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Kaffeesatz

Creek
von

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Jobsuche

Craig Tucker war alles egal. Das meiste zu mindestens. Wenn er mit den Dingen gleichgültig umging, konnten sie ihm auch nicht zu nahe gehen.

Er stand hier vor dem Schulhof und rauchte seine Zigarette, die er immer zu beginn der ersten Stunde rauchte. Die Schüler waren bereits vor einigen Minuten schon alle in die High School geströmt.

Seine Augen waren auf den Jungen gerichtet der hektisch den Weg entlang rannte, in der Hoffnung noch pünktlich zu kommen. Seine blonden Haare waren ein Chaos. Die Schultasche war nicht richtig zu. In der einen Hand hielt er eine Thermoskanne, die er immer bei sich trug. Seine Jacke klaffte auf und konnte somit nicht verbergen, das Tweek Tweak den mittleren Knopf seines Hemdes in das falsche Knopf gepfriemelt hatte und so ein kleiner Ausblick auf nackte Haut gab.

Craig schluckte. Das war seine Chance, dass wusste er schon seit einer Woche und heute würde er sie ergreifen. An diesem Donnerstag würde er es schaffen.

Craig war so ziemlich alles egal, aber das seine Eltern ihm kein Zigarettengeld mehr gaben, konnte er nicht einfach ignorieren oder mit seinem Mittelfinger abschmettern. Er musste sich einen Job suchen. Mit 18 Jahren war ein Nebenjob nichts ungewöhnliches. Es war einfach eine Sache in der sich Craig hätte anstrengen müssen. Craig hoffte nun bei der Jobsuche auf Hilfe von Tweek. Sie waren so was wie Freunde. Sie waren zu mindestens in einer Clique, wenn man es so sagen wollte. Nur war Craig schon immer eher distanzierter gewesen, weil ihm die meisten Personen scheiß egal waren. Er sprach mit Clyde und Token. Er ging mit ihnen feiern und gab Clyde manchmal eine Zigarette, aber mit Tweek redete er nicht so oft. Tweek war zeitintensiv. Tweek neigte zum stottern und zu plötzlichen nervösen Anfällen, wegen seines Kaffees. Das war anstrengend und das war auch wirklich der einzige Grund warum Craig nicht viel zu Tweek sagte.

Letzte Woche hatte Craig ein Gespräch zwischen Token und Tweek mitbekommen, dass der Blonde nun mehr Verantwortung im Laden seiner Eltern übernahm. Tweek war also die Möglichkeit leicht an einen Job zu kommen, nur musste er dafür mit Tweek reden, was er ja vermied.

„Hey Tweek“, begrüßte er den hektischen Jungen, als dieser an ihm vorbei ging. Tweek zuckte zusammen und drehte sich mit einem leichten Zittern zu Craig.

„Hhhallo Craig“, nuschelte Tweek etwas unsicher und verlor beinah seine Thermoskanne aus der Hand. Craig warf seine fertig gerauchte Zigarette auf den Boden, trat sie mit aller Ruhe aus und ging dann ganz lässig auf Tweek zu.

„Wir haben jetzt doch zusammen Mathe, sollen wir gehen?“, bot Craig an ohne auch nur eine Spur Emotion in seine Stimme zu lassen. Tweek nickte stürmisch und ging los. Craig bemerkte, das der blonde Junge verzweifelt versuchte sein Tempo dem von ihm selbst anzupassen. Beinah hätte Craig gelächelt, doch in Wirklichkeit war ihm diese Geste egal, also musste er auch nicht lächeln.

„Sucht ihr eigentlich in eurem Café noch eine Aushilfe?“, fiel Craig mit der Tür ins Haus, als er da mit Tweek zusammen durch den Eingang der Schule ging. Er fühlte sich blöd, als Tweek ohne Vorwahrung stehen blieb und ihn aus diesen großen dunkelgrünen Augen ansah. Craig musterte den Jungen, wie er es schon einige Male getan hatte. Tweek und er waren nicht mehr gleichgroß wie in der Grundschule. Craig war inzwischen gut einen Kopf größer. Tweek war sehr blass und dünn. Ein eher schlaksiger Junge mit riesigen Augen. Durften Jungen eigentlich so große Augen haben? Das war nicht wichtig, denn eigentlich war das Craig egal.

„Ja, ssssuchen wir. Hhhhast du Interesse?“, fragte Tweek etwas schüchtern. Craig merkte wie seine Mundwinkel sich jetzt doch zu einem schmalen Lächeln formten. Dann nickte er. Er sprach es natürlich nicht aus, weil das unnötig war und nicht etwa weil ihm die Worte fehlten bei dem Ton, der in Tweeks Stimme mitklang.

„Dddann kannst ddu ja nach der Schule mmmit mir kommen. Gah. Iiich geh direkt zu uuunserem Laden. Mmmeine Eltern werden sssich freuen“, gab Tweek von sich und machte sich auf weiter zu gehen. Nun versuchte Craig sich Tweeks Tempo anzupassen. Natürlich nur, weil Tweek ihm ja gerade einen Gefallen tat. Nicht etwa weil der blonde Junge aussah, als würde er glich zusammen klappen. Das war Craig egal.

Zusammen betraten sie den Unterricht gut fünf Minuten zu spät. Den Lehrer störte das nicht, solange sie sich ruhig auf ihre Plätze setzten. Craigs Blick wanderte zwischendurch immer wieder zu Tweek, der nur zwei Plätze weiter links saß als Craig selbst. Zwischen ihnen war Clyde. Natürlich schaute Craig nur in die Richtung, weil er aus dem Fenster gucken wollte und nicht etwa, weil es ihn interessierte, das Tweek gut in Mathe war. Craig bewunderte auch nicht wie sehr sich Tweek seit der Grundschule gemacht hatte. Es war Craig egal, das der blonde Junge nicht mehr dazu neigte mitten im Unterricht aufzuspringen und zu schreien und manchmal einfach den Unterricht verließ. Warum sollte das Craig auch interessieren? Tweek war ihm egal, bis auf die Tatsache, dass er ihm einen Job besorgte.
 

In der Pause ging Craig nicht wie gewöhnlich zum rauchen vor das Tor, sondern stellte sich zu Clyde, Token, Tweek und Butters. Butters war nicht so oft bei ihnen, der hing eher mit Stan, Kyle und Kenny oder sogar Cartman ab. Nun stand Butters aber doch bei ihnen. Seine Haare waren heller als die von Tweek und überhaupt war Butters größer als Tweek. Er war ein paar Zentimeter kleiner als Craig, ungefähr auf Augenhöhe mit Clyde, wirkte aber irgendwie immer feminin. Craig war das egal. Wenn Butters schwul war, sollte er doch schwul sein. Craig war es auch egal das Butters die ganze Zeit mit Tweek quatschte und der kleine Kaffeejunkie dabei kein Wort stotterte. Das ging Craig wirklich sonst wo vorbei, deswegen zog er jetzt doch eine Zigarette, worauf Token den Grund aussprach, warum Craig in der Pause immer die erste Zeit vor dem Tor verbrachte: „Die rauchst du aber nicht hier!“ Craig zeigte Token den Mittelfinger, steckte die Zigarette aber weg. Token überging die Geste und sagte bloß: „Danke.“

Nun merkte Craig Butters Blick auf sich und als er den erwiderte drehte Butters sich wieder zu Tweek und plauderte mit einem Lächeln weiter. Das war Craig egal, genauso egal wie die Tatsache, dass er ignoriert wurde von Tweek. Es war bloßes Interesse an dem Job und nicht etwa Eifersucht, als er Tweek direkt ansprach: „Tweek, wir haben die letzte Stunde ja nicht zusammen, soll ich dann einfach am Tor auf dich warten oder wäre dir ein anderer Ort lieber?“ Tweek zuckte so heftig zusammen, dass die Thermoskanne im Schnee landete. Bevor irgendwer reagieren konnte, hatte Craig sich schon gebückt und die Kanne wieder in Tweeks zitternde Hände gedrückt. Alle anwesenden starrten Craig entgeistert an, bis sich Tweek endlich zusammengerauft hatte und stotterte: „Ttttor ist iiiin Ordnung.“ Craig nickte, zog wieder seine Zigarette heraus und schlenderte zum Tor um endlich zu rauchen.

Tweek war ihm egal, deswegen drehte er sich auch nicht um. Er drehte sich nur ganz kurz am Tor um und sah Tweek immer noch ganz rot im Gesicht dastehen, verzweifelt an die Kanne geklammert und Butters ignorierend. Das tat Craig natürlich nur um zu sehen ob ein Lehrer in der Nähe war. Ganz klar. Ihm war es egal das Tweek jetzt Butters ignorierte. Er lächelte bloß, weil er jetzt wieder rauchen konnte.
 

Craig hatte die letzte Stunde geschwänzt. Literatur schwänzte er oft, aber dem Lehrer war das genau so egal wie Craig, denn inzwischen hatte er aufgegeben den Tuckerjungen zum Nachsitzen zu schicken. Trotzdem wartete Craig am Tor auf Tweek. Hier ging es ja schließlich um sein Zigarettengeld. Bald würde ihm die letzte Schachtel ausgehen, wenn er nicht einen Nebenjob bekam. Dann müsste er bei Clyde schnorren und das mochte Craig nicht. Ihm war es dabei egal was Clyde davon dachte, ihm ging es hierbei ums Prinzip.

Außer Atem kam Tweek neben ihm zum stehen. „Hhhhab dich dddie ganze Zzzeit am Tttor stehen ssssehen. Hhhhab mmmich eeextra bbbeilt“, stotterte der Junge entschuldigend. Das Stottern war durch das vorherige Gerenne wohl noch schlimmer und das war Craig eigentlich egal. Trotzdem sagte er: „Nicht so schlimm. Du hättest dich nicht beeilen müssen. Komm erstmal zur Ruhe und trink einen Schluck Kaffee.“ Wieder war da auf Tweeks blassem Gesicht dieser Rotschimmer und ein erstaunter Ausdruck. Tweek nickte und versuchte ruhig zu atmen. Nachdem der blonde Junger nicht mehr so stark zitterte, öffnete er den Deckel seiner Thermoskanne und schüttete sich den Rest Kaffee in den Deckel. Vorsichtig nippte Tweek an dem Zeug. Craig hatte nie verstanden, warum Tweek das Gebräu so liebte, aber es war ihm ja auch egal und er hätte auch keinen vernünftigen Grund nennen können, warum er selbst rauchte.

Als Tweek fertig war begab er sich in die Richtung, in der das Café seiner Eltern lag. „Du willst zu Fuß gehen?“, fragte Craig. Es war ihm natürlich egal. Er fuhr ja sonst immer mit Clyde im Auto, da konnte er nicht erwartet, dass Tweek auch mit dem Auto herum fuhr.

„Ja, dass ist viel Gesünder“, erklärte sich der Blonde plötzlich ganz ohne zu stottern und ernst. Das brachte Craig nicht etwa aus dem Konzept, nein, er schwieg weil es ihm egal war!

„Warum brauchst du den Job?“, fragte Tweek ruhig im gehen. Wo war nur das Stottern hin und war das hier ein Bewerbungsgespräch?

„Meine Eltern geben mir kein Geld mehr für Zigaretten. Sie sagen ich soll mir einen Job suchen, würde ja auch langsam Zeit“, gab Craig von sich, auch wenn er es eigentlich anders hatte ausdrücken wollen.

„Also hast du bis jetzt keine Erfahrung im Verkaufsbereich?“, kam es immer noch ernst von Tweek. Bei dieser Veränderung konnte selbst Craig sich nicht mehr selbst einreden, dass es ihm egal war.

„Du nimmst das sehr ernst oder?“, fragte er.

„Jjja. Ich sssoll einmal den Laden übernehmen“, beichtete Tweek wieder stotternd. Das brachte Craig auf eine Idee. „Ich soll also im Verkauf arbeiten?“, fragte Craig so sachlich wie er konnte. Tweek antwortete sofort und wieder so selbstsicher wie kurz zuvor: „Ja. Du wirst kellnern. Das heißt Bestellungen aufnehmen, Tische abräumen und manchmal auch Kaffee zubereiten, wenn du etwas länger angestellt bist. Ich werde dann dein Vorgesetzter sein.“

„Hast du schon mal ein Mädchen geküsst?“, fragte Craig immer noch sachlich. Tweek zuckte zusammen und unterdrückte einen lauten Aufschrei. „Wwwwas? Iiiichh... jjja“, stotterte der blonde Junge vor sich hin. „Du stotterst immer wenn es um privates Zeug geht oder?“, fragte Craig, obwohl es ihn ja eigentlich nicht interessierte.

Tweek sah Craig verständnislos in die Augen. Dann nach einer längeren Pause seufzte Tweek etwas leidend. „Eeeigentlich stottre iiiich kaum nnoch. Bbbei ddden anderen zu mindestens nnnicht“, erklärte Tweek etwas schüchtern und beeilte sich weiter zu kommen. Das entlockte Craig sogar ein verwirrten Blick, dann riss er sich wieder zusammen. Na und? Dann stotterte Tweek also in seiner Nähe, dass konnte ihm doch egal sein. Sie schwiegen eine Zeit lang und irgendwie mochte Craig es ruhig neben Tweek her zu gehen. Sein Blick viel auf den immer noch falsch geknöpften mittleren Hemdknopf. Es hätte Craig egal sein sollen, aber es störte ihn, dass er die ganze Zeit Tweeks helle nackte Haut an der Stelle sehen konnte. War das den Anderen eigentlich egal gewesen? Er wollte den Drang nieder kämpfen, doch schlussendlich wurde Craig irgendwie von sich selbst überrumpelt. „Bleib mal stehen Tweek“, befahl er in seinem typischen gelangweilten ruhigen Ton. Sofort stand Tweek still da und sah Craig argwöhnisch an. „Das stört mich schon den ganzen Tag“, seufzte Craig und ging vor Tweek in die Hocke. Auf einer Augenhöhe mit dem Übeltäter knöpfte er schon das Hemd bis zu besagten mittleren Hemdknopf von unten angefangen auf, nur um dann dem überraschten Tweek, der zitterte wie Espenlaub, das Hemd korrekt zu zuknöpfen.

„Wwwas... sssoll ddas?“, schrie Tweek entsetzt beim knöpfen. „Du hattest das Hemd falsch geknöpft“, erklärte Craig ruhig, als er sich wieder aufrichtete und sich imaginären Schnee von den Knien klopfte, die den Boden gar nicht berührt hatten.

Tweeks Gesicht war so rot, wie es Craig noch nicht gesehen hatte. Craigs Herz setzte einen kurzen Augenblick aus, als er daran dachte, das er nur vor wenigen Sekunden Tweeks nackte Haut berührte hatte, doch das war Craig egal. Sollte sein Herz doch tun was es wollte.

Wieder schwiegen sie und gingen weiter. Craigs Herz raste, obwohl er keinen Sport gemacht hatte. Vielleicht sollte er seine Einstellung nochmal bedenken, wenn es um sein Herz ging. Schließlich war das hier eine Ausnahmesituation. Craig hatte sich noch nie so oft selber sagen müssen, das eine Person egal war. Bei den Mädchen, die bis jetzt was von ihm gewollt hatten, war es nicht nötig gewesen. Sie waren für ihn Luft gewesenen. Hieß das, dass er jetzt auf Jungs stand? Das war ja nicht schlimm. Schwule Leute waren ihm egal, sie konnten tun was sie wollten. Es war ihm auch egal, was die anderen von ihm dachten. Außer Clyde und Token. Die beide waren ihm nicht egal. Wenn sie es blöd fanden, dass er vielleicht auf Männer stand, dann mussten sie ihm egal werden und das wollte er ganz und gar nicht. Ihre Meinung bedeutete ihm was.

Das war traurig, aber so war Craig. Alle die ihn nicht so akzeptierten wie er war, waren ihm egal. Tweek war ihm plötzlich gar nicht mehr so egal. Wenn er jetzt wirklich auf den Jungen stand, dann war Tweek eine der wenigen Personen, dessen Meinung zählte. Clyde zählte. Für Clyde hatte er mit dem Englisch schwänzen aufgehört. Token zählte. Für Token rauchte er nur, wenn Token nicht dabei war. Und ganz plötzlich zählte Tweek. Und in sich drinnen, da wusste Craig, für Tweek würde er offen dazu stehen, wenn der Blonde fragen würde. Für Tweek würde er die Meinung von Token und Clyde ignorieren.

Wollte er es soweit kommen lassen?
 

Tweek hatte nur fünf Minuten alleine mit seinen Eltern geredet und jetzt hatte Craig den Job. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Craig am Wochenende arbeitete, wenn Tweek den Laden beinah alleine schmiss.

Nun stand Craig missgelaunt am Tor und rauchte zusammen mit Clyde eine Zigarette. Clyde hatte sie ihm angeboten ohne das Craig hatte fragen müssen. Seine letzte Packung war alle und die nächste konnte er sich erst wieder leisten, wenn er am ende des Monat sein erstes Gehalt bekam. Er und Clyde drückten ihre Zigaretten aus und machten sich auf den Weg zu Englisch. „Wenn ich schwul wäre, wäre das für dich okay?“, fragte Craig aus dem nichts heraus. Clyde zog die Augenbrauen zusammen, als würde er angestrengt überlegen. Craig hatte nicht fragen wollen, doch seit gestern drehten sich seine Gedanken um Tweek. Er hatte keine Ahnung was sie in der ersten Stunde Mathe gemacht hatten, denn sein Blick war bloß bei Tweek gewesen. Er wollte nicht, dass Clyde und Token für ihn egal sein mussten. Ihre Meinung war wichtig und er wusste, das jetzt wo er bei Tweek arbeitet, es unvermeidlich war ihn zu sehen.

„Solange du nicht auf mich stehst ist es mir egal. Dann bleiben mehr heiße Schnitten für mich übrig“, sagte Clyde endlich. Ohne das er es zurückhalten konnte entwich Craig ein erleichterter Seufzer. Clyde boxte ihm gegen die Schulter. „Ist es denn so? Bist du in Tweek verknallt?“, wollte Clyde sofort enthusiastisch wissen. Craig wurde nicht rot und auch die Verlegenheit wollte sich nicht einstellen. „Ja“, sagte er daher schlicht mit seiner typischen Gleichgültigkeit. Clyde musste lachen. „Das würde erklären warum du ihm immer aus dem Weg gegangen bist und dann gestern dieses Verhalten an den Tag legst!“, schnaufte Clyde, der vom lachen immer noch Atem holen musste. Craig war sich keiner Schuld bewusst. Er war Tweek nie aus dem Weg gegangen. Also nicht bewusst und gestern hatte er sich ziemlich normal verhalten und selbst wenn nicht, war es ihm egal. Clyde hatte kein Problem damit das Craig auf Männer stand und das war das einzig wichtige. Jetzt war nur noch ein guter Freund auf der Liste abzuhaken.

Als sie den Englischraum betraten, hatte Clyde immer noch das süffisante Grinsen im Gesicht. Cartman schien sich davon angesprochen zu fühlen. „Was gibt es denn so doof zu grinsen, Clyde?“, pöbelte der Junge, der in den letzten Jahren seine Masse auf seine Größe verteilt hatte. Cartman war von der Figur her der ideale Footballspieler. „Ich bin viel zu gut gelaunt, um mich darauf einzulassen“, gab Clyde in einem höhnischen Ton zurück.

„Ach hat dir Craig die Schwuchtel einen geblasen?“, fragte Cartman nun, da er sich dadurch ignoriert fühlte. Craig zeigte Cartman sofort den Mittelfinger. Clyde schüttelte den Kopf und antwortete mit dem gleichen Lächeln, das er beim betreten des Raumes auf den Lippen hatte: „Nicht wirklich, Craig steht eher auf blond. Ich bin nicht so sein Type.“ Craig fand es nicht schlimm, das Clyde das sagte. Er konnte damit umgehen. Butters Blick, der in der Nähe von Cartman saß, war Craig auch egal. Sollte Butters doch denken was er wollte.

Cartman wandte sich nun Craig zu. „Ach stimmt es also? Craig die Schwuchtel. Craig streitet es ja gar nicht ab“, versuchte Cartman den Tuckerjungen weiter aus der Reserve zu locken.

Wieder bekam er nur den Mittelfinger zu sehen und Craig sagte gleichgültig: „Es ist mir egal was du sagst.“ Dann drehte Craig sich um. Cartman war wütend, denn er mochte es ganz und gar nicht ignoriert zu werden.

Clyde beugte sich leicht in Craigs Richtung und raunte ihm zu, so das niemand es mitbekam: „Ich hab Token eine SMS geschrieben. Er hilft mir dich und Tweek zusammen zu bringen.“ Craig blinzelte verwirrt. „Du hast ihm einfach geschrieben, dass ich auf Tweek stehe und er hat geantwortet, dass er es cool findet und dir hilft?“, versuchte Craig zu erörtern, was geschehen war, während Cartman den Lieblingsfinger des Tuckerjungen bewundern durfte. Clyde nickte und bestätigte noch mal mit Worten: „Er hat geantwortet, dass er es schon geahnt hätte und dir gerne hilft. Ich meine Kumpel, wir kennen uns seit dem Kindergarten und sind befreundet seit ich überhaupt denken kann. Das ist doch kein Problem für uns.“ Craig zeigte keine Regung. „Nervt aber nicht zu sehr“, gab Craig monoton zurück. Clyde lächelte und Craig selbst wusste, dass sein Freund verstand, das er sich freute.

Kellner

Wie jeden Tag hatte er nach der großen Pause Geschichte. Das war außer Mathe das einzige Fach, das er mit Tweek zusammen hatte. Außer Tweek war auch Token in Geschichte. Tweek saß neben Butters auf der linken und Token auf der rechten Seite. Craig saß rechts von Token.

Sie betraten den Raum und bevor irgendwer sich setzen konnte, saß Token plötzlich auf Tweeks Platz. Craig hörte noch wie sein Kumpel zu Tweek sagte: „Ist doch okay für dich, oder? Ich wollte noch was mit Butters quatschen, er hilft mir bei den Vorbereitungen für meinen achtzehnten Geburtstag.“

Beinah hätte Craig gelächelt. Er ließ sich auf seinen Platz nieder und sah zu Tweek. Eigentlich war es ja egal, was er sagen würde, denn Tweek würde beim antworten stottern.

„Sind deine Eltern am Samstag auch im Geschäft?“, fragte Craig in Ermangelung einer Idee. Tweek schien von der Frage überrascht. „Nein, sie kommen eine Stunde vor Ladenschluss uuund schließen dann am Ende ab. Sssie vertrauen mir beim Laden“, gab Tweek zu, nur durch zwei kleine Stotterer unterbrochen.

Token wandte sich wieder Tweek und Craig zu und sprach sofort den Blonden an: „Sag mal Tweek, ich hab dich bis jetzt noch mit keinem Mädchen gesehen, stehst du eigentlich auf Typen?“ Token klang so ruhig und freundlich wie immer. Craig war das egal. Er wurde auch nicht rot, doch seine Augen konnten den Ausdruck von Verwunderung nicht verstecken. Sonst war Token subtiler.

Die frage von Token entlockte Tweek einen kurzen Aufschrei und das Gesicht des Blonden wurde rot. „Wwwwarum fffragst du ddddas?“

„Ich dachte mir, vielleicht bist du schüchtern und bräuchtest etwas Hilfe in Sachen Beziehung. Darüber haben wir noch nie geredet. Dafür müsste ich natürlich erstmal wissen an welchem Ufer zu schwimmst. Also wenn du schwul bist, brauchst du dich nicht zu schämen. Craig steht auch auf Männer und geht damit recht locker um. Clyde und ich finden es okay. Das ändert ja nichts daran wer ihr seid“, erklärte Token ruhig und achtete darauf, dass der Rest der Klasse nichts mitbekam. Fast hätte Craig sich die Hand gegen die Stirn geschlagen oder Token den Mittelfinger gezeigt. Oder vielleicht auch beides, aber er blieb nach außen gelassen. Ihn interessierte Tweeks Antwort jetzt doch schon.

Tweek war immer noch Rot im Gesicht und drehte seinen Kopf zu Craig. Seine Hand nestelte an dem mittleren Knopf seines Hemdes herum. Heute war es richtig geknöpft, doch Craig wusste woran Tweek wohl denken musste. Die großen grünen Augen von Tweek wirkten irgendwie verloren. Als wüsste er nicht was er jetzt sagen oder denken sollte. Craig konnte den Anblick nicht lange ertragen, egal wie sehr er die Antwort hören wollte.

„Jetzt lass ihn schon in Ruhe Token. Nur weil ich euch gesagt habe, das ich nicht auf Mädchen stehe, heißt das nicht, dass jetzt alle in eurem Umfeld schwul sind. Wenn Tweek Interesse an irgendwem hat, wird er sich sicher an dich wenden, falls er Hilfe möchte“, sagte Craig ganz ruhig und schien Tweek damit die Bestätigung zu geben, dass er wirklich schwul war. Tweek wurde noch roter im Gesicht, wenn das überhaupt möglich war und sah auf seine Thermoskanne. Tweeks Hände ließen von dem Hemdknopf ab und fuhren zitternd zur Kanne um sich einen Kaffee einzuschütten. Den Knopf ließen sie offen zurück. Super, dachte sich Craig. Jetzt konnte er nicht anders, als auf die Haut, die hervorlugte zu schauen.

Token seufzte. „Wenn du meinst Craig“, sagte er und drehte sich zu Butters, der anscheinend alles aufmerksam verfolgt hatte. Es dauerte einen Moment, bis Token vertieft war in ein Gespräch mit Butters. Tweek schien seinen Kaffee in Zeitlupe zu trinken, was wirklich ungewöhnlich war. Auch schien er häufiger zu Token und Butters rüber zu schielen. Als sein Kaffee endlich leer war bewegte er sich etwas näher zu Craig und ganz leise hörte der Schwarzhaarige wie Tweek auf seine Kanne starrend sagte: „Iiich hhhab nie dddarüber nnach gedacht. Iiich hhhatte einfach nnie das Interesse mit Mädchen auszugehen. Macht mich dddas schwul?“ Craig konnte Tweeks Gesicht nicht richtig sehen, das hieß im Umkehrschluss, das Tweek auch das kleine Lächeln, das auf Craigs Lippen lag nicht sehen konnte. „Nein macht es nicht. Hattest du denn schon mal das Gefühl, dass du einem Jungen küssen wolltest?“, versuchte Craig Tweek wieder etwas Sicherheit zu geben. Doch das schien nicht ganz zu funktionieren. Tweek fing an zu zittern, klammerte sich an seine Kanne und ließ sein Gesicht auf den Tisch fallen. Der blonde Junge nuschelte irgendwas, dass Craig nicht verstand und schwieg dann. Auch egal, wenn Tweek nichts dazu sagen wollte, war es für Craig okay. Er musste selbst bloß aufhören auf den Spalt zu achten, der in Tweeks Hemd den Ausblick auf mehr versprach. Sein Blick wanderte zu den blonden wuscheligen Haaren. Sie sahen weich aus. Waren sie weich? Craig hätte beinah den Kopf geschüttelt. Gab es irgendetwas an Tweek das ihm jetzt egal sein konnte, nachdem er sich selber eingestanden hatte, das Tweek ihm wichtig war?
 

Die letzte Stunde schwänzte Craig mal nicht und fuhr zusammen mit Clyde nach hause. Eigentlich war es Craig egal wie Clyde das Auto fuhr, aber das die Konzentration seines Freundes eher auf das Liebesleben, dass Craig nicht einmal besaß, gerichtet war, störte den Schwarzhaarigen schon ein wenig.

„Wie willst du eigentlich jetzt genau vorgehen? Willst du Tweek verführen, wenn ihr alleine im Laden seid? Willst du erst einen auf Kumpel machen und dann einfach mit den drei Worten raus platzen? Sag schon“, rätselte Clyde herum.

„Ich mach gar nichts“, erwiderte Craig genervt.

„Was?! Du sagtest du stehst auf ihn und er wird rot und nervös wenn du mit ihm redest? Worauf wartest du?“, fragte Clyde entsetzt, während er eine Vollbremse machte. Craig ruckte nach vorne. „Musste das sein?“ „Natürlich, ich will eine Antwort, dass heißt ich muss dich fragen.“

„Ich habe eigentlich das bremsen gemeint“, seufzte Craig, dann fuhr er fort: „Denkst du es würde zu etwas führen, wenn ich Tweek einfach überfalle? Er muss sich an den Gedanken gewöhnen. Du weißt wie nervös er immer ist.“ Clyde nickte verstehend.

„Gut zu wissen Kumpel. Wenn du Hilfe brauchst, du weißt ja das ich und Token dir helfen. Und jetzt raus aus meinem Auto. Ich stehe vor deiner Haustür“, sagte Clyde noch, bevor Craig es überhaupt bemerkt hatte. Deswegen also die Vollbremse.

Craig stieg aus, zeigte Clyde zum Abschied den Mittelfinger und ging zu seinem Elternhaus.

Sein Weg führte ihn direkt zur Couch. Er warf seinen Rucksack neben der Couch auf den Boden und ließ sich in die Polster fallen.

„Schalt um“, begrüßte er seine kleine Schwester, die auch erst vor kurzem zu Hause angekommen sein musste. Ihr Rucksack lag auch im Wohnzimmer. Ruby Tucker zeigte ihrem Bruder den Mittelfinger und schaltete 'Red Racer' ein. Sie saßen still neben einander und sahen sich Craigs Lieblingsendung an, so wie sie es eigentlich immer zusammen taten.

„Wie war dein Tag?“, fragte Ruby nach einiger Zeit. Den Blick nicht vom Fernseher abwendend antwortete Craig: „Langweilig, wie immer und deiner?“

Ruby zuckte die Achseln und antwortet: „Auch langweilig. Ike hat gefragt ob ich mit ihm ausgehe.“ Nun sah Craig zu seiner Schwester. „Und?“

„Ich hab gesagt das ich es mir überlege. Morgen ist doch dein erster Arbeitstag? Bist du aufgeregt?“, versuchte Ruby das Thema zu ändern. Jetzt war es an Craig die Achseln zu zucken. „Es geht. Ich werde es wohl schaffen mal einen Tag niemanden den Mittelfinger zu zeigen und selbst wenn, Tweek ist ja auch da und der wird mich nicht feuern, nur weil mir so was passiert“, erklärte Craig.

„Ihr seit so gut befreundet das du ihm da vertraust?“, fragte Ruby gelangweilt und ihr Blick war wieder auf den Fernseher gerichtet. Craig konnte aus dem Verhalten lesen, wie sonst niemand. Ruby hatte die Ohren gespitzt und würde sich genau einprägen was er sagen würde. Er war nicht anders. Wenn man sich gleichgültig benahm, konnten die Personen einem nicht zu nah treten. Craig zog an einem der Zöpfe, die seine Schwester immer trug. „Ich vertraue ihm nicht nur, seine Meinung ist mir wichtig“, antwortete er, als die großen blauen Augen seiner Schwester ihn ansahen. Ein lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. „Du musst ihn sehr mögen, wenn du das zugibst.“

„Wann bist du nur so klug geworden?“, fragte Craig eher spielerisch und zog seine Schwester in eine Umarmung.. „Als du gefühlsduslig wurdest“, gab sie lachend von sich. Craig trennte die Umarmung und zeigte ihr den Mittelfinger. Sie antwortete mit der gleichen Geste. Beide lächelten und in stillem Einverständnis sahen sie sich weiter Craigs Lieblingssendung an, so wie sie es immer nach der Schule zusammen taten.
 

Es war ungewohnt für Craig an einem Samstag so früh aufzustehen, wie er es sonst meistens für die Schule tat. Aber er musste sich halt ordentlich fertig machen und pünktlich in dem Café der Tweak's erscheinen.

Er war nicht nervös, natürlich nicht, trotzdem war er zehn Minuten zu früh da. Tweek kam kurz nachdem Craig angekommen war. Seine Mutter begleitete ihn. Sie lachten und Craig fiel auf eine komische weise auf, dass Tweek die großen Augen und das freundliche Lächeln wohl von seiner Mutter hatte. Er hatte einige male bei Tweek übernachtet als sie noch jünger gewesen waren. Sie hatten lustige Abende gemacht mit Clyde und Token. Die ganze Nacht schauten sie Filme, spielten Videospiele und redeten über Sachen, die sie zusammen erlebt hatten. Ihm war damals nie aufgefallen, das Tweek so nach seiner Mutter kam.

Wann hatte es eigentlich aufgehört, das er zu Tweek ging um mit ihm zu spielen? Craig überlegte etwas länger. Es war wohl kein bestimmter Augenblick, aber immer mehr erinnerte er sich an das komische Gefühl, dass ihn befallen hatte, wenn er als letzter mit Tweek noch wach war. Tweek hatte nie gut schlafen können und so waren sie in vielen Nächten beinah alleine gewesen. Token und Clyde hatten bei jedem Lärm schlafen können. Craig wusste noch, dass er diese Augenblick genossen hatte, aber ein Bauchgefühl von ihm hatte ihm lange dazu geraten damit aufzuhören. Dann eines Tages sagte er ab, wenn es darum ging bei Tweek zu schlafen. Er war nur noch bei Treffen dabei, die in Tokens oder Clydes Haus stattfanden. Bei ihm trafen sie sich eher selten, denn Ruby neigte dazu, sich immer einzuklinken. Craig war immer schlecht darin gewesen, seiner Schwester etwas abzuschlagen und so war die Gruppe irgendwann Wortlos darüber überein gekommen nicht zu Craig zu gehen.

„Hallo Craig, es ist schön, dass du so pünktlich bist“, begrüßte Tweeks Mutter ihn freundlich. Craig nuschelte ein: „Guten Morgen.“ Mrs. Tweak schloss daraufhin den Laden auf.

Tweek schwieg, bis er schließlich anfing Craig einzuweisen. Er erklärte was Craig machen musste, ohne auch nur einmal zu stottern oder zu zittern. Zu Craigs Ärgernis vermied er aber auch den Blickkontakt.

Nachdem Mrs. Tweak gesehen hatte ob alles nach dem Rechten lief, gab sie Tweek einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich.

Am Anfang war nicht viel Los. Zwischendurch kamen ein paar Leute vorbei, die alle einen Kaffee zum Mitnehmen wollten. Es war gerade wieder niemand im Laden. Tweek machte sich einen Kaffee und Craig beobachtete ihn dabei.

„Ich habe eben darüber nachgedacht wie viel Spaß es immer gemacht hat, als wir früher bei dir geschlafen haben. Wir haben bis Morgens immer irgendeinen Quatsch gemacht“, sagte Craig in seiner gelassenen Art einfach so in den Raum hinein. Er bemerkte wie Tweeks Hände leicht anfingen zu zittern.

„Ja. Das war lustig“, gab der blonde Junge von sich ohne zu Craig zu schauen.

„Vielleicht-“, setzte Craig an, doch in dem Augenblick betraten drei Jugendliche das Café. Ruby Tucker, Karen McCormick und Ike Broflovski ließen sich an einem Tisch nieder, an dem vier Plätze waren. Ike war der jüngste aus der Gruppe mit seinen zwölf Jahren. Karen war die älteste mit ihren vierzehn Jahren und Ruby war dreizehn. Sie gingen alle in die gleiche Klasse. Ike hatte ein Jahr übersprungen. Karen musste ein Jahr wiederholen. Es wunderte Craig immer wieder, wie die drei Freunde geworden waren. Ike war der hochintelligente Junge, Karen das schüchterne Mädchen, dass häufig weinte und Ruby, na ja, Ruby war wie Craig selbst. Sie tat so, als wäre ihr alles egal und schmetterte die Welt mit ihrem Mittelfinger ab.

Ruby sah direkt zu Craig und begrüßte ihn, indem sie ihm den Mittelfinger zeigte. Karen und Ike schien das nicht zu interessieren. Craig antwortete wortlos mit der selben Geste.

„Craig! Wenn ich das noch einmal sehe, kannst du gleich wieder nach hause gehen und dir einen anderen Job suchen“, hörte er Tweek ernst sagen. Nein, wenn es ums Geschäft ging, war Tweek alles andere als ein zitternder, nervöser Junge.

Ruby grinste.

„So begrüße ich meine Schwester immer“, sagte Craig ganz ernst und drehte sein Gesicht zu Tweek. Tweek blinzelte verwirrt, sah zu dem Tisch und erkannte Ruby.

„Trotzdem, sie ist hier als Kunde und den Kunden zeigst du nicht einfach den Mittelfinger“, beharrte Tweek weiter. Craig kam es komisch vor. Tweek hatte sich nie so vor ihm durchgesetzt. Tweek war in seinen Augen immer etwas, das man hätte beschützen müssen. Natürlich bis auf diese eine Sache, wo sie sich geprügelt hatten. Craig musste lächeln.

„Warum lllächelst du?“, fragte Tweek nun wieder etwas nervöser. „Ich habe gerade daran gedacht, wie du mich nieder geboxt hast in der vierten Klasse.“ Tweek wurde rot und sah schnell auf seine Füße. Er zitterte kurz, dann schien er sich zu beruhigen, einmal kurz durch zu Atem und sah Craig wieder entgegen. „Mach deinen Job und nimm Bestellungen entgegen.“ Und hier war er wieder. Tweek sein Vorgesetzter.

Ohne zu antworten ging Craig zu dem Tisch. Jetzt viel ihm erst auf wie nah Ike bei Ruby saß. Waren sie nicht etwas zu jung dafür? Craig wusste selbst das er diesen Gedanken nur hatte, weil da seine kleine Schwester saß. Ruby saß neben Ike, auf der anderen Seite des schwarzhaarigen Jungen saß Karen und zwischen Karen und Ruby war ein Platz frei. Das änderte nichts daran, das Karen fröhlich mit Ruby plauderte. Craig wusste selbst, dass seit die beiden Mädchen befreundet waren, keiner mehr einen Witz über Karen gemacht hatte.

„Also bevor ich euch etwas bestellen lasse, tauscht Karen sofort den Platz mit Ike“, gab Craig in einer monotonen Stimme von sich. Er wusste welche Wirkung er auf Leute hatte. Von seinem Vater hatte er geerbt, dass er größer war als die meisten in der Stadt. Dazu noch seine gleichgültige Art und die Weise wie er mit Leuten umsprang, brachte einige dazu Angst vor ihm zu haben. Sofort war Ike aufgesprungen. Karen sah verunsichert zu Ruby, dann zu Craig und wieder zu Ruby. Keine zwei Sekunden später saß sie auf Ikes Platz und Ike auf ihrem. Ruby zeigte Craig wieder den Mittelfinger. „Das kann dir doch egal sein Craig“, sagte sie wütend. Nun vielleicht klang es nicht so wütend für andere, sondern eher gelangweilt, aber Craig sah den Blick und wusste, seine Schwester würde sich rächen.

„Also was wollt ihr bestellen?“, fragte Craig monoton und ignorierte den Blick von Ruby.

Er notierte sich die drei Getränke und ging zurück zu Tweek. „Warum hast du das getan?“, fragte Tweek etwas genervt und begann die Bestellungen abzuarbeiten.

„Ike will Ruby flachlegen. Erst fragt er sie, ob er mit ihr ausgehen will, dann sucht er ihre Nähe und schlussendlich landen sie im Bett. Ich kenne Clyde lang genug um zu wissen wie das läuft. Ruby ist zu jung dafür“, gab Craig ziemlich gelangweilt und zugleich ehrlich von sich.

„Du kkkümmerst dich wwirklich sehr um sie oder?“, fragte Tweek und schien das zittern diese mal unterdrücken zu können. Craig lehnte sich über den Tresen und sah Tweek direkt in die großen grünen Augen. „Ich kümmre mich immer um die, die ich liebe“, sagte Craig ernst. Es war nicht sarkastisch oder höhnisch. Es war einfach ehrlich. Als Craig hörte wie eine Tasse zu Boden viel löste er den intensiven Blick Kontakt. Schnell war er auf er anderen Seite des Tresens und machte die Scherben weg. Tweek starrte ihn einfach nur an.

„Solltest du nicht weiter machen. Ich glaube die Gang meiner Schwester wartet schon“, murmelte Craig mit einem Lächeln. Hatte Tweek verstanden was er sagen wollte?

Tweek nickte abwesend und begann fahrig sich eine neue Tasse zu nehmen.

Craig hatte gerade alle Scherben in den Müll getan, als er Rubys Blick bemerkte. Auf ihren Lippen war ein Lächeln, das er nur zu gut kannte. Ruby hatte einen Plan.

Tweek stellte die letzte Tasse auf ein Tablett und wollte gerade noch was sagen, da kam Ruby schon nach vorne an den Tresen.

„Hey Tweek, lange nichts von dir gesehen. Wie geht es dir?“, fragte sie mit ein wenig Freundlichkeit in der Stimme.

Tweek sah kurz zu Craig, doch Craigs Blick war nur angespannt auf Ruby gerichtet.

„Gut. Du bist echt groß geworden“, erwidert Tweek sehr freundlich.

„Ja, das letzte mal als du bei uns warst, war ja auch vor fünf Jahren oder so. Hast du eigentlich Lust nach der Arbeit mit Craig zusammen zu uns zukommen? Unsere Eltern haben Samstags immer ihren Ausgehabend. Da haben wir dann bis Sonntag sturmfrei. Craig und ich sehen uns dann meistens Filme an, wenn er nicht bei euch herum hängt“, bot Ruby an und packte in ihren Blick etwas Erwartungsvolles. Craig hätte dieser kleinen Schauspielern jetzt am liebsten die Leviten gelesen, dass sie sich so frech in seine Sachen einmischte, doch vor Tweek wollte er das nicht tun. Dann könnte er Tweek auch gleich sagen, das er auf ihn stand.

Tweek schien zu zögern. „Gerne, ich muss nur beim Abschließen meiner Mom Bescheid sagen. Ist es fffür dich auch oookay, Craig?“, antwortete er etwas unsicher und sah wieder zu Craig auf. Der Schwarzhaarige nickte stumm. Er hatte einen trockenen Mund und auch wenn er sauer auf Ruby deswegen war, hätte er seine Schwester gerade am liebsten geküsst.

Kaffeekoch

Craigs Schwester schien, nachdem sie nun Tweek zu einem gemütlichen Abend eingeladen hatte, wieder beruhigter. Es sahen vielleicht nicht viele Leute, aber er sah es.

Als Ruby und ihre Freunde das Lokal verlassen wollten, übernahm Craig Rubys Getränk. Tweek gab ihm dafür einen Seitenblick, den Craig nicht ganz einordnen konnte.

Kaum war Ruby mit Karen und Ike verschwunden, betraten Token, Clyde und Butters das Café. Sie setzten sich auf eine Eckbank, so das sie sich alle über einen Block beugen konnten, auf den Butters fleißig neue Ideen schrieb.

Craig ging auf sie zu. „Hey“, begrüßte er sie. Sofort sahen ihn die drei Jungs an. „Was macht ihr hier?“, wollte Craig wissen.

„Wir dachten uns, dass das hier der ideale Ort ist um meine Geburtstagsparty weiter zu planen. Man wird nicht jeden Tag 18“, erwiderte Token mit einem gemeinen Lächeln. Natürlich hätten sie das auch einfach bei Token zu hause machen können, aber Craig konnte schon ahnen, warum sie hier her gekommen waren. Sie wollten sehen, wie er an das Problem Tweek heran ging oder ob er sich überhaupt traute es zu tun. Butters war einfach nur ein Alibi, dass sie mit sich schleppten.

„Also, was bekommt ihr?“, fragte Craig etwas genervt.

Clyde machte den Mund auf und Craig war sich nicht sicher ob er was bestellen wollte oder einen dummen Spruch über Craig ziehen würde, als Tweek zu ihnen trat und verhinderte, dass Craig es jemals erfahren würde.

„Hallo. Ungewohnt euch hier zu sehen“, begrüßte Tweek seine Freund mit der sanften Stimme, die Craig fast ein Lächeln auf die Lippen zauberte und die ohne Stottern wärmer wirkte als sonst eine, die Craig je gehört hatte.

„Ja wir dachten, Samstags könnten wir uns ja jetzt immer hier treffen, dann wird euch beim arbeiten nicht so langweilig“, gab Clyde lässig von sich. Tweek lächelte fröhlich. „Ja, dann könntet ihr ja Craig davon abhalten die Kunden zu beleidigen“, scherzte der blonde Junge und brachte Craig damit zum stutzen. Er schaute zu Tweek und als Tweek den Blick bemerkte, erwiderte er ihn mit einem unsicheren Lächeln.

Craig merkte das eine seiner Hände leicht zitterte. Das lag nicht an Tweek, das lag daran, dass er eine rauchen musste. „Kann ich kurz eine Pause machen?“, fragte Craig. Tweek nickt.

Craig wandte sich wieder Clyde zu. „Hast du eine Zigarette für mich?“ Clyde kramte in seiner Jackentasche und reichte ihm eine. „Du lebst wohl auf Sparflamme bis du dein erstes Gehalt bekommst“, scherzte der Braunhaarige. Craig zeigte ihm den Mittelfinger und spürte sofort einen Ellenbogen in der Seite. „Nicht im Laden“, gab Tweek als Erklärung für diesen Übergriff von sich.

Craig grummelte leise etwas und ging nach draußen um seine Zigarette zu rauchen. Durch das Schaufenster sah er wie Tweek die Bestellungen aufnahm und dann zum Tresen zurück kehrte. Butters folgte ihm und schien irgendetwas zu erzählen, das Tweek die Röte ins Gesicht trieb. Tweek fing an die Getränke zu zubereiten. Craigs Feuerzeug klemmte. Butters schien etwas energischer zu sein und eine seiner Handgesten zeigte in Craigs Richtung. Vielleicht klemmte das Feuerzeug nicht, sondern war einfach leer. Craig musste fluchen und sah wie Tweek plötzlich blass wurde. Er schüttelte panisch den Kopf und schien Butters von etwas aufhalten wollen. Butters brach in lachen aus. Craig pfefferte wütend sein Feuerzeug in den Schnee und ging wieder rein. Die Zigarette steckte er sich ein um sie später zu rauchen. Er trat wieder in den Laden. Butters war auf dem Weg zurück zu Token und Clyde. Craig ging zu Tweek, der gedankenverloren und immer noch blass die fertigen Getränke auf ein Tablett stellte.

„Ist alles okay?“, fragte Craig. Tweek sah auf, als hätte er den Schwarzhaarigen gerade erst bemerkt und schon errötete er wieder. „Jjja. Alles gut“, nuschelte Tweek.

„Ich bring das dann mal zu den anderen“, sagte Craig, nur um irgendwas zu sagen und nahm das Tablett.

Er stellte Token und Clyde ihr Getränk vor die Nase. Butters bekam einen bösen Blick und das Getränk wurde so hingestellt, dass Butters ganz sicher aufstehen musste, um es sich zu nehmen.

Craig sah die fragenden Blicke seiner besten Freunde und ignorierte sie. Sollten sie doch rätseln oder ihn direkt fragen. Butters war ihm egal. Er konnte machen was er wollte, nur sollte er Tweek nicht so nervös machen. Craig mochte es nicht wenn Tweek zu einem aufgelösten Frack wurde. Dann wollte er Tweek nämlich um jeden Preis beruhigen und dieser Drang konnte nicht gut für ihn sein.

Dieser Gedanke lenkte Craig ziemlich lange ab. Er bediente die Kunden die rein kamen. Er versuchte nichts unhöfliches zu machen. Er hatte seinen Blick viel zu oft auf Tweek, um sicher zu gehen, dass wirklich alles okay war.

Der Mittag und der Nachmittag zogen dahin. Clyde, Token und Butters verließen nicht ihren Platz. Craig dachte gar nicht daran die Zigarette, die er nun dabei hatte zu rauchen. Er wollte Tweek nicht wieder alleine bei Butters lassen. Dabei sagte etwas in Craig selbst, dass das albern war, denn Butters war die ungefährlichste Person, die Craig jemals kennen gelernt hatte.

Irgendwann kam Tweek auf Craig zu. Er sollte noch Zucker aus dem Lager holen. Gut dachte sich Craig, er ging also in den hinteren Teil des Ladens, aber kaum das er die Türklinke benutzte stand Butters wieder auf. Craig musste sich entscheiden und seine Wahl viel auf die Sache, die er für Tweek erledigte. Token und Clyde würden schon nicht zulassen, dass Butters etwas blödes mit Tweek machte.

Craigs Blick suchte das richtige Regal, doch kaum das er davor stand wurde die Tür aufgerissen. Tweek betrat den Raum, schlug die Tür wieder hinter sich zu und stürmte mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht auf Craig zu.

„Was-“, wollte Craig gerade fragen, als Tweek auch schon seine Hände in Craigs Haaren hatte und ihn zu sich herunter zog. Tweeks Lippen brühten seine und Craig dachte er wäre nicht ganz bei sich. Er war erschrocken. Wusste nicht ob er träumte und wenn nicht, was Tweek hierzu antrieb. Doch als Tweek seine Lippen bewegte und der Druck seiner Hände sich an Craigs Kopf verstärkten, schaltete sich Craigs Kopf aus. Seine Arme legten sich um Tweeks Körper und er erwiderte den Kuss.

So stürmisch wie der Kuss begonnen hatte, wurde er auch beendet. Tweek löste sich von Craig und trat zitternd zurück, als Craig fahrig seine Arme sinken ließ.

„Gah! Zzzucker“, stammelte Tweek, griff an Craig vorbei ins Regal und rannte beinah wieder aus dem Raum.

„Was zur Hölle war das?“, stammelte Craig erstaunt in den Raum. Warum war er nochmal hier im Lager? Craig wusste es nicht mehr genau. Überhaupt war dieser Kuss doch sehr wahnsinnig gewesen. War es da nicht normal, dass man die Orientierung verlor? Craig musste lächeln. Er lächelte so breit wie schon lange nicht mehr. So war es also Tweek zu küssen. Sein erste Kuss mit einem Jungen und es war das aufregendste Ereignis seit Craig denken konnte.

Immer noch total durch den Wind verließ Craig das Lager. Außer Token, Clyde und Butters war niemand mehr im Laden. Clyde schien ein lachen zu unterdrücken und frotzelte vor sich hin. Token hatte eine Augenbraue in die Höhe gezogen und sagte irgendetwas, dass tadelnd wirkte zu Butters. Butters schien rund um zufrieden mit sich. Tweek stand am Tresen. Seine Hände waren darauf abgestützt und er schien angestrengt in seine eigene Kaffeetasse zu starren. Als versuche er sich selbst zu beruhigen.

„Hey Craig, hast du dich vor einen Ventilator gestellt oder was ist mit deinen Haaren passiert?“, fragte Clyde, immer noch frotzelt. Was sollte schon mit seinen Haaren sein. Sie waren glatt und neigten nicht häufig dazu wild abzustehen. Craig hörte ein Klirren und sah wieder zu Tweek, der seine Tasse umgestoßen haben musste. Tweek beugte sich um sauber zu machen. Einfach so zeigte Craig seinen Freunden den Mittelfinger und ging sofort zu Tweek. Er sammelte die Scherben auf, während Tweek mit hochrotem Kopf den Kaffee aufwischte.

Hinter den Tresen gebeugt sah man sie nicht, deswegen störte es Craig auch nicht, das sein Gesicht sich plötzlich warm anfühlte, als seine Hand Tweeks berührte. Tweeks Blick richtete sich auf Craigs Haare.

„Iiich bring dddas wieder iiin Ooordnung“, flüsterte der Blonde und plötzlich waren da wieder Tweeks Hände in Craigs Haaren, nur dieses Mal schienen sie sie wieder glatt zu streichen.

„Iiiich kkkann verstehen - Gah - wenn du mmmich hhheute aaabend nicht dddabei haben wwilst“, nuschelte Tweek nervös weiter.

„Ach Quatsch. Ruby hat dich eingeladen, also stört es mich nicht“, erwiderte Craig in dem Versuch Tweek zu beruhigen. Etwas an Tweeks Blick wurde merkwürdig.

„Oh, okay“, gab Tweek enttäuscht von sich. Beide richteten sich wieder auf. Craig wusste nicht was er falsch gemacht hatte, doch auf irgendeine Art hatte er Tweek gekränkt und dass war ihm unangenehm.
 

Irgendwann waren seine Freunde gegangen und Craig fühlte immer noch dieses unangenehme Gefühl in sich etwas falsch gemacht zu haben. Sollte er mit Tweek nochmal über die Sache im Lager reden?

Craig war unentschlossen und so blieb es auch, als Mrs. Tweak das Café betrat und ihren Sohn freundlich fragte wie es gelaufen sei. Tweek erzählte etwas, das Craig nicht ganz verstand, doch dann hörte er den Satz von Tweek, der ihn aufhorchen ließ. „Es ist doch okay, wenn ich heute Abend mit zu Craig gehe? Wir wollten noch Filme mit seiner kleinen Schwester schauen und so“, berichtete Tweek seiner Mutter.

„Natürlich mein Schatz. Ich fahre euch aber zu Craig. Es ist ja schon dunkel draußen. Du schläfst dann sicher auch da oder? Dann müssen wir kurz bei uns halten und du packst dir ein paar Sachen ein“, säuselte Mrs. Tweak.

„Danke Mom“, hörte Craig Tweek freudestrahlend sagen.

Kaum das Craig sich versah saß er im Auto der Tweaks. Sie hielten vor dem Haus in dem Craig früher häufig zu Besuch war. Tweek eilte schnell aus dem Auto und ins Haus. Craig blieb mit Mrs. Tweak im Auto zurück.

„Es ist schön, das ihr immer noch so gut befreundet seit“, warf Tweeks Mutter einfach so in den Raum und Craig wusste nicht so recht was er sagen sollte. Die Worte rutschten ihm von ganz alleine aus dem Mund: „Wir hatten uns etwas entfremdet, aber ich bin auch froh, dass wir uns wieder annähern.“ Hatte er das gerade wirklich gesagt?

„Du bist ein guter Kerl, Craig Tucker, sonst würde mein Sohn nicht soviel von dir halten“, gestand Mrs. Tweak strahlend. Tweek hielt viel von ihm? Das verwirrte Craig etwas. Gut Tweek hatte ihm den Job besorgt und was er jetzt von dem Kuss denken sollte wusste er auch nicht so recht, doch dass Tweek viel von ihm hielt war ihm neu.

Tweek kam wieder aus dem Haus und stieg ins Auto.

Still fuhren sie zu dem Haus in dem Craig wohnte. „Danke fürs fahren“, sagte Craig, so höflich wie er es eben konnte und öffnete die Tür. Tweek, der auf dem Beifahrersitz saß, sah noch einmal zu seiner Mutter. „Viel Spaß, mein Spatz. Sei morgen aber pünktlich am Laden“, verabschiedete sich Mrs. Tweak und gab ihrem Sohn zum Abschied einen Kuss auf die Wange. Tweek schien das nicht zu stören. Craig hätte es gestört, da war er sich selbst sicher. Er hatte einen ganz anderen Umgang mit seinen Eltern. Das hieß natürlich nicht, dass er sie weniger liebte, als Tweek seien Eltern, aber er war es nun einmal nicht gewohnt so zärtlich zu sein.

Tweek stieg auch aus und gemeinsam schlenderten sie zur Haustür. Craig schloss auf und zog seine Schuhe aus. Er wartete bis Tweek es ihm gleich getan hatte und ging dann stumm die Treppe hoch. In seinem Zimmer saß bereits Ruby und lümmelte sich mit einer Zeitschrift auf seinem Bett herum.

„Da seid ihr ja endlich“, sagte sie ohne aufzusehen.

„Du kannst deine Tasche hier irgendwo ablegen“, informierte Craig Tweek und ließ sich neben Ruby auf das Bett fallen. Er riss ihr die Zeitschrift aus der Hand und warf sie durch den Raum. Ruby zeigte ihm den Mittelfinger und boxte ihn dann in die Seite. Craig hielt ihre Hände fest zog sie kurz an sich und sagte dann ganz unbeeindruckt: „Such dir mit Tweek zusammen einen Film aus.“

Ruby streckte ihm die Zunge raus und sprang auf. So sah Zärtlichkeit in seiner Familie aus und Craig war nicht traurig darüber. Es war einfacher so seine Zuneigung zu zeigen, als mit überschwänglichen Gesten.

Ruby trat an ein Regal von Craig und starrte die Reihe DVDs an. „Komm her Tweek“, befahl sie in einem neutralen Ton. Tweek schien verwundert über das Verhalten das er sah und schüttelte kurz den Kopf, bevor er zu Ruby trat. Craig lag auf seinem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und genoss das leise Gemurmel von Tweek, wie er Ruby wohl erklärte, warum er welchen Film sehen wollte. Nach einiger Zeit kam Ruby mit einer DVD wieder und warf die Hülle auf Craigs Bauch. „Los“, kommandierte sie. Mit einem verstimmten Grummeln stand Craig auf und tat die DVD in den Player. Sein Fernseher war gegenüber an der Wand. Ruby setzte sich in die Mitte des Bettes und klopfte neben sich. „Los setzt dich doch schon Tweek“, forderte sie den blonden Jungen auf. Tweek ließ sich etwas steif nieder. Craig schaute auf die Hülle, bevor er den Fernseher an schaltete. Ruby schien Tweek von einem Horrorfilm überzeugt zu haben.

Es war nur noch auf Rubys andere Seite platz, also setzte sich Craig dort hin. Rubys Blick war erwartungsvoll auf den Fernseher gerichtet, genau wie die von Tweek. Craig konnte nicht aufhören auf Tweeks Lippen zu sehen. Warum hatte er ihn geküsst? Was hatte Butters gemacht?

Tweek zuckte zusammen und sah zu Craig. Etwas hilfesuchendes war in diesem Blick. Dabei war das noch nicht mal die gruselige Stelle im Film. Warum hatte Tweek zugestimmt, wenn er nervös wurde von Horrorfilmen.

„Keine Angst, so schlimm ist es nicht“, sagte Ruby in einem sanften Ton und nahm Tweeks Hand. Craig musste missbilligend die Stirn runzeln, bis ihm auffiel wie offensichtlich das war. Ruby rächte sich nur. So einfach war das. Es musste ihm egal sein. Er sah wie Ruby sich leicht bewegte und sich an Tweek lehnte. Tweek zuckte erschrocken zusammen und schrie einmal auf.

„Ruby“, drohte Craig mit einem verärgerten Ton. Sie sah ihm direkt ins Gesicht und er erkannte, dass sie selbstzufrieden war.

„Das reicht jetzt. Ich habe es kapiert. Ich lass dich mit Ike machen was du willst“, erklärte er ruhig seiner Schwester. Ruby ließ sofort von Tweek ab und stand auf. Er sah das Tweek nicht verstand was gerade hier abgelaufen war. Craig rutschte rüber auf Rubys Platz und sie ließ sich an seiner Stelle nieder. Ein Schrei ertönte aus den Lautsprechern des Fernsehers und auf dem Bildschirm sah man Blut fließen. Tweek zuckte wieder zusammen und klammerte sich beinah automatisch an Craigs Arm. Craig wusste nicht ganz was er tun sollte. Er sah den Blick seiner Schwester. Sie machte eine Kopfbewegung, als würde sie ihn auffordern.

Craig schluckte. Er zog seinen Arm aus Tweeks Griff, dann, bevor Tweek darauf reagieren konnte, war Craigs Arm um ihn und zog ihn an sich. Tweek schien sich fast sofort zu beruhigen. Craig spürte die Wärme von Tweeks Hand, die sich auf seine Brust gelegt hatte, durch den Stoff seines dunkelblauen Kapuzenpullis hindurch.

Vielleicht sollte er häufiger mit Tweek Horrorfilme schauen, dachte sich Craig und fühlte sich dafür auch gleich wieder ein wenig schlechter. Er bemerkte wie Ruby leise aufstand und zur Tür hinaus ging. Tweek schien es nicht zu bemerken. Er klammerte sich an Craig und sah gespannt auf den Bildschirm.

Nach einigen Minuten kam Ruby wieder. In ihrer Hand hatte sie ein Glas und trank etwas Wasser. Sie lehnte sich in den Türrahmen und sah zu Craig, mit einem Lächeln im Gesicht, dass ihm zu deutlich machte, dass sie Bescheid wusste. Sie Gestikulierte ein wenig herum, versuchte ihm zu zeigen, wie süß sie das Bild fand, welches sie sah und verschwand dann wieder.

Craig griff mit seiner freien Hand nach der Fernbedienung und schaltet auf Pause. Kaum stoppte der Film, saß Tweek wieder gerade und blinzelte verwirrt.

„Ruby ist gerade abgezogen. Willst du den Film wirklich weiter gucken?“, fragte Craig so nüchtern, wie er nur konnte.

Tweek hatte wieder diese Röte im Gesicht. „Ich weiß nnicht“, nuschelte Tweek ohne Craig in die Augen zu sehen. Craig musste seufzen. „Willst du denn etwas trinken?“, fragte er weiter.

Tweek nickte schnell und fügte hinzu: „Machst du mir einen Kaffee?“

„Klar, da muss ich nur in die Küche. Hältst du es solange alleine aus?“ Craig wirkte ungewohnt einfühlsam, aber er war ja eh durch den Wind von dem Kuss am Nachmittag, da war es wohl nicht schlimm seine eigenen Verhaltensmuster zu brechen.

Tweek wollte etwas sagen, doch dann schüttelte er bloß den Kopf. Als Craig aufstand und in den Flur ging folgte Tweek ihm. Im Treppenhaus war es dunkel. Craig war es egal, doch Tweek schien es alles andere als egal zu sein. Der kleiner Junge griff eilig nach Craigs Hand, fragte aber nicht ob Craig das Licht an machen würde. In der Küche löste sich Tweek erst von Craig, als dieser das Licht angeschaltet hatte.

Craig suchte in einem der Schränke eine Tasse heraus und stellte sie unter die Kaffeemaschine, die wohl nur von seinen Eltern benutzt wurde. Er versuchte sich zu erinnern wie man sie nochmal bediente.

„Ssoll ich dir zeigen wie man Kaffee kocht?“, fragte Tweek etwas unsicher und trat von hinten an ihn heran. „Das wäre wirklich hilfreich. Ich habe noch nie einen Kaffee gemacht“, gab Craig zu.

Wahrheitsfinder

Die Tasse Kaffee umklammernd saß Tweek auf Craigs Schreibtischstuhl. Craig selbst hing wieder auf dem Bett und beäugte Tweek genau.

„Stellst du bitte die Tasse kurz ab“, seufzte Craig, der schon ahnte, was passieren würde, wenn er Tweek fragte und dieser immer noch die Tasse in der Hand hielt.

Tweek nahm einen kräftigen Schluck und stellte die Tasse auf Craigs Schreibtisch.

„Warum hast du mich geküsst“, platzte es keine Sekunde später aus Craig heraus. Tweek fing wieder an zu zittern. „Iiich – Gah -“, stammelte er nervös, wurde aber von Craig unterbrochen. „Beruhige dich Tweek. Atme tief ein und wieder aus. Es ist egal was du antwortest, ich werde dich nicht verurteilen“, gestand Craig ruhig.

Tweek atmete ganz tief ein, hielt die Luft ein paar Sekunden und stieß sie dann ziemlich laut wieder aus.

„Butters hat gesagt, dass er gehört hat du würdest auf blond stehen und das du schwul wärst. Er meinte wenn ich kein Problem damit hätte würde er mit dir ausgehen. Dann fing er an, dass er wüsste wie sehr ich dich bewundere und hat immer wieder nachgefragt ob ich wirklich kein Problem damit hätte. Dann hat er mir aufgezählt wie das ablaufen würde. Zuerst würde er mit dir ausgehen, dann würde er dich küssen, der Kuss würde zu mehr führen. Ihr würdet in einer Beziehung landen, du hättest keine Zeit mehr für deine Freunde, weil du lieber Zeit mit ihm verbringen würdest und ehe ich mich versehe war es einfach zu viel Druck. Butters wollte einfach nicht aufhören zu reden und meinte ich könnte daran nur etwas ändern wenn ich dich küsse und er redete immer weiter davon bis mir der Kopf schwirrte und ich irgendetwas unternehmen musste!“, sprudelte es aus Tweek heraus, der nun völlig aufgelöst wirkte und sich die Haare raufen wollte. Craigs Mund stand offen vor Verwunderung.

„Du hast mich geküsst, weil Butters dich gedrängt hat?“, hakte er nochmal nach.

Tweek wurde rot und schien mit sich selbst zu kämpfen. Erst nickte er, dann schüttelte er wieder wie wild den Kopf. „Ja – also nein. Ich meinen, ich hatte Butters erzählt wie gern ich dich hab und er weiß wie man mich aufregt. Ich hab dich nicht geküsst weil Butters es so wollte, ich hab dich geküsst, weil ich Panik hatte dich zu verlieren“, gab Tweek in einem so leisen Ton von sich, dass Craig es beinah nicht verstanden hätte.

Craigs Mund wurde wieder einmal wegen Tweek trocken.

„Dieses Arschloch“, fluchte Craig los und Tweek zuckte zusammen.

„Da haben bestimmt Token und Clyde ihre Finger im Spiel. Die hängen nur mit Butters rum, damit er sich einmischt und uns verkuppeln kann. Ich hätte Clyde nie erzählen sollen -“, Craig unter brach sich selber. Tweek sah ihn entgeistert an.

Der Schwarzhaarige musste sich räuspern und hoffte inständig, dass seine Wangen nicht Rot wurden. Er überlegte wie er da jetzt raus kam. Nicht lange und Tweek würde fragen, was er Clyde denn erzählt hätte. Craig überlegte ob er auf etwas eingehen konnte, dass Tweek vorhin gesagt hatte. Er ging es im Kopf nochmal durch.

Tweek bewunderte ihn.

Tweek hatte ihn wirklich sehr gern.

Tweek hatte Angst ihn zu verlieren.

Verflucht, jetzt brannten Craigs Ohren. Hoffentlich sah Tweek das nicht. Wieder räusperte Craig sich. War er nervös?

„Du hast mich also gern?“, fragte Craig nach, bevor Tweek seinen Mut zusammen bringen konnte um selbst etwas zu fragen.

Tweek sah auf seine Finger runter und sagte nichts. Craig musste lächeln. Er hatte in den letzte drei Tagen mehr gelächelt, als in den letzte drei Jahren und das alles nur wegen Tweek.

Er erhob sich und ging auf Tweek zu. Mit einer Hand stützte er sich auf dem Schreibtisch ab. „Hast du deswegen so komisch reagiert als ich dich in der Klasse gefragt habe, ob du schon mal einen Jungen küssen wolltest?“, schlussfolgerte Craig weiter. Tweeks Kopf ruckte nach oben, als er hörte wie nah Craigs Stimme war. In seiner Nähe kam Tweek wohl aus dem Erröten gar nicht mehr raus.

„Ich -“, fing Tweek an, unterbrach sich aber selber als er wieder die Initiative ergriff und seine Hände so schnell das Craig nicht gucken konnte in Craigs Nacken lagen. Ohne Widerstand ließ sich Craig zu einem Kuss auf Tweeks Höhe ziehen. Der Kuss war nicht weniger intensiv als der erste, aber bei weitem nicht so stürmisch. Als Tweek in versuchte noch näher an sich zu ziehen verlor Craig das Gleichgewicht. Seine Hand rutschte vom Schreibtisch ab und landete an Tweeks Seite. Craig fiel auf den Hintern und zog den Blonden gleich mit sich. Tweek schaffte es, wie auch immer, rittlings auf Craig zu landen und löste keineswegs den Kuss. Tweeks Hände stützten sich jetzt rechts und links von Craigs Kopf auf dem Boden ab.

Craig konnte nicht genau sagen wann, aber irgendwann hatte eine seiner Hände den mittleren Knopf von Tweeks Hemd gelöst und betastete nun Tweeks Bauch.

Auch konnte Craig nicht sagen wann genau plötzlich seine Zunge in Tweeks Mund gelandet war oder ab wann Tweek eher auf ihm lag als saß. Auch Tweeks Hände hatten es unbemerkt in seine Haare geschafft.

Craig spürte den Druck in seiner Jeans als er all diese Fakten wahrnahm. Das war eindeutig nicht gut. Seine Hand befreite sich aus Tweeks Hemd und so sanft er nur konnte beendete er den Kuss. Tweek setzte sich verwirrt auf und sah ihn mit verschleierten Augen an. Die Gewichtsverlagerung half nicht gerade um Craigs Problem zu lösen.

„Wir sollten besser jetzt aufhören“, hörte er sich selber keuchen. Tweek schien nicht ganz zu verstehen. Er legte den Kopf schief und dachte anscheinend gar nicht daran von Craig aufzustehen. Craig rutschte etwas unangenehm berührt unter Tweek hin und er. Das musste Tweek doch langsam mal spüren. Tweek gab ein erschrockenes Quietschen von sich, stand aber nicht auf.

„Das meinst du“, stellte er fest ohne zu stottern. Warum hörte sich Tweek bei weitem weniger unsicher an, als Craig sich fühlte? „Ich habe nichts dagegen, wenn du die Führung übernimmst und wie du vielleicht merkst finde ich das eigentlich sogar richtig heiß, aber das geht mir etwas zu schnell“, gab Craig von sich und verfluchte das man die Unsicherheit in seiner Stimme hören konnte.

„Du Waschlappen“, hörte Craig von der Tür. Ruby hatte unbemerkt die Tür geöffnet und stand gemütlich in den Türrahmen gelehnt. In ihrer Hand ihr Handy, das anscheinend gefilmt hatte. Sofort sprang Tweek auf und sein Kopf glich wiedermal einer Alarmleuchte. Craig blieb auf dem Boden liegen, stützte sich bloß auf seinen linken Arm und zeigte Ruby den Mittelfinger.

„Wie lange bist du schon hier?“, fragte Craig wieder in seinem gelassenen Ton. „Lang genug um zu wissen, dass du da keine Actionfigur in deiner Hose schmuggelst. Hab den Knall gehört und als ich rüber gekommen bin um nach zu sehen ob nichts schlimmes passiert ist, lagt ihr schon auf dem Boden. Glaub mir, für den Anblick wie ihr rummacht, schuldet ihr mir lebenslang Freigetränke im Kaffeehaus der Tweaks“, erklärte Ruby sachlich und steckte ihr Handy ein. Bei dem Satz mit der Actionfigur spürte Craig sofort Tweeks Blick auf sich.

Craig wirkte genervt. „Ruby, warum hast du uns dann gefilmt?“

„Weil ich euch damit für immer daran erinnern kann, dass ihr mir was schuldig seit. Ach und Craig, versaue es nicht“, gab Ruby von sich und ging zurück in ihr Zimmer.

Tweek ging wieder zu seinem Kaffee und nahm einen Schluck. Als er die Tasse abstellte fragte Tweek viel zu selbstbewusst: „Was hast du Clyde erzählt?“

Woher kam das auf einmal?

Gab Craigs eindeutige Situation dem blonden Jungen ein größeres Selbstwertgefühl?

Craig versuchte sich so zu setzten, dass seine Hose nicht zu sehr einschnitt. Das denken viel ihm gerade ziemlich schwer. „Ich hab ihm gesagt, dass ich vermutlich auf dich stehe“, antwortete Craig während er versuchte die Richtige Position zu finden. „Jetzt haben sich Token und er in den Kopf gesetzt, dass ich das nicht alleine gebacken bekomme“, sprach er weiter ohne groß nach zu denken, denn das Problem das ihm Tweek da beschert hatte forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Wenn er sich stark genug auf etwas Konzentrierte würde es sicher verschwinden. War da schon immer dieser komische Fleck an der Wand gewesen? Nein, da hatte Craig ein Insekt zerquetscht. An dem Fleck war er also selber schuld. Welche Farbe war das eigentlich? Braun? Schwarz? Dunkelrot? Gelblich? Craig war so vertieft darin sich abzulenken, dass er kaum mitbekam, wie Tweek sich wieder auf ihn setzte. Erst als das Gewicht wieder vollends auf ihm verlagert war, sah er erschrocken auf. In dem Moment hatte Tweek ihn schon wieder geküsst. Es war ein kurzer Kuss. Nicht so intensiv oder stürmisch wie die vorherigen, aber er verfehlte seine Wirkung nicht.

„Wofür war der jetzt?“, wollte Craig wissen, während er wieder versuchte eine angenehmere Position zu finden. Tweek wirkte nun doch etwas verunsicherter. „Du magst mich doch auch oder?“, fragte Tweek.

„Muss ich doch oder? Ich meine wenn du das Offensichtliche mal ignorierst“, dabei drückte Craig seinen Schoß extra etwas fester gegen Tweek, „dann bleibt immer noch der Fakt, dass ich Butters die letzten Tage mehrfach am liebsten verprügelt hätte, weil er es jedes mal schafft dich aus dem Konzept zu bringen.“ Craig nuschelte und das gefiel im nicht. Dafür gefiel ihm um so besser, dass Tweek ihn noch einmal küsste.

„Dir ist aber klar, dass ich Butters jetzt erst recht verprügele, weil er sich eingemischt hat?“, fragte Craig eher rhetorisch, als Tweek sich von ihm löste. Tweek musste lachen.

„Das tust du ganz sicher nicht. Sei ihm lieber dankbar“, befahl ihm Tweek belustigt. „Ich hätte das schon alleine hinbekommen“, versuchte sich Craig zu verteidigen.

„Ach komm schon. Du hattest Angst und widersprich mir nicht, denn ich bin ein Experte in Ängsten und Paranoia“, erläuterte Tweek.

„Ich vermisse deine ängstliche Seite. Die würde dir nie erlauben so mit mir zu reden“, seufzte Craig. „Die ist noch da, keine sorge. Ich hab einfach gelernt nicht immer auf sie zu hören“, antwortete Tweek und lehnte sich gegen Craigs Brust. Craigs Arme schlossen sich um den blonden Jungen. Mit seiner Wange stützte er sich auf Tweeks Kopf ab. Das Haar des blonden war so weich, dass es Craig beinah das Herz höher schlagen ließ. „Was ist das hier jjetzt eigennntlich?“, nuschelte Tweek wieder etwas unsicherer an Craigs Pullover.

„Ich hab keine Ahnung. Ich mochte dich früher sehr als Freund, also würde ich dich gerne als Freund behalten. Aber ich will das du nur zu mir kommst wenn du Probleme hast und nicht zu Token, Clyde oder noch schlimmer Butters. Ich will das du mir vertraust und ich will dich küssen dürfen“, grummelte Craig so ehrlich wie er nur konnte ohne direkt die drei Worte sagen zu müssen. „Also willst du mit mir zusammen sein?“, fragte Tweek nach.

„Ich hatte nie eine Beziehung. Ich weiß es nicht. Beschreibt das eine Beziehung?“, fragte Craig vorsichtig nach auch wenn er sich der Antwort schon sicher war.

„Ich denke schon“, murmelte Tweek.

„Gut, dann sind wir zusammen“, gab Craig sein Einverständnis, fuhr aber sofort fort: „Ich möchte Clyde und Token aber keine Genugtuung geben. Können wir sie nicht ein wenig ärgern?“

Tweek bewegte seinen Kopf und sah zu Craig auf. „Wie denn?“

„Ganz einfach. Wir sagen ihnen erst bei Tokens Geburtstagsparty das wir zusammen sind“, erwiderte Craig.

Tweeks Blick wurde traurig. Craig überlegte was er falsch gemacht haben könnte. „Wenn du willst kann ich Clyde auch sofort anrufen. Er wird sich freuen“, bot Craig nach kurzem schweigen an. „Wie wird es in der Schulde sein?“, fragte Tweek nun eher nachdenklich als traurig.

„Ich bin nicht der Type zum Händchenhalten“, stellte Craig sofort fest. „Aber glaub mir, es ist mir scheiß egal was die anderen sagen. Wenn es okay für dich ist, küsse ich dich immer wenn mir danach ist, selbst wenn der Fettarsch dabei steht“, fügte Craig noch hinzu und gab Tweek schnell einen kleinen Kuss. Tweek wirkt erleichtert und drückte sich wieder näher an Craig.

„Warum denkst du, dass es Clyde und Token ärgert, wenn wir ihnen erst an Tokens Geburtstag davon erzählen?“, wollte Tweek weiter wissen.

„Ganz einfach. Sie werden sich so viel Mühe machen uns in unangenehme Situationen rein zu manövrieren, dass es sie mit jeder Stunde mehr ärgert, wenn es nicht funktioniert. Sie werden einfallsreicher und wenn sie dann an Tokens Geburtstag erfahren, dass wir schon längst zusammen sind ärgern sie sich über die ganze Mühe die sie sich gemacht haben“, erklärte Craig.

„Sie werden nicht böse sein?“

„Keine Sorge. Am Anfang ein bisschen, aber dann lachen sie bestimmt. Du kennst die beiden doch. Wenn wir erwähnen, das jetzt mehr Mädchen für Clyde übrig bleiben, hat er uns längst verziehen. Token wird den Kopf schütteln und uns tadeln, aber er wird es insgeheim lustig finden. Er mag Herausforderungen und wir liefern ihm eine riesige Herausforderung.“

„Okay“, hörte Craig Tweek sagen.

„Du willst da wirklich mitmachen? Auch wenn das heißt, dass wir in der Schule erst einmal wieder so tun, als wären wir nur Freunde?“, fragte Craig nach. Er hätte nicht gedacht das sich Tweek darauf einlässt.

„Du wirst mich behandeln wie die letzten paar Tage oder?“, kam es unsicher von Tweek.

„Ja ich denke schon. Wie soll ich dich auch anders behandeln?“

„Dann ist es okay für mich. Solange du mich nicht wieder ignorierst“, gestand Tweek.

„Ich hab dich nie ignoriert. Ich hab versucht dich etwas auf Abstand zu halten“, gestand Craig.

„Was?!“, kam es erschrocken von Tweek der Craig wieder in die Augen sah.

Craig musste seufzen. Er hatte heute wirklich viel von sich preisgegeben. Aber im großen und ganzen war es das wert gewesen. Also wieso sollte er Tweek nicht noch den letzten Rest verraten?

„Es ist wirklich beängstigend für einen vierzehnjährigen Jungen zu merken, dass ein Freund aus der Gruppe dir plötzlich wichtiger wird als alle anderen. Ich hatte Angst was daraus werden würde. Unnötigerweise, wie jetzt wohl klar ist, denn es war ja anscheinend unausweichlich“, gestand Craig und sah zur Seite. Ihm war das hier wirklich peinlich. Er benahm sich nicht wie sonst. Am liebsten hätte er sich jetzt selbst den Mittelfinger gezeigt.

„Könnten wir aufstehen? Wird echt ungemütlich für mich hier auf den Boden“, fügte Craig noch schnell hinzu. Er bekam keine Antwort, aber Tweek stand auf. Das reichte. Craig erhob sich selbst und streckte sich.

„Wollen wir noch irgendein Videospiel spielen?“, schlug Craig vor, bevor Tweeks Sprachlosigkeit vorüber war. Craig sah zu Tweek, der immer noch im Raum herumstand und anscheinend nicht wusste was er tun sollt. Schlussendlich ging Tweek zu seinem Kaffee. Der war bestimmt schon kalt, nichts desto trotz, trank Tweek ihn aus. Der Schwarzhaarige ließ sich auf sein Bett fallen und sah auf seine Decke. Dann musste er halt warten bis Tweek irgendwas sagte. Sein Handy vibrierte und genervt griff Craig danach. „Schläft Ruby schon? Hast du Bock rüber zu kommen? Was ist heute im Laden passiert?“, schrieb Clyde.

Craig antwortete schnell: „Bin müde, muss morgen arbeiten. Lass uns wann anders drüber sprechen.“

„Ich kann auch kurz zu dir kommen. Wir sind Nachbarn“, kam es wieder von Clyde zurück. Craig wollte gerade eine passende Antwort tippen, als sich neben ihm das Bett senkte. Tweek hatte sich zu ihm gesetzt und schaute ihn an, als würde er eine ganz neue Person betrachten.

„Wenn du nicht spielen willst, sollten wir schlafen. Mir ist es zwar egal ob ich pünktlich komme, aber dir sicher nicht oder?“, gab Craig lässig von sich und legte sein Handy auf seinen Nachttisch.

Tweek saß ganz am Rand des Bettes, so als hätte er Angst sich fallen zu lassen und sich einfach hinzulegen.

„Wo schlafe ich denn?“, wollte Tweek wissen.

„Ich hab keine Lust das Schlafsofa meiner Schwester fertig zu machen und du willst wahrscheinlich nicht bei ihr im Zimmer schlafen. Wir schlafen wie früher zusammen in einem Bett“, erklärte Craig in seiner ruhigen, fast gelangweilten Stimme. Tweek machte sich noch etwas kleiner. „Das stört dich nicht? Du weißt doch wie unruhig ich nachts bin“, wollte Tweek wissen. Craig legte eine Hand auf Tweeks Schulter. „Als ich angefangen habe dich zu mögen, wusste ich doch worauf ich mich einlasse. Du erträgst mich, also werde ich wohl auch damit klar kommen, dass du Albträume von Unterhosenwichteln hast“, versuchte Craig die Spannung scherzhaft weg zu reden.

Tweek entspannte sich wieder etwas.

„Wir sollten uns umziehen“, sagte der blonde Junge und stand wieder auf. Sofort fing er an sein Hemd aufzuknöpfen. Craig musste schlucken. Warum konnte er nicht weg gucken?

Umziehen. Er sollte sich Umziehen.

So schnell er eben konnte, hatte sich Craig seinen Kapuzenpulli über den Kopf ausgezogen. Er öffnete seine Schublade und griff sich ein T-Shirt raus. Er schlief immer nur in Boxershorts und T-Shirt. Als er Bett fertig war sah er wieder zu Tweek. Der Blonde hatte gerade mal sein Hemd zur Seite gelegt und zog gerade ziemlich langsam die Hose aus. Machte er das eigentlich mit Absicht? Craig konnte es nicht glauben. Das würde Tweek nicht tun. Aber Tweek würde seiner Meinung nach auch nie einfach auf ihn zu stürmen und ihn um den Verstand küssen.

Verdammt, dachte sich Craig. Warum schien er der Vorsichtige und Ängstliche in dieser Beziehung zu werden?

Selbstkontrolleur

Für das was Craig noch von früher wusste, wie Tweek schlief, war dieser verhältnismäßig ruhig eingeschlafen. Craig war in der Nacht nur einmal aufgewacht, als Tweek anfing im Schlaf zu zittern und sich zu verkrampfen. Der Schwarzhaarige hatte ihn an sich gedrückt, hatte ihn beruhigt und eng umschlungen war er wieder bei Tweek eingeschlafen.

Aufgewacht war er von dem Öffnen seiner Zimmertür. Er lag auf dem Rücken. Sein linker Arm war ausgestreckt und Tweek benutzte ihn als Kopfkissen. Der blonde Junge war angeschmiegt an ihn wie ein Kätzchen. Unter der Bettdecke sah man nicht wie verschlungen ihre Beine waren. Tweek schlief immer noch friedlich und schien sich sicher an Craigs Seite zu fühlen.

Craig hob seinen Kopf und erkannte seinen Vater. Er schien etwas verwundert als er Tweek erkannte, sagte aber nichts. „Deine Mutter meinte ich soll dich wecken. Wir sind gerade nach hause gekommen und deine Mutter macht jetzt Frühstück“, sagte Thomas Tucker und schloss dann wieder die Tür.

Craig sah zu Tweek an seiner Seite, der auch durch die Stimme von Mr. Tucker nicht aufgewacht war. Seine rechte Hand strich Tweek eine Strähne aus dem Gesicht. Dieser unglaubliche Junge war sein Freund. „Wach auf Tweek“, versuchte Craig den Junge zu wecken. Doch Tweek drückte seinen ganzen Körper einfach noch fester an Craig. Mit einem Ruck drehte Craig seinen Körper, so das er über Tweek lag. Von der plötzlichen Bewegung war Tweek aufgewacht und blinzelte verschlafen nach oben. Seine Hände krallten sich in Craigs T-Shirt. „Bester Traum“, nuschelte Tweek und musste breit grinsen.

„Meine Mutter macht Frühstück. Wir sollten aufstehen, damit wir nicht zu spät zur Arbeit kommen.“ Craig sprach in seine übliche monotone Stimmlage, während seine Körpersprache bei weitem etwas anderes sagte. Tweek war weiterhin unter ihm fest gepinnt. Tweeks Hände lösten sich von seinem T-Shirt und fuhren Craig durch die Haare.

„Ich schlafe noch oder?“, fragte Tweek leise.

Craig musste wieder kurz lächeln. Ohne Tweek eine richtige Antwort zu geben küsste er den Jungen einfach. „Wenn das hier ein Traum ist, dann müssen wir ja auch nicht zum Frühstück“, wisperte Craig gegen die Lippen seines Freundes. Tweek nickte begeistert und wollte zu einem neuen Kuss ansetzten, als Ruby die Tür aufriss und gelangweilt verkündete: „Wenn du jetzt nicht duschen gehst, schaffst du es nicht mehr Craig.“

„Fick dich Ruby“, grummelte Craig und löste sich von Tweek um seiner Schwester den Mittelfinger zu zeigen.

„Schön zu sehen, dass du auch oben liegst. So muss ich den Respekt vor dir nicht verlieren“, konterte Ruby und knallte hinter sich die Tür zu.

„Ihr sollt die verfluchten Türen nicht knallen!“, hörte Craig seine Mutter aus dem unteren Geschoss hoch schreien. Es war eine morgendliche Routine, dass er trotz geschlossener Tür zurück schrie: „Ruby hat die verfickte Tür geknallt!“

Tweek zuckte zusammen. Craig gab Tweek einen schnellen Kuss und stand dann auf. „Willst du dich auch fertig machen? Dann kannst du mir jetzt ins Bad folgen“, erklärte Craig gelassen, während er die Sachen für seine Morgenwäsche zusammen suchte. Es beruhigte Craig, dass er anscheinend zu seinem gelassenen Ich zurück fand. Vielleicht war er ja doch nicht der Unsichere hier in der Beziehung.

Als Craig seine Zimmertür öffnete trat Tweek hinter ihm unruhig von einem Bein auf das andere. Der Blonde hatte seine gesamte Tasche um die Schulter gehangen und folgte Craig zum Badezimmer.

„Du brauchst nicht schüchtern sein. Das ist doch fast wie in der Schule, in der Umkleide, nach dem Sport“, versuchte Craig seinem Freund die Situation angenehmer zu reden, während er das Badezimmer betrat.

Tweek schloss hinter ihnen die Tür. Auf eine Geste von Craig hin drehte Tweek den Schlüssel um.

Der Schwarzhaarige war im Bruchteil einer Sekunde nackt und unter der Dusche. Sein Rücken war Tweek zugewandt. Bevor er das Wasser anschaltete sah er über seine Schulter zu seinem Freund. Tweek war rot und starrte ihn einfach nur an. „Hast du in der Umkleide den anderen auch immer nur beim duschen zugesehen, anstatt dich selbst fertig zu machen“, fragte Craig in seinem üblichen Ton. Es war seine Art Tweek zu necken und es verfehlte seine Wirkung nicht. Tweeks Körper fing an zu zittern und der blonde Junge musste hart schlucken.

„Nur ddich. Gah!“, gab Tweek nervös zu.

Die Antwort überraschte Craig und somit drehte er seinen Kopf in Richtung des Duschkopfes, in der Hoffnung, dass das Wasser, welches er anstellte, die Wärme von seinen Wangen spülen würde. Es schien zu funktionieren. Als Craig nach seinem Handtuch griff und aus der Dusche stieg, war er wieder abgekühlt. Tweek schien auch schon fertig zu sein. Der blonde Junge beachtete ihn gar nicht, sondern versuchte nur mit seinen zitternden Händen sein Hemd zu zu knöpfen.

Craig hatte sich sein Handtuch um die Hüfte gebunden und ging zu Tweek. „Soll ich dir helfen?“, fragte er und brachte Tweek damit dazu, heftig zusammen zu zucken. Das Nervenbündel schüttelte schnell den Kopf und schob seinen zweiten Knopf in das dritte Hemdloch. Craig griff nach den Händen seines Freundes und schaute ihn eindringlich an. Er bemerkte wie Tweeks grüne Augen immer wieder hoch und runter glitten an seinem Körper.

Immer noch Tweeks Hände haltend ging Craig vor dem anderen Jungen in die Hocke. Er sah wie Tweeks große grüne Augen noch größer wurden. „Wwas tust du da?“, hörte er die heisere Stimme seines Freundes. Seufzend ließ Craig Tweeks Hände los und fing an das Hemd des blonden Jungen richtig zu knöpfen.

„Was wohl? Ich frage mich sowieso, weshalb du fast immer Hemden trägst. Da könntest du gleich mit freiem Oberkörper rum laufen“, antwortete Craig in seinem gelassenen Ton. Immer wieder streifte seine Hand die noch freie Haut, die auch sogleich vom Hemd bedeckt wurde.

„Ich trage gerne Hemden. Sie gefallen mir“, erklärte Tweek ohne einen Spur Unsicherheit. Hörte Craig da etwa ärger aus der Stimme seines Freundes. War Tweek beleidigt?

Craig schloss den letzte Knopf am Schlüsselbein seines Freundes. Sah noch einmal auf seine Arbeit und schüttelte den Kopf. Er öffnete den oberen Knopf wieder und ließ seine Finger über die weiche und sehr helle Haut, die Tweeks Schlüsselbein bedeckte, wandern.

„Ich sage nicht, dass ich die Hemden nicht schön finde. Um genau zu sein stehen die dir wirklich gut. Es geht darum, dass ich meinen Blick nicht von dir lösen kann, sobald auch nur ein bisschen zu viel Haut aufblitzt“, gab Craig ziemlich gelassen zu. Sein Blick war weiter auf seine eigenen Finger gerichtet, die Tweeks Schlüsselbein umspielten. Tweeks Körper fing leicht an zu zittern.

„Craig“, hauchte der blonde Junge erstaunt. Craig sah nach oben in Tweeks große grüne Augen, die etwas merkwürdig wirkten. Langsam richtete sich der Schwarzhaarige wieder auf und nun war es an Tweek nach oben zu schauen um den Blickkontakt zu halten.

Craigs Finger waren nicht mehr länger an Tweeks Schlüsselbein, sondern lagen nun an der Wange des Jungen. Immer noch so langsam, als wollte er Tweek nicht verschrecken, näherte Sich Craig dem anderen Jungen. Ihre Lippen waren nur noch Zentimeter entfernt, als Tweeks Hände sich um Craigs Oberkörper schlangen.

Der Schwarzhaarige schloss die Augen und anstatt seinen Freund zu küssen, flüsterte er gegen Tweeks Lippen: „Du solltest schon mal nach unten. Ich komme sofort nach, dann frühstücken wir.“

„Wwas?“, fragte Tweek etwas schriller ohne sich von Craig zu lösen.

„Ich bin nackt und mit dir alleine in einem Raum“, stellte Craig monoton fest. Seine Worte trieben Tweek trotzdem das Rot ins Gesicht. Blitzschnell drückte der blonde Junge Craig einen Kuss auf die Lippen und entfernte sich dann von seinem Freund. Wieder sahen Tweeks Augen an Craig hoch und runter. Lag da Bedauern in Tweeks Augen? Craig fühlte wie seine Ohren zu brennen begannen. Der Blonde nahm sich seien Tasche und schlenderte zur Tür. So langsam er anscheinend konnte drehte er den Schlüssel um und öffnete die Tür. Craig rollte mit den Augen. Es war wohl eher automatisch, als er Tweek einen Klaps auf den Po versetzte mit den Worten: „Jetzt mach schon.“ Tweek quiekte kurz bei dem Klaps und stürmte aus dem Bad.
 

Craig kam mit immer noch nassen Haaren die Treppe runter. Seine Augenbraue zog sich fragend in die Höhe, als er Tweek an der Kaffeemaschine sah.

Craig ließ sich wie jeden morgen lustlos auf seinen Platz fallen. Ruby saß nicht wie gewohnt neben ihm, sonder ihm schräg gegenüber. Seine Mutter hatte sich auch schon auf ihren Platz, gegenüber von Craig, gesetzt und wartete anscheinend nur noch auf ihren Kaffee. Sein Vater hatte eine Zeitung in der Hand und war am lesen. Er saß am Kopf des Tisches, flankiert von Craig und Mrs. Tucker.

Seine Augen verfolgten kritisch wie Tweek drei Tassen Kaffee zum Tisch brachte. Zwei ließ er bei Craigs Eltern stehen, die dritte nahm er mit zu dem Platz neben Craig.

„Warum macht Tweek für euch euren verdammten Kaffee?“, wollte Craig wissen, nachdem sein Freund endlich seine Tasse abgestellt hatte.

„Red nicht so mit uns!“, beschwerte sich seine Mutter laut, während sein Vater ohne von der Zeitung aufzusehen meinte: „Er hat es angeboten.“

Craig schwieg seine Mutter an und sein Blick viel auf seinen Teller. Er wollte anfangen zu essen, als er bemerkte, wie sein Vater die Zeitung laut knisternd zur Seite legte und so ganz nebenbei fragte: „Warum habt ihr nicht bei Ruby im Zimmer geschlafen, wie du es immer mit Clyde tust? Dann hättet ihr nicht in einem Bett schlafen müssen.“

„Kann dir doch egal sein“, erwiderte Craig gelangweilt und begann endlich mit dem essen.

„Dein Vater hat dich was gefragt!“, meckerte Craigs Mutter ihn an.

„Lass ihn doch, wenn er nichts dazu sagen will“, hörte er seinen Vater laut werden.

„Hört auf zu schreien, das nervt“, gab Ruby noch etwas müde von sich. Ihre Mutter zeigte ihr den Mittelfinger. Sofort hatten alle außer Tweek am Tisch den Mittelfinger oben, wie in einem Duell um zu sehen, wer ihn am längsten zeigen konnte.

Für Craig war nach normal. So vielen die meisten Essen aus, wenn die gesamte Familie am Tisch saß. Tweek schien es zu stören, bemerkte Craig, als er plötzlich den Ellenbogen seines Freundes in der Seite spürte. Sofort war Craigs Mittelfinger unten und er bemerkte die verwirrten Blicke seiner Familie. Sofort erschien auf Rubys Gesicht ein hämisches Grinsen. Es dauerte nicht lange und alle waren ruhig am essen.

Als Craig fertig war stand er auf, nahm sein Geschirr und stellte es zur Spüle. Er sah zu Tweek, der nun auch aufstand und es ihm gleichtat. „Wir gehen jetzt, bis später“, informierte Craig seine Familie. Er und sein Freund nahmen sich ihre Taschen und weil Craigs Haare immer noch nicht trocken waren, schnappte er sich seine dunkelblaue Mütze.

Draußen hatte es wieder angefangen zu schneien. Der alte Schnee bedeckte noch die Vorgärten und kleine Schneehaufen waren hier und dort auf dem Bürgersteig.

Tweek ging eng neben ihm und zitterte.

„Hast du deine Jacke bei mir liegen lassen?“, fragte Craig in seiner monotonen Art. Tweek sah auf den Boden und nickte.

„Ich werde erfrieren. Erst fühle ich die Kälte nicht mehr, dann werden meine Hände schwarz und fallen ab. Irgendwann schlafe ich ein und dann bin ich tot“, murmelte der blonde Junge vor sich hin. Craig legte seinen Arm um Tweeks Schultern und brachte ihn dazu anzuhalten.

„Du spinnst. Das ist die falsche Reihenfolge. Außerdem ist es nicht kalt genug, dass du bis zum Laden erfroren bist. Du bekommst höchsten eine Erkältung“, sagte Craig. Langsam zog der Schwarzhaarige seine Jacke aus. Wie fast immer trug er einen Pullover drunter. Die Jacke legte er nun Tweek um die Schultern. Der blonde Junge schlüpfte so schnell er konnte in die Ärmel der Jacke.

Sie ginge langsam weiter die Straße runter. Tweek zitterte immer noch leicht, aber es war um weiten besser als vorher.

„Ach Craig, ich hatte ggganz vergessen dir zu ssagen das Sonntags immer Stan, Kyle, Cartman, Kenny und Butters bei mir im Café herum hängen“, sagte Tweek leise und verstohlen griff der kleine Junge nach Craigs Hand.

Die Tatsache, dass die Jungs da waren, die Craig nicht wirklich leiden konnte war nur noch halb so schlimm, durch die sanfte Berührung die Tweek ihm gab.

„Okay“, antwortet Craig bloß und zog die Zigarette, die er immer noch von Clyde hatte aus der Bauchtasche, die sein Pullover besaß. Er steckte sich die Kippe zwischen die Lippen und kramte aus seiner Hosentasche ein Feuerzeug hervor. Er brauchte drei versuche um seine Zigarette einhändig anzuzünden.

Kurz bevor sie den Laden erreichten, warf Craig seine fertig gerauchte Zigarette auf den Bordstein und trat sie aus. Erst da löste Tweek seine Hand vor Craigs.

Am Laden begrüßte sie schon seelenruhig Mr. Tweak.

„Ihr seht gut ausgeruht aus. Fast als hättet ihr auf einer sich sanft im Wind wiegenden Wiese geschlafen und das Zirpen der Grillen war eure Nachtmusik“, sagte Tweeks Vater beim Aufschließen. Craig war noch aus der Zeit, in der er viele Nächte bei Tweek zu hause verbracht hatte, an die blumige Sprache von Mr. Tweak gewohnt. Beinah hörte er im Hintergrund den beruhigenden Klang von Entspannungsmusik.

„Ich las euch jetzt mal allein mit dem beruhigenden Geruch von frisch gemahlenen Kaffeebohnen und dem Lächeln, das ihr jedem Kunden auf die Lippen zauber werdet“, sagte Mr. Tweak zum Abschied und ging wieder.
 

Craig freute sich über jeden Augenblick, in dem er alleine mit Tweek war. Am Sonntag besuchten viele Leute das Café und somit war da nicht viel mit Zweisamkeit.

Am meisten störte sich Craig an der Gruppe um Cartman. Sie saßen an ihrem, wie Tweek erklärte, üblichen Tisch. Sie alle tranken das, was sie immer bestellten und waren freundlich zu Tweek.

Cartman hielt die meiste Zeit seine Klappe, was Craig schon irgendwie verwirrte.

Weitestgehend wurde er von Cartman ignoriert. Er hörte wie die Gruppe über Tokens Geburtstag redete. Natürlich würden die fünf Jungs eingeladen werden. Außer seinen Freunden hielt es zwar niemand lange mit Cartman aus, aber durch die Tatsache, dass Token seine Freunden dem rassistischen Idioten zu verdanken hatte, war Cartman eine Einladung seit der vierten Klasse sicher.

Craig ging mit einer Bestellung zurück zu Tweek. Er sah wie der andere Junge leichthändig einen Kaffee zubereitete, den Craig nicht mal richtig aussprechen konnte und wünschte sich, er könnte Tweek jetzt küssen.

So eine Beziehung sollte doch Vorteile haben oder? Er hatte Tweek doch gesagt, er würde ihn immer küssen, egal wo sie waren, wenn ihm halt gerade danach war.

Craig trat etwas näher an den blonden Jungen und raunte ihm zu: „Willst du nicht irgendwas im Lager nachprüfen und brauchst dabei meine Hilfe?“

Tweeks Blick war verwirrt. Er sah seinen Freund verständnislos an und wollte gerade zu einer Verneinung ansetzte, als Craig noch hinzufügte: „Ich meine damit, dass ich dich gerne im Lager küssen würde. Das letzte mal hat Eindruck bei mir hinterlassen.“ Er sah wie Tweek die Röte ins Gesicht stieg und die Hände des Jungen anfingen zu zittern.

Tweek begegnete wieder seinem Blick und es fühlte sich so an, als würden Craig Mundwinkel sich zu einem Lächeln verziehen. Der Blonde setzte zu einer, wahrscheinlich, frechen Antwort an, doch kam nicht dazu sie auszusprechen, als sie ziemlich deutlich beide von Butters den Namen Craig hörten.

Die Blicke der fünf Jungs lagen sofort auf dem Schwarzhaarigen, der gerade mit seiner Hand die übliche Geste formte. Tweek schien Craigs Absicht vor jedem anderen zu erkennen und rammte ihm den Ellenbogen, mal wieder, in die Seite.

Statt den Mittelfinger zu zeigen griff er nach Tweeks Arm und flüsterte ihm zu: „Nur im Laden okay? Aber wenn wir woanders sind, kann ich jedem den Mittelfinger zeigen, wenn ich es will.“

Tweek sah in an, mit diesen großen Augen und lächelte. „Das reicht mir.“

Anfänger

Abends verabschiedete sich Craig von Tweek. Er gab ihm keinen Kuss, nicht während Tweeks Vater dabei stand, aber er sah ihn an und lächelte.

Tweek berührte nochmal Craigs Arm und dann gingen sie nach hause.

Kaum war Craig in seinem Zimmer, tippte er eine SMS an seinen Freund: „Stell dir vor ich hätte dich zum Abschied geküsst.“

Die Antwort kam prompt: „Besser nicht. Mein Dad weiß nicht das ich schwul bin.“

„Du hättest ruhig noch eine Nacht bei mir schlafen können“, startete Craig den nächsten Versuch.

„Dann hätte ich bestimmt nicht geschlafen, sondern dich davon überzeugt einen Schritt weiter zu gehen als gestern Abend.“ Tweeks Antwort ließ Craig aufstöhnen. Sollte er nicht hier der Verführer sein?

„Bist du schon im Bett?“, fragte Craig als nächstes.

Dieses mal ließ die Antwort etwas länger auf sich warten. Craig ging unruhig hin und her. Hatte er vielleicht noch Hausaufgaben zu machen?

„Ja und ich hätte dich wirklich gerne bei mir.“

Okay das war ein Anfang. Damit könnte Craig arbeiten. Er würde in die Offensive gehen. „Ich muss an unseren Kuss gestern denken und werde wieder hart.“ War das zu offensiv? Nein. Er musste schließlich jemand verführen, der schneller von unschuldig zu sündhaft wechselte, als alles was Craig kannte.

„Versuchst du gerade Sexting mit mir zu betreiben obwohl wir erst einen Tag zusammen sind?“, kam Tweeks SMS nach geschlagenen, endlosen zwei Minuten.

„Ja.“ Seine eigene Antwort war simpel, gelassen, so wie Craig es in der Öffentlichkeit war.

„Da wäre skypen besser. Da können wir reden und die Cam benutzen“, schlug Tweek plötzlich vor und schaffte es wirklich Craig in Verlegenheit zu bringen. Schlug Tweek gerade ernsthaft vor, dass sie über Skype... Craig spürte wie sein Gesicht an fing rot zu werden und es unterhalb des Bauchnabel spannte. War er wirklich so verklemmt?

„Ich glaube es ist besser wenn wir uns flachlegen“, tippte Craig ganz schnell und erst als er senden gedrückt hatte, bemerkte er seinen Tippfehler.

„Ich meine hinlegen. Schlaf Gut“, verbesserte sich Craig noch schnell mit einer zweiten SMS.

„Als ob ich jetzt schlafen könnte?! Hab ich was falsch gemacht?“, antwortet Tweek sofort.

Jetzt hatte er den Salat.

„Nein, du hast alles richtig gemacht. Ich bin nur wirklich müde“, versuchte Craig ein Unheil abzuwenden.

„'kay... Super schlafen kann ich trotzdem nicht, jetzt wo ich diese ganzen Szenarien im Kopf habe“, schrieb Tweek ihm.

„Was für Szenarien?“, fragte Craig nach, in dem Wissen, dass er gleich wieder sein altbewährtes Problem zwischen den Beinen hatte. Holte er sich zu selten einen runter oder warum konnte Tweek so leicht seine Knöpfe drücken?

„Ach nur solche Sachen, die meine Hand an deiner Actionfigur voraussetzen ;)“, schrieb Tweek ihm zurück. Craig brach zuerst in Lachen aus, dann brannten seine Ohren und seine Hose wurde ihm eng. Tweek schaffte es ihn mit einer SMS zu ärgern und heiß zu machen.

„Dein Mund auch?“, wollte Craig als nächstes von Tweek wissen.

Er bekam keine Antwort. Nach einer Stunde, in der er auf sein Handy gestarrt hatte, machte er endlich das Licht aus, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Die ganze Zeit hatte er Bilder von seinem Freund im Kopf, wie er vor ihm beugte und...

Wie sollte er Tweek am nächsten Tag nur in die Augen sehen ohne sofort eine Latte zu bekommen? Hatte Tweek das mit Absicht gemacht?
 

Craig verließ am nächsten Morgen das Haus und schlenderte zu Clydes Haus. Nach einem kurzen klingeln machte Clyde auf, der sich gerade die Jacke am schließen war.

„Du sitzt heute hinten, ich sammle Bebe ein. Sie sitzt neben mir“, erklärte Clyde mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.

Craig zuckte nur mit den Schultern und nahm auf der Rückbank platz.

Vor Bebes Haus standen sie nur fünf Minuten, dann kam die Blondine mit den großen Brüsten aus der Tür. Sie schenkte Clyde ein breites Lächeln. Hatten die beiden angefangen sich zu daten?

„Hey Craig“, begrüßte das Mädchen den Schwarzhaarigen freundlich.

„Ach, wir halten nur noch kurz bei Tweek. Er wohnt ja direkt hier um die Ecke, da hab ich ihm gestern noch geschrieben ob er mit will und er hat zugesagt“, erklärte Clyde fröhlich, als er sein Auto zu Tweeks Haus steuerte.

Der Blond stand bereits draußen. Er trug sein übliches Hemd, was heute richtig geknöpft war, eine enge graue Jeans und hatte keine Jacke bei sich. Craig wusste wo Tweeks Jacke war, in seiner eigenen Tasche.

Kurz hob Tweek zur Begrüßung die Hand und winkte Bebe und Clyde zu, dann stieg er ein. Als seine großen grünen Augen die von Craig trafen, errötete der Junge.

„Hi“, murmelte Tweek schüchtern. Schon alleine das Wort schüchtern hätte Craig beinah zum lachen gebracht.

Wortlos holte der Schwarzhaarige Tweeks Jacke aus seiner Tasche und reichte sie an den Blonden weiter. Im Rückspiegel bemerkte Craig, dass sich eine von Clydes Augenbrauen hob.

„Danke. Ich bin froh das du dran gedacht hast“, flüsterte Tweek etwas beschämt und wandte den Blickkontakt ab.

Craig zog sein Handy. „Ich hoffe du konntest wenigstens gut schlafen. Ich nicht mehr, nachdem ich nur noch im Kopf hatte wie du mir einen bläst“, schrieb er Tweek. Das kurze Piepen zeigte Craig, das die SMS angekommen war.

Tweek las und sein Gesicht schien bald zu explodieren, so rot wurde es. „Gah!“, kam es aus Tweeks Mund als er kurz zusammen zuckte. Keiner im Auto störte sich daran. Tweeks Anfälle waren seltener geworden, trotzdem war jeder dran gewöhnt.

Mit immer noch zitternden Händen tippte Tweek die Antwort: „Wenn du mir so was weiter schreibst, dann falle ich über dich her und dein schöner Plan ist dahin!“

Craig war sich nicht sicher ob ihm sein Spaß egal wurde, weil er heiß war auf Tweek oder einfach nur weil der Plan lächerlich war.

„Arschloch“, raunte er und bemerkte sofort Tweeks geschockten Blick.

„Ssselber!“, entrüstete sich der blonde Junge. „Du hast angefangen!“

„Du hattest die Idee mit Skype! Verdammt, ich dachte du wärst schüchterner!“, bluffte Craig zurück.

„Ich wusste ja nicht – Gah – wie verklemmt du bist!“, gab Tweek zurück, der eigentlich nicht streiten wollte und nun von dem Druck zitterte.

Clyde räusperte sich ziemlich laut und parkte auf dem Parkplatz der Schule.

„Gibt es da was zu erklären Craig?“, fragte der Braunhaarige simpel.

Tweek riss die Tür auf und stürmte nur mit seiner Jacke in der Hand aus dem Auto.

„Fuck!“, schrie Craig und zeigte Clyde den Mittelfinger. Er nahm sich Tweeks Tasche und eilte dem Jungen hinter her.

Tweeks Flucht endete auf der Toilette, wo er sich in einer Kabine eingesperrt hatte.

„Willst du deinen Kaffee nicht?“, fragte Craig ruhig gegen die geschlossene Tür, nachdem er einen zwei Jahre jüngeren Jungen mit einem bösen Blick aus der Toilette geworfen hatte.

„Hast du meine Tasche?“, kam die gedämpfte Antwort.

„Natürlich. Kommst du da raus?“, wollte Craig gelangweilt wissen. Er klang zu mindestens so, auch wenn er es nicht war. Sein Ton schien Tweek zu beruhigen, denn der Junge öffnete die Kabine.

„Ich wollte dich nicht anschreien. Ich verstehen wenn du jetzt – Gah – Schluss machen willst“, flüsterte Tweek und sah auf den Boden.

Craigs Arme schlossen sich um den kleineren Jungen und zogen Tweek fest gegen seine Brust, bis der Junge aufhörte zu zittern.

„Ich wäre ziemlich dumm mit dir Schluss zu machen“, hauchte Craig an Tweeks Ohr. Leicht schob er den Blonden etwas von sich. Er drängte Tweek gegen die nächst beste Wand und küsste ihn. Hoffte so die lächerlichen Ängste aus Tweek raus zu bekommen.

„Besser?“, fragte er gegen Tweeks Lippen.

Der Blonde nickte. „Ich bin nicht gut in so was. Ich bin ein Anfänger“, stellte Craig fest und brachte Tweek damit zum schmunzeln.

„Ich bin zwar erst zwei Tage mit dir zusammen, finde aber das du es großartig machst“, nuschelte Tweek und erntete eins dieser seltenen ehrlichen Lächeln, die Craig nicht gerne verteilte.

Mit Tweeks Hand in seiner eigenen trat er aus der Herrentoilette und lief sofort in Clyde, der vor der Tür gewartet hatte.

„Ich warte immer noch auf die Erklärung“, sagte Clyde gelassen, während er auf seinem Handy rum tippte.

„Du hast also ein Auge auf Bebe geworfen?“, lenkte Craig das Thema in eine andere Richtung.

„Netter Versuch. Ich hatte mein Auge nie von ihr genommen, Kumpel. Also Tweek, mein Freund, in wie weit ist Craig denn verklemmt?“, wollte Clyde weiter wissen und schlang einen Arm um Tweeks Schultern. Craig hatte auf der anderen Seite immer noch Tweeks Hand in seiner. Sie gingen langsam in Richtung ihres Matheraums.

Craig spürte das in Tweek wieder das leichte Zittern hoch kam. Tweeks Körper hatte nie gut mit Druck umgehen können. Seit Tweek aber ruhiger geworden war, vergaß Craig das häufig. Traf es Tweek immer noch so hart und er hatte einfach gelernt es in sich selbst nieder zu kämpfen?

Etwas in Craig sagte ihm, das Tweek doch jetzt ihn hatte. Er konnte ihm etwas von dem Druck abnehmen. Er konnte Tweek beschützen.

„Ich hatte noch nie Sex. Du weißt ja, bis jetzt fehlte das Interesse“, sprach Craig in einem beifälligen Ton, als wäre es nichts besonderes.

Clyde nickte bloß, dann plötzlich blieb er stehen. „Was?! Craig, wir hätten drüber reden können.“, platzte es schockiert aus Clyde heraus.

„Wieso?“, fragte Craig verständnislos. Tweek neben ihm hatte Clydes Arm inzwischen abgeschüttelte und sah nun verwundert zu Craig.

Tweeks Hand löste sich von Craigs und der Junge blieb stehen. Er fing an zu zittern und schaute auf seine Füße. Craig blieb neben ihm stehen, legte seine Hand auf Tweeks Schulter, versuchte seinen Freund mit der Berührung zu beruhigen. „Iiich – Gah – hhätte mehr Rücksicht nehmen müssen“, flüsterte Tweek und brachte Craig dazu ihn fest an sich zu drücken. Tweeks Zittern verging, doch Craig ließ ihn nicht los. Einige Schüler drehten sich zu ihnen um, warfen ihnen blöde Blicke zu, doch jeder einzelne bekam Craigs Mittelfinger zu sehen und beeilte sich deswegen schnell weiter zu kommen.

„Es ist okay Tweek. Es ist doch nichts dabei, dass du gerne weiter gehen würdest. Ich bin es halt nicht gewohnt., aber es fängt an mir wirklich zu gefallen“, beruhigt Craig seinen Freund. Die Worte waren wie immer in diesem neutralen Ton. Vielleicht war es das, was Tweek immer wieder dazu brachte sich zu beruhigen. Craig konnte die ernstesten Sachen sagen und es so selbstverständlich klingen lassen, als sage er: „Die Sonne geht auf.“

„Das ist ja wirklich süß und so, aber wir sollten langsam zu Mathe“, mischte sich Clyde wieder ein.

Tweek befreite sich langsam von Craig und nahm wieder dessen Hand.

„Danke“, murmelte der blonde Junge ohne Craig in die Augen zu sehen.

„Tweek, deine Hand“, machte Craig bemerkbar und sofort hatte Tweek die Hand wieder losgelassen.

„Stimmt. Kein Typ zum Händchenhalten“, wiederholte Tweek eher leise zu sich selbst und brachte Craig dazu zu lächeln. Sein Arm legte sich um Tweeks Schultern, zog den Jungen nah an sich ran und in dieser Umarmung, mit einem Arm, gingen sie gemeinsam zu Mathe.

„Das sieht auch viel weniger schwul aus“, kommentierte Clyde sarkastisch und boxte Craig lächelnd gegen die Schulter.
 

Sie saßen alle zusammen in der Cafeterien an einem Tisch.

Craig war gerade fertig geworden mit seiner typischen Pausenzigarette, die er zusammen mit Clyde rauchte und war dann mit seinen Freunden zusammen essen gegangen.

Tweek saß neben ihm und biss von einem Sandwich ab, während er gebannt zuhörte, was Butters erzählte, der auf Tweeks andere Seite saß.

Token saß ihm schweigend gegenüber und sah Craig bloß an. Das ging schon so, seit sie ihre erste gemeinsame Stunde am Tag hatten. Craig konnte so was ignorieren. Wenn Token wollte, dass er ihm etwas erzählte, musste der Schwarze schon fragen.

„Wann verteilst du die Einladungen?“, fragte Butters plötzlich aufgeregt an Token gewandt. Token wandte den Blick nicht von Craig ab. Dieses Duell würde Craig sicher nicht verlieren.

„Verdammt, Craig, jetzt erzähl es ihm, damit Token wieder mit uns allen redet!“, fluchte Clyde, der neben Token saß und sich vorher an dem Gespräch mit Butters beteiligt hatte.

Craig schwieg und brach den Blickkontakt sicher nicht.

Mit seinem Essenstablett bewaffnet setzte sich Kenny McCormick auf Clydes freie Seite.

„Wusstet ihr, dass Kyle und Cartman schon wieder eine Wette am laufen haben?“, warf Kenny ein um ein Gespräch zu beginnen.

„Ist das nicht der übliche Sport zwischen den beiden?“, fragte Butters ganz selbstverständlich zurück.

„Worum geht es dieses mal?“, wollte Clyde wissen, der seine beiden Freunde wohl aufgegeben hatte.

„Ach, es geht bloß um Cartmans größtes Geheimnis“, antworte Kenny mit einer wegwerfenden Geste und fing an zu essen.

„Ach, darum das Eric schwul ist?“, wollte Butters unschuldig wissen und alle Blicke am Tisch lagen plötzlich auf ihm. Kenny verschluckte sich an seinem ersten Bissen und hustete. Hilfsbereit schlug ihm Clyde auf den Rücken, bis Kenny etwas Wasser nach trank und sich langsam beruhigte.

„Woher weißt du das? Ich darf nicht darüber reden!“, beschwerte sich Kenny mit einem leichten Röcheln.

„Genau so, wie ich davon weiß das Tweek schwul ist. Die Leute erzählen es mir, weil sie mir vertrauen“, erklärte Butters ruhig und fügte dann hinzu: „Außerdem war Eric sturzbetrunken.“

„Heuchler“, sagte Craig gelangweilt, da die Sache mit Token ja jetzt gegessen war.

Er spürte wie sich Tweeks Hand auf seinen Oberschenkel legte und verkrampfte.

„Ich meine Cartman damit“, erklärte Craig leise und legte seine Hand auf Tweeks, die sich zu entspannen schien.

„Ja das stimmt, es ist echt ein wenig heuchlerisch Leute fertig zu machen, weil sie schwul sind und dann selbst auf Ärsche stehen“, pflichtete Clyde seinem Kumpel zu.

„Ach Craig, Alter, ich wollte dich noch was fragen!“, fiel es plötzlich Kenny wieder ein. Mit seiner freien Hand machte Craig eine Geste, die Kenny zum fortfahren aufforderte.

„Nächste Woche Dienstag ist ja das Turnier der Mannschaft unserer Schwestern. Fährt dein alter Herr Ruby wieder?“, fragte Kenny. Es war kein Geheimnis, das Kenny und Craig sich gut verstanden, wenn es um ihre Schwestern ging.

„Klar. Meine Mom ist arbeiten, aber ich fahre mit. Das heißt wir können dich und Karen sicher mit nehmen“, bestätigte Craig das, was Kenny noch gar nicht gefragt hatte.

„Cool. Das ist nett. Ich denke aber, wir sollten lieber noch Kyle einspannen. Die Mädchen hängen ja sehr an Ike und vielleicht willst du deinen Freund mitnehmen“, schlug Kenny vor. Er ignorierte das Knurren, das Craigs Mund verließ, als er Ike erwähnte und deutet bei dem Wort 'Freund' auf Tweek.

„Wenn es sein muss, kannst du Broflovski fragen“, gab Craig seine genervte Antwort. Doch auf den Köder mit Tweek ließ sich Craig nicht ein. Er war ja nicht blöd.

Tweek errötete leicht, aber das war nichts ungewöhnliches.

„Was ist jetzt mit den Einladungen?“, drängelte Butters wieder in Tokens Richtung. Token rollte daraufhin mit den Augen und holte aus seiner Tasche einen Stapel Einladungen. Alle Blicke waren auf die Karten gerichtet.

„Aber erst, wenn Nichole hier ist“, ermahnte Token seine Freunde und winkte in die Richtung des Tisches, an dem immer alle Cheerleader saßen.

Das einzige schwarze Mädchen zwischen den Cheerleadern stand auf und winkte zurück. Sie kam auf die Gruppe zu und bevor sie ein Wort sagte, küsste sie Token.

„Hallo Jungs“, begrüßte sie die Gruppe mit ihrer freundlichen, sanften Stimme und lächelte. Viele Jungs beneideten Token um Nicole. Craig hatte das nie verstanden, jetzt wusste er auch warum.

„Stört es dich, wenn ich die Rundungen deiner schwarzen Perle abtaste?“, fragte Kenny anzüglich in Tokens Richtung, wurde aber allseits ignoriert. So war Kenny nun mal.

„Wir verteilen die Einladungen“, informierte Token seine Freundin und Nicole nickte begeistert. Sie bekam von ihrem Freund die Karten in die Hand gedrückt.

„Wird eigentlich irgendwer Kyle erzählen, was Cartmans Geheimnis ist?“, fragte Tweek plötzlich leise in die Runde und erntete verwunderte Blicke.

Kenny zuckte mit den Schultern. „Ich darf nicht, außerdem geht es Cartman nicht nur um seine sexuelle Orientierung“, erklärte der Junge gelassen.

Butters schien darüber nach zu denken. „Wenn er was blödes macht, stoße ich ihn vielleicht in die richtige Richtung, aber bis dahin ist es eine Sache zwischen den Beiden und da mischt sich niemand gerne ein“, sagte Butters und mit der letzte Aussage erlangte er die Zustimmung aller am Tisch.

Fester Freund

Der Dienstag verlief für Craig ereignislos. Tweek und er redeten normal in der Schule und sonst wagte es sich niemand über Craig das Maul zu zerreißen.

„Sollen wir heute nach der Schule was zusammen machen?“, fragte Craig seinen Freund in Geschichte. Token hatte sich wie von selbst auf Tweeks alten Platz gesetzt.

„Schon gerne, aber ich helfe heute meiner Mutter im Laden. Dienstag ist der freie Tag meines Vaters“, erklärte Tweek traurig.

„Das ist okay. Ich gucke zu hause mit Ruby Red Racer und dann komme ich in den Laden und hänge rum, während du arbeitest“, entschied Craig und nahm Tweeks Thermoskanne an sich.

„Hey, gib mir meinen Kaffee wieder“, beschwerte sich sein Freund.

„Nur wenn ich dafür etwas Gleichwertiges bekomme“, forderte Craig ernst, auch wenn er sich sicher war, dass Tweek das leichte Zwinkern gesehen hatte.

Tweek sah Craig an, seine Wangen rötete sich und der blonde Junge nuschelte: „Etwas, das ich genau so gut finde wie Kaffee?“

Craig nickte mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Tweek sah sich in der Klasse um. Die Lehrerin kam immer zu spät. Die meisten Schüler waren in ein Gespräch vertieft. Ganz schnell drückte er Craig einen Kuss in den Mundwinkel. Tweek traf eher die Wange, weil er sich beeilte und leicht zitterte. Craig gab ihm die Thermoskanne zurück und lächelte. Craig bemerkte, wie Token nur den Kopf schüttelte. Butters schien ein Lächeln zu unterdrücken.

Craig sah das einer seiner Mitschüler sie beäugte und mit verzogenem Gesicht etwas sagen wollte, doch Craig brachte den Jungen mit einem kalten Blick und seinem Mittelfinger zum schweigen.
 

Als Craig an diesem Dienstag aus Clydes Auto stieg, musste er verwundert mit ansehen, wie Ruby mit einer gepackten Tasche ihr Haus eilig verließ.

„Ruby?“, war alles was Craig fragen musste. Das Mädchen sah ihn und streckte ihm sofort den Mittelfinger raus. Ihre schönen hellroten Haare lösten sich aus ihren Zöpfen und ihr Blick war grimmig.

„Mom und Dad streiten“, warnte sie Craig und als wollte irgendwer Rubys Worte noch bekräftigen, hörte Craig irgendwas im Haus scheppern. Er musste seufzen.

„Bei wem schläfst du heute?“, fragte er schlicht.

„Ich geh zu Ike“, gab sie locker zurück und hob kurz die Hand und Clyde zu grüßen, der auf dem Nachbargrundstück geparkt hatte und nun ausstieg auf dem Weg nach hause.

Clyde hob auch die Hand und schlenderte zu seiner Haustür.

Für gewöhnlich schlief Craig bei seinem besten Freund, wenn seine Eltern diese Art von Streit hatten. Craig wollte beinah den Kopf schütteln. Er wollte heute lieber Tweek fragen. Wenn sein Freund ablehnte, konnte er immer noch zu Clyde.

„Warum zu Ike? Warum nicht zu einer deiner Freundinnen?“; wollte Craig wissen.

„Ich gehe mit Ike. Seit gestern. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Ich hab Karen angerufen. Wir machen eine Übernachtungsparty bei Ike“, informierte Ruby ihn und wollte schon losgehen.

„Du bist mit ihm zusammen“, kam es geschockter von Craig als er es gewohnt war.

„Ja und du hast auch einen Freund, also belassen wir es dabei.“

Craig schaute seiner kleinen Schwester kopfschüttelnd hinterher.

Er musste seine Schlafsachen zusammen klauben und dann würde er sich ins 'Tweak's' begeben.

Schon beim öffnen der Tür hörte er geschriene Wortfetzen aus der Küche. Toll, sie waren in der Küche, das hieß sie müssten bald neue Teller kaufen. Sein Gedanken wurde von einem weiteren Klirren begleitet.

Craig rannte die Treppe hoch, schnappte sich in seinem Zimmer eine Spottasche und stopfte das Nötigste rein. Als er die Treppe wieder runter rannte, kam sein Vater gerade aus der Küche gestolpert.

„Was kann ich denn dafür das die Kinder nicht soviel mit mir reden?!“, beschwerte er sich lauthals.

„Du könntest dir mehr Mühe geben! Unternimm doch mal wieder was mit ihnen!“, schrie Craigs Mutter zurück.

„Ich fahre Ruby zu jedem ihrer Spiele!“, versuchte sein Vater laut zu kontern. Craig sah den Teller in der Hand seiner Mutter und fast schon in dem Augenblick, als er ihn sah, landete der Teller auf dem Boden.

„Und Craig! Was ist mit deinem Jungen! Er bringt ja nicht mal eine Freundin mit!“, schrie seine Mutter und Craig fühlte sich nun verpflichtet, sich mal bemerkbar zu machen.

„Das liegt daran das ich schwul bin, Mom“, warf Craig in den Streit seiner Eltern ein, die sich beide zu ihm drehten.

„Ich bin dann mal bei meinem festen Freund, ihr wisst ja, Tweek. Stört euch nicht“, verabschiedete er sich und zeigte seinen Eltern den Mittelfinger bevor er die Tür hinter sich zu schlug.

Er hätte es nicht sagen müssen, das wusste Craig, aber seine Eltern sollten vielleicht wissen, dass ihr Sohn einen Freund hatte und einen Dreck darauf gab, was andere davon dachten.

So schlenderte er zum Kaffeehaus der Tweaks und es fühlte sich nicht einmal schlecht an. Er könnte Tweek jetzt einfach mit einbeziehen, wenn es um so was wie Rubys Spiele ging oder ein Familienessen.

Craig öffnete die Tür des Ladens und schon durch die Glasscheibe hatte er die Gruppe Mädchen gesehen, die im Café saßen und lachten. Wendy Testaburger, Bebe Stevens, Heidi Turner, Jenny Simon und natürlich Nicole. Diese Cheerleader hingen immer zusammen.

Seine Augen suchten Tweek. Der blonde Junge schien gerade ein paar andere Gäste zu bedienen.

„Hallo Craig, schön dich auch an deinem freien Tag zu sehen“, begrüßte ihn Mrs. Tweak die gerade einen Kaffee zubereitete mit einem warmen Lächeln.

„Hallo“, sagte er freundlich zurück. Bei dieser Frau konnte man nicht abweisend und kühl sein. Tweek kam zurück und sagte seiner Mutter ein paar Bestellungen, dann drehte er sich zu Craig. Tweeks Augen suchten kurz eine Uhr und dann stellte der blonde Junge fest: „Du bist früh. Red Racer läuft bestimmt noch zwanzig Minuten.“

Craig zuckte mit den Schulter und antwortet gelassen: „Meine Eltern streiten wieder. Da wird aus Fernsehen nichts.“ Er hätte genauso gut sagen können: „Der Himmel ist blau.“ Es hätte nichts an seiner Betonung geändert.

„Oh das tut mir Leid. Ist es schlimm?“, erkundigte Tweek sich mit gesenkter Stimme, während seine Mutter die Bestellungen abarbeitete.

Craig schüttelte den Kopf. „Nein, sie streiten ja irgendwie immer. Das Problem ist nur das, wenn sie so streiten wie heute, sie meistens Versöhnungssex haben und das will ich mir ersparen. Kann ich heute bei dir schlafen?“, antwortete Craig, der ebenfalls seine Stimme gesenkt hatte.

Kurz trat auf Tweeks Wangen eine kleine Röte auf, dann nickte er schnell. „Natürlich, ich muss nur kurz meine Mutter fragen“, stimmte Tweek zu. Er drehte sich zu Mrs. Tweak und fragte etwas lauter: „Ist es okay, wenn Craig heute bei mir übernachtet?“

Tweeks Mutter lächelte und bestätigte: „Natürlich, mein Schatz, Craig kann ruhig jeder Zeit bei uns schlafen.“ Warum war Tweeks Mutter so freundlich zu ihm? Würde sie immer noch so sein, wenn sie wüsste, dass er Tweek mehr mochte, als es eine normale Freundschaft verlangte?

Es sollte ihm egal sein, sagte sich Craig und erwiderte das Lächeln von Mrs. Tweak.

„Soll ich dir einen Kaffee machen? Für Angestellte gehen Getränke aufs Haus“, wollte Tweeks Mutter weiter wissen und zwinkerte ihm zu.

„Craig trinkt keinen Kaffee“, warf Tweek schnell ein und seine Mutter zog die Augenbrauen hoch. „Dann lieber einen Kakao, Schätzchen?“, fragte sie Craig. Der Schwarzhaarige wollte ihr schon beinah für das Kosewort den Mittelfinger zeigen, doch er ermahnte sich selber, es zu lassen. Sie meinte es nur nett.

„Gerne, das ist wirklich zu freundlich“, antwortete er ihr seinem üblichen Ton, doch Tweeks Mutter schien sich an dem Ton nicht zu stören.

Fünf Tassen wurden vor Tweek gestellt und der Junge lud sie auf ein Tablett.

„Sind die für Nicole und die anderen Cheerleader?“, wollte Craig gelangweilt wissen. Tweek nickte und schnappte kurz nach Luft, als Craig ihm das Tablett aus der Hand riss.

„Ich mach das schon. Solange ich eh auf dich warte, kann ich auch bei den Nervensägen sitzen“, erklärte Craig.

Mit den Getränken ging er zu dem Tisch und fragte sich, warum er nach zwei Arbeitstagen schon die Getränke unterscheiden konnte.

„Also für wen von euch ist der Latte, wer hat Kakao bestellt und an wen gehen die zwei Kaffees?“, fragte Craig in die Mädchenrunde und sofort hatte er die Aufmerksamkeit der beliebtesten Mädchen seiner Stufe.

„Du arbeitest hier Craig? Wie süß, für mich ist de Latte“, sprach Bebe und irgendwie wurde Craig das Gefühl nicht los, das süß galt seinem Gespräch mit Tweek am Montag im Auto. Stumm stellte er ihr den Latte macchiato vor die Nase.

„Ein Kaffee“, sagte Wendy schlicht, aber irgendwas war in ihren Augen. Sie wusste etwas und sprach es nicht aus.

„Ein Kakao mit Sahne“, informierte ihn Nicole mit einem warmen Lächeln. Craig konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann Nicole nicht mit Token zusammen gewesen war. Sie gehörte irgendwie dazu. Wahrscheinlich hatte Token ihr auch schon alles erzählt.

Heidi musterte Craig von oben bis unten. Das tat sie häufig. „Kaffee“, säuselte sie und schlug ihre Wimpern auf und ab. Fanden Jungs so was normalerweise attraktiv?

Jenny strich sich eine Strähne ihres schwarzen Haares zurück und lächelte bloß. Es war nur noch ein Getränk da.

Craig drehte sich um und da kam Tweek mit dem Kakao für ihn. Sofort nahm er den Kakao an, steifte kurz dabei Tweeks Fingern und gab seinem Freund das Tablett zurück.

Ohne zu fragen setzte sich Craig mit seinem Getränk zu den Mädchen. Er saß zwischen Bebe und Nicole. Irgendwie war er froh, dass er nicht bei Heidi sitze musste. Ihr Blick hatte etwas, dass ihn beunruhigte.

Die Mädchen kannten Craig. Sie ignorierten ihn einfach und fingen an zu reden.

„Also wo war ich nochmal?“, wollte Nicole wissen.

„Du wolltest uns erzählen, was du Token zum Geburtstag besorgt hast“, half Jenny. Nicoles Blick legte sich auf Craig. Er bemerkte es und verdrehte die Augen.

„Ist ja nicht so wichtig. Bebe, geht’s du eigentlich mit Clyde zur Feier?“, lenkte Nicole vom Thema ab.

„Ich weiß noch nicht. Es ist wirklich süß, wie er sich Mühe gibt, aber das hat nichts zu bedeuten, wenn er nächste Woche wieder hinter dem nächsten Rock her ist“, gestand Bebe auf ihre direkte Art.

„Was ist mit dir Craig, gehst du mit irgendwem zur Party?“, wollte Heidi mit einem weiteren übertrieben Wimpern klimpern wissen.

Craig schaute sie an, auf die Art, wie er Leute immer ansah, wenn er sie zum Schweigen bringen wollte. Heidi schien resistent dagegen.

„Ja“, antwortete er einsilbig und kühl. Heidi schien nicht zufrieden mit der Antwort. Wieder versuchte sie einen Augenaufschlag. Hatte sie was im Auge?

„Oh wie schade, wer ist denn die Glückliche?“, wollte Heidi mit einer Schmollmund wissen. Bebe hustete kurz. Hatte sie gelacht? Wendy trank an ihrem Kaffee, ihr Blick schien aber auch amüsiert. Nicole kicherte ganz offen. Jenny schien nun auch auf die Antwort gespannt.

„Tweek“, war seine schlichte Antwort. Ganz langsam nahm er einen Schluck von dem Kakao und beachtete gar nicht wie unbeeindruckt drei der Personen am Tisch wirkten.

Heidi schluckte. Schien kurz nach einer Erklärung zu suchen und klammerte sich schließlich an eine solchen mit ihrer nächsten Frage: „Ach, du gehst nur mit deinem Kumpel hin? So könnt ihr sicher besser Mädchen aufreißen?“

„Ich bin mit Tweek zusammen“, zerschmetterte Craig Heidis Hoffnung, nachdem er seine Tasse wieder abgesetzt hatte. Es bereitete ihm eine grimmige Freunde, als sich Heidis Mundwinkel in Unmut verzogen.

Sie wollte es nicht akzeptieren. „Du bist ein Arschloch, Craig Tucker! Wenn du nicht mit mir ausgehen willst, sag es doch direkt!“, schrie sie ihn an.

Craig zeigte ihr bloß den Mittelfinger. Er hatte ihr doch nie Hoffnungen gemacht.

„Craig was habe ich zum Mittelfinger gesagt?“, hörte der Schwarzhaarige plötzlich hinter sich. Beleidigt verschränkte Craig die Arme und sah Tweek entgegen.

„Heidi flippt aus, weil sie in mich verknallt ist“, sprach er gelangweilt. Er sah das leichte Zucken, das Tweek durchfuhr. Er bemerkte wie der Blonde seinen Blick auf Heidi richtete und Craig wusste nur zu gut, wie mutig Tweek hier im Laden war.

„Wenn du nur herumschreist und damit die Gäste belästigst, würde ich es schätzen, dass du zu Hause Kaffee trinkst“, belehrte Tweek sie mit strenger Stimme. Das Mädchen zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Vom Tresen kam Mrs. Tweak zu ihnen an den Tisch.

„Ist alles okay bei euch?“, fragte sie freundlich.

„Natürlich, Mrs. Tweak. Heidi ist bloß bei Craig abgeblitzt und kommt damit nicht klar“, erzählte Bebe sofort super freundlich mit diesem Lächeln, dass Craig daran erinnerte, das wirklich jedes Mädchen an irgendeinem Punkt eine hinterhältige Schlampe war.

„Du solltest etwas aufpassen, meine Kaffeebohne, dein Freund scheint bei den Mädchen beliebt“, scherzte Mrs. Tweak, während sie ihrem Sohn sanft am Arm berührte. Sie wirkte ruhig, sie wirkte freundlich und vor allem wirkte sie, als wüsste sie es und es würde sie nicht stören.

„Mom“, klagte Tweek verlegen und schob die Hand seiner Mutter weg. Diese lachte und ging zurück zum Tresen. Der Blonde suchte Craigs Blick und mit einer leichten Röte auf der Wange fragte er: „Es war doch okay, dass ich es meiner Mutter erzählt habe?“

„Ich habs eben erst meinen Eltern erzählt“, bestätigte Craig recht unbeeindruckt. Zumindest wirkte er so.

Es war wohl jetzt ziemlich offiziell. Alle, die Craig wichtig waren, wussten von der Beziehung und noch ein paar mehr Leute.

Aus dem Augenwinkel sah er wie Jenny Heidis Hand tätschelte. „Da kannst selbst du nichts machen“, flüsterte sie ihrer Freundin tröstend zu.

Nicole stieß Craig leicht an und zog seine Aufmerksamkeit auf sie, während Tweek sich wieder an seine Arbeit machte.

„Token ist übrigens immer noch ein bisschen ein geschnappt, weil du es ihm nicht offiziell gesagt hast“, sagte sie.

Craig zuckte mit den Schultern. „Es sollte eine Geburtstagsüberraschung werden.“

Nicole musste lachen. „Hat er sich eingemischt?“, fragte sie.

Craig nickte und ignorierte Heidis bohrenden Blick. Sollte sie doch irgendeinen anderen Typen anmachen.

„Jetzt hör auf so zu gucken. Ist ja nicht so, als wäre Craig der einzige schwule Junge in unserem Jahrgang!“, wies Wendy das andere Mädchen zurecht.

Bebe musste nicken. „Da wäre noch Tweek und natürlich Kyle“, bestätigte die Blondine und spielte mit einer ihrer Locken.

Craig war das egal, es verwunderte ihn nur ein bisschen, dass Bebe nicht Butters nannte.

Jenny schüttelte den Kopf und sagte mit leiser Stimme: „Nur weil Kyle nicht mehr mit dir Ausgehen wollte, heißt das nicht, das er schwul ist.“

Wendy hatte wieder diesen Blick. Craig mochte es nicht, wenn Wendy so überlegend, allwissend wirkte.

„Was meinst du, Craig, ist Kyle schwul?“, wollte Nicole wissen. Was sollte das? Nur weil er auf Tweek stand, hatte er doch jetzt keinen eingebauten Schwulenradar.

Craig zuckte gelangweilt mit den Schultern.

Held

Er war bis zum Ladenschluss im 'Tweak's' geblieben, hatte beim aufräumen geholfen und ein ruhiges Abendessen mit den Eltern seines Freundes genossen.

Es verwirrte Craig, dass Tweeks Eltern ihn nicht anders behandelten, als sie es früher auch getan hatten.

Erwartete er wirklich das die Personen sich angewidert von ihm abwandten, wenn sie erfuhren, dass er mit Tweek zusammen war? Hatte er heimlich befürchtet Token und Clyde würden es tun? Hatte er gedacht alle würden mit dem Finger auf sie zeigen und irgendwer würde versuchen ihn zu verprügeln?

Machte South Park das aus einer Person? Erwartete man immer das schlechteste von jedem? Oder lag es nur an ihm selbst?

„Woran denkst du?“, wollte Tweek wissen, der von seinen Hausaufgaben aufgesehen und Craig anscheinend schon länger beobachtet hatte.

Craig zuckte mit den Schulter. „An das was South Park aus einem macht.“

„Okay.“ Tweek bohrte nicht weiter nach, er hatte bemerkt das Craig nicht über das Thema sprechen wollte.

„Hast du Mathe schon gemacht?“, erkundigte sich Tweek stattdessen ruhig.

Wieder antwortete Craig mit dem Achselzucken: „Nie in meinem Leben.“

Es zauberte Tweek ein Schmunzeln ins Gesicht. „Also ja“, stellte der Blonde fest und es stimmte. Craig machte Mathe wenn er schwänzte oder wenn er in der Pause nichts mehr zu tun hatte. Er wollte irgendwann aus dieser scheiß Stadt raus und dafür musste er wenigstens ein paar annehmbare Noten haben.

„Fragst du deine Eltern ob du nächsten Dienstag frei bekommst?“, wollte Craig aus dem Blauen heraus wissen.

„Wwieso?“ Tweeks Stift zitterte in seiner Hand und erzeugte einen Strich über den Notizen, die er für Geschichte gemacht hatte.

„Das Volleyballspiel meiner Schwester.“

Craig brauchte nicht mehr zu sagen und das mochte er an Tweek. Nur wenn Tweek ausrastete musste man ihm genau erklären was man meinte und dachte, aber in normalen Situation, schien Tweek ein gutes Gefühl für Craigs Körpersprache und die feinen Nuancen in seinen Blicken entwickelt zu haben.

„Ja mach ich“, stimmte Tweek zu, während er versuchte den Strich auf seinen Unterlagen zu entfernen.
 

War es normal, dass man in einer Beziehung einfach in Ruhe die Anwesenheit des anderen Genoss?

Craig tat das zu mindestens. Es passierte nichts Besonders und doch war es für Craig sehr angenehm bei Tweek zu übernachten.

Am Mittwoch morgen sammelte Clyde sie bei Tweek ein. Bebe saß wie schon am Montag auf dem Beifahrersitz und lächelte den Beiden entgegen.

„Ich finde das echt cool, wie locker du damit umgehst, Clyde“, schwärmte die Blondine. War das jetzt Clydes neuste Masche? Mein bester Freund ist schwul, aber für mich ist das okay.

Na wenn das ganze hier ihm wenigstens etwas brachte. Craig konnte es nicht verhindern und zeigte Clyde den Mittelfinger, als sie losfuhren. Im Rückspiegel sah er Clydes süffisantes Grinsen.

In der Schule selbst nahm alles seinen gewohnten Trott, nicht anders als Dienstag oder jeden anderen Mittwoch, bis auf die Sache, dass er Tweek in der Pause auf der Toilette küsste, so wie er es Montag gemacht hatte. Wurde das zu einem Ritual von ihnen? Für Craig war das nichts Schlechtes. Er mochte es, wenn Dinge gleich und langweilig waren. Auch wenn er in Verbindung von Tweek sicher nicht von Langeweile sprechen konnte.

Bis Geschichte sprach Token immer noch kein Wort mit ihm.

Die Lehrerin war noch nicht aufgetaucht, wie immer, also beschloss Craig, endlich mit dem reichen Schnösel zu sprechen. Er lehnte sich mit den Händen auf Tokens Tisch und sah seinem langjährigen Kumpel in die Augen.

„Ich bin mit Tweek zusammen“, sprach Craig es simpel aus und die Worte kamen ihm leicht von der Zunge. Als wäre es natürlich. Als wäre es nie anders gewesen.

Tokens Gesicht verzog sich zufrieden, da er darauf gewartet hatte.

„Und wie war deine Woche bis jetzt? Clyde meinte du hättest heute bei Tweek übernachtet“, erkundigte sich Token freundlich und es war das erste, was Token seit Montag zu Craig sagte. Der schwarze Junge hätte ihn genauso gut beleidigen können, es hätte nichts an der Erleichterung verändert, die Craig jetzt spürte.

„Gut. Unerwartet gut“, antwortete Craig auf die Frage und die Aussage mit Tweek überging er einfach.

„Dann ist ja alles okay.“ Token lächelte und sie schwiegen. Das hier war eine Freundschaft, die nicht vieler Worte bedurfte, bis auf ein paar Tatsachen die einfach ausgesprochen werden mussten.
 

An diesem Mittwoch Mittag kam Craig nach Hause und hörte schon aus dem Wohnzimmer lautes Gelächter. Craig kannte diese Stimme, Karen war anscheinend nach der Schule mit zu Ruby gegangen.

Er störte sich nicht daran, ging ins Wohnzimmer, warf seine Schultasche und seine Schlaftasche in die Ecke, wo seine Tasche immer landete und quetschte sich zwischen die beiden Freundinnen.

Karen riss er die Fernbedienung aus der Hand und Ruby zeigte er den Mittelfinger als er umschaltete auf Red Racer.

„Verbringst du keine Zeit mit deinem Freund?“, wollte Ruby genervt wissen und hatte ihm ebenfalls den Standartfinger gezeigt.

„Tweek und ich sind nicht aneinander festgewachsen. Er hat heute Lauftraining mit der Mannschaft der Schule. Wie jeden Montag und Mittwoch.“ Craig sagte es, auch wenn er sich vor seiner Schwester eigentlich nicht erklären musste.

Wie lange war Tweek eigentlich schon in dem Laufteam der Schule? Nicht länger als zwei Jahre, aber es passte zu Tweek.

Craigs Blick wandte sich kurz zu Karen, die etwas unangenehm berührt hin und her rutschte. Sie war schüchtern und versteckte sich oft hinter ihren langen braunen Haaren.

„Kenny plant eine Überraschung für dich am Dienstag“, sprach Craig die beste Freundin seiner Schwester an. Die großen braunen Augen des Mädchen sahen ihn verschreckt an. Sie war häufig hier, wann würde sie sich an ihn gewöhnen?

Ganz plötzlich war da ein schüchternes Lächeln auf den Lippen von Karen McCormick und mit leiser Stimme sagte sie: „Danke.“

Hatte er das Mädchen gerade beruhigt? Warum hatte er das getan?

Vielleicht weil er Tweek gerne beruhigte und Tweek war nicht hier.

Er spürte wie sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Mit ruhigen und langsamen Bewegungen holte er es hervor, damit er Karen nicht wieder erschreckte. Er sah auf den Display und hoffte, dass das Grinsen auf seinem Gesicht nicht so breit war, wie es sich anfühlte.

„Hallo?“, nahm er das Gespräch entgegen.

„Hey Craig. Ich wollte nur Bescheid sagen, ich hab eben mal mit meinen Eltern telefoniert“, kam es von der anderen Leitung und Craig hörte an Tweeks Stimme, das der Junge noch am laufen war.

„Telefonierst du immer beim Training?“, wollte Craig wissen.

„Meistens. Also meine Eltern sagen, dass mit nächsten Dienstag ist okay, dafür muss ich aber auch am Donnerstag arbeiten. Sag Ruby, ich freue mich schon auf ihr Spiel“, sagte Tweek und Craig spürte Rubys Ellenbogen in der Seite.

„Geh hoch telefonieren oder leg auf“, zischte seine kleine Schwester ohne vom Fernseher weg zu sehen.

Craig entschied sich für sein Zimmer.
 

Craig wachte von dem vibrieren seines Handys auf, das neben ihm auf dem Kopfkissen lag.

„Guten Morgen ^^ Clyde holt mich heute wieder ab, also bis gleich“, las Craig die SMS die ihn geweckt hatte.

Musste er Tweek darauf antworten? Er fühlte sich etwas zu müde dafür. Trotzdem rang er sich durch eine Antwort in sein Handy zu tippen. „Ich hoffe du hast besser geschlafen als ich.“

Craig streckte sich und stand auf. Er wollte sich gerade seine Sachen, für seine Morgenwäsche zusammen kramen, als sein Handy wieder vibrierte.

Er öffnete die SMS und las: „Nachdem wir gestern noch geschrieben haben, wahrscheinlich nicht. ///'_'///“

Craig blinzelte verwirrt. Was war das für ein Smiley?

„Ruby?!“, rief er laut. Seine Schwester ließ sich gefühlte zehn Minuten Zeit, bis sie zu ihm ins Zimmer kam.

„Was ist?“, fragte sie nuschelnd mit der Zahnbürste im Mund und zeigte ihm den Mittelfinger.

„Was ist das für ein Smiley?“, verlangte er zu wissen und streckte Ruby sein Handy entgegen. In aller Ruhe nahm sie es an sich und anstatt ihm zu antworten fing sie an in den Nachrichten hochzuscrawlen.

Craig beobachtete sie mit einer hochgezogenen Augenbraue und sein Misstrauen verschwand nicht, als sie sich anscheinend an der Zahnpaste verschluckte und husten musste. Schnell nahm er ihr das Handy ab und sie rannte ins Bad um den Schaum auszuspucken.

Als sie zurück kam, wischte sie sich nochmal mit dem Handrücken über den Mund.

„Erinnere mich daran, nie wieder deine SMS zu lesen“, nuschelte sie genervt.

„Also?“, fragte er.

„Ach, dass bedeutet nur schüchtern erröten. So was halt.“ Ruby zog die Schultern hoch und verließ wieder sein Zimmer. Schüchtern war nach den letzten Tagen nun wirklich nicht das Wort, mit dem er Tweek beschreiben würde.
 

Am Anfang der Pause traf er sich mit Tweek vor der Toilette und küsste ihn, wie die Tage auch schon zuvor, dann gingen sie zu den anderen.

Wieder war Butters da und plauderte mit Token über die Getränke, die es bei der Geburtstagsfeier geben würde.

„Schläfst du eigentlich auch am Samstag bei Token?“, erkundigte sich Craig leise. Er sah wie Kyle zu ihnen kam. Der Rothaarige wollte mit Butters reden.

Tweek zitterte leicht. „Ja. Ich dachte es ist besser, so kann ich wenigstens ein bisschen schlafen bevor ich am Sonntag pünktlich beim Laden sein muss.“

„Ich kann fragen, ob ich das Auto meiner Eltern bekomme. Dann würde ich uns morgens schnell zum Laden fahren“, bot Craig ruhig an. Tweeks Zittern verstärkte sich, da er wohl verstanden hatte, was Craig hier implizierte. Er tat es für Tweek und würde wahrscheinlich nichts bis ein wenig trinken.

Craig wollte Tweek beruhigen, streifte mit der Hand die von Tweek und löste damit bei seinem Freund aus, dass der seine Thermoskanne in den Schnee fallen ließ.

Automatisch wollte er sich nach der Kanne bücken, doch Cartmans Stimme, die er über den gesamten Hof hinweg hörte, ließ ihn inne halten: „Hey Craig du Schwuchtel!“

Craigs Blick wandte sich in Cartmans Richtung. Sofort spürte er Tweeks zitternde Hand in seinem Rücken. Sein Freund klammerte sich an ihn.

„Du kannst Tweeks Schwanz ruhig heimlich lutschten, aber jeder hier weiß davon!“, spie Cartman hervor und es wäre Craig egal gewesen, wenn er nicht gespürt hätte, wie Tweek verzweifelt versuchte bei ihm Halt zu finden.

Natürlich wusste es jeder, der Augen im Kopf hatte.

Craig musste an Cartmans blöde Wette denken, die der andere mit Kyle am laufen hatte und ihm kam der Gedanke, der ihn zu seiner Antwort zwang. Mit gezücktem Mittelfinger und auf seine übliche monotone, gelangweilte Art fragte er Eric Cartman: „„Eifersüchtig?“

Cartman blieb stumm, wehrte sich nicht. Er hatte recht und hatte Cartman damit sprachlos gemacht. Aus dem Augenwinkel bemerkte Craig wie Kyle hektisch weg ging und auch Cartman folgte ihm nach einiger Zeit.

Es war eine Nebensache, denn Craig spürte die Blick von Bill Allen, Fosse McDonald, dem Kerl aus Geschichte, der gerne Witze über Schwule machte und ein paar anderen Jungs, dessen Gesichter Craig nicht einordnen konnte.

Er kannte diese Blicke, sie bedeuteten Ärger.

Bill, Fosse und den anderen drei Jungs war es eigentlich egal auf welches Geschlecht Craig stand, dass sie bedrohlich näher kamen, lag allein an der Tatsache, dass sie alle ihre Art Spaß am verletzen andere Menschen hatten. Wenn es nun auch noch Craig Tucker war, der sich so nett als Ziel anbot, um so besser.

„Na Homo?“, fragte Bill in einem ätzenden Ton und stieß Craig provozierend gegen die Schulter. So was war Craig egal, er konnte es ignorieren.

„Schau mal, seine Schwuchtel klammert sich an ihn. Hast du Angst Spasti?“, höhnte Fosse.

Keiner von den Jungs sah Craigs Faust kommen, als dieser Fosse zum Schweigen bringen wollte.

Fosses Nase begann sofort heftig zu Bluten. Er und seine Freunde sahen Craig geschockt an. Niemand hatte damit gerechnet den Schwarzhaarigen so schnell reizen zu können. Es war schlussendlich Bill der reagierte und nun zum Schlag gegen Craig aus.

Einige Schüler sammelten sich um sie. Craig hörte sinnlose Anfeuerungsrufe.

Er hörte wie Tweek erschrocken nach Luft japste, als Bills Faust sich in Craigs Magen bohrte.

„Halt dich da raus Butters. Geh lieber zu deinen Freunden. Craig weiß schon was er tut“, hörte Craig gedämpft Token flüstern, der Butters wohl vom Einschreiten zurück hielt.

Der Kerl aus Geschichte sah Craigs Blick und trat wieder in den Hintergrund. Die beiden anderen Jungs, die wohl zu Bill und Fosse gehörten kamen noch näher. Craig hatte eine Verteidigungsstellung eingenommen.

Fosse hielt sich immer noch die Nase und stierte wütend in Craigs Richtung. Bill versuchte Craig die Beine weg zu treten, doch Craig konnte ausweichen und traf mit seiner Faust auch Bills Gesicht. In diesem Augenblick stürzten sich Bills und Fosses zwei Freunde ins Getümmel.

Fosse war weggerannt, wohl um seine Nase irgendwie zu versorgen.

Craig konnte nicht genau sagen wer ihn traf, aber irgendwer landete einen zweiten Treffer in seinen Magen, der ihn sich krümmen ließ. Bevor er zu Boden ging, teilte er noch einige ordentliche Schläge aus, so das am ende nur noch einer der drei Schläger ihn weiter auf den Boden drücken konnte. Es war Bill, der sich wohl für das Veilchen bedanken wollte, dass nun auf seinem Gesicht entstand.

Der andere Junge holte aus, und boxte Craig so heftige, das er spürte, wie seien Lippe aufplatzte und er das Gefühl hatte, seine Wangenknochen würden bald brechen.

Bevor Bill zu zwei weiteren Schlägen ausholen konnte, stürzte sich plötzlich Tweek auf ihn. Craig hätte seien Freund beinah nicht erkannt, so schnell hatte der Blonde Bill von ihm gerissen und zu Boden gerungen. Woher nahm Tweek die Kraft Bill auf den Boden zu drücken und ihm mit dem Arm beinah den Hals zu zerquetschen.

Bill versuchte nach Luft zu ringen, als zwei Lehrer einschritten.

Schneller als Craig es verarbeiten konnte, half Tweek ihm auf und auch wenn das Rauschen in seinen Ohren es ihm schwer machte sich zu konzentrieren, bemerkte er doch, das sie gerade auf dem Weg zur Direktorin waren.

Super.

„Arschloch“, hörte er Fosse zischen, der hier vor dem Büro der Direktorin aufgetaucht war. Hatte er die Lehrer geholt? War er wirklich so blöd? War ihm nicht klar das er auch ärger bekommen würde?

Craig zeigte ihm als Erwiderung den Mittelfinger und ließ sich auf einen der Stühle fallen, die hier vor dem Büro für wartende Schüler und Eltern aufgebaut waren. Tweek setzte sich neben ihn. Der Junge zitterte. War er noch nie zur Direktorin gerufen wurden?

Token und Clyde waren auch dabei. Clydes Kinn hatte einen roten Fleck der sich immer dunkler verfärbte. Hatten die beiden auch mitgemischt? Hatte Craig deswegen verhältnismäßig wenig abbekommen? Was besprach Token da eigentlich mit den Lehrern?

Und überhaupt, war es merkwürdig das Craig hier im Wartebereich einen Stammplatz hatte und es für ihn nicht ungewöhnlich war hier herum zu sitzen?

Freizeit

Was Token auch immer den Lehrern erzählt hatte, es führte dazu, dass am Ende nur noch Craig, Tweek, Fosse und Bill vor dem Büro der Direktoren saßen.

Bill hielt sich mit einem grimmigen Blick die Hand an den Hals. Tat ihm das immer noch weh? Sollte der Schlag, den Craig ihm verpasst hatte, nicht mehr weh tun, als das Niederdrücken von Tweek?

„Ddu blutest“, nuschelte Tweek neben ihm angespannt. Craig wandte seinen Blick zu seinem Freund. Er sah das Tweeks Zittern stärker wurde und die Augen des anderen Jungen panisch hin und her huschten. Langsam griff er nach Tweeks Hand, auch wenn ihm die eigenen Handknöchel weh taten, von den Schlägen die er ausgeteilt hatte.

„Nicht schlimm“, gab Craig zurück, auch wenn ihm das Sprechen ebenfalls ein wenig weh tat. So wie sich seine linke Gesichtshälfte anfühlte, müsste man den Bluterguss unter seinem Auge schon deutlich erkennen können.

Tweek kramte aus seiner Hosentasche ein Paket Taschentücher hervor und drückte Craig schnell eins gegen die Lippe.

Craig unterdrückte den Fluch der ihm auf der Zunge lag und hielt das Taschentuch selber fest. Seine Lippe fühlte sich an als würde sie brennen und zerreißen.

„Schwuchtel“, spuckte Fosse ihnen entgegen. Unter seiner Nase war getrocknetes Blut und sein Blick war wütend auf die verschränkten Hände von Tweek und Craig gerichtet.

Craig wusste, Fosse war nicht wütend auf ihn persönlich oder auf die Tatsache das er schwul war, Fosse war einfach wütend auf die ganze Welt. Er hätte alles als Vorwand genommen, um auf jemanden einschlagen zu dürfen. Aber nur weil Craig das wusste, hieß es ja nicht gleich, dass es ihm gefiel oder das er es gar billigte.

Craig ließ das Taschentuch los um Fosse den Mittelfinger zu zeigen. Das Taschentuch blieb an seiner blutenden Lippe kleben.

„Was hast du wieder gemacht Craig Tucker?“, fragte seine Mutter wütend, die gerade in den Vorraum gestürmt kam.

Mrs. Tucker folgte Mr. Allen, Bills Vater.

Craig senkte den Mittelfinger und zupfte verstimmt das Taschentuch von der Lippe.

Auch Mr. McDonald trudelte ein und kaum war Fosses Vater da, wurden die beiden Väter mit ihren Söhnen in das Büro der Direktoren gerufen.

Craig spürte noch den Blick von Mr. Allen, auf seine mit Tweeks verschränkte Hand. Dieser Mann hasste Schwule und das sah man schon klar an seinem Blick. Männer wie er waren der Grund, warum man in South Park nicht gerne offen zur Homosexualität stand.

„Ignoriere mich nicht!“, nörgelte Craigs Mutter und bekam dafür ganz kurz Craigs Mittelfinger zu sehen, was die Frau mit der gleichen Geste beantwortete.

„Oh, mein Spatz, ich dachte die Sache mit dem prügeln hast du dir nach der vierten Klasse abgewöhnt“, hörte Craig jetzt auch die Stimme von Tweeks Mutter, die anscheinend gerade dazu gekommen war.

„Susan“, begrüßte Craigs Mutter die von Tweek.

„Hallo Mary. Es ist schön dich zu sehen, auch wenn die Umstände weniger schön sind“, antwortete Mrs. Tweak freundlich.

Die beiden Frauen fingen ein Gespräch an und Craig schaltete ab. Sollte seine Mutter doch quatschen, so hatte sie wenigstens keine Zeit ihn zu nerven.

Tweek befreite seine Hand von Craigs und hatte somit dessen Aufmerksamkeit sicher.

„Was?“, wollte der Schwarzhaarige wissen.

Tweek zog seine Beine mit auf den Stuhl und verschränkte die Arme darum. Er wirkte, als müsse er sich schützen.

„Das war blöd von dir“, flüsterte der blonde Junge und sah auf seine Knie.

Craig seufzte. „Warum?“

„Du hättest es ignorieren können. Sonst prallt doch alles an dir ab!“, beschwerte sich Tweek jetzt etwas lauter.

„Ich beschütze was mir wichtig ist“, antwortete Craig schlicht und legte vorsichtig seinen Arm um Tweeks Schultern.

„Du brauchst mich nicht davor zu beschützen! Ich habe vor Jahren aufgehört es mir zu Herzen zu nehmen. Craig, es ist mir egal, dass mich fast alle Schüler für einen Spasti halten“, versuchte Tweek seinen Standpunkt klar zu machen. Immer noch zitterte er.

„Mir ist es nicht egal“, gab Craig in seinem neutralen Ton von sich und löste somit einen verwunderten Ausdruck auf Tweeks Gesicht aus.

„Iich weiß nicht ob ich dich schlagen oder küssen soll“, gestand Tweek. Seine Stimme klang erstickt, so als hätte man ihm die Luft genommen.

„Wenn du dich fürs erste entscheidest, dann bitte nicht ins Gesicht. Dein Schlag ist sicher hart und ein blaues Auge reicht mir“, sagte Craig und nur das schmale Lächeln auf seinen Lippen verriet, dass er gerade scherzte.

Tweek schlug ihm den Ellenbogen in die Seite und brachte Craig dazu scharf die Luft einzuziehen. War seine Rippe geprellt?

Tweek zeigte kein Mitleid mit ihm.

Die Tür zum Büro der Direktorin öffnete sich wieder und Mr. Allen und Mr. McDonald traten jeweils mit ihren Söhnen aus dem Büro. Alle sahen sie aus, als wären sie mit dem Verlauf des Gespräch nicht zufrieden gewesen.

„Warten sie bitte hier. Hallo Mrs. Tweak. Hallo Mary. Würden sie mir in mein Büro folgen, mit ihren Söhnen?“, begrüßte Direktorin Ellen Trump die beiden Mütter und hielt ihre Bürotür auffordernd offen.

Zu viert traten sie in das Büro. Vor dem Schreibtisch standen nur zwei Stühle.

Mrs. Trump ließ sich auf der anderen Seite des Schreibtisches nieder und sah abwartend zu den vier Personen in ihrem Büro.

Schließlich seufzte sie. „Craig, wir hatten doch erst gestern wieder das Vergnügen.“

Craig zuckte mit den Schultern und ließ sich schließlich auf einen der zwei freien Stühle nieder. „Ich bin nun einmal gerne bei ihnen, Ellen“, antwortete der Schwarzhaarige gelassen.

„Du warst gestern bei der Direktorin!“, fragte Tweek erschrocken, panisch und viel zu laut. Den blonden Jungen schien es mehr zu erstaunen als Craigs Mutter.

„Bin in Englisch gestern eingeschlafen und als Mr. Mobley mich weckte schickte er mich zur Direktorin“, erklärte Craig, als würde er gerade ein Rezept vorlesen.

„Du hast ihm den Mittelfinger gezeigt“, fügte Direktorin Trump noch hinzu.

„Aber das ist jetzt auch, wortwörtlich, Schnee von gestern. Hier geht es jetzt um andere Leute schlagen, Craig“, wechselte die Direktorin das Thema.

„Helen, sie kennen mich, ich habe bloß mich selbst verteidigt und Tweek“, gab Craig locker von sich ohne sich einer Schuld bewusst zu sein.

„Nun, Fosse McDonald und Bill Allen haben das ein wenig anders geschildert. Die Jungs meinte, sie hätten sie grundlos angegriffen und als ein paar Freunde von ihnen zur Hilfe kamen, hätten Mr. Tweak hier und ihre Freunde Donovan und Black ebenfalls eingegriffen“, legte Direktorin Trump die Tatsachen auf den Tisch.

„Ganz einfach, Ellen, das Problem ist, dass diese Idioten homophob sind. Wissen sie, ich und Tweek sind in einer Beziehung. Bill und Fosse haben das als Grund genommen mich anzugreifen. Sie haben mich geschubst und meinen Freund ziemlich heftig beleidigt. Sind Sie auch homophob, Ellen? Denn das wird alle Welt glauben, wenn sie mich und oder Tweek bestrafen“, erklärte Craig flapsig und sah der Direktorin herausfordernd in die Augen.

„Craig, ich kann dich nicht einfach ungeschoren davon kommen lassen, nur weil du sagst, du wärst homosexuell. Du hast zugeschlagen, also muss ich dich auch bestrafen.“ Mrs. Trump versuchte vernünftig zu bleiben, auch wenn sie Craigs provozierende Frage nicht gerne einfach überging.

„Mrs. Trump, sie unterstellen meinem Sohn gerade, er würde vorgeben schwul zu sein, um einer Strafe zu entgehen?! Glauben sie wirklich ein normaler Junge in seinem Alter würde so einen Scheiß erzählen! Wenn seine Freunde und seine Familie damit umgehen können, dass er mit einem Jungen zusammen ist, warum fällt es ihnen dann so schwer?! Sollten sie nicht ein Vorbild sein als Direktorin?!“, erzürnte sich Craigs Mutter von einen auf den anderen Moment.

Mrs. Tweak legte Mary Tucker die Hand auf die Schulter und versuchte sie zu beruhigen. „Mrs. Trump hat es sicher nicht so gemeint. Sie will bestimmt nur das Craig und Tweek ihr versichern, dass es sich wirklich um Notwehr gehandelt hat, damit sie endlich die anderen Jungs bestrafen kann.“

Ellen Trump hatte ihren Blick immer noch panisch auf Mrs, Tucker gerichtet. Mit Craigs Vater konnte sie noch umgehen, aber sie wusste, wenn Mrs. Tucker eine solche Stimmung hatte, sollte man besser alles tun um sie zu beruhigen.

„Genau. Ich wollte nur sicher gehen, dass es Notwehr war“, stimmte die Direktorin zu, auch wenn es ihr nicht passte, dass erkannte Craig an ihrem Blick.

„Ich werde wohl jetzt nochmal mit den anderen sprechen. Craig sollte besser zur Schulkrankenschwester.“

Zu viert verließen sie das Büro und keiner sagte ein Wort, bis Fosse und Bill, samt ihrer Väter wieder im Büro der Direktorin waren.

Kaum waren sie allein, fing Mrs. Tweak an zu lachen.

„Das erinnert mich so an unsere Schulzeit“, japste Tweeks Mutter fröhlich, wehrend sie in Richtung der Krankenstation der Schule steuerten.

„Ich weiß nicht, warum du so häufig dabei warst, aber mit dir steckte ich am liebsten in der Klemme“, gestand Craigs Mutter mit einem kleinen Lächeln.

Craig verfolgte mit zusammengezogen Augenbrauen, wie Tweeks Mutter seiner eigenen leicht gegen die Schulter stieß und erwiderte: „Du hattest mich nur gern dabei, weil alle Lehrer gerne auf meine Vorschläge eingingen, weil ich ruhig und höflich war im Gegensatz zu dir, Mary.“

Warum wusste Craig nichts davon, dass seine Mutter zu ihrer Schulzeit mit Tweeks Mutter befreundet war? Gut, woher sollte er es auch wissen? Er setzte sich ja nicht einfach hin und redete mit seiner Mutter ruhig über ihre Jugend. Der Gedanke allein war schon lächerlich.
 

Die Schulkrankenschwester hatte Craig sofort ins Krankenhaus geschickt. Der Arzt stellte fest, dass Craig Tucker zwei geprellte Rippen hatte.

Die Diagnose veranlasste den Jungen dazu, Freitag nicht zur Schule zu gehen.

Also lag Craig am Freitag Mittag auf dem Sofa rum und sah sich Red Racer an. Ruby hätte schon vor 10 Minuten zu hause sein sollen. Das war der einzige Gedanke der ihn störte, während er diese angenehme Langeweile genoss.

Er hörte wie die Tür aufging und dann rief auch schon seine Mutter: „Komm in die Küche Craig und hilf mir beim Einkäufe einräumen!“

Craig rief genervt zurück: „Der Arzt hat gesagt ich soll mich nicht zu sehr anstrengen!“

„Wer sich prügeln kann, kann auch im Haushalt helfen! Du liegst den ganzen Tag nur herum, tu etwas!“, kam die laute und wütende Antwort seiner Mutter. Craig rollte mit den Augen und stand auf.

Bevor er in der Küche ankommen konnte, hielt ihn das Klingeln an der Tür auf.

Alles war besser als Einkäufe zu verstauen, also öffnete er dir Tür und blinzelte verwirrt Tweek entgegen.

„Beweg deinen Arsch Craig! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Wenn du dich nicht beeilst kannst du kochen!“

Craig ignorierte das Gezeter seiner Mutter.

„Geht es dir wieder besser?“, fragte Tweek mit leicht erröteten Wangen und schien nervös an Craig vorbei zu sehen, in die Richtung, in der die Küche lag.

Mit einem Nicken beantwortete Craig die Frage und ging langsam auf Seite damit sein Freund eintreten konnte.

„Ich wollte fragen, was du eigentlich Token schenkst. Es macht mich total nervös, dass ich vergessen habe was zu besorgen. Jedes mal wenn ich dran gedacht habe, bekam ich Panik, weil mir einfach nichts eingefallen ist“, erklärte sich Tweek, mit einem leichten Zittern, auch wenn Craig ihn gar nichts gefragt hatte.

„Komm mit hoch“, nuschelte Craig und nickte mit seinem Kopf in Richtung der Treppe.

„Wwas ist mit deiner Mutter?“, wollte Tweek wissen, der anscheinend ein schlechtes Gewissen bekommen hatte.

Craig drehte sich um und brüllte in Richtung der Küche: „Tweek ist da. Räum dir verfickten Einkäufe selbst ein!“

„Craig!“, kam es entsetzt von Tweek, doch der Ausruf wurde von dem Geschrei seiner Mutter überdeckt: „Schön! Dann gibt es für dich heute kein verdammtes Abendessen!“ So als wollte sie ihre Worte noch untermalen, hörte Craig etwas klirren. Super, also der nächste Teller der zum Teufel ging.

Als wäre die Szene das langweiligste, was Craig je miterlebt hatte, schlenderte er die Treppe hoch. Erst an seiner Zimmertür bemerkte er, dass Tweek ihm nicht gefolgt war.

Craig musste seufzen und beschloss auf seinem Bett zu warten. Nach ein paar Minuten kam Tweek zu ihm. Der blonde Junge wirkte außer Atem und sah missbilligend zu Craig.

„Ich habe deine Mutter geholfen. Sie war sehr dankbar“, sagte Tweek und der Ton in dem er es sagte, gefiel Craig ganz und gar nicht.

„Gut“, erwiderte er und sah Tweek herausfordernd in die Augen. Tweek hielt dem Blick nicht einmal eine halbe Minute stand, fing an zu zittern und seine Hände knitterten den Saum seines Hemdes immer wieder zusammen.

Was war nur los mit ihm selbst, fragte sich Craig. Er wollte keinen Streit anfangen und bekam wirklich ein schlechtes Gewissen, dass Tweek seiner Mutter geholfen hatte.

„Es tut mir Leid“, presste er hervor, doch Tweek hörte nicht auf zu zittern. Craig stand auf, nahm Tweek in den Arm und drückte ihn an sich, auch wenn es höllisch schmerzte.

„Du wolltest doch wissen, was wir beide Token schenken“, wechselte Craig das Thema und schaffte es wirklich seinen Freund so zu beruhigen.
 

Die Party sollte erst um 20 Uhr starten. Tweek und Craig hatten sich im Café fertig gemacht und Tweeks Mutter passte auf den Laden für die letzten Stunden auf, während ihr Sohn mit Craig schon zu Token ging.

Sie kamen zwanzig Minuten vor dem offiziellen Beginn an. Nicole war auch schon anwesend und Tokens Eltern verabschiedeten sich bereits.

„Clyde hat eben angerufen, er bringt Bebe mit, wenn er hier jeden Augenblick ankommt“, informierte Token sie, statt einer Begrüßung.

Tweek hatte das Päckchen für Token in seinen Händen. Craig hatte das Verpacken seinem Freund überlassen und dementsprechend sah es auch aus. Das Geschenkpapier war an vielen Stellen zerknittert. Teserfilmstreifen standen wahllos vom Geschenk ab oder waren irgendwo drauf geklebt.

„Wo willst du deine Geschenke hin haben?“, fragte Craig lässig. Token zeigte auf einen Tisch, der in der Eingangshalle stand.

Auf dem Tisch stand bereits ein kleines Päckchen, das so ordentlich eingepackt war, dass Craig verstand, warum Tweeks Hände zitterten, als er ihr Geschenk daneben stellten.

„Und packst du alles um Punkt zwölf aus oder wartest du bis alle weg sind?“, erkundigte Craig sich mit dem Blick auf den Tisch.

Token kam nicht dazu zu antworten, da es an der Tür klingelte.

Bebe und Clyde stellten beide ihre Geschenke auf den Tisch. Token bot allen schon mal etwas zu trinken an.

Craig hatte sein erstes Bier beendet als langsam die ersten Gäste eintrafen.

Er mochte Partys nicht, zu mindestens nicht nüchtern. Die Leute auf Partys neigten dazu laut und aufdringlich zu werden. Meistens war das der Grund für Craig sich abzuschießen.

Dieses mal würde er es aber nicht tun! Er würde Tweek das hier nicht alleine durchstehen lassen. Auch wenn es ihm verdammt schwer viel, blieb er bei Bier für den Abend.

Tweek schien Partys nicht so zu verabscheuen wie er. Sein Freund plauderte fröhlich mit Butters über irgendwas.

„Sag mal Craig, hast du Kenny, Cartman und Kyle gesehen?“, sprach Butters plötzlich aus heiterem Himmel Craig an.

Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. Stan war im Wohnzimmer und machte mit Wendy rum. Die anderen drei hatte er nicht mehr gesehen, seit sie angekommen waren.

„Ich glaube die sind in den Garten gegangen“, antwortete er gelangweilt. Da hatte er sie zuletzt hingehen sehen.

Butters lächelte und ging in Richtung der Glastür, die zum Garten führte.

„Langweilst du dich?“, wollte Tweek besorgt wissen. Craig schüttelte schnell den Kopf, legte einen Arm um Tweek und sagte: „Mit dir doch nicht.“

Seine Augen machten Clyde aus, der ebenfalls zum Garten ging, das hieß der andere würde rauchen.

„Willst du mit mir etwas raus?“

Tweek nickte freudig und zusammen folgten sie Clyde.

Draußen reichte ihm sein bester Freund schon eine Zigarette und als Craig diese anzündete rannte Kyle an ihm vorbei. Craig ließ sich davon nicht stören.

„Hat seine Lippe geblutet?“, fragte Clyde verwirrt, mit seiner Kippe zwischen den eigenen Lippen.

„Sah wohl so aus“, antwortete Craig gleichgültig.

„Wie sieht es bei dir und Bebe aus?“, erkundigte sich Craig dann nach einer kurzen Pause.

„Es interessiert dich doch eh nicht wirklich.“ Diese Antwort entlockte Craig ein Lächeln.

„Du kennst mich einfach zu lange, Kumpel“, verließen lapidar die Worte seinen Mund.

„Mich würde es schon interessieren“, sagte Tweek, der sich auf die Bank bei ihnen in der Nähe gesetzt hatte und sich anscheinend mit einbringen wollte.

Sofort war Clyde Feuer und Flamme. Der Braunhaarige warf seine Zigarette auf den Boden, trat sie aus und setzte sich zu Tweek.

„Also, sie hat ja zu gestimmt mit mir hier hin zu gehen, aber -“, fing Clyde an zu erzählen, als er unterbrochen wurde von Cartman, der an ihnen vorbei stürmte.

„Warte Cartman!“, rief Kenny ihm hinterher, der mit Butters auch angerannt kam. Außer atmen hielten die beiden an der Tür an.

„Ich glaube Eric hat gerade die Party verlassen“, schnaufte Butter beleidigt.

Kenny ignorierte den verwunderten Blick, den er von den beiden Jungs auf der Bank zugeworfen bekam und drehte sich zu Craig.

„Darf ich kurz ziehen?“

Craig zuckte mit den Schultern und reichte Kenny seine Kippe mit den Worten: „Klar, Mann.“

Wehrend Kenny genüsslich den Rauch ausstieß gab er Craig die Zigarette zurück.

„Butters du guckst ob Cartman wirklich weg ist und ich gehe Kyle suchen“, befahl Kenny McCormick und Butters nickte bloß.

„Ich verstehe immer noch nicht was los ist“, seufzte der hellblonde Junge und folgte Cartman.

„Kyle ist, glaube ich, zu Wendy und Stan ins Wohnzimmer. Also ich hab ihn zu mindestens nicht in Richtung der Haustür laufen sehen“, half Tweek weiter mit einer unsicheren Stimme.

Kenny nickte dankbar und ging nach drinnen.

Craig war fertig mit seiner Zigarette. Er warf sie auf den Boden und bestimmte dann in seinem gelassenen Ton: „Lasst uns wieder rein gehen. Anstatt über Bebe zu reden, solltest du sie lieber klar machen.“

Sofort sprang Clyde auf. „Du hast so verdammt recht. Ich geh jetzt zu ihr und werde sie von ihrer Gruppe Mädchen trennen, mit denen sie die ganze Zeit quatscht! Morgen früh wird sie an keinen anderen mehr als mich denken!“, motivierte sich Clyde selbst und betrat auch wieder das Haus.

Craig ließ sich neben Tweek auf die Bank nieder und legte einen Arm um den anderen Jungen. Hier draußen war es ruhig. Die Musik und der Lärm den die ganzen Jugendlichen veranstallteten drang nur gedämpft zu ihnen.

„Er scheint es echt ernst zu meinen“, flüsterte Tweek erstaunt.

Craig musste lächeln. „Wir werden alle erwachsen und merken das es irgendwann nicht mehr so weitergehen kann wie früher.“

Er wusste nicht woher das von ihm selbst kam. Er war nicht der philosophische Typ, aber es war das, was ihm durch den Kopf ging.

So wie Clyde merkte, dass Mädchen auch zu mehr gut waren, als sie zu jagen, so hatte Craig erkannt, das er wirklich nicht viel brauchte, solange Tweek bei ihm war.

War es merkwürdig?

Was machte das schon? Sollte es doch merkwürdig sein, solange es ihn glücklich machte.

„Sag mal Craig, hast du das mit dem reingehen und Bebe nur gesagt um Clyde loszuwerden?“

Die einzige wahre Antwort, die er Tweek auf diese Frage geben konnte, war ein Kuss.

Bonuskapitel = Volleyball

Er saß mit Craig zusammen auf der Rückbank von Clydes Auto. Tweeks Blick hatte sich auf Craigs Gesicht geheftet. Sein Freund blickte gelangweilt aus dem Fenster, doch die Hand des Schwarzhaarigen lag verstohlen auf Tweeks Oberschenkel. Solche kleinen Gesten machten Craig eben aus.

Die warme Hand auf seinem Bein hätte den blonden Jungen vielleicht nervös gemacht, wenn seine Gedanken nicht die ganze Zeit um den schon beinah verblassen Bluterguss gekreist wären, der unter Craigs Auge immer noch leicht zu sehen war.

Bis jetzt hatte sein Freund es noch nicht bereut sich für ihn geprügelt zu haben.

Würde es so bleiben? Wenn nicht heute, dann vielleicht morgen. Vielleicht würde Craig morgen aufwachen und sich fragen ob diese Beziehung es überhaupt wert war soviel Ärger zu provozieren, wie man es eben tat als ein schwules Pärchen in South Park.

Craig würde sich seine Langeweile zurück wünschen und die Ruhe die er genossen hatte, bevor sie angefangen hatten ihrer Freundschaft das Küssen hinzu zufügen.

Craig würde ihm den Mittelfinger zeigen und sagen, er solle sich verpissen.

Dieses Szenario nahm ihn gedanklich so in Beschlag, dass er gar nicht merkte, wie sein Körper wieder anfing zu zittern.

Der Druck auf seinem Bein wurde stärker und plötzlich spürte er den festen Druck von Lippen auf seinen eigenen. Wäre das Gefühl von Craigs Lippen nicht so vertraut, der leichte Beigeschmack von Nicotin, dann wäre Tweek wahrscheinlich mit einem Schrei zusammen gezuckt.

Doch Craigs Küsse waren ihm so bekannt wie das Problem seiner fehlenden Unterhosen.

Beinah automatisch entspannte sich sein Körper. Die panischen Gedanken verfolgen und seine Hände verirrten sich in Craigs Haare.

„Muss das hie im Auto sein? Ich habe keine Kamera dabei!“, beschwerte sich Kenny, der heute genau wie Tweek mit zu Craig fuhr.

Clyde bemerkte belustigte: „Schlimmer als den beiden zuzusehen ist, dass du selbst spitz wirst, wenn zwei Jungs rum machen. Gibt es irgendwas auf dieser Welt das du nicht heiß findest?“

Craig löste sich von Tweek. Hatte sein Freund so etwas wie einen siebten Sinn für seine nervösen und paranoiden Ticks entwickelt? Es war ihm in den letzten Tagen aufgefallen, das Craig ihn feste an sich drückte und oder ihn küsste, sobald auch nur das kleinste Zeichen einer seiner Ticks auftrat.

„Spontan fällt mir da nichts ein“, hörte Tweek Kenny scherzhaft erwidern.

Craig sah wieder aus dem Fenster. War seine Hand etwa höher gerutscht?

„Wo wir gerade beim Thema sind, Bebes Brüste machen mich echt scharf“, gab Kenny zu und wirkte dabei sehr von sich selbst überzeugt.

Clyde machte eine Vollbremse. Alle im Auto ruckten nach vorne. Craigs Griff an Tweeks Oberschenkel wurde fester und Tweeks Mund verließ ein lautes Quietschen während er sich an Craigs Seite klammerte.

Der Schwarzhaarige stieß ein leidendes Zischen aus und sofort löste sich Tweek wieder von ihm. Craig hatte immer noch zwei geprellte Rippen und er war so dumm und klammerte sich an den anderen. Drückte gegen die Prellung.

„Ees tut mir Leid!“, stieß Tweek nervös hervor.

„Wow! Hör auf über Bebes Brüste zu reden“, ertönte ziemlich schrill Clydes Stimme.

„Sie hat dich noch nicht ran gelassen, was?“, fragte Kenny und man hörte förmlich in seiner Stimme, das er mit den Augenbrauen wackelte.

Craigs Hand löste sich von Tweeks Oberschenkel und sein Freund schlang ihm den Arm um die Schultern. Craig zog Tweek zu sich mit den sanften Worten: „Es ist halb so schlimm. Ich hab mich nur erschrocken.“

Vielleicht hätten die meisten die Tonlage nicht als sanft empfunden, aber da war eine kleine Nuance in Craigs normaler, gelangweilter Stimme, die dort immer war, wenn er mit Tweek redete.

Clyde fuhr wieder an.

„Oh Fuck! Ich habe recht“, bestätigte sich Kenny selbst mit einem Lachen in der Stimme.

„Halt die Fresse!“, motzte Clyde und seine Stimme hatte diesen schrillen Ton immer noch nicht verloren.

Tweek hatte sich inzwischen wieder etwas entspannt, lauschte dem merkwürdigen Streit von Kenny und Clyde und schmiegte sich leicht gegen Craig, in der Hoffnung nicht wieder Druck auf die Prellung auszuüben.

„Du willst damit sagen, du hattest Bebe bei der Party im Schlepptau und hast sie nicht flachgelegt?! Clyde, Bruder, ich bin Besseres von dir gewohnt! Hätte ich das gewusst, ich hätte sie zu einem Dreier eingeladen“, frotzelte Kenny weiter mit gespieltem Ernst.

„Jetzt hör auf! Ich habe keinen Zwang sie zu vögeln?! Reite doch bei Craig drauf rum! Er ist in einer Beziehung und immer noch eine verdammte Jungfrau!“, schrie Clyde wütend und vor Zorn kamen ihm sogar die Tränen.

Tweek spannte sich an. Das war nicht gut, warum war Clyde immer so leicht zu provozieren? Kenny würde jetzt seinen Spaß daran finden sie beide aufzuziehen. Er würde den ganzen Tag blöde Anmerkungen machen, auch wenn Craigs Vater, Ruby, Kyle, Ike und Karen dabei waren. Kenny kannte da keine Hemmungen. Craig würde sich für diesen Unsinn in Grund und Boden schämen und sich schließlich distanzieren. Es würde keine Küsse und keine Umarmungen mehr geben. Craig würde die Beziehung beenden.

Tweek merkte wie das Zittern wieder einsetzte und sich auch in seinen Augen Tränen bildeten. Die Tatsache das er Clyde schluchzen hörte, war nicht unbedingt beruhigen. Clyde konnte sich jetzt sicher nicht mehr aufs Autofahren konzentrieren. Er würde wegen seiner eingeschränkten Sicht, durchs Weinen, nicht merken wie er von der Spur abkäme und schließlich in den Gegenverkehr rasen. Das Auto würde explodieren.

„Wir werden sterben! GAH!“, stieß Tweek hervor und vergrub sein Gesicht verängstigt an Craigs Pullover.

„Jetzt beruhige dich mal Clyde, Kenny ist ein Arsch. Und du Kenny, halt einfach die Fresse, ja?! Niemand hat Bock mit dir über Sex zu reden“, sprach Craig ein Machtwort mit ernsten Stimme, die klang als sollte man sich besser nicht mit ihm anlegen.

Clyde nickte stumm und seine Geste wurde von einem Schluchzen begleitet. Kenny seufzte genervt.

„War doch nur Spaß, Craig! Willst du vielleicht ein paar Tipps von mir? Ich meine, wisst ihr schon wer von euch der aktive Part sein wird oder wollt ihr euch abwechseln?“

Warum endete alles was Kenny sagte immer in irgend etwas das mit Sex zu tun hatte?

Tweeks Gesicht wurde augenblicklich Rot. Alle Gedanken an einen verfrühten Tod, explodierende Autos und tödliche Autounfälle waren wie weggefegt und wurden durch Bilder ersetzte, die Tweek erfolgreich verdrängt hatte.

Craig nach dem duschen. Einzelne Wassertropfen die sich ihren Weg auf Craigs Brust den Weg hinab an seinem Bauch zu dem Rand des Handtuchs bahnten, welches um seine Hüfte gewickelt war.

Craig vor dem duschen. Mit dem Rücken zu Tweek gewandt. Ein Muttermal auf der linken Seite von Craigs Hinterteil. Ein verräterisches, nicht zu übersehendes, Muttermal. Eins, bei dem Tweek wahrscheinlich längst zum Arzt gerannt wäre, in Sorge wegen Hautkrebs. Doch an Craig war es verboten sexy. Ließ einen den Blick nicht lösen.

In den Stoff von Craigs Pullover musste Tweek leise keuchen, während eine seiner Hände angefangen hatte an seinem eigenen Haar zu ziehen, als könnte er die Bilder so aus seinem Kopf herausbekommen. Als seine Kopfhaut davon anfing zu schmerzen, beschränkten sich sein nervöser Tick darauf, an seinen Hemdknöpfen rum zu fummeln.

„Ich werde dich anrufen, falls wir an den Punkt kommen, das wir deine Hilfe brauchen“, antwortete Craig trocken und hielt Tweeks Hand fest, bevor sie einen der Hemdknöpfe auf gefummelt hatte.

„Woran denkst du nur schon wieder?“, fragte Craig leise und besorgt Tweek.

Tweek hob den Kopf, der sich anfühlte als würde er bald vor Hitze explodieren und sah Craig direkt in die Augen.

Der Schwarzhaarige schien zu erkenne, in welche Richtung Tweeks Gedanken gegangen waren, denn Craig fuhr sich einmal kurz mit der Zunge über die Lippen. Danach fing er an nervös an seiner Unterlippe herum zu knabbern.

Solche nervösen Ticks waren nicht seine Art und das verunsicherte Tweek. Hieß das, Craig war es unangenehm, dass er so offensichtlich einen Schritt weiter gehen wollte?

Craig öffnete den Mund, setzte an etwas zu sagen, doch als Clyde parkte, schloss sich Craigs Mund wieder.

Wie sollte Tweek jetzt mit diesem Druck umgehen? Was hatte Craig sagen wollen?
 

Karen saß schon auf dem Sofa und neben ihr stand ihre Sporttasche, als sie das Haus betraten.

Tweek versucht das blöde Lächeln von Kenny zu ignorieren und auch die Tatsache das sich seine Wangen immer noch sehr erhitzt anfühlten.

„Hallo“, grüßte er freundlich das Mädchen. Karen spielte mit einer ihrer langen braunen Haarsträhnen. Sie war sicher nervös. Das konnte Tweek nachvollziehen. Er war auch immer nervös vor Rennen, aber sobald er dann rannte war es okay. Er lief einfach. Er konnte vor seinen Ticks davon laufen, von der Paranoia und von all den Leuten. Er lief bis er vergaß, dass er eben kein normal Durchschnittsjunge war.

„Hey, wo ist Ruby?“, hörte Tweek seinen Freund fragen. Fast automatisch legte er eine Hand an Craigs Arm. Einfach um die Nähe zu haben. Craig war so etwas wie ein Rettungsanker. Wenn man sich zu weit von der Realität entfernte, konnte man sich an ihm festhalten. Er war verwurzelt im Boden wie ein alter grimmiger Baum und sah es gar nicht ein sich davon tragen zu lassen von Ängsten oder der Meinung andere Leute.

Was hatte Tweek nur getan, bevor er Craig gekannt hatte?

Der Schwarzhaarige hatte schon bevor sie zusammen gekommen waren diese Wirkung auf Tweek gehabt. Vielleicht war er deswegen so gerne in Craigs Freundeskreis gewesen. Bis schließlich Craigs Freundeskreis sein eigener wurde. Vor einigen Wochen hatte es noch gereicht Craig bloß in die Augen zu sehen. In diese kalten, neutralen blauen Augen. Aber wie bei seinem Kaffee hatte es sich zu so etwas wie einer Sucht entwickelt. Erst ein kleine Berührung, bei der Tweek merkte, das sie viel effektiver war als ein Blick. Dann wurden es immer mehr Berührungen. Umso mehr er bekam, umso mehr wollte er.

„Ruby packt gerade ihre Sachen“, nuschelte Karen und strahlte beinah, als Kenny zu ihr ging und sich neben sie setzte.

„Gut“, war Craigs einziger Kommentar, als er sich auch schon seinen Pullover über den Kopf zog. Den Pullover hatte Tweek nun in der Hand. Seine Augen lagen kurz auf Craigs Bauch, als nackte Haut aufblitzte, bevor das T-Shirt, dass Craig drunter trug, wieder in seine normale Position rutschte.

Auffordernd hielt Craig eine Hand in Kennys Richtung. „Gib schon her, bevor sie runter kommt“, befahl Craig monoton.

Kenny kramte in seiner Tasche, zog ein weißes T-Shirt hervor und warf es Craig zu.

„Wird das hier eine Strippshow?“, wollte Kenny mit einem anzüglichen Lächeln wissen.

Tweek spürte wie neben der Nervosität und Aufregung etwas ganz anderes in ihm hochkochte. Bevor irgendwer sehen konnte, wie sich sein Gesicht missbilligend sogar, eifersüchtig, verzog, drückte er Craigs Pulli gegen sein Gesicht.

„Tweek, können wir tauschen?“, wollte Craig ruhig wissen und zupfte an seinem Pulli. Sofort ließ Tweek ihn los und hoffte,dass man ihm die Eifersucht nicht ansah.

Craig hatte sein T-Shirt gegen das weiße ausgetauschte. Er drückte Tweek das hellblaue Shirt das er vorher an gehabt hatte in die Hand und zog sich den Pulli wieder über, um den verräterischen Aufdruck in großen roten Buchstaben zu verdecken.

Karen sah verwirrt aus und ihre Wangen waren leicht gerötet.

Tweek erwischte sich dabei wie er Karen einen bösen Blick zuwerfen wollte und ließ es dann auch sofort. Das Mädchen war vierzehn. Es hätte Tweek wohl eher verwundert wenn sie sich Craigs nackten Oberkörper beim umziehen nicht angesehen hätte.

Aus Unwohlsein über seine Gedanken vergrub Tweek sein Gesicht nun in dem hellblauen T-Shirt. Der Geruch von Craig beruhigte ihn. Tweek schaffte es den Unsinn über das Eifersuchtsmonster, welches ihn auffressen würde, aus seinem Kopf zu vertreiben.

„Sag mal, kann es sein das dein Freund gerade versucht mit deinem Shirt Selbstmord zu begehen?“, hörte Tweek die gelangweilte Stimme von Ruby.

Nur ganz langsam ließ er das Shirt ein kleines Stück von seinem Gesicht gleiten. Nur so weit das seine blinzelnden Augen in das amüsierte Gesicht von Ruby sehen konnten.

Leicht neigte Tweek seine Kopf in Craigs Richtung, doch in das Gesicht des anderen konnte er gar nicht sehen, da der Schwarzhaarige ihn schon an sich zog.

„Sag Dad Bescheid das du fertig bist“, kommandierte Craig streng und erhielt dafür den üblichen Mittelfinger von Ruby.

Trotzdem ging sie los.

„Wenn du willst kannst du das Shirt behalten“, raunte Craig ihn beinah beiläufig zu.

Dieser eine Satz brachte Tweek dazu seine impulsive Seite zu verfluchen, denn er konnte sich selbst nicht davon abhalten, Craig ein Stück von sich wegzuschieben, ihn am Kragen seines Pullovers zu packen und einen Kuss auf zu drücken.

Craigs Hände lagen weiterhin auf seinem Rücken und den Schwarzhaarigen schien der Überfall nicht zu stören. Der Kuss wurde unterbrochen, als Tweek das Türklingeln hörte. Er sah sich etwas desorientiert um und ihm fiel wieder ein, dass sowohl Karen als auch Kenny noch bei ihnen standen.

Was wenn Craig das jetzt peinlich war?

Tweeks Wangen röteten sich.

Was wenn Kenny jetzt nie wieder ein Wort mit ihm sprechen würde, weil er hier seine kleine Schwester traumatisiert hatte? Was wenn Karen von dem Anblick eines schwulen Pärchens einen solchen Schock hatte, das sie zum Therapeuten musste und sie nie eine Beziehung zu einer anderen Person aufbauen würde.

Craigs Griff wurde wieder stärker. Hatte er selbst wieder angefangen zu zittern?

„Hey Ike“, hörte Tweek Ruby von der Tür aus sagen.

Sofort war Craigs Griff gelöst und sein Freund wandte sich der Tür zu. Tweek konnte nicht mal so schnell blinzeln, wie Craig zur Haustür ging.

Auch Karen folgte. Ihre Wangen waren leicht gerötet, doch das konnte sie beinah perfekt durch ihre offenen braunen Haare verbergen.

Kenny warf Tweek einen vielsagenden Blick zu.

„Das Angebot mit den Sextipps steht immer noch, auch für dich.“ Kenny Stimme war ernst. Tweek wusste das Kenny bei dem Thema nicht scherzte, dass Problem war eher, dass es klang, als wollte der andere Junge etwas im Gegenzug für die Tipps.

Hatte Tweek gerade auch nur kurz in Erwägung gezogen sich Tipps bei Kenny McCormick zu holen?

Nein, bestimmt nicht. Das blaue T-Shirt fest gegen seinen Bauch gedrückt, schaffte es Tweek sich zur Tür zu drehen und ohne sich etwas von seiner Unsicherheit anmerken zu lassen, zu Craig zu gehen.

Craig warf Ike böse Blicke zu und ignorierte Ruby gekonnt. Auf der Straße sah Tweek das Auto der Broflovskis , an welchem Kyle lehnte und SMS schrieb.

Kenny ging zu Kyle und weil dieser ihn nicht wirklich bemerkte, schien Kenny heimlich die SMS mitzulesen.

„Fahren wir jetzt los?“, fragte Karen neben ihm schüchtern. Doch Tweek verstand die Intention dahinter. Das braunhaarige Mädchen versuchte einen Streit zwischen Ruby und Craig zu verhindern.

Ike rieb sich verlegen den Hinterkopf und nickte. „Komm Ruby, wir setzen uns schon ins Auto“, schlug er vor und zupfte an Rubys Ärmel, damit sie ihm auch wirklich Beachtung schenkte.

Tweek seinerseits bemerkte sofort wie Craigs Arm zuckte, als wollte der Schwarzhaarige was unüberlegtes tun und griff deswegen nach der Hand seines Freundes.

Ruby drehte sich um, zeigte Craig kurz noch den Mittelfinger und ging zu Kenny und Kyle.

„Wir fahren!“, verkündigte sie laut. Kyle zuckte zusammen, Kenny riss ihm das Handy aus der Hand und sagte etwas, dass Kyle anscheinend ärgerte. Danach kam Kenny zurück zu Craig und Tweek.

Karen ging langsam an ihrem Bruder vorbei und als dieser ihr aufmunternd auf die Schulter schlug, beschleunigte sich ihr Schritt.

Kenny hatte immer noch ein Lächeln auf den Lippen und schaltete Kyles Handy aus.

„Oh das wird Cartman so in den Wahnsinn treiben“, warf McCormick kryptisch und mit einem fiesen Lächeln in den Raum.

„Craig du solltest deinem Vater Bescheid sagen“, nuschelte Tweek zu seinem Freund.

Craig zeigte keine Reaktion, erst als sich der Schwarzhaarige wieder einen Schritt ins Haus trat und laut schrie: „Dad, komm endlich wir wollen fahren!“, wusste Tweek das der andere ihm zugehört hatte.
 

Tweek hielt immer noch das T-Shirt umklammert als er neben Craig auf der Rückbank saß.

Er versuchte das Geplapper von Kenny zu ignorieren. Er verstand sowieso den Großteil nicht. Das Problem war eher, dass Kenny Mr. Tucker sicher ablenkte und Tweek hasste es wenn der Autofahrer sich nicht konzentrieren konnte.

„Sag mal, was kann ich Cartman am besten schreiben, was ihn aufregt, wenn er es von Kyle hört?“, wollte Kenny plötzlich aus dem Nichts heraus wissen und drehte sich zu den Jungs auf der Rückbank um.

Craig zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen? Ihn pisst zwar alles an was ich mache, aber das hat nichts zu sagen.“

Auf Kennys Gesicht bildetet sich ein Lächeln das viel zu freundlich war.

Tweek spürte es förmlich auf der Haut. Kenny würde etwas schlimmes sagen, etwas das alles kaputt machen würde.

„Eigentlich geht es hier mehr um eure gemeinsame Leidenschaft. Geile Ärsche“, sprach Kenny frei heraus und das Auto ruckelte.

Tweek grub sein Gesicht wieder in das T-Shirt. Das würde schlimm ausarten. Craigs Dad war im Auto und er musste so eine Unterhaltung ertragen. Er würde danach sicher nicht mehr so tolerant sein. Er würde Craig zwingen mit Tweek Schluss zu machen. Irgendwelche Schläger würden Tweek auf der Straße zusammen schlagen.

„Kenny warum nervst du schon wieder damit?“, stöhnte Craig genervt und unterbrach damit Tweeks paranoiden Gedanken.

„Ach komm schon, Kumpel. Was würde dich aufregen, wenn es Tweek dir schreiben würde?“, stocherte Kenny weiter.

Craig seufzte leidend und Tweek spürte wie sein Freund den Arm um ihn legte. Seine Muskeln entspannte sich. Wann hatte sich alles in seinem Körper angespannt.

„Fick dich, Kenny“, warf Craig ruhig in den Raum und Tweek wusste das Craig gerade den Mittelfinger zeigte.

„Oh du hast recht Craig! Wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen?! Ihn regt am meisten auf, wenn er gar keine Antwort bekommt“, begeisterte sich Kenny selbst und Tweek sah verwirrt aus dem T-Shirt auf. Craig schüttelte genervt den Kopf während Kenny blöde vor sich her grinste.

Craigs Arm legte sich um Tweeks Schultern.

„Wir sind da“, informierte ihn sein Freund ruhig.
 

Ruby und Karen waren so schnell in den Umkleiden verschwunden, dass Tweek ihnen kein Glück mehr wünschen konnte. Was, wenn sie jetzt verlieren würden? Nur weil er ihnen kein Glück mehr wünschen konnte?

Tweek merkte wie sich wieder die Panik in ihm aufbaute. Schnell schüttelte er den Kopf. Jetzt wurde er echt albern. Unterhosenwichtel waren ja noch vorstellbar, aber das das Glück von anderen von ihm abhing? Also bitte, wo dachte er denn da hin?

Kyle warf Kenny einen bösen Blick zu. „Bekomme ich mein Handy wieder?“, wollte der Rothaarige etwas patzig wissen und riss Tweek damit aus seinen Gedanken.

„Du wirst dich doch eh nur wieder darüber ärgern, was Cartman dir schreibt“, warf Ike beiläufig ein und stellte sich somit auf Kennys Seite.

„Craig, Kumpel, ich verstehe einfach nicht was du hast. Wäre Ike mit Karen zusammen, wäre ich ziemlich glücklich damit“, sagte Kenny und stupste Craig mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Wärst du nicht“, stellte Craig klar, in einem Tonfall der keinen Widerspruch duldete, da er einfach die Tatsache dar legte.

Wenn Craig ihm in diesem Ton gesagt hätte, es gäbe keine Unterhosenwichtel, dann hätte Tweek es vielleicht sogar geglaubt.

Er griff nach Craigs Hand und zeigte in die Richtung, in die Mr. Tucker schon gegangen war.

„Dein Vater hat Plätze gesucht. Wir können uns zu ihm setzen.“

In stummen Einverständnis gingen sie zu Mr. Tucker und setzte sich hin.

Es war merkwürdig für Tweek, das Kenny sofort zwischen Mr. Tucker und Craig saß. Tweek setzte sich auf Craigs andere Seite und beäugte Kenny misstrauisch während er selbst das T-Shirt von Craig weiter an seinen Bauch drückte. Seit wann waren die beiden so gut befreundet?

Tweek hatte es nie so mit bekommen, aber wie leicht die beiden miteinander umgingen, die Sache mit dem Team-T-Shirt.

Tweek spürte etwas Ekliges in sich aufsteigen, etwas das ihm nicht wohl tat. War es ein Geschwür? Es konnte keine Eifersucht sein, auch wenn sie sich ähnliche anfühlte. Nicht so stark aber fast genau so.

Er sah Kennys Hand die sich auf Craigs Schulter legte.

Craig stand auf Blond.

Tweek hatte es schon mal gefühlt, dieses erstickende, eklige Gefühl. Als Butters fröhlich vor sich her geschwatzt hatte, wegen Craig.

„Ey, Craig, wie lange dauert es eigentlich bis Karen und Ruby spielen?“, fragte Kenny.

Endlich fegte Craig Kennys Hand von sich wie eine lästige Fliege und grummelte genervt: „Eine halbe Stunde oder so.“

Tweek spürte Craigs Blick auf sich.

„Soll ich dir einen Kaffee besorgen?“, wollte Craig wissen, an ihn gewandt. Craig hatte es bemerkt und es trieb Tweek die Röte ins Gesicht. Craig hatte es bestimmt gemerkt, auch wenn er es nicht ansprach.

Schnell nickte Tweek dankbar und Craig stand auf.

„Bringst du mir auch einen mit?“, fragte Craigs Vater und als Antwort zeigte Craig diesem nur den Mittelfinger.

Neben sich hörte Tweek ein Räuspern und er drehte sich höflicher Weise zu Kyle.

Der Rothaarige wirkte nervöse, zupfte sich am Kragen seines Shirts rum und vermied Augenkontakt. Tweek wusste wie es aussah, wenn eine Person gerne über etwas geredet hätte, was ihr unangenehm war. Tweek sah häufig selbst so aus.

„Hhast du eine Frage?“, gab Tweek dem anderen leise und mit leicht zitternder Stimme eine Hilfestellung.

Kyle nickte, schien aber noch nach den Worten zu suchen. Es dauerte eine geschlagene Ewigkeit, bis Kyle endlich mit der Sprache heraus rückte.

„Du und Craig habt doch eine Beziehung“, nuschelte der Jude vor sich hin und Tweek nickte bestätigend, da es doch eigentlich recht offiziell war. In der Schule wusste es so gut wie jeder.

„Seit ihr vorher ausgegangen oder wie war das?“, fügte Kyle seine wirkliche Frage nach kurzem Zögern noch hinzu.

Tweek schwieg, überlegte und wollte schon antworten, als Craig wieder auftauchte und ihm einen Kaffeebecher in die Hand drückte. Seinem Vater hatte er auch einen mitgebracht, was Tweek ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Eins dieser dummen, verliebten Lächeln.

Craig legte seinen Arm um Tweek und wurde sofort wieder von Kennys blöden Fragen in Beschlag genommen.

„Wir waren einfach zusammen ohne Dates oder so“, gestand Tweek dem Rothaarigen leise. Kyle sah ihn verdutzt an, wollte anscheinend mehr hören. Woher das plötzliche Interesse?

„Wir haben uns gesagt, dass wir uns mögen und fertig“, gab Tweek mit einem Schulterzucken zu, auch wenn es doch eigentlich nicht so simpel war. Er vertraute Craig von tiefsten Herzen, dass war etwas was ihre Freundschaft geschafft hatte und keine Liebesbeziehung.

„Nur Mädchen halten sich an Dates auf“, fügte Craig plötzlich hinzu, der anscheinend zugehört hatte und Kenny einfach ignorierte.

Kyle errötete und sah auf seine Schuhe.

Tweek erkannte Unsicherheit, wenn er sie sah. Kyle war mit dem was er gehört hatte anscheinend nicht ganz zufrieden.

„Craig ist so was wie mein bester Freund, seit der vierten Klasse. Der Unterschied zu früher ist nur, dass er mich jetzt mehr anfasst und mich küsst. Wir brauchten keine Dates um uns kennen zu lernen und zu Vertrauen“, erklärte Tweek ruhig und spürte das Craigs Griff um ihn etwas stärker wurde und ihn fester an sich drückte.

In Kyles Gesicht stand ein Fragezeichen, was sich aber langsam zu lichten begann. „O-okay. Danke.“

Dann schwieg der Rothaarige und schien über etwas nachzudenken.

„Hey ich sehe Ruby und Karen!“, rief Ike plötzlich aufgeregt aus und zeigte auf das Spielfeld. Wie schnell war die Zeit denn jetzt vergangen?

Craigs Griff löste sich von jetzt auf gleich und ließ Tweek mit einem mulmigen Gefühl zurück. Er fühlte sich bei weitem sicherer mit diesem besitzergreifenden Arm um sich.

Craig zog seinen Pulli über den Kopf und drückte ihn Tweek in den Schoß. Der Schwarzhaarige zupfte das weiße T-Shirt zurecht, auf welchem mit dicken roten Buchstaben 'Team Ruby' stand. Eine wirklich süße Idee, die Tweek wieder das dämliche, verliebte Lächeln ins Gesicht zauberte.

Kenny hatte seinerseits die Jacke ausgezogen und man sah das er das gleiche T-Shirt wie Craig trug, nur das statt Rubys Karens Name dort prangte.

Mit dieser Unterstützung konnte die beiden doch nur gewinnen.

Es war genau das, was Tweek so sehr an Craig schätzte, dass dieser seine Gefühle mit kleinen Gesten ausdrückte. Ein verstohlener Blick, ein Kuss, ein kurzes drücken der Hand, das Holen von Kaffee, ein verrücktes T-Shirt.

Bevor sich Tweek selbst davon abhalten konnte, hatte er seine Hände in Craigs Haaren und drückte dem anderen einen Kuss auf. Einen der stürmischen, wenn er sich selbst nicht mehr bremsen konnte. Einen dieser Küsse die Craig für eine Sekunde, wenn überhaupt, alle Gesichtszüge entgleiten ließ.

So schnell wie er den Kuss begann, beendete er ihn auch wieder, um sofort von seinem Kaffee zu trinken und die Blicke der Leute zu ignorieren, die ihn nieder starrten.

„Du schläfst heute bei mir oder? Scheiß drauf, dass morgen Schule ist“, hauchte Craig ihm ins Ohr und ließ Tweek vollkommen rot werden. Diese verdammten kleinen Gesten, die so viel Versprachen. Tweek liebte sie alle.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier bedanke ich mich herzlich bei Melina19, die brav alles nochmal auf Fehler gelesen hat.
Ich freue mich wie immer über Kritik jeder Art und hoffe ich begeistere hier ein paar Creek-Fans :)
Die Fanfiction wird ungefähr 10 Kapitel haben, von denen über die Hälfte schon fertig sind. Ich versuche jeden Sonntag ein Kapitel hochzuladen
lg
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel kommt wahrscheinlich am Donnerstag. Danach lade ich regelmäßig Dienstags und Donnerstags hoch.
Ich hoffe ihr hatte Spaß beim lesen dieses Kapitels.
Ich freue mich wie immer über Kritik jeder Art
lg
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Also hier schon Kapitel 3. Das nächste Kapitel kommt Dienstag :)
Ich freue mich wie immer über jede Art von Kritik.
Habt auch weiter Spaß beim lesen
lg
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So hier ist also Kapitel 4.
Das nächste Kapitel sitzt auch schon in der Freischaltung fest. Hoffentlich braucht es diesesmal keine zwei Tage, so wie das Kapitel hier.
Ich freue mich wie immer über Kritik jeder Art.
lg
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Das hier ist das Donnerstag Kapitel. Ich lade es jetzt hoch, auch wenn das Dienstag Kapitel noch nicht freigeschaltet ist.
Wie immer hoffe ich das alle ihre Freude an dem Kapitel hatten und ich freue mich über Kritik jeder Art.
lg
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Kapitel 6 ist also hier.
Ich hoffe es gfällt euch. Ich freue mich wie immer über Kritik jeder Art.
lg
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Also Kapitel 7 kommt heute etwas spät.
Als nächstes kommt Kapitel 8, aber ich lade es erst Donnerstag hoch.
Ich freue mich wie immer über Kritik jeder Art und hoffe ihr hattet Spaß am lesen.
Nur für die die es mögen, ich habe eine Kyman geschrieben. Den Link findet ihr im Steckbrief dieser FF hier.
lg
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So hier ist also das vorletzte Kapitel.
Nächsten Donnerstag kommt Kapitel 9. Das Bonuskapitel danach wird dann wohl noch zwei Wochen auf sich warten lassen, weil ich in Urlaub sein werde.
Ich freue mich wie immer über Kritik jeder Art.
lg
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So hier ist also das finale Kapitel.
Es wird nur noch das Bonuskapitel folgen, welches ich aber wahrscheinlich erst in zwei Wochen hochladen kann.
Ich freue mich wie immer über Kritik jeder Art und bedanke mich bei denen, die diese Geschichte verfolgt haben. :)
lg
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich habe ich das letzte Kapitel hochgeladen :)
Hat ja auch lang genug gedauert. Ich hab mit mir selbst gezaudert den letzten Abschnitt zu schreiben und als ich es endlich geschafft hatte, konnte meine Korrekturfee leider keine Zeit finden.
So, aber weiter darüber beklagen will ich mich nicht. Das Kapitel ist da und hat euch hoffentlich gefallen.
Ich würde gerne hören, falls Interesse an weitern South Park Projekten besteht, da es einem leichter fällt zu schreiben, wenn man weiß, dass Leute soetwas auch lesen wollen ;)
Wie immer freue ich mich über Kritik jeder Art
lg
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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  masami56
2018-07-02T10:30:38+00:00 02.07.2018 12:30
Deine FF hat mir wirklich gut gefallen. Ich liebe es, wie du die Beziehung zwischen Ruby und Craig beschrieben hast. Mir gefällt überhaupt deine Charakterbeschreibung. Während dem lesen musste ich wirklich oft lachen und war ganz gefesselt.
Wenn du mit dem Gedanken spielen solltest, eine weitere Creek FF zu schreiben, kann ich dich darin nur bekräftigen.
Die Geschichte ist wirklich toll.
Viele Grüße und mach weiter so.
Masa
Von:  N-B-Kisu
2015-06-29T18:22:45+00:00 29.06.2015 20:22
Die ist so toooooooooll
Von: abgemeldet
2014-10-26T15:07:05+00:00 26.10.2014 16:07
Es war eine tolle Story <3
Tweek und Craig sind einfach süss zusammen *_*
Von:  Melina19
2014-08-13T08:55:08+00:00 13.08.2014 10:55
Endlich geschafft, es ist fertig und ich habe es geschafft alles zu lesen und sogar daran zu denken dir zu fast jedem Kapitel etwas nettes zu schreiben
Was ich immer wieder sagen muss ist, das es mir sehr viel spaß gemacht hat diese Ff zu lesen und ich mich auf viele weitere Projekte von dir freue
Dieses Kapitel hat mir besonders gut gefallen, weil so viele Charakter vorgekommen sind und ich mir richtig gut vorstellen konnte, wie sich das im Auto oder auf dem Volleyball-Feld abgespielt hat
Besonders süß fand ich die Idee mit den bedruckten T-Shirts für die Mädchen, aber auch das Tweek die ganze Zeit das Shirt von Craig mit sich herumschleppt. Ob Craig das wohl je mal wiederbekommt?
Die kleinen Ticks von Tweek finde ich persöhnlich ja ganz niedlich und liebenswert, obwohl ich finde die Ticks von allen auf die eine oder andere weiße ganz liebenswert, obwohl ich zugeben muss das mir der liebe Kenny auf die Nerven gehen würde
Jedenfalls hoffe ich bald noch viel mehr von dir lesen zu können

Bis bald
Von:  Melina19
2014-08-09T13:05:33+00:00 09.08.2014 15:05
Endlich ist es geschaft, ich habe es fertig gebracht alle Kapitel, die bis jetzt da sind, zu lesen und dir auch noch etwas dazu zu schreiben
Es geschehen noch Zeichen und Wunder
Ich habe mich bei jedem Kapitel sehr amüsiert weil die Beziehungen zwischen ein einzelnen Charakteren auf eine sehr witzigen Art und Weise dargestellt wurde und doch nicht zu lächerlich wirkte und man sie ernst nehmen konnte
Es hat mir sehr gefallen wie sich die Beziehung zwischen Tweek und Craig entwickelt hat und das sie sich manchmal garnicht so verhalten haben, wie man es von ihnen im ersten Moment vielleicht erwartet hätte, aber auch das hast du sehr gut hingekriegt, es passte trotzdem immer zu ihnen und den Situationen in denen sie sich befunden haben
Es war auch sehr schön das es nicht immer nur um die zwei Hauptcharakter ging, sondern das auch ihre Freunde, ihre Familien oder ihre "Feinde" ihre Auftritte hatten, die auch ihren Einfluss auf das Leben von Tweek und Craig hatten
Sodas es nicht so wirkte als würden die Charakter nebeneinander herleben und würden am Leben des anderen nicht irgendwie teilnehmen, wie zum Beispiel bei der Sache zwischen Ruby und Ike, davon war Craig ja ganz und garnicht begeistert und hat das auch gezeigt, nachdem er es wusste
Sehr schön war auch das die Charakter ihre wichtigsten Eigenschaften behalten haben, du hast sie nur ihrem Alter angepasst, da sie jetzt keine Kinder mehr sind, trotzdem konnte man die Charakter noch immer sehr gut mit denen Originalen aus "South Park" identifizieren
Nochmal kurz gesagt, es hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich darauf noch mehr Ff zum Thema "South Park" und vorlallem zu diesem Pairing zu lesen
Jetzt freue ich mich noch auf das letzte Kapitel

Bis zum nächsten Mal


Von:  CraigLoveTweek
2014-06-15T09:40:55+00:00 15.06.2014 11:40
Ich finde deine Ff wirklich super Gelungen. Die charaktere haben ein Gleichgewicht &' die Story ist auch wirklich toll. Bei den bisherigen Kapiteln war ich an vielen Stellen wirklich richtig Gefesselt und Gerührt. Ich freue mich auf die nächsten Kapitel. Weiter so. :33 (:
Antwort von:  MoonlightWhisper
15.06.2014 11:43
Viel Dank :)
Ich bin froh das es dir gefällt und es macht mich wirklich glücklich zu lesen, dass du ebenfalls die Charakter gelungen geschrieben findest ^^
lg
Von:  Minouett
2014-06-06T08:27:07+00:00 06.06.2014 10:27
Ich hab leider verpasst das letzte zu kommentieren, aber dafür hier wieder :)
Mir gefällt es sooo gut, dass Tweek zwar seine Paranoia hat, aber auch ab und zu sich einfach wie ein verliebter Junge benimmt und die Initiative ergreift...und Craig trotzdem nicht wie einen Waschlappen erscheinen lässt XD
In eminen Augen hast du ein recht gutes Gleichgewicht in dem Charakter der beiden gefunden, echt C:
Auch dass die beiden erst mal so tun wollen als wären sie noch nicht zusammen ist eine interessante Entwicklung, die ich noch gar nicht erwartet habe; das erhält die Spannung XD
Ich freu mich auf kommende Kapitel :) (Je nachdem wie lang das Ganze werden soll XD)
Liebe Grüße
Antwort von:  MoonlightWhisper
06.06.2014 10:40
Es ist ja nicht schlimm, dass du verpasst hast das letzte Kapitel zu kommentieren :)
Ich bin froh das du überhaubt Komentare da lässt. ;)
Zu lesen, dass du die Charakter gelungen findest, so wie ich sie schreibe macht mich Glücklich. Aber ich denke jeder ist glücklich über positives Feedback.
Die FF soll übrings insgesamt 9 Kapitel haben und dazu ein Bonus Kapitel.

Mal so am Rande, wie siehts eigentlich mit deiner Creek-FF aus? Sie war einer der Gründe, warum ich überlegt habe selbst eine zu schreiben :)
Liebe Grüße
Von:  Melina19
2014-05-30T17:01:31+00:00 30.05.2014 19:01
Endlich komme ich dazu dir einen Kommentar zu schreiben, es geschehen noch Zeichen und Wunder
Es hat Vorteile wenn man bei der Arbeit mal nichts zu tun hat und der Chef weg ist
aber jetzt zum wirklich wichtigen
Ich finde die Ff einfach klasse, es macht sehr viel Spaß sie zu lesen und manchmal hab ich vor Lachen fast am Boden gelegen und das obwohl ich sie ja schonmal gelesen hatte
Ich glaube du hast mich zu einem richtigen Creek-Freak gemacht und das obwohl ich ansonsten kein wirklicher Fan von South Park bin
Ich muss dir auch nochmal sagen/schreiben, das ich deine Art zu schreiben wirklich klasse finde, es macht sehr viel Spaß deine Geschichten zu lesen
Ich glaube zur Rechtschreibung muss ich nichts sagen, oder? ;)
Ich freue mich schon auf das nächsten Kapitel und hoffe dir dann noch mehr schreiben zu können

Antwort von:  MoonlightWhisper
30.05.2014 20:33
Ich bin froh endlich deinen Kommentar zu sehen ;P
Vergiss nicht mir noch das korregierte Kapitel 8 zurück zu schicken ^^
Hiermit ist meine Aufgabe dich zu Creek zu bekehren also ein voller Erfolg geworden. Das freut mich sehr. Ich bin immer froh von dir positives Feedback zubekommen.
Vergiss selbst nicht weiterzuschreiben :) und lass deine Chef nicht sehen, dass du schon wieder Shōnen-Ai ließt :P
lg
Von:  Klein_Ryu
2014-05-27T10:19:29+00:00 27.05.2014 12:19
tolle story ♥
ich liebeee creek einfach =D
und dein schreibstil gefällt mir wirlich gut, du triffst craig und tweek einfach super :D
ich hoffe doch du schreibst schnell weiter !
diese ff hat wirklich mehr kommis verdient :/
lg ryu
Antwort von:  MoonlightWhisper
27.05.2014 12:28
Danke, es freut mich sehr das du so denkst :)
Ich liebe Creek auch einfach und fand es gibt zu wenig beendete FFs auf Mexx ;)
Ich hab die FF schon fast fertig. Es fehlt noch ein Kapitel und dann muss alles nochmal korregiert werden. Kapitel 3 ist schon bereit und wir Donnerstag hochgeladen.
Ich kann also fest versprechen das ab Donnerstag regelmäßig Dienstags und Donnerstag ein Kapitel kommt ^^
lg
Von:  Angel_of_sorrow
2014-05-27T10:16:20+00:00 27.05.2014 12:16
so jetzt kam ich auch dazu das 2te kapitel zu lesen =D
woaaahhh echt toll *-*
ich will schnell weiter lesen und erfahren was dann so bei craig passiert *gg*
lg
Antwort von:  MoonlightWhisper
27.05.2014 12:23
Donnerstag kommt ja schon das nächste Kapitel ;)
Es macht mich froh zu sehen, dass es dir auch weiterhin gefällt.
Ein kleiner Spoiler zu dem was da passiert ist übrings der Schnuppertext ^^
lg


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