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Follow the silver moonlight

von

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Deep in the Forest

Leise schlich Arthur Pendragon, Kronprinz von Camelot, durch das dichte Unterholz des Waldes, stets darauf bedacht so wenig Lärm wie möglich zu machen. Seine Armbrust hielt er im Anschlag, bereit jedem Wildtier, das seinen Weg kreuzen mochte, einen Bolzen in den Körper zu jagen, um es so zur Strecke zu bringen.
 

Bis jetzt hatte er lediglich zwei Kaninchen erlegt, die sein Diener Merlin, der müde hinter ihm her trottete, nun für ihn trug.
 

Es war noch früh am Morgen. Die Sonne begann gerade erst ihre wärmenden Strahlen über die Wipfel der Bäume zu schicken. Vielleicht begegneten sie auf ihrem weiteren Weg einem stattlichen Hirsch, der im Schutze der Morgendämmerung auf einer Lichtung äste. Wer konnte das schon vorher sagen?
 

Arthur sog die frische Luft des Waldes in tiefen Zügen ein. Er ging gerne auf die Jagd. Doch er musste sich eingestehen, dass er es vorrangig nicht tat, um seine exzellenten Fähigkeiten als Jäger unter Beweis zu stellen, sondern weil ihm diese Streifzüge im Wald ein Gefühl der Freiheit gaben wie er es in Camelot aufgrund seiner unzähligen Verpflichtungen und der hohen Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, niemals verspürte.
 

Hier in der Natur war der Druck perfekt zu sein und es jedem, allen voran seinem Vater, recht zu machen nicht existent. Hier konnte er ganz er selbst sein ohne sich davor fürchten zu müssen etwas falsch zu machen.
 

Er brauchte diese Jagdausflüge, da sie ihm hin und wieder die Möglichkeit boten eine kurze Auszeit von seinem pflichterfüllten Leben zu nehmen. Das war die einzige Freiheit, die er sich in unregelmäßigen Abständen immer wieder herausnahm und er fand, dass es nicht zu viel verlangt war, da er ansonsten ein vorbildlicher Ritter Camelots war und seinem Rang alle Ehre machte.
 

Als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm blieb er abrupt stehen und hob die Hand, um Merlin zu bedeuten das gleiche zu tun. Dieser verstand in seinem halbwachen Zustand zu spät, was Arthur ihm mit seiner Geste mitteilen wollte und rempelte seinen Herrn ungeschickt an.

„Verzeiht, Sire. Offenbar bin ich noch nicht ganz wach.“ versuchte Merlin sich leise mit einem verlegenen Grinsen zu entschuldigen.
 

Arthur verkniff sich die spöttische Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, und verlieh seinem Unmut über seinen tollpatschigen Diener stattdessen mit einem unfeinen Schnauben Ausdruck.

Sein Blick war fest auf den jungen Rehbock gerichtet, der wenige Fuß vor ihnen auf einer kleinen Lichtung stand und an den zarten Schösslingen junger Bäume knabberte. Sie standen gegen den Wind, so dass das scheue Tier sie nicht witterte. Das war die Chance.
 

Arthur legte die Armbrust an und kniff das linke Auge zusammen um besser zielen zu können. Doch gerade als er abdrücken wollte, hob der Rehbock den Kopf und sprang wenige Augenblicke später anmutig auf und davon. Er ließ die Waffe wieder sinken und fluchte unterdrückt. Was mochte das Tier wohl verschreckt haben?
 

Es dauerte nicht lange, da erhielt er eine Antwort auf seine unausgesprochene Frage. Das Geräusch eines sich schnell nähernden Reiters war in der Ferne zu vernehmen und wurde von Sekunde zu Sekunde deutlicher.
 

Arthur runzelte verärgert die Stirn. Wer wagte es so früh am Morgen die Ruhe im königlichen Forst zu stören?
 

Wenig später preschte eine braune Stute auf die Lichtung und hielt genau auf sie zu. Hastig brachten sich der Prinz und sein Diener mit einem Satz in Sicherheit.
 

Als das Pferd mit fliegenden Hufen an ihnen vorbei galoppierte, erhaschte Arthur einen kurzen Blick auf dessen Reiter. Ein schwarzer Umhang flatterte hinter einer schmalen Gestalt mit wilder Lockenmähne und riesig wirkenden Augen her.
 

Aber das war eine Frau! Verwirrt starrte er ihr nach. Hatte er sich das nur eingebildet oder hatte in ihren Augen wirklich ein Ausdruck von Verzweiflung und grenzenloser Furcht gestanden?

Noch ehe er sich fragen konnte, was die Unbekannte zu so einer halsbrecherischen Jagd durch den Wald veranlasst hatte, erschien wie aus dem Nichts ein weiterer Reiter nur wenige Meter vor ihrem dahin rasenden Pferd entfernt. Das erschrockene Tier scheute, kam schlitternd zum Stehen, um sich dann laut wiehernd aufzubäumen.
 

Seine Reiterin war nicht darauf gefasst gewesen. Als die Stute stieg, stieß sie einen überraschten Schrei aus, bevor sie rücklings aus dem Sattel geschleudert wurde. Dumpf kam sie auf dem Boden auf und blieb regungslos im Moos liegen.
 

Der Reiter, der die Schuld an ihrem Sturz trug, lächelte kalt, ehe er sich von seinem Pferd schwang und sein Schwert zog. In der Art wie er sich der bewusstlosen Frau am Boden näherte, erkannte Artuhr welch finstere Absicht er hegte. Er würde sie heimtückisch ermorden, wenn er nichts unternahm. Doch um den feigen Meuchelmörder mit seinem Schwert anzugreifen war der Abstand zu groß.
 

Also tat Arthur das einzig mögliche. Er legte die Armbrust an, zielte und drückte ab.

Der Bolzen löste sich und sirrte pfeifend durch die Luft, ehe er sich in den gedrungenen Körper des Schurken bohrte. Dieser vermochte noch ein überraschtes „Uff!“ von sich zu geben, bevor er tot zu Boden sank. Arthur hatte ihn mitten in sein schwarzes Herz getroffen.
 

Doch der Prinz hielt sich nicht damit auf sich ob seines meisterhaften Schusses zu freuen, sondern eilte zu der ohnmächtigen Fremden. Noch ehe er sich jedoch neben ihr niederknien konnte, um zu sehen welch Verletzungen sie davon getragen hatte, preschten drei weitere finstere Gestalten auf ihren Pferden durch das Dickicht.
 

Arthur zog sein Schwert und stellte sich schützend vor den Körper der Bewusstlosen.

„Merlin!“ rief er seinem Diener zu, der immer noch wie versteinert am selben Fleck stand. „Wirst du wohl herkommen und auf sie Acht geben, während ich kämpfe?“

Der junge Mann löste sich augenblicklich aus seiner Starre und hastete zu seinem Herrn, um zu tun was dieser befohlen hatte.
 

Arthur hatte die drei Männer währenddessen nicht aus den Augen gelassen. Als sie bemerkt hatten, dass ihr Kamerad durch seine Hand gestorben war, verfinsterten sich ihre Mienen. Sie stiegen von ihren Pferden und zogen ihre Waffen. Der kleinste von ihnen, ein Mann von schlankem Wuchs mit zotteligen Haaren und verfilztem Bart, trat vor und richtete die Spitze seines Schwertes auf Arthurs Brust. „Dafür, dass Ihr Euch eingemischt habt, verdient Ihr den Tod, Bursche.“
 

„Bursche?!“ wiederholte Arthur fassungslos und schnaubte empört. Hatte dieser Niemand ihn wirklich gerade als Burschen bezeichnet? Ihn, den zukünftigen König von Camelot?
 

Hinter sich vernahm er ein unterdrücktes Kichern, ignorierte es jedoch würdevoll. Er setzte seine arroganteste Miene auf und straffte die Schultern. „Mein Name ist Arthur Pendragon und ich bin der zukünftige Erbe der Krone Camelots. Hütet also Eure Zunge und kämpft lieber!“

Er nahm die Angriffsstellung ein und bedachte einen nach dem anderen mit einem herausfordernden Blick.
 

Es war als wäre das das Signal gewesen um den Kampf einzuläuten.
 

Der Wortführer der drei Schurken, schwang jäh sein Schwert gegen Arthur und seine Kumpane taten es ihm gleich. Der Prinz duckte sich unter dem ersten Hieb geschickt hinweg und verpasste dem zweiten Angreifer einen gezielten Stoß mit dem Ellbogen in die Magengrube. Dieser taumelte benommen zurück, direkt in den Dritten hinein. Die beiden Männer gingen mit einem wütenden Aufschrei zu Boden und es war ein leichtes für Arthur sie aus zu schalten.
 

Er wirbelte herum. Blieb nur noch der Wortführer übrig.
 

Der schmächtige Mann starrte ihn mit unverhohlenem Hass in den Augen an. Arthurs Sinne waren aufs Äußerste angespannt, während sie sich lauernd wie zwei große Wildkatzen zu umkreisen begannen. Er spürte instinktiv, dass dieser Schurke ein weitaus gefährlicher Gegner als seine Kameraden war.
 

Minuten schienen zu verstreichen ehe einer der beiden Kontrahenten zum Angriff überging. Tödlicher Stahl blitzte im Sonnenlicht auf, als die beiden Schwerter voller Wucht aufeinander prallten.
 

Arthur parierte die wuchtigen Schläge seines Gegners geschickt und mit einer fast schon mühelosen Leichtigkeit, um die man ihn beneiden konnte. Jeder, der den Prinz schon einmal hatte kämpfen sehen, wusste, dass er das Schwert wie kein Zweiter zu führen vermochte.
 

Zu dieser Erkenntnis gelangte wohl auch sein Gegner, als er allmählich bemerkte, dass er mit seinen Angriffen nichts ausrichtete. In seinen Augen zeigte sich erstmals ein Ausdruck von wachsender Panik. Er wurde unsicherer in seinem Kampf, so dass es Arthur gelang ihn immer weiter zurück zu drängen. Schließlich geriet der Bösewicht ins Stolpern, verlor nicht nur sein Gleichgewicht, sondern auch sein Schwert, und landete unsanft auf seinem Hosenboden.
 

Doch ehe Arthur auf die Zwangslage des Mannes reagieren konnte, hatte dieser eine Handvoll Laub und Dreck gegriffen und sie dem Prinzen ins Gesicht geschleudert. Fluchend hob Arthur reflexartig einen Arm, um seine Augen zu schützen, und wich ein Stück zurück, kurzzeitig geblendet durch diese hinterhältige Attacke.
 

Nachdem er ein paar Mal geblinzelt hatte und wieder richtig sehen konnte, stellte er zu seinem Unmut fest, dass der Schurke unterdessen feige davon gelaufen war. Missmutig steckte er sein Schwert zurück an seinen Platz, wischte sich den Dreck aus dem Gesicht und wandte sich dann Merlin zu, der immer noch neben der Fremden kniete.
 

Eilig trat er näher und hockte sich auf die andere Seite der Bewusstlosen. „Wie geht es ihr?“ wollte er besorgt wissen.
 

Ihm gefiel die blasse Farbe ihrer Haut nicht und auch die Tatsache, dass sie bisher noch nicht wieder zu sich gekommen war, verhieß nichts Gutes.
 

Merlin presste sein Halstuch an die Schläfe der Frau und Arthur registrierte voller Sorge, dass sich der hellrote Stoff bereits dunkelrot zu verfärben begann.
 

„Sie hat sich beim Sturz vom Pferd den Kopf verletzt, Sire. Ich habe versucht die Blutung zu stillen so gut ich es vermochte,“ erwiderte sein Diener.
 

Arthur hob überrascht eine Augenbraue. „Sehr gut, Merlin! Du bist ja doch zu etwas zu gebrauchen.“ Er musste jäh ein Grinsen unterdrücken, als er Merlins verdrossenen Gesichtsausdruck bemerkte, der seinem spöttischen Einwurf augenblicklich folgte.
 

Hastig räusperte er sich. „Das Beste wird sein, wenn wir sie so schnell wie möglich nach Camelot bringen, damit Gaius ihre Verletzung behandeln kann. Lauf und hol die Pferde. Sie müssten hier ganz in der Nähe sein.“ Er deutete vage in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
 

Merlin nickte und erhob sich rasch. Nun war es an Arthur das Halstuch weiterhin auf die Wunde zu pressen, was er auch ohne zu zögern mit sanften Druck tat.
 

„Ach und, Merlin?“ rief er dem davon eilenden jungen Mann nach, der sich daraufhin fragend zu seinem Herren um wandte. „Sieh zu, dass du dich beeilst. Und verlauf dich um Himmels Willen nicht!“
 

Merlin ließ ein verdrießlich gemurmeltes „Natürlich“ hören, bevor er endgültig im Unterholz verschwand.
 

Arthur wandte sich nun vollends der bewusstlosen Unbekannten zu und betrachtete sie genauer. Sie schien noch sehr jung zu sein, vielleicht neunzehn oder zwanzig. Offenbar war sie von edler Abstammung. Das Material ihres Umhangs war schwer und von guter Qualität und ihr Kleid war aus teurem Stoff gefertigt und mit aufwendigen Stickereien verziert.
 

Sie musste eine Adelige aus einem benachbarten Königreich sein, doch Arthur konnte sich nicht entsinnen sie jemals zuvor gesehen zu haben. Gewiss hätte er sich an eine so hübsche Erscheinung wie sie es war erinnert. Ihm stand noch lebhaft vor Augen was für ein Bild sie geboten hatte, als sie mit fliegender Lockenmähne an ihm vorbei galoppiert war.
 

Er runzelte die Stirn, als er daran dachte, dass diese Halunken entschlossen gewesen waren sie zu töten. Was hatte sie nur getan, dass jemand ihren Tod wünschte? Denn dass die vier Männer angeheuert worden waren, um sie für immer zum Schweigen zu bringen stand außer Frage. Nur warum?

Plötzlich begann sich die Unbekannte zu regen. Ihre Augenlider flatterten und sie stöhnte leise ehe sie die Augen vollends aufschlug. Der Ausdruck in den silbernen Tiefen, als sie ihn wahrnahm, erinnerte Arthur an ein verschrecktes Reh, welches bei einer einzigen falschen Bewegung zu fliehen drohte.
 

„Habt keine Angst. Ich werde euch kein Leid zu fügen,“ sprach er sie mit ruhiger Stimme an.

Sie musterte ihn argwöhnisch, nickte dann aber schwach. „Wer seid Ihr?“ fragte sie mit so leiser Stimme, dass Arthur sie beinahe nicht verstanden hätte.
 

„Mein Name ist Arthur Pendragon und ich...“ Weiter kam er nicht, da Merlin just diesen Moment wählte, um mit den Pferden zurück zu kehren.
 

Die Unbekannte zuckte verschreckt zusammen und wollte sich hastig aufrichten, doch der Blutverlust und der Zustand purer Erschöpfung taten ihr Übriges und bewirkten, dass sie die Augen verdrehte und wieder das Bewusstsein verlor. Arthur konnte ihren Oberkörper gerade noch auffangen, bevor sie erneut auf dem Boden aufschlug. Dann wandte er sich seinem Diener zu, der wie versteinert mit den Zügeln der Pferde am Rande der Lichtung stand.
 

„Merlin! Du Idiot! Sieh was du angerichtet hast! Du hättest sie beinahe zu Tode erschreckt!“ fuhr er den jungen Mann wütend an.
 

„Aber wie hätte ich denn ahnen können, dass sie wieder zu sich gekommen ist?“ versuchte Merlin sich empört zu verteidigen. „Ich war schließlich fort um Euren Befehl auszuführen!“
 

„Dennoch hättest du nicht wie ein angeschossenes Wildschwein auf die Lichtung poltern müssen! Und jetzt hör auf mir zu widersprechen. Komm lieber her und hilf mir sie in den Sattel zu heben.“ Arthur schob seine Arme unter den Körper der Fremden und hob sie vorsichtig hoch. Sie war leicht wie eine Feder und verwirrt bemerkte er wie richtig es sich anfühlte sie so zu halten.
 

Er verscheuchte diesen törichten Gedanken schnell wieder und konzentrierte sich darauf sie gemeinsam mit Merlin auf sein Pferd zu heben.
 

Schließlich war es geschafft. Arthur hielt mit einer Hand die Zügel und stützte mit der anderen die Verletzte, die sie bequem an seine Brust gelehnt hatten.
 

„Und nun auf nach Camelot. Lass uns keine Zeit mehr vergeuden,“ sagte er zu Merlin, der sich gerade in den Sattel seines Pferdes schwang. Er schnalzte mir der Zunge und gab seinem Pferd die Sporen. Merlin tat es ihm nach.
 

Arthur war froh, dass sie nun endlich Richtung Schloss unterwegs waren. Seine innere Unruhe würde sich erst wieder legen, wenn Gaius die Unbekannte behandelt hatte.
 

Warum er sich um eine Fremde sorgte, deren Namen er nicht einmal kannte, war ihm völlig schleierhaft. Und im Moment interessierte es ihn auch nicht. Das Wichtigste war nun, dass ihr schnellstmöglich geholfen wurde.
 

Mit diesem Gedanken im Kopf spornte er sein Pferd zu einer schnelleren Gangart an.

Responsbility

Arthur und Merlin eilten den Gang entlang, an dessen Ende sich die Räumlichkeiten des Hofarztes befanden. Der Prinz ignorierte die neugierigen Blicke, die ihm nach geworfen wurden, als er mit einer bewusstlosen Frau auf dem Arm durch das Schloss hastete. Es war einerlei was die anderen denken mochten. Für ihn zählte jetzt nur, dass Gaius sich der Verletzten so schnell wie möglich annahm. Zeit für Erklärungen blieb später immer noch.

Er und Merlin stürzten förmlich in Gaius großzügig angelegte Kammer, die mit allerlei Gerätschaften, Folianten, Kräutern und Phiolen bestückt war.

Der Hofarzt blickte erschrocken hoch, als die beiden jungen Männer den Raum betraten. Er stellte Mörser und Stößel, mit denen er hantiert hatte, hastig beiseite und eilte ihnen entgegen.

„Was ist geschehen?“ fragte er, als Arthur den Körper der jungen Frau sacht auf die Liege gleiten ließ, auf die er wies.

„Wir sind ihr im Wald begegnet. Sie wurde von einer Gruppe Männer verfolgt, die ihr nach dem Leben trachteten. Offenbar möchte jemand sie unter allen Umständen los werden,“ erklärte Arthur schnell und sah aufmerksam zu wie Gaius vorsichtig die Platzwunde an der Schläfe der Unbekannten untersuchte, aus der ein dünnes Rinnsal Blut sickerte.

Dann tastete der Hofarzt behutsam und mit kundigen Händen den übrigen Körper der Frau auf der Suche nach weiteren Verletzungen ab. „Außer der Wunde am Kopf hat sie noch zwei geprellte Rippen. Doch um die kann ich mich später noch kümmern. Weitaus mehr Sorge bereitet mir die Kopfverletzung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie sich bei ihrem Sturz eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Wie lange ist sie nun schon ohne Bewusstsein?“

„Schon den ganzen Weg zurück nach Camelot,“ murmelte Arthur und ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten, als er das unnatürlich blasse Gesicht der Fremden betrachtete. Er bemerkte nicht wie Gaius und Merlin einen überraschten Blick austauschten.

„Das ist kein gutes Zeichen,“ meinte der Hofarzt schließlich mit sorgenvoller Miene. „Merlin, sei doch bitte so gut und hole mir heißes Wasser. Ich muss die Wunde säubern.“

„Natürlich, Gaius.“ Merlin griff sich den Eimer hinter der Tür und verschwand nach draußen um der Bitte eiligst nachzukommen.

Während Gaius leise vor sich hin murmelnd diverse Kräuter aus seinen Regalen zusammensuchte, blieb Arthur nichts weiter übrig, als die Unbekannte zu mustern. Er wusste, dass es merkwürdig erscheinen musste, dass er immer noch hier verweilte, doch aus irgendeinem Grund mochte er die Verletzte nicht allein lassen. Sie weckte seinen Beschützerinstinkt und das verwirrte ihn. Wenn er daran dachte, dass es irgendjemanden gab, der sie tot sehen wollte, stieg maßlose Wut in ihm auf und er fragte sich wieder aus welchem Grund jemand wünschte sie würde ihr Leben aushauchen. In was war sie nur hinein geraten?

Wenig später kam Merlin zurück. In seinem Schlepptau hatte er zwei königliche Wachen. Arthur wusste gleich, dass sie wegen ihm gekommen waren und so war es auch. „Sire, Euer Vater wünscht Euch in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen.“

Der Prinz nickte den beide Männern zu. „Selbstverständlich. Ich werde mich sogleich auf den Weg machen.“ Mit dieser Aussage waren sie offenbar zufrieden, denn sie begaben sich augenblicklich wieder auf ihren Posten.

Arthurs Lippen entschlüpfte unwillkürlich ein Seufzen, als er sich an Gaius wandte. Seine täglichen Verpflichtungen holten ihn immer viel zu schnell ein, wenn er nach Camelot zurückgekehrt war. „Lasst es mich wissen, wenn sie wieder zu sich kommt. Ich muss ihr einige Fragen stellen.“

Gaius nickte. „Das werde ich, Sire.“

Ein dankbarer Gesichtsausdruck huschte über Arthurs ansonsten ernste Gesichtszüge, bevor er sich umdrehte, um dem Wunsch seines Vaters Folge zu leisten. Ehe er die Tür hinter sich schloss, richtete er noch das Wort an Merlin. „Hilf Gaius sie zu versorgen. Deine anderen Pflichten können bis zum Nachmittag warten.“

Dann war er verschwunden und ließ einen verblüfften Merlin zurück. „Habe ich mich verhört oder hat er mir tatsächlich bis zum Nachmittag frei gegeben?“

Gaius hörte einen kurzen Moment auf die Wunde am Kopf der Unbekannten vorsichtig mit heißem Wasser zu reinigen und warf dem schwarzhaarigen Burschen vor ihm einen tadelnden Blick zu. „Du sollst mir zur Hand gehen. Davon, dass du dich auf die faule Haut legen kannst, war nicht die Rede.“ brummte er dann und tupfte sorgfältig weiter.

„Spielverderber,“ maulte Merlin, doch in seinen Augen stand der Schalk geschrieben, was Gaius gegen seinen Willen ein leichtes Lächeln entlockte. „Reich mir bitte den Tiegel dort hinten.“

Merlin tat wie ihm geheißen und sah neugierig zu wie der Hofarzt einen grüne Paste gleichmäßig auf der Wunde zu verteilen begann. Dann griff er nach den sterilen Streifen aus Gaze, die er schon bereit gelegt hatte, und machte sich daran einen Verband anzulegen.

„Wisst Ihr was ich nicht verstehe?“ unterbrach Merlin nach einer Weile die friedliche Stille. „Warum Arthur dermaßen besorgt um diese Frau ist.“

„Du kennst Arthur. Er hat ihr das Leben gerettet und fühlt sich nun einfach verantwortlich für ihr Wohlergehen.“ Gaius verknüpfte die losen Enden des Verbandes und steckte ihn fest. „Ich denke bei jedem anderen würde er sich genauso verhalten.“

Zweifelnd blickte Merlin hinab auf die Fremde, deren Brust sich unter ihren Atemzügen sacht hob und senkte. „Vielleicht habt Ihr recht. Und dennoch, ich habe Arthur noch nie so erlebt. Diese Frau ist ihm völlig fremd, er kennt noch nicht einmal ihren Namen und trotzdem wäre er hier an ihrer Seite geblieben, wenn seine Verpflichtungen es zugelassen hätten.“ Er half Gaius die diversen Tiegel und Fläschchen wieder an ihren angestammten Platz zu stellen.

„An deiner Stelle würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen, Merlin. Sicherlich berührt ihr Schicksal ihn. Sie ist noch so jung und doch wünscht jemand ihren Tod und beauftragt Männer um sie töten zu lassen. Wem würde das nicht nahe gehen?“

Merlin nickte nachdenklich und warf erneut einen Blick auf die Bewusstlose. „Vermutlich ist es so,“ räumte er ein. Er trat einen Schritt näher an das improvisierte Krankenlager heran. „Wer sie wohl sein mag?“

„Das wird sie uns sagen können, wenn sie wieder zu sich kommt,“ meinte Gaius ruhig und nahm seine Stelle neben der Patientin wieder ein. „Du würdest mir indes einen großen Gefallen erweisen, wenn du hinaus gehen und Weidenrinde sammeln könntest. Ein Tee daraus wird die Kopfschmerzen lindern, unter denen sie nach so einem Sturz garantiert leiden wird, wenn sie das Bewusstsein zurückerlangt. Ich kümmere mich derweil um ihre geprellten Rippen.“

Merlin nickte und wandte schnell den Blick ab, als der Arzt begann den Oberkörper der Unbekannten freizulegen. Doch Gaius' überraschter Ausruf ließ ihn wieder herumfahren.

„Was ist?“ fragte er und spähte an Gaius vorbei. Seine Augen weiteten sich interessiert, als er das herzförmige Medaillon aus schimmernden Silber entdeckte, welches in der Halsbeuge der Bewusstlosen ruhte. Als er genauer hinsah, bemerkte er, dass dort etwas in feinen Lettern eingraviert war, doch er vermochte nicht zu erkennen was dort stand. „Könnt Ihr das lesen?“ wandte er sich an den Hofarzt.

„Warte, das haben wir gleich,“ versicherte Gaius ihm und holte eines seiner Vergrößerungsgläser herbei. Dann beugte er sich mit der Linse und zugekniffenem Auge über das Medaillon.

Merlin wippte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. „Und?“

Gaius richtete sich wieder auf und blickte nachdenklich auf die Fremde hinab. „Ich glaube ich kenne nun ihren Namen. Dort steht Für Marie.“

„Marie?“ wiederholte Merlin verwundert. „Ein ziemlich ungewöhnlicher Name für diese Gegend, nicht wahr?“

Der Hofarzt nickte und legte die Linse sorgsam zurück in ihr Kästchen. „In der Tat. Sie muss eine Adelige aus einem entfernten Königreich sein.“ Er begab sich wieder an das Krankenlager. „Genaueres werden wir aber erst erfahren, wenn sie erwacht. Vorherige Spekulationen führen zu nichts. Also ab mit dir und bring ausreichend Weidenrinde mit.“

Es widerstrebte Merlin zu gehen, doch er wollte Gaius nicht verärgern. Er griff sich das kleine Weidenkörbchen, das auf dem Tisch stand, verabschiedete sich mit einem knappen Gruß und verschwand schnellen Schrittes um seiner Aufgabe nachzukommen.
 

Währenddessen betrat Arthur in einem anderen Teil des Schlosses den kleinen Thronsaal. Sein Vater, König Uther, saß über einige Verträge gebeugt am Tisch und blickte auf, als er bemerkte, dass sich ihm jemand näherte.

„Arthur,“ begrüßte er seinen Sohn.

„Vater,“ Arthur neigte respektvoll den Kopf. „Du hast mich rufen lassen?“

Der König nickte und bedeutete ihm zu seiner Rechten Platz zu nehmen. „Ich muss mit dir etwas Wichtiges im Bezug auf Cenred besprechen. Sein Vorgehen in der letzten Zeit bereitet mir große Sorge. Doch zunächst würde ich gerne erfahren was es mit dieser jungen Frau auf sich hat, der du heute morgen im Wald offenbar das Leben gerettet hast.“ Er warf seinem Sohn einen interessierten Blick zu.

Arthur erwiderte diesen forschenden Blick ohne die Miene zu verziehen. Insgeheim ärgerte er sich jedoch über die Art und Weise wie sein Vater ihn musterte. Als ob er eine Indiskretion begangen hätte, über die der König sich nun amüsierte. Dass Uther bereits jetzt von dem Vorfall im Wald wusste, erstaunte ihn hingegen nicht im geringsten. In Camelot ein Geheimnis für sich zu behalten war ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest wenn man der Prinz war, der rund um die Uhr dem wachsamen Auge der Öffentlichkeit und seines Vaters ausgesetzt war.

Er nahm sich eine Handvoll Weintrauben aus der großen Schale in der Mitte des Tisches und steckte sich eine der süßen kleinen Früchte in den Mund, bevor er eine Antwort gab. „Sie wurde von vier Männern angegriffen, die ihr allem Anschein nach nach dem Leben trachteten. Wenn Merlin und ich nicht zur Stelle gewesen wären, dann wäre sie nun tot.“

Uther nickte nachdenklich und nahm einen Schluck Wein aus dem Kelch, der vor ihm stand. „Wo ist sie nun? Ich würde gerne mit ihr sprechen.“

„Ich fürchte, dass ist im Moment nicht möglich, Vater,“ wehrte Arthur ab.

Uther hob die Augenbraue. „Was meinst du damit?“

„Nun,“ Arthur schob sich eine weitere Traube in den Mund, die er bedächtig zerkaute und dann runter schluckte. „Sie hat bei dem Überfall Verletzungen davon getragen und ist ohne Bewusstsein. Gaius kümmert sich in seiner Kammer um sie. Ich weiß noch nicht einmal wen ich gerettet habe, da sich noch keine Gelegenheit geboten hat mit ihr zur sprechen.“ Bei diesen Worten presste er verstimmt die Lippen aufeinander. Es verlangte ihm sehr danach endlich zu wissen wie die Fremde hieß. Immer nur an sie als die Frau, die er gerettet hatte, zu denken, missfiel ihm. Er wollte diesem hübschen Gesicht mit den ausdrucksstarken Augen umrahmt von einer braunen Lockenmähne endlich einen Namen geben können.

„Gibt es denn keinerlei Hinweise darauf, wer sie sein könnte?“ wollte Uther wissen.

Arthur schüttelte den Kopf. „Ich habe sie noch nie zuvor gesehen, aber anhand ihrer Kleidung vermute ich, dass sie von Adel sein muss. Vielleicht aus einem der entfernteren Königreiche im Norden oder Westen.“

„Nun gut, dann werden wir wohl erst Gewissheit erlangen, wenn sie wieder zu Bewusstsein kommt. Ich möchte, dass du dann mit ihr sprichst und herausfindet wer sie ist und warum diese Männer hinter ihr her waren. In der Zwischenzeit veranlasse ich, dass sie in eins der Gastgemächer gebracht wird.“ Der König gab den beiden Wachen an der Tür ein Zeichen und wenig später betrat Morgana den Thronsaal.

Sie deutete einen leichten Hofknicks an und faltete dann sittsam die Hände. „Ihr habt nach mir schicken lassen, Sire?“ Fragend blickte sie den König mit ihren grünen Augen an.

„Morgana, wärst du so freundlich und lässt eins der Gastgemächer im Westflügel herrichten? Wir haben einen Gast, der in Kürze dort einziehen wird.“ Mit einem wohlgefälligen Lächeln betrachtete der König sein Mündel, welches wie immer tadellos aussah.

Morganas Blick huschte kurz zu Arthur, der aufgestanden und an eines der Fenster getreten war, aus dem er nun schon eine ganze Weile grübelnd hinaus blickte. Also schenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem König. „Das werde ich, Majestät. Ihr wird es an nichts mangeln.“

Arthur verdrehte unbemerkt die Augen, als ihm klar wurde, dass Morgana ebenfalls schon über alles was sich am Morgen zugetragen hatte Bescheid wusste. Der König hatte mit keiner Silbe erwähnt, dass es sich bei dem Gast um eine Frau handelte und dennoch sprach Morgana von einer sie. Nein, derlei Neuigkeiten in Camelot für sich zu behalten war einfach nicht möglich.

Nachdem Morgana gegangen war, um ihrem Auftrag nachzukommen, wandte sich das Gespräch von Uther und Arthur den Machenschaften Cenreds zu.

Letztendlich einigten sie sich darauf eine Patrouille aus zuschicken, die auskundschaften sollte welch neue Pläne der benachbarte König sich nun wieder zurecht gelegt hatte. Dass ihm Camelot ein Dorn im Auge war, war allgemein bekannt und doch wagte er nicht Uther öffentlich den Krieg zu erklären, da er genau wusste wie wehrhaft das Schloss und seine Bewohner waren.

Nach dieser Einigung durfte Arthur sich zurückziehen. Er beschloss zum Übungsplatz hinunter zu gehen und ein wenig an seiner Morgensterntechnik zu arbeiten. Etwas körperliche Ertüchtigung würde ihm ganz gut tun und seine Gedanken von der Unbekannten ablenken.

Zumindest hoffte er das.

So damn lost

Um sie herum herrschte abgrundtiefe Schwärze. Die Dunkelheit umgab sie wie eine große samtene Decke, benebelte ihren Verstand und lähmte ihre Glieder. Mühsam versuchte sie sich zu entsinnen was geschehen war, doch ein stechender Schmerz im Hinterkopf hielt sie davon ab.

Sie fühlte sich hilflos, schwach und müde.

So endlos müde.

Instinktiv wusste sie, dass sie dem Bedürfnis nach Schlaf nicht nachgeben durfte. Sie musste bei Bewusstsein bleiben und die Dunkelheit überwinden, um vollends wieder zu sich zu kommen.. Doch momentan fehlte ihr einfach die Kraft dazu. Es war so verlockend sich einfach in der samtenen Schwärze treiben zu lassen.

Das Gesicht eines Mannes tauchte plötzlich vor ihrem inneren Auge auf. Blondes, zerzaustes Haar, das ein gut geschnittenes Gesicht umrahmte. In seinen blauen Augen hatte ein besorgter Ausdruck gestanden, als er sie gemustert hatte.

Er hatte ihr seinen Namen genannt.

Arthur Pendragon.

Sie ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen.

Pen-dra-gon.

Sie hatte das Gefühl, dass sie diesen Namen schon einmal vernommen hatte, aber ihr fiel beim besten Willen nicht ein, in welchem Zusammenhang.

Wer war er bloß?

Ihr entfuhr jäh ein leises Stöhnen, als das schmerzhafte Pochen in ihrem Hinterkopf wieder stärker wurde. Offenbar war es nicht ratsam sich in ihrem Zustand so viele Gedanken zu machen.

Als sich plötzlich eine Hand auf ihre Stirn legte, gelang es ihr durch den Schreck endlich die bleierne Dunkelheit zu überwinden. Sie riss jäh die Augen auf und blickte in das gütige Gesicht eines älteren Mannes.

„Verzeiht wenn ich Euch erschreckt habe. Ich wollte lediglich überprüfen ob ihr Fieber habt.“ Er zog seine Hand zurück und betrachtete sie prüfend. „Wie fühlt Ihr Euch?“

„Ich habe grässliche Kopfschmerzen,“ sagte sie leise. Ihre Stimme klang heiser und sie wagte nicht sich zu bewegen aus Angst, dass der Schmerz dann intensiver werden könnte.

„Ah, das war nicht anders zu erwarten.“ Die Miene des Mannes war mitfühlend, als er sich erhob und zu der Kommode neben dem großen Himmelbett schritt, in dem sie lag. Wachsam sah sie zu wie er nach einem Krug griff und etwas von einer dampfenden bräunlichen Flüssigkeit in einen Becher goss. Er setzte sich wieder zu ihr auf die Bettkante und hielt ihr den Becher hin. „Trinkt das. Es wird Eure Kopfschmerzen lindern.“

Vorsichtig richtete sie sich auf und griff mit einem schwachen Lächeln nach dem dargebotenen Gefäß. „Habt Dank,“ sagte sie und nahm bedächtig einen Schluck des Gebräus. Es schmeckte furchtbar bitter, aber um die schrecklichen Kopfschmerzen loszuwerden und endlich wieder klar denken zu können, hätte sie beinahe alles getan.

Den Becher fest umklammernd lehnte sie sich zurück in die weichen Kissen und sah sich neugierig im Raum um. Er war hell und freundlich eingerichtet und beherbergte neben dem Himmelbett und der Kommode noch einen Schrank und einen reich verzierten Wandspiegel, der über einem Kamin aufgehangen war. Hinter einem halb zugezogenen Vorhang konnte sie im angrenzenden Zimmer einen Tisch mit Stühlen erspähen.

Unwillkürlich runzelte sie die Stirn. „Wenn Ihr die Frage gestattet, wo bin ich hier? Und wer seid Ihr?“ fragte sie an den älteren Mann gewandt.

„Mein Name ist Gaius und ich bin der Hofarzt hier am Hofe von Camelot.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an. „Erfreut Euch kennenzulernen, Mylady.“

Er schaute sie eindringlich an und schließlich wurde sie gewahr, dass er darauf wartete, dass sie ihm ihren Namen nannte. Sie öffnete den Mund um ebendies zu tun, doch ihr kam einfach nicht in den Sinn wie sie hieß oder woher sie stammte. Mit Entsetzen erkannte sie, dass sie sich nicht nur mehr daran erinnern konnte was mit ihr geschehen war, nein, schlimmer noch, sie hatte nicht den blassesten Schimmer wer sie überhaupt war. Es war als hätte jemand ihre Identität aus ihrem Gedächtnis getilgt. Da war nichts als undurchdringliche Schwärze wo ihre Erinnerungen hätten sein müssen. Es war fast als hätte sie zuvor nicht existiert.

Sie begann unkontrolliert zu zittern und starrte blicklos am Hofarzt vorbei, den Becher in ihren Händen halt suchend umklammernd. „Ich kann mich nicht mehr daran erinnern wer ich bin,“ hauchte sie entsetzt und diese Tatsache auszusprechen flößte ihr mehr Angst ein als der Umstand, dass sie nicht wusste wie sie in dieses Zimmer gekommen war.

Gaius sah sie mitfühlend an. „Beruhigt Euch bitte. Dieser Zustand ist nicht von Dauer. Ihr werdet Euch eines Tages wieder entsinnen wer Ihr seid, dass versichere ich Euch als Arzt.“

In ihren Augen zeigte sich ein Funke Hoffnung, als sie ihn nun mit ihrem Blick fixierte. „Ist das die Wahrheit?“

Er nickte und nahm ihr sanft den Becher aus den verkrampften Fingern. „Ja, offenbar habt Ihr Euch bei Eurem Sturz eine besondere Art der Gehirnerschütterung zugezogen, welche mit einer partiellen Amnesie einhergeht. Bedauerlicherweise habe ich keine Ahnung wann Ihr Euch wieder an alles erinnern könnt. Das könnte bereits morgen der Fall sein oder aber erst in einem Monat.“

Ein Monat? Ihre Augen weiteten sich vor Schreck als sie versuchte seine Worte zu verarbeiten. Es fühlte sich grauenhaft an, wenn man nicht wusste wer man war. Und mit diesem Gefühl sollte sie eventuell einen Monat leben?

Im schlimmsten Fall sogar noch länger?

Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und bemühte sich darum die Fassung zu wahren. Sie fühlte sich unglaublich einsam und hätte am liebsten bittere Tränen vergossen, doch die Anwesenheit von Gaius hielt sie zurück. Wie betäubt starrte sie ins Leere, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.

Der Hofarzt schien genau zu spüren, dass sie nun Zeit für sich benötigte, um wahr zu haben was mit ihr geschehen war.

„Ich werde Euch nun allein lassen, damit Ihr Euch etwas ausruhen könnt,“ sagte er und neigte respektvoll den Kopf. „Doch vorher möchte ich Euch noch das hier geben. Es gehört Euch und wenn mich nicht alles täuscht, liefert es Euch einen wichtigen Hinweis auf Eure Identität.“ Er überreichte ihr ein kleines herzförmiges Medaillon aus Silber.

Sie nahm es mit fragendem Blick entgegen und betrachtete es eingehend. Es war wunderschön gearbeitet und als sie näher hinsah konnte sie die in feinen Lettern eingravierten Worte >Für Marie< ausmachen.

Ein Hinweis auf ihre Identität? Sollte das etwa bedeuten, dass sie Marie hieß?

„Mein Name ist also Marie,“ wisperte sie. Sie kostete den Klang des Namens aus, versuchte irgendetwas Vertrautes daran zu finden, doch genauso gut hätte sie jeden anderen Namen aussprechen können.

Enttäuscht biss sie sich auf die Unterlippe.

„Ich danke Euch“, sagte sie dann leise und starrte auf das Medaillon in ihren Händen.

Gaius nickte noch einmal, bevor er den Raum endgültig verließ.

Marie wartete darauf, dass seine Schritte auf dem Gang verklungen waren, bevor sie ihrem Kummer endlich freien Lauf ließ. Tränen strömten über ihre Wangen und ihr Körper erbebte immer wieder unter ihren Schluchzern, während sie das Medaillon eng an die Brust presste.

Es stellte das Bindeglied zu ihrem alten Leben dar und war der einzige Hinweis darauf wer sie wirklich war. Ob es ihr helfen würde sich zu erinnern? Das wünschte sie sich mehr als alles andere.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  DoctorMcCoy
2013-11-17T12:46:48+00:00 17.11.2013 13:46
Hallo,
ich bin immer auf der Suche nach guten Merlin-Fanfics und es ist sehr selten, dass auf Mexx etwas Neues kommt, so konnte ich halt nicht widerstehen, hier mal reinzuschnuppern.

Erst einmal ist dein Schreibstil einfach toll. Er lässt sich flüssig lesen und nichts wirkt zu gehetzt. Du triffst die Charaktere wirklich gut und auch wenn es etwas klischeemäßig ist, dass die FF mit einer Jagd beginnt, ist es doch ein guter Einstieg ... machen viele so und ich habe es auch schon gemacht *haha*
Ich finde es nur langsam lustig, wie viele FFs wirklich damit beginnen^^
Zu der Story an sich kann ich natürlich noch nicht so viel sagen, aber sie fing schon einmal spannend an. Der Kampf und alles drum herum, hat zumindest schon sehr viel Lust auf mehr gemacht :)

Es gibt jedoch ein paar Dinge, die ich anzumerken habe, also nicht meckern oder so.
Erst einmal deine Kurzbeschreibung. Es ist nur ein kleiner Auszug aus dem Text, der eigentlich nicht so viel verrät, was schade ist. Eine kleine Zusammenfassung, was passiert, könnte nicht schaden. Es muss ja auch so nicht viel von der Story preis geben, nur damit man weiß, worauf man sich einlässt ;)

Und dann noch ne Kleinigkeit zur Rechtschreibung und Grammatik. Ich habe kaum Fehler wahrgenommen, aber einer ist mir immer wieder ins Auge gesprungen, was mich persönlich auf Dauer ein wenig stört.
Bei der wörtlichen Rede wird kein Punkt gesetzt, wenn der Satz danach noch weitergeführt wird. Und bei diesem Fall wird es dann durch ein Komma getrennt.
Also, weil man das vermutlich nicht so versteht, wie ich das meine, hier ein Beispiel:
"Die Sonne scheint heute aber hell", sagte Merlin.
Kein Punkt hinter hell, dafür dann hinter den Anführungszeichen ein Komma. Falls es ein Ausrufezeichen oder Fragezeichen sein sollte, bleibt das allerdings bestehen, das Komma allerdings auch.

So, genug "gemeckert".
Bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.
Lg Lady
Antwort von:  YvaineLacroix
17.11.2013 19:32
Hallo Lady!
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Schön zu lesen, dass jemand meine Geschichte gefällt.
Fangen wirklich so viele Melrin Fanfics mit einer Jagd an? Ist mir bisher gar nicht bewusst gewesen. Hoppla! ^^
Ich bin sehr wählerisch beim lesen von Fanfictions (Slash ist zum Beispiel gar nicht meins), vielleicht ist es mir deswegen bisher entgangen.

Dass du die bisherige Story als spannend empfindest, freut mich. Das zweite Kapitel ist schon so gut wie fertig, wenngleich dort nicht ganz so viel Action stattfindet.

Kritik ist immer gerne gesehen, von daher freue ich mich, dass du auch hier offen und ehrlich deine Meinung sagst. Danke! :)

Du hast recht eine richtige Inhaltsangabe muss unbedingt noch her, nur tue ich mich damit immer so schwer. Ich werde versuchen die nächsten Tage eine zu schreiben. Versprochen.

Und was die Sache mit der wörtlichen Rede angeht, jetzt wo du es sagst, fällt es mir auch auf. Beim Lesen von Romanen achte ich da nie drauf und es wäre mir somit nie aufgefallen, wenn du mich nicht darauf hingewiesen hättest. Danke. Ich versuche demnächst mehr darauf zu achten! :)

Fortsetzung folgt schon recht bald.

LG
Yvaine


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