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Be my sweatheart

Super Junior
von

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Von mysteriösen Vorkommnissen und Vorahnungen

„Guten Flug“, hörte sie die Frau am Schalter sagen, die jetzt breit lächelte und ihr die Bordkarte in die Hand drückte.

Sie bedankte sich und ging zu einer Bank in der riesigen Halle.

Erst einmal schauen, zu welchen Gate sie gehen musste und das in Ruhe.

Schließlich hatte sie noch Zeit genug bis zu ihrem Flug, der erst 9:00 Uhr abflog.

Gate 13B, stand auf ihrer Karte und ein Schauer lief ihr den Rücken runter, als sie sich setzte.

13.

Diese Zahl sagte nichts Gutes aus und das eigentlich immer, wenn genau sie selbst mit der Zahl im Zusammenhang stand.

Diese ewigen ‚angeblichen‘ Zufälle mit der Zahl 13 raubten ihr den letzten Nerv.

Nur wenn sie an diese Vorfälle dachte, wurde ihr immer mulmig zu mute.

13 Exfreunde, die ihr Leben verkomplizierten als es schon war.

Der dreizehnte Geburtstag endete zwischen Notarzt und Feuerwehr.

Ihre Narbe, die mit dreizehn Stichen genäht werden musste, platzte dann am darauffolgenden Tag wieder auf, etc. und pp.
 

Dass sich ein erneuter Zwischenfall ereignen würde, damit hätte sie garantiert nicht gerechnet, als sie etwas gedankenverloren auf ihre Bordkarte schaute.

Sie riss die Augen auf.

In fett geschriebenen Lettern stand ‚Bordingtime: 7:30 Uhr‘.

Aber wie? Was? Wann wurde die Zeit geändert?

Zur Kontrolle schaute sie auf ihre Uhr und ihr Herz setzte für einen Moment aus.

Ihr Ziffernblatt zeigte 7:25 Uhr.

„Shit, shit, shit“, fluchte sie, während sie nach ihrer Handtasche und ihrer Jacke griff.
 

Schnellen Schrittes, und immer noch ‚shit‘ fluchend, machte sie sich auf, ihr Gate zu finden.

In fünf Minuten würde die Bordingtime beginnen und sie kannte sich kein Stück hier in der Flughalle aus.

Wie sollte sie das schaffen?

In einer halben Stunde würde die Maschine starten.
 

Zu ihrem Glück fand sie das Gate dann auch, aber erst nachdem sie sich bei mehreren Reisenden Auskunft verschafft hatte und wie eine Irre durch die Gegend gescheucht wurde, da einige der ‚Hilfsbereiten’ meinten, den richtigen und kürzesten Weg zu kennen.

Und jetzt taten ihr die Füße weh.

Hätte sie bloß doch nicht diese High-Heels angezogen.

Sie schaute noch einmal auf ihre Uhr.

In zehn Minuten wäre die Bordingtime zu Ende, also gerade noch rechtzeitig.

Voll außer Atem zeigte sie der Flugbegleiterin ihre Bordkarte vor.

Diese war sehr erstaunt über das Erscheinungsbild von ihr, dennoch nahm sie dann schließlich die Karte mit einem ebenso breiten Lächeln, wie sie es zuvor bei der Dame am Check – In gesehen hatte, entgegen.
 

„Einen schönen Flug wünsche ich Ihnen“, hörte sie die Flugbegleiterin ihr noch hinterher rufen, nachdem sie die Karte wieder an sich genommen hatte und eilig durch die Glastür ging, den Gang entlang, um zum Flugzeug zu gelangen.

Dort angekommen, erwarteten sie schon zwei weitere Flugbegleiterinnen, von denen eine ihr unsympathisch vorkam, da diese ihr einen verächtlichen Blick zuwarf und ihr mit genervten Schritt ihren Platz, mit den Worten ‚Wenn alle zu spät kommen würden, dann würden wir noch bis Weihnachten hier feststecken’, zeigte.

Blöde Kuh! , dachte sie sich innerlich, als die Flugbegleiterin von dannen ging.

Sie setzte sich hin und musste überrascht feststellen, dass niemand sonst neben ihr saß.

Na, wenn das so ist, dachte sie sich und setzte sich schnell auf den leeren Fensterplatz.

Wenn man schon die Gelegenheit dazu hatte, dann sollte man sie doch ausnutzen, nicht?

Sie schaute auf den kleinen Bildschirm über ihr.

Sie würde 10 ½ Stunden fliegen.

Und das zusammen mit dieser fürchterlichen Frau als Flugbegleiterin.

Bei dem Gedanken fröstelte sie leicht, musste dann aber feststellen, dass es nur die Klimaanlage des Flugzeuges über ihr war.

Schnell drehte sie diese zu und plötzlich ertönte die Stimme des Kapitäns durch die Lautsprecher.

Die alltägliche Begrüßung erfolgte, wie auch die Sicherheitsvorführung, sehr zum Leidwesen von ihr, die es nicht zum ersten Mal miterlebe musste.
 

Der Flug verlief zu ihrer Überraschung recht angenehm und als die Maschine endlich landete, konnte sie es kaum fassen, dass sie endlich am Ziel ihrer Träume war.

Seoul.

Die Hauptstadt einer Insel von vielen auf diesen Planeten.

Aber was verschlug sie nach Südkorea?

Das war eines von vielen Geheimnissen, die sie mit sich trug.

Und sie hoffte auch, dass es eins bleiben würde.

Wie dem auch sei, sie hatte ihr seit Jahren gespartes Geld für diese Reise investiert und sie hoffte, endlich so dem Alltagsstress zu entfliehen.
 

Als sie ihren Koffer endlich auf dem Gepäckband erkannte und von diesem runter geholt hatte, ging sie glücklich zur Passkontrolle und dann zum nahegelegenen Ausgang.

Ein kühler, dennoch wunderbarer angenehmer Wind wehte durch ihr Haar, kaum waren die elektronischen Schiebetüren hinter ihr zugegangen.
 

Sie rief ein Taxi zu sich.

„Hotel Seoul Island, bitte“, sagte sie zu dem Taxifahrer, worauf dieser nickte und losfuhr.

So eine Taxifahrt, die ist lustig, so eine Taxifahrt, die ist schön, sang sie gedanklich und musste grinsen.

Die Ortschaften, die Seoul so zu bieten hatte, zogen an ihr vorbei, als sie aus dem Fenster schaute.

Große bis kleine Wolkenkratzer.

Einkaufzentren.

Wohnhäuser, die gigantisch in die Höhe gingen. Man kam sich vor wie in New York.

Aber einem New York, das ausschließlich für Asiaten und deren Touristen gedacht war.
 

Plötzlich hielt das Taxi und der Fahrer stieg aus.

Verwirrt schaute sie sich um. Wo will der denn hin? , fragte sie sich.

Doch die Antwort auf ihre Frage kam blitzschnell angelaufen und hielt ihr die Wagentür auf.

„So werte Dame, steigen sie bitte aus, wir sind am Ziel“, sagte der Fahrer vornehm und mit einer kurzen Verbeugung.

Das nenne ich mal Anstand, dachte sie.

Sie hatte viel über die Höflichkeit der Koreaner gehört und darüber wie respektvoll sie doch waren, aber das es so extrem war, hätte sie nicht gedacht.

Als dann der Taxifahrer noch ihr Gepäck bis in die Hotel-Lobby trug, kam sie nicht mehr aus dem Staunen heraus. So was gab es doch nur bei den Reichen und Schönen, dennoch passierte es ihr, die nicht gerade wohlhabend war.
 

„Guten Abend“, begrüßte sie Hotelier am Schalter, „ich habe ein Zimmer reserviert.“

„Der Name, bitte“, gab er zurück.

„Mein Name ist Gina Lake“, sie kramte in ihrer Tasche und holte eine Karte hervor, „hier ist mein Personalausweis.“

Der Mann nahm sie entgegen und tippte den Namen in den Computer ein. Er runzelte die Stirn, bevor er Gina verwirrt ansah.

„Eh… ich bin untröstlich, Miss Lake, aber für sie ist kein Zimmer reserviert worden.“

„Wie bitte? Das ist doch wohl ein Scherz, oder?“, wollte Gina wissen.

„Nein, leider nicht. Es gibt kein Zimmer für sie, aber wenn sie wollen, rufe ich bei der Reisevermittlung an, bei der sie alles in Auftrag gegeben haben“, meinte der Hotelier.

Gina konnte es nicht fassen, dennoch stimmte sie dem Vorschlag zu und nannte den Mann die Nummer des Reiseunternehmens.

Während der Mann die Nummer wählte, schwirrten die Gedanken nur so in Ginas Kopf herum.

Wie konnte es nur passieren, dass die Reservierung schief gegangen war?

Sie hoffte inständig, dass es sich nur um ein Missverständnis handelte.
 

„Miss Lake, jemand möchte sie sprechen“, die Stimme des Hoteliers ries sie aus den Gedanken. Sie schaute ihn an, er hielt ihr das Telefon hin. Sie nahm es entgegen.

„Hallo?“, kam es über ihre Lippen.

„Spreche ich mit Frau Lake?“, hörte Gina eine Frauenstimme fragen.

„Ja, mit wem spreche ich?“

„Mein Name ist Roswita Bach. Also was Ihre Reservierung betrifft, eh… die wurde storniert“, berichtete die Frauenstimme.

„Was soll das heißen sie wurde storniert? Und von wem?“, fragte Gina nach.

„Ein Name ist mir nicht bekannt, jedenfalls hat der Mann sich als Ihr Verlobter vorgestellt und die Reservierung, wie auch den Rückflug stornieren lassen“, erklärte die Frau.

„Was? Sind Sie noch bei Trost, Sie können doch keine solchen Aufträge von wildfremden Männer entgegen nehmen, solche Leute wie Sie haben nichts in diesen Beruf zu suchen!“, in Gina kochte die Wut.

Was fällt dieser Frau ein, ihr davon zu berichten, ohne auch eine Spur Reue in ihrer Stimme zu haben?
 

„Ich bin untröstlich“, meinte die Frau.

„Ja, das brauchen Sie mir nicht zu sagen, ich habe es bereits gemerkt!“, fauchte Gina sie durch das Telefon an, die Menschen in der Lobby, wie auch der Hotelier, sahen sie erschrocken über ihre Reaktion an, „Und was soll ich jetzt machen? Bekomme ich wenigstens mein Geld irgendwie zurück?“

„Bedauerlicherweise nein, ihr Verlobter oder was auch immer, hat das Geld abgeholt.“

„Na wunderbar, kann ich wenigstens heute noch nach Frankfurt zurück fliegen?“, Gina seufzte. Ihre Nerven lagen blank.

„Es tut mir Leid, heute bekommen sie keinen Flug zurück, erst morgen wieder, aber ich kann einen für Sie reservieren, über die Zahlung komme ich gleich zu sprechen und….“

„Zahlung?“, unterbrach Gina die Frau, „Sind Sie noch bei Sinnen, denken Sie wirklich ich bezahle den Rückflug, nach alldem, was Sie falsch gemacht haben? Wenigstens können Sie mir den Flug als Entschädigung dafür bezahlen!“

„Ich bin untröstl….“

„Kommen Sie mir nicht auf diese Tour! Glauben Sie etwa ich habe so viel Geld parat, um den Rückflug auch noch zu bezahlen? Und nebenbei, was würde es mich kosten, falls Sie Trulla, mir einen billigen Flug buchen würden? Rein hypothetisch“, Gina begann mit ihren Fingern auf den Tressen rum zu tippen, wohl wissend aus Nervosität, als aus Reaktion ihrer Wut.
 

„1200 €“, sagte die Frau Bach matt.

„1200 €, so, so“, murmelte Gina vor sich hin, „Teuer geht’s wohl nicht, oder?“

„Sie haben nach den billigsten Flug gefragt und ich habe Ihnen einen genannt, mehr kann ich nicht für Sie tun“, meinte die Frauenstimme.

„Hm…“, machte Gina und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf, „okay, ich nehme den Flug, ich bezahle per Überweisung. Ich gehe sofort zur Bank und….“

„Das geht nicht“, behauptete die Frau.

„Wieso denn nicht?“, fragte Gina misstrauisch.

„Wir nehmen nur Bargeld.“

„Wollen Sie mich verarschen?“, platzte es aus Gina heraus – und ihr war es egal, ob die anderen Anwesenden, sie für gestört halten, „Wie soll ich bitte aus Korea ihnen das Geld übergeben?“

„Ganz einfach, Sie müssen es uns nur schicken. Das würde ungefähr zwei Wochen dauern, wenn Sie es sofort täten“, sagte die Frau.

In ihrer Stimme hörte Gina ein Kichern heraus. Diese Schlampe! Wie konnte sie es wagen, sich über Gina so lustig zu machen?
 

„Okay, machen wir es halt so, aber buchen sie den Flug erst, wenn ich nochmals bei Ihnen anrufe, zwecks Planung und Vorsicht“, bat Gina Frau Bach, die jetzt verächtlich schnaubte.

„Wie Sie meinen, einen schönen Tag noch!“, dann ertönte ein Tuten. Aufgelegt. Diese Schlampe hat es ernsthaft gewagt, einfach so aufzulegen.
 

„Blöde Kuh!“, fluchte Gina und reichte einen leicht zitterten Hotelier den Hörer.
 

„Wissen Sie, wo hier die nächste Bank ist?“, fragte Gina den Mann hinter dem Schalter, woraufhin dieser schnell nickte.

„Sie müssen nur über die Straße, dort ist die internationale Bank für solche Angelegenheiten und wenn sie sich beeilen, dann erwischen sie noch jemanden dort. Die Bank macht nämlich um 20:00 Uhr zu, antwortete er ihr.

Gina bedankte sich und ging samt Koffer im Schlepptau nach draußen und so wie der Hotelier ihr gesagt hatte, auf die andere Seite, wo dort ihr Ausweg aus dieser Misere stand.

Eilig betrat sie das Gebäude und ging zu einem Schalter.
 

„Ich möchte gerne von meinem Konto Geld abheben“, erklärte Gina ihr Daliegen und schob der Koreanerin am Schalter ihre Karte zu.

Diese begutachtete sie und fuhr sie dann durch einen Schlitz am Computer entlang. Ein Piepen ertönte. Die Frau fuhr erneut die Karte durch den Schlitz. Wieder ein Piepen.

Noch einmal versuchte es die Frau und Gina wurde ganz mulmig zu mute.

„Es tut mir Leid“, sagte die Bankangestellte mit ruhiger Stimme, „Aber ihr Konto wurde gesperrt.“

„What? Von wem?“

„Keine Ahnung“, die Koreanerin zuckte mit den Schultern, holte eine große Schere hervor und schnitt die Karte entzwei.
 

Fassungslos über ihre Situation ging Gina aus der Bank.

Ganz realisieren konnte sie das nicht.

Was zur Hölle war passiert?

Nein, die Frage lautete, wer zum Teufel war dafür verantwortlich?

Der einzige Anhaltspunkt kam von dieser schrecklichen Frau von dem Reisunternehmen.

Ein Mann, der sich als ihr Verlobter vorgestellt hatte.

Ihr Verlobter?
 

Abrupt blieb sie stehen.

Mathias.
 

Sofort holte sie ihr Handy heraus und durchforstete ihre Kontakte.

Wenn dieses Arschloch etwas damit zu tun hatte, dann Gnade ihm Gott.

Als sie bei den Namen, den sie gesucht hatte, angelangt war, drückte sie auf die grüne Taste und ein Tuten war zu hören.

War ja klar, der Mistkerl hat sein Handy ausgeschaltet.

Mit Sicherheit hatte er geahnt, dass sie ihn anrufen würde.
 

Wütend machte sie ebenfalls ihr Handy aus und steckte es zurück in ihre Tasche.
 

Langsam atmete sie ein und aus.

Zuerst mal hieß es, ruhig werden.

Doch das konnte sie nicht, denn sie wusste, das Geld, das sie bei sich trug würde nie im Leben für eine Übernachtung und den Rückflug reichen.

Es waren gerade mal 1400 €.

Davon würde sie diesen Scheißflug bezahlen.

Dann bleiben ihr dann nur noch 200 € übrig.

Aber mit 200 € eine Nacht in einer Unterkunft zu bekommen, würde ziemlich schwierig werden.

Gina schüttelte den Kopf.

Ach was, das würde schon funktionieren und wenn sein muss, dann würde sie halt draußen irgendwo ein Plätzchen suchen.
 

Sie schaute auf die Uhr.

Sie musste schnell ein Postgebäude finden und das Geld abschicken.

Sofort nahm sie die Beine in die Hand, um schnell zum Hotel zurück zu kehren, um den Hotelier nach dem Weg zur Post zu fragen.

Aber gerade als sie den Bürgersteig verlassen wollte, um die Straße zu überqueren, da spürte sie ein Ziehen an ihre Schulter.

Reflexartig um schloss sie den Träger ihrer Handtasche und blickte einen alten Mann ins Antlitz, der mit aller Kraft an ihrer Tasche zog.

Ein Taschendieb, leuchtete es Gina ein.

„Loslassen!“, befahl sie dem Mann, doch dieser reagierte nicht darauf.

Stattdessen versuchte er die Handtasche zu öffnen.

Mit vollen Erfolg.

Er griff hinein und holte einen Bündel Geldscheine hervor, bevor er dann los ließ und sich aus dem Staub machte.

Gina hatte keine Chance gehabt.

Als der Mann losgelassen hatte, fiel sie rücklings auf den Boden.

Sie konnte noch nicht mal sehen, wohin er gelaufen war.

Scheiße, dachte sie sich, was mache ich denn nun?
 

Als es dann noch zu regnen begann, konnte Gina schwören, dass das Unglück jetzt endgültig seinen Höhepunkt erreicht hatte.

Schnell stand sie auf.

Ihr Rücken schmerzte. Ihr Kopf tat weh.

Vorsichtig sammelte sie ihre Habseligkeiten, die ihr noch übrig geblieben waren, auf.

Dann schwang sie ihre Tasche über die Schulter, nahm ihren Koffer zur Hand und ging mit schnellen Schritten den Bürgersteig entlang.

Während sie lief, schaute sie sich um, ob irgendwo etwas war, wo sie den Regen entkommen konnte.

Doch weit und breit war nichts dergleichen.
 

Verzweifelt über die Situation bog sie in die nächste Straße ein.

Ihre Kleidung klebte an ihrem Körper, was das Gehen nur noch erschwerte.

Irgendwo musste doch etwas sein.

Wenigstens einen Bushaltestelle.

Plötzlich hörte sie einen Knall.

Sie zuckte erschrocken zusammen und sah sich nach dem Ursprung des Geräusches um.

Und da war es.

Der liebe Gott hatte sie doch noch nicht endgültig verlassen.

Die Eingangstür eines meterhohen Wohnhauses stand sperrangelweit offen.

Jemand hatte sie nicht richtig zugemacht und sie wurde von Wind erfasst und gegen das Geländer gedonnert.
 

Hastig schritt sie auf den Eingang zu und schlüpfte, nachdem sie noch mal zur Kontrolle sich umgeschaut hatte, in das Wohnhaus.

Unglaublich, aber wahr, ihr war arschkalt.

Das Wasser tropfte nur so von ihr herab.

Leise stieg sie Stufen hinauf; sie brauchte ein ruhiges Plätzchen, wo sie sich hinlegen konnte.

Sie war vollkommen erschöpft und lange machte ihr Körper nicht mehr mit.

Ihre Augen wurden immer schwerer, sie musste sich echt zusammenreißen nicht einzuschlafen.

Als sie im ersten Stock angelangt war, ging sie denn Gang entlang, um die nächste Treppe in Angriff zu nehmen, doch leider kam sie nicht mehr so weit, denn ihre Beine knickten wie ein Blatt ab und zwangen sie so auf die Knie.

Einen Halt an der Wand suchend, versuchte sie aufzustehen.

Doch ihre Kräfte verließen sie.

Ihre Augen schlossen sich.

Sie hatte den Kampf gegen ihre Müdigkeit verloren.

Und so schlief sie mitten im Gang ein, nicht wissend vor welcher Wohnungstür sie war.

***
 

Zwei Gestalten stapften die Treppe in den ersten Stock hinauf. Der Kleinere von den Beiden redete fröhlich auf den anderen ein, der ein wenig gelangweilt, wenn auch etwas müde, dreinschaute.

Dennoch der Labertasche neben sich mit einem Ohr zuhörte.

„Hyung, das hättest du sehen sollen, es war echt lustig gewesen. Shindong hat Nari die Milch in den Ausschnitt gekippt, natürlich nur versehentlich, aber erst seine Wange mit Naris Handabdruck, Mann, haben wir gelacht….“, schlagartig hörte er auf zu reden.

Seine Augen vergrößerten sich, er blieb stehen.

Sein Nebenmann war ebenfalls stehen geblieben und schaute besorgt auf seinen Kumpel herab.

„Wookie, was ist denn mit dir?“
 

„Eunhyuk, schau doch mal“, der Kleine deutete mit seinen Finger auf die Person drei Meter vor ihnen, „Da liegt jemand.“
 

Sofort laufen die Beiden zu der liegenden Person und knieten sich neben sie.

Ryeowook japste nach Luft.

„Das ist ja ein Mädchen“, stellte er fest.

„Und ein nasses noch dazu“, bemerkte Eunhyuk, „sie hat sich wohl vor den Regen in Sicherheit bringen wollen und ist dann wohl hier weggepennt.“

„Und wie es ausschaut, war sie sehr lange unterwegs“, meinte Ryeowook.

„Wie kommst du darauf?“, Eunhyuk sah seinen Kumpel fragend an.

„Schau doch mal hinter dich, da liegt ein Koffer“, wies Ryeowook ihn hin.
 

Eunhyuk drehte den Kopf nach hinten und nickte verständnisvoll, als er sah, was Ryewook meinte.

Vorsichtig schob Eunhyuk seine Hände unter den Körper des Mädchens und mit einem Ruck hob er sie hoch.

„Was machst du da?“, flüsterte Ryeowook entsetzt von der Aktion Eunhyuks.

„Was wohl? Ich trage sie zu uns rein, schließlich kann sie doch nicht ewig hier rum liegen, und außerdem will ich es nicht verantworten, wenn jemand anderes sie morgen findet. Um alles weitere kümmern wir uns morgen, wenn die anderen wieder von der Feier da sind“, erklärte er leise, „schließ unsere Tür auf und nimm ihre Sachen mit.“

Von hübschen Männern und Sticheleien

Als Gina am nächsten Morgen aufwachte, fand sie sich in einem Bett wieder.

Erschrocken und verwirrt zugleich setzte sie sich auf und schaute sich im Raum um, das, wie sie feststellen musste, ziemlich ordentlich war.

Die Tür zu dem Zimmer stand einen kleinen Spalt offen und Gina konnte Stimmen von außerhalb vernehmen.

Vorsichtig stieg sie aus dem Bett und erschrak.

Sie schaute an sich runter.

Jemand hatte ihre nassen Sachen gegen einen flauschigen grünen Pyjama eingetauscht.
 

Gelächter ertönte.

Sie drehte ihren Kopf zur Tür.

Wer auch immer es war, der befindet sich mit Sicherheit auf der anderen Seite dieser Tür, dachte sie sich.

Auf Zehenspitzen ging sie durch das Zimmer bis sie an der Tür angelangt war.

Langsam schob sie diese ein wenig weiter zur Seite, um besser sehen zu können, was auf der anderen Seite vor sich ging.

Sie schluckte nervös.

Sie hatte Angst.

Wer es auch immer war, sie hoffte inständig, dass es sich nicht um Vergewaltiger, Kidnapper oder andere Kriminellen handelte.

Schließlich war sie ja im Nirgendwo zusammen geklappt.

Und da konnte man sich nie sicher sein, wer oder was da einen erwartete.
 

Doch statt irgendwelche tätowierten, grimmig schauende und gangstermäßig gekleidete Personen vorzufinden, waren es bilderbuchhübsche Männer, die sich über etwas amüsierten, das der braunrothaarige Mann in der Runde ihnen erzählte.
 

„… und das hättet ihr miterleben müssen, wie unser lieber kleiner Wookie sich geziert hatte, als wir das Mädchen ausgezogen haben, um…“, Gina schluckte erneut, also doch irgendwelche Perverslinge, dachte sie sich, „… ihr dann den Pyjama von Ryeowook anzuziehen“, berichtete der Braunrothaarige und fuchtelte mit einer Hand in der Luft rum, „Aber das Beste kommt noch, nachdem sie entblößt vor uns lag, da hat er sich erst recht wie ein Kleinkind verhalten: ‚Eunhyuk, das könne wir doch nicht machen‘ oder ‚Das ist doch sexuelle Belästigung‘ oder ‚Darf ich wenigstens meine Augen zu machen, wenn ich sie trocknen muss?‘ und so weiter und sofort.“

Während der Mann erzählte, der anscheinend Eunhyuk hieß, machte er seinen Kumpel in Stimme und Gestik nach.

Alle beginnen wieder zu lachen. Bis auf einen.
 

Der Nebenmann von diesem Eunhuyk schaute errötet auf seine Hände und sagte leise: „Ach, kommt schon, Leute, wie hättet ihr denn reagiert, wenn plötzlich ein Mädchen nackt vor euch liegt?“
 

„Also, ich hätte Fotos von ihr gemacht und über mein Bett gehängt“, meinte der Braunhaarige der neben ihm saß.

Für diese Bemerkung bekam er sofort acht Klapse auf die Schulter verpasst.

„Autsch, Leute, das war doch nur ein Scherz!“, versuchte er sich zu verteidigen.

„Kyu, Kyu, Kyu“, sagte der Hellbraunhaarige und hob tadelnd den Zeigefinger hoch, „Lass dich von mir, der Umma, bezüglich des anderen Geschlechtes belehren …“

„Belehrungen? Von dir? Den Typen, der in seinem Alter schon längst Vater sein könnte? Neee, lass mal, Leeteuk. Single bleiben, schaffe ich auch alleine“, bemerkte ‚Kyu‘ hämisch grinsend.

„Du mieser kleiner…“, murmelte der Mann, der Leeteuk genannt wurde.

Alle lachten auf.
 

***

„Mal was anderes, wieso habt ihr mit dieser Neuigkeit eigentlich bis zum Mittagessen gewartet? Ihr hättet es uns doch auch früher erzählen können. Beim Frühstück, zum Beispiel“, meinte Shindong und lehnte sich auf seinen Stuhl zurück.

„Ja, genau“, stimmte Donghae zu, „Mann, war das ein Schock gewesen, gestern Abend, ich wollte dir“, er sprach zu Eunhyuk gewandt, „noch Gute Nacht sagen und was muss ich stattdessen im Bett liegen sehen, an Stelle meines besten Freundes? Ein Mädchen! Und dazu noch eins, dass beim Schlafen sabbert. Ich dachte wirklich, du hättest dir sonst wo eine Göre angelacht!“

Eunhyuk setzte seine ausdruckslose Miene auf.

„DU hast doch keine krummen Dinger mit ihr angestellt, oder?“, fragte er und scannte Donghae mit seinen Blick von oben bis nach unten ab. Dieser erschauderte und schüttelte hastig den Kopf.

„Lügner!“, platze es aus Eunhyuk raus.

„Ich habe nichts gemacht“, behauptete Donghae und setzte seinen Ich-weiß-von-nichts-und-du-kannst-mir-nichts-unterstellen-Hyung-Blick auf.

„Was hast du mit ihr gemacht, hm?“, hackte Eunhyuk nach.

„Na gut“, gab sich Donghae geschlagen, „ich habe ihr nur einen Kuss auf die Stirn verpasst, so ich habe es gesagt, bist du nun zufrieden?“

„Nein.“

„Wie nein?“

„Es war nicht die Stirn“, meinte Eunhyuk.

„Also gut, es war die Wange.“

„Hyung?!“ Eunhyuk hob die Augenbraue hoch.

„Die Nase?“ Donghae versuchte mit allen Mittel rauszureden, doch er wusste Eunhyuk konnte man nicht täuschen.

„Nein, ganz sicher nicht“, meinte Eunhyuk.

„Die Hand?“

„Nein.“

„Der Fuß?“

„Kumpel, das wird jetzt ziemlich albern, weißt du?“

„Okay, okay, okay, ich gebe es ja zu, es war der Mund. Jetzt zufrieden?“

Eunhyuk nickte und lächelte.

„Na, siehst du, war doch nicht so schwer“, meinte dieser, plötzlich wurde er wieder todernst, „aber beim nächsten Mal missbrauche jemanden anderen für deine Doktorspiele.“
 

Eunhyuk nahm die Tasse Tee entgegen, die Ryeowook ihm reichte und genehmigte sich einen Schluck.

„Ach und noch etwas, was soll das denn heißen, ‚Göre angelacht‘? So was brauch ich nicht, die Mädels kommen schon zu mir, wenn ich sie rufe. Schließlich bin ich der reinste Weibermagnet!“, sagte er und hielt triumphierend die Faust in die Höhe, um seine Aussage noch zu unterstreichen.

Donghae, wie auch der Rest der Runde, verdrehte nur die Augen und seufzte auf.
 

„Na gut, Themawechsel“, schlug Leeteuk vor, „Mich würde echt interessieren, wer dieses Mädchen ist, von dem ihr uns hier erzählt? Und wann kann ich sie auch mal zu Gesicht bekommen?“

„Nicht so hastig, Casanova“, gab Kyuhyun von sich, „Du kriegst sie schon zu Gesicht, aber erst nachdem sie sich an mich sattgesehen hat. Du weißt doch, an einer wunderschönen Rose gibt’s nichts auszusetzen, aber eine verdorrte Blume sieht sich noch nicht mal einer mit dem Hintern an.“

Das hat gesessen!

Leeteuk sprang von seinem Stuhl auf und hastete Kyuhyun hinterher, der ebenfalls aufgesprungen war, um vor Leeteuks Wut zu entfliehen.
 

Die anderen Members schauten ihnen allzu gern bei dieser Verfolgungsjagd zu. Pfeifend und Anfeuerungen aussprechend saßen sie um den Tisch und schlossen insgeheim Wetten ab, wer von den beiden früher aufgab.
 

***
 

Gina sah zu, belustigt und erschreckt zugleich, wie dieser Leeteuk den, womöglich sehr viel jüngeren, ‚Kyu‘ hinterher jagte.

Dass es sich um einen ziemlich lustigen Haufen handelte, konnte sie beruhigt feststellen und atmete grinsend aus.

Also war sie doch nicht bei der Mafia gelandet.

Sie hatte echt schlimmeres befürchtet.

Dennoch war sie etwas irritiert, als sie hörte, dass dieser Mann, wie auch immer der hieß, ihr auf den Mund geküsst haben soll, während sie schlief. Also wenn es nicht die Mafia war, wer zum Kuckuck waren dann diese Männer, die immerzu lachten und wildfremde Frauen küssten.
 

Die beiden Männer beendeten ihre Verfolgungsjagd und kehrten wieder zum Tisch zurück.

„So, ich habe gewonnen“, jubelte der Schwarzhaarige, der neben den etwas kräftig gebauten Mann saß, „Her mit dem Geld!“ Dieser streckte auffordernd den anderen seine Hand entgegen.

„Nichts da, Yesung“, meinte der korpulente Typ neben ihm, „Das war ein Unentschieden.“

„Och, komm schon, Shindong, ich habe aufrichtig gewonnen“, beklagte sich der Mann namens Yesung.
 

„Hör auf zu meckern, Yesung“, wies ihn dieser Leeteuk zurecht.

Gina stieß einen Lacher hervor; dieser Yesung ist einfach zu lustig, wie er da sitzt und beleidigt drein schaut. Wie ein Kleinkind, das nicht alles bekam, was er wollte.

Sofort schlug sie die Hand auf den Mund, als sie sah, wie neun Augenpaare in ihre Richtung schauen.

Vorsichtig ging sie einen Schritt von der Tür weg, oder zumindest versuchte sie es.

Doch leider stieß sie bei dem Versuch gegen etwas und verlor ihr Gleichgewicht dadurch.

Mit den Armen rudernd versuchte sie ihr Gleichgewicht wieder zu finden, hätte es beinah geschafft, wäre sie nicht schon wieder gegen etwas gestoßen und mit voller Wucht gegen die Zimmertür geknallt.

Diese flog bei ihrem Aufprall auf und sorgte dafür, dass Gina sich auf den Boden wiederfand.

Mit schmerzerfülltem Gesicht setzte sie sich auf und rieb sich die Stirn.
 

„Ist die Schöne endlich aus ihrem Schlaf erwacht?“, hörte sie jemanden fragen.

„Donghae“, meinte ein anderer, „Ich glaube, dein Kuss hat echt was bewirkt.“

„Yah! Sungmin! Lasst mich doch damit in Ruhe!“
 

Ein Stuhl wurde weggerückt und Gina hörte wie jemand auf sie zuging.

Zaghaft wurde sie am rechten Arm gepackt und auf die Beine geholfen.

„Eh… ich…“, sie verstummte, als sie in das Antlitz eines recht attraktiven Mannes schaute.

Mit großen Augen sah sie ihn an.

Und sie spürte wie ihr warm wurde.

„D..d…danke“, stotterte sie.

Der Mann lächelte.

„Keine Ursache“, sagte dieser und sein Lächeln wurde noch breiter.
 

Gina errötete.

Dieses Lächeln war so schrecklich schön. Und das ‚schrecklich‘ war ernst gemeint.

Der Mann lächelte echt von einem Mundwinkel in den anderen hinein.

Es hatte echt Ähnlichkeiten mit diesem Clown aus Batman.

Aber dennoch irgendwie ganz anders.

So warm und herzlich.
 

Eigentlich war Gina eine Person, die sich nicht sofort auf Männer, die sie nicht kannte, einließ.

Und eigentlich hätte sie sich auch nicht von denen ohne ihre Erlaubnis anfassen lassen.

Und eigentlich hätte sie den, der es gewagt hatte, schon längst eine geknallt, aber was hieß denn schon dieses Wörtchen ‚eigentlich‘?
 

Sie ließ es einfach über sich ergehen, dass der Mann sie jetzt auf einen Stuhl verfrachtete und ihr eine Tasse mit Tee reichte.

Dankend nahm sie es an und trank etwas davon.
 

***
 

Siwon, der während der ganzen Unterhaltung keinen Mucks von sich gegeben hatte, war aufgestanden und hatte dem Mädchen auf einen Stuhl geholfen.

Jetzt saß sie wie ein zitterndes Etwas da und betrachtete die Männer mit ihren großen Augen an.

Man merkte, dass sie sich unwohl fühlte.

Während das Mädchen weiter ihren Tee trank, stand Ryeowook auf und servierte Nudeln mit der zubereiteten Soße auf einen Teller, das er ihr dann vor die Nase stellte.
 

„Iss etwas“, forderte Ryeowook sie auf, „und keine Angst, es ist nicht vergiftet“, fuhr er fort, als er ihr fragendes Gesicht sah.

Es dauerte eine Weile bis das Mädchen anfing zu essen.

Sie war misstrauisch.

Aber wer konnte ihr das verübeln.
 

„So“, begann Sungmin, „wie heißt du eigentlich?“

Das Mädchen verschluckte sich an ihrem Essen und hustete.

Siwon klopfte ihr beherzt auf den Rücken.

„Geht’s wieder?“, fragte er.

Sie nickte.

„Das war doch keine Frage, woran man sich verschlucken muss“, meinte Sungmin kopfschüttelnd.
 

„Gina“, gab leise das Mädchen von sich.

„Wie bitte?“

„Ich heiße Gina“, sagte sie etwas lauter, „Gina Lake.“
 

Sungmin lächelte ihr zu, „Ein wirklich schöner Name, das muss ich schon sagen, aber klingt ziemlich ausländisch. Wo kommst du denn her?“
 

***
 

Der schwarzhaarige, in ein pinkfarbenes T-Shirt gehüllte, Mann bekam einen kleinen Klaps auf den Rücken.

„Hey, was soll das?“, fuhr er diesen Leeteuk an.

„Haben deine Manieren gerade Urlaub, oder was?“, fragte Leeteuk den mit dem pinken T-Shirt, der ihn fragend ansah.
 

Der Hellbraunhaarige schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn.

Ein roter Handabdruck blieb zurück, als er die Hand entfernte.

„Ein Mann stellt sich zuerst vor, bevor er eine Lady nach dem Namen fragt“, belehrte er ‚Pinkes T-Shirt‘.
 

„Na gut“, dieser zog eine Schnute, „Also, ich gehe mal der Reihe nach“, erklärte er zu Gina gewandt, „Mein Name ist Sungmin, das neben mir ist Shindong, das ist Yesung, Leeteuk, Eunhyuk und Ryeowook, deine Retter in der Not, unser Teufel Kyuhyun….“

„HEY!“, unterbrach ihn ‚Kyu‘ oder jetzt Kyuhyun.

„….Unser Gentleman Siwon und Donghae, unser Mädchenküsser“, beendigte Sungmin seinen Satz, ohne sich von Kyuhyun beirren zu lassen.
 

„Schön euch kennen zu lernen“, sagte Gina und nickte kurz mit dem Kopf jedem einzelnen zu.
 

„Bist du jetzt zufrieden, Mama?“, fragte Sungmin Leeteuk.

Dieser nickte zur Antwort und wandte sich dann Gina zu.
 

„Wie Sungmin bereits unhöflich von sich gegeben hat…“

„HEY!“, wandte Sungmin ein, wurde dennoch von Leeteuk ignoriert.

„… wo kommst du eigentlich her?“
 

„Aus Deutschland“, antwortete Gina ihm kurz und trank noch einen Schluck Tee.

„Deutschland?“, brach es aus allen Anwesenden heraus.
 

Gina ries erstaunt die Augen auf.
 

Zu einem war sie ziemlich verblüfft darüber gewesen, dass die Jungs beinah so taten, als kannten sie Deutschland nicht und zum anderen hatte sie noch nie neun Männer erlebt, die alle die Frage unisono von sich gaben.
 

„Eh… ja Deutschland, das Land, das mehr Unheil in der Weltgeschichte verursacht hatte, als jedes andere. Falls euch die Erklärung hilft“, behauptete Gina.

„Aber …. Aber du sprichst sehr gut koreanisch“, meinte Yesung plötzlich.

„Ja und?“, fragte Gina nach, „was dachtest du denn, woher ich komme?“

„Aus den Philippinen vielleicht, so wie du aussiehst, und schließlich kann man dort auch koreanisch lernen und das mit dem Namen wäre ja nichts Ungewöhnliches dort. Es gibt viele, die nicht landestypische Namen haben“, erklärte er ihr.

„So, so, ‚so wie du aussiehst‘? Interessante Formulierung, das muss ich schon sagen“, meinte sie mit ausdrucksloser Miene.

„Eh… habe ich was falsches gesagt?“, fragte Yesung in die Runde, als alle in böse anfunkelten.
 

„Ach vergiss ihn, Ginalein“, meinte Kyuhyun, „sollte er noch einmal so kommen, ich weiß, wo er seine Schildkröte hat – also wie hättest du es gerne, am Spieß über den Grill oder gefüllt im Backofen, hm?“, sagte er zu Yesung gewandt.

„Hey, lass gefälligst Ddangkoma aus dem Spiel“, fauchte Yesung ihn an.

„Dann hör‘ auf, dich an sie ran zu machen!“, konterte Kyuhyun zurück.

„Wer von uns beiden hat denn noch vorhin von ‚Nacktfotos machen und über das Bett hängen‘ geschwafelt?“, meinte Yesung.
 

Gina verschluckte sich schon wieder an ihrem Tee, doch dann prustete sie los.

Diese Jungs waren echt lustig.

Besonders dieser Kyuhyun machte seinen Titel ‚Teufel‘, oder wie Sungmin ihn vorhin vorgestellt hatte, alle Ehre.

Der ist echt fies, aber irgendwie das macht ihn so anziehend.

Bei dem Gedanken vergrub Gina beschämt ihr Gesicht in ihre Hände.

Was denke ich denn da? , belehrte sie sich.
 

„Also, du kommst aus Deutschland“, meinte Eunhyuk und Gina schaute auf, „Aber dein Name ist nicht gerade deutsch, oder?“

„Nein“, bestätigte Gina ihn, „Mein Vater ist Amerikaner mit koreanischen Wurzeln und meine Mutter ist deutsch – koreanisch, den Namen haben mir meine Großeltern väterlicherseits gegeben. Aber hinter meinen Namen steckt eine Bedeutung, die für mich bis heute echt was Banales hat. Sie waren der Meinung, als Baby hätte ich so einen Gesichtsausdruck, wie ein Betrunkener, gehabt, weswegen sie mich nach dem Alkohol ‚Gin‘ benannt haben. Ja, das nenne ich mal Liebe zu ihrer Enkelin.“
 

Erst ertönte ein „Oohhh“ von den Männern, aber danach prusteten sie drauf los.

Gina biss sich peinlich berührt auf die Unterlippe.

Wieso hat sie das – ausgerechnet das – Leuten erzählt, die sie gerade mal eine halbe Stunde kannte?

Was hatte sie bloß dazu getrieben?

Diese Männer mussten etwas Magisches an sich haben.

War es etwa der Charme?
 

***
 

Irgendwo in Deutschland:
 

Ob alles geklappt hatte?

Er konnte nicht fassen, was er getan hatte

Wieso hatte sie ihn darum gebeten?

Sie wusste doch, dass er ihr noch nie einen Gefallen abschlagen konnte.

‚Es ist für mich und meine Zukunft‘, hatte sie ihn gesagt.

Er solle sie doch verstehen, hatte sie hinzugefügt, als sie aus seiner Wohnung ging.

Aber wie sollte er das verstehen?

Was sollte diese Geheimniskrämerei?

Wieso durfte niemand wissen, warum sie das gemacht hatte?

Er war der Einzige, dem sie es erzählt hatte und zwar mit den Worten ‚es wird dir nicht gefallen‘.

Und sie hatte vollkommen Recht, es hatte ihm nicht gefallen.

Der Grund war auf der einen Seite schlüssig, aber auf der anderen Seite töricht.

Was wenn ER etwas davon erfuhr?

Was geschah dann?
 

Was würde ER dann mit ihr machen, wenn sie ihm in die Hände fällt?
 

***
 

Gina nieste.

„Oh nein“, meinte sie, „ich hoffe doch, ich erkälte mich jetzt nicht auch noch.“

„Keine Sorge, wenn das der Fall ist, dann wird dich Ryeowook hier gesund pflegen, nicht wahr, Wookie?“, sagte Eunhyuk und schlug belustig Ryeowook auf den Rücken.

Der Kleinere kippte durch die Schläge nach vorne und musste sich krampfhaft am Tisch festhalten, um nicht gleich kopfüber vom Stuhl zu fallen.
 

„Eunhyuk, lass doch Wookie in Ruhe“, wies Shindong ihn zurecht, „Hat er nicht schon genug durchgemacht? Schließlich musste er Ginas nackten Körper seinen Pyjama überziehen!“

„Du bist ja nett!“, meinte Gina, „Unser ‚Wookie‘ hier hat den Jackpot erzielen dürfen. Nicht jeder darf mich nackt sehen, das ist echt eine Ehre für jeden Mann auf diesen Planeten. Nur weil du einen weiblichen Körper noch nie vom nahen betrachten dürftest, sollte er nicht auf den Geschmack kommen? Etwa neidisch?“
 

Stille.
 

Doch dann räusperte Leeteuk sich und sagte: „Eh… Gina, das war keine gute Konterantwort. Unser Shindong hat eine Freundin, oder sollte ich sagen, Verlobte?“

Gina klappte der Mund auf.

Sie konnte es nicht glauben, dass dieser Mann eine Verlobte hatte.

Sie schluckte.
 

Bei dem Wort ‚Verlobte‘ musste sie schlagartig an jenen Mann denken, der sie in diese Lage gebracht haben konnte.

Ach, verdammt, mit Sicherheit hatte er etwas damit zu tun.

Oder doch ihre Mutter?

Oder Richard?

Von Bands und Wutausbrüchen

‚Was wohl Richard gerade macht? ‘, fragte sich Gina, ‚Ich hoffe doch nichts Beklopptes. Wäre schließlich nicht das erste Mal, dass er etwas getan hat, ohne zuvor darüber nachgedacht zu haben. ‘
 

Sie saß immer noch mit den neun Gestalten um den Tisch, die ihr stumm beim Essen zuschauten.

Seit Leeteuk ihr eröffnet hatte, das Shindong, den Mann von dem sie es am wenigsten erwartet hätte, eine Verlobte hatte, war es schon so still.
 

Doch irgendwann wurde es so unerträglich, dass Gina beschloss endlich auch Fragen an die Männer zustellen.

Sie seufzte, nachdem sie den leeren Teller ein wenig von sich wegschob und sich auf dem Stuhl bequem machte.
 

„So“, begann sie, „seid ihr eine WG oder so etwas?“

Die Männer schauten bei ihrer Frage allesamt auf und Eunhyuk war der Erste, der antwortete.

„Ja, so könnte man das nennen.“

„Aha, und hier wohnt zu neunt in dieser Wohnung, weil…?“, fragte Gina weiter nach.
 

Getuschel war zu hören.

Donghae hatte sich zu Sungmin rüber gebeugt.

Ab und zu schauten sie zu Gina, während sie ihre Unterhaltung führten.

Dann nickte Sungmin und schaute Gina ins Gesicht.
 

„Sie kennt uns nicht“, meint er tonlos daraufhin, ohne Gina aus den Augen zu lassen.

‚Hä?‘

„Wieso sollte ich euch kennen? Und außerdem ist das keine Antwort auf meine Frage“, behauptete Gina verwirrt.
 

„Moment – du kennst uns nicht“, kam es schlagartig von Leeteuk.

„Eh… das habe ich bereits gesagt“, entgegnete Gina.
 

Ein „Mann, hat der ne lange Leitung“ kam von Kyuhyun, der verächtlich schnaubte.

„Aber ausgerechnet DU hast keine, Kyu?“, verteidigte Sungmin Leeteuk.

Kyuhyun setzte an, etwas zu sagen, aber schloss dann wortlos den Mund.
 

„Sie kennt uns wirklich nicht“, stellte Leeteuk fest und greift sich theatralisch an die Brust, als würde er gerade in dem Moment einen Herzinfarkt erleiden.

„Okaaayyy“, meinte Gina, „kann mir einer mal sagen, warum der da so einen Terz draus macht, dass ich euch nicht kenne?“
 

„Es ist nämlich so“, sagte Sungmin, „wir sind eine Band. Ein ziemlich berühmte sogar.“

„Ihr? Ihr … seid eine Band? Das würde einiges erklären, zum Beispiel warum ‚Mr. Ich habe eine Verlobte‘ hier mit euch zusammen lebt.“

Sungmin nickte.

„Stimmt genau.“
 

„Und wie heißt eure ‚berühmte‘ Band?“, fragte Gina lächelnd. Sie fühlte sich ein wenig verarscht, denn diese Kerle konnten doch nicht in einer Band sein, von denen sie noch nie etwas gehört, noch gesehen hatte.
 

„Dann müssen wir uns dann auf unsere andere Art vorstellen“, meinte Leeteuk.

Und was dann kam, brachte Gina erst recht zum Lachen.
 

„Annyeonghaseyo, we are Super Juni-“, brüllte Leeteuk förmlich und dann setzten die anderen Männer mit einen „-OR“ ein.

Bei ihrer ‚Begrüßung/Vorstellung‘ hoben die Männer alle gleichzeitig eine Hand in die Höhe, mit der Handfläche auf Gina zeigend.
 

Dann setzten sich alle wieder auf ihre Plätze.

Gina atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen.

Die Männer waren einfach zu komisch.

Warum hatte sie noch nichts von dieser Band gehört?

Wenn sie schon so berühmt war….

Vielleicht sollte sie etwas über die Band in Erfahrung bringen.

Oder vielleicht könnte sie ja Richard anrufen und ihn darum bitten.
 

Ach ja, Richard…

Das hätte sie beinah vergessen.

Sie wollte sich doch bei ihm melden, um ihm mitzuteilen, ob sie gut in Südkorea angekommen war.

‚Er macht sich bestimmt schon Sorgen‘, dachte Gina, ‚Vielleicht sollte ich ihn jetzt anrufen. ‘
 

„Wisst ihr zufällig, wo meine Sachen sind?“, fragte sie die Männer, kaum hatte sie den Gedanken abgeschlossen.

„Ach, meinst du die schwarze Handtasche und den Koffer?“, kam es von Kyuhyun, Gina nickte, „Ja… weißt du, die haben wir verkauft… und … nun ja…“

„Red keinen Müll“, mischte sich Ryeowook ein, „Keine Sorge, Gina, deine Sachen sind im Eingangsbereich“, meinte er dann zu Gina gewandt, „Hör einfach nicht auf den Kleinen…“
 

„Hey! Ich bin viel größer als du!“
 

„Aber ich bin älter!“
 

„Aber ich bin älter im Geiste!“
 

„Gar nicht wahr!“
 

„Was ist denn in euch gefahren?“
 

„Gina, kümmere dich nicht um die.“
 

„Aber Donghae….“
 

„Ich kann in Gegensatz zu dir kochen!“
 

„Na und? Ich kann besser singen als du!“
 

„Jungs, es reicht!“
 

„Warte, Gina, ich hole dir deine Sachen hier hin.“
 

„Wie? Eh… ja. – Leute, beruhigt euch!“
 

„ES REICHT!“
 

„Au!“
 

„Aua! Leeteuk, nicht so doll!“
 

Da saß Gina nun mit fünf Männern um den Tisch, während drei weitere standen, wobei zwei von ihnen sich mit schmerzerfülltem Gesicht den Kopf rieben.

Leeteuk hatte Partei ergriffen und die Beiden harsch zu Recht gewiesen.
 

Die bösen Blicke, die von Kyuhyun und Ryeowook ausgingen und ganz allein jetzt Leeteuk galten, verblassten auch eine ganze Weile nicht, selbst als die drei Männer sich wieder an den Tisch setzten. Die Atmosphäre war bedrückt und keiner wagte etwas noch zu sagen.

Erst Donghae, der sich wieder zu der Gruppe gesellte, brach das Schweigen.

„So, Gina, hier sind deine Sachen“, Donghae reichte Gina die Handtasche und schob den Koffer neben sie, bevor er sich dann auf seinen Stuhl setzte.

„Eh… danke“, murmelte Gina nur und legte ihre Handtasche auf ihren Schoß.
 

Dann verfiel sie wieder in Schweigen.

Stumm schaute sie ihre Hände an, die auf ihrer Tasche ruhten.

Sollte sie jetzt Richard anrufen oder nicht?

Wie spät hatten sie es überhaupt?

Sie warf einen kurzen Blick auf die Wanduhr.

In Deutschland war es gerade mal sieben Uhr. Morgens.

Ob er noch …
 

Doch weiter kam sie nicht mit ihren Gedanken, denn plötzlich klingelte ihr Handy und sie fuhr erschrocken zusammen.

‚Wer könnte es sein? ‘, fragte sie sich und durchstöberte ihre Tasche nahm den Verursacher des Geräusches.

Als sie das Handy fand, verkrampfte sich auf einmal ihre Hand, welches das Handy hielt.

‚Warum er?‘

Auf dem Display stand in großen Buchstaben ‚Mathias‘.

Angst machte sich in ihr breit. Was wollte er bloß von ihr?

Mit rasenden Herzen saß sie da und wagte es nicht das Handy aus den Augen zu lassen, bis es endlich aufhörte zu klingeln.

Doch das tat es nicht.

„Er war schon immer ziemlich hartnäckig. ‘
 

„Gina?“, kommt es plötzlich von Yesung, „Willst du denn nicht rangehen? Scheint ziemlich wichtig zu sein.“

„Eh… ja…. Nein… eh…na gut“, kämpfte Gina mit sich, bevor sie dann das Gespräch annahm.
 

„Na, endlich gehst du an dein verdammtes Handy“, maulte eine Männerstimme sie an.

„Das nenne ich mal eine nette Begrüßung“, gab sie auf Deutsch zurück.

Der Sarkasmus in ihrer Stimme war den neun Männer um sie herum, ebenso wenig der Person am Telefon, nicht verborgen geblieben.
 

„Scheinbar geht es dir noch gut, obwohl ich alles darangesetzt habe, dass deine Reise ein Fiasko wird“, stellte der Mann tonlos fest.

„Ach, wusste ich es doch! DU MIESES VERLOGENES SCHWEIN!“, schrie Gina in das Handy, sie sah wie die Bandmitglieder bei ihrer lauten Stimme zusammen zuckten, doch das brachte sie nicht davon ab weiter in der Lautstärke fortzufahren, „Wegen dir sitze ich hier fest! Was hast du dir dabei gedacht?! Willst du mich so wieder zurück erobern?! Was geht in deinen kranken Hirn bloß ab, um auf so eine Idee zu kommen?!“

Er antwortete ihr nicht, einzig und allein verächtliches Schnauben war zu hören.

„ANTWORTE GEFÄLLIGST!“, brachte es aus Gina heraus.
 

„Weißt du?“, kam es von der anderen Seite der Leitung, „Dein lieber Freund Richard…. Also ich würde mich schon um ihn sorgen, wenn ich du wäre - “

„Was ist mit Richard?“, Verzweiflung machte sich in Gina breit, „Lass ihn da bloß aus dem Spiel, hörst du?“

„Ach, ich soll ihn aus dem Spiel lassen? Nach alldem, was geschehen ist und was er weiß? Wohl kaum, meine Liebe! Meine Kollegen haben sich schon um ihn gekümmert und er befindet sich unter meiner Obhut.“

„Du mieses Arschloch…“, murmelte Gina hasserfüllt.

„Na na na, wer wird hier gleich unhöflich?“, der Mann lachte auf, „Ihm wird schon nichts passieren, ich hab ja schließlich gesagt, er befindet sich unter meiner Obhut…. Und ich bin ja kein Unmensch….“

„Was willst du?“, fragte Gina.

Angst und Verzweiflung und Hass vermischten sich und schlugen ihr auf den Magen.

„Was will ich nur? Was will ich nur? – Ah, ich hab’s! Komm wieder nach Deutschland zurück und heirate mich, wie es vorherbestimmt war.“

„NIEMALS!“, entgegnete Gina lauthals.

„Du willst doch nicht, dass deinem Freund hier was passiert, oder?“
 

Gina biss sich nachdenklich auf die Unterlippe.

Sie wusste nicht weiter, es gab nur zwei Möglichkeiten.

Entweder sie ging zurück und heiratete Mathias oder Richard ging es an Kragen.

Was sollte sie nur machen?

Sie steckte in einem Dilemma, aus dem sie nicht rauskommen kann.

Beides wollte sie garantiert nicht.
 

„Weiß Mutter von deiner Aktion?“, fragte Gina plötzlich, kaum war ihre Mutter ihr in den Sinn gekommen.

„Und ob sie davon weiß!“, flötete Mathias vergnügt, „Sie hatte es mir doch vorgeschlagen!“

„Aber woher weiß sie denn, dass ich nach Südkorea fliegen wollte?“, hakte Gina nach, irgendwas an dieser Sache war ober faul, aber so richtig.

„Sagen wir es mal so“, begann Mathias, „Ein Vögelchen hatte ihr das zu gezwitschert.“
 

„Aber nur Richard und ich ha – Moment! Hat Richard etwas ausgeplaudert?“

„Ja, bis ins kleinste Detail. Dein lieber Freund Richard hat es sich anders überlegt und uns alles erzählt. Von der Reise. Welche Beweggründe du dafür hattest. Soll ich fortfahren?“, wieder ertönte ein Lachen.
 

„Wie viel Geld hast du ihm gegeben, damit er singt?“, Gina war jetzt auf hundertachtzig.

„Tz, tz, tz, meine Liebe - “

„Ich bin nicht deine Liebe?“, unterbrach Gina ihn.

„Unhöflich wie eh und je“, meinte Mathias, „Die Sache mit deinem Kumpel hier, geht dich nichts an, klar? Also was ist? Wirst du meiner Bedingung folgen, oder willst du lieber sterben?“

„Verstehe“, meinte Gina, „Richard ist für dich jetzt nicht mehr von Nutzen und daher hast du die Bedingung geändert, hm? Raffiniert, das muss ich schon sagen, aber… ich passe.“
 

„Du willst meine Bedingung abschlagen?“

„Nicht ganz, ich hätte da einen anderen Vorschlag“, sagte Gina, „Sterben will ich ganz sicher nicht.“

„Und der wäre?“
 

„Ich finde jemanden in sechs Monaten, der mich heiratet und so das Testament meines Vaters sich erfüllt. Schließlich geht es hier um mein Erbe. Wenn ich es nicht schaffe, dann heirate ich dich. Einverstanden?“
 

„Interessant, du willst daraus ein Spiel machen?“, gab Mathias zurück, „Na gut, aber vergiss nicht, nicht schummeln“, er lachte, „und außerdem musst du wissen, dass ich alles daran setze, dass dir das nicht gelingt, vergiss das bloß nicht, mein Engel.“

Ein diabolisches Lachen war zu hören.

Gina ballte ihre rechte Hand zu einer Faust bis die Adern hervortraten.

„Das werden wir noch sehen, mir gelingt es, koste was es wolle!“

Und mit diesen Worten warf sie ihr Handy gegen die Wand.

Haarscharf an Eunhyuk vorbei, der schützend seine Hände erhoben hatte und aufgesprungen war.

Beim Aufschrei Eunhyuks kam Gina wieder zur Besinnung und schüttelte ihre Kopf, um sich wach zu rütteln.

Was hatte sie gerade getan?

Wie kommt sie bloß auf diese Idee?

Und wo findet sie den perfekten Ehepartner?
 

***
 

Gina hatte es übertrieben.

Egal, welchen Grund sie auch immer hatte, ihr Handy gegen die Wand zu donnern, nun, jetzt war es kaputt.

In tausend Teile war es zersprungen, als es mit der Wand Bekanntschaft gemacht hatte.

Die Jungs verstanden sie nicht.

Es musste irgendwas mit diesen Anruf zu tun haben.

Zwar hatten sie nicht verstanden, was Gina da gesagt hatte, aber das es sich nicht um ein nettes Gespräch zwischen Freunden gehandelt hatte, das hatte man an Ginas Stimme feststellen können.

Generell hatte sich Ginas Tonfall im Laufe des Gespräches schlagartig verändert.

Mit den Jungs hatte sie echt zuvor ziemlich ruhig und freundlich geredet, aber gegenüber dem Anrufer war sie schroff und launisch.
 

„Wer war das?“, fragte Ryeowook vorsichtig, schließlich wollte er nicht auch Ginas Wut abbekommen.

Sie wirkte ziemlich angespannt und kaute, seit sie das Handy gegen die Wand geschmissen hatte, auf ihrer Unterlippe herum. Nur ein falsches Wort und es war alles vorbei.

Sie rührte sich nicht.

Sie schloss nur kurz die Augen und brachte ein „Mein Verlobter“ heraus, kaum hörbar kam es über ihre Lippen.

Die neun Männer schnappten nach Luft, als sie das hörten
 

„Was?!“, platzte es aus ihnen heraus.
 

„Stimmt das, Gina? Der Anrufer war dein Verlobter?“, hakte Shindong nach. Er konnte nicht ganz glauben, was sie da gesagt hatte.

Den anderen ging es genauso.

Mit offenen Mündern und weitaufgerissenen Augen standen sie da und brachten kein weiteres Wort heraus.

Selbst zu atmen wagten sie sich noch nicht mal.
 

„Ja… nein, eigentlich nicht…. Ich weiß nicht“, meinte sie, „Sagen wir es mal so, er ist ein Parasit, der sich in meine Familie eingenistet hatte.“

„Heißt das, du liebst ihn nicht?“, fragte Sungmin nach.

Gina schüttelte den Kopf.

„Nein, das tue ich ganz sicher nicht. Nicht mehr.“
 

„Nicht mehr?“, kam es von Donghae.

„Ich habe ihn geliebt, aber das ist schon lange her“, meinte Gina und seufzte.
 

„Was ist passiert?“, wollte Leeteuk wissen.

„Was soll schon passiert sein? Er hat mit mir nur eine Scheinbeziehung geführt; ich liebte ihn, aber er mich nicht; und dass alles nur wegen diesem Scheißtestament. Wäre doch mein Vater noch an leben, er wüsste, was seine, ach so tolle, Frau vorhat“, Gina schnaubte wütend auf.

Die Männer konnten sehen, wie Tränen ihr in die Augen schossen.
 

Gina seufzte laut auf, wischte sich schnell über die Augen und strahlte urplötzlich.

Die Männer hoben allesamt verwirrt die Augenbraue hoch.

Was war denn jetzt?
 

„Wisst ihr, macht euch keine Sorgen. Ich habe alles mit ihm geklärt…“, meinte sie und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken, „Ihr habt nicht zufällig ein Zimmer frei? So wie es aussieht, muss ich ein Weilchen noch in Südkorea bleiben.“
 

„Eh… klar doch, bleib so lange du willst“, sagte Leeteuk.

Die Verwirrung stand ihm wirklich im Gesicht geschrieben, ebenso wie bei den anderen acht Bandmitgliedern.
 

Was war zur Hölle hier los?

Von Vertrauen und ersten Gefühlen

Die Stimmung hatte sich im Laufe des Tages nicht geändert.

Gina war immer noch geladen und weigerte sich, den Jungs irgendwelche Fragen zu beantworten, die etwas mit dem merkwürdigen Anruf zu tun hatten.

Natürlich wussten die Männer, dass es sie eigentlich nichts anginge.

Schließlich kannten sie Gina noch nicht so lange, um sich als beste Freunde zu bezeichnen, die sich alles erzählten.

Doch auf der anderen Seite waren sie einfach zu neugierig, was das betraf.

Worüber hatten Gina und ihr Verlobter sich unterhalten und was meinte Gina damit, als sie sagte, dass sie alles mit ihm geklärt hätte?

Um was ging es dabei?
 

Besonders der Ausdruck in Ginas Augen hatte sie mehr als beunruhigt.

Er war beängstigend.

Diese Aura, die von ihr ausgegangen war; die würden sie niemals vergessen können.

Diese teuflische Aura, die einem das Blut in den Adern gefriert.

Und von dem Tonwechsel in ihrer Stimme wollten sie erst recht nicht anfangen.

Mit den Männern hatte sie einen freundlichen Ton angeschlagen, doch während des Telefonats veränderte sich dieser drastisch.

Es wurde geradezu unheimlich.

Nach dem mysteriösen Anruf und Ginas Macht- euch- keine- Sorgen-Aktion waren nach und nach einzelne Bandmitglieder aufgestanden und in ihre Zimmer verschwunden bis nur noch Ryeowook, Eunhyuk, Sungmin und Gina übrig geblieben waren.

Stumm schauten sie sich untereinander an.

Doch diese Stille wurde dann schließlich von Gina durchbrochen.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich jetzt duschen gehen, kann mir mal einer von euch zeigen, wo das Badezimmer ist?“
 

***
 

„Was meinst du, worüber sie geredet haben?“, fragte Ryeowook Sungmin, kurz nachdem Gina mit Eunhyuk verschwunden war, weil dieser sich, auf Anfrage Ginas, bereit erklärt hatte, ihr die Wohnung zu zeigen.

„Vielleicht über die bevorstehende Hochzeit“, entgegnete Sungmin und zuckte mit den Achseln, „Vielleicht gefielen Gina die Blumen nicht oder ihr eigenes Hochzeitskleid.“

„Meinst du wirklich?“, fragte Ryeowook nach und schaute Sungmin erwartungsvoll an.

„Aish, Wookie, weiß der Geier, worüber die da geredet haben“, sagte Sungmin, „Ich habe keine Ahnung, aber für mich klingt es plausibel, jede verlobte Frau tickt bei ihrer eigenen Hochzeitsvorbereitung aus. Es könnte sich auch um was anderes handeln, aber leider verstehe ich kein Deutsch.“

„Schade“, meinte Ryeowook, „Ich hätte zu gern gewusst, worum es in dem Telefonat ging.“

Er zog eine Schnute und ließ den Kopf hängen, „Schließlich mache ich mir Sorgen, auch wenn Gina meinte, wir sollten uns keine machen.“

„Mensch, Wookie, ich mach mir doch auch Sorgen“, versuchte Sungmin ihn zu trösten und legte ihm eine Hand auf die Schulter, „ich bin genauso neugierig wie du. Und den anderen geht es sicherlich auch nicht anders.“

Ryeowook nickte zustimmend und seufzte.
 

Letztendlich beschlossen die Beiden, Gina nicht mehr weiter mit dem Thema zu belästigen.

Irgendwann würde es so oder so rauskommen, das stand schon mal fest, denn Gina wirkte auf die Jungs nicht gerade verschlossen.
 

***
 

Gina trottete mit ihren Waschutensilien und frischer Kleidung in den Armen hinter Eunhyuk hinterher, der überglücklich vor ihr ging und wie ein quietschvergnügtes Mädchen ihr alle Zimmer in der Wohnung zeigte.

Was für sie eigentlich zu viel des Guten war.

Das Badezimmer würde wohl als letztes drankommen, meinte er nur, als sie danach gefragt hatte, er wolle ihr erst mit den anderen Zimmer vertraut machen, damit sie nicht plötzlich nach dem Duschen ins falsche ging.
 

Eunhyuk wich nicht von ihrer Seite, als sie sich umschaute, selbst nicht als sie das Badezimmer erreicht hatten.

Er blieb sogar an der Tür stehen, als Gina anfing die Knöpfe des Pyjamas zu öffnen.

Das Eunhyuk dabei zuschaute, war ihr nicht peinlich, sie gehörte zu den Typ Mädels, die kein Schamgefühl besaßen.

Aber irgendwann war auch mal Schluss mit der Nettigkeit.

„Eh… danke, dass du mir alles gezeigt hast“, sagte Gina und legte ihre Sachen zurecht, „Aber ich möchte gerne jetzt duschen.“

„Okay, mach nur“, meinte Eunhyuk, ohne sich von der Tür zu bewegen, oder überhaupt Anstalten zumachen, es zu tun.

„Und zwar allein“, fügte Gina hinzu.

„Oh… eh… ja, bis gleich“, sagte Eunhyuk verlegen und schloss die Tür hinter sich, als er das Badezimmer verließ.
 

Gina schüttelte grinsend den Kopf, so was war ihr noch nie untergekommen.

Aber irgendwie war es schon süß, wie unschuldig er ihr geantwortet hatte, als sie ihm sagte, dass sie duschen wolle.

Wie ein kleines Kind, das den Unterschied zwischen Mann und Frau sich nicht bewusst war.
 

***
 

Langsam entfernte sich Eunhyuk von der Badezimmertür.

Er konnte das Rauschen des Wassers aus der Dusche deutlich vernehmen und dachte plötzlich darüber nach, ob er nicht kehrt machen sollte und heimlich Gina beim Duschen zusehen sollte.

Doch dieser durchtriebene Gedanke wurde dann sofort aus dem Gedächtnis gelöscht.

Eunhyuk schüttelte verlegen den Kopf.

So was dachte man nicht.

Überhaupt daran zu denken, war schon unanständig. Unmoralisch.

Und so setzte er seinen Weg in sein Zimmer fort.
 

Da sein Zimmer neben der Küche war, musste er auch an ihr und dem Esstisch, wo alle noch zuvor gesessen haben, vorbei gehen.

Doch dort angekommen, war niemand mehr da.

Anscheinend waren Ryeowook und Sungmin schon längst bei ihren Terminen, die für heute für sie festgesetzt waren.

‚Soll mir Recht sein‘, dachte Eunhyuk beim Gehen.

In seinem Zimmer angekommen, schloss er die Tür hinter sich und schaute sich um.
 

Je länger er sich umschaute, desto mehr Zweifel kam ihm auf, ob das wirklich sein Zimmer war.

Man merkte förmlich, dass hier eine Frau übernachtet hatte.

Und nein, es lag nicht daran, dass ein Koffer mit Frauenklamotten gefüllt auf dem Bett lag.

Es lag mehr daran, dass es nach Frau riecht.

Der Duft stieg einem in die Nase, kaum war man ins Zimmer getreten und er intensivierte sich auch noch je länger man mit ihm in Kontakt war.
 

Eunhyuk ging zu seinem Bett rüber und setzte sich auf diesen.

Aus welchen Grund auch immer, er wusste es selbst nicht, strich Eunhyuk mit seiner linken Hand über das Kopfkissen.

Erstaunt musste er feststellen, dass es noch warm war.

Vorsichtig beugte sich Eunhyuk runter zu diesem und schnupperte leicht daran.

Und selbst da wusste er nicht wieso.

Er nahm einen tiefen Atemzug und schloss dabei seine Augen.

Das Kopfkissen roch so … toll?

Kann man das wirklich als ‚toll‘ bezeichnen?

Nein, wohl eher nicht.

Anziehend?

Nein, es war was ganz anderes, vielleicht mehr als das.

Es roch ziemlich ‚verführerisch‘.

Ja, extrem verführerisch.

Erschrocken über diesen Gedanken, entfernte sich Eunhyuk von dem Kissen und biss sich auf die Unterlippe.
 

Was war bloß mit ihm los?
 

***
 

In Deutschland:
 

Was hat er bloß getan?

Wie konnte er sie nur so hintergehen?

Obwohl er ihr versprochen hatte, Mathias nichts zu sagen, hat er es dennoch getan.

Sie wird ihn sicherlich dafür hassen.

Aber ihm blieb nun mal nichts anderes übrig.

Er und seine Familie wären in Gefahr gewesen.

Um an sie ranzukommen, würde dieses Schwein doch alles daransetzen, um sein Ziel zu erreichen.

Mathias!

In ihm kochte die Wut.

An diesem Vorfall hatte doch nur dieses Scheiß-Testament Schuld.

Wie kam Ginas Vater nur auf diese bekloppte Idee?

Es ging hier um seine Tochter, dass wie ein Stück Fleisch an den Nächstbietenden vermarktet wurde.

Sie wurde wie eine Ware behandelt, kaum war der liebe Papa abgekratzt.

Besonders von ihrem angeblichen Verlobten und ihrer eigenen Mutter.

Von ihrer Mutter, nicht zu fassen.

Was versprach sich eigentlich die Alte von dem Testament?

Es ging doch nur Gina und ihren Zukünftigen etwas an.

Was hatte die alte Schachtel vor?
 

***
 

Als Gina aus dem Badezimmer trat, war es ungewöhnlich still in der Wohnung.

Vorsichtig ging sie den Gang entlang.

Alle Zimmertüren standen sperrangelweitoffen.

Gina lugte kurz in jedes Zimmer hinein.

Niemand war da.

‚Wo sind denn alle? ‘, fragte sie sich.

Doch ihre Frage wurde schon gleich beantwortet, als sie auf den Küchentisch einen rosafarbenen Zettel sah, auf dem mit einer ziemlich ordentlichen Schrift etwas geschrieben worden war.

Sie nahm ihn in die Hand und las sich diesen durch:
 

‚Gina, wir sind alle zu unseren Terminen gegangen.

Aber mach dir keine Sorgen, wir sind so gegen 20 Uhr wieder da.

Wenn du heute Abend Hunger haben solltest, kannst du dir ja etwas machen.

Der Kühlschrank steht für dich jederzeit offen. Also bediene dich.

Bis nachher, Eunhyuk.
 

PS: Das ist ein Zettel von Sungmins Block.

Also bloß nicht denken, dass ich auf pink stehe. ‘
 

Immer noch den Zettel in der Hand, ging sie in ihr vorübergehendes Zimmer und dachte über ihr Leben in Deutschland nach.

Vertrauen war dort nicht so groß geschrieben wie sie es hier bei den Männern erleben durfte.

Ihre Mutter hat sie wie eine Magd angesehen und Mathias?

Von dem wollte sie erst recht nicht anfangen.

Der Kerl hat sie benutzt.

Hat auf lieb und verständnisvoll getan.

Aber es war nur Scharade.

Eine Maske, um an ihr Erbe zu kommen.

Ja, das Erbe.

Kurz ließ sie ihre Gedanken zu ihren Vater schweifen.

Er war wirklich ein Ehrenmann.

Hatte sie immer vor alles und jeden beschützt.

Er war wirklich ein guter Vater gewesen, ihre Mutter war es ja eigentlich auch, aber nur wenn ihr Vater in der Nähe war.

Sonst war sie eine Schlange, die Gina nur rumkommandiert hatte und ihr Strafen zugeteilt hatte, wenn sie einmal nicht gehorchte.

Mann, so einen Hunger hatte Gina noch nie in der Zeit gehabt.

Dennoch eine Frage stellte sie sich immer noch, worauf sie bis heute keine Antwort gefunden hatte.

Was hatte er sich nur dabei gedacht?
 

„Tja, was soll’s. Ich werde es schon irgendwann herausfinden“, dachte sie laut, „ich muss jetzt damit leben.“
 

Und so war das Thema gegessen.
 

Während sie sich anzog, schaute sie kurz auf den pinkfarbenen Zettel und sie dachte plötzlich an Sungmin.

Wie kommt es eigentlich das einer so verliebt in die Farbe Pink war?

Schon als Eunhyuk ihr sein Zimmer gezeigt hatte, dass er sich mit Donghae teilte, hatte es sie wie Schlag getroffen.

Die ganze Inneneinrichtung war in Pink gehalten worden.

Pinkefarbene Tapete.

Pinkfarbene Kissen.

Pinkfarbenes Bettzeug.

Usw.

Nur Donghaes Bett trat aus der pinkfarbenen Landschaft hervor.

Es war in Blau gehalten worden.
 

‚Echt ein merkwürdiges Paar’, dachte sie und ging dann frisch angezogen aus dem Zimmer.
 

***
 

Es dämmerte bereits draußen, als die Bandmitglieder nach Hause kamen und allesamt Richtung Küche gingen.

Bereits im Auto hatte Ryeowook ihnen gesagt, dass er allen noch was zu essen machen wolle, bevor sie sich schlafen legten.

Da alle anderen ziemlich hungrig waren, hatten sie ihm zugestimmt, woraufhin der Kleine sich tierisch gefreut hatte.
 

Auf dem Weg zur Küche hinterließen die Männer eine Spur hinter sich.

Taschen, Schuhe und Jacken wurden achtlos im Gang liegen gelassen.

Sehr zum Leidwesen von Eunhyuk, der sich sofort beschwerte, dass er das diesmal nicht aufräumen würde.

Die anderen meinten nur daraufhin, dass sie es gleich aufräumen würden, doch der Magnae hatte was ganz anderes im Sinn.
 

„Wofür haben wir eigentlich dich?“, stichelte er Eunhyuk, „Außer zum Putzen bist du ja zu nichts gut.“

„Wie war das?“, entgegnete Eunhyuk verärgert und hob drohend die Faust.

Kyuhyun grinste teuflisch.

Der nächste Angriff konnte beginnen.
 

„Haltet mal die Klappe, alle beide“, zischte Leeteuk und die Angesprochenen drehten den Kopf in seine Richtung.

„Wer hat dir gesagt, dass du dich…“, fing Kyuhyun an, wurde aber dann von Siwon unterbrochen, der ihm eine Hand auf die Schulter legte und stumm mit geschlossenen Augen den Kopf schüttelte.

Fragend schaute der Magnae Siwon an.

Doch dieser schaute vollkommen ausdruckslos nach vorne.

Kyuhyun folgte seinen Blick und bekam dann die Antwort auf seine Frage.
 

Gina lag zusammengekauert auf dem Sofa und schlief.

Oder zumindest konnte man das glauben, da ein leises, fast hauchendes Schnarchen zu hören war.

Der Leader war es wohl aufgefallen, kein Wunder, dass er die beiden Streithähne ruhig gestellt hatte.

Und plötzlich konnte Kyuhyun nicht mehr böse auf Leeteuk mehr sein, dass dieser ihn in seiner Sticheleiphase unterbrochen hatte.

Und es hatte eindeutig etwas mit Gina zu tun, die immer noch dalag und schlief.
 

„Sicherlich wollte sie auf uns warten bis wir kommen und mit uns gemeinsam essen“, meinte Ryeowook als er wieder bei der Gruppe war.

Er war zuvor nur kurz in die Küche verschwunden, um alles fürs Essen vorzubereiten.

„Auf dem Tisch liegen mehrere Teller und ein Topf mit etwas zu essen steht auf dem Herd“, fügte er hinzu, als ihn alle Mitglieder fragend ansahen.

„Wirklich?“, kam es von Sungmin, „Und was machen wir nun?“
 

„Ganz einfach“, flüsterte Leeteuk und deutete mit einer Hand, dass alle näher zu ihm treten sollten.

„Ryeowook, du machst das Essen warm. Eunhyuk, Sungmin, Donghae und Shindong, ihr räumt den Flur auf. Yesung, Siwon und Kyuhyun, ihr könnt euch darum kloppen, wer von euch Gina ins Bett trägt“, ratterte Leeteuk seine Befehle runter.

Der Leader hatte alles fest im Griff.

Glaubte er zumindest.
 

„Okay, Herr Leader, alles schön und gut, aber was ist mit dir?“, meinte Shindong.

„Eh…ja, nun… wisst ihr was, es sind meine Befehle als Leader und ihr habt…“

„Nicht so schnell, Teukie“, kam es plötzlich von Yesung, „Du kannst dich doch nicht von der Arbeit drücken.“

„Aber… aber ich bin alt~“, meinte Leeteuk daraufhin und setzte sich demonstrativ auf einen Stuhl, als wäre er ein gebrechlicher Mann.

Yesung, wie auch die anderen rollten nur mit den Augen und schüttelten verständnislos den Kopf.
 

Nach Leeteuks ‚Ich- bin- ein- zerbrechlicher- alter- Mann’- Aktion, löste sich die Gruppe auf und taten das, was ihnen zugeteilt wurde.

Eunhyuk, Sungmin, Shindong und Donghae beseitigten die Taschen und das andere Zeugs, was achtlos in die Ecken geschmissen worden war.

Ryeowook machte sich auf, Ginas gekochtes Essen wieder aufzuwärmen.

Und Yesung, Kyuhyun und Siwon kloppten sich darum, wer Gina ins Bett trägt.

Na ja, es war kein Kloppen im wahren Sinne, es war mehr eine Partie Schere-Stein-Papier, die sie spielten, um den Glücklichen festzulegen, der das Vergnügen hatte diese Angelegenheit zu meistern.

Und wie der Zufall es so wollte, schlug Kyuhyun mit seinen Stein, die Scheren von Siwon und Yesung nieder.
 

„Ha! Gewonnen“, meinte er nur, ging zum Sofa und ließ einen ausdruckslosen Siwon und einen nicht gerade glücklichen Yesung zurück, der „Nie gewinne ich“, murmelte.

Bei Gina angekommen, beugte sich Kyuhyun zu ihr runter, schob seine Arme unter ihren Körper und hob sie mit einem Mal hoch.

Erstaunt musste Kyuhyun feststellen, dass Gina viel leichter war, als er zuvor angenommen hatte.

Fast hätte er zu viel Schwung genommen und dann wäre er samt Gina in den Armen nach hinten geplumpst.

Ohne einen weiteren Gedanken an Ginas Gewicht zu verschwenden, machte er sich auf den Weg in Eunhyuks Zimmer, das für die nächste Zeit Ginas sein würde.
 

Dort angekommen, legte er sie auf das Bett und deckte sie zu.

Tja, jetzt würde sie wohl in ‚den’ Klamotten schlafen.

Kyuhyun sah Ryeowooks Pyjama, der zusammengelegt neben den Kissen lag.

‚Ich bin doch nicht lebensmüde’, dachte er, als ihm der Gedanke kam, Gina in den Pyjama zu stecken.

Das was Eunhyuk und Ryeowook gemacht hatten, war was anderes gewesen. Gina war komplett durchnässt gewesen, aber in diesen Moment konnte es sich nur um das Gegenteil handeln.

Und er wollte es nicht riskieren, eine von ihr geklebt zu bekommen, nur weil er sie in ihrem schlafenden, und auch wehrlosen, Zustand nackt gesehen haben könnte.

Nee, das würde er nicht überleben.
 

Obwohl…?

Obwohl er schon gerne wissen würde, wie sie nackt aussehen mag.

Und wenn sie schon nicht Ryeowook deswegen angemotzt hatte, dann könnte er doch schon einen Blick riskieren, nicht?

Aber auf der anderen Seite würde es gegen die Moral verstoßen.

Und er war ja nicht ein Unmensch, … ein Teufelchen?

Doch, das war er, aber trotzdem musste er sich zusammenreißen, um nicht gleich eine Dummheit zu begehen.
 

Kyuhyun betrachtete die schlafende Gina.

Sie war echt hübsch, das musste er schon zugeben.

Sie glich wirklich einem Engel.

Diese samtige Haut.

Diese perfekte gerade Nase.

Diese schmalen Augen.

Und erst die dazu passenden Wimpern.

Hatte er schon die Haut erwähnt?
 

Ein Kribbeln durchschoss seinen Körper.

Es war ein ziemlich wunderschönes Gefühl.

Als ob Schmetterlinge in seinem Körper Polka – nein, Salsa tanzten.

Oder war es doch Samba?

Vor seinem geistigen Auge erschien ihm Gina, die vom Himmel auf ihm zu schwebte und sich in seine Arme fallen ließ.

Zusammen lagen sie dann auf einer Wiese, sie auf ihm, und schauten sich tief in die Augen, während er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und die Stelle, die er zuvor berührt hatte, küsste.

Und dann würden sie –

‚Was zur Hölle denke ich da?’, er fasste sich geschockt gegen die Stirn und sah sich hilflos im Raum um.

Ihm wurde urplötzlich kalt und dann schlagartig wieder warm.

Das Kribbeln verstärkte sich als er zu Gina rüber sah, die nach wie vor immer noch schlief.

‚Sie sieht echt süß aus, wenn sie schläft – Moment! Schluss! Aus!’

Er schlug sich sachte gegen die Wangen.

Er musste versuchen, wieder klar zu denken.
 

‚Du musst auf der Stelle hier raus! Los! Worauf wartest du?! LOOOS! ‘, schreite ihn sein Inneres Ich an.

Und Kyuhyun tat es dann auch.

Er drehte seinen Körper um hundertachtzig Grad und stürmte aus dem Zimmer und schlug, wenn auch unbeabsichtigt, lautstark die Tür zu.

Das Ende der Mission war schließlich die, dass Kyuhyun letztendlich mit dem Rücken an der Tür gelehnt auf den Boden gesunken war und sich panisch gegen die Brust fasste und in dieser Position verharrte.
 

„Was ist passiert, Kyu?“
 

„Warum siehst du so kreidebleich aus? Hast du einen Geist gesehen?“
 

„Wieso hat das so lang gedauert?“
 

„Geht’s Gina gut? Ich hoffe doch nicht, das sie von Lärm aufgewacht ist.“
 

„Oh mein Gott, was ist los mit dir, Kyulein?
 

„Ey, lass meinen Herrn da aus dem Spiel!“
 

„Bist du krank? Musst du kotzen?“
 

„Mensch, Donghae! Er fasst sich an die Brust!“
 

„Was? Kyu, sprich mit mir! Hast du jetzt gerade einen Herzinfarkt?
 

„Eh… Sungmin, ich glaube, wenn er einen Herzinfarkt hätte, würde er nicht so ruhig da sitzen. Er würde wohl so aussehen.“
 

„Yah! Eunhyuk, lass das Affentheater!“
 

„Monkey-Alarm!“
 

„Fishy-Alarm!“
 

„Ihr seid doch diejenigen, die krank sind!“
 

..

.
 

Auf die Fragen seiner Hyungs, die nach dem Türenschlagen eilig zu ihm gelaufen waren, antwortete er nicht.

Er hatte Angst.

Er war ein wenig sogar verzweifelt.

‚Das darf nicht wahr sein“, verfluchte sein Inneres Ich ihn.

Das Schlagen seines Herzens beschleunigte sich.

‚Nein, du darfst ich nicht in sie verlieben! Nicht jetzt! Nicht heute oder in der Zukunft! Und nicht so schnell!‘

‚Schon was von Liebe auf den ersten Blick gehört? ‘, schnauzte Kyuhyun gedanklich sein Inneres Ich an.

‚Kyu, lass den Mist! Du bist ein Star, verdammt! ‘
 

‚Ja, ich weiß. ‘

Von Geheimnissen und Vermutungen

Und schon wieder wachte Gina in einem Bett auf, ohne selbst zu wissen, wie sie dahin gekommen mag.

‚Das kann ja echt zur Gewohnheit werden‘, sie kicherte und schlug die Decke auf.

Stirnrunzelnd musste sie feststellen, dass sie immer noch ihre Kleider vom vorigen Tag trug.

Sie fasste neben sich.

Der Pyjama lag da, wo sie ihn hingelegt hatte.

Neben den Kopfkissen.

Also war sie immer noch in der gleichen Wohnung, mit der gleichen Einrichtung und den ganzen Pipapo.

Ach ja, und nicht zu vergessen, neun heiße Männer, inklusive.
 

‚Gestern…. Was war gestern…?’, überlegte sie gähnend.

Und da fiel es ihr wieder ein.

Gestern hatte sie doch etwas für Jungs als Dankeschön, dass sie sie aufgenommen haben, gekocht und sich nach den Kochen auf das Sofa gepflanzt, um auf sie warten.

Anscheinend war sie so müde gewesen, dass sie wohl eingeschlafen war.

Und dann wurde sie sicherlich von irgendeinem Bandmitglied ins Bett getragen, als sie sie gefunden hatten.

Sicherlich war es wieder mal Eunhyuk.

Schließlich stand er auf so was, Mädels auf Händen zu tragen, glaubte Gina zumindest.

Den Gedanken an das Telefonat mit Mathias verdrängte sie absichtlich.

Vorerst natürlich.
 

Plötzlich durchbrach ein Grummeln die Stille.

Gina fasste sich gegen den Bauch.

Ihr Magen schrie nach Essen.
 

Sofort stand sie auf und ging aus ihrem Zimmer.
 

Ein wohlriechender Duft kam ihr entgegen, kaum hatte Gina die Tür aufgemacht.

„Na? Schon wach?“, begrüßte Ryeowook sie fröhlich.

„Guten Morgen, was kochst du da? Es riecht ziemlich gut“, gab sie zurück.

Ein Lächeln machte sich auf Ryeowooks Gesicht breit.

„Danke für Blumen. Hast du Hunger?“

„Ja und wie“, antwortete sie ihm und setzte sich an den Tisch.

Sofort eilte Ryeowook zu ihr, in den Händen ein Tablett mit verschiedenen kleinen Schüsseln und Tellern tragend.

Er stellte das Geschirr vor ihr auf den Tisch und Gina konnte echt nicht ihren Augen trauen.

Mann, war das viel zu essen.
 

Sie begutachtete jeden einzelnen Teller, nachdem sie sich bei Ryeowook bedankt hatte.

‚Das nenne ich mal ein ordentliches Frühstück’, dachte sie sich und lächelte.

Die einzelnen Teller waren mit verschiedenen Beilagen belegt und rechts von diesen standen zwei verschieden Schüsseln, in denen Reis und Suppe getrennt gefüllt waren.

„Lass dir schmecken“, meinte Ryeowook und ging pfeifend wieder zurück an die Arbeitsplatte, um Obst in Würfeln zu schneiden.

„Werde ich“, rief Gina ihm noch hinterher, „Danke!“
 

Boah, war das Essen lecker.

Kaum hatte Gina sich einen Bissen genehmigt, fühlte sich ihr Körper an, als würde sie eine Geschmacksexplosion auf ihrer Zunge durchleben.

Also, dass Ryeowook gut kochen kann, das muss man ihm echt lassen.

Überhaupt kannte sie wenig Jungs, die Kochen konnten.

Zumindest kannte sie keinen, der so kochen konnte wie Ryeowook.

Ob er auch das Essen zubereitet hatte, dass sie bei ihrer ungewollten Ankunft in dieser Wohnung gegessen hatte?
 

Während sie versuchte einigermaßen ordentlich mit den Stäbchen umzugehen, fiel ihr auf, dass sie und Ryeowook ganz alleine in der Küche waren.

„Sag mal, wo sind eigentlich die anderen?“, Gina drehte sich zu Ryeowook um und sah ihn fragend an, immer noch auf einem Stück Kimchi kauend.
 

„Die sind zu ihren Terminen, glaube ich…“, antwortete Ryeowook ihr und kam dann mit einer Schüssel zerkleinerten Obst in den Händen auf den Tisch zu, um sich neben sie zu pflanzen.

„Ach so…“, murmelte Gina und kümmerte sich wieder um ihr Essen.
 

***
 

Dass Gina einen echt großen Appetit hatte, konnte Ryeowook nicht anzweifeln.

Sie aß mehr als er jemals in seiner Jugendzeit gegessen hatte.

Zumindest an einem Tag.

Innerlich konnte er sich sogar eine Strichliste mit dem Essen, was Gina verdrückt hatte, machen.

Zwei Teller Kimchi.

Zwei Schüsseln Reis.

Drei Schüsseln Suppe.

Einen Teller mit gekochtem Gemüse.

Vier Teller Obst.

Zwei Teller mit leicht durchgebratenem Fleisch.

Und dazu drei Tassen Tee.
 

Und sie war, zu seinem Bedauern, noch nicht fertig.

Wenn es so weiter ging, würde sie ihnen wohl noch die Haare vom Kopf essen.
 

„Wenn du so weiter machst, kann ich dir nicht versprechen, dass das schöne Essen nicht doch gleich in der Toilette landet“, behauptete er und stützte dabei seinen Kopf auf seinem rechten Arm ab.

„Keine Sorge, ich werde mich schon nicht übergeben. Ich habe einen recht stabilen Magen und… urgh… urgh… ich… ich glaube, ich muss doch….“, meinte Gina und rannte zum Badezimmer.

Ryeowook sah ihr nach und rief ihr nur noch ein „Hab ich dir das nicht gesagt“ hinterher.

Er musste innerlich lachen.

Unfassbar, das Mädel war echt verdammt naiv.

Und süß.

Naiv und süß… genauso wie Sungmin.
 

Sein Herz machte kurzerhand einen kleinen Hüpfer und beschleunigte sein Tempo.

Die Wärme in ihm verursachten, dass ein wohliger Schauer sich in seinen Körper ausbreitete und ihn immer zu breiter grinsen lässt.

Die Gefühle, die Ryeowook für den Älteren hatte, waren echt und intensiv.

Ryeowook konnte sich gut an den Tag erinnern, als er merkte, dass er sich in Sungmin verliebt hatte.

Natürlich hatte er es nicht wahrhaben wollen.

Doch nach seiner Feststellung, konnte er einfach nicht Sungmin ordentlich in die Augen sehen, wenn sie aufeinander trafen.

Immerzu hatte der Kleinere den Blick abgewendet, war es zu einem Gespräch gekommen.

Am liebsten wäre er im Erdboden versunken, um Sungmin zu entkommen.

Doch dies war schwieriger als gedacht, da er mit Sungmin für ‚Kiss The Radio‘ als DJ tätig war.

Sprich: Ryeowook konnte Sungmin nicht entfliehen, auch wenn er es so sehr wollte.

Dieses ewige Hin und Her ging einen ganzen Monat so.

Irgendwann war Sungmin zu ihm gegangen und hatte sich erkundigt, ob alle sin Ordnung wäre, weil Ryeowook ihm ja aus dem Weg ginge.

Ob er ihn nicht mehr leiden kann, war sogar dann die Frage, die im Raum stand.

Um nicht weiter Sungmins Blicke ausgesetzt zu sein, hatte Ryeowook dann ihm seine Liebe gestanden.

Doch bei diesem Mal schaute er Sungmin dabei tief und hoffnungsvoll in die Augen.

Als Sungmin einen Moment nichts dazu sagte, hatte Ryeowook allmählich spüren können wie sein Herz eine Etage tiefer rutschte.

Er hatte zu dem Zeitpunkt echt extrem Angst gehabt, denn schließlich war es ein ziemlich großes Risiko, was ihre Freundschaft betraf.

Eine solche Liebe für einen Mann zu verspüren, war schon echt ein harter Brocken und nicht gern gesehen in Korea, aber was sollte er den machen, außer es ihm zu sagen und hoffen, dass er die Gefühle erwidern würde?

Mit so einem großen Geheimnis konnte er doch nicht einfach so tun, als wäre nichts.

Gerade als er die Hoffnung endgültig aufgeben wollte, schloss Sungmin ihn plötzlich in die Arme und flüsterte ihn ein ‚Ich liebe dich doch auch‘ ins Ohr.

Für Ryeowook war das der schönste Moment in seinen Leben.

Es geschah vor einen Jahr und seitdem sind die Beiden schon ein Paar.

Den anderen Bandmitgliedern hatten sie es erst einen Tag darauf erzählt, was zum Teil zu Entsetzen und zum anderen für Begeisterung sorgte, dennoch wurden sie so akzeptiert.

Na ja, Siwon war noch nicht ganz davon überzeugt, dass ihre Liebe ganz natürlich war.

Es hatte gut drei Wochen gedauert bis er ihnen seinen Segen gab.

Aber das tat er dann auch nur widerwillig.

Zumindest glaubte das Ryeowook.
 

Als Gina nach einer ganzen Weile nicht wieder zurückkam, machte Ryeowook sich schon Sorgen.

Was wenn es wirklich was Ernstes war?

Sofort stand er auf und eilte zum Badezimmer, um dann eine über die Toilette gebeugte Gina vorzufinden.

„Gina? Ist alles in Ord….“, doch weiter kam er nicht, denn Gina hob ihren Kopf und sah ihn mit Tränen in den Augen an.

An ihrem Kinn lief etwas von dem Erbrochenen herunter und tropfte auf ihre Hose.

Eine Haarsträhne hing ihr vor dem Gesicht und klebte durch den Schweiß an ihren Hals fest.

Sie sah aus wie ein Wrack.

Unvorstellbar, dass sie sich in der kurzen Zeit so derart verändert hatte.

Rein äußerlich, natürlich.
 

Ryeowook schnappte sich ein Handtuch vom Regal an der Wand und ging auf die Knie.

Vorsichtig wischte er mit diesem behutsam über das Kinn und begutachtete sie besorgt.

Die Tränen in ihren Augen hatten die Sammelgrenze überschritten und liefen ihr an den Wangen herunter.

Tropfenweise landeten sie auf Ryeowooks Hose und auf den Boden.

„Wookie, … ich kann… nicht … mehr“, gab sie mit kratzender Stimme von sich.

„Mach dir nichts draus“, meinte Ryeowook, „Jedem ist das schon mal passiert und wenn man sich übergeben muss, dann ist das nicht weiter tragisch…“

„Das ist es nicht“, meinte Gina.

Ryeowook runzelte die Stirn.
 

„Kann ich dir ein Geheimnis anvertrauen?“, hörte er sie fragen.

„Eh… ja klar“, antwortete er ihr etwas zögernd.

Ihm war echt mulmig zu mute.

Es war ja nicht so, dass ihm noch nie jemand etwas anvertraut hätte, aber wegen irgendeines Grunds, den er sich nicht erklären konnte, hatte er ein wenig Angst davor, an Ginas Geheimnis teilzuhaben.

Was würde sie ihm erzählen?
 

***
 

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“, meinte Gina, kaum waren sie wieder in die Küche zurückgekehrt.

Gina setzte sich seufzend auf einen Stuhl und faltete ihre Hände über der Tischplatte.

Mit gesenktem Kopf betrachtete sie diese.
 

„Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht willst“, kam es von Ryeowook, „Ich zwing dich zu nichts.“

„Aber ich will es dir erzählen“, platzte es aus Gina heraus, „Nur ich weiß nicht wo, es ist nämlich eine sehr lange Geschichte.“

Sie sah auf.

Ryeowook saß ihr gegenüber und sah sie mit neugierigem Blick an.

Der Blick schrie förmlich danach, dass sie es ihm erzählen musste, was ihr auf den Herzen lag.
 

Also begann sie zu erzählen.

Von ihrer Liebe zu ihren Verlobten über den Tod ihres Vater bis zu den miserablen Behandlungen ihrer Mutter, kurz nach der Verlesung des Testaments.

Während sie erzählte, sah sie, wie die Augen von Ryeowook sich mal zu mal vergrößerten.

Ob vor Entsetzen oder vor Staunen, wusste sie nicht.

„……. also, was das Testament betraf, haben sich wirklich alle in meiner Umgebung verändert, natürlich bis auf Richard, einen Freund, den ich schon aus meiner Jugendzeit kannte… wie auch immer, ich hoffe doch du kannst dich an den Teil mit meiner Mutter erinnern?

Sie hatte mich angeschrien, kaum hatte der Notar das Testament zu Ende vorgelesen.

Ich weiß noch, wie dieser, in schwarzen Anzug gekleidete, Mann bei uns zuhause vorbeikam.

Zuerst war meine Mutter noch so wie ich sie kannte – stets freundlich und zuvorkommend – aber … dann … dann war sie plötzlich jemand ganz anderes.

Natürlich habe ich das nicht verstehen können, was das Testament für mich vorgesehen hatte, doch je länger ich mich mit dem Testament befasst hatte, desto mehr verstand ich, was hier vor sich ging.

Das Testament sah vor, dass wenn ich heiratete, ich erst an meinen Teil des Erbes rankommen würde und mein zukünftiger Ehemann somit das Oberhaupt unserer Familie werden würde – sprich: Mein Mann würde auch an das Erbe rankommen und könnte zusätzlich noch in allen Geschäften, die mit meiner Familie abgewickelt wurden, mitentscheiden, sein Wort wäre dann das Letzte.

Eigentlich ist das nicht sonderlich schlimm, aber was mich daran stört war, dass ich nichts von alldem Bescheid wusste.

Erst drei, vier Tage später habe ich herausgefunden, dass meine Mutter schon von Anfang an wusste, was meine Zukunft betraf.

Ich habe ein Telefonat mit Mathias, meinen Verlobten, mitgekriegt, in dem die Beiden über das Testament geredet haben.

Ich habe über ein anderes Telefon ihr Gespräch belauschen können.

Und da habe ich herausgefunden, dass Mathias nur ein Bekannter meiner Mutter war, der vorgab mich zu lieben, um ans Erbe zu kommen.

Was genau sich meine Mutter davon versprach, habe ich nicht recht verstehen können, da es in der Leitung ziemlich gerauscht hatte.

Und außerdem handelt es sich bei dem Erbe doch nur um einen Betrag von 10.000 Euro, glaube ich zumindest, mein Vater war ein Geschäftsmann, der viele Filialen auf der ganzen Welt verstreut hatte.

Aber dennoch waren wir nie reich gewesen.

Wir gehörten zur deutschen Mittelschicht, also es war nichts Besonderes.

Deswegen kann ich meine Mutter ja auch nicht verstehen.

Wie auch immer, das Letzte, was ich noch mitgekriegt habe, bevor die Leitung tot war, war, dass Mathias nicht wie ich dachte ein dreiundzwanzigjähriger Mann war, also in meinen Alter, nein, er war gerade mal achtzehn und der jüngste Sohn eines Konkurrenten meines Vaters.

Danach habe ich nur noch zwei Monate mit dem Idioten und meiner, ach so lieben, Mutter ausgehalten.

Ich habe meine Sachen gepackt und bin zu Richard, doch ich konnte dort ja nicht bleiben, also habe ich ihm alles Nötige erzählt und bin dann zum Flughafen gefahren.

Nun ja, und jetzt bin hier. …

Ich bin vor meiner Familie geflohen.

Ich wollte untertauchen bis sich alles wieder beruhigt hatte und dann wieder nach Deutschland zurückkehren.

Es ist nämlich so, ich habe herausgefunden, dass wenn ich innerhalb von acht Monate nach der Testamentsvorlesung mich nicht vermähle, dann ist der Abschnitt nichtig und ich kann mir mein Erbe einfach abholen.

Und wie bereits erwähnt, sind schon zwei Monate um, also es bleiben mir nur noch sechs Monate.

Mein Plan wäre echt perfekt gewesen, wenn Mathias nicht wäre.

Er hat mir gestern am Telefon gedroht, dass er alles daran setzen würde, dass ich nicht allein Teil an meinem Erbe habe – und ich wette mit dir, wenn sein muss würde er mir sogar einen Killer auf den Hals hetzen- das würde ich ihm sogar zutrauen, er hat schließlich schon dafür gesorgt, dass ich hier festsitze.

Das heißt, ich kann nicht nach Hause bis ich ihm zugestimmt habe, ihn zu heiraten….“

‚…..na ja, oder zumindest bis ich die Wette gewinne und jemand anderes heirate“, beendete sie den Satz gedanklich, denn diesen Teil ihres Geheimnis wollte sie nicht erzählen.

Zumindest vorerst noch nicht.

Schließlich wollte sie ja nicht als Was- auch- immer- sie- als- Bezeichnung- zu- hören- bekommt beschimpft werden.
 

„WAS!!???!!“, unterbrach Ryeowook sie.

Ein Knallen ertönte.

Ryeowook war überhastet aufgestanden und stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab.

Der Stuhl, auf dem er noch gesessen hatte, lag einsam und verlassen auf den Boden.

Gina zuckte zusammen und grinste in sich hinein, da es so plötzlich kam.

Ryeowook war schließlich während ihrer Erzählung sehr ruhig gewesen und hatte sie kein einziges Mal unterbrochen … bis zu diesen Moment.

Mann, hatte der eine lange Leitung.
 

„Ja, ich weiß, so habe ich auch reagiert, als ich davon erfahren habe – warte mal, stimmt, dass hast du ja gestern live miterleben dürfen“, akzeptierte Gina die Situation, in der sie sich befand.

„Aber warum erzählst du mir das?“, fragte Ryeowook.

„Weil ich dir vertraue. Wir kennen uns noch nicht lange, aber irgendwie bist du mir echt ans Herz gewachsen…wie ein kleiner Bruder. Bitte erzähl es nicht weiter. Okay?“

Der Kleine nickte.

„Okay.“
 

***
 

Der Rest des Tages verlief ziemlich ruhig.

Ryeowook räumte die Wohnung auf, während Gina auf dem Sofa saß und las.

Ab und an mal bot Gina ihre Hilfe an, doch Ryeowook lehnte dankend ab.
 

„Aber ich muss euch doch eine Gegenleistung entgegenbringen, schließlich lässt ihr mich doch hier wohnen“, hatte Gina gemeint, ohne von ihrem Buch auszusehen.

Ryeowook ging zum Sofa und schüttelte die Kissen auf.

„Nein, lass nur, es ist für uns okay“, sagte er und begutachtete die ausgeschüttelten Kissen, die er akkurat auf der Sofalehne gestapelt hatte, „außerdem hatte Teukie bereits dir gestern gesagt, dass du solange bleiben kannst wie du willst… und nun ja… sein Wort als Leader ist nun mal Gesetz.“

„Ach, verstehe“, murmelte Gina und seufzte, bevor sie sich der Länge nach auf den Bauch aufs Sofa legte und in dieser Position weiter las.
 

Ryeowook hob nur verwirrt die Augenbraue.

Irgendwie wurde er nicht ganz schlau aus ihr.

Sie hatte ihm ja ihr Geheimnis offenbart und ihn gebeten es keinem zu sagen, warum auch immer.

Aber das merkwürdige war nur, dass sie wie ausgewechselt schien.

Sie war ganz anders drauf als die zwei Tage davor.

Sie war unruhig.

Hatte sie Angst?

Angst davor, dass ihr ‚Verlobter‘ sie umbringt, wenn er sie erwischt?
 

Und warum hatte sie ihm nur das erzählt?

Die anderen von der Band waren doch auch vertrauenswürdig, wieso hatte sie denen nichts davon erzählt?

Ihre Begründung, als er sie gefragt hatte, war ihm nicht genug.

Steckte womöglich noch mehr dahinter?

Und wenn ja, was?
 

Solche Fragen musste er sich schon stellen, schließlich war er jetzt ein Teil ihres Geheimnisses, das mehr Erklärung für ihr gestriges Verhalten als Geheimnis war, geworden.

Und irgendwie schien es so, dass da eigentlich noch mehr gekommen wäre; dass das noch nicht alles war.

Vielleicht bildete er sich das auch nur ein, dennoch ließ ihn dieses Gefühl, dass sie noch was zu verbergen hatte, nicht los.
 

‚Ach, was soll’s’, dachte er sich.

Früher oder später würde es sowieso herauskommen, war sein Gedanke, bevor er sich wieder ans Aufräumen machte.
 

***
 

„Wie kommt es, dass du zuhause bist, hast du denn keine Termine?“, kam es plötzlich von Gina, die sich den Daumen ableckte, um in ihrem Buch die Seite umzublättern.

„Wie bitte?“, gab Ryeowook zurück.

Seine Stimme war gedämpft, was darauf schließen ließ, dass er sich gerade in der Abstellkammer befand.

„Ob du heute nicht arbeiten musst, habe ich gefragt“, wiederholte Gina ihre Frage.

„Doch, doch, aber erst später“, meinte Ryeowook.

Ein Gerümpel war zu hören, dem ein mädchenhafter Schrei folgte, der dann durch ein quiekendes „Mir geht’s gut, nichts passiert“ ersetzt wurde.
 

„Ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte Gina, die bereits stand.

Sie war beim Aufschrei Ryeowooks erschrocken vom Sofa aufgesprungen, bereit, um zur Kammer zu laufen, dennoch von Ryeowooks Stimme davon abgehalten worden, ihm zur Hilfe zu eilen.
 

Aber als keine Antwort kam und sonst nicht mehr von der Kammer zu hören war, begann sie sich schon Sorgen zu machen.

Mit schnellen Schritten eilte sie dann zur Kammer.

Aus irgendeinem Grund war aber die Tür geschlossen, obwohl sie sich daran erinnern konnte, dass Ryeowook diese offen stehen gelassen hatte.

Ob jemand anderes hier in der Wohnung war?

Ein Einbrecher?

Oder doch ein Vergewaltiger, der Gott weiß was, mit dem armen Kleinen anstellte?

Sie tippte auf das Letztere, da Stöhngeräusche hinter der Tür zu vernehmen waren.

Zaghaft legte sie ihre Hand auf die Klinge.

Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust.

Angstschweiß bildete sich auf ihrer Stirn; was würde sie erwarten?

Von Homosexualität und Kommunikationssitten

Was würde sie erwarten, wenn sie die Tür zur Abstellkammer öffnete?
 

Gina schluckte.

Ihr Herz raste förmlich.

Der Gedanke, dass der kleine Ryeowook womöglich vergewaltigt wurde, löste in ihren Körper Alarm aus.

Mit zitternder Hand umschloss Gina die Türklinge und riss dann die Tür mit einem Mal weit auf.

Das Szenario, das sich ihr offenbarte, kaum war die Tür offen, war nicht das, was Gina sich ausgemalt hatte.

Na ja, nicht ganz.
 

Verdutzt schaute sie auf zwei Gestalten, die sie ebenfalls mit weit aufgerissenen Augen anschauten, zumindest einer von ihnen.

Sungmin konnte man echt ansehen, dass er mit Ginas plötzlichem Erscheinen nicht gerechnet hätte.

Beschützend hatte er seine Arme um Ryeowook gelegt, der mit hochrotem Kopf sein Gesicht gegen Sungmins Brust gedrückt hatte, während seine Hände sich in Sungmins T-Shirt festkrallten und in diesem verkrampften.

Sein Anblick war ziemlich heruntergekommen, aber auf einer gewissen Art und Weise ziemlich anziehend.

Das Hemd, das er trug, war aufgeknöpft und hing Ryeowook nur noch leicht an den Armen herunter, sodass sein Schlüsselbein, wie auch die Schultern frei gelegt waren.

Gina zog scharf die Luft ein.

Alles in ihr drehte sich.
 

Sungmin war es anscheinend nicht entgangen, wie Gina den Kleinen mit geschocktem Blick musterte, da er sofort Ryeowooks Hemd wieder ihm über die Schulter zog und das nackte Fleisch mit diesem bedeckte.
 

„Was zur Hölle ist hier vorgefallen?“, fragte Gina die Beiden, nachdem sie sich von ihrer Schockstarre gelöst hatte.

„Es … ist nichts… nein, also wir haben... nichts ist passiert“, stotterte Ryeowook mit leicht gedämpfter Stimme, das Gesicht immer noch gegen Sungmins Brust gepresst.

Sungmin legte eine Hand auf Ryeowooks Kopf und strich beruhigend durch sein Haar.
 

„Eh… weißt du Gina“, begann Sungmin und drückte Ryeowook fester an sich, „wir… also, eigentlich solltest du es nicht so erfahren… eigentlich solltest du es überhaupt nicht erfahren… wir sind…“

„Einen Augenblick mal“, unterbrach ihn Gina und hob die Hand, um abwechselnd auf Sungmin und Ryeowook zu zeigen, „Versuchst du mir gerade zu sagen, dass ihr…“, sie schluckte, „hier drin rum gemacht habt? So als Paar?“
 

Erleichterung machte sich in ihr breit, als Sungmin langsam nickte.

„Puh“, machte sie und lehnte sich an den Türrahmen, sie hatte echt mit was viel schlimmeren gerechnet, umso erleichterter war es für sie gewesen, zu wissen, dass es sich nur um zwei Liebende, die mal ein wenig Zeit für sich benötigten, handelte „und ich dachte schon, Wookie wäre ein Opfer einer Vergewaltigung geworden, aber wenn sonst nichts ist. Mann, habt ihr mich erschreckt.“
 

„Moment“, meinte Sungmin und sah sie verwirrt an, „was ist das den für eine Reaktion? Wir, nein, ich beichte dir praktisch einen Weltuntergang und du seufzt nur erleichtert, dass ‚sonst nichts ist’?“, und fuchtelte hysterisch mit einer Hand in der Luft herum, ohne von Ryeowook abzulassen.

Gina verstand es nicht.

Was war denn so schlimm daran, dass sie sich für sie freute?
 

„Ich weiß nicht, was du meinst?“, sagte sie, stieß sich von dem Türrahmen ab und machte einen Schritt auf Sungmin zu, der nach wie vor Ryeowook in den Armen hielt, „Ist Homosexualität etwa eine Sünde?“

„Tja, wenn du wüsstest…“, meldete sich Ryeowook zu Wort, der dann seinen Kopf hob und sie mit traurigem Blick ansah, „In Korea sind solche wie wir nicht gern gesehen, wir gelten als Abschaum der Bevölkerung. Es mag vielleicht in Deutschland anders sein und daher verstehe ich auch deine erfreuliche Reaktion, aber hier in diesem Land, bist du ein niemand, sobald du dich geoutet hast“, erklärte er ihr und senkte dann wieder den Blick von ihr ab, um sein Gesicht wieder in Sungmins Brust zu vergraben.

Der als Deckungsschutzmissbrauchte funkelte Gina böse an, als ob Gina etwas Beleidigendes zu seinen Liebsten gesagt hätte und nahm die beruhigen Streicheleinheiten auf Ryeowooks Kopf wieder auf.
 

„Ein Niemand, so, so“, wiederholte Gina, „aber… aber was ist mit den anderen aus euer Band? Seid ihr auch ‚Niemand’ für sie?“

Sungmin schüttelte nur den Kopf.

„Sie stehen hinter uns, natürlich waren sie etwas geschockt von der Nachricht, aber wir sind eine Familie und wir respektieren uns wie wir sind.“
 

„Na ja, bis auf Siwon haben wir am Anfang alle auf unsere Seite gebracht“, gab Ryeowook von sich und Sungmin nickte ihm zustimmend zu.

„Was war mit Siwon?“, fragte Gina nach, ganz verstehen konnte sie das noch nicht.

Siwon war vor ihr wie ein Gentleman aufgetreten.

Immer stehst freundlich und verständnisvoll.

Sie konnte nicht glauben, dass er etwas gegen diese Liebe hatte.

„Er hat sich sofort in sein Zimmer verkrochen…“

„… und lauthals angefangen zu beten, dass Gott ihm vergeben solle, dass er uns nicht auf den richtigen Weg geleitet habe oder so. Typische Siwon-hat-seinen-Gott-mehr-lieb-als-seine-geistlichen-Bruder-Geschichte“, beendete Sungmin für Ryeowook den Satz.
 

„Ah, verstehe“, meinte Gina nur, „na dann, dann will ich euch ja nicht weiter beim Rummachen stören, aber vergisst nicht, dass Wookie noch zur Arbeit muss~“, gab sie melodisch von sich und ging kichernd aus der Abstellkammer.
 

***
 

In Deutschland:
 

Richard war ein solcher Jammerlappen.

Echt erbärmlich.

Und das für einen Mann.

Es war mal Zeit, ihm das Maul zu stopfen und das für immer.

Hätte er bloß nur die Klappe gehalten, dann stünde es besser um ihn.

Aber was ging er auch zur Polizei?

Er konnte von Glück reden, dass er gute Kontakte in der Polizei hatte, sonst wäre das noch an die Öffentlichkeit gelangt oder man wäre dem Fall weiter nachgegangen.

Dieser verdammte Richard!

Man hatte echt nur Ärger mit dem Kerl.

Gina konnte sich auch auf etwas gefasst machen, so leicht würde sie ihm nicht davon kommen.

Sie hatte ihn reingelegt.

Diese Schlampe!

Was fällt ihr ein, ihn so hinters Licht zu führen?

Und überhaupt war es ziemlich fragwürdig, woher sie von diesem Schlupfloch im Testament wusste.

Und wieso war es ihm entgangen?

Diese Fragen stellte sich Mathias schon seit dem Telefonat mit Gina.

Während er auf seinem Sofa in seinem Apartment saß, mit einem Messer in seiner rechten Hand spielend und einem Glas Scotch in der anderen, dachte er noch einmal über den Deal nach, den er mit Gina hatte.

Sechs Monate sind nicht viel Zeit, aber es ließ sich mit Sicherheit etwas daran machen.

Plötzlich klopfte es an der Tür und ein Mann im Frack, mit einem Tablett in den Händen, kam hinein, ohne auf eine Antwort von Mathias ab zu warten.

Ob einen weiteren Drink verlange, hatte der ältere Herr im Frack gefragt.

Doch Mathias antwortete ihm nicht.

Ausdruckslos, beinah hypnotisierend, sah er auf das Messer in seiner rechten Hand hinab und fragte sich, wie es wohl wäre, Gina mit diesem die Kehle durch zu scheiden.

Er hörte wie sein Butler ihn erneut nach einem Drink fragte.

Und wieder blieb Mathias stumm.

Er drehte das Messer noch einmal in der Hand und umschloss es dann fest mit dieser.

Probieren ging ja bekanntlich über studieren, lautete seine Devise.

Zumindest glaubte er daran, holte aus und fuhr mit der Klinge durch den Hals des Bediensteten, der dann mit einem ächzenden Glucken mit dem Gesicht voran hart auf den Parkettboden aufschlug und noch einmal kurz zuckte, bevor er regungslos liegen blieb.
 

***
 

„Ich bin wieder da~!“, rief Donghae von der Wohnungstür aus, kaum war er eingetreten, und schloss diese hinter sich.

Niemand antwortete ihm.

Verdutzt über die bedrückte Stille in der Wohnung ging er mit langsamen Schritten und forschenden Blick durch die Gemächer der anderen Bandmitglieder.

Es war ja schließlich schon ziemlich spät und man konnte ja vermuten, dass sie bereits schliefen.

Doch Fehlanzeige.

Die Betten waren allesamt leer und ungebraucht, überhaupt gab es keine Anzeichen dafür, dass die anderen nach Hause gekommen waren.

Und merkwürdigerweise war Gina auch nirgendswo aufzufinden.

‚Ob sie noch bei ihren Terminen waren?’, fragte sich Donghae und kratzte sich nachdenklich am Kopf, ‚Aber so wie es aussieht, muss ich dann wohl alleine zu Abend essen. Gott, wie ich das hasse!’
 

Missmutig ging Donghae Richtung Küche und verfluchte innerlich seine Hyungs, da sie ihn so beim Essen in Stich ließen.

Sie wussten doch, dass Donghae sich nicht wohl dabei fühlte, wenn er allein aß.

Er brauchte nun mal Gesellschaft.

Ohne jemanden um ihn herum, würde der 26-jährige echt zur Neige gehen.

Wie ein frisch geborener Welpe ohne seine Mutter.
 

Als er den Kühlschrank öffnete, musste er entsetzt feststellen, dass nichts mehr da war, was man ernsthaft als nahrhaft bezeichnen konnte.

Einsam und verlassen standen nur drei Flaschen Saft, eine Dose mit eingelegten Pfirsichen und zwei Stangen Ingwer auf den Ablagen des Kühlschrankes.

Die Diagnose des Fundes:

Von Saft kann man nicht satt werden, von eingelegten Pfirsichen vielleicht, aber Donghae fand sie schon immer widerlich, und der Ingwer konnte er auch vergessen, denn wer ist schon lebensmüde genug, zwei Stangen Ingwer zu verputzen, um nicht gleich an einer Magenverstimmung gar zu sterben.

Es mag absurd klingen, aber Donghae war fest davon überzeugt, dass man selbst an einem Staubkorn im Auge sterben konnte.

Die Lehre, die man daraus zog:

Shindong nicht mehr ohne Aufsicht an ihre Lebensmittel lassen.
 

Mürrisch machte er wieder den Kühlschrank zu und schaute sich in der Küche um.

Wenn er Glück hatte, dann lag irgendwo eine Banane rum, die Shindong sich noch nicht unter den Nagel gerissen hatte.

Doch er fand nichts dergleichen, was zur Folge hatte, dass er sich dann wie ein eingeschnapptes Kind auf einen der Küchenstühle niederließ.
 

„Was schaust du so bedrückt?“, hörte er eine Frauenstimme fragten, die sich als Ginas herausstellte, „Hat man dir deine Süßigkeiten geklaut?“

Donghae hob leicht den Kopf, um Gina anzusehen, die an der Küchentür stand, mit drei Tüten in den Händen.

‚Süßigkeiten geklaut’ traf es nicht ganz, aber irgendwie wurden ihm schon etwas weggenommen. Nämlich sein Essen.

„Ich habe Hunger“, meinte er mit aufgesetzter Babystimme, „und im Kühlschrank gibt es nichts mehr.“

Er sah Gina mit großen Augen an und hoffte inständig, dass sie ihm aus seiner Lage helfen würde.

„Nein, wie süß“, meinte Gina und stellte die Tüten neben sich auf den Boden, um dann neben diese auf die Knie zu gehen.

„Ich bin nicht süß! Ich bin ein Mann!“, entgegnete Donghae und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Ja, klar doch!“, meinte Gina nur und öffnete eine der Tüten, um hinein zusehen.

„Hey!“
 

Während Donghae, immer noch beleidigt von Ginas Antwort, ihr beim Durchwühlen der Tüten zuschaute, dachte er darüber nach, was Gina zuvor gesagt hatte.

Sie hatte ihn als ‚süß’ bezeichnet.

Na gut, zwar in einem anderen Kontext, aber sie hatte trotzdem ‚süß’ gesagt.

Ein Rotschimmer bildete sich auf seine Wangen.

Sie hatte ‚süß’ gesagt.

‚Süß’….

‚Süß’…

‚S…s…s… Ach du heilige… Sie hat mich echt als ‚süß’ bezeichnet“, schrie er innerlich, ‚Aber das meinte sie nicht so, ganz sicher… sicher…, obwohl… sie und ich? Neee…. Vielleicht war das auch nur ein Scherz… etwas, was man einfach so zu jemand in Deutschland sagt. Ja, das muss es sein, ich… nein, sie ist aus einen anderen Land und da können doch die Kommunikationssitten doch vollkommen anders sein…. Oder?“
 

„Hier.“
 

Donghae wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er Ginas Stimme hörte.

Beim Klang ihrer Stimme wurde er noch roter und sein Herz beginnt zu Rasen.

‚Reiß dich zusammen’, ermahnte er sich, doch das half nichts, denn zugleich durchströmte ein Kribbeln seinen Körper, der ihn erschaudern ließ.

Erschrocken über dieses Gefühl, wie auch schüchtern, sah er auf und schaute dann auf eine riesige Tafel Schokolade, die ihm Gina vor die Nase hielt.

„Woher hast du die?“, fragte er.

„Ich war gerade einkaufen, weil ihr nichts mehr habt“, erklärte Gina, „Leeteuk war kurz hier vorbei gekommen und hat mich darum gebeten“, fügte sie schnell hinzu, da Donghae nicht aufhören konnte, sie weiter fragend anzusehen.
 

Abwechselnd auf Gina, die inzwischen lächelte, und die Tafel Schokolade blickend und ein „Ach sooo“ von sich gebend, griff Donghae dann mit seiner rechten Hand nach der Schokolade, kurz nachdem Gina ihm bestätigt hatte, dass die Schokolade nicht vergiftet oder sonst was sei und er sich keine Sorgen machen solle, sie würde es nicht auf sein Leben abgesehen haben, und bedankte sich dann schließlich für diese.

Mann, war sie fürsorglich!

Zwar etwas anders als Wookie, der sich wirklich wie eine Oma verhielt, wenn er sich um seine Hyungs und Kyu sorgte.

Ein wenig Obstschälen da, ein ordentliches Zudecken beim Schlafen hier.

Es war echt toll, Wookie um sich zu haben, der sich um einen kümmerte und immer für einen da war, wenn man ihn brauchte.

Aber manchmal war es auch zu viel des Guten.

Manchmal war es einfach nur nervig.

Doch in Ginas Fall würde Donghae sich allzu gerne von ihr bemuttern lassen.

Wer will denn nicht von einer attraktiven Frau umsorgt werden?

Donghae ließ seine Gedanken kurz abschweifen und stellte sich vor, wie es wohl aussehen würde, wenn es so wäre.

Das war doch klar!

Gina in einem knappen Dienstmädchenkostüm, die jedes Mal zu ihm geeilt kam, sobald er mit einer kleinen Glocke läutete.

So oder so ähnlich…. Oder hatte das schon zu viel von einem Rollenspiel?

‚Rollenspiel… he,he,he‘

Schon bei der Vorstellung daran musste der Tänzer anfangen zu sabbern.

Doch bevor das Sabbern Wasserfallgröße erreichen konnte, erwachte Donghae aus seiner Trance.
 

Peinlich berührt von seiner Vorstellung und der Tatsache, dass er dabei noch gesabbert hatte, sah Donghae zu Gina rauf, die ihn nach wie vor lächelnd ansah; anscheinend hatte sie nichts von alldem bemerkt.

Zum Glück!
 

Sofort riss er dann das Papier der Schokoladentafel auf und biss herzhaft in die Schokolade, um das peinliche Anstarren zu durchbrechen.

Genüsslich fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und fing freudig an zu kauen.
 

„Da hat aber jemand Hunger“, hörte Donghae Gina sagen.

„Und wie“, meinte Donghae, nachdem er runtergeschluckt hatte, „schließlich hatte ich schon seit heute Mittag nichts mehr gegessen.“

„Was?“, Gina sah ihn verdutzt an, „Bekommt ihr nicht die Gelegenheit während euren Terminen auch mal was zu essen?“

„Doch, doch, aber ich drehe zur Zeit ein Drama und heute musste eine bestimmte Szene fertig gedreht sein. Wir wären eigentlich schon früher fertig gewesen, aber meine Spielpartnerin hatte sich mehrmals in einem Satz verhaspelt, weswegen wir die Szene immer und immer wieder wiederholen mussten bis es perfekt war“, erklärte Donghae Gina, „und daher fiel das Essen aus.“

„Tja, wenn das so ist, dann hättest du sicher nichts dagegen, wenn ich dir eine Kleinigkeit mache, oder?“

„Nicht im Geringsten“, entgegnete Donghae und lächelte sie an, „Dafür spüle ich das Geschirr ab, so als Gegenleistung.“
 

Er schaute auf seine Armbanduhr.

So wie es aussieht, werden seine Hyungs und Kyu nicht so schnell nach Hause kommen.

‚Egal’, er zuckte mit den Schultern, ‚mehr Gina für mich.’
 

***
 

„Donghae? Kann ich irgendwie bei euch ins Internet?“, fragte Gina, nachdem sie sich mit ihren Laptop nach dem Essen auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem gemacht hatte.

„Klar, das Passwort ist ‚E.L.F‘“, kam es aus der Küche.

Ein Klirren war zu hören, dem ein lautes Fluchen folgte.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Gina besorgt, legte ihren Laptop zur Seite und wollte schon aufstehen, als sie Donghae sagen hörte, dass ihm nur ein Teller runtergefallen war.

„Aber pass auf, dass du dich beim Aufsammeln der Scherben nicht schneidest“, belehrte Gina ihn und nahm ihren Laptop wieder an sich, den sie auf ihren Schoß platzierte.
 

„So, also ‚E.L.F…‘“, tippte Gina murmelnd in ihren Laptop ein.

Ein ‚Pling‘ ertönte und signalisierte Gina, dass sie Zugang zum Internet hatte.
 

‚Mal schauen, was so in Deutschland passiert ist‘, dachte Gina und klickte auf mehrere Nachrichtenseiten.

Sie las sich die verschiedenen Zeitungsartikel durch, die sich aber als nicht sonderlich interessant herausstellten.

Hauptsächlich ging es nur um einen kleinen Banküberfall in Dortmund, bei dem aber der Täter keine zwei Stunden später gefasst wurde, um politische Diskussionen zwischen der Kanzlerin Merkel und einigen Politiker Griechenlands und um ein neues Medikament, das vor vier Tagen auf den Markt gebracht wurde.

Gina scrollte runter und erstarrte.

Unter der Rubrik ‚aktuelle Nachrichten‘ las sie:

‚Leichenfund in Bielefeld. Obersee-Leiche identifiziert. ‚

‚Oh nein!‘

Mit zitternden Händen klickte sie auf den Link und betete inständig, dass es sich nicht um jemanden handelte, den sie kannte.
 

Sofort erschien der Artikel.

An der rechten Seite des Artikels war ein Foto der Leiche zu ihren Lebzeiten hinzugefügt worden.

Mit einem Mal zerbrach ihre Welt.

Ihr Gebet war nicht erhört worden.

‚Oh mein Gott, nein! ‘, schrie Ginas innere Stimme.

Sie schlug sich mit der flachen Hand auf den Mund und ihre Augen weiteten sich.

Tränen bildeten sich in ihnen und rannen langsam ihre Wangen herunter, bevor sie dann von Ginas Kinn auf das Sofa tropften.

Richard.

Sie konnte es nicht glauben.
 

Richard war tot.

Von Vorwürfen und Kissenmissbrauch

„Was hast denn schon wieder gemacht?“, fuhr er Donghae an.

Eunhyuk war auf hundertachtzig und dass schon seit gestern.

Er und die anderen Bandmitglieder waren ziemlich spät am Abend nach Hause gekommen, kurz vor Mitternacht – wenn Eunhyuk sich recht erinnerte – und kaum waren sie in die Wohnung getreten, hörten sie ein Schluchzen und leises Wimmern aus dem für Gina zur Verfügung gestellten Zimmer.

Als aber die Männer versuchten sich Zugang zu dem Zimmer zu verschaffen, mussten sie verwundert feststellen, dass die Zimmertür abgeschlossen war.

Gina musste wohl den Zimmerschlüssel gefunden haben, den Eunhyuk in einen seiner Kommodenschubladen versteckt hatte.

Doch auf das Gehämmer gegen die Tür und den Rufen der Männer reagierte Gina nicht und wimmerte nur noch lauter, weswegen sie beschlossen hatten, sie erst mal in Ruhe zu lassen und am nächsten Tag herauszufinden, was mit ihr los war.

Dass Donghae womöglich etwas mit Ginas Geheule zu tun hatte, kam ihnen erst am nächsten Morgen in den Sinn.
 

„Verdammt noch mal, ich habe dir bereits gesagt, dass ich nichts getan habe!“, keifte Donghae zurück.

„Wenn du nichts getan hast, wieso heult Gina sich schon seit gestern Abend die Augen aus dem Kopf?! Hm?? Kannst du mir das mal erklären? Du warst schließlich mit ihr allein zu Hause!“

„Ich… verdammt, ich habe doch keine Ahnung… Yah!!! Lass mich damit in Ruhe!!!“, entgegnete Donghae, wandte sich ab und ging in sein Zimmer.

Mit einem lauten Knall schloss sich dessen Tür und gab Eunhyuk zu verstehen, dass Donghae ziemlich wütend auf den Tänzer war.
 

Eunhyuk schnaubte verärgert und ging ins Wohnzimmer, wo ihn schon die anderen der Band auf ihn warteten.
 

„Und?“, fragte Leeteuk neugierig.

Eunhyuk schüttelte nur stumm den Kopf und ließ sich mit einem Seufzen neben den Leader auf das Sofa sinken.

„Er hat also nichts damit zu tun?“, harkte Siwon nach.

Eunhyuk seufzte.

„Das sagt er zumindest“, meinte Eunhyuk, „Überhaupt verstehe ich nicht mal sein Verhalten. Er streitet alles ab, sagt, dass er nichts gemacht hat, aber stattdessen ganz ruhig zu bleiben, geht er weg und knallt dann einen die Tür um die Ohren. Und dabei bin ich sein bester Freund.“

„Bester Freund hin oder her. Irgendwas muss geschehen sein, sonst würde Gina ja nicht so weinen“, meldete sich Sungmin zu Wort.

„Ja, du hast Recht“, meinte Leeteuk, „Die Frage ist nur, was?“
 

„Ach, so ein Quatsch! “, brach es aus Yesung heraus, „Das liegt doch auf der Hand! Donghae war’s und damit basta! Dieser Kerl hatte sich sicherlich nicht wieder unter Kontrolle gehabt!“

„Aber nicht doch“, versuchte Leeteuk ihn zu beruhigen, „Wir wissen doch nicht, ob es mit Donghae überhaupt zu tun hat.“

„Ach, bist du dir da ganz sicher?“, fuhr in Yesung an, „Er hat sie schon einmal einfach so geküsst, während sie schlief, jaaaahhh, Leeteuk, während sie schlief, Herr Gott noch mal! Was wenn er noch einen Schritt weiter gegangen war?“

„Das würde Donghae niemals tun!“, kam es plötzlich von Ryeowook, der, seit die Diskussion um Gina angefangen hatte, kein Wort dazu gesagt hatte.

„DU HAST DICH DA NICHT EINZUMISCHEN, KLAR?!?!“, keifte ihn Yesung an und Ryeowook zuckte dabei so sehr zusammen, dass er sich kurzerhand dann an Sungmin, der neben ihm saß, festkrallte.

„KIM JONGWOON!“, brüllte der Leader, wodurch Yesung beim Hören seines richtigen Namens, wie Ryeowook vorhin, zusammenzuckte und sich mit erschrockenen Blick Leeteuk zuwandte, der aufgestanden war, „Du hast nicht das Recht, Wookie derart den Mund zu verbieten, hast du verstanden?“, fuhr Leeteuk mit ruhiger, aber strenger Stimme fort.

Doch Yesung machte keine Anstalten sich zu bewegen, noch zu antworten, weswegen Leeteuk noch einmal seine Frage, ob er es verstanden hätte, für Yesung wiederholte, aber in einem viel lauteren und strengeren Ton in der Stimme, sodass es Yesung, wie auch den anderen, das Blut in den Adern einfrieren ließ.

Mit erschrockenen Blicken schauten sie allesamt zu ihren Leader, der Yesung böse ansah.
 

Yesung schluckte, so hatte er Leeteuk noch nie erlebt.

Die Aura, die von ihm ausging, war schauderhaft und kalt.

Bei nah so, als würde der Tod höchst persönlich vor einem stehen.

„E…e…entschuldigung“, sagte Yesung dann schließlich, „Das ist mir nur so rausgerutscht, weißt du… ich wollte das nicht sagen, ich bin einfach nur in Sorge um Gina, das ist alles.“

„Mensch, Yesung, das sind wir doch auch“, kam es plötzlich von der Seite und Yesung spürte eine Hand auf seiner Schulter.

Er drehte seinen Kopf zur Seite und sah Kyuhyun direkt an.

„Ha!“, machte Yesung und fing an zu grinsen, „Und das sagt genau der, der sich am Leid anderer Menschen erfreut. Kyu, was ist bloß aus dir geworden?“, meinte er belustigt.

Der Angesprochene lächelte nach der Bemerkung ebenfalls.

Plötzlich verspürte Yesung aber einen stehenden Schmerz an seiner Schulter.

Erschrocken und mit schmerzerfülltem Gesicht schaute er Kyuhyun und dann seine Schulter beziehungsweise Kyuhyuns Hand, die auf ihr lag, an.

Kyus Hand hatte sich in Yesungs Schulter festgekrallt.

Die Fingernägel hatten sich tief ins Fleisch gebohrt bis die Knöchel weiß hervortraten.

Yesung erschauerte als er Kyuhyuns Atem an seinem Ohr spürte.

„Tja, Hyung, vielleicht bin auch nur ein Mensch, der Gefühle hat“, sagte Kyuhyun mit leiser raunender diabolischer Stimme in Yesungs Ohr, bevor er dann von Yesung abließ und sich wieder aufs Sofa neben Shindong niederließ.
 

Während Yesung sich die Schulter rieb und Kyuhyun leise verfluchte, dass dieser ihm beinah die Schulter durchbohrt hätte, stand Siwon vom Sofa auf und ging zur Wohnzimmertür.

Sechszehn Augenpaare folgten ihm.

Doch Leeteuk war der Erste, der dennoch etwas dazu sagte, bevor Siwon gänzlich aus dem Raum verschwand.

„Wenn du schon mit ihr reden willst, bitte mach es behutsam und fang bloß, um Gottes Willen, nicht, von Gott und der Welt zu reden. Okay?“

„Tze“, schnaubte Siwon, „Bittest mich so etwas, obwohl du doch selbst gerade den Herrn erwähnt hast, also echt!“

Leeteuk biss sich sofort auf die Unterlippe und ermahnte sich innerlich dafür, dass er erst mal überlegen sollte, bevor er anfing zu reden.

„Tja, wie auch immer“, kam es plötzlich von Siwon und ging dann mit einem Wünscht-mir-Glück-obwohl-ich-eigentlich-keins-brauche-schließlich-ist-ja-Gott-bei-mir- Lächeln endgültig aus dem Raum.
 

***
 

Währenddessen lag Gina zu einem Fötus zusammengerollt unter Decke auf dem Bett und dachte an Richard.

Auch wenn ihr immer noch nach Weinen zumute war, sie konnte es einfach nicht mehr.

Egal, wie sehr der Verlust ihres besten Freundes auch schmerzte, ihr kamen einfach nicht mehr die Tränen, stattdessen stieg die Wut in ihr.

Sie wusste, dass Mathias irgendetwas damit zu tun hatte.

Er war schon immer jemand gewesen, der seine Probleme in einer gewissen Art und Weise löste, als andere.

Aber gleich jemanden umbringen?

Und wieso denn ausgerechnet Richard?

Der war doch viel zu harmlos.

Ein Mann, der keiner Fliege etwas zur Leide tun konnte.

Was hatte Richard nur getan, dass Mathias so reagiert hatte?
 

Eigentlich musste doch sie selbst diejenige sein, die dort im Obersee als Wasserleiche fungieren sollte.

Schließlich hatte sie Mathias hintergangen und mit Sicherheit hatte er es schon längst geschnallt, was sie getan hatte.

Er war ja nicht dumm.
 

‚Dieser Mistkerl!‘, schrie das Teufelchen in Gestalt Kyuhyuns auf ihrer rechten Schultern und setzte sich auf diese, dabei sah er ziemlich unbehaglich drein, schließlich fiel es ihm sichtlich schwer, sich in dem engen roten Latexanzug ordentlich zu bewegen, ‚Irgendjemand sollte ihm die Augen dafür rausreißen! Nimm Rache für Richard! ‘

‚Nein! Um Gottes Willen, tu das nicht‘, piepste das Engelchen, das in Gegensatz zum Teufelchen in einem hauchdünnen weißen Toga ähnlichen Gewand bekleidet war und obendrein auch noch wie Leeteuk aussah, ‚Rache hatte noch niemanden etwas Gutes beschert.‘

‚Halt dich da raus! Das geht nur mich und Gina was an!“, fauchte Devil Kyu das Engelchen an.

„Pah! Du stürzt Gina doch nur ins Verderben mit deinen Ratschlägen!“, maulte Angel Teukie zurück und verschränkte seine dürren Ärmchen vor seiner Brust.

Abwechselnd sah Gina auf ihre beiden Schultern und sah verdutzt den beiden Gestalten beim Streiten zu.

Mit einer Hand fasste sie sich an die Stirn und hoffte inständig, dass sie nicht verrückt geworden war.

Schließlich erlebt man nicht alle Tage ein Gezanke zwischen zwei imaginären Gestalten, die sich ein Teufelchen-Engelchen-Streitgespräch lieferten.
 

Doch irgendwann geriet der Streit aus den Fugen.

Statt sich wie vorhin ein Wortgefecht zu liefern, übernahm die Gewalt die Oberhand über den Devil, wie auch, zu Ginas größter Überraschung, über den Angel, was zur Folge hatte, dass Gina jetzt Miniaturen beim Prügeln zusah.

Es glich einem Boxkampf, nein, wohl eher einen Kampf ohne Regel, denn die kleinen Männchen schlugen nicht nur sich gegenseitig die Nasen platt, sondern fingen auch an wie kreischende Mädchen an den Haaren zu ziehen und sich sonst wo hin zu beißen.

Jede einzelne Interaktion der beiden ließ sich von Gina erfassen und – auch wenn sich das komisch anhörte – von ihr moderieren.

Ja, sie kam sich echt wie ein Moderator bei einem Kampf vor:
 

// Devil Kyu schlägt zu, oh… nein, der ging daneben. Angel Teukie setzt zu einem wahnsinnigen Move an. Er läuft auf Devil Kyu zu, springt und… stürzt ihn mit sich auf den Boden, wo er dann ihm eine mit der Faust verpasst.

Doch Devil Kyu lässt sich nicht beirren. Er packt kurz danach den Angel ans rechte Handgelenk und schlägt diesem die eigene Faust ins Gesicht…. Boah… der hat gesessen!

Kyu kommt wieder auf die Beine, Teukie taumelt noch benommen vom Schlag durch den Ring.

Diese Zeit nutzt der Devil aus und stellt dem Angel ein Bein, dieser fällt zu Boden… autsch, das muss wehgetan haben, voll auf die zwölf.

Was macht Kyu denn da?

Das darf doch nicht wahr sein, er…er setzt sich ernsthaft auf Teukie drauf und zieht an seinen Haaren.

Teukie schreit auf … das kann man ihm auch nicht verübeln.

Aber was ist jetzt?

Ach du heiliger…, Kyu, eieiei, Kyu hat Teukie gebissen. Mitten in den Hals.

Mannomann, so was habe ich echt nicht erwartet, meine Damen und Herren. Da ist wohl einer echt zum Vampir mutiert… //
 

Was machte sie denn da?

Es war nicht die Zeit dafür, sich dem Wahnsinn ihrer eigenen Fantasie auszusetzen.

Sie musste überlegen, was zu tun war, schließlich konnte sie nicht ewig hier rumsitzen und zwei kleinen Gestalten beim Kämpfen zu sehen.

Hastig schüttelte sie den Kopf, um wenigstens zu versuchen, einen klaren Kopf zu behalten und dafür zu sorgen, dass die kleinen Männchen in Gestalt von Kyuhyun und Leeteuk verschwanden.
 

Die Tatsache, dass sie hier saß und schon beinah verrückt wurde, war mit Sicherheit das Werk von Mathias.

Nur er wusste davon, dass sie bei Richard war und ihm von ihren Plänen bezüglich Südkorea erzählt hatte.

Und er war auch derjenige, der nicht gerade begeistert davon war, dass sie ihn hintergangen war, in dem sie einfach die Fliege machte.

Richard hatte so was nicht verdient und insgeheim gab sie sich sogar die Schuld an seinem Tod.

Wieso hatte sie ihn eingeweiht?

Wieso war sie nicht einfach abgehauen, ohne etwas zu sagen?

Dann wäre es nicht soweit gekommen.

Richard war tot.
 

Sie war in Südkorea, ohne Geld oder einer wirklichen Unterkunft, da Mathias dafür gesorgt hatte, dass sie keine andere Wahl hätte, als zurück nach Deutschland zu kommen.

Sie konnte echt von Glück reden, dass sie die Mitglieder von einer ihr nicht bekannten Band namens Super Junior getroffen hatte, oder besser gesagt, dass sie sie vor deren Wohnung gefunden hatten.

Wenigstens so konnte sie in Südkorea überleben und brauchte auch nicht nach einer Möglichkeit zu suchen, nach Hause zurückzukehren.
 

Mathias war in Deutschland, also auf einen anderen Kontinent, und war ziemlich sauer auf sie, nein, eher tierisch wütend.

Es war nur die Frage der Zeit bis er ihr bis hierher folgte, um sie mit Gewalt zurück zu holen, oder gar umzubringen, denn schließlich wusste man nie, wie seine Stimmung zu einem gewissen Zeitpunkt war.
 

Gerade zu gespenstisch konnte er werden, wenn er nicht seinen Willen bekam.

Aber das hatte Gina nur einmal erlebt, als Mathias vollkommen den Verstand verlor und man konnte sagen, dieses eine Mal hatte gereicht, dass Gina sich eine lange Zeit nicht mit Mathias angelegt hatte.

Es war irgendwann mal kurz vor ihrer Verlobung gewesen, als sie für Mathias etwas in der Stadt besorgen sollte.

Er wollte unbedingt ein Buch für sein Referat, dass er während der nächsten Vorlesung in der Uni halten sollte.

Den Titel hatte Gina zwar nicht mehr im Kopf, aber jedenfalls sollte sie es kaufen, da Mathias keine Zeit dazu hatte, da er ein wichtiges Treffen mit seinen Vater hatte.

Gina konnte es ihm nicht verübeln, dass er seinen Vater wiedersehen wollte und hatte sich bereit erklärt es zu beschaffen.

Also ging sie in die Buchhandlung und fragte eine Verkäuferin nach dem Buch, die aber ihr leider versichern musste, dass sie kein solches Buch verkauften.

Um nicht mit leeren Händen nach Hause zurück zu kehren, hatte Gina sich in weitere Buchhandlungen gehetzt, um das Buch zu besorgen, aber immer ohne Erfolg.

Letztendlich hatte sie sich zu Hause vor dem Laptop gesetzt und nach dem Buch im Internet gesucht.

Und da hatte sie es gefunden.

Sie wollte es gerade bestellen, als Mathias plötzlich hinter ihr stand und sie von Laptop wegzog, bevor sie überhaupt etwas dagegen tun konnte.

Was das solle, hatte er sie gefragt, natürlich hatte sie ihm geantwortet, dass das Buch nirgendswo zu kaufen gab und sie stattdessen es bestellen wollte.

Mathias hatte sie dann angeschrien und gemeint, dass man ihr noch nicht mal die einfachsten Dinge auftragen konnte, dass sie dumm sei.

Dann zog er urplötzlich das Buch aus dem Regal im Wohnzimmer hervor und meinte, sie hätte doch nur suchen brauchen.

Sofort hatte Gina sich gewehrt und ihm gesagt, dass er doch präziser sein sollte, wenn er sie um etwas bat.
 

Woher sollte sie denn wissen, dass er das Buch schon bereits besaß und für ihn nur aus dem Regal holen sollte?

Für diese Bemerkung hatte er mit einem anderen Buch nach ihr geworfen.

Sie war danach zu Richard geflüchtet und hatte sich die Augen aus dem Kopf geheult.

Er war es auch gewesen, der ihr geraten hatte sich von Mathias zu trennen, aber sie wollte einfach nicht hören.

Hätte sie es doch nur getan.

Hätte sie doch nur auf Richard, ihrem besten Freund, gehört.

Sie war früher einfach zu naiv gewesen, sie glaubte tatsächlich, dass das zwischen ihr und Mathias etwas werden konnte.

Dass sie eine Familie gründen konnten und zusammen alt wurden.

Sie war so dumm gewesen.
 

„Verdammt, Richard, du bist jetzt tot und das ist alles meine Schuld“, murmelte sie leise vor sich hin, „Hätte ich doch nur auf dich gehört und mich von Mathias getrennt, bevor es zu spät gewesen war.“
 

Ihre Gedanken waren benebelt, kaum waren sie bei Richard angelangt.

Er war ihr bester Freund, er war sogar eine Zeit lang ihre erste große Liebe, er war einfach alles für sie gewesen.

Selbst als sie sich mit Mathias eingelassen hatte, war er auf ihrer Seite, egal, wenn sie sich mit Mathias gestritten hatte, oder wenn sie sich bezüglich seinen Entscheidungen nicht wohl fühlte.

Er war immer für sie da und sie konnte echt mit jedem Problem zu ihm kommen.

Nur ihm konnte sie vertrauen, na ja inzwischen hatte sie eine weitere Person gefunden, der sie vertrauen konnte, nämlich Ryeowook.

Und diesmal würde sie alles richtig machen, diesmal würde sie auf Wookie hören und nicht stur ihren Regeln folgen, schließlich wollte sie nicht noch eine weitere Leiche haben.

Außerdem hatte Wookie noch Freunde und Familie, die ihn vermissen würden. Ach ja und Sungmin, seinen Geliebten.

Bei Richard war es ja nicht so, Gina war seine einzige Freundin gewesen und Familie hatte er nicht mehr, da er ein Waisenkind und hauptsächlich ihm Heim aufgewachsen war.
 

Plötzlich klopfte es an der Tür und ließ Gina aufschrecken, doch die antwortete nicht auf das Klopfen.

Mit Sicherheit waren es wieder die Männer, die wieder einen Versuch starteten, um sie nach ihrem Befinden auszufragen.

Sie hatte keine Lust darauf mit ihnen zu reden.
 

„Gina?!“, hörte sie ihren Namen durch die Tür.

Sie horchte auf.

Der Stimme nach war es Siwon.

„Ich bin’s Siwon. Lass mich rein, bitte.“

„Nein, ich habe keine Lust mit dir zu reden, auch nicht mit den anderen“, gab Gina zurück.

„Ich will dir doch nur helfen, bitte, lass mich rein“, hörte sie Siwon sagen.

„Und worüber willst du reden?“, fragte Gina angriffslustig, „Ich habe dir nämlich nichts zu sagen.“

„Sei doch nicht so stur, Gott würde es nicht erfreuen, wenn du so mit deinen Mitmenschen umgehst.“

Gians Miene verfinsterte sich.

„Was hat Gott denn damit zu tun?“, fuhr sie ihn durch die Tür an, „Wenn man ihn braucht, ist der doch nie da!“

„Aber… „, er stockte, „Gina, ich will dir mal was sagen, natürlich ist Gott da, er ist immer für dich da, aber es geschehen nun mal auch Dinge, die nun mal Schicksal sind…“

Nach dem Gina das gehört hatte, gingen mit ihr die Pferde durch.

Das Wasser stand ihr bis zum Hals, wie konnte sich der Kerl erlauben ihr jetzt eine Predigt zu halten?

Während sie vom Bett aufstand, griff sie sich ein Kissen und ging zur Tür, um sie dann aufzuschließen und mit einem Mal auf zu reißen.
 

„WIE BITTE?!?!?“
 

***
 

Die Männer schreckten allesamt auf, als sie Ginas wütende Stimme außerhalb des Wohnzimmers vernahmen.

Verwirrt wie auch fragend schauten sie sich an und abwechselnd Richtung Tür.

Was war da draußen bloß los?

Schon der nächste wütende Aufschrei Ginas, der kurz darauf folgte, ging ihnen durch Mark und Bein.

Bestürzt sprangen die Männer gleichzeitig auf, um zur Wohnzimmertür zu sprinten.

Dabei versuchte jeder als Erster an die Tür zu gelangen, um dem Schauspiel draußen schneller als die anderen bei zu wohnen.
 

Wie in einer schlechten Komödie lugten die Köpfe der Bandmitglieder in Reih und Glied durch den schmalen Türspalt, akkurat geordnet vom kleinen Ryeowook zum großen Kyuhyun.

Kaum hatte sich Leeteuk mit seinen Kopf in die Reihe eingeordnet, bekam er schon unsanft etwas ins Gesicht.

Erschrocken über den plötzlichen Angriff schaute er erst zu einen sich duckenden Siwon und einer wütend drein blickenden Gina und dann auf das Unbekannte Flugobjekt, das ihn getroffen hatte.

Es handelte sich um eines von Eunhyuks geliebten Kissen, die eigentlich auf seinem Bett ein Zuhause gefunden hatten, doch stattdessen von Gina als Wurfgeschosse missbraucht wurden.

„Willibald!“, quickte Eunhyuk auf, „ Sie hat tatsächlich mit Willibald auf Leeteuk geworfen! Du, Kissenvergewaltigerin!“
 

Doch für diese Bemerkung hätte er sich keine zehn Sekunden später selbst in den Arsch getreten, da Gina so von der Präsenz der Jungs erfahren hatte und kurz darauf sich weitere neun Kissen auf den Weg machten, in den Gesichtern der Männer zu landen.

Zu Leeteuks größten Bedauern, für ihn sogar zum zweiten Mal.
 

„Was sollte das, Gina?“, kam es von Shindong, während er sich mit einer Hand über die Stirn rieb.

„Was das soll? Das fragst du ernsthaft? Wie kommt ihr dazu, mir diesen zweiten Jesus“, Gina zeigte mit einem Finger auf Siwon, „auf den Hals zu hetzen, huh?“

Siwon, der bei ihrer Bemerkung sie mit großen Augen ansah und kurz davor war, etwas darauf zu erwidern, wurde schlichtweg von Gina daran gehindert, die erneut ein Kissen zur Hand nahm und ihm mit diesen über den Kopf zog.

„DU HÄLST DEINE KLAPPE!“, fuhr sie den vor ihm stehenden völlig ungehalten an, „VON DIR WILL ICH REIN GAR NICHTS MEHR HÖREN!“, sie wandte sich den anderen an der Wohnzimmertür zu und fauchte ihnen noch ein „LASST MICH DOCH IN RUHE! ICH KANN AUF EURE HILFE VERZICHTEN!“ zu, ehe sie in Eunhyuks Zimmer verschwand und die Tür hinter sich zuknallte.

Ein Klicken war noch zu hören.

Sie hatte abgeschlossen.
 

Seufzer erfüllten den Raum.

Die Männer waren verwirrt, nein, sie waren fassungslos.

Sie schauten sich eine ganze Weile gegenseitig stumm an, bevor Leeteuk sich mit einer verzweifelten Geste mit der Hand durch die Haare fuhr und sich Siwon zuwandte, der immer noch wie versteinert die Tür anstarrte.

Er seufzte erneut.

„Siwon“, begann er mit ruhiger Stimme, „Habe ich dich nicht darum gebeten, in dem Gespräch Gott aus dem Spiel zu lassen?“, Leeteuk machte kurz ein Pause, doch als Siwon nichts darauf erwiderte, fuhr er weiter fort, „Ich meine es doch nur gut mit dir, aber du kannst echt manchmal zu religiös sein und besonders in dieser Situation hättest du dich zurückhalten können.“

„Siwon“, kam es von Sungmin, „Leeteuk hat Recht. Wir wissen doch nicht, was vorgefallen war und ein wenig mehr Mitgefühl hättest du schon aufbringen können.“

Bei den Worten rührte sich Siwon endlich und sah die anderen mit traurigem Blick an.

„Ja, ich weiß, ich habe einen Fehler begangen, aber wie soll ich - “, doch weiter kam er nicht, denn plötzlich wurde Eunhyuks Zimmertür aufgerissen und Gina trat hinaus.

Sie hatte sich frische Sachen angezogen und schlüpfte in ihre Sneakers.

Die Männer schauten sie allesamt fragend an, doch sie antwortete nichts darauf, obwohl ihr die fragenden Blicke nicht entgangen waren, auch als Ryeowook sie fragte, wo sie hinginge, blieb sie stumm.

Sie ging einfach an den Männern vorbei zur Wohnungstür und öffnete sie, bevor sie sich dann umdrehte und zu Ryeowook gewandt sprach: „Wookie, komm mit.“

Die anderen Anwesenden schauten diesmal jetzt Ryeowook fragend an, vollkommen überfordert mit der Situation, die sich angebahnt hatte.
 

„Eh… ist gut“, erwiderte Ryeowook perplex, drückte hastig Sungmin einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, bevor sich dann aufmachte, zu Gina zu gehen, sich Schuhe anzuziehen und dann mit ihr aus der Wohnung zu verschwinden.
 

***
 

„Was war denn das?“, warf Eunhyuk ein, kaum hatte sich die Wohnungstür geschlossen und blickte in die Runde.

Kopfschütteln, wie auch Achselzucken waren die einzigen Antworten auf seine Frage, die seine Mitbewohner ihm geben konnten.
 

Eunhyuk verschränkte nachdenklich seine Arme vor seiner Brust und ließ den Kopf hängen.

Es war echt zu Haare raufen, je länger die Band sich mit Gina befassten, desto mehr Fragen kamen auf.

Die Situation spitzte sich zu, dass wusste er, aber konnten sie schon dagegen machen, wenn Gina sich nicht von ihnen helfen lassen möchte?
 

„Kann mir mal jemand erklären, wer diese Schönheit war, die mit unseren Wookie aus dem Wohnhaus gegangen war?“, hörten Eunhyuk jemanden fragen.

Die Stimme kannte er nur zu gut.

Mit Funkeln in den Augen sah er zu der Person, zu der die Stimme gehörte, bevor er dann mit den anderen, denen die Anwesenheit des blinden Passagiers ihrer Runde nicht entgangen war, auf die Person an der Wohnungstür zuraste und dabei mitwirkte mit seinen Kollegen diese in einer Gruppenumarmung zu umschließen.

Vom Wiedersehen und von Kaffee und Kuchen

Mit einem Mal war die Sache um Gina in den Hintergrund gerückt.

Die Tatsache, dass sie mit Ryeowook zusammen verschwunden war, war nicht mehr von Bedeutung; geriet einfach in Vergessenheit.

Dafür nahm etwas anderes den Platz ein und schloss die Lücke, die Gina in den Köpfen der Männer hinterlassen hatte.

Etwas, was für lange Zeit die Herzen und Köpfe der Männer zwar nicht verlassen, aber mehr oder weniger sich in die hinterste Ecke verkrümelt hatte.

Kangin.
 

Der ‚Korea No.1 Handsome Guy‘, wie Kangin sich immer nannte, war von seinem Dienst aus dem Militär entlassen worden und wieder zurückgekehrt.

Zurück zu seiner Family.

Nach drei endlosen Jahren Auszeit.
 

„Eh…. Leute… hust…würg… ich kriege… keine… Luft“, brachte Kangin nur schwer über seine Lippen, sich aus der Gruppenumarmung befreien versuchend.

„Nur noch eine Minute“, schmollten die Männer unisono und drückten sich noch fester an Kangin.

„Aber… gleich bin ich … Matsch… wenn ihr so weiter … macht“, keuchte Kangin förmlich, seine Befreiungsversuche hatte er inzwischen aufgegeben.

„Du bist so ein Spielverderber!“, murrte Leeteuk und ließ als erster von Kangin ab.

Die anderen Member folgten Leeteuks Beispiel, so dass Kangin befreiend nach Luft schnappte.

„Du bist echt ein Spielverderber“, stimmte alle Leeteuk zu und sahen ihn beleidigt an.

„Ja, ich habe euch ja auch lieb, danke für die Blumen…. Was hattet ihr eigentlich vor mit mir? Kaum bin ich wieder da und schon wollt‘ ihr mich loswerden… Echt, ich dachte mein letztes Stündlein hätte geschlagen“, meinte Kangin und hielt sich an die Brust, einen weiteren Atemzug machend, „Und ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wer diese Frau mit Wookie im Schlepptau war.“
 

Bei der Erwähnung von Gina sahen sich die Männer allesamt an.

Fragen über Fragen, nein, wohl eher Antworten über Antworten türmten sich in ihren Herzen und Köpfen.

Wie sollten sie es Kangin am besten erklären? Ohne das er gleich Interesse für sie entwickelte.

Denn die Männer wussten nur zu gut, wie Kangin reagieren würde, sobald sie ihm Gina vorstellen würden.

Er würde sich sofort an sie ranmachen, wie er es immer tat, sobald eine Frau in sein Blickfeld trat.

Und besonders in der Situation, in der er sich befand, konnte es heikel werden; nahezu gefährlich.

Mal ehrlich, wer würde nicht als Mann, der zwei Jahre von der Frauenwelt abgeschnitten war, der nächstbesten hinterher jagen?

Jeder.

Und Kangin war jeder.
 

„Eh… weißt du… ich weiß nicht wie ich anfangen soll“, Eunhyuk kratzte sich nachdenklich am Kopf und schaute auf seine Füße.

„Wie? Das ist doch ganz einfach!“, meinte Kangin, „Name und Alter. Mehr brauche ich nicht zu wissen. … Ach ja und ob sie Single ist, natürlich auch.“

„Och, ist schon ganz schön spät…“, sagte Leeteuk, schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr und wirkte dabei vollkommen wie ein Möchtegern-Schauspieler hoch zehn, „Kommt, es ist Zeit schlafen zu gehen.“

Er legte behutsam jeweils eine Hand auf den Rücken von Kyuhyun und Eunhyuk und schob sie in deren Zimmer. Das gleiche tat er dann auch mit den übrigen. Bis nur noch Kangin und er in der Diele standen.
 

„Eh… was sollte diese Aktion denn gerade?“, fragte Kangin ihn perplex, „Wir haben doch noch nicht mal mittag.“

„Ach, ich weiß nicht“, meinte Leeteuk und trat näher an Kangin bis nur noch ein Stück Papier zwischen ihnen Platz hatte, „Vielleicht ist es nur ein Vorwand gewesen, um dich dann in Ruhe zu verführen, huh?“

Die letzten Worte hauchte er nur noch, sodass Kangin der Einzige war, der es noch vernehmen konnte.

Kangin schluckte.
 

***
 

„Ey, warte doch mal! ... Gina! Ich bin nicht so schnell“, Ryeowook versuchte schon fünf Minuten lang verzweifelt Gina zum Stehenbleiben zu bewegen, doch die Deutsche hatte stattdessen etwas anderes im Sinn als einen Gang zurückzuschalten.

Sie wurde nur noch schneller, sodass Wookie für einen Moment es als aussichtslos empfand, ihr weiter hinterer zu laufen.

Doch es war bemerkenswert, selbst für ihn, dass er ihrem Tempo dennoch standhielt und sie an der nächsten Ecke sogar einholte.

Hastig griff er nach ihren Arm, bevor sie ihm ein weiteres Mal weglief, und brachte mit seiner letzten Kraft sie zum Stehen.

„Mann“, brachte er nur schwer und vor Erschöpfung heraus, „was machen wir hier eigentlich?.... Mal ehrlich…. Willst du einen Marathon gewinnen, von dem ich nichts weiß?“

Er schaute ihr forschend in die Augen.

Gina schüttelte den Kopf.
 

„Nein, nichts dergleichen… ich bin nur sauer“, meinte sie und diesmal war sie es, die sich Ryeowooks Arm schnappte und ihn in ein Gebäude schleifte.

Ryeowook war von der Aktion überwältigt worden und konnte nicht anders als von ihr mitgerissen zu werden.

Er schaute sich verdutzt um, kaum hatte die beiden das Gebäude betreten.

Es stellte sich als ein gewöhnliches Café heraus.

Überall waren kleine, aber auch ein, zwei große Tische im Raum platziert worden.

Eine Treppe links neben ihnen führte zur zweiten Etage des Cafés, glaubte zumindest Ryeowook, da Gelächter und Klimpern von Geschirr von oben zu vernehmen war.

In der hintersten Ecke war ein Kuchenbüffet aufgestellt worden, von wo aus ein Duft hervorging.

Beim Anblick und dem Duft der Kuchen verspürte Ryeowook ein Grummeln in seiner Magengegend.

‚Och, stimmt, ich habe noch nichts gegessen‘, fiel ihm ein und das Grummeln wurde lauter.

Gina, der es anscheinend nicht entgangen war, zog ihn zu einem Tisch am großen Schaufenster und platziert ihn auf einen der Stühle, bevor sie sich ebenfalls auf einen niederließ.
 

Eine Kellnerin kam sofort an getänzelt und reichte ihnen jeweils eine Karte.

Gina fing an, in der Karte zu blättern und ab und an mal die Kellnerin zu fragen, was für Kuchen es sei, falls sie ein Wort nicht verstand.

Ryeowook hingegen? – Er blickte Gina fragend an, die Karte lag unberührt immer noch vor ihn.

„Und was darf es sein, mein Herr?“, hörte Ryeowook eine Frauenstimme fragen.

Er zuckte zusammen und schaute jetzt die Kellnerin an.

„Oh, eh…. Ja, ich nehme … ach, geben Sie mir einfach eine heiße Schokolade und ein Stück Kuchen mit Kirsche“, blabberte Ryeowook vor sich hin, ohne den Blick von der Kellnerin abzuwenden.

„Eh…. Sehr gerne, Sir, wir haben zwar zehn verschieden Torten mit Kirschen, aber ich… ich werde einfach einen für sie aussuchen…“, sagte die Frau, nahm die Karten wieder entgegen und ging mit schnellen Schritten hinter den Tresen.
 

„Was war denn das?“, fragte Gina verwirrt.

„Das könnte ich mich auch fragen“, meinte Ryeowook, „Irgendwie bin ich nicht mehr auf den neuesten Stand, weißt du? Und damit meine ich nicht den neuesten Modetrend oder welche Haarfarbe heute In ist – nein, die Sache heute Morgen, ja, Gina, dein Verhalten – es bereitet mir immer noch Kopfschmerzen und es lag aber nicht an dem Kissen, dass du mir an den Kopf geworfen hast.“

„Oh!“, machte Gina, „Ja, tut mir Leid. Ich… ich bin sauer gewesen und ich bin … ach, was rede ich da, ich bin ein Wrack, Wookie, ich brauche deine Hilfe.“

Der Klang der Verzweiflung in Ginas Stimme brachte Ryeowook dazu, nach ihrer Hand zu greifen und mit dem Daumen beruhigend über dessen Handrücken zu streicheln.

„Okay – erzähl, was du auf dem Herzen hast, ich werde dir zuhören“, meinte Ryeowook und setzte ein Lächeln auf, „Ich bin für dich da.“
 

***
 

Was die anderen von Super Junior trieben?

Die Männer waren allesamt von Leeteuk in ihre Zimmer geschoben worden, wenn man das wirklich als ‚ihre Zimmer‘ bezeichnen konnte.

Leeteuk hatte sie einfach in die nächstbesten Zimmer gesteckt, die in Reichweite gewesen waren.

So fanden sich die irrwitzigsten Konstellationen zusammen.

Sungmin, Yesung und Donghae in Ryeowooks Zimmer und Kyuhyun und Siwon in Sungmins Zimmer.

Und zum Schluss, Shindong und Eunhyuk und Ryeowook in Leeteuks Zimmer.

Zwar konnten die Männer nicht mehr mit einander kommunizieren, aber irgendwie endwickelten sie eine Art von Telepathie zueinander, denn sie schafften es zeitgleich den gleichen Gedanken zu haben.

Sie stürmten alle gleichzeitig zur den Türen der jeweiligen Zimmer, machten sie einen Spalt auf und schauten hinaus.
 

Doch was sie da sahen, war garantiert nicht das gewesen, was alle sich vorgestellt hatten.

Leeteuk lag weinend in Kangins Armen, während Kangin ihm beruhigend über den Rücken strich und ihm etwas ins Ohr flüsterte, zumindest sah es für die Männer danach aus.
 

***
 

Gina saß vor ihrem Stück Torte, den sie kaum angerührt hatte.

Sie nippte nur kurz an ihrem Eiskaffee und schaute auf ihre gefalteten Hände auf ihrem Schoß.

Sie wusste nicht so recht, wie anfangen sollte.

Schließlich wollte sie nicht, dass Ryeowook sich zu viele Sorgen machte.

Wie sollte sie ihm verklickern können, dass ihr bester Freund Richard tot war, abgemurkst von ihrem Ex-Verlobten?

Wie sollte sie ihm sagen können, dass Richard mehr als nur ein Freund für sie war?

Wie sollte sie es ihm erklären?

Tausende Gedanken schwirrten ihrem Kopf.

Es tat schon beinah weh, aber was, nein – wie sollte sie es ihm am besten erzählen?

Schließlich wollte Gina ihm nicht die harte Realität ins Gesicht klatschen, wie es ihr gestern Abend entgangen war.

Einfach so in die Fresse.

Nein, das würde sie nicht machen… sie musste es einfach sagen, auch eine Art, die nicht so brutal klingt.

Sie mochte Wookie; er war praktisch so etwas wie ein großer Bruder für sie, den sie nie hatte.

Aber wenn sie ihm erzählte, dass ein irre gewordener Ex-Verlobter ihr womöglich nach ihrem Leben trachtet, dann konnte der Kleine Probleme bekommen.

Mathias konnte ihn sonst als nächstes im irgendeinen See in Korea verschwinden lassen.

Nein – das dürfte nicht noch mal passieren, das ist sie Richard doch schuldig, aber auf der anderen Seite musste sie es Ryeowook erzählen, sonst würde sie sich mit diesem Geheimnis nur allein fühlen.

Und eigentlich war es doch ihr Plan gewesen, Wookie alles von heute Morgen zu erklären.
 

Gina seufzte auf.

„Also, Wookie“, sie sah nicht auf, um sich zu vergewissern, dass Ryeowook ihr zu hörte, nur ein Klimpern einer weggelegten Gabel verriet es ihr, dass Wookie ihr seine Aufmerksamkeit schenkte.

„Ich habe gestern Abend eine schreckliche Nachricht erfahren“, fuhr sie fort, „Also ich war gestern im Internet und habe mich über mein Heimatland schlau gemacht, schließlich bin ich schon einige Tage weg gewesen… Nachrichten, was so in den Tagen passiert war… ja, und dann habe ich plötzlich einen Artikel gelesen… der… der…“, sie schluchzte auf, ihre Hände ballten sich zu Fäusten.

Eine einzelne Träne bannte sich ihren Weg an ihrer Wange entlang.
 

Plötzlich spürte sie zwei warme Arme, die sich um ihren Körper schlangen.

Warmer Atem spürte sie an ihrem Hals.
 

„Wookie? Ich … ich…“

„Lass mich raten, deinem Freund Richard ist etwas zugestoßen… nicht wahr?“, flüsterte Ryeowook ihr zu und drückte sich noch fester an sie.

Sie nickte, „Ja“, hauchte sie kaum hörbar, „Was soll ich denn jetzt machen?“
 

„Iss erstmal dein Stück Torte und dann sehen wir weiter“, meinte Ryeowook und löste sich wieder von ihr, um wieder vor ihr Platz zu nehmen.

Gina nickte wieder und machte sich daran ihr Stück Torte zu verspeisen.

Während sie das tat, umschloss Wookies Hand ihre und strich immer und immer wieder sanft über diese.

Mit einem Mal spürte Gina, dass sie nicht mehr alleine war und dafür wird sie sorgen, dass es auch so bleiben wird.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  SchwarzeNami
2013-02-16T02:20:49+00:00 16.02.2013 03:20
wow... ich finde deine geschichte klasse...
du schaffst es an der einen stelle sehr gefühlvoll zuschreiben das man die verzweiflung von gina formlich spüren kann und auf der andern seite sind so lustige stellen dabei das ich tränen lachen musste ^^
finde die story sehr interessant... ich würde mich freuen wenn du weiter schreiben würdest, den du schaffst es einnen mit deiner geschichte zu fessel ^^


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