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His Story ♥

Eine Wette kam nach der anderen ♥ (Uruha x Ruki / Andere Pairings geheim)
von

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Aller Anfang ist schwer.


 

Kapitel 1:

Aller Anfang ist schwer.
 

„Dann lass uns wetten!“

Was für ein widerlicher Satz...Ehrlich Reita, als dieser Satz über deine schmierigen Lippen geglitten war, hätte ich meine Beine in die Hand nehmen und rennen sollen.

„Bam!“, Aoi ballte die Fäuste und vollzog eine nicht ganz so elegante Drehung. „Also wenn wir Osaka nicht aus den Angeln rocken werden, dann weiß ich auch nich´!“

Der Schwarzlilahaarige grinste frech und zufrieden. Der Rest der Band versuchte genauso ermuntert zurück zu grinsen, doch das wollte nicht so ganz gelingen.

Ich fühlte mich, als wäre mir nach jedem weiteren Grinsen der Kiefer einfach abgefallen. Wie zur Hölle schaffte Aoi es nur immer, so gut drauf zu sein?

Ich blickte nach links zu unserem Schlagzeuger.

Unter Kais Augen hatten sich tiefste Schatten gebildet Er sah aus als wäre er in den letzten Tagen vierzig Jahre gealtert.

Nun wanderte mein Blick weiter nach oben, dort nahe Kai saß Uruha.

Auch er sah fertig mit der Welt aus. Die Augen fielen meinem armen Leadgitarristen beinahe zu, und es war wirklich herzzerreißend mitanzusehen, wie er dennoch versuchte Aoi ein breites Grinsen zu schenken.

Unmerklich seufzte ich auf.

Uruha, Uruha, Uruha... wie oft war mir dieser Name in den letzten Tagen im Kopf herumgeschwirrt?

Es war tatsächlich passiert. Einfach so und unerwartet. Ihr wisst nicht was ich meine?

Wenn ich es bildlich hätte beschreiben müssen, hätte ich gesagt, dass der liebe Amor nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als mir einen seiner widerlichen Liebespfeile in den Arsch zu rammen. Wie sonst hätte ich mich in einen Mann vergucken können? In meinen besten Freund? In Uruha?

Ja, ich hatte schlechte Laune. Hätte die in meiner Situation nicht jeder gehabt?

Wusste irgendjemand wie es gewesen war an irgendeinem Tag in das Aufnahmestudio zu stolzieren, den Proberaum zu betreten und dann aus heiterem Himmel das Bedürfnis zu verspüren Schmetterlinge zu kotzen, jedes verfluchte Mal, wenn man seinen Gitarristen auch nur anblickte?

Ich war ehrlich, ich hätte Uruha wirklich ALLES lieber gestanden als das hier. ALLES. Ich hätte ihm gestanden, dass ich letzte Woche unvermeidlicherweise seinen I-Pod verloren hatte, ich hätte ihm gestanden, dass ich seine teuerste Gitarre zerkratzt hatte! Ich hätte ihm gestanden, dass ich sein Auto demoliert hatte, als ich von der Tankstelle Zigaretten holen wollte, ich hätte ihm wirklich alles gestanden...nur die mutierten Raupen, die momentan in meinem Darmtrakt herumkrochen eben nicht!

Genervt legte ich meinen Kopf auf die kalte Platte eines Eiscafé-Tisches, an welchem wir alle gerade saßen. Ich wusste ja nicht genau wieso wir hergekommen waren. Das hieß, ich wusste es eigentlich doch. Unsere HETERODOXY-Tour würde später in der Nacht starten. Nun, eigentlich fuhr dann unser Tourbus, die eigentliche Tour startete dann morgen Abend in Osaka.

Bei dem Gedanken endlich wieder auf der Bühne loszulegen und in knapp einem Monat unser neues Album DIVISION herauszubringen, fing mein Herz an zu rasen. Für eine Sekunde entkam ich Kouyou, welcher in meinem Kopf herumspukte, und sah nur noch das Meer aus Köpfen und Lichtern, in welches ich immer blickte, wenn ich von der Bühne herunter sah. Begeistert blickte ich auf und sah jedes GazettE-Mitglied einmal an.

Da war Aoi, mit seinen Schwarzen Haaren, welche mit violetten Strähnen geziert wurden. Kai, der mittlerweile schöne, schokobraune, gewellte Haare hatte, die ihm bis zum Rücken gingen.

Reita, mit dem blonden Haar und dem Bandana im Gesicht und dann noch Uruha, mit seinen nougatbraunen, kinnlangen Haaren. Achso ja, und ich hatte nach langer Zeit endlich wieder schwarzes Haar, dessen Spitzen blond ausfielen.

Es erfüllte mich mit einem seltsamen Gefühl zu sehen, wie sehr die Zeit uns wieder einmal verändert hatte – nun ja, das hieß, alle, bis auf Reita.

Ich grinste in mich hinein. Reita sah wirklich immer aus wie...Reita. Er veränderte sich nie. Vielleicht seine Haarfarbe einmal, aber der Rest blieb wie immer. Mir kam in den Kopf, dass er vielleicht immer an dem Prototypen seiner früheren Versionen festhielt, da er wohl nicht mehr viel Verbesserungsbedarf in dem sah, was er aus sich gemacht hatte. Aber unser Akira? Sich für perfekt halten? Mein Blick erfasste den Blonden genauer. Allein die Tatsache, dass er seine Nase verdeckt hielt, zeigte doch schon, dass er sicherlich nicht fand, dass er perfekt ist. Ich glaube niemand tat das.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich weiterhin in Reitas leerem Blick versank.

Was er wohl gerade dachte? Bewegte er sich überhaupt noch? Atmete er? Wohin blickte er denn überhaupt?

Und dann traf es mich überraschend. Mir wurde langsam aber sicher bewusst, dass mein Bassist nicht so stumm war, weil er nicht atmete, sondern weil er mich die ganze Zeit über eindringlich gemustert hatte und dies noch immer tat. Und nicht nur er tat dies. Als sich mein Kopf aus seiner Starre riss und ich blinzelnd in die Runde schaute, sah ich auch die Blicke der anderen auf mir liegen. Dann wedelte eine Hand vor meinem Gesicht herum.

„Erde an Vocalist-san! Ruki, bist du noch da?“

Eigentlich hatte ich etwas sagen wollen, doch meinen Mund verließ nur ein kurz gehauchtes „Ähm...“, und dann sah ich auch schon in Aois dunkle Augen, welcher neben mir saß. Es war auch seine Hand, welche vor meinem Gesicht hing.

„Ruki, alles okay?“ , Kai musterte mich neugierig.

„Ähm...ja.“, nuschelte ich noch leicht irritiert und setzte mich dann ordentlich auf, um alle ganz Ruki-like anzublicken. „Was gibt’s?“

Mein Leadgitarrist, mein Gitarrist, mein Bassist und mein Drummer tauschten stumme, irritierte Blicke aus.

„Naja.“, Fasste sich Reita schließlich als erster ein Herz und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Während der letzten fünf Minuten hast du nach links geguckt, nach rechts geguckt, gegrinst, gekichert, dann plötzlich besorgt geseufzt, dann gelacht, dann hast du Uruha angestarrt, dann hast du auf den Boden gestarrt, dann hast du wieder gegrinst, und dann sind deine Augen plötzlich leer geworden. Und jetzt scheinst du endlich bemerkt zu haben, dass wir dich seit fünf Minuten anstarren.“

„Err....“, kam es sehr intelligent aus meinem Mund.

Uruhas Hand wanderte über den Tisch und legte sich sanft auf meine. Mein Herz fing augenblicklich an in einem schnelleren Takt zu rasen und während es am Anfang noch langsam geklopft hatte, trommelte es mir nun beinahe bis zum Hals. War das überhaupt noch gesund?

„Ur...u...“, mein Satz ging einfach unter, denn ich schluckte schwer.

„Wenn etwas ist, teile uns bitte deine Gedanken mit, Ruki.“

Der Blick meines Leadgitarristen war wohlwollend. Es war schwer mir von ihm nicht die Röte ins Gesicht treiben zu lassen, ich war froh, dass er seine große Hand mittlerweile wieder bei sich hatte.

„Äh oh, ja...Gedanken! Nein. Äh, schon gut, ich meine...worum geht’s?“

Sie starrten mich alle einen Augenblick an, ehe sie los grinsten.

„Uff...“, ich rieb meine Schläfen. „Tut mir Leid, Leute. Ich bin wohl nur etwas aufgeregt. Ich freue mich auf unsere Tour.“

Mit diesem Satz schienen sie alle begriffen zu haben. Verständnisvolle Mienen traten in mein Sichtfeld. Aoi, welcher rechts von mir saß, klopfte mir brüderlich auf die Schulter.

„Unser Vocal-Blood weiß, was gut ist! Keine Sorge Ruki, wir rocken sie alle!“

Ich nickte ihm zustimmend zu und auch die anderen nickten. Wieder einmal glitt mein Blick durch die Runde. Diesmal ohne Gedanken.

Shiroyama Yuu (Aoi) , Suzuki Akira (Reita), Takashima Kouyou (Uruha), Yutaka Uke (Kai)

und dann noch ich: Matsumoto Takanori. ´the GazettE´. Mein Herz flatterte beinahe so schnell, wie bei dem Gedanken an Uruha.

Lächelnd schlug ich meine Hände sanft auf den Café-Tisch.

„Lasst uns unser Bestes geben!“

„Yeah!“

Nachdem wir schon in diesem Café saßen, hatten wir uns dann auch alle etwas zu Trinken gegönnt.

Ich hatte nicht genau darauf geachtet, was jeder geordert hatte, doch vor mir sah ich einen dreifachen Espresso, Latte Macchiato mit Karamell und Zucker, das genügte.

Freudig nippte ich an der weißen Tasse, und stellte zufrieden fest, dass mein Getränk genauso war, wie ich es mochte. Das beruhigte mich ungemein. Ich deutete es als positives Zeichen. Ihr wisst ja nicht wie schwer es war, so einen guten Latte Macchiato zu zaubern.

Den anderen schienen ihre Getränke auch zu münden, sie äußerten sich nämlich nicht weiter.

Uruha freute sich offenbar nach dem langen Tag so sehr auf die sprudelnde Flüssigkeit, die ihm gebracht wurde, dass er seinen Tequila immer wieder in sein Glas nachgoss.

Er trank wirklich viel in letzter Zeit...
 

Auf eine seltsame Art und Weise rüttelte der Bus beim fahren beruhigend. Es war nur ein leichtes Schaukeln, doch man merkte es, konzentrierte man sich ordentlich darauf.

Ich saß ruhig da, meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe gelehnt, und ließ mich entspannend hin- und her wippen. Schon seit Stunden saß ich im Speiseraum unseres Tourbusses. Es war wirklich verdammt heiß. Nicht einmal die Nacht machte es besser. Sie war schwül und die Hitze ließ meine Haare kräuseln und zu Berge stehen.

„Mir ist HEIß!“, twitterte ich verzweifelt mit meinem I-Phone. Ich hätte eigentlich versuchen sollen etwas Schlaf zu finden, doch es gelang mir nicht.

Kouyou hatte sich mal wieder in einem meiner Hirnsektoren festgesetzt und jetzt sah ich tausend Bilder von ihm. Und je später die Stunde wurde, desto weniger jugendfrei wurden die Bilder es mit ihr. Irgendwann war es so weit gegangen, dass ich mit hochrotem Kopf dasaß, noch immer keinen Ton von mir gebend.

„Ruki, erstickst du?“

Erschrocken zuckte ich zusammen, und schnappte dann heftig nach Luft, ich spürte förmlich wie mein Gesicht von einer zur anderen Sekunde wieder Schneeweiß wurde. Außer mir drehte ich mich um, um den Deppen zu sehen, der sich da einfach an mich herangeschlichen hatte.

Ironischerweise hatte es natürlich nur eine Person sein können.

„Sag mal, Uruha, spinnst du?!“

Ich zischte ihm leise ins Gesicht, doch bereute es sofort wieder. Das hatte ich so ganz und gar nicht gewollt. Uruha schien es nicht zu kümmern. Er setzte eine entschuldigende Miene auf und ließ sich dann elegant, wie in allem was er tat, neben mir auf den Sitzen nieder.

Stille legte sich zwischen uns und ich blickte wieder zum dunklen Fenster hinaus, während ich unruhig am Zipfel meiner Lederjacke zupfte.

„...Schläfst du noch nicht?“

Er schüttelte stumm mit dem Kopf.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“

Irritiert blickte ich in seine dunklen Augen. Mein Herz fing wieder an ungesund schnell zu schlagen.

„Sorgen um mich? Wieso das?“

„Du bist schon die ganze Zeit so nachdenklich, dich bedrückt offensichtlich etwas.“

Alarmiert sah ich, wie seine Hand sich wie schon am Vormittag ausstreckte. Er wollte sie auf meine Schulter legen, hieß also: Er wollte mich berühren. Ganz schlecht.

Hektisch wich ich seiner Hand in letzter Sekunde aus, indem ich mich fest gegen die Lehne meines Sitzes drückte.

„Du trinkst in letzter Zeit zu viel!“

Damit hatte ich ihn wohl erwischt. Sein Gesichtsausdruck entglitt ihm, und es schien, als musste er sich aus seiner Verwirrtheit reißen, ehe er wieder fest in meine Augen blicken konnte.

Ich wünschte in solchen Momenten hätte ich einfach meine Redefunktion abstellen können.

Aber irgendwie schien meine zusammenhanglose Erwiderung wohl doch hilfreich gewesen zu sein, denn der Takashima zog seine Hand wieder zurück und legte den Kopf schief.

„Ist es nur...deswegen?“

Aus reiner Verzweiflung log ich, und nickte einfach nur stumm. Ich hasste es zu lügen, aber wenn man es so sah, log ich ja nicht ganz. Immerhin kümmerte es mich wirklich, dass Uruha mittlerweile wahrscheinlich mehr Alkohol trank, als Japan herstellen konnte. Ich rieb mir, wie so oft wenn ich nicht weiter wusste, über die Schläfen.

„...Mach dir keine Sorgen, Takanori, ich passe auf...ich wusste ja nicht, dass dich das so kümmern würde...es tut mir wirklich Leid, dass ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe..“

Nun war es mit mir an der Reihe, meine Gesichtszüge nicht mehr kontrollieren zu können.

Er hatte mich bei meinem richtigen Namen genannt. Ein Schauer jagte mir über meinen Rücken.

„I-Ich...“, fing ich erfolglos an und stand dann auf, um mich eilig an seinen Beinen vorbei in den Busgang zu zwängen.

´Takanori´, hallte seine klare Stimme immer wieder in meinem Kopf, und ich musste tief durchatmen um meine Fassung nicht zu verlieren.

„... Müde...glaube ich brauche Schlaf...reden morgen.“

Ein wirklich von Intelligenz und logischer Konstruktivität strotzender Satz, Ruki. Wirklich.

Während ich ohne mich noch einmal umzudrehen in den nächsten Raum des Busses schritt, und mich am liebsten einfach in Luft aufgelöst hätte, wunderte ich mich über meine Stimme, die Uruha gegenüber gar nicht so kühl hätte sein sollen. Mein schlechtes Gewissen würde sicher bald aktiv werden, doch momentan war ich einfach zu erschöpft und machte mir noch keine Gedanken darüber. Diese verfluchten Schmetterlinge.
 

Als die Tür leise hinter mir zuging wandte ich mich nach vorne und sah dann etwas, was mich wirklich zum Schmunzeln brachte. Da schlummerte der Rest meiner Truppe. Reita saß auf seinem Bussitz und lehnte den Kopf im Tiefschlaf, so wie ich zuvor, an die Scheibe eines der großen Busfenster. Aoi hatte es sich da etwas gemütlicher gemacht. Er hatte sich zwei Sitze beschlagnahmt und lag auf ihnen wie auf einem Bett. Kai war wirklich die Krönung.

Ich weiß nicht wie müde er gewesen sein musste, doch es hatte dazu gereicht, dass er nun völlig verquer da lag und gegen die Fensterscheibe sabberte.

Ich genoss diesen Anblick noch ein paar weitere Minuten, dann suchte ich mir selbst einen leeren Doppelsitz, positionierte mich bequem und schlief dann so schnell ein, dass ich es nicht einmal richtig mitbekam.
 

„HAT JEMAND MEINE GITARRE GESEHEN?!“

Aoi. Ohne Zweifel. Noch bevor meine Augen sich geöffnet hatten, wurde mir bewusst, dass ich mich schlapp und unausgeschlafen fühlte. Mein Magen knurrte auch schon los, noch ehe ich bei vollem Bewusstsein war.

Am allerliebsten hätte ich mir jetzt die Kapuze von meinem Sweatshirt über den Kopf gezogen und wäre wieder eingeschlafen, doch ich musste akzeptieren, dass das wirklich nicht möglich war.

„Ah! Gitarre! Da bist du ja! ...Hä? Ruki! Pennst du immer noch?!“

Dadurch dass ein Schatten auf meine Augenlider trat wusste ich, dass sich jemand vor mich gestellt hatte. Und da diese Stimme nur Aoi gehören konnte, musste er es sein, der jetzt an meinen Haaren zog.

Brummend gab ich mich geschlagen und öffnete nun meine Augen doch. Es war ein Gutes, dass wir nachts gefahren waren, denn jetzt war es gerade 4 Uhr am Morgen und es gab kein Licht, dass mir eklig in die Iris hätte scheinen können. Der Mond beleuchtete den Bus gerade so, dass man sehen konnte was vor einem passierte.

„Guten Morgen.“, begrüßte Kai mich höflich, welcher gerade hinter meinem Gitarristen den Gang passierte. Schien als war unser Manager und Drummer gerade dabei, den Bus aufzuräumen. Er trug einen Ball aus zusammengepressten Klamotten im Arm.

„Für eine Sekunde dachten wir du wärst tot.“, der Schwarzlilahaarige pikste mir mit einem Pocky-Stick in den Oberarm, ehe er in diesen hinein biss.

„Ich wollte es mit Mund-zu-Mund Beatmung probieren, aber Uru hat das nicht zugelassen. Er hat gesagt wir sollen dich pennen lassen, weil du anscheinend ziemlich fertig warst. Dass du vielleicht tot sein könntest, hat ihn glaube ich nicht interessiert. Tja, hart ist das Leben.“

Ich hatte Aoi gar nicht richtig zugehört, seine Stimme war ganz weit weg und ich schaffte es in meiner Müdigkeit gerade so ein paar Fetzen seines Satzes aufzuschnappen. Bei ´Uru´ hörte es dann auf.

Träge richtete ich mich auf und stütze mich mit meinen Armen ab, um dann wieder aufrecht auf meinem Platz zu sitzen. Mein Nacken war verspannt.

„Wo sind die anderen?“

„Ähm...Reita spielt hinten ´Call of Duty´ und Uruha habe ich seit einer halben Stunde nicht mehr gesehen...“

„Wer weiß?“, Kai kam wieder durch den Gang gelaufen und blieb bei uns stehen.

„Vielleicht ist er wieder schlafen gegangen. Aber das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr. Wir kommen bald an, dann geht’s zum Hotel. Und dann könnt ihr alle mal ORDENTLICH ausschlafen.“

Unser Drummer lachte und Aoi und ich grinsten uns wissend an.

„Also Kai, es wäre wohl besser, wenn DU dich mal ordentlich ausschläfst.“

Verlegen grinste Kai, ehe er sein Spiegelbild in seinem Handybildschirm betrachtete.

„Ja...scheint so..., haha. Naja ich mache meine Arbeit hier fertig, okay? Sucht eure sieben Sachen zusammen.“, damit war er wieder durch den Gang davon gerauscht.
 

Nicht einmal eine halbe Stunde später hielt der Bus dann auch schon. Wenn ihr mich fragt waren wir alle noch nie so glücklich aus diesem verdammten Fahrzeug raus gesprungen. Oder vielleicht war auch nur ich hinaus gesprungen, die anderen torkelten eher schlaftrunken die schwarze Treppe hinunter. Aoi versuchte die ganze Zeit sich an Reita ab zu stützen, was wirklich urkomisch aussah, weil unser Bassist aussah als hatte er vorgehabt den Gitarristen gleich zu beißen. Kais Anblick erstaunte mich mal wieder einfach nur. Ich hätte schwören können er wäre mit dem nächsten Windhauch einfach umgekippt und dann tot liegen geblieben, und dennoch hielt der Brünette die Unterlagen für die Tour in der Hand und ging sie mit einem sichtlich ernsten, konzentrierten Blick durch, welchen man einfach nicht von ihm gewöhnt war.

Wie ich Kai so beobachtet hatte, hatte ich wirklich nicht bemerkt dass wir an unserem Hotel angekommen waren. Das riesige, leuchtende und vor allem teuer aussehende Gebäude ragte vor uns in den nachtschwarzen Himmel, doch alles was ich in diesen zwei schnöseligen Hoteltürmen sah war einzig alleine eins: Ein Bett! Für mich.

Wir warteten noch darauf dass Yamada und Sakai, unsere zwei anderen Manager neben Kai, es endlich schafften auch ihre Koffer endlich aus dem Bus zu laden und liefen dann zu siebt ganz locker und gut aussehend durch die glänzenden Automatiktüren in die Hotellobby.

So gut sahen wir dabei dann aber leider doch nicht aus, die Müdigkeit hatte uns gepackt.

Meine Wenigkeit zum Beispiel rannte ganz Justin Bieber-like ausgerechnet gegen die Glastüren, von denen mir niemand gesagt hatte, dass sie defekt waren. Aoi schaffte es, dass seine Schnürsenkel hängen blieben und nach einer kurzen Auseinandersetzung fraß die Rolltreppe dann ernsthaft seinen linken Sportschuh. Ich hätte ihn zu gerne ausgelacht, hätte mir Reita gerade nicht einen Kühlbeutel gegen die rote Stirn gedrückt. Als nächstes war Sakai dran gewesen. Wenn der etwas schaffte war es sowieso immer unglaublich.

Beim Versuch sich mit seinem Koffer zu uns ins Hotel zu zwängen hatte er meinen armen Uruha versehentlich durch einen Stoß zum Schwanken gebracht. Ich muss sagen für eine kaputte Automatiktür war seine Frisur wohl sehr unpassend lang gewesen, eine ganze Strähne seiner Haare hing zwischen den zwei Türen, und als diese sich schlossen...nun sagen wir, es hörte sich wirklich schmerzhaft an, und Sakai würde meinem Leadgitarristen sehr viel Sake kaufen müssen, um das wieder gut zu machen.

Reita, Kai und Yamada blieben gemeinerweise verschont, mit der Beule an meiner Stirn verwechselte man mich sicherlich bald mit einem Einhorn. Doch ich konnte wenigstens darüber lachen, dass Yuu mit einem nackten, linken Fuß dastand und Kouyou ein ganzes Büschel seiner eigenen Haare aus der Automatiktür hatte ziehen müssen.

Außerdem hatte Yamada gesagt, bis morgen Mittag wäre mein Gesicht wieder ganz das Alte.

Nun standen wir alle vor dem Hotelschalter und warteten auf Kai, welcher gerade unsere Hotelzimmerschlüssel abholte.
 

„So.“, kam er munter lächelnd auf uns zu.

Wir alle blickten ihn abwartend an. Ich schätze jeder wollte nur noch seinen Schlüssel und dann schlafen.

„Ich habe leider schlechte Neuigkeiten.“

„Willst du mich verarschen?“, Aoi stöhnte gequält auf. „Wir sind nicht einmal zwei Stunden hier und schon geht wieder alles schief!“

„Jetzt hör doch mal was ich überhaupt sagen will, Mensch.“

Der Gitarrist grinste verlegen und Reita lachte hämisch und leise.

Unser Drummer räusperte sich.

„Also...was ich sagen wollte, ehe Aoi mich so liebevoll unterbrochen hat ist folgendes: Wir haben dieses Mal wohl zu spät gebucht.“

Nervös zupfte ich am Kragen meines Sweatshirts. Was sollte das denn jetzt bedeuten?

„Das heißt, wir haben nicht genug Zimmer abbekommen. Vier Stück um genau zu sein. Heißt im Klartext: Dieses Mal kriegt nur einer ein Einzelzimmer. Heißt noch mal: Die anderen teilen sich eins mit einem anderen.“

Bevor sich meine Gedanken überhaupt hatten ordentlich sammeln können war mir plötzlich Aoi an die Schulter gesprungen.

„Ich geh´ mit Ruki in eins!“

„Wieso du?“

Jetzt stand Reita auch noch vor mir und musterte Aoi böse.

„Weil ich keine Lust auf Uruha habe! Er ist eine Diva! Er schnauzt immer wegen seinem Nagellack, und morgens blockiert er das Bad.“

Etwas von Aois Worten getroffen blickte ich zu Uruha hinüber, doch diesen schien es gar nicht zu stören. Er stand da völlig stumm und beobachtete uns gelassen dabei, wie wir die Zimmer aufzuteilen versuchten.

„Wenn Uruha so eine Diva ist, dann gib ihm einfach ein Snickers, und hör auf zu nerven.“

„Hör du doch auf zu nerven!“

Kai rollte kurz mit den Augen und kratzte sich dann am Kopf.

„Naja ich schätze, dann gönne ich mir das Einzelzimmer...ist das so in Ordnung für euch?“

Doch er bekam leider keine Antwort. Reita und Aoi waren zu beschäftigt damit, sich um den Platz in meinem Zimmer zu raufen. Der Drummer seufzte tief.

„Nimm das Zimmer nur.“, sagte Uruha dann kaum hörbar und richtete sein Augenmerk wieder auf den Gitarristen und den Bassisten. Er wirkte amüsiert, was mich zum Schmunzeln brachte.

Ein kurzes Klingeln ertönte vom Lautsprecher des Aufzuges und teilte uns so mit, dass wir in dem Stockwerk angekommen waren,

„Aha.“, ertönte es dann plötzlich von Reita und ich spürte im nächsten Moment wie ein muskulöser Arm sich um meine Schulter schlang.

Der Blonde schmunzelte mich an und wedelte dann mit dem Zimmerschüssel vor meiner Nase herum. Aoi stieß leise Flüche aus und Kai zuckte mit den Schultern. Für Sakai und Yamada war es wohl schon klar, dass sie ein Zimmer nahmen. Sie trauten sich nicht mit einem von uns in ein Zimmer zu gehen. Sie kannten uns.

Mein Blick wanderte wieder zu Uruha. Eigentlich wollte ich doch...

Der Braunhaarige hatte bis hierhin irgendwohin gestarrt, sah dann aber meinen Blick, und wandte dann den Kopf zu mir, um mich erst anzublinzeln, und dann müde anzulächeln. Flüchtig erwiderte ich das Lächeln und blickte dann schnell woandershin. ´Woandershin schauen´ war in diesem Fall ´meinen Kopf an Reitas Wange schlagen´, da dieser noch immer Kopf an Kopf mit mir stand und seinen Arm um meine Schulter hatte.

„Also?“, Kai wirkte nun langsam wirklich, als hätte er vor jeden Moment in einen Schneewittchen-Schlaf zu fallen. „Haben wir´s dann? Aoi zu Uruha, Reita zu Ruki, Yamada-san zu Sakai-san?“

Alle nickten, manche begeisterter, andere weniger entzückt. ...Die weniger Entzückten waren nur Aoi und ich.

„Gut...also...gute Nacht, erholt euch gut, wir treffen uns morgen um Punkt 13 Uhr, in der Lobby. Das ist die Generalprobe, morgen Abend geht es los mit ´HETERODOXY´, alles klar?“

Wieder nickten wir, und er nickte ebenfalls und drehte sich dann um, um zu seinem Zimmer zu gehen. Alle Zimmer lagen in einem breiten Gang. Hübsch. Die Wände waren weinrot und der Boden war aus schönem, dunklen Kirschholz.

„Ich gehe auch pennen.“, murrte Aoi schlecht gelaunt und machte sich auf den Weg zur 667. 667 befand sich neben 668, 668 war Yamadas und Sakais Zimmer. Sie verbeugten sich höflich und zogen sich ebenfalls zurück.

„Ich schaue mal, wie es bei uns aussieht.“, Reita deutete zur No. 666, und ich konnte nicht verhindern, dass die Ironie sich über mir ergoss.

„Geh nur...ich komme sofort...“

„Ich nehme deinen Koffer mit rein.“

Ich nickte dem Blonden zu, ehe er meinen und seinen Koffer in unser Zimmer zog.

Jetzt standen nur noch Uruha und ich im Gang. Ich wandte mich von meinem Bassisten ab und schaute dann zum tausendsten Mal an diesem Tag zu meinem Leadgitarristen.

„Uhm...Gute Nacht, Taka.“

„N-Nacht...“

Und damit stand ich alleine im Gang.

Deprimiert machte ich kehrt und betrat dann Reitas und mein Zimmer.

Top, die Wette gilt.


 

Kapitel 2:

Top, die Wette gilt.
 

Der Blonde lag schon auf seinem Bett und ich war ungemein erleichtert darüber, dass es zwei Betten waren und kein Doppeltes.

„Tja jetzt sind wir hier. Nur wir zwei.“

Reita grinste blöd und ich zog die Mundwinkel nach unten.

„Ja. Nur wir zwei.“

Lustlos ließ ich mich auf die für mich viel zu weiche Matratze fallen. Ich machte mir nicht einmal die Mühe mich umzuziehen, ich war viel zu erschöpft und enttäuscht.

Mein Bett und sein Bett standen einige Meter voneinander entfernt an der Wand. Das Hotelzimmer war echt schön. Die Zimmerwand war genauso weinrot wie die Wand im Gang. Jetzt hatte nur noch der perfekte Zimmerpartner gefehlt...und dieser war ganz sicherlich nicht Akira Suzuki.

„Ey Ruki.“

„Mh?“, verließ ein gequältes Murren meinen Mund und ich schaffte es gerade so mich zu ihm drehen zu können.

„Glaubst du das morgen geht gut?“

Ich ließ mir seine Worte erst durch den Kopf gehen und nickte dann.

„Natürlich geht das gut. Wir rocken sie alle. Aber man kann so etwas nicht vor planen, vielleicht geht etwas schief. Alles was wir tun können, ist unser Bestes geben.“

Mein Bassist lachte. „Oh ja...aber ich schätze es läuft alles glatt...vor allem, wenn Uruha wieder so sexy ist wie immer.“

Für einen Moment lang war mein Herz stehen geblieben und ich saß binnen Sekunden wieder aufrecht. Hatte Reita gerade die Wörter ´Uruha´ und ´sexy´ in einem Satz verwendet?! Mein Uruha und ´sexy´?!

„W-Was soll das denn heißen?!“, reagierte ich etwas zu heftig und sah dann dass Reita mich anstarrte, als hätte ich ihm gerade erzählt ich könnte Fliegen.

Die Alarmglocken klingelten ohrenbetäubend.in meinem Kopf.

„...Was das heißen soll? Das soll heißen, das Fanservice immer gut ankommt...?“

Augenblicklich entspannte ich mich wieder etwas. Ein dickes, Fragezeichen bildete sich mit seiner Antwort über meinem Kopf.

„Warte...mehr...nicht?“

„...Hä...? Mehr? Was soll ich denn schon meinen?“

„...Err...“

Innerlich hatte ich mir meine Handfläche gegen mein Gesicht geschlagen. Wir waren erneut an einem dieser Punkte angelangt, an welchen Rukis Intelligenzquotient seinen Höchstpunkt erreichte. Und dieser Ruki war leider ich.

„Tss, also manchmal bist du schon seltsam.“

Akira richtete sich schmunzelnd auf um sein Kissen noch etwas weich zu schütteln und legte sich dann wieder hin. Ich hörte wie ein Schnaufen meinen Mund verlassen hatte.

„Wieso bin ich bitte seltsam? Ich dachte einfach als du Uruha gesagt hast, da meintest du....“

„Was meinte ich?“

„N-Nichts! Weißt du was? Lassen wir das einfach! Auf jeden Fall glaube ich, dass wir beim Konzert wirklich rocken werden.“

„Yo...Das Konzert ist morgen Abend, oder?“

„Mhm.“

„Wie werden unsere Bühnenoutfits aussehen, hmm? Kriegt Uruha wieder seine Strapsen?“

Mit seinem letzten Satz wurde ich wirklich böse. Angepisst spürte ich wie meine Finger sich in den Stoff meines T-Shirts krallten. Was hatte dieser Reita denn jetzt mit Uruha? Wieso hieß es die ganze Zeit Uruha? Was bezweckte er?!

„Keine Ahnung ob Uruha Strapsen trägt, frag doch Sakai, Mensch!“

„Wow““, Reita hob beschwichtigend seine Hände. „Ganz ruhig, Shorty.“

„Hmpf!“

„...Was habt ihr denn alles an Fanservice geplant?“

Innerlich Dampf ablassen verschränkte ich meine Arme hinter meinem Kopf.

„...Weiß nich´ genau...glaube Aoi wollte was machen, während Kai nicht aufpasst...und Uru...ha...Uruha...err...ich glaube da habe ich noch nichts eingeplant...“

„Ist es in Ordnung wenn ich den Fanservice mit Uruha übernehme?“

Der nächste beinahe-Herzinfarkt in dieser Nacht.

„W-W-Was? W-W-Wieso denn?!“

„Naja ich habe mich in letzter Zeit in den Foren umgehört, haha. Das beliebteste Pairing ist eindeutig Reita und Uruha. Das wäre positive PR.“

Ruhig Ruki...ruhig...er macht das nicht mit Absicht...Er weiß ´es´ gar nicht...er kann es nicht wissen.

„Reita und Uruha, also...meinst du.“

Dieses dreckige Grinsen in Reitas Gesicht. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so viel Hass für irgendeine Person empfinden würde. Doch es schien als hätten die Schmetterlinge in meinem Bauch sich in feuerspeiende Libellen verwandelt. Der Blonde grinste machohaft.

„Also ich habe auf jeden Fall gesehen, dass alle total scharf darauf sind, dass Uruha sich von mir verwöhnen lässt.“

Ich biss mir vor Ärger auf die Lippen. Andererseits war ich wirklich überrascht, denn ich hatte den Bassisten noch nie so erlebt.

Panik beschlich mich. Was, wenn er auch etwas von Uruha wollte...?

„Sie warten alle darauf, dass ich Uru-chan zum Uke mache, hahaha.“

Egal wie sehr ich kämpfte, ich konnte mich einfach nicht beherrschen.

„Tja. Dann musst du die Fangirls wohl enttäuschen. Erstens ist Uruha hetero. Zweitens ist Ruki und Uruha sowieso beliebter und nun das dritte und wichtigste: Er würde eh nie mit dir ins Bett gehen!“

Ha! Jetzt hatte ich diesem Ekel eins rein gewürgt. Doch ich freute mich zu früh. Seine erstaunte Miene wurde angriffslustig. Das gefiel mir jetzt so ganz und gar nicht.

„Aber Ruki...Wollen wir da irgendetwas andeuten?“

„Andeuten? Was denn andeuten?! Ich bin nicht in Uruha verliebt!“

„Was?“

„Du bist bescheuert!“

„Ähm...ja...weißt du was? Es mag sein, dass ich im Bus etwas zu viel Sake hatte und zu wenig Schlaf, aber ich bin mir total sicher, dass ich, wenn es drauf ankommen würde, Uruha vor dir ins Bett kriegen könnte.“

„Was zum... Sag mal Reita, geht es dir gut? Hast du was genommen?“

„Aber ich habe doch Recht.“

„A-Aber du...du willst doch nichts von Uruha, o-oder doch?“

Zu meiner Erleichterung nahm Reitas Gesicht einen mehr als ungläubigen Ausdruck an.

„Spinnst du? Ich stehe auf Weiber.“

„Und wozu dann der ganze Mist?“

„Weiß nicht...ich will wissen, wer von uns beiden heißer ist.“

„...Von uns beiden...? Du meinst, mich und...dich?“

Mein Bassist nickte.

„...Aber ...was zur Hölle ist das für eine Logik? Da könnten wir doch genauso darüber diskutieren wie viele Frauen wir schaffen würden?“

„Ach Ruki...“, Reita schüttelte mit dem Kopf. „Jeder halbwegs anständige Kerl kriegt eine Frau herum. Aber nur ein ganz heißer, kriegt auch einen Mann. Und unser Uru, der wäre DIE Trophäe überhaupt, haha.“

Die Libellen in meinem Magen spuckten jetzt nicht mehr nur Feuer, sondern auch giftige Säure und heißes Magma. Meine Unterlippe pochte schon, da meine Zähne sich schmerzhaft in sie hinein gebohrt hatten.

„Ich würde Uruha auf sein Bett stupsen, und dann würde ich ihm ganz wie in diesen Fanfictions immer ins Ohr hauchen und-

„ICH WÜRDE IHN VOR DIR KRIEGEN!ER WÜRDE SICH IN MICH VERLIEBEN NICHT IN DICH! UND URUHA IST KEINE TROPHÄE!“

Eisige Stille erfüllte den Raum nach meinem Schrei und der Blonde zog die Augenbrauen hoch.

Dann legte er den Kopf schief. „Taka, kriegen wir wieder unsere Komplexe?“

Ein Glück war er wirklich so dumm, dass er ernsthaft dachte, ich tat das nur um meines Egos willen.

Reita dachte viel zu umständlich, als das er je verstanden hätte, dass ich etwas von unserem Leadgitarristen wollte.

Immerhin hatte ich mir bis jetzt aber auch nichts anmerken lassen...

„Soso. Also du denkst du würdest ihn vor mir kriegen, Shorty?“

„Ja. Denke ich. Ich bin begehrter als du.“

„Ach findest du? Ruki...also du bist ja niedlich und klein, und das mag ja super bei den Teenies ankommen...aber ich bin ein Mann, ich habe Muskeln. Mädchen mögen Teddybären...aber Frauen stehen auf Männer.“

Ich hörte mich wieder schnaufen.

„Übertreibe es mal nicht.“

„Schon blöd, wenn man die Hälfte der Frauen nicht haben kann, weil sie größer sind als man selbst, oder? Und Uruha überragt dich auch um ca. 10 Zentimeter...Aber nimm es nicht tragisch. Du als kleine Prinzessin findest sicher auch noch jemanden.“

„Weißt du was? Jetzt reicht´s. Keine Ahnung was du gerade für Probleme hast. Aber ich würde dich eiskalt hinter mir lassen. Meterweit. Nicht nur die Frauen, sondern auch Uruha würden sich lieber für mich entscheiden, verstehst du? Ich muss keine 1 m 75 sein, ich bin mit meinen 1 m 63 genauso gut, wie ihr auch.“

Für einen kurzen Augenblick glitzerte etwas in Reitas Augen auf, was mir wirklich nicht gefiel. Ich konnte nicht herausfinden was es genau war, doch er schien genauestens nachzudenken. Diese Unterhaltung war in eine sehr seltsame Richtung gelaufen.

Ich fürchtete, er hätte erraten, wie ich zu Uruha stand, doch auf einmal starrte er mir fest in mein Gesicht.

„Dann lass uns wetten!“

Das kam unerwartet. Mit einem Mal verlor ich mein Gleichgewicht und konnte nichts besseres tun, als überrascht mit den Armen zu wedeln. Mit einem schrillen Schrei kippte ich seitwärts aus dem Bett und schlug Dumpf auf dem Zimmerboden auf. Flüche...immer ich.

Als ich mich panisch aufrappelte, sah ich Reitas Hand, welche sich mir entgegenstreckte.

Doch ich wusste, dass er mir nicht aufhelfen wollte, sondern nur darauf wartete, dass ich einschlug.

Ein Kloß setzte sich in meinem Hals fest. Die Hand wartete noch immer auf meine eigene.

„...Also?“

Oh Gott...

„Naja i-ich...“, meine Hand wanderte langsam zu seiner.

Nein!

I-Ich meine...“, ich spürte wie unsere Finger sich entschlossen.

Haltet den Film an!

Doch meine Hand lag nun in Reitas und ehe ich begriff was hier eigentlich genau passierte, hörte ich mich auch schon sagen:

„Die Wette gilt.“
 

„Guten Morgeeeen!“, begrüßte mich Aois lächelnde Miene, und ich dachte ich müsse gleich in meine Müslischüssel kotzen. Mein Kopf tat so schrecklich weh, und die Insekten in meinem Darmtrakt waren einem schrecklichen Geschwür gewichen.

Ich wusste ganz genau, dass ich leichenblass im Gesicht war, und umso gemeiner fand ich es, dass Reita ganz ruhig da saß und sein Frühstück verspeiste.

Die letzte Nacht ging mir noch einmal durch den Kopf.
 

„Also die Wette gilt.“

„Tut sie. Wie gehen wir vor.“

„Hier sind die Bedingungen: Einer von uns muss ihn flachgelegt haben, bis wir in Nagoya sind, da endet unsere ´HETERODOXY´.“

Flachgelegt. Ich rieb mir die Schläfen.

„O-Okay...und...um was wetten wir?“

Reita grinste. „Ich will dein Swarovski-I-Phone mit dem Black Moral drauf, wenn du verlierst.“

Mieses Schwein, ich wusste es!

„W-Waaa....?“

„Oh was ist denn? Kneifst du jetzt? Hast du Angst, dass ich größer, besser und attraktiver bin?“

„Ich kneife NICHT...uff...meinetwegen, du kannst es haben...“

„Finde ich gut.“

„Moment mal! Und was ist wenn du verlierst?“

„Haha, ich bezweifle, dass es wirklich soweit kommt, aber wenn ich verliere mache ich fünf Monate den Babysitter für Koron. Und du weißt, dass ich das Vieh nicht unbedingt ausstehen kann.“

„Mh...okay.“
 

Mir war erst unwohl gewesen, doch wenn ich jetzt so darüber nachdachte, wie Reita sich mit meinem kleinen Koron-chan herum quälte, der seine Klamotten zerriss und ankackte, musste ich bösartig grinsen.

Nur wie ich mich Uruha nähern sollte, darüber hatte ich wirklich noch nicht nachgedacht...so eine Scheiße...Aber so gesehen hatte Reita ja dasselbe Problem, oder...? Im Endeffekt würden wir beide verlieren, ich glaubte wirklich nicht, dass Uruha mit nur einem von uns beiden ins Bett gegangen wäre. Es war zwar etwas enttäuschend, da ich ihn gerne gewonnen hätte, aber auch beruhigend, da der Blonde auch nichts von Kouyou bekommen würde.

Wir saßen alle an einem langen Esstisch in der Kantine des Hotels. Im Gegensatz zu mir schien es den anderen recht gut zu gehen. Vor allem Kai hatte endlich wieder eine fast gesunde Hautfarbe, was mich ungemein beruhigte.

„Na? Wie habt ihr geschlafen?“ , unser Drummer lächelte lieb in die Runde. Er konnte es wohl einfach nicht lassen, die Mami für uns alle zu spielen.

„Bei mir war´s cool.“, schoss Aoi sofort los, während er herzhaft in ein Sandwich biss.

„Uru-chan schläft ganz lieb und ruhig, und er hat es heute morgen sogar geschafft die Diva nicht ganz so heraushängen zu lassen.“

Ich schmunzelte. Uruha schien stolz auf das Lob. Er kaute zufrieden auf seinem Reisbällchen herum.

„Was ist mit euch?“

Unsere Blicke wanderten zu Sakai und Yamada, die sich beide einen Kaffee gegönnt hatten.

Unser GazettE-Team lächelte.

„Wir haben auch angenehm geruht, danke der Nachfrage, Jungs.“

Kai klatschte in die Hände. „Das klingt doch gut. Seit ihr aufgeregt wegen heute Abend?“

Reita schnaufte. „Willst du nicht wissen wie ich geschlafen habe?“

Aoi grunzte. „Das will keiner wissen.“

„Hahaha, du bist sehr witzig. Also, ich habe auf jeden Fall geschlafen wie ein Baby, nicht wahr, Ruki?“

Na das hätte ich ja wissen müssen. Sofort blickten alle verwirrt zu mir hinüber. Mürrisch zuckte ich mit den Schultern. Meine Kopfschmerzen brachten mich noch um.

„Und wie hat unser Ruki geschlafen?“, fragte dann plötzlich Uruha aus heiterem Himmel, und ich zwang mich zu einem verkrampften Lächeln.

„Ich...ganz okay.“

„Du siehst nicht gut aus.“, die Hand Aois landete auf meiner Schulter. „Taka-chan, was hat Rei mit dir angestellt?“

„Pff, gar nichts! Ich habe nur nicht gut geträumt...ich lege mich gleich noch einmal hin...es ist ja erst 9:00 Uhr.“

Kai nickte zustimmend. „Tu das. Denn heute Abend musst du fit sein...soll ich euch noch einmal die Trackliste vorlesen?“

Alle winkten ab.

„Bin sie mit Uru nochmal durchgegangen.“ mein Gitarrist mit den violetten Strähnen deutete ganz locker auf meinen Leadgitarristen, und ich war wirklich so verdammt eifersüchtig darauf, dass die beiden anscheinend in ihrem Zimmer eine richtig gute Zeit hatten, während ich mich mit Reita abgeben musste, der mehr als nur Scheiße redete, wenn er getrunken hatte.

„Ich kenne sie auch, ich singe das alles immerhin...“, grummelte ich deprimiert.

Auch Yamada, Akira und Sakai kannten sie, also beließen wir es dabei.

Unser Drummer sah uns alle zufrieden an „Dann ist ja gut....also...heute steht folgendes auf dem Plan: Ruki?“

„Ähm, ja?“

„Aoi und du, ihr geht noch einmal die Songs durch, okay? Schaut ob man da noch etwas machen kann.“

„O-okay...“, meinte ich sichtlich verwirrt. Aoi schien sich zu freuen. Auch ich fand es gar nicht so schlecht, Aoi war witzig. Doch leider schaltete mein Verstand sich wieder an den unpassendsten Stellen ein, und mir wurde langsam aber sicher bewusst, dass wenn Aoi bei mir war Uruha nur zu-

„Reita?“

„Yo.“

„Fahr du mit Uruha in die Stadt. Ich habe euch für eine Autogrammstunde eingetragen, okay?“

Uruha nickte, und hatte nichts gegen diesen Vorschlag...und Reita logischerweise auch nicht. Triumphierend schielte er zu mir hinüber, aber ich machte keine Anstalten meine innere Verzweiflung nach außen zu tragen, den Sieg wollte ich ihm einfach nicht gönnen.

„Yamada-san, Sakai-san und ich fahren gleich los und schauen uns die Bühne an, auf der wir auftreten werden. Diesmal ist alles doch kurzzeitiger gelaufen, als geplant.“

Seufzend musste ich mitansehen wie Reita Uruha an die Schulter griff und ihm irgendetwas zuflüsterte.

Argh...reg dich ab Takanori. Du machst dir diese Sorgen völlig umsonst.

Ich wurde davon abgelenkt, dass Aoi neben mir anfing zu lachen.

„Geht ihr Loser nur in die Stadt und lasst euch von Fans überrennen. Taka und ich machen uns einen schönen Faulenzer-Tag mit Kuchen und Cola! Aaaaah!“

Mein Gitarrist streckte sich herzlich und wandte sich dann mir zu.

„Ist das nicht toll, Vocalist-san? Wann konnten wir uns das letzte Mal einfach nur hinsetzen und so gut wie gar nichts machen?“

Irgendwie hatte ich Yuu hier nur zustimmen können. Er hatte wirklich Recht. Im Hotelzimmer sitzen und Songs durchgehen, das war im Gegensatz zu dem was uns sonst immer erwartete wirklich ´so gut wie gar nichts´.

„Ja...ist wirklich toll.“

„Also...“, Uruha richtete sich plötzlich vom Tisch auf. „Reita und ich gehen jetzt los, okay? Bis heute Nachmittag.“

Alle nickten ihm freundlich zu, und auch Reita richtete sich jetzt auf.

Ich hatte gedacht das wäre es endlich gewesen, doch dann drehte sich mein Leadgitarrist beim Gehen noch einmal kurz zu mir um.

„Und Ruki?“

„J-Ja...?“

„Ich muss nachher noch mit dir reden.“

Weg waren sie.

Ich wusste ganz genau, dass Yamada, Kai, Aoi und Sakai mich gerade sehr verwundert anstarrten, da Uruhas Ton sich nicht wirklich ganz...Uruha-mäßig angehört hatte.

Mir ging es genauso dumm wie den anderen, nur dass ich nicht wirklich verwundert war.

Ich hatte eher das Gefühl als wäre ich gerade aus dem Tokyo Tower gestürzt und dann auf einem Haufen aus Steinen gelandet.

„Oh, oh. Sag mal Ru-chan, hast du etwas verbrochen?“

Langsam schüttelte ich mit dem Kopf.

„Nicht das ich wüsste, Aoi...“

„Naja lass Uruha mal. Der hat sicher nur einen seiner Diva-Anfälle, weil irgendwer oder besser gesagt er selbst wieder vergessen hat seinen Nagellack ordentlich zuzumachen.“

Ich hätte Aoi gerade knutschen können, da er es geschafft hatte ein Grinsen in mein Gesicht zu zaubern.

„Wenn es zu doof wird, greifen wir ein.“, Kai lächelte mich aufmunternd an.

„Yo...komm Aoi, gehen wir diese Songs durch.“

„Okay.“

Ich war schon vor gelaufen und mein Gitarrist verabschiedete sich höflich von den anderen, ehe er nachkam.

Eine kurze Zeit später fanden wir uns in Aois und Uruhas Hotelzimmer wieder.

Ich bin ehrlich, ich hatte darauf bestanden in das Zimmer zu gehen, in dem Uruha gewesen war. Aoi hatte zum Glück nicht weiter nachgefragt. Ich hatte außerdem hart schlucken müssen, als ich in das Zimmer gekommen war. Ausgerechnet Aoi und Uruha hatten das Zimmer mit einem Doppelbett erwischt. Zuerst hatte ich mich übergeben wollen, doch Yuu in einem Bett mit Kouyou war immerhin besser als Akira...oder?

„Aoi?“

„Hm?“

„Auf welche Art Frauen stehst du?“

„Ähm...weiß nicht genau? Ich mag süße, erwachsene...aber vor allem wenn man Spaß mit ihr haben kann, und sie einen einzigartigen Charakter hat. Ich glaube, ich werde erst schwul, wenn es keine Frauen mit ordentlichem Charakter mehr gibt, haha!“

Ha, also das hörte ich gerne.
 

Es dauerte nicht lange da saßen wir beide über verschiedenen Notenblättern und Songtexten. Yuu hatte sich Kouyous randlose Lesebrille auf die Nase gesetzt und sah nun wirklich ulkig aus.

„Also...wir haben hier ´My Devil on the Bed´, ´Headache man´, ´Filth in the Beauty´, ´Tomorrow never Dies´, ´Vortex´, ´Venomous Spiders Web´“

„Mhm... klingt doch ganz gut für heute...ah...“, ich fischte ein weiteres Blatt zwischen dem Papierstapel auf dem Doppelbett hervor.

„Wie wäre es mit ´Untitled´?“

„Ach nee.“, Aoi zog eine Schnute. „Das ist mir für jetzt zu depressiv. Willst du allen die Laune verderben?“

Ich zuckte mit meinen Schultern. „Pff, tschuldigung.“

„Hmm... also ist es so in Ordnung, ja?“

„Yo. Finde ich auch. Noch vier oder fünf Titel, dann sind wir fertig. Mit was eröffnen wir das Konzert?“

„Mit ´Filth in the Beauty´!“

„Mh! Das ist gut. Das sage ich nachher Kai, wenn sie wieder da sind.“

„Ich hoffe unsere Stage sieht gut aus.“

„Ist sie bestimmt.“

Wir grinsten uns zu, als mein I-Phone plötzlich anfing zu klingeln.

„Wer ist es?“

„...Ähm...Uru...ha...?“

Verwirrt nahm ich den Anruf an.

„Moshi, moshi? (Hallo?)“

„Hahaha, na? Hast du dir schon Hoffnungen gemacht?“

„Reita?! Was machst du mit Uruhas I-Phone?“

„Naja er ist gerade zu beschäftigt damit, mir einen zu blasen, deswegen hab ich angerufen um zu sagen, dass wir bald bei der Autogrammkonferenz sind!“

Mein Handy fiel mir aus der Hand.

„Ruki? Hallo, Ruki? Bist du noch da?“

Reitas Lachen ertönte aus dem Telefon, verteile sich im ganzen Raum und Aoi schaute mich verwundert an. Dann wanderte sein Blick zum I-Phone. Er hob es an sein Ohr und zog eine Schnute.

„Ähm Reita? Aoi hier...wieso lachst du? Und was hast du Ruki gesagt, er ist auf einmal leichenblass geworden und zur Eissäule erstarrt..............äh...alles klar...ich sag´s ihm............Ruki?“

Stockend drehte ich meinen Kopf zu meinem Gitarristen. Ein schrilles Quietschen verließ meinen Mund als Antwort, ich brachte kein Wort mehr heraus.

„Ähm...ich soll dir von Reita sagen, dass das nur ein Scherz war...“

Und damit hatte ich auf den Boden gereiert.

„Oh mein heiliges...“, Aoi sprang außer sich auf, und stand jetzt mit beiden Füßen auf dem Bett.

„ Ist alles in Ordnung?!“

Als Antwort bekam er nur ein Würgen meinerseits. Wie sollte alles in Ordnung sein, wenn ich doch gerade gekotzt hatte?!

Ich hing gefährlich über den Bettrand hinaus und blickte auf den Teppich, auf welchen mein Erbrochenes von der Bettdecke aus floss.

„Iiiih! Rukiii! Was zur Hölle?! Ä-Ähm Reita? Ist es okay wenn ich dich zurückrufe? Ruki hat gerade irgendwie den ganzen Teppich vollgereiert und...jaa er hat gekotzt, keine Ahnung wieso, ich- … hör mal, er sieht gar nicht gut aus!....Keine Ahnung was mit ihm los ist...!...Wie, Uruha will mit mir reden...was machst du überhaupt mit seinem Handy- ...Hallo, Uruha?“

Ich horchte auf, als ich Uruhas Namen vernahm. Der Schock war endlich aus meinem Körper gewichen, und ich schleppte mich rückwärts aufs Bett um mich fallen zu lassen.

Noch immer völlig fertig legte ich meinen Arm über meine Augen.

Ach du heilige Scheiße, was in GazettE´s Namen war gerade passiert? Mein Kopf drehte sich. Aoi, der anscheinend versuchte Uruha zu beruhigen, schüttelte immer wieder hektisch den Kopf.

„Nein, nein. Es geht anscheinend wieder...Nein, ehrlich keine Ahnung was war...mhm, ich gebe ihn dir.“

Ein unwohles Gefühl breitete sich in mir aus, als der Schwarzlilahaarige mir mein I-Phone reichte.

„Es ist Uruha.“

„Mhm...Hallo?“

„Ruki?“

„Ja?“

„Geht es dir gut?!“

„Jaa doch, jetzt brüll doch nicht so, mein Kopf...“

„Aoi hat gesagt, du hast dich übergeben, was war denn los?!“

„Ähm...ja...was das angeht...“, betroffen blickte ich von der rechten Bettkante hinunter. „Uru, ich glaube ich hab deine Bettseite erwischt...tut mir schrecklich Leid.“

„Spinnst du?! Scheiß doch auf die Bettkante, wie fühlst du dich??“

„Ä-Ähm...“ Ich wurde leicht rot im Gesicht. „M-Mir geht es gut...keine Sorge, dass war nur...keine Ahnung...auf jeden Fall geht es jetzt...ich lege mich hin, dann wird das wieder...Aoi und ich sind schon fertig...sowas kommt nicht mehr vor...“

Uruha hörte mir nicht mehr richtig zu, er hielt anscheinend das Telefon etwas von sich weg, doch konnte ich hören, wie er jetzt Reita anpöbelte. Ein zufriedenes Grinsen schlich sich trotz Kopfschmerzen auf meine Lippen. Anscheinend hatte es dem Braunhaarigen nicht gefallen, dass unser Bassist sein Handy genommen hatte. Reita durfte sich jetzt etwas anhören.

Ein Glück musste ich nicht mehr mit dem Blonden reden. Der hätte mir was vorgehalten, nach der Aktion eben...heute Abend, wenn wir uns alle trafen um zum Konzert zu fahren, da würde mich sicher ein unangenehmes Gespräch erwarten.

„Ruki, wir sind jetzt da, das Taxi hat angehalten. Leg dich hin, und sag Aoi, dass er auf dich aufpassen soll. Bis heute Abend.“

Ich brüllte ein „Okay!“, gegen die kreischende Fanmenge an, die schon im Hintergrund zu hören war, und legte dann seufzend auf. Was für eine Glanzleistung...aber es war wirklich toll, dass Uruha sich Sorgen um mich machte.

„Und? Geht es wieder einigermaßen?“

Aoi musterte mich neugierig und ich nickte halbwegs wieder bei mir. Seine Hand landete auf meiner Stirn. „Du hast jedenfalls kein Fieber. Das ist gut...was zur Hölle war das nur?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„...Du...Aoi...? Kann ich dir was beichten?“

Interessiert und doch überrascht fixierte mich sein immer hilfsbereiter Blick.

„Klar. Was denn?“

Ich holte tief Luft. Na wenn das mal gut ging...

„Also gestern...da haben Reita und ich...gewisser Weise haben wir...eine...We-

Ich konnte meinen Satz nicht beenden, Aoi hatte erschrocken die Luft eingezogen.

Bevor ich verwirrt fragen konnte was los war, sprang er und stand nun vor mir auf dem Bett.

„Oh Gott, ich wusste es!“

„Äh, w-was-

„Du und Reita, ihr habt was miteinander, oder?!“

„WAAAAS?! N-Nein!!“

„Oh Ruki, das hättest du früher sagen sollen! Ich meine, ist klar, dass du Angst davor hattest, aber egal auf wen du stehst, wir sind doch deine Freunde! Oh man ich glaub´s nicht!“

„Aoi, nein! Das meinte ich doch gar nicht, i-ich-

Der Gitarrist zwinkerte mir zu. „Ach jetzt hab dich nicht so und mach dir keine Gedanken. Wenn du nicht willst, dass es rauskommt, sag ich es auch niemandem. Das ist unser kleines Geheimnis, ja? Ich sage auch Reita nicht, dass ich es weiß! Und jetzt entschuldige mich, ich muss unbedingt kurz runter an die Rezeption und etwas fragen, is wichtig, Kai killt mich sonst. Und mach dir keine Sorgen, gay ist cool.“

„A-Aber...“ Hilflos sah ich, wie er vom Bett hinunter sprang und dann eilig aus dem Hotelzimmer rannte. ...Na wenigstens wusste ich jetzt, dass er mich auch dann akzeptierte, wenn ich Männer mochte. Aber wieso zur Hölle Reita?!

Deprimiert wollte ich vom Bett aufstehen, als ich aus Versehen in meinen Mageninhalt trat, welchen ich vorhin elegant auf dem Boden verteilt hatte.

Seltsam, dass bis jetzt noch keiner von uns auf die Idee gekommen war das Erbrochene wegzuwischen...

Fluchend rief ich vom Hotelzimmertelefon aus eine der Putzkräfte nach oben.

Den Rest der Songs musste Aoi alleine durchgehen.

Distress

Kapitel 3:

Distress.

„Takanori? Takanori, Essen ist fertig!“

Schlaftrunken öffnete ich meine Augen. Für eine Sekunde dachte ich, ich hätte den Verstand verloren, denn ich sah an die Decke meines alten Kinderzimmers.

Äußerst verwirrt richtete ich mich auf und blickte auf meine – plötzlich – viel zu kurzen Beine.

Oh mein Gott, ich war geschrumpft?! Wie konnte man mir das antun, waren 1 m 63 nicht schon genug Qual für einen Mann in meinem Alter?

Panisch sprang ich von meinem Bett auf und rannte zu meinem Schrankspiegel, um nun, sichtlich irritiert, dem 8-jährigen Takanori Matsumoto, oder auch ´Takachan´– wie sie mich damals nannten, ins Gesicht zu blicken.

„Was zum...“, verwirrt fassten meine kleinen Kinderhände an die Spiegelscheibe.

Das war wirklich ich.

„Takanori? Es gibt Essen!“

Erst jetzt erkannte ich die Stimme, die mich auch vorhin schon gerufen hatte. Mein Herz blieb beinahe stehen. Ich war seit 13 Jahren von dieser Stimme nicht mehr ´Takanori´ genannt worden.

„Takanori?!“

Meine...Mutter...?

„Ja, Okaachan!“, antwortete ich seltsam hoch. Ach du Schande...Auch diese Stimme weckte alte Erinnerungen...22 Jahre war das jetzt her...

War das wirklich meine Stimme...?

„Jetzt komm endlich, das Essen ist fertig!“

Ich kam aus dem Kinderzimmer in den Flur und staunte noch mehr. Das war unsere alte Wohnung.

Alles sah aus wie damals...

Verwundert trugen meine Füße mich wie von selbst in die Küche. Am Esstisch saßen meine zwei älteren Geschwister und mein wie immer streng drein blickender Vater.

„Otousan...“, brachte ich schockiert heraus.

„Hallo Sohn.“, sagte er kühl ohne mich anzublicken. Ja...so war mein Vater gewesen. Ein stolzer Geschäftsmann.

Meine Mutter nickte zum leeren Platz neben meinem ältesten Bruder.

„Setz dich Takanori, ich habe Tempura gemacht.“

„Aber Okaachan, ich habe keinen Hunger...“

„Keinen Hunger? Du bist abgemagert, was hast du denn schon gegessen?“

Ich hatte heute in der Schule ein ganzes Bento gegessen, dass eine Klassenkameradin mir gemacht hatte. Sie war furchtbar in mich verknallt gewesen und hatte mir jeden Tag Süßes wie Cola mitgebracht, zu Hause durfte ich das nicht trinken, meine Eltern hatten das gar nicht gemocht.

Langsam erinnerte ich mich wieder an diesen Tag aus meiner Kindheit, aber wieso passierte ich ihn erneut?

„Ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen, Okaasan.“, hörte ich meine niedliche Stimme lügen. Dann verbeugte ich mich tief vor meinen Eltern und ging aus der Küche hinaus, um wieder in mein Zimmer zu hasten.

Eilig kramte ich wie ferngesteuert in meiner Spielzeugkiste, welche fast leer war, da mein Vater es damals unmännlich gefunden hatte mir Spielzeug zu kaufen, und fand dann irgendwann überraschenderweise eine Plüschpuppe, die verdammt nach Uruha aussah. Was zur Hölle...sowas hatte ich niemals gehabt, da war ich mir wirklich sehr sicher! Aber dennoch...

Irgendwie glücklich drückte ich die Puppe an mich und bemerkte nicht, wie die Umgebung um mich herum sich auf einmal veränderte. Doch dann hob ich den Blick und fand mich auf einer großen Wiese wieder.

Verwundert sah ich mich um, und hielt die Uruha-Puppe noch immer fest in meinem Arm. Das sah fast aus wie der Platz in Yokohama, zu dem wir in der dritten Klasse mal einen Ausflug gemacht hatten.

Ich kam nicht weiter dazu erstaunt die Gegend zu betrachten, denn plötzlich trat ein Kind vor mich.

Es grinste hämisch und sein Blick fixierte die Puppe, welche ich liebevoll umklammerte.

„Na, Ruki?“

Verwirrt legte ich den Kopf schief.

„Wer bist du denn, du Giftzwerg?“, mit meiner Kinderstimme hörte sich dieser Satz wirklich sehr seltsam an.

„Du weißt wer ich bin.“, der schwarzhaarige Giftzwerg strich sich grinsend durch´s Haar.

Ich wusste wer er ist? Für mich sah er aus, wie ein ganz normales, japanisches Kind.

Doch als ich ihn noch einmal anstarrte traf es mich wie der Blitz.

Dieses runde Gesicht und die frechen Augen...ich kannte ihn von Kindheitsfotos, die mir einmal gezeigt worden waren...und als er dann auch noch zwinkernd ein Taschentuch aus der Hosentasche angelte und seine Nase damit verdeckte klingelte es bei mir.

Das war eindeutig der 9-Jährige Akira Suzuki! Was ging hier bitte vor sich?!

„Du bist Reita!“

Er lachte höhnisch. „Bist ja nicht gerade der Schnellste, was? Hmm was auch immer. Ich will die Puppe da!“

Erschrocken starrte ich zu der Plüschfigur in meiner Hand, und umklammerte sie noch etwas fester.

„Na los. Gib her!“

„Nein!“, brüllte ich trotzig. „Die ist mir. Die kriegst du nicht.“

„Wollen wir wetten?“

Verwirrt stellte ich beim nächsten Blick auf meine Hände fest, dass diese gar nichts mehr festhielten. Ich blickte alarmiert auf und sah, dass der kleine Reita die Uruha-Puppe nun umarmte.

„Der gehört jetzt mir, und du kriegst ihn nicht mehr. Haha, nie mehr, Takanori...“

Mit einem heftigen Atemzug richtete ich mich auf. Schweiß tropfte nur so von meiner Stirn.

„Ruki?“

Ich seufzte erledigt und irgendwie auch erleichtert, als ich sah wie Aois dunkle Augen mich musterten.

„Hast du schlecht geträumt?“

Mit einem erschöpften Nicken ließ ich mich wieder zurück ins Kissen sinken.

Verdammt, was hatte ich nur getan, um sowas zu verdienen? Innerlich schwor ich mir Reita nachher den Arsch aufzureißen, wenn meine Nerven mich bis dahin noch nicht umgebracht hatten.

„Oh man, oh man...“ Aoi schüttelte mit seinem Kopf. „Ich hoffe du wirst uns nicht krank...“

„Ähm...mh...wie...spät ist es?“

„Es ist kurz nach Zwei. Du hast eine Stunde geschlafen. Warst wie ohnmächtig, als ich wieder ins Zimmer kam. Ich habe das Fenster aufgemacht, weil es echt stickig war, und dann habe ich mich leise neben dich gelegt und habe ein Buch gelesen. Und jetzt...tja jetzt bist du wieder wach. Wie geht es dir jetzt?“

Murrend kuschelte ich meinen Kopf an mein Kissen.

Zum zweiten Mal heute landete Aois Hand auf meiner Stirn.

„Gut...immer noch kein Fieber... glaubst du du schaffst es auf das Konzert?“

Spöttisch nickte ich. „Natürlich! Es geht mir gut! Das vorhin war nur ein kleiner Schwächeanfall. Es ist nur etwas zu heiß.“

„Wenn du das sagst.“

Stürmisch wurde aus heiterem Himmel die Tür zu Aois und Uruhas Hotelzimmer aufgerissen.

Kai blickte sich hektisch im Raum um, ehe er uns auf dem Bett entdeckte.

„Ruki?!“

Fragend blickte ich zu Aoi hinüber, dieser legte den Kopf schief.

„Kann sein, dass ich Kai vorhin aus Sorge um dich angerufen habe...Jetzt starr mich nicht so an, Uruha hat gesagt er bringt mich um, wenn ich nicht aufpasse!“

Seufzend rieb ich mir meine Schläfen als Kai schon neben mir am Bett stand. Zum dritten Mal heute landete irgendeine Hand in meinem Gesicht.

„Wie geht es dir? Hast du Fieber? Hast du heute schon etwas gegessen? War das Erbrochene dickflüssig oder eher dünnflüssig? Wenn es nämlich dünnflüssig war heißt es, dass-

„Alter! Jetzt reg dich mal ab!“

Ich schob seine Hand weg.

„Es geht mir gut! Und keine Ahnung welchen Aggregatzustand meine Kotze hatte, ich achte nicht auf sowas! Ganz ruhig. Ich kann heute Abend singen, das ist doch alles was euch interessiert, oder?!“

Die Miene meines Drummers wurde ernst. Wirklich furchterregend, wenn man beachtete, dass er fast immer dieses Atomgrinsen im Gesicht trug.

„Sag mal Ruki, bist du bescheuert? Es geht uns um deine Gesundheit“

Ich hatte das Gefühl jetzt hatte ich Kai wütend gemacht.

Er seufzte etwas resigniert und ließ dann endgültig von mir ab. Sein Blick wanderte zu Aoi hinüber.

„Hab ein Auge auf ihn. Ruht euch noch eine Zeit lang aus, okay? Uruha und Reita kommen in zwei Stunden wieder.“

Aoi nickte und ich fühlte mich plötzlich wieder total schlapp und unerholt, als unser Drummer mit krachender Tür aus dem Zimmer verschwand.

„Aoi...“

„Ähm, ja?“

„Lass mich einen harten, qualvollen Tod sterben...“

„Ähm...sicher das alles in Ordnung ist?“

„Raus aus meinem Zimmer.“

„A-Aber Ruki, das ist doch mein-

„RAUS!“

Als alle gegangen waren torkelte ich angepisst ins Badezimmer und ging dann duschen.
 

„Hey Leute!“

Grinsend setzte sich Reita zu uns an den Tisch. Uruha tat es ihm wenige Sekunden später nach. Die beiden waren als letztes hier eingetroffen.

Es war jetzt kurz nach Vier und wir saßen alle im ´Kappa Heaven´, ein Sushi-Restaurant.

Yamada und Sakai hatten uns eingeladen.

„Hallo, Reita...“, kam es wenig begeistert von uns allen zurück.

Ich hatte nach den ganzen Ereignissen heute wirklich genug von der Welt, und meine Laune war endgültig im Keller. Aoi war noch immer angepisst, da er sich von mir hatte rausschmeißen lassen müssen, da es mir nicht gut gegangen war und er nichts hatte entgegnen können.

Und Kai war auch total stinkig, weil ich ihn vorhin zur Schnecke gemacht hatte.

Und jetzt saßen bei uns am Tisch ein ruhiger Uruha, und ein gutgelaunter Reita.

Die Welt war manchmal wirklich einfach nur zum Kotzen.

„Was sollen denn die langen Gesichter, Leute?“

Ein Murren ging durch die Runde. Uruha zog verwirrt die Augenbrauen hoch.

„Hm...was habt ihr gemacht, während wir die Autogramme gegeben haben? Ich hoffe Aoi hat gut auf Ruki geachtet?“

„Und wie ich das habe.“, Aoi zerquetschte seine fertig gerauchte Zigarette aggressiv in dem Aschenbecher vor sich. Mein Leadgitarrist legte einen überraschten Gesichtsausdruck an den Tag.

„Sagt mal Leute, was habt ihr denn angestellt. Sogar Kai ist das Grinsen vergangen.“

Kai zuckte seufzend mit den Schultern.

„Es ist alles in Ordnung Uruha. Wir hatten alle nur ein paar kleine Differenzen...“

Uruha legte den Kopf schief. „Differenzen?“

Sein Blick wanderte zu mir.

„Ruki, was ist passiert?“

Genervt starrte ich ihm ins Gesicht. Momentan war ich so schlecht gelaunt, dass es sogar meine Gefühle für ihn blockierte.

„Wie kommst du darauf, dass es meine Schuld war, hm?“

„Das habe ich nicht gesagt, ich habe nur gefragt-

„Schön! Wieso fragst du dann nicht Aoi?! Oder Reita?!“

Alle blickten sich verwirrt an. Dann stand Uruha plötzlich von seinem Platz auf.

„Du kommst jetzt sofort mit zu den Herrentoiletten. Wir beide haben jetzt ein Gespräch, mir reicht es.“

Er lief voraus und ich schluckte schwer. So wütend hatte ich meinen Leadgitarrist schon lange nicht mehr gesehen.

Wie ich meinen Stuhl zurückschob und aufstand um zu den Herrentoiletten zu laufen, sah ich im Vorbeigehen wie Reita mich hämisch angrinste. Arschloch...
 

Die Tür schlug hinter mir zu und ich sah Uruha vor einem der vielen Waschbecken stehen.

Sein Blick zeigte Wut, was mich automatisch auch wütend machte.

„Was willst du?“

Der Leadgitarrist verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Nicht in diesem Ton.“

„Ich schlage jeden Ton an, den ich will, ich bin der Vocalist!“, keifte ich giftig und schnaufte.

Von meiner Antwort etwas überrumpelt zog er zuerst die Augenbrauen hoch, doch sofort durchstach mich sein vorwurfsvoller Blick von Neuem.

„Was ist eigentlich dein Problem?“

´Du!´ Schrie es in meinem Inneren, seufzend richtete ich mich in meine volle Größe auf.

Es machte mich nur noch wütender, dass ich trotz allem noch immer zu ihm hoch blicken musste.

„Ich habe kein Problem!“

„Na das sieht man. Wir machen uns alle Sorgen um dich, und du dankst es, indem du hier rumzickst!“

„Was?! ICH zicke herum?!“

Eine Sicherung brannte in meinem Kopf durch.

„Ich zicke also herum, ja?! Es ist alles meine Schuld, ja?! Hoffentlich kotze ich demnächst bis zum Verrecken alles aus, denn das auf dem Bett war anscheinend noch nicht genug, was?“

Wütend wollte ich kehrt machen und aus den Toiletten stürmen, als Uruha mich an meinem Handgelenk packte.

„Dieses Gespräch ist noch nicht beendet.“

„Welches Gespräch?! Wir schreien uns AN!“

„Du hast angefangen zu schreien!“

„Natürlich, da haben wir es ja wieder! Es ist immer MEINE Schuld! Alles! Kai und Aoi sagen das ja auch. Wieso sucht ihr euch dann nicht einfach einen neuen Vocalisten, der nicht herum zickt?! Wieso nehmt ihr nicht Reita? DER ist sicher perfekt!“

Uruha packte mich fest an meinen Schultern worauf ich schmerzhaft aufkeuchen musste.

„Sag mal Ruki geht es dir noch gut?! Was redest du da für eine Scheiße?!“

Bitterböse stierte er mich an, und mir wurde wieder schrecklich übel. Das hatte ich doch gar nicht gewollt, ich meine ich hatte doch gewollt, dass Uruha...ich liebte ihn doch...

´Aber er wird doch sowieso Reita nehmen´, hörte ich mich in Gedanken murmeln, und der bittere Zorn erfasste meinen ganzen Verstand. Ich versuchte mich loszureißen, doch Uruhas Griff war einfach zu fest. Je länger ich versuchte mich erfolglos loszureißen, desto rasender wurde ich.

Gift und Galle sprudelten in meinem Magen. Ich senkte meinen Blick zum gekachelten Boden.
 

„...Tss...weißt du was Uruha? Ich hasse dich.
 

Wäre ich gerade nicht in blinder Wut gefangen gewesen, ich hätte mich vor meiner eigenen Stimme gefürchtet. Noch nie hatte ich so etwas Schlimmes zu irgendjemandem gesagt.

Ich warf sonst nie mit solch schrecklichen Worten um mich, solche unüberlegten, schrecklichen Worte.

Etwas benommen blickte ich wieder auf in Uruhas Gesicht und erschrak dann heftig.

Uruha packte mich am fest am Kragen, und hob mich einige Zentimeter in die Luft woraufhin ich den Atem anhielt.

Er hatte seine Faust zum Schlag bereit gehoben und ich kniff, auf Schmerzen wartend, die Augen reflexartig zu.

Doch es passierte nichts. Auch nach wenigen Minuten des Wartens passierte nichts.

Vorsichtig öffnete sich erst mein linkes, dann mein rechtes Auge, und ich konnte gar nicht glauben, was ich sah. Uruha stand noch immer mit geballter und gehobener Faust da, aber...

Er hatte Tränen in den Augen...?

„Und weißt du was, Ruki?“

Langsam ließ er von mir ab, und ich griff mir hustend an die Kehle, während meine Füße den Boden wieder erfassten.

„Es gibt Momente, da bist du echt das Letzte. Daran hat sich in den letzten zehn Jahren wirklich nichts geändert.“

Damit trat er von mir zurück und lief dann an mir vorbei aus der Tür raus.

„...Und...Und... weißt DU was Uruha...?! Du...Du bist doof!“
 

Ich konnte nicht beschreiben wie mich alle anstarrten, als ich mich schluchzend und schnaufend wieder zu ihnen an den Tisch setzte.

Aoi, Kai und Reita blickten betrübt auf die Tischplatte, als ich sie wütend an funkelte.

Sofort wurde mein Blick etwas sanfter. Seufzend stützte ich meinen Kopf auf meiner Handfläche ab. Es war schwer die Tränen zurückzuhalten.

„T-Tut mir Leid Leute...“

„Yamada und Sakai sind mit Uruha was trinken gegangen.“

Aoi war der erste, der es wagte mich wieder anzugucken. Tröstend klopfte er mir auf die Schulter.

„Er hat gesagt, wir sehen ihn heute Abend zum Konzert wieder, er will etwas Dampf ablassen.“

Kai schüttelte seufzend mit dem Kopf. „Ich kille ihn, wenn er besoffen auftaucht.“

Aoi lachte, um die deprimierte Stimmung etwas zu heben.

„Stellt euch mal einen besoffenen Uru mit einer Gitarre vor.“

Ich kicherte etwas, doch das hielt nicht lange. Mir war zum Heulen zumute.

„Aber keine Sorge, Uruha ist viel zu spießig um sowas zu bringen.“

„Ich gehe eine rauchen.“, Reita stand von seinem Stuhl auf.

„Kai, kommst du mit?“

„Ja, wieso nicht.“

Es dauerte keine zwei Minuten, da waren der Drummer und der Bassist nach draußen gelaufen.

Jetzt waren nur noch Aoi und ich da. Erleichtert legte ich meinen Kopf auf die Tischplatte, da ich dachte es wäre endlich der Zeitpunkt für etwas Erholung von dem ganzen Kram gekommen, doch da hatte ich mich geirrt.

„Ruki?“

Seufzend hob ich den Kopf etwas an.

„Was ist jetzt schon wieder...?“

„Ich wollte mich nur für das im Hotel vorhin entschuldigen. Reita hat mir alles erzählt.“

„Reita...hat...was...?“

„Naja. Von der Wette und so...?“

Man sah, dass Aoi krampfhaft versuchte einen Lachanfall zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht ganz.

„Ich kann nicht glauben, dass ihr das echt gemacht habt...du musst mir unbedingt ein paar Fragen beantworten.“

„Ach muss ich das...?“

Ich fragte mich ob Aoi sah, dass ich mir beinahe in die Hosen machte.

„Wie zur Hölle kamt ihr da drauf?!“

„I-ich weiß nicht, ich-

„Und worum habt ihr gewettet?!“

„N-Naja um-

„Und wer hatte die Idee überhaupt?!“

„R-Reita hat-

„Und will einer von euch irgendwie was von Uruh-

„AOI JETZT HÖR MIR ZU!“

Panisch griff ich an seinen Arm und atmete hektisch. Ich bekam keine Luft mehr.

„D-Das...d-das...“, stammelte ich verwirrt und er starrte mich unsicher an.

„Ruki, alles okay?!“

„N-Nein...i-ich...“, und dann bekam ich nur noch ganz weit weg mit, wie ich nach hinten umkippte und dann alles schwarz wurde, nachdem Aoi noch ein paar Male meinen Namen gerufen hatte.

Alles nach seinem Willen

Kapitel 4:

Alles nach seinem Willen.
 

„Ach herrje. Keine Sorge, es ist nichts ernstes. Anscheinend hat ihr Herr Vocalist einen kleinen Nervenzusammenbruch gehabt...“

„NICHTS ERNSTES?! ER SIEHT AUS WIE EIN ZOMBIE!“

„Aoi, bleib ruhig.“

„Hatte er in letzter Zeit viel Stress? Hat er Nahrungszufuhr verweigert?“

„Ähm...“

„Weißt du ob Ruki gegessen hat?“

„Eigentlich hat er doch, oder...? Obwohl...im ´Kappa Heaven´ hat er nichts gegessen...“

„Was ist nur los? Ich mache mir Sorgen.“

„Und wieso sollte Ruki-chi plötzlich einen Nervenzusammenbruch haben? Bis vor kurzem ging es ihm doch gut...gestresst hat er auch nicht gewirkt...das hat alles gestern angefangen! Er benimmt sich seit gestern total seltsam!“

Langsam aber sicher kam ich wieder zu mir. Ich spürte die Realität Stück für Stück wieder an mich heran kriechen.

Was waren das für Stimmen?

„Hat Ruki sich heute nicht auch schon übergeben?“

„Was denn, das auch noch...?“

„Ja vorhin in unserem Hotelzimmer, da war ich auch da...“

„Stimmt. Wir hatten ihn am Telefon.“

„Uruha, bleib bitte hier, er wacht bald auf, ich gehe das Konzert für heute Abend absagen. So geht das nicht weiter.“

Nein, nicht das Konzert! Erschöpft und mit heftiger Anstrengung hob ich meinen Arm, doch ich schaffte es einfach nicht meine Augen zu öffnen.

„Ruki?!“

„Da, sein Arm!“

„Was macht er da? Ist er wach?!“
 

Na komm schon, Takanori...

Mit einem tiefen Atemzug füllte sich mein Brustkorb mit erfrischender Luft, und endlich öffneten sich meine Augen blinzelnd. Zuerst war alles in meinem Sichtfeld verschwommen und unklar, dann langsam, fügten sich die schwappenden Bilder wieder zusammen.

„Ruki!“

Sofort beugten fünf Köpfe über mir.

„Oh Gott! Ruki-san! Du hast uns einen Schrecken eingejagt!“

Sakais Gesicht war von Sorge zerfressen. Bis jetzt blinzelte ich ihn nur stumm an.

Ich bekam kein Wort heraus, mir war total seltsam.

„Wieso antwortest du nicht, ist alles okay?“

„...S-Sorry.“, brachte ich einfach nur verwirrt heraus. Ich fühlte mich ausgelaugt.

Kai sah aus als wäre er bald in Tränen ausgebrochen. Bestürzt und mit zusammengepressten Lippen musterte er mich. Ich versuchte ihn aufmunternd anzulächeln, als er sich dann stürmisch halb über das Krankenbett beugte und meinen liegenden Oberkörper hektisch umarmte.

„Hör mal, ich bin nicht mehr böse, ich weiß, dass du total im Stress gestanden und mich deswegen angeschrien hast! Es tut mir wirklich so Leid! Ich wollte nicht streiten, Ruki-chi!“

Überrumpelt blickte ich auf Kais Hinterkopf, der momentan als einziges zu sehen war, da sein Gesicht sich gegen meine Schulter presste. Schmunzelnd hob ich meine Hand und klopfte ihm beruhigend auf den Rücken. So hatte ich unseren Drummer wirklich noch nie erlebt. Uke war eigentlich der Typ, der meinte, das Heulen sei eher den Frauen überlassen.

Aoi und Sakai belächelten Kais Reaktion lachend. Reita sagte nichts dazu. Und als ich ganz kurz einen Blick auf Uruha erhaschte, der mich kühl und desinteressiert anblickte, wurde mir ganz anders. Schnell wandte ich mich von diesem schrecklich kalten Blick ab, und wuschelte kurz durch Kais schöne, lange Haare.

„Kai...es ist in Ordnung...ist nicht deine Schuld...es geht wirklich schon wieder...“

Mit Erleichterung im Gesicht blickten mich unsere Manager und auch Aoi und Reita an.

Kai ließ schniefend von mir ab.

„Ich rufe jetzt Yamada an. Der verständigt dann das Aufbauteam. Sie sollen das Konzert absagen.“

„Was...? Nein...!“

Überrascht drehten sich alle Köpfe zu mir. Auch Uruhas.

Der brünette Schlagzeuger legte den Kopf schief.

„W-Was meinst du mit ´nein´?“

„Ganz einfach.“, mühsam richtete ich mich langsam auf, sodass ich jetzt auf dem Bett saß.

Dies wurde mit erschrockenen Gesichtern kommentiert.

„R-Ruki! Leg dich wieder hin!“, Kai hatte reaktionsbereit die Arme vorsichtshalber schon ausgestreckt, um mich aufzufangen, falls ich schwächelte.

„Der Arzt sagt, du brauchst Ruhe.“, Aoi verschränkte die Arme bestimmend vor seiner Brust.

Genervt schüttelte ich mit meinem Kopf. Wenn doch endlich dieser leichte Schwindel verschwunden wäre.

„Das Konzert wird stattfinden. Es geht mir gut.“

„Jetzt verarsch mich nicht!“, überrascht beobachtete ich Reita, der von dem Stuhl aufgestanden war, auf welchem er die ganze Zeit neben meinem Krankenbett gesessen hatte.

„Reita-

„Du hattest erst Kopfschmerzen. Dann Stimmungsschwankungen. Dann hast du dich einfach so aus dem Nichts heraus übergeben. Und jetzt liegst du im Krankenhaus, weil du ohnmächtig geworden bist, und einen Nervenzusammenbruch hattest! Das ist jetzt wirklich kein ´Es geht mir gut´ mehr, Ruki!“

Wütend schnaufte mein Bassist und ehe noch irgendjemand etwas zu ihm sagen konnte, war er aus der Tür raus, die schwer hinter ihm zufiel.

Aoi wippte den Kopf hin- und her. „Was war denn das jetzt?“

Kai zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung...“, dann seufzte er tief.

„...Gut...ich lasse das Konzert stattfinden.“

„WAS?!“

Vorwurfsvolle Blicke wurden dem Drummer von Sakai und Aoi zugeworfen. Uruha hielt sich weiterhin heraus, doch er blickte Kai skeptisch an, wenn ich seinen Blick nicht falsch gedeutet hatte.

„Spinnst du Kai?!“

„Du kannst doch nicht einfach machen, was er sagt! Er ist ohnmächtig geworden und auf den Kopf gefallen, der tickt doch momentan nicht richtig!“

Dafür schenkte ich Aoi einen fiesen Blick. Ich glaube ich hatte mir gerade eingebildet, dass Uruha aus seiner Ecke hinten ein kurzes Kichern losgelassen hatte.

Mein Leadgitarrist hatte sich auf der Fensterbank niedergelassen und wirkte fast, als wäre er gar nicht da.

„Schnauzt mich nicht an. Ihr wisst doch wie stur er ist. Wenn er das so will, muss es halt. Wenn es zu schlimm wird, greife ich ein.“

„Hmm...“

„Na okay...“

Damit gaben die zwei sich geschlagen und Kai nickte zufrieden.

„Naja...das Konzert findet dann aber ohne Generalprobe statt...kommt ihr damit klar?“

Triumphierend tippte ich mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.

„Ich hab alles hier drin.“

Aoi tat es mir nach. „Is bei mir auch so.“

„Na dann gut...“

Plötzlich streckte der Gitarrist sich herzhaft.

„Ich gehe unserem Rei hinterher! Ich muss die Krankenhausbelegschaft davor warnen, dass Godzilla frei herumläuft.“

Gackernd war der Schwarzhaarige mit den Strähnchen aus dem Zimmer gesprintet.

„Äh ich gehe hinterher. Der verirrt sich gleich wieder. Uruha pass auf Ruki auf!“

Kai entschuldigte sich und rannte Aoi hinterher.

Kichernd schüttelte ich den Kopf über die sich erneut schließende Tür, als ich furchtbar entsetzt feststellte, dass ich jetzt alleine mit Uruha in einem Raum war. Unfähig mich zu bewegen oder davonzulaufen. Shit.

Vorsichtig schielte ich zum Braunhaarigen hinüber. Dieser saß noch immer an der Fensterbank und starrte geistesabwesend in den Himmel.

Die Schmetterlinge, welche sich von feuerspeienden Libellen endlich wieder in kleine, harmlose Falter verwandelt hatten, taten wieder einmal ihr Bestes und wedelten wie wild mit ihren Flügeln.

In meinem Bauch kribbelte es wie verrückt.

Doch Uruha schien mich nicht einmal zu beachten. Ich wusste nicht ob ich das nach unserem Streit gut oder schlecht finden sollte.

Es ersparte mir unnötige Fragen, doch den Kontakt zu ihm ersparte es mir bedauerlicherweise ebenso.
 

Nach zwei Stunden hatten sie mich endlich entlassen. Uruha redete noch immer nicht mit mir und ich redete mir ein, dass es mich nicht kümmerte, da ich eher allen Grund hatte auf ihn sauer zu sein. (Auch wenn dies sowas von überhaupt nicht zutraf...)

Kai hatte uns alle nach meiner Entlassung dann zur Feier des Tages zum Essen ausgeführt. Da etwas Nobles oder Teures aber zu lange gedauert hätte, hatte er uns einfach in das nächstbeste McDonalds geschleppt.

Mir war es ehrlich gesagt schnurzegal gewesen ob er mir jetzt einen teuren Hummer oder einen fetttriefenden Hamburger vorsetzte, mein Magen brachte mich bald um. Da konnte ich die paar Kalorien mal ignorieren, so schnell würde ich sowieso nicht fett werden.

Sakai war zu Yamada-san gefahren. Die beiden warteten auf dem Konzertplatz auf uns, hatte er gesagt, und war vom Krankenhaus aus in eine andere Richtung gefahren.

Das Konzert begann in einer Stunde. Beruhigt hatte ich festgestellt, dass mir weder übel, noch schwummrig, noch seltsam war.

Ich war völlig bereit für den Auftritt.

Mein Denken wurde unterbrochen, als Kai und Uruha plötzlich mit zwei Tabletts ankamen, welche mit Pommes, Burgern und Getränken beladen waren.

Aoi lachte mich an. „Ru-chan, du siehst gerade aus, als ob du das Essen bespringen willst.“

Ich grummelte, musste dann aber grinsen. „Ich habe Kohldampf. Also gebt mir ein Kondom.“

Sie lachten und ich stimmte ein.

„Hau rein. Das hast du nach dem ganzen Mist hier wirklich verdient.“

Und ich nahm den Drummer beim Wort. Ich aß zwei BigMc`s, drei Tüten Pommes und dann ließ ich Aoi noch zur nächsten Tanke fahren und mir eine riesige Flasche Orangina kaufen.

Uruha hatte mich die ganze Zeit über beim Essen beobachtet.
 

Ein herzhaftes Menü und eine kurze Taxifahrt später saßen wir alle dann im Tourbus und waren auf dem Weg zum Konzertplatz.

Ich saß im Speiseraum und hatte meinen Kopf entspannt auf einen der Tische gelegt, welche dort standen. Mir ging es jetzt wieder ganz gut, doch die Gedanken machten sich in meinem Kopf breit.

Es war furchtbar. Ich hatte jetzt seit fast drei Stunden nicht mehr mit Uruha geredet. Aber mein Stolz war zu groß, als das ich mich entschuldigt hätte. Er sollte sich gefälligst entschuldigen!

„Guten Abend.“, überrascht schreckte ich auf, als ich Reita vor mir sah. Mir wurde mulmig zumute, da ich seinen Blick nicht deuten konnte.

Er setzte sich mir gegenüber.

„Na, wie fühlst du dich.“

„...Ähm...ganz gut soweit.“

„Schön...Wieso haben Uruha und du gestritten?“

„Haben wir nicht.“

„Er sagt was anderes.“

„Er hat...mit dir darüber geredet...?“

„Nicht ganz. Er hat eigentlich nur gesagt, er will momentan nichts von dir wissen.“

Autsch. Das hatte gesessen.

Ein schmieriges Grinsen schlich sich auf das Gesicht meines Bassisten.

Wenn er so weitermachte, würde sein Nasenband bald einem Gips weichen müssen.

„Ruki, Ruki, Ruki...“, der Blonde schüttelte mit dem Kopf.

„Ich glaube, du hast unsere Wette nicht ganz verstanden?“

Erschrocken zuckte ich zusammen.

So eine Scheiße! Die Wette! Die hatte ich total vergessen!

Nervös wanderte meine Hand zu meiner rechten Hosentasche.

Da war es. Mein Black Moral I-Phone. Und bald war ich es los.

„I-I-Ich...“, stotterte ich völlig hilflos, als plötzlich Aoi hereinkam, und mich rettete.

„Na Leute? Was geht ab?“

Reita grinste. „Rukis Nerven.“

Der Schwarzlilahaarige setzte sich jetzt auch zu uns. Verwirrt blickte er zu mir.

„Ohje! Ist dir wieder schwindelig? Soll ich Kai rufen?“

„Nein, nein, nein, Aoi!“

Giftig blickte ich zu Reita.

„Es ist alles okay...! Es ist nur wegen...“

„Unserer Wette.“, Reita rollte gelangweilt mit den Augen. „Ich habe Ruki hier nur gerade erklärt, dass er am Verlieren ist. Und zwar hochhaus.“

„Das stimmt nicht!“, keifte ich böse. „Das sind nur ein paar Differenzen!“

„Wie du meinst.“, der Blonde zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls finde ich es cool, dass du mir Uruha einfach überlassen hast.“

„Ich hab ihn dir nicht überlassen!“

Aoi seufzte. „Ihr beide steigert euch da wirklich rein!“

Synchron blickten Reita und ich zu ihm. „Tun wir nicht!“

„Na was auch immer... solltet ihr diese dumme Wette nicht einfach aufgeben? Ihr würdet hier immerhin mit Uruhas Gefühlen spielen!“

„Niemals.“, mein Bassist zog die Augenbrauen zusammen. „Ich will dieses I-Phone...!“

„Ja! Und ich will Ur- ...u-unbedingt einen Babysitter für Koron-chan!“

Der Schwarzhaarige mit den violetten Strähnchen grummelte.

„Wie ihr wollt ihr Dickköpfe. Missbraucht Uruhas Freundschaft für ein bescheuertes Mobiltelefon und einen idiotischen Babysitter. Ich halte mich da raus.“

Stumm sahen Reita und ich ihm dabei zu, wie Aoi aufstand und dann den Gang entlang aus dem Speiseraum lief. Der Bassist blickte wieder in mein Gesicht.

„Moment...hat er mich gerade als idiotisch bezeichnet...?“

„Wer weiß?“

„Hmpf...nun...Jetzt mal was ganz Anderes...Was war das eigentlich mit deinem Ohnmachtsanfall und dem Kotzreiz?“

Grummelnd blickte ich auf meine Füße. „Nichts.“

„Hm. Wenn das alles hier mit der Wette zu viel Stress für dich ist, dann lassen wir´s.“

„Vergiss es. Alles ist gut.“, damit stand ich so ziemlich angepisst von meinem Sitz auf, und ging nach hinten in den Raum mit unseren Koffern. Wir waren jetzt angekommen, der Bus hielt langsam.
 

„Okay Leute.“

Wir standen alle hinter der Bühne. Jeder von uns war aufgeregt. Wir bildeten einen Kreis und legten unsere Arme um unsere Schultern.

Kai grinste breit.

„Seid ihr bereit?“

„Oh ja!“, sagten wir alle beflügelt. Ich war gerade total glücklich, denn Uruha hatte den Arm eng um mich geschlungen. Ich weiß, dass wir den Kreis bildeten und uns so alle zusammen umarmten, doch Uruha hielt mich wirklich fest. Mir wurde ganz warm.

Kai blickte uns allen noch einmal ins Gesicht.

„Also...jetzt gleich geht es los...hier ist nochmal die Trackliste.“

Das DIN A4 Blatt ging noch einmal durch die Runde.
 

1. Filth in the Beauty

2. Silly God Disco

3. My Devil on the Bed

4. Tomorrow never dies

5. Vortex

6. Red

7. Psychopath

8. Headache man

9. Guren

10. Venomous Spiders Web

11. Suicide Circus
 

„Jaa wir wissen es, haha.“

„Ich hab sie zusammengestellt.“

„Wir werden sie alle rocken!“

„Ja!“

„GazettE!“

„Nein, nein! GAZETTO! WOHOOO!“
 

„KYAAAAAAAAAAAH!“

Überflutet von Euphorie blickte ich in ein tobendes Meer aus Fans. Überall Blitzlichter, Banner mit unseren Namen, schreiende Mädchen, Jungen, Frauen, Männer.

„OSAKAAAAAAAAAAAAAA!“, brüllte ich laut ins Mikrofon. Alle brüllten begeistert zurück.

„GAZEROOOOOOOOCK!“, brüllte ich noch lauter und die Menge rastete aus.

Glücklich hob ich die Hände in den Himmel.

„Are u ready?!“

„READY!!!“

„FILTH IN THE BEAUTY!!!“

Und schon ging die Musik los. Ich liebte die exotischen Gitarrenklänge in diesem Song. Ich war wirklich stolz darauf, dieses Lied war eines meiner besten Werke.
 

The reverse Side of Beauty

It dyed by beloved filth

(The reverse Side of the Beauty)


 

„NA KOMMT SCHON!“

„SEXUAL DISGRACE!“
 

The reverse Side of Beauty

It dyed by beloved filth
 

Ich brüllte mit tiefer Stimme ins Mikro.

Und schon ging es tobend los. Aois und Uruhas Gitarren kreischten, Kai schwang den Kopf hin und er als er wie in Trance Schlagzeug spielte, auch Reita hielt sich nicht zurück. Das laute, heftige Intro dauerte einige Minuten, und dann erklangen wieder sanfte Gitarrentöne und ich setzte zur ersten Strophe an.
 

Genwaku no umi shizunda hotaru

Hitei wa yokyuujou no uso

Mujuun de somaru taion

Risei wo kaburu aibu ni

Odoritokekomu shun wa fuini

Kegarawashiku...

My Mind which falls

WHY?!

Your seed and my seed never mixes

WHY?!

The connection of this Blood is eternal

„WHYYYY!“

You can not finish suppressing desire!

WHY?!

To true Daughter!

„SEXUAL DISGRACE!!!“

Toiki fusagu myaku utsue wa

Wakari aenu guren wo motomu
 

„LOS JETZT, OSAKA!“
 

The closet mind is distorted instability

Please release me before breaking

How long, how long, how long?

„IN HUMILIATION!!!?“

The countless fatal scar it was born!
 

Und die Gitarren fingen an. Langsam und dann immer schneller.

„SEXUAL DISGRACE!“

Und wir fingen an wie verrückt zu headbangen. Das ganze Gitarren- und Schlagzeugsolo lang wippten unsere Köpfe im Takt mit und ich sah es momentan zwar nicht, aber ich war mir sicher, alle Fans machten begeistert mit.

So langsam ging das Solo seinem Ende zu und ich hielt das Mikro wieder an meinen Mund.
 

Prohibited but

Reckless driving Cucumber

The kin collapses

Near relatives on death

The smell of cigarettes smell breath and shit

Moment that the bitter white jam mixed

Inside of a brain caused an Error

And goes mad by the sweet Bug

WHY?!

Your seed and my seed never mixes

WHY?!

The connection of this Blood is eternal
 

„ICH HÖRE EUCH NICHT!!!“

„WHY?!!!“
 

You can not finish suppressing desire!

WHY?!

To true Daughter!

SEXUAL DISGRACE!

Kubi wo haesu shitasaki to te

Nozomu hyoujou guren ni somare
 

„GO! GO! GO!“
 

The closet mind is distorted instability

Please release me before breaking

How long, how long, how long?

„IN HUMILIATION!“

The countless fatal scar it was born!

The closet mind is distorted instability

Please release me before breaking

„SO LONG! SO LONG! SO LONG!“

In humiliation!

The final Art is your dead face

DAD WHICH FELL TO THE TRAP!
 

Und mit ein paar letzten Schlagzeugschlägen fingen die Gitarren und das Bass wieder an, und wir beendeten den Song mit einem lauten Knall.

Die Menge begann augenblicklich hysterisch zu applaudieren, und ich hob die Hand, während ich über die riesige Bühne stolzierte und einigen einen Luftkuss zuwarf. Kai hielt seine Drumsticks in die Luft und schlug sie glücklich aneinander. Aoi sprang mit seiner Gitarre durch die Gegend. Reita und Uruha nickten allen einfach nur zu. Wie langweilig.

Während die ganze Menge noch klatschte und „Ganbare!“ (Viel Glück!) schrie, tappte ich kurz zu unseren Bühnenchefs hinüber und holte mir meinen Lautsprecher für den nächsten Song.

„OI!“

„YEAAAH RUKI-SAN!!!“

„SILLY GOD DISCO!“

Und sie flippten alle aus.

Schon hörte man Reitas Bass anfangen, dann stieg Kai ein, schließlich legten Aoi und Uruha los, und ich hielt den Lautsprecher an meinen Mund. Und dann ging die Musik richtig los.

Frech schwang ich das Lautsprechgerät herum und tanzte munter und belebt, drehte mich ab und an im Kreis und brüllte immer: „YO! YO!“

...

Die erste Hälfte des Songs war beinahe geschafft, und das Publikum schwang die Arme zum Takt der Musik. Für diesen Teil tauschte ich den Lautsprecher wieder gegen mein Mikro.
 

Odoranai ka?

Real Cinderella!

Kizu darake no garasu no maaten de!

Hey God! Are you ready?

Hey God! Are you ready?

Hey God! Are you ready?

Kikasete yo "bodies"

Hey God! Are you ready?

Hey God! Are you ready?

Hey God! Are you ready?

Zecchou wo oshiete yaru yo tonight!
 

Jetzt wurde es wirklich interessant für mich. Ich drehte den Kopf automatisch zu Uruha hinüber. Unauffällig starrte ich auf seine in Strapsen gekleideten Beine. Ein paar Schweißperlen glitzerten auf ihnen, und mir lief ein wohliger Schauer über den Rücken.

Wie ich mich doch gerade dafür liebte, dass ich genau hier ein Solo für meinen Leadgitarristen eingebaut hatte.

Es wurde ganz Eng in meiner Lendengegend, als ich ihn so mit seiner Gitarre sah. Er bewegte seinen Körper hin- und her und strich ab und zu mit seiner Hand über seine Oberschenkel, was unglaublich sexy aussah. Mir über die Lippen leckend blickte ich wieder zum Publikum.

„IST DAS SEXY, ODER WAS?!“

„YEAAAAAAH!“, brüllte es zurück und ich lachte kurz laut auf, legte dann aber den Kopf schief. Die Fans schienen aufgeregt und zeigten mit dem Finger auf irgendetwas. Sie wurden total hysterisch und grinsten breit.

„W-Was...?“, murmelte ich verwirrt in den Lautsprecher, als plötzlich eine Hand fest an meinen Hintern griff.

Erschrocken fiepte ich auf und drehte mich schnell um.

„A-Ab...w-wa...?“

Mehr als glücklich blickte ich auf einmal in Uruhas Gesicht. Er stand direkt vor mir, grinste lasziv und spielte weiter sein Solo.

Hieß das etwa, er war nicht mehr böse? Ich hoffte wirklich, dass das kein Traum war.

Uruhas glänzende Lippen formten fragend das Wort „Fanservice?“, und ich spürte den Rotschimmer auf meine Wangen kriechen.

Stockend nickte ich, und ergriff dann ohne zu zögern meine Chance!

Meine Hand wanderte zu seinem Hinterkopf und vergrub sich in seinem weichen Haar. Dann beugte ich mich nach vorne und fing an an seinem Hals zu saugen.

Ich hörte wie er leicht aufkeuchen musste, aber noch immer zum Publikum grinsend weiterspielte.

Oh Gott ich war im Himmel!

Das Publikum war in volle Euphorie geraten und mein Herz raste schon so schnell, dass ich befürchtete, es würde jede Sekunde einfach stehen bleiben.

Diesen Augenblick wollte ich mir nicht nehmen lassen. Das Solo war beinahe fertig, also saugte ich ein letztes Mal fest und ließ dann von ihm ab, um benommen zurück zu taumeln. Uruha ging mir zuzwinkernd wieder zu seinem Platz auf der Bühne zurück.

Total neben mir sah ich den Knutschfleck an seinem Hals, den wirklich ICH gemacht hatte und ich war mir völlig sicher, dass gerade ein wirklich sehr dümmliches, schwanzgesteuertes Grinsen mein Gesicht zierte, welches ich eine lange Zeit nicht mehr loswerden würde.

Mit beruhigtem Gewissen schwor ich mir, dass ich nachher auf der Bühne noch eine Gelegenheit finden würde, kurz mit Uruha zu reden.

Kais Schlagzeug teilte mir mit, dass ich gleich wieder singen musste, also hob ich das Mikrofon an meinen Mund und warf Reita einen Neid erregenden, triumphierenden Blick zu. Ein Feuer des Eifers entflammte in mir, als ich seine wütende Miene sah. Ich war mir auf einmal so sicher.

Alles in mir schrie nach Sieg, und ich schwor mir, dass ich Uruha nach diesem Abend zu dem meinen gemacht hatte.

Damit sang ich freudig wieder meinen Part, und ich musste sagen, er passte jetzt wirklich sehr gut...
 


 

I swore it at that time

I will walk life that shines highest

There is no fear it get´s it over though...

There is a painful day too

(…)
 

Hoher Wetteinsatz

Kapitel 5:

Hoher Wetteinsatz.
 

Noch immer tosender Applaus. Mittlerweile waren fünfzig Minuten unseres Konzerts vorbeigegangen. Noch zwei Songs fehlten, dann war es zu Ende. Einfach unglaublich.

Momentan machten wir eine kurze Pause.

Vor Schweiß tropfend hielt ich eine der Wasserflaschen an meinen Mund und trank gierig Schluck für Schluck. Es tat gut wie das Kühle nass langsam meine Kehle hinunter floss, und das Adrenalin strömte nur so durch unsere Körper.

Grinsend drehte ich mich nach hinten zu Kai. Kai grinste glücklich zurück. Dann drehte ich mich zu Aoi. Der hielt eine Spiegelreflexkamera in der Hand und machte auch abrupt ein Foto von mir.

Kopfschüttelnd und grinsend blickte ich dann zu Reita.

Dieser winkte den Fans und sein Blick wurde vernichtend, als er zu mir sah.

Wenn Blicke hätten töten können...

Doch das konnten sie nicht, also strecke ich Akira neckisch meine talentierte Zunge entgegen und zwinkerte dann Uruha zu.

Dieser begriff nicht ganz, was zwischen Reita und mir ablief, schenkte mir aber ein kurzes Lächeln, ehe er seine Gitarre anblickte, und sie etwas stimmte.

Ich schätze ihm gefiel irgendetwas an ihrem Ton nicht. Schmunzelnd und verliebter als sonst lächelte ich.in seine Richtung, ohne das er es sah. Beim nächsten Song würde ich die Gelegenheit ergreifen und mit ihm reden.

Tief atmete ich die frische Nachtluft an und blickte dann nochmal zu allen Fans.

„Okay Leute! Wir sind fast am Ende angekommen!“

„AAAAW! NEIN!“

„Seid ihr bereit für die vorletzte Runde?“

„YAAA!“

„Gut so!“

Der riesige Wide-Screen hinter mir leuchtete auf. Ich liebte dieses Ding. Auf Konzerten sorgte es immer für eine riesen Stimmung.

Ich zählte leise bis drei, und gab den Bühnenchefs dann das Zeichen zum Loslegen, und schon erschienen auf dem riesigen Bildschirm folgende Worte, die von meiner aufgenommenen, verzerrten Stimme in einem packenden Takt und von Technomusik begleitet gesungen wurden.
 

PAIN – GRUDGE – SORROW – FURY – DELETE HEADACHE – HANG UP

DI ZZY –

PAIN – GRUDGE – SORROW – FURY – DELETE HEADACHE – HANG UP

DI ZZY –
 

Gottgleich hob ich meine Hände zum Nachthimmel und schon legten die Gitarristen wieder los.

Es war einfach nur genial. Alles flippte zum tausendsten Mal heute Abend aus und ich fing wieder an mit meinem Kopf zu wippen.

Die Strophen glitten mir locker über die Lippen wie Honig und als dann der Chorus drankam, beschloss ich etwas völlig verrücktes zu tun und rannte dann zu Uruha, um ihn von hinten zu umarmen.

Er hatte wohl nichts dagegen, er spielte noch immer weiter, während ich sang.
 

Like a bacteria!

Hey, you repeat an increase

Like a bacteria!

The Spider which undermines me!

This is skillfull trap!

Delete this deadly poison

Like a bacteria!

The Spider which undermines me!
 

Und damit kam wieder ein Gitarrensolo und ein Schlagzeugsolo. Ich nutzte die Gelegenheit und stellte mich auf die Zehenspitzen, damit ich in Uruhas Ohr flüstern konnte.

„Hey Uru...“

„Na mein perverser Chihuahua?“

Ich kicherte leise.

„Du warst heute total hü...bsch...“

Scheiße! Das hatte ich gar nicht sagen wollen!!!

Er ließ seine Gitarre in das Solo hinein kreischen und lachte leise.

„Findest du? Wenn du mich fragst sind die Pailletten an meiner Hose etwas zu viel...“

„Quatsch, ich finde du siehst perfekt aus.“

Ruki, mach den Mund zu, verflucht!

„D-Danke...“, stotterte er überrumpelt und ich schmiegte meinen Kopf gegen seinen schönen Rücken.

„Sag mal, Uruha...können wir morgen vielleicht reden...?“

„Ja...ich denke auch es ist besser wenn wir uns endlich aussprechen...und...“

„J-Ja?“

„Tut mir Leid, dass ich dich ignoriert habe.“

„...Ist schon okay.“

„Dann freue ich mich auf morgen.“

Mein Herz schlug mittlerweile so fest gegen meine Brust, dass mir schlecht wurde vor Glück.

Wenige Sekunden später hatte ich mich dann vom Braunhaarigen gelöst und weitergesungen.

Als letztes folgte Suicide Circus. Auch das Finale wurde mit dickem Knall und viel drum und dran über die Bühne gebracht.

Ich hatte Aoi aus Jux über den Hintern gestreichelt, was dieser mir grinsend mit einem Kuss gedankt hatte. Uruha hatte herzlich darüber gelacht, mein Gesicht muss komisch ausgesehen haben. Reita hatte sich gewagt Uruha die Wange zu streicheln, doch das hatte mir nichts ausgemacht. Ich wusste, dass ich gewinnen würde.
 

„OH MEIN GOTT!“, Kai strahlte uns mit glänzenden Augen an. Wir waren gerade wieder hinter die Bühne gegangen. Das Konzert war seit zehn Minuten zu Ende. Einen Encore hatten wir heute ausgelassen, Kai wollte mich vorsichtshalber noch etwas schonen.

„War das nicht einfach großartig?“

Ich zwinkerte meinem Drummer zu. „WIR waren großartig!“

Aoi hängte sich an meine Schulter. „Wir SIND großartig!“

Wir lachten munter. Dann sah ich Yamada und Sakai auf uns zukommen. Ich glaubte wirklich der Abend konnte jetzt nicht mehr besser werden. Unsere zwei Manager brachten ein schönes Tablett mit frischem, duftenden Kaffee. Und da war ein wunderschönes Glas mit Latte Macchiato, und ich wusste, dass es für mich war.

„Du...bist...ein Gott.“, meinte ich ausdruckslos zu Yamada und griff mir gierig mein Koffeingetränk.

Ich war gestorben! Ich war gestorben, und in den Himmel gekommen! Zum zweiten Mal! Und er schmeckte nach dreifachem Espresso und Karamell!

Aoi und Kai gönnten sich ihre Espresso schwarz, und wir fielen in ein kleines Gespräch, bis mir auffiel, dass Reita und Uruha nirgendwo zu sehen waren.

Ein dicker Kloß blieb in.meinem Hals stecken.

„Ähm...wo sind denn Reita und Uruha...?“

„Oh?“, Kai blickte sich verwirrt um. Hier und da liefen Bühnenarbeiter und die Leute vom Catering-Service, und vom Make-up herum, doch von Uruha oder Reita fehlte jede Spur.

„Keine Sorge.“ Aoi stellte seine Kaffeetasse wieder auf das Tablett in Yamadas Händen, um sich herzlich zu strecken.

„Uruha ist schon zum Hotel gefahren. Er hat gesagt er ist k.o. Kann ich voll verstehen.“

Der Schwarzhaarige grinste lasziv in die Runde.

„Unser Vocalist-san hat ihn heute Abend mit seinen Blicken ja regelrecht aufgefressen.“

Knallrot im Gesicht fauchte ich ihn an, und versteckte mich dann hinter Kai. Dieser lachte schnatternd drauf los. „Jaa! Sogar Reita hat sich heute auf ihn gestürzt! Sonst ist das doch auch nicht so. Ich frage mich echt was da los war.“

Auf diesen Satz hin fing Aoi an auffällig zu pfeifen und ich warf ihm einen warnenden Blick zu.

„Hey!“, wir alle blickten zu Sakai hinüber, welcher die Hände zusammenschlug.

„Wie wär´s?! Gießen wir uns ordentlich einen hinter die Kante! Der nächste Auftritt in Osaka ist übermorgen! Ich gebe euch allen ein Gläschen aus!“

Ich nickte begeistert, doch Aoi ließ sich nicht beeindrucken.

„Also mit nur einem ´Gläschen´ kommst du bei mir nicht weiter.“

„Gut dann mach fünf Gläser und ein Burger-Menü draus.“

„Jetzt sprichst du meine Sprache.“
 

Wir liefen kichernd und gackernd durch die nächtlichen Straßen. Es war wundervoll. Ich fühlte mich richtig entspannt, und das Adrenalin klang langsam wieder ab.

Munter vergrub ich meine Hand in meiner Hosentasche und angelte nach meinen Zigaretten.

Gott, wie ich sie in den letzten paar Tagen vermisst hatte.

Aoi, der neben mir her schlenderte, warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Wolltest du nicht damit aufhören?“

„Ich versuch´s ja.“

„Dann gib mir auch eine. Ich will´s auch versuchen.“

Schelmisch grinsend hielt er mir seine Hand hin, und ich grinste zurück, ehe ich ihm einen von meinen Zigarettenstängeln abgab.

Es dauerte nicht lange da saßen wir fünf zusammen in einer angesagten Kneipe an einem runden Tisch, und gossen uns grölend einen rein. Das heißt...ich nicht. Ich lachte zwar am lautesten, doch blieb ich dabei ebenfalls am nüchternsten.

Nach meinen Schwindelattacken hatte Kai mich gebeten es doch bitte bei einer Cola mit etwas Rum zu belassen, also hatte ich auf ihn gehört. Mittlerweile war mir klar geworden, dass sich alle wirklich nur Sorgen machten, und ich wollte nicht, dass zwischen Kai und mir dasselbe ablief wie vorher bei Uruha. Also trank ich heiter von meiner Rum-Cola und hörte meinem Drummer gespannt dabei zu, wie er betrunken von unserem Konzert schwärmte.

„Un dann...hat Aoi irgdnwie so...gemacht...hehehe...und dann...is Rei...da...soooo...gegangn...hihihi...es war so...doll...und Aoi hat...mit seinen Drumsticks...irgendwie das hier gemacht...“

„Kai, du bist doch der Drummer.“

„Ach ja...stimmt ja...“

Aoi kam mit der nächsten Runde an den Tisch. Als er Kai sah lachte er los.

„Was hat der denn genommen?“

Es war wirklich vorteilhaft nüchtern zu sein, während alle anderen sich den Verstand wegsauften. Mein berühmtes „Höhöhöhö“, erfüllte den ganzen Raum.

Etwas besorgt fragte ich mich, ob ich auch so war, wenn ich mich betrank und ließ es dann aber weiter darüber nachzudenken. Ich wollte es gar nicht wissen.

„Ich...möchte einen Toast..spruch...loslassen...“, meinte der Drummer besoffen und hob sein Sakeschälchen. Aoi lachte. Er war neben mir und Yamada der einzige, der ebenfalls nicht betrunken war. Aoi und Uruha vertrugen in der Band am meisten.

„Du meinst du willst dein Glas erheben, Kai?“

„Wasauchimma...also...auf...Rugi...“

Er klopfte mit dem Finger auf die Tischplatte und verschüttete aus Versehen die Hälfte seines Reisschnapses auf sein Bühnenoutfit.

„Ohje...egal....also...Rugi...is supa...er ist ein kleiner Mann...aber er hat ein riiiiesen Gehirn...kanpai...“

Yamada, Aoi und ich prusteten los und hoben unsere Gläser ebenfalls.

„Kanpai!“

Sakais Kopf lag schon auf der Tischplatte. Der arme war weg. Auch Kai verlor langsam die Kraft, die er beim Müll erzählen fast ganz aufgebraucht hatte, also zahlten wir nach unserer Trinkorgie und beschlossen nach diesem langen Tag endlich zurück in unser kuscheliges Hotel zu fahren.

Es wurde noch lustiger. Yamada und ich stützten also den betrunkenen Kai, Sakai schaffte es gerade noch so in ungeraden Bahnen hinter uns her zu torkeln. Aoi lief vorsichtshalber neben ihm her.

Jedenfalls... als wir die bekannte Hotellobby endlich voller Sehnsucht betraten lief es wieder ab wie am ersten Abend.

Diesmal erwischte die noch immer defekte Automatiktür Sakais Gesicht.

Die Rolltreppen hatten wohl Rache und Gleichrecht geschworen, denn diesmal schnappten sie sich Kais hübschen Herrenschuh. Yuu kommentierte das mit einem gehässigen Lachen, und das Gleichrecht, dass die Treppen gefordert hatten folgte sofort. Mein Drummer erbrach sich auf die von Strom betriebenen Stufen.

Zum Schluss kam ich dann endlich zu der Tür meines Zimmers.

Ach wie schön, dort warteten schöne Pyjamas ohne Leder, Ruhe und Stille und mein Bett, das...

Erschrocken fiel mein Zimmerschlüssel aus meiner Hand, als die Tür völlig auf geglitten war.

...gerade von Reita belegt war, der mit meinem Uruha herumknutschte.

Von dem Klirren des Schlüssels erschrocken sprangen die beiden auseinander.

Uruha blickte mich verwirrt an, und Reita grinste plötzlich.

„Hallo Ruki.“

Irgendetwas in meiner Brust hatte sich gerade fruchtbar zusammengeschnürt. Die erste Träne war schon über mein Gesicht gelaufen, bevor ich überhaupt realisiert hatte, dass ich weinte. Mir wurde wieder furchtbar übel und ich dachte ich musste mich übergeben, doch stattdessen stand ich einfach nur da und musterte sie wie angewurzelt.

Reitas Grinsen wurde gehässiger, Uruha blinzelte noch immer total überfordert mit der Situation.

„R-Ruki...“, fing seine Stimme verwirrt an, doch ehe ich überlegte was ich jetzt tun sollte war ich aus dem Zimmer heraus gerannt und war im langen Hotelgang verschwunden.
 

^-^-^ Aoi´s POV ^-^-^
 

Müde ließ ich die Tür hinter mir zufallen. Ich war angetrunken, ich war müde, und ich stank nach Schweiß. Alles was ich wollte war eine schöne, lauwarme Dusche und dann in mein schönes Hotelbett. Uruha war auch noch nicht da, es war seltsam, denn er war doch direkt nach dem Konzert zum Hotel zurück...

Erschöpft nahm ich ein Handtuch aus meinem Koffer und wollte in Richtung Badezimmer, als ich aus dem Gang draußen plötzlich Geräusche hörte.

Verwirrt drehte ich mich zur Tür, warf das Handtuch über meine Schultern und wartete dann kurz.

Stille.

Auf einmal wurde die Zimmertür leise geöffnet und Uruha stolperte leicht benommen herein.

„Hey Kumpel.“, ich blinzelte ihn verwirrt an, er sah total überrumpelt aus.

„Hey Aoi...“

„Wo warst du? Du bist doch viel früher als wir zurückgefahren?“

„...bei Rei...ta...“

Skeptisch verzog ich das Gesicht.

„Uruha, hauch mich mal an.“

„O-Okay...“

Tequila. Eindeutig Tequila.

„Sag mal wie viel hast du getrunken, zum Teufel?!“

Plötzlich hielt sich Uruha mit Tränen in den Augen das Gesicht.

„Oh Aoi, ich habe was Furchtbares gemacht!“

„Hä?! Was ist denn passiert...?!“

„Reita ist nach dem Konzert noch was trinken gegangen und hat mich überredet mitzukommen! Dann...haben wir auf Rukis Bett...und dann kam auch schon Ruki und hat uns gesehen...und...und das wollte ich gar nicht...i-ich wollte das gar nicht...!“

Schockiert ließ ich mein Handtuch fallen.

„...U-Uruha...h-hast du mit Reita...habt ihr...miteinander...“

„Nein!...Wir haben irgendwie...rumgemacht...“

„Warte Mal........Waaaaaaaas? ...Aber Reita und Ruki...“

Hieß das Ruki hatte die Wette verloren? Uruha wusste sicherlich noch immer nichts davon.

Oh weia.

„Uruha! Sag mir eins! Willst du etwas von Reita?“

„Was hat dir denn ins Hirn geschissen...! Ich war doch betrunken...! Er hat einfach gemacht, ich...ich...weiß auch nicht...was...ach Scheiße...“, er ließ sich auf mein Bett fallen und verdeckte sein Gesicht mit dem Kissen. Na wenigstens weinte er nicht mehr.

Eine Weile starrte ich ihn hilflos an, ehe ich resigniert seufzte und mir die Schläfen rieb.

„Na komm... erzähl mal in Ruhe genau was das Problem ist...“

Ich setzte mich neben seinen liegenden Körper und raufte mir die Haare. Das konnte doch alles nur schief gehen, ich hatte diese Idioten doch gewarnt! Und dann auch noch Reita und Ruki!

Von Reita konnte man sowas ja erwarten, aber Ruki war doch vernünftig, was zur Hölle hatte ihn dazu getrieben?! Was hatte er sich dabei gedacht?!

Uruha zog am Zipfel meines T-Shirts.

„Ruki hat es mitbekommen! Und...er sah so schockiert aus und ist dann weggerannt...er hasst mich jetzt bestimmt! Wie soll ich ihm das erklären, er wird denken ich wäre schwul! Wieso ist er überhaupt abgehauen...was ist nur los...??“

Verzweifelt verzog ich das Gesicht.Ich war furchtbar verwirrt und überfordert mit der Situation.

„Ich weiß doch auch nicht...warte...warte...er ist weggerannt...? Wohin denn?!“

„Ich weiß es nicht...“, schluchzte der Braunhaarige ins Kissen.

Er war einfach furchtbar wenn er betrunken war!

Die Wut staute sich in meinem Bauch.

„Er ist sicher in die Lobby, eine rauchen.“

Verwirrt wanderten unsere Blicke zu Reita hinüber, welcher in unserer Tür stand.

„Kümmert euch nicht um den, dem geht’s bald wieder gut.“

„Uru, geh pennen, du siehst kaputt aus. Reita, verzieh dich in dein Zimmer. Und ich gehe jetzt duschen. Ich hoffe für euch, dass mit Ruki alles okay ist. Wenn nicht, Kai wird euch umbringen.Und wenn er es nicht tut, tu ich es sicherlich.“

Ich stand auf und schob Reita dann energisch und voller Zorn auf den Gang hinaus.

Mir wurde gerade so einiges klar.
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

„Ich wusste, dass jemandes Gefühle hierbei verletzt werden.“

Das zischte Aoi mir noch ins Gesicht, ehe er die Tür vor meiner Nase zuschlug.

Hä? Was meinte er denn jetzt damit? Ich verstand die Welt nicht mehr.

Es war doch nur Ruki! Der würde jetzt rummotzen, dass er verloren hatte, ein paar Tage angepisst sein, und dann war´s das. Also warum machte Aoi hier so ein Theater?

Von allen genervt steckte ich die Hände in meine Hosentaschen und wollte gerade durch den Gang in Rukis und mein Zimmer zurück, als mich plötzlich Kais Stimme von hinten rief.

Ich drehte mich grummelnd um, und sah den Brünetten dann besorgt in seiner Zimmertür stehen.

„...Reita? Was ist das für ein Krach? Ist alles bei euch soweit in Ordnung?“

Ich schnaufte. Ha, von wegen ´Alles in Ordnung´.

´Okaasan Kai´ war da, das würde jetzt sicher wieder suuuuper.

„Ja Kai. Alles okay. Ruki hat nur wieder einen auf Diva gemacht und ist irgendwohin abgehauen. Der ist bestimmt bald wieder da.“

Doch es nützte nichts. In Kais Gesicht traten die Sorgenfalten.

„Wie er ist irgendwohin abgehauen? Was ist denn jetzt wieder passiert, es war doch alles in Ordnung?!“

„Keine Ahnung, man! Jetzt nervt mich nicht so!“

Und damit war ich ins Zimmer und hatte die Tür hinter mir zugeschlagen.

Gott, was für ein Theater um nichts. Unser Vocalist stresste mich manchmal wirklich.

Er war einer meiner besten Freunde, aber er machte hier wieder Wind um nichts, wenn er so viel Drama machte nur, weil er das beschissene I-Phone nicht hergeben wollte, dann sollte er es meinetwegen behalten! Aber er musste ja nicht gleich flennend davonlaufen!

Wütend zog ich mich bis auf die Boxer aus, warf mich auf mein Bett und zog die Decke über meinen Kopf.

Dare mo shiranai. (Nobody knows.)

Kapitel 6:

Dare mo shiranai.

(Nobody knows.)
 

^-^-^Aoi´s POV^-^-^
 

Der nächste Morgen fing einfach fürchterlich an. Ich wurde von einem Geräusch geweckt, das tief in die Ohrmuschel drang.

Erst hatte ich mein Kissen über den Kopf gelegt und hatte versucht weiterzuschlafen, doch das Würgen wurde immer lauter und schrecklicher.

Mit brummendem Kopf richtete ich mich langsam auf, und rieb über meine Augen.

Wieder erfüllte das Würgen den ganzen Raum.

„Was zum...“, verwirrt blickte ich mich im Zimmer herum, als schon wieder ein Würgen zu hören war. Es kam aus dem Badezimmer.

„Uruha...? Bist du das...?“

Ein Husten erklang als Antwort, und ich stand vom Bett auf, um langsam zur Toilette zu tappen.

An der Badezimmertür angekommen klopfte ich leise an.

„Uruha? Bist du da drin?“

Ein fürchterliches Würgen und Husten erklang, und mit flauem Magen hörte ich mit, wie er sich in die Toilettenschüssel übergab.

„Also ähm...Ich komm jetzt rein.“

Vorsichtig öffnete ich die Tür und lugte ins Bad.

Da kniete er. Uruha hielt sich an den Rändern der Kloschüssel fest und kniff die Augen zusammen.

Er war leichenblass.

„Ach du Scheiße. Sag mal wie viel hast du gestern überhaupt getrunken?!“

„Sei nicht so laut...mein Kopf explodiert...“

„Pff. Das ist doch deine eigene Schuld, Graf Saufula...“

Mit einem genervten Seufzer schloss ich die Tür wieder und ging zu meinem Koffer um mir meine Zahnbürste zu holen, als es plötzlich heftig an unserer Zimmertür klopfte.

„Aoi?! Aoi, seid ihr wach?!“

War das nicht Kai?

Erneut seufzte ich. „Jaa, warte ne Sekunde, ich komme schon...“

Kaum hatte ich die Tür geöffnet kamen Reita und Kai hineingestürzt.

Überrumpelt musterte ich den Blonden und den Brünetten.

Kais Gesicht hatte jegliche Farbe verloren, es war mit Panik gefüllt, Reita sah sauer aus, und wich genervt allen Blicken aus.

„Ähm ja...euch auch einen guten Morgen...was ist denn jetzt wieder los?“

„Ruki ist weg! Er ist letzte Nacht nicht zurückgekommen!“

Okay. Ich würde jetzt eine Fernbedienung nehmen, die Rückspultaste betätigen, und dann würde Kai aufhören mich zu verarschen.

„Aoi?! Hörst du denn nicht?!“

Kais Hände packten meine Schultern.

„Er ist weg! Ruki ist weg! Sein Handy ist aus! Niemand hat ihn gesehen!“

Ich konnte nicht sagen was gerade alles in meinem Kopf vorging.

Beschissene Wette, beschissener Reita, verdammter Ruki!

„Argh! Wieso hat keiner von euch aufgepasst?!“

„Wir sollten ihn doch in Ruhe lassen!“, Kai rieb sich die Schläfen.

„Wer sollte schon wissen, dass der Idiot ernst macht.“, Reita schnaufte wütend.

Eine Sicherung brannte in meinem Kopf durch.

„Halt DU mal die Fresse, ja?! Ruki ist weg! Kapierst du das nicht? Scheiß mal auf den Mist, den ihr verzapft habt, unser Sänger ist abgehauen! Er ist WEG! W-E-G!“

„W-Was ist denn hier los...Was soll das Geschreie, verdammt...?“

Uruha starrte uns allen auf eine Antwort wartend ins Gesicht. Ich rollte mit den Augen, das wurde ja immer besser.

„Ruki ist verschwunden.“

„....Was...?“

„Er ist weg. Er ist abgehauen. Wir gehen ihn jetzt suchen.“

Uruhas Gesichtszüge entglitten.

„...Was soll das heißen ´er ist weg´...?“

Reita schlug sich die Handfläche gegen das Gesicht.

„Weg halt, man! Der hat sich verdünnisiert!“

„A-Aber...wohin?! Wieso...? Was ist hier los...?“

Ich seufzte resigniert.

„Wir wissen es selber nicht genau-

Reita unterbrach mich.

„Na ist doch klar. Der ist angekotzt wegen gestern Abend.“

Unser Leadgitarrist legte den Kopf schief.

„Gestern...Abend...? Aber...h-heißt das, dass...“

„Ist doch egal! Wir müssen ihn finden!“

Mehr als nur fertig mit den Nerven schnappte ich mir meine Jacke von einem der Stühle im Zimmer und wandte mich zum Gehen.

„Reita, Kai, lasst uns gehen.“

„W-Wartet!“

Uruha packte meine Hand.

„I-Ich will mit...Ruki braucht mich...!“

„Bist du bescheuert? Du kotzt ja schon los, wenn du nur atmest!“

„A-Aber es ist doch meine Schuld, Ruki braucht-

„Uruha...“, Kai nahm Uruhas Hände sanft in seine eigenen. „Wir finden ihn schon... Leg dich hin, okay? Wir sind bald wieder da...mit Ruki.“

Der Braunhaarige sah nicht wirklich aus, als wäre er damit zufrieden, doch er gab seufzend auf und nickte dann.

„Okay...“

„Gut, können wir dann?“

Ich rannte auf den Gang hinaus und dann zu den Aufzügen.
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

Mittlerweile war alle Wut aus mir gewichen. Ich reagierte nur so aggressiv, weil ich tiefe Schuldgefühle hatte und mich elend fühlte. Was, wenn Ruki etwas passiert war?

Dieser verfluchte Idiot! Sowas hatte er bei einer Tour bis jetzt noch nie gemacht!

Aoi und Kai zum Bus folgend tippte ich wie verrückt auf meiner Handytastatur Rukis Nummer ein.

„Jetzt geh schon dran...geh dran du Hohlbirne...ach verdammt...wenn du das scheiß I-Phone behalten willst, kannst du das doch, ich kauf dir sogar tausend weitere, nur geh dran...!“
 

Wir fuhren jetzt ziellos durch die Gegend. Keiner von uns hatte eine Ahnung wo wir suchen sollten.

Fürchterliche Stille machte sich breit. Kai saß am Steuer und ich saß neben ihm, und versuchte noch immer Ruki anzurufen. Die weibliche Stimme, die mir jetzt schon zum unendlichsten Mal mitteilte, dass der folgende Teilnehmer momentan nicht zu erreichen war, machte mich beinahe wahnsinnig.

Aoi lief gestresst im Bus auf und ab.

„...Ich mache etwas Musik an...“, murmelte Kai leise. „Vielleicht lenkt das etwas ab...“

Doch das tat es nicht. Es war eher ein voller Fehltritt ins Fettnäpfchen.

Kaum hatte Kai das Radio angemacht spielte der Sender ´Ohayou Nippon!´ einen uns nur zu vertrauten Song.

„Guten Morgen, Japan! Starten wir diesen grauen, bewölkten Tag doch mit einem tollen, aber ebenso hektischen und tristen Song: Hier ist ´Before I decay´ von the GazettE! Eine tolle Band!“

Wir alle blickten uns betrübt an, Aoi drehte den Kopf weg.

Es war total seltsam Rukis Stimme zu hören. Und dann auch noch ausgerechnet dieses Lied.

Ehrlich gesagt, es war schrecklich.
 

Please abandon instinct

I was stuck in a loop

Of a vicious circle

It was a mistake to have entrusted you

I die at abnormal speed


 

„Kai, mach das bitte aus...“, ich sah wie Aoi sich die Schläfen rieb. Seine Augen glitzerten gefährlich. Kai nickte stumm und schaltete das Radio wieder aus. Die Fahrt ging still weiter.

„...Wisst ihr denn wirklich nicht wo er hin sein könnte?“

Ich schüttelte den Kopf. Auch Kai verneinte traurig.

„Wohin sollte er denn auch? Es ist nicht so, dass wir jeden Tag in Osaka wären...“

„Vielleicht ist er wieder nach Tokyo? Ohne uns?“

„Bezweifle ich. Der haut nicht ab, während noch vier Konzerte anstehen.“

Wütend ballte Aoi die Fäuste.

„Verdammt! Reita, das ist alles deine Schuld!“

Ich schluckte. Er hatte Recht. Es war meine Schuld...ich hatte Ruki dazu provoziert.

Kai blickte mich nun verwirrt an. Er hatte an einer roten Ampel gehalten. Draußen fing es an wie in Strömen zu regnen.

„...Entschuldigung...aber was soll das heißen ´es ist alles Reitas Schuld´?“

Aois wütender Blick durchlöcherte mich.

„Los! Erzähl es ihm!“

Seufzend hielt ich meine Stirn.

„Es war so...“

Ich hatte Kai unter Aois strengem Blick alles erzählt. Mit jedem Satz waren die Augen des Drummers immer größer und größer geworden. Als meine Erzählung endete trat er völlig benommen aufs Gas und fuhr weiter. Seine Hände auf dem Lenkrad zitterten.

„Eine Wette...“, total fertig mit den Nerven drückte er das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

„Wie...Wie konntet ihr das nur tun?!“

Er schrie hilflos wie ein Kind drauf los, den Blick noch immer fest auf der Straße.

„Wie konntest DU nur?! Was habt ihr euch dabei gedacht?! W-Was sollte das bringen?!“

Er schrie immer mehr und lauter. Ich zuckte mit jedem seiner Worte zusammen und Aoi blickte ernst auf den Boden.

„Reita, verdammt, wieso?! Und Ruki ist wegen seinem verdammten Stolz jetzt weggelaufen!“

„Ich weiß doch...“

„Du kennst ihn doch, verdammt Reita!“, die Stimme des Drummers wurde weinerlich. „Du weißt doch wie verdammt, verdammt stolz er ist!“

„Sag mal ihr zwei checkt es immer noch nicht, oder?!“

Verwirrt hielt Kai in seinem Satz inne, und wir beide starrten verwirrt zu Aoi, welcher uns wütend musterte.

Der Gitarrist blickte außer sich durch die Gegend, weil er anscheinend nicht wusste wohin mit seiner ganzen Wut.

„I-Ihr kapiert es einfach nicht, oder?! Gott seid ihr blind!“

„Aoi, was meinst du?“

„Was ich meine? Willst du mich verarschen?! Denkt ihr denn echt Ruki-chi ist jetzt abgehauen, nur weil er ne bescheuerte Wette gegen Reita verlieren könnte? Oder weil sein bescheuerter Hund keinen Sitter kriegt?! Oder etwa weil er sein blödes I-Phone hergeben muss?!

Ihr seid doch hohl! Kapiert ihr denn nicht, dass unser Vocalist sich einfach Hals über Kopf in Uruha verknallt hat?!“

Kai machte eine Vollbremsung, was Aoi und mich erstmal von den Füßen fegte.

Aoi landete zischend auf dem Rücken, und ich stieß mit meinem Kopf an den Rand von Kais Fahrersitz.

Benommen und mit einem Schock krallte ich mich am Beifahrersitz fest und versuchte wieder auf die Beine zu kommen.

Da hatten uns Aois Worte buchstäblich umgehauen.

Ich half dem Schwarzhaarigen mit den violetten Strähnchen total neben der Spur auf die Beine und blickte dann zu Kai. Ihm war zum Glück nichts passiert, ein leichtes Zittern hatte ihn erwischt.

Er saß völlig steif vor dem Lenkrad und umklammerte es Halt suchend.

Sein Blick sagte einfach alles.

„...A-Aber...“, stockend blickte der Brünette aus dem Fenster.

„...Das...die ganze Zeit...das...erklärt so viel...oh Gott...“

Mir ging es auch nicht besser. Erst jetzt realisierte ich, was Aoi uns da eigentlich mitgeteilt hatte.

„A-Aoi bist du dir da echt sicher?!“

Aoi rollte mit den Augen. „Natürlich! Ihr habt wohl beim Live nicht mitbekommen, wie Ruki drauf war, hn?“

„Aber wenn das stimmt...“, ach du Schande. Fluchend zückte ich wieder mein Handy.

So sehr wie gerade hasste ich mich noch nie. Ich verabscheute mich regelrecht und dachte zurück. Dachte an die Male, in denen ich Ruki aufgezogen hatte. Dachte an die Male, in denen ich Uruha völlig ohne Interesse oder weiteren Sinn angemacht hatte. Dachte an die Aktion auf Rukis Bett.

Und schon sah ich das Bild wieder.

Takanori, der weinend weggerannt war.

Völlig fertig mit den Nerven hob ich das Telefon an mein Ohr.

„Der von Ihnen gewünschte Teilnehmer ist momentan leider nicht-

„ACH SCHEIßE!“

Wütend schleuderte ich das Mistding davon, und es landete irgendwo weiter hinten bei der Tür zu den hinteren Räumen.

„Reita reg dich ab!“, Kai biss sich auf die Unterlippe. „Es nützt uns nichts jetzt auszurasten!“

„DU VERSTEHST DAS NICHT!“, brüllte ich verzweifelt. „DU WEIßT NICHT WAS ICH GEMACHT HABE!“

Aois Hand landete auf meiner Schulter. Kurz vor den Tränen sah ich in sein Gesicht.

„Niemand weiß es...“

Er blickte mir fest in die Augen. „Es wird alles wieder gut...“

Voller Wut versuchte ich meine Tränen zu verbergen. So eine verfluchte Scheiße aber auch!
 

^-^-^Aoi´s POV^-^-^
 

Die Suche nach Ruki war ein voller Reinfall gewesen. Wir hatten alle erdenklichen Orte aufgesucht, in denen Takachan hätte sein können, doch er war nicht da gewesen. Er war nicht bei unserer Konzerthalle, er war nicht ins Hotel zurückgekehrt, er war nicht in dem Sushi-Restaurant in das wir gegangen waren, er war auch nicht in der Bar gewesen, in der wir gefeiert hatten.

Keiner wusste was, und sein Handy war auch noch immer nicht zu erreichen gewesen.

Der Regen draußen war inzwischen noch schlimmer geworden, was unsere Sorge um Ruki nur vergrößerte.

Wir saßen zu sechst tief deprimiert in Kais Zimmer.

Reita lag auf Kais Bett, ein Kopfkissen in sein Gesicht gedrückt, damit niemand sah wie er weinte. Uruha weinte dagegen sichtbare, stumme Tränen, während sein Blick sich fest auf den Boden geheftet hatte. Ich glaube, momentan waren seine Kopfschmerzen ihm wirklich gleich. Wir hatten ihm das mit Rukis Gefühlen natürlich nicht gesagt.

Sakai stützte den Kopf mit den Händen ab, und Yamada starrte die ganze Zeit betrübt aus dem verregneten Fenster.

Kai sah aus, als stände er kurz vor dem Tod. Er war leichenblass und versuchte neben Uruha und Reita auf dem Bett sitzend, den Gitarristen und den Bassisten zu beruhigen.

Wir waren alle müde, krank vor Sorge, und durchnässt vom Regen.

„Sollen wir jetzt... vielleicht die Polizei rufen?“

Die Runde blieb stumm. Ich bekam keine Antwort.

„...Vielleicht finden die ihn ja...“

Wieder keine Antwort.

Ich seufzte tief. Dann angelte ich mein I-Phone aus der Jackentasche.

Twitter würde sicher Ablenkung bringen...

Ich loggte mich schnell ein, und scrollte dann den Display hoch- und runter um zu gucken was unsere Kollegen so machten, als mir ein Tweet besonders ins Auge fiel. Wie vom Blitz getroffen starrte ich auf mein Handy.
 

Vor 2 Minuten

RUKI_theGazettE: ... Reita, du hast gewonnen...hol mich bitte ab...
 

Völlig in Eile ließ ich mein Handy fallen und fuchtelte mit den Armen.

„Aoi? Was ist denn...?“

„Reita! Reita! Schnell! Ruf Ruki an! Ruf ihn schnell an!“

Überrumpelt blickte Reita mich an.

„Mach schon!“

„Ä-Äh jaja! Schon gut!“

Gespannt starrten wir auf unseren Bassisten, während dieser sein Telefon an sein Ohr hielt

Wir hielten alle den Atem an, als seine Augen aufleuchteten.

„Da ist ein Freizeichen! Es klingelt!“

Erleichterte Seufzer gingen durch die Runde.

„...Ruki?!“

Wir alle sprangen auf und standen jetzt um Reita herum.

„Ruki?! Ja! Hier ist Reita! Ist alles in Ordnung bei dir?! Was machst du nur für Sachen du Idiot, wir...wir haben uns Sorgen gemacht...!....Natürlich weine ich du Spinner, w-wie konntest du nur......ich weiß, dass es dir Leid tut.........hör mal ich......das erzähle ich dir nachher in Ruhe, okay?! Sag uns erstmal wo du bist! Alle sterben vor Sorge, Kai stirbt bald wirklich!!! Was...? Wo...?….Bei der alten Brücke...? Welche denn...? Yamamoto-Platz...? Nähe der großen Jizo-Statuen...? Wie zum Teufel bist du denn dahin- Ach w-weißt du was vergiss es! W-Wir kommen! Beweg dich nicht! Wir sind da!“

Damit legte Reita auf und blickte erleichtert in die Runde.

„Was ist denn?! Geht es ihm gut?!“, Kai kaute auf seinen Nägeln. Reita nickte.

„Es scheint ihm gut zu gehen, aber er hat sich total müde angehört...Wir müssen sofort los ihn holen! Uruha, komm mit!“

Uruha legte einen Blitzsprint durch das Zimmer hin, und hatte in nicht einmal zwei Sekunden sein Jackett angezogen, er hatte für Ruki seinen Kater vergessen.

Schon rannten die beiden aus der Tür hinaus, und kaum hatte sich diese geschlossen, sank ich erschöpft auf das Bett. Gott, ich wurde langsam viel zu Alt für sowas...

Flucht aus Verzweiflung

Kapitel 7:

Flucht aus Verzweiflung.
 

^-^-^Reitas POV^-^-^
 

Ich konnte kaum mit Uruha mithalten, so schnell rannte er durch den Regen.

Eilig versuchte ich mit ihm Schritt zu halten. Die Gedanken kreisten wie verrückt in meinem Kopf.

Es gab so vieles, über das ich mit Ruki reden musste. So vieles, was mich verwirrte.

Und wenn Aoi wirklich Recht hatte mit dem was er über Ruki gesagt hatte, dann...

Ich blickte Uruhas Hinterkopf vor mir an. Da war der Mensch, den Ruki liebte. Sehr liebte.

Er lief direkt vor mir, und er wusste es nicht einmal. Dass er so geliebt wurde...

Bald kamen wir wieder beim Bus an, und wir schlossen hektisch auf, um dann einzusteigen.

Kouyou setzte sich sofort auf den Fahrersitz und betätigte den Zündschlüssel.

Der Wagen sprang nicht an.

„Scheiße!“, Uruha trat wie verrückt auf das Gas, was so gesehen eigentlich total unnötig war. „Scheiße, Reita! Der Tank ist leer!“

„Reg dich ab!“, ohne zu wissen was wir jetzt tun sollten sprang ich vom Beifahrersitz auf, ehe mir ein Einfall kam.

„Ganz hinten im Kofferraum ist meine Harley abgestellt! Da passen zwei drauf, los!“

Ich sprang aus der Tür heraus, und Uruha tat es mir nach.

Wir rannten ans Ende des Busses und öffneten die zwei Stahltüren.

Da stand mein Motorrad angelehnt. Perfekt.

„Schnapp dir einen Helm, ich fahre!“

Wir zogen unsere Helme an, und sprangen dann auf. Mit Vollgas raste meine Maschine davon, während Uruha sich an meinem Torso festhielt.

Es dauerte knapp zwanzig Minuten, da erreichten wir schon die Innenstadt. Ich wusste ganz genau, dass ich viel zu schnell fuhr, doch es war eine Ausnahme.

„Wo ist Ruki denn genau?!“, brüllte der Leadgitarrist hinter mir gegen den Fahrtwind.

„Er ist in der Nähe des Yamamoto-Platzes, das ist vor der Einkaufsmeile, da in der Umgebung ist die Wiese mit den ganzen Jizo-Statuen!“, brüllte ich zurück.

„Warst du schonmal da??“

„Nein! Aber der Yamamoto-Platz steht in der Touristenbroschüre, den die Hotelkraft mir gegeben hat. Hast du keine bekommen??“

„Nein!!“

„Was auch immer!“

Wir flitzten die Straße hinunter, die Helme schützten uns vor dem heftigen Gewitter.

„Reita fahr schneller, Ruki ist ganz allein in diesem Regen!“

„Bin ja schon da, bin ja schon da!“

Da hinten trat die riesige Einkaufsmeile in Sicht, und ich gab etwas mehr Gas.

Kurze Zeit später kam ich mit quietschenden Reifen zum Stehen und Uruha sprang augenblicklich ab um dann überraschenderweise los zu rennen.

„K-Kouyou?!“

„Ich suche hier in dieser Richtung bei der Wiese! Schau du in den Seitengassen!“

Überrumpelt gab ich mich geschlagen und blickte Uruha noch ein paar Sekunden skeptisch hinterher, dann sprang auch ich von meiner Harley und rannte in die Menschenmengen hinein.

Wenn das hier die Einkaufsmeile war, war der Yamamoto-Platz nicht weit.

Und tatsächlich. Nachdem ich durch die weite Straße gerannt war kam ich auf einem riesigen Platz an. An den Rändern blühten Kirschbäume, und tausende von Menschen eilten mit Einkaufstüten, Essen und anderem durch die Gegend, um sich vor dem Regen zu retten.

„Verdammt so wird das doch nichts...wo soll ich ihn denn hier finden...?“

Ich holte mein Handy aus meiner Jackentasche um eine SMS zu tippen.
 

12:54:08

- Hey. Suchen dich gerade. Uru ist zu den Jizos gerannt.

Bin jetzt da. Wo bist du? Was sollte das eigentlich mit ´Twitter´?
 

Angespannt wartend blickte ich nervös auf den Display meines Mobiltelefons.

Schon vibrierte es in meiner Hand.
 

SMS von Ruki // 12:54:14

- Gasse.
 

Mit gerunzelten Augenbrauen seufzte ich. Das war wirklich sehr hilfreich gewesen.

Ich hob meinen Blick wieder und ließ ihn durch die Gegend wandern.

Der Platz war beinahe leer. Alle rannten zu ihren Häusern und Autos und Fahrrädern.

Plötzlich fiel mir eine kleine Straße ins Auge, die ins abseits führte.

„...Egal, ich versuch es einfach!“

Ich schüttelte das Wasser aus meinen Haaren und rannte dann wieder los in die enge Straße hinein.

Sie sah sehr traditionell aus, die Häuser die hier standen erinnerten an die Samuraischlösser aus der Edo-Zeit.

Ich rannte immer schneller, trat in mehrere Schlammpfützen, wandte den Kopf in alle Richtungen.

Hier eine Gasse, dort eine Gasse, aber kein Ruki.

„Ruki!“, brüllte ich verzweifelt, ein Blitz erhellte den mittlerweile dunkelgrauen Himmel. Das Unwetter wurde immer schlimmer.

„Ruuukiii!“, meine Stimme hallte von den Gebäuden nieder.

„Bist du hier?!“

Wieder nur meine eigene Stimme, die mir als Echo antwortete.

Mein Handy klingelte.

„Hallo?!“

„Reita, hast du ihn? Hier ist er nicht!“

„Nein, ich habe ihn noch nicht gefunden, aber ich glaube gleich-

Ich konnte meinen Satz nicht beenden. Ein Blitz erhellte erneut den Himmel, und an einer der Häuserwände sah ich plötzlich einen merkwürdigen Schatten. Dem Blitz folgte noch ein Donnern und dann hörte ich schrilles Hundegebell.

„Reita? Noch dran??“

„J-Ja...M-Moment...“

Mit dem Handy am Ohr ging ich dem Bellen nach, welches immer lauter wurde. Der Schatten war verschwunden.

Mit rasendem Herz beschleunigte ich meine Schritte. Wieder ertönte das Hundebellen.

Schließlich blieb ich an einer Seitengasse stehen, aus der die Hundegeräusche am lautesten ertönten.

Vorsichtig näherte ich mich, und plötzlich setzte fast alles in mir aus.

Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen, und gleichzeitig wurde mir Übel vor Sorge, als ich dort an der dreckigen Mauer wirklich Ruki liegen sah.

Er lag dort völlig bewegungslos, und meine Gedanken überschlugen sich.

„Reita? Bist du noch da?“

„Uru...ich hab ihn gefunden...“

„Was?! Wo ist er?!“

Ich gab ihm die Wegbeschreibung so genau wie möglich, und legte dann auf.

Mein Blick hatte Rukis leblosen Körper fixiert, und ich bekam es mit der Angst zu tun.

Panisch rannte ich los und blieb dann vor ihm stehen. Schnell zog ich meinen Motorradhelm aus. Ich wollte mich zu ihm hinunterbeugen, als ich plötzlich meine Hand zurückziehen musste. Hinter ihm kam überraschenderweise aus dem Nichts ein kleiner Chihuahua zum Vorschein.

„Hä...?“

Mit großen braunen Augen glubschte er mich an, ehe er auf Rukis Schoß kletterte, und ihn dann anbellte

Erschrocken und mit tiefer Erleichterung zugleich beobachtete ich, wie sich auf einmal die Hand von Ruki hob, und dem kleinen Hund den Kopf tätschelte.

„Ssh...Chibi...du machst Reita noch Angst...“

„R-Ru...ki...“, brachte ich krächzend heraus, ein Kloß blieb in meinem Hals stecken.

Langsam hob sich der Kopf des Kleineren, mir wurde übel.

Seine schwarzen Haare und die blonden Strähnen klebten in seinem weißen Gesicht.

Eine dünne Lederjacke bedeckte sein schwarzes Hemd. Er hatte noch die selben Sachen wie nach dem Konzert an, und er war durchnässt von Kopf bis Fuß.

„Hey Rei...“, seine Stimme war kaum ein Flüstern.

„R-Ruki...Ruki...“, langsam beugte ich mich endlich zu ihm hinunter. Behutsam schob ich den kleinen, bellenden Hund zur Seite, und strich Rukis Haare aus seinem Gesicht.

Müde, nachtschwarze Augen starrten leer zum Chihuahua hinüber.

Wieder streckte er seine zitternden Hände aus, um dem kleinen Hund über den Rücken zu streicheln.

Noch bevor ich verwirrt fragen konnte was hier genau vor sich ging, lächelte er sehr schwach.

„...Ist er nicht süß? Er erinnert mich an Koron...ich vermisse Koron-chan so schrecklich...“

Mit einem bedrückten Seufzer ließ ich mich neben ihm an der Mauer nieder.

Stille herrschte zwischen uns, ab und zu glitt ein Blitz durch den Himmel.

Ruki zog die Knie an seinen Körper, und drückte den bellenden Hund an seine Brust.

Der Kleine hörte sofort auf zu bellen, und leckte zahm die Finger des Vocalisten ab.

„...H

„Ruki...lass uns gehen...die anderen machen sich Sorgen...Uruha-

„Uruha.“

Verunsichert blickte ich ihn an. Er zischte voll Spott.

„Ich bin in der Nacht einfach davongerannt... und dann habe ich mich verlaufen...irgendwann kam dieser komische Kerl mit den Zigaretten...die waren wirklich gut...aber ich glaube irgendwas war in denen drin...ich habe mich danach wirklich seltsam gefühlt...und der kleine Kerl hier, der hat mich dann irgendwann um zwei oder drei Uhr morgens gefunden...und er ist bei mir geblieben...den wollte auch keiner, so wie Uruha mich nicht wollte...glaubst du Uruhas Schwester passt gut auf Koron-chan auf...? Glaubst du wenigstens Koron-chan vermisst mich?“

Mit flauem Magen hörte ich ihm dabei zu, wie er völlig abwesend irgendwelchen Mist vor sich hin murmelte.

Ich strich ihm krank vor Sorge durch das durchnässte Haar, während das Wasser von meinem eigenen in mein Gesicht tropfte.

„Komm...wir schaffen dich endlich aus dem Regen raus, du bist völlig unterkühlt...!“

Langsam griff ich ihm unter die Arme und half ihm vorsichtig wieder auf die Beine.

Etwas taumelnd schaffte er es hoch, und drückte währenddessen noch immer den kleinen Chihuahua an sich. Der Hund sah wirklich aus wie Rukis eigener. War wohl die selbe Rasse.

„Na komm...“

„...Darf ich ihn mitnehmen...? Er holt sich doch hier den Tod...“

Ich nickte.

„Ja, aber komm jetzt...“

Wir drehten uns zum Ausgang der Gasse, als uns Uruha auch schon, den zweiten Motorradhelm unter den Arm geklemmt, rennend entgegenkam.

Fassungslos starrte er zuerst mich, dann Ruki an. Rukis Augen hatten sich geweitet, schnell wandte er den Blick ab und versuchte Uruha nicht ins Gesicht zu sehen.

„R-Ruki...“, hauchte der Braunhaarige, ebenfalls Durchnässte mit zittriger Stimme.

Er hob Rukis Kinn an und drehte das blasse Gesicht unseres Vocalisten wieder zu sich.

„Du siehst ja furchtbar aus...“

Ruki sagte erst nichts. Dann senkte er den Kopf.

„Fass mich nicht so an...“

Uruha blinzelte erst ein paar Male verwirrt, weil er anscheinend nicht wusste wie er reagieren sollte, doch dann schloss er unseren Vocalisten in seine Arme.

„U-Uruha...F-Fass mich nicht so an...so...so...so hast du...Reita angefasst....FASS MICH NICHT SO AN!“

Rukis Fassade bröckelte, sein Make-up war vom Regen fort gewischt worden, keine vor Haarspray protzende, ikonengleiche Frisur zierte mehr seinen hübschen Kopf.

Ruki war für den Moment gestorben. Hier stand nur noch Takanori Matsumoto.

Und so heftig weinen und schluchzen wie jetzt hatte ich ihn noch nie gesehen.

Uruha presste den kleinen Mann mit dem Hund im Arm ohne Fragen zu stellen ganz fest an sich, und in diesem Moment wurde mir eines wirklich bewusst:

Aoi hatte Recht gehabt. Wenn etwas neben der Musik wirklich fest in Rukis/Takanoris Herz gesperrt worden war, dann war es Uruha.
 

Stumm liefen wir drei eilig nebeneinander durch den Regen. Meine blonden Haare klebten in meinem Gesicht, und mir war eiskalt. Das war wirklich ein Regen wie er nur in Japan zu finden war.

Ruki hatte den Chihuahua, welchem er inzwischen den Namen Shibori gegeben hatte, in seine Jacke gehüllt, und trug ihn behutsam auf seinem linken Arm. Seine rechte Hand wurde fest von Uruhas linker gedrückt, der Gitarrist hatte nach allem was vorgefallen war nicht mehr vor loszulassen.

„Reita?“

Ich blickte hinter zu Uruha.

„Ja?“

„Wie sollen wir denn zu dritt auf deinem Motorrad fahren? Und ist das bei dem Regen nicht zu umständlich?“

Ich winkte ab. „Ruft im Hotel an, Aoi holt euch sicher ab, ich fahre mit dem Motorrad zurück, alles in Ordnung.“

Nein. Nicht ganz alles in Ordnung.

Wir standen also wieder auf dem Yamamoto-Platz, an welchem ich mein Motorrad hatte stehen lassen. Ruki war wieder da, ich war da, Uruha war da. Und Shibori war jetzt auch dazugekommen.

Das Problem war nur: Mein Motorrad war eben nicht da.

„Es ist weg.“, kam es sehr intelligent aus meinem Mund. Ruki stand neben mir, Shibori fest im Arm, den Kopf in alle Richtungen drehend.

„Wie ´es ist weg´?“

Ich seufzte. Nicht das schon wieder.

„Ich war vorhin so panisch und hektisch, dass ich wohl vergessen habe meine Schlüssel mitzunehmen...naja...immerhin wurdest du uns nicht geklaut...“

Ruki glotzte mich aus riesigen Augen an, und Uruha seufzte.

„Ich rufe Aoi an.“

Und das tat er dann auch.
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

Beruhigend prasselte der heftige Regen gegen die Scheiben des fahrenden Taxis.

Mir war so unglaublich kalt, mir war so unglaublich schlecht, mir war so unglaublich komisch, doch das alles änderte nichts daran, dass ich, hätten meine müden Mundwinkel es mir erlaubt, jetzt einfach hätte lächeln können.

Mein Kopf lehnte an einer nassen Schulter. Sie gehörte zu Uruha. Das weiße Hemd, dass er unter seinem schwarzen Jackett an hatte, war völlig durchnässt, und gab seine weiche, schöne Haut, und seine Bauchmuskeln frei. Da ich nicht gewollt hatte, dass Shibori-chan krank wurde, hatte ich ihn in meine Lederjacke eingewickelt, also hatte Uruha mir sein Jackett über die Schultern gelegt.

Jetzt saßen Reita, Uruha und ich von Kopf bis Fuß nass auf dem Rücksitz eines fahrenden Taxis. Aoi saß vorne auf dem Beifahrersitz und blickte uns alle mit tiefer Erleichterung vom Rückspiegel aus an.

Eine warme Handfläche bedeckte meine Stirn.

„Du hast Fieber...“, hörte ich Reitas weit entfernte Stimme besorgt sagen, und ich schloss meine Augen.

„Es geht schon...“

„Meinst du?“

„Ja Rei, es geht schon......aber mal was anderes...du hast deine Harley wirklich geopfert...nur...wegen mir...?“

„Ach, ich hab doch noch eine.“, log er achselzuckend. „Die war nicht so wichtig.“

Mir wurde ganz warm ums Herz.

„Ruh dich etwas aus...“, hörte ich dann meinen Leadgitarristen von der anderen Seite. „Das brauchst du jetzt...“

„...In...Ordnung...“

Uruhas Atemrhythmus entspannte mich immer und immer mehr, bis ich schließlich wegdöste und in einen tiefen Schlaf fiel...
 

Als ich langsam aber sicher wieder zu mir kam spürte ich eine weiche Decke, die auf mir lag.

Mein Kopf lag auf einem sehr bequemen Kissen, und ich realisierte ebenfalls, dass ich mich schlafend auf einem Bett befand.

Blinzelnd öffnete ich meine Augen einen kleinen Spalt, und sah etwas verschwommen, dass man mich wieder in mein Hotelzimmer gebracht hatte.

Verwirrt öffnete ich meine Augenlider ganz, und drehte meinen Kopf dann langsam zum Fenster.

Der Regen hatte zwar etwas nachgelassen, doch aufgehört hatte er nicht.

Im kompletten Raum war es still, nur der Donner erschütterte ab und zu die Ruhe.

Noch immer etwas irritiert von den ganzen Ereignissen deckte ich mich auf, und schwang dann meine Beine zur Seite, um aufzustehen, als plötzlich Shibori angedackelt kam und mit seiner kleinen Nase meine Füße beschnupperte.

Ein kleines Schmunzeln entwich mir, und ich stand auf, um mich zu dem kleinen Chihuahua hinunterzubeugen, und diesen dann zu streicheln.

„Guten Morgen, Shibori-chan...na? Hast du gut geschlafen...?“

Als Antwort erhielt ich ein schrilles Bellen. Lächelnd kraulte ich ihn hinter den Ohren.

Ich liebte das Kläffen dieses süßen Zwergs.

Es war schrill und klang wie ein kleiner Schluckauf, so war ich auf den Namen Shibori (Zwerchfell) gekommen.

Ein Klopfen an der Tür zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Shibori entzog sich sofort meiner Streicheleinheiten und tappte munter zu der hölzernen Raumverbindung, als diese auch schon geöffnet wurde.

Reita kam eilig ins Zimmer herein, und wäre fast auf den Kleinen getreten, als er erschrocken vor diesem Halt machte.

„Man! Bist du bescheuert dich einfach vor ne Tür zu setzen! Hast du nicht kapiert, dass du gerade einmal vierzig Zentimeter groß bist? Was ist, wenn dich mal jemand übersieht?“

Doch Shibori legte nur den Kopf schief, was mich zum Lachen und Reita zum Seufzen brachte.

Der Blick des Bassisten wandte sich mir zu.

„Wie fühlst du dich?“

Ich rieb mir murrend über die Augen.

„Soweit eigentlich ganz okay...mir ist etwas schwummrig...sag Mal wie bin ich hierhergekommen...? Waren wir nicht eben noch im Taxi gewesen...?“

Der Blonde zuckte mit den Schultern.

„Schlafende Hunde soll man nicht wecken...also habe ich dich genommen und bis ins Zimmer getragen. Erst wollte ja Uruha, aber den Triumph, den wollte ich dir nicht gönnen. Also durfte er Shibori nehmen.“

Er grinste, und ich zog verwirrt eine Augenbraue hoch.

„Was meinst du damit? Welchen Triumph...?“

Schlagartig wechselte der belustigte Blick meines Bassisten in Ernst um.

„Sag mal, Vocalist-san.“

„Mh?“

„Kann es sein, dass hinter der Wette mit mir ein wenig mehr steckt, als nur ein Babysitter für deinen Hund?“

Erschrocken blickte ich ihm ins Gesicht. Nein, nein, nein! Was ging hier vor sich? So sollte das nicht sein! Ich stockte. Oder wusste Reita etwa, dass...

„Wie kommst du darauf...? Es ist nur ne doofe Wette mehr nicht...!“

Reita verschränkte die Arme vor der Brust.

„Dafür, dass es so ne doofe Wette ist, war deine Reaktion auf gestern aber ganz schön heftig.“

Die Übelkeit machte sich in mir breit. Ich blickte weg und konnte Reita nicht mehr ins Gesicht schauen.

Aber ich musste es einfach wissen...

„Rei...“

„Ja.“

„H...Hab...ich die Wette...verloren...?“

Einen kurzen Augenblick herrschte Stille, ehe Reita den Kopf schief legte.

„Mhh...du hast eigentlich aufgegeben...aber...ich glaube was du eigentlich wissen willst ist, ob ich mit Kouyou geschlafen habe.“

Ich starrte auf meine Füße. Er wusste es. Er wusste es wirklich, das war kein Bluff.

...Aber woher zum Teufel...?

„Ich habe nicht mit ihm geschlafen. Er war voll, irgendwann sind wir knutschend auf deinem Bett gelandet, und dann kamst du auch schon herein...hätte ich gewusst, dass du die ganze Zeit fast gestorben bist, um in Uruhas Nähe zu sein, hätte ich natürlich nicht so gehandelt...“

Betroffen blickte er auf den Boden. Ich verstand die Welt nicht mehr.

„...Also...willst du gar nichts von...Uruha...?“

„Nein, wie schon gesagt.“

„U-Und die Wette...“

„War eben ne dumme Idee von mir. Wusste ja nicht, dass dir das so nahe geht...konnte ja nicht wissen, dass du Uruha wirklich liebst...ich meine...war halt ne heftige Information...ich dachte...naja...das wäre halt nicht...´Ruki-like´...aber anscheinend scheint dein Herz ja echt für den Doofkopf da zu schlagen, huh...?“

„...Seit wann weißt du...es...?“

„Seit gestern. Aoi hat es uns erzählt.“

„Aoi weiß es auch?!“

„Ja, Kai auch.“

„Kai auch noch?! Oh Scheiße! Habt ihr Uruha-

„Natürlich nicht. Aber du musst es ihm sagen.“

„Haha, hast wohl einen Clown gefrühstückt, was? Tickst du noch richtig?! Der steht auf Weiber! Ich bin kein Weib! Ich werde NIEMALS ein Weib sein! W-Woher weiß Aoi es eigentlich?!“

„Naja die richtige Figur und Größe hast du...und wenn du dein wunderschönes, schwarzes Haar-

„Lass den Scheiß!“

Er lachte auf.

„Ist ja gut, ist ja gut...Aoi hat gesagt, es wäre ihm sofort aufgefallen, nachdem es dir nach unserem Wettabschluss immer schlechter ging...er wusste zwar nicht was los war, aber er hat gesagt, du hast Uruha immer ´so´ angeguckt und...anscheinend ist der Kerl ein echter Menschenkenner...ich erfahre in den letzten Tagen echt Zeug über euch, dass ich nie gedacht hätte...Aoi kann einfühlsam sein, du liebst Uruha, Kai kann Morddrohungen aussprechen...ich erkenne unsere eigene Band nicht mehr.“

Ich schüttelte langsam den Kopf. Das war ein schlechter Scherz. Das passierte doch gerade nicht alles wirklich, oder...? Ich hatte mich doch so gut verstellt...

„Sag Ruki, willst du die Wette denn noch weitermachen? Noch hast du nicht verloren.“

Ich brachte nichts heraus.

„Jetzt komm erstmal mit, die anderen sind in der Cafeteria und essen gerade, die werden sich freuen, dass du wieder wach bist. Wir haben jetzt kurz nach zwei, du solltest auch was zu dir nehmen.“

Mein Magen stimmte dem Blonden zu, und er knurrte laut, was Shibori erschrecken ließ.

Er kläffte kurz und setzte sich dann vor mir auf seine vier Pfoten. Nicht ganz bei mir starrte ich ihn hilflos an.

Reita rollte mit den Augen. „Ein Engel.“

Ich kicherte leise, ehe mir dann mulmig zumute wurde.

„Komm Ruki, Shibori hat da hinten ne Futterschüssel und ne Wasserschüssel, der geht nicht drauf, wenn du mal dreißig Minuten nicht da bist.“

Ich zögerte. Der Gedanke, dass sie jetzt alle in der Cafeteria sitzen und mich mustern würden, war schrecklich. Aoi wusste es, Kai wusste es, Reita wusste es, und Uruha nicht. Aber er würde vor mir sitzen und mich anstarren.

Schreckliches Unwohlsein machte sich in mir breit.

„Ruki...jetzt komm doch, die anderen wollen bestimmt wissen, wie es dir geht...!“

Seufzend gab ich mich geschlagen, und folgte ihm dann auf den Hotelgang hinaus.

Nebenbei bemerkte ich noch, dass man mir mein Hemd und Uruhas Jackett ausgezogen hatte.

Was zu Hölle...
 

„Takanori!“, Aoi winkte mir schon von weitem. In der Öffentlichkeit benutzten wir nie unsere Künstlernamen. Hier in der Hotelcafeteria wäre es sehr ungünstig gewesen, wenn alle ´the GazettE´ bemerkt hätten, wir brauchten jetzt alle Ruhe.

Etwas zurückhaltend hob ich meine Hand leicht. Reita lief neben mir her, die Hand auf meiner Schulter.

„Komm neben mich!“, der Schwarzhaarige Gitarrist zog den freien Stuhl neben sich unter dem Tisch hervor und klopfte dann auf seine Sitzfläche.

Nervös ließ ich mich neben Aoi nieder. Reita setzte sich zwischen Uruha und Sakai.

Wie erwartet starrten mich fünf mit Emotionen gefüllte Gesichter an.

„Hey Leute...was geht...“, murmelte ich etwas unsicher.

„D-Du!“, stammelte Kai außer sich, und ich presste mich erschrocken an meinen Stuhl.

Aoi lachte und klopfte dem Drummer auf die Schulter.

„Jetzt keif ihn bloß nicht an, du hast den ganzen Morgen geweint, du kannst ihn jetzt nicht ankeifen!“

Kais Unterlippe bebte. „T...Tu sowas nie wieder...okay...? Lass es einfach...I-Ich muss aufs Klo...“

Über seine Augen wischend stand der Brünette auf und lief dann zu den Toiletten.

Aoi schüttelte den Kopf. „Der ist echt nicht zu toppen, haha. Das letzte Mal hat Kai so viel rumgeflennt, als wir unser erstes Live im Tokyo Dome hatten.“

Ich sagte nichts, und blickte noch immer nervös einfach nur stumm auf die Tischplatte. Schuldgefühle machten sich in mir breit.

Reita seufzte. „Was gibt es zu Essen?“

Uruha deutete mit dem Daumen hinter sich.

„Schau selber nach. Da hinten ist das Frühstücksbuffet.“

Murrend stand der Blonde auf. „Gut, schau ich halt nach. Ruki? Soll ich dir auch ein Tablett mitbringen?“

„H-Hm??“

„Willst du was essen.“

„Ä-Ähm...M-Müsli reicht, danke...“

„Hm. Wie du meinst.“

Damit ging unser Bassist los um sich Essen zu besorgen.

Jetzt saßen hier nur noch Uruha, Sakai, Aoi und ich.

Aoi gähnte. „Man bin ich kaputt...unser freier Tag hat ja schon super angefangen...“

Schelmisch grinste er zu mir herüber, und ich schämte mich, und drehte den Kopf weg.

Wäre ich bloß nicht weggelaufen.

„Ach Takachan, nimm´s doch nicht so schwer. Das war nur ein Witz. Wir sind dir nicht böse.“

„Ja...wir sind einfach nur froh, dass es dir gut geht...war echt ne scheiß Aktion von Reita und mir...ich werde nie wieder trinken.“, schrecklich bedrückt strarrte Uruha auf seine Knie.

„Pff.“, Aoi prustete los. „Uru, nichts für ungut, aber wir wissen beide, dass das eine fette Lüge war.“

Der Takashima zischte seinen Gitarrenpartner an.

„Wenn ich Ru-chan dadurch nicht mehr so wehtue, dann höre ich auf mit dem Trinken!“

Aoi und ich fielen in synchrones Gelächter, was Uruha mit einer verwirrten Miene kommentierte.

„Hey! Wieso lacht ihr mich aus?“

Sakai tätschelte lächelnd Uruhas Arm.

„Hör nicht auf die, Uruha-san. Ich glaube dir.“

Wir mussten nur noch schlimmer lachen. Uruha verschränkte beleidigt die Arme.

„Wisst ihr was? Ihr seid blöd.“

Ich kicherte noch einmal kurz, als mein Blick auf Kai fiel, der wieder zu uns an den Tisch kam.

„Leute, ist es okay wenn ich schlafen gehe? Die Sache mit Ruki hat mich echt fertig gemacht.“

Bedrückt nickte ich. „Geh nur...“

Heftiges Schuldbewusstsein fraß sich in meinen Kopf.

Reita kam kurze Zeit nachdem Kai weggegangen war auch wieder an den Tisch.

Er wirkte verstimmt.

„Was ist los?“, fragte ich deshalb neugierig, und er grummelte.

„Da ist nur Gemüse. Überall. Ich bin ein Mann, was soll ich denn mit Broccoli und Paprika?! Und das Müsli gab´s nur mit Erdbeeren.“

„Wäääh.“, ich verzog das Gesicht angewidert. Erdbeeren hasste ich wirklich abgöttisch. Fast so sehr wie Paprika.

Aoi schüttelte seinen Kopf. „Ihr stellt euch echt an... naja...“, langsam richtete der Gitarrist sich vom Tisch auf.

„Ich lege mich auch noch etwas hin, die Idee war eigentlich nicht schlecht von Kai. Wir brauchen jetzt alle eine Erholung von den letzten Tagen. Bai bai~ Bis nachher.“

Wir nickten Aoi zu, ehe dieser genau wie Kai auf den Weg zu seinem Zimmer verschwand.

Noch bevor ich zu Reita und Uruha sehen konnte, war Sakai jetzt ebenfalls aufgestanden.

„Du auch?!“, bangend musterte ich unseren Manager. Sakai durfte nicht gehen! Wenn er ging war ich hier alleine mit den Zweien da!

Er kratzte sich verlegen am Kopf.

„Euer Ryou Sakai braucht auch Mal etwas Ruhe. Ich manage euch eben.“

Damit verabschiedete der Langhaarige sich winkend.

Ich seufzte tief. So ein Idiot! Als ob er alles alleine hatte meistern müssen! Was war mit Yamada? Was war mit Kai?! Was war mit der ganzen PSC?

Jetzt waren es nur noch Uruha, Reita und ich.

Etwas unbeholfen versuchte ich nicht in ihre Gesichter zu blicken. Ich blickte konzentriert auf meine teuren, schwarzen Schuhe mit den goldenen Schnürsenkeln und tat, als hätte ich sie noch nie gesehen. Dann richtete ich mich hektisch vom Tisch auf.

„Ich glaube, ich gehe auch noch etwas schlafen wie Aoi, Kai und Sakai, weil-

„Ruki.“, Reita und Uruha blickten mich fest an.

„H-Hm...?“

„Setz dich.“

„Ouh...Okay...“

Grummelnd setzte ich mich wieder. So ein Mist.

„Uruha.“, Reita blickte zu meinem Leadgitarristen hinüber, welcher die Arme vor der Brust verschränkte.

„Ruki möchte dir erklären, warum er die letzten Tage so seltsam drauf war. Los. Sag es ihm.“

„R-Reita, ich glaube nicht, dass-

„Gut, dann sage ich es.“

„N-Nein!“

„Wenn du es nicht tust, sag ich es.“

Uruhas Miene nahm einen ungeduldigen Ausdruck an.

„Was ist hier los?!“

Reita richtete sich auf und schob seinen Stuhl dabei quietschend nach hinten.

„Uruha, Ruki hat sich in d-

„DAS IST ALLES NUR DEINE SCHULD!“, brüllte ich wütend dazwischen.

Überrascht hielt Reita inne, und auch Uruha musterte mich jetzt völlig irritiert.

„W-Wenn du nicht gewettet hättest, wäre das nie passiert!“

„Ich?“, jetzt wurde Reita zornig. „Wer war es denn, der gemeint hat er legt ihn flach und würde jeden kriegen, den er will? Wer war es, der weitermachen wollte?!“

„Es war die Wahrheit! Außerdem hast du mich provoziert!“

Reita schnaufte böse.

„Wenigstens vögele ich Uruha nicht, nur weil ich nen Babysitter für meinen Hund will.“

„Stimmt! Du machst es für ein beschissenes I-Phone!“

„Jetzt mach Mal halblang, du und dein dummer Zwergköter!“

„Mein Hund ist wichtiger, als ein dummes Telefon!“

Schlagartig verstummte ich. Meine Augen weiteten sich bis ins Unendliche und ich hielt erschrocken meine Hand vor meinen Mund, als ich begriff was ich da vor mich hin geschrien hatte.

Was zur verdammten, brennenden Hölle hatte ich gerade nur getan...?

Die Wette ist gelaufen (?)

Kapitel 8:

Die Wette ist gelaufen (?)
 

Was redete ich da nur für eine Scheiße...?

Reitas und mein Kopf drehten sich langsam zu Uruha hin. Wir erschraken beide wohl fürchterlich.

Seine Miene war ausdruckslos. Sein Mund war ein einziger dünner Strich, und seine Augenbrauen senkten sich langsam, bis sie gebogen über seinen dunklen Augen lagen.

Langsam öffnete er den Mund einen Spalt.

„...Ihr...habt gewettet...?“

„U-Uruha“, fing ich stotternd an, und streckte hilflos meine Hand über den Tisch nach ihm aus, er packte sie, und drückte sie stumm von sich.

„Hör mal Uruha...“, fing jetzt auch Reita an, doch der Braunhaarige stand einfach von seinem Stuhl auf.

„Ihr habt wirklich darum gewettet, wer als erster von euch Sex...mit mir haben wird...?“

Bedrückt blickten wir auf die Tischplatte.

Ich traute mich nicht auch nur ein Wort zu sagen, geschweige denn wieder aufzublicken.

„Liebt einer von euch mich?“

„...Nein...“, murmelte Reita nach langen Zögern und blickte dann abwartend zu mir hinüber. Er wollte, dass ich es ihm endlich sagte.

Doch ich brachte einfach kein Wort heraus, also blieb ich stumm.

Reita schaute zu ihm hoch.

„Kouyou...ich war angetrunken und hatte eine dumme Idee...es war eher meine Schuld...weißt du, ich habe mit Ruki herum gewitzelt...Eigentlich war es nur blödes, harmloses Gerede, aber es artete im Streit aus, weil ich Ruki provoziert habe...Ich habe ihm gesagt, er schuldet mir sein I-Phone wenn ich gewinne, wenn du also wütend sein willst, sei bitte auf mich wütend.“

Uruha atmete hörbar durch die Nase aus.

Langsam rückte ich meinen Stuhl zurück und stand auf, um dann vorsichtig auf ihn zuzugehen. Schuldbewusst griff ich nach seinen Händen. Eine Weile funkelten seine dunklen Iriden mich an, ehe er die Lippen zusammenpresste.

„Es war also Reitas Idee.“

„J-Ja...Uruha, ich wollte das nicht so, ich meine doch, dass-“

„Aber ein unsinniger Wettgewinn ist es dir wert, meine Gefühle zu verletzen, ja? Du willigst einfach in diese idiotische Abmachung ein...und dann auch noch für einen Hundesitter? So viel bin ich dir also wert.“

Er riss sich von meinen Händen los.

„N-Nein Uruha, i-ich...“, meine Worte blieben mir in der Kehle stecken. Mit tiefer Panik und einem dicken Kloß im Hals versuchte ich wieder seine Hände zu greifen, doch er wich zurück.

„Wisst ihr...“ sein Blick schweifte zu Reita, welcher ebenso mit schockiertem Blick da stand wie ich.

„Ihr zwei...ihr habt schon viel Mist gebaut während wir zusammen waren.Wirklich viel Mist.

Ich habe bis jetzt immer Verständnis für alles gezeigt. Manchmal war es wirklich witzig, manchmal völlig daneben. Ruki, du bist mein bester Freund, und Reita ist mein Kindheitsfreund, ich kenne ihn schon seit der Schulzeit... deswegen konnte ich bis jetzt immer über alles hinwegsehen... aber diesmal seid ihr mit eurer Kinderkacke wirklich zu weit gegangen.“

Wirklich verletzt wandte er sich ab, und es stach mir in die Brust.

Nein, nein, nein, das durfte doch nicht so enden! Das lief ganz falsch, er verstand doch gar nicht, wieso, er begriff doch gar nichts, er hatte alles total falsch verstanden!

„U-Uruha...b-bitte...“, stammelte ich außer mir.

Doch Uruha antwortete mir noch nicht einmal mehr. Er verließ die Cafeteria stumm. Man hörte seine Lederschuhe auf dem Boden, seine Schritte wurden immer leise, und irgendwann war er einfach aus der Tür hinaus. Weg war er. Einfach so.

Eine Taubheit erfasste meinen ganzen Körper. Ich hatte mich jetzt eigentlich weinend gesehen, doch alles was sich in mir breit machte war eine tiefe Trauer. Und die hatte es echt in sich.

Mein Herz fühlte sich an, als hätte jemand Fäden durch es durchgeschnitten. Kleine, silberne Fäden, und die schnitten sich immer tiefer in das rote Fleisch. Die Tränen blieben aus.

„Ruki...“, ich fühlte Reitas Hand auf meiner Schulter. Ohne einen Ton blickte ich auf seine langen, dünnen Finger, dann die Schulter entlang, hinauf auf sein Gesicht. Besorgte Augen begegneten meinen – jetzt – leeren.

„K-Keine Sorge Ruki. Ich bring das in Ordnung. Ich rede mit ihm.“

Abwesend nickte ich, und schon rauschte der Blonde an mir vorbei. Ich allerdings blieb wo ich war.

Ich hatte das Gefühl es schnürte mir die Kehle zu.

Mit schleppenden Schritten setzte ich mich nach fünfzehn starren Minuten dann endlich in Bewegung und verließ die Cafeteria als letzter von uns allen.

Völlig erledigt betrat ich wenig später das Hotelzimmer von Reita und mir. Wie erwartet war es leer. Nur Shibori war da. Er hatte sich auf meinem Bett zusammengerollt und atmete leise.

Wenigstens ein Wesen, bei dem ich bis jetzt noch nichts falsch gemacht hatte.

Meiner Kräfte völlig entledigt taumelte ich gerade noch so zu dem Bett und ließ meinen Körper vorsichtig neben dem des schlafenden Hundes nieder.

Als die Luft meinen Brustkorb füllte und ein Seufzer meinen Mund verließ, hob Shibori plötzlich den Kopf.

Er kläffte einmal kurz, und krabbelte dann auf meinen Bauch, um es sich dort gemütlich zu machen.

„Hallo Shibori-chan...ich hab Mist gebaut...“

Shibori bellte laut und legte dann den Kopf schief.

„Stimmt Shibori, du hast Recht...ich bin ein Idiot...“

„Ja Ruki. Du bist ein riesiger Idiot.“

Erschrocken starrte ich den Hund an. Er hatte den Kopf noch immer schief gelegt.

„Glotz nicht so. Ich kann auch nichts daran ändern.“

Mit einem schrillen Schrei krabbelte ich auf allen Vieren von dem Hund weg, als ein lautes Lachen ertönte. Es dauerte eine kurze Weile, und ein paar hektische Herzschläge, ehe ich begriff was hier vor sich ging, und ich grummelte böse.

„Aoi, du Bastard! Das war nicht witzig!“

Aoi kam durch die Zimmertür hinein gestolpert.

„Wahahaha! Du hättest dein Gesicht sehen müssen. Total so: ´BOAH! DER HUND KANN REDEN!´“

Er lachte sich weiter kaputt, und ich schnaufte beschämt. Volltrottel.

„Man, mach das nie wieder...“, murrte ich beleidigt, und er grinste, während er die Zimmertür hinter sich schloss.

„Dann lass du deine Zimmertür nicht offen, wenn du deine übernatürlichen Gaben anwendest!“ Er brach wieder in einen Lachanfall aus und hielt sich dann plötzlich die Hände vor den Mund.

„Psst! Ruki!“

„Was.“

„Ich muss dir ein Geheimnis verraten, aber du darfst es niemandem weitersagen.“

„Was willst du, man?!“

„Ich sehe sprechende Tiere!“, flüsterte er gespielt beängstigt und ich rollte mit den Augen.

„Wenn du fertig damit bist ´the sixth Sense zu verarschen, würde ich gerne wissen was du hier tust.“

Er wischte sich die Lachtränen weg.

„Also...naja...Uruha kam gerade echt stinkig in unser Zimmer...sieht aus als hätte er das mit der Wette rausgefunden, was?“

Ich nickte langsam.

„Ja...hat er...“

„Oh.“

Mit zusammengezogenen Augenbrauen kam er zu mir und setzte sich neben mich auf die Bettkante.

„Ich hatte euch gewarnt.“

„Oh Aoi, fang du nicht auch noch damit an!“

Ich griff nach meinem Kopfkissen und verdeckte damit mein Gesicht.

„Du weißt nicht wie Uru-chan mit angestarrt hat, es war ekelhaft. Ich sterbe fast vor Reue!“

„Oh Ruki...“, der Ältere seufzte. „Ihr habt Scheiße gebaut, stimmt...aber auf der anderen Seite betrachtet wolltest du das ja eigentlich nicht...du tust sowieso sehr oft bescheuertes Zeug und...“

Er lächelte. „Wenn du verliebt bist, ist das Zeug, dass du tust sogar noch bescheuerter.“

Ich nahm das Kissen langsam von meinem Kopf.

„Glaubst du Uruha ist sehr lange sauer auf mich...?“

Aoi lachte, woraufhin ich ihn wütend musterte.

„T-Tschuldigung... war nicht so gemeint. Ich glaube er braucht jetzt einfach nur etwas Zeit. War halt ne hammerharte Sache, hmm...? Außerdem, ist er nicht nur sauer auf dich, er ist auch auf Reita wütend.“

„Stimmt schon...“

„Weißt du...du solltest es Uruha endlich sagen. Es macht die ganze Band kaputt... egal ob er diese Gefühle erwidert oder nicht...ich glaube nicht, dass er dich hassen wird...nur es sollte endlich aus der Welt geschafft werden...es macht nur Probleme, solange es bleibt wie es ist, aber das dürftet ihr nach eurer dummen Wette ja begriffen haben, oder?“

Ich nickte langsam. „Ich wünschte wirklich, es wäre nicht so schwer-

Ein dumpfer Schrei unterbrach mich. Aoi und ich hielten abrupt inne.

Mein Gitarrist blickte mich verwirrt an. Ich zuckte mit den Achseln.

„Was war das denn...?“

„Keine Ahnung.“

Nur noch mehr verwirrt blickten wir zur Zimmertür.

„Es kam aus dem Hotelgang.“

„Ja, glaube ich auch.“

„Reita?!“

Ich legte den Kopf schief. „Und das klang jetzt nach Kai. Hat er gerade ´Reita´ gerufen...?“

„Na komm, lass uns mal sehen, was los ist.“

Er sprang vom Bett auf, und ich folgte ihm nickend. Ich kam gerade dazu, als er die Tür öffnete und auf den Flur hinaustrat.

Das erste was ich sah, war Kais Gesicht. Er blickte genauso überrascht, ehe er uns entdeckte und uns dann herwinkte.

Verwirrt liefen wir auf ihn zu, als wir hinter Kai Reita erblickten.

„WAS ZUR HÖLLE!“, brüllte Aoi los, und ich konnte ihm nur zustimmen.

Der Blonde hatte ein dickes, blaues Veilchen.

„Reita...“, etwas überfordert verzog ich das Gesicht. „Was ist denn passiert...?“

Kai seufzte. Reita grummelte wütend.

„Das war DEIN wundervoller, liebenswerter Uruha!“, fauchte der Bassist und hielt sich zornig das Auge.

„M-Mein...?“, stammelte ich überrumpelt, und brachte dann auch mehr nicht raus.

„Ich wollte wegen dir nochmal mit ihm reden, ich hab ihm gesagt, dass es nicht deine Schuld war, DA HAT DIESER BASTARD MIR ERNSTHAFT INS GESICHT GESCHLAGEN!“

„Moment, Moment, Moment mal...!“ , Aoi hob die Hände beschwichtigend. „Du willst mir nicht ernsthaft sagen, dass UNSER Uru das war? UNSER Uru?! Hat DIR eine reingehauen?!“

„Nein weißt du Aoi, ich bin gegen eine Wand gerannt, weil ich ganz vergessen hatte wie WITZIG DAS IST!“, fauchte er noch lauter. Aoi wich zurück.

„Boah, manchmal machst du einem echt scheiße Angst, Alter...!“

Reita seufzte. „Was sollen wir denn noch machen?! Das ist wirklich scheiße! Er sollte sich wenigstens anhören was wir zu sagen haben!“

„Gib ihm doch etwas Zeit...“, Kai rieb sich die Schläfen. „Er ist auch gekränkt...ihr beide habt echten Mist verzapft!“

Schuldbewusst blickten Reita und ich uns an.

„Lasst ihn jetzt einfach in Ruhe. Nutzt den Rest des Tages zum Entspannen. Morgen Abend ist das nächste Konzert, ich habe keine Lust, dass vor jedem Konzert irgendeine Scheiße abläuft! Und Ruki, du läufst nicht wieder weg, hörst du?“

Ich nickte und kniff dann meine Augen zusammen. Das eine Mal hatte mir wirklich gereicht.

Aoi streckte sich gähnend.

„Ich pass schon auf den Kleinen auf.“ Ich grummelte, was er gekonnt ignorierte.

„Komm Ruki. Nehmen wir deinen Shibori-chan und gehen Gassi mit ihm!“

„Tut das. Ich kümmere mich um Reitas Veilchen. Das darf morgen beim Konzert auf jeden Fall nicht so aussehen.“

„Okay....“, ich lief zurück ins Zimmer, um unseren kleinen Chihuahua zu holen, und Aoi und ich verließen mit Jacken und einem Regenschirm das Hotel.
 

„Glaubst du es wird noch lange so weiter regnen?“

Aoi zuckte mit den Schultern, und seufzte dann plötzlich genervt.

„Ruki.“

„Was denn?“

„Ich will ja deine erzieherischen Fähigkeiten nicht unter Frage stellen, aber...´Gassi gehen´ bedeutet nicht, dass du den Hund auf deinen Armen mit dir herumträgst! Er hat vier gesunde Beine!“

„Ja schon aber...er wird doch ganz nass und dann wird er krank...“

Der Schwarzhaarige mit den violetten Strähnchen seufzte.

„Jetzt verhätschel das Tier doch nicht so.“

Ich drückte den Kleinen an mich.

„Ich verhätschele ihn nicht. Ich kümmere mich nur um ihn...Du bist Daddys braver Junge, stimmt´s Shibori-chan?“

Er bellte fröhlich. Aoi rollte mit den Augen.

„Du brauchst unbedingt eine Freundin.“

Ich schenkte ihm einen giftigen Blick und er hob sofort abwehrend die Hände.

„Sorry, hab ich ganz vergessen...es ist ganz schön gewöhnungsbedürftig, das mit Uruha und dir...“

„Was auch immer.“, langsam setzte ich Shibori-chan auf dem Boden ab. Dann öffnete ich den Regenschirm und hielt ihn über den Kopf des Kleinen.

Aoi verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

„...Ich hab ne Frage.“

„Hm...?“

„Du hast mich vor zwei Tagen gefragt auf welche Frauen ich stehe... war das, weil ich mir mit Uruha ein Bett teile...?“

Zögernd nickte ich. Er lächelte.

„Keine Sorge, da ging nichts ab...Uruha hat zwar ne Menge Charakter...aber er ist keine Frau...“

„Mhh...“

„Und weißt du was. Wenn es keine Frauen mit gutem Charakter mehr gibt, dann schnapp ich mir unseren Kai.“

Überrascht musterte ich ihn, während er lachte. Ich konnte nicht deuten, ob das ein Scherz oder sein Ernst gewesen war, doch ich tat es damit ab, dass er wohl nur herum blödelte, immerhin sprachen wir hier von Aoi.

„Und auf welchen Typen stehst du, Ru-chan?“

„Ich stehe auf erwachsene Frauen...die nicht lügen und sie selbst sind...aber sie sollten weiblich sein...mit Make-up und so...“

Mein Gitarrist grunzte.

„Wie oberflächlich du doch bist... aber ich dachte eigentlich du stehst jetzt irgendwie auf Männer...?“

„Ähm...nein...eigentlich nicht...nur...es hat mich bei Uruha einfach erwischt...keine Ahnung...bei anderen Männern ist da noch immer nichts...aber die Chancen bei Uru hab ich mir ja jetzt völlig vergeigt...“

„Aww...Lass uns Yakitori essen gehen, Ru-chan, das magst du doch so!“

„Tu ich nicht. Das ist dein Lieblingsessen..“

„Richtig...Lass uns trotzdem hingehen! Na komm, leckeres Grillhähnchen, mit warmen Reis. Bei dem Regen würde das Shibori sicher gefallen!“

„Nein, da sind keine Tiere erlaubt, und Koron kriegt von Reis Blähungen, wieso sollte es bei Shibori-chan also anders sein...? Gehen wir einfach ins Hotel zurück...ich habe gar keine Lust mehr...“

Deprimiert seufze Aoi.

„Na gut.“

Alles was schief gehen kann/könnte (1/2)

Kapitel 9:

Alles was schief gehen kann/könnte (1/2)
 

^-^-^Aoi´s POV^-^-^
 

Der Abend des zweiten Konzerts unserer Tour war gekommen. Eine bedrückte Stimmung herrschte zwischen uns, obwohl wir im Backstagebereich standen, und vor der riesigen Bühne tausende von Fans kreischen hörten.

Ruki war seit gestern Mittag nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen, Uruha war noch stiller als sonst. Kai und Reita waren auch mies gelaunt. Es war scheiße.

Yamada versuchte uns aufzumuntern und tauchte bei jedem von uns mit einem Eisbecher auf.

Kai nahm es dankend und lächelte höflich, obwohl ihm gar nicht danach war.

Reita schlug Yamada das Eis genervt aus der Hand.

Ruki fing an zu schreien weil in jedem Becher eine Erdbeere zur Dekoration lag.

Uruha nahm den Eisbecher, rührte ihn aber nicht an, bis alles wegschmolz.

Der einzige, der das Schokoladeneis richtig genoss war ich.

„Also Leute...“, Sakai blickte sich im Raum um, und versuchte uns alle aufmunternd anzulächeln.

„Na los! Wo bleibt euer Band-Ding? Wo ist das ´GAZETTOOOO!´ und das ´GAZEROOOOOCK´?!“

„Sakai.“, murmelte Ruki, welcher in der hintersten Zimmerecke auf einem kleinen Sessel saß und mit seinem I-Phone spielte.

„J-Ja, Ruki-san?“

„Überlass das ´Cool-sein´ mal lieber uns, und hol mir stattdessen einen Kaffee.“

„Oh ä-ähm...okay...tut mir Leid...“

Bestürzt ließ Sakai den Kopf hängen und verließ den Backstagebereich um von draußen einen Latte Macchiato für Ruki aufzutreiben.

„Oi.“

Ich hob meinen Kopf und sah wie Reita sich vor Ruki aufstellte. Gelangweilt blickte der Kleinere auf.

„Was.“

„Das war total daneben. Geh dich später bei Sakai-san entschuldigen.“

„Pff, das war daneben? Wer hat denn vorhin Yamada das Eis aus der Hand geschlagen, huh? Pampersgesicht.“

„Sag mal, fängst du wieder an?! Weißt du überhaupt wegen wem ich dieses blöde Veilchen jetzt habe?!“

„Ja. Wegen Uruha.“

„Du bist echt das Letzte.“

„Kann nicht sein.“

„Ach ja, wieso denn.“

„Weil du noch nach mir kommst.“

„Hey, hey, hey!“, Kai ging zu den beiden hin, und klopfte mit dem Zeigefinger erst gegen Reitas dann gegen Rukis Stirn.

„Ich will volle Konzentration und absolute Ruhe, okay? In fünfzehn Minuten geht es los. Regt euch ab. Ruki? Hast du die Trackliste?“

Ich sah wie Ruki in seiner Jackentasche rumkruschte und schließlich ein Stück Papier hervorholte.

Bis auf Ruki kannte sie keiner, doch das war nicht so schlimm. Wir mussten uns nur die Songs merken, und meistens brüllte unser Vocalist die Namen sowieso ins Publikum, bevor sie gespielt wurden, sodass jeder von uns wusste, was zu tun war.

„Hier ist sie...“, murmelte der Schwarzhaarige mit den blonden Strähnchen und Kai faltete den Zettel auseinander.
 

1. Distress and Coma

2. Kugutsue

3. Taion

4. Chizuru

5. Bathroom

6. Cockroach

7. Calm Envy

8. Untitled

9. Gentle lie

10. Reila
 

Automatisch begegneten sich all unsere Blicke, bis auf Rukis, der tippte noch immer auf seinem Handy herum.

„Oh...äh...“, Kai kratzte sich am Hinterkopf. „Ruki diese Trackliste ist wirklich etwas...naja...“

„Das ist ja ne Emoliste.“, drückte Reita etwas direkter aus, was Kai vorsichtig hatte sagen wollen, und ich legte den Kopf schief.

„Ruki, sollten wir nicht vielleicht ein oder zwei muntere Titel reinbringen?“

Sakai kam mit Rukis Kaffee wieder.

„Hier, Ruki-san.“

„Danke.“, der Matsumoto streckte die Hand aus und schlürfte an seinem Heißgetränk. Dann legte er den Kopf schief.

„Ist ´Cockroach´ nicht schon aufmunternd genug.“

„Naja aufmunternd würde ich ´Cockroach´ jetzt nicht nennen...eher...heftig...“, Kai wiegte den Kopf unsicher hin und her. „...Vielleicht nehmen wir doch lieber noch ein oder zwei andere...“

„Hmpf. Meinetwegen. Tauschen wir ´Calm Envy´ eben gegen ´My Devil on the Bed´ aus.“

„Ähm...“, Sakai verschränkte die Arme unsicher vor der Brust. „Das ist nicht wirklich...passend...“

„Ich finde es gut so. Ist doch aufmunternd.“, sagte der Vocalist mit gefährlicher Stimme, also beließen wir es dabei.

Ich überlegte angestrengt woher unser Frontmann plötzlich diese bissige Art her hatte, und dann fiel mir wieder ein, dass Rukis Trauer nach einer Zeit immer in Aggression umschwang. Nicht gut.

„Okay, Leute!“, Kai klatschte in die Hände. „Haben alle was sie brauchen?“

Von uns kam keine Antwort, wir starrten ihn einfach nur stumm an. Er seufzte.

„Ich nehme das jetzt einfach mal als ´ja´....gut dann...ROCKEN WIR SIE ALLE!“

„Woohoo! Los Leute! Begeisterung!“, ich schwang meine Arme in die Luft, hoffend, dass die anderen auch mitmachten, doch es passierte nichts.

„Man Leute, ihr seid doch scheiße.“

Ruki stand von seinem Sessel auf.

„Können wir das jetzt bitte hinter uns bringen.“

Reita zuckte mit den Schultern, ich schnaufte, Kai seufzte, Uruha sagte nichts. Yamada und Sakai warfen sich besorgte Blicke zu.

„A-Also Jungs...wenn ihr so mies drauf seid, können wir das alles auch auf morgen verlegen...“

„Die Show findet statt. Und wir gehen jetzt auf die Bühne.“

Ruki trat hinter den Vorhang zu den Fans hinaus.

Reita folgte ihm augenblicklich. Ich seufzte resigniert, als Uruha an mir vorbeikam, mir die Hand kurz auf die Schulter legte, und dann dem Bassisten und dem Vocalisten nach draußen folgte.

„Naja...“, hilflos blickte ich zu unseren besorgten Managern hinüber.

„Wenigstens sind wir uns bei einer Sache einig...keine Sorge Jungs, das geht schon schief. Komm mit Kai.“

Kai seufzte. Dann blickte er zu dem besorgten Sakai und Yamada hinüber.

„Ähm...wir schaffen das schon.“
 

Wir wurden mit einem riesigen Applaus begrüßt. Meine Laune hob sich etwas.

„RUKI-SAAAAAAAN!“, hallte es hier. „KAAAAAAAAAAAAI!“, hallte es dort.

„REITAAAAA!“ „URUHAAAAAAA!“ „AOI-KUUUUUUUUUN!“

Das Übliche.

Kai winkte allen grinsend zu, lief einmal auf der Bühne herum, und ließ sich dann vor seinem Schlagzeug nieder. Ich winkte auch allen, und sie winkten teils zurück, kreischten, und hielten Schilder hoch, fotografierten uns, kreischten nur noch lauter.

Ruki trat ganz nach vorne, und hob das Mikrofon an seinen Mund.

„Guten Abend, Osaka. Runde zwei unserer ´HETERODOXY´ beginnt jetzt. Wir danken für euer Erscheinen. Ich hoffe es sind bekannte Gesichter im Publikum. Ist jemand von Runde eins wieder da?“

Ein paar tausende Hände hoben sich.

„Klasse! Schön, dass ihr auch wieder da seid. Wir wünschen euch viel Vergnügen. GAZEROOOOOOOCK!“

„WUHUUU!“, kreischten alle. Kai winkte allen mit seinen Drumsticks. Uruha und Reita nickten allen wie üblich zu. Ruki und ich rollten gleichzeitig mit den Augen.

„Man seid ihr Stimmungskiller.“, murmelte unser Vocalist durch das Mikro in Richtung des Bassisten und des Leadgitarristen.

Das Publikum fing an zu lachen.

„Nun gut. Vielleicht kriegen wir das nochmal besser hin. Bereitet euch darauf vor, dass meine Stimme euch mit Leidenschaft masturbierend das Hirn rausvögelt. GAZETTOOOOO!“

„ROCK´N´ROLL!“, brüllte Kai von hinten. „Vergesst das Schlagzeug nicht!“

„GAZEROCK IS NOT DEAD! Ohne Gitarre geht eh nichts!“, gab ich jetzt wieder richtig gut gelaunt dazu.

„Bass.“ meinte Reita nur trocken in sein Mikrofon, und Ruki und ich hatten Schwierigkeiten damit, nicht in Gelächter auszubrechen. Typisch Reita. Einfach unmöglich dieser Kerl.

Tosender Applaus ging mal wieder los, überall leuchteten Lichtblitze auf, und wir wussten dass nach dem heutigen Abend alle hier drin über hundert Bilder von uns haben würden.

Ruki hob die Hand und bat um etwas Ruhe.

„Genug geredet! Legen wir endlich los! Hier ist es! Die arme Seele, die im Schutz des kalten Winters tanzt und tanzt, tanzt in der Hoffnung, dass es in Ordnung ist, wenn die Einsamkeit es so will: DISTRESS AND COMA!!!“

Wieder hallten kurze, begeisterte Schreie durch die Menge.

Uruha leitete mit Kai den Song ein, und kurze Zeit später fingen wir alle zusammen an.
 

Until your Distress sleeps...

Fill me up with your Grief

Until your Distress sleeps...

„LOS OSAKA, LOS!“
 

Until your Distress sleeps...

Fill me up with your Grief

Until your Distress sleeps...

Hello Dear my Bride

Nami wo miteiru no

Yuga no chitta

Shou no hirowaru sono mada

Wasuretai no wa shiro sugite kutsuu

Shinjiteiru to iki kawasu kizu wa kienai

Odoru odoru nemurasete to odoru

Ganwaru namida

Koe wo konoshii yowaku furuwaru te ni

Kuchibiru wo odoru
 

Drei Mal strichen Reita, Uruha und ich über unsere Gitarren und das Bass, und die zweite Strophe ging los. Ich machte mir ab diesem Punkt Sorgen. Ruki klang irgendwie anders als sonst.
 


 

Hello Dear my Bride

Ashimoto wo yaku

Muninari ni mou

Chigatsuku hitsuyou mado wo

Nurishiki ni naita iki ga rado wo mou

Kamoku yurazu yaiba ni iki wo

Wasuretai no wa shiro sugite kutsuu

Shinjiteiru to iki kawasu kizu wa kienai

Nazeta yume ni sawaru ima ga utsuru

Kanashimi sae

Sugao da yo to kotaete kureru nara

Kizutsuite wo ii
 

Ich richtete meinen Blick auf Ruki, während ich anfing mein Solo mit Uruha zu spielen, welches nun dran war. Kai spielte konzentriert die Schlagzeugbegleitung.

Unser Sänger faltete die Hände zusammen und wippte leicht mit dem Kopf zum Takt.
 

Wasurenaide

Itami wo shiru anata ni hikarete koto

Kokote...

Odoru! Odoru! Nemuraru mada odoru!

Yamaru namida!

Nani mo naido kokoro wo kota itai

Kana do odato

Nazeta yume ni mou ichido wo utau

Kanashimi sae

Jibun da yo to kotaete kurai nara

Kizutsu ite mo ii
 

„Until your Distress sleeps!“

„FILL ME UP WITH YOUR GRIEF!“

„UNTIL YOUR DISTRESS SLEEPS!“


 

owaru hazu no yume ni

sayonara ga saiteru

Nach einer halben Stunde hatten wir sechs Songs hinter uns gebracht.

Cockroach endete mit einem riesigen und tobenden Applaus. Ich seufzte. Die Stimmung in der Halle war trotz des Applauses richtig bedrückt. Aber bei den ganzen Titeln, die Ruki ausgesucht hatte, war es ja kein Wunder. Seit Rukis schrillem, schmerzhaften Schrei bei Taion vorhin, herrschte bei allen Gänsehaut. Es war allen unter die Haut gegangen.

Umso besser war es, dass jetzt etwas kam, was alle sicher etwas hoch pushen würde.

„Die Liebe.“ fing unser Vocalist mit sarkastischem Unterton an.

Ich sah wie er ganz kurz, fast unbemerkbar zu Uruha hinüber schielte.

„Sie ist...“, Ruki hauchte in das Mikrofon. „Wie ein Heilmittel. Wie eine Augenbinde, die die Augenlider verdeckt, und alles plötzlich nur noch hinter sanften, bunten Tönen zeigt...Nur leider.“, Seine Stimme wurde tief und ernst. „Macht sie auch dumm. Es gibt zwei Arten von Liebe. Hört gut zu...es gibt die sanfte, die bunte Liebe, die viel verspricht und nichts hält...und es gibt die...sexuelle, die nichts bindet.“

Ein gespanntes, und erregtes Raunen ging durch die Runde. Vor allem die weiblichen Fans hingen an Rukis rosa glitzernden Lippen.

„Wenn zwei Körper verschmelzen, und sich begehren wie der Süchtige die Droge, dann ist der Morgen vergessen, und das Bett wird zur Bühne, ich spreche aus Erfahrung, glaubt mir. Oder wollt ihr mir sagen auf eurer Bühne ist nicht auch schon so mancher Teufel herumgetanzt...?“

Der Schwarzhaarige grinste lasziv und hob das Mikrofon an den Mund.

„Hier kommt: ´My Devil on the Bed´.“

Grinsend legten Uruha und ich los. Reita stieg ein, und Kai schlug einen wundervollen Takt an.

Mary, kiss my chest deeply

Yoku wo kuruwasu Chloe no Feminine

„UND LOS!“

Ruki hatte ich noch nie so gesehen.Wir hatten schon oft ´My Devil on the Bed´, schon klar, aber dieses Verlangen in seinen Augen...

Mary, oh you´re the eyes

Kawaru kokyuu wa namaate takaku

Abandon insanity

Scatter instinct!

Shisen sorasazu kamitsuite

Kobosanu you ni shitasaki de

Oh endless fuckin´ Showtime!

The beautiful Devil on the Bed!

Oh tempt me by Masturbation!

The beautiful Devil on the Bed!
 

„Let´s have Sex! Sex in the Darkness!“

An diesen Stellen machte unser Vocalist immer Stoßbewegungen.

Die meisten davon gingen in Richtung des Publikums, welches dies entzückt bejubelte.
 

The beautiful Devil on the Bed!

Oh tempt me by Masturbation!

The beautiful Devil on the Bed!


 

„Let´s have Sex!“

Sex in the Darkness!
 

Ruki fasste sich mit seiner Hand in den Schritt, und warf den Kopf in den Nacken. Begeistertes Kreischen seitens der Mädchen im Publikum.

Damit fing mein Solo an. Ich warf gleichzeitig mit Uruha den Kopf hin und her und wir spielten aus voller Seele.

Während wir spielten drehte Ruki sich plötzlich zu Uruha. Etwas verwirrt blickte ich zu den beiden hinüber, spielte aber dennoch weiter.

Plötzlich stellte sich Ruki überraschend vor Uruha auf die Zehenspitzen und dann tat er etwas, was wirklich keiner von uns erwartet hatte. Er nahm das Gesicht des Gitarrespielenden in seine Hände und drückte ihm seine Lippen auf.

Ein erschrockenes und überraschtes „Oh!“, ging durch die Fangemeinde. Reita konnte nicht verhindern, dass er seinen Mund aufriss. Kai hob die Augenbrauen.

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten sollte, doch der Leadgitarrist machte mit.

Fanservice ging wohl immer, selbst wenn gestritten wurde.

Der Gitarrist spielte weiter, züngelte den Rest des Solos weiterhin in Ruhe mit unserem Vocalisten. Ich schüttelte den Kopf mit einem schiefen Grinsen.

Man hatte wieder denken können Ruki wollte Uruha fressen.

Mich erstaunte dennoch, dass Uruha so begeistert mitmachte.

Was war hier los?

Ruki drehte sich noch immer vor dem Braunhaarigen stehend zum Publikum hin.
 

Sungeki zecchou no saijoukai

Sugu soko de waraetteru yo de

Oh endless fuckin´ Showtime!

The beautiful Devil on the Bed!

Oh tempt me by Masturbation!

The beautiful Devil on the Bed!


 

„Let´s have Sex! Sex in the Darkness!“

Ich prustete. Diesmal machte Ruki die Bewegungen zu Uruha hinüber.

Ich dachte erst, er sah es nicht, doch der Gitarrist hatte den Kopf zum Vocalisten gedreht.

Wie er allerdings reagierte wusste ich nicht, sein Blick war irgendwie seltsam, und nicht zu deuten.

Ruki kümmerte sich wohl nicht drum. Er machte einfach weiter.
 

The beautiful Devil on the Bed!

Oh tempt me by Masturbation!

The beautiful Devil on the Bed!


 

„Let´s have Sex!“
 

ABANDON INSANITY!!!

...Oh tempt me by Masturbation

My Devil on the Bed!
 

Kreischen, Jubeln, Toben. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, und Kai klatschte in die Hände.

„Zwanzig Minuten Pause!“

Von Adrenalin gepackt winkten wir dem kreischenden Publikum und begaben uns dann zur Erholung in den Backstagebereich.

Die anderen erstmal nicht beachtend rannte ich sofort zu unserem Vocalisten, welcher sich augenblicklich auf einen der Ledersessel fallen ließ. Er streckte sich seufzend.

„Man tun mir die Füße weh!“

„Selber Schuld.“, Reita machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wenn du unbedingt die Luft vergewaltigen musst.“

„Den Fans hat es gefallen.“, Ruki schloss müde die Augen.

„Alles in Ordnung?“, Kai griff unserem Jüngsten an die Schulter. Dieser nickte.

„Jaja, ich muss die zwanzig Minuten nur etwas Kraft tanken. Dann geht es wieder.“

„Okay...sag Bescheid, wenn was ist. Nicht, dass du uns wieder umkippst.“

Ruki winkte ab. „Geht schon, Kai.“

„Gut.“, der Drummer ging hinaus in den Gang hinter der Bühne, um sich vom Automaten etwas zu Trinken zu holen. Ruki blieb im Sessel sitzen und wandte den Kopf dann plötzlich nach hinten.

Ich blickte mich etwas im Raum um, um seinem Blick zu folgen, bis ich Uruha entdeckte. Der saß wie bei allen Konzerten in der hintersten Ecke und kümmerte sich um seine Gitarre. Seine Gitarre war sein Baby und ein und alles. Als ich wieder zum Schwarzblondhaarigen blickte, musste ich schmunzeln. Ich wusste nicht ob ich es mir nur einbildete, aber Ruki schien Uruhas Gitarre, welche dauerhaft vom Braunhaarigen angefasst wurde, eifersüchtig zu mustern.

Uruha ignorierte Ruki seit dem Streit vollkommen. Er hatte ihn bis jetzt noch kein einziges Mal angesehen.

Seltsamerweise verhielt er sich bei Reita nicht so.

Ruki hatte sich schrecklich aufgeregt.

„Reita behandelt er wie immer! Nur mit mir redet er gar nicht mehr! Wir waren doch beide Schuld!“

Seufzend ließ ich mich vor Ruki nieder. Er schaute noch immer verträumt zu meinem Gitarrenpartner.

„Na du?“

„Hey...“

„Jetzt kommt ´Untitled´, hmm?“

„Ich weiß...“

„Lass den Kopf nicht so hängen. Soll ich mal mit Uruha reden?“

„Wenn du auch ein Veilchen willst.“
 

^-^-^Aoi´s POV ende^-^-^
 

____________________________
 

Sou...das letzte Kapitel bevor meine Herbstferien enden...kann jetzt wieder bisschen dauern, bis ich was hochlade, vllt 1 - 2 Wochen.

Jaa ne!
 

Rookie


 

Alles was schief gehen kann/könnte (2/2)

Kapitel 10:

Alles was schief gehen kann/könnte (2/2)
 

„Pff.“, Aoi prustete los. „Keine Sorge, ich bin nicht so ein Weichei wie Reita!“

„Ey.“

Reita blickte uns vom Bühnenausgang aus böse an.

„Hört auf zu lästern!“, murrte er dann beleidigt.

Uruha schaute von seinem Instrument auf. Er musterte uns stumm und abwartend.

Aoi rollte mit den Augen. „Glotzt nicht so behindert. Wir lästern nicht. Wir klären hier was.“

„Und was soll das sein?“

Der Bassist kam zu uns hinüber gelaufen und blieb dann vor meinem Sessel stehen.

„Ist nicht so wichtig.“, tat ich genervt ab, und Reita schenkte mir einen unzufriedenen Blick.

„Na wenn du meinst.“

Uruha wandte sich ohne etwas gesagt zu haben wieder seiner Gitarre zu, was mich verärgerte. Und das Allerschlimmste an der Sache war, dass er seit gestern wieder mit Reita redete. Aber immer, wenn ich kam, war er weggegangen. Er ignorierte mich die ganze Zeit, und das bestürzte mich tief.

Eine unglaubliche Aggression staute sich in mir. Außerdem kribbelte es seit unserem letzten Song wie verrückt in meinem Unterleib. Der Zungenkuss mit Uruha, war einfach unglaublich gewesen.

Seine Lippen waren warm und weich gewesen, und seine Haut hatte geglüht.

Ich grummelte böse. Wie konnte sein Kuss nur so intensiv ausfallen, wenn er mir doch danach trotzdem keine Aufmerksamkeit schenkte?

Ein tiefer Seufzer entwich meiner Kehle. Mein Verlangen nach ihm brachte mich noch um die Ecke.

„Hey, hey Uru-chan~“, ich schreckte aus meinen Gedanken auf und sah Aoi plötzlich neben Uruha stehen. Der Schwarzlilahaarige pikste dem Braunhaarigen neckisch in die Seite.

„Heißer Kuss vorhin auf der Bühne.“

Uruha sagte nichts. Entweder spielte mir das Licht einen Streich, oder es legte sich wirklich ein ganz sanfter Rosaschimmer auf seine Wangen. War das denn möglich...?

„Nach so einer Aktion musst du unserem Süßen aber doch vergeben, oder?“

Innerlich schlug ich mir meine Hand auf die Stirn.

Wenn Reita nur halb so bescheuert mit Uruha geredet hatte, verstand ich, warum der Leadgitarrist ihm eine reingezogen hatte. Und gleich würde er Aoi eine reinziehen.

Aber falsch gedacht. Statt ihn zu schlagen seufzte Uruha nur mürrisch.

„Aoi, lass es einfach. Es ist meine Sache.“

„Aber du kannst Ruki doch nicht die ganze Zeit ignorieren.“

Der Braunhaarige sagte nichts. Aoi seufzte.

„Du Sturkopf! Willst du die ganze Band und Ru-chan kaputt machen?“

Uruha richtete sich in seine volle Größe auf. Es war beeindruckend, denn Aoi war zwar Älter, aber Uruha überragte ihn. Er war mit seinen 1 m 75 der Größte von uns.

„Jetzt hör mal! Wer hat denn diese Mistwette gestartet? Ich sicher nicht!“

„Du hast es nicht gestartet, aber dass du es jetzt weiterführst, das ist okay, oder was?!“, wurde jetzt auch Aoi lauter.

„Denkst du Ruki tut es nicht Leid, dass er deine Gefühle verletzt hat?! Und jetzt willst du dafür seine zerschmettern?!“

„JUNGS!“, Kai kam in den Backstagebereich hereingestürmt und stellte sich augenblicklich zwischen die zwei Gitarristen, die sich gefährlich nahe gekommen waren. Es sah etwas seltsam aus, da Kai ein wenig kleiner war als die beiden. Doch so wütend hatte ich ihn noch nie gesehen.

„REIßT EUCH BEIDE ZUSAMMEN! DAS GIBT ES DOCH NICHT! SO BESCHEUERT HAT SICH WIRKLICH NOCH KEINER VON EUCH BENOMMEN! WAS SOLL DAS, SEID IHR IN DIE WECHSELJAHRE GEKOMMEN, ODER WAS?!“

Uruha wich still zurück. Aoi zischte wütend, ehe er sich von Kai und Uruha wegdrehte.

„Tss. Bescheuerte Diva. Dann mach halt so weiter, bis du Ruki wieder tausend Mal zum Weinen gebracht hast...“

Er kam mit festem Schritt wieder bei mir an, und ließ sich einfach auf den Sessel vor meinem Fallen. Erschrocken und mit geweiteten Augen hatte ich das ganze Geschehen verfolgt.

Kai atmete noch immer hörbar ein und aus. Sein Blick war wirklich durchbohrend und untermalt von Zorn. Er machte einem richtig Angst.

Augenblicklich trat die Gefasstheit wieder in die Züge des Yutaka und er strich sich die dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht.

„Noch einmal so etwas und ich werde stinkig, okay?“, der Schlagzeuger ging hastig raus auf die Bühne. Von draußen ertönten die ersten paar Schreie und dann hörte man Kai reden. Plötzlich war er wieder der süße, liebe Kai, mit der entzückenden, hellen Stimme.

„Heeey! Na Osaka? Bis jetzt wart ihr spitze! Hier ist eine kleine Überraschung für euch. Ein kleines Schlagzeugsolo von eurem Kai!“

Uruha sagte nichts, Aoi zuckte mit den Schultern.

Ich seufzte tief und blickte dann zu Reita hinüber, der bis jetzt die ganze Zeit nur neben mir gestanden hatte. Seine Augenbrauen waren hochgezogen.

„Wow, wie schizophren...also Kai kann auch das Arschloch raushängen lassen, was?“

Aoi grunzte plötzlich wieder munter. „Scheint so.“

Ich verstand nicht wirklich wie er nach dieser Sache schon wieder grinsen konnte, doch es war mir lieber, als dass er wieder auf Uruha herum hackte. Ja, es schien schon etwas dümmlich von mir, da Aoi eigentlich nur versucht hatte mich zu verteidigen...aber dennoch, es ging hier ums Prinzip.

„Ruki, jetzt sag doch auch mal was dazu!“

Mir wurde sanft gegen die Schulter geboxt. Der Blonde und der Schwarzlilahaarige musterten mich gespannt.

„Ähm ja...Kai halt...“, murmelte ich etwas neben der Spur. Reita seufzte.

„Welch konstruktives Statement...Manchmal kann ich nicht glauben, dass wirklich du diese ganzen herzzerreißenden Wörter zu unseren wunderschönen Songtexten formen sollst.“

„Und ich glaube manchmal, dass du dein Bandana unbedingt gegen einen Dauergips umtauschen willst, nachdem ich deine Nase mit meiner Faust bearbeitet habe.“

„Das könntest du natürlich. Nur müsstest du mit deiner ´stattlichen´ Größe dafür erstmal an mein Gesicht herankommen, nicht wahr, Chibi?“

Okay. Das war wirklich gemein gewesen. Ich blinzelte Reita nach dieser Aussage nur noch dumm an, während Aoi den Kopf wegdrehte, damit ich nicht sah, dass er schon blau anlief, weil er nicht lachen wollte. Blaues Gesicht, Aoi, passte ja gut. Ich hoffte er erstickte dran.

Reita zuckte mit den Schultern.

„Was auch immer..ich gehe mal aus dem Schlagzeugsolo ein Schlagzeug- und Basssolo machen.“

„Alles klar.“

Der Bassist verschwand vor die Bühne. Wieder hörte man die Fans kreischen.

Aoi legte den Kopf schief.

„Sollen wir auch schon auf die Bühne? Die Pause geht eigentlich noch zehn Minuten.“

„Nein, nein...“, ich glitt in das schwarze Leder des Sessels hinein und ließ mich gehen. „Lass die zwei mal...ich will die Ruhezeit jetzt schön nutzen...“

„Mhm...“

Wieder wandte ich meinen Kopf zu Uruha hinter. Er hatte Aoi und mir den Rücken zugedreht.

Zum tausendsten Mal an diesem Abend verließ ein verzweifelter Seufzer meine Kehle.
 

Wir waren jetzt wieder mittendrin. In meiner Sturheit war es mir ja wirklich egal gewesen, doch jetzt wo der Zorn wieder etwas wich wurde mir immer mehr und mehr bewusst, was für eine bescheuerte Trackliste ich hier zusammengestellt hatte.

´Untitled´ und ´Gentle lie´ hatten wir jetzt hinter uns gebracht, vor allem bei Gentle lie hatte es furchtbare Überwindung gekostet.

Normalerweise war es ja nicht allzu schwer unsere depressiveren Lieder zu singen, aber das mit Uruha hatte mich wohl mehr mitgenommen, als ich zeigen wollte.

Angestrengt versuchte ich mich daran zu erinnern, welches Lied zum Abschluss auf dem Plan stand, als aus dem Nichts plötzlich Klaviertasten klimperten, und es mich heftig erwischte. Starr umklammerte ich mein Mikrofon. Hilflos blickte ich zu den anderen hinter, doch die blinzelten mich nur verwirrt an, also drehte ich mich hektisch wieder dem Publikum zu.

„...Reila...“, stammelte ich völlig überrumpelt und die Instrumente hinter mir legten los, wobei sie eine furchtbare Panik in mir entfachten.
 

D-Deatta kara doredake...

onaji...kizu wo oi...

Doredake sasaeatta...?

Kimi ga tsu- ...rai toki wa

Okae no dare yori

Boku dake ni oshiete oshikatta?

Jijitsu ga me ni akitsuku

Mugon de fudou no

K-Kimi wa nani mo omou...

Ryuu nado iranai...sa...tada boku mo kimi wo...

K-Kaeshite kurere...ba...
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

Hier lief etwas ganz falsch. Schon als Ruki sich mit diesem schockierten Blick zu uns umdrehte wusste ich ganz genau, dass hier was ganz schief lief. Er stand da wie erstarrt, und als er die ersten Strophen sang stockte seine Stimme. Er kämpfte sich richtig von Zeile zu Zeile.
 

Nokosareta boku yori

M-Muninatta kimi wa

D-Dorehodou tsurai...d-darouka...

Mada n-nanimo hajimatte nai no ni

Mada kimi ni kono k-kotoba

Ietenai no ni dokoe...
 

Mit Angst in der Brust blickte ich hinüber zu Aoi, er spielte weiter seine Gitarre, doch er erwiderte meinen Blick, und er sah genauso besorgt aus wie ich.

Rukis Stimme klang wirklich schwach. Wir wussten nicht ob wir eingreifen sollten oder nicht.

Kai hinten am Schlagzeug hatte den Jüngsten fest ins Visier genommen. Er biss sich auf die Unterlippe und schien scharf nachzudenken, was jetzt zu tun war.
 

Reila! Reila!

Reila Reila!

Kimi no namae wo yonde mite yo

(This voice does not reach you)

Ruki ging auf seine Knie, seine gequälte Stimme schrie ins Mikrofon.
 

Reila! Reila!

Reila! Reila!

Ich blickte zu Uruha hinüber. Er spielte ohne den Schwarzblonden auch nur zu beachten weiter seinen Part auf der Gitarre. Die Wut kroch in mir hoch. Merkte er denn wirklich nicht, dass unser Vocalist bald anfangen würde zu weinen?
 

Me o akete uso da to

waratte misete yo

Das Klaviersolo aus den Boxen ertönte und Uruha und Aoi spielten leise ihren Gitarrenpart.

Kai nickte mir zu und ich nickte zurück. Ich hatte verstanden was er wollte und ich lief schnell über die Bühne zu Ruki hinüber.

Er blickte mit leeren Augen auf sein Mikrofon hinab. Leise beugte ich mich zu ihm hinunter.

„Hör mal...“, flüsterte ich. „Wenn es zu schwer ist, dann lass uns jetzt was anderes spielen, okay? Es ist noch nicht zu spät.“

Ruki antwortete nicht. Dann blickte er zu Boden.

„Es ist schon viel zu spät...“, murmelte er plötzlich, was mich verwirrte. Dann lief er einfach an mir vorbei und trat an die Spitze der Bühne.
 

Ashita wa dokoe yuku wo

Kimi ga nozomu nare

Dokore de mo o yuku yo

Aois Gitarrensolo ertönte laut, der Schwarzlilahaarige starrte bestürzt auf den Boden während er beim Spielen auf seine Knie ging. Ich lief Ruki nach vorne nach.

„R-Ruki.“, versuchte ich es erneut. Er drehte sein Gesicht zu mir. Seine Augen glitzerten. Die Tränen schwammen vor seiner Pupille.

„Geh wieder an deinen Platz. Der Song ist noch nicht zu Ende, Reila...Mh...Reita...meinte ich...“

Ich presste die Lippen verzweifelt aufeinander.

„Ruki, bist du dir sicher, dass alles okay ist? Wirklich sicher?“

„Ja...ich komm schon klar.“

Er schenkte mir ein Lächeln. Ich wusste genau, dass es falsch war, doch ihm zuliebe akzeptierte ich seine Entscheidung und ging wieder an meinen Platz zurück.

Es war eine Qual zu hören wie er immer weiter und weiter sang.

Er zwang sich einfach weiterzumachen.
 

Reila! Reila!

Reila! Reila!

Ienaka de kono kotoma wo!

Ich sah es, Aoi sah es, Kai sah es. Wir alle sahen es. Wir sahen wie Ruki den Kopf zu Uruha umdrehte. Ihn sehnsüchtig anstarrte.
 

Reila! Reila!

Reila! Reila!

Ima koko de kimi ni utau yo!

Und wir sahen wie Uruha den Kopf einfach vom Vocalisten wegdrehte.
 

Reila! Reila!

Reila! Reila!

Dare yori mo kimi wo aishiteru...

Es passierte was passieren musste und die ersten Tränen schwappten über den Augenrand des Jüngsten.
 


 

Reila...Reila

Reila...Rei...la...

Ich konnte Aoi gerade noch so erschrocken anschauen, als ein dumpfer Aufprall unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Mein Herz blieb stehen. Ich glaube auch Kais, und auch Aois.

Uruha zeigte die erste Gefühlsregung an diesem Abend. Das Publikum hielt den Atem an.

Ruki krümmte sich an der Spitze der Bühne auf dem Boden, und schluchzte bitterlich.
 

Aishiteru...

Ai...shite...ru...


 

Das Mikrofon rollte unserem Vocalisten einfach aus der Hand.

Instinktiv legte ich mein Bass schnell auf den Boden und rannte zu Ruki hinüber.

Kai war wie ein Meister über sein Schlagzeug gesprungen, am Crashbecken hängen geblieben und dann ebenfalls krank vor Sorge zu unserem Vocalisten hinüber gestürmt.

Aoi warf seine Gitarre wütend zu Boden und schnappte sich sein Mikrofon. Uruha hatte seine Gitarre ebenfalls fallen gelassen. Er rührte sich allerdings nicht von der Stelle. Sein Gesicht war vom puren Schrecken gezeichnet und leichenblass.

Aoi blickte das Publikum an.

„Okay Leute. Das war´s, Konzert vorbei. Es tut mir schrecklich Leid. Wir schicken gleich jemanden, der sich um euch kümmert. Ich bitte vielmals um Verzeihung, aber es geht um Ruki-san. Habt bitte Geduld.“
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

^-^-^Aoi´s POV^-^-^
 

Wir wussten alle nicht was wir tun sollten. Wir standen alle im Kreis um den schwarzen Sessel im Backstagebereich herum. Bis auf Uruha. Der stand an einem der riesigen Fenster und rauchte schon die dritte Zigarette.

Auf dem Sessel in unserer Mitte saß Ruki, hatte seine Knie an den Körper gezogen und schluchzte. Wir tauschten stumme Blicke aus.

Ich traute mich als erster zu ihm und strich ihm beruhigend über den Rücken.

„Soll ich dir einen Kaffee holen?“

Er nickte kaum merklich.

„Reita, geh zum Automaten und hol ihm einen Latte Macchiato.“

„Hast du nicht gerade gesagt, dass du ihm einen-

„Jetzt geh, du Pfeife!“

Reita schnaufte.

„Ist ja gut...Arschloch...“

Kai und ich lachten den Bassisten aus, während er energisch den Raum verließ.

„Oi.“

Wir blickten alle zu Uruha hinüber, der schon seit Rukis Heulattacke nur stumm und unmerklich da gestanden und geraucht hatte. Er warf seinen niedergebrannten Zigarettenstummel aus dem Fenster und kam dann langsamen Schrittes auf uns zu.

„Lasst mich mal bitte mit Ruki alleine.“

„Oh?“ Kai und ich warfen Sakai und Yamada einen verwirrten Blick zu. Diese nickten und gingen dann auf den Gang hinaus.

Ich zuckte mit den Schultern. „Okay Kai, lass uns gehen.“

Kai nickte, warf Ruki noch einen eiligen Blick zu, und dann wurde ich von ihm nach draußen mitgezogen.
 

^-^-^Aoi´s POV ende^-^-^
 

Zitternd hob ich den Kopf und blickte Kai, Aoi und Reita nervös hinterher wie sie den Raum verließen. Oh weia...

Die Tür schloss sich endgültig hinter unseren Bandkameraden, und ich legte meinen Kopf noch immer schluchzend auf meine Knie.

Mein Herz schmerzte so sehr. Ich hasste mich dafür, doch ich konnte nicht aufhören zu weinen.

Auch dann nicht, als ich merkte wie Uruha sich vor mir auf den Boden niederkniete.

Mit verquollenen Augen blickte ich in sein regloses Gesicht, und wäre am liebsten davongerannt, doch ich saß wohl oder übel in der Falle.

Seine sonst so verständnisvollen und sanften Augen starrten kalt durch mich hindurch.

Ich spürte wie mein ganzes Inneres aufriss. Ich wollte, dass es aufhörte, es war erniedrigend und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hasste es, mich klein und machtlos zu fühlen. Es war furchtbar.

Ich senkte von der Stille gepeinigt meinen Kopf langsam wieder auf meine Knie.

Plötzlich spürte ich zwei warme Hände an meinen Wangen. Das Blut schoss in mein Gesicht.

Ich spürte wie Uruhas Daumen mir die Tränen wegwischten.

„Es war zu viel, oder...?“

Schniefend nickte ich.

„Wenn du doch wusstest, dass es zu viel werden würde, wieso hast du es dann zugelassen...?“

Ich schluchzte und mein Weinen ging wieder bitterlich von vorne los.

„Ich, ich wusste doch nicht, d-dass das so kommt...und dann...dann bin ich auf die Bühne und, und dann kamen diese ganzen Songs und...und dann ´Reila´ u-und ich habe ihr Gesicht gesehen, wie sie da t...tot vor mir lag und sie einfach weg war und dann habe ich dich gesehen, wie du einfach weggelaufen bist und...“

Mein Satz ging in einem heftigen Geschluchze unter. Ich spürte wie ich in seine Arme gezogen wurde und schniefte nur noch mehr.

„Es tut mir so Leid...“, hörte ich ihn leise flüstern. Verwirrt hob ich meinen Kopf.

„Ich hätte dich nicht ignorieren dürfen, ich habe dir Unrecht getan...“

„A-Aber...“, schluchzte ich weinend und krallte meine Hände in sein Oberteil.

„Ich habe Scheiße gebaut...du hast Recht...es war nicht okay, ich hätte Reita abhalten sollen, stattdessen habe ich mitgemacht...Uruha, bitte geh nicht weg!“

Er drückte mich fester an sich. Stumm atmete er in meine Haare und ich atmete gegen seinen Brustkorb, welcher sich langsam im Takt hob und senkte, und mich dadurch beruhigte.

„Ich werde nicht weggehen...“

„Es tut mir so verdammt Leid, Kouyou...“

„Ich weiß...“

Uruha schlang seine Arme ganz fest um mich. Er hatte gerade einen Ausdruck in den Augen, den ich bei ihm wirklich noch nie gesehen hatte.

„Ruki...Na los steh auf. Lass uns durch den Hinterausgang verschwinden und etwas Trinken gehen... ich glaube das brauchen wir jetzt.“

Unsicher blickte ich in sein Gesicht.

„...Ist...das dein Ernst...?“

Er nickte.

„...Und unser Auftritt?“

„Der wird nach allem was passiert ist sicher nicht weitergeführt.“

„...Aber werden Kai und die anderen nicht schimpfen, wenn wir das Konzert jetzt einfach so verlassen?“

Er zwinkerte.

„Bleibt unser Geheimnis.“
 

^-^-^Aoi´s POV^-^-^
 

Genervt seufzte ich, als Sakai es nicht lassen konnte, mir zum hundertsten Mal an den Arm zu greifen.

„Aoi-san! Die beiden sind jetzt schon seit dreißig Minuten da drin! Und es ist so ruhig! Sollten wir nicht reingehen?!“

„Nein.“, Reita schüttelte mit dem Kopf. „Die beiden müssen sich aussprechen. Das ist jetzt sehr wichtig.“

Kai nickte. „Jap.“

Wir standen nun alle hinter der Bühne und vor dem Gang zurück in den Backstagebereich.

Ich starb fast vor Neugierde, auch Reita sah man an, dass er am liebsten zurück in den Raum gestürmt wäre. Sakai machte uns alle sowieso verrückt und Yamada wartete einfach stumm.

Kai hatte die Arme verschränkt und den Kopf nachdenklich gesenkt.

Schließlich hob der Drummer seinen Kopf und blickte uns alle an.

„Ich gehe mal wieder auf die Stage und kümmere mich um die Fans, ne? Die wollen jetzt sicher alle wissen was los ist.“

Reita und ich nickten ihm zu, und er trat durch den Vorhang. Kein Fangekreische, nur Stille.

„Geht es Ruki gut?!“, hörte ich eine Frau mit Tokyoter-Dialekt aus der Menge schreien, und Kai fing an alle zu beruhigen.

Sakai seufzte tief.

„Können wir jetzt bitte endlich wieder rein und nach Ruki-san schauen? Ich verliere den Verstand.“

Yamada schüttelte den Kopf. „Du bist unmöglich Ryou. Du machst uns hier alle irre und hibbelig!“

Entschuldigend senkte der eine unserer Manager den Kopf und ich ließ mich weichkochen. Langsam hatte auch ich keine Geduld mehr.

Mein Blick wanderte zu Reita.

„Okay. Gehen wir rein.“

Unser Bassist nickte. Anscheinend hatte er jetzt auch genug.

„Ruki?“

Der Blonde klopfte leise an die Tür. Keine Antwort.

„Uruha?“, Sakai kaute gespannt auf seinen Nägeln. Erneut keine Antwort.

„Okay, ich mach jetzt auf.“, Reita riss endgültig der Geduldsfaden und er öffnete das Zimmer ohne Zurückhaltung.

In dem Moment, in dem wir in den Raum blickten, entwich uns jegliche Emotion und machte riesigem Erstaunen Platz.

Das Zimmer war nämlich leer. Kein weinender Ruki, kein wütender Uruha.

„Heißt das jetzt ich habe umsonst ne halbe Stunde für diesen scheiß Latte Macchiato angestanden?!“

Reita trat herein und blickte sich um. Dann ließ er wütend den Pappbecher mit dem Kaffee fallen, der für Ruki gedacht war.

„Und wie soll ich das jetzt verstehen? Wo sind sie hin?!“

„Oh Gott!“

Yamada zeigte auf irgendetwas. Verwirrt folgten wir alle seinem Blick, und es traf uns wirklich unerwartet.

Die riesigen Fenster des Backstageraums standen sperrangelweit offen.
 

^-^-^Aoi´s POV ende^-^-^
 

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Nächstes Kapitel vorraussichtlich nächsten Mittwoch ^^
 

lg Rookie

Ein etwas anderer Konzertabgang

Kapitel 11:

Ein etwas anderer Konzertabgang
 

Ich war so verliebt, naiv und glücklich über die anstehende Wiederversöhnung gewesen, dass ich in der Hast von Uruhas starker, wunderschöner Hand mitgezogen zu werden ganz vergessen hatte, dass dieses Gebäude – welches ungünstigerweise, nebenbei noch ein Hochhaus war – gar keinen Hinterausgang hatte. Also fand ich mich jetzt schreiend auf einer Feuerleiter wieder.

Welcher größenwahnsinnige Architekt war auf die Idee gekommen zwei riesige Hochhäuser nebeneinander zu stellen und das letzte Stockwerk des einen in eine Konzerthalle, und das des anderen in den Backstageberreich umzubauen und danach einen Röhrengang zwischen die beiden Gebäude zu setzen?!
 


 

23. Stock

| Konzerthalle |= = = = = =| Backstageberreich |

(Gang mit Automaten und etc.)
 

Ich konnte kaum glauben, dass ich diese Konzerthalle am Anfang des Abends noch begeisternd gefunden hatte! Jetzt hatte ich den Salat.

Vorsichtig setzte ich einen Fuß hinter den anderen. Ich durfte jetzt alles tun, nur nicht hinunter schauen.

„U-Uruha! Wir werden draufgehen!“

Der Wind wehte mir um die Ohren. Hier oben war es eiskalt.

Uruha lachte in den wehenden Wind hinein.

„Jetzt reiß dich mal zusammen! Was glaubst du wie die Fans reagieren, wenn ich ihnen sage, dass ihr gefährlicher, unantastbarer Ruki in Wirklichkeit nur ein feiges Pudelchen ist?“

Ich grummelte. Er wusste einfach immer, wie er mich provozieren konnte.

Murrend und mit Angst kletterte ich ihm weiter hinterher.

Sieh es positiv Ruki...du musst nur bis zum 21. Stock kommen. Dort war das Personal, dass uns noch nicht so gut kannte, und dann konnten wir wie ganz normale Menschen, und ohne hunderte von Metern in die Tiefe zu stürzen, den Aufzug nehmen.

Nach fünfzehn Minuten, die schier unendlich schienen, kamen wir dann an das rettende, große Fenster des einundzwanzigsten Stockwerkes.

Uruha öffnete vorsichtig die Tür, kletterte gekonnt hinein, und packte mich dann, um mich ebenso behutsam hineinzuziehen. Leise und besorgt fragte ich mich, ob er in seinem früheren Leben wohl sowas wie ein Meisterdieb gewesen war.

Uruha blickte hin- und her.

„Cool. Hier ist niemand, siehst du? Wir können jetzt ganz einfach-

„Stehen geblieben, Security!“

Erschrocken wurde mein Körper ganz steif, und mein Leadgitarrist drehte sich überrascht um.

Zwei recht junge Leute von der Sicherheit kamen auf uns zu. Der eine war groß, dünn und hatte schwarze, kurze Haar. Der andere war etwas kleiner, auch recht schmal und hatte rostbraune etwas längere Haare. Ich wurde nervös.

„Morita und Sugiyama-san. Wir sind von der Security. Darf ich fragen was ihr hier tut?“, stellte dieser Morita uns sich und seinen Partner vor.

Ich überlegte verzweifelt nach einer Antwort, als Uruha vor mich trat.

„Ah, guten Abend meine Herren. Ich bin Maeda Nobuhiro und das da ist Dai-kun. Wir sind vom Catering und die Bandmitglieder haben uns geschickt um etwas zu Essen zu holen. Sie werden wirklich unausstehlich wenn sie Hunger haben. Sie wollten Okonomiyaki und Yakitori mit etwas Reis.“

Kouyou Takashima war und blieb ein Genie. Ich nickte ohne nachzudenken. Ein Glück hatten wir uns unserer Bühnenoutfits und der Schminke entledigt, bevor wir abgehauen waren. Ich hatte eine Mütze angezogen, damit man das Blond in meinem Haar nicht sah, und Uruha war in seinen Straßenklamotten auch noch kaum wiederzuerkennen. Und diese zwei da hatten uns anscheinend noch nie ungeschminkt gesehen. Besser für uns also.

„Ä-Äh, ja! M-Matsumoto Dai, n-nett Sie kennenzulernen!“

Uruha blickte mich doof von der Seite an. Innerlich schlug ich mir meine Hand gegen die Stirn. Ich Volldepp. Jetzt hatten sie meinen echten Nachnamen.

Und dann war ´Matsumoto´ in Japan auch noch so selten!

Reita hatte es gut, jeder dritte Japaner hieß mit Familiennamen ´Suzuki´.

Dieser Morita und Sugiyama blickten sich skeptisch an. Dann musterte Sugiyama mich.

„Dai-san. Sie heißen ja wie der Sänger, Ruki.“

Alarmiert drehte Uruha seinen Kopf zu mir. Und dumm waren sie auch nicht, so ein Dreck!

„Err...“, verriet ich mich nur noch mehr. „Ä-Äh! J-Ja! Zufälle gibt es, o-oder? Ich war total überrascht, d-dass der werte Ruki-sama auch M-Matsumoto heißt. D-Das ist doch ein sehr seltener Name, hm?“

Zu meiner Erleichterung nickte Morita jetzt lächelnd. Sugiyama wirkte aber noch immer misstrauisch.

„So...ihr geht also Essen für die Stars holen, ja? Und woher soll ich wissen, dass ihr euch nicht hier rein geschlichen habt?“

Sollte das heißen, diese Vollidioten hatten nicht einmal gesehen, dass wir durch das Fenster gekommen waren? Ernsthaft jetzt? Ich musste unbedingt mal mit Kai darüber reden, was wir hier für Personal einstellten...

Kai! Genau! Das war´s!

„Ähm!“, schaltete ich schnell. „Ich rufe Kai- äh Y-Yutaka-san an! Der bestätigt es einfach!“

Ich wollte zu meinem I-Phone greifen, welches in der Hosentasche meiner verwaschenen Jeans lag, doch Uruha stoppte mich mit einem warnenden Blick. Ich begriff sofort.

Die hätten sicher dumm geguckt, wenn ich jetzt ´Rukis´ Black Moral I-Phone hervorgeholt hätte.

Sugiyama zog eine Augenbraue hoch. „Also? Was ist jetzt?“

„Ja, einen Moment.“, Uruha hatte sein Mobiltelefon aus seiner Jackentasche gefischt und Kais Nummer gewählt.

„Hallo Kai-san? Richtig, Maeda hier, Matsumoto und ich, wir gehen jetzt das Essen holen. Hier sind ein Sugiyama-san und ein Morita-san, die Sie sprechen möchten.“

Uruha reichte das Handy dem Schwarzhaarigen.

„Ä-Äh ja Kai-san?...Ä-Ähm ja! ...Ja...Wir gehen sofort auf unsere Posten zurück...Mhm...verstehe...O-Okay, tschuldige...“

Er reichte mir das Handy und ich nahm es an mein Ohr.

„So!“, ertönte Kais Stimme wütend. „Und ihr erklärt mir jetzt wer zur Hölle Maeda Nobuhiro und Matsumoto Dai sind, und WO zur Hölle ihr steckt!“

„O-Okay, Kai-san. Das Essen kommt sofort.“, stotterte ich und legte dann auf Kais zorniges „WAS?!“ einfach auf. Das I-Phone gab ich Uruha zurück, welcher es dann in seiner Jackentasche verschwinden ließ.

Puh, was für ein Müll. Das würde meinen Leadgitarristen und mich Kopf und Kragen kosten. Stille trat ein.

„Können wir dann weiter?“, fragte Uruha höflich und die beiden nickten.

„Entschuldigt, dass wir euch aufgehalten haben.“, verbeugte sich Sugiyama vor uns und Uruha packte mich und wir rannten weiter. Ich drehte mich während des Rennens noch einmal zu den beiden um.

„Ruki wird sehr, sehr böse sein, dass er das Essen zu spät bekommt!“, brüllte ich noch grinsend, während Uruha mir kopfschüttelnd ein Lächeln schenkte, und dann verschwanden wir endgültig.
 

Kichernd kamen mein Leadgitarrist und ich endlich auf der dunklen Straße an. Wir hatten unsere Handys ausgeschaltet und blickten uns im Schutz der Dunkelheit grinsend und aufgeregt an.

„Haha. Na? Das war doch ein Spaß, was ´Dai-chan´?“, stieß mir Uruha seinen Ellbogen neckend in die Seite und ich wusste, dass er das wirklich nur lustig fand, weil ´dai´ auf Japanisch auch als ´groß´ übersetzt werden konnte.

„Leck mich, ´Nobuhiro-san´!“, grummelte ich böse. „Man, Kouyou bist du bescheuert? Was, wenn die uns erwischt hätten?“

Er zuckte mit den Achseln.

„Dann hätte Kai uns eben ein paar Stunden früher umgebracht. Nicht so tragisch, Hauptsache ich sterbe mit dir an meiner Seite.“

Ich lief knallrot an, was man hier nachts im Schatten des Gebäudes glücklicherweise nicht sehen konnte.

„S-Sag doch sowas nicht!“, stotterte ich verlegen und er lachte sein helles Lachen.

„Na was auch immer. Los, gleich hier um die Ecke ist eine wundervolle Kneipe. ´Dei´s Hell´, heißt sie.“

Ich nickte. „In Ordnung.“

Mittlerweile war ich voll dafür mir die Birne wegzusaufen. Ich war aufgeregt, ich war angepisst, ich war verrückt vor Liebe, die Sicherungen in meinem Kopf waren kurz vorm Durchbrennen. Zu viele Gefühle auf einmal.
 

An sich war die Kneipe ganz okay. Nur die ganzen Weiber, die einen ständig antanzten gingen mir furchtbar auf die Nerven. Sie waren mit ihren bescheuerten Highheels viel zu groß, sie waren hässlich geschminkt, und sie begrabschten im Vorbeigehen immer Uruha.

Jedes Mal, wenn eine, die ihm einen Tanz anbot, mit einem höflichen Nicken abgewimmelt wurde, grinste ich bösartig.

„Schau mal.“, Uruha tippte mir auf die Schulter, woraufhin ich ihn neugierig ansah.

„Hm?“

„Da ist eine Karaoke-Anlage!“

Ich grummelte böse. „Vergiss es. Du weißt, dass ich Karaoke hasse!“

„Jaa...aber es ist manchmal ganz witzig...soll ich Linda singen?“

„Bloß nicht!“, schrie ich entgeistert.

Er senkte schmollend den Kopf und ich starrte ihn noch immer an, als hatte er den Teufel persönlich heraufbeschwören wollen.

Plötzlich stellte mir der Barkeeper aus reinem Himmel ein großes, gut gefülltes Bierglas vors Gesicht.

Ich konnte ihn nur überrumpelt anschauen, als er schon in die hintere Kneipenecke deutete.

Ich folgte seinem Zeigefinger und entdeckte dort am Tisch eine – wie ich zugeben musste – sehr attraktive Frau. Sie hatte gewelltes, schwarzes Haar, dass ihr bis zum Rücken glitt, und sie trug ein nachtschwarzes Samtkleid, welches untenrum durchsichtig war und ihre wunderschönen, langen Beine zeigte.

Ihre dunklen Mandelaugen blickten mich einladend an, sie war eindeutig eine Japanerin.

Ich hörte Uruha hinter mir pfeifen.

„Wow. Takanori, wir sind nicht einmal dreißig Minuten hier und sieh nur, was du da wieder gefunden hast. Sie ist ein richtiger Engel!“

Missmutig blickte ich ihm in sein Gesicht.

„Du findest sie ist...ein Engel...?“

„Ja, sieh nur...diese Beine wollen ja gar nicht mehr aufhören! Und ihre Lippen erst. Sie hat die Figur eines Topmodels, und so groß und schlank wie sie ist, ist sie sicher auch eins. Man hast du ein Glück!“

Mein Magen wurde ganz flau.

„...Takanori? Alles in Ordnung...? Du guckst so komisch...“

„Wenn sie doch so schön groß und schlank ist, wieso gehst du nicht einfach mit ihr einen trinken, hm?“

Uruha blickte verdutzt drein.

„...Wieso sollte ich?“

„Na sie ist doch ein TOPMODEL!“, knurrte ich, und untermalte es mit heftiger Gestik und Mimik.

Der Braunhaarige legte den Kopf schief.

„Jetzt reg dich mal ab, ich schnappe sie dir schon nicht weg, immerhin hat sie dir das Bier schicken lassen.“

Angepisst zog ich eine Schnute.

„...Du kannst sie mir nicht wegschnappen. Ich will sie nicht.“

„Wieso? Du hattest jetzt schon so lange keinen weiblichen Besuch mehr. Sie scheint ganz nett zu sein.“

Ich seufzte noch genervter „Uruha bitte, ich-

Zum zweiten Mal heute tippte man mir an die Schulter.

Uruha drehte sich zuerst um, und lächelte dann plötzlich, was mich auch dazu brachte, hinter mich zu schauen.

Da stand die hübsche Frau vom hinteren Tisch. Ihre schöne, sanfte, aber große, blasse Hand lag auf meiner Schulter. Sie war sicherlich Pianistin.

Sie schenkte mir ein wunderschönes Lächeln. Sie nickte auch Uruha einmal zu.

Dieser grinste sie an, was die Wut in mir aufkochen ließ.

„Guten Abend.“, sagte die Schwarzhaarige leise, und ihre Stimme war hübsch, genauso wie sie. Sie war nicht zu hell aber auch nicht zu dunkel, und nicht so schrill wie bei den meisten Japanerinnen. Ich wurde richtig eifersüchtig.

„Guten Abend.“, murmelte ich zurück, und sie fuhr sich durch ihr gewelltes Haar.

„Ist es in Ordnung, wenn ich mich setze...?“

„Is ja nich mein Stuhl“, murrte ich woraufhin Uruha mir gegen das Schienbein trat.

Ich zog zischend die Luft ein, und sein warnender Blick traf mich.

„Sei bloß nicht unhöflich.“, sagten seine funkelnden Augen, was mich etwas einschüchterte.

Wenn es etwas gab, was Uruha hasste, war es Unhöflichkeit.

„Bitte setz dich doch...“, bot ich ihr den Platz neben mir deshalb etwas höflicher an und sie ließ sich erfreut nieder.

„Ich heiße Junko.“, stellte sie sich wieder mit ihrem warmen Lächeln vor. Ich musste zugeben ich mochte ihren Namen, doch ich stockte, als mir auffiel, wie sie sich vorgestellt hatte.

„Ä-Ähm...w-wie heißt du...?“

„Junko Hayato.“

„J-Junko-san...ich bin Takanori...“, murmelte ich etwas schockiert. Sie legte den Kopf schief.

„Alles in Ordnung, Takanori-san?“

„Uhm ja...es ist nur wegen...“

„Junko Furuta.“, sagte Uruha hinter mir. Er strich mir über die Schulter.

„Takanori-kun war sehr jung, als es geschah, hast du davon gehört, Hayato-san?“

Sie nickte. „Natürlich, es war schrecklich...“

Ich nickte leise flüsternd. „Ja...ja, das war es...“

„Also Takanori-kun..du hast einen sehr schönen Namen.“, sie lächelte fröhlich, lenkte von diesem schrecklichen Thema ab.

„D-Danke...du auch.“

„Und wie heißt dein Freund?“, sie deutete auf Uruha. Dieser kratzte sich verlegen am Kopf.

„Ich heiße Kouyou...“

„Ah...ein wirklich wundervoller Name.“

Uruha wurde etwas rot. „Danke.“

Ich kicherte leise. Er konnte nicht mit Komplimenten umgehen.

„Takanori-kun...“, fing Junko wieder an. „Ist es okay, wenn ich dir meine Nummer aufschreibe?“

„Ähm!“, kam es überrascht von mir. Ich blickte zu Uruha hinüber, der eilig nickte.

„Also?“, sie holte einen Zettel hervor.

„Ähm!“, machte ich wieder und dann rutschte es mir einfach raus.
 

„I-Ich bin schwul!“
 

Uruha klappte die Kinnlade herunter und Junko zog die Augenbrauen zusammen, ehe sie entschuldigend lächelte.

„...Verzeihung...das wusste ich nicht...ich schreibe sie dir trotzdem auf, okay? Ich finde euch wirklich nett. Und tut mir sehr Leid, Kouyou-san, ich lass die Finger von deinem Süßen.“

„W-Wie?!“, entglitt es Uruha schockiert und sie zwinkerte uns zu.

„O-Oh...“, murmelte ich beschämt unter Uruhas irritiertem Blick und die Schwarzhaarige stand langsam auf, und winkte uns noch einmal, nachdem sie mir den Zettel dagelassen hatte.

„Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“

„Werden wir.“, murmelte Uruha lächelnd, und sobald sie gänzlich weg war starrte er mich böse an.

„Was sollte das?“

„I-Ich habe P-Panik bekommen! Außerdem hab ich ja jetzt ihre Nummer! Also lass mich!“

Er musterte mich noch skeptisch, ehe er seufzte. Dann drehte er sich dem Barkeeper zu.

„Ist denn das zu fassen...? ...Einen Tequila bitte.“
 

„Wahaha! Noch einmal Tequila, los!“, brüllte Uruha kichernd über die halbe Theke und sein Kopf knallte mit voller Wucht auf die Platte. Ich seufzte grummelnd.

So viel zu dem klärenden Gespräch, das wir jetzt eigentlich hätten führen sollen.

Uruha war betrunken, und ich hatte das Vollsaufen aufgegeben, nachdem ich vorhin gesehen hatte, wie behindert er sich schon nach dem dritten Glas verhalten hatte.

Mittlerweile waren es zehn Gläser. Jetzt griff er zum Sake.

„Takachan...Takachan...“, merkte ich, wie der Leadgitarrist an meinem T-Shirt Zipfel zerrte.

Resigniert seufzend rieb ich mir die Stirn.

„Was.“

„Ich wollte...es dir vorhin nicht sag´n...aber...da im Mondlicht...vor dem großen Gebäude...da hast du so...wunderschön ausgesehen...“

Erschrocken fiel ich beinahe von meinem Barhocker und hielt mich gerade noch so oben.

„Oh Gott, Kouyou, was redest du da?!“

„N-Nein! W-Wirklich...!“, er schüttelte heftig seinen Kopf. „Du sahst aus wie...du hast geleuchtet...wie...ne Discokugel...!“

„Err...“, ich kniff die Augen zusammen.

Er kicherte. Etwas erniedrigt schielte ich zum Barkeeper hinüber. Der schien sich prächtig zu amüsieren. Hatte wohl nicht jeden Tag Kunden wie Uruha und mich. Vielleicht war das auch gut so. Das hätte ihn in den Ruin getrieben.

„Takaaa...ich glaub, ich...lass mir jetzt ein Tattoo stechen...was hältst du von...einem Schmetterling...? Am...Steißbein...! Das wäre totaaal...cool!“

„...Gib mir mal das Sakeschälchen. Du hattest für heute eindeutig genug.“

„Meinst du...?“ Er zeigte sechs Finger. „Aber ich hatte doch erst...so viele Finger hab ich ja gar nicht...!“

„Err...Ja Kouyou...err...k-komm mit...“

„Takachan...wohin gehen wir jetzt...?“

„Ich ruf gleich ein Taxi zurück ins Hotel...und nenn mich nicht immer ´Takachan´, ich bin nicht mehr sieben.“, murrte ich. Ich wollte jetzt nicht in der Konzerthalle auftauchen. Kai war sowieso stinkig. Da konnte der ´Zorn des Kratos´ noch bis morgen warten. Unser Drummer hatte momentan sicherlich genug Wut in sich, sodass diese auch noch am nächsten Tag effektiv vorhanden sein würde. Und einen besoffenen Uruha wollte ich ihm jetzt auch nicht antun.

„Ru-chan...“, mein Leadgitarrist legte den Kopf auf seiner Handfläche ab, während er mit dem Finger in seinem Sakeschälchen herumrührte.

„Ja Uruha...?“, ich seufzte müde.

„Glaubst du ich bin morg´n sehr verkatert...?“

Ich prustete spöttisch.

„...Was ist denn das für eine Frage...? Schau dir doch mal an dein wievieltes Glas das ist...!“

„Hmm...“, er starrte wie benebelt auf den Tresen und rülpste dann leicht. „S-Schuldige...is der Alkohol...uii...ich hab echt viel getrunkn, oder...?“

Ich rollte mit den Augen. „Möglich.“

Ein Vibrieren, dass von Uruhas Jackentasche ausging, unterbrach das kurze Gespräch zwischen uns.

Etwas verwirrt blickte er sich in der Gegend um.

„Hä...? Wo kommt das denn jetz her...Ruki...mach das das aufhört...das is ja schrecklich...!“

„Argh, du Idiot! Das ist dein Handy!“

„Ah...!“, er lächelte mich glücklich an und kniff mir in die Wangen.

„Ru-chan du bist sooo schlau...! Kein Wunder, dass du der Sänger bei uns bist...“

„Hä...?“ Was hatte das denn damit zu tun? Das I-Phone meines Gitarristen vibrierte indes fröhlich weiter. Ich legte meinen Kopf schief und schnaufte genervt.

„Jetzt geh endlich dran!“

„Ah...ja...es vibriert ja immer noch...“

Blitzmerker. Er steckte seine Hand in die linke Tasche seiner Jacke und zog dann sein I-Phone heraus. Als er auf den Display sah, fing er plötzlich an zu strahlen.

„Oh...!“, machte er erfreut, was mich verwirrte.

„W-Was...? W-Wieso grinst du so...?“

„Es ist Kai...warte...ich geh mal dran...“

„Äh...w-warte...Kai?!......URUHA, NEIN!“

Doch es war zu spät. Dieser Idiot nahm den Anruf an, und ich hörte sofort Kais Schreie aus dem Telefon hallen.

Ich glaube jeder in der Kneipe hörte sie.

„WO SEID IHR?!“

„Hallo Kai...hastu eigentlich schon bemerkt...wie – ein Hickser unterbrach ihn – schlau...Ru-chan eigentlich ist...?“

„W-Was...Uruha...BIST DU ETWA BETRUNKEN?!“

„Pff, ich bin doch nicht betrunken...ich bin Gitarrist...! Man Kai...du bist manchmal echt doof...! Weissu was...? Du solltest Ruki frag´n ob er dir etwas von seiner Schlauheit abgibt...hahaha...“

„URUHA, GIB MIR SOFORT RUKI!“

Ich seufzte. Das hatte ja jetzt kommen müssen.

„Hallo...?“

„RUKI! WO SEID IHR?!“

Ich hörte Aoi im Hintergrund herumschreien. Reita fiel mit ein.

„Err...was ist denn bei euch los...?“

„Ach sie wollten sich einen Boxkampf anschauen, und irgendwie ist die Fernbedienung bei einem Streit aus dem Fenster- SAG MIR SOFORT WAS LOS IST!!!“, Kai wurde von Minute zu Minute lauter.

„J-Ja!“, regte ich ihn ab. „Wir sind abgehauen...“

„Ich könnte dich gerade umbringen!!“

„Kai, gib mir bisschen Zeit, okay? Wir gehen jetzt wieder ins Hotel...“

Kai machte eine kurze Pause, ehe ein Seufzer am anderen Ende der Leitung zu hören war.

„Gut...geht zum Hotel, und ruht euch aus. Wir kümmern uns hier noch um alles, könnte spät werden.“

„Und...die Fernbedienung flog aus dem Fenster, weil...?“

„Gute Nacht, Ruki.“

„...Gute Nacht.“

Aufgelegt.

„Und...hat Kai gesagt er nimmt deinen Rat...an...?“

„Auf jeden Fall, Uruha...“, ich verdrehte die Augen und drückte ihm sein I-Phone wieder in die Hand.

„Na los, gehen wir.“

„Ok...“
 

Das Taxi kam und fuhr uns dann glücklicherweise schnell wieder zu unserem Hotel.

Die Fahrt war die reinste Hölle gewesen, denn Uruha war betrunken eine richtige Zumutung.

Er hatte dem Taxifahrer drei Mal beinahe verraten, wer wir wirklich waren, hatte die ganze Zeit an meinen Beinen herum gefummelt, und schließlich war sein Kopf gegen die Fensterscheibe gestoßen und er war so eingeschlafen.

Langsam kam der Wagen zum Stehen und ich sah das Hotelgebäude dunkel in den schwarzen Sternenhimmel ragen.

Endlich...! Ich drehte mich zum Nebensitz. Uruha schlief noch, sein Gesicht klebte an der Scheibe.

Das sah so unbeschreiblich süß aus. Aber auch idiotisch.

„...Kouyou...?“

Ich tippte ihn leicht an. Er murrte.

„Kouyou...wir sind da...“

„Wa...?“, er schmatzte leicht und rieb seinen Kopf an seiner rechten Schulter.

Wieder tippte ich ihn kurz an.

„Kouyou...?“

„Mhh...“

„Na los, steh auf. Wir sind da.“

„...Ru-chan...bist du das...?“

„Nein, ich bin Buddha. Steh auf!“

„Mhh...ich glaub ich wechsele die Religion...“

Ich fing an zu lachen.

Langsam richtete er sich auf, und blickte sich dann suchend in der Gegend um.

Er war einfach so unglaublich liebenswert. Mein Herz fing wieder an sehr schnell zu rasen.

„Na komm, Kouyou...gehen wir...“

Er nickte langsam und reichte mir seine Hand, damit ich ihn zu mir aus dem Taxi zog.

Kurze Zeit danach fanden wir uns im Hotelgang zu unserem Zimmer wieder.

Ich gähnte müde.

„Also Uru...Aois und dein Zimmer ist da hinten....gute Nacht, ja?“

Ich öffnete die Tür zu Reitas und meinem Raum, als mich plötzlich seine Hand an meinem Arm packte.

„Warte Ruki...kann ich mit...rein...?“

„W...Wieso...?“

„Ich...ich mach mir Sorgen um dich...“

Ein leichter Rotschimmer legte sich auf meine Wangen.

„A-Aber du musst doch nicht...Wie hast du dir das vorgestellt...? Du bist doch total besoffen...!“

Er schüttelte mit dem Kopf.

„Lass mich bitte rein...“

Seufzend trat ich zur Seite und ließ ihn an mir vorbei ins Zimmer.

„Na wie du möchtest...“; ich ging ihm nach und schloss die Tür. Ein ganz schlechtes Gefühl schlich sich in meine Magengrube.

Es wurde auch nicht besser, als ich sah, dass Uruha sich auf mein Bett gesetzt hatte und dann neben sich auf den leeren Platz klopfte.

Mit einem nervösen Kribbeln in meinem Magen ließ ich mich neben ihm nieder. Stille trat ein.

Aus dem Nichts holte der Ältere schließlich eine Schachtel Malboro-Zigaretten, und ich wurde stutzig.

„Das darf man hier drin doch nicht.“

„Wir sprühen nachher einfach Duftspray, fällt nicht auf.“

Ich lachte anzüglich. „Wenn du trinkst, war´s das wohl mit dem anständigen Kouyou, was?“

Er zuckte mit den Schultern, ehe er einen tiefen Zug von seiner Zigarette nahm.

„Ist möglich.“

Ich blickte auf meinen Schoß. Ich fing an mit dem Zipfel meines Oberteils zu spielen. Außerdem fiel mir auf, dass mein Gitarrist plötzlich gar nicht mehr sooo betrunken zu sein schien, wie vorhin an der Bar.

Oder bildete ich mir das nur ein?

Wieder trat die Stille ein, und sie war fast unerträglich.
 

„Du hast vorhin auf der Bühne angefangen zu weinen, weil du Angst hattest mich zu verlieren...“
 

Vor Schock blieb mir beinahe das Herz stehen, ehe es wieder losraste, als ginge es hier um Leben und Tod. Äußerst beschämt versteckte ich mein Gesicht in meinen Händen. Ich lugte durch meine Finger, mir wurde schrecklich Übel.
 

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Halleluja 8D

Eigentlich wäre das hier schon für letzte Woche da gewesen, aber ich habe es wegen Schule ganz verpeilt.

Soooorry ( ;A;)/

Hoffe es hat gefallen ;)

Nächstes Kapitel vorraussichtlich (und diesmal WIRKLICH!) wieder nächsten Mittwoch xd

Was Uruha nicht alles weiß

Kapitel 12:

Was Uruha nicht alles weiß.
 

Uruha blies blauen Nikotinrauch aus seinen Nasenlöchern, dann drehte er seinen Kopf zu mir und grinste plötzlich sehr merkwürdig.

„Du stellst mich mit Reila gleich?“

Irritiert nahm ich die Hände von meinem Gesicht. Mit diesem Satz hatte er mich überrascht.

Ja, ich tat es. Das war ungelogen, doch wieso erfreute es ihn so sehr...? Wieso grinste er so seltsam...?

Er schloss die Augen kurz.

„Du hast gesagt du hast geweint, weil du Angst hattest, dass ich gehe, so wie sie ging...Du hast geweint...für mich...“

Der Ton in seiner Stimme war undeutbar. Er war mir fremd, ich hatte Uruha noch nie so reden hören. Mit einem tiefen Atemzug kamen mir Aois Worte wieder in den Kopf.

Ich dachte unter den Blicken des Braunhaarigen hin- und hergerissen nach, ehe ich mich mit Überwindung dafür entschied, es ihm endlich zu sagen.

Er war betrunken, das nahm mir meine Angst etwas und machte es einfacher.

Ich fing an mit meinen Fingern zu spielen.

„Du...Uruha...ich...ich muss dir was Wichtiges sagen...und das ist schon total lange überfällig...“

Wieder zog er an seiner Zigarette. Etwas Asche rieselte auf den Holzboden.

Der Schweiß lief mir die Stirn herunter. Ich drehte mich ihm zu.

Ich packte seine linke, freie Hand, wartete nicht darauf, dass er endlich antwortete.

Ich machte einfach.

„...Uruha...Kouyou...ich...ich habe geweint, weil...ich...ich stelle dich wirklich mit Reila gleich...vielleicht bist du sogar noch mehr als das...noch mehr als sie war...auch wenn ich es erst selbst wirklich nicht geglaubt habe...du bist ein Mann...das hat es noch schwerer gemacht...aber...diese Schmetterlinge in meinem Bauch, schon seit langem...jedes Mal, wenn du da bist und ich dann einfach nur deine Hände nehmen will und...w-weißt du wie das ist...?! Und dann hat Aoi es rausgekriegt und Kai und Reita und...ich...ich hatte so Angst...! Aber...letztendlich warst du der einzige, dem ich es nicht gesagt habe, und das tut mir schrecklich Leid. Der ganze Streit und Stress ist nur wegen meiner Feigheit entstanden...und...deswegen wollte ich nur...alles klären...das was ich im ´Kappa Heaven´ gesagt hatte...das...das solltest du vergessen, weil...weil ich dich gar nicht hassen könnte...! Ich...Ich liebe dich...nämlich...“

Mir wurde schrecklich Bange, und auf einmal dachte ich, mir würde etwas die Kehle zuschnüren.

Diese drei Worte. Jetzt waren sie draußen und sie waren nicht einmal halb so befreiend gewesen, wie anfangs gedacht. Mir war, als bekäme ich kaum noch Luft.

Ich kniff meine Augen zusammen, mich auf alles vorbereitend.

Doch Uruha antwortete nicht. Er antwortete einfach nicht, und mir wurde immer schlechter und schlechter. Hatte er etwa doch verstanden, was ich gesagt hatte? War er etwa doch nicht so betrunken gewesen wie ich gedacht hatte?

„...Ich weiß.“, hörte ich ihn plötzlich sagen. Augenblicklich entglitten meine Gesichtszüge. Es hallte immer wieder in meinem Kopf wider. Diese zwei Worte, die mich vollkommen aus der Bahn geworfen hatten.

„...Du...weißt...?“, flüsterte ich entgeistert, ehe ein verkrampftes Lächeln in meine Miene trat.

„U-Uruha...haha...du...du bist betrunken, du weißt nicht was du da re...dest...“, zitternd wollte ich meine Hand seiner entziehen, doch er packte mein Handgelenk. Mir wurde abgrundtief schlecht.

Sein Gesicht wandte sich mir zu, und da war wieder dieser eine Gesichtsausdruck, den ich absolut nicht ausstehen konnte. Er war undeutbar, man konnte egal wie sehr man sich anstrengte nicht herausfinden, was Uruha gerade dachte. Panik machte sich in mir breit.

Noch stärker zitternd zog ich an meiner Hand, doch sein Griff war zu stark. Mir wurde immer schlechter.

„U-Uruha...!“, ich bekam es richtig mit der Angst zu tun. Wieder fühlte ich mich klein und unterworfen. „Kouyou lass das, du tust mir weh!“

Wie die Ruhe selbst zog er an seiner Zigarette. Seine Ruhe machte mich nur noch unruhiger und panischer. Er blies den Rauch in mein Gesicht und ich hustete stark.

„Spinnst du?! J-Jetzt lass los!“, mittlerweile zerrte ich wie verrückt, doch er ließ sich nicht beirren. Er hielt mich weiter fest, mein Hals brannte vom Nikotin.

„URUHA!“, brüllte ich deshalb weinerlich. Uruha ließ seinen Zigarettenstummel einfach auf den Boden fallen und trat ihn aus. Doch ich hatte Besseres zu tun, als mich jetzt um das schicke Hotelzimmer zu kümmern.

Endlich wurde ich losgelassen. Eilig zog ich meine Hand zurück zu mir und rieb mir das rote Handgelenk.

„Verflucht...was sollte das...?“

Uruha starrte mich noch immer stumm an. Dann legte er den Kopf schief.

„Denkst du wirklich...“

„W-Was?“

„Denkst du wirklich ich hätte es nicht gemerkt...?“

Unsicher blinzelte ich ihn an.

„Denkst du wirklich, es wäre mir nicht aufgefallen, Takanori?“

Dass er meinen Vornamen benutzte machte mich sehr, sehr unsicher. Und der ernste Tonfall war auch nicht besser.

„I-Ich weiß nicht was du...meinst...“

Er verdrehte die Augen, dann wandte er den Kopf ab und blickte an die Zimmerwand.

„´Ich liebe dich´...wie wär´s damit, hm? Die gierigen Blicke, die kurzen, eiligen Berührungen...und nicht zu vergessen...“, er grinste wieder sehr merkwürdig. „Dein Zungenkuss...“

Schockiert wandte ich den Kopf ab. Er wusste es. Scheiße. Er wusste es ohne Zweifel.

„A-Aber du...du bist betrunken...das war...Fanservice...nur...Fanservice..“, stammelte ich hilflos um mich eventuell noch zu retten, und ohne zu wissen was ich jetzt tun sollte. Ich hatte doch darauf gebaut, dass er aus Trunkenheit gar nichts mitbekam, was sollte das jetzt also?!

„M-Moment...D-Du...Du Bastard...du hast das geplant, o-oder?!

Uruha lachte ein aufrichtiges Lachen, doch es klang unheimlich.

„...Tut das etwa noch was zur Sache...? Seit wann liebst du mich.“

Ich sagte nichts. Code Rot war bei mir eingetreten, alles in meinem Hirn ging drunter und drüber.

Sein Blick wurde verärgert. Ich sah wie er erneut eine Zigarette hervorzog, und dann sein Feuerzeug.

„Ruki...wir müssen doch nicht gemein werden, oder?“, er hielt mir beides vor die Nase.

„Ich glaube Brandflecken auf deiner Haut werden sehr hässlich aussehen. Willst du bei der Hitze auf dem morgigen Konzert wirklich einen Schal tragen?“

Schockiert und mit einem dicken Kloß im Hals riss ich meine Augen auf, und kroch dann ohne nachzudenken etwas von ihm weg.

Mein Leadgitarrist zog an dem nächsten Nikotinstängel, als wäre nichts.

„War nur ein Witz.“

„Du...du bist total gruselig, wenn du getrunken hast! Weiß Reita von dieser fragwürdigen Seite an dir?!“

Wieder zuckte er nur mit den Schultern.

„Ach keine Ahnung, ich bin oft betrunken, wenn er dabei ist, kannst ja mal fragen gehen...Also, was ist jetzt? Seit wann hegst du diese Gefühle für mich? “

Ich seufzte und rieb mir die Schläfen. Das konnte alles nur ein sehr mieser Scherz sein.

„Ich...ich weiß es nicht ganz...ich glaube seit...einem halben Monat ungefähr...es war so plötzlich...ich weiß auch nicht...ich bin gerade überfordert...“

Er nickte. Ich machte mich kleiner als ich schon war. Niemand hätte beschreiben können, wie furchtbar ich mich momentan fühlte.

Die nächste Zigarette fiel – diesmal noch nicht ganz aufgebraucht – auf den Zimmerboden, und wurde ausgetreten. Der Ältere wandte sein Gesicht wieder mir zu.

„Oh...“, seine beinahe schwarzen Augen glitzerten gefährlich auf.

„...Jetzt verstehe ich...deswegen auch dein Eingehen auf diese Wette, oder? Das war wegen mir...“

Eilig nickte ich. Es war gut, dass das alles jetzt draußen war.

Dennoch war ich sehr besorgt und äußerst beunruhigt.

„Und...bist du mir deswegen noch sehr böse...?“

Er wiegte den Kopf hin- und her.

„Es geht...aber es ist doch sehr ärgerlich, dass du den Mund nicht aufgemacht hast. Das hätte einigen Kummer erspart, findest du nicht?“

Die Schamröte in meinem Gesicht ließ meine Wangen glühen.

„J-Ja...a-aber....einen Moment mal!“, sofort bekam ich meine gesunde Hautfarbe wieder.

„D-Du Arsch! Wenn du es doch die ganze Zeit wusstest...und...du jetzt....vor Ekel schreiend...nicht wegläufst...wieso...wieso hast du nichts gesagt?!“

Uruha lachte. Das traf mich schwer.

Ein Stich fuhr mir durch die Brust.

„Also hast du nur darauf gewartet, dass ich dir meine Gefühle gestehe...du...hast mit mir gespielt...“, stammelte ich mit tief deprimiertem Ton, ehe er den Kopf schüttelte.

„Bekomm keinen Schock...du hast das falsch verstanden.“, er kroch ganz auf das Bett und saß nun auf allen Vieren vor mir. Schon nahm mein Gesicht wieder den Ton einer reifen Tomate an.

„W-Was meinst du mit...ich habe das falsch verstanden...?“, jetzt war ich verwirrt.

„Ich meine damit nur...“, er kroch langsam auf mich zu. Alarmiert kroch ich weiter von ihm weg. Doch schon hatte das Bett sein Ende gefunden. Uruhas Gesicht machte kurz vor meinem Halt.

„Du hast zuerst so empfunden.“

„Hääää? Zu-Zuerst...?“, von meinem eigenen Verwundern überrumpelt fiel ich beinahe rückwärts auf den Boden, doch Uruha packte mich an meinen Schultern und schon hatte ich sein grinsendes Gesicht wieder vor meinem.

Bevor ich noch irgendeine Frage stellen konnte, warf er mich mit dem Rücken auf das Bett, und drückte mich runter, wobei er jetzt halb auf mir saß und sich zu mir hinunterbeugte. Ich brachte nicht viel heraus, außer wirres Gestammel, und dann passierte es.

Der Braunhaarige beugte seinen Kopf schneller zu mir herunter, als ich reagieren konnte, und schon drückte er mir seine Lippen auf.

Ich bin ehrlich. Ich war in der Tat sehr erstaunt, doch ich wehrte mich nicht wirklich dagegen.

Ganz im Gegenteil. Fast automatisch legte ich meine Arme um seinen Nacken, während unsere Zungen miteinander spielten. Währenddessen wünschte ich mir innerlich fest, ganz fest, dass das ja kein Scherz von ihm war.

Nach dem – meiner Meinung nach – viel zu kurzen Kuss, löste er sich von mir, alles was blieb war eine Speichelspur an meinem Mund. Ich konnte sie nicht wegwischen, da er mich noch immer aufs Bett drückte, also beugte sich Uruha ein weiteres Mal hinunter und leckte mir über die Lippen.

Komplett von meinem Verstand befreit blickte ich ihn aus glasigen Augen an.

„Aber...wie...“, kam es leise aus meinem Mund. „Uruha...“, stöhnte ich flüsternd.

„Seit wann...wie...woher...was...machst du...was machen wir...hier...?“

Er atmete leise und hektisch gegen mein Gesicht. Dann lächelte er frech.

„Genau das, was du willst...“

Ich verstand nicht ganz. Er ging etwas weiter.

Der Ältere glitt mit seiner Hand unter mein Oberteil und ich keuchte erschrocken auf. Seine Hände waren eiskalt. Doch es fühlte sich verdammt gut an.

„Ruki...“, seine Augen schimmerten im gedämmten Licht der Hotelzimmerlampe und ich seufzte innerlich auf. Wäre ich eines unserer Fangirls gewesen, ich wäre jetzt sicherlich dahingeschmolzen.

„Hast du dir schonmal vorgestellt wie Reita aussieht, wenn er deinem biestigen Hund hinterherrennen muss?“

Ich kam aus dem Konzept und hob die Augenbrauen verdutzt. Das war eine wirklich sehr seltsame Art und Weise, mich aufgeilen zu wollen.

„Bitte, was...?“

„Naja...“, er fing an mit seinen langen Nägeln über meinen Bauch zu kraulen, und ich merkte wie meine Lendengegend furchtbar eng wurde. Ein Stöhnen zurückhaltend legte ich den Kopf in den Nacken.

„Das war doch sein Wetteinsatz, Ruki...oder nicht...?“

Ich schluckte hart, wurde noch irritierter, noch erregter.

„J-Ja...aber...was hat das denn jetzt hiermit zu tun, ich verstehe nicht-

Ich unterbrach mich selbst mit einem heftigen Keuchen. Uruhas Hand war ohne Vorwarnung in meine Hose gewandert.

Heilige Scheiße!

„....Was zum...?“, stöhnte ich erschrocken und er ließ augenblicklich von mir ab.

Heftig atmend, und mit einer mittlerweile pochenden Erregung starrte ich ihm schockiert hinterher.

Er kroch vom Bett hinunter, und ich sah wie er langsam zu der Hoteltür ging. Ein leises, aber dennoch hörbares Klicken ertönte. Ich begriff es mit hoch gerötetem Gesicht. Die Tür war vom Älteren verschlossen worden, und mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich wusste ganz genau, was jetzt passieren würde.

Uruha kam wieder zu mir und auf das Bett zu geschlichen. Seine Wangen röteten sich etwas, was ich unglaublich heiß fand. Mir wurde schrecklich warm, und ich schluckte wieder schwer.

Meine Vermutung bestätigte sich, mein Leadgitarrist musterte mich kurz lüstern.

Er ließ sich neben mir auf die Matratze plumpsen, während er langsam sein Hemd aufknöpfte.

Sein Gesicht wandte sich mir zu.

„Was kriegt Reita, wenn er gewinnt?“

Er war sein Hemd losgeworden. Sein muskulöser Oberkörper raubte mir beinahe den Verstand.

Ich leckte mir über die Lippen.

„Ä-Ähm...mein...I-Phone...sag mal warst du trainieren...?“

Er nickte verwirrt. „Ja...wieso fragst du...?“ Dann grinste er. „Ah...haha...verstehe...“

Uruha blickte auf seinen Körper hinunter.

Ich schüttelte den Kopf hektisch.

„Ä-Ähm...egal...! Auf jeden Fall...k-kriegt er mein I-Phone...“

Plötzlich packte er wieder meine Schultern und zog mich an sich heran. Langsam entledigte er mich meiner Jacke.

„Wenn zwei Körper verschmelzen, und sich begehren wie der Süchtige die Droge, dann ist der Morgen vergessen, und das Bett wird zur Bühne...darf ich der Teufel auf deiner Bühne sein?“

Ich grinste gerade sicher bösartig. Meine Gedanken hatten sich abgeschaltet, meine ganze Konzentration richtete sich nur noch auf Uruha und meine Erektion.

Ich brachte kein weiteres Wort mehr heraus und er legte sich auf mich drauf.

„Du gewinnst jetzt eine Wette, Ruki...“, hauchte er verrucht.

Ich kicherte völlig neben der Spur und erkannte mich selbst nicht wieder.
 

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Tja das war´s wieder für´s erste ;)

Und die Wette läuft

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Und dann ließ der Alkohol nach.

Kapitel 14: Und dann ließ der Alkohol nach.
 

Der nächste Morgen begann sehr seltsam. Ich wurde von einem heftigen Grummeln geweckt, dass anscheinend von draußen gekommen war. Als ich meine Augen noch total neben der Spur etwas öffnete, sah ich direkt zum Fenster hinüber. Es war offen, erfrischender Wind wehte herein. Der Himmel war fast schwarz, dicke Wolken hingen über Osaka. Es würde ein regnerischer Tag werden, das fand ich gut, denn die Hitze der letzten Tage hatte mich beinahe umgebracht. Ich hatte gar kein anderes Thema für meine Tweets mehr gefunden. Wenn man bedachte wie gelangweilt und besessen Fans von mir sein mussten, dass sie wirklich alles weiter posten mussten, was ich schrieb, und interessant fanden, wenn ich schwitzte.

Während ich halbwegs versuchte komplett wach zu werden, drehte ich mich liegend einfach auf die andere Seite, und erschrak dann fürchterlich, als ich einen Rücken vor mir am Bettrand sitzen sah.

Stocksteif blieb ich liegen und blinzelte den nackten Rücken vor mir an. Plötzlich erschien mir die ganze gestrige Nacht noch einmal. Ich blickte weiter nach oben und sah nougatbraunes, schulterlanges Haar.

Meine Augen wurden riesengroß. Das war doch jetzt nicht wirklich...doch...war es...

Panik kroch in mir hoch.

Ich spürte wie mein Puls in die Höhe schoss, und mein Herz gegen meine Rippen schlug.

Total außer mir fing mein Hirn an zu arbeiten, und schließlich fasste ich Mut und traute mich, meinen linken Arm auszustrecken und zärtlich mit den Fingern am unteren Teil des Rückens entlang zu streichen.

Wie erwartet wurde dieser ganz steif, doch ich war zu fasziniert um meine Hand zurückzuziehen.

Langsam wandte sich der Körper vor mir nach hinten um, und dann starrte ich auch schon in Uruhas ausdrucksloses Gesicht.

Die Angst erfasste mich. Die nächsten Minuten sahen wir uns nur an, der Ältere hatte eine Zigarette im Mund, seine Augen waren so leer.

Ich traute mich aus Furcht vor der Antwort nicht, irgendetwas zu sagen, ich starrte ihn nur noch immer fasziniert an. Uruha war so verdammt schön. Es war wirklich nur zu verständlich, warum wir für ihn den Künstlernamen ´Uruha´ ausgesucht hatten.

Uruha wurde mit chinesischen Kanji geschrieben und hieß übersetzt ´die wunderschöne Frau´ oder hier umgeleitet ´der Wunderschöne´.

Ich neigte den Kopf etwas, wodurch mir ein paar Strähnen ins Gesicht fielen.

Nervös zog ich meine rechte Hand unter meinem Bauch hervor, und wollte sie wegstreichen, doch Uruha kam mir zuvor.

Verwundert musste ich mitansehen, wie er zuerst die Haare aus meinem Gesicht zur Seite strich, und dann plötzlich anfing, über meinen Kopf zu streicheln.

Mit leicht geröteten Wangen sah ich ihm dabei zu, während er an seiner Zigarette zog, und den blauen Rauch dann zur Seite blies.

„Hat dich der Donner von draußen geweckt? Tut mir Leid, aber ich musste unbedingt eine Rauchen, und ich wollte nicht, dass das ganze Zeug hier in der Luft hängt, während du versuchst hiermit aufzuhören.“

Seine Stimme bereitete mir eine Gänsehaut. Sie war wirklich ruhig, und gefasst, und wie er mir so durch das Haar strich, wurde ich wieder richtig schläfrig.

Freudig bemerkte ich außerdem, dass er mir wohl nicht böse war, sondern einfach nur etwas müde. Dennoch war ich noch immer unsicher.

„Ist...schon...okay...err...Uru-chan...du weißt noch...gestern...Abend...?“

Es war zu komisch. Mein Leadgitarrist lief feuerrot an, dieses Gesicht hatte ich bei ihm noch nie gesehen. Er hatte sogar seine Zigarette auf den Holzboden fallen lassen, und trat sie jetzt panisch aus. Ein Lachen entwich mir. Ein lautes Lachen, und ich wollte mich zur Seite rollen, doch plötzlich spürte ich einen heftigen Stich im Unterleib.

Mit einem Schrei blieb ich steif auf meinem Rücken liegen und jetzt schrien Uruha und ich, er weil die Zigarette brannte, und ich weil ich das Gefühl hatte bald sterben zu müssen. Ich konnte es nicht genau beschreiben, aber so fühlte es sich wohl an, wenn man ohne Vorwarnung ein Messer in das Arschloch gerammt bekam.

Zischend rührte ich mich nicht mehr vom Fleck, und der Ältere schaffte es endlich den brennenden Nikotinstümmel auszutreten.

Genervt seufzend wandte er den Kopf wieder zu mir.

Wir blinzelten uns ein paar Minuten stumm an, ehe wir in einem Lachanfall ausbrachen.

Ich hielt mich zurück, weil ich mir das momentan mit diesen Schmerzen nicht leisten konnte, aber Uruha lachte aus voller Kehle, und es war bestimmt das schönste Geräusch, das ich je gehört hatte – Nach seinem Stöhnen natürlich.

Schließlich blickte ich ihm wieder in die Augen.

Ein gemeines Grinsen schlich sich in mein Gesicht.

„Du bist ja immer noch knallrot. Was war denn das für eine Reaktion?“

Beschämt wandte er den Kopf ab.

„O-Oh Gott Ruki i-ich...w-wenn ich trinke bin ich so furchtbar! I-Ich wusste gar nicht was ich tat!“

Mein Grinsen wurde noch breiter.

„Ja, aber du hast es die ganze Nacht getan.“

Er schluckte und rieb sich die Schläfen.

„Ich hoffe du hast jetzt...keinen falschen Eindruck von mir bekommen...“

Ich überlegte kurz.

„Wenn ich bedenke, wie du gestern Abend warst, und wie du jetzt hier herum stotterst...das ist wirklich sehr amüsant...außerdem habe ich meine Wette gewonnen.“

Empört zog der Braunhaarige die Luft ein.

„Das war sehr verletzend, weißt du das...?“

Ich zog die Augenbrauen zusammen, als er sich aufrichtete und gehen wollte. Schnell packte ich sein Handgelenk und brachte ihn so dazu stehenzubleiben.

Er drehte sein Gesicht zu mir, und ich schüttelte mit dem Kopf.

„Man, Aoi hatte Recht. Du BIST eine Diva! Außerdem hast DU mir vorgeschlagen die Wette zu gewinnen.Und ich bezweifle auch, dass du nackt aus dem Zimmer stürmen willst.“

Er zog eine Schnute.

„Dann such dir jemanden, der keine Diva ist.“

„Hey...hey..hey...“, ich griff seine Hand mit meinen Beiden und schaute ihn dann fest an.

„Ich...liebe dich...“, brachte ich stammelnd hervor, und ein breites ´Uruha-Grinsen´ stahl sich auf seine Lippen.

„Ich weiß.“, sagte er glücklich und dann beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich auf die Stirn.

„Soll ich uns von denen unten etwas hochliefern lassen, Ruki-chi?“

Ich schüttelte langsam mit dem Kopf. Dann machte ich mich vorsichtig auf, mir Unterwäsche ein T-Shirt und Shorts anzuziehen.

„Nein, ich geh schon...was möchtest du? Würde es ein Rührei tun?“

Er legte den Kopf schief. „Bist du sicher, dass das geht mit deinem...naja du...weißt schon...“

Wieder wurde sein Hautton ungesund rot.

„I-Ich meine...war das...gestern Abend nicht...zu...fest...?“

Ich rollte mit den Augen.

„Ich bin doch kein Weichei. Leg du dich ruhig wieder ins Bett. Und zieh dir bloß nichts an, bis ich wieder da bin, ja?“

Uruha blickte mich schockiert an.

„Ich soll hier nackt herumsitzen, bis du wieder da bist?! Was ist, wenn jemand ins Zimmer kommt? Die anderen sind noch nicht wieder da! Was ist, wenn Reita kommt?!“

Ich zuckte mit den Schultern. „Ach, die brauchen schon noch ne Weile, bleib locker.“

Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und kniff ihm in die Wange. 1 m 63 waren eben DOCH genauso besonders wie alles andere.

„Bis gleich, ´my Devil on the Bed´.“

Er verdeckte sein Gesicht beschämt mit den Handflächen und ich lief amüsiert aus dem Zimmer hinaus.
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

Es war kurz nach elf, als ich das Stockwerk mit unseren Zimmern endlich wieder betrat.

Aoi, Kai und ich hatten die Nacht tatsächlich im Backstagebereich verbracht, und dort geschlafen.

Zum einen hatten wir mehr Arbeit bekommen als erwartet, zum anderen war das nächste Konzert schon auf heute Abend gefallen, was uns zusätzlich Stress bereitet hatte. Ich hatte Ruki eine SMS geschrieben, damit er Bescheid wusste.

Sakai und Yamada hatten beschlossen die ganze Zeit über dort zu bleiben und sich um Restliches zu kümmern. Es stellte sich heraus, dass Sakai schon seit Anfang des Abends auch Shibori-chan bei sich gehabt hatte, und dieser in einem kleinen Spielraum auf uns hatte warten können. Sakai und Yamada waren als Manager wirklich Gold wert.

Kai befand sich jetzt in seinem Raum und war womöglich schon in Ohnmacht gefallen. Shibori hatte er mitgenommen.

Müde und erschöpft, blickte ich noch einmal zu Aoi hinüber, der mir kurz winkte und dann in Uruhas und sein Zimmer verschwand. Ich atmete tief ein, und wollte auch die Klinke meiner Zimmertür herunterdrücken, als die Tür plötzlich ganz von alleine aufging, und ich überraschenderweise Ruki vor mir stehen sah.

Etwas überrumpelt musterte ich unseren Vocalisten von oben bis unten. Seine Haare standen furchtbar in alle Richtungen, sein Hals war knallrot, und er stand irgendwie sehr komisch.

„Ruki...?“, murmelte ich irritiert und legte den Kopf schief.

„Oh...?“, er schaute mir etwas neben der Spur ins Gesicht, ehe seine Augen irgendwie seltsam aufleuchteten. „Ah...Reita...“, der Schwarzblonde wurde kurz rot und lächelte danach irgendwie viel zu freundlich.

„Hallo...“, ich neigte den Kopf etwas misstrauisch.

„Naja Reita.“, er klopfte mir auf die Schulter. „Komm ruhig rein. Ich geh runter und kauf mir an der Lobby ne Cola.“

Er quetschte sich an mir vorbei, als er fast beim Aufzug war, schaute ich noch einmal genauer hin.

Er humpelte. Er humpelte sehr stark.

„W-Warte...! Was zur...Ruki, du humpelst ja total schlimm...!“

Abrupt blieb der Kleinere stehen. Er drehte das Gesicht zu mir, und erstaunlicherweise grinste er.

„Koron-chan isst nur das teure, edle Zeug, ja? Am liebsten Rindfleisch, also hol nicht dieses billige Dosenfutter, aus den Hyaku-en Shops. Um 15 Uhr macht er immer sein Schläfchen, und er muss zwei Mal am Tag Gassi, und gewaschen und gebürstet werden. Bitte nur Lavendelseife, von dem anderen Zeug fängt sein Fell an zu stinken. Bürste immer in die Richtung, in die das Fell wächst, und viel Spaß mit ihm, er ist noch nicht ganz stubenrein.“

Damit öffneten sich die Aufzugtüren, Ruki verschwand in ihnen, und gab dann mit zufriedener Miene das Stockwerk ein.

Sehr verwirrt fragte ich mich, wieso er mir Anweisungen zur Erziehung von Koron gab, als es mich plötzlich traf wie der Blitz. Schnell rannte ich in das Zimmer hinein.
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

Ich verschwand mit einem boshaften Lächeln im Aufzug, nachdem Reitas verwirrter Blick mir Genugtuung verschafft hatte, und kurz bevor sich die Türen des Lifts vor mir schlossen, wurde mein Lächeln ein breites Grinsen, als ich Reitas schockierten Schrei hörte, der tief unter die Haut ging. Er hatte wohl unser Zimmer betreten.

Mit einem unterdrückten Lacher stellte ich mir gerade Uruha vor, wie er versuchte nackt im Zimmer stehend sein bestes Stück vor dem Bassisten zu verstecken.

Ich wette Reita hatte den Schock seines Lebens erlitten.

Zischend rieb ich mir das Steißbein, als der Lift endlich unten ankam.

Die wenigen Schritte aus dem Aufzug hinaus und zur Hotellobby waren wohl die schmerzhaftesten, in meinem ganzen Leben.

Es tat sehr weh mit einem Mann zu schlafen. Verflucht weh.

Und ich fragte mich wirklich, wieso Uruha so gut in all diesen Dingen war.

Ich beschloss, dass ich ihn heute Abend gründlich ausfragen würde.

Ein Grinsen stahl sich in mein Gesicht, ohne dass ich es hätte verhindern können.
 

^-^-^Aoi´s POV^-^-^
 

Was zur Hölle...da wollte man sich nach einer durchgearbeiteten Nacht einfach Mal für ein paar Stunden ausruhen, ehe es wieder zum nächsten Konzert ging. Aber nein, kaum legte man sich hin, schrie einem der Bassist plötzlich die Ohren voll.

Mehr wütend als irritiert über den Schrei rollte ich mich mit größter Anstrengung aus dem Bett, ehe ich schließlich mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden landete und mich dann seufzend aufrichtete, um zur Tür zu stolpern.

Total fertig und mit leichtem Schwindel torkelte ich schlaftrunken auf den Hotelgang hinaus und blickte hin- und her. Natürlich war da nichts, also seufzte ich. Das hieß, dass ich zu Reitas Zimmer musste.

Mit energischen Schritten stampfte ich zu Rukis und Reitas Zimmer hinüber.

Ich überlegte mir im Kopf schon tausende von Beleidigungen und Flüche, die ich ihnen aggressiv ins Gesicht brüllen wollte, doch das änderte sich schlagartig, als ich dann die Tür zum Zimmer aufgerissen hatte.

Ein Schrei wollte mir entweichen, aber ich war zu überwältigt. Ich blinzelte das Phänomen vor mir noch ein paar Sekunden stumm an und brach dann in einen Lachanfall aus.

Da saß Uruha. Da saß wirklich Uruha auf Rukis Bett. Und das Allerbeste an der Sache war, er war splitterfasernackt.

„W-Was...w-was...“, stammelte ich immer wieder, mir den Bauch haltend. Reitas Gesicht war von seinem Schrei noch entstellt und er rannte schnell zu mir hinüber.

„Da bist du ja!“, zerrte er an meinen Schultern. „DA! DA!“, er zeigte wütend auf Uruha. Dieser hatte sich mittlerweile die Decke gegriffen und um die Hüfte gebunden. Wieder lachte ich einfach drauf los. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Ich spürte wie Reita leicht gegen meinen Kopf schlug.

„Wie kannst du nur lachen?! Sieh dir die Wände an!! S-Sieh dir an was diese zwei Irren getan haben!“

Zwei...? Verwirrt hob ich meine rechte Augenbraue und betrachtete dann das Bett hinter Uruha.

Meine Augen weiteten sich augenblicklich. Das was da an der Wand klebte, und am Bettrand, und auch auf dem Hotelzimmerboden, das war doch sicherlich keine Mayonnaise...und wenn Reita zwei sagte, dann...

„Oh Gott, Uruha! Sag bloß du und Ruki habt es endlich getrieben?! Das ist ja super!“

Uruha schenkte mir einen schockierten Blick und Reita schlug wieder gegen meinen Kopf.

„A-Aber A-Aoi, i-ich...“

„Jaja!“, genervt schob ich Reita von mir weg und ging dann auf Uruha zu, der verzweifelt versuchte, die Decke nicht fallen zu lassen. Irgendwie war es unnötig, da wir ihn schon nackt gesehen hatten.

Mein Gitarrenpartner wich meinen Blicken dauernd aus, und ich tippte ihm grinsend gegen die Brust.

„Und?! Und?! Wer lag unten, hm? Hat Ruki dich zum Uke gemacht? Ich wette du warst total die Frau oder?! Und wenn nicht, kriegt er hundertprozentig Komplexe.“

Der Braunhaarige wurde knallrot.

„E-Er l-lag u-u....w-warte wieso erzähle ich dir das überhaupt?! Los! Verzieht euch!“

„Verzieh du dich!“, zischte unser blonder Bassist. „Das ist mein Zimmer!“

„Ja aber...“, stammelte Uruha hilflos, doch Reita gab ihm keine Chance.

„Nichts ´aber´! Es ist mir egal ob du nackt bist oder nicht! Du gehst jetzt sofort hier raus, sonst bringe ich dich dazu, und zwar auf die unangenehme Tour!“

Der Blonde ging wütend auf Uruha zu, als er in eine Pfütze aus schönem, weißen Samen trat und doch tatsächlich in ihr ausrutschte. Alles war wie in Zeitlupe und Uruhas und meine Augen weiteten sich zeitgleich.

Sofort wurde es ganz still und ich guckte zum blassen Braunhaarigen hinüber, der Reita panisch musterte.

Der Bassist war verdächtig Still. Er blickte ganz ruhig an die Decke, und streckte seine Hand aus, um den Boden abzutasten. Als seine Finger wohl etwas klebriges fühlten, drehte er den Kopf langsam zur Seite, und seine Augen wurden riesig.

Ich legte den Kopf schief.

„Reita...?“

Keine Antwort.

„Rei...“, Uruha wollte langsamen Schrittes auf den Bassisten zugehen.

„Reita, alles-

Reita fing an zu schreien. Er wälzte sich angeekelt auf dem Boden, ehe er es endlich schaffte aufzustehen und sich ganz weit von Rukis Bett zu entfernen. Ungewollt entwich mir wieder ein Lachen. Ich konnte nicht mehr. Mit schmerzendem Kiefer hielt ich mir die Hand an den Bauch.

Wieder kam das Lachen zurück. Uruha blickte nur schuldbewusst in der Gegend herum.

Reita indes atmete hektisch und warf sein mit Spermien beflecktes T-Shirt angewidert auf den Boden. Mein Lachen wurde immer heftiger.

„VERPISST EUCH! ALLE BEIDE! JETZT!“

„Aber Reita, Uruha braucht doch-

Die Hotelzimmertür wurde aufgeschlagen, und wir drei drehten uns synchron um.

Ruki stand in der Tür, ein Tablett mit Essen in den Händen haltend.

Die Augenbrauen unseres Sängers wanderten fast bis zu seinem Haaransatz hoch.

Er musterte erst mich, dann blickte er zum noch immer wütenden Reita, der mittlerweile oberkörperfrei neben Uruha stand, und zuletzt musterte er Uruha, dem jetzt die Decke zu Boden rutschte.

Der Sänger brach in heftiges Lachen aus, er lachte so schlimm, dass ihm seine Beine einknickten und er samt Tablett rückwärts hin flog.

Das ganze Essen und das Besteck landeten um ihn herum, und er strampelte mit den Beinen in der Luft.

Eine Weile beobachteten wir das, ehe auch ich mir ein erneutes Lachen nicht mehr verkneifen konnte. Diese Situation war einfach nur selten dämlich.

Uruha musterte unseren Sänger total verwundert, und Reita verzog die Augen einfach nur zu Schlitzen.

„Ich glaub´s nicht. Ich glaub´s nicht!“, Ruki lachte mittlerweile so schlimm, dass er sich auf den Oberschenkel klopfte, er hatte es gerade so geschafft sich aufrecht auf den Boden zu setzen.

Das ging dann fünfzehn Minuten so weiter.
 

Nun herrschte absolutes Schweigen zwischen uns allen. Ich war total gut gelaunt, doch den anderen ging es wohl nicht ganz so.

Sakai und Yamada verstanden schon seit Tagen die ganze Welt nicht mehr, da unser Benehmen immer seltsamer geworden war.

Ruki saß auf seinem Barhocker, als säße er auf spitzen Speeren. Der athletische Lachkrampf vorhin war wohl zu viel für seinen schönen Hintern gewesen. Uruhas Schamröte wollte schon gar nicht mehr verschwinden, so unangenehm war ihm das alles. Kai blickte mehr als verwundert zwischen uns hin- und her. Er hatte gar nichts von allem mitbekommen. Und dann war da noch Reita, der uns allen im Stillen einen frühen und schmerzhaften Tod wünschte.

Er hatte das mit Sperma befleckte Oberteil weggeworfen, obwohl das Zimmermädchen ihm angeboten hatte, es gründlich zu säubern. Es hatte zum Glück auch nicht gefragt, warum ein nackter, ein halbnackter und zwei lachende Kerle in einem Hotelzimmer standen, an dessen Wänden Sperma hing. Auch wenn ich mir sehr sicher war, dass sie es nur zu gerne gewusst hätte.

„So Leute!“, fröhlich klatschte ich meine Handflächen auf die Tischplatte zwischen uns.

Wir waren wieder einmal in einem Eiscafé gelandet. Shibori-chan sprang unter dem Tisch zwischen unseren Beinen herum. Er verhielt sich artig und ruhig, und spielte für sich selber mit unseren Schuhen, sodass er kaum auffiel.

„Na? Was wollt ihr alle für Sorten essen? Ich gebe allen eins aus! Sakai-san?“

Sakai rieb sich die Hände. „Ah! Wie großzügig von dir, Aoi-san! Ich denke ich gönne mir ein schönes, großes Schokoladeneis.“

„Ich will einen Schokobecher.“, kam es trocken, und gleichzeitig aus Rukis und Uruhas Mündern, und die beiden grinsten sich verlegen an.

„Irgendwas mit Sahne.“, murrte Reita schlecht gelaunt und alle am Tisch bis auf Sakai, Yamada und Kai fingen an zu kichern.

„Bist du dir sicher?“, grunzte unser Sänger amüsiert, woraufhin der Blonde ihm einen giftigen Blick zuwarf.

„Ich will Kirscheis.“, grummelte er dann seine Meinung ändernd, und wir lachten los.

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Tadadaaaa :DDD ♥

Hier ist das nächste! Und ich mache immer fleißig weiter!

Hier einen speziellen Dank an theon-vergil, weil sie wirklich immer feedback gibt, und mir immer ihre Meinung sagt, ein fettes Dankeschön ♥

Wenn du irgendwelche Wünsche hast liebe theon, richte sie mir bitte aus :3

Das bin ich dir schuldig^^
 

Bis dann liebe Leser, es gibt bald wieder ein neues Pitel, spätestens nächsten Mittwoch ♥

Sayo, euer(e) Rookie

Geschichten beim Eisessen.

Kapitel 15: Geschichten beim Eisessen.
 

(noch immer) ^-^-^Aoi´s POV^-^-^
 

„Ich will auch ganz viel Schokolade!“, lächelte Kai. „Ganz egal welches, Hauptsache, da ist gaaanz viel Schokolade dabei.“

Ich grinste. „Cool. Und du Yamada-san?“

„Ich verzichte.“, Yamada lächelte fröhlich. „Ich trinke nur einen Kaffee.“

„Alles klar!“

Ich wartete also auf die Bedienung und gab dann unsere Bestellung aus. Mein Blick ging durch die Runde. Ruki warf Uruha die ganze Zeit abwesende Blicke zu, und dieser hatte seine Hand ununterbrochen auf dem Schenkel des Jüngeren. Reitas Gesicht sah noch schlecht gelaunter aus als sonst.

„Also?“, unser Drummer legte den Kopf schief. „Darf ich jetzt endlich wissen, was hier überhaupt los ist? Und warum Aoi uns plötzlich zum Eis essen einlädt? Und warum Reita so mies drauf ist?“

Sakai wippte mit dem Kopf hin- und her. „Ja, mich würde das auch interessieren. Also das mit Reita.“

Ich schielte zu Ruki und Uruha hinüber. Beide waren etwas rot im Gesicht geworden.

„Na kommt Leute!“, ich lachte sie an. „Jetzt hat das so lange gedauert! Sagt es ihnen.“

„Ja.“, keifte Reita sarkastisch. „´Sagt es ihnen´!“

Kai warf mir einen verwirrten Blick zu. „Hmm? Was sollen sie uns sagen?“

„Leute...“, alle sahen zu Ruki hinüber. Verlegen blickte er auf den Boden.

„Ich muss euch was sagen...“

„Ach wirklich.“, murmelte Kai ironisch, doch ich schüttelte den Kopf. „Hör zu, hör zu!“

Er nickte irritiert und sah wieder zu Ruki hinüber. Dieser blickte unsicher zu Uruha. Der Leadgitarrist nahm die Hand des Vocalisten und sah ihn aufmunternd an, woraufhin der Leadsänger sich traute weiterzumachen.

„Leute...“, fing er wieder an. „Ähm...Uruha...und...ich...haben...jetzt...irgendwie was miteinander...und so...“

„WAAAAS?“, kam es total überrascht von Kai.

„´Und so´...?“, murmelte Uruha verwirrt.

Sakai und Yamada hoben die Augenbrauen. Ruki kratzte sich am Hinterkopf.

„Ihr...hasst mich jetzt...oder...?“

„Nein...“, unser Drummer spielte nervös mit seinen Fingern. „N-Nein...Nein! So ein Unsinn...! Du kennst uns doch...wir sind Freunde...! Wir akzeptieren dich wie du bist...! Nur es...kam eben so...“

„Überraschend.“, beendete Sakai unbeholfen lächelnd Kais Satz.

„Ich weiß noch jemanden, der überraschend ´kam´...“, hörte man Reita leise Flüche ausstoßen.

„Was ist eigentlich mit Reita-san?“, fragte Yamada jetzt verwirrt und wieder kicherten Ruki, Uruha und ich drauf los.

„Der hatte vorhin einen Schreck für´s Leben.“, Ruki stützte sein Gesicht mit seiner Handfläche und lächelte frech.

„Ohja...“, der Blonde stimmte unserem Vocalisten mies gelaunt zu. Hätte ich aber auch getan.

„Aha?“, Yamada hob eine Augenbraue. „Und was war das für ein Schreckerlebnis?“

„Darüber wird nie wieder geredet.“, kam es nur bissig vom Bassisten und erneut konnten wir es nicht lassen uns einen ab zu lachen. Uruha war übrigens auch dafür gewesen, lieber nicht darüber zu reden.

Unser Gegackere wurde unterbrochen, als die Bedienung mit einem schönen Tablett vorbeikam, auf dem unser Eis lag.

Freudig griff ich nach meinem Erdbeereis mit viel Sahne und sowohl Reita als auch Ruki warfen mir einen angewiderten Blick zu.

Ich kümmerte mich nicht drum und tunkte meine Waffel grinsend in die Sahne hinein.

Kai hatte angefangen sein Eis wie eine Maschine in sich hinein zu schaufeln.

Uruha, der ja die selbe Sorte wie Ruki bestellt hatte, fütterte diesen jetzt mit Schokosauce von seinem Becher, und Reita schnaufte.

„Könnt ihr euren Schnulzenscheiß nicht für ein paar Stunden lassen? Wir haben´s kapiert, ihr seid schwul!“

Uruha leckte sich etwas Schokosauce vom Mundwinkel.

„Nicht eifersüchtig sein.“, hauchte er dann, mit gespieltem Bedauern und legte seine Lippen ganz langsam auf die von Ruki. Kai, Yamada, Sakai und ich beobachteten das total begeistert und neugierig, Reita verdrehte die Augen.

Ruki gackerte in den Kuss hinein, woraufhin Kai den Kopf schief legte.

„Hört mal ihr zwei, nicht böse gemeint, aber die Leute gucken schon.“

Etwas entrüstet ließen die beiden voneinander ab und Uruha lächelte entschuldigend, während Ruki nur gleichgültig mit den Schultern zuckte.

„Sorry.“

Kai lächelte.

„Schon in Ordnung. Ich mein´s ja auch nicht böse. Ihr habt später noch genug Zeit für...w-was auch immer ihr m-macht...!“

Ich nickte noch gut gelaunter als zuvor und schob mir einen Löffel mit Erdbeereis und Sahne in den Mund. Diese Momente mit der Band waren unbezahlbar, und man wollte sie gegen nichts auf der Welt eintauschen.

„So...“, Yamada schlürfte kurz an seinem Kaffee. „Noch sieben Stunden bis zum Konzert. Seid ihr aufgeregt?“

Kai nickte eilig. „Oh ja.“

Ruki warf dem Drummer einen verwirrten Blick zu.

„Hä? Wieso das?“

„Naja.“, der Brünette raufte sich die Haare. „Wir mussten noch nie zwei Konzerte hintereinander geben, für die es keine einzige Generalprobe gab!“

„Pff.“, unser Vocalist rollte mit den Augen. „Du machst dir Sorgen wegen gar nichts. Wir packen das, so wie immer, wäre ja gelacht, wenn nicht...was soll schon passieren?“

„Uruha könnte wieder durch die Bühne krachen.“, meinte Reita trocken.

„Reita könnte sein Bass wieder fallen lassen und kaputt machen.“, meinte Uruha etwas bissig.

„Aoi könnte wieder auf dem Verlängerungskabel ausrutschen und ins Publikum krachen.“, gluckste Kai belustigt.

„Ruki könnte versehentlich wieder einen seiner vergoldeten Nike-Schuhe an den Kopf eines Fans kicken und dann ausrasten.“, meinte Yamada ruhig an seiner Tasse nippend.

„Oder Reita fliegt hin, rollt wieder vor Uruhas Füße, dieser lacht, bleibt an Kais Schlagzeug hängen und reißt Kai und mich zu Boden, woraufhin Ruki ganz alleine dasteht und Solo singen muss. Wisst ihr noch? Das war bei unserer ´Nameless Liberty´.“

Ruki zog eine Grimasse. „Vielen Dank für euren Optimismus.“

Die anderen zuckten mit ihren Schultern.

„Muss ja nicht alles auf einmal passieren.“, grinste ich und Ruki rollte mit den Augen.

„Ihr übertreibt total. Das mit dem Schuh ist nur zweimal passiert.“

„Ja.“, Uruha kicherte. „Und es war zwei Mal das selbe Mädchen. Erinnert ihr euch? Sie hat total glücklich gesagt sie kann jetzt zufrieden sterben, weil sie wegen ihrem ´Ruki-san´ Stahlplatten am Kopf trägt. Ruki musste sie sogar unterschreiben. “

Reita, Yamada und Sakai grölten los, woraufhin Ruki sein Gesicht beschämt hinter der Speisekarte versteckte.

„Ach geht doch alle weg.“

„Aww.“, unser Leadgitarrist legte dem Kleinsten seinen Arm um die Schulter.

„Du bist ja so süß! Du hättest dich schon viel früher in mich verlieben sollen. Das hier ist viel besser als der Macho-Ruki, der immer so tut als wäre er dauerhaft reserviert.“

„Übertreib´s nicht.“, kam es bissig hinter der Karte hervor und wir brachen alle in Gelächter aus.

Erst presste der Schwarzblonde die Karte nur weiterhin stur in sein Gesicht, doch langsam kam er wieder zum Vorschein, und er selbst konnte sich schließlich auch nicht mehr zurückhalten, und lachte los.

„Okay..okay...“, riss sich Yamada als erster von uns wieder zusammen und hielt sich den Bauch.

„Genug Spaß, ja? Es gibt bis heute Abend noch genug zu tun...Kai, geh bitte zum heutigen Konzertplatz und checke ob die Stylisten und Bühnenarbeiter alles richtig tun.“

Kai nickte. „Klar. Als Manager, kein Problem für mich.“

„´Als Manager, kein Problem für mich.´“, äffte Reita ihn wichtigtuerisch nach.

„Ich wünschte, du würdest das auch sagen, wenn du wieder Alchemie betreibst, und das dann ´Kochen´ nennst.“

Der Drummer wollte wegen dem, was Reita gesagt hatte, einen Schmollmund ziehen, doch er konnte nicht anders und musste wie so oft einfach loslachen. Ruki hustete fast schon, so schlimm lachte er. Uruha betrachtete ihn lächelnd dabei. Yamada seufzte resigniert. „Jungs, ihr seid furchtbar!“

„Tut uns Leid, Papa.“, kam es grinsend von Uruha und Sakai neben dran lachte.

„Und tut uns Leid, Mama!“, richtete Ruki sich an Sakai. Das Lachen verging dem zweiten Manager, er zog eine Grimasse.

„Hört jetzt endlich auf, ich kann nicht mehr...“, gluckste Kai. „Also Yamada-san...ich mache mich sofort auf den Weg.“

„Nimm dir noch jemanden mit.“, warf Uruha ruhig ein, und der Drummer neigte den Kopf.

„Ich kann doch alleine gehen.“

„Ach was.“, Sakai klatschte in die Hände. „Musst ja nicht immer alles alleine machen! Na, Aoi? Was sagst du dazu?“

Ich legte den Kopf schief. „Warte, was? Wieso ich?“

Kai kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Nah... Ich gehe alleine, das geht schon...“

„Könntest du Shibori-chan mitnehmen?“

Bittend nickte ich in Richtung des Chihuahuas unter dem Tisch.

„Dem wird gleich so langweilig, dass er wieder irgendetwas rammelt...“

Kai machte ein verwirrtes Gesicht, nickte dann aber.

„Okay...“

Der Drummer richtete sich zum Gehen, und nahm die Leine, an die der kleine, schwarze Hund gebunden war. Fröhlich bellend sprang er auf, und kam unter dem Tisch hervor, um an Kais Seite zu treten, und auch ich sprang sofort von meinem Platz auf.

„A-Ach warte! Ich komme doch mit!“
 

^-^-^Aoi´s POV ende^-^-^
 

Ich sah nur noch wie Aoi aufsprang und Kai dann eilig hinterher ging.

Die Beiden riefen uns noch ´Auf Wiedersehen´ zu, und waren dann mit Shibori durch den Ausgang auf die Straße verschwunden.

„Das Aoi sich so schnell umentschieden hat?“

Uruha neben mir zuckte mit den Schultern.

„Er ist eben sehr hilfsbereit.“

„So ein Müll.“, Reita aß von seinem Kirscheis. „Der hat doch irgendwas vor.“

Irritiert ließ ich mir von Uruha einen Löffel Schokoeis in den Mund schieben.

„Meinst du?“

Der Bassist zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich? Immerhin reden wir hier von Aoi.“

Sakai nickte zustimmend.

„Lass Aoi mal machen, was auch immer er will...“

Uruha neben mir strich mir über den Oberschenkel, und ich hatte Schwierigkeiten ein Kichern zur unterdrücken.

Während mein ´fester Freund´ mich also betrachtete, schweifte ich in Gedanken ganz weit weg.

Mir ging wieder durch den Kopf, was Aoi mir nach meinem Streit mit Uruha über Kai gesagt hatte.

Vielleicht hatte er das doch ernst gemeint...?

Ich gab es auf, darüber nachzudenken, und ließ mich weiter mit Eis verwöhnen.

Aoi konnte schon selbst auf sich aufpassen, ich würde mich jetzt wieder meinem Schokobecher widmen.

„Ey.“

Überrascht blickten wir zu Reita. Er blickte von Uruha zu mir und dann wieder zurück.

„Ja...?“, meinte ich verwirrt und der Blonde machte den Eindruck, als fühlte er sich unwohl.

Er seufzte. „Ich habe die Wette verloren?“

Etwas verwirrt brauchte ich eine kurze Zeit um ihm folgen zu können, begriff dann aber und fing schließlich an schadenfroh zu grinsen.

„Jaa.“, zog ich meine Worte entzückt in die Länge. „Und nicht nur das. Sondern auch noch haushoch.“
 

^-^-^Reitas POV^-^-^
 

Angeekelt schnaufte ich, während ich betrachtete wie Ruki Uruhas Wange streichelte.

Es war nicht die Tatsache, dass er es tat, welche mich anwiderte, sondern, dass ich mich jetzt wirklich ganze fünf Monate um Rukis bescheuerten Hund kümmern musste.

Koron konnte man doch nicht wirklich als Hund bezeichnen!

Hunde waren groß, kräftig und stolz und anmutig, und das was Ruki da hatte, war eine Mini-Ratte, die er regelmäßig in Lederklamotten steckte, wie eine Puppe für kleine Mädchen.

Koron war nun wirklich nicht das, was man als Mann besitzen sollte. Und jetzt hatte er uns ja auch noch Shibori angeschleppt...

Aber was sollte ich schon sagen? Irgendwie passte der Chihuahua ja doch zu unserem Sänger.

Er war klein, und zierlich, und er bellte viel. Er war praktisch Ruki auf vier Beinen.

„Reita?“, ich schreckte auf, Uruha blickte mich neugierig an. „Alles klar, soweit?“

Ich nickte langsam. „Ich bin gerade nur etwas angepisst...“

Ruki lachte. „Selber Schuld! Es war deine Idee!“

„Allerdings...“, ich grummelte.

Der Schwarzblonde zuckte mit den Schultern.

„Tja.“, er küsste stolz den Ring auf seinem Mittelfinger und zwinkerte mir zu.

„Jetzt müsst ihr aber auch unbedingt mal erzählen, wie das alles zustande kam!“, Sakai klatschte in die Hände. „Ich will es unbedingt wissen!“

Yamada nickte lächelnd. „Mich würde das auch brennend interessieren, da Ruki-san bis jetzt ja immer seinen Titel als ´Womanizer´ gut verteidigt hatte.“

Ruki grummelte. „Was soll das denn heißen? ´Womanizer´? Du tust ja gerade so, als hätte ich tagtäglich irgendetwas aufgerissen!“

Uruha prustete. „Ich bitte dich. Erst gestern hast du wieder eine Telefonnummer zugesteckt bekommen!“

Verwirrt hielten Sakai, Yamada und ich inne.

„Telefonnummer?“, unser Co-Manager musterte den Sänger verwirrt.

Der Leadgitarrist nickte. „Junko Hayato-san hieß sie. Sie war bildhübsch und ein richtiger Blickfang, sag ich euch. Ruki hätte mit ihr eine wunderschöne, liebe Frau gewonnen. Und sie war sogar etwas kleiner als er.“

„Es wäre dir wohl lieber gewesen, wenn ich mit ihr weg- und ins Bett gegangen wäre, was Takashima?“, kam es mit ironischem Unterton von unserem Vocalisten.

Neckisch kniff der Braunhaarige Ruki in die Seite, worauf uns ein kleines Lachen entwischte.

„Wow.“, Yamada trank die letzten Schlücke seines Kaffees aus seiner Tasse. „Da hattest du ja wirklich einen schönen Fisch am Haken, was?“

Ruki brummte die Schultern zuckend.

„Weißnichwasdumeinst...“, nuschelte er etwas rot, und Uruha entwich ein Lacher. Meine Augenbrauen hoben sich verwundert.

„Was ist denn jetzt los?“

„Ach. Ihm ist es nur peinlich, was an dem Abend in der Bar abging.“

„Ahaaa...“, interessiert blickte ich zum Jüngsten hinüber. „Was ging denn da ab, hm?“

„Ach halt die Klappe...“, murrte dieser nur abweisend, doch Uruha antwortete mir wieder, sodass es nichts brachte.

„Sie hat sich zu uns gesetzt und mir gesagt, dass sie mich wirklich nett findet, das hat Ruki total angekotzt.“

Der Leadgitarrist lachte und Ruki sah keinen anderen Ausweg, als sein Gesicht wieder einmal hinter der Speisekarte zu verstecken.

„Und? Wirst du sie anrufen?“

„N-Nein...!“, stammelte er aufgebracht und Uruha zuckte mit den Schultern.

„Wieso nicht? Sie war doch nett. Wir können ja mal einen Kaffee mit ihr trinken gehen!“

„WAS?!“, Rukis Gesichtszüge entglitten. „N-Nein! W-Was...d-du bist m-mein Freund!“

„Da ist jemand aber richtig Besitzergreifend, was?“

„Bin ich nicht!“

Sakai und Yamada lachten.

„Ist ja gut, Ruki-san, haha. Über Junko könnt ihr später auch noch reden! Jetzt erzählt lieber was passiert ist!“

„Okay.“, Uruha grinste, und ich legte den Kopf schief.

„Jaa nachdem ich meine Klamotten heute morgen wegen eurer wilden Nacht wegschmeißen musste, will ich es auch wissen...“

Unser Leadsänger streckte mir die Zunge heraus, dann blickte er zu unseren Managern hinüber.

Ruki räusperte sich.

„Also...es war so...“

Auch Uruha blickte ihn jetzt intensiv an. Anscheinend wusste nicht einmal er, was da genau zwischen dem Sänger und ihm abgelaufen war.

Von dem Blicken seines ´Lovers´ noch mehr eingeschüchtert fuhr Ruki noch nervöser fort.

„V-Vor einem M-Monat...d-da waren wir irgendwie...im Studio und...Kai und ich haben da...naja wir haben halt den anderen dabei zugeguckt...wie sie die ganzen Aufnahmen zu den ganzen Songs zusammen gemixt haben...ich war total müde weil ich in der Nacht davor weg war und einen drauf gemacht hatte... irgendwann bin ich während der Besprechung im Bearbeitungsraum einfach auf meinem Stuhl weggenickt...“, Ruki lachte. „Kai war echt sauer... Er hat mich nach allen Regeln zusammengeschissen und niedergebrüllt. Daraufhin war ich wütend und hab ihm gesagt, dass ich nur meine Augen... – der Sänger musste sich zurückhalten um wegen seiner eigenen Dummheit nicht loszugrölen – ich hab ihm ehrlich gesagt, dass ich nur meine Augen ausgeruht habe und...naja er ist ausgerastet, haha...so heftig haben Kai und ich uns glaube ich noch nie gezofft...er hat wirklich fünf Tage nicht mit mir geredet und ich nicht mit ihm...Naja...er hat mir nach nur einem Tag schon total gefehlt, aber ich war viel zu stolz um mich zu entschuldigen, also bin ich nicht auf ihn zugegangen...die nächsten Tage saß ich nur noch vor der Studiotreppe, vergoss ein paar Wuttränen, und dann habe ich wieder angefangen zu rauchen.“

Schockierte Blicke lagen alle auf Ruki. Dieser winkte ab.

„Jaja, ich weiß was ihr denkt. ´Du wolltest doch aufhören´, ´Du warst doch bis jetzt so erfolgreich damit´, blah. Hört einfach zu Ende zu, wenn ihr alles wissen wollt.“

Und das taten wir dann auch.

„Jedenfalls saß ich also am vierten Tag von meiner Sendepause mit Kai wieder auf den Stufen vor dem PS Company-Gebäude, und hab wieder eine gequalmt.“

„Wo waren wir, als das war?“, stellte Yamada die Frage, die mir gerade ebenfalls auf der Zunge gebrannt hatte.

„Ihr wart alle schon weg. Reita musste irgendwie noch einkaufen und ist deswegen sofort verschwunden, Uruha fuhr nach Hause, Sakai hatte sich frei genommen, Aoi besuchte einen Freund in Yokohama, weil der Geburtstag hatte, und Yamada hatte ihm angeboten ihn zu fahren. Kai redete ja nicht mit mir, und war auch schnell weg, also saß ich jetzt allein da.“

„Und was hat das alles mit Uruha und dir zu tun?“, Sakai betrachtete den jetzt sichtlich genervten Ruki, der mit den Augen rollte.

„Hör zu, wenn ich rede.“

Sakai nickte. „Entschuldige.“

„Jaja...Also ihr wart alle weg, ich saß da und hab gequalmt...tja. Es war irgendwie wie in diesen Hollywood-Filmen...ich war total deprimiert und verärgert, weil unser Kai einfach nicht klein beigab, und dann fing es an zu regnen. Wie in Strömen, und ich wurde total nass, blieb aber sitzen. Dreißig Minuten oder so saß ich im Regen, als plötzlich ein Regenschirm über meinen Kopf gehalten wurde...“

Ruki atmete tief ein, und ich beobachtete langsam begreifend, wie Uruhas Wangen sich leicht rosa färbten.

„Ich...hab mir Sorgen um ihn gemacht.“, murmelte der Leadgitarrist sich am Hinterkopf kratzend, und Sakai und Yamada lachten los.

„Man sollte meinen Kai ist hier die Mutter, aber ich weiß ganz genau, dass unser Uruha-san abends in den Hotels immer von Tür zu Tür geht noch einmal nach allen Bandmitgliedern schaut.“, Yamada grinste, und Ruki und ich warfen Uruha überrumpelt einen mehr als erstaunten Blick zu.

„Ernsthaft...?“, kam es ungläubig aus unserer beiden Lippen, und Sakai nickte Yamada zustimmend.

„Jajaja! Ich habe das auch gesehen! Als wir mal etwas später kamen, ich glaube das war auf der ´DIM-Scene´. Da kamen wir erst Stunden nach euch ins Hotel, es war sehr spät, also wollten wir einfach nur in unsere Zimmer. Auf einmal seh´ ich Uruha wie er in dein Zimmer hinein lugt, Ruki-san! Ich frag ihn also ´Was machst du denn da?´ und er lächelt mit diesem liebevollen Ausdruck im Gesicht und meint ´Ich gehe sicher, dass alle ins Bett gegangen sind.´“

Ich grölte los, als Sakais Erzählung endete. Ruki blinzelte unseren Gitarristen noch immer total überrascht an.

„Das hast du gemacht...?“, hörte ich seine fortwährend erstaunte Stimme fragen, und der Braunhaarige nickte zaghaft.

Unser Sänger blickte beeindruckt auf seinen Schoß, während ich noch immer lachte.

„Wow...“, kam es erkenntnisleitend aus seinem Mund. Er strich sich die teils schwarzen teils blonden Strähnen aus seinem Gesicht und seufzte dann. Uruha grinste mich peinlich berührt an, und ich schenkte ihm ein ungläubiges Lächeln. Also das hatte ich von ihm nicht erwartet.

Und irgendwie ließ es mich wohlig erschaudern, dass er mir anscheinend beim Schlafen zugesehen hatte, so wie er es auch bei den anderen dreien getan hatte.

„Ähm...Na was auch immer...“, Rukis Gesicht erfasste ein sanfter Rosaschimmer und er fing an mit seinen Händen zu spielen.

„Wo war ich...ach ja...Uruha kam halt mit dem Regenschirm und hat mich nach Hause gefahren, und mir von der Bäckerei in der Nähe meines Apartments ein Stück Streuselkuchen gekauft... Und dann ein paar Tage später nachdem ich mich mit Kai vertragen habe, komm ich in den Proberaum, sehe Uruha und kriege dann Herzrasen...“, so verwirrt hatte unser Sänger wirklich noch nie geklungen. Irgendwie war es amüsant.

„Ein Taxierservice UND Kuchen?! Uruha, da war es doch schon vorprogrammiert, dass du unserem kleinen Ruki das Herz klaust!“, gespielt vorwurfsvoll schüttelte Sakai tadelnd den Kopf , und Ruki zog eine Schnute.

„Echt witzig.“

„Ach komm.“, tröstete ich unseren Jüngsten deswegen. „Du musst zugeben, dass man mit Kuchen bei dir sehr viel erreicht.“

„Ohja.“, Uruha grinste scherzhaft. „....Nur wusste ich nicht, dass das SO VIEL sein würde...“

„Ja genau, macht mich nieder. Ich bin ja noch nicht klein genug.“

„Ach Ruki.“, Yamada klopfte aufmunternd auf Rukis Handrücken, wie ein Erwachsener es bei seinem Kind tat.

„Schiebt euch ´Ruki´ sonst wohin!“, fauchte der Sänger, und er wollte noch vieles mehr sagen, was nicht ganz so für die Ohren der Öffentlichkeit geeignet war, also unterbrach ich ihn mahnend.

„Genug von Ruki.“, alle Aufmerksamkeit am Tisch richtete sich mir zu.

„Ist schön und gut, dass wir jetzt wissen warum er Uruha mag. Aber mir geht es darum seit wann Uruha Ruki mag! Ich will wissen wieso ich diese Wette verloren habe...“

Ruki kniff die Augen zusammen. Dann glitzerten die braunen Iriden des Schwarzblonden plötzlich auf.

„Heeeey...!“, kam es langsam aus seinem Mund. „Stimmt...! Du...Du hast mir gar nicht erzählt wie, wann wo, was, wieso...“, der Sänger hielt inne, überlegte anscheinend einige Sekunden und schlug Uruha dann gegen die Schulter.

„Jetzt erzähl mir sofort wie es eigentlich hierzu gekommen ist!“, teils vorwurfsvoll teils lachend starrte unser Vocalist den Braunhaarigen an.

„Wie jetzt.“, Yamada blickte zwischen den beiden hin- und her.

„Na...na der...der hat...der hat einfach mit mir geschlafen...“, Schuld zuweisend starrte Ruki in unsere Gesichter und wies mit dem Finger auf den Älteren neben mir.

Sakai, Yamada und ich starrten uns ungläubig an.

„Was...?“, spöttisch ein Lachen zurückhaltend blickte ich zu Ruki. Dieser verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe, da hat er gesagt das ist bei ihm seit ein paar Tagen auch so, und plötzlich haben wir miteinander-

„Mehr Details brauchen wir nicht.“, unterbrach ich ihn hektisch und mürrisch, und er sank seufzend an seine Stuhllehne zurück.

„Na was auch immer.“

„Hey Leute. Wir haben die ganze Zeit verplaudert! Es ist schon 16 Uhr.“

Während unseres Gesprächs war übrigens das ganze schöne Eis weggeschmolzen und schwappte nun milchig und in der Farbe der jeweiligen Eissorte in unseren Schüsseln und Bechern herum.

„...Melden sich Aoi und Kai dann eigentlich, wenn sie den Konzertplatz angeschaut haben?“

„Glaube schon...Vielleicht sollten wir die Rechnung bezahlen und langsam losgehen...?“, murmelte Ruki nachdenklich, als es ihn genauso traf wie mich.

Plötzlich wurde uns ganz schnell und ohne Schwierigkeiten bewusst, wieso Aoi vorhin seine Meinung so hektisch geändert hatte, und wir warfen uns einen eindeutigen Blick zu.

„Sagt mal...“, fingen unser Vocalist und ich gleichzeitig an. „Wollte Aoi nicht unser Eis bezahlen...?“

„Oh...“, kam es dann endlich von uns allen, als es uns endgültig klar wurde.
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

_____________________________

*Abfeier*

Woah! Leute ich hätte nie gedacht, dass das letzte Kapitel so gut ankommen würde! xD

Und diesmal habe ich sogar 2 Kommentare bekommen, und sie waren so schön endlos lang *schnurr*

Das ist wirklich schön zu wissen, dass jemand das Zeug hier liest und gut findet 8D

Falls ihr Interesse hättet mache ich etwas Schleichwerbung *hüstel*

Ich habe heute meinen neuen GazettE Doujinshi hochgeladen, es wird ein UruhaxRuki Doujinshi, wenn er freigeschaltet ist, schaut doch Mal rein? 8D

Ansonsten: Danke für die lieben Kommentare, nihihihi~

♥♥♥
 

@ theon-vergil: Schön, dass du mir deine Wünsche genannt hast, ich werde auf jeden Fall Rücksicht darauf nehmen, versprochen~! Und danke für den riiiiesigen Kommentar, ich habe echt abgefeiert!
 

- Rookie

Lasst das ´Auf und Ab´ beginnen.

Kapitel 16:

Lasst das ´Auf und Ab´ beginnen.
 

„Dieser miese...“, hörte ich Reita aufgebracht murmeln und schüttelte den Kopf. Wir saßen alle samt in Wagen von Uruha. Dieser saß rechts neben mir auf dem Fahrersitz und lächelte.

„Ach was...Aoi ist sicher nur mit Kai mit, weil er ihm helfen will.“

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht...“, ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Der ist ganz sicher nicht mit Kai mitgegangen, weil er den Samariter spielen wollte. Der hat irgendwas vor, davon bin ich überzeugt.“

„Hoshi, jetzt sei doch nicht so gemein.“, mein Leadgitarrist strich sanft über meine Wange und ich errötete. Reita zog eine Augenbraue hoch.

„´Hoshi´?“

Sakai und Yamada stimmten ein.

„Jetzt ist Ruki nicht nur der Star auf der Bühne sondern auch der in Uruhas Herzen, hmm?“

Ich kräuselte meine Nase. Uruha legte den Kopf schief, und grinste verlegen. Ich hasste es, wenn unsere Truppe wieder einmal meinte, sie wäre total witzig.

„Was ist denn los, Ruki, hmm?“, kam es neckend von meinem Bassisten und ich blinzelte ihn böse an.

„Euer Kitsch stinkt schlimmer als die Scheiße, die manche unserer Fans in ihren Briefen absondern!“

Reita brach in Gelächter aus, Sakai hielt die Hand vor den Mund um ein Grinsen zu unterdrücken.

Yamada und Uruha blickten mich tadelnd an.

Ich wusste, dass ich so über unsere Fans nicht reden sollte, aber es war die Wahrheit.

Jetzt dachten alle ich wäre total verweichlicht, und das war alles nur passiert, weil ich durch meine Gefühle in letzter Zeit sensibler gewesen war als sonst.

Zum Kotzen war das alles.

Ich musste allen unbedingt wieder klar machen, dass sie es hier immer noch mit Ruki zu tun hatten, und nicht mit einer schwulen Heulsuse, die unbedingt ihren Uruha brauchte, um überhaupt überleben zu können!

Und dennoch...

Leise beugte ich mich zu Uruha hinüber und hauchte ihm einen schnellen, sanften Kuss auf die Wange.

„Ich liebe dich.“

Überrascht drehte der Braunhaarige sein Gesicht zu meinem und starrte mich völlig überrumpelt an.

Schließlich blinzelte er etwas benommen und wurde rot im Gesicht.

„Ich dich auch...“, er hauchte es genauso sanft, wie ich meinen Kuss vorher, und ich konnte noch immer nicht ganz glauben, dass das alles wirklich passierte.

Hätte mir eine Person vor einem Monat erzählt, dass ich hier sitzen würde, in einer Beziehung mit einem von Japans beliebtesten Gitarristen, welcher nebenbei auch noch Uruha war, den ich anfangs ja nie hatte wirklich ausstehen können, ich glaube ich hätte die Polizei wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses gerufen...und jetzt saß ich eben doch hier.

Ein unwohles Gefühl machte sich in meinem Bauch breit.

Tausende von Frauen und vielleicht auch Männern, die ihr Herz an meinen Leadgitarristen verloren hatten. Natürlich kümmerte mich das nicht wirklich, es war doch normal, dass so viele Mädchen und Jungs verrückt nach uns waren. Doch dass ich jetzt irgendwie so gesehen ja mit Uruha liiert war, das änderte alles schlagartig.

Während ich in meine Gedanken abgedriftet war, hatten die anderen wohl das Thema gewechselt.

„Uruha und Ruki...“, murmelte Sakai gedankenverloren vor sich hin. Dann plötzlich griff er vom Rücksitz aus an meine Schulter.

„Das heißt ja, dass die Fans heute Abend bei eurer Tour neben dem ganzen neuen Zeug noch eine riesige Überraschung erleben!“

Mein Magen verkrampfte sich augenblicklich.

„Wann habt ihr vor es der Öffentlichkeit zu sagen, hm?“

Reita grinste. „Die Gesichter der Mädels würde ich gerne sehen.“

Mit schwerem Unbehagen blickte ich zu Uruha hinüber, und wartete auf seine Reaktion hier rauf.

„Naja...“, der Ältere blickte auf seine Hände, welche das Lenkrad festhielten.

„...Ich glaube wirklich nicht, dass wir es öffentlich machen sollten. Zumindest nicht sofort.“

Jetzt wurde Uruha überrascht angeschaut. Am meisten von mir.

„Ihr wollt es verheimlichen?“

Wollten wir das?

Sakai schüttelte langsam den Kopf. „Glaubst du nicht, dass das nicht okay wäre?“

„Wieso?“, Reita zuckte mit den Schultern. „Unsere Beziehungen gehen doch den Rest der Welt nichts an. Nur weil wir Stars sind heißt das doch nicht, dass wir kein Recht mehr auf Privatsphäre haben.“

„Da hat Reita-san recht.“, Yamada öffnete eines der Fenster um ein wenig Luft in den Wagen zu lassen.

Mir gefiel das alles hingegen ganz und gar nicht. Natürlich wollte ich mein Privatleben nicht an die große Glocke hängen. So ein Müll, wer würde das denn wollen?

Es war ganz normal, dass meine Beziehung mit Uruha niemanden etwas anging... aber von seinen anderen Partnern hatte die Welt bis jetzt doch auch immer erfahren, oder...?

Da war sie wieder, diese abnormale Sensibilität. Ich fühlte mich gerade wie eine Frau. Unsicher, nachdenklich, verletzt, und auch ein klein wenig verärgert über meine Reaktion auf dieses Gespräch. Hoffentlich bekam ich während der Autofahrt nicht auch noch meine Tage.

„Hoshi, alles in Ordnung?“

Uruhas linke Hand ließ vom Steuer ab und legte sich behutsam auf mein Knie. Natürlich blickte er noch immer auf die Straße.

Etwas leer schaute ich hinunter auf die langen, dünnen Finger, die sanft über meine Jeans wanderten. Dann blickte ich aus dem Fenster hinaus. Natürlich war nicht alles in Ordnung.

Ich bräuchte bald ein paar Tampons und hatte nicht einmal einen Platz, in den ich sie hätte reinstecken können.

„Hoshi...?“

„Was...? Oh...klar...alles ok...“

Ich spürte besorgte Blicke auf mir und seufzte.

„Es ist alles in Ordnung...Könnt ihr denn nicht einfach alle aus dem Fenster starren wie ich? Da, schaut mal, der Bürgersteig. Da sind ein paar Tussis, die in Miniröcken herumlaufen.“

„Ruki, jetzt hör doch mal auf immer vom Thema abzulenken, wenn wir- Maaaan hat die Beine...Reita, guck dir das an!“

Dumm grinsend sah ich durch den Rückspiegel, dass Sakai und Reita jetzt tatsächlich am Fenster klebten. Yamada warf ebenfalls schnelle, kurze Blicke auf die Straße hinaus.

Uruha schüttelte schmunzelnd mit dem Kopf.

Damit hatte sich das Thema ´geht es Ruki gut´ also erledigt. Ging doch.
 

Nach einer schönen, langen Autofahrt kamen wir endlich an einem riesigen Parkplatz an. Und es war wirklich nicht übertrieben zu sagen, dass er riesig war. Er hatte allerdings auch schon eine Menge an Platz eingebüßt. Überall parkten Autos und auch ein paar Lastwagen waren zu sehen.

„Was machen die denn alle schon hier?“, fragte Reita unbekümmert, während wir alle aus dem Auto stiegen und Yamada warf ihm einen tadelnden Blick zu.

„Was heißt hier ´schon´? Das sind die Bühnenarbeiter, einige Manager von der PSC, Sponsoren, der Catering-Service und eure Stylisten! Die sind hier, weil es in knapp drei Stunden losgeht, und sie ihre Arbeit machen müssen!“

„Ganz ruhig!“, mein Bassist winkte ab. „Yamada-san, du tust ja, als wären wir ein fauler Haufen!“

Unser Co-Manager hob die linke Augenbraue.

„Ach, seid ihr das nicht?“

Reita blickte den Schwarzhaarigen beleidigt an. „Nein.“

Uruha lächelte in sich hinein. „Jedenfalls nicht alle von uns.“

Sakai grinste daraufhin los und ich tat einfach, als hätte ich den Kommentar unseres Leadgitarristen nicht mitbekommen. Wenn hier einer am wenigsten faul war, dann ja wohl ich.

Unser Bassist hatte es damit auch aufgegeben sich verteidigen zu wollen.

„Also Leute. Seht ihr das Stadion da vorne?“

Natürlich sahen wir es. Es war nicht zu übersehen:

Ein riesiges schwarz-silbernes Stadion, ein riesiges Banner vor dessen Toren, welches Uruha, Reita, Kai, Aoi und mich in mindestens 10 Meter Größe zeigte, und bei Nacht würde alles leuchten.
 

„Hey! Da sind ja meine Lieblingsholzköpfe endlich!“, grinsend kam Aoi plötzlich zwischen den ganzen Autos auf uns zugelaufen. Als er mich ansprach zeigte er auf das riesige Banner.

„Sieh mal Ruki, so groß wärst du gerne, oder?“

Ich schenkte ihm als Antwort nur einen schlecht gelaunten Blick und Uruha stellte sich an meine Seite.

„Wo hast du Kai gelassen?“

„Der ist im Stadion. Die bauen die Bühne auf, haha. Ist echt cool. Der kommandiert alle herum, Kai ist echt ein komischer Kauz.“

Etwas neben der Spur fiel mir auf, dass unser Gitarrist völlig außer Atem zu sein schien.

Der Schwarzlilahaarige winkte uns zu sich.

„Na kommt. Gehen wir rein, ich muss euch alles zeigen, die Konzerthalle ist einfach nur genial!“

Etwas überrumpelt folgte ich ihm, als auch alle anderen um mich herum den Weg ins Stadion antraten.

Ich bildete das Ende unserer Gruppe. Yamada besprach irgendetwas mit Sakai. Aoi erzählte die ganze Zeit wild gestikulierend. Uruha und Reita hörten ihm gespannt dabei zu.

Während wir also alle unseren Weg gingen, und ich alleine und in Ruhe gelassen wurde, driftete ich völlig in meine Gedankenwelt ab.

Da war auf einmal wieder dieses Wissen, dass Uruha nicht wollte, dass je jemand wissen sollte, dass er mich liebte. Dass nie auch nur eine einzige von all diesen Frauen Rücksicht auf meine Gefühle nehmen musste.

Meine Hände ballten sich ohne mein Wollen zu Fäusten.

Es war in einer Sekunde plötzlich so, als wäre ich alleine auf dieser Welt. Fast wie in Zeitlupe bemerkte ich wie der Himmel sich schleichend in ein sanftes Grau schmiegte und wie der Wind um mich herum langsam aber sicher kälter wurde. Es würde Regnen.

Völlig in den Bann der anscheinenden Stille gezogen blickte ich während des Gehens weiterhin zu den Wolken hinauf. Mir fiel nicht einmal mehr auf, dass meine Füße Schritte machten. Es war als flog ich über den Asphaltboden, und dann endete alles mit einem Mal. Ein kurzer Stoß, ein leichtes Zurücktaumeln und dann kehrte alles zurück. Ich hörte Menschen reden, ich hörte Autoreifen, ich hörte Rauschen. Das Wehen des Windes hörte ich nicht mehr.

Ich riss meine Augen erstaunt auf, und sah dann, dass ich anscheinend gegen Aois Rücken gelaufen war.

Diesem war es nicht einmal aufgefallen, er zeigte begeistert mit seinem Zeigefinger auf den riesigen Eingang des Stadions, vor dem wir jetzt angekommen waren.

„Ist doch toll, oder Ruki?“

Panisch hob ich meinen Kopf und blickte unfähig zu sprechen in Aois dunkle Augen. Er lächelte, wartete auf eine positive Reaktion, doch mein Mund fühlte sich taub an.

Deswegen nickte ich nur, womit sich die anderen fünf Zufrieden gaben und hineingingen.

Ich blieb stehen, und griff mir an die Stirn. Es war absurd und surreal, doch meine Brust hatte sich zusammengezogen. Und es tat weh. Mein Herz schmerzte. Erst jetzt fiel mir auf, dass mein Herz schmerzte. Seit der Autofahrt schon.
 

Der erste Regentropfen suchte sich seinen Weg vom Himmel.

Er war groß, und schwer, und ich spürte richtig, wie er auf meiner Nasenspitze in tausende, glitzernde Teile zersprang und zu Licht wurde.

Meine Hand wanderte automatisch von meinem Körper weg. Ich streckte sie aus, alle Finger gespreizt, und schon landete das nächste Stück Regen auf meiner Handfläche.

So ging es weiter, und ich war wieder der einzige Mensch auf der Welt.

Die Wolken vergossen immer mehr ihrer sauren Tränen und immer mehr von diesen zerbrachen und wurden kurz zu Licht. Völlig begeistert beobachtete ich dieses eigentlich alltägliche Spektakel in meiner Hand.

Um mich herum fror alles ein und auf einmal hörte ich eines unserer Lieder.

Es war nicht wirklich da, doch als meine Brust immer mehr schmerzte und die Zeit plötzlich zu schmelzen anfing da dröhnte es laut in meinem Kopf.

„´Nakigahara´...“, murmelte ich leise und völlig in Verwirrtheit geraten.

Das Wasser, dass sich in meiner Hand gesammelt hatte, floss nun binnen Sekunden zwischen meinen blassen Fingern hindurch und tropfte zu Boden.

Gleichzeitig mit einem der letzten Tropfen aus meiner Hand floss die erste Träne aus meinem Augenwinkel. Leise sang ich den Text mit, der in meinem Kopf spielte.
 

Sayounara

Muhou no yami ni

Ochite yuku

Sayounara

Kore de owari

„Ruki?!“

Ich fiepte erschrocken auf, als zwei Hände meine Schultern packten. Augenblicklich erzitterte meine Hand und das ganze Wasser klatschte auf die Erde. Mir war, als wäre das Plätschern ein Schmerzensschrei, den der Regen von sich gab. Mit rasender Brust und tiefer Erschrockenheit blickte ich in Uruhas Gesicht, der mich aus meiner seltsamen Melancholie herausgerissen hatte.

´Nakigahara´ verschwand in meinem Kopf ganz weit weg. Wurde leiser, immer leiser, dann verstummte das Koto. Stille in meinem Kopf.

Erneut rauschte die Welt, erneut wurde sie von Menschen bewohnt, erneut wurde sie von Fahrzeugen befahren.

Während der Braunhaarige mich wirklich sehr besorgt musterte, konnte ich noch immer nicht reden. Die Angst machte sich furchtbar tief in mir breit, so sah ich keinen anderen Weg, als meinen Kopf auf seiner schützenden Brust zu betten. Doch er schien gar nicht zu verstehen. Die Hände, welche noch immer auf meinen Schultern lagen, drückten mich nun weg von Uruha. Sie brachten Abstand zwischen uns, bis ich noch irritierter als ich sowieso schon war in sein Gesicht blickte.

Er schüttelte langsam mit dem Kopf.

„Das kannst du hier nicht machen. Die anderen sehen es doch...Wieso stehst du eigentlich noch hier, Ruki-chi?“

„Uru-chan...ich...ist dir mal aufgefallen wie wunderschön, der Regen eigentlich ist...?“

Uruha legte den Kopf schief.

„Was...? Ruki! Aoi, Reita, und ich sind schon vor mindestens fünf Minuten hineingegangen, bis Sakai dann gemerkt hat, dass du uns gar nicht gefolgt bist!“
 

Uruha hatte mich gerade von sich gedrückt.
 

Sakai war der einzige, dem aufgefallen war, dass der kleine, kleine Ruki gar nicht mehr da gewesen war.
 

Mir war aufgefallen...Kein einziger Mensch auf der Welt, der Uruha liebte, würde je dazu verpflichtet sein auf meine Gefühle Rücksicht zu nehmen.
 

Mit großen Augen blinzelte ich meinen Leadgitarristen an.

„Oh...sorry, hab ich ganz vergessen...“, grinste ich entschuldigend, obwohl ich ihn anschreien wollte. „Kommt nicht wieder vor.“, meinte ich die Achseln zuckend, obwohl ich in Tränen ausbrechen wollte.

„Lass uns jetzt endlich unser Stadion angucken.“, sagte ich glücklich, obwohl ich verletzt wegrennen wollte.

„Okay.“, sagte er ebenso lächelnd, obwohl ich auf ein „Entschuldigung“ aus seinem Mund gewartet hatte.

Etwas tief in mir zerbrach in tausend Stücke.
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

Schnaufend entdeckte ich Uruha, der durch den langen Eingang mit Ruki im Schlepptau auf uns zugelaufen kam.

„Da seid ihr ja.“, meinte Aoi, die Arme verschränkend und ich konnte nur meinen Kopf schütteln.

Kaum das wir alles geklärt hatten, ging es auch schon wieder drunter und drüber. Und nicht nur das: Es wusste natürlich auch wieder niemand was vor sich ging.

Da stand Aoi, nervös, außer Atem, und dachte es fiele uns nicht auf, und dann war da Ruki, der erstmal gar nicht mitgekommen war, und jetzt hinter Uruha stand und aussah wie eine Wasserleiche.

Die Krönung des Ganzen folgte aber noch.

Die Tatsache um Rukis kurzweiliges Verschwinden erstmal außer Acht lassend drehten wir uns alle zu der riesigen Bühne um, und sahen dann inmitten der ganzen Arbeiter Kai, welcher hektisch und direkt in unsere Richtung gelaufen kam. Er gab hier und da Kommandos in nervösen und panischen Tönen, und schien uns erst gar nicht gesehen zu haben.

Aber schließlich war er so weit gelaufen, dass sich sein Blick nun doch auf uns legte. Ich konnte Kais Reaktion nicht wirklich genau beschreiben, als er uns ansah.

Erst schien er zu erstarren, dann wurden seine eigentlich immer lächelnden Augen riesig, er schien sich vor irgendetwas zu erschrecken. Er schaute zu Aoi hinüber.

Und dann – aus dem Nichts heraus – wurde Kai feuerrot im Gesicht, drückte sich das Klemmbrett in seinen Händen hilflos gegen seine Brust, und rannte dann in die entgegengesetzte Richtung davon, zur Bühne zurück. Weg war er.
 

„Ähm...Kai...?“, durchbrach Uruha die peinliche Stille, welche sich durch die Flucht unseres Drummers für kurze Zeit über uns gelegt hatte, und unsere Köpfe wandten sich alle zu Aoi, um diesen fragend zu mustern.

„Ist der auch schon so komisch gewesen, bevor wir gekommen sind?“

Aoi zuckte mit den Schultern, dann drehte er schlecht gelaunt den Kopf von uns weg und ein dickes, fettes Fragezeichen bildete sich über meinem Kopf.

Was zur Hölle war hier los...?

„Ich hab mir noch nicht alles hinter der Bühne angeguckt, will jemand mitkommen?“, fragte der Schwarzlilahaarige plötzlich, und Yamada und Sakai, welche die ganze Zeit nichts gesagt hatten, nickten erfreut. „Wir begleiten dich Aoi-san.“

Aoi nickte gleichgültig und ging dann voraus, woraufhin die zwei ihm dann folgten.

Jetzt waren nur noch Uruha, Ruki und ich übrig.

Uruhas dunkle Augen wanderten völlig in Gedanken durch die Gegend, und Ruki, welcher noch immer einfach nur hinter ihm stand, starrte mit leeren Augen durch uns hindurch.

Etwas hilflos und verärgert dachte ich nach, was ich tun konnte, damit diese seltsame Stimmung endlich von uns wich, als unser Leadgitarrist plötzlich nach der Hand unseres Frontmanns greifen wollte, und dieser sie einfach wegzog.

„Ich geh erstmal eine rauchen....“

„Äh...Ruki...“

„Was.“

„Da geht es zu den Toiletten...der Ausgang ist in der anderen Richtung...“

„...Das wusste ich...“, und dann lief unser Vocalist einfach drauf los.

Mit den Nerven total am Ende rieb ich mir die Schläfen. Mit dem ganzen Drama hier, und unseren tollen Bühnenoutfits hätte nicht viel gefehlt, und ´the GazettE´ hätte ein Kabuki-Theater eröffnen können.

„Was ist denn mit Ruki?“, wandte ich mich schließlich seufzend an Uruha, doch der schien genau so ratlos zu sein wie ich.

„Reita, ich glaube ich gehe ihm lieber nach...“

„Hm...ich glaube ich gehe besser.“

„Was?“

„Naja.. Es war nicht meine Hand, die er weg geschlagen hat.“

Etwas geknickt ließ der Braunhaarige den Kopf hängen.

„Okay...ich gehe dann zu Aoi rüber...sag mir dann bitte was los ist...“

„Mach ich.“
 

Gesagt, getan. Ich lief in eiligen Schritten durch den langen Gang hinaus, verließ das Stadion durch die automatischen Türen und stand dann wieder draußen im Regen. Noch immer tummelten sich einige Menschen auf dem Parkplatz herum.

Ich brauchte nicht einmal fünf Minuten um Ruki zu finden. Er stand da, und blickte in den Himmel.

Ein beunruhigend seltsamer Ausdruck hatte sich seines Gesichts bemächtigt.

„Ruki.“, nannte ich seinen Namen tonlos und ging dann einige Schritte auf ihn zu, ehe ich direkt vor ihm zum Stehen kam. Er sagte nichts, und es dauerte auch eine kurze Weile, bevor er mir überhaupt ins Gesicht blickte.

Nichts sagend waren seine dunkelbraunen Augen auf mich gerichtet.

„Ist alles in Ordnung...?“

„Bestens.“

„Uruha macht sich nämlich wieder Sorgen um dich, du bist seit vorhin wieder so komisch.“

„Uruha muss sich keine Sorgen machen. Keiner muss das, ihr vergesst wohl, wer ich bin.“

Ich schnaufte. „Wolltest du nicht rauchen?“

„Ja, aber mir ist wieder eingefallen, dass ich aufgehört habe.“

„Aha.“

„Suzuki, was willst du von mir.“

„Werden wir jetzt frech, ja?“

Mit einem spöttischen Grinsen senkte unser Vocalist seinen Kopf, ehe er diesen langsam hin- und her schüttelte.

„Sag Uruha, dass er hier nicht den Babysitter für mich spielen muss, ich komme gut ohne ihn klar. Es ist alles in Ordnung.“

„Okay...du läufst aber nicht wieder weg...oder? Du kommst doch gleich nach, ja...?“

Auf einmal wurde Rukis steinharte Miene weich.

„Ich komme gleich nach, versprochen.“

„Das ist gut.“

Ruki nickte. „Ist es.“
 

Wieder drinnen angekommen erwartete mich Uruhas ungeduldiger Blick. Anscheinend waren Aoi und Kai wieder da. Kai war in seiner Arbeit vertieft, er checkte einen Zettel auf seinem Klemmbrett.

„Und...? Was hat Ruki gesagt?“

Etwas betroffen zuckte ich mit den Achseln.

„Er hat gesagt, dass du nicht den Babysitter für ihn spielen musst, er kommt gut ohne dich klar, es ist alles okay...“

Kai blickte von seinem Klemmbrett auf, Aois Augenbrauen wanderten in die Höhe und Uruha öffnete seinen Mund ein wenig.

„Oh...“, kam es unbeholfen aus dem Mund unseres Leadgitarristen. „Also wenn das so ist...ähm...“

„Tja...“, murrte Aoi tonlos. Ich rollte mit den Augen.

„Könnten wir uns dann jetzt bitte wieder normal verhalten? Es scheint doch alles so wie immer zu sein!“

„Eigentlich nicht...“, murmelte Aoi. „Ruki wird immer nur dann eine Bitch, wenn es wieder ein Problem gibt. Also muss irgendwas sein.“

„Wenn er sagt alles ist okay, dann ist es das wohl.“, murrte ich schlecht gelaunt, damit er endlich aufhörte.

„Also genug von Ruki, ich denke das wird schon.“, Kais Stimme nahm einen geschäftlichen Ton an, und Aoi gab Ruhe. Uruha blieb stumm, er hatte sich bis jetzt gar nicht hierzu geäußert, und wie es schien hatte er das auch nicht vor. Ich begriff ehrlich gesagt überhaupt nichts mehr, aber wenigstens schien jetzt etwas Ruhe eingekehrt zu sein.

Unser Drummer und gleichzeitiger Manager blätterte kurz durch die Unterlagen, die an das Klemmbrett geheftet waren und reichte sie dann überraschend zu Uruha hinüber.

„Gibst du das bitte Ruki? Er hat schon wieder keine richtige Liste erstellt..“

Uruha zögerte. Nachdenklich blickte er auf Kais Hand, die darauf wartete, dass der Braunhaarige endlich das Klemmbrett nahm, doch weiterhin passierte nichts. Wieso zögerte er?

Etwas erstaunt musterten Aoi, und ich ihn, und Kai wurde von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger.

„Uruha. Jetzt nimm das Klemmbrett, bitte.“

Uruha schüttelte langsam mit dem Kopf. Unserem Drummer entglitten die Gesichtszüge. Auch wir waren erstaunt.

„....W-Was soll das heißen?! Jetzt nimm es!“

Aber unser Kouyou weigerte sich noch immer. Er trat einen Schritt zurück und Kais Mund klappte auf. Die Situation wurde immer angespannter.

„Kai...“, versuchte ich es etwas beruhigend. „Es ist okay. Ich kann Ruki doch das-

Das Klemmbrett wurde lärmend auf den Boden geschmissen.

„WISST IHR WAS?! VERGESST ES! SCHAUT DOCH WIE IHR HEUTE ABEND AUF EURER SCHEIß BÜHNE ALLEINE KLAR KOMMT! GEHT DOCH ALLE STERBEN!“

Der Brünette machte kehrt und ging mit wehendem Mantel davon.

Aoi schnaufte, jetzt noch mies gelaunter als vorher.

„Na das habt ihr ja toll gemacht.“

Damit war der Schwarzlilahaarige Kai nachgerannt. Verdammt, ich hatte doch gar nichts getan!

Uruha, der zu Stein erstarrt zu sein schien, blickte leicht bedrückt auf den Boden, und irgendwann beugte ich mich einfach hinunter und hob das etwas verdreckte Klemmbrett wieder auf.

„Man Uruha, was ist nur dein Problem.“

Und während ich mich also umdrehte um draußen noch einmal nach Ruki zu suchen, hörte ich den Leadgitarristen noch ein anschuldigendes „Du weißt ganz genau, was mein Problem ist.“, murmeln.

„Ach leck mich doch, Kouyou.“
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

Schon die dritte Zigarette, die völlig aufgebraucht zu Boden fiel und erlosch.

Ich streckte mich herzlich und versuchte diese Leere in mir wieder ganz loszuwerden.

Ich wollte, dass der Regen alles böse von mir herunter wusch.

Es klappte, glaube ich, auch ganz gut. Ich hatte mich etwas beruhigen können. Ich war zum Beispiel gar nicht mehr deprimiert. Ich war eben nur stocksauer.

Sauer auf mich, weil ich wieder wie ein Mädchen davongerannt war.

Sauer auf Uruha, weil er nicht einmal gemerkt hatte, dass er mich verletzt hatte.

Sauer auf Reita, weil der mich zu dieser Wette gezwungen hatte, und weil alles ohne ihn gar nicht passiert wäre.

Seufzend griff ich in meine Jackentasche, um die nächste Zigarettenschachtel aus ihr herauszuangeln.

Gerade als ich auch noch ein Feuerzeug suchen wollte, musste ich inne halten, weil ich sah wie Reita vom Stadion aus auf mich zugelaufen kam.

Verwirrt ließ ich die Zigarette sinken und legte den Kopf schief.

„Was willst du denn wieder hier...?“, murrte ich desinteressiert, als mein Bassist hechelnd vor mir ankam. Er hob ein Klemmbrett vor mein Gesicht, allerdings hielt er es falsch herum. Schätze, er wollte nicht, dass das was daran befestigt war nass wurde.

Misstrauisch blinzelte ich ihn an, ehe ich ihm das Klemmbrett langsam aus der Hand nahm.

„...Was soll ich damit?“

„...Das ist unsere Trackliste... Kai hat gesagt ich soll sie dir geben, weil Uruh........-“

Moment. Ich wurde hellhörig.

„´Weil Uruha´ was.“

„N-Nichts. Wer hat hier was von Uruha gesagt?“

„´Weil Uruha´ was, Reita.“

„Nichts, Ruki, wirklich ich....ouh...mhh...also...Uruha benimmt sich gerade irgendwie komisch.“

„...Komisch.“

„Jaa...sehr komisch sogar...“

„Ahja? Definiere ´komisch´.“

„...Also Kai hat gerade zu Uruha gesagt, er soll dir das Klemmbrett bringen, er hat sich geweigert und dann...“

Immer fassungsloser hörte ich mir an, was Reita mir da erzählte. Ich konnte es gar nicht richtig glauben.

„Und am Schluss ist Kai dann wütend weggerannt.“

Etwas fertig ließ ich meine Zigarette fallen.

Bedrücktes Schweigen trat zwischen Reita und mich und alles was jetzt noch zu hören war, war das Plätschern des Regens. Leise verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

„...Und...was ist mit den anderen...?“

Der Blonde kratzte sich am Hinterkopf.

„Naja...Aoi war nach der Sache angepisst, und ist Kai hinterher, ich weiß nicht wo die sind...und Uruha hat dann auch gar nichts mehr dazu gesagt, ich glaube der steht noch da, wo wir ihn gelassen haben...und...Sakai und Yamada wissen noch nichts hiervon...die rasten bestimmt aus...“

Reita seufzte. Mir war gerade ehrlich gesagt auch danach. Wieso zur Hölle ging aber auch wieder alles schief...?

Ich atmete tief ein und aus, und schluckte dann meine ganze Wut auf einmal hinunter.

Egal was jetzt gerade mit uns allen los war, wir konnten deswegen nicht einfach unsere Tour hinschmeißen. Wir hatten Fans, die uns anfeuerten und uns unterstützten.

Die konnten wir nicht einfach hängen lassen.

Mit einem leichten Schwänken meines Kopfes warf ich meine nassen Haare aus meinem Gesicht und klopfte dem daraufhin überraschten Reita dann auf die Schulter.

„Na los mein Großer. Wir haben ein Konzert, das wir retten müssen. Gehen wir und sammeln unsere Idioten ein.“

Akira starrte mich erst ein wenig überrumpelt an, ehe er nickte, und ich nickte ebenfalls und machte mich eiligen Schrittes auf, in Richtung des Stadions zurück zu laufen.

Als ich schon einige Meter vor Reita lief, blieb dieser plötzlich stehen und rief nach mir.

Überrascht drehte ich mich um, als sein schwach gesprochenes „Ruki...“ an mein Ohr drang.

„Huh...?“

„Hör mal...“, er starrte mir fest in die Augen. „Ich glaube, ich muss dir da etwas sagen...“

Jetzt blieb auch ich ganz stehen. Für eine Sekunde stand wieder nur der Regen zwischen uns, ehe ich ihn mit großen Augen anblinzelte.

„Was ist denn...?“

Mein Bassist schien mit sich zu kämpfen, und ich wurde immer irritierter.

„Wegen...Uruha...“

Er wirkte so, als legte er sich die Worte, die er mir sagen wollte genau zurecht, und ich wartete gespannt. Doch statt den Mund endlich aufzumachen, senkte er dann überraschend den Kopf.

„Ach...es ist nichts. Ist schon in Ordnung.“

„Oh, ähm...okay..“, ich zuckte mit den Schultern und rannte dann weiter. Ich konnte mich jetzt nicht um das seltsame Verhalten unseres Bassisten kümmern. Ich hatte eigene Probleme.
 

Hechelnd und klatschnass vom Regen trat ich wieder einmal durch die Automatiktüren unseres Stadions und blieb in der großen Eingangshalle stehen. Reita trat kurz nach mir ein. Während ich noch immer versuchte wieder an Luft zu kommen, tippte mir der Blonde auf einmal auf die Schulter. Als ich den Kopf zu ihm drehte, zeigte sein Finger geradeaus.

„Da. Uruha ist noch immer da, wo wir ihn gelassen haben, wie ich gesagt habe.“

Etwas überrumpelt wandte ich meinen Blick wieder vor mich und entdeckte dann auch sofort unseren Leadgitarristen. Er stand da zwischen all den Menschen, die einfach an ihm vorbeiliefen, und wirkte vollkommen abwesend, fast schon wie versteinert. Die Mengen, welche durch die Halle eilten, gehörten alle zu unserem Team. Ob es die Stylisten, die Cateringleute, die Bühnenchefs oder sonst wer waren, alle waren völlig konzentriert und arbeiteten wie eine Maschine.

Ich konzentrierte mich wieder auf den Braunhaarigen.

Als ich ihn so von oben bis unten musterte, packte mich wieder eine leichte Wut, doch ich hielt sie gekonnt zurück.

„Geht´s?“, fragte mich plötzlich Reita, den ich beinahe schon vergessen hatte. Ich nickte.

Dann blickte ich dem Größeren fest ins Gesicht.

„Ich ziehe das hier durch. Egal wie schwer Uruha es mir macht.“

Der Bassist nickte, und ich fing an festen Schrittes und mit entschlossenem Blick auf unseren Leadgitarristen zuzulaufen.

„Oi! Uruha!“

Der Braunhaarige hob den Kopf leicht. Er schien mein Rufen wahrgenommen zu haben. Es wirkte, als sah er sich nach der Quelle um, aus der sein Name ertönt war. Schließlich wandte sich sein Blick durch die Menge und erfasste uns. Er sah mich stumm an. Einige Minuten sah er mich nur stumm an. Dann auf einmal zog er die Augenbrauen zusammen. Sein Blick wurde von Sekunde zu Sekunde seltsamer, und dann auf einmal, drehte er sich unerwartet von mir weg, und lief durch die ganzen Menschenmassen hindurch, ehe er verschwand.

Mein Mund klappte auf.

Noch während ich versuchte zu verarbeiten was hier gerade passiert war, legte mir Reita seine Hand auf die Schulter.

„...Ruki, ich-

„Uruha macht es mir ganz schön schwer, weißt du...“

Die dunkelbraunen Augen meines Bassisten blickten mich ausdruckslos an, und ich verschränkte stutzig die Arme vor meiner Brust. Es war unwahrscheinlich, dass irgendwas war, denn es war ja überhaupt nichts zwischen uns allen passiert. Ich hatte doch eher Grund auf Uruha wütend zu sein, und dennoch: Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Reita irgendetwas wusste.
 

Japan, Osaka, 6:20 PM. Kyakuma-Stadion. Noch eine Stunde und vierzig Minuten bis zum Konzert.

Mit gemischten Gefühlen starrte ich den großen Spiegel an, der sich vor mir befand. Genauer gesagt starrte ich nicht den Spiegel an, sondern den Kerl, der sich jetzt seit dreißig Minuten in ihm befand.

Ganz genau hatte ich ihn gemustert.

Er hatte fast kränklich weiße Haut. Seine dunkelbraunen, beinahe schon schwarzen Augen wurden von leichten Ringen untermalt. Die Lippen des Kerls glitzerten leicht rosa. Alles in allem wäre er wohl ein Japaner wie jeder andere gewesen, wären da nicht seine schwarzen Haare mit den blonden Spitzen gewesen, die von Haarspray protzend stilvoll hinab fielen und sich dann elegant nach oben wellten. Der 30-jährige Takanori saß also dort in diesem Spiegel, in einem schwarzen Ledersessel. Hinter ihm stand eine japanische Frau, die die letzten paar Spitzen seines Haars mit Haarspray und Kamm behandelte.

Niemand wusste, ob Takanori sich für hübsch hielt oder nicht. Oder was er überhaupt genau von sich dachte. Takanori erzählte das nämlich nicht so gerne, niemandem hatte er das erzählt.

Nicht einmal seine besten Freunde wussten es genau, und ich wusste das besser als jeder andere, denn dieser Takanori in diesem Spiegel, das war nämlich niemand geringerer als ich.

Ich saß hier, die Beine überschlagen und blinzelte noch immer meine Reflektion an. Alles in allem sah ich gar nicht so furchtbar aus, doch einige Kleinigkeiten brachten mich beinahe zum Verzweifeln.

Meine widerlichen Augenringe störten mich wirklich furchtbar, doch ich beruhigte mein Gewissen erfolgreich, da ich wusste, dass die Frau, die sich gerade noch mit meinen Haaren beschäftigte, bald jemanden rufen würde, der mein Gesicht dann Bühnen-tauglich machte. Die Frau hieß Ayaka Fujimura, und ich wollte sie jedes Mal küssen, wenn sie aus dem ´hässlichen Entlein´ Takanori Matsumoto einfach nur den ´schönen Schwan´ Ruki machte. Einfach nur Ruki.

„Fujimura-san, wieso habe ich dich eigentlich noch nicht geheiratet?“

Sie kicherte. „Aber, aber Ruki-san! Wegen dir verschneide ich mich noch.“

„Ich meine es Ernst, Fujimura-san. Heirate mich!“

Sie lachte. „Kümmern wir uns erstmal um dein Styling, über eine Hochzeit denken wir dann später nach, ist das in Ordnung?“

„Und was ist mit den Flitterwochen?“

„Huch?! Wir sind schon bei den Flitterwochen?“

„Sag Fujimura-san, als sie noch ein zierliches, frisches, hübsches, junges Ding waren...“

„Ruki-san!“, sie tat gespielt empört, während ein Lächeln in ihr Gesicht trat. „Ich bin erst 23!“

Ich winkte ab und rollte mit den Augen. „Sind wir das nicht alle?“

Sie schlug mir leicht gegen die Schulter. „Das war sehr verletzend!“

Ich grinste. „Ach komm, ich mache doch nur Spaß. Also, kommen wir wieder zum Geschäftlichen.“

Sie hob spielerisch ihre wunderschönen Augenbrauen. „´Zum Geschäftlichen´, also?“

„Ja. Zum Geschäftlichen...Fujimura-san...als du ein kleines Mädchen warst, da hast du doch bestimmt geträumt, oder?“

Mit einem frechen Lächeln legte sie den Kopf schief und stemmte die Hände in ihre Hüften. Sie erinnerte mich gerade an Uruhas zweite, ältere Schwester.

„Geträumt haben soll ich, Ruki-san? Von was denn?“

„Das musst du mir sagen. Gibt es einen Ort, an den du schon immer mal wolltest?“

„Oh ja.“, Ayaka nickte. „Nach Okinawa will ich. An den Strand. Da war ich noch nie.“

„Du warst nie in Okinawa?“, ich war überrascht. Reita, Aoi, Uruha, Kai und ich waren schon so oft in Okinawa gewesen.

Sie seufzte. „Leider nicht...Aber~“, sie zwinkerte mir zu. „Wenn wir heiraten, kannst du mich ja zum Strand tragen.“

„Ja. Das ist das erste, was ich tun werde, nachdem du mich geheiratet hast.“

„Wer heiratet hier?!“

Ayakas und mein Kopf wandten sich gleichzeitig zur Tür, in die Uruha hineingetreten kam.

Ich musterte ihn überrascht.

Er musterte uns etwas verunsichert, und Ayaka fing an zu lachen.

„Guten Abend, Uruha-san.“

„Hallo...“, murmelte er verwirrt den Blick plötzlich fest auf mich gerichtet.

„Hallo.“, meinte ich nur kalt und es wirkte. Er betrachtete mich mit einem Anflug von Fassungslosigkeit, ehe er die Lippen leicht zusammenkniff.

„Uruha-san?“, Ayaka legte den Kopf schief. „Brauchst du irgendetwas?“

Uruha blinzelte sie kurz stumm an.

„Nein ich...ich wollte nur fragen was...ihr so macht...“

Die Fujimura lächelte. „Ach, ich habe nur Ruki-sans Haare gemacht. Und jetzt will er mich heiraten.“

„H-Heiraten...?“

„Ja.“, kam es trocken aus meinem Mund. „Heiraten.“

Ayaka lachte wie so oft. „Außerdem ist Ruki-san wegen dem Konzert und seinem Aussehen völlig angespannt, der Arme.“

„Psscht, Fujimura-san, das muss er doch nicht wissen...“, murrte ich verlegen, und mein Leadgitarrist hob die Augenbrauen.

„Angespannt?“

Ich seufzte. „Ja...“

„Das können wir ändern.“

Bevor ich verwirrt nachfragen konnte, hatte sich Uruha schon hinter meinen Sessel gestellt und hatte angefangen meine Schultern zu massieren. Ich unterdrückte mein überraschtes Keuchen und riss meine Augen erschrocken auf.

„Keine Sorge Ruki-chi, das haben wir gleich.“

Ich war noch völlig Starr vor Schreck, und Ayaka betrachtete das lächelnd.

„Na, da ist es doch ein Gutes, dass wir Uruha-san haben, oder?“

Ich nickte und verdrehte in Gedanken meine Augen. Wenn die wüsste.

„Also Ruki-san, ich hole dann mal Kishimoto-san her, damit sie dein Make-up fertigmacht, ja? Ich komme in zwanzig Minuten wieder.“

Nur halbherzig nickte ich ihr zu, und sah geistesabwesend, wie sie eilig in den Gang rauschte, um Ryoko Kishimoto, unsere Visagistin für dieses Album, zu holen. Kaum fiel die Tür hinter ihr zu, konnte ich mein Stöhnen nicht mehr zurückhalten, massierte Uruha dort hinten wirklich nur meine Schultern??

Ich betrachtete meinen Leadgitarristen vom Spiegel aus. Er war schon völlig in sein Bühnenkostüm gesteckt und gestylt worden. Seine nougatbraunen Haare waren elegant und wunderschön stufenweise toupiert worden, und fielen in einer Welle nach unten. Die Augen waren in Grau- und Schwarztönen geschminkt, und der Ausdruck in ihnen weckte nicht jugendfreie Gedanken in mir. Sein Bühnenoutfit war sowieso die Höhe. Es fing mit seinen Beinen an. Sie waren in schwarze Strapsen gekleidet. Natürlich in Strapsen, was auch sonst...

Ebenfalls trug er schwarze Lederhotpants, an die die – wie schon erwähnten – Strapsen befestigt waren. Seine Füße und ein Teil seiner Beine steckte in Absatzstiefeln, schwarz, glitzernd, einfach nur....eine Gänsehaut erfasste meinen ganzen Körper. Auch das Oberteil war einfach unbeschreiblich. Es war ein silbernes, Ärmel loses Oberteil, dessen Schultern auch mit schwarzem Leder überzogen waren.

Den Abschluss dieser sowieso schon atemberaubenden Aufmachung bildete der lange schwarze Mantel, den er trug, und von dem mir ganz anders wurde, wenn ich mir vorstellte, wie er richtig sexy hinter Uruha her wehte, wenn dieser über die Bühne lief.

„Sie hat total Recht, Ru-chan. Dein Rücken ist wirklich steif wie ein Brett.“

Ich nickte langsam, dann wanderte mein Blick zwischen meine Beine. Bald war es nicht mehr nur mein Rücken. Stille trat ein, und wurde nur ab und zu kurzweilig dadurch unterbrochen, dass ein Stöhnen meinen Mund verließ. Das war sehr peinlich.

„Wie fühlst du dich, Ruki?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Gut.“

„Mhh...was war...eigentlich das mit...“, ich blickte vor mich in den Spiegel und bemerkte von dort, wie sein Blick völlig unsicher wurde.

„Was war das mit...´heiraten´...?“

Leicht überrascht legte ich den Kopf schief.

„Nichts, das war ein Gespräch zwischen Ayaka-san und mir, das geht dich ja wohl nichts an.“

„Das geht mich doch was an...“, nuschelte er etwas beleidigt, doch ich schaffte es bald nicht mehr meine Wut herunterzuschlucken und sein Nachhaken ging mir total auf die Nerven, also schnaufte ich.

„Uruha...was machst du überhaupt hier? Das ist meine Garderobe! Ich weiß, dass du deinen Künstlernamen nicht schreiben kannst, aber ich denke wirklich, dass du ´Uruha´ schon von ´Ruki´ unterscheiden kannst!“

Im Spiegel sah ich, wie er einen Schmollmund zog.

„Ich habe mein Ruki-chi vermisst.“

Empört wollte ich die Luft einziehen, doch er drückte in jenem Moment gegen meine Schultern und ich stöhnte, den Kopf in den nackend legend. Jetzt vermisste er mich also? Jetzt? Und was war vorhin, als er mich von sich geschoben hatte? Wenn niemand da war, DANN war es wohl in Ordnung, dass er mich liebte, ja?

Ich zog die Augenbrauen zusammen.

„...Ruki...was ist denn?“

„Du willst also wissen was ist...“, murrte ich. Es hatte einen Vorteil, dass ich der Vocalist mit der trainierten Stimme war. Wenn ich wütend war, konnte ich drei Oktaven tiefer rutschen, und wirkte dann mit meiner Bassstimme einfach nur furchterregend, trotz meiner 1 m 63 und meinem Kindergesicht. Der Gesichtsausdruck meines Leadgitarristen wurde beunruhigt, als er den Ton in meiner Stimme hörte.

„Bist du wütend auf mich...?“

„JA VERDAMMT NOCHMAL!“, schrie ich die Beherrschung verlierend los. Uruha schloss den Mund und blickte mir vom Spiegel aus bedrückt in die Augen. Er sagte nichts, und ich lebte weiterhin meine Tobsucht aus.

„Bist du so schwer vom Begriff?! Schön, dass du auch mal merkst, dass ich vor Wut kotzen könnte!

Natürlich bin ich wütend auf dich!“

Er senkte den Kopf, sagte noch immer nichts, also machte ich weiter.

„Ich habe allen Grund wütend auf dich zu sein, scheiße! Da beschließt du einfach mal, dass die Öffentlichkeit nichts von uns wissen darf! Aber von den tausend Schlampen, die du vor mir hattest, von denen wusste natürlich jeder!“

„Sie waren keine Schlampen.“, sagte er ruhig, jedoch mahnend, doch es interessierte mich nicht. Es machte meine Wut nur noch schlimmer.

„Schön! Ist mir scheißegal! Dann geh doch und nimm eine von denen zurück, anscheinend sind sie ja mehr wert als ich, wenn du zu denen stehen kannst!“

„Ruki...“

„Hör mir auf mit deinem ´Ruki´. Ich habe keinen Bock mehr! Und nicht nur, dass du mich einfach wegdrückst, obwohl ich kurz vor den Tränen stehe, dann gehst du vorhin auch einfach weg, wenn ich dich rufe! Und du wolltest nicht einmal das Klemmbrett zu mir bringen, wieso, hm?? Genug von mir?! Musste es deswegen Reita übernehmen?! Du bist ein Kotzbrocken, Kouyou! Ein Kotzbrocken! Ein verdammter, widerlicher Kotzbro-

Mit einem Mal wurde mein Sessel herumgerissen, sodass ich mich erschrocken in seine Lehnen krallte. Und bevor ich in den wenigen Sekunden des Herumgeschleudert-werdens überhaupt begriffen hatte, was gerade passiert war, stand wie aus heiterem Himmel Uruha vor mir, statt hinter mir, beugte sich hinunter, und drückte mir seine Lippen auf.

Eine gewaltige Hitze stieg in mein Gesicht und ich wurde von so viel Lust gepackt, dass es zu viel wurde, und ich mich wieder losreißen wollte, doch Uruha hatte meine Arme gepackt und drückte mich gegen den Sessel, während er auch schon halb auf mir drauf saß. Ich schloss meine Augen und stöhnte.

Seine Zunge bewegte sich gierig in meinem Mund, dann fand ich seine Lippen auf einmal an meiner Halsbeuge wieder, dann oberhalb meiner Brust, dann an meiner Wange, an meinem Ohr, wieder auf meinen Lippen. Ich stöhnte und stöhnte und mein ganzer Körper kribbelte, begleitet von einem Schauer, der mir den Rücken hinunterlief.

Nach einer Ewigkeit, wie es mir vorkam, endete dieser heftige Kuss, und ich sank völlig außer Atem in meine Sessellehne zurück und betrachtete Uruha vor mir, der noch immer meine Arme festhielt und mir fest in die Augen starrte.

„Sag mir Ruki...“, er senkte den Blick. „Liebst du mich, oder begehrst du mich nur?“

Diese Frage traf mich unerwartet. Mit geweiteten Augen blinzelte ich ihn erst einmal mit leichter Überrumpelung an. Mein Hirn fing plötzlich an zu arbeiten.

Da beugte Uruha vor mir. Mit Beinen so wunderschön, wie bei keiner Frau. Mit Haut so weich, wie bei keinem Kind. Mit muskulöser Brust, wie bei keinem Mann.

Kribbeln, Schmetterlinge, Kontrollverlust.

All das Geschehene der letzten eineinhalb Monate, der letzten Tage...Erst jetzt wurde mir bewusst...

Nein. Mir wurde nichts bewusst, nur eine tiefe Unsicherheit trat in mir zum Vorschein.

Unsicherheit.

Hatte mich etwa die ganze Zeit mein Glied gesteuert? Die ganze Zeit, in der ich gedacht hatte, auf mein Hirn und mein Herz zu hören? War es da nur meine Lust gewesen, die Uruha hatte verzehren wollen? Das wäre ja furchtbar. Das wäre furchtbar. Ich senkte den Kopf, mit furchtbarem Gefühl in der Brust und dachte angestrengt nach. Und als ich schon alle Hoffnung verloren glaubte, traten plötzlich Bilder in meinen Kopf.

Uruha, der frech und allwissend lächelte, wenn einer von uns anderen wieder kindische Handlungen vollzog. Uruha, der im Regen vor mir stand und einen Regenschirm über meinen Kopf hielt. Uruha, der sich nach einem Streit mit mir prügelte und mich dann besorgt verarztete.

Uruha, der bei einem Fanservice immer unglaublich liebevoll lächelte, wenn er mir einen Kuss auf die Wange gab.

Das Herz in meiner Brust raste. Es raste so schnell, dass mein ganzer Körper beinahe erbebte.

Ein erleichtertes Lächeln trat in mein Gesicht, als Uruha mich verwirrt musterte.

„Huh...Wieso lächelst du?“, kam es irritiert vom Älteren, und ich nahm sein Gesicht in meine Hände.

„Ich liebe dich.“, flüsterte ich kaum hörbar, und in diesem Moment war ich mir plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob das auch wirklich gut war so. Ob das richtig war so. Ob es gut war, dass ich ihn anscheinend wirklich liebte. Oder eben nur liebte. Liebte, eben.

Uruhas Wangen schimmerten in einem sanften Rosa, und ich blickte mit noch immer rasendem Herzen auf meine Knie. Keiner von uns beiden wusste, was er jetzt genau zu tun hatte, doch das erledigte sich automatisch damit, dass die Tür zu meiner Garderobe einfach aufgerissen wurde. Ryoko trat wie üblich ohne Vorwarnung einfach unhöflich ein und hätte sie nicht in beiden Händen Taschen voll mit Make-up getragen, ich hätte ihr den Hals umgedreht.
 

_____________________________

Soo endlich das nächste! Konnte am Mittwoch nicht hochladen, sorry (´A` )

Danke für den Kommentar liebe theon-vergil das mit dem spinnenden PC is nich schlimm hab mich dennoch gefreut xd

Weiß nich wann das nächste hochladen kann, da ich ja kein Internet habe, bzw kein Laptop -___-

Aber ich schreibe fleißig weiter :D
 

liebe Grüße, Rookie

Bühne frei für Miyavi

Kapitel 17:

Bühne frei für Miyavi.
 

Hier waren wir also. Ich im Sessel, Uruha noch immer halb auf mir drauf, Ryoko an der Tür.

Meine Visagistin musterte uns beide völlig ausdruckslos, ehe sie ihre Arbeitstaschen auf dem Boden abstellte.

„Stör ich irgendwie?“, kam es tonlos von ihr, während ihr Finger auf Uruha und mich zeigte, da wir ja noch immer in dieser etwas merkwürdigen Position dalagen.

„Nein!“, kam es völlig verkrampft und ungläubig von Uruha und ich rollte mit den Augen. Er wollte es also noch immer niemandem erzählen.

„Der Idiot ist auf mich drauf gestolpert.“, murrte ich deswegen etwas glaubwürdiger, als der Braunhaarige und Ryoko hob die Augenbrauen.

„Na wenn das so ist. Er muss jetzt aber weg von dir, weil ich noch dein Make-up machen muss, Ruki-san.“

Meine Iriden wanderten von der Kishimoto zu Uruha zurück und ich überschlug meine Beine.

„Du hast sie gehört, Uru-chan. Kishimoto-san darf jetzt ran.“

Zufrieden betrachtete ich, wie Uruha ein völlig unzufriedenes und leicht verärgertes Gesicht zog, als ich das sagte, und schließlich stand er von mir auf und ging irgendetwas murmelnd zur Tür hinaus. Leicht sehnsüchtig, und doch verärgert blickte ich ihm hinterher, als Ryoko schon bei mir stand, und meinen Sessel wieder so drehte, dass ich erneut in den Spiegel blicken musste.

Sie fing an ihr ganzes Arbeitszeug auszupacken.

„Was war denn mit dem los?“

Ich nahm an, dass sie Uruha meinte.

„Keine Ahnung.“, ich zuckte mit den Schultern. Dieser bescheuerte Gitarrist schaffte es doch immer wieder, dass ich wegen ihm toben wollte. Langsam wusste ich nicht mehr ob ich ihn liebte oder hasste. So ein Kotzbrocken.

„Na was auch immer...legen wir los...“, meine Visagistin redete mehr mit sich selbst als mit mir, dann drehte sie mich vorsichtig zu sich, und hielt Puderquaste und Pinsel bereit.

„Fangen wir mit den Äuglein an...Ich schätze nach all der Zeit weißt du was jetzt kommt, oder?“

Ich nickte. „Natürlich weiß ich das, für wen hältst du mich.“

Schon so oft durchgemacht hatte ich das: Augen zu, Lidschatten drauf.

Ich schloss meine Augen und spürte den kleinen Schwamm mit dem Ryoko gerade grauschwarzes Pulver auf meine Augenlider strich. Jetzt hörte ich nur noch ihre Stimme.

„Ich muss dir noch was sagen, Boss.“

„Hm? Was ist denn?“

„Tja. Anscheinend haben wir, oder besser gesagt habt ihr heute Abend einen Ehrengast.“

Hä? Ehrengast? Wovon redete diese Spinnerin denn jetzt schon wieder?

„Was für ein Ehrengast? Was meinst du? Wer soll denn bitte so wichtiges im Publikum sitzen?“

„Publikum? Nein, nein. Ich weiß nicht ob er vor hat im Publikum zu sitzen, aber er wuselt seit vorhin im Backstagebereich herum.“

„Was?!“, ich öffnete meine Augen ohne nachzudenken und die Kishimoto stach mir natürlich voll mit dem Make-up-Stift rein. Schreiend hielt ich mir die Hände ans Auge und versuchte wie verrückt den Lidschatten und die Tränen wegzuwischen.

„Verdammte Scheiße, Ryoko!“

Ich hörte ihr Lachen.

„Ist doch nicht meine Schuld, wenn du die Augen öffnest. Du hast doch vor einer Minute noch gemeint ´natürlich weiß ich, was da kommt.´“

Ich grummelte böse, und nahm dann das feuchte Tuch, das sie mir reichte, um mir über das noch tränende Auge zu reiben.

„Wer ist denn jetzt dieser ´Ehrengast´?“, fragte ich mies gelaunt, um vom gerade Geschehenen abzulenken, und sie grinste.

„Das wird dir ganz sicher nicht gefallen.“

„Was...?“

„Oh nein, es wird dir ganz und gar nicht gefallen.“

„Jetzt spuck´ es schon aus!“

„Miyavi ist hier. Ich glaube er ist bei Reita und Kai.“

„ISHIHARA IST HIER???!!!“

Ich glaube irgendetwas in meinem Kopf explodierte gerade. Wie konnte ich das nur beschreiben? Mhh, genau. Es gab eine Kernreaktorexplosion. Einen Supergau. Einen Ausnahmezustand. Eine Atombombe ging in die Luft. Meine lackierten Nägel krallten sich in die Lehnen des Ledersessels.

„Wieso zur Hölle...was...was hat Miyavi hier zu suchen?!“

Ryoko zuckte mit den Schultern. „Das fragst du aber auch die Richtige. Was weiß ich? Frag doch lieber Kai, oder einen der anderen Manager.“

Ich grummelte. Das wurde ja alles immer besser und besser.

„Hör mal. Ich möchte, dass du mein Make-up heute etwas schneller machst als sonst, ich will hier weg, Miyavi suchen, und ihn dann umbringen!“

Die Kishimoto zeigte mir den Daumen hoch.

„Geht klar, Chef.“
 

Japan, Osaka, 7:20 PM. Kyakuma-Stadion. Noch vierzig Minuten bis zum Konzert.

Wieder einmal tobsüchtig eilte ich durch den langen Korridor, auf dem direkten Weg zu Kais Garderobe. Egal wo er war, ich würde Miyavi Lee Ishihara jetzt finden, und dann...und dann wusste ich nicht, was ich tun würde, aber es würde ihm nicht gefallen!

Ein bisschen wurde meine Wut aber doch gelindert, denn ich hatte jetzt auch mein Bühnenoutfit, und ich trug einen schwarzen Ledermantel, der fast so aussah wie der von Uruha. Der wehte jetzt total stilvoll hinter mir her, wie ich so wütend durch die Gänge lief, und das fand ich toll, musste ich ehrlich zugeben. Auf der Bühne hatte ich aber vor, ihn abzulegen. Ansonsten trug ich enge, dunkelgraue, an den Knien aufgerissene Leggins, ein schwarzes, enges Muskelshirt, das sehr viel von meiner Brust freigab und einen silbernen Seidenschal. Noch ein paar schicke schwarze Boots, die herabfallenden und sich dann wellenden, schwarzblonden Haare, die nussbraun gefärbten Lippen, und et voíla: Hier war Ruki, der in vierzig Minuten allen den Kopf verdrehen würde!
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

Kais Garderobe war im ganzen Stadion mit höchster Sicherheit der ruhigste, und erholsamste Ort.

Uke Yutaka war still, meistens in seine Arbeit vertieft und richtig zuvorkommend. Wie gesagt, der ruhigste und erholsamste Ort im ganzen Stadion...bis Ruki plötzlich kommt und die Tür aufreißt.

Kai, ich und Miyavi – welcher uns vor zwanzig Minuten total überraschend mit seinem Besuch überrumpelt hatte – hoben verwirrt den Blick, und entdeckten dann den kleinen Vocalisten, wie er fertig geschminkt im vollen Bühnenoutfit vor uns stand.

Kai stand von seiner Ledercouch auf. Er musterte den Jüngsten kurz von oben bis unten.

„Ruki. Schön, dass du schon fertig zu sein scheinst.“

In der Tat. Ruki war schon fertig. Er war geschminkt, angezogen und sah wirklich beeindruckend aus. Auch wenn sie mit den Boots ein bisschen an seiner Größe geschummelt hatten.

Unser Vocalist atmete heftig ein und aus, er schien aufgebracht zu sein. Bevor Kai oder ich aber fragen konnten was denn überhaupt los war, war Miyavi schon an uns vorbei gestürmt und hatte Ruki in seinen Klammergriff genommen.

„RU-CHAAAAAN!“, brüllte der Gitarrist glücklich drauf los, und besagter fing an zu schreien, da der Größere nun angefangen hatte ihn herumzuschleudern.

Rukis Schreie im Hintergrund ignorierend warfen Kai und ich uns unentschlossene Blicke zu, ehe der Drummer mit den Schultern zuckte. Ich zog die Augenbrauen zusammen.

„Wenn er da rauskommt, wird er uns umbringen.“

„Du meinst wohl ´falls´ er da rauskommt.“
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

Die Welt drehte sich. Und das noch lange nachdem dieser Bastard mich wieder heruntergelassen hatte. Schon seit Minuten blinzelte ich, um wieder zu mir zu kommen, doch es gelang nicht so Recht. Miyavi grinste breit.

„Ru-chan! What´s up?! Daijoubu?! Wie geht’s?!“

Von der ganzen Hyperaktivität etwas überrumpelt rieb ich mir die Stirn, ehe ich einfach nur noch seufzen konnte.

„Hey Miyavi...Ihr zwei!“

Wütend richtete ich meinen Blick zu Kai und Reita, die in der Ecke standen und tuschelten.

„Seit wann ist der hier?!“

„Seit wann ich hier bin? Ich kam ungefähr vor einer Stunde mit dem Fli-

„Ruhe! Dich hat keiner gefragt! Kai! Sag mir sofort seit wann Ishihara hier ist!“

Kai kratzte sich am Hinterkopf. „Schätze seit...so um ne Stunde herum?“

„Seit einer Stunde?! Aber wer, wie, wo...Argh! Wieso seid ihr eigentlich noch nicht ganz fertig?! Euer Make-up fehlt!!! ...Wisst ihr was, ich brauche einen Kaffee, ihr macht mich fertig!“

Wütend drehte ich mich um, und ließ die Tür hinter mir zufallen. Miyavi folgte mir.

„Oi, oi! Ruki-chan! Wieso bist du denn so sauer?“

Ich blieb stehen und drehte mich zum Schwarzhaarigen um.

„Verschwinde, Miyavi!“

„Ach komm, wir sind doch alle eine große, glückliche Familie! Du, Aoi-san, Kai-chan, Reita, Uruha-san und ICH!“

„Mach die Hucke!“

„Ruki! Komm schon! Lass die negativen Energien raus! Sieh her.“

Er machte eine Position wie beim Joga und fing an ein- und auszuatmen.

„Siehst du? Mit jedem Atemzug. Negative Energien raus, positive Energien rein.“

„Bei uns nennt man das Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid.“

Er rollte mit den Augen.

„Man ich frage mich wirklich was dir über die Leber gelaufen ist.“

Ich seufzte tief. Irgendwie konnte er ja auch nichts dafür, oder...? Es war nicht richtig meine Wut an ihm auszulassen.

„Hm...ich weiß nicht ob du damit was anfangen kannst, Ishihara.“

„Kann ich sicher. Ich kann mit vielem etwas anfangen.“

„Na okay...dann erzähle ich dir jetzt was, was sogar dich vom Hocker hauen wird...“

Der Schwarzhaarige nickte. „Ist gut. Aber nicht hier, Ru-chan. Der Gang ist kein Ort für sowas. Gehen wir zu Reita und Kai-chan zurück.“

Ich nickte und folgte ihm zurück ins Zimmer.
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

Während Kai und ich Miyavi und Ruki überrumpelt hinterher starrten, kamen diese auch schon wieder zurück in die Garderobe. Der Ishihara winkte uns grinsend.

„Schaut mal, was ich mitgebracht habe.“

Ein minder schlecht gelaunter Ruki trat hinter dem 1 m 83 großen Gitarristen hervor. Er zog einen Schmollmund.

Unser Drummer ging zu ihm hinüber.

„Hast du dich etwas abgeregt? Tut uns Leid, dass wir uns so kindisch verhalten haben.“

Verdammt, wieso immer ´wir´?! Ich hatte doch schon wieder gar nichts gemacht!

Ruki winkte ab. „Vergesst das, vergeben und vergessen.“

„Richtig so, Ruki! That´s the Spirit!“

„Na was auch immer...“

Miyavi nickte, dann wurde sein Gesicht plötzlich nachdenklich. Seine Augen glitzerten auf.

„Und jetzt wollte Ruki mir noch etwas erzählen, was mich vom Hocker haut.“

Unser Vocalist verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wir haben in dreißig Minuten eine Show, verschieben wir das auf nachher. Jetzt kümmern wir uns erstmal darum, dass die Leute diesen Abend nie vergessen.“

Kai nickte erfreut, und Miyavi klatschte in die Hände.

„Go Team GazettE!“
 

„Jaja...Reita, Kai, ihr geht jetzt zu Kishimoto-san und lasst euch schminken. Ich glaube sie wollte noch zu Aois Garderobe. Lasst euch einfach alle da schminken.“

Kais Gesicht wirkte plötzlich beunruhigt.

„A-Aoi...? ...I-Ich...ich schminke mich selbst, ich kann ja...hier bleiben...“

Verwirrt musterten wir ihn daraufhin, doch irgendwann zuckte unser Vocalist dann mit den Achseln.

„Wie du meinst. Bau aber keinen Mist, und beeil´ dich. Reita, dann geh du zu Ryoko...“

Ich nickte wie so oft zur Bestätigung, ehe ich dann etwas bemerkend inne hielt.

„Sagt mal, wo ist eigentlich Uruha.“

Rukis Augen weiteten sich etwas. „...Jetzt wo du es sagst...ich habe keine Ahnung.“

„Vielleicht ist er bei...Aoi...“, murmelte unser Drummer etwas zurückhaltend und ich hob eine Augenbraue. Was war denn wieder mit dem los?

„Na was auch immer...macht eure Arbeit.“

Miyavi, der uns bis jetzt begeistert beobachtet hatte, verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Und was soll ich machen, Ru-chan?“

„Bleib bei Kai.“

Ruki seufzte. „Haben wir´s dann?“

Wir alle nickten. Miyavi rannte zu Kai und legte ihm den Arm um die Schultern.

„Let´s go, Kai-san! Wir werden uns köstlich amüsieren.“

Der Brünette lächelte etwas unbeholfen.

„Ehehehe...ja...mag sein...äh...“
 

Es dauerte ungefähr fünf Minuten, bis wir uns in Aois Garderobe einfanden.

Als wir zur Tür hineintraten sahen wir unseren zweiten Gitarristen vor dem Spiegel sitzen.

Da stand wirklich Kishimoto-san und schminkte das letzte Bisschen an seinen Augen.

Etwas weiter weg stand Uruha und beobachtete das still. Dann bemerkte Aoi uns. Von seinem Spiegel aus, blickte er zu uns rüber. Kishimoto-san war jetzt wohl fertig mit ihm.

„Rei? Ruki-chi? Was macht ihr denn hier?“

Ruki kratzte sich am Hinterkopf.

„Ich wollte weg von Miyavi, und Reita muss noch geschminkt werden.“

Die Kishimoto stand auf, da sie gerade vor Aoi gekniet hatte, und kam auf uns zugelaufen.

„Okay Reita, dann nimm mal Platz.“

Ich nickte, und nahm dann auf dem Sessel Platz, von dem Aoi jetzt aufstand.

„Na dann lass dich mal schminken, Rei.“

Ich nickte.

„Sag mal Reita, ist Nicken eigentlich alles was du kannst?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich...ich rede eben nicht so viel...“

Aoi rollte mit den Augen. Dann plötzlich wandte sich sein Kopf zur Seite.

„Wo wollt ihr zwei denn hin.“

Verwirrt blickte ich in Aois Richtung, auch Kishimoto-san wandte den Kopf zur Seite und sah dann irritierenderweise Uruha, der mit Ruki an der Hand in Richtung des Badezimmers, der Garderobe geschlichen war.

Abrupt blieben die beiden stehen.

„Err...“, kam es vom Vocalisten, ehe er peinlich berührt zur Seite blickte.

„Ruki...ähm...musste auf die Toilette...“, meinte Uruha mit einem unglaublich bescheuerten Gesichtsausdruck. Aoi hob die Augenbraue, und grinste dann etwas fies.

„Und das kann Ruki nicht alleine?“

„Err...“, trug Ruki nur wieder wenig hilfreich bei, und Uruha kratzte sich am Hinterkopf.

„Nein...a-also schon...also...Ich...also...ich...ich gehe mal...in meine Garderobe...zurück...“

Eiligen Schrittes war unser Leadgitarrist aus dem Zimmer verschwunden. Alle Blicke wandten sich zu Ruki. Dieser spielte mit seinen Fingern, ehe er den Kopf hob und die Augen etwas unsicher zusammenkniff. Dann zeigte er mit dem Finger auf die Ausgangstür.

„Err...da fällt mir ein...ich...hab was...in...Uruhas...Garderobe...vergessen...“

Drucksend schlich der Jüngste an uns vorbei ehe er sich, so wie Uruha vorher, einfach aus dem Zimmer stahl.

Eine Weile blickten wir uns alle etwas peinlich berührt, und überrascht an, ehe Aoi dann ebenfalls zur Tür eilte, und ihren Griff hinunterdrückte.

„Aoi? Wo gehst du denn jetzt hin?“

„Pff, was glaubst du denn? Das schaue ich mir hundertprozentig an.“

Mit geweiteten Augen blieben Kishimoto-san und ich im Raum zurück. Jedenfalls waren meine Augen geweitet. Unser Visagist kniff die Augen zusammen.

„...Sollte ich nachfragen?“

„Lieber nicht, Kishimoto-san, lieber nicht...“
 

Kreischender Applaus. Hier standen wir. Noch wenige Minuten trennten uns von unserem Konzert.

Wir standen wie vor jedem Auftritt hinter der Bühne, und bildeten einen Kreis.

Der einzige Unterschied war, dass diesmal Miyavi mit uns dastand.

„Okay Leute.“, fing der Ishihara an, wie sonst eigentlich Kai immer anfing, und unser Drummer starrte ihn missmutig an.

„Wir bringen das total toll über die Bühne! Wir rocken sie!“

Kai zog die Augenbrauen zusammen.

„Ähm, Miyavi, ich-

„Das ist euer Problem, Kai-chan!“

„H-Hä?“

„´Ich, ich, ich´. So geht das nicht. WIR muss es heißen!“

„A-Aber ich-

„Stop! Nicht ´ich´. Nicht ´watashi´, sondern ´watashi-tachi´! Wakatta?“

Wir alle glubschten den Gitarristen blöd an, und man sah, dass bei Ruki bald eine Sicherung durchbrannte.

„Na...was auch immer...“, fing Uruha beschwichtigend an. „Ich denke was Miyavi uns hier sagen will ist, dass wir eine Supershow bringen und die Fans nicht enttäuschen sollen.“

„Na bitte! Uru-chan hier versteht mich!“

Miyavi schlug unserem Leadgitarristen auf den Hintern, was diesen erschrocken auffiepen ließ. Miyavis Hand ruhte nun dort.

Rukis Gesichtsausdruck wurde furchteinflößend.

„Äh Miyavi...“, meinte Aoi deswegen, die Augen besorgt auf unseren Vocalisten gerichtet, dessen linke Gesichtshälfte wirklich sehr beunruhigend zuckte.

Der Ishihara hob die Augenbrauen verwirrt. „Ja? Was ist denn?“

Aoi, Kai und ich hoben gleichzeitig den Zeigefinger.

„N-Nimm...die...“

„Die...Hand...“

„Auf...Uruhas...“

Doch keiner von uns konnte seinen Satz richtig beenden. Ruki, der neben Miyavi stand, packte plötzlich dessen Handgelenk, und presste die Zähne zusammen.

„Ich begrüße es, wenn deine Hand ab jetzt ihren Weg dorthin nicht mehr findet.“

Seine Stimme rutschte wieder einige Oktaven tiefer, tiefer als mein Bass, und eine Gänsehaut erfasste uns. Egal wie klein Ruki sein mochte, er war verdammt nochmal bösartig.

Ruki war sowieso sehr merkwürdigen Launen ausgesetzt, seitdem er vorhin mit Uruha aus Aois Garderobe verschwunden war. Er wirkte nicht ganz bei sich.

Äußerst überrumpelt zog Miyavi seine Hand zurück, und legte dann den Kopf schief.

Es dauerte nur einige Sekunden, da kehrte die absolute Selbstbeherrschung wieder in das Gesicht unseres Frontmanns, und er fischte aus der Tasche seines Ledermantels einen zusammengefalteten Zettel.

„Hier ist die Trackliste.

Wir lächelten uns alle an, und rückten enger an den Kleinen, der das Stück Papier jetzt auseinander faltete.
 

Before I decay

Shadow VI II I

No.666

Naraku

Ganges ni Akai Bara

Without a Trace

Cockroach

Taion

Pledge
 

„Die gefällt mir, auch wenn es diesmal nur neun Titel sind.“, kam es überzeugt von Aoi, Kai nickte. Miyavi zeigte mit dem Daumen nach oben, Ruki seufzte erleichtert.

„Na dann lasst uns da rausgehen!“

„GAZETTE!“, schrien wir alle – Miyavi schrie am lautesten – und Ruki ging schon vor auf die Bühne, um uns nun anzukündigen.

Als unser Jüngster verschwunden war, verschränkte der Ishihara die Arme hinter seinem Kopf.

„Und jetzt erklärt mir einer, warum Ru-chan ausrastet, nur weil ich Uru-chan auf den Hintern schlage. Das habe ich doch schon total oft gemacht!“

Etwas peinlich berührt wichen wir alle seinen Blicken aus. Keiner von uns wusste, ob er es ihm erzählen sollte geschweige denn durfte, doch schließlich fasste sich Aoi ein Herz.

„Ruki vögelt Uruha seit ner kurzen Zeit.“

Ich weitete meine Augen überrascht, Kai konnte sich nicht zwischen Lachen und tadelnd blicken entscheiden, also tat er irgendwie beides, Uruha verschluckte sich vor Schock an irgendetwas und fing an fürchterlich zu husten, Miyavis Grinsen wurde mit jeder unserer Reaktionen breiter.

Aoi stemmte die Hände in die Hüften.

„Was habt ihr denn alle? Ist doch so!“

Kai schüttelte mit dem Kopf.

„Ja...so kann man es auch ausdrücken...“

„Also...also sind unser Ru-chan, und unser Uru-chan jetzt ein Pärchen, ja?“

Miyavi wirkte noch immer etwas überrascht.

„Das war also diese Nachricht, die mich vom Hocker hauen sollte...Na, ich habe mir schon gedacht, dass da zwischen dir und Ruki noch was passiert, Uruha, du alter Aufreißer. Nimm´s mir nicht übel, aber du hast auf mich schon immer irgendwie n´ bisschen schwul gewirkt.“

Unser Leadgitarrist fing errötend an wütend irgendetwas vor sich hinzumurmeln, und Kai lächelte etwas hilflos.

„Lasst uns...lasst uns jetzt einfach auf die Bühne gehen, ja...?“

Ich nickte eilig, und schob sie hinaus. Gott, dieser Miyavi.
 

„OSAKAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!“

„RUKI-SAN!“

„REITA, WIR LIEBEN DICH!“

„AOIIII!“

„KAAAAAAAAAAI!“

„URUHA!“

Wir winkten ihnen alle, sie winkten uns, sie machten Fotos, und doch trat mit einem Mal überraschende Stille ins Stadion. Der sternenklare Nachthimmel lag nun in Schweigen über uns, und ich zog die Augenbrauen zusammen, als die weit über hunderttausend Fans ganz auf einmal verstummten.

Etwas hilflos blickte ich zu Ruki hinüber. Dieser zuckte nur ebenso ratlos mit den Schultern, ehe er sich wieder zum Publikum drehte und das Mikro an seinen Mund hielt.

„Err...Osaka...? Alles in Ordnung...?“

„IST DAS MIYAVI?“, hallte es teils verwirrt, teils begeistert von irgendwoher, und unser Vocalist weitete seine Augen.

„...Bitte...was...?“

„RUKI-SAN! DA IST MIYAVI! ER IST BEI EURER TOUR DABEI?!“

„MIYAVI!“

„ISHIHARA-SAN!“

„SINGT ER AUCH? JA?! JA?!“

„Wa...Was...?“, Rukis Gesichtszüge entglitten. Vorsichtig drehte er sich um, und blickte durch unsere Reihen. Er blickte zu Uruha, dann auf die andere Bühnenseite zu Aoi, hinter zu Kai, neben sich zu mir, und dann, als sein Blick völlig steif und schockiert wurde, wurde mir bewusst, dass wir vor wenigen Minuten Miyavi versehentlich mit auf die Bühne geschleppt hatten.

„Entschuldigt mich...“, unser Frontmann schaltete mit einem lächeln zum Publikum sein Mikrofon aus, und drehte sich dann zu uns. Wieder dieses furchteinflößende Gesicht.

„Ich will eine Erklärung.“

„Ruki-chan, ganz ruhig. Wie war das? ´Wir machen das.´“, kam Miyavi hinter mir hervor und packte die Schultern des Jüngeren und nahm ihm vorsichtig das Mikrofon aus der Hand. Er schaltete es wieder an, und drehte sein und Rukis Gesicht zu unseren Fans. Der Vocalist war so verwirrt, er wehrte sich nicht einmal.

„Guten Abend, Osaka. Hier ist euer berühmter, japanischer Samuraigitarrist“, der Schwarzhaarige lächelte kurz, und alle im Stadion rasteten aus.

„Willkommen. Schön, dass ihr hier seid. Ihr befindet euch hier im Kyakuma-Stadion von Osaka, und das ist Teil drei der ´HETERODOXY´ von ´the GazettE´! Ich bin als Überraschungsgast hier, und ich hoffe wirklich, dass ihr meine Freunde heute Abend tatkräftig unterstützt, und headbangt, bis ihr nicht mehr könnt! Aber übertreibt es bitte nicht.“

„DAS IST MIYAVI!“

„ER IST MIT GAZETTE HIER!“

„DAS IST DAS TOLLSTE KONZERT, DASS ES BIS JETZT GAB!“

Völlig aus dem Konzept gebracht glubschte unser Frontmann Miyavi an, und dieser zwinkerte.

„Sie lieben uns.“

Wir warteten gespannt auf die Reaktion des Jüngsten. Kai kaute besorgt auf seinen Fingernägeln.

Doch die Unruhe war unbegründet. Ruki nickte langsam.

„Okay Miyavi...diesmal lass ich das nochmal durchgehen...“, er rieb sich die Schläfen, und wandte sich wieder der Menge zu. Als er anfing zu reden, hielt der Ishihara ihm das Mikro unter den Mund.

„Okay...tschuldigung Osaka, es gab ein...ach was soll´s...LET´S GO!!!!“

„YEAAAAH!“

„SEID IHR BEREIT?!!“

„JAAAAAAA!“

„ICH HÖRE EUCH NICHT!!“

„WIR SIND BEREEEEEEEEIT!“

„GUT! LET´S START THIS SHOW BEFORE I DECAY!“

Und mit diesem Wortspiel eröffneten wir unser Konzert.

Aoi und Uruha fingen an. Kai stieg ein. Ich legte auch los, und schon ging es ab. Ruki wippte schnell mit dem Kopf im Takt zur Musik, Miyavi tat es ihm gleich.
 

This feels the same as a game

Oh, not having an End

Not having an End

Es war überraschend. Miyavi hatte mit Ruki mitgesungen, und es klang wirklich unglaublich. Es klang wirklich total unglaublich.

Please abandon instinct

I was stuck in a loop

Of a vicious circle

It was a mistake to have entrusted you

I die at abnormal speed

This feels the same as a maze

Oh, not having an End

Das ganze Lied ging einfach über die Bühne. Es gab keine Probleme. Miyavi und Ruki waren wie ein Herz und eine Seele.

Watch me

Go watch me, now

Watch me

Go watch me, now

Kurikaesu tama ni

Mada waraeru hi no

Kurikaesu tama ni mo

Can not laugh

Before I decay

Please abandon instinct

I was stuck in a loop

Of a vicious circle

It was a mistake to have entrusted you

It was a mistake

Please abandon instinct

I was stuck in a loop

Of a vicious circle

It was a mistake to have entrusted you

I die at abnormal speed
 

Und damit endete das erste Lied. Das Publikum rastete aus. Auch Ruki schien überrumpelt von dem, was er da gerade mit Miyavi hinbekommen hatte. Uruha grinste ihn total stolz an, und der Kleine grinste zurück. Aoi zeigte Miyavi den Daumen hoch, dieser erwiderte. Kai schlug seine Drumsticks begeistert aneinander.
 

Geschätzte vierzig Minuten später saßen wir schweißgebadet am Bühnenrand, und machten eine kurze Pause. Nun, Ruki, Kai und ich saßen. Miyavi, Aoi und Uruha liefen herum, und gaben kreischenden Fans die Hände. Es hatten bereits einige von den Rettungsleuten kommen müssen, da schon sechs oder sieben Mädchen einfach in Ohnmacht gefallen waren, als der Ishihara sie geküsst hatte.

Unser Vocalist war noch immer nicht ganz von der Idee begeistert, doch es kam gut an, also machte er so weiter. Nur hatte Miyavi jetzt nicht mehr singen dürfen, also stand er seit den letzten sechs Songs nur auf der Bühne, sprang herum, schrie ab und an, und schmiss sämtliche unserer Besitztümer einfach ins Publikum.

Wir waren jetzt bei Nummer 7. Mit diesem fehlten noch drei Lieder.

„Gut Leute...“, Langsam richtete unser schwarzblonder Vocalist sich auf und streckte sich herzlich.

„Weiter geht’s. Wir haben es beinahe geschafft. Jetzt kommt Taion.“

Wir blickten alle etwas betrübt, doch Ruki schüttelte den Kopf.

„Nein. Wir machen das. Los. Für Junko.“

Aoi klatschte in die Hände. „Für Junko!“

„FÜR JUNKO!“, brüllten Kai und ich ebenfalls. Ruki nickte.
 

„Hier sind wir jetzt...Wisst ihr es noch...? Der 4te Januar, 1982...es war im Winter...44 Tage...es war überall in den Nachrichten...Furuta Junko...So ist das...so ist die Welt...Für all diejenigen die es nicht wussten, die es nie erfahren haben...ich erzähle euch eine Geschichte...eine Geschichte, die tief unter die Haut geht...die eure Körpertemperatur ins unermessliche senkt...Junko Furuta. Da war sie. Sie war jung, eine Schülerin, sie hatte ihr Leben vor sich. 17 Jahre, so sollte es enden?

Vier jugendliche waren es. Nach der Schule passierte es. Sie hätte wie jeden Tag heimkehren können, doch es sollte nicht sein. In das Elternhaus des einen Kerls wurde sie gesperrt. Von diesen vier Jungs, die doch eigentlich ihre Freunde waren.Sie wurde gezwungen ihre Eltern anzurufen.

´Ich bin weggelaufen, sucht mich nicht. Es geht mir gut.´, flüsterte sie unter Todesangst.

Da lag sie dann...vergewaltigt, verprügelt, am Ende. Sie verbrannten sie mit Wachs, sie verbrannten sie mit Zigaretten, sie verbrannten ihre Seele.Sie schlief auf dem Balkon des Elternhauses, obwohl es tiefer Winter war. Der Schnee peinigte sie, wie die Jugendlichen es schon taten.

Da lag sie erneut. Das Gesicht zerschmolzen vom dreißigsekündigen Kaminfeuer, die Knochen gebrochen, wegen der Hanteln, die sie auf sie schmissen hatten. Die Augenlider mit heißem Kerzenwachs verklebt. Ihr fehlte die linke Brustwarze. 44 Tage ging sie durch die Hölle. Die Haut zerrissen und blutig, angefasst von all diesen Fingern...all diesen Fingern...am 40sten Tag bettelte sie um den Tod. ´Tötet mich!´, flehte ihre Stimme. Am 44sten Tag verschlugen sie sie erneut, übergossen sie mit Benzin, und im lodernden Feuer der Krankheit dieser Jungen, da starb sie.“

Ich sah bestürzt zu Ruki hinüber. Auch Uruha, Aoi und Kai fanden es schwer den Sänger so zu sehen. Miyavi schwieg ebenfalls. Dann hob er die Hand in den Himmel.

„Ruhe in Frieden Furuta-san. Auch wenn nie wieder gut gemacht werden kann, was man deiner armen Seele antat...“

Unser Vocalist nickte, ehe pure Bitterkeit seine Stimme entstellte.

„Taion.“
 

Die Gitarren, dann kurze Stille, Rukis nervenerschütternder Schrei.

Dann fing das Lied richtig an.
 

A wintry sky and the broken streetlight

Cold wind

Unknown shadows

The footprint of desertion

Freedom was taken

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

„An understanding.“

„IS IMPOSSIBLE!“

If it wakes up a gloomy ceiling

A laughing voice sinks in the eardrum

It is soiled and violence

Rapes me, rapes me, rapes me

„GO!!!!“

„AN UNDERSTANDING!“

„IS IMPOSSIBLE!“
 

Why was I chosen?

Someone should answer

Kurze Gitarrentöne und dann fing unser Vocalist an. So viel Schmerz lag in seiner Stimme, so fest krallten seine Hände sich in das Mikrofon
 

Douka hidoi yume da to kotaete hoshii

Doredake sakebi modae kurushimeba ii

Douka hidoi yume da to oshiete hoshii

Chigire sou na koe de nandomo sakenda

Aois Solo folgte. Wieder ein Schrei von Ruki. Er konnte die Tränen nicht mehr ganz unterdrücken, sie liefen still und stumm über seine Wangen. Während Aois Solo also andauerte, warteten wir alle auf unseren Einsatz, während Ruki sich immer und immer wieder herzzerreißend über die Augen wischte. Irgendwann schlangen sich dann plötzlich zwei Arme um ihn. Uruha hatte sich das wohl einfach nicht mehr ansehen können. Ein schluchzen hallte durch die Halle. Einige Fans im Publikum hatten auch schon angefangen Tränen zu vergießen. Unser Frontmann war wirklich etwas ganz Besonderes.

Als unser zweiter Gitarrist fast fertig war, löste sich Uruha langsam vom Jüngsten und lächelte ihn traurig an, ehe er ihm weitere Tränen einfach mit dem Daumen wegwischte.

Ruki gab mit einem Nicken wohl zu verstehen, dass er es schon schaffte, und es ging weiter

There is no hand of preparing of the disordered hair

A laughing voice sinks in the eardrum

Faint temperature is mixed in midwinter

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible!

An understanding

Is impossible![/center

Man merkte, wie Ruki für den letzten Teil viel Luft holte.

Koe wo koroshite kare sou na jibun ni ii

kikasete ita

Ikiru koto wo miushinawanu you

Koe wo koroshite furuete yoru wa itami ni

oborete iku

Togiresuna iki wo yurushite
 

Und Rukis Tränen flossen und flossen.
 

Douka hidoi yume da to kotaete hoshii

Doredake sakebi modae kurushimeba ii

Douka hidoi yume da to oshiete hoshii

Chigire sou na koe de nandomo sakenda

Douka hidoi yume da to kotaete hoshii

Doredake sakebi modae kurushimeba ii

Douka hidoi yume da to oshiete hoshii

Saigo ni mou ichido dake waratte mitai


 

Uruhas und Aois Gitarren beendeten Rukis Leiden, und das von Junko Furuta. Das Lied endete mit harten Gitarrentönen und das Publikum jubelte, man sah die Ehrfurcht, in seinen Augen.

Ruki mittlerweile hatte losgeweint. Immer wieder murmelte er Entschuldigungen an das Publikum, er beteuerte, dass er einfach nicht aufhören konnte zu weinen. Miyavi ging zu ihm hinüber, auch Uruha war zu ihm geeilt. Er schloss den Jüngsten wieder fest in die Arme und der Ishihara nahm das Mikrofon an sich.

„Ist das Ding an? Ach nee, klar, er hat ja gerade...ähm...ja, was auch immer...hey Osaka...hach ja, ist er nicht schnuckelig unser Ru-chan? Ich will ihn küssen, so wunderschön ist die Tatsache, dass Musik ihn so sehr berührt...hach aishiteru, Ru-chan...“, er warf einen Luftkuss Richtung Ruki.

„Nun gut...eigentlich sollte jetzt ´Pledge´ folgen...aber da Ruki sowieso schon flennt, denke ich, wir lassen das lieber Mal...was schreibt dieser Kerl auch immer so depressives Zeugs! Tss...Naja, was will man machen, Takanori Matsumoto, wie er leibt und lebt, eben! Also...das mit Pledge wird jetzt wohl erstmal nichts...aber ich kann euch gerne etwas Fröhlicheres anbieten! Lasst uns hier mal wieder etwas Stimmung reinbringen! Na? Wer will ´Hit the Road Jack´, hören?“

Begeisterte Rufe von den Fans. Ich seufzte erleichtert. Miyavi hatte uns gerade den Arsch gerettet.

„Alles klar!“, der ´Samuraigitarrist´, wie er sich selbst nannte, tappte über die Bühne zu Aoi hinüber.

„Aoi-san, würde es dir was ausmachen?“

Aoi betrachtete seine geliebte E-Gitarre bedenklich, ehe er sie schweren Herzens Miyavi reichte.

„Na meinetwegen, schieß los. Aber pass bloß auf...!“

Miyavi nickte.

„Hey Miyavi.“, ich winkte ihm zu, und er wandte den Blick zu mir.

„Was gibt’s?“

„Wir bringen Ruki kurz in den Backstageberreich, bis es ihm besser geht, halt die hier mal solang auf Trab.“

Er grinste. „Wird gemacht.“

Uruha legte also den Arm um die Schulter unseres Kleinsten und wir verließen zu fünft die Bühne.

Die Fans klatschten noch einmal, und im Gehen hörten wir nur noch Miyavi.

„Okay! Hier ist ´Hit the Road Jack´! Leider nicht von mir, aber vom genialen Ray Charles! Seht ihr, nicht nur eure J-Rocker machen gute Musik, haha. Na dann...“
 


 

Hit the Road Jack

Don´t you come back

No more, no more, no more, no more

Hit the Road Jack

Don´t you come back

No more
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

Hier saßen wir. Alle auf einer großen Couch. Naja, ich saß auf ihr, Kai neben mir, Reita auf der anderen Seite. Uruha stand vor mir, und Aoi kniete vor mir, und ich hasste mich.

Ich Heulsuse. Das einzig Gute, was das mit sich gebracht hatte war, das Uruhas starke Arme mich wohl nie wieder loslassen wollten. Doch erniedrigend war dies auch. Jetzt war ich das kleine, weinende Kind. Wütend schlug ich gegen mein Knie. VERDAMMT! Schon der zweite Auftritt den ich durch eine Heulerrei versaut hatte!

„Psscht...“, meinte Uruha beruhigend, und streichelte mir sanft über die Schulter. Ich wollte ihn wütend weg stoßen, doch mein Schluchzen hörte nicht auf.

„Ruki, was ist nur mit dir los...“, murmelte Aoi verwirrt, ich wusste, dass er es nicht böse meinte, doch leider hatte ich auch keine Ahnung, und das machte mich rasend. Kai wuschelte mir besorgt durch´s Haar.

„Nimm´s dir nicht zu Herzen. Das ging ja nochmal gut. Miyavi ist ja da. Außerdem hast du das trotzdem super gemacht. Wir machen jetzt ne Erholungspause für dich, und dann geht das wieder.“

Aois Augen leuchteten auf. „Hört mal, was Miyavi da singt.“

Wir horchten alle kurz auf, und blickten hinüber zur Bühne.
 

Itoshii hito, nakanaide

Waratte, misete

Namida ga mitakute

Sukite ta janai´n dayou


 

Das Publikum war ganz still.

„Na siehst du, Ruki?“, Uruha und Aoi grinsten mich an. „Da sagt er´s. Er hat total Recht.“

Die beiden fingen an mitzusingen, ironischerweise.

Ein leichtes Lächeln kam mir auf die Lippen. Auch wenn es mich nachher noch furchtbar wütend machen würde, dass sie mich gerade wirklich ´Geliebte´ genannt hatten. Für jetzt war das allerdings egal.

„Ist gut, ist gut...“, ich rieb mir über die Augen. „Ich weine ja schon nicht mehr, das einzige, was mich hier gleich nochmal zum Weinen bringt, ist eurer schrecklicher Gesang!“

Kai grölte los, und Uruha und Aoi zogen eine Schnute.

„Das stimmt doch gar nicht, Ruki!“

„Ja!“, Aoi verschränkte die Arme vor der Brust. „Linda kam total gut an, bei den Fans.“

Ich schüttelte hektisch mit dem Kopf. Alles nur nicht Linda. Es grauste mir jetzt noch davor.

„Linda, Lin-

Ich schmiss Uruha eines der Kissen ins Gesicht, die auf der Couch lagen, und Aoi fing an zu lachen, ehe auch er eines abbekam. Und während Kai und Reita grinsten, Uruha und Aoi sich aufregten, und Miyavi wunderschön sang, saß ich hier, hatte endlich aufgehört zu weinen, und war dankbar für all diese verrückten Menschen, die immer für mich da waren, wenn ich mich einsam fühlte.

Und Miyavis Worte in Itoshii hito waren wirklich sehr passend gewesen.
 

(Meine Geliebte

Bitte weine nicht

Sei glücklich und lächele wieder

Hätte ich gewollt, dass du weinst,

hätte ich dir nie gesagt, dass ich dich liebe)


 

___________________________________________
 

So! :D

Und das war die 17

Langsam kommt alles ins Rollen...oder nicht?

Wir werden sehen!

Danke für die KOmmentare und theon-vergil: Wenn du weiterhin immer soooooo schöne lange Kommis schreibst, höre ich nie auf diese FF weiterzuschreiben! xDD

Ich liebe meine Leser, danke euch <333
 

In Gedenken an Junko Furuta. Ruhe in Frieden..
 

lg Rookie

Hach, diese geliebten Konzerte.

Kapitel 18:

Hach, diese geliebten Konzerte
 

Das letzte Stück unseres Konzerts hatte begonnen. Ich hatte mich ausgeheult, und jetzt machten wir alle eine fünfminütige Pause auf der Bühne. Die Fans störte es nicht, sie warteten brav und hatten begeistert geklatscht, als ich endlich wieder vor sie getreten war. Das hatte mir das Herz gewärmt, und machte beinahe wieder den Kummer wett, den ich gerade mit Uruha hatte.

Miyavi, welcher sich ordentlich ausgepowert hatte, während die anderen mich getröstet hatten, saß jetzt im Backstageberreich und aß ordentlich. Ich gönnte es ihm, denn ich war ihm unendlich dankbar. Er hatte unser Konzert gerettet, auch wenn er manchmal eine richtige Nervensäge sein konnte.

„Na du?“, Aoi tippte mir auf die Schulter. Während ich am Bühnenrand saß, liefen er und Uruha mit Reita herum und schüttelten den Fans die Hand. Kai saß auf seinem Schlagzeughocker.

„Wie geht’s dir?“

Ich versuchte ein Lächeln in mein Gesicht zu kriegen.

„Ganz okay...bin etwas müde, aber ich schätze es klappt ganz gut.“

Mein Gitarrist nickte. „Dann ist gut. Ich gehe jetzt noch ein paar Fans ihren Lebenstraum erfüllen, haha. Wann geht es weiter?“

„Sofort. Ich bin gleich soweit.“
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

Ich beobachtete beruhigt wie Ruki sich lächelnd mit Aoi unterhielt, als genau dieser nach dem Gespräch zu uns rüber kam.

„Und?“, Kai lehnte sich leicht über das Schlagzeug.

„Was hat Ruki gesagt?“, fragte ich ebenfalls neugierig. Aoi zeigte den Daumen nach oben.

„Dem geht’s wieder ganz gut.“

Kai nickte erfreut.

„Schätze, er hat gerade einfach nur ein bisschen miese Laune, weil wieder irgendetwas mit Uruha war...oder eher ist.“

Ich schluckte. „Ach...wirklich...“

„Ja...? Das sieht man doch! Sag mal Reita, du benimmst dich seit kurzem auch irgendwie merkwürdig.“

Ich zuckte mit den Achseln. „Weiß nicht, was du meinst.“

Unsere Blicke wanderten zu Ruki hinüber, dann auf die andere Seite zu Uruha.

Aoi runzelte die Stirn.

„Heißt das...die versuchen ihre Probleme ab jetzt jedes Mal damit zu lösen, dass sie...vögeln...?“

Irritiert und schockiert blickten Kai und ich den Schwarzlilahaarigen an.

„Was zur Hölle, Aoi...?“

„Ich mein es ernst! Ist euch das nicht aufgefallen? Irgendwie giften sie sich den ganzen Abend schon an. Ryoko-san und Ayaka-san haben mir vorhin auch schon gesagt, dass die sich komisch verhalten haben. Als Ayaka da war, hat Ruki Uruha angegiftet, und als sie ging um Kishimoto-san zu holen, saßen die beiden da und haben rumgemacht!“

Kai hob eine Augenbraue. „E-Echt jetzt...Vor unseren Leuten?“

„Naja...“, Aoi schüttelte seufzend mit dem Kopf. „Die haben behauptet Uruha sei auf Ruki ´drauf gestolpert´...aber ihr wisst was ich meine, oder??“

Ich legte den Kopf schief.

„...Aber warte mal, Aoi...was war eigentlich vorhin, als die einfach aus deiner Garderobe verschwunden sind...du bist doch hinterher, oder?“

Unser Drummer nickte eilig. „Stimmt! Und?! Was ist passiert?“

Plötzlich bekam das Gesicht unseres zweiten Gitarristen einen verstimmten Ausdruck.

„Ich musste versprechen nichts zu erzählen.“

„Waaaas?“, Kai zog ein enttäuschtes Gesicht, während ich mit den Augen rollte.

Der Brünette seufzte enttäuscht. „...D-Dann sag wenigstens...hatten die...Sex...da drin?“

Aoi neigte den Kopf und zog die Augenbrauen zusammen. Dann grinste er anscheinend zufrieden darüber, was er gesehen hatte.

„Kein Kommentar.“
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

Und hier waren wir wieder in alter Frische. Als wäre nichts geschehen standen wir fünf da, ernteten Jubel und Applaus und wurden vergöttert.

Von Euphorie gepackt winkte ich allen, auch wenn ich bedenklich fand, dass Aoi, Reita und Kai sich vorhin zusammengestellt und getuschelt hatten, während ihre Blicke dauerhaft von Uruha zu mir gewechselt waren. Aber darum konnte ich mir ja ein anderes Mal Sorgen machen.

Wir standen jetzt alle in Position und mein Blick wanderte zu Uruha hinüber.

Irritiert sah ich genauer in sein Gesicht. Er wirkte furchtbar besorgt, und ein leichtes Unwohlsein machte sich in meinem Bauch breit. Es tat mir weh, ihn so zu sehen. Es tat mir weh, dass unsere Beziehung momentan völlig in die falsche Richtung lief. Und es tat mir weh, dass ich nicht richtig mit ihm darüber reden konnte.

Hatte ER mich nicht gefragt, ob ich vielleicht nur seinen Körper begehrte? Und nun kam es mir vor, als wären wir zwei, zwei Entfremdete, die durch nichts außer durch Sex verbunden waren.

Das wollte ich sicherlich nicht. Ich wollte, dass Uruha mich liebte.

Einmal tief durchatmend blickte ich in das Meer aus Menschen, welches sich vor mir erstreckte.

´Show must go on, Ruki.´, dachte ich mir und hob das Mikrofon an den Mund.

Morgen, da unser freier Tag war, würde ich mich noch einmal sammeln und alles überdenken. Und dann würde ich Uruha mit einem Gespräch konfrontieren. So wie gerade konnte es ja nicht gut weitergehen. Jedenfalls für mich nicht.

„Hey Leute...“

„RUKIIIIIIII!“

Ich lachte. „Danke für eure Geduld. Und tausend Male Entschuldigen für die...technischen Schwierigkeiten. Ich hatte sozusagen...´einen Pfeil im Arsch´.“

Fast alle im Publikum fingen an zu lachen. Selbst Uruha und Aoi brachen in Gelächter aus. Kai gluckste vergnügt vor sich hin, und wäre beinahe hingefallen. Nur Reita schien das irgendwie nicht witzig zu finden.

„Ähm...hehe...ja, jedenfalls...lasst uns weitermachen...ihr seid die besten Fans, die man sich wünschen kann...der Abend gehört NUR euch! Lasst uns endlich weitermachen...“

Die Klaviermusik ertönte wie geplant. Ich atmete tief ein.

„...Einer Person ein Versprechen zu geben, ist sich selber eines zu geben. Tut mir einen Gefallen, haltet jedes Versprechen, welches ihr gebt. Lernt zu teilen und zu verstehen. Ihr macht ein Herz damit sehr glücklich. So sehr glücklich...und könnt damit sogar Narben und Tränen verblassen lassen...Das...habe auch ich erfahren...Hier kommt ´Pledge´. Ein Versprechen, welches so tiefgründig ist, wie es noch nicht einmal die Liebe sein kann...“
 

Kizutsuketa to tashika

Kizukenakatta koto

Ayamachi no kazu kimi wo motome

Mitsume aeta hazu sa

Chisana uso ga

Hibi wo umete ita

Utagai wo kawasu yo ni

Ushinau imi wo kokoro ga shiru

Tachitsukusu nidome no fuyu

Kimi wa mienai asu ni tomadoi

Koe wo age naite ita ne

Kotoba wo sagasu koto mo dekizu ni

Ochiru namida wo hirotta
 

Uruhas Gitarre fing in einem kurzen Solo an, die Klaviermelodie von ´Pledge´ nach zuspielen, und ich hatte wieder Schwierigkeiten meine Tränen zu unterdrücken. Doch diesmal ging es.

Dieses Lied war eines der Schönsten, die ich je geschrieben hatte.

Ich liebte es. Mein Blick wanderte zu meinem Leadgitarristen hinüber. Und ich liebte Uruha...
 


 

Sabishisa ni tsutsumarete

Hibi wa tada wo nurashi

Hikari wo motomeai kurikaeshita

Mata fukaku omoeru

Koe wo kanjite no wa uso janai

Ah, tashikani kimi no tonari de

Aishiteru nante mou iranai

Tada zutto, soba ni ite to

Koe wa tarashi naiteita kimi ni

Kowarete yukitai

Sisho de saigo no kotoba wa kimi e sono ude wo

Kata wo narabete onaji yume ga futari wo saru
 

Die Gitarren fingen an mit aller Kraft zu spielen, auch Kai am Schlagzeug legte los, Reita ebenfalls völlig in der Musik gefangen, und ich wischte eine Träne aus meinem Augenwinkel. So wunderschön war der Augenblick.

Plötzlich spürte ich wie sich eine Hand um meine Hüfte schlang. Für den Augenblick spielte nur Aoi, da stand plötzlich Uruha vor mir. Er drückte mich fest an sich, und ich legte meinen Kopf dankend an seine Brust. Während ich an ihn gelehnt in Stille schwelgte und stumme Tränen vergoss, fiel er wieder mit Aoi ein, und spielte ebenfalls am Solo weiter.

Ich war nun zwischen ihm und seiner Gitarre, und seine starken Arme waren wie ein wunderschöner Käfig in welchem mir nichts passieren konnte. Langsam hob ich das Mikrofon wieder an meinen Mund und lächelte.
 

Chisana uso ga katachi wo kaete

Shiroi iki ni toketeyuku

Ushinau imi wo wasurenu you ni

Nando mo mune ni kizamu yo

Sayounara wa koko ni oite aruki dasou

Mou nidoto miushinau koto wa nai

Futari ai wo tashikameau you ni

Kanashimi wo mite kitakara

Ashita futari kiete shimatte mo

Mou nakanai kutai yo

Itsuka sugisaru kosetsu no you ni

Kawari yuku futari ga ite

Kanashimi ni tachidomaru yoru ga kite mo

Wasurenaide owaru koto wa nai

Futari yume no naka...
 


 

Das Lied endete mit einzelnem Klavierklimpern und schon brach das ganze Stadion in tosenden Applaus aus. Ich zog einmal kurz die Nase hoch, als Uruhas Hand über meine Wange streichelte.

„Ich bin stolz auf dich...“, flüsterte er, und ich wurde leicht rot, ehe ich schief grinste.

„Weiß nicht ob es einen Grund dafür gibt, aber danke.“

„Wooohoooo!, Aoi hatte seine Gitarre in die Ecke geschmissen und kam mit in die Luft gehobenen Armen auf uns zu gerannt. Natürlich ging das nicht lange gut, er stolperte über eines der Verstärkerkabel und schlitterte auf seinem Gesicht zu uns hinüber, ehe er einfach nur stumm vor unseren Füßen liegen blieb.

„...Aua...“

Kai brach in – für ihn eigentlich untypisches – hämisches Gelächter aus, doch auch das ging nicht lange gut. Beim hin und her Zappeln blieb er irgendwann mit dem T-Shirt an der Stange des Crashbeckens hängen, und während seine Beine auf dem Hocker strampelten, flog dessen Sitzfläche ab, und riss den Brünetten einfach mit sich. ´Dudumtsch´, und Kai war weg. Ich hielt mir die Hand vor den Mund um ein Kichern zu unterdrücken, aber es war noch lange nicht vorbei, das Chaos war noch lange nicht vorbei.

Uruha, der mich noch immer mit seiner Gitarre an sich presste, wollte diese über den Kopf ziehen, und vergaß mich dabei anscheinend völlig. Es war schwer das Saiteninstrument loszuwerden, während ich dazwischen steckte. Er zog einige Male, bemerkte, dass es wohl ´irgendwo klemmte´ und riss es dann auf einmal mit vollem Ruck nach oben, wobei es mich natürlich mit richtiger Wucht im Gesicht erwischte. Mit einem schrillen Schrei hörte ich mich umkippen, und fühlte meinen Leadgitarristen dann wenige Sekunden danach schmerzhaft auf mir landen. Wobei das eher schmerzhaft für mich war, er war ja weich gelandet.

Lachen. Lautes Lachen von überall her. Lachen und Applaus. Ich, der begriff was hier gerade eigentlich abging, schmunzelte, während mein Leadgitarrist, welcher noch immer auf mir lag, mit Schmerzen stöhnte. Schließlich wandte ich meinen Kopf zur Seite, und entdeckte Aoi, welcher es gerade so schaffte von einem grunzenden Reita auf die Beine gezogen zu werden, und dann zum Schlagzeug, hinter welchem Kai jetzt lachend und quietschend lag.

Ich drehte meinen Kopf nach vorne – oder in diesem Fall nach oben – und sah dann Uruhas Gesicht über meinem. Er blickte mit einem schiefen Grinsen in mein Gesicht und zog eine Entschuldigende Miene. Dann fing er an sein wundervolles Lachen zu lachen, und auch ich konnte nicht mehr an mich halten.

Ich wollte auch loslachen, doch als ich den Mund zu einem „Hahaha“ öffnete, spritzte plötzlich eine heftige Blutfontäne aus eben diesem genau in Uruhas Gesicht.
 

„Gott, wenn if es doch sage, if MUFF nift inf Krankenhauf!“

„Da läuft Blut aus deinem Mund!“

„Verdammt da if nifts!“

„Du lispelst!“

„Ja! Aber nur damit daf Blut nift aus meinem Mund läuft!“

Eilig und unruhig schoben mich meine vier Bandmitglieder und Miyavi durch den Gang zur Eingangshalle hinaus. Für alle, die jetzt völlig verwirrt sind und nicht mehr mitkommen: Anscheinend hatte mich Uruhas Gitarre ein wenig zu heftig erwischt, in meinem Mund sammelte sich nämlich immer Blut, und ich hatte Probleme damit zu sprechen, ohne dass dieses hinausfloss.

Sakai und Yamada waren da geblieben, um die gehenden Fans zu beruhigen und so.

Gott wir konnten wirklich kein Konzert geben, ohne dass die Welt unterging.

Man hätte meinen sollen, das wäre total erschreckend und besorgniserregend für mich gewesen, doch wenn ich ehrlich war, hatte ich gerade die Größte Lust mir den Arsch abzulachen. Uruhas Gesicht war einfach nur unbezahlbar gewesen, als ich ihm ins Gesicht gespuckt hatte.

Außerdem war ich mir völlig sicher, dass da nicht viel war.

Plötzlich stach mir etwas in die Wange, und ich blieb ruckartig stehen. Hach, ich sollte in Zukunft meinen Mund einfach halten.

Panisch blieben alle um mich herum stehen, und Kai rüttelte an meiner Schulter.

„Ruki?! Ruki?! Was ist los?!“

Uruha schob ihn grob beiseite und packte meine Schultern.

„Schatz, ist alles in Ordnung?!“

Ich schüttelte langsam den Kopf. Mir wurde leicht übel, und dann, als ich merkte, dass ich es nicht mehr halten konnte, da mein Mund sich zu sehr gefüllt hatte, stupste ich ihn entschuldigend von mir weg. Und schon war es passiert. Ich hatte eine ganze Blutpfütze auf den Boden gespuckt. Und nicht nur das: Da stach auch nichts mehr in meine Wange, und als wir alle hinunter sahen, wurde mir auch sofort bewusst wieso.

Da schwammen zwei Stückchen aus meiner unteren Zahnreihe in meinem Blut.

Mit großen Augen blickten alle zuerst mich an, dann wieder zum Boden.
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

„AAAAAAAAAAAAAAAAAAH!“

Ich schlug mir die Hand an die Stirn. Kai verdeckte sein Gesicht mit seinen Händen, Aoi weitete erstmal die Augen mehr als nur schockiert und brach hinterher in Gelächter aus und Uruha sah aus, als wollte er noch lauter schreien, als Ruki es jetzt schon tat. Schadenfroh verkniff ich mir ein Lachen.

„Oh...oh mein Gott...“, stammelte unser Vocalist während er seine zitternden Hände an seine Lippen hob. „O-Oh mein Gott...“

Uruha legte beruhigend die Hand auf seine Schulter.

„R-Ruki h-hör mal-

„O-Oh Gott...ich...meine Zähne...“

„D-Da ist doch nur ein Stückchen abgebrochen, d-das machen wir gleich wieder, es ist nur ein kleines Stückchen, der Dentist im Krankenhaus macht das scho-

„ICH BIN HÄSSLICH! OH MEIN GOTT! ICH HABE ZWEI VERKRÜPPELTE ZÄHNE! ICH BIN ENTSTELLT!“

Unsere Gesichter wurden glatt wie eine Wand. Nur Uruha stand da, völlig hilflos, und streichelte noch immer unseren Jüngsten. Dieser zerrte an seinen Haaren. Er musste sich ja um sein Baby kümmern.

„U-und das ist auch noch die untere Vorderreihe...OH MEIN GOTT!“, er packte Uruha am Kragen seines Mantels. „DU ARSCH, WAS HAST DU GETAN?!“

„Ruki, beruhige dich!“

„ICH BERUHIGE MICH NICHT! LEICHTES REDEN HAST DU! DU SIEHST JA NICHT AUS WIE GRAF KRÜPPEL!“

„Wenn du so weitermachst, wird noch eine ganze Menge Blut aus deinem Mund kommen, also bitte Hoshi: REG DICH AB!“
 

Aoi, der gerade mit dem Lachen hatte aufhören können, fing gleich wieder damit an, als er Ruki sah, der versuchte Uruha zu schlagen. Dieser hatte keine Probleme damit, den Kleineren mit einer Hand von sich wegzuhalten. Schluchzend schrie Ruki herum.

„Uruha, du Arsch! Du Arsch!!!“

„Es tut mir doch Leid, verda-

Unser Vocalist riss sich außer sich von Uruha los, und eilte dann den Gang alleine weiter entlang. Uruha rannte ihm verzweifelt hinterher, auch Miyavi und Kai eilten ihnen nach.

Ich blickte unserer bescheuerten Band seufzend hinterher, und bemerkte dann Aoi, welcher neben mir zum Stehen gekommen war.

Er grinste. „Oh man, was die wieder schaffen...“

„Yup...“

„Ob er begriffen hat, dass Uruhas Gitarre nicht nur seinen Mund verunstaltet hat?“

„Psscht! Sag ihm das JA nicht!“

„Früher oder später sieht er das doch sowieso.“

„Oh Gott Aoi, halt bloß die Fresse, ich bringe dich um, wenn du ihm das jetzt sagst! Der macht doch jetzt schon ein Drama...!“

„Ist ja schon gut...“
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

„So Matsumoto-san...da haben Sie aber wirklich einen Schrecken bekommen, hm?“

Angepisst blickte ich, auf einem OP-Tisch liegend, zum Zahnarzt hinauf, der lächelnd mit irgendwelchen Instrumenten in meinem Mund herum fummelte. Ich spürte nichts, da ich eine Betäubung bekommen hatte, doch meine Wut hatte das nicht gesenkt.

„Huff...okay, das war´s fürs erste. Sehen Sie?“

Er hielt einen kleinen Spiegel vor mein Gesicht, in dem ich nur meinen Mund sah.

Als ich ihn öffnete, traten meine beiden Zahnreihen in Sicht, und die untere sah aus, als wäre nie etwas geschehen. Erleichtert und etwas irritiert hob ich die linke Augenbraue, während er das ganze Gestell und die Instrumente von mir entfernte.

Mit Schmerzen rieb ich mir über die Wange und bewegte meinen Mund etwas, da mein Kiefer sich völlig steif anfühlte. Dann seufzte ich.

„Und...das war´s jetzt?“

„Ja. Ich habe Ihnen jetzt nur noch eine Schutzschicht drauf getan. Die letzten vier Stunden waren Sie in Narkose.“

Etwas unwohl glitt ich mit meiner Zunge die unteren Zähne entlang.

„...Habe ich jetzt zwei falsche Zähne...?“

„Nur zum Teil. Aber machen Sie sich keine Gedanken. Es ist alles wieder in Ordnung.“

Ich seufzte völlig fertig mit der Welt. Dann verließ ich das Zimmer vor Müdigkeit taumelnd.

Kaum war ich in den Flur hinausgetreten, sprangen Aoi, Uruha, Reita, Kai und Miyavi von den Warteplätzen auf, und rannten auf mich zu.

Jeder von ihnen griff eine meiner beiden Hände.

„Alles okay?“

„Zeig mal her!“

„Wie geht’s dir?“

„Blutest du noch?“

„War es sehr schlimm?“

Ich löste meine Hand vorsichtig aus ihrem Griff, und rieb mir über die Schläfe.

„Es geht...können wir jetzt bitte einfach ins Hotel zurück...? Ich bin am Arsch...“

Während ich das sagte, entdeckte ich in meinem Augenwinkel einen riesigen Wandspiegel.

Zu gerne hätte ich gerade gesehen, wie ich jetzt aussehe, so ganz ohne Make-up und total fertig. Mut fassend wollte ich den Kopf zur Seite drehen, doch plötzlich waren Miyavi, Aoi und Uruha vor mich gesprungen. Den Spiegel sah ich nicht mehr, oder jedenfalls mein Spiegelbild...

Uruha schlang den Arm um meine Hüfte.

Ich blinzelte ihn müde an. Wir waren alle ungeschminkt und ungestylt. Uruhas wunderschöne Haare waren hübsch in sein Gesicht gekämmt, er trug eine dunkle Lederjacke, und beigefarbene Hosen.

So lieb sah er aus, wie er hier stand und mich voller Schuldgefühle musterte.

„...Taka ich...es...es tut mir so furchtbar...“

Ich schüttelte den Kopf. „Unfälle passieren...ist echt ok...“

„Na das hat vorhin noch ganz anders gewirkt, ne?“

„Klappe, Miyavi.“

Miyavi klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.

„Mach dir nichts aus deinen Zähnen, du wirst sowieso alt, mein Freund. Ich als Vater weiß, wovon ich rede. Und guck bloß nicht in den Spiegel!“

Aoi rammte ihm den Ellbogen in die Seite.

„Miyavi, halt´s Maul!“

Hä? Wieso sollte ich denn nicht in den Spiegel sehen? Mit meinen Zähnen war doch alles wieder okay...Angepisst zog ich eine Schnute.

„Willst du nicht lieber zu deinen zwei Töchtern und deiner Frau zurück?“

Der Ishihara grinste. „Wieso denn? Ich hab hier doch ein Kindchen, das mich noch viel mehr braucht.“

Der Rest lachte los.
 

„Und...das macht dir auch wirklich nichts aus?“

„Nö, nö. Schlaf heute Abend ruhig hier...“, Aoi machte eine wegwerfende Handbewegung, ehe er sich auf sein Bett plumpsen ließ. „Nur sagt mir Bescheid, wenn ihr Sex haben wollt, dann kann ich mich noch zu Kai und Reita retten.“

Ich grinste, und ließ mich auf Uruhas Bett fallen. Es war das selbe wie meines, das selbe Modell, im selben Hotel, und dennoch: Es kam mir weicher vor, viel weicher und bequemer.

Aber möglicherweise auch nur, weil Uruha neben mir saß, und sich seines Oberteils entledigte.

Uruha schlief immer nur in Boxershorts. Das könnte ich gar nicht. Ich hatte immer ein Shirt und eine Hose an. Kai schlief ganz nackt, wenn er alleine war. Irgendwie seltsam.

„So Hoshi...“, ich hatte meinen Kopf auf Uruhas Brust gebettet, während dieser die Arme hinter dem Kopf verschränkte und wir beide an die Zimmerdecke starrten. Aoi hatte angefangen Nintendo DS zu spielen.

Ich hasste Nintendos. Als Kind hatte ich einmal in meiner Grundschule einige mit sowas gesehen. Ich hatte unbedingt auch eins gewollt, da jeder eins gehabt hatte, doch was ich dafür von meinen Eltern bekommen hatte, war eine grausame Tracht Prügel gewesen. Meine Eltern hatten mich bei jedem Mist verprügelt. Und seitdem hasste ich Nintendos.

„...Was möchtest du morgen machen, wenn wir schon frei haben, hm...?“

Müde gähnend versuchte ich zu überlegen.

„Lass uns morgen miteinander reden.“

Verwirrt blickte Uruha hinunter in mein Gesicht.

„Oh...ähm, okay, wenn du das möchtest.“

„Ja.“

„Okay.“

„Wisst ihr, es ist eeeecht gewöhnungsbedürftig euch da so liegen zu sehen.“

„Spiel Nintendo, Aoi.“

„Pff. Euch auch ne gute Nacht.“

Ich seufzte. Dann legte ich den Kopf schief, und wurde nachdenklich. Der ganze Abend passierte noch mal in meinem Kopf Revue

„Sag mal, Uru...“

„Hm? Was ist denn Hoshi?“

„...Kann es sein, dass ihr mich den ganzen Abend noch in keinen einzigen Spiegel blicken lassen habt...?“

Äußerst verwirrt musste ich beobachten, wie Uruha und Aoi sich einen alarmierten Blick zuwarfen.

Still blinzelte ich die beiden an, ehe mein Leadgitarrist sich plötzlich auf mich schmiss.

Mit einem ´Uff!´ wurde ich in die Matratze hinein gedrückt, ehe ich Uruhas Lippen auf meinen spürte.

Total überrumpelt erwiderte ich seinen Kuss, und hörte im Hintergrund Aois Gegackere.

Und ehe ich überhaupt richtig begreifen konnte, was momentan eigentlich los war, hatte Uruha sich schon von mir gelöst. Mit hebendem und senkendem Brustkorb starrte ich völlig neben mir stehend hinauf in sein Gesicht, und er atmete, vom Kuss noch außer Atem.

Stille. Aoi sagte nichts, Uruha sagte nichts, ich sagte nichts. Dann lächelte mein Leadgitarrist etwas verzweifelt. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Irgendwas war hier doch verdammt faul.

„Uruha, geh von mir runter.“

„...Aber Hoshi...“

„Uruha geh.“

Seufzend und ohne es wirklich gut zu finden rollte der Braunhaarige sich neben mich auf seinen Platz zurück, und ich richtete mich langsam auf, um zum Schrank in ihrem Zimmer hinüber zu laufen.

Mehr als nur erschrocken blinzelte ich ein paar Male um sicherzugehen, ob ich auch wirklich richtig sah. Dann rieb ich mir die Schläfen, da ich dachte, ich fiele gleich in Ohnmacht.

Mit mehr als nur gemischten Gefühlen starrte ich in den großen Spiegel, der sich vor mir befand.

Da stand wieder Takanori. Keine Schminke, keine gestylte Frisur. Nur ein schwarzes T-Shirt, eine graue Jogginghose, schwarzblonde lange Haare, die schlaff und lang bis zu den Schultern hinunterfielen. Die neu gemachten Zähne in Takanoris Mund und dann kam die riesige Krönung des Schreckensbildes: Es sah aus wie ein Lidschatten-Unfall. Es war schrecklich. Ein dickes, fettes, blaues Auge.

Hilflos drehte ich mich zu Aoi und Uruha um, die mich schweigend, und bedrückt von ihren Betten aus musterten.

Ich biss mir verzweifelt in die Seite meines Zeigefingers.

„Ich...“

„H-Hoshi wir...wir wollten nur, dass du dich jetzt ausruhst, und dich nicht um belanglose Dinge sorgst, wie dein Aussehen...du hast doch immer so viel Stress...und so schlimm ist das nicht...Kishimoto-san kann das sicher abdecken, ich meine...es ist nur etwas...violett...mit Schminke geht das schon...“

„Aber...“, kam es kleinlaut von mir, während ich auf meine Füße starrte. Das Bild meines entstellten Gesichts ging mir nicht mehr aus dem Kopf, obwohl ich dem Spiegel den Rücken gekehrt hatte.

„Aber ich...ich sehe schrecklich aus...“, brabbelte ich verzweifelt. Uruha trat plötzlich im Spiegel hinter mich, und nahm eine meiner Hände in seine. Er war eilig vom Bett aufgesprungen.

Ich blickte über meine Schulter zu ihm hinauf, und sah Wärme in seinen Augen.

„Ich finde du bist wunderschön.“

Ich senkte seufzend und genervt den Blick.

„Das sagst du nur so. Du lügst.“

„Nein, das tue ich nicht...wieso bist du nur so oberflächlich?!“

Ich riss mich angesäuert von ihm los.

„Such dir doch wen, der nicht so darauf guckt! Verdammt, weißt du wie beschissen ich mich gerade fühle?! Ich habe eine Backpflaume im Gesicht!“

Schnaubend wandte ich mich in Richtung der Ausgangstür – das wurde mir allmählich wirklich zu blöd – als Uruhas Hand vorsichtig mein Handgelenk umschloss, und er mich in einer Drehung in seine Arme zog. Mein Gesicht wurde knallrot, und er sah mir mit einem beängstigend ernstem Blick fest in die Augen

„Du bist wunderschön.“

„Ach ja? Was an mir ist wunderschön, was?? Das Dörrobst da vielleicht?“

„Du hast innere Werte, Ruki!“

Wütend schnaubte ich erneut, nur diesmal noch heftiger. Ich hasste es, wenn jemand sowas zu mir sagte. ´Innere Werte´.

„Schön! Auf der Bühne nützen dir innere Werte aber nichts! Niemand mag hässliche Menschen!“

„Du Idiot bist ja auch sooo hässlich...“, kam es voll Ironie triefend aus Aois Ecke. „Was zum...VERDAMMT BOWSER! NICHT SCHON WIEDER....ARGH, ICH HASSE DICH, PEACH! RETTE DICH DOCH SELBST!“

„Aoi? Das ist jetzt unpassend.“

„Ich hatte einen Up-Pilz! EINEN VERDAMMTEN UP-PILZ! VERFLUCHTER SHIGERU MIYAMOTO UND SEIN ITALIENISCHER DOSENKLEMPNER!!!“

„Aoi.“

„Tschuldigung...Jedenfalls bist du nicht hässlich, Ruki...ARGH SCHEIßE!“

„Err...Bin ich...innere Werte nützen mir ohne mein Äußeres nichts...“

Ich schlug gegen Uruhas Brust, und dieser ließ es, leider, einfach zu.

Mein Leadgitarrist seufzte.

„Dann freu dich doch. Du bist innen wie außen schön, das sind nicht viele Menschen.“

Verwirrt blickte ich auf, er starrte noch immer mit diesem ernsten Blick zu mir hinunter.

Uruha konnte wirklich machen, dass einem das Blut in den Adern gefror.

„Du hast ein wunderschönes Gesicht, es ist nicht zu rund, und nicht zu spitz, es ist dünn und oval, und du hast sehr dunkle, braune Augen, die auf der Bühne immer voller Kraft leuchten.

Du bist schmal und zierlich, und du hast wunderschöne, volle Lippen.

Ruki... Egal ob du gerade Schminke trägst, oder nicht...du bist wunderschön.“

Mit jedem Satz mehr errötend wandte ich beschämt meinen Blick ab. Ich wusste nicht, wen Uruha da gerade beschrieb, aber ich war es sicher nicht.

„Das ist nicht so...“, murrte ich auf den Boden starrend, und der Größere drückte mich an sich.

„Hör mal, Hoshi. Wenn Reita es geschafft hat, mit einem blauen Auge aufzutreten, dann kannst du das auch. Bei ihm hat das mit der Schminke ja auch geklappt.“

„Ja...Reita hat ja aber auch nur deine Faust ins Gesicht bekommen. Mich hast du mit deinem ´Baby´ erwischt...“

Er grinste. „Jetzt sind wir drei quitt, hä?“

Ein Lacher entwich mir. „Schätze das ist ne gerechte Strafe.“

Uruha nickte. „Stimmt...also? Alles wieder okay?“

Zum tausendsten Mal an diesem Abend seufzte ich tief.

„...Schätze ich überlebe es...“

„WOHOOO!“

Unsere beiden Köpfe wandten sich ruckartig zu Aoi hinüber, der auf dem Bett saß und begeistert in die Hände klatschte. Dann tat er so, als würde er in seine Bettdecke rotzen.

„Das war berührend und sooo dramatisch! Hach, immer wenn man Popcorn braucht...das war Oscar-reif!“

„Spiel Nintendo, Aoi.“

„Pff...“
 

Ruhig ein und ausatmend kam ich langsam aber sicher zu mir. Es war stockdüster und ich brauchte einige Zeit, um zu begreifen, was gerade los war, und wo ich mich befand. Ich war wohl eingeschlafen und mitten in der Nacht wach geworden.

Noch immer völlig neben mir rieb ich mir über die Augen. Schließlich löste ich mich dann aus meinem Schlummer, und blinzelte völlig verwirrt. Eine Silhouette beugte – sofern ich es bei dieser Dunkelheit beurteilen konnte – über mir, und als ich begriff, dass es wirklich so war, wollte ich überrascht aufschreien, doch eine Hand wurde auf meinen Mund gelegt.

Mit tiefer Furcht und stockendem Atem überlegte ich panisch, was jetzt alles mit mir geschehen würde oder konnte, als ich plötzlich ein Lippenpaar an meinem Ohr spürte.

„Psscht! Sonst weckst du Aoi auf. Ganz ruhig, Hoshi, ich bin´s nur.“

Erleichtert entspannte ich meinen verkrampften Körper wieder, und dann wurde mir ganz perplex bewusst, dass Uruha auf mir lag, die Hand auf meinem Mund, die Lippen an meinem Ohr.

Oh mein Gott törnte mich das an!

Ich spürte wie der Druck auf meinen Lippen verschwand, und hörte ein Kichern.

„K-Kouyou...“, murmelte ich in warnendem Ton und war mittlerweile mehr als erregt.

„W-Was machst du da...?“

„Ich kann nicht schlafen...“

Überrumpelt blinzelte ich ihn im Dunkeln an, auch wenn das nicht wirklich etwas brachte.

„Du...du kannst nicht schlafen...?“

„Ja. Wollen wir etwas Spaß haben?“

„Hä...? Was denn bitte für Spaß??“

„Psscht...ich zeig´s dir...“

Verwirrt wollte ich noch einmal fragen, was zur Hölle das alles sollte, als er plötzlich an mir hinunter kroch. Und dann wusste ich, er war unter der Decke verschwunden.

Absolute Stille trat ein. Stille, in welcher ich mit klopfendem Herzen dalag und mich, völlig aus dem Konzept gebracht, fragte, was mein Leadgitarrist eigentlich vorhatte, auch wenn sich in meinem Hinterkopf eine düstere Vermutung ausbrütete, von der ich hoffte, dass sie nur eine Vorahnung bleiben würde.

Dann merkte ich, wie meine Hose samt Boxershorts an meinen Beinen hinunter gezerrt wurde, und meine Vorahnung bestätigte sich.

Mein Herzrasen wurde noch schneller, und dann spürte ich einen stechenden Schmerz an meiner intimsten Stelle.

Ohne Vorwarnung keuchte ich viel zu laut auf, und drehte danach den Kopf ruckartig zu Aois Bett. Nichts rührte sich. Ich seufzte und dann blickte ich an mir hinunter. Da war eine große Wölbung auf der Decke, und ich wusste ganz genau, dass das Uruhas Kopf war. Uruhas Kopf, zwischen meinen Beinen.

„Ksscht! Sag mal geht’s dir noch gut?! Uruha! Was machst du da?!“

Ich bekam keine Antwort.

Den Rest der Nacht verbrachte ich nur noch damit außer mir zu keuchen und nach Luft zu schnappen, und währenddessen bloß Aoi nicht aufzuwecken.
 

___________
 

Und kurz vor Silvester das letzte Kapitel für dieses Jahr <3

Hoffe ihr habt nen guten Rutsch, liebe Leser <3

Mit extra Action ;D <3
 

lg Rookie

Diese Sache mit Aoi und Kai.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Jeder Samurai geht seinen eigenen Weg.

Kapitel 20:

Jeder Samurai geht seinen eigenen Weg.
 

Der nächste Morgen fing wirklich viel, viel, viel zu früh an. Es kam mir vor, als hatte ich meine Augen letzte Nacht für zwei Sekunden geschlossen, nur um sie dann jetzt schnell wieder aufzuschlagen.

Ein leichtes Grummeln kam von draußen her. Bewölkter Himmel. Würde es schon wieder regnen?

Der Tag zuvor war wieder wärmer gewesen, hatte Kai mir gestern Abend jedenfalls gesagt, ich hatte das Hotel ja gar nicht verlassen.

Schweigend wandte ich meinen Blick zum Nebenbett. Ich entdeckte meinen zweiten Gitarristen davor. Aoi war schon wach, und hüpfte beim Versuch seine Hose über die Hüften zu bekommen, halbbekleidet und seltsame Geräusche von sich gebend, durch den Raum. Das war wirklich ein toller Start in den Tag.

Ich rieb mir kurz über die Augen, ehe ich diesen etwas beunruhigenden Moment damit beendete, dass ich mich stöhnend vom Bett aufrichtete.

Abrupt blieb Aoi an Ort und Stelle stehen, und seine Hosen rutschten wieder hinunter, um pinke Boxershorts mit Ananas-Muster darauf zu präsentieren. Toll, schon der zweite, total faszinierende Anblick an diesem Tag...

„R-Ru-chan!“, meinte der Schwarzlilahaarige überrascht, und zog schnell die Hosen nach oben, um schließlich einen Gürtel um seine Hüften zu legen.

„Ä-Äh....Sakai hat übrigens vorhin Shibori-chan mitgenommen...“, stammelte er verloren lächelnd und blickte dann an sich runter. „D-Die Boxershorts hat mir meine S-Schwester geschenkt und...äh...ich wollte dich gleich wecken, aber erst nach dem Anziehen, weil...den Anblick...wollte ich dir...ersparen...“

„Wie zuvorkommend von dir.“

Murrend schwang ich meine Beine aus dem Bett, und stand dann einen Augenblick später auf den Füßen, um im Zimmer umher zuschauen. Ich wurde stutzig.

„Sag mir bitte, dass Uruha heute schon hier war.“

Bedrückt blickte mein Gitarrist zur Seite. „Ich hab ihn...heut noch nicht gesehen...also...“

Ich seufzte. „Schon klar. Verstehe.“

Wütend zog ich mir mein schwarzes Shirt über den Kopf, und schmiss es in irgendeine Zimmerecke.

„Ich bin Duschen.“

Aoi nickte. „Ist okay, ich war schon.“
 

Die Badezimmertür schloss sich leise hinter mir, und ich hielt eine Sekunde inne, um ein- und auszuatmen. Schließlich entledigte ich mich meiner Jogginghose und meiner Boxershorts, und stellte mich in die einladende Duschkabine.

Ein tiefer Seufzer drang durch meine Kehle aus meinem Mund, als das lauwarme Wasser meinen ganzen Körper bedeckte. Die Scheiben des Kabinetts beschlugen, und mir wurde ganz anders.

Ich fühlte mich, als flossen all die Sorgen, und der Stress hinweg mit den Wogen aus Wasser, die in den Abfluss verschwanden, um dort zu enden. Alles was ich noch wahrnahm war lautes Plätschern, und mein regelmäßiges, beruhigtes Atmen.

Während ich hier stand, und Shampoo in meine Haare massierte, übermannten mich die Gedanken dann aber doch.

Eine leichte Wut gegenüber Uruha kroch in mir hoch. Und auch ein wenig Sorge.

Dieser Idiot. Was auch immer sein Problem war, ich wünschte mir nur, dass er endlich begriff, dass ich ihn liebte und mir nur Sorgen um ihn machte. Das was wir da seit geschlagenen drei Tagen führten, das war ganz sicher keine Beziehung, das war...ich wusste nicht einmal was es war.

Leise lehnte ich meinen Kopf gegen die Fensterscheibe, während das Wasser vom Duschkopf über mir, den Schaum aus meinen Haaren wusch.

Ich spielte Musik in meinen Gedanken ab, um etwas runterzukommen. Irgendwann packte mich der Song in meinem Kopf, und ich fing an unbewusst und leise mitzusingen.

Es war eines unserer noch nicht veröffentlichten Lieder, aus dem ´DIVISION´-Album.

Eine Stelle aus dem Song ´Attitude´.
 

I starve for a shock everyday

Give me noise, give me noise

Nausea does not stop every night

Give me noise, give me noise

Nach einer Stunde brach der Fluss aus dem Duschkopf endlich ab, als ich den Hahn zudrehte. Mit einem Mal wurde es ganz still im Badezimmer, und ich fühlte mich etwas besser. Aus dem Hotelzimmer kam auch kein Geräusch, und ich nahm an Aoi hatte sich fertig gemacht, und lag jetzt wartend auf seinem Bett.

Etwas frierend trat ich auf die kalten, weißen Fliesen, und schnappte mir ein größeres Handtuch, dass ich mir um die Hüften band. Ich bewegte kurz meine fröstelnden Zehen, und eilte dann vor den riesigen Badezimmerspiegel, um mir mein Gesicht anzusehen. Mein blaues Auge, nicht mehr ganz so angeschwollen wie vor zwei Tagen, doch noch immer tiefviolett. Ich seufzte.

Das Konzert heute Abend. Ich durfte unser Ziel nicht aus den Augen verlieren. Die ´HETERODOXY´ sollte etwas Unvergessliches werden. Aber nicht auf die Art und Weise, wie es jetzt gerade passierte.

Mein Spiegelbild weiterhin anblinzelnd strich ich ein paar nasse Strähnen weg, die in meinem Gesicht klebten. Vergebens versuchte ich zu entdecken, was Uruha entdeckte, wenn er mich ansah.

„Wunderschön...?“, ich drehte den Kopf hin und her, und schaute mein Gesicht von allen Seiten an. „Wo denn, bitte...?“

Es ergab keinen Sinn diese Aktion weiterzuführen. An meiner Reflektion änderte sich nichts.

Da stand nur noch immer dieser Dreißigjährige, der mir manchmal so fremd vorkam, obwohl ich ihn tagtäglich sah. Ich legte meine Hand vorsichtig auf die Hand meines Spiegelbildes, und brachte dann ein müdes, nur halb ernstgemeintes Lächeln hervor.

„Aoi? Würdest du mir vielleicht den Föhn herbringen, ich-

Mein Satz ging in einem Knall unter. Die Badezimmertür war aufgestoßen worden, und ich sprang erschrocken auf, und blickte mich panisch um. Dann entdecke ich plötzlich Uruha.

Und noch ehe ich überrumpelt reagieren konnte, war er schnellen Schrittes zu mir hinüber geeilt, und hatte mich dann fest an sich gedrückt.

So verweilten wir. Seine Hände lagen warm am Ende meines Rückens, und sein Kopf lag in meiner Halsbeuge.

„Ich liebe dich...“, murmelte er mit überwiegender Reue in der Stimme, und ich kniff die Augen argwöhnisch zusammen.

„Tust du das?“, murrte ich angepisst, und hörte Uruha leise gegen meinen Hals atmen.

Ich wurde immer wütender, während wir hier standen, und er mich umarmte. Schließlich schubste ich ihn von mir, und er blinzelte mich leicht benommen an.

Ich bedachte ihn mit einem giftigen Blick.

„Du stinkst nach Alkohol.“

„Ruki, ich-

„Wo warst du letzte Nacht?“

Uruha senkte den Kopf. „...Ich war trinken...“

Ich atmete hörbar durch die Nase aus.

„Du warst trinken, obwohl wir heute ein Konzert haben? Und du kommst jetzt erst nach Hause?“

Betreten blickte er auf den Boden.

„Und das Aoi, Kai, Reita und ich uns Sorgen machen, ist ja egal, was?“

„Ich...“

„Weißt du, es ist schon in Ordnung, wenn du nicht mit mir ins Bett willst, oder keine Beziehung zu mir haben willst, das ist was zwischen dir und mir, das ist alles okay. Aber das du hier so eine Scheiße abziehst, das ist nicht okay, hörst du? Du siehst beschissen aus, deine Augenringe sind fast so dunkel wie mein Veilchen, und du trägst eine riesige Alkoholfahne mit dir herum. Wir haben heute Abend ein Konzert, verstehst du? Vor abertausend Menschen, und du stehst hier, bist noch halb angetrunken und hast die ganze Nacht nicht geschlafen.“

Uruha fuhr sich verzweifelt durch die Haare.

„Hör mal, Takanori, es tut mir wirklich Leid, ich kam mit den letzten Tagen einfach nicht klar! I-Ich liebe dich, und-

Er stockte mitten im Satz, denn meine Hand hatte seinen Kragen gepackt. So wütend wie gerade, hatte ich ihn noch nie angesehen. Das wusste er.

„Schieb dir dein ´Ich liebe dich´ sonst wohin. Wenn du das heute Abend verbockst, werde ich dir das nie verzeihen. Hörst du? Nie.“

Damit hatte ich ihn losgelassen, und war aus dem Badezimmer hinaus getreten. Und so schwer es auch zu glauben war, das hatte mir mehr wehgetan als ihm.

Aoi betrat gerade das Hotelzimmer wieder. Er grinste mich an.

„Hey Ruki, ich war nur kurz bei Reita, und hab mir sein Aftershave geliehen, meins ist alle, Shibori ist wieder bei Kai...ach ja, und kurz bevor ich gegangen bin, kam Uruha rein, hast du mit ihm gere- ...Takanori, weinst du?“

Voll Zorn wischte ich die kleinen Tränen aus meinem Augenwinkeln, und schüttelte den Kopf.

„Ich weine nicht. Alles ist in Ordnung, und ich hoffe, dass heute niemand herumbitcht, ich habe keinen Nerv für sowas, ja?“

Überrumpelt und etwas schockiert nickte mein Gitarrist.

„G-Geht in Ordnung.“

„Gut.“
 

Lautes Getümmel, viele Menschen. Die Straßen von Osaka. Das allererste Mal, das wir alle zusammen in die große Stadt zogen und uns den Ort, in welchem wir den Rest der Woche noch auftreten würden, gemeinsam anschauten.

Miyavi, Reita, Kai, Aoi, Uruha und ich liefen nebeneinander her. Alle ungeschminkt, und so unwirklich wirkend. Shibori tappte munter vor uns her.

Reita ohne Nasenband, mit blonden ungemachten Haaren. Im roten Black Moral T-Shirt und mit schwarzen Hosen und Turnschuhen.

Aoi, dessen Gesicht wegen den schwarzvioletten Haaren heute irgendwie besonders blass aussah. Mit schwarzem T-Shirt und Jeansjacke, und einer schwarzen Hose.

Kai, die langen brünetten Locken einfach im Gesicht und über den Schultern hängend, in weißem Hemd und schwarzer Anzughose. Er erinnerte mich an irgendjemanden, doch ich wusste nicht genau an wen. Jedenfalls war es wirklich noch immer gewöhnungsbedürftig ihn so zu sehen.

Ich glaube er versuchte mit seinem neuen Style irgendwie erwachsener zu wirken...

Uruha mit langen braunen Haaren, den müden Augen, einem schwarzen Pullover und beigen Stoffhosen. Ich hatte noch immer das dringende Bedürfnis ihn schlagen zu wollen.

Und dann war da noch Miyavi. Eine Sonnenbrille im Gesicht und eine Kappe auf dem Kopf.

Ich seufzte. Da wollte jemand wieder cool wirken.

„Tja, hier wären wir, Osaka!“, Miyavi winkte irgendwelchen unsichtbaren Gestalten.

„Hör bloß auf, sonst wollen sie noch Autogramme.“, meinte ich sarkastisch und rollte mit den Augen.

„Ru-chan ist wieder schrecklich mies gelaunt.“, kam es mit belegter Stimme aus dem Mund des Ishihara, und ich seufzte.

„Nein...schon okay...lasst uns ganz locker sein, bis zum Konzert.“

Die anderen nickten, und ich blickte kurz zu Uruha hinüber, der weiter weg von mir, neben Reita herlief. Er blickte stumm auf den Boden.

„Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt zu McDonalds gehen, und dort was essen?“

Kais Augen glitzerten auf.

„Gehen wir, Takanori? Gehen wir? Bitte!“

„Wieso fragst du mich das? Du bist doch hier der Manager!“

„Ö-Öhm...“, verwirrt kratzte sich der Brünette am Kopf, ehe er nickte. „H-Hey, du hast Recht...!“

Alle blieben stehen, und blickten ihn abwartend an. Shibori quietschte.

Aoi zog eine Augenbraue nach oben.

„Ich wusste gar nicht, dass Hunde McDonalds essen mögen.“

Neckend zwickte Miyavi ihm in die Seite.

„Tust du ja auch.“

Yuu rollte mit den Augen.

„Also? Gehen wir?“

Kai blinzelte einige Male.

„Ä-Äh...ja! Ich meine...Natürlich! Gehen wir was essen!“

Miyavi machte begeistert einen Freudensprung.

„Auf! Gehen wir! Der arme Yutaka verhungert schon!“

Der Ishihara schlang seinen Arm um Kai, was wir mit einem Lachen kommentierten. Nur Aois Blick wurde dabei missmutig.

Ging das jetzt wieder los...?
 

Nach einer halben Stunde kamen wir dann endlich im McDonalds an, und ließen uns dann an zwei Tischen nieder, die wir zusammenrückten. Ich saß zwischen Uruha und Miyavi. Kai saß bei Reita, und Aoi saß am Anfang des anderen Tisches. Mein kleiner Chihuahua lag zu meinen Füßen und schmuste mit meinen Schuhen.

„Ich bestell das Essen.“, meinte Kai munter, und wollte sich auf den Weg zur Kasse machen, als Miyavi auch aufsprang.

„Soll ich was helfen?“

„Ja, kannst du mach-

Wie der Blitz war Aoi von seinem Stuhl aufgesprungen.

„Ich mach schon.“

„Okay, Yuu-chan, dann geh du mit Uke.“

Der Schwarzhaarige setzte sich wieder auf den Platz rechts von mir.

Aoi nickte mürrisch. „Das hatte ich vor.“

Im Hintergrund sah man das Gesicht unseres Drummers, welches sich verdunkelte, und einen gequälten Ausdruck annahm. Ich kam immer mehr ins Grübeln, aber nie auf eine Antwort, für all das hier.

„Also?“, der bis eben noch so fröhliche Kai hatte wieder sein steinhartes Gesicht der letzten Tage zurückerhalten. „Was wollt ihr alle essen?“

„Ich nehme einen Chickenburger und eine Cola.“

„Ich nehm das, was Ru-chan nimmt.“, grinste Miyavi.

„Ich nehme einen BigMac und ne Cola.“, kam es ruhig von meinem Bassisten, den ich heute das erste Mal reden hörte. Gott, manchmal konnte man meinen, Reita war gar nicht da.

Mein Blick wandte sich zu meiner Linken. Da saß Uruha, sich die Schläfen massierend.

„...Ich nehme nur eine Cola, ich habe keinen Hunger, Uke...“

Kai legte den Kopf schief.

„Wieso siehst du eigentlich so mitgenommen aus?“

Mein Drummer warf mir einen fragenden Blick zu, doch ich drehte nur angenervt den Kopf weg.

Sollte Uruha doch selbst erzählen, was er die Nacht über so Tolles gemacht hatte.

Mein Leadgitarrist winkte ab.

„Wir reden später darüber.“

Der Drummer zuckte mit den Schultern, und wurde dann schließlich von Aoi mitgezogen, da die Schlangen an der Kasse sowieso schon sehr lang waren.

Als die beiden weg waren, blickte ich abwartend in die restliche Runde, und zog dann eine Fratze.

Das konnte alles nur ein verdammt schlechter Witz sein.

Ich saß in einem Fastfood-Imbiss, mit Miyavi, Reita und Uruha an einem Tisch.

Damit hatte der heutige Tag für mich auch schon den Tiefstpunkt erreicht.

„Ru-chan~“

Angepisst wanderten meine Iriden zu Miyavi hinüber, der mich musterte.

„Wieso bist du eigentlich so mies drauf?“

Ruckartig sprang ich, wie Aoi zuvor, von meinem Platz auf.

Das hielt ich nicht aus.

„Ich gehe kurz auf die Toilette.“

Und so lief ich mit eiligen Schritten auf die Toiletten zu, während ich drei verwirrte Blicke in meinem Rücken spürte.

Doch um die Verwirrtheit der Anderen scherte ich mich momentan wirklich kein Bisschen.

Ich musste mich zusammenreißen, mindestens bis zum Konzert heute Abend.
 

Leicht abwesend trat ich vor die Spiegel, welche sich im WC befanden, und hielt meine Hände unter den Automatikwasserhahn, welcher kurze Zeit darauf Wasser mit einer angenehmen Temperatur auf diese fließen ließ.

„Ruki?“

Ich hob den Kopf, und blickte dann über meine Schulter nach hinten.

Reita kam langsam auf mich zugelaufen.

Ich nickte ihm zu, und trocknete dann meine Hände unter einer der kleinen Handheizungen.

„Alles in Ordnung soweit?“

„Ja.“

„Nein, ehrlich. Was ist denn?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Hast du mitbekommen, dass Uruha die ganze Nacht weg war, um zu saufen?“

Eine kleine Falte trat zwischen seine Augenbrauen, als sein Gesicht einen nachdenklichen Ausdruck annahm. Dann grinste er eigenartig und irgendwie...böse?

„Selbst wenn, er war bestimmt nicht mit anderen Frauen weg oder so. Da brauchst du dir echt keine Sorgen zu machen.“

Ich kniff die Augen zusammen.

„...´Andere´ Frauen...?“

„N-Nein! Äh ich meine...Frauen...habe ich Frauen gesagt...? Nicht andere, sondern nur...Frauen...du bist natürlich keine...Frau...“

Reita schrumpfte unter meinem argwöhnischen Blick immer mehr in sich zusammen, was mir enorme und fast schon sadistische Genugtuung verschaffte, da ich mich nach all der nervenaufreibenden Zeit endlich wieder groß, und einflussreich fühlte.

„Gott, du weißt nicht wie scheißegal es mir ist, ob da ´andere´ Frauen im Spiel waren, oder nicht. Meinetwegen soll er gehen, und es gleich mit irgendeiner machen, wenn er es doch braucht.

Mir geht es hier nur um unser Konzert. Ich habe keine Lust auf einen verkaterten Gitarristen, und das Publikum sicher auch nicht.“

Reitas Blick wurde auf einmal so bösartig, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Leicht verwirrt erwiderte ich seinen verabscheuenden Blick, und er kniff die Lippen zusammen. Schließlich kehrte er mir still den Rücken.

„Wie du meinst...kommst du dann wieder mit? Da du ja offensichtlich nicht auf die Toilette musst?“

Abrupt wurde mein Gesicht rot. Das war´s dann wohl gewesen, mit ´groß´ und ´einflussreich´...
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

„Soo~“

Lächelnd stellten Aoi und Kai zwei Tabletts hin, die mit Burgern, Pommes und Getränken beladen waren.

„Aki, ich glaub, das hier war deiner...Der hier kommt zu mir...das ist Ukes...“

Aoi fing an die jeweiligen Burger an uns zu verteilen, bis er schließlich zu Ruki kam.

„Ah, Taka. Du wolltest doch einen einfachen Chickenburger?“

„Nein.“

Verwirrt hielten wir alle inne, und drehten unsere Köpfe zu unserem Gitarristen und unserem Sänger.

„Äh...wie bitte?“

„Ich wollte einen komplizierten, der schwere Alkoholprobleme hat, mich die ganze Zeit mit seinen beschissenen Stimmungsschwankungen nervt und nachts saufen geht, damit ich fett, traurig und hässlich werden, und mich in tiefe Depressionen stürzen kann, weil ich ihn liebe.“

Kai fing an schrecklich zu husten, da er sich an seinem Cheeseburger verschluckte.

Erschrocken zogen alle die Luft ein, und unsere Augen weiteten sich.

Alle an den Tischen in unserer Nähe drehten sich leise munkelnd zu uns hinüber.

Uruha bedeckte, als hätte er es schon geahnt, sein Gesicht gedemütigt. Aoi blinzelte, Rukis Burger noch immer in der Hand haltend, völlig aus der Bahn geworfen, und Miyavi lachte sich aus voller Kehle den Arsch ab. Ich tat gar nichts. Es wäre ja doch nur falsch gewesen. Diese widerliche, kleine Zicke Ruki.

„Ähm...na...was auch...immer...“

Der schwarzlilahaarige Gitarrist verteilte die Bestellungen zu Ende, und etwas später hatten wir dann alle angefangen aufzuessen.

„Ich bin im Himmel...“, murmelte Kai verträumt, während er auf seinen Pommes herumkaute. Dann nahm sein Gesicht einen selbstgefälligen Ausdruck an. „Auch wenn mein Essen hundert-pro besser schmeckt.“

Ich rollte mit den Augen. Kai war so ein Idiot und Angeber. Ich mochte sein Essen ganz und gar nicht.

„Du kannst an unserem nächsten freien Tag ja mal Hamburger machen.“, kam es grinsend von Aoi, und Miyavi stimmte nickend zu. Ruki nickte eilig, was mich zum Schnaufen brachte. Er liebte gegrilltes Essen.

Fast so sehr, wie Aoi. Dieser hatte übrigens wieder einmal seinen Nintendo DS ausgepackt, und angefangen seine sämtlichen Super Mario Rekorde zu brechen.

Aber zurück zum Wesentlichen: Wenn Ruki etwas wollte, musste das so sein. Es war immerhin Ruki.

„Alles klar.“, unser Drummer nickte bestimmend, und schob sich dann eine Hand voll Pommes in den Mund. Sehr elegant.

„Also...“, fing Miyavi dann plötzlich an, und blickte hinüber zu Uruha, der heute noch wortkarger zu sein schien als sonst, und zog eine Schnute.

„Erzählst du jetzt, was heute passiert ist, das interessiert mich brennend.“

Der Leadgitarrist, der bis dato abwesend gewesen zu sein schien, schreckte aus seinen Gedanken, und blinzelte uns mit seinen hübschen Kulleraugen überrascht an.

Kai, Ruki, Aoi und Miyavi musterten den Braunhaarigen eindringlich und abwartend, und dieser senkte den Blick, um überfordert auf den Tisch zu blicken.

Ich hasste es, wenn Uruha so tat, als wäre er eine verletzliche, wunderschöne Prinzessin.

Das hatte er schon in der Highschool immer gebracht, und alle Mädchen und Lehrer waren ihm blind verfallen. Der abgöttisch hübsche, großgewachsene Kouyou Takashima, mit den wundervollen großen, fast schwarzen Augen, und den vollen, rosa Lippen. Das große Herz nicht zu vergessen. So wundervolle, große Augen...

„Entschuldigung...“, murmelte der Gitarrist mit den nougatbraunen Haaren leicht neben sich stehend, und blickte dann seitlich zu Ruki hinunter, der neben ihm saß, ihn keines Blickes würdigte, und desinteressiert an seinem Strohhalm sog. Ich ballte meine Hände unbemerkt zu Fäusten.

„Ich war gestern Abend trinken...ich war ein Bisschen sauer, und fertig...und da habe ich nicht nachgedacht.“

Kais Gesichtsausdruck wurde mürrisch.

„Hast du einen Kater?“

Uruha schüttelte mit dem Kopf.

„Ich hab nur ein wenig Kopfweh. Das geht nachher wieder, wenn ich eine Tablette einwerfe.“

„Also kannst du heute Abend spielen?“

„Ja.“

Jetzt drehte der Kopf unseres Vocalisten sich dann doch zum Braunhaarigen.

Sorge spiegelte sich eindeutig in dessen braunen Augen, und ich wurde noch wütender, als ich es schon war.

Jetzt war er natürlich wieder der liebenswürdige Ruki. Schnaufend trat ich mit meinem Bein aus. Rukis verdammter Köter hing an meinen Schuhen.
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

„Sind deine Kopfschmerzen auch wirklich nicht zu schlimm?“

Ich sah meine Hand an die Wange von Uruha wandern, welcher mich daraufhin wirklich lieb anguckte. Leicht errötend ermahnte ich mich, jetzt nicht schwach zu werden, doch es half alles nichts. Die Wut in mir starb Stück für Stück mit schmerzerfüllten Schreien, je länger der Takashima mich so anblickte.

Seine Hand legte sich auf meine.

„Es geht schon, mach dir keine Sorgen...“

Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. Überrascht merkte ich, dass er nichts sagte.

Auch nicht, als einige Leute sich wieder tuschelnd zu uns hinüber drehten.

Er hielt nur weiterhin meine Hand, und mein Gesicht wurde rot wie eine Tomate.

„K-Kouyou...“, murmelte ich leicht verwirrt, und er machte ein trauriges Gesicht.

„Tut mir Leid, das alles, ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst...und es war nicht fair von mir, mich in der Öffentlichkeit immer so von dir abzuwenden...lass uns heute Abend reden, okay? Ich muss dir etwas sagen...“

„...Diesmal wirklich?“

Er nickte mit einem ernsten Blick.

„Ruki...ich will nur sagen, egal was war, oder ist...du...du bedeutest mir sehr viel, vergiss...das bitte nicht, ja?“

Ich nickte stumm, auf unsere sich haltenden Hände blickend.

Ein Gackern ging durch die Runde, und ich blickte erschrocken auf die anderen, die ja auch noch am Tisch saßen. Oh je.

„Oh Gott, wie süß.“, Miyavi zeigte den Daumen hoch.

„Mein Essen kommt gleich hoch...“, Reita drehte angepisst den Kopf zur Seite.

„Herz-erweichend...“, kam es etwas merkwürdig von Kai, der hilflos lächelte.

„Ladet ihr mich zu eurer Hochzeit ein?!“

„Spiel Nintendo, Aoi.“

„Ey! Wieso werden die anderen nicht angeschnauzt?!“

Alle brachen in Gelächter aus.
 

Die Scheinwerfer machten den Abend wieder zum lichtesten Tag. Gekreische ertönte und tauchte mich in tiefste Aufregung. Etwas die Augen zusammenkneifend hielt ich mir meine in einen roten Handschuh gekleidete Hand vor das Gesicht. Geblendet vom Ruhm.

„RUUUKIIIIIIII!“

Schrien sie, während wir gerade Mal auf dem Weg hinter die Bühne waren.

Geschminkt, wunderschön, perfekt.

Nach außen hin waren wir beneidenswert, und ohne Makel. Doch die Menge wusste nichts.

Sie wusste nichts von meiner Verblüffung über Uruhas Verhalten. Sie wusste nichts von Uruhas nächtlicher Alkoholtour. Sie wusste nichts von Reitas stiller Wut, nichts über Kais beunruhigendem Unwohlsein in der Nähe Aois, und auch nichts über Aoi, der Kai immer so seltsam ansah.

Nicht einmal wir wussten genau irgendetwas über die eben aufgezählten Probleme.

Wir waren eigentlich eine Familie. Wir waren fünf. Und dennoch zog momentan jeder an seinem eigenen Strang. Und ging dabei langsam aber sicher unter.

Etwas schlecht gelaunt griff ich nach Uruhas Hand, welcher neben mir über den königsblauen Teppich in das große Osakaschloss lief. Unser heutiger Auftritt war im weltberühmten Osakaschloss. Uruha lächelte mich aufbauend an, während er mit dem Daumen über meinen Handrücken streichelte.

„Du siehst wunderschön aus, Ru-chan.“

Ich senkte den Kopf.

„Versprich mir, dass wir noch reden.“

„Tun wir.“

„Gut.“

Osaka war – nach Tokyo – Japans zweitgrößte Stadt. Die Menschen hier waren wirklich überaus freundlich, redeten aber mit solch seltsamen Dialekt, und sie aßen auch total außerirdisch. Das war mir aufgefallen, als uns unsere Mitarbeiter etwas zu Essen gebracht hatten. Okonomiyaki (Gemüsepfannkuchen) mit Soße und dazu Reis. Die Osaka-Leute aßen doch tatsächlich Reis zu ihren Okonomiyaki. Und das Seltsamste kam noch: Die Soße war für den Reis gedacht, und die Okonomiyaki waren bloß die Beilage. Die spinnten doch alle hier. Und das wusste sogar ich, und ich konnte nun wirklich nicht kochen.

Aoi hatte sich auch beschwert. Er hatte Udon (japan. Nudelsuppe) von Sakai bekommen gehabt, und diese nach dem Probieren so lieblich als ´Spülwasser´ bezeichnet. So machte man das wohl in Osaka. Es kochte eben nicht jeder wie Kai.

Wenigstens war die Stadt an sich sehr schön. Auch wenn ich von diesem berühmten Fernsehturm, den sie hier hatten, etwas enttäuscht worden war. Jeder hatte mir von seiner ach so beeindruckenden Großartigkeit erzählt, doch im Gegensatz zu unserem Tokyo-Tower das nichts gewesen. Eine Sardelle neben einem weißen Hai.

Aber naja, ganz passabel war es schon gewesen, schätze ich.

Nacheinander wurden wir vom Begrüßungskomitee am Eingang empfangen.

Kai ging als allererster, und schüttelte den Leuten vom Empfang die Hände, bevor er hinein schritt.

Aoi kam als nächster. Er verbeugte sich höflich, schenkte jedem ein Lächeln, und lief dann Kai nach.

Als nächstes kam Reita, der wie immer einen auf ganz cool machte, und jedem ein ´Peace´ mit den Fingern schenkte.

Dann kam Uruha, der sich mehr als höflich vor allen verbeugte.

Schließlich kam ich.

Der Chef des Komitees streckte mir voller Stolz und Ehre die Hand entgegen, und ich...ich ging einfach an ihm vorbei, ohne ihn einmal anzusehen, und dann verließ meinen Mund nur kurz ein freches ´WUSCH´, ehe ich an dem restlichen Empfang vorbeirauschte.
 

Es war ein tolles Gefühl in den riesigen Saal eines aus der Edo-Zeit stammenden Schlosses zu treten. Vor allem, wenn dieses auch noch so berühmt war.

Es waren sehr wichtige Leute hier, die uns begrüßten. Heute fand ihr Abend das Sommerfest statt. Zu unserer Tour zählte ein kleiner Auftritt hierfür. Es war wirklich großartig.

„Kommt Leute. Ziehen wir unsere Kimonos an.“

Kai klatschte in die Hände, und wir folgten ihm dann durch die Menge, zu unseren Garderoben.

Als wir danach den Backstageberreich betraten, ertönte plötzlich ein lautes Lachen.

Miyavi saß auf einem der Sofas, und kringelte sich regelrecht.

„Was ist denn mit dem?“, kam es teils verwirrt, teils belustigt von Aoi, und ich zuckte mit den Schultern.

„Wahaha, L-Leute!“, der Ishihara hielt sich den Bauch. „I-Ich hab über die Überwachungskameras...Ruki...und der Präsident vom Empfang...habt ihr...sein Gesicht, als Ruki, und dann...seine Hand und wahahaha....´wusch´...hahahaha!!!“

Grinsend legte ich den Kopf schief, während Kai hinter mir seinen schüttelte.

„Das war übrigens nicht nett, Ruki.“

Jetzt brach auch ich in Gelächter aus. Aoi tat es mir gleich. Uruha beugte sich zu mir hinunter, und drückte mir einen belustigten Kuss auf die Wange. Von Reita bekam man irgendwie nichts mehr mit. Ich glaube ich hatte gerade inneren Frieden gefunden.

„Also?“, Miyavi grinste uns alle an. „Wie war es denn so, nach unserem McDonalds-Trip? Was habt ihr noch so gemacht?“

Ich rollte mit den Augen.

„Ich habe herausgefunden, dass Leute aus Osaka nicht mehr ganz dicht sind.“

Der Ishihara verzog stutzig die Augenbrauen, und Aoi murrte.

„Ich habe heute Spülwasser getrunken.“

Uruha seufzte. „Es kann eben nicht jeder wie Kai kochen.“

„Gott sei´s gedankt.“, warf Reita von hinten ein, und Kai schenkte ihm ein bitteres Lachen.

„Weißt du was, Rei-chan? Ab jetzt kriegst du kein Essen mehr von mir.“

„Oh neeein. Tu mir das bitte BLOOOß nicht an.“

Aoi brach in Gegackere aus, und selbst Uruha musste etwas darüber schmunzeln.

Kai zog eine gekränkte Schnute.

Ich seufzte.

„Okay Leute, genug. Wir checken jetzt die Trackliste, in Ordnung.“

„Darf ich wieder mit auf die Bühne??“

„Nein, Miyavi.“

„Och...“

„Naja...hier ist die Liste für dieses Mal. Diesmal haben Kai und ich sie erstellt.“

Das Blatt machte seine Runde.
 

0. (Song für die Veranstaltung im Schloss) Nakigahara

1. The Invisible Wall

2. In the Middle of Chaos

3. Break me

4. Kare Uta

5. Hyena

6. Psychedelic Heroine
 

„Geht das so?“

„Jap.“

„Klasse.“

Nachdem auch dies erledigt wurde, fanden wir uns in unseren einzelnen Garderoben wieder.

Ich hüpfte gerade teils durch das Zimmer, weil ich anscheinend zu dumm war, um mir einen Kimono anzuziehen.

Ich hatte größte Schwierigkeiten damit, den Yukata auch nur annähernd richtig zusammenzubinden, er war viel zu groß.

Das war der schwarze Yukata, den ich mit dem Kimonooberteil auf dem Peace & Smile Carneval getragen hatte. Er stand mir noch immer, und passte wie angegossen, würde ich ihn nur an bekommen....

Aber ich hatte ja unbedingt darauf bestanden, ihn selbst anzuziehen.

Also stand ich jetzt da, mit einem Yukata, der – wie ich ihn angezogen und gebunden hatte – eher einer Toga glich, und die Champagner-farbene Jacke hatte ich schmuddelig darüber gezogen. Tja...

Es klopfte an meiner Zimmertür.

Panisch stolperte ich beinahe über den Zipfel meines Kimonos.

„N-Nein! N-Nicht reinkommen, i-ich-

Doch da wurde die Tür schon aufgemacht. Erschrocken, schlang ich meine Hände um meinen Körper, als plötzlich Uruha hereintrat. Er trug seinen Kimono, perfekt gebunden, und sah so wunderschön aus, dass ich den Atem anhielt.

Leise musterte er mich von Kopf bis Fuß, ehe ein mich verwirrendes Schmunzeln in sein Gesicht trat.

„Sag mal, wie siehst du denn aus?“

Er kicherte amüsiert, und ich blickte deprimiert an mir herunter.

„Das Ding ist mir zu groß...das letzte Mal war das aber noch nicht so..“

Uruha zuckte mit den Schultern.

„Na komm, ich helfe dir...“

Er schritt langsam auf mich zu, und sah so elegant dabei aus. Der Yukata, mit violettem Oberteil, und weißen Beinen, und die dunkelblaue, fast schwarze Kimonojacke. Er sah aus wie ein Samurai.

Einfach nur zum Verlieben...

Erschrocken zog ich die Luft ein, als ich Uruhas große, weiche Hände spürte, die den Gürtel meines Yukatas aufbanden. Eine Gänsehaut übermannte mich, und ich kniff die Lippen zusammen, weil ich leider schon wieder bemerkte, wie erregend ich das doch fand.

Uruha kniete sich vor mir nieder. Wie ich meine Größe doch hasste.

„So macht man das, sieh her...“

Behutsam band er eine schöne, ordentliche Schleife, zupfte hier und dort den Saum meines Kimonos zurecht, und strich dann meine Haare ordentlich an ihren Platz.

Ich guckte ihm dabei zu, und wurde währenddessen rot im Gesicht.

„U-Uruha, lass das ich... ich bin doch kein Kind mehr...“

Er lächelte. Dann zog er mich ein wenig näher an sich heran, und küsste mich sanft.

Wie ich meine Größe doch hasste.
 

„Yo!“, Aoi kam lächelnd mit Reita, Miyavi und Kai auf uns zu. Sie trugen alle den selben Kimono wie Uruha. Es waren immerhin – wie schon erwähnt – die selben wie beim PS-Carneval.

Sie sahen alle wirklich hübsch aus. Kais lange, schokoladenfarbenen Haare waren zu einem langen Zopf zusammengebunden worden, und der Rest hing als Pony über sein rechtes Auge.

Aois schwarzvioletten Haare waren nach oben gekämmt, und gesprayt worden, und nur ein paar vereinzelte Strähnen hingen ihm im Gesicht. Er erinnerte an eine Dragonball-Figur. Reita sah aus wie immer, und Miyavi hatte seine ebenfalls schulterlangen, schwarzen Haare schön gewellt kämmen, und mit Haargel in Ordnung bringen lassen.

Ich sah eigentlich aus wie immer, nur dass ich eine halbe Tonne überflüssigen Stoff hinter mir hertrug.

Als meine Band und Miyavi vor Uruha und mir stehenblieb, fingen alle an zu kichern. Uruha fiel mit ein.

„Sieht er nicht süß aus?“

Kai lachte. „Wirklich bezaubernd.“

Mein Leadgitarrist stimmte zu, und drückte mich dann an sich.

„Wie eine Prinzessin.“

Reita rollte hinten dran stehend mit den Augen, und ich legte den Kopf schief.

Na was auch immer.

„Genug davon, wie anbetungswürdig ich bin. Seid ihr alle bereit?“

Alle nickten.

„Also, das ist eine seriöse Veranstaltung, nach unserem Auftritt werden wir durch das Schloss geführt und dann geht es zur Feier am Strand Shirahama, wo das heutige Konzert stattfindet, das hier im Schloss ist speziell für die Geschäftsleute...bitte übertreibt es auf der Bühne nicht allzu sehr.“

Kai legte einen ernsten Blick an den Tag.

„Ruki hat Recht. Es sind sehr viele Geschäftsleute, und wichtige Persönlichkeiten anwesend. Rockt die Bühne wie immer, aber versucht dabei nicht allzu sehr aus dem seriösen Bereich herauszufallen. Und benehmt euch auf der Feier danach! Und benehmt euch auch im Tourbus, die Fahrt nach Shirahama dauert einige Stunden. Es ist jetzt ungefähr 18:00 Uhr. In wenigen Minuten gehen wir auf die Bühne. Die Schlossführung dauert auch einige Zeit, das heißt unser Konzert fängt wie angekündigt um 21:15 Uhr an, verstanden?“

Wieder nickten sie.

„Geht klar.“
 

Wir traten wieder einmal in den riesigen Saal des Schlosses. Überall standen ältere Menschen in Anzügen, Empfangsdamen, Bedienungen, die mit Essen herumliefen.

Wir gingen gemeinsam in den Trubel, und bedienten uns dann ab und an von den Tabletts, auf denen verschiedene Köstlichkeiten verteilt wurden. Endlich etwas vernünftige Nahrung.

Auch wenn ich von dieser nicht allzu viel genießen würde, denn sie war zuckersüß.

Mochi (traditioneller japanischer Reiskuchen), Tintenfischbällchen, Yakitori (gegrilltes Hähnchen), Momiji Manju (Dampfküchlein in Form von Ahornblättern), und noch tausende andere Köstlichkeiten. Aoi und Kai waren im siebten Himmel. Uruha kam dann und wann mit Stäbchen in der Hand zu mir hinüber, und schob mir irgendetwas Leckeres in den Mund, sodass ich da stand, kaute, etwas amüsiert und hilflos grinste, und versuchte meinen Kimono nicht dreckig zu machen, während ich mir den Mund wischte.

Unsere Aufmerksamkeit und die aller anderen richtete sich auf das Podest, auf das nun Scheinwerferlicht fiel. Sakai trat überraschend auf die Bühne, Yamada tauchte auch neben ihm auf.

Ein Applaus ging durch die Runde, und wir klatschten natürlich am lautesten.

„Guten Abend, Osaka. Danke für euer zahlreiches Erscheinen. Heute ist das berühmte Sommerfest, wie Sie wissen. Der Juli endet bald, und die Bäume verlieren ihre Blätter. Die Blumen schlafen ein, und eine neue Zeit im Jahr beginnt.

Es ist uns von der PSC eine riesige Ehre hier zu sein. Wir sind wirklich glücklich, dass wir von Ihnen ausgewählt worden sind, Teil des heutigen Unterhaltungsprogramms zu sein.

Und ohne weitere überflüssige Rede, bedanken Yamada-san und ich, Ryou Sakai, uns bei Ihnen, und präsentieren voller stolz die fünf wundervollen, jungen Männer von ´the GazettE´!“

Wir wurden in freundlichen Applaus getaucht, und schritten alle hintereinander vorsichtig durch die Menge auf die große Bühne zu.

Die Scheinwerfer richteten sich auf uns, und ich nahm das Mikrofon, dass unsere Manager uns reichten, bevor sie uns Platz machten.

„Gebt euer Bestes.“, zwinkerte Sakai noch, und trat dann wie Yamada ins Publikum, ehe die beiden sich zum jubelnden Miyavi stellten.

Etwas nervös wandte ich den Kopf zu den anderen, die sich an ihre Instrumente gestellt hatten.

Sie blickten mir alle entschlossen ins Gesicht, und zeigten mit dem Daumen nach oben, also wandte ich mich wieder an die vielen fein gekleideten Menschen, und hob das Mikrofon an meinen Mund.

Außerdem war da noch ein liebliches Mädchen, dass uns speziell für diesen Auftritt half.

In Nakigahara kamen japanische Instrumente vor, und sie hatte sich bereitgestellt, das Koto für dieses Stück zu übernehmen. Man hatte uns ihren Namen noch nicht gesagt, aber sie würde uns nach der Show vorgestellt werden, und saß mit ihrem Koto hinter der Bühne, vor einem Lautsprecher, damit sie alle hörten. Es klang so schöner, als aufgenommen und abgespielt.

„...Guten Abend. Meine Damen, und Herren. Draußen dämmert es, der Himmel ist mit kühlen Tönen geschmückt, und ein warmer Wind weht. Wie unser Sakai-san schon sagte, ist es uns, ´the GazettE´, eine große Ehre hier zu sein, und für sie zu spielen. Es wäre uns eine Freude, wenn sie uns später auch beim Strandfest lauschen würden. Wenn ich uns Ihnen vorstellen darf?“

Ich verbeugte mich kurz.

„Rechts von mir befindet sich mein erster Gitarrist Uruha. Links von mir sehen Sie Aoi, meinen zweiten Gitarristen. Die beiden sind die Lungenflügel, unsere Musik atmet durch sie.“

Aoi und Uruha verbeugten sich tief, und geehrt.

„Etwas weiter hinter den beiden Gitarren, entdecken Sie unseren Bassisten, Reita. Sein Bass sind unsere Nieren. Es ist überlebenswichtig. Er konnte den Part der Lunge leider nicht übernehmen, mit so einem Bandana um die Nase atmet es sich schlecht.“

Reita grinste auf meine Aussage hin, und wir ernteten ein paar amüsierte Lacher aus dem Publikum. Miyavi grölte natürlich unüberhörbar, und riss vor Lachen beinahe einen Tisch mit sich. So ein Idiot. Seufzend räusperte ich mich und versuchte ruhig zu bleiben.

„Und das Beste zuletzt: Ganz am Ende der Bühne, immer lächelnd, sitzt unser Kai. Er ist unser Schlagzeuger, und somit ist sein Instrument das Herz unserer Stücke. Er gibt den ´Organen´ den richtigen Takt, und schlägt, sodass unsere Musik funktioniert... Mhm...also...nun zu mir...Ich...ich bin Ruki. Ich gebe unseren Liedern meine Stimme, und schätze daher sagen zu dürfen, dass ich wohl als so etwas wie die Seele bezeichnet werden darf.“

Wieder bekamen wir Applaus, Miyavi pfiff begeistert. Ich lächelte.

„Ich danke Ihnen. Und ohne Sie weiterhin warten zu lassen beginnen wir nun.

Hier ist für Sie: ´Nakigahara´.“
 

Die Instrumente legten los, und im Saal wurde es leise.
 

Ansoku ni kurueru haruiro

Wasurete shimau mono naraba

Kyuukani bi ni ryoume shizume

Tade kodokuna no dato waraeru

Daisan ni kawareru haruiro

iki hisome dekinai wo oyogu

Bataashide oborete yuku sama wa

Sou zutto ore de tsumaranai

Genjitsu wo korosu kikite yori

Tayasuku kizu wo tsukereta darou

Na wo umete

Ein kleiner Break kam, und Aoi und Uruha spielten konzentriert ehe es weiterging.
 

Fuhaishita nega yuimen wo yurasu

Yugamu you ni mawaru haguru ma

Kishimu nani ni mimi katamu keru

Kirei ni kurueteru darouka

Subete wa kinku no asaiumi

Azaya kato mima chigaeru hodo kekara

Sayounara

Muhou no yami ni

Ochite yuku

Sayounara

Kore de owari

Das Koto ertönte wie geplant, und wir hielten alle inne.

Es war ein wunderschöner Klang, und eine innere Ruhe ging durch den Saal.

Man sah, dass die Geschäftsleute sehr interessiert zu sein schienen. Diese Frau spielte aber auch sehr schön...
 

Namida namida namida

Doukoku no ame

Kyomuto mukiautabi afure

(Tsuzuru kotoba ga nijimu)

Namida namida namida

Itsuka wa kare

Seijaku ni korosareru

Kagefumi no owari ni

Chima yoi

Kai fing an in der Pause sein Schlagzeugsolo zu spielen, ehe Reita mit dem Bass einstieg. Die ganze Zeit ging es so, ehe nach zwei Minuten Aoi und Uruha wieder einstiegen.
 

Fuhaishita nega yuimen wo yurasu

Yugamu yori ni mawaru haguru ma

Kishimu nani ni umeru kizuita

Sore to niteru koto ni kizuita

Wieder eine kurze Pause für mich, Kai und Reita, während Aoi und Uruha spielten.
 

Sayounara

Muhou no yami ni

Ochite yuku

Sayounara

Kore de owari

Wieder das wunderschöne Koto, welches den Saal mit seinem Klang erfüllte. Ich konnte es nicht abwarten, die Spielerin dieses Instrumentes kennenzulernen.
 

Namida namida namida

Doukoku no ame

Kyomuto mukiaitabi afure

Namida namida namida

Kodoku kuchi ni

Seijaku ni ikiru nara

nidoto waraenu you ni

Kizande

Kizande

Kizande


 

Ich holte tief Luft, und blickte dann zu Uruha hinüber. Heute Abend war unser Gespräch...

Ich hatte Angst, und war besorgt...

Aber was sollte ich tun?
 

Anata wo aishite watashi ga iru

Anata wo mitsumeta watashi ga iru

Anata wo motometa watashi ga iru

Anata wo nakushita watashi ga iru
 

Watashi wo aishite anata ga iru

Watashi wo mitsumeru anata iru

Watashi wo kowashita anata ga iru

Watashi wo ubatta anata ga iru

Watashi wo koroshita anata ga iru

Watashi wo koroshita anata yo

Watashi...
 

Das Lied endete, und kräftiges Klatschen, und Applaudieren war zu hören.

Sakai, Yamada und Miyavi jubelten wieder einmal, in der ersten Reihe sitzend, und wir verbeugten uns alle.

Mit mir zufrieden, die Nervosität aber noch nicht ganz losgeworden, blickte ich fest in die Menge.

„Das waren ´the GazettE´!“

Noch ein Applaus erfolgte, und wir wankten alle trunken vom Applaus die Bühne hinunter.

Ich war völlig benommen, da ich es wirklich beinahe Problemlos hinter mich gebracht hatte, und atmete erleichtert aus, als wir nicht mehr inmitten der gesamten Aufmerksamkeit standen.

Miyavi kam mit einer Platte vollgeladen mit Feinkost auf uns zu gedackelt, und schon bald standen wir während der restlichen Veranstaltung nur noch in einer abgelegenen Ecke des Zimmers und unterhielten uns für uns selbst oder stopften Essen in uns hinein.

Auf der Bühne war jetzt irgendein hoch angesehener Mann in der Politik und hielt eine Rede über das Sommerfest, und seine Hintergründe. Ich wollte nicht gemein klingen, doch mir ging das ehrlich gesagt echt am Arsch vorbei. So besonders war es nicht. Das Schloss war schön, das Essen war gut, aber der Rest? Alles eine Maskeradenprahlerei.

„Wollen wir uns nach dem wir gegessen haben dann endlich die Dame anschauen, die das Koto so toll gespielt hat?“

Kai blickte bittend und bettelnd in die Runde. Reita zuckte daraufhin mit den Schultern.

„Können wir machen. Nicht, dass es mir wichtig wäre.“

Doch seine Augen betrogen seine Aussage. In seinen braunen Iriden schimmerte die nackte Neugier.

Ich schmunzelte. „Vielleicht hat Rei ja dann auch endlich jemanden?“

„Halt die Klappe, du wandelnder Meter.“

Beleidigt drehte ich den Kopf weg.

„Ihr habt Probleme.“, Miyavi rollte mit den Augen. Schließlich klopfte er unserem Drummer wohlwollend auf die Schulter.

„Na los, Kai-san. Ich will sie auch kennenlernen.“

Erfreut nickte der Brünette, und wandte sich dann mit fragendem Blick zu uns.

Ich legte den Kopf gleichgültig zur Seite.

„Jaja, guck nicht so, geh ruhig, wenn du willst. Wir kommen hier schon klar.“

Kai stieß einen leisen Freudenlaut aus, ehe er und Miyavi kurz danach in der Menge verschwanden.

„Hm. Ich gehe hinaus eine Rauchen.“

Tonlos hatte Reita das gemurmelt, seinen Zeige- und Mittelfinger zum Abschied an seinen Kopf gehalten, und war dann – wie der Drummer und der Samuraigitarrist zuvor – auf und davon.

„Ich möchte jetzt auch eine Zigarette.“, sagte dann auch Uruha plötzlich in höflichstem Japanisch, und rieb sich kurz über den Nacken. Schließlich beugte er sich zu mir, um sanft meine Wange zu küssen, klopfte dann Aoi auf die Schulter, und schließlich waren es nur noch Yuu und Takanori, die hier standen. Aoi und ich.

Nachdem ich meinen drei Bandmitgliedern noch lange genug hinterher geblickt hatte, drehte ich meinen Kopf wieder zu meinem zweiten Gitarristen, als ich erschrak, weil ich plötzlich in ein wütendes Gesicht sah.

Benommen blinzelte ich einige Male, um sicherzugehen, dass Aoi mich da auch wirklich mordlustig an stierte. Wann hatte ich je solch einen Ausdruck in seinem Gesicht gesehen?

„Willst du mir einen Herzinfarkt verpassen? Weißt du wie deine Fresse gerade aussieht?“

„Wieso zur Hölle hast du das getan, Ruki?“

„Hmm? Was soll ich getan haben? Ich sagte dir schon, ich kann nichts dafür, dass du dir Udon kaufen wolltest, ich habe dir gesagt, dass die die hier anders machen.“

„Das meine ich absolut nicht.“

„Oh hm...okay...Jaa, ich habe Miyavi erzählt, dass du Ananas-Boxer hast, aber der Anblick war auch wirklich verstörend.“

„Das meine ich ebenfalls nicht.“

„Oh...muss ich tiefer greifen? Ich muss mal sehen...vorletzte Woche hat Koron, als ich bei dir war, auf deine Zahnbürste gepinkelt, und ich kam noch nicht dazu sie auszuwechseln.“

„Wa...?! A-Ab...i-ich...D-Darum geht es nicht!!!“

„Auch nicht? Oh...okay. Dann vergiss das mit der Zahnbürste. Was ist los?“

Die Nerven beinahe verlierend, krallte der Schwarzvioletthaarige seine Hände in seine Haare.

„Wieso hast du Kai einfach mit Miyavi gehen lassen?!“

„E-Eh?“

Irritiert hielt ich inne.

„Ja also...wieso denn nicht?“

„Na weil...Argh! Ruki! Das geht doch so nicht! Das...Ach vergiss es...!“

Wütend stampfte Yuu in seinem Kimono davon, und schließlich stand ich ganz alleine und hilflos da, am großen eleganten Schlossfenster zurückgelassen.

Und sah laut der anderen aus wie eine Prinzessin.

Der Tag konnte doch nur noch beschissen werden.

Deprimiert beschloss auch ich mich unter all diese Schnösel, Prahler und reichen Leute zu mischen (wieso waren reiche Leute eigentlich immer fett, und trugen Anzüge, die das auch noch verschlimmerten?), und wie ich dann da so stand, – das völlige Gegenteil von allen – umgeben von all diesen hochrangigen und gebildeten Gesellschaftsleuten, fühlte ich mich zuerst wie ein kleiner, unwissender Junge, und dann steinalt.

Meine Schläfen reibend quetschte ich mich durch sämtliche Menschentrauben in diesem Raum, immer auf der Suche nach irgendetwas, das meine Laune heben konnte.

Doch außer Alkohol fand sich nichts, und den würde ich nicht trinken können, wollte ich nachher beim Konzert nicht irgendetwas tun, das ich doch hundertprozentig wieder bereuen würde.

Da würde auch Kais Lebensmotte welches ´Bereue niemals etwas, das dich zum Lachen brachte´, nicht mehr helfen. Alkohol brachte einen doch immer dazu zu lachen...bevor man die halbe Welt in den Untergang stürzte. Und danach lachte man auch immer, bis der Kater am nächsten Morgen kam.

Ich räusperte mich. Was auch immer.
 

^-^-^Reita´s POV^-^-^
 

Nikotinrauch mit einer kühlen, blauen Farbe glitt in den Himmel, als ich die Lippen einen Spalt öffnete, um diesen aus meinem Mund zu lassen.

Uruha neben mir blickte nur leer durch die Gegend. Ich hatte es sowieso sehr seltsam gefunden, dass er eine rauchen wollte. Immerhin hatte er ja vor längerem aufgehört. Mit Ruki zusammen.

Doch unser Sänger ließ sich zu schnell stressen und so war es von vornherein klar gewesen, dass er es nicht schaffte. Kai, Uruha und ich hatten aufgehört. Ich rauchte nur noch gelegentlich alle zwei oder drei Monate vielleicht eine, wenn es gar nicht ging. Aoi hatte nicht einmal versucht mit dem Rauchen aufzuhören. Er hatte gesagt es gehörte zu ihm.

Uruha und ich waren beide hinausgegangen und standen jetzt vor den Mauern des Osakaschlosses.

Noch keiner von uns beiden hatte etwas gesagt, oder getan.

Ich zog stumm an meiner Zigarette, und wir waren – jeder für sich – in unseren Gedanken versunken.

Dann, nach weiteren zehn Minuten – vielleicht waren es auch fünf, es kam mir so erdrückend vor – hielt ich es nicht mehr aus, und beschloss das Schweigen endlich zu brechen.

Immerhin konnte es nicht so weitergehen.

„ So, Uruha...“

Stumm blickte unser Leadgitarrist zu mir hinüber. In seinen Augen lag kein Ausdruck.

Er sah wieder wundervoll aus, wie immer. Der unantastbare Uruha. Zu gern hätte ich ihn geschlagen. Nur einmal. Nur ein blauer Fleck, um sein Engelsgesicht für ein einziges Mal zu verunstalten. Dieses Arschloch.

„Was ist denn, Rei?“

„Du redest heute Abend endlich mit Ruki?“

Er nickte. Dann blickte er lächelnd zu Boden.

Verdutzt verzog ich das Gesicht.

„Was gibt es da zu lächeln...? Immerhin musst du mit Ruki Schluss machen.“

„Ich weiß nicht wovon du sprichst. Ruki ist glücklich.“

„Ja! Aber DU nicht!“

Er zuckte mit den Schultern.

„Ich bin glücklich mit ihm. Ich meine sieh ihn dir an? Er ist so klein, und so bockig und einfach nur arrogant und wirklich liebenswert...er ist auch glücklich, wo ist das Problem.“

Wütend kniff ich die Augen zusammen.

„Bist du eigentlich bescheuert?! Bald ist er nicht mehr glücklich! So kannst du das doch nicht einfach weitermachen! Das ist ein mieses Spiel, dass du da spielst!“

„Ist es nicht. Ich liebe Ruki. Du bist derjenige, der hier spielt, auch wenn ich den Grund dafür noch nicht kenne.“

Betroffen ballte ich die Hände zur Faust. Jetzt gab es wohl nur noch einen Ausweg, wenn dieser Idiot nicht hören wollte. Es war nur zu seinem Besten, es ging so nicht...!

„Du...du willst also den Grund, ja?“

Verwirrt zog der Braunhaarige die Augenbrauen zusammen.

„Das war, was ich gesagt hatte, ja.“

„Also...“

Ich holte Luft. Ich wusste, dass es falsch war, aber ich konnte und wollte so nicht damit leben.

Ich war egoistisch, wollte es nicht länger für mich behalten, und er wollte den Grund doch wissen, richtig...?

„Uruha...Du...Du kannst Ruki nicht lieben, weil...weil ich ihn nämlich liebe...“

Augenblicklich hielt der Leadgitarrist in seinem ganzen Tun inne, und starrte mich stumm an.

Jegliche Emotion und jeglicher Ausdruck verschwand aus seinen Zügen.

Mutig erwiderte ich seinen kalten Blick, und versuchte wütend zurück zu starren.

Mein Herz raste vor Angst, und Nervosität.

Vielleicht hatte ich jetzt endlich etwas erreicht...

Doch es kam anders. Anders, als ich es erwartet hatte.

Der Größere legte locker die Hände in die Hüften, ehe er noch immer ausdruckslos in den Himmel starrte.

„Ist das so...“

Seinem noch immer ausdruckslosen Blick standhaltend nickte ich. Was dachte er...?

„Ja.“

Und plötzlich trat ein Kouyou Takashima ans Licht, den ich noch nie erlebt hatte. In all den fünfzehn Jahren unserer Freundschaft nicht. Und es war erschreckend. Seine wunderschönen Augen blickten auf den sandigen Boden.
 

„...Das tut mir Leid, Reita. Aber das ist nicht mein Problem. Sag das Ruki.“
 

Und damit hatte sich dieser wunderschöne Bastard weggedreht.

„Ich gehe jetzt wieder ins Schloss, ja? Ruki wartet sicher schon auf mich...komm du auch gleich nach.“

Völlig außer mir sah ich ihn davongehen. Sein Gewand wehte anmutig hinter ihm her, und mein Mund klappte auf. Meine Zigarette fiel auf den Boden, und ich zerquetschte sie unbarmherzig mit meinen Schuhen.

Eine fürchterliche Tobsucht breitete sich in meinem Innersten aus, und Uruha wurde immer kleiner, und kleiner, eher er gänzlich verschwand.
 

^-^-^Reita´s POV ende^-^-^
 

Irgendwann war ich wirklich in dem riesigen Meer aus sich unterhaltenden und amüsierenden Leuten untergegangen, und blickte mich völlig benebelt um. Aus einer Ecke dröhnte schreckliche Musik, die nicht wirklich nach meinem Geschmack war, aus der anderen dröhnte das Gelächter der Menschen, wieder aus einer anderen hörte man die Vögel in der Nacht. Eine wirklich enorme Kulisse aus Geräuschen , welche mir kein Bisschen zu tat.

Angestrengt versuche ich irgendeines meiner Bandmitglieder in diesem heillosen Chaos orten, ja sogar Miyavi wäre mir gerade Recht gewesen, nur wollte ich jemanden haben, den ich kannte, all diese Nobelfatzken, mit denen konnte ich nichts anfangen.

Als ich mich immer wieder auf die Zehen gestellt, und herum gesprungen war, und mich genügend blamiert hatte, ohne dabei jemanden wieder zu finden, beließ ich es dabei, und legte die Stirn in Falten.

Wo waren sie alle gleich hingegangen?

Miyavi und Kai hatten doch diese Kotospielerin sehen wollen?

Und Aoi war einfach ins Nichts entschwunden.

Reita und Uruha waren eine qualmen gegangen...

Mein Hirn fing an zu rattern.

Uruha rauchte doch gar nicht mehr...und Reita doch auch nicht, oder...?

Na egal. Ich kniff meine Augen zusammen.

Niemals würde ich Uruha und Reita jetzt finden, wenn sie irgendwo draußen im Dunkeln waren, wer weiß wer noch alles eine rauchen war, und wohin sie gegangen waren?

Als nächstes kam mir Aoi in den Sinn, doch den würde ich ja dann erst Recht nicht finden....

Dann blieben wohl nur noch Miyavi und Kai.

Seufzend gab ich mich also geschlagen, und gähnte mit vor Mund gehaltener Hand.

Das hieß also, dass ich jetzt endlich die Frau am Koto kennenlernen durfte.
 

^-^-^Miyavi´s POV^-^-^
 

Man, war das ein Abend. Wirklich gut, wirklich gut. Ich war glaube ich, noch nie so zufrieden. Unser kleiner Ruki – so bissig er auch war – war wirklich fleißig, und ich war echt stolz auf ihn.

Nur an seinen Aggressionen sollte er vielleicht noch etwas arbeiten...

Während Kai-san und ich durch die Gegend spazierten, und freundlich von hier und dort stehenden Leuten begrüßt wurden, dachte ich nebenbei noch an meine zwei kleinen Süßen. Sie lagen jetzt sicher im Bett, und ließen sich von ihrer Mutter etwas vorlesen, oder auf der Gitarre vorspielen.

Meine zwei kleinen Feen.

„Was glaubst du, wie sie ist?“

Kais neugierige Frage riss mich aus dem Gedanken an meine beiden Töchter, und ich neigte überlegend den Kopf.

„Wer weiß? Sicher ist sie hübsch, und nett. Das hört man daran, wie sie spielt. Sie hat sicher ganz sanfte Finger~“

Kai wirkte überrascht.

„Du hörst an der Art und Weise wie jemand spielt, dessen Charaktereigenschaften heraus?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Ist bei uns Gitarristen doch auch so. Und ich wette, wenn du Schlagzeug spielst, kann man da mit Übung auch etwas deuten. Und beim Klavier auch.“

Die Augen des Schlagzeugers glitzerten mich an. Manchmal hatte ich das Gefühl Kai war wirklich sehr seltsam, aber irgendwie konnte man es ihm nicht übel nehmen. Ich mochte ihn wirklich, er erinnerte mich an meine Frau.

„Heißt das, das ist bei Uruha und Aoi auch so? Und wenn Reita Bass spielt? Hörst du da überall was raus? Geht das nur bei Saiteninstrumenten?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Wie gesagt, beim Klavier und anderen Instrumenten sieht man das sicher auch, derjenige oder diejenige muss nur seine Gefühle in die Musik stecken, die er dort spielt. Und ein richtiger Musiker tut das.“

Er nickte begeistert.

„Miyavi, ich bin wirklich begeistert von dir!“

„Das sind die meisten.“
 

Wenig später waren wir hinter der Bühne angekommen. Kai-san grinste die ganze Zeit vor Aufregung.

„Oh! Oh! Lass uns die Tür aufmachen, los.“

Ich nickte lächelnd. „Yo.“

Vorsichtig öffneten wir die Garderobentür und traten leise ein.

Kai-sans leises „Hallo?“ blieb Spannung aufreibend in der Luft hängend, und als keine Antwort kam, traten wir vorsichtig in das leer scheinende Zimmer ein.

Der Brünette wandte den Kopf in alle Richtungen.

„Entschuldigung?“

Noch immer keine Antwort.

Enttäuscht ließ Kai seine Schultern hängen, ehe ich mit meinen Schultern zuckte.

„Vielleicht ist sie gerade am Buffet oder so?“

„Entschuldigung?“

Überrascht blickten wir auf, als aus einer Tür weiter hinten in der Garderobe eine junge Frau trat.

Ihr langes, schwarzes, in Wellen fallendes Haar lag glänzend auf ihren zierlichen Schultern, ein samtiges, dunkelblaues Kleid bedeckte ihren wohlgeformten Körper. Sie war ein Engel.

Kai-san blieb, wie ich sah, für eine Sekunde die Luft weg, und auch ich blickte etwas betreten durch die Gegend, bis ich meine Worte endlich wieder fand.

„H-Hallo...“, kam es erstaunt vom Drummer. „S-Sie....w-wir...s-sind Sie...die...?“

„Hmm?“, etwas verwirrt legte sie den Kopf schief.

„Sie sind die Kotospielerin?“, kam ich dem Brünetten deswegen zur Hilfe. Die Frau blinzelte erst einige Male, ehe sie lächelte und große Augen bekam.

„Ahh. Ja natürlich! Oh Gott! Sie sind doch Miyavi Ishihara-san und Kai-san von ´the GazettE´?! “

Wir nickten beide, und sie eilte zu uns hinüber, um sich zu verbeugen. Wir verbeugten uns ebenfalls höflich. Ihre nachtdunklen Mandelaugen blickten uns betörend an.

„Ich bin Junko Hayato, es freut mich wirklich euch kennenzulernen! Es ist mir eine Ehre, wirklich!“

Kai lachte, und ich schüttelte grinsend den Kopf.

„Bitte bitte, Junko-chan. Ich bin Miyavi, und das da ist Kai. Seien sie nicht so schüchtern. Uns ist es eher eine Ehre. Sie spielen ihr Koto wirklich wundervoll.“

Ihre Augen glitzerten vor Freude auf.

„Das freut mich wirklich so sehr, danke!“
 

^-^-^Miyavi´s POV ende^-^-^
 

Nachdem ich jeden Raum in diesem Gang durchforstet hatte – alle Räume bis hier waren leer, abgeschlossen oder sogar beides gewesen – kam ich endlich an dessen Ende an, und erblickte dann die allerletzte Schiebetür. Ich nahm stark an, dass das Koto-Fräulein da drin sein musste, da ich – wie bereits erwähnt – schon in allen anderen Räumen nachgesehen hatte.

Mir durch die Haare streichend schweifte ich in tiefe Gedanken.

Wie sie wohl so war?

Klang ihre Stimme auch so schön wie ihr Instrument?

Hatte sie schöne Hände?

Das war so ziemlich alles Irrelevante, das durch meinen Kopf glitt.

Schließlich kam ich wieder in die Realität zurück, und klopfte leise.

Wo kurz zuvor noch fernes Gemurmel zu hören gewesen war, herrschte jetzt fast absolute Stille. Dann ertönte wieder leises Murmeln. Schritte näherten sich der Tür.

Dann wurde sie überraschend aufgeschoben, und Miyavis stolze 1m83 verdeckten den Eingang.

„Ru-chan?“, kam es verwirrt und mit verstellter Stimme aus seinen vollen Lippen, und ich nickte leicht überrumpelt, und irgendwie war mir die Situation auch peinlich.

Auch wenn ich noch nicht ganz wusste wieso.

„H-Hey...die anderen sind auch alle weg und Aoi auch und...was macht ihr da?“

„Ach wir haben uns gerade mit Hayato-san unterhalten. Die Kotospielerin, ja? Sie ist wirklich beeindruckend.“

Moment, Moment, wiederholt das nochmal.

„Mit wem habt ihr euch unterhalten...?“

Er hob eine Augenbraue.

„Mit Hayato-san. Sie ist die Kotospielerin. Guck, Kai redet mit ihr.“

Und damit schritt er zur Seite um einen Blick in die Garderobe zu ermöglichen. Und als ich sie sah, da traf es mich wie ein Stein am Schädel.

Das war sie. Der Engel aus der Bar. Die selben schwarzen, welligen Haare, die selben, weißen Beine. Das selbe, liebevolle Gesicht. Hayato Junko...?
 

___________________
 

Huch! Das ist aber lang 8D

Das nächste Kapitel könnte jetzt eine Weile dauern.

Ich schreibe gerade dran und bin ganz groß am Dramaverursachen.

Jap das war ein kleiner Wink, ab hier wird´s dramatisch ;D ♥

Hoffe es hat euch gefallen, liebe Leser, Schwarzleser etc
 

Übrigens steht bei Attitude "noch nicht veröffentlicht", weil diese FF im Juni/Juli spielt, da war Division noch nicht draußen ♥
 

liebe Grüße Rookie

Die Fußspuren zurückverfolgend...

Kapitel 21:

Die Fußspuren zurückverfolgend...
 

„Hallo, Ruki-san!“, sie verbeugte sich tief. Sie schien mich gar nicht erkannt zu haben.

Überfordert blinzelte ich sie an, und blickte dann zu Kai und Miyavi, die mit ungeduldigen Gesichtszügen darauf hinwiesen, dass ich sie noch zurück grüßen musste.

Hayato-sans Gesicht wurde besorgt.

„Ruki-san? Alles in Ordnung...?“

„Ähm“..., kam es nur noch immer fassungslos von mir, ehe Miyavi plötzlich laut seufzte.

„Naaaaa was auch immer, Hayato-san! Es war wunderbar dich kennenzulernen, aber Kai und ich, wir müssen uns noch alles andere angucken, ja? Wir lassen dich mal mit Ruki-san alleine. Und keine Sorge, wenn das Gerät – damit meinte er wohl mich – weiterhin anhält, einfach das System neustarten~“

Kichernd und gackernd verließen die beiden den Raum durch die Schiebetür hinter mir.

Stille erfüllte die Garderobe der Schwarzhaarigen, und mit noch immer großen Augen starrte ich sie an, als wäre sie ein Geist.

Sie räusperte sich.

„...Also Ruki-san, da wir uns nach diesem seltsamen Augenblick jetzt endlich etwas besser kennenlernen dürfen...möchten Sie einen Tee?“

Überrascht zog ich aus Reflex meine Augenbrauen zusammen, ehe ich hilflos umher blickte.

Sie erkannte mich wirklich nicht...Sah ich denn wirklich so anders aus, wenn ich geschminkt und gestylt war?

„Also...ich...hätte gerne grünen Tee, wenn...du welchen da hast...“

„Aber natürlich, Ruki-san! Oh ich bin sooo aufgeregt! Ich kann es nicht glauben, dass ich hierfür wirklich bestellt worden bin! Ich dachte ich spinne, als mein Chef meinte, ´the GazettE´ spielen heute im Osakaschloss, und ich darf das Koto dazu spielen, mein Herz rast noch immer...Ich bin ein riesiger Fan von eurer Musik! Zum Beispiel von Nakigahara bin ich völlig begeistert...“

Sie schwärmte, und schwärmte. Ich nickte langsam, mit einem kribbelnden Gefühl in der Brust. Sie war wirklich süß.

„Ich fand dein Kotospiel wirklich wunderschön...wie alt bist du, Hayato-san?“

„Nennen Sie mich bitte Junko! Ich bin vierundzwanzig, Ruki-san.“

„So jung... Seit wann spielst du Koto?“

„Seit ich acht bin, Ruki-san. Wir kommen aus einer sehr geachteten Familie. Ich spiele auf vielen Veranstaltungen.“

„Das ist wirklich bemerkenswert...“

Ihre dunklen Iriden glitzerten. Glitzerten, und erinnerten mich an die von Uruha.

Mir wurde ganz warm, so lieblich und zuvorkommend war diese Frau.

„Sie spielen auch viele Instrumente, oder?“

„Ja.“, ich nickte. „Ich spiele das Klavier, die Gitarre und das Schlagzeug...mein Vater wollte immer, dass ich Konzertpianist werde...seit ich in einer Rockband singe, oder auch spiele, habe ich keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern, da es ihnen sehr missfallen hat...aber das Klavierspielen war nichts für mich, nicht so.“

„Oh...“, sie blickte betrübt.
 

Zehn Minuten später saßen wir gemeinsam, im Kimono um einen kleinen Holztisch, und tranken grünen Tee. Immer wieder verschluckte sie sich, wenn sie lachte, und wurde dann rot vor Scham. Doch ich winkte lächelnd ab. Ihre Gesellschaft war wirklich sehr angenehm. Sie hatte mir die Nervosität wegen heute Abend beinahe ganz genommen.

Und ich saß hier, und kannte sie noch ganz genau, und hatte ihre Nummer sogar noch in meinem I-Phone gespeichert, und sie, sie erkannte mich gar nicht. Amüsant dieses Schicksal.

„Darf ich Sie etwas fragen, Ruki-san?“

„Hmhm.“

„Wieso haben Sie mich so angeschaut, als sie herkamen?

Ich senkte schmunzelnd den Kopf.

„Du kamst mir so bekannt vor, Junko-san...“

Jetzt war es an ihr, mich verwundert anzustarren.

„Bekannt vor, Ruki-san...? Aber wie soll das denn gehen, ich meine wir hatten nie die Gelegenheit uns zu begegnen, ich meine das geht gar nicht...“

Mit jedem gestammelten Wort wurden ihre klaren Iriden größer und größer.

Schließlich öffneten sich ihre geschwungenen Lippen einen Spalt.

Die Erkenntnis durchflutete ihr hübsches Gesicht.

„...Ruki-san...ich glaube...ich habe deine Stimme schon einmal gehört...“

Mein Schmunzeln wurde breiter.

„Das ist so üblich, wenn man sehr viele Alben herausbringt, die immer und überall laufen.“

„Nein, nein, Ruki-san! Deine Stimme kommt mir wirklich bekannt vor...ich meine...“

Plötzlich und aus dem Nichts, streckte sie ihre Hand nach meinem Gesicht aus. Ich war so überrumpelt davon, dass ich nicht reagieren konnte, so brauchte sie nicht lange, um mir über die Augen zu wischen. Das teils noch feuchte Make-up verwischte, und verwischte, und ich wollte um Buddhas Willen nicht wissen, wie ich gerade aussah, doch Junko wusste es anscheinend, denn ihr Gesichtsausdruck, der nahm eine unbezahlbare Mimik an.

Erschrocken zog sie ihre vom Lidschatten schwarz gefärbten Finger zurück und atmete hörbar ein- und aus.

„...Takanori-san...?“

Ich nickte ausdruckslos, während ich mir langsam mit der Hand an die Wange fasste.

„Takanori-san aus der...Bar...?“

In dem Moment fing ihr Handy an zu vibrieren, das vermutlich neben ihr in der schwarzen Ledertasche lag, da ja genau diese in diesem Moment anfing zu vibrieren.

„E-Entschuldige...“, brabbelte sie völlig außer sich und griff ein weißes Samsung Galaxy Modell heraus, um den Anruf mit zitternden Händen anzunehmen.

„M-Moshi, moshi...?“

„Hallo Junko-san...ich bin´s Takanori...ich wollte dir nur sagen, du hast wundervolle Hände, und spielst wirklich sehr schön Koto. Und es tut mir wirklich Leid, dass ich bei unserem ersten Treffen nicht erwähnen konnte, dass ich Ruki von der Band ´the GazettE´ bin...Uruha-san war übrigens auch dabei...und könntest du bitte jemanden von der Maske rufen? Ich glaube, ich brauche neues Make-up.“

Noch erschrockener als zuvor blickte sie jetzt – noch immer mit Mobiltelefon am Ohr – zu mir hinüber, und sah, dass ich mein I-Phone ebenfalls an mein Ohr hielt.

„Oh Gott...“, murmelte sie mit schriller Stimme. „Oh Gott...!“

Ich grinste etwas entschuldigend, ehe ich aufstand, und mich zu ihr hinüber beugte.

Ich nahm ihre Hand, und lächelte.

„Es ist schon okay, Junko, haha...du musst nicht tun, als sei ich ein Gott...es war auf jeden Fall wirklich schön, dich wieder zu sehen.“

Sie nickte überwältigt, und erwiderte schließlich mein Lächeln – Nur tausendmal strahlender.

„Oh Gott, Ruki-san...Takanori-san, ich...“

„Pssht...sag es mir nachher, okay? Ich werde Sakai-san sagen, er soll dir ein Backstageticket geben, wir sehen uns dann nachher beim Konzert, okay?“

Sie nickte total aufgeregt, und ich nickte noch einmal wohlwollend.

Schließlich stand ich weitere 10 Minuten danach wieder im Gang des Schlosses.

Mit rasendem Puls fuhr ich mir durch die Haare. Zufälle gab es manchmal...

Ein kleines Kichern entfuhr mir. Ihre Reaktion war wirklich toll gewesen.

Das sie wirklich so lange gebraucht hatte...

Nachdenklich spielte ich die Situation noch einmal in meinem Kopf ab, und bemerkte, wie anders die Menschen mich plötzlich behandelten nur, weil sie wussten wer ich war.

Sie hätte also damals in der Bar niemals so gelassen reagiert, hätte ich ihr gesagt, dass ich Ruki bin, und das neben mir Uruha.

Und jetzt hatte sie begriffen, was sie damals einfach gemacht hatte.

Wieder dieses ungewohnte Kichern meinerseits.
 

„Ah! Da ist ja unser Kleinster.“

Miyavi winkte, und alle anderen drehten sich von ihm zu mir. Nun...alle anderen? Kai, Uruha, Yamada, Sakai und Aoi, aber Reita war nicht zu sehen.

„Hey...“, hob ich die Hand, ehe ich den Blick ,nach meinem Bassisten suchend, durch die Menge wandern ließ. Alle starrten mich entgeistert an.

„R-Ruki...?“, Uruhas Augenbrauen wanderten in die Höhe.

Hä? Was war denn jetzt los?

Doch nicht nur Uruha blieb bei einer sehr verwirrenden Reaktion. Auch Kais Augen waren kreisrund geworden. Sakai und Yamada legten die Köpfe schief, Aoi hielt sich die Faust vor den Mund und fing an zu Prusten.

Immer irritierter wandte ich meinen Blick in die Gesichter von allen.

„...Was...was ist denn?!“

Aoi grölte los, als er endlich mit dem Finger auf mich zeigte. Miyavi übernahm Aois Prusten.

Kai musterte mich mehr als besorgt, Uruhas Miene war glatt wie eine Wand geworden, und Yamada und Sakai wirkten als wüssten sie weder ein, noch aus.

Zum Teufel...

„Was ist los?!“

„Hoshi...“, langsam legte mein Leadgitarrist seine große, sanfte Hand an meine Wange.

„Was ist mit deinem Make-up passiert?“

Hä??? Was sollte denn mit meinem Make-up sein? Was meinte Uruha jetzt wieder dami-

Oh verflixt! Schockiert packte ich meine Hände in mein Gesicht dorthin, wo Uruhas eine Hand noch ruhte. Das hatte ich jetzt völlig vergessen. Junko-san hatte doch meine Schminke verwischt! Und ich Idiot hatte vergessen auf die Visagisten zu warten!

„Ä-Äääääh...“, murmelte ich, während ich versuchte mein Gesicht zu verbergen.

„Oi. Vorhin war das nicht so.“, kam es schrill von Miyavi, der eine Schnute zog. Kai nickte aufgeregt.

„Stimmt! Als wir dich mit der Kotospielerin alleine gelassen haben, war das noch nicht so!“

Miyavi grinste. „Was hast du angestellt, Ru-chan?“

„A-Angestellt?“, ich warf dem Schwarzhaarigen, der Aoi so ähnlich sah, einen schockierten Blick zu. „Was soll ich bitte angestellt haben?!“

Der Ishihara zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht hat dich unsere süße Kleine verführt? Ich meine, sie ist total betörend, da kannst du mir glaube ich nur zustimmen, oder?“

„Wer ist ´unsere süße Kleine´?“, Uruhas Frage, die tonlos an die ganze Runde ging, machte mich grundlos nervös. Ich kam mir vor, als hätte ich ihn betrogen.

Miyavi nahm mir die Last ab, jetzt etwas sagen zu müssen. Das Dumme daran war, dass er es nicht wirklich besser machte.

„Das Koto-Fräulein. Wir durften sie kennenlernen, dann war Ruki mit ihr alleine.“

Ich zog panisch die Luft ein, und es machte das ganze ebenfalls nicht besser, dass mir unsere Manager, Aoi und Uruha jetzt anklagende Blicke zuwarfen. Kai und Miyavi blinzelten mich stumm an.

„Äh...äh....Jetzt hört mal! D-Da war nichts! Gott! I-Ich...ihr seid blöd! Holt einfach jemanden vom Make-up her, okay?! Ruft Ryoko oder Masamuna! Die sollen sich um mein Gesicht kümmern! U-Und wo ist überhaupt Reita?!“

Schnaufend blickte ich alle an, und sie schienen stumm und verwirrt über meinen Ausbruch zu grübeln. Schließlich kramte Kai peinlich berührt nach seinem Handy um einen Visagisten herzubestellen. Sakai und Yamada blickten einfach nur in der Gegend herum. Aoi und Miyavi wandten ihre Köpfe in Richtung von Uruha.

„Der ist ein bisschen sauer. Lass ihn ruhig, und bleib lieber erstmal von ihm fern.“

Vom plötzlichen Situationswechsel, und von Kouyous Ruhe total überrascht blinzelte ich den Braunhaarigen überrumpelt an, doch schließlich zuckte ich mit den Schultern.

Reita war also aus irgendwelchen Gründen sauer.

Wahrscheinlich war es nichts ernstes. Jeder von uns hatte mal so seine Launen – da war Reita keine Ausnahme. Das war allemal besser, als wegen peinlichen Dingen ausgefragt zu werden.
 

Nach einer Stunde, in der ich mich von der Gruppe getrennt hatte, um Kishimoto-san aufzusuchen, damit sie mir mein Gesicht wieder herrichtete, und in der die anderen Gott-weiß-was getrieben hatten, trafen wir uns endlich wieder im überfüllten, lauten Saal, in welchem wir unseren Auftritt gehabt hatten. Ich war unglaublich glücklich, dass ich jetzt wieder geschminkt war, und dass nur die Band, Miyavi und Junko-san mich so gesehen hatten.

Kais Seufzer unterbrach die verschlingende Tiefe meiner wirren Gedanken.

„Okay...was machen wir jetzt?“

„Wollte uns hier nicht noch jemand durch das Schloss führen?“

Aoi warf uns allen einen fragenden Blick zu, und Kai nickte.

„Stimmt...“

„Schade, dass Reita das jetzt verpassen muss...“

„Da ist er selber Schuld dran...aber sagt mal, um durch´s Schloss zu gehen, muss ja erstmal eine Person herkommen, die uns begleitet, oder? Hauptsache Reita ist beim Konzert da.“

„Wäre dumm, wenn nicht...aber jetzt wieder zum Thema: Wer führt uns durch´s Schloss?“

Und wie auf´s Stichwort ertönte dann eine weibliche, bekannte Stimme, die uns alle beim Namen nannte.

Ich erkannte die Stimme sofort, und wandte den Kopf zusammen mit den anderen zur Seite, als plötzlich Junko zu uns trat.

Sie lächelte überglücklich.

„G-Guten Abend...Kai-san, Miyavi-san, und Ruki-san kennen mich ja schon...Aoi-san, Uruha-san ich bin Hayato Junko. Ich hatte vorhin die Ehre, euch bei Nakigahara mit dem Koto zu begleiten.“

Schmunzelnd sah ich, wie Uruhas Miene einen völlig verdutzten Ausdruck annahm.

Er beugte sich zu mir runter.

„Sag mal Ruki...ist das nicht...?“

Ich nickte langsam. „Yop. Das ist sie.“

„Junko-saaaan~“, Aoi nahm die Hände der Kotospielerin und grinste sie breit an.

„Sie sind genauso wunderschön, wie ich es erträumt hatte!“

Kai schnaufte.

„D-Danke A-Aoi-san...“, die Schwarzhaarige wurde rot

Der Schwarzhaarige mit den violetten Strähnchen machte Platz, und jetzt trat Uruha von meiner Seite an ihre.

„Hallo Junko-san, schön dich wiederzusehen.“

Sie lächelte breit, und ich grinste. Kai, Aoi und Miyavi blickten überrumpelt zwischen uns her.

„Wiiiie....??? Ihr kennt euch?!“

Ich streckte mich.

„Sie ist die Frau, die ich am Abend unseres einen Konzerts in der Bar kennengelernt habe. Wisst ihr noch? Als ich so eifersüchtig war.“

Aoi und Kai machten große Augen, und Miyavi hob eine Augenbraue.

„Hab ich was verpasst?“

Uruha nickte. „Wir erzählen es dir nachher...“, schließlich blickte er wieder zu Junko hinüber, die so wirkte, als fiele sie gleich in Ohnmacht. Kai grinste.

„Ich glaube, ihr habt eine Menge zu erklären und zu erzählen.“

Und da konnte ich dem Brünetten nur zustimmen.

Uruha blickte schräg zu mir hinunter.

„Wieso Takanoris Make-up so verschmiert war, zum Beispiel.“

Junko und ich wichen mit einem Mal allen Blicken aus, und es erfüllte mich aus unerklärlichen Gründen mit einer fast schon beunruhigenden Befriedigung und Genugtuung, dass Uruhas Blick mit unendlichem Missmut auf mir lag, als die Wangen der Schwarzhaarigen sich rosa verfärbten.

Ich nahm mir nicht einmal vor Uruha die Situation zu erklären, falls er diese denn missverstanden hatte. Und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wieso ich das tat.
 

^-^-^Aoi´s POV^-^-^
 

Der Bus fuhr mit brummenden Geräuschen durch die Nacht. Kai, Uruha und Reita waren in die Schlafräume gegangen. Ruki und ich, hatten uns mit Shibori-chan in den Speiseraum des Busses gesetzt. Es war total unübersichtlich wo der Hund sich jedes Mal aufhielt, da er mal bei Kai war, mal im Hotel, und mal – so wie heute – bei Sakai-san und Yamada-san.

Die Schlossführung war wirklich genial gewesen, hatte uns allen aber die letzte Kraft geraubt.

Unser Vocalist hatte sich vor knapp fünfzehn Minuten ohne einen Mucks an einen Tisch gesetzt, sein Gesicht auf seinen Armen abgelegt, und war dann – er schien so gut wie tot – einfach so sitzen geblieben. Wir waren nebenbei schon seit gut einer Stunden unterwegs. Die Fahrt würde also noch knapp eine weitere dauern.

„Oi, Ruki?“

Ich bekam keine Antwort. Der Schwarzblonde saß da noch immer in seiner abgeschatteten Position, und tat als konnte die Außenwelt ihn nicht erreichen.

„Ruki.“

Noch immer keine Antwort. Seufzend legte ich den Kopf schief.

„Ruki, ich weiß, dass du wach bist, du bewegst deine Beine unter dem Tisch.“

„Ich bin nicht da.“, drang dann letztendlich die gedämpfte, tief ausgefallene Stimme unseres Vocalisten nach Außen. Er hörte sich gar nicht gut an.

„Sag mal, ist alles in Ordnung?“

Jetzt endlich hob der Schwarzblonde den Kopf an.

Er wirkte noch bleicher als sonst, kein Fünkchen von Pigmenten schien noch in seiner Haut enthalten zu sein. Seine Wangen waren zum extremen Kontrast zu seinem Gesicht rosig rot.

Alle Gleichgültigkeit dieser Welt in seinem Ausdruck tragend, blinzelte er mich tonlos an.

Fast hätte ich losgelacht. Seine Lippen wirkten wie immer schmollend, doch die Belustigung daran, verschwand schnell wieder, als ich das Gesamtbild betrachtete.

Da saß ein kreideweißer Ruki, mit roten Wangen, der anscheinend sehr viel Kraft gebraucht hatte, um überhaupt Mal seinen Kopf anzuheben, nur damit er mich hinterher mit glasigen Augen anstarren konnte.

Außerdem hatte er noch immer nicht geantwortet.

„...Taka-chan? Du siehst irgendwie nicht so gut aus...“

Er wandte den Kopf zum dunklen Busfenster, einige Minuten danach war er aufgestanden, hatte es oben auf gekippt, und zog gierig die kühle Nachtluft durch die Nase.

Schließlich saß er wieder vor mir, die Arme verschränkt.

„...Ich fühle mich irgendwie auch nicht so gut...“

„Ohje...soll ich Kai holen...?“

Er schüttelte mit dem Kopf.

„Holst du mir ein Glas Wasser...?“

Ich zuckte mit den Schultern und sprang dann schnell auf, um in die Küche des Busses zu eilen.

Beinahe wäre ich über Reitas Basskoffer gestolpert und fluchte leise in mich hinein, da ich deswegen auch fast gegen die Küchentür gestoßen war.

Was musste dieser Sack auch immer alles hier herumliegen lassen?

Den verstand momentan sowieso niemand. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte er wahrscheinlich sowas wie ne Mutation oder so durchlebt, oder wie wollte irgendjemand auf andere Art und Weise erklären, warum der plötzlich so herum PMS´te?

Es war, als hatte er Rukis Laune von vor ein paar Tagen einfach übernommen. Nur, (noch) nicht ganz so extrem.

Endlich kam ich mit dem Glas wieder an den Tisch, und entdeckte dann neben Ruki plötzlich noch jemanden. Kai war anscheinend wach geworden, denn als ich vorhin durch alle Zimmer geschlichen war, um zu sehen, wer sich zuletzt meinen Nintendo DS samt Akkuladekabel ausgeborgt hatte, war ich in das Zimmer gekommen in dem wir alle schliefen, und hatte ihn völlig fertig und schlummernd auf einem der Betten gefunden.

Seine Locken kräuselten sich mehr als sonst, und er trug kein Make-up. Ruki schien ihm irgendetwas zu erzählen, und Kais riesige, braune Augen ließen ihn, mit Sorge gefüllt, kein einziges Mal aus ihrer Sicht.

Ich seufzte tief. Wenn Ruki jetzt krank wurde, und ich mich zu Kai setzen musste, dann konnte der Abend ja nur noch schlimm werden.
 

Ruki blickte mit leuchtenden Augen auf, als er sah, dass ich an seine Seite trat. Anscheinend hatte er die ganze Zeit hoffend und ungeduldig auf sein Wasser gewartet. Kai lächelte knapp, und richtete dann schließlich seinen Blick fest auf das Wasserglas in meinen Händen.

Ich reichte unserem Vocalisten das Glas, und er trank es in gierigen Schlücken, und Kais Miene nahm wieder einen besorgten Ausdruck an. Ich verstand ihn. Während dieser Tour war es Ruki eindeutig viel zu oft schlecht gegangen.

„Ruki, hast du Fieber?“

Er schüttelte langsam mit dem Kopf, wie ein Kind, dann legte er seine Hand auf seine Stirn.

„So geht das nicht, das spürst du doch selber nicht.“, schimpfte Kai leicht, und streckte dann wohlwollend seine Hand aus.

Während die Handfläche des Drummers im Gesicht Rukis weilte, sah man die Erleichterung in Kais Mimik treten.

„Er fiebert nicht wirklich schlimm...“

Ich warf Ruki einen Blick zu, der murrte, und Kais Hand wegschob.

„Hab doch gesagt: Alles ok...“

„Aber wieso siehst du denn dann so fertig aus...? Wenn´s dir körperlich doch ganz gut zu gehen scheint.“

Plötzlich wurde die Miene des Schwarzblonden weinerlich. Etwas, was wirklich nur dann geschah, wenn es um einen Notfall ging. Auch wenn wir Rukis beste Freunde waren, er vermied es so gut wie es ging vor anderen zu weinen.

„Ich glaub...ich glaub ich hab was Schlimmes getan...“, murmelte Ruki mit seinen Händen spielend.

Meine Augenbrauen wanderten überrascht in die Höhe, und Kai wurde schon wieder besorgt.

„Ich verstehe nicht ganz. Was hast du denn gemacht?“

„Es...Es hat mit Uruha zu tun...“, er wurde immer leiser.

Kai und ich warfen uns stumme Blicke zu. Die dunklen Augen des Brünetten schienen ebenso ratlos wie ich. Also wandte ich mich wieder an Ruki.

„Was war mit Uruha?“

„Wegen...Junko-san...“

„Hmm?“

Unsere Augen wurden riesig.

„Ich hab so Schuldgefühle...“

Mein Kiefer klappte runter.

„Sag bloß da war doch was! Ruki, wie konntest du-

Ruki schüttelte mit dem Kopf.

„Ich habe nichts mit..ihr gemacht...aber...ich habe trotzdem Schuldgefühle, weil...Uruha schien vorhin so sauer...“

Mich von dem kurzen Schock eben erholend rollte ich mit den Augen.

„Gott, du hast keine anderen Probleme, oder? Sorry, aber wenn das dann alles war, und du nicht vor Fieber stirbst, gehe ich jetzt in die Schlafräume und haue mich die restlichen fünfundvierzig Minuten Fahrt auf die Ohren. Bis nachher.“

Und damit wandte ich mich um, und lief eilig zum nächsten Raum. Das war erstmal genug Kai für einen Tag.
 

^-^-^Aoi´s POV ende^-^-^
 

Missmutig starrte ich Aoi hinterher, ehe er gänzlich verschwand. Mein Drummer schien nichts dagegen zu haben, dass er ging.

Was war nur los...?

Kai seufzte. Schließlich richtete auch er sich auf.

„Es geht dir gut, ja?“

Langsam nickte ich, und Kai schenkte mir ein leichtes Lächeln.

„Dann ziehe ich mich jetzt auch zurück, okay? Ich mache für nachher noch Sandwiches...“

„Okay...“

Damit war ich alleine.

Je länger ich hier so saß, desto nachdenklicher wurde ich. Irgendwann ging mir diese furchtbare Stille wirklich auf die Nerven, also holte ich mein I-Phone aus meiner Hosentasche, und hörte ´Splitting the Atom´ von ´Massive Attack´

Während die melancholische Melodie also alles um mich herum verschlang, schloss ich kurz die Augen, und gab mich meinen Gedankengängen voll hin.
 

Ich führte mir zuerst vor Augen, was in dieser Woche alles passiert war:

Mit diesem, welches gleich stattfinden würde, waren das jetzt insgesamt fünf Konzerte.

Es hatte damit angefangen, dass ich vor einiger Zeit angefangen hatte, Uruha immer mehr zu mögen, bis ich schließlich sicher war, dass ich ihn liebte.

Höchstwahrscheinlich wäre es für immer dabei geblieben – ich wäre niemals dazu in der Lage gewesen, Uruha meine Gefühle zu beichten, wäre ich nicht gezwungen worden – , hätte Reita nicht die Idee gehabt diese Wette abzuschließen. Die Gründe für die Wette wusste ich noch immer nicht, da ich irgendwie doch sehr bezweifelte, dass Reita wirklich nur mein I-Phone haben wollte. Aber möglicherweise war es doch so, und ich machte mir zu viele Sorgen. Immerhin war das nicht mein Problem, mit Reita war alles in Ordnung....

So, wie war es weitergegangen?

Wir hatten die Wette abgeschlossen und ich hatte zugestimmt, weil ich Reitas Gemeinheiten nicht hatte auf mir sitzen lassen wollen.

Alles war natürlich eskaliert, und nach einer menge Gefühlswirrungen hatte Uruha endlich begriffen was ich wollte, und hatte – so wie es jedenfalls schien – meine Gefühle erwidert.

Der momentane Stand der Dinge war wie folgend:

Uruha und ich waren zusammen.

Uruha verhielt sich seltsam.

Reita war seit kurzem nicht gut auf uns zu sprechen.

Aoi und Kai hatten Streit.
 

Verzweifelt legte ich den Kopf wieder auf meinen Armen ab. Das war wirklich eine unerwartete Menge...

Am liebsten wäre ich so eingeschlafen, und für eine Zeit nicht aufgewacht. Mein I-Phone währenddessen spielte automatisch eine Playlist ab, ich bekam nur halbwegs mit, dass jetzt D.L.N lief, und wurde ganz bedrückt, als ich dem Lied lauschte.

Manch einer meinte, meine/unsere Werke seien zu depressiv, doch ich schrieb über das Leben, und dabei würde es bleiben. Das Leben hatte schöne, und grausame Seiten..

Wieso lügen?

So lief also D.L.N, und ich reiste angesichts unserer jetzigen Lage in Gedanken weit, weit zurück zu vergangenen Tagen. Vor zehn Jahren hatten wir uns gegründet. Reita und ich steckten dahinter.

Da war ich siebzehn gewesen, und er achtzehn. Als wir GazettE 2002 gegründet hatten, war ich zwanzig gewesen, und jetzt war ich dieses Jahr dreißig geworden...wie die Zeit verging.

Ich zog eine nachdenkliche Schnute.

Zuerst hatten wir ´GazettE´ gehießen, doch aus Gründen, an welche ich jetzt nicht zurückdenken möchte – nicht weil sie schlimm sind, ich möchte nur nicht – , hatten wir uns dann in ´the GazettE´ umbenannt. Irrtümlicherweise leiteten alle das Wort Gazette von der Zeitung ab. Gazette hieß in sehr vielen Sprachen Zeitung, doch das war nicht der Sinn. Wir leiteten ´GazettE´ von ´Cassetto´ dem japanischen Wort für ´Kassette´ ab. Und auch wenn manche bis heute sagten ´GazettE´ hieß im Volksmund Zeitung, für mich würde es bis zu meinem Ende die Kassette sein.

Das waren Kai, Reita, Uruha, Aoi und ich.

Ich reiste noch ein wenig weiter zurück als 2002. Ich erinnerte mich daran, wie alles angefangen hatte. Der Punkt Null.

Mit einem breiten Grinsen ließ ich zu, wie eine Art Video in meinem Kopf lief.

Bilder von damaligen Tagen spielten sich flüssig in meinen Gedanken ab.
 

Reita hatte ich zuallererst kennengelernt.

Und das nur, weil ich mir die Haare pink gefärbt hatte, und dann Einkaufen gegangen war.

Hätte ich an diesem Tag nicht die selben, pinken Haare gehabt wie er, der seltsamerweise zur gleichen Zeit, am selben Ort, mit der selben Haarfarbe einkaufen gegangen war, hätte ich Uruha auch nicht kennengelernt.

Hatte ich gewusst, dass der Vorschlag dieses pink-haarigen Typen, der sich mir freundlich als ´Suzuki Akira´ vorgestellt hatte, eine Band zu gründen, uns zu einer der berühmtesten Bands in der J-Rock Szene machen würde? Definitiv nicht.

Ich erinnerte mich sogar daran, dass ich ihn nicht ganz ernst genommen hatte, als er mir diese Idee vorschlug. Ich war vorher in einer anderen Band gewesen, und dort hatte ich Schlagzeug gespielt.

Und jetzt kam Akira und entschied: „Takanori, du wirst singen, ich spiele Bass.“

Irgendwann hatte ich aus irgendwelchen Gründen dann doch eingewilligt. Reitas Eifer hatte mich einfach mitgerissen. Damals war er irgendwie noch nicht so still...

Gott, das war alles so lange her, ich erinnerte mich nur noch an das Wichtigste.

Irgendwann hatte Reita mir dann ´von einem Typen´ erzählt, mit dem er seinen Abschluss gemacht hatte. Er hatte auch erzählt, dass ´dieser Typ´ wirklich genial Gitarre spielen konnte, und dass ´dieser Typ´ zurzeit in einer anderen Band spielte, er und Reita hatten immer und immer wieder zusammen die Bands gewechselt.

´Dieser Typ´ war der beste Freund meines Bassisten, und so war der sich sicher ´dieser Typ´ würde bestimmt mit Freuden bei uns einsteigen.

Ein Grinsen umschlich meine Lippen.

Reita hatte gewusst, dass ´dieser Typ´ sicherlich bei uns einstieg, aber ob er wohl auch gewusst hatte, was ´dieser Typ´ mir – zehn Jahre später – antun würde?

Irrsinn. Wie hätte er das wissen können, wenn ich es noch nicht einmal gekonnt hatte.

Niemand hätte das wissen können. Hieß nicht, dass es mir nicht gefiel.

Ich leckte mir über die Lippen.

Reita erzählte also unaufhörlich von ´diesem Typen´, und ich gab zu, je mehr er damals erzählt hatte, desto begeisterter war ich geworden. Ich selbst spielte Gitarre, doch was mein blonder Freund mir zu der Zeit von den Spielkünsten ´dieses Typen´ erzählt hatte, hatte mich in pures Staunen und in Neid versetzt.

So hatte Akira mit meiner Zustimmung dann versprochen, er würde sich unbedingt Mal mit ´dem Typen´ in Kontakt setzen, und ihn überreden mich kennenzulernen.

Wie automatisch wanderte mein Zeigefinger zum Display meines I-Phones. Ich stoppte die Musik, und zog kurze Zeit später die Kopfhörer aus meinen Ohren.

Die plötzliche Stille, die ohne die Musik nun gezwungenermaßen auf mich einschlug, beförderte mich in einen mehr als nüchternen Zustand.

´Damals´ war mir noch mit jedem Detail im Gedächtnis geblieben.

Mit jedem Detail.
 

^-^-^Ruki´s Erinnerung^-^-^
 

„Also kommt er heute?“

„Ja, er hat gesagt er findet die Idee sehr gut.“

„Ah, mhm, okay.“
 

„Und wie ist er so?“

„Wie er so ist? Hmm... er ist wirklich sehr erwachsen. Aber keine Sorge, verklemmt ist er nicht, und auch nicht langweilig oder streberhaft. Und ein herzensguter Mensch ist er auch.“

„Klingt interessant.“
 

„Und wie groß ist er?“

„Schätze er ist um die 1 m 70. Frag ihn einfach.“

„Uhh...ähm...“

„Takanori, alles okay? Du schaust so...schockiert? Oder eher missmutig?“

„Alles okay.“
 

Ungeduldig starrte ich auf den Bildschirm meines Handys. Es war kurz nach zwei, es war Sommer.

Ich saß hier am Tisch eines Cafés und trommelte mit meinen Fingern unaufhörlich auf dessen Platte. Ich hätte schon um zehn vor zwei nicht mehr hier sitzen sollen.

Fragt mich wie viele Leute an den Tischen um mich herum mich anstarrten, ich hätte es sagen können ohne hinzusehen. Auch die Passanten glotzten manchmal blöd.

So war das wohl, wenn man als gebürtiger Japaner platinblond gefärbte Haare hatte.

„Als sie noch pink waren, war es viel schlimmer.“, murmelte ich tonlos an mich selbst gerichtet und starrte dann wieder auf den Display. Nicht, dass es irgendetwas besser machte.

Eine Minute war vergangen.

Mein Fingertrommeln wurde energischer. Allmählich wünschte ich mir, ich hätte mich nach drinnen gesetzt, da zu dieser Zeit viel zu viele Leute die Innenstadt passierten, doch was geschehen war, war geschehen. Ich musste auf dem hölzernen Klappstuhl sitzen bleiben, und weiter mit den Fingern auf den armen Tisch trommeln. Eine ganz gute Beschäftigung, wenn man Schlagzeuger war. So hatte ich jeden Takt zur Auswahl, den ich mir beigebracht hatte, und es wurde so gut wie fast nie langweilig.

Aber was noch immens wichtiger war, als das Café, die Leute, welche starrten, oder die Tatsache, dass ich Schlagzeug spielte, war der Grund, aus dem ich nun hier saß.

Dieser Grund war eine Gitarre. Oder eher ´dieser Typ´, der sie spielen sollte.

Denn er spielte die Gitarre angeblich wie Jimi Hendrix selbst.

So hatte ihn mein Freund Akira jedenfalls beschrieben. Akira war auch blond. Wenigstens war ich nicht alleine. Und jetzt saß ich hier, und wartete nervös und angespannt, weil ich wegen ihm eben nicht alleine war.

Akira Suzuki, und seine genialen Einfälle eben.

Wir gründeten also eine Band. Wir hatten keine Ahnung wie wir uns nennen sollten, wir waren ja aber auch erst zu zweit. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, ob Reita schon weitergedacht hatte, aber es kümmerte mich momentan auch nicht wirklich.

Alles was ich wusste war, ich hatte meine alte Band hierfür verlassen, ich musste singen, und wir brauchten zwei Gitarristen – von denen einer möglicherweise schon unterwegs war – und einen Drummer.

Akira spielte Bass. Und er spielte es wirklich gut. Zudem spielte er auch Cello. Das taten anscheinend sehr viele Bassisten. Schlagt mich tot, ich hatte keine Ahnung, und wieder kümmerte es mich auch nicht wirklich.

„Er heißt Takashima Kouyou-kun...“, hallte Akiras tiefe, aber irgendwie auch sympathische Stimme in meinem Kopf wider.

Takashima Kouyou? Das klang vielleicht eingebildet...

Und er war nach Akiras Angaben groß.

Peinlich berührt senkte ich meinen Kopf, und starrte stumm auf meine Füße.

War klar gewesen, dass dieser Typ hatte ein Riese sein müssen.

Ich fand Akira mit seinen 1 m 71 schon zu groß.

Meine Laune verschlechterte sich immer mehr, doch ich hatte mir fest vorgenommen, entgegen der Natur des Menschen kein Bisschen voreingenommen zu sein. Ich würde hier sitzen, und warten, so geduldig, wie nur Buddha selbst es geschafft hätte. Mein Blick schweifte auf meine noch immer trommelnden Finger. Sie betrogen mein Vorhaben.

Als ich die Hoffnung schon aufgab, und kurz davor war mich der ewigen Verdammnis der Langeweile vollkommen hinzugeben, rief mich plötzlich eine mehr als vertraute Stimme aus den Gedanken.

Erfreut hob ich sofort den Kopf, und suchte nach der Quelle der Stimme, als ich Akira sah, wie er eiligen Schrittes von der anderen Seite der Straße auf das Café zugelaufen kam.

Er winkte mir grinsend, und ich hob die Hand, um ebenfalls grinsend zu winken – Arschloch.

„Na du?“, er blieb vor mir stehen, und wuschelte mir durch´s Haar.

„Sorry für die Verspätung, aber Kouyou-kun musste etwas mit seinen beiden großen Schwestern klären.“

Damit setzte sich Akira auf den freien Platz mir gegenüber.

Etwas verdutzt starrte ich den Blonden an, ehe ich sauer wurde. Wollte der mich verarschen?

„Ich geb´ dir gleich ´Kouyou-kun´, du Scheißschädel! Ich sitze schon seit zwanzig Minuten hier und darf mich anstarren lassen, wie ein Löwenpaar, das gerade die Paarungszeit durchlebt!

Hast du überhaupt gelernt, wie man die Uhr liest? Wir hatten 13:45 Uhr ausgemacht! 13:45!!! Ich weiß nicht, wie gut dieser Typ Gita-

Sofort war ich verstummt, und die Wut in mir zerplatzte so plötzlich, wie eine Seifenblase.

Hinter Akira war ein schlanker, junger Mann aufgetaucht, und er bewegte sich mit geräuschlosen Schritten zu uns hinüber. Ich musterte ihn mit gemischten Gefühlen.

Er war im Gegensatz zu mir wirklich sehr groß, und hatte einen Körper, der wirklich beinahe an eine Frau erinnerte. Seine Haare waren honigblond gefärbt, und seine großen, schmalen Augen wirkten wirklich geheimnisvoll, denn es lag kein Ausdruck in ihnen.

Er kam endlich mit emotionsloser Miene an unserem Tisch an, und drehte seinen Kopf dann sofort zu Akira.

„Ich habe den Wagen etwas weiter weg geparkt, da nichts mehr frei war, ich hoffe das ist in Ordnung.“

Seine Stimme war so nichtssagend wie sein Ausdruck selbst.

Mein Freund nickte, und dann fiel der Blick des neu Dazugekommenen auf mich.

Mir wurde mehr als unwohl, als diese nachtschwarzen Augen, mit dem undefinierbaren Blick auf einmal zu mir hinüber sahen. Was hatte Akira gesagt? Um die 1 m 70 rum? Dieser Mann war beinahe 1 m 80 groß! Das war nicht gut, das störte mich ungemein.

Doch ich ließ es mir nicht anmerken.

Jedoch bereute ich, dass der Suzuki sich nicht neben mir niedergelassen hatte, denn nun tat der neu Dazugekommene dies.

Ich fing an ihn eindringlich zu mustern.

Schulterlanges, honigblondes Haar, dunkle, müde wirkende Augen, eine beunruhigend Schmale Hüfte. Das allererste was sich bei seinem Einblick in mein Hirn gebrannt hatte, waren seine langen Beine, die gar nicht mehr aufhörten. Das war schien doch höchst merkwürdig für einem Mann. Es war sowieso merkwürdig, dass er als Japaner so aussah. So groß, und so...´so´ eben.

Eine kurze Weile herrschte Stille, ehe Akira uns anlächelte.

„Also Takanori...das ist Takashima Kouyou-kun.“

„Douzo yoroshiku.“, kam es in höflichstem Japanisch aus dem Mund des Größeren.

Sehr erfreut Sie kennenzulernen.

Ich blinzelte ihn missmutig an.

„Taka? Alles okay?“ , Akira blickte mich fragend an, und ich nickte langsam mit dem Kopf.

„A-Alles okay...“, ich wandte mich an Kouyou. „Err...Takanori.“

„Oder Shorty.“, gab mein bester Freund lachend dazu.

„Hör auf mich Shorty zu nennen!“, peinlich berührt blickte ich seitlich hoch in das Gesicht von Kouyou. Der...hatte noch immer ein Gesicht, das einem unbeschriebenem Blatt glich.

Und der sollte in unsere Band? Ich stellte es mir wirklich sehr kompliziert vor, mit ihm Zeit verbringen zu müssen. Und Akira hatte mit ihm die Schulbank gedrückt, er war dessen bester Freund, wie ging sowas...? Mit so einem Typen meine ich. Dieser Takashima war mir nicht geheuer.

„Wieso eigentlich ´Shorty´, Akira?“

Ich schreckte aus meinen Gedanken auf. Akira gluckste.

„Na du bist mir einer, Kou! Ist dir noch nicht aufgefallen, dass du dir den Hals verrenken musst, wenn du mit Takanori reden möchtest?“

Der Takashima grinste aus dem nichts heraus los, und ich sank beschämt an meinem Stuhl runter.

„I-Ich wachse noch!“, haute ich kleinlaut raus, und Akira schmunzelte.

„Aber sicher, Taka! Immer optimistisch sein, richtig?“

Schnaufend verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

„Bin ich jetzt hierher gekommen, um mich erniedrigen zu lassen? Wenn ja, gehe ich wieder Heim, ich kriege eh noch Probleme mit meinen Eltern.“

„Quatsch Takanori, bleib bloß da!“

Der panische Blick meines besten Freundes verschaffte mir Genugtuung, also blieb ich schnurrend sitzen, und grinste ihn an.

Akira kratzte sich am Hinterkopf.

„Okay...also...da ich mich verspätet habe, gebe ich dir was aus...und dir auch Kouyou-kun. Was wollt ihr...?“

Ich zuckte mit den Schultern. Es wäre gelogen gewesen, hätte ich behauptet, mein Magen verlange nach Essen.

Kouyou neben mir nickte leicht.

„Bestelle mir doch bitte eine Schüssel Ramen, das reicht.“

„´Kay.“

Akira machte, dass er von seinem Stuhl aufstand.

„Ich gehe rein und gebe unsere Bestellung an der Kasse ab, immerhin müsste ich sowieso Mal kurz wohin.“

Ich seufzte resigniert, als der Weißblonde sich aufmachte ins Café zu laufen.

Er hatte mich mit diesem Takashima alleine gelassen, und er hätte auch einfach sagen können ´Ich muss auf´s Klo.´.

Ich drehte mich wieder vom Gebäude weg, und erschrak, als plötzlich das Gesicht des goldblonden Takashimas vor mir auftauchte. Er musterte mich eingehend, was mir den Schweiß auf die Stirn trieb. Was zur Hölle hatte dieser Kerl für ein Problem?

„Du bist also Takanori-kun?“

Etwas überrumpelt blinzelte ich ihn an, da ich nicht damit gerechnet hatte, er würde mich ansprechen. Schließlich zuckte ich wie so oft mit den Achseln.

„Ja. Das habe ich vorhin doch gesagt.“

„Welchen Part in der Band übernimmst du denn?“

„Schlagzeu-“ , fing ich aus Gewohnheit an, unterbrach mich dann aber selbst und blickte mürrisch auf die Tischplatte. „Ich werde singen.“

„Ah.“, Kouyou schenkte mir ein mikroskopisch kleines Lächeln.

„Welche Instrumente fehlen euch denn noch?“

„Zwei Gitarren und ein Schlagzeug. Dass Akira Bass spielt weißt du ja, ihr wart ja zusammen in allen möglichen Bands.“

Er nickte. Dann kramte er eine Zigarettenschachtel aus seiner Jeanstasche. Ich erkannte sofort, welche Marke er da rauchte, denn es war auch meine. Na da hatte er sich doch wenigstens einen Pluspunkt bei mir geholt.

„Willst du auch eine?“

Er hatte wohl meinen sehnsüchtigen Blick bemerkt, und ich nahm den Stängel dankbar an, den er mir entgegen streckte.

Noch ein Pluspunkt. Wir machten jedenfalls Fortschritte.

Schon bald saßen wir nebeneinander und rauchten gemütlich eine.

„Warst du auch in anderen Bands?“

„Ja. Ich war früher der Schlagzeuger.“

„Oh?“

„Mhm...ich war irgendwie...naja...“, beschämt senkte ich den Kopf. „...Ich war das Mädchen in der Band...“

Kouyou grinste undeutbar.

„Und wieso bist du jetzt hier der Sänger?“

Wieder mein Schulterzucken.

„Das war Akiras Idee. Aber was auch immer...“

Eine unangenehme Stille machte sich breit. Selbst wenn er mir Zigaretten gab, das änderte leider nicht viel daran, dass der Typ mir irgendwie unsympathisch war. Aber ich wollte nicht so unhöflich und schon gar nicht gemein wirken, also sprach ich ihn endlich mal von mir aus an.

„...Akira...hat gesagt, du spielst...sehr gut...?“

Kouyou nickte, dann machte er eine wegwerfende Handbewegung.

„Es ist ganz okay. Ich bin jetzt kein Jimi Hendrix ( – ob dieser Kouyou wohl Gedanken lesen konnte? – ) oder so. Aber es geht ganz gut~“

„Ich spiele auch.“, entwich es mir trotzig. Fragt mich nicht, was mich gepackt hatte, aber irgendetwas in mir fing plötzlich an zu schreien: ´DU MUSST BESSER SEIN ALS ER. DU MUSST BESSER SEIN ALS TAKASHIMA KOUYOU!´

Wer weiß woher diese seltsamen Gelüste auf einmal kamen, doch eines war klar: Ich hatte in einem Punkt schon einmal verloren: Er überragte mich um stolze vierzehn Zentimeter.

„Du spielst?“, entweder ich bekam Halluzinationen, oder der Typ grinste mich gerade wirklich herausfordernd an.

„Ja. Ich spiele Gitarre.......und Klavier! Und Schlagzeug!“

Kouyou lachte. „Erstaunlich. Spielst du die anderen Instrumente denn gut?“

„Worauf du wetten kannst!“

„Ich denke in der neuen Band solltest du auch unser Mädchen sein, hmm?“

„W-Was?!“

„Na dann Takanori-kun...“, sein höhnisches Grinsen verschwand, als wir Akira sahen, der entspannt zu unserem Tisch zurückkam.

„Wir sollten mal zusammen spielen.“

Kouyou wandte den Blick nach diesem Satz Akira zu. Sein Gesicht war wieder glatt wie eine Wand geworden. Innerlich schwor ich mir, dass ich ihn köpfen würde, wenn Akira wieder weg war.

So ein höhnischer Ausdruck in so einem hübschen Gesicht. Wieder etwas wo er mir weit voraus war. Er war sehr hübsch, und das konnte ich auch sagen, obwohl ich keine Schwuchtel war.

„Na ihr zwei? Versteht ihr euch?“

„Blendend.“, der Takashima blickte zu mir hinüber. „Nicht wahr, Taka?“

Ich errötete. Ich hasste diesen Mistkerl. Außerdem schwor ich mir, wenn unsere Band erfolgreich werden würde, würde er die Frau sein. Er!!!
 

______________________________________
 

So, das war´s mal wieder~

Huch? Wo sind denn alle hin? xD Noch jemand da? :D

Hoffe der Sprung durch die Zeit hat gefallen, das war ja irgendwie ein Filler? xD
 

lg Rookie

Chaos im Hier und Jetzt (1/???)

Kapitel 22: Chaos im Hier und Jetzt (1/???)
 

^-^-^Aoi´s POV^-^-^
 

Leicht genervt war ich in den Schlafraum gegangen, und hatte mich dann auf eines der Aufklappbetten geworfen Etwas Leid tat es mir ja schon, dass ich Rukis Befürchtungen nicht ganz ernst genommen hatte, doch sterben würde er davon nicht. Ein Aoi hatte eben auch seine Sorgen.

Eine Zeit lang starrte ich einfach nur stumm an die Decke, während ich dem brummenden Motor unseres Tourbuses lauschte, ehe mir plötzlich auffiel, dass das Doppelbett auf der anderen Seite ja auch noch belegt war. Ich neigte meinen Kopf leicht nach links, und entdeckte dann Reita, wie er auf dem Rücken liegend, die Beine übereinander gelegt hatte, und in irgendeiner Ausgabe von SHOXX blätterte. Auf dem Bett über ihm lag Miyavi und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

„Oh, ihr beiden seid auch da.“

Reita grummelte.

„Wirklich, Aoi.“

„Pff, Brummbär. Was ist los, Reita~?“

„Was soll sein?“

„Das frage ich ja dich.“

„...“

„...Hmm...“, ich richtete mich auf, und befand mich jetzt in einer sitzenden Position.

„Ist das die neueste Ausgabe?“

Miyavi legte sich auf die Seite und nickte in meine Richtung.

„Jap.“

„Die mit Ruki drinnen?“

„Ja doch...“, Reita rollte mit den Augen.

„Sieht er cool aus?“

„Natürlich tut er das...“

„Sag mal irgendetwas ist doch mit dir!“

„Und was ist das mit Kai und dir?“

„Eh?!“, ich zog die Augenbrauen zusammen. So ja mal nicht.

„Da ist gar nichts. Ich habe momentan nur manchmal Lust unserem Drummer eine reinzuziehen. Kennen wir doch!“

Nun ließ der Bassist das Magazin in seinen Schoß fallen, und drehte seinen Kopf zu mir. Auch das Gesicht des Ishihara sah verwirrt aus.

„Hat Kai-san dir was getan?“

Ich brummte.

„Hm...also mit mir ist auch nichts, ich bin nur etwas böse.“

„Wieso?“

Der Blonde richtete sich auf.

„Diese Sache, die Uruha mit Ruki treibt...“

Ich fing ungewollt an zu lachen. Miyavi grinste.

„Welche denn? Doggystyle? 69? Oder meinst du vielleicht-

„Miyavi!?“

„Hahaha, ´tschuldige.“

Reita seufzte.

„Uruha benutzt Ruki doch nur.“

Meine Gesichtszüge entglitten mir.

„...Was?“

„Na er...! Argh...! Egal...“

Etwas verwirrt hob ich die Augenbrauen, ehe ich sie zusammenzog, und die Nase kräuselte.

Konnte es sein, dass...Doch ich konnte meinen Gedanken nicht zu Ende denken, denn Miyavi unterbrach mich.

„Sag mal, Akira...“

„Mh.“

„Kann es sein, dass du was von Ruki willst?“

Der Bassist bekam riesige Augen, und kniff die Lippen zusammen. Schließlich blickte er auf seine Knie. Der Schwarzhaarige hatte meine Gedanken ausgesprochen.

„...Und wenn es so wäre...?“

Ein lautes Krachen unterbrach alles, Reita und ich blickten erschrocken auf. Miyavi drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

Kai stand in der Tür, ein Teller war ihm aus der Hand gefallen, und er blinzelte uns fassungslos an.

Ich seufzte. Ich hasste diesen verdammten Bus. Er hatte definitiv zu viele Räume, in denen man nicht ungestört sein konnte.

Reita neigte den Kopf etwas.

„Hallo, Grinsefresse.“

„Ey! Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst ihn nicht so nennen?!“

Reita zuckte mit den Achseln, und Kai stand da noch immer wie versteinert.

„...Reita...ist...in...Ruki...?“

Meine Miene nahm einen ernsten Ausdruck an.

„Selbst wenn, ist das seine Sache. Außerdem kommt das etwas spät, oder nicht.“

Miyavi wurde jetzt auch unerwarteter Weise ganz Ernst

„Ich wette Uruha-chan wird darüber auch nicht begeistert sein.“

„Das ist nicht mein Problem, er soll es Ruki sagen.“

Wieder wandten unsere Blicke sich zu der Tür, vor der noch immer Kai stand. Uruha drängte sich leise an dem Drummer vorbei und trat dann zu mir ans Bett. Er sah Reita nicht an.

Eine eiskalte Stille legte sich über uns. Ach du heilige Scheiße, in was für ein Chaos hatten wir uns da nur wieder gestürzt...?
 

^-^-^Aoi´s POV ende^-^-^
 

(Wieder in der Vergangenheit von Ruki)
 

Ein paar Wochen später lernte ich dann Shiroyama Yuu kennen. Er war so groß wie Akira. Doch er kam mir irgendwie netter vor, als Kouyou es tat. Ja, das allererste worauf ich geguckt hatte, war seine Größe gewesen, verurteilt mich.

Er spielte ebenfalls Gitarre, und nun saßen er, Kouyou und ich am Küchentisch von Yuus Eltern.

Yuu hatte ich jetzt dank dem Takashima kennengelernt. Anscheinend brauchten wir nur noch einen Drummer.

„Soo...und ihr beide habt euch durch diesen Akira kennengelernt...?“

„Yop.“, ich nickte und griff nach dem Glas Eistee, dass der Shiroyama mir vorhin gebracht hatte. Manieren hatte er. Er war hier am Tisch der älteste.

Während ich gerade vor ein paar Monaten neunzehn geworden war, und Kouyou kurz vor seiner zwanzig stand, war Yuu schon beinahe an seiner zweiundzwanzig.

Doch soo erwachsen wirkte er nun auch wieder nicht. Er machte so viele alberne Witze.

Dennoch, er war ok.

Kouyou neben mir trank Wodka, den der Shiroyama heimlich aus dem Keller geschmuggelt hatte. Seine Eltern waren nicht da, und seine beiden älteren Geschwister anscheinend auch nicht. Seine Schwester Miki war schon ausgezogen, was mit seinem Bruder war, wusste ich nicht.

Ich fand es nicht gut, dass der Ältere neben mir schon am helllichten Tag trank. Ich meine, es war nicht so, dass ich niemals Alkohol anrührte, ich war gewiss nicht unschuldig, dennoch machte es mich unzufrieden, Kouyou mit dem Wodka zu sehen. Smirnoff, das war seine Lieblingsmarke.

„Find´s gut, dass unser Vocalist gleich so viele Instrumente spielt.“

Yuu grinste, und ich legte verlegen den Kopf schief.

„Ist nichts Besondres.“

„Ach waaas!“, der Schwarzhaarige schlug mir freundschaftlich auf den Rücken.

„Man Gitarre, Klavier, Schlagzeug, gibt’s was, was du nicht kannst?“

„Ich kann nicht singen...“, murrte ich, und blickte erschrocken auf, als Kouyou loslachte.

Yuus Blick wurde so verwirrt wie meiner.

„Was ist so witzig, Kouyou-san?“

„Er lügt.“

Ich wandte mich ihm zu und kniff argwöhnisch die Augen zusammen.

„Wie kommst du darauf, du und Akira, ihr habt mich nie singen hören!“

Yuu blinzelte mich überrascht an.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich kann nicht singen. Basta.“

Yuu seufzte.

„Nun was auch immer...“, plötzlich glitzerten seine schwarzen Augen auf.

„Wisst ihr was~? Mir ist gerade eingefallen, dass man in ner Band nen guten Künstlernamen braucht, oder?“

Ich hielt stutzig inne. Das lenkte wirklich sehr vom Thema ab, und kam aus dem nichts, doch er hatte Recht.

Kouyou und ich blinzelten den Schwarzhaarigen verdutzt an.

„Habt ihr schon welche?“

„Nun...“, fing ich zögernd an. „...Ich nannte mich in der alten Band ´Kaido´...ich hätte gerne einen Neuen...“

Wir drei blickten uns stumm an, ehe ich den Kopf schief legte.

„...Könne ich Rukia heißen...?“

„Rukia?“

Yuu zog die Augenbrauen nach oben.

„An sich klingt das cool, nur...gab es den Namen nicht schon...?“

Ich legte den Kopf schief.

„Eh?“

Kouyou nickte jetzt auch.

„Ich weiß den Namen der Visual Kei Band nicht mehr, aber der Name kommt mir doch vertraut vor.“

Leicht angesäuert ließ ich den Kopf hängen, und der Shiroyama schien meine Gedanken erraten zu haben, denn er lächelte mich aufbauend an.

„Mach dir nichts draus, wir finden noch was cooles.“

Ich zuckte mit den Schultern, und legte meinen Kopf genervt auf meinen Armen ab, ehe ich dann plötzlich wieder eilig hochschnellte.

„Ruki!“

Yuu zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, ehe er langsam aber sicher ganz breit grinste. „Das klingt...originell!“

Etwas verlegen neigte ich den Kopf zur Seite.

„Naja...also Ruki...klingt doch irgendwie...süß...“

„Und wie ein Mädchen.“, kam es neckend von Kouyou.

„Ahh!“, machte der Shiroyama den Kommentar des Takashimas ignorierend, und Kouyou blinzelte uns zurückhaltend an.

„Ich heiße seit der letzten Band noch Aoi, auch wenn ich früher Mal Natsume hieß. Aber jetzt Aoi. Das ist so ne Blume, kennste? Ich würd auch gerne so heißen bleiben...Dann wären wir Ruki und Aoi. Der Grünschnabel und die Malve. Das klingt doch schonmal gut, was?“

Ich nickte leicht erfreut. Zeigen wollte ich das nicht, aber das fand ich gerade wirklich cool.

„Aoi und Ruki...das ist...echt gut...“, nuschelte ich zögernd, und bemerkte wie der Takashima neben mir leicht lächelte. Yuu wandte sich ihm zu.

„Und du Kouyou-san?“

„Hm?“

„Dein Künstlername?“

„Hmm...“, kam es leicht hilflos vom Honigblonden. Er kratzte sich nachdenklich an der Wange.

„Bis jetzt haben sie mich alle immer...Kyouki genannt...“

Yuu und ich warfen uns einen bestimmenden Blick zu.

„Ich weiß...nicht wirklich DER Name überhaupt...“, murmelte der Ältere, und ich kicherte in mich hinein. Yuu grinste.

„Das ist nicht schlimm. Wir können dir ja einen geben. So ne Art...´Neustart´ für die neue Band, richtig Takanori?“

Wieder einmal mein Schulterzucken.

Der Shiroyama stütze sein Gesicht mit seiner linken Hand ab.

„Hmm...gut dann lege ich los! Ich gebe dir deinen Namen, Kouyou-san!“

Kouyou nickte etwas überrumpelt.

„O-Okay.“

Fast hätte ich gelacht. Yuu hatte jetzt anscheinend sein ´Nachdenke-Gesicht´ an den Tag gelegt, denn er kniff die Augen zusammen und spitzte die gepiercten Lippen. Das sah ulkig aus.

Dann ging es richtig los. Und ich wusste es in dem Moment wirklich zu schätzen, dass ich meinen eigenen Namen schon hatte. Niemals hätte ich mir ihn von Yuu aussuchen lassen, das wurde mir klar, je öfter der Schwarzhaarige Namen vorschlug.

„Wie wäre es mit Takara?“

„Nein.“

„Chibi?“

„...Ich denke eher nicht...“

„Shuujin?“

„Yuu, versuchst du mir gerade einen Namen zu geben, oder nicht?“

„Okay, okay, sorry...ähm... Hana?“

„Aoi!“

„Was denn?! Klingt doch gut...Banausen...ähm... Wie wäre es mit Neko?“

„Ich...nein.“

„Ryo?“

„Das klingt unkreativ.“

„Du machst es einem nicht einfach... wie wäre es mit Kami?“

„Äh...“

„Auch nicht? Hmm harte Nuss...wie wäre es mit Son Goku?!“

„...Yuu...“

„Was denn? Das wäre kreativ!“

Ich grunzte. „Sei froh, dass er dich nicht Kame-hame-ha nennen will.“

„Hey, das wäre eigentlich keine schlechte-

„Nein.“

„Na okay...“

So ging das dann eine ganze Stunde weiter. Ja, eine ganze Stunde.

„Junichiro?“

„Nein.“

„Kage?“

„Mh-mh.“

„Daiji?“

„Nein.“

„Daichi?“

„Ksscht!“

„Hamburger? McDonalds, Lollypop, Ai, Toshia, Tora, Karasu, Hyena, Prince, Sebastian Michaelis, Elvis...man Ruki, jetzt sag doch auch mal was!“

Ich schreckte auf, da ich während die beiden sich stritten beinahe weggenickt war. Wie würde das nur werden, wenn Yuu erstmal Kinder hatte?

Etwas abwesend blinzelte ich den Schwarzhaarigen an, der erwiderte meinen Blick abwartend.

Jetzt guckte auch Kouyou leicht verwirrt zu mir hinüber.

Seine großen, braunen Augen musterten mich irgendwie leuchtend, und ich hätte fast wie wild mit dem Kopf geschüttelt. Dieser unfaire, miese Typ! Wie konnte man nur so gut aussehen?

Er sah aus, als wäre er aus irgendeinem dieser Supermodel-Magazine herausgesprungen.

„Also?“, holte mich die tiefe, und doch sanfte Stimme des Takashimas endgültig aus meinen Gedanken.

„Takanori-kun, hast du einen besseren Namen als ´McDonalds´ für mich?“

„Err...“, ich blickte auf meinen Schoß. Hatte ich den? Wieso ich?

Ich wurde unter den begeisterten Blicken von Yuu und Kouyou immer nervöser, und fing an mit meinen Fingern zu spielen.

„Err...ich weiß auch nich´...“

„Ach komm, lass uns nicht im Stich, Vocalist-san! Du bist doch unsere Stimme! Dir fällt sicher was gutes ein, na komm! Sag irgendetwas was zu Kouyou passt!“

„Aber...ich...kenne ihn doch gar nich...“, fing ich hilflos an, verstummte dann aber, als ich Kouyous erwartungsvollen Blick sah.

„Na gut...“

Seufzend rückte ich mit meinem Stuhl vom Tisch weg, und betrachtete den Goldblonden dann von weiter weg, um ein ganzes Bild von ihm zu fassen. Die beiden beobachteten mich neugierig dabei, wie ich Kouyou beobachtete.

Ich besah ihn mir von unten bis oben, was mich etwas verlegen machte, doch es war ja für einen guten Zweck. Ich musste mir jetzt nicht irgendwie pervers vorkommen...
 

Da saß er also. Takashima Kouyou. 1 m 77. Goldblondes, schulterlanges Haar. Fliederfarbener Lidschatten und violetter Eyeliner auf den Augen. Was für ´ne Schwuchtel...

Zartrosa Lippen, eine feine, markante, dennoch hübsche Nase.

Seine Arme waren muskulöser als erwartet, doch sie waren dennoch sehr schmal. Und sein Bauch war unter dem engen Oberteil nicht wirklich zu sehen, doch der Takashima war an sich ein sehr schmaler, und doch muskulöser Mensch. Auch seine Beine waren dünn. Sie waren sehr lang, sie waren sehr dünn, und sie hatten eine wirklich hübsche Form. Ganz anders als meine. Ich hatte wirklich schreckliche Beine. Ich war viel zu zierlich, und ich hatte X-Beine. Ich sah aus wie ein kleiner Junge.

Kouyou nicht. Ganz und gar nicht.

Er sah so erwachsen und hochmütig aus. Und irgendwie auch sehr feminin...Was passte zu so jemandem? Zu diesen goldenen Haaren, und diesen Beinen, die sicher für eine Frau gedacht waren, aber ihm gegeben worden waren, weil er besser aussah, als beinahe jede Frau.

Wie nannte man so jemanden?

Und dann kam es mir aus dem Nichts. Kanji-Unterricht in der Schule hatte also doch etwas gebracht. Ich war wirklich gut im chinesischen Schreiben, meine Mutter hatte mich immer dazu gedrängt. War im Endeffekt wohl gut gewesen, denn nun verließ meinen Mund ein leise gemurmeltes: „Uruha.“

„Hnn?“, die beiden vor mir, die fünf Minuten lang auf mein nachdenkliches Gesicht gestarrt hatten, machten große Augen.

„Wie bitte...?“, kam es überrascht von Yuu, und ich spitzte die Lippen.

„Uruha!“

„Uru...ha...?“, wiederhole Kouyou und ich fand es süß, wie er den Namen aussprach. Sein Dialekt stand ihm etwas im Wege, und ich grinste.

„Ja. Uruha. Das ist Kanji. Aois Name ist ja auch in Kanji und nicht im Hiragana oder Katakana geschrieben. Hast du was zum Schreiben da?“

Yuu sprang nickend auf, und kam einige Sekunden später mit einem kleinen Notizblock und einem Kugelschreiber zu uns zurück.

„Hier.“

Nickend nahm ich beides, und zeichnete dann mit schwungvollen Bewegungen das Wort ´Uruha´ auf den Block. So.

„Siehst du? Das ist wie bei Aoi nur ein Schriftzeichen: Uruha. Klingt doch gut, oder?“

Der Takashima blickte unschlüssig zwischen mir, und Yuu hin- und her, ehe Yuu dann einen stutzigen Gesichtsausdruck bekam.

„Bedeutet ´Uruha´ nicht soviel wie ´die wunderschöne Frau´?“

„Eh?!“, entwich es dem Honigblonden schockiert, und ich wurde leicht rot um die Wangen.

Außerdem war ich irgendwie beleidigt, dass ihm der Name nicht zu gefallen schien.

„W-Was denn? Er sieht aus wie eine...Frau! Er hat so viel Schminke und...so lange Beine! Und...irgendwie...hässlich ist er ja auch nicht...!“

Yuu und Kouyou blinzelten mich schweigend an. Yuu wirkte noch immer etwas unstimmig, und öffnete den Mund, um mir wieder etwas entgegenzubringen, als ganz überraschend die Hand des Takashimas auf dessen Handrücken landete.

„Lass nur Yuu, ich mag den Namen.“

„Tust du das?!“, entwich es dem Schwarzhaarigen und mir völlig verdattert, und Kouyou lachte leise in sich hinein. Da war wieder etwas an ihm, dass ich nicht mochte. Sein Lachen klang so unglaublich unecht.

„Er gefällt mir...wirklich! Ab jetzt bin ich also Uruha.“

Uruha. Mein Herz fing an zu schlagen. Ich hasste Uruha.
 

Nicht einmal eine Woche danach trafen Akira, Kouyou und ich uns wieder im selben Café, in dem wir uns das erste Mal getroffen hatten.

Fast hätte ich losgelacht, als Kouyou und ich schon an einem Tisch saßen, und der Suzuki sich dann plötzlich zu uns setzte, und ein blütenweißes Bandana um seine Nase gebunden hatte.

„Was zur Hölle soll das denn darstellen?“, scherzte ich glucksend, und Akira klopfte auf den Tisch.

„Das wird mein Markenzeichen, glaub mir! Das wird die neue Mode, Takanori, ich setze das durch! Und dann steht es überall in Shibuya-ku in den Schaufenstern! Dann MUSS jeder sowas tragen!“

„Nein danke...“, spöttisch schüttelte ich mit dem Kopf, und Kouyou neben mir fing an zu grinsen.

„Weißt du, Taka, das ist so. Einmal während des Fußballtrainings musste Akira mal im Tor stehen, da der eigentliche Torwart eben krank geworden war. Ich als Mittelfeldstürmer habe die ganze Zeit meine Schussfähigkeiten verbessert, und dann beim Elfmeter habe ich mich wohl etwas übernommen und habe dem armen Akira den Ball richtig ins Gesicht getreten.“

Ich bekam große Augen, als Akira neben mir ein gequältes Gesicht zog.

„Er hat mir damals die Nase gebrochen, und ich musste so ein hässliches Band im Gesicht tragen...und dann hab ich zu Kouyou-kun gesagt: ´Wenn wir irgendwann eine Band haben, wird das mein Markenzeichen...und wenn nicht, werde ich ein Politiker mit Nasenband...´“

„....Ahh....mhm...nun was auch immer...Kouyou hat jetzt einen Künstlernamen.“

Akira, der währenddessen noch mit dem Takashima weiter geredet hatte, hielt inne.

„Echt??“

Ich nickte.

„Er heißt Uruha.“

„...Uruha...?“

Der Suzuki blickte mich mit großen Augen an. Dann blickte er zu ´Uruha´ hinüber.

„Hast du den Namen ausgesucht?“

„Nein, das war Taka.“

„Oh...achso...“

Mein blonder, bester Freund blinzelte mich an.

„´Uruha´. Was soll das eigentlich heißen?“

Ich grinste fies zu Kouyou hinüber.

„´Wunderschöne Frau´.“

Akira machte einen seltsamen Laut.
 

^-^-^Ruki´s Erinnerung ende^-^-^
 

Ein kleines Schmunzeln glitt in mein Gesicht. Kaum zu glauben, dass es mal einen Moment gegeben haben sollte, in welchem ich Uruha gehasst hatte. Wirklich nachdenklich hatte ich angefangen mich zu fragen, ob ich den mittlerweile Braunhaarigen denn übertroffen hatte.

Hatte ich?

Meine Gedankengänge konnten nicht zu Ende geführt werden, denn plötzlich ging die Tür zu den Schlafräumen auf, und Uruha trat gähnend, und sich streckend heraus.

Er hatte ein am Körper anliegendes, dunkelgraues Oberteil mit V-Ausschnitt an, darüber eine schwarze Lederweste, die schwarzen Lederhosen schmiegten sich elegant um seine Beine, und ich spürte wie unangenehm eng es in meiner Lendengegend wurde.

Ich war bis heute der Meinung, ich hätte für Kouyou keinen passenderen Namen finden können.
 

Der Ältere blieb nach seinen Streckübungen mitten im Gang stehen, und wandte seinen Kopf dann in meine Richtung.

„Taka! Hach, ich habe so gut geschlafen. Leider musste Aoi uns jetzt wecken, weil wir bald da sind.“

Ich lauschte ihm verwirrt. Wir waren bald da? Mein Blick wanderte aus dem dunklen Fenster hinaus, als plötzlich ein beleuchtetes Schild an eben diesem vorbeirauschte.

Es kündigte tatsächlich an, dass der Shirahama Strand nur noch knappe fünf Minuten entfernt war.

„Ruki, du hättest dich auch hinlegen sollen.“

Ich sah nicht hin, spürte aber den besorgten Blick meines Leadgitarristen auf mir ruhen.

„Aoi und Kai haben vorhin gesagt, es geht dir irgendwie nicht gut?“

Mein Magen verkrampfte sich. Die Sache mit Junko kam mir wieder in den Kopf.

„Also Süßer? Willst du mir sagen, was ist, oder war?“

Mir wurde ganz warm und fast schlecht, weil man Herz in meiner Brust so klopfte.

Uruhas große Augen blickten mich erwartungsvoll an, wie damals, und ich war so froh, dass ich ihn hatte, so froh, dass alles war wie es war, so froh, dass ich lebte.

„...Du, Kouyou. Es tut mir Leid, wenn ich heute irgendwie mal komisch zu dir war oder so...da mit Junko...da war nichts...!“

Uruhas sanftem Blick wich ein überraschter. Schließlich wurde sein Gesicht ganz ernst und erwachsen.

„Ich habe auch nichts derartiges erwartet.“

„Das ist gut...ich liebe dich.“

„Ich weiß doch, Ru-chan. Ich dich auch.“

„Mhh.“

„Du bist so süß!“

Ich murrte nur und mein Leadgitarrist ließ sich selig lächelnd neben mir nieder.

Plötzlich ertönte ein leichtes Quietschen und ich blickte erschrocken auf.

Uruha zog erst die Augenbrauen hoch, und verschwand dann kurzerhand unter dem Tisch.

Gerade als ich fragen wollte, was das denn solle, tauchte er mit Shibori im Arm wieder auf.

„Sieh mal!“

„Ah...“, entwich es mir verwirrt. Shibori hatte ich völlig vergessen. Wieder einmal.

Ich war wirklich schrecklich, wenn ich verliebt war. Wieso war mir das eigentlich früher nie aufgefallen? Oder lag es nur an Uruha?

„...Sag, was hast du eigentlich die ganze Zeit hier gemacht?“

Ertappt errötete ich etwas, ehe ich schnell auf die Tischplatte vor mir starrte.

„Ähm...ich hab zurückgedacht...ähm...weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben...?“

Ich sah wie Uruhas Gesicht erst einen überraschten Eindruck machte, doch es dauerte nicht lange, da fing der Braunhaarige an zu lächeln.

„Natürlich weiß ich das noch.“

„Ich fand dich unausstehlich.“

„Oh und ich dich erst.“

Wir lächelten uns an.

„Ich war immer eifersüchtig auf dich.“

„Und ich habe dich immer um deine Stimme beneidet.“

„Wäre Reita nicht dabei gewesen, hätte ich dich angefallen.“

„Angefallen wie in den letzten Tagen?“

Er schnurrte, und ich wandte leuchtend rot im Gesicht den Kopf ab.

„N-Nein nicht s-so wie...´wie in den letzten T-Tagen´...!“

Uruha kicherte. Ich gluckste leise in mich hinein.

„Weißt du? Ich habe mit Aoi immer über dich gelästert.“

„Reita hat auf meinen Wunsch hin seinen Müll immer unter deinem Bett geparkt, nett, oder Taka?“

„Ach das warst du? Der macht das heute noch. Sehr erwachsen, wirklich.“

Ich kicherte ungewollt, als er mir näher kam.

„Ach Ru-chan, du warst auch nicht immer so ´erwachsen´.“

„Ich bin sehr erwachsen.“

Wir kamen uns immer näher.

„Beweis es.“

„Wie denn...?“

Seine Lippen waren jetzt beinahe an meinen.

„Wir könnten ja etwas Erwachsenes machen, hm~?“

„A-Ach?“

„Ja, hier und jetzt, auf dem Boden...“

Ich konnte Uruha gegen mein Gesicht atmen spüren. Sein warmer Atem streifte meine Unterlippe, und es waren nur noch wenige Millimeter, die uns trennten. Gierig schloss ich meine Augen, und auch er beugte sich weiter nach vorn, als plötzlich Shibori quietschend von seinen Armen in meine sprang.

Erschrocken sprangen wir auseinander, während ich versuchte, denn zappelnden Hund nicht fallen zu lassen. Dieser glubschte mich glücklich an, und hechelte.

Uruha rollte mit den Augen, ehe er sein Gesicht an seiner Hand abstützte und ironisch lächelte.

„Das Vieh ist genauso schlimm wie das bei dir zu Hause.“

„Koron ist kein Vieh! Er ist mein Baby!“

„Nun gut, aber ich werde sicher nicht den Vater für ihn spielen.“

„Du bist herzlos!“

„Und du bist sexy.“

„K-K-...Kouyou!!!“

„Leute?!“

Die Tür ins Speisezimmer wurde aufgestoßen, und das nicht wirklich geräuschlos.

„Los!

Aoi, Kai, Miyavi und Reita kamen zu uns in den Speiseraum. Sie drängten und drängelten sich aneinander gequetscht durch den Gang , gefolgt von Sakai und Yamada, die ihnen etwas hilflos folgten.

Shibori bellte laut, und ich hob verwirrt eine Augenbraue.

„Leute? Was ist los?“

Kai blieb stehen, während Aoi und Reita eilig aus dem Bus stiegen. Uruha neben mir richtete sich auf.

„Was los ist, fragst du? Wir sind da!“

Überrumpelt ließ ich es zu, dass mein Leadgitarrist sich an mir vorbei drängte, ehe er zusammen mit unserem Drummer vor mir stand. Unsere beiden Co-Manager unterhielten sich im Hintergrund über irgendetwas, ehe Sakai nickte und Aoi und Reita in die kühle Sommernacht folgte.

Dann mal los.
 

Als ich als Letztes aus dem Bus stieg, durchdrang die kühle Nachtluft meine Nase. Sie war frisch und es roch nach Meer. Auch das laute Rauschen des Wassers war herrlich. Unten war das dunkle, tiefe Meer, und oben war der schwarze Sternenhimmel. Es war wie ein Traum.

„Wunderschön.“, Kai der neben mir stand, grinste breit. Aoi nickte zustimmend, Reita zuckte mit den Schultern.

„Schon tausend Mal gesehen.“

Angestrengt musterte ich meinen Bassisten. Er war noch immer zurückhaltend. Normalerweise war es ja nicht wirklich was Neues, dass Reita mal nicht redete, doch man merkte in seiner Nähe förmlich wie geladen er war.

Während Uruha, Aoi und Reita ein paar Leuten vom Empfangskomitee auf den Konzertplatz folgten, blieb ich stehen, und zupfte unsicher an Kais Ärmel.

„Was ist los, Ruki?“

„...Wisst ihr inzwischen was mit Reita ist...?“

Bedauernd senkte der Brünette den Kopf.

„...Das sollte er...dir vielleicht selber sagen...“

„Huh...?“

„Naja...er hat da so ein paar Probleme...frag ihn bitte selbst...“

„...Okay.“

Ich zuckte mit den Schultern, und zog ein grimmiges Gesicht, als Kai zu den anderen gelaufen war.

Sollte Reita doch tun was er wollte, Hauptsache, er ruinierte unser Konzert nicht.
 

„Et vóila~!“, grinsend drehten Ryoko und Ayaka an meinem Stuhl, und ich wirbelte einmal im Kreis, ehe ich stehenblieb, und in den Spiegel vor mir sehen konnte. Ich sah wirklich schön aus. Total überrascht blinzelte ich meine Reflektion an, da ich es nicht ganz glauben konnte.

„Was...was habt ihr mit meinen Haaren gemacht...?“

Ryoko grinste.

„Na ich dachte wir probieren Mal was Neues!“

„Das dachte ich mir bei deinem Make-up übrigens auch.“, Ayaka zwinkerte.

Die Kishimoto und die Fujimura gaben sich zufrieden die Hand, und ich kam es aus dem Staunen nicht mehr heraus. Meine Haare waren völlig aus dem Gesicht gekämmt worden, und dann hoch toupiert. Eine schwarze Haarwelle schlängelte sich leicht in eine Blonde, und der Rest fiel elegant hinab und war gestuft. Auch mein Make-up war wirklich begeisternd. Goldene Kontaktlinsen ließen meine Iriden aufleuchten, und meine Augen an sich waren von Blau- und Schwarztönen überdeckt. Der Lidschatten glitzerte im Licht, und ich konnte und wollte noch immer nicht fassen, dass ich das war. Zusammen mit meinem hautengen , königsblauen Lederanzug und der schwarzen Lederjacke war das einfach nur...wow!

„...Leute, ihr seid echt...danke...“, murmelte ich völlig verloren, und die beiden Frauen kicherten.

„Wir Mädels haben es eben richtig drauf, was?“

Ich nickte stockend.

„O-Oh ja...!“

„Nun gut...“, die beiden stellten sich vor mich, und verbeugten sich.

„Viel Erfolg beim Konzert dann, Ruki-san. Als nächstes kümmern wir uns um Reita-san.“

Ich nickte.

Zehn Minuten Lang saß ich noch so vor dem Spiegel, als plötzlich die Tür zu meiner Garderobe aufgemacht wurde.

Ich blickte leicht abwesend auf, und sah aus den Augenwinkeln Aoi hineintreten.

Er hatte einen mehr als genervten Ausdruck im Gesicht, und ließ die Tür mit Wucht hinter sich zufallen.

„....Yuu...? Was ist los...?“

„Ach gar nichts ist los!“, er warf sich auf eine Ledercouch, welche in der Ecke des Zimmers stand.

„Die drehen gerade einfach nur alle am Rad, unsere Band kotzt mich an!“

„Hä...?“

„Ach egal...lass uns dieses blöde Konzert einfach hinter uns bringen, okay...?“

„Ähm...na gut...“
 

Etwas verwirrt trat ich, den anderen hinterher tappend, auf die Bühne. Diese Situation wurde immer unbegreiflicher und unbegreiflicher.
 

_______________________________________
 

Nach 1000 Jahren endlich wieder ein Update ja!!!!

Ich habe NICHT aufgehört! :3

Bin grade nur busy mit Schule, PC is tot...joa...danke für die Geduld

Lasst mich euch versichern, das hier wird nicht abgebrochen! ^_^

Ich zieh das durch!

Man liest sich also ♥
 

lg Rookie



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Melian
2013-08-19T10:48:06+00:00 19.08.2013 12:48
Reita soll sich mal schön daraus halten -.-'
Ruha und Ruki gehören zusammen verdammt da gibts nix anderen *-*'

Arw ich mag die FF du musst schnell weiter machen
*Keksis da lass*
Von:  Shacky
2013-02-02T22:00:39+00:00 02.02.2013 23:00
Wuhuuu, ich hab es bis hier her geschafft! Nach deinen Fanart und deinen GB-Eintrag bin ich sofort hier her. Und ich muss sagen: Ich liebe nicht nur deine Fanarts, sondern vor allem diese FF ♥
So viel Drama, Herzschmerz, Humor, Liebe und the GazettE in einer Story hab ich noch nie gesehen. Oh gott, du glaubst gar nicht mit wie viel Freude und Spannung ich diese FF gelesen habe und nun auch verfolge. Hätte ich nicht Schule, Freunde, Familie und das restliche Privatleben, ich würde 24 Stunden lang an dieser FF kleben. Aber eben durch diese Faktoren in meinen Leben konnte ich die FF erst jetzt bis zum jetztigen Kapitel lesen.

Jedenfalls lässt sich sagen, dass ich in der ganzen Zeit mitgefiebert habe.
Wie gesagt, viel Dramatik und Herzschmerz.
Und irgendwie hab ich einen Narren an Hayato Junko gefressen *____*
Kein Plan, aber manchmal schlägt mein Herz besonders für Nebencharas. Ich mag sie jedenfalls total, kein Plan wieso und was überhaupt an ihr. Aber das ist nunmal so. ^_^

Jedenfalls lässt sich zusammenfassend von mir sagen, dass ich nie gedacht hätte, dass eine Wette so viel zu einen so großen Chaos beitragen kann. Jetzt habe ich große Angst selbst welche abzuschließen. Da muss man sehr ganu überlegen und über die Folgen nachdenken. ;)

Huuuh, nun gut. Ab dem nächsten Kapitel kommen Reviews, speziell auf das Kapitel bezogen. Die letzten 21 Kapitel in ein Review zu quetschen hab ich nicht hinbekommen/ hab ich keine Nerven für/ wäre diesen Kapiteln nicht gerecht geworden. Also, ab dem nächsten Kapitel dann der Versuch regelmäßig Reviews darzulassen.

Ganz Liebe Grüße ~♥~

PS: Man wäre ich froh so lange Kapitel schreiben zu können >.<

Von:  Goesha
2013-01-17T22:59:36+00:00 17.01.2013 23:59
"ab hier wird´s dramatisch" ?????
du machst mir angst... dabei fand ich das es hier schon eine menge drama gab O_O"
die jungs können wohl schon gar nicht mehr ohne XD
aber ich bin gespannt wie es weiter geht! ist gerade wirklich interessant,
besonders wie es nun mit ruki und reita weitergeht und ob ers ihn sagt oder nicht und und und...

lg Goesha
Von:  I-like-tora
2012-12-17T14:30:23+00:00 17.12.2012 15:30
Hey,

also so wie sich das für mich anhört, ist Ruki gar nicht so dolle in Uruha verliebt, oder?

Liegt vielleicht zur Zeit aber einfach daran, das Uru nicht zu ihm steht und gar nicht merkt, wie sehr er Ruki gerade verletzt.

Reita finde ich irgendwie süß. Er kümmert sich trotzallem um den Sänger. Kann es denn sein, das der mehr für Ruki empfindet?

Fragen über Fragen.......oh, was heißt eigentlich `Hoshi`? Hab den Begriff bisher noch nie gelesen oder gehört. Sorry...

LG me
Von:  theon-vergil
2012-12-16T13:12:34+00:00 16.12.2012 14:12
Whoooop whooooooooop nach sehnsüchtigen Warten auf das neue Chapter ... ist es endlich da und sooooooooo lang!!!! *freu* ^^
und der Titel ist genau passend ... was für ein Gefühlschaos!!!! v.V
gibt es überhaupt noch jemanden in der band, der ohne Probleme und Zickerei geradeaus laufen kann oder nicht in allgemeiner geistiger Umnachtung und Verwirrung versinkt??!
unser Chaos-päarchen mal außen vor gelassen (dazu komme ich in alle länger später): aber was zur Hölle ist mit der Grinsekatze los und dem pinken gummibärchen aka. Aoi??? einer hat nervöse spastische Zuckungen und tendiert zu "leichter" gereizheit und der andere ist ein nervöser Flummi, der scheinbar an Kai festklebt und auf alle die KAi ärgern stinkig reagiert!!! und wer hat's wie immer abgekriegt??? REITA bwaaaaaaaaaaaahahah *lachflash* xD selbst wenn er nichts tut ist er angearscht ... tja einfach Reitas Schicksal als ewiger Pechvogel und Sündenbock!!! ^^
Aber scheinbar ist er ja auch nciht ganz unschuldig am gefühlschaos was sich um unser schnuckeliges päarchen dreht!!!
DA is iwas im Busch und Reita steckt ganz tief mit drinne, ohne Grund würde Uruha nich so angepisst reagieren und ihm vorwerfen, er wüsste was sein Problem ist und OBENDREIn noch vor Ruki flüchten, wenn der im schlepptau von Reita endlich in die heiligen Konzerthallen einmarschiert!!! ù.Ú seeeeeeeehr misteriööööööös!

kommen wir nun zum hauptact:
Ruki's Befürchtungen er würde zur Frau mutieren, fand ich einfach nur zuuuuuuuuu geil!!! man merkt in dem chapter total seine missmutige, depressive und melancholische stimmung halt typisch Frau (scheinbar ist an Ruki's Befürchtungen doch was wahres drann ~ oweia)!!! ^^
aber immerhin wird Ruki ja auch von Uruha zur Frau gemacht: er ist immer total knallrot, peinlich berüht und hibbelig und im Bett ist er sowieso die Frau!!!! xDDD
-> wie ich sehe setzt das author-chan weiterhin fleißig meinen wunsch in die Tat um und ich habe auch eine andeutung von einem LEMON gesehen!!! ^^ nur weiter soooooooooo *_______*

aber zurück zum Problem der Ganzen Sache: Uruha ist komisch, sehr komisch!!!
er trampelt schön auf Rukis Gefühlen rum ohne es zu Merken (wie schon in der charabeschreibung angedeutet) und dann kommt er angeschnurrt sobald es ihm passt und die Krönung warum fragt er Ruki am Ende des Chapters ob er ihn liebt oder nur begehrt?!?!
die antwort liegt doch auf der HAND!!! BEIDES!!!! *_______* und vor allen hatte Ruki doch schon auf der Autofahrt gesagt, dass er ihn liebt?!?!? komisch o.Ó
komisch ist aber auch das Ruki noch einmal darüber nachdenken muss, ich wäre viel zu abgelenkt bei dem Anblick von Uruha xDDD
aber trotzdem fand ich es niedlich als Ruki die Erkenntnis getroffen hat, aus welchen Gründen er Uruha begehrt aber auch wegen welchen er ihn liebt!!!!!! *sweet*

soooooooooo leider ist ja dann hier der Cut dank Make-up-chan aber ich muss sagen die nette Haarlady war echt amüsant und die heiratspläne der beiden und dann natürlich Uruhas Eifersucht!!!! Yay, Ruki damit hast du es ihm gezeigt und eine kleine Rache dafür erzielt das Uruha ein kleiner Holzkopf und Gefühlstrampel in deiner Nähe ist!!! ^^

schade aber das es 'pitelchen schon vorbei ist und die fortsetzung vorerst in den sternen steht (kleine anspielung auf hoshi ... iwie erinnert mich das an das deutsche wort, was net die gleiche nette bedeutung hat sonder eher richtung dummkopf!!! xD)

ich hoffe trz dass es bald weiter geht und warte weiterhin gespannt was sich hier noch alles anbannt und wer weiterhin der allgemeinen verzweiflung und verwirrung zum Opfer fällt!!!!

Nur weiter so und einen schönen 3. Advent!
By the way, es TAUT ... Whoop whooop kein doofer grauer, schwarzer, gelber oder brauner schnee mehr!!! (in der stadt hat schnee alle farben nur nicht die weiße! Pfui!

Bis die Tage
liebe Grüüüüze und immerschön fröhlich und in schreiberlaune und natürlich update-laune sein sobald die möglichkeit besteht!
und mein herzlichstes Beileid!!! Kein inet und kein Laptop, hat das Leben dann überhaupt noch Sin????? =.=

Sei tapfer es werden auch wieder bessere Tage voller Technik und einer schnellen Internetverbindung kommen und auf der anderen Seite wird eine gespannte Theon-vergil sitzten und weiterhin fleißig kommentieren! =)

Viele liebe grüüüüüüüüüüzzz
theon-vergil

(und ja ich weiß selbst wenn ich mich bereits verabschiedet habe, komme ich nie auf den punkt und zieh alles in die länge und THX das du meine 4 Kommentare amüsant und net nervig fandest!)
Von:  theon-vergil
2012-12-06T19:21:55+00:00 06.12.2012 20:21
Sorry mein Computer mag mich net, der haut mich immer wieder raus und sendet ständig wie eine kaputte Kassette oder CD den selben Text!!!
Also net sauer sein, wenn author-chan sich freut über 4 Kommis, die sind leider von ein und der selben Person, die zu doof ist den PC zu bedienen!!!! q.q
*tief verbeug* ich versuche mich zu bessern und dem PC Manieren beizubringen!!!

Jetzt aber wirklich tüdelü Ó.Ò
Von:  theon-vergil
2012-12-06T19:19:15+00:00 06.12.2012 20:19
hey ho ~ ich habe mein Ziel erreicht: ich hab author-chan geflasht und zur erheiterung in diesen düsteren Tagen beigetragen!!! ^^ yaY :)
und es ist wunderbar, dass author-chan weiterhin fleißig und jetzt scheinbar mit neuem elan und freude die story weiterspinnt!!!
Und Premiere!!! es gab nicht nur 1 kommi sondern noch ein 2. O.O
schöner wäre es ja wenn aller leser dieser ff mal einen kleinen text da lassen würden! V.V
naja egal, ich hab mich wie immer auf das neue 'pitelchen gefreut, obwohl es mittlerweile gar kein 'pitelchen mehr ist sondern ein ausgewachsenes Chapter! *strahl*
es ist schön wenn ein neues kapitel hochgeladen wird und dann noch so ein langes =)
und ich muss sagen endlich kommt stimmung in die bude!
Aoi feiert sowieso schon die ganze Zeit alleine aber jetzt haben endlich der rest der crew auch ihren spaß an der ganzen liebelei! <3
apropos liebelei ... hab ich da etwa eine gefühlsregung bei reita entdecken können, die nicht ärger/ frust/ gereizheit oder sogar seine idiotie? sondern so etwas wie ein kleiner hüpfer des herzls? als er und Ruki herausfanden, was für ein muttchen in Uruha steckt und er schön auf seine schäfchen und deren schlaf aufpässt??? O.ò
Wahnsinn, hammer Leistung von REita ... Aber liebes Rei-Rei du hast deine Wette verloren und wie unser kleiner besitzergreifender Ruki-tuki gesagt hat:" d-du bist doch m-mein Freund!" zu Uruha!!!
HaH ... wer zu spät kommt, den bestraft das leben! xD
Und ich sehe auch schon es lieber Author-chan hat auch meine Bitte/ Wunsch schon indirekt umgesetzt!!! *_____* man merkt leichte tendenzen in der kuriosen BEziehung von Uruki, das Uruha Seme ist und sein Uke Ruki total putzig und süß findet, wenn er peinlich berüht ist und nciht den Macho raushängen lässt!!!! *freu*
Aber iwo fehlt dann trz allem der kleine Giftzwerg, das Warumono-Chan, dass beim Anblick von Uruha Schmetterlinge kotzen möchte!!!
Aber ich wette die Auferstehung/ Rache vom Warumono-chan wird kommen und höchstwahrscheinlich REita treffen, er ist halt immer der PEchvogel und so ein schönes Opfer (wie im letzten Chapi) *lachtränen weg wisch bei der Erinnerung* XD
und wie wir sehen ist Armor auch fleißig und hat zu mindest schon mal einen halben liebespfeil einer weiteren Person in den A**** gerammt *augenbrauen wipp* oder einfach Aoi ist zu schlau für den Rest der Band und spendiert auf Kosten der Band allen ein Eis inklusive Ihm und feiert sich kaputt und geht es Leader-chan ärgern/ begrabbeln!!!

Aber ich bin doch schon mal gespannt wie Uruha sein liebesglück in Ruki entdeckt hat, immerhin wurde er ja leider unterbrochen -.-!

Und ich freue mcih schon auf das nächste Konzert und welche Überraschungen oder sogar Pannen es bereit hält!
ICh merke schon die Geschichte wird urkomisch und REita wird wie immer alles toppen, entweder mit seiner eleganten tollpatschigen Art oder seiner Doofheit!! ^^
Hier nur mal am rande erwähnt: ich habe nix gegen Reita aber gegen Reituki und REita x Uruha!!! Uruki gehört sich und nur einander!!! <3 und er ist so ein schönes Opfer!!!!

wie immer war ich hochverzückt während des Lesens und freue mcih schon auf die Fortsetzung und natürlich die Umsetzung meines Wunsches *dreckig gins*

Bis denne , tüdelü
und Achtung Rutschgefahr und was mir vor lauter Arbeit und leichter Genervtheit bei diesem ganzen Weihnachtswirrwarr und SChneegestöber völlig vergessen habe!!!
Danke an den lieben Nikolaus aka. Author-chan, dass war ein gelungenes Nikolausgeschenk und ich freu mich schon auf die nächste BEscherrung! ^^

anti-weihnachtliche Grüße und Anti-Rutsch-SChuhe + Haftsocken mit den schönen Noppen!!!
auf das es keinen eiskalt flachlegt XD

theon-vergil
Von:  theon-vergil
2012-12-06T19:18:46+00:00 06.12.2012 20:18
hey ho ~ ich habe mein Ziel erreicht: ich hab author-chan geflasht und zur erheiterung in diesen düsteren Tagen beigetragen!!! ^^ yaY :)
und es ist wunderbar, dass author-chan weiterhin fleißig und jetzt scheinbar mit neuem elan und freude die story weiterspinnt!!!
Und Premiere!!! es gab nicht nur 1 kommi sondern noch ein 2. O.O
schöner wäre es ja wenn aller leser dieser ff mal einen kleinen text da lassen würden! V.V
naja egal, ich hab mich wie immer auf das neue 'pitelchen gefreut, obwohl es mittlerweile gar kein 'pitelchen mehr ist sondern ein ausgewachsenes Chapter! *strahl*
es ist schön wenn ein neues kapitel hochgeladen wird und dann noch so ein langes =)
und ich muss sagen endlich kommt stimmung in die bude!
Aoi feiert sowieso schon die ganze Zeit alleine aber jetzt haben endlich der rest der crew auch ihren spaß an der ganzen liebelei! <3
apropos liebelei ... hab ich da etwa eine gefühlsregung bei reita entdecken können, die nicht ärger/ frust/ gereizheit oder sogar seine idiotie? sondern so etwas wie ein kleiner hüpfer des herzls? als er und Ruki herausfanden, was für ein muttchen in Uruha steckt und er schön auf seine schäfchen und deren schlaf aufpässt??? O.ò
Wahnsinn, hammer Leistung von REita ... Aber liebes Rei-Rei du hast deine Wette verloren und wie unser kleiner besitzergreifender Ruki-tuki gesagt hat:" d-du bist doch m-mein Freund!" zu Uruha!!!
HaH ... wer zu spät kommt, den bestraft das leben! xD
Und ich sehe auch schon es lieber Author-chan hat auch meine Bitte/ Wunsch schon indirekt umgesetzt!!! *_____* man merkt leichte tendenzen in der kuriosen BEziehung von Uruki, das Uruha Seme ist und sein Uke Ruki total putzig und süß findet, wenn er peinlich berüht ist und nciht den Macho raushängen lässt!!!! *freu*
Aber iwo fehlt dann trz allem der kleine Giftzwerg, das Warumono-Chan, dass beim Anblick von Uruha Schmetterlinge kotzen möchte!!!
Aber ich wette die Auferstehung/ Rache vom Warumono-chan wird kommen und höchstwahrscheinlich REita treffen, er ist halt immer der PEchvogel und so ein schönes Opfer (wie im letzten Chapi) *lachtränen weg wisch bei der Erinnerung* XD
und wie wir sehen ist Armor auch fleißig und hat zu mindest schon mal einen halben liebespfeil einer weiteren Person in den A**** gerammt *augenbrauen wipp* oder einfach Aoi ist zu schlau für den Rest der Band und spendiert auf Kosten der Band allen ein Eis inklusive Ihm und feiert sich kaputt und geht es Leader-chan ärgern/ begrabbeln!!!

Aber ich bin doch schon mal gespannt wie Uruha sein liebesglück in Ruki entdeckt hat, immerhin wurde er ja leider unterbrochen -.-!

Und ich freue mcih schon auf das nächste Konzert und welche Überraschungen oder sogar Pannen es bereit hält!
ICh merke schon die Geschichte wird urkomisch und REita wird wie immer alles toppen, entweder mit seiner eleganten tollpatschigen Art oder seiner Doofheit!! ^^
Hier nur mal am rande erwähnt: ich habe nix gegen Reita aber gegen Reituki und REita x Uruha!!! Uruki gehört sich und nur einander!!! <3 und er ist so ein schönes Opfer!!!!

wie immer war ich hochverzückt während des Lesens und freue mcih schon auf die Fortsetzung und natürlich die Umsetzung meines Wunsches *dreckig gins*

Bis denne , tüdelü
und Achtung Rutschgefahr und was mir vor lauter Arbeit und leichter Genervtheit bei diesem ganzen Weihnachtswirrwarr und SChneegestöber völlig vergessen habe!!!
Danke an den lieben Nikolaus aka. Author-chan, dass war ein gelungenes Nikolausgeschenk und ich freu mich schon auf die nächste BEscherrung! ^^

anti-weihnachtliche Grüße und Anti-Rutsch-SChuhe + Haftsocken mit den schönen Noppen!!!
auf das es keinen eiskalt flachlegt XD

theon-vergil
Von:  theon-vergil
2012-12-06T19:16:01+00:00 06.12.2012 20:16
hey ho ~ ich habe mein Ziel erreicht: ich hab author-chan geflasht und zur erheiterung in diesen düsteren Tagen beigetragen!!! ^^ yaY :)
und es ist wunderbar, dass author-chan weiterhin fleißig und jetzt scheinbar mit neuem elan und freude die story weiterspinnt!!!
Und Premiere!!! es gab nicht nur 1 kommi sondern noch ein 2. O.O
schöner wäre es ja wenn aller leser dieser ff mal einen kleinen text da lassen würden! V.V
naja egal, ich hab mich wie immer auf das neue 'pitelchen gefreut, obwohl es mittlerweile gar kein 'pitelchen mehr ist sondern ein ausgewachsenes Chapter! *strahl*
es ist schön wenn ein neues kapitel hochgeladen wird und dann noch so ein langes =)
und ich muss sagen endlich kommt stimmung in die bude!
Aoi feiert sowieso schon die ganze Zeit alleine aber jetzt haben endlich der rest der crew auch ihren spaß an der ganzen liebelei! <3
apropos liebelei ... hab ich da etwa eine gefühlsregung bei reita entdecken können, die nicht ärger/ frust/ gereizheit oder sogar seine idiotie? sondern so etwas wie ein kleiner hüpfer des herzls? als er und Ruki herausfanden, was für ein muttchen in Uruha steckt und er schön auf seine schäfchen und deren schlaf aufpässt??? O.ò
Wahnsinn, hammer Leistung von REita ... Aber liebes Rei-Rei du hast deine Wette verloren und wie unser kleiner besitzergreifender Ruki-tuki gesagt hat:" d-du bist doch m-mein Freund!" zu Uruha!!!
HaH ... wer zu spät kommt, den bestraft das leben! xD
Und ich sehe auch schon es lieber Author-chan hat auch meine Bitte/ Wunsch schon indirekt umgesetzt!!! *_____* man merkt leichte tendenzen in der kuriosen BEziehung von Uruki, das Uruha Seme ist und sein Uke Ruki total putzig und süß findet, wenn er peinlich berüht ist und nciht den Macho raushängen lässt!!!! *freu*
Aber iwo fehlt dann trz allem der kleine Giftzwerg, das Warumono-Chan, dass beim Anblick von Uruha Schmetterlinge kotzen möchte!!!
Aber ich wette die Auferstehung/ Rache vom Warumono-chan wird kommen und höchstwahrscheinlich REita treffen, er ist halt immer der PEchvogel und so ein schönes Opfer (wie im letzten Chapi) *lachtränen weg wisch bei der Erinnerung* XD
und wie wir sehen ist Armor auch fleißig und hat zu mindest schon mal einen halben liebespfeil einer weiteren Person in den A**** gerammt *augenbrauen wipp* oder einfach Aoi ist zu schlau für den Rest der Band und spendiert auf Kosten der Band allen ein Eis inklusive Ihm und feiert sich kaputt und geht es Leader-chan ärgern/ begrabbeln!!!

Aber ich bin doch schon mal gespannt wie Uruha sein liebesglück in Ruki entdeckt hat, immerhin wurde er ja leider unterbrochen -.-!

Und ich freue mcih schon auf das nächste Konzert und welche Überraschungen oder sogar Pannen es bereit hält!
ICh merke schon die Geschichte wird urkomisch und REita wird wie immer alles toppen, entweder mit seiner eleganten tollpatschigen Art oder seiner Doofheit!! ^^
Hier nur mal am rande erwähnt: ich habe nix gegen Reita aber gegen Reituki und REita x Uruha!!! Uruki gehört sich und nur einander!!! <3 und er ist so ein schönes Opfer!!!!

wie immer war ich hochverzückt während des Lesens und freue mcih schon auf die Fortsetzung und natürlich die Umsetzung meines Wunsches *dreckig gins*

Bis denne , tüdelü
und Achtung Rutschgefahr und was mir vor lauter Arbeit und leichter Genervtheit bei diesem ganzen Weihnachtswirrwarr und SChneegestöber völlig vergessen habe!!!
Danke an den lieben Nikolaus aka. Author-chan, dass war ein gelungenes Nikolausgeschenk und ich freu mich schon auf die nächste BEscherrung! ^^

anti-weihnachtliche Grüße und Anti-Rutsch-SChuhe + Haftsocken mit den schönen Noppen!!!
auf das es keinen eiskalt flachlegt XD

theon-vergil
Von:  theon-vergil
2012-11-30T16:09:11+00:00 30.11.2012 17:09
hey ho, it's christmas time!!! und die ersten Geschenke sind ja auch schon da!!!
Hab heute früh erst mitbekommen, dass du fleißig warst und ein neues `pitelchen da ist!!!! whooop whoop
doof nur dass ich aufm weg zur Arbeit war und es erst später lesen konnte, ja mei hat es mich unter den Fingernägeln gejuckt mein handy zu zücken und zu lesen!!! ^^
net wundern ich hatte 3 tage seminar und da waren u.a. ä paar leutchen aus bayern dabei ~ daher der dialekt!!! ^^

aber nun zum kapitel!
zu allererst mal klasse, dass du net die klischeehafte situation nach dem sex im volltrunk genommen hast und Uruha sich an alles erinnert!
ich find die ausrede blackout total doof und wie man bei dir sieht, ist es viel viel lustiger wenn man noch alles weiß!
Uruha ist peinlich berüht aber scheinbar net abgeneigt das ganze etwas fortzusetzten und Ruhi erst recht nicht, trotz schmerzen!
und hier sieht man auch Ruki die Diva is BACK!!!! *_______*
die schmerzen dank messer im arschloch!!! ich hab nur gefeiert und es wurde noch besser dank Reitag!!! ^^
ich mein der ist ja sowieso der Buhmann in der FF, er hat die doofe Wette vorgeschlagen und sich dann noch dreisterweise an Uruha vergriffen V.V und es arme Ruki-chi hat es gesehen und war verzweifelt!!! q.q
Aber dafür hat er es mit seiner sau peinlichen geschicklichkeit wieder wettgemacht und die Situation war einfach nur urkomisch!!! ich hab gefeiert als gäb'S kein morgen und Ruki scheinbar auch und dann auch Aoi!

Du hast mit dem Kapitel all meine erwartungen übertroffen und das mehr als positiv, aus der peinlichen situation hast du den brüller schlecht hin gemacht!!! SUUUUUUUPA *_________*

und was mich natürlich besonders freut, ist dass du mir a special thanks im kapitel ausgerichtet hast und mich somit für immer in der FF verewigt hast *strahl* *___________* YAY!!! BANZAI!!! YATTA!!! und schließlich KAMPAI auf das der glühwein schmecken wird!!! ^^

da du mir ja auch das recht eingeräumt hast gewisse wünsche äußern zu dürfen, nehm ich dieses auch mal kackdreist in anspruch:
und zwar bin ich ein total verfechter der situation: RUki muss es einstecken aka. Ruki ist klein, knuddelig, giftzwerg mit Ambitionen zur DIVA (siehe Modetick, SChmuck und einfach alles ^^) daher ist und bleibt Ruki für mich der optimale UKE!!!
ich weiß im vorherigen KApitel hat Ruki sich beschwert, er will auch mal dominater sein und das kann er ja auch gerne in gewissen stellungen ist das durchaus als Uke möglich und na mei er kann halt auch mal gerne sein Glück bei Uruha versuchen aber ob der kuschen wird?!?!

DAs ist jetzt einfach nur meine meinung aber ich verlasse mich voll auf den guten Geschmack und die KReativität vom Author-Chan!!!

Ich freu mich schon auf es nächste Kapitelchen und was ich komplett vergessen hatte beim Kommi zum letzten Kapitel!!!
Dein ADULT war mehr als gut, sonst wird ja imemr geschrieben wie das langsam los geht, wie se in stimmung kommen aber du hast mitten drinne angefangen und dann mehr eine Rückblende gegeben.
DAS hat mir super gut gefallen und ich würde mich sehr über weitere ADULTS freuen, denn du hast das echt toll gemacht also trau dich es auch ein 2. und 3. und x. Mal zu machen XD

Viele liebe Grüße, lass dich net einfrieren, Achtung Rutschgefahr und immer schön fröhlich bleiben!!!

bis die Tage, es grüßt herzlichst
das theon-vergil-chan <3


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