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No Remains

Gajeevy - FF
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So und weil ICH morgen Geburtstag habe und IHR euch ebenfalls mit mir freuen sollt, kommt heute schon das neue Kapitel heraus. Viel Spass! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tada, weil ihr euch alle so gewünscht habt, dass es schnell weitergeht, hat meine Betaleserin einen Zahn zugelegt und am Wochende das nächste Kapitel korrigiert. Bitteschön :-D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben. Vielen Dank ersteinmal für die vielen, tollen Reaktionen vom letzten Mal. Ich weiß, dass ich nicht grad zimperlich mit den Charakteren umgegangen bin und das viele von euch hoffen, dass es allen gut geht. Heute kommt somit das VORletzte Kapitel an den Start. Es folgt dann lediglich noch der Epilog. Ich hoffe, dass ich eure Erwartungen und Hoffnungen mit dieser heutigen Wendung gerecht werde.

Zeitgleich kommt noch eine Ankündigung. Mit der Veröffentlichung des letzten Kapitels wird auch gleich das erste Kapitel des Nachfolgers online gestellt. Ich werde zu gegebener Zeit den Link posten. An alle, die Interesse haben, das ganze Spektakel weiterzuverfolgen: Es sieht am ANfang nicht wie ein Nachfolger aus, weil es primär um andere Charaktere geht, dennoch werden einige EInzelheiten neu aufgegriffen, umgekrempelt, analysiert und offene Fragen beantwortet. (Halt nur später) Komplett anzeigen

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Der Auftrag

Kapitel 1 Der Auftrag
 

Nächtliche Stille umgibt das große Gebäude in Magnolia. Die Gilde, in der es sonst immer so laut ist, wirkt um diese Zeit wie ausgestorben. Kein Licht brennt, erhellt wird der Innenraum nur durch das fahrige, silbrige Licht des vollen Mondes. Er taucht den Schankraum in ein mystisches Antlitz und lässt die abgewetzten Bänke wie eine himmlische Ruhestätte aussehen. Die großen Fässer hinter der Theke wirken in dieser Atmosphäre wie Monster die über den großzügigen Tresen wachen, aber nichts rührt sich, sie haben keine Aufgabe. Seit dem Daimatou Enbou gehört die Gilde wieder Fairy Tail und auch das seit 7 Jahren verwaiste Requestbord quillt nun endlich wieder über vor Auftragszetteln. Die Mitglieder vermehren sich stetig und Fairy Tail findet nun endlich wieder zu seiner gewohnten Lautstärke zurück. Ganz nebenbei darf man erwähnen, dass das ein Fakt ist den die Anwohner natürlich nicht so überragend finden.

Heute Nacht ist aber etwas anders als sonst. An einem kleinen Tisch, in der Nähe der Bücherei sitzt eine zierliche Magierin. Das Licht der Sterne tanzt auf ihren blauen Locken, die ihr wirr im Gesicht hängen. Sie hat sich das Haarband um das Handgelenk gebunden und ihre Stirn auf der Tischplatte abgelegt. Nur das leise Schnaufen verrät, das sie nicht eingeschlafen ist. Tränen laufen ihre Wangen hinab, als sie an heute Mittag denkt.
 

„Ich werde Levy beschützen!“ brüllt Droy durch den ganzen Raum. „Nein ich werde das machen“ krächzt Jet, der schon seit einigen Minuten von Droy in den Schwitzkasten genommen wurde. Levy rollt die Augen. Sie hat sich einen Auftrag ausgesucht, nur einen kleinen. Es wurde lediglich jemand gebraucht der ein altes Schriftstück entziffern konnte. Die Belohnung ist nicht sehr hoch, aber das Buch, das versprochen wurde, fehlt noch in der Sammlung der Scriptmagierin. Eigentlich hatte die zierliche Magierin vor, diesen Auftrag alleine zu erledigen, doch der Master bestand darauf, dass sie jemand begleitet. Lauthals protestierend stapft sie zu ihrem Tisch, als Mirajane ihr die Hand auf die Schulter legt. „Wir machen uns doch bloß alle Sorgen um dich“
 

Schniefend hebt die zierliche Blauhaarige den Kopf. Es ist zum verrückt werden. Warum hält sie nur jeder für schwach? Warum traut ihr denn niemand zu, auch mal einen Auftrag ganz alleine zu erledigen? Geräuschvoll klatscht ihre Stirn wieder auf die Tischplatte. Levy muss sich zusammenreißen, damit sie nicht vor Schmerz aufschreit. Zum Verrückt werden ist das alles.

In ihrem Kopf beginnt es sich zu drehen, als würde sie unaufhörlich in einem Karussell sitzen. Sie erinnert sich wieder an das Gespräch mit Gajeel auf Tenrou Jima. Naja, Gespräch konnte man das kaum nennen, er motze die ganze Zeit nur rum, weil er sich lieber prügeln wollte als Schnitzeljagd zu spielen. Vor Wut schnaubend ist sie damals vor ihm geflüchtet und in die Arme von Grimmore Heart gelaufen, doch er hatte sie im letzten Moment retten können.
 

„Es ist schwer jemand so kleinen wie dich im Wald zu finden“
 

Dieser Satz wiederhallt in ihren Gedanken. Ja ich bin klein, und ich bin auch schwach, aber wieso geben sie mir nicht die Chance mich zu verbessern, stärker zu werden?

Tränennasse Augen starren auf einen zerknitterten Zettel in ihrer kleinen Hand. Sie hatte sich diesen Auftrag schon vor Stunden ausgesucht, traute sich aber nicht, ihn offiziell genehmigen zu lassen. Das Dorf Toboe ist in Schwierigkeiten, ein Rudel wilder Wolfsdämonen reißt die Schafe und Ziegen vieler Bauern und niemand schafft es Herr über die Lage zu werden. Aufgrund der magischen, reißerischen Kraft der Wolfszähne wandte sich der Dorfälteste an Fairy Tail. Schnaubend verhärtet sich Levys Griff um das kleine Stück Papier. Sicherlich wird es schwierig werden, ein ganzes Rudel Wölfe alleine zu stoppen, doch sie ist überzeugt davon, dass sie es schaffen kann. Was soll denn großartiges passieren?
 

Voller Enthusiasmus springt die Scriptmagierin von ihrem Platz auf, ihr Stuhl kippt dabei geräuschvoll zu Boden. Durch die Stille der Nacht, die sich über den Schankraum legt, hörte es sich wie tiefes, schepperndes Donnergrollen an und die Blauhaarige fährt leicht zusammen. Im nächsten Moment presst sie ihre Zähne aufeinander und schnaubt betreten die Luft zwischen ihnen hindurch. Das kann ja noch heiter werden, wenn selbst ein zu Boden fallender Stuhl ihr Herzklopfen und eine Gänsehaut bereitet. Doch ihre Sturheit siegt, sie wird den anderen schon zeigen, was in ihr steckt. Mit diesen Gedanken verschwindet das zierliche Geschöpf in der Bibliothek.
 

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Was soll ich nur mitnehmen? Rätselnd steht die junge Frau vor den großen Regalen. Sie ist froh, dass der reichhaltige, literarische Schatz der Gilde noch existiert und die Jahre unbeschadet überstanden hat. Die Bibliothek in der kleinen Mühle, die der Gilde einige Jahre als Dach über dem Kopf diente, fasste nur einen Bruchteil dessen, was sie jetzt vorfindet. Mit zusammengekniffenen Augen wandert ihr Blick zielstrebig über die verschiedenen Titel, gelegentlich greift sie zu, sodass sich ein kleiner Stapel ausgewählter Werke auf dem Schreibtisch hinter ihr sammelt. Nur noch das da, und dann ist sie für ihre Reise gut ausgestattet.
 

Voller Stolz betrachtet Levy ihr Werk und schluckt, als sie versucht den kleinen Berg Bücher anzuheben. Vielleicht sollte sie doch besser eine kleinere Auswahl treffen. Mit ihrem Notizbuch und der Sturmlesebrille bewaffnet, macht sich die zierliche Blauhaarige über den Bücherstapel her, um nur die wichtigsten Informationen zu speichern und somit das Gewicht für ihre Reise zu verringern. Als sie das nächste Mal auf die Uhr schaut, ist es bereits weit nach Mitternacht. Zügig packt sie die zwei verbliebenen Bücher und ihre Notizen in die kleine Tasche und sprintet die Treppen zum Schankraum hinauf. Sie will los, bevor die anderen wieder hier sind, niemand soll sie aufhalten.
 

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Der Bahnhof in Magnolia ist um diese Zeit nahezu menschenleer. Nur am Informationsschalter sitzt ein älterer Herr. Er sieht sehr müde aus und überreicht Levy den Fahrschein mit einem mürrischen Seufzen. „Da hinten geht es lang“ sein Blick ist fortwähren auf den Tresen gerichtet. Die Magierin nickt zum Dank und mit kleinen Schritten macht sie sich auf den Weg zu den Gleisbetten. Es ist drei Uhr in der Nacht und ein kalter Wind umspielt die zierliche Statue der jungen Frau. Sie fröstelt und reibt sich abwesend an den Oberarmen um sich zu wärmen.
 

„Ich mach dich groß“
 

Sie weiß nicht warum ihr Gajeel grade jetzt in den Sinn kommt. Sie hat die Szene bestimmt schon tausende Male in ihrem kleinen Kopf wiederholt. Ein zarter Rotschimmer ziert ihre Wangen und ein seichtes Lächeln umschmeichelt ihre Mundwinkel. Ja, sie wird groß werden, das hat sie sich vorgenommen. Mit diesem Auftrag wird sie es allen beweisen. Allen, und vor allem ihm. Der Rotschimmer wird nun deutlicher. Sie würde ihm zeigen, wie stark sie ist und vielleicht würde er ihre Gefühle daraufhin erwidern.
 

Unruhig schweift Levys Blick zwischen ihrer Fahrkarte und den Gleisnummern hin und her. Weit hinten in der Dunkelheit scheint ihr Bahnsteig zu sein. Es ist nur schwach beleuchtet, aber mit einem erleichterten Seufzen stellt sie fest, dass ihr Zug bereits eingefahren ist. Mit eiligen Schritten erreicht sie den Einstieg und nähert sich ihrem Abteil. Der Zug ist fast leer, sodass sie sich einen Platz aussuchen kann. Verdächtig knarzend biegt sich der kleine Tisch vor ihr, als sie ihre Bücher auf ihm platziert. Die Fahrt wird einige Stunden dauern und sie hat sich vorgenommen, noch ein wenig über die Wolfsdämonen zu recherchieren. Als der Zug endlich mit einem sanften Ruck losfährt, hat sie bereits die Hälfte des Buches gelesen und lehnt sich zerknirscht auf ihrer Bank zurück. Mit einem mulmigen Gefühl macht sie sich ein erstes Mal allein auf den Weg, nur der Mond ist ihr Begleiter, während sie langsam in einen tiefen Schlaf sinkt.
 

Während die Sonne langsam aufgeht, reckt sich die zierliche Magierin auf ihrer Bank. Schlaftrunken schaut sie aus dem Fenster. Die Umgebung ist ihr fremd, es sieht sehr ländlich aus und die vielen Wiesen und Felder sind von saftig grünen Wäldern umrahmt. Mit zugekniffenen Augen packt Levy die Bücher zusammen. Sie hat nicht sonderlich gut geschlafen, in ihren Träumen haben sie die Wolfsdämonen heimgesucht, von denen sie zuvor gelesen hat. Klatschend schlägt sie sich ihre Hände an die Wangen. Es wird nicht so schlimm werden.
 

Rumpelnd kommt der Zug zum stehen. Auf dem Bahnsteig stehend, atmet sie tief durch, die kühle Morgenluft belebt ihren Körper und ihren Geist und während sie sich noch die Tasche auf schultert, sieht sie sich bereits nach einer kleinen Karte um, die ihr den Weg ins Dorf zeigen könnte.
 

Schmale Schotterwege führen sie durch eine atemberaubende Landschaft. Der Wegrand ist dicht bewachsen, der hohe rote Klatschmohn hebt sich leuchtend vom saftigen Grün der Gräser ab. Weite Schafweiden erstrecken sich links und rechts neben der Wanderstrecke und vermischen sich am Horizont mit einem strahlend, blauen Himmel. Sehr lange braucht Levy nicht zu laufen. Schon nach einer halben Stunde kann sie die Weidendächer der kleinen Holzhütten vor sich erkennen. Sie beschleunigt ihren Schritt, jetzt ist es endlich soweit.
 

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Besonders sympathisch war ihr der Dorfälteste nicht. Er beschwerte sich gleich zu Beginn des Gesprächs darüber, dass man ihm ein kleines, schwaches Mädchen geschickt habe und seine Probleme wohl nicht ernst genug nimmt. Levy musste sich sichtlich zusammenreißen um dem Alten nicht ihre Meinung zu geigen. Dennoch zeigt ihr der alte Mann auf einer Karte in welchem Wald sie die Wolfsdämonen finden könne. Er hält ihr auch gleich triumphierend die Belohnung, die auf sie warten würde, falls sie es wirklich schaffen sollte, unter die Nase. Augenrollend bedankt sich die zierliche Magierin bei ihm und verlässt seufzend die kleine Hütte. Ihr Blick schweift durch das Dorf, es war wirklich klein, aber wundervoll umrahmt von saftig grünen Weiden und mit bunten Blumen besprenkelten Wiesen. Die Häuser waren aus Holz und Lehm gebaut und wirkten beruhigend und einladend auf die Blauhaarige. Levy atmet tief ein, versuchte die ganze Luft, die ganze Atmosphäre in sich aufzunehmen, es fühlt sich herrlich an. Nach ein paar Minuten besann sie sich wieder auf ihre Situation und entfaltet die Karte, die ihr der alte Mann überlassen hatte, in ihren Händen.
 

Nun geht es also los, denkt sie, auf in den Wald Tsumei.
 

--------------------------------------------------------To be continued-------------------
 

Das war nun das erste Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen und ihr habt Lust auf mehr bekommen.

Die Höhle

So, etwas vorzeitig, da ich im Moment nicht arbeiten kann und deshalb VIEL zu viel Zeit habe. Ich hasse das. Und dieser blöde Gips nervt... So das musste gesagt werden. Nun aber zum zweiten Kapitel "Die Höhle"

Viel Spass

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Schlagartig ist das Stimmungshoch, auf dem die zierliche Magierin schwebte, in den Keller gesunken. Während sie über die Felder schlenderte, war noch alles in Ordnung gewesen. Der schmale Schotterweg führte sie durch Rapsfelder, die so golden leuchteten, dass sie sich die Augen zu halten musste, über Weiden, auf denen Schafe grasten, deren Wolle nicht kuscheliger aussehen konnte und über Wiesen, die bunter nicht hätten sein können.
 

Doch nun steht sie vor ihm, dem großen, dunklen Wald Tsumei. Ein ungewöhnlicher, modriger Geruch kriecht in ihre Nase und eine unheimliche, kühle Brise schlägt der Blauhaarigen entgegen. Sie fröstelt, bekommt eine Gänsehaut und sie spürt, wie die Entschlossenheit, die sie noch vor wenigen Stunden verspürte, langsam aus jeder ihrer einzelnen Muskelfasern entfleucht. Sie gruselt sich, schon vom bloßen Hinsehen und der Gedanke daran, diesen Wald zu betreten, lässt ihren Blutdruck steigen. ‚Wenn doch nur Gajeel hier wäre‘, so schnell der Gedanke kam, so schnell schiebt sie ihn wieder bei Seite. Mit straff gespannten Schultern und erhobenem Kinn, setzt sich Levy in Bewegung.

‚Ich schaff das, ich kann das‘.
 

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Schon seit Stunden irrt sie nun schon durch den Wald, die Karte hat sie mittlerweile in ihre rote Umhängtasche gestopft, helfen kann sie ihr eh nicht mehr. Levy hat aufgegeben, in ihr den richtigen Weg zu suchen, sie hat sich verlaufen. Missmutig lässt sie sich auf einem der zahlreichen, umgestürzten Baumstämme sinken. Der Wald ist verflucht unübersichtlich. Überall sind Wege durch herabgestürzte Äste und riesige Baumwurzeln blockiert und neue Trampelpfade entstanden. Die blauhaarige Magierin sieht sich um, der Waldboden ist dicht mit Moos bewachsen und kleine sowie große Abdrücke auf den schmalen Pfaden lassen eine reiche Artenvielfalt der verschiedensten Wesen vermuten. Das fahle Sonnenlicht, das durch das dichte Blätterdach auf die Szenerie fällt, taucht ihre Umgebung in ein unheimliches Licht. In ein paar Stunden wird die Sonne untergehen, doch gefunden hat sie weder das Rudel Wölfe noch einen Ausgang. Überall werfen die umgestürzten Bäume Schatten und die dichten Büsche verdecken die Sicht nur noch mehr. Es ist ein beklemmendes Gefühl, welches von Levy Besitz ergreift. Ein kalter Schauer läuft ihr den Rücken herunter. Als sich eine dichte Wolke vor die Sonne schiebt und auch der Rest Helligkeit den Wald verlässt, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Tränen laufen ihre Wangen herab und vermischen sich mit dem einsetzenden Regen. Wie soll sie hier nur jemals wieder herausfinden. Um nicht noch nasser zu werden, erhebt sich das zierliche Mädchen und taumelt durch das Dickicht des Waldes. Irgendwo muss doch ein Unterschlupf zu finden sein.

Mit letzter Kraft hievt sie sich einen kleinen Abhang hinauf und entdeckt eine dicht bewachsene Felsspalte. Ohne zu zögern schiebt sie ihren schmalen Körper hindurch.
 

Alles ist dunkel, Levy kann ihre Hand kaum noch vor Augen sehen. „Solid Script: Light“ ein heller Schriftzug erscheint vor ihr und beleuchtet die kleine Höhle. Erleichtert, dass sich keine wilden Tiere in ihr befinden, lässt sich die Blauhaarige auf einen Stein sinken. Ihr ist kalt und sie zittert am ganzen Körper. Mit einem Kopfschütteln versucht sie, die wieder aufkommenden Tränen zu vertreiben und sammelt getrocknete Reste zusammen, die sie in der Höhle finden kann. Kleine Äste und auch Laub, welches der Wind hier hereingeweht haben muss. Nur wenige Minuten später prasselt ein kleines Feuer in der Mitte und taucht die Umgebung in ein warmes Licht. Levy wärmt sich ein wenig daran bevor ihre Gedanken sie zurück in die Realität holen.
 

‚Schutz‘ denkt sie und kramt in ihrer kleinen Tasche nach ihrem magischen Stift. Natürlich war Freed ihr, was Runenschreibung angeht, weitaus überlegen, doch um sich während des Unwetters und in der Nacht zu schützen, reichten Levys Kenntnisse mindestens aus. Sofort macht sich die Magierin an die Arbeit. Laut seufzend und geschafft lässt sie sich neben das Feuer sinken. Die wohlige Wärme trocknet ihr feuchtes Kleid und sie spürt wie sich ihre Muskulatur langsam entspannt. Müde fällt sie in einen unruhigen Schlaf.
 

« Eine warme Hand streicht über ihre Wange. Levys Herz beginnt schneller zu schlagen. Mit einem festen, leidenschaftlichen Ruck zieht er sie näher an sich heran. Ihr stockt der Atem, als sie seine feste, durchtrainierte Brust berührt. Unter seinem Shirt zeichnet sich jede Faser seiner Muskulatur einzeln ab. Levy spürt wie die Hitze in ihre Wangen schießt. Als sie den Kopf leicht neigt um ihren Gegenüber besser ansehen zu können, sieht sie wie auch seine Wangen von einem leichten, zarten Rotschimmer umspielt werden. Seine stechenden, roten Augen liegen auf ihren, sein Blick ist durchdringlich, aber sanft. Levy hat das Gefühl ihr Herz überschlägt sich in ihrer Brust, als seine Lippen immer näher auf sie zukommen. „Gajeel…“ haucht sie.»

Im nächsten Moment ist alles schwarz.
 

Mit klopfendem Herzen schlägt Levy die Augen auf, sie braucht ein paar Minuten um sich zu orientieren. Ihr Brustkorb scheint zu zerbersten und ihre Hände schwitzen. Warum kann sie diesen Eisendrachen nicht aus ihren Gedanken und aus ihren Träumen verbannen. Ein leichtes Lächeln ziert die Lippen der kleinen Scriptmagierin. Mit dem Rücken zum Feuer, kuschelt sie sich wieder in ihre Decke und schläft ein, ihr Herz immer noch pochend, ihre Gedanken noch immer bei Gajeel.
 

« Sonnenstrahlen tanzen auf einer grünen Wiese. Im Hintergrund rahmen Kornblumen Felder und sattgrüne Büsche die kleine Fläche ein. Der helle Sandweg glänzt in der Sonne wie ein Fluss aus purem Gold. Lautes Lachen ist zu hören, das eine hell und klar, das andere rau und dunkel. „Du kriegst mich nicht“ ruft sie ihrem Jäger zu. Ihr blaues Haar glänzt in der Sonne und ihr oranges Kleid weht im leichten Windzug. Mit strahlendem Lächeln läuft sie im Zickzack vor ihm her und wirft dem jungen Mann aufmüpfige, provozierende Blicke zu. „Und wie ich dich kriege“ raunzt er und bricht in schallendes Gelächter aus.

Der große, dunkelhaarige Magier beschleunigt und umklammert das zierliche Mädchen mit seinen starken Armen. „Hab ich dich endlich“ flüstert er ihr ins Ohr und bedeckt, immer noch hinter ihr verharrend, ihren Nacken mit sanften Küssen. „Das kitzelt“ kichert sie und versucht sich aus seinem schraubstockartigen Griff zu befreien, doch er umschlingt sie nur noch fester.

„Ich werde dich nie mehr gehen lassen“ sein Tonfall ist sanft und sein Blick liegt auf ihrem. Sie strahlt übers ganze Gesicht und küsst ihn zaghaft auf die Wange. Ein Augenzwinkern später findet sie sich auf dem Boden wieder. Sie liegt auf ihm, immer noch in seinen Armen, jedoch sind ihre Lippen nun auf den seinen.

Der Kuss wird immer leidenschaftlicher und vorsichtig bittet seine Zunge bei ihr um Einlass. Ruckartig wirbelt er die kleine Magierin herum und begräbt sie unter sich, seine Lippen immer noch auf ihren. „Ich will keinen Zentimeter mehr zwischen uns“ brummt er in den Kuss und ihr Herzschlag erhöht sein Tempo. Ihr wird heiß und kalt zugleich, als er seinen muskulösen Körper stärker gegen ihren presst. Keuchend löst sie sich von ihm und schaut verklärt in seine Augen. „Levy…“ und wieder umschließen seine Lippen die ihren. Zarte Berührungen an ihrem Oberschenkel lassen ihr heiße und kalte Schauer über den Rücken laufen, sie sehnt sich nach seinen Berührungen, will ihn spüren.

Ihre Finger bohren sich in seinen Rücken, sie zieht ihn fester an sich, denn Luft will sie ebenso wenig wie er zwischenihren Körpern spüren. Vorsichtig zerrt sie an seinem Shirt und er tut wie ihm geheißen. Seine Wärme spürte sie nun viel intensiver, voller Lust streicht sie ihm über den Rücken und hinterlässt kleine, zarte Kratzspuren und ehe sie es sich versieht, findet sie nun auf seinem Schoß Platz. Er streift ihr das dünne Sommerkleid von den Schultern und betrachtet sie eine Weile. „Du bist so wunderschön…“ seine Worte klingen in ihren Ohren wie Musik und seine Leidenschaft überrennt sie. Sie wollte ihn, hier und jetzt, und wieder treffen sich ihre Lippen…»
 

______________to be continued____________
 

So das war Kapitel zwei. Es ist leider etwas kürzer als das Erste, bitte entschuldigt das. Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen.

Bis zum nächsten Mal

Kokari

Voller Sorge

... Es geht weiter

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Kapitel 3 Voller Sorge
 

Grummelnd schiebt er sich einen schmalen Metallstreifen in den Mund. Seine Laune ist mal wieder auf dem Tiefpunkt. Er hatte vor zwei Tagen ganz genau beobachtet, wie unzufrieden die zierliche Scriptmagierin war, als Sie gezwungen wurde, eine Begleitung mit zu ihrem Auftrag zu nehmen. Er hätte sich am liebsten sofort gemeldet, nur um das doofe Gesicht der zwei Idioten zu sehen, die sich wie immer um sie prügelten. Sie werden wohl nie begreifen, dass Levy nur freundschaftliches Interesse an ihnen hegt. Bei dem Gedanken muss Gajeel grinsen. Doch als er ihr gezwungenes Lächeln und die hängenden Schultern bemerkte, was außer ihm wohl niemand sonst tat, machte er einen Rückzieher. Er wollte nicht der Grund sein, der sie traurig stimmte.
 

Wenn es nach ihm geht, soll sie immer nur lächeln und fröhlich sein. Zähneknirschend kaut er auf einem weiteren Metallstreifen herum. Hat hier denn außer ihm niemand Augen im Kopf? Levy ist stark, natürlich nicht körperlich, aber sie ist der intelligenteste Mensch den er kennt und er ist sich sicher, dass sie es problemlos alleine geschafft hätte diesen Auftrag zu erfüllen.
 

Seit diesem Gespräch waren nun zwei Tage vergangen und schnaubend muss er zugeben, dass ihm hier in der Gilde etwas fehlt. „Wie lange kann es denn dauern ein paar Bücher zu übersetzen, bei ihren Fähigkeiten?“ knurrt der Eisendrache und schreckt damit Lily hoch, dessen volle Aufmerksamkeit jetzt, statt auf seinem Kiwi-Shake, bei ihm liegt. Eine helle Stimme hinter ihm antwortet

„Meinst du Levy?“ Mirajane lächelt freundlich. „Sie hat den Auftrag vor zwei Tagen nicht angenommen, weil sie partout keinen Begleiter haben wollte“ Die Bardame schüttelt schmunzelnd ihren Kopf und reicht ihm ein Bier. „Sie ist zwar klein, aber unheimlich stur“ Bei ihren letzten Worten lacht die Magierin kurz auf.

Gajeel beobachtet noch, wie sie wieder hinter der Theke verschwindet, als er sich wieder seinem Teller Eisen und seinem Krug Bier zuwendet.
 

Pantherlily wechselt irritiert den Blick zur Take-Over -Magierin und wieder zurück zum Dragonslayer. Aber wo ist sie denn dann hin? Gajeel beißt sich auf die Unterlippe und umfasst den Henkel des Kruges fester. Er hasst es, wenn seine Gedanken immerzu bei der Blauhaarigen sind. Es kann ihm doch herzlich egal sein, wo sie sich aufhält, immerhin ist sie eine erwachsene Frau.
 

„Was denkst du?“ Die Frage des Exceed lässt Gajeel zusammenzucken. „Nichts weiter“ murmelt der Schwarzhaarige seinem Partner zu, der ihn immer noch anstarrt.

„Ich habe sie schon länger nicht gesehen“

Der Exceed versucht seinen Freund aus der Reserve zu locken. Lily weiß, dass wenn es um Levy geht, Gajeel fürchterlich angespannt ist und sich große Sorgen macht.

„Die kommt schon klar“

Zweifelnd lässt der Kater das Geschehen auf sich beruhen und schiebt sich seinen Strohhalm in den Mund, Gajeel schnaubt und setzt den Krug an seine Lippen.
 

In der Gilde herrscht der übliche Lärmpegel. Natsu und Lucy sind auf einem Auftrag, Wendy ist schon vor einer Weile zu Polyschka aufgebrochen um mehr über Heilkräuter zu erfahren und Gray versucht schon seit Stunden vor Juvia zu flüchten.
 

Gajeels Blick wandert durch den Schankraum. Wie lange nennt er Fairy Tail nun sein „Zu Hause“? Es kommt ihm wie gestern vor, als er sich im Kreise von Phantom Lord gegen diese Gilde gestellt hatte und außerdem Levy…

Diese Gedanken vernichtet er schnell. Das gehört der Vergangenheit an. Es gilt das hier und jetzt. Denn mittlerweile fühlt er sich richtig wohl, das würde er allerdings niemals zugeben.
 

Sein Blick bleibt bei Elfman und Evergreen hängen. Beide scheinen sich verstecken zu wollen, denn sie haben sich in die hinterste Ecke des Raumes verzogen. Blödsinn, denkt Gajeel nur. Jeder weiß doch, dass die beiden voll aufeinander abfahren.

Dennoch kann Gajeel nicht weghören, als er Elfman wimmern hört.
 

„Bitte Ever, verzeih mir, ich wollte deine Statue doch nicht kaputt machen. Aber in deinem Zimmer ist so wenig Platz für so einen starken Mann wie mich.“ „Bist du irre? Du hast dich aufgeführt wie ein Elefant im Porzellanladen, du und dein männliches Gehabe. Das wirst du mir noch teuer bezahlen“

Evergreen scheint sichtlich bemüht nicht zu laut zu kreischen. „Männliches Gehabe ist männlich“ entfährt es dem Weißhaarigen und im nächsten Moment klatscht es. Evergreen hatte ihm im Affekt eine Ohrfeige verpasst. „Ever…“ Scheinbar scheinen Elfman die Worte zu fehlen.

Auf seiner Wange prangt ein großer, roter Fleck.

„Du. Heute um drei. Im Park. Das mit meiner Statue wirst du büßen. Du wirst so lange für Sergio in Pose stehen, bis er eine ordentliche Kopie von dir anfertigen konnte“

Mit einem süffisanten Grinsen dreht sich Evergreen auf ihrem Absatz herum und stapft die Treppe zu den zwei anderen Raishinshu hinauf.
 

„Modellstehen ist männlich“ seufzt Elfman mit hängenden Schultern und begibt sich auf den Weg zu seinen Schwestern, die hinter der Theke stehen und Getränke rausgeben.
 

Schnaubend versucht der Dragonslayer ein Lachen zu unterdrücken. Männlich. Betrübt wandert sein Blick zu den Pforten der Gilde. Er hofft immer noch, dass sie gleich die Türen aufstößt und hereintritt, so wie sie es immer tut und dann allen dieses zauberhafte Lächeln schenkt, dass sie immer auf ihren Lippen trägt.
 

Zähneknirschend wird sich der Magier seiner Gedanken bewusst, die sich immer noch um die zarte Scriptmagierin drehen. Mit beiden Händen massiert er seine pulsierenden Schläfen. Nichts als Kopfschmerzen bekommt er davon. Diese verdammten Tagträume, die sich nur um sie drehen, dennoch kann er den Blick nicht vom Eingang abwenden.
 

Ein lauter Knall lässt ihn aufschrecken. Die beiden Flügel der großen Türe wurden aufgestoßen und der Schwarzhaarige erkennt Jet und Droy. Wimmernd begeben sich die beiden Idioten, wie Gajeel zu sagen pflegt, auf die Theke zu, hinter der Mirajane mit ihrem typischen Augenzwinkern Gläser abtrocknet.
 

„Was gibt’s denn Jungs?“ Er ist sofort hellwach und auch Lily scheint nicht entgangen zu sein, dass sich die beiden ungleichen Magier, die sich auf die Barhocker plumpsen lassen, heute irgendwie anders sind als sonst.

Gajeel versucht sich zu konzentrieren, er sitzt zwar am anderen Ende des Raumes, seine Drachensinne erlauben es ihm jedoch, auch aus dieser deutlichen Entfernung dem Gespräch der an der Theke zu folgen.
 

„Miraaaaa“ es ist Droy, der gleich drauflos plärrt,

Gajeel verzieht das Gesicht, er hasst diesen jämmerlichen Tonfall und ist schon fast versucht, sich dem Gespräch abzuwenden, als Droy weiterjammert.

„Hast du unsere Levy-chan gesehen?“

Unsere?

Bei diesem Gedanken pulsieren Gajeels Schläfen umso mehr und ein Knoten legt sich um seine Luftröhre. Doch dass scheinbar auch ihr Gefolge nicht weiß, wo sie steckt, beunruhigt den jungen Mann nur noch mehr.

„Ist sie nicht mit euch unterwegs?“

Mirajanes Tonfall ist angespannt, aber noch ziert ein offenes Lächeln ihre Lippen. „Nein, wir haben sie seit zwei Tagen nicht gesehen“ Diesmal ist es Jet der Mirajane schniefend antwortet.

Gajeels Muskeln verhärten sich und er ballt eine Hand zur Faust. War ja mal wieder typisch für die beiden, erst reißen sie sich darum, wer sie nun bei ihrem Auftrag belagern darf, und als sie sich unglücklich darüber zeigt, kneifen beide die Ärsche zusammen, weil sie sich ihrem Ärger nicht stellen wollen. Ein mürrisches Knurren entfährt seiner Kehle.
 

„Hier war sie auch nicht“

Mirajanes klingt noch besorgter und als sich aus der Küche Kinanas Stimme meldet, wandert ihr Blick besorgt zum Auftragsbrett „Im Wohnheim ist sie auch nicht, ich dachte sie wollte zu einer Mission, sie ist vor zwei Tagen mit einer gepackten Tasche gegangen.“
 

Wutentbrannt springt Gajeel auf, sein Stuhl geht dabei polternd zu Boden. Das darf ja wohl nicht wahr sein! Seine Gedanken überschlagen sich. Die Weißhaarige, die seinen Ausdruck nur zu gut zu deuten weiß, wie auch Jet und Droy, schauen den Dragonslayer mit offenen Mündern an.

„Was glotzt ihr Idioten so, bewegt eure Ärsche und findet den Zwerg!“
 

Gajeel versucht entspannt zu klingen, doch ein deutliches Beben in seiner Stimme verrät seine innere Unruhe. Jet und Droys Augen vergrößern sich, als sich der Schwarzhaarige mit verschränkten Armen vor ihnen aufbaut und mit seinen stechend roten Augen anfunkelt.
 

„Ssscchon uuntterwegs“ Droys Stimme zittert und Jet packt seinen Freund am Kragen und zieht ihn zur Türe hinaus.
 

Grollend widmet sich der Eisendrache nun der zierlichen Bardame, deren Lächeln einem geschockten, entsetzten Ausdruck Platz gemacht hat. Sie steht vor dem Requestboard und studiert die verbliebenen Auftragszettel, immerhin ist sie die Hauptverwalterin und die Einzige, die wirklich einen Überblick hat.

„Ein Auftrag fehlt, und er ist auch nicht offiziell genehmigt“

Ihre Stimme flattert leicht und ihre Schultern sind straff gespannt. Überzeugt davon, dass ihm nicht gefallen wird, was ihm die Weißhaarige gleich erzählen wird, deutet er ihr an, weiterzusprechen.
 

Mittlerweile ist auch Pantherlily näher an die Theke heran geflogen und findet seinen Platz auf der Schulter seines Partners, der Ausdruck in seinem Gesicht, ebenso besorgt.

„Ein Wolfsdämonenrudel im Wald Tsumei…“ setzt die Take-Over-Magierin an. „Was!?!“ ein Laut entfährt Gajeels Kehle, der an das Brüllen eines echten Drachen erinnert.

Die ohnehin schon über den Raum hereingebrochene Stille, fängt nun an, noch bedrohlicher zu wirken. Die Mitglieder der Gilde fixieren gebannt Team Redfox, neugierig und ängstlich zugleich, und fragen sich, wie der Drachentöter und sein Partner wohl weiter reagieren werden.
 

Gajeel schüttelt sich und versucht einen klaren Gedanken zu fassen.

Ist der Zwerg jetzt komplett irre geworden?

Der Wald Tsumei?

In ihm sollen die gefährlichsten Wyvern des ganzen Landes leben, Kurono*. Ein kurzer Blickaustausch mit seinem Partner, ein knappes Nicken und ohne weitere Worte, stürmen die Beiden aus der Gilde. Das Dorf Toboe ist mit dem Zug in einem Tag gut erreichbar und von dort sind es auch nur noch ein paar Stunden Fußmarsch bis in den Wald Tsumei, Gajeel hofft nur inständig, dass Levy bis dahin nichts zustößt.
 

____________To be continued______________________
 

*Anmerkung: Der Wyvern Kurono setzt sich aus den Worten Kuro – Schwarz und Hono – Flamme zusammen.
 

So das war Kapitel 3, ich hoffe es hat euch gefallen. Erster Auftritt Elf/Ever.

Bitte lasst mir ein Review da. Schöne Woche wünsche ich euch

Ri

Gedanken

So, vor den Feiertagen kommt dann noch Kapitel 4. Viel Spass

PS: Vielen Dank an Striker für die lieben Reviews

PS2: Nein nicht Playstation - Einen lieben Dank an meine tolle Beta, die sich extra ins Zeug gelegt hat um dieses Kapitel schnell zu korrigieren. *knutsch*

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Kapitel 4 Gedanken
 


 

Diese Zugfahrt wird ihn noch umbringen. Nicht nur, dass ihm ständig schlecht wird, er kann auch die Anspannung kaum noch ertragen, die ihn wie einen Schraubstock umschlingt, seit er erfahren hatte wo sich Levy aufhält.

Er hasst Züge, abgrundtief, und dass die Bahn, die sie so dringend brauchen um für ihre Rettungsmission nach Toboe zu gelangen, auch noch mitten in der Pampa stehen bleibt, macht den Dragonslayer wahnsinnig.

Wild vor sich hin fluchend, keift der Magier alles und jeden an, was ihn in den Weg kommt. Sei es der Koffer eines älteren Mannes oder die junge Zugbegleiterin. Es ist nicht zum Aushalten. Am liebsten würde er den ganzen Zug auseinandernehmen und zu Kleinholz verarbeiten.

Lily hat ihn vor einer Stunde, an den Schultern gepackt und ihn auf einen freien Fensterplatz gedrückt. Er wollte sich erst noch wehren, doch der ernste Blick seines Partners hielt ihn davon ab.

Ein Gesichtsausdruck, der genauso aussah, wie sich der Eisenmagier fühlte.

Voller Besorgnis und zutiefst erschüttert.

Seitdem schaute er unaufhörlich auf das vorbeifließende Grün und Blau der Landschaft.
 

Doch nun steht der Zug und Gajeels Stimmung ist erneut auf dem Tiefpunkt angelangt. Mit stechendem Blick studiert er die sich ihm anbietende Umgebung.

So furchtbar war sie gar nicht, denn vor ihnen liegt ein schöner Wasserfall, der einen steilen Abhang hinunter fließt. Zarte, rötliche Sonnenstrahlen tanzen auf den Schaumkronen, die sich auf den Wasserströmungen bilden, die sich wuchtig in einem kleinen See ergießen. Große, in der Abendsonne schimmernde Felsen durchstoßen die unruhige Wasseroberfläche und saftige, dunkelgrüne Büsche umsäumen die kleine Oase. Sie schirmen den Ort von dem Rest des Landes ab. Nur der große Berg, von dem die Wassermassen stürzen, wirkt kantig und hart, doch in dieser Atmosphäre, erscheint er wie der Wächter eines geheimen Paradieses.

Der Anblick würde ihn in jedem anderen Moment beruhigen, doch er konnte sich einfach nicht entspannen.

Nicht solange er sie nicht in Sicherheit weiß.
 

>Ständig sieht er ihr Gesicht vor sich, ihre großen, haselnussbraunen Augen und ihre rosigen Lippen, die zu einem herzerwärmenden Lächeln gestrafft sind. Dieses Strahlen und diese Fröhlichkeit, welche ihr Auftreten versprühen.

Und hinter ihr sieht er nur eine schwarze Wand, die auf sie zu rollt. Just in diesem Augenblick, wirft die junge Scriptmagierin einen Blick über ihre Schulter.

Mit verschreckter Miene fixiert sie seine Augen, ihr Ausdruck ist geprägt von Furcht. Sie schmiegt sich an ihn und vergräbt ihr Gesicht in seinem Shirt. Er spürt wie sie zittert und sich immer näher an ihn drängt. Tränen benetzten seine Brust und er hört ihr leises Wimmern.

Kochend vor Wut fährt er herum und mit einem Ruck dreht er sich vor sie, stellt sich der Dunkelheit in voller Größe entgegen. Im Hintergrund hört er sie nur schreien, als er sich kampfbereit in das schwarze Nichts stürzt.

Er würde alles für sie geben.<
 

Ein Zucken durchfährt seinen Körper. Schlaftrunken reibt er sich die Augen und als er seine Aufmerksamkeit zum Fenster lenkt, bemerkt er, dass es bereits Nacht geworden ist. Wenigstens hat sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt. Er muss eingeschlafen sein. Tief seufzend richtet er sich langsam auf der Sitzbank auf. Sein Blick schweift durch das Abteil, auf der Suche nach der jungen Zugbegleiterin, er wüsste nämlich zu gerne wo sie sind.

Als er Lily bemerkt, liegt dieser ihm gegenüber und bewegt sich arrhythmisch im Schlaf. Sicherlich träumt er von Fisch, Gajeel muss schmunzeln.
 

Seit längerer Zeit ist er selbst in seinen Träumen nicht mehr sicher vor der blauhaarigen Magierin, doch wenn er tief in sich hineinhorcht, dann stört es ihn kaum.

Zugeben würde er das jedoch niemals.

Noch vor ein paar Wochen, war es ihm zuwider, sich diesen Gedanken überhaupt einzugestehen, doch dieses Bild der zierlichen Magierin mit dem schüchternen Lächeln und den rosigen Schimmer auf den Wangen, lässt ihn einfach nicht mehr los.

Was ist bloß los mit ihm?

Zähneknirschend muss er sich eingestehen, dass er die Nähe zu ihr genießt. Wenn es nach ihm ginge, dann würde sie sofort ein Mitglied seines Teams werden, dann müsste er sich nicht ständig sorgen und hätte immer einen Grund sich in ihrer Nähe aufhalten zu können, doch er ist sich ziemlich sicher, dass sie Jet und Droy niemals die kalte Schulter zeigen würde.

Er mochte die beiden nicht wirklich, aber er kann verstehen, dass sie Levy so hartnäckig folgen.

Er selbst würde auch nicht anders reagieren.

Aber was ist das für ein verdammtes Gefühl, dass sich in seinem Brustkorb breit macht, sobald er sie sieht, oder auch nur an sie denkt.

Ist das wirklich diese Liebe von der Mirajane ständig spricht und von der Levy so gerne liest? Er hat ihr schon oft über die Schulter geschaut, wenn sie ihre Nase wieder in ihren Büchern vergrub. Sie hat wirklich ein breites Repertoire, doch am liebsten scheint sie diese Schnulzen zu lesen.

Geschichten mit Happy End, als ob es sowas in der Realität wirklich geben würde. Immerhin kennt er sich da aus, er ist schon einmal verlassen worden, von Metallicana. Von dem Wesen, welches er am meisten brauchte und welches ihm am meisten bedeutete.

Ein heftiges Schnauben entweicht ihm. Nein, er würde niemals seine Gefühle zugeben, denn dann kann man auch nicht verletzt werden.

Vor allem glaubt er nicht daran, dass sie sie jemals erwidern würde. Wie könnte sie auch, er hat sie immerhin schrecklich zugerichtet, damals. Doch im nächsten Moment schiebt sich Gajeel eine andere Szene ins Gedächtnis, die die böse Erinnerung überdeckt.

Ihre tränenunterlaufenden Augen, als sie sich über ihn beugt, ihn hochzieht und ihn zum Lager trägt.

Schwerverletzt lag er auf dem Boden der Insel, nach dem Kampf mit den beiden Grimmoreheart Magiern und nur der Gedanke an sie, gab ihm die Kraft durchzuhalten. Das Eisen, das sie ihm zauberte, schmeckte wunderbar und war darin nicht sogar ein Herz verborgen?

Grummelnd lehnt sich Gajeel wieder auf der Bank zurück. Er ist sich ziemlich sicher, dass sie ihre Schriftzüge häufig mit Formen und Ornamenten verziert, aber vielleicht hatte das ja wirklich was zu bedeuten. Über diesen Gedanken schließt er wieder seine Augen und fällt in einen traumlosen Schlaf.
 

Lily blinzelt. Endlich ist Gajeel wieder eingeschlafen. Er weiß genau, wie sehr sich sein Partner um die Blauhaarige sorgt, doch ist der Drache nicht der Einzige in diesem Zug, der Levy retten will.

Tief seufzend lehnt sich der kleine Kater auf dem Sitz zurück und blickt nach draußen. Sie fahren ziemlich schnell, nur mit zusammengekniffenen Augen kann Lily die Umgebung erkennen.

An ihnen vorbei fliegen blaue Kornblumenfelder, dunkle, grüne Wälder und strahlende kleine Anlagen mit riesigen Sonnenblumen, doch genießen kann der schwarze Exceed die Natur nicht.

Erneut seufzt er schwer, der Blick aus dem Fenster wird nun wieder unscharf und die bunten Farben vermischen sich.

Das Bild einer kleinen Scriptmagierin zeichnet sich nun klar auf der Fensterscheibe ab. Ein Moment, in dem sie ihn anlächelt und dem Kater ihr schönstes Strahlen präsentiert. Er kann sich noch genau erinnern, an diesem Tag hatte er sich das erste Mal alleine ohne Gajeel in die Gilde getraut. Laut quietschend hatte Levy sich auf ihn gestürzt und das weiche Fell zwischen seinen Ohren gestreichelt. Ohne ein Blatt vor dem Mund zunehmen, erzählte sie ihm wie sehr sie sich für Gajeel und ihn freut, dass sie sich als Team zusammengefunden haben.

Sie hörte gar nicht mehr auf zu plappern und lachte herzlich, die ganze Zeit über hörte sie nicht auf ihn zu kraulen.

Als er ihr endlich widerstehen konnte und sich aus ihrem Klammergriff befreite, grinste sie von einem Ohr zum anderen. Leise schmunzelnd schnaubt der Exceed, er hat sie unheimlich gern.
 

Nachdem sein Partner ihn aufgeklärt hatte, in was für einer Gefahr sich Levy befindet, wurde Lily heiß und kalt. Sein Magen schien sich umzudrehen und seine kleinen Fäuste ballten sich vor Wut. Der Drang zu brüllen und irgendetwas kurz und klein zu schlagen erwies sich als hartnäckig, doch in der Gilde wollte Lily nicht ausrasten und außerdem ist Gajeel der Teil des Teams, der für sinnlose Zerstörung zuständig ist und nicht er. Also folgte er nur seinem Partner und nahm sich vor, ihn zu unterstützen.
 

Sie werden Levy schon finden und sie daraus holen, da ist er sich sicher. Dafür wird er sich den Arsch aufreißen. Gajeels Sprachmuster scheint auf den sonst so ruhigen und gelassenen Kater abzufärben. Der Exceed schluckt schwer und schließt die Augen. Die aufkommenden Bilder seiner Freundin versucht er zu unterdrücken um im Schlaf Kraft für seine Mission zu tanken.
 

Ihre Rettungsmission.
 


 

______________to be continued___________________
 

So, ich hoffe ihr seid zufrieden? Ich würde mich freuen wenn ihr mir ein paar Reviews dalassen würdet. Ich muss doch wissen ob es euch gefällt :-(

Männlich

Kapitel 5 Männlich (Bonuskapitel Elfman/Evergreen)
 

Es ist zehn nach drei Uhr am Nachmittag. Ungeduldig sitzt die brünette Magierin auf dem Barhocker und rührt genervt mit dem Strohhalm in ihrer Cola herum. Dieser Berg von einem Mann ist noch nicht da, obwohl sie ihm gedroht hatte, ihn zu Stein zu verwandeln, falls er sich verspäten sollte. Sie schmunzelt, wahrscheinlich ist das sein Ziel, er hat nur keine Lust auf das stundenlange herumstehen bis Sergio mit der Statue von ihm fertig ist. Für einen kurzen Moment betrachtet es Evergreen tatsächlich als Möglichkeit, doch kopfschüttelnd verwirft sie den Gedanken wieder.

Sie würde es nie zugeben, aber wahrscheinlich würde er ihr fehlen, wenn sein Gebrüll die Stimmung in der Gilde nicht mehr anheizt.

Was ist nur aus ihr geworden? Seit den Kämpfen auf Tenrou Jima versucht sie mit aller Kraft, Elfman aus ihren Gedanken zu verbannen, doch es hilft alles nichts. Vor ein paar Tagen hat er sie heimlich im Mädchenwohnheim besucht und es hätte auch alles wunderbar geklappt, wenn er nicht ihre Statue von Adonis kaputt gemacht hätte. Ihr lag sehr viel an dieser marmorierten Figur, denn ihr Freund Sergio hat sie eigens für sie angefertigt. Ein schiefes Grinsen stiehlt sich auf ihre Wangen. Der Gedanke daran, jetzt nachts nicht mehr von Adonis, sondern von einem steinernen Elfman beschützt zu werden, gefiel ihr irgendwie.
 

Mit einem lauten Krachen poltert die Eingangstür zur Gilde gegen das steinerne Gemäuer. Das Holz krächzt verdächtig und als sie hinter dem eingetretenen Mann wieder zurück ins Schloss fällt, kann man deutliche Absplitterungen im Lack erkennen. Abgehetzt rennt die dunkle Gestalt auf Evergreen zu, deren Lächeln einem leicht geschockten Ausdruck gewichen ist. Schwer schnaufend kommt Elfman vor ihr zum Stehen, seine Hände auf seine Knie gestützt und nach Luft ringend.

„Wie siehst du denn aus?“ Evergreen starrt ihn fassungslos an. Als Elfman an sich herunterschaut, erkennt er auch sofort den Grund. Ihm fehlt das T-Shirt. Seine Wangen färben sich schlagartig rot und er stammelt „Sportmachen… fürs Modelstehen eine gute Figur machen… Zeit…“ Um sich zu sammeln schließt der große Mann seine Augen und genießt ein paar tiefe Atemzüge.

„Ich hab noch ein wenig trainiert, damit ich für deine Statue auch ein tolles Modell bin und hab darüber die Zeit vergessen.“ Er reiht seine Worte sorgsam aneinander, denn er ist zu nervös, besonders wenn Evergreen ihn so anstarrt. „Und da hab ich wohl mein T-Shirt vergessen“ als er seinen Vortrag beendet, der eigentlich seine Verspätung entschuldigen soll, traut er sich kaum Evergreen anzusehen. Er weiß wie sehr sie es hasst zu warten. Doch sie sieht ihn immer noch mit offenem Mund an und um ihre Nase hat sich ein leichter Rotschimmer gebildet „Training ist männlich“, zieht er sie auf. Der Weißhaarige liebt es, wenn sie sich künstlich über ihn aufregt. Dann kräuselt sich ihre Nase nämlich so süß und ihre Augen bekommen einen eigentümlichen Glanz. Bei diesem Gedanken konnte Elfman nicht verhindern, dass ihm das Blut in die Wangen schoss. Er sollte wirklich damit aufhören sich dauernd wegen ihr den Kopf zu zerbrechen.

So gelassen wie möglich geht er an ihr vorbei und schlendert zur Theke, hinter der sich Mirajane und Lisanna belustigten und eindeutige Blicke zuwerfen. „N‘ Bier bitte“, nuschelt der Takeover-Magier und stürzt das goldgelbe Getränk in einem Zug herunter. Evergreen hat derweil ihren Platz verlassen und ihre Cola vor Mira auf den Tresen abgestellt. „Ist keine Kohlensäure mehr drin.“, brummelt die selbsternannte Fee kleinlaut, ohne die Strauß-Geschwister auch nur anzusehen und schickt sich an, die Gilde zu verlassen. Bemüht ihr Kinn nach oben zu halten und ihre Schultern zu straffen, stolziert sie aus der Pforte hinaus an die frische Luft. Was denkt sich dieser Kerl nur dabei, so auffällig in die Gilde zu rennen und sich dabei noch nicht mal richtig anzuziehen. Er ist doch nicht dieser Eisbubi, sondern ein richtiger Mann. Zugegeben, Elfmans muskulöse, nackte Brust hat sich immer noch nicht aus ihren Gedanken gestohlen und ihre Wangen leuchten immer noch tomatenrot.

„Was grinst ihr so schadenfroh?“ Gelassen zu bleiben, ist leichter gesagt, als getan. Eigentlich soll die Gilde nämlich nicht mitbekommen, dass er heute eine Verabredung mit Evergreen hat. Doch das hat er mit seinem Aufritt grade gründlich verbockt. Wobei, es ist ja kein Date oder sowas, im Gegenteil: Er soll für ihren alten Kumpel Modell stehen. Es wundert ihn, warum sie sich grade ihn zum Modelstehen ausgesucht hat. Sicher, er hat die Figur kaputt gemacht, aber er hat ihr auch angeboten, ihr eine neue zu kaufen. Eine, die genauso aussieht wie die Alte. Was will sie also mit IHM? Bei diesem Gedanken klopft sein Herz. Es fühlt sich an, als würde es eine Salsa Party in seiner Brust feiern. Betont männlich knallt er seinen leeren Bierkrug auf den Tresen und brummt seinen Schwestern ein „Bis heute Abend“ zu, dann verlässt er die Gilde ebenfalls.
 

„Hat ja auch lang genug gedauert“ Evergreen tritt hinter einem Baum hervor und blinzelt ihn durch ihre Brille hindurch an. Entschuldigend hebt Elfman seine Hände und schließt zu ihr auf. „Soll doch keiner merken…“ Gemeinsam spazieren sie zum Park am Osttor. Dieser ist zwar kleiner als der am Südtor und auch nicht so gut besucht, aber er ist mindestens genauso schön. Die Umzäunung ist bewachsen mit kleinen roten Heckenröschen und der Weg, der durch ihn hindurchführt, ist mit weißen, kleinen Kieselsteinen belegt. In einer etwas abgelegenen Ecke wartet bereits ein junger Mann auf die beiden Magier. Er begrüßt sie freundlich und fängt an, sich vorzubereiten „Ich bin Sergio, freut mich dich kennenzulernen. Evergreen sagte du wirst heute mein Modell sein“ grüßt Sergio in einem überschwänglichen Tonfall und grummelnd bejaht Elfman diese Aussage. Ever schien ihm nicht verraten zu haben, dass sie ihn dazu zwingt und er sich Schöneres vorstellen kann.

Mit flinken Händen legt der Künstler eine schwarze, große Baumwolldecke auf dem Rasen aus und platziert einen großen, marmorierten Steinklotz auf ihr. Elfman schaut ihm nur verwundert zu. Der Kerl ist klein und wirkte schwächlich, doch er bewegt den riesigen Stein mit einer Leichtigkeit, als sei dieser aus Pappmaschee. Eins, zwei, drei… Sieben verschiedene kleine Stemmeisen, ein paar Pinsel und einen feuchten Lappen legt Sergio penibel genau neben sein Arbeitsmaterial und widmet sich dann Elfman. Er dirigiert den Koloss in den Halbschatten und entwickelt gemeinsam mit Evergreen eine passende Pose. „Ab jetzt bitte nicht mehr bewegen.“ Mit einem diabolischen Grinsen setzt sich die Brünette auf eine kleine, weiße Holzbank, die rechts neben den beiden Männern in der Sonne steht und schließt die Augen. Die warmen Strahlen wärmen ihr Gesicht und mit einem leichten Lächeln entspannt sie sich.

Es dämmert und Elfman wird immer unruhiger. Seine Arme und Beine tun ihm weh und seit einer halben Stunde hat er das Bedürfnis sich an der Nase zu kratzen. Nicht eine kleine Pause hat Sergio ihm gegönnt, er durfte nicht einmal zur Toilette. Lauthals lachend krümmt sich Evergreen auf ihrer weißen Bank und als Elfman ihr einen Todesblick zuwerfen will, erntet er nur Gemecker seitens des Bildhauers. Er wird dieses Weibsbild umbringen, sobald er sich wieder bewegen darf. Das hat er sich fest vorgenommen.

Als die Sonne endgültig untergegangen ist und die kleinen Lampen den Park in ein romantisches Licht tauchen, setzt Sergio zu seinen letzten Handgriffen an. Das Geräusch des Schmirgelpapiers ist kaum zu hören und nachdem er die Statue einmal feucht abgewischt hat, nickt er Evergreen zufrieden zu. Zügig stellt diese sich hinter ihn und ist überrascht von der Genauigkeit, mit der ihr Bekannter, Elfman in Marmor verewigt hat. Jede Falte seiner weiten Stoffhose und jeder Schatten seiner ausgeprägten Muskulatur ist fein ausgearbeitet. Sie muss sich stark konzentrieren, um den Rotschimmer und den schneller werdenden Herzschlag zu unterdrücken. Perfekt.
 

Zufrieden schlendert Evergreen neben Elfman her. Nachdem er die Statue in ihr Zimmer getragen hatte, haben sie sich noch gemeinsam zur Gilde aufgemacht. „Wenn diese Statue jemals einer zu Gesicht bekommt…“, setzt Elfman an, doch die Brünette schneidet ihm das Wort mit schallendem Gelächter ab „Dann wüssten die doch, dass ich dich mag und das werde ich so schnell nicht zulassen.“ Elfman poltert in ihr Gelächter ein. Es ist ihm ganz recht, dass niemand von ihrer Beziehung weiß, so braucht er sich jedenfalls nicht den ständigen Ratschlägen seiner Schwestern aussetzten. Und auch vor Macao und Wakaba ist er dadurch erstmal geschützt. Als sie der Gildentür näher kommen, bleibt Elfman stehen „Ladies first, ich komme in fünf Minuten nach“ Evergreen strahlt ihn an und nimmt ihren Weg kommentarlos wieder auf. Vor der Pforte angekommen setzt sie ihren mürrischen Blick auf, schaut in ihren kleinen Handtaschenspiegel und betritt den Schankraum.

Wie gewöhnlich herrscht eine ausgelassene Stimmung, da aber Team Natsu unterwegs ist, ist es etwas ruhiger als sonst. Sie kann Gajeel an seinem Stammplatz entdecken und auch die geknickt wirkende Gestalt von Juvia springt ihr sofort ins Auge. Bixlow und Fried winken ihr grinsend von der Galerie des ersten Stockes zu. Mit ernster Miene bestellt sie bei Mira eine Minzcola und drei Schnaps und mit dem Tablett auf ihrer Hand balancierend, steigt sie die Stufen hinauf zum Team Raishinshu. Versprochene fünf Minuten später, stapft lächelnd Elfman in die Gilde und setzt sich zu seinen Schwestern.
 

°°°
 

Mit schreckgeweiteten Augen und offenem Mund schaut Elfman Gajeel hinterher, als dieser wutentbrannt aus der Gilde stürmt. Tsumei, dieser Wald ist auch ihm geläufig. An einer Felswand, nur wenige Kilometer weiter, hatte er damals im Beast Take Over seine kleine Schwester fast getötet. Der große Magier beginnt bei dieser Erinnerung leicht zu zittern, als er eine schmale, warme Hand auf seiner Schulter spürt. „Ever…?“

Geschockt von der Reaktion des Eisendragonslayers hat das Team Raishinshu die Empore verlassen und sich mit gesenkten Köpfen und sorgevollen Blicken zu den anderen Gildenmitgliedern gesellt.

„Das ist furchtbar.“ Evergreens Stimme klingt gefasst, doch die Besorgnis ist in ihrer Haltung deutlich sichtbar. Das zierliche, blauhaarige Mädchen, verdient in ihren Augen als Einzige wirklich den Titel der Fee, denn ihre zarte Erscheinung gleicht den Beschreibungen, die in den Märchen immer wieder erzählt werden.

„Ob Gajeel es alleine schafft?“ Fried macht sich ebenfalls Sorgen um Levy. Er mag sie gerne, nicht zuletzt, weil sie ihn immer um Rat fragt, wenn sie mit ihrer Magie nicht weiterkommt. Er war es auch, der sie damals, als sie klein war, auf die Schriftmagie aufmerksam machte. Denn schon da bemerkte er, wie klug und belesen sie schon im Kindesalter war.

„Ach was, das ist ein Monster, der wird den Wyvern und den Wölfen schon in den Arsch treten und den Sonnenschein schon wieder herbringen!“ Bixlow ist der Einzige, der sichtlich entspannt ist und klopft seinem Team aufmunternd auf die Schultern. Er weiß wie stark Gajeel ist, denn er hat schon einige heimliche Trainingsrunden mit ihm und dem schwarzen Exceed hinter sich.

Elfman schaut in die besorgten Gesichter seiner Freunde und seiner Schwestern. Er hasst es sie so zu sehen. „ Rettungsmissionen sind männlich“ Bixlows Zuversicht färbt auf den Weißhaarigen ab und mit gequälten Lachen heben die Gildenmitglieder ihre Krüge in die Luft, „Kanpai!*“ und nach und nach nimmt der Abend in der Gilde seinen gewohnten Verlauf.
 

„Gajeel ist ein Mann…“

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Anmerkung: Kanpai ist das japanische Wort für Prost

Wyvern Kurono

Schlaftrunken reibt sich Levy die Augen. Es ist immer noch finstere Nacht, die dritte in Folge.

Mühsam rappelt sie sich von ihrem Schlaflager auf. Das Feuer knistert leise und ihr Blick wandert durch die Höhle. Auf den kahlen Steinwänden tanzen die Schatten mit dem Licht der Flammen einen langsamen Walzer.

Levy fröstelt.

Draußen regnet es. Leider handelt es sich dabei nicht nur um einen leichten Schauer, sondern ganze Massen an Wasser prasseln auf die harten Felsen und den Wald der vor ihr liegt.

Aus ihrer Position kann sie sehen, wie die Welt draußen untergeht. Kleine Hagelkörner springen mit Leichtigkeit auf den unebenen Steinen auf und nieder, bevor sie vom abfließenden Regenbächen davongespült werden.
 

Levy seufzt tief.

Sie fühlt sich wie eines dieser Hagelkörner. Verloren und ohne Halt.

Keiner ihrer Freunde ist bei ihr, niemand. Sie ist gefangen in diesem Wald, aus dem sie keinen Ausweg findet und in dem unendliche Gefahren lauern.

Drei Nächte ist es mittlerweile her, für ihren Geschmack eine viel zu lange Zeitspanne.
 

Sie erhebt sich langsam von ihrem Lager und tapst den kühlen Höhlenboden entlang zur Öffnung. Ihre Hand wird schlagartig nass und kalt, als sie diese in den prasselnden, kühlen Regen hält.

Sie möchte sich ablenken, vor ihrer Angst, niemals wieder einen Fuß aus der grünen Hölle setzen zu können.

Sie hat den Weg aus dem Wald heraus immer noch nicht gefunden und kommt zum Schlafen nun immer wieder in die Felsspalte zurück. Dank ihrer Runen fühlt sie sich einigermaßen sicher.

Doch was in den letzten Tagen geschehen ist, verstärkt ihre Furcht nur mehr, ihre Freunde vielleicht nie mehr zu sehen.

Mit verschleiertem Blick starrt sie in die orange-goldenen Flammen.
 

~

Gestern verließ sie die Höhle bereits am frühen morgen.

Seichte Nebelschwaden bedeckten den grünen Wald und er wirkte unheimlicher denn je. Ihre Füße trugen sie über den weichen Erdboden immer weiter in das Geäst und Gebüsch.

Der Geruch von schimmelnden Laubbergen und frischem Moos drang in ihre Nase und sie atmete tief ein.

Die Luft war warm und sie versuchte die Kälte, die sich in ihr aufgestaut hatte, mit ihr zu vertreiben.

Stundenlang irrte sie durch die Büsche und Sträucher, die kleine schmale Kratzspuren auf ihren nackten Armen und Beinen hinterließen, als sie plötzlich ein lautes Gebrüll hörte.

Es echote in ihr und erschütterte sie durch Mark und Bein. Ihr Körper fror zu Eis und starr blieb sie mit offenem Mund auf einer kleinen Lichtung stehen.

Erst als die warmen Sonnenstrahlen, die durch das dichte Laubdach des Waldes schienen, auf ihrer Haut tanzten und eine gewisse Wärme auf ihr hinterließen, traute sie sich wieder zu atmen und sich wieder in Bewegung zu setzten.

Obwohl ihr Geist sich schreiend und alarmierend dagegen wehrte, lief sie in die Richtung aus der sie die Geräusche gehört hatte, doch als sie auf eine freie Fläche kam, sah sie nichts.

Nichts als Bäume die umgeknickt waren, als seien sie Zahnstocher und eine Schneise der Verwüstung.

Levy ballte ihre Faust vor ihrer Brust und wagte nicht einen Atemzug zu tun.

Genau vor ihren Augen ergoss sich eine Blutlache und an den Resten von Fell konnte sie erkennen, dass hier ein Kampf zwischen zwei Tieren stattgefunden haben muss.

Sie beugte sich zaghaft hinunter, um die herumfliegenden Fellbüschel genauer zu betrachten, sie waren weich und die blutigen Tümpel waren groß genug, dass das tote Tier wahrscheinlich die Größe eines ausgewachsenen Hundes haben müsste.

Ihr Körper begann zu zittern und eh sie es sich versah trugen sie ihre Beine wieder zurück, in den tiefen Wald hinein.

Was für ein Monster hat das nur getan?

~
 

Eine kleine Träne kullert ihre Wange herab.

Ob sich ihre Freunde bereits um sie Sorgen machen?

Ob er sich Sorgen macht?

Vielleicht hat man ja einen Suchtrupp ausgesendet. Schniefend kratzt sich die zierliche Blauhaarige den Nacken. Selbst wenn es einen solchen gäbe, würde dieser sie wahrscheinlich eh niemals finden.

Was ist sie auch so dumm, sich zu verlaufen?

Aus der kleinen Träne sind mittlerweile ganze Sturzbäche geworden. Die kleine Magierin zittert wie Espenlaub und ihre Kehle fühlt sich an, als ziehe man einen alten Strick darum fest zu.

Sie will mutig sein, doch heute, jetzt in dieser dunklen Nacht, kann sie nicht mehr. Sie will nicht mehr. Ihre Nerven sind am Ende.

Und im Prasseln des Hagels kann man sie schreien hören.
 

Zaghaft suchen sich kleine Sonnenstrahlen den Weg zwischen die Felsspalten und kitzeln der schlafenden Magierin die Nasenspitze.

Als sie ihre Augen aufschlägt und sich langsam aufrichtet, bemerkt Levy, dass sie immer noch am Höhleneingang auf den Steinen sitzt. Sie ist wohl eingeschlafen. Mit zitternden Knien begibt sie sich zu ihrer roten Tasche und kramt ihr letztes Brötchen heraus.

Sie kann selbst nicht fassen, wie lange sie mit ihrem Proviant aushalten konnte, doch sie ist froh, jetzt nicht auch noch Nahrung suchen zu müssen.

Vor einer kleinen Pfütze mit klarem Wasser lässt sie sich auf die Knie sinken und wäscht sich das Gesicht und die Arme. Danach tritt sie aus ihrem Unterschlupf heraus.

Heute wird irgendetwas passieren!

Woher sie dieses Wissen nimmt? Es ist einfach ein Gefühl, welches ihren Körper durchzieht.
 

Voller Tatendrang schultert die Scriptmagierin ihre Tasche und verschwindet im dichten Unterholz des Waldes. Sie will nochmal zu der Stelle, an der scheinbar ein Kampf stattgefunden hatte.

Vielleicht kann sie dort Hinweise auf einen Waldausgang finden, oder zumindest auf die Wölfe, sodass sie ihren Auftrag ausführen kann.

Eine Stunde später betritt sie den Schauplatz. Das Blut, das sie dort bei ihrem letzten Besuch gesehen hatte, hat der Regen weggespült und auch die vielen kleinen Äste und umgerissene Sträucher sind großen Pfützen gewichen oder im matschigen Erdboden untergegangen.

Levy blickt sich ziellos um. Was soll sie nun tun?

Ihre Anhaltspunkte sind alle weg, als sie ein Geräusch hinter sich hört.
 

Zielsicher greift sie in ihre Tasche und schnappt sich ihren magischen Runenschreiber, doch da sieht sie aus dem Dickicht heraus schon eine große Gestalt auf sie zuschießen.

Kreischend kann sie mit einem Hechtsprung ausweichen und rappelt sich in Sekundenschnelle wieder hoch. Was sie vor sich sieht, raubt ihr erneut den Atem.
 

Es ist ein Wyvern, ein drachenähnliches Monster. Es ist vollkommen schwarz geschuppt, nur seine Klauen und seine Augen leuchten flammenrot.

Ihr Magen dreht sich und sie versucht das Gefühl der Übelkeit zu unterdrücken. Das Monster bleckte die Zähne. Sie glänzen schneeweis und sie sind rasiermesserscharf.

Ein Schrei verebbt in ihrer Kehle, als der Wyvern wieder auf sie zuschießt.
 

Ein Kurono, sie hat zwar schon viel von ihnen gelesen, den stärksten Wyvern, die es auf der Welt geben soll, doch sie hätte nie geglaubt, mal einem gegenüberzustehen.

Die Klauen des Monsters erwischen Levy am Arm. Sie beißt sich auf die Unterlippe und versucht weiter tapfer auszuweichen. Blut fließt ihren Arm hinunter, doch das Gefühl des Schmerzes ignorierend hievt sie beide Hände in die Höhe

„Solid Script: Fire“ der Feuerball trifft den Kurono an der rechten Klaue, hinterlässt jedoch keinen Kratzer.

Ein weiterer Hechtsprung verhindert, dass Levy von den scharfen Zähnen des Wyvern gepackt wird.

Unsanft rollt sie über den Waldboden.

„Solid Script: Wall“ Zum Schutz lässt sie einen Schutzwall erscheinen, der ihr wenigstens ein paar Minuten Zeit zum überlegen und verschnaufen lässt.

„Solid Script: Gunshot“ eine Salve kleiner, metallener Kugeln trifft den Kurono am rechten Auge und tatsächlich kann Levy eine kleine Wunde erkennen.

Im nächsten Moment wird jedoch ihre kleine Mauer eingerissen und der Schwarze bohrt seine Krallen in die Brust der blauhaarigen Magierin.

Ein spitzer Schrei entfährt ihr, bevor ihr schwarz vor Augen wird und sie das Bewusstsein verliert.
 

„Gajeel…“
 

---to be continued---------

Rettung in letzter Sekunde?

Kapitel 7 Rettung in letzter Sekunde?
 

Schweigend sehen sich die beiden Partner an. Vor ihnen erstreckt sich eine Wand aus tiefgrünen Bäumen und dichten Büschen.

Es hat die ganze Nacht geregnet, doch sie haben sich davon nicht stören lassen und sind immer weiter gelaufen. Nun, am frühen Mittag, haben sie endlich den Wald Tsumei erreicht.

Nasse Haare kleben Gajeel im Gesicht und mit einer abwesenden Handbewegung wischt er sich die Strähnen aus dem Sichtfeld.

Auch Lilys Fell sieht strubbelig aus. Nachdem er sich die Regentropfen ausgeschüttelt hatte, steht es nun in alle Richtung ab. Doch das ist beiden jetzt nicht wichtig.

Sie sind auf einer Mission.
 

Gajeel zieht scharf die Luft tief ein und versucht Levys Geruch aus ihr zu filtern. Er schließt die Augen und konzentriert sich nur auf diesen federleichten, frischen, Duft, dem eine zarte Himbeernote zugrunde liegt.

Ein paar Minuten verharrt der Dragonslayer in seiner Position, bis er sich zu seinem Partner dreht und ihm mit einem Nicken deutlich macht, dass er sie gefunden hat. Ein erleichtertes Seufzen entfährt Lily, als sich das Team in Bewegung setzt.

Denn dass er sie wittern kann, bedeutet doch, dass sie noch lebt, oder?
 

Gajeel formt seinen rechten Arm in eine Machete und senst alles ihm in den Weg kommende Gestrüpp kurzer Hand kurz und klein.

Der Exceed bleibt seinem Partner dicht auf den Fersen.
 

Sie schlagen sich schon seit ein paar Stunden durch den Wald, als sie auf eine steile Felswand stoßen. Wie eine Mauer schießt diese direkt vor ihnen aus dem Boden. Gajeel deutet hinauf,

„Dort oben.“

Sein Partner nickt nur.

Endlich haben sie Levy gefunden.

Der Exceed verwandelt sich in seine Kampfform und packt seinen Freund an den Schultern. Mit ausgebreiteten Flügeln erhebt er sich und fliegt an den Steinen hinauf.

Ein paar Meter weiter oben setzt er den Dragonslayer auf einem Vorsprung ab. Dieser nickt nur, zum Dank, aber auch um seinem Kater anzuzeigen, dass sich hinter dieser Spalte Levy befinden muss.

Mit hoch erhoben Köpfen, bereit Levy die Leviten zu lesen, schreiten sie auf die Öffnung in der Felsmauer zu.
 

Ein Leuchten.

Ein Knall.

Beide kommen abrupt zum Stehen, sichtlich unzufrieden und definitiv nicht freiwillig.

Eine Runenwand entsteht vor ihren Augen. Gajeel brummt und grollt

„Levy wir sind’s, komm da raus!“

Nichts regt sich.

„Levy!“ der Drache wird nun noch etwas lauter.

Nichts passiert, keine Antwort, keine Levy.

Ungeduldig schlägt er mit seinen Fäusten auf die magische Barriere ein. Was treibt sie nur für ein Spiel mit ihm? Er ist krank vor Sorge und sie interessiert das nicht einmal?

Immer heftiger wirft sich der Eisenmagier gegen die Runen, die ihm den Weg versperren.

Lily stiert nur entsetzt auf seinen Partner.

„Mach was!“ Brüllt ihn dieser an.

Mit einem Kopfschütteln versucht der schwarze Kater einen klaren Gedanken zu fassen. Er begibt sich in Kampfposition und nickt seinem Partner zu.

„Bei drei…“ er zückt sein Schwert und auch Gajeel verwandelt seinen Arm wieder, diesmal in einen Rammbock.

Gleichzeitig treffen die Angriffe die Runenwand, die tatsächlich nachgibt und ihnen den Durchgang in die Höhle gewährt.
 

Suchend blickt sich der Dragonslayer um.

Der Duft ist sehr prägnant, doch keine Levy ist zu sehen. Sein Blick wandert auf das erloschene Feuer und das kleine Nachtlager aus Laub und einer alten Decke, das sich daneben befindet.

Sein Innerstes verkrampft sich, als er seine Augen erneut schließt. Lily fixiert seinen Partner kurz, bevor auch sein Blick durch die Höhle schweift.

Als er das Lager sieht muss er unweigerlich schmunzeln. Diese Technik hat sich die Scriptmagierin definitiv bei Gajeel abgeschaut, denn das Laub war fein säuberlich von allen Ästchen befreit, sodass es eine wunderbare, nicht piekende Matratze abgibt und selbst die Decke kommt dem Exceed bekannt vor.

Seine Aufmerksamkeit richtet sich wieder auf den Dragonslayer, als dieser laut seufzend die Augen öffnet.

„Sie muss hier gewesen sein, aber warum ihr Duft noch so stark vorherrscht, kann ich mir nicht erklären“ wieder schweift sein Blick suchend über den Höhlenboden, als er etwas Kleines und Schmales in der Ecke liegen sieht.
 

Er bückt sich und hebt ein rotes Haarband auf. Seine Nase darin vergrabend, zieht er tief die Luft ein, bevor ein ersticktes Stöhnen seine Kehle verlässt.
 

Man Zwerg, wo steckst du?
 

Betreten verlässt das Team die Felsöffnung und Lily fliegt mit Gajeel wieder zum Waldboden hinab. Der Drache zeigt schräg nach rechts

„Aus der Richtung kann ich sie auch riechen“ Beide setzen sich zügig in Bewegung.

Während Gajeel wieder die Führung übernimmt und ihnen mit der Machete eine Schneise durch den dicht bewachsenen Wald schlägt, fällt Lilys Blick auf sein Handgelenk.

Wieder kommt er nicht herum, trotz dieser verzwickten Situation ein leichtes Grinsen aufzusetzen.

Da hat sich sein Partner doch tatsächlich die rote Haarschleife von Levy umgebunden. Er will grade den Kopf schütteln, als ihn ein spitzer Schrei aufschreckt.
 

Eiskaltes Blut fließt schlagartig durch die Adern des kleinen Exceed, der verstört seinen Partner sucht.
 

Dieser ist bereits losgesprintet, das Peitschen der Büsche auf seiner Haut ignorierend und Lily spürt, wie angespannt jeder einzelne Muskel im Körper seines Freundes ist.

Dem Kater geht es nicht anders.
 

Das nächste Bild lässt ihnen das Blut in den Adern gefrieren.

Hinter einer hohen umgestürzten Eiche sehen sie Levy am Boden liegen, völlig regungslos.

Nur ein Keuchen verrät, dass sie noch bei Bewusstsein ist.
 

„Ich hab dir doch gesagt, dass du an meiner Seite bleiben sollst“ grollt der Dragonslayer, als er endlich bei Levy angekommen ist.
 

Lily hilft der zittrigen Magierin auf die Beine und stützt sie.

„D-d-danke“ Kaum zu hören haucht sie geschafft und lässt sich von dem Exceed aus der Gefahrenzone leiten.

Erschöpft sinkt sie auf einer Baumwurzel nieder und nachdem sie dem Kater zugenickt hat, eilt dieser in seiner Kampfform wieder seinem Partner zu Hilfe.

„Was’n das für’n Vieh?“

Der Exceed hat noch nie so etwas Großes gesehen.

„Kurono - ein Wyvern der Drachenklasse. Seine schwarzen Schuppen sind hart wie Stahl, seine Zähne rasiermesserscharf und die roten Klauen heiß wie Lava, also genau die Art von Gegner die ich brauche“

Während der Erklärung setzt Gajeel zu seinem ersten Angriff an, doch scheitert an der harten Schutzschicht des Monsters.

Lily schüttelt leicht lächelnd den Kopf und amüsiert sich über die Kampflustigkeit seines Partners. Doch er staunt auch nicht schlecht über die Erscheinung seines Gegners und kann grade noch der Klaue ausweichen, die auf ihn zu schnellt.
 

Levy beobachtet verzweifelt, wie sich ihre Freunde wieder in einen Kampf verwickeln lassen, der vermeidbar gewesen wäre. So wollte sie das nicht, weinend schüttelt sie ihren Kopf.

Wäre sie nicht so sturköpfig alleine auf diese Mission gegangen, müsste Gajeel nicht wieder sein Leben riskieren, um sie zu retten. Tränen kullern über ihre Wangen, damals auf Tenrou hat er das Gleiche zu ihr gesagt.

Sie fühlt sich in diesem Moment hilfloser als jemals zuvor und schwächer denn je. Zitternd muss sie mit ansehen, wie Pantherlily und Gajeel einen Schlag nachdem anderen einstecken müssen, ohne wirklich Schaden anzurichten.
 

Es ist nicht zum Aushalten, wäre sie doch nur stärker, sowie Juvia oder Erza.

Wimmernd umklammert sie ihren Runenschreiber.
 

Ein leises Schluchzen erreicht sein scharfes Gehör. Er weiß genau was sie jetzt denkt.

Sie macht sich wieder Vorwürfe, weil sie gerettet werden muss, aber eigentlich gefällt ihm diese Rolle. Er hatte noch soviel gut zu machen, für das was vor einiger Zeit passierte.

Außerdem werden die zarten Prinzessinnen doch immer von Drachen beschützt oder?

Er ist abgelenkt, als plötzlich ein gleißender Schmerz seine Brust durchfährt. Der Wyvern hat ihn mit seiner Klaue erwischt.

Es brennt und er spürt Blut aus der Wunde sickern. Der Geruch des verbrannten Fleisches seines eigenen Körpers treibt ihm die Übelkeit hoch.

Das wird mir das Vieh büßen.

Aggressiv leuchten seine roten Augen auf. Mit einem Ruck setzt Gajeel an und stürzt sich auf den Kurono, der ihn jedoch mit seinem Schwanz abwehren kann.
 

Fuck.
 

Mit einem dumpfen Ton, geht der Dragonslayer zu Boden. Nur mit großer Anstrengung hievt sich der Schwarzhaarige zurück auf die Beine und atmet schwer.

Das Scheißvieh ist stärker als gedacht.
 

Levy zögert noch einen kurzen Moment, bevor sie aufspringt. Das werden die Beiden nicht überleben, ich muss was unternehmen.

An diesen Gedanken klammernd, beginnt sie Runen auf den durchnässten Waldboden zu schreiben. Immer wieder geht sie die einzelnen Zeilen in ihrem Kopf durch – wenn doch nur Fried hier wäre, der könnte sie unterstützen.
 

Was sie jetzt vorhat, muss einfach klappen. Der Wyvern ist durchs Kämpfen abgelenkt und bemerkt nicht, wie sie um den Kampfplatz herumschleicht.

Noch drei Runen und sie schaut auf. Entsetzt sieht sie mit an, wie Gajeel erneut in die Knie geht. Das Monster hat ihn ganz schön erwischt, sein Shirt ist zerfetzt und überall hat er blutige Schrammen.

Wild entschlossen schüttelt sie das Bild ab.

„Gajeel, Lily!“, schreit sie, als sie die letzte Rune platziert. Der große Kreis um sie und um das Monster herum, beginnt zu leuchten.

Die Augen ihrer Freunde weiten sich, sie haben nicht bemerkt, dass Levy in das Kampfgesehen eingegriffen hat.

„Diese Runen verleihen allen Fairy Tail Magiern innerhalb des Kreises ähnliche Fertigkeiten wie Wendys ‚Arms‘ und ‚Bania‘. Eure Verteidigung ist gestärkt und euer Tempo erhöht.“
 

Ungläubig starren die Kämpfer die Scriptmagierin an…

„Los!“,

…Bevor sie sich fangen und wieder auf das Monster losgehen. Doch trotz der Runen, scheinen sie nicht mehr genügend Kraft zu haben.

Levy beißt sich auf die Unterlippe.

Bleibt nur noch eins.

Eine allerletzte Chance.
 

Langsam setzt sie sich in Bewegung, bis sie die letzten Meter auf Gajeel zu sprintet. „Was willst du denn jetzt hier, du Zwerg? Hau gefälligst ab, das ist zu gefährlich für dich! So wörtlich muss du das ‚Nicht von der Seite weichen‘ auch nicht nehmen“, grollte er ihr fluchend entgegen.

Ihre neue Technik ist noch nicht ausgereift und sie hat sie auch noch nie getestet, außerdem ist es ihr ein bisschen peinlich, doch sie hat keine andere Wahl.

Sie hat nach dem ersten gemeinsamen Auftrag mit Gajeel beschlossen, eine Magie zu entwickeln, die speziell seine Eisendrachenmagie und ihre Scriptmagie verbindet.

Immer wieder verfolgte sie neidisch den Erzählungen von Lucy, wenn diese über die 'Unison Raids' sprach. Und was für ein erhabenes Gefühl es sein kann.
 

„Vertrau mir…“

Dieser Satz wirft Gajeel völlig aus der Bahn. Was hat der Zwerg nur vor?

Im letzten Moment kann er einen Angriff des Wyvern blocken, als er Levys zarten Hände auf seinem Rücken spürt.

„Solid Script“ Sie atmet tief ein und aus. Jetzt oder nie!
 

„Liquid Iron“
 

Ein Magiekreis bildet sich auf seinem Körper, Gajeel hat das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, so erstaunt ist er von dem, was er hört, von dem was er spürt.

Eine unbändige Macht scheint sich mit seinem Blut zu vermischen und ungeahnte Kraftreserven freizusetzten.

Seine blutroten Augen beginnen zu leuchten und sein Körper ist übersäht mit Runen.
 

„Unison Raid“, haucht Levy in seinen Rücken und er startet.
 

Jeder Angriff trifft und in den Wunden, die er dem Wyvern zufügt, sickert flüssiges Eisen wie Lava. Der Kurono kreischt auf, schlägt wie wild um sich, doch Gajeel ist nicht mehr aufzuhalten.

Nach wenigen Schlägen sackt das drachenähnliche Geschöpf in sich zusammen.
 

„Was war das denn, das ist ja irre“

Euphorisch dreht sich der Dragonslayer zu Levy um. Schüchtern lächelt sie ihn an, ein zarter Rotschimmer auf ihren Wangen.

„Meine neue Spezialtechnik. Das flüssige Eisen ätzt sich wie Säure in den Feind“ Erstaunt hebt Gajeel seine nicht vorhandenen Augenbrauen und beobachtet, wie sich die letzten Runen auf seinem Körper auflösen.

Lily, der nun wieder in seiner kleinen Form auf Levys Arm gesprungen ist, ist ebenso überrascht.

„Wahnsinn“.

Als die zierliche Magierin vor Schmerzen aufstöhnt wird allen klar, dass sie bei dem Kampf mehr einstecken mussten als gedacht und da bereits die Dämmerung über den Wald hereinbricht, entscheiden sie sich, zurück zur Höhle zu gehen.
 

-------to be continued--------------

Erfüllter Auftrag

Kapitel 8 Erfüllter Auftrag
 

Gajeel beobachtet das prasselnde Feuer, das Levy in wenigen Sekunden mit ihrer Magie herbeigezaubert hat. Außer mit Natsu und Wendy ist ihm noch nie ein Unison Raid gelungen, und mit den zwei Pappnasen funktioniert es vermutlich nur, weil sie alle Drachentöter waren.

Er unterdrückt einen Seufzer.
 

Was macht dieser Zwerg nur mit ihm.
 

Er hat sich noch nie um irgendjemanden gesorgt, doch bei ihr passiert das ständig. Tief in Gedanken versunken schweift er zu Tenrou Jima.

Auch da konnte er sie grade noch in letzter Sekunde retten, genau wie heute, und auch dort hatte sie ihn mit ihrer Magie überrascht.

Damals war es das Eisen gewesen, das ihm die Kraft gab, den Kampf mit Grimmore Heart durchzustehen und auch heute brauchte er ihre Hilfe, um sie und sich selbst beschützen zu können.

Er schüttelt den Kopf.

Du bist stärker, als du dir selbst zutraust Zwerg, ich bin mal wieder beeindruckt.
 

Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen.
 

Aber hatte sie ihm nicht gesagt, dass es eine spezielle Magie ist um ihn zu unterstützen?

Bei diesem Gedanken nehmen seine Wangen einen zarten roten Schimmer an.
 

Die macht mich noch fertig…
 

Sein Blick wandert zu der Schlafstätte, auf der Levy friedlich schlummert und auf der sich auch sein Partner Lily zusammengerollt hat.

Vorsichtig, um niemanden zu wecken, zieht sich der Dragonslayer in den Stand und lässt sich sanft hinter Levy auf der improvisierten Matratze nieder.

Er ist ebenfalls müde, der Kampf hat ihn mehr Energie gekostet als er zugeben würde.

Zögernd legt er sich neben die blauhaarige Magierin. Ihr Gesicht sieht so friedlich aus. Die warmen Flammen zaubern einen ungeahnten, sanften Glanz auf ihre Gesichtszüge und Gajeel kann sich nicht zurückhalten.

Mit seinen Fingerspitzen streicht er ihr eine gelockte Strähne hinters Ohr. Ihr entweicht ein leichtes, zufriedenes Seufzen.

Vor Schreck zuckt der Dragonslayer ein Stück zurück, fehlt ihm grad noch, dass sie jetzt aufwacht.

Sein Atem stockt und in seinem Magen spürt er ein ihm unbekanntes Flattern, als er an sich herunterschaut. Levy hat ihren Arm um seine Taille gelegt und zieht ihn immer näher zu sich heran, schmiegt ihre Wange an seine Brust.

Er hat das Gefühl, sein Herz bleibt stehen und er wagt es nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

Doch irgendwie wirkt ihre Nähe sich auch beruhigend auf ihn aus.

Zögernd legt er ihr vorsichtig den Arm um die Schulter und schließt die Augen. Seine Nase in ihrer veilchenfarbenen Mähne vergraben, inhaliert er ihren Duft.

Nur heute Abend will er ihr so nah sein, und fällt in einen tiefen Schlaf.
 

Schmunzelnd hebt Lily seinen Kopf.

Endlich macht sein Partner mal einen Schritt auf sie zu. Der Exceed wird auch langsam ungeduldig. Immerhin hat sie eine Technik erarbeitet, die ihn, und wirklich nur ihn unterstützt.

Wie viele Zaunpfähle soll sie ihm noch an den Kopf werfen?*.

Zufrieden rollt er sich wieder zusammen und schließt seine Augen. Immer wieder drängt sich ihm die Frage auf, warum die beiden nur so außerordentlich blind füreinander sein müssen.
 

Am nächsten Morgen ist Levy die Erste der beiden Magier, die ihre Augen öffnet. Ihr Atem setzt aus, als sie bemerkt wo sie sich befindet.

Gajeel hat seine Arme fest um sie geschlungen. Mit klopfendem Herzen schließt sie noch einmal ihre Augen. Sie lehnt mit ihrer Wange immer noch an seiner muskulösen Brust, die sich mit seinen ruhigen Atemzügen leicht auf und ab bewegt.

Mit zittrigen Fingern fährt sie die einzelnen Muskelfasern nach.

Hat sie gestern tatsächlich nicht geträumt?

Hat er sich neben sie gelegt und ihr über die Wange gestrichen?

Mit hochrotem Kopf versucht sie, in sein Gesicht zu blicken. Seine entspannten Gesichtszüge verraten, dass er schläft.

Ein leises Seufzen entrinnt ihrer Kehle.

Ihre haselnussbrauen Augen fixieren seine Lippen. Mit ihrer freien Hand streicht sie zart darüber, sie will ihn nicht wecken. Sein Mund formt ein seichtes Lächeln, als sie ihn berührt, was sie unweigerlich zusammenfahren lässt.

Doch seine Atmung bleibt gleichmäßig.

Wie gerne sie ihn jetzt küssen würde.

Bei dieser Vorstellung wird ihr heiß und kalt zugleich und ihre Wangen machen Erzas Haaren deutliche Konkurrenz.

Das würde er nie zulassen.

Mit glasigen Augen und einem leichten Seufzer versucht sie sich aus seinem Griff zu befreien, als auch er aufwacht.

„Guten Morgen“ murmelt sie und als ob er auf eine Herdplatte gefasst hätte, schreckt der Dragonslayer zurück

„Ggguten Morgen“.

Seine Anspannung ist ihm sichtlich anzumerken, was Levy ein Kichern entlockt.
 

Lily, der in diesem Moment mit Frühstück herein getapst kommt, kringelt sich vor Lachen auf dem Boden.
 

Schmatzend protestiert Levy.

„Wenn ihr schon hier seid, können wir doch noch eben die Wölfe plattmachen“

Lily wundert sich über ihren Enthusiasmus und schaut seinen Partner fragend an. Dem Exceed ist es recht, Levys Wunsch nachzukommen, immerhin dürfen sie beide das Geld behalten, wenn sie nur diese Schriftrolle bekommt.

Und das Geld können sie ganz gut gebrauchen.

Bei seinem letzten Wutanfall, Lily weiß gar nicht mehr genau warum sein Partner so ausgerastet ist, verarbeitete Gajeel die komplette Kücheneinrichtung zu Kleinholz. Gut, das kommt gelegentlich vor, immerhin scheint dem Drachen das Gen für Gelassenheit zu fehlen, doch die Anschaffung neuer Möbel stürzte die Mitbewohner in deutliche Unkosten.

„Was denkst du, Gajeel?“

Zögernd richtet er das Wort an den Dragonslayer. Hustend, da er sich gerade an einer Stachelbeere verschluckt hat, mault der Angesprochene

„Ihr Zwei habt euch doch eh schon entschieden oder nicht?“

Mit einem zufriedenen Grinsen lässt sich der Kater von Levy zwischen den Ohren kraulen.

„Dann ist es also beschlossen. Wenn wir alles zusammengepackt haben, machen wir uns auf die Suche nach den doofen Wölfen“

Strahlend wirft die Blauhaarige ihren Kopf in den Nacken und schüttelt ihre Locken.
 

Der Zwerg ist mein Verderben.
 

Wortlos hält der schwarzhaarige Magier ihr sein Handgelenk hin, an dem sich immer noch das rote Haarband befindet. Mit geübten Fingern zupft sie es ihm herunter und flechtet ihre Mähne zurück, sodass nur noch einzelne Strähnen in ihr Gesicht fallen und es sanft umschmeicheln.

Um sich schauend steht sie nun vor ihm und eine leichte Röte brennt sich in seine Wangen.

Ihre schlanken Beine machen ihn noch wahnsinnig.

Außerdem hängt ihr Kleid in Fetzen an ihr hinunter, sodass es noch kürzer ist, als ohnehin schon. Mit einem grollenden Seufzer richtet er sich ebenfalls auf.

„Na dann mal los“

Sie schwingt sich ihre rote Tasche über die Schulter und folgt Team Redfox aus ihrem Unterschlupf.
 

Mit der verlässlichen Nase des Dragonslayers schreiten sie zielsicher durch den Wald und mit seiner Machete, die er wieder hervorzaubert, schlägt er aufkommende Engpässe sofort nieder, sodass sie diesmal einen unkomplizierten Weg folgen können.

Nach zwei Stunden erreichen sie eine Höhle, die Levy noch nie zuvor gesehen hat. Sie müssen sich in einem Teil des Waldes befinden, den sie noch nicht erkundete. Sie wundert sich, so groß sah er von außen gar nicht aus.

Sie bleibt auf Gajeels Zeichen ein wenig hinter den Beiden zurück und Pantherlily nimmt seine Kampfform an, um auf eventuelle Übergriffe besser reagieren zu können.

Doch es passiert nichts.

Es bleibt ruhig.

Für Gajeels Geschmack eindeutig zu ruhig und er versucht sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Je näher sie der Höhle kommen, desto stärker riecht es nach Verwesung und nassem Tier.

Er rümpft die Nase, ein letzter prüfender Blick auf die blauhaarige Magierin und dann schreitet er in die Höhle hinein. Er hofft inständig, dass sie seinen Wink verstanden hat und draußen bleibt, denn er weiß nicht, wie viele Wolfsdämonen sich in dem Unterschlupf befinden.

Um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, blinzelt er ein paar Mal. In seinem Rücken spürt er die Anwesenheit seines Partners. Es ist schon Routine, einer geht voraus und der andere gibt Rückendeckung, so sind sie bisher aus den schwierigsten Situationen heil herausgekommen.

Als ihn aus der Dunkelheit zwei giftgrüne Augen anfunkeln, springt der Drache reflexartig einen Schritt zurück und stößt mit Lily zusammen.

„Drei links, einer vor mir“ summiert Gajeel knapp

„Hinter uns freie Bahn, rechts auch drei“ Lily weiß genau, worauf es jetzt ankommt. Langsam schreiten beide rückwärts aus der Höhle ins Freie, doch bevor sie die Ruhestätte der Wölfe verlassen, brüllt der Schwarzhaarige
 

„Wir kämpfen draußen“. Es ist ein Lockruf.
 

Innerhalb eines Atemzugs verlässt der Dragonslayer die Höhle, schnappt sich Levy, setzt sie hinter einem Gebüsch ab, deutet ihr an, ruhig zu bleiben und findet sich wieder neben seinem Partner ein, der ihm wissend zunickt.

„Na dann los“

Aus der Höhle stürmen die Wolfsdämonen auf die beiden Kampfgefährten zu.

Eins,

Zwei,

Drei…

Sechs…

zählt Gajeel und stockt. Es sollten doch sieben…
 

Ein spitzer Schrei reißt ihn aus seinen Überlegungen.

Mist.

Drei für Lily, drei für ihn, der siebte scheint Levy wittern zu können.
 

„Kommst du klar Zwerg?“ brüllt der Drache der Scriptmagierin zwischen zwei Angriffen zu, aber bekommt keine Antwort.

„LEVY“ Er schreit so laut, dass selbst sein Partner kurz zusammenzuckt, und als die Beiden ihre Köpfe in die Richtung drehen in der sich Levy versteckt hält, tritt die gerufene Magierin aus dem Gebüsch hervor.

Mit dem Rücken zu ihnen, schwer beschäftigt den leblosen Körper des Wolfdämons hinter sich her zu ziehen gibt sie zurück:

„Ja ja, alles klar und jetzt macht zu“
 

Verblüfft wirft sich Team Redfox einen Blick zu und beendet den Kampf ebenfalls mit wenigen Schlägen.
 

„So stark sind die gar nicht gewesen“ Levy hüpft aufgeregt vor Gajeel auf und ab, Lily fest umklammert an ihre Brust gepresst.

„Hätte dir nichts gebracht, das zu wissen, wenn dich der Kurono vorher platt gemacht hätte“ Gajeel grinst, die sieben Wölfe auf seiner Schulter tragend.

„Blödmann“

Die Scriptmagierin strahlt übers ganze Gesicht und auch der Dragonslayer ertappt sich bei einem Lächeln.

„Dann wollen wir die mal abliefern und die Belohnung kassieren“. Lily freut sich, seinen Partner nach der Odyssee endlich entspannt zu sehen. Das Mädchen scheint ihm wirklich gut zu tun.

Stumm gehen sie weiter nebeneinander her. Die Stille ist nicht unangenehm, es ist eher eine zufriedene Ruhe, die das Dreiergespann umschlingt.

Einen kleinen Kiesel hin und her kickend erreichen sie nach ein paar Stunden Fußmarsch endlich das Dorf Toboe.

Der Dorfälteste wartet bereits und als er die leblosen Körper der Wolfsdämonen erblickt, erhellen sich seine Züge augenblicklich. Die Einwohner stürzen sich auf das Team und nehmen Gajeel die sieben Wölfe freudestrahlend ab.

Der Alte überreicht Levy einen Sack voll Jewels, den sie sofort an den Schwarzhaarigen weiterreicht und die unbeschriebene Pergamentrolle, die er ihr schon an ihrem ersten Tag unter die Nase gehalten hatte.

Gajeels Brauen zucken nervös, als er sieht, dass die Schriftrolle bis auf ein kleines Siegel völlig unbeschrieben war.

„Keine Sorge, wenn ihr herausfindet, wie man die Schrift sichtbar machen kann, dann gibt sie euch eventuell Aufschluss über längst verschollene Lebewesen.“ Versucht der alte Mann die Magier zu beruhigen.

Levys Augen weiten sich vor Neugier. Das Rätsel wird sie schon lösen, da ist sie sich sicher. Sie freut sich darauf, nach einem heißen Bad, mit ihrer neuen Errungenschaft in der Bibliothek zu verschwinden und auch Gajeel ist froh, endlich wieder vollständig in der Gilde sitzen zu können.

Nicht, dass er ihr das sagen würde.

Pantherlily grinst wissend zwischen dem ungleichen Paar hin und her.
 


 

____________to be continued____________

In der Dunkelheit

Kapitel 9 In der Dunkelheit (Eine andere Sicht der Dinge)
 

Stechende, grüne Augen beobachten die kleine Höhle im Wald Tsumei. Der Beobachter versteckt sich geübt hinter einem Felsvorsprung. Das Prasseln des Feuers entlockt ihm ein kurzes Aufatmen.

Es ist laut genug, sodass die Magier in der Höhle nicht bemerkt haben, dass er auf einen Ast getreten ist.

Die kleine Blauhaarige ist ohnehin schon am schlafen.
 

Aufmerksam beobachtet der Späher, wie sich der große schwarzhaarige Magier erhebt und an das Schlaflager herantritt. Die Gesichtszüge entspannt, wenn nicht sogar belegt mit zartem Rotschimmer.

Eilig kritzelt er einige Notizen in ein Heft,

„Interessant“, bevor er sich wieder der Höhlenszene widmet.

Der Dragonslayer liegt bereits hinter der zierlichen Frau und streicht ihr behutsam über die Wange.

„Das wird ja immer besser“, zischt der Versteckte und reiht weiter Buchstabe an Buchstabe, ohne seinen Blick von dem ungleichen Paar zu nehmen.

Als die Beiden Arm in Arm in den Schlaf fallen, rührt sich der Grünäugige in seinem Versteck und schleicht auf leisen Sohlen in die Höhle hinein.
 

Sie bemerken ihn nicht, das ist gut.

Sein Spion-Zauber scheint sogar die feine Nase des Drachenmagiers zu überlisten.

Das prasselnde Feuer und die entspannte Haltung aller Schlafenden, erlaubt es der Person sich noch weiter umzuschauen.

Als diese die rote Schleife um Gajeels Handgelenk bemerkt, erhellt sich dessen Miene.

„Soso“.

Vorsichtig durchwühlt der Fremde die Taschen, die sorgsam in einer Ecke gestapelt waren und schreibt weiterhin eifrig seine Ergebnisse aus.
 


 

Fahles Mondlicht scheint durch ein kleines Fenster und spendet nur unterschwellig Licht.

In der Mitte des kleinen Raumes steht ein dunkler Schreibtisch. Er sieht abgewetzt aus, die Zeichen der Zeit deutlich sichtbar. Er wurde auf einem kleinen zerfetzten, roten Teppich platziert, der grade groß genug war, alle vier Schreibtischbeine und den Holzstuhl zu unterlegen.

Wandert der Blick über den restlichen Boden, sind nur kalte Schieferplatten erkennbar, auf denen Staubnester und kleine Steinchen tanzten.

Der Wind der durch das undichte Gemäuer bläst, wiegt sie im langsamen Takt immer hin und her.
 

Schwere Schritte erklingen, als sich die dunkle Holztür öffnet und ein Mann den verlassenen Raum betritt.

Er ist gehüllt in dein lilafarbenes Gewand und trägt einen passenden spitzen Hut der einen Teil seines Gesichtes und die schwarzen Haare verdeckt.

Seine Miene ist verhärtet und angespannt, seine Augen zu schmalen Schlitzen geformt.

Der kleine Holzstuhl knarzt verdächtig, als sich der Mann auf ihn niederlässt. Mit geballter Faust schlägt er auf die Schreibtischplatte ein und er starrt ins Leere.
 

Dieser verdammte Drache wird ihm büßen, dass er ihn an die Gilde der Fliegen verraten hat.

Seit Jahren sind seine Gedanken geprägt von Rachegelüsten und Hass. Er war einmal einer der zehn heiligen Magier gewesen und Master einer starken, unbezwingbaren Gilde, doch nun war er gezwungen, im Untergrund zu hausen und sich versteckt zu halten.

Viele seiner alten Leistungsträger verließen nach der Auflösung die Gilde und kehrten ihm den Rücken.

Von seinen fünf stärksten Magiern sind ihm nur zwei geblieben.
 

Er ballt seine Faust fester zusammen, sodass seine Finger fast weiß erscheinen.

Er hasste sie alle, doch seine Mordlust richtet sich ausschließlich gegen Einen, den Eisendragonslayer Gajeel Redfox.

Dieser schlug damals sein Angebot, in der Dunkelheit weiter zu agieren, einfach aus und hielt sich versteckt.

Erst Monate später erreichte ihn die Nachricht, dass sich der Eisenmagier Fairytail angeschlossen hatte.
 

Das hatte er ich nie träumen lassen.
 

Wütend erhebt sich der Mann und lässt seine aufkommende Wut an seinem Schreibtisch aus. Er packt das schmale Ende und mit einem Ruck, schleudert er diesen quer durch den Raum.

Mit einem lauten Knall zerbarst das Mobiliar und kracht in Einzelteilen zu Boden. An dem Gemäuer ist der Aufprall ebenfalls nicht vorbeigegangen. Seicht schlierend rieselt weißer Kalkstein herab und bedeckt die dunklen Holzreste.

Der Mann bedenkt den Haufen mit verbittertem Schnauben und dreht sich zu dem kleinen Fenster.
 

Was ist nur aus ihm geworden?

Er war Master der reichsten Gilde Fiores und nun lebt er in einem Gebäude im tiefsten Hinterland, weit abgeschottet von der Zivilisation. Es ist so wackelig gebaut, das jeder Windzug wie ein schwerthieb auf seine blasse Haut trifft und kein Feuer die Räume wirklich heizen kann.

Sein Blick schweift über die nicht vorhandene Vegetation. Es ist einfach zu trocken und zu kalt, als dass sich hier Pflanzen und Lebewesen freiwillig niederlassen würden.

Der steinharte, rötliche Sandboden ist aufgeplatzt und der Wind treibt kleine Sandwehen über das offene Gelände.
 

Er hasst diese Welt.

Oh ja, und er würde der Menschheit schon früh genug zeigen, dass er noch lebt, dass es mit ihm noch nicht zu Ende gegangen ist.

Er wird sich rächen und er hat auch schon erste Vorkehrungen getroffen.
 

Vor wenigen Monaten traf er auf ein Zwillingspärchen. Die beiden Frauen waren furchtbar stark und er hat es tatsächlich geschafft, sie für seine neue Untergrundorganisation zu rekrutieren.

Sie liebten jede Art von Kampf, sie liebten den Tod und deshalb passten sie auch so gut zu ihm.

Vor seinem inneren Auge sieht er die beiden Frauen vor sich. Eya und Eyon waren hoch gewachsen und hatten weiße Haare. Ihr Markenzeichen war ein sternförmiges Tattoo, welches Eya auf der linken und Eyon auf der rechten Wange trug.

Ähnlich wie Titania beherrschten sie die Schwertkunst, doch ihre Schwerter hatten eine eigenständige Magie.

Eyas Schwert durchdringt jegliche physische Form, der Mann schmunzelt, auch eiserne Drachenschuppen und Eyons Schwert bemächtigt sie dazu, ihren gegenüber psychische Schmerzen zuzufügen.

Sie eignen sich perfekt für seine Angriffsstrategie.
 

Zudem darf er nicht vergessen, dass Aria und Monsieur Sol ihm die Treue geschworen hatten. Sie konnten ihren alten Gefährten ebenso wenig verstehen.
 

Ein lautes bösartiges Lachen entfährt seiner Kehle und der Magier schüttelt sich inbrünstig.

Ja sie werden seine Racheengel sein.

Nur der letzte Schlag wird ihm gehören.
 

Ein lautes Klopfen reißt den Missetäter aus seinen Tagträumen.

„Komm rein!“ Seine Stimme grollt tief und hallt an den kühlen Wänden zurück. Herein tritt ein kleines Mädchen.

Sie ist zierlich und trägt einen schwarzgrünen Overall.

„Master Jose“ zögernd schreitet das Kind auf ihn zu und fixiert ihn mit ihren stechenden, grünen Augen

„Ich habe neue Informationen“

Das Mädchen ist sein Spitzel, durch ihre zarte Erscheinung erregt sie kaum öffentliche Notiz und ihre Fertigkeit sich nahezu unsichtbar zu machen macht sie zu dem besten Spion, den er sich vorstellen konnte.

„Wir wissen jetzt, wie wir den Drachen brechen können“
 

Master Jose horcht auf und eine ungeahnte Freude macht sich in seinem Innersten breit.

„Es gibt da jemanden, der ihm sehr nah steht“ erzählt das Kind weiter.

Lachend schlägt der Mann seine Hände zusammen. Eine Entführung, ja, das klingt nach sehr viel Spaß.

„Es ist ein Mädchen.“

Ein bösartiges Aufblitzen in seinen Pupillen lässt die Spionin zurück schrecken. „Mmmaster?“

Zögernd inspizierte die Spionagemagierin die Gesichtszüge des Mannes. Sie ist eine der Wenigen, die in die Pläne des Dunklen eingeweiht ist, doch seinem Blick nach zu urteilen, wird das bevorstehende Gemezel blutiger, als sie erwartet hatte.
 

Oh ja, das wird noch besser, als er sich das jemals in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hat.

Du bist erledigt Gajeel Redfox.
 

___to be continued__________

Die geheimnisvolle Schriftrolle

Kapitel 10 Die geheimnisvolle Schriftrolle
 


 

Die Stimmung in der Gildenhalle ist bedrückt.

Seit ein paar Tagen haben die Mitglieder weder was von Levy, noch von Gajeel gehört. Jet und Droy sitzen seit dem Aufbruch des Dragonslayers an ihrem Stammtisch und heulen sich gegenseitig etwas vor.

Keiner von ihnen würde jemals zugeben, dass sie froh sind, dass sich der Drache auf die Suche nach ihrer Freundin gemacht hat. Allerdings ist ihnen auch bekannt, als wie gefährlich der Wald Tsumei gilt und sie haben deshalb viel zu große Angst dorthin zu gehen.

Trotzdem stört sie etwas an der Unruhe, die den Eisenmagier am Tag seines Aufbruchs umgab. Nicht, dass er sich an ihre zarte Levy heranmacht.

Bei diesem Gedanken fangen die beiden wieder lauthals an zu wimmern.
 

„Mirrraaaaa“, plärrt Droy und schaut zur Bar an der die Take-Over-Magierin steht.

„Wann kommen die endlich wieder…?“

Achselzuckend schaut die Weißhaarige zu den Pforten der Eingangshalle. Sie macht sich ebenfalls große Sorgen.

Allerdings, wenn es einer schaffen kann, Levy heil wieder nach Hause zu bringen, dann ist es wohl Gajeel.
 

Am anderen Ende der Theke sitzt Lucy, mit hängendem Kopf über ihr Manuskript gebeugt.

Sie sind gestern Abend von ihrer Mission zurückgekommen und haben erfahren, was passiert ist. Die Stellargeistmagierin wollte ihrer besten Freundin schon vor Auftragsbeginn ihr neues Kapitel zum Lesen geben, doch sie hatten sich in der Gilde immer wieder verpasst.

Missmutig ballt sie eine Faust und das dünne Papier kräuselt sich zwischen ihren Fingern.

Eine einzelne Träne kullert ihre Wange hinab.

Die Blondine macht sich große Sorgen um Levy.
 

Warum ist sie nur alleine aufgebrochen?
 

„Hey Luce, Kopf hoch! Der Eisenschädel wird sie schon wieder herbringen“

Ein tiefes Seufzen entfährt ihrer Kehle, bevor sie ein Lächeln aufsetzt und sich zu ihrem pinkhaarigen Partner umdreht.

„Du hast recht“

Mit bedachten Handgriffen glättet sie die vor sich liegenden Zettel und schiebt sie vorsichtig in ihre Tasche zurück.

Wenn sie einer zurückbringt, dann ganz bestimmt Gajeel. Außerdem weiß Lucy, wie sehr ihre Freundin den Dragonslayer mag und sie wird sich ihm ganz bestimmt nicht widersetzen, wenn es darauf ankommt, sich in Sicherheit zu begeben.

Die Miene der blonden Magierin hellt sich auf und zuversichtlich schaut sie zu den Eingangstüren.

Sie kommen wieder, da ist sie sich hundertprozentig sicher.
 

In der Gilde breitet sich weiteres Schweigen aus, jedes anwesende Mitglied nippt nur stumm an seinem Glas oder seinem Krug und starrt in der Gegend herum. Es ist viel ruhiger ohne den blauhaarigen Wirbelwind und ohne das ‚Shoubidoobah‘ des Eisendrachen.

In dieser Nacht, im Schankraum, wird auch dem Letzten bewusst, dass Fairy Tail ohne Gajeel nicht das Gleiche ist.

Er gehört einfach zu ihnen, egal was er in seiner Vergangenheit auch getan oder gedacht hat.
 


 

Am nächsten Nachmittag sieht der Rundblick durch die heiligen Hallen genauso aus, wie am Abend zuvor.

Betretenes Schweigen überdeckt den Schankraum und Kinana und Mirajane bewirten ihre Gäste mit einem gezwungen Lächeln.

Nur aus der Galerie im ersten Stock kann man zwei Männer lachend diskutieren hören.
 

„Der lässt sich aber auch Zeit“,

„Haha, die beiden liegen bestimmt irgendwo knutschend in der Ecke“

„Ach was, die? Niemals“

„Doch, doch, hast du ihre Blicke noch nie gesehen?"

„Das wäre doch mal was.“
 

Es sind Bixlow und Elfman, die lautstark ihre Theorien zum Besten geben, warum ihre Kameraden noch nicht wieder zurück sind.

Ein leises Murmeln zieht sich durch die Reihen im Erdgeschoss und ein wissendes Lächeln umspielt die Lippen der meisten Mitglieder.

Nur wenigen ist entgangen, wie sehr Gajeel um Levys Sicherheit besorgt ist, und wie oft sie sich in der Gilde umschaut, nur um ihm ein Lächeln zu schenken. Nur Jet und Droy schluchzen bei der Vorstellung, ihre Levy würde mit Gajeel knutschen.
 

Plötzlich unterbricht ein lautes Poltern und ein fröhliches Gelächter die Gedanken der Gildenmitglieder. Durch die aufgestoßene Eingangspforte scheint gleißendes Sonnenlicht herein und blendet die Magier.

Es braucht ein paar Sekunden, bis sie alle begriffen haben, wer zurückgekehrt ist.
 

„LEVY!“
 

Die Anspannung der letzten Tage ist auf einen Schlag wie weggeblasen und von einer auf die andere Sekunde herrscht ausgelassene Partystimmung.

Lucy springt freudestrahlend von ihrem Stuhl auf, der geräuschvoll zu Boden geht und wirft sich ihrer Freundin um den Hals

„Levy-chan, ich bin so froh, dass du wieder da bist.“

Die blauhaarige Magierin wirkt etwas überrumpelt, doch sie erwidert die Umarmung ihrer besten Freundin

„Lu-chan“

Ein zögerliches Blinzeln zu Gajeel verrät ihr, dass ihm diese Aufregung mal wieder zu viel ist und sie muss innerlich schmunzeln, als er zielsicher auf seinen Lieblingsplatz zusteuert.
 


 

Eine Stunde nachdem sie die Gilde erreicht hatten, macht sich Levy auf den Weg in das Mädchenwohnheim.

Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als eine heiße Badewanne und ein weiches Bett. Sie hat allen erzählt was ihr passiert ist und wie ruhmreich sie von Gajeel und Pantherlily gerettet wurde.

Nur ihre Spezialtechnik erwähnte sie mit keinem Wort. Das soll so schnell keiner erfahren, es ist ihr einfach zu peinlich.
 

Der Master war ganz schön sauer gewesen und auch von Mirajane hatte sie einiges zu hören bekommen doch mit dem Versprechen, nie wieder einen Alleingang zu unternehmen, konnte sie sich endlich auf den Heimweg machen.

Gajeel hat sie noch ein ganzes Stück begleitet, doch auf ihr Bitten und Flehen hin, hat er eingesehen, dass sie in Magnolia sicher genug war, um alleine nach Hause zu gehen.
 

Mit einem seufzen lässt sich die Scriptmagierin tiefer in das heiße Wasser gleiten und spürt, wie auch endlich der Stress der letzten Tage, ihren Körper verlässt.
 


 

Helle Sonnenstrahlen kitzeln in ihrer Nase.

Es ist früh am Morgen, als Levy die Augen aufschlägt. Erleichtert in ihrem eigenen Zimmer aufzuwachen, atmet sie aus und setzt sich auf. In Gedanken plant sie ihren Tag grob durch.

Aufstehen, anziehen, essen, Bücher über geheime Schriften heraussuchen, in die Gildenbibliothek setzen und endlich einen Weg finden, diese verzwickte Pergamentrolle lesen zu können.

Seit drei Wochen brütet sie nun schon darüber und seit drei Wochen fehlt ihr jeglicher Anhaltspunkt. Selbst Fried hat sie schon um Rat gefragt, doch auch er war gnadenlos überfordert gewesen.

Es muss doch einen Weg geben, diese blöden Zeichen sichtbar zu machen.

Oder hat sie der Dorfälteste vielleicht angeflunkert?

Schlaftrunken zieht sie sich ein weißes Top und eine blaue, kurze Hose über, bevor sie ihre Aufmerksamkeit ihren Bücherregalen zuwendet.

Vielleicht hat sie ein interessantes Buch übersehen?
 

‚Menschen, Tiere und Doktoren‘

Nein, das sicher nicht,

‚Herzsprung‘

Nein, das ist es auch nicht. Viele weitere Bücher und eine ganze Stunde später stockt sie. Ihr Blick fällt auf einen Einband, der in zweiter Reihe im obersten Regal liegt.

‚Geheimschriften der alten Zeit‘

Das ist es, das ist vielleicht ihr Durchbruch. Aufgeregt zerrt sie das Buch heraus und legt es zu ihren Sachen auf den Schreibtisch. Schnell einpacken und dann los.
 

In der Gilde angekommen staunt sie nicht schlecht. Es ist schon Mittag, doch die Räume sind nahezu leergefegt.

„Was ist denn hier los?“

Unsicher dreht sie sich zur Theke und schaut Mirajane fragend an.

„Die Party gestern Abend ging länger als geplant und als dann auch noch Cana ein Saufspiel vorgeschlagen hat, naja du kennst doch Fairy Tail“

Mit einem breiten Lächeln schiebt Mirajane der Blauhaarigen einen Teller mit frischen Früchten zu.

„Bist du schon weiter mit deiner Schriftrolle?“

Neugierig mustert die Take-Over-Magierin ihre Freundin, die ihr freudestrahlend ihr Buch unter die Nase hält. Wissend nickt sie ihr zu und deutet ihr an, dass sie ihren Teller auch in der Bibliothek leeren kann.

Dankend rutscht Levy vom Barhocker und macht sich auf den Weg in das Bücherlager der Gilde.
 

Abgehetzt stürmt Fried in die Bücherei und Levy fährt erschrocken zusammen.

„Gut das du hier bist, ich hab da was für dich“

Triumphierend hält ihr der Grünhaarige zwei Bücher unter die Nase

‚Das versteckte Wort‘

und

‚Warum die Tinte nicht mehr sichtbar ist‘.

Ungläubig sieht Levy zu Fried auf.

„Fantastisch“ meint sie freudestrahlend. Mit einem Schulterklopfer verlässt Fried wieder den Raum.

Er weiß genau, dass sie jetzt alleine arbeiten möchte, ihm würde es nicht anders gehen. Auf der Treppe begegnet er Gajeel. „Oi“ Sie nicken sich zu und leise zieht der Eisendragonslayer die Tür hinter sich zu.
 

„Hey Zwerg“ Levy rührt sich nicht, sie hat ihn nicht wahrgenommen, so vertieft ist sie in die drei neuen Bücher. Eifrig kritzelt sie auf einem Blatt Paper herum. Genervt verdreht Gajeel die Augen

„Levy, ich muss mit dir reden“ sein Tonfall war eindringlich und der Kopf der Magierin erhebt sich zögernd.

„Lily und ich sollen auf eine Mission. Eine lange Mission“ Ihre Mundwinkel ziehen sich mürrisch zusammen.

„Wir wollen dich mitnehmen“ Eigentlich will Gajeel alles andere als das, aber nach den letzten Wochen, hat er sich geschworen immer ein Auge auf Levy zu haben.

„Aber ich bin beschäftigt“ mault sie und schwenkt die Pergamentrolle hin und her.

„Ich glaube, ich habe endlich ein paar Hinweise“ Mit zusammengekniffenen Augenbrauen raunzt der Drache

„Du bist einfach unverbesserlich“ Leise kichert Levy, doch ihre Laune schlägt schlagartig um.

„Wie lange wirst du weg sein?“ Sie hasst es, wenn er auf lange und gefährliche Aufträge geht.

„Ein paar Wochen, denke ich“ Sein Blick schweift ins Leere. Er weiß, dass er sie nicht zum Mitkommen überreden kann, doch Makarov hat ihn persönlich gebeten, sich um diesen Auftrag zu kümmern.

Wasser sammelt sich in ihren Augen, doch sie blinzelt die Tränen weg.

„Pass auf dich auf“ Er brummt nur und verlässt die Bibliothek. Mit vor dem Herzen geballter Faust starrt Levy ihm hinterher

„Komm heile wieder zu mir zurück“ Es ist nur ein leiser Hauch, der ihre Lippen verlässt bevor sie sich wieder ihren Büchern zuwendet.
 

Gajeel stockt der Atem.

Hat er sich grade verhört?

Sein Herz trommelt bis zu seinem Hals und die Schmetterlinge in seinem Bauch feiern eine Party, sodass ihn ein Gefühl der Übelkeit überkommt.

Er wird ganz sicher zu ihr zurückkommen.

„Stell nichts Dummes an, Zwerg“
 

Nervös beißt sich Levy auf die Unterlippe. Ihr Herz beginnt ein wenig schneller zu schlagen als sie die vor sich liegenden Zeilen ließt
 

‚…Leeres Pergament, dass sich extrem feinblättrig anfühlt, als sei es die getrocknete Haut eines Reptils, kann man mit magischen Runen beschreiben. Durch eine antike Zauberformel ist es möglich, diese Runen verschwinden zu lassen.

–Tetsu no hana no mayonaka no mahō‘*
 

In einem anderen Buch stolpert sie über folgenden Hinweis:
 

‚…Magische Sprüche die Schriften verschwinden lassen, gibt es nur selten. Der häufigste ist Runescript und wird häufig von Schrift und Runenmagiern angewendet. Auf dieser Welt existieren aber weitaus seltenere, verschollene Dokumente die mit Sprüchen einer ganz anderen Magieklasse belegt sind, der -Tetsu no Hana- Klasse. Diese sind nur mit Hilfe magischer Gegenstände zu brechen, in diesem Fall mit dem Mitternachtstau der Tetsu no Hana, der Eisenblume…‘
 

Levy versucht ihre Freudentränen zu unterdrücken. Nach wochenlanger Arbeit hat sie endlich einen handfesten Hinweis gefunden. Beschwingt erhebt sich die zierliche Magierin von ihrem Stuhl und sucht nach weiteren Büchern. Sie hat noch nie was von einer Eisenblume gehört, aber das wird sich jetzt ändern.
 

_______________to be continued________________
 

*Anmerkung: Tetsu = Eisen // Hana = Blume // Maho = Magie // Mayonaka = Mitternacht

Beim letzten bin ich etwas unsicher. Ich habe drei Worte für Mitternacht im japanisch Buch gefunden, doch welche in diesem Zusammenhang die Richtige ist, weiß ich nicht. Das "no" ist ein Partikel und heißt in etwa sowas wie "von"

Eisenblume

…Mit dem Mitternachtstau der Eisenblume, kann die geheime Schrift sichtbar gemacht werden…
 

Levy ist außer sich vor Freude. Endlich hat sie den langersehnten Hinweis gefunden.

Voller Tatendrang balanciert sie vor dem Bücherregal auf der Leiter herum, als das Öffnen der Bibliothekstüre sie aufhorchen lässt.

„Levy?“

Es ist Fried, der nun vorsichtig um die Ecke lugt.

„Ich bin hier hinten“, ruft sie ihm zu, und widmet sich wieder dem Regal.

‚Blumen und Bäume‘ ‚Blattgrün‘ ‚Berghain‘ Sie überfliegt die einzelnen Einbände und zerrt die Interessantesten heraus.

„Was machst du denn in der Naturkundeabteilung? Ich dachte du musst eine Pergamentrolle entziffern“

Fragend sieht der Grünhaarige zu ihr auf.

Ein verschmitztes Lächeln liegt auf ihren Lippen, bevor sie das Gleichgewicht verliert und rücklings die Leiter hinunter saust.
 

„Alles in Ordnung?“

Fried ist zwar nicht schnell genug gewesen sie aufzufangen, aber er hält ihr besorgten Blickes die Hand hin, damit sie aufstehen kann.

Levy klopft sich den Staub von ihrer Kleidung und strahlt ihren Gegenüber an.

„Ich hab es herausgefunden“

Voller Vorfreude drängelt Fried sie zu den Schreibtischen.

„Na dann, schieß los“

Als Levy ihm ihre Notizen reicht, und die verschieden Buchseiten vorlegt, weiten sich seine Augen. Von so einer komplizierten Verschlüsselung hat er noch nie gehört.

Die Informationen auf dem Pergament müssen wahnsinnig wertvoll sein.
 

Skeptisch schaut er die zierliche Scriptmagierin an.

Sie sieht erschöpft aus.

„Wann warst du das letzte Mal zu Hause?“

Mit matten Augen versucht sie seiner Frage auszuweichen.

„Wann?“

Fried hat in ihrer Nähe immer dieses große Bruder Gefühl. Er sorgt sich um sie und jetzt grade, sieht sie echt fertig aus.

„Vorgestern“ murmelt Levy kleinlaut und hält sich gähnend die Hand vor den Mund. Dafür kassiert sie ein verächtliches Schnauben.

„Geh nach Hause und schlaf. Du kannst morgen weitermachen.“ Sanft tätschelt er ihre Schulter und versucht sie aufzumuntern.

„Ich werde mal schauen, ob ich noch ein paar Informationen über diese Blume herausbekomme“

Eine kleine Last scheint von Levys Schultern zu fallen.

Sie atmet tief aus, nickt Fried zu und macht sich langsam auf den Heimweg.
 

Fried hingegen begutachtet interessiert Levys Notizen. Sie hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Mehrere Wochen hat er sie dabei beobachtet, wie sie unentwegt über ihren Büchern hockte und Jet und Droy alleine auf Aufträge schickte.

Vorsichtig streicht er über die einzelnen, sauber geschriebenen Zeilen. Er brennt darauf, endlich zu erfahren, was hinter dem Pergament verborgen steckt.

Motiviert und mit einem leichten Liedchen auf den Lippen widmet er sich den Büchern, die die Scriptmagierin bereits rausgesucht hat.
 

Bevor sie die Gilde verlässt, wendet sich Levy noch an Mirajane.

„Hast du schon wieder was gehört?“ die Bardame schüttelt den Kopf und sieht die Blauhaarige mitleidig an.

Gajeel war nun schon seit 4 Wochen auf dem Auftrag. Levy schien das sichtlich mitzunehmen, denn sie fragt sehr häufig nach ihm.

„Der packt das schon“

Mit einem strahlenden Lächeln versucht Mira die zierliche Magierin aufzumuntern

„Ja, das glaube ich auch“ Sie glaubt es wirklich, dennoch fühlt sie sich einsam, wenn er nicht in ihrer Nähe ist.

Wissend blinzelt die Take-Over-Magierin ihr zu und widmet sich den Wünschen von Macao, der sich vor die Theke gestellt hat um seine und Wakabas Bestellungen abzuholen.

Levy lässt die Schultern hängen.

Mist, warum muss sie auch immer so auffällig fragen?
 

Langsam trottet sie aus dem Gebäude und schaut in den nächtlichen, sternenklaren Himmel.

„Pass bloß auf dich auf“

Seufzend nimmt sie ihren Weg auf. Sie will nur noch ins Bett und morgen frisch ausgeruht endlich herausfinden, wo diese doofe Eisenblume wächst.
 


 

Am nächsten Morgen hüpft Levy beschwingt in die Gilde. Es ist noch niemand da, nur Mira kann sie ihn der Küche mit den Töpfen klappern hören

„Guten Morgen Mirajane, kannst du mir bitte Tee und ein paar Müslikekse in die Bibliothek bringen, wenn du soweit bist?“

„Komme gleich“

Tatkräftig, genau wie in den letzten Tagen, öffnet sie die Tür zur Bücherei und staunt nicht schlecht, als sie Fried dort lesen sieht.

„Guten Morgen Levy“

Er lächelt freundlich und nickt ihr zu.

„Guten Morgen Fried“

Leise schließt sie die Türe hinter sich und schlendert vergnügt die einzelnen Stufen herunter.

Der Grünhaarige hält ihr zufrieden ein Buch hin.

„Ich habe gestern Abend noch ein paar interessante Exemplare gefunden, wenn wir jetzt zu zweit arbeiten, dann sollten wir zügig die Informationen über die Blume zusammentragen können“.

Perplex starrt sie ihn an, unfähig etwas zu erwidern, als Mirajane strahlend die Türe aufstößt. Auf ihren Händen balanciert sie ein riesiges Tablett, mit einer Kanne Tee und zwei Bechern, sowie einer Platte mit Schnittchen und einer Schale Kekse.

„Lasst es euch schmecken“ sagt sie und verschwindet sofort wieder.
 

„Danke für deine Hilfe“ murmelt Levy kleinlaut und setzt sich zu Fried an den Tisch.

„Ehrensache, außerdem bin ich ebenfalls neugierig, was da auf dem Pergament zu finden ist“
 

Den ganzen Nachmittag brüten die beiden über den Büchern, belustigt beobachtet vom restlichen Team Raishinshu.

„Wenn das Gajeel sehen würde“ Bixlow findet sich selbst so komisch, dass er sich kaum vor Lachen halten kann und auch Evergreen fällt ins Gelächter ein.
 


 

„Das ist es“

„Genau“

Jubelnd geben sich die Bücherwürmer ein High-Five und strahlen um die Wette. Sie haben endlich den Ort gefunden, an dem die Eisenblume wächst.

Sie blüht auf einem Berg, der weit im Osten Fiores liegt.

Der Weg dorthin führt durch tiefe Wälder und offene Wüsten. Dass es viele Monster gibt, ist natürlich klar, doch am gefährlichsten ist wohl der Berg selbst. Es gibt keine Wanderwege, nur Waldabschnitte und eng bewachsenes Dickicht an denen man sein Glück mit einem Aufstieg versuchen kann.

Zur Mitternacht, also genau dann, wenn sie die Blume pflücken müssen, um den Tau auf die Pergamentrolle zu träufeln, verlischt jegliche Art von Magie auf diesem Berg.

Außer die Magie der Blumen.

Bei einem Angriff wären sie den Monstern nahezu schutzlos ausgeliefert.

Levy schluckt.

Sie war ohnehin nicht stark, und ohne ihre Magie war sie sogar noch schwächer.

Dennoch, diese Neugier, sie siegt letztendlich.

Sie wird den Master bitten müssen, sie auf diese ‚Mission‘ zu lassen.
 

Master Makarov ist gar nicht begeistert von ihrer Idee und versucht sie von ihren Plänen abzubringen.

„Das ist viel zu gefährlich“

„Aber Master…“

Bittend hebt sie ihre Hände. Wut steigt in dem kleinen, alten Mann auf

„Hast du vergessen, dass du erst vor kurzem gerettet werden musstest?“

Diese Aussage trifft Levy mitten ins Herz. Tränen steigen in ihre Augen und sie ist kurz davor die Beherrschung zu verlieren.

„Aber ich bin mir sicher, dass Jet und Droy mich gern begleiten werden“ versucht sie einen Kompromiss zu schaffen, peinlichst versucht, ihre Stimmlage nicht zu ändern.
 

„Kommt gar nicht in Frage. Ich weiß zwar, dass sie alles tun würden um dich zu schützen, doch für so eine Mission, und sei es auch eine private Mission, ist Team Shadowgear nicht geeignet“
 

Der Master bleibt hart, auch wenn es ihm weh tut, Levy so verletzt zu sehen. Er weiß, wie gerne sie ihre Entdeckungen überprüfen würde und wie hart sie an der Entschlüsselung gearbeitet hat.

„Wenn Gajeel wiederkommt…“, setzt er an, um sich auch von seiner Seite kompromissbereit zu zeigen.

Levys Augen weiten sich.

Zu gerne würde sie Gajeel mit auf diese Mission nehmen, denn sie weiß, wie stark er ist, und dass er sie vor allem beschützen kann. Doch er scheint spurlos verschwunden zu sein und Levys Wissensdrang steigt ins Unermessliche.

„Ich weiß zwar nicht, auf was für eine Mission sie ihn geschickt haben Master, aber bis er wiederkommt, kann das doch noch eine halbe Ewigkeit dauern“

Eingeschnappt bläst sie ihre Wangen auf und der alte Mann muss schmunzeln.

Ungeduldiges kleines Mädchen.
 

„Ich werde dich nicht gehen lassen und komm bloß nicht auf die Idee, alleine aufzubrechen.“

Er schlägt mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch um seine Aussage zu bekräftigen.

Wutentbrannt stürmt die zierliche Blauhaarige aus dem Büro und läuft fast Fried über den Haufen.

Dieser hat den lauten Disput genau verfolgen können und da auch er vom Forschungstrieb gepackt wurde, entschließt er sich kurzer Hand dazu, sie zu begleiten.
 

„Master, und was ist, wenn ich sie begleite?“ Levy traut ihren Augen nicht und horcht auf.

„Aber Fried, auch zu zweit ist es immer noch ganz schön gefährlich. Ich kann euch nicht gehen lassen.“ Gibt der Master zu bedenken.

„Aber sie hat doch das ganze Team Raishinshu hinter sich, nicht wahr Babies?“

„Hinter sich“ „Hinter sich“ echoten die kleinen Holzpüppchen, als sich ihr Partner Fried anschließt und als auch Evergreen versichert, ein Auge auf die zierliche Magierin zu haben, gibt der Master ihnen die Erlaubnis, die Eisenblume zu suchen und das Geheimnis um die Pergamentrolle zu lüften.
 


 

„Man Fried, wo hast du uns da nur reingerissen“ murmelt die braunhaarige Magierin ihrem Partner zu als diese hinter Levy die Gilde verlassen.

„Lass ihn doch Ever, er ist und bleibt eben auch ein nur Bücherwurm“ Für diesen Kommentar erntet Bixlow nur verächtliches Schnauben. Fried ist einfach zu neugierig, vielleicht ist es ja eine Schatzkarte?
 


 

__________________to be continued______

Aufbruch

Kapitel 12 Aufbruch
 

Eine Stunde ist vergangen.

Die vier Magier haben sich den Bahnhof als Treffpunkt ausgesucht und Levy steht nun am passenden Gleis in der Mittagsonne und wippt auf ihren Zehnspitzen auf und nieder. Die hellen Strahlen sind angenehm warm und eine seichte Brise umspielt die kurzen Shorts, die sie trägt.

Sie freut sich, dass sie endlich die Blume suchen kann, ist aber sichtlich nervös. Sie hat noch nie alleine Seite an Seite mit Team Raishinshu gestanden, und kennt ihre Teamarbeit daher nicht wirklich.

Sie presst ihre Lippen zu einem schmalen, blutleeren Strich. Ihr Blick wandert zur Uhr. In fünf Minuten sind sie verabredet.
 

Da sie die Kleinste, Jüngste und Schwächste unter ihnen ist, wollte sie auf keinen Fall zu spät kommen und hat sich frühzeitig auf den Weg gemacht.

Evergreen war nicht mehr auf ihrem Zimmer und so ist sie den Weg zum Bahnhof alleine gegangen. Wo Evergreen sich wohl, so kurz vor der Abreise, noch rumtreibt?
 

Levy schließt ihre Augen und streckt ihr Gesicht der Sonne entgegen.

Ein großer Schatten lässt sie zusammenfahren und die Augen wieder öffnen.

Fried und Bixlow stehen freundlich lächelnd vor ihr.
 

„Du bist schon da?“, fragt Fried eintönig, denn er hat nichts anderes erwartet. Levy nickt als Antwort. Eine betretene Stille umgibt die drei, als sie von weitem das Geklapper von Absätzen auf dem Asphalt hören.
 

Evergreen schaut zur großen Bahnhofsuhr und beschleunigt ihren Schritt noch einmal.

Sie ist zu spät.

Beschämt beißt sie sich auf die Unterlippe, sie ahnt schon, dass ihre Teamkollegen sie gleich aufziehen werden.
 

„Entschuldigt bitte die kleine Verspätung“ ihr Blick wandert in die Runde.

Schelmisches Grinsen seitens ihrer Partner lässt Farbe in ihre Wangen schießen, nur Levy lächelt verständnisvoll.
 

„Das ist doch kein Problem, aber wo warst du? Ich hab dich im Wohnheim gesucht“, fragt die zierliche Blauhaarige unschuldig und Evergreen würde am liebsten im Boden versinken.
 

Als sie die leuchtenden Wangen ihrer neuen Partnerin bemerkt schluckt Levy schwer. Ihr dämmert langsam, wo Evergreen war und ihre Frage von vorhin würde sie am liebsten ungeschehen machen. Fried und Bixlow krümmen sich derweil vor Lachen und Levy bringt nur ein ersticktes „Tschuldige“ über die Lippen.

Mit hoch erhobenem Kopf stolziert die Brünette an ihnen vorbei und drückt dem sich immer noch vor Lachen windenden Bixlow ihren Koffer in die Arme.
 

Die Zugfahrt wird zwei Tage dauern. Levy ist bloß froh, dass sie nicht umsteigen müssen und lehnt sich in ihrem Sitz zurück. Ihr gegenüber schnarchen Bixlow und Fried aneinander gelehnt, neben ihr am Fenster sitz Evergreen und starrt in die vorbeiziehende Landschaft.

„Ich wollte dich vorhin nicht bloßstellen“ setzt die Blauhaarige an, immer noch verlegen, weil sie die Brünette vorgeführt hat. Diese dreht sich mit einem Lächeln zu ihr um. Ein sanftes Lächeln und in ihren Augen liegt eine gewisse Sehnsucht.

„Ist halb so wild. Die beiden haben mich schon sehr früh durchschaut. Mach dir keine Vorwürfe.“

„Also warst du wirklich bei Elfman?“ Hitze steigt erneut in Evergreens Wangen, doch sie versucht gar nicht erst diese zu verstecken.

„Weißt du, er kann manchmal ganz schön nerven, aber er hat ein großes Herz. Ich weiß nicht wie lange wir tatsächlich für diese Mission brauchen, aber ich wollte mich unbedingt von ihm verabschieden“ Levy nickt ihrer Gesprächspartnerin verständnisvoll zu.

Sie ist überrascht wie offen Evergreen mit ihr über ihre Gefühle spricht.

„Ich hasse es, wenn mich die Leute durchschauen können, und ich werde dich umbringen wenn du das heutige Gespräch in der Gilde jemals erwähnen solltest“

Bei diesen Worten funkeln ihre Augen auf und Levy bekommt wieder diesen gewohnten Respekt, oder vielmehr eine aufkeimede Angst vor der Brünetten.
 

Sie unterhalten sich noch eine ganze Weile über Elfman. Evergreen erzählte von ihren Kämpfen auf Tenrou, wie er mehrfach am Boden lag und trotzdem immer wieder aufgestanden ist. Mit einem verräterischen Glanz in den Augen, beschreibt die Braunhaarige wie sie gegen Rusty Rose kämpften und in einer Art Turm eingemauert waren. Levy beeindruckte diese Erzählung, denn sie hat von den Beiden noch nicht einmal die Sicht auf die Ereignisse gehört. Sie ertappt sich dabei, wie ihre Gedanken zu Gajeel schweifen. Auch er hat auf Tenrou hart gekämpft und sich für sie in Gefahr gebracht. Plötzlich verändert sich Evergreens Stimmfarbe, und während eines schelmischen Lachens ändert sich schlagartig das Gesprächsthema.
 

„Aber verrate mir doch mal, was da eigentlich zwischen dir und Gajeel abgeht“ Als ob sie auf einem Ameisenhaufen sitzt, zuckt Levy bei diesen Worten zusammen.

„Nichts“ nuschelt die kleine Magierin sofort. Es stimmte ja auch, zwischen ihr und Gajeel ist nichts, nichts als eine merkwürdige Freundschaft. Dass sie sich mehr wünschen würde, das wird sie Evergreen auf keinen Fall erzählen. Verstehend lehnt sich die Brünette auf ihrem Platz zurück.
 

Die kleine Fee und der große Drache – Das gibt ein Spektakel der Extraklasse, wenn das die falschen Mitglieder der Gilde herausfinden.

Evergreen schmunzelt. Bei ihr ist das Geheimnis sicher.
 

Leise schnarchend bekommen die Männer von diesen Frauengesprächen nichts mit.
 


 

Am Endbahnhof angelangt steigen die vier aus und Schultern ihr Gepäck. Da es schon fortgeschrittener Abend ist, entschließen sie sich, eine Nacht in einem kleinen Hotel zu verbringen. Um Kosten zu sparen, teilen sie sich zu viert ein Zimmer.

Müde räkelt sich Levy auf dem Futon, neben ihr schläft Evergreen, die Männer haben ihre Matratzen in die andere Raumecke gezogen und schnarchen leise vor sich hin.

Trotz dieser Müdigkeit bekommt die Blauhaarige kein Auge zu. Seit dem Gespräch mit Evergreen rasen ihre Gedanken nur noch um IHN.

In der Hoffnung, ein bisschen frische Luft, würde ihr helfen, schleicht sie sich, in ihrer Decke eingewickelt auf den Balkon. Die Nacht ist sternenklar und der volle Mond taucht die kleine Stadt vor ihr in mystisches Licht. Sie atmet tief und schließt die Augen.
 

Sie spürt seine Hand auf ihrer Wange und hört seinen tiefen Atem an ihrem Ohr. Sein Geruch steigt in ihre Nase.
 

Als sie die Augen wieder öffnet, ist alles verschwunden.

Sie steht noch immer auf dem kleinen Balkon und der kühle Nachtwind zerrt an ihrer Decke. Trotz der Uhrzeit herrscht noch reges Treiben in den kleinen Gassen.

Eilig werden Wagen gezogen und Planen gespannt. Man hatte ihnen erzählt, dass morgen ein großer Markt auf dem Platz sein soll.

Seufzend dreht sie sich um und tappst auf Zehenspitzen leise zu ihrem Futon zurück. Mit der Erinnerung an seinen Duft, befördert sie sich wieder in diese Nacht zurück, in der sie sich so nah waren, und schläft ein.
 

Am nächsten Morgen wird sie durch leises Geklapper geweckt.

Fried hat für alle das Frühstück ins Zimmer geholt und improvisiert einen kleinen Picknickplatz mitten im Schlafraum.

„Wir sollten die Vorgehensweise planen“ flüstert er ihr zu und da bemerkt sie erst, das Bixlow, sowie Evergreen noch schlafen.

Auf leisen Sohlen schleicht sie ins Badezimmer und macht sich frisch, als sie wiederkommt, sind auch die anderen Mitstreiter aus dem Land der Träume zurückgekehrt und knurren verschlafen morgendliche Grußfloskeln. Lächelnd setzt sie sich zu Fried und kichert, als dieser ihr verrät, dass außer ihm alle Morgenmuffel sind.
 

Nach dem Frühstück packen alle ihre Utensilien wieder zusammen und machen sich auf den Weg. Sie hatten sich für die längere Route entschieden, da nicht klar war, ob sie bei der Kürzeren einen Weg über den reißenden Fluss finden würden.

Voller Elan schreitet Levy mit Fried voraus und delegiert die anderen beiden, die noch sichtlich verschlafen dreinschauten, durch die Stadt. Ihre erste große Hürde wird der Wald sein, dieser ist zwar weitaus geringer gefährlich als Tsumei, doch auch hier wird vor magischen Monstern gewarnt.

Dennoch fühlt sich Levy sicher, sie ist gut vorbereitet und vertraut den Raishinshu.
 

Der Wald wird immer dichter und ihr Tatendrang schwindet von Minute zu Minute.

Als Bixlow plötzlich stehen bleibt und auch Evergreen in Kampfposition geht, hört Levy ein lautes Brüllen.

„Es klingt wie ein Bär“, stößt Fried aus und zieht sein Katana.

Just in diesem Moment beginnt der Waldboden zu beben und ein riesiger Bär kommt aus dem Unterholz auf sie zugestürmt.

„Yami no Écriture: Itami“

Fried setzt den ersten Angriff und der Bär bleibt wie erstarrt stehen, bevor er ein jaulendes Gebrüll von sich gibt. Evergreen zieht ihre Brille ein kleines Stück von ihrer Nase und ein Augenblinzeln später…
 

...passiert nichts.

Evergreen bleibt wie erstarrt stehen, als sich der Bär von Frieds Attacke löst und auf sie zuspringt.

„Ein magischer Bär?“, entfährt es ihr und Bixlow äußert amüsiert

„Oder ein blinder Bär?“ Fried fängt an zu lachen, aber Evergreen hat wirklich Mühe und Not den Angriffen des Bären auszuweichen

„Also blind sieht der nicht aus… Jetzt unternehmt gefälligst was!“, kreischt sie, als sie sich in die Luft erhebt.

„Babies“, brüllt Bixlow, immer noch ein Lachen unterdrückend, als seine Holzpüppchen das Feuer auf den Bären eröffnen.

„Solid Script: Hole“ Levy schleudert ihr magisches Wort dem Bären vor die Füße und dieser gerät ins Straucheln und fällt tatsächlich hinein.

„Gute Idee“, erntet sie dafür ein Lob von Evergreen, die mit ihrem Koboldfeuer den Bären endgültig außer Gefecht setzt und dann wieder neben ihren Partnern landet.
 

Lange Zeit für eine Verschnaufpause bleibt den Vieren aber nicht. Nur einige Sekunden nach dem Sieg über den Bären werden sie von einem Schwarm magischer Hornissen angefallen.

„Lauft, das sind zu viele“, kreischt Bixlow und stürmt Haare raufend ins Dickicht. Doch Evergreen und Fried denken gar nicht daran auf ihren Freund zu hören. Mit wenigen Schlägen ist der Schwarm niedergerungen und Levy starrt ihre Teamkollegen entsetzt an.

„Bixlow hat panische Angst vor Hornissen“ schmunzelt der Grünhaarige und die drei Magier preschen ihrem Kameraden hinterher.
 

An einem kleinen Bach auf einem Stein sehen sie Bixlow sitzen, seine Babies besorgt umherschwirrend. Immer noch nach Luft ringend ordnet er seine Maske.

„Erledigt“

Ein knappes Statement von Evergreen reicht aus um ihn zu beruhigen.

„Was haltet ihr von einer Mittagspause?“ Kaum zu Ende gesprochen, beginnt die Erde erneut zu beben.
 

-----------to be continued-------
 

Anmerkung: Ich konnte mir den Gag mit Bixlow nicht verkneifen. Er tut immer soooo cool, er sollte auch mal vor was Angst haben.

Das kann ja heiter werden!

Kapitel 13 Das kann ja heiter werden!
 


 

Wie lautes Donnergrollen kriechen die Geräusche durch Mark und Bein der vier Magier.

„Was ist das?“, fragt Levy zitternd und sucht Schutz hinter Fried, der sein Katana angriffsbereit in den Händen hält.

Nichts ist zu sehen, nur das Schwanken der Erde ist ein düsteres Vorzeichen eines herannahenden Kampfes.

„Es muss groß sein“, murmelt Evergreen vor sich hin, angespannt in den Wald starrend. Sie ist sich sicher, dass das, was da grade auf sie zukommt, nichts Gutes sein kann.

Ein Grollen zieht sich durch die Baumkronen und Bixlows Babies, zu einem Marterpfahl aufgestapelt, schauen ihren Meister unsicher an.

„Nicht mal zwei Stunden unterwegs und schon wieder ein Kampf? Das kann ja heiter werden“, brummt der Maskierte.

Alle vier schauen entsetzt in das Dickicht des Waldes, während die Ausschläge des Untergrunds immer weiter zunehmen.

„Das gibt ja….“ Fried unterbricht seinen Satz. Mit lautem Krächzen werden Bäume entwurzelt, mit lautem Krachen dringt das Geräusch zerberstender Baumstämme an sein Gehör.

„Ein riesiger Gorian!“ kreischt die zierliche Blauhaarige auf und weicht immer weiter zurück.

„Bären, Hornissen und jetzt das…“, jammert Evergreen und erhebt sich in die Luft

„Yosei Kiju: Leprechaun“

Sie ist die Erste, die den Gorian attackiert.

„Babies!“, greift nun auch Bixlow ins Kampfgeschehen ein.

„Solid Script: Water“

„Yami no Écriture: Itami“

Bevor der Gorian überhaupt eine Chance hat, zu reagieren, treffen die vereinten Angriffe des Fairy - Teams und ringen ihn zu Boden.
 

Freudestrahlend springt Levy auf und hält Bixlow ihre Hand für ein High-Five entgegen, als sich der Waldbewohner wieder regt. Ein dunkles Lachen entfährt ihm, als er sich aufrichtet.

„Damit wollt ihr mich verletzten?“ Spöttisch deutet er auf Frieds Katana, welcher daraufhin empört schnaubt.

Keine Sekunde später wendet das Ungeheuer seinen Blick zum Rest der Gruppe und fixiert Evergreen.

„Dich nehm‘ ich mit und mache dich zu meiner Frau“, grollt er und packt der Brünetten an den Kragen.

Diese zappelt wie wild herum, als er sie näher zu sich heranzieht.

Plötzlich ist alles still.

Evergreen stockt der Atem und nach einem tiefen Seufzer wendet sie sich an den Gorian.

„Ach, heiraten? Weißt du überhaupt welche Augenfarbe ich habe? Das muss mein zukünftiger Mann schon wissen.“, schnalzt sie ihm süffisant entgegen und nimmt ihre Brille von der Nase.

Sie hat einen Plan, aber der muss sofort funktionieren, sonst sind sie wahrscheinlich verloren.

„Zeig doch mal!“, mault der Gorian, der verzweifelt in Evers geschlossenen Augen nach der passenden Antwort sucht.

„Schau mir tief in die Augen und merk sie dir“ umschmeichelt sie den Waldbewohner und hält seinen Blick.
 

Keine Sekunde später ist das Ungeheuer zu Stein verwandelt.

„Ever!!!“ Brüllt Bixlow enthusiastisch und auch Fried nickt anerkennend. Levy ist tief beeindruckt von dem Einfallsreichtum ihrer Partnerin und fühlt einen kleinen Stich in ihrem Herzen.

Wenn sie doch auch nur ein wenig so wie sie wäre, vielleicht würde Gajeel….
 

Empörtes Gekreische reißt die Scriptmagierin aus ihren Gedanken.

Evergreen hängt immer noch in der Luft, ihr Kleid eingeklemmt zwischen den versteinerten Fingern der Gorianpranke.

Fried und Bixlow liegen vor ihr und rollen sich vor Lachen auf dem Boden. Tränen laufen ihre Wangen hinunter, während sie verzweifelt versuchen sich aufzurappeln, um ihre Freundin aus der misslichen Lage zu befreien.

„Hört auf mit dem Scheiß und holt mich hier runter!“ quiekt die selbsternannte Fee aufgebracht und landet wenige Sekunden später ungebremst auf Bixlows Bauch.

Dieser schaut sie entsetzt an und auch Frieds Gelächter erstirbt abrupt.

Sie vernehmen ein gewispertes „Entschuldige“ und wenden sich zu Levy, die etwas entfernt stand und eben mit ihrer Schriftmagie einen Eisenbrocken erzeugt hat, um die Finger der steinernen Faust zu zertrümmern und somit Evergreen zu befreien.
 

„Wir haben nicht mal die zweite Etappe unserer Reise hinter uns und schon ist mein Kleid kaputt“ jammert die Brünnette

„Das kann ja heiter werden“
 

Stumm wandert der kleine Trupp weiter durch den Wald.

Levy ist die Stille sichtlich unangenehm.

Immer wieder sieht sie zu ihren Partnern auf, die schon jetzt diverse Blessuren aus den Kämpfen davongetragen haben.

Evergreens Kleid hängt hinten im Nacken schon in Fetzten und der Gorian hat mit seiner Pranke deutliche Spuren auf ihrem Hals hinterlassen.

Bixlows Maske ist bereits verschrammt und der Stoff, der sein Kinn bedeckt ist eingerissen und auch Fried sieht mitgenommen aus.

Eine der Hornissen hatte ihn am Arm erwischt, sodass er nun einen kleinen Verband trägt.

Levy versucht ihre Tränen zu unterdrücken und schluchzt leise auf.

„Was ist denn los?“ fragt Fried besorgt und auch die anderen Beiden schauen sie beunruhigt an.

„Ich…“ Ihre Stimme zittert,

„Ihr…“

Sie ringt um jedes einzelne Wort und versucht krampfhaft ihre Fassung zu wahren.

„Es tut mir so leid, dass ihr wegen mir solche Umstände habt“ schniefend reibt sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel und starrt ihre Freunde an.

Die entsetzten Gesichtsausdrücke weichen sanfteren und Bixlow legt der zierlichen Blauhaarigen seine Hand auf die Schulter.
 

„Fried ist hier, weil er hier sein will dieser neugierige Bastard.

Ich bin hier, weil ich Angst vor Gajeel hab, sollte er erfahren, dass ich euch zwei hab alleine gehen lassen und

Evergreen ist hier, weil sie sich nicht traut Elfman auf eine Mission einzuladen“
 

Die Schamröte steigt der Brünetten in die Wangen und Levy kann ein kurzes Auflachen nicht verbergen.

Sie ist froh, dass die drei bei ihr sind.

Ehrlich.
 

Nach einigen Irrwegen, stehen die vier nun am Rande des Waldes. Levys Blick wandert den steilen Abhang an ihren Füßen hinunter und schweift dann in die Ferne.

Vor ihnen liegt eine steinerne Wüste.

Ein Ödland, mit trockenen, toten Sträuchern bewachsen, ohne einen Hinweis auf Wasser und Leben. Lediglich ein paar schwarze Geier schweben hoch oben in der Luft, auf der Suche nach Aas und verwesten Überresten.

Ein kalter Schauer läuft ihren Rücken hinunter. Mit zusammengepressten Augen versucht sie, ein Ende der verdorrten Landschaft zu erkennen, doch die gleißende, heiße Sonne hindert sie daran.

Ihr Ausblick ist schier unendlich.
 

Besonnen faltet der Grünhaarige eine kleine Karte auf.

„Nach Osten“ zeigt er die Richtung an.

„Das Ödland ‚Dessergeon‘ zieht sich über hunderte Kilometer von Ost nach West. Wenn wir uns jetzt östlich halten, sind wir in fünf Stunden am Hang des Eisenbergs.“

Zustimmendes Nicken seitens der Kameraden veranlasst den Magier, die Karte wieder in seine Tasche zu packen.

Mit missmutigem Schnauben fällt sein Blick auf den restlichen Proviant. Sie haben kaum noch Wasser.

Das kann ja heiter werden.
 

Wie Perlen an einer Kette, hangeln sich die vier Magier langsam an der dicht bewachsenen Felswand hinab.

Meter für Meter scheint dabei die Trockenheit des Geländes zuzunehmen und das Leben der Natur zu entschwinden, denn die zu Beginn saftig grünen Lianen, sind starren Ästen und Wurzeln gewichen.

Es kommt ihr vor, als hängt sie schon Stunden senkrecht in der Luft, ihr Arme schmerzen und ihr zierlicher Körper ist übersät mit Kratzern und Striemen die das verdorrte Gestrüpp hinterlassen haben.

Zaghaft wagt sie einen Blick nach unten.

Evergreen flattert wie ein Schmetterling auf ihrer Höhe und achtet wie ein Adler darauf, dass ihre Teamkameraden sich nicht vertreten oder Abrutschen.

Immer wieder hört Levy ihre aufmunternden Worte und beißt die Zähne zusammen.

Ein weiterer Blick verrät ihr, dass sie es fast geschafft hat, als sie ein Geräusch hört.

Wie das Schlagen von großen Schwingen dringt es an ihr Ohr und ihr Atem stockt.
 

„Nicht schon wieder“ stöhnt Fried auf, der sich nun auch Flügel herbeizaubert. Über ihnen schwebt eine Harpyie, bestimmt so groß wie Lily in Kampfform, und erzeugt regelrechte Windböen mit ihren Flügelschlägen.

Levy starrt mit offenem Mund in die Violetten Augen des Ungetüms, als sich dieses ohne weitere Vorankündigung auf die kleine Gruppe am Felshang stürzt. Levy schließt die Augen, atmet durch und hofft, dass ihr Ende nicht allzu schmerzhaft sein wird, als sie das Klirren von Metall wahrnimmt.

Fried hat sich vor sie gestellt und den Angriff mit seinem Katana abgewehrt.

„Sieh zu, dass du runter kommst“ faucht er und stößt das vogelartige Wesen zurück. Levys Blick wandert in Sekundenschnelle zu Boden und dann wieder hoch.
 

„Solid Script: Feather Pillow“

Mit angehaltener Luft lässt sich die Blauhaarige fallen. Die schwarzbraun bewachsene Felswand fliegt regelrecht an ihr vorbei und auch an Bixlow, der sie mit offenem Mund anstarrt, fällt sie entlang, bis sie unsanft auf einem riesigen Federkissen landet.

Eigentlich hat sie sich die Technik ausgedacht, um bessere Chancen bei den Kissenschlachten im Mädchenwohnheim zu haben, doch hier schien es ihre beste Variante zu sein, heil und zügig wieder festen Boden unter die Füße zu kriegen.

Mit lautem Poltern landet auch Bixlow in dem weißblauen Kissen.

„Nette Idee“ grinst er sie an, während er sich aufrappelt.

„You can, Babies“ schickt er seine Partner Fried und Evergreen zu Hilfe.

„Das ist nicht unser Kampf, das sollen die Vögel besser unter sich klären“ schmunzelt er Levy zu und beide starren zu dem Schauplatz im Himmel, eine Hand als Sonnenschutz an die Stirn gelegt.
 

Immer wieder stürzen die Kontrahenten gegeneinander, sichtlich erschöpft, dennoch haben Fried und Ever die Oberhand.

„Yami no Écriture:…“

„Yosei Kiju:…“

Mit jedem Treffer lichtet sich das Federkleid der Harpyie. Sie verliert immer mehr an Höhe. Die Angriffe von Bixlows Puppen treffen das Dunkelwesen am Kopf, sodass es zurückgeschleudert wird, und mit lautem Donnern an die Felswand kracht.

Die zerzausten Flügel verheddern sich im ausgetrockneten Gestrüpp und laut kreischend um sich schlagend manövriert sich das Tier in die Bewegungslosigkeit.

Mit einem letzten Schlag schickt Fried die Harpyie in die Bewusstlosigkeit und landet lautlos neben seinem Team am Boden.
 

„Wollen wir weiter?“, fragend richtet sich der Grünhaarige an seine Partner die eifrig nicken, denn Harpyien sind eigentlich keine Einzelgänger und noch mehr können und wollen sie nicht kämpfen.

Levy hebt ein Paar schwarze Federn auf und verstaut sie sorgsam in ihrer Tasche bevor sich das Team mit einem mulmigen Gefühl ins offene Gelände wagt.

„Jedenfalls sehen wir hier die Gegner sofort“ versucht Evergreen positiv hervorzuheben.

„Das kann ja heiter werden“ antwortet Levy knapp.
 

Wie oft hat sich dieser Satz heute schon in ihre Gedanken geschlichen?
 

Der weitere Weg verläuft zum Erstaunen aller eher ruhig, lediglich eine Auseinandersetzung mit den Aasgeiern brachte einen kleinen Kampf mit sich, sodass sie ohne weitere Verletzungen am Eisenberg ankommen.

Dieser reckt sich aus dem Boden steil gen Himmel und seine Spitze ist versunken in dichten, dunklen Wolkenschwaden.

Das nun rote Licht der Abendsonne taucht den Riesen in ein warmen Ton.

Fried verteilt den Rest des Wassers unter ihnen und mit letzter Kraft wagen die vier Magier den harten Aufstieg.

Erschöpft erreichen sie das erste Hochplateau auf der sich eine riesige, freiliegende Wiese erstreckt.

Mit offenen Mündern und Tränen der Verausgabung starren sie nun auf ein riesiges Blütenmeer, das fast das komplette Grün der Wiese schmückt.

Die sonst metallisch farbigen Knospen schimmern in der Abendröte bronzen und mit leuchtenden Augen lässt sich Levy sinken um eine Pflanze zu pflücken.

Es wirkt, als sei die Situation einem Gemälde entsprungen.

Zufrieden betrachten die Raishinshu die zierliche Magierin und genießen den Anblick.
 

Völlig übermüdet suchen sie sich kurze Zeit später unter nahe stehenden Bäumen einen Rastplatz.

Sie brauchen den Mitternachtstau und bis dahin mussten sie noch ein paar Stunden ausharren. Während sie auf den Tageswechsel warten, beschließen sie, sich eine Ruhepause zu gönnen.

An den Baumstamm einer dicken Eiche angelehnt, schläft das Team um Levy ein.
 

Keiner von ihnen bemerkt die stechenden, grünen Augen, die sie aus einem Gebüsch heraus beobachten.

Dechiffrierung

Kapitel 14 Dechiffrierung
 

Kurz vor Mitternacht schlägt die zierliche Blauhaarige ihre Augen auf. Bis sie überhaupt realisiert hat, wo sie momentan ist, vergehen einige Minuten.

Verschlafen räkelt Levy sich auf der Wiese und schaut sich suchend nach ihrem Team um.

Bixlow lehnt mit dem Rücken an dem dicken Baumstamm und hält die Hände auf dem Bauch gefaltet, Fried hat seinen Mantel auf den sandigen Boden gelegt und sich wie ein Kater darauf zusammengerollt. Levy entweicht ein leises Glucksen und kopfschüttelnd sucht sie nach ihrer letzten Teamgefährtin.

Evergreen hockt auf dem Rasen und spielt verträumt mit einer kleinen Blüte. Leise summt die Brünette vor sich hin und entlockt Levy damit ein leichtes Schmunzeln.

Die Scriptmagierin beobachtet fasziniert ihre Freundin, als die Wiese plötzlich zu leuchten beginnt. Das violette Licht wirft tanzende Schatten auf die Gesichter der Magier und blendet ein wenig. Schützend legt sich Levy eine Hand an die Stirn und tritt näher an die Brünette heran.
 

„Das ist wunderschön!“ Der Tonfall der Fee ist weich. Levy hat es die Sprache verschlagen und so nickt sie lediglich, um ihrer Freundin zu zeigen, dass sie ihre Meinung teilt. Hinter ihnen raschelt es, Fried und Bixlow sind aufgewacht und reiben sich den Schlaf aus den Augen.

„Kannst du die Schriftrolle herbringen?“, wendet sich die Blauhaarige an den Runenmagier, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder den leuchtenden Blüten widmet.

Die kleinen Blumenblätter strahlen wie feingliedrige Seiten aus Alufolie und in dem magischen, violetten Schein wirken sie, als seien sie aus einer anderen Welt. Levy tritt näher heran und schaut gebannt in das tanzende Schimmern. Innen ist die einzigartige Blüte mit dunklen, eisenfarbigen Stempeln versehen, an denen der Blütennektar entlang rinnt.
 

Die zierliche Scriptmagiern zuckt zusammen, als jemand ihre Schulter berührt. Fried reicht ihr die unbeschriebene Pergamentrolle, sein Blick festgeheftet auf der Wiese. Dieser seltene Anblick, dieses magische Phänomen, fesselt sie alle. Selbst der sonst so burschikose Bixlow scheint in ihren zauberhaften Bann gezogen worden zu sein. Abwesend und mit offenem Mund fixiert er das Blumenmeer.

Während Levy mit vor Aufregung zitternden Händen das Papier entgegen nimmt, schmunzelt sie. Sie hätte nie gedacht, dass die Raishinshu so melancholisch sein können.
 

Schlag Mitternacht bildet sich ein zarter, feuchter Film auf den noch immer strahlenden Blüten. Behutsam pflückt Levy eine von ihnen und hält sie über das vor sich liegende Schriftstück.

An der Spitze des am tiefsten hängenden Blattes bildet sich ein kleiner funkelnder Tropfen. Die Magierin stoppt ihren Atem, als sich dieser von der Blüte löst und wie in Zeitlupe auf das Pergament stürzt. Es vergehen Sekunden, bis er lautlos auftrifft und sich in zarten Schlieren verteilt.

Evergreen tritt näher heran. Auch sie hat eine Blume gepflückt. Mit leuchtenden Augen träufelt auch sie ihren Tautropfen auf das knisternde Papier.

Feine Wasserfäden bedecken die raue Oberfläche. Auch Bixlow und Fried bringen eine mit Mitternachtstränen befüllte Pflanze heran und wie in Trance verfolgen die vier, wie die Schriftrolle zu leuchten beginnt.
 

Vor Schreck lässt Levy sie fallen, und wie ein Blatt im Wind segelt sie behutsam auf den Boden, gebettet in grünem Gras. Das blaugraue Siegel in der rechten, unteren Ecke beginnt sich zu verändern.

Fried ist der erste der es bemerkt und stupst Levy vorsichtig mit dem Ellenbogen an.

Gebannt erstarren sie, als der zuvor runde Kreis langsam eine andere Form annimmt. Bewegungsunfähig vor Erstaunen haucht die Blauhaarige

„Das ist eine Drachenpranke…“ Ungläubig fixieren die Raishinshu das Papier. Tatsächlich ist in der Ecke nun eine Art Klaue zu erkennen.

„Eindeutig“, entfährt es Bixlow.

Der feuchte Wasserfilm, der die Pergamentoberfläche bedeckt, verfärbt sich bleiern und beginnt wie die Blumen, violett zu leuchten.

„Runen!“ Evergreen erkennt es als Erste. Neugierig beugt sich Fried tiefer über das noch immer auf dem Boden liegende Schriftstück.

„Ganz alte Runen“, brummt er, immer noch überwältigt von dem Anblick.
 

Levys Mund steht sperrangelweit offen. Sie ist total perplex und alles in ihr fühlt sich an, als säße sie in einer Achterbahn. In ihrem Magen flattert es und ihre Kehle ist trocken.

Sie möchte schreien, doch jeder Laut verebbt, bevor er ihren Mund verlassen kann. Aufgeregt kramt sie in ihrer Tasche, die Fried ebenfalls neben ihr abgestellt hatte, und zieht ein kleines Buch heraus.

„Ich weiß nicht, ob ich die Runen lesen kann“, wimmert sie und blättert sichtlich nervös in dem Schriftwerk herum.

„Keine Panik, ich habe auch noch zwei Runenbücher dabei, auch über antike Schriftzeichen. Zusammen schaffen wir das!“
 

Die Welt um die beiden Schriftmagier scheint zu schwinden. Ihre volle Aufmerksamkeit gilt jetzt dem Pergament, welches sie vom Untergrund erhoben haben. Sie sind zurück zu ihrem Lager gegangen und haben sich mit ihren Nachschlagewerken unter der Eiche ausgebreitet.

Dank den anderen, brennt nun auch ein kleines Feuer und erwärmt die doch kühle Nacht. Seufzend lehnen sich Bixlow und Evergreen aneinander und genießen die letzten Minuten des atemberaubenden Naturschauspiels.

„Freaks.“, brummt der Maskierte und die Fee kichert.
 

Stundenlang sind sie bereits beschäftigt. Levy kritzelt eine Information nach der Anderen in ihr Notizheft und Fried diktiert ihr eifrig einige Übersetzungsvorschläge.

Sie haben mittlerweile herausgefunden, dass die Runen etwa 700 Jahre alt sind und aus der Zeit stammen, in der Legenden zufolge, noch die Drachen das Land regierten. Das veränderte Siegelsymbol deutet ebenfalls daraufhin, dass diese Urgestalten etwas damit zu tun haben müssen.

Da es keine direkten Translationen gibt, fällt es beiden Magiern schwer, direkte Entschlüsselungen zu finden. Es bleibt ihnen also nichts anderes übrig, als die Runen einzeln zu übersetzten und dann in einen schlüssigen Kontext zu bringen.
 

„Schau mal hier“, unterbricht Levy die Gedanken des Grünhaarigen und reicht ihm ein aufgeschlagenes Buch herüber. Frieds Augen weiten sich. Die Seite ziert ein Aufdruck, das gleiche Bild, welches auch in der rechten Ecke ihrer Schriftrolle zu sehen ist. Daneben steht ein Runentext.

Die Scriptmagierin ist sich unsicher und der junge Mann übersetzt.

„Das Zeichen des Eisendrachen….“ Der Grünhaarige stockt und Levys Augen weiten sich

„Metallicana?!“, kreischt sie halb geschockt, halb freudig. Ihre Wangen färben sich und ihr Herz beginnt zu rasen.

Ist das wirklich ein Hinweis auf Gajeels Drachen?

Levy scheint sehr laut gewesen zu sein, denn verschlafen gesellen sich nun auch die anderen Beiden zu ihnen und starren ihre Freunde ungläubig an. Levy überfliegt ihre Notizen. In ihrem kleinen Kopf rattert es und die verschiedenen Zeichen tanzen vor ihrem inneren Auge nur so hin und her. Langsam ergeben sich vollständige Sätze und weniger kryptische Zeichen.

Aufgelöst kritzelt sie weiter.

„Die Runen sollen keinen richtigen Text ergeben, sie ergeben eine Art Landkartenbeschreibung.“ Sie zeichnet ein Raster und setzt Runen die Wald bedeuten ein.

„Das hier könnte Wasser heißen“ Fried lässt sich von Levys Enthusiasmus anstecken.

„Drei Fuß vom verschleierten Grün im winterharten Kleid und sieben Sonnen hinter dem steinigen Riesen der Apokalypse… Was soll das bedeuten?“ Verwirrt schauen sich die vier an.

Stundenlang zerbrechen sich die beiden Magier ihre Köpfe. Fried murmelt immer wieder ein paar Worte vor sich hin, während Levy ihn aufmerksam studiert. Hat er etwas Passendes gesagt, macht sie sich eine kleine Notiz. Es werden immer mehr Sätze, die sie auf einem weiteren Zettel schreibt.

Plötzlich hält Fried inne.

„Sieben Sonnen? Können damit sieben Tage gemeint sein?“ fragend schaut er die junge Scriptmagierin an. Zögerlich legt sie den Kopf schief und beginnt ihre Finger zu zählen.

„Wie viele Kilometer kann ein Mensch an einem Tag zu Fuß zurücklegen?“, gibt sie eine Frage an den Grünhaarigen zurück. Rätselnd leert sich sein Blick und er starrt in die Ferne. So müssen sie also den Maßstab der Karte erraten und herausfinden wie verschnörkelt einige Landstriche umschrieben werden.

„Riesen aus Stein und dann auch noch Apokalypse?“ Mit leuchtenden Augen strahlt Levy ihren sichtlich verwirrten Partner an.

„Ein Vulkan!“

Sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd und immer noch rätselnd nickt ihr der Grünhaarige zu.

„Klingt einleuchtend“
 

Immer mehr Striche und Kreise zieren das Raster auf dem Papier. Langsam ähnelt es tatsächlich einer kleinen Landkarte.

Frustriert beobachtet Fried die kleine Blauhaarige, die immer noch mit roten Wangen ihre Notizen überarbeitet. Sie haben zwar eine Karte, aber mit keinem Wort ist erwähnt, in welcher Gegend die Wälder, Seen und Wege sein sollen…
 

Sie hat sich festgebissen, ist gefangen von dieser Möglichkeit. Seit sie die Rune als Hinweis auf Metallicana gelöst hat, kann sie an nichts Anderes mehr denken. Fried und die anderen schlafen bereits, kein Wunder, sie haben die restliche Nacht und den kompletten Tag versucht, alles zu dechiffrieren. Durch ihren Arbeitseifer sind sie nicht einmal dazu gekommen, den Berg zu verlassen.

Gott sei Dank scheint es zumindest sicher zu sein.

Von alledem bekommt die zierliche Blauhaarige allerdings nichts mit. Eisern und mit der Müdigkeit ringend, skizziert und übersetzt sie immer noch, Strich um Strich, Punkt um Punkt.

Jedes Detail wird analysiert und hinterfragt. Stunde um Stunde vergeht.
 

Ernüchterung findet langsam einen Weg in ihre Gedankenwelt, umschließt ihr Herz mit stählender Kälte. Fried hat Recht, heute Mittag hat er sie bereits darauf aufmerksam gemacht, dass egal wie viel sie lösen können, diese Landkarte ein Teil des ganzen Königreichs sein könnte.

Schlimmer noch, sie könnte irgendwo auf diesem Kontinent beginnen, oder irgendwo auf dieser gottverdammten, großen Welt.

Das Einzige, was sicher feststeht ist, wie die Umgebung auf dem Papier aussieht, denn das haben sie mühevoll ausgearbeitet.
 

Eine Träne tropft auf ihre Notizen. Die frische Tinte verläuft und die blaugefärbte Flüssigkeit zieht unregelmäßige Schlieren auf dem glatten Untergrund. Levy schließt die Augen, kämpft gegen die Feuchte in ihren Augen an.

Gedankenverloren starrt sie auf die grün, silbrige Wiese vor sich.
 

« „Gajeel, jetzt warte doch mal“ keuchend läuft die Scriptmagierin dem Schwarzhaarigen hinterher und kommt atemlos neben ihm zum Stehen. Verächtlich schnaubend funkelt er sie aus seinen roten Augen an.

„Was willst du noch Zwerg, ich hab doch gesagt, dass ich nicht über meine Vergangenheit reden werde“ Knurrend kehrt er ihr den Rücken zu. Tränen laufen über ihre Wangen.

„Ich…“, setzt sie an „Ich wollte doch nur mehr über Drachen erfahren. Natsu hat mir zwar schon sehr viel erzählt, aber die heroischen Darstellungen von Igneel passen nicht zu den spärlichen Informationen, die du mir von Metallicana gegeben hast. Es zeigt mir ein ganz anderes Bild.“ Gajeels Schultern straffen sich und er ballt seine Hände zu Fäusten

„Er war ein Arsch, und er ist immer noch ein verdammter Bastard. Von mir aus kann er bleiben, wo er ist“, knurrt er und setzt sich wieder in Bewegung. Levy scheint er keine Beachtung mehr zu schenken.

„Willst du ihn denn gar nicht wieder sehen?“, fragt sie zaghaft und beginnt am ganzen Körper wie Espenlaub zu zittern. Sie weiß wie ungehalten der Dragonslayer reagiert, wenn es um seinen Drachen und seine Vergangenheit geht. Schon oft hat sie versucht, ihm Informationen zu entlocken, doch alle Mühen waren bisher vergebens.

Gajeel zischt und tritt gegen eine nahliegende Mauer. Den Schmerz in seinem Fuß unterdrückend, wendet er sich dem zierlichen Mädchen zu. Ihre rotgeweinten Augen und ihr bebender Körper versetzen ihm einen kleinen Stich in die Nähe seines Herzens.

Doch er hat keine Lust etwas von sich Preis zu geben. Alles in ihm verkrampft sich.

„Ich bin doch nicht wie dieser dämliche Feuerschädel!“ Er spuckt die Worte regelrecht vor ihre Füße, in der Hoffnung, sie wird dann endlich aufgeben. Natürlich sehnt er sich nach Metallicana, doch das hat dieser Bastard nicht verdient. Außerdem ist er ein gestandener Mann und ein starker Magier.

Er braucht niemanden, keine Drachen und keine Zwerge. Und schon gar keine Feen.
 

Zaghaft nickt Levy, ihre Unterlippe bebt immer noch heftig und ihr gesamtes Auftreten wirkt unglaublich zerbrechlich. Gajeel schluckt hart, er hasst es sie so zu sehen. Er will sie nicht verletzen, doch reden will er auch nicht.

Sie hat ihn verstanden. Sie weiß, dass er sich nichts sehnlicher wünschen würde, als Metallicana noch einmal zu sehen, aber sein Stolz wird niemals zulassen, dass er sich das eingesteht.

„Ich wünsche dir eine gute Nacht Gajeel“ Leise haucht sie diese Worte aus, doch sie dringen trotzdem an sein Ohr. Auf ihrem Absatz macht sie kehrt und verschwindet in der Dunkelheit der Nacht.

„Scheiße!“ noch einmal tritt der Schwarzhaarige gegen die Mauer und macht sich humpelnd und leise fluchend auf den Heimweg. »
 

Ihr Blick klart auf und ihre Augen beginnen zu glänzen. Sie wird diese Nacht wohl nicht vergessen, denn in dieser Nacht hat sie sich vorgenommen, Metallicana zu finden.

Für ihn, aber auch für sich selbst.

Sie wollte schon immer mal ein so mächtiges Wesen, so eine Legende treffen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen begutachtet sie ihr Werk und versucht, es in sich aufzusaugen, es auswendig zu lernen, damit sie es nie wieder vergisst.
 

Den Weg zum Eisendrachen, zu Metallicana.
 

Ein leichter Windhauch umschmeichelt ihre Figur und spielt mit dem Saum ihres Tops. Dieser wiegt sich federleicht auf und nieder. Tanzende Blütenblätter wehen über das Plateau ins Ödland hinaus.

Verträumt und mit pochendem Herzen folgt ihnen ihre Aufmerksamkeit.
 

Einige weitere Augenpaare gesellen sich zu den stechend grünen Pupillen.

„Wenn die Sonne aufgeht, ist es endlich soweit“, brummt es von rechts.

„Das wird lustig“, kichert es von links. Nur in der Mitte herrscht angespanntes Schweigen.

„Wir werden sehen, was passiert, aber die Kleine da, gehört mir.“

Das düstere Knurren verhallt im Wind und eine unangenehme Stille breitet sich aus.
 

„Das ist alles so traurig“, es ist nur ein Flüstern, welches von den steilen Felsen der höher gelegenen Ebenen hallt, doch eine unheilvolle Atmosphäre legt sich über die vier Fairy Tail Magier.
 

____________to be continued________

Home

Mit voller Kraft stößt sich der Eisendragonslayer vom Boden ab. Seine Augen zusammengekniffen, seine Haltung restlos angespannt.

Das rote Aufblitzen in seinen Pupillen ist getränkt von Aggression und Kampflust. Noch in der Luft verwandelt er seinen Arm in einen Rammbock, der den Magier der dunklen Gilde mitten in die Magengrube trifft.

Bluthustend sackt dieser auf die Knie, als aus dem Hinterhalt bereits zwei weitere Männer auf Gajeel zugeschossen kommen. Mit seinem metallenen Arm kann er die Angriffe mit Leichtigkeit parieren und die Magier zurückwerfen.

Jede einzelne Muskelfaser zum Zerbärsten gespannt, starrt er den Trupp vor sich an.

Er freut sich auf die Schlacht.

Zähnefletschend macht er sich für eine neue Attacke bereit.
 

Es werden immer mehr Gegner und der Eisendrache muss immer mehr Treffer einstecken. Ein Schlag mitten ins Gesicht schleudert ihn einige Meter weit zurück.

In seinem Rücken spürt er die unebene, spitze Rinde eines alten Baumes, der verdächtig knackst, als ihn die volle Wucht seines Körpers trifft.

Mit einem Lächeln wischt sich der Schwarzhaarige den Schweiß von der Stirn und begibt sich erneut in Kampfposition. Er knackt mit seinen Fingerknöcheln und stiert in die geschockten Gesichter der dunklen Magier.

Aus seinem Arm ist ein mit metallischen Dornen besetztes Schwert geworden, welche gleichmäßig rotieren. Hysterisch lachend stürzt er sich auf die Männer und zerschlägt ihre Formation mit wenigen Hieben.

Außer dem Anführer liegen schon nach kurzer Zeit alle bewusstlos am Boden.

„Fairy Tail!“, schnaubt der Kontrahent verächtlich und attackiert Gajeel mit einem magischen Sandsturm.

Der muskulöse Eisenmagier zeigt sich unbeeindruckt und verwandelt sein Schwert zurück in seine normale Form.

Arglos schließt er die Augen, bleckt die Eckzähne und mit einem stoßwellenartigen ‚Tetsuryu No Houkou‘ löst er den feindlichen Angriff auf.

Der Master der dunklen Gilde schaut ihn entgeistert an und setzt sich rückwarts in Bewegung.

„Fliehen bringt dir nichts, mein Auftrag ist es, euch dem magischen Rat auszuliefern und das werde ich auch tun.“, höhnt Gajeel, bleibt aber regungslos stehen.

Sichtlich verwirrt, da Aussage und Verhalten des Eisenmagiers nicht übereinstimmen, dreht sich der Sandmagier um und sprintet los, den Blick immer über die Schulter werfend, fixiert auf das Fairy Tail Mitglied, welches seine Gilde so einfach zerschlagen konnte.

Unsanft läuft er gegen etwas Hartes und sackt benommen zu Boden. Bevor ihm die Sicht letztlich schwindet, schaut er hinauf.

Er will unbedingt noch sehen, was ihn so leicht hat stoppen können.

Mit stockendem Atem erkennt er eine muskuläre Statue, dicht bewachsen mit schwarzem Fell.

Von weither nimmt er noch Stimmen wahr.

„Nice Timing, Lily!“

Überwältigt von so viel Kraft und taktischem Feingefühl, fällt der Magier in die Bewusstlosigkeit.
 

„Gihi“

Lily flattert aufgekratzt kleine Kreise über den Kopf seines Partners.

„Das hat nun wirklich lange gedauert“, sinniert der Kater und mustert seinen Freund. Dieser wirkt entspannt, die Spuren des Kampfes kaum noch sichtbar.

„Was sie mit Kraft nicht erreichen konnten, konnten sie durch Versteck spielen wettmachen.“, brummt der Dragonslayer.

Er will endlich nach Hause.

Ein paar Wochen hat es gebraucht, diese blöde Gilde zu finden, eine weitere um sie zu beschatten und Informationen zu beschaffen und ein paar Tage Kampf waren nötig, um sie dingfest zu machen.

Makarov hatte diesen Auftrag direkt vom magischen Rat erhalten und da Gajeel ein ausgezeichneter Kämpfer und besonnener Magier war, hatte er ihn damit betraut. Von seinen Spionagefertigkeiten gar nicht zu sprechen.
 

„Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ Gajeel schaut seinen Partner verwirrt an, als dieser zu lachen beginnt.

„Was denn?“, schnaubt der Schwarzhaarige.

„Ich hab mich gefragt, ob Levy wohl herausgefunden hat, was es mit dieser Schriftrolle auf sich hat.“

Der Exceed legt den Kopf schief und beobachtet die Reaktion des Drachentöters. „Mir egal“, knurrt dieser und erhöht das Schritttempo. Nur noch einen Tag Fußmarsch trennen das Team vom Gildengebäude.

Er freut sich schon auf eine große Portion Eisen und ein weiches Bett.
 

Lily sitzt auf Gajeels Schulter.

Der Kater ist sehr müde und konnte seinen Partner überzeugen ihn die letzten Kilometer zu tragen.

Zähneknirschend hat ihm der Drache zugestimmt, denn er weiß, wie ungern Pantherlily ihn um diesen Gefallen gebeten hat. Nach nur wenigen Minuten schläft der Exceed ein.
 

Gajeel beobachtet seinen Freund und marschiert gedankenverloren weiter.

Natürlich hat auch er sich gefragt, ob Levy schon Fortschritte gemacht hat, aber jedes Mal, wenn seine Gedanken um die zierliche Blauhaarige kreisen, versetzt es ihm einen Stich in die Herzgegend.
 

Sie ist ein Sonnenschein, das Licht persönlich und er ist die Dunkelheit.
 

Sie ist eine Fee und er ist ein Drache.
 

Sie ist die Freundlichkeit in Person, er ist ein Einzelgänger.
 

Wenn er ihr nicht gefährlich wird, dann die vielen Feinde die er sich im Laufe seines Lebens gemacht hat.
 

Wieder schmerzt sein Brustkorb und auch sein Magen rebelliert.

Er runzelt die Stirn und versucht ihr Bild vor seinen Augen zu verscheuchen.

Er hat sie verletzt, fast getötet und auch wenn es schon Jahre her ist, ist es grausame Realität.

Sie hat ihm einfach verziehen.

Aber er sich nicht.
 

Zähneknirschend wischt er sich über die Stirn.

Sobald sie die Gilde erreichen, wird er den nächsten Auftrag annehmen.

Einen langen Auftrag, um endlich wieder Abstand zwischen sich und die Scriptmagierin zu bringen.

Gajeel glaubt fest daran, dass er seine Gefühle dann besser unter Kontrolle kriegen kann.

Schwer atmend stapft er voran.
 

Nachdem sie eine Nacht in ihren eigenen Betten verbracht und ausgiebig geduscht hatten, macht sich Team Redfox auf den Weg zur Gilde.

Es herrscht wie immer ausgelassene Stimmung in den riesigen Hallen und auch der Außenbereich der Bar ist dank des guten Wetters stark besucht.

Fröhlich winkend begrüßt Mirajane die Beiden und stellt sofort eine Schüssel Eisen und einen Kiwishake bereit.

„Na wie war‘s?“, hakt sie nach, als der Dragonslayer ihr den Bericht vorlegt.

„Die waren einfach zu schwach“, mault dieser und Lily beginnt zu schmunzeln.

Die Augen des Katers suchen den Aufenthaltsraum nach einer gewissen Blauhaarigen ab und Mirajane scheint seinem Blick zu folgen.

„Suchst du was, Lily?“, fragt sie neugierig nach und ein Grinsen umspielt ihre Mundwinkel.

Beide widmen ihre Aufmerksamkeit nun dem schwarzhaarigen Magier, der sich ebenfalls suchend umblickt.

„Wo ist denn Levy?“

Der Exceed legt den Kopf schief und unterdrückt den Wunsch in schallendes Gelächter auszubrechen.

Bei seiner Frage ist der Drachentöter merklich zusammengezuckt und hat seinen Blick schlagartig wieder auf seinen Teller gerichtet.
 

Lisanna, die die Szenerie ebenfalls beobachtet hat, lehnt sich neben ihrer Schwester über die Theke.

„Sie ist mit den Raishinshu unterwegs. Sie und Fried haben Anhaltspunkte für eine Übersetzung gefunden.“

Die Schwestern kichern, ihre Aufmerksamkeit immer noch auf den großen Drachentöter geheftet.
 

Gajeels Haltung entspannt sich. Er ist froh zu hören, dass es dem Zwerg gut geht. Ein leichtes Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht.
 

Hat sie es tatsächlich geschafft, die Schrift sichtbar zu machen?
 

Im nächsten Moment knirscht er wieder in sich hinein. Er wollte doch aufhören, an sie zu denken.
 

Abwesend schweift sein Blick über die Mitglieder der Gilde. Es waren wieder einige neue Gesichter dazu gekommen. Doch auch die Bekannten haben sich alle versammelt.

Außer Laxus und Gildarts, die beide auf S-Rang Missionen waren, ist die gesamte Gilde anwesend.

Jet und Droy jammern sich gegenseitig etwas vor, weil Levy sie nicht mitgenommen hat, zugegeben, dass freut den Dragonslayer, und Team Natsu erzählt den Anderen von ihren Erlebnissen des letzten Auftrags.

Nur Elfman scheint Trübsal zu blasen.

Während er versucht desinteressiert zu gucken, lauscht Gajeel der Unterhaltung zwischen den Take-Over-Geschwistern.

„Sie kommen bestimmt bald zurück.“ Lisanna tätschelt sachte Elfmans Schulter.

„Evergreen ist stark, außerdem ist sie nicht alleine“, tröstet Mirajane ihren Bruder. „Ein Mann macht sich Sorgen um Frauen. Das ist männlich!“ Sein Blick schweift durch den Schankraum.
 

Plötzlich springt Natsu auf und brüllt Unverständliches in Richtung Gray. Dieser zögert nicht lange und wenige Sekunden später ist der halbe Tisch mit einer Eisschicht überzogen.

Auch Erzas Erdbeerkuchen.

Wutentbrannt springt diese auf und lässt ihre Aggression an den Streithähnen aus.

„Erza kämpft für ihr Schwäche, das ist männlich“, entfährt es Elfman, der nun ebenfalls aufgesprungen ist.

Mit rollenden Augen mustern sich Pantherlily und der Eisenmagier.

Es ist doch irgendwie immer dasselbe.
 

Am Abend kehrt langsam wieder Ruhe ein. Team Natsu hat sich auf den Weg zu einer neuen Mission gemacht und auch Gajeel hält einen neuen Auftragszettel in der Hand.

„Lass uns bis morgen warten, vielleicht ist sie dann ja wieder zurück.“

Pantherlily flüstert seinem Partner diese Worte regelrecht zu und schaut ihn flehend an. Mit einem Murren pinnt dieser das Papier zurück an das Board und folgt seinem Freund in die Abendsonne hinaus.

Hellbound

Kapitel 16 Hellbound
 

Immer noch starrt Levy hinaus in das Ödland.

Kaum zu glauben, dass ein so reichhaltig bewachsener Berg inmitten eines toten Landstrichs entspringt.

Schon am Anfang wirkte es auf sie, wie eine Fata Morgana. Mit tiefem Seufzen senkt die Blauhaarige ihren Kopf.

Es ist still geworden um sie herum. Die Raishinshu schlafen, die Grünfläche ist mit Schatten bedeckt und bisher hat sie auch noch kein Vogelgezwitscher vernommen.

Ihr Blick wandert gen Horizont. Ein schmaler, blutroter Streifen teilt Himmel und Erde. Bald wird die Sonne aufgehen.

Die Farbe des Morgenrots erinnert die zierliche Magierin an seine Augen.

Ihre Wangen färben sich leicht und auch ihr Herzschlag nimmt an Tempo zu.

Sie ist ihrem Ziel endlich ein Stück näher gekommen. Wieder starrt sie auf das zerknitterte Papier in ihren Händen.

Schon seit Stunden hält sie es fest umklammert, als ob ihr Leben davon abhängt. Sie hat sich jedes Detail eingeprägt, jeden Wald, jede Größenangabe, den kompletten Maßstab.
 

Mit einem abgebrochen Ast malt sie im trocknen Sand.

Sterne, Blüten und Herzen.

Mit zunehmend rötlichen Gesichtsschimmer streicht sie die Erde immer wieder glatt, nur um erneut ein Herz darauf zu platzieren.

Abwesend schaut sie wieder in die Ferne.

Der Wind spielt mit den Gräsern auf der Wiese und wiegt diese sanft hin und her. Das junge Mädchen passt ihren Atem der sachten Brise an und ihre Kontur wird weicher, alle Anspannung fällt von ihr ab.

Trotzdem kann sie einfach nicht einschlafen.

Immer ist er in ihren Gedanken und hält sie davon ab.

Mit einem Seitenblick stellt sie fest, dass ihre Kameraden noch im Land er Träume verweilen.
 

Langsam setzt sie einen Fuß vor den Anderen und schwebt regelrecht über die das Blumenmeer.

Der morgendliche Tau, der die Gräser benetzt, perlt an ihren nackten Füßen hinunter und fühlt sich angenehm kühl an.

Sie entfernt sich ein Stück, erkundet auch die im Hintergrund liegenden Areale des Plateaus.

An einer Felswand klammert sich dunkelgrüner Giftefeu an das Gestein und bedeckt fast komplett den grauen Untergrund.

Zwischen den einzelnen Blättern entspringen blaufarbige Blüten. Wie Saphire stechen sie aus den dornigen Ranken hervor.

Zaghaft berührt sie die schillernden Blumen, deren Knospen sich unter ihren zarten Fingern in Sekundenschnelle verschließen.

Mittlerweile sind die Raishinshu außer Sichtweite, doch Levy stört das nicht.

Ihre schmalen Füße tragen sie immer weiter.

Aus Rasen wird Erde und die einzelnen Sandkörner bleiben an ihrer feuchten Haut kleben.

Der weiche Boden fühlt sich angenehm an.

Ihre Hand umfasst das Papier immer fester. Es knistert während es kleine Falten wirft.

Vorsichtig beginnt sie, sich einmal im Kreis zu drehen.

Die Sonne steht bereits am Himmel und warmes Licht scheint durch das Blätterdach der umstehenden Bäume. Die entstehenden Schatten tanzen auf der dunklen Erde. Genießerisch schließt sie die Augen und atmet die frische Morgenluft tief ein.
 

Ein Rascheln schreckt Levy aus ihren Gedanken. Als sich ihre Sicht klart, sieht sie einen Mann vor sich stehen.

Entsetzten spiegelt sich in ihren rehbraunen Augen, als sie den Magier erkennt. Schon vor einigen Jahren hatte die Gilde mit ihm zu tun und sein Erscheinen hinterlässt ein unheilvolles Gefühl in ihrer Magengegend.

Ihr Herz beginnt zu rasen, die Farbe weicht aus ihrem Gesicht. Zitternd verlässt sein Name ihre Lippen

„Jose“

Ihr Atem wird unregelmäßig, als er sich lachend und in voller Größe vor ihr aufbaut.

Als der ehemalige Master von Phantom Lord sie am Hals packt und zu sich heran zieht, beginnt die Scriptmagierin zu schreien.

Grell und spitz widerhallt das Geräusch an den Felswänden und verebbt in den Weiten des Ödlands.

Sein Griff wird immer fester und sie glaubt langsam zu ersticken.

Tiefes Gelächter dringt an ihr Ohr, als sie völlig ihre Contenance verliert.

Hysterisch schlägt sie um sich, immer noch kreischend. Sie ringt mit sich, versucht krampfhaft bei Bewusstsein zu bleiben, während er sie unsanft schüttelt.

„Wen haben wir denn da?“

Sein Atem schlägt ihr entgegen und ein bisher unbekanntes Gefühl von Ekel packt ihren Körper. Seine schmalen Augen durchdringen sie gänzlich.

Es kommt ihr wie eine Ewigkeit vor, doch plötzlich und ohne Vorwarnung stößt das Team Raishinshu auf die Lichtung zu.

Sie waren damals zwar nicht bei dem Kampf gegen Phantom Lord dabei, doch sie erkennen ihren Widersacher sofort.

Dieser hält nun der zierlichen Blauhaarigen ein Messer an die Kehle, was ihre Kameraden dazu veranlasst, in ihrer Kampfhaltung inne zu halten.

Erstarrt verfolgen sie die dünne, rote Flüssigkeit, die an Levys Hals entlang perlt. Der dickflüssige Lebenssaft entrinnt der Schnittverletzung unaufhörlich, als das Mädchen bewusstlos wird.

Evergreen schlägt ihre Hände vor den Mund. Blankes Entsetzen ist ihr ins Gesicht geschrieben, unfähig irgendetwas zu artikulieren oder sich zu bewegen.

Der dunkle Magier verzieht sein Gesicht zu einer schaurigen Fratze und grollt bedrohlich.

„Ihr seid zu spät. Los Männer!“
 

Aus dem Hinterhalt stürzen sich zwei Magier auf Fried und Bixlow.

Einer klein und schmal, mit einem Monokel auf der Nase, der andere groß und stabil, mit verbundenen Augen.

Aria und Monsieur Sol sind den Raishinshu schon von früheren Missionen bekannt, damals kämpften sie noch Seite an Seite mit deren S-Klasse Team ‚Element4‘. Überrascht gelingt es den Raishinshu grade noch, die Attacke zu parieren und sich ein Bild von der Situation zu machen.

Ohne Worte kommunizieren sie, sie sind gut aufeinander eingespielt.
 

Fried hat sich bereits Flügel gezaubert und stürzt sich auf den Luftmagier. Seine Augen funkeln violett als er sein Katana zieht.

„Yami no Écriture: Itami“ Eine Rune prangt nun auf dem Körper seines Gegners, der kurzzeitig in die Knie geht. Wenige Sekunden später wird der Grühaarige von einer Windhose erfasst und durch die Luft gewirbelt.

„Itami“, brüllt der Magier erneut und sein Gegner beginnt violett zu leuchten. Vor Schmerz wirft er seinen Körper unkontrolliert hin und her, bis er plötzlich stehen bleibt.

„Das ist so traurig“ heult der Berg von einem Mann und ehe Fried auch nur mit den Zehenspitzen den Boden berühren kann, löst Aria seine Augenbinde. Seine sonderbaren Pupillen scheinen den Runenmagier zu fixieren und nur einen Wimpernschlag später, liegt er am Boden.

Röchelnd versucht er sich aufzurichten, doch er hat keine Chance. Ein weiterer Angriff erfasst ihn und während ihm die Sicht verschwimmt sieht er zu Bixlow hinüber, der ebenfalls in einen harten Kampf verwickelt ist.
 

Der Maskierte starrt seinen Gegenüber an.

Dieser wiegt sich wie aus Gummi hin und her, und wüsste der Fairy Tail Magier nicht, wie viel Kraft der Erdmagier besitzt, würde er in schallendes Gelächter ausbrechen.

„Non, non, non“, säuselt der grünhaarige Monokel Träger.

„Roche Concerto“

Bixlow, dessen Aufmerksamkeit auf Fried gerichtet ist, wird von einer Sandsturmattacke erfasst. Der Maskierte beißt sich auf die Zunge. Er muss sich auf seinen eigenen Kampf konzentrieren.

„Babies!“ Seine Puppen treffen den Sandmagier, doch es scheint ihm nicht viel auszumachen. Kaum das er sich‘s versieht, hat sich der dunkle Magier um seine Gliedmaßen geschlungen und fesselt ihn mit seinem eigenen Körper.

Zähneknirschend schaut Bixlow ins Leere. Wenn er jetzt seine Babies angreifen lässt, dann wird er ebenso getroffen.

Er muss es also aus eigener Kraft schaffen. Ein kurzer Blick zu Evergreen, ein kaum sichtbares Nicken, und diese erhebt sich in die Luft.

„Dir werde ich deine Nons schon aus dem Leib prügeln“ raunzt er und schlägt mit voller Kraft zu.
 

Evergreen hebt vom Boden ab und fixiert Jose mit wütendem Blick. Dieser hält die immer noch bewusstlose Levy am Kragen und ein unheimlicher Magiekreis umspielt seine Statue. Jeder ihrer Angriffe pariert der dunkle Magier mit Leichtigkeit und nutzt die Blauhaarige als Schild.

Evergreen schnaubt auf und stürzt sich immer wieder auf den Master. Die Schreie ihrer Partner lassen die Fee einen Moment lang unachtsam werden und eine Salve dunkler Energie trifft ihr Profil.

Nach unsanftem Kontakt mit einem steinernen Vorsprung, sackt die Brünette bewusstlos auf den Boden. Böse lachend tritt Jose näher an sie heran und zückt ein Schwert.

Dieses leuchtet grün auf und ist von schwarz-violettem Nebel umgeben.

Entsetzt können Fried und Bixlow nur noch miterleben, wie Jose Evergreen das Schwert in den Brustkorb stößt und mit Levy verschwindet.
 

Tränen perlen die Wangen des Grünhaarigen hinunter, als sich dieser über seine Kameradin beugt. Ihr Puls ist kaum noch spürbar.

Genau wie Jose ist auch sein Kampftrupp spurlos verschwunden.

Bixlow hebt den leblosen Körper vorsichtig an und setzt sich in Bewegung. Stillschweigend folgt Fried seinem Partner. Keinem ist zum Reden zumute. Sie müssen so schnell wie möglich der Gilde Bericht erstatten.
 

______________to be continued_____________

Hellbound II

Kapitel 17 Hellbound II
 

Früh zur Mittagszeit betritt Gajeel das Gildengebäude. Er hat sich vorgenommen bis drei Uhr zu warten und sollte sie dann noch nicht zurückgekehrt sein, würde er sich auf den nächsten Auftrag begeben.

Nur widerwillig hat Lily dem Plan zugestimmt, dennoch will er seinen Partner nicht im Stich lassen.

Kurz grüßend stapft Gajeel zu seinem Stammplatz. Er beobachtet seinen Exceed dabei, wie er sich von Lisanna streicheln lässt und sich eine Kiwi schnorrt, bevor auch er bei seinem Partner landet.
 

„Lisanna sagt, dass die Raishinshu und Levy noch nicht zurück sind.“
 

Diese Feststellung entlockt dem Dragonslayer ein Knurren. Lily schmunzelt. Er ist sich ziemlich sicher, dass sich sein Partner bereits wieder um die Scriptmagierin sorgt, doch er sagt nichts weiter. Schweigend genießen sie die unübliche Ruhe und hängen ihren Gedanken nach.
 

Es vergehen ein paar Stunden in denen sie hin und wieder ein Wort wechseln oder Mira um eine Bestellung bitten, als plötzlich das Eingangstor aufgestoßen wird.

Laut polternd kracht das Türblatt aus dem Scharnier.

Schreckgeweitete Augen starren auf das hereinschwankende Trio.

Mira schlägt die Hände vor den Mund und Lisanna beginnt zu zittern.

Vor ihnen stehen die Raishinshu, in zerfetzter, blutverschmierter Kleidung. Von Wunden übersät. Bixlow hat Evergreen geschultert und lässt sie langsam in Elfmans Arme sinken.

Tränen füllen die Augen des Weißhaarigen als seine Schwester ihn und die Brünette in den Krankenflügel bugsiert. Die Tür verschließt sie hinter sich, um unnötigen Stress für die Schwerverletzte zu vermeiden.
 

„Wo ist Levy!?“ Sein Tonfall ist ungehalten und überschlägt sich fast.
 

Nur zögernd drehen sich die beiden verletzten Männer in seine Richtung. Gajeels Augen glühen rot, eine dunkle Aura umgibt ihn. Er sieht aus wie ein wildes Tier.

Jede einzelne Muskelfaser tritt hervor und die Ader an seiner Schläfe zuckt unruhig und bedrohlich.
 

„Ich hab verdammt noch mal gefragt wo ihr den Zwerg gelassen habt“
 

Mit einem Satz springt er zu den verbliebenen Raishinshu und packt Bixlow am Kragen. Nur mit Mühe, kann Cana ihn davon abhalten den Maskierten windelweich zu prügeln.
 

„Wo ist sie?“
 

Gajeel wird immer lauter. Dass er keine Antwort bekommt, sondern nur in betretene Gesichter schaut, lässt ihn schier wahnsinnig werden. Lily, in seiner Kampfform, hat die Arme seines Partners gepackt und hält sie auf dessen Rücken zusammen.

„Lass mich los“, faucht der Drache und windet sich in dem schraubstockartigen Griff hin und her. Jegliche Schmerzen ignorierend.
 

„Hey ihr Luschen, ich hab euch was gefragt“
 

Wie kleine Kinder stehen die Männer vor ihm und versuchen seinem Blick auszuweichen. Mitleid und Reue erfüllt ihre Körper und tränenüberströmt sackt Fried in die Knie. Bixlow schaut seinem Partner stumm zu, unfähig sich zu rühren, unfähig Rede und Antwort zu stehen.

Bevor Gajeel das nächste Mal losbrüllen kann, stellt sich Lisanna schützend vor die Magier.

„Lass ihnen kurz Zeit. Wir sind alle geschockt und aufgeregt, aber lass sie erst mal ankommen“ Mit feuchten Augen und immer noch zitternd wie Espenlaub, starrt die Take-Over-Magierin in die blutroten Augen.

Der blanke Hass, der in ihnen liegt, lässt sie zusammenfahren.
 

„Verdammte Scheiße“, brüllt Gajeel weiter.
 

Mit zitternden Stimmen beginnen die Männer zu erzählen.

Von den Erlebnissen im Wald und von der Harpyie am Rand des Ödlands. Als Gajeel hört, dass sich die vier in das Dessergeon Gebiet aufgemacht haben, knallen auch seine letzten Sicherungen durch.

Die unbändige Kraft die sein Körper durchströmt, kann nicht einmal Lily mehr halten.
 

„Seid ihr lebensmüde? Das ist das Wüstengebiet in das sich Master Jose zurückgezogen hat – und er hasst Fairy Tail“

Völlig von Sinnen schlägt Gajeel auf den Maskierten und den Grünhaarigen ein, in seinem Unterfangen nicht zu bremsen. Erst als ihn der Master mit seiner Riesenmagie am Kragen packt, hält der Drache inne.
 

Geschockt bemerkt Gajeel die Blicke der Gilde, die auf ihm liegen.

„Ja, das stimmt. Master Jose hat Levy“

Jedes einzelne Wort des Runenmagiers ist, als ob man ihm ein Schwert in sein Herz rammen würde. Der Glanz aus den Augen des Dragonslayers schwindet und eine unheilvolle Ruhe breitet sich über ihnen aus.

„Lily!“ Kurz und knapp entfährt ihm der Name seines Partners. Dieser, immer noch in seiner Kampfform, horcht auf. Makarov löst den Griff um Gajeels Kragen und beide bahnen sich einen Weg zur Tür.

Dass sie dabei Canas Sakefass umstoßen und auch einige Stühle zu Bruch gehen, bemerkt das Duo nicht.
 

Levy ist in Lebensgefahr, da ist sich Gajeel sicher. Und der Einzige, der sie retten kann, ist er. Ein Austausch, er hofft dass sich Jose darauf einlassen wird.
 

Makarov versucht noch ihn aufzuhalten.

„Gajeel, wir brauchen noch einen Plan, du kannst da nicht alleine hingehen“

Doch entweder der Drachentöter hat ihn ignoriert oder tatsächlich nicht mehr gehört. Verwirrt seufzt der alte Master und widmet sich wieder den Raishinshu. „Erzählt mir von dem Kampf“
 

So schnell ist es Gajeel noch nie gelungen, den Weg zum Bahnhof zurückzulegen. Noch immer hat er kein Wort mit seinem Partner gewechselt, doch das braucht er auch nicht. Lily hat längst bemerkt wie ernst die Lage ist.

Als sie das Zugabteil betreten, herrscht immer noch Stille zwischen ihnen. Der Schwarzhaarige denkt an seine Zeit bei Phantom Lord zurück, an die Foltertechniken, die dort praktiziert wurden, an die Gewalt, die an der Tagesordnung war. Er knirscht in sich hinein.

Warum hat er nicht besser auf sie aufgepasst?

Er hofft nur, dass sie noch lebt.

Besorgt beobachtet Lily seinen Kameraden. So hat er ihn noch nie gesehen. Diese Ernsthaftigkeit, dieser Anflug von Hoffnungslosigkeit versetzen den Exceed in Panik. Angespannt und mit gesenktem Kopf sitzt der Dragonslayer auf seiner Bank, völlig in Gedanken versunken. Die geballte Faust zuckt unruhig auf dem Tisch hin und her. Die Fingerknöchel leuchten bald schneeweiß, so viel Kraft verwendet der Schwarzhaarige.

Hoffentlich lebt Levy noch.
 

_____________to be continued_________
 

Nicht sehr lang, dafür aber mit Liebe geschrieben >.<

Krankenwache

Kapitel 18 Krankenwache (Bonuskapitel Elfman/Evergreen)

Hallo meine Lieben. Heute ist mal wieder Freitag und es gibt mal wieder ein "Wenn ihr es lesen wollt" - Bonuskapitel mit Elfman/Evergreen. Wer das Pair nicht mag, wird nichts verpassen, was für den Geschichtsverlauf relevant wäre, trotzdem lege ich euch dieses Kapitel nah. Ich mag es sehr gern :-)

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„Meinst du sie kommen bald wieder Nee-san?“

Elfman setzt seinen Krug Bier an und leert den Rest in einem Zug. Mirajane lächelt und nimmt ihm das Gefäß ab.

„Das fragst du jeden Tag. Du scheinst Ever wirklich zu vermissen“, kichert sie und taucht das dreckige Geschirr beschwingt in das schaumige Spülwasser. Der große Hüne antwortet darauf hin nichts, nur ein zarter Rotschimmer auf seinen Wangen verrät, dass sie vielleicht nicht ganz so falsch liegt.

„Du scheinst nicht der einzige zu sein, der die Gruppe vermisst“, mischt sich Lisanna ein, die grade eben noch mit Lily in ein Gespräch vertieft war. Schmunzelnd deutet sie an den kleinen Tisch an dem der Dragonslayer sitzt.

„Lily hat sich eben nach Levy erkundigt“

Die beiden Schwestern werfen sich wissende Blicke zu. Nur Elfman schaut verwundert zwischen dem Dragonslayer und den Weißhaarigen hin und her.

Also ist nicht nur ihm diese Spannung zwischen den Beiden aufgefallen, denkt sich der Take-Over-Magier und widmet sich seinem neuen Krug Bier, den ihm Lisanna hingestellt hat.
 

Es vergehen ein paar Stunden, in denen sich der große Magier ein paar Wortgefechte mit Macao und Wakaba liefert, versucht seine Schwestern von den Blicken der männlichen Gildenmitglieder zu schützen und sich eine riesige Portion selbstgekochter Spagetti einverleibt.
 

Das Laute Krachen der Eingangspforten reißt sie alle aus ihren Gedanken.

Wie erstarrt stehen sie den Raishinshu gegenüber, die furchtbarer nicht aussehen könnten.

Elfman ist der Erste, der sich aus diesem Schockzustand befreien kann und wankt zu Bixlow. Behutsam nimmt er ihm die schwerverletzte Evergreen ab und drückt sie fest an sich.

Ihr Körper regt sich nicht, schlaff hängt sie in seinen Armen. Der Weißhaarige drückt sie fester an seine Brust.

Tränen füllen seine Augen und er beginnt zu zittern.
 

Mirajane realisiert schnell, dass nun ihre Hilfe notwendig ist.

Mit einem kurzen Nicken verständigt sie sich mit ihrer Schwester und schiebt Elfman sanft in die Richtung der Krankenzimmer.

„Reedus, hol Polyshka. Beeil dich.“

Es war nur eine kurze und knappe Aufforderung, aber der Paint-Magier hat sie verstanden. In Windeseile zaubert er sich eine Kutsche und rast davon.
 

Leise schließt die Dämonin hinter sich die Türe und deutet Elfman an, die Brünette auf einem der Betten abzulegen. Sie sieht wirklich schlimm aus. Unaufhörlich rinnt Blut aus der Stichwunde in ihrer Brust.

Flink sucht sich die Take-Over-Magierin passendes Verbandsmaterial zusammen.
 

Elfman hat sich stumm neben die Fee gesetzt. Wortlos nimmt er eine Kompresse von seiner Schwester entgegen und presst sie fest auf die Wunde auf.

„Wir müssen unbedingt die Blutung stoppen, sonst verlieren wir sie“. Die Worte der weißhaarigen lassen den Hünen zusammenzucken.

Er will sie nicht verlieren.

Er hat schon einmal jemanden verloren, den Schmerz, da ist er sich sicher, wird er kein zweites Mal ertragen.
 

Draußen wird es laut. Der Weißhaarige hört Gajeel schreien und Stühle zerbersten, aber es kümmert ihn nicht. Seine Aufmerksamkeit gilt der brünetten Fee, die immer noch leblos vor ihm auf dem Bett liegt.

Dann wird es plötzlich ruhiger.
 

Mit einem leisen Klopfen verschafft sich Lisanna Eintritt in das Krankenzimmer. Hinter ihr wanken Fried und Bixlow herein, die sich benommen auf die Betten legen.

„Was ist passiert?“ fragt Mirajane besorgt. Ihr ist nicht entgangen, dass sie noch fürchterlicher aussehen als noch vor wenigen Minuten.

„Gajeel ist durchgedreht“, murmelt Lisanna nur.

„Wer kann es ihm verübeln“, fügt Fried hinzu.

„Immerhin haben wir Levy verloren“, krächzt Bixlow und ringt sich ein leichtes Lächeln ab.

„Wir konnten die Frauen nicht beschützen“

Mit geballten Fäusten schlägt der Maskierte auf die Matratze ein.
 

„Wie geht es Evergreen?“ Lisannas Stimme war leise.

Elfman ist wie paralysiert. Nichts um ihn herum hat er mitbekommen, nur die traurige, tränenerstickte Stimme seiner kleinen Schwester schafft es zu ihm durchzudringen.
 

„Wir können die Blutung nicht stoppen. Hoffentlich kommt Polyshka bald“ Mirajane schüttelt den Kopf, sie will unter allen Umständen die Fassung bewahren. Sie kann ihre Freunde in dieser Situation nicht im Stich lassen, sie muss stark bleiben und die Übersicht behalten.

Mit eiligen Schritten bewegt sie sich auf den Grünhaarigen zu und versorgt seine Wunden.

Lisanna, die sich mittlerweile ein wenig beruhigt hat, besorgt Elfman eine neue Kompresse und widmet sich den Verletzungen des maskierten Magiers.
 

„Verdammte Scheiße!“, entfährt es dem Weißhaarigen. Alle um ihn herum zucken zusammen. Tränen tropfen von seinen Wangen auf das weiße Laken. Er beugt sich tiefer über Evergreen und legt seine Stirn auf ihrer ab.

„Stirb nicht…“ haucht er.

„Bitte…“

Eine betretene Stille umhüllt den kleinen Raum. Keiner wagt etwas zu sagen, jeder hängt seinen Gedanken nach. Sie alle sorgen sich sehr um Evergreen, aber auch um Levy.
 

Ein lautes Poltern durchreißt den Vorhang der Trauer und Polyshka tritt ein.

„Was habt ihr Gören nun schon wieder angestellt?“, raunzt sie und schaut in die verweinten Gesichter der Fairy Tail Magier.

Ihr Blick bleibt bei Elfman hängen, der sie als Einziger nicht ansieht, sondern immer noch auf die Brünette fixiert ist.

Unsanft schiebt ihn die Rosahaarige zur Seite und betrachtet die Wunde.

„Sie schließt sich einfach nicht“, stammelt der Hüne ohne seinen Blick von ihr zu nehmen.

„Alle die sich bewegen können, raus hier!“ keift die Apothekerin und schiebt die Schwestern sowie Fried und Bixlow vor die Tür.

„Ihr da, was war das für eine Waffe?“, wendet sie sich an die Männer, den Rücken bereits zu ihnen gedreht.

„Ein leuchtendes Schwert… ein sehr grelles Grün“, stammelt Bixlow

„Eingehüllt von schwarz-violettem Nebel“, fügt der Grünhaarige nach kurzem Überlegen hinzu.

Wortlos schließt Polyshka die Tür zum Krankenzimmer und lässt die vier Magier verwirrt stehen.

Als die Tür ins Schloss fällt, horcht Elfman auf. Polyshka tritt an ihn heran und legt ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ich brauche Kampfer und Kamille. Frisch müssen sie sein“ Der Weißhaarige nickt und erhebt sich. Bevor er den Raum verlässt, schaut er noch einmal zurück.

„Ich passe auf sie auf. Beeil dich, jede Sekunde zählt“ Mit geballten Fäusten dreht sich Elfman um und verschwindet.
 

„Ever….“ Immer wieder ihren Namen murmelnd, wankt er durch die schmalen Pfade des Kräutergartens.

Levy und Mirajane haben ihn zusammen angelegt. Zu seiner Erleichterung haben die Mädchen alle Kräuter fein säuberlich beschriftet.

Schnell packt er zu, reißt das Grünzeug büschelweise heraus und stürmt zurück zur Krankenstation.
 

Als er die Tür aufstößt, zuckt die Rosahaarige zusammen

„Mach nicht so ein Lärm“, fährt sie ihn an und nimmt die Kräuter entgegen.

„Nun…“ Sie reicht ihm einen kleinen Dolch.
 

„… räum das Ding wieder in den Schrank dahinten und bring auf dem Rückweg ein bisschen Kokona-Pulver mit“

Schwer atmend tut er, wie ihm befohlen wurde und lässt sich dann wieder auf den Hocker neben Evergreens Bett nieder.

„Das wird ihr gleich wehtun, am besten du hältst sie fest“ Elfman erhebt sich und rutscht an das Kopfende des Bettes.

Vorsichtig zieht er Evergreen auf seinen Schoß und drückt sie fest an seine Brust.

„Der Zauber des Schwertes verhindert die Wundheilung. Ihn zu brechen kann starke Schmerzen verursachen, du darfst sie auf keinen Fall loslassen!“

„Festhalten ist männlich!“, murmelt der Angesprochene und beobachtet wie Polyshka eine Salbe auf die Wunde aufträgt. Ein orangefarbener Magiekreis bildet sich darum und die Brünette beginnt zu stöhnen.

Sie wird immer lauter und krallt sich an dem Shirt des Take-Over-Magiers fest. Mit klopfenden Herzen zieht er sie fester an sich.

Es dauert eine halbe Stunde, bis der Magiekreis verschwindet und Evergreen wieder leblos in seinen Armen liegt.

„Sie braucht jetzt Ruhe, keinen Besuch“, herrscht die Apothekerin ihn an und verlässt den Raum.
 

Zurück bleibt ein leicht verwirrter Elfman.
 

Keinen Besuch?
 

Aber er darf bleiben?
 

Egal, er wird ihr jeden Stress von der Backe halten und alle Eindringlinge verprügeln.

Das ist ein wahrer Mann.
 

Vorsichtig bettet er sie wieder auf das Laken und deckt sie zu.

Er wird schon aufpassen, dass niemand Unbefugtes hier eintritt.
 

Von Zeit zu Zeit steckt Mirajane den Kopf durch die Türe und nimmt Bestellungen von ihrem Bruder entgegen, doch eintreten lässt er sie nicht. Mit schnellen Handbewegungen und einem ‚chch‘ scheucht er sie immer wieder weg.

Kopfschüttelnd platziert sie die Teekanne auf der Bar und legt auch ein paar Brote zurecht.

„Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst“ Ein Lächeln ziert ihre Mundwinkel.

„Geht es ihr denn schon besser?“, fragt Fried und wechselt seinen Blick zwischen der Tür zum Krankenflügel und der Weißhaarigen. Elfman hatte ihn nur wütend angeknurrt, als er vor einer Stunde nach seinem Teammitglied schauen wollte.

„Sie ist noch nicht aufgewacht, aber sie ist stabil“ Erleichtert atmet der Grünhaarige auf

„Ich werd‘s dem Team berichten“ Langsam zieht er von dannen.

Mirajane balanciert indes das Tablett auf einer Hand und öffnet die Türe.
 

„Essen“, flüstert sie und betritt das erste Mal seit sie von Polyshka rausgeschoben wurden, den Raum. Überrascht schreckt sie auf und lässt das Geschirr fast fallen.

„Evergreen du bist wach?“ Freudestrahlend stellt sie die Teller und die Kanne auf einem kleinen Tischchen ab.

Die Brünette versucht grade sich aufzurichten und klammert sich dabei fest an Elfmans Shirt.

Dieser stützt sie und ein erleichtertes Seufzen entfährt ihm.

Er ist froh, dass es ihr wieder gut geht.

Rache

Der kleine Raum wird nur durch eine flackernde Kerze auf einem Tisch erhellt. Die glatten, grauen Schieferplatten auf dem Boden sind rissig und schmutzig. Zwischen ihnen hat das Unkraut bereits begonnen sich auszubreiten. Die Schatten, die die Kerze wirft, verschlingen den Raum, das Licht ist nicht stark genug, um bis in die Ecken vorzudringen. Außer dem Tisch in der Mitte, erscheint das Zimmer völlig leer, doch ein leises Stöhnen aus der Dunkelheit verrät, dass es nicht so ist.
 

Noch immer benommen öffnet Levy ihre Augen. Sie braucht einige Sekunden, bis sich diese an die Dunkelheit gewöhnt haben. Sie liegt auf der Seite, der kalte, dreckige Boden unter ihr lässt sie frösteln. Hustend versucht sie sich aufzurichten und lehnt sich gegen die kühle Backsteinmauer. Wie ein eisiges Schwert zieht die plötzliche Kälte in ihre Glieder und langsam sackt sie wieder nach vorne.
 

„Gajeel…“, haucht sie, bevor ihr wieder schwarz vor Augen wird.
 

Reglos liegt die Blauhaarige im Dreck, ihre Kleidung ist zerrissen, ihre sonst so zarte Haut übersät mit Wunden. Die Haare fallen ihr wirr ins Gesicht, das Strahlen schon längst verblasst und versteckt unter Staub und feuchter Erde. Der Raum ist fensterlos, die Dunkelheit überzieht alles. Nur der Tisch mit der halb heruntergebrannten Kerze haucht der Szenerie Leben ein.
 

Sie weiß nicht, wie lange sie bereits am Boden liegt. Alles schmerzt und sie hat nicht die Kraft sich zu bewegen. Mit geschlossenen Augen versucht sie, die gefesselten Hände zu befreien, doch jeglicher Versuch ist zwecklos. Selbst mehr Licht kann sie sich nicht zaubern. Zitternd windet sie sich hin und her, Staub gerät ihr dabei in die Augen. Weinend versucht sie das Brennen loszuwerden, erfolglos. Sie schreit, vor Schmerzen und aus Verzweiflung.

Wo ist sie und wo ist ihre Rettung?

Völlig erschöpft schließt sie ihre Augen und verliert erneut das Bewusstsein.
 

Noch immer tanzen die kleinen Schatten der Kerze auf den kahlen Backsteinwänden. Es ist nicht viel zu erkennen, nur die graue, abgeschlagene Mauer und schwere Metallvorrichtungen. Auf dem Boden liegen schwere Eisenketten, die ein kaum erkennbares grünes Licht ausstrahlen. Magisches Eisen, wahrscheinlich magiebindend. Zwischen den Mauersteinen sind kleine Ritzen, durch die kalte Luft nach innen dringt. Eisiger Wind spielt mit den Haaren der zierlichen Magierin und reißt an den letzten Fetzten ihres Shirts.
 

Die Blauhaarige liegt immer noch zusammengekauert in einer Ecke, Arme und Beine straff gefesselt. Die rauen Stricke glühen grünlich und verhindern den Einsatz von Magie. Mit aller Kraft versucht sie, sich gegen den Boden zu stemmen und somit zumindest in den Sitz zu kommen, jedoch erfolglos. Wimmernd bleibt sie auf dem Schiefer liegen, spürt wie die Sandkörner sich an ihrer Haut reiben und unter jeder ihrer Bewegungen sich immer tiefer in ihre Poren fressen.
 

„Gajeel“ Es ist ein herzzerreißender Schrei der ihre Kehle verlässt. Er hat immer auf sie Acht gegeben und sie hofft, dass er ihr auch diesmal zur Rettung eilt. Panische Angst erfasst sie, während sie ununterbrochen seinen Namen in die Dunkelheit ruft. Wie lange sie bisher durchgehalten hat, weiß sie nicht. Ihr kommt es vor wie Stunden, als sie kraftlos in sich zusammenfällt und nur noch ein Flüstern ihre Lippen verlässt

„Bitte rette mich…“
 

Das Klirren von Schlüsseln und das Klacken eines Schlosses lassen sie aufhorchen. Noch immer liegt sie am Boden des Raumes, noch immer völlig ahnungslos, was mit ihr geschehen ist. Als die Tür aufgeht, fällt ein schmaler, greller Lichtstreifen in die Dunkelheit und blendet die junge Scriptmagierin. Kräftig blinzelnd versucht sie, das Brennen in ihren Augen zu unterdrücken, jedoch kann sie nicht mehr, als eine schwarze Silhouette erkennen.
 

Angst macht sich in ihrem Körper breit und ein unwohler Schauer läuft ihr den Rücken hinunter. Der Hereingetretene verschließt die Türe hinter sich und bleibt in einer Ecke des Raumes stehen. Völlig verschlungen von den Schatten. Nur seine weißen Zähne blitzen auf, als er seine Lippen zu einem höhnischen Grinsen formt.

Lange Zeit passiert gar nichts. In der wieder eingetretenen Dunkelheit kann Levy nichts erkennen und starrt in die Richtung, in der sie ihren Besucher vermutet. Bisher hat er nichts gesagt.
 

„Wer bist du, und was willst du von mir?“ Ihre Stimme überschlägt sich und das leise Echo verhallt kreischend an den kahlen Wänden. Sie hat ihn schon mehrfach angesprochen, doch der Schatten zeigt keine Reaktion. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals und in ihrer Magengegend breitet sich das flaue Gefühl immer weiter aus. Mit ihren letzten Kraftreserven schafft sie es endlich, sich vom Boden zu erheben und kommt zum Stehen. Leicht torkelnd, Füße und Hände sind immer noch gefesselt, überlegt sie krampfhaft, wie sie sich ihrem Gast nähern kann.
 

Die dunkle Gestalt bewegt sich schnell und tritt unmerkbar aus dem Schatten heraus auf sie zu.
 

Ein Ruck durchfährt ihren zierlichen Körper, als sie seine Hand an ihrer Kehle spürt. Unsanft stößt er sie gegen das Gemäuer, ihre Füße in der Luft hängend. Nach Luft ringend schließt Levy ihre Augen. Sein säuerlicher Atem schlägt ihr entgegen.
 

„Jose…“, murmelt sie kraftlos. Er umfasst ihren Hals fester.
 

„Du kleine Fliege bist also endlich wach“ Hämisch lachend wirbelt er ihren Körper herum und wirft sie unsanft zurück in die Zimmerecke. Keuchend versucht Levy zu atmen. Panik übermannt sie, als er wieder auf sie zuschreitet. Er packt sie an ihren gefesselten Händen und hebt sie mit Leichtigkeit in die Luft.
 

„Was willst du von mir?“ Tränen laufen ihre Wangen herunter, sie ist völlig aufgelöst. Die dunkle Aura, die ihren Entführer umgibt, versetzt sie in Angst und Schrecken.
 

„Von dir will ich gar nichts, du bist nur mein Mittel zum Zweck“ Levy glaubt, sich verhört zu haben. Mittel zum Zweck? Was will der ehemalige Phantommaster damit erreichen? Ein stechender Schmerz reißt sie aus ihren Gedanken. Mit seiner freien Hand, hat Jose der Blauhaarigen einen schmalen Dolch in den Oberschenkel gerammt. Eine schmale Blutspur zieht ihr Bein entlang.
 

Levy stöhnt vor Schmerz, doch der Griff des Mannes lockert sich nicht. Er drückt ihre Handgelenke an eine Wand und befestigt sie daran, mit einer der schweren Eisenketten. Das Klirren dröhnt regelrecht in den Ohren der Scriptmagierin.
 

„Was willst du dann?“ Nur noch ein Wimmern huscht über ihre Lippen. Die blauhaarige Magierin hat entsetzliche Schmerzen und die kalte Eisenkette bohrt sich mit jedem ihrer Atemzüge immer tiefer in das Fleisch ihrer Handgelenke. Das heiße Blut rinnt ihren Oberschenkel hinab und tropft lautlos zu Boden, an dem sich bereits eine kleine Lache gebildet hat. Mit ihrem Bewusstsein ringend, fixiert sie den Blick des dunklen Magiers
 

„Sag mir bitte was du willst“ Es ist fast schon ein Flehen.
 

Ihre großen, haselnussbraunen Augen sind feucht von den ganzen Tränen, die sie bisher geweint hat. Angst und Panik liegen in ihnen. Der dunkle Magier kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie ihn regelrecht anbettelt.
 

„Ich denke, ich brauch nicht mehr allzu lange warten, bis Gajeel hier ist, um dich zu retten...“ Bösartiges Lachen entfährt dem Mann und lässt Levy zusammenzucken.
 

Er will also Gajeel? Wieso ist er sich so sicher, dass er kommen wird?
 

Ihr Atem setzt aus, sie weiß, dass er kommen wird, er kommt immer um ihr zu helfen, sie aus jeder beängstigenden Dunkelheit zu befreien. Sie schickt stumm ein Stoßgebet gen Himmel und betet, dass er sich nicht alleine auf den Weg gemacht hat.
 

„Er wird kommen, das weiß ich“ Sein Gesichtsausdruck ist diabolisch, als er sich wieder der Scriptmagierin zuwendet. Seine Hand legt er an das Kinn der Magierin und zieht es zu sich. Sie versucht sich zu wehren, doch kann in ihrem Zustand nichts unternehmen.
 

Der Griff schmerzt und während er sein Gesicht langsam auf sie zubewegt, packt sie der Ekel.
 

„Und du meine Schöne, wirst das, wenn du Glück hast, sogar noch erleben“ Ohne zu zögern, presst er seine Lippen auf ihre. Levys ganzer Körper bäumt sich auf, versucht seinem Kuss zu entfliehen, doch die harte Wand im Rücken und die kalte Kette, mit der sie daran gefesselt ist, verhindern ihren Fluchtversuch.
 

Als er sich endlich von ihr löst, bleibt ihr der säuerliche Geschmack des Magiers auf den Lippen. Nur schwer kann sie einen Würgereiz unterdrücken. Eine Träne nach der anderen perlt ihre Wangen hinab und vermischt sich am Boden mit ihrem Blut. Völlig resigniert lässt sie den Kopf hängen. Sein lautes Lachen geht ihr durch Mark und Bein.
 

„Du Monster“, haucht sie schwach.
 

„Nana, so redet man nicht mit einem der zehn heiligen Magier“ Spöttisch grinst er sie an.
 

Unter seinem Umhang holt er ihre Handtasche hervor und wedelt triumphierend mit dieser hin und her.
 

„Schauen wir mal, was du hier so alles drin hast.“ Er entleert ihr Gepäck auf dem kahlen Boden und Levy betrachtet verzweifelt ihr Hab und Gut, welches nun verstreut vor ihr liegt.
 

Als erstes greift der Magier zu ihrem Runenschreiber.

„Interessant“, murmelt er vor sich hin und begutachtet ihn penibel genau.

„Sag mir, wie sehr du daran hängst“ Verächtlich schnaubt Levy in seine Richtung. Sie versucht stark zu wirken, obwohl ihr Innerstes langsam aber sicher zerbricht.

Der Stift, den ihr Jose vor die Nase hält, war ein Geschenk von Fried. Damals hatte sie ihm freudestrahlend erklärt, sie möchte auch unbedingt Schriftmagierin werden und hatte ihn regelrecht angebettelt, ihr alles beizubringen. Zu ihrem Geburtstag hatte er ihr dann ein paar Bücher über Runenmagie und diesen Runenschreiber geschenkt.

Sie kann sich noch genau an sein Lachen erinnern, als sie ihm deswegen um den Hals gefallen ist.
 

Der Mann scheint ihre Gedanken erraten zu haben, denn mit einem herrischen Ausdruck und einer Freude, die man nicht beschreiben kann, zerbricht er diesen Stift vor ihren Augen.

„Er ist dir wichtig, nicht wahr?“ Sein Hohn widerhallt in ihren Gedanken. Entsetzt und mit offenem Mund schaut sie den kleinen Splittern ihres magischen Utensils zu, wie diese langsam zu Boden rieseln.

„Nein…“ Stumm formt sie ihre Trauer in Worte.
 

Nach und nach zerreißt Jose Papiere, Bücher und alles was er findet. Als er ihre magische Lesebrille zerbricht, beginnt Levy zu weinen und zu schluchzen.

Sie war ein Geschenk von Jet und Droy. Sie wollten ihr zu ihrem fünfzehnten Geburtstag eine ganz besondere Freude machen und haben sich auf vielen kleinen Missionen Geld heimlich verdient.

Sie ist ein magisches Werkzeug, welches aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken ist.
 

„Du Mist…“ Sie kann ihren Satz nicht beenden. Ein Brennen auf ihrer Wange hindert sie daran. Der ehemalige Master von Phantom Lord hat sie mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

„Ich lass mich von so einer Fliege wie dir, nicht beleidigen, kapiert?!“, knurrt er die zierliche Blauhaarige an. Mit einem fiesen Lächeln dreht er ihr den Rücken zu und widmet sich dem restlichen Tascheninhalt.

Levy unterdrückt ein Schluchzen.
 

„Was haben wir denn hier noch Schönes?“ Er bückt sich und hebt die Pergamentrolle in die Höhe. Levys Atem setzt aus. Alles nur das nicht, pocht es gegen ihre Stirn. Sie hat so hart gearbeitet um dieses Schriftstück zu dechiffrieren und was sie fand, war ihr wichtiger als jedes Buch. Es geht um Gajeel, und das ist Grund genug es zu schätzen. Außerdem will sie sich endlich für die vielen Rettungsmissionen revanchieren.

Lachend hält er das Dokument über die Kerze. Die Flammen fressen sich schnell und ohne Erbarmen in das Papier und zerstören alles.
 

„Nein!“, kreischt Levy nun und ein Schauder überfällt sie. Zitternd und bebend schreit und weint das Mädchen, doch ihr Entführer ist erbarmungslos.

Nachdem er auch noch die schwarzen Federn der Harpyie verbrannt hat, die Levy eigentlich Gajeel mitbringen wollte, hofft sie nur inständig, dass er genug von ihrem Leben zerstört hat.

Doch das scheint hoffnungslos zu sein, denn zuletzt findet auch ihr Notizbuch seinen Tod in den Flammen.

Verzweifelt bäumt sich die Scriptmagierin auf und brüllt dem Mann an
 

„Warum?“
 

Es ist, als ob ihr Herz zerspringt. Sie weint und wimmert, doch Jose lacht nur und dreht sich zur Tür.
 

Ein weiterer Mann tritt herein und mustert die zierliche Gefangene.

„Du kannst mit ihr spielen Aria, aber lass sie noch am Leben“ Lachend verlässt er den Raum und lässt eine zitternde Levy zurück.

Voller Angst beobachtet sie den zweiten Mann dabei, wie er sich mit der kleinen Kerze vom Tisch in der Hand, auf sie zu bewegt. Seine Augen sind verbunden und er weint. Irritiert von diesem Anblick ergreift sie ein Fünkchen Hoffnung. Wenn er weint, dann ist er vielleicht ebenfalls ein Opfer und wird ihr nichts zuleide tun, doch sie hat sich wohl getäuscht.

Als sich der Magier ihr vorstellt, beginnen ihre Gedanken zu kreisen. Aria. Das war doch der Mann, der den Master verletzt hat, so hatten es ihr Mira und Erza jedenfalls erzählt.
 

„Das ist so traurig“, stößt der Koloss aus, als er beginnt sich die Augenbinde abzunehmen. Ein ungutes Gefühl durchflutet ihren kleinen Körper und sie versucht verzweifelt, die Ketten zu lösen. Doch mit jeder ihrer Bewegungen fressen sie sich tiefer in ihre Haut. Als sie ihrem Gegenüber das nächste Mal ansieht, erschrickt sie. Seine Pupillen haben eine merkwürdige Form und strahlen eine ungeahnte Grausamkeit aus. Ein Magiekreis bildet sich um sie und sie spürt wie ihr die magische Kraft, und somit ihre Lebensenergie schmerzhaft entzogen wird.
 

Es ist, als ob es sie innerlich zerreißen würde. Gequält schreit sie um Hilfe, macht ihren Gefühlen laut. Aria entzieht ihr die Kraft in kleinen Dosen, immer und immer wieder. Er wartet solange, bis sie sich regeneriert hat, nur um sie dann erneut zu entziehen.
 

Doch irgendwann wird ihm das Spielchen zu langweilig.
 

Er bremst den Magieentzug schon seit einer Weile nicht mehr. Genießerisch beobachtet er das Mädchen, wie es sich vor ihm windet vor Schmerz.

Doch kurz bevor ihre letzten Reserven aufgebraucht sind, hält er inne. Er starrt sie mit Tränen in den Augen und einem Lächeln auf den Lippen an, bindet sich Tuch wieder um und löscht die kleine Kerze an ihrer Haut. Der Raum ist nun in tiefes Schwarz gehüllt, eine Hand vor Augen ist nicht mehr erkennbar.
 

Zufrieden verschließt er hinter sich die Türe und lässt Levy an Ort und Stelle hängen.

Bewusstlos und kraftlos.

Ohne Ausblick auf Hoffnung.
 

-----to be continued-------
 

Arme, arme Levy. Ich glaube in diesem Kapitel bin ich regelrecht sadistisch mit dem Blauschopf umgegangen. Sie tat mir beim Schreiben so unendlich Leid.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

eure Eisregen

Unerwartete Hilfe

Kapitel 20 Unerwartete Hilfe
 

Völlig verschwitzt flattert der kleine Exceed hinter seinem Partner her. Abgesehen von den Phasen in verschiedenen Zügen, hatten sie sich keine Pause gegönnt.

Während der Reise haben die beiden kaum ein Wort miteinander gewechselt. Nur wenn Lily Fragen zu Phantom Lord und dessen Magier hatte, hat Gajeel ihm geantwortet. Knapp, aber ausführlich genug, um sich ein Bild über deren Stärke und Angriffsverhalten zu machen.

Unsanft prallt der geflügelte Kater an etwas Hartem ab. Gajeel ist ohne Vorwarnung stehen geblieben und starrt in den dunkelgrünen Wald hinein.
 

„Laut Bixlow müssen wir hier nur noch durch“ Lily zeigt mit seiner Pfote in den Wald.
 

Die Raishinshu hatten ihnen den Weg bis zum Ödland genauestens beschrieben, und auch die Gefahren, die bis dahin auf sie lauern würden, doch jetzt, direkt davor, schien alles vergessen zu sein.
 

„Tsumei wirkte weitaus bedrohlicher“, brummt Gajeel seinem Partner zu und verwandelt seinen Arm in eine Machete.

Querbeet schlagen sie sich durch das Geäst und das Gestrüpp, ringen Bäume nieder und häckseln alles in Einzelteile, was sich ihnen in den Weg stellt. Selbst die Hornissen und auch ein Bär kann das Duo nicht aufhalten. Sie haben eine Mission, und ihnen bleibt keine Zeit.
 

Doch nun stehen sie da. Der Klippenvorsprung liegt direkt zu ihren Füßen. Vorsichtig tappst der Exceed bis an die Kante heran.

„Das geht ganz schön tief runter“, bemerkt er und schluckt den aufkommenden Kloß in seinem Hals wieder herunter. Beklommen starrt er seinen Partner an und folgt dessen Blick in die Ferne. Vor ihnen erstreckt sich das Ödland. Der trockene Sandboden, der hier und da bereits aufgeplatzt ist, die schwarzen verdorrten Dornensträucher die vereinzelt aus den Rissen ragen und das große, weite Nichts.
 

„Kannst du was riechen?“, fragt Pantherlily ohne seinen Blick von der Landschaft abzuwenden.

„Nein noch nichts“, knirscht der Drachentöter geknickt. Sein Herz hämmert wie wild in seiner Brust.

Wo ist der Zwerg nur?
 

Um im Schatten des Waldes bleiben zu können, balancieren die beiden eine Weile am Abhang entlang. Sie wollen nicht an den Nestern der Harpyien hinunter klettern, außerdem hat Gajeel die Hoffnung, eine Witterung aufnehmen zu können, wenn sie nur noch ein wenig länger weiter oben bleiben würden.
 

Die Umgebung ändert sich kaum. Von Zeit zu Zeit weht eine kräftige Windböe über den Abhang hinweg und trägt tanzend die losen Sandkörner des Ödlandes mit sich. Der dunkelgrüne Wald zu ihrer linken weicht einem felsigen Berg.

„Meinst du, das ist die richtige Richtung?“ Unbehagen befällt den schwarzen Kater. Seufzend schüttelt der schwarzhaarige Magier den Kopf.

„Wir gehen besser ein Stück zurück. Von hier aus, kommen wir nicht einmal ordentlich ins Ödland runter“

Seine Stimme klingt resigniert und erschöpft. Er hat sich bei den kleinen Kämpfen im Wald und bei der hastigen Durchquerung eindeutig verausgabt.
 

Wieder erdigen Boden unter den Füßen sackt der Hüne zitternd zusammen.

„Scheiße!“

Mit seinen Fäusten trommelt er auf den Untergrund.

„Scheiße, Scheiße, Scheiße!“

Er verflucht die Weitläufigkeit des kargen Steppe und seine Müdigkeit.
 

Lily, nun in seiner Kampfform, zieht seinen Partner wieder auf die Beine.

„Komm jetzt. Wir brauchen eine Pause. So können wir sie ganz bestimmt nicht retten.“ Mit gesenktem Kopf lässt sich der Eisendrache mitschleifen.

Unter einem dichten Blätterdach breiten die beiden ihr Nachtlager aus. Lily hat bereits Feuerholz geholt und ihren Proviant auf zwei relativ grade Äste gespießt. Stumm kümmert sich jeder um sein Essen und legt sich danach zur Ruhe.
 

Kurz vor Sonnenaufgang öffnet Gajeel seine Augen. Immer wieder nimmt er tiefe Atemzüge der frischen Morgenluft. Irgendetwas kommt ihm verdammt bekannt vor. Langsam erhebt sich der große Mann von seinem Lager, bedacht darauf seinen Kater nicht zu wecken und schlurft langsam in Richtung Abhang. Seine Nasenspitze kräuselt sich, als er den nächsten tiefen Atemzug nimmt.

In Schockstarre versetzt runzelt er die Stirn.

Eine tiefe, besorgniserregende Furche bildet sich oberhalb seiner Nasenwurzel.

Levy.

Eindeutig.
 

Der Geruch, den er wahrnimmt, kann er eindeutig ihrem Himbeerduft zuordnen. Nicht nur einmal hat er diesen bereits wittern müssen.

Doch was ihn fertig macht, sind die Nebengerüche.

Ihren Angstschweiß kennt er ebenfalls schon. Bereits auf Tenroujima hat sich dieser mit ihrem sonst so lieblichen Duft vermischt, aber das Schlimmste ist…

ist…

...der Geruch von Blut!

Das Eigene gefriert augenblicklich und seine Atmung verlangsamt sich. Den Geruch seiner ehemaligen Gilde wird er ebenfalls nie vergessen.
 

Er zuckt vor Schreck zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürt. Lily schwebt neben ihm und folgt seinem Blick über die weiten des Landes.

„Du witterst sie?“ Er braucht eigentlich nicht fragen. Der bestürzte Ausdruck in seinem Gesicht und die angespannte Haltung seines Partners sind Antwort genug.
 

„Blut, Angst. Ich rieche alles. All das stammt von ihr!“

Beide Hände zu Fäusten geballt wendet er sich von dem Abhang ab.

„Lass uns schnell zusammenpacken Lily“ Seine Stimme ist komplett emotionslos. Er fühlt nichts mehr, nur noch das Bedürfnis den Schuldigen zur Strecke zu bringen und die zierliche Magierin endlich wieder zurück zu holen.
 

Während Lily ein wenig Wasser über den Rest der Glut schüttet um diese zu löschen, schultert sein Partner den Seesack auf. Ein Rascheln im Gebüsch lässt beide zusammenfahren.

Sekunden vergehen in denen sich Gajeel fragt, weshalb er seinen Verfolger nicht spüren oder riechen konnte, weshalb er so abgelenkt ist, als ein Schatten aus dem Wald hervortritt.

Team Redfox macht sich kampfbereit, als die aufgehende Sonne den Beschatter in warmes Licht hüllt und die Figur preisgibt.

„Eine Frau?“, entfährt es dem Kater.

„Nicht irgendeine Lily“

Jede seiner angespannten Muskelfasern beginnt sich zu lösen. Kopfschüttelnd wendet er den Rücken zu der ominösen Frau und schultert seinen Seesack erneut. Er hat sie erkannt.

„Was willst du hier?“, grummelt er leise, jedoch hörbar. Lily schaut verwirrt zwischen den Beiden hin und her.
 

„Juvia will Gajeel-kun helfen“

Jetzt erkennt auch der schwarze Kater ihren Besucher und entspannt sich. Leichtfüßig kommt er zu Boden und sammelt die Reste des Proviants auf, welches er in seinem grünen Beutel verstaut.

„Verschwinde von hier, das ist zu gefährlich“, raunzt der Magier die Regenfrau an. Fassungslos starrt Lily seinen Partner an. Er hat sich eigentlich gefreut, dass sie noch mehr Hilfe bekommen haben, denn das, was auf sie zukommt wird definitiv kein Zuckerschlecken.

Doch sein starrköpfiger Partner muss mal wieder allein den Helden spielen.

Was für ein Dummkopf.
 

„Gajeel-kun, Juvia weiß, wie stark der Gegner ist. Immerhin…“

Betreten knetet die Blauhaarige den Stoff ihres Mantelsaumes.

„…Immerhin war Juvia ebenfalls eine Phantomfrau.“

Bei diesem Gedanken muss sie sich regelrecht schütteln. Sie liebt Fairy Tail und ist froh, ihre Vergangenheit hinter sich lassen zu können.

Hinter sich lassen zu dürfen.

Nie wieder möchte sie eine Phantomfrau sein.

„Juvia…“ Weiter kommt Gajeel nicht.

„Juvia weiß genau wie wichtig Levy-san für Gajeel-kun ist!“

Der Eisenmagier glaubt sein Herz zerspringen zu hören, als sich Levy in seine Gedanken stiehlt.

Levy, wie sie leblos vor Jose liegt.

Levy wie sie ihn herzlich anlacht.

Levy wie sie bewusstlos vor ihm am Baum hängt.

Zähneknirschend tritt er einen Stein weg, der vor seinen Füßen gelegen hat.

„Wir werden Levy-san retten“

Überzeugt schließt sie zu dem Mann mit dem Exceed auf und legt ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter.

„Gajeel-kun, ich kenne die Element 4 vielleicht sogar besser als du…“ Sie versucht ihm Mut zu machen, dass weiß er, aber im Moment fühlt er sich hoffnungslos.
 

„Juvia und Gajeel-kun…“

„Jetzt halt die Klappe, blöde Regentussi“, fährt der Drache die Wassermagierin an. Diese weicht ein Stück zurück, aber hält an ihrem Vorhaben fest.
 

„Wir werden Gajeel-kuns große Liebe retten!“
 

Ein paar Kiometer entfernt...

Benommen schlägt Levy ihre Augen auf. Ein paar Mal blinzelt sie kräftig, dann gibt sie auf.

Der Raum wird schwarz bleiben.

Dunkel wie die Nacht.

Langsam kehren ihre Erinnerungen an die letzten Stunden zurück. Bevor sie ohnmächtig wurde, spürte sie noch die kleine Flamme der Kerze, wie sie an ihrer Haut erloschen wurde.

Schmerzhaft war es, aber als Fairy Tail Magierin ist sie weitaus heißere und größere Flammen gewohnt. Immerhin fackelt Natsu regelmäßig Teile des Schankraumes ab. Ein leises Kichern entfährt ihr, ebbt aber sofort wieder ab.

In dieser Lage ist es nicht angebracht zu Lachen.

Langsam versucht sie, sich zu bewegen, doch gleißende Schmerzen in den Handgelenken hindern sie daran. Die eisernen Ketten haben sich bereits so tief in ihr Fleisch gedrückt, dass kleine blutige Krusten entstehen konnten.

Vor Schmerzen beißt sich die zierliche Blauhaarige auf die Unterlippe. Ein weiterer Versuch, die Spannung der Ketten zu lösen scheitert und sie spürt nun ihr Blut langsam ihren Händen hinunterlaufen. Die kleinen Tropfen ziehen eine schmale Spur an der Innenseite ihrer Arme und weil dieses sanfte Gefühl kitzelt, windet sie sich hin und her.

Nun beginnt auch die Wunde an ihrem Oberschenkel wieder zu schmerzen. Vor lauter Hilflosigkeit beißt sie sich erneut auf die Unterlippe. Sie wird es wohl einfach ertragen müssen.
 

Vorsichtig blickt sie sich um. Es ist wirklich finster in dem kleinen Raum, keine Hand vor Augen ist zu erkennen.

Eine ungeahnte Panik ergreift Besitz von der jungen Frau. Schaudernd hängt sie nahezu bewegungslos an der Backsteinwand, gefesselt und verwundet.

Wie lange sie schon hier ist, weiß sie selbst nicht mehr, denn ob Tag oder Nacht ist, lässt sich in diesem fensterlosen Gefängnis nicht ausmachen.

Sie hat den Überblick verloren.

Leises Wimmern verlässt ihre Kehle und dicke Tränen perlen ihre Wangen hinab.

Alles in ihr schreit nach Hilfe, doch bis jetzt verlässt kein Ton die Lippen der zierlichen Blauhaarigen.
 

Eisiger Wind streift durch das Gemäuer und hinterlässt schmerzhaftes Prickeln auf ihrer mit Wunden übersäten Haut.

Sie fröstelt.

Von ihrer Kleidung sind nur noch Fetzen übrig, die die wichtigsten Stellen notdürftig bedecken. Die Kälte kriecht in ihre Glieder, in ihre Muskulatur und ihre Knochen. Sie bekommt eine Gänsehaut und zittert wie Espenlaub. Ob nur vor Kälte, oder auch vor Verzweiflung vermag sie nicht mehr zu sagen.

Sie hat völlig die Orientierung verloren.

Würde sie ihr eigenes Körpergewicht nicht zu Boden ziehen, wüsste sie wahrscheinlich nicht mal mehr, wo oben und unten ist. Die unebene Oberfläche der Backsteine bohrt sich in ihren Rücken. Die unnatürliche, hängende Haltung macht sie noch wahnsinnig.
 

Vorsichtig versucht sie ihre Fersen auf den herausragenden Fugen der Wand aufzustellen und sich somit ein bisschen nach oben schieben zu können.

Eine kurze Entlastung für ihre Arme lässt sie aufseufzen, jedoch verliert sie den Fersenkontakt schnell wieder. Die plötzliche Zug lässt sie gequält aufschreien. Dieser ruckartige Schmerz war schlimmer als das Hängen an sich. Erschöpft senkt sie den Kopf und denkt an die vergangenen Stunden.
 

In ihrer Ohnmacht hatte sie alle Szenen ihres ersten Zusammentreffens noch einmal durchleben müssen.

Wie er auf sie zugestürzt kam und sie ohne zu zögern fast zu Tode prügelte.

Er, der obwohl sie ihn anbettelte, immer weiter auf ihren Körper einschlug.

Sie hasst diese Erinnerungen.

Gajeel ist nun ein anderer Mensch, er hat sein altes Ich abgelegt und ist zu einem echten Fairy Tail Magier geworden, doch immer wieder schieben sich diese entsetzlichen Bilder vor ihr inneres Auge.

Sie schreit in die Dunkelheit, schreit ihre Überzeugung, ruft ihn um Hilfe.

Ihn, auf den sie sich seit damals immer verlassen kann.

Er hat sie doch immer wieder gerettet. Vor Laxus, der Amok lief und vor den Grimmore Heart Magiern, welche sie fast töteten.
 

Warum ist sie also grade jetzt in diesem grausigen Nachhall jener Geschehnisse gefangen?
 

Plötzlich hört sie eine Stimme. Es ist ihre beste Freundin Lucy, die ihr vollkommen aufgelöst und mit einem strahlenden Lächeln von ihren Erlebnissen in Edolas berichtet. Wie Gajeel mit Lily gekämpft hat um sie und alle anderen Fairy Tail Magier zu retten.

Stöhnend öffnet sie ihre Augen. Immer wieder versucht sie sich durch blinzeln an die Dunkelheit zu gewöhnen, doch immer wieder sieht sie nichts. Das große, schwarze Nichts.

Doch jetzt wo sie wieder bei völligem Bewusstsein ist, kann sie alle Gedanken verdrängen, die mit der unheilvollen Nacht zu tun haben.

Jetzt kann sie sich Gajeel ins Gedächtnis rufen, den Gajeel, der sie so innig in der Höhle umarmte und den Gajeel, der er jetzt ist.

Ob er wohl das Gleiche für sie empfindet?

Ihre Gefühle übersteigen die einer normalen Freundschaft definitiv, doch was ist mit ihm?

Immerhin sieht er verdammt gut aus und könnte deutlich hübschere und stärkere Frauen haben als sie.

Geknickt seufzt die Scriptmagierin auf.

Ist es immer noch ein Wiedergutmachungsakt für ihn, oder rettet er sie, weil er sie wirklich mag?

Zu gerne würde sie ihm diese Frage stellen, doch die Angst, ihre merkwürdige Freundschaft damit zu zerstören ist weitaus größer. Sie wird warten und wenn er sich für eine andere entscheiden sollte, dann kann sie immer noch eine Freundin für ihn sein.
 

Was macht diese Dunkelheit nur mit ihr?

Zu welchen Gedanken ist sie trotz ihrer Schmerzen fähig?

Völlig aufgelöst beginnt sie zu schreien.

Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, als plötzlich die Türe aufgeht.

Schlagartig verstummt die Magierin und starrt gebannt zum hereinfallenden Lichtschein. Ein weiblicher Schatten bewegt sich auf sie zu und beginnt, ihr eine Flüssigkeit einzuflößen.

Wasser, denkt Levy und nimmt die Gabe an. Ein paar Schlucke später wird die Flasche wieder abgesetzt und sie bekommt ein bisschen Brot in den Mund gestopft.

Während sie kaut versucht sie einen Blick auf die Person zu erhaschen, doch alles was sie sehen kann, ist ein Schwert, welches an ihrer Hüfte hängt.

Wortlos wird ihr erneut die Wasserflasche an die Lippen gesetzt. Hastig trinkt Levy so viel wie möglich.

Ein paar Minuten später ist die Person wieder verschwunden und der Raum in völlige Dunkelheit getränkt.

Es dauert nicht lange bis die Angst wieder die Oberhand über ihren zierlichen Körper gewinnt und sie beginnt zu schreien bis sie die Kraft verlässt und sie erschöpft in einen traumlosen Schlaf fällt.

Gajeel gegen Monsieur Sol

Kapitel 21 Gajeel gegen Monsieur Sol
 

Stundenlang sind sie durch die offenen Flächen des Ödlandes gewandert.

Die Wasservorräte sind nahezu aufgebraucht. Immer wieder reckt der Dragonslayer seine Nase in die Luft um sich zu vergewissern, dass sie dem richtigen Pfad folgen. Der Himbeerduft, der von Levy ausgeht und auch der Gestank der dunklen Gilde werden immer intensiver.

Je näher sie dem Versteck kommen, umso angespannter wird das Trio.
 

„Hoffentlich lebt sie noch“

Der kleine schwarze Exceed bereut es sofort seinen Gedanken laut ausgesprochen zu haben. Mit einem Blick der Töten könnte starrt sein Partner ihn an. Seine Haltung völlig versteift, jede Muskelfaser zum Zerreißen gespannt.

Juvia versucht die angespannte Situation zu beruhigen.

„Juvia glaubt, das Levy stark ist.“

Der Dragonslayer atmet schwer und lässt den Kopf sinken. Ruckartig setzt er sich wieder in Bewegung.

„Wenn wir hier noch weiter rumstehen, dann kommen wir wohl möglich zu spät“

Innerlich bringt ihn diese Unwissenheit über ihren Zustand fast um, aber er muss einen kühlen Kopf bewahren.

Einfach wird es nicht, sie daraus zu holen.
 

Plötzlich verlieren die Drei den Bodenkontakt und stürzen in ein riesiges Erdloch. Lediglich Lily kann sich mit seinen Flügeln in der Luft halten.

„Eine Falle?“, kreischt Juvia ungläubig als sie jemand ruckartig am Handgelenk packt.

Dem Exceed ist es grade noch so gelungen sich in seine Kampfform zu verwandeln und seine Freunde sanft auf den Boden herab zu lassen.

„Danke Partner“

Mit einem festen Schulterklopfer bedankt sich der Drache bei dem Exceed und beginnt, sich langsam umzuschauen. Juvia klopft sich den Sand von ihrem Mantel und tut es ihm gleich.

„Wo sind wir?“

Juvias Stimme widerhallt an den feuchten Erdwänden. Das Loch ist ziemlich tief und das Sonnenlicht erreicht nicht den ganzen Untergrund.

„Ich weiß es nicht“

Gajeel streicht mit einer Hand über die lehmigen Wände.

„Aber das hier scheint durch Magie entstanden zu sein.“

Rätselnd wirft sich das Team ein paar Blicke zu.

„Seht mal, da hinten ist ein Gang“

Lily ist der erste, der es bemerkt und zeigt in die Dunkelheit. Schwach können die drei eine Fackel leuchten sehen. Unruhig züngeln die Flammen hin und her.
 

Vorsichtig bewegen sich die Magier auf den Ausgang zu, als die Erde langsam zu beben beginnt.

„Da kommt was“

Juvia hält sich vor Schreck die Hand vor den Mund, schüttelt die aufkommende Unsicherheit aber schnell wieder ab und begibt sich in Kampfposition. Aus dem vermeintlichen Ausgang treten Soldaten heraus, teilweise schwer bewaffnet, teilweise mit Stäben in der Hand und postieren sich vor dem Trio.

„Eine magische Armee“ entfährt es Lily.

Immer mehr Soldaten drängen in den kleinen Bereich und umzingeln das Fairy Tail Team.
 

„Juvia, ihr fliegt nach oben“, knurrt Gajeel der Regenfrau zu.

„Was? Wir lassen dich hier unten nicht alleine“, beginnt sie zu protestieren und auch der Exceed schüttelt vehement den Kopf.

„Lily, bitte. Ihr müsst oben weiter suchen. Der Unterschlupf muss hier ganz in der Nähe sein“

„Das kannst du vergessen. Wir machen die hier gemeinsam fertig und werden dann zusammen weitersuchen“

Pantherlily ist nicht gewillt sich umstimmen zu lassen.
 

Verächtlich schnaubend wehrt Gajeel den ersten Angreifer ab und auch die anderen Beiden stürzen sich in den Kampf. Doch je mehr Soldaten sie schlagen, umso mehr kommen aus dem dunklen Gang zum Vorschein.

„Verdammte Scheiße!“

Wütend prügelt der Eisenmagier auf ein paar Männer ein

„Tetsuryu no Houkou“.

Der Drachenatem schlägt eine ganze Reihe an Magiern nieder, doch es kommen immer mehr.

„Lily, schnappe dir Juvia und such Levy!!!“

Der Tonfall des Eisendrachens lässt keine Widerrede zu. Missmutig schnappt sich der Kater die Wassermagierin, die lautstark protestiert.

„Gajeel-kun, meinst du nicht, dass es zusammen einfacher wäre? Juvias Wasser kann man nicht aufhalten“

Zähneknirschend ignoriert er die Einwände seiner Partnerin und widmet sich den Soldatenscharen. Wenn sie die Lehmgrube unterspült ist die Gefahr viel zu groß, dass es alles einstürzt.

Außerdem muss jemand Levy retten, falls er es nicht weiter schaffen sollte.
 


 

Oben angekommen beobachten die beiden Feenmagier das Kampfgeschehen.

„Meinst du das war eine gute Idee, Lily-san?“

In Juvias Worten spiegeln sich Besorgnis und Verzweiflung.

„Ich glaube nicht das Gajeel K.O. geht, bevor wir Levy gefunden haben“, gibt der kleine Kater zu bedenken und Juvia nickt zustimmend.

„Wenn Gray-sama doch hier wäre…“

In ihren Tagträumen taucht der Eismagier auf und mit einem gemeinsamen Unison Raid besiegen sie alle Soldaten. Glucksend kichert die Wassermagierin.

Der Exceed kann ein Augenrollen nicht verhindern.

Die und ihr Eismagier.

„Wir sollten uns auf den Weg machen und weitersuchen“

Galant erhebt sich der schwarze Kater in die Lüfte und schwebt lautlos vor der Regenmagierin her.

„Pass bloß auf dich auf Gajeel-kun“, murmelt diese noch, bevor auch sie sich wieder auf die Suche begibt.
 


 

Während er mit den letzten Soldaten beschäftigt ist, verändert sich plötzlich der Untergrund. Nur aus dem Augenwinkel bemerkt es Gajeel und springt einen großen Satz zurück.

An der Stelle, an der er vor wenigen Minuten noch stand, taucht wie aus dem Nichts ein neuer Gegner auf. Der Dragonslayer fletscht die Zähne und knurrt seinen Gegenüber bösartig an.

„Sol…“
 

„Oui, Oui, Salut“

Ein hämisches Grinsen legt sich über die Lippen des ehemaligen Element 4 Magiers. Lachend wiegt er sich wie ein Halm im Wind hin und her. Sein biegsamer Körper schwankt, als sei nicht ein einzelner Knochen darin verborgen.

„Du darfst Monsieur Sol sagen, mein alter Freund.“
 

Gajeels Augen leuchten blutrot auf, als er seinen Arm in ein Schwert verwandelt. Sein Gegenüber scheint ihn nicht ernst zu nehmen und wackelt immer noch wie aus Gummi hin und her.

„Nur einen Arm? Bist du dir sicher?“, kichernd wiegt sich der Magier von links nach rechts.

In Gajeel staut sich die Wut und ohne nach zu denken stürzt er sich auf seinen Widersacher.

Im Bruchteil einer einzelnen Sekunde liegt der Schwarzhaarige am Boden. Dort wo Sol im letzten Augenblick stand ist lediglich die Erde ein Stück aufgewühlt.
 

Höhnisches Lachen dringt an sein Ohr. Der dunkle Magier ist im Boden versunken und nur wenige Zentimeter hinter ihm wieder aufgetaucht.

„Sable Dance“, hört der Dragonslayer noch, bevor sich um ihn herum ein Sandstrum bildet.

„Das ist alles was du drauf hast?“

Mit dem Handrücken schützt der Eisenmagier seine Augen und stürzt sich erneut auf seinen Kontrahenten.
 

Mit einer Platzwunde über dem rechten Auge und einem zerbrochenen Monokel klatscht der ehemalige Phantom Lord Magier an die Wand des Erdlochs. Gajeel blinzelt sich die letzten Sandkörner aus den Augen und starrt in die Richtung, in der sich vor einigen Sekunden noch der Mann befand.

„Du Feigling!“, brüllt der Drache und wirbelt herum.

Hinter ihm steht Sol nun wieder, nach wie vor lächerlich schwankend und dämlich grinsend.

„Oui, Oui. Bist du nicht hier, um das süße, kleine Mädchen zu retten?“
 

Kurzzeitig bleibt Gajeel die Luft weg.

Das Bild der zierlichen Scriptmagierin schiebt sich in seine Gedanken. Regungslos schaut er ins Nichts. Das muss auch seinem Gegner aufgefallen sein, denn just in diesem Augenblick zerbarst der Untergrund und kleine, sowie große Felsbrocken stürzen auf den Fairy Tail Magier ein.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht versucht er sich aus der Schusslinie zu bringen und sinkt schwer atmend auf die Knie.
 

„Non, Non, Non“

Wieder verschwindet Sol im Untergrund und taucht direkt vor Gajeel auf. Er fesselt ihn mit seinen extrem elastischen Gliedern und schnürt ihm die Luft ab. Hustend windet sich Gajeel in der Umklammerung, kann sich jedoch nicht befreien.

Der Würgegriff um seinen Hals wird immer enger, die Luft immer knapper.

Ruckartig reißt er an dem Erdmagier herum und schafft es, sich aus der Situation zu lösen.
 

„Deine Stärke hat sich nicht verändert, oui oui. Wie wär es wenn, du dich uns wieder anschließt? Dein Opfer von damals haben wir hier für dich gelagert oui oui“

Grässlich biegend und verzerrt lachend wartet Sol die Reaktion des Eisenmagiers ab. Die Ader an der Schläfe pocht gewaltig und der ganze Körper des Hünen bebt.

„Du Scheißkerl!“

Grade will sich der Drache auf Sol stürzen, als dieser plötzlich Levy in den Armen hält.

Gajeel traut seinen Augen nicht und unterbricht seinen Angriff.

Sie zieht das Gesicht, das er nie wieder sehen wollte.

Aus großen, angsterfüllten Augen blickt sie ihn an, flehend, doch bitte aufzuhören.

Völlig fertig fällt der Schwarzhaarige auf die Knie.

„Levy…“

Er schnauft.

„Du elender Feigling!“, brüllt er seinen Kontrahenten an.
 

„Non non non. Ich zeige dir nur deine Erinnerungen“
 

„Sol“

Die Wut steigt in ihm auf. Langsam erhebt sich der Eisenmagier wieder.

Er kennt die Tricks, immerhin haben sie damals zusammen gekämpft.
 

Er weiß dass Levy vor ihm nur eine Illusion aus Sand ist.
 

„Für dich immer noch Monsieur Sol“

Mit Leichtigkeit weicht der Erdmagier den Angriffen von Gajeel aus.

„Gajeel“

Sol steht immer noch vor ihm. Mittlerweile ist der Dragonslayer am Rande seiner Kräfte angekommen. Triumphierend streckt sein Gegner seinen Arm in die Luft.

Leblos hängt Levy daran herab und auch wenn Gajeel weiß, dass sie aus Erde ist, fühlt er sich nicht in der Lage sie anzugreifen.

„Wie kannst du nur Gefühle für sie entwickeln? Oder hast du vergessen was du ihr angetan hast?“

Sein Lachen scheppert in den Ohren des Drachen.

Niemals würde er vergessen was passiert ist, jedoch versucht er mit ihrer Hilfe seine Vergangenheit hinter sich zu lassen.

„Ich werde dich ewig leiden lassen, Gajeel“
 

„Fuuin Maho: Merci la vie“

Vor Schmerzen windet sich Gajeel hin und her, während der Zauber auf ihn wirkt und ihn an seine Erinnerungen fesselt.
 


 

Er fällt in tiefes Schwarz und landet unsanft auf den Pflastersteinen einer abgelegenen Seitengasse. Er sieht sich selbst. Und er sieht sie. Er sieht, wie er auf sie und ihre Freunde herabstürzt. Gajeels Herz ist dabei zu zerspringen. Er hat einen Kloß im Hals und will schreien. Sein Rammbock trifft die zierliche Blauhaarige in den Magen und schleudert sie gegen eine Wand. Levy ringt nach Luft und spuckt Blut. Gajeel schreit, schreit sich die Seele aus dem Leib, will sein eigenes Ich aufhalten, doch um ihn herum bleibt alles stumm. Niemand kann ihn hören, niemand kann ihn sehen. Sein Abbild packt Levy am Hals und schüttelt sie. Gajeel muss hilflos miterleben, wie sehr sie gegen ihre Ohnmacht und ihre Tränen ankämpft, sein Herz schlägt ihm bis zum Hals und sein Körper versteift sich immer mehr. „Hör auf!!!“Er schreit sich selbst an, ballt seine Hände zu Fäusten, doch es hat keine Wirkung.
 

Er ist gefangen in der Erinnerung an damals.

Diese Verzweiflung, die von ihm Besitz ergreift, beginnt langsam ihn von innen heraus zu zerstören.

Zitternd und wimmernd liegt er auf der Erde, windet sich.

Nur schwer kann Sol ein Lachen unterdrücken.

„Diese Magie wird dich langsam von innen zerfressen, Gajeel“

Langsam dreht sich der Erdmagier um und will sich grade in Bewegung setzten als ein sich ein neuer Magiekreis um den Drachen bildet.
 

„Gajeel bitte hilf mir“

Ganz leise dringt ihre Stimme an sein Ohr, doch er hat sie genau verstanden.

Sie ruft nach ihm, weil er nicht ihr Peiniger, sondern weil er ihr Retter ist.

Immer fester klammert er sich an diesen Gedanken und kann die schlechten Erinnerungen immer weiter ausblenden.

Mit letzter Kraft zieht er sich aus dem Sog von Sols Magie.
 

Plötzlich bewegt sich der Hüne und springt auf den Erdmagier zu.

Das Leuchten in seinen roten Augen ist aggressiver denn je und während er zähnefletschend seinen Körper zu Eisen verwandelt und seine Arme zu Waffen formt, schlägt er unerlässlich auf Monsieur Sol ein.

Ein Treffer nach dem nächsten befördert den Mann in die Bewusstlosigkeit.

Erst Minuten später und nachdem sein Gegner schon lange am Boden liegt, kehrt sein Bewusstsein für die Realität zurück.

Erschöpft sinkt Gajeel auf die Erde und schaut sich in der Grube um.

Die Spuren der Kämpfe sind kaum übersehbar.
 

Nach einigen weiteren tiefen Atemzügen erhebt sich der große Mann und macht sich auf den Weg in die dunklen unterirdischen Gänge.

Der Gesang eines Engels

Stunden, Wochen, Tage oder doch nur Minuten? Levy hat keine Ahnung wie lange sie bereits in dieser Finsternis gefangen ist. Ihre Arme spürt sie bereits nicht mehr und auch der Rest ihres Körpers fühlt sich taub an. Leider ist es nicht die Taubheit, die einen gar nichts mehr spüren lässt, nein, vielmehr ist es dumpfes Ziehen der Glieder, Pochen, welches sich wie ein Beben um die Wunden herum ausbreitet und sie verschlingt. Sie ist ein Schmerz. So fühlt sie sich zumindest an.
 

Immer wieder fragt sie sich, was ihre Freunde wohl grade tun, ob es ihnen gut geht. In ihren Gedanken beschäftigt sie sich mit Evergreen und den restlichen Raishinshu. Kurz bevor sie auf diesem Berg bewusstlos wurde, hat sie sie gehört. Wie sich alle drei mit sorgenvollen Schreien auf Jose und seine Kameraden stürzten. Wie der Kampf ausging? Das weiß sie nicht, jedoch beschleicht sie ein ungutes Gefühl, denn wenn ihre Freunde gewonnen hätten, dann wäre sie jetzt nicht hier.

Wahrscheinlich.

Hoffentlich geht es allen gut.
 

Levy beißt die Zähne zusammen. Der ziehende Schmerz ausgehend von ihrem Oberschenkel ist unerträglich. Der kühle Luftzug, der durch das Gemäuer peitscht, heizt die Wunde immer wieder an und verhindert, dass sich das verletzte Gewebe beruhigen kann. Tränen kullern ihre Wangen hinab und sie wundert sich, dass sie nach all dieser Zeit in ihrem Gefängnis, überhaupt noch zum Weinen in der Lage ist.
 

Immer wieder flimmern Erinnerungsfragmente vor ihrem inneren Auge auf. Von Gajeel, von der Gilde, aber auch aus ihrer frühsten Kindheit. Nur verschwommen kann sie sich an die Gesichter ihrer Eltern erinnern, nur schwammig an das Haus und den Ort an dem sie lebte bevor sie alles verlor.
 

Ein groß gewachsener Mann stand in der Türe zu dem kleinen Kinderzimmer. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, doch seine Lippen zierte ein Lächeln.

„Levy-chan, es ist schon spät, so langsam musst du schlafen“ versuchte er das kleine Mädchen vor sich dazu zu bewegen, das Licht zu löschen. Es war seine Tochter. Die blauen Locken fielen ihr wirr ins Gesicht, ihre Wangen waren rosig verfärbt und ihre Nase steckte in einem riesigen Buch.

„Aber Papa, das ist doch so spannend“, protestierte sie, ohne von dem alten Papier aufzusehen. Kopfschüttelnd ließ sich der blonde Mann neben ihrem Bett auf die Knie sinken. Während er sachte ihren Rücken streichelte beobachtete er die vergnügt zuckenden Mundwinkel und die strahlenden müden Kinderaugen.

„Aber es ist schon spät, Mama liegt doch auch schon im Bett“, wagte er einen weiteren Versuch, sie zu überzeugen. Seine Hand kraulte ihr nun den Kopf.

„Aber warum hast du mir denn das Lesen beigebracht, wenn ich das jetzt nicht machen darf?“ Diese Frage haute ihn schlichtweg aus seinen dunklen Pantoffeln. Er wusste, dass sein kleines Mädchen schlagfertig war, aber damit hatte er nicht gerechnet. Langsam erhob er sich wieder und zog ihr die Decke noch ein wenig höher über die schmalen Schultern.

„Aber mach nicht mehr zu lange, Liebes. Morgen wollen wir doch gemeinsam an den See fahren.“ Seine Tochter beachtete ihn schon gar nicht mehr, viel zu tief war sie in ihrem Buch versunken, in der wunderschönen Welt der Märchen. In einem Königreich mit einer wunderschönen Prinzessin und einem großen starken Drachen.
 

Immer wieder schluchzt die Blauhaarige auf. Die verblassten Erinnerungen an ihren Vater reißen das Loch in ihrem Herzen noch weiter auf. Wie sehr wünscht sie sich, ihn noch einmal sehen zu können. Er ist nie ein Magier gewesen, er war Lehrer an einer kleinen Schule im Dorf, so viel wusste sie noch. Schmerzlich erinnert sie sich an die vielen Stunden, die sie mit ihm in der Bibliothek verbrachte. Dort saß sie auf seinem Schoß und er zeigte ihr die Welt der Bücher, die Schrift und die vielen regionalen Unterschiede. Schon damals konnte sie vier verschiedene Sprachen lesen und verstehen.

„Papa“, schreit sie in die Dunkelheit hinaus, während ein salziger Tropfen nach dem Nächsten ihre Wange hinunter perlt und mit einem kleinen Plitsch auf dem steinigen Untergrund zerspringt. Angestrengt versucht sie, die Erinnerungen an ihren Vater, mit anderen zu überdecken.
 

„Mhmhmmm lalalala…la…mhhh“ summte die dunkelhaarige Frau während sie das Geschirr spülte. Das helle Licht der Kerzen ließen ihr fast schwarzes Haar blau leuchten. Draußen regnete es stark und der Asphalt war überschwemmt mit riesigen Wassermassen. Verträumt schaute sie aus dem Fenster und beobachtete die unaufhörlich fallenden Tropfen dabei, wie sie in den Pfützen untergingen, oder an den kleinen Wegmauern zersprangen. Ein lautes Schluchzen und Jammern unterbrach diese Stille. Besorgt wandte sie sich dem kleinen Mädchen zu.

„Was ist denn los Levy-chan?“ fragte sie ihre Tochter und setzte ein strahlendes Lächeln auf.

„Draußen regnet es so doll, dabei wolltest du doch heute mit mir im Park Seifenblasen machen gehen“ Es war schwierig unter dem Gewimmer überhaupt ein Wort zu verstehen, doch sie verstand genau, was ihre Tochter traurig machte.

„Aber Schatz, der Regen ist doch wichtig. Für die Blumen, für den grünen Rasen und auch für die hohen Bäume, die draußen stehen, sie alle würden sonst vertrocknen. Sei doch nicht traurig.“ Herzzerreißendes Heulen entwich der Kehle des kleinen Mädchens, als sie sich theatralisch in die Arme ihrer Mutter warf.

„Aber du bist doch immer so oft auf Mission.“ Das traf die junge Mutter mitten ins Herz. Ihr Mann verdiente durch seinen Job als Lehrer zwar gut, aber die Magierin liebte es einfach, mit ihren außergewöhnlichen Kräften, anderen zu helfen. Dass ihre Tochter sich einmal so vernachlässigt fühlen würde, damit hatte sie nie gerechnet. Sachte streichelte sie ihr über den Rücken und summte eine wunderschöne, ruhige Melodie. Das Zittern des Kinderkörpers ließ langsam nach und das Schluchzen wurde weniger. Nach einigen Minuten hatte sich die Kleine beruhigt und die Tränen waren versiegt. Langsam erhob sich die Dunkelhaarige und nahm ihre Tochter bei der Hand. Als sie die Türe in den Hof erreichten, riss der Himmel auf und helle, warme Sonnenstrahlen vertrieben die Unwetterwolken.
 

Diese Erinnerung schmerzt genauso wie die vorherige. Levy hing sehr an ihrer Mutter. Diese war Wettermagierin und hatte die Fähigkeit, aus den schlimmsten Regentagen, die hellsten Sonnenstunden hervorzuzaubern. Manchmal verhalf sie in Dürreperioden den Bauern zu Regengüssen und rettete damit viele Ernten. Die Blauhaarige ist immer stolz auf ihre Mutter gewesen. Leise schluchzend fragt sie sich nun, ob diese das überhaupt gewusst hat. Ein Zittern durchfährt den zierlichen Körper der Scriptmagierin und ein spitzer Schrei entfährt ihrer Kehle. Dieser ebbt jedoch schnell ab, da ihr der Hals bereits seit Tagen schmerzte.

„Mama“, haucht sie und ohne Unterlass rinnt Träne um Träne an ihrem Körper herunter bis zum dreckigen Steinboden.

Sie hat die Erinnerungen an ihre Eltern schon lange versucht zu verdrängen. Es war einfach zu schlimm gewesen, sie zu verlieren.

Fairy Tail ist nach ihrem Beitritt zu ihrer Familie geworden und sie ist immer glücklich gewesen. Immerhin hat sie nun Brüder, Schwestern und viele Menschen, die ihr zur Seite stehen. Doch tief in ihrem Inneren vermisst sie diese Liebe, die nur Eltern ihren Kindern schenken können. Mit Entsetzen nimmt sie das Flimmern vor ihrem inneren Auge wahr und sieht die letzten gemeinsamen Stunden.
 

Es war Nacht gewesen und es regnete, als eine dunkle Gilde ihr Dorf überfiel. Sie raubten alles was sie kriegen konnten und nahmen junge Frauen und Kinder als Geisel mit. Levy hörte sie nur immer wieder vom ‚R-System‘ sprechen. Ihr Vater hatte sich schützend vor seine Familie gestellt, konnte aber nichts gegen die dunkle Magie ausrichten. Blutüberströmt brach er nach wenigen Sekunden zusammen. Mit seinem letzten Atemzug flüsterte er seiner Frau und seinem kleinen Mädchen nur noch zu.

„Flieht!“

Die Magiern nahm ihr Kind auf den Arm und presste es fest an ihre Brust. Sie rannte zum Rand des Dorfes immer Richtung Wald hinaus, die dunkle Gilde war ihr dicht auf den Fersen. Die kleine Blauhaarige, in eine Decke gehüllt, starrte ihre Mutter aus angsterfüllten Augen an.

„Alles wird gut mein Schatz“ Sie versuchte ein Lächeln aufzusetzen, doch ihre Tochter durchschaute sie. Ein Schuss durchriss die Stille des Waldes und unsanft stürzten die Beiden auf den laubbedeckten Erdboden. Ihr Kind fest umklammernd hielt sie dem Mädchen einen Finger über die Lippen.

„Bitte sei still“ Ihr Atem ging schwer und Levy spürte wie eine warme Flüssigkeit die Decke durchnässte.

„Mama was ist los?“, fragte sie flüsternd, während Tränen unaufhörlich die kleinen Wangen hinunterliefen. Mit letzter Kraft schleppte sie sich in ein dichtes Gebüsch, bevor sie zusammenbrach.

„Hast du sie gesehen“ Die Männer rannten an den Beiden vorbei und die junge Magierin atmete erleichtert auf.

„Mama, komm lass uns zurück zu Papa…“ Die Kleine verstummte als sie sah, wie blass ihre Mutter geworden war.

„Wir bleiben noch ein wenig hier Levy-chan. Bis die Luft wirklich rein ist“ Und während sie ihrer Tochter sachte über den Rücken streichelte, summte sie wieder diese schöne, ruhige Melodie.
 

In dieser Nacht ist nicht nur ihr Vater, sondern auch ihre Mutter verstorben. Leise beginnt Levy, die Melodie zu summen, die sich wie eine Narbe in sie eingebrannt hat. Immer wieder reiht sie die melodischen Fetzen, die ihr in den Sinn kommen, aneinander.

So schlimm diese Erinnerungen auch sein mögen und so sehr sie ihre Eltern manchmal vermisst, sie hat ein zu Hause gefunden und sie ist sich sicher, dass ihre neue Familie alles daran setzt, sie hier rauszuholen.
 

Allen voran der Eisendragonslayer. Der Mann, der nach ihrem Vater, die Welt für sie bedeutet.
 

Immer noch summend versucht sie ihre innere Panik zu unterdrücken und sich auf die beruhigende Vorstellung zu stützen, dass Gajeel bald die Türe zu ihrer Zelle aufbrechen wird und sie von diesen Ketten erlöst.
 

Irgendwann muss sie eingeschlafen sein, denn als sie die Augen wieder öffnet, steht auf dem kleinen Holztisch wieder eine neue Kerze. Ihr Herz beginnt zu rasen. Sie ahnt, dass sie sich nicht mehr alleine in diesem Raum befindet und dass es auf keinen Fall ein positiv gesinnter ‚Gast‘ sein kann, ist ihr ebenfalls schnell bewusst. Aus einer dunklen Ecke heraus tritt Jose auf die Scriptmagierin zu und grinst boshaft. Wie wild spürt sie nun ihr Herz in ihrer Brust hämmern und ihr wird übel von dem Geruch, den der dunkle Magier ausströmt.

„Was willst du?“, giftet sie ihn an. Sie hat sich vorgenommen stark zu sein, und keine Schwäche mehr zu zeigen, bis sie gerettet wird.

Und das zieht sie durch.

„Oho, heute so gut gelaunt?“ Hämisch grinsend bleibt er direkt vor ihr stehen.

„Pff“ Sie dreht den Kopf zur Seite. Sie will ihm nicht die Genugtuung geben, in ihren Augen die Panik lesen zu können.

„Wie du willst“, knurrt er und schlägt zu.

Seine Faust trifft sie mitten ins Gesicht. Sie schmeckt Blut, welches sich in ihrem Mund bildet. Ohne zu zögern spuckt sie es ihm vor die Füße. Im nächsten Moment bereut sie es, da das Anspannen des Gesichtsmuskels ihr wie ein Blitz direkt durch Mark und Bein fährt.
 

Immer wieder schlägt er auf den zierlichen Körper der jungen Frau ein und hinterlässt blutunterlaufene Flecken. An einigen Stellen ist die Haut aufgeplatzt und schmale Blutspuren schlängeln sich mit der Schwerkraft dem Boden entgegen. Der letzte Hieb, den Levy mitbekommt, trifft sie direkt in ihre Magengrube.

Schlagartig bleibt ihr die Luft weg und ganz langsam legt sich ein Schleier aus dunklem Nebel über ihren Körper und ihren Geist.

Ohnmächtig hängt sie, immer noch an ihren Armen gefesselt vor ihrem Peiniger an der Wand. Keine Bewegung, keine Regung, kein Lebenszeichen. Völlig ausgeliefert halten die eisernen Ketten die blasse Erscheinung aufrecht. Zufrieden schlägt Jose noch einige Male zu, bevor er sich abwendet.
 

„Das war für Monsieur Sol…“, raunzt er noch. Er ist sich sicher, dass die Blauhaarige es nicht mehr mitbekommt.

Aria des Himmels

Unsicher bewegen sich Juvia und Pantherlily über das offene Gelände. Es missfällt den beiden sehr, dass sie keine Möglichkeit haben, sich zu verstecken, denn außer einer rot-goldenen Sandwüste, gibt es hier nichts, was ihnen als Sichtschutz dienen kann.

Die Hitze brennt auf ihrer Haut. Schweißtropfen perlen an ihren Gliedmaßen herab und werden erwartungsvoll von der verdorrten Erde in Empfang genommen.

Immer wieder denkt sie an Gajeel. Der Ausdruck in seinen Augen, als er aus der Gilde stürmte um die kleine Scriptmagierin zu retten.

So angsterfüllt, so hoffnungslos.

Noch nie in ihrem Leben hat sie ihn so gesehen. Und sie kannte ihn schon sehr lange.
 

Früher bei Phantom Lord waren sie bereits so etwas wie Freunde gewesen.

Noch bevor sie mit Totomaru, Aria und Sol die Element 4 bildete, hatte sie einige Aufträge mit ihm absolviert.

Dass es in ihrer Gegenwart immer regnete störte ihn nicht.
 

Vor einigen Jahren saßen sie zusammen an einem Fluss. Sie schwiegen sich an, doch ihr war die Stille niemals unangenehm gewesen. Der unaufhörliche Regen, der sie Tag für Tag begleitete, prasselte auf den Boden und die kleinen Tropfen zersprangen in Milliarden Funken. Der gleichmäßige Klang beruhigte sie.

Weil bei diesem Wetter Niemand gerne draußen war, hatten sie den Steg, der in den Fluss führte, für sich. Gedanken verloren ließ sie ihre Beine ins Wasser gleiten und bewegte sie vorsichtig auf und ab.

Mit ihrem Blick folgte sie den Wellen, die sie dadurch entstehen ließ. Und beobachtete die kleinen, aufgewirbelten Schaumkronen die sich in den gleichmäßigen Kreisen auflösten.
 

„Meinst du, ich werde irgendwann die Sonne sehen?“ fragte sie in die Natur hinein.
 

Sie war sich sicher, dass er nicht antworten würde. Außer im Kampf hat sie ihn bis dahin nie ein Wort sprechen hören.

Es war ihr egal. Sie genoss es einfach, nicht ganz alleine zu sein. Sie hatte nur das Bedürfnis, ihren Gedanken auszusprechen.

Eine beruhigende Stille umgab die Beiden.
 

Stunden, oder vielleicht auch nur Minuten später wandte sich ihr der Schwarzhaarige zu. Das sehnsüchtige Glänzen in seinen Augen verlieh ihm einen eigentümlichen, unerklärbaren Ausdruck, den sie nicht zu deuten wusste.

Friedlicher als sonst sah er aus, aber auch einsam. Im Klaren darüber, dass sie dieses besser nicht äußern sollte, wenn sie ihn nicht verärgern wollte, schnaubte sie leise aus.
 

„Weißt du, irgendwann wirst du jemanden finden, der dir die Sonne zeigt“.
 

Völlig irritiert starrte sie ihn an.

Hatte er grade etwas gesagt?

Und dazu noch so etwas Tiefsinniges?

Sie war perplex, so sehr, dass sie ihm nicht antwortete, sondern einfach wieder das Wasser zu ihren Füssen beobachtete.

Das Knarzen von Leder erhaschte ihre Aufmerksamkeit. Der Eisendragonslayer ballte eine Faust, scheinbar so fest, dass seine ledernen Handschuhe darunter nachgaben.

Sie hatte ihm nicht geglaubt, und seit diesem Tag hatte sie ihn nie wieder sentimental erlebt.
 

Nur vor ein paar Tagen, als er wutentbrannt die Gilde verließ um sich Jose zu stellen.
 

„Was ist los Juvia?“

Lily beobachtet seine neue Teamkameradin schon eine Weile. Sie scheint in einer anderen Welt abgetaucht zu sein.

Zuerst dachte er, sie würde mit ihrem Kopf wieder im siebten Himmel nach Gray suchen, doch das schmale Lächeln und der versonnene Glanz in ihren Augen, wirken anders als sonst.

Mitfühlend, aber nicht verliebt.
 

„Alles okay Lily-san. Ich habe nur an früher gedacht“, antwortet sie ihm, schenkt ihm ein Lächeln und beschleunigt ihren Schritt.

Sie fühlt sich beobachtet.
 

Lily schüttelt den Kopf. Er wüsste zu gern, woran sich die Wassermagierin erinnerte, denn vielleicht hilft es ihm ja, diese seltsame Situation besser zu verstehen.

Phantom Lord war ihm ein Begriff. Gajeel erzählte ihm, was er früher so getrieben hatte und dass er ehemals als Feind von Fairy Tail für diese Gilde kämpfte.

Doch irgendwie interessierten ihn die Hintergründe. Da der Eisenschädel nicht sonderlich gesprächig ist und selbst die Wassermagierin nicht als zuverlässige Informationsquelle dient, beschließt der kleine Exceed, sich wieder auf die Rettungsmission zu konzentrieren.
 

Mal wieder.
 

Der blauhaarige Wirbelwind, der es seinem Freund so angetan hat, hat einfach ein Talent dafür, sich in brenzlige Situationen zu manövrieren.

Schnaubend löst er sich von seinem Gedanken und folgt Juvia. Er hat irgendwie das Gefühl, beobachtet zu werden.
 

Plötzlich, wie aus dem Nichts, erscheint ein Schatten vor ihnen. Juvia verschlägt es den Atem. Sie erkennt diese Silhouette eines starken Mannes.
 

„Aria…“
 

Es ist ein Flüstern. Lily, der neben ihr fliegt schaut sie nur verwundert an.
 

„Aria!“
 

Diesmal ist ihre Stimme forscher und lauter, nahezu herausfordernd. Der kleine schwarze Kater schaut nun irritiert zwischen der Wassermagierin und dem Koloss hin und her.

„Wer ist das, Juvia?“ fragt er vorsichtig, doch erhält keine Antwort.

Die Blauhaarige versteift sich und erstarrt in ihrer Kampfposition. Ein Wimmern entfährt ihrem Gegner.

„Juvia, dich hier zu sehen. Das ist so traurig“

Ungehalten schnaubt die junge Frau aus. Verunsichert landet der Exceed auf dem Boden.

Er hasst es, keine Antwort zu bekommen. Doch viel mehr hasst er die Ahnungslosigkeit, die ihn grade überkommt. Er kennt den Kontrahenten nicht, er hat keine Ahnung, was für Magie er benutzt und wie stark er ist.

Juvias Haltung nach zu urteilen, stecken sie allerdings in großen Schwierigkeiten.

Er hat die Wassermagierin noch nie so gesehen. Eine tiefschwarze Aura umgibt sie, ihre Augen sind zu schmalen Schlitzen verformt.
 

„Ähhmm…“ setzt er erneut an.
 

„Ich bin Aria des Himmels.“

Jedenfalls hatte sein Gegner die Güte, ihn aufzuklären.

„Juvia und ich waren einst Gefährten, doch nun kämpft sie gegen ihre Freunde. Das ist so traurig.“

So etwas in der Richtung hat sich der Exceed schon gedacht. Langsam schielt er zu seiner neuen Partnerin herüber.

„Freunde?“ Ihre Haltung gleicht der Spannung eines Bogens, kurz bevor er den Pfeil in die Weite hinaus schießt.
 

„Water Nebula!“, kreischt sie plötzlich und stürzt sich auf den riesigen Mann. Wassermassen umgeben den Himmelsmagier und bemächtigen sich seines Körpers. Im Bruchteil einer Sekunde steht Juvia vor ihm und entfacht die Vollendung ihrer Attacke. Aria wird mit einer Welle davongetragen und landet unsanft auf seinem Rücken. Hustend richtet er sich wieder auf.
 

„Du bist stärker geworden“ knurrt er höhnisch und setzt zu einem Gegenangriff an. Der Wirbelsturm, den er entfacht, nimmt der Wassermagierin den Kontakt zur Erde und schleudert sie in die Luft. Blitzschnell reagiert Lily, nimmt seine Kampfform an und bringt sie wieder sanft auf den Boden zurück.

„Danke…“, murmelt sie nur und richtet ihre Aufmerksamkeit zurück auf den Phantom Lord Magier.
 

Es ist ein ausgeglichener Kampf. Immer wieder setzten sich die Kontrahenten gegenseitig zu, nur um die Attacken mit ihrer eigenen Magie aufzulösen.

Pantherlily beobachtet jeden Schritt, jede Anspannung der kleinsten Muskelfaser der beiden Gegner. Bisher hält er es nicht für nötig sich einzumischen. Juvia hat ihn gebeten, sich vorerst im Hintergrund zu halten. Also studiert er die einzelnen Angriffsstrategien und staunt nicht schlecht über die Wassermagierin.

Sie gibt sich ganz anders als in der Gilde.

Selbst beim Daimatou Enbu hat er sie nicht so taktisch kämpfen sehen. Der Ernst der Lage, scheint sie zu beflügeln. Doch auch der Gegner verdient seinen Respekt.

Er kämpft quasi blind gegen die Wasserfrau. Ein weißes Tuch hält seine Augen verschlossen.
 

„Water Slicer!“

In einem irrsinnigen Tempo stürmt Juvia auf den Himmelsmagier zu. Ihre Attacke erwischt ihn, doch scheint ihn nicht ernsthaft zu verletzten.

Sein grüner Mantel hängt in Fetzen herunter, seinen Hut hat er bereits nach dem ersten Angriff verloren. Überall sind kleine blutige Schrammen und verschmutze Schürfwunden.

Doch auch Juvia sieht nicht viel besser aus. Ihr blaues Kleid ist zerrissen und hängt nur noch an einer Schulter. Ihre Haare stehen zerzaust und wirr von ihrem Kopf ab und auch ihre Haut ist mit Wunden übersät.

Der durch ihre Magie nun feuchte Sand klebt an ihr.
 

Plötzlich greift der Mann zu seiner Augenbinde. Seine Pupillen öffnen sich und nehmen eine undefinierbare Form an.

Pantherlily ist geschockt.

„Scheiße!“, hört er Juvia, die von einem Angriff erfasst wurde, rufen. Sie fliegt nun meterweit durch die Luft, bis sie unsanft über den harten, aufgewühlten Boden schlittert. Sie röchelt.

„Juvia!“ Der Exceed ist erschrocken und fliegt auf seine Partnerin zu.

„Pass auf Lily“, haucht diese, als ihn ein Luftstrudel erwischt.

Unkontrolliert wirbelt der schwarze Kater herum.

„Verdammt“, knirscht er in sich hinein und zieht sein Schwert.

Er hat nicht vor, sich von der gegnerischen Magie beherrschen zu lassen. Mit einem kräftigen Flügelschlag stürzt der große Exceed auf Aria zu. Während die Klinge seines Schwertes durch die Luft saust, vergehen die Sekunden wie in einem Zeitraffer.
 

Eins… Die gegnerische Magie löst sich von seinem Körper und gibt ihm freien Handlungsspielraum. Explosionsartig schießt er nach vorne bis er seinen Gegner fast mit bloßer Hand berühren kann.
 

Zwei… Der Blick des Himmelsmagiers durchbohrt ihn regelrecht und hinterlässt ein flaues Gefühl in seiner Magengegend. Er kann seinen Angriff jedoch nicht mehr stoppen
 

Drei… Ein Wimpernschlag.
 

Vier… Das Schwert trifft die rechte Schulter des Mannes. Plötzlich ein Ruck. Lily wird schwarz vor Augen. Mit seinem linken Arm kontert der Koloss den Angriff und wirft den Exceed zu Boden. „Lily!“ kreischt Juvia, als der nun kleine Kater wie ein Laubblatt auf die Erde segelt.
 

„Du verdammtes…“

In Rage, da ihr Partner verletzt wurde und sie sich nicht ausmalen möchte wie Gajeel reagiert, wenn er erfährt, dass sie ihn nicht beschützt hat, schießt sie auf ihren früheren Teamkollegen zu.
 

„Water Lock!“

Sie sperrt ihn in ihr Wassergefängnis. Während der Magier hilflos mit den Armen rudert und notgedrungen nach Luft ringt, beugt sich die Wassermagierin zu Pantherlily hinunter.

Der Kater öffnet die Augen. Sie nicken sich verstehend zu und richten ihre Aufmerksamkeit nun wieder auf den Koloss in der Wasserkugel.

„Water Nebula!“ bestimmend beschwört Juvia eine weitere magische Attacke.

Diese hält sie aufrecht bis zu dem Moment, in dem der Exceed an ihr vorbeirast, direkt auf den Magier zu.
 

Wenige Sekunden später löst sich das Wassergefängnis und riesige Wassermassen erfassen den Himmelsmagier. In einem Zustand zwischen Schock und Sauerstoffmangel bedingtem Delirium, lässt sich Aria mit den Wellen mitreißen.

Aus ein paar Metern Höhe stürzt er, dicht gefolgt von der Magie der Fairy Tail Magierin unkontrolliert auf den Boden zu.

Ein, zwei, drei Mal blinzeln später realisiert er, dass der Exceed mit gezogenem Schwert direkt unter ihm verharrt, um ihm den Gnadenstoß zu verpassen.
 

Erschöpft sinken die beiden Magier auf die Erde. Schwer atmend geben sie sich ein High-Five und grinsen sich an.

„Gute Arbeit“, lächelt Juvia und der Exceed nickt ihr freundlich zu.

Aus einiger Entfernung hören sie ein Stampfen.

Der Boden unter ihnen beginnt zu vibrieren.

Verschreckt zuckt das Duo zusammen.
 

Ein dunkler Schatten hüllt die beiden in Dunkelheit.
 

_________uuuuuuuund cut...____________
 

Ja das war es dann erstmal wieder, das neue Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen.

Der Upload des nächsten kann sich gegebenenfalls einige Zeit verzögern, da ich sehr viel zu tun habe und die Wochenenden nicht zu Hause verbringen werde. (Urlaub!!!)
 

Trotzdem versuche ich mein Bestes, euch nicht hier hängen zu lassen.

Viele liebe Grüße

Der Plan

„Ihr habt allen Ernstes Zeit euch auszuruhen?“, grollt eine tiefe Stimme über sie hinweg.

Pantherlily atmet auf.

„Wo kommst du denn auf einmal her?“

Auch Juvia erkennt den Schatten sofort.

„Gajeel-kun!“

Freudig und erleichtert hievt sie sich in den Sitz und lässt sich von ihm auf die Beine ziehen. Den müden Kater hat sich der Dragonslayer derweil unter den Arm geklemmt.

„Ich hab Kampfgeräusche gehört, als ich endlich einen Ausgang aus diesem Drecksloch gefunden hatte. Und dann, so mir nichts dir nichts, kam Aria an mir vorbeigeflogen.“

Lily kichert. Endlich hatten sie sich wieder zusammengefunden.

Fehlt nur noch Levy.
 

Langsam schleppen sich die drei über die freie Fläche.

Alarmiert, denn ohne Deckung bieten sie ein leichtes Ziel. Keiner von ihnen will Jose die Genugtuung geben, die Oberhand zu gewinnen, doch allesamt sehen furchtbar aus.
 

Juvias blaues Kleid ist verschlissen. Nur noch ein Träger über ihrer Schulter hält es an Ort und Stelle.

Der Kampf im Wüstensand in Verbindung mit ihrem Wasser hat hässliche Flecken darauf hinterlassen. Nur noch mit viel Phantasie ist es als der weiche, blaue Stoff zu erkennen, der vorher ihre Figur umschmeichelte.

Ihre Haare hängen zerzaust und wirr an ihr herunter und kleben schweißgetränkt an ihren Wangen und in ihrem Nacken.

Eine Frisur hat sie schon lange nicht mehr.
 

Immer wieder keucht die Wasserfrau und schnauft geschafft auf. Sie ist mit all ihren Kräften am Ende, nur der Gedanke an die zierliche Scriptmagierin hält sie aufrecht und sorgt dafür, dass ihre Füße sich bewegen.

Plötzlich entflieht ihr ein Ton, der unter anderen Umständen ein lauter Schrei hätte sein sollen.

Sie ist auf dem rissigen Boden umgeknickt und liegt nun seitlich auf dem harten Untergrund.

„Gajeel-kun, Juvia kann nicht mehr“, haucht sie.

Der Großgewachsene sieht sie aus müden, roten Augen an. Auch er hat seine besten Stunden bereits hinter sich.
 

Seine weiße Hose ist nun mehr sandig braun und mit Löchern und Fetzen verziert. Sein schwarzes Shirt ist dem Kampf mit Sol zum Opfer gefallen.

Viele Wunden und Kratzer übersäen seine nackte Brust. Schweißtropfen perlen an ihm herunter, ziehen feuchte Striemen entlang seiner Muskeln.

Mit bebendem Brustkorb beugt er sich zu seiner Partnerin hinunter.

„Es ist okay…“

Das einzig Sinnvolle, das ihm in den Sinn kommt. Geschafft lässt er sich neben sie in den Schneidersitz sinken.

Er weiß selbst ganz genau, dass sie einen Kampf in ihrer jetzigen Situation kaum überstehen werden.

Den schlafenden Pantherlily bettet er vorsichtig vor sich auf die Überreste seiner Tasche.
 

Nicht einmal mehr Proviant hatten sie.
 

Zähneknirschend starrt er Richtung Horizont.
 

Das dunkle Burggemäuer können sie bereits erkennen. Lediglich ein kleiner Fußmarsch trennt das Gespann von dem Ort, an dem sie ihren letzten Kampf austragen werden.
 

Warte auf mich, Levy.

Seine letzten Gedanken, bevor er in einen unruhigen Schlaf fällt.
 

Alles um sie herum ist still.

Jeder hat die Augen geschlossen. Die Sonne ist bereits nah an den Horizont herangerückt und färbt den Himmel in einem blassen Gemisch aus rosa und orange. Immer wieder fegt der Wind über die freie Fläche. Das Trio bietet ihm einen Angriffspunkt. Immer wieder zerren die Böen an den Kleidungsresten und den Haaren der Schlafenden.

Der Sand, der aufgewirbelt wird findet in den Falten der Stoffe eine Ruhestätte und überdeckt die unruhig Atmenden.
 

Lange kann Juvia ihre Augen nicht geschlossen halten. Sie fühlt sich einfach beobachtet, denn weit und breit ist nichts zu sehen, was ihnen Sichtschutz bieten könnte.

Unruhig kaut sie auf ihrer Unterlippe.

Sie denkt an den Abend, an dem sie aufgebrochen ist, um Gajeel zu helfen.
 

~

„Juvia!“

Gray legte eine Hand auf die Schulter der Wassermagierin.

“Wo willst du hin?”

“Ich muss Gajeel-kun helfen.”

Stille breitete sich zwischen den beiden aus.

„Dann komme ich mit!“

Die Blauhaarige öffnete perplex ihren Mund um etwas zu entgegnen, doch angesichts des Mannes, den sie so sehr verehrt, kam kein Wort über ihre Lippen.

„Gray-sama“, hauchte sie bloß.

„Juvia, geh vor.“ Master Makarov hielt den Eismagier zurück. „Es ist sinnvoller, wenn wir ein Rettungsteam formieren und einen Plan ausarbeiten. Du sorgst in der Zeit dafür, dass unser Eisenmagier kein dummes Zeug anstellt“

Geknickt nickte sie dem alten Mann zu und drehte sich wieder zur Türe.

„Pass auf dich auf, Juvia!“

Es war Gray, der seinen Griff um ihre Schulter für einen Moment verstärkte und sich im nächsten Moment von ihr löste.

~
 

Immer wieder wiederholt sie diese Szene in ihren Gedanken.

Hoffentlich kommen sie bald.
 


 

Eine Hand auf seiner Stirn lässt ihn zusammenfahren und hochschrecken.

Entsetzt blickt er in das Gesicht von Juvia. Sie hatte einen Fetzten ihres Kleides in der Hand und wischte ihm damit über sein Gesicht.

„Gajeel-kun sieht furchtbar aus. Juvia wollte ihm nur den Schweiß abwischen“, stammelt sie.

Seine Reaktion hat sie ziemlich erschreckt. Mit einem gezwungenen Lächeln nickt er der Wassermagierin zu und setzt sich auf.

„Danke“ Es ist kaum zu hören.

Mittlerweile ist auch Pantherlily erwacht und mustert aufmerksam die Umgebung. Sicher sind sie an diesem Ort gewiss nicht, jedoch bleibt ihnen nichts anderes übrig. In einer Wüste kann man sich einfach nicht verstecken.
 

„Wie gehen wir vor?“

Abgeklärt richtet der Exceed seine Frage an seine Mitstreiter.

So langsam brauchen sie einen Plan, wenn sie Levy und sich selbst lebendig zurück bringen wollen.
 


 

Seit Stunden führen sie eine hitzige Diskussion. Da sie nicht genau sagen konnten, wie viele Gegner in der Burg auf sie warten, ist die Entwicklung eines Plans sehr mühselig.

Jeden möglichen Weg haben die drei bis ins Detail durchdacht, doch zufriedenstellend ist keiner von ihnen.

„Es ist einfach zu riskant, dich alleine da rein laufen zu lassen Gajeel.“

Mit einem Nicken pflichtet Juvia der Aussage von Pantherlily bei.

„Wir sollten das so machen, wie ich das vorhin angedeutet habe“

„Aber dich alleine reinlaufen lassen soll so viel besser sein, Katze?“

Immer wieder drehen sich die Argumente der Drei im Kreis. Gemeinsam die Burg stürmen ist nicht wirklich optimal, da sie wahrscheinlich schon am Anfang aufgehalten werden.

Doch wie man es auch dreht und wendet, jeder von ihnen alleine ist eine Zielscheibe, sobald sie sich trennen.
 

„Bist du irre Lily?“

Der Dragonslayer kann sich nur schwer zurück halten.

„Wenn du die Vorhut bist, dann gehen die doch alle auf dich los. Du kannst doch nicht dauerhaft deine Kampfform aufrechterhalten. Ich will nicht, dass…“

Gajeel hörte auf zu sprechen. Fehlte im grade noch, dass er im Eifer des Wortgefechts seine Gefühle ausspricht.

Niemals!

Doch Pantherlily weiß genau, was er sagen will.
 

„Mir passiert schon nichts“, seufzt der Kater.

Einen leicht amüsierten Unterton kann er sich allerdings nicht verkneifen.

„Klappe Katze“, brummelt Gajeel und der Exceed erntet einen Faustschlag auf den Kopf.
 

Juvia schaut nur belustigt zwischen den Beiden hin und her. Dass sie sich in so einer Situation noch so entspannt streiten können, ist ihr ein Rätsel.

Wahrscheinlich ist es nur Ablenkung.
 

„Ich glaube Pantherlily-san hat Recht. Es wird zwar riskant, aber wenn er die Soldaten in Schach hält, haben wir genügend Zeit Levy-san zu suchen.“

Wenn Blicke töten könnten, hätte der von Gajeel sie in diesem Moment wahrscheinlich aufgespießt. Wenn es nach dem Dragonslayer gehen würde, würde er da ganz alleine reinstürmen, Levy unter den Arm klemmen, alle zusammenschlagen und wieder rausspazieren, ohne dass seine Freunde noch mehr in Gefahr geraten, als sie jetzt schon sind.

„Nein! Lily wird nicht alleine gehen. Basta!“

Tatsächlich klingt sein Kommentar wie unantastbar, doch die hitzige Diskussion ist noch lange nicht vorbei.
 


 

Grummelnd gibt sich der Schwarzhaarige geschlagen.

Immer wieder haben seine beiden Partner auf ihn eigeredet und sich die sinnvollsten Argumente zurechtgelegt. Eine andere Möglichkeit gibt es scheinbar nicht.

Pantherlily ist das Ablenkungsmanöver und wird die Soldaten in Schach halten, während Gajeel und Juvia Levy suchen werden.
 

„Juvia“

Gajeels Tonfall ist ernst.

„Wenn wir Levy gefunden haben, dann läufst du. Du läufst und bringst euch beide so weit weg, wie du kannst.“

Die Wassermagierin schluckt schwer, doch sie nickt. Eine Traurigkeit umschlingt das Dreiergespann.

„Das gilt auch für dich Lily“, raunzt Gajeel in die Stille.

Sie schweigen sich an.
 

Ein leichter Windhauch bringt eine frische Brise mit sich. Leises Summen wird sanft an die Ohren der Magier herangetragen. Eine traurige Melodie, die sich mit dem Rauschen des Windes vermischt und die alles umfangende Ruhe fast unerträglich scheinen lässt.

Die drei schauen sich an. Keiner wagt auszusprechen, was sie alle denken. Die Stimme ist eindeutig der zarten, blauhaarigen Magierin zuzuordnen, die sie so verzweifelt zurückholen wollen.
 

Gefangen in der Stille, in der jeder gesungene Ton in den Ohren brennt, verliert sich das Trio in den eigenen Gedanken.
 


 

Ihr erster Tag in der Gilde Fairy Tail, wird der Wassermagierin wohl auf ewig in Erinnerung bleiben. Nachdem sie Team Natsu im Turm unterstützt hatte, bewarb sie sich bei Master Makarov, der sie ohne zu zögern aufnahm.

Bis heute ist ihr schleierhaft, wieso er sie so unbedarft eingelassen hatte. Der erste Tag als offizielles Mitglied brachte eine Menge Herausforderung mit sich.

Viele waren freundlich zu ihr, doch längst nicht alle hatten mit dem Krieg gegen Phantom Lord abgeschlossen. Sie hatte auch nichts anderes erwartet. Viel mehr wunderte sie, dass grade eine blauhaarige, junge Frau auf sie zugestürzt kam und ihr freundlich ihre Hand gereicht hatte.

„Ich bin Levy, Levy McGarden, freut mich dich kennenzulernen“

Juvia wusste genau, dass sie das Opfer von Gajeels Gewaltausbruch gewesen war, deshalb überraschte sie ihre Offenheit am meisten.
 

Juvia schmunzelt bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung mit Levy. Immer wieder aufs Neue führten sie die ungezwungensten Unterhaltungen. Juvia muss zugeben, dass sie mit niemandem so offen über ihre Gefühle und Gedanken reden kann, wie mit ihr. Lediglich Lisanna schafft es noch, mit ihrer Art, die Wassermagierin aus der Reserve zu locken.
 

Mit einem wehmütigen Lächeln denkt sie an einen Abend in der Gilde zurück. Die drei Frauen saßen an einem kleinen Tisch in der Gilde. Viele Mitglieder waren bereits nach Hause gegangen, sodass es ungewöhnlich ruhig war. Der Mond hinterließ silbrige Schatten auf dem alten Holztisch und das Bier glänzte golden in den Krügen.

Lisanna war eine Woche vorher aus Edolas zurückgekehrt und der Partymarathon nahm endlich ein Ende.

„Juvia ist so traurig. Gray-sama beachtet sie nicht“, schniefend vertraute sie sich den beiden Mädchen an.

„Er traut sich nur nicht“, antwortete Lisanna und tätschelte ihr sanft die Schulter.

„Vielleicht solltest du ihm ein kleines Geschenk machen?“, schlug Levy vor. Die Weißhaarige war sofort begeistert und auch Juvia ließ sich von der Euphorie der Mädchen anstecken.

„Aber was?“ Ratlos begann sie wieder zu schluchzen.

„Beruhige dich. Ich hab eine tolle Idee“ Levy klatschte in die Hände. Fragend schaute die Wassermagierin zu ihr auf.

„Was denn?“

„Bei seinem letzten Auftrag ist die silberne Kette gerissen, die er immer trägt. Lucy hat erzählt, dass sie den Anhänger zwar finden konnten, aber er diesen nun nicht mehr tragen kann“ Mit glänzenden Augen und einem freudigen Lächeln hörte Juvia der Blauhaarigen zu.

„Das ist ja super“ Lisanna strahlte über das ganze Gesicht…
 

Ein paar kleine Tränen rollen der Wassermagierin die Wangen hinab und prallen Lautlos auf den trockenen Sandboden. An den Stellen, an denen sie auftreffen hinterlassen sie einen dunklen Schatten. Gray hatte sich sehr über die Kette gefreut und Juvia erinnert sich nur zu gerne an seine Reaktion. Völlig unbefangen umarmte er sie. Dank Levy ist sie ein paar Stunden lang der glücklichste Mensch auf der Welt gewesen.
 


 

Pantherlily hört den Klängen zu, die der Wind an sie herangetragen hat. Es beruhigt ihn auf eine seltsame Weise, hinterlässt aber ein flaues Gefühl in seinem Magen. Immer wieder schweifen seine Gedanken zu dem folgenden Morgen. Er würde lügen, wenn er behaupten würde, keine Angst zu haben, jedoch ist aufgeben keine Option. Er schließt die Augen. Nur für einen kurzen Moment lässt er die trockene Steppe, die Dunkelheit und die Zukunft hinter sich und träumt sich in die Vergangenheit.
 

Es war kurz nach seiner Ankunft in Earthland gewesen. An einem warmen Sommertag wollte er das erste Mal alleine in die Gilde. Gajeel versicherte ihm, dass er ruhig gehen könnte, immerhin sei er kein Haustier, sondern ein völlig eigenständiger Magier und ein vollwertiges Mitglied von Fairy Tail. Nachdem er die schweren Pforten zum Schankraum aufgestoßen hatte, schlug ihm eine Kühle entgegen, die für solche Gemäuer ganz typisch war.

Ein Gemisch mit den Düften von Alkohol und alten Büchern kroch in seine empfindliche Nase und dann war sie da schon.

Laut quietschend stürzte sich der blauhaarige Wirbelwind auf ihn, riss ihn in die Luft und drehte sich mit ihm im Kreis. Immer wieder wurde er an ihren zarten Körper gepresst und gekrault.

„Lily! Schön, dass du hier bist“, stieß sie erfreut aus und schleppte ihn zu Theke. Das war der Beginn einer wundervollen Freundschaft.

Immer wieder steckte sie ihm heimlich Kiwis zu oder kraulte die sensiblen Stellen bei seinen Ohren. Er liebte es ihr zuzuhören, wenn sie erzählt oder aus einem der Bücher vorlas.

Einmal hat er sogar bei ihr übernachtet. Sie hatte ihn eingeladen, da sie ein seltenes Exemplar von einem Buch über Edolas bei einem Auftrag bekam. Zusammengerollt in ihrem Schoss haben sie es gemeinsam gelesen, bis sie einschliefen.

Erst am nächsten Morgen, ist es ihnen aufgefallen.

Gajeel weiß bis heute nicht, wo er die Nacht über war.

Es war ihr Geheimnis.
 

Der Exceed verzog sein Gesicht. Diese Erinnerung schmerzen in einer Situation wie dieser. Doch er ist sich sicher, wenn sie nicht aufgeben, dann werden sie Levy unbeschadet wieder zurückholen.
 

„Unfassbar, dass wir sie ständig retten müssen, oder?“ Hörte der Kater seinen Partner brummen und drehte sich zu ihm um.

„Immerhin ist die letzte Rettungsmission erst ein paar Wochen her“

Verwirrt verzieht Lily die Augenbrauen.

„Du genießt das doch.“ Er hat seinen Partner durchschaut. Ablenkung wird aber wohl keinem von ihnen schaden.
 


 

Gajeels Brustkorb schmerzt.

Diese Melodie, ihren Gesang, kann er nicht ertragen. Es fühlt sich an, als würde er innerlich zerreißen.

Die Luft riecht unnatürlich nach Blut und Salz. Sie muss schrecklich leiden. Zähneknirschend presst er seine Lippen zu einem blutleeren Strich.

Natürlich hat Lily Recht. Er rettet sie gerne, nur um dann dieses schüchterne Lächeln sehen zu können, doch ist die Vorstellung sie in Gefahr zu wissen, kaum zu ertragen.
 

Hatte er nicht gesagt, sie soll nichts Dummes anstellen?
 

Mit bebenden Lippen lässt er seinen Blick zu seinem Team schweifen. Juvia hat sich mit ihrem Rücken an seine Schulter angelehnt und ist wieder eingeschlafen. Lily hockt immer noch auf den Resten seiner Tasche. Der Kater schläft allerdings nicht. Seine großen schwarzen Augen sind in die Ferne gerichtet.
 

Warte Levy, heute Nacht sind wir da.
 

_____________wird fortgesetzt.....___________
 

So nach einer für mich unfassbar langen Abstinenzzeit geht es jetzt endlich weiter.

Es tut mir leid, dass ich euch so wartenlassen habe, doch was nicht geht, geht halt nicht.

Auch beim nächsten Kapitel kann ich euch kein festes Uploaddatum geben. Bitte seid nachsichtig mit mir. Dennoch wird es hier auf jeden Fall weitergehen :3
 

Ich hoffe ihr hattet Spass beim Lesen

Ist das wirklich der richtige Zeitpunkt?

(Bonuskapitel)
 


 

Ja, er ist wirklich froh, dass es ihr wieder gut geht.

Elfman sitzt neben Evergreen am Bett und beobachtet die schlafende Brünette. Um ihren Kopf ist ein fester Verband gewickelt und auch die schwere Verletzung des Schwertes ist noch fest badagiert.

Die braunen Haarsträhnen liegen geordnet auf dem Kopfkissen. Wie auf einer Wasseroberfläche tanzt das Sonnenlicht darauf und reflektiert einen goldenen Glanz.

Sein Herz beginnt einen Takt schneller zu schlagen.

Die Frau vor ihm schläft. Langsam erhebt sich ihr Brustkorb und senkt sich dann wieder. Der Ryhtmus ist gleichmäßig und entspannt. Vorsichtig beugt er sich zu ihr herunter und streicht ihr sanft über die Wange.

Was würde er nur tun, wenn sie an Levys Stelle wäre?
 

Er möchte nicht in Gajeels Haut stecken. Mit vollstem Verständnis für den Eisendragonslayer, hat er sich die Geschehnisse aus dem Schankraum erzählen lassen. Kaum zu glauben, dass in so einer Situation noch so viel vom Inventar heile geblieben ist.
 

Eine Bewegung schreckt ihn aus seinen Gedanken. Evergreen hat geseufzt und ihre Wange an seine Hand gelehnt.

Langsam öffnet sie ihre Augen.
 

„Wie lange sitzt du schon hier?“

Obwohl ihre Wunde mittlerweile im fortgeschrittenen Heilungsstadium ist, ist sie noch sehr schwach. Ihre Stimme ist nur ein Flüstern und Elfman muss sich anstrengen, um sie zu verstehen.

„Seit gestern Abend.“

Er antwortet wahrheitsgemäß und streicht ihr sanft übers Haar.

„Idiot!“ Ein Lächeln ziert ihre Lippen. Sie genießt seine Nähe und ist froh, dass er so unentwegt bei ihr ist.
 

„Sag mal Ever…“

Er hat sich vorgenommen das Thema anzusprechen sobald sie wach ist, doch es fällt ihm schwerer als gedacht.

„Was hältst du davon, wenn wir den anderen von uns erzählen?“

Er kneift die Augen zusammen. Aus Angst vor ihren Steinaugen weicht er ihrem Blick bewusst aus.
 

Zu Recht…
 

„Sag mal spinnst du? Du und ich? Weißt du wie die anderen darauf reagieren werden?“

Aufbrausend wie immer hält sie ihm eine Standpauke. Ihre Stimme krächzt dabei und überschlägt sich mehrmals, doch jetzt braucht er sich nicht mehr anstrengen, um sie zu hören.

„Ich meine ja nur… Ich habe gedacht, dass ich dich verliere und selbst da musste ich mich zusammen reißen, da keiner von uns beiden wusste…“

Erst jetzt viel der Brünetten auf, wie zerbrechlich der Großgewachsene aussah. Er schien die Nächte nicht geschlafen zu haben und um seine Augen waren verdächtige Rotschleier.

Hatte sie ihn tatsächlich so verschätzt?

Brauchte er ihre Nähe so sehr?

Brauchte sie ihn?

Ein Stich in ihrer Herzgegend liefert ihr die Antwort.
 

„Okay.“

Es war nur ein Wort, doch die Farbe, die auf ihren Wangen leuchtet, verrät ihre Absichten.

„Aber zuerst nur deine Schwestern.“
 

Wie auf Kommando betritt Mirajane das Krankenzimmer. Dicht gefolgt von ihrer kleinen Schwester Lisanna. Die beiden Take-Over-Frauen schauten verwirrt zwischen ihren Freunden hin und her.

„Was ist mit uns?“ Fragende Blicke wurden ausgetauscht.

„Ähhhmmm…“

Elfman beginnt zu stottern. Er freut sich, das Evergreen den offiziellen Versuch mit ihm eingehen will, doch dass es so schwer werden würde, seiner Familie davon zu berichten, das hat er nicht erwartet. Seine Gesichtsfarbe veränderte sich von Rosa zu Rot und grade als man denkt, es wäre der finale Farbton, wird er noch eine Nuance kräftiger.
 

„Was hast du Elfman?“

Besorgt kniet sich Lisanna neben ihren Bruder und fühlt seine Stirn.

„Hat du Fieber?“

Evergreen kann ein Kichern nicht unterdrücken. Amüsiert gluckst sie und mustert ihren Freund mit spöttischem Blick.
 

„Es geht ihm gut. Er bringt es nur nicht fertig, euch unsere Beziehung zu beichten“
 

Nüchtern stellt Evergreen die neuen Informationen in den Raum. Von Elfman waren nur noch Töne zu hören, die einer Schnappatmung und einem Röcheln gleichen. Es ist ihm so unsagbar peinlich. Doch besonders trifft ihn, dass es Evergreen scheinbar nicht so geht.
 

„Achso!“, erwidert die ältere Take-Over-Schwester darauf nur und beginnt, Evergreens Verband zu erneuern.

„Aachsooo?“

Ungläubig starrt der Weißhaarige seine Schwester an. Auch Evergreen scheint überrascht zu sein.

„Ja, achso. Oder glaubst du allen Ernstes, ich hätte das mit euch nicht mitgekriegt?“ Mit einem süffisanten Grinsen wendet sich Mira dem Pärchen zu. Lisanna prustet los und kugelt sich vor Lachen auf dem Boden. Mit einer Hand hält sie sich ihren Bauch und mit der anderen wischt sie sich die Tränen der Belustigung aus dem Gesicht. Selbst für sie war es offensichtlich gewesen.

Grummelnd starrten sich die Verliebten an und beschlossen wortlos, nun dem Team Raishinshu die Neuigkeit zu verkünden. Wenigstens einer sollte sich mit ihnen für ihren Mut freuen und überrascht sein.

Schwankend steht Evergreen vor dem Bett. Seit sie bewusstlos in die Gilde getragen wurde, hat sie das Krankenzimmer nicht verlassen. Doch das soll sich jetzt ändern. Mit einem festen Griff um ihre Taille stützt Elfman die junge Frau. Fehlt ihm grad noch, das sie jetzt umkippt und sich wohlmöglich noch mehr verletzt.
 

Ein paar Stunden später setzen sich die Beiden neben Bixlow, Fried und Laxus in den zweiten Stock.

Die Männer starren sich stumm an, versuchen das Geschehen zu verarbeiten und bibbern um Levys Gesundheit. Keiner von ihnen weiß, was da auf Gajeel zukommen wird. Immer wieder setzen sie ihre Weinkrüge an und lassen die Erfrischung ihren Rachen hinunterlaufen.

Laxus winkt Mirajane in regelmäßigen Abständen zu sich, um für Nachschub zu sorgen und mit einem Lächeln kommt sie seiner Aufforderung nach.
 

Geräuschvoll seufzt Evergreen auf, da sie sich ignoriert fühlt und lehnt sich an Elfmans Schulter. Vorsichtig platziert er seinen Arm um ihre schmale Hüfte und zieht sie näher zu sich heran.
 

„Was‘n mit euch beiden los?“

Laxus ist verwirrt, seine Teamkameradin so offensichtlich turtelnd zu sehen.

„Wir sind jetzt….“ Nun ist es Evergreen, die Probleme hat zu artikulieren und das Geheimnis offen dar zu legen. Ihre Gesichtsfarbe macht Erzas Haaren Konkurrenz und sie beginnt zu stottern.

„…Zusammen“, schließt Elfman den Satz für sie ab und Bixlow fällt gackernd vom Stuhl.
 

„Und ihr beendet sogar die Sätze des anderen?“

Er kann einfach nicht aufhören zu Lachen. Dicke Tränen laufen seine Wangen hinab und er hält sich den schmerzenden Bauch.
 

„Ja das weiß ich doch schon längst, aber seit wann macht ihr das so offensichtlich? Davon wird einem ja schlecht“, brummelt der Blonde mit der Narbe. Ihm war die Aufregung zu viel. Die Ruhe, die vorher herrschte, passte eindeutig besser zu seiner Laune.
 

„Das wusstest du?“ wie aus einem Mund entfährt es beiden gleichzeitig.
 

„Auch noch synchron?“ Bixlow jappst glucksend nach Luft, um im nächsten Moment erneut lauthals los zu prusten.
 

„Wir alle wussten das…“ Nun lacht auch Fried.
 

Nur der Dragonslayer verdreht genervt seine Augen. „Meint ihr wirklich, das ist der Richtige Zeitpunkt für so einen Zirkus?“ Fast schon knurrend straft er seine beiden Teamkollegen mit einem harten Blick. Auch Elfman und Evergreen verstummen augenblicklich und lassen geknickt den Kopf hängen.

Bei all ihren Gefühlen haben sie für einen kurzen Moment vergessen, was auf dem Spiel steht und wie schwer Jose ihnen Allen mitgespielt hat.
 

Nun steht Gajeel der dunklen Gilde auch noch ganz alleine Gegenüber, naja fast, denn außer Pantherlily hat er keine Schützenhilfe. Dass Juvia bereits zu seiner Unterstützung aufgebrochen ist, ahnen sie nicht.
 

„Macht nicht so ein Gesicht, das ist ja noch viel schlimmer“, flüstert Laxus schon fast.

„Das ihr glücklich seid ist normal und diese Unbeschwertheit in brenzligen Situationen macht Fairy Tail doch aus…“ Vorsichtig lugt er in den Schankraum hinunter.

„…Nur allzu laut solltet ihr im Moment nicht sein.“ Missmutig mustert er die blonde Stellargeistmagierin, die weinend und unter Schluchzen bebend an einem der unzähligen Holztische sitzt. Gray und Natsu stehen hinter ihr und versuchen sie zu beruhigen, während Erza und Mirajane mit dem Master über einen Plan diskutieren.
 


 

„Können wir helfen?“ Zaghaft nähern sich Evergreen und Elfman den Magiern. Betretenes Schweigen breitet sich aus, bis Makarov das Wort ergreift.

„Du bist immer noch verletzt Evergreen. Außerdem brauchen wir noch ein paar starke Magier in der Gilde.“

Mirajane sieht nun zu ihrem Bruder auf.

„Richtig. Beim letzten Mal haben sie schließlich das ganze Gebäude in Schutt und Asche gelegt. Wer weiß, ob sie es diesmal auch auf uns abgesehen haben.“ Erza nickt zustimmend.

„Juvia ist schon bei Gajeel, sie müsste ihn langsam eingeholt haben. Unser Team wird heute Abend aufbrechen und sie unterstützen.“ Wendy die dazu gestoßen ist, murmelt leise vor sich hin und nickt den Älteren dann zu.
 

„Falls sie verletzt sind, braucht ihr mich.“ Charle will sich grade einmischen, doch auch sie weiß, wie wichtig die Rolle der Himmelsmagierin in diesem Zusammenhang ist.
 

„Jetzt müssen wir nur noch Lucy aufmuntern“, seufzt die Blauhaarige und wendet sich dem Holztisch zu, an dem die Blonde immer noch hockt. Ihre Schultern hängen und ihr Kopf ruht auf ihren Unterarmen. Immer wieder zuckt ihr Körper unkontrolliert und lautes Schluchzen drängt an die Ohren der kleinen Gruppe. Erza streicht sich eine Träne von ihrer Wange.

„Levy ist ihre beste Freundin…“ Mirajane steht derweil wieder hinter der Theke und drückt der Rothaarigen einen Tee in die Hand.

„Das ist Johanniskraut mit marokkanischer Minze. Der wird sie ein wenig beruhigen.“ Mit einem Nicken wenden sich die beiden Frauen ab und widmen sich ihrer aufgelösten Teamkameradin.
 

„Und ihr beide habt euch endlich dazu entschlossen das Versteckspielen aufzugeben?“ Der Master lacht herzlich und streckt einen Daumen nach oben um seine Glückwünsche auszudrücken. Schlagartig färben sich die Wangen des frischverliebten Paares rötlich.

„Das hat sich ja schnell rumgesprochen“, murmelt der Weißhaarige und schnaubt betreten die Luft aus.

Lachend springt der alte Mann von der Theke und zieht sich in sein Büro zurück. Kopfschüttelnd lassen sich die Zwei auf den Barhockern nieder und schauen Team Natsu zu, wie sie verzweifelt versuchen, Lucy aus ihrer Trauer zu helfen.
 

„Hier Lucy!“ Erza reicht ihrer Freundin den Tee. Der Dampf zieht in sanften Wogen zur Decke und wird von der Kühle des Raumes langsam aber sicher verschluckt. Zitternd nimmt die Stellargeistmagierin die Tasse entgegen und nippt vorsichtig daran. Die Hitze breitet sich von ihren Händen und von ihren Lippen aus und erwärmt ihren Körper. Das Beben ihres Brustkorbes versucht sie zu unterdrücken und spürt der warmen Flüssigkeit nach, die langsam aber sicher ihre Muskeln entspannt. Nur mit Anstrengung kann sich die Blondine ein Lächeln abringen.

„Was machen wir jetzt?“

Stille breitet sich in dem Team aus.

„Wir werden Gajeel natürlich helfen und Jose ordentlich vermöbeln“ Natsu ergreift das Wort und brüllt enthusiastisch herum. Feuer hat sich um seine Fäuste gebildet und seine Augen funkeln in einem kämpferischen Glanz.

„Richtig“ Dieses eine Mal scheinen sich die Streithähne einig zu sein, denn Gray springt ebenfalls auf. Neben Natsu stehen formt er eine kleine Eislanze und fuchtelt damit aufgeregt herum. „Zeigen wir es denen!“ Mit ernsten Mienen aber einem angriffslustigen Lächeln zeigen sich die Beiden bereit für den Kampf.

Lucy gibt ein ersticktes Kichern von sich und leert mit einem hastigen Zug die Tasse. Sich erhebend, nickt sie ihrem Team zu.

„Ja, wir werden unser Bestes geben.“

Ein High-Five mit Erza ermuntert nun auch die junge Himmelsmagierin zu einem enthusiastischen Quieken. Mit geballten Fäusten steht sie in der Mitte der Gruppe. „Dann los!“

Pantherlily go wild

Der Horizont hat die Sonne verschluckt. Das beruhigende Orange und das wärmende Rosarot, das den Himmel färbte, wurde von der Finsternis vertrieben. Nur die abertausende kleinen Sterne liefern eine kühle Atmosphäre. Der Mond, teilweise von Wolken verhangen, spendet grade ausreichend silbriges Licht um den drei Magiern den Weg zu erhellen.

Mit der Nacht kommt auch die Kälte. Wie in einer Wüste typisch, verschwand mit der Sonne auch die Wärme, die ihre Strahlen verbreiteten. Die gespeicherte Hitze, die den Magiern tagsüber auf der Haut brannte ist in den Weiten des Kosmos verschwunden.
 

Vorsichtig schleicht sich das Dreiergespann an das alte Burggemäuer heran. Sie liegt fast in kompletter Dunkelheit. Nur wenige Fenster sind noch durch Kerzenschein erhellt.

Mit dem Rücken an die felsige Mauer gepresst, wagen sie es kaum zu Atmen.

Die umgebene Stille liegt bedrohlich in der Luft und scheint schon fast in ihren Ohren zu dröhnen.

Jeder Atemzug schneidet wie ein Schwert.

Plötzlich hören sie lautes Gelächter.
 

Hecktisch schauen sie nach links und rechts. Versuchen in den Weiten der Dunkelheit einen Schatten zu erkennen, doch es ist nichts.

Die Stille kehrt genauso schnell zurück, wie sie unterbrochen wurde.
 

Mit einem leisen, erleichterten Seufzen setzt sich Juvia in Bewegung. Die anderen folgen ihr. Auf Zehenspitzen und immer noch dicht an die Mauer gedrängt, suchen sie nach einer Möglichkeit, unbeobachtet in das Gebäude eindringen zu können.

Wieder hören sie jemanden Lachen.

Diesmal ist es etwas näher.

Ruckartig bleibt die Wassermagierin stehen. Gajeel und Pantherlily realisieren den Stopp zu spät und stoßen in ihren Rücken.

Ein Keuchen kann die Blauhaarige nicht unterdrücken. Erschrocken presst sie sich ihre Hand vor den Mund.

Das Lachen hat aufgehört und nun sind deutlich zwei Männerstimmen erkennbar.
 

„Hast du das auch gehört? Da war doch was…“ Alle drei halten die Luft an. Immer weiter schieben sie sich rückwärts. Die Kalte Mauer an ihren Schultern gibt ihnen zumindest eine kleine Sicherheit.

Um eine Ecke herum treten nun zwei Männer aus der Dunkelheit. Sie haben einen kleinen Lacrima zu einer tragbaren Lampe umfunktioniert.

„Siehst du was?“ Fragt der eine. Der andere schüttelt den Kopf. Dennoch bewegen sie sich weiter auf das Team zu.

„Loko! Jegan! Kommt rein. Wir werden schon mitbekommen, wenn die Fairy Tail Magier hier auflaufen. Meroko hat Sake mitgebracht“ Nach ein paar Sekunden, die die beiden Männer noch in die Finsternis starren, drehen sie sich um und folgen der Stimme in die Burg hinein.
 

„Das war knapp“

Erleichtert rutscht Juvia an der Mauer herunter. Ihr Herz hämmert in ihrer Brust, sodass ihr ganzer Oberkörper schmerzt. Gajeel seufzt erleichtert auf und stützt sich mit dem Arm an der Wand ab. Der kleine Exceed wechselt in die Kampfform und nickt den beiden zu.

„Ihr wartet hier noch einen Moment. Ich werde sie jetzt ablenken gehen.“ Mit seinem Schwert in der Hand, bereit für die Schlacht, entfernt er sich von seinem Team in die Richtung, in der die Männer vorhin verschwunden sind.

„Lily…“

Der Exceed wirf einen letzten Blick über die Schulter und schaut dem Dragonslayer direkt in die Augen.

„…Wir sehen uns nachher!“

Der Schwarzhaarige spricht leise, doch dem Kater ist der Befehlston nicht entgangen. „Sicher!“ Mit diesem Wort setzt er sich wieder in Bewegung.
 

Vor der schweren Eisentüre stoppt Pantherlily. Er atmet tief ein und aus, umklammert sein Schwert noch fester und legt seine Pranke an das Tor. Die Kälte des Metalls zieht sofort durch seine Glieder und lässt ihn erschaudern. Aus dem Inneren dringt Gesang und Gelächter an seine Ohren. Vorsichtig lehnt er sich nach vorne und öffnet die Pforte einen Spalt.

Der Geruch von Alkohol und Schweiß brennt in seiner empfindlichen Nase. Vorsichtig schiebt er sich den dunklen Gang entlang. Ein paar Meter vor ihm kann er Licht sehen. Unter der verschlossenen Türe dringen helle Strahlen eines Lacrimas oder einer Kerze in die Dunkelheit und ziehen schmale Streifen an dem finsteren Mauerwerk. Wann immer jemand in der Nähe der Tür entlang geht, fängt das Licht an zu tanzen und Schattenmonster bilden sich an den Wänden.

Pantherlily bleibt jedes Mal vor Schreck stehen, den Atem anhaltend um bloß keine Geräusche zu verursachen.

Doch niemand verlässt den Raum.
 

Mittlerweile steht er davor, jeder Muskel seines Körpers bis zum zerbersten angespannt. Wie viele Männer in dem Raum auf ihn warten, wagt er nicht zu schätzen. Mit geschlossenen Augen sammelt er alle Reserven zusammen.

Es ist an ihm, seinen Freunden den Weg frei zu machen und zu halten. Nur wenn er gewissenhaft arbeitet, haben sie eine Chance unbemerkt in das Gebäude einzudringen. Ein stechender Schmerz in seiner rechten Schulter lässt ihn zusammenfahren.

Mit verzerrtem Gesicht starrt er auf die Stelle und bedenkt sie mit einem bösen Blick.

Er muss durchhalten.

Er hat am frühen Abend nicht gewagt, den beiden Magiern von seiner Verletzung zu berichten.

Sie zählen auf ihn, genauso wie Levy, und er zählt auf sie. Er hofft nur, dass er lange genug durchhält.

Wenigstens so lange wie sie brauchen, die Blauhaarige hier raus zu holen.
 

„Leb wohl Gajeel“, murmelt er leise zu sich selbst. Er atmet tief ein und zählt stumm bis drei.
 


 

Gajeel zieht Juvia wieder auf die Beine. Diese klopft sich den trockenen Sand von ihrer Kleidung und schaut ihren Partner an. Sein Blick ist auf das Eingangstor gerichtet. Genau in die Richtung, in der sein Freund vor wenigen Minuten verschwunden war.

„Was hast du Gajeel-kun?“ Ein leises Flüstern verlässt ihre Lippen, während sie eine Hand auf seinen Unterarm legt.

„Lily ist verletzt.“ Es ist eine Feststellung, doch die Besorgnis ist nicht zu überhören.
 

„Wir sollten losgehen“ Er löst sich von der Wassermagierin und stapft zielsicher in die Dunkelheit. Juvia folgt ihm, ihre Lippen zu einem blutleeren Strich gepresst. Auf in den letzten Kampf, denkt sie und ballt ihre Hände zu Fäusten.
 

Sieh zu, dass du da heile wieder rauskommst dumme Katze, denkt Gajeel und zieht die Augenbrauen zusammen. Sein Gesicht sieht bedrohlich aus, doch genau das braucht er ja jetzt auch.
 


 

Scheppernd schlägt die eiserne Tür an der Wand auf. Das Gemäuer bricht unter der Wucht des Aufpralls und kleine Steine, sowie zu feinen Körnern zermahlender Beton rieselt auf den grauen Schieferboden.

Die Gespräche der dunklen Magier werden schlagartig eingestellt. Mit weit aufgerissenen Augen starren sie zu dem Exceed und dann wieder zu ihrer Eingangspforte. Das Metall hatte sich leicht verformt und bei seinem Kontakt mit den Felsen kleine Funken erzeugt.

„Fairy Tail!“, brüllt ein Schwarzhaariger am Ende einer lang gezogenen, hölzernen Tafel. Ein anderer wirft seinen vollen Sakekrug nach Pantherlily.

Einen Wimpernschlag später stürzt sich der erste auf den schwarzen Kater.

„Lass Loko das alleine regeln, das ist schließlich nur eine Katze“, konnte Pantherlily noch hören als das Klirren von Schwertern seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Angreifer zieht.

Die roten Haare stehen dem Magier wirr vom Kopf ab und seine buschigen Brauen sind fast zusammengewachsen. Immer wieder prescht er vor und ein Schwerthieb nach dem anderen muss von Lily pariert werden. Es dauert nicht lange, da liegt der erste Phantommagier am Boden.

Blut strömt aus zahlreichen Wunden und ein röcheln entflieht seiner Kehle.
 

„Diese Katze ist stark…“
 

Bisher ist seine Konstitution gut. Der Kampf mit Loko hat ihn nicht viel Kraft gekostet. Mit einem angespannten Blick mustert er seine Gegner, die sich nun in einem Halbkreis um ihn herum versammelt haben. Lily versucht mit ein paar Sprüngen auf die andere Seite des Raumes zu gelangen. Eine offene Türe im Rücken ist schlecht für die Deckung, außerdem kann er so die Aufmerksamkeit besser von Gajeel und Juvia abziehen.
 

„Wer will jetzt?“ Provozierend hebt er sein Schwert und zielt in die Runde.

Immer wieder stürzen sich Magier auf ihn. Schlag und Stichwaffen, aber auch Distanzmagier demonstrieren ihre Kraft. Immer mehr von ihnen schickt der Exceed zu Boden, doch ein Ende scheint noch lange nicht in Sicht.
 

Seine Wunde schmerzt immer mehr. Der Griff um sein Schwert wird immer lascher, doch ans Aufgeben denkt Lily noch lange nicht. Ein blonder Mann hat sich nun auf ihn gestürzt. Sein rechtes Auge ziert ein blaues Tattoo, welches einem Kreuz sehr ähnlich sieht. Auch er hat ein Schwert in der Hand. Kurz bevor er in Pantherlilys Kampfradius eintrifft, teilt sich seine Klinge.

Überrascht weicht der Exceed zurück, doch er kann einen Treffer nicht vermeiden. Keuchend geht der Kater zu Boden. Blut strömt aus einer klaffenden Wunde an seinem rechten Arm. Die heiße Flüssigkeit fließt unaufhörlich und tropft nahezu lautlos auf das graue Schiefer.

„Na warte“, knurrt Lily und setzt zu einem Gegenangriff an. Immer wieder treffen die Klingen aufeinander.
 


 

Gajeel und Juvia drängen in den Eingang. Blitzschnell laufen sie den dunklen Gang entlang. Fast lautlos sind ihre Schritte auf dem dunklen Boden. Als sie sich der Türe nähern, hinter der Kampfgeräusche vernehmbar sind, verlangsamen sie ihr Tempo. Vorsichtig lugt Gajeel in den Raum. Viele Männer liegen am Boden. Pantherlily schwebt in der Luft, doch er ist schwer verletzt. Immer wieder pariert er die Angriffe seines blonden Gegners. Der Schwarzhaarige zieht seinen Kopf zurück und deutet Juvia an, weiter zu laufen.

Pantherlily gibt sein Bestes um ihnen Eintritt zu verschaffen, jetzt müssen sie das auch nutzen.
 


 

Pantherlily seufzt auf, als sein Partner endlich den Kopf aus dem Raum zieht. Immerhin hat er versucht, sie hier unbemerkt eintreten zu lassen und der Eisenschädel riskiert einfach so einen Blick?

Der wird sich was anhören müssen.

Mit letzter Kraft wirft er Jegan, so hat ihn sein Kamerad gerufen, zu Boden. Dieser röchelt und versackt in der Bewusstlosigkeit.
 

Nur noch einer.
 

Der schwarzhaarige Gegner steht wie angewurzelt in der anderen Ecke des Raumes. Seine Haare sind nach oben gegeelt und bilden eine Tolle. Irritiert mustert Lily die Frisur. Die zu einer Kugel abgerundeten Haarspitzen formen sowas wie ein Auge.

„Special Glue“, hört der Exceed plötzlich und kann im letzten Moment zur Seite springen. Eine gelbe, zähe Flüssigkeit trieft die Wand herunter, vor der er vor wenigen Sekunden noch stand.

Indem er von links nach rechts springt, versucht der Kater sich näher an seinen Gegner heranzubringen. Immer wieder muss er den Kleberangriffen seines Kontrahenten ausweichen.

„Super Glue Fountain“ Eine riesige Fontäne der gelben Substanz schießt aus dem Boden. Im letzten Moment hechtet Lily nach vorne

„Maximum Speed“, versucht er Happy Attacke nachzuahmen und tatsächlich. Dank des spontanen Speedups, kann er grade noch ausweichen. Mit voller Wucht trifft sein Kopf den Magen des Magiers.
 

Beide fliegen ein paar Meter durch die Luft, bis der schwarzhaarige Klebermagier mit dem Rücken an die Wand prallt. Ächzend sackt dieser in sich zusammen.
 

Völlig ausgelaugt und nach Atem ringend verändert sich die Form des Exceed.

Im Kleinformat liegt er nun auf dem Tisch. Mit dem Blick zur Decke gedenkt er seines Teams und hofft, dass diese Levy bereits gefunden haben. Müde schließt der Kater seine Augen.

Nur ein paar Minuten möchte er sich ausruhen.

Seine trockene Kehle brennt, seit Stunden hat er keine Flüssigkeit mehr zu sich genommen.

In Gedanken träumt er sich in die Gilde, in der Levy ihm einen Kiwishake besorgt hat. Als er die Augen wieder öffnet, bemerkt er eine große, weiße Schüssel. Schwache Lichtstrahlen eines halb zerstörten Lacrimas tanzen auf dem pelzigen Inhalt.

Die braunen Kugeln scheinen Pantherlily regelrecht auszulachen.
 

Ist das euer Ernst?
 

Wie von einer Fata Morgana verführt, zieht sich die Katze bäuchlings zu seinen Lieblingsfrüchten, streckt die Pfote aus und…
 

…berührt die raue Oberfläche der Kiwis. Hungrig stopft er sich eine nach der anderen in den Mund, zu müde und geschafft sie vorher von der Schale zu befreien.
 


 

Wie zwei Schatten huschen Gajeel und Juvia durch die Gänge. Ihre Sohlen berühren nahezu geräuschlos den dunklen Boden. Immer wieder schauen sie sich um, sie wollen sicher gehen, dass ihnen niemand folgt.

Die Flure sind spärlich beleuchtet. Kleine Fackeln hängen in regelmäßigen Abständen an den Wänden. Ihre Flammen tanzen im Luftzug, den ihre Körper hinterlassen, wenn sie sich zügig an ihnen vorbeibewegen.

Plötzlich, wie aus dem nichts, bleibt Gajeel wie angewurzelt stehen. Auch Juvia stoppt neben ihm und sieht ihn ratlos an. Der Flur Gabelt sich in zwei Gänge.
 

„Welchen sollen wir nehmen Gajeel-kun?“ Besorgt wandert ihr Blick von links nach rechts. Viel Zeit haben sie nicht. Der Dragonslayer schließt seine Augen. Mit tiefen Atemzügen inhaliert er die abgestandene Luft.

In wenigen Sekunden analysiert sein Gehirn die verschiedenen Gerüche. Alkohol, Sand, Schimmel, Blut. Verschiedenste Bilder, passend zu den Düften, flackern vor seinem inneren Auge auf. Ganz dezent wittert er sie. Himbeeren, gepaart mit ihrem Blut und Salz.

Ohne seiner Partnerin einen Blick zu würdigen setzt er sich wieder in Bewegung.

Ein Schritt, zwei Schritte.

Dann stoppt er.
 

Aus beiden Gängen kommt der gleiche Geruch.
 

Verwirrt schaut er sich um. Juvia, die mittlerweile eine Hand an ihre Brust presst, beobachtet den Schwarzhaarigen dabei.
 

Ein grünes Augenpaar schaut die Fairy Tail Magier aus der Finsternis heraus an. In der rechten Hand hat die Person einen fetzen Stoff, der dem von Levys Kleidung sehr ähnlich sieht.

„Jetzt können euch deine Sinne nicht helfen, Gajeel Redfox. Master Jose wird zufrieden sein.“
 

________to be continued...

Ist das Ende so nah?

Grummelnd läuft Gajeel die Gabelung auf und ab. Juvia steht in der Mitte und verfolgt ihn dabei mit ihren Blicken. Sie ist kurz davor, vor Verzweiflung einfach loszubrüllen.

„Gajeel-kun…“ Zaghaft richtet sie das Wort an ihn.

„… wir sollten einfach einen der beiden Wege einschlagen“

„Aber wir wissen nicht, wo sie ist!“

Da will er mal etwas überdenken, bevor er handelt und dann funktioniert das nicht.
 

Immer wieder schlägt er mit seiner Faust auf eine Wand ein. Das alte Gemäuer hält seiner Kraft nur mäßig stand. Immer wieder rieselt Kalk auf den Boden. In der Dunkelheit schimmert das weiße Gesteinspulver leicht silbrig. Mit jedem Treffer färbt sich die Aufschlagsstelle rötlicher.

Zähneknirschend betrachtet Gajeel den roten Fleck, der sich um die Einschlagskerbe gebildet hat. Die dunkelrote Flüssigkeit wirkt in der Finsternis fast schwarz. Mit verächtlichem Schnauben folgt er dem schmalen Rinnsal bis zu den dunklen Schieferplatten, die den Boden bedecken.
 

Warum kann er keine Entscheidung treffen? Sie haben doch keine Zeit.
 

Juvia legt ihm eine Hand auf die Schulter, als ihr eine Idee kommt.

„Kannst du Jose riechen?“, fragt sie den Schwarzhaarigen. Verwirrt schaut er sie an.

„Ja, kann ich. Aber was soll das bringen?“ Wieder trifft seine Hand auf die steinige Barriere. Ein Schmerz durchfährt ihn, doch er blendet ihn aus. Dafür hat er auch keine Zeit.

„Naja, Jose weiß doch, dass wir hier sind“, mutmaßte die Blauhaarige.

„Und?“ Sichtlich genervt deutet der Dragonslayer an, dass sie weitersprechen soll.

„Nunja, er wird Levy wohl kaum aus den Augen lassen, immerhin will er dich damit ködern…“ Das klingt nun auch für Gajeel einleuchtend. Ruckartig tritt er ein Stück zurück und zeigt in den rechten Gang. Juvia nickt ihm zu und beide sprinten los.

„Warte mal“ Nach wenigen Metern hält sie den Eisenmagier zurück. Sie reißt ihn an seinem Arm zu Boden und malt mit seiner Hand einen blutroten Pfeil auf den Untergrund.

„Was soll das denn jetzt, Regentussi?“ Verärgert raunzt Gajeel sie an. Der Staub, den diese Aktion in seine Wunde gerieben hat, brennt fürchterlich.

„Falls Pantherlily-san uns sucht oder die anderen zur Hilfe kommen…“ Erst jetzt merkt sie, wie impulsiv sie gehandelt hat. Mit einem leichten Wasserstrahl spült sie die Wunde aus und nickt entschuldigend.

„Gar nicht mal so dumm“, grummelt Gajeel und beide nehmen ihren Weg wieder auf.
 


 

„Gar nicht mal so dumm“, murmelt die Gestalt in der Dunkelheit. Langsam schleicht sie den rechten Gang hinunter und begutachtet die blutrote Spur auf dem Boden.

„Ich werde Master Jose informieren“ Mit grün aufleuchtenden Augen versinkt das Mädchen im Boden.
 

Immer wieder gabeln sich die Wege und Flure auf. Mittlerweile macht sich Juvia nicht mehr die Mühe die Wunde auszuspülen. Während sie Gajeel hinterherläuft markiert er immer wieder Wände und Nischen, um somit den anderen den Weg durch das Labyrinth der Gänge zu zeigen.

Eine ganze Zeit laufen sie so weiter, als sie plötzlich an eine dunkelgrüne Holztür kommen. Das Holz hat seine besten Jahre schon hinter sich. Überall schimmeln die Furniere und Maserungen. Ungeziefer hat sich in die Astlöcher gefressen und Juvia läuft es eiskalt den Rücken herunter, als sie einige Holzböcke im mehligen Staub der Holzpforte kriechen sieht. Nichts desto trotz wirkte die Pforte noch sehr massiv.

Mit seiner linken Hand versucht Gajeel sie aufzustoßen. Sie ist fest verschlossen. Ein Zucken durchfährt ihn. Eine Ader in seiner Schläfe beginnt verdächtig zu vibrieren, seine Augen leuchten in einem aggressiven Rot.

„Jose!“ Seine Stimme donnert und hallt in von den kahlen Wänden in den Gängen. Selbst der Boden scheint zu beben. Juvia erschaudert.

Es ist lange her, dass sie ihn so wütend erlebt hat.
 

„Jose!“ Er brüllt ein zweites Mal, als er die Türe aufstößt. Unter dem Aufprall seines Rammbocks zerbarst das Holz in abertausende Splitter. Die Scharniere brechen aus den Angeln und die Überreste der Pforte fliegen im hohen Bogen durch den Raum. Eine Sandstaubwolke versperrt den beiden Fairy Tail Magiern im ersten Moment die Sicht.
 

Erst Sekunden später erkennen sie ihren ehemaligen Master der breitbeinig vor ihnen auf einem grünen, samtenen Sessel sitzt. Der schwere Thron steht in der Mitte des Raumes auf einem Podest. Die Hände vor sich gefaltet, grinst er Gajeel und Juvia höhnisch an.

„Guten Abend Gajeel... Juvia.“

Neben dem Sessel stehen zwei Frauen. Starr und steif wie Zinnsoldaten. Sie haben Schwerter in den Händen, die sie auf das Fairy Tail Team richten. Ihre Mienen wirken wie gemeißelt. Völlig ausdruckslos.
 

„Die sehen ja völlig gleich aus“, stellt Juvia unnötig fest und geht in Kampfposition. Auch Gajeel verändert seine Haltung. Er visiert Jose an, springt und wird von einer der beiden Frauen abgeblockt und zurückgestoßen. Unsanft schlittert er über den Schiefer und kommt wieder neben Juvia zu stehen. In Sekundenschnelle rappelt sich der Schwarzhaarige wieder auf und geht erneut in Kampfposition.
 

„Gajeel, Juvia. Ich möchte euch Eya und Eyon vorstellen“ Er deutet erst nach rechts und dann nach links. Beide Frauen haben weiße Haare, die zu einem Bob frisiert sind. Außer dem sternenförmigen Tattoo ist an ihnen nichts besonders auffällig. Eya trägt ein silberglänzendes Schwert. Ihre Zwillingsschwester ein leuchtend grünes.

„Sie sind meine Adjutanten“

Jose lehnt sich auf seinem thronartigen Sessel zurück. Wütend sprintet Gajeel erneut los, diesmal ist aber Eya sein Ziel. Immer wieder versucht er sie mit seinem eisernen Schwert zu treffen, doch sie pariert jeden seiner Schläge mit Leichtigkeit. Die silberne Klinge bohrt sich tief in seine Haut und er schreit vor Schmerzen auf.
 

Um sich besser verteidigen zu können beschwört Gajeel seine Drachenschuppenform. Er fühlt sich sicher und attackiert Eya erneut. Doch scheinbar Mühelos zerschneidet Eya seine Defensive mit jedem Hieb. Völlig verwirrt hält der Schwarzhaarige inne.

„Na, überrascht? Ihr Schwert besitzt eine außerordentliche Legierung, die selbst deine Drachenmagie wie Butter zerschneiden kann.“

Böses Lachen seitens José, ein Tritt von ihm und Gajeel kracht ohne zu bremsen in die nächste Wand.
 

„Gajeel-kun!“ Juvia ist alarmiert. Ohne zu zögern springt sie auf Eyon zu. Diese weicht jedoch nicht aus, sondern richtet ihr grünes Schwert auf die Wassermagierin.

„Das bringt nichts!“, ruft die Blauhaarige aus und erhöht ihr Angriffstempo. Eine Sekunde später liegt sie röchelnd am Boden. Ein Kichern entfährt der Weißhaarigen, die ihre Finger an ihre Lippen legt und Juvia siegessicher anfunkelt.
 

„Juvia, Eyon ist meine Waffe speziell gegen dich. Ihr Schwert kämpft nicht physisch, sondern zerstört deinen Körper auf psychischer Basis.“ Schwer atmend bedenkt die Wassermagierin Jose mit einem tödlichen Blick. Sie kennt das Angriffsmuster dieses Schwertes, hat sie doch auf Tenrou Jima bereits Erfahrungen damit gesammelt.
 

Wankend erhebt sie sich wieder, schüttelt den Kopf, um dem aufkommenden Schwindel zu vertreiben und greift Eyon erneut an.
 

„Juvia, hör auf und finde Levy. Ich pack das hier schon alleine“ Gajeel, der mittlerweile wieder auf den Beinen ist, setzt sich erneut in Bewegung. Immer wieder versucht er Eya mit seinem Tetsryuken zu treffen, doch sie scheint eine ihm ebenbürtige Schwertkämpferin zu sein.

Kurz bevor sie ihn wieder treffen kann, dreht er zur Seite ab, schnappt ihr Handgelenk und schickt ihr ein Drachengebrüll frontal entgegen. Die junge Weißhaarige strauchelt, doch in Sekundenschnelle ist ihre Schwester bei ihr. Mit einem Hieb bringt sie Gajeel zu Boden.

Röchelnd fasst er sich an die Brust.

Er hustet.

Feiner Nebel aus kleinen Blutstropfen verteilt sich vor ihm auf dem dunklen Schiefer.
 

„Du willst dein Mädchen?“ Jose hat sich mittlerweile erhoben. Er streckt seine Hand vor sich und wie aus dem nichts hängt Levy daran herunter. Sie ist bewusstlos und übersäht mit frischen und alten Wunden.

Juvia verschlägt es die Sprache. Geschockt legt sie eine Hand vor ihren Mund. „Levy-san!“ Kleine Tränen perlen der Wassermagierin von der Wange. Mitleidig späht sie zu Gajeel.
 

Der Dragonslayer steht mit weitaufgerissenen Augen vor seinem ehemaligen Master. Er ist nicht in der Lage sich zu bewegen. Jeder Muskel in seinem Körper ist angespannt, doch gehorcht ihm nicht mehr. Keuchend bricht er auf die Knie.

„Levy…“ kaum hörbar flüstert er ihren Namen. Jose scheint das sehr zu amüsieren. Verächtlich schnaubend bewegt er sich auf Gajeel zu. Wie Donnergrollen breitet sich das Lachen des Mannes in dem Raum aus. Immer weiter steigt der Hass in dem Dragonslayer auf, scheint ihn völlig zu vereinnahmen, doch der Anblick der blauhaarigen Scriptmagierin paralysiert ihn regelrecht.

Jose steht nun direkt vor ihm. Immer wieder schüttelt er Levy, die das mit leisem Stöhnen und Röcheln quittiert.

Ohne Vorwarnung tritt er Gajeel ins Gesicht.

Dieser schlittert ein paar Meter auf dem Boden, bis er seitlich liegend zum Stillstand kommt. Mit immer noch weitaufgerissenen Augen muss er mitansehen, wie Jose seine Zunge über Levys Wange gleiten lässt.
 

Ein Beben erfasst seinen Körper. Wie von Sinnen springt Gajeel auf seine Füße. Das Wanken ignorierend bewegt er sich langsam auf Jose zu.

„DU lässt sie sofort los!“ Seine Stimmlage ist verändert. Als sei er ein Dämon aus einer anderen Welt, ein richtiger Drache.

„Ich hab gesagt: LASS SIE LOS!“ Juvia beobachtet ihren Partner. Er sieht aus, als sei er besessen. Seine Arme hängen schlaff an ihm herunter und nur mühsam kann er ein Bein vor das andere stellen, doch trotzdem sieht er bedrohlich aus.

Das Rot in seinen Augen, hat nun nicht mehr nur die Iris sondern den ganzen Augapfel eingenommen und funkelt gefährlich.
 

Eya blockiert ihm den Weg zu Jose. Sie richtet ihr Schwert auf Gajeel und versucht ihn abzuwehren. Der Dragonslayer nimmt einen tiefen Atemzug. Eine unangenehme Stille breitet sich in der Halle aus.

… Gajeel mustert Eya und scheint ihr Angriffsmuster zu analysieren

… Das silberne Schwert der Weißhaarigen saust durch die Luft. Ein schriller Ton entsteht dabei, der sein Trommelfell förmlich zum Platzen bringt

… seine linke Hand verwandelt sich in Tetsryuken und fängt den Schlag der Frau ab. Das Klirren der Schwerter unterbricht die herrschende Ruhe und erfüllt den Raum. Juvia hält sich die Ohren zu und kneift die Augen zusammen. Nur durch einen schmalen Spalt, den sie mit ihren Fingern bildet, beobachtet sie die Szene.

… Seine rechte Hand greift die Klinge von Eya. Das Blut, das aus seine Faust läuft, ignorierend zerrt er daran und schafft es, ihr das Schwert zu entreißen

… eine Dunkelheit umgibt ihn. Schmerzhaft schreit er, bäumt sich auf. Jose ist an ihn herangetreten und hat ihn hinterrücks angegriffen.
 

Scheppernd fällt die silberne Klinge zu Boden. Völlig entkräftet sackt Gajeel zusammen. Sein Körper zittert vor Schmerzen. Aus unzähligen Wunden auf seiner Haut rinnen dünne Blutspuren.

Verzweifelt blickt er zu Jose.
 

Juvia hat alles mitangesehen. Die Sekunden, in denen Gajeel die Oberhand hatte, bis zu dem Angriff von ihrem ehemaligen Master. Immer wieder versuchte sie wegzuschauen, als dieser seine magische Energie durch den Körper ihres Partners leiten ließ.

Plötzlich steht Eyon vor ihr. Die grün leuchtende Klinge auf ihrer Brust abgesetzt. Sekunden vergehen, Juvia springt auf und kann grade noch einem Hieb ausweichen.

„Water Slicer“

Eine Woge erfasst die Weißhaarige und schleudert sie quer durch den Raum.

Wut steigt in Juvia auf. Mit geballten Fäusten sprintet sie auf Eyon zu.

„Water Lock“

Kurzzeitig scheint sie die Oberhand zu haben, doch im nächsten Moment prallt sie unsanft mit dem Kopf voran gegen eine Wand. Blut rinnt ihre Wange hinab und tropft auf den dunklen Boden.

Entkräftet schaut sie zu Gajeel, dann zu Jose.
 

Der Master der dunklen Gilde beugt sich hinunter.

„Sieh gut zu Redfox“, flüstert er Gajeel ins Ohr. Während er sich wieder aufrichtet hebt er Eyas silberne Klinge auf. Ohne mit der Wimper zu zucken rammt er Levy das spitze Objekt in die Taille.

Ein Brüllen, ein Kreischen.

Gajeel und Juvia sind fassungslos.

Unfähig sich zu bewegen starren sie Jose an. Langsam zieht er die Klinge aus ihrem Fleisch.

Blut klebt daran.

Ein Wimmern, dann schlägt Levy die Augen auf.

„Gajeel…“ tonlos formen ihre Lippen seinen Namen.
 

Juvia zittert am ganzen Körper. Tränen vermischen sich mit dem Blut ihrer Platzwunde. Mit letzter Kraft hievt sie sich in den Stand. Eyon bemerkt sie nicht, deshalb trifft sie die Attacke der Wassermagierin auch frontal.

Immer wieder schlägt Juvia mit ihrer Magie zu, bis die Weißhaarige regungslos liegen bleibt.

Zur gleichen Zeit ergreift Wut von Gajeel Besitz.

Seine Emotionen hat er längst nicht mehr unter Kontrolle. Mit einem lauten Schrei stürzt er sich auf Eya, die immer noch unbewaffnet neben Jose steht. Selbst der Master hat keine Zeit mehr zu reagieren.

Sekundenschnell erreicht Gajeel die Weißhaarige und schleudert sie mit einem Houkou an die nächste Wand.

Regungslos bleibt auch diese liegen.
 

Amüsiert beobachtet Jose wie die Fairy Tail Magier ihre letzten Kräfte mobilisieren. Ihm entgeht auch nicht, dass sich ein weiterer zu ihnen gesellt hat. Im Eingang, am Rand des Kampfschauplatzes, liegt ein kleiner schwarzer Exceed. Mit Mühe und Not hat sich Pantherlily zu seinem Team geschleppt. Die Markierungen von Gajeel haben ihm ohne Schwierigkeiten die richtige Richtung gezeigt.

Fassungslos starrt er auf den großen Mann, der Levys Kehle immer noch umklammert hält.

Wie ein Stück minderwertiges Fleisch wirbelt er den zarten Körper der Blauhaarigen herum. Das Blut, welches aus der Stichwunde sickert, tropft dabei unaufhörlich zu Boden.
 

„Warum?“
 

Ein erstickter Wutausbruch Gajeels endet in einer simplen Frage.
 

„Warum sie?“
 

Mit matten Augen schweift sein Blick zum malträtierten Körper der Scriptmagierin.
 

„Weil ich dich da treffen wollte, wo es dir weh tut. Glaubst du wirklich ich hätte dir so viel Leid zufügen können, wenn ich dich direkt angegriffen hätte?“ Böses Lachen.

Da sämtliche Kampfhandlungen eingestellt wurden, hallt das Grollen der Stimme wieder unangenehm von den kahlen Felswänden.

„Du hast dich verändert Gajeel. Früher hättest du dich mit so einer schwachen Fliege wie dieser hier niemals abgegeben.“

Wieder einmal presst der dunkle Magier seine Lippen auf die der Scriptmagierin.

„Jedenfalls schmeckt sie gut…“ Unbarmherzig und ohne mit der Wimper zu zucken reißt er Levy herum und schmettert sie von sich. Der blasse Körper kollidiert mit dem schweren Samtsessel, reißt diesen zu Boden und schlittert noch einige Meter weiter, bis sie röchelnd liegen bleibt.
 

„Levy!“

Rasend vor Wut erhebt sich Gajeel erneut. Er schwankt stark. Schwindel ergreift erneut Besitz von ihm. Nur mühsam kann er sich fangen und schreitet langsam auf Jose zu.
 

„Ich bring dich um!“
 

___________________es wird bald weitergehen..._____________
 

Ja so ist das. Heute sehr düster, ich hoffe es hat euch gefallen. So langsam wirds ernst und der Endkampf naht. Ich hoffe ihr haltet mir die letzten Kapitel noch Treue und habt Spass an meiner Fantasie ;-D

Liebste Grüße

eure Eisregen

No Remains

„Levy!“

Gajeel kommt Jose bedrohlich nah. Seine Augen funkeln voller Hass.

„Warum sie?“

„Das habe ich dir doch grade erklärt. Sie bedeutet dir etwas.“

Wutentbrannt brüllt der Schwarzhaarige los und stürzt sich auf seinen ehemaligen Master. Dieser kann jedoch mit Leichtigkeit ausweichen.

„Dass du dich auch grade in sie verliebst.“ Er lacht hämisch.

„Erst verprügelst du sie, hängst sie auf…“

„Sei still!“, unterbricht ihn der Dragonslayer. Selbst Lily zuckt zusammen. So wütend hat er seinen Partner noch nie gesehen.

Unbeirrt fährt Jose fort:

„… verletzt sie und verschreckst sie zu Tode und jetzt spielst du dich als ihr Held auf?“

Ein höhnisches Grollen entfährt ihm.

„Ich hab gesagt du sollst die Schnauze halten“

Wie von Sinnen prügelt Gajeel auf Jose ein. Immer wieder kann dieser ausweichen, doch einige Treffer kann er trotzdem landen.

„Glaubst du wirklich, sie ist bei einem Monster wie dir sicher?“

Der Master weiß genau, wie er Salz in die Wunde streuen kann.
 

„Hör nicht auf ihn Gajeel-kun.“ Versucht Juvia ihn zu stärken. Doch der Dragonslayer hat alles ausgeblendet.

Er hat sich von der Umgebung ausgeschlossen.

Für ihn gibt es nur noch seine unerlässliche Wut.
 

„Wenn du dich nicht beeilst, dann wird sie sterben, Gajeel“

Sein ehemaliger Master deutet auf Levys Körper. Sie liegt auf der Seite, eine Blutlache hat sich unter ihr gebildet. Unregelmäßige Bewegung des Brustkorbes verraten, dass sie noch lebt, doch das Atmen scheint ihr immer schwerer zu fallen.

„Scheiße!“

Gajeel löst sich aus seiner Starre und sprintet auf das schwerverletzte Mädchen zu. Behutsam nimmt er sie in seine Arme und drückt sie sachte gegen seine Brust. Sie verströmt immer noch einen zarten Himbeerduft.

Kurz hält er inne, genießt ihre Nähe, spürt ihren heißen Atem auf seiner nackten Haut, dann steht er auf. Vorsichtig trägt er sie zu Pantherlily.
 

„Gajeel…“, fast hätte er sie überhört.

„Sprich nicht. Halte noch ein wenig durch, bald ist es vorbei“ Vorsichtig, als sei sie eine Porzelanpuppe, bettet er sie auf den kühlen Schieferplatten. Lily positioniert sich unter ihrem Kopf.

Reumütig schaut der Kater seinen Partner an, es ist ihm unangenehm, dass er nicht mehr helfen kann, doch er ist zu erschöpft.

Mit einem Nicken entfernt sich der Schwarzhaarige von ihm und widmet sich wieder Jose.
 

„Jetzt bin ich hier“ Er begibt sich in Kampfstellung.

„Ja bist du…“

Wie ein Blitz gleitet Joses magische Energie an ihm vorbei und trifft Juvia.

„…und sie auch!“

Die Wassermagierin schreit vor Schmerzen, windet sich hin und her. Immer wieder trifft sie der violette Magiekreis.

„Hör auf!“ Gajeel will dazwischen gehen, doch Juvia deutet ihm an, stehen zu bleiben. Mit letzter Kraft bäumt sie sich gegen die schwarze Magie auf.

„Water Nebula“ Eine Welle erfasst den Gegner und für einen kurzen Moment scheint dieser abgelenkt zu sein.

„Gajeel-kun!“ Der Dragonslayer nutzt die Chance und attackiert Jose. Doch wenige Augenblicke später liegt Gajeel wieder am Boden, Jose steht über ihm.
 

„Wenn sie das nicht überlebt, dann bist du fällig, du hast dir eine Gilde zum Feind gemacht die man nicht zum Feind haben will, das solltest du doch bereits wissen!“

Immer wieder setzt Gajeel zu neuen Angriffen an, doch diese scheitern meistens. Nach Luft ringend kniet der Schwarzhaarige am Boden.

Überall klaffen Wunden.
 

„Gajeel-kun“, völlig neben sich stehend versucht Juvia Gajeel zu helfen, doch keine ihrer Attacken dringt zu Jose vor.
 

„Ich bin ein Teil von Fairy Tail, und als solcher darf ich jetzt nicht aufgeben. Ich werde sie alle hier rausholen.“

Mit seinem Tetsryuken und einem Houkou versucht er erneut, Jose zu Boden zu ringen. Plötzlich verliert er den Kontakt zum Untergrund, segelt ein paar Meter durch die Luft und endet krachend in dem alten Mauerwerk.

Lachend erzeugt sein Gegner einen neuen Magiekreis, der den Dragonslayer völlig einnimmt. Immer wieder durchzucken schmerzhafte Wellen sein Innerstes. Eigentlich ist er mit seinen Kräften am Ende, doch er hat sich geschworen Levy und seine Freunde zu retten.
 


 

<Ein Teil von Fairy Tail> Immer wieder hallen diese Worte in Levys Gedanken wieder.

Er fühlt sich also endlich als ein Teil der Familie.

Erleichtert seufzt sie.

Tränen sammeln sich in ihren Augen. Diesmal sind es Tränen der Freude. Vorsichtig begibt sie sich in den Sitz, dass Lily sich darüber beschwert, ignoriert sie. Immer wieder blinzelt sie, um das Schwindelgefühl zu vertreiben.

Eine Hand an der Stirn, stöhnt sie auf.

„Du kannst jetzt nicht aufstehen“, versucht der Exceed sie zum Hinlegen zu bewegen. Sie schüttelt nur den Kopf, und bereut es im nächsten Moment wieder.

Ein Stechen durchfährt sie. Ob es von der Wunde an ihrem Bauch oder von ihrem Kopf ausgeht, kann sie nicht eingrenzen.
 

<Ein Teil von Fairy Tail> Immer wieder hallen diese Worte in den Gedanken von Juvia wieder.

Sie erinnert sich an den ersten Tag, an dem sie ihm in der Gilde Fairy Tail wiederbegegnet ist. Makarov hat ihn aus seinem Versteck zu sich geholt.

Gajeel war zu dem Zeitpunkt notorisch unzufrieden und ständig aggressiv. Doch in den letzten Monaten, die sie zusammen in der neuen Gilde verbrachten, hat er sich immer weiter entwickelt.

Sie ist froh, dass er sich endlich als Teil der Familie sieht. Geschwächt legt sie ihre Wange auf den kühlen Schieferboden. Sie genießt die Kälte, die ihre dumpfen Kopfschmerzen lindert.

Gray-sama…
 

<Ein Teil von Fairy Tail> Immer wieder hallen diese Worte in den Gedanken von Pantherlily wieder.

Er kennt Gajeel, und er weiß, wie wohl sich der Dragonslayer in der Gilde fühlt, auch wenn er gerne das Gegenteil behauptet.

Zum ersten Mal hat er ihn aber über das Gefühl sprechen hören. Die Endzeitstimmung, die im Moment in der Atmosphäre herrscht, scheint seine Emotionen verrücktspielen zu lassen.

Ein leises Kichern muss er unterdrücken.

Vorsichtig versucht der Kater Levy zu stützen, die sich soeben aufgesetzt hat.
 

In seinem Kopf dreht sich alles.

Er kann sich kaum noch aufrecht halten. Immer wieder drängt sich das Gefühl des Versagens in ihm auf. Völlig entkräftet hockt er auf dem Boden.

Seine Hände auf dem kühlen Schiefer, sein Kopf hängen lassend. Nur noch Keuchen und Röcheln entweicht ihm.

Mit einem überragendem Gefühl von Stolz in der Brust setzt Jose zu seinem finalen Kampfakt an. Die Magie sammelt sich zwischen seinen Handflächen und formt einen spitzen Keil und mit seinem nächsten Atemzug wirft er diesen Gajeel entgegen.
 

Alles geschieht in Sekunden.
 

Gajeel schaut auf, sieht den violett leuchtenden Angriff mit atemberaubender Geschwindigkeit auf sich zu fliegen. Plötzlich spürt er jemanden an seiner Schulter. Mit einem schnellen Ruck wird er zur Seite gestoßen.

„AHH!“ Es ist Levys Stimme.

Sie hat im Bruchteil einer Sekunde reagiert und ist zu dem Dragonslayer gehechtet. Mit ihrer letzten Kraft hat sie sich gegen ihn geworfen, um ihn aus der Schusslinie zu stoßen. Der magische Keil durchstößt ihre Brust.

Ihr Schrei hallt noch sekundenlang von den Wänden wieder und dröhnt in Gajeels Ohren. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er die Blauhaarige an.

Sie lächelt bloß.
 

Pantherlily und Juvia schauen fassungslos zwischen den drei Magiern hin und her. Beide können nicht glauben was sie sehen. Levy liegt Blutverschmiert auf Gajeel, dieser hält sie mit bebendem Körper fest und selbst Jose scheint nicht zu glauben, was er dort sieht. Es ist ein Augenblick der Ruhe, der hier allen gegönnt wird.
 

Im nächsten Moment fliegt ein gewaltiger Feuerball auf Jose zu und herein sprinten Natsu, Gray, Erza, Lucy und Wendy. Sie alle haben die letzten Sekunden aus dem Flur heraus beobachten können und folgen ungläubig der Szenerie, die sich ihnen darbietet.
 

„Levy…“ Heiseres Flüstern seitens des Eisenmagiers. Die Blauhaarige liegt halb auf ihm. Sie hat eine Hand an seine Wange gelegt und lächelt ihn an.

„Du kannst es schaffen. Für Fairy Tail, für unsere Familie“

„Levy, nein, ich…“, stammelt der Schwarzhaarige. Sein Brustkorb zieht sich zusammen. Er hat das Gefühl zu ersticken.

Ein Gemisch aus Trauer und Wut umschließt sein Herz. Aus weiter Ferne spürt er Levys zarte Hand, die seine Wange streichelt. Unbeholfen erwidert er die Geste, setzt sich auf und zieht sie in seinen Schoß. Vorsichtig drückt er sie an seine Brust, inhaliert ihren Duft und vergräbt sein Gesicht in ihren zerzausten Haaren. Immer wieder fährt er ihr mit der Hand über den Rücken.

„Bleib bei mir Levy“ Mit erstickter Stimme betet er. Er ist noch nie gläubig gewesen, und er weiß auch nicht, wen er um Hilfe bitten muss, aber er betet inständig um ihr Leben.

„Bitte bleib bei mir Levy…“
 

Vorsichtig platziert sie ihre Hand auf seiner Brust.

„Solid Script…“

„Levy bitte nicht, du musst deine Kräfte schonen“, versucht er sie zu überzeugen, doch sie hört nicht auf ihn.

„...Liquid Iron“

Die Runen, die ihre Attacke frei setzen, bilden sich auf seinem Körper. Während der Zauber seine Wirkung entfaltet, spürt Gajeel, wie Levys Körper immer schlaffer wird. Ihr Kopf ist in den Nacken gefallen.

Sämtliche Anspannung hat sie verlassen.

Sie hat ihn verlassen.

Vorsichtig legt er die leblose Magierin vor sich ab.
 

„Jose!“
 

Fassungslosigkeit und Erstaunen liegt in der Luft. Für einen Augenblick scheint die Zeit still zu stehen.
 

„Jose…“
 

Es ist das tiefe Grollen von Gajeel, das die Stille durchbricht. Seine Augen versprühen Wahnsinn, sein Körper ist gespannt wie ein Bogen. Keinem ist entgangen, wie verzweifelt der Eisenmagier noch vor wenigen Sekunden den leblosen Körper von Levy in den Armen hielt.

Waren da nicht sogar Tränen, die in seinen Augen glitzerten?
 

Wendy und Lucy sind bereits zu der Blauhaarigen gestürmt. Die Dragonslayerin des Himmels lässt ihre Magie durch den Körper von Levy fließen, doch es passiert nichts. Immer wieder schütteln die beiden Frauen den Kopf.

Sie sind verzweifelt.

Um Wendy zu unterstützen, legt Lucy ihre Hände auf die Schultern der Heilmagierin und lässt ihre magische Energie zu ihr überfließen. Beide sind bereits an ihrem Limit, doch keine der Wunden schließt sich. Wendy ist sich sicher, mit dem Magieschub für Gajeel hat Levy ihr Schicksal besiegelt.
 

Gajeels Schritte sind langsam und schwer. Der Boden vibriert unter ihnen und das dumpfe Geräusch seiner Sohlen hallt durch den Raum. Natsu und Gray treten bei Seite. Die dunkle Aura, die den Eisenmagier umgibt, wirkt sogar auf sie bedrohlich. Das Atmen fällt ihnen unter der enormen Konzentration der magischen Partikel schwer und der Druck, der auf ihren Schultern lastet, zwingt sie fast in die Knie.

So haben sie ihren Kameraden noch nie gesehen.
 

Plötzlich verändert sich die Haltung des Eisendragonslayers. Er setzt zum Sprung an und stürzt sich auf den vor Verwunderung erstarrten Jose. Immer wieder treffen die Fäuste des Magiers seinen Kontrahenten. Er bedenkt den schwarzen Magier mit einer Salve an Tritten und Schlägen, denen dieser nicht ausweichen kann. Der Kontrollverlust über sein Handeln, die Wut und Verzweiflung, setzten ungeahnte Kraftreserven frei.
 

„Second Origin“, haucht Erza, die das Geschehen nicht weniger bestürzt beobachtet. Natsu und Gray wenden sich ihrer Kameraden zu. Damals, als sie von Ultear die Hilfe zur Freisetzung ihrer Kraftreserven erhielten, war Gajeel nicht bei ihnen. Levy scheint den Weg zu diesem Speicher des Eisenmagiers auf ihre eigene Art und Weise geöffnet zu haben.
 

Ein Angriff von Jose wirft Gajeel zurück, doch binnen weniger Sekunden ist der Schwarzhaarige wieder auf den Beinen. Völlig apathisch steht er vor seinem Gegner. Sein Arm in ein Schwert verwandelt, jederzeit bereit, los zu preschen. Ein paar Tropfen klarer Flüssigkeit erreichen den Schieferboden. Keiner der Umstehenden wagt zu bestimmen, ob diese Schweiß oder Tränen sind.

Unaufhörlich perlen sie am Kinn des Eisenmagiers hinab und zerspringen lautlos auf dem Untergrund.

Nachdem er der letzten Wasserperle zugesehen hat, wie sie am Boden ihr Ende findet, richtet sich seine Aufmerksamkeit wieder auf Jose. Aus blutrot glänzenden Augen starrt er ihn an und scheint nach einer Art Schwachstelle zu suchen. Langsamen Schrittes bewegt er sich auf den dunklen Magier zu. Sein Blick nicht von ihm weichend. Er durchbohrt seinen Gegner förmlich damit. Er schreitet vorbei an Eya, unter seinen Füßen klirrt das silberne Schwert der Magierin.

Es ist ihm egal.
 

Plötzlich schießt eine Salve magischer Energie auf Gajeel zu, doch er ist schneller. Für die Augen der Zuschauenden kaum zu erkennen, blockt er den feindlichen Angriff ab und wirft ihn zurück. Seine Augen strahlen immer noch blanken Hass aus. Kurzzeitig irritiert springt Jose einen Meter zurück. Erbarmungslos kämpfen sie, als der ehemalige Master eine magische Fesselung ausspricht.

Völlig regungslos steht Gajeel in der Mitte des Raumes. So sehr er sich bemüht, einen Angriff zu starten oder die gegnerische Magie zu blocken, es ist aussichtslos. Wie eine Statue ist er in der Mitte des Raumes gefangen.

Natsu und Erza, sowie auch Gray, der die verletze Juvia untergehakt und auf die Beine gezogen hat, schauen hilflos zu, wie Jose einen Treffer nach dem nächsten landet.
 

Unbarmherzig schneiden sich die magischen Angriffe in Gajeels Haut und hinterlassen tiefe, blutige Wunden.

„Jetzt habe ich dich…“ Joses Stimme grollt tief und überrollt Gajeel wie eine Walze. Die Fesselung schneidet sich immer tiefer in seinen Körper.

Der Eisenmagier zahlt den Tribut. Die vorrangegangenen Kämpfe, all die Wunden, die er einstecken musste, die tagelange Reise.

Sein Körper resigniert, völlig verausgabt lässt er seinen Kopf hängen. Seine schwarzen Haare hängen ihm wirr ins Gesicht, getränkt in Blut und Schweiß.
 

Mit einer Handbewegung löst der dunkle Magier die magische Erstarrung. Gajeel hat das Gefühl tausende kleine Messer zerreißen ihn von innen. Gequält schreit er auf. Blut spritzt in Fontänen aus seinem Körper.

Mit letzter Kraft bewegt er sich auf Wendy und Lucy zu, die immer noch den leblosen Körper von Levy mit magischer Kraft versorgen.

Er sackt neben sie auf die nie. Blut rinnt seine Stirn entlang. Heftig zwinkernd versucht er die rote Flüssigkeit aus seinem Auge zu vertreiben. Mit letzter Kraft legt er seine Hand auf Levys.

„Es tut mir leid, ich habe es nicht geschafft.“ Seine letzten Worte legen in seinen Kameraden einen Schalter um.

Während sich Natsu nun auf Jose stürzt, um weitere Angriffe zu verhindern, verlässt auch die letzte Kraft Gajeels Körper.

Stumm formen seine Lippen ein letztes Geständnis, welches nur von einem kleinen, schwarzen Kater gelesen werden kann.
 

„Wer braucht schon eine Welt, ohne dein strahlendes Lächeln…“
 

Den Tränen nahe sucht Pantherlily Hilfe bei Lucy und Wendy, die nun auch versuchen, Gajeels Körper zurück ins Leben zu holen.
 

Fassungslos starrt Gray zu den am Boden Liegenden. In seinen Augen sammeln sich Tränen. Das leise Schluchzen von Juvia, die er geschultert hat, holt ihn aus seinen Gedanken.

„Ist alles okay bei dir?“, flüstert er und legt seinen Kopf seitlich in den Nacken um der Blauhaarigen ins Gesicht schauen zu können. Das getrocknete Blut an der Stirn und den Wangen vermischt sich mit ihren salzigen Tränen. Der Eismagier weiß, wie wichtig Gajeel für die Wassermagierin war. Langsam lässt er sie zu Boden gleiten, um sie besser in den Arm nehmen zu können. Ihr Körper zittert unter den bebenden Bewegungen ihres Brustkorbes. Plötzlich erkennt er aus den Augenwinkeln eine Person, die auf sie zuschießt. Jose, der Natsu ausgespielt hat, scheint nun Juvia ins Visier genommen zu haben.

Geistesgegenwärtig lässt sich Gray nach hinten fallen und zieht das Regenmädchen mit sich. Unsanft prallt sein Rücken auf den harten Untergrund, doch scheint diese Aktion auch Juvia zurück in die Gegenwart geholt zu haben.
 

Mit einem Lauten Krachen schlägt Natsu an der Wand auf und sackt an dieser zu Boden. Jose muss in den letzten Jahren enorm an Stärke dazugewonnen haben, doch eine Niederlage kommt für Fairy Tail nicht in Frage. Mit der Ohnmacht ringend sucht Natsu nach Gray, von dem er sich den finalen Schlag erhofft.
 

Mit Augen, die vor Wut leuchten, schaut sie Gray bittend an.

„Hilfst du mir?“

Eine rhetorische Frage, denn der Eismagier hat sich selbst und ebenso Juvia bereits zurück in den Stand gebracht.

„Water Nebula…“,

„Ice Make Lance…“,

„…Unsion Raid!“.

Der geballte Angriff, verstärkt durch die Emotionen der Fairy Tail Magier schießt auf den dunklen Magier zu. Jose, welcher die Kombinationsattacke der beiden zuvor noch nicht gesehen hatte, ist geschockt. Frontal stürzt eine riesige Lawine aus Wasser und Eis auf ihn zu. Umringt von diesen Massen sieht er keinen Ausweg, es ist wie ein Gefängnis. Ein geballtes Schwertarsenal von Erza ringt den dunklen Magier letztlich zu Boden. Regungslos liegt Jose da, besiegt.
 

Völlig verausgabt und mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend schultern Natsu und Erza die leblosen Körper ihrer Freunde und machen sich auf den Rückweg zur Gilde. Gray, der bereits die bewusstlos gewordene Juvia auf den Arm genommen hat, ist der Erste, der das dunkle Gebäude verlässt. Sie wird schon wieder, doch die anderen Beiden scheinen das Ganze mit ihrem Leben bezahlt zu haben.
 

Lucy weint bitterlich. Immer wieder fällt sie zurück. In ihren Armen hat sie den völlig fertigen Pantherlily, dem die Trauer ebenfalls ins Gesicht geschrieben steht. Immer wieder sieht er Gajeel, wie er blutverschmiert auf Levy zu taumelt und in seinen Ohren dröhnt dessen letztes Geständnis.
 

Wer braucht schon eine Welt, ohne dein strahlendes Lächeln…
 

__________noch nicht das Ende . . . _____

Wenn das Schicksal dich ruft

Aufgeregt und mit den Nerven am Ende sprintet Lisanna die Treppen aus dem ersten Stock hinunter.

„Mira, Mira!“

Immer wieder brüllt sie den Namen ihrer großen Schwester. Vor Schreck lässt diese fast den Bierkrug fallen, den sie bis eben poliert hat.
 

Während sie sich zu ihrer Schwester umdreht, fängt ihr Blick die trübselige Stimmung in der Gilde ein. An jedem Tisch saßen alteingesessene Mitglieder, keiner von ihnen fühlt sich fähig auf einen Auftrag zu gehen.
 

Natsu, ungewöhnlich ruhig, hat einen Arm um Lucy gelegt. Ihre Augen fürchterlich rot und geschwollen vom vielen Weinen.

Happy versucht sie verzweifelt mit einem Fisch aufzumuntern.
 

An einem anderen Tisch sitzt Juvia. Vornübergebeugt, ihren Kopf auf ihre Unterarme abgelegt, bebt ihr zierlicher Körper. In den letzten 8 Wochen hat sie sehr viel abgenommen.

Besorgt steht Gray hinter ihr und streicht ihr in rhythmischen Bewegungen über den Rücken. Immer wieder versucht er ihr zumindest Wasser und Brühe einzuflößen, damit sie wenigstens etwas isst.
 

Mira seufzt tief, als sie in Lisannas Augen schaut. Tiefe Augenringe zieren das Gesicht der jungen Weißhaarigen und ihr Ausdruck ist völlig matt. Seit Tagen wacht sie auf der Krankenstation, damit Mira sich um die Gäste kümmern kann.

Doch irgendwas ist heute anders.
 

„Mira… Mira, hörst du mir überhaupt zu?!“

Mit einem Kopfschütteln versucht sie die Nebelschwaden ihrer Gedanken zu vertreiben.
 

„Er ist wach!“
 

Sein ganzer Körper zuckt.

Seine Arme, sein Rücken, seine Brust, sein ganzer Körper ist ein einziger Schmerz. Er sieht nur Schwarz, Dunkelheit und reines Schwarz.

Doch von Zeit zu Zeit zucken Blitze vor seinem inneren Auge auf. Gleißend helle, grellweiße Blitze, deren Häufigkeit von Minute zu Minute zunimmt. Mit geballten Fäusten versucht er dieses Lodern zu vertreiben, doch erzeugt damit nur ihre Vermehrung und noch mehr Schmerz.

„…jeel“

Von weitem vernimmt er eine weibliche Stimme. Ihr glockenheller Klang vibriert in seinen Ohren. Die Blitze verziehen sich und ein deutliches Abbild einer jungen Frau erscheint aus der Dunkelheit.

„Gajeel…“

Immer wieder hört er seinen Namen aus ihrem Mund.
 

Lisanna und Mira beugen sich zu dem Schwarzhaarigen hinunter. Immer wieder tauchen sie das feuchte Tuch in kühles Wasser und wischen damit die vielen Schweißtropfen von seinem erhitzten Körper.

Der Hüne bebt regelrecht.

Immer wieder zucken seine Gliedmaßen unruhig hin und her.
 

„Levy!“

Mit einem Ruck und sitzt er senkrecht im Bett, seine Augen weit aufgerissen. Er bereut es sofort, denn alles um ihn herum beginnt sich zu drehen, doch er kämpft bewusst gegen die verdammte Ohnmacht an. Irgendwann sammelt er sich und die Umgebung wird klarer. Er sieht in die müden, aber dennoch glücklichen Gesichter der Take-Over Schwestern.

„Wo ist Levy?“

Eine Frage, die ihn mehr als alles andere interessiert.

Wenn er lebt, hat sie es dann auch geschafft?
 

Die Gesichtszüge der beiden Frauen verhärten sich. In ihren Augen sammelt sich Feuchtigkeit, die verräterisch glänzt.

„Ruh dich noch ein wenig aus…“, versucht ihn Mirajane zu beruhigen. Behutsam berührt sie seinen Unterarm.

Doch Gajeel ist nicht danach, wieder einzuschlafen.

„Verdammt, jetzt sagt schon…“, versucht er zu keifen, doch heraus kommt nur ein Krächzen, das in einem hysterischen Hustenanfall endet.

Lisanna blickt traurig zu ihrer Schwester und schüttelt den Kopf.

„Wir wissen es nicht…“
 

Das ist ja wohl die Höhe.

Gajeel ist außer sich vor Wut.

Doch das schlimmste für ihn ist, dass er sich noch nicht einmal Luft machen kann.

Wie ein Irrer versucht er mit seinen Armen zu gestikulieren und die Weißhaarigen um Informationen anzubetteln, doch ihr Schweigen fühlt sich schlimmer an, als jede Strafpredigt, die ihm bisher gehalten wurde.

„Schsch“

Vorsichtig tupft Lisanna ihm die Stirn ab und Mira bugsierte ihn zurück in Rückenlage

„Du hast noch hohes Fieber“, seufzt sie und versucht seine Fragen damit zu umgehen. Alles in ihr schreit danach, ihm die Wahrheit zu sagen, doch sie will seinen Heilungsprozess nicht gefährden.

Fluchend schließt Gajeel seine Augen. Langsam verlässt der Schmerz seinen Körper und er versinkt erneut in der Dunkelheit.
 

Vorsichtig zieht Mirajane die Nadel aus seinem Unterarm. Auch wenn er ein Magier ist, das klassische Beruhigungsmittel scheint in diesem Fall die beste Wahl zu sein. Zufrieden verlassen beide Frauen die Krankenstation. Sie werden in zwei Stunden wieder nach ihm schauen.
 

Gemächlich betreten sie den Schankraum. Niemandem ist entgangen, dass es auf der Krankenstation zu einem Tumult kam. Als Lisanna mit einem Lächeln Entwarnung gibt, heben alle ihre Bierkrüge und prosten sich fröhlich zu.

Gajeel lebt, er ist über den Berg und wird in ein paar Wochen wieder einsatzfähig sein.
 

Juvia klatscht in die Hände.

Sie hat sich so schnell aufgesetzt, dass Gray erschrocken das Wasserglas fallengelassen hat.

„Gajeel-kun!“

Doch ihr Blick trübt sich in der nächsten Sekunde erneut.

Was wird wohl passieren, wenn er es erfährt?
 

Ein paar Tage später sitzt Gajeel aufrecht in seinem Bett. Er kann Mirajane letztendlich davon abhalten, ihn erneut ins Land der Träume zu befördern und nun starrt er die Take-Over-Magierin in Grund und Boden.

Er hasst es, das sie seine Fragen nicht beantwortet, sondern immer wieder die Antwort vermeidet.

„Wo ist Levy?“, knurrt er. Sein Geduldsfaden ist zum Zerreißen gespannt.

Sie hat ihm erklärt, dass er acht Wochen im Koma gelegen hat und dass sich alle um ihn gesorgt haben.

Dass es Juvia gut geht, hat er auch erfahren, doch die alles entscheidende Antwort scheint ihm niemand geben zu wollen. Nicht mal das Bunnygirl, das mit dem Feuerschädel einen Krankenbesuch vollführte, hat sich zu einer Antwort überreden lassen.

Mira spürt den alles durchdringenden Blick des Eisenmagiers. Er scheint sie regelrecht zu durchbohren.

Nur wie soll sie es ihm sagen?

„Gajeel…“

Der Eisenmagier horcht auf.

„… Levy ist…“

Sie legt eine verheißungsvolle Pause ein. Während sie tief ein und ausatmet hebt und senkt sich ihr Brustkorb.

Dann seufzt sie schwer

„… Levy ist in einer Klinik am anderen Ende von Magnolia. Ihr Zustand ist nach wie vor sehr kritisch. Keiner von uns weiß, ob sie es überstehen wird. Jet und Droy sind grade bei ihr. Wenn sie kommen werde ich dir Bescheid geben. Solange…“

Geschockt unterbricht sie ihren Satz.
 

Gajeel kann es nicht länger mitanhören.

Er liegt hier faul im Bett, während Levy noch um ihr Leben kämpft?

Und dann auch noch mit Jet und Droy an ihrer Seite?

Das kann er nicht akzeptieren.

Ohne Mirajane eines weiteren Blickes zu würdigen, oder ihren Ausführungen bis zum Ende Gehör zu schenken, fängt er an, sich die restlichen Verbände abzuwickeln und die Nadeln aus dem Arm zu ziehen. Den Schwindel und die Schmerzen unterdrückend, hievt er sich aus dem Bett.

Ans andere Ende von Magnolia - Das ist eine ganze Strecke, doch er wird einen Teufel tun und sie eine Sekunde länger als nötig aus den Augen lassen.

Ohne zu zögern fängt er an, das eiserne Behandlungsequipment aufzuessen. Die Magie, die ihn durchströmt hemmt seine Schmerzempfindlichkeit. Stumm schiebt er sich an der Weißhaarigen vorbei.
 

Mira schüttelt verdutzt den Kopf.

Wäre auch zu komisch gewesen, wenn er einfach liegen geblieben wäre. Mit leichtem Druck legt sie ihre Hand auf seine Schulter. Als er sich zu ihr umdreht, erkannt sie in seinem Blick Furcht, Schuldgefühle und eine gewisse Hoffnung.

Sie wird ihn nicht aufhalten.

Mit einem Lächeln drückt sie ihm lediglich einen kleinen Beutel in die Hand. Zwischen einigen Eisenteilen liegt ein neues Haarband.

„Sag ihr, dass die Gilde auf sie wartet“

Wortlos nimmt Gajeel das Geschenk an sich, greift sofort zu seiner Lieblingsspeise und macht sich kauend auf dem Weg.
 

Völlig durchnässt erreicht er die Pforte und den Eingangsbereich. Er hat noch nicht einmal bemerkt, dass es wie aus Eimern schüttet. Im Stimmengewirr erfährt er, dass es scheinbar seit acht Wochen nicht mehr aufgehört hat.
 

Missmutig erkundigt er sich nach dem Weg zu ihrem Zimmer, bedroht das Pflegepersonal, dass ihm erst die Auskunft verweigert und stapft dann schweren Schrittes die Stufen in den richtigen Stock hoch.

Bei jedem seiner Schritte hinterlässt er quietschenden Geräusches riesige Wasserpfützen auf dem sterilen Kunststoffboden. Von ihm unbemerkt stellt das Pflegepersonal Warnschilder auf.

Der weiße Krankenhausflur wirkt erdrückend. Nur der Boden, dessen Farbe an einen blauen Sommerhimmel erinnert, erhellt seine Stimmung.

Langsam greift Gajeel zur Türklinke.

Er hat Angst vor dem, was ihn erwartet.
 

Behutsam schiebt er diese auf und schaut in das kleine Zimmer.

Das erste was ihm auffällt sind Jet und Droy. Mit rotgeheulten Augen, die vor Müdigkeit glänzen schauen sie ihn an. Ein Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen.

Das zweite das ihm auffällt ist Pantherlily, der am Fußende des Bettes liegt. Zusammengerollt schläft er. Seine Atemzüge sind rhythmisch und passen sich dem Piepsen der vielen Maschinen an.

Da ist die untreue Tomate also die ganze Zeit gewesen. Gajeel ist froh, dass sein Partner scheinbar auch Gedanken eines Komapatienten lesen kann. Denn er hätte ihn gewiss hierher geschickt.

Und da wären wir auch schon bei dem großen Problem.

Geschockt begutachtet Gajeel die vielen Apparate und Schläuche, die um Levy herum aufgebaut sind.
 

Immer wieder wird Luft in ihre Lungen gepumpt. Immer wieder ertönen Signalgeräusche. Der Schwarzhaarige bekommt eine Gänsehaut. Wie paralysiert tragen ihn seine Füße an das Bett heran.

Im Gehen bemerkt er fast nicht, wie Jet ihm eine Hand auf die Schulter legt und ihm aufmunternd zulächelt.

„Sie hat auf dich gewartet“, flüstert er und auch Droy erhebt sich. Dann verschwinden sie.
 

Alleine steht der Hüne nun in diesem Zimmer. Das Licht der aufgehenden Sonne wirft einige Schatten an die Wand. Die Apparate wirken bedrohlich neben der zierlichen Frau, die regungslos auf dem Bett liegt und schläft.

Gajeel spürt, wie sich eine Feuchtigkeit hinter seinen Lidern bildet.

Nervlich am Ende lässt er sich neben ihrem Bett auf die Knie fallen. Das laute Knacken der Dielen und den durchziehenden Schmerz in seinen Gliedern ignoriert er.

„Levy“, haucht er oder versucht er, denn wieder einmal verlässt nur ein Krächzen seine rauen Lippen.

„… ich soll dir das hier geben.“

Mit zitternden Fingern zieht er die Haarschleife aus dem Beutel und versucht damit Levys blaue Lockenmähne zu bändigen.

„Die ganze Gilde wartet auf dich… Ich warte auf dich…“

Bei seinem letzten Satz kann er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Seine Fassade bricht. Stumm perlt die Flüssigkeit seine Wange hinab und tropft auf den fast leichenblassen Unterarm der Scriptmagierin.

Er ist froh, dass Jet und Droy gegangen sind, dass er alleine ist. Regungslos betrachtet er Levys Gesicht. Hinter ihren Lidern zucken ihre Pupillen arrhythmisch hin und her. Langsam streicht er ihr über die Wange.

„Bitte…“ Resigniert beugt er sich zu der jungen Magierin hinunter. Nur ganz leicht berühren seine Lippen die ihren. Der Geschmack von Beeren und Minze verblasst in Sekunden.

„Bitte wach wieder auf“

Mit einem feuchten Tuch tupft er ihr die Schweißperlen von der Stirn.
 

Pantherlily schaut seinem Partner stumm zu. Jedes Wort wäre in dieser Situation zu viel. Er selbst wüsste nicht, was er sagen sollte, wie er ihm beistehen sollte, deswegen sagt er lieber gar nichts.

Es ist ungewohnt für den schwarzen Exceed, seinen Partner so derart emotional zu sehen. Doch auf irgendeine Art und Weise freut es ihn auch. Vorsichtig krabbelt er über das weiße Bettlaken zu Gajeel herüber und rollt sich auf der Höhe von Levys Taille wieder zusammen.
 

„Na Partner, hast du auf sie aufgepasst?“

Gajeel streichelt seinem Freund sachte über das Fell.

„Mhh“, nuschelt Pantherlily. Noch immer weiß er nicht, welches in so einer Situation die richtigen Worte sind und beschränkt sich auf ruhiges Schnurren.
 

So vergehen Stunden und Tage. Wochenlang harrt der Eisendragonslayer am Krankenbett der Scriptmagierin aus. Jegliche gutgemeinte Ratschläge, er solle selbst erstmal wieder zu Kräften kommen, werden umstandslos ignoriert.

Hin und wieder schauen die Mitglieder der Gilde vorbei, doch keiner von ihnen bleibt lange. Niemand weiß so wirklich, wie er mit der Situation umzugehen hat.

Nach zwölf Wochen hat sich immer noch nichts geändert. Gajeel ist mal wieder an Levys Bett eingeschlafen und hat seinen Kopf auf ihrem Laken abgelegt. Das leise Surren der Beatmungsmaschine und das regelmäßige piepsen des EKGs haben eine einschläfernde Wirkung.
 

Vorsichtig versucht sie einen Finger zu bewegen. Gleißende Schmerzen durchfließen ihren Körper und echoen in jeder einzelnen Zelle.

Sie weiß genau, dass er da ist. Seit drei Wochen spürt sie seine Anwesenheit. Immer wieder hat sie versucht, sich aus der Dunkelheit heraus zu kämpfen, doch erst jetzt scheint es endlich zu funktionieren.

Langsam schlägt sie die Augen auf. Das Licht des Mondes, dessen stählernes Silber auf der Bettdecke glänzt, brennt darin zunächst. Nach einigen Minuten klart ihre Sicht auf. Der Blauschopf versucht sich auf ihre Hand zu konzentrieren.

Immer wieder zuckt ihr Finger unruhig hin und her, bis sie ihn nach gefühlten Stunden unter Kontrolle bekommen hat.

Mit größter Anstrengung dreht sie ihren Kopf und wendet sich Gajeel zu. Doch der auftretende Schwindel hält sie in ihrem Vorhaben zurück.
 

Sein Handrücken beginnt zu kribbeln.

Wie ein Kirschblütenblatt, welches der Wind auf der Haut zum Tanzen bringt, strahlt eine Wärme von dort aus seinen Arm hinauf.

Müde blinzelt er sich den Schlaf aus den Augen und hebt seinen Kopf. Er kann es nicht fassen.

Auf seiner Hand liegen die zarten Finger einer gewissen blauhaarigen Magierin.

Ruckartig dreht er den Kopf und sein Blick trifft auf ihren.

„Levy…“, haucht er und sein Herz beginnt vor Freude zu rasen.
 

________vorletztes Kapitel Ende_____
 

Ja, nun hoffe ist, es hat euch gefallen und Gajeel ist nicht zu "weich"

Hinterm Horizont geht's weiter

Immer wieder schnappt Natsu nach Luft. Sein Blick rast zwischen Elfman und Evergreen hin und her.

„Echt jetzt? Ihr zwei?“, ruft er erstaunt aus. Lucy ist die ganze Zeit damit beschäftigt die Kinnlade des Feuermagiers wieder nach oben zu schieben.

„Das hätte ich nie gedacht“ Wie ein kleines Kind beginnt der Rosahaarige zu strahlen und aus tiefstem Herzen zu lachen. Voller Bewunderung klopft er Elfman auf die Schulter.

„Und was macht man so als verliebtes Pärchen?“ Neugierig starrt er den Weißhaarigen an. Dessen Lippen beginnen ein Wort zu formen, doch scheinbar sucht der Hüne noch nach dem Richtigen. Immer wieder schüttelt er seinen Kopf.

„Natsu, irgendwann wirst du es vielleicht verstehen“, sanft mischt sich Evergreen in das Gespräch mit ein. Sie wundert sich nicht über das kindliche Verhalten des Dragonslayers, zudem ist er der Einzige, der ihnen für ihren Mut wirklich Überraschung entgegenbringt.
 

Mitleidig wandert ihr Blick zur blonden Stellargeistmagierin. Irgendwie kann einem Lucy schon leidtun, so einen naiven Partner zu haben.

„Lass uns gehen Ever. Wenn ich dich nicht rechtzeitig bei Laxus abliefere, bekomme ich noch Ärger“ Lachend zieht Elfman seine Freundin hinter sich her und verschwindet in den vorderen Bereich der Gilde. Bixlow hat ihm geraten die Brünette schnellstmöglich zum Bahnhof zu bringen, da sich das Team Raishinshu auf den Weg zu einem neuen Auftrag machen möchte. Fröhlich winkend ruft Natsu dem Pärchen noch eine Verabschiedung hinterher und stürzt sich danach auf seinen Teller, der seit einiger Zeit voll beladen vor ihm steht.
 

Kopfschüttelnd beobachtet Lucy Natsu beim Essen. Dass er wirklich so getan hat, als wüsste er nichts von Elfman und Evergreen. Irgendwie scheint er ein Gespür dafür zu haben, was die Menschen um ihn herum brauchen.

Erst am Morgen hatten er und die Blondine ein Gespräch zwischen der Fee und dem Biest belauscht, indem sie ihm klagte, dass niemand sich offen für sie freuen würde. Angeblich taten alle ihr Geständnis als sinnlos ab, da es schon lange kein Geheimnis mehr war. Lucy fühlte sich zunächst schuldig, da sie einfach mitgehört hatte, doch dann überwiegte das Mitleid.

Sie selbst war eine derjenigen gewesen, die es als bekannt voraus gesetzt haben und hatte sich eher gelangweilt darüber gefreut.

Doch Ever so verletzt zu sehen, brach ihr fast das Herz.
 

„Waschn losch Luschi?“, nuschelte Natsu mit vollem Mund. Erst jetzt bemerkt die Stellarmagierin, dass sie ihren Partner angestarrt hatte.

„Hab isch wasch im Scheschischt?“ Sie brach in schallendes Gelächter aus. Überall in seinem Gesicht klebt Reis und Soße und Natsu versucht hilflos mit seiner Zunge die Krümel weg zu fischen.

Das machte es allerdings weitaus schlimmer.

Immer noch kichernd greift die Blondine zu einer Serviette und wischt ihm das Gesicht sauber.

„Sie mögen sich“, kreischt Happy erfreut aus, als er wie aus dem nichts hinter den Beiden auftaucht.
 

Juvia sitzt alleine an einem Tisch und seufzt. Immer wieder schiebt sie die Nadel durch den grauen Stoff und zieht das Garn vorsichtig fest. Der Vorgang hat sich so automatisiert, dass es ihr keine Schwierigkeiten bereitet, Natsu und Lucy zu beobachten.

Die Blauhaarige schmunzelt.

Die Beiden sind einfach ein Herz und eine Seele. Ganz ohne ein Liebesgeständnis. Dieser Fakt lässt sie wieder aufseufzen. Vielleicht sollte sie ihren Wahnsinn, den sie Gray Fullbuster gegenüber hegt, auch eindämmen. Seit dem Kampf gegen Jose ist nun fast ein Jahr vergangen. Nach und nach haben sich die Gemüter der Mitglieder wieder beruhigt und das Leben der Magier nimmt seine gewohnten Züge wieder an. Wehmütig schaut sie auf den grauen Mantel auf ihren Knien.

Seit dem Vorfall hat sich auch ihr Verhältnis verändert. Mit einem leichten Lächeln erinnert sich Juvia an einen der unzähligen Momente am Requestboard.
 

„Was hast du da?“, fragt Gray ganz oberflächlich. Juvia war gar nicht aufgefallen, dass er ebenfalls am Auftragsbrett stand.

„Einen Auftrag?“, erwiderte sie zögernd mit einer Frage.

„Schon klar, aber wo wirst du hingehen?“, hakte er weiter nach. Das Herz der Blauhaarigen machte einen Sprung. So zufällig, wie er nach einem Krug Bier fragen würde, so zufällig schien ihn nun zu interessieren, was sie macht.

„Odinstur“, antwortete sie knapp.

„Ein einfacher Auftrag, nur ein paar Felder bewässern“, setzte sie noch hinterher. Als ob er genau das wissen wollte, nickte ihr der Schwarzhaarige zu und wandte sich von ihr ab.

„Pass auf…“ Ein leises Flüstern, doch sie hat es genau gehört, dann war er auch schon wieder verschwunden.
 

So geschieht es nun jedes Mal. Wenn der Auftrag zu gefährlich klang, wurde kurzerhand eine Begleitung organisiert.

Meistens Lisanna oder auch mal Mirajane. Selten begleitete er sie persönlich.

Doch das brauchte er auch nicht. Sie wusste einfach, dass er sich sorgt und sie wusste einfach, dass er sie mag.

Deshalb hat sie auch angefangen, ihm einen passenden Mantel zu nähen. Ganz ohne lüsterne Absichten, einfach als Dankeschön für das, was er für sie tut.
 

„Was machst du da?“ Erschrocken dreht sich Juvia um und blickt in das strahlende Gesicht von Gray.

„Ähm…“, stottert sie und versucht mit einem Kopfschütteln ihre Gedanken zu sortieren.

„Das erzähle ich dir ein anderes Mal“ Mit diesen Worten packt sie das Nähzeug beiseite und macht dem Eismagier Platz an ihrem Tisch. Völlig ungezwungen setzt er sich zu ihr und sie beginnen über Gott und die Welt zu sprechen.

Die Blauhaarige hat noch nicht einmal bemerkt, wie Mirajane ihnen Getränke gebracht hat.
 

Erza dreht sich einmal im Kreis, versucht jeden ihrer Kameraden im Schankraum zu entdecken und lässt sich dann seufzend an einer Wand hinuntergleiten. Sie sitzt im ersten Stock etwas abseits und balanciert einen Teller mit einem großen Erdbeerkuchen auf ihren Knien. Genüsslich schiebt sie sich eine Gabel nach der nächsten in den Mund und blendet ihre Umgebung aus.

So friedlich wie heute, ist es schon lange nicht mehr gewesen. Der perfekte Zeitpunkt, in Ruhe zu schlemmen.
 

„Was machst du da?“ Wie aus der Trance erweckt schreckt die Rothaarige auf und schaut sich um. Nirgends ist jemand zu sehen.

„Hier hinten“, hört sie die tiefe Stimme erneut. An einem der Tische sitzt Gajeel und starrt sie an.

„Ich genieße meinen Kuchen“, antwortet sie ihm wahrheitsgemäß und versucht ihn zu ignorieren.

„Aha, aber sei leise dabei, dieses Schmatzen brennt in meinen Ohren“, grummelt der Langhaarige.

Pantherlily, der ebenfalls mit Gajeel an einem Tisch sitzt, beginnt hemmungslos zu lachen.
 

„Ist das so?“, beschämt erhebt sich die Rothaarige und bewegt sich auf die Beiden zu.

„Eh, das war keine Aufforderung“, versucht Gajeel noch abzuwehren, doch erfolglos. Mit einem leisen Seufzen lässt sich Erza bei ihnen am Tisch nieder und beginnt ihn zu beobachten.

„Wie geht es dir?“ Der Rothaarigen ist aufgefallen, dass er seit längerer Zeit seinen Stammplatz aufgegeben hat und nun oben im ersten Stock sitzt.

„Gut.“ Gajeel hofft, dass eine knappe Antwort ausreichen würde, denn er hatte definitiv keine Lust sich zu unterhalten.

„Stur wie immer, da bin ich beruhigt“, lächelt Erza sanft, während das letzte Stückchen Kuchen in ihrem Mund verschwindet.

„Hast du was gehört?“ Ihre Stimme wird ernster. Allen drein ist klar, was sie meint. Pantherlily schluckt und umklammert seinen Kiwishake etwas fester.

„Jose liegt unter der Erde, doch die Zwillinge waren unauffindbar“ Zähneknirschend versucht der Dragonslayer dem Blick der jungen Frau auszuweichen.

„Ich hätte einfach…“ Seine Hand verkrampft sich und er beginnt auf die Tischplatte einzuschlagen. Seine Handschuhe hinterlassen dabei kleine Krater in dem weichen Holz.
 

„Hör auf dich fertigzumachen Gajeel“, versucht sie ihn zu besänftigen. Vorsichtig legt sie ihm eine Hand auf den Unterarm.

„Schau mal herunter, allen geht es gut und die Narben des Kampfes haben sie nur noch enger zusammengeschweißt.“ Missmutig folgt er ihrer Anweisung und schaut in den Schankraum. An der Eingangspforte stehen Elfman und Evergreen, die sich küssend voneinander verabschieden, Natsu hat Lucy auf den Schultern und jagt gemeinsam mit ihr Happy durch den Raum. Dass die Beiden dabei alle anderen stören und sämtliches Mobilar mitreißen, scheint denen nichts auszumachen.

An einem anderen Tisch in der Ecke sitzen Juvia und Gray. Der Anblick seiner besten Freundin entlockt ihm ein Lächeln. Hat sie es endlich geschafft, sich dem Eisheini gegenüber normal zu verhalten?

So ist sie ihm eindeutig lieber. So wie früher - nur glücklich.

Das Quietschen der Bibliothekstüre reißt ihn aus seinen Gedanken und zieht seine ganze Aufmerksamkeit auf sich.
 

Fröhlich summend hüpft Levy die Stufen der Bibliothek hinauf zurück in den Schankraum. Sie hat ein paar Bücher unter dem Arm und balanciert herzlich lachend an einer betrunkenen Cana vorbei.

Es ist eine Weile vergangen, seit sie im Krankenhaus aufgewacht ist und sie ist froh, endlich wieder mit allen zusammen sein zu können. Doch seit dem Vorfall mit Jose hat sich einiges verändert.

Gajeel begleitet nun fast jeden Auftrag von Team Shadowgear oder schleppt Levy mit sich auf seine Missionen. Sollte er einmal verhindert sein, ist zumindest Pantherlily zur Stelle. Es fühlt sich an wie ein stummer Schwur.
 

Ich werde immer an deiner Seite sein.
 

Doch was genau er empfindet, dass weiß sie bis heute nicht. Manchmal träumt sie davon, wie er im Krankenhaus an ihrem Bett kniet und seine Lippen die ihren sanft berühren, doch das scheint nur ein Traum zu sein, oder?
 

Voller Tatendrang rollt sie ein leeres Pergament vor sich auf und stippt die Feder in die dunkelblaue Tinte.

„Ja, du wirst bei mir sein, und dafür werde ich deinen Drachen finden. Und irgendwann bringe ich den Mut auf, dir meine Gefühle zu gestehen“

Sorgsam zieht sie Linie für Linie. Trotz der Vorfälle hat ihr Gedächtnis nicht gelitten. Die Karte, die ihr den Weg zu Metallicana zeigen soll, kennt sie noch immer auswendig. Nur wird sie weiter recherchieren müssen, bis alle Informationen einen Sinn ergeben.
 

Als Gajeel den Blick von Levy abwenden kann, ist Erza bereits verschwunden. Kopfschüttelnd versucht er sich sein Lächeln aus dem Gesicht zu entfernen, doch das aufsetzten der grimmigen Miene fällt ihm in letzter Zeit irgendwie schwerer als sonst. Pantherlily lehnt sich auf seinem Platz zurück und schaut seinen Partner fragen an.

„Und? Wann gehen wir los?“

Gajeel erhebt sich und stopft einen Auftragszettel in seine Tasche.
 

„Am besten gestern, gihi!“
 

Ende

____________________________________
 

Ja wirklich, hier ist es jetzt ersteinmal vorbei. Aus mit "No Remains" Irgendwie macht mich das schon ein bisschen traurig, aber ich habe auch viel gelernt. Danke an die tolle Community für so viel Feedback.

Alle unbeantworteten Fragen werden dann hoffentlich hier ( http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/778705/341748/ ) beantwortet. Mich würde es freuen, viele von euch auch in der Fortsetzung wieder zu sehen.

Also, lieben Dank für alles <3 <3 <3 eure Eisregen


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das wars jetzt erst einmal wieder, langsam wirds ein wenig spannend...
Kommt Gajeel noch rechzeitig?
Bis zum nächsten mal
eure Kokari Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaha, der erste Kampf. Und Levy hat eine neue Angriffstechnik *Schalala* Ich hoffe euch hat es gefallen, bald geht es weiter
Kokari Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*Anmerkung: Für die, die es nicht kennen - Sprichwort: „Wink mit dem Zaunpfahl“, wenn man etwas von jemanden haben möchte, sich aber nicht direkt an ihn wendet, sondern seinen Wunsch nur indirekt durch die Blume äußert.

So endlich ist das Drama um den mysteriösen Wald und die Wolfsdämonen beendet, doch es ist noch lange nicht zu Ende. Was genau hat es mit der Schriftrolle auf sich? Wird Levy das Rätsel lösen können? Läuft das alles friedlich ab oder kommen neue Gefahren auf das ungleiche Team zu?

Bald wird es weitergehen...

Ich hoffe ihr hattet genauso viel Spass wie ich und freut euch auf die nächsten Kapitel. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
UMFRAGE:
http://animexx.onlinewelten.com/umfragen/84866/
Ich bitte euch, mir mit eurer Stimme zu helfen ;-D Ich stecke in einer Zwickmühle Komplett anzeigen

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Von:  Euletta
2015-07-27T19:44:58+00:00 27.07.2015 21:44
Ich musste ein paar Mal herzlich lachen. <3
Genauso stelle ich mir Gajeel vor. Harte Schale, weicher Kern thihi.~
Von:  Euletta
2015-07-27T19:36:49+00:00 27.07.2015 21:36
Es kribbelt mich überall beim Lesen dieser Zeilen, die aus purem Zucker zu bestehen scheinen!
Ich kann mir die Traumszene wirklich vor Augen führen und bin hin und weg. Ahh~ <3
Von:  Euletta
2015-07-27T17:05:51+00:00 27.07.2015 19:05
Uhuu~,
Der Schreibstil liest sich flüssig, ich liebe es wie du schreibst.
Als würde man gerade als imaginärer Geister hinter ihr her schweben und sie stalken, Thihi~ *w*
Der Anfang liest sich super und macht auf jedenfall Neugierig auf mehr.
Eine GajeelxLevy Story, die ich jetzt schon mag.
Liebe Grüße :-)
Von:  __Hana__
2015-04-19T13:45:55+00:00 19.04.2015 15:45
Sry dass ich mich ao lange nicht mehr gemeldet habe,
aber ich habe dich und diese ff nicht vergessen und ich werde sie fertig lesen ;)

So zu dem Kapitel...
also ich muss erhlich sagen...
es gefällt mir mal wieder
nur warte ich bereits sehnsüchtig dass gajeel mal richtig aufräumt :D
mit Anlauf und bitte mitten ins gesicht.
nur hoffentlich hält levy solange durch
Von:  Haru__
2014-12-09T19:34:15+00:00 09.12.2014 20:34
Schade, dass es jetzt vorbei ist =(
Aber ein schönes Ende, noch einmal alle im Überblick und vor allem finde ich es bezaubernd, dass Levy sich weiterhin zum Ziel gesetzt hat, dass sie Metallicana finden will!!! *-*


Von:  SakiNaturally
2014-12-09T07:38:26+00:00 09.12.2014 08:38
*klatsche* bravo das war einer der besten fanfiction die ich je gelesen habe ich finde das ende schön ruhig und entspannt un ich bin gespannt ob Gajeel Levy vielleicht auch noch seine liebe gesteht das wäre toll~ <3
Alles in einem bin ich mehr als zufrieden und freue mich auf die nächste FF hab ja alle anderen von dir auch gelesen und kommentiert :3
Super werk von dir Super Autorin Eisregen ~
Liebe Grüße SakiNaturally
Von:  AimiMoiko
2014-12-08T17:36:52+00:00 08.12.2014 18:36
I Love it! das ist sooooo süß, ich find es einfach nur klasse
Von:  Pepeline
2014-12-07T22:38:34+00:00 07.12.2014 23:38
Seeeeehr schöne Fanfiction :-) bin trotzdem traurig, dass sie vorbei ist. Auch wenn es gemein klingt, aber ich lese auch zu meinem Lieblingspair gerne mal eine "Liebe - Schmerz - und ganz wenig Hoffnung"-Story.

Freue mich schon auf die Fortsetzung, vor allem auf deinen Schreibstil, der einen richtig mitreißt. Mach schnell weiter!!!! :-)
Von:  SakiNaturally
2014-12-03T17:13:36+00:00 03.12.2014 18:13
Zu dem Vorwort ich lese definitiv den nächsten teil bzw die Fortsetzung x3
Uh ich hoffe das es aber nicht direkt um JuviaxGray geht pwq

Zu dem Kapitel...WUNDERSCHÖN *-*
Antwort von:  -Eisregen-
03.12.2014 19:33
Juhu ich freu mich schon auf dich als Leser.
Und nein - keine Juvia und kein Gray, diesmal steht Pantherlily im Vordergrund ;-D Soviel kann ich schon mal verraten ;-)
Freut mich, dass dir dieses Kapitel gefallen hat, ich arbeite so schnell ich kann am nächsten. (Da wohl das nächste, sowie vom zweiten Teil das erste Kapitel parralel erscheinen sollen, wirds noch ein bisschen dauern) aber ich spute mich
Von:  10selina10
2014-12-03T17:12:32+00:00 03.12.2014 18:12
Vorletztes Kapitel *schnief* Ich liebe deine ff einfach... Kann es nicht anders beschreiben😂 Ich finde nicht, dass du Gajeel zu weich dargestellt hast. Alles genau richtig 👌 Freue mich schon aufs nächste Kapitel auch wenns leider das letzte wird😢
Antwort von:  -Eisregen-
03.12.2014 19:33
Ich bin froh, dass es gafallen hat. ;-) Freut mich immer wieder, das zu hören.


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