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Another Journey

von

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Unglaublich dreckig

Ich weiß nicht wo ich beginnen soll? Am Anfang oder am Ende, denn letztlich ist alles gleich. Unabhängig davon, ich hoffe es wird sich von selbst ergeben, möchte ich euch ein wenig von mir erzählen.

Mein Name ist Time Shift, ich bin ein etwa dreißig Jahre alter Pegasus Hengst, mit weißem Fell, was, das kann ich euch bestätigen, unheimlich schwer sauber zuhalten ist. Zudem kann man sagen, dass ich mit meinen roten Augen auch nicht unbedingt unauffällig bin. Weil mir das schon damals sehr unangenehm war, dass alle mich anstarrten und ich mich ständig bedroht gefühlt hatte, habe ich beschlossen, mit ein wenig Krafttraining und einen kurzen Schnitt meiner braunen Mähne einen etwas besseren Eindruck zu machen. Zu meiner Verwunderung jedoch mit wenig Erfolg, ich wurde immer weiter angestarrt.

Geboren bin ich übrigens in der Stadt Manehattan, wo ich mich zumindest später in wohliger Anonymität wähnen konnte... Hey ich seh schon, ich sollte doch von Anfang an erzählen! Nun gut, ich hatte mein Cutiemark mit acht Jahren bekommen und zu der Schande meines Vaters war es nicht der alt-ehrwürdige Schild unserer Familie, nein stattdessen war es ein undefinierbares Etwas, was mich immer an einen Anker erinnerte. Von daher, nahm ich es mir zur Aufgabe, einen Beruf auszuüben, in dem ich auch ohne meine Bestimmung zu kennen glücklich werden konnte; so dachte ich zumindest, als ich Lehrer wurde. Ich unterrichtete mehrere Jahre an der Hochschule von Manehattan, später in Fillydelphia, bis mich eines Tages das Schicksal, in Form einer Nachricht, ihrer Majestät Celestia höchst selbst, ereilte.
 

„Lieber Time Shift,

in Anbetracht deiner langen Lehrzeit und deiner guten Reputation, habe ich mich dazu entschlossen dir eine neue Stelle zu vergeben,“,
 

'Oh nein nicht schon wieder', dachte ich und ließ mich auf meinen Hintern fallen, nur um einen stechenden Schmerz zu spüren; hatten mir diese Bengel doch schon wieder Heftzwecken auf den Stuhl gelegt! Doch ich schluckte meinen Aufschrei hinunter und las weiter:
 

„welche vor kurzem in Ponyville frei geworden ist.“
 

'Ponyville? Das klingt ja wie das letzte Kaff!'
 

„Ich hoffe du nimmst dies als eine Gelegenheit dich zu erholen...“
 

'Ich wusste es...'
 

„ und vielleicht noch etwas über deine Cutiemark herauszufinden.
 

Mit freundlichen Grüßen,

Celestia und Schwester“
 

Das war ja mal wieder typisch Celestia, kaum hatte ich mich irgendwo eingelebt, schon sollte ich wieder in eine andere Stadt, oder ein anderes Dorf, wie in diesem Fall. Warum ausgerechnet Ponyville? Ich habe gehört, die einzige Schule dort hätte gerade mal einen Klassenraum und der einzige Lehrer sei auch gleichzeitig der Direktor! Wurde diese Schule nicht von Cherrilee geleitet? Ich kannte sie aus meiner Schulzeit! Sie war einige Klassen unter mir, aber für eine Zeit lang habe ich für sie geschwärmt... wie wohl so ziemlich jeder, der Augen und Ohren hatte. Jedoch hat sie meine Gefühle damals nicht erwidert. Aber das tut hier ja nichts zur Sache. Auf jeden Fall fragte ich mich, warum Ponyville noch einen anderen Lehrer neben ihr brauchte. Nunja, schließlich war es nicht an mir darüber nachzudenken und ich akzeptierte mein Schicksal, da ich ja eh nichts daran ändern konnte, denn Celestias Wort ist ja bekanntlich Gesetz.
 

Und so begab ich mich noch am selben Tag auf den Weg nach Ponyville, mit nicht mehr als einer Satteltasche voll Bücher und einer Adresse, welche zeitweise mein Heim sein sollte. Die Bibliothek von Ponyville. War ich schon so tief gesunken in einer Bibliothek eines Bauernortes zu übernachten? Zudem noch mit einer Mitbewohnerin? Während des Fluges, dachte ich immer wieder an die Gesichter und an die hunderte von Augen, die mich anstarren würden, wie sie es immer taten, wenn ich irgendwo neu war. Sollte es wohl immer so...

Ein lautes 'Krach' erschall, als ich gegen etwas hartes prallte und benommen zu Boden stürzte.
 

„Kannst du nicht aufpassen wo du hinfliegst!“, schrie mich eine Stimme an und ich vermutete sofort, dass diese Stimme der Stute gehörte, die nun auf mir lag.

„Was soll das? Hmm?“, das „Hmm“ der blauen Stute mit der regenbogenfarbigen Mähne alleine klang schon eindringlich genug, doch ihr Huf, der allzu schnell meine Wange traf, sprach eine noch deutlicherer Sprache.
 

„E...e...entschuldigung...“, stotterte ich leise vor mich hin, die Stute immer noch auf mir liegend. Böse sah sie mir mit kirschroten Augen in die Meinen und ich wurde mir plötzlich meiner „außergewöhnlichen Lage“ bewusst. Ich sah in ihren Augen, wie meine Wangen langsam rot wurden. Zugegeben, die Eine mehr als die Andere, da sie ja schon „vorgewärmt“ war. Auch sie schien langsam zu merken, wie das Ganze hier aussehen musste, denn sie sprang nach einigen Momenten der Errötung auf und drehte sich um, als wolle sie nicht, dass ich ihr Gesicht sehe.
 

„Ähh... pass das nächste mal einfach auf, wo du hinfliegst und wir werden keine Probleme miteinander haben!“, sagte sie und flog davon.
 

Ich hingegen blieb noch eine Weile liegen, immer wieder schallte der gleiche Satz durch meinen Kopf:

'Diese Mähne... diese Mähne...'
 

Nachdem mein Geist diese Worte fast gebetsartig immer und immer wieder wiederholt hatte, beschloss ich zu Huf weiterzugehen, um solchen Begegnungen, zumindest heute, aus dem Weg zu gehen.

Und Ponyville schien sowieso nicht mehr weit weg. Also holte ich mit meiner Schnauze eines der Bücher aus meiner Satteltasche und hielt es so, dass ich mit schielenden, roten Augen auf die bedruckten Seiten des Buches sehen und mich ganz der Lektüre widmen konnte. Von Zeit zu Zeit wurde es notwendig, dass ich kurz stehen blieb und mit den Hufen auf die nächste Seite umblätterte. So wanderte ich immer weiter auf den Weg nach Ponyville entlang, ohne zu merken, dass ich bereits die ersten Häuser passierte. Als ich stehen blieb, um erneut umzublättern, hörte ich eine helle, quietschige Stimme, die immer näher auf mich zusteuerte. Ich sah auf, meine Augen auf zwei, nein ein rosa Pony gerichtet, wie dieses immer näher kam.

'Meine Augen müssen immer noch ein wenig schielen, wenn ich gleich zwei mal ein und das selbe, pinke Pony sehe.'
 

„Ich habe dich noch nie hier gesehen! Und wenn ich dich noch nie hier gesehen habe, dann heißt das, dass du neu sein musst, weil ich...“ Plötzlich platzte hinter mir ein Fass auf und Wasser spritzte auf mein Fell. Als ich mich umdrehte, stand das pinke Pony an eben dieser Stelle, wo vorher das Fass gestanden hatte. „...weil ich doch jeden hier in Ponyville kenne!“ Sie grinste mich breit an und tat so als wäre ihr eiliger Positionswechsel das Normalste in Equestria. Dann setzten mir zwei rosa Hufe, welche nun von hinten kamen, einen kleinen Partyhut auf und ich zuckte zusammen. Wie eine Eule versuchte ich meinen Hals um hundertachtzig Grad zu drehen, leider gelangen mir davon nur neunzig. Dies aber reichte dem Pony, um mir eine Tröte in den Mund zu stecken und in unglaublicher Geschwindigkeit zu sagen:
 

„Hi, ich bin Pinkie Pie, meine Freunde nennen mich Pinkie, wenn du willst kannst du mein Freund sein... Wie heißt du?“
 

Ich war mir sicher, dass mein Kiefer bis zum Boden geklappt war und mein weißes Kinn nun zusehends dreckiger werden würde.
 

„Was... wie... wo … was...“, stotterte ich. Verdammt habe ich an dem Tag viel gestottert!

„Du warst doch eben noch dort... ich meine hier, wie bist du... wie hast du...“
 

„Hmm...“, Pinkie rieb sich ihr Kinn, als würde sie ernsthaft darüber nachdenken, was ich meinte. Dann fuhr sie mit einem Kichern fort:

„Hey, ich hab da noch etwas für dich!“
 

Unwissend, über das nun Folgende, aber doch misstrauisch, formulierte ich ein „Danke“, welches eher eine Frage war.

Ich sah, wie sie hinter ihren Rücken griff und vermutete etwas wie einen Kuchen, oder ein kleines, in Geschenkpapier eingewickeltes Päckchen. Doch:
 

„Eine Kanone?“, meine Augen weiteten sich und ich hätte schwören können, dass sie doppelt so groß waren wie sonst. „Was willst du mit einer...“
 

Zu spät, denn nur wenige Sekunden später, erschall ein lauter Knall und Unmengen an Konfetti und eine klebrige, rosa Masse schoss mir um die Ohren, die Beine und auch sonst überall hin.
 

„Oh das ist neu!“, sagte sie fröhlich. Ich stand nur da, einfach nur da. Ich ließ die Tröte aus meiner Schnauze fallen, sie landete genau neben dem nun völlig zerschundenen Buch. Pinkie hingegen schien das gar nicht zu stören und als ein weißes Einhorn, eine wahre Schönheit, an uns vorbei schritt, zog sich ihre ganze Aufmerksamkeit auf die unbekannte Schöne. Wie ein nervöser Pudel, hüpfte sie um sie her und sprach so schnell, dass ich kein Wort verstand. Ich seufzte, versuchte mir ein wenig den Dreck und die klebrige Masse von meinem Fell zu klopfen, steckte mein Buch ein und setzte meinen Weg fort, nun jedoch ohne irgend eine Ablenkung.

In der Ferne sah ich bereits eine kleine Brücke, die über einen noch kleineren Fluss führte.

'Wie idyllisch; was für ein Kaff!'

Als ich jedoch näher kam, sah ich bereits, dass ein großer, mit Erde beladener karren die Brücke versperrte.

'Bestimmt ist das wieder so eine Marotte dieser Verrückten hier! Aber diesmal nicht! Nicht mit mir!'

Also spannte ich meine Flügel, wie schön war es doch ein Pegasus zu sein, oder auch nicht. Denn das rosa Zeug, verklebte nun meine Federn, sodass meine Flügel quasi nutzlos waren.

Und da kam sie auch schon, die Nächste Verrückte aus diesem Dorf! Ein orangenes Pony, mit blonder, zusammengebundener Mähne und einem Cowboyhut kam hinter dem Wagen hervor und schnurstracks auf mich zu.
 

„Howdy Partner!“, sagte sie mit einem Akzent, den ich nicht richtig einordnen konnte. „Du siehst aus als könntest du anpacken!“
 

„Nun... äh ja, danke ich trainiere auch hart dafür!“, versicherte ich ihr, stolz die Brust gehoben und mein bestes Grinsen im Gesicht. Was war ich nur für ein Idiot!
 

„Wunderbar Sugarcube. Dann kannst du mir mit Sicherheit helfen, den Wagen über die Brücke zu ziehen. Leider ist bei den Bauarbeiten am Rathaus etwas mehr Erde angefallen als üblich.“, sie blickte in den Himmel und fluchte kurz: „Derpy!“

Sahen meine Augen wirklich immer noch so schlimm aus?
 

„Nun, ähm eigentlich habe ich es eilig, ich muss schnellstens zur Bibliothek und...“
 

„Prima, in die Richtung muss ich auch! Und mit deiner Hilfe, kriegen wir das Mitsicherheit schnell hin. Ansonsten müsste ich auf meinen Bruder Big Mac warten...und er ist nicht gerade der Schnellste.“
 

„Na gut.“ stöhnte ich.
 

„Gut! Du musst dich nur hinter den Wagen stellen und schieben. Ich ziehe dann vorne.“
 

Gesagt, getan. Ich stellte mich hinter den Wagen und schob, so gut ich konnte. Langsam, Stück für Stück bewegte er sich und zumindest diesmal, schien alles reibungslos zu laufen.

Und wiedereinmal zu früh gefreut, denn mit einem „Ratsch“, welches mir durch jeden meiner Knochen fuhr, rissen die Lederriemen, an denen die Stute zog. Dies hatte zur Folge, dass der Wagen, samt einem rosa, braun weißem Pegasus, die Brücke wieder runter rollte und erst auf dem ebenen Weg halt machte, freilich nicht ohne zuvor die halbe Ladung über mich ergossen zu haben.

„Nun langts aber! Das kann doch wohl nicht wahr sein!“

Rot vor Wut schoss ich aus dem Berg aus Dreck heraus und stürmte an der verdutzten Stute vorbei, eine kleine Drecksspur hinter mir herziehend.
 

„Sorry Partner!“, rief sie mir hinterher, doch alles, wozu ich im Stande war, war ein lautes:

„Geschenkt! G-E-S-C-H-E-N-K-T!“
 

Das wars! Ich war vollends sauer. Doch das Einzige, das mir einfiel war weiterlaufen, nur immer weiter laufen. Nicht stehen bleiben um einem dieser Ponys die Möglichkeit zu geben, noch mehr Schabernack mit mir zu treiben.
 

Nur wenige Augenblicke später, stand ich endlich vor dem riesigen Baum, welcher wohl für die nächste Zeit mein Heim seien würde. Ich klopfte. Ein kleiner, lila, grüner Drache öffnete die Tür, musterte mich von oben bis unten und sagte schließlich:

„Nein, wir geben keine Almosen.“, und schlug die Tür vor meiner Nase wieder zu.

'Was für ein Tag!'

Holzkohle

Ich klopfte erneut. Auch diesmal kam der kleine Drache wieder an die Tür, jedoch wesentlich unruhiger als vorher.
 

„Sieh mal,“, sagte er belehrend. „Twilight ist gerade beim Aufräumen, Büchersortieren und … nun ja, Listen erstellen.“ Er rollte mit seinen Augen, als er das Wort „Listen“ aussprach. „Wir haben wirklich keine Zeit für...“
 

Ich hatte die Nüstern voll, voll von dem ganzen Dreck dieses vollkommen wahnsinnigen Dorfes.

'Verdammt! Das ist eine Bibliothek! Warum klopfe ich überhaupt?'

Und mit dieser Erkenntnis, drückte ich die Tür einfach noch ein wenig weiter auf und ging an dem kleinen Drachen vorbei, der nun, wild mit den Armen fuchtelnd, hinter mir her lief. Als ich die „Bibliothek“ betreten hatte, schnaubte ich laut aus.
 

'Sogar mein altes „Heim“ hatte eine größere Auswahl an Büchern.'
 

In der Mitte des Raumes stand ein Einhorn mit lavendelfarbenen Fell und ließ eine Reihe von Büchern mithilfe ihrer magischen Kräfte um sich herum kreisen. Sie schien mich noch nicht bemerkt zu haben, denn ein Buch löste sich aus dem Kreis heraus, machte einen weiten Bogen und... traf mich natürlich an meiner noch unversehrten Wange.

„Auuu!“, schrie ich laut und hielt mir meine Wange.
 

Das Einhorn drehte sich blitzartig um und starrte mich an. Doch die Art und Weise, wie sie es tat, ließ mich ernsthaft darüber nachdenken, ob dieses Pony nicht besser in einem Sanatorium aufgehoben wäre. Als schließlich noch die Bücher, die vor einigen Sekunden noch in der Luft verharrt hatten, zu Boden fielen, sah ich, wie sich langsam lodernde Flammen in ihren Augen ausbreiteten. Der kleine Drache, der gerade noch neben mir gestanden hatte, war hinter einem Berg aus Büchern verschwunden und hielt beide Krallen schützend über seinen Kopf.
 

„Hallo, ich...“, war dann auch schon alles, was ich noch sagen konnte, bevor mich ein feuriges Inferno traf und auch die letzten weißen Stellen meines Felles versengte.

Wenige Momente später, kam diese Wahnsinnige auf mich zu galoppiert und alles, was mir einfiel, war rückwärts zu taumeln und meinen Rücken fest gegen die Wand zu pressen, meine Vorderhufe in Abwehrhaltung.
 

„Komm...komm...komm mir nicht zu nahe!“, stotterte ich, schon wieder.
 

„Oh, es tut mir so leid!“, entfuhr es der Stute. „Ich hoffe Sie haben sich nicht weh getan!“
 

„Nein, nein. Geht schon.“, keuchte ich erleichtert. „Wenigstens weiß ich jetzt wie sich ein Stück Holzkohle fühlt.“, schob ich noch mit einem zynischen Unterton nach.
 

Die Stute blieb einen Moment lang stehen und sah betreten zu Boden. Meine Chance, wieder normal auf die Hufe zu kommen und mich langsam dem Ausgang entgegen zu schleichen. Doch auch daraus wurde nichts. Die seltsame, klebrige Masse, mit der mich zuvor diese Pinkie Pie eingejaucht hatte, begann mit der Wand zu verschmelzen und langsam zu erstarren. Roch es etwa nach... Bonbons?

Ich zerrte und riss, konnte mich aber nicht befreien. Auch die lila Stute schien das zu bemerken und packte mich mit Hilfe ihrer Magie. Ich spürte, wie diese an mir zerrte. Und plötzlich, mit einem „Ratsch“, das von einem weiterem Aufschrei meinerseits begleitet wurde, löste ich mich von der Wand. Mit meinen Vorderhufen voran, rutschte ich über den Boden, auf das Einhorn zu und blieb kurz vor ihren Hufen stehen. Ich sah zu ihr hoch und ihr schockierter Blick ging über mich hinweg, direkt auf die Wand. Wir verharrten so eine ganze Weile, dann stellte ich die Frage, deren Antwort ich schon fürchtete zu kennen:

„Was... was ist da?“
 

Erst reagierte sie nicht, doch schließlich rief sie:

„Spike! Spike! Hol Fluttershy! Schnell!“
 

Sie ergriff mich erneut mit ihrer Magie und richtete mich auf, sah allerdings nach wie vor an die Wand hinter mir. Auch ich wollte jetzt einen Blick riskieren und drehte mich der Wand zu.
 

Mit einem Aufschrei fuhr ich zurück. Neben der rosa Bonbon Masse hing auch die Hälfte meines Rückenfells und vermutlich alle Federn meines linken Flügels an der Wand.

'Wie eine Trophäe dieser Verrückten!', ging es mir durch den Kopf.

Ich weiß nicht wie lange wir noch dastanden und einfach nur auf die Wand schauten, aber nach einiger Zeit wurde die Tür aufgestoßen und der Drache, vermutlich Spike, betrat den Raum mit einem hellgelben Pony mit rosa Mähne, welches, wie ich richtig vermutete, Fluttershy war.
 

„Hier bin ich Twilight! Was gibt es?“ Obwohl ihre Stimme noch aufgeregter war als die von Pinkie Pie gewesen war, konnte ich sie wesentlich besser verstehen, denn ihre war leise und unglaublich ruhig. Ihr Blick fiel auf meinen Rücken und meinen kahlen Flügel, der nun leicht nach oben ab stand.

„Oh du armes, armes Ding!“, flüsterte und schrie sie zugleich. Dann, wie ein Blitz, kam sie auf mich zu gerannt und ich wich, inzwischen fast automatisch, zurück. Kurz vor der Wand blieb ich jedoch stehen. Ich wollte wenigstens noch ein wenig Fell behalten. Sie blieb ebenfalls stehen und wandte sich zu Twilight:
 

„Was ist mit ihm passiert? Wer ist er?“, fragte sie aufgeregt.
 

„Ich... ich weiß es nicht. Wer bist du?“ Sie sah mich bei dieser Frage an, als hätte sie mich zum ersten Mal gesehen.
 

Ich entspannte mich wieder etwas, dann antwortete ich:

„Ich bin Time Shift, ich wurde von Prinzessin Ce...“
 

„Time Shift? Oh nein! Celestia wird mich auf den Mond verbannen, mich in einen Käfig stecken und dann den Mond verbannen!“, schrie sie manisch.
 

„Twilight, bist du dir sicher, dass das die richtige Reihenfolge war?“, fragte Fluttershy höflich, schüttelte dann jedoch den Kopf, als diese nicht reagierte und kam weiter auf mich zu.
 

„Und Sie Herr Shift, folgen mir jetzt bitte... wenn es ihnen nichts ausmacht.“
 

„Och muss das unbedingt sein?“, fragte ich, den Tränen nahe. Was immer noch auf mich zukommen mag, bei diesen... diesen Verrückten. Ich war mir sicher, das es immer noch schlimmer werden konnte.
 

„Wenn Sie ihren Flügel wieder benutzen und Fell auf dem Rücken haben wollen, dann ja... aber Sie müssen natürlich nicht!“

Ich rollte mit meinen Augen, ging jedoch auf sie zu und willigte ein:

„Also schön!“

'Als ob ich wirklich eine Wahl hätte.'
 

Sie verließ vor mir die Bibliothek, murmelte noch ein:

„Aufwiedersehn Twilight.“, und ließ das lila Pony mit dem Drachen, der nun unschlüssig und ein wenig hilflos neben ihr stand, zurück. Ich folgte ihr und war heilfroh, als mein letzter Huf die Bibliothek verlassen hatte.
 

Ich lief eine weile neben Fluttershy her, gesprochen haben wir, wenn ich mich richtig erinnere, jedoch kein Wort. Ja, ihr Name passte wirklich zu ihr, hatte ich doch noch nie eine Wesen gesehen, welches schüchterner war als sie.
 

Kurz vor einem kleinen Baum, welcher anscheinend auch eine Behausung war, blieben wir stehen. Fluttershy stellte sich unter eine kleine Wolke, welche relativ nah über dem Boden hing und rief leise:
 

„Rainbow Dash, huhu Rainbow Dash!“
 

Auf der Wolke regte sich etwas und ein paar blaue Hufe, mit denen mein Gesicht schon Bekanntschaft gemacht hatte, streckten sich über den Rand der Wolke hinaus.
 

„Was ist denn Fluttershy? Du weißt doch, dass ich gerade ein Nickerchen halte!“, kam es von der Wolke, mit einer mir bereits bekannten Stimme.
 

„Herr Shift braucht deine Hilfe, er...“
 

„Halt!“, unterbrach ich sie, schnell aber leise. „Ich halte es für keine gute Idee, ausgerechnet sie...“
 

„Shift?“, kam die Antwort von der Wolke. „Diesen Namen habe ich ja noch nie hier gehört. Wer ist das denn?“
 

Die blauen Hufe klammerten sich nun um den Rand der Wolke und für einen Moment sah mich eine völlig verdutzte Stute aus kirschroten Augen an. Dann, als wäre ich nicht anwesend, verschwand sie wieder rücklinks auf der Wolke und ein lautes, schadenfrohes Lachen erfüllte nun meine ganze Geräuschwelt.
 

„Entschuldigen Sie, Herr Shift, sie meint das gar nicht so.“
 

„Haha! Das ist einfach zu komisch! Wie ein gerupftes Hühnchen.“ Rief Rainbow Dash, wie um die Worte Fluttershys noch lächerlicher wirken zu lassen.

'Na toll! Vom Regen in die Traufe!'
 

„Ähm... Rainbow, vielleicht könntest du Herrn Shift eben abspülen, damit der gröbste Dreck schon mal runter ist?“

Ich war mir sicher, dass ihre Frage zu leise war, um die schadenfrohe Stute zu erreichen, doch ich sollte mich irren:
 

„Kein Problem, das mache ich doch gerne...“
 

Ich schluckte. Ja, genau das hatte ich befürchtet.

Fluttershy schob mich unter die Wolke, denn freiwillig hätte ich mich niemals darunter begeben. Hinzu kamen noch meine nun langsam aufkeimenden Paranoia:

„Nein! Nein, ich weiß doch was ihr plant! Das ist doch mit Sicherheit eine Gewitterwolke! Ich weiß es doch!“
 

Und ein strömender Regen ergoss sich über mich, als das blaue Pony begann, auf der Wolke rumzuhüpfen. Keine Blitze, kein weiteres versengtes Fell, nur eine angenehme, erfrischende Dusche, die leider viel zu schnell vorbei war.
 

Fluttershy kicherte leise, als ich mich wie ein Pudel schüttelte und kleine, rosa Bonbons von meinem Rücken, in den Schlamm unter mir rieselten.
 

„Danke Rainbow!“, sagte Fluttershy in ihrer unverwechselbaren Stimme. Ich schoss auch gleich noch ein leises: „Ja, danke.“, hinterher und betrat dann das Haus, direkt hinter Fluttershy.

Nun, was hatte ich auch erwartet! Ich würde sagen, die Beschreibung ihres Hauses halte ich kurz, denn ich denke jeder versteht, was unter Bauernstil zu verstehen ist.
 

„So Herr Shift, wenn es ihnen keine Umstände bereitet, könnten Sie sich dann bitte auf das Bett legen?“
 

Ungläubig sah ich sie an:
 

„Bitte, was?“, empörte ich mich. In was war ich hier nur hineingeraten?
 

Um die Wangen des gelben Ponys bildete sich eine leichter, hell pinker Schimmer. Als sie jedoch antwortete, klang ihre Stimme wie immer; ruhig und höflich.
 

„Aber nein, Herr Shift. Ich möchte Sie lediglich verbinden.“
 

Ich atmete auf. Nicht, dass ich ihr wirklich vertraute, das währe in diesem Dorf auch zu viel verlangt, aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass dieses schüchterne Pony... nun... äh... „Das“ im Schilde geführt hatte. Also legte ich mich mit dem Bauch auf die schöne, flauschige Bettdecke und wartete. Wenige Minuten später betrat Fluttershy den Raum erneut, in einem Huf eine Salbe, in dem Anderen einen großen Verband.
 

„Nun Herr Shift, ich habe hier eine kleine Salbe, die wird ihrem Fell und ihren Federn beim Nachwachsen helfen.“
 

„Ach bitte,“, sagte ich, denn aus irgendeinem Grund fing ich doch an ihr zu vertrauen. „nenn mich doch einfach Time.“
 

„Okay Herr Time, ich werde ihnen jetzt ein wenig von der Salbe auftragen. Es könnte ein klein wenig zwicken.“
 

Ich fühlte, wie ihr Huf, mit der kühlen Salbe, meinen Rücken und meinen Flügel einrieb.

Zwicken? Nein, die Salbe zwickte nicht! Sie kitzelte wie wahnsinnig!

Lauthals fing ich an zu lachen und aus irgendeinem Grund, schien ich Fluttershy damit angesteckt zu haben, denn auch sie lachte jetzt leise vor sich hin.
 

Nach etwa zehn Minuten war ich komplett bandagiert und nun entspannter, als am Anfang meiner Reise.
 

„Kommen Sie Time! Ich hatte sowieso vor, mich heute mit Rarity bei Aloe und Lotus zu treffen. Am besten, du kommst mit. Ein wenig... nun Veränderung könnte dir nicht schaden.“, die letzten Worte sprach sie so leise, als wolle sie nicht, dass ich sie höre.
 

„Veränderung? Habe ich mich denn heute nicht schon genug verändert? Ich meine, ich habe nur noch einen funktionierenden Flügel, mein Rücken wurde unfreiwillig enthaart und meine Bücher...Moment, meine Bücher! Wo sind meine Bücher?“

Panisch schweifte mein Blick von einer Ecke des Raumes zur Anderen. Mir wurde bewusst, dass ich meine Satteltasche das letzte Mal bei Twilight gespürt hatte.
 

„Danke Fluttershy. Bis zum nächsten mal Fluttershy. Ich muss los Fluttershy.“, sagte ich fast gleichzeitig, als ich wie ein Sprinter aus der Tür hinaus stürmte und in Richtung Bibliothek galoppierte.
 

Und wiedereinmal wurde ich an dieser Verfluchten Brücke aufgehalten Dieses Mal standen jedoch zwei kleinere Karren neben einander im Weg, auf deren hölzernen Sitzen, jeweils eine Stute saß.

'Gibt es denn hier nur Stuten?'

Die Eine, war ein Einhorn, mit einer Lyra auf der Flanke, die Andere ein Erdpony, mit diversen Bonbons als Cutie Mark. Alleine wegen der Bonbons konnte ich sie jetzt schon nicht leiden.

Meet Ponyville

„Und da sagte ich zu ihr, also ich sagte: 'Pinkie, wenn ich deine Ware so sehe, dann vernasche ich lieber meine Bonbon!' Und sie nur so: 'Okidokiloki!' Ist denn das zu fassen? Ich kann einfach nicht glauben, dass sie immer noch für die Cakes arbeitet, bei so einer Qualität!“, sagte das Einhorn, seiner Freundin zugewandt.
 

„Ha! Das ist wirklich unfassbar! Und ihre Feiern werden auch immer schlechter! Als ich das letzte Mal auf einer ihrer Feiern...“

Ich unterbrach das Pony, welches sich anscheinend einen Kehricht darum kümmerte, dass auch noch ein fremder Mithörer anwesend war.
 

„Jetzt langt's aber! Wie lange soll ich denn noch hier stehen?! Ihr blockiert mit euren Karren die ganze Brücke! Ich muss da durch!“, meine Stimmbänder, ich war mir sicher sie würden reißen, brannten von der enormen Beanspruchung. So ein Verhalten, hatte ich auch noch nie gesehen.

Doch anstatt mich durchzulassen, oder mir wenigstens eine vernünftige Antwort zu geben, sagte das Pony mit den Bonbons auf der Flanke, ohne mich auch nur ansatzweise anzusehen:
 

„Gleich, Schätzchen!“, und fuhr dann ungeniert mit der Lästertirade fort.
 

Langsam aber sicher begann ich zu resignieren. Dieses ganze Dorf, ja da war ich mir fast sicher, musste unter irgendeinem magischen Bann von Celestia stehen, nur darauf aus, mich fertig zu machen.

Für gewöhnlich handele ich nicht irrational, das könnt ihr mir glauben, aber diese außergewöhnliche Situation verlangte mir auch den letzten Rest Verstand ab. So drehte ich also um, um mich in die Höhle des Löwen zu begeben. In das Zentrum von Ponyville.

'Ha! Zentrum, das ich nicht lache!'
 

Es war ein sehr geschäftiges Treiben, welches die Hauptstraßen säumte. Viel geschäftiger, als ich es diesem Nest jemals zugetraut hätte. War mir denn all das auf der Anreise entgangen?

Als ich ein Geschäft passierte, welches frische Blumen im Schaufenster hatte, blieb ich stehen und betrachtete mich in der großen Scheibe.

Neben den Bandagen, den immer noch leicht geröteten Wangen und meinen nun fein mit roten Äderchen gespickten Augen, waren diverse Stellen meines Fells angekokelt und bildeten asymmetrische Muster über meinen ganzen Körper verteilt.

'Du siehst aus wie eine Kuh...', ging es mir durch den Kopf.
 

Dann wandte ich mich wieder der Straße zu, meinen Kopf leicht hängend, denn ich war mir bewusst, was ich für einen komischen Ersteindruck hinterlassen musste.

Auf der Straße, oder sollte ich sagen dem Weg, kamen mir die verschiedensten Ponys entgegen, unter anderem auch ein Pony, welches mit seiner grünen Mähne, seinem grauen Fell und mangels Cutie Mark, obwohl es schon mindestens zwanzig sein musste, noch bemitleidenswerter aussah als ich. Für einen Moment blickte ich auf.

'Hey, es hätte mich wohl auch schlimmer treffen können! Wenigstens habe ich mein Cutie Mark.', als ich diesen Gedanken in meinen Kopf nach-schallen ließ, wurde mir jedoch bewusst, das ich angesichts meines Cutie Marks, genauso gut keines haben konnte.

'Unnützes Ding!', dachte ich mürrisch und mein Kopf ging wieder auf Sinkflug.

Nach dutzenden weiteren Ponys und einem Greif, die mir auf der Straße begegneten, sah ich ein kleines Fitnessstudio, direkt am Rathaus Platz. Über der Tür hing ein Schild, welches mehr als dilettantisch aussah:

>Roids Fietnestudio. Gebe deinem Muskelm den Besondere Kick!<
 

'Na super, das einzige Fitnessstudio weit und breit und der Besitzer scheint den Intellekt einer Kartoffel zu haben.'
 

Trotzdem betrat ich das Studio, welches mit einem klingeln einer Glocke, die an der Tür befestigt war, begleitet wurde. Das Innere des Studios jedoch, war mehr als überraschend! Die neuesten Geräte, in den verschiedensten Ausführungen standen da. Ja sogar den neuen „Flügelstretcher 3000“ hatten sie da. Damit stand mein Entschluss fest! Auch wenn Celestia meine Psyche brechen mochte, meine Physis würde sie nicht auch noch komplett ruinieren.

Also stellte ich mich an den Empfangstresen, hinter dem ein weißes Pegasus, mit roten Augen und kümmerlichen Flügeln, die in keinerlei Verhältnis zu seinen Muskeln waren, stand.
 

„Ähm Hallo.“, sagte ich zu dem Pony, welches mir erstaunlich ähnlich sah und mir noch ähnlicher gesehen hätte, hätte es nicht Steroide wie Süßigkeiten zu sich genommen. „Ich würde gerne in Ihrem Fitnessstudio trainieren. Ist noch ein Platz frei?“
 

Die Augen des Hengstes starrten sich kurz gegenseitig an, bevor er mir ein lautes „Yeah!“ mit der Hälfte seines Speichels entgegen schleuderte.
 

„Ähm... Ich nehme an, dass das nicht ganz umsonst ist?“
 

„Yeah!“
 

'Kein Zweifel! Das muss der Besitzer sein.'
 

„Ist denn wenigstens die erste Probestunde umsonst?“
 

„Yeah!“
 

Mit zusammengekniffenen Augen sah ich den Hengst an.

'Will der mich veralbern?'
 

„Nun ich gehe dann mal zum Bankdrücken...“
 

„Yeah!“
 

Damit kehrte mir der Hengst den Rücken zu und betrat einen Raum, auf dessen weit offener Eingangstür >Empleys lonly< stand. Ich kümmerte mich nicht weiter darum und begab mich zu der Bank. Ich legte mich auf den bandagierten Rücken und begann mit den Übungen. Nach einer Weile legte sich jemand auf die Bank neben mir und ich kam nicht umhin, aus Neugierde den Kopf zu drehen und das Pony anzusehen. Es war eine Stute, mit rot, schwarzem Haar und Schweif, ihr Fell war ein helles, fast cremiges Braun und ihre Augen leuchteten orange.
 

„Hi, ich bin Time Shift. Ich bin neu hier in Ponyville. Wie kommt es, dass eine Schönheit wie du in so einem Kaff lebt?“
 

Zuerst antwortete sie nicht , dann hängte sie das Gewicht ein und sah mich kurz an.

'Wenn Blicke töten könnten...' Ich wäre mindestens zwei mal explodiert!
 

„Erstens, bin ich gerne in diesem Kaff! Zweitens leben die meisten meiner Freunde hier und drittens, sollte man sich beim Trainieren nicht ablenken lassen.“
 

Sie starrte auf meine Hufe, die das Stemmeisen hielten und im gleichen Moment, als ob sie den Worten der Stute gehorchten, unter dem Gewicht zusammenklappten und das Eisen mit voller Härte auf meine Brust donnern ließen. Ich keuchte, doch die Stute unternahm nichts und rief nur laut nach Roid, welcher, begleitet von einem „Yeah“ aus dem Hinterraum gestürmt kam und sich vor uns aufbaute.
 

Dann geschah das Wunder:

„Was ist denn los Sifa?“, fragte er.
 

„Dein 'Kunde' hier hat soeben Ponyville in den Dreck gezogen.“ Erneut sah sie mich an. „Wie nanntest du es noch gleich? Ein Kaff, wenn ich mich richtig entsinne!“ Sie grinste breit.
 

Roid, der große weiße Hengst hingegen schien nicht so amüsiert. Laut schnaubte er aus, dann griff er mit einem Huf das Gewicht und hängte es über mir auf. Noch im gleichen Atemzug packte er mich an meiner Mähne und schliff mich gen Ausgang. Jedoch nicht, ohne mir noch seine scheinbar neu entdeckten Sprachfähigkeiten unter Beweis zu stellen:
 

„Was denkst du eigentlich, wer du bist? Neu in einer Gemeinde und gleich so über sie herzuziehen! Sei froh, dass ich nicht zur Gewalt neige, denn solch ignorante Ponys wie du widern mich an! Lass dich hier nie wieder blicken!“
 

Und mit diesen Worten flog ich in hohem Bogen über die Türschwelle und landete in Mitten der Straße. Eine große Staubwolke stieg von ihr empor und ich seufzte. Das wurde inzwischen zur Gewohnheit. Ein blaues Augenpaar erschien über mir und musterte mich.
 

„Was machst du denn da?“, fragte die helle Stimme Pinkie Pies.
 

„Ich suche nach meiner Würde. Sie muss mir irgendwo auf den Weg nach Ponyville verloren gegangen sein!“, antwortete ich sarkastisch.
 

„Okidokiloki!“, rief sie und schmiss sich, mit der Nase voran, zu Boden.
 

„Was machst du denn da?“ fragte ich erstaunt.
 

„Na was wohl du Dummerchen! Ich helfe dir suchen!“, sagte sie in einem vergnügten Ton.
 

Ich hingegen hieb mir nur mit einem Huf ins Gesicht und stand langsam auf.

'Nein, nein! Soviel Irrsinn kann sich nicht mal Celestia ausdenken. Oder?'
 

„Nun... ich schlage vor, du suchst in Richtung Bibliothek, während ich die andere Richtung übernehme!“, flüsterte ich ihr, betont freundlich, ins Ohr. Sie nickte nur kurz und kroch dann in Richtung Bibliothek.

„Und danke für deine Hilfe!“, rief ich ihr noch hinterher, bevor ich mich auf den Weg zum örtlichen Postamt machte. Ich würde, umgehend, einen Brief an die Prinzessin verfassen, mit einen Gesuch, in die Badlands versetzt zu werden! Selbst die hätten nicht schlimmer sein können.
 

Bereits auf der Straße standen die Ponys Schlange, um in die völlige überfüllte Poststation zu gelangen. Ich stellte mich, wie gewöhnlich, ganz am Ende an. Vor mir stand eine brauner Hengst mit einer Sanduhr auf den Flanken.
 

„Was ist denn hier los?“, fragte ich ihn.
 

Er drehte sich zu mir um und lächelte breit:
 

„Nun, sagen wir mal, die gute Miss Doo ist ein wenig überfordert.“
 

„Wer ist denn Miss Doo?“
 

„Die Leiterin der hiesigen Postfiliale. Ich hatte mich ein paar Jahrzehnte nicht mehr um meine Post gekümmert und das fiel mir vor kurzem auf, oder wird mir auffallen, ganz wie man es nimmt.“
 

Ich blickte ihn verdutzt an.

„Wird?“, fragte ich ungläubig.
 

„Ja. Aber sehen Sie doch, es geht voran.“, er zeigte mit einem Huf auf den Eingang, wo im gleichen Moment ein brauner Hengst mit einer Sanduhr als Cutie Mark heraustrat. Er nickte mir freundlich zu, während ich lediglich im Stande war, meine Kinnlade zu Boden fallen zu lassen.
 

„Wie...“, fragte ich verdutzt.
 

„Oh, sehen Sie, ich habe schon wieder einen Brief abgegeben.“
 

Und erneut kam ein und der selbe Hengst aus dem Amt heraus. Langsam stellte sich ein Schwindelgefühl bei mir ein und als sich auch noch die Ganze Schlange zu mir umdrehte und mir freundlich zu winkte, jedes mal das gleiche Lächeln in ein und dem Selben Gesicht, sank ich zu Boden und die Welt um mich herum wurde schwarz. Nur ein letzter, alles beherrschender Gednke durchfuhr mich:
 

'Verrückt...Ich bin total gaga, plemplem. Meschugge!'

Eine Nadel die sticht, beißt nicht

„Piep, Piep, Piep...“, hallte es durch meinen dröhnenden Schädel.

Langsam öffnete ich meine Augen und fand mich sogleich in einem spärlich möblierten Raum wieder. Ich erkannte es sofort als ein Krankenzimmer, wenn auch die Gerätschaften hier so alt wie Celestia selbst sein mochten.
 

Die Tür vor mir fiel auf und ein sandfarbenes Einhorn in einem weißen Ärzte Kittel betrat den Raum.

'Hmm... diese Farbe. Sie erinnert mich an etwas... Aber an was?'
 

„Ah ich sehe unser Patient ist schon wieder wach! Na, wünscht der Herr wohl geruht zu haben?“, sagte die arrogante Stimme des Arztes. Wenigstens das war genau wie in Manehattan.
 

„So, dann erzählen Sie mir doch mal was dort vorgefallen ist, dass Sie mitten auf einer Straße zusammenbrechen.“
 

Ich überlegte, überlegte und überlegte. Nach einem weiteren Blick auf das Fell des Doktors, sprang mir das Bild von einer Sanduhr vor die Augen und mit ihr die ungeheure Anzahl gleich ausschauender Hengste. Ohne großartig nachzudenken plapperte ich drauf los:
 

„Da waren so viele! So viele von ihnen! Und alle sahen gleich aus! Die gleiche Mähne, das gleiche Cutie Mark, ja sogar das gleiche dämliche Grinsen auf dem Gesicht.“
 

Einen Moment lang blickte mich der Doktor nur fassungslos an, dann schrieb er ein paar Notizen auf sein Klemmbrett und rief laut:
 

„Schwester Readheart, kommen Sie doch bitte in die drei!“
 

Kurz darauf kam eine weiße Stute in den Raum und wandte sich sofort dem Doktor zu.
 

„Was ist denn Herr Doktor? Ich war gerade dabei die Operation vorzubereiten.“, sagte sie Patzig zu ihrem Vorgesetzten.
 

Dieser ging darauf jedoch nicht ein und zeigte mit einem Huf auf mich:

„Nun, es geht um diesen Patienten hier. Haben wir noch eine Gummizelle frei?“
 

'Bitte was! Dieses ganze Dorf ist doch schon weit über die Klippe des Wahnsinns gestürzt! Und mich wollen die hier in eine Gummizelle stecken?'
 

„Nun Herr Doktor,“, antwortete die Schwester. „ aktuell sind alle Gummizellen belegt.“
 

„Und was ist mit dem der sich für einen Hund hält? Hat sich sein Zustand nicht inzwischen gebessert?“
 

Die Schwester sah den Doktor aus genervten Augen an.
 

„Nein Herr Doktor ich muss immer noch zwei mal am Tag mit ihm gassigehen!“
 

„Ähh... wenn ich auch etwas dazu sagen dürfte,“ ,begann ich, „ich bin mir jetzt fast sicher, dass ich mich geirrt habe! Ja, vermutlich hatte ich nur einen Sonnenstich!“

'Oder dieser Idiot von Roid hat mir eine Gehirnerschütterung verpasst!'

Der Arzt jedoch ignorierte meinen Einwurf und sagte nüchtern zu der Schwester:
 

„Nun gut, dann geben Sie ihm eine Spritze. Aber dosieren Sie die Antidepressiva nicht zu niedrig.“
 

„Ach, als ob ich das zum ersten Mal machen würde!“, schnauzte sie ihn an.
 

„Danach kann der Patient entlassen werden.“
 

'Na dann. Zähne zu und durch.'
 

Ohne ein weiteres Wort wandte sich die Schwester mir zu und holte eine gigantische Spritze aus ihrem Kittel.
 

„So das wird jetzt ein klein wenig piksen.“, sagte sie. War da nicht ein leicht sadistisches Funkeln in ihren Augen?

Wie um mein Leben kämpfen, kroch ich in meinem Bett immer weiter nach hinten, bestrebt diese Nadel, ach was, dieses Leitungsrohr, soweit wie möglich von mir fern zu halten.
 

„Das ist doch keine Spritze für Ponys!“, rief ich panisch.
 

„Da haben Sie recht. Aber der Chef meinte, dass für den Fall von Elefantengrippe, nicht das wir hier jemals einen gesehen hätten, wir diese Spritzen auf Vorrat kaufen sollten. Nun sind sie aber fast abgelaufen und wir wollen ja nichts umkommen lassen.“
 

'Ich komme hier gleich um!'
 

Mit einem breiten Grinsen packte sie mich an beiden Hufen, wirbelte mich einmal herum und stach, blitzschnell mit dieser „Spritze“ in mein Gesäß.

Ein lautes „Aaaahhhh“ entfuhr mir, doch Schwester Readheart war bereits fertig und klebte mir noch ein Pflaster über die Einstichwunde.
 

„So, wir sind fertig. Sie können jetzt gehen.“
 

Ohne ein weiteres Wort, aber am ganzen Körper zitternd, stand ich auf und verließ den Raum, ohne mich noch richtig wahrzunehmen. Auf dem Flur des Krankenhauses, kam mir eine andere Krankenschwester mit einem fahrbaren Bett entgegen, auf dem ein weißer Koloss von einem Hengst lag. Automatisch fiel mein Blick auf das Krankenblatt, welches am vorderen Ende des Betts befestigt worden war.

> Name: Roid

Behandlung: Operative Flügelvergrößerung<
 

Ein breites Grinsen schlich sich über mein Gesicht und als ich das Hospital verließ, brach ich in ein schallendes Gelächter aus. Nach einigen Minuten, ebbte mein Lachen ab und erst jetzt registrierte ich, dass es bereits Abend war und Lunas wunderschöner Mond am Himmel stand. Naja und ich stand inzwischen vor der Tür der Bibliothek.

Dieses mal trat ich einfach ein, ohne zuvor zu klopfen.
 

„Twili? Twili!“, rief ich brabbelnd. Diese kleine, gemütliche Bibliothek. Sie kam mir auf einmal so heimatlich vor. Als der kleine Drache, gefolgt von Twilight die Treppen runter geschwebt kamen, mit Köpfen so groß wie Ärobikbälle, brach ich erneut in Gelächter aus. Twilight kam direkt vor mich geschwebt und ihr Mund bewegte sich irrwitzig langsam, ihre Stimme hingegen war so hell, als hätte sie Helium eingeatmet.

„Herr Shift! Ist alles in Ordnung mit ihnen? Das mit heute...“
 

„Ach i-wo! Mir geht es prima, prima, prima Twili!“
 

Spike sah Twilight beunruhigt an.
 

„Ähm Twilight, irgendwie ist er anders als heute Mittag!“
 

„Ja, das sehe ich selbst Spike. Vielleicht hat er durch einen unglücklichen Zufall etwas Poison Joke abbekommen?“
 

„Poison... Poison Joke? Ahahaha...“, ich kippte auf meinen Rücken und wälzte mich vor lachen, wie lange weiß ich nicht mehr. Nach einer geraumen Weile jedoch, war Ruhe in meinen Kopf eingekehrt und langsam, aber sicher schlief ich ein.
 


 

Eine leise, säuselnde Stimme drang an mein Ohr:
 

„Aufwachen Herr Time, es ist schon spät.“
 

Durch die schmalen Schlitze meiner Lider, sah ich die Umrisse Fluttershys und Twilights, wie sie um mich herumstanden und mich anstarrten.

Ich rieb mir erst mal nur den Kopf, dann krochen langsam wieder die Erinnerungen an den vergangenen Tag in mir hoch. Ich streckte meine Hufe, laut gähnte ich, bevor ich auch meine Flügel streckte. Beide Flügel. Verwundert sah ich auf meinen Rücken. Die Federn waren alle wieder nachgewachsen und das Fell auf meinen Rücken wirkte so weiß, als wäre nie etwas geschehen. Verwundert blickte ich zu Fluttershy, die mir verlegen zu lächelte.
 

„Wow! Fluttershy... diese Salbe wirkt ja richtig schnell!“
 

„Eigentlich,“, antwortete sie mit ihrer niedlichen Stimme, „eigentlich war es nicht die Salbe. Twilight hatte sich so schuldig gefühlt, wegen dem was gestern vorgefallen ist, sie hatte die ganze Nacht nach einem Wachstumszauber gesucht.“
 

Verwirrt und dankbar sah ich zu Twilight, deren Augen so rot von Übernächtigung waren, wie die meinen am Vortag. Ich wollte so gerne danke sagen, doch ich war so perplex, dass ich nur aussprechen konnte, was mir gerade durch den Kopf ging:
 

„Hilft der Zauber auch bei kleinwüchsigen Flügeln?“
 

Dies kommentierte Twilight lediglich mit einem kaum verständlichen Grunzen, bevor sie die Treppe hoch schlich und aus meinem Blickfeld verschwand.
 

„Herr Time,“, unterbrach Fluttershy die Stille, „Sie sollten sich jetzt besser zur Schule begeben. Ich bin mir sicher, dass die Schüler schon auf Sie warten.“
 

„Einfach nur Time, ohne das 'Herr' davor.“
 

Die schüchterne Stute errötete leicht, nickte jedoch und bedeutete mir zu folgen.

Ich tat wie mir geheißen und gemeinsam verließen wir die Bibliothek, in Richtung Schule.
 

„Fluttershy.“, versuchte ich ruhig und vorsichtig auf sie einzureden. „Warum sind eigentlich alle Ponys in diesem Dorf so merkwürdig... Du scheinst hier ja die einzig normale zu sein.“
 

Sanftmütig lächelte sie mich an, ihre Wangen mehr als nur gut durchblutet. Ich lächelte unwillkürlich zurück. Es war wie ein magischer Augenblick. Wie ein Funke der zwischen uns übersprang. Wie ein...

Ich fuhr zusammen, als etwas auf meinen Rücken sprang. Aus den Augenwinkeln sah ich etwas pelziges. Wie wahnsinnig, als ob ich bei einem Rodeo wäre, begann ich zu springen und versuchte das pelzige etwas von meinem Rücken zu schütteln:
 

„Ah! Eine Ratte! Eine Ratte! Nimm sie weg! Ah!“
 

Doch die Ratte blieb da wo sie war, festgekrallt in meinem Rücken. Nach wenigen Minuten, gab ich Schweiß gebadet auf und sank auf den Boden.
 

„Aber nein Time. Das ist doch keine Ratte.“, versicherte mir Fluttershy und sah mich mitleidig an. „Das ist nur mein kleiner Hase Angel. Was ist den los Angel?“, fragte sie den Hasen und gab immer abwechselnd ein: „Ja. Hmm. Ja.“, von sich, bevor sie sagte:
 

„Oh, das tut mir leid Time, aber ich muss schnell los. Bei mir zuhause ist ein Vogel verunglückt.“

Und mit diesen Worten stürmte sie los. Ihr „Angel“ blieb noch einen Moment länger, um mir mit seinen Hinterpfoten ein oder zwei Tritte in mein Gesicht zu verpassen. Dann folgte er ihr. Ich blieb jedoch noch einen Moment liegen, beide Hufe über meinen Kopf geschlagen.

'Soviel zu „Oh Fluttershy du bist ja die einzig normale hier“ '
 

Mit einer viel zu hohen Stimme äffte ich mich selbst in Gedanken nach, bevor ich aufstand und den restlichen Weg zur Schule, diesmal jedoch im Flug, bestritt.
 

Das Schulgebäude, falls man diesen Holzverschlag überhaupt so nennen durfte, war klein und erinnerte mich ein wenig an die Gebäude aus der frühen Siedlerzeit Equestrias. Ich glaube in Applelousa stand auch noch so eins.

Ich betrat den Klassenraum, nebenbei war es tatsächlich der Einzige dieser „Schule“, und stellte mich hinter das Pult, nicht ohne, wie automatisiert, den Stuhl nach etwaigen Bedrohungen, wie Heftzwecken abzusuchen. Ich hatte für die Nächste Zeit die Nüstern gestrichen voll von Nadeln in meinem Hintern. Ich lies meinen Blick über die Klasse schweifen, in der lediglich kleine Fohlen desinteressiert Löcher in die Decke starrten. Oder zumindest Löcher neben die Löcher starrten, die in diesem maroden Bau bereits vorhanden waren.
 

„Hallo Liebe Schülerrinnen und Schüler, ich bin euer neuer Lehrer Time Shift.“

Party Time

„Ring“, es schellte. Ich stand nur da und sah zu, wie alle Fohlen den Raum verließen. Ich war anscheinend noch gerade rechtzeitig gekommen, um den Fohlen meinen Namen zu sagen.

Etwas zupfte an meinem Flügel und ich duckte mich zu dem kleinen Fohlen mit der rosa Schleife in der Mähne.
 

„Mister, was bedeutet denn ihr Cutie Mark?“
 

Ich sah auf die blanke Flanke des kleinen Fohlens und verdrehte die Augen. Was sollte ich schon antworten? 'Oh ich weiß nicht was es bedeutet, aber wenigstens habe ich eins.' Nein, das wäre einfach nicht fair. Andererseits wusste ich auch nicht was ich antworten sollte. Also lächelte ich das kleine Fohlen gütig an und in ihren Augen machten sich Erwartungen breit.
 

„Nun... Ja, das ist tatsächlich so.“, sagte ich und sah Verwirrung in dem Fohlen aufkeimen. Aber ich ließ ihr keine Zeit für weitere Fragen und schob sie aus der Schule hinaus.

„War schön sich mit dir zu unterhalten. Bis später!“ Meine Stimme raste und schnell verbarrikadierte ich die Tür hinter mir. Ich ging zum Pult, nun völlig entspannt, als habe ich das ganze, verrückte Ponyville da draußen ausgeschlossen.
 

Ein Moment der Ruhe, der Erholung, der...
 

„Aaaahhh!“, schrie ich aus, als ein kleines, orangenes Etwas mit lila Mähne aus einem der Löcher in der Decke fiel. Als ich jedoch sah, dass es nur ein kleines Fohlen war, wischte ich mir den Schweiß von der Stirn und ließ mich erleichtert auf den Stuhl fallen.

Erneut schrie ich auf und schoss in die Luft. Mindestens zehn Heftzwecken hatten es sich in meinem Hintern gemütlich gemacht. Böse starrte ich das kleine Pony an.
 

„Das wird Konsequenzen haben!“, presste ich zwischen meinen Zähnen hervor.
 

„Aber das war ich doch gar nicht! Fragen Sie doch Diamond Tiara!“, rief mir das kleine Pony zu, als es sich einen Helm auf den Kopf zog und schnell aus der Schule stürzte.
 

Ich trottete hinterher und verließ die Schule ebenfalls. Egal wo ich mich in diesem Dorf aufhielt, ob in einer Gummizelle, einer Schule oder einer Bibliothek, überall versuchten die Verrückten, mit Sicherheit auf Geheiß Celestias, mich mehr und mehr fertig zu machen.

Wie gerufen kam dann auch noch meine Tierflüsterin Fluttershy und sah mich lächelnd an.
 

„Und Time. Wie war dein erster Tag?“, fragte sie fröhlich.
 

War das ihr Ernst? Mein „Tag“ bestand aus genau einer Minute, einer Minute, einem Herzinfakt und zehn Heftzwecken.

„Joa... war ganz in Ordnung!“
 

„Das freut mich.“, sagte sie aufrichtig. „Sag mal Time... du läufst so komisch. Stimmt irgendwas nicht?“
 

„Nein, nein. Alles in Ordnung. Ich habe nur... ähh... Komm lass uns ein Stück fliegen. Alles was ich jetzt noch möchte ist, den Rest des Tages in Ruhe in der Bibliothek zu verbringen.“
 

Sie nickte und wir beide schwangen uns in die Lüfte. Von oben, sah ich über Ponyville hinweg. Es war seltsam wenig auf den Straßen los. Selbst für so ein Dorf. Das einzige Pony, welches ich sehen konnte, war das graue Pony mit der grünen Mähne, welches mir schon am Tag zuvor begegnet war. Es stand vor der Bibliothek, ein Fernglas in beiden Hufen. Und es schien genau uns zu fixieren. Dann stürmte es in die Bibliothek hinein und schloss die Tür hinter sich.

'Ja ja, das beeindruckt mich wirklich wenig! Ich habe hier schon Verrückteres gesehen.'

Sachte landeten wir vor dem großen Baum und die zehn kleinen Nadeln in meinem Hintern kamen nicht um hin, mir zu versichern, dass sie immer noch da waren. Ich verzog leicht den Mund. Fluttershy hingegen, die hinter mir gelandet war, fiel fast über mich her. Sie brachte noch ein kurzes: „Oh du Armer!“, raus, bevor sie mit ihren Zähnen eine Heftzwecke nach der anderen hinaus zog. Im Nachhinein betrachtet, möchte ich nicht wissen, wie das ganze für Beobachter ausgesehen haben mochte.

Als sie ihre Arbeit beendet hatte, war ich an der Reihe zu erröten. Leise, fast ein wenig schüchtern brachte ich ein schwaches: „Dankeschön“, heraus. Fluttershy hingegen sagte nur:
 

„Aber Time! Freunden helfe ich doch immer gerne. Nun lass uns in die Bibliothek gehen.“
 

Ich tat wie mir geheißen und öffnete die Tür. In dem großen Raum stand mindestens die Hälfte der Bevölkerung Ponyvilles. Über ihnen hing ein großes Banner, auf dem stand: >Willkommen in Ponyville Time Shift<

Doch alle hatten eines gemeinsam. Sie standen da, völlig starr und mit offenen Mäulern. Sie alle mussten die Szene durch das Fenster im Erdgeschoss beobachtet haben.

Hinter Pinkie Pie, die in der Mitte der Gesellschaft stand, ging die, mir bereits bekannte, Partykanone los und ergoss einen Regen von Bonbons über die Ponys.

Für einen Moment stand ich einfach nur da. Ich starrte in den Raum, mein linkes Augenlid zuckte, bevor ich die Tür wortlos zu schleuderte. Genervt drehte ich mich von der Bibliothek weg und sah gen Himmel.
 

„Ach komm Celestia! Das wird schon langsam lächerlich! Ehrlich, wer sich so etwas ausdenkt, muss komplett wahnsinnig sein!“, doch meine Worte verhallten ungehört.
 

Stattdessen kam Fluttershy hinter mir her gerannt. Nervös fragte sie:

„Time, was ist denn nur los? Haben wir etwas falsch gemacht?“
 

„Ach bitte. Lass mich einfach nur in Ruhe.“, antwortete ich. Mir war es inzwischen egal, wo hin ich gehen würde. Ob mit oder ohne meinen Büchern, aber Hauptsache weit weg von diesem Dorf!
 

Das gelbe Pony blieb zurück, es folgte mir nicht weiter. Ohne mir sicher zu sein warum, tat mir das sogar weh.

Als ich durch das Pony-leere Ponyville ging, dachte ich nur daran, was ich machen sollte, wenn ich Ponyville verlassen hatte.

'Vielleicht kann ich ja bei dieser Gauklerin... Wie hieß sie noch gleich... Achja, Trixie, einen kleinen Job hinter den Kulissen bekommen.'

Plötzlich blendete mich ein weißer Blitz. Als meine Fähigkeit zu sehen langsam zurück kehrte, sah ich vor mir einen blauen Kasten mit einigen Scheiben stehen.
 

„Ja klar! Was denn noch?“, schrie ich, ohne genau zu wissen, wen ich überhaupt anschrie.
 

Eine, in dem Kasten eingelassenen Tür, öffnete sich und ein brauner Huf streckte sich mir entgegen und zog mich in den Kasten hinein. Ich stand in einer großen, metallernen Halle, mit einem zentralen Pult, an dem viele Hebel und Knöpfe befestigt waren.

„Das sieht ja von innen viel größer aus als von außen.“, entfloh es meinen Lippen.
 

„Ha! Das sagen sie alle!“, lachte ein mir bekanntes Pony.

Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht des braunen Ponys mit der Sanduhr auf der Flanke. 'Natürlich! War ja klar. Celestia musste unter Größenwahn leiden.'
 

„Und wer sind Sie?“, fragte ich wenig interessiert.
 

„Ach, nennen Sie mich einfach den Doktor. Die viel interessantere Frage ist: Wer sind Sie!“
 

Hatte ich ihn nicht genau das gefragt?
 

„Also Herr Doktor, wo bin ich hier?“
 

„Das, das ist mein Schätzchen! Die Tardis. Sie bringt mich durch Raum und Zeit. Nun, aktuell mehr durch Raum als durch Zeit. Die gute zickt ein wenig seit wir in Ponyville sind.“
 

„Und was habe ich damit zu tun?“
 

„Gute Frage, gute Frage. Aber ich schlage vor, dass wir erstmal die Tardis verlassen und uns gemütlich in mein Haus setzen und einen Tee trinken.“
 

„Ah... ja. Habe ich denn eine Wahl?“
 

Er grinste mich breit an: „Nein!“
 

Der Doktor öffnete die Tür und bedeutete mir nach draußen zu treten. Grummelnd kam ich seinem Wunsch nach und verließ die Tardis.
 

„Oh ja Schatz! Nicht aufhören. Mama ist gerade wild.“, war einer der kurzen Ausschnitte, die ich vernahm, die ich aber nicht alle hier aufzählen möchte.
 

„Bei Luna.“,entglitt es mir, denn ich stand mitten in den königlichen Gemächern. Das hochrote Gesicht Celestias blickte mich wutentbrannt an, als sie schrie:
 

„Time Shift!“

Ich tat das einzig richtige in diesem Augenblick. Ich machte eine hundertachtzig Grad Drehung und flitzte zurück in den blauen Kasten.

Böse sah ich den Doktor an.
 

„Falscher 'Raum'!“, schnauzte ich.
 

„Oh, stimmt. Äh...“, er wirbelte herum und betätigte einige Hebel und Knöpfe, bevor sich die Tardis erneut in Bewegung setzte.

„So hier wären wir!“
 

„Sind Sie sich diesmal sicher?“ Seine Antwort war mir ehrlich egal! Sollte er doch zuerst raus gehen.
 

„Ich schlage vor, dass Sie die Tür öffnen und sich schon mal auf einen der Sessel setzen. Ich komme gleich nach.“, versicherte er mir.
 

'Warum mache ich das eigentlich?', dachte ich, als ich die Tür öffnete und den Kasten verließ. Wenige Sekunden später kam ich wieder hinein geeilt, jaulend wie ein Hund.
 

„Ah, ich nehme an, dies war auch der falsche Raum. ...Sie haben da übrigens einen Feil in ihrer Flanke stecken.“
 

„Ach wirklich? Habe ich das? Das ist mir ja noch gar nicht aufgefallen!“
 

Nach etwa zwanzig weiteren Anläufen, in denen ich temporär sogar in eine Ente verwandelt worden war, kamen wir im Haus vom Doktor an. Ich trat aus der Tardis, bereit von einem Kannibalen Stamm gefressen, einem Riesen erdrückt oder einer wütenden Celestia... uh daran wollte ich gar nicht denken.

Doch nichts geschah. Ich stand in einem Raum, erleuchtet von einem Kaminfeuer, um das herum zwei Sessel positioniert waren. An der Wand hing ein großer Spiegel, der Doktor war wohl eitel, in dem ich eine Zeit lang meinen geschundenen Hintern betrachtete.
 

„So da bin ich.“, sagte der Doktor, als er aus der Tardis kam. „Möchten Sie einen Tee?“
 

„Nein. Ich möchte Antworten!“

Zeitreisen... Und so...

„Antworten?“, der Doktor wirkte nachdenklich, „ja wenn Sie das wünschen... was wollen Sie denn wissen?“
 

Ich deutete zu der Tür des Hauses, die offensichtlich auf eine Straße mitten in Ponyville führte.

„Erst mal wüsste ich gerne, warum wir in diesem Mistdingen hier hingekommen sind, wenn wir auch einfach zu Huf hier hin gekommen wären.“ Schnaubend zog ich mir den Pfeil aus der Flanke und sah den Doktor finster an.

„Ähm nun.... dass soll Sie auf ihre Aufgabe vorbereiten...“

Erstaunt sah ich ihn an, für einen Moment verflog meine Wut. Ungläubig fragte ich:

„Wirklich?“

„Nein, aber wenn man so eine Tardis hat, wird man irgendwann Huffaul.“, sagte er trocken und setzte sich mit einer Tasse Tee auf einen der Stühle.

„Gut, dann eine andere Frage,“, sagte ich genervt und setzte mich dem Hengst gegenüber, „warum haben Sie mich entführt?“

„Naja, entführt ist so ein hartes Wort... Tee?“, mit einer unschuldigen Geste hielt er mir einen dampfenden Tee hin. Ich ergriff ihn, nahm einen Schluck und sah den Doktor weiter finster an:

„Lenken Sie nicht ab! Warum haben Sie das getan?“

„Nun, haben Sie nicht manchmal das Gefühl Sie wären zu mehr bestimmt? Brennt in ihnen nicht der Wunsch die Welt zu bereisen und dem langweiligen Alltag zu entkommen?“

Ich sah ihn mit einem Blick an, der so gelangweilt und angeödet war, dass meine Brauen eine einzige, durchgehende Linie bildeten. Mit einer ebenso emotionslosen Stimme antwortete ich dem Doktor mit nur einem Wort:

„Nein.“

Dann legte ich den freilich viel zu heißen Tee weg und stand auf, verließ das Haus und den völlig erschütterten Doktor und trat hinaus in die Sonne. Für mich gab es nur den Weg zurück zur Bibliothek. Ich wollte von alle dem nichts wissen. An mir vorbei lief ein Hengst, der wild schreiend vor einer Stute mit türkisener Mähne und Schweif floh. Ich drehte mich kurz um und blickte den Beiden hinterher, als ich meinen Weg durch das wie immer geschäftige Ponyville fortsetzte.

„Timi, Timi, Timi, Timi...“, rief das rosa Pony hinter mir, bis es mich eingeholt hatte und wild um mich herumhüpfte.

„Was ist Pinkie?“, fragte ich das Pony genervt.

„Wo warst du...?“

Ich hätte diesem Pony am Liebsten den Hals umgedreht, oder es irgendwie sonst zum Schweigen gebracht, aber ich wusste, dass mich dann ihr unsterblicher Geist in alle Ewigkeiten genervt hätte.

„Ich war auf Zeitreisen mit einem verrückten Doktor.“, erwiderte ich trocken.

„Achso.“, entgegnete das Pony mit der selben Selbstverständlichkeit. Dann fing es an zu kichern und verschwand hinter der nächsten Häuserecke. Ich sah ungläubig um die Ecke, hinter der sich eine Sackgasse befand, aber kein pinkes Pony. Dann zuckte ich mit den Schultern und ging weiter. Die Sonne senkte sich bereits, als ich den großen Baum mit den vielen Büchern erreichte und wie immer achtlos die Tür öffnete. „WUMMMS“, irgendwas war mit der Tür kollidiert, doch ich achtete nicht weiter drauf und ging auf geradem Weg zur Treppe.

„Oh hey Time!“, begrüßte mich eine fröhliche Twilight, die gerade mit einem Teeservice die Küche verließ. Ich schenkte ihr nur einen gelangweilten Blick und wollte gerade weiter gehen, als Twilight eine verhängnisvolle Frage stellte:

„Wo.... wo ist die Prinzessin?“

Ich wandte mich ihr mit schockierten Blick zu, dann wanderten unser beider Blicke zu der noch immer aufgeschlagenen Tür. Diese bewegte sich nun langsam und hervor trat eine hochrote Celestia, deren blaues Auge nun einen wunderbaren Kontrast zu ihrem Gesicht bildete.

„Time Shift!“, schrie sie mit royaler Stimme, was eine Flucht meinerseits zur Folge hatte. Doch Celestia war schneller, mit weit gespreizten Flügeln stürzte sie sich ganz unroyal auf mich und alles was mir einfiel war die Hufe vor dem Gesicht zusammenzuschlagen. Doch... doch es passierte nichts. Celestia schwebte einfach wenige Zentimeter vor meinem Gesicht, das ihre wutverzerrt. Verwirrt schaute ich zu Twilight, doch die lilane Stute war ebenfalls wie versteinert und ihr leerer Blick war erschrocken auf Celestia gerichtet. Langsam aber sicher fand ich den Mut mich Celestia zu nähern.

„Die sieht ja noch schlimmer aus von nahem...“

Wie ein junges Fohlen, dass ein totes Tier entdeckt hatte und nun mit einem Stock in ihm herumstocherte, führte ich meinen Huf ungläubig an Celestias Seite, was einen lauten Knall zur Folge hatte, als die Stute mit der Zuckerwattenmähne auf die Seite kippte. Ich gab nur ein lautes Stöhnen von mir, war es mir doch inzwischen zur lästigen Gewohnheit geworden, dass hier irgendwas verrücktes geschah. Also machte ich kehrt und ging auf mein Zimmer, meine Ankunft mit einem lauten Knall der Tür bestätigend. Ein wenig genervt, aber vor allem geschlaucht warf ich mich auf mein Bett. Unter mir, in der großen Halle hörte ich hingegen den lauten Aufschrei Celestias und die daraus resultierenden Wortfetzen ihrer Musterschülerin. Mir wars egal. Lustlos zog ich mir das Kopfkissen über den Kopf und ignorierte, was immer es zu ignorieren gab.
 

Ein Hahn krähte, ich hatte einen wundervollen Traum gehabt, von Fluttershy... es war als könnte ich ihr weiches Fell und ihren warmen Körper noch immer fühlen.

Bei Luna! Da war ein weiches Fell... war es überhaupt ein Traum gewesen...?

„Du hast so ein schönes, weiches Fell...“, murmelte ich in das mir zugewandte Ohr und umfasste den warmen Körper noch etwas fester.

„Oh vielen Dank! Wissen Sie, dafür gehe ich auch einmal die Woche in den Schönheitssalon!“
 

„WAHH!“, ich schrie laut auf, als ich die Stimme des Doktors direkt neben mir hörte, sprang aus dem Bett und zerrte die Decke vor meinen Körper. In meinem Gesicht machte sich Scham breit.
 

„Aber ich bitte Sie, Sie tragen doch sowieso keine Kleidung...“
 

Dieser Tatsache bewusst ließ ich die Decke fallen und ein lautes Schnauben entfuhr meinen Nüstern.

„Sie... hier... was machen Sie hier?“, fragte ich, bereit dem braunen Hengst jeden Moment an die Gurgel zu springen.
 

„Was Sie doch wirklich wissen wollen ist, was ich hier gemacht habe.“
 

„Und das wäre?“
 

„Nichts.“
 

„Sie haben nichts gemacht... in meinem Bett?“
 

„So sieht es aus.“
 

„Hätten Sie nicht wo anders Nichts machen können?“
 

„Das hätte ich.“
 

„Nun warum haben Sie nicht?“
 

„Weil ich mit ihnen reden wollte.“
 

„In meinem Bett?“
 

„Nun, sonst erschienen Sie mir so unpässlich...“

„Erschien ich ihnen also pässlicher in meinem Bett?“
 

„Nun, jetzt wo Sie es sagen...“
 

Ich fuhr mir wütend mit einem Huf über das Gesicht. War das denn noch zu fassen?
 

„Wie sind Sie überhaupt hier herein gekommen?“
 

„Durch die Tür.“
 

„Ich meine, war die Tür nicht zu?“
 

„Das hier ist eine Bibliothek...“
 

Meine Miene verfinsterte sich.
 

„Was wollen Sie?“
 

„Sagte ich das nicht bereits? Ich will mit ihnen reden. Über ihre Fähigkeit...“
 

Ich schenkte dem Doktor einen genervten Blick und ließ es mir nicht nehmen ebenso genervt zu antworten: „Meine Fähigkeit? Meine Fähigkeit! Ich zeige ihnen meine Fähigkeit als Rauswerfer...“

Wutentbrannt kam ich auf den Doktor zugestürmt. Dieser jedoch schaute nur gelangweilt auf seine Taschenuhr. Gerade als ich ihn erreicht hatte, verschwand er und ein anderes, ähnlich gefärbtes Pony mit gleicher Cutiemark erschien hinter mir.

„Was? Wie? Wo? Und wer sind Sie...?“
 

„Gestatten, der Doktor... und wie immer pünktlich wie mir scheint...“, antwortete das Pony.
 

„Das kann doch nicht sein... er war doch... äh ist doch der Doktor... zumindest als er hier noch stand, ich meine...“
 

„Ja, ich weiß es ist verwirrend, aber es stimmt schon, er ist ich. Oder besser ich bin er, denn er ist mein zukünftiges ich.“
 

Kurz schaute ich den Hengst aus zusammengekniffenen Augen an, dann entschloss ich mich jedoch, in Erinnerung an die Tardis, dem Hengst zu glauben.

„Ja... das macht Sinn...“
 

„Nun, ich habe gerade Mittagspause gehabt und mir gedacht ihnen doch eben mitzuteilen, dass Sie durch Raum und Zeit reisen können.“
 

„Wie ich kann durch Zeit und Raum reisen?“
 

„Nein.“
 

„Warum sagen Sie dann sowas?“
 

„Habe ich doch gar nicht. Ich sagte Sie können durch Raum und Zeit reisen. Das ist etwas völlig anderes.“
 

Ich schwieg einen Moment, dann schüttelte ich nur den Kopf.

„Und das sagen Sie mir einfach so... Einfach so aus dem nichts heraus...?“
 

„Nun, ich wollte es ihnen in 100 Jahren bei einer gemütlichen Tasse Tee sagen, aber Sie hatten es ja eilig mein Haus zu verlassen.“
 

Ich starrte den Doktor nur verständnislos an, als er auf seine Taschenuhr guckte und mir freundlich zulächelte.

„Oh... meine Tee Zeit ist vorbei. Ich wünsche ihnen noch einen angenehmen Tag.“
 

Und so beobachtete ich, wie der Doktor eine unsichtbare Tür öffnete und für immer aus meinem Leben verschwand... hoffte ich zumindest.

Errare equum est

„Ich weiß auch nicht, was er damit meinte...“, sagte ich seufzend zu dem lavendelfarbenen Pony, welches mir mit einem sorgenvollen Gesicht die Stirn abtastete.
 

„Hmm... also Fieber hast du schon mal nicht.“, sagte Twilight nachdenklich und sah mich verständnislos an, so als ob ich der Verrückte hier wäre.
 

„Ich weiß ja wie das klingt... Aber sei doch mal ehrlich; wie erklärst du dir, dass ich auf einmal weg war und Celestia vor deinen Hufen auf der Seite lag?“, fragte ich sie, an ihre Vernunft appellierend, die ich aller Widrigkeiten zum Trotz vorausgesetzt hatte. Ich bin einfach zu gutgläubig gewesen...
 

„Hey, ich habs!“, rief sie laut aus und verschwand in einem gleißenden, lila-weißen Blitz. Ich schluckte.

Erneut blitzte es vor meinen Augen auf und ich kniff selbige reflexartig zusammen. Als ich sie wieder öffnete, starrte mich eine breit grinsende und leicht manisch wirkende Twilight an, über ihr ein riesiges, blechernes Sieb schwebend, welches mit vielen Lampen ausgestattet und mit Drähten an einem nicht minder großen Apparat angeschlossen war. Ihren Blick vor Augen, rutschte ich in meinem Bett immer weiter nach hinten, bis ich das Ende erreicht hatte. Was immer dieses Pony vor hatte, ich war mir sicher,mein Kopf würde, wenn er schon nicht explodierte, wenigstens für den Rest meines Lebens geschädigt werden würde. Und für meinen Kopf, da war ich mir sicher, war das Sieb gedacht. So kam sie immer näher und näher und näher und... plötzlich bewegte sie sich nicht mehr. Verwundert starrte ich sie an, ohne jeden Zweifel, dass mit ihr das gleiche wie mit Celestia passiert war. In diesem Moment wünschte ich mir, ich hätte es ihr niemals erzählt. Dann kam wieder Bewegung in ihre starre Miene und sie setzte einen Huf vor den Anderen. In die falsche Richtung. In Zeitlupe. Meine Augen weiteten sich, als sie immer weiter rückwärts ging und schließlich ein greller, diesmal wesentlich länger währender, weißer Blitz um sie herum erschien und sie sich in seiner Mitte aufzulösen schien.

Meine Mundwinkel verzerrten sich zu einem grotesken Lächeln. War ich vielleicht doch wahnsinnig? Ein wenig mit Sicherheit... Ich begann langsam mich in Ponyville einzuleben.

Seufzend sank ich im Bett zurück und schloss die Augen, in der Hoffnung, ich würde in irgend einem Irrenhaus in der Mitte Equestrias aufwachen, nur nicht hier.
 

Es war mir nicht vergönnt, mitten im Nirgendwo oder wenn auch in einem Irrenhaus aufzuwachen. Nicht mals die Augen konnte ich lange geschlossen halten, denn erneut fuhr mir Twilight mit einem Ihrer Hufe über die Stirn.

„Hmm... also Fieber hast du schon mal nicht.“,erwähnte sie mit der gleichen Nachdenklichkeit, wie zuvor.

„Das erwähntest du bereits...“, sagte ich genervt, ich hasste Wiederholungen.
 

„Nein, das tat ich nicht, Time. Wie kommst du darauf?“
 

Ich drehte mich zur Seite, von ihr weg, als würde das helfen, dieses verstörende Pony einfach verschwinden zu lassen.

„Langsam kriege ich noch Kopfschmerzen!“, fügte ich resignierend hinzu. Und tatsächlich, mein Verstand fühlte sich an, als würde eine Horde Pinkie Pies Polka auf ihm tanzen.
 

„Vermutlich hast du eine Gehirnerschütterung.“, murmelte Twilight kopfschüttelnd. „Das kurrerst du am besten hier im Bett aus!“
 

Nichts lieber als das.
 


 

~*~
 

Ich beschloss mir den nächsten Tag freizunehmen, denn in meinem Kopf spukten einige Gedanken umher, die mich nicht mehr losließen. Hatte der Doktor nicht etwas über meine Fähigkeiten gesagt? Hatte er mir nicht erzählen wollen, ich könne durch Zeit und Raum reisen? Ich musste es wissen! Es war so viel passiert, was hervorragend nach Ponyville passte, dass entweder Discord ausgebrochen war um seine Späße mit mir zu treiben, oder tatsächlich etwas an der ganzen Sache dran war. Zumindest ein Bisschen. Ich hatte mich also kurz nach dem Aufstehen, was ich wie gewohnt früh tat, auf den Weg zu eben jenem Haus, welches der Doktor bewohnte. Die Sonne war noch nicht richtig aufgegangen und ein schummriges Licht erfüllte die Straßen. Jene waren allerdings Ponyleer, lediglich die Pärchen nutzten die frühe Morgenstunde. Ich beäugte das Erste interessiert, anscheinend aber zu auffällig, denn die beige Stute, mit der rot-schwarzen Mähne, mit der ich ja bereits Bekanntschaft gemacht hatte und die nun einen grauen Pegasus Hengst umschlungen hielt, warf mir ein wütendes: „Gibts hier was zu sehen.“, zu. Ich widerstand dem Drang, ihr mit einer höhnischen Stimme zu antworten: „In der Tat nicht allzuviel, Maam.“

Ich war überzeugt davon, in irgendeinem Gebüsch in der Nähe wartete nur Roid, begierig mich zu lehren, was es hieß, ihm den Blick zu versperren. Auch das nächste Paar, dem ich im Park begegnete, waren mir zwei bereits bekannte Stuten. Ich hatte sie auf der Brücke kennengelernt, hatten sie doch eimerweise Dreck über mein schönes Fell verteilt. Diesmal blieb ich nicht stehen, alleine schon um ihr... ähm... ja... eben halt ihr, Dings eben... nicht zu unterbrechen. Das letzte Paar jedoch war das kurioseste, oder ich halluzinierte mal wieder... wer weiß?

Am Ende des Parkes, kurz bevor ich in die Straße abbog, in der der Doktor wohnte, kam ich an dem grauen Pony mit der grünen Mähne vorbei, welches ein Wesen mit löchrigen Hufen küsste. Ein Changeling? Es wunderte mich nicht wirklich und da ich sowieso dachte, es sei eine Halluzination, ging ich weiter, ohne die auf einem Baum mit einem Fernglas sitzende Prinzessin der Sonne weiter zu beachten. Bei Luna, ich müsste bald einen richtigen Doktor aufsuchen.
 

An der Tür angekommen, klopfte ich lautstark und ein Doktor mit krauser Mähne und schiefer Fliege öffnete mir die Tür.

„Ähm... Sie? Sie sind etwas früher da als erwartet...“, sagte er, ebenso verdutzt, wie ich guckte, als sein ebenfalls zerzaustes vergangenes oder zukünftiges ich an mir vorbeiging und dem Doktor, also dem Anderen, der vor mir stand, verschmitzt zuzwinkerte.

Mein Blick wechselte schnell zu völliger Leere, als ich begriff.

„Ich...“

„Nein! Ich will es gar nicht erst wissen!“, murrte ich barsch und schob mich an ihm vorbei, in das Haus hinein.

Ich setzte mich, freilich mit großem Unbehagen, auf einen Sessel, über den ein schwarz weißes Dienstmädchen Kostüm hing. Die Couch wollte ich nämlich meiden...
 

Der Doktor trat, wie immer echt unberührt zu mir heran, seine Stimme gesammelt, als hätte ich nichts gesehen.
 

„Ah, wie ich sehe, möchten Sie jetzt doch mehr über ihre Fähigkeiten erfahren.“
 

„Wenn diese mir helfen, den Moment von eben zu vergessen...“
 

„Welchen Moment?“
 

Ich deutete auf das Dienstmädchenkostüm. Er lächelte breit und streckte mir den Huf hin, welchen ich misstrauisch beäugte, aber nicht ergriff.
 

„Mein lieber Shift, ich danke ihnen dafür, dass Sie es mir ausgeliehen haben werden.“
 

Verständnislos sah ich ihn an, meine Augen mussten funkeln, denn der Doktor verstummte, das Lächeln wich von seinem Gesicht und in einer schnellen Bewegung setzte er sich mir gegenüber auf die Couch. Er holte tief Atem, so als ob es darum ginge, gleich eine Arie im hohen C zu singen, was er auch bestimmt bald können würde, wenn er mir nicht langsam Antworten lieferte.

„Was wissen Sie über Zeitreisen?“, fragte er.

„Nichts.“, antwortete ich.
 


 

~*~
 

Das Gespräch hatte den ganzen Tag gedauert, erst am Abend verließ ich, mit noch mehr Kopfschmerzen als zuvor sein Haus. War er verrückt? Wenn ja, war ich es auch? Er hatte mir soviel erzählt, über Zeitreisen, was, wie er meinte jeder drittklassige Timelord könne. Was mich aber wohl zu etwas Besonderem machte, war die Fähigkeit, ohne eine Tardis zu reisen und die Zeit nach Belieben zu verschieben.

„Verrückt; eindeutig verrückt!“, resümierte ich.

Als ich wieder durch den Park marschierte, in Erwartung wieder irgendwelchen bizarren Paaren über den Weg zu laufen, stoppte ich. Vor mir stand Fluttershy, ihr Gesicht vor Sorgen verzogen.
 

„Time, wo warst du nur? Twilight macht sich sorgen um dich. Sie meinte du wärst...“
 

„Nicht bei Verstand? Ja, da hat sie vermutlich recht!“, grunzte ich und fuhr mir mit einem Flügel durch die Mähne.

Fluttershy verstummte und sah für einige Augenblicke betreten zu Boden, bevor sie mich mit ihren schönen Augen ansah und mit fester Stimme eine Frage formulierte, die mich zum Nachdenken brachte:

„Woher willst du das wissen?“

In der Tat waren mir viele verrückte Dinge passiert, ich hatte Kopfschmerzen und dieses ganze Dorf hier war wahnsinnig, doch ich war bis jetzt stets rational gewesen. Ich hatte immer klar gesehn, nie Tatsachen verdrängt oder erschaffen. Also warum zweifelte ich an mir? Wenn so etwas wie Ponyville ohne einen Herrscher wie Discord existieren konnte, so konnte ich vermutlich auch meinem Verstand trauen.
 

Grinsend sah ich sie an, bereit ihr um den Hals zu fallen, was ich dann auch tat.

„Fluttershy... du hast ja so recht! Danke...“

Sanft drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange und ihr helles, gelbes Fell verfärbte sich um ihre Nüstern zu einem fast genauso hellen Rot.
 

„Ich... Ich...“, stammelte sie in ihrer süßen Stimme.
 

„Ich weiß!“, sagte ich, als könnte ich ihre Gedanken lesen. „Wir müssen sofort wieder zum Doktor!“
 

Ich packte sie stürmisch am Vorderhuf, um mit ihr zurück zum Doktor zu rennen. In meiner Hast bemerkte ich nicht, wie sich ihr Blick in pures Erstaunen wandelte.
 


 

~*~
 

Zurück beim Doktor, wurde ich bereits an der Tür empfangen, natürlich wusste er, dass ich zu ihm zurück kommen würde. Fluttershy, die noch immer an meinem Huf hing, wie ein Kaugummi, bemerkte ich schon gar nicht mehr und aufgeregt stürzten die Worte aus mir heraus:
 

„Ich will lernen!“
 

„Ich weiß.“
 

„Ich weiß, dass sie es wissen!“
 

„Auch das wusste ich.“
 

„Ich hätte wissen müssen, dass sie das wussten.“
 

„Ich weiß.“
 

In diesem Moment machte sich Fluttershy an meinem Huf bemerkbar, denn ihr Gewicht, als sie bewusstlos zu Boden gesunken war, zerrte an ihm. Erstaunt und völlig ratlos, ob dieses seltsamne Verhaltens, sahen der Doktor und ich uns an.



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