mal was Besseres ausdenken, damit Ataer nicht mehr abhauen würde. Das mit dem Halsband hatte ja auch schon nicht geklappt…
 

„Er sollte nicht aus der Tasche raus, von der du dachtest, dass Nichts drin ist?!,“ konterte Tom. „Viel Spaß, Severus diese Aussage zu erklären,“ fügte er an, sah dann zu Longbottom, der aussah, als würde er gleich an die Decke gehen. Ja, Longbottom würde nicht mehr viel brauchen, um auszurasten, auch in der Öffentlichkeit, gerade, weil er vor Allem in der Schule fast keine Unterstützung mehr hatte. Nur hier draußen unter ein paar der Politikern hatte er noch wenige Leute, aber auch die begannen zu wanken, wenn man die Zeichen sah und Longbottom sah sie. Denn diese Leute hätten ihm einen besseren Platz vermitteln können, das war auch Tom klar. Doch stattdessen saßen gerade Harry Potters damals beste Freunde in der Mitte. „Und pass um Merlins Willen auf dich auf, Longbottom ist nur noch eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment hochgehen kann.“
 

„Na, das hoff ich aber doch!“, grinste Aidan stolz. „Ich hab ein halbes Jahr gebraucht, um ihn so fertig zu machen! Wär ja noch schöner! Ich will den endlich aus der Schule haben! Er hat…!“, er zwang sich, seine Stimme zu senken. „Er hat Ataer weh getan, er wollte ihn umbringen! Das…!“
 

Tom unterband jedes Weitere Wort, nickte. „Ich weiß,“ gab er leise zurück. „Und ich finde es putzig, wie du dem Kleinen helfen willst, “ er lächelte seinem Sohn zu, der Ungerechtigkeiten gegenüber etwa so dachte wie er selbst. Allerdings war das immer noch keine Erklärung, warum gerade sein Sohn so auf den Jungen fixiert war…
 

„Na dann… wir müssen wohl auch langsam wieder in Richtung Schule, oder?“
 

„Sieht so aus,“ nickte Tom. „Das hier war nur ein freier Tag für die Enthüllung und jetzt mach, dass du zu euren Lehrern kommst – und bitte, ich will nicht noch mehr Beschwerden bekommen! Ja?“
 

Aidan verdrehte seine Augen, sprang elegant über die Balustrade der aufgebauten Tribüne. „Ja, ja, Daddy. Ich nehme mir nur an dir ein Beispiel.“
 

„Das ist es ja, was mir so Angst macht,“ murmelte Tom, sah zu, wie sein Sohn und dessen Freunde, nach einem weiteren Blick auf die Statue, verschwanden. Ja, Aidan war wie er und er tendierte dazu, in Schwierigkeiten zu geraten. Zwar konnte er sich meist rausreden, aber eben wohl doch nicht immer – und das führte immer zu Problemen. Gerade im Moment wo die Situation so angespannt war.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Sirius lächelte etwas. Er hatte es geschafft. Er fühlte sich besser, hatte sich sogar wieder mit Remus versöhnt. Sie waren auf dem besten Weg, ihre alte Freundschaft wieder aufzubauen, wie sie früher gewesen war und vielleicht würde er dem Anderen irgendwann auch erzählen, wer Ataer wirklich war. Nein, das war falsch, wie man ihn früher genannt hatte und was James getan hatte. Denn noch war der Werwolf nicht bereit, in James etwas Anderes, als den Schuljungen und besten Freund zu sehen, der er mal gewesen war.
 

Die Alpträume hatten endlich nachgelassen. Sein einziger Alptraum, der ihm wohl immer bleiben würde, war die Angst darum, Ataer noch mal zu verlieren. Was sich durch Aidans Aktionen auch nicht wirklich verbesserte. Dieser Bengel klaute dauernd sein Kind! Gut, er gab es auch wieder ab, aber trotzdem. Es war abartig, wie fixiert der Teenager auf den kleinen Jungen war. Na ja, das war vielleicht auch hart gesagt, aber es war zumindest sehr, sehr ungewöhnlich, dass ein Junge in seinem Alter dauernd einen Fünfjährigen hinter sich herschleppte.
 

Wobei ihn Fenrirs Kommentar, dass sie wohl Gefährten sein könnten, nicht wirklich beruhigte. Er wollte, dass sein Sohn erwachsen wurde und ein nettes Mädchen fand. Ja, er war selbst schwul und mit Fenrir zusammen, aber er wollte nicht, dass Ataer von der Gesellschaft Probleme bekommen würde. Denn viele Zauberer waren nun mal sehr, sehr altmodisch und da kam auch das nicht gut. Nein, das waren sie sicher nicht. Sein Sohn war einfach nur begeistert, dass ein Älterer sich um ihn kümmerte.
 

Er blickte zu seinem Sohn, der gerade draußen saß. Das tat er gern. In der Sonne sitzen und spielen oder lesen. Im Moment zeichnete er auf ein paar Blättern. Mit vielen Farben und schöne Motive. Seine Umgebung. Zu Beginn hatte er sich kaum getraut, seine Stifte zu benutzen und nun nahmen seine Motive Form an. Ungewöhnlich genau für einen Fünfjährigen. Oh, es waren keine Meisterwerke, aber im Gegensatz zu den Anderen malte er sehr klar und man erkannte sofort, was er da malte. Vielleicht war das Ataers großes Talent. Es machte ihm Spaß. Er grinste etwas. Vielleicht sollte er seinem Sohn Wasser und Fingerfarben geben. Das war eine gute Idee. Auch, wenn sie etwas davon sicher auch mal auf Wänden wiederfinden würden.
 

„Was lächelst du so zufrieden?“, fragte Fenrir, der seinen Gefährten schon seit einer Weile beobachtet hatte. Der benahm sich anders, als sonst, ruhiger, ausgeglichener. Er hatte nun mit Vielen im Rudel Kontakt und seine Stellung gesichert. Aber nicht nur mit wildem um sich beißen, sondern auch indem er viel mithalf und sich langsam aber sicher immer weiter integrierte. Noch immer tat er sich schwer, überhaupt zu vertrauen, doch er ließ die Anderen nie merken, dass er Probleme hatte. Manchmal ließ er die eine oder Andere sogar glauben, dass sie auf Ataer achtete, während er es heimlich tat.
 

„Ich denke, ich fange langsam wieder an, zu leben,“ gab Sirius zu, küsste den Anderen leicht. „Und du hast mir dabei geholfen. Du und Ataer.“
 

„Dafür bin ich da,“ konterte Fenrir. „Und ich bin es gern.“ Er sah nach Draußen, lächelte etwas. „Ein ganz normaler, kleiner Junge,“ stellte er dabei fest, als Ataer aufsprang um einer Seite hinterher zu jagen, die der Wind erfasst hatte.
 

„Ja,“ nickte Sirius. „Ein ganz normaler, kleiner Junge.“ Ja, er war kleiner, als die meisten Anderen, aber seit er hier war, war er wieder gewachsen. Das würde sich über kurz oder lang sicher wieder ausgleichen. Er spielte, er war glücklich, er war draußen, liebte Süßes und ein saftiges Steak und man konnte ihn allein lassen, solang er nur nachts zu ihnen konnte. Oder, wenn sie da waren, zu Aidan und Severus. „Jetzt müssen wir nur noch den festnageln, der meinen Kleinen fast umgebracht hat.“ Denn vorher würde er Ataer nicht allein lassen, nicht im Wald toben lassen, wie andere Kinder es immer taten.
 

„Das bekommen wir auch noch hin und dann… wird Alles gut.“
 

„Ja, Alles…“

Frieden

Aidan wusste es, in dem Moment, in dem er die Halle betrat. Er sah Neville Longbottom, umgeben von seinen letzten Getreuen, spürte, wie die Zwillinge, Ron und Hermine hinter ihm Aufstellung nahmen. Eigentlich fast wie jedes Mal, wenn es mit einem Schlagabtausch weiter ging, in dem er auf seiner angeblichen Verrücktheit herumritt und in der Botty-Botty rumschrie wie ein Spanferkel, das man bei lebendigem Leib pfählte und über das Feuer hängte.
 

Aber heute war etwas anders, er spürte es, Longbottom war angespannter, er hatte vielleicht mal wieder versucht, ihm Gift unterzujubeln oder so. Oder er wollte es selbst zum Ende bringen. Das hieß, heute würde es vielleicht richtig gefährlich werden. Oh, er konnte sich wehren, mit Zaubern, die weder verboten, noch schwarz waren, doch er wusste, was für eine Panik es auslöste, wenn er beginnen würde, Parsel zu sprechen – oder gar in der Sprache zu zaubern. Aber dieses Mal könnte es sein, dass ihm keine Wahl blieb. Er griff unauffällig nach seinen Zauberstab. „Heute ist was anders,“ erklärte er den Anderen. „Und es gibt im Gegensatz zu sonst ziemlich viele Zeugen. Er darf sich keine Blöße geben, aber er wird schnell unbeherrscht, wenn es um sein Versagen geht und darum, dass er den Titel, den er führt, nicht zurecht hat. Ich werde ihn fertig machen, stellt euch darauf ein, dass es richtig Probleme geben wird.“
 

Hermine war die Erste, die nickte, fühlte nach ihrem Stab und musterte Longbottom, den sie so zu hassen gelernt hatte. Wie er da verlogen gesessen hatte, als man die Statue enthüllt hatte, eine Ehre, die man zum Glück nicht ihm gelassen hatte. Was Longbottom zu neuen Tobsuchtsanfällen angeregt hatte. Die Aidan nicht besser gemacht hatte, wenn man es so sah. Im Gegenteil, mit seiner Art hatte er Vieles schlimmer gemacht, doch es hatte ja einen Grund, es ging um Gerechtigkeit für Harry.
 

„Sieh einer an, der neue dunkle Lord und seine Encourage an Todessern!“, frotzelte Neville bissig. Er wollte Aidan heute so richtig fertig machen und wenn nicht mit Worten, dann mit Taten! Er hatte einige kleine Phiolen mit so gefährlichem Inhalt, dass der Idiot schneller tot sein würde, als er gucken konnte! Und niemand, absolut niemand würde es wagen, ihn als Jungen der lebte, zu verklagen oder wegzuschließen. Er würde den Leuten schon erklären, dass es zum Wohle Aller gewesen war.
 

Aidan wackelte mit seinen Augenbrauen. „Nun, dann fang doch schon mal an, den Hofknicks zu üben,“ forderte er. „Denn von dir verlang ich den Kotau – und das Küssen meiner dreckigen Füße,“ lächelte er, zwinkerte mehrfach.
 

„Du Arschloch! Bevor ich mich vor dir verbeuge, muss die Welt untergegangen sein! Du dreckiges Miststück! Ich werde verhindern, dass dein Vater und du alles kaputt machen, ihr versaut mir nicht Alles!“
 

„Und was versauen wir dir?“, fragte Aidan lächelnd. „Dein neues Königreich? Deinen Einfluss? Junge, du bist ein Kind, das noch genau gar nichts geleistet hat. Du hast einfach keinen Einfluss, finde dich damit ab, Mister Exdirektor. Schon Scheiße, wenn man immer nur die zweite Wahl ist, was?“
 

„ICH BIN NICHT ZWEITE WAHL! Ich bin der Junge der lebt und ich habe Macht! Wenn ich sage, Snape soll aufstehen und Hampelmänner machen…!“
 

„Dann sage ich Ihnen, Mister Longbottom, dass Sie die nächsten Jahre Ihrer Schulzeit nicht nur Hogsmeade nicht mehr sehen werden, sondern auch noch jeden Abend Filch beim Putzen der Mädchenklos helfen werden! Mit der Zahnbürste!“, zischte Severus, gut genug zu hören, dass die gesamte Halle es mitbekommen konnte. Oh, er war immer noch sauer über die Brutalität des Bengels, der immer dreister wurde je mehr Macht er einzubüßen schien. Nicht zu vergessen, dass dieser Irre mindestens zwei Menschen ungestraft umgebracht hatte – besser gesagt, es tun wollte, denn ein Mal war er ja zum Glück gescheitert, wenn auch nur knapp.
 

Japsend wie ein Fisch starrte Neville den hakennasigen Mann an.
 

„Was, Mopsi?“, fragte Aidan übertrieben freundlich. „All dein Pulver schon verschossen?“ Er gähnte demonstrativ. „Und ich dachte, da kommt mal was, na dann… geh ich eben essen und…“ Er sah den Zauber, doch mit einem einzigen Wort beschwor er eine mächtige Barriere in Parsel herauf. Der Zauber, ein durchaus gefährlicher Schneidezauber, prallte wirkungslos ab, schon weil Longbottom – wie sagte Sev immer so schön? – den magischen Kern einer verfaulten Zitrone hatte.
 

„Du drehst mir nicht den Rücken zu, du Abschaum!“, brüllte Neville, während die entsetzten Lehrer ihr Besteck niederlegten und nicht fassen konnten, was sich gerade abspielte.
 

„Was dann?“, fragte Aidan eisig, wandte sich um, nicht mehr bereit, einen auf freundlich und lustig zu machen. Vor seinen Augen sah er Ataer, der ihn treu ansah und lächelte. Der Kleine und seine Eltern würden in Gefahr sein, wenn er zuließ, dass Longbottom dieses Mal davonkommen würde. „Du mit deinem magischen Kern einer vergorenen Pflaume kannst mir gar nicht gefährlich werden, nicht in diesem und nicht im nächsten Leben!“
 

„Raaaaaaa!“, brüllte Neville unkontrolliert, bevor er die erste der Phiolen warf, die an dem Schild abprallte, dass dieses Schwein inzwischen über all seine Idioten gezogen zu haben schien. Dumm war nur, dass die Phiole zurückgeschleudert wurde und Ninette Anden traf, die schreiend zusammenbrach. Na, hübsch war sie ohnehin nicht gewesen, da machte es die Säure auch nicht mehr schlimmer.
 

Aidan starrte auf den Jungen. „Du meinst wohl, wenn deine Magie versagt, tun es deine Gifte?“, fragte er eisig. „Ausgerechnet gegen den Sohn des Mannes, dessen Namen du nicht mal aussprechen kannst, ohne dir selbst in die Hose zu pissen? Mann, bist du armselig! Du bist so lächerlich, das gibt es gar nicht mehr!“
 

„Ich lächerlich?!“, brüllte Neville. „Ich? Mich nennst du armselig? Was hast du schon vollbracht?!“
 

„Und du?“, lächelte Aidan kalt. „Was hast du geschafft, außer den Titel eines toten, gequälten Jungen zu klauen und all die Macht, die du hattest, mit deinem lächerlichen Benehmen zu verspielen?“
 

„Ich…!“, Neville wusste, das war eigentlich ein Fehler, doch in dem Moment war ihm das vollkommen gleich. All die Entwürdigungen der letzten Monate, seit dieser Riddle sein hässliches Gesicht hatte sehen lassen, seine Misserfolge in seinem narrensicheren Plan, hatten seine Geduld überbeansprucht. „Im Gegensatz zu euch Allen habe ich Großes geleistet!“, brüllte er. „Im Geheimen! Ich war es, der Potter beseitigt hat, ohne eine einzige Spur zu hinterlassen! Ich war es, der den Alten aus dem Weg geräumt hat, der meine Macht über kurz oder lang so eingeengt hätte! Ich habe mein eigenes, kleines Reich hier aufgebaut! Mit dreizehn Jahren! Im Gegensatz zu euch Allen bin ich ein Held! ICH bin mächtig, ich bin genial! Und ihr solltet mir die Füße küssen!“
 

Schockierte Stille legte sich über alle Anwesenden. Bis auf Snape, der bewundernd zu Aidan sah.
 

„Und jetzt, Riddle! Jetzt bring ich dich um, dich, deinen Vater und den Rest deiner vollkommen irren Familie! Du hast mich das letzte Mal verarscht!“, wütend warf er eine Phiole nach der Anderen, während seine Jungs begannen, die schwärzesten der schwarzen Sprüche runter zu rasseln, er lachte hämisch… bis…
 

… auf ein Mal Alles schwarz wurde.
 

„Aidan, was…?“
 

„Ich hatte keine Lust, mich umbringen zu lassen,“ erklärte Aidan und schlug seinen Zauberstab aus, als wäre Blut darauf. „Keine Sorge, der Irre pennt nur. Ein Parselzauber, der auch durch Schilde kommt. Wirkt etwa eine halbe Stunde, ich rate also zum Filzen und Fesseln. Braucht ihr noch mehr für ne Befragung oder kümmert man sich endlich mal um diesen Irren?“
 

Grob durchsuchte Severus alle Jugendliche und verschnürte sie. „Ich denke, das sollte es gewesen sein,“ erklärte er, als er weitere Phiolen mit verbotenen Inhalten fand und beiseite stellte.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Erleichtert legte Fenrir die Zeitung beiseite, stand auf und ging in den Garten, wo Sirius gerade mit Ataer spielte, sie jagten sich gegenseitig, wobei sein Welpe schon ziemlich müde aussah. Seine Zunge hing fast auf dem Boden und bei jeder Wendung brauchte er länger, während sein Vater, der riesige Grimm noch mit Leichtigkeit herum tänzelte und mit wenig Anstrengung dem Kind auswich. Es war ja auch schon früher Abend und der Kleine den gesamten Tag schon so aufgedreht gewesen. Darum war er auch erst jetzt dazu gekommen, mal die Zeitung zu lesen, die Jaden ihm in die Hand gedrückt hatte.
 

Zwar war der Inhalt unfassbar, doch andererseits war das endlich das Zeichen, dass sie Alles, wirklich Alles hinter sich lassen konnten. Die Sicherheitsvorkehrungen konnten in den nächsten Wochen rückgängig gemacht werden, die Kinder konnten wieder gedankenlos im Freien spielen und auch Sirius konnte endlich mal mit der Vergangenheit ganz abschließen, nach all den Fortschritten.
 

Ja, sein Mann war immer noch geprägt von seiner Zeit in Azkaban und der manchmal mit Alpträumen aufschreckte, bemüht, nicht zu laut zu werden, um Ataer, der immer noch fast jede Nacht zu ihnen kam, nicht aufwachte. Aber das Alles hatte fast aufgehört, es kam nur noch sehr selten vor. Nur das mit dem Vertrauen… da haperte es noch etwas. Aber es war nicht mehr so schlimm, wie früher. Und nun – nun würde es endgültig vorbei gehen, wo sie wussten, dass Harry Potter seine Ruhe gefunden hatte und Ataer würde sein Leben in Ruhe, ohne Angst und ohne Druck.
 

Er lehnte sich an die Tür, bis Sirius schließlich seine menschliche Gestalt wieder annahm, seinen vollkommen erschlagenen Sohn aufnahm und mit ihm im Arm zu ihm trat. „Fenrir?“, fragte er. „Was gibt es? Du siehst so glücklich aus.“
 

Fenrir grinste, küsste den Anderen ausführlich, bis er die nasse Zunge seines Sohnes auf der Wange spürte, die auch um Aufmerksamkeit bettelte, der aber wohl zu fertig war, um sich vor dem Morgen zurück zu morphen. „Lies die Zeitung“, bat Fenrir. „Dann wird auch deine Laune sich erheblich bessern, ich bringe Ataer ins Bett.“
 

Sirius hob eine Augenbraue. Er liebte es, seinen Sohn ins Bett zu bringen, doch nun war er neugierig. Er küsste den Kleinen auf den Kopf, wünschte ihm eine gute Nacht, ging ins Wohnzimmer und setzte sich auf den Sessel, griff nach der Zeitung.
 

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Die wahre Geschichte über das Verschwinden des Jungen-der-lebte-um-grausam-umgebracht-zu-werden!
 

Wir alle waren schockiert und getroffen, als wir vor etwas mehr als einem Jahr von dem Verschwinden unseres jungen Helden hören mussten. Harry James Potter, der sein Leben schon drei Mal für uns eingesetzt hat, das erste Mal, als er noch ein Baby war, da dann in seinen beiden Schuljahren, ist zweifellos tot. Dies steht seit gestern unumstößlich fest. Was wir alle fürchteten, ist eingetroffen.
 

Schon nach seinem Verschwinden gab es Gerüchte über seine schreckliche Kindheit, darüber, dass Albus Dumbledore ihm Alles genommen hat, um den jungen Helden zu kontrollieren und ihn irgendwann ohnehin zu opfern.
 

Wir Alle dachten, dass der alte Mann ihn auf dem Gewissen hat, doch gestern mussten wir weit Schrecklicheres erfahren. Harry James Potter wurde von niemand Anderem als Neville Longbottom umgebracht, der den Titel und den Einfluss des Jungen für sich wollte. Er übergoss den vertrauensvollen Helden mit einem Trank, der ihn bis in den Tod verjüngte. So lange, bis er praktisch zu existieren aufhörte. Zurück blieben Teile seiner Uniform und sein Zauberstab sowie seine Brille, die vom neuen Direktor, Remus Lupin, am Tag nach seinem Verschwinden entdeckt wurden.
 

Doch nicht nur das. Der damals dreizehnjährige Neville Longbottom ging noch weiter, um sicher zu gehen, dass sein Plan nicht in Gefahr geraten würde. Als Albus Dumbledore, wie damals berichtet, endlich festgenommen wurde, verhalf er seinem Mentor zur Flucht – mit dem einzigen Hintergedanken, den Mann umzubringen, bevor der erzählen konnte, dass Longbottom sein Schüler war.
 

So haben wir diesem geisteskranken Jungen den Titel gegeben, den der begehrte, da er uns glaubhaft versicherte, wie wichtig es sei, dass es wichtig sei, einen Jungen der lebte zu haben. Er konnte noch mehr als ein Jahr seine grausamen Erfolge genießen, bis ein junger Mann, mit Hilfe der Freunde von Harry Potter, die ihm immer treu geblieben waren, den Betrüger bloßstellen konnten.
 

Gestern Nacht noch wurde Neville befragt und aufgrund seines Alters entschloss man sich, ihn nicht nach Azkaban zu bringen. Offensichtlich ist der Junge vollkommen verrückt, daher brachte man ihn nach St. Mungos, wo auch seine Eltern bereits seit kurz nach seiner Geburt gastieren. Es wird davon ausgegangen, dass er den Rest seines Lebens dort verbringen wird. In der nächsten Ausgabe werden wir mehr berichten und es wird einen Nachruf auf unseren jungen Helden geben, auf das er nie in Vergessenheit geraten möge.
 

Rita Skeeter
 

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Sirius starrte auf die Worte die vor seinen Augen zu tanzen begannen. Er konnte es nicht fassen. Das Alles sollten die Taten eines Kindes gewesen sein, nicht älter, als Harry es gewesen war. Wie krank musste man geboren werden, um so zu enden? Oder waren es die Folgen von den Crucios, denen man den Säugling angeblich unterzogen hatte? Aber auch das war egal. Das Alles spielte keine Rolle, wenn man bedachte, dass der Bengel ja trotzdem noch Hirn gehabt hatte und hätte wissen müssen, was richtig oder was falsch war.
 

Egal, wie erschütternd es war zu erfahren wie krank ein Kind gewesen war, er war einfach nur froh. Es war, als gäbe es endlich einen Abschluss, als müsse er keine Angst mehr haben. Er musste nur noch warten, bis Riddle durchgesetzt hatte, dass niemand mehr als Gefahr galt, nur, weil er oder sie eben ein magisches Wesen war. Es war, als wäre eine Last endlich von seinen Schultern genommen worden.
 

Lächelnd faltete er die Zeitung zusammen, sah zu Fenrir, der gerade die Treppe herunter kam. „Ich denke, wir können langsam an eine Zukunft denken,“ äußerte er, das erste Mal seit langem wirklich optimistisch.
 

Fenrir lächelte, setzte sich auf die Lehne seines Sessels, zog den Kopf des Jüngeren zu sich und küsste ihn. „Das habe ich dir doch versprochen. Wir werden ein ganz normales Leben führen können, ich verspreche es. Und Ataer muss keine Angst haben. Er muss keinen Krieg fürchten, nie wieder. Er kann ein glückliches, kleines Kind sein. Und ein zufriedener Erwachsener.“ Er strich über die Wange des Anderen. „Und du, du kannst auch weiter machen, ohne Angst. Du kannst endlich ganz loslassen…“
 

„Ja,“ lächelte Sirius. „Ich… könnte sogar wieder arbeiten…“
 

„Aber bitte nicht als Auror! Denk an mein Herz!“, verlangte Fenrir. „Bitte,“ fügte er leise an. „Ich will mir nicht dauernd um dich Sorgen machen.“
 

„Ich habe für ein Leben mehr als genug gekämpft,“ beruhigte Sirius den Anderen, lehnte sich an seinen Geliebten. „Und ich will auch erst mal noch eine Weile nur für Ataer und dich da sein, etwas neues für mich finden. Etwas, wo ich nicht im Büro hocke oder so.“
 

„Gut.“ Fenrir küsste den Anderen: „Ich kontaktiere Tom morgen, wollen wir hoch gehen? Bevor gleich wieder Jemand angetapst kommt? Wie wäre es mit einem langen Bad…?“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Es vergingen elf Jahre mit einigen Aufregern, aber alles in allem sehr friedlich. Ataer wurde eigentlich ein ganz normaler, kleiner Junge, er hatte oft nur Unsinn im Kopf und streifte mit seiner besten Freundin, Jadens Tochter, durch den nahegelegenen Wald oder auch mal durch das Dorf in der Nähe.
 

Ataer liebte auch weiterhin Aidan, dem er hinterher dackelte und dem er irgendwann selbst heimlich folgte, so, dass der ihn gar nicht mehr entführen musste. Nicht, dass das weniger Panik bei seinen Eltern auslöste. Vor allem bei Sirius, der immer noch gar nicht begeistert von Fenrirs Andeutungen war, dass die Beiden Gefährten sein könnten. Er fürchtete, dass die Gesellschaft den Jungen, der doch immer eine sanfte Seele hatte, fertig machen könnte, denn Veränderungen traten nur langsam ein. Und wenn Sirius ehrlich war – er war durchaus ein wenig altmodisch und wollte seinen Sohn mit einer Frau und Kindern sehen. Etwas, weswegen Fenrir ihn immer aufzog, denn in der Hinsicht waren sie Ataer wirklich kein gutes Beispiel.
 

Als Ataer schließlich nach Hogwarts kam, begann Sirius, zu arbeiten. Als Lehrer an einer kleinen Schule, in der magische Kinder aus Muggelfamilien auf die Welt der Magie vorbereitet werden sollten. Er hatte sich inzwischen vollständig von Azkaban erholt und auch wieder gelernt, Anderen zu vertrauen, führte eine liebevolle Beziehung mit Fenrir, auch, wenn sie sich immer wieder stritten. Aber das gehörte nun mal mit dazu. Sie liebten einander, aber das hieß noch lange nicht, dass Sirius zu Allem ja und amen sagte, nur weil Fenrir den Alpha raushängen ließ! Wäre ja noch schöner!
 

Remus war glücklich als Direktor und überwand seine Vergiftung zu der Zeit, als Ataer zur Schule ging. Er heiratete Tonks allerdings schon einige Jahre früher und nur wenige Monate nach der Hochzeit kam ihr erstes Kind, Teddy, zur Welt. Allerdings kam Remus nie dahinter, wer sich hinter Ataer verbarg, auch, weil Sirius eben beschloss, dass nur so wenig Leute wie möglich es wissen sollten. Er wollte, dass das Wissen untergehen würde. Für seinen Sohn. Severus stand in der Entscheidung hinter ihm, denn inzwischen galt Harry als Ikone und Vorbild. Er wollte nicht, dass das Ataer belastete. Die Leute sollten weiterhin denken, James habe einen tollen Sohn in die Welt gesetzt, die Wahrheit würde niemand verkraften. Oder die Tatsache, wie verängstigt Harry wohl eigentlich gewesen sein dürfte, bedachte man, was sein Onkel getan hatte, in dem Moment, wo er acht Jahre alt geworden war.
 

Ataer nutzte seine Schulzeit aus, um Streiche zu spielen, zu lernen und als Slytherin seinen Patenonkel in die Verzweiflung zu treiben, der, ihm unverständlich, immer murmelte, wie er es selbst jetzt schaffen konnte, in solche Probleme zu geraten. Und das er wieder Tränke gegen Magengeschwüre machen müsse.
 

Wen Ataer auch besonders mochte, war das Mädchen, dass bei Onkel Sev in der Lehre war, sie hatte lange, braune, lockige Haare und war immer nett zu ihm, sie hieß Miss Granger. In der Schule war er gut, es machte ihm Spaß zu lernen, das hatte es schon immer getan und wie Aidan brauchte er ein Jahr weniger, um die Schule wieder zu verlassen.
 

Allerdings war Ataer nie so groß geworden, wie Andere in seinem Alter und schon gar nicht so groß, wie Aidan, den er inzwischen liebte – und hasste, weil der ihn, je älter er wurde, umso weiter von sich stieß.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

In seiner Wolfsform lag Ataer draußen im Garten, es war Frühsommer und er hatte gerade seinen Abschluss gemacht. Aber er war gar nicht glücklich. Schon seit einem Jahr nicht mehr. Er mochte kaum essen und trinken und sein Dad machte sich schreckliche Sorgen, weil er auch zu seinen Freunden oft abwesend war. Er wusste auch, dass Dad und Vater ihn beobachteten.
 

Kein Wunder, im Grunde benahm er sich kindisch, aber er fühlte sich einfach so schlecht. Wenn die Sonne schien vergrub er sich unter seinem Bett, erst nachts kam er raus, so, wie jetzt. Dann lag er einfach da und überlegte sich, was er falsch gemacht hatte und warum Aidan ihn auf ein Mal so zu hassen schien. Es war, als würde man ihm sein Herz heraus reißen.
 

Der Mond, das Rennen, die Spiele, alles hatte seinen Spaß verloren, das Lernen, das Hoffen auf einen guten Job, das Interesse an einer Zukunft. Dabei hatte er sich gefreut, er hatte ein Angebot bekommen, von einer renommierten Apotheke in der Winkelgasse, in der er den Umgang mit Kräutern hätte lernen können. Alles war egal.
 

„Verdammt," flüsterte Sirius, sah nach draußen, wo sein Sohn wieder lag. Er hatte die letzten Wochen nur noch sehen können, wie sein Sohn wieder abbaute, nur…
 

„Du weißt es“, erklärte Fenrir nur, er stand ebenfalls da, mit einer riesigen Wut im Bauch. Er hasste es, seinen Sohn leiden zu sehen, er sah wieder diesen kleinen fiebergeschüttelten Körper, den er damals aus dem Fuchsbau geholt hatte. „Du weißt, wen wir holen müssen.“
 

„Und?! Was bitte würde das bringen?! Er ist es doch, der nicht mehr gekommen ist! Seit zwei verfluchten Jahren! Das kann es nicht sein! Wenn es so wäre, wäre er auch weiterhin gekommen! Er kann nicht…!“
 

Fenrir packte seinen Gefährten. „Es ist die einzige Lösung. Er verhält sich, wie ich als du eingesperrt worden bist. Nur ist er nicht dominant! Er wird nicht darüber hinweg kommen! Ich weiß, du hältst nicht viel davon, er ist mit dir verwandt, wenn auch nur über eine Tante, aber so ist es nun mal! Wir müssen es doch zumindest versuchen! Oder willst du, dass es so weitergeht?! Er hat bald Geburtstag! Aber dann wird es nicht besser, sondern schlechter werden!“
 

Sirius‘ Gesicht wurde starr, als er sich losriss und voller Wut das Floopulver in die Flammen warf. Es dauerte, bis Toms Gesicht in den Flammen auftauchte.
 

„Sirius, was…?“
 

„Dein merlinverfluchter Sohn! Wo verdammt noch mal ist er?! Mit wem fickt er jetzt schon wieder im Akkord!?“
 

„Bitte – was?“, fragte Tom irritiert. Er war ohnehin schon angepisst, da sein Sohn, der eigentlich ja auch erwachsen war, erst heut wieder vor versammelter Mannschaft einen Ausraster gehabt hatte. Und schon seit Wochen war er kaum zu ertragen.
 

„Wegen deinem Arsch von Sohn geht es meinem dreckig! Weil das Schwein sich nicht meldet! Sollte er nicht binnen einer Stunde hier sein, werde ich ihn selbst umbringen! Seit zwei Wochen isst Ataer nichts mehr! Er magert immer weiter ab! Und… und…!“
 

Ruhig zog Fenrir Sirius von den Flammen weg. „Ich gehe davon aus, dass die Beiden Gefährten sind. Aidan soll SOFORT hierher kommen, sonst lasse ich Sirius seinen Spaß. Sorg dafür. Die Zeit läuft.“ Er atmete tief durch. „Sirius, bitte. Tick jetzt nicht aus. Wir bekommen das hin, wir haben Alles wieder in den Griff bekommen, wir schaffen auch das.“
 

„Aber… aber… der verdammte Bengel fickt Alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und.. und… !“
 

„Das habe ich auch getan, bevor ich dich kennen gelernt habe und..!“
 

„Aber er ist kein Dämon! Er hat nichts davon! Er hätte…!“
 

„Er hatte keine Ahnung, was mit ihm los ist und ich gehe ganz stark davon aus, dass er auch darum nicht mehr gekommen ist, weil du ihn so oft schief angesehen hast. Du musst dich im Griff haben. Für Ataer. Wir können Alles klären, wenn wir Ataer wieder hier drin und im Bett haben, ja?“
 

Sirius‘ Lippe zitterte vor Wut, während er vom Fenster aus die Form seines Sohnes beobachtete. Erst, als die Flammen im Kamin ausschlugen, wandte er sich um, packte den jungen Mann, der heraustrat. „Du Arschloch, du selbstsüchtiges Schwein! Du… du…!“
 

„Sirius!“, knurrte Fenrir, trennte die Beiden, vor Allem, da Aidans Hinterkopf gerade Bekanntschaft mit der Wand gemacht hatte. „Erschlagen hilft er Ataer auch nichts!“, er merkte nicht mal, wie Bella und Tom ebenfalls durch kamen. Er packte Aidan, starrte ihn an. „Warum?“, fragte er. „Warum hast du ihm so weh getan? Ihn sehen lassen, wie du mit Anderen fickst? Du wusstest, dass er dich..“
 

„Er… ist ein Kind,“ japste Aidan, als die Sternchen langsam durchsichtiger wurden, die vor seinen Augen tanzten. Sein Dad hatte ihn gerade von einer… schnellen Nummer weggerissen. Zum Glück bevor es zur Sache gegangen war. Denn im Grunde… diese Typen, sie alle machten ihn nicht an. Es war nur Einer, den er wollte, aber der war ein verdammtes Kind, nun vielleicht sechzehn Jahre alt, aber schon, als Ataer vierzehn geworden war, hatte er sich kaum noch beherrschen können, darum, zur Sicherheit des Jüngeren, hatte er jeden Kontakt abgebrochen. Was schwer genug gewesen war und mehr als ein Mal hätte er fast nachgegeben und wäre doch gekommen.
 

Fenrir packte den Anderen, schleifte ihn zum Fenster. „Da!“, gab er kalt zurück. „Siehst du ihn? Wie abgemagert er ist? Er isst seit Wochen kaum noch, seit zwei Wochen gar nichts, seit heut Morgen verweigert er das Trinken, seit zwei Wochen versteckt er sich in seiner Wolfsgestalt, er spricht nicht, er lässt Niemanden zu sich!“
 

Schockiert sah Aidan auf Ataer. Er kannte den Jüngeren, auch in seiner anderen Form, aber das hier schockierte ihn. Das Fell, das herunterhing, Ataer selbst, der einfach nur da lag, vollkommen am Ende. „Ich…“
 

„Geh,“ gab Fenrir eisig zurück. „Geh aus dieser Tür und komm nie wieder, wenn du ihn nicht willst, wenn doch, dann bekomm ihn dazu, was zu trinken und hier rein zu kommen,“ verlangte er, bevor er seinen Griff lockerte und sich so stellte, dass Sirius nichts Dummes würde tun können.
 

Aidan starrte aus dem Fenster, dann wieder zu den aufgebrachten Erwachsenen. Er rieb sich den schmerzenden Kiefer. Er musste nicht überlegen. Merlin, er liebte den Kleinen! Das hatte er schon immer getan! Ohne noch mal zu den Anderen zu sehen, trat er nach draußen, auf Ataer zu, der seinen Kopf hob, ihn sah… und los rannte. Nicht auf ihn zu, von ihm weg. Mit einem warnenden Knurren.
 

Doch das konnte Aidan nicht aufhalten. Er folgte dem Anderen, der in seinem geschwächten Zustand ohnehin nicht sehr weit kam. Nicht, dass er darum aufhörte zu knurren. Vermutlich auch, weil er nach dem Anderen roch, mit dem er eine schnelle Nummer hatte abziehen wollen, am Hintereingang der Muggeldisco. Er würde sich auf jeden Fall bei der ersten Gelegenheit duschen müssen… „Ataer, bitte,“ sprach er auf den Wolf ein, der immer noch recht beeindruckend knurrte und vielleicht hätte er sogar Angst gehabt, hätte er nicht gesehen, wie dürr er war. „Ataer, es tut mir Leid, ich wollte dich nicht ver…! Hgn….!“, er starrte auf seinen Arm, wo der Andere ihn ziemlich heftig gebissen hatte. „Ich glaub, das hab ich verdient,“ stellte er fest, strich trotzdem sanft über den Kopf des Jüngeren, der immer noch in seinem Unterarm verbissen war. „Ich wollte dir wirklich nicht weh tun,“ sprach Aidan weiter, sah in Ataers blaue Augen. „Ich dachte doch… Merlin, du warst dreizehn Jahre alt, als ich begonnen hab, die Kontrolle zu verlieren! Ich… hatte einfach Angst, dass ich dich grauenvoll verletzen würde! Ich hab… nicht mal daran gedacht, dass wir… wirklich Gefährten sein könnten…“
 

Ataer starrte den Anderen vollkommen verwirrt an. Was…? Warum sagte Aidan so was? Warum stank Aidan nach Anderen? Warum?! Warum hatte er nicht mit ihm geredet, statt ihm so weh zu tun? Er wollte vertrauen, aber… es war so schwer…
 

Aidan atmete erleichtert auf, als er merkte, wie die Stärke des Bisses langsam nachließ, doch er hörte nicht auf, Ataer zu streicheln. „Bitte, Kleiner,“ sprach er leise weiter. „Bitte, morph zurück, ich will mit dir reden und ich würde gern ein paar Antworten. Du kannst dich doch selbst nicht kaputt machen, jetzt, wo es so aussieht, als würde ich deine Eltern dazu bekommen, dass wir doch zusammen sein dürfen…“
 

Was?! Ataer war so verwirrt, dass er gar nicht merkte, wie sein Kiefer ganz aufschnappte und seine Beute sich zurückzog, doch zu seiner Überraschung ging Aidan nicht, wie er es damals bei ihrem letzten treffen getan hatte, sondern er zog ihn ganz auf seinen Schoß, ohne die Wunde auch nur anzusehen, strich weiter über sein Fell. Aidan schien es ehrlich zu meinen. Er roch ehrlich – unter dem Gestank eines Anderen, der an ihm klebte und der fast schon Brechreiz verursachte.
 

Aidan sagte eine ganze Weile nichts, nachdem die Kiefer seinen Arm wieder frei gegeben hatte, er zog den Kleinen nur ganz auf seinen Schoß, streichelte Ataer, der sich nun auf seinen Beinen zusammenrollte, wie er es früher schon gern getan hatte. „Bitte,“ begann er, als das Licht des Sichelmondes mal wieder von einigen Wolken bedeckt wurde. „Morph zurück. Ich weiß, dass du es kannst, du willst nur mal wieder nicht. Das hast du schon früher immer gemacht, wenn du nicht wolltest, dass ich gehe. Bitte, ich bleibe. Und ich würde mich gern so mit dir unterhalten, dass ich keinen Monolog führen muss.“
 

Ataer wusste immer noch nicht, ob er dem Anderen trauen konnte, ob der nicht die nächste Gelegenheit nutzen würde, um wieder zu verschwinden, doch er wollte es tun. Er begann, zu morphen. Was sehr, sehr anstrengend war, er merkte, dass er wirklich ziemlich schwach war, was ihm aber ziemlich gleichgültig war.
 

„Na also,“ lächelte Aidan, strich leicht über die eingefallenen Züge. „Viel besser… du siehst schrecklich aus.“
 

„Warum…?“, fragte Ataer mit rauer Stimme. „Warum hast du… mich allein gelassen…? Du… stinkst nach… Anderen…“
 

Der Ältere seufzte etwas, strich über Ataers Wange. „Ich… wollte dich schützen,“ erklärte er leise. „Vor mir selbst. Ich hatte Angst, was zu tun, das dir am Ende weh tun könnte…“ Denn er wusste, wer Ataer mal gewesen war und was dem Jungen wirklich Alles zugestoßen war. Er hatte gelauscht, als Sirius und Fenrir Severus Alles erzählt hatten. Die Erwachsenen hatten gedacht, er würde schlafen, sie hatten sogar eine Stilleblase um sich herum geschaffen – Severus war wirklich paranoid – doch Parselzauber konnten fast Alles durchbrechen. Er hatte Alles gehört, das, was Harry Potter durchgemacht hatte, als er älter geworden war und in ihm war Panik aufgestiegen, als Ataer älter geworden war. Panik, dass er etwas tun könnte, was dessen angeblicher Onkel ihm schon mal angetan hatte.
 

„Idiot,“ flüsterte der Sechzehnjährige, ohne aufzusehen. „Und wann gehst du dieses Mal… zu deinen Huren?“
 

„Merlin, Ataer! Gar nicht! Ich wollte all diese Idioten nicht! Nie! Du warst es, den ich wollte! Nur du! Sie waren… Ersatz für dich, das ist Alles! Und… das brauche ich nicht mehr… du bist alt genug, um zu verstehen… ich will einfach nur dich.“
 

Kurz schimmerte Hoffnung in Ataers Augen auf. Der Andere wollte ihn. Ihn. Die Anderen, die er roch, waren nur… Ersatz gewesen. Typisch Aidan. Der Ältere konnte so rücksichtslos sein. Aber es gar egal, er wollte ihn. Etwas in ihm zog ihn zu dem Jungen aus seiner Kindheit, der ihn immer heimlich mitgenommen hatte, bis sein Dad angefangen hatte, dessen Taschen zu kontrollieren, bevor er gehen durfte.
 

„Lässt… du mich dann nicht mehr allein?“, fragte Ataer mit kleiner Stimme.
 

„Nein,“ versprach Aidan. „Nie wieder. Du und ich, egal, was unsere Eltern sagen.“ Er strich über die trockenen Lippen, was ihn an was Anderes erinnerte. „Komm, ich bring dich ins Bett, du trinkst was, schläfst und morgen reden wir in aller Ruhe, ja?“, schlug er vor, lächelte, als er spürte, wie der Andere sich in seinen Umhang verkrallte. „Und ich bleibe natürlich bei dir…“
 

Erst, als Aidan das versprach, ließ Ataers Griff etwas nach. Er wusste, der Andere würde ihn nicht noch mal belügen, wie damals, als er versprochen hatte, ihn in den Ferien zu besuchen. Was er nicht getan hatte. Er ließ zu, dass der Ältere ihn ins Haus brachte, schloss die Augen, weil es ihm zu hell war. Er merkte, dass man ihm ein Glas an die Lippen hielt. Dad, dem Geruch nach. Er trank, sackte zurück, als nichts mehr kam, klammerte sich, nur vorsichtshalber, wieder an Aidan fest. Er wurde hoch getragen, in sein Zimmer, auf das neue Bett gelegt, dass er erst seit drei Jahren hatte. Als sein Kinderzimmer zu einem Jugendzimmer geworden war. Er spürte einen Reinigungszauber, dann wie Aidan ihn von Hose und Oberteil befreite, die Decke, die sich über ihn legte.
 

Aidan blieb auf der Matratze sitzen, bis Ataer schlief. Was nur Sekunden dauerte. Doch es dauerte viel länger, bis der Griff endlich nachließ. Er lächelte etwas, strich über dessen Wange, stand dann aber auf. Er wusste, wie fein die Nase seines Kleinen war und er wollte nicht, dass der sich durch den Mief belästigt fühlte. Doch kaum war er aus dem Zimmer draußen, wurde er schon wieder empfangen, von Allen. Seinen Eltern, Ataers Eltern. „Was?“fragte er genervt.
 

„Tu ihm noch mal weh,“ knurrte Sirius. „Und deine Eltern haben nichts mehr, das sie begraben, verbrennen oder aufbewahren können!“
 

„Sirius,“ sprach Fenrir ruhig. „Du hast die Beiden draußen gesehen und gehört.“ Ja, sie hatten die Beiden durch einen magischen Spiegel beobachtet, immerhin ging es um die Gesundheit und Zukunft ihres einzigen Kindes, das schon mehr als genug durchgemacht hatte. „Er will ihm nichts tun.“
 

„Er stinkt nach Sex!“
 

„Ich war auf dem Weg in die Dusche! Und ich hatte keinen Sex!“ Nein, so weit war es – vielleicht zum Glück – nicht gekommen. Zumindest nicht eben. Heut Morgen allerdings sehr wohl.
 

Fenrir hob eine Augenbraue. „Lüg nicht,“ meinte er nur, verhältnismäßig ruhig. „Ich werde den Hauselfen sagen, dass sie dir frische Sachen hinlegen. Beeil dich, bevor er aufwacht und du bist nicht da, denn das wird er sicher nicht verkraften. Und wenn er wieder wach ist, muss er zuallererst was essen und trinken. Ein Heiltrank liegt da auch,“ fügte er an, als er die Wunde wieder sah. Ja, sein Sohn hatte spitze Zähne und in dem Fall war das, was geschehen war, zu Recht passiert. Aber nachtragend war weder seine noch Ataers Art. Alles würde sich schon wieder geben. Auch, wenn Sirius noch eine Weile fies sein würde. Das war nun mal seine Art, sein Kind zu schützen.
 


 


 


 


 

EPILOG
 

Nach diesem Zwischenfall kamen Ataer und Aidan zusammen. Fest. Er sah sich nicht mal mehr nach Anderen um. Das war nicht nötig, er hatte ja schon immer eine Schwäche für Ataer gehabt. Sie waren ein glückliches Paar und es war wie Fenrir gedacht hatte. Sein Sohn verzieh schnell und gern.
 

Nach dieser schweren Zeit war Ataer auch einfach nur froh, Aidan zu haben, der ihm, nach der vertanen Chance, einen neuen Platz vermittelte, an dem er lernen konnte: den Londoner Zoo im Reptilienhaus. Er wurde Tierpfleger, wobei er eigentlich vor allem Gifte für Tränkemeister gewann.
 

Ein Schlag allerdings war für Ataer am Ende der Tod seiner Eltern. Erst starb Sirius, der Heiler vermutete, weil Azkaban ihn geschwächt hatte. Sein Herz, um es genauer zu sagen. Fenrir starb nur ein Jahr später, da er es ohne Sirius einfach nicht aushielt und zu seinem eigenen Erstaunen wurde Ataer der neue Alpha. Er war stärker, als er es sich selbst zugetraut hatte und man entschied sich für ihn, weil er sehr intelligent war und gut mit Anderen reden konnte. Das war der Zeitpunkt, wo er auch seinen Job aufgab.
 

Aidan blieb wie sein eigener Vater, in der Politik, er war sehr erfolgreich, ließ sich aber nie zum Minister wählen. Er blieb lieber die graue Eminenz im Hintergrund, die am Ende des Tages glücklich zur Familie nach Hause konnte.
 

Zusammen hatten die Beiden schließlich auch zwei Kinder.
 

Und bis zum Ende erfuhr Ataer nicht, wer er mal gewesen war. Der Letzte, der am Ende starb, Aidan, nahm das Geheimnis mit sich, da auch Severus nie was gesagt hatte. Als Ataer schließlich starb, umgeben von seiner Familie, starb er als ein Mann, der sein Leben gelebt hatte und der nur wenig hatte, das er bereuen musste.



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Von:  Vampirgirl00
2012-03-09T21:22:06+00:00 09.03.2012 22:22
Hi

Die letzten 2 Kapitel waren toll. Finde ein bisschen
zu kurz meiner meinung. Schreib weiter so.
Schöne Grüße
Von:  Amy-Lee
2012-03-07T17:06:07+00:00 07.03.2012 18:06
Hi, ich bin wieder da.
Das ende fand ich traurig, wegen den Tod von Sirius und Fenrir na wenigstens liegt zwischen den beiden kein all zu großer abstand das gleiche gilt auch bei Aidan und Atear das ist gut.
Also, ist dieser Irre jetzt da wo er hingehört, in der geschlossenen Abteilung, ich bin damit nicht zufrieden was ist mit seiner Magie, auch wenn er, wie sagte Sev noch gleich "den Magischen Kern einer halb kompostierten Zitrone hat" ist er noch lange nicht ungefährlich.
Ich freue mich schon auf die nächste FF von dir.
Bye
Von:  Kagomee16
2012-03-05T16:52:39+00:00 05.03.2012 17:52
ein gelungenes ende für eine gelungene ff^^
ich hatte wirklich viel spaß beim lesen ^^
hoffe bald mal wieder was von dir zu lesen^^

lg kagomee16
Von:  kaya17
2012-03-05T16:32:33+00:00 05.03.2012 17:32
Es ist ein schönes Ende^^ ich hätte zwar ganz gern ein wenig ausführlicher gehabt wie die zwei sich so mit der Zeit entwickelt haben :D aber so war es auch gut.^^

EIne tolle Fanfic :)
Von:  aYaKaShI
2012-03-05T08:05:35+00:00 05.03.2012 09:05
wiedermal eine wirklich super story
ich kann es kaum bis zur nächsten erwarten^^
Von:  Dranza-chan
2012-03-04T21:22:58+00:00 04.03.2012 22:22
Ein super schönes Ende!
Die zwei sind zwar nach Startschwierigkeiten erst zusammengekommen aber dann hat Ataer ein schönes Leben gehabt. Ich finde es auch gut, dass niemand je erfahren hat, das er Harry Potter war.
Wenn du eine neue story schreibst sag bescheid!
lg
Von:  mathi
2012-03-04T21:09:18+00:00 04.03.2012 22:09
huhu,
das kapitel und das ende war klasse :)
es war unerwartet^^ aber was neues und ich finde es wirklich gut gelungen.
ich hoffe doch, dass du demnächst irgendwann wieder eine neue geschichte anfängst und würde mich sehr freuen, wieder eine benachrichtigung zu bekommen^^
mathi
Von:  catil
2012-03-04T20:39:00+00:00 04.03.2012 21:39
Hey Dhala,
ich hab die letzten wochen damit verbracht deine ganzen ff zu lesen. ich finde das du ein sehr angenehmen schreibstil hast. du schreibst verständlich, nachvollziehbar und vor allem schaffst du es spannend zu machen. du lässt keine langeweile aufkommen. durch die teilweise verschachtele erzählweise muss der leser immer mit denken, allerdings nicht so das man davon schnell ermüdet oder den überblick verliert.

nun zu deiner jetzigen ff unfälle.
der grundkern der geschichte hat mir sehr gefallen. das nev mal der böse ist, ist erfrischend und unerwartet. hermine, ron und die zwillinge finde ich gut dargestellt und kann mir gut vorstellen das sie so reagieren würden. auch das atear so lange brauchte um vertauen zu fassen find ich toll. (ich mag geschichten nicht, wo jemand halb tot ist und noch zwei wochen alles verheilt ist und absolutes vertrauen ect. hat.
was mir nicht gut gefallen hat war das ende. es kam viel zu plötzlich. mir kamm beim lesen der verdacht das du keine lust mehr hast zu schreiben. das atear´s eltern starben und so ist ja okay, so ist das leben, aber ichhätte mir noch min. drei kapitel gewünscht. eins über nevs ende, eins über aidan und atear und dann den epilog.
so das war jetzt meine meinung.
ich hoffe dennoch bald wieder was neues von dir zu lesen.
wie wäre es mal wenn mcgonagall die böse ist?
so man liest sich
Von:  ai-lila
2012-03-04T20:06:05+00:00 04.03.2012 21:06
Hi~~

Das war eine sehr schöne Geschichte und ein beherztes Ende.
Nun das mit Neville würde ich eine Familienzusammenführung nennen. ^^°

Es ist auch schön, das Ataer und Aidan wirklich zusammen kamen.
Und auch, wenn ich Fen und Siri nur ungern scheiden sehe... so und nicht anders ist nun einmal das Leben.
Was mich tröstet... die Beiden hatten trotz allem noch eine schöne Zeit.
Ebenso wie Ataer und Aidan.

Das war wirklich eine gelungene Geschichte.
lg deine ai
Von:  91Cyber
2012-03-04T18:22:16+00:00 04.03.2012 19:22
Seht gut geschtieben teielweis estwas langweilich aber an sich sehr gut 4 von 5 sternen



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