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The Karanest Tales

Geschichten rund um Ansedom
von

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Stromausfall

In dem immer dunkler werdenden Büro im Westflügel saß ein dunkelhaariger Elf und hämmerte wie besessen auf die Tastatur seines PC ein.
 

Vivlest von Karanest war fleißig bei der Arbeit. Jetzt lehnte er sich zurück und musterte zufrieden seiner Tage Werk. Eine ganze Menge, die er da geschafft hatte. Aber steif war er geworden. Er stand auf und machte vor dem offenen Fenster ein paar Kniebeugen. Dabei atmete er tief die milde Abendluft ein. Er hatte gar nicht gemerkt, wie spät es geworden war.

Vivlest schaltete die Schreibtischlampe an. PLOPP machte die Glühbirne. Und DÄNGG der Bildschirm. Mißtrauisch betrachtete Viv den dunklen Bildschirm. Das sah nicht nach einem neuen Bildschirmschoner aus. Ein Blick aus dem Fenster sagte ihm, dass es in der ganzen Burg zappenduster war. Nicht mal die Lampen im Burghof brannten. Sah ganz nach Stromausfall aus.

Ups! War er das gewesen?

Mit hängenden Ohren stand Vivlest vor seinem stummen und blinden PC. Sein Werk, sein Leben, seine Biographie. Alles futsch. Lutes hatte da mal was von "Zwischenspeichern" gefaselt, aber so was hat ein Hörr von Karanest doch net nötig. Jaha, mancher lernt es auf die harte Tour.
 

Vom Flur her schimmerte ein Licht. Viper kam zur Tür herein. Mit einer Kerze. Irgendwie war Vivlest enttäuscht. Er war schon froh, Viper zu sehen. (nicht dass er Angst im Dunkel hatte). Aber von seinem Kampfmagier-Buchhalter hatte er schon etwas anderes erwartet als so ne popelige Kerze. Ein magisches Licht zum Beispiel, oder lauter kleine Glühwürmchen-Zauberfeuer..

"Ist hier alles in Ordnung?" prüfend hob Viper seine Kerze. Deshalb konnte Viv sein Gesicht besser sehen als sonst. War ihm schon ein Rätsel, warum sich so ein gutaussehender Typ (ihr habt doch alle sein schnuffiges Porträt gesehen) hinter seiner Kapuze versteckte. Selbst Sanella hatte das nicht abgeschreckt, nun, das war Viper's Angelegenheit. Er, Viv würde jetzt mal dafür sorgen, dass die Sicherung wieder reinkam.
 

Es ist faszinierend, welche Anziehungskraft ein offener Sicherungskasten auf das Männchen der Spezies Homo Sapiens ausübt. Alles was Hosen trägt, und im Fall von Burg Karanest ist das bildlich gemeint, stand wie ein Mann (^^) hinter Lutes und kommentierte das Umlegen der Sicherungsschalter fachmännisch. Selbst Irian, der nach eigener Aussage absolut keine Ahnung von Elektrizität hatte, erlag der Faszination dieses Sicherungskastens. Ein Glück, dass die Stromversorgung der Burg erst vor kurzem so aufgerüstet worden war, nicht auszudenken, was los wäre, wenn Lutes vor den Augen all dieser selbsternannten Ingenieure diese altmodischen Sicherungen raus- und reingeschraubt hätte.
 

Safi und Sanella standen oben an der Kellertreppe. Safi mit einem Kerzenständer, Sanella hatte die Sturmlaterne ergriffen (und freiwillig nicht herausgerückt). Eine Weile schauten sie sich das Treiben schweigend an. Dann warfen sie sich einen Blick zu, der nur für Eingeweihte zu verstehen ist.

"Pack mer's" sagte Sanella und verschwand in der Dunkelheit. Ganz kurz noch war das Licht ihrer Laterne zu sehen, dann war auch dieses verschwunden. Kurze Zeit später konnte man sie aus dem Küchengarten Holz hacken hören. Stromausfall hin oder her, auf Karanest würde es heute, wie jeden Abend, ein warmes Abendessen geben. Die Inbetriebnahme des alten Herdes sagt doch alles über Sanellas Einschätzung der Lage aus, oder anderes formuliert, über ihr Vertrauen in die Fähigkeiten der Herren der Schöpfung, für äh, fließenden Strom zu sorgen ^^. Während Sanella sich also um Licht und Wärme im gemütlichsten Raum des Hauses kümmerte, beschäftigte sich Safi mit einem anderen, nicht minder wichtigem Problem. Sie schnippste mit den Fingern
 

"Häduh!" Der Page war gut erzogen - und hatte Ohren wie ein Luchs. Er hatte es sowieso nicht geschafft, ganz nach vorne zu kommen und kam jetzt schnell die Treppe hoch (Safi hatte ihre Untergebenen wirklich im Griff.) Aus schmalen Augen musterte sie den Pagen, dann schaute sie nochmals nachdenklich auf die Truppe, die sich unten an der Treppe versammelt hatte.
 

Lutes tat sein Bestes. Wirklich (wer's net glaubt, bekommt's mit mir zu tun *Fäuste in die Seite stemm*). Frey sorgte dafür, dass sein Kumpel genügend Licht hatte und hielt den batteriebetriebenen Suchscheinwerfer immer im richtigen Winkel. Viv gab knurrende Befehle (warum der hier keine Szene hinlegte "wer war das, das gibt's doch ne, sorg endlich für Licht", war ein Rätsel, mit dem sich Safi später beschäftigen würde) und auch Irian flatterte herum. Unwillig schüttelte Safi den Kopf. Es war nur eine ganz kleine Bewegung, die man kaum sah. Aber dem aufmerksame Häduh (ist halt Erfahrungssache) entging sie nicht. Und der wußte, was sie bedeutete! Safi war nicht zufrieden, mit dem was sie sah, üüüüüberhaupt nicht.
 

Sie hatte wunderschöne braune Augen. Sanft, seelenvoll und von dichten Wimpern umrahmt. Geduldig ließ sie die Musterung dieser kühlen blauen Augen über sich ergehen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass die Person mit diesen Augen, die sich so selbstbewußt gab, innerlich zitterte. Die waren so groß!
 

Safi, deren hauptsächliches Tätigkeitsfeld laut Stellenbeschreibung die Falknerei war, kam selten in den Kuhstall. Ehrlich gesagt, nie. Gut, gut, sie trank ihren Café au Lait, sie mochte Sanellas Puddings und alles, wo die gute alte Landmilch halt so drin ist. Manchmal schlich sie sogar nachts an den Kühlschrank, um sich an einem gutgekühlten Glas Milch zu laben, aber mit den Milchproduzenten an sich hatte sie sich noch nicht beschäftigt. Und wer will schon wissen, wo was herkommt und was wo genau drin ist? So eine "gewollte" Ahnungslosigkeit ist manchmal nicht das schlechteste.
 

Deshalb ist es ihr hoch anzurechnen, dass sie daran gedacht hatte.

Kein Strom = Keine Melkmaschine = keine Milch. Und überhaupt, die armen Kühe!

Nun ist es meistens so, das Problem ist zwar erkannt, aber eine Lösung liegt in weiter Ferne.
 

O.k., sie wußte, wo bei einer Kuh vorne und hinten war. Sie hatte sogar die Milchquelle ausfindig gemacht, die war seltsamerweise hinten (wie unhygienisch). Aber diese Milchquelle jetzt in Gang zu setzen, das wollte sie der Kuh (und sich selbst) nicht antun.

Aus diesem Grund trabte Häduh über den mond- und sternenbeschienen Feldweg zum Hof vom HuberAnton, Hilfe holen. Er sollte fragen, ob die Lene und die Milchmilli kommen und aushelfen konnten.
 

Safi hockte auf einem Strohballen im dunklen Stall und kaute auf einem Strohhalm. So unangenehm war das hier gar nicht. Die Kühe stampften ein bißchen, rupften Heu raus und ab und zu muhte eine verwundert. Was war denn los? Die Kühe waren ihren geregelten Tagesablauf gewohnt, wo blieb denn der Melker? Das fragte sich Safi auch. Wo blieb den Hähduh mit den Mädchen? Soo gemütlich war es hier nun wieder rauch net.
 

Die Stalltür knarrte. Häduh war zurück. Ohne Melkmädchen, aber mit einem wichtigtuerischen Gesichtsausdruck. Safi kümmerte sich nicht darum. Wo käme sie denn hin, wenn sie den Launen ihrer Untergebener folgen würde?
 

"Kommen die Mädchen nicht?" fragte sie deshalb scharf (na der HuberAnton konnte was erleben)

"Dodoch" japste Häduh, weil er so gerannt war. "Didie kommen gleich, aba die haben auch keinen Strom, keiner hat Strom, die ganze Stadt ist dunkel, zappeldunkel."

"Zappenduster" korrigierte Safi automatisch. Ganz Ansedom ohne Strom? Was war passiert?
 

Auf halber Strecke zwischen Ansedom und der Burg lag das kleine Trafohäuschen, in dem der Strom für Ansedom und Umgebung äh, aufbereitet wurde (die Geschichte mit Starkstrom und Wechselstrom, ihr wisst schon). Normalerweise war es ein unauffälliges, kaum beachtetes Häuschen. Aber nun, da ganz Ansedom im Dunkeln lag (und in der Stille - kein Radio, kein TV, kein gar nix, einfach furchtbar) hatte sich um das Häuschen herum eine große Menge versammelt. Fackeln brannten, Laternen wurden hochgehalten. Revolution? Aufstand? Dafür war die Menge eigentlich zu ruhig. Schweigend standen sie da, nur ab und zu tuschelte jemand. Auf irgendwas wurde gewartet.
 

Der HuberAnton war gekommen. Weil er mit den Hühnern aufstand, ging er auch mit diesen schlafen (könnt ihr euch das auch vorstellen, der HuberAnton auf der Hühnerstange ^.~) Nein, nein, er hatte schon im Bett gelegen. Und als Häduh aufgetaucht war, war er wieder aufgestanden. Im Dunkeln hatte er zwar seine Klamotten gefunden, aber vergessen, seine Gute-Nacht-Zipfel-Mütze abzunehmen. Wenn's nicht so ernst wär, hätt bestimmt einer gelacht. Der Bürgermeister war da, der Stadtkämmerer, der Stadtbüttel, es kann sein, dass ich sogar Fandres gesehen hab, aber beschwören würd ich das nicht. Auch alle Burgbewohner waren da, Viv und Safi, Lutes und Frey, Häduh hatte sich diesmal einen Platz ganz vorne gesichert. Sanella hing zitternd an Irians Arm (fragt nichtt, wie sie das geschafft hat)..
 

Zittern tat übrigens auch der Bürgermeister von Ansedom! Verzweifelt hob er die gefalteten Hände. Er fühlte sich für den Stromausfall verantwortlich. Was heißt fühlte! Er war es, theoretisch. Genaugenommen war es gar kein Stromausfall, der Strom war schlicht und einfach abgeschaltet worden. Abbestellt! Vom Bürgermeister persönlich. Was war bloß passiert?
 

Schlicht und einfach das, was jedem von uns mal passieren kann. Ansedoms Bürgermeister war von der Werbung verführt worden. Er hatte es doch nur gut gemeint. Und dabei hatte es sich so einfach angehört.

Der Bürgermeister hatte die Karte ausgefüllt, der Stadtbüttel hatte sie in den Briefkasten geworfen und dann hatte man nur noch warten müssen. Worauf?

Na auf den billigen Strom, der mit der Farbe. War doch eigentlich eine gute Sache, die der Bürgermeister da angeleiert hatte. War nur ein schlechtes Timing gewesen, denn der alte Stromdienstleister hatte seine Tätigkeit ein bisschen zu früh eingestellt (typisch) und der neue war ein wenig, nur ein ganz kleines Bisschen bitteschön, zu spät dran.

(Typisch! Habt ihr schon mal einen Telefonanschluß umbestellen wollen? Gleiche Nummer nur anderer Wohnort? Vergesst es, eine neue Nummer ist nervenschonender).

Weil alles so schnell gegangen war, hatte der Bürgermeister die Bevölkerung nicht informieren können (darf der das?) Eigentlich hätte das ganze mitten in der Nacht stattfinden sollen. Dann hätte es keiner gemerkt, außer vielleicht die Leute mit nem Radiowecker. Der Bürgermeister hatte sich das so schön vorgestellt, quasi als Überraschung für seine Mitbürger. Weniger Stromkosten, wer will das nicht? Und jetzt das!
 

Von Ansedom herkommend sah man ein paar Autoscheinwerfer. Ein erwartungsvolles Raunen ging durch die Menge, das aber kurze Zeit später in ein enttäuschtes "Ohhhh" umsprang. Der Kerl mit der Hakennase in einem hellen Overall entsprach wohl nicht ganz den Erwartungen. Flink sprang er aus dem Fahrzeug, dessen helle Farbe man im unsicheren Licht der Fackeln nicht so recht erkennen konnte, weiß, orange, rosa? G...*patsch, dem Autor auf die Finger klopf - Keine Schleichwerbung! Das macht schon Kaiser Franz ^.~* Er hatte ein gleichfarbenes Sparschwein im Arm. Angesicht der erwartungsvollen Menge wollte er schon mit einem Werbevortrag anfangen, wurde aber von Lutes und dem Stadtbüttel unsanft daran gehindert. Fast dass sie ihn trugen, schoben sie ihn in das Häuschen. Ergeben machte er sich ans Werk. Es schepperte furchtbar und etwas klapperte ganz arg. Ein furchtbarer Fluch ertönte, aber ich bin zu gut erzogen, um ihn hier zu wiederholen. Es gab einen lauten Knall. Und dann, dann wurde es Licht! Das kleine Warnschild über der Sicherheitstüre des Trafohäuschens leuchtete auf. Wie ein Mann drehte sich die Menge in Richtung Ansedom um und machte

"AAAAAAAHHHHHH", denn eine nach der anderen gingen die Straßenlaternen der Stadt wieder an (eigentlich technisch unmöglich, aber he, das ist meine Geschichte ^^). Auch in den Häusern brannte wieder Licht und plötzlich erinnerten sich die Ansedomer. An Töpfe auf dem Herd, an Kuchen im Backofen und an Bügeleisen, die während des Bügelns (so schien es) den Geist aufgegeben hatten. Die ersten Frauen rannten los, Männer hinterher. Spätere Generationen werden sich wohl den Kopf zerbrechen, wie wohl das traditionelle "Rennen von Ansedom" entstand.
 

Aber ich kann euch beruhigen. Es ist nichts passiert. Nun ja, abgesehen von dem Schaden, den einige selbsternannte Elektriker am heimischen Sicherungskasten verbrochen haben :þ

Die ganz tiefverborgenen Talente des Vivlest von Karanest

Man, war das langweilig. Es machte nicht mal Spass, im Wohnzimmer zu rauchen, wenn sich niemand darüber aufregte. Gelangweilt marschierte Viv in die Küche zurück. Seltsam, er hatte noch gar nie gemerkt, was das für ein gemütlicher Raum war.
 

Draußen war es immer dunkler geworden. Sorgfältig stellte er eine dicke weiße Kerze ins Fenster. Nur so, für alle Fälle, man konnte ja nicht wissen.
 

Er zog ein Buch aus dem offenen Küchenschrank. Sanella. War das der Name der Köchin?

Er blätterte es durch.

Apfeltorte

Großmutters Kirschkuchen

Quarkstollen

Pikantes für Gäste.

Er blätterte zurück. Quarkstollen? Er schloss das Buch und legte es wieder in den Schrank.
 

So, er würde jetzt den Kühlschrank plündern. Das würden denen ganz recht geschehen, wenn sie nur noch irgendwelche Reste bekommen würden. Er räumte alles aus. Hirschbraten, Lachs, Forellenfilet, Kaviar, verschiedene Wurstsorten und Käse. Dann räumte er alles wieder ein. Ne, er hatte jetzt Lust auf was Süsses. Jetzt mußte der Küchenschrank dran glauben. Schokolade, Pralinen, Gummibärchen. Eigentlich ...
 

Wieder stand er da mit dem Backbuch in der Hand. Quarkstollen. Warum nicht. So schwer konnte das doch nicht sein, wenn es so eine primitive Person wie seine Köchin hinbekam. So wie es aussah hatte er alle Zutaten da.
 

Als erstes verschloß er sorgfältig die Tür. Es war zwar nichts dabei, zu backen, aber bei so etwas wollte er nicht gestört werden bzw. erwischt (wär ja schon peinlich, er, der edle Fürst von Karanest mit der Küchenschürze vorm Bauch). Dann schaute er nach, was für Musik im CD Player war. Der swingende Robby Williams. Hm, die gehörte garantiert Lutes, der stand auf so was, aber er war jetzt zu faul, eine andere CD zu holen. Die würde es auch tun.
 

Als nächstes stellte er alle Zutaten bereit. Eigentlich war es ja ganz einfach. Man warf alle Zutaten auf ein Brett, manschte sie ordentlich durch, stopfte das Ergebnis in den Backofen und voila!
 

Mehl, ups, naja, das konnte man wieder aufwischen. Orangeat? Sukkade? Nur über seine Leiche. Mandel, ok, das würde gehen. Genause Rosinen, Zucker sowieso. Ähm, wieviel ist eine Prise Salz? Jetzt noch den Quark und Butter. Eier, das bißchen Schale tut doch niemandem weh. Und zum guten Schluß Rrrrum! Jaaa, ein tolles Rezept.
 

"alles mit einem Pfannenmesser durcharbeiten" Was ist ein Pfannenmesser? Zur Not tat es ja auch sein Dolch. Er hatte ihn zwar für eine besondere Gelegenheit aufheben wollen, für Fandres zum Beispiel, aber das würde dem eh nix ausmachen, wenn er vorher den Stollenteig damit bearbeiten würde. Wäre eine gute Übung.
 

So. Jetzt durfte er kneten. Heh, das machte Spaß und so einfach war es ja gar nicht. Man konnte sich ja vorstellen, es wäre der Hals von Fandres oder von Frey oder ...

Glückselig lächelnd knetete Viv den Stollenteig kräftig durch. Hey, diese Musik war gar nicht so übel, richtig gut geeignet für so eine Tätigkeit. Der hatte echt was drauf, der Kleine ^-^
 

So wie's aussah, war der Teig jetzt fertig. Aber irgend etwas fehlte noch. Hatte er da nicht noch was im Schrank gesehen? Ah ja. Sorgfältig drückte Viv noch Marzipanstücke in den Teig.

Er hatte noch was im Schrank entdeckt. Backpapier, das konnte bestimmt nicht schaden. Genau nach Anweisung stellte Viv den Backofen ein und den Küchenwecker auf eine Stunde. Er räumte das Backbrett und die Schüsseln in die Spüle, aber abwaschen würde er nicht, dass wär ja noch schöner ...
 


 

Das kommt dabei raus, wenn ich versuche, während der Weihnachtsvorbereitungen eine Geschichte zu schreiben. Ich hoffe, es nimmt mir keiner übel, dass ich Viv gezwungen habe, niedrige Arbeit zu verrichten. Und dann noch Robby Williams ^-^
 

Das war übrigens die erste Geschichte, bei der ich Vivlest von Karanest (© Boudicca) als Hauptdarsteller agieren liess ^^ "Das Kochduell" ist sozusagen die Fortsetzung ^^

Wingardiunm Leviosa

Zuerst die ©, muß sein ^^
 

Alle Charaktere © Boudicca/Eva Widermann (ich hab die Erlaubnis! Schriflich)

Zaubersprüche © Joanne K. Rowling (sicherheitshalber)
 


 


 

Er hatte wichtige, dringende Verwaltungsaufgaben vorgeschoben, um dem Kaffeekränzchen zu entgehen. Aber der Blick, den ihm Safira zuwarf, versprach nichts Gutes. Vor den Tratschtanten, Pardon, den ersten Damen des Dorfes, wollte sie ihm wohl keine Szene machen. Aber aufgehoben ist ja nicht aufgeschoben.
 

Aber so wie es aussah, würde er den Ärger umsonst in Kauf nehmen. Dabei hatte er alles richtig gemacht. Er hatte das Buch gelesen. Lutes hatte es angeschleppt, natürlich. Und Frey hatte sich darüber lustig gemacht, dass er dieses dicke Ding niemals auslesen würde. Also hatte er es gelesen. Bis zum Schluß! Es wurden einige interessanten Möglichkeiten aufgezeigt. Und das wollte er jetzt praktisch umsetzen.
 

Er hatte sich jede Störung verbeten. Gerissen wie er nun mal war, hatte er den Tag gewählt, an dem Safira regelmäßig ihr Kaffeekränzchen hatte. Dumm nur, dass es heute in der Burg stattfand ...

Er sperrte sich in seinem Arbeitszimmer ein, diesmal war wenigstens ordentlich geheizt.

Der PC war aus- und das Handy stummgeschaltet, denn so ganz wollte man nun doch nicht abgemeldet sein.
 

Er hatte sich den Stab besorgt. Und da wir ja der Fürst von Karenest sind, geben wir uns nicht mit Sperrholz ab. Nein, er bestand aus edlem Mahagoni. Er hatte ihn höchstpersönlich aus der Truhe im Turmzimmer gefertigt. Zum Glück hatte bis jetzt noch niemand gemerkt, dass sie fehlte.
 

"Wingardiunm Leviosa!" Zum 125 Mal knallte er den Stab auf den Tisch. Aber die blöde Feder bewegte sich nicht. An mangelnder Übung konnte es nun wirklich nicht liegen. Er hatte alles ausprobiert.

Alomohora, 71 Mal, er stellte sich das wirklich praktisch vor. Lumos, 93 Mal, wäre auch nicht übel. Zu Nox war er nicht gekommen, weil Lumos nicht funktionierte. Den absoluten Rekord hielt Perfiticus Totalus mit 280 vergeblichen Versuchen. Er war soweit, diesen an Lutes anzuwenden, wenn es denn klappen würde, weil dieser ihm das alles eingebrockt hatte. Das durfte nie jemand erfahren, dass er sich hier lächerlich machte mit diesen blöden, unnützen Zaubersprüchen. Sein Schöpfer, nennen wir ihn mal das große B. hatte ihn eindeutig nicht mit magischen Fähigkeiten ausgestattet. Er würde seine Kampf halt mit den üblichen Mitteln ausfechten müssen.
 

Aus, vorbei, er hatte keine Lust mehr. Er würde jetzt ins Wohnzimmer gehen und nachsehen, ob die Tratschtanten, pardon die ersten Damen des Dorfes ihm noch eine von den Mohnschnecken übrig gelassen hatten. Dazu eine schöne Tasse Tee und er wäre ein neuer Mensch.
 

Zufrieden steckte er sich eine Zigarette an, schön blöd, dass er sogar darauf die ganze Zeit verzichtet hatte. Jetzt blieb nur noch eines zu tun. Sein Blick viel auf den Kamin, in dem das Feuer so langsam heruntergebrannt war.
 

Gemütlich ging der Fürst durch die Gänge, hell erleuchtet durch die Fackeln, es herrscht wieder Ordnung hier! Wenn er zurückkommen würde, würde es immer noch mollig warm sein. Dafür sorgte schon "Harry Potter und der Stein der Weißen". Eigentlich war es doch ganz einfach, ein Feuer im Kamin anzuzünden.
 


 

PS: Keine Sorge! Mein Exemplar "...der Stein der Weißen" weilt noch unter den Lebenden ^^

Kinder, Kinder ... Part two

Okey, erst mal ein paar ©
 

Alle Charaktere © Eva Widermann (Boudicca)

Tante Beate © Pego *g*
 

Die Idee, die Uhr zurückzudrehen, stammt von Faye. Guckt euch ihren ersten Teil an "Kinder, Kinder ..."
 


 

Wisst ihr, welche Zeit für die Kindergärtnerinnen im ganzen Land die Schlimmste ist? Nun könnte man ja annehmen, es ist diese, wenn die ganzen neuen Kinderchen kommen. Die ihrer Mama hinterher kreischen, als ob diese sie nie wieder abholen würden (nun bei der Verabschiedung würd sich's so manche Mama bestimmt überlegen), den ganzen Tag heulend am Fenster stehen und noch nicht wissen, dass sie es der fremden Tante sagen können, wenn sie Pipi machen müssen. Es wäre durchaus verständlich, wenn es den Kindergartentanten vor dieser Zeit nun sagen wir, etwas bange wäre.
 

ABER DEM IST NICHT SO
 

Tatsächlich beginnt die Zeit des Grauens, wenn sich die Blätter der Bäume rot verfärben und die ersten Herbststürme über das Land brausen.
 

Kurz wenn der Herbst endgültig da ist und es zu kalt, nass und matschig ist, um draußen zu spielen.
 

Im Frühjahr und Sommer sind die lieben Kleinen draußen im Garten. Im Winter hat man sich aneinander gewöhnt, aber richtig schlimm sind die ersten Wochen im Herbst, wenn sie zum ersten Mal wieder drinnen sind. Alle in einem Raum und natürlich wollen alle mit dem gleichen Laster spielen, auch wenn (oder gerade weil) noch 10 andere da sind. Es gibt immer wieder eine lebensbedrohliche Krise, die möglichst lautstark und meistens tränenfeucht bejammert werden muss. Ihr glaubt mir nicht? Na dann kommt mal mit.
 

Herzlich Willkommen im Haus Gänseblümchen in Ansedom. Wir drehen die Uhr ein wenig zurück, sagen wir so 15, 18, 20 Jahre. Macht's euch bequem, gleich geht's los. Ganz bestimmt, auf die ist immer Verlass.
 

"Wäääääääääääääääh"
 

Die Herbstsaison ist hiermit eröffnet.
 

Weil es am Morgen wie aus Kübeln geschüttet hatte, mussten die Kinder heute drinnen spielen. Wenn man das spielen nennen konnte. Die Erzieherinnen (man sagt heute nicht mehr Kindergärtnerin, ich habe mich informiert) hatten sich mit Kaffee und Keksen eingedeckt. Mit viel Keksen, denn Süßes ist gut für die Nerven. Sie hatten einen Krisenplan ausgearbeitet und das Notfallprogramm lief sofort an.
 

Tante Beate flog den ersten Einsatz (sozusagen). Ergeben erhob sie sich von dem Tisch, an dem sie mit ein paar Mädchen Perlenketten aufgezogen hatte, um sich die Bescherung anzusehen.
 

Mitten im Raum stand ein kleiner hübscher, braunhaariger Junge. D.h., er wäre hübsch gewesen, wenn sein Gesicht nicht puterrot angelaufen wäre und die Tränen nur so flossen. Jetzt hüpfte er auf einem Bein und rieb sich das Schienbein des anderen.
 

Ihm gegenüber stand ein anderer kleiner Junge. Schulterlange schwarze Haare fielen ihm ins finstere Gesicht. Die kleinen spitzen Elfenöhrchen waren rosa angelaufen. Hinter ihm hatte sich ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen in Sicherheit gebracht. Vor Aufregung hatte sie einen Finger in den Mund gesteckt. Daneben hatte sich ein kleiner blonder Elf aufgebaut, mit geballten Fäusten, bereit sich dem Kampf zu stellen.
 

Tante Beate seufzte. Natürlich. Es war immer das gleiche. Sie beugte sich zu dem kleinen weinenden Jungen hinunter.
 

"Was ist den passiert, Fandres, wo tut's denn weh?" wollte sie von ihm wissen.

"Viiiiiivleeeeeeeest hat mir ans Bein getreten," heulte der kleine Fandres von Yhm. Kopfschüttelnd richtete sich Tante Beate auf. Ausgerechnet der kleine Karanest, der sonst so lieb war. Ein kreatives Kind, fantasievoll. Bis jetzt hatte es mit ihm noch nie Probleme gegeben.
 

"Aber Vivlest, du weißt doch, das man das nicht macht. Sofort entschuldigst du dich bei Fandres."

Aber Vivlest steckte die Fäuste in die Hosentasche.

"Nein," stieß er finster hervor. "Der hat gesagt, er spielt nicht mit mir, weil ich bese bin. Aber ich bin nicht bese. Das ist nur er."
 

Fandres fand es an der Zeit, nochmals wehleidig auf einem Bein herumzuhüpfen, um Mitleidspunkte zu sammeln. Aber bei Tante Beate zog das nicht. Sie stemmte die Hände in die Seite und sah ihn streng an.
 

"Warum hast du das gesagt, Fandres. Vivlest hat dir doch gar nichts getan."
 

Fandres gab es auf, die Mitleidsmasche zu reiten.

"Alle Elfen sind bese," sagte er trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust.

Die kleine Safi heulte los.

"iiiiiich biiin aba net bese;" schniefte sie. Und Frey sah aus, als ob er sich gleich auf Fandres stürzen wollte. Und Lutes, der sonst so gern mit Frey spielte, wusste vor Aufregung net, was er machen sollte. Hatte seine Mama recht und er sollte besser net mit Frey spielen?
 

Tante Beate seufzte wieder. Immer diese Vorurteile.
 

Alle Kinder hatten jetzt aufgehört zu spielen. Im Kindergarten war es so was von still, man konnte das Ticken der Uhr an der Wand hören.
 

"Aba w'rum sind alle Elfen bese," wollte Lutes wissen.

"Ich bin net bese" brüllte Vivlest und Safi heulte wieder auf.

"Biste doch, das hat mein Papa gesagt," brüllte Fandres zurück. "Ich hab ihn gefragt w'rum ihr so lange spitze Ohren habt. Und er hat gesagt, eure Mamas ziehen euch dauernd an den Ohren, weil ihr so bese seid."
 

Totenstille im Kindergarten. Ticktack Ticktack. Irgendwas musste geschehen.

Tante Beate ließ sich langsam auf die Knie nieder.
 

"Sag mal Fandres, glaubst du, ich bin auch ,bese'", fragte sie ihn sanft.

"Nö Tante Beate, du bist doch ganz lieb," erwiderte Fandres ernst. Doch dann musste er gehörig schlucken, denn Tante Beate nahm ihr Kopftuch ab und es zeigte sich, dass sie genauso lange Ohren hatte wie Vivlest, Safi und die anderen Elfen.
 

"Elfen kommen schon mit solchen Ohren auf die Welt," erklärte sie ihm. "Und egal, wie lang und wie oft man an welchen Ohren auch zieht, die werden davon nicht länger. Bestimmt nicht." Spaßhaft zog sie ihm am Ohr.

"Und jetzt wirst du dich bei Vivlest und den anderen entschuldigen," sagte sie streng. Ein triumphierender Ausdruck erschien auf Vivlests Gesicht.

"Und dann wird sich Vivlest bei dir für den Tritt entschuldigen" Der triumphierende Ausdruck verschwand wieder.
 

Die beiden Kontrahenten standen sich gegenüber und musterten sich abschätzend. Widerwillig streckte Fandres die Hand aus, die Vivlest nahm, als wäre es ein toter Fisch.

"Tschuldigung" murmelten beide kaum hörbar.
 

Also wenn ihr mich fragt, dann entsteht hier nicht gerade eine Freundschaft für's Leben.
 

Trotzdem atmete Tante Beate auf. Das war grad noch so gutgegangen. Aber morgen würde sie sich Herrn von Yhm vornehmen. Dem würde sie aber was erzählen!
 

Sie goss sich eine Tasse Kaffee ein. Die hatte sich jetzt wirklich verdient. Dazu einen Keks. Nach kurzem Überlegen nahm sie noch einen. Sicherheitshalber. Die nächste Krise kam bestimmt.
 

Spätestens dann, wenn sie anfingen, die Rollen für das Krippenspiel zu verteilen. Besonders dann, wenn es um die Rollen von Ochs und Esel ging.
 

Es war doch jedes Jahr das gleiche.

Kochduell á la Karanest

Zum Anfang die unvermeidlichen ©
 

Das Kochduell ist © VOX
 

Ich hab die offizielle Erlaubnis, die Charas von Boudicca ein wenig durch den Kakao zu ziehen, oder wie ich das nenne, ich verpasse ihnen eine menschliche Note ^.~

In dem Fall waren das Vivlest von Karanest, Fandres, Lutes und Safi. Schaut unbedingt in Boudis Galerie vorbei, es lohnt sich ^^ (vermutlich trag ich grad Eulen nach Athen ^.^)
 

Die Köchin Sanella hab ich extra für die "Karanest-Geschichten" kreiert ^^
 

Und jetzt guten Appetit, äh, viel Spaß mit dem
 


 

Kochduell à la Karanest
 


 

Äußerlich gelassen saß Vivlest mitten im Publikum. Aber innerlich war er, hm, ungehalten. Jawoll, das war das Wort. Er hatte immer noch keine Ahnung, wie es Lutes gelungen war, ihn zu diesem Quatsch zu überreden. Die mussten ihn unter Drogen gesetzt haben, oder war er leicht angetrunken gewesen, als er zugesagt hatte? Möglich war alles. Und Lutes hatte so ein Art, so beruhigend und vertrauenswürdig, dem ging man glatt auf den Leim.
 

Sonst hatte der Kerl doch immer so gute Ideen. Aber das hier war ehrlich gesagt die blödeste PR Aktion, die Lutes sich je hatte einfallen lassen. Und das nur, weil sie ihn einmal beim Stollenbacken erwischt hatten! Zugegeben, der war gut gewesen. (Was ein Karanest anfasst wird zu Gold!). Wenn ihm doch nur eine gute Ausrede eingefallen wäre. Gegen einen TV Auftritt hatte er ja grundsätzlich nichts. Man, da gab es doch so viele Möglichkeiten. Aber Lutes hatte ihm auf seiner ruhige Art klargemacht, dass er bei einem Wortduell untergehen würde. Er, Vivlest von Karanest war nicht dazu gemacht, lange Reden zu halten. Er war ein Mann der Tat! Jawoll!
 

Die Scheinwerfer gingen an. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Da musste er jetzt durch. Die Moderatorin betrat die Showküche. Britta von wasweisich. Ungerührt musterte Viv sie. War gut im Futter, die Dame ^.~ Und wie die quasseln konnte! Gegen die sollte er ankommen? Jetzt stürmten von links und rechts die Clowns, sprich die Köche auf die Bühne. Also von denen würde ihm keiner über die Zugbrücke kommen. Trotzdem, mit einem von denen musste er jetzt zurecht kommen. Ein gewisser Santes und "Fürst" Rainer. Hm, ein Fürst, das könnte was werden, ein "Königstreffen". gewissermaßen. Nun strahlte diese Britta in die Kamera.

"Und damit ihr euch anstrengt, hier euer Kandidat Vivlest," flötete sie. Scheinwerfer auf ihn. Schnell die Mundwinkel nach oben ziehen und die Tüte in die Kamera schwenken. Applaus vom Publikum, nur von rechts kommt ein lautes "Wuhhaaaaaaa!".

Wer war das? Zu blöd, dass die Scheinwerfer so blendeten. Wer wagte es, den Fürsten von Karanest auszubuhen.

Und während sich Santes und Füüürst Rainer mit ein paar Bratwürstchen, asiatischen Nudeln und sonst ein paar Dingen, von denen Vivlest noch nie etwas gehört hat, abmühten, um ins Finale zu kommen, brütete Viv weiter vor sich hin, wie zum Teufel sie ihn in diese auswegslose Situation gelockt hatten.

'Falscher Seeigel' gegen 'Bratwurstspießchen' - "Tomate oder Paprika?" Die Tomate gewann, schade, er hatte diesen Santes erwischt. Bestimmt kochte der italienisch, mit viel Knoblauch. Höhö, wenn er welchen dabei hätte. Nö, mit seiner Tüte ließ er sich auf keine Experiment net ein.

Jetzt kam das nächste Kochteam, um sich zu messen. Susanne und Wolfgang. He, das war doch die, die alles in Schokoladensoße tunkte. Nicht dass er die Sendung je gesehen hätte, aber so nebenher bekam man doch was mit.
 

"Und ich hab hier für euch einen wirklich liiiiiiiiieben Kandidaten - Fandres!" zwitscherte diese vonwasweissich. Vivlest konnte sich beherrschen. Er würde nicht wuhhaaaa schreien, obwohl er es gerne getan hätte. Das durfte doch nicht wahr sein. Dieser Fandres würde doch alles tun, um in den Hohen Rat gewählt zu werden, sogar in so einer dämlichen Show auftreten. Moment mal, er war ja auch hier. Quatsch, bei ihm war das was ganz andres.
 

Und während sich Wolfgang und Susanne freundschaftlich um Fandres stritten (die hatten ja keine Ahnung, sonst würden sie das Essen anbrennen lassen) kam in Viv der Wunsch auf, nein das Verlangen, dieses Duell auf alle Fälle zu gewinnen. DAS war jetzt eine Frage der Ehre!
 

Keine Ahnung, was die beiden zusammenkochten, aber Susanne gewann. Viv dachte nur noch "Schokosoße!" und stolperte an den Knien seiner Publikumsgenossen (verzeiht das soziale Wort in Gegenwart des Fürsten) vorbei zu Bühne. Auf der andren Seite pflügte Fandres durch das Publikum.
 

Und da standen sie. Gemeinsam vor der Kamera. Gezwungenermaßen lächelnd. Zum Glück stand zwischen ihnen Britta wie ein Grenzwall. Breit, stabil, massiv (äh, sorry). Also Britta von wasweisich stand zwischen ihnen.

"Und nun zur Erholung ein paar bunte Bilder - Wääärbung," strahlte sie in die Kamera.
 

Denkste, nix da mit Pause. Santes packte Viv mit einem schraubstockähnlichen Griff und schleppte ihn zu diesem Tisch, an dem er seine Tüte ausschütten sollte.

Und schon ging es weiter.

"Nun, Viv, verrätst du uns, was du uns mitgebracht hast," zwitscherte die Moderatorin. Siegessicher lächelnd schüttete er seine Tüte aus. Er hatte sich auf nix eingelassen und einen schönen zarten Rostbraten eingepackt, dazu ein paar Kartöffelchen, eine Zwiebel, 3 braune Champignon (weil er die so mochte) und, zum Nachtisch, eine kleine Ananas und Cognacbohnen. Da konnte kein Koch was falsch machen! Aber was war dass? Aus dieser seiner persönliche zusammengestellten Tüte purzelten heraus:

1 Packung Lasagneblätter

3 Cherrytomaten

1 Saiblingsfilet (was war das? Fisch oder Geflügel?)

Zuckerschoten

und ein Glas Silberzwiebelchen.

Daraus konnte man doch nie im Leben was machen! Wie konnte das passieren? Er hatte die Tasche doch nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Nur kurz vor der Show wollte er auf die Toilette und hatte sie Safi anvertraut. SAFI. Dass sie das getan hatte! Die konnte was erleben. Eins war klar, bei solchen Freunden brauchte man keine Feinde!

Santes schaute düster auf den Haufen Lebensmittel und murmelte in seinen nichtvorhanden Bart, "das wird schwäär, sähr schwäär."

"Santes ist ja richtig begeistert, so eine schöne Tüte. Und wie viel hast du dafür bezahlt?" trällerte Britta los.

"Äh, 8 Euro 75," riet Viv einfach mal.
 

Jetzt trat sie zum andren Tisch. Mit steinernem Blick schüttete Fandres nun ebenfalls seine Tüte aus. Viv brauchte gar nicht hingucken, um zu sehen, was rauskam:

1 zarter Rostbraten

4 Kartöffelchen

3 Champignions, braun

1 kleine Ananas

und ein Schachtel Cognacbohnen.
 

Während Britta mit Fandres herumträllert, sortierte Santes schon mal die Lebensmittel.

"Das wird ganz leicht," brummte er beruhigend und ratterte dann schnell seinen Menüvorschlag runter.
 

Etwas mulmig band sich Viv die Schürze vor den Bauch. Grün, er war Team Parika. Aber schon schob ihm Santes die Schoten in die Hand, los, putzen. Santes selbst beschäftigte sich mit dem Saibling (es hatte sich übrigens herausgestellt, dass es ein Fisch war).
 

Also um die Champignions tat es Viv schon leid, aber den Rest konnte Fandres gerne behalten. guten Appetit. Vor allem, nachdem er gehört hatte, was Susanne damit vorhatte. Viv hatte echt ein gutes Gefühl. Das hörte sich doch lecker an, Saibling auf Zuckerschoten. Und während er die Schoten wusch und die Lasagneblätter etwas weichkochte, plauderte er richtig gelöst mit der vonwasweisich über dies und das. War doch ne gute Idee von Lutes gewesen. Das gab jede Menge Sympathie ( bei den Hausfrauen ^^) Ab und zu linste er zu Fandres rüber. Der schlug sich tapfer. Er hatte die Ananas zerlegt und die Kartoffeln zerkleinert und pürierte das ganze noch kräftig durch. Dann schauten sie zu, wie sich die Cognacbohnen auflösten. Viv grinste über den fassungslosen Blick von Fanni, als Susanne tatsächlich anfing, Sahne dazuzukippen und Vanille und Zimt und Pfeffer und Paprika und, nun ja, fast alles, was so auf dem Gewürzbord stand. DAS sollte er nachher probieren?!
 

Die Musik ging los, schnell alles auf die Teller schmeißen. Noch schnell ein letztes Basilikumsträußchen dazugesteckt, fertig.
 

"Ach, das sieht ja lecker aus," freute sich Britta. "Was haben wir den hier?"

"Also," legte Santes los. "Wir haben hier eine kleine Salat aus die Lasagneblätter und den Kärschtomaten. Dann hat Vivlest schön die Zuckerschoten geputzt und wir haben die Saibling ein bisserl gegrillt und darauf angerichtet."
 

Und unter dem neidischen Blick des Publikums (und Fandres) probierte Vivlest den Saibling. Hmmmm, lecker. Das Rezept musste er unbedingt für Sanella besorgen.
 

Jetzt war Fandres dran. Der Ärmste. Irgendwie tat er Viv schon leid. Wie konnte man auch so einen anständigen Rostbraten so vergewaltigen. Kleingeschnippelt, fast durchgebraten und dann in Schokosoße ertränkt.

Mutig nahm Fandres eine Gabel voll Püree, Fleisch und fuhr damit schön durch die Soße. Wenn schon, denn schon.

Hmmm, verzückt verdrehte er die Augen. Jaja, trau keinem Rechtsanwalt!!
 

Tja, fast war die Show vorbei. Sie hatten gekocht, sie hatten getestet und ihren Wein abbekommen. Jetzt kam das wichtigste. Keine Ahnung wann, aber die Jury hatte probiert und sollte jetzt ihr Urteil abgeben.
 

2 mal Parika, 1 mal Tomate. Jaaa!! Viv stand in Siegerpose da. Auf den lächerlichen Hotelaufenthalt konnte er gut verzichten. Aber er hatte Fandres besiegt. Selbst bei so einer schweren Aufgabe wie das Kochen war er besser. Jaaa! SCHEPPER
 

Heute kann keiner mehr sagen, wie es angefangen hat und warum. Aber gehen wir mal davon aus, dass Fandres, als er die grünen Paprikatäfelchen sah, rot gesehen hat.

Auf alle Fälle wurde das Studio ein ganz klein wenig demoliert. Im großen und ganzen gab es nur Sachschäden *abwiegel* Und der Kameramann kam in ein gutes Krankenhaus.

Und die Schokosoße fand auch noch eine gute Verwendung. Auf dem Kopf der Moderatorin nämlich ^^
 

Es war ein großartiger Abschluß für die Show. Und das Beste ist, es gibt aaaaaaaaaaaaaabsolut keine Beweise dafür, dass Viv irgendwie die Finger mit drin hatte. (Aber trotzdem Notiz an die Buchhaltung, ab und zu mal die Versicherungspolicen überprüfen ^.~)
 

Schade eigentlich, dass diese Folge nie gesendet wurde.
 

Ach noch was, Nachkochen der Rezepte auf eigene Gefahr :p

Pirates of the Karanest Bay

Oder die Antwort auf die Frage, warum Karanest KEINE Seemacht ist und das Pego immer noch nicht in den Kerkern von Karanest schmachtet
 

*****************************************************************************
 

Karanest liegt strategisch günstig auf einer Klippe hoch über dem sich wütend gegen die Felsen werfendem Meer. Ein schmaler, kaum zu entdeckender Pfad führt hinunter in eine verborgene Bucht, in einen natürlichen, geschützten Hafen. Die beste Voraussetzung für ein Piratennest, doch warum ist Karanest nicht die Seemacht Nr. 1? Der Schrecken der 7 Weltmeere? Warum schlägt sich Vivlest als Raubritter durch's Leben, wo doch das Meer so bequem direkt vor seiner Haustüre liegt? Nun, man kann nicht sagen, er hätte es nicht versucht.
 


 

Vivlest von Karanest lag im Sterben. Zumindest kam es ihm so vor. Oder noch besser gesagt, er wünschte es sich. Denn nichts würde ihn erlösen können von diesen Qualen als die Barmherzigkeit von Gevatter Tod. Selbst wenn er in Gestalt seines Todfeindes, Fandres von Yhm erscheinen würde, Vivlest würde ihn freudig empfangen.
 

Müde strich er sich über die schweissnasse Stirn und bemühte sich, das merkwürdige Gefühl in seiner Körpermitte zu ignorieren. Ihm war schwindelig und es kam ihm vor, als ob Boden und Wände sich bewegen würden. Etwas mußte mit dem Essen nicht in Ordnung gewesen sein, oder, womit ein Mann in seiner Position durchaus zu rechnen hatte, jemand hatte versucht, ihn zu vergiften.
 

Und dabei hatte er es sich so schön vorgestellt, als Vengeful Vivlest hätte er die Meere erobert und nichts und niemand hätte sich ihm in den Weg stellen können, außer ...
 

Aus der Ferne hörte er sie grölen, sie kamen, ihn zu holen.

"15 Mann auf des toten Mann's Kiste, hohohoho und ne Buddel voll Rum" schallte es von draußen zu ihm herein. Rum! Wenn er nur daran dachte, drehte sich ihm schon wieder der Magen um. Vivlest beugte sich über den Rand der Koje und beäugte misstrauisch den Eimer, der davor stand. Sollte er? Es knarrte an der Tür. Gebannt beobachtete Vivlest, wie sie langsam aufschwang. Welch grauenhafter Anblick würde sich ihm gleich bieten?
 

"Ahoi Capt'n," schmetterte Salty Safira ihm entgegen. Die Piratenbraut balancierte ein Tablett durch den Raum und placierte es neben dem Bett. Neidisch beobachtete Vivlest, wie Safi geschickt die Bewegungen des Schiffes ausglich und schaute dann nach, was sie ihm mitgebrachte hatte. Ein Blick genügte und Vivlest ließ sich angewidert in die Kissen zurückfallen. Er lag im Sterben und sie brachte ihm Kamillentee und Schiffszwieback. Entnervt schloss er die Augen. Safi, auch bekannt als Salty Safira - The Hair of the Dog (aber bis jetzt hat noch keiner DIE Anrede überlebt) ließ sich auf der Bettkante nieder. Aber nicht vorsichtig, wie es sich am Sterbebett eines mächtigen Fürsten geziemte. Nein, sie ließ sich schwungvoll draufplumsen. Nun geht Safi mit Vivlest schon immer ziemlich lax um. Und dies und ihr fröhliches "geht's dir wieder besser?" in dem nicht ein Hauch von Mitgefühl mitschwang zeigt uns, dass Vivlest gar nicht soooo todkrank war, wie er es uns (und vielleicht auch sich selbst) weismachen mochte.

Vivlest warf Safi einen haßerfüllten Blick zu. Warum war sie auch so gut drauf? Und warum stand ihr diese Piratenkluft so vorzüglich? Vivlest Blick wanderte weiter zu seiner Seemannskiste, auf dem ein gar prächtiger Piratenkäpt'nhut lag. Auch er hatte eine prachtvollen Piraten abgegeben, da konnte dieser Jack Sparrow einpacken, aber bestimmt!

"Wir sind schon wieder auf dem Heimweg," plapperte Salty Safi derweil weiter. "Five Fathom Frey hat das Kommando übernommen und die Mannschaft spurt, Capt'n," Safi zwinkerte ihm vergnügt zu, erhob sich dann und verließ mit kokettem Hüftschwung und einem maliziösen "Gute Besserung" die Admiralskajüte des Dreimastseglers "Bootjack Boudi" (so genannt nach dem Schöpfer, dem großen B). In diesem Moment hätte Vivlest sie umbringen können, wenn ihm nicht so hundeelend wäre.
 

Voller Selbstmitleid lauschte er dem munteren Treiben auf dem Deck. Alle hatten ihren Spaß an der Sache, nur er nicht. Five Fathom Frey, ha, wer kam nur auf solche Namen? Dunkel erinnerte sich Vivlest an irgendeinen Generator, mit dem man seinen Piratennamen ermitteln konnte und gegen seinen eigenen hatte er selbstverständlich auch nichts. ,Vengeful Vivlest, Helmsman of Hades, das klang doch nach was, das hatte Stil. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Vivlest, sich daran zu erinnern, wer eigentlich an dem ganzen Schlamassel schuld war, sprich, wer diese Piratenchose auf den Tisch gebracht hatte. Aber es half alles nichts, keine Chance, irgendeinem armen Sündenbock das ganze in die Seebärenstiefel zu schieben. Dass es Vivlests ureigenste Idee war (nach einem Kinobesuch, wer hätte das gedacht), war bestimmt bereits urkundlich dokumentiert worden. Vor gar nicht langer Zeit hatte er beschlossen, das Aufgabengebiet seiner Sekretärin zu erweitern. Zusätzlich zu ihrer normalen Tätigkeit, versteht sich, war sie zu seiner Chronistin, oder, wie das jetzt neudeutsch heißt, Biografin ernannt worden. Und um ihr das ganze schmackhaft zu machen, hatte er ihr auch gleich noch angeboten, als Archivar für die berühmte Bibliothek von Karanest zu arbeiten. Dem hatte sie nicht widerstehen können und hielt seitdem jedes fürstliches Wort fest, damit keine dieser Perlen für die Nachwelt verloren ging.

Denn in Zeiten, in denen jeder Hinz und Kunz und sogar diese Nudel (Name aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion geändert) den Markt mit ihren Biografien überschwemmten, hielt es Vivlest fast für seine Pflicht, mit einem geschmackvollen, wahrheitsgetreuen Manuskript dagegenzuhalten.
 

Im Moment turnte seine Chronistin wohl als Pearly Tooth'd Pego durch die Wanten oder schäkerte mit Laughing Longboat Lutes, dem Steuermann, während Frey das Kommando übernommen hatte und wahrscheinlich seemännisch breitbeinig an exakt der Stelle stand, von der aus man bequem das ganze Schiff überblicken konnte und die eigentlich ihm, Vivlest alleine vorbehalten war. Gerade in diesem Augenblick ließ er sich bestimmt von Waldelfe Faye anhimmeln, welche Verwendung hat man eigentlich für einen Wald- und Tierpfleger an Bord eines Schiffes? (aber immer noch besser Faye, als Safi, n'est pas ^.~) Und garantiert trug er auch einen genauso schönen Piratencapt'nhut, wie Viv ihn sein eigen nannte. Aber das würde er schon noch in Erfahrung bringen, denn schließlich hatte er Pego ja den Auftrag gegeben, alles, wirklich alles aufzuschreiben, was in irgendeiner Form mit Karanest zu tun hatte.
 

Sogar Sanella war an Bord gekommen, denn ein Smutje gehörte einfach zur Grundausstattung eines jeden Schiffes dazu und schließlich mußte sie "a Oag druf haba, dass de junge Leit oständig frühstücka dehn". Sie hatte auf ihr obligatorisches Dirnd'l verzichtet und herrschte nun als g'standener Piratensmutje in der Kombüse, dass es selbst Long John Silver vor Neid die Tränen in die Augen getrieben hätte. Nur auf das Holzbein hatte sie aus verständlichen Gründen verzichtet. Aber sie hatte einen kleinen Affen aufgetrieben, ein Meerkätzchen, das sie gutgelaunt "Herr von Yhm" getauft hatte und der auf ihrer Schulter saß und Nüsse und Rosinen zugesteckt bekam. Er war auch ganz brav. Meistens! Bis jetzt hatte er auch nur 1 Spiegel geklaut, den Schlüssel zur Pulverkammer, 1 Golddublone und 2 Rasierpinsel.

Auch Vicios Viper,The Sly Swordsman trieb sich auf der "Bootjack Boudi" rum. Aber welche Funktion er inne hatte, blieb, wie so vieles um seine Person, im Dunkeln verborgen.
 

Vivlest kuschelte sich in seine Kissen. Er konnte wirklich stolz auf seine Mannschaft sein. Mit ihr hätte er die Weltmeere erobern können. Erschöpft schloß er die Augen. Es war ein harter Tag gewesen (es trifft jeden schwer, den die Seekrankheit erwischt und jemanden wie Viv, der die Perfektion im Person ist, natürlich ganz besonders). Die Wellenbewegungen des Schiffes, die ihm bis jetzt diese ,hm, Unpäßlichkeit bereitet hatten, wiegen ihn sanft in den Schlaf. Und in seinen Träumen eroberte Vivlest die Weltmeere, er raubte Schätze und Kostbarkeiten und schöne Maiden (aber nur wenn Safi nicht hinschaute) und vergrub sie auf einsamen Inseln unter verkrüppelten Palmen, also die Schätze, nicht die Maiden ^.~

Er und seine verwegene Crew waren bekannt, gefürchtet und berüchtigt weit über die 7 Planschbecken hinaus.

Stolz stand Capt'n Vivlest auf dem Kommandodeck der "Bootjack Boudi" und keine Welle und Woge trübte sein Wohlbefinden. Milde lächelte er zu den munteren Gesängen, die seine Mannschaft anstimmte, wenn sie die Segel setzte und gab ab und zu das eine oder andere "hohoho und ne Buddel voll Rum" zum Besten. Er liebte die Sonnenuntergänge und die Abende am Lagerfeuer und wenn bei den ganzen Portionen Rum, Port und edlem Spanischen auch mal das eine oder andere Gläschen WodkaLemon dabei war, so drückte er ein Auge zu. Scallywag Sanella briet ganze Ochsen am Spieß und gönnerhaft teilte Vivlest seine Weintrauben mit Herrn von Yhm. Und wenn Safi meckerte, dass sie Sand im Essen hatte, was macht das schon. Die Burgbesatzung von Karanest arrangierte sich mit dem Leben an Bord und statt im Nachthemd und mit klirrenden Ketten durch die dusteren Gänge zu geistern, saß Klabautermann Karn in Vollmondnächten im "Krähennest" und sang seine schaurigen Lieder. (Weiter herunter traute er sich nicht, seitdem ihm Scallywag Sanella ein's mit der Bratpfanne übergezogen hatte.)
 

Ja, das war das Leben. Vivlest ließ sich den Wind um die Nase wehen und seine Sorgen und Karanest weiter hinter sich. Amüsiert beobachtete er seinen Chronisten, wie er, 'tschuldigung, wie sie mit Wind und Pergament und Feder und Tintenfass kämpfte und zufrieden lauschte er dem Kratzen der Feder auf dem Papier, das ihm zeigte, dass Pego all seine Worte und Taten für die Ewigkeit festhielt.
 

Im Traum runzelte Vivlest die Stirn, irgend etwas an der Szene störte ihn, aber er kam einfach nicht drauf was.
 

Aber lassen wir ihn ruhig weiterschlafen und träumen, bis die "Bootjack Boudi" wieder sicheren Hafen erreicht hat. Denn dann wird er noch früh genug entdecken, dass sein Chronist alle, wirklich alle und damit meine ich ALLE seine Erlebnisse zu Papier gebracht hatte (gemäß Absatz 5, § 4 seines Arbeitsvertrages).
 


 


 


 

Auszug aus dem Tortugaboten, Sonntagsausgabe, Anno Domini XXXX
 

"Guterhaltenes, komplett ausgerüstetes Piratenschiff, unfallfrei, nur einmal ausgelaufen, umständehalber abzugeben. Preis - Verhandlungssache - Chiffre 123456"

Herbstfeuer oder SIE

[Es heißt, die absolute Strafe, die ein Pharao seinem Feind gegenüber aussprechen konnte, war die Vernichtung dessen Grabmals. Seine Abbilder, sein Name wurden überall ausgelöscht, ausgemerzt, dadurch wurde ihm jede Möglichkeit genommen, im Jenseits weiterzuleben.
 

Nicht einmal die Todesstrafe war gefürchteter als dieser "Fluch der Pharaonen" (gegen den übrigens nicht mal ein Auge des Ra's Schutz bietet!!)
 

Nun bin ich kein ägyptischer Pharao. Pyramiden sind sowieso out. Und um in der heutigen Zeit jemanden "auszulöschen" benötigt man nicht mal mehr Hammer und Meißel sondern nur einen guten Computerhacker.
 

Aber es heißt auch, wer schreibt, hinterlässt etwas für die Ewigkeit. Hm, gewisse Dinge muss man ja nicht erwähnen ...]
 


 

Herbstfest auf Karanest
 

Oder
 

S I E
 


 


 

"Huhu Lutääääääs"
 

Verdammt, Lutes zuckte zusammen. Um ein Haar hätte er jetzt den Schweifgurt durchgeschnitten, den er gerade repariert hatte. Dafür bohrte sich die Messerspitze schmerzhaft in seinen Handballen. Bloß nix anmerken lassen, sonst wäre SIE sofort mit einem Pflaster, nein mit einem ganzen Verbandskasten zur Stelle. Lutes machte eine lässige Handbewegung (mit der gesunden Hand), die man mit gutem Willen für einen Gruß halten konnte. Der Schmerz in seiner Hand ließ langsam nach. Es hätte schlimmer kommen können. Er hätte ja vor Schreck in den Pferdetrog plumpsen können, auf dessen Rand er es sich bequem gemacht hatte.

Lutes riskierte einen Blick nach oben. Die Luft war rein. Probeweise bewegte er die Hand. Ging ja wieder. Prüfend schaute er sich um. Auf dem Hof war viel los. Für das Fest heute Abend wurde alles auf Hochglanz gebracht. Die Ställe wurden ausgemistet und gefegt, die Pferde gestriegelt, das Zaumzeug und die Sattel repariert und poliert. Frey und seine Mannen polierten Schwerter und Schilde, bis man sich drin spiegeln konnte

Alle Fenster der Burg waren weit geöffnet und die frischgewaschenen Vorhänge flatterten wie weiße Watte im Herbstwind.
 

"Na wie geht's?" Eine Hand fiel schwer auf seine Schulter. Lutes schrak zusammen. Zum Glück war es nur Frey, der ihm aufmunternd zugrinste. Aber seit SIE auf der Burg war, stand es mit seinen Nerven nicht zum Besten. Wer für Vivlest von Karanest arbeitet, braucht starke Nerven. Nerven wie Drahtseile, Nerven aus Stahl, Nerven wie ..., ich denke, ihr wisst, was ich meine. Lutes gehörte eigentlich zu denen, die nicht so leicht zu erschüttern sind. Aber jetzt war er mit den Nerven runter, er war fix und fertig. So konnte es nicht weiter gehen.
 

Er hätte niemals zulassen dürfen, dass SIE auf Karanest blieb. Aber an diesem kalten Morgen vor ein paar Tagen hatte SIE so bedrückt gewirkt, dass er es gar nicht übers Herz gebracht hätte, sie wegzuschicken.

Zu ihrem Glück (und seinem Pech) konnte SIE ein paar freie Tage von ihrem Praktikum bekommen. Auf der Burg wurde SIE mit Handkuss genommen. Jetzt, kurz vor dem Herbstfest, konnte man eine zupackende Hand mehr gut gebrauchen. Und zupacken tat SIE, keine Frage. Sanella, der SIE in der Küche beim Backen und Kochen half, war voll des Lobes! Wenn SIE nur nicht unverhofft an allen möglichen und unmöglichen Stellen auftauchen würde. Egal wo Lutes war, irgendwann schallte ihm ein fröhliches? aufdringliches?

"HUHU LUUUUUUTÄÄÄÄÄÄÄÄS" entgegen, Er hatte keine Ruhe mehr, er nutze jede Gelegenheit, jeden Auftrag, um so weit wie möglich von Karanest wegzukommen. Unter uns, er sperrte abends sogar seine Schlafzimmertür zu!
 

Lutes drehte sich zum Pferdetrog um, um sich die Hände zu waschen. Kurz bevor seine Hände die Wasseroberfläche berührten hielt er inne. Im ruhigen Wasser konnte er sich spiegeln. Aufmerksam musterte er das Gesicht, das ihm aus dem Wasser entgegen blickte. Lutes sah dieses Gesicht jeden Morgen und konnte nichts Außergewöhnliches daran finden. Er hatte nicht Vivlests eiskalte Schönheit oder das männlich markante Gesicht von Frey. Er war halt einfach Lutes. Mit den dunkelroten Haaren und dem Bart und den blauen Augen (Pego nannte sie "vergißmeinnichtblau")
 

Warum waren die alle hinter ihm her?

Warum?
 

"Weil du kurze Haare hast," sagte seine "Mama" Ilias (und ich dich "erfunden" habe)

"Weil du ein Knuddelbär bist," sagte Boudicca, die ihn gezeichnet hatte.

"Weil du einen Kumpel nicht im Stich lässt," sagte Frey, der mehr als einmal Lutes Hilfe benötigt hatte und zwinkerte Safi zu,.

"Weil du treu bist," sagte Faye und zog ihren Frey mal kurz am Ohr (glaubt der, sie ist blind?)

"Du bist doch sonst so vernünftig, was soll die dumme Frage," wollte Viv wissen.

"Wer? Duuuuuuu?", näselte Safi und schaute ihn an, wie wenn sie ihn zum ersten Mal sah.

"Weil du liebenswert bist. Und humorvoll. Und kein Macho und weil man sich auf dich verlassen kann," versicherte ihm Pego und die musste das ja wissen.
 

Jetzt konnte er sich's ja aussuchen. Auf eine Frage zig Antworten, na danke.

Beinahe hätte er noch einen Thread im Animexx eröffnet

"Was findet ihr nur alle an Lutes?" aber er wollte keine schlafenden Hunde wecken.
 

Lutes saß immer noch gedankenverloren am Rand des Pferdetrogs, als Faye und Pego durch die Gartenpforte und dann über den Hof kamen. Sie trugen gemeinsam einen Korb voll bunter Herbstblumen, goldgelben Ähren und knubbeligen Kürbissen. Lutes verfolgte Faye mit den Augen, wie sie auf Frey zurannte und sich vergnügt bei ihm einhängte. Er seufzte leise. Frey hatte es gut! O.k., da war die Sache mit Safi, aber die verfolgte ihn nicht so, so aufdringlich. Ging ja auch nicht, sonst wäre Viv schon lange dahinter gekommen.
 

Lutes spürte eine sanfte Berührung an der Schulter. Pego hatte sich neben ihn gesetzt und sich an ihn gelehnt. Den Korb mit den Früchten des Herbstes hatte sie zu ihren Füßen abgestellt. Ruhig schaute sie ihn aus ihren grünen Augen an. Manchmal erinnerte ihn dieser Blick an eine Katze. Auch heute kam er nicht ganz dahinter, was sie dachte. Schaute sie amüsiert drein? Besorgt? Warnend?

Lutes seufzte wieder.
 

"Sag mal," fing er vorsichtig an und starrte intensiv auf seine Stiefelspitzen. "warum hast du dich eigentlich in mich verliebt?" Pego schaute ihn überrascht an. Aber Lutes fand seine Stiefelspitzen immer noch wahnsinnig interessant. Es wurde still, was man halt so still nennen kann auf einem gut bevölkerten Burghof. Im nahen Gebüsch zeterte eine Elster, wohl weil sich die Küchenkatze anschlich, die Knechte riefen den hin- und hereilenden Mägden Scherzworte hinterher, ein Pferd wieherte fröhlich, als es aus dem Stall geführt wurde. Die Welt drehte sich, das Leben ging weiter und keiner kümmerte sich groß um Lutes "Probleme". Er rechnete schon gar nicht mehr mit einer Antwort.

"Es war auf dem Jahrmarkt," kam es unvermittelt von Pego. " Du hast so selbstverständlich den Arm um mich gelegt und mich geküsst. Aber dann, auf dem Riesenrad warst du so schüchtern. Und später beim Feuerwerk und hier auf der Burg," Pego wurde immer leiser. Jetzt war sie es, die starr auf die Herbstpracht zu ihren Füßen schaute. Wortlos legte Lutes den Arm um ihre Schulter und drückte sie fest an sich. Er würde eine Lösung finden, das schwor er sich. So saßen sie eine Weile zusammen, bis Faye glückstrahlend zurückkam. Wahrscheinlich hatte Frey ihr versprochen, dass er nur mit ihr über das Herbstfeuer springen würde. Faye und Pego nahmen den Korb und verschwanden damit in der Halle, um mit der Dekoration fortzufahren.
 

Lutes stand auf. Genug philosophiert. War Zeit, dass er mit gutem Beispiel voranging und sich wieder an die Arbeit machte. Außerdem konnte er am Besten nachdenken, wenn seine Hände beschäftigt waren. Er ging in den Stall und hängte den Schweifgurt, den er repariert hatte, an den dafür vorgesehenen Haken. Pferdehufe klapperten über die Zugbrücke. Ah, da kamen die Leute aus dem Wald zurück, die das Holz für das Herbstfeuer geholt hatten. Lutes schnappte sich seine Arbeitshandschuhe und ging hinüber, um beim Abladen des Holzes zu helfen. Das Holz für das Herbstfeuer. Herbstfeuer! Mitten im Hof blieb Lutes stehen. Aber natürlich, daraus könnte man was machen! Energisch ging Lutes weiter. Schwungvoll packte er einen der halben Baumstämme und schleppte ihn raus in den Garten. Ein Feuer dieser Größe im Burghof anzuzünden kam einem Selbstmord gleich. Hinter dem Obstgarten war ein guter Platz dafür gewählt worden. Zwischen den Bäumen waren die Bänke aufgestellt, Bänder, Luftballons und Lampions schaukelten schon in den Zweigen. Der Wetterbericht versprach eine klare Nacht. Kühl, aber trocken. Gerade richtig, um sich um das Feuer zu versammeln und aneinanderzukuscheln. Lutes schleppte einen weiteren Stamm zur Feuerstelle. Er würde heute Nacht ein Zeichen setzen, jawoll. Unbeirrt stapfte Lutes vorwärts, schleppte Stamm um Stamm. Nach dem 10. Stamm legte sich sein Arbeitseifer etwas. Er blieb beim großen Leiterwagen stehen und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche, die der Kutscher auf dem Kutschbock liegen gelassen hatte. Der merkte nicht mal, dass Lutes sich daraus bediente. Seine Aufmerksamkeit war vollkommen auf etwas anderes gerichtet. Neugierig folgte Lutes seinem Blick. Und sah SIE!! SIE stellte gerade einige Pasteten zum Abkühlen auf die Bank vor dem Küchenfenster. Auf dem Rückweg zur hinteren Küchentür schaute SIE sich suchend im Burghof um. Lutes machte, dass er hinter das Pferd kam. Geschützt durch den glatten Pferdehals beobachte er, wie SIE zur Kutsche herübersah und dann wieder in der Küche verschwand. Automatisch klopfte er dem Pferd den schlanken Hals und gab ihm ein Zuckerle als Dankeschön. Da hörte er es auf der anderen Seite des Pferdes leise seufzen. Der Kutscher? Neugierig reckte er den Hals. Das war doch einer von seinen Leuten, der junge Thies! Erst vor kurzem war er vom Pferdeknecht zum Reiter befördert worden. War ein ruhiger Bursche, die Pferde mochten ihn und die anderen Jungs auch. Und eben dieser Thies ließ die Küchentür, durch die SIE verschwunden war, nicht mehr aus den Augen. Lutes bekam schmale Augen. Er dachte nach. Doch, das könnte gehen. Thies war so groß wie er und nicht grade ein Hänfling. Mit seinen bordeauxfarbenen Haaren und den himmelschlüsselblauen Augen kam er bei den Frauen gut an, ja sogar Safi hatte schon den einen oder anderen Blick riskiert. Wenn er bloß nicht so unglaublich schüchtern wäre. Meistens hing er mit Pares rum, der riss ihn dann mit. Lutes rieb sich den Bart, das würde schwer werden. Aber wenn es ihm gelingen würde, Thies und SIE ... Hm, für diese Aufgabe brauchte er einen Fachmann.

"Frey!!!" brüllte er quer über den Hof.
 

Es war Abend geworden auf der Burg, aber nicht leiser. Ein aufgeregtes Summen hing in der Luft. Ein blasser Vollmond stand im dunklen Herbsthimmel, nur von ein paar Sternen umgeben. Der Wetterbericht hatte Recht behalten, es war eine klare, kühle Nacht. Im Obstgarten schaukelten die Lampions wie Glühwürmchen in den Bäumen und auf den Tischen schwammen Kerzen in ausgehöhlten Kürbissen. Um den großen Holzstoß herum standen die männlichen Burgbewohner in einem lockeren Halbkreis und schauten erwartungsvoll zur Burg hinüber. Die Stimmen verstummten, bis es endlich ganz still wurde und nur noch das Prasseln der Fackel zu hören war, die Vivlest in der Hand hielt. Von der Burg her näherte sich der Schein einer einsamen Fackel. Beim Näher kommen sah man, dass Safira die Fackel trug. Dicht hinter ihr kamen die weiblichen Angestellten von Karanest. Sanella und Faye und Pego und die Zimmermädchen und die Wäscherinnen und natürlich SIE. Sie blieben im Halbkreis vor dem Holzstoß stehen. Safi trat zu Vivlest und gemeinsam senkten sie ihre Fackeln in den Holzstoß und entzündeten ihn. Selbstverständlich war der Holzstoß dementsprechend präpariert, dass die Flammen sich zügig ausbreiten konnten. Erste Jubelrufe wurden laut, Harfenklänge ertönten, Dudelsackpfeifen mischten sich darunter und das Fest zum ersten Herbstvollmond begann.

Frey bahnte sich mit seinen breiten Schultern einen Weg durch die Menge, Lutes folgte ihm, mit Thies im Schlepptau. Freys Instinkt führte sie auf direktem Wege zu Faye und von dort aus zu Pego und IHR war es nicht weit. Lutes stellte Thies vor und platzierte ihn dann strategisch günstig neben IHR auf der Bank. Er selbst setzte sich gegenüber und zog Pego neben sich. Frey und Faye saßen schon und da tauchte auch schon Viv auf, gefolgt von Safi. Nun, sein Plan schien aufzugehen, irgendwie. Frey machte IHR Komplimente über die Pasteten und Thies tat das ebenfalls. Frey fand, dass SIE toll aussah in ihrem Kleid und Thies konnte das nur bestätigen. Faye und Pego warfen sich zwar gelegentlich verwunderte Blicke zu, aber damit konnte er leben. So langsam schien SIE Thies wahrzunehmen. Aber während sich Frey dann endlich mal Faye zuwandte und Thies seine Pastete verdrückte, gelang es IHR, das Wort an Lutes öhm zu richten.

"Duhu, Lutääs, hast du gewusst, dass ein Pärchen, das gemeinsam über das Herbstfeuer springt, ein Paar fürs Leben wird?" SIE guckte ihn mit unschuldigem Augenaufschlag an.

"Äh, ja weißt du, wenn man daran glaubt," redete er sich raus.

"Das ist doch nur Aberglaube," half ihm Safi aus der Patsche. Er hätte sie küssen können!!

"Glaubst du, ich würde sonst mit Vivlest da rüber springen?" Sie warf Thies und Frey verführerische Blicke zu. Frey zuckte zusammen, wahrscheinlich weil ihm Faye gegen das Schienbein getreten hatte und schaute schnell weg.

"Safi hat recht, es ist halt Tradition," meinte er dann und rieb sich unauffällig das Schienbein.

"Wenn das so ist, dann könntest du doch ..." weiter kam SIE nicht, denn SIE wurde von Vivlest unterbrochen.

"Damit macht man keine Späße," meinte er streng. "Vielleicht steckt ja auch ein Körnchen Wahrheit dahinter. Und deshalb springen auch nur gemischte Paare drüber."
 

Das Feuer war jetzt so weit herunter gebrannt, dass man ungefährdet darüber springen konnte. Vivlest stand auf und reichte Safi den Arm, schließlich waren sie ja das ranghöchste "Paar", Burgherr und Burgherrin sozusagen und hatten das Recht auf den ersten Sprung ^.~

Lutes sprang auf und nahm Pegos Hand ganz fest in seine. Nichts würde sie trennen, das schwor er sich. Schon war SIE an seiner Seite. Lutes packte Thies am Schlafittchen und schob ihn vor sich her in Richtung Feuer und in beeindruckender Teamarbeit gelang Lutes und Frey das Unglaubliche! Thies sprang mit IHR über das Feuer, dicht gefolgt von Lutes mit Pego und Frey mit Faye im Arm.
 


 

>Kurze Unterbrechung<
 


 

[Ich hab's mir überlegt. Wie gesagt, ich bin kein ägyptischer Pharao der seine Gegner (Gegner? Starkes Wort,) seine Rivalen vernichtet, indem er ihre Namen unterschlägt. Nur für alle Fälle, damit kein Missverständnis aufkommen und keine Zweifel, und damit sich keiner rausreden kann, er wüsste von nix, der letzte Absatz noch mal!]
 


 

Das Feuer war jetzt so weit herunter gebrannt, dass man ungefährdet darüber springen konnte. Vivlest stand auf und reichte Safi den Arm, schließlich waren sie ja das ranghöchste "Paar", Burgherr und Burgherrin sozusagen und hatten das Recht auf den ersten Sprung ^.~ Lutes sprang auf und nahm Pegos Hand ganz fest in seine. Nichts würde sie trennen, das schwor er sich. Schon war AngelKohaku an seiner Seite. Lutes packte Thies am Schlafittchen und schob ihn vor sich her in Richtung Feuer und in beeindruckender Teamarbeit gelang Lutes und Frey das Unglaubliche! Thies sprang mit Haku-chan über das Feuer, dicht gefolgt von Lutes mit Pego und Frey mit Faye im Arm.
 

Okay, vielleicht war es nicht ganz fair von Lutes gewesen, SIE (Entschuldigung) Haku-chan so zu überrumpeln, aber was sollte er denn machen?
 

ER glaubte nun mal an den Zauber des Herbstfeuers!

The X(aranest)-Files

Eine kleine Geburtstagsgeschichte für AngelKohaku.

Happy Birthday HQ
 

Wenn jemand wissen möchte, worum es hier eigentlich geht, einfach fragen ^^
 


 

Lutes zog noch einmal probeweise am Türgriff, um sich zu vergewissern, dass das schwere Portal auch wirklich verschlossen war. Dann drehte er sich um und wollte die große Eingangshalle durchqueren, um in den Verwaltungsflügel zu gelangen.
 

Der Schrei, den Lutes ausstieß, hätte ein weniger gut gebautes Gebäude als Karanest glatt zum Einsturz gebracht. Doch Irian zeigte sich nicht eben schwer beeindruckt und hob nur dezent eine Augenbraue. Den Kampfmagier, den widrige Umstände dazu verdammt hatten, sich seine Brötchen als Buchhalter auf Karanest zu verdienen, konnte so leicht nichts erschüttern. Es lag bestimmt nicht in Irians Absicht, sich unbemerkt an jeden heranzuschleichen (so mancher Indianer könnte da noch was dazulernen!). Er legte einfach nur Wert darauf, sich so unauffällig wie möglich fortzubewegen. Doch Lutes (der normalerweise auch eine eher robustere Natur war) Nerven lagen zurzeit einfach blank. Er versuchte zwar, seinen Herzschlag wieder auf eine gesündere Frequenz herunterzuschrauben, machte aber einen ziemlich abgehetzten Eindruck.
 

"Probleme?" wollte Irian wissen und warf ihm einen prüfenden Blick zu.

Lutes stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus "Weiber!" brachte er hervor und rollte dabei mit den Augen.
 

Der Buchhalter wußte von dem Dilemma, in dem Lutes sich befand. Seine Beziehung zu Vivlests Sekretärin stand auf dem Spiel, wenn er nicht bald das Problem mit seiner Verehrerin in den Griff bekam. Nun, solange es den ordnungsgemäßen Ablauf des Burglebens nicht weiter störte, interessierte es Irian nicht weiter.
 

"Manchmal wäre es nicht schlecht, wenn man sich verdoppeln könnte." Bei diesen Worten Lutes horchte Irian auf. Ein nachdenklicher Ausdruck schlich sich in sein Gesicht, zumindest in den Teil, der unter der Kapuze zu erkennen war.
 

"Verdoppeln? ..." wiederholte er, in der Hoffnung, Lutes würde weiterreden. Und er wurde nicht enttäuscht.

"Ja, wenn es zwei von meiner Sorte gäbe, dann wäre ich alle Sorgen los."
 

Irian's Blick wurde jetzt berechnend. Lutes war vielleicht genau das, was ihm jetzt noch fehlte.

"Möglicherweise hätte ich da eine Lösung", bot er vorsichtig an.

Lutes zögerte. Ihm war nicht wohl bei der Sache. Irian war ja ein ganz passabler Zahlenjongleur, die Bilanzen waren immer tiptop in Form, aber in dessen magische Fähigkeiten setzte er ehrlich gesagt kein großes Vertrauen. Aber inzwischen war er verzweifelt genug, um alles auszuprobieren. Und deshalb folgte er auch Irian in die Katakomben der Burg. Dieser hatte sich dort sein Laboratorium eingerichtet. Es hieß, dass noch nie jemand von dort lebendig zurückgekehrt sei.
 


 

Es war Zeit für eine kleine Kaffeepause. Auch wenn der eine oder andere Burgbewohner inzwischen lieber Tee in seiner Tasse hatte, wurde mit dieser netten Tradition nur in äußersten Notfällen gebrochen. Im Moment befanden sich nur die Sekretärin und die Aushilfsköchin in der großen Burgküche und ließen sich frischgebackene Hörnchen zu ihrem Tee schmecken. Die Sonne schien durch die Fenster und es herrschte eine entspannte Atmosphäre.

Auf dem Gang zur Küche waren Schritte zu hören und Lutes betrat den Raum.
 

"Hallo Liebes," er beugte sich vor, um Pego einen Kuss zu geben. Von HQ war ein beleidigter Schniefer zu hören. Da ging die Türe eine zweites Mal auf und herein kamen Irian und .....

Lutes!
 

Irian machte einen leicht stolzen Eindruck und Lutes II wandte sich sofort HQ zu und legte den Arm um ihre Schulter.

"Hallo Liebes," er zwinkerte ihr zu.
 

"Ist das nicht wundervoll", kam es von dem einen Lutes. "Jetzt hat jede von euch ihren eigenen Lutes", ergänzte der andere.
 

Die beiden Mädels warfen sich Blicke zu, die schwer zu deuten waren.

"Welcher von euch ist denn jetzt das Original?" wollte Pego wissen.

"Selbstverständlich bin ich das", erklärte der Lutes, der neben ihr stand.

"Aber nein", versicherte Lutes II der neben ihm sitzenden HQ. "Ich bin das Original."
 

Die alte Großvateruhr, die neben der Hintertür hing (Sanella hatte das Teil irgendwo auf dem Dachboden ausgegraben), tickte laut in die entstandene Stille hinein.

Von draußen hörte man die üblichen Geräusche, die anzeigten, dass das Leben auf Karanest trotz allem seinen gewohnten Gang ging, doch in der Küche schien die Zeit stillzustehen.
 

"Aber natürlich", unterbrach Pego das Schweigen, erstaunlich sanftmütig übrigens. Sie stand auf, schüttete den restlichen Tee aus ihrer Tasse in das Spülbecken und verstaute die Tasse dann sorgfältig in der Spülmaschine.

HQ war nicht ganz so friedfertig. "Natürlich?! Ihr habt ja ne Meise, wenn ihr glaubt, dass ihr damit durchkommt." Sie sprang auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. "Wir wollen nicht irgendeinen Lutes, wir wollen DEN Lutes und nicht ne lausige Kopie".

"Engelchen." Beruhigend legte Pego der anderen die Hand auf den Arm. "Du hast vollkommen Recht. Egal wie gut sie ist, eine Kopie ist immer nur eine Kopie. Und zu glauben, sich auf diese Art und Weise vor einer Entscheidung zu drücken, ist wirklich das letzte. " Ihre Stimme bekam einen stählernen Unterton. "Aber ich bin sicher, die Angelegenheit wird ganz fix wieder in Ordnung gebracht. Nicht wahr." Sie sah niemanden im Besonderen an, aber sowohl Lutes I als auch Lutes II und Irian fühlten sich angesprochen. Ganz besonders Irian!

"Vielleicht wäre es euch ja lieber, wir würden die Entscheidung treffen", erkundigte sich HQ zuckersüss. "Das könnt ihr haben, los komm!" Sie zog Pego hinter sich her zur Tür. "Auf nach Mittelerde!"

"Also gut", hörte man Pego. "Du organisierst ein Taxi und ich die Tickets." Kurz hörte man noch das Geräusch ihrer Absätze, dann war es still. Unerträglich still.
 

"Was jetzt, was haben die denn vor?" stammelte Lutes II.

"Ist doch ganz klar", klärte ihn sein Ebenbild auf. "Die wollen nach Mittelerde, sich diesen Pimpf Pippin und den Schönling Eomer krallen." Wütend donnerte er mit der Faust auf den Küchentisch.

"Aber das geht doch nicht." Lutes II standen die Tränen in den Augen.

"Und ob das geht", höhnte Lutes I. "Noch nie was von Crossover gehört?"
 

"Wir müssen sie aufhalten." Lutes II sprang auf .... und zerplatzte mit einem leisen PLOPP in Tausend bunt schillernde Seifenblasen.

"Ha wußte ich es doch, ich in der einzig wahre Lutes." Lutes I Triumph währte gerade solange, bis auch er sich mit einem leisen PLOPP auflöste. Es sah hübsch aus, wie all die Seifenblasen durch die Küche schwebten, doch Irian konnte das nicht so richtig genießen.
 

Seufzend stand er einige Zeit später an seinem Schreibpult und betrachtete seine Notizen. Seinem Ziel, einen Klon von Cilistra zu schaffen war er so fern wie noch nie zuvor. Er hatte doch alle nötigen Zutaten zusammengetragen. Ganz besonders den venezianischen Kristallspiegel, die Milch des doppelköpfigen Einhorns und einen Trottel als Versuchskaninchen. Apropos Trottel.

Irian ging zu einem einfachen Holzschrank, der in einer Ecke seines Laboratoriums stand. Drähte, Schläuche und Glasröhren waren an ihm angebracht und führten zu einer Plattform, auf der der blankpolierte venezianische Spiegel ruhte. Er öffnete die Tür des Schrankes und herausschaute ein verstrubbelter Lutes, der in der ungewohnten Helligkeit blinzelte.

"Hat es geklappt?" wollte er wissen und krabbelte aus dem Schrank.

Irian zeigte keinerlei Gefühlsregung, als er ihm sagte, was zu sagen war.
 

Nach ein paar deftigen Worten an Irians Adresse rannte Lutes los, um zu retten, was zu retten war, aber alles, was er noch zu sehen bekam, waren die Schlusslichter des Taxis.

Fassungslos und verzweifelt starrte Lutes dem Taxi hinterher.

Er brauchte sich gar nicht zu beschweren. Irian hatte ihm zu einer Lösung für sein Problem verholfen. Aber so richtig glücklich war Lutes darüber nicht.

Die Runen von Karn

Irgendwo tropfte Wasser beständig auf Stein. Das Geräusch hallte laut durch die dunklen Gänge. Wenigstens würde er hier unten nicht verdursten. Seit Stunden schon wanderte der Welt berühmtester (und berüchtigtster) Archäologe und Schatzjäger durch die Katakomben. Die Fackel knisterte und spuckte Funken. Von monotonem Tropfgeräusch begleitet, folgte er dem dunklen düsteren Gang. Alles deutete darauf hin, dass hier unten seit Jahrhunderten keiner mehr gewesen war. Vorsichtig teilte er ein riesiges Spinnennetz. Wie immer blieb ein Teil davon äußerst dekorativ an seinem unverwechselbaren Schlapphut hängen. Er machte sich schon gar nicht mehr die Mühe, es beiseite zu wischen. In der felsigen Wand entdeckte er einige Vertiefungen. Der Abenteurer hielt die lodernde Fackel dichter an die Wand um sie genau untersuchen zu können. Sein kundiges Fachauge identifizierte sie als einfache Kratzer, wohl verursacht durch die Eisenbeschläge einer Holzkiste. Er datierte sie auf irgendwann zwischen 1760 - 1810 a.D. Er war auf dem richtigen Weg! In diesem ganz besonderen Fall hatte das X doch einen bedeutenden Punkt markiert.
 

Der Schatzjäger war auf der Suche nach den Runen von Carn. Gemäß der alten Chronik, die er in der Bibliothek entdeckt hatte, würden diese ihn zum "aurun liquide" also zum flüssigen Gold führen. Von einem "Via occulta" war die Rede gewesen. Er war allen Hinweisen gefolgt und hatte ihn entdeckt.
 

Neben der verkrüppelten Pinie führte ein verborgener Pfad tief in die Klippen hinein. Drei Schritte hinter dem Felsen, der aussah wie eine alte Frau, unter dem Wasserfall hindurch fand er den alten Schmugglertunnel. Aus der Zeit der Schmuggler stammten wohl auch die Kratzer, die er soeben entdeckt hatte. Es musste schnell gehen damals, die Patrouillen kannten mit Schmugglern keine Gnade. Unser Held sah die Szene vor sich: Die von qualmenden Pechfackeln nur vage erhellten Gänge, die schwitzenden Seeleute, die hastig und verstohlen über den Strand zu dem Tunnel stapften, schwer beladen mit Fässern voll Rum, Kisten voll edlem Champagner und mit Ballen von kostbarstem Brokat und leuchtender Seide. So manches Vermögen mochte in solchen Nächten begründet worden sein. Doch diese Schätze interessierten den Archäologen nicht. Er war, selbstverständlich aus rein uneigennützigen Gründen, nur an den Runen von Carn interessiert.
 

Der Gang gabelte sich. Nach einem kurzen Blick auf seinen Plan entschied er sich für den linken Tunnel. Stirnrunzelnd betrachte er Maß- und Zeitangaben, die er hastig daneben gekritzelt hatte. Laut Plan müsste jetzt bald eine Brücke kommen.
 

Die Brücke entpuppte sich als morsches Brett, das über eine Spalte im Tunnelboden gelegt worden war. Vorsichtig tippte er mit der Zehenspitze dagegen. Er glaubte nicht, dass es ihn halten würde. Allzeit Bereit! Das Motto der Pfadfinder galt auch ihm. Er löste die Peitsche von seinem Gürtel, holte schwungvoll aus und schwang sie geschickt in Richtung eines Balkens an der Tunneldecke [es ist immer ein Balken da, wenn man einen braucht]. Die Lederschnur wand sich um das Holz, er zog die Windungen an und schwang sich dann über den Abgrund. Ein Ruck und die Peitsche war wieder frei. Der Abenteuer hängte sie zurück an den Gürtel und tätschelte zufrieden den Griff. Dem hatten sie es aber gezeigt! Von so einem läppischen Abgrund von mindestens einem halben Meter ... hust ... Kilometer Breite ließ er sich doch nicht aufhalten.
 

Das Aussehen des Tunnels hatte sich geändert. War es bis jetzt eine auf natürliche Weise, vermutlich durch Wasserkraft, entstandene Spalte im Fels, so zeigte er jetzt deutliche Spuren von Bearbeitung. An manchen Stellen war die Decke mit Holzpfosten abgestützt und der Fels von Menschenhand verbreitert worden. Der berühmte Archäologe bemühte sich, seine Aufregung zu unterdrücken. Jetzt konnte es nicht mehr weit sein. Und in der Tat, er stieß auf roh behauene Felsstufen, die nach oben führten. Misstrauisch musterte er seine Fackel. Hielt sie noch bis zum Ausgang durch? Für Notfälle hatte er ja noch seinen Glücksbringer dabei.
 

Mutig erklomm er die Stufen. Er stellte Berechnungen an, wo er wohl ans Tageslicht kommen würde. Nachdem er jetzt eine gute Strecke landeinwärts marschiert war und es jetzt wieder nach oben ging, tippte er auf die Kerker der alten Burg, die auf den Klippen stand.
 

Die Fackel rauchte schon verdächtig, als er das Ende der Treppe erreichte. Vorsichtig wischte er jahrhundertealten Staub und die schon obligatorischen Spinnweben zur Seite und stand vor einer alten Holztür. Behutsam klopfte er dagegen. Steineiche! Archäologen lieben diese Holzart, der der Zahn der Zeit kaum etwas anhaben kann. Er nahm so gut es auf der engen Treppe ging Anlauf, konzentrierte sich auf die Schwachstellen und warf sich mit seinem vollen Gewicht gegen die Tür. Die rostigen Scharniere und Bügel gaben knirschend ihren Widerstand auf und krachend landet die schwere Eichentüre auf dem Boden. Der aufwallende Staub gab der nur noch vor sich hindimmenden Fackel den Rest und still und leise verlosch sie. Hustend richtete sich der Schatzjäger, der buchstäblich mit der Tür ins Haus gefallen war auf, wedelte die Staubwolken vor seinem Gesicht zur Seite und tastete in seinen Taschen nach seinem Glücksbringer. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, etwas zu erkennen, mit den Fingerspitzen erwischte er sein Feuerzeug, bekam es nicht richtig zu fassen und wie nasse Seife flutschte es ihm durch die Finger. Mit leisen, in dieser Stille wie Donnerschlag zu hörenden Klackgeräuschen, fiel es die Treppenstufen hinunter. Er wagte nicht, in der Dunkelheit danach zu suchen und wandte sich der Türöffnung zu. Es blieb ihm nur dieser Weg.
 

Situationen wie diese waren ihm nicht unbekannt. Genau genommen waren sie für ihn das Salz in der Suppe der Archäologie. Er wischte sich die feuchten Hände an der Hose ab, holte tief Luft und tastete sich dann vorsichtig in die Dunkelheit vor ihm hinein. Er schloss die Augen, versuchte mit allen Sinnen seine Umgebung zu erfassen. Es war still hier. Und kühl. Wenn die Schmuggler hier ihre Waren gelagert hatten, hatten sie einen wirklich guten Platz dafür gewählt, Er ging langsam vorwärts, trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er in dieser Finsternis mit der Hüfte gegen etwas stieß. Seine Finger berührten vorsichtig den Gegenstand. Holz? Eine Kiste? Lagerte hier unten immer noch Schmugglerware? Behutsam tastete er an den Kanten entlang, versuchte den Deckel zu öffnen. Knirschend gab dieser endlich nach und er konnte ins Innere greifen. Seine Finger fühlten Glas, umgeben von Stroh. Es roch betäubend nach Alkohol. Er spürte, wie sich die Flüssigkeit in der Flasche, die er herausgenommen hatte, verlagerte. Sie war also voll. Er würde auch hier unten nicht verdursten. Ein quiekendes Geräusch hallte laut durch das Gewölbe. Wenigstens vermutete er anhand des Echos, dass er sich in einem hohen Gewölbe befand. Noch ein Quieken. Ratten? Sorgfältig legte er die Flasche zurück in die Kiste und schloss den Deckel. Weiter ging es durch die absolute Finsternis. Er schaffte es mehr recht als schlecht, nicht mehr gegen weitere Kisten zu stoßen. Er hielt sich so dicht es ging an den Kisten um zu vermeiden, dass er im Kreis ging. Irgendwann, er hatte schon jedes Zeitgefühl verloren, nahm er auf einer der Kisten ein karges Mahl zu sich, eine Handvoll Kekse und ein paar Schluck Wasser. Dann ging es wieder weiter. Wenn er nicht bald hier raus käme, würde eines Tages ein Kollege IHN ausgraben Als er mit der Hutkrempe gegen ein Hindernis stieß und seine Hände eine Wand abtasteten, wäre er vor Dankbarkeit fast auf die Knie gefallen. Jeden Gedanken, dass dieses Gewölbe möglicherweise nur einen Ein- bzw. Ausgang hatte und zwar den, durch den er gekommen war, ignorierend, marschierte er an der Wand entlang. Und seine Zuversicht wurde belohnt. Der Umriss eines hell schimmernden, türgroßen Rechtecks war in der Wand zu sehen. Andächtig zeichnete er die Umrisse der Türe nach. Ein Wunder! Er griff nach der Türklinke, was für ein gutes Gefühl! Er drückte den Griff nach unten, sie bewegte sich auch willig, aber ... die Tür ging nicht auf! Abgeschlossen!
 

Dieses Mal hatte der Schatzjäger mehr Platz um Anlauf zu nehmen. Und er nutze ihn gut. Die Türe hatte praktisch keine Chance! Ohne großes Aufheben löste sie sich in ihre Bestandteile auf. Fein säuberlich stapelten sich die Holzbretter auf dem Steinboden. Ohne den Resten der Tür auch nur einen Blick zu gönnen, stieg er über sie in den angrenzenden Raum. Ein bisschen blinzelte er in die ihm ungewohnte Helligkeit. Gut, der Raum wurde nicht gerade von einer Osram de Luxe Halogenröhre (Energiesparmodell) beleuchtet, aber die einfache, batteriebetriebene Sturmlaterne tat ihr Bestens, um ihm wenigstens einen gewissen Überblick über seine neue Umgebung zu vermitteln. Eine Vorratskammer, soviel stand fest. Hohe Regale, auf denen Konservendosen und Einmachgläser ordentlich einsortiert darauf warteten, zum Einsatz zu kommen. Von hier aus sollte es ihm doch ein Leichtes sein, einen Ausweg zu finden. Vorsichtig setzte er sich in Bewegung. Die Sturmlaterne hatte schließlich nicht von alleine den Weg hier herunter gefunden. Lautlos schlich er an den Regalen entlang. Er hatte schon fast sein Ziel erreicht, es [in Form der Kellertür] war zum Greifen nahe, als es irgendwo hinter ihm leise klirrte. Von den beiden Möglichkeiten die er hatte, wählte er die heldenhafte. Er ging zum Angriff über. Mit einem lauten "aaaaaaaaaa" stürzte er sich auf das, was da immer um das Regal herumkommen mochte. Abrupt wurde er gestoppt. Etwas festes, kaltes, hartes legte sich bremsend gegen seine Stirn. Er verdrehte die Augen und mit einem nicht ganz so melodiösen "uhaaaaa" ging er zu Boden. Unter uns, auch diese Situation war ihm nicht völlig unbekannt.
 

"Jesses," kreischte die Köchin Sanella und schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. Der Schatzjäger schüttelte sich wie ein junger Hund und versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Die hilfreich angebotene Hand der Köchin lehnte er mit einem wütenden Blick ab.
 

"Jesses, der Herr Fürscht," jammerte Sanella weiter. Schließlich passiert es einem nicht alle Tage, dass man, wenn auch unbeabsichtigt, seinem Arbeitgeber eines mit der Flasche überzog. Wie ein nervöses Huhn flatterte sie um ihn herum, wusste nicht, was sie tun sollte. Nachdem er es geschafft hatte und endlich wieder aufrecht stand und sich nicht mehr alles um ihn drehte, nahm Vivlest, Fürst von Karanest den markanten Schlapphut ab und legte ihn zusammen mit der Peitsche in ein Regal. Dann nahm er die Sturmlaterne vom Haken und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Ganz hinten im Vorratskeller konnte man den leeren Türrahmen sehen. Sanella, ihrer Lichtquelle beraubt, hielt sich so dicht es ging und der Anstand es zuließ an ihren Chef. Gemeinsam betraten sie das Gewölbe und Vivlest hielt die Laterne so hoch es ging.
 

Das andere Ende des unterirdischen Raumes konnte man nur erahnen, doch die Menge der Holzkisten ließ die Köchin leise aufseufzen "Jo mei". Vivlest interessierte sich mehr für die Beschriftungen der Kisten. KIERAN war da zu lesen und BARNE. Sieh mal an. Auf diese Weise hatte also sein Urururgroßvater und dessen Sohn das Familienvermögen angehäuft. Kein Wunder, dass sein Vater nicht so gerne darüber sprach. Der hielt sich mehr an seinen eigenen Urgroßvater Zeeran von Karanest, der die Raubritterdynastie begründet hatte. Und so waren wohl das Schmugglerlager und die Höhle in Vergessenheit geraten. Das Personal hatte kein besonders großes Interesse an der alten Holztür gezeigt und welcher Fürst von Karanest ging schon höchstpersönlich in den Keller, um eine Flasche Wein zu holen oder eine Dose Bohnen?
 

Nur eines würde Vivlest noch interessieren. Was hatte es denn nun mit den Runen von Karn auf sich? Nicht weit vom Eingang entfernt wurde er fündig. Auf einer der Kisten stand mehr als nur KIERAN oder BARNE. Ein K war zu entziffern, ein A und ein R, nächster Buchstabe fehlte, dann ein N, die letzen drei Buchstaben waren verstümmelt. Nun dieses Rätsel war also gelöst. Aber wo war jetzt das aurum liquide? Er drückte Sanella die Laterne in die Hand und öffnete den Deckel. In einem Bett aus Stroh lagerten dort einige wenige Flaschen uralten edelsten französischen Cognacs. Vivlest nahm eine heraus und hielt sie ans Licht. In der Tat, das war wirklich flüssiges Gold.

Vivlest allein im Büro

Schon am Morgen war es ganz schön warm im Büro. Deshalb wollte Vivlest soviel wie möglich wegarbeiten, damit er den Nachmittag frei hatte.
 

Damit das klar ist, ER und net etwa Viper oder Pego.
 

"Pego, könnten Sie mal..." Vivlest verstummte, als er den leeren Arbeitsplatz sah.

"Ich komme gleich," rief Pego von Vipers Büro aus rüber.

Stirnrunzelnd stand Vivlest da. Oh Menne. Er wollte das aber jetzt gleich haben. Entschlossen wandte er sich dem "Monstrum" zu. Das wäre ja gelacht. Er, der Herr von Karanest kam mit allem und jedem zurecht. Basta.

Also los jetzt.

Vivlest drückte einmal - nix passierte

Er drückte nochmal - wieder nix

und gleich nochmal - immer noch nix.

Da fiel sein Blick auf die grüne Taste. >START< stand drauf. Wie wärs damit?

*Ratterratter* Na also, geht doch. Vivlest grinste zufrieden.

*Ratterrater* Äh, warum hörte das nicht auf, er wollte doch nur eine.

*Ratterratter* Jetzt wurde es ihm doch mulmig. Hatte er was falsch gemacht? Aber nein, er doch nicht, das war bestimmt falsch eingestellt.

*Ratterratter* Hiiiiiilfe
 

"Äh, Pego könnten Sie doch mal kurz rüber kommen?" Vivlest versuchte, seine Panik zu unterdrücken, als er in Viper's Büro guckte. Bereitwillig folgte ihm Pego in das Sekretariat und auch Viper kam mit. Net dass der neugierig wäre, so ein Wesenszug ist ihm total fremd. Aber er ist doch gerne über alles, was auf der Burg so passiert, informiert.
 

Mit einer dramatischen Geste deutete Vivlest auf das knatternde und ratternde Monstrum, das ein Papier nach dem anderen ausspuckte.

Pego trat an den Kopierer, ein Tastendruck und das Gerät verstummte.

3 Köpfe beugten sich über das Display. Ein schwarzer, ein nennen wir ihn freundlicherweise rotbrauner und einer mit Kapuze. So dicht hätten sie sich gar net drüber beugen müssen, denn dick und fett und neongrün leuchtete es ihnen entgegen
 

Anzahl Kopien:
 

111
 

Ein leicht, wirklich nur leicht vorwurfsvoller Blick von Pego

Ein etwas indignierter Blick von Viper und ein beleidigter "guckt mich net so an, kann ja jedem mal passieren"-Blick von Vivlest.
 

Pego reichte Vivlest sein Original und die gewünschte eine Kopie.
 

Viper stapelte den Überschuß fein säuberlich auf einem Haufen. Den würde er später höchstpersönlich in der Küche verbrennen. Sicher ist sicher.
 

Vivlest entschwand mit seinen Blättern.
 

Viper ging in sein Büro zurück.
 

Und Pego? Die zog erst mal den Stecker aus dem Reisswolf. Sicherheitshalber. Net das Vivlest nachher noch unbedingt selber was faxen wollte ^.~
 


 

Eine kleine Episode aus der täglichen Zusammenarbeit mit Vivlest von Karanest (© Boudicca), Viper dem Buchhalter den gibts hier auch bei Animexx - klasse Fantasy-Story!!) und meiner Wenigkeit, ihres Zeichens Sekretärin auf Karanest ^^

Glück gehabt

Vivlest schmollte. Aber das sah man dem Fürsten von Karanest selbstverständlich nicht an. Zum einen weil er stolz darauf war, als Mann ohne Gemütsregung bekannt zu sein, zum anderen, weil das ganz üble Falten ergab. Schließlich war er auch bekannt für seine alterslose Erscheinung. Und so lange er noch nicht genau wußte, wie langlebig seine Elfenart war (bis auf den sehr entfernten Großcousin Heribert waren schließlich alle Vorfahren im Kampf gestorben, mehr oder weniger) wollte er sich sein gutes Aussehen nicht durch übermäßige Mimik verderben. Die regelmäßige Anwendung von Garnier Ultralift Antifalten-Nacht-Creme mit Kirsch und Ingwäääärextrakt tat ihr übriges.
 

Vivlest schmollte also innerlich. Und warum? Weil er an diesem kalten matschigen Märzabend zur Stadtratssitzung gehen musste. Zugegeben, die Sache mit dem Stadtrat hatte er sich selber eingebrockt. Dass er sich für die Wahl zum Stadtrat hatte aufstellen lassen, war eine Panikreaktion gewesen. Er hatte ja nicht ahnen können, dass die ehrbaren Bürger von Ansedon ihn UND Fandres in den Stadtrat wählen würden. Die PR von Lutes schlug also allmählich an. Wenn Vivlest nicht aufpasste, dann würde er nach dieser Legislaturperiode auf dem Bürgermeisterstuhl sitzen, keine schlechten Aussichten für den Abkömmling von Raubrittern!
 

Die Arbeit im Stadtrat machte ihm sogar Spaß. Denn dort konnte er sich offiziell mit dem Schnösel Fandres anlegen. Leider kam das viel zu selten vor. Er hätte es nie für möglich gehalten, aber Fandres und er vertraten häufig die gleiche Meinung und dann hieß es von Karanest und von Yhm gegen den Rest der Welt.
 

Vivlest schmollte also nicht, weil er zur Stadtratssitzung gehen musste, sondern weil er gehen musste. Der Rolls war zur Inspektion, den Jaguar hatte Safi vergessen aufzutanken, der Pick-up war für das Gewächshaus mit irgendwelchen Salatsetzlingen beladen worden, die würden d'efrieren (O-Ton Sanella) wenn er heute noch damit losfahren würde und Lutes war mit seinem Mini auf und davon. Der einzige Taxifahrer von Andsedon war schon im wohlverdienten Feierabend, sei er ihm gegönnt, also war Schusters Rappen angesagt. Und das für einen von Karanest!
 

Es half alles nichts, angetan mit festen Stiefeln, dem dicken Umhang und einem Schlapphut, der schon seit Jahren oben auf der Garderobe lag und dementsprechend aussah, kam er sich zwar vor wie der Räuber Hotzenplotz, doch wenigstens hatte er es warm und trocken. Und wenn er ehrlich war, dann tat so ein Spaziergang doch richtig gut.
 

In Ansedon waren noch nicht alle Seitenstraßen geräumt und er musste auf seinen Abkürzungen durch den Ort aufpassen, dass er nicht ausrutschte. Ein paar Seitenstraßen vor ihm tauchte ein zweiter später Spaziergänger auf. Mit schnellen Schritten ging er vor Vivlest her. Er hatte weder Blick noch Gruß für ihn übrig. Offensichtlich hatte er den gleichen Weg, kein Wunder, handelte es sich doch um den besagten Schnösel. Vivlest konnte sich schöneres vorstellen als hinter Fandres herzutrotten, doch wenn er versuchen würde, zu überholen, würde dieser auch das Tempo anziehen, das konnte er sich also sparen. So konnte er wenigstens den Rücken seines Gegners mit Pfeilen durchbohren. Hm, hatte Fandres immer schon diese breiten Schultern und die schmale Taille gehabt? Und wie sich die Haare in seinem Nacken kringelten.
 

Hoppala, jetzt wäre Vivlest beinahe auf einer besonders glatten Stelle ausgerutscht. Er konzentrierte sich auf den Weg und stieg kurz hinter Fandres die Rathaustreppe hinauf. Oben angekommen stapfte er ein paarmal kräftig mit den Füßen auf, um den Schnee abzutreten. Den Umhang und den Schlapphut ließ er in der Garderobe hängen, bis er sich auf den Heimweg machen konnte würde alles abgetrocknet sein.
 

Vivlest war heute etwas unkonzentriert. Das lag vermutlich an der ungewohnten Anstrengung, außerdem war der Sitzungssaal im Rathaus sowieso immer überhitzt. Kein Wunder, dass er müde wurde. Seine Gedanken drifteten ab. Morgen früh würde er ausschlafen. Und gemütlich im Bett frühstücken. Welche Termine hatte er morgen früh, ach was, Pego würde sie schon verschieben. Welche Augenfarbe hatte eigentlich Fandres? Wie kam er denn jetzt darauf? Aber es stimmte, sie hatten sich schon so viele Wortgefechte geliefert, aber er konnte sich nicht an eine bestimmte Farbe erinnern. Vivlest warf einen Blick hinüber zu Fandres - und erstarrte. Diese schaute nämlich ebenfalls zu ihm herüber. Vivlests Konzentration war nun völlig dahin. Denn der Blick, den Fandres ihm zugeworfen hatte, war nicht feindlich gewesen, also eher hm, das Gegenteil.

Während Vivlest betont aufmerksam dem eintönigen Bericht des Stadtgärtners über die erfolgreiche Beschneidung des Baumbestandes innerhalb der Stadtgrenzen folgte, linste er immer wieder zu Fandres hinüber. Aber es war wie verhext. Jedesmal, wenn er sich unbeobachtet glaubte, blickte er genau in die seelenvollen schokoladenbraunen Augen von Fandres. Außerdem spitzte dieser die Lippen so merkwürdig und beim letzten Mal hatte er garantiert gezwinkert.

Unbehaglich hörte er sich den restlichen Bericht des Stadtgärtners an. Bei der darauffolgenden Abstimmung stimmte er für die Anpflanzung von Tulpen und Vergissmeinnicht im Stadtpark und auch dafür, dass sich Ansedon an dem Wettbewerb "Schönstes Dorf" bewerben würde. Ehe er es sich versah, sass Vivlest schon in dem eigens dafür gegründeten "Verschönerungsausschuss". Er war heute wohl wirklich nicht richtig bei der Sache.
 

Aus irgendeinem ihm nicht näher bekannten Grund gab es bei diesen Sitzungen nur Mineralwasser und Fruchtsäfte. Vivlest braucht jetzt dringend einen Kaffee, sonst konnte er für nichts mehr garantieren. Er murmelte eine Entschuldigung und stand auf. Draußen im Flur gab es einen Kaffeeautomaten.
 

Vivlest warf eine Münze in den Schlitz, heute abend würde er sich einen großen Latte Macchiato gönnen. Er wollte gerade den ersten Schluck nehmen, als ...

"Bekomme ich auch einen?" Fandres stand hinter ihm. Wortlos reichte Vivlest ihm den Becher. Dabei berührten sich ihre Fingerspitzen. Vivlest zuckte zusammen und er spürte, wie er rot anlief. Fandres grinste, doch es war nicht das abfällige Grinsen, das er sonst immer im Gesicht hatte. Zärtlich strich er mit den Fingerspitzen über Vivlests Hand, bevor er ihm den Kaffeebecher abnahm.

"Wir können uns diesen teilen"; meinte er betont beiläufig. Vivlest nickte stumm, es schien ihm auf einmal, als wäre das die natürlichste Sache von der Welt.
 

Später wusste Vivlest nicht mehr, wie er die Sitzung überstanden hatte. Er hoffte nur, dass er sich nicht in noch einen Ausschuss hatte wählen lassen. Der Stadtkämmerer drängte zum Aufbruch, er hatte wohl noch eine wichtige Verabredung im "Krug". Auch der Herr Doktor und der Herr Apotheker zeigten eine ungewohnte Hektik. Fandres, der wegen seiner Tätigkeit im Stadtnotariat einen Schlüssel hatte, bot sich an, abzuschließen. Die Herren Honoratioren nahmen dankend an und verschwanden. Vivlest war mit Fandres allein. Bei anderen Gelegenheit wäre das die Chance gewesen, ihm ein Messer zwischen die Rippen zu jagen, aber heute ...

Ein Licht nach dem anderen ging aus. Gewissenhaft prüfte Fandres nach, ob sich noch jemand in einem der unteren Räume aufhielt.
 

Die große Eingangshalle wurde nur noch von der Lampe über dem Eingang beleuchtet, der Rest des Raumes lag im Dunkeln. Vivlest fand es an der Zeit zu gehen. Er stand schon vor der Garderobe, als er merkte, das Fandres hinter ihn trat. In Erwartung eines Angriff versteifte er sich, deshalb zuckte er auch nicht zusammen, als Fandres beide Arme um ihn schlang und ihn gegen seine breite Brust drückte. Fandres murmelte zärtliche Worte an seinem Hals, seine Hände glitten unter Vivlest Pullover, dessen Denken schlagartig abgeschaltet war. Das T-Shirt wurde zur Seite geschoben und kräftige Hände strichen über glatte Haut, modulierten die Bauchmuskeln nach. Jemand stöhnte. Fandres Hände glitten tiefer und tiefer und....
 

"Pego, haben Sie den Entwurf für den Pachtvertrag für das Moorgebiet gesehen?"

Blitzschnell ließ Vivlests Sekretärin das Handbuch "Shonen ai für Anfänger" in der untersten Schreibtischschublade verschwinden. Schuldbewußt schaute sie zu ihrem Chef auf und versuchte eine nicht vorhandene Haarsträhne hinters Ohr zu schieben. Eine reine Verlegenheitsgeste.

"Ist was?" erkundigte er sich.

"Neiiin", versicherte ihm Pego treuherzig. Vivlests Mißtrauen war geweckt, so eine Reaktion war er von seiner Sekretärin nicht gewohnt. Er machte einen Schritt auf den Schreibtisch zu. Pego klickte dezent mit der Maus. Einmal, zweimal. Als Vivlest ganz um den Schreibtisch herum war und einen Blick auf den Bildschirm werfen konnte, sah er nur noch eine farbenfrohe Statistik über die Obsternte vom letzten Jahr, die hatte wohl Irian angefordert. Suchend ging sein Blick über den Bildschirm, doch außer diesem und dem Emailprogramm hatte Pego offensichtlich keine anderen Programme geöffnet.

"Ich drucke Ihnen den Entwurf sofort aus"; versprach sie und öffnet die betreffende Datei.

Ganz zufrieden war Vivlest nicht, als er in sein Büro ging. Er warf einen prüfender Blick zurück, aber seine Sekretärin stand schon am Drucker, der leise ratternd die gewünschten Seiten ausdruckte. Vivlest zuckte mit den Schultern, da hatte er sich wohl etwas eingebildet.
 

Pego atmete leise auf, als der Fürst in seinem Büro verschwand. Das war noch mal gut gegangen. Routiniert sortierte sie die einzelnen Blätter des Vertrages in eine Unterschriftenmappe ein und legte diese Vivlest auf den Schreibtisch. Bedauern darüber, dass sie die erste und vermutlich auch letzte Shonenai Geschichte ihrer schriftstellerischen Laufbahn unwiderruflich gelöscht hatte, verspürte sie nicht.
 

Das Bundesministerium für Bildung und Kultur warnt: Übermäßiger Genuss von Liebesromanen kann zu krankhafter Zwangsverschwulung führen.
 


 

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Es kann aber auch daran liegen: http://animexx.4players.de/forum/?thread=126756&forum=1&kategorie=2&seite=1

Ich wollte mich ja strikt an die Anweisungen halten, aber ich denke, für das Genre bin ich ungeeignet. Ich schreibe ganze Sätze, beherrsche einigermaßen die Rechtschreibung und es hat sogar eine Handlung :þ
 

Ach und keine Sorge, dass ich mich demnächst im Kerker von Karanest wiederfinde, selbstverständlich wurde es vom großen B höchstselbst abgesegnet ^^

Tooooooooor!

Diese Geschichte hatte ich während der WM 2002 geschrieben und nie in die Karanest Tales eingestellt.
 

Sie ist heute so aktuell wie damals ^^
 

WM for the girls? Was brauch ich Uraltliebesschmonzetten, wenn ich Fussballkrimi haben kann ^.~
 

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Ich hab da schon ein paar Mal drüber nachgedacht, vielleicht könnt ihr mir helfen ^^

Was ist Ansedom?
 

Eine Stadt? Ein Dorf? Eine Hanse? Oder wie hieß das bei den Fuggern?
 

Also ich stell mir da so ein mittelalterlich angetouchtes Städtchen vor.

Die Sonne scheint auf die Hütten und Katen der einfachen Bevölkerung und auf die zweistöckigen Fachwerkhäuser der Besserverdienenden. Die gibt’s zu jeder Zeit. Kann man nix machen.
 

Die Häuserl gruppieren sich locker um die, selbstverständlich gotische Kathedrale, deren Türme, selbstverständlich, höher sind als der Rundturm der Stadtmauer.
 

Ich sehe den Marktplatz, den Brunnen, der den Frauen morgens einen guten Grund zum Tratschen gibt, die praktische Mehrzwecksporthalle, die so vielseitig einsetzbar ist, für Modenschauen, die Jahresversammlung des Obst- und Gartenbauvereins und die Jugenddisco (ihr wisst schon, einmal im Halbjahr, nur bis 21:30 Uhr, Alkoholverbot und der D.J. ist der Pfarrer). Der Bau hat übrigens länger gedauert als der der Kathedrale!
 

So richtig friedlich schaut das ganze aus, dass ich mir für einen Moment wünsche, dort sein zu können. Nur einen Moment lang, dann fällt mir ein, dass meine direkten Vorfahren Bergbauern und Pusztahirten waren bei meinem Glück bekomm ich nen Job als Melkerin.
 

Nö, da schau’n wir uns das lieber von der Ferne an.
 

Irgendwann in 200-300 Jahren wird Ansedom über die Stadtmauern hinausgewachsen sein und die Touristen kommen aus aller Herren Länder. Japaner und Amis bevölkern den alten Stadtkern, um zu Hause erzählen zu können, sie hätten eine „Old Germany Town“ gesehen.
 

Aber heut liegt gleich unterhalb der Stadtmauer noch der Turnierplatz. Bunte Fahnen flattern im Wind und das Volk hat sich versammelt. Jubelt wenn es sein muss und ist still, wenn’s auf dem Platz gar zu dramatisch zugeht.
 

Vielleicht findet ein Ritterturnier statt, oder ein Bogenschießwettbewerb oder ...
 

* PFEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIFFFFFFFFFFFFFF*
 

Pfeif?
 


 

Vivlest von Karanest rannte um sein Leben. Nein, der Ausdruck ist zu dramatisch. Genaugenommen ging es um seine Ehre. Aber die kann ja manchmal genauso wichtig sein.
 

Und im Moment war es lebensnotwendig, dass dieser * hmpf* Fandres nicht an die Lederkugel rankam, die der Volksmund auch Fußball nennt. Da war es passiert, nur für einen klitzekleinen Moment hatte Viv nicht aufgepasst und Fandres hatte ihm den Ball abgeluchst und die Richtung gewechselt. Hechelnd rannte Vivlest hinter Fandres und dem Ball her. Aber es nütze nix. Elegant wurde die karanestsche Abwehr umspielt. Fandres holte aus und ....
 


 

..... Lutes schnappte sich den Ball noch vor der Torlinie. War wirklich ne gute Idee gewesen, den Rotschopf ins Tor zu stellen. Zuverlässig und fest wie ein Fels in der Brandung stand er da und hatte bis jetzt alle Angriffe der gegnerischen Mannschaft abgeblockt. Fußball war fast wie Krieg. Die richtige Strategie war alles, jeder musste wissen wo sein Platz war und wie so oft im Krieg, so wurden auch hier die „Soldaten“ von hinten aus geführt. Vivlest machte es schon fast nichts mehr aus, dass Lutes sozusagen das Sagen hatte. Nur ganz am Anfang hatte er sich noch nicht so recht mit Sprüchen wie „Mach schon du lahme Ente“ und „setz endlich deinen A**** in Bewegung“ anfreunden können. Wer hätte gedacht, das Lutes so ausfallend werden könnte. Aber es wirkte! Ehrlich. Auch jetzt raffte sich Vivlest nach einem scharfen Blick seines Offiziers auf und rannte keuchend seinem Oberstallmeister her der im Ballbesitz war. Er sollte in nächster Zeit wirklich mal seinen Zigarettenkonsum reduzieren. Ging wohl doch ein wenig an die Lunge. Und überhaupt, wie kam er dazu, hier in neckisch kurzen Hosen, angetan mit farbenfrohen, gelbschwarzgeringelten Kniestrümpfen über den Platz zu hecheln. Er sollte jetzt gemütlich vor dem Fernseher sitzen und sich die WM angucken.
 

Und dabei war doch grad die WM schuld an der ganzen Misere!
 

Hätte er sich doch bloß Safi gegenüber durchgesetzt und das Spiel zuhause angeguckt. Aber nein, die gnödige Frau musste ja ihre Talkshows gucken und so war er mit seinen Leuten notgedrungen in den „wilden Eber“ gepilgert um sich das Spiel im Kreise ihrer Gesinnungsgenossen anzugucken. Das Fandres Fußballfan wäre, hätte er nie gedacht, war wohl gut für’s Image.
 

Er hätte sich bloß nach dem Spiel net als Fachmann aufspielen müssen und rumtönen, dass es doch ein Leichtes wäre, diesen Ball in das Tor zu bekommen. Groß genug war es ja.

Die Worte flogen hin und her und das Ende vom Lied war, dass jetzt die Auswahl der Stadt Ansedom gegen die Auswahl von Burg Karanest antrat, mit den Kapitänen von Yhm und von Karanest.
 

Besonders hinterhältig fand es Viv, dass es Fandres gelungen war, als Torwart Njörd Juntheim Willem von und zu Eberesch zu gewinnen (der Papa von Iduna Serafina Sardine). Genauso breit wie hoch füllte der das Tor fast komplett aus und bis jetzt war es noch keinem der Stürmer von Karanest gelungen, ihm einen in den Kasten zu knallen.
 

Also wenn ihr genau aufgepasst habt, dann wisst ihr, dass es immer noch 0:0 steht. Wir sind in der 85. Spielminute, alle Spieler leben noch und die paar Knochenbrüche heilen eh wieder. War schon eine kluge Entscheidung, alle Waffen vor dem Spiel einzusammeln.
 

85. Spielminute, da musste doch noch was geschehen.
 

Frey ist im Ballbesitz und gibt an Vivlest ab.

Vivlest stürmt vor und spielt an Frey ab.

Fandres und seinen Mannen versuchen es mit einer Abseitfalle, dann ein böses Foul im Strafraum – Elfmeter.
 

Frey legt den Ball zurecht.

Vivlest ruckelt auch noch ein dran bisschen rum.

Lutes lehnt an seinem rechten Balken und guckt finster.

Die Stadtauswahl bildet eine Mauer.

Njörd Juntheim Willem verteilt seine Masse gleichmäßig im Tor.
 

Frey läuft an, hüpft elegant über den Ball, Vivlest rennt los, Schuß und
 

.

.

.
 

Oh, tut mir leid, schon so spät. Schade, ich hätte gerne gewusst, wie es ausgegangen ist. Und der T-Shirttausch wäre bestimmt sehenswert gewesen (ich versteh nicht, wie die DAS tun können) Tauschen die Torwarte eigentlich auch? Lutes und Njörd Juntheim Willem? Nix da, ich muß gehen, WM gucken.



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Von: abgemeldet
2004-07-23T14:05:50+00:00 23.07.2004 16:05
*sich vom lachen erholt* :D ich hab grad alle Kapitel dieser Sammlung gelesen und find sie wirklich prima! ^-^ Weiß nicht, welche geschichte ich am besten find..ich glaube, entweder das Kochduell oder das mit dem Piratenschiff (die Anzeige am Ende..*LACH*^^)...nur die letzte hat so einen ungewohnt traurigen Ausgang.. *sniff* *mitleidhatmitdemarmenlutes* ^^
Aber du hast einen super Humor und bist wirklich erfindungsreich! XD
Von: abgemeldet
2004-07-23T12:11:39+00:00 23.07.2004 14:11
Oh jeh... XD
Um ehrlich zu sein *zu sensha wink*....hab ich auch nicht so viel Ahnung von kopierern...^^' Ich brauch auch immer jemanden, der mir erklärt, wie das funktioniert. XD ("Du....Miriam...was muss ich hier noch mal zuerst drücken?" ^^'' *SCHÄM* Und ich bin ganz bestimmt weder Burgherr noch adelig noch irgendwie chef von irgendwas..^^''''')
Die geschichte ist mal wieder gelungen. besonders die pointe mit dem reißwolf ist zum schießen! ;D oder dieses Zitat: "Net dass der neugierig wäre, so ein Wesenszug ist ihm total fremd. Aber er ist doch gerne über alles, was auf der Burg so passiert, informiert. " *LOL* Genau wie jemand, den ich kenne. :D
Von:  Pego
2004-04-13T20:16:35+00:00 13.04.2004 22:16
Ich weiß ^^ aber ich hab sie noch nicht hier veröffentlicht, für den einen oder anderen isse also neu ^^

Ich fürchte fast, der einzige, der bei meiner neuen Story nicht gut wegkommt, ist Lutes ^^

Bist halt immer noch meine Lieblingsrivalin ^^ und solange wir beide Lutes fest im Griff haben, kann sich keine andere an ihn ranmachen ^.~
*knuddel* (damit du nicht die Hände freihast ^.~)
Von:  AngelKohaku
2004-04-13T19:35:57+00:00 13.04.2004 21:35
Accchhhh *abwinnnkkk*
Die Olle Kammelle ....;P *lol*


Mal abgesehen das die Geschichte NICht zu meinem Gunsten ausgenht find ich die Geschichte sher Amüsand und wie immer-wie kann man es erwarten- sehr gut geschrieben !!

Aber glaub nicht das die Geschichte als gegenzug zählt schlißlich isses Alt nur neu verpackt ;P Ich liege eindeutig im Vorsprung XD *lol*

Ich glaub ich muss mir bei gelegenheit auch nomma all deine anderen Geschis "anlesen" und Kommentieren ;P
*knufftsa*
Von: abgemeldet
2004-01-09T15:05:26+00:00 09.01.2004 16:05
mehr davon! XD ^^
waiwai, asche auf mein haupt das ich mich erst jetzt des guten Schreiberlings entsinne ^.~
ich frage mich aber immernoch wer "die Nudel" ist.... ?.?
ich glaube dazu bin ich zu doof *lach* -Fanny? XD
Von:  Boudicca
2003-09-22T14:35:52+00:00 22.09.2003 16:35
Erste, erste!! :D
Ja, das erklärt so manches, warum aus Karanest keine Seemacht geworden ist. Aber Karanest ist doch auch schon soooo alt, Jahrhunderte mindestens... ist es möglich, daß die Seekrankheit vererbbar ist? ;]
*kriegt das Bild "Sanella-verdrisch-Klabautermann-Karn" einfach net aus dem Kopf* *rofl* XD
Von:  Boudicca
2002-12-09T21:55:19+00:00 09.12.2002 22:55
Weißt du, daß ich jedesmal grinsen muß, wenn ich am Kopierer stehe? Seit ich diese Geschichte kenne, gehts mir so, das ist Psychoterror! XD
Von:  Pego
2002-12-07T18:10:03+00:00 07.12.2002 19:10
*nach rechts guck, nach links guck und Sensha vorsichtig heranwink* wem nicht ^.~ meistens aber dann, wenn vorher einer den Kopierer net zurückgestellt hat ^^

@ Vip: Vivlest ist wirklich net alltagstauglich ^^
Von: abgemeldet
2002-12-07T14:13:01+00:00 07.12.2002 15:13
*nach links guck, nach rechts guck* *flüster* Verrat's niemandem, aber sowas ist mir in der Form auch schon mal passiert ^^
Was macht eigentlich die Mordgeschichte? ^^
Von: abgemeldet
2002-12-07T10:48:49+00:00 07.12.2002 11:48
*hhi* Fürst bei der Arbeit!
da hat man's mal wieder, der adel sollte wirklich nur andere für sich arbeiten lassen, sons wird da nix draus^^ (schätze unser aller fürst vivlest von karanest hat garantiert noch amüsantere aufgaben als die büroarbeit auf sich warten! ... bei denen dürfte er sich dann auch nicht ganz so ungeschickt anstellen *lol*^^)
so, und nu muss ich wieder weg, dies mal hat meine mutter mich beordert, ihr in der küche zu helfen... man schreibt sich mal wieder!!!

CU Vip-san


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