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Durch die Hölle für einen Freund.

von

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Die Schmerzen drangen in seinen bereits angeschlagen Körper ein.

Das Blut klebte an seinen zerrissenen Kleidungsstücken und an seiner Haut, die von Wunden übersät war.

Sein Atem ging unkontrollierbar, der rote Lebenssaft fand den Weg aus seinem Mund.

Schweißgebadet wachte er auf, blickte sich orientierungslos um, nur um sicherzustellen, dass er auf der Sunny und nicht auf der Thriller Bark war.

„Ich bin mir sicher, dass du das nicht lange aushalten wirst.“

Er hatte das Gegenteil bewiesen, doch jetzt wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass der Pacifista Recht gehabt hätte.

Dann würde er nun nicht das Grauen Tag für Tag, Nacht für Nacht, durchleben müssen.

Was früher die meiste Zeit seines Alltages bestimmte, war nun undenkbar geworden.

Sofort einzuschlafen war ihm nicht möglich, stundenlang beschäftigte er sich mit dem Zählen der Maserungen der Decke über ihm.

War er dann endlich zur Ruhe gekommen, wurde diese ruiniert durch die Erinnerung an den Samurai und das Resultat seines Vorgehens.

Noch leicht panisch sah er sich in der Kajüte um, sein Blick blieb bei seinem Kapitän hängen.

Auch wenn er jetzt mit den Folgen leben musste, war es das wert gewesen.

Schmerzen war er gewohnt, seine Kindheit hatte ihn geprägt.

Aber Verluste waren für ihn immer noch schwieriger zu verarbeiten als Leiden.

Seufzend stand er auf, an Schlafen war nun gar nicht mehr zu denken, er schlich sich leise aus dem Jungenzimmer, um an Deck zu gelangen.

An die Reling gestützt sah er hinaus aufs Meer, das sachte Rauschen der Wellen und das Schwanken der Sunny, wenn die Wellen an den Wänden des Schiffes brachen, beruhigten ihn ungemein.

Zärtlich strich er geistesabwesend über die Scheide des weißen Schwertes.

Ihres Schwertes.

Das einzige Schwert von den Dreien, mit denen er die Reise als Pirat unter dem Jolly Roger angetreten war.

Bartholomäus Bär war sich sicher gewesen, dass er diese Attacke nicht überleben würde und auch er selbst hatte mit diesem Gedanken gespielt.

Dass er noch lebte war, also eine Art Wunder, hatte sie ihn beschützt?

Er fühlte sich immer noch, nach all den Jahren, mit ihr so verbunden, wie zu ihren Lebzeiten.

Er wusste, sie war tot, hatte er doch damals ihre Leiche gesehen.

Aber gespürt hatte er sie auch, damals wie heute.

Als er in die rote Blase eingetreten war und sein Körper angefangen hatte, ihm nicht mehr zu gehorchen, war er sich sicher der, Schwelle des Todes so nah wie noch nie zuvor gewesen zu sein.

Doch irgendetwas hatte ihn aufgehalten weiter zu gehen.

War es sie?

War es das Versprechen an sie?

War es das Versprechen an Ruffy?

Oder war es, weil er noch nicht gehen wollte?

Die Fragen blieben und die Antworten kamen nicht.

Der Rauch zog in seine Nase und er drehte sich reflexartig um und sah ihm ins Gesicht.

Der Smutje nahm einen weiteren Zug seiner Zigarette, zog dabei eine seiner gekringelten Augenbrauen hoch. „Schon wach? Das kommt in letzter Zeit oft vor, Marimo.“

Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Eine Feststellung, die ihn verwirrte.

„Woh…“ Dazu auszusprechen kam er nicht, der Blonde schnippte den letzten Rest des Glimmstängels ins Meer, wo er in die Tiefen versank.

„Ich bin immer als Erster wach, denkst du etwa ich, merke nicht, wie du jeden Morgen hier rumstehst?“

Er zuckte mit den Schultern und drehte sich um, die Nacht hatte wieder einmal an seinen Kräften gezerrt und auf eine Diskussion hatte er nun wahrlich keine Lust.

Sein Blick heftete sich wieder auf den endlos erscheinenden Ozean, an dessen Firmament gerade die Sonne aufging. Gleich würde reges Treiben auf der Sunny herrschen, das wollte er umgehen, indem er sich flugs ins Krähennest zurückzog.

Es war nicht zu übersehen, dass er sich immer mehr abkapselte und noch stiller als sonst gewesen war.

Streitereien mit dem Koch ging er aus dem Weg, mit Nami legte er sich auch nicht mehr an.

Wenn Ruffy ihm zu nah kam, stieß er ihn von sich weg.

Selbst Chopper ließ er nicht mehr auf seine Schultern.

Als Erster war er wach, als Letzter ging er schlafen, den Tag verbrachte er in seinem Trainingsraum.

Auch die Kombüse mied er, essen tat er kaum noch. Es kam ihm sowieso nur wieder hoch, dann konnte er besser ganz drauf verzichten.

Aber das war nicht der einzige Grund, warum er nicht zu den Mahlzeiten erschien, zu dieser Zeit waren alle Crewmitglieder dort versammelt.

Die Sunny war groß, so konnte man den Anderen gut aus dem Weg gehen, nur zu drei Zeiten am Tag war jeder am selben Ort.

Die Kombüse war ihm zu voll.

Er wollte nicht unter ihnen sein, das steigerte seine Panikattacken, die er sorgsam vor den anderen verbarg, nur mehr.

Die anderen hatten bereits gemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmte, aber dennoch würde er es ihnen nicht allzu offensichtlich zeigen.

„Er ist schon wieder nicht da.“ Lysop sprach aus, was alle dachten. Keiner hatte großen Appetit, seit sich der Schwertkämpfer verändert hatte.

Selbst Ruffy aß weniger als normalerweise.

Sanji setzte sich auf seinen Platz und starrte dabei auf den Gegenüberliegenden, der schon lange leer war. „Er war auch heute wieder früher wach als ich.“

Abgesehen von Dreien aus der Crew konnte sich niemand erklären, weshalb es so gekommen war, doch diese drei schwiegen eisern.

Es war allein die Entscheidung des Grünhaarigen, alle anderen aufzuklären. Sie würden es erst tun, wenn alles ausartete.
 

Ein gellender Schrei durchbrach die Stille auf der Thousand Sunny.

Früher wäre jeder Einzelne von ihnen losgerannt, um herauszufinden, wer geschrien hatte und was der Grund für einen solchen Ausbruch war.

Doch jetzt war nicht früher, jetzt war heute.

Und heute war alles anders.

Ohne nachzusehen wussten sie, wer gerade furchtbare Qualen erlitt, dafür musste sich niemand von seiner Position aus zu ihm begeben.

Es hätte ja doch nichts genutzt.

Nach außen hin sah es so aus, als hätte keiner der Besatzung der Strohhutbande etwas mitbekommen, doch wer genauer hinsah, wusste es besser.

Auch wenn sie sich daran gewöhnt hatten, einen kurzen Blick schenkte jeder von ihnen dem Krähennest, indem einer ihrer Freunde gerade Fürchterliches durchstand.

Allein.

Und sie konnten nichts tun, das nagte an ihnen am meisten.

Er ließ sie nicht an sich heran. Statt sich helfen zu lassen, mied er jeden Einzelnen, wollte keinen Kontakt.

Es war nicht verwunderlich, dass er so handelte, er war noch nie ein geselliger Typ Mensch gewesen.

Ein Einzelgänger, das war er gewesen, bevor er Mitglied, sogar das Erste, in dieser Crew wurde.

Mit der Zeit war er aufgetaut, aber ändern ließ er sich nicht, seine Ruhe zu haben war ihm immer noch sehr wichtig und das hatten sie alle toleriert.

Jeder hier hatte seine Marotten und jeder akzeptierte diese.

Beunruhigt sahen alle wieder kurz zum Ausguck als der erste Schrei auch der letzte blieb.

Bisher war es nie nur ein Einzelner geblieben, sondern Weitere waren gefolgt.

Chopper schritt schon nervös Richtung Krähennest, um nachzusehen, ob der Grünhaarige noch bei Bewusstsein war, doch noch ehe er den Mast überhaupt erreichte, drang der nächste Schmerzenslaut über das Deck.

Das kleine Rentier hatte kaum Zeit auszuweichen, als der Schwertkämpfer runtergesprungen kam und zur Reling hechtete, das Augenmerk der restlichen Acht haftete auf ihm.

Über dem Geländer der Sunny hängend übergab er sich in die Fluten.

Seine Fingernägel gruben feine Rillen in das Holz, seine Fingerknöchel stachen weiß hervor und seine sonst gebräunte Hautfarbe war in aschfahl übergegangen.

Ruffy schritt langsam, bedacht darauf nicht zu hastig zu gehen, auf ihn zu. Während er noch ging, hob er die Hand, um sie ihm auf die Schulter zu legen, doch genau in dem Moment fuhr der Vize herum und wich seinem Kapitän aus.

„Geh.“ Es war nur ein heiseres Flüstern, das ihm über die spröden Lippen kam, doch jeder wusste, was es für den Grünhaarigen bedeutete, von seinen Freunden so gesehen worden zu sein.

Jedem von ihnen war Zorros Stolz bewusst, der Stolz eines Samurais.

Es war vielleicht nicht die medizinisch beste Entscheidung, dem Wunsch Zorros nachzukommen, doch es war die Beste auf freundschaftlicher Basis, ihren Nakama nicht noch mehr zu verletzen.

Sie hatten es alle gesehen, umgeben von tiefen Schatten, war es in seinen Augen zu sehen gewesen.

In den normalerweise strahlenden, jadegrünen Augen, die einem sonst frech und stolz entgegenblickten, war nur noch Angst und Pein zu erkennen.

Angst, das hatten sie bei Zorro noch nie erlebt, er war es immer gewesen, der noch im Angesicht des Todes lächeln konnte, aufgrund der Freude einen würdigen Gegner getroffen zu haben.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ein jeder, wie sich der Grünschopf wieder zurück ins Krähennest verzog.
 

Der Smutje kam humpelnd auf ihn zu, stellte sich ihm in den Weg und bot ihm seinen Kopf an.

Seinen Deal mit Bär wollte nun der Blonde eingehen, das konnte er nicht zulassen.

Mit einem gekonnten Hieb der Scheide seines Schwertes übergab er den Koch in die Welt der Bewusstlosigkeit.

Doch dieser Zustand kam nicht, wie erwünscht, sofort über den Blondschopf, erst umfasste er noch sein Handgelenk und flüsterte diesen einen Satz, den er wohl nie vergessen würde: „Warum du?“

Wie jedes Mal rann ihm der Schweiß über die Stirn, der Schrei hatte Niemanden aufgeweckt, wie er realisierte, als er sich umsah.

Er hatte keine Antwort gegeben und der Koch hatte ihn auch nicht mehr darauf angesprochen, aber er selbst kannte die Antwort.

Jeder in der Crew war wichtig, hatte seine Position.

Ohne die Navigatorin hätten sie es nicht einmal über die Redline geschafft, wenn sie dort überhaupt angekommen wären.

Hätten sie ihren Schiffsarzt nicht, wären sie des Öfteren schon in die Totenwelt eingedrungen.

Ohne Robin wären ihnen viele überlebenswichtige Informationen vorenthalten gewesen.

Wäre der Cyborg nicht, wären sie schon oft auf dem Meeresgrund gelandet.

Brook war für Musik zuständig, die ihnen mal Ruhe vor ihrem Kapitän ermöglichte.

Der Smutje bewahrte sie alle vor dem Hungertod.

Selbst Lysop war unentbehrlich, seine Erfindungen hatten ihnen schon das ein oder andere Mal den Hals aus der Schlinge gezogen.

Und dann war da noch Ruffy, der Wichtigste der Mannschaft. Eine Mannschaft konnte ohne Kapitän nicht existieren und auch, wenn man es dem naiven und kindlichen Schwarzhaarigen nicht zutraute, war er der beste Kapitän, den sie sich wünschen konnten.

Diese Acht waren nicht ersetzbar, er schon.

Er war ein Kämpfer auf dem Schiff, doch jeder von ihnen konnte kämpfen, da war er nicht wichtig.

Er war ersetzbar, das war er schon immer gewesen, hatten seine Eltern ihm schon gezeigt.

Ins Heim abgeschoben worden, nachdem seine Halbschwester zur Welt kam und das nur, weil er seinem Vater zu sehr ähnelte. Weil seine Mutter seinen Anblick nicht mehr ertragen konnte, wie sie ihm damals immer mitgeteilt hatte.

Er war ersetzbar.
 

Der Blick des Strohhutträgers lag auf dem Ausguck. Draußen regnete es seit Stunden und alle hatten sich in der Kombüse versammelt, abgesehen von Franky und Lysop, die an einer neuen Erfindung schraubten.

„Heute war es noch schlimmer als sonst.“ Die anderen sahen zu Ruffy, wussten was er meinte und dennoch wollten sie es von ihm hören.

„Er ist nach nur ein paar Stunden aufgewacht und ging raus, dachte wohl wir hätten nichts mitbekommen. Aber Sanji, du warst auch wach, oder?“

Es war ungewohnt ihren Kapitän ernst zu erleben, aber normal war für die Strohhutbande seit dem Ablegen von der Thriller Bark nichts mehr.

Es war mittlerweile alles ungewöhnlich gewöhnlich.

Der Smutje, der am Herd stand, nickte und schwenkte die Pfanne ein weiteres Mal.

„Aber wir können nichts tun, solange er uns von sich stößt. Es wäre für ihn wahrscheinlich leichter zu ertragen, wenn er unsere Hilfe annehmen würde.“

„So geht das nicht weiter. Ich werde gleich mal mit ihm reden.“ Sieben Augenpaare lagen auf dem Schwarzhaarigen, der auf dem Kopf der Gallionsfigur saß und in den Himmel starrte.
 

Sanji lehnte sich an die Reling und nahm einen tiefen Zug seiner Zigarette. „Meinst du, das bringt was, Ruffy?“
 

„Nein.“ Der hoffnungsvolle Ausdruck in den Augen der Strohhüte wich einem Trostlosen.

„Aber nur rumsitzen und nichts tun, ebenso wenig.“
 

Mit diesen Worten sprang der Schwarzhaarige von seinem Stammplatz und ging hinüber zum Mast, der das Krähennest beherbergte.
 

„Egal was er sagt oder was jetzt passieren sollte, wir werden ihn nicht aufgeben, klar?“
 

Es war unnötig dies zu sagen. Dennoch war es gut, dass sie wussten, dass ihr Kapitän genau so dachte.

Ruffy würde nie den Glauben an einen von ihnen verlieren.
 

Er stieg die Sprossenleiter hinauf und verschwand aus ihrem Blickfeld.
 

„Was habt ihr beredet?“
 

Es war mittlerweile Abend geworden, die Dämmerung hatte vor gut einer Stunde begonnen und die Sonne war in den Weiten des Meeres versunken.
 

Ruffy war nach kurzer Zeit aus dem Krähennest zurückgekehrt und hatte seitdem kein Wort über das, was dort oben geschehen war, verloren.
 

„Ich habe nicht viel aus ihm herausbekommen“, antwortete der Schwarzhaarige ehrlich.
 

„Und weiter?“ Nami ließ nicht locker, ahnte sie doch, dass noch mehr passiert war.
 

Ein geräuschvolles Seufzen seitens des Kapitäns war zu hören. „Gerade, als ich wieder runter wollte, fing er an, sich zu verkrampfen und keuchte irgendwas.“

Er machte eine kurze Pause, war sich nicht sicher, was er sagen sollte.

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich verstand Kuma.“
 

Er bemerkte nicht, wie drei seiner Freunde leicht zusammen zuckten.

„Kuma? Der Kampf war hart, besonders weil wir schon geschwächt waren, aber warum soll ausgerechnet er an Zorros Zustand schuld sein?“ Lysop legte den Kopf leicht schief.
 

Eine Frage kam den Schützen wieder in den Sinn, eine Frage die er eigentlich schon längst vergessen hatte.
 

„Ich habe mich schon damals, als Zorro so schwer verletzt war, gefragt warum eigentlich er bewusstlos war und du nicht, Ruffy.“
 

Chopper meldete sich nun ebenfalls zu Wort. „Ja, das war schon sehr seltsam. So schlimm stand es noch nie um ihn.“
 

Das kleine Rentier hatte die Wunden gesehen und behandelt, aber aus seinen Gedanken vertreiben konnte er die Bilder von diesem Erlebnis immer noch nicht.
 

Nami sah hinauf zu dem Rückzugsort des Schwertkämpfers, wandte dann ihren Blick wieder dem Ozean zu. „Vielleicht ist etwas passiert, während wir alle ohnmächtig waren.“
 

Es war nur ein leises Murmeln, doch verstanden hatten es dennoch alle.

„Wenn er nur darüber reden würde.“
 

„Sanji?“ Franky sah den Smutje an. „Weißt du was darüber?“
 

Der Blonde wirkte nach außen hin wie immer, lässig lehnte er sich an die Reling und zündete sich eine neue Zigarette an. „Warum sollte ich?“
 

„Die beiden von den Waldpiraten wussten doch irgendwas, und du hast dich mit ihnen unterhalten“, stellte der Cyborg fest.
 

Dass der Blonde keine Antwort gab, bestätigte die These des Cyborgs nur noch mehr und auch Ruffy schien zu verstehen.
 

„Sanji, wenn du was weißt, dann sag es.“ Es blieb still, bis der Strohhut das Schweigen brach. „Das ist ein Befehl.“
 

Er trat in die rote Blase ein.

Sein Körper bebte vor Schmerz, so einen hatte er bisher noch nie gespürt.

Als würde irgendetwas seinen Körper von innen auffressen, an seinen Organen nagen und ihm von innen Qualen bereiten.
 

Er hatte damit gerechnet, den nächsten Morgen nicht mehr zu erleben, aber das war noch schlimmer als der Tod.
 

Der Tod kam ihm im Gegensatz zu dieser Pein wie eine Erlösung vor.
 

Die Blase war nicht mehr zu erkennen, sei Körper hörte auf zu rumoren, doch der Schmerz blieb unverändert.
 

Alles tat ihm weh, selbst das Atmen verlief nicht ohne Anstrengungen.
 

Doch seine Beine hielten all dem stand, fest befanden sie sich auf den Trümmern des letzten Kampfes.
 

Er stand, er lebte.

Er stand im Leben, doch er wusste, vorbei war es noch nicht.

„Also?“ Erwartungsvolle Blicke trafen ihn als er als letzteintretender die Kombüsentür schloss.
 

Während sich alle schon dort drin versammelt hatten, war er noch draußen geblieben und hatte sich mental auf das folgende vorbereitet.
 

Das Geheimnis das er gehütet hatte würde gleich keines mehr sein.
 

Langsam ließ er sich auf seinen Platz gleiten.

„Ihr habt euch doch sicher schon mal gefragt, warum Kuma einfach verschwunden war und uns, insbesondere Ruffy, nicht mitgenommen oder getötet hat.“

Es war keine Frage vom Smutje gewesen, sondern eine Feststellung.
 

Er war sich bewusst, dass jeder einzelne von ihnen schon einmal daran gedacht haben musste.

Es war einfach zu seltsam gewesen, das der Samurai von dannen gezogen war, obwohl er die Chance gehabt hätte ihre ganze Bande auszulöschen.
 

„Er ist nicht einfach ohne Grund verschwunden, sondern weil Zorro ihm ein Angebot gemacht hat.“
 

Gerade als er zur weiteren Erklärung ausholen wollte unterbrach ihn die gefasste Stimme Robins. „Der Herr Schwertkämpfer trat zwischen dich, Herr Kapitän, und Herr Samurai. Als dieser dich ergreifen wollte um seinen Auftrag zu erfüllen, hat der Herr Schwertkämpfer ihm seinen Kopf angeboten.“
 

Ungläubige Blicke trafen die Dunkelhaarige. „Du wusstest auch davon Robin?“ Nami sah ihre Freundin fassungslos an.
 

Brook mischte sich nun ebenfalls ein. „Nicht nur die beiden wussten um das Geschehen auf der Thriller Bark, ich habe es auch gesehen und das obwohl ich gar keine Augen habe, Yohoo.“
 

Ruffy sah den dreien in ihre Augen. „Was ist dann passiert?“
 

Er brauchte Gewissheit.
 

Nach einem kurzen Blickaustausch war es Sanji der zum Sprechen ansetzte.
 

„Kuma willigte ein un…“ Die Köpfe sämtlicher Crewmitglieder richteten sich auf das Geschehen auf dem Deck, das sie durchs Bullauge im Blick hatten.
 

Es hatte einen dumpfen Aufprall gegeben, der Schwertkämpfer war auf dem Weg zum Krähennest, nach einem erneuten Brechreiz, auf die Planken aufgeschlagen.
 

Der letzte Anfall war zu viel für seinen geschwächten Körper gewesen. Chopper verwandelte sich in seiner Menschenform und hievte den Grünhaarigen auf seine Schultern, um ihn im Krankenzimmer untersuchen zu können.
 


 

Langsam öffnete er seine schweren Lider.
 

Es war lange her, dass er beim Aufwachen erholt war.
 

Keine Erinnerung hatte ihn geplagt und kein Schmerz, keine Übelkeit war ihm hoch gekrochen.
 

Er hatte ihn wieder gesehen, er war nicht da gewesen und dennoch hatte er ihn gespürt.

Als er aus dem Fenster des Ausgucks geschaut hatte, hatte er in der Spiegelung der Scheibe das Gesicht des Pacifista gesehen.
 

Es war das erste Mal, dass dies passiert war, bisher waren die Erinnerung, die schlaflosen Nächte, die Übelkeit und das schwächeln seines Körpers die einzigen Symptome der Qualen geblieben.
 

Doch das würde sich wohl noch ändern.
 

Das Gesicht des hünenhaften Cyborgs verfolgte ihn in seine Träume, ließ ihn nachts nicht los.

Die Lösung dagegen war das Einschlafen zu vermeiden, doch jetzt hatte er gar keine Möglichkeit mehr.

Denn auch am Tage sah er ihn nun, schlafen und wach sein, würde für ihn ab jetzt die pure Hölle sein.
 


 

„Was ist dann passiert?“ Ruffy hatte das zuvor unterbrochene Thema wieder aufgenommen.
 

Nachdem der Schiffsarzt den Grünhaarigen untersucht und Entwarnung gegeben hatte, weil es nur eine normale Reaktion des Körpers Zorros gewesen war, da dieser keine Kraftreserven mehr hatte, hatten sie sich zurück in die Kombüse begeben.
 

„Kuma hat mithilfe seiner Teufelskraft deine Schmerzen, in Form einer riesigen, roten Blase, von dir genommen. Das ist auch der Grund warum du so schnell wieder fit warst.“
 

Sanjis Blick lag auf einem undefinierbaren Punkt hinter seinen Kapitän. Er hatte gehofft, dass die Wahrheit über das Geschehen auf der Thriller Bark, nicht ans Licht kommen würde.
 

„Zorro trat in diese Blase ein und die Schmerzen von dir wanderten in seinen Körper. Kuma war der Meinung, dass keiner diese Attacke überleben würde, doch er tat es. Er stand sogar noch.“
 

„Und jetzt hat er mit den Folgen zu leben.“ Klinkte sich die Archäologin ein.
 

Eine Weile war es ruhig in der Kombüse, keiner sagt etwas, waren doch alle in Gedanken versunken.

Jeder einzelne von ihnen hätte sich ebenfalls geopfert, aber es war ein Unterschied wenn es wirklich passierte.
 

Es war Nami die bemerkte, wie verkrampft der Strohhutträger auf seinem Platz saß.

„Ruffy?“
 

Der Schwarzhaarige stand auf und positionierte sich vor dem Bullauge.

Seine Augen waren von der Krempe seines Hutes verdeckt.

„Ich bin ein schlechter Kapitän, oder?"

Sein Kopf schnellte zurück, ein roter Handabdruck zeichnete sich auf seiner Wange aus. Nami hatte nicht lange gezögert, war aufgestanden und hatte ihrem Kapitän eine schallernde Backpfeife verpasst.

„Hör auf, so zu reden. Verdammt, hör auf so zu denken!“ Sie umklammerte die schmalen Schultern Ruffys, aus verweinten Augen sah sie ihn an.

„Meinst du, Zorro hätte sich geopfert, wenn du ein schlechter Kapitän wärst?“

„Ich konnte ihn nicht schützen und das ist die wichtigste Aufgabe als Kapitän. Seine Crew zu schützen“, rechtfertige er sich. Seine Stimme war heiser und seine Worte kamen nur langsam in den Köpfen seiner Freunde an.

Sanji war es, der sich zu Wort meldete. „Du hast uns oft in Schwierigkeiten gebracht, aber auch hast du uns da immer wieder rausgeholt. Und bei dem Kampf gegen Moria und Oz wären wir ohne dich verloren gewesen, Ruffy. Also sag nicht, du seist ein schlechter Kapitän, denn das bist du nicht.“

„Aber…“ Weiter kam er nicht, da hatte die Navigatorin ihm erneut Eine gescheuert.

„Verdammt, Ruffy! Wärst du ein schlechter Kapitän, hätte Zorro gar nichts gemacht und auch keiner von uns, wenn wir bei Bewusstsein gewesen wären. Wir hätten zugesehen, wie Kuma dich mitnahm und wären dann allein weitergesegelt. Haben wir aber nicht, okay?“

Ruffy wandte sich zum Bullauge und sah eine Weile auf das Deck, wo sich der Schwertkämpfer gerade zurück in das Krähennest verzog.

„Ich war zu schwach, wäre ich nicht ohnmächtig gewesen, hätte Zorro sich nicht opfern müssen.“

„Wir waren alle nicht stark genug, dich trifft keine Schuld, Ruffy.“

„Ich rede nochmal mit ihm.“ Der Schwarzhaarige wollte zur Kombüsentür gehen, doch die Navigatorin hielt ihn zurück.

„Das bringt doch nichts, es wird wie beim ersten Mal enden.“

„Nein, diesmal nicht.“
 

Das reglose Gesicht, der starre Blick der glasigen Augen lachten ihn aus.

Es war nur ein Trugbild seines Gedächtnisses, das war ihm bewusst, und dennoch war es eine reine Qual, ihm ins Gesicht sehen zu müssen.

Egal, wo er seinen Blick auch hinwendete, er sah den Samurai.

Er sah ihn in der Spiegelung des Fensters des Trainingsraumes.

Er sah ihn auf den Planken.

Er sah ihn auf dem Meeresspiegel.

Er sah ihn überall.

Knarrend wurde die Luke des Ausgucks geöffnet, aus den Augenwinkeln raus erkannte er das Gesicht seines Kapitäns.

„Zorro?“

An Ruffys Tonlage bemerkte er, dass es dem Schwarzhaarigen Ernst war, ernst wie sonst fast nie.

Ein Blick in die dunklen Seelenspiegel sagte ihm alles.

Der Strohhutträger wusste Bescheid.

„Rede mit uns. Bitte, es wird dir helfen.“ Seine Stimme war eine seltsame Mischung aus Flehen und Befehlston.

„Was sollte das bringen?“ Gedanklich verfluchte sich der Grünhaarige für seine raue Stimme. Sein Hals schmerzte bei jedem einzelnen Wort, wie lange war es her, dass er etwas getrunken hatte?

Das Einzige, was seinen Rachen noch befeuchtete, war sein Erbrochenes, mittlerweile erbrach er ausschließlich Galle.

Hilflos zuckte der Dunkelhaarige mit den Schultern. „Weiß nicht. Aber mir hat mal jemand gesagt, dass es hilft, sich alles von der Seele zu reden.“

Eine Antwort erhielt Ruffy nicht, der Vize nahm sein Augenmerk von ihm und verschwand wieder in seiner eigenen Welt.

Geistige Mauern hatte er schon immer um sich herum gebaut, hatte sie nach und nach einstürzen lassen, als er lernte, was Vertrauen bedeutete, doch jetzt hatte er sie wieder hochgezogen und verbrachte 24 Stunden am Tag, jeden Tag, in ihren Inneren.
 

„Und?“ Neugierige Blicke lagen auf ihm, als er die Tür schloss und sich zurück zum Tisch begab.

Enttäuscht schüttelte er den Kopf. „Nichts. Er will nicht reden.“

„Das ist nicht gut. Es wäre leichter für ihn zu ertragen, aber sein Stolz ist das was mir Sorgen bereitet.“

Robin wurde von den anderen nun beobachtet, sie hatte als Erste das ausgesprochen, was sich schon alle gedacht hatten.

Wäre der Stolz Zorros nicht, würden die Chancen steigen, ihn mal wieder in ihrer Mitte begrüßen zu können.

„Aber irgendwas müssen wir doch tun können?“

„Eines gibt es.“ Sanjis Stimme war fest, ebenso sein Blick der auf dem Ausguck ruhte.

„Warten.“

Besorgt betrachtete die Navigatorin die näherkommenden Flottenschiffe der Marine.

Es waren viele, keine Besonderheit für sie und auch nichts besonders Gefährliches, waren sie doch stark genug.

Doch jetzt zitterten ihre Beine sehr, eine Geste, die sie schon lange im Kampf gegen die Marine nicht mehr gehabt hatte.

Zu Anfang schlotterten ihre Knie immer vor einem Gemetzel, doch nach den Jahren als Mitglied der Strohhutbande war dieses Gefühl abgeklungen.

Es kam nicht mehr allzu häufig vor, aber bei Schlachten gegen die Weltregierung oder gegen einen Samurai der Meere oder gar einen Admiral, da überkam sie immer noch die Furcht vor einer Niederlage.

Aber bei Marineschiffen ohne hochrangigen Kapitän hatten sie sonst nichts zu befürchten (gehabt).

Aber seit der Angelegenheit auf der Thriller Bark hatte sich einiges verändert.

Sie mussten nicht nur auf die Kampfkraft ihres Vizen verzichten, auch die Energie von ihnen hatte nachgelassen, da sich alle nur noch Gedanken um den Schwertkämpfer machten und kaum noch Konzentration in einen Kampf hineinsteckten.

Hinter ihr hatten sich bereits alle für den kommenden Kampf gewappnet, aber auch sie schienen weder so motiviert noch so sorglos wie früher.

Ruffy ließ seine Finger knacken. „Dann wollen wir mal.“ Er schenkte ihnen allen ein zuversichtliches Grinsen.

Sie wussten, er wollte nicht nur sie damit beruhigen sondern auch sich selbst.

Dass sie keinen Sieg vorherbringen würden, daran zweifelte niemand, aber die Sunny hatte in letzter Zeit viel abbekommen, zu viel.

Holz und Nägel hatten sie nun keine mehr auf Vorrat, die nächste Insel lag schon eine Weile zurück und die Nächste lag noch in weiter Ferne.

Franky konnte mit Werkzeugen und Materialen vieles vollbringen, aber ohne gab es nicht viel, das er tun könnte.

Wunder geschehen lassen, das schaffte der Cyborg nicht.

Die Sunny würde bei erneuten Angriffen wahrscheinlich wieder ein Leck zu Tage fördern und das könnte sie auf Grund laufen lassen.

„Wir müssen den Kampf auf die Schiffe der Marine verlegen.“ Teilte sie ihnen mit, nickend gaben die anderen ihr Einverständnis.

Sie alle wussten um die momentane Situation.
 

Der Kampf zog sich in die Länge,nicht nur Soldaten waren auf den Schiffen, auch Smoker war unter ihnen.

Es war nur Zufall gewesen, dass sich der Weiße Jäger dort befunden hatte, normalerweise führte er eine andere Gruppe an.

Um sie herum lagen schon viele reglose Gestalten, aber gewonnen war die Schlacht noch lange nicht.

Tashigi kämpfte gerade mit der Orangehaarigen. Schwert gegen Klimataktstock.

Gewitterausbrüche trafen auf Eisen, doch beide wussten wie sie ihre Waffen und ihr Können einsetzen konnten.

Doch nur ein kurzer Moment der Ablenkung, als Nami nach hinten zu dem schreienden Schützen linste, und das Shigule des Leutnants hätte sie durchbohrt, doch alles was man hörte war das Geräusch sich zweier treffender Klingen.

Der Grünhaarige war aus dem Krähennest direkt zum vordersten Marineschiff, wo sich die Schlacht abspielte, gesprungen.

Gerade noch rechtzeitig.

Während es Tashigi die größten Anstrengungen entraubte zu attackieren, parierte der Vize nur locker.

Trotz der Tatsache, dass der Körper geschunden war, dauerte es nicht lange, da hatte er die Blauhaarige schon entwaffnet.

Noch leicht geschockt sah sich die Orangehaarige um, abgesehen von ihnen und Smoker sowie Tashigi war niemand mehr bei Bewusstsein. Kämpfen taten allerdings nur noch der Grauhaarige und ihr Kapitän.

Als Schwertkämpferin wusste die Brillenträgerin, wann sie verloren hatte, um Revanche zu bitten wäre eine Schande für sie.

Ein dumpfer Aufprall unterbrach den Zweikampf von Ruffy und Smoker jedoch, alle sahen sich nach der Quelle des Geräusches um und erkannten sie in dem ehemaligen Kopfgeldjäger.

Chopper war als Erster bei ihrem Freund angekommen und stellte schnell eine Diagnose.

„Der Kampf hat seine letzten Reserven aufgebraucht, er ist völlig dehydriert.“
 

„Ich fass es immer noch nicht.“ Nami schüttelte ungläubig den Kopf, damit hatte nun wirklich niemand gerechnet.

Nach dem der Schwertkämpfer nicht mehr kampffähig und Ruffy abgelenkt und sorgenschwer gewesen war, hatten alle gedacht, dass Smoker dies ausnutzen würde.

Doch hatten sie sich in ihm geirrt, mit einem Blick auf seine Truppe hatte er festgestellt, dass abgesehen von Tashigi keiner mehr auf den Beinen stand.

Dann hatte er den Rückzug angetreten.

Warnend hatte er ihre Crew gemustert.

„Das ist das letzte Mal, dass ich euch entkommen lasse.“

„Warum tust du es denn?“ Ruffy hatte ihn unter seiner Hutkrempe aus angesehen.

„Ich kämpfe fair. Außerdem hat er mir in Alabasta das Leben gerettet.“ Er deutet auf den am Bodenliegenden. „Damals hatte ich euch zwar schon laufen lassen, aber dieses Mal mach ich das nur, weil ich noch irgendwie in seiner Schuld stehe.“

„Ich auch nicht.“ Sanji setzte sich neben die Kartografin. „Aber ist doch jetzt auch egal, warum wir heil aus der Sache heraus gekommen sind. Hauptsache wir leben noch.“

Die Nacht brach über der Grandline ein und vertrieb die letzten Sonnenstrahlen, die sich zuvor noch in dem weiten Meer gespiegelt hatten.

Die Nacht brachte den Schlaf über die Lebewesen, Menschen wie Tiere, doch nicht jeder hatte das Privileg, in die Welt der Sorglosigkeit für einige Stunden eintreten zu können.

Während die Zeit des Schlafens für viele eine Erholung vom stressigen Alltag war, gab es Menschen, die sich in diesen Momenten den Tag herbei wünschten.

Einer von dieser Sorte Mensch lag immer noch im Krankenzimmer der Sunny und war vor mehreren Stunden erwacht.

Obwohl der kleine Schiffsarzt ihm sofort erlaubt hatte, wieder in die Jungenkajüte zu können, hatte er es vorgezogen, in diesem Raum von minimalem Ausmaß zu bleiben.

Er hatte bemerkt, dass seine Panikattacken schlimmer wurden, wenn er in der Nähe von anderen Personen war.

Besonders jetzt machte sich Unbehagen in ihm breit, jetzt wo sie es wussten.

Er hatte gehofft, dass die Wahrheit nicht ans Licht dringen würde. Dass der Smutje über das Geschehen im Bilde gewesen war, das hatte ihn nicht erschüttert.

Ein wohlgehütetes Geheimnis sollte es bleiben, doch damit war nun Schluss.

Der Blonde hatte es ihm in einer ruhigen Minute noch auf der Thriller Bark gesagt, dass er von dem Tausch der Schmerzen, wusste.

Aber er hatte nicht gewollt, dass die anderen davon erfahren würden.

Ganz besonders nicht Ruffy.

Er hatte schon darüber nachgedacht, die Crew zu verlassen, das würde alles einfacher machen.

Seine Anfälle würden sich um einiges verringern, wenn er nicht mehr von Menschen umgeben war.

Der Gedanke an das Alleinsein bereitete vielen Menschen Angst, ihm nicht und hatte es auch nie.

Er hatte es nicht anders kennengelernt. Erst als er zu dem Dojo Koushiros kam, hatte es sich gebessert, auch wenn er dort nicht von allen akzeptiert worden war.

Kuina war eine der Wenigen gewesen, die ihn nicht als Eindringling der Kendoschule ansah.

Doch das Leben hatte ihn gelehrt, dass er für die Einsamkeit geschaffen worden war, denn das blauhaarige Mädchen war gestorben und wieder war er allein.

Jahrelang war er damit klar gekommen, Johnny und Yosaku hatte er auch nach wenigen Monaten wieder hinter sich gelassen.

Dann war er auf Ruffy getroffen und hatte zum zweiten Mal in seinem Leben das Gefühl von inniger Freundschaft genießen können.

Als die Mannschaft größer wurde und ihr Zusammenhalt stärker, fühlte er sich zum allerersten Mal in seinem Leben zuhause.

Das Alleinsein war kein Problem für ihn, sein Zuhause zu verlassen hingegen schon.
 

Der Schweiß perlte von seinem Nacken auf seine Schultern und bahnte sich einen Weg über seinen Rücken.

Das Training lenkte ihn von allem ab, unterbrochen wurde es immer durch die gleiche Sache.

Wenn sein Hirn ihm wieder einen Streich spielte, sein Magen sich verkrampfte und seine Beine nachgaben.

Er war sich bewusst, dass das Heben und Senken der Tonnenschweren Gewichte seinem Kreislauf schadete, besonders weil er kaum noch aß.

Seine Reserven waren schon nach dem kurzen Kampf mit Tashigi aufgebraucht, die Tatsache dass er nun wieder stand, hatte er Chopper zu verdanken der ihn intravenös versorgt hatte.

Die Blicke seiner Freunde waren ihm keineswegs entgangen, auf seinem Weg ins Krähennest hatte ihm jeder Einzelne einen kurzen sorgenvollen oder mitleidigen Blick zugeworfen, alle abgesehen von Einem.

Ruffys Blick war zwar auch voller Sorgen, aber gleichzeitig erkannte er auch Wut in den dunklen Augen seines Kapitäns.

Und er konnte es dem Gummimenschen nicht verübeln.

Der Strohhutträger war verärgert über sein introvertiertes Verhalten.

Würde Ruffy sich in so einer Situation wie er benehmen, wäre er ebenfalls wütend auf den Schwarzhaarigen, aber es war etwas anderes derjenige zu sein, der mit den Qualen zu leben hatte und der zu sein, der daneben stand.

Er ließ die Hantel sinken und legte sie auf den Boden ab, mit einem Handtuch wischte er sich den Schweiß vom Gesicht.
 

Nach kurzem Zögern sah er zum Bullauge raus und erkannte das, womit er gerechnet hatte.

Das kantige Gesicht und die glasigen Augen des Hünen würde er nie vergessen.
 

Und schon wieder wurde er von diesem starren Blick verspottet.

Doch dieses Mal geschah nicht das Übliche.
 

Er wendete seinen Blick nicht ab.

Sein Magen drehte sich nicht um.

Seine Beine sackten nicht zusammen.

Zum ersten Mal hielt er dem Blick stand.

Und er wusste auch warum.

So wollte er nicht weiter machen, so nicht.

Aufgeben kam ihm nicht in den Sinn, das war nicht seine Art.

Genauso wenig, wie einen Kampf zu umgehen.

Und allein den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, galt für ihn als kleinen Sieg, gegen jemanden, gegen den er bisher nur Niederlagen einheimsen konnte.

Es gab ihm ein Gefühl, das er lange vermisst hatte.

Das Gefühl des Triumphes.

„Deine Worte haben ihn wohl doch irgendwie erreicht.“ Nami ließ sich neben den Schwarzhaarigen auf die Essbank sinken.

Sanji hatte den Tisch abgeräumt und spülte nun mit Lysop ab, Robin hatte sich in die Bibliothek zurückgezogen, Chopper war im Krankenzimmer beschäftigt, Brooks Violinenmusik konnte man auf dem ganzen Schiff vernehmen und Franky war dabei, den Colavorrat der Sunny zu erneuern.

Zorro war beim Abendessen erschienen, das erste Mal, seit er in seiner eigenen Welt ausharrte und jeden mied.

Die Kombüse war zum ersten Mal seit Wochen wieder voll, auch wenn nur einer mehr dabei war als sonst.

Dieses Essen war seit langer Zeit das Beste für sie alle, auch wenn der Grünhaarige jede einzelne Bewegung von jedem im Blick hatte.

Seine Mahlzeit war nur dürftig ausgefallen und schnell hatte er sie hinuntergeschluckt, um schnell den Speisebereich verlassen zu können.

Dennoch fühlte es sich endlich wieder richtig an, ein kleines Stück an Normalität war zurückgekehrt.

Aber der Weg in ihr altes Leben würde noch lange dauern.

Es war wieder so gewesen, wie vor der Begegnung mit Kuma, Ruffy hatte nach einem Nachschlag verlangt, Lysop eine seiner Heldengeschichten zum Besten gegeben, Brook hatte seine Geige beim Essen hervorgeholt.

„Da bin ich mir nicht so sicher. Meine Worte waren ganz andere gewesen, hätten diese ihn erreicht, würde er vielleicht mal mit einem von uns reden.“

„Vielleicht hast du andere Worte gewählt, aber die Botschaft war dieselbe und die hat er verstanden.“
 

Er saß im Lotussitz auf dem Holzboden des Krähennestes und starrte ununterbrochen in die Weiten des Meeres.

Hielt dem Blick seines nicht anwesenden Gegenübers stand, schon seit geraumer Zeit.

Er würde nicht mehr kuschen, nicht vor ihm.

Sein Magen fing an sich zu verkrampfen und Übelkeit stieg ihn ihm hoch, doch er zwang sich zur Ruhe.

Er würde nicht nachgeben.

Hatte er bisher im Leben nur gegen wenige Leute verloren, würde er sich auch jetzt nicht unterkriegen lassen.

Nach jedem gescheiterten Kampf forderte er eine Revanche.

Das war schon immer so gewesen.

Kuina, 2001 Kämpfe, 2001 Siege für sie, 2001 Niederlagen für ihn, 2001 mal nicht aufgegeben.

Falkenauge, ein Kampf, den er verloren hatte, aber eines Tages würde er ihn finden und ihn besiegen.

Er hatte gegen hundert Kopfgeldjäger allein gewonnen, Jazz Boner besiegt und Ecki von der CP9 hatte ihn nicht in die Knie zwingen können, da durfte Kuma das auch nicht schaffen.

Einen Sieg gegenüber dem Riesen von einem Samurai hatte er einbuchten können. Dadurch, dass er noch lebte, womit der Teufelskraftnutzer nicht gerechnet hatte, war das eindeutig eine Niederlage für Bär.

Doch war der Kampf noch nicht vorbei, lange genug hatte Bartholomäus die Oberhand in dieser Schlacht gehabt.

Jetzt war es an der Zeit zurückzuschlagen.

Ruckartig erhob er sich und sprintete zum Bullauge des Ausgucks, konnte die Übelkeit nicht mehr unterdrücken. Er rechnete mit einem Schwall von verdauten Lebensmitteln, doch es geschah nichts.

Kaum hatte er das Fenster erreicht und geöffnet hatte sich das ungute Gefühl verflüchtigt.

Er zog gierig die frische Seeluft ein, sie beruhigte seinen Magen ungemein und auch war sie Balsam für seine zermürbte Seele.

Das Meer hatte viele Bedeutungen, jeder Mensch hatte für sich selbst eine.

Für ihn bedeutet der Ozean einzig und allein Freiheit, eine Freiheit, die er um nichts in der Welt hergeben würde.

Der Grünhaarige begab sich zurück zu seinem Platz, wo er sich erneut in den Lotussitz sinken ließ.

Doch als er auf die Stelle von vorhin sah, entdeckte er nichts.

Nur die Maserung des Holzes war zu erkennen, aber kein Trugbild des Samurais war dort mehr zu finden.

Es war verschwunden.

Hatte sich mitsamt seines Krankheitsgefühls in Luft aufgelöst.

Er fühlte sich gut, seit langem wieder richtig gut.

Doch es war noch nicht vorbei, das schwante ihm schon und sein Instinkt hatte ihn noch nie enttäuscht.

Zwei Tage.

Nur zwei Tage hatte es gedauert.

Nur zwei Tage, die er Zeit zur Erholung hatte.

Keine Alpträume mehr.

Keine Krankheitssymptome mehr.

Keine imaginären Bilder, die ihn verfolgten.

Er hatte gewusst, dass es wiederkehren würde, hatte es gewusst und trotzdem gehofft, dass es nicht stimmte.

Sie hatten zu neunt in der Kombüse beim Abendessen gesessen, die Mahlzeiten mied er nicht mehr und hatte seinen üblichen Platz neben seinem Kapitän eingenommen.

Es war alles normal gewesen, normal wie lange nicht mehr, bis zu diesem einen Moment.

Dieser eine Moment, der ihn zurück in die grausame Realität gebracht hatte.

Er hatte gerade sein Essen verteidigt, indem er mit dem Messer Ruffys Hand weggeschlagen hatte, sein Blick war nach oben gewandert, um den Schwarzhaarigen zornig anzufunkeln, und da war es passiert.

Der Grünhaarige sah nicht wie erwartet den Strohhut fröhlich essend neben sich, sondern ihn erschöpft und bewusstlos auf einem Trümmerhaufen liegend.

Erschrocken hatten sich seine Augen geweitet und schnell hatte er sich von dem Anblick losreißen können.

Als Nächstes hatte er sich im Essenssaal umgesehen, um sicherzugehen, dass keiner etwas bemerkt hatte. So kam es, dass er jeden seiner Nakama so sah, als wäre die Zeit zurückgedreht und sie würden den Kampf gegen den Pazifista gerade erst bestreiten.

Er war geradewegs aus der Kombüse gestürzt, hatte diese Szenarien nicht mehr ertragen können.

Hatte gehofft, sie erfolgreich verdrängt zu haben, vergessen war ihm nicht möglich.

Jetzt lag er unten im Frachtraum, hatte sich hierher verdrückt und den einzigen Ausgang, eine Luke, verbarrikadiert.

Im Krähennest, sein sonstiger Zufluchtsort, würde er keine Ruhe finden, die anderen würden kommen und ihn ausfragen.

Seine Versuche, sich in Meditation zu flüchten, waren allesamt gescheitert, ihm fehlte die nötige Konzentration dafür.

Um diese wiederzuerlangen, hatte er damit begonnen, seine Schwerter zu polieren, mittlerweile hatte er das Kitetsu zurück in dessen Saya geschoben und sich dem Shuusui gewidmet, das Königsschwert, das er nach seinem Sieg gegen Ryuma erhalten hatte.

Das spärliche Licht, das durch das einzige Bullauge fiel, wurde von dem Schwert reflektiert.

Ohne dem Lichtbruch Aufmerksamkeit zu schenken, fuhr er ein weiteres Mal mit dem Lappen über die Klinge.

Was er dort sah ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

Dort waren sie alle zu sehen, Mihawk, Miss Monday und die anderen Kopfgeldjäger, Mister 5, Jazz Boner, Aum und Enel, Ecki und all seine anderen Gegner.

Egal, ob er sie geschlagen hatte oder nicht, alle waren sie dort versammelt.

Er beeilte sich, das Katana in die Scheide zurückzustecken, und es aus seinem Blickwinkel zu räumen.

Seufzend vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und versuchte, sein Gemüt zu beruhigen und seine Gedanken zu ordnen.

Er hatte die Schmerzen von Ruffy in sich, erlebte nun also das, was sein Kapitän lange mit sich herumgeschleppt hatte, nur in verstärkter Form.

Die Schmerzen gehörten nicht zu ihm, waren ein Fremdkörper für ihn und dieser wurde von seinem Organismus abgestoßen, daher rührten auch die Krankheitsprobleme.

Aber wenn er nun seine alten Feinde sah, hieße das, dass der Schwarzhaarige dieses auch hatte durchmachen müssen.

Wenn seine Theorie stimmt, hatte der Strohhutträger seine Rivalen auch gesehen, Käpt´n Black, Don Creek, Arlong, Sir Crocodile, Rob Lucci und so viele mehr.
 

„Was meint ihr, was gerade in ihn gefahren ist?“ Ruffy, der auf der Gallionsfigur saß und der Sonne beim Untergehen beobachtete, antwortete nicht auf die Frage des Skeletts, war er doch zu sehr in seiner eigenen Gedankenwelt versunken.

Nur nebenbei bekam er die Vermutungen seiner Freunde mit.

Gerade war es Nami, die ihre Meinung kundgab. „Es hat angefangen, als er Ruffy ins Gesicht sah, demnach muss es etwas damit zu tun haben.“

Langsam drehte er sich zu den anderen um.

„Und weißt du auch was?“ Seine Stimme klang brüchig und nicht halb so fest, wie er es sich vorgestellt hatte.

„Nein. Aber du vielleicht. Es sind deine Schmerzen, die er in sich hat, hast du keine Idee, Ruffy?“

Resignierend hob und senkte er die Schultern. „Nein, vielleicht war es nur wieder eine Erinnerung, so wie er sie sonst nachts hat.“

Als der nächste schmerzerfüllte Schrei aus dem Krähennest erklang, war sein Entschluss gefallen.

Er hatte es viel zu lange aufgeschoben und auch mehr als nur einmal den Rückzug angetreten, weil der Grünhaarige nicht mit ihnen sprechen wollte.

Aber das würde sich nun ändern, er sprang leichtfüßig von seinem Stammplatz und angelte sich zum Ausguck hoch.

Noch vor wenigen Tagen hatten sie alle gedacht, es wäre vorbei.

Vorbei, die Zeit der Hoffnungslosigkeit.

Vorbei, die Zeit der Hilflosigkeit.

Vorbei, die Zeit des Leidens.

Als er die Luke zum Krähennest öffnete und kurz hineinsah, um festzustellen, wo in dem Trainingsraum sich sein Vize befand, entdeckte er ihn in einer Ecke sitzen.

Apathisch.

Ein besseres Wort fiel ihm bei Zorros Zustand nicht ein.

Die Hände hatte er auf die Augen gelegt, seine Beine hatte er angewinkelt.

Doch was Ruffy am meisten an diesem Bild störte, war die Tatsache, dass die Schwerter Zorros, seine drei heiligsten Schätze, nicht in seiner unmittelbaren Nähe vorzufinden waren, sondern ganz am anderen Ende auf dem Boden lagen.

„Zorro?“

Stille, keine Antwort erhielt er.

Der Grünhaarige schien ihn nicht zu bemerken.

„Zorro.“ Seine Stimme wurde lauter, doch vom Schwertkämpfer kam immer noch keiner Reaktion.

Energischen Schrittes ging der Strohhutträger auf seinen Nakama zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Nun reagierte Zorro zum ersten Mal, sein Körper begann zu zittern, ruckartig erhob er sich.

Kurz blieb er auf der Stelle stehen und regte sich nicht mehr.

Dann begann erneut das unkontrollierte Zittern, sein Blick war glasig und er schien durch seinen Kapitän hindurchzuschauen.

„Zorro.“

Ruffys Hand ruhte immer noch auf der Schulter seines ersten Maats, lag einfach da, tat nichts.

Er versuchte nicht, ihn gewaltsam zur Ruhe zu zwingen, baute darauf, dass seine Worte seinen Vizen erreichten.
 

Es hatte ihn einiges an Kraft gekostet, den Schwertkämpfer in die Kombüse zu verfrachten.

Er hatte die Schwerter ergriffen, um sie ihm zu geben, diese Waffen gehörten einfach zu Zorro, ohne sah es falsch aus.

Doch kaum hatte er das kühle Metall unter seinen Händen gespürt, war ein erneuter Schrei seitens Zorro erklungen.

Ein merkwürdiger Blick lag auf seinen Schwertern, fast schon panisch hatte er sie angeschaut und den Blick nicht abgewendet, ehe der Schwarzhaarige sie nicht hatte liegen lassen.

Jetzt saßen sie zu dritt in der Kombüse.

Chopper untersuchte ihn sorgfältig und verband die äußerlichen Verletzungen, erst nach der Untersuchung ließ Ruffy die anderen in die Kombüse hinein.

Noch immer leicht apathisch studierte der Grünschopf die Maserung des Esstisches, er spürte die Blicke seiner Freunde auf sich ruhen.

„Rede mit uns. Wir wollen dir doch nur helfen.“

Helfen, wie töricht sich dieses Wort in seinen Ohren anhörte.

Man konnte ihm nicht helfen.

Chopper war Arzt, gegen physische Wunden konnte er etwas ausrichten, gegen psychische war auch er machtlos.

Den Körper zu heilen war in seinem Fall kein allzu großes Problem.

Er hatte Krankheitssymptome und einige aufgegangene Wunden, nichts Dramatisches.

Seine Seele zeigte umso mehr Risse auf.

„Warum?“ Dieses eine Wort kostete ihn schon einiges an Kraft und auch an Überwindung.

„Warum?“ echote Ruffy. „Weil wir eine Crew sind. Weil wir Freunde sind. Weil wir eine Familie sind.“

Der Blick des Schwertkämpfers war weiterhin stur auf den Tisch gerichtet.

Er wollte nicht in die Augen seiner Freunde sehen.

„Zorro, du musst da nicht alleine durch. Das ist nicht deine Qual, sondern unsere.“

Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lag er in seiner Hängematte.

Um ihn herum schlief ein jeder der anderen sechs männlichen Crewmitglieder.

Sie hatten entschieden, dass er nicht mehr alleine im Krähennest schlafen sollte, sondern seinen alten Schlafplatz wieder einnehmen sollte.

Nachts waren seine Anfälle am schlimmsten, obwohl sie auch am Tag nicht zu verachten waren.

War er allein, konnte man ihn nicht schnell genug aus dem Gefängnis seiner Erinnerung holen, doch wenn er wieder bei ihnen war, konnte jeder bei den ersten Anzeichen eingreifen.

Schlafen konnte er dennoch nicht.

Er wollte es nicht sehen, dieser Abschnitt war vorbei und dennoch kam er nicht dazu, die Thriller Bark zu vergessen, nicht einmal verdrängen war ihm vergönnt.

Leise, bedacht darauf niemanden zu wecken, verließ er den Schlafsaal und lief Richtung Oberdeck.

Sich an die Reling lehnend sah er in den Himmel, es war eine sternenklare Nacht.

Unbewusst griff er an seine Hüfte und griff ins Leere.

Erst jetzt, schon Stunden später, realisierte er, dass er seine Schwerter seinem Kapitän zur Aufbewahrung gegeben hatte.

Es war noch nie vorgekommen, dass er Jemandem seine Waffen überlassen hatte, aber es war notwendig gewesen.

Er hielt es einfach nicht mehr aus.

Immer diese höhnischen Blicke, niemand seiner Gegner hatte ihn zu anfangs ernst genommen, erst als er sie vom Gegenteil überzeugte.

Aber diese Bilder erschienen nicht in dem Metall seiner Katanas.

Und jedes Mal, wenn er in einer dieser Erinnerungen verletzt wurde, spürte er an der gleichen Stelle den Schmerz.

Wunden entstanden nicht, es war auch nicht so, als ob er ein weiteres Mal angegriffen wurde, es war nur der vergangene Schmerz, den er damals fühlte.

Dieser Schmerz, egal ob es nur ein Kratzer oder eine schwerere Verletzung war, war immer noch in seinem Unterbewusstsein gespeichert und kam durch das Gesicht des Rivalen, der dafür verantwortlich, war wieder zum Vorschein.

Als seine Schritte ihn wieder nach unten lenkten, bemerkte er, dass Licht in der Kombüse brannte.

Im Jungenzimmer hatte niemand gefehlt, dass wäre ihm nicht unbemerkt geblieben, also musste es eine der Frauen sein.

Gemächlichen Schrittes ging er dort hin und öffnete die Tür, erkannte Robin lesend auf der Essbank sitzen.

Als sie das Geräusch seiner Schritte gehört hatte, blickte sie kurz auf und lächelte ihn freundlich an.

„Schon wach?“ fragte sie, als er sich neben sie sinken ließ.

„Immer noch trifft es besser“, murrte er.

Ohne von ihrem Buch aufzusehen, stellte sie eine weitere Frage. „Wieder ein Anfall oder ein Alptraum?“

„Nein. Habe gar nicht geschlafen.“

Diese Aussage brachte die Archäologin dazu, von ihrem literarischen Werk aufzusehen.

„Ich habe eine Frage an dich“, ließ sie ihn wissen, nickend gab er sein Einverständnis, ob er ihr eine Antwort geben würde, könnte er immer noch entscheiden.

„Was hat es mit deinen Schwertern auf sich?“

Seufzend verbarg er sein Gesicht in den Händen.

„Ich sehe in ihnen Personen. Personen, die ich nicht sehen will.“

„Kuma?“

Er schüttelte den Kopf. „Nicht nur. Alle meine Gegner. Jeden, gegen den ich mal gekämpft habe. Besonders schlimm sind aber drei Personen.“

„Ja?“

„Kuina, eine gute Freundin aus Kindheitstagen“, erklärte er ihr knapp.

„Saga und Ruffy.“

Ihre sonst so undurchschaubare Fassade wich in eine Besorgte.

„Du hattest deine Erinnerungen durch diesen Jungen verloren, es war nicht deine Schuld.“

„Trotzdem, ich will das nicht immer sehen müssen“, gab er zurück.

Die Atmosphäre in der Kombüse war zwiegespalten.

Das Frühstück hatte gerade erst begonnen und alles schien wie damals, doch sie hatten sich bereits einmal getäuscht.

Teils war sie freudig, weil der Schwertkämpfer daran teilnahm und das Essen sich auch keinen Weg aus seinem Magen suchte.

Teils hingegen angespannt, da einige merkten, dass nicht alles so gut war, wie es aussah.

Als der letzte Bissen geschluckt war und das Frühstück somit beendet, fing der Schwertkämpfer an zu sprechen.

Sie hatten am vorigen Tag noch eine Vereinbarung getroffen.

Sollte etwas Ungewöhnliches mit ihm geschehen oder ihm widerfahren, sollt er nicht zögern, es ihnen mittzuteilen, nur so konnten sie ihm helfen.

„Ihr habt euch mit Sicherheit schon gewundert, weshalb ich meine Schwerter nicht bei mir trage?“

Ein Gespräch mit einer Frage zu beginnen, war in den meisten Fällen ein kluger Schachzug, so gelang es einem etwas über die Gedanken der Zuhörer erfahren.

„Natürlich.“ Nami erhob die Stimme. „ Du trägst die Teile immer mit dir rum, dass du sie jetzt jemand anderem zur Aufbewahrung überlassen hast, damit hat keiner gerechnet. Also hat es wohl etwas mit deinen Waffen zu tun, oder?“

Nickend bejahte er ihre Vermutung und gab weitere Auskünfte. „Ich sehe Vergangenes in ihnen.

Die früheren Kämpfe, jeden Gegner und der Schmerz von damals kehrt zurück.“

„So eine Art Phantomschmerz also?“

„Nein, Sanji.“ Der kleine Arzt war zu Zorro getreten, um etwas zu überprüfen. „Phantomschmerzen treten bei Amputation in den abgetrennten Gliedmaßen auf. Bei Zorro scheint es eher die Empfindung nach einem verdrängten Ereignis zu sein.“

„Und das siehst du in deinen Schwertern? Hast du sie mir deshalb gegeben, damit das nicht ständig passiert?“ erkundigte sich Ruffy.

„Ja. Du hast sie im Krähennest umfasst, dir passierte nichts. Deswegen bin ich mir sicher, dass sie keinem anderen auf diese Weise verletzten können.“

Eine weitere Frage folgte seitens Robin. „Siehst du diese Gesichter in jedem der drei.“

Mit den Schultern zuckend gab er zu verstehen, dass er es nicht genau wusste.

„Das erste Mal fiel es mir im Shuusui auf, bei den anderen habe ich es erst gar nicht überprüft.“

Über den Tisch hinweg reichte der Strohhutträger ihm das Schwert in der weißen Scheide. Seit der Grünhaarige sie ihm überlassen hatte, trug er sie stets bei sich, um sie nicht zu verlegen.

Zögernd ergriff er es und zog es in einer gleißenden Bewegung aus der Hülle, sein Blick blieb starr auf der Klinge.

Sie spaltete das Licht, doch sonst geschah nichts.

Ruffy hielt ihm schon das Kitetsu hin, als er das Königsschwert zurück in die Schutzbringende Saya schieben wollte.

Kurz bevor das vertraute Klicken zuhören war, erkannte er etwas Dunkelblaues in der Schwertklinge.

Er schob es noch einmal auf, erntete verwirrte Blicke seiner Nakamas.

Er sah ein blauhaariges Mädchen in einer weißen Bluse und einer roten Hose, wie sie ebendieses Schwert hielt und ausholte.

Im nächsten Augenblick verschwand das kämpfende Mädchen und er sah dasselbe Kind bäuchlings auf dem Boden liegen, in der rechten hielt sie einen Wetzstein.

Schluckend schob er es in die Scheide und übergab es seinem Kapitän.

„Alles in Ordnung?“

Robin hatte den Blickumschwung in seinen Augen bemerkt.

„Wie kann es sein, das ich eine Szene gesehen habe, von der ich zuvor nur gehört hatte?“

„Dein Unterbewusstsein hat dies vielleicht gesteuert?“

Mit einem Kopfschütteln unterbrach er den Scharfschützen.

„Nein, dafür was es zu real. Als wäre es erst in diesem Moment und nicht schon vor dreizehn Jahren passiert.“

„Was siehst du in diesem Schwert?“ Die Frage Ruffys ließ ihn aufblicken, er ergriff sein drittes Schwert und betrachtete es einen Moment, bevor er den Vorgang vom Wado-Ichi-Monji wiederholte und die Saya aufschob.

Erneut wurde das Licht, das vom Bullauge hereinfiel gespalten kurz daraufhin erschien in der Schwertklinge das breite Gesicht eines bärtigen Mannes.

Die schmalen braunen Augen passten nicht wirklich zu dem Rest seiner bulligen Statur.

Auf seinem breiten Rücken war ein Langschwert geschnallt.

Er kannte diesen Mann nicht, dessen war er sich sicher. Weshalb es in seinem Kitetsu erschein, war ihm unklar.

Doch die Szene auf der Klinge war noch nicht vorbei.

Er sah einen Kampf auf der Sunny stattfinden, der Bärtige gegen sie alle.

Doch jeder Angriff prallte an ihm ab, keine Verletzungen überzogen seinen Körper.

Er steckte die Stichwaffe zurück in die schützende Hülle und reichte es dem Strohhutträger.

„Ich weiß es nicht. Den Mann, der jetzt im Kitetsu auftauchte… ich habe ihn noch nie gesehen.“

Robin sah ihn von der Seite aus an und wandte ihr Augenmerk dann den drei Schwertern in Ruffys Händen zu.

„Was hat es mit deinen Schwertern auf sich?“

Verwirrte Blicke trafen die Dunkelhaarige, doch sie schaute unverwandt den Grünhaarigen an.

„Das wollen wir doch rausfinden“, murrte er.

Er war am Ende seiner Kräfte, dass ausgerechnet seine Waffen für seinen seelischen Zustand schädlich waren, nagte sehr an ihm.

„Nein, das meine ich nicht. Woher stammen die Schwerter, haben sie Besonderheiten an sich?“

Einen Moment war es still, bis der Vize die gewünschte Auskunft gab.

„Das Wado-Ichi-Monji.“ Auf die irritierten Blicke seiner Freunde fügt er hinzu. „Das Weiße. Gehörte einst meiner besten Freundin, Kuina. Doch sie starb im Alter von 11. Ihr Vater hat es mir vermacht. Das Kitetsu habe ich aus Logue Town. Und das Shuusui erhielt ich, nachdem ich auf der Thriller Bark Ryuma besiegt hatte.“

„Dann kann ich mir denken, was los ist.“

Der Grünhaarige hatte seine Hände über den Kopf gefaltet und die Tischplatte angestarrt, doch nun sah er der ruhigen Archäologin ins Gesicht. „Hm?“

„Das Wado-Ichi-Monji zeigt dir deine Vergangenheit. Ich nehme mal an das Blauhaarige Mädchen, das du vorhin erwähnt hattest, ist diese Kuina.“

Mit einem Nicken stimmte er ihr zu und sie fuhr ungerührt fort.

„In dem Shuusui siehst du seine Gegenwart, all die Kämpfe die du als Mitglied der Strohhutbande schon bestritten hast.“

„Und was ist mit dem Kitetsu?“ Zorro hob fragend eine Braue, als die Ältere nichts mehr sagte.

Sie hielt ihre Sicht auf dem Schwert in der roten Scheide gerichtet.

„Ich nehme an, dass es zukünftige Kämpfe zeigt, aber erklären kann ich dies nicht.“

Ruckartig hob sich der Kopf des Grünhaarigen. „Es ist verflucht.“

Als der den fragenden Ausdruck in den Augen all seiner Freunde erkannte, fiel ihm ein, dass er dies nie erwähnt hatte.

In der Kurzfassung gab er die Geschichte preis, wie er diese Waffe erhielt.

Kaum hatte er zu Ende gesprochen, bekam er von der Navigatorin eins übergebraten. Wütend fuhr er zu der Orangenhaarigen rum.

„Was sollte das?“, blaffte er sie ungehalten an.

„Du bist echt lebensmüde, weißt du das?“, keifte sie zurück. „Erst die Sache auf Kokos, wo du trotz der Verletzung gekämpft hast, dann das versuchte Beinabschneiden auf Little Garden und dann natürlich noch dein Pakt auf der Thriller Bark. Und jetzt das! Deine Körperteile sind dir auch nichts wert.“

„Beruhig dich mal, Hexe! Diese Erlebnisse waren meine Entscheidungen und gehen dich nichts an.“

Die Streiterei der Beiden wäre wohl noch eine Weile weitergegangen, doch wurde sie von dem lauten Lachen Ruffys unterbrochen.

Seit Langem war dieses Geräusch auf der Sunny erloschen, es nun wieder zu hören, tat allen gut.

„Macht keinen Unsinn, Jungs. Hier ist ein Marinestützpunkt“, mahnte die Orangehaarige die männliche Besatzung der Crew.

„Ach, Nami, die besiegen wir doch eh locker“, maulte der Kapitän.

„Ruffy“, fauchte die Navigatorin ihn an. „Ich weiß ja, aber Zorro sollte noch nicht wieder kämpfen, seine Schwerter sind derzeitig mehr ein Hindernis für ihn.“

Der grünhaarige Vize war der Einzige aus der neunköpfigen Crew, der noch fehlte.

Keiner hatte bemerkt, dass dieser gerade auf Deck erschienen war und alles mitangehört hatte.

„Macht euch da mal keine Sorgen. Ich bleib auf dem Schiff.“

Die Navigatorin wollte zu einer Erklärung ansetzen, als sie von ihm unterbrochen wurde.

„Lass gut sein, Nami. Du hast Recht.“ Mit diesen Worten setzte er sich unter den Hauptmast und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

Er wusste, ohne aufzuschauen, dass die anderen ihn verwirrt ansahen.

Er gab der Orangehaarigen nie Recht, besonders nicht, wenn es um etwas Negatives in Bezug auf ihn selbst handelte.

Kaum, dass die anderen die Insel betreten hatten, war er in die Welt der Schlafenden übergesiedelt.

„Du warst mal wieder viel zu langsam, Zorro.“ Ein allzu bekanntes Gesicht erschien ihm und lächelte ihn triumphierend an.

Das weiße Schwert blitzte vor ihm auf.

Ihr Schwert.

Vergangenheit.

Schweiß tropfte ihm von der Stirn, sein Atem ging beschleunigt, als er ruckartig die Augen aufschlug.

Verwirrt blinzelte er gegen das Sonnenlicht an.

„Was hat das zu bedeuten?“, murmelte er vor sich hin.

Schon lange hatte er nicht mehr von seiner Zeit auf seiner Heimatinsel geträumt und wollte es eigentlich auch nicht.

Aber warum war es ausgerechnet dieser Satz, der ihm nach all den Jahren immer noch im Kopf herum spukte?

War es, weil sie Recht damit gehabt hatte?

Damals war er zu langsam, um sie zu besiegen, und auch noch heute gab er sich die Schuld an ihrem Tod.

Sie hatte gewollt, dass er mit ihr zum Schmied kam, er stellte sich quer, da er eine neue Technik erproben wollte und dann war es geschehen.

Sie war tot.

„Ich war zu langsam“, flüsterte er gen Himmel.

„Und das wirst du auch jetzt noch sein.“ Eine tiefe Stimme erklang hinter ihm.

Er drehte sich in diese Richtung und erkannte den Mann aus seinem Schwert.

Das bärtige Gesicht verzog sich zu einem hämischen Grinsen.

„Allein? Da wird es noch leichter sein, dich zu besiegen als eh schon.“

Reflexartig stellte er sich in Angriffsposition und griff an seine Hüfte, und griff ins Leere.

Leicht panisch blickte er zu seiner Bauchbinde, als ihm einfiel, dass seine Schwerter im Schrank der Jungenkajüte aufbewahrt waren.
 

„Zorro!“ Freudig auf und ab hüpfend kam der Strohhutträger mit dem Rest der Mannschaft gleichzeitig zur Sunny zurück.

„Ru…Ruffy…“

Das entkräftete Keuchen ließ sie wissen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.

Schluckend sahen sie auf den blutüberströmten Körper des Vizen, der auf den Planken lag inmitten seines Lebenssaftes.

Der Fremde Mann stand über ihn gebeugt und lachte ihm voller Spott ins Gesicht.

„Ach, kommen deine Freunde auch mal. Dass ausgerechnet du Dämon nochmal jemanden gefunden hast, der dich leiden kann.“

Chopper lief so schnell er konnte zu Zorro, um ihm zu helfen und die Blutungen zu stoppen, während die übrigen Sieben den Feind attackierten.

„Das funktioniert…ni…nicht.“ Blut hustend sah der Grünhaarige den Arzt an. „Er ist unan…tastbar. Die Kraft einer Teufels….frucht. Alles… alles.. heilt so…fort.“

Chopper versuchte, durch den Kampfeslärm diese Information den anderen mitzuteilen.

Er schaffte es, da Nami direkt in seiner Nähe stand und es weitergab.

„Woher weißt du das, Zorro?“

„Ha..hat er schon …. In unsere.“ Ein erneuter Schwall Blut kroch aus seinem Mund. „In unserer ….Kindheit. Ihr müsst… ihn ins Wasser be…befördern.“

Nach einiger Zeit erreichten die restlichen Crewmitglieder genau dies und der bullige Gegner war verschwunden und besiegt.

„Wie geht’s ihm?“ Ruffy war der Erste, der das Wort erhob, als Chopper in die Kombüse trat.

Das kleine Rentier kletterte auf seinen Stuhl und sah über den Tisch seine Freunde an.

„Nicht so gut, seine Atmung ist flach. Außerdem hat er sehr viel Blut verloren, aber er kommt durch.“

Erleichtertes Aufatmen war zu vernehmen, das war eine gute Neuigkeit.

Ruffy zog seinen Hut tiefer ins Gesicht, die Krempe verdeckte die Sicht auf seine Augen.

„Ich frage mich aber immer noch, woher Zorro diesen Kerl kennt.“

„Sie scheinen gemeinsam aufgewachsen zu sein“, erklärte Chopper, der als einziger Zorros Worte gehört hatte.

„Wir können ihn ja fragen, wenn er aufgewacht ist“, warf Lysop ein.
 

Unter Deck trat genau dies unbemerkt, ein.

Schwerfällig hob Zorro seine Augenlider und sah sich orientierungslos um.

Den Raum konnte er schnell als Krankenzimmer identifizieren. Es war ja nicht das erste Mal, dass er hier lag.

Lautlos seufzend schloss er wieder seine Augen und dachte angestrengt nach.

An Deck war er gewesen, alleine, da die anderen die neue Insel erkundeten.

Es war ruhig gewesen, bis er aufgetaucht war.

Zyron.

Ohne seine Schwerter hatte er nicht viel ausrichten können, auch mit wäre das bei ihm schwierig gewesen. Aber so hatte er keine Chance, sich zu verteidigen.

Er war gnadenlos den Angriffen des Anderen ausgesetzt.

Den Kampf der anderen hatte er nur am Rande mitbekommen. Deren ersten Angriffe trafen zwar den Körper Zyrons, aber kaum das Wunden auftraten, waren sie auch schon wieder verschwunden.

Selbst Ruffys Gear Two hatte nicht viel gebracht.

Erst als er Chopper über die Teufelsfrucht aufgeklärt hatte, waren die Chancen für sie gestiegen.

Gemeinsam, als Formation, hatten sie ihn in die Ecke gedrängt.

Das Letzte, das er noch mitbekommen hatte, war, dass Ruffy und Sanji Zyron über die Reling befördert hatten.

Das hieß dann wohl, dass er untergegangen war.

„Ist wahrscheinlich besser so“, murmelte Zorro leise vor sich hin.

Seine Beine über die Bettkante schwingend stand er auf, noch leicht wankend lief er langsamen Schrittes zur Tür und dann gen Deck.

Aus der Kombüse drangen Stimmen und so ging er auf diese zu.

Kaum die Tür geöffnet, wurde er von den anderen angestarrt. Mit einem mürrischen „Was?“ setzte er sich auf seinen Platz.

Die blaue Nase Choppers zuckte aufgeregt. „Du bist schon wach?“ Das war schneller, als er vermutet hatte.

„Sonst wäre ich nicht hier“, erwiderte er trocken.

„Zorro?“ Ruffy sah ihn von der gegenüberliegenden Seite aus an. „Wer war der Kerl?“

Seufzend rang er sich zu einer Antwort ab, damit hatte er gerechnet, dennoch war ihm unwohl dabei, seine Vergangenheit zu erörtern: „Zyron, wir sind gemeinsam aufgewachsen.“

„Und warum greift dich ein alter Freund an?“, fragte Nami.

„Ich habe nie gesagt, dass wir Freunde waren“, murrte er. „Eher das Gegenteil ist der Fall. Wir haben uns nie ausstehen können. Als ich ins Heim kam, fühlte er sich bedroht, da er bis dato der Stärkste dort war und obwohl ich einige Jahre jünger war, war es für mich ein Leichtes ihn zu besiegen.“

„Heim?“, echote der Kanonier.

„Ja, ein Problem damit?“, knurrte er dem Schützen entgegen. Eifrig schüttelte dieser den Kopf.

Nun sah allerdings die Orangehaarige ihn fragend an. „Weshalb denn? Bist du Waise oder wie?“

Er schwieg eisern. Er wollte nicht darüber sprechen, hatte es so viele Jahre lang verdrängen können.

Doch die Blicke seiner Freunde blieben und so fing er an zu erklären: „Mein Vater starb, als ich vier war. Zwei Jahre nach seinem Tod heiratete meine Mutter erneut. Kurz darauf war meine Halbschwester da. Und nur kurze Zeit später schoben mich meine Mutter und mein Steifvater ins Heim ab. Das Beste, was sie hatten tun können. Schon seitdem mein Vater tot war, war meine Mutter mir gegenüber distanziert und kühl. Ich sehe meinem Vater zu ähnlich, das hat sie nicht ertragen können.“

Dazu sagte niemand etwas, sie wussten, jedes Wort wäre eins zu viel gewesen.

Der Grünhaarige war dankbar dafür. Über das Geschehene zu sprechen fiel ihm nicht leicht, egal wie lange es her war.

„Und was ist das für eine Teufelsfrucht, die dieser Zyron gegessen hat?“

„Die hatte er, glaube ich, zu sich genommen, als ich zwölf war, demnach…“ Er überlegte kurz, war sich nicht mehr ganz sicher, wie viel älter der andere war. „Demnach war Zyron so um die fünfzehn, vielleicht auch vierzehn, bin mir nicht mehr sicher. Es ist die Cura-Cura Frucht.“

„Cura-Cura Frucht also“, murmelte Robin. „Davon habe ich schon einmal etwas gelesen. Dies war wohl auch der Grund, weshalb er sich so siegessicher war.“

Nickend gab der Grünhaarige ihr Recht. „Ja, er ist ein ziemlich guter Kämpfer im Umgang mit Kurzschwertern. Und durch die Kraft der Teufelsfrucht hat er nur zwei Schwachstellen, Meerwasser und Seestein.“

„Ist doch unwichtig“, gab Nami kund. „Der Kerl ist ertrunken und Ende. Was viel wichtiger ist: Zorro, war das der Kerl, den du in einem deiner Schwerter gesehen hast?“

Dies bejahend stand er auf, um aus der Jungenkabine sein Kitetsu zu holen.

Er legte es in die Mitte des Tisches und setzte sich dann wieder auf seinen Platz.

Robin sah von dem Schwert zweifelnd zu Zorro. „Du hattest doch gesagt, du würdest den Mann nicht kennen.“

„Ich hab Zyron seit Jahren nicht mehr gesehen. Er ist aus Shimotsuki verschwunden, als er siebzehn war. Das ist knapp acht Jahre her, er hat sich ziemlich verändert. Und an die Teufelsfrucht hab ich nicht mehr gedacht“, rechtfertigte er sich, nahm das Kitetsu an sich und zog es aus der Saya.

Ruffys Hand legte sich auf Zorros und drückte sie sachte nach unten. „Lass es bleiben, das tut dir nicht gut.“

„Ruffy, ich will nur wissen, ob es jetzt vorbei ist oder ob ich weitere Gegner darin sehe.“

Darauf nichts erwidernd begab sich der Schwarzhaarige zurück auf seinen Stuhl.

Wie die Male zuvor schon hielt er es wieder in das Sonnenlicht, das durch das Bullauge hereinschien.

Der Lichtstrahl brach sich in der Schwertklinge. Abgesehen von den Spiegelungen der Crewmitglieder war nichts in der Waffe zu erkennen.

„Scheint vorbei zu sein.“ Erleichtertes Aufseufzen der anderen war zu vernehmen.
 

„Alle an Deck, da kommt eine feindliche Piratencrew.“ Lysops Schrei weckte die anderen acht Mitglieder der Strohhutbande aus ihrem Schlaf.

Kaum, dass der Kanonier aus dem Krähennest auf den Planken ankam, war auch schon der Rest dort eingetroffen.

Die Flagge des anderen Schiffes zeigte einen Totenkopf mit zwei schwarzen Adlerschwingen.

Schluckend musterte Nami den Jolly Roger und baute ihren Klimataktstock zusammen. „Das sind die Black Eagles“, warf sie in die Runde.

„Wer?“, fragte Ruffy die Navigatorin.

„Ich bin gestern Abend noch die neuen Steckbriefe durchgegangen. Und sie haben ein ziemlich hohes Kopfgeld. Zwar nicht so viel wie Zorro und du, aber sie sind mehr Leute.“

Ruffy grinste breit und sprang auf die Gallionsfigur. „Das wird bestimmt lustig!“

Einige der Crew sahen dies zwar nicht so, machten sich jedoch ebenfalls kampfbereit.

Das Schiff der Black Eagles näherte sich und war nach geraumer Zeit schon auf gleicher Höhe mit der Sunny.

Die ersten Männer kamen herübergesprungen und fingen an, sich ihre Gegner zu suchen.

Schüsse ertönten in der Stille der regnerischen Nacht, Schwerter klirrten beim Aufprall mit anderen und Kampfgeschrei untermalte die Schlacht.

Obwohl die andere Mannschaft klar in der Überzahl war, erschien der Kampf ziemlich einseitig und die Strohhüte waren von ihrer Kampfkraft im Vorteil.

Ihr Schwertkämpfer hatte sich von Beginn an mit dem Vizen der Eagles auf einen Kampf eingelassen. Auch wenn er nur mit zwei Stichwaffen daran teilnahm, war er gerade dabei, den anderen in seine Schranken zu weisen.

Während des Gefechts achtete niemand darauf, dass sich einer der feindlichen Crew mit dem Auftrag unter Deck schlich, nach einigen wertvollen Gegenständen zu suchen.

Schätze fand er jedoch keine, hingegen in der Jungenkajüte wurde er fündig.

Das Kitetsu stand an der Wand angelehnt und der schmächtig wirkende Mann schnappte es sich, um die Waffe zu seinem Kapitän zu bringen.

Als dieser wieder an Deck kam, sah er gerade noch, wie seine Mannschaftsmitglieder besiegt wurden.

Aus den Augenwinkeln sah Zorro ihn und erkannte sein Schwert in der Hand des fremden Piraten.

Da er sich nicht in Sicherheit wiegte und nicht die Meinung vertrat, dass das Schwert ihm keine Kämpfe mehr zeigen würde, hatte er es lieber nicht im Kampf eingesetzt.

Er ließ von dem gegnerischen Vizen ab und stürmte auf den Mann zu.

Wütend schlug er ihm das Kitetsu aus der Hand. „Finger weg von meinem Schwert!“

Die Eagles zogen sich nach ihrer Niederlage still zurück.

Schnaufend hob Zorro sein Schwert vom Boden auf und wollte es zu den übrigen zwei stecken, doch als einige Regentropfen auf die Klinge fielen bemerkte er wie eine Gestalt über den Stahl huschte.

„Nicht schon wieder“, flüsterte er vor sich hin.

„Wer war es dieses Mal?“ Der Strohhutträger sah von seinem Platz auf der Gallionsfigur zu seinem Vizen.

Nur zu zweit standen sie auf dem Deck und sahen in die Weiten des Ozeans, der Rest hatte sich anderen Beschäftigungen oder Aufgaben gewidmet.

Seufzend verschränkte der Grünhaarige die Arme auf der Reling und bettete seinen Kopf darauf. „Ich glaube, das wird das Ende sein“, Murmelte er vor sich hin.

Ein besorgter Ausdruck lag in den dunklen Augen des Schwarzhaarigen, als er sich neben den Schwertkämpfer stellte. „Meinst du etwa, dass…“ er brach ab und begann von Neuem. „Meinst du, du schaffst es nicht mehr?“

Zur Verwunderung des Jüngeren schüttelte der Grünhaarige nur den Kopf. „Nein, das ist es nicht.“

„Was dann?“, folgte die nächste Frage.

„Es hört da auf, wo es begonnen hat.“ Der Blick Zorros lag starr auf dem Meer, wo sich beim Brechen der Wellen am Schiff weißer Schaum bildete. „Kuma.“

„Kuma?“, wiederholte der Kapitän zögernd. „Bist du dir sicher?“

Dies bejahend zog der Vize sein Kitetsu. „Als der Regen darauf prallte, konnte ich sein Gesicht sehen. Unverkennbar, das war Bär.“

„Was ich nicht verstehe, was meinst du mit Ende, Zorro? Denkst du wir wären zu schwach?“

Bestimmend schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Nein, zu schwach sind wir keineswegs. Aber auch nicht stark genug, um diesen Samurai zu besiegen. Vielleicht schaffen wir es, vielleicht nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es dann aufhört mit alldem, was durch ihn erst angefangen hat“, erläuterte er sachlich.

„Mit den Schwertern, mit deinem Leiden?“, hakte der Schwarzhaarige nach und erhielt ein zustimmendes Nicken Zorros.

„Was hat Kuma eigentlich mit deinen Schwertern zu tun?“ Diese Frage beschäftigte nicht nur den Strohhut schon eine Weile, nach und nach kam auch der Rest der Crew dazu.

„Deine Schmerzen sind in mir, Ruffy“, sagte er ruhig. „Du hast bestimmt auch mal deine Feinde gesehen, wenn sie nicht da waren, oder?“

Als er ein stummes Nicken erhielt, sprach er weiter. „Es sind deine Schmerzen, aber da sie in meinem Körper sind, sind sie wohl irgendwie ein wenig abgewandelt.“

„Hast du mehr gesehen?“ Nami sah den Grünhaarigen fragend an und erntete einen verwirrten Blick seitens Zorro.

„Was meinst du?“

„Hast du nur Kuma gesehen oder noch jemand anderes? Oder die Umgebung, damit wir wissen, wo er uns angreifen wird?“

Mit den Schultern zuckend meinte er kurz angebunden: „Das war, glaube ich, ein Waldgebiet, mehr weiß ich auch nicht.“

Besorgt sah die Orangehaarige in Richtung Bug. „Dann wird es nicht mehr lange dauern. Die nächste Insel trägt den Namen Herbarius. Sie ist bekannt für ihre Kräuter und abgesehen von einem kleinen Dorfabschnitt gibt es dort nur Wälder.“ Sie wandte sich zu den anderen um. „In weniger als zwei Stunden sind wir dort.“
 

„Wird wohl doch eine andere Insel gewesen sein in dem Schwert“, meinte Nami, als sie am späten Abend wieder alle am Schiff eintrafen.

Den ganzen Tag über waren sie auf Herbarius unterwegs gewesen. Ihre Sinne stets darauf gerichtet, ob Kuma in der Nähe war oder nicht, aber aufgetaucht war niemand, der ihnen gefährlich werden konnte.

„Kann sein“, sagte der Grünhaarige vage und ging an den anderen vorbei in die Jungenkajüte.

Auch wenn er es nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, glaubte er nicht daran, dass er sich geirrt hatte.

Geraume Zeit später übermannte ihn die Müdigkeit und seine schweren Lider fielen zu.

Der Schmerz drang in ihn ein und sein Körper begann von innen heraus zu rebellieren. Gerade noch so schaffte er es, die Augen aufzuhalten und schwach die Schemen seiner Umgebung zu erkennen.

Kuma war längst verschwunden, der Samurai hegte wohl keinen Zweifel daran, dass er sterben würde.

So wie er im Moment alles wahrnahm, das Blut, das an ihm herunterlief, und das plötzlich eintretende Taubheitsgefühl, das die Schmerzen ausblendete, dachte er ebenso wie Kuma.

Dennoch schrie alles in ihm, das die rote tatzenförmige Blase, die Trümmerhaufen und seine angeschlagenen Nakamas nicht das Letzte sein sollten, was er sah.

Und um sein Versprechen Ruffy gegenüber zu halten, durfte er jetzt nicht ins Jenseits übertreten.

Mit einem letzten gellenden Schrei waren alle Gefühle aus seinem Körper verschwunden, oder er spürte sie nur nicht mehr.

Der Schmerz und das Taubheitsgefühl waren weg, bewegen konnte er sich trotzdem nicht.

Wie gelähmt erschien er sich, nicht einmal umfallen konnte er.

Auch seine Knie gaben nicht nach, wie in einer Starre stand er einfach da, den warmen Lebenssaft an seiner Haut spürend.

Keuchend saß er kerzengerade in der Hängematte.

Fahrig fuhr er sich übers Gesicht. Schon lange hatte er keinen Traum von der Thriller Bark mehr.

Sein Instinkt hatte ihn also doch nicht enttäuscht, dachte er sich.

Dass er ausgerechnet nun wieder solche Träume hatte, musste etwas bedeuten.

„Jungs, macht die Sunny zum Ablegen bereit!“ Der Befehl der Navigatorin hallte übers Schiff und die anderen machten sich ohne Wiederspruch daran, diesen auszuführen. Wie die Orangehaarige reagierte, wenn man nicht tat, was sie wollte, wussten alle nur zu genau.

Als der grünhaarige Schwertkämpfer von seiner Aufgabe, den Anker hochzuholen, an ihr vorbeikam, sah sie ihn eindringlich an und schüttelte mit einem Ansatz eines Lächelns den Kopf. „Dein Schwert hat sich zum Glück geirrt.“

Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ein lauter Schrei erklang.

Alle rannten über Deck zum Bug, wo nicht nur der Kanonier der Mannschaft stand, sondern auch derjenige, vor dem sie sich schon in Sicherheit gewogen hatten.

„Hier ist zu wenig Platz,“ stellte der hünenhafte Samurai fest und näherte sich den Mannschaftsmitgliedern.

Mit einer ruckartigen Bewegung seiner Hand hatte er sowohl Lysop als auch Chopper verschwinden lassen.

Franky war der Erste, der sich aus seiner Starre befreite und zum Angriff ansetzen wollte, als Kuma auch vor ihm stand und dasselbe mit ihm tat, wie mit den zweien vor ihm.

Nach und nach erging es jedem von ihnen so.
 

Stöhnend schlug er Zorro die Augen auf und sah sich orientierungslos um.

Auch wenn er sich sicher war, dass er noch nie hier gewesen war.

Er kannte diesen Ort, sein Schwert hatte sich demnach nicht getäuscht.

Der Grünhaarige sah sich um und konnte in seiner Nähe den Rest der Mannschaft entdecken, Kuma hingegen befand sich ein ganzes Stück entfernt und besah die Bande von dort aus.

Warum hatte er sie nicht direkt alle erledigt, als sie kampfunfähig waren? Dieser Gedanke schoss dem Schwertkämpfer sofort durch den Kopf, als er sich aufgerappelt hatte.

Der Samurai näherte sich ihnen, als er bemerkte, dass sie nach und nach alle das Bewusstsein zurück erlangten.

„Ziemlich schade, dass ich euch nicht direkt vernichten darf, aber der Auftrag lautet nun einmal, dass ich euch lebend zum Impel Down bringen soll.“

„Und warum hast du uns dann nicht direkt dorthin teleportiert?“, knurrte Zorro bissig.

Dieser Typ stellte ihm von Mal zu Mal immer mehr Fragen auf.

Dieses Mal jedoch erhielt er keine Antwort, da der Gummimensch als Nächster erwacht war und zum Schlag mit seiner Faust ausgeholt hatte.

Kuma hatte es allerdings bemerkt und war elegant einen Schritt zur Seite gegangen, somit traf der Schlag Zorro und nicht wie geplant den Samurai.

Der Grünhaarige fiel zu Boden und durch die Wucht des Schlages wurde er erst nach mehreren Metern durch einen Baum gestoppt.

Mühsam rappelte er sich wieder auf und sah seinen Kapitän wütend an: „Er ist der Feind, nicht ich!“

„Ich weiß, war keine Absicht, Zorro.“ Entschuldigend sah der Schwarzhaarige seinen Vize an und holte erneut zum Schlag aus, doch auch dieses Mal traf er nicht und seine Faust schlug in den Erdboden ein.

Zorro sah zu dem Rest der Crew, diese wachten allmählich auf.

Wurde auch Zeit, wie er fand.

Der Kampf entbrannte nun erst richtig, vorher waren sie nicht dazu gekommen, den Samurai zu verletzen. Auch jetzt, wo sie gemeinsam kämpften, gelang es nur schwer.

Der Einzige, der es geschafft hatte, Kuma eine Wunde zuzufügen, war Zorro gewesen.

In einem unbedachten Moment, in dem Bär mit den anderen beschäftigt gewesen war, hatte er ihn an der Schulter erwischen können.

Für einen kurzen Moment sah der Grünhaarige irritiert auf die verletzte Stelle.

Es war die gleiche, wie damals auf der Thriller Bark.

„Ihr seid ein wenig stärker geworden, aber jetzt ist es genug mit dem Geplänkel an Angriffen.“

Mit diesen Worten erzeugte er eine Luftblase und ließ diese auf die Strohhüte los.

Alle Versuche, sich aus der Schusslinie zu bringen, scheiterten und die Mannschaft fand sich im bewusstlosen Zustand auf dem Boden wieder.

Der Hüne ging auf den Strohhut zu und legte seine Hand über den schmalen Körper des Schwarzhaarigen.

„Das lass ich nicht zu!“, erklang eine Stimme hinter Kuma.

Schnaufend stand der Vize mit wackligen Beinen auf, ein Rinnsal an Blut floss ihm aus einem Mundwinkel.

„Lass …die anderen…in Ruhe. Und… nimm mich“, keuchte er angestrengt.

„Schon wieder?“ Bär sah ihn lange an, ehe er nickte. „Gut, aber dieses Mal sorge ich dafür, dass du wirklich stirbst.“
 

„Wir leben noch?“ Verwirrt sah die Orangehaarige sich um. „Warum hat er es nicht einfach beendet, oder uns der Marine ausgeliefert?“

„Keine Ahnung, Namilein“, gab der Smutje zu.

Grinsend sprang der Kapitän auf. „Ist doch egal, warum, lasst uns zur Sunny zurück.“ Alle nickten zustimmend und wollten gerade in Richtung des Schiffes gehen, als die Stimme Robins sie aufhielt.

„Es fehlt jemand.“

Alle sahen sich um, doch erst der kleine Arzt war es, dem es auffiel. „Zorro ist nicht da“, fiepte er aufgeregt.
 

„Bär hat es also wirklich geschafft?“

„Ja, aber nur den einen.“

„Einer ist zwar nicht genug, aber schon mal ein kleiner Fortschritt, besonders wenn es sich um den Vizen handelt.“

Stimmengewirr ließ ihn aufschauen.

Erleichtert nahm er wahr, das Kuma sich an den Deal gehalten und seine Freunde verschont hatte.

Seufzend zerrte er an den schweren Eisenketten, die ihn an die Wand hielten.

Impel Down, hier würde es enden.

Ein Entkommen gab es hier nicht.

Und schon gar nicht für ihn, er würde keinen Ausbruchsversuch starten.

An seine Versprechen hielt er sich, der Deal stand und er würde nicht derjenige sein, der diesen brach.

Mit einem traurigen Ausdruck in den Augen sah er zu seiner Nebenzelle, wo man seine Schwerter aufbewahrte.

Er hielt sich an seine Versprechen…wenn er es konnte.

Aber hier war das Ende. Der letzte Weg, den er nun gehen würde, wäre der zum Schafott.
 

„Es ist vorbei“, meinte die Orangehaarige mit brüchiger Stimme und legte die Zeitung, die eben von der Postmöwe gebracht worden war, auf den Esstisch.

Sie hatten Stunden nach Zorro gesucht, die ganze Insel nach dem Grünhaarigen durchforstet und gehofft, dass er sich nur verlaufen hatte.

Doch war dem nicht so gewesen. Es schien, als sei er mit allem, was er bei sich trug, vom Erdboden verschwunden.

Doch die wussten es besser.

Es gab einen Menschen, der so etwas zustande bringen konnte.

Und eben dieser war auch präsent gewesen.

Robin nahm die Zeitung an sich und las die Titelseite vor:

„Vize der Strohhutbande geschnappt.

Der ehemalige Piratenjäger Lorenor Zorro wurde vor zwei Tagen ins Hochsicherheitsgefängnis Impel Down gebracht. Bartholomäus Bär, Mitglied der sieben Samurai der Meere, hatte ihn besiegen können und ihn dort in Gewahrsam gegeben.

Der Supernovae hatte am gestrigen Abend auf dem Schafott seinen letzten Atemzug getan.“

„Kuma hat ihn nicht einfach so besiegt, oder?“ Ruffy blickte traurig in die Runde. „Sonst wären wir alle dort oder?“

Die anderen nickten. „Er hat es wohl schon wieder getan“, murmelte Sanji. „Erst geht er durch die Hölle für uns und jetzt…“

Nami unterbrach den Blonden. „…ist er von den Qualen erlöst.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen dank nochmal an RuffyFan,die sich der Gefahr Augenkrebs zu bekommen bei meiner Grammatik und so ausgesetzt hat um dieses Kapitel und das vorige zu betan :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Erneut Danke an RuffyFan fürs Betan :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bin jetzt erst Mal weg, bis zum 21. Und beim Campen hab ich kein Internet XD Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (42)
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Von:  SasuxIta
2014-07-02T10:07:16+00:00 02.07.2014 12:07
Richtig trauriges Ende *schnief* aber ist besser so *~* jetzt hat Zorro seine ruhe^^
Von:  SasuxIta
2014-07-02T10:06:46+00:00 02.07.2014 12:06
Richtig trauriges Ende *schnief* aber ist besser so *~* jetzt hat Zorro seine ruhe^^
Antwort von:  HunterLeon
02.07.2014 12:12
Sad Ends, sind doch mal ne Abwechslung zu den ganzen Happy Ends. Schön wenns trotz dem Ende geefällt ;P
Von:  dasy
2014-01-13T22:45:12+00:00 13.01.2014 23:45
Starker Tobak!
Traurige aber schöne Geschichte.
Und Zorro hat seinen Frieden gfunden.
Ich werde mehr von dir lesen.

Antwort von:  HunterLeon
14.01.2014 14:09
Danke ;P
Von:  jack-pictures
2014-01-02T15:45:11+00:00 02.01.2014 16:45
Wow... Ich weis nicht, was ich sagen soll.
Das Ende ist... Traurig aber auch irgendwie befreiend für Zorro.
Antwort von:  HunterLeon
02.01.2014 16:46
Ich mag Sad Ends halt mehr als die ständigen Happy Ends XP
Von:  Tsumugu-Tachibana
2013-12-25T14:44:22+00:00 25.12.2013 15:44
Hey super, toll dass es weiter geht! <3
Nun bin ich wirklich mal gespannt, wann und wie Kuma auftaucht und was dann des Rätsels Lösung ist. Ich würde ja vermuten, dass er irgendwie die Schmerzen zurück auf Ruffy überträgt, oder so, damit er sie verarbeiten kann und sie nicht weiter in Zorro rumoren. >_<
Antwort von:  HunterLeon
25.12.2013 17:23
Ja, hat leider ein wenig gedauert ;P
Ist zwar ne gute Idee, aber es verläuft anders XP
Von:  jack-pictures
2013-11-25T19:53:52+00:00 25.11.2013 20:53
Sagte er nicht, dass es vorbei ist?
Bin jetzt richtig gespannt, wen er da wieder sieht und ob es jemals vorbei sein wird...
Antwort von:  HunterLeon
25.11.2013 22:06
Das Ende ist bereits in Arbeit. Vorbei wird es also au jeden fall XD
Von:  NightcoreZorro
2013-11-23T18:53:06+00:00 23.11.2013 19:53
und es geht weiter.. xD
Antwort von:  HunterLeon
23.11.2013 19:54
Ja, ein Kap hab ich noch in Reserve das kommt dann wenn ich es mal schaffe das letzte hinzukriegen XP
Von:  NightcoreZorro
2013-10-12T15:58:54+00:00 12.10.2013 17:58
so, ich kenn das kap ja schon aber.. es bleibt toll <3
und, wie gesagt, ich mag es, wenn kleine zorro's ins heim gesteckt werden x3
Antwort von:  HunterLeon
12.10.2013 18:43
Danke, ja das mag ich auch XD
Von:  NightcoreZorro
2013-10-02T19:58:28+00:00 02.10.2013 21:58
Oo armes zorro! aber (wen wunderts xD) gefällt mir! :D
aber lass ihn noch nich sterben, er muss noch leiden ;)
Antwort von:  HunterLeon
03.10.2013 09:21
Der kratzt auch nicht ab, zumindest bisher nicht ob er am Ende draufgeht oder nicht weiß ich selbst noch nicht XD
Von:  jack-pictures
2013-10-02T19:10:59+00:00 02.10.2013 21:10
o____o
Zorro so schnell besiegen, nur weil er keine Schwerter bei sich hat?
Hatter denn nicht genug mit Sanji gerangelt, um sich wenigstens etwas über Wasser halten zu können?
Antwort von:  HunterLeon
02.10.2013 21:12
Ja, du musst beachten er ist angeschlagen und derKerl hat eine besondere Teufelsfrucht gegessen :P
Antwort von:  jack-pictures
02.10.2013 21:16
Böser Mensch :D
Wird noch aufgeklärt, woher Zorro ihn kennt?
Also über die Kindheitsgeschichte hinaus...
Antwort von:  HunterLeon
02.10.2013 21:17
Ja, das kommt noch auch der Kampf wird noch ein bisschen ausführlicher geschildert ;D
Antwort von:  jack-pictures
02.10.2013 21:17
Dann lohnt sich das Warten umso mehr!


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