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Schicksalswege

Es ist nicht immer leicht - aber es gibt immer einen Weg
von

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Prolog

Moe
 

Ich führte ein einfaches Leben, ich war unauffällig, zurückhalten und einfühlsam. Ich stand nicht gerne im Mittelpunkt und Auseinandersetzungen bin ich immer aus dem Weg gegangen und habe alles geschluckt.

Zumindest bis zu dem Tag an dem ich ihn das erste mal gesehen hatte.

Goenji Shuuya.

Am Anfang war er mir nicht aufgefallen, was wohl auch daran lag das ich nur wenig Kontakt zu den älteren Schülern hatte und Goenji war ein Jahr älter als ich und erst ein paar Tage auf unserer Schule, der Raimon Jr. High.

Es war das Freundschaftsspiel gegen die Teikoku Gakuen das ich eigentlich nicht hatte sehen wollen, ich mochte Fußball aber ich verstand nicht viel davon, und war nur noch einmal zurück zur Schule gekommen weil ich ein Buch in meinem Spind vergessen hatte. Gouenji gehörte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht zur Mannschaft, aber als unser Fußballclub am ende war, kaum noch jemand stehen konnte kam er ihnen zu Hilfe.

Ich war doch stehen geblieben, gebannt von dem Szenario das sich mir bot und hatte einen hervorragenden Blick auf das Feld.

Ich konnte sehen wie der Torwart, Endou Mamoru, über sich hinauswuchs und die Spezialtechnik der Teikoku Speiler abwerte.

Um mich herum wurden Jubelrufe laut, die Stimme des Kommentators überschlug sich beinahe vor Begeisterung und Endou grinste breit bevor er den Ball nach Vorne passte, zu Gouenji welcher nicht lange zögerte sondern selber eine Spezialtechnik anwendete, den „Firetornado“

Der Torwart der Teikoku Mannschaft bekam den Ball nicht mehr zu fassen.

Die Leute jubelten. Zur allgemeinen Überraschung zogen sich die Mannschaft von Teikoku nach dem kassierten Gegentor zurück. Was wiederum bedeutete das die Raimon-Mannschaft das Spie gewonnen hatte.

Langsam verliefen sich die Massen, mit einem letzten Blick zur Mannschaft machte ich mich wieder auf den Nachhauseweg.

Mein Blick blieb an Gouenji hängen, welcher gerade das Raimontrikot auszog und es Endou zurück gab. Als er sich umdrehte und die anderen stehen ließ erhaschte ich einen Blick auf seine Augen.

Eine Mischung aus Trauer, Verzweiflung, Leidenschaft und Wut war darin zu erkennen.

Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte dem Jungen nach bis ich ihn nicht mehr sehen konnte, erst dann lief ich selber weiter.

Ich wusste nicht warum aber es fiel mir unglaublich schwer den Blick des Jungen zu vergessen.

Früher, als ich noch bei meinen Großeltern auf Hokkaido gelebt hatte, hatte ich keine Probleme damit gehabt mir die Sorgen und Nöte meiner Freunde und Klassenkameraden anzuhören. Ganz im Gegenteil, ich hatte gerne geholfen, zugehört und versucht Rat zu geben, oder zumindest Trost zu spenden.

Erst nach einen Unfall seit dem Narben im Gesicht hatte änderte sich das, ich bekam zu viel Mitleid und die Neugierde tat mir auch nicht gut. Dennoch behielt ich ein offenes Ohr für alle, besonders für meine beiden besten Freundinnen.

Und nun fühlte ich mich dieser Ansammlung negativer Gefühle so ausgeliefert.

Ich lebte erst seit Anfang des Schuljahres bei meinem Vater in Tokio doch ich musste in den Wochen sehr abgestumpft sein.

Ich überlegte noch lange während ich nach Hause ging, obwohl ich spät dran war beeilte ich mich nicht sonderlich, es würde nicht auffallen wenn ich erst jetzt Heime käme, das viel nur dann auf wenn ich gebraucht wurde, und ich wurde selten gebraucht.

Frischer Wind

Keiko
 

An manchen Tagen hasste ich es aufzustehen, dann wollte ich mir einfach die Decke über den Kopf ziehen und weiter schlafen. Aber das ging nicht, schon gar nicht während der Schulzeit. Meine Tante war in diesen Fällen gnadenlos und schmiss mich raus.

So auch heute. Ich hatte mich gerade noch einmal umgedreht und mich eingekuschelt als die Tür aufschlug und meine Tante mit den Worten: „Aufstehen, ihr habt beide schon verschlafen.“ herein kam.

Im ersten Moment reagierte ich nicht darauf, tat ich nie bis sie mir die Decke wegzog. Dann saß ich im Handumdrehen aufrecht im Bett und fluchte.

Doch heute wurde mir die Bedeutung ihrer Worte viel schneller klar, noch bevor meine Tante das Bett erreichte saß ich da und starrte sie entsetzt an.

„Wie verschlafen?“ fragte ich entsetzt. „Ich muss heute pünktlich sein, wir besprechen das Klassenprojekt!“

Meine Tante sah mich überrascht an, so viele zusammenhängende Sätze am Morgen war sie von mir nicht gewohnt.

„Schmeiß Mamoru-niichan raus, ich komm schon zurecht.“

Einen Moment lang sah sie mich skeptisch an, dann reichte sie mir meine Krücken und verließ das Zimmer um ihren Sohn, meinen Cousin zu wecken.

Ich stemmte mich mit Hilfe der Krücken aus dem Bett, humpelte zu meiner Kommode und kramte neue Unterwäsche und Strümpfe heraus, dann hängte ich mir meine Schuluniform über die Schulter und humpelte ins Bad.

Ich war gehbehindert seit ich vor drei Jahren in einen Autounfall verwickelt worden war, ein Bus auf Testfahrt hatte mich nach einer Kurve nicht gesehen und erwischt. Ich hatte noch Glück gehabt, ich war am Leben und nicht Querschnittsgelähmt, nur einige Sehen und Nerven waren beschädigt, so das ich einen Rollstuhl brauchte, aber meine Situation war nicht ausweglos. Meine Sehnen waren inzwischen alle wieder zusammen gewachsen oder ausgeheilt, nur die Nerven würden wohl eine Leben lang defekt bleiben. Dafür hatte ich mit einer Physiotherapie begonnen, und die schlug an, Minutenweise konnte ich jetzt schon an Krücken laufen und mein Zustand besserte sich Zusehens.

Im Bad angekommen machte ich mich fertig, Katzenwäsche, anziehen. Nebenbei hörte ich meine Tante schimpfen während sie meinen Cousin weckte. Mamoru war fast so ein Morgenmuffel wie ich, bis er dann wach war, dann erkannte man ihn nicht wieder.

Als ich aus den Bad kam stürmte er hinein und riss mich dabei beinahe um. Kopfschüttelnd humpelte ich zur Treppe und machte mich an den Abstieg. Unten an der Tür winkte mir mein Onkel zum abschied zu, er musste zur Arbeit und aus der Küche konnte ich meine Tante arbeiten hören.

Meinem Onkel nickte ich nur zu, da ich meine Hände nicht frei hatte.

Nach der ganzen Anstrengung am Morgen war ich doch froh als ich am Fuß der Treppe ankam und mich in meinen Rollstuhl fallen lassen konnte, so gut waren meine Muskeln dann doch noch nicht trainiert. Obwohl ich schon sehr stolz auf meine Fortschritte war, immerhin waren sie das Ergebnis weniger Wochen, seit Jahres Beginn. Davor war mir jede Körperliche Anstrengung untersagt gewesen, damit meine Sehnen auch wirklich wieder zusammenwachsen konnten.

Ich fuhr in die Küche um ein hastiges Frühstück ein zunehmen und hängte gerade meine Krücken und die Schultasche an meinen Rollstuhl als Mamoru in die Küche stürzte, ebenfalls hastig ein Sandwich verdrückte und sich seine Schultasche schnappte.

Meine Tante hielt uns die Tür auf als Mamoru mich nach draußen schob und rief uns noch nach das wir vorsichtig seine sollten.

Aber was hieß in unserer Situation vorsichtig?

Mamoru und ich waren in dieser Woche bereits mehr als einmal zu spät gekommen, weil wir bis zum letzten Moment an Strategien und Trainingsplänen für die Fußballmannschaft gearbeitet hatten, wir, und besonders ich, konnten es uns wirklich nicht leisten heute zu spät zu kommen.

Also erhöhte Mamoru schlagartig das Tempo als wir außer Sichtweite der Haustür waren und rannte, meinen Rollstuhl schiebend die Straße entlang.

Ich hatte an diesem Morgen sicherlich mehr als eine Herzstillstand-Situation aber wir kamen rechtzeitig in der Schule an, zumindest fast.

Damit es schneller ging brachte Mamoru mich noch bis zum Klassenraum, natürlich wieder schneller als mir eigentlich lieb war, aber auch ich hatte es eilig. Allerdings blieb ich wachsam, denn auch wen die meisten Schüler bereits in ihren Klassen waren herrschte noch genügend betrieb auf den Gängen, vorsorglich hatte ich die Hand an der Bremse um schnell anhalten zu können. Es war zwar noch nie etwas passiert, auch wenn Mamoru mich dynamisch durch die Gänge der Schule schob aber ich wollte weder jetzt noch sonst irgendwann einen Unfall Provozieren, wo so etwas enden konnte sah man ja an mir.

„Hey, Guten Morgen!“ rief es auf einmal hinter uns und schon hatte meine Klassenkameradin Otonashi Haruna uns eingeholt.

„Gott sei dank, ich bin wohl nicht die einzige die etwas spät dran ist.“ meinte sie vergnügt nach dem Mamoru und dich sie begrüßt hatten.

Haruna war ein fröhliches Mädchen, obgleich sie schon als kleines Kind ihre leiblichen Eltern verloren hatte. Haruna hatte einmal erwähnt das sie sehr glücklich mir ihren Adoptiveltern wäre und das sie so gesehen Glück im Unglück gehabt hatte.

Von dem Gesichtspunkt aus gesehen war ich fast ein wenig neidisch, denn Harunas Adoptiveltern kümmerten sich wirklich um sie, sie waren bei jeder Veranstaltung der Schule bisher da gewesen und eine alte Schulkameradin aus der Grundschule hatte den Einsatz der beiden für ihre Tochter in der Grundschulzeit erwähnt.

Meine Eltern hatten nicht so viel Zeit für mich. Um genau zu sein sah ich sie zwei mal im Jahr, an meinem Geburtstag und an Weihnachten. Ansonsten waren sie viel auf Geschäftsreisen für ihre Firma. Früher hatten sie mich und einen älteren Bruder bei unserer Großmutter mütterlicherseits in Fukuoka zurück gelassen, seit ihrem Tod, der kurz nach meinem Unfall war, lebte ich bei Onkel und Tante in Tokio. Mein Bruder besuchte ein renommiertes Sportinternat in Amerika.

Während ich meinen Gedanken nach ging bekam ich nur halb mit worüber Mamoru und Haruna redeten, es wunderte mich eh das sie sich wohl etwas zu sagen hatten, den eigentlich kannten sie einander nicht.

Gerade noch rechtzeitig sah ich den Schatten eines Schülers der gerade um die Ecke biegen wollte um die auch wir mussten, nur in entgegengesetzter Richtung.

„Achtung!“ rief ich aus und betätigte automatisch die Bremse, ein Ruck fuhr durch den Rollstuhl und ich wurde nach vorne geschleudert.

Doch der Aufprall mit dem Boden blieb aus.

Stattdessen spürte ich einen Festen griff unter den Armen und den Stoff einer Jungenschuluniform zwischen den Fingern, da ich mich instinktiv fest geklammert hatte.

„Alles in Ordnung?“ wurde ich besorgt gefragt.

„Kazemaru, entschuldige, ist meine Schuld.“ kam Mamoru sofort dazu und entschuldigte sich, während ich versuchte auf die Beine zu kommen. Kazemaru half mir dabei, so das ich schnell einen schwankenden Schritt zurück machen konnte.

Die so direkte Nähe des Jungen war mir unangenehm, ob wohl ich Kazemaru eigentlich gut leiden konnte, ich kannte ihn ja noch gar nicht so lange, erst seit er dem Fußballclub bei getreten war um uns zu helfen als wir zu wenig Spieler für das Freundschaftsspiel gegen die Teikoku Gakuen hatten.

Man mag es kaum glauben aber ich war auch Mitglied des Fußballclubs, als eine Art Mischung aus Managerin und Trainerin, den auf den verantwortlichen Lehrer, Fuyukai-Sensei, konnte man nur wenig rechnen.

Irgendwie war mir die gegebene Situation enorm peinlich, wie ich so daneben stand während Mamoru Kazemaru Wort- und Gestenreich erklärte warum wir so in Eile waren.

„Wo wir gerade bei Eile sind“, meldete sich Haruna zu Wort. „Wir sollten und beeilen, sonst kommen wir doch noch zu spät.“

Der zweite Teil war direkt an mich gerichtete, Mamoru und Kazemaru waren im Jahrgang über uns und hatten dem entsprechend kein Klassenprojekt vor sich.

„Stimmt.“ meinte ich und bugsierte mich selber wieder in den Rollstuhl, Haruna schob mich jetzt, und wir verabschiedeten uns schnell von den beiden Jungs. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, unser Lehrer stand bereits vor der Tür und wollte hinein gehen als wir kamen.

„Jetzt aber schnell.“ meinte er und ließ und rein bevor er selber den Raum betrat.

Ich manövrierte meinen Rollstuhl gleich an das erste Pult nahe der Tür, in der ersten Reihe zu sitzen war zwar nicht besonders toll und dank dem Rollstuhl war ich auch nie die erste die den Raum verlassen konnte aber die Logik hinter dieser Idee begriff ich auch so: Ich musste nicht mit dem Rollstuhl durch so und so viele Stuhlreihen hindurch bis ich an meinem Platz war, von den anderen Schülern und deren Taschen mal ganz zu schweigen.

Haruna saß direkt hinter mir, so hatten wir uns überhaupt kennen gelernt, immerhin gingen wir erst seit ein paar Wochen auf die Jr. High. Zu unsere „Clique“ gehörte noch ein weiteres Mädchen aus unserer Klasse, das hieß eigentlich nur das wir viel zeit zu dritt verbrachten, wie zusammen Essen und in den Pausen zusammen sitzen und reden. Sie saß direkt neben Haruna und war über eine Gruppenarbeit zu uns geraten, denn sie war sehr zurückhalten und kannte sonst niemanden. Takemori Moe war ein stilles Mädchen mit zwei Narben auf der linken Wange und sehr ausdrucksstarken hellblauen Augen bei denen ich oft das Gefühl hatte das sie meine tiefsten Geheimnisse sehen könnten. Trotzdem fand ich sie sympathisch, sie war keine Besserwisserin, sie sprach ja nicht einmal besonders oft und sie bemitleidete mich nicht wegen meiner Behinderung. Sie und Haruna waren die einzigen in der Kasse die mit mir umgingen als sei ich normal, die anderen behandelten mich immer als könne ich zerbrechen oder gar nichts alleine regeln. Darum hielt ich mich gerne am Moe und Haruna, obgleich die beiden für sich sehr unterschiedlich waren. Haruna war eher extrovertiert und redete viel, sie war stets zu einem lächeln bereit und arbeitete für die Schülerzeitung.

Moe war wie gesagt eher zurückhalten und still, einem Club hatte sie sich noch nicht angeschlossen.

Der Lehrer teilte uns wie der in Gruppen ein, diesmal war ich weder mit Haruna noch mit Moe in einer Gruppe.

Dafür gehörte Shorinji Ayumu aus dem Fußballclub zu meiner Gruppe.

Die anderen beiden waren ein Junge und ein Mädchen, ich kannte beide nicht besonders gut.

Wir sollten uns unser Thema selber wählen, die einzige Regel war das es um einen Club der Schule gehen sollte.

„Warum nehmen wir nicht den Fußballclub?“ Fragte Shorinji, den wir nur kurz Shorin nannten.

Ich fand die Idee gut aber die beiden anderen sahen ihn an als wäre er verrückt.

„Der Fußballclub hat gerade mal ein Spiel gewonnen und das auch nur weil die Gegner aufgegeben haben, worüber sollen wir da reden?“ fragte der Junge abfällig.

„Im Fußballclub sind ja noch nicht einmal interessante Jungs.“ meinte das Mädchen nicht weniger herablassen.

„Nur Handa-kun, Kazemaru-Kun und Goenji-kun.“ fügte sie noch hinzu.

In mir brodelte es.

„Goenji ist dem Fußballclub noch nicht beigetreten.“ erklärte ich ihr brüsk.

Dann wandte ich mich an den Jungen: „Und wir werden das nächste Spiel definitiv gewonnen.“

„IHRr werdet das Spiel gewinnen?“ fragte er mich herablassen. „Ich glaube nicht das DU mit spielen kannst. Und selbst wenn mit den miesen Spielern gewinnt ihr doch eh nicht.“

„Wir sind keine miesen Spieler!“ empörte sich Shorin verärgert.

„Wir werden das nächste Spiel gewinnen und Keiko-chan wird uns mir ihrem Wissen helfen.“

Einen Moment herrschte Schweigen, dann begannen beide zu lachen.

Shorin wollte etwas sagen, doch ich hielt ihn zurück.

„Bringt nix mit Idioten zu diskutieren,“ brummte ich ärgerlich. „Wir zeigen ihnen auf dem Feld das sie falsch liegen.“

„Der Fußballclub wäre trotzdem ein interessantes Thema.“ nuschelte Shorin und ich nickte bestätigend.

„Ich finde an Versagern nichts interessant.“ spottete der andere Junge. „Wir sollten den Baseballclub nehmen.“

„Abgelehnt!“ während ich das sagte schloss ich demonstrativ die Augen. Wenn die beiden so über unseren Club herzogen wollte ich mich auch nicht mit ihren Clubs beschäftigen. Auch wenn die Clubs an sich ja nichts dafür konnten.

„Und was ist mit dem Teezeremonieclub?“fragte das Mädchen nun. Shorin, der scheinbar verstand worauf ich hinaus wollte schüttelten mit verschränkten Armen den Kopf.

„Wir sollten keinen Club nehmen in dem einer von uns Mitglied ist, das würde nur Ärger geben.“ erklärte er.

„So ein Blödsinn.“ schmollte sie und das Ende von Lied war das wir uns auf keinen Club einigen konnten. Der Lehrer, eindeutig enttäuscht von uns, bestimmte letzten Endes unser Thema, der Schachclub.

Der Rest des Tages ging ewig langsam voran und das läuten der Glocke die das Ende der letzten Stunde verkündete war nicht nur für mich eine Erholung.

„Auf um Training!“ rief Shorin enthusiastisch und unsere Clubmitglieder aus der Parallelklasse, Kabeyama, Kurimatsu und Shishido stimmten nicht minder enthusiastisch zu.

„Kommst du, Keiko-chan?“ fragte mich Shishido als die vier Jungen die Klasse verließen.

„Später,“ antwortete ich, „Ich muss noch zur Physiotherapie, dann komm ich aber sofort zum Flussufer.“ dabei machte ich eine entsprechende Geste zu meinen Beinen und sah gerade noch rechtzeitig zu den Junges um zu sehend das sie leicht verlegen die Köpfe senkten. Zum ersten mal wurde mir bewusst das die vier sich noch nie richtig klar gemacht hatten was mein Zustand alles mit sich brachte.

Ich konnte nicht anders als zu lächeln.

„Wir sehen uns später.“ meinte ich fröhlich. „Tut euer bestes beim Training.“

„Natürliche!“ beteuerten sie alle vier und Kabeyama, dem man eben noch am ehesten hatte ansehen können das er beschämt gewesen war lächelte mich breit an mit seinem aufrichten, runden Gesicht.

Die Jungs verließen den Klassenraum um zum Training zu gehen und auch ich machte mich auf dem Weg ins Krankenhaus, wo mein Therapeut seinen Therapieraum hatte.

Die Physiotherapie zog sich nicht halb so lang wie die Schulstunden, trotzdem konnte ich es kaum erwarten endlich zu den anderen auf den Fußballplatz am Flussufer zu kommen. Ich wollte das Training und die Fortschritte der anderen doch gerne selber sehen, auch wenn ich mich darauf verlassen konnte das Kino Aki, die Managerin des Clubs und Klassenkameradin von Mamoru, alles genau dokumentieren würde.

Mein Therapeut beendete die Stunde heute etwas früher, da er gleich danach noch ein Meeting hatte und ich konnte früher gehen.

Ich beeilte mich um zu den anderen zu kommen, erst auf der Brücke die über den Fluss führte uns welche ich unweigerlich überqueren musste hielt ich an.

Etwas verwirrt betrachtete ich die Szene, Goenji stand am Bürgersteig und unterhielt sich durch ein Autofenster mit Raimon Natsumi, der Tochter unseres Schulleiters. Ich konnte nicht hören was sie sagten, als ich näher heran kam schloss Natsumi das Fenster und ihr Wagen fuhr los. Goenji wandte sich wieder dem Training zu, er sah seltsam verzweifelt aus.

Kurz entschlossen hielt ich neben ihm an und stemmte mich aus dem Rollstuhl, ich stützte mich auf die Brüstung und sah selber zu wie die Jungs unten trainierten.

Unvermittelt begann ich zu reden: „Ich habe keine Ahnung warum du aufgehört hast Fußball zu spielen, aber wenn es dir so weh tut solltest du deine Entscheidung noch mal überdenken.“

Goenji sah mich nicht an.

„Sie würde wahrscheinlich wollen das ich weiter spiele.“ sagte er dann leise.

„Wer?“fragte ich ruhig.

„Meine kleine Schwester.“ erklärte er mir.

„oh ja, kleine Schwestern.“ sinnierte ich grinsend vor mich hin. „So sind kleine Schwestern wohl.“ fügte ich noch hinzu als ich an mich und meinen großen Bruder dachte.

„Ach ja,“ Goenji sah mich immer noch nicht an.

2Er ist dein Bruder, oder?“ fragte er ich dann und deutete auf Mamoru der gerade eine Schuss von Someoka hielt.

Ich lachte.

2Nein ist er nicht, Mamoru-niichan ist mein Cousin. Aber ich habe noch einen älteren Bruder.“ erklärte ich fröhlich. Einen Augenblick sah er mich tatsächlich verblüfft an.

„Und dein Bruder spielt auch Fußball?“

„Klar, wir sind ne Familie von Fußballverrückten, die einzige die sich dem entzogen hat ist meine Tante, alle anderen sind infiziert.“ erklärte ich ihm grinsend, dann wurde ich wieder ernster.

„Es gab eine Zeit,da wollte mein Bruder das Fußballspielen auch auf geben. Das war vor drei Jahren als er sich dafür verantwortlich fühlte das ich im Krankenhaus gelandet war.“

„Im Krankenhaus? So wie meine Schwester jetzt.“ murmelte Goenji leise.

Dieses mal war ich diejenige die verblüfft war.

Langsam lebte ich meine Hand auf seine Schulter.

„Dann glaub mir, sie würde wollen das du weiter spielst, worauf soll sie sich denn sonst freuen?“

„Es ist meine Schuld das sie jetzt im Krankenhaus liegt.“ murmelte er gequält“

„Wie so? Hast du sie vors Auto gestoßen oder so was?“ fragte ich ernst.

„Als der Unfall passierte war sie auf dem Weg um das Fußball Frontier Finale zu sehen.“ sagte er leise und starrte starr auf das Feld unter uns.

Ich erstarrte endgültig. Das waren einfach zu viele Parallelen um ruhig zu bleiben.

„Du solltest weiter Spielen.“ brachte ich nach einer Weile des Schweigen und Sammelns heraus.

„Sie würde das wollen, glaub mir.“

„Woher willst du das wissen?“ fragte er mich. Ich hörte an seiner Stimme das er genau das was ich de ganze zeit sagte auch hören wollte, er wollte die Bestätigung hören das er weiter Spielen durfte, das das kein Verrat an seiner Schwester war. Ich wusste selber noch aus Erfahrung das noch so rationales Denken ihn nicht von seiner gefühlten Schuld lossprechen konnte, aber genauso war ich mir im gleichen Augenblick sicher das ich das konnte. So wie ich es vor drei Jahren bei meinem Bruder gekonnt hatte.

„Das ist genau das was ich vor drei Jahren von meinem Bruder verlangt habe, als ich im Krankenhaus lag,“ langsam wandte Goenji mir sein Gesicht zu.

„Während des Fußball Frontier Finales vor drei Jahren.“

Seine Augen weiteten sich, ich konnte das nur zu gut verstehen. Ich war selber noch schockiert über die Ähnlichkeit der Fälle.

„Was hat dein Bruder getan nach deinem Unfall?“ fragte er mich leise.

Ich lächelte traurig.

„Er ist sofort zu mir ins Krankenhaus.“ sagte ich und setzte mich langsam wieder in meinen Rollstuhl.

Einen Moment sah ich hinunter auf das Spielfeld.

„Ohne ihren Spitzentorwart sah seine Mannschaft ziemlich alt aus gegen ihrer Gegner und hat haushoch verloren.“

Damit ließ ich ihn stehen und machte mich auf den Weg zu meiner Mannschaft. Ich hatte Goenji alles gesagt was ich sagen wollte und dabei mehr über ihn erfahren als ich gedacht hätte. Und vor allem war ich jetzt selber etwas aufgewühlt, deshalb bemerkte ich wohl auch erst das jemand neben mir stand als ich die Treppen runter zum Platz erreicht hatte.

Ein leichtes Lächeln konnte ich mir nun doch nicht verkneifen, Goenji würde eine wertvolle Unterstützung für unser Team sein.

Selbstfindung

Moe
 

Wie war ich hier her gekommen?

Während ich im Raimon Mannschaftsbus neben Keiko saß fragte ich mich das die ganze Zeit. Aber eine Antwort bekam ich natürlich nicht. Die Antwort die den einfachen Gesetzen der Logik gehorchte war natürlich einfach zu finden: Ich war am Morgen spazieren gegangen, mein Vater und seine Familie waren auf einem Ausflug gefahren und meine Mutter hatte sich ihrer Schönheitspflege gewidmet (mochte der Teufel wissen warum, sie war eine schöne Frau aber meinen Vater bekam sie so nicht zurück) und so war ich von zu Hause geflohen und ziellos durch die Straßen gelaufen bis ich an einer Bushaltestellen Zeugin eines unschönen Gesprächs wurde.
 

„Was den ihr halben Portionen wollt alleine mit dem Bus fahren?“ fragte der Busfahrer unfreundlich. Ich konnte drei Grundschüler sehen die ihn entgeistert und auch ärgerlich ansahen.

„Aber wir müssen zur No-sé Schule wir wollen meine Bruder und seine Mannschaft bei ihrem Spiel anfeuern!“ schimpfte einer der Jungen und starrte den Busfahrer wütend an.

Ich war etwas überrascht und blieb stehen.

„Ohne Begleitperson fahr ihr hier nicht mit, verstanden?“ raunzte der Busfahrer die drei an und wollte schon die Tür schließen als ich, von mir selber überrumpelt, reagierte.

„warten sie!“ alle vier sahen mich verblüfft an.

„Also... ich,“ ich begann zu stottern. „ich will mir auch das Spiel Raimon gegen die No-sé Schule ansehen, also kann ich die drei begleiten.“ Der Busfahrer sah mich alles andere als begeistert an, doch er öffnete die Tür wieder und die drei Jungen rannten sofort in den Bus während ich mir eine Fahrkarte kaufte.
 

So war ich zumindest bei dem Fußballspiel gelandet. Ich konnte nur zu gut verstehen warum Haruna mich verwirrt anstarrte, ich war sicherlich die letzte die sie hier erwartet hatte, anders als Keiko, sie sah beinahe so aus als hätte sie mich erwartet. Ich wurde wirklich nicht schlau aus diesem Mädchen, sie saß im Rollstuhl, engagierte sich für Sport und schien, zumindest mir, immer mehrere Schritte voraus zu sein. Ich mochte Keiko ja eigentlich aber manchmal da machte sie mir auch Angst, so wie vor einigen Tagen als sie mich auf der Brücke am Flussufer angetroffen hatte...
 

Ich stand, wie oft in letzter Zeit, auf der Brücke, möglichst verborgen hinter einem Pfeiler und sah dem Training der Raimon Elf zu. Seit dem Spiel gegen die Occult Jr. High sah ich oft beim Training zu. Ich hatte mich nur schwer dazu durchringen können das Spiel überhaupt anzusehen aber ich war doch hingegangen. Und mit gemischten Gefühlen wieder gegangen. Das Engagement das alle gezeigt hatten hatte mich beeindruckt und verwirrt. Ich hatte mir kein Spiel mehr angesehen seit einer unsere Nachbarsjungen der immer Fußball gespielt hatte gestorben war, die Familie war weg gezogen und ich hatte keinen Anschluss mehr zum Fußball gehabt. Und nun hatte ich eigentlich auch keinen und trotzdem fand ich mich immer wieder beim Training der Raimon Elf wieder. Ich sah ihnen zu, freute mich über gelungene Spielzüge und fieberte bei neuen Versuchen mit. Ich konnte selber nicht sagen was in mir vorging während ich da stand und zu sah, am liebsten zu ihnen hinunter gegangen wäre und mich doch nicht rühren konnte.

Während unten auf dem Platz Someoka und Goenji den „Dragontornado“ anwendeten und Endou ihn mit der „God Hand“ stoppte lief mir eine Träne über die Wange. Verwirrt hob ich die Hand und wischte mir über die Augen.

„möchtest du es selber mal versuchen?“ fragte jemand hinter mir und ich fuhr ertappt herum. Keiko saß dort in ihrem Rollstuhl und sah mich prüfend an.

„Du stehst ständig hier oben und siehst den Jungs bei Training zu, komm doch einfach mal mit runter und spiel' selber ein bisschen.“

„Ich kann nicht Fußball spielen.“ antwortete ich und senkte den Kopf.

„Hast du es denn schon einmal versucht?“ fragte sie mich als ich mich zum gehen wandte.

Ich zögerte, ich wollte nicht lügen aber mit der Wahrheit würde ich mir jetzt wahrscheinlich selber ein Bein stellen.

„Also nicht“ schlussfolgerte Keiko aus meinem Schweigen. Ich senkte wieder den Kopf, doch das brachte natürlich nicht viel, da Keiko im Rollstuhl saß konnte sie mein Gesicht trotzdem sehen.

„komm mit.“ forderte sie mich auf und wendete ihren Rollstuhl. Wieder zögerte ich doch als sie sich noch einmal zu mir umdrehte folgte ich ihr doch.

Wir gingen schweigend zum alten Stahlturm an dem das Raimon Zeichnen prangte.

Ich war bisher noch nie direkt am Fuß des Turms gewesen, immer nur auf dem Weg darunter, jetzt stemmte sich Keiko aus dem Rollstuhl nahm einen Fußball aus dem Beutel hinter der Lehne ihres Rollstuhls und warf ihn mir zu, dann griff sie nach ihren Krücken und humpelte die Treppe zu dem kleinen Aussichtsplatz nach oben.

Schweigend folgte ich ihr. Oben angekommen ließ sie sich auf eine Bank fallen. Ich stand nur schweigend daneben.

„Mamoru-niichan trainiert immer hier oben wenn er zeit hat.“ erklärte sie irgendwann unvermittelt und riss mich aus meinen Betrachtungen des Geländes. Viel auffälliges gab es eh nicht, ein paar Büsche ein großer Baum an dem ein großer Reifen mit Hilfe eines Seils aufgehängt war, die Bank und die Brüstung nach unten zum Weg.

Langsam wandte ich mich meiner Klassenkameradin zu.

Doch sie sagte nichts weiter.

Lange stand ich so da und starrte erst den Reifen und dann den Ball, den ich immer noch in Häden hielt, an.

Ich bemerkte erst das Keiko aufgestanden war und zu ihrem Rollstuhl zurück ging als sie bereits an der Treppe war.

Ich selber blieb immer noch stehen, keinen Fuß setzte ich vor den anderen obgleich es keinen Grund für mich gab zu bleiben. Schweigend sah ich zu wie Keiko die Treppe herunter humpelte bis sie aus meine Blickfeld verschwunden war.

Ich sah ihre ungelenken, schwerfälligen Bewegungen nicht zum ersten mal und doch hatte ich das Gefühl zum ersten mal zu verstehen wie viel Schmerz in jeder einzelnen Regung steckte. Ich wusste das sie früher selber Fußball gespielt hatte und jetzt konnte sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen, ihre Eltern waren kaum da und jeden Moment ihres Lebens wurde sie an ihren Zustand erinnert, vor ihrem Rollstuhl konnte sie nicht so fliehen wie ich vor meiner Familie.

Warum viel es ihr so viel leichter zu lachen?

„Warum kann sie das? Warum kann sie das und ich nicht?“ fragte ich leise und sah den Fußball wieder an. Doch der antwortete nicht. Natürlich nicht.

Ich seufzte, doch konnte mich immer noch nicht von der Stelle rühren.

Ich fragte mich ob ich es vielleicht doch einmal versuchen sollte, ein wenig mit dem Ball zu laufen oder Schießen. Was sprach dagegen? Hier würde mich um diese Zeit ja nicht einmal jemand sehen.

Irgendwann ließ ich den Ball einfach fallen und sah ihm hinter her als er fort sprang. Nach wenigen Augenblicken folgte ich dem Spielzeug und lenkte ihn vorsichtig mit dem Fuß in eine andere Richtung. Eine weile vertrieb ich mich dir Zeit mit diesem Spiel, dann schoss ich den Ball, aus einem Instinkt heraus auf den Baum.

Ich verfehlten den Baum und traf dafür den Reifen. Eine Weile stand ich nur da und starrte den Reifen an, der nicht einmal leicht ins Schwanken gekommen war durch meinen Schuss. Als wolle er mir klar machen wie lächerlich mein Wunsch war Fußball zu spielen.

Und anderseits wurde mir just in diesem Augenblick klar, das ich genau das wollte: Fußball spielen.
 

Ich hatte den Ball mit zu mir nach Hause genommen und tatsächlich jeden Abend etwas geübt, ich war einfach spazieren gegangen, hatte eine einsame stelle im Park aufgesucht wo mich niemand sehen konnte und hatte dort dribbeln geübt.

Keiko war ich allerdings aus dem Weg gegangen, ich schämte mich ein wenig dafür das ich mich so einfach hatte zu etwas hinreißen lassen, außerdem wusste ich das meine kleinen versuche Fußball zu spielen im Vergleich bestimmt mehr als lächerlich waren. Und da Keiko mich nicht darauf ansprach was aus ihrem Ball geworden war fiel es mir auch recht leicht sie zu meiden.

Auch Haruna fiel nicht auf das ich mich abkapselte, sie war jetzt Managerin für die Fußballmannschaft und hatte alle Hände voll zu tun.

Und dann landete ich ausgerechnet beim Nächsten Spiel der Raimon Elf und fieberte mit ihnen. Ich war vollkommen konfus, anders konnte man das wahrlich nicht mehr bezeichnen.

„Treffen wir uns heute Abend am Stahlturm, ich möchte wissen wie weit du inzwischen bist.“ stellte Keiko irgendwann einfach fest und ich zuckte ertappt zusammen.

Woher wusste sie nur so viel über mich?

Doch Keiko hatte sich schon weder ihrem Cousin zugewandt und lachte mit ihm und dem Rest der Mannschaft.

Auch die drei Jungen mit denen ich zu dem Spiel gekommen war saßen hier im Bus, sie waren auch der Grund warum ich im Mannschaftsbus mit fuhr, einer der drei war immerhin Kabeyamas kleiner Bruder und außerdem waren wir die einzigen Raimon Fans beim Spiel gewesen also waren wir für die Rückfahrt kurzerhand zum mitfahren eingeladen worden.

Den Rest der Fahrt verbrachte ich so stumm wie auch den Anfang, was hätte ich auch sagen sollen?

Als es dann Abend wurde verließ ich die Wohnung und lief zum Stahlturm, ich wollte Keiko sagen das ich nicht Fußballspielen wollte, ich wollte mich nicht blamieren und das würde wahrscheinlich die unausweichliche Konsequenz gewesen wenn ich es weiterhin versuchen wollte.

Doch Keiko war noch nicht da. Ich hielt wieder den Ball in meinen Händen und wusste nicht was ich tun sollte. Schneller als beim letzten mal lies ich ihn los und dribbelte ein paar Meter, kehrte um lief ein Zickzackmuster. Ich wusste nicht warum ich das tat, vielleicht einfach um es noch ein letztes Mal zu versuchen bevor ich aufgab.

„Das sieht doch schon ziemlich gut aus.“ kommentierte Keiko, die inzwischen auch eingetroffen war, sie lehnte am Geländer an der Treppe und musterte jede meiner Bewegungen.

„Hilf mir mal kurz.“ forderte sie mich dann auf und humpelte wieder die Treppe herunter. Ich folgte ihr.

Schweigend half ich ihr einige der Sportpylonen hoch zu bringen solche, wie sie im Sportunterricht verwendet werden.

Keiko ließ sich bald wieder auf der Bank nieder und ich setzte die Pylonen nach ihren Anweisungen.

Danach sollte ich im Slalom dribbeln. Zu meiner eigenen Verwunderung tat ich einfach was sie sagte. Ich konnte mich einfach selber noch nicht davon trennen.

Keiko gab mir nicht nur Anweisungen, sondern auch Ratschläge, sie verbesserte meine Haltung, gab mit Tipps wie ich eine Bewegung ausführen sollten und sagte mir worauf ich besonders Achten musste.

Es war ziemlich Spaß und ich war völlig durchgeschwitzt als Keiko meinte das es reichte und wir nach Hause gehen sollten.

Sie hatte recht, es war bereits sehr Spät und ich konnte damit rechnen das es heute doch Ärger geben würde weil ich so spät war. Wenn mein Vater vielleicht auch noch nicht zurück war, so würde doch meine Mutter diesmal etwas sagen.
 

Ich hatte recht behalten, als ich nach Hause kam stand meine Mutter im Flur und erwartete mich.

„Wo bist du gewesen?“ fragte sie mich streng und ich sengte nur den Kopf. Was sollte ich ihr sagen? 'Ich war Fußball spielen'? Meinem Vater hätte ich so etwas vielleicht sagen können aber meine Mutter hielt jede Art von Sport außer Tanzen für unmädchenhaft und falsch für mich. Sie kam aus einer alten traditionellen Familie in Okinawa und hielt an ihren strengen Regeln fest. Mein Vater war da wesentlich weniger streng, was man schon alleine daran erkennen konnte das er mit seiner Geliebten und den drei gemeinsamen Kindern zusammen lebte. Nur das meine Mutter und ich jetzt auch mit ihnen lebten das irritierte mich. Aber mein Vater redete nie in meine Erziehung hinein, er überließ alles meiner Mutter und hatte scheinbar nicht einmal Interesse an uns beiden. Die einzige die sich zeit nahm mir immer wieder vorzuhalten wie überflüssig sie mich fand war meine Halbschwester Beniko.

„Wo du gewesen bist, will ich wissen!“ fordert meine Mutter meine Aufmerksamkeit zurück und ich schluckte.

„Draußen.“ murmelte ich, meine Mutter schnaubte.

„Ich hab zu spät gemerkt wie spät es schon ist da bin ich zurück gerannt.“ versuchte ich meinen Zustand zu erklären aber meine Mutter sah mich nur weiterhin streng an. Zu allem Unglück kam jetzt mein Vater mit Beniko in den Flur, er sah mich nur mit erhobenen Augenbrauen an, aber Benikos spöttischen Blick über meine Verschwitzten Klamotten und Haare konnte ich spüren.

„Deine Tochter ist die ganze Zeit durch die Stadt gelaufen.“ erklärte meine Mutter meinem Vater.

Ich schluckte wieder.

„Es ist nicht gut wenn du um diese Uhrzeit alleine unterwegs bist.“ war seine einzige Reaktion darauf.

„Für dich gilt das im Übrigen auch.“ fügte er dann an Beniko gewandt hinzu und schob sich mit ihr an uns vorbei. Ich biss die Zähnne fest aufeinander und wartete auf den Uhrteilspruch meiner Mutter der unweigerlich noch kommen musste.

„Geh duschen und dann ins Bett, Abendessen gibt es für dich heute nicht.“

Ich nahm meine Strafe klaglos an. So war meine Mutter erzogen worden und so erzog sie auch mich. Bei meinen Großeltern hatte ich davon gar nicht so viel mitbekommen, denn auch wenn sie die Eltern meines Vaters waren hatte meine Mutter sie als die ältere Generation immer respektiert aber ich hatte genügend davon mit bekommen um zu wissen wann ich Widersprechen durfte und wann nicht.

Ich schlich in das kleine Badezimmer, das fast nur von meiner Mutter und mir genutzt wurde und duschte ausgiebig, dann schlüpfte ich in mein Zimmer. Als ich mich bettfertig gemacht hatte stellte ich fest das mein Bett Opfer einer Invasion geworden war, ausgefürrt durch meine kleine Halbschwester Kohana, die gerade mal zwei Jahre alte war. Das Baby lag zusammengerollt auf meinem Kopfkissen und blinzelte Schläfrig zu mir hoch als ich ihr unwissend die Decke weg zog.

Einmal mehr an diesem Tag seufzte ich. Kohana und ihre Mutter Yurie waren die einzigen in diesem Haushalt mit denen ich es aushielt, so seltsam es auch klingen mag. Aber Kohana war einfach noch ein Baby und ich konnte mich ihrem unschuldigen Charme nicht entziehen und Yurie konnte man einfach immer anmerken das ihr unsere Situation genauso unangenehm war wie mir, in dem Punkt waren wir auf der gleichen Wellenlänge.

Einen Augenblick überlegte ich was ich jetzt tun sollte, kam aber zu dem Schluss das es nichts brachte mit Kohana in einem Bett schlafen zu wollen, das hatte ich schon einmal versucht und das brachte nichts. Ich würde keinen Schlaf finden wenn ich es versuchte und dabei war ich so müde.

Also griff ich mir das warme Bündel Mensch und stapfte in die Küche von wo ich Yuries Stimme hörte. Meine Stiefmutter schickte gerade ihren Sohn zu Bett, Jiro schien damit nicht zufrieden, er meckerte und murrte und schenkte mir einen giftigen Blick als er an mir vorbei lief um dann geräuschvoll seine Zimmertür hinter sich zu zu donnern. Ich schüttelte den Kopf und betrat die Küche. Yurie lächelte mich freundlich an und entdeckte dann ihre jüngere Tochter.

„Hat sie dein Zimmer überfallen?“ fragte sie belustigt und ich nickte schicksalsergeben.

Yurie lachte amüsiert und nahm mir das Kind ab, welches all das mit einem Schlaftrunken Glucksen quittierte.

„Ich geh dann ins Bett.“ verabschiedete ich mich von meiner Stiefmutter.

„Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“ sagte sie etwas überrumpelt. „Aber sag mal, willst du den gar nichts mehr essen?“ fragte sie dann noch verblüfft.

Ich zögerte einen Augenblick. Ich wusste das meine Mutter und Yurie sich nicht sonderlich mochten, kein wunder die eine war hier die Ehefrau und die andre die Geliebte des Hausherren, trotzdem wollte ich den Konflikt auf keiner Seite weiter anheizten.

„Nein, ist schon in Ordnung, ich habe keinen Hunger.“ erklärte ich lächelnd und verschwand so schnell ich konnte.

Einführung

Keiko

Lächelnd sah ich zu wie Moe den Ball über den Platz dribbelte. Sie war wesentlich sicherer geworden. Ich war sehr zufrieden mit ihr und am meisten freute ich mich über das strahlen in ihren Augen.

Sie hatte Spaß am Fußball und machte auch mich froh.

Moe war sicherlich noch weit davon entfernt eine richtige Größe im Jr. Highschool Fußball zu werden aber sie war gut, sie hatte Talent und sicherlich auch den Willen es noch weit zu bringen. Mit der richtigen Unterstützung konnte das sicher noch etwas werden. Und wenn sie das wollte, dann wollte ich sie unterstützen.

Zufrieden sah ich wie sie den Ball durch den Reifen schoss.

Alleine konnte sie kaum noch etwas lernen, was sie jetzt brauchte waren Inspiration und Konkurrenz, kurz gesagt, sie brauchte ein Mannschaft.

Ich hatte von Anfang an vor gehabt sie früher oder später bei unserer Mannschaft einzuführen, jetzt war der Augenblick sogar früher gekommen als ich es erwartet hatte. Und dem entsprechend hatte ich noch keine Ahnung wie ich sie davon überzeugen sollte. Moe war immer noch zurückhaltend und unsicher, das brauchte sie zwar nicht, sie konnte sich behaupten davon war ich überzeugt, aber wie sollte ich ihr das klar machen?

„Hey träumst du?“ fragte sie mich als sie sich neben mich auf die Bank fallen ließ.

Überrascht sah ich auf und musterte das Mädchen neben mir, das sich jetzt einen Schluck aus der Wasserflasche genehmigte. Moe schwitzte schnell, das musste daran liegen das sie in Hokkaido geboren und aufgewachsen war, sprich ein viel kälteres, raueres Klima gewöhnt war.

„Ich habe nachgedacht.“ antwortete ich ihr wahrheitsgemäß.

„Worüber?“ fragte sie dabei schien sie mäßig interessiert, doch mir war klar das sie sehr aufmerksam zuhörte, ich kannte sie inzwischen schließlich gut genug.

„Ich kann dir nicht mehr viel beibringen, alles weitere musst du selber lernen, von anderen.“

„Wie soll ich das verstehen?“ sie war jetzt ziemlich angespannt.

„Ich möchte das du in einer Mannschaft spielst.“ sagte ich sachte, wir wussten beiden welche Mannschaft ich meinte.

„Welche Mannschaft würde eine Anfängerin wie mich aufnehmen?“ fragte sie trotzdem.

Ich grinste nur.

„So ziemlich jede. Zumindest wenn sie bemerken das du Talent hast.“

„Hab ich das?“ fragte sie gedankenverloren. Dieses mal war ich diejenige die sie aufmerksam musterte. Moe schien in die Ferne zu blicken. Ich wusste nicht viel über ihre Familie, wir hatten nicht viel geredet allerdings hatte ich über ihre Art Fußball zu spielen viel über sie erfahren.

„Du hast Talent,“ sagte ich fest und sah sie dabei offen an. Moe wandte mir ihr Gesicht zu. Unsicherheit spiegelte sich in ihren Augen wieder.

„Sei morgen pünktlich nach der Schule am Flussufer.“ forderte ich sie auf, dann stemmte ich mich in die Höhe und begann die Pylonen einzusammeln.

Moe begann kurz darauf mir zu helfen, ich konnte sehen das etwas beschäftigte.

Kurz bevor ich ging wandte ich mich noch einmal zu ihr um.

„um es kurz zu sagen, du wirst kaum ein Chance gegen die Jungs haben, noch nicht.“ sagte ich, wohl wissend das sie jetzt noch unsichere sein würde.

„Aber wenn du es jetzt nicht versuchst, wirst du das auch nie.“

damit ließ ich sie stehen und begab mich nach Hause.

Mamoru erwartete mich nicht weit entfernt vom Stahlturm. Er war bisher der einzige der wusste das ich Moe trainierte, irgendwie hatte ich ihm ja erklären müssen das er seinen Gewohnten Übungsplatz erst einmal nicht so frei nutzen konnte wie sonst. Wie es zu erwarten gewesen war hatte Mamoru Verständnis, auch wenn er Moe gerne sofort überredet hätte mit der Mannschaft zu trainieren.

„Und?“ brach er nach einiger Zeit das Schweigen.

„Morgen ist sie dabei.“ erklärte ich schlicht.

„Ich freu' mich drauf.“ meinte er daraufhin gut gelaunt. Ich nickte nur.

Der Abend verlief wie jeder andere auch, Das Familiäre Abendessen, danach noch etwas Fernsehen oder sonst eine andere Aktivität ohne Anstrengungen und danach ins Bett, eben der Abendliche Alltag einer ganz normalen Familie.

Deshalb liebte ich es so sehr hier zu sein.

Hier hatte ich eine normale Familie. Hier war ich erwünscht und geborgen. Natürlich wusste ich das meine Leiblichen Eltern mich auch liebten aber sie zeigten es beide recht selten, meine Mutter sogar noch am Wenigsten. Sie war ja auch diejenige gewesen die lieber an ihre Kariere dachte als an ihre Kinder. Früher hatte ich ihr das sehr übel genommen aber inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt und außerdem hatte ich hier meine Tante Atsuko die sich um mich sorgte und sich um mich kümmerte. Seit ich in Tokio lebte fehlte es mir mehr oder weniger an nichts außer der Fähigkeit eigenständig zu laufen.

Zufrieden mit dem Tag ließ ich mich heute früher als sonst ins Bett fallen. Ich glaubte voll und ganz daran das Moe morgen ihr Bestes geben würde und hoffte das sie selber das auch erkennen und dem Team beitreten würde.
 

Als Moe am nächsten Tag in die Schule kam sah sie aus als hätte sie schlecht geschlafen aber gleichzeitig schien sie sehr entschlossen zu sein. Ich lächelte ihr aufmunternd zu, was sie etwas kläglich verzweifelt erwiderte.

In den Pausen redeten wir kaum mit einander. Auch Haruna sagte keine Wort, schon gar nicht darüber das Moe sichtlich nervös und Aufgeregt war. Obwohl sie den Grund dafür bestimmt nicht kannte.

Nach dem die Schulglocke das Ende der letzten Stunde verkündete wartete ich auf Moe, Shorin und Haruna waren bereits vor gegangen, die drei aus der Parallelklasse würden wahrscheinlich auch erst auf dem Trainingsplatz wieder sehen.

Moe war kreide bleich, ihre Mundwinkel zuckten leicht. Ein wenig hatte ich Mitleid mit ihr aber wenn ich daran dachte wie sie beinahe weinend auf der Brücke gestanden hatte und wie viel Spaß ihr das Training gemacht hatte wusste ich das ich jetzt nicht nachgeben durfte.

Moe fummelte den ganzen Weg über am Saum ihrer Bluse herum, oder richtete sich ihr dunkel blaues Haarband. Alternativ strich sie ihren Rock glatt oder steckte sich eine Strähne ihres seitlich gescheitelten und über hüftlangen rotbraunen Haare hinter das Ohr.

Sie war wirklich nervös.

Ein leichtes Lächeln konnte ich mir bei diesem Anblick einfach nicht verkneifen. Auch wenn ich es selber gemein fand. Immerhin hatte ich die Gewissheit das sie es konnte, Moe, die aus irgendeinem Grund ein Selbstbewusstsein hatte das man unter der Tür durchschieben konnte, hatte sicherlich panische Angst davor sich zu blamieren.

Am Feld erwartete uns die gesamte Mannschaft.

„Ah, da seid ihr ja endlich!“ rief Mamoru uns entgegen und kam auch gleich selber in unsere Richtung.

„Hallo, ich bin Endou Mamoru, freut mich das du unserer Mannschaft beitreten möchtest.“ begrüßte er Moe sofort.

„Ähm...nun...ja...freut mich.“ murmelte Moe sichtlich verwirrt.

„Mamoru-niichan!“ rief ich beinahe genervt aus und schlug mir die Hand vor die Stirn.

„Was denn?“ fragte er jetzt verwirrt.

„Nichts.“ winkte ich ab und grinste Moe zu.

Diese war jetzt immerhin wieder in der Lage zu lächeln, wenn sie auch immer noch nervös war.

„Also Leute“, Mamoru wandte sich schon wieder der Mannschaft zu. „Wir bekommen heute ein neues Clubmitglied...“

„Will Takemori etwa auch Managerin werden?“ unterbrach Shorin seinen Kapitän, was diesen etwas aus der Fassung brachte.

„Äh... eigentlich nicht...“ Mamoru warf mir einen unsicheren Blick zu. Ich schürzte die Lippen, musste den jedes Mädchen das dem Club beitreten wollte Managerin werden wollen?

„Will sie etwas Fußball spielen?“ fragte Someoka und musterte Moe kritisch.

„Was wäre wenn?“ pampte ich ärgerlich los und sah mit mörderischen Blick in die Runde.

Den Blick hatte ich schon lange an Mamoru geübt und dem entsprechend funktionierte er einwandfrei.

„Nichts, nichts...“ murmelte Someoka sofort.

„Bestens.“ meinte ich jetzt wieder gut gelaunt.

„Dann ist es also beschlossene Sache das Takemori Moe ab jetzt zum Club gehört.“ verkündete ich weiterhin lächelnd.

Da Mamoru mir nicht widersprach hielten die anderen die Sache wohl für geregelt. Ich zwinkerte Moe zu, sie war sichtlich erleichtert.

„Na dann,willkommen im Fußballclub.“ begrüßte Aki Moe lächelnd.

„Ich wusste ja gar nicht das du Fußball spielst.“ mischte sich Haruna ein.

„Nun ja,“ Moe sah verlegen auf ihre Fußspitzen. „Ich trainiere noch nicht lange.“ gestand sie leise.

„Also, dann beginnen wir mit dem Training!“ unterbrach Mamoru uns enthusiastisch und legte gleich los.

Ich behielt Moe im Auge.

Beim Warmlaufen hielt sie gut mit, auch die Dribbelübungen meisterte sie gut, erst als es ans Schießen ging zeigte sich das sie bisher alles alleine trainiert hatte. Davon ließ sie selber sich wesentlich mehr einschüchtern als es irgendjemanden sonst kümmerte aber alles in allem verlief es gut.

Moe trainierte mit Domon, dem bisher letzten Neuzugang des Clubs und dieser hatte Verständnis für ihre Anfängerphase.

Während die anderen zum Mannschaftsspiel übergingen blieb er mit Moe am Rand und übte weiter hin Pässe.

Ich beschloss mir das näher anzusehen.

Moe stellte sich recht geschickt an aber ihr fehlte das Gefühl dafür wie fest sie schießen durfte und die Erfahrung um die Bewegung des anderen einzuberechnen.

Als sie das einigermaßen raus hatte wurden auch Domon und sie einer Teilmannschaft zu geordnet.

Auch hier hatte Moe Schwierigkeiten, jetzt in einem Spiel waren ihr Pässe wieder zu unsicher und ungenau.

„Moe-chan setzt sich sehr unter Druck.“ stellte Haruna besorgt fest.

„Ja, sie möchte auf keinen Fall einen Fehler machen.“ stimmte ich ihr zu.

„Aber da muss sie jetzt durch, wenn sie das nicht alleine schafft fürchte ich können wir ihr nicht helfen.“

Ich war überzeugt von dem was ich da sagte, aber gleichzeitig auch besorgt.

„Woher das nur kommt das sie solche Angst vor Fehlern hat.“ murmelte Aki, die uns bisher nur stumm zugehört hatte.

„Sie hat mal gesagt das ihre Eltern sehr streng sind.“ erinnerte sich Haruna.

Ich ließ mich ablenken. Moe schien ihr letztes bisschen Mut zusammen gekratzt zu haben und griff Goenji an der gerade einen Schnellen Pass von Matsuno bekam und ungedeckt war.

Moe reagierte schneller als Kabeyama oder Kageno und sie lief auch schneller als die beiden.

„Na los doch trau dich.“ flüsterte ich und starrte auf das Feld.

Moe grätschte direkt in Goenjis lauf und schoss den Ball dadurch ins Aus.

Am meisten Überrascht davon war sie wohl selber.

„Das war gut, immer weiter so!“ forderte Mamoru sie fröhlich auf und auch die anderen aus ihrem Team ließen ein paar lobende Worte hören. Moe lief leicht rot an doch als Goenji ihr die Hand reichte um sie wieder auf die Füße zu ziehen nahm sie seine Hilfe verlegen lächelnd an.

Damit schien das Eis auch endgültig gebrochen, durch das kleine Erfolgserlebnis beflügelt traute sich Moe viel eher selbständig zu handeln und ihre Pässe wurde präziser.

Nach dem Training war sie wie alle anderen völlig erschöpft aber zufrieden.

Und ich war es auch, weniger erschöpft aber hoch zufrieden.

Moe hatte sich selber und auch mir bewiesen das sie es konnte, wenn sie nur wollte und das Leuchten in ihren Augen war heller den je zuvor, selbst beim Training hatte sie nicht so glücklich gewirkt.

Ich war mir endgültig sicher das ich die richtige Entscheidung getroffen hatte als ich sie beinahe dazu genötigt hatte mit dem Training anzufangen.

Lernen von der Bank aus

Irgendwie war ich enttäuscht. Natürlich hatte ich gewusst das ich nicht gleich im nächsten Spiel mitspielen würde aber trotzdem war ich enttäuscht das ich auf der Bank sitzen musste.

Obwohl ich sicherlich auch keine große Hilfe gegen die Mikage Sennou Mittelschule gewesen wäre, auch nach dem Training im Iazuma Trainingscenter nicht.

Mir stellten sich immer noch die Nackenhaare auf wenn ich daran zurück dachte. Nie im Leben hätte ich auch nur gewagt zu glauben das ich selber eine solche Ausdauer an den Tag legen könnte, aber das Trainingscenter hatte mich anderes gelehrt.

Gerade in puncto Ausdauer, Durchhaltevermögen und dem Masochismus das ganze noch mal durch zu ziehen hatte und alle das Trainingscenter anderes gelehrt.

Ein kleines Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen als ich daran dachte wie ich mit Goenji darüber geredet hatte.
 

„Das ist doch der reine Wahnsinn.“ murmelte ich schwach als ich mich am Tag nach dem zweiten Training im Trainingscenter auf den Heimweg machte.

„Das ist es.“ stimmte mir Goenji zu der ebenfalls auf dem Nachhauseweg war. Ich erschrak, aber durch meinen erschöpften Zustand auch nicht allzu sehr, denn ich hatte ihn nicht bemerkt gehabt.

„Warum machen wir das dann eigentlich?“ fragte ich mehr rhetorisch als ernsthaft.

Goenji grinste.

„Ja, warum eigentlich?“ fragte er sinnierend und sah zum Himmel, der sich durch den Sonnenuntergang orange-rot färbte.

Während wir das Schulgelände verließen sah auch ich nach oben.

„Eine Antwort bei der uns nicht gleich jeder für vollkommen durchgeknallt hält gibt es da wahrscheinlich nicht“ meinte ich seufzend.

Goenji sah mich einen Augenblick seltsam an, dann musste er lachen. Er versuchte es zwar zu unterdrücken aber das gelang im kaum und schneller als mir lieb war hatte er mich schon angesteckt und wir lachten gemeinsam.

Goenji hatte sich sehr verändert seit wir beide zum Fußballclub gehörten, sein Blick war wesentlich weicher geworden und nicht mehr so schmerzerfüllt.

Ganz im Gegenteil, er schien richtige Freude zu empfinden und die Wut und die Verzweiflung hatte ich kaum noch bei ihm bemerkt.

Stattdessen lösten seine Blicke ein angenehmes Kribbeln in meinem Magen aus und es ließ mein Herz schneller schlagen wenn er das Wort an mich richtete.

Aber schon allein seine Nähe sorgte dafür das ich mich wohlfühlte und so genoss ich auch noch die letzten Minuten, nach dem wir aufgehört hatten zu lachen, bis sich unsere Wege wieder trennten.
 

Schon am nächsten Tag war es mit dem Wohlfühlen in Goenjis Nähe vorbei, als ich ihn auf dem Schulkorridor mit meiner Halbschwester sah. Irgendwie schaffte Beniko es doch immer an da hin zu kommen wo ich glaubte sicher vor ihr zu sein.

Ein Ausruf der Begeisterung und Harunas Worte holten mich wieder in das hier und jetzt: „Das ist ja Wahnsinn, ich wusste gar nicht das Kazemaru-senpei so schnell ist.“

Sofort lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Feld.

Das Spie wurde eindeutig von der Mikage Sennou Schule dominiert. Den Spitznamen Fußballcyborgs trugen sie jedenfalls zurecht, die Art wie sie Fußball spielten wirkte ja gerade zu ferngesteuert aber sie funktionierte.

Leider.

Trotzdem war es Kazemaru gelungen einen Angriff zu vereiteln in dem er Überraschend angegriffen hatte, jetzt brachte er den Ball wieder in die gegnerische Hälfte. Doch schon nach dem ersten Pass gingen die gegnerischen Spieler wieder dazwischen, es war wie verhext, als könnten sie alle Bewegungen voraus sehen. Und dann gab es auch noch eine kleine Fehlkalkulation als zwei von ihnen vor unserem Tor standen, Endou hatte zwar die Anweisung gegeben die Nummer Elf zu decken damit dieser den Ball nicht annehmen und aufs Tor schießen konnte, dabei aber etwas anderes übersehen.

„Verdammt da kommt noch einer!“ rief Keiko aber natürlich konnte ihr Cousin sie nicht hören. Er bekam den Ball gerade noch so zu fassen.

Doch jetzt wurde es schwierig, Endou hatte scheinbar vor gehabt schnell den Ball abgeben und das Spiel so überraschen wieder in Gang zu bringen doch alle unsere Spieler in seiner Nähe wurden bereits gedeckt.

Letzten Endes Spielte er einen weiten Pass zu Kazemaru, der sich mit Shorin und Goenji aus der Deckung löste und wieder über das Feld auf gegnerische Tor zu stürmte. Kazemaru spielte einen schnellen Pass auf Goenji und dieser versuchte jetzt de „Firetonado“.

Der Torwart konnte den Ball zwar abwehren aber nicht halten, Someoka kam Goenji zur Hilfe und mit dem „Dragontornado“ wiederholte sich das ganze, und auch die Kombinationstechnik mit Kabeyama, „Inazuma Otoshi“ wurde abgewehrt.

„Seltsam.“ murmelte Keiko.

„Was?“ fragte ich verwirrt und bemerkt das ich aufgesprungen war und meine Hände zu Fäusten geballt hatte. Errötend setzte ich mich wieder auf die Bank.

„Das eher weniger.“ meinte Keiko als sie bemerkte das ich mich setzte.

„Nein, Sugimori hat gerade seine Abwehrtechnik gewechselt.“

„Und das will uns was sagen?“ fragte ich sie und versuchte die immer noch anhaltende Röte in meinem Gesicht zu überspielen.

„Das seine erste Technik nicht ausreichend ist für die Schusstechniken.“ erklärte sie ruhig.

„Wie meist du das?“ mischte sich Aki ein und auch Haruna, Megane und Kageno sahen sie fragend an.

„Er hat zwei mal versucht den Ball zu halten, nicht nur abzuwehren sondern zu halten, und das hat nicht geklappt aber erst nach dem zweiten misslungenen Versuch hat er die Technik gewechselt.“

Wir sahen alle wieder zum Feld. Ich runzelte die Stirn.

„Warum hat er es noch ein zweites Mal mit dieser Technik versucht, wenn es schon einmal nicht geklappt hat die zweite aber eine Kombinationstechnik war und er eine noch stärkere Technik in petto hatte?“ fragte ich leise.

„Tja, dafür müssten wir wohl mehr über die Informationen wissen die sie haben.“

„Ich schätze mal das seine Informationen noch auf dem beruhen was vor dem Inazuma Trainingscenter war, und die einzelnen Schüsse sich durch das Training verändert haben.“ warf Natsumi ein.

Ich nickte, das war möglich.

Auch Keiko schien diese Erklärung für richtig zu halten.

Doch unsere Gedankengänge brachten nicht viel, im sofort folgenden Angriff konnten unsere Gegner ein Tor schießen und nun begann die miesest Technik von der ich bis dahin gehört hatte: Die Spieler der Mikage Sennou begannen den Ball unter einander hin und her zu Passen, das einzige Ziel schien zu sein das wir nicht an den Ball kamen, kein Angriffe und im Zweifelsfall wurde zum Torwart zurück gepasst.

Ich hörte Keiko vor sich hinmurmeln und war mir ziemlich sicher das einige nicht ganz jugendfreie Flüche in dem Gemurmel enthalten waren.

Aber besonders drauf achten tat ich nicht, ich war viel zu wütend über dieses Zeit schinden, das hatte doch nichts mehr mit Fußball zu tun!

Ich war nicht die Einzige die das so sah, allerdings beschränkte sich unsere kleine Gruppe auf der Ersatzbank darauf während der Halbzeit die geringen Chancen auszurechnen die uns Blieben.

Ich hörte nur mit halben Ohr zu.

Ob es uns möglich war auch ohne neue Spezialtechnik noch zu gewinnen? Das die bereits entwickelten Spezialtechniken stärker geworden waren war ja schön und gut aber wenn das nicht reichte um die stärkeren Abwehrtechniken zu durchbrechen sahen wir ziemlich alt aus. Und wenn wir es nicht schafften diese Zeitschinderei zu beenden dann erst recht.

Am ende der Halbzeit war ich zu keinem Sinnvollen Ergebnis gekommen und auch die anderen hatten keine Idee. Selbst Endous Entschlossenheit schien mir nicht mehr die gleiche Zuversicht auszustrahlen wie noch vor dem Spiel.

Und die Mikage Sennou Spieler machten genauso weiter wie sie die letzte Halbzeit beendet hatten.

Alles schien genauso aussichtslos wie vorher und genau dann tat Endou etwas völlig unvorhergesehenes: er verließ sein Tor.

Ungläubig starrte ich auf das Feld während Keiko neben mir aufsprang.

„Na los mach schon!“ feuerte sie ihren Cousin an, der tatsächlich den Überraschungseffekt nutzte und sich den Ball holen konnte.

Allerdings scheiterte sein Angriff an Sugimori, der seinen Schuss hielt.

„Was hat er sich denn jetzt dabei gedacht?“ fragte ich verwirrt und sah erst Aki an die aber genauso unwissend den Kopf schüttelte und dann Keiko, die nur grinste.

„Wahrscheinlich gar nichts.“ stellte sie gelassen fest.

Einen Moment sah ich sie so verblüfft an wie ich eben Endou hinterher gestarrt hatte, dann wanderte mein Blick zurück zu unserem Tor wo ein sichtlich nervöser Domon von Endou verlangte das er wieder zurück kam immerhin sei er doch der Torwart.

„Ich glaub mit der Erklärung wäre Domon-kun nicht zufrieden.“ stellte ich leicht belustigt fest.

„Nein, wohl eher nicht.“ stimmte mir Haruna zu. Wir lächelten uns an, irgendwie schien sich die Zuversicht wieder bei uns einzunisten.

Als hätte Endous Chaoskommando etwas ausgelöst beendete Sugimori die Zeitschindetaktik seines Teams und ließ sie wieder angreifen.

Das ganze endete nach einer Glanzparade von Endou mit einer Ecke für Mikage Sennou, bei deren Auführung die Spieler aber etwas desorientiert wirkten erst nach dem der Ball fast wieder aus dem Strafraum raus war konnte die Nummer Elf der Mikage Sennou wieder an den Ball kommen und Endou verließ wieder das Tor.

Ich hielt den Atem an als er und Goenji vor stürmten und den Rakentenschuss als Vorlage für ihren eigenen Schuss nutzten, welcher das erste Tor für uns erzielte.

Mit einem Freudenschrei sprang ich auf die Füße, auch meine Kameraden freuten sich. Nur Keiko blieb in ihrem Rollstuhl sitzen aber die Begeisterung sprühte nur so aus ihren Augen und Natsumi blieb kühl wie eine Hundeschnauze, wenn man mal davon absah das sie einräumte unser Training im Inazuma Trainingscenter sei doch keine Zeitverschwendung gewesen. Die hatte Nerven, das nächste mal sollte sie vielleicht mal mit machen. Doch die zeit mich weiter über Natsumi zu ärgern nahm ich mir nicht.

Das Spiel war jetzt wesentlich ausgeglichener.

„Die Jungs werden sich ihrer Fortschritte langsam bewusst.“ grinste Keiko gut gelaunt und sah mit an wie Goenji und Someoka sich beriet machten noch einmal den „Dragontornado“ zu verwenden.

„Glaubst du das klappt?“ fragte ich sie Atemlos während wir beide das Geschehen im Auge behielten.

„Wer weiß.“ meinte sie.

Und der Ball ging rein. Diese mal riss es mich nicht wieder von der Bank, aber eigentlich war ich nicht weniger begeistert als beim ersten Tor. Wir hatten die Führung!

Einen Augenblick wirkten die Spieler der Mikage Sennou abwesend, als hätten sie aufgegeben, nur ihr Torwart riss sich noch einmal zusammen und hielt den „Dragonball“ von Someoka. Dann rief er sein Team zur Ordnung.

Das Spiel ging hin und her, natürlich versuchten wir alles um ein Gegentor zu verhindern und die Mikage Sennou tat alles um noch ein Tor zu schießen.

Letzten Endes bekamen wir noch eine Torchance, kurz vor Abpfiff aber die Nummer Elf Shimozuru Arata ging dazwischen, es kam zu einem Zusammenstoß zwischen ihm und Goenji, der beide zu Boden gehen ließ doch der Schiedsrichter pfiff nicht und Sugimori war dieses mal der Torwart der sein Tor verließ. Mit letzter Verzweiflung dribbelte er übers Feld, bis vor unser Tor wo Endou ihn mit seiner „God Hand“ aufhielt, danach ertönte der Abpfiff.

Ich bekam nicht wirklich mit was als nächstes passierte, da mich sowohl Haruna als auch Aki stürmisch umarmten vor Freude. Aber um ehrlich zu sein war mir in dem Moment auch egal was noch passierte, ich war selber viel zu aufgeregt.

Das einzige was mich dazu brachte mich doch relativ schnell au der Umklammerung zu lösen war die Sorge um Goenji, er hatte nach dem Zusammenstoß immer noch auf der Erde gelegen.

Als ich mich befreit hatte kamen unsere Jungs schon auf uns zu, Endou vorne weg und Goenji wurde von Someoka gestützt.

Am liebsten wäre ich sofort zu ihm hingelaufen um ihn ebenfalls zu stützen aber etwas hielt mich zurück, bestimmt wollte er nicht das ich ihm half, würde er mehr Hilfe benötigen hätte er sicher schon jemanden darum gebeten.

Goenji wurde am Krankenhaus abgesetzt um seine Fuß untersuchen zu lassen, der Rest von uns fuhr zurück zur Schule.

Trotzdem war die Stimmung ausgelassen und fröhlich, wir hatten es immerhin ins Halbfinale geschafft.

Nun gut, mir war bewusst das ich noch nicht allzu viel dazu beigetragen hatte aber trotzdem freute ich mich.

Die Ernüchterung für uns alle folgte kaum zwei Stunden später als Goenji aus dem Krankenhaus kam.

Er hatte sich den Knöchel verletzt und durfte mehrere Wochen nicht spielen. Das hieß das er sicher für das Halbfinale, vielleicht sogar für das Finale ausfallen würde.

Auf dem Heimweg überlegte ich ob wir eine Chance haben würden, ohne Goenji. Er war nun mal unser Topstürmer, daran gab es nichts zu rütteln.

Ich ließ das gesamte Spiel review passieren und überlegte mir wie es wohl ohne Goenji verlaufen w舐e.

Ich malte mir alle möglichen Szenarien aus aber eins wurde mir immer klarer: Ich hatte aus dem heutigen Spiel etwas grundlegendes Gelernt.

Versonnen lächelte ich als ich nach Hause kam und die Tür öffnete.

Bis ich die Stimmen aus dem Wohnzimmer hörte.

„Du darfst also in der nächsten Zeit kein Fußball mehr spielen?“

Das war Beniko, sie klang sehr besorgt.

„Ja, das nächste Spiel fällt für mich jedenfalls aus.“

Und das war Goenji. Beinahe wäre mir die Tasche aus der Hand gefallen, doch ich konnte sie gerade noch halten. Was machte er hier? Hier in unserer Wohnung? Mit meiner Schwester?

Ich hatte das Gefühl der Boden würde sich unter meine Füßen bewegen ohne das sich sagen konnte was mich so erschütterte.

„Das tut mir so leid für dich, wo dir diese Spiel so viel Spaß macht.“

„Es ist nicht zu ändern.“ der Klang von Goenjis Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken, leise machte ich einen Schritt in Richtung des Wohnzimmers und sah in den Spiegel gegenüber der Tür. Sofort wünschte ich ich hätte es nicht getan.

Ich sah gerade noch wie sich die beiden langsam zu einander hinbeugten bevor sie sich küssten.

Ich verkrampfte mich vollkommen, dann riss ich mich von dem Anblick los und rannte in mein Zimmer. Die Tür schloss ich beherrscht leise bevor ich mich völlig verwirrt und erschöpft daran zu Boden gleiten ließ.

Verstört fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Ich konnte nicht einmal sagen was mich so aus der Fassung bracht, ich hatte gewusst das Goenji und Beniko einander kannten, das war klar, immerhin waren die beiden im gleichen Jahrgang. Gut ich hatte nicht vermutete das sie sich so nahe standen. Aber was mich so neben mir stehen ließ verstand ich trotzdem nicht.

Über uns

Keiko
 

„Wir haben ein Problem und zwar ein großes!“

Harunas Ruf ließ uns alle zusammen zucken.

„Warum? Was ist den los?“ fragte Mamoru verwirrt als das Mädchen die Tür zum Clubhaus aufriss und herein stürzte.

„Das Endergebnis vom letzten Viertelfinalspiel ist da, ihr werdet nie im Leben glauben was passiert ist!“

Alle im Raum starrten sie an.

Und mir schwante bereits etwas. Nach allem was Aki uns gerade über die Shuuyou Meito Schule erzählt hatte ahnte ich bereits das das als schwächstes eingestufte Team es ebenfalls ins Halbfinale der Fußball Frontier Vorrunden geschafft hatte.

Und so war es auch. Occult Jr. High hatte eins zu null verloren.

Schon eine seltsame Angelegenheit, ich hatte selber gesehen wie gut Occult Fußball spielte, das sie von einem völlig unbekannten Team geschlagen worden waren machte mich stutzig.

„Okay, last und gehe! Los Leute!“ rief Mamoru.

„Worum geht's?“fragte ich verwirrt und sah in die Runde, doch meine Unwissenheit schien niemanden groß zu interessieren. Um genau zu sein schien niemand mich zu bemerken den die meisten waren rot angelaufen und starrten ihren Kapitän entsetzt oder zumindest verunsichert an.

Irritiert hob ich eine Augenbraue und versuchte wenigstens Blickkontakt zu Aki oder Natsumi herzustellen, von den beiden erhoffte ich mir gerade eine Erklärung, aber auch die beiden sahen Mamoru an und kurz darauf verließ die komplette Mannschaft, bis auf Goenji der nicht da war, das Clubhaus. Wohin hatte ich noch nicht heraus gefunden.

„Wieso hast du sie nicht aufgehalten?“ fragte Natsumi mich.

„Wobei denn? Ich bin gerade ein bisschen desinformiert.“ stellte ich sachlich fest.

„Na ja, die Jungs gehen gerade in ein Flirtcafé.“ erklärte mir Haruna.

„Ah, ja.“ war mein zugegebenermaßen wenig geistreicher Kommentar.

„Und da erhoffen sie sich heraus zu finden warum die Shuuyou Meito gegen Occult gewonnen hat?“ erkundigte ich mich doch ein wenig ungläubig.

„Zumindest scheint Megane-kun zu glauben das sie da etwas finden.“ meine Aki wenig überzeugt.

„So was lächerliches.“ murmelte Natsumi leise.

„Also im großen und ganzen hatte ich eher den Eindruck als wäre Megane-kun bereits hellhörig geworden als das Wort Flirtcafé das erste mal gefallen ist, wenn da das Interesse mal keinen anderen Hintergrund hat.“ mischte sich jetzt Moe ein und ich musste meine Erkenntnis von vorhin verbessern: nicht die gesamte Mannschaft hatte das Clubhaus verlassen, nur die Jungs waren gegangen.

„Na super, und was machen wir jetzt?“ fragte ich leicht gelangweilt.

„Na ja, ich glaube im großen und ganzen gibt es nichts mehr zu tun.“ überlegte Aki.

„Wir haben alle Informationen die man legal kriegen kann und das Team ist auf und davon.“

„Na super.“ wiederholte ich mich und ließ mich in meinen Rollstuhl zurück sinken.

„Was haltet ihr davon wenn wir auch irgendwo hingehen, nen Kaffee trinken oder so was?“ schlug Haruna vor.

Dann zögerte sie.

„Na vielleicht doch lieber ein Eis essen.“ fügte sie dann hinzu.

„Und dabei den neusten Schultratsch aufwärmen?“ echauffierte sich Natsumi.

„Warum den nicht?“ fragte ich leicht hin. Ich hatte zwar keine wirkliche Ahnung vom Schultratsch, der interessierte mich nicht wirklich aber eine bessere Idee was man mit der verbleibenden Zeit anfangen konnte hatte ich auch nicht.

„Na dann last uns mal gehen.“ schlug Aki vor.

„ich kenne da ein nettes kleines Café ganz in der Nähe.“ sie war schon fast an der Tür als sie sich noch einmal zu uns umdrehte.

„Ein ganz normales Café.“ fügte sie zwinkernd hinzu.

Moe und Haruna kicherten über den Nachsatz und Natsumi seufzte. Im ersten Moment hatte ich den Eindruck das sie doch nicht mitkommen würde, doch dann gab sie sich einen Ruck.

Gemeinsamen verließen wir das Schulgelände und gingen zu dem kleinen Café von dem Aki erzählt hatte.

Es war wirklich klein und beschaulich aber auch angenehm und heimelig. Die Wände Innen waren mit Hellem Holz ausgekleidet, auf jedem Tisch stand ein Gedeck aus Blumen und Kräutern die einen angenehmen Duft verströmten und die Fenster waren groß und ließen viel Licht herein. Wir überlegten eine Weile ob wir uns nach draußen setzen sollten, mit Blick auf den nahe liegenden Park, entschieden uns dann aber doch für einen kleinen Tisch drinnen, direkt an einem der geöffneten Fenster.

Das Cafeß war ein Familienbetrieb, die Großmutter und eine Enkelin standen hinter der Theke und die Mutter und ihre andere Tochter bedienten die Gäste. Alle vier waren sehr freundlich und der Kaffee schmeckte hervorragend.

Nach dem ich den ersten Schluck genommen hatte lehnte ich mich zurück.

„Also, was erzählen die Tratschmäuler in der Schule so?“ fragte ich wenn auch eigentlich nur mäßig interessiert.

„Na ja, so einiges in letzter Zeit.“ stellte Haruna gut gelaunt fest.

„Ach ja? Was denn zum Beispiel?“ fragte, zu meiner Überraschung, Natsumi.

„Och nun ja, zum Beispiel wundern sich einige das du den Fußballclub unterstützt, andere sind überrascht das wir ein Mädchen als Spielerin in der Mannschaft haben und anderen wundern sich das wir so oft gewinnen.“ zählte Haruna auf.

„Wow haben die ein spannendes Leben.“ kommentierte ich.

„Na ja, wir sind tatsächlich die erste Mannschaft in Tokio bei der ein Mädchen mitspielt, oder?“ meinte Aki fröhlich.

„Nicht ganz.“ warf Haruna ein.

„Wie, nicht ganz?“ fragte Natsumi verwundert.

„Stimmt,“ ich dachte scharf nach, da hatte ich doch mal etwas gelesen.

„Die Teikoku Gakuen hat auch ein weibliches Mitglied.“ sagte Haruna und sah in die Runde.

„Aber das waren doch alles Jungs.“ entfuhr es Aki überrascht.

„Jetzt erinnere ich mich,“ rief ich aus als mir wieder einfiel was ich da gelesen hatte.

„Мartinez Angel, so heißt sie.“ alle wandten sich zu mir, selbst Moe, die bisher nur stumm an ihrer Tasse genippt hatte.

„Sie hatte sich bei Training verletzt, deshalb hat sie das Freundschaftsspiel nicht mitgespielt, aber seit die Vorrunde angefangen haben steht sie wieder in der Startelf.“

Alle sahen mich verblüfft an.

„Und woher weißt du das?“ fragte mich Natsumi letztlich.

Ich grinste.

„Ich kann ja nicht viel tun, aber immer gründlich informiert sein ist drin.“

Aki lachte fröhlich auf.

„Aber dann verstehe ich nicht das sich die Leute über Takemori wundern.

„Moe.“ alle drehte sich verblüfft zu ihr um, einschließlich mir.

Moe lief rot an und sah in ihre Tasse.

„Ich hieße Moe. Wenn es euch nichts ausmacht...“ stotterte sie.

„Aber nein überhaupt, Moe-chan.“ unterbrach Aki sie und lächelte sie offen an. Moe erwiderte das lächeln schüchtern.

„Irgendwie hab ich das Gefühl, wir wissen alle ziemlich wenig ber einander.“ stellte Haruna fest.

„Nicht allzu viel.“ stimmte Natsumi ihr zu.

„Ja, vielleicht sollten wir mal über uns reden, wann haben wir denn schon mal die Gelegenheit dazu?“ schlug Aki vor.

„Na dann, erzähl mal was über dich.“ sagte ich scherzhaft und lehnte mich auf die Tischkante.

„Hm, lass mal überlegen.“ einen Moment sah sie nachdenklich an die Wand. „Ich habe ziemlich lange in Amerika gelebt, und dort auch selber etwas Fußball gespielt.“

lächelnd sah sie in die Runde.

„Und warum hast du aufgehöht?“ fragte Haruna interessiert. Doch Akis Blick verdüsterte sich bei der Frage.

„Einer meiner besten Freunde ist bei einem Unfall gestorben.“ erklärte sie leise. „Danach war es mir lange nicht möglich mich auch nur mit Fußball zu beschäftigen.“

„Oh, tut mir leid.“ Haruna war es sichtlich unangenehm das sie die Frage gestellt hatte.

„Ist schon in Ordnung, seit ich hier auf die Jr. High gehe und Endou-kun kenne geht das wieder. Ich kann mir ein Leben ohne den Fußballclub gar nicht vorstellen.“ beschwichtigte Aki sie sofort.

„Aber wie sieht es bei dir aus? Was kannst du uns so erzählen?“

„Na ja, eigentlich nicht viel.“ Haruna überlegte. „Ich hab immer hier in Tokio gelebt, das einzige was mir je passiert ist...“ an dieser Stelle stockte sie. Natsumi und Aki wurden hellhörig, sie wussten ja nicht das Haruna adoptiert war.

„Das war wohl der Tod meiner Leiblichen Eltern.“ meinte Haruna letztlich gezwungen lächelnd. Wir waren alle einen Moment betreten.

„Ich habe lange in Fukuoka gelebt.“ fuhr ich einfach fort in der Runde.

„Meine Eltern sind wegen ihrer Arbeit kaum zu Hause und als meine Oma vor drei Jahren gestorben ist zog ich hier her zu meiner Tante und ihrer Familie.“

„Und du hast früher Fußball gespielt, du warst im Grundschulfußball doch sogar recht bekannt.“ stellte Haruna fest.

„Ne kleine regionale Berühmtheit.“ schränkte ich ein,konnte mir ein Grinsen aber kaum verkneifen.

„Auf welcher Position hast du damals gespielt?“ wollte Moe wissen.

„Torwart, das liegt bei uns in der Familie, der einzige der da aus der Reihe getanzt ist, ist mein Vater, der hat im Mittelfeld gespielt.“

„And alle anderen Spielen als Torwart?“ fragte Natsumi verblüfft.

„Ja,“ bestätigte ich. „Мamoru-niichan, Ryoichi-niichan und ich, und natürlich hat auch unser Großvater als Torwart gespielt, meine Tante hat nie Fußball gespielt.“

„Wirklich eine Fußballverrückte Familie.“ lachte Haruna und wir andren stimmten mit ein.

„Was ist mit dir Nasumi-san? Jemals wo anders gelebt als hier in Tokio“ fragte ich und sah die Angesprochene dabei an.

„Nein, ich habe immer in Tokio gelebt“ meinte sie und sah auf ihre Tasse.

„Aber es würde mich durch aus auch reizen mir Japan genauer anzusehen, vielleicht sogar im Ausland zu studieren.“

„Oh ja, das klingt spannend.“ stimmte Haruna zu und auch Aki nickte.

„Wenn ich ins Ausland will, sag ich meinem Bruder Bescheid das ich ihn besuchen komme.“ brummte ich leicht.

„Wieso?“ fragte Aki erstaunt.

„Er ist in Amerika, an einem Sportinternat.“ erklärte ich ihr.

„Dann muss er ja ziemlich gut sein.“ meinte Haruna und sah mich abwartend an.

„Er war seiner Zeit der beste Torhüter im Jr. Highschool Fußball.“ erklärte ich ihr stolz.

„Und was ist mit dir Moe-chan?“ wandte sich Aki an das fünfte Mädchen.

Moe überlegte einen Moment.

„Ich denke ich werde nach den Jr High nach England gehen. In meiner Familie ist es Tradition das der älteste Sohn nach England geht um dort eine Weile zu studieren und auch wenn ich weder ein Junge bin noch das älteste Kind würde ich das gerne machen.“

„Dann seid ihr eine sehr traditionsbewusste Familie?“ fragte Aki interessiert.

„Na, manchmal etwas zu traditionsbewusst.“ lächelte Moe leicht gequält.

Damit hatten wir ein Thema gefunden über das wir eine ganze Weile reden konnten, Familien und Traditionen.

Und wir redeten ziemlich lange darüber, bis uns irgendwann auffiel wie spät es geworden war. Rasch bezahlten wir und verließen das Café

Unsere Wege trennten sich jetzt, Natsumi ging zurück zur Schule, von wo aus der Butler ihrer Familie sie nach Hause bringen würde, Haruna musste auch ein Stück in diese Richtung und Moe musste wiederum in eine ganz andere Richtung.

Aki und ich hatten eine ganze Strecke weit den gleichen Weg und so gingen wir gemeinsam heim.

Gesprochen haben wir nicht mehr viel, jetzt da wir nur noch zu zweit waren, und dann auch noch wir zwei, die wir uns ja schon ein Jahr lang kannten gab es für diesen Abend nicht mehr viel zu sagen.

Als ich zu Hause ankam, war Mamoru bereits da. Er stand in seinem Zimmer uns starrte das Bild von unserem Großvater an das auf seiner Kommode stand.

Ich ließ mich auf sein Bett fallen.

„Und?“ fragte ich ihn. „Irgendetwas spannendes raus gefunden in dem Flirtcafé?“

Mamoru seufzte. Dann wandte er sich zu mir um. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu beschreiben, eine Mischung aus Unverständnis, Verwirrung und Unglauben, so schien es mir zumindest.

„Ich weiß nicht so wirklich.“ meinte er zweifelnd. Und dann erzählte er: Das sie in den Hinterzimmern des Café die gegnerische Mannschaft getroffen hatten, das die alle etwas freakig gewesen waren und das der Rest der Raimon Elf die nicht wirklich ernst nahm.

„Das schlimmste ist das ich mir selber nicht ganz sicher bin ob man die jetzt ernst nehmen kann oder nicht.“ schloss er resigniert und setzte sich neben mich.

Ich schwieg. Das klang wirklich alles etwas skurril.

„In erster Linie immer ernst nehmen.“ zitierte ich dann meinen Bruder.

„Dann bist du auf der sicheren Seite.“ ich wandte ihm mein Gesicht zu und grinste.

Einen Moment zögerte er, dann erwiderte er mein Grinsen.

„Recht hast du.“ er stockte. „Äh recht hat Ryoichi-niichan.“

Dafür stieß ich ihm meinen Ellenbogen in die Seite.
 

„Das kann doch jetzt nicht euer Ernst sein!“ Entgeistert starrte ich die Managerin der Shuuyou Meito Mannschaft an.

„Ich soll also allen ernstes so etwas anziehen?“ fragte Natsumi kaum weniger entsetzt.

„Da das Spiel in unserem Stadion stattfindet müssen alle Weiblichen Manager ein solches Kostüm tragen.“ erklärte uns eine Shuuyou Meito Managerinnen während zwei ihrer Kolleginnen auch Haruna und Aki Maiduniformen reichten.

„Sag mir bitte das es eine Regel gibt die uns davor schützt.“ flehte ich Natsumi an doch diese hatte gar keine Zeit mir zu antworten.

„Es ist eine Voraussetzung um hier antreten zu dürfen.“ fuhr die andere Managerin sanft fort.

„Wer hat sich den diese bescheuerte Regel ein fallen lassen?“ giftete Natsumi los, sie war richtig aufgebracht. Aber mir war das nur recht, ich stand nicht im Kreuzfeuer und wollte auf gar keinen Fall ein Maidkostüm tragen, ich mochte es nicht Röcke zu tragen, die Schuluniform war bisher das höchste der Gefühle!

„Unser Herr, ups...“ verbesserte sich das M臈chen kichernd. „Ich meinte natürlich ich meinte unser Coach.“ damit deutete sie zur Seite wo ein recht korpulenter Mann auf einer Kiste saß und Melonen aß.

Mamoru und ich zogen lange Gesichter und Natsumi kochte vor Wut.

Aber ändern tat das nicht, wir Mädchen wurden in eine spezielle Umkleide komplimentiert in der wir uns Umziehen konnten.

Ich wurde sogar aufgefordert es ruhig zu sagen wenn ich Hilfe bräuchte.

Das fing ja großartig an!

Die reinste Katastrophe!

Mein erster Einsatz

Natsumi war wirklich unzufrieden mit ihrem Maidkostüm.

Im Gegensatz zu Haruna und Aki, die beiden hatten sichtlich mehr vergnügen an den Kleidern. Lächelnd warfen sich beide in Pose als zwei von der Otaku Jr. High Fotos machten und nahmen Natsumi dabei in die Mitte, die langsam aussah als wäre sie einem Nervenzusammenbruch nah.

Ganz verstehen konnte ich sie nicht, gut die Kleider sahen speziell aus aber alles in allem waren sie doch ganz hübsch.

Ein leises Quietschen hinter mir ließ mich aufhorchen. Als ich mich umwandte sah ich Keiko die vorsichtig aus der Tür spähte. Als sie sich vergewissert hatte das alle mit den drei anderen Mädchen beschäftigt waren, außer mir, legte sie warnend einen Finger an die Lippen und kam, so schnell und leise es mit ihrem Rollstuhl möglich war, aus dem Raum und in Richtung des Stadioneingangs um auf ihren Platz zu kommen. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, bis ich den Schatten hinter der nächsten Biegung sah. Bevor ich zu Keiko laufen, oder einen Warnruf ausstoßen konnte bremste sie schon, hatte aber so viel Schwung drauf das sie aus dem Rollstuhl geschleudert wurde.

Der Aufprall blieb aus, da Kazemaru rechtzeitig die Arme ausstreckte um sie aufzufangen.

Ich atmete auf, einen Moment hatte ich einen Ausgewachsenen Schrecken bekommen.

„Und gegen die müsst ihr spielen, im Ernst?“

die an Endou gerichtete Frage veranlasste mich dazu mich vorsichtig um zu sehen. Mit einem Schlucken registrierte ich Goenji, der mit seinen Krücken direkt neben Endou stand und den Fotografen musterte. Ich nahm sein Erscheinen zum Anlass schnell zu Keiko und Kazemaru hinüber zu laufen und mich zu vergewissern das alles in Ordnung sei.

Kazemaru hielt Keiko immer noch fest als ich in Hörweite kam.

„Irgendwie hab ich gerade ein Deja-vu.“ stellte der Junge fest und musterte das Mädchen in seinen Armen.

Keiko selber war ausnahmsweise rot angelaufen, etwas was ich bei ihr noch nie erlebt hatte und hielt sich krampfhaft an ihm fest.

„Bring mich bitte einfach hier weg.“ bat sie leise, was wiederum Kazemaru zum rot werden brachte.

Ich half beiden aus der kleinen Bridullie heraus in dem ich Bremse des Rollstuhls löste und ihn zu den beiden schob.

Kazemaru hob Keiko einfach hoch uns setzte sie wieder in den Rollstuhl, den er dann auch gleich selber um die Ecke schob. Ich folgte den beiden, blieb aber vor der nächsten Tür stehen, die die Tür zu unserer Umkleide war.

„Es sind noch nicht alle fertig.“ erklärte mir Kazemaru. Ich nickte nur, mir war schon bei unserem letzten Spiel aufgefallen das die Jungs ziemlich lange zum Umziehen brauchte. Und da sagte man immer Frauen würden lange brauchen.

„Dann warte ich hier.“ sagte ich dann doch leise und stellte mich neben die Tür und ließ meine Tasche zu Boden fallen. Kazemaru nickte mir zu. Keiko sah immer noch verschämt auf ihre im Schoß liegenden Hände.

Ich musste eine ganze Weile warten bis endlich der letzte der Jungs umgezogen war un dich die Umkleide benutzen konnte. Ich beeilte mich deshalb sehr meinen Trainingsanzug gegen das Raimon-Trikot zu tauschen und hastete dann so schnell es ging zum Eingang des Felds wo die anderen schon warteten.

„Du hast ja ganz schön lange gebraucht.“ empfing mich Someoka.

„Sorry,“ entschuldigte ich mich, fand den Vorwurf aber ungerechtfertigt. Immerhin hatte ich so lange warten müssen bis ich überhaupt in die Umkleide konnte.

„Megane spielt als Ersatz für Goenji.“ teilte mir Shorin mit. Verwirrt sah ich in die Runde.

„Megane-kun?“ fragte ich zu Sicherheit noch einmal nach, er hatte sich bisher immer sehr zurück gehalten.

„Er scheint hoch motiviert zu sein.“ grinste Domon und zuckte mit den Schultern.

„Wir haben gerade überlegt ob dieses Spiel nicht das richtige wäre damit du anfängst richtige Spielerfahrung zu sammeln.“ wandte sich jetzt Handa an mich. Meine Verwirrung wuchs.

„Ihr meint ich soll im Halbfinale Spielen?“ fragte ich verblüfft.

„Jap,“ grinste mich Kurimatsu an.

„Du würdest dann an meiner stelle spielen.“ erklärte mir Kabeyama.

Ich spürte wie mir die Hitze in die Wangen schoss, ich sollte spielen, im Halbfinale der Kanto-Vorrunden der Fußball Frontier Landesmeisterschaften. Etwas überfordert fühlte ich mich schon,trotz des Trainings.

Die erste Halbzeit brachte ein unangenehme Ernüchterung. Otaku spielte auf absolut irritierende Art und Weise, sie schossen willkürlich aussehende Pässe und griffen nicht an. Auf groteske Art erinnerte das ganze an die Zeitschinde Taktik der Mikage Sennou Schule, nur das sie keinen Vorsprung beschützen mussten.

Selbst Kazemaru und mir, die wir die schnellsten in unserem Team waren schafften es kaum den Otakuspielern den Ball abzunehmen und einen Richtigen Angriff zu starten. Ansonsten hatte ich auf meiner Position als Verteidigerin nichts zu tun. Wie gesagt, die Oatkus griffen nicht an.

Und dann kam schon der Abpfiff.

Ich seufzte leise.

Ich hatte gar nichts für mein Team tun können und das ärgerte mich und zwar ziemlich.

Warum spielen die nur so defensiv? Das hätte ich ehrlich gesagt nie von denen gedacht.“ fragte Megane sich laut.

„Ich dachte du hättest genau verstanden wie die spielen, also weißt du es jetzt oder nicht?“ fragte Someoka ihn.

Ich warf einen Blick auf unsere Gegner. Die Jungs tranken, spielten mit irgendwelchen Geräten, ich kannte mich da nicht so aus, und schienen Überhaupt nicht über das Spiel nach zu denken.

Wieder seufzte ich.

Was sollten wir tun?

Aber Endou war entschlossen wie eh und je: „Was soll' s! Dann müssen wir das Spiel eben selbst in die Hand nehmen!“

Ich nickte, Irgendetwas konnten wir bestimmt noch tun um zu gewinnen, wir hatten immerhin keinen Rückstand und noch eine ganze Halbzeit vor uns. Wir hatten auch die Mikage Sennou Schule geschlagen und die waren sicherlich härtere Gegner gewesen.

Und was hatte ich aus diesem Spiel gelernt?

Nie aufgeben! Es gibt immer eine Lösung und einen Weg.

Mit dieser Einstellung gingen wir wieder aufs Feld.

Doch die Otaku Spieler begannen nun mit einer Strategie. Uns wurde schnell klar das sie in der ersten Halbzeit nur ihre Kräfte sparen wollten.

Mir wurde jetzt erst wirklich klar wie schwer es war in einer Mannschaft zu spielen und sich auf die andren abzustimmen.

Max, wie wir Matsuno kurz nannten wurde mit einer Melone ausgetrickst und der Ball kam als hohe Vorlage an zwei weitere Spieler die eine Kombinationstechnik starteten. Eigentlich hatte ich vor dazwischen zu gehen aber als ich sah wie der Kleinere der beiden in die Luft sprang und der andere ihn bei den Knöcheln nahm und ihn wie einen Baseballschläger durch die Luft schwang.

Nicht nur ich war überrascht, auch Endou wurde von diesem Spielzug kalt erwischt und konnte den Ball nicht halten.

Endou war wütend auf sich selber.

Ich auch. Ich war ja wirklich eine gute Hilfe, da trat Kabeyama mir seinen Platz auf dem Feld ab, ich bekam sogar die Chance etwas für das Team zu tun und dann blieb ich im entscheidenden Augenblick einfach stehen.

Die Spieler der Otaku Schule zogen sich jetzt alle in die Verteidigung zurück, nicht das das unbedingt etwas bringen würde, sowohl Someoka als auch Shorin und Max kamen leicht durch ihre Reihen, doch aus irgendeinem Grund konnten sie das Tor nicht treffen. Drei von ihnen blieben immer vor dem Tor und lösten auf dem erdigen Boden einen Staubwirbel aus der das Gesamte Tor einhüllte und wenn dieser sich wieder legte lag der Ball hinterm Tor.

Langsam wurde die Zeit knapp.

„Unsere Schüsse sind gut platziert aber sobald sie durch diese Wolke gehen verfehlen sie das Tor.“ wunderte sich Megane.

„Aber auf so groteske Art und Weile.“ meldete ich mich zu Wort.

Der braunhaarige Junge sah mich fragend an.

„Der Ball liegt immer hinter dem Tor,“ erklärte ich „Aber keiner der Schüsse ist hoch genug um über das Tor zu fliegen, auch wenn sie es nicht sehen können.“

Einen Moment sah Megane noch einem weiteren vergeblichen Versuch von Someoka zu, dann stutzte er.

„Jetzt hab ichs!“ rief er nur eine Sekunde später und rannte los.

Er hinderte Someoka mit einem Ruf daran noch einmal zu schie゚en. Ein Otaku Spieler schoss den Ball ins aus und die Staubwolke begann sich zu legen.

Uns bot sich ein amüsantes Bild. Beziehungsweise es wäre amüsant gewesen wenn ich es nicht so unfair gefunden hätte: drei Spieler der Otaku Schule standen an dem Tor, zwei auf der einen und einer auf der anderen Seite. Es war eindeutig erkennbar das sie das Tor verschoben hatten und es jetzt wieder an seine eigentliche Position zurück schoben. Auf der Seite wo nur ein Spieler stand war auch Megande der diesen an der Hose festhielt und so verhindert hatte das die drei das Tor rechtzeitig wieder in Position hatten.

„Das ist ja wohl nicht war!“ rief ich empört.

Da Otaku den Ball ins Aus geschossen hatte, hatten wir Einwurf, Handa führte ihn aus.

Auf Aufforderung von Megane und Endou bekam Megane den Ball er sah wirklich entschlossen aus. Tatsächlich konnte keiner der Otaku Spieler ihm den Ball abnehmen, einen nach dem anderen ließ er hinter sich.

Kurz vorm Tor gab er Someoka den Ball und rannte selber weiter nach vorne. Während Someoka den Ball mit „Dragonball“ in Richtung Tor schoss versuchte der Torwart der Otakus das Tor alleine zu verschieben, doch Megane hatte damit gerechnet und warf sich selber in die Flugbahn des „Dragonball“ um mit dem Kopf die Richtung zu ändern.

Der Ball zappelte im Netz.

Ich stimmte in die Jubelrufe mit ein, nur um im nächsten Moment mit den anderen nach vorne zu rennen und nach Megane zu sehen, der nach dem Aufstehen wieder zusammengebrochen war.

Den „Dragonball“ gegen den Kopf zu bekommen war wohl etwas viel gewesen.

Er musste vom Platz getragen werden und Domon kam für ihn aufs Feld.

Die Verwirrung der Otaku Spieler endete in dem Entschluss fair mit uns zu spielen.

„Megane hat sich geopfert um den Gleichstand f“ uns zu holen. Jetzt gewinnen wir das Spiel, oder Leute!“ wandte sich Endou an uns und ausnahmslos alle stimmten ihm zu.

Ich muss gestehen, ich war eifersüchtig auf Megane, nicht gerade auf die zerbrochene Brille und die Kopfschmerzen die er jetzt sicher hatte aber auf seine Leistung. Mehr oder weniger war dies sein erstes richtiges Spiel gewesen, genau wie für mich aber im Gegensatz zu mir hatte er etwas geleistet. Er hatte für uns den Gleichstand geholt. Ich musste mich auch anstrengen.

Eine wirkliche Glanzleistung gelang mir nicht mehr. Ich konnte eigentlich nicht mehr tun als meinen Gegenspieler zu decken.

Letztlich brachte Domon den Ball an sich und passte ihn nach vorne zu Someoka der dann das Siegestor schoss, nur Sekunden vor dem Abpfiff.

Ich freute mich mit den anderen, doch trotzdem blieb der kleine Stich das ich nichts hatte tun können und das eine mal das ich etwas hätte tun können hatte ich versagt.

„Sagt mal,“ wandte sich Keiko plötzlich an Natsumi. „Heißt das das wir uns wieder umziehen dürfen?“ fragte sie hoffnungsvoll.

„Wieso denn? Stehen euch doch ausgezeichnet die Kleider.“ meinte Domon leicht hin doch Natsumi war hellhörig geworden, ohne Kommentar schnappte sie sich Keiko, samt Rollstuhl, und verschwand in den Gängen zu der kleinen Umkleide die die anderen Mädchen benutzt hatten.

Dieses mal konnte ich nicht anders als zu lachen.

Wir redeten noch viel über das Spiel während wir zurück zur Schule fuhren, lachten lobten Megane und hatten großteils eine Menge Spaß.

Nur ich hielt mich zurück. Ich war immer noch nicht mit mir zufrieden und fand das ich kläglich versagt hatte, jetzt wo alle redeten und ich meine Ruhe hatte kamen die düsteren Gedanken zurück. Erst als wir ausstiegen und uns langsam in alle Richtungen zerstreuten um nach Hause zu gehen wurden die andren auch wieder auf mich aufmerksam.

„Für den Anfang war das gut heute, aber du darfst ruhig mehr ins Spiel rein gehen.“ erklärte mir Endou bevor er sich mit seiner Cousine verabschiedete.

„Öhm, Okay.“ murmelte ich etwas überrumpelt.

„Du solltest dir weniger Gedanken machen.“ sagte mir Kabeyama. „Dafür zu sorgen das ein Gegenspieler nicht angespielt werden kann ist auch wichtig, du weißt nie wirklich was passiert wenn er doch den Ball bekommt.“ erklärte er mir und lächelte.

Ich lächelte unsicher zurück. Es beruhigte mich etwas das er mir keine Vorwürfe machte, wo ich doch an seiner Stelle gespielt hatte aber ganz im Reinen war ich mit mir noch nicht.

„Wir sehen und dann morgen.“ verabschiedete ich mich von denen die noch da waren und machte mich auf den Weg. Ich lief etwas schneller, da Goenji auch noch da war und seid ich ihn mit meiner Schwester gesehen hatte mied ich ihn so gut es ging. Wenn ich so tat als hätte ich ihn nicht bemerkt kamen sicher auch keine Fragen auf ob wir noch ein Stück zusammen nach Hause gehen würden, eine Strecke weit hatten wir ja den gleichen Weg.
 

Zu Hause war es ruhig wie immer. Jiro war noch nicht zuhause, mein Vater war auf einem Meeting, Yuire und meine Mutter gingen sich aus dem Weg und Kohana schlief wahrscheinlich. Wo Beniko war, ob sie überhaupt zuhause war konnte ich nicht sagen.

Ich schlüpfte in mein Zimmer, verstaute die Sporttasche unter dem Tisch und ließ mich auf mein Bett fallen. Meine Gedanken kamen unweigerlich auf das Spiel zurück, doch dazu war mir bisher keine Lösung eingefallen also schob ich die Gedanken nach Möglichkeiten beiseite. Das machte es nur leider nicht besser, stattdessen wanderten meine Gedanken nun zu Goenji und das brachte genauso wenig, außer das wieder Amok laufende Schmetterlinge meinen Bauch unsicher machten und gleichzeitig das drückende Gefühl der Hoffnungslosigkeit von mir Besitz ergriff.

Unwillig richtete ich mich wieder auf und mein Blick fiel auf meine Schultasche.

Eher zögerlich ging ich hinüber und schlug eines meiner Schulbücher auf. Unwillkürlich viel mir ein das ich noch Hausaufgaben zu machen hatte. Um mich abzulenken gar kein schlechter Gedanke.

Ich machte sämtliche Hausaufgaben, sogar noch einige Mathe Zusatzaufgaben und las einen mir unbekannten Text im Japanischbuch bevor meine Mutter mich zum Essen holte.

Beim Essen zeigte sich einmal mehr das meine Mutter und ich die Familie zweiter Klasse waren, mein Vater aß mit seiner Geliebten und ihren Kindern im Esszimmer, meine Mutter und ich in der Küche für uns.

Still löffelte ich mein Curry als meine Mutter anfing zu sprechen: „Вeniko hat gestern ihren Freund mit gebracht.“

Augenblicklich verkrampfte ich mich.

„Ein sehr netter Junge.“

Ja, das war er wirklich.

Als ich aufblickte begegnete ich ihrem Blick. Unwillig nahm ich ihre stumme Aufforderung zur Kenntnis. Sie hätte es lieber gesehen wenn Goenji mein Freund gewesen wäre. Nicht nur sie, aber was sollte ich den machen? Er hatte ich für Beniko entschieden.

„Wann wirst du einen Jungen mitbringen?“ fragte sie mich jetzt direkt.

„Wenn ich mich verliebt habe.“ erwiderte ich etwas brüsk. Meine Mutter schnalzte missbilligend mit der Zunge.

„Such dir einen anständigen Mann, die Liebe kommt dann meisten von allein.“ erklärte sie mir.

'So wie bei dir und Vater' schoss es mir bissig durch den Kopf aber ich schwieg und nickte nur.

Das konnte ja heiter werden, da schnappte sich Beniko nicht nur den Jungen in den ich mich gerade verliebt hatte, nein, deshalb wollte meine Mutter jetzt auch noch das ich mir einen Freund suchte.

Schöne Scheiße das.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Jinja2
2015-07-13T18:08:45+00:00 13.07.2015 20:08
Sau cool👏👍 ich steh ja total auf Inazuma Eleven😉❤
Antwort von:  Runenmagierin
14.07.2015 22:21
Danke ^_^


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