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Gefangen im goldenen Käfig

Das Leben der Marie Antoinette
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, heute habe ich wieder eine kleine Kurzgeschichte für euch. Sie ist diesmal eher kurz gehalten. Die nächsten Geschichten stehen schon in den Startlöchern und werden auch in den nächsten Tagen von mir hochgeladen.

Viel Freude beim Lesen. ;-) Komplett anzeigen

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Neue Wege

Neue Wege
 

Wir schreiben das Jahr 1770. Eine lange Kolonne aus fünf Kutschen, gezogen von jeweils vier Pferden und zehn vereinzelnde Reitern bewegt sich nur mühsam Richtung Westen.

Die Reiter tragen schöne blaue Uniformen und bieten dem Tross Schutz vor möglichen Angreifern.

Seit zwei Tagen sind sie schon unterwegs. Die großen Räder der Kutschen holperten über Steine und Kies. Jedes rütteln und poltern wird von den Insassen wahr genommen.

Ein Ort der Ruhe sie die Kutschen mit Sicherheit nicht. Die Kolonne zieht sich gerade durch das Unterholz des Waldes. Die ausgebreiteten Wurzeln der Bäume queren den Weg.

Sonnenstrahlen durchdringen die dichten Baumkronen und der Wind lässt die Bäume tanzen. Begleitet vom rascheln der Baumkronen stimmen die Vögel ihren Singsang an.

Soeben erwacht eine junge Frau, fast noch von kindlicher Natur, in einer der Kutschen. Vorsichtig aber dennoch mit großer Neugier schaut sie aus dem Fenster. Den Wald haben sie hinter sich gelassen und nun erstrecken sich saftige grasgrüne Felder über die weite Ferne.

Die blauen Augen der jungen Frau strahlen als sie die große Weite der Landschaft erspäht.

Ihr liebliches Gesicht wird von den Sonnenstrahlen erwärmt. Sie schließt dabei ihre Augen und genießt diesen Augenblick.

Sie ist wahrhaftig ein wunderschönes Geschöpf. Ihre Haare sind so strahlend blond wie die Sonne, ihre Haut so zart und rosig wie Pfirsiche. Die Nase wohl geformt ziert mit dem Mund und den schmalen Lippen ihr hübsches Gesicht.

Sie öffnet ihre Augen und ein Lächeln huscht ihr über die Lippen. Sie lehnt sich zurück und nimmt ein Amulett aus ihrer Tasche, in dem sich ein Bild von einem jungen Mann, kaum älter als sie, befindet.

Langsam fährt sie mit ihren Fingern über das Bild. Seufzend schließt sie es wieder und hält es fest in ihren Händen zusammen.

Sie schaut hoch und vor ihr sitzen noch zwei weitere Personen.

Ein älterer Herr mit grauen Haaren und einer vornehmen Garderobe. Feine Stickereien verzieren seinen Mantel. Ein großer Hut schmückt seinen Kopf. Sein Gesicht lässt sein Alter erkennen, denn kleine Fältchen ziehen ihre Bahnen um die Augen.

Neben ihn eine Dame mit streng zusammengebundenen Haaren. Sie verzieht keine Miene, der Gesichtsausdruck wirkt streng und kühl. Ihr Alter zählt das Gleiche wie das des Mannes neben ihr.

Nur noch wenige Stunden, dann hat der Tross sein Ziel erreicht. Doch was würde die junge Frau dort erwarten? Wie würden die Menschen zu ihr sein? Würde sie sich dort wohl fühlen?

Fragen über Fragen, doch auf keine hat sie bis jetzt eine Antwort gefunden. Dieses Gefühl der Ungewissheit bereitet ihr Unbehagen.

Auch von ihren Wegbegleitern kann sie auf keine Antwort hoffen. Seit die Kolonne in Bewegung ist, haben sie nur das Nötigste mit ihr gesprochen.

So schließt sie erneut ihre Augen und lauscht den Huftritten der Pferde und dem Rattern der Räder.

Diese Geräusche lassen sie für einige Stunden in den Schlaf fallen…

Das plötzliche Anhalten der Kutsche lässt sie allerdings erwachen. Aufgebrachte Stimmen und der Geruch erschöpfter Pferde dringen von außen in die Kutsche. Anscheinend haben sie ihr Ziel endlich erreicht. Die Tür öffnet sich und ein Mann schaut herein.

Mit einer tiefen Verbeugung spricht er zu der jungen Frau:

„Wir sind da – Eure Hoheit!“

Ein neues Leben

Ein neues Leben
 

Leise Stimmen und Schritte, die den alten Dielenfußboden überqueren, dringen in ihr Ohr.

Sonnenstrahlen bannen sich schon einen Weg durch die hohen Fenster ins Schlafzimmer hinein. Es ist ein prachtvoller Raum, mit vielen Goldverzierungen und Holzschnitzereien an den Wänden und an der Decke.

Die Wände bestückt mit blumenverziertem Damast und einigen Ölgemälden mit Rocaillerahmen. Majestätische Kommoden und Eckschränke verleihen ebenfalls dem Raum einen würdevollen Glanz.

Vorhänge und Gardinen aus feinstem Stoff, perfekt abgestimmt mit dem Baldachin über dem Bett und den kleinen goldene Hockern davor.

Und in mitten des Bettes liegt sie nun, die Dauphine von Frankreich – Maria Antonia, genannt Marie Antoinette. Gerade einmal 15 Jahre alt.

Vor einigen Tagen aus Österreich angereist um den Dauphin Louis, ein Jahr älter als sie, zu heiraten.
 

Ihre Mutter, die Kaiserin von Österreich, hat die Hochzeit mit dem Enkel vom König aus Frankreich arrangiert. Beide Länder stehen schon seit Jahren in Konflikten. Eine Ehe und somit eine Verbindung beider Königshäuser würde für die Zukunft den Frieden bringen.

Marie Antoinette ist eines von 15 Kindern ihrer Mutter Maria Theresia. Wäre ihre ältere Schwester Josepha nicht an den Pocken gestorben, so würde sie jetzt hier liegen und nicht Antoinette.

Schon viele Geschwister vor ihr wurden zwangsverheiratet, mit Männern und Frauen, die sie nicht kannten, geschweige denn je geliebt haben. Mit ihnen begannen sie ein neues Leben, doch teilweise ein schreckliches neues Leben.

Mit viel Tränen, Leid, Angst und Hilflosigkeit. Denn nicht alle arrangierten Ehen erwiesen sich als angenehm.

Ihre Schwestern wurden unter anderem vernachlässigt, gedemütigt und verachtet von ihren Ehemännern und deren Familien. Sie zogen lieber andere Frauen, ihre Mätressen, vor und hielten sich in deren Betten auf.

Und ihre Brüder blieben zum Teil kinderlos, da ihre Ehefrauen unfruchtbar oder nicht ansehnlich genug waren um eine Zeugung in Erwägung zu ziehen. Ihr ältester Bruder Joseph hat bereits schon eine Frau und ein Kind zu Grabe getragen.

Diese Erfahrungen ihrer Geschwister quälten sie schon seit Tagen, ihre Gedanken sind voller Angst. Angst vor genau dem gleichen Leben, Angst zu versagen, Angst einen schlechten Ehemann zu bekommen und Angst vom Volk nicht geliebt zu werden.

Schließlich trug sie eine große Verantwortung mit sich. Sie wird sich mit dem Erben des Königs vermählen.

Und Frankreich ist ein mächtiges Land, ein Land was auch sie einmal regieren wird.
 

Der Vorhang des Baldachins geht auf und sie wird aus ihren Gedanken gerissen. Eine ältere Dame, mit strengem Blick, steht neben ihrem Bett und reicht ihr die Hand.

„Einen wunderschönen guten Morgen, Eure Hoheit. Haben Sie gut geschlafen?“

Antoinette setzt sich auf, griff ihre Hand und steigt aus dem Bett.

Eine Schar Hofdamen mit gesenkter Körperhaltung stehen rings um ihr Bett. Erst als Antoinette antwortet: „Danke, meine Nacht war sehr angenehm.“ erheben sich die Frauen und zeigen der Dauphine ihr nettestes Lächeln.

Eine der Mädchen tritt neben der älteren Dame und hält ihr eine Schüssel mit Wasser und einem Leinentuch entgegen.

Antoinette nimmt den Lappen und wäscht sich damit ihr Gesicht. Ein anderes Mädchen gibt ihr ein trockenes Tuch.

Die ältere Dame hilft ihr beim Entkleiden, völlig nackt und mit einer leichten röte im Gesicht, steht Antoinette vor ihr und wartet bis einer der Mädchen ihr ein neues Gewand reicht. Schon am ersten Tag musste sich Antoinette dieser Zeremonie unterziehen.

Noch nicht einmal völlig angekleidet wird sie auch schon von mehreren adligen Höflingen begrüßt. Alle sind sie ganz neugierig auf die junge Österreicherin.

Im ganzen Palast sprechen sie von ihrer herzlichen Ausstrahlung und ihrer unglaublichen Schönheit, dem jungen frischen Gesicht, die kleine zierliche Figur und dem schönen goldenen Haar. Jeder vermochte auch nur einen kurzen Blick auf sie zu werfen.

In Österreich war es ganz und gar nicht so. Antoinette hatte nur zwei ihrer Hofdamen und nicht den halben Hofstaat in ihrem Schlafgemach stehen.

Doch ihr blieb leider nichts anderes übrig, das hier ist nun Versailles. Sie muss lernen sich mit allen Gepflogenheiten vertraut zu machen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  montagsmuffel
2015-04-09T20:06:57+00:00 09.04.2015 22:06
Nabend!

Ich bin beeindruckt, dass du mit so viel Gefühl schreibst und dich intensiv den Details widmest. Dafür hast du ein Händchen und lässt keine Wünsche offen. Allerdings wirken deine Kapitel ohne erkennbaren roten Faden. Immer wenn ich denke dass es los geht, endet das Kapitel. Aber ich lass mich mal überraschen. Vielleicht fügst du noch alles zusammen.

VG Ray
Antwort von:  LunaKitty3
16.05.2015 12:16
Hab vielen Dank für deine netten Worte, auch wenn ich sie jetzt erst lese... es freut mich sehr, dass sich noch mehr Leser für meine Kapitel begeistern.
Leider komme ich momentan nicht dazu weiter zu schreiben, 2 weitere sind schon fertig, passen aber nicht in die Reihenfolge.
Zu dem roten Faden, naja so im großen und ganzen geht es einfach um das Leben der Marie Antoinette. Und in mehreren kleinen Kurzgeschichten möchte ich dies rüberbringen. Lass dich einfach überraschen wie es weiter geht. :-)
Von:  black-flower
2015-02-17T19:38:07+00:00 17.02.2015 20:38
toll, toll, toll. endlich mal ne ff die sich marie antoinette widmet! du hast einen sehr schön beschreibenden erzählstil. die vielen details die du einbaust sind echt hammer. was mir noch fehlt ist ein wenig handlung. hab nämlich keine ahnung worauf du hinaus willst. Lass mich aber gern überraschen. ^^
Antwort von:  LunaKitty3
23.02.2015 17:32
Hallo, hab vielen Dank für deine netten Worte. Es freut mich, wenn ich noch andere Leser begeistern konnte. Da macht das schreiben gleich noch mehr Spaß :-) Es werden noch einige Kurzgeschichten folgen, die dann etwas mehr Handlung haben. Keine Sorge! Momentan möchte ich eher noch auf die Gedanken und Gefühle von Marie eingehen. Welchen Weg meine FF einschlägt weiß ich selbst noch nicht so genau. Ich möchte einige Erlebnisse aus ihrem Leben aufgreifen. Also auch ihren Tod dann später zum Schluss. Lass dich einfach überraschen ;-)
Von:  Saph_ira
2015-01-31T21:30:46+00:00 31.01.2015 22:30
Wow, wundervoll, ich kann Broedl nur recht geben. ;-) Ja, andere Länder, andere Sitten, wie man das so schön sagt und du bringst das mit deiner ausführlichen Beschreibung sehr gut zur Geltung. Und es ist wirklich schön zu erfahren, wie sie damals am Hofe ihr Leben führten und was sie so alles machten. Mach weiter so, bin schon auf dein nächstes Kaüitel gespannt. ;-)
Antwort von:  LunaKitty3
01.02.2015 12:48
Auch dir Danke ich für deine Worte. Es ist jedesmal eine schöne Aufmunterung :-)Auch in den nächsten Kapiteln werde ich die Sitten und Bräuche am Hofe aufgreifen.
Von: abgemeldet
2015-01-31T20:34:19+00:00 31.01.2015 21:34
Toll! Toll! Toll! Dir gelingt es immer wieder, einen so schönen und authentischen Einblick in das Leben am Hofe zu bringen. Die vielen Details - du schaffst eine gute Bühne! Und gleichfalls versteckst du auch so viel Gefühl darin, gibst so tiefe Einblicke in Marie Antoinettes Empfindungen. Ich bin gespannt, worauf du mit deinen kleinen Kapiteln hinarbeiten wirst. Es müssen nicht immer viele Worte sein, auch mit wenigen kann man viel zum Ausdruck bringen - und das ist dir bisher sehr gut gelungen!
Antwort von:  LunaKitty3
01.02.2015 12:45
Hab vielen dank für deine lieben Worte, ich war schon so gespannt darauf. Ich hatte einige Zweifel am Anfang, ich hatte das Gefühl mir ist das Kapitel diesmal nicht so gut gelungen. Umso freut es mich, dass es dir diesmal wieder gefallen hat. Ich glaube ich habe meinen Stil gefunden, bildhaft und detailgetreu zu schreiben.
Von:  LunaKitty3
2014-12-12T19:55:26+00:00 12.12.2014 20:55
Ich danke auch dir für die lieben Worte... Die gehen runter wie Öl :-) Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass mein Schreibstil auf soviel Gefallen stößt. Die meisten verschmachten ihn. Sie können mit meinem "blumiges" Schreiben nichts anfangen....
Antwort von:  Saph_ira
12.12.2014 21:15
Las nicht den Kopf hängen, es gibt solche und solche. Du hast ein Talent und das ist das wichtige was zählt. :-)
Von:  Saph_ira
2014-12-12T19:38:00+00:00 12.12.2014 20:38
Wow, ein frischer Wind weht hier vorbei und bringt etwas Neues mit sich... Es ist eine schöne Idee - da schließe ich meiner Vorrednerin an. ^^
Das Thema Marie Antoinette wird meistens selten bis auf gar nicht erwähnt, bin da auch nicht das Musterbeispiel, aber ich finde es schön dass du damit beginnst. ;-)
Da es deine ersten Schritten als Autor sind, ist es verzeihlich wenn du ein paar kleine Fehler hast, die aber nicht sonderlich auffallen. Dein Schreibstill liest sich angenehm und nebenbei auch auf eine etwas andere Art als die meisten Geschichten. Also schreib weiter, bin gespannt wie es weiter geht und wünsche dir alles Gute dabei. ;-)
Von:  LunaKitty3
2014-12-12T14:01:57+00:00 12.12.2014 15:01
Ich danke dir meine liebe :-) So schöne Worte, dass gibt mir Mut weiter zu schreiben und ich hoffe doch mal es wird von Geschichte zu Geschichte besser und flüssiger. :-)

Du hast Recht, Marie Antoinette geht hier ein wenig unter. Von daher dachte ich mir, ich werde auch sie mal etwas würdigen, auch wenn der eine oder andere denkt sie hätte das nicht verdient. Schließlich hat sie Frankreich in die Revolution getrieben.
Ich bin selbst auch gespannt wie weit mich meine Kurzschichten tragen.
Von: abgemeldet
2014-12-12T13:56:42+00:00 12.12.2014 14:56
Eine Kurzgeschichtensammlung – was für eine großartige Idee! Ich finde es toll, dass du dich ganz dem Thema "Marie Antoinette" widmen willst. Leider kommt sie häufig in den FFs viel zu kurz (hier muss ich mir wohl auch ans eigene Kinn greifen...). ;)

Ich finde du hast einen sehr prägnanten Schreibstil: Du findest die richtigen Worte und schaffst es doch, detailreich eine Situation aufzubauen, in die man tief hinab sinken kann. Auch deine Ausdrucksweise passt sehr authentisch zu der Zeit. Hin und wieder liest es sich noch etwas holprig, aber das fällt nicht sehr ins Gewicht. Ich finde es gibt dem Ganzen sogar eine sehr individuelle Note. Dafür, dass du erst seit kurzen schreibst ist das wirklich eine gelungen Leistung.

Ich freue mich wirklich sehr, dass das Fandom mit dir einen neuen Schreiberling hat! Und ich bin gespannt, wie sich dein Schreibstil (und natürlich auch deine Sammlung) entwickeln wird! Mach weiter so!


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