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Wolf´s Paws Beta-Version

Shadow of the Wolves
von

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1. Sleeples

Schweißgebadet wachte Lily auf und viel fast aus dem Bett. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie realisierte dass sie zuhause in ihrem Bett lag. Ihr Kopf hämmerte und ihr Herz überschlug sich fast. Zu allem Überfluss war ihr von dem plötzlichen aufschrecken auch noch schwindelig geworden und schwarze Punkte huschten vor ihren Augen hin und her. Als sich ihr Zustand endlich wieder beruhigt hatte, verließ sie ihr weiches Bett und trat ans geöffnete Schlafzimmerfenster. Die frische Julisonne, tauchte das Zimmer in ein helles warmes Licht und warf viele verschiedenen Schatten an die Wand.

„Schon wieder... Schon wieder dieser Traum“ murmelte sie vor sich hin. Ihr blickt wich vom Fenster auf den Wecker, der rechts neben ihrem Bett auf einem kleinen braunen Nachtisch stand. Neben dem Nachtisch stand ein schwarzes Bett für eine Person im japanischen Stil. Auf der anderen Seite des Zimmers breitete sich ein großer Kleiderschrank aus massivholz an der Wand aus, der schon ziemlich mitgenommen aussah. Daneben stand eine Zimmerpflanze, die sie von ihrer Tante vor einem Jahr zu ihren 24 Geburtstagen geschenkt bekommen hatte. Die Einrichtung des Zimmers passte absolut nicht zusammen, doch das störte sie weniger da sie wegen ihres Berufes sowieso selten zuhause war. Lily verzog das Gesicht als sie auf dem Wecker die Uhrzeit ablas. „15.30 Uhr… schon wieder habe ich den halben Tag verschlafen. Was ist nur los mit mir. Seit fast 2 Wochen geht das jetzt schon so.“ Ihre Gedanken kreisten wieder in ihrem Kopf und brachten sie zum wanken. Immer wieder huschten schatten in ihren Gedanken hin und her. Lily versuchte ein Bild daraus zu formen, schaffte es aber wieder nicht. Vor ungefähr 4 Wochen war sie von Leipzig, wo sie vor über einem Jahr ihr neues zuhause fand, nach North Carolina aufgebrochen um eine Reportage über die Cherokee-Indianer zu machen. Insgesamt gibt es bei den Cherokee´s sieben Clans. Dazu zählen der Wolf Clan oder Panther representing war (Aniwahya), der Small Bird Clan oder Eagle representing spirit (Ani Tsiskwa), der Blue Clan or Blue Holly representing Sky (Anisahoni), oder Deer Clan or Bison representing peace (Anikawi), der Twister Clan oder "Long Hair" representing day and night (Anigilohi), der Wild Potato Clan oder Tobacco representing flesh (Anigatogewi) und der Red Paint Clan representing death (Aniwodi). Nach langen Überlegungen entschied sie sich für den Wolf´s-Clan. Warum wusste sie selber nicht aber irgendetwas in ihrem Inneren, sagte ihr sie muss diesen Clan auswählen. Als Dokumentarfilmerin kann man nicht immer wählerisch sein dachte sie und flog kurzerhand für 4 Wochen nach Amerika.

Als sich ihr Blick wieder von der Uhr löste, meldete sich prompt ihr Magen zu Wort und signalisierte ihr, dass sie dringend etwas zu Essen auftreiben sollte. Sie schlüpfte in ihre zerrissene Jeans und ihr schwarzes enganliegendes Spaghetti-Top und marschierte in Richtung Küche. Auf den Weg dorthin huschte ihr ein Schatten über die Füße, der ihr beinahe einen Schrei entlockte. „Zeus“ sagte sie mit leicht wütender Stimme. „Mach das ja nicht noch einmal. Wegen dir bekomme ich noch einen Herzinfarkt. Und das mit gerade mal 25“. Zeus starte sie mit seinen großen grünen Augen an, gab ein genervtes Miauen von sich und stolzierte in die Küche, wo sein Napf stand. Zeus war Lilys bester Freund seitdem sie ihn vor einem Jahr gefunden und aufgepäppelt hat. Sein Fell ist braun/schwarz getigert mit weißen Pfoten und einem weißen Fleck auf der Stirn der aussah wie ein Pfotenabdruck. Von der Statur her gleicht er einer normalen Durchschnitskatze, wobei dieser Eindruck manchmal zu täuschen scheint. Immer noch verärgert und mit Herzklopfen, folgte Lily dem Kater in die Küche und öffnete die Kühlschranktür.
 

Vielleicht sollte ich dringend einkaufen gehen dachte Lily sich, als sie in die gähnende Leere ihres Kühlschrankes blickte und feststellte, das sie seid ihrer Rückkehr vor 2 Tagen nicht einmal einkaufen war. Verärgert machte sie die Tür wieder zu und verschwand in Richtung Badezimmer, welches auch nicht viel Größer als die restlichen Zimmer ihrer Wohnung war. Ihre Kleidung samt der Unterwäsche flog in großen Bogen in die Waschmaschine, die dringend wieder eingeschaltet werden musste. Doch dazu hatte sie jetzt keine Lust. Lily drehte das Wasser in der Dusche auf, schloss ihre Augen und lies sich von dem angenehmen Gefühl das die einzelnen Strahlen auf ihrer Haut hinterließen durchströmen. Lily stellte sich vor, dass sie in einem warmen Sommerregen stehen würde fern von allen Problemen und jeglicher Zivilisation. Vor ihrem geistigen Auge entstand eine weite Landschaft mit Bergen, Tälern und Wäldern im gedämpften Licht der Abendsonne. In der Ferne vernahm sie das Rauschen eines Wasserfalls, das sich fast schon wie Donnergrollen anhörte. Überall sah sie Tiere im hohen Gras die aber Lily gar nicht war zunehmen schienen, während über ihr einige Vögel durch die Lüfte glitten. Alles schien ihr so vertraut zu sein so als wäre sie schon einmal hier gewesen. Lily genoss den Anblick der friedlichen Umgebung fernab von dem alltäglichen Stadtlärm und lies sich verzaubern.
 

Eine ganze Weile verging, als sie ruckartig die Augen auf riss und schreiend aus der Dusche sprang. „Verdammt noch mal. Wie oft soll ich dem Vermieter noch sagen, dass irgendetwas mit meiner Dusche nicht stimmt.“ Das gerade noch so schöne warme Wasser, wurde urplötzlich Eiskalt und hatte überhaupt nichts Idyllisches mehr. Verärgert stellte sie das Wasser ab und suchte sich ein Handtuch das sie sich um ihren schlanken, sportlichen Körper wickelte. Das Handtuch welches Lily schließlich ergriff, war schon ziemlich alt und sehr verwaschen doch konnte sie sich davon bis heute nicht trennen. Das Motiv auf dem blauen Stoff, zeigte einen Wasserfall auf dessen Spitze ein Wolfsrudel mit gehobenen Köpfen stand, das gerade dabei war ein Lied anzustimmen. Über dem Rudel war ein großer runder Mond zusehen, der den Nachthimmel hell erleuchtete. Sie wusste dass es die besten Jahre hinter sich hatte, doch dieses Handtuch was sie schon seit Kindertagen besaß, war das einzige was ihr noch von ihrer Mutter geblieben war, nach dem sie vor über 10 Jahren ohne eine Nachricht verschwand.
 

Frisch geduscht und mit nichts weiter als einem Handtuch bekleidet, ging Lily in ihr Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Mit ihren 1.66 Meter war sie nicht gerade sehr groß, konnte aber ohne Probleme die drei Fächer ihres Schrankes überschauen. Vor ihr türmten sich verschiedene Pullover, Tops, T-Shirts und noch einige weitere Kleidungsgegenstände, die einfach in den Kleiderschrank geworfen wurden, weil sie wieder einmal keine Lust zum Zusammenlegen der Wäsche hatte. Lily inspizierte mehrere Minuten die ersten beiden Fächer des Schrankes und warf verschiedene Klamotten aufs Bett. Zu den Tops und T-Shirts gesellten sich noch einige Hosen, Röcke und Kleider. „So als nächstes kommt die Unterwäsche dran. Was könnte denn heute infrage kommen. Mh… Das? Nein, das auch nicht, der auch nicht. Wo hab ich denn… Ah da ist er ja“ Sie hielt einen schwarzen Tanga mit einem rüschenverzierten Saum und Weiß/Silber verzierten nähten in den Händen, den sie sich erst vor kurzen gekauft hatte, als sie mal wieder in der Stadt shoppen war. Außerdem war Lily eine dieser Personen, die gerne Laut über verschiedene Sachen nachdachte, was ihr schon manchmal peinliche Situationen beschert hatte.
 

Nachdem jetzt genauso viel Chaos hinter ihr wie vor ihr herrschte, probierte sie verschiedene Outfits an und mischte alles Mögliche untereinander bis ihr ein Outfit zusagte. Ihre sportliche Figur wurde von einer kurzen, blauen Hotpants mit ausgefranzten Enden und einem weißen bauchfreien Spagetti-Top mit dem Aufdruck: „Klein aber oho“ bedeckt. Dazu trug sie noch rosa/weiß gestreifte Beinstulpen, die sie sich von ihrer letzten Reise mitgebracht hatte. Vielleicht sollte ich mir noch schnell die Haare föhnen dachte sich Lily, als sie feststellte, dass ihre langen dunkelblonden fast schon braunen Haare den Umriss ihres schwarzen Spitzen-BHs auf dem Top abzeichneten.
 

Die Stadt war bei diesem schönen Wetter ganz besonders voll. Hunderte von Menschen schoben sich durch die Straßen und Gassen. Einige von ihnen beschwerten sich über die unerträgliche Hitze, andere kühlten ihr Gemüht mit Eis und kalten Getränken. Kinder spielten mit den kleinen Wasserfontänen die in der Innenstadt aus dem Boden kamen, während ihre Eltern ihnen mit Freude dabei zusahen. Lily mochte diese kleinen Spielereien ganz besonders gerne. Früher als Kind hat sie auch immer im Wasser gespielt als die Wärme unerträglich wurde. Selbst heute geht sie noch gerne Baden um sich abzukühlen. Aber nicht nur diese kleinen Sachen liebte sie an Leipzig so sehr, sondern auch die Architektur. Dazu zählte die Thomaskirche, die Nikolaikirche genauso wie das Romanushaus, ein historisches Barockgebäude in der Leipziger Innenstadt oder das Schillerhaus in Leipzig Gohlis, wo Schiller die Ode An der Freude schrieb. Lily wusste nicht wo sie anfangen sollte. Es gab so vieles was sie liebte oder noch nicht gesehen hat. An mehreren Stellen in der Stadt spielten Straßenmusiker für die vorbeiziehenden Menschenmassen und hatten Spaß dabei. Einen Musiker mochte Lily besonders gerne und hielt jedes Mal Ausschau nach ihm wenn sie in der Stadt unterwegs war. Er saß immer an der gleichen Stelle und spielte dort mit seiner schwarzen Westerngitarre, die mit goldenen Seiten und Zeichnungen verziert war. Der Mann müsste Ende zwanzig, Anfang dreißig sein, hat kurzes schwarzes Haar und einen sportlichen Körper. Jedes Mal wenn sie ihn sah, hatte er einen Hund an seiner Seite der gemütlich auf seiner Decke schlief und sich von nichts und niemanden stören lies. Manchmal legte Lily ihm auch Geld in seinen Gitarrenkoffer wenn sie nicht gerade wieder alles für neue Klamotten ausgegeben hatte. Auch dieses Mal saß er wieder an seinem gewohnten Platz und spielte mit seiner Gitarre. Sie konnte einfach nicht anders und musste wieder stehenbleiben und seiner Musik lauschen. Lily bekam eine Gänsehaut, als er anfing zu singen. Noch nie zuvor hatte sie ihn singen hören und war hin und weg. Seine Stimme klang so weich und gleichzeitig voller Energie. Es verging eine ganze Weile bis der Mann das Lied beendet hatte und eine Pause einlegte. Lily konnte nicht anders sie musste einfach zu ihm rübergehen. „Das war wunderschön“ brach es aus ihr heraus. Der junge Mann schaute sie lächelnd an. „Danke schön. Es freut mich dass es Ihnen gefallen hat“ entgegnete er ihr höflich. Erst jetzt merkte Lily dass sie wieder einmal laut gedacht hat.

Der Musiker lächelte sie weiter an. „Ich habe Sie schon öfters gesehen als ich hier gespielt habe.“ sprach er weiter. Lily merkte wie sie rot wurde denn wärme stieg in ihr Gesicht. Hoffentlich bemerkt er es nicht dachte sie sich insgeheim. „Ich wohne hier in der Nähe und bin daher oft in der Stadt… Ich heiße übrigens Lily“. Sie streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen so wie es sich gehört. „Maik“ sagte der junge Mann und schüttelte ihre Hand zur Begrüßung. „Sehr erfreut Sie ich meine dich kennenzulernen. Und die Schlafmütze neben mir ist Charly“. Als er seinen Namen hörte, öffnete Charly nur kurz die Augen, schaute zu Lily und schlief weiter. Lily konnte nicht anders sie musste einfach Lachen. „Er ist fast genauso schlimm wie mein Kater. Nur dass dieser es noch nicht mal für nötig hält überhaupt seine Augen zu öffnen. Außer wenn es etwas zu Fressen gibt.“
 

Maik und Lily unterhielten sich noch eine ganze Weile bis ihr durch das knurren ihres Magens wieder einfiel, dass sie eigentlich einkaufen wollte. Ein Blick auf ihr Handy sagte ihr dass es höchste Zeit wird sich auf den Weg zu machen. Sie verabschiedete sich von Maik und Charly mit dem Versprechen bald wieder vorbeizukommen und machte sich auf den Weg zum Einkaufszentrum. Nach einer Stunde war sie endlich wieder zuhause angekommen. Zeus wartet bereits an der Tür auf sie und sah nicht sehr erfreut aus. „Ich weiß ich war länger weg als ich wollte. Tut mir leid.“ Lily legte den Schlüssel auf das Regal neben der Tür und schob sich an Zeus in Richtung Küche vorbei um die Einkaufstüten abzustellen. Ihr Kater war zwar eine ganz schöne Nervensäge, aber keinesfalls dumm. Kaum hatte sie angefangen die Tüten auszupacken, strich er schon um ihre Beine herum. „Du weißt ganz genau dass ich was zu fressen dabei habe stimmt’s?“ Lily räumte den restlichen Einkauf ein, nahm eine Dose Katzenfutter und füllte diese in Zeus Schüssel. „So bitte sehr der Herr lass es dir schmecken. Und nun macht sich Frauchen auch erst einmal etwas zu essen“ Zeus schaute zu Lily gab ein fröhliches Miauen von sich und fing an zu fressen. Lily schaltete das Fernsehen an und machte es sich mit einer Tiefkühlpizza auf dem Sofa gemütlich und zappte durch das Abendprogramm.

2. Dreaming

Der Mond schien hell am dunklen Nachthimmel und warf große schwarze unheimlich aussehende Schatten auf den Boden. Der große See glänzte im Mondlicht wie reines Silber und spiegelte den sternenklaren Nachthimmel auf der Oberfläche wieder. Ringsherum standen meterhohe Bäume die so dicht waren, dass man nicht sehen konnte was sich dahinter verbarg. Unheimliche Geräusche von allen Seiten ließen Lily zusammenfahren. Sie fühlte sich so verloren, ganz alleine in diesem großen weiten Gelände noch dazu um Mitternacht. Der Laut einer Eule erschrak sie so sehr, dass sie einen Schrei von sich gab der alles andere als leise war. „Du blödes Vieh. Musst du mich so erschrecken?“ Natürlich würde die Eule ihr sowieso nicht antworten, dennoch konnte Lily sich diesen Kommentar nicht verkneifen. Langsam lief sie weiter um schnellstmöglich einen Weg raus aus dem Wald und weg von diesem unheimlichen Ort zu finden. Sie schaute in den sternenklaren Nachthimmel und merkte wie ihr die kühle Luft eine Gänsehaut verpasste. Zum Glück war es nicht Stockfinster hierdraußen, so dass man wenigstens etwas sehen konnte. Wenn auch nur Bäume und noch mehr Bäume dachte sie sich. „Wer auch immer den Ausdruck: „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“ erfunden hat, hatte genau diese Situation damit gemeint…“. Hinter ihr konnte sie das Knacken eines zerbrechenden Zweiges hören, was sie ruckartig herumfahren lies. „Wer ist da? Zeigen Sie sich ich bin bewaffnet“ brüllte sie in die Dunkelheit hinein. Doch niemand zeigte sich.
 

Nach diesem Schrecken, wollte sie nur noch schneller aus dem verdammten Wald heraus. Nur wusste Lily den Weg zurück nicht mehr und irrte weiter und ohne irgendeine Idee wo sie lang musste, an einen für sie schrecklichen Ort herum. Wieder lies ein knacken sie herumwirbeln. Lily wollte gerade den Mund öffnen um etwas zu sagen, als sie irgendetwas von den Füßen riss. Unsanft schlug sie auf den mit Moos bedeckten Boden auf so dass ihr sämtliche Luft aus den Lungen entwich und sie aufkeuchen lies. Ihre Brust fing an zu schmerzen und das Atmen viel ihr von Sekunde zu Sekunde schwerer. Lily konnte noch nicht einmal um Hilfe rufen. Andererseits, wer sollte mich hier schon hören dachte sie sich. Keuchend und nach Luft schnappend riss Lily ihre Augen auf und zu ihrer eigenen Verwunderung und mit Tränen in den Augen stellte sie fest, dass sie nicht auf einem Waldboden sondern in ihrem Bett lag und dass der stechende Schmerz den sie in ihrer Brust verspürte Zeus seine Krallen waren. Wütend und schimpfend, warf sie den Kater in hohem Bogen von sich runter und somit auch aus dem Bett. „Bist du bescheuert? Was denkst du dir überhaupt dabei?“ schrie sie Zeus hinterher der mittlerweile das Schlafzimmer verlassen hatte. Schmerzerfüllt rieb sich Lily ihre Brust und konnte nicht drum herum, nachzuschauen was für ein Andenken Zeus ihr hinterlassen hat. Auf ihrer Brust zählte Lily ganze vier kleine Löcher, die zu allem Überfluss auch noch bluteten. Sie zog ihre dünne pinke mit weißen Blumen verzierte Sommerdecke zur Seite, schlüpfte in ihre Hausschuhe und ging ins Bad, um sich erst einmal zu verarzten. Anschließend ging sie wieder in ihr Schlafzimmer und verzog das Gesicht als sie feststellen musste, dass der Wecker wieder einmal auf Nachmittag stand. Um genau zu sein, zeigte der kleine schwarze Wecker den sie bei einer Verlosung gewonnen hatte in roten leuchtenden Zahlen 15.45 Uhr an. Langsam wünschte sich Lily dass sie doch niemals nach North Carolina gereist wäre. Hätte sie die Reise niemals unternommen, hätte sie diese Albträume erst gar nicht bekommen. Lily blickte noch einmal grimmig zu dem Wecker hinüber und verschwand in die Küche um sich erst mal einen Cappuccino zu machen und vielleicht etwas zu frühstücken, wobei man es schon fast als Abendbrot bezeichnen konnte. Nach zwei Tassen Cappuccino und vier scheiben Toast mit Schmierkäse und Wurst, zog sie sich ein paar Klamotten an, die sie von ihrer gestrigen Schrankausräumaktion noch rumfliegen hatte und ging ein wenig an die frische Luft.

Nicht weit von ihrer Wohnung, war ein kleiner Park in dem Lily gerne spazieren ging um den Kopf frei zu bekommen und neue Energie zu tanken. Sie liebte die Natur schon als kleines Mädchen sehr. Auch wenn sie jetzt nicht gerade viel größer ist. Sie setzte sich auf eine Parkbank, atmete tief ein und konnte merken, wie sich ihre Lungen mit frischer Luft füllten. Der Park war eines ihrer Lieblingsziele um nachzudenken. Vor ihr erstreckte sich eine große Rasenfläche mit verschiedenen Bäumen. Hinter ihr war ein kleiner Teich wo sich Enten tummelten. Über den Teich, führt eine Brücke auf die andere Seite des Parks wo einige junge Leute es sich auf dem Rasen bequem gemacht hatten und fröhlich lachten. Über ihr strahlte die Sonne so hell, als ob es kein Morgen mehr geben würde und überall war Vogelgesang zu hören. Lily kramte das Handy aus der Hosentasche und entsperrte es mit einer kurzen Bewegung ihres Zeigefingers. Sie scrollte durch ihr Adressbuch und las laut vor. „Hausarzt“ Im selben Augenblick hörte sie von der Seite eine ihr sehr bekannte Stimme. „Bist du etwa krank?“ fragte die Stimme. Als sich Lily zur Seite drehte, stand nicht weit von ihr entfernt Maik, der sie fragend ansah. „Wie kommst du den darauf? Sehe ich krank aus?“
 

„Du hast Hausarzt gesagt“. Erst jetzt realisierte Lily dass sie wieder und ohne es zu merken laut ihre Gedanken von sich gegeben hat. „Nein mir geht’s gut. Ich habe nur mein Telefonbuch durchgesehen“ Maik sah sie immer noch fragend an. „Was ist? Glaubst du mir etwa nicht?“ „Du sitzt hierdraußen auf einer Parkbank und plötzlich kommt dir die Idee dein Telefonbuch durchzusehen? Nein das glaube ich dir wirklich nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Musst du ja auch nicht. Aber ich dachte bei dem schönen Wetter, kann ich das auch an der frischen Luft machen und muss dafür nicht in der Wohnung hocken“. Das Gebüsch vor ihr fing an zu rascheln und einige Sekunden später, tauchte Charly´s Kopf vor ihr auf und starrte sie an. Der Anblick war so komisch, dass Lily laut anfing zu lachen und Mühe hatte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Charly was machst du denn da?“ brachte Lily unter Lachen heraus. Mit einem Satz sprang der schwarz/braune Hund aus dem Gebüsch und zum ersten Mal, konnte Lily ihn komplett sehen. Er hatte eine stattliche Größe und ging ihr bis über die Knie. Sein langes gepflegtes Fell war schwarz/braun gemustert. Unter dem Kopf bis hin zum Bauch hatte er helles weißes Fell, was Lily vorher gar nicht aufgefallen war. Um die Augen herum in Richtung Schnauze, hat er einen Farbverlauf von hellbraun zu dunkelbraun der sich auch an seinen Beinen erstreckte. Seine Pfoten waren allerdings Schneeweiß. Auf der Stirn hat er einen kleinen weißen rautenförmigen Fleck.
 

„Was für eine Rasse ist Charly eigentlich?“ wollte Lilly wissen und schaute Maik fragend an. „Der kleine hier ist ein Border-Collie Mischling“ „Der kleine? Ein paar Zentimeter mehr, und er ist größer als ich.“ Charly hatte sich in der Zwischenzeit mit einem Ball im Maul vor Lily gesetzt und wartete nun darauf, dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte. „Er scheint dich zu mögen.“ Maik deutete mit einer Geste in Richtung Charly, der immer noch vor ihr saß und sie fixierte. Lily streckte ihre Hand aus, woraufhin Charly den Ball fallen ließ und ein paar Schritte zurückging. „Na willst du spielen mein Junge?“ Charly blickte sie schwanzwedelnd an und gab ein erfreutes Bellen von sich. „Ich nehme mal an, das heißt ja.“ Sie holte einmal kräftig aus und warf den Ball weit über die Wiese. Charly wartete gar nicht erst bis der Ball aufgekommen war, sondern sprintete sofort nach dem Wurf wie ein Marathonläufer los um den Ball zu fangen. Es dauerte auch nicht lange, bis Charly schwanzwedelnd mit dem Ball zurück kam und diesen Lily vor die Füße legte, damit sie ihn noch mal warf. „Ok einmal werfe ich ihn noch“ grinste Lily. Wieder warf sie den Ball weit über die Wiese und wieder rannte Charly los und brachte den Ball zurück.
 

Das Spielen mit Charly hatte Lily so sehr abgelenkt, dass sie ganz vergessen hatte was sie eigentlich machen wollte. Sie schaute auf ihr Handy und stellte fest, dass die Arztpraxis mittlerweile geschlossen hatte. Sie steckte ihr Handy wieder in die Hosentasche und stand von der Bank auf. „Gehen wir ein Stück?“ wollte sie von Maik wissen. Er zuckte mit den Schultern. „Klar wieso nicht. Meinetwegen gerne.“ „Also erzähl mal. Was machst du eigentlich hier? Ich dachte du würdest wieder in der Stadt sitzen und Musik machen.“ „Ich mache zwar für mein Leben gerne Musik, aber die ganze Zeit in der Stadt sitzen kann ich Charly nicht zumuten. Der kleine braucht auch mal seinen Auslauf.“ Lily fand es faszinierend wie sehr er sich um seinen Hund kümmerte. Sie kannte auch einige Menschen, denen das Wohlbefinde ihres Hundes am Allerwertesten vorbei ging, was sie absolut nicht tolerierte. „Wie alt ist Charly eigentlich? Ich würde so auf drei oder vier Jahre tippen.“ So voller Energie wie er war konnte sie eigentlich nicht so sehr daneben liegen. „Du bist gut.“ grinste Maik. „Er ist dreieinhalb um genau zu sein und ein richtiges Spielkind.“ Charly beachtete die beiden im Moment eher weniger. Er war viel zu fasziniert von den Enten die am Ufer des Teiches schnatterten. Eine schwarz-braun gefleckte Ente kam an den kleinen Zaun, der um die Grünfläche die um das Ufer herum war auf Charly zu und fauchte ihn an. Er sprang mit einem Satz zurück und schaute den Erpel verdutzt an. „Kann es sein, das Charly noch nicht so viele Enten gesehen hat?“ Sie schaute Charly gespannt zu, wie er wohl darauf reagieren würde. „Die eine oder andere hat er schon gesehen, aber ich vermute er hat sich gerade eher mehr erschrocken, weil es die erste ist die in anfaucht.“ Auf Lilys Gesicht machte sich ein lächeln breit. Der Anblick war einfach zu komisch.

Charly näherte sich der Ente wieder bis auf wenige Meter und wollte sie gerade beschnüffeln, als der Erpel erneut ein fauchen von sich gab. Doch dieses Mal sprang Charly nicht weg, sondern bellte den Erpel an, so dass dieser stattdessen reisausnahm. Maik und Lily konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Charly war ja so süß dachte sie sich. Und sein Herrchen ist auch nicht von schlechten Eltern folgte dem ersten Gedanken. Langsam versank die Sonne am Himmel, doch Lily hatte noch keine Lust nach Hause zu gehen. Sie wollte lieber noch eine Weile mit Maik und Charly zusammen sein. Eine Stunde noch dann gehe ich wirklich nach Hause und arbeite noch ein wenig nahm sich Lily vor. Nach der Verabschiedung von Maik und Charly, ging sie langsam in Richtung Wohnung, obwohl sie eigentlich immer noch keine Lust hatte. „Was muss, dass muss.“ sagte sie vor sich her. Sie hoffte dass der kleine Ausflug den sie unternommen hatte, ihr eine ruhigere Nacht als die letzten bescherte, zumal sie eigentlich alleine spazieren gehen wollte, um den Kopf freizubekommen und dann doch alles anders kam als gedacht. Sie hatte nämlich überhaupt nicht damit gerechnet, ausgerechnet Maik zu begegnen was allerdings sehr erfreulich für sie war. Obwohl es mittlerweile schon dunkel geworden war, waren immer noch so viele Menschen auf den Straßen unterwegs, dass Lily länger als normal zu ihrer Wohnung brauchen würde. Daher beschloss sie einen anderen Weg zu nehmen, der eigentlich viel länger war, aber in Anbetracht der Situation sogar schneller gehen würde. Der Weg führte sie durch ein paar abgelegene Seitengassen die Lily eine leichte Gänsehaut verpassten. Ausgerechnet wenn sie einmal diesen Weg nimmt, sind die meisten Lampen kaputt. Das ist ja mal wieder ganz klasse. Am Ende der Gasse wurde es wieder heller und sie befand sich auf ihrem eigentlichen Weg zu ihrer Wohnung, der ihr wesentlich lieber war. Ein Vibrieren gefolgt von einem lauten Klingelton signalisierten ihr, dass sie gerade einen Anruf bekam. „Carter?“ meldete sich Lily. Obwohl sie ihren Nachnamen warum auch immer, nicht sonderlich mochte. „Lily. Lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir? Seid du wieder aus North Carolina zurück bist, hat man von dir kein Ton mehr gehört.“ Sie erkannte die Stimme am anderen Ende sofort. „Tony du weißt doch dass ich mich nach längeren Reisen immer ein wenig ausruhe bevor ich mich wieder in die Arbeit stürze.“ Schweigen herrschte für einige Sekunden in der Leitung. „Ja ein wenig. Aber du meldest dich ja noch nicht einmal. Und dass gleich über zwei Wochen nicht. Glaubst du da macht man sich keine Sorgen?“ hielt ihr Tony vor. „Es ist nicht das erste Mal. Das weißt du genau. Ich hätte mich früher oder später schon gemeldet.“ konterte Lily. Obwohl sie genau wusste was er meinte. „Ja früher oder später. Aber wohl eher später. Hätte ich mich nicht gemeldet, hätte ich immer noch nichts von dir gehört.“ Lily schwieg. Dann sagte sie: „Ich brauche einfach noch ein bisschen Zeit. Das ist alles.“ Sie merkte dass Tony tief luftholte und seufzte. „Okay weil du es bist. Aber wenn ich in den nächsten zwei Wochen nichts von dir höre, komme ich persönlich vorbei.“ Das wollte Lily nun wirklich nicht und versprach ihm, sich sobald es ihr wieder besser geht zu melden.

3

Auch die folgenden Nächte, brachten Lily nicht die erhoffte Ruhe die sie so sehr ersehnte. Ständig wurde sie von diesen merkwürdigen Alpträumen heimgesucht, die ihr den Schlaf raubten. Mittlerweile sind seid ihrer Rückkehr vier Wochen vergangen. Wie versprochen hatte sie sich bei Tony gemeldet, um einen ungewollten Besuch von ihm zu entgehen. Ihre Treffen mit Maik wurden auch regelmäßiger so dass sie sich mittlerweile mehrmals die Woche sahen. Sollte ihre Einsamkeit nun endlich ein Ende haben? Hatte sie endlich jemanden gefunden der an ihrer Seite ist? Lily wusste nicht ob Maik für sie ebenfalls irgendwelche Gefühle hegte, oder ob sie für ihn nur eine gute Freundin war. Aber sie kannte ihre eigenen Gefühle nur zu gut. Ihre ganzen Sorgen und Ängste waren wie weggespült wenn sie mit ihm zusammen war. Sie musste ihn unbedingt fragen was sie für ihn war, ob er mehr als nur Freundschaft verspürte oder ob sie sich umsonst Hoffnung machte. Doch das musste erst einmal warten da sie heute einen Termin bei ihrem Hausarzt hatte. Knapp sechs Wochen mit diesen Träumen war für sie endgültig genug und bewegte sie letzten Endes dazu, sich einen Termin für ein Gespräch zu machen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr dass sie noch über eine Stunde Zeit hatte. Was sollte sie bloß noch solange machen fragte sie ihre innere Stimme, die jedoch auch keine Antwort wusste. Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche, entriegelte die Tastensperre und rief Tony an. Ein fröhliches: „Hallo Lily mein Schatz.“ erklang am anderen Ende der Leitung. „Tony. Wie oft habe ich dir schon gesagt das ich nicht dein Schatz bin?“
 

„Jedes Mal wenn wir telefonieren denke ich.“ erwiderte er. „Dann gewöhne es dir endlich ab.“ Lily klang hörbar genervt, doch das interessierte Tony genauso wenig, wie die letzte Wasserstandsmeldung vom Nil. Er liebte es sie mit Kosenamen aufzuziehen und freute sich jedes Mal innerlich wie ein kleines Kind, wenn sie sich darüber aufregte.

„Gibt es etwas Neues von unserer letzten Dokumentation? Haben sich noch irgendwelche Sender gemeldet die daran Interesse haben?“ bohrte Lily nach.

„Nein nichts Engelchen. So etwas dauert seine Zeit. Ich habe schon mehreren Sendern geschrieben und warte noch auf eine Rückmeldung.“ mehr konnte er ihr leider nicht sagen. Viele Sender hatten ihre eigenen Filmteams, die sie zu Dreharbeiten entsandten, was die Auftragslage für Freiberufler erschwerte. „Okay. Halte mich auf dem laufenden und sag Bescheid wenn sich irgendetwas ergibt.“ Lily wollte gerade auflegen als Tony ins Telefon rief: „Willst du heute nicht mal im Büro vorbei schauen? Wir könnten auch zusammen etwas essen gehen wenn du magst.“ Darauf hatte Lily nun wirklich keine Lust gehabt. „Tut mir leid Tony, aber heute habe ich keine Zeit. Ich habe gleich noch einen Termin. Bis bald.“ mit diesen Worten beendete sie das Telefonat, und steckte ihr Handy wieder in die Tasche. Verdammt dachte sich Lily. Wieso meldet sich dieses Mal kein Sender und kündigt Interesse an ihrer Dokumentation an.

Wieder schaute sie auf die Uhr. „Gerade mal zehn Minuten vergangen? Egal dann mache ich mich schon mal langsam fertig.“ Sie schlenderte zuerst in ihr Schlafzimmer und anschließend ins Badezimmer, bevor sie die Wohnung verließ und die Tür hinter sich zuschloss. Da ihr Arzt etwas weiter weg war, entschied sie sich die Straßenbahn zu nehmen. Zum Glück war die Haltestelle einen Katzsprung von ihrer Wohnung entfernt. Sie stieg in die Linie 4 Richtung Gohlis - Landsberger Str. und suchte einen Sitzplatz. Gott sei Dank, war die Straßenbahn nicht sonderlich voll. Sie mochte keine überfüllten Bahnen oder Busse. Lily hatte zwar keine Platzangst, aber sie liebte ihren Freiraum. Außerdem wäre die Wärme in einer vollen Bahn unerträglich gewesen. Noch mehr als sie es sowieso schon war.

Ungefähr fünfzehn Minuten später stand Lily vor der Tür ihres Hausarztes. Zögernd betätigte sie die Klingel und wartet auf das Summen des Türöffners. Als sie die Praxis betrat, stieg ihr der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase und brachte sie beinahe zum Niesen. Eines der Gerüche die ich absolut nicht ausstehen kann, dachte sich Lily. Sie legte ihre Krankenkarte auf die Theke und bezahlte die zehn Euro Praxisgebühr nur wiederwillig.

Das Wartezimmer war bis auf wenige Plätze für diese Uhrzeit sehr gut gefüllt fand sie. Eine Stimme die sich als die Schwester von Empfang herausstellte, rief einen Patienten nach dem anderen auf, bis nur noch vier Leute vor ihr waren. Die Zeit schien dieses Mal gar nicht zu vergehen. Noch ein Grund mehr wieso Lily es hasste zum Arzt zu gehen. Noch dazu gab es nicht einmal Zeitschriften, die wirklich interessant waren. Nach einer Wartezeit von über zwei Stunden, durfte sie endlich eines der drei Behandlungsräume betreten. Der Raum war nicht sehr groß, bot aber Platz für einen Schreibtisch, eine Liege sowie diversen Schränken mit allem möglichen Zeugs drauf. Hinter ihr Stand ein weißer Raumteiler wo die Möglichkeit bestand sich seiner Kleider zu entledigen, was sie aber auf keinen Fall vorhatte. An den weißen Wänden hingen verschiedene Poster von Muskeln, Knochen und sonstigen Menschlichen Körperteilen. Lily schaute zur Decke hoch die eine Höhe von mindestens drei bis vier Meter haben musste und fragte sich wer dort oben wohl sauber machte und wie um alles in der Welt die Glühbirnen ausgetauscht werden. Ein knarren der Tür riss sie aus ihren Gedanken und lies sie zur Seite schauen. Ein Mann Mitte dreißig mit Brille und kurzen Blondbraunen Haaren und komplett in Weiß gekleidet betrat den Raum. Er begrüßte sie freundlichen mit einem kurzen Händedruck und setzte sich auf seinen schwarzen Drehstuhl der hinter seinem Schreibtisch stand. „Hallo Frau Carter. Lange nicht gesehen. Wie geht es Ihnen? Was kann ich für Sie tun?“ seine Stimme klang ruhig und sanft so wie man es von einem Arzt erwarten würde. Auch wenn nicht alle Ärzte so waren die Lily kannte.

„Mir geht es soweit ganz gut. Allerdings habe ich seit meiner Rückkehr einige Probleme, was das Schlafen anbelangt.“

„Stimmt. Sie hatten sich vor ihrer Reise noch ein paar Impfungen abgeholt. Wo waren sie noch gleich gewesen?“ Lily dachte an die vielen Spritzen die sie bekommen hatte und rieb sich automatisch ihr Schulter. „In North Carolina. Für eine neue Dokumentation.“

„Voller Erfolg auf ganzer Linie nehme ich an?“

„Schön wär’s ja. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich das noch ändern wird.“ das hoffte Lily wirklich da sonst die ganze Reise umsonst gewesen wäre.

„Dann erzählen Sie mal von ihren Schlafproblemen.“

Lily fing an von ihrer Reise und der Rückkehr zu erzählen und das sie diese Probleme und Träume jetzt schon über sechs Wochen hatte. Er hörte ihr aufmerksam zu. Als Lily ihr aktuelles Problem ausführlich geschildert hatte, gab der Arzt ein langgezogenes „mhhhhh“ von sich.

„Also Frau Carter.“ fing er an. „Für mich klingt es nach einem psychischen Problem. Haben Sie dort unten vielleicht irgendetwas erlebt oder ist Ihnen irgendetwas wiederfahren?“ wollte er wissen. Lily sah ihn nachdenklich an. „Nein. Nichts an das ich mich erinnern könnte. Es war eigentlich eine ganz normale Reise wie immer.“

„Irgendetwas muss diese Träume ausgelöst haben. Stellt sich jetzt allerdings die Frage was.“ Er gab etwas in seinen Computer ein und notierte anschließend einige Sachen auf einem Zettel. „Ich werde Ihnen ein leichtes Schlafmittel und ein pflanzliches Medikament aufschreiben. Sollte das nicht helfen, kommen Sie bitte in einer Woche noch einmal vorbei. Dann müssen wir sehen wie wir in dieser Sache weiter vorgehen.“

Lily bedankte sich mit einem Händedruck und verließ das Behandlungszimmer. An der Rezeption gab ihr die Schwester die beiden Rezepte wovon eines grün war, was für sie hieß dass sie dieses Medikament selber bezahlen durfte.

Zum Glück war in der Nähe eine Apotheke wo sie die beiden Rezepte einlösen konnte. „Das macht dann insgesamt fünfzehn Euro“ sagte die ältere Dame an der Kasse. Lily kramte ihr Portmonee hervor und zog das Geld heraus. Toll schon wieder alles weg dachte sie sich und legte das Geld auf den Tresen. Lily verließ die Apotheke und ging zu Fuß zurück in die Stadt. Sie wollte unbedingt nachsehen, ob Maik wieder an seinem Stammplatz saß und spielte. Sie brauchte fast dreißig Minuten doch das störte Lily nicht, da sie langes laufen gewöhnt war. Sie sah sich suchend um, fand ihn allerdings nicht. „Wo steckt er schon wieder.“

„Hier stecke ich.“ Lily drehte sich auf der Stelle um und stieß fast mit Maik zusammen. „Na, na nicht so stürmisch junge Frau. “ lachte er. Lily wurde knallrot im Gesicht.

„Habe ich etwa wieder laut gedacht?“

„So könnte man es sagen aber macht ja nix. Hat ja sonst niemand gehört.“
 

„Es reicht schon dass du es gehört hast. Ich sollte echt besser aufpassen.“ Ein grinsen machte sich auf Maik´s Gesicht breit und er tätschelte ihr den Kopf. Das war eines der vielen Dinge, die Lily gar nicht mochte.

„Lass das. Sehe ich etwa aus wie ein Hund?“

„Wärest du ein Hund, würde ich dir jetzt noch ein Leckerlie geben und den Bauchkraulen.“ Lily´s Fantasie konnte nicht wiederstehen, ihr Bilder in den Kopf zu projizieren, in dem sie auf dem Rücken liegt und er sie kraulte. Schnell schüttelte sie den Kopf und versuchte diese Gedanken fort zu scheuchen, obwohl sie nichts dagegen einzuwenden hätte. „Bis auf das Leckerlie hätte ich nichts dagegen.“ Flüsterte Lily kaum hörbar.

„Hast du gerade etwas gesagt?“

„Ich? Nein wie kommst du darauf?“ Verdammt – Lily halt die Klappe und pass besser auf was du wann von dir gibst, ermahnte sie sich selber. „Warum spielst du denn heute nicht? Keine Lust oder hast du jetzt einen anderen Platz?“ mit fragendem Blick schaute sie zu Maik hoch.
 

Am liebsten würde ich dich jetzt Küssen und deine Lippen schmecken. An was denke ich hier eigentlich schon wieder? Schluss. Es machte Lily verrückt nicht zu wissen wie seine Gefühle ihr gegenüber waren.

„Ich hatte heute Morgen schon ein wenig hier gespielt. Aber heute ist nicht so viel los. Muss wohl an der Wärme liegen. Was hältst du davon, wenn wir Eis essen gehen?“

Lily musste nicht lange überlegen und antwortete rasch: „Aber nur wenn du mich einlädst.“ denn Eis war eines der Dinge, mit dem man sie schnell rumbekam. Erst jetzt bemerkte sie, dass Charly gar nicht bei ihm war.

„Wo ist denn Charly? Hast du ihn alleine zu Hause gelassen?“

„Er bist bei einer Freundin, die heute auf ihn aufpasst.“ Lily fühlte einen Stich in ihrer Brust, so als ob jemand ihr eine Nadel hineingerammt hätte. Oh bitte lass ihn keine Freundin haben, dachte sie sich. Vorsichtich versuchte Lily in Erfahrung zu bringen, wer diese geheimnisvolle Freundin war. „Du sag mal, wenn wir so oft zusammen etwas unternehmen, wird deine Freundin dann nicht eifersüchtig?“

Maik´s Blick wirkte sehr überrascht. „Meine Freundin? Wie um alles in der Welt kommst du da drauf, dass sie meine Freundin sei. Ich sagte eine Freundin passt auf ihn auf nicht meine.“ Lily biss sich auf die Unterlippe: Na toll wieder ein Fettnäpfchen, in das ich getreten bin.

„Tut mir leid. Es geht mich ja auch nichts an. Ich wollte nur nicht, dass du ärger wegen mir bekommst.“

„Ist schon ok Lily. Aber danke, dass du dir Sorgen um mich machst.“
 

Zusammen machten sie sich auf den Weg, in das nahegelegene Eiscafé, welches nur wenige Meter entfernt war. Kaum angekommen, schnappte sich Lily die Eiskarte und studierte diese ausführlich. Sie konnte sich nie entscheiden was sie nehmen sollte, weil die Auswahl einfach viel zu groß war. Nach geschlagenen zehn Minuten hatte sie sich endlich für einen Eisbecher entschieden, was aber nicht hieß dass die anderen Sorten ihr weniger zusagten. Allerdings musste sie sich irgendwann ja mal für einen Bescher entscheiden. Als die Bedienung zum zweiten Mal vorbei kam, bestellte sie sich einen großen Eisbecher mit extra vielen Erdbeeren und viel Schlagsahne. Sie liebte Erdbeeren und Schlagsahne abgöttisch und konnte nicht wiederstehen. Maik hingegen, bestellte sich einen Früchtebecher mit Likör und verschiedenen Eissorten. „Hoffentlich hältst du mich nicht für verfressen. Aber bei Erdbeeren kann ich einfach nicht wiederstehen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ist schon ok. Jeder von uns hat eine Schwäche.“ Lily starte ihn schon beinahe an. Es dauerte eine Weile. Doch dann konnte Lily nicht anders. „Ach wirklich?“ platzte es aus ihr heraus. „Und welche ist deine Schwäche?“ Gerade als Maik zu einer Antwort ansetzen wollte, kam die Bedingung mit dem Eis, das sie vor zehn Minuten bestellt hatten. Lily musterte den großen Eisbecher der vor ihr stand. Er war bis obenhin mit leckeren Erdbeeren gefüllt, die mit einer weißen Decke aus Schlagsahne bedeckt waren. An der Seite steckte eine Rohrförmige Waffel. Ihr lief das Wasser förmlich im Mund zusammen. Das musste auch Maik bemerkt haben denn er sagte lächelnd zu ihr: „Wenn du den Becher weiter so anstarrst, fängst du noch an zu sabbern.“ Doch Lily nahm den Satz gar nicht war. Sie war zu sehr von ihrem himmlisch aussehenden Erdbeerbecher abgelenkt, der fast schon zu schade zum Essen war. Genüsslich nahm sie den ersten Bissen zu sich. Wie sehr hatte sie das leckere Eis vermisst als sie in Amerika war. Zugegeben in North Carolina gab es auch leckeres Eis, aber dieses Eis hier war ihr von allem noch am liebsten. Es dauerte nicht lange und Lily hatte bereits über die Hälfte des Eisbechers aufgegessen. Maik hingegen hatte gerade mal ein Viertel seines Bechers leer. Sie redete sich ein, dass es an den vielen verschiedenen Früchten lag, dass er etwas länger brauchte als sie. Zugegeben – es sind wirklich sehr viele Früchte, dachte sie sich. Neben Melonen, Ananas und Kiwis sah sie noch Bananen, Erdbeeren und Mangos.

„Da hast du dir aber was vorgenommen. Schaffst du das überhaupt alles?“ Maik steckte sich den Löffel in den Mund und kaute genüsslich auf einer Melone. Nachdem er diese runtergeschluckt hatte, beantwortet er Lily´s Frage mit einem knappen „Japp“ und schob sich den nächsten Löffel hinterher.
 

Nachdem beide fertig mit essen waren, entschieden sie sich noch ein wenig in den Park zu gehen, um das schöne Wetter zu genießen. Heute waren sogar noch mehr Menschen dort als an den anderen Tagen stellte sie fest. Ein paar Meter weiter stand eine Bank, auf die sie sich setzten. Sie musste es endlich wissen. Sie musste endlich wissen, wie er zu ihr steht. Sonst würde sie noch verrückt werden, wofür die Träume schon genug sorgten. Sie holte tief Luft und wollte gerade mit der Frage rausplatzen, als ihr Handy anfing zu klingeln. Verdammt – ausgerechnet jetzt. Genervt schaute Lily auf das Display. Tony. Wer auch sonst könnte zu einem solch unpassenden Zeitpunkt anrufen.

„Was?“

„Hey, hey nicht so forsch Schätzchen.“

„Wie oft habe ich dir schon… ach egal. Was willst du? Du störst gerade ein wenig“ knurrte Lily ihn an. Sie biss sich auf die Zunge. Sie hätte ihm nicht sagen sollen dass er stört. Denn jetzt würde er sie ausquetschen wie eine Zitrone.

„So so ich störe also? Wobei denn? Gehst du mir etwa fremd?“ grinste er hämisch.

„Tony – wie soll ich dir fremdgehen, wenn wir noch nicht einmal etwas miteinander haben und dieses auch niemals der Fall sein wird?“

„Autsch. Das verletzt jetzt aber meine Gefühle.“

„Jetzt sag endlich was du willst. Ich habe heute noch etwas anderes zu tun, als dir jedes Wort aus der Nase zu ziehen.“ Ihre Stimme klang jetzt nicht mehr genervt sondern sauer. „Herrje… komm wieder runter. Ich wollte dir nur sagen, dass ich eine Rückmeldung wegen deiner Doku bekommen habe. Ich habe dir die Kontaktdaten bereits per Mail zugesendet.“ Endlich mal eine gute Nachricht dachte sie. „Danke für die Info. Ich werde mich nachher darum kümmern. Aber jetzt habe ich etwas anderes zu tun. Ich melde mich bei dir.“

„Lily was ma…“ Sie beendete das Gespräch und ließ ihn gar nicht weiter zu Wort kommen, sonst würde er sie mit Fragen löchern und das wollte Lily im Moment absolut nicht. Erst jetzt stellte Lily fest, dass Ihr gar nicht aufgefallen war, dass Maik sie während des gesamten Telefonates beobachtet hatte. Diese Erkenntnis ließ sie leicht erröten. Also auf ein Neues. Dieses Mal war sie fest entschlossen, ihn auf das Thema anzusprechen. Komme was da wolle. Sie sah ihn in die Augen, holte tief Luft und wollte erneut zum Fragen ansetzen, als sie plötzlich seine Lippen auf ihren spürte. Regungslos vor Schreck, saß sie einfach nur da und starte ihn an. Oh mein Gott. Er hat mich geküsst. Das ist doch nur ein Traum. Das ist gerade nicht wirklich passiert. Ihre Gedanken überschlugen sich regelrecht und Schmetterlinge flogen in ihrem Bauch hin und her. Langsam löste er den Kuss und Lily spürte einen kühlen Luftzug an der Stelle, wo gerade noch seine weichen, warmen Lippen waren.
 

„Ich muss jetzt gehen“ sagte er leise „Aber wir werden uns schon bald wiedersehen… Das verspreche ich dir.“ Noch bevor sie wieder Herr ihrer Sinne war, stand er auf und verließ den Park.

4. Yearning

Vier Tage sind nun vergangen seitdem Maik sie geküsst hatte. Lily kam es immer noch wie ein Traum vor, wobei dieser Traum zu den sonst unerwünschten Alpträumen eine angenehme Abwechslung gewesen war. Sie berührte ihre Lippen an der Stelle wo sich vor kurzem seine befanden. „Nein, das war kein Traum. Es war real gewesen.“ Lily schwebte immer noch auf Wolke sieben war aber zugleich verletzt, dass er sich seitdem nicht mehr bei ihr gemeldet hatte.

Sie haute sich mit der flachen Hand gegen den Kopf.

„Ich Rindvieh – Wie soll er sich bei mir melden, wenn ich ihm nicht einmal meine Nummer gegeben habe.“ Sie hätte sich selbst für dieses Versäumnis ohrfeigen können. Stattdessen stand sie von ihrem weichen Bett auf, ging in die Küche und machte sich einen Kaffee. Während die Kaffeemaschine fröhlich vor sich hin blubberte, viel Lily´s Blick auf den leeren Fressnapf von Zeus. Sie sah sich suchend um. „Wo steckt der Kater nur schon wieder? Egal wenn ich ihm etwas zu Fressen hinstelle, taucht er schonwieder auf.“

Und tatsächlich. Es dauerte nicht lange und Zeus kam aus dem Wohnzimmer schnurstracks in die Küche getigert und machte sich über das Nassfutter her. Mittlerweile war der Kaffee ebenfalls durchgelaufen und Lily füllte sich eine große Tasse mit dem schwarzen Getränk, lies aber noch ein wenig Platz für drei Löffel Zucker und ein wenig Milch. Ihr gedankenverlorener Blick schweifte durch den Raum und blieb an den Tabletten hängen, die sie von ihrem Hausarzt verschrieben bekommen hatte.

„Ihr blöden Dinger, hälft auch nicht gegen meine Träume.“ schimpfte sie die Tabletten an. Sie legte den Kopf auf ihre Arme und schloss die Augen. Kurzdarauf sah Lily wieder diese merkwürdigen Schatten, die sie zu gerne identifizieren würde. Doch jedes Mal wenn sie kurzdavor war etwas zu erkennen, wachte sie entweder auf oder wurde durch irgendetwas gestört. Was sie aber noch vielmehr nervte, war die Tatsache dass die Medikamente absolut nicht halfen. Was war nur los mit ihr? Konnte ihr überhaupt jemand helfen? Und warum um alles in der Welt verschwand Maik so plötzlich? Zu viele Fragen schwirrten ihr im Kopf herum. Das einzige was ihr jetzt noch helfen konnte, war ein Spaziergang an der frischen Luft. Oder Maik aber der war ja nicht mehr hier. Sie zog sich ihre weißen Sportschuhe an, schnappte sich den Wohnungsschlüssel und zog die Tür hinter sich ins Schloss.

Lily wusste dass sich Maik von ihr im Park verabschiedet hatte, konnte aber trotzdem nicht drum rum nachzusehen ob er nicht doch an seinem gewohnten Platz sah’s. Doch der Platz war leer. Lily hatte sich dieses bereits gedacht, aber man sagt nicht umsonst die Hoffnung stirbt zuletzt. Traurig und mit gesenktem Blick drehte sie sich wieder um und ging in Richtung Park. Die Stimme die sie plötzlich vernahm, ließ ihr einen Schauer über den Rück laufen. Sie kannte die Stimmen nur zu gut, machte aber keine Anstalten sich umzudrehen. Sie hatte keine Lust und vor allem nicht in dieser Situation auf Josh zu treffen. Er hatte sich vor einem Jahr von ihr getrennt, gleich nach dem Sie von Idaho nach Leipzig gezogen war.

Sie hörte wie seine Stimme näherkam und bemerkte noch eine zweite weibliche Stimme. Die Stimme seiner neuen Freundin wusste sie gleich. Sie hatte diese Person zwar nur einmal gesehen, konnte allerdings ihre Stimme nicht mehr so schnell vergessen. Zorn kochte in ihr hoch, als die beiden näher kamen. Sie wusste nicht warum sie auf einmal so wütend wurde. Oder wusste sie es doch?

Sie hätte nicht gedacht, dass nach so einer langen Zeit immer noch Gefühle für ihn vorhanden waren. Lily hatte große Probleme sich zusammenzureißen, damit sie sich nicht doch umdrehte. Als sie dann auch noch hörte und im Schatten den die Sonne auf den Boden projizierte sah wie die beiden sich küssten, platzte in ihr eine Bombe. Sie drehte sich so ruckartig vor den beiden um, das Josh und seine Freundin beinahe in sie reinrannten. Ohne zu zögern setzte sie an: „Schämst du dich nicht hinter mir mit deiner neuen rumzuknutschen? Hast du überhaupt Anstand? Denkst du ich kann die Gefühle zu dir einfach so ohne weiteres Abstellen und die Zeit mit dir einfach vergessen? Ganz sicher nicht. Wenn du das kannst schön. Ich nicht. Ich liebe dich tief in meinem Herzen immer noch. Auch wenn ich weiß dass es mit uns niemals wieder so werden kann wie es früher war, bevor die ganzen Probleme anfingen.“ Mit diesen Worten ließ Lily das erschrockene Pärchen stehen und lief weg. Josh der sich relativ schnell wieder gefangen hatte, rief ihr noch hinterher: „Lily? Lily warte hör mir zu.“ aber Lily wollte nichts mehr hören. Viel zu tief saß der Schmerz, den der Kuss bei ihr ausgelöst hatte.

Wieso konnte sie ihn nicht einfach vergessen? Wieso konnte sie ihre Gefühle zu ihm nicht einfach abstellen? Sie hat doch jetzt Maik oder besser hatte. Wieder füllte sich ihr Kopf mit Fragen und dass obwohl sie auf die anderen Fragen noch keine Antwort gefunden hatte. Was war nur los mit ihr. Was sollte sie nur machen. Einerseits sind noch Gefühle für Josh vorhanden auch wenn sie wusste, dass es zu spät war. Anderseits hegte sie auch Gefühle für Maik der sie aus heiterem Himmel im Park geküsst hatte. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust als würde es gleich rausspringen und ihr Kopf stand kurz vor dem explodieren. Was mache ich nur fragte sie sich.

Endlich hatte sie den Park erreicht. Den Ruhepol ihrer Gedanken. Sie setzte sich auf eine der vielen Parkbänke, kramte ihr Handy und ihre Kopfhörer heraus, steckte sie sich in die Ohren und lauschte der Musik. „Was kann es schöneres geben, als sich mit Musik in den Park zusetzen und zu entspannen.“ sprach sie leise zu sich selbst und schloss ihre Augen. Der warme Sommerwind spielte mit ihren Haaren und wehte einzelne Strähnen sanft hin und her. So konnte Lily alles um sich herum vergessen und sich nur auf die Dinge konzentrieren, die wirklich wichtig für sie waren.

Drei Lieder lang saß Lily einfach nur mit geschlossenen Augen auf der Bank und dachte an nichts. Weder an Josh, noch an Maik oder ihre Träume. Es war ein befreiendes Gefühl, welches leider nur solange hielt, bis sie ihre Augen wieder öffnete. Sie hätte noch stundenlang einfach nur so dasitzen können, wäre aber dann mit ihren Überlegungen niemals einen Schritt weitergekommen.

Lily zerbrach sich mehrere Stunden den Kopf darüber, was sie von Maiks plötzlichem Verschwinden halten sollte. Warum er einfach so ohne irgendetwas zusagen verschwunden war. Und wie konnte sie seine Aussage verstehen, dass sie sich schon bald wiedersehen würden? Das ergab alles keinen Sinn für sie. Und was die Aktion von ihr wegen Josh sollte, wusste sie selber nicht. Ihr war klar dass sie ihn endgültig vergessen sollte, aber aus irgendeinem Grund wollte dass ihr Verstand nicht.

Sie streckte die Arme in den Himmel und verspürte ein befriedigendes knacken in ihrem Rücken. Immer diese Verspannungen, dachte sie sich. Eine Auswertung ihrer Überlegungen brachte Lily letztendlich zu dem Ergebnis, das sie kein bisschen schlauer als zuvor war. Mit einem leisen Knurren meldete sich ihr Magen zu Wort. Denken macht Hungrig sagt man und es scheint wirklich zu stimmen, musste sie feststellen. Ein Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass sie schon seit zwei Stunden dieselbe Musik hörte, sich um alles Gedanken gemacht hatte aber nicht darum was sie heute Abend essen sollte.

Auf dem Rückweg zu ihrer Wohnung tendierten ihre Überlegungen von Pizzaservice, über Sushi, bis hin zu Griechisch. Alterativ konnte sie sich natürlich auch Nudeln mit Sauce machen. Aber für sich alleine zu kochen war sie meistens zu faul. Letzten Endes viel ihre Entscheidung schließlich auf Pizzaservice. Immerhin war die Pizzeria wo sie gerne bestellte recht günstig und lecker. Jetzt musste sie sich nur noch für eine Pizza endscheiden, was ihr wie immer sehr, sehr schwer viel.

Ungefähr dreißig Minuten nachdem sie sich endlich entschieden hatte, traf dann auch ihre Pizza mit Shrimps, Thunfisch sowie Zwiebeln und extra Käse ein. Bei dem Geruch der sich in ihrer Wohnung ausbreitete, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie liebte Shrimps und Thunfisch über alles und beides zusammen auf einer Pizza, war für sie einfach nur Luxus pur.
 

Allerdings hatte sie die Rechnung ohne Zeus gemacht, der ebenfalls ein Fisch-Fan war. Vom Geruch angelockt sprang er neben ihr auf das Sofa und schlich langsam zu dem Karton hinüber.

„Na aber Zeus! Nimmst du die Nase da weg? Das ist mein Essen du hast deines da drüben stehen.“ Verächtlich schaute er zu Lily rüber, die gerade genüsslich das erste Stück zu sich nahm.

„Vergiss es. Da kannst du dich noch so sehr anschmiegen. Du bekommst nichts davon ab. Außerdem wirst du noch zu dick.“ versuchte sie Zeus beizubringen. Doch das half bei ihm nichts.

Geschlagen fütterte Lily ihren verwöhnten Kater mit ein paar kleinen Happen Thunfisch und ein paar Stückchen von den Shrimps. Glücklich und schnurrend, sprang Zeus vom Sofa und tigerte in das Schlafzimmer, wo er ein kleines Katzenkörbchen hatte.

Eigentlich wollte Lily noch Fernsehen doch der Tag heute war für sie so anstrengend gewesen, das sie nur noch ins Bad schlenderte um sich fertig zu machen, ihre Medizin zu sich nahm und Müde ins Bett fiel. Es dauerte nicht lange und Lily schlief tief und fest.

5. Imagination?

Lily verfluchte die Hitze die an diesem Tag herrschte. Ausgerechnet zur Mittagszeit wo die Sonne am höchsten stand, musste sie wieder zu ihrem Hausarzt. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn die Tabletten geholfen hätten. Allerdings hatte sie bei so etwas eher selten Glück. Die Hälfte der Strecke hatte sie zum Glück bereits hinter sich. Nur noch zwei Haltestellen und fünf Minuten laufen dann war sie endlich in der Praxis, dachte sie sich.

Als Lily die Tür öffnete, stieg ihr wieder der unangenehme Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase und brachte sie dieses Mal wirklich zum Niesen.

Zum Glück saßen um die Mittagszeit kaum Patienten im Wartezimmer, so dass sie nicht lange warten musste bis sie an die Reihe kam.

Sie schaute sich in dem Behandlungszimmer um und stellte fest dass es sich um dasselbe Zimmer handelte wie bei ihrem letzten Besuch.

Die Tür öffnete sich und ihr Arzt betrat den Raum.

„Hallo Frau Carter. Schön sie wiederzusehen.“

Lily schaute den Mann in weiß skeptisch an. „Die Medikamente haben leider nicht geholfen. Die Träume kommen trotzdem jede Nacht.“ Der Arzt schaute sie skeptisch an. „Das ist äußerst merkwürdig.“

Lily zuckte mit den Schultern „Wem sagen Sie das. Ich würde gerne wieder richtig schlafen können.“

Nachdenklich musterte er Lily. „Na gut. Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig.“ sagte er schließlich.

„Da müssen wir nun einen anderen Weg gehen.“

„Dürfte ich erfahren an was Sie genau denken?“ Lily hasste es wen man nicht gleich zur Sache kam, sondern in Rätsel sprach. Vor allem wenn es um sie ging.

Nach einem kurzen Blick in seinen PC, sagte er zu ihr: „Ich würde Sie gerne zu einem Kollegen überweisen der sich ihrer annimmt.“ Sie ahnte schon auf was das Gespräch hinauslaufen würde.

„Ich bin nicht verrückt. Diese Träume gibt es wirklich.“ prustete Sie hinaus.

„Das habe ich auch nie angenommen Frau Carter. Allerdings kann der Kollege ihnen besser bei der Ursachenfindung helfen.“

„Entschuldigen Sie bitte meine schroffe Antwort.“

„Ist schon in Ordnung. Ich kann ihre Reaktion nachvollziehen.“ teilte der Arzt ihr mit ruhiger Stimme mit.

„Die Schwester wird Ihnen die Überweisung fertig machen. Alles Gute wünsche ich Ihnen.“

Nun bin ich also doch noch verrückt geworden. Was kommt als nächstes? Eine Einweisung in die geschlossene? Lily liebte ihre ironischen Gedankengänge. Sie nahm die Überweisung von der Schwester entgegen und verließ die Praxis.

Ein Blick auf das Stück Papier ließ Lily feststellen, dass sie fast an der Praxis des Psychologen vorbeigelaufen wäre. Sie schaute auf die Beschilderung die an der Hauswand hing und verzog das Gesicht. „Ausgerechnet ganz oben. –Hoffentlich gibt es einen Fahrstuhl“.
 

Bevor Lily die Praxis betrat blieb sie vor der Tür stehen, holte einmal tief Luft und hoffte dass sie nicht wieder von dem Desinfektionsmittelgeruch niesen musste.

Doch zu ihrer Verwunderung roch es in der Praxis kein bisschen nach Desinfektionsmittel. Überhaupt wirkte hier alles eher wie eine Wohnung anstatt wie eine Arztpraxis wenn man sich einmal den Empfang wegdachte. Die Schwester am Empfang lächelte sie freundlich an.

„Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen.“

„Guten Tag. Carter mein Name. Ich habe hier eine Überweisung zu Ihnen.“ sie reichte der Schwester den Zettel und ihre Krankenkarte. Als Lily das Wartezimmer betrat traute sie ihren Augen kaum. Auf beiden Seiten stand ein schwarzes Eckledersofa und ein runder dunkelbrauner Holztisch mit vier weißen Lederstühlen füllte den Platz in der Mitte des Raumes. Auf dem Tisch lagen verschiedene Zeitschriften und Tageszeitungen. In der Mitte stand ein schönes Blumengesteck mit gelben und weißen Blüten. An den weißen Wänden hingen verschiedene Gemälde die mit einem goldenen altmodischen Rahmen versehen waren. Neben dem rechten Sofa, stand ein goldener Metall-Kleiderständer an dem goldenen Kleiderbügel hingen. Lily konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Raum ein Wartezimmer sein sollte. Hätte sie nicht genau gewusst dass sie bei einem Arzt war, hätte sie schwören können, dass sie bei irgendjemanden im Wohnzimmer sitzen würde.

Nach einer relativ kurzen Wartezeit von circa fünf Minuten, wurde sie in das Sprechzimmer gebeten, wo der Arzt schon auf sie wartete.

„Guten Tag Frau Carter. Nehmen Sie bitte Platz. Mein Name ist Dr. Werner Schulze.“ Vor ihr saß ein älterer Mann, den Lily auf Mitte vierzig, Anfang fünfzig schätze. Er hatte kurzes graues aber volles Haar und ein paar Falten auf der Stirn und unter den Augen. Seine Stimme klang freundlich und fröhlich zugleich. Außerdem hatte er eine angenehme Ausstrahlung fand sie.

„Guten Tag Herr Schulze.“ erwiderte Lily höfflich.

Der ältere Mann blickte kurz auf die Überweisung und sprach dann mit ruhiger Stimme zu ihr: „Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Mein Hausarzt hat mich zu Ihnen überwiesen, weil ich seit meiner Rückkehr von meinem letzten Auslandsaufenthalt unter Schlafstörungen und Alpträumen leide.“

„Seit wann sind Sie wieder zurück?“ wollte er wissen.

„Mittlerweile sind es etwas über sieben Wochen. Mein Hausarzt hatte mir schon Medikamente verschrieben, die mir gegen die Träume und die Schlafstörungen helfen sollten. Aber leider hat sich nichts geändert.“

Einige Sekundenlang herrschte Stille im Raum.

„Ok Frau Carter. Dann erzählen Sie mal was Sie noch wissen von Ihrem Auslandsaufenthalt.“ sagte er schließlich. Nicht schon wieder die ganze Geschichte dachte sich Lily im Stillen. Aber wenn sie wollte dass man ihr half, kam sie leider nicht drum rum. Sie holte einmal tief Luft und fing an von Ihrer Arbeit zu erzählen. Vom Flug und vom Aufenthalt in North Carolina, bis hin zu ihrer Rückkehr. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sie fertig war. Ein Blick auf die Wanduhr verriet ihr allerdings, dass es nicht mehr als zehn Minuten waren. Der Arzt hörte ihr die ganze Zeit aufmerksam zu und machte sich dabei mehrere Notizen. Leider konnte Lily seine Handschrift nicht entziffern daher konnte sie auch nicht erkennen, was auf dem Zettel stand.

Er schaute Lily skeptisch an. „Sind sie sicher dass, das alles war?“

„Alles an das ich mich erinnern kann. Reicht das nicht?“ gab Lily ihm freundlich zu verstehen.

„Nicht um davon Alpträume und Schlafstörungen zu bekommen. Alles was sie mir erzählt haben, gleicht einer ganz normalen Reise und Erlebnissen.“ Lily glaubte nicht was sie gerade gehört hatte.

„Herr Schulze. Ich bilde mir die Träume nicht ein. Ich bin auch nicht verrückt. Die Träume sind Wirklichkeit und entspringen nicht meiner Fantasie.“ Sie musste sich beherrschen um nicht laut zu werden.

„Beruhigen Sie sich wieder Frau Carter. So war das ja auch nicht gemeint. Niemand unterstellt Ihnen irgendetwas.“ mit ruhiger Stimme sprach er weiter:

„Aber wenn das wirklich alles ist, an was sie sich erinnern können, muss der Rest aus irgendeinem Grund verdrängt worden sein.“ Lily musste erst einmal tief Luftholen.

„Aber wieso sollte ich etwas verdrängen? Ich wüsste nicht was.“

„Und genau das müssen wir herausfinden.“

Er erklärte ihr ausführlich die weitere Vorgehensweise. Das auf sie mehrere Sitzungen zukamen und dass er von einer eventuellen Hypnose auch nicht absehen konnte. Doch diese Möglichkeit wäre der letzte Schritt, den er gehen würde.

Lily hämmerte der Schädel. Warum ich. Warum ausgerechnet ich. Bis jetzt hat die Reise mir nichts als Ärger gebracht. Und ob der Sender die Doku ins Programm nimmt, steht auch noch nicht fest. So ein verdammter Mist. Sie wusste nicht was sie von der ganzen Sache halten sollte. Ihre Gedanken fingen wieder an Karussell zu fahren und ihr wurde schwindelig.

„Geht es Ihnen gut Frau Carter?“ er blickte sie besorgt an.

„Ja danke. Mir ist das nur alles etwas zu viel. Die Alpträume, die bevorstehende Therapie einfach alles.“ Lily war zum Heulen zumute. Sie schaffte es aber sich zusammenzureißen.

„Das kann ich gut verstehen. Aber seien sie unbesorgt. Das schaffen Sie schon – Ich würde sagen, wir fangen gleich morgen mit der ersten Sitzung an.“ Ohne irgendwelche Einwende stimmte Lily dem Arzt zu, verabschiedete sich von ihm und machte sich auf den Weg nachhause.

Auch in dieser Nacht wurde Lily wieder von Alträumen geplagt. Wieder stand sie an dem See der mitten im Wald lag. Um sie herum standen erneut meterhohe Bäume und auch die Geräusche waren wieder da. Sie suchte wieder einen Weg aus diesem Wald heraus, bis hinter ihr ein Knacken zuhören war, das sie erneut herumwirbeln ließ. Irgendetwas riss sie von den Füßen. Unsanft schlug sie auf den mit Moos bedeckten Boden auf so dass ihr wieder sämtliche Luft aus den Lungen entwich und sie aufkeuchen ließ. Wieder fing ihre Brust an zu schmerzen und das Atmen viel ihr von Sekunde zu Sekunde schwerer. Sie wusste nicht was sie machen sollte. Langsam öffnete sie ihre Augen, die sie vor Angst und schmerz geschlossen hatte. Es dauerte einige Sekunden, bis sich ihr Blick schärfte. Schließlich bereute sie es die Augen geöffnet zu haben. Denn was sie vor sich sah, ließ sie Stocksteif werden. Sie starte in die Augen eines Tieres. Eines Raubtieres. Die Zähne des Tieres blitzten im Mondlicht und machten ihr eine höllische Angst. Über ihr stand ein riesiger Wolf und starte sie an. Sie hatte gelesen das Wölfe keine Menschen grundlos anfielen. Außerdem hatte sie es auch bei Ihrer Reportage über die Aniwahya miterlebt. Allerdings wusste der Wolf das wohl nicht. Sie schloss ihre Augen und bete, dass er ihr nichts tun würde. Lily glaubte nicht an Gott aber wenn es einen gab, sollte er ihr bitte jetzt helfen.

Ihr Herz raste und ihr Puls war weit über den Normalzustand hinaus. Sie spürte den Atem des Wolfes an ihrem Hals. Oh Gott ich bin geliefert. Keiner wird mich hier je finden. Was habe ich nur getan. Lily konnte ihre Gedanken nicht mehr unter Kontrolle halten und sah ihr Leben noch einmal vor ihren Augen an sich vorbeiziehen. Sie wollte noch nicht sterben und schon gar nicht an einem solch finsteren Ort. Ein stechender Schmerz an ihrem Hals wie der schnitt eines Messers, ließ sie in die Realität zurückkehren und vor Angst um sich treten. Sie versuchte den Wolf von sich runter zu schütteln, doch das Tier war viel zu groß und zu schwer. Aber Lily gab nicht auf und verpasste ihm letztendlich einen Tritt. Der Wolf heulte einmal laut auf und war dann verschwunden genau wie der Druck auf ihrer Brust. Das einzige was blieb war der leichte Schmerz an ihrem Hals, der sie dazu zwang die Schwere der Verletzung zu kontrollieren. Sie wischte sich mit der Hand über den Hals und sah im Schein des Mondes Blut auf ihrer Handfläche funkeln. Lily fing an zu zittern. Es war ihr Blut was sie da sah. Panik machte sich in ihr breit.

„Nein! Das darf nicht wahr sein. Oh bitte nicht.“ keuchte sie. Voller Panik rannte sie einfach drauflos ohne nachzudenken und zu wissen wo sie überhaupt lang musste. Auf einmal verlor sie das Gleichgewicht und stürzte einen Hügel hinunter.

Schweißgebadet und mit schmerzendem Kopf wachte Lily auf dem Boden ihres Schlafzimmers auf. Immer noch raste ihr Herz vor Panik. Reflexartig packte sie sich an den Hals und schaute auf ihre Handfläche. Langsam beruhigte sie sich wieder.

„Kein Blut – Es war nur ein Traum“ redete sie sich selber ein. Vorsichtig und schwankend stand Lily auf und setzte sich auf ihr Bett. Irgendetwas war anders gewesen als sonst. Normalerweise wachte sie immer nach dem Aufprall auf den Waldboden auf. Doch dieses Mal sah sie, wer oder besser was sie umgeworfen hatte. Wieder spürte Lily die Zähne an ihrem Hals die sie im Mondlicht hat funkeln sehen und ließ sie schwer schlucken. Sie öffnete die Schublade ihres Nachttisches und kramte einen Spiegel heraus. Doch an ihrem Hals war nichts zu sehen. Kein Biss, kein Schnitt, nichts. Noch nicht einmal eine Narbe war zu sehen.

„Verdammt. Was ist nur los mit mir. Ich werde wirklich noch Verrückt. Das kann doch nicht so weitergehen.“ Lily legte den Spiegel zurück in die Schublade und schob sie wieder zu. Langsam ging sie in das Badezimmer und ließ sich eine Badewanne ein. Das Wasser war so angenehm, dass sie sich einfach nur fallen ließ. Es war so angenehm warm und entspannend, das ihr kurz die Augen zu vielen. Vor ihrem inneren Auge erschienen wieder die Augen und die blitzenden Zähne des Wolfes und ließen sie Panisch aufschrecken.

„Scheiße“ fluchte Lily. Mit ihrer Panikattacke hatte sie das halbe Badezimmer unter Wasser gesetzt. Sie zog ein Handtuch von der Waschmaschine die zum Glück genau neben der Wanne stand, und warf es auf die Pfütze, bevor sie sich noch weiter auf dem Boden ausbreiten konnte. Nachdem sie sich ausgiebig entspannt hatte, stieg sie aus der Wanne und schnappte sich erneut ein Handtuch von der Waschmaschine um sich abzutrocknen. Anschließend wickelte sie sich das Handtuch um ihren Körper, schlüpfte in ihre Hausschuhe und ging in die Küche um zu Frühstücken. Als sie den Raum betrat, stieg ihr ein angenehmer Geruch von Kaffee mit einem leichten Zimtaroma entgegen. Sie liebte es öfters was Neues auszuprobieren und kombinierte dieses Mal ihr Kaffeepulver mit ein wenig Zimt. Ein hoch auf zeitgesteuerte Kaffeemaschinen, dachte sie. Lily öffnete die Tür des Hängeschrankes, um sich eine Tasse herauszunehmen und ihre neue Kreation zu kosten. Das Zimtaroma wirkte in der Tasse sogar noch intensiver als in der Kaffeemaschine stellte sie fest. Wie immer ließ sie noch Platz für Zucker und Milch. Sie hatte zwar schon mal versucht den Kaffee ohne Milch und Zucker zu trinken, doch ohne alles war die schwarze Brühe ihr einfach zu bitter. Vorsichtig nahm sie einen Schluck des heißen Kaffees zu sich und lobte sich selber für diese gelungene Kombination. Das Kaffeearoma harmonierte wunderbar mit dem leichten Zimtgeschmack und der Geruch war einfach himmlisch. Fast schon wie Weihnachten nur mit Kaffee anstatt mit Tee. Das muss ich unbedingt Maik vorschlagen, dachte Lily. Doch dann fiel ihr wieder ein dass Maik sich vor einigen Tagen von ihr verabschiedet hatte und ihre gute Laune verschwand wieder. Deprimiert steckte sie sich zwei Scheiben Toast in den Toaster und ging in ihr Schlafzimmer um sich anzuziehen. Sie nahm sich Unterwäsche, einen schwarzen Rock und ein weinrotes Oberteil aus dem Schrank und warf es auf ihr Bett. Entnervt und lustlos zog sich Lily ihr lieblos hingeworfenes Outfit an und ging wieder zurück in die Küche, wo schon ihr Toast auf sie wartete. Sie nahm die beiden Scheiben aus dem Toaster, strich sich ein wenig Frischkäse drauf und kaute genervt darauf rum. Fünfzehn Minuten für zwei Scheiben – Man bin ich gut, dachte sich Lily. Was sie am meisten störte war die Tatsache, dass sie heute zu ihrer ersten Sitzung erscheinen sollte. Wenn ihre Träume wirklich von einem Erlebnis kamen, die ihr Unterbewusstsein versuchte zu verdrängen, wollte sie sich gar nicht daran erinnern. Wer weiß was ihr in North Carolina wiederfahren ist, oder was sie erlebt hat. Die Panik wuchs immer mehr in ihr und sie hatte niemanden, mit dem sie reden konnte. Niemanden an den sie sich anlehnen konnte. Sie schloss die Augen und versucht sich in Gedanken Maik´s Gesicht vorzustellen, um ein wenig Trost zu finden doch half dies leider auch nicht. Sie brauchte ihn bei sich. Sie musste ihn fühlen und riechen. Erst dann würde sie ein wenig ruhe finden doch das war leider nicht möglich. Gerade jetzt wo sie ihn am dringendsten brauchte, war er verschwunden. Trübsal blasen half ihr jetzt aber auch nicht weiter, denn zu dem Gespräch musste sie so oder so.

Wiederwillig stand Lily auf, ging ins Badezimmer und machte sich fertig. Ihre langen dunkelblonden Haare band sie sich zu einem Zopf zusammen. Heute störte sie wirklich alles stellte Lily fest. Ein kurzer Blick auf das Handy verriet ihr, das sie vor fünf Minuten losgemusst hätte. „Verdammt“ fluchte Lily. Noch mehr genervt als zuvor schnappte sie sich ihre Sachen und verlies zügig die Wohnung um die nächste Bahn zu erwischen.

6. Insane?

Nervös trat Lily von einem Fuß auf den anderen und schaute sich im Wartezimmer um. Wieder einmal war sie alleine in der Praxis. Ob es wohl noch andere Patienten außer mir gibt, fragte sie sich. Sie hoffte nur dass der Arzt wirklich so gut war, wie ihr Hausarzt sagte. Lily war immer noch der Meinung, dass sie hier nicht hergehörte und auch keine Therapie brauchte. Trotzdem saß sie jetzt in der Praxis und hoffte dass sie bald an die Reihe kommen würde, damit sie endlich wieder nachhause konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich endlich die Tür zum Sitzungsraum und Dr. Schulze betrat das Wartezimmer.

„Frau Carter. Schön Sie zu sehen.“ begrüßte er Lily herzlich. Lily hingegen brachte nur ein einfaches

„Hallo Herr Schulze“ hervor, da sie überhaupt keine Lust hatte hier zu sein. Er bat Lily ihm in das Sitzungszimmer zu folgen und auf dem Ledersessel Platz zunehmen. Wiederwillige setzte sie sich in Bewegung und folgte ihm.

Es war ein anderer Raum als der, in dem sie zuvor gewesen war. Die Einrichtung entsprach beinahe der aus dem Wartezimmer.

Wenn sie es recht bedachte, konnte sie keinen großen Unterschied feststellen, außer dass es hier noch einen großen braunen Schreibtisch gab, der von seiner Wuchtigkeit her ganz sicher aus Massivholz bestand.

So wie einen langen hohen Schrank voller Bücher, welche mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Medizinbücher waren. Der Schrank passte von der Farbe und der Art her ohne weiteres zum Schreibtisch. Genaugenommen, passte alles in diesem Raum zusammen. Die weißen Wände, das dunkle Laminat auf dem Boden, die dunklen Ledersessel. Sie fand nichts, was irgendwie nicht in das Bild eines Arbeitszimmers passen würde. Naja fast nichts bis auf den Mann mit dem Notizblock und dem Stift in der Hand, der vor ihr Platznahm.

„Ich werde mich jetzt aber nicht hier irgendwo hinlegen und meine Lebensgeschichte erzählen.“ gab Lily zu verstehen.

Der Arzt konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und sprach schließlich sanft zu Lily: „Da brauchen Sie sich keine Sorgen machen. Sie müssen sich nirgendswo hinlegen. – Ich bin der Meinung, dass die Sessel bequem genug sind, damit Sie mir auch im Sitzen von Ihrem kleinen Ausflug erzählen können.“

Lily atmete erleichtert auf. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Ihr war es schon unangenehm genug einen Psychologen aufzusuchen. Und dann auch noch auf die Couch legen? Ganz sicher nicht, dachte sie.

„Was möchten Sie denn alles hören?“ wollte sie wissen.

„Am besten von Anfang an.“

„Ich hatte Ihnen doch schon von dem Abflug und der Ankunft in North Carolina erzählt.“

Er sah sie einige Sekunden schweigend an und fuhr dann fort: „Ja, ich weiß aber wir müssen das alles ruhig und von Anfang an angehen, um kein wichtiges Detail zu übersehen.“ erklärte er ihr mit ruhiger Stimme.

Sie seufzte und ließ sich in den Sessel sinken.

„Na gut. Wenn es unbedingt sein muss.“ Allmählich bereute sie es auf ihren Hausarzt gehört zu haben. Da ihr allerdings nichts anderes übrigblieb, fing sie an ihre Geschichte erneut zu erzählen. Sie fing an von der Dokumentation über die Cherokee Indianer zu erzählen, welchen Stamm sie sich für ihr Vorhaben ausgesucht hatte und von dem Zeitpunkt ihrer Abreise. Lily versuchte sich an jede Kleinigkeit, jedes Detail zu erinnern, um nichts Wichtiges auszulassen. Noch während den ersten Sätzen, schloss sie ihre Augen und tauchte in ihre Erinnerungen ein. Um sie herum bildeten sich Schatten und Geräusche. Leise unverständliche Stimmen wurden immer klarer bis Lily erkannte wo sie war. Sie stand vor dem Flughafen von North Carolina und wartete auf ihr Taxi. Das Wetter war sehr durchwachsen an diesem Tag.

Nach einer kurzen Fahrt von ungefähr zwanzig Minuten war sie in ihrem Hotel angekommen. Sie holte sich ihren Zimmerschlüssel von der Rezeption ab und stellte fest, dass ihr Zimmer im fünften Stock lag. Zum Glück gab es hier einen Aufzug. Bei dem ganzen Gepäck wollte ich nicht gerne die Treppe nehmen, dachte sich Lily. Das Hotel war nicht sehr groß mit seinen fünf Stockwerken, hatte aber alles was Lily gerne mochte. Besonders gespannt war sie auf den Pool im Untergeschoss des Hotels, den sie später unbedingt ausprobieren musste. Aber jetzt musste sie erst einmal ihre zwei Koffer sowie die Kameratasche und den Laptop verstauen. Anschließend richtete sie sich einen kleinen Arbeitsplatz her, um ihre E-Mails zu prüfen und um ein wenig über die Cherokee Indianer zu recherchieren.

Das Zimmer was Lily sich gebucht hatte, war nicht viel größer als ihr Wohnzimmer zuhause, was allerdings für zwei Nächte reichen würde. Außerdem würde sie nur zum Schlafen hier sein. Außerdem würde sie in zwei Tagen sowieso in einer Hütte im Wald übernachten, um nicht jedes Mal ihre ganze Ausrüstung quer durch die Stadt und zu dem Cherokee-Stamm zu schleppen. Nicht dass sie dieses nicht schaffen würde. Sie hatte nur einfach keine Lust jeden Tag von A nach B zu laufen.

Die Einrichtung bestand wie in fast jedem Hotel das Lily kannte aus einem Bett, einen Nachtschrank, einen kleinen Schreibtisch mit Kühlschrank an der Seite und einem Fernsehen sowie einem Telefon und einem Schrank für die Kleidung, der im Flur stand. Zum Glück hatte sie auch ein eigenes Bad. Sie haste Etagenbäder die sie mit anderen Gästen teilen musste. Ihre Privatsphäre war ihr sehr heilig.

Als Lily einen Blick auf die Uhr ihres Laptops warf, bekam sie einen Schreck. Sie war so sehr in ihre Recherchen vertieft, dass sie nicht merkte wie die Zeit verstrich. Ganze vier Stunden sind seid ihrer Ankunft vergangen und sie hatte noch nichts anderes gemacht, als auf eine E-Mail von ihrem Kontakt in North Carolina zu warten, die natürlich nicht kam und über die Cherokee zu recherchieren. Wird mal Zeit für eine Pause und einen Kaffee, stellte sie fest. Außerdem wollte sie ja noch unbedingt in den Pool gehen. Lily stand auf, öffnete einen ihrer Koffer, kramte ihren Bikini und ein Handtuch heraus und verlies ihr Zimmer in Richtung Aufzug.

Das Untergeschoss des Hotels bot neben dem Poolbereich noch einige Umkleiden, eine Sauna und eine Bar, an der sich Lily erst einmal einen Kaffee gönnte. Das war genau das was sie jetzt brauchte um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Nach diesem kleinen Koffeinschub, freute sie sich umso mehr auf den Pool. Schnell huschte sie in eine der kleinen Umkleiden und zog sich ihren hellblauen Bikini über.
 

Das warme Wasser war die reinste Wohltat für ihre Haut und ihren gestressten Körper. Lily war eine richtige Wasserratte. So bezeichnete ihre Mutter sie früher jedenfalls immer, weil sie es liebte eine Bahn nach der anderen zu schwimmen, oder einfach nur im Wasser zu liegen und das angenehme Nass auf ihrer Haut zu spüren. Zum Glück gab es in dem Pool Steinbänke, auf denen sie sich hinsetzte und zurücksinken lassen konnte. Lilys blick schweifte ein wenig umher. „Ist das herrlich hier. Daran könnte man sich glatt gewöhnen“ nuschelte sie vor sich hin. Als sie ihren Blick nach rechts wendete, stellte sie fest, dass sich neben ihr nur noch drei weitere Gäste im Poolbereich aufhielten, was aber um diese Uhrzeit sicher nicht verwunderlich war. Wer geht auch schon um dreiundzwanzig Uhr schwimmen? Bei den anderen Gästen handelte es sich um ein junges Pärchen, welches frisch verliebt zu sein schien. Jedenfalls schlussfolgerte Lily dieses aus dem leidenschaftlichen Kuss den die beiden austauschten, sowie einen gutaussehenden Mann Mitte zwanzig, Anfang dreißig. Er hatte schulterlanges schwarzes Haar und einen sportlichen durchtrainierten und gut gebräunten Körper. Lily viel es schwer die Augen von dem Mann zulassen, da er einfach hinreisend aussah. Als er sich vom Beckenrand abstieß um eine weitere Bahn zu schwimmen, trafen sich ihre Blicke und Lily spürte wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Schnell wandte sie ihren Blick von ihm ab doch es war bereits zu spät gewesen. Der Mann schwamm genau in ihre Richtung. Was sollte sie nur tun. Verdammt Lily, was hast du nun schon wieder angestellt, ermahnte sie sich in ihren eigenen Gedanken. Als er näher kam, konnte sie sein Gesicht erkennen.

„Maik?!“ rief Lily plötzlich und riss die Augen auf. Allerdings saß vor ihr nicht Maik, sondern Dr. Schulze, der sie ganz verwundert anschaute. Langsam realisierte Lily, das sie nichtmehr in North Carolina in einem Hotel, sondern in Leipzig und bei einem Psychologen war.

Der Arzt hatte sich mittlerweile wieder gefangen und setzte auch gleich zu seiner ersten Frage an: „Wer ist denn dieser Maik von dem Sie gerade gesprochen haben?“

Immer noch leicht verwirrt schaute Lily den älteren Mann an und brauchte einige Sekunden bis sie antworten konnte.

„Maik ist ein Straßenmusiker, den ich hier in der Stadt kennengelernt habe.“ Ihr Puls raste, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich.

„Sind Sie sich sicher, dass Sie ihn erst hier kennengelernt haben?“ hakte er nach.

„Ja absolut. Ich habe ihn erst vor einigen Wochen zum ersten Mal in der Stadt angesprochen.“

„Mhm“ machte der Arzt und schaute Lily weiterhin an.

Lily mochte es überhaupt nicht, wenn jemand sie anstarrte ohne eine Wort zu sagen.

„Was denken Sie gerade?“ Sie konnte nicht anders. Sie musste es wissen.

„Sie sagen, Sie haben diesen Maik? hier zum ersten Mal getroffen und angesprochen. Aber trotzdem schrecken Sie aus ihrer Erzählung auf und rufen seinen Namen. Sie müssen zugeben dass, das ein wenig merkwürdig ist.“

Langsam fing Lily an zu verstehen, was er ihr damit versuchte zu sagen. Doch das konnte nicht sein. Was sollte Maik in North Carolina gemacht haben. Außerdem hatte der Mann dort viel längere Haare. Klar kann er sich diese auch abgeschnitten haben, aber wieso sollte er. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Lily wusste nicht mehr was sie denken oder glauben sollte und dennoch ließ sie der Gedanke nicht mehr los.

Nachdenklich und erschöpft, verließ Lily die Praxis. Gleich die erste Sitzung hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. Sie fragte sich wo dass noch alles enden sollte. Was ihr jedoch noch mehr Angst machte, war der Gedanke was noch alles mit ihr geschehen sein könnte, ohne dass sie noch irgendetwas davon wusste.

Das klingen ihres Handys ließ sie wieder in die Realität zurückkehren. Es dauerte einige Sekunden, bis Lily den Klingelton zuordnen konnte doch dann viel es ihr wieder ein. „Tony“ Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Aber im Moment war ihr jede Ablenkung recht.

„Hi Tony, was gibt´s?“ begrüßte sie ihn.

„Lilymaus. Schön deine Stimme zuhören. Na was machst du schönes.“

Normalerweise würde sie ihm jetzt für diesen Kosenamen die Hölle heiß machen. Aber im Moment hatte sie keine Lust sich über irgendetwas aufzuregen. Also tat sie so, als hätte sie es überhört. Aber Tony wäre nicht Tony, wenn er nicht alles hinterfragen würde. Vor allem dann, wenn ihm etwas komisch vorkam.

„Ist alles in Ordnung bei dir Lily? – Kein Tony lass das oder hör auf mit dem Mist?“

Ein kurzer Moment des schweigends trat ein, bevor sie zu einer Antwort ansetzte.

„Klar geht´s mir gut. Du weißt doch, schlechten Menschen geht´s immer gut.“

Sie versuchte ihre Aussage mit einem leichten Lachen zu untermalen, doch irgendwie gelang es ihr dieses Mal nicht so richtig. Tony fand Lily´s Verhalten gar nicht Lustig und sagte schließlich zu ihr: „Treffen. Heute Abend um zwanzig Uhr im Ricks.“ mit diesen Worten beendete er das Gespräch und ließ Lily mit einer klaren Ansage wieder alleine. Völlig überrascht, hielt Sie das Handy noch immer an ihrem Ohr. So etwas kannte sie von Tony überhaupt nicht. Normalerweise versuchte er sie immer mit irgendwelchen Kosenamen und Flirtversuchen zur Weißglut zu bringen. Aber eine klare Ansage?

Immer noch geschockt von dem Telefonat, steckte sie langsam das Handy in die Tasche, warf aber zuvor noch einen schnellen Blick auf die Uhrzeit.

„Acht Uhr, da habe ich ja noch drei Stunden Zeit. Was soll ich jetzt noch solange machen?“. Sie schaute sich um und überlegte, womit sie jetzt die Zeit totschlagen konnte. Der Geruch von Döner und Pizza stieg ihr in die Nase. Nun meldete sich auch ihr Magen zu Wort und wies sie darauf hin, dass die letzte Mahlzeit schon eine Weile zurück lag. Sie überquerte die vielbefahrene Straße und stand bereits vor dem Dönerladen, von dem der Geruch, den sie wahrnahm stammte. Zum Glück waren keine Kunden in dem Laden, so das Lily gleich dran kam. Mit einem Döner to go wie Lily gerne sagte bewaffnet, schlenderte Sie um den Block, zu einer Bank auf der sie sich niederlies. Ihr Hunger schien doch größer zu sein als sie gedacht hatte, denn es dauerte keine fünf Minuten und sie hatte den kompletten Döner verputzt. Während sie ihren Blick über die Straße und die Wiese schweifen ließ, sah sie aus den Augenwinkeln einen Schatten an ihr vorbeihuschen. Doch als sie zur Seite sah, war nichts zu sehen, außer die Büsche auf denen einige Vögel saßen.

„Ok Lily. Ab jetzt leidest du offiziell unter Verfolgungswahn.“

Wieder einmal konnte sie ihre Gedanken nicht für sich behalten und musste diese laut Kundtun. Zum Glück war niemand anderes in der Nähe gewesen. Wer weiß was man sonst von ihr gedacht hätte.

Da Lily noch genug Zeit hatte bis zu dem Treffen mit Tony, entschloss sie sich erst einmal nachhause zu gehen um sich frisch zu machen und eventuell noch etwas anderes anzuziehen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Wild-Wolf
2012-11-25T16:53:54+00:00 25.11.2012 17:53
Hey, danke für dein Kommi.
Lass dich überraschen :D

Wegen Prüfungsstress komme ich im Moment nicht dazu. Aber wenn alles gut verläuft kann ich ab Dezember weiter schreiben :D
Von:  Cendy
2012-11-25T16:16:16+00:00 25.11.2012 17:16
Hey coole Story!
Bin schon gespannt, wer denn nun immer dieser Schatten ist... Etwa der gute Maik?
Hoffe du schreibst weiter.
Lg


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