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I can't love you

Staffel 1
von

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Neues Leben

Es war voll im ‚Planet Akillian‘. Die Snowkids hatten das Freundschaftsspiel gegen die Wambas gewonnen und waren nun wild am Feiern. Das Restaurant ähnelte Dank der ausgelassenen Stimmung eher einer Disko, als einem gemütlichen Ort zum Essen und Quatschen.

„Und habt ihr gesehen, wie ich den Ball von Jok gekonnt mit einem Fallrückzieher ins Tor katapultiert habe?!“ Micro-Ice, einer der Stürmer der neuen Mannschaft von Akillian, berichtete mit stolz geschwellter Brust von seinen ‚Heldentaten‘ im Spiel.
 

„Jaja, Micro-Ice. Das durften wir uns jetzt schon zum dritten Mal anhören.“ Beschwerte sich D’Jok, der zweite Stürmer der siebenköpfigen Mannschaft und fuhr sich mit einer Hand genervt durch sein rotes Haar. Doch sein eben noch aufgeregter Freund war auf einmal zur Salzsäule erstarrt und blickte mit weit geöffnetem Mund zur Tür. Durch diese war nämlich gerade ein schönes, schwarzhaariges Mädchen getreten und schaute sich suchend um, ehe sie auf die Theke zuging.

„Was hat er denn? Micro-Ice, hast du einen Geist gesehen?“, Thran, der Abwehrspieler des Teams, drehte seinen Kopf in die Richtung, in die sein Kumpel geistesabwesend starrte. Die anderen taten es ihm gleich, außer Thran Zwillingsbruder Ahito, der wie gewöhnlich ins Sofa gekuschelt schlief. Doch das Mädchen war bereits verschwunden.

„Leute! Habt ihr sie gesehen? Habt ihr sie gesehen? Da kam grad das bezaubernste Mädchen der Galaxie durch die Tür! Wow! Wenn ich sie wiedersehe, werde ich die fragen, ob sie mit mir tanzen will.“ Die Augen des kleinen Schwarzhaarigen strahlten.

„Du spinnst doch, Micro-Ice!“, Mei stand entrüstet auf, strich sich elegant durch ihr langes, braunes Haar und wandte sich mit einem zauberhaften Lächeln Jok zu. „Komm, wir gehen tanzen, Jok.“ Nach kurzem Zögern stand der Rothaarige auf und wollte ihr folgen, doch sie wurden von dem Auftauchen von Micro-Ices Mutter aufgehalten. Sie hatte ein Mädchen im Schlepptau und balancierte einige Getränkegläser auf einem elektronischen Tablett.

„Ihr habt echt gut gespielt! Alles Gute zum Sieg!“, lächelnd verteilte sie die Getränke auf dem Tisch. „Darf ich euch unsere neue Aushilfe vorstellen?“ Sie schob das Mädchen vor und wie sollte es anders sein, war es das Mädchen, welches Micro-Ice noch vor Kurzem an der Tür gesehen hatte. „Das ist Honyia. Sie wird uns in nächster Zeit ein wenig helfen. Das Mädel ist echt eine hervorragende Köchin. Ihr solltet demnächst mal vorbeikommen und ihr Essen probieren. Honiya, das sind die Snowkids. Sie sind die neue Fußballmannschaft von Akillian. Sie haben heute ein Freundschaftsspiel gegen die Wambas gewonnen.“

„Freut mich euch kennenzulernen! Und herzlichen Glückwunsch zum Sieg.“ Die Schwarzhaarige lächelte sie alle mit einem hinreißenden Lächeln an. Der schwarzhaarige Stürmer kam sofort auf sie zu und schüttelte ihr überschwänglich die Hand.

„Hi! Danke! Ich bin Micro-Ice, der beste Stürmer der Snowkids! … Tanzt du mit mir?“

Sie sah ihn ein wenig perplex an. Mit einer solchen Begrüßung hatte das Mädchen bei Weitem nicht gerechnet.

„Hey, hey! Micro-Ice! Jetzt gib nicht so an. Jeder weiß doch, dass ich viel besser bin als du.“ Jok sah ihn herausfordernd an und Micro-Ice funkelte zurück.

„jetzt hört auf ihr zwei. Wir sollten auch so nett sein und uns vorstellen. Ich bin Tia.“ Die Blonde lächelte die Neue lieb an und schüttelte ihr die Hand.

„Rocket.“ Der Kapitän hob die Hand zum Gruß und so ging die Runde weiter.

„Ich bin D’Jok und das ist…“ „Mei. Ich bin Mei.“ Das Mädchen warf elegant ihr Haar zurück.

„Genau und ich bin Thran und das ist mein Bruder Ahito. Er hält nur grad mal wieder seinen Schönheitsschlaf.“ Der Verteidiger grinste und gab Honyia ebenfalls die Hand.

„Jok, lass uns jetzt tanzen gehen.“ Mei drängelte den Stürmer auf die Tanzfläche und schon bald konnte man sie nicht mehr von der Masse auseinanderhalten.

„Mach dir nichts draus. Die ist öfter so drauf.“ Micro-Ice hatte den betrübten Gesichtsausdruck von Honyia gesehen und versuchte sie aufzumuntern. „Tanzt du jetzt mit mir?“

„Ähm..?“ Das Mädchen wandte sich fragend an die Mutter des Schwarzhaarigen.

„Nagut, ein Tanz. Aber dann gehst du an die Arbeit.“ Die Neue nickte höflich und folgte dem strahlenden Stürmer auf die Tanzfläche.
 

„Wir werden dann auch mal das Tanzbein schwingen gehen.“ Meinte Tia und zog Rocket hinter sich her.

„Sorry, Jungs.“ Der Kapitän winkte mit einem leidenden Lächeln im Gesicht entschuldigend zu, ehe er den Widerstand aufgab und Tia folgte.

„Das könnt ihr doch nicht machen! Mich einfach so mit dieser Schlafmütze alleinlassen. Das geht doch nicht.“ Eingeschnappt ließ Thran sich ins Sofa fallen und legte die Beine hoch. „Ich würd ja schon gern mit Micro tauschen.“ Er blickte den entschwindenden Pärchen entrüstet hinterher und nahm dann einen Schluck von seinem Trinken.

„Kann ich verstehen. Diese Honyia sieht ja nicht schlecht aus.“

Der Abwehrspieler zuckte erschrocken zusammen. „Ahito, du bist wach?“

„Ja, und das mit der Schlafmütze hab ich jawohl überhört. Aber mal ehrlich, Micro-ice ist echt zu beneiden.“
 

„Hey Honyia. Du bist ziemlich schweigsam, oder?“, Mirco-Ice drehte Honyia spielerisch einmal um ihre eigene Achse. Sie tanzten nun schon eine Weile und der Fußballer hatte dementsprechend schon viel von sich erzählt. Aber das Mädchen hatte noch kein Wort über sich verloren. Nun lächelte sie ihn entschuldigend an.

„Tut mir Leid, du kleiner Held. Es ist nur alles ein wenig viel für mich. Weißt du, ich bin heute erst auf Akillian angekommen und kenne hier noch niemanden und dann lerne ich gleich die Fußballmannschaft kennen und tanze sogar mit ihrem Stürmer.“ … Und diese Sportart sagt mir noch nichteinmal was, fügte sie in Gedanken hinzu. Es erschien ihr nur irgendwie ziemlich fehl am Platz diese Tatsache zu erwähnen. Die letzten Töne des Liedes erklangen. „Oje… und jetzt muss ich an die Arbeit. Tut mir echt Leid.“

„Hey! Weißt du was?“, Micro-Ice hatte fieberhaft überlegt, wie er das Mädchen wiedersehen könnte. "Morgen läuft ein Fußballspiel. Die gucken wir in der Regel hier! Wie wäre es, wenn wir zum Essen vorbeikommen? Mom meinte, dass du super kochen könntest.“ Die beiden gingen langsam auf die Theke zu und Honyia schnappte sich ihre dort liegende Schürze, um sie sich umzubinden.

„Das ist eine super Idee! Ich freu mich schon auf euch!“ Sie setzte sie zur Uniform gehörende, rote-orangene Schirmmütze auf und drehte sich Richtung Küche. Doch bevor sie verschwand, wandt sie sich nochmal dem Jungen zu. „Ich wünsche dir heute noch einen schönen Abend!“, flötete sie und verschwand in der Küche.
 

Micro-Ice kehrte mit verträumtem Gesicht zu den Zwillingen an den Tisch zurück. Die anderen vier waren immernoch nicht zu sehen.

„Da bist du ja wieder! Wie war’s?“

Mit vor Freude glänzenden Augen begann dieser zu erzählen. „Ich hab vorgeschlagen, dass wir Morgen vor dem Spiel hierher kommen und etwas essen! Sie war begeistert von der Idee! Das wird bestimmt super!“ Er ließ sich neben den inzwischen wieder schlafenden Ahito aufs Sofa plumpsen und streckte glücklich alle Viere von sich.

„Ehrlich? Meinst du, Aarch lässt uns vorher raus? Er mag es doch nicht, wenn das Training vernachlässigt wird.“

„Ach, er wird doch wohl mal eine Ausnahme machen können.“

Fußball

„Aber Aarch! Ich hab versprochen, dass wir vor dem Spiel da sind!“ Das Training der Snowkids war im vollen Gange und die Übertragung des Spiels rückte immer näher.

„Soweit ich weiß, Micro-Ice, kann man durchaus auch essen, während man das Spiel schaut. Oder bist du etwa nicht Multitaskingfähig? Das Training geht vor! Solange ihr so schlecht spielt, kann ich euch keine großen Pausen geben. Ihr spielt immernoch nicht als Team! Jok, du musst mehr abgeben. Du bist nicht allein auf dem Spielfeld. Und Micro-Ice, hör endlich auf mit den Kunststücken im Strafraum!“

Der Trainer der Snowkids verschränkte die Hände hinterm Rücken und lief vor dem Team auf und ab.

„Ja, Trainer!“ Einstimmiges Seufzen der Mannschaft. Aarch Gesichtszüge wurden ein wenig weicher. „Aber da es auch wichtig ist, dass ihr euch das Spiel anseht, um schonmal ein wenig etwas über die Shadows zu lernen, seid ihr jetzt entlassen.“ Ein gutmütiges Lächeln breitete sich auf Aarchs Gesicht aus.

„Wirklich, Trainer? Wow! Danke!“ Das Team war erfreut aufgesprungen und Micro-Ice konnte nicht anders, als seinem Trainer um den Hals zu fallen.
 

Tatsächlich trafen die Snowkids noch kurz vor Spielbeginn im Planet Akillian ein. Micro-Ices Mutter begrüßte sie fröhlich und wie immer mit einem freundlichen Lächeln.

„Hey ihr! Honyia ist in der Küche, sie hat grad mit dem Zubereiten des Essens angefangen.“

„Danke Mom!“ Der schwarzhaarige Stürmer flitzte an seiner Mutter vorbei, in die Küche. Die restlichen Snowkids begrüßten die Frau höflich und gingen dass ebenfalls in die Küche. Der Torwart gähnte wie so häufig ausgiebig und setzte sich dort sofort auf einen Stuhl und war schon wenige Sekunden später im Schlaf versunken.
 

„Hallo Honyia! Tut mir Leid, dass wir so spät sind. Das Training hat uns aufgehalten.“ Entschuldigte sich der kleine Schwarzhaarige und setzte sich mit einem Hops auf eine der Küchentheken.

„Schon okay, Micro-Ice. Das hab ich mir schon gedacht. Bin auch noch nicht ganz fertig. Hey ihr!“ Die Köchin lächelte nun auch die restlichen Ankömmlinge an, die sich in der Küche verteilten. Die Aktion des Torwarts begutachtete sie nur mit einer amüsiert hochgezogenen Augenbraue. Ihr Blick streifte die große Uhr über dem Herd der ziemlich großen Küche.

„Ihr solltet euch schonmal einen Platz suchen, das Spiel fängt gleich an. Ich bringe euch dann das Essen.“

„Was? Verdammt, wir verpassen den Anfang.“ Jok eilte aus dem Raum und erntete nur belustigte Blicke.

„Die reden doch eh erstmal noch über Hintergründe und Chancen.“ Rocket und Tia nickten auf den Kommentar des älteren Zwillings und folgten Mei und Jok aus dem Raum.

„Hey, Ahito, kommst du?“, der zurückgebliebene Stürmer versuchte vergeblich den Torhüter aufzuwecken. Anscheinend war er tief in die Welt der Träume abgedriftet. Wie typisch für ihn, doch Micro-Ice fand es unpassend, ihn bei dem Mädchen zurückzulassen. Außerdem wollte er noch ein wenig Zeit hinauszögern.

„Lass ihn ruhig schlafen. Ich schicke ihn zu euch, wenn er aufwacht. Und nun raus mit dir, sonst verpasst du noch was!“ Die Schwarzhaarige scheuchte den Jungen ungeduldig aus der Küche.

Er schlenderte beleidigt zu den anderen und ließ sich neben Thran aufs Sofa fallen. Das Spiel interessierte ihn nicht wirklich.

„Was machst du denn für ein Gesicht, Micro-Ice?“

„Sie hat mich einfach aus der Küche gescheucht, kannst du dir das vorstellen, Thran? Und dein Bruder darf bleiben. Das ist so unfair!“

Jok klopfte ihm grinsend auf die Schulter. Er wusste, wie schnell sich sein Kindheitsfreund verliebte. „Bei der hast du wohl keine Chance.“

„Ach, sei doch still, Jok.“
 

Währenddessen war Honyia in der Küche eifrig am Werkeln.

„Mannomann… Wie kann der nur so seelenruhig schlafen, während ich hier so einen Lärm mache?“

Nachdenklich blickte sie den Torhüter an, der immernoch friedlich schlief. Das Mädchen schnappte sich ein Brett und einige Karotten, sowie ein Messer und setzte sich dem Schlafenden gegenüber. Gedankenverloren begann sie die Karotten zu schälen und zu schneiden, bevor sie sie in den großen Topf auf dem Herd zu tun. Am Ende sollte darin eine leckere Suppe entstehen. So bemerkte sie nicht, wie sich die Augen ihres Gegenübers langsam öffneten und sie musterten. Nach einiger Zeit beschloss der Besitzer dieser Augen auf sich aufmerksam zu machen. Er streckte sich einmal ausgiebig und sah sie dann wieder an. „Kann ich dir helfen?“

Die Schwarzhaarige zuckte auf die unerwartete Frage kurz zusammen und tauchte aus dem Reich ihrer Gedanken wieder in die Wirklichkeit ein. Sie blickte auf und sah ihm direkt in die Augen. Beiden ging in diesem Moment wohl das gleiche durch den Kopf: Was waren das nur für schöne Augen.

Honyia war die erste, die die Sprache wiederfand. „Du bist wach.“

Sie zögerte kurz, wusste nicht, was sie noch sagen sollte. „Die anderen gucken das Spiel. Du kannst ruhig zu ihnen gehen.“ Die junge Köchin lächelte ihn an, doch der Torhüter bewegte sich nicht vom Fleck. „Ich weiß… Aber ich hab keine Lust mich zu bewegen. Wenn es dir nichts ausmacht, bleibe ich noch ein wenig.“

Das Mädchen nickte und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Eine drückende Stille breitete sich im Raum aus. Der Schwarzhaarige überlegte schon, doch aufzustehen und zu den anderen zu gehen, doch irgendetwas hielt ihn auf unerklärliche Weise davon ab.

„Darf ich dich etwas fragen? Wie heißt du eigentlich?“, zwar wusste er die Antwort längst, aber es war immerhin ein Anfang. Das Mädchen blinzelte überrascht über die Frage, dann fiel ihr ein, dass er ja gestern geschlafen hatte, als sie die Snowkids kennengelernt hatte.

„Ich bin Honyia.“

„Freut mich, ich heiße Ahito.“ Er reichte ihr über den Tisch hinweg die Hand. Die Schwarzhaarige wischte sich die eine Hand an der Schürze ab und schlug dann ein.

„Du bist der Torwart der Snowkids, richtig?“ Ihr Gegenüber nickte.

„Was musst du denn so als Torwart machen?“, ihre Wangen hatten sich verlegen gerötet und sie senkte den Blick auf die Tischplatte. Auf dem Gesicht des Jungen machte sich Verwirrung breit.

„Nunja, weißt du…“ Stammelte sie. „Ich hab vorher noch nie etwas von Fußball gehört.“

Ahito lachte kurz, fing dann aber ruhig an zu erklären.

„Also: Fußball ist eine Ballsportart, bei der zwei Teams mit jeweils sieben Spielern gegeneinander antreten. Früher waren es elf Spieler pro Team. Die Teams müssen versuchen, indem sie den Ball nur mit den Füßen bewegen, ihn ins gegnerische Tor zu befördern. Das Spiel darf nur mit dem Fu gespielt werden. Lediglich der Torwart, also in diesem Fall ich, darf auch die Hände benutzen, um den Ball zu fangen, ehe er ins eigene Tor geht. Das ist halt meine Aufgabe.“ Er grinste.

Das Mädchen hatte ihm aufmerksam zugehört und dabei fast ihre Arbeit vergessen. Nun nahm sie sie wieder auf und machte den Herd an.

„Dann hast du ja ziemlich was zu tun.“

„Ja, das stimmt. Aber die anderen halten mir den Ball größtenteils vom Leib, sodass ich Zeit habe, ein kleines Nickerchen im Tor zu machen.“

Die Schwarzhaarige lachte. Das schien wohl sein Markenzeichen zu sein. „Mir wurde schon erzählt, dass du viel schläfst.“ Sie rührte die Suppe um und wartete, dass sie zu kochen begann. Dann holte sie ein paar Teller raus, die sie mit der zubereiteten Köstlichkeit befüllte.

„Das Essen ist fertig. Hilfst du mir, die Teller raus zu tragen?“

„Klar!“ Er stellte sich neben sie und nahm ein paar Teller in die Hände.

Vor der Küchentür blieb Ahito noch kurz stehen und drehte sich zu ihr um.

„Ich trainiere nachts manchmal heimlich im Holotrainer. Wenn du magst und mich nicht verpfeifst, kannst du ja mal vorbeikommen. Dann könnte ich dir vielleicht ein wenig mehr über Fußball beibringen.“

Fast schon hoffnungsvoll sah er die Schönheit an. Diese überlegte kurz, nickte dann aber lächelnd.

„Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.“ Sie trat an ihm vorbei, ohne etwas der Suppe zu verschütten und verließ vor ihm die Küche. Schnell beeilte sich der Junge, ihr zu folgen.
 

Bei den Snowkids angekommen, stellten sie die Teller auf den Tisch.

„Wie? Du isst nicht mit?“ Micro-Ice war schnell aufgefallen, dass es nur sieben Teller waren, die dort vor ihm mit Suppe befüllt dampften und sah die Köchin nun enttäuscht an.

„Tut mir Leid, Micro-Ice. Aber ich habe noch zu tun. Lasst es euch schmecken.“ Honyia lächelte entschuldigend und verschwand dann wieder in der Küche. Tharn wendete sich währenddessen an seinen kleinen Bruder.

„Ahito! Wie hat sich dich dazu bewegen können, ihr zu helfen?“

„Ich habs ihr angeboten, Bruderherz.“ Ahito zuckte grinsend mit den Schultern, nahm seinen Löffel und begann zu essen. Die anderen taten es ihm gleich.

„Hm… das ist echt lecker!“ Micro-ice schaufelte begeistert die Suppe in sich hinein.

Training

Es war tiefste Nacht und Honyia lag immernoch wach. Sie dachte über den Tag nach. Über das Gespräch mit Ahito. Und über seine tiefblauen Augen. Wie sie in ihnen hatte versinken können… Sie seufzte. Zu schade nur, dass man seine Augen so selten sah, wenn er die meiste Zeit schlief. Das Mädchen starrte an die Decke ihres Zimmers.

°Ich trainiere nachts manchmal heimlich im Holotrainer. Wenn du magst und mich nicht verpfeifst, kannst du gern mal zugucken kommen. Dann kann ich dir vielleicht noch ein wenig über Fußball beibringen.°

Ob er das ernst meinte? Aufgeregt sprang sie von ihrem Bett auf. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr, registrierte die Schwarzhaarige, dass es halb eins nachts war. Um diese Uhrzeit sollten die meisten schon schlafen und keiner würde bemerken, wenn sie sich aus dem Haus schlich.

Lautlos schlich sie zu ihrem Kleiderschrank und fischte ein paar Sachen heraus. Schnell zog sie ihren Schlafanzug aus und eine enge schwarze Leggins über ihre Unterwäsche. Darüber streifte sie eine gemütliche, schwarz-rote, bis zu den Knien reichende Trainingshose. Ein passendes, rot-schwarzes Shirt mit Dreiviertelärmeln bedeckte ihren Oberkörper. Schwarze Armstulpen und Ballerina ähnliche Schuhe machten den Abschluss.

Mit ein paar geschickten Griffen, Band sie sich einen Pferdeschwanz, an dem vorne ein paar Strähnen locker ins Gesicht hingen. Lächelnd betrachtete sich die Schwarzhaarige im Spiegel.

„Fertig. Dann wollen wir mal.“ Flüsterte sie und schlich sich flink wie ein Wiesel und mucksmäuschenstill aus dem Haus.
 

Das Fußballstadion von Akillian war nicht weit entfernt. Micro-Ices Mutter hatte es ihr heute Morgen gezeigt. Weiterhin leise wie eine Maus, schlich sie durch die Flure. Mal hier, mal da, schaute sie durch eines der Türfenster. So sah sie auch, dass Clamp, der Mechaniker des Teams, der den Holotrainer erst erfunden hatte, noch unruhig in seinem Zimmer auf und ab lief. Schnell huschte sie weiter und fand schließlich einen Raum mit einem großen, weißen, viereckigen Kasten in der Mitte. Wenn sie sich nicht täuschte, war dies der Holotrainer. Leise öffnete Honyia die Tür und huschte in den Raum. Auf einem der vielen Monitore sah sie Ahito in einem großen Viereck, welches mit einem Netz bespannt war stehen. Das war wahrscheinlich das Tor. Ein Ball flog auf ihn zu und er hielt ihn meisterhaft, bevor die weiße Linie kurz hinter seinen Füßen überqueren konnte. Eine Weile schaute sie ihm noch zu, dann trat sie auf den großen, weißen Kasten zu und eine Tür öffnete sich. Fasziniert betrat sie den Raum. Erst war es weiß, dann veränderte sich alles um das Mädchen und plötzlich stand sie auf einem riesigen, tranzsparentgrünen Feld scheinbar mitten im Himmel.

In dem einen Tor sah sie eine Gestalt. Ahito!

Zögernd blieb die Schwarzhaarige, wo sie war. Würde er sich freuen, sie zu sehen?

Ein Ball flog auf das Tor zu, in dem der Junge stand. Dieser warf sich in die Richtung des Balls, doch verfehlte ihn knapp. Frustriert sank der Schwarzhaarige auf die Knie und schlug mit der Faust auf den Boden.

Auf einmal spürte er die Wärme einer Hand auf der Schulter.

„Hey, das wird schon. Nur nicht aufgeben.“

Seine Augen weiteten sich und er blickte auf, genau in die schönen, smaragdgrünen Augen, die sich in seinen Kopf gebrannt hatten. Vor ich kniete Honyia und lächelte ihn aufmunternd an.

„Honyia! Du bist wirklich gekommen!“ Sie standen zusammen auf. Der Torwart grinste ein wenig verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.

„Meinst du wirklich, ich lasse mir entgehen, ein wenig über Fußball zu lernen? Und das auch noch von dem Torwart der Snowkids, der schon bald ein Star sein wird?“ Daraufhin mussten sie beide lachen. Doch Ahito wurde schnell wieder ernst.

„Ist vielleicht doch keine so gute Idee. Ich bin nicht wirklich gut.“

„Aber du hattest den Ball doch fast. Du warst unglaublich schnell!“ Erstaunt über seine Äußerung, versuchte das Mädchen ihn ein wenig aufzumuntern. Aber seine Stimmung besserte sich nicht.

„Ja, aber ich war nicht schnell genug. Ich schaff es einfach nicht, den Odem rechtzeitig zu aktivieren.“

„Den Odem?“ Verwirrt sah das Mädchen ihn an. Das Wort kannte sie aus den uralten Mythen. Dort war es ein Synonym für den Atem Gottes. Also war es ihr ein Rätsel, was das mit Fußball zu tun haben könnte.

„Ach, du weißt es ja nicht. Der Odem ist der Flux von Akillian. Der Flux ist eine Energiequelle in jedem einzelnen Menschen, der die Leistungsfähigkeit beeinflusst. Jeder Planet hat einen unterschiedlichen Flux und jeder Flux eine unterschiedliche Wirkung. Ich schaff es einfach nicht, ihn rechtzeitig hervorzurufen.“

Niedergeschlagen ließ der Junge sich am Pfosten zu Boden gleiten. Honyia Augen wurden groß.

„Ich glaube, ich kann dir helfen.“ Brachte sie leise heraus.

„Ach ja und wie? Du hast doch keine Ahnung von Fußball!“ Wütend und ein wenig trotzig sah er sie an. Doch bereute es auch sogleich wieder. „Tut mir Leid… Ich wollte nicht…“

„Schon gut.“ Die Schwarzhaarige ließ sich mit einem nachsichtigen Lächeln neben ihn sinken. „Weißt du, meine Eltern sind gestorben, als ich noch ganz klein war. Ich wurde von einem Ninjameister aufgezogen, der mir natürlich die Ninjakünste beibrachte. Dazu zählt auch die Verwendung und Beherrschung des Chakra. Ich glaube, das ist eine andere Bezeichnung für den Flux.“ Während der Erklärung hatte sie die ganze Zeit auf den Boden gestarrt. Diese Information war eigentlich streng geheim, aber er schien so vertrauenswürdig und außerdem befand sie sich derzeit ja eh in soetwas wie einem Ausnahmezustand.

Nun blickte sie auf. Ahito hatte sie die ganze Zeit aufmerksam gemustert.

„Du kannst es kontrollieren? Zeig mir, wie es geht.“

Plötzlich bestärkt, sprang der Torhüter auf und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Die Schwarzhaarige schmunzelte.

„Unter zwei Bedingungen: Erstens, du erzählst niemandem davon, nichteinmal Thran und zweitens…“ Sie nahm seine Hand und ließ sich hochziehen. „… du bringst mir bei, wie man Fußball spielt.“

„Abgemacht!“

Ein Ball bildete sich auf der Rasenfläche.

„Also, das ist der Fußball.“ Er lachte und sie stimmte mit ein. „Darauf wäre ich auch noch gekommen. Aber um den geht es also.“

„Genau. Und darum, ihn ins Tor zu kriegen. Man schießt ihn ungefähr so.“ Der Torwart nahm ein wenig Anlauf und schoss den Ball in das vor ihnen liegende Tor.

„Alles klar? Du schießt am besten mit der Innenseite deines Fußes. Später kannst du auch anders schießen. Wie der Ball halt gerade kommt. Probier mal.“

Sie nickte und ein neuer Ball erschien vor ihren Füßen. Wie Ahito nahm die Schwarzhaarige kurz Anlauf und trat dann auf den Ball ein. Dieser flog gezielt ins Tor und löste sich wieder in Pixel auf.

„Klasse!! Gleich nochmal.“

„Okay, aber du stellst dich ins Tor.“ Das Mädchen grinste ihn überheblich an. Ahito zuckte kurz mit den Schultern und stellte sich ins Tor.

„Bereit?“, fragte die Grünäugige, als ein neuer Ball aufgetaucht war.

„Klar!“ Angesprochener stand locker im Tor und machte sich nichtmal die Mühe, sich in Abwehrhaltung zu stellen. Nachdem sie für genügend Anlauf ein paar Schritte zurückgegangen war, schoss sie vor und kurz bevor sie den Ball traf, blitzte grünes Licht um ihren Fuß herum auf. Der Ball raste mit enorm hoher Geschwindigkeit aufs Tor zu und…
 

…wurde kurz bevor er die Linie passieren konnte von Ahito gehalten. Um ihn herum konnte Honyia einen blauen Schimmer erkennen, der für das menschliche Auge normalerweise nicht sichtbar war.

„Ja! Du hast ihn gehalten! Siehst du, du kannst es doch.“ Sie hüpfte fröhlich hoch.

Er sah sie an.

„Wie hast du das gemacht? Der war schneller und präziser als Joks Schüsse. Und warum sind deine hübschen, grünen Augen aufeinmal rot?“

„Oh.“ Sie hielt inne. „Nun ja… Das ist halt Chakra… ähm… Fluxbeherrschung. Und ich habe die Gabe den Flux anderer sehen zu können. Nur leider wird meine Iris dann so rot.“ Die Schwarzhaarige blinzelte kurz und ihre Augen waren wieder grün.

„Zeig mir, wie du das machst.“

„So war es doch abgemacht, oder?“ Sie zwinkerte ihm schnippisch zu. „Also, wenn du den Ball schießen willst, musst du nur die richtige Menge Flux im Fuß sammeln, mit dem du schießt. Ich demonstriere kurz.“

Ein Ball war vor ihr erschienen, um ihren rechten Fuß, leuchtete es Grün auf. Diesmal konnte Ahito es deutlich sehen. Honyia trat mit dem Fuß gegen den Ball und schoss ihn so gekonnt ins gegenüberliegende Tor. Vor Staunen klappte dem anderen der Mund auf.

„Das gleiche machst du mit den Händen, wenn du den Ball fängst oder mit beiden Beinen und Füßen, wenn du springst. Ich schieße jetzt nochmal ohne Flux und du versuchst es einfach mal.“

Er nickte und machte sich bereit. Ein neuer Ball formte sich und wurde von Honyia aufs Tor geschossen, um dort von Ahito gehalten zu werden. Die Schwarzhaarige sah, wie er den Flux in den Füßen sammelte und sprang und den Ball mithilfe von in den Händen gesammelten Fluxes fing.

„Klasse! Du hast es sogar geschafft, es zu kombinieren! Wir versuchens gleich nochmal und diesmal schieße ich richtig.“

Mit fluxgetränktem Fuß, schoss sie den neuen Ball Richtung Tor. Man konnte deutlich Anspannung und Nervosität in Ahitos Blick erkennen.

Der Ball schnellte aufs Tor zu…
 

… und kam im Netz hinter dem erschrockenen Torwart zum Stehen. Dieser ließ sich verwirrt auf den Po fallen und starrte auf seine Hände. Er hatte sich nichteinmal bewegen können. Ein Schatten fiel über ihn. Seine Trainingsgefährtin hatte sich vor ihn gestellt.

„Hey, es ist schon spät. Wir sollten für heute Schluss machen.“ Nun war sie es, die ihm die Hand hinhielt. „Du warst echt gut und Übung macht bekanntlich den Meister.“ Ein freundliches Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Der Schwarzhaarige nickte und ließ sich von ihr aufhelfen. „Du hast Recht.“

Er streckte sich einmal ausgiebig. „Ich bin auch schon ziemlich müde.“

Sie musste lachen und er grinste nur. Dann verließen sie den Holotrainer.
 

Honyia begleitete Ahito noch zu seinem Zimmer. Vor diesem hielt er kurz an und wandte sich ihr zu.

„Ähm… Es hat echt Spaß gemacht, mit dir…“ Verlegen legte er eine Hand an seinen Hinterkopf. „Kommst du wieder?“

Er stellte diese Frage ruhig und neutral, aber Honyia meinte, einen hoffnungsvollen Unterton raushören zu können.

„Natürlich! Wir müssen dich doch bis zum Spiel gegen die Shadows fit kriegen!“

„Super! Dann bis demnächst.“ Der Torwart grinste übers ganze Gesicht, drehte sich aber schnell um und verschwand nach einem kurzen Winken in Thrans und seinem Zimmer.

Das Mädchen blieb noch eine Weile vor der Tür stehen, ehe sie genauso schnell und leise verschwand, wie sie gekommen war.

In ihrem Zimmer angekommen, seufzte sie erstmal tief und zog sich wieder ihren Schlafanzug an. Als ausgebildete Ninja war sie wenig Schlaf gewohnt und so würde man ihr in ein paar Stunden, bei Ladenöffnung, nichts anmerken. Dennoch wünschte sie sich schon ein wenig mehr Schlaf.

Sie legte sich auf ihr Bett, starrte mit hinter ihrem Kopf verschränkten Armen an die Decke und seufzte erneut.

Sie wusste, dass es ein Fehler war, sich mit den Snowkids einzulassen, aber nun gab es kein Zurück mehr. Sie konnte nur hoffen, dass es niemand erfahren würde.

letzte Vorbereitungen

Der nächste Tag verlief recht harmlos. Die Snowkids trainierten und Honyia werkelte in der Küche des Planet Akillian.

Doch in der Nacht wieder so gegen halb eins, schlüpfte sie in ihr Trainingsoutfit und machte sich auf den Weg zum Akillianstadion, in dessen Trainingsraum sie mit dem Torhüter Ahito verabredet war. Am Nachmittag nämlich würden die Snowkids ein entscheidendes Spiel gegen die Shadows haben und sie hatte ihm ja schließlich versprochen, vorher nochmal mit ihm zu trainieren.

So stand sie nun vor dem Holotrainier und focht einen inneren Kampf aus. Noch war nichts verloren. Sie konnte immernoch gehen und die ganze Sache beenden. Aber dann wäre er sicher schwer enttäuscht von ihr. Und außerdem war überhaupt nicht sicher, ob ER immer noch hinter ihr her war. Andererseits könnte sie die Snowkids in große Gefahr bringen, wenn es so sein sollte.

Jedoch hatte sie seit zwei Jahren nichts von IHM gehört, also würde schon nichts passieren. Jedenfalls hoffte sie das.

Entschlossen trat sie in den Holotrainer. Ahito lag schlafend im Tor und bemerkte sie nicht. Schmunzelnd ging sie auf das Tor zu und hielt kurz vor der 11-Meter-Marke. Auf dieser bildete sich ein Ball.

Das Mädchen nahm Anlauf und schoss den Ball mit aller Kraft Richtung Tor. Doch gegen ihre Erwartungen, passierte er nicht die weiße Linie.

Ahito war hochgeschnellt, fing den Ball und fiel der Länge nach auf den Boden, wo er sich um den Ball kringelte und weiterschlief. Lachend ging die Schwarzhaarige auf den Schlafenden zu und hockte sich vor ihm hin. Ein paar Minuten betrachtete sie sein schlafendes Gesicht, dann stich sie ihm sangt eine seiner schwarzen Strähnen aus diesem.

„Aufwachen, du Schlafmütze.“

Der Angesprochene öffnete seine dunkelblauen Augen und sah direkt in ihre. Eine Weile verharrten sie in dieser Position, in der jeder in den Augen des anderen versank.

Honyia fing sich wieder zuerst und reichte ihm eine Hand, um ihm aufzuhelfen. Sie ging nicht weiter auf diesen Moment ein, sondern begann sofort mit der Analyse des gestrigen Trainings.

„Ich habe nachgedacht und mir ist aufgefallen, dass du ein totales Torwartgenie bist. Du kannst jeden Ball halten. Eigentlich ohne Ausnahme. Allerdings nur, wenn du völlig locker bist und nicht darüber nachdenkst, von wo der Ball kommt. Also gehen wir das heutige Training folgendermaßen an: Du machst die Augen zu und stellst dich völlig locker ins Tor. Meinetwegen kannst du dich auch hinlegen. Ich werde irgendwann einfach schießen und du versuchst dich einfach auf deinen Instinkt zu verlassen. Wenn wir das geschafft haben, hängen wir die Messlatte noch ein wenig höher und bringen die Fluxkontrolle ein. Verstanden?“

Es sah fast so aus, als wäre das Mädchen voll in ihrem Element, obwohl sie vor gestern nichtmal gewusst hatte, was Fußball überhaupt war. Ihr Partner seufzte nur ergeben und setzte sich mit geschlossenen Augen ins Tor. Das würde eine anstrengende Nacht werden. Der erste Abschnitt des Trainings verlief einwandfrei. Beide, sowohl Ahito, als auch Honyia, lernten schnell und viel dazu.

Der Torwart hielt ausnahmslos jeden Ball und das Mädchen legte sogar einen perfekten Fallrückzieher hin.

Was die zwei nicht bemerkten war, dass sie einen heimlichen Beobachter hatten. Aarch hatte zur Sicherheit einen nächtlichen Kontrollgang gemacht und dabei entdeckt, dass der Holotrainer noch in Betrieb war. Nun beobachtete er die Übenden über die Monitore.

Honyia stellte sich gerade ins Tor, um Ahito etwas zu demonstrieren. Sie aktivierte den Flux so, dass er sichtbar war und schloss dann die Augen. Ihre Konzentration galt dem Ball. Sie gab sich völlig ihrem Instinkt hin, wie sie es gelernt hatte.

Der erste Ball kam knapp rechts neben ihrem Kopf. Sie sammelte den Flux in den Füßen, sprang hoch, hielt sich an der Latte fest und wehrte den Ball mit dem rechten Knie ab. Doch der zweite Ball ließ nicht auf sich warten. Die Schwarzhaarige ließ sich fallen und hielt ihn mit einem eleganten Halbspagat in der rechten unteren Ecke. Um den nächsten Ball zu halten, machte sie ein halbes Rad nach links und blieb im einarmigen Handstand stehen. Den Flux hatte sie dabei im rechten Arm als Festigung und in der linken Hand, um den Ball sanft abfangen zu können.

Der nächste Ball flog in die rechte, obere Ecke. Dafür erhöhte das Mädchen den Flux in ihren Armen und Händen, um sich vom Boden stoßen und froschähnlich, mit angewinkelten Beinen, den einen Fuß an der Latte, den anderen am rechten Pfosten, in dieser Ecke landen zu können und den Ball so zu halten. Der fünfte Ball kam nun aber auf die obere Mitte des Tores zu. Honyia ließ sich auf die fluxgetränkten Hände fallen und wehrte ihn in einer schrittüberschlagähnlichen Bewegung ab. Dann sammelte sie den Flux in den Füßen, um gleich nachdem sie mit ihnen auf dem Boden aufkam zu springen. Blitzschnell verschob sie den Flux wieder in ihre Hände und Arme, damit sie mit der linken Hand den Ball in der linken, oberen Ecke fangen konnte und sich mit der Rechten innen am Pfosten festhalten zu können. Durch den Schwung vom Absprung flog sie leicht und landete dann sanft, mit dem Rücken Richtung Spielfeld auf der Latte. Doch da kam noch ein Ball in die Mitte des Tores gezielt. Ahito und Aarch ging wohl beiden durch den Kopf, wie sie das noch schaffen wolle.

Doch die Grünäugige wusste schon wie. Sie sammelte Flux in den Kniekehlen und Händen, ließ sich in den Schweinebaumel fallen, hielt den Ball zur richtigen Zeit mit den Händen fest und ließ die Latte mit den Beinen los. Durch den Schwung überschlug sie sich halb und landete unbeschadet ein paar Meter vor der Torlinie auf den Füßen.

Mit dem Ball in der Hand, drehte sie sich zu dem erstaunten Schwarzhaarigen um und grinste ihn an.

„Du dachtest doch wohl nicht, dass ich den noch reinlasse?“, meinte sie neckisch zu ihm. Doch dieser brachte vor Staunen kein Wort heraus.

„Okay, jetzt du.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, schob sie den eigentlichen Torwart ins Tor. Dieser war erst etwas verwirrt, erinnerte sich dann aber an ihren Rat, dass er sich einfach auf seinen Instinkt verlassen sollte. So hielt auch er alle sieben Bälle. Zwar mit nicht ganz so guter Beherrschung, aber immerhin.

Honyia hüpfte auf ihn zu. „Das war spitze! Du hast echt Talent! So schnell kriegt es kaum einer hin, den Flux so gut zu beherrschen, wie du es jetzt beim ersten Mal schon konntest.“

„Danke. Hatte aber auch eine gute Lehrerin.“ Ahito gähnte einmal ausgiebig, lehnte sich gegen die Schwarzhaarige und war im Bruchteil einer Sekunde eingeschlafen.

Diese schmunzelte und strich durch sein dichtes, schwarzes Haar.

„Schlaf gut, kleines Naturtalent.“

Aarch indessen verlies leise den Trainingsraum. Auch auf seinem Gesicht lag ein Lächeln. Wären die zwei nicht im Holotrainer, hätten sie ihn noch „Na dann kann das Spiel ja kommen.“ Sagen hören.

Shadows

„So, heute ist der große Tag, Snowkids! Das langersehnte Spiel gegen die Shadows steht heute an. Wenn wir das gewinnen, ziehen wir ins Genesisstation ein. Doch wenn wie verlieren, ist alles vorbei. Aber wir werden gewinnen! Schließlich haben wir uns ausgiebig auf dieses Spiel vorbereitet.“

Bei den letzten Worten sah Aarch Ahito eindringlich an. Der Torhüter schlief wie üblich, doch der Schein trügte. In ihm herrschte das reinste Chaos. Und je mehr er über das Spiel nachdachte, desto größer wurde die Unruhe und die blanke Panik breitete sich in ihm aus.

Der Blick des Trainers wanderte weiter über Micro-Ice zu D’Jok und den restlichen Spielern. Rocket erhob sich. „Genau! Wir werden das Spiel gewinnen!“ Er streckte eine Hand aus und einer nach dem anderen legte seine drauf. Auch der Torhüter schlug die Augen auf und folgte dem Teamritual.

„Go, Snow, go!“ Sie hoben alle die Hände in die Luft. “Go, Snow, go!” Die Snowkids verließen die heruntergekommene Kabine unterhalb des Stadions der Shadows, in dem das Spiel stattfinden sollte.

Die Spielplattformen brachten die beiden Teams aus Spielfeld. Nun war es soweit. Das große Spiel begann.

Snowkids vs. Shadows

Die Spieler nahmen ihr Positionen ein. Im Mittelpunkt des Spielfelds bildete sich der schwarz-rote Ball der Shadows. Anstoß.

D’Jok eroberte den Ball und stürmte aufs Tor zu, doch ein Verteidiger der Shadows brachte den schnell in seinen Besitz und passte weit nach vorne, zu einem der Stürmer. Thran versuchte ihm den Ball wieder anzunehmen, doch aus irgendeinem Grund benutzte er den Flux nicht. Der Shadowsspieler fiel und Thran bekam eine Strafzeit. Den Zuschauer vor den großen Fernsehern im Planet Akillian stockte der Atem. Einzig und allein Honyia wa es aufgefallen, dass da was nicht stimmte. Aber sie verwarf diesen Gedanken schnell wieder und verteilte weiter Getränke.

Freistoß für die Shadows. Mei, Tia und Rocket stellten sich schützend vors Tor. Ahito ging leicht in die Hocke und konzentrierte sich auf den Ball. Wohin würde er zielen? Er war gar nicht richtig bei der Sache. Was hatte Honyia gestern noch gesagt?

Noch während der Gedanken, zischte etwas knapp an seinem Ohr vorbei. Der Ball kam hinter ihm im Netz langsam zum Stehen.

„Was ist los mit ihm? Den hätte er locker halten können!“ Die Schwarzhaarige stürmte entschlossenen Schrittes am Thresen vorbei, in die Küche. Dort warf sie die Schürze und das Cap ab, schnappte sich ihre Tasche und machte sich auf Richtung Ausgang.

Sie musste unbedingt in dieses Stadion. Zwar wusste sie nicht, wie sie dahinkommen sollte, aber ihr würde schon etwas einfallen. Der Mann am Thresen versuchte sie aufzuhalten.

„Hey! Wo willst du hin? Hier wartet Arbeit auf dich!“

Die Schwarzhaarige schüttelte seine Hand ab und starrte ihn mit eiskaltem Mörderblick an, ehe sie sich abwandte und weiter zur Tür ging. Der Mann schluckte kurz, wollte sich von so einem jungen Früchtchen aber nicht unterbuttern lassen.

„Hey! Wenn du jetzt gehst, dann brauchst du gar nicht wieder zu kommen. Dann bist du nämlich ge-feu-ert!“

Das hatte gesessen. Das Mädchen blieb wie angewurzelt stehen. Siegessicher grinste der Typ an der Rezeption ihren Rücken an. Doch er sollte sein blaues Wunder erleben. Honyia drehte sich langsam und gefasst um. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und den Blick gen Boden gerichtet. Dann hob sie langsam ihren Kopf. Ihr Gesicht spiegelte völlige Gleichgültigkeit und Kälte wieder.

„Wissen sie was? Sie können mich mal! Das ist mir sowasvon scheißegal. Ich muss da jetzt hin, denn im Gegensatz zu ihnen anscheinend, liegt mir etwas an der Mannschaft und daran, dass sie gewinnen.“ Ihre Stimme klang bedrohlich. Sie strahlte nun nichtmehr das Bild eines süßen, fröhlichen Mädchens aus, sondern eher das einer eiskalten Mörderin. Kurze Zeit wurde es im gesamten Raum still. Die Schwarzhaarige drehte sich wieder um und schritt weiter Richtung Tür. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Kurz bevor das Mädchen die Tür erreicht hatte, wurde es von Micro-Ices Mutter aufgehalten, die ihren Schlüssel vor die Nase hielt.

„Es ist der blau-weiße da vorne. Halt den Jungs mal ne ordentliche Standpauke.“ Sie zwinkerte ihr zu. Honyia nahm den Schlüssel, sah sie nochmal dankend an und flitzte zu dem kleinen Raumschiff. Sie startete die Triebwerke und hob kurz darauf ab. Dank ihrer jahrelangen Ausbildung zum Ninja wusste sie, wie dieses Ding zu fliegen war und wie sie in den Ort der Shadows kam. Auf einem Nebenmonitor verfolgte sie weiterhin das Spiel. So sah sie, wie die Snowkids ein weiteres Tor kassierten. Nebenbei zog sie sich schnell ihr Trainingsoutfit an, welches sie in ihrer Tasche bei sich trug. Sie fand es doch wesentlich bequemer, als diese Alltagsklamotten.

Es war kurz vor der Halbzeit. Thran foulte ein zweites Mal und die Shadows bekamen einen weiteren Freistoß. Sinedd führte ihn aus.

Er schoss in die rechte, obere Ecke. Ahito sprang. „Nein!“ Ein verzweifelter Schrei entfleuchte Honyia, kurz nach einem erschrockenen Keuchen. Der Torwart hatte zu viel Schwung genommen und war mit der rechten Hand gegen den Pfosten gestoßen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, landete er auf allen Vieren. Hinter ihm lag der Ball im Netz. 3:0 für die Shadows.

Schnell landete die Schwarzhaarige ihr Transportmittel nahe dem Stadion. Es läutete zur Halbzeit. Jetzt musste sie nur noch schnell die richtige Kabine finden. Ihre Augen färbten sich rot und sie suchte nach Anzeichen des Odems.

In der Kabine herrschte trübselige Stimmung. Aarch trat ein. „Ihr gebt ihnen genau das was sie wollen. Ihr lasst euch provozieren. Was ist mit euch los? Wo ist euer Teamgeist?“

Stille.

„Und Ahito, was ist los mit dir? Ich weiß doch, dass du diese Bälle locker gehalten hättest. Ich habs doch gesehen!“ Er sah den zur Abwechslung mal nich schlafenden Torwart an. Dieser weitete erschrocken die Augen, ehe sein Gesicht sich wieder schmerzverzerrte.

„Trainer-..“ Begann Thran.

„Du bist ruhig, Thran. Warum hast du den Odem nicht einmal eingesetzt? Mei kann die Verteidigung nicht alleine übernehmen!“

„Ich weiß nicht… Ähm, ich meine, ich weiß… ähm… Ich meinte, ich glaube sein Handgelenk ist gebrochen.“ Der Verteidiger deutete auf das rechte Handgelenk seines kleinen Bruders, welches dieser mit seiner linken Hand umklammert hielt.

„Lass mal sehen.“ Die Kabinentür war aufgegangen und eine helle Stimme ertönte hinter dem Trainer der Snowkids. Als dieser einen Schritt zur Seite machte, kam das schwarzhaarige Mädchen aus dem Planet Akillina zum Vorschein. Es musterte mit roten Augen die Anwesenden.

„Du?!“ Micro-Ice war aufgesprungen und deutete mit einem Finger auf den Ankömmling.

„Geh zur Seite, Mico-Ice.“ Sie funkelte den Stürmer ungeduldig an und ging an ihm vorbei auf den Verletzten zu.

„Wie bist du hier rein gekommen?“, Aarch fragte dies ohne jegliche Verwirrung üer ihr Auftauchen.

„Die Shadows haben kein wirklich professionelles Wachpersonal.“ War die nüchterne Antwort darauf. Honyia kniete sich vor Ahito und nahm mit ihrer linken Hand seine rechte, während sie mit ihrer Rechten ein zweischneidiges Messer aus ihrer Tasche zog.

Man hörte fast, wie in der Kabine erschrocken die Luft angehalten wurde. Micro-Ice erhob die Stimme. „Hey hey! Ahito hat zwar nicht so gut gehalten, aber das ist kein Grund, ihn gleich umzubringen! Er kanns wirklich besser!“

Thran wollte seinem Bruder zur Hilfe eilen, wurde allerdings von Aarch aufgehalten. „Sie wird ihm nichts tun.“

Das Mädchen sah ihrem Gegenüber fest in die Augen. „Vertraust du mir?“ Er nickte ohne zu zögern. Sie setzte das Messer an seinem Handgelenk an und machte einen kleinen Schitt. In der Kabine war es totenstill. Dann legte sie eine grün-leuchtende Hand auf die Wunde. Es sah so aus, als würde das grüne Licht durch den Schnitt in den Körper des Torhüters eindringen.

„Thran, zieh dein Trikot aus.“

Der Dunkelhaarige sah seinen Trainer verständnislos an. „Was?“

„Wir müssen dich nochmal durchchecken. Es ist zu gefährlich dich in diesem Zustand spielen zu lassen.“

„Aber-..“

„Keine Widerrede. Honyia spielt für dich. Aber in diesen Farben kann sie nicht aufs Spielfeld.“

Widerstrebend zog sich der Verteidiger das Oberteil über den Kopf. Die Schwarzhaarige ließ noch ein wenig Flux auf Ahitos Wunde scheinen. Wie von Wunderhand schloss sich der Schnitt.

„Beweg mal.“ Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Der Schwarzhaarige ewegte vorsichtig seine Hand und stellte fest, dass alles verheilt war. Ein Strahlen bildete sich auf seinem Gesicht. Zufrieden wandte sich das Mädchen an Aarch.

„Woher kennen sie meinen Namen?“

„Nun, ich konnte letzte Nacht nicht schlafen.“

Sie biss sich auf die Unterlippe. Dann deutete sie auf das Trikotoberteil, welches Thran ihr hinhielt.

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich habe noch nie-..“

Doch sie wurde unterbrochen.

„Ich habe dich spielen sehen. Ich weiß, dass du es kannst. Es wäre auch nur für dieses eine Mal.“ Dann wandte er sich an die Mannschaft.

„Hört zu, Honyia ist eine hervorragende Spielerin. Ich möchte, dass sie Thran ersetzt, bis wir raushaben, was mit ihm los ist. Ich weiß, dass sie gut ins Team passt, also nehmt sie dementsprechend auf.“

Ergeben nahm Honyia Thran das Sshirt ab, zog ihres aus und das über.

Das Team war aufgesprungen, um sie zu begrüßen.

„Willkommen im Team.“

Sie lächelte und band sich geschckt die Haare zu zwei Zöpfen, die ihr den Rücken runterhingen.

„Na dann, wir haben ein Spiel zu gewinnen.“

Die Snowkids machten sich auf zur Spielfeldplattform. Das Mädchen stellte sich neben den Torhüter. Dieser lächelte sie dankend an, legte seinen Kopf auf ihre Schulter und schloss die Augen.

„Denk an das, was wir geübt haben.“ Flüsterte sie ihm zu.

„Danke, dass du gekommen bist.“ War seine leise Antwort.“

„Ich konnte euch doch nicht verlieren lassen.“ Es war nur eine Floskel. Eigentlich wusste die Schwarzhaarige gar nicht, weshalb sie hier war. Sie wusste nur, dass es sehr riskant für sie war, da sie mit ihren roten Augen sehr auffiel und ihr Auftreten wohl keinem verborgen bleiben würde. Vor allem die Medien würden wohl dazu beitragen. Zudem trug sie neben Ahitp als einziges eine schwarze Hose, da sie diese nicht mit dessen Zwillingsbruder getauscht hatte.

Also konnte sie nur hoffen, dass ER nicht plötzlich zum Fußballfreak mutiert war.
 

„Die zweite Halbzeit beginnt, meine Damen und Herren, und die Snowkids liegen mit drei Toren zurück. Wie können die Neulinge das wieder aufholen? Schließlich wäre für sie alles vorbei, würden sie jetzt verlieren. Zudem scheint sich ihr Torwart Ahtio in der letzten Halbzeit schwer am Handgelenk verletzt zu haben und sein Bruder Thran schien auch nicht in Topform zu sein. Dies führt zu einer großen Schwachstelle in ihrer Verteidigung.

Aber was ist das? Der Torhüter steht tatsächlich auf dem Spielfeld! Und seiner Hand scheint es auch gut zu gehen, denn er schläft wie üblich an… Nein, ich wollte Thran sagen, aber sollte der Verteidiger in der Halbzeitpause keine Geschlechtsumwandlung vollzogen haben, ist das dort auf dem Spielfeld eine neue Spielerin!“

Die Kameras zoomten an die zwei Personen heran. Im Planet Akillian begann ein aufgeregtes Getuschel. „Das ist doch das Mädchen von eben.“ – „Ist das nicht diese Honyia?“ – „Sieht so aus, aber hatte sie nicht grüne Augen?“

Auch an einem anderen Ort betrachteten zwei Augen interessiert das Bild des Mädchens im Fernsehen. Das Gesicht des Besitzers dieser Augen verzerrte sich zu einem Grinsen und er gab ein siegessicheres, unheimliches Kichern von sich.

„Nun gibst du deinen Aufenthaltsort also doch zu erkennen. Ich wusste, dass es früher oder später dazu kommen würde, meine liebe Cherryblossom. Ach nein, du hattest ja deinen Namen geändert, Honyia.“

Im Stadion derweil, nahmen die Spieler ihre Positionen ein. Honyia stellte sich auf den Platz von Thran und Ahito legte sich zum weiterschlafen ins Tor.

D’Jok eroberte wieder den Ball, lief vor und passte zu Micro-Ice. Dieser verlor den Ball an einen Shadowsspieler, welcher diesen hoch zu einem der Stürmer passen wollte. Doch Honyia war schneller, sprang hoch und passte den Ball zurück zu Tia, welche den Ball mit einem gekonnten Fallrückzieher ins Tor schoss.

3:1

Darauf folgten ein brilliantes Tor von Jok und eines von Micro-Ice. Nun stand es unentschieden. Sinedd hatte den Ball und stürmte au das Tor der Snowkids zu. Geschickt wich der menschliche Shadowspieler allen Versuchen, ihm den Ball abzunehmen, aus. Ahito im Tor, schlief immernoch, als Sinedd abzog und der Ball aufs Tor zuflog.

„Ahito!“, kam es von 6 Stimmen gleichzeitig, wovon eine Aarch gehörte. Die Schwarzhaarige war ruhig geblieben. Sie wusste, dass er ihn halten würde. Und so war es auch. Der Torwart sprang, packte den Ball mit der einen und den Torpfosten mit der anderen Hand, sodass er samt Ball durch den Schwung kurz flog und dann sicher auf der Latte landete.

Allgemeines Staunen breitete sich aus. Der Schwarzhaarige, der mit dem ücken zum Spielfeld stand, drehte sich um, sammelte Flux in seiner Ballhand und warf so den Ball weit aufs Spielfeld. Honyia lief unter dem Ball mit, bis sie diesen leicht überholt hatte, drehte sicg dan um, sprang und katapultierte den Ball mit einem Fallrückzieher übers halbe Spielfeld ins gegnerische Tor.

4:3 für die Snowkids. Ein brummen ertönte und das Spiel war vorbei. Jubelnd fielen sich die Snowkids um den Hals.

In der Kabine zogen sie sich schnell um. Honyia gab Thran sein Trikot zurück und Aarch machte noch eine Ansprache.

„Ihr habt echt klasse gespielt. Ahito, ich wusste doch, dass du es kannst! Ihr solltet eure restliche Energie für heute Abend aufbewahren, da wird nämlich ordentlich gefeiert!“

Jubel brach erneut aus.

Dann wandte sich der Trainer an Honyia.

„Danke, dass du ausgeholfen hast. Wir haben deinen Minijet bereits im Frachtraum unseres Schiffes verladen. Ich möchte dich nachher in meiner Kabine sehen.“

Die Schwarzhaarige nickte gehorsam und folgte den anderen aufs Raumschiff. Dort ging sie zögernd hinter Aarch in dessen Kabine.

„Was wollten sie von mir, Sir?“

„Nun, du hast heute prima gespielt und ich hätte dich gerne im Team.“ Der Große ließ sich auf einen Stuhl sinken.

„Wissen sie, ich stehe nicht so gerne auf dem Spielfeld. Außerdem war das heute mein erstes Fußballspiel. Ich hab eigentlich keine Ahnung davon.“ Schüchtern blieb das Mädchen im Raum stehen.

„Aber du hast Talent! Und aus irgendeinem Grund beherrschst du den Flux perfekt. Außerdem scheinst du in der Lage zu sein Wunden zu heilen.“ Er sah sie eindringlich an.

„Es ist vielleicht keine so gute Idee. Das Team…“

„Das Team wird sich freuen. Und es wäre sicher auch gut für Ahito. Deine Anwesenheit scheint ihn positiv zu beeinträchtigen.“

Sie verstummte. Der Mann wusste, dass er einen entscheidenden Punkt getroffen hatte. In ihr herrschte Chaos. Sie konnte nicht bleiben. Es wäre zu gefährlich. Aber wenn sie nicht spielte? Sie wusste nicht, was sie tun sollte.

Das lächelnde Gesicht des Torhüters tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Ihr Entschluss war gefallen.

„Okay, ich mache ihnen einen Vorschlag.“

Der Trainer lächelte gutmütig.

„Ich bleibe als Ärztin beim Team. Außerdem werde ich den Snowkids die Beherrschung des Flux lehren. Aber-..“ Sie hielt kurz inne und fuhr dann leiser fort.

„…ich darf jederzeit gehen.“ Honyia hielt Aarch die Hand zur Vereinbarung hin. Obwohl ihn der letzte Punkt ein wenig stutzig machte, erhob dieser sich und schlug ein.

„Dann willkommen im Team, Co-Trainerin. Dann werden wir das mal bekannt geben.“

Er öffnete die Tür und bedeutete ihr, vorzugehen.

Im Großraum, wo sich die Snowkids aufhielten, legte er der Schwarzhaarigen eine Hand auf die Schulter. „Darf ich euch eure neue Co-Trainerin vorstellen? Honyia wird euch zeigen, wie ihr am besten mit dem Flux umgeht.“

Tia, Thran und Micro-Ice fingen an zu jubeln, Rocket nickte ihr anerkennend zu und Ahito schlug die Augen auf, um ihr ein erfreutes Lächeln zu schenken. Nur Jok und Mei schienen von der Idee nicht sehr angetan.

„Wie alt bist du, Honyia?“, kam es von dem rothaarigen Stürmer.

„15, wieso?“

„Trainer, sie ist genauso alt, wie wir. Wie soll sie da mehr über den Flux wissen können?“

Schweigen.

Alle Augenpaare, außer das des inzwischen wieder schlafenden Torhüters, waren auf den Trainer gerichtet.

„Sie kann ihn auf jedenfall besser beherrschen als ihr, Jok! Aber bitte, wenn ihr das nicht lernen wollt: Sie bleibt auf jedenfall als Ärztin bei uns.“

Foto

Es war der Tag vorm Finale. Das Team hatte sich tapfer allen Herausforderungen gestellt. Das musste natürlich gefeiert werden! Morgen würden sie erneut gegen die Shadows antreten. Doch diesmal ging es nicht nur um den Einzug ins Genesis Stadion, sondern um den Cup.

Alle Eltern waren zu Finalfeier gekommen. Sogar Tias Eltern hatten sich die Ehre gegeben, da Rocket, der Kapitän der Snowkids, ihnen einen Besuch abstattete und ihnen ein wenig den Kopf gewaschen hatte.

Vor Freude fiel die Blonde ihm um den Hals und gab ihm einen Kuss.

Honyia betrachtete das Schauspiel mit einem erfreuten Lächeln.

Sie freute sich für alle, dass ihre Eltern gekommen waren und ihnen Glück fürs Finale wünschten. Allerdings legte sich auch ein Schleier der Trauer auf ihr Gesicht. Die Eltern der Schwarzhaarigen würden nicht kommen. Sie konnten es nicht.

„Hey, Honyia. Wo sind deine Eltern?“, Aarch war zu dem Mädchen getreten und hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt.

„Meine Eltern sind tot.“ Antwortete dieses nüchtern und sah weiterhin aus dem Fenster. Der Trainer warf ihr einen verunsicherten Blick zu.

„Was ist mit dem Mann, der dir die Briefe geschickt hat?“

Ein unmerklicher Schauder lief Honyia über den Rücken. Kurz nach dem Achtelfinale hatte sie einen Brief erhalten:

*Hey, meine schöne Cherryblossom!

Wo hast du dich so lange versteckt? Komm nach Hause, meine Süße.

Daddy vermisst dich*

Der Zettel war mit einer Schlange unterzeichnet. Honyia hatte den Brief sofort zerrissen und verbrannt. Dachte ER wirklich, sie würde zu ihm zurückkommen?

Der zweite Brief, der kurz nach dem Viertelfinale ankam, war schon etwas provokanter:

*Süße, wo bleibst du?

Bist du dir etwa nicht bewusst, welchem Risiko du deine lieben Freunde aussetzt?

Da du noch bei ihnen bist, anscheinend nicht.*

Doch auch diese Botschaft hatte sie gekonnt ignoriert. Sie würde nicht zulassen, dass ER ihnen etwas antat!

Eine wohlbekannte Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

„Honyia, geht es dir gut?“ Ahito wedelte mit einer Hand vor ihrem Gesicht herum.

„Hm?“ Sie blinzelte zweimal verwirrt.

„Ich wollte dich meinen Eltern vorstellen.“ Der Junge deutete auf ein Ehepaar, das neben Thran auf einem Sofa saß. Der Mann schlief tief und fest, was die Angesprochene zum Schmunzeln brachte.

„Moment.“ Sie drehte sich zu dem immernoch auf eine Antwort wartenden Aarch. „Dieser Mann hat mich lediglich aufgezogen. Ich habe keinerlei Bindung zu ihm. Ehrlich gesagt, kann ich ihn nicht ausstehen. Ich hasse ihn abgrundtief. Daher wäre es sicher nicht gut, würde er hier auftauchen.“ Die Miene der Schwarzhaarigen hatte sich verdüstert. Doch schon im nächsten Moment drehte sie sich lächelnd zu Ahito um und zog ihn hinter sich her zu seinen Eltern.

„Mum, Dad, ich möchte euch Honyia vorstellen.“ Der Torwart deutete auf das Mädchen neben sich.

„Freut mich, sie kennenzulernen.“ Die Schwarzhaarige machte eine leichte Verbeugung und sah die Eltern ihrer Freunde dann mit einem herzlichen Lächeln an.

„Oh mein Gott! Es gibt dich wirklich! Wir haben schon viel von dir gehört, aber irgendwie konnten wir nicht glauben, dass es dich wirklich gibt. Unser Ahito hatte noch nie eine Beziehung zu einem Mädchen.“

Die Zwei wurden leicht rot. „Mum!“, beschwerte sich der jüngere Zwilling.

„Das ist doch gut, mein Schatz. Du bist nun halt in diesem Alter. Oder seid ihr gar nicht so dicke miteinander?“ Die Frau musterte die beiden interessiert.

„Oh doch, sie kleben förmlich aneinander. Honyia ist quasi Ahitos Lieblingskopfkissen. Er schläft eigentlich nur noch, wenn sie in der Nähe ist. Und da es unserer lieben Ärztin nichts ausmacht, bin ich ganz schön entlastet.“ Thran grinste breit.

„Oh ich freue mich ja so für dich, Ahito!“ Die Mutter der Zwillinge nahm ihren Jüngsten stürmisch in den Arm.

„Du hättest uns doch sagen können, dass sie deine feste Freundin ist.“

Das Mädchen riss geschockt die grünen Augen auf.

„Mum, sie ist-…“ Doch der Erklärungsversuch scheiterte.

„Ihr seid echt ein bezauberndes Pärchen! Wach auf.“ Die Mutter schüttelte ihren Ehemann ein wenig, sodass er aufwachte. „Sieh nur, unser Sohn hat eine Freundin!“

„Nein! Wir sind nicht zusammen, wir sind kein Paar! Ahito und ich sind nu Freunde, okay?!“, Honyia war aufgesprungen und wedelte hysterisch mit ihren Händen herum. Vier Augenpaare starrten sie an. Eine unangenehme Stille entstand. Als der schwarzhaarige Torwart den Kopf abwandte, wusste sie, dass sie was Falsches getan hatte. Damit hatte sie ziemlich deutlich gemacht, dass sie anscheinend kein Interesse an ihm hatte. Sie hatte nichtmal erwähnt, dass sie gute Freunde waren.“

„Ähm… das war nicht… Ich wollte nicht… Ich meine… ähm… will jemand was trinken?“

Das Starren verwandelte sich in verwirrte Blicke.

„Ja… Ja! Ein Wasser wäre vielleicht nicht schlecht. Und vielleicht einen Kaffee für meinen Mann.“

„Ahito und ich nehmen ne Cola.“ –„Genau.“ Die Zwillinge lächelten sie an. Erleichtert lächelte Honyia zurück und machte sich auf den Weg.

Kaum war sie weg, überzog ein trauriger Ausdruck Ahitos Gesicht. Thran, der dies natürlich mitbekam, rückte näher zu seinem Bruder und flüsterte ihm etwas zu: „Hey, das wird schon, Bruderherz.“ Doch er bekam keine Antwort.

Als Honyia wiederkam, gähnte der Torwart einmal ausgiebig und ließ seinen Kopf, gleich nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte, auf ihre Schulter sinken. Er war sofort eingeschlafen.

„Thran, du hattest recht! Er lehnt sich tatsächlich an Honyia, obwohl er sonst immer dich als Kopfkissen vorgezogen hat.“

Innerlich seufzte die Schwarzhaarige erleichtert auf. Er war ihr also nicht böse. Sie nahm sich vor, den Zwillingen nachher auf ihrem Zimmer noch einen Besuch abzustatten, um sich zu entschuldigen. Das Mädchen unterhielt sich noch mit den beiden, die am Tisch noch nicht schliefen, bis Aarch schließlich ein Machtwort sprach und alle auf ihre Zimmer schickte.

Honyia hatte ihre Klamotten gegen ein grünes Nachthemd mit dünnen Trägern eingetauscht, welches ihr bis knapp über ihre Knie reichte. Leise öffnete sie ihre Zimmertür und schlich sich lautlos über den Flur, an Aarchs Zimmer vorbei, zum Raum der Zwillinge. Zögerlich verharrte sie einen Moment vor der Tür, schaute sich nocheinmal nervös um und klopfte dann an die Tür. Sie durfte ja nicht erwischt werden. Auch als Ärztin war es ihr nicht erlaubt, so spät die Jungs zu besuchen. Schließlich war sie auch noch minderjährig.

Aus dem Zimmer kam ein verwundertes „Herein.“, welches die Schwarzhaarige dazu veranlasste, schnell die Tür hinter sich zu schließen.

Als das Mädchen die zwei Jungs erblickte, wurde sie leicht rot. Ahito saß auf seinem Bett und Than ihm gegenüber auf der Kante seines Bettes. Beide waren Oberkörperfrei und trugen nur Boxershorts.

„Hey“, meinte sie schüchtern und wusste nicht, was sie machen sollte. „Stör ich?“

„Aber nein. Setz dich ruhig.“ Thran lächelte und machte eine umschweifende Bewegung, um ihr zu bedeuten, dass sie sich aussuchen konnte, wo sie sitzen wollte. Also setzte sie sich neben Ahito aufs Bett.

„Was willst du so spät noch hier?“, fragte dieser mit einem Grummeln in der Stimme.

„Ich wollte mich für vorhin entschuldigen. Als eure Mum meinte, wir seien ein Paar, hab ich ein wenig heftig reagiert.“

Der Torwart hob eine Augenbraue.

„Okay, etwas sehr heftig.“ Lenkte die Schwarzhaarige ein. „Ich mag dich nämlich eigentlich sehr… Wirklich.“ Sie lehnte sich ein wenig zu ihm rüber und umarmte ihn innig.

„Schon vergeben. Ich war dir nie böse. Mum hat ein wenig übertrieben.“

Das Mädchen löste sich wieder von ihm und schaute ein wenig verwirrt drein. Auf ihren Wangen bildete sich ein Rotschimmer, als ihr klar wurde, dass sie ihren Gegenüber gerade in halbnacktem Zustand umarmt hatte.

„Warum warst du denn grad so grummelig?“

Thran schaltete sich nun wieder ein. „Er hat Alpträume.“

„Was? Das ist nicht euer Ernst.“ Die Teamärztin blickte vom einen zum anderen. Ihr Sitznachbar hatte den Blick gesenkt. Wie ironisch, dass der sonst immer und überall Schlafende an Alpträumen litt.

„Nein, wirklich! Er schafft es nicht, länger als 30 Sekunden zu schlafen. Es muss die Aufregung vor dem Spiel morgen sein.“

Sie hatte aufmerksam zugehört und knuffte dem jüngeren der beiden spaßig in die Seite. „Das ist ja auch mal was. Ich bleib einfach noch ein bisschen, dann werden wir dich schon müdequatschen.“ Die Jungs lachten kurz.

Thran angelte nach seiner Kamera, die auf seinem Nachttisch lag und reichte sie Honyia. „Ihr könnt euch ja die Fotos ansehen, die ich gemacht habe.“

Das Mädchen nickte lächelnd und legte sich bäuchlings aufs Bett. Der jüngere Zwilling tat es ihr gleich. Sie mussten feststellen, dass viele Fotos von ihnen beiden auf der Kamera waren. Bei manchen mussten sie in Gedanken zurück, lachen. Irgendwann spürte Honyia ein warmes Gewicht auf ihrem Rücken. Als sie nach hinten lugte, stellte sie fest, dass der Schwarhaarige auf ihr eingeschlafen war. Ihre Augen weiteten sich.

„Okay. DAS ist strange!“ Der noch wache Zwilling war vor das Mädchen getreten und betrachtete das Bild. „Das scheint echt gemütlich zu sein. 30 Sekunden sind längst vorbei und er scheint ruhig weiterzuschlafen.“

Honyia wurde kirschrot. „Eigentlich sollte ich gehen.“

Thran nickte. Dann wandte er den Kopf ruckartig zur Tür. „Wenn du gehst, wird er aufwachen. Die Chance, dass er wieder einschläft, ist sehr gering. Es scheint nämlich an dir zu liegen, dass er so gut schläft… Honyia, er muss morgen fit sein. Könntest du nicht… nur für heute Nacht… nunja… sein Kissen spielen und hier schlafen? Ich weiß, es ist viel verl-..“

„Nur für heute Nacht und Morgen muss ich hier raus sein, bevor Aarch seine Weckrunde macht.“

„Alles klar.“ Der Junge löschte das Licht.

Die Schwarzhaarige legte sich vorsichtig auf die Seite, ohne ihr Anhängsel zu wecken. Ahito lag nun mit dem Kopf an ihre Brust gekuschelt, was das Mädchen wieder zum Erröten brachte. Aber es war ihr alles andere als unangenehm. Verträumt strich sie durch das verstrubbelte Haar, beugte sich vor und gab Ahito einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

*Klick* Es blitzte kurz auf.

Die Schwarzhaarige zuckte unmerklich zusammen, dann wandte sie sich mit drohender Stimme an den Zwilling. „Sollte auch nur einer einen Mucks davon erfahren, bist du tot!“

Der Junge zuckte stark zusammen und stolperte rückwärts in sein Bett. In der Dunkelheit sah er zwei bedrohliche, rote Augen, die ihn düster anstarrten. „Okay, okay…“ Er hob beschwichtigend die Hände. Die leuchtenden Augen verschwanden und ein ruhiges Atmen war von der anderen Seite des Zimmers zu hören. Thran fiel ein Stein vom Herzen. Er legte sich hin und schlief ebenfalls ein.

Epilog

„Ahito! Honyia! Ihr müsst schnell aufwachen! Aarch macht bereits seinen Weckgang!“, hektisch rüttelte Thran seine nächtlichen Zimmergenossen wach. Diese blinzelten erst verschlafen, dann sprang Honyia hektisch auf und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.

„Shit. Was machen wir denn jetzt? Er hat sicher schon in meinem Zimmer nachgesehen und bemerkt, dass ich nicht da war.“

Da öffnete sich auch schon die Tür. „Aufwachen! Oh, Honyia, was machst du denn hier?“ Mit strengem Blick musterte Aarch die Dreiergruppe.

„Nunja…“ Stammelte Thran.

„Ahito ist aus dem Bett gefallen und hat sich den Kopf gestoßen. Da hat Thran mich schnell geholt.“ Erklärte die Schwarzhaarige mit Unschuldsmiene.

Der Trainer hob eine Augenbraue. „Ich hab nichts gehört.“

„Da haben sie aber Glück gehabt.“ Grummelte der Torwart und rieb sich den Hinterkopf.

„Und warum bist du zu Honyia und nicht zu Dame Simbai?“

„Ich… nunja…“ Stammelte Thran.

„Gibt’s doch zu, Brüderchen, du hattest Angst vor Dame Simbais Reaktion, wenn du sie so früh wegen sowas geweckt hättest.“ Lachte der jüngere Zwilling.

„Und außerdem ist Honyias Zimmer näher dran.“ Nuschelte der Ältere.

Aarch gab einen unverständlichen Laut von sich.

„Und?“, er sah die junge Ärztin fragend an.

„Es ist nichts, nur eine kleine Beule.“ Beschwichtigte sie ihn.

„Gut, dann zieht euch schnell an und kommt in den Trainingsraum.“ Damit verschwand der Trainer wieder. Die drei atmeten erleichtert aus.

„Glück gehabt.“ Ahito grinste und machte sich wieder lang auf seinem Bett.

Thran gab seinem Bruder eine Kopfnuss. „Angst vor Simbai?!“, fragte er gespielt empört.

„Du hast doch nichts rausgekriegt… au… was sollte das?“, beschwerte sich der Torhüter.

„Jetzt hast du wenigstens wirklich eine Beule.“ Meinte das Mädchen, zwinkerte den beiden zu und verschwand in ihr Zimmer.
 

Nach der letzten Besprechung vor dem Spiel, drückte Aarch Honyia erneut einen Brief in die Hand. Zerknirscht lächelte sie ihn an und folgte ihm nach einem letzten ‚viel Glück‘ am das Team in den Kontrollturm. Von dort betrachtete sie den Anfang des Finalspiels.

Doch sie konnte sich nicht genug konzentrieren und öffnete schließlich sehr angespannt den Brief. Der Inhalt schockte sie zutiefst.
 

Liebste Cherryblossom.

ich will dir die Gefahr nochmal verdeutlichen:

Du trägst einen tödichen Virus in dir. Es handelt sich dabei um eine Mutation des bekannten Ebola-Virus. Du bist die einzige, die ihn verteilen kann und ich bin der, der kontrolliert, wann das Virus ausbricht.

Also sei brav und komm zurück.
 

Dem Mädchen wurde leicht schlecht und sie hielt sich den Bauch. Doch es brachte nichts. Sie stürmte aus dem Kontrollraum. Aarch, Simbai und Clamp sahen ihr kurz verwirrt nach, mussten sich dann aber wieder aufs Spiel konzentrieren.

In ihrem Zimmer atmete Honyia einmal tief durch. Dann verfinsterte sich ihr Blick. Das Ebolavirus wurde über die Tröpfcheninfektion übertragen. Was, wenn sie Ahito letzte Nacht womöglich angesteckt hatte?

Die Schwarzhaarige kramte eine Umhängetasche unter ihren Sachen hervor, fischte eine Tube daraus und verschwand im Bad. In der Tube befand sich ein nach Kirschblüten riechendes Shampoo.

Das Mädchen stellte die Dusche an und entledigte sich ihrer Kleidung. Ohne weitere Umschweife, sprang sie unter das kühle Nass. Sorgfältig massierte sie das Shampoo in ihre dunklen Haare. Auch auf die Augenbrauen strich sie sich ein wenig. Während sie es kurz einziehen ließ, nahm sie ein zweites Duschgel zur Hand, welches eher grünlich war und nach Eucaliptus roch. Dieses verrieb sie sorgfältig auf ihrem Rücken. Langsam kam ein Yin und Yang Zeichen zwischen ihren Schulterblättern zum Vorschein, welches von einer weitläufigen gezackten Verzierung umgeben wurde, die bis zu ihrem Steißbein reichte.

Sie spülte das Kirschblütenshampoo aus ihren Haaren und verließ die Dusche. In ein trockenes, großes Handtuch gewickelt, föhnte sie sich die Haare. Es schien, als würden sie ausbleichen. Und langsam aber sicher, nahmen sie ein blasses Rosa an.

Als die Haare vollends trocken waren, huschte das Mädchen in ihr Zimmer und schlüpfte in eine schwarze, weite Hose, die an den Fußgelenken anlag und streifte sich einen enganliegenden, schwarzen Pullover über. Darüber zog sie einen Yukata mit ¾ Ärmeln, den sie mit einem dicken, roten Band verschloss.

Zum Schluss band sie sich ihre nun rosanen, hüftlangen Haare zu zwei lockeren Zöpfen und schnappte sich ein ganz hinten in ihrem Schrank verstecktes Katana. Mit geschickten Handgriffen, schnallte sie es sich auf den Rücken.

Sie eilte zu ihrem Schreibtisch und schrieb mit eiligen Händen zwei Briefe nieder, von denen sie einen an die Snowkids adressiert auf ihr Bett legte und den anderen in ihrer Umhängetasche verstaute.

Ihr Blick traf einen großen Spiegel.

„Willkommen zurück, Cherryblossom.“ Murmelte sie, band sich ein schwarzes Tuch um den Kopf, sodass man nur noch ihre Augen und die zwei Zöpfe sehen konnte und verschwand geräuschlos aus dem Fenster.
 

Das Finale lief dem Ende entgegen. Es ging in die Nachspielzeit. Die Snowkids versuchten verbissen ein entscheidendes Tor zu schießen. Mei war es, die es letztendlich schaffte, nachdem alle anderen das Tor mit ihren Schüssen maltraitiert hatten. Sie trat mit voller Wucht auf den Ball ein, sodass dieser den Torwart hinter die Linie zurückdrängte und selbst kurz dahinter erst seine Kraft verlor. Der Signalton ertönte, der Ball löste sich auf und nach einem Moment der Stille breitete sich Jubel im Genesis-Stadium aus und die Snowkids sprangen sich glücklich in die Arme.

D’Jok nahm auf Rockets Geheiß hin den Cup entgegen und füllte ihn mit seinem Flux.

Staunend sahen die anderen zu. Ein riesiges Glücksgefühl hatte von ihnen Besitz ergriffen.

„Der soll ich mal beeilen. Ich will zu-..“ Nörgelte Ahito, wurde allerdings von Micro-Ice unterbrochen: „ Dein Kopfkissen kann warten, Ahito.“

„Ich meinte ja auch Honyia.“ Erwiderte dieser verwirrt und verursachte damit bei den anderen einen erheiterten Lachanfall.

Immernoch strahlend kam das Team zurück in die Kabine.

„Herzlichen Glückwunsch, Snowkids! Ihr habt es allen gezeigt. Ich wusste, dass ihr es drauf habt! Ihr solltet euch frisch machen, denn draußen warten eine Menge Fans und eine riesen Party!“ Mit herzlich ausgebreiteten Armen, betrat Aarch den Umkleideraum. Stolz betrachtete er sein Team, welches nun wieder in fröhliches Jubeln ausbrach.

Auch Clamp gab seine Glückwünsche preis, doch ihm wurde gar nicht mehr richtig zugehört.

„Wo ist Honyia?“, fragte Ahio.

„Dame Simbai sucht sie grad.“ Erwiderte der Trainer in dem Moment, in dem die Ärztin den Raum betrat. Sie hielt den Brief von Honyia in der Hand.

„Ich habe schlechte Neuigkeiten. Honyia hat uns anscheinend verlassen.“

„Was?“, den Snowkids war die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Niemand hatte damit gerechnet. Schließlich nahm D’Jok Simbai den Brief aus der Hand und las ihn laut vor.
 

Liebe Snowkids,

Es war eine nette Erholung bei euch, doch ich habe noch besseres zu tun, als bei eure Spielen zuzusehen.

Ich möchte mich speziell noch bei Ahito bedanken, der es mir ermöglicht hat, ein mir unbekanntes Phänomen studieren zu dürfen.

Alles Gute und noch viele Siege, viel Spaß noch bei euren Spielchen,

Honyia.
 

Ahito war aufgesprungen und rannte aus der Umkleide.

Er brauchte Gewissheit. Thran folgte ihm aus dem Fuß.

In Honyias Zimmer kamen sie zum Stehen.

„Ahito.“

Der Schwarzhaarige war beim Anblick des leeren Zimmers erstarrt.

„Das ist ein Scherz. Das kann sie doch nicht machen!“

Thran legte seinem verzweifelten Zwilling einen Arm um die Schulterund zog ihn an sich.

Dem Torhüter bahnten sich langsam ein paar Tränen den Weg über seine Wangen.

Sein großer Bruder nahm ihn sanft in eine tröstende Umarmung. So eine Situation hatte er noch nie erlebt.

„Soll das etwa alles nur gespielt gewesen sein? Dabei-..“ Die Stimme des Jungen erstarb in einem leisen Schluchzen.

Einige Minuten verstrichen.

Einzelne der Snowkids waren auf ihrem Weg zu den Zimmern vorbeigekommen, um ihren Freund zu trösten. Doch es hatte sie nicht so stark getroffen und sie konnten ihre Freude über den Sieg im GF-Cup nicht verbergen.

Thran brachte seinen Bruder irgendwann in ihr Zimmer.

„Hör zu, Ahito. Vielleicht ist es wirklich nur ein Scherz und sie ist bald wieder da. Oder sie ist deine Tränen nicht wert. Nun sei ein wenig fröhlicher! Wir haben den Cup gewonnen! Wir haben es tatsächlich geschafft! Wir sind GF-Meister! Das ist doch schon immer unser größter Traum gewesen.“

Der Jüngere brachte ein kleines Lächeln zustande.

„Du hast recht.“ Er wischte die Tränen weg und verschwand dann kurz im Bad.

Sein Bruder sah ihm besorgt hinterher, suchte dann seine Kamera, weil er noch ein paar Fotos von der Feier machen wollte. Doch er musste feststellen, dass sie weg war. An ihrer Stelle lag nur ein kleiner Zettel: Ein Wort und du bist tot. H
 

Etwas weiter entfernt, ebenfalls im Genesis-Stadion, stand eine rosahaarige, weibliche Gestalt über er blutüberströmten Leiche eines muskulösen, jungen Mannes.

Mit blutroten, kalten Augen starrte sie auf die Leiche herab. Sie kramte den zweiten Brief aus ihrer Tasche und ließ ihn auf die Brust ihres Opfers fallen. Das Blut durchweichte den Umschlag an einigen Stellen und färbte ihn dort Rot.

Du willst Cherryblossom wieder? Nun, sie ist zurück und sie wird dich finden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich persönlich finde den Einstieg inzwischen schrecklich, aber ich hoffe, ihr hinterlasst trotzdem einen Kommentar ;)

Liebe Grüße,
Ren~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So~ dies war erstmal das letzte Kapitel, aber ich habe bereits eine Fortsetzung geschrieben :)
Ich weiß, die FF hat ein sehr offenes, nicht gerade Happy End, aber ich werde jetzt erstmal mit einer anderen FF weiter machen ;)

Danke für die lieben Kommentare :)

Mit freundlichen Grüßen,
Renpika Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Jea1995
2014-07-01T12:48:28+00:00 01.07.2014 14:48
Super Story :)
Von:  Teddybaer255
2013-09-21T16:16:48+00:00 21.09.2013 18:16
*einfach nur sprachlos bin* O.o
OMG... ich weiß echt nicht was ich schreiben soll...
Einfach nur heftig... aber im positiven Sinne!! (Mutierter Ebula-Virus... ach du scheiße O.O)
Mal wieder ein echt gelungenes kapi *_* I love it!
Ich glaube es wird mein Lieblingskapi!! :D
"Ein Wort und du bist tot!" O.o Das kannst sie doch nicht ernst meinen *lach* oder?? *die fragend anguck, als ich den letzten Abschinitt gelesen hatte*
Es ist so spannend!! Ich hassliebe Open Ends :D
Ich bin schon so auf die Fortsetzung gespannt *_*
ganz liebe grüße
deine Teddy ;)
Von:  Teddybaer255
2013-09-18T13:58:03+00:00 18.09.2013 15:58
*saber* *saber* Thran oben ohne *höhö*
*heftig den Kopf schüttel*
Sry.... Konzentration verloren... :D
Wo war ich?? :D Ach so.. ich hatte noch gar nicht angefangen.....
Wieder mal ein richtig tolles kapi *_*
Am Anfang habe ich nicht so ganz verstanden, dass schon so viel zeit vergangen war (erst "freundschaftsspiel" und dann ... schwups.... finale O.o ) aber du kennst mich ja... ich stehe öfter mal auf dem schlauch ;D
Das kapiende mit dem "Ahito kann nicht einschlafen und hat alpträume wenn du nicht da bist" ist wirklich super süß *_* ich sage nur *blitz* *foto mach* ERWISCHT!! :D :D
Wer ist dieser merkwürdige typ denn endlich??? Ok... ich hatte ja schon vorher begriffen, dass da etwas nicht stimmt und ER "böse" ist :D aber langsam werde ich zappelig :D (und du lässt mich so lange warten >.< tierqäulerei ist verboten *lach* :D)
Lade das nächste kapi bitte bald hoch *_*
LG
Teddy
Antwort von:  Renpika
18.09.2013 17:17
hey :D Ja, ich weiß, der Zeitsprung ist krass XD
Hab gestern den letzten Rest der FF abgetippt und festgestellt, dass ich da anscheinend keinen Bock mehr auf die Szenerie hatte XD Jedenfalls war das wieder grauenhaft geschrieben XD
Nächstes Kapi kommt bald, aber ich warne dich schonmal vor:
du wirst absolut nicht befriedigt sein XD

Liebste Grüße,
Ren
Von:  Teddybaer255
2013-09-15T10:15:31+00:00 15.09.2013 12:15
OMG!!! *zu hyperventilieren anfang* *in eine Tüte ein und ausatem*
Das Kapi war ja so mega spannend *_* Ich weiß gar nicht was ich sagen soll?? O.o
AUßER: Thran ohne Trikot *_* *sabber* *sabber* *rofl* *rofl* Ich will auch mit Thran Trikot-Tausch machen *_* :D *auf ein Schild schreib: "Thran, ich finde du siehst ohne Trikot viel besser aus, kann ich also deins haben?"* :D :D :D *lach*
So.. ;) jetzt aber wieder zurück!!
Wer ist dieser Typ der Honyia verfolgt ? O.o Cherryblossom??? *verwirrt binz*
Ich will da endlich wissen, was da abgeht :D
Freu mich total auf das nächste kap *_*
GLG
deine Teddy
Von:  Teddybaer255
2013-09-13T11:16:01+00:00 13.09.2013 13:16
Endlich ein neues Kapi! ^^
ich war ja schon auf entzug!! O.o ;p
wer ist "ER", der Honyia verfolgt ?? *total ungeduldig durch die Gegend hüpf*
Iwas stimmt da nicht o.o ohoh!!!
Die Szene gleich zu anfang, wo honyia in den holotrainer kam und ahito geschlafen hat (mit dem 11er aufs tor) ... echt geniale Idee und typisch ahito :D (die schlafmütze ;p)
Na hoffentlich gibt es kein Ärger mit Aarch, wenn er sie so beobachtet hat O.o
Ich bin schon wieder total gespannt auf das nächste kapi *_*
GLG
Teddy ;)
Von:  Teddybaer255
2013-09-09T12:42:09+00:00 09.09.2013 14:42
Yuhu! *freu* eindlich ein neues kapi ;)
Es war mal wieder ein geniales kapi *-*
omg... Wieso war es ein fehler sich mit den snow kids einzulassen? O.o
ahito und honyia verstehen sich doch grade so super! *mich verwirrt am kopf kratz*
Ein kleines manko habe ich habe doch:
ich persönlich finde die idee mit dem charka und der ninjaausbildung ein bisschen von naruto abgeguckt, was mir halt nicht so ganz gefällt (aber das ist ja ansichtssache.. Und ich hoffe du bist mir nicht böse *lieber indeckung geh*)
Trotzdem kann ich es kaum erwarten weiterzulesen *-* bitte lad das nächste kapi schnell hoch ;)
glg
Teddy
Von:  Teddybaer255
2013-09-06T18:08:32+00:00 06.09.2013 20:08
*in die Hände klatsch und vor Freude rumhüpf*
Yuhu!! *_*
Endlich ist das 2. kapi an und es ist einfach nur supi!! ^^
Armer Micro-Ice, dass sie ihn einfach aus der Küche schmeißt, aber andererseits... wie süß das mit Ahito *hihi*
Liebe auf den ersten Blick!! *_*
Omg... ich bin schon voll gespannt wie's weitergeht!! *ungeduldig rumzappel* :D
Du musst ganz schnell weiterschreiben, dass ich das nächste kapi schon ganz schnell lesen kann1! *_* ;)
GLG
Teddy
Von:  Teddybaer255
2013-08-31T08:10:00+00:00 31.08.2013 10:10
Hey!!! ^^
So... das erste Kapitel durchgelesen und ich muss sagen ich finde es jetzt schon genial :D
Optimale länge (nicht zu lang und nicht zu kurz), den szeneneinbau zu anfang hast du auch sehr schön beschrieben und die dialoge von den snow kids passen auch super zu ihnen!!
Ich liebe deine FF jetzt schon und bin echt gespannt wie's weitergeht *_*
LG
deine Teddy
Antwort von:  Teddybaer255
31.08.2013 10:12
Ach ja.. ich hab noch etwas vergessen!!
Endlich ist die FF on, endlich ist die FF on *_*
*aufgeregt im Kreis rumrenn und rumhüpf*
:D :D


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