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Engel des Schicksals III

The heart of an angel
von

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Ouvertüre

Dadaaaa! Da bin ich wieder! Hat irgendwer geglaubt, dass ich das so im Raum stehen lassen?
 

Naja, ganz so einfach war es nicht, immerhin musste ich 85 Seiten umschreiben( weil es mir leider gar nicht mehr gefallen hat und dabei waren es gerade mal zwei Drittel des ganzen! Jetzt ist es ganz ausgeartet, aber was solls?)
 

Immerhin habt ihr Glück! Hier geht es weiter! Meine HP-Fans müssen noch warten *tausendmal entschuldige* Mal sehen, wie euch das gefällt! Schreibt mir viele Kommis, ja!
 

Grüße KimRay
 


 


 

The heart of an Angel
 

Kapitel 1

Ouvertüre
 

Momoko beendete das Gespräch und ließ den Hörer neben sich auf die Treppe gleiten, bevor sie sich auf die Stufen zurücklegte und resigniert die Augen schloss. Dass, was sie die letzten paar Minuten gehört hatte, war alles andere, als erbaulich. Sie fragte sich, warum sie es sich überhaupt angehört hatte. Ihr war klar gewesen, dass Mishida Naeda nicht erfreut sein würde, wenn sie ihm eine Absage erteilte, doch dass er sich zu solchen Äußerungen herablassen würde, hatte sie schon überrascht.

Seufzend richtete sie sich wieder auf und streckte die Schultern, als Jamapi, ihr Kater, aus seinem Versteck auftauchte, ihr um die Beine strich und schnurrte. Momoko nahm ihn in den Arm, schmiegte ihre Wange in sein Fell und murmelte leise,

"Immer mal was neues, oder?" Jamapi sah sie mit seinen ungewöhnlichen blauen Augen an. Er wüsste zu gern, was sie meinte, doch er konnte sie nicht fragen. Eine ziemlich ungewöhnliche Situation, für den kleinen Exdämon, auch wenn er sich langsam daran gewöhnte. Ihm war klar, dass der Herr genau das mit der Verwandlung der drei Jamas in Katzen bezweckt hatte, doch auch wenn das Leben als Katze ganz angenehm war, so war die Unfähigkeit zu sprechen ziemlich lästig. Ungeduldig stupste er ihr mit der Nase ins Gesicht, darauf hoffend, dass sie ihm erzählen würde, was passiert war.

"Ich hab ja gewusst, das Misha was auf sich hält, aber dass er es so schlecht verkraftet, wenn man ihn zurückweist, hat mich schon ein wenig überrascht...Ich wette Yuri und Hina trifft der Schlag, wenn sie mitbekommen, dass ich wieder einen abblitzen lassen habe!"

Das war es also. Sie hatte wieder einmal eine Absage erteilt. Jamapi fragte sich langsam, worauf das hinaus lief. Er versuchte ein Muster in dem zu finden, was im Moment geschah, doch es gelang ihm nicht.

Die Engel hatten ihre Erinnerungen komplett verloren. Momoko, Yuri und Hinagiku waren einfache Mädchen, die gerade die zweite Klasse der Seniorhighschool beendeten. Kazuja war am College und noch immer Yuris Freund. Takuro studierte in Tokio, hatte da inzwischen eine eigene Wohnung und Hinagiku war jedes Wochenende bei ihm. Scarlett war verschwunden. Jamapi vermutete, dass sie in Amerika war. Was aus Dean geworden war wusste er nicht und das größte Fragezeichen war Yousuke. Er war an diesem Weihnachtsmorgen als allererstes zu dessen Wohnung gelaufen, doch dort wohnte jetzt ein junges Pärchen. Danach hatten er, Jamachu und Jamapon die ganze Stadt ab gesucht, doch Yousuke war nicht zu finden, genauso wenig, wie seine Mutter und Miyako. Irgendwann hatten sein einsehen müssen, dass er fort war. Jamachu und Jamapon hatten bei Kazuja, der sehr tierlieb war, Unterschlupft gefunden und hatten dort ein gutes Leben, doch dass tröstete sie alle nicht über die Tatsache hinweg, dass Momoko unglücklich war. Das hatte sich schon gleich nach Weihnachten abgezeichnet, doch da hatten sie noch nicht einmal geahnt, warum. Erst nach ein paar Tagen war Jamapi klar geworden, was sich Weihnachten abgespielt hatte.

Die Party hatte nicht im Strandhaus statt gefunden. Sie waren im Atelier von Yuris Mutter gewesen und es war ziemlich feucht fröhlich zugegangen. Momoko war zu diesem Zeitpunkt in ihren Erinnerungen solo, so wie meistens. Das wusste Jamapi inzwischen, doch warum war ihm lange ein Rätsel gewesen, bis sie sich ihm, dem Kater, der nichts sagen konnte, anvertraute.

Sie war in Kazuja verliebt, und das schon seit der siebten Klasse. Nicht einmal war das anders gewesen, obwohl er ihr Yuri vorgezogen hatte und schon seit vier Jahren mit dieser zusammen war. Das war jedoch nicht das einzige Problem. An Weihnachten musste er wohl ziemlich betrunken gewesen sein. Jedenfalls war Momokos bisheriges Weltbild in sich zusammengefallen, als Kazuja sie auf den Gang getroffen, kurzerhand in ein leeres Zimmer geschoben und sie halb um den Verstand geküsst hatte. Seit dem war sie absolut nicht mehr sie selbst. Sie war zwar in Jamapis Augen sowieso nicht sie selbst, doch seit dieser Sache musste es noch schlimmer geworden sein, denn auch Sakura und Suichiro fiel ihr verändertes Verhalten auf.

Momoko kraulte ihn noch immer. Sie starrte die Decke an, doch Jamapi wusste trotzdem, was sie dachte. Momoko wusste nicht mehr weiter. Sie wollte nicht in Kazuja verknallt sein und sie wollte erst Recht nicht seine Beziehung zu Yuri zerstören und darum befand sie sich seit Weihnachten im tiefsten Zwiespalt, in dem man nur stecken konnte. Doch leider hatte Kazuja ihr in dieser Nacht wohl einen Eindruck von dem vermittelt, was sie versäumte und das trug nicht dazu bei, diese Verliebtheit loszuwerden. Er stupste ihr wieder mit der Nase ins Gesicht und sie sah ihn an,

"Was soll ich nur machen, Jamapi, ich schaff es einfach nicht, mich mit einem anderen einzulassen, nur um mich von Kazuja abzulenken, das wäre doch unehrlich und am Ende würde ich vielleicht allen weh tun!...Das geht doch nicht, oder Jamapi?" Der Kater schmuste noch energischer mit ihr. Er konnte ihr nicht helfen, doch auf die Art konnte er ihr wenigstens seine Zustimmung übermitteln.

"Du gibst mir also Recht?...Misha wäre sowieso nicht der Richtige für mich gewesen, nicht wahr?", wieder stupste Jamapi gegen ihre Wange. Da musste er ihr auf jeden Fall Recht geben, Mishida Naeda wäre ganz bestimmt nicht der Richtige für sie gewesen. Genauso wenig, wie Kazuja.

Als Momokos Wecker am nächsten Morgen klingelte, zog sie sich die Decke über den Kopf und wünschte sich, nicht aufstehen zu müssen. Sie trafen Misha jeden Morgen auf dem Weg zu Highschool. Yuri und Hinagiku würden sofort mitbekommen, dass sie es wieder einmal getan hatte und auch wenn sie sicher war das richtige getan zu haben, hatte sie doch keine Lust, sich vor den beiden zu rechtfertigen.

Jamapi sprang auf die Decke und Momoko murrte,

"Ich steh ja schon auf!...Du bist wirklich ein Quälgeist!" Sie hörte, wie er wieder vom Bett sprang und zur Tür tappte. Momoko versuchte so zu tun, als sei nichts gewesen, doch schon im nächsten Moment sprang er ihr wieder auf den Bauch.

"Jaja!...Ich hab kapiert, du lässt mich nicht weiterschlafen!" Momoko warf die Decke zurück. Eigentlich hätte sie heut zum Joggen gehen müssen, doch sie hatte den Wecker beim ersten Mal ausgedrückt und neu gestellt, denn sie hatte keine Lust gehabt. Draußen strahlte die Wintersonne. Das richtige Wetter, um Yuri und Hinagiku die traurige Nachricht zu überbringen, dass ihr Plan, sie endlich glücklich zu machen, wieder einmal gescheitert war. Ein Grinsen huschte über Momokos Gesicht, denn das war ein Gedanke, der sie aufheiterte. Jamapi platzierte sich direkt vor ihr und fixierte sie.

"Du willst wissen, was mich freut?" Er fragte sich, ob sie nicht vielleicht doch langsam begann Gedanken zu lesen.

"Ich freu mich, dass ich Hina und Yuri wieder mal sagen darf, dass einer ihrer Pläne eine Fehlzündung hatte.", sie sprang aus dem Bett, "Ist doch nett, oder?...Ich bin gespannt, wann sie es wieder versuchen!" Jamapi nieste abfällig. Yuris und Hinagikus Macke, Momoko unbedingt verkuppeln zu wollen war auch so eine Sache, die ihn absolut störte. Momoko war alt genug selber zu wissen, was sie wollte. Überhaupt hatte er ein Problem mit der Vorstellung, dass sich die Mädchen ohne das Reich der Engel genauso entwickelt hätten. Sie unterschieden sich alle drei so sehr von ihrem früheren Wesen, das er eine ganze Weile gebraucht hatte sich daran zu gewöhnen.

Die Notwendigkeit, ihr Gefühle für Kazuja zu verbergen und der Umstand, dass keiner an sie ran kam, hatten Momoko den Ruf eingebracht, das sie supercool war und über den Dingen stand. Ihr Eigensinn und die Tatsache, dass sie sich schon lange nichts mehr vormachen ließ, zusammen mit genau dieser Coolness machten ihr Wesen aus. Jamapi hatte mit ihrer Veränderung die wenigsten Probleme. Auch Hinagiku war noch akzeptabel, obwohl sie noch hitzköpfiger und vorlauter war als früher. Immerhin hatte Takuro sie ganz gut im Griff, doch bei Yuri hatte wohl der Einfluss ihrer Familie und die Tatsache, dass auch Kazuja jetzt aus einer wohlhabenden, angesehenen Familie stammte voll durchgeschlagen. Es mochte sein, dass er es übertrieben sah, doch in seinen Augen war sie ein einfach eingebildet. Momoko und Hinagiku sahen das jedoch scheinbar anders, denn sie waren noch immer befreundet, auch wenn sie nicht mehr ganz soviel zusammen hingen, wie früher.

Momoko war im Bad verschwunden und er machte sich auf den Weg nach unten. Das war einer der vielen Vorteile des Lebens als Kater. Man bekam regelmäßig und ohne Diskussionen sein Futter.

"Kann es wohl sein, das du heute mal wieder besonders trödelst?" Momoko ließ sich auf einen Hocker fallen und zog die Tasse Kaffee, die ihre Mutter ihr hingestellt hatte zu sich heran.

"Morgen, Mum!...Wie kommst du denn darauf?" Sakura sah Momoko liebevoll, spöttisch an,

"Weil es schon fünf vor acht ist und Hina und Yuri gewiss schon warten!" Momoko trank ungerührt ihren Kaffee,

"Sollen sie warten!" Sakura schüttelte nur den Kopf.

"Manchmal bist du schon unmöglich!" Momoko schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.

"Blödsinn!", sie stand auf und langte nach ihrer Tasche, bevor sie ihrer Mutter über den Tresen hinweg einen Kuss auf die Wange drückte, "Ich bin ein ganz liebes Mädchen, aber es gibt so Sachen, die sollen sie lieber selber kapieren!", und schon war sie verschwunden. Sakura sah auf die geschlossene Tür. Sie zweifelte nicht daran, dass Momoko wieder einmal einen von Hinas und Yuris Plänen vereitelt hatte, doch es war nicht wie sonst. Sie versuchte zwar locker zu sein und allen vorzumachen, dass alles wie immer war, doch Sakura konnte sie nicht täuschen. Momoko war scheinbar in eine Sackgasse geraten.

"Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass du so spät dran bist?" Momoko machte sich nicht die Mühe sich nach dem Sprecher um zu sehen, denn sein Motorrad hatte ihn schon angekündigt. Yamato Hideo fuhr langsam neben ihm her.

"Hi, Yama-san! Wie kommst du denn darauf?" Yamato grinste.

"Ach nur so!...Ich habe Naeda mit miesepetrigem Gesicht auf dem Weg zum College gesehen und dachte mir, wenn Peach nicht zu spät zur Schule kommen will, sollte ich sie abholen!" Jetzt sah sie Yamato doch an. Sie hatte ausführlich mit ihm über Naedas Vor- und Nachteile diskutiert und wusste, dass er von Anfang an dagegen gewesen war, auch wenn er ihr nie genau gesagt hatte warum, doch das war eigentlich egal. Auf Yamato konnte sie sich in jeder Beziehung verlassen. Er hätte es auch akzeptiert, wenn sie sich mit Misha eingelassen hätte, denn er war ihr bester Freund, auch wenn die meisten glaubten, dass sie etwas miteinander hatten. Selbst Yuri kam gelegentlich mit solchen Ideen und nur Hina nahm es absolut nicht ernst.

"Verstehe ich das richtig du bietest mir an, mich in die Schule zu fahren?" Yamato grinste unter dem Helm.

"Nun komm schon!" Momoko ließ sich nicht zweimal bitten und stieg hinter Yamato aufs Motorrad. Es war nicht das erste Mal, dass sie mit ihm fuhr und es war auch nicht das erste Mal, das er sie vor dem zu spät kommen rettete. Yamato Hideo war immer dann zur Stelle, wenn sie Hilfe brauchte konnte, egal wobei. Nur ein paar Minuten später stoppte er vor der Santa Flora Highschool.

"Danke Süßer, ich bin immer froh, wenn du mich rettest!" Sie klopfte Yamato leicht auf den Helm und er hob zum Gruß die Hand, als er davon fuhr. Momoko sah ihm nach. Manchmal fragte sie sich, warum er das immer wieder tat.

Sie schaffte es ihre Freundinnen bis zur Mittagspause hinzuhalten, denn sie schlüpfte erst nach dem Klingeln in den Klassenraum und war sich der giftigen Blicke der beiden wohl bewusst, doch das war ihr gleich. Sie hatte noch drei Stunden Zeit sich zurecht zu legen, was sie Yuri und Hinagiku sagen würde, denn dass etwas nicht stimmte, dürfte ihnen Misha schon auf dem Weg zur Highschool klar gemacht haben.

Nach dem Läuten zur Mittagspause hatte sie jedoch keine Chance mehr zu entkommen. Yuri baute sich vor ihr auf, während Hinagiku hinter ihrem Stuhl stand und das Verhör führte.

"Was ist los mit dir und Misha?" Momoko lehnte sich zurück und sah nach oben.

"Was schon Hinalein?"

"Hör auf mit dem Blödsinn! Warum hast du ihn abblitzen lassen?" Hinagiku zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. Das Klassenzimmer war inzwischen bis auf sie leer.

"Weil mir nicht der Sinn nach ihm stand!"

"Aber warum, Momoko?", Yuri mischte sich ein, "Er ist so ein netter Kerl, gut aussehend, ein Spitzenfußballer, am College und sehr großzügig!" Momoko runzelte die Stirn.

"War das ein Kuhhandel, oder was? Und außerdem hast du was vergessen. Ich glaube es ist Schürzenjäger!" Yuris Wangen färbten sich rosa.

"Ich wollte doch nur sagen, dass du es gut getroffen hättest mit ihm!"

"Weiß ich doch, Yuri!...Aber ich wollte trotzdem nicht!...Er hat es ziemlich übel aufgenommen und ich durfte mir einiges anhören!" Jetzt musste Hinagiku lachen.

"Stimmt, er sah ziemlich sauer aus heute morgen!...Hat Yamato dich zur Schule gebracht?...Er ist uns entgegen gekommen!" Momoko nickte und knabberte an ihrem Sandwich.

"Vielleicht solltest du ja mit Yamato gehen, Momoko! Immerhin sieht er auch ziemlich gut aus mit seinen schwarzen Haaren und diesen herrlich goldbraunen Augen! Und ziemlich groß ist er auch...wäre irgendwie passend!" Momoko sah sie an, als zweifle sie an ihrem Verstand. Auf diese verrückte Idee war sie in Bezug auf Yamato nie gekommen, obwohl Yuri Recht hatte.

"Zu deiner Info! Yama-san ist mein Freund, mein bester Freund!...und im Moment habe ich keine Lust auf eine Beziehung. Vielleicht solltet ihr euch das bei euren weiteren Plänen zu Herzen nehmen!" Hinagiku meinte trocken,

"Wenn es danach ginge, wirst du als Oma noch Jungfrau sein und außerdem werden wir irgendwann den richtigen finden!" Momoko schaute giftig.

"Wie lange ich Jungfrau bin, geht dich nichts an und ehe ihr den richtigen findet, bin ich Oma!" Hinagiku hob nur die Brauen, um ihre Zweifel an dieser Aussage zu zeigen und Momoko fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie ihr den nächsten Kerl servierten.
 

Zwei Wochen später war es dann so weit. Die Frühlingsferien hatten begonnen und Momoko hatte sich auf einen gemütlichen Abend vor ihrem Fernseher mit einer herzergreifenden Schnulze eingestellt, als es klingelte und ihre Mutter sie rief.

"Momoko, kommst du bitte?" Genervt drückte Momoko die Stopptaste, schälte sich aus ihrer Bettdecke und zog sich aus einer Vorahnung heraus den Kimono über ihr Riesensweatshirt, bevor sie hinunter ging. Wie schon fast vermutet, sahen ihr Hinagiku und Yuri entgegen. Hinagiku grinste anzüglich,

"Was, schon so früh zu Bett?...Heute ist Ferienanfang!...Wir machen einen drauf!" Momoko schaute grimmig.

"Wer hat das entschieden?" Hinagikus Grinsen wurde breiter.

"Wir!" Sie gab Yuri einen derben Schlag auf die Schulter, den diese mit einem scheelen Blick quittierte. Hinas oft so burschikose Art passte ihr überhaupt nicht.

Momoko bewegte sich noch immer nicht.

"Was machst du überhaupt hier?" Normalerweise war Hinagiku Freitags um diese Zeit schon in Tokio bei Takuro. Zum ersten Mal zeigte sich Verstimmung in Hinagikus Gesicht.

"Takuro hat für ein Semester ein Stipendium an der Stanfort Universität in den Staaten. Er ist beim Packen und kommt morgen für drei Tage nach Hause. Dann ist er ein halbes Jahr weg!"

"Tut mir leid, Hinagiku"

"Ach, schon okay! Ist eine Riesenchance für mein Intelligenzmonster!" Hinagiku gab sich cool, doch Momoko sah ihr an, das ihr das nicht so leicht fiel, wie sie tat.

"Wir sind hier um dich ins Peaches abzuschleppen und gemeinsam unseren Frust hinunter zu spülen!"

"Wie kommst du drauf, dass ich gefrustet bin!" Yuri tat unscheinbar, etwas, dass sie ganz besonders gut konnte,

"Ach, wir dachten eigentlich, dass du uns hilfst Hinagikus Frust hinunter zu spülen!"

"Was, wenn ich gar keine Lust habe?"

"Dann hab ich gleich noch mehr Frust!" Hinagiku machte ein Gesicht, wie drei Tage Regenwetter. Momoko ließ resigniert die Schultern hängen.

"Na meinetwegen! Dann lass ich eben mein Video sausen!...Ich bin in zehn Minuten fertig."

Momoko verschwand nach oben um sich um zu ziehen. Sie brauchte keine zehn Minuten und kam ziemlich schnell in kurzem dunkelblauen Kleid, enger Lederjacke und Stiefeletten die Treppe herunter. Das lange Haar hatte sie hochgesteckt. Von großartigem Make-up hielt sie nicht viel. Blaßrosa Lippenstift und Wimperntusche genügten ihr vollauf.

"Was ist los? Wollt ihr hier Wurzeln schlagen?" Sie lief an den beiden, die einen zufriedenen Blick wechselten, vorbei zu ihren Eltern ins Wohnzimmer, um Gute Nacht zu sagen.

Eine Stunde später wusste Momoko, warum die beiden sie ins Peaches geschleppt hatten. Kazuja und ein paar Freunde feierten dort den Geburtstag eines Kommilitonen und offenbar hatten sie von Anfang an vorgehabt, sie mit einem Jungen aus dem ersten College-Jahr zusammen zu bringen. Er hieß Kaji, war eine halben Kopf größer, als sie, hatte dunkles Haar, grüne Augen und sah sicher nicht schlecht aus. Momoko setzte ein undefinierbares Lächeln auf. Ihr war klar geworden, dass die beiden ihren nächsten Versuch starteten und sie zweifellos verkuppeln wollten. Momoko hatte kein Problem damit. Inzwischen hatte sie ihren Spaß an diesen Spielchen, bei denen immer die armen Jungs, die sich von Yuri und Hina Honig um den Bart schmieren lassen hatten, den Kürzeren zogen.

Kaji konnte nicht abstreiten, dass ihm das Mädchen sofort gefiel, obwohl er nicht recht wusste, was er von ihrem Lächeln halten sollte.

"Möchtest du was trinken?" Momoko strahlte ihn an.

"Sicher gern, Cola light pur!" Sie sah ihm an, dass ihn das verblüffte, doch sie hatte die Absicht einen klaren Kopf zu behalten, um das Spiel überblicken zu können, denn sie hatte keine Lust, sich schon wieder Beleidigungen darüber anhören zu müssen, leere Versprechungen gemacht zu haben, wenn Kaji klar werden würde, dass er nicht landen konnte.

Momoko hatte jedoch trotzdem ihren Spaß. Dem neuen Opfer ihrer Freundinnen war schnell klar geworden, dass sie keine leichte Beute war und im Moment machte er einen auf Kumpel. Immerhin wussten die meisten, dass Momoko Hanasaki mit dem ausgeflipptesten aller Collegestudenten eine dicke Freundschaft verband. Yamato Hideo hatte niemals ein Problem damit den Mädchen die Herzen zu brechen und er hielt nur Momoko in jeder Hinsicht die Treue. Kaji war entschlossen, diese kleine Süße herum zu kriegen, auch wenn das hieß, Geduld haben zu müssen.

Es war weit nach Mitternacht, als Hinagiku und Yuri von links und rechts über sie her fielen und Yuri meinte,

"Na ihr zwei, wie läuft's ? Man sieht und hört ja nichts mehr von euch!" Momoko funkelte sie an.

"Blendend, Yuri, wir verstehen uns prächtig!" Kaji grinste. Er hatte inzwischen doch ein bisschen viel getrunken,

"Da hat sie voll recht!" Hinagikus Begeisterung hielt sich in Grenzen. Sie ahnte, dass Momoko den armen Kerl an die Leine gelegt hatte.

"Schön für euch!....Heh...Peach! Wir wollen gehen, kommst du mit?" Momoko sah Kaji an und hob bedauernd die Schultern.

"Du siehst...ich hab keine Chance!...Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder!... du tanzt übrigens wirklich fantastisch. Sie stand auf und gab Kaji einen zärtlichen Kuss auf den Mundwinkel, wich jedoch seinem Versuch sie festzuhalten aus.

"Bye! Kaji!" Kaji sah ihr nach und hatte das deutliche Gefühl, dass er von ihr lieber die Finger lassen sollte. Ohne jeden Zweifel war das gerade eine Abfuhr gewesen.

"Du kannst es nicht lassen, sie Reihenweise vor den Kopf zu stoßen!", zischte Hinagiku auf dem Weg nach draußen, so dass es nur Momoko hören konnte und diese flüsterte zurück,

"Wenn ihr nicht damit aufhören könnt!"

"Woher willst du wissen, dass er nicht der richtige gewesen wäre?"

"Hina, willst du es nicht sehen? Schon wenn sie sich von euch dazu überreden lassen, kannst du sie abhaken! Ein richtiger Mann sucht sich seine Frauen selber aus!" Hina schwieg. Sie fragte sich, ob Momoko sich möglicherweise schon lange ihren richtigen Mann ausgesucht haben könnte. Falls ja, wäre es wirklich interessant zu wissen, wer es war.

Yuri stand mit Kazuja an der Garderobe. Kazuja hielt ihren und Momokos Mantel in der Hand. Er half zuerst Hinagiku und dann Momoko hinein. Keinem fiel auf, dass Momokos Gesicht ausdruckslos war, als seine Hände ihr dabei, bewusst, oder unbewusst, zärtlich über den Rücken strichen.

Momoko begann sich zu fragen, was Kazuja für ein Spiel spielte und beschloss gleichzeitig, ihm aus dem Weg zu gehen, denn das letzte was sie wollte, war Yuris Beziehung zu zerstören.
 

Für den Rest der Ferien blockte Momoko jeden weiteren Versuch ihrer Freundinnen, sie irgendwo hin zu schleppen ab, indem sie die meiste Zeit ihren Vater bei dessen Aufträgen begleitete und unterstützte. Beim Fotografieren konnte man ihr fast nichts mehr vormachen. Momoko hatte ein Auge für gute Bilder und ihr Vater war immer wieder sehr stolz auf sie, wenn er ihre Fotos betrachtete.

Momoko hätte kein Problem damit gehabt, wenn die Ferien noch ein wenig länger gedauert hätten, denn nach den Ferien begann ihr letztes Highschooljahr und sie musste sich um ihren Abschluss Gedanken machen. Zum Glück waren ihre Leistungen in der Seniorhigh schon sehr viel besser, als in den ersten drei Highschooljahren, denn die Aufnahmeprüfungen für die Oberstufe hatte sie nur gerade so geschafft, doch da sie die Absicht hatte an der Tokio-Universität Journalistik zu studieren würde sie mit ihren bisherigen Leistungen nicht weit kommen und das hieß, dass sie sich in diesem letzten Jahr ran halten musste.

Als allererstes musste sie sich jedoch wieder einmal mit Yuris und Hinagikus Plänen auseinander setzen, denn Yuri ließ bei der Sache mit Kaji nicht locker und sprach sie schon am ersten Schultag wieder darauf an.

Sie waren auf dem Weg nach Hause und ihre Freundinnen hatten sie zielsicher in den Park gelotst. Für Momoko einen Zeichen, dass es eine Aussprache geben sollte und ausnahmsweise hatte sie nichts dagegen, denn sie war fest entschlossen, diesem Unfug endlich ein Ende zu machen. Sie hatte in diesem Jahr andere Sorgen.

"Kaji hat nach dir gefragt! Ich habe ihn im Bluelight getroffen!" Momoko ging ein paar Schritte vor den beiden und sagte eine ganze Weile nichts. Yuri machte sich schon Hoffnungen, während Hinagiku sich fragte, was das werden würde.

Momoko war zu ruhig, um einen ihrer Sprüche zu machen.

"Sagt mal, habt ihr eigentlich auch noch was anderes im Kopf, außer Jungs?"

"Ähh....!" Yuris Mund stand einen Moment lang unschön offen. Eine Seltenheit, die Hinagiku grinsen ließ.

Momoko drehte sich zu ihnen um und lief rückwärts weiter. Ihr Gesicht war ernst, nicht spöttisch, nicht cool, nicht genervt - ernst. Hinagiku begriff, dass sie meinte, was sie sagte, doch Yuri weigerte sich.

"Ich hab dir nur gesagt, dass er nach dir gefragt hat!"

"Sicher und ich weiß, worauf du hinaus willst!" Wieder einmal tat Yuri unschuldig.

"Ich will auf gar nichts hinaus!"

"Yuri...sieh es doch endlich ein...Ich werde mich nicht von euch mit einem Kerl eurer Wahl verkuppeln lassen!"

"Das tun wir doch gar nicht... wir bieten dir nur Möglichkeiten!...Sag doch auch mal was Hinagiku!" Hinagiku schwieg weiter. Momokos Gesicht sagte ihr, dass sie es diesmal wirklich ernst meinte. Etwas hatte sich geändert. Momoko hatte nicht die Absicht, sich zu verlieben und erst mal andere Pläne, dass stand fest.

"Yuri, kapiere es endlich! Ich dachte, du bist so intelligent!...Ich entscheide ob und wann ich mir einen Freund suche!... Ich habe im Moment absolut keinen Bock mich auf eine Beziehung einzulassen! Geht das wirklich nicht in deinen Kopf?" Yuri war ratlos.

"Aber Momoko...alle wollen doch..."

"Es kann ja sein, dass du dir nicht vorstellen kannst, dass ich keine Beziehung möchte, wahrscheinlich bist du von deiner eigenen großen Liebe geblendet und siehst das durch eine rosa Brille, ist mir auch egal!...Ich habe mich anders entschieden...irgendwann werde ich schon den richtigen treffen und das ist bestimmt keiner den ihr aussucht! Ich habe keine Lust auf einen Kerl vom College, der Fußball spielt, bloß weil ihr ihn aussucht. Vielleicht stelle ich mir ja sogar was ganz anderes vor!"

"Aber...." Yuri hatte nicht die Absicht Momokos Argumente zu verstehen und so ging es weiter hin und her, während Hinagiku sich heraus hielt und Momoko beobachtete. Sie fragte sich, was hinter Momokos beängstigend schlüssiger Argumentation steckte.

"Mann, da komm ich überhaupt nicht drüber weg! Nach mehr als zehn Jahren ...und dann bist du auch noch wieder in meiner Klasse!" Kazuja betrachtete seinen Begleiter noch immer ein wenig fassungslos. Er war vor Jahren in der Grundschule sein bester Freund gewesen, bevor er mit seiner Familie aus beruflichen Gründen nach Frankreich gegangen war.

"Meine Mutter hat dafür gesorgt, dass ich in ein ordentliches College komme und vielleicht auch gleich noch ein paar alte Bekannte treffe!....Auch, wenn ich zu geben muss, dass es eine Weile gedauert hat, bis mir eingefallen ist, woher ich dich kenne!"

"Na, ja, zehn Jahre sind ne lange Zeit und ich muss zugeben, dass ich dich vermutlich nicht erkannt hätte, wenn du nichts gesagt hättest! Du hast dich ganz schön verändert!"

"Is ganz was anderes in Europa! Die Girls sind nicht halb so verklemmt, wie hier!" Kazuja lachte,

"Das kannst du nicht über einen Kamm scheren! Hinagiku, Yuris Freundin ist ganz locker drauf! Aber sie hat schon einen Freund!"

"Ich hab ganz bestimmt keinen Bock auf ne Freundin! Yuri ist deine Freundin! Stimmt's?"

"Ja, warum?"

"Hab so was gehört!"

"Ach ja?", Kazuja wirkte ein wenig verspannt.

"Sie schließen Wetten drauf ab, wenn du deine Verlobung mit ihr bekannt gibst!" Jetzt lachte Kazuja wieder.

"Na dann bin ich mal auf den Ausgang gespannt!" Sein Gegenüber sah ihn an und schwieg. Kazujas Ausdrucksweise sagte ihm, dass er wohl das Selbe darüber dachte, wie er.

"Du willst sie hier treffen, richtig?"

"Keine Ahnung, ob das klappt, aber normalerweise nehmen sie meistens diesen Weg!"

"Dann werd ich dich mal deinem Glück überlassen!"

"Ach Quatsch! Ich möchte dich Yuri vorstellen! Immerhin warst du mal mein bester Freund und hast garantiert eine große Zukunft als Torwart in unserem Fußballteam!"

"Hoffentlich trifft sie da nicht der Schlag!" Kazuja musste wieder lachen.

Momoko war es inzwischen überhaupt nicht mehr nach lachen zu Mute. Sie wurde langsam ärgerlich und fragte sich, ob Yuri nur so begriffsstutzig tat, oder es wirklich nicht verstand.

"Yuri, ich warne dich zum letzten Mal! Hör endlich auf mit dem Mist! Ich ertrage das nicht mehr...ich will jetzt keinen Freund!...Ich will meine Ruhe!...Ich hab im Moment andere Sorgen!" Momoko lief noch immer rückwärts vor den beiden her und fühlte sich unter Hinagikus aufmerksamen Blick gar nicht wohl. Sie hatte bis jetzt gar nichts gesagt, ließ sie aber nicht aus den Augen und das konnte nichts gutes bedeuten.

"Was denn für Sorgen, Momoko?...Wenn du irgendwelche Probleme hast, helfen wir dir doch!" Momoko schnappte über.

"Ich habe keine Sorgen und keine Probleme, bei denen du mir eine Hilfe wärst!...Nicht so lange du so weiter machst!"

Yuri reagierte nicht und starrte perplex auf etwas hinter ihr. Auch Hinagiku sah verblüfft aus und Momoko wandte sich um, nur um heftig gegen jemanden zu prallen, der offensichtlich genauso wenig auf den Weg geachtet hatte, wie sie.

Sie wäre zu Boden gestürzt, wenn sich nicht ein Arm um ihre Taille geschlungen und sie fest gehalten hätte. Momoko schnappte nach Luft, als eine warme Stimme mit seltsamem Akzent sagte,

"Pardon, Mademoiselle, j'ai été absent!(Keine Ahnung ob das richtig ist...nur eine düstere Erinnerung an meinen Französischunterricht)...äh...sorry...ich hab nicht aufgepasst, meine ich!"

Momoko wandte den Kopf und spürte ein Kribbeln im Nacken, als sie dem Blick des Mannes Begegnete, mit dem sie zusammen geprallt war, begegnete. Nie zuvor hatte sich einem so kühl abschätzenden Blick ausgeliefert gesehen. Er hielt sie noch immer fest und lächelte nun undefinierbar. Momoko registrierte nur langsam, dass er mindestens eineinhalb Kopf größer war als sie, lange dunkle Haare und drei Ringe im Ohr hatte, und verdammt gut aussah. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass er sie bewusst nicht los ließ. Sie spürte Hitze von dem Arm um ihre Taille ausgehen. Verwirrt stotterte sie,

"E...Ent...Entschuldigung!" Er entgegnete nun leicht amüsiert,

"Alles okay, Kleine?" Sie brachte ein mühsames Nicken zu Stande und spürte mit einem Mal ungewohnte Hitze in den Wangen.

Was war mit ihr los? Momoko konnte sich nicht erinnern, jemals so aus dem Konzept geraten zu sein.

Wer in aller Welt war dieser Typ?

Yousuke Fuuma, denn der war es, stellte Momoko nachdrücklich behutsam auf die Füße, denn bis jetzt hatte sie in seinen Armen gehangen, wie ein abgeknicktes Blümchen. Sie wirkte ein wenig aufgelöst, doch das beeindruckte ihn nicht. Er war nichts anderes gewöhnt, auch wenn er feststellte, dass das Federgewicht ihn anmachte. Momoko trat einen Schritt zurück und er ließ sie los. Erst jetzt begann ihr Verstand langsam wieder zu funktionieren.

"Ich hoffte du hast dir nicht wehgetan!" Sie schüttelte hastig den Kopf.

"Entschuldigung, es war meine Schuld, ich...!"

"Kein Problem, ich hab schließlich auch nicht aufgepasst!" Spätestens da wandte Hinagiku ihren Blick Momoko zu. Sie hatte mitten im Satz aufgehört und wirkte paralysiert, etwas völlig Neues.

Momoko sammelte sich und sah zu Kazuja, der sein übliches schiefes Lächeln auf den Lippen hatte, das sie so sehr liebte. Anders schaffte sie es nicht, ihr Gedanken zu ordnen.

Was stellte dieser Fremde mit ihr an?

"Was machst du denn für'n Blödsinn, Momoko?"

"Grundsatzdiskussionen!" Kazujas mildes Lächeln brachte sie in die Realität zurück und sie riss sich zusammen. Der Blickwechsel der beiden mochte unauffällig wirken, doch in Momokos Augen spielte sich ein Ausdruckwechsel ab, der nur Yuri entging, denn diese starrte noch immer Kazujas Begleiter an.

"Im Park?" Er ging zu Yuri und gab ihr einen Kuss, was ihm endlich ihre volle Aufmerksamkeit zu Teil werden lies und nickte dann Hina grüßend zu, die noch immer Momoko fixiert hatte. Niemals zuvor hatte sie auf einen Schlag so viel von deren Gefühlen gesehen, wie in den letzten Augenblicken.

"Yuri, Hina, Momoko...! Das ist Yousuke Fuuma, ein Freund aus der Grundschule, der seit diesem Semester mit am College ist!...Kommt gerade aus Frankreich! Yousuke, das sind Yuri, Hinagiku und Momoko!" Yousuke grinste die drei Mädchen an, die ihn noch immer ein wenig befremdet ansahen, doch das war eine Reaktion, die er schon kannte und inzwischen ignorierte, seine langen Haare, die drei Ohrringe und seine lässige Haltung wollten so gar nicht zu der Uniform des hiesigen Elitecolleges passen. Sein Blick blieb an Momokos hängen und deren Augen wurden ein wenig kühler, obwohl sie doch so herrlich himmelblau waren. Ohne Zweifel hatte sie sich gefangen, doch Yousuke stellte fest, dass er nichts lieber wollte, als sie wieder aus der Fassung zu bringen. Diese kühle Art gefiel ihm gar nicht und er war entschlossen, dass so schnell wie möglich zu ändern.

Yousuke Fuuma war zurückgekehrt, doch er hatte ebenso wie alle anderen keine Erinnerung mehr daran, was und wer er noch vor wenigen Monaten gewesen war.

Momoko wich seinem Blick aus und wandte sich an Yuri und Hinagiku.

"Schätze Mal, ihr habt begriffen, was ich meine!...Ich hab noch ein bisschen was vor!...Wir sehen uns Morgen!...Ciao!" Ohne Yousuke und Kazuja noch eines Blickes zu würdigen wandte sie sich ab und ging. Hinagiku folgte ihrem Beispiel. Sie hatte nicht das Bedürfnis das fünfte Rad am Wagen zu spielen und auch Yousuke entschloss sich zu verschwinden, auch wenn er keinen Plan hatte, was er mit seiner Zeit anfangen sollte.

"Wir sehen uns Morgen im College, Salut!"

"Ja, bis Morgen, Yousuke!" Kazuja sah ihm einen Moment lang nach, bevor Yuri ihm den Arm um die Taille schlang und so seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Er wusste bis jetzt nicht so recht, was er von seinem ehemals besten Freund halten sollte.

Nur wenig später ließ Momoko neben der Mauer des Aussichtspunktes ihre Tasche zu Boden fallen und lehnte sich dagegen. Eigentlich hatte sie heute nichts mehr vorgehabt und wäre gern mit Hina und Yuri noch ein bisschen bummeln gegangen, doch deren Verhör hatte ihr die Laune verdorben und das Auftauchen von Kazuja und diesem Fuuma hatte sie endgültig aus dem Konzept gebracht

Gedankenverloren starrte sie in den Sonnenuntergang, der immer ein seltsames Gefühl von Sehnsucht bei ihr hinterließ.

Vermutlich hatte Yuri recht und im Grunde ihres Herzens sehnte sie sich nach einer glücklichen Beziehung, doch Momoko würde das niemals zugeben und sie würde sich auch nicht von den beiden verkuppeln lassen, ganz gleich, wie nett sie den jeweiligen Jungen fand.

Das einzige Problem dabei war Kazuja. Momoko ließ resigniert den Kopf hängen und vergaß den Sonnenuntergang. So lange sie es nicht schaffte, ihre leidige Verliebtheit loszuwerden würde nichts besser werden. Das wusste sie ganz genau.

"Muss ein mieses Gefühl sein, wenn man in den Freund der besten Freundin verknallt ist" Erschrocken wandte Momoko den Kopf, riss sich jedoch sofort zusammen. An einen Pfosten des Pavillons gelehnt stand kein anderer als dieser Yousuke. Seine braunen Augen hatten sie fixiert und Momoko spürte wieder die Hitze, die seine Aufmerksamkeit sofort in ihr auslöste, doch sie hatte nicht die Absicht das zu zeigen.

Yousuke war enttäuscht. Er hatte gehofft ihre Fassade noch einmal bröckeln zu lassen. Im Park war sie viel hitziger gewesen, obwohl es da sicher nur um Lappalien gegangen war. Momoko nahm ihre Tasche und sah ihn nun kalt an.

"Das geht sie nichts an!", entgegnete sie schnippisch. Sie hatte schon geahnt, dass ihr Blickwechsel mit Kazuja bemerkt worden war, doch sie würde niemandem die Genugtuung geben, sie damit aus der Fassung zu bringen. Ohne ihn noch einmal anzusehen, ging sie davon. Sie hatte nicht das geringste Bedürfnis nach der Gesellschaft dieses Yousuke Fuuma, denn dazu irritierte er sie zu sehr, ohne dass sie sich richtig klar war warum. An die eine, sehr realistische Begründung, wollte sie lieber gar nicht denken.

Yousuke sah ihr nach. Ihre Antwort hatte ihn überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie die Wahrheit einfach so im Raum stehen lassen würde. Offensichtlich befürchtete sie nicht, dass er ihr kleines Geheimnis verraten würde und er grinste bei dem Gedanken, dass sie damit vermutlich richtig lag. Was ging ihn das Herzleid dieses kleinen Hitzkopfes an. Ihm gingen ganz andere Sachen durch den Kopf, wenn er sie ansah. Mit einem hintergründigen Lächeln sah er aufs Meer hinaus und beobachtete, wie der letzte Rest blutroter Sonne hinter dem Horizont verschwand.

Er hasste diese Naturspektakel und konnte es dann nicht erwarten, dass endlich die Nacht herein brach, denn solch blutrote Sonnenuntergänge hinterließen bei ihm brennende Verzweiflung, die er nicht verstehen konnte und nicht haben wollte.
 

So! Das war die Eröffnung! Das nächste Kapitel heißt 'Gezinkte Karten' Und kommt pünktlich in einer Woche!
 

Bye, KimRay

Gezinkte Karten

***ACHTUNG LESEN***ACHTUNG LESEN***ACHTUNG LESEN***ACHTUNG LESEN***
 

So, für, die, die diese meine Kommentare scheinbar nicht gründlich lesen! Ich hab in zwei Kapitel von EdS II gefragt, ob jemand die Ansätze lesen und mir sagen würde, welcher besser ist!...Es stand also im Prinziep fest, dass es weitergeht, doch niemand hat sich gemeldet! Letztendlich habe ich beides zusammengeworfen und ich schätze der Effekt ist, das die Story noch ein wenig länger wird, als die beiden anderen! Genre setzt ich diemal nicht, wird sich wohl jeder denken können, wie es ausgeht!...Die Frage ist nur noch, was alles passiert!
 

Zu EdS 4 oder 5:

Ich glaube drei Teile reichen! Danach ist Schluss, aber vielleicht schreibe ich je noch eine andere Story fertig, bei der es um Peach geht!
 

Also, dann wünsche ich mal viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass es euch allen weiterhin gefällt und vergesst die Kommentare nicht!....die brauche ich...dringend!
 

Bye KimRay
 


 

Kapitel 2

Gezinkte Karten
 

Momoko hatte kaum die Treppe zum Aussichtspunkt hinter sich gelassen, als sie das deutliche Gefühl bekam, nicht allein zu sein. Es war inzwischen dunkel und die nächste Straßenlaterne ein ganzes Stück entfernt. Einen kurzen Moment fühlte sie sich unwohl, doch dann entdeckte sie das Motorrad im Schatten der Mauer, die neben der Straße verlief und wusste, das Yamato wieder einmal ganz genau wusste, dass sie durcheinander war.

"Komm raus!" Yamato löste sich aus dem Schatten und kam auf sie zu, das Glimmen seiner Zigarette in der hohlen Hand verborgen.

"Hätte nicht gedacht, dass du es merkst!"

"Wie machst du das eigentlich?" Er grinste, während er noch einmal an seiner Zigarette zog, bevor er sie weg schnippste.

"Was?"

"Immer dann da zu sein, wenn ich etwas von der Rolle bin!" Eine Selbstverständlichkeit war für Momoko gerade zum Fragezeichen geworden und Yamato spürte, das etwas in Bewegung geriet. Er hatte Fuuma die Treppen hinauf gehen sehen, als er gekommen war und war darum nicht hinaufgegangen.

"Ich bin dein Schutzengel, Peach!" Momoko lachte leise. Sie kannte diese Antwort. Die gab er immer, wenn er ihr nicht die Wahrheit sagen wollte.

"Was ist denn los?" Yamato lehnte sich gegen das stählerne Geländer, das die Straße von den Steil abfallenden Klippen trennte. Momoko tat es ihm gleich.

"Sie können es einfach nicht lassen!"

"Hina und Yuri?...Mach dir nichts draus. Sie werden es schon noch kapieren!...aber das ist doch nicht alles, oder?" Momokos Gesicht wurde ernst und Yamato fragte sich diesmal, worum es ging. Bis jetzt hatte sie immer dann so ausgesehen, wenn es um Yanagiba ging.

Würde das heute auch so sein?

"Ich muss es loswerden!" Yamato sah vollkommen verwirrt aus, doch Momoko bemerkte es gar nicht.

"Was?"

"Diese verflixten Gefühle für Kazuja!...Ich will nicht mehr, Yamato!"

Da stand sie nun, mit hängenden Schultern und traurigem Blick. Nur er kannte sie so. Momoko ließ sich sonst niemals hängen. Yamato boxte ihr sachte gegen die Schulter.

"Heh, davon wirst du dich doch nicht unterkriegen lassen!...Vielleicht wird dein Prinz ja doch irgendwann frei!" Momoko schnaubte abfällig.

"Selbst wenn, würde ich es nicht tun!"

"Was, du würdest wegen der Gefühle deiner Freundin auf die Liebe deines Lebens verzichten?" Momoko konnte den Ausdruck in Yamatos Gesicht nicht recht deuten, doch sie spürte tief in sich die Antwort auf diese Frage.

"Ja!" Yamato schwieg. Er wusste, dass sie meinte, was sie sagte und zweifelte nicht daran, dass es so laufen würde. Wieder ein Teil des Plans, der sich in Wohlgefallen auflöste.

"Komm ich bring dich nach Hause!...Ist viel zu dunkel um jetzt noch allein nach Hause zu laufen.

Yamato sah zur Treppe hinauf. Er kam. Das konnte er überdeutlich spüren. Bis jetzt war scheinbar noch nichts geschehen und er musste sich eingestehen, dass es ihm lieber wäre, wenn es so bliebe, auch wenn er nicht daran glaubte. Zumindest dieses Detail stand fest, egal, was drum herum alles anders lief. Das Momoko ihm vielleicht nicht alles gesagt haben könnte, kam ihm nicht in den Sinn, und Gedanken lesen konnte er nicht, nur ihre verwirrten Gefühle spüren.

Sie folgte Yamato zu seinem Motorrad und stieg hinter ihm auf. Eigentlich hatte sie etwas anderes von ihm erwartet, doch er wirkte irgendwie abgelenkt und vermutlich war das der Grund, dass er ihr heute keine große Hilfe gewesen war.

Nur eine Viertelstunde später hielt er vorm Haus der Hanasakis. Jamapi saß auf der Treppe und sah ihr entgegen, als sie vom Motorrad stieg, während er Yamato ein giftiges Fauchen entgegen schickte, als dieser ihm zu schnalzte. Yamato grinste nur. Er wusste, dass Momokos Hyperkater ihn durchschaut hatte.

Er wusste, dass der kleine Exdämon erkannt hatte, dass er Erzengel Michael war.

Momoko ging ins Haus, nachdem Yamato davon gefahren war. Sie hatte Jamapi auf dem Arm.

"Was musst du Yama-san immer anfauchen, Jamapi!...Er hat dir doch nichts getan!" Jamapi funkelte sie an.

>Nein, hat er nicht...aber dir wird er was tun...er wird dir weh tun, dieser verdammte Engel!< Das Problem war, dass Momoko genau diesen Gedanken nicht lesen können würde.

Jamapi hatte Yamato Hideo durchschaut, als er ihn das erste Mal gesehen hatte. Er trug für die Menschen unsichtbar das Mal des hohen Himmels in seiner Aura. Heute wusste er es. Bei Gabriel und Raphael hatte er immer geglaubt, dass sie nur besonders starke astrale Kräfte besaßen, doch in Gegenwart des Herrn war ihm klar geworden, was dieses besondere Leuchten der Aura bedeutete. Es zeigte die hohen Engel aus dem alten Reich. Yamato war so einer, einer der großen vier, von denen zwei, wenn nicht gar drei in Ungnade gefallen waren, denn immerhin hatte Gabriel versucht Momoko und Yousuke zu schützen.

Jamapi wusste, dass nur einer blieb. Yamato Hideo war der Erzengel Michael und der Kater fragte sich, was dessen Anwesenheit als Momokos Schutzengel zu bedeuten hatte. Er ahnte, dass es nichts Gutes sein konnte.

"Hi, Mum!...Ich bin zu Hause!" Sakura steckte den Kopf aus der Küchentür.

"Du kommst spät!"

"Sorry, hab mich vertrödelt!" Momoko hängte ihren Mantel auf und stellte die Tasche bei Seite, bevor sie ins Wohnzimmer ging und sich auf einen der Hocker am Küchentresen schob, der Küche und Wohnzimmer unterteilte.

Sakura sah sie an.

"Was ist los mit dir?...Liebeskummer?"

"Quatsch!...Freundschaftskummer ist treffender! Yuri und Hina geben einfach nicht auf!"

"Du solltest dir vielleicht einfach endlich einen Freund zu legen...dann hättest du Ruhe!...Wie wäre es mit Yamato?...Er war es doch, der dich nach Hause gebracht hat, oder?"

"Yamato ist mein bester Freund!...Das werde ich mir doch nicht mit solchem Blödsinn versauen!" Sakura lachte. Sie wusste, dass Momoko meinte, was sie sagte.

"Aber ansonsten ist meine Idee doch nicht schlecht, oder?"

"Ich hab keinen Bock auf eine Beziehung und damit basta!" Momoko rutschte vom Hocker. Während des kurzen Gesprächs hatte sie das Essen, was ihr ihre Mutter hingestellt hatte, hinuntergeschlungen und jetzt verschwand sie mit einem gemurmelten Gute Nacht in den Flur und Sakura konnte sie die Treppe hinaufgehen hören.

Sie wusste, dass es falsch gewesen war, Momoko so direkt anzugehen, doch inzwischen hatte sie keine Ahnung mehr, wie sie sonst noch heraus bekommen sollte, warum sie Liebeskummer hatte. Dass sie welchen hatte, bezweifelte Sakura schon lange nicht mehr.
 

"Komm schon Momoko! Wir haben keinen besseren Fotografen, als dich! Kotori hat auch schon gefragt, ob du Fotos von dem Spiel machst! Sie wollte welche für die Collegezeitung!" Momoko ließ sich auf ihren Tisch fallen und schlang die Arme um den Kopf. Sei einer Woche ging ihr Yuri jetzt schon auf die Nerven, dass sie bei dem Spiel von Kazujas Collegemannschaft gegen eine Mannschaft aus Kyoto die Fotos machte. Yuri arbeitete noch immer besessen an der Schülerzeitung der Highschool, dokumentierte gleichzeitig die Erfolge von Kazujas Mannschaft und arbeitete offenbar auch darauf hin, am College wieder bei der Zeitung mitmachen zu können. Hinagikus Leidenschaft hatte im Gegensatz zu Yuris enorm abgenommen, doch zu den Fußballspielen ging sie noch immer mit, wenn sie da war. Sie konnte es nicht lassen, gut gebauten Männern nach zu schauen. Momoko fotografierte eigentlich nur noch wenn es sein musste für die Zeitung. Da seit neuestem jedoch auch Kotori Sanozuki, die für die Collegezeitung arbeitete ganz wild auf Fotos von ihr war, wurde es wieder mehr und sie musste feststellen, dass es sie reizte, als Oberschülerin ihre Fotos in der Collegezeitung zu sehen. Preise hatte sie ja schon genug dafür bekommen.

"Okay!", es klang eher nach einem Stöhnen, als einer Antwort, doch Yuri zerrte sie hoch und umarmte sie,

"Du bist ein Schatz!...Dieses Spiel ist so irre wichtig! Hoffentlich geht alles gut!...Ich hol dich morgen Nachmittag um eins ab! Okay! Hina kommt bestimmt auch mit!"

"Ich warne dich, Yuri, komm ja nicht auf die Idee mir wieder irgendeinen Fußballer unterjubeln zu wollen! Und abzuholen brauchst du mich nicht! Ich werde mit Yamato fahren!"

"Bestimmt nicht! Ich kann nicht riskieren, meine beste Fotografin zu verlieren! Und vielleicht solltest du doch mal darüber nachdenken, mit Hideo zu gehen!....Scherz...das war ein Scherz Momoko!" Sie hatte nach einem Blick in Momokos Gesicht sofort abwehrend die Hände gehoben.

"Schön, dass dich meine Gefühle überhaupt nicht interessieren!" Yuri klimperte unschuldig mit den Augen. Sie hatte noch lange nicht aufgegeben, doch das würde sie Momoko nicht verraten. Sie und Hinagiku waren noch immer fest entschlossen Momoko zu ihrem Glück zu verhelfen, auch, wenn sie dabei ganz vorsichtig sein mussten.

Samstag Nachmittag pünktlich um eins stand Yamato vor der Tür und erntete einen bösen Blick von Jamapi, als Momoko die Tür öffnete. Ihr Vater stand hinter ihr und hielt die Kameratasche, während Momoko auf einem Bein hüpfend ihren zweiten Schuh anzog.

"...und denk dran, du bist Profi!...Mach deinen Job ordentlich!"

"Klar, Papa! ...Immer!" Ihr Vater sah ein wenig zweifelnd aus, doch Momoko ließ sich nicht irritieren. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange.

"Bis später!"

"Das Frauen niemals pünktlich fertig sein können!", hörte sie Yamato murmeln, als sie hinter ihm aufs Motorrad stieg.

"Mecker nicht...du hast es eingerührt!" Yamato wusste, dass das so richtig, war, auch wenn er nicht unbedingt selbst derjenige gewesen war, der Momoko die Erinnerung verpasst hatte, dass sie mit seiner Hilfe immer mit auf die Pressetribünen neben dem Spielfeld durfte.

Sie waren spät dran und Yamato fuhr mal wieder gegen alle Regeln, als sich auf der Straße zum Stadion ein zweites Motorrad neben sie schob. Momoko sah zu Seite und stellte erstaunt fest, dass Kazuja auf dem Sozius der silbergrauen Maschine saß und grüßend die Hand hob, bevor Yamato Gas gab und davon zog. Momoko zerrte ihr Basecap vom Kopf und schob es in die Jacke. Sie fragte sich, wer die andere Maschine fuhr, dass Yamato so aufdrehte.

Es nützte jedoch nichts, denn als Yamato das Tempo vor der Einfahrt zum Parkplatz zurücknahm schoss die silbergraue Maschine an ihm vorbei und schlängelte sich noch vor ihm in den Privatparkplatz für Spieler, Presse und sonstige VIP's.

Yamato spürte Momoko lachen und konnte sich das Lachen irgendwie auch nicht mehr verkneifen. Manchmal war er noch genauso albern wie vor ewigen Zeiten, als es für ihn das wichtigste gewesen war, besser als seinesgleichen zu sein. Yamato parkte sein Motorrad neben dem silbergrauen, dessen Fahrer ihm entgegensah, während er den Helm abnahm. Es überraschte Momoko nicht sonderlich, als sie Yousuke Fuuma erkannt. Er und Yamato waren sich verdammt ähnlich, wenn sie es genauer betrachtete und diese Erkenntnis war nicht gerade beruhigend.

"Nicht schlecht, Yamato, du hast nur zu früh gebremst!"

"Manchmal ist es besser etwas zu früh, als zu spät auf die Bremse zu gehen!... und außerdem muss ich Rücksicht auf Sanozukis Fotografin nehmen, Runter Peach!" Yousukes Blick ging zu Momoko, die gerade ihr Basecap wieder zurecht schob und erst danach abstieg. Durch die schwarzen Gläser ihrer Sonnenbrille konnte er nicht erkennen, was in ihr vorging, doch aus dem Augenwinkel konnte er sehen, das Kazuja sie ansah.

"Heh, Kazuja, warum nimmst du Yuri eigentlich nie mit zu den Pressetribünen?" Yamato lenkte Kazuja von Momoko ab, die ihrerseits nun ihn verwundert ansah.

Kazuja grinste.

"Die Presse, die wir brauchen, haben wir und Yuri kann ihren Bericht auch oben auf den Tribünen schreiben!...Hauptsache Momoko mach gute Fotos!...Bewegt euch...wir haben nicht mehr viel Zeit!"

"Aye Captain!" Yamato ließ sich jedoch trotzdem Zeit, während Kazuja und Yousuke schon vorgingen.

"Alles okay, Peach?"

"Klar...auch wenn es mir ein wenig anders geworden ist, als du Gas gegeben hast!" Yamato grinste wieder.

"Ich weiß schon, was ich dir zumuten kann!"

"Sicher...du bist ja mein Schutzengel!"
 

"Wo bleibt Momoko nur?" Yuri sah auf ihre Uhr. Die Mannschaften würden jeden Moment aufs Spielfeld kommen. Hina schüttelte genervt den Kopf.

"Sie ist mit Yamato gefahren...das heißt, dass sie auf der Pressetribüne ist!...Das müsstest du doch inzwischen wissen!" Yuri verrenkte sich, um die Pressetribüne ins Blickfeld zu bekommen.

"Warum sind wir eigentlich nie auf der Pressetribüne?"

"Das musst du Kazuja fragen!", warf Kotori ein, die gelangweilt neben Hinagiku saß und wartete, dass es losging. Inzwischen hatte sie sich damit abgefunden, das Yamato der einzige war, der es immer wieder schaffte, jemanden einzuschmuggeln. Grundsätzlich war das Momoko. Zu mehr lies er sich nicht herab und Kotori musste zugeben, dass für Momoko da unten der beste Platz war, denn da hatte sie ihre Ruhe und konnte Spitzenfotos machen. Ihr Blick folgte Yousuke Fuuma, der gerade mit langen Schritten aufs Tor zumarschierte.

"Ist er nicht cool?" Hinagiku und Yuri folgten ihrem Blick und Hinagiku setzte ein versonnenes Lächeln auf.

"Wirklich nicht von schlechten Eltern!" Kotori lachte,

"Nicht von schlechten Eltern ist gut!...So was wie den hat St. Michaels noch nicht erlebt! Als Ausländer einer der besten ausgerechnet an diesem College!...Und dann noch seine Frechheit! Der lässt Sprüche los, die sogar Hideo blass aussehen lassen!" Hinagiku warf ein,

"Lass das bloß nicht Momoko hören!"

"Dass Momoko nichts auf Yamato kommen lässt weiß ich schon!...Aber egal! Er hat schon die Hälfte der Mädchen am College angemacht und ist erst seit drei Monaten hier!"

"Wo kommt er eigentlich her?"

"Paris!...Seine Mutter hat da gearbeitet."

"Wow!", kam es von Yuri. Diesmal lächelte Kotori leicht anzüglich.

"Du wirst doch nicht etwa unheilige Gedanken haben, Yuri!"

"Schauen ist nicht verboten...übrigens sagt Kazuja, das er im Tor einfach absolute Spitze ist!"

"Da hat er Recht!...Toya sagt, so einen Spitzentorwart hatten sie noch nie! Er ist fast unschlagbar!" Toya Nishimura, der zweite Stürmer im Team, war Kotoris Freund.

"Das will was heißen!", meinte Yuri.

Kurz darauf begann das Spiel und Yuri und Kotori begannen sich Notizen zu machen, während Hinagiku Zeit hatte, Yousuke Fuuma zu beobachten. Sie hatte schon viele Spiele der Collegemannschaft gesehen, seit Kazuja da spielte und das heutige war sicher nicht das aufregendste, doch Yousuke Fuuma hatte was auf dem Kasten. Das gestand sogar Hina ihm zu.

Eineinhalb Stunden später gab es etwas zu feiern, denn die Collegemannschaft hatte zwei zu eins gewonnen, was sie vor allem ihrem Torwart zu verdanken hatten. Kotori hatte sich abgesetzt, um ein Interview mit ihm zu machen und Yuri versprochen ihr eine Kopie zu überlassen. Yuri wollte am Ausgang auf Kazuja warten und überredete Hinagiku ihr Gesellschaft zu leisten, obwohl diese wenig Lust hatten das fünfte Rad am Wagen zu spielen, doch sicher würde die Mannschaft irgendwo eine Party steigen lassen und das wollte sich auch Hinagiku nicht entgehen lassen.

Die erste, die aus dem Spielereingang kam, war jedoch Momoko.

"Hi, ihr zwei, war ja nicht besonders beeindruckend! Spitzenleistung hat heute nur dieser Fuuma gebracht!" Yuri gab es nur ungern zu, doch Momoko hatte recht.

"Hast du dir wieder einen Ehrenplatz erschummelt?"

"Yamato liebt mich eben!...was steht ihr eigentlich hier rum?" Hinagiku sah leicht genervt aus.

"Wir warten auf Kazuja!...Wie kommt es eigentlich, dass du allein kommst?...Wo ist Yama-san?"

"Hat einen dringenden Termin!...Gehen wir zusammen, Hina?"

"Können wir!...Hast du ne Ahnung, wo sie heute Party machen?"

"Klar, aber dir werde ich es nicht sagen...ich weiß schon, was dir durch den Kopf geht!" Hinagiku sah noch genervter aus, doch als Mishida aus der Tür kam und direkt auf Momoko zu hielt, schwieg sie.

"Momoko, kann ich kurz mit dir reden?" Momoko war nicht begeistert.

"Sicher, was ist denn?" Misha sah zwischen Hina und Yuri hin und her, doch Momoko tat, als bemerke sie es nicht. Sie hatte eigentlich keine Lust mit ihm zu reden.

"Unter vier Augen!" Sie ließ resigniert die Schultern hängen, als sie mit ihm ein paar Schritte weiter ging und ihr Hina und Yuri demonstrativ den Rücken zuwandten.

"Was ist los?" Misha sah sie nicht an, als er sagte,

"Ich wollte mich wegen damals entschuldigen!...Irgendwie blöd gelaufen...Meine Reaktion war kindisch und hatte wohl etwas mit meiner Überraschung zu tun...Ich hab nicht damit gerechnet, dass du mich zurück weisen würdest, Momoko!" Zu dieser Einsicht hatte er ziemlich lange gebraucht, doch sie meinte,

"Vergessen!" und fragte sich, was noch kam.

"Ich...ich wollte dich fragen, ob wir es nicht vielleicht doch miteinander versuchen könnten?...Ich mag dich wirklich Momoko!"

>Lieber zu früh, als zu spät auf die Bremse gehen!< schoss es Momoko durch den Kopf.

"Sprich nicht weiter, Misha...ich habe keine Lust es zu wiederholen!...meine Meinung hat sich nicht geändert!"

"Momoko, ich will doch nur, dass du mir eine Chance gibst!...Vielleicht änderst du deine Meinung ja noch...wir haben uns doch immer sehr gut verstanden!" Er hatte ihren Arm gefasst, nicht sehr hart, doch er hielt sie fest. Momoko wurde klar, dass sie bei Misha zu weit gegangen war. Er konnte einen heißen Flirt von einer Beziehung offensichtlich nicht unterscheiden und wollte, dass sie da weitermachten, wo sie aufgehört hatten, doch das wollte sie nicht.

"Lass mich los, Misha!"

"Momoko, ich weiß, dass ich mich am Telefon wie ein Idiot benommen habe...es tut mir so leid!...Gib mir noch eine Chance! Lass uns wenigstens noch mal reden!"

"Es ist aus, Misha!"

"Momoko ich meine doch nur..."

"Es gibt nichts mehr zu meinen!" Jetzt hielt er ihren Arm umklammert und Momoko konnte sich nicht los machen, doch Hilfe kam von völlig unerwarteter Seite.

"Hast du nicht verstanden, was die Kleine gesagt hat, Naeda?" Diese Stimme überraschte Momoko nun doch. Yousuke Fuuma stand hinter ihr und der Blick, den ihm Misha zuwarf, war mehr als verunsichert, denn niemand konnte den Neuen wirklich einschätzen.

"Das geht dich nichts an, Fuuma!"

"Da bin ich anderer Meinung...sie hat nein gesagt...das reicht!...Lass sie los!" Mishas Griff wurde einen Moment lang schmerzhaft, bevor er sie los ließ und sie sofort einen Schritt zurückwich, nur um gegen Yousuke zu stoßen. Misha fauchte,

"Ich hoff, du verbrennst dir nicht die Finger, wenn du dich ausgerechnet mit dem einlässt!" Momokos Blick wurde eisig und Yousuke, der Misha fast am Kragen gepackt hätte für diese Frechheit, ließ die Hand wieder sinken, als sie kalt meinte,

"Und wenn schon, schließlich sind es meine Finger!"

Misha schwieg, doch es war nicht zu übersehen, dass er wütend war. Der einzige Grund dass er aufgab, war Fuuma, der ihn kalt anfunkelte. Er wandte sich um und verschwand in Richtung Parkplatz.

"Du spielst mit deinem Leben, Süße!...Naeda ist nicht der Typ, der dir solche Spielchen durchgehen lässt!" Momoko brachte wieder Abstand zwischen sich und Yousuke und sah ihn unwillig an, denn sie spürte schon wieder das inzwischen vertraute Kribbeln in ihrem Nacken, dass er immer auslöste.

"Danke für deine Hilfe!" Er grinste breit,

"War das übrigens dein Ernst?" Momoko wusste genau, was er meinte.

"Ich bin doch nicht lebensmüde!" Yousuke lies diese Behauptung stehen, wie sie war und wechselte das Thema.

"Du bist mir was schuldig!" Er grinste breit und Momoko ignorierte es.

"Was verschafft mir überhaupt die Ehre?"

"Yamato meinte ich solle dich nach Hause bringen!...Er hat nen Termin!"

"Ich weiß!...Was ist mit Kazuja?" Jetzt wurde Yousukes Blick anzüglich.

"Der hat ne Verabredung!" Momoko sah zu Yuri und konnte beobachten wie Kazuja und sie knutschten. Sie zeigte jedoch keine Reaktion, denn dazu war die Situation irgendwie zu surreal. Hinagiku war verschwunden.

"Deine Freundin ist mit Kotori gegangen! Hat wohl gedacht du und Naeda würdet euch einigen!...Komm schon, ich hab noch was vor!" Er nahm Momoko am Arm und zog sie hinter sich her zu seinem Motorrad. Momoko überlegte nicht lange. Sie hatte keine Lust, alleine nach Hause zu laufen. Es passte zu Hinagiku, dass sie die Hoffnung nicht aufgab.

Als Yousuke das Motorrad startete, stieg sie hinter ihm auf. Sein Grinsen, das sie im Rückspiegel sehen konnte ignorierte sie und versuchte locker zu bleiben, doch als er ungewohnt scharf anfuhr, blieb ihr nichts anderes übrig, als mit die Arme seine Taille schieben und sich fest zu klammern. Wieder grinste Yousuke. Sie würde noch schnell genug begreifen, dass sie sowieso keine Chance hatte.

Als er wenig später vor dem Haus ihrer Eltern hielt, hatte sie wackelige Knie und klammerte sich auch noch an Fuuma fest, als er schon gehalten hatte. Sie war ja schon von Yamato einiges gewöhnt, doch Fuuma übertraf ihn um Längen.

"Du kannst los lassen, wir stehen!" Momoko fuhr zurück wie von einer Tarantel gestochen und stieg ab. Er grinste noch immer und sie fauchte ihn an,

"Sag mal, bist du lebensmüde! Ich bin ja einiges gewöhnt, aber das war ja wohl übertrieben! Yamato kann was erleben!"

"Wenn du meinst! Ich seh schon, du warst noch nie in Paris, da kommt man anders nicht vorwärts!"

"Aber wir sind nicht in Paris und so eilig hatte ich es auch nicht!"

"Reg dich nicht so künstlich auf, dass passt nicht zu dir! Daran gewöhnt man sich!"

"Das kann ich mir nicht vorstellen!"

"Auch egal!" Er tippte zum Gruß gegen den Helm und wollte anfahren, als Jamapi wie der Blitz aus der Haustür geschossen kam und einen Satz auf den Tank des Motorrades machte.

Momoko keuchte,

"Jamapi spinnst du?" Sie war mehr erschrocken, als alles andere.

Yousuke sah den Kater an,

"Hilfe...was war dass denn?" Sein Motorrad war ausgegangen und ein wenig fassungslos starrte er in die blauen Augen der Katze.

"Spinnst du, Katze?" Momoko hatte sich gefasst.

"Zu deiner Info, Jamapi ist ein Kater und er ist beleidigt, wenn man ihn als Katze bezeichnet!"

"Ah ja!...Würdest du dich dann bitte dünne machen, Kater?"

Jamapi rührte sich nicht. Er starrte ihn unverwandt an und glaubte nicht, was er sah.

Was war mit Yousuke Fuuma passiert? Niemals zuvor war soviel Kälte von ihm ausgegangen, nicht mal als er ein Dämon gewesen war. Momoko packte ihn am Nacken und er sträubte sich nicht dagegen. Die Illusion, dass sich alles einrenken würde, wenn Yousuke wieder da war, war gerade wie eine Seifenblase zerplatzt. Mit diesem Yousuke würde Momoko sich nie einlassen. Dazu war sie viel zu clever.

"Entschuldige!...Das macht er sonst nie!" Momoko hatte den Kater im Arm und kraulte ihn. Jamapi hatte noch immer Yousuke fixiert.

"Ich werd's überleben!" Er wollte Jamapi am Hals kraulen, doch der wich aus und fauchte. Momoko sah ihn perplex an.

"Ich dachte das machst du nur mit Yama-san!"

"Ach, Hideo faucht er auch an...da bin ich ja in guter Gesellschaft!" Wie zur Bestätigung fauchte Jamapi erneut. Dieser Yousuke konnte ihm genau wie der Erzengel gestohlen bleiben und er würde verhindern, dass Momoko zwischen sie geriet.

"Also dann, Peach!...Wir sehen uns!" Yousuke hatte sein Motorrad wieder gestartet.

"Danke noch mal!" Er grinste breit.

"Ich sag doch, du bist mir was schuldig!" Er gab Gas und schoss davon.

Versonnen sah Momoko ihm nach. Sie merkte nicht einmal, dass Jamapi sie beobachtete.

Zum ersten Mal kamen ihm Zweifel. Was, wenn Momoko doch nicht clever genug war, die Finger von diesem Yousuke Fuuma zu lassen? Jamapi begann zu ahnen, dass das Spiel begonnen hatte.

Momoko machte sich noch am selben Abend daran die Fotos zu entwickeln. Es war schon ziemlich spät, als ihr Vater in den Keller kam, um sie zum aufhören zu bewegen, doch Momoko war sowieso gerade fertig geworden und hatte die Bilder zum trocknen gelegt. Suichiro betrachtete sie und nahm eins von Yousuke in die Hand.

"Wirklich gut, Schatz!....Ist das der Typ mit dem silbernen Motorrad?...Wo war eigentlich Yamato?" Momoko sah über die Schulter.

"Hm, das ist er! Yamato hatte was vor!...Kommt auch selten vor!"

"Fährt er auch so wild, wie er ausschaut?"

"Kann man wohl sagen! Das war das erste und das letzte Mal, dass ich mit ihm mitgefahren bin! Yamato kann was erleben!" Suichiro lachte trocken. Er fragte sich, ob sie meinte, was sie sagte.

"Geh schlafen, Momoko! Es reicht für heute! Du kannst morgen weiter machen!" Es war inzwischen schon nach Mitternacht.

"Ich bin doch gleich fertig!"

"Aber dann reicht es wirklich!" Momoko lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Wange,

" Klar...aber morgen kann ich doch ausschlafen, Papa und danke!"
 

"Heh Yousuke? Was war das denn Samstag für ein Auftritt?" Kazuja lies sich auf seinen Platz fallen. Yousuke saß zwei Plätze weiter und hatte die Füße hoch gelegt,

"Welchen meinst du?" Kazuja lachte.

"Den mit Momoko!"

"Ach das! Hideo hat gefragt, ob ich sie nach Hause bringen könnte! Ihm ist was dazwischen gekommen!" Er schmunzelte bei dem Gedanken an die Blondine, die auf dem Gang ganz offensichtlich auf Yamato gewartet hatte. "Was ist dieser Naeda eigentlich für ein Idiot? Der hat absolut nicht kapiert, dass die Kleine nichts von ihm will!"

"Eine von Yuris und Hinagikus idiotischen Ideen! Sind der Meinung, sie müssten persönlich für Momokos Glück sorgen und versuchen ständig sie zu verkuppeln! Ich hab Yuri schon hundertmal gesagt, sie soll das lassen. Momoko macht sowieso, was sie will, doch ich hab das Gefühl ich rede gegen die Wand. "

"Na bravo!....Kein Wunder, dass sie den abgeschoben hat!" Kazuja lachte.

"Naeda will die Abfuhr offensichtlich nicht akzeptieren! Er war ganz schön sauer!" Yousuke schwieg und kippelte mit seinem Stuhl. Kazuja beobachtete ihn mit ausdruckslosem Gesicht.

"Steckt da etwa mehr dahinter, als du zugeben würdest?" Jetzt funkelte er ihn an.

"Sie ist nicht ganz ohne, dass geb ich gern zu! Nur ein wenig zu cool!"

"Das ist wahr, aber so war sie schon immer. Man konnte nie sicher sein, wie sie reagiert! Schwer einzuschätzen, was sie denkt!" Kazuja dachte daran, wie lange er damals unentschlossen gewesen war, ob er es mit Momoko oder mit Yuri versuchen sollte. Heute war er nicht mehr so sicher, ob er richtig entschieden hatte, denn inzwischen ahnte er, dass auch Momoko ihn damals nicht zurück gewiesen hätte, genauso wenig, wie sie es jetzt tat.

Der Dozent klopfte laut auf seinen Schreibtisch, um Aufmerksamkeit zu erhalten und Yousuke ließ sich dazu herab die Füße vom Tisch zu nehmen. Er fragte sich, was Kazuja wirklich von Momoko dachte.
 

"Raus mit der Sprache, was ist zwischen dir und diesem Fuuma!" Momoko wandte resigniert den Kopf und sah ihre Freundinnen an, die sie ziemlich grimmig anschauten. Sie waren auf dem Weg zur Schule und hätte Momoko geahnt, was ihr bevorstand, hätte sie sich wie üblich verspätet. Hinagiku hatte von Yuri wohl schon gestern erfahren, was passiert war.

"Spinnt ihr? Gar nichts läuft zwischen mir und Fuuma! Yamato hat ihn gebeten mich heim zu bringen, weil er was vorhatte. Das ist alles!"

"Was für ein Glück, dass er dich dabei auch gleich noch vor Misha gerettet hat!" Momoko blieb stehen und sah Yuri an.

"Weißt du was, Yuri, langsam wird es albern! Mishida Naeda war abgehakt, da brauchte mich nichts und niemand zu retten...ich sag's euch noch einmal...ich nehm keinen Kerl, den ihr mir serviert und je eher ihr das kapiert, desto besser!" Yuri lenkte vom Thema ab.

"Hast du eigentlich ne Ahnung, was dieser Yousuke für ein Typ ist?"

"Ich hab keine Ahnung und es interessiert mich auch nicht!" Das war gelogen, doch das würde Momoko nicht zugeben. Sie hatte schon ein paar Geschichten gehört, doch genaues wusste sie nicht.

"Er ist seit drei Monaten am College und hat schon die Hälfte der Mädchen da angemacht! Wieviele er abgeschleppt hat, wusste Kotori nicht, aber es waren sicher eine ganze Menge. Sie liegen ihm zu Füßen. "

"Wenn er's braucht!" Momoko stellte fest, dass ihr nicht gefiel, was Yuri sagte und sie verdrängte es.

"Er hat einen Verschleiß, der sich sehen lassen kann, Momoko!...Der ist nichts für dich! Egal, wie cool er ist!"

"Das weiß ich und der Rest interessiert mich nicht! Ich habe nichts mit ihm und werde auch nichts mit ihm anfangen!"

"Warum eigentlich nicht?" Hinagikus Einwurf kam völlig überraschend und beide sahen sie überrascht an.

"Das ist jetzt aber nicht dein Ernst?" Yuri hatte sich als erste gefangen. Momoko wandte sich um und ging kopfschüttelnd weiter,

"Ihr spinnt doch!" Hinagiku lachte.

"Wieso?...Er passt doch zu dir!...Er ist genauso cool wie Yama-san und da du den nicht willst, ist Fuuma doch die beste Lösung!"

Momoko ließ sich nicht zu einer Antwort herab, doch sie sprach den Rest des Tages kein Wort mehr mit ihren Freundinnen.

Das änderte sich auch nach dem Unterricht nicht. Sie stürmte ohne einen Blick zurück aus dem Klassenzimmer. Als sie zum Tor hinaus lief, war sie so sehr in Gedanken, dass sie gar nicht bemerkte, wie jemand ihr zuwinkte. Erst lautes Rufen erregte ihre Aufmerksamkeit und als sie sich umwandte entfuhr ihr ein völlig untypischer Freudenschrei. Sie stürmte auf das Mädchen zu, das sie gerufen hatte.

"Oh Scarlett, Scarlett, Scarlett!...Wie lange ist es her, dass ihr hier wart?" Sie fiel Scarlett O'Hara um den Hals. In Momokos Erinnerung war Scarlett eine Schulfreundin, die vor einem Jahr mit ihren Eltern in die USA zurück gegangen war. Momoko sah Gabriel hinter ihr und nahm ihn gleich mit in den Arm.

Gabriel lebte als Gabriel Butler in den USA und war noch immer mit Scarlett zusammen. Dank ihm kannte Scarlett die wirklicher Vergangenheit und suchte genau wie er verzweifelt nach Raphael, doch Gabriel hatte all seine Kraft eingebüßt, weil er entgegen der Weisung des Herrn Scarlett ihre Erinnerung zurück gegeben hatte, um sie zurück zu gewinnen und war darauf hin in die Menschenwelt verbannt worden, wo er jetzt sein Dasein als Gabriel Butler fristen musste. Gabriel war trotzdem dankbar, denn immerhin hatten er und Scarlett die Möglichkeit Momoko zu helfen, da sie wussten, was wirklich geschehen war, auch, wenn keiner von ihnen direkt einwirken durfte, denn dann würde sie ein neuer Bann ereilen und sie würden getrennt und in fremde Identitäten gewandelt.

Gabriel strich Momoko das Haar aus dem Gesicht. Sie sah wieder besser aus. Er war schon ein paar Mal in Japan gewesen ohne sich bei ihr zu melden, obwohl sie ihn als guten Freund kannte. Er hatte geschäftlich häufig hier zu tun und jede Gelegenheit genutzt nach ihr zu sehen. Im Vergleich zu den letzten Gelegenheiten sah sie jetzt wirklich gut aus. Gabriel hatte bis heute keine Ahnung, was der Herr mit dem, was er ihr als Vergangenheit verpasst hatte bezweckte und er begriff schon gar nicht, warum ausgerechnet Kazuja die Rolle des Prinzen bekommen hatte, wo er doch eigentlich mit Yuri glücklich sein müsste.

"Wie geht's dir Zwerg?" Momoko knuffte ihn in die Seite.

"Geht schon! Und euch?" Er grinste,

"Scarlett ist mit der Highschool fertig, wir haben uns verlobt und wegen eines großen Auftrages werde ich erst mal hier bleiben!" Momoko sah fassungslos aus und Scarlett strahlte übers ganze Gesicht.

"Das ist nicht wahr, oder?"

"Doch, Momoko!" Momoko wirbelte sie im Kreis,

"Ooooohhh, ich kann's nicht glauben! Ich kann's nicht glauben! Endlich jemand, der nicht versuchen wird mich zu verkuppeln! Du wirst ab heute mein Schutzengel vor Yuri und Hinagiku sein, okay?" Scarletts lächelte schief.

"Haben sie noch immer nicht aufgegeben?"

"Ich hoffe, dass sie es endlich kapiert haben, aber Hoffnung ist bekanntlich trügerisch!" Diesmal musste Scarlett lachen. Diese Momoko hier unterschied sich so sehr von der früheren, dass sie es manchmal einfach nicht schaffte sich zu beherrschen, wenn sie wieder einmal einen altklugen Spruch abließ, der ihr früher nie eingefallen wäre.

"Keine Sorge, wenn ich hier bin, werden sie es schon lassen!...Wer war das letzte Opfer?"

"Naeda!...Aber das war noch nicht das schlimmste...heute hätte mir Hina am liebsten diesen Fuuma untergejubelt, weil er angeblich genauso cool wie Yama-san ist!" Momoko bemerkte nicht, das Scarlett und Gabriel für einen Moment schockiert aussahen, denn sie hatte Gabriels Cabrio entdeckt.

"Heh, ein Cabrio, ist ja mal ganz war neues!" Momoko schwang sich auf die ledergepolsterten Rücksitze und machte sich breit, "Man ist hier ein Platz!" Gabriel grinste wieder. Mit seinen Autos hatte er einen Spleen.

"Du weißt das wenigstens zu schätzen! Für Scarlett ist das selbstverständlich! Vielleicht hätte ich mir doch lieber dich anlachen sollen?... Kommt ihr zwei Hübschen, suchen wir uns ein nettes Kaffee! Ich brauch dringend etwas gegen meine Müdigkeit!" Er schob Scarlett den Arm um die Schulter, denn sie hatte sich noch immer nicht so recht gefasst.

"Wen wollte Hina dir unterjubeln?"

"Yousuke Fuuma!...Er ist neu am College, super im Tor und wird wahrscheinlich in einem Jahre alle Studentinnen durchhaben, wenn er so weiter macht, wie Yuri es geschildert hat!...Das würde mir gerade noch fehlen!"

Was für einen Yousuke beschrieb Momoko da und warum ließ es sie so kalt?

Scarlett sah, wie Gabriels Hand verkrampfte und suchte verwirrt seinen Blick. Yousuke war zurück. Warum war er besorgt?

Gabriel wirkte abwesend und bemerkte Scarletts Blick gar nicht, als er ihr die Wagentür öffnete. Die Tatsache, dass Yousuke zurück war hatte ihn ja schon überrascht, denn auf den ersten Blick machte es die Sache leicht, doch das, was Momoko dann gesagt hatte, ließ alle Alarmglocken in seinem Kopf klingeln.

Er kannte dieses Verhalten. Es war ein paar tausend Jahre her, doch es war dasselbe. Nur dieser eine Satz beschrieb eine typische Facette des Erzengels Raphael, wie es treffender nicht sein könnte. Schon allein der Gedanke daran ließ Gabriel an jeder Chance auf Hoffnung für Peach und Raphael zweifeln.

Ihm war klar gewesen, dass es nicht glimpflich abgehen würde, doch wenn Yousuke als Raphael auf der Erde war, dann wäre es wirklich besser gewesen, Momoko hätte ihn nie wieder gesehen und den Rest ihres Erdenlebens mit der hoffnungslosen Liebe zu Kazuja verbracht.

"Heh, wolltest du nicht einen Kaffee trinken?" Gabriel wandte Momoko etwas irritiert den Blick zu. Sie lehnte sich nach vorn und legte das Kinn auf seine Schulter.

"Bist du ein bisschen neben dir, Gabe?" Gabriel sah ihr süßes Lächeln und schluckte die Zweifel hinunter. Er wollte nicht glauben, dass der Herr dieser süßen Kleinen Raphael auf den Hals gehetzt hatte, ganz gleich, was sie angestellt hatten.

"Wie kommst du darauf?" Jetzt grinste sie.

"Weil wir uns immer noch nicht in Bewegung gesetzt haben!"

"Du bist ja auch noch nicht angeschnallt!"

"Okay, okay, ich mach ja schon!" Momoko lehnte sich zurück und legte den Gurt an, während Gabriel den Wagen startete. Sie sah nicht, wie Gabriel Scarletts Hand fasste und diese ihn besorgt ansah. Scarlett konnte spüren, dass Gabriel Bedenken gekommen waren, doch dass er sich wünschte, dass der Herr die beiden einfach mit der Trennung bestraft hätte, ahnte sie nicht einmal. Sie staken mitten im Feierabendstau, als mit lautem Dröhnen links und rechts des Wagens zwei Motorräder hielten.

"Ist das hier ne Entführung?" Yamato schob sein Visier hoch, sah jedoch nicht Momoko sondern Gabriel an.

Momoko lachte.

"Blödsinn, Yama-san!" Yamato grinste schief und meinte,

"Big Boss Butler is back?" Gabriel sah Yamato Hideo an. Noch so eine Figur in diesem Spiel, deren Bedeutung er nicht kannte. Er wusste, wie wichtig dieser Kerl für Momoko war und ahnte, dass das einen Grund hatte, doch da lenkte ihn der Fahrer des zweiten Motorrades ab.

"Na, Süße, wenn du es eilig hast kannst du umsteigen!...Ich bin schneller!" Momoko schenkte ihm ihr Süßes Gift-Lächeln

"Vergiss es...Yamato, wir haben noch ein Hühnchen zu rupfen!" Fügte sie an Yamato gewand hinzu. Er zuckte nur die Schultern.

"So schlimm wird es doch nicht gewesen sein!"

"Es hat gereicht!" Diesmal lachte Fuuma.

"Sie wollte mich gar nicht mehr loslassen!...Wie ist das stellst du mir deine Freunde vor?" Yamato und Yousuke fuhren langsam neben dem Wagen her, als er sich ein paar Meter vorwärts bewegte. Momoko hatte schon wieder eine Frechheit auf den Lippen, als Yamato sich einmischte. Es schien, als legte es Fuuma erfolgreich darauf an, Momoko zu provozieren. Gabriel und Scarlett hatten bisher wie erstarrt Fuuma beobachtet und Gabriel lief ein eisiger Schauer über den Rücken, als er den Blick dieser Augen traf, denn seine Befürchtung bewahrheitete sich.

Raphael war zurück.

"Du erlaubst doch Gabe!", meinte er und fuhr ohne zu warten fort, "Gabriel Butler und seine Freundin Scarlett O'Hara...der Irre ist Yousuke Fuuma!" Yousuke grinste nur und brachte es doch tatsächlich fertig Scarlett zuzuzwinkern, doch diese ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie das irritierte.

Irgendwann war es dann weiter gegangen, Yousuke und Yamato waren weitergefahren und Scarlett, Momoko und Gabriel waren doch noch zu ihrem Kaffee gekommen, doch die Stimmung war seltsam angespannt gewesen und als Gabriel jetzt die Tür zu ihrem gemeinsamen Appartement aufschloss und Scarlett die Tür aufhielt, wirkte sie ziemlich erledigt.

"Was hat das zu bedeuten?" Gabriel starrte eine Ewigkeit aus dem Fenster, bevor er ihr antwortete.

"Es hat zu bedeuten, dass Momoko sich niemals mehr mit ihm einlassen darf!"

"Was ist mit ihm geschehen?" Scarlett sah ihn von der Seite an. Auch sie hatte gespürt, dass Yousuke ein völlig anderer war. Zum Glück machte Momoko dein Eindruck, als interessiere er sie überhaupt nicht.

"Er ist Raphael!"

"Das weiß ich,...ich meine....!"

"Du verstehst nicht, Scarlett!...ER hat ihn mit dem Wesen des Erzengels Raphael hier her geschickt!...Er ist...eiskalt, egoistisch...von Gier besessen!...Wenn sie sich mit ihm einlässt, wird er sie zerstören...und ich wette, dass ist das Ziel der Sache, denn wenn ER ihm dann seine Erinnerungen zurück gibt, wird es die Hölle für Yousuke sein...und sie beide haben ihre Strafe!" Scarlett sah ihn ungläubig an.

"Das glaube ich nicht!" Gabriel hätte ihr gern etwas anderes gesagt, doch er zweifelte nicht mehr daran, dass es genauso kommen würde.
 

"Ach komm schon Momoko! Ich hab echt keine Lust das fünfte Rad am Wagen zu spielen!"

"Du musst doch nicht hingehen! Wir haben doch gar nichts mit dem College zu tun! Takuro geht an die Uni und Yuri müssen wir nicht Händchen halten!" Momoko räumte genervt ihre restlichen Schulbücher in den Schrank, bevor sie ihn abschloss. Es war der letzte Tag vor den Sommerferien und Hinagiku wollte unbedingt zur Sommerparty ins College.

"Ich möchte doch aber gern hingehen! Es ist so öde ohne euch woanders hin zu gehen!"

"Du willst bloß wieder hemmungslos flirten! Das ist alles!" Hinagiku sah ihr grimmig nach, als sie den Gang hinunter ging, lief ihr jedoch gleich darauf nach.

"Komm schon! Du könntest auch mal wieder flirten!" Momoko sah sie an und überlegte hin und her.

"Was schwirrt euch wieder durch den Kopf?"

"Gar nichts! Ich schwöre! Ich will bloß ganz einfach nicht mit Yuri gehen, denn die hängt sowieso nur an Kazuja! Das weißt du doch!" Momoko hatte in den letzten Monaten versucht Kazuja aus dem Weg zu gehen und hatte eigentlich keine Lust, das jetzt zu ändern, doch ein wenig reizte sie es schon auf diese Party zu gehen. Kazuja war ja mit Yuri da und sie konnte ihm trotzdem aus dem Weg gehen.

"Okay! Aber versuch nicht wieder mir einen Kerl anzuhängen!"

"Ganz bestimmt nicht! Sonst würde ich mir doch ins eigene Fleisch schneiden!" Momoko lachte,

"Na gut! Wann und wo?" Hinagiku strahlte,

"Du bist ein Schatz! Um neun bei mir! Ist das okay?"

"Okay!"

Pünktlich um neun klingelte Momoko bei Hinagiku. Akira ließ sie herein.

"Hi Momoko! Hina ist noch nicht ganz fertig...sie hat wieder ewig am Telefon herum getrödelt! Komm rein!" Akira ging mit ihr ins Wohnzimmer und Momoko setzte sich, während er sie von der Tür aus anhimmelte. Der Zwölfjährige war laut Hinagiku total verknallt in Momoko. Sie hatte Mühe nicht zu lächeln.

Einen Augenblick später kam Hinagiku herunter.

"Sorry! Hab mal wieder zu lange telefoniert! Nobel, nobel, meine Liebe!" Momoko trug ein leichtes, hellblaues Kleid, das nur im Nacken gehalten wurde und den Rücken komplett frei lies. Doch auch Hinakigus Schlauchkleid war nicht ohne. Sie konnte so etwas gut tragen, denn Sport war noch immer ihr beliebtestes Hobby. Da war Momokos Trainingsplan mit Schwimmen, Joggen und ein bisschen Gymnastik harmlos.

Die Party war in vollem Gange, als sie in der Turnhalle des Colleges auftauchten und sie wurden sofort lautstark von einer ganzen Menge Bekannten begrüßt. Momoko stellte fest, dass sehr viele Mädchen aus der Highschool anwesend waren. Einige von ihnen waren mit Jungs aus dem College zusammen, andere waren darauf aus, sich einen einzufangen. Momoko überraschte es nicht, dass auch Misha da war, doch er ignorierte sie und sie stellte fest, dass sie das nicht besonders ärgerte. Sie versuchte sich gerade mit Hinagiku zur Tanzfläche durchzukämpfen, als eine Hand über ihren Rücken strich und sich um ihre Taille legte. Yousuke Fuuma tauchte zwischen ihnen auf und hatte sie beide in den Arm genommen.

"Was hat euch zwei Süßen denn auf diese Treibjagd verschlagen?....Ich wusste gar nicht, dass ihr Freiwild seid!" Hinagiku begann lauthals zu lachen und auch Momoko lachte gezwungen. Sie hatte von seiner Berührung eine Gänsehaut und wünschte sich, nicht immer so offensichtlich auf Fuumas Nähe zu reagieren.

"Interessante Sichtweise! So hab ich das noch gar nicht gesehen!"

"Schön, dass ich dir die Augen öffnen konnte!" Sein grinsen war schwer zu deuten Er schob sie inzwischen in eine ganz andere Richtung.

"Was soll das werden?", fragte Hinagiku.

"Ich dachte mir, wir trinken was zusammen! Schließlich seid ihr zwei wahrscheinlich die einzigen, mit denen ich hier nicht gleich in ein Bett geworfen werde! Du bist schon liiert und dieser kleine ist Pfirsich viel zu schwer zu knacken!" Hinagiku konnte nicht mehr vor lachen und Momoko versuchte die Hand, die noch immer auf ihre Haut brannte aus ihren Gedanken zu streichen.

Das war eine Anmache. Daran zweifelte sie nicht mehr, doch vorerst wurde sie abgelenkt, denn sie hatten die provisorische Bar erreicht.

"Was darf es denn sein?"

"Cola mit!", war Hinagikus eindeutige Antwort und Momoko stimmte ihr zu. Es dauerte nur einen Augenblick, bis Yousuke, ihnen einen Plastikbecher mit dem Gewünschten reichte und sie linkisch anstießen.

"Auf eine erfolgreiche Jagd!" Momoko wünschte sich weit weg, denn Fuuma zog sie mit Blicken aus, während Hinagiku das Ganze offensichtlich amüsant fand. Er war ganz bestimmt nicht zum ersten Mal an der Bar, wenn es ihn gar nicht mehr interessierte, wer ihn beobachtete und das tat Hina ohne jeden Zweifel.

Wenig später kämpften sie sich dann doch noch zur Tanzfläche durch. Fuuma war in der Menge verschwunden und Hinagiku flüsterte Momoko ins Ohr,

"Und ich sage dir! Der Kerl steht auf dich!" Momoko wollte etwas erwidern, doch Hinagiku hatte wieder gebührenden Abstand und grinste. Sie warf ihr einen grimmigen Blick zu und schwieg, denn es hatte bei dieser Lautstärke keinen Sinn etwas zu sagen.

Momoko musste sich bald eingestehen, dass sie froh war mitgegangen zu sein. Im Moment stand sie wieder an der Bar, diesmal mit Kotori, und sah sich suchend nach Hinagiku um. Inzwischen war sie auf Cola pur umgestiegen, denn nachdem sie schon dreimal eingeladen worden war, stieg ihr der Alkohol langsam zu Kopf. Hinagiku tanzte gerade mit einem ehemaligen Klassenkameraden Takuros.

Aus den Boxen tönte der erste Blues und sie kam von der Tanzfläche. Momoko sah ihr entgegen und bemerkte Kaji nicht, der von der Seite auf sie zu hielt, sonst wäre sie abgetaucht, doch so ergriff er seine Chance.

"Hi Momoko! Tanzt du mit mir?" Sie sah ein wenig geschockt aus und Hinagiku und Kotori grinsten unverschämt hinter Kajis Rücken. Momoko konnte ihm keinen Korb geben. Dazu gab es keinen Grund und so fand sie sich eng an ihn geschmiegt auf der Tanzfläche wieder, seine Hände auf der nackten Haut ihres Rückens. Sie konnte nicht abstreiten, dass das angenehm war und lehnte ihre Wange gegen Kajis Schulter, Hinagikus selbstzufriedene Miene genau vor Augen. Zum Glück wurde gleich darauf das Licht gedämpft und Hina geriet aus ihrem Blickfeld, doch da traf sie Yousuke Fuumas Blick. Er stand neben Kotori und Takeschi an der Bar und ließ sie nicht aus den Augen. Momoko lief ein Schauer über den Rücken.

Was hatte dieser Karl an sich, dass es ihr keine Ruhe ließ?

Sie schloss die Augen. Diesen Blick wollte sie nicht sehen, doch er hatte sich ihr eingebrannt. Momoko wünschte sich, es vergessen zu können, denn sie wusste nur zu genau, was es zu bedeuten hatte.

Sobald sie die Chance dazu bekam, entschuldigte sie sich bei Kaji und lief nach draußen, um frische Luft zu schnappen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Draußen auf dem Gang war es schon um einiges kühler und erträglicher. Momoko lehnte sich gegen die kalte Wand und ließ die Kälte in ihren Körper kriechen um das Brennen in ihrem Kopf zu lindern. Noch immer sah sie Yousukes Fuumas Blick vor sich, wenn sie die Augen schloss.

Momoko riss die Augen wieder auf - nur um ihn leibhaftig vor sich zu sehen.

Fuuma lehnte ihr gegenüber an der Wand und sah sie mit undefinierbarem Blick an.

Momoko war schlagartig nüchtern, doch sie schaffte es trotzdem nicht, die Augen abzuwenden.

Yousuke kam auf sie zu und blieb wenige Zentimeter vor ihr stehen.

Sie wusste nicht, wie lange sie sich angesehen hatten, bevor er den Kopf senkte und sie küsste. Sie wusste nur, dass sie jegliches Gefühl für Zeit und Raum verlor, als sie in seine Augen blickte, und als seine Lippe ihre berührten, setzte ihr Verstand endgültig aus.

Starke Arme umschlangen ihren Körper und hoben sie fast vom Boden.

Hände schoben sich in ihr Kleid.

Brennende Hitze durchflutete ihren Körper.

Momoko wollte weglaufen und gleichzeitig wusste sie, dass das der einzige Platz auf der Welt war, an dem sie sein wollte, zum ersten Mal in ihrem Leben. Yousukes Kuss richtete Chaos in ihrem Kopf an.

Was machte dieser Kerl mit ihr? Seine Zunge spielte mit ihrer, als hätte sie nie etwas anderes getan, seine Hände setzten ihre Haut in Flammen und die Nähe seines Körpers verdampfte ihren Verstand.

Momoko stellte entsetzt fest, dass sich ihre Finger in sein langes Haar krallten und über seine Schultern strichen.

Was geschah mit ihr?

Doch in diesem Moment war es vorbei.

Er sah sie mit kühlen Augen an.

"Jetzt sind wir quitt!...Über den Rest reden wir später!"

Ernüchtert taumelte Momoko gegen die Wand, als er sie los ließ, sich umwandte und davon ging. Sie stellte fest, dass ihre Knie sie nicht mehr trugen, als sie ihm nach sah. Fassungslos rutschte sie an der Wand hinab und blieb da sitzen. Fuuma sah sich nicht einmal um, als er wieder in die Turnhalle ging.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Momoko wieder klar denken und sich fragen konnte, was gerade geschehen war. So etwas war ihr noch nie passiert und in Anbetracht des Schocks, den Fuumas kühle Reaktion hinterlassen hatte, beschloss sie sofort es auch nie wieder so weit kommen zu lassen. Nie wieder wollte sie das Gefühl haben jemandem ausgeliefert zu sein, der die Situation völlig unter Kontrolle hatte, wenn sie selbst nicht mehr klar denken konnte, doch gleichzeitig wusste sie, dass sie es den Rest ihres Lebens nicht mehr vergessen würde. Das erste Mal in ihrem Leben hatte sie für ein paar Augeblicke lang das Gefühl gehabt, einen Platz zu haben, an den sie wirklich gehörte. Sie senkte den Kopf auf die Knie. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, etwas ungeschehen machen zu können, doch zum ersten Mal war sie sich so sicher, dass es besser gewesen wäre, wenn das gerade eben niemals geschehen wäre.

Yamato, draußen, an die Wand der Turnhalle gelehnt, die obligatorische Zigarette in der Hand, starrte in den sternklaren Himmel. Hatte er bis jetzt nicht gewusst, was gespielt wurde, zweifelte er nun nicht mehr daran.

Raphael war gekommen um zu zerstören, was er selbst geschaffen hatte.

Seit Yousuke Fuuma Momoko Hanasaki ohne jegliches Gefühl geküsst hatte, wusste er, dass sie alle Hilfe eines Engels brauchen würde, die sie kriegen konnte und er wusste nicht mehr, ob er darüber glücklich sein sollte.
 

Es war schon weit nach Mitternacht, als Momoko und Hinagiku hinausgingen, um frische Luft zu schnappen. Die Nacht hatte die Temperaturen angenehm herunter gekühlt und Momoko hatte ihre Fassung wieder gefunden. Fuuma war sie zum Glück nicht noch mal begegnet. Hinagikus Laune war merklich abgesunken und das hatte nichts damit zu tun, dass Momoko Kaji nach so schnell wieder stehen lassen hatte. Das kleine Zwischenspiel mit Fuuma hatte sie zum Glück nicht mitbekommen.

"Was ist denn los mit dir, Hina? Du gefällst mir gar nicht in letzter Zeit! Erst immer so aufgekratzt und dann so traurig! Hast du Sehnsucht nach Takuro?" Zu Momokos Schrecken liefen Tränen über Hinagikus Wangen und sie nahm sie in die Arme.

"Er fehlt mir so, Momoko! Ich denke immer, es geht schon, aber irgendwann kommt der Punkt, da könnte ich auf der Stelle los heulen!" Den Punkt hatte sie offenbar gerade erreicht, denn sie weinte leise vor sich hin. Plötzlich war Momoko klar, warum Hinagiku von einer Party zur nächsten rannte. Sie versuchte sich abzulenken. Es mochte sein, dass sie zweimal die Woche mit ihm telefonierte und sie jeden Tag mindestens ein Mail auf dem Computer hatte, doch deswegen war er trotzdem weit weg.

"Ach, Hina! Die Zeit geht auch vorbei! Nach den Sommerferien dauert es doch schon gar nicht mehr lange!", doch da heulte Hinagiku erst richtig los. Es schien etwas zu geben, dass bisher nur Hinagiku wusste. Momoko ahnte schlimmes, doch erst nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, gingen sie in den nahe gelegenen Park und Hinagiku rückte mit der Sprache heraus.

Momokos Ahnung bestätigte sich. Man hatte Takuro angeboten sein Studium in den Staaten zu beenden und danach war die Chance, dass er nach Japan zurückkam ziemlich gering. Ihr feuchtfröhlicher Ausflug endete in mehr Tränen, als ihnen lieb waren.

Kapitulation

Hallihallo! Da bin ich wiede! Diesmal kriegt ihr richtig was zu lesen! Ich glaube so ein langes Kapitel schreib ich nie wieder! Danke übrigens an meine fleißigen Kommi-Schreiber!
 

Dann mal viel Spaß beim lesen und schreibt fleißg Kommentare, ja!
 


 

Kapitel 3

Kapitulation
 

"Momoko, kommst du mit ins Wasser?" Hinagiku, Yuri und Kazuja waren aufgestanden, um sich in der brütenden Hitze eine Erfrischung zu gönnen. Die heiß ersehnten Sommerferien waren endlich da.

"Ich will das erst noch zu Ende lesen!" Hinagiku sah ihr über die Schulter.

"Ehhh! Bist du von Sinnen ein Buch in Englisch zu lesen?" Momoko überging ihren Einwand und las weiter.

"Hi, Peach! Habt ihr hier noch Platz?" Momoko ließ den Kopf auf die Decke sinken. Und legte sich das Buch über den Kopf.

Woher nahm dieser Kerl die Frechheit, einfach Yama-sans Spitznamen für sie zu klauen?

Seit der Sommerparty am College hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, sie mit seinen Blicken und seiner Anwesenheit in den Wahnsinn zu treiben. Momoko wünschte, sich in Luft auflösen zu können.

"iiiiihhhhh...wie kann man freiwillig englischsprachige Bücher lesen?" Verblüfft hob Momoko den Kopf wieder und sah in ein Kindergesicht mit kurzen, braunen Haaren, grünen Augen und dem gleichen kühlen Blick, der Fuuma eigen war. Das Mädchen sah sie aufmerksam an und Momoko entgegnete trocken,

"Das ist aber die einzige Fremdsprache die ich beherrsche!"

"Schade, französisch ist viel nobler und klingt wenigstens kultiviert!"

"Wenn du nicht auf der Stelle die Klappe hältst, Miyako, fahren wir wieder nach Hause!" Er sah ungewohnt genervt aus und Momoko empfand eine gewisse Schadenfreude.

Yousuke gab seiner Schwester einen Schubs, der sie auf den Hintern beförderte.

"Zieh dich aus, schwimm ne Runde und dann verziehen wir uns wieder!...Was hältst du davon?" Miyako sah ihn kühl an.

"Gar nichts!"

Momoko spürte, wie Hinagikus Bruder Akira, der bis jetzt ganz offensichtlich gepennt hatte, sich nun rührte.

"Miyako, bist das?" Schlagartig veränderte sich der Gesichtsausdruck des Mädchens und im nächsten Moment hing sie quer über Momoko.

"Mensch, Akira, wenigstens einer hier, mit dem man was anfangen kann!" Momoko blies den Sand aus ihrem Buch, bevor sie es zuklappte.

"Deine Freundin, Akira?" Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Akira rot wurde, doch Miyakos Zustimmung hatte sie offensichtlich.

"Klar man!...Wir sind ein Paar!"

>Hilfe, wo bin ich hier?< Momoko wünschte sich nach Hause und sie stellte fest, dass es Fuuma scheinbar genauso ging, doch sie lächelte, als sie meinte,

"Heh, Süße, darf ich aufstehen?" Miyako sah sie an. Sie hing noch immer auf allen Vieren über ihr und himmelte Akira an.

"Wenn du lieb bitte sagst, Fleur du Pêche!" Momoko drehte sich auf den Rücken und sah die Kleine an. Ohne jeden Zweifel war sie ihrem Bruder sehr ähnlich.

"Wenn du nicht sofort die Klappe hältst, kriegst du Ärger!", ließ der sich gerade vernehmen, doch daran, wie wenig Miyako das ernst nahm, konnte Momoko erkennen, dass sie ihn sowieso an der langen Leine führte, auch wenn das schwer vorstellbar war.

"Na gut, ohne bitte!...Übrigens, cooles Tattoo, das du da hast?...Sturm, wenn ich das richtig deute." Miyakos Bemerkung lenkte nun auch Yousukes Blick zum Momokos linker Brust, wo das genannte Schriftzeichen zu sehen war.

"Momoko ist der Wind, der die Götter besiegt!" Momoko schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht.

Wieso musste Akira auch noch damit anfangen, wo schon Fuumas Blick reichte, um sie nervös zu machen?

"Waasss?" Miyako stieg natürlich voll darauf ein und bewegte sich nicht von der Stelle. Akira war begeistert eine von Gabriels wirren Storys zum besten geben zu können.

"Wenn du nicht auf der Stelle die Klappe hältst, Akira, hast du die längste Zeit gelebt!"

Akira war nicht beeindruckt.

"Gabriel Butler, Momokos Freund, ist ein Geschichtenerzähler!...Er hat die Story vom Engel der Liebe und dem Zorn des Sturms erfunden..... der Engel hat den Zorn des Sturms überwunden und muss nun für alle Zeit dessen Symbol mit seiner Liebe bannen!"

Momoko schlängelte sich unter Miyako hervor und nahm sich fest vor Akira irgendwann zu Tode zu quälen. Eine blödere Geschichte hätte ihm nicht einfallen können. Sie funkelte Hinagikus kleinen Bruder an.

"Niemals...niemals mehr...hast du verstanden, Akira...nie mehr...das ist deine Strafe für Gabriels dämliche Story...nie mehr nehme ich dich mit, wenn Hina dich zu Hause lassen will!"

Akira wurde dunkelrot, als er endlich begriff, dass er zu weit gegangen war, doch da war es schon zu spät.

Momoko hatte sich mit einem langen Hechtsprung ins Wasser gestürzt, und schwamm in Richtung der Klippen davon, als sie wieder auftauchte.

Es war Yousuke, der cool konstatierte,

"Sieht aus, als hättest du ein Problem, Kleiner!" Miyako ließ sich in den Sand fallen.

"Aber die Story ist cool und die Kleine auch!....Wär doch was für dich, Yoyo!"

"Miyako, wenn du nicht die Klappe hältst, bist du erledigt!"

Momoko brauchte nicht lange, bis sie die erste der vor gelagerten Klippen erreichte und auf den heißen Fels kletterte. Hier konnte sie zwar nicht weiter lesen, dafür hatte sie aber ihre Ruhe. Sie zog ihr Bikinioberteil aus und machte es sich auf der dem Meer zugewandten Seite des Felsens bequem, doch die Ruhe wehrte nicht lange.

"Na, hast du vor Fuuma die Flucht ergriffen?" Hina kletterte behände aus dem Wasser und machte es sich so in der Sonne bequem, dass sie den Strand gut überblicken konnte.

"Nein, vor deinem dusseligen Bruder und seiner vorlauten Schwester!" Hinagiku grinste. Sie hatte inzwischen auch schon eine Kostprobe von Miyako Fuumas vorlautem Mundwerk bekommen.

"Ein ganz schöner Besen!...von ihm lässt sie sich jedenfalls nichts gefallen!" Momoko murmelte schon halb eingedöst,

"Ohne jeden Zweifel!"

"Momoko...ich will mit dir reden?" Momoko dachte nicht daran, wieder richtig wach zu werden.

"Worüber denn?" Hinagiku sah zu ihr hinüber. Sie trug diese Frage schon seit Monaten mit sich herum und hatte nie Gelegenheit gehabt, sie zu stellen. Immer war etwas dazwischen gekommen.

"Momoko, was ist zwischen dir und Kazuja?"

Mit einem Schlag war Momoko hell wach. Offenbar hatte Hinagiku bemerkt, dass sie nicht sonderlich begeistert davon gewesen war mit Yuri und Kazuja hier raus zu fahren, auch wenn es angenehm war einen Chauffeur zu haben.

Sie hätte jedenfalls mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser Frage. Da wäre es ihr sogar lieber gewesen, Hina hätte mitbekommen, was zwischen ihr und Fuuma auf der Collegeparty vorgefallen war.

"Wie kommst du denn drauf, dass da was wäre?"

"Weil du ihm aus dem Weg gehst, wo du nur kannst!...und ich hab gesehen, wie du ihn damals nach den Ferien im Park angesehen hast!" Momoko schwieg. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

"Momoko...du kannst mir nichts mehr vormachen!...Ich dachte damals, als er Yuri gefragt hat, wäre die Sache für dich erledig gewesen, doch als ich gesehen habe, wie du ihn angeschaut hast, ist mir klar geworden, dass das nicht so ist!... Dir ist hoffentlich doch klar, dass er sich niemals von Yuri trennen wird?...Sie ist genau das, was er und seine Familie sich vorstellen!" Momoko nickte nur und zog die Knie an die Brust, um die Arme darum zu schlingen. Hinagiku deutete es als das, was es war - eine Schutzhaltung. Sie sah Momoko zum allerersten Mal so.

"Du hast uns allen was vorgemacht!" Es war eine Feststellung und keine Frage. Momoko wandte den Kopf ab. Sie schaffte es nicht mehr, ihre Fassade aufrecht zu erhalten, eine völlig neue Erfahrung, doch irgendwann hatte es so weit kommen müssen. Wie konnte Hinagiku sie so direkt ausgerechnet auf diese Sache ansprechen?

"Ich kann dir versichern, ich wünsche mir nichts mehr, als dass es anders wäre!"

Es zu ahnen, war etwas anderes, als es zu wissen. Diese Erkenntnis machte es Hinagiku nicht gerade leicht.

"Was ist vorgefallen?" Momokos verändertes Verhalten und vor allem ihre Absage an Misha, mit dem sie wirklich gut ausgekommen war, bekamen ein neues Gesicht.

"Nichts!!"

"Momoko, hör auf!...du lügst!" Hinagiku hatte sie bei den Schultern gefasst und schüttelte sie, doch da sah sie die Tränen in ihren Augen und wusste, dass es viel Schlimmer war, als es auf den ersten Blick schien, denn Momoko lies sich nie so hängen. Sie sprach so leise, dass Hinagiku Mühe hatte sie zu verstehen.

"Ach Hina...du kannst dir wirklich nicht vorstellen, wie sehr ich mir wünsche, dass es anders wäre, aber es ist wie eine unheilbare Krankheit!...Ich habe es einfach nicht geschafft, meine Gefühle für Kazuja zu vergessen!...Ich hätte das nie für möglich gehalten!" Hinagiku setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern.

"Warum hast du nie was gesagt?"

"Er liebt Yuri...was soll ich da noch sagen?"

"Du hättest es wenigstens mir sagen können!...Dann wäre es sicher leichter gewesen!...Was ist Weihnachten passiert?" Es war ein Schuss ins Blaue, doch für Hinagiku hatte Momokos Veränderung etwa zu dieser Zeit begonnen und der schockierte Blick, den sie zu verbergen suchte, sagte ihr, dass sie richtig lag.

"Momoko, tu mir den Gefallen und rede es dir endlich von der Seele...du bist so oft für mich da gewesen...gib mir die Chance, mich mal zu revanchieren...Yuri wird es nie erfahren!...Versprochen!"

"Er...Ich...wir...ich weiß nicht wieso, aber...er ist mir im Gang entgegen gekommen!...Er hat mich festgehalten, erst nur zum Spaß, aber ....dann hat er mich geküsst und ...und dann waren wir auf einmal in diesem Nebenzimmer....ich weiß nicht, was in Kazuja gefahren ist...vielleicht war er einfach nur betrunken!" Momoko verbarg ihr Gesicht in den Armen und Hinagiku wusste, dass sie weinte. Unwillkürlich hatte sie Momoko fester in den Arm gezogen.

Sie konnte nicht fassen, dass Kazuja das getan hatte, denn immerhin hatte er gewusst, dass Momoko in der siebten Klasse genauso in ihn verliebt gewesen war, wie Yuri. Nicht zum Spaß waren sie sich meist aus dem Weg gegangen. Was also hatte sein Verhalten zu bedeuten? Mal ganz davon abgesehen, dass es für Momoko ohne jeden Zweifel eine Katastrophe gewesen war.

"Man, hätte ich gewusst, dass du noch immer in dieser unleidigen Sache steckst, hätte ich doch schon lang was getan!"

"Da kann man nichts machen, Hina!" Leider hatte sie Recht. Hinagiku wünschte, es wäre anders.

"Er ist ein Idiot!...so ein Idiot...Wie kann er das machen, wo er doch weiß...Ist noch mal was vorgefallen?" Momoko schüttelte den Kopf.

"Hoffentlich bleibt es dabei!...Wenn das noch mal passiert, kriegt er Zoff, dass kannst du wissen!" Momoko senkte den Blick. Das Problem war, dass sie sich danach sehnte, wieder von Kazuja geküsst zu werden, auch wenn einen Moment lang Fuumas kühle Augen vor ihrem inneren Auge erschienen, lieber schlug sie sich mit Fuuma rum, als noch einmal nicht zu wissen, was Kazuja bezwecken wollte, denn bei Fuuma gab es da wenigstens keine Zweifel.

Momoko hatte eigentlich über Hinagikus burschikose Lösung lachen wollen, doch das schaffte sie nicht. Ihre Verzweiflung war zu tief und das Eingeständnis der Wahrheit, machte es unmöglich, dass sie sich einfach wieder hinter ihrer Fassade versteckte.

Ohne, dass sie es noch verhindern konnten, brach sie in haltloses Weinen aus. Hinagiku nahm sie in die Arme. Es war, als sei ein Damm gebrochen und Momoko ließ ihren Gefühlen freien Lauf, in der Hoffnung, sie damit endlich hinter sich lassen zu können.

Die Sonne versank schon langsam am Horizont, als Momoko und Hinagiku sich entschlossen, zurück zu schwimmen. Die Ebbe hatte eingesetzt und sie mussten eine ziemlich lange Strecke gegen die Strömung schwimmen.

Momoko war am Ende, als sie endlich wieder Sand unter den Füßen spürte. Sie blieb geschafft im flachen Wasser liegen, Hinagiku neben sich.

"Man, Momoko, langsam kann ich dir nichts mehr vormachen!" Momoko schaffte es zu Lächeln. Es fiel ihr leichter, als erwartete.

"Wäre ja auch noch schöner!"

Sie setzte sich auf und starrte aufs Meer.

"Hina?"

"Was is?"

"Danke!" Hinagiku sah auf Momokos goldbraunen Rücken.

"No Problem!...Hilf mir hoch!" Momoko sah sie überrumpelt an.

"Das ist jetzt aber nicht dein Ernst!"

"Doch!...Ich bin nämlich am Ende!" Momoko stand auf und hielt ihr die Hand hin.

"Na dann komm!...Oma!" Momoko zerrte Hinagiku auf die Füße und ging dann zu ihrem Handtuch, nur um sich erledigt darauf fallen zu lassen. Yuri, zwei Meter oberhalb ihres Liegeplatzes öffnete die Augen.

"Wo habt ihr euch denn rum getrieben?" Momoko ließ die Augen geschlossen.

"Auf den Klippen!...Da hat man wenigstens seine Ruhe!"

"Yousukes Schwester ist wirklich ein Biest!...Ihre Klappe ist ja gemeingefährlich...vorhin hat sie ihm gerade die Tour vermasselt, ich dachte, er flippt aus!" Momoko stellte fest, dass sie Yuris Interesse an Yousuke wunderte.

"Schätze mal, sie hat ihn an der Leine!"

"Kann man sich gar nicht so recht vorstellen!", warf Hinagiku ein. Sie war neben Momoko gerutscht und sah Yuri an, "Woher denn das Interesse?" Yuri lächelte versonnen.

"Ich hab's schon mal gesagt!...Schauen ist nicht verboten!"

"Wo ist eigentlich Kazuja?"

"Sie sind was zu trinken holen gegangen!...Akira und die Kleine sind mit!"

"Bei wem hat sie ihm denn die Tour vermasselt?"

"Keine Ahnung, ich kannte sie nicht...der Kerl mach wirklich alles an, was einen BH braucht und gut aussieht!...Aber cool ist er trotzdem!"

"Hast du das Kazuja auch schon gesagt?"

"Spinnst du?" Hinagiku grinste nur. Es war nichts Neues, das Yuri immer wieder ihre Meinung zu gut aussehenden Männern abgab. Wie sie schon sagte: Schauen ist nicht verboten!

"Wie lange wollt ihr bleiben?", fragte sie jetzt.

"Mir egal!" Hinagiku streckte sich auf dem Handtuch und Momoko senkte den Kopf auf die Arme.

"Mir auch!" Ihr war gerade richtig schön nach dösen. Ihre Eltern waren nicht zu Hause und es war völlig egal, wann sie heim kam.

Sie war gerade leicht eingenickt, als etwas Eisiges auf ihrem Rücken sie hochfahren ließ. Yousuke saß neben ihr auf Miyakos Handtuch und hielt ihr eine eisgekühlte Dose Cola auf den Rücken.

"Wir dachten, du willst vielleicht auch was trinken...aber sie haben sich alle nicht getraut, weil du so gefährlich bist!"

"Das glaube ich dir glatt!" Momokos Blick sagte jedoch was anderes, als sie sich aufsetzte und ihm die Cola aus der Hand nahm. Yousuke ließ sie nicht aus den Augen, als sie die Dose öffnete, an die Lippen setzte und daraus trank. Momoko, sich dessen voll bewusst, hatte Mühe ihre Hand still zu halten und dabei war ihre größte Sorge, dass es vielleicht die anderen mitbekommen könnten, denn sie zweifelte nicht daran, dass er es sowieso ganz genau wusste.

Es war Miyako, die sie rettete, denn sie fiel ihrem Bruder von hinten um den Hals.

"Bleiben wir, bis es dunkel ist?...Vorne haben sie ein großes Lagerfeuer gemacht...und Maman ist sowieso nicht zu Hause!" Er zog sie über seine Schulter und sie landete auf seinem Schoß. Etwas veränderte sich in seinem Blick und Momoko stellte fest, das sie das faszinierte. Er wirkte nicht mehr so kalt dadurch, doch was er sagte konnte sie nicht verstehen. Die beiden unterhielten sich auf französisch und es sah ganz so aus, als wollte er nicht bleiben, doch ohne jeden Zweifel schaffte es Miyako, ihn herum zu kriegen, denn am Ende fiel sie ihm um den Hals, nur um sich gleich auf Hinagiku zu stürzen.

"Ihr bleibt doch auch, oder?"

"Hehehe, langsam...das kann ich nicht entscheiden!" Kazuja sah nicht mal auf, als er meinte,

"Kein Problem!...Wir können schon noch bleiben!" Momoko sah zu ihm und er hob doch noch den Kopf.

"Oder hast du noch was vor, Momoko?" Momokos Blick traf seinen und sie wartete auf eine Reaktion, doch irgendwie geschah diesmal nichts.

"Nein, kein Problem!" Miyako ließ sich neben sie in den Sand fallen.

"Hast du noch ein paar so verrückte Storys wie die vom Zorn des Sturmes auf Lager?" Momoko wechselte die Farbe, froh, dass man es im Licht der untergehenden Sonne, nicht sehen konnte.

"Mir fällt gerade keine ein!"

"Aber mir!", sagten Hinagiku und Yuri wie aus einem Mund und Momoko schlang sich die Arme um den Kopf.

"Kazuja...ich glaube ich will doch nach Hause!", doch das einzige Resultat auf ihr Stöhnen war allgemeines Gelächter.

Letztendlich war es trotzdem ein netter Abend, auch wenn Hina und Yuri für Akira und Miyako alle Geschichten Gabriels ausgruben, die ihnen einfielen. Das Problem war, dass sie sich eigentlich genauso gern daran erinnerte, wie die anderen, denn es war eine schöne Zeit gewesen, als sie noch in der Grundschule gewesen waren und der sechs Jahre ältere Gabriel ihnen immer diese Geschichten erzählt hatte. Sie handelten allesamt von Engeln und Dämonen, von Zorn und Liebe und davon, wie die Liebe immer gesiegt hatte. Nicht umsonst hatten Momoko und Scarlett sich die Symbole für Wasser und Sturm tätowieren lassen, denn sie hatten immer eine besondere Rolle in seinen Geschichten gespielt. Zum Beispielt hatte Gabriel Scarlett immer weisgemacht, sie sei dem Wasserengel Gabriel versprochen. Am Ende hatte es sogar funktioniert, immerhin war sie mit Gabriel zusammen, auch wenn er vielleicht kein Wasserengel war. Momoko fragte sich manchmal, ob sie wirklich irgendwann dem Zorn des Sturmes begegnen würde, denn ihr hatte Gabriel den zornigen Windengel Raphael aufgebürdet.

Es war fast Mitternacht, als Miyako sich neben Momoko setzte und sie fragte,

"Und wer ist nun dein Zorn des Sturms?...Hinagiku hat erzählt, deine Freundin hätte ihren Wasserengel schon!"

"Finis, Miya! Ce n'est pas d'interêt pour toi!(Schluss...das ist nicht von Interesse für dich!)", ging Yousuke sofort dazwischen.

"Mais je voudrais ce savoir!(Aber ich möchte es wissen)" Diesmal gab er ihr jedoch offensichtlich nicht nach.

"Non...Miyako! Et c'est tout maintenant!(Nein...und es ist genug jetzt)" Miyako senkte den Kopf und schwieg. Momoko fragte sich, was er zu ihr gesagt hatte. Sie war ihm zwar dankbar nicht antworten zu müssen, doch irgendwie tat ihr die Kleine auch leid. Sie zwinkerte ihr zu.

"Lass dich nicht klein kriegen, von ihm!" Miyako grinste wieder, schob ihren Mund an Momokos Ohr und fragte noch einmal. Einen Moment lang sah sie sie an und überlegte nur um dann dich an ihrem Ohr zu flüstern,

"Ich hab kein Interesse an einem zornigen Sturm, ist mir viel zu gefährlich!" Miyako brach in schallendes Gelächter aus,

"Da hast du eigentlich recht...aber...", der Rest wurde wieder ins Ohr geflüstert, "Weißt du was, ich glaub mein zorniger Bruder würde gut zu dir passen!" Momokos Antwort konnte jeder hören und sie lachte dabei, denn sie nahm Miyako nicht ernst.

"Vergiss es, Süße!" Miyako lachte ebenfalls, doch ein Funkeln in ihren Augen sagte ihrem Bruder, dass sie irgendeinen Blödsinn im Kopf hatte und er hätte zu gern gewusst, was es war.
 

Am Sonntag darauf stand das letzte Heimspiel von Kazujas Mannschaft an. Natürlich hatten Yuri und Kotori sie wieder mitgeschleift und auch Hinagiku hielt ihren Posten, doch Momoko hatte an diesem Tag gar kein Händchen für ihre Kamera. Gerade eben hatte sie die Nase voll von ihren Aufnahmen und zerrte den Film aus der Kamera um ihn unbrauchbar zu machen. Sie saß heute bei Yuri, Hinagiku und Kotori auf den Zuschauertribünen, denn eigentlich hatte sie gar keine Lust gehabt, Fotos zu machen und Yamatos Angebot sie wieder über den Spielereingang mit hinein zu nehmen abgelehnt.

Genau in diesem Moment kam Miyako neben sie gehüpft, griff sich den Film und meinte,

"Hi Momoko! Was machst du denn ? Der ist doch noch ganz leer!" Momoko musste lachen.

"Hi Miyako! Schön zu wissen, dass es auch was gibt, von dem du gar keine Ahnung hast!" Eine Reihe höher begann eine Frau zu lachen und Momoko sah sich um.

"Das ist meine Mutter! Midori Fuuma!....Maman! Das ist Momoko, eine Freundin von Yousuke!...Ich hab dir doch die Geschichten erzählt!...Sie hat ein voll cooles Tattoo auf der Brust!" Momoko wurde krebsrot, als sie Yousukes Mutter die Hand reichte.

"Momoko Hanasaki!" Midori lächelte.

"Ich weiß! Ich kann mich noch daran erinnern, als du ganz klein warst!" Jetzt war Momoko endgültig fassungslos.

"Wie das denn?...Äh...Entschuldigung!" Midori Fuumas Lächeln wurde noch breiter.

"Nicht doch...ist ja auch unfair, dass ich das erwähne!...Wir wohnen ganz in eurer Nähe und bevor wir ins Ausland gegangen sind, haben deine Mutter und ich uns manchmal am Spielplatz getroffen!"

"Ooohhh!...Ja!" Die erschreckende Vorstellung, dass sie mit Yousuke Fuuma im Sandkasten gespielt hatte, raubte Momoko die Sprache und Midori schien das zu merken.

"Ich bringe dich fürchterlich in Verlegenheit!...Tut mir leid!...aber Miyako hat von dir erzählt und da habe ich mich daran erinnert!"

"Was ist nun mit dem Film?", mischte sich Miyako wieder ein und Momoko lenkte sich damit ab, indem sie ihr erklärte, wie das Bild auf den Film kam.

"Aber dann kannst du doch gar nicht wissen, wie die Bilder sind! Vielleicht waren sie ja doch gut!...Die in der Collegezeitung von Yousukes erstem Spiel waren doch auch gut!"

"Diese wären nichts Gescheites geworden!"

"Das sagt Momoko...was andere sagen, kann man nicht wissen!", warf Kotori ein, "Momoko ist eine Giftspritze, wenn es um ihre Fotos geht. Entweder perfekt, oder gar nicht!"

Wieder wurde Momoko rot, doch Miyako meinte,

"Wenn das so ist...machst du mir ein Foto von Yousuke?"

"Miyako...sei nicht so unverschämt!" Midori, die bis jetzt Momoko beobachtet hatte, sah nun ihre Tochter empört an, doch schon wieder mischte sich Kotori ein und Momoko stellte fest, das sie erleichtert darüber war.

"Ich hab paar tolle Bilder vom Spiel gegen Kyoto!...Da kannst du eins haben, okay?"

Miyako platzierte sich neben Kotori.

"Okay!" Kotori grinste Momoko über ihren Kopf hinweg an und ihr Blick sagte Du bist mir was schuldig! Momoko hatte kein Problem damit, solange sie nicht gezwungen war im Beisein von Miyako und ihrer Mutter Fotos von Yousuke machen zu müssen. Miyako lenkte sie ab

"Heh, sieht ganz so aus, als könne er heute auch nichts mehr retten! Kommt auch nicht oft vor!"

Miyako hatte recht. Das Spiel lief ganz schlecht. Die Jungs vom College hatten es bisher noch nicht geschafft, den Ball ins Tor zu kriegen und Yousuke hatte heute schon zwei Treffer kassiert. Momoko versuchte erneut ein paar brauchbare Bilder auf den Film zu kriegen.

Wenig später ertönte der Schlusspfiff und die Stimmung im Stadion war trübe. Sie hatten verloren. Da konnte niemand etwas gut reden. Momoko packte ihre Ausrüstung zusammen. Viele Bilder hatte sie nicht gemacht, doch von diesem Spiel war das auch nicht nötig gewesen. Ihre Mannschaft war abgrundtief schlecht gewesen und sie konnten froh sein, dass Fuuma im Tor wirklich gut war.

"Was hast du heut noch vor, Momoko?"

"Keine Ahnung!" Hinagiku lief mit ihr gemeinsam in Richtung Ausgang. Yuri wollte auf Kazuja warten und diesmal hatten sie sich nicht dazu breitschlagen lassen, ihr Gesellschaft zu leisten.

Draußen sahen sie Yousuke mit einem Mädchen auf dem Sozius vorbeifahren. Er bemerkte sie nicht.

"Sah aus wie Manami, oder?", meinte Hinagiku.

"Keine Ahnung, interessiert mich auch nicht! Falls ja, ist es ihr Problem!" Momoko war auf Manami nicht sonderlich zu sprechen, denn sie hatte sich immer zwischen Misha und sie gehängt. Sie hatte zwar kein wirkliches Interesse an Misha gehabt, aber dass konnte sie trotzdem nicht leiden. Hinagiku lachte,

"Du nimmst ihr das mit Misha immer noch übel! Vielleicht solltest du dir doch noch mal überlegen!", bei dieser Bemerkung beobachtet sie genau Momokos Reaktion, doch diese blieb ungerührt,

"Absoluter Blödsinn, Hinagiku? Ich kann es nur nicht ab, wenn mir jemand dazwischen funkt!"

"Ach so ist dass!" Hinagikus Tonfall war spöttisch und Momoko sah sie giftig an.

"Also, wie ist dein Plan für den Rest des Tages? Hast du Lust ins Kino zu gehen?", wechselte sie abrupt das Thema.

"Bei der Hitze!"

"Gerade deshalb! Da ist es wenigstens klimatisiert!"

"Da hast du auch wieder recht!"

"Also gut! Dann werden wir zwei alleinstehenden Damen uns eben einen Aktionfilm anschauen! Zu feiern wird's heut ja wahrscheinlich nichts geben! Ich denke eher, dass sie sich irgendwo heimlich die Birne voll knallen werden!"

"Eigentlich auch kein schlechter Gedanke!" Hinagiku sah aus, als ziehe sie das wirklich in Betracht und Momoko bremste sie.

"Dir werd ich helfen!...Du wirst schön brav mit mir ins Kino gehen!" Sie waren am Blumengeschäft von Hinagikus Eltern angekommen und Momoko verabschiedete sich,

"Also! Ich hol dich gegen acht ab! Genau richtig für die Spätvorstellung!"

"Einverstanden! Bis später!"
 

"Man, Hina! Das war echt fies von dir!...So ein ekelhafter Streifen!" Hinagiku grinste. Sie hatte einen sehr gewöhnungsbedürftigen Geschmack, was Kino anging und Momoko hatte sich zu ihrem eigenen Ärger dazu breitschlagen lassen mit ihr in einen ihrer favorisierten Streifen zu gehen. Ein Fehler, wie sie zu spät begriffen hatte, denn ihr war mehrfach richtig schlecht geworden.

"Was machen wir jetzt noch? Es ist gerade Mal Mitternacht!" Hinagiku streckte sich, als sie aus dem Kino herauskamen und Momoko atmete tief durch, um die leichte Übelkeit, die sie noch immer quälte, los zu werden,

"Ich könnte etwas zu trinken gebrauchen! Mir ist immer noch schlecht!"

"Peaches, Bluelight, Banzai-Bar? Wohin willst du?"

"Peaches ist am nächsten!"

"Okay! Gehen wir was trinken!"

Nur zehn Minuten später schoben sie sich auf zwei Hocker an der Bar des Peaches. Momoko bestellte gerade für sich und Hinagiku, als jemand in ihrem Nacken hauchte,

"Hi Süße, schön, dass du hergefunden hast!...Da muss ich wenigstens nicht die ganze Zeit beim Tanzen zuschauen, wenn Gabe mit seinen Exkommilitonen über sinnlose Aktiengeschäfte quasselt!" Ein Grinsen schlich sich in Momokos Gesicht, denn aus den Boxen tönte ein Blues und Scarlett hatte ihr die Arme um die Taille geschlungen. Sie konnte es einfach nicht lassen. Es hatte Zeiten gegeben, da hatten sie auf diese Art den ganzen Laden geschockt, wenn Scarlett es eiskalt fertig gebracht hatte ihr dabei auch noch einen Kuss auf die nackte Schulter zu geben. Noch heute schauderte es sie manchmal, wenn sie daran und an die Gerüchte dachte, die das aufgewirbelt hatte.

Hinagiku schien wohl ähnlich zudenken, denn sie meinte, als Scarlett sie auf die Tanzfläche zog,

"Aber heute keine Knutscherei, bitte! Schließlich bin ich mit ihr allein hier und will nicht kompromittiert werden!" Sie sah Scarlett dabei nicht an, denn der Schalk blitzte in ihrem Gesicht. Momoko hatte schon Mühe, sich das Lachen zu verkneifen, als Scarlett sie auf der Tanzfläche in die Arme nahm.

Gabriel hielt mitten im Satz inne, als er Scarlett und Momoko auf der Tanzfläche sah. Er hatte sich schon gefragt, wo sie abgeblieben war.

"Die werden wohl nie erwachsen?", murmelte er fassungslos den Kopf schüttelnd. Sein Gesprächspartner folgte seinem Blick,

"Ist das nicht deine Verlobte?"

"Doch, doch!" Gabriel sah sein gegenüber wieder an, doch der starrte noch immer zu Scarlett und Momoko.

"Ähm..." Gabriel stürzte seinen Scotch hinunter. Er konnte sehen, was sein Bekannter dachte. Scarlett hatte ihn gnadenlos in Verlegenheit gebracht. Genau das passierte immer, wenn er sie zu etwas überredete und dann nur an sich dachte und sie vernachlässigte.

Unwillkürlich musste er Grinsen.

"Das macht sie immer dann, wenn sie sich vernachlässigt fühlt!...Du entschuldigst doch!" Gabriel ließ den anderen stehen.

Was ließ er sich auch immer in solche Gespräche verwickeln? Um Geschäfte brauchte er sich keine Gedanken zumachen, da hatte er von Haus aus ein glückliches Händchen.

Er ging direkt auf Momoko und Scarlett zu. Momoko hatte große Mühe nicht loszulachen und grinste ihm entgegen. Unverfroren tippte er Scarlett auf die Schulter.

"Du entschuldigst doch!" Flink nahm er Momoko in die Arme und Scarlett hatte das nachsehen. Sie würdigte ihn keines Blickes, als sie zu Hinagiku zurückging. Die verkniff sich ebenfalls das Lachen.

"Ist ja mal ganz was Neues!" Scarlett griff sich Momokos Trink und bediente sich.

"Kann man wohl sagen!...Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er will mich ärgern!" Hinagiku fragte sich, was Gabriel sonst noch bezwecken könnte.

"Und, gibt's was neues?" Momoko legte ihm die Arme um den Nacken. Sie wusste, dass andere das falsch verstehen könnten, doch Scarlett gehörte da nicht dazu und bei Gabriel fühlte sie sich schon so lange sie zurückdenken konnte angenehm sicher. Gabriel lächelte versonnen, froh darüber, dass sie in Momokos Erinnerung tiefe Freundschaft verband, und sie ihm noch immer vertraute, wie als kleines Mädchen. Er hoffte, dass er sie dadurch retten konnte.

"Nichts besonderes!...Wir vertreiben uns die Zeit...und ihr?"

"Scarlett wollte ausgehen und ich mag diesen Laden!"

"Du magst jeden Laden hier und ich wette, du warst derjenige, der ausgehen wollte!...Scarlett schien mir eher auf etwas anderes versessen gewesen zu sein." Gabriel lachte leise. Das war der Nachteil der Geschichte. Momoko kannte ihn verdammt gut.

"Wie geht's Hina?"

"Nicht besonders!...Er kommt im Herbst nicht zurück!"

"Ich hab nichts anderes erwartet!...Er ist zu gut!...Sie wollen ihn nicht wieder raus rücken!"

"Das ist für ihre Beziehung nicht gerade dienlich!" Gabriel dachte an Scarletts verrückte Idee in Harvard studieren zu wollen und fragte sich, wie ihre Beziehung das vertragen würde.

"Kann ich mir vorstellen!" Der Song war zu Ende und Gabriel ließ Momoko los. Er hatte eine Idee, musste jedoch erst klären ob es ging und sagte darum nichts.

"Treibt euch nicht so lange rum!" Momoko lächelte jetzt spöttisch.

"Es sind Ferien, Onkel Gabriel!"

"Ja, ja...ich weiß, du bist kein kleines Mädchen mehr!" Momoko lachte nur, als er zu Scarlett zurück ging, sie in den Arm nahm und auf die Tanzfläche schob.

Es war schon drei, als Momoko nach Hause kam und endlich ins Bett fiel.
 

Momoko stoppte außer Atem an der Mauer des Aussichtspunktes. Sie war zu schnell losgelaufen, wie üblich, wenn sie eigentlich keine Lust hatte und genau das war heute der Fall, denn ihr nächtlicher Abstecher ins Peaches saß ihr in den Knochen und sie wäre lieber noch in ihrem Bett.

>Ich frage mich, wenn ich es endlich lerne?< Sie legte das linke Bein auf die Mauer und begann ihre angestrengten Muskeln zu dehnen. Von ihrem inneren Schweinehund ließ sie sich nur noch selten etwas sagen und wenn Training angesagt war, wurde fast immer trainiert, ganz gleich, wie laut das Bett rief.

"Was machst du denn um diese Zeit hier?" Momoko fuhr zusammen.

Das hatte ihr gerade noch gefehlt, denn diese Stimme gehörte ohne jeden Zweifel Yousuke Fuuma. Er hatte auf einer der Bänke am Pavillon gelegen und setzte sich gerade auf, als sie sich langsam umdrehte und ihn völlig konsterniert ansah,

"Dasselbe könnte ich dich fragen!" Yousukes Blick blieb an ihrem schweißnassen T-Shirt, das an ihrer Haut klebte, hängen. Trotz der frühen Stunde war es schon recht warm. Momoko wechselte die Farbe und drehte ihm wieder den Rücken zu. Weiterlaufen konnte sie nicht. Sie war zu sehr außer Atem.

"Mir ein Nickerchen gönnen!", antwortete er schließlich doch noch.

"Und warum tust du das nicht zu Hause?"

>Spinne ich?...Was geht mich das an?<, Momoko bemühte sich, ihre Atmung zu beruhigen. Sie konnte sein Grinsen förmlich hören, als er antwortete.

"Die Party hat ein bisschen länger gedauert, als erwartet und um die Zeit würde ich nur wieder Zoff mit meiner Mutter kriegen!" Er tauchte neben ihr auf und setzte sich auf die niedrige Mauer.

"Was?!?....Habt ihr tatsächlich eure Niederlage gefeiert?"

"Wir haben einen Geburtstag gefeiert!.... Also, was treibst du hier? Machst du das jeden Morgen?"

"Geht dich das was an?" Momoko senkte die Stirn auf ihr ausgestrecktes Bein. Sie wollte ihn nicht ansehen, doch er tat ihr nicht den Gefallen, senkte den Kopf und sah ihr spöttisch grinsend ins Gesicht.

"Nein...aber es interessiert mich trotzdem?" Sie richtete sich wieder auf und sah ihn nun doch an. So lange sie nicht weglaufen konnte, würde er sich nicht in Ruhe lassen. Das wurde ihr klar.

"Jeden Zweiten! Es ist im Moment die einzige Zeit, wo die Temperaturen noch erträglich sind!" Sie machte mit ihren Dehnungsübungen weiter und Yousuke starrte in die Ferne.

"Der Kleine ist wirklich scharf auf dich, weißt du das?" Damit brachte er sie doch noch komplett aus dem Konzept. Sie wusste nicht, was er meinte.

"Wie bitte?"

"Kaji! Er hat gestern richtig groß gefeiert und war todunglücklich, dass Yuri dich nicht mitgebracht hat!...Aber ist ja kein Wunder, wenn du nicht mit ihr und Kazuja gehen willst!" Momoko starrte ihn an.

Warum tat er das?

"Das lässt dir keine Ruhe, oder?" Yousuke lachte trocken.

"Täusch ich mich oder spielt es keine ganz so große Rolle mehr?"

"Nicht dein Problem!"

"Wer weiß?!" Sein Lächeln war jetzt hintergründig und Momoko fragte sich, was er meinte.

"Was soll das heißen?"

"Kannst du dir das nicht denken?" Momoko wurde dunkelrot, denn sie musste an den Zwischenfall auf der Collegeparty denken und wusste, dass er darauf anspielte.

"Was bildest du dir eigentlich ein?" Er lächelte wieder.

"Was ich mir einbilde?...Gar nichts...ich geb dir nur die Zeit, davon zu laufen!" Momoko schluckte und etwas sagte ihr, dass sie das beherzigen sollte. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und lief in Richtung des schattigen Weges, der um die Klippe herum zum Strand hinunter verlief, davon.

Yousuke sah ihr nach, noch immer ein Lächeln auf den Lippen. Sie versuchte ihn auf Distanz zu halten. Das war ihm klar, doch das würde sie nicht lange durchhalten, denn er hatte nicht die Absicht, sich mit diesem Kuss auf dem Gang zufrieden zu geben und ihre eigene Reaktion hatte sie verraten. Dieser kleine Hitzkopf hatte ihn schon fasziniert, als er sie das erste Mal gesehen hatte und er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er sie herum bekommen würde.

Momoko lief erneut viel zu schnell bis zum Strand hinunter und hielt dort außer Atem an.

Wie hatte sie sich nur auf diese Diskussion einlassen können? Irgendwie schaffte es Fuuma immer wieder sie zu provozieren und Momoko hatte das Gefühl, dass es gar nicht gut war, sich von ihm aus der Reserve locken zu lassen. Noch immer brannten ihre Wangen, wenn sie an die Anspielungen dachte, die er gebracht hatte. Etwas sagte ihr, dass er genau wusste, welche Wirkung er auf sie hatte und sie stellte fest, dass ihr das gar nicht gefiel. Momoko ließ die Schultern hängen. Yousuke Fuuma störte ihren Seelenfrieden und das konnte sie absolut nicht gebrauchen.

Zum Glück fuhren sie heute raus zum Strandhaus der Tanimas und die Chance ihm sobald wieder über den Weg zu laufen war ziemlich gering.
 

"Heh, Kazuja, was machst du denn hier so allein?...Wo hast du dein Schätzchen gelassen?" Yousuke machte sich auf dem Barhocker neben Kazuja breit, der allein in der Banzai-Bar aufgetaucht war.

"Yuri ist mit Hinagiku und Momoko für ne Woche zum Strandhaus ihrer Eltern raus gefahren! Da bin ich unerwünscht! Schließlich ist Takuro in den USA und Momoko wie immer solo!"

"Was und das lässt du dir gefallen?" Kazuja lachte trocken.

"Was soll ich machen! Ich beuge mich dem übermächtigen Willen von Yuris geliebten Freundinnen!...Und du? Heute mal solo?" Yousuke nahm einen Schluck Bier.

"Hab nichts brauchbares gefunden!"

"Und dabei stehen sie Schlange!"

"Das will nichts heißen!" Kazuja nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Glas.

"Das dachte ich mir schon! Wo steckt Manami?"

"Okinawa!" Kazuja nickte nur.

"Lass uns einen drauf machen! Ich gebe einen aus, was hältst du davon!"

"Was soll's ist sowieso nichts weiter los!", und so kam es dass sie zwei Stunden später alles andere als nüchtern waren und Kazuja eine makabere Schnapsidee entwickelte.

"Heh, was hältst du davon, wenn wir uns ein Taxi nehmen und zum Strandhaus raus fahren?" Yousuke lachte.

"Klar...ich wette, die wären begeistert!" Er meinte es spöttisch, doch Kazuja war nicht in dem Zustand, das zu begreifen.

"Nicht wahr!...Ich wette die trifft der Schlag!" Yousukes wurde klar, dass er es ernst meinte.

"Garantiert!....Nimm morgen deinen Wagen und fahr einfach raus!"

"Nicht morgen, gleich...und du kommst mit!" Kazuja beorderte den Barkeeper heran und zahlte. Yousuke war völlig überrumpelt.

"Quatsch...jetzt doch nicht!"

"Klar, jetzt sofort...mit dem Taxi!" Kazuja hatte sich ganz offensichtlich an dem Gedanken fest gebissen. Er rutschte vom Barhocker und zerrte Yousuke am Arm hinter sich her. Ehe er sich gefasst hatte, waren sie draußen und Kazuja winkte ein Taxi heran. Yousuke versuchte noch einmal ihn zu bremsen, denn er war sich fast sicher, das Yuri nicht allzu begeistert sein würde, wenn Kazuja in diesem Zustand im Strandhaus auftauchte.

"Komm Kazuja...ich bring dich nach Hause und morgen kannst du zu Yuri raus fahren!"

"Wir fahren jetzt!...Die werden dumm schauen! Und außerdem habe ich keinen Bock da allein aufzutauchen!...Hinagikus spitze Zunge würde mich killen!" Ehe Yousuke reagieren konnte, hatte Kazuja ihn auf den Rücksitz des Taxis geschoben, war selbst eingestiegen und hatte dem Fahrer gesagt, wohin es gehen sollte.

Spätestens da bereute Yousuke ernsthaft, ihn zu einem Saufgelage eingeladen zu haben. Er war das offenbar gar nicht gewöhnt. Das Taxi fuhr durch die Nacht und Kazuja quatschte ihn besoffen. Yousuke fragte sich nur noch, wie er es morgen schaffen sollte, erst nach Hause und dann auch noch rechtzeitig zu seinem Job zu kommen. Seine Laune näherte sich langsam dem Nullpunkt. Er hoffte, wenigstens den Taxifahrer zum Warten bewegen zu können, doch Kazuja gab ihm keine Chance. Er warf das Geld auf den Beifahrersitz und zerrte ihn aus dem Auto.

"Du wirst schön mitkommen!"

Da standen sie nun, vor einem stockdunklen Haus, auf einem Platz, der nichts weiter als eine beleuchtete Telefonzelle aufweisen konnte.

"Wirklich ne tolle Idee!" Yousuke war von seiner eigene Blödheit schockiert, doch Kazuja schien genau zu wissen, wie er vorgehen wollte und verschwand in einem Gebüsch. Yousuke beeilte sich, ihm zu folgen. Das Gebüsch stellte sich als Eingang zu einem Pfad heraus, der zum Strand hinunter führte, von wo aus man wieder auf die Terrasse des Hauses kam. Yousuke hoffte nur, dass Kazuja sich nicht getäuscht hatte und Yuri auch wirklich da war. Ansonsten steckten sie wirklich bis zum Hals in Schwierigkeiten, doch an den Stufen zur Terrasse war leise Musik zu hören und man konnte Licht schimmern sehen. Kazuja ging voran. Yousuke musste zugeben, dass er ihm soviel Verrücktheit gar nicht zugetraut hatte.

Yuri fiel das Weinglas aus der Hand und zerschlug auf dem Boden, als sie Kazuja aus dem Schatten auftauchen sah und Hinagiku grinste anzüglich. Momoko war völlig geschockt und als dann auch noch Fuuma auf der Terrasse auftauchte, war es um ihre Beherrschung geschehen. Sie verschluckte sich an dem Schluck Wein, den sie gerade im Mund hatte und begann zu husten.

"Wa ...wa....wa....was macht ihr denn hier?" Yousuke kam zum Tisch und stürzte den Inhalt des erstbesten Glases hinunter, um seinen Unwillen runter zu spülen. Es war Hinagikus und diese schaute ihn empört an, während sie Momoko auf den Rücken klopfte.

"Heh, das war meins!"

"Na und? Was kann ich denn dafür, dass der Kerl nichts verträgt und unbedingt heute noch hier raus will?...Das habe ich gerade gebraucht!....Was war das übrigens für Schlabberwasser?"

"Kalifornischer Rotwein!" Hina antwortete an Yuris Stelle, denn Yuri war damit beschäftigt, Kazujas Hände unter Kontrolle zu halten. Yousuke fragte trocken,

"Wie lange haben die sich nicht gesehen?" Hinagiku verschluckte sich nun ebenfalls.

"Seit dem Wochenende!"

"Furchtbar!...Wie ist das? Wohin muss ich hier das Taxi bestellen?" Yousuke war inzwischen wieder relativ nüchtern und sah Momoko an, die noch immer hustete. Zweifellos war sie nicht mehr ganz nüchtern. Nachdenklich spielte er mit seinem Handy, als Kazuja sich vernehmen ließ und Yuri es mit hochrotem Kopf schaffte aus seiner Reichweite zu entkommen,

"Du bleibst hier, man! Glaubst du ich hab dich hier rausgeschleift, damit du gleich wieder abhaust? Wir machen heute richtig einen drauf!"

"Mit dem Zeug?....Das kannst du vergessen! Da fahr ich lieber nach Hause!" Yousuke trank den Rest aus Momokos Glas auch noch aus.

"Heh, was soll das?"

"Du hast eh genug!" Yousuke grinste sie frech an, bevor Kazuja ihn wieder ablenkte.

"Hab dich nicht so! Jetzt bist du hier und bleibst auch erst mal! Ist doch genug Platz, oder Yuri?"

"Sicher!" Yuri fragte sich, was ihre Mutter sagen würde, wenn sie wüsste, was hier los war.

Kazuja klappte zwei weitere Stühle auf und schob Yousuke, der noch immer nicht ganz überzeugt war, in einen davon, bevor er sich in den zweiten fallen ließ.

"Heh, Momoko, friert's dich?" Momoko sah Kazuja von unten herauf an. Sie hatte sich eine Decke um die Schultern gewickelt,

"Du weißt doch, im Gegensatz zu Yuri bin ich eine von den unterkühlten!" Hinagiku lachte.

"Wer's glaubt wird selig!" Momoko warf ihr einen giftigen Blick zu, während Yuri schon wieder rot aufsprang, denn Kazujas Hände waren noch immer überall.

"Ich besorg erst mal noch was zu trinken! Sieht wohl so aus, als würde sich die Veranstaltung noch ne Weile hinziehen!"

Wenig später waren Scherben beseitigt und die Gläser wieder voll. Selbst Yousuke hatte sich mit der Tatsache abgefunden, dass er auswärts schlafen würde und der Hauptgrund dafür saß ihm schräg gegenüber und hatte offensichtlich beschlossen nicht weiter zu trinken. Während sein Blick immer wieder zu Momoko hinüberwanderte, lästerte er heftig über Yuris kalifornischen Wein und geriet mit ihr in eine heftige Diskussion über die französische Lebensart, bei der Yuri letztendlich den Kürzeren zog und begann ihn auszufragen. Hinagiku klatschte Beifall und Momoko konnte an Kazujas Gesichtsausdruck erkennen, dass das auch ihn amüsierte. Inzwischen hatte seine Rechte Yuris ergriffen und lag in deren Schoß. Momoko spürte einen Stich. Wieder einmal fragte sie sich, was die Aktion Weihnachten zu bedeuten gehabt hatte. Sie war fast so weit zu glauben, dass er einfach nur betrunken gewesen war.

Momoko hielt sich zurück. Bevor Kazuja und Yousuke aufgetaucht waren hatte sie kein Problem damit gehabt, ihren Frust mit Wein hinunter zu spülen, doch jetzt war das anders. Sie nippte nur noch an ihrem Glas und spürte immer wieder Fuumas Blick auf sich ruhen. War ihr zuerst nur kalt gewesen, war sie jetzt froh, sich in dieser Decke verstecken zu können. Yousuke trank Bier und lieferte sich inzwischen ein Wortgefecht mit Hinagiku, doch deren Mundwerk war schon von anderem Kaliber, als Yuris und obwohl sie genauso wenig nüchtern war, wie diese, schaffte er es nicht mit ihrer losen Klappe fertig zu werden. Nur Momoko war klar, das es ein Fehler gewesen war sich mit Hinagiku über Sport zu streiten. Das war ihre Welt und mit ihrem Mundwerk war sie da fast unschlagbar.

Es war schon weit nach Mitternacht, als Yuri beschloss Kazuja und Yousuke die Zimmer zu zeigen, denn Kazuja fielen immer wieder die Augen zu.

Momoko und Hinagiku grinsten sich an, als sie verschwunden waren.

"Ich wette sie traut sich nicht ihn in ihr Zimmer einzuquartieren!" Momoko lachte.

"Das ist keine Wette!...Das ist sicher!"

"Du bist beängstigend nüchtern!" Hinagiku lehnte sich zurück und starrte in den Sternenhimmel, um das Schwanken in ihrem Kopf los zu werden. Die Kerzen waren fast niedergebrannt und Momokos Gesicht war nur noch ein Schatten.

"Du bist doch betrunken genug für uns beide!"

"Stimmt!...Liegt es an Kazuja oder an Fuuma?"

"Das war ganz allein meine Entscheidung!" Hinagiku grinste.

"Bestimmt!...Sieht aus, als würde sie doch nicht wieder kommen!" Momoko nickte nur.

"Ob wir auch ins Bett gehen sollten?"

"Es ist noch Wein da!" Momoko teilte den Rest aus der Flasche auf Hinagikus und ihr Glas auf.

"Ach so, hast du doch noch Durst!" Sie lachte leise.

"Inzwischen wieder!"

"Momoko, was ist los mit dir?...Du machst uns doch schon wieder was vor!"

"Was macht eigentlich Takuro?" Hinagiku schüttelte den Kopf. Heftiger konnte ein Themenwechsel kaum sein.

"Er ist einsam!...Drüben sind jetzt auch Semesterferien!"

"Warum kommt er nicht?" Hinagiku klang betrübt.

"Erst Weihnachten!" Sie stürzte den restlichen Inhalt ihres Glases hinunter.

Momoko stand auf.

"Komm, ich bring dich in dein Zimmer!" Hinagiku nahm die Hand, die sie ihr hinhielt und Momoko hoffte, dass sie gleich schlafen konnte, denn sonst würde sie sicher wieder in ihr Kissen weinen. Sie bereute so ungeschickt vom Thema abgelenkt zu haben.

"Die Kerzen!" Hinagiku hatte den Arm schwer um Momokos Schultern gelegt und sah zum Tisch.

"Ich mach sie dann noch aus!...Jetzt bring ich dich erst mal in dein Bett!" Ohne Widerstand ließ Hinagiku sich ins Haus bringen. Sie hatte ein Zimmer nach hinten hinaus, direkt neben Yuri. Beide hatten keinen Bedarf nach Brandungsrauschen, denn Yuri hörte es schon seit Jahren und Hinagiku, konnte es auch nicht mehr hören, seit sie häufig mit Takuro im Ferienhaus seiner Eltern gewesen war.

Hinagiku fiel wie ein Stein aufs Bett und hatte schon die Augen zu, als sie landete. Momoko schob sie aufs Kissen und zog das Laken zum zudecken über sie.

"Das wird schon Hina...ganz bestimmt!...Alles wird gut!" Momoko streichelte Hinagikus Wange. Sie schlief und Momoko lächelte. Manchmal war es wirklich besser zu früh auf die Bremse zu treten, als zu spät.

Das einzige Problem war, dass sie überhaupt nicht müde war. Immer noch mit ihrer Decke um die Schultern gewickelt, ging sie wieder hinaus auf die Terrasse. Die Kerzen brannten noch immer. Momoko beobachtete, wie eine der Flammen erlosch. Sie griff sich eine der Weinflaschen, die Yuri vorhin geholt hatte, und öffnete sie. Langsam ließ sie den Wein ins Glas laufen.

"Ach Momoko, irgendwie bist du schon ne verkrachte Existenz, und das in deinem Alter!". Sie nahm das Glas und trank einen Schluck, als aus der Dunkelheit eine Stimme antwortete,

"Ich denke, du bist weniger verkracht, als alle anderen!"

Langsam drehte sich Momoko um. Yousuke stand an der Ecke, wo die Galerie auf der Terrasse endete. Er kam auf sie zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen.

"Und das in deinem Alter!", setzte er mit hochgezogenen Augenbrauen hinzu.

Momoko sah ihn an. Wieder einmal war es unmöglich zu erahnen, was er dachte, doch sie wusste, dass das egal war. Sie spürte, wie all ihre guten Vorsätze sich in Luft auflösten. Es stand ganz einfach fest, dass Yousuke Fuuma eine ungewöhnliche Anziehung auf sie ausübte. Sonst wäre das auf der Collegeparty nie passiert.

Yousuke nahm ihr das Glas aus der Hand und trank einen Schluck daraus, sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassend.

"Ich dachte der Wein taugt nichts!" Momoko flüsterte, denn sie war sich ihrer Stimme nicht sicher. Yousuke lächelte, diesmal ganz ohne Wertung.

"Das tut nichts zur Sache!" Er stellte das Glas auf den Tisch, nahm die Decke in seine Hände und zog sie ohne Hast an sich. Momoko schluckte, als sie gegen ihn prallte.

"Was willst du von mir, Yousuke?" Sein Lächeln wurde breiter.

"Das weißt du ganz genau!"

Momoko schloss die Augen, als seine Lippen ihre Schläfe streiften und von da erst zu ihrem Ohr und dann zu ihrem Hals wanderten. Sie hatte nicht erwartet, dass er so zärtlich sein konnte. Bisher hatte er immer den Eindruck gemacht, ohne Rücksicht auf Verluste auf sein Ziel zuzugehen. Momoko wusste, dass sie verloren war. Ihre Finger krallten sich in sein T-Shirt. Er zog sie fester an sich und einen Augenblick später spürte sie seine Lippen auf ihren. Alle Gedanken verschwanden aus ihrem Kopf. Momoko verlor das Gefühl für Raum und Zeit und ließ sich fallen. Yousuke nahm sie in die Arme. Seine Hände begannen ihren Rücken zu liebkosen. Sein Kuss wurde fordernder und Momoko stöhnte leise, als seine Lippen wieder über ihren Hals wanderten und von dort zu ihrer Schulter. Ihre Finger krallten sich in seine langen Haare und zerrten seinen Kopf wieder nach oben, nur, um ungeduldig seinen Kuss einzufordern, als er wissend lächelnd gegen ihre Lippen flüsterte,

"Wusste ich doch, dass du genau richtig bist!"

In diesem Moment klappte im Haus eine Tür und sie beide erstarrten. Yousuke sah zu Terrassentür, als von drinnen Yuri fragte,

"Momoko, Hina...seid ihr etwa noch auf?" Yousuke sah wieder zu Momoko, die völlig überrumpelt war. Einen Moment überlegte er, sie mit in den Schatten zu ziehen, entschied sich dann aber dagegen. Doch er ließ es sich nicht nehmen, ihr noch einen begehrlichen Kuss zu geben, bevor er im Schatten der Galerie verschwand. Momoko zerrte hastig die Decke, die zu Boden gerutscht war wieder hoch und schlang sie sich um die Schultern, als Yuri in der Terrassentür erschien. Yousukes verschwinden, hatte Kälte zurück gelassen und sie stellte fest, dass sie sich die Wärme eines Körpers zurück wünschte.

"Momoko...bist du allein?" Momoko schaffte es gerade noch so, sich endgültig zu fassen.

"Siehst du noch jemanden?...Ich hab nicht erwartet, dass du noch mal auftauchst!" Sie nahm ihr Glas und trank einen Schluck, als ihr einfiel, dass Yousuke vorhin gerade aus dem Glas getrunken hatte und sie leichte Hitze in den Wangen spürte, doch Yuri merkte es nicht. Sie nahm sich eine Decke und ließ sich auf eine der Liegen fallen.

"Ich kann nicht schlafen!"

"Da sind wir schon zwei!" Momoko machte es sich ebenfalls auf einer Liege bequem. Sie fragte sich, ob Yousuke gegangen war, oder noch auf der Galerie stand.

"Was ist los mit dir, Yuri?" Yuri hatte versonnen ins Leere gestarrt.

"Nichts...es...es ist nur...manchmal weiß ich nicht, was in ihm vorgeht und...manchmal denke ich, dass ich ihn nicht mehr wirklich kenne, doch dann...dann startet er solche Aktionen, wie heute...und dann...weiß ich wieder, wie sehr ich ihn liebe!" Momoko schwieg eine Ewigkeit, bevor sie meinte,

"Das ist doch schön...Yuri, es kann doch nichts schöneres geben, als das immer wieder neu zu entdecken..." Yuri lächelte sie an.

"Wenn du das so genau weißt, warum lässt du dann nicht zu, dass es dir auch passiert?" Momoko lachte leise.

"Du kannst es nicht lassen, was?...Das geht nicht auf Kommando!...Ich kann mich nicht zwingen jemanden zu lieben!"

"Ich kann einfach nicht glauben...dass bei all den Jungs, mit denen du jetzt schon geflirtet hast nicht einer dabei war, in den man sich verlieben könnte!...Bei Misha waren wir uns so sicher...Hast du mal nachgezählt, wie oft ihr zusammen gegangen seid?"

"Ich wette, du kannst es mir sagen..."

"Elf Mal!...Es waren elf Mal!...Du kannst mir nicht weismachen, dass da nie was war!"

"Hab ich nie behauptet!"

"Aber wieso hast du dann nie....?"

"Weil das eine nichts mit dem anderen zu tun hat...auch wenn Misha das wohl nicht verstanden hat!" Yuri sah verstimmt aus.

"Interpretiere ich es dann richtig, wenn ich sage du hast ihn benutzt?" Momoko stellte fest, dass Yuris Ausdrucksweise ihr nicht gefiel. Sie hoffte, dass Yousuke gegangen war, denn sie konnte nicht mehr ausweichen.

"Ich würde eher sagen ich hatte meinen Spaß! Genau wie er!"

"Aber dass kann es doch nicht sein, Momoko!" Momoko starrte auf den Wein in ihrem Glas.

"Natürlich ist das nicht die Erfüllung, Yuri!...Das weiß ich!...Aber mehr habe ich bis jetzt nicht auf die Reihe gebracht!"

"Ich wünschte, du würdest dich endlich mal richtig verlieben!" Sie meinte es ehrlich, dass sah Momoko ihr an und am liebsten hätte sie geschrieen Ich bin richtig verliebt! , doch dann hätte Yuri gefragt in wen und sie hätte eine neue Lüge erfinden müssen. Sie nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas.

"Irgendwann wird es schon noch klappen!" Yuri lächelte wieder und Momoko lächelte zurück.

Yousuke, im Schatten der Galerie dachte jedoch,

>Ich hoffe, du lässt dir noch ne Weile Zeit damit, meine Süße!<

Es war mitten in der Nacht, als Momoko aus dem Schlaf fuhr. Irritiert versuchte sie sich zu erinnern, was sie geweckt hatte, als die Bilder eines Traumes vor ihren Augen zu flackern begannen. Ein geflügelter Engel erschien aus einem Feuerwirbel. Er hatte golden schimmernde Flügel, die zu brennen schienen, dunkles Haar mit kupfernen Reflexen und goldbraune Augen und sprach zu ihr, doch sie konnte nicht hören, was er sagte, denn das Tosen des Windes und das Rauschen der See übertönten seine Stimme. Irgendwie schien ihn das traurig zu machen, doch in diesem Moment war Momoko zu ihrem Schrecken klar geworden, dass sie in der Luft über dem Meer schwebte und unter ihr nachtblaue Wellen im Sturm tanzten. Der Traum riss ab, doch das Bild des Engels und des stürmischen Meeres hingen in ihrem Kopf fest und sie ließ sich wieder in die Kissen fallen.

Was sollte das denn bedeuten? Momoko versuchte einen Sinn darin zu sehen, denn sie hatte schon früher oft Träume von Engeln gehabt, die meistens einen tieferen Sinn verbargen, doch das einzige, was sie sich aus diesem Traum zusammen reimen konnte, war, dass dieser Engel eine Warnung ausgesprochen hatte, von der jemand anderes nicht wollte, dass sie sie verstand.

Sie stand auf, um in der Küche etwas zu trinken. Inzwischen kannte sie sich im Haus so gut aus, dass sie kein Licht mehr brauchte und so ging sie im Dunkeln in die Küche, nur um da heftig mit jemandem zusammen zu prallen.
 

KLasse Cliffhanger, oder?
 

Ich weiß ich bin fies...aber das Kapitel ist eh lang genug gewesen.
 

Bye KimRay

Chaos der Gefühle

So, diesmal ohne große Worte Kapitel 4, wenn ich euch schon ein so fieses Ende präsentiere!
 

Big Thanks an Kid, Anime_Angel, Unkwon, Magic Girl und cathy02, die mir alle schon einen Kommentar geschrieben haben und natürlich auch an alle, die meine Story sonst noch lesen! Schreibt mir einen Kommentar, ich bin dann immer ganz happy!
 

Bye KimRay
 

PS: Hoffentlich kommt das Kapitel diesmal schneller! Ob das an der Größe lag, dass es so lange gedauert hat? Sind ja Monster-Kapitel gewesen.
 


 

Kapitel 4

Chaos der Gefühle
 

Ein Arm schlang sich um Momokos Taille und verhinderte, dass sie zu Boden stürzte. Momoko hob den Kopf in der Hoffnung Yousuke vor sich zu haben, doch sie wusste, dass das eine Illusion war, denn Yousuke würde sich in einem fremden Haus niemals ohne Licht in die Küche finden. Es gab nur einen Mann im Haus, der das konnte. Sie stellte fest, dass ihr die Knie weich wurden bei dem Gedanken, dass sie wieder einmal in Kazujas Armen lag und es sah ganz danach aus, als wolle er sie nicht loslassen.

Momoko sah ihn an. Sie zwang sich etwas zu sagen, denn sie wusste nicht, ob ihm klar war, dass sie nicht Yuri war.

"Sorry, Kazuja!...Ich hab nicht damit gerechnet, dass noch jemand auf die Idee kommen könnte, mitten in der Nacht in der Küche was trinken zu wollen." Kazuja trat einen Schritt zurück ohne Momoko los zu lassen und die Küchentür fiel zu. Jetzt gab es kein Licht mehr im Raum. Momoko spürte, wie er ihr die Hand in den Nacken schob, doch bevor sie sich klar wurde, dass er es wieder tun wollte, hatte er schon den Kopf gesenkt und küsste sie. Momokos Finger krallten sich in seine Schultern. Sie war fassungslos und völlig wehrlos, denn niemals hatte sie damit gerechnet, dass er das tun würde.

Kazuja schob sie gegen die Küchentür. Seine Hände streichelten ihre Taille und seine Lippen wanderten zu ihrem Dekolleté. Momoko keuchte leise, als er die Hände unter ihr Nachthemd schob.

Das konnte doch alles nicht wahr sein?

"Warum tust du das, Kazuja?" Momokos Stimme zitterte und er flüsterte schwer atmend,

"Ich kann nicht anders...wenn ich dich sehe und mit dir allein bin, kann ich einfach nicht anders!" Momoko spürte, wie Kazuja ihr Nachthemd nach oben schob und im nächsten Moment berührten seine Lippen ihre Brust. Hart krallten sich ihre Hände in seine Haare.

"Hör auf...ich will das nicht!", keuchte sie, während Tränen über ihre Wangen rannen.

"Das ist nicht wahr...!", doch er konnte sich nicht rühren, so fest riss sie an seinen Haaren.

"Doch...es ist wahr...ich werde Yuri nicht wehtun...sie ist meine Freundin...ich will das nicht!" Mit mehr Kraft, als er ihr zugetraut hatte, stieß sie Kazuja zurück, riss die Tür auf und rannte davon. In ihrem Zimmer schloss sie die Tür ab und warf sich schluchzend aufs Bett.

Wie konnte er das tun? Momoko rollte sich hemmungslos weinend zusammen. Das durfte alles nicht wahr sein. Wie konnte er das tun? Sie war am Ende.

Michael erschien neben ihrem Bett, als sie sich endlich wieder in den Schlaf geweint hatte. Er wünschte sich rückgängig machen zu können, was er angerichtet hatte. Eigentlich hatte er sie in diesem Traum nur vor Yousuke warnen wollen, doch Momoko hatte ihn nicht verstanden. Die Elemente Sturm und Wasser waren zu stark in ihr und ihre Sehnsucht nach dieser grenzenlosen Liebe, die sie verbunden hatte, war so groß, dass sie nichts hören wollte. Die körperliche Anziehung zwischen den beiden war so verdammt stark, dass es fast unmöglich war, sie von einander fern zu halten. Michael hatte das bei Raphael zwar erwartet, doch dass es bei Peach noch genauso funktionierte, überraschte ihn. Er fragte sich, ob die Gedächtnisblockaden dagegen wirklich ankommen würden.

Aber das war nicht das eigentliche Problem. Sein Traum hatte sie geweckt und sie war in die Küche gegangen. Als Michael begriffen hatte, dass sie dort auf Kazuja traf, wäre er am liebsten dazwischen gegangen, denn das bisschen Stabilität, dass sie im Moment besaß, war dabei endgültig zu Bruch gegangen und das war viel schlimmer als die Tatsache, dass Momoko und Yousuke von nun an unausweichlich aufeinander zufallen würden.

Er setzte sich neben sie aufs Bett, schob ihr sanft das Kissen unter den Kopf und zog ihr die Decke über den Körper, bevor er sich klar wurde, dass er einen echten Beschützerinstinkt für Momoko entwickelt hatte. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf seine Lippen, denn etwas, das ER gesagt hatte, als er Peach und Raphael bestraft hatte fiel ihm ein.

Die Welt der Menschen schadet meinen hohen Engeln!

Es stimmte, je länger man sich hier aufhielt, umso anfälliger wurde man für die Schwächen der Menschen. Sogar er begann schon, sich albern zu benehmen. Ohne lange nachzudenken wischte er auch noch zärtlich die Tränenspuren von Momokos Augen. Zu irgendwas musste er ja nütze sein, wenn er ihr sonst schon nichts als Ärger machte.
 

Es war schon später Vormittag, als Momoko von einem leisen Klopfen geweckt wurde. Sofort fiel ihr ein, was in der Nacht geschehen war und sie warf einen entsetzten Blick in den Spiegel an der Kleiderschranktür, nur um sicher zu gehen, dass sie keine verweinten Augen hatte, doch offenbar hatte sie lange genug geschlafen.

"Ja?" Hinagiku schlich sich herein.

"Morgen Momoko, gut geschlafen?" Sie ließ sich in einen Sessel fallen, der dem Bett gegenüber stand.

"Geht so...und du?" Momoko dachte nicht daran, Hinagiku zu sagen, was in der Nacht vorgefallen war. Das würde nichts als Ärger heraufbeschwören.

"Mir dröhnt ein wenig der Schädel!" Momoko schaffte es tatsächlich, zu lachen.

"Das wundert mich nicht!"

"Erinnere ich mich richtig, hast du mich ins Bett gebracht?"

"Korrekt, oder hast du etwa erwartet, dass es jemand anderes tut?" Hina schüttelte vorsichtig den Kopf und grinste.

"Miese Stimmung heute Morgen!...Das muss man mal sagen!...Kazuja geht es furchtbar schlecht, Fuuma scheint noch in der Nacht abgehauen zu sein und Yuri ist entsprechend drauf. Gehst du mit mir einen Kaffee trinken?" Momoko verarbeitete gerade die Tatsachten, dass Kazuja einen schweren Kater hatte und Yousuke nicht mehr da war. Sie fragte sich, ob Kazuja nach ihrer Begegnung noch etwas getrunken hatte, denn er hatte eigentlich einen sehr nüchternen Eindruck auf sie gemacht.

Hinagiku beobachtete sie von der Seite.

"Verschweigst du mir irgendwas, Momoko?"

"Wie kommst du denn darauf?"

"Weiß ich auch nicht so genau!"

"Blödsinn, ich geh mich schnell waschen und dann trinken wir Kaffee!" Momoko verschwand im Bad und machte die Tür zu. Hinagikus aufmerksamen Blick konnte sie im Moment gar nicht brauchen. Sie duschte schnell eiskalt und putzte nebenbei die Zähne, bevor sie wieder ins Zimmer kam und sich etwas zum Anziehen aus dem Schrank suchte. Hinagiku beobachtete sie weiter.

"Und du bist heute Nacht wirklich keinem Schlafwandler begegnet?...Nicht mal Fuuma?" Momoko wechselte die Farbe, doch Hina sah es nicht, weil sie ihr den Rücken zukehrte, das Zimmer verließ und in Richtung Küche davon ging. Hinagiku folgte ihr, fast sicher, dass sie ihr etwas verschwieg.

"Momoko, was ist los mit dir?...Du hast doch was!"

"Quatsch, wie kommst du darauf? Ich hatte nur einen komischen Traum, der mich mitten in der Nacht geweckt hat!" Sie schenkte zwei Tassen Kaffee ein und setzte sich zu Hinagiku an den Küchentisch. Das war die unverfänglichste Geschichte, die sie Hinagiku auftischen konnte, auch wenn sie nicht mal daran denken wollte, was danach passiert war.

"Was für ein Traum?"

"Total verrückt! Von einem Engel, der aus dem Feuer kommt! Er wollte mir was sagen, aber ich hab ihn nicht verstanden! Das Meer hat getost und es war stürmisch!"

"Ein Engel?...Spinnst du?"

"Sag ich doch! Verrückt!" Momoko trank ihren Kaffee und knabberte an einem Zimtkeks, doch sie hatte keinen großen Hunger. Sie musste hier raus.

"Was stellen wir heute noch an?" Die Tür flog auf und Yuri kam herein, ganz offensichtlich sauer.

"Wir machen heute einen drauf und zwar richtig!" Sie nahm sich ebenfalls einen Kaffee. Irgendwo knallte noch eine Tür und Hinagiku und Momoko schwiegen lieber. Wenn Yuri und Kazuja Zoff hatten, war es wahrscheinlich besser zu tun, was sie sich vorstellte, denn dann war sie immer hochexplosiv.

Erst, als Yuri bei der zweiten Tasse Kaffee war, wagte Hinagiku zu bemerken,

"Haben wir nicht gestern schon einen drauf gemacht?" Yuri fixierte ihren Kaffee.

"Ist mir egal! Ich mache heute noch einen drauf!...Immerhin fliege ich in zwei Tagen mit meinen Eltern nach Hawaii und mein Freund hat mir gerade gesagt, das er keinen Bock darauf hat, meine miesepetrige Miene anzusehen! Das ist doch Grund genug, einen drauf zu machen, oder?"

Momoko und Hinagiku wechselten einen Blick, der Bände sprach. Yuri hatte Kazuja wohl au dem falschen Fuß erwischt, als sie sich über seinen Kater mokiert hatte. Momoko stand auf und klopfte ihr auf die Schulter.

"Okay Yuri! Machen wir einen drauf! Ist doch sowieso egal!...Ich zieh mich um...wer kommt noch mit?" Hina stand auf und Yuri schaffte es, zu lächeln.

"Auf geht's!"

Sie machten sich dann auch wirklich einen tollen Tag. Gnadenlos flirteten sie mit allem, was solo war, tankten an einem überfüllten Strand noch mal richtig Sonne und bummelten durch die kleinen Boutiquen und Läden, wo Momoko ein kleines Geschenk für ihre Eltern suchte.

"Man ist der stark!" Sie waren auf dem Weg zurück zum Strandhaus und Momoko war soeben an einer der letzten kleinen Boutiquen stehen geblieben und hielt einen nachtblauen Seidenschal in der Hand. Hinagiku sah sie zweifelnd an,

"Viel zu düster für dich!" Der Schal wirkte wie vom Sturm aufgewühlte dunkle See. Er erinnerte Momoko an ihren Traum. Sie ließ sich von Hinagikus Gerede nicht beeindrucken und legte ihn um ihre Schultern. Er hob sich kräftig von ihrer gebräunten Haut und dem pinken Haar ab. Momoko konnte nicht bestreiten, dass sie sich augenblicklich in ihn verliebte. Yuri trat hinter sie und betrachtete sie im Spiegel,

"So schlecht ist er gar nicht! Hätte ich nicht erwartet!....Steht dir wirklich!...Das klare, silbrige Weiß nimmt das düstere ziemlich weg!" Hinagiku gab ihr doch noch recht und Momoko musste nicht lange überlegen und kaufte den Schal. Die Seide auf ihrer Haut fühlte sich an, wie das Streicheln zärtlicher Hände. Momoko wechselte die Farbe, denn sie musste sich eingestehen, dass es Yousukes Hände waren, an die sie sich erinnerte.

Der Sonntag wurde hektisch. Sie hatten noch bis spät in die Nacht hinein zusammen gesessen und sich über alles möglich unterhalten. Yuri hatte ein elegantes Abendessen aufgetragen und es war wieder mal fast Morgen gewesen, als sie endlich ins Bett gekommen waren. Nach dem Aufstehen hieß es, das Haus wieder in seinen Urzustand zurück zu versetzen, denn sie wollten spätestens den Bus um drei Uhr erwischen. Am Abend waren sie schon wieder zu einer Party im Bluelight eingeladen. Kotori feierte ihren Geburtstag und Yuri würde am nächsten Morgen mit ihren Eltern nach Hawaii fliegen.
 

"Sag mal Momoko, muss das wirklich sein?....Du bist gerade zur Tür herein und offerierst uns, dass du gleich wieder weg musst? Das finde ich nicht in Ordnung! Wir hatten uns auf einen ruhigen Abend mit dir gefreut!"

"Tut mir leid, Mama! Kotori hat Geburtstag! Den kann ich nicht sausen lassen!...Ihr könnt euch ja zu zweit einen ruhigen Abend machen! Der ist auf jeden Fall ruhiger, als wenn ich dabei bin!" Momoko hetzte die Treppe hinauf und knallte ihre Tasche in die Ecke. Natürlich hatten sie den Bus um drei nicht geschafft und es war schon nach sechs. Eigentlich hatten sie um acht im Bluelight sein sollen, doch Momoko war relativ sicher, dass weder Hinagiku, noch Yuri das schaffen würden. Sie ging unter die Dusche und rief nach unten,

"Gibt es was zum Abendessen?" Sakura wurde offensichtlich sauer.

"Beweg deinen Hintern herunter!" Momoko grinste in sich hinein, zog ihren Kimono über, kramte das Geschenk aus der Tasche und lief die Treppe hinunter,

"Ach, Mamilein? Bist du verärgert?" Sakura warf ihr einen scharfen Blick zu.

"Wie soll man bei so einer Tochter nicht sauer sein? Treibt sich eine Woche lang ohne anzurufen in der Weltgeschichte herum und macht noch dumme Sprüche!" Momoko lachte.

"Ach Mama! Sei mal ehrlich! Ihr seid doch froh, wenn ihr mich los seid! Ich werd mir eine Stelle ganz weit weg suchen! Dann habt ihr Ruhe und Frieden!"

"Pass auf, wenn du eins mit der Kelle bekommst!" Sie fiel ihrer Mutter um den Hals.

"Du weißt doch ganz genau, wie lieb ich euch habe! Da ist es doch ganz unwichtig, wie nah, oder fern ich bin! Ich hab was für dich und Daddy!" Sie holte den Perlmutt besetzten Bilderrahmen, den sie in einer der Boutiquen gefunden hatte, hinter dem Rücken hervor und drückte ihn ihrer verblüfften Mutter in die Hand, doch Sakura fasste sich schnell,

"Was ist passiert? Du bist aufgekratzt, wie ein pubertäres Girly! Hast du einen netten Jungen kennen gelernt, den dir nicht Yuri und Hinagiku untergejubelt haben?" Momoko ließ sich wieder auf ihren Platz fallen,

"Wie kommst du denn auf die Idee?"

"Weil ich dich schon lange nicht mehr so erlebt habe!"

"Ach wirklich?... Davon merke ich gar nichts!" Momoko rutschte vom Hocker und Sakura sah ihr nach. Momoko war besser drauf, als letzte Woche, doch sie wusste trotzdem nicht, was im Moment in ihr vorging. Sakura war klar gewesen, das Momoko ihr irgendwann entgleiten würde, doch dass es so schnell gehen würde, hatte sie nicht erwartet.
 

"Yousuke, Telefon für dich!" Miyako klopfte an der Tür und er rollte sich träge vom Bett. Wenn ihn jemand auf Midoris Apparat anrief, konnte das nur heißen, dass die Telefonnummer aus der Liste stammte, denn er hatte wegen seines Computers eine eigene Nummer, doch er bequemte sich trotzdem ranzugehen.

"Fuuma!!"

"Hi Yousuke! Ich wollte dich fragen, ob du heute Abend mit ins Bluelight gehst?" Es war Manami. Offensichtlich war sie aus den Ferien zurück. Yousuke war ein wenig überrascht, dass sie anrief.

"Weiß noch nicht so recht! Große Lust habe ich keine!" Das stimmte sogar. Er hattezwei durchgemachte Nächte und gestern einen stressigen Job hinter sich. Nicht umsonst hatte er den Sonntag verpennt.

"Ach komm schon! Wird bestimmt lustig! Kotori hat Geburtstag! Toya und ein paar andere sind auch da!"

"Kann ich dir wirklich nicht sagen, Manami! Rechne nicht damit! Aber ich lass es mir durch den Kopf gehen, okay?"

"Okay! Ich würde mich freuen, wenn du kommst!" Yousuke murmelte etwas Belangloses und legte kurz angebunden auf. Er merkte nicht, wie Midori ihm nach sah, als er in sein Zimmer zurück ging. Sie fragte sich noch immer, wo er die Nacht zuvor verbracht hatte. Dass er heute Morgen von irgendeiner Party zurückgekommen war, war nicht zu übersehen gewesen, doch gestern Morgen war er gar nicht zu Hause gewesen, obwohl er am Samstag immer arbeitete, doch Yousuke sprach nicht mit ihr, schon lange nicht mehr.

"Momoko komm schon! Beweg dich!" Hinagiku stand in der Badtür und machte Stress. Momoko korrigierte gerade ihren Lippenstift. Sie trug ein schmales Kleid und eine kurze Lederjacke darüber. Hinagiku musste neidisch feststellen, dass sie wirklich eine gute Figur machte, obwohl sie die langen Haare wieder einmal in einem strengen Knoten gebändigt hatte.

"Du siehst wirklich gut genug aus dafür, dass keiner auf dich aufpasst!" Momoko warf ihr einen kühlen Blick zu.

"Vielleicht will ich ja einen aufreißen!" Hinagiku blieb unbeeindruckt,

"Das glaube ich erst, wenn ich es sehe!....Wer sollte das denn sein?"

"Wie wäre es mit Kaji?"

"Hast du heute schon was getrunken?... den hast du doch letztens abblitzen lassen!"

"Blödsinn!...Wo bleibst du? Ich bin fertig!" Momoko war an ihr vorbei gehuscht, lief die Treppe hinunter und ging ins Wohnzimmer um gute Nacht zu sagen,

"Wann wirst du heute antanzen?" ließ sich ihr Vater vernehmen,

"Morgen Papa! Mach dir nichts draus! Wir werden unseren Spaß haben."

"Das ist ja die Hauptsache!" Sakura sah sie an.

"Übertreib es nicht, Momoko!"

Momoko lächelte, bevor sie hinaus ging. Hinagiku sah sie fragend an.

"Wie hat sie das gemeint?" Momoko grinste frech.

"Geht dich nichts an!.....Komm! Lauf einen Schritt schneller! Wir sind spät dran!" Hinagiku schüttelte fassungslos den Kopf.
 

Vor dem Bluelight warteten sie dann jedoch vergeblich auf Yuri. Es war schon nach neun, als Hinagiku ungeduldig wurde, einen Blick auf ihre Uhr warf und meinte,

"Schluss...wir gehen rein! Soll sie doch machen, was sie will...Am Ende hat sie sich mit Kazuja versöhnt und verbringt die Nacht lieber mit ihm, als mit uns!" Momoko fixierte den Boden, doch Hinagiku merkte es nicht, denn sie steuerte schon auf den Eingang zu, "Komm schon!"

"Ich komm ja schon!"

"Das ist aber schön!" Momoko fuhr regelrecht zusammen, als Yousuke neben ihr erschien und ihr den Arm um die Taille legte.

"Hi, Hinagiku, is was?" Hinagiku war genauso erschrocken stehen geblieben und so hetzte sie Momoko und Yousuke nun hinterher.

"Hab ich irgendwas verpasst?"

"Wie kommst du denn da drauf?", fragte Yousuke zurück, sah jedoch Momoko an, die versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Hinagiku knuffte Momoko in die Seite.

"Hast du mir doch was verschwiegen?"

"Nein...niemals!...Ich ....!" Yousuke ließ sie nicht ausreden, sondern schob sie nach drinnen und dort gleich auf die kleine Tanzfläche, die ziemlich voll war. Hinagiku sah ihnen wütend nach.

"Toll...ich seh schon, das wird ein richtig toller Abend!" Ihre Laune besserte sich auch nicht, als sie Yuri, natürlich in Kazujas Arm, an der Bar traf, erst, als Kotori, der sie ziemlich unwillig zum Geburtstag gratuliert hatte, einen Trink vor die Nase stellte, wurde es langsam besser.

"Wo hast du denn Momoko gelassen?"

"Schau dich doch um...du wirst sie schon finden!...Er ist ja nicht zu übersehen!" Kotori, Yuri und Kazuja sahen sie ziemlich irritiert an, folgten dann aber ihrem Rat, während Hinagiku, noch immer nicht ganz beruhigt in ihr Glas starrte.

"Ich glaub es nicht!", kam es von Kotori.

"Das kann doch nicht wahr sein!", meinte Yuri. Der einzige, der nichts sagte, war Kazuja. Er sah nur ziemlich überrascht aus.

"Haben wir was verpasst?"

"Frag mich mal...sie war die letzte, die zu Bett gegangen ist!"

"Aber da war sie doch mit mir zusammen!"

"Dann ist es garantiert eine seiner Spontan-Anmachen!", warf Kotori dazwischen. Toya, neben ihr, der inzwischen auch mit bekommen hatte, worum es ging meinte,

"Yousuke weiß genau, was er tut!...Jemand sollte Momoko das sagen!"

"Ich schätze, das weiß sie!", ließ Kazuja sich nun doch noch vernehmen und er sah nicht begeistert aus.

"Dann ist sie durchgedreht!", fasste Kotori zusammen, was sie gehört hatte.

Momoko, dank des Blues, der gerade lief, dicht an Yousuke geschmiegt, ging gerade ähnliches durch den Kopf. Sie hatte das dringende Bedürfnis, sich in Luft aufzulösen. Yousuke zog sie noch ein bisschen fester an sich. Besser hätte es heute gar nicht losgehen können, nachdem er eigentlich gar keine Lust gehabt hatte zu kommen.

Doch dabei sollte es nicht bleiben, denn als der Song zu Ende war erschien Gabriel neben ihm.

"Du entschuldigst doch!" Momoko, inzwischen total von den Socken, sah ihn an und Yousuke merkte, dass sie mit diesem Blick um Hilfe schrie, die ihr Butler garantiert nicht verwehren würde. Er grinste sie an.

"Wir sehen uns!" Nur Gabriel, der sie an sich zog, während Yousuke sich abwandte, hörte sie murmeln,

"Hoffentlich nicht so bald!" Sein besorgtes Gesicht konnte sie nicht sehen.

"Brauchst du Zeit, dich zu fassen?" Er konnte ihr Nicken spüren und begann zu ahnen, dass es bereits zu spät war, etwas zu ändern.

Wenig später brachte er sie zu Hinagiku, Yuri, Kotori und Scarlett, die sich dazugesellt hatte. Momoko wollte Kotori gratulieren, doch sie kam gar nicht zu Wort. Von allen Seiten hagelte es Fragen zu ihrem Auftritt mit Yousuke und selbst da ließen sie sie nicht zu Wort kommen. Sehr schnell wurde es Momoko zu dumm. Sie wandte sich ab und machte sich auf den Weg zur Toilette, denn so würde sie garantiert nicht zur Ruhe kommen.

Als die Tür zum Gang hinter ihr zufiel, lehnte sie sich gegen die Wand. Das war ja wirklich prima losgegangen. Momoko entschied, dass es heute vielleicht doch besser gewesen wäre zu Hause zu bleiben und beschloss, zu gehen, wenn es nicht entschieden besser wurde. Resigniert richtete sie sich wieder auf und ging den dämmrigen Gang hinunter, als ihr Kazuja entgegen kam. Sie blieb stehen und stellte fest, dass es ihr langsam reichte. Der Tag heute konnte ihr wirklich gestohlen bleiben.

Kazuja blieb vor ihr stehen und sah sie an.

"Hi...Momoko!"

"Hallo!" Kazuja versuchte wieder einmal vergeblich in ihrem Gesicht zu lesen. Als er sie vorhin mit Yousuke tanzen sehen hatte, war ihm klar geworden, dass er nicht wusste, was er wollte und schon gar keine Ahnung hatte, was Momoko ihm bedeutete.

"Ich...ich wollte nur sagen ich hab mich letzte Nacht wie ein Idiot benommen!...", Yousuke, nur ein paar Schritte hinter ihm horchte auf und fragte sich, ob das Absicht war. Kazuja hatte schließlich gewusst, dass er ebenfalls kam, "Es tut mir leid, Momoko...ich...ich...Es tut mir leid!" Er ließ sie stehen und Momoko begegnete Yousukes Blick, den sie genauso wenig deuten konnte, wie Kazujas Aktion eben. Er musste sich doch klar gewesen sein, das Yousuke hörte, was er sagte.

Yousuke kam auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen. Ihr wurde heiß, obwohl sie die Jacke schon an der Garderobe gelassen hatte und nur noch ihr leichtes ärmelloses Kleid anhatte. Yousuke lächelte nicht. Etwas sagte Momoko, dass ihm das gehörte nicht passte.

"Was treibt ihr zwei eigentlich für ein Spiel?", fragte sie leise.

"Frag ihn das doch selber!...Ich habe keine Ahnung was er bezweckt!" Momoko wollte weiter gehen, doch Yousuke stemmte die Hand gegen die Wand und versperrte ihr den Weg. Sie sah ihn an.

"Ich habe für heute wirklich schon genug!" Diesmal lächelte er wieder, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. Yousuke war gerade klar geworden dass es ihm überhaupt nicht gefiel, wenn er sich vorstellte, dass Kazuja Momoko im Strandhaus auch noch bedrängt hatte.

"Wir können ja gehen!" Momoko schluckte unmerklich, als sie begriff, was dieses Angebot bedeutete und sie fast so weit war, es anzunehmen, aber nur fast.

"Ich bin gerade erst gekommen!" Er lachte leise.

"Dann frag ich dich eben später noch mal!" Im nächsten Moment waren seine Lippen auf ihren und sie kam ihm entgegen, denn er ließ sie alles andere vergessen. Momoko wischte alle Bedenken bei Seite. Es war auf diesem Gang viel zu dunkel, als dass irgend jemand etwas richtig erkennen würde, denn etwas sagte ihr, dass sie keine Ruhe mehr haben würde, falls man ausgerechnet sie mit Yousuke Fuuma knutschen sehen würde. Yousuke schob sie gegen die Wand und Momoko spürte seine Hände auf ihren Rippen. Sie fühlte, wie seine Finger zärtlich die Wölbung ihrer Brust nach zeichneten. Ein Schauer lief durch ihren Körper und sie bekam nicht einmal mit, dass die Tür zum Club aufging, doch Yousuke hörte es und er erkannte auch die Stimmen. Aus einer Ahnung heraus schob er Momokos Kopf gegen seine Brust und zog seine Jacke so nach oben, dass man sie nicht sehen konnte, während er Hinagiku, Yuri und Kotori entgegen sah.

Kotori grinste spöttisch, als sie ihn sah.

"Hast du was zu verbergen, Yousuke?" Er spürte, wie Momoko zusammenzuckte und schwieg, als die drei vorbei gingen.

Hinagiku wusste nicht, warum sie sich noch mal umdrehte, doch etwas an seinem Verhalten war seltsam. So wie Kotori ihn immer beschrieb, interessierte ihn nicht, was der Rest der Welt dachte. Er ließ sie noch immer nicht aus den Augen, doch Hina sah es gar nicht. Ihr Blick war an dem Schal hängen geblieben, der unter seiner Jacke hervor schaute. Das Muster war deutlich zu sehen und sie sah ihn einen Augenblick fassungslos an, bevor sie den Blick abwandte und sich darüber klar wurde, dass es Momoko war, die er unter seiner Jacke versteckte.

"Sieht aus, als hättest du heute wirklich einen schlechten Tag!" Momoko hatte die Stirn gegen Yousukes Brust gelehnt und beschlossen, erst mal auf Abstand zu gehen. Er hob ihr Kinn an.

"Was hältst du von meinem Vorschlag?" Momoko antwortete ehrlich.

"Im Moment gar nichts...ich will jetzt bloß noch was zu trinken!" Yousuke ließ sie los.

"Überleg es dir!", doch Momoko wandte sich ab und ging zurück in den Club. Er schob die Hände in die Taschen seiner Jacke. Sie war eigensinniger, als er erwartet hatte. Erst da bemerkte er, dass Momokos Schal am Reißverschluss seiner Jacke hängen geblieben war. Er wickelte ihn um seine Hand und steckte ihn ein, während er sich fragte, ob das der Grund für Tamanos seltsamen Blick gewesen war.

Kurz darauf saß Momoko neben Scarlett an der Bar und nippte an ihrem Cocktail. Hina, Yuri und Kotori waren gleich nach ihr wieder aufgetaucht und Momoko war endlich dazu gekommen, Kotori zu gratulieren, und sie hatte auch gleich klar gemacht, dass sie keinerlei Statement zu Yousukes Aktion abgeben würde. Im Moment spürte sie Scarletts Blick überdeutlich auf sich ruhen. Sie wusste, das Scarlett nicht so einfach aufgeben würde, wie die anderen, die im Moment tanzten, doch Momoko tat ihr nicht den Gefallen, von sich aus anzufangen. Schnell verlor Scarlett die Geduld.

"Momoko, was ist los mit dir?...Du kannst dich doch nicht wirklich mit Fuuma einlassen!... Weißt du eigentlich, was der für einen Ruf hat?... Er wird dir garantiert wehtun?" Momoko wusste nicht, warum Scarletts Wort sie wütend machten, doch irgendwie gaben sie ihr den Rest und sie hatte keine Lust mehr sich reinreden zu lassen.

"Warum glauben eigentlich alle, mir reinreden zu müssen?" Scarlett war überrascht. Etwas sagte ihr, dass noch mehr vorgefallen sein musste.

"Momoko, du weißt, dass ich dir nicht reinreden will...ich will nur wissen, was mit dir los ist!" Momoko riss sich zusammen. Scarlett war die letzte, die etwas dafür konnte, dass sie heute das Gefühl hatte, von allen Seiten angegriffen zu werden. Ihr Blick wanderte unstet durch den Raum und blieb an Yousuke hängen, der mit Manami im Arm an einem der Tische neben der Tanzfläche saß.

"Wenn du wissen willst, was zwischen mir und Fuuma ist, brauchst du nur da rüber zu schauen, ansonsten bin ich wohl heute ganz einfach nicht gut drauf!" Scarlett folgte ihrem Wink, während Momoko ihren Trink nahm und sich diesmal einen großen Schluck davon genehmigte. Etwas schockiert war sie schon darüber, wie schnell Yousuke es sich anders überlegte.

Scarlett stellte fest, dass sie die Tatsache, dass Yousukes Interesse einer anderen zuwandte nicht wirklich beruhigte. Momokos Verhalten sagte ihr, dass sie ziemlich aufgewühlt war. Momoko hatte ihren Cocktail inzwischen ausgetrunken und winkte den Barkeeper heran, um sich einen weiteren zu bestellen. Scarletts linke Augenbraue hob sich und ihr Blick suchte nach Gabriel, doch sie konnte ihn nicht entdecken.

"Sollen wir dich nach hause bringen?" Momoko antwortete ohne viel Begeisterung.

"Keine Lust!"

"Du willst dich also betrinken?" Diesmal lachte sie nur leise. "Momoko sag mir, was passiert ist!"

"Was passiert ist?...Vergiss es, Scarlett, das wird schon wieder!"

"Den Eindruck habe ich nicht, Momoko!" Momoko sah sie an und lächelte jetzt ehrlich.

"Mach dir keine Gedanken...!"

"Mach ich aber!" Jetzt strahlte sie regelrecht, zog Scarlett zu sich heran und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

"Hat aber keinen Zweck!", und damit rutschte sie vom Hocker und gesellte sich zu Yuri, Kotori und Hinagiku auf die Tanzfläche, von wo sie Scarlett noch einmal zuzwinkerte.

Gabriel tauchte neben ihr auf und sah ebenfalls zu Momoko, als er leise sagte,

"Zu spät!" Scarlett sah ihn entsetzt an.

"Was?!"

"Ich weiß nicht wann und wo, aber ich weiß, dass es zu spät ist. Er bringt sie total aus der Fassung...vielleicht sollten wir sie heimbringen!"

"Sie ist entschlossen einen Drauf zu machen!" Auf der Tanzfläche wurde Momoko gerade von Kaji aufgefordert und ließ sich lachend ein wenig von ihren Freundinnen wegziehen, die scheinbar gelästert hatten.

"Vielleicht ist er ja Manns genug!", hoffte Scarlett.

"Das wird nichts nützen!...Wenn nur noch ein Bruchteil der Anziehung vorhanden ist, die sie früher verbunden hat, hat der Kerl keine Chance, egal, wie gut er ist!" Scarlett lehnte die Stirn gegen Gabriels Schulter und er nahm sie in den Arm.

"Warum, Gabriel?...Warum nur?"

"Weil sie IHN verärgert haben und das gründlich!"

"Aber sie kann doch gar nichts dafür!" Gabriel wusste, dass das nicht stimmt. Momoko hatte sich nicht gegen den Bloodreact gewehrt und dadurch genauso schuldig wie Raphael, auch wenn ihr das nicht bewusst gewesen war. Er fragte sich, was passieren würde, wenn sie ihn auslösten, oder ob es nicht vielleicht schon lange passiert war.

"Genug, um bestraft zu werden!"

"Bring mich nach Hause!"

"Okay!...Frag sie wenigstens noch mal!" Scarlett nickte, erhob sich und ging zu Momoko.

"Heh, Momoko! Gabriel und ich wollen gehen! Wir wollten dich mitnehmen!"

Sie sah Scarlett bedauernd an, denn sie wusste, dass sie sie nur vor ihrem eigenen Leichtsinn bewahren wollte.

"Danke, aber ich bleib noch eine Weile!...Ich werde mit Hinagiku gehen!" Scarlett betrachtete Momoko noch einen Moment lang.

"Willst du es dir noch einmal überlegen?" Sie schüttelte den Kopf und Scarlett murmelte noch eine leises >Ciao<, wandte sich um und ging. Ein Blickwechsel mit Gabriel sagte diesem, dass sie keinen Erfolg gehabt hatte und irgendwie begann er zu ahnen, dass die Würfel sowieso schon gefallen waren. Er stellte fest, dass ihn seine Machtlosigkeit schmerzte und fragte sich wieder einmal, ob es wirklich richtig gewesen war, für Scarlett auf all seine Macht zu verzichten. Zumindest hätte er so lange warten sollen, bis die Sache mit Momoko und Yousuke erledigt gewesen wäre, das wurde ihm langsam klar, denn Scarlett belastete die Sache nur.

Es war nach Mitternacht, als Kaji an ihrem Ohr flüsterte,

"Was hältst du davon, wenn wir gehen!" Momoko stellte fest, dass ihr die Idee nicht gefiel, auch wenn es schwierig werden würde, ihm das klar zumachen.

"Hina und ich haben ausgemacht, zusammen zu gehen!"

Hinagiku stand mit Yuri und Kotori an der Bar, während Kazuja und Toya sich an einem der Tische unterhielten. Langsam wurde es leer. Kaji zog sie an sich.

"Kannst du das nicht abbiegen?" Momoko erwiderte seinen Blick und fragte sich, ob sie das wollte. Sie fand keine klare Antwort. Zuviel hatte sie in den letzten Tagen durcheinander gebracht und sie hatte keine Ahnung mehr, was sie wirklich wollte.

Er hauchte ihr einen Kuss auf die Schulter und Momoko musste daran denken, wie Yousuke mit Manami gegangen war. Sie wusste, dass ihre Entscheidung falsch war, doch das war ihr in diesem Moment egal.

"Mal sehen!" Sie ging zu ihren Freundinnen, während Kaji in der Dunkelheit verschwand. Als er zurück kam hielt Momoko erneut einen Cocktail in der Hand und er grinste schief.

"Sieht aus, als wölltest du noch nicht gehen!" Sie lächelte spitzbübisch.

"Hina hat mich überredet!" Daran zweifelte Kaji nicht, denn Hina machte auch keinen besonders nüchternen Eindruck mehr.

Wenig später machten sie sich dann jedoch alle auf den Weg. Kazuja, der Yuris wegen mit dem Wagen da war, bot Hina und Momoko an sie nach Hause zu bringen, doch Kaji ging dazwischen und meinte, das er Momoko nach Hause bringen würde. Sie nickte nur zustimmend und Kazuja fragte sich, ob das an Kaji oder an der Tatsache, dass sie nicht mit ihm fahren wollte, lag.

So kam es, dass Momoko fünf Minuten später allein mit Kaji vor dem Bluelight stand und sich fragte, wie sie sich darauf hatte einlassen können. Er legte ihr den Arm um die Taille,

"Gehen wir noch ein Stück durch den Park?" Momoko antwortete nicht und darum nutzte er die Gelegenheit und schob sie in die Richtung, die ihm vorschwebte, doch nach nur ein paar Schritten, stoppte sie, denn ihr war klar geworden, dass sie gerade dabei war einen Fehler zu machen.

"Kaji, entschuldige...du hast da was falsch verstanden!" Er sah sie an und Momoko konnte sehen, wie er langsam begriff, was sie meinte.

"Du hast dir einen Spaß gemacht, oder?" Er sprach leise und Momoko wünschte sich, den verletzten Ausdruck in seinen Augen nicht sehen zu müssen.

"Nein, das ist nicht wahr!...Ich hab mir keinen Spaß gemacht...mir ist nur gerade klar geworden, dass es ein Fehler wäre!"

"Ein Fehler?...Nennt man das so?" Es war wohl leichter beleidig zu werden, als zu sehen, wie sehr Gefühle verletzen konnten. Momoko hatte sie noch nie so mies gefühlt.

"Ich...ich wollte dir wirklich nicht weh tun!"

"Weißt du Momoko, ich wollte Misha nicht glauben, dass du bloß mit den Männern spielst, doch jetzt weiß ich, dass er recht hatte. Du nimmst die Gefühle, die man dir entgegen bringt nicht ernst!...Das hätte ich nicht erwartet!...Ich hab immer gedacht, du hättest bloß noch nicht den richtigen gefunden...aber so wird dir das auch nie gelingen!...Ich hoffe nur, dass es dir nicht mal selber so geht!...Machs gut, Momoko!" Er wandte sich um und ging. Momoko wusste nicht, wie lange sie am selben Fleck stand, doch eines war ihr erschreckend klar. Sie hatte Kaji wirklich wehgetan. Nie zuvor war ihr so sehr bewusst geworden, wie die Jungs sich fühlten, die sie abblitzen lassen hatte. Sicher war es den wenigsten so ernst gewesen, wie Kaji, doch das änderte nichts. Ihr Verhalten war ganz einfach mies und sie stellte fest, dass sie Kaji dafür bewunderte, mit wie viel Würde er diese Sache trug. Plötzlich vollkommen erledig ließ sie sich auf eine Bank fallen. So konnte es nicht weitergehen. Das war ihr gerade klar geworden und auch wenn sie keine Ahnung hatte, was sie tun sollte, wusste sie, dass sich dringen etwas ändern musste.
 

Momoko hatte nur noch drei Straßen zu laufen und keine Ahnung, wie lange sie schon unterwegs war, als ein Motorrad an ihr vorbeifuhr und zehn Meter vor ihr stoppte. Sie maß dem keine Bedeutung zu, doch Yousuke sah über die Schulter und fragte sich, ob er richtig gesehen hatte.

Er hatte Manami nach einer verbalen Auseinandersetzung wegen seiner Aktion mit Momoko nach Hause gebracht und war seit dem ziellos durch die Gegend gefahren. Es gab nichts, was ihn schneller einen klaren Kopf bekommen ließ, als der kalte Wind, der ihm beim Motorradfahren ins Gesicht blies, doch heute hatte es nicht so recht funktioniert. Eigentlich hatte er sich darauf eingestellt, die Nacht mit Manami zu verbringen, nachdem er Momoko mit Kaji gesehen hatte, doch als sie ihm dann wegen dieses einen Tanzes komisch kam, hatte er zu seiner eigenen Überraschung auf stur geschalten und beschlossen, diese Sache zu beenden.

Manami war nicht begeistert gewesen und hatte versucht ihn umzustimmen, doch dass war ihm gleich gewesen. Er hatte keine Lust gehabt, sich mit einem Mädchen auseinander zu setzen, dass nichts besseres zu tun hatte, als ihn wegen einer anderen eine Szene zu machen, obwohl sie gar nicht wissen konnte, ob etwas lief. Schließlich hatten sie wirklich nur getanzt, zumindest war es dass, was alle wussten. Der Rest ging keinen was an.

Dass er Momoko jetzt auf der Straße traf, überraschte ihn, vor allem, weil sie allein war.

Momoko hatte ihre Jacke wieder ausgezogen und lief langsam und wackelig den Gehweg entlang.

Er wartete, bis sie neben ihm war und sprach sie an,

"Ist mit dir alles okay, Peach?" Sie wandte sich ihm etwas zu hastig zu und wäre gefallen, hätte er sie nicht festgehalten,

"Oh, hi, Yousuke!...Das haben mich heute schon einige gefragt!" Er klappe den Ständer der Maschine runter, stieg ab und setzte Momoko auf den Sitz, denn offensichtlich konnte sie nur mit Mühe stehen. Er fragte sich, warum sie so viel getrunken hatte. So hatte er sie noch nicht erlebt, doch er stellte fest, dass es ihn irgendwie anmachte, wenn sie so hilflos war.

"Und was hast du gesagt?"

"Gar nichts!"

"Wieso hab ich das geahnt?" Sie hob die Schultern und sah ihn treuherzig an,

"Was fragst du mich das?" Yousuke strich ihr zärtlich das lange Haar aus dem Gesicht. Ihre Steckfrisur hatte sich längst in Wohlgefallen aufgelöst,

"Vielleicht will ich den Grund dafür von dir hören?"

"Du bringst mich total durcheinander!" Er lachte trocken.

"Du bist betrunken!" Momoko sah ihn mit großen Augen an,

"So könnte man es wohl auch sehen?" Yousuke lachte leise.

"Du hättest doch besser mit mir gehen sollen!" Momoko sah ihn an. Er schien sich zu amüsieren. Irgendwie wunderte sie das nicht.

"Vielleicht könntest du mich ja jetzt nach hause bringen?" Das überraschte ihn nun doch und er fragte sich, wie es diese Frage deuten sollte.

"Warum nicht?" In Yousukes Gesicht war nicht zu erkennen, was er dachte und Momoko fragte sich, ob der Alkohol sie übermütig machte.

Sie stand auf, hielt sich mit der Linken an seiner Jacke fest und beugte mit der Rechten seinen Kopf sanft zu sich herunter. Er hielt ihren Blick fest und Momoko schloss erst die Augen, als ihre Lippen seine berührten. Zärtlich strich ihre Zungenspitze über seine Lippen, begehrte Einlass. Seine Arme umschlangen sie wie Schraubzwingen und er hob sie vom Boden. Ungestüm erwiderte er ihren Kuss. Momokos Hände krallten sich in seinen Nacken, während sie ihren Kuss vertiefte und spürte, wie ihr ganzer Körper zu kribbeln begann. Hungrig umwarb ihre Zunge Yousukes und sie genoss das Gefühl seiner starken Hände in ihrem Rücken. Nie zu vor hatte sie so empfunden. Nie zuvor hatte sie die Nähe eines Mannes so genossen. Keiner hatte sie dazu gebracht, mehr zu wollen.

Was machte Yousuke mit ihr?

Atemlos ließ er sie zu Boden gleiten, hielt sie jedoch weiter fest im Arm, die Stirn auf ihren Scheitel gesenkt. Momoko lauschte dem schnellen Schlagen seines Herzens, atmete den Duft seines Deos und spürte deutlicher als je zuvor ein befremdendes, intensives Gefühl von Vertrautheit, als er sagte,

"Weißt du eigentlich, was du tust?" Yousuke spürte, wie sie an seiner Brust leicht den Kopf schüttelte und musste lächeln. Sie war völlig down und er fragte sich, ob sie morgen noch wissen würde, was vorgefallen war.

"Bring mich nach Hause!" Er hob sie hoch, setzte sie aufs Motorrad, stieg vor ihr auf und ließ die Maschine an. Er musste nichts zu ihr sagen, Momoko schlang ihm automatisch die Arme um die Taille, ohne ein Wort des Protestes und er vermutete, dass das am Alkohol lag, denn immerhin hatte sie gesagt, dass sie nie wieder mit ihm fahren würde. Es dauerte nur einen Augenblick, bis er im Schatten der mit Efeu bewachsenen Mauer des Grundstückes hielt, dass neben Momokos Elternhaus lag. Ohne lange zu fackeln zog er den Schlüssel ab, nahm er sie auf die Arme und trug sie zur Tür.

"Wo ist dein Schlüssel?"

"In der Jacke!" Sachte ließ er ihre Füße auf den Boden gleiten, holte den Schlüssel aus ihrer Jackentasche und schloss auf. Momoko lehnte an ihm und schien schon halb zu schlafen. Yousuke streichelte ihre Wange.

"Ich sollte gehen!" Einen kurzen Moment lang fragte er sich, ob er jemals wieder so eine Chance bekommen würde, doch so gern er auch mit ihr ins Bett wollte, so genau wusste er auch, dass es ihr gegenüber unfair war und das wollte er nicht. Sie sollte wissen, was sie tat und das war im Moment nicht der Fall.

"Das will ich aber nicht!" Yousuke schüttelte resigniert den Kopf. Die Art, wie sie das sagte, stellte alles in Frage, was er bisher von ihr geglaubt hatte, denn sie spielte mit dem Feuer ohne es zu wissen und das machte ihn nachdenklich. Er fragte sich, ob sie wirklich genug Erfahrung hatte, um so abgeklärt zu sein, wie sie sonst immer tat, oder ob sie hinter ihrer Coolness nicht einfach nur ihre Naivität verbarg, weil sie bisher wirklich noch niemanden gefunden hatte, der ihr gab, was sie brauchte. Kurz entschlossen hob er sie auf die Arme, ging ins Haus und schloss die Tür hinter sich. In schwachem Licht konnte er die Treppe sehen.

"Nach oben?" Sie nickte schwach.

" Oben gleich links!", flüsterte sie und er schaffte es, die Tür fast geräuschlos zu öffnen. Nur einen Augenblick später stieß er gegen das Bett und verlor das Gleichgewicht. Schneller als geplant, landete er auf Momoko. Sie lachte und Yousuke schaffte es nicht, ernst zu bleiben. Er stellte fest, dass das die verrückteste Geschichte war, die er je erlebt hatte. Irgendwie war nichts so wie sonst und etwas sagte ihm, dass dieser kleine Hitzkopf unter ihm der Grund dafür war.

Sie hatte ihm die Arme um den Nacken geschoben und sich an ihn geschmiegt, doch Yousuke ahnte, dass sie schon fast schlief. Zärtlich strich er ihr das Haar aus dem Gesicht,

"Das hatte ich mir eigentlich ein bisschen anders vorgestellt!", meinte er leise. Sie lächelte, doch er bezweifelte, dass sie überhaupt gehört hatte, was er gesagt hatte.

Endgültig amüsiert, senkte er den Kopf und küsste sie, bevor er flüsterte,

"Das holen wir nach. Darauf kannst du dich verlassen, Fleur du pêche! Schlaf gut!" Er schob sie zurecht, zog ihr noch die Jacke aus und deckte sie zu, bevor er ihr noch einmal zärtlich über die Wange strich. Etwas an diesem Anblick berührte ihn tief in der Seele. Es war befremdend vertraut und Yousuke fragte sich, wie das sein konnte, denn eigentlich interessierten ihn Frauen nur, wenn sie wach waren, nicht wenn sie wie ein Engel schliefen.

Draußen graute der Morgen als er das Haus verließ, zu seinem Motorrad ging und von dort noch einmal zu dem Fenster hinauf schaute, hinter dem Momoko jetzt schlief. Erneut spürte er eine ihm völlig fremde Melancholie, so, als sei es falsch, dass er ging, so, als habe er jedes Recht bei Momoko zu bleiben und irgendwann mit ihr gemeinsam aufzuwachen. Er sah den Kater auf dem Fensterstock, der ihn beobachtete. Diesmal hatte er nicht gefaucht, so, als sei es ganz selbstverständlich, dass er Momoko nach Hause brachte, ganz gleich in welchem Zustand. Spätestens bei diesem Gedanken, fragte er sich, ob er noch ganz normal war. Was auch immer diese seltsamen Gefühle zu bedeuten hatten, er würde sie los werden, so wie immer.

Ernüchterung

Ich stelle fest, einige stelle die wildesten Theorien auf, wie es weiter geht! Ich hoffe ich enttäusche euch nicht allzu sehr! So einfach wird das nämlich nicht!
 

Jedenfalls freut es mich sehr, dass es so viele interessante Kommentare gibt und natürlich bin ich begeistert, wenn es euch so gut gefällt! Schreibt mir schön weiter eure Meinung.
 

Und lasst euch nicht zu sehr von Yousuke schockieren!
 

Viel Spaß beim lesen!

KimRay
 

PS: Hoffentlich geht es diesemal schneller bei Animexx! Das waren ja glatte drei Tage beim letzten Kapitel!
 

Kapitel 5

Ernüchterung
 

Das Läuten an der Haustür wurde zum penetranten Nebengeräusch und auch das Kissen über ihrem Kopf änderte daran nichts mehr. Momoko stöhnte wütend. Was Jamapi nicht geschafft hatte gelang dem Störenfried an der Tür. Es war nicht so, dass es ihr schlecht ging, doch sie wollte ganz einfach weiter schlafen. Wütend schleuderte sie das Kissen durchs Zimmer, als das Läuten nicht enden wollte. Jamapi sah sie verständnislos an, soweit man das bei einer Katze beurteilen konnte. Immerhin wusste er, dass es schon Nachmittag war und er wusste auch, wer sie nach Hause gebracht hatte. Ihn hatte fast der Schlag getroffen, falls man das so sagen konnte. Es war das erste Mal, dass sie jemanden mit zu sich genommen hatte und dann auch noch ausgerechnet Yousuke, so kalt, wie er jetzt war. Daran hatte Jamapi wirklich zu kauen, auch wenn die Art, wie er sie dann umsorgt hatte, ihn gefährlich an sein früheres Wesen erinnert hatte. Er war nicht mit nach oben gekommen, um sie schlafen zu legen und das war entscheidend.

Momoko rollte sich aus dem Bett. Entsetzt stellte sie fest, dass sie noch immer ihr Kleid an hatte.

Was war bloß letzte Nacht passiert?

"Ja, ja, ich komm ja schon!" genervt zerrte sie das Kleid über den Kopf und zog sich hastig den Kimono über die Schultern, bevor sie hinaus lief und die Treppe hinunter stolperte.

Es war Hinagiku, die sich entschlossen hatte Sturm zu klingeln. Als sie die ziemlich aufgelöste Momoko in der Tür sah, grinste sie spöttisch,

"Na, wieder nüchtern?", ohne zu fragen marschierte sie an ihr vorbei und ging in die Küche, wo sie Kaffee ansetzte. Momoko ließ die Tür zu fallen und folgte ihr langsam. Inzwischen stand sie völlig neben sich, denn sie konnte sich absolut nicht mehr erinnern, was in der Nacht vorgefallen war.

"Wann hat Kaji dich nach Hause gebracht!" Ein Stuhl polterte und Momoko starrte sie fassungslos an. Was hatte sie bloß angestellt?

Hinagiku betrachtete sie zweifelnd,

"Oh, Oh!"

"Was oh, oh?" Momoko sah mürrisch aus,

"Hast du dir gestern zufällig noch mehr als den einen Cocktail genehmigt, mit dem ich dich gesehen habe?"

"Keine Ahnung!"

"Also ja!"

"Gib mir einen Kaffee und erzähl mir, was ich angestellt habe!" Sie schob sich auf einen der Bistrohocker und stützte die Ellbogen auf den Tresen, der Küche und Wohnzimmer trennte. Hinagiku drückte ihr grinsend eine Tasse Kaffee in die Hände,

"So schlimm war es lange nicht mehr!..Was hattest du eigentlich mit Fuuma auf dem Gang zu tun...und warum bist du dann auch noch mit Kaji gegangen?" Etwas klingelte im Momokos Kopf, als sie Yousuke erwähnte. Sie wusste, was im draußen auf dem Gang geschehen war, auch dass sie danach an die Bar gegangen war. Doch bei Scarlett an der Bar wurden die Erinnerungen schon spärlicher und nachdem sie zum Tanzen gegangen war, riss der Faden ganz.

Wie hatte sie nur so blöd sein können? Süße Mixgetränke stiegen ihr sofort zu Kopf und sehr schnell wusste sie nicht mehr was sie tat.

"Du hast mit Kaji bis nach Mitternacht getanzt! Scarlett wollte dich mit nach Hause nehmen, doch du wolltest nicht und als Kazuja mich nach Hause gefahren hat, hat Kaji dich heim gebracht!"

Momoko starrte in ihre leere Kaffeetasse und Hinagiku schenkte ihr nach, wobei Momokos Blick auf die Küchenuhr fiel,

"Himmel, es ist ja schon Nachmittag!" Hinagiku grinste nur

"Na, fällt es dir wieder ein?!" Das konnte Momoko im Moment nicht behaupten, doch etwas sagte ihr ganz deutlich, dass nicht Kaji sie nach Hause gebracht hatte,

"Ich hab keine Ahnung, aber Kaji hat mich garantiert nicht nach Hause gebracht!"

>Du hättest doch besser mit mir gehen sollen!< Plötzlich klingelte ihr dieser Satz in den Ohren und scheppernd fiel ihr die zu Glück schon wieder leere Tasse aus der Hand. Hinagiku sah sie erschrocken an,

"Alles okay mit dir, oder ist dir gerade eingefallen, was du heute Nacht alles so mit Kaji angestellt hast?"

So konnte man das nicht sagen, doch ihr war gerade eingefallen, wer sie nach Hause gebracht hatte. Die Geschichte mit Kaji schockierte sie dabei nicht halb so sehr, wie die Tatsache, dass sie Yousuke mit nach oben genommen hatte und wahrscheinlich mit ihm geschlafen hätte, wenn er es gewollt hätte. Fassungslos ließ sie den Kopf auf den Tresen sinken und schlug die Hände darüber zusammen,

"Oh mein Gott, was hab ich getan?" Hinagiku sah sie gespannt an.

"Ja genau! Komm endlich zu Sache!...Was treibst du für ein Spiel, Momoko?...Du kannst nicht abstreiten, dass du mit Fuuma auf dem Gang gestanden hast!...Ich habe deinen Schal gesehen!...Was also sollte der Blödsinn mit Kaji?...Du hattest ihn doch schon abgeschoben!"

"Frag mich nicht!...Vergiss es bitte ganz schnell!...Ich tue das selbe!" Hinagiku sah sie verständnislos an.

"Momoko, was ist mit dir los?"

"Nichts, nichts, was von Bedeutung wäre!" Hinagiku fuhr sie an,

"Hör auf mit dem Quatsch, man!...Was ist vorgefallen!" Momoko sah sie an. Hina würde ihr nicht abnehmen, das nichts gewesen war, dazu war sie gerade zu geschockt gewesen, doch Momoko wusste nicht, wie sie sich heraus reden sollte.

"Momoko, warum sagst du mir nicht einfach die Wahrheit?...Wir sind Freundinnen!...Du kannst mir vertrauen!"

"Entschuldige!" Momoko stützte das Gesicht in die Hände, "Ich glaube ich habe letzte Nacht ganz schön Mist gebaut!"

"Was war los?

"Kaji habe ich total verprellt und dann bin ich alleine nach Hause!"

"So betrunken, wie du warst?", Hinagiku war fassungslos, "Das hat er zugelassen?"

"Ich glaube er hatte allen Grund dazu...ich habe ihn wirklich verletzt, Hina!"

"Das war aber noch nicht alles, oder?" Hinagiku sah sie den Kopf schütteln.

"Yousuke hat mich aufgelesen und nach hause gebracht!"

"Nein Momoko, nicht wirklich, oder?" Hinagiku war endgültig völlig fassungslos.

"Doch!" Sie verschränkte die Arme über den Kopf und Hina sah sie eine halbe Ewigkeit lang an.

"Aber du hast nicht....?"

"Nein!" Zum Glück wusste sie wenigstens das ganz genau, denn das hätte Spuren hinterlassen und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass sie das vergessen hätte.

"Und das passiert ausgerechnet Miss Cool...Ich kann einfach nicht glauben, dass du das getan hast!...Ausgerechnet du, die du sonst jeden abblitzen lassen hast und dann lässt du dich von Fuuma abschleppen! Momoko...was hat du dir nur dabei gedacht?... Der geht mit jeder ins Bett, die er kriegen kann!...Ich hab doch nur einen Witz gemacht, als ich ihn vorgeschlagen habe!"

"Hör auf...das ist nicht witzig!"

"Dir ist es doch nicht etwa ernst?..."

"Bist du verrückt?"

"Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen! Wohl auch, weil ich es wirklich nicht fassen kann!...Momoko, dir ist doch hoffentlich klar, dass das ein Fehler ist!...Mit Yousuke ist nicht zu spaßen!... Du glaubst nicht, was Kotori für Geschichten über ihn erzählt!...Ich war schon total geschockt, als mir klar wurde, dass er dich unter seiner Jacke versteckt hat und dann machst du solchen Blödsinn!...Lass die Finger von ihm!...Er mag ja cool sein, aber für dich ist er nicht der richtige!...Viel zu abgebrüht!...Der hat nichts mit Gefühlen am Hut, Momoko...glaub mir! Immerhin ist er gestern ja eigentlich mit Manami gegangen...bevor er dich aufgelesen hat!" Momoko wusste sehr genau, was sie damit sagen wollte.

"Ich weiß, Hina!",

Die Erinnerung an die Sache mit Manami versetzte Momoko erneut einen Stich und die Vorstellung, dass Fuuma letzte Nacht vielleicht in zwei Betten geschlafen hatte, machte es noch schlimmer. Sie fragte sich, ob sie sich möglicherweise täuschte, wenn sie glaubte, dass es ihr nicht wirklich ernst war, doch dann wurde ihr klar, dass sie genauso reagiert hatte, als Manami vor einem halben Jahr immer wieder versucht hatte, sich zwischen sie und Misha zu drängen und bei ihm war es ihr auch nicht ernst gewesen. Doch die Frage, was geschehen war, bevor er sie aufgelesen hatte, ließ ihr absolut keine Ruhe und etwas daran war noch viel schlimmer: Momoko wusste nicht, ob sie es wirklich schaffen würde die Finger von ihm zu lassen, denn jetzt, wo sie sich an alles erinnerte, wusste sie auch, dass sie sich noch nie einem Mann so nah gefühlt hatte, wie Yousuke, doch sie hielt lieber den Mund, denn etwas sagte ihr, das Hinagiku nicht begeistert sein würde, wenn sie ihr das sagte. Irgendwie wurde ihr langsam übel bei dieser Sache.

"Ich hoffe es ist dir eine Lehre und du bleibst in Zukunft bei dem, was du verträgst!"

"Cola Light?"

"Genau! Cola Light!"

"Das musst gerade du sagen!"

"Ich hab wenigstens keine Blackouts!" Da hatte sie leider recht, "Komm schon, beweg dich! Zur Strafe für deine Dummheit musst du jetzt mit mir shoppen gehen!...Darum bin ich nämlich eigentlich gekommen!"

Momoko lächelte, obwohl es ihr gar nicht danach war. So würde sie sich vielleicht von all dem ablenken können.

Sie ging nach oben, um zu duschen und sich etwas anzuziehen. Hinagiku starrte nachdenklich vor sich hin, noch immer fassungslos darüber, was Momoko da wieder angerichtet hatte. Sie fuhr zusammen, als das Telefon klingelte. Ohne lange zu überlegen stand sie auf und ging ran.

"Hier bei Hanasaki!" Es klickte und ein Besetztzeichen sagte ihr, dass aufgelegt worden war. Verblüfft starrte sie den Hörer an. Sie fragte sich, ob Fuuma dran gewesen war. Das wäre dann wirklich interessant.

Hinagiku warf sich in einen Sessel, schaltete den Fernseher an und wartete, dass Momoko zurück kam.

Zehn Minuten später kam schon viel munterer wieder herunter

"Okay!... Ich ergebe mich in mein Schicksal und gehe mit die shoppen!"

Hinagiku stand auf.

"Das kann ich dir auch nur raten! Übrigens würde es mich interessieren, wer gerade am Telefon nicht mit mir reden wollte!" Momoko sah zum Telefon und fragte sich, ob Yousuke angerufen hatte. Sie konnte es sich jedoch nicht vorstellen, denn das hieße ja, dass er Interesse bekundete.

"Okay! Laß uns endlich gehen! Ich hab heute ein bisschen was vor! Als erstes schauen wir mal, ob ich irgendwo ne brauchbare neue Jeans finde!" Momoko ließ die Schultern hängen. Das konnte spaßig werden, denn Hina brauchte immer ewig um das richtige zu finden, doch ihr war inzwischen eigentlich alles Recht, was sie von der vergangenen Nacht ablenkte.
 

Es war gegen sieben, als sie wieder nach Hause kam. Hinagiku hatte ihre Jeans schneller gefunden, als erwartet, doch mit Momokos Ruhe sah es anders aus. Die hatte sie noch immer nicht wieder gefunden.

Irritiert bemerkte sie nun erst, dass noch niemand zu Hause war. Sie warf einen Blick auf die Pinnwand und sah die Nachricht, die ihre Mutter hinterlassen hatte. Sie waren bei einem Auswärtstermin und würden erst Morgen zurück kommen. Resigniert ließ sie sich in einen Sessel fallen. Das passte ja wieder. Wenn sie schon mal nicht mit ihren Gedanken allein sein wollte, war garantiert niemand da, der sie ablenken konnte und noch einmal bei Hinagiku anzurufen, hatte sie auch keine Lust.

"Was mach ich jetzt noch?" Fest stand, dass sie nicht die Absicht hatte im leeren Haus zu bleiben. Sie versuchte Scarlett an zu rufen, doch sie ging nicht ran. Inzwischen richtig sauer, knallte sie den Hörer auf Telefon, zog ihre Schuhe wieder an und verließ das Haus. Sie konnte es nicht mehr ertragen, mit ihren Gedanken allein zu sein.

Wenig später stand sie wieder einmal an der Mauer des Aussichtspunktes und starrte auf Meer hinaus. Die heißen Temperaturen des Tages waren auf ein angenehmes Maß gesunken und sie genoss die frische Abendbrise, die vom Meer kam, doch es half nichts. Sie kam mit ihren Gedanken nicht ins Reine. Der gestrige Tag hatte zuviel durcheinander gewirbelt.

"Na, wieder mal völlig neben dir?" Momoko wandte den Kopf. Yamato stand nicht weit von ihr entfernt im Schatten.

"Was machst du denn hier?" Er kam auf sie zu.

"Die Abendbrise genießen!"

"Wo warst du gestern?"

"Wieso? Habe ich dir gefehlt?" Momoko starrte wieder in die Ferne.

"Irgendwie schon!" Yamato lachte, obwohl ihm eigentlich nicht danach war. Seit der letzten Nacht spielte sein Adrenalinspiegel verrückt.

"Was ist denn los?"

"Ach Yama-san, ich hab wirklich Mist gebaut!" Es war schwer, so zu tun, als wisse er es nicht. Yamato hatte seinen Job selten so gehasst. Sie tat was ihr Herz ihr sagte, doch es würde ihr nur Leid bereiten.

Was war daran fair?

"Was hast du angestellt?" Es dauerte eine Ewigkeit, bis Momoko antwortete.

"Yamato?...Was hältst du von Yousuke?" Yamato sah sie mindestens genauso lange an.

"Gar nichts!...Denn er ist genauso, wie ich und Typen wie wir taugen nicht für Beziehungen...Wir wollen nur eins!"

"Sex!"

"Genau!"

"Yamato?"

"Was?"

"Warum hast du es nie versucht?" Es war das erste Mal, dass sie ihn völlig aus dem Konzept brachte. Er sah sie an, mit seinen goldbraunen Augen und Momoko fragte sich, woran dieser Blick sie erinnerte.

Er wich ihr aus und starrte nun ebenfalls in die Ferne. Yamato fragte sich, was er ihr darauf antworten sollte. Das Problem war, dass er sich dadurch mit einer Frage auseinandersetzen musste, die er sich nur sehr ungern stellte.

Was verband ihn mit Momoko Hanasaki, außer der schwerwiegenden Tatsache, dass er ihr Schutzengel war? Verantwortung? Achtung? Liebe? Unmöglich! Er wusste es nicht. Fest stand aber, dass ihn SEINE Befehle nicht immer interessierten. Wenn er selbst andere Interessen hatte, ging er denen nach, auch auf die Gefahr hin, Ärger zu kriegen.

Also, warum hatte er es nicht getan?

Yamato stellte fest, dass er es nicht wusste.

"Weil ich dein Schutzengel bin!" Momoko schüttelte resigniert den Kopf. Wieso hatte sie erwartet, dass er etwas anderes sagte?

"Und wo warst du dann gestern, Schutzengel?" Er sah sie von der Seite an.

"Warum?"

"Ach, Yama-san!...Weil ich dich ausnahmsweise Mal hätte wirklich brauchen können!" Momokos Blick ging ins Leere. Yamato hatte das dringende Bedürfnis zu verschwinden. Er wollte nicht hören, dass SEIN Plan aufging. Er wollte nicht hören, dass es ihr keine Ruhe ließ, wenn Yousuke sie berührte, küsste und verführte, doch er wusste, das es so war. Sie wäre ihm gestern schon verfallen, wenn er nicht aus irgendeinem Grund so etwas wie Anstand bewiesen hätte.

"Warum? Ist Kazuja über dich hergefallen und du hast dich gewehrt?" Er versuchte einen Scherz zu machen und Momoko sah ihn wirklich empört an.

"Spinnst du?...Er ist mit Yuri zusammen! Und er würde nie über mich herfallen!" Über letzteres war sie sich zwar nicht sicher, doch sie sagte es trotzdem.

"Sorry!...schon wieder vergessen!"

"Hör auf mit dem Blödsinn, Yamato!"

"Also, was hast du wieder angestellt?"

"Mich von Fuuma nach Hause bringen lassen!" Yamatos Reaktion war spontan und überraschte ihn selbst, denn schließlich hatte er es gewusst.

"Spinnst du?" Momoko sah ihn von unten herauf an und schwieg.

"Peach, Fuuma ist cool, sieht gut aus und versteht es mit Frauen umzugehen, aber...das einzige, was er will ist Sex!"

"Woher willst du das wissen?"

"Weil ich genauso bin!...Für dich bin ich ein Freund, aber du bist die einzige, die das so sieht!...Peach, Yousuke..."

Ja, was wollte er sagen? Es war doch der Plan, dass Yousuke Momoko herum bekam und dass sie litt, um am Ende ihn leiden zu lassen. Er wollte sie ihm nicht ausliefern, denn er würde ihr weh tun. Yamato stak in der Zwickmühle.

"Momoko, glaub mir, Yousuke ist nicht der richtige für dich!" Lieber sollte Raphael für den Rest seiner Existenz leiden, als dieses Mädchen!

>Bin ich verrückt geworden?<, fragte er sich, >Ich bin hier um genau dafür zu sorgen! Warum versuche ich es zu verhindern?...Weil sie leiden wird...ohne Gnade...es wird ihr furchtbar weh tun...und das will ich nicht...ich will nicht, dass sie leidet, verdammt, ich will es nicht...ich will es nicht!<

Yamato wusste, dass er dafür Ärger bekommen konnte. Er wusste, dass er von der Linie abwich und er wusste, dass IHM das nicht gefallen würde. Er fragte sich, ob er eine Chance hatte, diese kleine Süße zu schützen.

"Das weiß ich!" Momokos Antwort brachte ihn aus dem Konzept.

"Warum tust du es dann?"

"Weil er mich anzieht, wie das Licht eine Motte!"

"Sei vernünftig, Peach!...Genau das sagst du von Kazuja auch schon die ganze Zeit!...Weder der eine noch der andere ist der richtige für dich!...Wann siehst du das endlich ein!...Spann doch O'Hara Butler aus!"

"Spinnst du jetzt?" Yamato streichelte ihre Wange.

"War nur ein Scherz!...Da hättest du sowieso keine Chance!" Diesmal musste Momoko lachen.

"Schön, dass du wenigstens das einsiehst!" Er grinste, wurde jedoch gleich wieder ernst.

"Peach! Es ist mein ernst!...Er geht mit dir ins Bett und das war's für ihn!...Wenn es das ist, was du willst, dann tue es!" Sie schwieg. Yamato nahm ihre Hände in seine, drehte sie zu sich und sah ihr ins Gesicht.

"Peach!...Willst du das?...Willst du benutzt werden?...Ich kenn dich!...Ich kenn dich verdammt gut!....Du willst Kazuja!...Du willst ihn noch immer!" Momoko sah ihn an und er konnte in ihren Augen sehen, dass es nicht so war. Es schockierte ihn. Raphael war aufgetaucht und sie vergaß alles andere.

"Peach, meine Süße!...Überleg es dir gut!...Er wird dir weh tun!"

Momoko lächelte.

Es war kein Lächeln, das er kannte.

"Halt mich auf!" Er sah sie verständnislos an.

"Wie meinst du das?"

"Lass dir was einfallen!...Aber beeil dich!" Yamato sah sie an und fragte sich, ob er richtig verstand, was sie da sagte. Er begann zu lachen.

"Also, das heißt, du willst nicht!" Nun grinste er süffisant.

"Hör auf mit dem Quatsch...sonst überlege ich es mir vielleicht noch!" Er zog sie an sich, zum ersten Mal, und er stellte fest, dass es sich gut anfühlte.

"Yamato, sag mir, was ich tun soll!" Momoko schlang ihm die Arme um die Taille.

"Die Finger davon lassen!"

"Ich hab schon so oft mit dem Feuer gespielt!"

"Und nie was dabei empfunden! Aber bist du sicher, dass das diesmal auch so wäre?"

"Woher soll ich das wissen?"

"Noch ein Risikofaktor!" Yamato strich durch ihr Haar und stellte fest, dass er sie nicht loslassen wollte.

"Komm, lass uns noch was unternehmen! Ich führ dich aus!" Er spürte ihr Lachen an seiner Brust und nahm sie ein wenig fester in die Arme.

"Provozier mich nicht, Momoko!"

"Was passiert dann?"

"Ich fall über dich her!" Sie lachte wieder und Michael musste begreifen, dass er zum ersten Mal seit Anbeginn seiner Existenz jemandem begegnete, der ihn nicht ernst nahm. Der göttliche Engel der Liebe nahm ihn einfach nicht ernst.

Wenig später hielt er vor der Banzai-Bar. Momoko war selten hier, doch sie wusste, dass er diesen Laden liebte und auch Hinagiku nichts dagegen hatte, hier her eingeladen zu werden.

Yamato wusste, dass Yousuke hier war, und er wusste, dass er nicht allein hier war.

"Bist du wirklich schon wieder so fit, um was mit mir zu trinken?"

"Klar!...Cola light! Hina hat gesagt, ich solle bei dem bleiben, was ich vertrage!" Er schob ihr den Arm um die Taille, um sie durch die die Menge zu führen und schob sich gleich darauf an der Bar neben sie.

"Und, was kann ich anbieten?"

"Cola Light?" Momoko sah ihn fragend an. Er grinste und winkte den Barkeeper heran, um ihm was ins Ohr zu flüstern. Dieser nickte nur und gleich darauf brachte er zwei identische Gläser. Yamato gab Momoko eins davon und nun sah sie misstrauisch aus.

"Was ist das?"

"Probier einfach!...Cheers!" Momoko nahm einen Schluck.

" Oh? Cola mit?" Er lachte.

"Whiskey Cola! Wenn du dabei bleibst und es nicht übertreibst passiert dir so was wie gestern nicht so schnell!...Komm, lass uns einen Platz suchen!...Ich hab glaube Gabriel gesehen!"

"Echt?"

"War mir nicht sicher!...Aber er kommt öfter mit Geschäftsfreunden her!" Sie blieb stehen.

"Was ist?"

"Wenn er mit Geschäftsleuten hier ist, hab ich keinen Bock drauf, mich zu ihm zu setzen, dann ist er immer so korrekt!" Yamato grinste.

"Aber, aber...wer wird denn behaupten, dass Big Boss Butler ein verklemmter Geschäftsmann ist?"

"Das hab ich nicht gesagt!"

"Dann also doch lieber Toya und Kotori!"

"Ist mir recht! So lange halte ich es heute sowieso nicht aus! Versprich mir, mich heimzubringen, wenn ich es sage!" Yamato lachte

"Versprochen!...Und ich verstehe es auch nicht als neues Angebot!" Momoko lächelte ihn leicht verstimmt an. Sie waren inzwischen in einen anderen Teil der Bar gegangen.

Momokos Schritte wurden unwillkürlich langsamer, als sie Yousuke sah. Er saß mit Kotori, Toya und Yuji, einem weiteren Fußballer vom College an einem der Tische und war nicht allein.

Wenn sie ehrlich war, überraschte sie das nicht wirklich.

Yamato beobachtete ihre Reaktion und stellte fest, dass die Riesenportion an kühler Beherrschung, die ER ihr verpasst hatte, wirkte. Sie verzog keine Miene, als sie an den Tisch kamen. Momoko hoffte, dass ihr diese Lektion reichte.

Kotori bemerkte sie als erste.

"Heh, Momoko!...Was machst du denn hier?...Na klar! Nur Yamato bringt es fertig dich hier zu schleppen!"

"Hi!" Sie spürte Yousukes Blick, sah aber nicht zu ihm. Kotori bewegte inzwischen Toya zum Weiterrutschen, um Platz zu machen.

"Komm setz dich zu mir, ich wollte sowieso was mit dir besprechen!" Momoko setzte sich neben Kotori und Yamato schob sich neben sie

Sein Blick traf Yousukes, der ihn schon fixiert hatte, kaum, dass sie aufgetaucht waren. Yamato hätte zu gern gewusst, was er dachte.

Momoko wurde inzwischen komplett von Kotori in Anspruch genommen, die sie unbedingt für die Jahresabschlussfotos wollte und es war alles andere als leicht, ihr klar zu machen, dass sie das nicht tun durfte. Solche Aufträge konnte höchstens ihr Vater erledigen, denn kommerziell durfte sie nicht arbeiten. Immer wieder spürte sie Yousukes Blick und sie fragte sich, wie mies man sein musste, wenn man in Begleitung eines Mädchens war und dann ständig eine andere beobachtete.

Das Mädchen, mit dem er hier war, stellte sich als Studentin aus Kotoris Jahrgang heraus, hieß Ayako Kozumi und studierte Kunst. Momoko stellte fest, dass sie sie nett fand. Sie konnte ja nichts dafür, dass Yousuke hinter jedem Rock her war.

"Was treibst du denn schon wieder in so einem Laden?" Gabriel stand hinter Yamato und beugte sich zu ihr. Momoko lächelte ihn an.

"Wo hast du Scarlett gelassen?"

"Zu Hause!...Sie wollte dich schon den ganzen Tag anrufen, aber du bist nicht ran gegangen!"

"Oh, ich hab ganz gut geschlafen!" Gabriel lachte.

"Das kann ich mir vorstellen!"

"Sei gefälligst nicht so frech!"

"Ich müsste übrigens was mit dir besprechen!...Gehst du mit mir an die Bar?" Momoko entschuldigte sich bei den anderen und Yamato ließ sie aufstehen, während er ihr grinsend ins Ohr flüsterte,

"Denk an meinen Vorschlag...Er wäre perfekt!" Momoko funkelte ihn nur an, bevor sie mit Gabriel verschwand. Ayako sah ihnen nach.

"Ist der nicht viel zu alt für die Kleine?"

"Alter hat damit doch nichts zu tun!", bemerkte Yamato trocken und Kotori lachte.

"Täusch dich nicht in Gabriel Butler!...Er ist erst Mitte zwanzig, einer der jüngsten Harvardabsolventen und verwaltet zur Zeit ziemlich erfolgreich die Kohle seines Vaters!..." Yamato grinste sie an.

"Hat da jemand eifersüchtig einen Lebenslauf auswendig gelernt?" Kotori sah verärgert aus, denn sie war mal ziemlich verliebt in Gabriel gewesen.

"Scarlett ist eine eingebildete Ziege!" Jetzt grinste Yamato.

"Momoko liebt sie!" Kotori hatte nun auch Mühe nicht zu lachen.

"Geschmacksverirrung!"
 

"Was gibt's denn Gabriel!" Momoko setzte sich auf einen Barhocker.

"Was willst du trinken?"

"Eh, Whiskey Cola?" Gabriel lachte.

"Der Tipp ist von Yamato, oder?" Sie nickte.

"Bringt das was?"

"Solange du nur dabei bleibst, wahrscheinlich schon, aber ab einer gewissen Menge hat alles eine verheerende Wirkung! Es wundert mich, dass du schon wieder fit bist!"

"Literweise Kaffee von Hinagiku und mit ihr shoppen!"

"Oh je, eine harte Strafe!"

"So schlimm war es gar nicht!...Diesmal war sie ziemlich fix!" Gabriel lachte.

"Da hast du aber Glück gehabt! Hat Yamato dich aufgelesen?"

"Es ist keiner zu Hause und ich hatte keine Lust allein zu sein! Scarlett ist ja nicht ans Telefon gegangen!...Gibt es dafür einen bestimmten Grund?" Momoko sah ihn spitzbübisch an, doch Gabriel tat ihr nicht den Gefallen, ihr zu antworten, obwohl er ganz genau wusste, wann sie angerufen hatte.

"Sie hatte heute zu nichts Lust und lümmelte auf dem Sofa, als ich gegangen bin. Vermutlich schläft sie schon!...Sind deine Eltern nicht da?"

"Auftrag!"

"Wie schaut es mit Ferien aus?"

"Ich habe ganz bestimmt keine Lust auf heiße Quellen!" Gabriel lachte.

"Wann denn?"

"Ende August, eine Woche!"

"Und du bleibst daheim?!"

"Klar!...Sturmfreie Bude. Ich werde mir Hina einladen und wir lassen es uns gut gehen! Sie will nämlich auch nicht mit ihren Eltern nach Okinawa!"

"Ich hab da einen Vorschlag für euch beide!" Jetzt wurde Momoko neugierig, denn Gabriels Vorschläge hatten grundsätzlich immer etwas für sich.

"Wie wäre es, wenn Hina und du für ein paar Tage mit mir und Scarlett nach LA fliegen würdet?...Ich muss geschäftlich rüber und hab dann viel zu tun!...Scarlett hätte Gesellschaft und Hina könnte ...." Er konnte nicht weiter reden, denn Momoko war ihm um den Hals gefallen.

"Oh Gabe...du bist der Beste!...Sie ist so deprimiert...ich wette sie macht Luftsprünge!"

"Hauptsache, sie erwürgt mich nicht dabei!" Momoko strahlte ihn an und ließ ihn los.

"Das finde ich so klasse!...Hast du mal wieder einen leeren Jet?"

"Ist doch Blödsinn, zu zweit zu fliegen, wenn zehn Leute Platz haben!" Gabriel war wieder einmal hochzufrieden, einen Platz als Sohn eines erfolgreichen Geschäftsmannes ergattert zu haben. Der firmeneigene Lear-Jet stand fast nur seinetwegen rum. Anfangs wegen Scarlett und jetzt wegen seiner weltweiten Geschäfte.

"Wollte Scarlett deswegen anrufen?"

"Wohl eher nicht!", sie wusste noch nichts von ihrem Glück, denn diese Idee war ihm erst gekommen, als er Momoko an Yousukes Tisch gesehen hatte. Es war die beste Lösung seines momentanen Problems und außerdem konnte er so allen eine Freude machen. "...Willst du es Hinagiku sagen?"

"Darf ich?"

"Aber klar! Ich will ja noch ne Weile leben!" Sie rutschte vom Hocker, denn sie hatte keine Ruhe mehr. Es war nicht das erste Mal, dass sie mit Scarlett und Gabriel nach LA flog. Früher hatte sie sich immer Gedanken deswegen gemacht, doch irgendwann hatte Gabriel ihr knallhart erklärt, dass das für ihn Peanuts waren und er ihr nur eine Freude machen wollte. Das er das diesmal auf Hina ausweitete, war für sie nur ein weitere Beweis, wie aufmerksam und großzügig er war.

"Willst du schon gehen?" Gabriel konnte sich ein Grinsen nicht mehr verbeißen. Sie strahlte vor Begeisterung und er freute sich, auf diese Idee gekommen zu sein denn so würde Scarlett ihn begleiten, hatte jemanden mit dem sie sich die Zeit vertreiben konnte und Hina, die gestern wirklich sehr griesgrämig gewirkt hatte, wäre auch geholfen.

"Soll ich dich fahren?" Plötzlich hatte er auch keine Lust mehr zu bleiben und wollte nur noch zu Scarlett, die sicher noch immer schmollte, denn bevor er gegangen war, waren sie sich wegen genau dieser Geschäftsreise richtig in die Haare geraten. Sie wollte hier bleiben, er wollte sie dabei haben. Er wollte sie einfach nicht missen und verstand langsam, was Raphael gemeint hatte, als er ihn fragte, ob er wisse, was Liebe ist.

"Yamato hat mir versprochen, mich nach Hause zu bringen und ich wette Scarlett wartet auf dich!"

"Willst du eigentlich gar nicht wissen, wann?" Diesen Umstand hatte sie bis jetzt völlig vergessen und entsprechend verdattert sah sie ihn an.

"Wann?"

"Mittwoch früh! Von Tokio aus! Hab da noch was zu erledigen! Ihr könnt morgen Abend mit uns fahren!" Wieder fiel sie ihm um den Hals.

"Ach Gabriel, ich freu mich wie ein Schneekönig!" Er stand auf.

"Ich bring dich zum Tisch!...Hast du Fuuma gestern eigentlich noch mal getroffen?" Die Frage klang beiläufig, doch für Gabriel war es ernst. Er fragte sich noch immer, wie das weitergehen würde. Momoko verschloss sich und bestätigte seine Befürchtungen, dass Yousukes Rückkehr nichts gutes bedeutete.

"Warum?"

"Nur so!...Ich hab den Eindruck, er bringt dich aus dem Konzept!" Sie überspielte ihre Nervosität bei dieser Frage und strahlte ihn wieder an.

"Soll er nur!...Davon lasse ich mich nicht beeindrucken!" Gabriel sah sie an. Etwas sagte ihm ganz deutlich, dass es nicht so war und das bereitete ihm Sorge.

Sie waren wieder bei Yamato, der im Moment mit Toya allein am Tisch saß und sich unterhielt.

"Pass auf sie auf, wenn sie schon so irre ist, mit dir zu fahren!", meinte Gabriel zu ihm. Yamato grinste nur. Den Satz mit dem Schutzengel ließ er bei Gabriel nie hören, denn er wusste, dass er dann durchschaut wäre. Gabriel verabschiedete sich.

"Ruf mich morgen auf dem Handy an und sag mir Bescheid!"

"Mach ich...und danke, danke, danke....!" Momoko strahlte noch immer und Gabriel sonnte sich darin.

"Kein Problem, Kleine!...Wir sehen uns!" Er ging und Kotori, die gerade mit Ayako und dem zweiten Mädchen zurück kam fragte.

"Was ist denn mit dir passiert, Momoko, du strahlst ja wie ein Weihnachtsbaum!"

"Das würdest du auch, wenn du gerade nach LA eingeladen worden wärst!"

"Da hast du allerdings Recht!", meinte sie, als sie sich setzte. Momoko wandte sich Yamato zu.

"Bringst du mich nach Hause?"

"Versprochen ist versprochen!" Sie stand auf.

"Ich bin gleich wieder da!" Momoko wollte nur schnell zur Toilette, doch sie kam nicht weit, denn sie musste an der Bar vorbei und dort stand Yousuke mit Yuji und er zögerte nicht lange, sie abzufangen und ihr den Arm um die Taille zu schieben.

"Na, wieder nüchtern?" Momoko ließ sich nichts anmerken.

"Wie du siehst!"

"Schade!...Trinkst du noch was?" Yuji sah ihn verwundert an, sagte jedoch nichts.

"Ich wollte gerade gehen!" Momoko fragte sich, was mit ihm los war. Er hielt sie fest und wirkte gleichzeitig so kalt, dass sie eine Gänsehaut davon bekam.

"Ach was, schon?...Bringt dich Yamato?" Sie nickte nur und Yousuke nahm den Arm runter.

"Na dann, man sieht sich!" Wieder bekam er nur ein kühles Nicken, als Momoko weiter ging. Yousuke sah ihr nach. Seit sie mit Hideo aufgetaucht war, hatte er schlechte Laune. Es mochte nicht dienlich sein, dass sie ihn und Ayako hier gesehen hatte, doch er hatte nicht die Absicht aufzugeben. Daran würde auch Hideo nichts ändern, obwohl er sich seit heute fragte, was wirklich zwischen den Beiden war.

Yousuke hätte zu gern gewusst, ob sie sich erinnerte, was passiert war, doch sie hatte sich nichts anmerken lassen. Wieder einmal stellte er fest, dass es genau diese coole Art war, die ihn gnadenlos dazu provozierte, sie bei Seite zu fegen und Momoko Hansakis hitziges Wesen hervor zu locken.
 

Nur wenig später hielt Yamatos Maschine vor dem Blumenladen der Tamanos. Das Haus war dunkel, doch Momoko war so aufgedreht, dass sie davor nicht halt machen wollte.

"Hast du dein Handy dabei?" Er zog es aus der Jackentasche.

"Hast du nicht selber eins?"

"Klar man, um es zu Hause liegen zu lassen!" Momoko wählte Hinagikus Nummer, denn sie wusste, dass sie ihr Handy wegen Takuro grundsätzlich neben dem Bett liegen hatte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie hörte, nur um dann verärgert zu murmeln,

"Spinnst du, Momoko?"

"Woher weißt du, dass ich es bin?"

"Weil nur du von Yamatos Handy aus anrufen kannst!"

"Woher weißt du, dass es Yamatos ist?"

"Weil ich meinen Namen mit verschicke!", antwortete er ihr.

"Lass mich rein, ich muss dir was sagen!"

"Hast du dich doch noch entschieden, es mit Hiedeo zu versuchen?" Momoko wurde rot.

"Hör auf mit dem Quatsch!...Komm runter!" Sie beendete das Gespräch und gab Yamato sein Telefon zurück.

"Danke, Süßer!" Er lächelte säuerlich.

"Übertreib es nicht Momoko!...Wie ist es...soll ich verschwinden?"

"Wer soll verschwinden?" Hinagiku war gerade in der Tür erschienen. "Ich dachte, du hättest sie endlich rum gekriegt!" Momoko knuffte sie.

"Hör auf mit dem Quatsch!", doch Yamato warf trocken ein,

"Hab ich doch schon lange!" Hinagiku gähnte,

"Habt ihr noch irgendwelche schockierende Neuigkeiten...ich will nämlich weiterschlafen!"

"Verschwinde Yamato, ich komm schon klar!" Momoko griff nach seiner Hand, "Und danke, ja!" Yamato grinste sie an.

"War mir ein Vergnügen!" Er startete das Motorrad wieder und fuhr davon. Hina sah ihm nach, als sie meinte,

"Da kannst du sagen, was du willst, der liebt dich!"

"Darauf kannst du wetten, sonst wäre er nicht so nett zu mir!...Lass mich rein, wir müssen reden!" Hinagiku ließ sie vorbei.

"Um die Zeit!"

Zwei Minuten später interessierte sie die Zeit jedoch nicht mehr. Sie fiel Momoko um den Hals und wirbelte sie durch Zimmer, so lange, bis ihr völlig verdatterter Vater in der Tür zu ihrem Zimmer erschien und Hinagiku ihm um den Hals fiel, während Momoko nach Luft schnappte. Jetzt wusste sie, was Gabriel gemeint hatte.

"Papa, Papa, Papa...bitte...du musst es erlauben!...Ja, du lässt mich doch...Gabriel passt schon auf mich auf...bitte ja, erlaube es, ich flehe dich an, sonst bring ich dich um!" Hinas Vater fehlte es inzwischen genauso an Luft, wie Momoko und er schob sie entschlossen von sich.

"Was?" Er klang ein wenig atemlos, war aber nun hellwach.

"Gabriel will Momoko und mich mit nach LA nehmen und Stanford ist doch nicht weit weg von LA!" Das Gesicht ihres Vaters wurde leicht griesgrämig, doch Momoko wusste, dass man das nicht ernst nehmen konnte. Er hatte sich längst mit der Beziehung zwischen Hina und Takuro abgefunden, auch wenn er vehement versuchte allen das Gegenteil zu beweisen.

"Spinnst du, weißt du was ein Flug in die Staaten kostet?"

"Papa...Gabriel hat doch sein eigenes Flugzeug und das kostet gar nichts!"

"Aber das geht nicht Hinagiku! So etwas kann man nicht erwarten!" Momoko hielt es für an der Zeit, sich einzumischen.

"Gabriel macht das aus rein egoistischen Gründen!...Er will Scarlett mitnehmen und die will uns dabei haben, um sich die Zeit zu vertreiben!" Das war nicht ganz richtig, doch sie wusste, dass sie Hinas Vater so am besten packen konnte.

"Ihr fliegt mit Scarlett?"

"Ja!" Hinagiku, die schon ziemlich miesepetrig dreingeschaut hatte, fasste wieder Hoffnung.

"Und das ist wirklich kein Problem, wenn dieser Butler euch mit nimmt?"

"Nein, ganz bestimmt nicht, ich bin schon ein paar Mal mit ihm und Scarlett geflogen! Wieso soll ein Flugzeug in dem zehn Leute Platz haben mit nur zwei Leuten fliegen, wenn man zwei anderen eine Riesenfreude machen kann!...Sie können ihn gern fragen!...Ich lasse seine Handynummer da!" Keisuke Tamano war noch immer nicht so recht überzeugt, doch sie waren schon viel weiter.

"Das müssen wir mit deiner Mutter besprechen, Hinagiku! Du weißt, dass ich das nicht allein entscheiden kann!" Hina sah ihn flehend an.

"Aber du sagst ja?!?" Ihr Vater versuchte sich herauszuwinden.

"Also na ja...im Prinziep,...ich!"

"Ja, Papa!" Er fuhr sich durchs Haar.

"Na gut!" Wieder fiel sie ihm um den Hals und diesmal hatte sie Tränen in den Augen. Momoko wusste, dass sie sie gut wie gewonnen hatte, wenn sie ihren Vater auf ihrer Seite hatte.

"Also...ich geh dann mal!...Und entschuldigen sie die Störung, Herr Tamano!" Hina ließ ihren Vater, der schon wieder nach Luft schnappte los.

"Du bleibst hier!...Ist das klar!" Sie hielt Momoko an der Jacke fest "Ist sowieso keiner zu Hause!"

"Woher weißt du das?"

"Hab's gelesen!...Komm schon! Rentiert sich eh nicht mehr!"

Inzwischen war es fast vier Uhr morgens. Hinagiku zerrte sie die Treppe hinauf und Momoko konnte sehen, wie ihr Vater ihnen kopfschüttelnd nach sah und dabei versonnen lächelte. So richtig erwachsen waren sie wohl noch nicht, wenn er noch so grinsen konnte. An Schlaf war in dieser Nacht jedenfalls nicht mehr zu denken.

Unausweichlich

Hi!

Da bin ich erst Mal wieder!...Ich hoffe, dass es genauso schnell weitergeht, aber leider kann ich es nicht garantieren, denn das ist mein letztes fertiges Kapitel und leider hänge ich im Moment in einer ganz anderen Problematik!
 

Aber ich werde mich bemühen, endlich mal wieder ein paar Kapitel EdS III auf Vorrat zu schreiben, so wie es im Moment bei meinen HP-FFs ist. Leider hab ich da im Augenblick den besseren Draht!
 

Aber das kann sich auch ganz schnell ändern! Ich werde mich jedenfalls beeilen!
 

Ich hoffe Kapitel 6 gefällt euch genauso gut, wie die anderen und ihr schreibt mir fleißig Kommentare! Übrigens danke, an all die, die das immer wieder tun! Das spornt mich richtig an weiter zuschreiben!
 


 

Kapitel 6

Unausweichlich
 

Momoko lag auf ihrem Bett und starrte die Decke an, während sie gedankenverloren Jamapi kraulte. Wehmütig ließ sie die Ferien noch einmal an sich vorbeiziehen. Noch jetzt musste sie lachen, wenn sie daran dachte, was Hinagiku für einen Aufstand gemachte hatte, als ihre Mutter sie nicht mit nach LA fliegen lassen wollte und am Ende dann doch noch nachgegeben hatte. Es war eine irre Woche gewesen. Von Hinagiku hatte man nichts gesehen, denn kaum das der Jet gelandet war und ein Wagen von Gabriels Firma sie zu Takuro gebracht hatte, war sie nicht mehr ansprechbar gewesen und sie und Scarlett hatten die ganze Zeit für sich gehabt, denn Gabriel war in diesen sieben Tagen mal wieder um die halbe Welt gejettet. Erst am letzten Abend hatten sich alle wieder angefunden, Gabriel mit einem furchtbar schlechtem Gewissen, Hinagiku ausgeglichen, wie lange nicht mehr, Takuro einfach nur happy und Scarlett und Momoko um einiges ärmer. Shoppen war in LA wirklich eine Sünde. Momoko war froh, dass ihr Vater sie immer recht gut entlohnte, wenn sie ihm bei einem Auftrag aushalf.

An diesen letzten Abend erinnerte Momoko sich jedoch gar nicht so gern, denn Gabriel hatte ihr eine Frage gestellt, die ihr zu denken gegeben hatte. Er hatte sie nach Yousuke Fuuma gefragt und sie hatte sich nicht herausreden können. Das Problem an der Sache war, dass er sich ähnlich wie Yamato geäußert hatte und das verhieß nichts gutes, denn eigentlich waren sie immer gegensätzlicher Meinung. Auf ihre Frage, woher er das wissen wollte, stellte sich heraus, dass er Nachforschungen angestellt hatte und Momoko musste begreifen, dass Gabriels Hände sehr viel schützenden über ihr schwebten, als sie bis dahin geahnt hatte. Sie war so schockiert gewesen, dass sie erst Mal kein Wort mehr mit ihm gesprochen hatte und ihr Dank sehr unterkühlt ausgefallen war, als sie in Tokio gelandet waren, denn dadurch bekam diese Einladung für sie ein ganz anderes Gesicht. Er hatte ihr damit das Gefühl gegeben, sie von Yousuke fern halten zu wollen, so als könne sie nicht selbst entscheiden, was gut für sie war.

Zurück in Japan hatten sie dann einfach nur noch die Ferien genossen. Zuerst hatten sie sich zu dritt bei Hina einquartiert, nachdem deren Eltern mit Akira in den Urlaub gefahren waren, und dann die letzte Woche bei Momoko verbracht. Von Jungs war in der Zeit zum Glück nicht viel zu sehen gewesen, denn Kazuja war mit einigen aus dem Fußballteam weggefahren und so hatte sich Yuri voll und ganz auf ihre Freundinnen konzentriert und sie hatten alles zusammen unternommen. Zum Glück war das Wetter so toll gewesen, dass sie fast jeden Tag am Strand verbringen konnten, doch jetzt war es damit vorbei.

Am Montag würde die Schule beginnen, und heute war große Party angesagt. Momoko wollte eigentlich nicht gehen, denn die Party fand im Clubhaus des Colleges statt und wurde vom Fußballteam veranstaltet und das hieß, dass auch Yousuke anwesend sein würde. Bis heute hatte sie es erfolgreich geschafft, ihm aus dem Weg zu gehen und dabei wollte sie es auch lassen, denn auch wenn sie Gabriel seine Methoden verübelte, war ihr doch klar, dass beide, er und Yamato, wussten wovon sie redeten. Yousuke würde sie nur als vorübergehende Affäre betrachten. Momoko wusste, dass das vielleicht nicht so schlimm sein würde, doch sie war sich nicht sicher, wie sie damit zurechtkommen würde, wenn es vorbei war, denn Yousukes Wirkung auf sie, ließ ihr keine Ruhe.

Das verrückte daran war, dass sie an Kazuja bei all dem kaum noch dachte und so stellte sie spöttisch fest, dass ich Techtelmechtel mit Yousuke wenigstens ein gutes hatte.

Seufzend richtete sie sich auf und Jamapi, in seiner Ruhe gestört sah sie an. Sie war unruhig und das nicht erst seit heute. Er konnte diese Unruhe spüren, seit sie vom Strandhaus der Tanimas zurückgekommen war. Nachdem er Yousuke dann in der folgenden Nacht beobachtet hatte, konnte er sich denken, warum, doch jetzt war die ganze Zeit nichts gewesen und die Unruhe war noch immer da. Er fragte sich, ob Yousukes Wirkung so verheerend war, doch wenn er darüber nachdachte, wie sie früher miteinander umgegangen waren, wunderte ihn das nicht wirklich. Yousuke und Momoko hatten einander angezogen, seit sie sich das erste Mal begegnet waren.

Eine Stunde später war sie fertig, doch sie stand vor ihrem Spiegel, sah sich an und wusste, dass sie nicht wirklich gehen wollte. Das Haus war zwar furchtbar leer, denn ihre Eltern würden erst Morgen zurückkommen, doch heute erschien es ihr wie eine Zuflucht. Momoko fragte sich, was mit ihr los war. Entschlossen nahm sie ihre Tasche, um sich auf den Weg zu Hinagiku zu machen, doch kaum, das sie die Tür hinter sich zufallen lassen hatte und sich umdrehte, hielt Gabriel mit seinem Wagen vor dem Haus und öffnete die Beifahrertür, um sie zum einsteigen aufzufordern.

"Hinagiku wartet auf mich!" Momoko war ein wenig verlegen, denn eigentlich wollte sie nicht mit Gabriel schmollen. Sie hatte zwar Scarlett zwei Mal getroffen, doch ihn hatte sie nicht gesehen, seit sie aus LA zurück waren.

"Ich habe ihr ausrichten lassen, das Kazuja sie abholt und du später kommst. Komm steig ein, ich will mit dir reden!" Momoko tat, was er sagte, denn auch sie wollte das klären.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis Gabriel etwas sagte. Selbst als sie aus der Stadt gefahren waren und er den Wagen auf einem einsamen Parkplatz an der Steilküste, mit atemberaubend Blick auf einen blutroten Sonnenuntergang parkte, schwieg er noch eine ganze Weile und Momoko konnte das Panorama auf sich wirken lassen. Heute hinterließ es ein seltsames Gefühl, die Sonne untergehen zu sehen.

"Momoko, ich wollte mich bei dir entschuldigen!" Gabriel sah sie dabei nicht an. Er hatte das Lenkrad fixiert. Zu schwer war die Einsicht, dass sie alle keine Wahl hatten. Momoko musste selbst entscheiden, welchen Weg sie ging und das Ziel war immer das selbe. Sie würde wieder auf Yousuke treffen, wie das enden würde, war unklar, auch wenn Gabriel nicht daran zweifelte, dass es eine Strafe sein würde. Er hatte Yousuke ein paar Mal in der Banzai-Bar getroffen und festgestellt, dass man mit ihm ganz gut auskommen konnte, doch das war schon immer so gewesen, als Freund und Kampfgefährte war Raphael immer schon bemerkenswert gewesen, doch die, die er nicht als würdig erachtete, hatten nichts gutes von ihm zu erwarten und das Problem war, das Frauen dazu gehörten. Sie waren ein Mittel zum Zweck, auch jetzt wieder. Seine Reife und die Achtung vor jedem Wesen, ganz gleich wie niedrig oder wertvoll, hatte er verloren. Das wäre ja nicht das schlimmste, wenn nicht ausgerechnet Momoko mit ihrer kühlen Art sein Begehren erregen würde und noch schlimmer war, dass ihr Versuch, sich nicht von ihm herumkriegen zu lassen, ihn nur noch mehr reizte.

Gabriel wusste nicht weiter. Er wusste, dass Yousuke ihn inzwischen als Freund betrachtete, doch er fühlte sich vor allem als Momokos Freund, denn sie war das Opfer in diesem Spiel. Sicher war auch Raphael eine Opferrolle zugedacht, doch bei ihm war das etwas anderes. Er war eben Raphael und hatte sich schon von ganz anderen Tiefschlägen erholt.

Momoko war die jenige, auf die er acht geben musste.

"Ich weiß, dass du es nur gut meinst, Gabriel!"

"Ich will nicht, dass er dir weh tut!...Er ist ein netter Kerl und als Kumpel ganz brauchbar, aber was seine Frauengeschichten angeht kannst du ihn vergessen!...Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es das ist, was du willst?..."

"Wer sagt denn das?" Gabriel lachte leise.

"Deine Reaktionen, Momoko!...Es ist das erste Mal, dass dich jemand aus dem Konzept bringt!...Und das weißt du auch!" Momoko schwieg, denn er hatte recht.

"Heh, ich bin dein Freund!...Ganz gleich, was passiert!...Zu mir kannst du immer kommen Momoko!...Und ich werd mich nie wieder einmischen, versprochen!..." Momoko sah ihn an, nur um ihn gleich darauf zu umarmen.

"Scarlett hat keine Ahnung, was sie für ein Glück hat!" Sie spürte, wie er lachte.

"Das solltest du ihr Mal sagen!"

"Gabriel!...Danke!...Und entschuldige, dass ich mich so blöd benommen habe, als wir aus LA zurück gekommen sind!"

"Ich will ja nichts sagen!...Aber ich glaube, dazu hattest du auch irgendwie Grund!"

"Kann schon sein, aber eigentlich weiß ich, wie du es meinst und dürfte mich nicht so aufführen!"

"Kluges Kind!", er starrte wieder zum Horizont und Momoko spürte, dass ihn noch etwas bedrückte.

"Was ist los, Gabe?"

"Hat Scarlett dir schon von ihren Plänen berichtet?" Sie wirkte irritiert.

"Nein, warum?"

"Sie hat sich für Harvard beworben und bei ihren Leistungen, wird das wohl klappen!"

"Was...?...Sie will zurück in die Staaten?...Und du?"

Das war das zweite Problem, das dem ausgeglichenen Wasserengel im Moment seinen Seelenfrieden raubte und er fragte sich wieder einmal, ob er wirklich wusste, was Liebe bedeutete.

"Ich hab noch mindestens bis nächsten Sommer hier zu tun!"

"Wann?..."

"Februar!...Falls es klappt!", doch davon ging er aus und Momoko sah ihm an, dass ihm das nicht gefiel.

"Oh je!...Kann sie nicht warten?" Gabriel sammelte sich, denn noch war es nicht sicher, doch er konnte sich vorstellen, dass auch seine Beziehung zu Scarlett nicht so einfach verlaufen würde, wie sie es sich vorstellten. Immer hin hatte er sie IHM abgetrotzt und konnte von Glück reden, dass er sie nicht gleicht bestraft hatte

"Noch ist es ja nicht sicher!...Ich dachte nur, sie hatte schon mit dir darüber gesprochen!...Ich glaube, sie weiß noch nicht so richtig, was sie tun soll!"

"Sie wird schon noch reden! Aber Gabriel, ihr habt das schon früher geschafft!...Gaubst du nicht, dass es auch diesmal klappt?" Sicher war das so, doch das Problem war, dass er sie am liebsten die ganze Zeit bei sich haben würde. Jeder Tag, den er sie nicht sah, war ein verlorener Tag, auch wenn dass unsinnig war.

"Du hast recht!...Komm, dann will ich dich mal zu dieser Party bringen!" Momoko starrte auf den letzten Rest roter Sonne, der gerade im Meer versank.

"Kannst du mich nicht lieber wieder nach Hause bringen?" Gabriel sah sie an. Er spürte ihre Unbehagen und ahnte, dass eine Entscheidung fallen würde. Plötzlich wusste er jedoch, dass es keinen Sinn hatte auszuweichen. Sie mussten ihren Weg gehen, genau, wie Scarlett und er. Was am Ende dabei herauskommen würde, hing ganz allein von ihnen ab.

"Ich musste Hina versprechen, dass ich dich bringe!"

"Warum hab ich das geahnt?" Die Sonne war untergegangen, doch das Gefühl von Trauer blieb. Momoko fragte sich, was es bedeutete.

Ihr einstiges Ich hatte ihr sagen können, dass etwas Unausweichliches passieren würde. Momokos Seele zog in ihren nächsten Kampf, dessen Ende nie zuvor so offen gewesen war.
 

"Heh, da bist du ja endlich!" Hinagiku kam gerade aus der Tür zum Clubhaus, als Momoko sie öffnen wollte.

"Was machst du denn hier?" Hina fächelte sich Luft zu.

"Frische Luft schnappen!...Da drinnen kocht die Luft!...Unerträglich!...ich hatte schon befürchtet, du würdest gar nicht mehr kommen!" Momoko stellte sich neben sie an die Wand und starrte in den Sternenhimmel.

"Du warst es doch, die dafür gesorgt hat, dass Gabriel mich auch wirklich her bringt!" Hina grinste nur.

"Ganz schön was los hier!...Man merkt, dass sie meisten aus den Ferien zurück sind!"

"Wo ist Yuri?"

"Wo wohl!...Sie spielt dekoratives Beiwerk!...Momoko?" Hina war plötzlich ernst.

"Was?"

"Hat er es noch mal versucht?...Sei bitte ehrlich!" Momoko überlegte einen Moment, entschied sich jedoch, den Zwischenfall im Strandhaus zu unterschlagen. Es war nicht abzusehen, wie Hina reagieren würde.

"Nein... und ich hoffe es bleibt dabei!" Hinagiku lächelte.

"Irgendwann wird dein Märchenprinz schon auftauchen!"

"Glaubst du wirklich?" Momoko stellte fest, dass sie das Gegenteil hoffte und fragte sich gleichzeitig, wie sie Yousuke Fuuma mit einem Märchenprinz in Verbindung bringen konnte.

"Komm las uns reingehen!...Mal sehen, was abgeht!" Sie nahm Hinagiku am Arm und zog sie nach drinnen.
 

"Schluss Hina, ich kann nicht mehr!" Momoko hob abwehrend die Hände. Es war schon nach Mitternacht und seit sie da war, war sie mit Hinagiku auf der Tanzfläche. Im Moment hatte sie nur noch Durst und Hinagiku folgte ihr notgedrungen an die Bar, denn allein wollte sie nicht tanzen.

Momoko hatte sehr schnell begriffen, dass Yousuke nicht hier war und seitdem genoss sie den Abend richtig, auch wenn Hinagiku dafür gesorgt hatte, das sie kaum noch Power hatte. Die Musik war aber auch wirklich gut und man konnte fast nichts anderes tun, als zu tanzen. Immerhin hatte es den Vorteil, dass sie unerwünschten Anmachen aus dem Weg gehen konnte, denn Hina ließ sie nicht aus.

"Was willst du trinken?" Hinagiku schob sich neben Momoko auf einen Barhocker.

"Das übliche!"

"Whiskey-Cola?" Hina grinste nur und Momoko bestellte für sie beide. Inzwischen hatte sie bemerkt, dass man diesen Mix wirklich gut trinken konnte.

"Ach...sieh mal einer an!...Wer kommt denn da?" Hinagikus Blick verhieß Momoko nichts Gutes und sie dachte nicht daran, sich um zudrehen. Hina sah sie von der Seite an.

"Willst du gar nicht wissen, was ich meine?"

"Wozu?"

"Naja, ich dachte nur...immerhin habt ihr euch schon eine ganze Weile nicht gesehen!"

"Da steht mir auch nicht der Sinn danach!" Momoko hätte Hinagiku würgen könne, als sie lachte. Sie brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass Yousuke gekommen war.

Einen Moment später schob sich Yamato zwischen sie und Hinagiku,

"Hi, meine Süße!...Hältst du dich an meinen Rat?" Momoko sah ihn säuerlich an.

"Wenn ich dazu komme!" Yamato bestellte ebenfalls Whiskey-Cola, für sich und ganz offensichtlich für Yousuke, der sich, ohne dass Momoko es mitbekommen hatte, auf der anderen Seite neben sie gedrängt hatte.

Yamato sah sie an.

"Du auch?" Sie schüttelte nur den Kopf, doch Hinagiku meinte,

"Ich könnt noch was vertragen!" Yamato grinste sie an.

"Was soll's?...Hab heute eh schon verloren!" Momoko sah Yousuke aus dem Augenwinkel grinsen. Offensichtlich waren sie ein Rennen gefahren. Yuri hatte schon erzählt, dass die beiden es nicht lassen konnten gegeneinander anzutreten.

"So zurückhaltend heute?" Yousuke ließ Momoko nicht aus den Augen und Momoko schaffte es nicht, diese Bemerkung zu ignorieren.

"Wer sagt das?" Er grinste und schob ihr sein Glas hin, denn ihrs war leer. Momoko schluckte. Warum schaffte sie es nicht, ihn links liegen zu lassen?

Yamato auf der anderen Seite, flüsterte fast tonlos an ihrem Ohr,

"Ich hab dich gewarnt!...Lass dich nicht auf seine Spielchen ein!" Sie zeigte keine Reaktion und fragte sich, was sie wirklich wollte. Die Antwort war klar. Sie wollte Yousuke. Seit sie ihm das erste Mal begegnet war, hatte er alles andere verdrängt, sogar Kazuja.

Yamato beobachtete, wie sie Yousukes Glas nahm und daraus trank. Zum ersten Mal fragte er sich, ob sie überhaupt eine Wahl gehabt hatte. Yousuke inzwischen, ließ Momoko nicht mehr aus den Augen, als er ihr das Glas wieder aus der Hand nahm und es austrank.

"Also doch noch einen?"

"Meinetwegen!" Yousuke bestellte und vergaß auch Hina und Yamato nicht. Hina ließ ihn nicht aus den Augen.

"Na, wieder mal den Hals riskiert?" Er grinste nur.

"Um Yamato stehen zu lassen, braucht es nicht viel!" Yamato ließ sich nicht provozieren.

"Stimmt, man muss nur ein bisschen lebensmüde sein!"

"Das glaub ich unbesehen!" Hinagiku widmete sich wieder ihrem Drink und Momoko knuffte sie in die Seite.

"Übertreib es nicht!" Hinagiku grinste breit.

"Montag geht die Schule wieder los!...Heute mach ich noch mal einen drauf!"

"Und ich darf dich wieder heim tragen!" Momoko fragte sich langsam, was mit Hina los war. Sie hatte gehofft, dass es ihr besser gehen würde, wenn sie Zeit mit Takuro verbringen konnte, doch inzwischen bekam sie langsam den Eindruck, dass das Gegenteil der Fall war. Sie war unausgeglichener als je zuvor.

Sie hakte sich bei Yamato unter.

"Tanz mit mir!" Er sah sie von der Seite an und grinste.

"Du kannst es nicht lassen, oder?", aber er legte ihr den Arm um die Taille und ging in den Saal hinüber, um mit ihr zu tanzen. Die Musik war nur noch leise und die wenigen Pärchen tanzten eng umschlungen. Yamato zog Momoko an sich und sie lehnte die Stirn gegen seine Schulter.

"Warum lässt du dich von Fuuma platt machen?"

"Mach ich doch gar nicht!", entgegnete er unwirsch.

"Und warum gewinnt er dann?"

"Heute war er einfach besser!"

"Glaub ich nicht!" Yamato grinste.

"Kannst du aber!...Und, was ist mit dir?...Hat er dich schon wieder angebaggert?" Momoko ließ sich nicht dazu herab, zu antworten und spürte, wie er lachte. Als der Song zu Ende ging er mit ihr zurück in die Bar.

"Soll ich dich heim bringen?"

"Willst du schon abhauen?"

"Werd mich nicht mehr lange aufhalten!"

"Ich kann Hina nicht hängen lassen! Sie ist zur Zeit ein wenig zickig!"

"Sie kommt nicht klar mit der Trennung, das weißt du und wenn sich nichts ändert, geht es schief!...Das kannst du mit glauben!" Momoko wusste, dass er recht hatte.

Weder Yousuke noch Hinagiku waren zu sehen, als Yamato sie zurück brachte und so meinte er,

"Soll ich dich nicht doch lieber fahren?" Momoko sah ihn an und schüttelte den Kopf.

"Sie taucht schon wieder auf!"

"Okay!...Wie du willst!" Momoko schob sich wieder auf ihren Hocker und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Sie fragte sich, wo Hina abgeblieben war und als sie ein paar Minuten später immer noch nicht wieder auftauchte, beschloss sie, nach ihr zu suchen. Entschlossen trank sie ihr Glas aus und verließ die Bar um Hinagiku zu suchen.

Zehn Minuten später fragte sich Momoko ernsthaft, wo Hinagiku abgeblieben war. Im Clubraum war sie nicht zu sehen und weder Yuri, noch Kotori hatten sie gesehen. Unentschlossen sah sie sich noch einmal um.

"Alls okay, Momoko?" Kazuja stand plötzlich neben ihr und sah sie fragend an. Momoko spürte, wie sie rot wurde und war froh, dass es ziemlich dämmrig war.

"Ich suche Hina! Hast du sie zufällig gesehen?"

"Ist schon ne Weile her, aber als ich sie das letzte Mal gesehen habe, ist sie glaube ich runter zu den Toiletten gegangen!"

"Danke!" Momoko wich seinem Blick aus und wandte sich ab. Kazuja sah ihr nachdenklich nach. Er hätte zu gern gewusst, was in letzter Zeit mit ihr los war.

In der Hoffnung Hinagiku endlich zu finden ging Momoko erneut in den Keller des Clubhauses. Sie war schon mal da gewesen und hatte sie nicht gefunden, doch möglicherweise rannten sie nun schon seit einer Weile aneinander vorbei, doch auch diesmal waren die Damentoiletten alle leer. Langsam fragte sich Momoko, ob Hina nicht vielleicht doch einfach gegangen war. Resigniert beschloss sie zu gehen, wenn sie sie oben nicht finden würde.

Sie wollte gerade wieder die Treppe hinauf gehen, als sich ein Arm um ihre Taille schob und sie in die Dunkelheit des Ganges schob.

"Ich dachte schon, Yamato hätte dich mir schon wieder ausgespannt!" Yousuke drehte Momoko in seinen Armen zu sich herum und sie stemmte die Hände gegen seine Brust.

"Was soll der Blödsinn?...Lass mich los!"

"Keine Lust!...Wir haben noch was offen!" Momoko wusste sehr genau, was er meinte, doch sie sagte,

"Nicht, dass ich wüsste, außer du hilfst mit Hinagiku finden!"

"Darüber lässt sich reden!" Momoko spürte seinen Atem an ihrer Wange und einen Moment später seine Lippen in ihrer Halsbeuge. Energisch versucht sie aus seiner Reichweite zu kommen, doch das war aussichtslos.

"Yousuke, hör auf mit dem Quatsch!...Ich weiß, was du bezweckst und das will ich nicht!" Er lachte. Sie konnte es nicht hören, aber spüren.

"Soll ich dich überzeugen?"

"Nein!" Sie versuchte überzeugend zu klingen, doch ihre Stimme war alles andere als fest. Er zog sie fester an sich und sie stellte fest, dass ihr Widerstand sehr halbherzig war.

"Ich denke aber doch!" Momoko kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern. Yousuke verschloss ihren Mund mit einem Kuss. Gleich darauf gab sie es auf und erwiderte seinen Kuss. Ohne lange zu zögern schob Yousuke sie durch die nächstgelegene Tür und Momoko ließ es geschehen.

"Hab ich's nicht gesagt?", flüsterte er an ihrem Ohr und Momoko wollte etwas darauf sagen, doch er gab ihr keine Chance.

Sie wusste, dass sie ihn aufhalten müsste und sie wusste auch, dass sie einen Fehler machte, wenn sie zuließ, was er mit ihr anstellte, doch all das hielt sie nicht auf. Sie wollte seine Hände spüren und sie wollte fühlen, was er in ihr auslöste.

Momokos Arme schlangen sich um seine Taille.

"Was machst du mit mir?"

"Das, was ich will!" Momoko wusste, dass er recht hatte. Sie spürte ihr Herz heftig gegen ihre Brust schlagen und verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter. Nie zuvor war ihr so etwas passiert. Es schien als schalte Yousukes Berührung ihren Verstand ab, denn anders konnte sie sich nicht erklären, dass sie zuließ, was er mit ihr anstellte. Yousuke hob ihr Kinn an und zwang sie ihn anzusehen, das Knie noch immer zwischen ihren Beinen, so dass sie seine eigene Erregung deutlich spüren konnte.

"Und das, was du willst!", setzte er hinzu. Momoko sah ihn an und musste ihm erneut recht geben. Sie wollte von ihm berührt werden. Sie wollte ihn spüren. Ohne weiter darüber nachzudenken, schob sie ihm die Hand in den Nacken und beugte seinen Kopf zu sich herunter.

"Stimmt!", flüsterte sie leise, bevor sie ihn küsste. Sie hatte keine Ahnung, was das alles bedeuten würde. Sie wusste auch nicht, wie es enden würde. Sie wusste nur, dass er der erste war, den sie wirklich wollte. Mochte sein, dass es nicht lange ging, konnte sein, dass er sie so schnell fallen ließ, wie er sie rum bekam. Momoko tat es mit einem Schulterzucken ab. Das Leben würde weiter gehen.

Wenig später fand sie Hinagiku endlich in der Bar wieder. Yousuke hatte sie eigentlich nicht gehen lassen wollen, doch sie hatte ihm ohne Umschweife klar gemacht, dass sie mit Hina gekommen war und sie nicht einfach hängen lassen würde. Da änderte er auch nichts mit dem Hinweis, das Hina sie vielleicht hängen lassen hatte.

"Wo hast du gesteckt?" Hinagiku sah ihr unwirsch entgegen. Sie saß mit einem ehemaligen Klassenkameraden Takuros an der Bar.

"Das gleiche könnte ich dich fragen!...Ich hab dich gesucht!"

"Das ist aber schon eine Weile her!...Kazuja hat es mir gesagt!"

"So?...Sorry, ich war noch frische Luft schnappen!...Was denkst du...wollen wir gehen?" Hinagiku sah auf ihre Uhr. Es war schon fast zwei Uhr morgens.

"Keine schlechte Idee! Kazuja und Yuri sind schon ne Weile weg!"

"Na dann, beweg dich!" Hinagiku verabschiedete sich von ihrem Bekannten.

"Siehst ja, sie macht Stress!...Wir sehen uns!" Momoko hob nur grüßend die Hand, bevor sie mit Hinagiku das Clubhaus verließ.

"Wo hast du dich rumgetrieben?" Die laue Luft strich um Momokos bloße Schultern. Hinagikus Frage überraschte sie nicht.

"Ich hab dich gesucht!...Hab ich dir doch schon gesagt!" Hina sah sie grimmig von der Seite an.

"Und wen hast du gefunden?" Momoko lächelte sie an.

"Wie kommst du da drauf?"

"Nur so ein Gedanke!...Also, wer war es?...Fuuma?" Sie beobachtete, wie sie die Lippen schürzte und ahnte, dass sie recht hatte. "Momoko, sei vorsichtig mit diesem Kerl...Du hast so ein Talent, dir Kerle auszukucken, die dir kein Glück bringen!" Jetzt sah Momoko sie an.

"Das Risiko geh ich ein!...aber...tu mir einen Gefallen, behalt es für dich, ja!" Hinagiku nickte und beobachtete, wie sie beschwingt weiter ging. Plötzlich hoffte sie, dass sie diesmal doch Glück hatte und alle anderen sich täuschten, so unwahrscheinlich das auch sein mochte.

Eine halbe Stunde später war Momoko fast zu Hause. Nachdem sie Hinagiku zu Hause abgeliefert hatte, hatte sie die laue Nachtluft und die Stille genossen und war gemütlich durch die Dunkelheit geschlendert. Jetzt bog sie um die letzte Ecke, nur um erstarrt stehen zu bleiben. Am Ende der Mauer des Grundstückes, das an ihr Elternhaus grenzte stand ein Motorrad und drauf saß niemand anderes als Yousuke. Er hatte sie noch nicht gemerkt, doch Momoko konnte ihn im Licht einer Straßenlaterne deutlich erkennen. Momoko hatte keine Ahnung, wie lange sie im Schatten der Ecke stand, bevor sie sich klar wurde, dass sie sich entscheiden musste. Sie wusste, warum er da war. Sie wusste, was er von ihr wollte und sie wusste, dass er eine Entscheidung erwartete, auch wenn es eigentlich viel zu schnell ging. Langsam ging sie aus dem Schatten auf ihn zu und er wandte sich zu ihr um und sah ihr entgegen. Momoko hatte ihre Entscheidung schon lange getroffen. Das war ihr gerade klar geworden. Yousuke grinste sie wissend an, als sie vor ihm stehen blieb.

"Hast du dich verfahren?"

"Eigentlich nicht...ich dachte nur, du wärst schneller!" Er zog sie an sich. "Du weißt, was ich von dir will!...Du weißt, warum ich hier bin!" Momoko lächelte.

"Bist du sicher?" Sie spürte seine Zähne zärtlich in ihrer Schulter.

"Ja!...Ganz sicher!" Seine Hände glitten unter ihr Shirt und streichelten ihren Rücken.

"Zu mir oder zu dir?" Momoko lehnte sich gegen ihn und fragte sich, ob sie sich wirklich sicher war. Yousuke sah sie an und seine Rechte begann ihre Brust zu liebkosen.

"Muss ich dich erst überzeugen?" Sie erwiderte seinen Blick und wieder machte sich eine gewisse Unsicherheit in ihr breit, doch schnell warf sie alle Bedenken über Bord.

"Nein!...Komm schon...was trödelst du?" Unerwartet war sie ihm entwischt und ging aufs Haus zu. Yousuke sah ihr einen Moment lang nach, bevor er das Motorrad tiefer in den Schatten schob, den Schlüssel abzog und ihr folgte. Momoko war schon im Haus, doch die Tür war noch offen und das Flurlicht schimmerte durch den Spalt. Yousuke zog sie hinter sich zu und sah aus einem angrenzenden Zimmer ebenfalls Licht scheinen. Er ging ins Wohnzimmer und sah sich da um. Momoko war in der Küche.

"Willst du noch was trinken?"

"Was hast du denn?" Momoko stellte eine Falsche Coke aus dem Kühlschrank auf den Tresen und holte eine Falsche Whiskey aus der Hausbar ihres Vaters, die noch von den Partys, die sie mit Hina und Yuri gefeiert hatte, übrig war. Er lächelte schief.

"Dazu lass ich mich doch gern über reden!" Momoko stellte zwei Gläser daneben.

"Tust du eigentlich auch was?" Sie legte die gekreuzten Arme auf den Tresen, stützte das Kinn darauf und sah ihn an. Yousuke zögerte nicht lange, gab einen Schuss Whiskey in die Gläser und füllte mit Cola auf.

"Voila, Madam!" Er hielt ihr eins der Gläser hin und Momoko stieß mit ihm an. "Du überraschst mich immer wieder!...Das muss ich ehrlich zu geben!"

"Wieso?"

"Weil du immer wieder Aktionen startest, die ich dir nie zutrauen würde!" Momoko hob die Brauen.

"Klingt ja gefährlich!" Nun war sein Blick ein wenig spöttisch.

"Ist es auch!...Man weiß nie, was als nächstes kommt!" Er war ehrlich und das war selten und überraschte ihn selbst ein wenig, doch etwas sagte ihm, dass er bei Momoko anders nicht weit kommen würde, weil sie nicht so leicht zu täuschen war. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas.

"Ist keiner da?" Jetzt war es an Momoko zu grinsten.

"Keiner außer Jamapi!...Und der reicht als Wächter!" Yousuke warf dem Kater auf dem Sofa, der ihn seit er eingetreten war aus fast geschlossenen Augen beobachtete, einen Blick zu.

"Das glaube ich unbesehen!" Momoko kam aus der Küche und ging zum Sofa, um dort auf die Knie zu gehen und Jamapi zu streicheln. Yousuke konnte nicht hören, was sie flüsterte.

"Ich weiß, dass es dir nicht passt, mein Süßer!...Aber ich weiß schon, was ich tue!" Jamapi sah sie an und war sich da nicht so sicher. Yousuke hatte sich nicht verändert. Er war noch immer kalt wie Eis und der Sinn seiner Aktionen war klar. Er konnte einfach nicht begreifen, wieso sie das tat.

"Heh, Katerchen!...Ein kommen und gehen! Das weißt du doch!...Es ist nicht für die Ewigkeit, das ist mir schon klar!...Aber ich kann damit leben!" Jamapi sah sie an und Momoko hätte schwören können, dass er traurig aussah. Nicht zum ersten Mal wunderte sie sich über ihren Kater. Jamapi sah ihr nach, als sie sich aufrichtete und zu Yousuke hinüber ging. Er fragte sich, ob sie am Ende wirklich damit leben können würde.

Als Yousuke ihr den Arm um die Taille schob begann er jedoch zu ahnen, warum. Es war noch immer das selbe. Es war seine typische Art, sie zu nehmen. Er mochte nicht mehr der selbe sein, doch er hatte sie noch immer in der Hand, das war nicht gut, doch Jamapi wurde klar, dass sie keine Wahl hatte. Es gab Dinge, die konnte man nicht auslöschen. Gefühle und Gesten gehörten wohl dazu. Momoko und Yousuke fielen aufeinander zu, so wie immer.

Yousuke sah in ihre blauen Augen.

"Und, hast du deinen Aufpasser überzeugt?" Sie schürzte nur die Lippen und spürte seine Finger auf ihre Haut. Yousuke Rechte strich über ihren Rücken zu ihrem Nacken und spielte in ihrem Haar, als er den Kopf senkte und sie küsste. Momokos Finger krallten sich in die Jacke, die er noch immer an hatte. Plötzlich hatte er das Gefühl beobachtete zu werden. Ohne inne zu halten sah er zum Sofa hinüber, nur um dem intensiven Blick des Katers zu begegnen. Yousuke wusste nicht, warum ihm das Unbehagen verursachte. Mit einem Ruck hob er Momoko auf seine Arme und verschwand durch die Tür zum Flur, die er bewusst zuschob, bevor er sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer trug.

Jamapi blieb allein zurück, doch das war gleich. Die Würfel waren schon lange gefallen. Er fragte sich nur noch, was Momoko diese Liaison bringen würde.
 

Stunden später lag sie in seinen Armen. Yousuke schlief, doch er hielt sie fest und schien nicht die Absicht zu haben, sie so schnell loszulassen. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Nie hatte sie erwartet, dass es so sein würde. Er hatte ganz genau gewusst, dass es das erste Mal war und etwas sagte Momoko, dass sie es nicht besser hätte treffen können. Zärtlich, ungestüm, erfahren und auf eine Art Rücksichtsvoll, die sie ihm gar nicht zugetraut hätte. Es war nicht schlimm gewesen und der Schmerz war so schnell vergangen, dass sie nur noch eins interessiert hatte. Sie wollte alles und sie wollte mehr. Irgendwann hatte sie ihn leise lachen hören.

"Hab ich's nicht gesagt?"

"Was?"

"Man weiß nie, was als nächstes kommt!" Nun musste auch Momoko lachen.

"Na und?"

"Genau richtig!"

"Was?"

"Du...du bist genau richtig!..." Momoko schloss lächelnd die Augen, als sie daran dachte.

"Das Kompliment kann ich bedenkenlos zurück geben", hatte sie erwidert und sie wusste, dass es die reine Wahrheit war, nicht wirklich ahnend, worauf sie sich damit einließ.

Michael starrte in den sternklaren Himmel und hatte zum ersten Mal das Gefühl, ein wirklich dreckiges Spiel zu spielen. Er sollte Momoko nicht aus den Augen lassen, doch er konnte nicht mit ansehen, wie die beiden in den Kreislauf eintraten, der ihr Schicksal besiegelte. Nicht umsonst hatte er ganz zu Anfang versucht, sie aufzuhalten, doch die Macht von Wind und Wasser waren zu stark in ihrer Seele und es war ihm unmöglich gewesen sich ihr verständlich zu machen. Jetzt musste sie durch die Hölle.

Die Täuschung war gelungen. Beide waren der projizierten Illusion aufgesessen, denn das war der schwierigste Teil der Geschichte gewesen. Die körperliche Erfahrung, die sie beide gemeinsam besaßen zu überlisten, war schwierig. Erinnerungen konnte man löschen, Gefühle verdrängen, doch rein körperliche Erfahrungen aus einem Wesen zu löschen, war ein Problem. Michael vermutete, dass Raphaels Erinnerungen überlagert waren und Momokos Glauben, das es das erste Mal war sie das, was sie fühlte auf ihre Unerfahrenheit schieben ließ.

Die Situation war verfahren, denn Michael hatte nicht die geringste Ahnung, was geschehen würde, falls auch noch der Bloodreact eintrat, auch wenn er noch immer strikt bezweifelte, das Raphael zu einer Geste des Vertrauens, denn das waren die verschränkten Hände, fähig war. Er benutze nur. Er wollte kein Vertrauen, doch die Frage war, wie lange Momoko das durchhalten würde. Seine Aufgabe war es, Momoko Hansaki zu beschützen, ganz gleich, was sie tat und das machte ihn relativ sicher, dass es hart werden würde und sie seinen Schutz sehr nötig haben würde, doch er fragte sich noch immer, worauf es hinaus lief.

Raphael war er selbst, so arrogant, kalt, gierig und rücksichtslos, wie immer, doch sie stürzte auf ihn zu, wie eine Sternschnuppe, obwohl sie ihn mit offenen Augen so sah, wie er war. Michael konnte nicht verstehen, warum, auch wenn ihm klar war, dass sie glaubte, es wie eh und je ohne Gefühle überstehen zu können. Bisher war sie dieses Risiko nie eingegangen, doch langsam begann er zu ahnen, dass es genau darauf hinauslaufen würde und etwas sagte ihm, dass es dann wirklich hart werden würde.

Er starrte durch das Fenster auf die beiden eng umschlungen schlafenden Gestalten. Raphael war ihr ungewöhnlich nah und das war untypisch für ihn, doch es war wohl so, dass selbst ER nichts gegen alte Gewohnheiten tun konnte. Die Frage war, was es bedeutete.

Bedeutete es das, was Gabriel behauptete - dass er nur bei ihr sein wollte?

Michael wischte den Gedanken bei Seite. Raphael würde sich nie ändern. Niemals würde ihm ein anderer Mensch, selbst wenn er die Seele des Engels der Liebe besaß, näher sein, als er selbst. Er war ein Narzisst und würde es in Michaels Augen immer bleiben. Doch die Zweifel blieben.

Was, wenn er es wirklich nur aus einem einzigen Grund getan hatte, einem der mehr bedeutete, als Ehre, Macht und das Dasein als sphärisches Wesen? Einem, den Michael nicht einmal im Ansatz verstehen konnte?

Was, wenn er es aus Liebe getan hatte?



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Kommentare zu dieser Fanfic (72)
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Von:  stoffelfuchs
2013-03-21T23:12:10+00:00 22.03.2013 00:12
hach, viele jahre is es her, dass ich teil 1-3 von engel des schicksals gelesen hab. ich weiß noch wie begeistert ich davon war genauso wie von momokos herz. letzt genanntes hab ich gerade erst wieder durchgelesen. ich liebe deinen schreibstil, da ich finde, dass du die charaktere auch sehr gut wiedergibst. :) hoffe du findest iwann wieder die muse, die dich zu dieser geschichte inspiriert hat un beendest den 3. teil. würde mich wahnsinnig freuen! biete mich jederzeit auch als beta-leserin an.^^
Von:  _Lady-Mina_
2013-01-21T18:57:05+00:00 21.01.2013 19:57
Einfach toll, hoffe du schreibst weiter:)
Von:  funnymarie
2011-10-20T09:35:44+00:00 20.10.2011 11:35
hi^^
eine sehr schön geschichte!
ich habe alle drei teile verschlungen und finde sie genial!
schade, dass du nicht weiter schreibst!
diese story ist so schön und mich interessiert es wirklihc brennend, wie es mit yousuke und momoko weiter geht und ob er ihr doch das herz bricht?
vielleicht überlegst du es dir ja anders und verleihst deiner geschichte doch noch ein ende, am liebsten ware persönlich ja ein happy end^^
ich würde auch immer fleißig kommentare hinterlassen!
also bitte bitte überleg es dir und schreib die geschichte noch zu ende!
lg funnymarie
Von: abgemeldet
2009-10-02T07:39:41+00:00 02.10.2009 09:39
echt super deine story, würde mich freuen, wenn es eine fortsetzung geben würde!
Von: abgemeldet
2008-04-13T16:29:16+00:00 13.04.2008 18:29
Bor das ist einfach der hamma!!!!!!!!!!!

schreib bitte bitte weiter.. deine ff ist einfach nur geil
Von:  MangaMaus85
2008-02-18T10:08:14+00:00 18.02.2008 11:08
Moin schön...
Alsooo... los geht's...

Ich hab jetzt über eine Woche gebraucht und habe alle Teile von 'Engel des Schicksals' gelesen, das selbst meine Arbeit drunter gelitten hat. Ich bin wahrlich begeistert. Sowohl von deinem Schreibstil, deinem Ausdruck, der Story und deinen Ideen...

Wie ich sehe, hast du schon seit Ewigkeiten kein Neues Kapitel veröffentlicht und ich hoffe, das du die Story nicht abgebrochen hast, denn das wäre echt sehr schade.

Der dritte Teil ist dir besonders gut gelungen und die Neugier, wie es mit Momoko und Yosuke weiter geht, macht mich wahnsinnig...

Ich hoffe, das wir alle bald wieder was neues lesen können!

Lg, MangaMaus85
Von: abgemeldet
2008-01-15T00:05:51+00:00 15.01.2008 01:05
Ähem...ich habe festgestellt dass ich diese story schon vor ungefähr vier jahren schon mal gelesen habe, ich bin noch immer begeistert davon und hoffe doch dass du sie irgendwann einmal beendest. Mir gefällt dein Stil. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht das Raphael es aus Liebe getan hat, ich glaube es war reine Begierde!^^
Mach weiter so mit so wundervollen storys *aufdieuhrschau* oh es ist schon ziemlich spät aber eigen glück ich habe spätschicht kann ausschlafen ^^ das lesen deiner tollen story wares mir auf jeden fall wert!^^(auch wenn ich mich anfangs nicht daran erinnern konnt obwohl sie mir sehr bekannt vorkam)
Von:  luchia1
2007-07-16T10:33:48+00:00 16.07.2007 12:33
Hammer geile FF
ich habe alle drei Folgen schon gelsen von EdS und ich kann nur sagen dass es der hammer ist. Momoko und Yousuke wissen meist schon was sie wollen blos der dritte teil ist wohl für alle ein wenig aufreibend ;P bin schon total gespannt wie sie es wohl schaffen werdern wieder zusammen zu finden und ob der eigentliche Bloodreact auch bald klappen wird. Also fängt doch der letzt Erzengel an die macht der liebe zu sehen ;P bin schon total darauf gespannt wie es doch noch mit Yamato weiter geht und ob er sich auch noch verät gegenüber Gabriel. Das Skarlet sich erinnern kann ist ja sehr gut aba dass Gabriel dadurch seine Macht verloren hat ist doch ein wenig "schlimm" schließlich versteht er auch so langsam dass die liebe etwas wunderschönes ist. Na da kann man doch nur hoffen dass Yousuke und Momoko doch noch wieder zu einander finden und dass dieses erlebnis nicht für beide ein "reinfall" gewesen ist und das Momoko doch noch mit Yousuke zusammen kommt auch wenn er gerade ein wenig auf "aufreiserisch" ist.

Mach bitte weiter es geht doch nicht dass du über 4 Jahre nichts mehr geschrieben hast. Mach bitte, bitte, bitte weiter die FF ist doch der Hammer alle drei Teile gehören beendet du kannst doch nicht jetzt auch ncoh aufhören. ´

Ich hoffe dass du weiter schreibst und ich bin auch schon total auf dein nächstes kap gespannt.

hab dich lieb deine Luchia ;P

PS: schreib bitte weiter :D
Von:  Jazzy-Adachi
2007-05-28T16:06:09+00:00 28.05.2007 18:06
Hey ich muss sagen die ersten beiden Teile isnd so genial deswegen hab ich mir den dritten auch reingezogen....Ich find deine art zu schreiben total beeindruckend an manchen stelln ab ich geheult und gelacht xD im 1. teil z.B wo Momoko tot ist un Scarlet sich bei ihr entschuldigt dort musst ich voll anfangen zu weinen...
Ich bitte dich Schreib doch weiter ;_;
liebe grüße Puringirl
Von:  eve04
2006-12-10T23:13:38+00:00 11.12.2006 00:13
Hi!

Ich finde deine Story einfach super nachdem ich bereits den erstel Teil deiner Geschichte gelsen hatte, hab ich mich sofort ran gemacht und auch diie beiden anderen teile gelesen. Die gesamte Story ist einfach nur spannend und atemberaubend geschrieben. Ich konnte garnicht mehr aufhören zulesen.Daher finde ich es sehr schade, dass du bis heute noch nicht dazu gekommen bist am 3. Teil von Engel des Schicksals weiter zuschreiben.

Ich hoffe das du diesen Teil der Geschichte auch noch beenden wirst. Ich freue mich jedenfalls schon sehr darauf.

Liebe grüße Eve04 :-)


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