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War

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich möchte mich bedanken, dass ihr euren Weg hierher gefunden habt.
Ich habe ewig nichts mehr veröffentlicht, aber diese Fanfic wollte einfach geschrieben werden <3
Ich hoffe, dass ihr ebenso Gefallen daran finden werdet sie zu lesen, wie ich beim schreiben hatte.
Lasst mich wissen, was ihr denkt.
Alles Liebe,
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Enjoy ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapi zu schreiben hat richtig Spaß gemacht und ich hoffe beim Lesen geht es euch genauso^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr Lieben^^
Es tut mir unheimlich leid, dass ihr so lange auf dieses Kapi warten musstet, aber ich bin in den letzten zwei Wochen zu überhaupt gar nichts gekommen...
Ich hoffe das Kapi kann euch darüber hinweg trösten und ich verspreche, dass das nächste wieder schneller kommt.
LG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Enjoy ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Für alle, die es interessiert und die es noch nicht wissen, ich hab mir noch ein neues Projekt zugemutet und würde mich freuen, wenn ihr mal vorbeischaut ;)
http://www.animexx.de/fanfiction/347481/
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da es diesbezüglich einige Fragen gegeben hat, möchte ich etwas bezüglich der Tarnung der Männer klar stellen: Sie tragen ihre Anbumasken nicht, da die Frauen sie gleich am Anfang gebeten haben das zu lassen, aber so lange nicht explizit beschrieben ist, dass sie ihre Tarnung ablegen oder sie alleine mit den Frauen sind, bleibt ihr körperliches Aussehen weiterhin verändert! Lasst es mich wissen, falls ihr diesbezüglich noch Fragen habt ;)
Aber jetzt wünsche ich euch erstmal ganz viel Spaß beim neuen Kapitel^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe das neue Kapitel gefällt euch ;)
Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir unheimlich leid, dass ihr so lange auf dieses Kapitel warten musstet, aber ich genieße gerade meinen Urlaub und von der miserablen Internetverbindung einmal abgesehen, komme ich vor lauter Sightseeing auch nicht viel zum Schreiben^^
Also habt ein bisschen Nachsicht mit mir ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bin wieder da und hab euch die lang erwartete Aussprache zwischen Sakura und Sasuke mitgebracht ;)
Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das ist mal ein selten friedvolles Kapitel, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem ;)
Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da bin ich wieder und es tut mir leid, dass es ein wenig länger als sonst gedauert hat!
Vorneweg eine kleine Erinnerung/Erklärung: Die Männer tragen zwar ihre Anbumasken nicht mehr, aber wenn sie nicht mit den Frauen allein sind, verändern sie ihr Äußeres, um nicht erkannt zu werden ;)
Falls es diesbezüglich irgendwelche Fragen geben sollte, könnt ihr euch jederzeit gerne an mich wenden^^
Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das neue Kapitel ist da und mit ihm eine Szene, auf die ihr alle schon lange gewartet habt!
Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das neue Kapitel ist endlich da und jetzt wünsch ich euch nur noch viel Spaß damit ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier bin ich endlich wieder und es tut mir unheimlich leid, dass ihr so lange auf dieses Kapitel warten musstet!
Aber jetzt ist es da und ich hoffe es gefällt euch, auch wenn es eine Wendung enthält, die wohl die wenigsten von euch haben kommen sehen... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tut mir leid, dass ich euch so lange habe warten lassen, aber ich hoffe eure Erwartungen werden nicht enttäuscht ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch ganz viel Spaß mit dem letzten Kapitel ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle zusammen^^
Da sich doch einige von euch eine Fortsetzung gewünscht hätten, die ich nach dem jetzigen Stand aber definitiv nicht schreiben werde, habe ich mir etwas besonderes für den Epilog überlegt: Jedes Pairing wird sein eigenes Bonus-Kapitel bekommen, das ihre Geschichte noch ein bisschen weitererzählt...
Wir beginnen mit Sakura und Sasuke...
Ich hoffe es gefällt euch ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh Himmel, ENDLICH ist dieses Kapitel fertig!!!
Es tut mir so unendlich leid, dass es so verflucht lange gedauert hat, aber das wollte sich einfach nicht schreiben lassen >.<
Ich hoffe es gefällt euch trotzdem und ihr verzeiht mir!
Und ich verspreche, dass ihr auf Narutos und Hinatas Story nicht mehr so lange warten müsst! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich darf euch das neue und leider gleichzeitig auch das letzte Kapitel von War präsentieren!
Ich hoffe es erfüllt eure Erwartungen und Hoffnungen ;) Komplett anzeigen

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Nights

Wie jede Geschichte hat auch diese ihren Anfang, auch wenn ich nicht wirklich beurteilen kann, wann genau es begonnen hat. Es ist schwer sich auf einen Zeitpunkt oder ein Ereignis festzulegen.

Aber eigentlich ist es auch nicht besonders wichtig.

Um eine Geschichte wie diese zu erzählen reicht es, dass sie irgendwann einmal begonnen hat. Zeit ist ohnehin vergänglich, es sind unsere Taten, die Spuren hinterlassen.

Ihr fragt euch wer ich bin?

Nun, das ist ebenfalls unerheblich. Relevant ist nur, dass ich die Geschichte kenne, die ihr hören wollt und bereit bin sie euch zu erzählen. Ich sollte wohl mit etwas Grundlegendem anfangen: Es war einmal...
 

...ein Dorf, das versteckt hinter den Blättern liegt. Die einfache Bevölkerung genießt die friedliche Zeit - der letzte Krieg liegt bereits viele Jahre zurück. Da Konoha jedoch kein normales Dorf ist, setzt sich seine Bevölkerung aus zwei Gruppen zusammen und Ninjas gehören zum Alltagsbild. Und ein Ninja sollte immer die Kehrseiten von allem lesen.

Es gibt keinen Krieg, aber es scheint unumgänglich, dass er bald ausbrechen wird. Suna und Konoha stehen als Großmächte über den anderen Dörfern, die jedoch mit ihnen kooperieren. Unter der Oberfläche haben ihre Spione jedoch herausgefunden, dass Kiri-, Kumo- und Iwagakure eine Verschwörung gegen Konoha und Suna planen. Die Kage der beiden Großmächte haben sich lange über den Sachverhalt unterhalten und ihre Vereinbarungen getroffen.
 

Bis die drei Dörfer ein Heer zusammengestellt haben, dass es mit den beiden Großmächten aufnehmen kann, werden noch Jahre vergehen und das verschafft Konoha und Suna genügend Zeit, um zu handeln.

Für die Hokage der 5. Generation bedeutet das, dass sie an diesem Tag drei Jonin ihres Dorfes zu sich ruft, um ihnen eine S-Rang Mission anzuvertrauen, die ihr Leben verändern sollte.
 

Als es an der Tür zu ihrem Büro klopft, wendet Tsunade ihren Blick von dem Fenster ab. „Herein.”

Als Naruto Uzumaki, Sasuke Uchiha und Neji Hyuuga, 18 und 19 Jahre jung, in das Büro der Hokage der 5. Generation treten, weiß diese bereits, dass sie diese Mission annehmen werden, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren...
 

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Sakura lehnt ihre Stirn an die kühlen Fließen der Duschkabine und schlägt mit der Faust kraftlos gegen die Wand. „Elende Närrin.” Ihr Fluch gilt ihr selbst. Ihr und ihrem törichten Verhalten. Ihr Körper ist müde und ausgelaugt von den Strapazen, denen sie sich die letzten zwei Wochen selbst ausgesetzt hat. Sie hat sich mit so vielen Krankenhausschichten wie möglich eingedeckt, bis sogar Shizune sich schließlich eingemischt hat. Hinzu kommt, dass sie nachts kaum noch schläft und die Dunkelheit lieber nutzt um zu trainieren. Nur dann kann sie sich sicher sein, dass sie auch wirklich allein ist.

Seit dem Vorfall, der heute auf den Tag zwei Wochen zurückliegt, fühlt sie sich ständig beobachtet. Aufgrund dessen schläft sie schlecht, ist unkonzentriert und nervös genug, um bei dem kleinsten Geräusch jedes Mal schreckhaft zusammenzuzucken. Ihre Gedanken drehen sich im Kreis und bescheren ihr Bauchschmerzen.
 

Sie hat wirklich alles versucht, um endlich über ihre Gefühle hinwegzukommen, nicht mehr das kleine, naive Mädchen zu sein, das sie selbst so hasst. Manchmal gelingt es ihr auch - solange er weit genug von ihr weg ist. Aber jedes Mal, wenn er ihr sich in ihrer unmittelbaren Nähe aufhält, endet es in einer Katastrophe mindestens mittelschweren Ausmaßes.

Der Beweis für ihre eigene Unfähigkeit, die sich jedes Mal zeigt, wenn es um Sasuke Uchiha geht, hat sich erst vor wenigen Tagen wieder gezeigt - so deutlich wie nie zuvor. Und am liebsten würde sie die Erinnerung an diese Nacht komplett aus ihrem Gedächtnis streichen - und dann auch wieder nicht...
 

*FLASHBACK*

Sie kommt gerade von einer Spätschicht im Krankenhaus und es ist längst tiefschwarze Nacht, als sie über die Dächer Konohas springt. Doch plötzlich hält sie inne, als sie ein verborgenes Chakra ausmacht, das sie unter Tausenden heraus kennen würde. Aber nicht die Tatsache, dass er um diese Uhrzeit ebenfalls noch unterwegs ist, noch der Ort an dem er sich befindet, bewegen sie dazu ihre Richtung zu ändern. Sie tut es, weil ihr heftig schlagendes Herz ihr keine andere Wahl lässt, als sie feststellt, dass sein Chakra unruhig flackert.

Sakura nähert sich ihm lautlos, bleibt jedoch erstarrt stehen, als sie Sasukes zusammen gekauerte Gestalt vor dem Grab seiner Eltern erkannt. Noch hat er sie scheinbar nicht bemerkt und sie will gerade wieder gehen. Die Frage warum sie überhaupt hergekommen ist, drängt sich ihr auf und unbemerkt wieder zu verschwinden, scheint eine gute Möglichkeit zu sein, der ausgesprochen unangenehmen Antwort zu entgehen. Aber dann zerreißt seine tiefe Stimme die Stille. „Sakura.”

Die 18-jährige fährt am ganzen Körper zusammen und kann ihr Zittern nicht verbergen. “Es tut mir leid”, wispert sie leise. Sie bereut es wirklich zutiefst ihrem dummen Herzen wieder einmal nachgegeben und sich ihm genähert zu haben, obwohl sie es doch eigentlich besser wissen sollte. Aber scheinbar wird sie auch aus noch so viel Schaden doch niemals auch nur ein Stückchen klüger.
 

Er ist bereits seit vier Monaten wieder in Konoha, hat sogar aus freien Stücken seine Wiederaufnahme angestrebt. Doch bis heute hat sie es bis auf wenige, kurze Begegnungen ausgesprochen erfolgreich geschafft, ihm aus dem Weg zu gehen. Auch wenn die Gründe für ihr Handeln regelrecht erbärmlich sind und sie das genau weiß. Aber sie will nicht herausfinden, wie sie nach all den Jahren auf ihn reagiert.

Als er jetzt mit ruhigen Schritten auf sie zugeht, die tränenleeren tiefschwarzen Augen ausschließlich auf sie gerichtet, fühlt sie plötzlich nackte Panik in sich aufsteigen. Denn sie spürt wie jedes einzelne Gefühl, das sie in den letzten Jahren verdrängt und verleugnet hat, wie eine Flutwelle über sie hereinbricht.
 

Sakura keucht atemlos, nicht weil Sasuke nur einen knappen Meter von ihr entfernt stehen bleibt, sondern weil das Chaos in ihrem Inneren keinen Zweifel daran lässt, dass ihre Gefühle für ihn trotz allem noch dieselben sind. Mehr sogar noch als damals, denn sie ist keine zwölf mehr. Sie beißt sich, zum ersten Mal seit Jahren zutiefst verunsichert, auf die Lippe und ringt darum seinen bohrenden Blick zu erwidern. „Sasuke.”

Aber als sie seinen Namen ausspricht und dabei so verletzlich aussieht, während ihre grünen Augen eine Sehnsucht verraten, die auch nach all den Jahren genauso ungebrochen und stark zu sein scheint, überzieht tatsächlich eine Gänsehaut seine Arme. Als sein Verstand nur eine Millisekunde lang aussetzt, beugt er sich nach vorne.
 

Sakuras Augen weiten sich fassungslos, als warme Lippen sanft ihre berühren. Aber die Empfindung währt nur kurz. Dann macht sich ihr Handeln unerlaubt selbstständig und sie erwidert den Druck seiner Lippen zaghaft. Als die Berührung des Uchiha schlagartig fordernder wird, platziert sie ihre Hände haltsuchend auf seinen Schultern, denn sie fürchtet um die Standfestigkeit ihrer Beine.

Sasuke scheint ihre hilfesuchende Geste jedoch als Aufforderung zu verstehen, denn er umfasst ihre Hüfte und zieht sie so ruckartig an sich, dass ihr ein erschrockenes Keuchen entflieht. Als sich ihre Lippen öffnen, spürt sie bereits seine Zunge in ihrem Mund. Er küsst sie, bis ihr so sehr schwindelt, dass sie als Bestätigung aller Klischees nicht mehr weiß wo oben und wo unten ist.
 

Als er sie mit einem unausgesprochenen Jutsu weg von dem Friedhof an einen anderen Ort bringt, nimmt sie es im ersten Moment nicht einmal wahr und erkennt erst, als er sich kurz von ihr löst, dass er sie in eine Wohnung gebracht hat, die wohl seine ist.

Aber die Bedeutung dieser Erkenntnis erreicht sie nicht, denn als er sie erneut verlangend küsst, verliert sie sich in ihm.

Sie zuckt nicht, weder zusammen noch zurück, als sich seine kalten Finger unter ihr Top stehlen und über die nackte Haut ihres Bauches streichen. Sie probt auch keinen Widerstand, als er es ihr in einer einzigen Bewegung über den Kopf zieht. Und als seine Lippen ihren Hals hinab wandern und eine heiße Spur über ihre Haut ziehen, seufzt sie leise seinen Namen.

Sie ist nicht dumm, sie weiß, wohin das hier führen wird, wenn sie es nicht bald unterbindet. Aber neben der Gewissheit, dass sie nicht einmal in der Lage ist auch nur einen einzigen vernünftigen Satz zu formulieren, selbst wenn sie wollte - was nicht unwichtig davon beeinflusst wird, dass Sasuke sie in diesem Moment erneut küsst – besitzt sie nicht einmal den Willen dazu.

Sie wünscht sich seit Jahren, dass er sie nur einmal so ansieht, wie in diesem Moment. Warum also sollte sie wollen, dass es aufhört? Sie will seine Berührungen, die so ungewohnt sind wie seine Zärtlichkeit. Sie will ihn küssen, ihm nahe sein und sich in ihrer Unvernunft verlieren. Sie will ihn. Das hat sie immer.

Als sich ihr jetzt die Gelegenheit dazu bietet, lässt sie sich auch von ihrer üblicherweise so geschätzten Vernunft nicht aufhalten. Sie will vergessen, dass sie auch noch etwas anderes will. Wenigstens für den Moment. Denn eigentlich wollte sie immer nur eins: Von ihm geliebt werden. Und das nicht nur so, wie er es in dieser Nacht tut...
 

~
 

Erst als sie später in seinem Bett liegt und er neben ihr schläft, bekommt sie ihre Gefühle wieder soweit in den Griff, dass sie sich wieder auf rationales Denken besinnen kann. Ihr Verstand plädiert auf kurzzeitige Unzurechnungsfähigkeit, um ihre Dummheit irgendwie zu rechtfertigen, aber ihr naives Herz schlägt merkwürdig zufrieden in ihrer Brust. Und ihre Haut brennt immer noch unter den Nachwirkungen seiner Berührungen.
 

Sakura flüchtet lautlos aus dem Bett, sammelt ihre Kleidung zusammen und schließt die Tür hinter sich, ohne noch einen Blick über ihre Schulter zu werfen. Sie zieht sich schnell an und verlässt atemlos seine Wohnung.

Ihre von plötzlicher Eile getriebenen Schritte führen sie über die Dächer des schlafenden Dorfes nach Hause in ihr Zimmer. Nicht wissend, ob sie sich diesem sengenden Glücksgefühl hingeben soll, das ihren Körper erbeben lässt, der sich, nachdem Sasuke ihn berührt hat, merkwürdig fremd anfühlt, oder ob sie über ihre eigene Dummheit verzweifeln soll.

*FLASHBACK*
 

Sie ist ihm seitdem so konzentriert aus dem Weg gegangen, dass sie ihn nur einmal kurz aus der Ferne gesehen hat, bevor sie die Flucht ergriffen hat. Natürlich weiß sie, dass sie nicht ewig vor ihm davonlaufen kann, solange sie im selben Dorf leben. Wenn er es auf ein Treffen anlegen würde, hätte sie keine Möglichkeit dem zu entgehen. Da er es nicht tut, plant sie ihre nächste Begegnung wenigstens so lange wie möglich hinauszuzögern. Sie will nicht hören was er ihr zu sagen hat: Dass er sie nicht liebt und diese Nacht ein Fehler war oder sie nur ein Mittel zum Zweck.

Ihr wird übel und wie so oft in den letzten Tagen verursachen ihre Grübeleien ihr Kopfschmerzen, die sie zusätzlich in den Wahnsinn treiben. Sie stellt fluchend das Wasser aus, tritt aus der Dusche und schlingt ein Handtuch um ihren nackten Körper.

Als ihr ihr Gesicht im Spiegel begegnet, verzerrt ein bitteres Lächeln ihre Züge. „Masochistin.”

Das beschreibt sie eindrucksvoll präzise. Noch viel besser als naiv oder dämlich. Denn sie geht Sasuke nicht aus dem Weg, weil sie sich für irgendetwas schämt. Nein, sie geht ihm aus dem Weg, weil sie es eben nicht bereut - und genau das macht ihr Angst. Angst, weil es ihr die unangenehme Gewissheit aufdrängt, dass sie ihm nicht einmal ihren Willen entgegen zu setzen hat.
 

Ihre Türklingel reißt sie unsanft aus ihren Gedanken. Aber es ist nicht das schrille Geräusch, dass sie zusammenzucken lässt, sondern das Chakra, das sie erst jetzt wahrnimmt.

Ihre Mutter ist über das Wochenende zu einer alten Bekannten gereist und nachdem ihr Vater bereits vor vielen Jahren verstorben ist und sie ein Einzelkind ist, zieht das unweigerlich nach sich, dass sie allein Zuhause ist und niemand außer ihr die Haustür öffnen wird. Sakura hat sich ihre Naivität oft genug selbst vorgeworfen, aber Feigheit gehört normalerweise nicht zu ihren Schwächen.
 

Sie nimmt einen beruhigenden Atemzug, bevor sie die Haustür öffnet und Sasukes Blick offen begegnet.

„Sakura.”

Sie wird nicht rot, als er sie von oben bis unten mustert, schließlich gibt es da nichts mehr, was er nicht schon gesehen hat. „Sasuke.” Sie zögert nur kurz, bevor sie einen Schritt zur Seite tritt. „Willst du reinkommen?”

Warum hätte er auch sonst kommen sollen.

Er nickt knapp und schreitet wortlos an ihr vorbei durch die Tür und weiter ins Wohnzimmer. Sakura schließt die Haustür und folgt ihm mit zögernden Schritten, bis sie einen knappen Meter vor ihm stehen bleibt.

Er hebt seine Hände so langsam, dass ihr Herz vor Erstaunen schneller schlägt und dann einen kurzen Moment auszusetzen scheint, als er seine Handflächen sanft, fast schon zögerlich auf ihren Wangen legt. Aber seine geflüsterten Worte sind es, die sie zusammenfahren lassen.

„Verzeih mir.”

Er entschuldigt sich nicht bei ihr, aber das wäre auch nicht seine Art und diese zwei Worte, unterstützt von seiner zärtlichen Geste sind weit mehr, als sie sich je zu erhoffen gewagt hat.

„Ich kann dir nicht verzeihen, wenn es mir selbst nicht leid tut.”

Sie streckt sich ihm ein wenig entgegen und er beugt sich zu ihr hinunter. Wieder flüstert er nur, als seine Lippen kaum spürbar ihren Hals berühren. „Schick mich fort.”

Sie denkt ausnahmsweise wirklich erst einmal einen Moment nach, bevor sie ihm antwortet. Macht sich selbst klar, was ihr Handeln für Folgen haben könnte und wie leicht er sie verletzen könnte. Was es für sie bedeuten würde, sollte er sie erneut verlassen.

Aber ihre Antwort steht nun einmal fest, tut es schon seit Jahren.

Sie kennt ihn zumindest besser als die meisten Anderen und sie hat immer gewusst, worauf sie sich bei ihm einlässt. Und sie liebt ihn trotzdem. Auch wenn er niemals das Gleiche für sie empfinden wird. Sie kann ihn einfach nicht gehen lassen.

Als sie mit ihren Fingern in sein schwarzes Haar fährt, stiehlt sich ein ehrliches Lächeln auf ihre Lippen. „Nein, ich will, dass du bleibst.” Bei mir.

Aber das spricht sie nicht aus und er weiß trotzdem, was sie meint.

Sie streckt sich ihm entgegen und dieses Mal ergibt sie sich ihm wirklich ganz...
 

~
 

Sakura bekommt nicht mit, dass Sasuke sie sorgfältig zudeckt und ihr mit einer ungewohnt liebevollen Geste eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht, bevor er sich von ihrem Schreibtisch Papier und Stift borgt.

Als er den Brief neben ihrem Kissen ablegt, beugt er sich noch einmal zu ihr hinunter und küsst sie ein letztes Mal, bevor er aus dem Haus verschwindet...
 

~
 

Als Sakura am nächsten Morgen aufwacht, ist sie allein.

Wie erwartet.

Trotzdem zittern ihre Finger, als sie nach dem Brief greift, auf dem in seiner Schrift ihr Name steht.
 

»Sakura,

es tut mir leid, dass ich gehe, ohne mich richtig von dir zu verabschieden.

Wenn du aufwachst, befinde ich mich bereits auf einer Mission, die wahrscheinlich sehr lange dauern wird. Vielleicht sogar Jahre.

Ich habe sie angenommen und bin danach zu dir gegangen. Ich kann nicht gut mit Worten umgehen, Sakura, das weißt du. Aber vielleicht verstehst du mich trotzdem. Vielleicht kannst du mir auch irgendwann verzeihen.

Ich werde irgendwann zurückkommen und herausfinden wofür du dich entschieden hast.

Und vielleicht darf ich noch einmal zu dir zurückkommen.

S. «
 

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Nachdem Tsunade ihnen alles Wissenswerte über ihre Mission erzählt hat und sein Rucksack längst gepackt ist, läuft Naruto ziellos durch Konoha. Tsunade hat ihnen verboten irgend jemandem etwas über ihre Mission zu erzählen, also kann er sich weder von Iruka, Kakashi und Sakura noch von seinen anderen Freunden verabschieden.

Seine Schritte führen ihn unbewusst zu der Aussichtsplattform bei den Hokage-Felsen und obwohl die Dämmerung sich schon längst über das Dorf gesenkt hat, ist er nicht der Einzige, der sich noch an diesem Ort aufhält. „Hinata?”

Scheinbar in Gedanken versunken, bemerkt sie ihn erst, als er sie anspricht. Sie zuckt erschrocken zusammen und dreht sich nur zögernd zu ihm um. „Naruto.”

Er geht grinsend auf sie zu, aber als er selbst im Dämmerlicht den roten Abdruck auf ihrer Wange erkennt, frieren seine Gesichtszüge ein. „Hinata.”

Der raue Ton seiner Stimme beschert ihr eine Gänsehaut. Seine Finger berühren ihre schmerzende Haut so zärtlich, dass sie unter seiner Berührung erzittert. Aber sie erkennt auch wie wilde Wut seine Augen verdunkelt.

„Wer?” Er flüstert nur, heiser vor Entsetzten.

Die junge Hyuuga will einen Schritt nach hinten machen, um mehr Abstand zu ihm zu gewinnen, spürt aber bereits nach wenigen Zentimetern das Geländer der Aussichtsplattform in ihrem Rücken.

Ihr Atem geht flacher als noch vor wenigen Sekunden und sie sieht lieber auf das hell erleuchtet Dorf hinab, als Narutos Blick zu erwidern. „Ich hatte nur eine kleine Meinungsverschiedenheit... mit meinem Vater.”
 

Naruto beißt die Zähne zusammen und versucht angestrengt seine Wut im Zaun zu halten. Denn Kyubis Vorschlag Hiashi doch einmal einen Besuch abzustatten, klingt in diesem Moment fast zu verlockend. „Wie kann er es nur wagen!”

Er stößt die Worte so voller Abscheu zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, dass Hinata zusammenzuckt und in dem kühlen Abendwind fröstelt. Sie hat ihr Zuhause überstürzt und nur mit T-Shirt und Hose bekleidet verlassen, ohne einen Gedanken an ihre Jacke zu verschwenden. Als sie aus dem Augenwinkel sieht, dass Naruto sich bewegt und auf sie zu tritt, wendet sich ihm zu und blinzelt überrascht, als er ihr seine Jacke über die Schultern legt.

Naruto grinst schief, als er selbst in dem schwachen Licht, mit dem die Plattform erleuchtet wird, ausmachen kann, dass sie errötet. „Es tut mir leid, ich wollte nicht...“

Er ballt die Hände zu Fäusten und ringt erneut mit seinem Zorn. Der gepresste Unterton seiner Stimme verrät, wie schwer es ihm auch in diesem Moment fällt, sich einigermaßen ruhig zu geben. „Willst du darüber reden?“

Hinata streicht sich mit zitternden Fingern eine Haarsträhne aus der Stirn und verflucht ihre ewige Schwäche. Warum kann sie sich nie gegen ihren Vater durchsetzen und warum muss ausgerechnet Naruto immer Zeuge ihrer Schwäche werden?

Seine Hand an ihrer unverletzten Wange lässt sie überrascht zu ihm aufsehen und der Blondschopf schmunzelt, als er beobachten kann wie sich die Röte in ihren Wangen augenblicklich vertieft.

„Sag mir wie ich dir helfen kann. Ich will dich beschützen, Hinata, ich habe mein Versprechen damals ernst gemeint.“

Ihre Sorgen wie weggefegt, legt Hinata lächelnd den Kopf schief, als sie wieder einmal bemerken muss, wie sehr er sich in den letzten Jahren verändert hat. Konohas Chaos-Ninja ist erwachsen geworden. Aber er ist immer noch ein Querkopf. Ein äußerst liebenswerter.

„Du musst mich nicht beschützen, Naruto-kun.” Ihre Stimme ist ein wenig zu leise, aber ruhig. „Ich bin ein großes Mädchen, ich kann selber auf mich aufpassen, auch wenn es manchmal nicht so aussieht. Ich weiß, dass ich, ganz gleich was ich auch mache, niemals gut genug für meinen Vater sein werde. Ich werde seine Ansprüche nie erfüllen können, aber damit habe ich mich abgefunden. Es kümmert mich nicht mehr.”
 

Narutos Blick wird weich, als er sie beobachtet. Hinata ist etwas ganz Besonderes, ihre Art und ihr Wesen so einzigartig, dass es kaum in Worte zu fassen ist.

Er hebt langsam seinen zweiten Arm und nimmt ihr Gesicht vorsichtig in seine Hände. Trotz ihrer außergewöhnlichen Stärke, wirkt sie so zerbrechlich. Er ringt jedes mal mit seinem Beschützerinstinkt, weil er ihr nicht das Gefühl geben will, dass er ihr nichts zutraut. Weil das nicht der Wahrheit entspricht. Er glaubt an sie.

Glaubt an ihre Stärke, ihren Mut und ihre Güte.

Als sie zwölf war, konnte man bereits erahnen, wozu sie fähig ist und sie hat es in den letzten Jahren mehr als nur einmal unter Beweis gestellt.

Aber manchmal brechen ihre alten Zweifel doch wieder durch. Zweifel an denen er ihrem Vater die alleinige Schuld zuspricht. Denn es gibt nur einen einzigen Menschen, an dem Hinata seit jeher zweifelt: Sie selbst. Und er hat es sich zu seiner persönlichen Aufgabe gemacht, diese unberechtigten Zweifel irgendwann gänzlich auszuräumen.

Seine blauen Augen sehen sie so eindringlich an, dass die junge Clanerbin verunsichert schluckt. „Hinata, du bist gut genug! Sogar viel mehr als das. Du bist der freundlichste und gütigste Mensch, den ich kenne. Du bist etwas ganz besonderes und ich will, dass du das nie vergisst.”

Ihr Atem ist unruhig und ihre Stimme zittert verräterisch, als sie seinen Blick erwidert. „Ich danke dir.”

Er lächelt nur, beugt sich zu ihr vor und küsst sie auf die Stirn, ohne die geringste Ahnung davon zu haben, was er mit dieser Berührung in ihr auslöst.
 

„Hast du schon gegessen?”

Da ist er wieder: Dieser unverkennbare Übermut, den er hoffentlich sein Leben lang behalten wird.

Hinata schüttelt nur den Kopf, weil sie sich sicher ist, dass ihre Stimme in diesem Moment versagen wird. In der nächsten Sekunde schnappt sie erschrocken nach Luft, weil er ihre Hand ergreift und sie gewohnt stürmisch mit sich zieht.

„Dann lade ich dich jetzt auf eine Nudelsuppe bei Ichiraku ein.”

Er lässt ihre Hand den ganzen Weg über nicht los, auch nicht, als sie in das Restaurant treten. Im Lauf der letzten Jahre ist aus dem kleinen Stand das größte und wohl beliebteste Restaurant des Dorfes geworden. Heute ist jedoch ungewöhnlich wenig los im Ichiraku.

Als Hinata und Naruto durch den Eingang treten, sind zwei Jonin, die an der Theke lehnen, die einzigen Gäste. Naruto zieht Hinata mit sanfter Bestimmtheit an einen Tisch, der im hinteren Teil des Restaurants steht und weder von der Theke noch vom Eingang her gesehen werden kann. Er sieht die Blicke, mit denen die beiden Jonin Hinata mustern und zieht sie unauffällig näher zu sich.

Es gefällt ihm sie an seiner Seite zu wissen. Mehr als es sollte und das weiß er. e

Er wirft den beiden Männern, die er nicht kennt, einen warnenden Blick zu, zu dem er kein Recht hat. r kann ihre Blicke nachvollziehen. Hinata ist zweifellos schön. Aber ihre großen, hellen Augen und die edle Blässe ihrer Haut verleihen ihr eine Anmut, der auch er verfallen ist.

Aber es ist nicht ihr Äußeres. Es gibt viele Kunoichi, die er als schön beschreiben würde.

Aber Hinata... ihre sanfte Art, ihre Güte, ihr süßes Erröten und ihr herzliches Lachen, machen sie in seinen Augen einzigartig.

Er kann nicht leugnen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlt, auf eine Art und Weise, die ihm bis dahin fremd gewesen ist. Er hat in den letzten Monaten immer wieder bewusst ihre Nähe gesucht. So häufig, dass Sakura ihn schon darauf angesprochen hat...
 

Naruto schreckt aus seinen Gedanken, als Hinata ihre Hand vorsichtig auf seine legt. Er blinzelt sie verwirrt an und Hinata, die seine Jacke neben sich abgelegt hat, kichert leise. „Ayame war hier und wollte unsere Bestellung aufnehmen, aber du hast ihr nicht geantwortet. Ich habe mir erlaubt dir eine Portion Miso-Ramen zu bestellen.”

Sie zwinkert fröhlich. Nach all den Jahren gelingt es ihr zumindest nach außen hin besser zu verbergen, wie schwer es ihr immer noch fällt in seiner Gegenwart nicht in alte Verhaltensmuster zurück zu fallen. Ihre Nervosität in seiner Gegenwart ist auch heute noch eine Tatsache. Und wenn sie mit ihm allein ist, hält sie sich besonders hartnäckig.

Naruto spürt eine seltene Hitze in sich aufsteigen, hervorgerufen durch die Verlegenheit sich eine solche Blöße vor ihr gegeben zu haben. War er wirklich so tief in seinen Gedanken versunken? Aber im Gegensatz zu ihr schüttelt er seine temporäre Verlegenheit schnell ab. Sein erklärtes Ziel für den heutigen Abend ist es sowieso sie zum lachen zu bringen, warum also soll er nicht gleich damit anfangen. Und natürlich schafft er es in Rekordzeit ein ehrliches Lachen auf ihre Lippen zu zaubern.
 

Hinata spürt, wie die Anspannung langsam von ihr abfällt und mustert Naruto verstohlen.

Es ist so einfach Naruto zu mögen und in ihrem Fall fast schon zu einfach. Sie ist diesem Mann nicht ohne Grund seit sechs Jahren hoffnungslos verfallen.

Selbst an einem Tag wie heute, den sie schon als absolut grauenhaft möglichst schnell zu den Akten legen wollte. Aber dann ist Naruto aufgetaucht, mit so viel Freude im Gepäck, dass er sie problemlos mit ihr zu teilen scheint. Aber vor allem verleiht ihr seine Nähe eine Stärke, die sie sonst so schmerzlich bei sich selbst vermisst und gleichzeitig so nötig hat.

Sie lacht unbeschwert, als er mit schauspielerischer Untermalung die Geschichte, wie er zusammen mit Sakura und Sasuke versucht hat Kakashi seine Maske abzunehmen, zum Besten gibt. Aber ihren aufmerksamen Augen entgeht nicht, dass er den Clown nicht nur spielt, um sie aufzumuntern, sondern auch, um etwas zu verbergen. Wie so oft.

Sie hat unzählige Male beobachtet, wie ein trauriger Glanz seine Augen überzogen hat, während er äußerlich immer noch gelacht hat. Aber sie hat immer dazu geschwiegen. Aus furchtbar erbärmlichen Gründen. Ihre Schüchternheit ist nur einer davon. Aber sie ist es so leid das zu sein: Die Schweigsame und Verschüchterte. Wie soll sie ihm je klar machen, dass sie noch so viel mehr ist, wenn sie nicht endlich wenigstens ein mal über sich herauswächst.

Naruto zuckt kaum merklich zusammen, als sie ihre Hand erneut auf seine legt. „Was ist los, Naruto-kun?”

Ihre Frage lässt sein Herz stolpern, als hätte ihm jemand aus dem Nichts heraus einen Stein in den Weg gelegt. Fassungslosigkeit breitet sich in Sekundenbruchteilen in ihm aus, auch wenn er versucht es abzuschütteln. Sie kann unmöglich bemerken, was allen anderen seit jeher entgangen ist.

Aber als er nicht antwortet, fügt sie eine leise Erklärung hinzu. „Ich kann in deinen Augen sehen, dass dich etwas bedrückt.”

Ihren Worten folgt bleiernes Schweigen, während überraschte blaue Augen in verunsicherte weiße sehen.

Hinata spürt wie unter seinem eindringlichen Blick erneut Unsicherheit in ihr hoch kriecht und fährt sich nervös mit der Zunge über ihre bebenden Lippen. „Du musst es mir natürlich nicht erzählen, aber du kannst, wenn du will-“

Sie verschluckt die letzte Silbe und kommt auch nicht mehr dazu sie auszusprechen.

Denn Naruto hat ihre Hand umfasst, sich über den Tisch zu ihr gebeugt und seine Lippen auf ihre gelegt.
 

Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals und er war bestimmt noch nie zuvor in seinem Leben so nervös. Er hat nicht vorgehabt sie zu küssen.

Aber als sie ihm offenbart hat, dass es ihr einmal mehr gelungen ist hinter seine gepflegte Fassade zu sehen, hat er schlichtweg seine Beherrschung vergessen. Und dem tiefen Verlangen spontan nachgegeben.

Dennoch will er sich gerade von ihr lösen und sie um Entschuldigung bitten, als er spürt, wie sie plötzlich den sanften Druck seiner Lippen erwidert.

Ohne es zu ahnen, legt sie damit seine Selbstbeherrschung endgültig auf Eis. Er legt seine freie Hand auf ihre Wange und zieht sie noch weiter an sich heran.
 

Als Naruto sich von ihr löst, schwindelt Hinata so sehr, dass sie für einen Moment die Augen schließt. Mit nur wenigen Sekunden Verzögerung, fühlt sie auch, wie ihr eine heiße Röte in die Wangen schießt.

Noch um Atem ringend, ist sie gegen dieses verräterische Zeichen so machtlos wie zuletzt vor fünf Jahren.

Naruto bleibt die verräterische Reaktion ihres Körpers natürlich nicht verborgen und er kann die Frage, die ihm schon länger auf der Zunge liegt, nicht mehr zurückhalten. „Wirst du meinetwegen rot?”

Hinata schafft es auch mit viel gutem Willen nicht ihn anzusehen. Aber immerhin stottert sie nicht. „Ist das nicht offensichtlich?”

Doch Naruto ist auf eine Antwort aus, nicht auf eine Gegenfrage. „Vielleicht.”

Die junge Clanerbin seufzt, jagt ihre Zögerlichkeit mit allem Mut, den sie aufzubringen kann, zum Teufel und sieht ihn unter gesenkten Lidern an. „Ich werde ausschließlich deinetwegen rot, Naruto-kun.”

Ein Geständnis, das ihn zufrieden lächeln lässt „Das ist schön.”, während Hinata eine Grimasse schneidet. „Das ist Ansichtssache.”
 

Ayame bringt mit dem Essen auch eine Auszeit. Allerdings konzentriert Naruto sich zum ersten Mal nicht ausschließlich auf seine geliebte Nudelsuppe und Hinata schmeckt kaum, was sie zu sich nimmt.

Als Naruto darauf besteht zu bezahlen, hat Hinata dem nicht viel entgegen zu setzten, denn zu überzeugendem Widerstand ist sie längst noch nicht in der Lage. Sie zittert immer noch.

Wenn ihre Lippen nicht immer noch brennen würden, würde sie wahrscheinlich annehmen, dass sie sich das Ganze nur eingebildet hat.
 

Als sie das Restaurant verlassen, ist es später Abend und Naruto legt Hinata erneut seine Jacke über die Schultern, ohne auf ihre schwachen Proteste zu achten, dass er dann keine mehr hat. Außer ihnen ist kaum noch jemand auf den Straßen unterwegs.

Naruto bricht das Schweigen zuerst. „Was hättest du heute Abend gemacht, wenn wir uns nicht getroffen hätten?”

Er kennt sie gut genug, um zu wissen, dass sie nach einem solchen Streit nicht so bald in das Haus ihres Vaters zurückkehren wird. Hinata seufzt leise. Normalerweise verbringt sie solche Nächte bei Tenten, aber das will sie heute aus bestimmten Gründen nicht. „Wahrscheinlich hätte ich die Nacht damit verbracht zu trainieren.”

Naruto zögert, aber nur für die Dauer eines Augenblicks. „Du könntest mit zu mir kommen.” Er grinst jungenhaft. „Ich würde auch auf der Couch im Wohnzimmer schlafen.”

Hinata will etwas erwidern, aber Naruto ist schneller und legt ihr einen Finger auf die Lippen. „Und bevor du mein Angebot ablehnst, weil du mir keine Umstände machen willst, solltest du wissen, dass ich dich gerne in meiner Nähe habe und du mir einen Gefallen tust, wenn du meinen Vorschlag annimmst.”

Hinata nickt, um ihr Einverständnis zu signalisieren und Naruto nimmt seinen Finger von ihren Lippen. Als sie den Mund jedoch dieses Mal öffnet, um sich zu bedanken, beugt Naruto sich vor und küsst sie ein zweites Mal. Die Unsicherheit vom ersten Mal hat sich verflüchtigt und lang verborgener Leidenschaft Platz gemacht. Was nicht das geringste daran ändert, dass seine plötzliche Nähe ihr erneut den Boden unter den Füßen wegreißt und sie atemlos, zitternd und berauscht in dem Gefühlswirrwarr, das sie erfasst, untergehen lässt. Und ihr die Frage aufdrängt, wem sie hier eigentlich etwas vorzumachen versucht. Sie kann ihre Gefühle für ihn nicht leugnen. Und sie will es auch nicht.

Während sie auf der Straßen stehen und sich küssen, öffnet der Himmel unerwartet seine Schleusen über ihnen und schwere Regentropfen fallen auf die Erde. Naruto löst sich unruhig atmend von Hinata und seine Stirn zärtlich gegen ihre, aber dann lässt ihn ihr heiseres Flüstern erstarrt verharren.

„Ich liebe dich.” Sie hat es leise, aber deutlich ausgesprochen. Nach fast sieben Jahren des Schweigens.

Naruto blinzelt und sieht sie für einen langen Moment einfach nur an, beobachtet wie die Regentropfen von ihren Wimpern perlen und versinkt in der Unendlichkeit ihrer Augen, in denen er noch so viel mehr als Aufrichtigkeit findet.

Vermutlich wird er ihr nie erklären können, was ihm ihre Worte bedeuten, aber er ist sich sicher, dass sie es auch so weiß. Und er weiß, dass das hier der Moment ist, der ihm die Möglichkeit gibt für sein eigenes Glück zu sorgen. Denn sein Glück ist Hinata. Das kleine, schüchterne Mädchen, das sein Herz berührt hat und ihm mit ihrer Liebe eine vollkommen neue Welt eröffnet. „Ich liebe dich auch.”
 

Dann nimmt er sie an der Hand und läuft lachend mit ihr durch den Regen, bis zu seiner Wohnung. Dort angekommen nimmt er ihr erhitztes Gesicht in seine Hände und küsst sie erneut.

Während Hinata noch vergeblich versucht zu Atem zu kommen und nicht ihrem Schwindel zu erliegen, zieht Naruto sie weiter ins Bad und wirft ihr ein Handtuch zu, bevor er kurz verschwindet, gleich wieder auftaucht und ihr ein schwarzes Stück Stoff reicht, das Hinata mit einem Blick als eines seiner T-Shirts identifiziert. Scheinbar hat ihr Verstand sie noch nicht vollkommen aufgegeben.

„Ich zieh mich im Schlafzimmer um.”

Bevor sie auch nur einen Ton sagen kann, hat er sich vorgebeugt, ihr noch einen Kuss gestohlen und ist dann aus dem Raum verschwunden.

Hinata taumelt zitternd nach hinten gegen die Wand und holt in einem vergeblichen Versuch sich zu beruhigen tief Luft, bevor sie ihre nassen Sachen auszieht, sich mit dem Handtuch die Haare abtrocknet und sich dann Narutos T-Shirt über ihre halbwegs trockene Unterwäsche zieht.
 

Sie klopft an die offene Tür von Narutos Schlafzimmer, bevor sie vorsichtig in den Raum tritt. „Naruto?”

Sie erschrickt nicht, als er lautlos hinter sie tritt und die Arme um sie schlingt, aber ihr Körper zittert trotzdem und das hat rein gar nichts mit der Kälte zu tun.

„Hinata.” Seine Stimme klingt rau. Ihr Anblick, wie sie nur sein T-Shirt trägt, löst etwas in ihm aus, für das er keine Worte findet. Er hat noch nie wirkliches Begehren empfunden.

Er fährt mit seinen Fingerspitzen vorsichtig über ihre nackten Oberarme und spürt ihre Gänsehaut unter seinen Fingern. Sie legt atemlos den Kopf in den Nacken, bis er an seiner Schulter lehnt. Und als ihr Blick seinem begegnet, senkt er seinen Kopf und küsst sie.

Ihr Name aus seinem Mund lässt sie all ihre Bedenken vergessen. Sie dreht sich zu ihm um, schlingt die Arme um seinen Hals und legt ihre Lippen erneut auf seine. Sie will nur ein einziges Mal nicht über die Konsequenzen nachdenken, sondern einfach tun was sie für richtig hält. Und sie wird es jetzt tun, heute. Ohne zu zögern.

Als Hinata beschließt, dass Naruto und sie selbst ein Recht auf ein klein wenig Glück haben, selbst wenn es nur wenige Stunden andauert, entscheidet sich Naruto Tsunades Befehl zu missachten. Er muss es ihr sagen.

„Hinata.” Er nimmt ihr Gesicht sanft in seine Hände und streicht ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. „Ich muss dir etwas sagen... Tsunade hat Sasuke, Neji und mir einen Auftrag erteilt, den wir bereits in wenigen Stunden antreten müssen. Ich kann dir nicht sagen worum es geht, eigentlich verrate ich dir jetzt schon zu viel. Aber ich wollte nicht, dass du-“

Aber Hinata unterbricht ihn, indem sie ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen legt. Diese eine Sache weiß sie mit Gewissheit. In Bezug auf ihn hat sie immer gewusst, was sie will. Und jetzt ist sie endlich mutig genug, es ihm auch zu sagen. „Dann bleib bei mir solange du kannst.”

Naruto schluckt und beugt sich zu ihr herunter. Kurz vor ihren Lippen verharrt er „Das ist mein Wunsch.”, bevor er sie stürmisch küsst...
 

~
 

Als Hinata am nächsten Morgen in Narutos Bett aufwacht, merkt sie sofort, dass sie allein ist, aber ihr Lächeln ist aufrichtig glücklich. Sie setzt sich langsam auf, als ihr Blick auf das Papier fällt, das auf dem Kopfkissen neben ihr liegt. Auf dem Umschlag steht ihr Name.
 

»Hinata,

es ist mir noch nie etwas so schwer gefallen, aber ich muss gehen, so gerne ich auch bleiben würde. Aber ich komme auf jeden Fall zurück! Das ist ein Versprechen!

Und dann hole ich dich von deinem Vater weg und werde immer für dich da sein. Aber bis dahin musst du mir auch etwas versprechen, Hinata-chan: Versprich mir, dass du immer an dich glaubst und nie vergisst, dass du etwas ganz Besonderes bist. Wenn du willst, kannst du das T-Shirt behalten. Es ist ein Beweis für mein Versprechen.

Pass gut auf dich auf, Hinata und glaube an dich.

Ich liebe dich,

N. «
 

Die junge Clanerbin wischt sich mit einem sanften Lächeln eine einzelne Träne von der Wange. „Ich verspreche es, Naruto-kun.”...
 

.

.

.
 

Einen Monat zuvor
 

Tenten jagt ihrem Gegner fester als unbedingt nötig ein Kunai in die Herzgegend und stößt seine Leiche mit einem grimmigen Gesichtsausdruck von sich. Als sie jedoch die Hand an ihre rechte Seite legt, verzieht sie schmerzhaft das Gesicht. Dieser Bastard von Nuke-nin besaß eine solch unmenschliche Kraft, dass ein Faustschlag von ihm ihr mindestens eine Rippe gebrochen hat.

Aber die talentierte Waffenexpertin ignoriert den Schmerz, der bei jedem Schritt wie ein Stromschlag durch ihren Körper zuckt und macht sich auf die Suche nach ihrem Teamkollegen.

Dabei fragt sie sich wieder einmal was Tsunade sich wohl dabei denkt, sie immer wieder zu zweit loszuschicken, obwohl sie, nachdem sie Jonin wurden, schon lange nicht mehr demselben Team angehören. Nicht, dass sie sich darüber beschweren will, sie hat schon immer gerne mit Neji zusammengearbeitet, aber sie ist von Natur aus misstrauisch. Und es fällt ihr schwer zu glauben, dass Tsunade sie ohne jegliche Hintergedanken immer wieder zusammen losschickt.

So wie auch dieses Mal: Sie und Neji haben den Auftrag bekommen eine Gruppe Nuke-nin auszuschalten, die sich Konoha zu sehr genähert hat. Es ist alles problemlos verlaufen, aber im Getümmel des Gefechts hat sie Neji aus den Augen verloren. Während sie noch darüber nachdenkt, ob es nicht doch vernünftiger wäre einfach hier auf ihn zu warten, schließlich ist es für ihn ein Leichtes sie zu finden, spürt sie wie er geräuschlos hinter ihr auftaucht.

„Tenten.”
 

Sie dreht sich langsam zu ihm um, darauf bedacht ihm mit keiner Geste ihre Schmerzen zu verraten. Als sie jedoch sieht, wie er sie mit seinen aktivierten Byakugan von Kopf bis Fuß mustert, seufzt sie ergeben.

„Du bist verletzt.” Es ist eine Feststellung, keine Frage und somit auch keine Antwort ihrerseits erforderlich. Als er jedoch die Arme hebt und auf sie zu tritt, weicht sie ihm aus, durchschaut seine Absicht sofort.

„Nicht so schlimm, dass ich nicht alleine laufen könnte!”

Aber seine Stimme ist unnachgiebig. „Du hast zwei gebrochene Rippen, Tenten, du läufst bestimmt nicht den ganzen Weg zurück nach Konoha. Ich trage dich.”

Sein letzter Satz ist überflüssig, sein Vorhaben ist auch ohne Worte offensichtlich.

Aber Tenten hätte die fünf Jahre mit Maito Gai und Rock Lee in einem Team längst nicht so gut überstanden, wenn sie so leicht nachgeben würde. Es verstößt gegen eines ihrer obersten Prinzipien sich die Schwäche einzugestehen, dass sie auf Hilfe angewiesen ist. Seit dem Tod ihrer Eltern hat sie immer alles allein schaffen müssen und für Schwäche hat es in ihrem Leben noch nie einen Platz gegeben. Neji ist mit ihrem sturen Eigenheiten nur allzu vertraut und er sieht auch den deutlichen Widerwillen in ihren Augen.

Tenten öffnet den Mund, um ihren Protest in Worte zu kleiden, als ihr langjähriger Teamkamerad sie äußerst effektiv zum Schweigen bringt.

Er hat sich blitzschnell vorgebeugt, ihr Gesicht in seine Hände genommen und ihren Mund mit seinem verschlossen.

Tenten weiß besser als jeder andere, dass auch Neji gefühlvoll sein kann, aber die Hingabe und die Zärtlichkeit mit der er sie in diesem Moment küsst, bringt ihr rationales Denken vollständig zum erliegen. Glücklicherweise lenkt ihr Herz ihren Körper mit ungewohntem Geschick und lässt sie beinahe automatisch handeln. Sie legt die Hände auf seine Schultern, streckt sich ihm entgegen und erwidert seinen Kuss sehnsüchtig.

Als er sich von ihr löst, seufzt sie leise und gesteht damit ihre Kapitulation ein.

Sie widerspricht nicht, als er sie auf seine Arme hebt, ohne ihr wehzutun und losläuft, als hätte er keine zusätzliche Last zu tragen.

Ihre Lippen brennen noch von seinem Kuss, als sie sich an ihn lehnt und dem beruhigenden Geräusch seines schlagenden Herzens lauscht. Und sie erinnert sich zurück an den Tag, an dem ihr Verhältnis angefangen hat sich zu verändern...
 

*FLASHBACK*

Tenten nimmt den Regen, der erbarmungslos auf sie herab prasselt, kaum wahr, als sie vor dem grauen Grabstein kniet und den Strauß weißer Lilien auf der feuchten Erde ablegt. Auch wenn es heute auf den Tag acht Jahre her ist, dass ihre Eltern bei einem Anschlag auf den Waffenladen, den sie geführt haben, ums Leben gekommen sind, treten ihr immer noch Tränen in die Augen, als sie die in Stein gemeißelten Namen ihrer Eltern betrachtet. Aber heute stört sie dieses Zeichen von Schwäche nicht so sehr wie sonst.

364 Tage im Jahr gibt sie sich die allergrößte Mühe niemandem zu zeigen, wie sehr sie auch heute noch manchmal unter dem Verlust ihrer Eltern und der Einsamkeit, die dieser oftmals mit sich bringt, leidet. Aber an diesem einen Tag gibt sie sich ausnahmsweise der Melancholie hin. Sie hätte ihrem Vater so gerne gezeigt, wie gut sie sein Handwerk mittlerweile beherrscht und noch lieber hätte sie mit ihrer Mutter noch einmal ein offenes Gespräch geführt. Sie lächelt schwach und erzittert unter dem kühlen Wind, der an ihrer nassen Kleidung zerrt. „Dabei hätte ich euch noch so viel zu sagen.”
 

In diesem Augenblick spürt sie eine gut verborgene Präsenz in ihrer unmittelbaren Nähe und in weniger als einer Sekunde steht sie auf den Beinen, ein Kunai angriffsbereit in der Hand. Als sie ihr Gegenüber jedoch erkennt, hält sie überrascht inne. „Neji.”

Der Hyuuga beachtet sie jedoch nicht, sondern sieht starr an ihr vorbei und liest stirnrunzelnd die Namen auf dem Grabstein, vor dem Tenten eben noch gekniet hat. Dann erst sieht er sie an und der Blick aus seinen hellen Augen ist so eindringlich, dass Tenten sich augenblicklich unwohl fühlt.

„Warum hast du nie etwas gesagt?” In seiner Stimme liegt kein Vorwurf, aber Tenten weiß, dass er sich gedanklich fragt, ob ihre langjährige Freundschaft nicht so tief geht, wie er bisher angenommen hat.

Aber das ist nicht der Grund, warum Tenten ihren Teamkameraden nie erzählt hat, dass sie seit ihrem 11. Lebensjahr allein lebt. Von ihren Freunden wissen es nur Hinata und Sakura.

Sie steckt das Kunai wieder weg und geht langsam auf ihn zu, bis der Abstand zwischen ihnen kaum mehr einen Meter beträgt. Nejis Augen weiten sich merklich, als sie ihre Hände zu seiner Stirn hebt, aber er hält sie nicht davon ab ihm das Konoha-Stirnband abzunehmen. Tenten lächelt schwach, weil sie weiß, was für ein wahnsinniger Vertrauensbeweis das für ihn ist.

Als ihr Blick jedoch auf das gerötete Mal fällt, spannt sich ihre Haltung sofort an. Sie legt ihre Hand vorsichtig auf seine Stirn und aktiviert ihr Chakra.

Neji blinzelt verdutzt, als er spürt wie der Schmerz unter der Wirkung von Tentens warmem Chakra nachlässt. Nach einem Streit mit seinem Onkel, bei dem dieser wieder einmal seine grausame Macht demonstriert hat, hat er aufgebracht das Grab seiner Eltern besucht. Und dann hat er ihr Chakra gespürt. In diesem Moment fragt er sich allerdings mehr, woher sie dieses heilende Jutsu kennt, schließlich ist sie keine Medic-nin.

Aber Tentens Stimme, als sie ihm ein wenig verspätet doch noch auf seine Frage antwortet, reißt ihn aus seinen Gedanken. „Aus dem gleichen Grund, warum du nie darüber sprichst.”

Er versteht ihre Andeutung auf sein Mal sofort. Wie ihm, widerstrebt es ihr Schwäche zu zeigen und stolz wie sie ist, will sie auch kein Mitleid. Er handelt spontan und unüberlegt, als er sie in seine Arme zieht.

„Dummkopf.”, flüstert er ihr leise zu.

Tenten schmunzelt zynisch und erwidert seine Umarmung in einer seltenen Vertrautheit. „Du aber auch.”

*FLASHBACK*
 

Tenten weiß auch heute immer noch nicht, woher sie an diesem Tag den Mut genommen hat, Neji zum Abendessen zu sich nach Hause einzuladen. Vielleicht wollte sie unbewusst auch einfach nicht allein sein. Er ist lange geblieben und seitdem oft wiedergekommen. Aber der Kuss heute war ihr Erster...
 

~
 

Zwei Tage nach ihrer Mission steht er wieder einmal vor ihrer Tür und Tenten erkennt sofort, dass es dieses Mal schwerwiegender ist als sonst, denn Neji stürmt wortlos an ihr vorbei ins Wohnzimmer.

Die junge Jonin schließt die Tür ab und folgt ihm langsam. Sie nimmt an, dass er sich wieder einmal mit Hinatas Vater - diesem Bastard - gestritten hat, was jedes Mal damit endet, dass Hiashi Neji unter der Folter des Juins zum Schweigen bringt. Tenten weiß, dass sie das Privileg besitzt Neji näher zu stehen, als jeder andere. Allein, dass er in einer solchen Situation zu ihr kommt und zulässt, dass sie in seinen schwachen Momenten bei ihm ist, beweist das weitaus besser, als irgendwelche Worte es gekonnt hätten.

Er hat sich auf einen Stuhl am Esstisch niedergelassen und seine stolze Haltung ausnahmsweise einmal aufgegeben. Tenten kniet sich wortlos vor ihn und nimmt ihm sein Stirnband ab. Sie verspannt sich wie jedes Mal, als sie sieht was für grausame Folgen das Juin hat, aber sie sagt nichts und stellt auch keine Fragen, sondern wendet still das Heil-Jutsu an, das sie sich nur für ihn von Sakura hat beibringen lassen.

Neji dankt ihr stumm dafür, dass sie nie etwas von ihm erwartet, was nicht seiner Art entspricht. Er weiß, dass er wahnsinniges Glück hat, dass Tenten immer zu ihm gehalten hat, obwohl er es oft nicht verdient. Auch wenn er immer noch der Meinung ist, dass er sie nicht verdient, so ist er doch auch endlich zu der Einsicht gekommen, dass sie die Wahrheit verdient. „Ich liebe dich.”
 

Tenten hat ihr Chakra gerade zurückgezogen, als sein leises Geständnis zu ihr durchdringt. Mit seiner ruhigen, ernsten Stimme, die ihr schon so oft eine Gänsehaut beschert hat. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Herzklopfen, das sie jetzt in eine Atemnot stürzt, als sie perplex in seine außergewöhnlichen Augen sieht.

Neji sieht die Fassungslosigkeit in ihren Augen und dank seinem Bluterbe bleibt ihm auch keine andere noch so winzige Reaktion ihres Körpers verborgen, die ihm verraten, dass er ausgerechnet Tenten, die sonst als unerschütterlich gilt, mit nur drei Worten vollkommen aus der Bahn geworfen hat.

Er kann ein Grinsen nicht unterdrücken, als er ihr Gesicht in seine Hände nimmt. „Atme, Ten.”

Sie kommt seiner Anweisung automatisch nach und versucht mit einem leichten Kopfschütteln ihre Beherrschung wieder einzufangen.

Neji gibt ihr jedoch keine Zeit zu antworten, beugt sich zu ihr herunter und küsst sie zärtlich.

Und sie schlingt beide Arme um ihn, um ihn bei sich zu halten. „Ich liebe dich auch!”
 

~
 

Fast vier Wochen später sitzt Tenten auf der Fensterbank ihres Wohnzimmers und sieht nachdenklich in den strömenden Regen hinaus, während sie ab und an abwesend an der Tasse Tee nippt, die sie mit einer Hand hält. Seitdem Neji damals zu ihr gekommen ist, sind sie zusammen. Heimlich zwar, denn außer ihnen weiß nur Hinata davon. Nejis einzige Verbündete in seinem Geburtshaus und ihre beste Freundin. Aber das beeinflusst ihr Glück nicht.
 

Die Türklingel holt sie in die Realität zurück, aber sie ist immer noch leicht abgelenkt und achtet nicht auf die gut verborgene Chakrapräsenz, die ihr dennoch die Identität ihres späten Besuchers verraten hätte.

So aber, schnappt sie erschrocken nach Luft, als sie, kaum dass sie die Tür geöffnet hat, beinahe grob gegen die nächstbeste Wand in ihrem Flur gedrängt wird, während die Haustür hinter ihr krachend ins Schloss fällt.

Sie bekommt jedoch keine Möglichkeit Neji anzumeckern, denn dieser verzichtet auf eine Begrüßung und ersetzt sie durch einen stürmischen Kuss.

Tenten erwidert den Druck seiner Lippen und schlingt seufzend die Arme um seinen Hals. Scheinbar ist dem Herren heute nicht nach reden zumute. “Was solls“, denkt sie seufzend, als sich seine Zunge in ihren Mund schiebt, “das hier ist sowieso besser.“...
 

~
 

Als sie jedoch am nächsten Morgen allein aufwacht, muss Tenten sich mit der Frage auseinander setzen, ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn sie sich der Anziehungskraft, die er auf sie ausübt, einmal widersetzt und ihn zum reden gezwungen hätte.

Dass er ihr einen förmlich wirkenden Brief hinterlassen hat, beschert ihr nur ein ungutes Gefühl, das sich bestätigt, als sie liest, was er geschrieben hat:
 

»Tenten,

es tut mir leid.

Wahrscheinlich hätte ich dir sagen sollen, dass ich noch heute Nacht auf eine lange Mission muss und vermutlich bist du wütend, dass ich es nicht getan habe.

Ich mache es wieder gut, sobald ich zurück bin, bis dahin wirst du dich damit begnügen müssen mich zu verfluchen.

Allerdings werde ich es dir übel nehmen, wenn du nicht gut auf dich aufpasst, während ich weg bin.

In Liebe,

N.«
 

Tenten lacht leise, um die Tränen in ihren Augen zu verbergen. „Idiot.”
 

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.

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Moments

Am Abend nachdem Naruto Uzumaki, Sasuke Uchiha und Neji Hyuuga ihr Heimatdorf für unbestimmte Zeit verlassen haben, um auf eine Mission zu gehen, über deren Sinn und Zweck nur die Hokage Bescheid weiß - welche sich zu diesem Thema aber eisern ausschweigt - lässt Tenten sich auf den Hokage-Felsen nieder und sieht gedankenversunken der Dämmerung zu.

Sie bleibt allerdings nicht lange allein, denn keine zwei Minuten später spürt sie ein vertrautes Chakra und dreht sich um, in der Absicht ihre beste Freundin zu begrüßen.

Über Hinatas Anblick vergisst Tenten ihr Vorhaben jedoch sofort wieder und runzelt die Stirn. „Okay, ich brenne darauf zu erfahren, was passiert ist, um dieses verklärte Lächeln auf deine Lippen zu zaubern.”

„Gleich. Lass uns noch auf Sakura warten.”
 

Sie warten nicht lange. Sakura erscheint lautlos und lässt sich ebenso neben den beiden nieder. Bei ihrem Anblick hebt Tenten beide Augenbrauen. „Erklärt ihr beide mir jetzt bitte, was hier los ist?”

Überraschenderweise spricht Hinata es zuerst aus. „Ich habe Naruto gestern gesagt, was ich für ihn empfinde.”

Sakura lächelt über den Gedanken, der ihr kommt: Sie war schon immer der Meinung, dass die beiden einander wirklich gut tun würden. Aber dann sieht sie wieder in die Ferne. „Ich habe mit Sasuke geschlafen. Und ich bereue es nicht. Ich glaube nicht, dass er jemals so für mich empfinden wird, wie ich für ihn, aber damit kann ich mich abfinden. Genau genommen habe ich das schon. Ich liebe den Idioten nun mal und ich bin es leid mich dafür immer rechtfertigen zu müssen. Es... es hat sich richtig angefühlt mit ihm zusammen zu sein.”

„Dann ist es auch richtig.” Hinatas schlichter Erwiderung ist ein Spiegel der Gemeinsamkeiten, die die drei Frauen teilen. Eines, was sie verbunden hat, waren von Anfang an ihre gelinde gesagt komplizierten Gefühle für die drei Shinobi.

Tenten grinst zynisch. „Und Neji kann sich auf den Ärger seines Lebens gefasst machen, wenn er mir das nächste Mal unter die Augen tritt. Nur weil wir eine heimliche Beziehung geführt haben, gibt ihm das noch lange nicht das Recht sich klammheimlich aus dem Staub zu machen.”

Aber dann lacht sie ehrlich und schlingt jeweils einen Arm um Sakura und Hinata. „Aber wenn die Drei glauben, dass wir hier tatenlos rumsitzen und auf ihre Rückkehr warten, dann haben sie sich geschnitten.”

In Sakuras Augen blitzt bereits helle Vorfreude. „Allerdings.”

Hinata blinzelt abwägend in die letzten Sonnenstrahlen. „Was haltet ihr von einem kleinen nächtlichen Training?”
 

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Sie sind erst den dritten Tag unterwegs und haben sich über Nacht in eine Höhle zurückgezogen und ein Feuer entfacht, an dem sie nun zu dritt sitzen, als Naruto sich plötzlich räuspert. „Neji, ich glaube, bevor wir diese Mission zusammen durchziehen, sollte ich wohl etwas klar stellen.”

Der Hyuuga, der ihm gegenüber sitzt, hebt skeptisch eine Augenbraue und auch Sasuke sieht, möglicherweise überrascht, auf.

„Ich höre.”

Der Blondschopf holt tief Luft und beschließt bei seiner bewährten Methode zu bleiben: Direkt und gerade heraus. „Ich habe mich in Hinata verliebt.”

Und dann erfährt er, wie unangenehm Schweigen sein kann, während Neji ihn stumm mustert, bis er sich schließlich doch zu einem Kommentar herablässt. „Du liebst meine Cousine?”

„Ja.”

„Diese Einsicht kommt dir ein wenig zu spät.”

Nun ist es an Naruto den Hyuga skeptisch zu mustern. Ist das etwa alles, was er dazu sagen will? „Ich habe es ihr gesagt. An dem Abend bevor wir aufgebrochen sind.”

Für einen Moment sieht es fast so aus, als würde ein Lächeln an Nejis Mundwinkeln zupfen. „Dann ist ja gut. Ich lege mich hin.” Er wendet ihnen den Rücken zu und Naruto will gerade erleichtert ausatmen, als der Hyuuga noch einmal die Stimme erhebt. „Ach und Naruto? Solltest du sie jemals verletzen, mach ich dich fertig.”

Der Uzumaki schluckt und bezweifelt keine Sekunde, dass jedes Wort dieser Drohung ernst gemeint ist, aber im nächsten Moment ziert bereits das gewohnte Grinsen seine Lippen und er raunt Sasuke zu „Er hat es besser aufgenommen, als ich dachte.”

Aber der Uchiha geht nicht darauf ein. „Dobe?”

Sein Tonfall lässt Naruto stutzig werden. „Was willst du, Teme?”

„Ebenfalls beichten, vermutlich.” Der Clanerbe fährt sich mürrisch durch die dunklen Haare und richtet seinen Blick ausweichend auf die tanzenden Flammen des Feuers. „Ich habe mit Sakura geschlafen.”

„Du hast was?!” Narutos Stimme erklingt gepresst aus seinen zusammen gebissenen Zähnen, während er seine Fäuste ballt, noch nicht ganz sicher, ob er sich darauf vorbereiten oder davon abhalten will seinem besten Freund eine zu verpassen.

Sasuke sieht seinen besten Freund von der Seite her an. „Ich glaube, ich muss das nicht wiederholen.”

Narutos Faust zuckt verdächtig. „Liebst du sie? Und wage es ja nicht mich anzulügen, Sasuke!”

„Ich weiß nicht, ob ich dazu noch in der Lage bin-“

„Das bist du verdammt!”, knurrt Naruto ungehalten.

„-aber wenn, dann... ja.”

„Hast du ihr das gesagt?”

„Hn.”

„Dann wirst du das nachholen, sobald wir zurück sind. Und dann wirst du sie gefälligst glücklich machen!” Naruto grinst und Sasuke erwidert diese Geste zögernd, wenn auch mit wesentlich weniger Enthusiasmus, aber mehr kann man von dem Uchiha beim besten Willen nicht erwarten.

„Ich werde mein Bestes geben, Dobe.”

„Keine Sorge, Teme, das wird schon reichen!”
 

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Vier Wochen nach dem Verschwinden der Jungs, sinkt Sakura zitternd auf einem Stuhl nieder und kann nichts tun, um die Tränen aufzuhalten, die in Strömen über ihre Wangen laufen. Dabei sollte sie sich mittlerweile an Beerdigungen gewöhnt haben. Sie war bei der Beerdigung ihrer Großmutter dabei, bei der des 3. Hokage, hat Ino im Arm gehalten, als deren Sensei zu Grabe getragen wurde und sie hat sogar schon den Sarg ihres Vaters in der Erde verschwinden sehen, als sie gerade erst 15 Jahre alt gewesen ist. Aber selbst das hat sie überstanden, auch wenn sie sich an den meisten Tagen nicht sicher ist wie.

Doch die Beerdigung ihrer Mutter, von der sie nicht weiß, wie sie diese heute hinter sich gebracht hat, macht es ihr unmöglich ihre Beherrschung zu behalten.

Sora Haruno ist vor zwei Tagen unerwartet an Herzversagen gestorben und nicht einmal Tsunade hat ihr noch helfen können. Sakura weiß, wie das Herzversagen ihrer Mutter medizinisch zu erklären ist, obwohl sie jung und scheinbar kerngesund war. Ihre Mutter hat den Tod ihres Vaters nie überwunden.

Das klingt zu einfach, aber Sakura weiß was Stress und Kummer anrichten können.

Wenn dann noch ein schwaches Herz hinzukommt, wie es bei ihrer Mutter der Fall gewesen ist...
 

Sakura schluchzt leise und gibt in diesem Moment keinen Deut auf irgendwelche Ninja-Regeln, die ihr diesen Gefühlsausbruch verbieten wollen. Der Verlust ihrer Mutter hat ein riesiges Loch in ihr Herz gerissen, das sich im Moment anfühlt, als würde sie selbst daran sterben. Und sie weiß, wenn sie ihren Schmerz nicht hinausschreit, wird er sie von innen heraus auffressen.

Sie zuckt leicht, als sich zwei Arme um sie legen und sie in eine tröstliche Umarmung ziehen.

Auch Tentens Stimme klingt brüchiger als sonst. „Ich habe damals unzählige Male bis zur Heiserkeit geschrien und geweint, bis ich vor Erschöpfung eingeschlafen bin. Du hast jedes Recht der Welt zu trauern, Sakura.”

Auch Hinata kniet sich neben sie und ergreift tröstend ihre Hand. Ihre hellen Augen drücken mehr Trost aus, als Worte es vermocht hätten. Sakura umarmt auch die junge Hyuuga, lässt sie aber sofort wieder los, als sie spürt, wie diese unter ihrer Berührung zusammenzuckt. Ihren eigenen Schmerz für den Moment vergessend, mustert sie Hinata kritisch.

Tenten hat die verräterische Reaktion ebenfalls bemerkt und runzelt skeptisch die Stirn. „Hina?”

Die junge Hyuuga seufzt ergeben und zieht sich mit einer Handbewegung ihren Pullover über den Kopf, sodass sie nur noch im bauchfreien Top vor ihren beiden Freundinnen sitzt.

Sakura und Tenten halten im selben Moment die Luft an, als sie die zahlreichen blauen Flecken sehen, die sich über Hinatas Arme und vor allem über ihren ganzen Rücken verteilen.

Während sich Sakura schwer tut ihr Entsetzten zu verbergen und Hinata schnell ihre heilenden Handflächen auflegt, beißt Tenten sich hart auf die Unterlippe und ballt mühsam beherrscht die Hände zu Fäusten. „Wann?” Sie muss nicht fragen, wer es gewesen, ist. Hiashis Name schwebt längst unausgesprochen im Raum.

Die junge Clanerbin senkt beschämt den Kopf. „Gestern, beim Training.”

Tenten schüttelt sich voller Abscheu. Nach ihrem jahrelangen Training mit Neji ist sie mit dem Kampfstil der Hyuugas vertraut genug, um zu wissen, dass man unnötig brutal vorgehen und weit mehr Chakra als nötig aufwenden muss, um einen solchen Schaden zu hinterlassen. Hiashi Hyuuga ist in ihren Augen schon immer ein Monster gewesen, nachdem sie gesehen hat, wie oft Neji mit geröteter Stirn irgendwo erschienen ist und Hinata ebenso häufig einen eindeutigen Abdruck auf der Wange spazieren getragen hat, aber das hier ist der Gipfel von all seinen Grausamkeiten.

Als Hinata Sakura leise dankt und sich ihr Oberteil schutzsuchend wieder über den Kopf zieht, nimmt Tenten sie in den Arm. „Zieh zu mir. Du brauchst nicht bei ihm zu bleiben. Und wenn er sich quer stellt, schalten wir Tsunade ein. Mein Angebot gilt auch für dich, Saku. Das Haus ist groß genug für uns drei.”

Sakura schließt die Augen, um eine weitere Tränenflut zurückzuhalten. Was sie in den letzten Tagen am wenigsten ertragen hat, ist das Gefühl allein zu sein. Ihre Eltern sind beide tot, Naruto und Sasuke fort und Ino ist vor zwei Jahren mit ihren Eltern nach Suna gezogen, um etwas gegen den dortigen Blumenmangel zu unternehmen.

Tenten, die dieses Gefühl aus eigener Erfahrung zu gut kennt, fügt hinzu: „Du bist nicht allein, Saku. Wir haben immer noch uns.”

An Hinatas Lippen zupft ein schwaches Lächeln. „Und das kann uns keiner nehmen. Wir bleiben zusammen!”
 

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„Dobe!“ Sasuke streckt den letzten Feind mit seinem Katana nieder, kniet sich dann neben seinen besten Freund und flucht. „Scheiße!“

Die Bauchwunde des Blonden sieht wirklich übel aus und führt Sasuke nicht zum ersten Mal vor Augen, was für ein Vorteil es war eine Medic-nin im Team zu haben.

Aber Naruto setzt sich stöhnend auf. „Mach dir keinen Kopf, Teme, so ein kleines Loch ist bei weitem nicht genug, um mich um die Ecke zu bringen.“ Noch während Naruto spricht, begreift Sasuke was er meint. Viel schneller, als es auf natürlichem Weg möglich sein kann, beginnt die tiefe Wunde zu heilen.

Sasuke runzelt kurz die Stirn, bevor er sich dieses Phänomen erklären kann. „Der Fuchs?“

Naruto nickt bejahend. „Manchmal erweist er sich als ziemlich hilfreich.“

In diesem Moment erscheint Neji, ebenfalls mit ein paar unschönen Blessuren verziert, neben den beiden. „Lasst uns hier verschwinden. Was wir suchen ist nicht hier.“

Die beiden ehemaligen Team 7 Mitglieder nicken zustimmend und im nächsten Moment sind sie schon verschwunden.
 

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Als Hinata zwei Tage nach der Beerdigung von Sakuras Mutter Tentens Haus betritt, bemerken nicht einmal ihre besten Freundinnen ihre Veränderung.

Merken nicht, dass die junge Hyuuga vor weniger als einer halben Stunde noch am ganzen Körper gezittert hat, minutenlang vor Angst gelähmt war und hautnah erfahren hat, wie sich nackte Panik anfühlt. Sie hat sie plötzlich überfallen, sie geschüttelt und minutenlang gefangen gehalten. Und sie dann ebenso schnell wieder verlassen, wie sie gekommen ist.

Nachdem sie in einem Moment noch vollkommen verzweifelt gewesen ist und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, waren all ihre Gefühle im nächsten Moment wie weggefegt und haben berechnendem, rationalen Denken Platz gemacht. Plötzlich hat sie genau gewusst, was sie zu tun hat.
 

Als sie in Tentens Hausflur tritt und ihre große Reisetaschen und ihren Rucksack in eine Ecke wirft, kommt ihr Sakura entgegen. Im Gegensatz zu Hinata hat sie Tentens Angebot, bei ihr einzuziehen, angenommen. Deswegen hebt sie auch fragend die Augenbrauen, als sie Hinatas Gepäck sieht. „Hi. Hast du deine Meinung geändert?“

Die junge Clanerbin seufzt. „Nur bedingt. Aber das erkläre ich euch später. Wo ist Tenten?“

„Im Bad dabei ihren Magen zu entleeren.“

Hinata runzelt die Stirn. „Ist sie krank?“

„Das kann ich nicht beurteilen. Bevor ich sie fragen konnte, ob es ihr nicht gut geht oder ob es an meinen Kochkünsten liegt, ist sie bereits fluchtartig aus dem Raum gerannt und hat die Tür hinter sich zugeknallt.“

Hinata versucht den Verdacht abzuschütteln, der sich ihr bei Sakuras Worten ohne ihr Zutun aufdrängt. Sie schreitet gefolgt von der jungen Medic-nin den Flur entlang und klopft keine Minute später an die Tür des Badezimmers. „Tenten?“

Sie hört das Rauschen des Wasserhahns und dann wenige Sekunden nichts, bevor Tenten mit vertrauter Stimme flucht. Hinata grinst matt und öffnet langsam die Tür. „Darf ich?“

Ihre beste Freundin lehnt selten blass mit dem Rücken und angezogenen Knien gegen den Rand der Badewanne. „Klar.“

Hinata lässt sich ebenfalls auf dem kühlen Fliesenboden nieder und lehnt sich gegen die Wand, während Sakura sich im Schneidersitz auf dem Teppich niederlässt.
 

Hinata versucht immer noch mühsam sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen. Tenten die Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge brennt, kostet sie trotzdem Überwindung. „Tenten? Das ist nur eine Möglichkeit, aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du... schwanger sein könntest?“

Das Zucken in der Miene der brünetten Jonin ist offensichtlich, aber sonst reagiert sie kaum. Beinahe lächelt sie sogar, als sie sich eine lose Haarsträhne aus der Stirn streicht. „Ich würde dir jetzt gerne sagen, dass ich das für unmöglich halte, aber ich habe selbst schon daran gedacht. Wahrscheinlich hast du Recht.“

Hinata rutscht näher neben sie und verschränkt ihre rechte Hand tröstend mit Tentens linker. Ihre Stimme spiegelt ihre äußerlich zur Schau getragene Ruhe wieder. „Wenn du so weit bist, können Sakura oder ich nachsehen, ob wir mit unserer Vermutung richtig liegen.“

Tenten, die ihren Kopf vertraut an Hinatas Schulter gelehnt hat, runzelt verwirrt die Stirn. „Du?“ Dass Sakura als Medic-nin problemlos in der Lage ist mit einem einfachen Jutsu eine Schwangerschaft festzustellen, steht außer Frage.

Hinata seufzt leise. Eigentlich wollte sie zu diesem Punkt erst später kommen. „Mit den Byakugan kann man sämtliche Chakralinien eines Körpers sehen – auch die eines ungeborenen Babys.“

Ihre Erklärung wirft allerdings nur weitere Fragen auf. Fragen deren Antworten, das weiß Tenten, sie alle in Gefahr bringen könnten. „Woher weißt du das?“

Hinata beißt sich auf die Unterlippe und zögert, aber ein leises Stöhnen seitens Sakura gewährt ihr einen vorübergehenden, zeitlichen Aufschub. Tenten und Hinata heben zeitgleich den Kopf und mustern die verzweifelte Haltung der Rosahaarigen kritisch.

„Saku?“ Auf Hinatas vorsichtige Frage, klingen Sakuras Flüche noch derber, was Tenten wiederum zum Grinsen bringt.

„Tu dir keinen Zwang an, Prinzessin, aber wenn du fertig bist, musst du uns erklären, was dir so plötzlich die Laune verdorben hat.“

Sakura legt stöhnend den Kopf in den Nacken und platziert haltsuchend eine Hand auf ihrer Stirn. „Meine eigene Dummheit verdirbt mir die Laune.“ Dann wird sie plötzlich blass. „Scheiße, ich hab nicht mal eine Sekunde darüber nachgedacht, dass die Möglichkeit besteht...“

Scheinbar kann sie sich nicht dazu durchringen ihren Satz zu beenden, aber während Tenten noch ein paar Sekunden braucht, um den Zusammenhang zu begreifen, flüstert Hinata die Worte, die Sakura nicht über die Lippen kommen. „Schwanger zu sein?“

Die Haruno nickt schwach und grinst dann bitter. „Ich hätte ihm seinen verräterischen Hals durchschneiden sollen, als er um seine Wiederaufnahme gebeten hat.“

Tenten lacht leise, zynisch und ein wenig überfordert. „Mit ein wenig Glück bietet sich dir noch mal die Gelegenheit dazu.“

Aber dann verfliegt der Spaß und lässt die drei Frauen, die fast noch Mädchen sind, in einer Situation zurück, mit der keine von ihnen umzugehen weiß. Tenten ergibt sich dem Unausweichlichem zuerst. „Hina? Bitte.“

Diese kommt ihrer Bitte wortlos nach und aktiviert stumm ihre Byakugan.

Es vergehen nur wenige Sekunden, bis sie ihr Bluterbe wieder deaktiviert, aber für Sakura und Tenten bedeuten sie eine Ewigkeit. Und dann folgen auf klopfende Herzen, die Worte, die ihr Leben für immer verändern werden. „Ihr seid schwanger. Beide.“
 

Während Sakura und Tenten versuchen mit dieser Hiobsbotschaft umzugehen, erwägt Hinata selten zynisch, ob es solche abartigen Zufälle wirklich gibt oder ob es tatsächlich so etwas wie Schicksal ist.

Nach ein paar äußerst schweigsamen Minuten erhebt Tenten sich als Erste. „Kommt, ich mach uns einen Tee.“

Hinata folgt ihr und zieht auch Sakura, die ebenfalls beängstigend erblasst ist, mit auf die Beine. Aber auf ihrem Weg in die Küche durchqueren sie den Flur und als Tentens Blick auf Hinatas Taschen fällt, lähmt sie plötzliches Entsetzen.

Hinata stolpert beinahe in sie hinein. „Tenten? Was ist los?“

Tenten würgt ihre Antwort panisch. „Dein Vater!“

Sie fährt herum und Hinata erkennt dieselbe Panik in Tentens braunen Augen, die sie heute schon am eigenen Leib zu spüren bekommen hat. Ohne dass sie es bewusst wahrnimmt, legt Tenten schützend beide Hände auf ihren Bauch. „Er wird es mir wegnehmen, oder? Und dann wird er ihm dasselbe antun wie Neji-“ Ihre Stimme versagt ihr vor Entsetzen und sie fängt unkontrolliert zu zittern an.

Aber Hinata tritt schnell einen Schritt nach vorne und legt ihr entschlossen beide Hände auf die Schultern. „Das würde er, aber Tenten, sieh mich an! Er wird niemals eines von unseren Kindern in die Finger kriegen! Niemals! Eher sterbe ich!“

Die braunen Augen der Waffenexpertin weiten sich verstehend. „Unsere Kinder?“

Aber Hinata weicht ihrem Blick aus und nun ist es Tenten, die Hinatas Hände ergreift. „Hina! Hast du das vorhin gemeint? Weißt du deswegen, dass man mit den Byakugan auch die Chakralinien eines ungeborenen Kindes sehen kann? Weil du es bei dir selbst gesehen hast?“

Für diesen Moment ist es für Tenten, als hätte sie selbst Byakugan, so genau verfolgt sie jede Bewegung Hinatas. Ihre zitternden Lippen stehen im Kontrast zu ihrem zarten Lächeln und auch ihre Finger streifen schützend über ihren Bauch, während ihre Stimme nur ein Wispern ist. „Ja.“

Sakura, die ihren Schock selbst noch nicht überwunden hat, reißt fassungslos die Augen auf. „Du – Du bist auch schwanger?“

Nun ist es Tenten, die Hinata tröstend in den Arm nimmt. „Oh, Süße.“

Aber Hinata erwidert die Umarmung ihrer besten Freundin nur kurz und löst sich dann wieder von ihr. „Das mit dem Tee klang gut.“
 

Drei Minuten später sitzen sie zu dritt an Tentens Esstisch.

Aber Hinata nippt nur kurz an ihrer Tasse, stellt sie dann ab und schlingt ihre Finger um den Becher. „Ich verlasse Konoha noch heute Nacht.“

„Was?!“ Tentens Kopf ruckt entgeistert nach oben und sie mustert die junge Hyuga entsetzt. „Wieso?“

Aber Hinata ist immer noch die Ruhe selbst, hat die Panik längst hinter sich gelassen. „Weil ich keinem Hyuuga mehr unter die Augen treten darf, weil Hiashi sonst sofort Bescheid wüsste. Ein uneheliches Kind steht auf seiner Liste von Schandtaten ganz weit oben... er würde nie zulassen, dass ich es bekomme.“

„Aber wo willst du denn hin?“ Tenten unterdrückt ein Seufzen. Wenn sie gewusst hätte, dass dieser Tag ihr Leben für immer verändern würde, wäre sie heute Morgen vermutlich gar nicht erst aufgestanden.

Hinata zieht ein kleines Buch aus ihrer Tasche und legt es vor sich auf den Tisch. „Das ist das Tagebuch meiner Mutter. Sie hat es in einer Geheimschrift verfasst, die sie sich selbst ausgedacht hat und die außer mir niemand kennt. Die Schwester meiner Mutter, meine Tante, ist vor 14 Jahren aus Konoha geflohen, weil der Clan ihre Hochzeit mit einem Nicht-Hyuuga nicht genehmigen wollte. Im Laufe der Zeit sind so viele Hyuugas vor ihrem eigenen Clan geflohen, dass sie ihr eigenes kleines Dorf gegründet haben um sicherzugehen, dass sie niemand je findet. Meine Tante hat herausgefunden wo sich dieses Dorf befindet, denn sein Standort ist bis heute geheim. Und meine Mutter hat die Wegbeschreibung in ihrem Tagebuch festgehalten.“
 

Tenten beobachtet ihre beste Freundin dabei, wie sie offenbar seelenruhig aus ihrer Tasse trinkt und erkennt sie nicht wieder. Die junge Frau, die da vor ihr sitzt und ohne zu zweifeln bereit ist ihr ganzes Leben umzukrempeln, um mit den Folgen einer Entscheidung klar zu kommen, die sie nicht allein getroffen hat, hat nichts mit dem schüchternen, zögerlichen Mädchen gemein, das sie einmal gewesen ist. Und Tenten kommt nicht zum ersten Mal zu dem Schluss, dass Hinata eine unglaubliche Stärke besitzt, von der aber nur die wenigsten etwas wissen, weil sie sie so selten zeigt. Bis jetzt. „Ich begleite dich.“

Es ist nicht so, dass Hinata nicht damit gerechnet hat, dass Tenten sich so entscheiden würde, aber sie fragt trotzdem nach. „Bist du dir sicher?“

Aber sie liest in den Augen ihrer langjährigen Freundin nichts außer grimmiger Entschlossenheit. „Ja. Ich will, dass mein Kind so weit vom Hyuuga-Clan entfernt aufwächst, wie es nur möglich ist.“

Auch Sakura zweifelt nicht an ihrem Entschluss – zumindest nicht an diesem. „Ich begleite euch. Ich kann ebenfalls nicht hier bleiben. Jeder hier wird wissen, dass es Sasukes... Baby ist.“ Sie fährt sich mit einem gestressten Seufzer durch die Haare und lächelt schwach. „Ich habe schließlich nie ein Geheimnis aus meinen Gefühlen gemacht. Und wir sind zwar Orochimaru und die Akatsuki los, aber ich will ehrlich gesagt nicht herausfinden, ob sich nicht doch irgendwer findet, der es auf den Erben des Uchiha-Clans abgesehen hat. Außerdem hält mich außer euch beiden nichts mehr in Konoha. Oder niemand.“

Irgendwie ringt Hinata sich ein zuversichtliches Lächeln ab und schafft es dabei auch noch halbwegs überzeugend zu klingen. „Wir schaffen das irgendwie gemeinsam!“
 

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Sieben Monate sind sie jetzt schon unterwegs und kampieren wieder einmal in einer Höhle.

Naruto sieht nachdenklich in die Flammen des Feuers, das sie entfacht haben, um die Kälte zu vertreiben und nimmt kaum war, dass Sasuke sich neben ihm niederlässt, bis dieser ungewöhnlicherweise unaufgefordert das Wort ergreift. „Dobe, was ist bloß los mit dir? Du sagst seit Tagen fast kein Wort, bist du krank?“

Als Naruto zum ersten Mal seit sie sich kennen, nicht auf seine Provokation eingeht, erwägt der Uchiha, ob er jetzt anfangen sollte sich ernsthaft Sorgen zu machen.

„Sasuke, glaubst du, dass wir sie jemals wiedersehen?“

Auch Nejis meditative Haltung verliert an Perfektion, als er kurz ein Auge öffnet und somit verrät, dass er ebenfalls an Sasukes Antwort interessiert ist, wozu sich der Uchiha überraschend herablässt. „Ich war in den letzten Jahren schon öfter mehr tot als lebendig. Aber irgendwie bin ich da immer wieder raus gekommen. Weil ich noch etwas zu erledigen hatte. Und das ist dieses Mal auch so. Wir werden zurückkehren. Nicht unseretwegen, sondern ihretwegen.“

Er ist beinahe erleichtert, als er sieht, dass Narutos Gesicht zum ersten Mal seit Tagen von dem gewohnten Grinsen geziert ist. „Teme, du klingst ja richtig weise.“

Auch Sasuke lässt sich zu einem Grinsen herab. „Halt die Klappe, Dobe.“
 

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Marvels

Fast fünf Jahre.

Vier Jahre, elf Monate und acht Tage.

So lange liegt der Tag zurück, an dem die drei Männer ihr Heimatdorf verlassen haben.

Und nun kehren sie zurück.
 

Ihre Pflicht führt sie allerdings zuerst zu ihrer Kage, statt zu den Menschen, die wiederzusehen sie sich am sehnlichsten wünschen.

Tsuande erhebt sich augenblicklich, als die drei ihr Büro betreten. „Ich freue mich, dass ihr endlich wieder da seid.“

Naruto reißt sich schnaubend die Kapuze vom Kopf. „Endlich ist das richtige Wort.“ Aber dann grinst er, frech wie immer. „Du siehst kein bisschen älter aus, Oba-chan!“

Tsunade droht ihm mit dem Zeigefinger, lässt aber zu, dass ihr Schmunzeln ihre Glaubwürdigkeit untergräbt.

Sasuke verdreht gewohnt genervt die Augen. „Wir haben unsere Mission erfüllt.“

„Ich weiß und ich bin euch wirklich dankbar. Und um euren Dienst für Konoha dementsprechend zu würdigen, ernenne ich euch hiermit zu ANBU.“

Sie schafft es gerade noch den Dreien ihre Masken zu übergeben, dann wird Naruto hibbelig. „Tsunade, können wir den Rest nicht später besprechen?“

Obwohl sie gewusst hat, dass es so kommen würde, fällt es Tsunade schwer, sich nichts anmerken zu lassen. „Ja, aber ich will, dass ihr zuerst in den Keller geht und euch eure Tattoos stechen lasst. Das ist ein Befehl, Naruto!“

Der Blonde schluckt also seinen Protest hinunter und fügt sich. Und da er spürt, dass auch Neji und Sasuke über Tsunades Verhalten auch nicht gerade vor Freude im Dreieck springen, hält er sich mit seinen Verwünschungen zurück.
 

~
 

Als sie vom Tätowieren kommen, steht plötzlich Kiba vor ihnen. „Dann seid ihr also wirklich wieder da.“

Naruto und er umarmen sich grinsend. Aber dann seufzt der Inzuka und plötzlich fehlt jedes Anzeichen seiner sonstigen Sorglosigkeit. „Na ja, wenn ihr euch nach fast fünf Jahren auch einmal wieder blicken lasst, kann ich ja doch noch hoffen, dass sie vielleicht auch irgendwann zurückkommen.“

Sasuke runzelt augenblicklich alarmiert die Stirn. „Wen meinst du mit sie?“

Auch Neji verspürt dieses ungute Gefühl, als er beobachten kann, wie Unbehagen in die Augen des Inuzukas tritt. „Soll das heißen ihr wisst es nicht? Tsunade hat es auch nicht gesagt?“

Naruto knurrt leise, seine angespannte Geduld längst überstrapaziert. „Was hat uns Tsunade nicht gesagt? Kiba, spuck`s aus!“

Man merkt Hinatas ehemaligem Teamkameraden an, dass er wirklich nicht derjenige sein will, der ihnen diese Botschaft überbringt, aber er ringt sich dennoch mit einem schweren Seufzen dazu durch. „Hinata, Tenten und Sakura haben Konoha gute vier Wochen nach eurem Verschwinden ebenfalls verlassen. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihnen gehört.“
 

Sasuke überwindet den Schock dieser Nachricht als Erster. „Erzähl uns alles, was du weißt.“

„Das ist nicht gerade viel: Wie gesagt, es war etwas mehr als vier Wochen nach eurem Aufbruch, als die drei mitten in der Nacht bei mir aufgetaucht sind... um sich zu verabschieden. Sonst waren sie nur bei Shino und Lee. Und Tsunade wusste natürlich auch Bescheid-“

Naruto stößt ein paar unschöne Verwünschungen aus und kann sich nur schwer auf Kibas weitere Erklärungen konzentrieren.

„Ich habe nicht verstanden, warum sie Konoha verlassen wollten. Ich habe versucht es ihnen auszureden, sie aufzuhalten, aber dann“, und bei der bloßen Erinnerung ballt Kiba immer noch zornig die Hand zur Faust, „dann hat Tenten mir erzählt, was er Hinata angetan hat.“

In diesem Moment setzt Narutos Herz eine Millisekunde zu spät ein, aber es ist Neji, der die Frage stellt, die auch Naruto auf der Zunge brennt. „Wer hat Hinata was angetan?“

„Dieser Bastard, der sich ihr Vater nennt! Tenten hat mir erzählt, dass Hinatas ganzer Körper mit blauen Flecken übersät war, nachdem Hiashi sich beim Training mit ihr ausgetobt hat. Da habe ich sie gehen lassen. Hinata hätte in Hiashis Nähe niemals glücklich werden können. Und natürlich ist Tenten mit ihr gegangen. Aber dass Sakura sich den beiden angeschlossen hat, hat mich auch nicht überrascht. Wie sie selbst gesagt hat, hielt sie zu diesem Zeitpunkt schließlich nichts mehr in Konoha.“

„Wie meinst du das?“ Sasuke scheint der Einzige zu sein, der Kibas Worten überhaupt noch bewusst folgt.

Kiba hingegen schüttelt den Kopf und verflucht Tsunades elende Angewohnheit unangenehme Aufgaben stets auf andere abzuwälzen. „Vier Tage bevor die drei Konoha verlassen haben, ist Sakuras Mutter gestorben.“

„Ihre Mutter?“ Naruto hat gedacht, das Entsetzen, das er verspürt, könnte nicht noch größer werden. Haben sie eigentlich irgendeine Katastrophe ausgelassen?

Neji scheint zum ersten Mal offensichtlich um seine Beherrschung zu ringen. „Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, Kiba, aber wir müssen dringend nochmal zu Tsunade.“

Naruto versetzt Sasuke einen unsanften Stoß und holt diesen damit zurück in die Realität, die definitiv schon einmal rosiger gewirkt hat.
 

~
 

Tsunade seufzt schwer, als ihre Bürotür mit einem unheilvollen Krachen und einer drohenden Verwünschung aufgestoßen wird.

„Tsunade!“

Als würde das Knurren in Narutos Stimme nicht ausreichen, genügt ein Blick in sein Gesicht, um sicher zu sein, dass sie ihn selten so wütend und aufgebracht erlebt hat. Und Sasukes und Nejis Blicke beinhalten mehr Vorwürfe, als die beiden jemals in Worte fassen könnten.

„Warum hast du uns das nicht gleich gesagt?“, facht der Uzumaki aufgebracht.

Neji gelingt es besser einen gemäßigten Ton anzuschlagen, aber innerlich brodelt es auch in ihm. „Sie haben sie einfach gehen lassen? Und jetzt seit fast fünf Jahren nichts von ihnen gehört?“

Tsunade lässt sich hinter ihrem Schreibtisch nieder. „Das ist wahr, aber“, sie hebt die Hand, um aufkeimende Proteste im Keim zu ersticken, „ihr habt kein Recht zu urteilen, ohne die ganze Geschichte zu kennen. Ihr habt sie nicht gesehen, als sie spätabends noch zu mir kamen, ihr kennt weder die Ängste, die sie ausgestanden haben, noch wisst ihr etwas über die Sorgen, die sie allein bewältigen mussten Ich konnte nichts für sie tun, außer ihrem Wunsch nachzukommen und sie gehen zu lassen.“

Selbst Sasuke fällt es schwer sich einigermaßen zu fangen. Außerdem kann er das Gefühl nicht abschütteln, dass sie wieder nur die halbe Wahrheit erzählt bekommen. „Weißt du wo sie sind?“

Die Hokage nickt. „Hinata hat mir als Einziger anvertraut, wohin sie gehen würden. Um ihre Wegbeschreibung irgendwann an euch weiterzugeben, solltet ihr lebendig zurückkehren. Ich gestatte, dass ihr euch sofort auf den Weg macht, aber nur unter einer Bedingung: Ihr werdet als ANBU reisen und wenn ihr euer Ziel erreicht habt, werdet ihr eure Identität noch ein paar Tage geheim halten. Das ist ein Befehl und ich verlange, dass ihr euch daran haltet! Ich weiß, dass ihr mir jetzt am liebsten den Hals umdrehen würdet, aber wenn ihr sie gefunden habt werdet ihr verstehen, warum ich will, dass ihr sie eine Weile nur beobachtet, ohne dass sie wissen wer ihr seid. Und vielleicht werdet ihr mir irgendwann auch einmal dankbar dafür sein.“

Als Naruto ihr die Schriftrolle, die sie ihm hinhält, aus der Hand reißt, Neji gerade noch ein gepresstes „Hai!“ als Zustimmung zu ihrem Befehl herausbringt und Sasuke die Tür so fest hinter sich zuwirft, dass die Wände in ihren Grundfesten erzittern, fügt die Godaime gedanklich hinzu: “Oder vielleicht auch nicht!“
 

~
 

Während sie in Höchstgeschwindigkeit durch den Wald preschen, wechseln sie zunächst einmal kein Wort.

Narutos gelegentliche Flüche sind das Einzige, das die Stille zeitweise unterbricht.

Sasuke hängt immer noch an dem Punkt fest, dass Sakuras Mutter gestorben ist. Er ist wirklich nie da gewesen, wenn sie ihn einmal gebraucht hätte. Statt dessen hat er sie zum zweiten Mal für fünf Jahre verlassen. Verdammt, wenn sie ihm bei ihrem Wiedersehen nicht die Kehle durchschneidet, wäre das schon weit mehr, als er verdient.

Neji ist der Einzige von den Dreien, der sich nicht mit Selbstvorwürfen belastet. Er weiß, dass Tenten wütend auf ihn sein wird, weil er sich nicht richtig von ihr verabschiedet hat und weil er diese Mission angenommen hat, ohne vorher mit ihr darüber zu reden. Wie er Tenten kennt, ist sie auch mit jedem Jahr, das er länger weggeblieben ist, nur noch wütender geworden. Aber das ist ihr gutes Recht und es ist ihm eigentlich relativ egal, was sie ihm in ihrem gerechtfertigten Zorn alles an den Kopf werfen wird, solange sie nur bald vor ihm steht, damit er sich versichern kann, dass es ihr gut geht.

Was ihm allerdings zu denken gibt, ist die Tatsache, dass die Drei ihr Heimatdorf verlassen haben. Und obwohl Tsunade an Andeutungen nicht gespart hat, ist er sich sicher, dass sie ihnen den wahren Grund für das Verschwinden der Frauen nicht genannt hat, obwohl sie ihn genau zu kennen scheint. Genauer jedenfalls als Kiba, der hat wirklich nicht mehr gewusst, als das, was er ihnen erzählt hat. Wenn der Inuzuka gelogen hätte, hätten seine Byakugan ihm das verraten. So wie ihm auch Tsunade mit ihrer Körpersprache mehr verraten hat, als sie wahrscheinlich beabsichtigt hat. Sie hat wütend und besorgt gewirkt und was Neji wirklich zu denken gibt, ist die Tatsache, dass sich die Wut der Hokage sowohl gegen sich selbst als auch gegen Sasuke, Naruto und ihn zu richten schien.

Den Grund dafür hat er auch mit Leichtigkeit erraten: Die Hokage bereut es, sie auf diese lange Mission geschickt zu haben, statt jemand anderen ausgewählt zu haben. Und ihnen wirft sie vor, dass sie die Mission einfach so angenommen haben. Die Frage ist nur warum...
 

~
 

Das Dorf der Hyuuga ist sogar mit Byakugan schwer zu finden und ohne Hinatas Wegbeschreibung wären sie wahrscheinlich auch in den nächsten fünf Jahren nicht fündig geworden. So aber kommen sie nach zwei Tagen an und während Neji sich noch den Kopf darüber zerbricht, warum die Drei ausgerechnet hierhin geflüchtet sind, werden sie bereits von zahlreichen, ehemaligen Mitgliedern des Hyuuga-Clans umzingelt.

Ein großer, schwarzhaariger Mann, den Neji grob auf 30 schätzt, tritt einen Schritt vor und mustert sie aus kalten, berechnenden Byakugan-Augen. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier? Und eure Antwort sollte mich besser überzeugen. Wir haben hier etwas gegen unerwünschte Gäste und sind dementsprechend gastfreundlich.“

Sasuke schnaubt abfällig und zieht damit sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. Aber bevor die Situation eskaliert, mischt sich Neji bemüht ruhig ein. „Wir sind nicht hier, um jemandem zu schaden. Wir kommen im Auftrag unserer Kage, um jemandem der in eurem Dorf Zuflucht gesucht hat, eine Botschaft zu überbringen.“

Die Augen des Schwarzhaarigen verengen sich misstrauisch. „Wenn eure Kage eine Frau ist, seid ihr aus Konoha. Das war die falsche Antwort!“

Naruto flucht leise. Warum konnte Tsunade ihnen nicht einmal alle nötigen Informationen geben, statt immer nur die Hälfte. Wenn sie gewusst hätten, das sie erst einmal eine Horde Hyuuga von ihren Absichten überzeugen müssten, hätten sie sich besser vorbereitet.

Doch dann tritt eine kleine Frau, ebenfalls um die 30 aus dem Kreis der Umstehenden und legt dem grimmigen Riesen beruhigend die Hand auf die Schulter. „Für wen ist eure Botschaft?“

Sasuke lässt sich tatsächlich dazu herab die Frage zu beantworten. „Die Nachricht ist für drei Frauen bestimmt, die vor knapp fünf Jahren in euer Dorf gekommen sind: Hinata Hyuuga, Sakura Haruno und Tenten Ama.“

Der dunkelhaarige Hyuuga brummt missmutig und Neji erkennt es als den Anfang seiner Kapitulation.

„Wissen die Drei, dass ihr kommt?“ Dass das eine rhetorische Frage ist, ist den drei ANBU schon klar, bevor der Hyuuga weiter spricht ohne auf eine Antwort zu warten. Das Grinsen, das plötzlich seine Lippen verzerrt, hätte sie allerdings warnen sollen. „Dann werden sie sich bestimmt freuen euch zu sehen: HINATA!“
 

Das glockenhelle Lachen, das seinem Brüllen antwortet, setzt Narutos Herz für einen Schlag aus.

„Beruhig dich, Shinzo, wir sind ja schon da.“

Die Menge teilt sich wortlos und keiner der drei ANBU ist wirklich auf ihren Anblick vorbereitet.

Naruto schluckt den Drang hinunter Hinata zu umarmen, als sie mit ruhigen Schritten, dicht gefolgt von Sakura und Tenten auf ihn zukommt. Sie sind alle drei wunderschön, jedoch spiegeln ihre Augen, die früher alle in ihrer Farbe ganze Geschichten erzählen konnten, jetzt nur noch Kälte und Leere wieder. Und die drei Männer fragen sich nicht zum ersten Mal was hier alles schief gelaufen ist, während sie weg waren.

Die drei Frauen bleiben neben Shinzo stehen und als die Adern um Hinatas Augen hervortreten, versteht Sasuke warum Tsunade ihnen Tabletten gegeben hat, um die Konsistenz ihres Chakras zu verändern und warum Naruto die doppelte Dosis schlucken musste. Nur ihr Aussehen zu verändern und sich von Tsunade die Stimme verunstalten zu lassen, hätte nicht ausgereicht, um Hinata zu täuschen.

Sie wendet sich, ohne ihr Bluterbe zu deaktivieren, an Sakura und schüttelt kaum merklich den Kopf.

Sasuke, der sie keine Sekunde aus den Augen lässt, sieht wie Sakura kurz die Hände zu Fäusten ballt, bevor sie im nächsten Moment ihre kalte Fassade wieder perfektioniert.

Hinatas Stimme ist so kalt und ausdruckslos, dass Naruto beinahe zusammengezuckt wäre. „Ich werde nur ein einziges Mal fragen: Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“

Neji zieht die Schriftrolle, die Tsunade ihnen gegeben hat, aus seiner Tasche und hält sie Hinata hin. „Tsunade hat uns eine Nachricht für euch mitgegeben.“

Als Hinata einen Schritt nach vorne tritt, spannen sich alle Umstehenden an, bereit jederzeit anzugreifen. Nur Tenten und Sakura rühren sich nicht.
 

Während Hinata den Inhalt der Schriftrolle liest, verrät nur das kurze Verengen ihrer Augen wie sehr sie Tsunades Worte missbilligt. Als sie aufsieht, ist ihr davon nichts mehr anzumerken. „Sie kommen wirklich von Tsuande. Das ist ihre Handschrift. Anscheinend haben Konohas Anbus derzeit nichts Besseres zu tun, als unsere Aufpasser zu spielen.“

Sakura gelingt es nicht so leicht, ihre Wut zu verbergen. Oder sie schert sich einfach nicht darum. „Was?! Soll das ein verdammter Witz sein?“

Hinata reicht Sakura und Tenten die Schriftrolle weiter und als Sakura wieder aufsieht, steht klarer Zorn in ihren grünen Augen. „Tsuande sollte besser beten, dass ich nie wieder nach Konoha komme, sonst setze ich sie persönlich ab!“

Tenten kräuselt die Nase, ein untrügliches Zeichen dafür, dass ihr etwas überhaupt nicht gefällt, sie aber schon ahnt, dass sie sich dennoch damit abfinden muss und schnaubt abfällig. „Wir sollen ernsthaft glauben, dass Tsunade sich nach fünf Jahren plötzlich daran erinnert hat, dass es uns auch noch gibt und uns prompt drei ihrer Schoßhündchen als Aufpasser vorbeigeschickt hat? Hab ich irgendwas verpasst? Ist heute vielleicht der 1. April?“

Hinatas Blick liegt weiterhin abschätzend auf den drei ANBU, während sie Tenten antwortet und dabei sind ihre Augen die Einzigen, die immer noch keinerlei Gefühle verraten. „Für einen schlechten Scherz sehen die Drei ziemlich überzeugend aus.“

„Mal sehn, ob Tsunade darüber lachen kann, wenn wir sie in ihren Einzelteilen zurückschicken!“

Nun hebt Sasuke skeptisch beide Augenbrauen unter seiner Maske und mustert seine ehemalige Teamkollegin mit der brennenden Frage woher ihre grenzenlose Wut kommt, die so deutlich in ihrer ganzen Körperhaltung und vor allem in ihren Augen steht.

Hinata tritt neben Sakura und legt ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Ich bin genauso wütend wie du, Saku.“

Was schwer zu glauben ist bei der kalten Gelassenheit, die sie wie eine Maske trägt. Naruto wäre es lieber, sie würde wie Sakura ausflippen, denn ihre perfekte Fassade macht ihn nervös.

Aber Sakura scheint ihr zu glauben und seufzt leise. „Ich weiß, Gomen, Hina.“

Da zupft zum ersten Mal die Andeutung eines Lächelns an den Lippen der Hyuuga. „Es muss dir nicht leid tun, ich sage nur, dass du dir deine Wut besser für die Richtigen aufheben solltest.“

Die rosahaarige Medic-nin bläst sich missmutig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das würde ich, wenn die Richtigen einmal greifbar wären.“

Tenten und Hinata schmunzeln, bevor sich letztere wieder an Shinzo wendet. „Wir kümmern uns darum.“

Es überrascht die ANBU, dass der Riese protestlos nickt. „Sagt Bescheid, wenn ihr Hilfe braucht.“

Hinata legt ihm kurz dankend die Hand auf die Schulter, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die drei Shinobi richtet. „Wir werden den Rest bei uns Zuhause besprechen. Folgt uns einfach unauffällig und haltet euch zurück!“

Sie erwartet keine Antwort und würde auch keine bekommen. Neji hängt nämlich noch an der Tatsache fest, dass seine kleine Cousine ihnen Befehle erteilt.
 

„Mama!“ Der Ruf eines kleinen Mädchens wäre bestimmt niemandem von ihnen in bleibender Erinnerung geblieben, wenn Hinata nicht in diesem Moment herumgefahren wäre und sich suchend umgesehen hätte.

Die Menge teilt sich erneut und ein kleines, blondes Hyuuga-Mädchen eilt aufgeregt herbei. „Mama!“

Als Hinata in die Knie geht und die Arme ausbreitet, lächelt sie ehrlich glücklich und ihre Augen tanzen voller Freude und Liebe.

Aber Naruto kann sich nicht darüber freuen. Sein Körper und sein Denken scheinen zu Eis zu erstarren und nur sein Herz rast stürmisch weiter, als sich das kleine Mädchen lachend in Hinatas Arme stürzt und diese die 4-Jährige schmunzelnd einmal durch die Luft wirbelt und sie dann sicher auf ihren Armen behält.

Naruto hat Schwierigkeiten sich daran zu erinnern, wie man atmet. Er spürt Nejis und Sasukes fassungslose Blicke auf sich und kann seinen eigenen doch nicht von Hinata und ihrer Tochter abwenden.

Das kleine Mädchen hat nicht nur Hinatas Augen, sondern ist ihr auch sonst in beinahe jeglicher Hinsicht wie aus dem Gesicht geschnitten.

Nur die blonden Haare – die hat sie von ihm.

Die Erkenntnis, dass er Vater einer Tochter ist, erreicht ihn als der größte Schock seines Lebens. Selbst zu erfahren, dass der Neunschwänzige in ihm versiegelt ist, hat ihn nicht so sehr getroffen, wie die Tatsache, dass Hinata ein Kind von ihm hat.

Er ist wirklich kurz davor die Beherrschung zu verlieren, als Sasuke ihn unauffällig am Arm packt und ihm leise zu raunt: „Reiß dich zusammen, Dobe! Ich weiß, dass das ein Schock ist, aber wenn du weiter so auffällig bist, werden sie bald etwas merken.“

Naruto nickt schwach und atmet tief durch. Sogar er hat in den letzten Jahren gelernt seine Gefühle zu unterdrücken und sich nichts anmerken zu lassen. Aber es ist ihm definitiv noch nie so schwer gefallen wie heute und er kann sich immer noch nicht dazu durchringen seinen Blick auch nur eine Sekunde von Hinata und ihrer Tochter abzuwenden.

Sein Glück ist, dass nicht nur Hinatas, sondern auch Sakuras und Tentens Augen, so wie die aller Umstehenden auf das kleine Mädchen in Hinatas Armen gerichtet sind.
 

Hinata zerzaust ihrer Tochter liebevoll das schulterlange, blonde Haar. „Hana, Liebling, was ist denn los?“

Hana.

Die Kleine schlingt beide Arme um den Hals ihrer Mutter und schiebt schmollend die Unterlippe vor. „Minato und Yoru streiten schon wieder!“

Sakura und Hinata wechseln seufzend einen Blick und verdrehen synchron die Augen, während Tenten belustigt grinst.

Hinata setzt ihre Tochter ab und nimmt sie stattdessen an die Hand. „Wir müssen los.“

Sie winkt Shinzo und den anderen zum Abschied, stutzt dann aber, als sie dem Blick ihrer Tochter folgt, der bei den ANBU hängen geblieben ist. Wie bei ihrer Mutter wenige Minuten zuvor, sind bei Hana wortlos die Adern um ihre Augen hervorgetreten, als sie die drei Fremden bemerkt hat. „Mama.“

Hinata geht schnell vor ihr in die Hocke. „Die drei Männer sind zu Besuch hier, Hana, und sie werden bald wieder gehen. Kümmer dich nicht um sie, Liebling, sie sind nicht wichtig für uns. Und jetzt lass uns schnell zu den anderen gehen, bevor unsere zwei Hitzköpfe sich mal wieder die Köpfe einschlagen.“

Hana scheint sich mit der Erklärung ihrer Mutter zufrieden zu geben, denn sie aktiviert ihr Bluterbe, nickt lächelnd und läuft fröhlich voraus. Und Hinata, Tenten und Sakura folgen ihr, ohne sich noch einmal umzudrehen.
 

Sasuke stößt Naruto warnend in die Seite und reißt ihn damit aus seiner Starre.

Sie folgen den drei Frauen in einigem Abstand zu einer großen Wiese mitten im Dorf.

Dort wartet ein kleines Mädchen, das ungefähr in Hanas Alter zu sein scheint. Diese läuft lachend auf sie zu und ruft ihren Namen. „Yuki!“

Aber als die Kleine sich umdreht, bleibt Neji wie angewurzelt stehen. Er muss nicht warten, bis das Mädchen zu Tenten läuft, er weiß sofort, dass er seine Tochter vor sich stehen hat. Sie hat seine Augen, aber ihre Nase, ihren Mund, das stolze Kinn und die Haare ihrer Mutter.

Yuki.

Hana nimmt sie an der Hand und läuft mit ihr zurück zu ihrer Mutter. Als Yuki lacht, hat Neji ein Deja-vü, so sehr ähnelt sie Tenten, als diese klein war. Jetzt kennt er den Grund, warum die Drei das Dorf verlassen haben. Und auch Tsunades Befehl ergibt nun endlich Sinn: Sie haben Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie Väter sind, dringend nötig. Als nächstes denkt er daran, dass Tenten ihn umbringen wird, sobald sie erfährt, dass er zurück ist. Es ist nicht genug, dass er nur sie zurückgelassen hat, nein, er hat auch seine Tochter zurückgelassen, ohne zu wissen, dass es sie gibt. Er hat die ersten vier Jahre ihres Lebens verpasst. Und er hat noch nie etwas so sehr bereut...
 

„Mama!“

Tenten geht in die Knie und umarmt ihre Tochter liebevoll. „Yuki, Schatz.“

„Wer sind sie?“

Neji kann die Bewunderung nicht unterdrücken, als er sieht wie schnell seine Tochter ihr Bluterbe aktiviert. Ihre Auffassungsgabe ist bemerkenswert.

Genau das verflucht Tenten heute nicht zum ersten Mal. „ANBU aus Konoha, die uns eine Nachricht von der Hokage überbracht haben. Sie haben eine anstrengende Reise hinter sich und werden deswegen ein paar Tage bleiben, um sich zu erholen. Ignorier sie einfach, Süße.“

Auch Yuki scheint keine Sekunde lang an den Worten ihrer Mutter zu zweifeln und gibt sich nickend damit zufrieden.

Dann grinst Tenten plötzlich. „Weswegen haben sich unsere Helden denn diesmal wieder in die Haare bekommen?“

Yuki verschränkt die Arme und verdreht die hellen Augen, deren leichter Braunstich verrät, dass sie nur zur Hälfte Hyuuga-Gene hat. „Ich glaub, das wissen sie selber nicht. Wann brauchen die beiden schon einen Grund?“

Sakura schüttelt ihr hüftlanges Haar mürrisch nach hinten. „Es wäre besser für sie, wenn sie einen hätten.“

Yuki mustert die Rosahaarige einen Moment aufmerksam und wendet sich dann fragend an ihre Mutter. „Ist Tante Sakura sauer?“

Tenten grinst belustigt. „Das ist noch eine ziemlich nette Umschreibung.“ Dann steht sie jedoch auf und nimmt Yuki an der Hand.

Hinata nickt zustimmend. „Hana, du bleibst bei Tenten. Ich bin sofort wieder da.“

Hana, die ihre Byakugan wieder aktiviert hat, deutet nach vorne. „Du brauchst nicht zu gehen, Mama, sie kommen.“

„Ich weiß, aber ich will trotzdem, dass du in Tentens Nähe bleibst. Sakura?“ Die Angesprochene nickt nur.
 

In diesem Moment dringen laute Jungenstimmen an ihre Ohren und lenken ihre Aufmerksamkeit auf zwei Jungen in Hanas und Yukis Alter, die über die Wiese laufen und dann gut 20 Meter vor ihnen auf den Boden stürzen und miteinander ringen, während sie sich Beleidigungen an den Kopf werfen.

Hinata und Sakura seufzen einstimmig und setzen sich kopfschüttelnd in Bewegung.

Naruto und Sasuke können jedoch beide keinen Muskel mehr rühren, nachdem die Worte der beiden Jungen an ihre Ohren gedrungen sind.

„Nimm das zurück, Teme!“

„Niemals, Dobe!“

Minato und Yoru.

Hinata und Sakura haben die beiden Streithähne schnell erreicht, sich blitzschnell gebückt, die beiden an ihrem Hosenbund gepackt und in die Luft gehoben.

Sasuke zieht scharf die Luft ein, als Sakuras Augen unter seinen schwarzen Haaren heraus blitzen.

Da steht gerade sein Sohn vor ihm. Sakuras und sein Sohn.
 

Naruto rührt sich nicht mehr. Seine Fassungslosigkeit hat gerade Grenzen überschritten, die er für unüberwindbar gehalten hat. Er blinzelt sich kraftlos zurück in die Realität, als Sakura und Hinata mit den beiden Jungen zurückkommen und sie neben den Mädchen absetzen, wo sie nicht im Geringsten schuldbewusst aussehend jeglichen Blick in die Richtung des anderen zu vermeiden suchen.

Sakura stützt die Hände in die Hüften und erinnert Naruto damit ungemein an ihr 12-Jähriges Ich. „Ich höre.“

Es dauert gerade zwei Sekunden, bis die zwei Jungen mit dem Finger auf den jeweils anderen zeigen und beweisen, dass sie sich auch einig sein können. „Er hat angefangen!“

Sakuras Augenbraue zuckt gefährlich, während Tenten ihr amüsiertes Grinsen hinter ihrer Hand verbirgt.

Minato sieht fragend zu seiner Mutter auf und versucht es optimistisch wie er ist mit einem Grinsen.

Aber Hinata bleibt vollkommen ruhig und gerade weil sie nicht schreit, bekommen die beiden Jungen sofort ein schlechtes Gewissen. „Nein, Minato, ich finde das nicht lustig und das weißt du auch. Auf seinen besten Freund loszugehen ist nichts, worauf man stolz sein kann.“

Der Vierjährige senkt augenblicklich schuldbewusst den Kopf. „Tut mir leid, Mama.“

„Das solltest du nicht mir sagen.“

Eines muss man dem Kleinen lassen, er zögert nicht lange und hält dem Schwarzhaarigen die Hand hin. „Tut mir leid.“ Ein breites Grinsen erscheint auf seinen Lippen. „Auch wenn du wirklich ein ziemlicher Teme bist.“

Yoru nimmt Minatos Hand und bringt ebenfalls ein Lächeln zustande – was eine bedeutende Geste ist, wenn man weiß, wessen Gene der Kleine in sich trägt. „Mir tut es auch leid, Dobe.“

Hinata geht in die Hocke und fährt ihrem Sohn zärtlich durch die Haare, die den ihren farblich vollkommen gleichen. „Ihr zwei seid echt unmöglich.“

Aber die hellen Augen ihres Sohnes sehen sie ungewöhnlich ernst an. „Sind sie gefährlich?“

Doch nicht Hinata antwortet auf seine Frage, die eindeutig auf die drei Anbu bezogen ist, sondern Yoru. „Dobe, wenn sie gefährlich wären, hätten wir sie nie gesehen.“

Hana lacht leise und tritt neben Sakuras Sohn. „Yoru hat Recht. Shinzo hätte bestimmt großen Spaß dabei gehabt, sie rauszuwerfen.“

Minato verdreht die Augen und mustert seine Schwester schmollend. „Warum musst du dem Teme eigentlich immer Recht geben?“

Die Antwort seiner Schwester ist ein Schulterzucken.

Sakura, der das belustigte Grinsen ihres Sohnes zu denken gibt, seufzt. „Bevor ihr schon wieder wegen nichts zu streiten anfangt, gehen wir nach Hause.“ Yoru sieht seine Mutter fragend an und lässt sich bereitwillig von ihr auf den Arm nehmen.
 

Doch bevor sie sich auf den Weg machen, tritt Neji an sie heran. „Wenn es euch nichts ausmacht, würden wir uns vorher gerne noch ein wenig umsehen. Wir kommen dann nach.“

Hinatas helle Augen wandern kurz musternd über die drei ANBU, bevor sie sich abwendet und zusammen mit Sakura, Tenten und den Kindern verschwindet. „Schön."

„Kommt.“ Neji, der sich sicher ist, dass Hinata sie noch immer beobachtet, läuft voraus und dreht wirklich eine Runde um das Dorf, bevor er abgelegen im Wald stehen bleibt.

Naruto sackt wie auf Kommando zusammen, zieht sich die Maske vom Gesicht und rauft sich verzweifelt die falschen Haare. Nach ein paar Minuten ist ein geflüstertes „Zwillinge!“ alles, was er hervor bringt.

„Dobe.“ Der Blonde sieht fragend auf, aber als er den Gesichtsausdruck seines besten Freundes sieht, verdunkelt sich sein Blick. Er kennt Sasuke lange genug, um zu erkennen, dass der Uchiha wieder einmal dabei ist, seine Gefühle hinter einer Maske aus Gleichgültigkeit zu begraben.

„Das kannst du dir gleich wieder abschminken, Teme! So unangenehm diese Sache auch werden wird, wirst du jetzt gefälligst endlich aufhören so ein elender Feigling zu sein! Sakura hat etwas besseres verdient, als so einen sturen Eisklotz, der zu feige ist, zu seinen Gefühlen zu stehen!“

Der Uchiha ballt augenblicklich drohend die Hände zu Fäusten. „Feige?“

Aber Naruto kümmert sich nicht um seine mahnende Warnung und springt ungehalten auf die Beine. „Ja, verdammt! Und ich möchte einmal erleben, dass du dich so für Sakura einsetzt, wie du es tust, wenn jemand dein gewaltiges Ego ankratzt! Ich habe mich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber ich kann zu meiner Verteidigung wenigstens noch vorbringen, dass ich nicht wusste, wie es um Hinatas Gefühle stand, als ich diese Mission angenommen habe. Und ich habe zumindest den Anstand besessen ihr meine Gefühle zu gestehen, bevor ich mit ihr geschlafen habe!“

Während Sasuke ihm die Antwort schuldig bleibt, geht Neji, der bis dahin an einem Baum lehnend versucht hat, seine eigenen Gedanken zu ordnen, auf Narutos letzten Satz ein. „Das hast du mir damals verschwiegen.“

In der Stimme des Hyuugas schwingt jener Vorwurf mit, auf den Naruto schon die ganze Zeit gewartet hat.

„Ich hatte auch eigentlich gehofft, dass du es nie erfahren würdest.“

„Du hast meine Cousine geschwängert!“ Neji klingt ganz so, als könnte er das immer noch nicht fassen und Naruto verzieht gequält das Gesicht.

„Neji, ich weiß nicht was ich dir sagen soll. Ich kann es selbst nicht glauben. Und vor allem hab ich keine Ahnung wie ich das jemals wieder gut machen soll.“

Da schleicht sich ein kaum merkliches Lächeln in Nejis Züge. „Ich glaube nicht, dass Hinata denkt, dass du irgendetwas wieder gut zu machen hast. Hast du sie dir einmal angesehen? Ich kenne Hinata schon ihr ganzes Leben lang und ich kann dir versichern, dass ich sie noch nie so glücklich erlebt habe. Sie liebt eure Kinder mit der gleichen bedingungslosen Hingabe, mit der sie dich liebt. Außerdem bist du von Anfang an ehrlich zu ihr gewesen. Ich will mich hüten für sie zu sprechen, aber so wie ich Hinata kenne, hat sie keine Sekunde von dem was zwischen euch war je bereut. Und ich glaube nicht, dass sie dir viel zu verzeihen hat.“ Sein Gesicht nimmt gequälte Züge an. „Tenten dagegen wird mir völlig zu Recht den Hals umdrehen, sobald ich ihr zum ersten Mal offen gegenüber treten werde. Aber selbst wenn sie mir verzeiht, werde ich mir selbst nie vergeben, sie und unsere Tochter fünf Jahre lang allein gelassen zu haben, egal, wie wichtig unsere Mission war.“

„Damit geht es dir wie mir.“

Naruto wendet sich skeptisch an seinen besten Freund. „Höre ich da etwa so etwas wie Einsicht durchklingen, Teme?“

Sasuke seufzt. „Dobe, das fällt mir nicht leicht.“

Naruto erwidert seinen Blick ernst. „Ich weiß, aber auch du wirst endlich über deinen Schatten springen müssen. Der Krieg ist vorbei, Kumpel und nur weil du nicht damit gerechnet hast, dass Frieden und Glück so viel Arbeit bedeuten, ist ständiges Weglaufen und ein Eisklotz-Image noch längst kein Ausweg.“

Neji stößt sich kopfschüttelnd von dem Baum ab. „Lasst uns gehen, bevor sie noch misstrauischer werden. Und betet, dass unsere Schauspielkünste gut genug sind, um sie ein paar Tage zu täuschen.“

Sie setzen ihre Masken wieder auf und preschen im nächsten Moment durch den Wald.
 

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Heartbeats

Tenten, Sakura, Hinata und die Kinder wohnen alle gemeinsam in einem Haus.

Die drei Männer können nicht anders, als stehen zu bleiben und die vier Kinder zu beobachten, wie sie im Garten scheinbar Fangen spielen. Allerdings haben sie kaum einen Fuß auf ihren Grund und Boden gesetzt, als Tenten bereits im Rahmen der Terrassentür lehnt und sie keine Sekunde mehr aus den Augen lässt, bis sie ihnen zu verstehen gibt, dass sie ihr folgen sollen.
 

Hinata und Sakura lehnen gegen die Küchenanrichte und es überrascht Neji nicht, dass seine Cousine erneut ihr Bluterbe aktiviert hat.

Hinata unterbricht die Stille zuerst. „Können wir euch etwas zu trinken anbieten? Schließlich war eure Reise lang.“

Neji hebt unter der Maske eine Augenbraue. Bildet er sich das ein oder trieft diese Aussage vor Sarkasmus?

Sasukes Antwort erfolgt gleichgültig wie immer. „Ja.“

Daraufhin drückt Sakura jedem von ihnen ein Glas Wasser in die Hand, bevor sie sich mit verschränkten Armen wieder neben Hinata stellt. Diese wartet, bis jeder der drei Anbu einen Schluck genommen hat, bevor sie erneut spricht. „Solange ihr hier bleibt, werdet ihr euch an ein paar grundlegende Regeln halten.“

Sakuras Lächeln sieht überzeugend echt und gerade deswegen beängstigend aus. „Keine Sorge, wir werden sie idiotensicher erklären.“

Im nächsten Moment begreift Sasuke, woher die plötzliche gute Laune seiner ehemaligen Teamkollegin kommt: Er kann keinen Muskel mehr rühren.

Neben ihm flucht Naruto. „Verdammt, was habt ihr gemacht?“ Aber keine Sekunde später vergisst er jeglichen Protest. Sakura drückt ihr Kunai genauso überzeugend gegen seine Kehle, wie Hinata und Tenten es bei Sasuke und Neji tun.

Sakuras Grinsen verzieht sich ins Gehässige. „Keine Sorge, wir haben nicht vor euch umzubringen, jedenfalls noch nicht. Wir haben nur die Erfahrung gemacht, dass sich Worte besser einprägen, wenn man sie mit Taten unterstützt.“

Naruto spürt, wie sie ihr Kunai ein wenig fester in seinen Hals drückt, gerade so, dass es ihm noch nicht in die Haut schneidet.

Hinata, die Sasuke ausgezeichnet im Griff hat, fährt ruhig fort. Wenn ihre Situation nicht so ernst wäre, hätte Naruto bei diesem Anblick gegrinst. Sasukes Ego ist schon lange nicht mehr so stark angekratzt worden, wie in diesem Moment. „Und es wäre besser für euch, wenn ihr jetzt gut zuhört. Ihr werdet euch unseren Kindern nicht auf zwei Meter nähern. Ihr werdet sie nicht ansprechen und in ihrer Gegenwart weder Konoha, noch ihre Väter, noch sonst irgendetwas damit zusammenhängendes erwähnen. Wir wissen, dass Tsunade euch gesagt hat, wer die Väter unserer Kinder sind. Ihr werdet nie mit jemandem darüber sprechen! Ihr werdet ihre Namen niemals im Zusammenhang mit unseren Kindern aussprechen! Ihr werdet über nichts, was ihr hier in den nächsten Tagen mitbekommt, jemals mit jemandem sprechen. Wenn ihr euch nicht an unsere Regeln haltet, werdet ihr das bereuen.“

Tentens Stimme klingt so kalt, dass Neji die Augen niederschlägt. „Wenn wir auch nur den Verdacht haben, dass ihr uns hintergeht, dann wird das nächste Gift, dass Sakura in eure Getränke mischt, kein harmloses Lähmungsgift mehr sein.“

Aus Sakuras grünen Augen sprüht so viel Hass, dass Naruto keine Sekunde lang am Ernst ihrer Worte zweifelt. „Und wenn ihr glaubt, dass wir es nicht wagen euch zu töten, weil Tsunade euch geschickt hat, dann werden wir euch schneller vom Gegenteil überzeugen, als ihr blinzeln könnt. Tsunade weiß genug über die Umstände in denen wir leben, um zu wissen, was für einem Risiko sie euch aussetzt, indem sie euch hierher geschickt hat. Scheinbar ist sie bereit dieses Risiko zu tragen.“

Wie immer, wenn Hinata spricht, zieht sich in Naruto alles zusammen. Es kostet ihn all die Selbstbeherrschung, die er aufbringen kann, um sich davon abzuhalten, seine Maske einfach fallen zu lassen und sie in den Arm zu nehmen. Seinetwegen hat sie lernen müssen sich so berechnend und gefühllos zu geben. Wie soll er das nur je wieder gut machen?

„Und vertraut besser nicht darauf, dass ihr es im Fall des Falles mit uns aufnehmen könnt. Es ist durchaus möglich, dass ihr uns in einem fairen Kampf überlegen seid. Aber wenn wir auch nur den kleinsten Grund zur Annahme haben, dass ihr eine Gefahr für unsere Kinder darstellt, dann werden wir uns nicht lange mit Fairness aufhalten. Und wenn wir uns gegen euch aussprechen, wird sich in unserem ganzen Dorf niemand für euch einsetzen. Vergesst das nicht!“
 

Sasuke spürt sofort wie der Druck von seinem Hals verschwindet, als Hinata einen Schritt zurücktritt. „Yoru kommt.“

Schneller als Naruto blinzeln kann, haben die drei Frauen sich auf die andere Seite der Küche zurückgezogen und ihre Kunais verschwinden lassen. Als der Vierjährige die Küche betritt, verliert das Lähmungsgift bereits langsam seine Wirkung.

Sakura geht lächelnd in die Hocke und hebt ihren Sohn hoch, als hätte sie nicht vor 30 Sekunden noch äußerst überzeugend Morddrohungen ausgesprochen. „Liebling, was hast du?“

Sasuke kann nicht verhindern, dass er zusammen zuckt. Als er in demselben Alter war, wie sein Sohn, hat seine Mutter ihn auch oft Liebling genannt.

Yoru schlingt die Arme um den Hals seiner Mutter und lehnt sich an ihre Schulter. „Nichts.“

Aber nicht nur Sakura, sondern auch Tenten und Hinata haben längst durchschaut, was den kleinen Jungen zu ihnen in die Küche geführt hat. Sakura streicht mit einer Hand beruhigend über seinen Rücken und spricht leise und beruhigend auf ihn ein. „Du musst dir keine Sorgen machen, Liebling. Es wird sich nichts ändern. Sie bleiben nur für ein paar Tage. Geh doch wieder raus und spiel mit den anderen, während wir uns hier drinnen um das Essen kümmern, ja?“

Ihr Sohn nickt schweigsam und Sakura drückt ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor sie ihn absetzt und ihm nachsieht, bis die Tür hinter ihm ins Schloss fällt.
 

Hinata holt wortlos verschiedenes Gemüse aus einem Schrank und reicht einen Teil davon Sakura, während Tenten einen Topf mit Wasser füllt und ihn auf dem Ofen absetzt.

Sakura zieht ein Schneidemesser aus einem Schubladen und lässt ihre ganze Wut an dem Gemüse aus, während sie am laufenden Band Verwünschungen gegen ihre Kage ausstößt. „Was denkt Tsunade sich eigentlich dabei? Hat keine Ahnung von nichts, am wenigsten von uns und unseren Kindern und mischt sich einfach so, wahrscheinlich weil ihr gerade nichts besseres eingefallen ist, in unser Leben ein! Wahrscheinlich ist sie sogar schon senil genug, um sich der Illusion hinzugeben, dass sie uns vielleicht noch einen Gefallen getan hat.“ Sie wirft das Messer zur Seite und fährt sich aufgebracht mit der Hand durch die Haare. „Die alte Hexe weiß doch gar nicht, was sie uns damit antut.“

Hinata legt schweigend ihre Arbeit beiseite, geht auf Sakura zu und umarmt sie fest. Die Worte seiner Cousine machen Neji klar, dass die Drei begonnen haben sie vollkommen zu ignorieren. Und er ist sich ziemlich sicher, dass sie vorhaben dieses Verhalten beizubehalten.

„Ich weiß. Aber wir stehen auch das durch.“

Sakura erwidert ihre Umarmung seufzend. „Ich weiß.“

Sogar die Art wie Tenten ein einfaches Küchenmesser hält, verrät ihre Schwäche für Waffen. „Und nach allem was wir in den letzten Jahren durchgemacht haben, sind drei ANBU, die uns ein paar Tage lang an den Fersen hängen, nicht wirklich ein ernstzunehmendes Problem.“

Hinata lässt Sakura los und nimmt ihr Messer wieder in die Hand. „Macht es dir etwas aus nach draußen zu gehen und ein Auge auf unsere Kleinen zu werfen? Tenten und ich schaffen den Rest hier auch alleine.“

Und weil Sakura weiß, dass Hinata ihre Kinder sowieso ununterbrochen beobachtet und ihre Bitte nur ein Vorwand ist, um es ihr zu ermöglichen an der frischen Luft wieder zu sich zu kommen, legt sie ihr dankend die Hand auf die Schulter. „Wenn wir dich nicht hätten.“

Sie schließt die Tür hinter sich und jagt keine Minute später Yoru und Minato durch den Garten.

Als Hinata Tentens Blick begegnet, runzelt sie fragend die Stirn. „Was ist los?“

Tenten schüttelt lachend den Kopf. „Tut mir leid, aber manchmal kann ich nicht ganz fassen, wie sehr du dich verändert hast.“

Hinata nimmt die Bemerkung gewohnt gelassen hin. „Wir haben uns alle verändert, Ten und das ist auch gut so.“

Die erfahrene Waffenexpertin wendet ihren Blick mit einem knappen Nicken ab. „Ja.“

Aber Neji, der mittlerweile seine Arme wieder bewegen kann, weiß genau, dass sie eigentlich auf etwas anderes angespielt hat.
 

~
 

Sakura kommt knappe 20 Minuten später mit erhitzten Wangen und einem glücklichen Lächeln auf den Lippen zurück in die Küche. Bevor sie jedoch kurz darauf die Kinder zum Essen ins Haus ruft, stellt sie eine weitere Regel klar. „Ihr werdet nicht mit uns essen, sondern in der Küche. Eure bloße Anwesenheit in unserem Haus richtet allein schon genug Schaden an.“

Nachdem Tenten die Tür hinter sich geschlossen hat und sie allein sind, setzt Naruto schon zum Sprechen an, als Neji ihn schnell unterbricht. Der Hyuuga gibt sich die größte Mühe beim Sprechen die Lippen so wenig wie möglich zu bewegen. „Sei still und überleg dir vorher was du sagst. Nur weil uns Türen und Wände von ihnen trennen, heißt das noch lange nicht, dass Hinata uns nicht mehr sehen kann. Und meine Cousine war schon immer eine äußerst talentierte Lippenleserin. Ich werde euch ab jetzt ein Zeichen geben, wenn ich mir sicher bin, dass wir uns ungestört unterhalten können, sonst fliegen wir schneller auf, als uns lieb sein kann.“

Während er spricht analysiert Neji mit seinen Byakugan nachdenklich das Haus und kommt immer wieder auf dessen seltsame Form zurück. Das Dachgeschoss ist ein riesiges Bad und hat nur ein großes Fenster an der Decke, für das verschiedene Mechanismen angebracht wurden, um es zu verdecken und zu verriegeln. Das Erdgeschoss besteht aus einer Küche, einem kleinen Bad, dem Ess- und Wohnzimmer und von all diesen Räumen umgeben befindet sich das Schlafzimmer in der Mitte. Das Esszimmer ist eine Mischung aus Wohnraum und Esstisch und abgegrenzt von einem zweiten Wohnzimmer. Aus der Mitte des Schlafzimmers heraus, führt eine Luke hinauf in das Obergeschoss. Der Keller ist eindeutig eine Art Büro und ein Waffenlager. Und man kann ebenfalls nur durch eine Luke im Schlafzimmer in den Keller gelangen. Es ist unübersehbar, dass das Vorhaben das Schlafzimmer möglichst gut sichern zu können bei dem Bau des Hauses eindeutig im Vordergrund gestanden hat. Das ist eine weitere Frage, die er irgendwann klären wird. Im Moment hofft er jedoch nur, dass die Spagetti nicht auch vergiftet sind...
 

~
 

Eine halbe Stunde später gibt Neji ihnen ein Zeichen. „Sie sind alle oben im Bad.“

Er öffnet lautlos die Tür zum Wohnzimmer und sieht sich um. Allerdings halten ihn die zahlreichen Bilder, die Wände und Schränke zieren, von seinem eigentlichen Vorhaben ab. Immer wieder nehmen ihn die Augen seiner Tochter gefangen. Dass es Naruto und Sasuke genauso geht, bemerkt Neji erst, als die beiden – genau wie er – ertappt zusammenzucken, als die Tür oberhalb der Treppen geöffnet und Sekunden später laut wieder zugeknallt wird.

Noch während Minato, nur mit seiner Hose und einer Socke bekleidet, lachend die Treppen hinunter poltert, öffnet sich die Tür ein zweites Mal und Hinata nimmt mit einem belustigten Augenverdrehen die Verfolgung ihres Sohnes auf. „Minato.“

Sie überspringt leichtfüßig die letzten fünf Stufen und kommt mit katzengleicher Eleganz auf dem Boden auf. Die junge Hyuuga grinst und verdreht belustigt die Augen, als sie den dunklen Haarschopf ihres Sohnes hinter dem Sofa ausmacht. „Na warte, ich krieg dich!“

Der Kleine quietscht vor Vergnügen, als seine Mutter ihn quer durch das ganze Wohnzimmer jagt, ohne den ANBU irgendeine Bedeutung beizumessen. Während Naruto den Blick keine Sekunde von Hinata und ihrem Sohn nehmen kann, fragt Neji sich, warum Hinata sich den Kleinen nicht einfach schnappt, nachdem die beiden schon zum dritten Mal an ihm vorbei gerannt sind.

Als Minato sich jedoch dazu entschließt, ausgerechnet hinter Narutos Beinen Schutz zu suchen, spannen sich die drei ANBU schlagartig an. Nur Hinata lässt sich nichts anmerken und nähert sich den beiden grinsend. „Süßer, glaubst du wirklich, dass ein ANBU dich vor der Badewanne retten kann?“

Minato lacht aufgedreht und klammert sich mit seinen kleinen Händen an Narutos Hose fest. Und Naruto vergisst in diesem Moment wirklich zu atmen. Hinata geht in die Hocke und kurz huschen ihre Augen über seine Anbumaske, bevor sie sich ihrem Sohn zuwendet und überzeugend das Fauchen eines angreifenden Löwen imitiert. Der Vierjährige will noch im selben Moment schreiend die Flucht ergreifen, aber da umarmen ihn schon die warmen Hände seiner Mutter und ziehen ihn schützend in ihre Arme.

„Hab ich dich!“ Hinata wirft sich den lachenden Kleinen über die Schulter und kitzelt ihn, während sie ihn die Treppe hinauf trägt und erneut mit ihm im Bad verschwindet.
 

Noch bevor die Tür hinter den beiden ins Schloss fällt, taumelt Naruto nach hinten gegen die Wand und fährt sich stöhnend durch die falschen Haare. Eine einzige Berührung durch seinen kleinen Sohn hat ausgereicht, um seine schwer erkämpfte Beherrschung wie ein Kartenhaus einstürzen zu lassen. Ein einziger Blickkontakt, der ihm eine Ahnung davon vermittelt hat, wie es hätte sein können, wenn er nicht gegangen wäre. Ein kurzer Augenblick mit seiner Familie und nichts ist mehr so wie vorher.
 

~
 

Die folgende 3/4-Stunde, in der die drei Frauen ihre Kinder ins Bett bringen, reicht Naruto gerade so, um seine Beherrschung zumindest ein Stück weit wieder herzustellen. Die drei Frauen kommen jedoch nicht aus dem Obergeschoss zurück, sondern treten plötzlich aus dem Schlafzimmer heraus. Hinata schließt die Tür lautlos hinter sich und setzt sich zu ihren beiden Freundinnen an den großen Tisch im Wohnzimmer. Ihre unerwünschten Besucher ignorieren sie alle drei völlig.

Die Frauen schweigen minutenlang und erst als Kinderstimmen aus dem Schlafzimmer zu hören sind, begreifen die Männer warum.

Hinata und Tenten tauschen einen belustigten Blick, während Sakura schmunzelnd die Augen verdreht. „Wenn euch der Tag heute nicht ausgelastet hat, können wir morgen gern etwas anderes machen. Das Haus müsste zum Beispiel dringend geputzt werden.“

Scheinbar haben die Kinder bereits gelernt, dass sich hinter den Worten ihrer Mutter keine leeren Drohungen verbergen, denn es wird sofort ruhiger. Zwei Sätze sind jedoch trotzdem noch deutlich zu verstehen.

„Das ist alles deine Schuld, Teme!“

„Halt einfach die Klappe, Dobe!“
 

Sakura stöhnt verzweifelt und lässt ihren Kopf haltlos auf die Tischplatte fallen. „Womit habe ich das nur verdient?“

Naruto und Sasuke zucken gleichzeitig zusammen und plötzlich ist ihre alte Teamkameradin wieder da.

Tsunades ehemalige Schülerin fährt sich verzweifelt durch die langen Haare, die ihr offen den Rücken hinunter fallen. „Wenn das so weiter geht, wird mich die Frage, woher die beiden das haben, für den Rest meines Lebens verfolgen und mir am Ende noch verfrüht graue Haare bescheren. Ich bin mir 100%ig sicher, dass ich nie irgendetwas in die Richtung erwähnt habe und soweit ich weiß, rede ich auch nicht im Schlaf oder?“

Tenten und Hinata erwidern ihren verzweifelten Blick voller Belustigung, lassen sich aber zu einem Kopfschütteln herab.

Hinata sieht schmunzelnd zu ihrer besten Freundin. „Für die nächtlichen Monologe ist eher Tenten zuständig.“

Die Genannte verdreht die Augen und murmelt etwas Unverständliches, während Sakura sich grinsend eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht und sich dann gespielt verzweifelt an Hinata wendet. „Was haben wir mit unserer Erziehung bloß falsch gemacht?“

Hinata lacht. „Darüber mache ich mir keine Sorgen. Wenn es an unserer Erziehung liegen würde, würde sich Hana auch ständig mit deinem Sohn streiten.“

Tenten grinst. „Dann sind es wohl doch die Gene.“

Sasuke beobachtet jede Regung von Sakura und rechnet fest damit, dass ihre gute Laune mit dieser Anspielung hinfällig ist, aber in ihren Augen funkelt nichts außer fröhlichem Schalk. „Verfluchtes Y-Chromosom!“

Bei ihrer Bemerkung fällt Neji jedoch plötzlich etwas ein, das ihn schon vorhin stutzig gemacht hat, ihm aber dann wieder entfallen ist. Jetzt kann er die Frage, die ihm auf der Zunge brennt, jedoch nicht mehr zurückhalten. „Warum dürfen wir die Namen ihrer Vater nicht erwähnen? Nicht einmal vor den Kindern?“

Auf Nejis Worte tritt ein, was Sasuke noch vor wenigen Sekunden befürchtet hat: Die drei Frauen spannen sich gleichzeitig an und während Tenten wachsam zwischen Hinata und Sakura hin und her sieht, verraten Sakuras Augen erneut mühsam unterdrückte Wut; sie ballt die Hand zur Faust und sieht aus, als wolle sie jeden Moment von ihrem Stuhl aufspringen.

Aber Hinata legt ihre Hand beruhigend auf Sakuras und stützt ihren Kopf mit ihrer anderen Hand auf dem Tisch ab. Ihre Augen verraten weder Sorge noch Wut, sie sind erneut vollkommen leer und Naruto spürt wie ihm übel wird. Weniger weil er Angst vor ihrer Antwort hat, sondern weil er es selbst nicht erträgt zu wissen, dass er die Schuld dafür trägt, dass sie gelernt hat ihre Gefühle so perfekt zu verbergen.

Auch ihre Stimme ist monoton und gefühllos und wenn die Anderen nicht gewusst hätten, dass die Frage sie innerlich erzittern lässt, hätten sie ihre Fassade nie als solche enttarnen können. „Ihr dürft ihre Namen nicht erwähnen, weil niemand außer uns in diesem Dorf weiß, wer die Väter unserer Kinder sind. Auch unsere Kinder nicht.“
 

Auf Hinatas ruhige Worte folgt bleiernes Schweigen, bis Sasuke gepresst hervorbringt: „Ihr habt ihnen nie gesagt wer ihre Väter sind?“

Sakura bewegt sich so schnell, dass nicht einmal Sasuke ihre Absicht voraussehen kann. Bevor er blinzeln kann, wird er zum zweiten Mal an diesem Tag mit einem Kunai gegen den Hals an die Wand gedrückt. Aber was ihn wesentlich härter trifft, ist der grenzenlose Schmerz, der plötzlich in Sakuras Augen steht.

„Ihr habt kein Recht uns zu verurteilen! Ihr wisst gar nichts über uns! Überhaupt nichts, wenn ihr nicht einmal versteht, wie schwer uns das gefallen ist. Aber wir hatten wie so oft keine Wahl! Uns hat niemand gefragt, ob wir das wollen oder ob wir bereit dafür sind. Und von uns konnte sich keine Mal so eben fünf Jahre lang eine Auszeit nehmen! Also überlegt euch was ihr sagt!“

Sie stößt Sasuke grob gegen die Brust, bevor sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen lässt und sich hart auf die Unterlippe beißt, um weitere Gefühlsausbrüche dieser Art zu unterbinden.

Aber auch Tenten schüttelt ungehalten den Kopf. „Als wenn es nicht reichen würde, dass Tsunade uns nach fünf Jahren drei ANBU als Babysitter vorbeischickt, hat sie uns scheinbar auch noch die mit der geringsten Ahnung geschickt. Oder sind alle ANBU so beschränkt und treten ihre Missionen dermaßen unvorbereitet an wie ihr? Dann braucht man sich nicht darüber zu wundern, warum eure Einheit von allen Ninja-Rängen die höchste Todesrate hat.“

Naruto grummelt genervt vor sich hin. „Das ist ganz allein Tsunades Schuld. Entweder wird sie langsam wirklich senil oder sie gibt uns absichtlich immer nur die Hälfte der Informationen. Das ist nicht das erste Mal, dass sie uns ins offene Messer rennen lässt.“

Diese Aussage entlockt Tenten und Hinata ein ehrliches Schmunzeln und auch Sakuras Mundwinkel zucken nach oben und ihre nächsten Worte hätten genauso gut von ihrem 18-Jährigen Ich stammen können. „Das ist neben Sake ihr zweitliebstes Hobby, das sie sich nur ausgedacht hat, um sich den langweiligen Alltag als Hokage zu versüßen: anderen das Leben schwer zu machen.“

Ihr Blick wandert zu Hinata, die ihr und Tenten mit wenigen Handbewegungen etwas zu verstehen gibt, dass sie scheinbar nicht laut aussprechen will. Tenten legt nachdenklich den Kopf schief. „Glaubst du, dass wir es riskieren sollen?“

Hinatas Antwort verrät nichts von dem Kontext, zeigt aber, dass – egal worum es geht – sie schon ausführlich darüber nachgedacht hat. „Ich denke, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als es zu riskieren. Außerdem haben wir uns bis jetzt doch meistens für das Richtige entschieden, oder? Und wenn es schief geht, haben wir genügend Mittel und Wege, um zu verhindern, dass es zu einer Gefahr wird.“

Tenten nickt bedächtig. „Gut, ich bin einverstanden. Auch wenn Tsunade einem ziemlich auf die Nerven gehen kann, sie würde uns nie in Gefahr bringen.“

Sakura grinst schief und steht auf. „Ich geh in den Keller und misch das Gift zusammen.“ Sie verschwindet lautlos im Schlafzimmer und von dort weiter in den Keller.

Hinata wendet sich schmunzelnd an die drei ANBU. „Keine Sorge, das ist nur ihre Art zu sagen, dass sie ebenfalls einverstanden ist.“

Naruto lächelt freier unter seiner Maske, als ihre Augen ihn dieses Mal vermuten lassen, dass die alte Hinata, versteckt unter ihrer kühlen Fassade, immer noch da ist. „Einverstanden womit?“

Tenten bleibt jedoch weiterhin vorsichtig auf Abstand bedacht. „Wir haben uns entschieden euch eine Chance zu geben. Unser Vertrauen bekommt man nicht oft geschenkt, also überlegt euch besser wie ihr damit umgeht.“

„Ten.“

Die Angesprochene wendet sich fragend an Hinata, deren Augen deutlich sichtbar ihr Fluterbe verraten. „Yuki ist anscheinend aufgewacht, als Sakura die Luke geöffnet hat.“

Die junge Waffenexpertin erhebt sich wortlos und verschwindet ebenfalls schnell im Schlafzimmer.
 

Als Hinata sich dieses Mal an die drei ANBU wendet, ist ihre Haltung zwar distanziert, ihre Miene dafür aber freundlich. „Wollt ihr euch vielleicht setzen?“

Naruto lässt sich sofort bereitwillig auf den Stuhl neben sie fallen und ignoriert dabei den Gedanken, dass es besser wäre er würde einen gewissen Abstand zu ihr halten, während Neji und Sasuke Hinatas Aufforderung ein wenig langsamer nachkommen.

Hiashis älteste Tochter streicht sich mit den Fingern bedächtig eine ihrer langen Haarsträhnen aus der Stirn und richtet ihren Blick aus dem Fenster, vor dem gerade die Sonne untergeht und das Land der Dunkelheit überlässt. „Ihr solltet euch Sakuras Rat zu Herzen nehmen und mit eurem Urteil das nächste Mal ein wenig vorsichtiger sein. Und vor allem solltet ihr damit warten, bis ihr alle Informationen habt. Unsere Geschichte ist ziemlich kompliziert und verworren und mit ziemlicher Sicherheit auch einzigartig. Sakura und ich waren erst 18 als wir festgestellt haben, dass wir schwanger sind und Tenten war ebenfalls gerade erst 19. In diesem Alter Mutter zu werden war wohl ziemlich das Letzte, was wir uns zu dieser Zeit vorgestellt haben. Aber so wie wir uns damals für ihre Väter entschieden haben, haben wir uns fünf Jahre später für unsere Kinder entschieden. Trotz allem. Und keine von uns hat diese Entscheidung je bereut.“

Hinata lacht leise und schüttelt den Kopf. „Wir waren schon immer ein ziemlich verrückter Haufen. Aber wir waren es auch alle gewohnt uns gegenüber Schwierigkeiten durchsetzen zu müssen. Wir waren jung, schwanger und die Väter unserer Kinder hatten sich auf unbestimmte Zeit Kami-sama-weiß-wohin verabschiedet. Und das war bei weitem noch unser kleinstes Problem.“

„Euer kleinstes Problem?“ Naruto kann nicht verhindern, dass er angemessen fassungslos klingt.

Hinata lächelt und sieht dabei nicht annähernd glücklich aus. „Tenten hat Recht, ihr wisst wirklich gar nichts über uns. Nur wenige Tage bevor wir festgestellt haben, dass wir schwanger sind – alle drei, dabei ist das so verrückt und unwahrscheinlich, dass es nur uns passieren kann – ist Sakuras Mutter gestorben. Damit war ich die Einzige mit einem lebenden Elternteil und mit unserem Glück haben wir mit meinem Vater... nun sagen wir mal, nicht unbedingt den Besten erwischt. Mein Vater war wohl der beste Grund zum davon laufen.“

Die drei ANBU bemerken schnell, dass auch Hinatas Beherrschung Grenzen kennt, denn bei ihren Worten ballt sie voller Wut die Hände zu Fäusten. „Tenten hat zu Recht befürchtet, dass mein Vater ihr Yuki gleich nach ihrer Geburt wegnehmen würde, um sie an den Platz zu verbannen, der ihr nach dem Recht der Hyuugas zustehen würde.“

Neji muss jedes Quäntchen seiner Selbstbeherrschung aufwenden, um bei den Worten seiner Cousine nicht vollkommen auszurasten und sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es in ihm brodelt. Sollte er seinen Onkel in diesem Leben noch einmal gegenüberstehen, würde er ihm unter Garantie eigenhändig den Hals umdrehen. Verdammt und er Idiot hat nicht einmal daran gedacht, was es für Tenten aufgrund seiner Familie bedeutet hat ein Kind von ihm zu bekommen, dabei sind sie hier von Hyuugas umgeben, die alle vor den grausamen Traditionen ihres Clans geflohen sind. Sie wird ihm nie verzeihen, dass er sie allein gelassen hat...
 

Hinatas nächster Satz kostet sie sichtlich Überwindung. „Außerdem hätte Hiashi nie zugelassen, dass ich ein uneheliches Kind zur Welt bringe. Allein deswegen blieb uns nichts anderes übrig, als Konoha, wo jeder sofort gewusst hätte, wer die Väter unserer Kinder sind, zu verlassen und irgendwo Zuflucht zu suchen, wo uns kein Hyuuga je vermuten und finden würde.“

Ihre Lippen verziehen sich erneut zu einem schmalen, aufgesetzten Lächeln, als sie sich den drei ANBU zuwendet.

Naruto kann sich nicht einmal darüber aufregen, weil sein Magen immer noch rebelliert. Hiashi hätte es nie zugelassen... Er ist sich sicher, dass sich hinter diesen Worten eine Tragödie verbirgt über die er eigentlich gar nichts wissen will. Und vor allem hat er nie gewollt, das Hinata Teil einer solchen Tragödie wird. Warum muss das einzige Versprechen, das er je gebrochen hat auch ausgerechnet eines sein, das er Hinata gegeben hat. Er hat mit Sicherheit noch nie in einer Aufgabe so sehr versagt, wie darin Hinata zu beschützen...

Wenigstens scheint ihre Fassade ausreichend zu sein, um sogar Hinata zu täuschen, denn auch wenn sie das Verhalten der Drei in verborgener Wachsamkeit als ungewöhnlich registriert, findet sie den Grund dafür nicht heraus. „Könnt ihr noch oder sollen wir die restlichen Erklärungen auf morgen verschieben?“

Neji klingt ungewöhnlich kraftlos. „Es geht noch weiter?“

„Natürlich, schließlich kennt ihr das zweite Highlight und den eigentlichen Grund, warum wir unseren Kindern den Namen ihrer Väter nicht nennen dürfen, noch gar nicht.“ Sakura schneidet bei ihren Worten eine Grimasse, als sie mit Tenten lautlos aus dem Schlafzimmer tritt. Sie setzen sich auf die zwei freien Stühle rechts von Hinata, die es Tenten überlässt den Rest ihrer Geschichte zu erzählen.

Tenten schlägt die Beine übereinander und sieht die drei Anbu gnadenlos an. „Um es kurz zu machen: Die Väter von Yoru und den Zwillingen haben ihren Kindern ein ebenso einzigartiges wie schwerwiegendes Erbgut hinterlassen. So einzigartig und mächtig, dass niemand von uns herausfinden wollte, wer, um an diese Macht zu gelangen, nicht einmal davor zurückschrecken würde unschuldige Kinder zu benutzen. Deswegen dürfen sie die Namen ihrer Väter nicht erfahren, weil sie das in die wohl größte Gefahr ihres Lebens bringen würde.“

Das Grün von Sakuras Augen flackert unruhig. „Es fällt uns nicht leicht ihnen das Wissen zu verschweigen auf das sie ein Recht haben. Gerade jetzt, wo sie langsam anfangen Fragen zu stellen. Aber wenigstens hier hatten wir eine Wahl – und die Sicherheit unserer Kinder hat für uns nun mal oberste Priorität.“

Sasuke spürt nie gekannte Schuldgefühle in sich aufsteigen. Er ist wirklich nie da gewesen, als sie ihn gebraucht hat. Er war nicht da, als ihre Mutter starb und er hat sie mit ihrem Sohn allein gelassen, obwohl sie kaum etwas über die Sharingan, die sich auch bei Yoru eines Tages zeigen würden, weiß. In Bezug auf Sakura hat er wirklich kolossal versagt...
 

Naruto spürt wie zum ersten Mal seit langem Angst von ihm Besitz ergreift. Er fürchtet sich davor die Frage, von deren Antwort fast zu viel abhängt, auszusprechen. Aber vor allem schreckt er davor zurück Hinata dabei in die Augen zu sehen und darin etwas zu finden was sein Leben unwiderruflich verändern wird. Aber er ist noch nie feige gewesen und er hat nicht vor jetzt damit anzufangen. Auch wenn seine krächzende Stimme ihn fast verrät. „Hat der Dämon etwa Auswirkungen auf die Kinder?“

Tenten grinst spöttisch. „Scheinbar wissen sie doch ein wenig mehr als gar nichts.“

Und auch Sakura zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Aber Naruto sieht nur Hinata an.

Sie wendet sich ihm zu und erwidert seinen Blick offen. „Bis jetzt nur in Form der Tatsache, dass sie seit jeher nahezu doppelt so viel Chakra haben wie es bei Kindern in ihrem Alter normalerweise der Fall ist.“

Tenten schmunzelt. „Und sie aufgrund dessen ziemlich schwer müde zu kriegen sind. Deswegen stehen abendliche Verfolgungsjagden wie vorhin bei uns auch häufig auf dem Tagesplan.“ Sie zwinkert und auch Hinatas Lippen ziert ein ehrliches Lächeln. Es verschwindet auch nicht, als Narutos nächste Frage sie dazu verleitet sich ihm erneut zuzuwenden. Viel mehr wird es wärmer, gütiger und verrät ihm jene Liebe, die sie ihm in jener Nacht vor fünf Jahren entgegen gebracht hat. Und Naruto fühlt sein Herz plötzlich schneller schlagen.

„Sind Sie nicht wütend darüber, dass dieser Fluch auch auf Ihre Kinder übergegriffen hat?“

Ihre Liebe für ihn und ihre Kinder spiegelt sich sogar in ihren Augen wieder und Naruto spürt, wie ihm heiß wird. „Ich habe es nie als Fluch angesehen, weder bei meinen Kindern noch bei ihrem Vater. Meine Kinder sind genau wie ihr Vater etwas besonderes. Wie könnte ich darüber wütend sein?“

Der Blondschopf senkt den Kopf, weil er es plötzlich nicht mehr erträgt ihr in die Augen zu sehen. Zum Glück erspart sie ihm die Antwort, indem sie sich erhebt. Er hätte auch keine gewusst, die dem angemessen ist. Welche Worte wären jetzt angebracht, nachdem sie gerade klar gemacht hat, dass sie ihn noch mehr liebt, als er es je für möglich gehalten hat? Und noch dazu weit mehr, als er es verdient...

Sakura und Tenten erheben sich ebenfalls. Letztere richtet das Wort noch einmal an die drei ANBU. „Entschuldigt uns, aber unser Tag war lang und wir haben morgen einiges zu tun. Wir werden euch die Couch im Wohnzimmer zurecht machen. Ihr könnt das Bad im Erdgeschoss benutzen.“
 

Die Couch stellt ausgeklappt wirklich genug Liegefläche für sie dar.

Sakura wirft jedem der Drei noch ein Kissen und eine Decke zu, verabschiedet sich mit einer knappen Handbewegung und schließt die Schlafzimmertür hinter sich und den anderen beiden.

Auch als Neji ihnen das verabredete Zeichen gibt, wechseln die Drei kaum mehr ein Wort. Die Ereignisse des Tages, der ihr Leben unwiderruflich verändert, beschäftigen jeden von ihnen zu sehr und lassen sie kaum Schlaf finden.

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Worries

Statt dem, nach unzähligen im Freien verbrachten Nächten, gewohnten Gesang der Vögel, weckt Sasuke an diesem Morgen Kindergeschrei. Als er sich aufrichtet, setzt sich Naruto neben ihm gerade seine Anbumaske auf den Kopf.

Dadurch dass Tsunade ihnen ein verbotenes Jutsu gezeigt hat, um ihr Aussehen für einen längeren Zeitraum zu verändern, ohne dass es von anderen Ninjas durchschaut werden kann, bleibt es ihnen erspart ihre Masken Tag und Nacht zu tragen. Aber das Grinsen, das in diesem Moment Narutos Lippen ziert, hätte auch jemandem, der ihn nicht so gut kennt wie Hinata und Sakura, seine wahre Identität verraten. Die ungewohnten braunen Augen seines besten Freundes begegnen den typisch mürrisch-dreinblickenden des Uchihas.

„Ich glaube die Zwei streiten schon wieder.“

Als Sasuke die Stimmen ihrer Söhne nebenan vernimmt, erübrigt sich die Frage von wem Naruto spricht. Der Uchiha enthält sich jeglichen Kommentars und fährt sich mit der Hand durch die dunklen Haare. Ihm ist klar gewesen, dass Naruto nicht lange brauchen wird, um sich für seine neue Vaterrolle zu begeistern. Außerdem ist er sich sicher, dass der blonde Chaot seinen Kindern ein guter Vater sein wird, obwohl er diesen Gedanken natürlich für sich behält. Bei ihm ist das etwas anderes...
 

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Als die drei ANBU in das Esszimmer treten, fordert das bunte Bild, das ihre Familien beim Frühstück bietet, ein weiteres Mal all ihre Selbstbeherrschung, um ihr Schauspiel aufrecht zu erhalten. Es würde ihnen viel zu leicht fallen sich zu verraten.

Hinata steht von ihrem Stuhl auf und bedeutet den ANBU ihr in die Küche zu folgen. Vollkommen unbeeindruckt fängt sie ein Brötchen, dem Yoru mit einem gezielten Wurf Flügel verliehen hat, um Minato damit zu treffen, ab und wirft es Sakura zu, die ihren Sohn geschickt von seinem Stuhl hebt, um ihn während dem Frühstück auf ihrem Schoß festzuhalten und so weitere Aktionen dieser Art im Vorneherein zu unterbinden.

Yoru, der genau weiß, dass er größerem Ärger nur entgangen ist, weil seine Mama zu dieser Tageszeit meist kaum ein Wort verliert, gibt sich in den nächsten zehn Minuten so überzeugend brav, dass ihm ein Außenstehender fast glauben würde.
 

Nachdem Neji die Tür hinter sich geschlossen hat, lehnt Hinata sich gegen die Küchenanrichte und wendet sich ihnen zu. „Wenn ich euch bitte hier drinnen zu essen, ist das nichts persönliches. Wir sind nur der Meinung, dass es unsere Kinder unnötig durcheinander bringen würde, wenn plötzlich drei wildfremde Männer bei uns am Tisch sitzen würden.“

Sie richtet den Blick kurz aus dem Fenster und nur weil er sie so lange kennt, wagt Naruto es ihr eine leichte Nervosität nachzusagen, obwohl man ihr nichts dergleichen anmerkt, als sie sich ihnen gleich darauf wieder zuwendet. „Ist es wirklich euer Auftrag uns 24 Stunden am Tag zu überwachen?“

Bei Neji läuten die Alarmglocken, weil er weiß, dass Sakura und Tenten die Skepsis, die hörbar in der Stimme seiner Cousine mitschwingt, teilen. Und ihm ist klar, dass sie sich jetzt keinen Fehler erlauben dürfen, wenn sie nicht noch heute auffliegen wollen. „Aufgrund einiger aktueller politischer Vorgänge war Tsunade besorgt darüber, dass ihr in eventuelle Konflikte verwickelt werden könntet, ohne darauf vorbereitet zu sein. Deswegen hat sie uns geschickt, um ein Auge auf euch zu haben, bis sich die Lage wieder entspannt.“

Und mit einem Schlag sind Hinatas Augen wieder kalt. „Also steht Konoha tatsächlich vor einem Krieg.“

Sasuke verbirgt seine Überraschung problemlos. „Ihr wisst davon?“

Hinata richtet sich in jeder ihrer Bewegungen scheinbar gleichgültig auf. „Jedenfalls sind wir keinesfalls unvorbereitet und gewiss auch nicht unwissend. Entschuldigt mich.“
 

Als die Tür hinter ihr zufällt, öffnet Naruto den Mund um etwas zu sagen, aber Neji schüttelt warnend den Kopf. Seine Antwort hat Hinata zwar eine gute Erklärung für ihre Anwesenheit gegeben, sie aber auch gleichzeitig noch wachsamer gemacht. Er wagt es nicht einmal seine Byakugan zu aktivieren, weil er befürchtet Hinata oder ein anderer Hyuuga – und unglücklicherweise leben davon ja genug in ihrer nächsten Umgebung, könnte den typischen Chakrastoß in seinem Körper bemerken.
 

~
 

Als Tenten gute zehn Minuten später die Tür wieder öffnet und ihnen sichtlich alles andere als begeistert Bescheid gibt, dass sie jetzt los müssen, erkennt Neji sofort, dass Hinata sie und Sakura bereits über den von ihm erfundenen Grund für ihre Anwesenheit in Kenntnis gesetzt hat. „Ach und bevor ich es vergesse: wir würden es begrüßen, wenn ihr eure Uniformen und eure Masken hier lassen könntet. Ihr erregt auch so schon genug Aufmerksamkeit.“ Ohne eine Antwort abzuwarten und vermutlich auch in dem Glauben, dass sie keine erhalten wird, gleicht ihre Bitte schließlich mehr einem Befehl, verschwindet sie wieder aus dem Türrahmen.
 

Als sie Sakura, Tenten und Hinata in einem angemessenen Abstand durch die Straßen des Dorfes folgen, müssen sie allerdings einsehen, dass Tenten mit ihren Worten Recht gehabt hat. Jeder einzelne Dorfbewohner sieht ihnen nach, als wären sie eine touristische Attraktion und das Misstrauen, das ihnen die meisten von ihnen entgegen bringen, ist beinahe greifbar.

Die drei Frauen bleiben vor dem Gartentor zu einem kleinen bunt bemalten Häuschen, in dessen spielplatzmäßig ausgestattetem Garten bereits einige Hyuuga-Kinder herum toben, stehen.

Es gelingt keinem der drei Männer wegzusehen, als die Frauen sich von ihren Kindern verabschieden, indem sie ihnen hier und da ein Küsschen auf die Wange oder die Stirn hauchen und ihnen zärtlich durch die Haare fahren. Sie sehen den Vieren nach, wie sie hinter dem Zaun verschwinden und winken ihnen noch ein letztes Mal, bevor sie so schnell verschwinden, dass die drei Männer sie beinahe aus den Augen verloren hätten.
 

Als ihre Umgebung wieder erkennbar wird, stellen sie fest, dass sie den Dreien weiter in die Berge zu einem Trainingsgelände außerhalb des Dorfes gefolgt sind.

Shinzo, der den drei ANBU aufgrund ihrer gestrigen Begegnung in bleibender Erinnerung geblieben ist, kommt grinsend auf sie zu. „Und ich dachte schon ihr würdet heute gar nicht hier aufkreuzen.“

Sakura bindet sich mürrisch ihre langen Haare zurück. „Wir sind seit Jahren fast jeden Tag hier gewesen. Warum sollten wir also gerade heute nicht kommen?“

Der Riese scheint nur auf ihre Frage gewartet zu haben. „Ich dachte, ihr wärt noch damit beschäftigt die Leichen zu entsorgen. Scheinbar muss ich aber wohl oder übel meinen Irrtum eingestehen und zugeben, dass eure Selbstbeherrschung grandios ist.“

Tenten lacht über Sakuras säuerliche Miene. „So groß ist dein Irrtum nicht: Wir sind uns nur noch nicht einig geworden, wie wir sie am Besten wieder loswerden.“

„Ich bin immer noch für ein schönes, langsam wirkendes Gift.“ Man kann Sakura beim besten Willen nicht nachweisen, ob ihre gelassenen Worte nur ein Scherz sind, denn eher ist anzunehmen, dass sie es ernst meinen könnte.

Shinzo lacht schallend. „Wieso nicht, das hört sich doch gut an!“

Sogar Hinata lässt zu, dass ein kleines Schmunzeln an ihren Lippen zupft. „Lasst uns lieber endlich anfangen, damit wir heute noch fertig werden.“ Sie aktiviert ihre Byakugan zeitlich mit Shinzo.

„Dann komm her, Schätzchen!“
 

Sakura wendet sich gleichgültig einem Hyuuga zu, der nur ein paar Jahre älter ist als sie selbst, während Tenten wie ihr Gegenüber zwei säbelartige Schwerter herbei beschwört. Auf ein unsichtbares Zeichen hin gehen die drei Parteien gleichzeitig aufeinander los und die Luft beginnt sich aufzuladen.
 

Auch wenn Nejis Augen immer wieder zu Tenten huschen, wenn ihre Waffen klirrend auf die ihres Gegners treffen und diesen mit jedem Schlag ein wenig mehr zurückdrängen und den Verdacht nahe legen, dass Tenten immer noch niemanden gefunden hat, der ihr im Umgang mit Waffen das Wasser reichen kann, kann er seinen Blick die meiste Zeit über nicht von seiner Cousine losreißen.

Er kennt Hinata seit dem Tag ihrer Geburt und hat sie unzählige Male beim Training beobachtet – mit ihrem Vater, ihrer Schwester und oft genug auch mit ihm selbst – und sie hat ausnahmslos immer den Kürzeren gezogen. Ihre Bewegungen sind von Unsicherheit geprägt gewesen und sie ist immer viel zu leicht zu Fall zu bringen gewesen, weil sie ihr Gleichgewicht falsch verlagert hat. Außerdem ist ihr Blick nicht geübt genug gewesen und ihre Schläge waren von zu viel Zögerlichkeit geprägt.

Heute steht eine vollkommen andere Hinata vor ihm und beweist ihm etwas, das er auch mit allem guten Willen nicht für möglich gehalten hat: Sie beherrscht die Kampftechnik der Hyuugas perfekt.

Sie ist schon immer schnell gewesen – damals ihr einziger Vorteil – aber heute hat er Mühe all ihren Bewegungen zu folgen. Wenn sie in einem Moment einen Angriff von Shinzo, der auf einen der zentralen Chakrapunkte in ihrem Schulterblatt zielt, abblockt ohne zu Schaden zu kommen, scheint sie noch im selben Moment zum Gegenschlag auszuholen. Und obwohl Shinzo ganz offensichtlich ebenfalls äußerst talentiert im Umgang mit seinem Bluterbe ist, ist er ihr deutlich unterlegen. Und Hinata streift ihn kein einziges Mal, sondern trifft ihn jedes mal mit einer Zielsicherheit, die eine unglaublich präzise Sicht ihrer Augen voraussetzt.

Sie verletzt Shinzo nur deshalb nicht ernsthaft, weil sie es nicht darauf anlegt, aber in einem richtigen Kampf würde der Muskelprotz nicht lange gegen seine kleine, zierliche Cousine bestehen können.

Neji kann sich des Gedankenspiels nicht verwehren, wie seine Chancen stehen würden, wenn er ihr gegenüber stünde...
 

Dass Sakuras Selbstbeherrschung enorm ist, steht seit Beginn ihres Trainingskampfes außer Frage. Ihre kleinen Wutausbrüche, die sie offen zur Schau gestellt hat, sind nur kleine Wellen, die ihr helfen zu verbergen, welcher Sturm in Wirklichkeit in ihr tobt.

Aber die Aggressivität, die hinter jedem ihrer Schläge steckt, lässt sich nicht leugnen und Sasuke kann nachvollziehen, warum als ihr Gegner jemand ausgewählt worden ist, dessen größte Stärke es zu sein scheint, sich in Rauch aufzulösen bevor er getroffen wird.

Der schwarzhaarige Hyuuga holt zu einem Faustschlag aus und beabsichtigt Sakura mit aller Kraft im Gesicht zu treffen, aber Sakura fängt seine Hand mit ihrer ab, als wäre die Kraft, die hinter seinem Schlag steckt nicht in der Lage jeden Knochen in ihrem Körper zu brechen und rammt ihm so schnell ihr Knie in den Bauch, dass er keine Chance hat auszuweichen und hustend fünf Meter durch die Luft fliegt, bevor er stolpernd auf dem Boden aufkommt und duckend nur knapp einem erneuten Fußtritt entgeht.

Er versucht Sakura zu packen, wohl in der Absicht sie herumzuwerfen, aber Sakura bewegt sich ähnlich schnell wie Hinata und hat so keinerlei Probleme den Fäusten ihres Gegners auszuweichen. Sie springt elegant über ihn hinweg und rammt, die Kraft ihres Fluges ausnutzend, ihre Faust mit einer Wucht, die Tsunade als ihrer alten Lehrmeisterin alle Ehre macht, in den Boden.

Naruto erinnert sich noch lebhaft daran, welchen gewaltigen Umfang ihre Kraft schon vor fünf Jahren hatte, aber heute erbebt der Boden wie bei einem Erdbeben unter Sakuras Krafteinwirkung.

Stark genug, um ihren Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen und vor allem seine Aufmerksamkeit auf das Beben unter seinen Füßen und somit von Sakura abzulenken. Ein Anfängerfehler, den er noch im selben Moment bezahlt.

Sakuras Faust trifft ihn gnadenlos gegen die Schläfe und beschert ihm für die nächste halbe Stunde einen unfreiwilligen, traumlosen Schlaf.

Ein Fünkchen Gnade scheint Sakura trotz all ihrer Wut noch in den Knochen zu stecken; sie bricht wenigstens nur den Boden entzwei und nicht die Knochen ihres Trainingspartners. Trotzdem ist sie schon mal zimperlicher gewesen. Und diese Zeit liegt noch nicht so weit zurück, wie mancher glauben mag.

Sasuke mustert seine ehemalige Teamkameradin. Kein bisschen außer Atem, erscheint jeder Muskel in ihrem schlanken Körper angespannt und ihre grünen Augen vollkommen emotionslos. Und kalt ist sie nie gewesen. Zumindest Wut oder Schmerz konnte man in ihren grünen Seelenspiegeln normalerweise immer finden, wenn sie ihre sonst so fröhliche Art nicht zeigen konnte. Gefühllosigkeit passt zu ihm, aber nie zu Sakura. Bekannt für ihr Temperament und ihre Offenheit, ist es ihr nie gelungen ihre Gefühle ganz zu verbergen. Die Ninja-Regel 25 ist nicht umsonst die gewesen, die ihr immer am meisten Schwierigkeiten bereitet hat.

Ebenso wie Hinata ist sie immer zu gutmütig für eine Kunoichi gewesen ist. Heute hält sie diese angebliche Schwäche nicht mehr auf.
 

Nachdem sie die entscheidenden Chakra-Punkte in seinen Beinen getroffen hat, schwankt Shinzo und geht schließlich zu Boden. Hinatas über seinem Brustkorb schwebende Hand beendet auch diesen Kampf.

Kaum ist der Kampf vorbei, kehrt jedoch ihre Güte zurück und sie hilft dem grinsenden Shinzo lächelnd auf die Beine, bis er sie wieder um fast zwei Köpfe überragt. „Mach du drüben weiter, Kleines, der alte Mann braucht eine Pause.“

Hinata schüttelt grinsend den Kopf. „Alter Mann, von wegen!“ Aber obwohl sie gerade eindrucksvoll bewiesen hat, dass sie ihm im Kampf überlegen ist und gleich welchen Rang er gehabt hat, bevor er Konoha verlassen hat, immer über ihm stehen würde, fügt sie sich seiner Anweisung.

Drei Hyuuga kreisen sie wie auf Kommando ein und versuchen mit äußerst mäßigem Erfolg sie zu treffen. Hinata dreht sich so schnell und sicher um ihre eigene Achse, dass sie auch drei nahezu gleichzeitig erfolgende Angriffe problemlos parieren kann. Sie hat immerhin mit zwölf die Technik der 64 schützenden Hände erfunden und seitdem noch so einiges, was ihr in der Gegenwart eine nahezu undurchdringliche Verteidigung ermöglicht.

Die Adern um ihre Augen wirken jedoch angespannt und Neji widersteht dem Reiz nachzusehen, auf was sie sich außer dem Kampfgeschehen noch konzentriert, nur notgedrungen.
 

Nach wenigen Minuten springt Hinata jedoch in die Höhe, um zwei Händen zu entgehen, die aus dem Boden hervor schießen. Lange bevor sie wieder auf dem Boden aufkommt, schließt sie die Fingerzeichen für ein Jutsu.

Ihre mangelnde Kenntnis über die Wirkung des Jutsus mag entschuldigen, dass die drei Anbu vollkommen unvorbereitet ebenfalls davon erwischt werden. Totale Schwärze macht ihre Umgebung zuerst unkenntlich, bevor grelle Blitze plötzlich das Dunkel erhellen und sie so sehr blenden, dass sie minutenlang nicht einmal die Hand vor Augen erkennen können.
 

Als ihre Umgebung wieder an Schärfe gewinnt, liegen die drei Hyuuga, die Hinata gerade noch zugesetzt haben, geschlagen auf dem Boden.

Die junge Clanerbin steht davon gänzlich unbeeindruckt neben Shinzo, der schmunzelnd auf sie einredet.

Auch ohne seine Byakugan zu aktivieren, ist es Neji möglich von den Bewegungen ihrer Lippen abzulesen, wovon sie sprechen. Shinzo kritisiert offenbar, dass sie das Training so schnell beendet hat. Hinata zuckt nicht einmal mit der Wimper, als sie ihr Handeln damit rechtfertigt, dass das Training sie langweilt. Nicht einmal ansatzweise zurückhaltend oder schuldbewusst.

Shinzo schüttelt grinsend den Kopf, schimpft sie hoffnungslos und schickt sie weiter zu einem Schwertkämpfer, der mindestens das zweifache von ihrem Gewicht auf die Waage bringt.

Kaum dass sie die herbei beschworenen Klingen in der Hand hält, festigen sich ihre Gesichtszüge wieder wie Stein. Als der Hyuuga ausholt und sein Schwert klirrend auf Hinatas trifft, hätte Naruto im ersten Moment beinahe die Augen zugekniffen. Aber sie überrascht ihn – wieder einmal. Auch unter der ganzen Wucht des Schwerthiebs ihres Gegners, weicht sie keinen Zentimeter zurück und greift trotz ihrer körperlichen Unterlegenheit selbst an.

Sakura ist ebenfalls zum Waffenkampf übergegangen und schlägt hier mit derselben Härte zu, wie zuvor in ihrem Taijutsu-Kampf...

Tenten hat ihren Gegner längst an einen Baum gepinnt und ist zum Taijutsu übergegangen. Taijutsu, das sie früher verabscheut hat. Heute hat sie längst erkannt, dass Taijutsu einfach nur ein Kampf ohne Waffen ist. Ihr umfangreiches Wissen aus dem einen Bereich, verhilft ihr auch im Taijutsu zu einer ausgeprägten Offensiv- und Defensivstrategie.

Sie pariert ebenso problemlos wie sie die Lücken in der Verteidigung ihres Gegners findet. Eine Herausforderung sucht sie jedoch in diesem Kampf umsonst. Und Sakura und Hinata finden sie auch nicht.
 

Naruto pfeift leise. „Also, Neji, versteh mich nicht falsch, deine Verwandten haben alle echt was auf dem Kasten, aber die Drei lassen sie wie Anfänger dastehen.“

Sasuke nickt zustimmend. „Wir könnten ihnen die Herausforderung bieten, die sie suchen.“

Naruto grinst zustimmend. „Das könnte allerdings interessant werden.“

Aber Neji übernimmt den Part des Spielverderbers. „Vergesst es, das würde uns sofort verraten.“
 

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Sie beenden das Training nach fünf Stunden.

Tenten, Hinata und Sakura verabschieden sich gut gelaunt von den Hyuugas und schlagen langsam den Weg Richtung Kindergarten ein.

Den ANBU wie üblich keinerlei Beachtung schenkend, warten sie jedoch gerade mal ab, bis sie außer Hörweite ihrer Trainingskollegen sind, bevor sie sich unverblümt über das heutige Training auslassen.

„Wenn ich daran denke, dass wir vor vier Jahren nach einer derartigen Trainingseinheit vollkommen erschöpft waren, kommt mir der Zirkus, den wir gerade veranstaltet haben, noch lächerlicher vor.“ Sakura bläst sich frustriert eine ihrer langen Haarsträhnen aus der Stirn.

Hinata sieht grinsend von der Seite zu ihr herüber. „Das ist ziemlich arrogant-“

„Aber die Wahrheit!“

Hinata überhört Tentens spöttischen Einwand und vollzieht in Sekundenschnelle den Wandel hin zum Ernst. „Aber in einem hast du Recht: Wir können es uns nicht leisten unsere Zeit zu verschwenden. Und so viel uns das Training mit Shinzo und den anderen am Anfang auch gebracht hat, heute reicht es gerade noch für ein paar Trockenübungen.“

Sakura schlägt in einem plötzlichen Anfall von Übermut lachend ein Rad. „Also wird es höchste Zeit einmal wieder alte Freunde zu besuchen.“

„Der Wunsch könnte dir bald erfüllt werden, Saku. Die Wahrscheinlichkeit, dass nach der morgigen Besprechung ein Besuch in Suna anliegt, ist ausgesprochen hoch.“

Tenten offenbart ihre Sorge, als sie sich an Hinata wendet. „Hältst du es nicht für ein wenig zu riskant, in der derzeitigen Lage nach Suna zu reisen?“

Sie erreichen das Tor des Kindergartens und werden auch sogleich entdeckt. „Mama!“

Hinata erklärt bereits lächelnd ihre Antwort, bevor sie voller Wachsamkeit ihre Kinder mustert. „Ich hatte sowieso vor mir diesbezüglich später einen ausgiebigen Überblick zu verschaffen.“

Sakura folgt ihrem Blick seufzend. „Was glaubst du, haben sie heute schon wieder angestellt?“

Hinata kräuselt skeptisch die Nase. „Scheinbar etwas ungewöhnliches.“

Tenten tritt neben sie. „Wie kommst du darauf?“

„Weil sie alle Vier darin verwickelt sind.“
 

Hinata geht lächelnd in die Hocke und fängt ihre Kinder, die auf sie zu stürmen, sicher auf.

Tenten streicht ihrer Tochter zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Hallo, Süße.“ und Sakura geht in die Knie, um ihrem Sohn zur Begrüßung einen Kuss auf die Nasenspitze zu hauchen.

Dann spürt Hinata den Blick der Kindergärtnerin auf sich – eine Hyuuga mit Nerven aus Stahl, aber ihre Kinder machen sich dennoch häufig einen Spaß daraus sie überzustrapazieren. Mit Wärme in den Augen sucht sie die Blicke ihrer Kinder. „Erzählt mir was passiert ist.“

Minato seufzt geknickt. Und er hat so gehofft, dass sie es heute nicht bemerkt. Aber seiner Mama entgeht nie etwas, also gesteht er, den Blick zu Boden gerichtet. „Wir haben uns mit Hide, Hoshi, Yamato und Kaito geprügelt.“

Als er die Wärme an seiner aufgeschürften Wange fühlt, sieht er auf. Seine Mutter heilt die Schürfwunde an seiner Wange, wie sie es wenige Sekunden zuvor auch mit Hanas Knie getan hat und sieht ihn dabei, weiterhin ohne Vorwurf in den Augen, an.

„Warum?“

Minato schielt zu seiner Schwester und scheint mit seiner Antwort zu hadern.

Yuki kennt diese Zögerlichkeit nicht. „Hana saß mit Yoru auf der Schaukel, als Hide – der Baka – versucht hat sie wegzuziehen, weil er sich für was Besseres hält, weil Yoru kein Hyuuga ist. Hana ist von der Schaukel gefallen und hat sich das Knie aufgeschlagen-“

„Und Minato und ich haben dafür gesorgt, dass er das bereut hat.“ Yorus Haltung erinnert Sakura in diesem Moment unheimlich an seinen Vater. Beide Hände in den Hosentaschen vergraben, findet sich in seinen Augen kein Quäntchen Bedauern.

Tenten heilt immer noch den Ellenbogen ihrer Tochter, den sie sich wie ihre Handflächen auch auf dem Kies aufgeschürft hat. „Das erklärt aber immer noch nicht, warum ihr euch schlussendlich alle Vier mit ihnen geprügelt habt?“

Sakura runzelt nachdenklich die Stirn. „Sind Hide und Hoshi nicht die Zwillinge von Shiho?“ Nur daran, wie sie den Namen der Frau ausspricht, können Sasuke und Naruto bereits ausmachen, dass sie eine ausgesprochen ausgeprägte Abneigung gegen die unbekannte Frau hegt.

Ihre Kinder Zucken bei der Erwähnung dieses Namens kollektiv zusammen.

Hinata wendet sich an ihre Tochter, die bisher als Einzige eisern geschwiegen hat. „Hana?“

Als sie den Kopf hebt, stehen in den hellen Augen der Vierjährigen seltene Tränen. „Hoshi hat gesagt, ihre Mutter hat behauptet, dass wir keine richtige Familie sind, weil unsere Papas nicht bei uns sind.“ Sie wischt sich mürrisch über die Augen, um die Tränen zu vertreiben. Es gelingt ihr, aber gegen die Röte in ihren Wangen ist sie so machtlos wie einst ihre Mutter. Yoru ist unauffällig neben sie getreten und hat ihre Hand in seine genommen.
 

Hinata küsst erst Hana und dann Minato auf die Stirn. „Ihr wisst, dass das vollkommener Unsinn ist. Egal was sie sagen: Wir werden immer eine Familie sein.“

Tenten zieht Yuki in ihre Arme. „Und wir werden immer zusammen halten.“

Sakura verbirgt beinahe überzeugend ihre Wut. „Und gleich was kommt, wir werden immer für euch da sein!“

Die eiserne Entschlossenheit in Yorus Augen erinnert jedoch mehr an seine Mutter. „Sie sind bloß eifersüchtig, weil wir etwas besonderes sind und nicht so langweilig sind wie sie.“

Minato grinst, haargenau wie sein Vater, obwohl er diesem noch nie begegnet ist. Zumindest nicht bewusst. „Natürlich, wir sind die tollste Familie, die es gibt!“

Hinata zerzaust ihrem Sohn liebevoll die Haare und Sakura klopft sich gedanklich auf die Schulter. Dass ihr Sohn ein so viel besserer Tröster ist, als sein Vater, lässt sich problemlos als ihr Verdienst ausgeben. Und die Art wie er tröstend Hanas Hand drückt, ist ein Erfolg, der ihr mehr als nur Recht gibt.

„Hinata.“ Tentens Tonfall lässt Hinata sofort aufsehen. Schneller als es normalerweise möglich wäre, findet Hinata die Person, die Tentens Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.

Aber auch Sakura findet sie schnell und spuckt ihren Namen regelrecht aus. „Shiho!“ Sie dämpft ihre Stimme nur, damit ihre Kinder von ihrer Wut nichts mitbekommen. „Gebt mir zwei Minuten und sie wird es nie wieder wagen unsere Namen auch nur zu erwähnen!“ Unbändige Wut in den katzengrünen Augen – so Sakura-typisch – dass Sasuke und Naruto sich unwillkürlich an vergangene Tage zurückerinnern.

Aber Hinata hält sie zurück. „Nein. Ich kümmere mich darum.“ Ruhig und kontrolliert, wie man es von ihr gewohnt ist. Aber auch mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen, das neu ist. Teil einer Veränderung, die sie verpasst haben. Und Naruto spürt, wie ihn genau das immer wieder aufs Neue verletzt: Dass er nicht da gewesen ist.

Als Hinata sich erhebt, wendet Minato sich ungewöhnlich zaghaft an sie. „Seid ihr gar nicht sauer?“

Hinata tauscht einen Blick mit Tenten und Sakura. „Nein, Liebling. Ihr wisst, dass wir nicht wollen, dass ihr unnötig kämpft. Aber es gibt Ausnahmen. Wenn es darum geht seine Familie zu beschützen, zum Beispiel.“ Sie sieht noch einmal kurz zu Sakura und Tenten. „Geht schon mal vor. Ich komme gleich nach.“

Tenten nickt nur, aber Sakura schneidet eine Grimasse. „Grüß sie von mir.“

Hinata dreht sich um und schreitet gelassen über den Platz. Aber wer gelernt hat auf solche Dinge zu achten, kann die Anspannung erkennen, die ihre Haltung widerspiegelt.
 

Da die Kinder vor ihnen laufen, spricht Sasuke seine Frage einfach auf gut Glück aus. „Da ihr sie nicht einfach nur grüßen wollt... warum schickt ihr ausgerechnet Hinata?“

Wie erwartet zieht er damit Sakuras Blick auf sich. Und die Wut in ihren Augen geht sogar ihm unter die Haut. „Also erst mal, für die Idioten von der ANBU-Truppe nochmal zum mitschreiben: Wir haben sie nicht geschickt, sie wollte gehen, also ist sie gegangen. Außerdem bin ich eigentlich auch davon ausgegangen, dass wir euch deutlich zu verstehen gegeben haben, dass ihr keine Ahnung von unserem Leben habt und euch gefälligst raus halten sollt. Deutlich genug, dass eigentlich sogar ihr es verstanden haben müsstet.“

Tenten beobachtet ihre Kinder, aber Neji fällt es immer noch so leicht in ihrer Mimik zu lesen: In Gedanken ist sie ganz wo anders. „Güte und Warmherzigkeit waren schon immer zwei von Hinatas herausragenden Eigenschaften. Aber im Gegensatz zu früher, hält sie das heute nicht mehr zurück, wenn es darauf ankommt. Und wenn es um unsere Kinder geht, kennt keine von uns irgendwelche Grenzen.“

Und Neji beginnt langsam zu begreifen, was Tenten so beschäftigt.
 

In diesem Moment taucht Hinata neben ihnen auf. Wortlos und auch Sakura und Tenten sagen nichts, bis Hinatas Augen wieder jegliche Härte verloren haben.

Sakura nickt mit ihrem Kinn in die Richtung ihrer Kinder. „Hina, schau mal.“

Hinata begreift sofort, worauf Sakura anspielt und das gewohnt sanfte Lächeln verleiht ihren Zügen einen liebevollen Ausdruck.

Yoru hält immer noch Hanas Hand.

Auch Tenten schmunzelt offen über diese Geste. „Na ja, wenn die beiden jemals heiraten sollten, steht zumindest der Anfangsbuchstabe der Nachnamen eurer Enkelkinder schon fest.“

Sasuke und Naruto wechseln einen Blick; nur dass ihnen das nicht im Geringsten weiterhilft.

Sakura schneidet eine Grimasse. „Also darüber will ich frühestens in 15 Jahren nachdenken.“

Hinata lacht. „Ach was, du auch?“

Sakura legt grinsend einen Arm um Hinatas Schulter und Tenten tritt von der anderen Seite an sie heran und legt ihrerseits vertraut einen Arm um Hinatas Hüfte. In ihrer Mitte hebt Hinata beide Arme und zieht ihre Freundinnen näher zu sich.
 

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Tenten legt das Küchenmesser zur Seite und streicht sich gedankenverloren mit dem Handrücken eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. Sich wieder auf die Gegenwart besinnend, blinzelt sie zweimal und sieht dann nach draußen, wo Sakura und Hinata mit den Kindern trainieren. Sie selbst hat sich bereit erklärt, sich solange um das Abendessen zu kümmern. Wenn der einzige Grund dafür auch nur der ist, dass sie einen Moment allein sein will, um sich zu sammeln und sich zur Besinnung zu rufen.

Ihr Blick wandert wieder zu Hinata, die gerade Hana und Yuki ihr Bluterbe näher bringt, während Sakura den beiden Jungs spielerisch ein paar Taijutsu-Griffe zeigt. Tsunades drei Schoßhündchen halten sich nutzlos wie gehabt ein wenig Abseits und trainieren ihre ausgeprägte Gabe des Beobachtens.

Tenten spürt wie sich eine tiefe Furche in ihre Stirn gräbt und sie unterdrückt einen angebrachten Fluch. Die Drei haben ihr wirklich noch gefehlt.

Sie nimmt das Messer wieder zur Hand und schneidet den Salat, ohne genau hinzusehen. Ihre Augen huschen wieder zu Hinata. Es ist unübersehbar: Das Lächeln auf ihren Lippen kann auch nicht verbergen, dass sie von den Haar- bis zu den Zehenspitzen angespannt ist. Wie jedes Mal wenn sie mit ihren Kindern trainiert, bedacht auf jede noch so kleine Bewegung und Äußerung. Alles, um ihrem verhassten Vater in keinster Weise zu ähneln.

Tenten seufzt, als der pochende Schmerz, der sie schon seit Tagen traktiert, in ihre Schläfen zurückkehrt. Sie hat schon immer Kopfschmerzen bekommen, wenn sie sich zu viele Sorgen macht. Wie tröstend ist da der Gedanke, dass sie momentan Sorgen im Überfluss haben.
 

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Nachdem sie die Kinder abends ins Bett gebracht haben, haben Sakura, Hinata und Tenten es sich erneut an dem runden Holztisch des Wohnzimmers gemütlich gemacht.

Die drei Männer lehnen, von den Damen wie immer wenig beachtet, nicht weit entfernt an der Tür.

Es sind jedoch noch keine zehn Minuten vergangen, nachdem Sakura die Schlafzimmer lautlos hinter sich geschlossen hat, als diese auch schon wieder aufgeht und Yoru und Minato heraus treten. In ihre Schlafanzüge gekleidet und streitend wie gehabt. „Frag du sie doch!“

„Wieso sollte ich? Du bist doch nur zu feige, Teme!“

„Wenn du so mutig bist, warum frägst du sie dann nicht, Dobe?“

„Minato.“

„Yoru.“

Beinahe ertappt sehen die beiden auf und begegnen den Augen ihrer Mütter.

Sakura zieht abwartend eine Augenbraue in die Höhe. Es ist äußerst ungewöhnlich, dass einer der Vier so schnell wieder aufsteht.

Aber Hinata liest bereits in der ungewöhnlich schuldbewussten Haltung ihres Sohnes. Ein kurzes Hervortreten der Adern um ihre Augen hat ihr versichert, dass die beiden Mädchen schon schlafen. „Wenn es nur eine Frage ist, werden wir euch dafür schon nicht auffressen.“

Minato findet sein Selbstbewusstsein wieder und macht als erster den Mund auf. „Was ist Enthaltsamkeit?“
 

Sakura, die gerade einen Schluck Wasser aus ihrem Glas genommen hat, verschluckt sich aufs heftigste und Hinata spürt, wie eine lange nicht mehr gekannte Hitze in ihr aufsteigt. Sie schließt einen Moment lang die Augen und greift auf ihre selten so dringend benötigten Schauspielkünste zurück. „Enthaltsamkeit bedeutet... auf etwas zu verzichten.“

Aber Minato wäre nicht der Sohn seines Vaters, wenn er sich so schnell mit etwas zufrieden geben würde. „Tut das weh?“

Ohne ihre Selbstbeherrschung, die Hinata noch sie so sehr geschätzt hat, wäre sie spätestens in diesem Moment rücklings von ihrem Stuhl gefallen. Sie meidet jeglichen Blick zu Tenten, die Sakura auf den Rücken klopft und ihr Grinsen hinter ihrer Hand verbirgt. „Nein...“

Aber Minato kann mit seinen vier Jahren schon Verhöre führen, die Erwachsene gekonnt gegen die Wand manövrieren.

Und Yoru unterstützt seinen besten Freund tatkräftig wie immer, wenn sie sich einmal einig sind. „Aber wenn man auf etwas verzichtet, vermisst man es doch auch, oder?“

Sakura kommt langsam wieder zu Atem. „Das kommt ganz darauf an,... ob es sich lohnt es zu vermissen. Und jetzt ist die Fragestunde vorbei, wir hatten eigentlich eine ausgemacht. Also, hopp, Abmarsch!“

Yoru umarmt seine Mama noch einmal, während Minato Hinata ein Gute-Nacht-Küsschen auf die Wange drückt. Dann hält er jedoch inne und mustert das Gesicht seiner Mutter. „Mama, geht’s dir nicht gut? Du bist so rot? Hast du Fieber?“
 

Tenten kann sich kaum noch auf ihrem Stuhl halten und hält sich den Bauch, der aufgrund des zurückgehaltenen Lachens, schon beinahe schmerzt. Hinata hingegen spürt wie sich in ihrem Bauch kurz alles zusammenzieht. Sie hat diese Worte schon einmal gehört...

„Nein, Schatz, es geht mir gut.“ Verspätet fällt ihr dann etwas auf und sie stellt die Frage nicht nur, weil es der perfekte Vorwand ist, um von ihrer Gesichtsfarbe abzulenken. „Wie seid ihr eigentlich darauf gekommen?“

Yoru gähnt. „Yamato hat erzählt, dass sein Vater gesagt hat, dass ihr viel zu schön seid, um ein Leben in Enthaltsamkeit zu führen.“ Er zieht Minato am Kragen mit sich und kassiert dafür einen Hieb in die Seite.

„Verdammt, Teme, lass mich los!“

„Ach, halt endlich die Klappe, Dobe!“
 

Die beiden haben die Tür noch nicht ganz hinter sich geschlossen, als Tenten in schallendes Gelächter ausbricht, Hinata stöhnend auf dem Tisch zusammensackt, um ihr glühendes Gesicht in ihren Armen zu verbergen, und Sakura sich in einem Akt purer Verzweiflung an die Stirn fasst. „Womit haben wir das nur verdient?“

Aber dann grinst sie und schlägt Tenten gegen die Schulter. „Verdammt, hör endlich auf zu lachen!“

Tenten hält sich atemlos am Tisch fest und versucht keuchend wieder mehr Luft in ihre Lungen zu bekommen. Immer noch mit einem dicken Grinsen auf den Lippen, stupst sie Hinata an. „Hey, Süße, lebst du noch?“

Deren blaue Haare fächern sich über ihre Schultern, ihr Gesicht immer noch an der Tischplatte verborgen. Ihre Antwort ist nur ein undeutliches Murmeln.

Tenten zupft neckisch an einer von Hinatas langen Haarsträhnen. „Tut mir leid, aber manchmal stellt Minato wirklich haargenau die gleichen dämlichen Fragen wie sein Vater.“

Ihre Worte erzielen die gewünschte Wirkung, obwohl Hinata normalerweise ungeschlagen darin ist die Absichten anderer zu durchschauen. Sie hebt den Kopf und präsentiert ihre geröteten Wangen, um Tenten vorwurfsvoll anzusehen. „Ten!“

Tenten lenkt lächelnd ein. „Schon gut, schon gut. Aber eines noch: Das hat mir wirklich gefehlt.“ Sie tippt gegen Hinatas Wange und lacht, als diese ihren Finger mit einer Verwünschung zur Seite schlägt.

„Da bist du die Einzige.“

Nein, ist sie nicht. Aber Naruto verbirgt seine Gedanken, wie das belustigte Grinsen, das hartnäckig an seinen Lippen zupft.
 

Hinata wechselt das Thema, ohne sich lange damit aufzuhalten den Wechsel fließend und möglichst unauffällig zu gestalten. „Shinzo plant das nächste Langzeit-Training.“

Tenten kippt grinsend ihren Stuhl nach hinten. „Tut er das nicht ständig, wenn wir ihm bei einem Training mal wieder auf der Nase herumgetanzt sind? Weil er denkt, dass er uns damit dran kriegt?“

Auch Hinatas Lippen zieren ein schmales Grinsen. „Er hat behauptet, wir würden seine Männer demotivieren.“

Sakura schnickt sich ungeniert eine Haarsträhne aus der Stirn, den gewohnten Spott in der Stimme und den Augen. „Warum? Weil wir sie beim Training immer fertig machen oder weil wir mit keinem von ihnen ins Bett gehen?“

Sasuke hebt beide Augenbrauen, während Hinata sich mit dem Handrücken über die Stirn fährt und erschöpft aussieht, als sie kurz die Augen schließt. Tenten zieht mehr belustigt eine Augenbraue in die Höhe. „Gnadenlos wie immer, was Saku?“

Hinata hat ihre Lider wieder geöffnet und kreuzt schmunzelnd die Arme über der Brust. „Das sind die lang erwarteten Folgen einer engen Freundschaft mit Ino Yamanaka von Kindesbeinen an.“

Sakura lehnt sich gelassen vor. „Unschöne Wahrheiten beim Namen zu nennen, hab ich von meinem Vater gelernt, nicht von Ino. Und dass es die Wahrheit ist, kannst du nicht bestreiten, Hina. Dafür gibt es zu viele Beweise; allein die Heiratsanträge, die du in den letzten Jahren bekommen hast, sprechen mehr als nur für sich.“

Während Sasuke Naruto unauffällig am Pullover festhält, kräuselt Hinata beinahe angewidert die Oberlippe. „Als ob ich jemals mit einem Hyuuga auch nur ausgehen würde.“

Sakura grinst. „Wieder etwas, worin wir uns einig sind.“

Tentens Mimik spiegelt ihre Belustigung. „Natürlich seid ihr das. Blonde Hyuugas sind schließlich ebenso rar gesät wie Hyuugas mit schwarzen Augen.“ Hinata und Sakura wechseln einen Blick, ohne sich der Blicke zweier weiterer Personen im Raum bewusst zu sein.
 

Der Themenwechsel kommt erneut von Hinatas Seite: Sie erhebt sich in einer fließenden Bewegung und murmelt eine Begründung. „Ich habe noch eine Verabredung.“

Sie öffnet die Terrassentür und tritt mit ruhigen Schritten hinaus in den Garten und Sakura und Tenten folgen ihr, auf einen Schlag wieder ernst.

Und Sasuke muss Naruto nun doch festhalten, damit er ihnen nicht zu auffällig hinterher stürmt.

Aber Hinata bleibt bereits in der Mitte ihres Gartens stehen und aktiviert ihr Bluterbe. „Byakugan!“
 

Naruto setzt fragend an etwas sagen, aber Tenten bedeutet ihm mit einer unwirschen Handbewegung zu schweigen.

Die Adern um Hinatas Augen treten noch deutlicher hervor, je mehr sie sich konzentriert, ihren alles durchdringenden Blick immer weiter vorantreibt. Durch Wälder und Gestein, über Gewässer, zahlreiche Lebewesen ignorierend, bis sie findet, wonach sie sucht und in vollkommener Anstrengung verharrt.

Als Hinata ihr Bluterbe deaktiviert, taumelt sie aufgrund der Anstrengung. Aber Sakura und Tenten stehen hinter ihr und fangen sie auf.

Als Hinatas Atmung sich wieder normalisiert, begeben sie sich alle wortlos zurück ins Haus. Sakura verriegelt die Terrassentür, während Tenten und Hinata sie geräuschlos durch das Schlafzimmer über die Luke in den Keller führen.

Naruto ist nicht der Einzige, der sich zusammenreißen muss, um einfach weiter zu gehen, nachdem er einen Blick auf seine friedlich schlafenden Kinder geworfen hat. Dagegen wirkt der Keller beinahe uninteressant, obwohl er normalerweise äußerst faszinierend ist. Nur ist außer Shinzo vor ihnen noch niemand dort gewesen.
 

Hinata legt den Lichtschalter um und jeder der drei ANBU blinzelt aufgrund des grellen Neonlichts, das den Keller durchflutet. Sakura schließt geräuschlos die Luke hinter ihnen und landet elegant auf dem Boden.

Ein gezielter Griff und in Hinatas Händen liegt eine Karte über die Umgebung. Sie breitet sie aus und hielt sie gegen die feste Wand. „Tenten?“

„Bin schon dabei.“ Die braunhaarige Kunoichi hält vier Kunais in der Hand und wirft sie. Präzise, zielsicher in jede Ecke der Karte.

„Hier.“ Sakura wirft Hinata einen Stift zu und diese fängt ihn, ohne sich umzudrehen.

„Die einzige Gruppe, die ich genau ausmachen konnte, befindet sich 69 Kilometer östlich von hier. Dort haben sie ihr Lager aufgeschlagen. Sie haben eine Truppenstärke von knapp 300 Männern und reisen mit leichtem Gepäck.“

Tenten runzelt die Stirn. „Also haben sie keine Kriegsausrüstung bei sich?“

Hinata verzeichnet ihren Fund in der Karte, die längst mit Zahlen und Daten geradezu übersät ist. „Nein, sie haben kaum Waffen bei sich und auch sonst nichts großes. Sie scheinen sich auf ihre Tai- und Gen-Jutsu-Künste zu verlassen.“

Sakura lehnt sich mit verschränkten Armen gegen die Wand. „Dann sind es höchstwahrscheinlich Iwa-nins, sie sind Meister des Gen-Jutsu. Das bestätigt außerdem unsere Vermutung bezüglich ihrer Rolle.“

Hinata nickt. „Ja, Iwa ist mit ziemlicher Sicherheit die treibende Kraft. Ich konnte verschwommen eine weitaus größere und vermutlich auch besser ausgerüstete Streitkraft ausmachen. Aber sie lagern wohl knapp über der 100 Kilometer Grenze weiter nordöstlich. Ich konnte sie auch mithilfe des Jutsus kaum ausmachen, aber sie ziehen in eine andere Richtung.“

„Aber die anderen sind viel näher an uns dran, als noch letzte Woche.“ Tentens Stimme verrät genauso wenig von ihrer Anspannung wie ihre Haltung, aber sie liegt dennoch spürbar in der Luft.

Hinata kaut auf ihrer Unterlippe, während sie konzentriert auf die Karte sieht. „Ja, aber sie bewegen sich keineswegs zielgerichtet aufeinander zu. Es kann sein, dass sie Konoha einkreisen wollen. Sollte das ihre Absicht sein, wäre es ein ebenso kluger wie notwendiger Schritt, wenn sie sich möglichst früh trennen. Andernfalls wären sie ein gefundenes Fressen für die Byakugan: Viel zu leicht zu finden.“ Ihre Stimme ist wieder so kalt und emotionslos wie an dem Tag ihrer Ankunft, aber Naruto ist zu geschockt, um sich mit Vorwürfen aufzuhalten.

Auch Sakura hat jegliche Gefühle aus ihrer Gestik und Mimik verbannt. „Dann steht es also fest: Das Ninja-Reich steht kurz vor einem Krieg.“
 

Hinatas Hände zucken kurz und kaum sichtbar bei dem Wort Krieg. Aber auch sie scheut nicht davor die grausame Wahrheit beim Namen zu nennen. „Ja. Wenn es Suna und Konoha nicht gelungen ist Beweise für eine Verschwörung zu finden, wird es Krieg geben.“

Auf solche Worte kann nichts anderes folgen, als unheilverkündendes Schweigen. Tenten bricht es. „Hinata... wie sicher ist das Dorf?“

Hinata lehnt sich mit der Stirn gegen die Wand, schließt die Augen und überdenkt ihre Antwort ungewöhnlich lange. In dem vollen Bewusstsein, dass über ihnen ihre Kinder schlafen. „Der Platz für dieses Dorf wurde von Hyuugas ausgesucht, die in der Absicht hierher kamen sich vor anderen zu verstecken. Das Dorf ist mit sämtlichen Jutsus gesichert und versteckt worden, die einem ganzen Dorf zusammen eingefallen sind. Niemand, der keine genaue Wegbeschreibung hatte, hat das Dorf je gefunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie uns zufällig finden, ist so gering, dass sie eigentlich kaum vorhanden ist. Und dabei muss es auch bleiben, denn in einem Kampf wären wir ihnen zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen, obwohl viele ihrer Krieger höchstens den Rang eines Chunin einnehmen.“

Sakura schnaubt abfällig. „Sie haben alles rekrutiert was sie finden konnten.“

Tenten bestätigt ihre Worte mit der gleichen Verachtung in der Stimme. „Natürlich. Es sind drei Kleinstaaten, die einen Krieg gegen zwei Großmächte planen. Es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, wenn sie zumindest irgendeine Chance haben wollen.“

Hinata wirft noch einen Blick auf die Karte. „Der westliche Weg nach Suna ist problemlos passierbar. Wir müssen morgen mit Shinzo darüber sprechen, aber stellt euch schon einmal auf Suna ein. Und betet solange, dass irgendetwas diesen Krieg verhindert.“
 

Sie steigen lautlos durch die Luke und verabschieden sich für die Nacht. Aber Schlaf findet so schnell niemand von ihnen. Tenten, Sakura und Hinata sehen ihren Kindern noch lange beim Schlafen zu und versuchen die Angst, die in ihnen keimt, niederzuringen.
 

Sasuke, Naruto und Neji diskutieren in einem anderen Zimmer noch lange im Flüsterton miteinander. „Es ist wirklich erstaunlich wie viel sie allein in Erfahrung gebracht haben. Sie wissen fast alles!“

Naruto ignoriert die Bewunderung in Nejis Stimme. „Wir müssen es ihnen sagen.“

„Was?“

Naruto versucht seine Wut im Zaum zu halten. „Stell dich nicht dumm, Teme, du weißt was ich meine. Wir müssen ihnen sagen wer wir sind und dass wir die letzten fünf Jahre damit verbracht haben zu verhindern, dass es einen Krieg gibt.“

„Ich weiß, Naruto, aber lass uns noch 2-3 Tage warten, bitte.“

Naruto sieht ungehalten in Nejis Richtung. „Mit unserer Identität, meinetwegen, aber wir sagen ihnen auf jeden Fall, dass Tsunade Beweise hat. Sie haben dank uns schon genug Sorgen.“
 

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Lies

Der nächste Morgen und das Frühstück verlaufen wie am Tag zuvor: Laut und fröhlich, aber zur Abwechslung ohne brotreiche Wurfgeschosse.

Man merkt keiner der drei Frauen an, dass es eine entscheidende Veränderung gegeben hat und dass keine von ihnen heute Nacht einen besonders erholsamen Schlaf gefunden hat. Sie mögen an erster Stelle Mutter sein, aber sie würden auch immer Kunoichis sein. Und überzeugendes Schauspielern gehört da nun mal zum vorrangigen Handwerk.
 

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Als sie ihre Kinder vor dem Kindergarten absetzen, hält Sakura die beiden Jungen schnell am Kragen fest, bevor sie davon stürmen können. „Hört zu, nur weil wir gestern nicht sauer waren, ist das kein Freifahrtschein, verstanden? Ich will heute keine Klagen hören.“

Minato und Yoru wechseln einen Blick und beweisen dann ihre seltene, aber mögliche Einigkeit. „Versprochen.“

Sakura lässt sie mit einem verborgenen Augenrollen davon kommen und wendet sich erst ab, als die beiden hinter der Eingangstür verschwunden sind. Aber dann schüttelt sie grinsend den Kopf. „Verdammt, ich hör mich schon an wie meine eigene Mutter. Dabei habe ich schon mit Vier beschlossen niemals so spießig zu werden.“

Hinata zieht skeptisch eine Augenbraue nach oben. „Das weißt du noch?“

Sakura runzelt die Stirn. „Sicher, das war ein einschneidendes Erlebnis, so etwas vergisst man nicht. Die Freundinnen meiner Mutter aus Suna sind zu Besuch gekommen und ich musste Zuhause bleiben, obwohl ich mit Ino zum Spielen verabredet war. Und meine Mutter hat mich in dieses furchtbare lila Kleid gesteckt, das überall Spitzen und Rüschen hatte und sich entsetzlich mit meinen Haaren gebissen hat.“

In Tentens Stimme liegt hörbares Amüsement. „Gab es zu dem Outfit auch eine Krone?“

„Von wegen. Ich hab den Fetzen mit einer Schere verschönert und bin in einem günstigen Moment durch die Hintertür entwischt. Dann bin ich auf meine Schaukel geklettert, hab mein Kleid als Fahne gehisst und Ninja gespielt.“

Hinatas und Tentens Lachen verbergen glücklicherweise, dass auch Naruto wenig überzeugend hustet. Aber sogar Sasukes Mundwinkel erwecken den verdächtigen Eindruck eines Zuckens.

„Meine Mutter hat fast einen Herzinfarkt erlitten, als sie mich gesehen hat. Entsetzter war sie wahrscheinlich nur, als ich ihr ein paar Jahre später eröffnet habe, dass ich zur Akademie gehen will.“

Hinata sieht wie der Schmerz Sakuras Augen verdunkelt und Tenten legt ihr in stummem Trost eine Hand auf die Schulter, geht aber nicht darauf ein. „Ich kann dich beruhigen: Es wird vermutlich auch in zwanzig Jahren noch niemand auf die Idee kommen uns spießig zu nennen, dafür widerlegen wir zu viele Klischees.“

Hinata lächelt, aber ihre Unbeschwertheit ist dennoch gezwungen. „Wir müssen los. Shinzo wird auf jeder Sekunde rum reiten, die wir zu spät kommen.“

Sakura steckt sich locker eine ihrer langen Haarsträhnen hinters Ohr. „Eine Woche Zusammenarbeit mit Kakashi und er wäre auch davon geheilt.“

Aber sie verschwinden dennoch schnell.
 

~
 

Der Sitzungssaal in der Dorfmitte ist deutlich besser gesichert, als die normalen Häuser, aber ansonsten wirkt das runde Gebäude beabsichtigt unscheinbar.

Tenten wendet sich wie gewohnt versucht gleichgültig und doch mit leichtem Widerwillen an die drei ANBU. „Ihr habt hier keinen Zutritt. Tut was ihr wollt, solange es nicht auf uns zurückfällt.“

Naruto verwünscht seine beiden Kameraden mit ihrem überdimensionalen Stolz und ihrer nervenraubenden Schweigsamkeit. Instinktiv wendet er sich mit seinen Worten an Hinata. „Wir wollten euch noch etwas mitteilen.“

Obwohl sie ihrer Anwesenheit wahrscheinlich genauso wenig abgewinnen kann wie Tenten und Sakura, gibt sie sich mehr Mühe ihre Abneigung zu verbergen. Sie fordert Naruto wortlos auf fortzufahren.

„Nach dem momentanen Stand unserer Ermittlungen befindet sich Konoha in der festen Annahme, einen Krieg verhindern zu können.“

Tenten kreuzt die Arme vor der Brust. „Konoha kann die Verschwörung von Iwa beweisen?“

Naruto zögert kurz, nickt dann aber.

Die schneidende Stimme seiner besten Freundin beschert ihr die gesamte Aufmerksamkeit. „Warum seid ihr dann hier?“

Sasuke lässt sich doch noch dazu herab, sich in die Diskussion einzumischen. Wenn auch wahrscheinlich nur weil es Sakura ist, die gefragt hat. „Tsunade wollte lediglich, dass wir sicherheitshalber bis zu dem Tag, bevor sich die Kage in Konoha treffen, um die Lage zu klären, bei euch bleiben.“

Aber das Einzige, was er damit erntet, ist Sakuras Spott. „Sicherheitshalber, natürlich.“

„Ihr glaubt uns nicht?“ Nejis Stimme verrät, dass seiner Ansicht nach dieser Frevel einer offenen Beleidigung gleich kommt und provoziert damit auch Tenten. „Aber nein, wie kommt ihr denn darauf?“

Wieder ist Hinatas Stimme die Einzige, die nichts außer Leere widerspiegelt. „Danke, dass ihr uns das mitgeteilt habt.“ Aber auch sie misstraut ihnen – Naruto sieht es ihr an. Doch die Drei sind schon in dem grauen Gebäude verschwunden, bevor er noch etwas dazu sagen kann.

Der Blondschopf vergräbt missmutig beide Hände in den Hosentaschen, wendet sich um und geht. Jetzt hilft nur noch Training. Sasuke und Neji folgen ihm wortlos. Welch eine Überraschung.
 

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Als sie drei Stunden später in das Dorf zurückkommen, sind die drei Frauen ebenfalls längst beim Training. Ein Training, das alles was sie am Tag zuvor gesehen haben, wie Kindereien aussehen lässt.

Sie haben ihnen wirklich nicht geglaubt.

Und die Spannung, die in der Luft liegt, ist beinahe greifbar.
 

~
 

Sie sprechen erst wieder mit ihnen, nachdem sie die Kinder fast zwei Stunden früher als sonst ins Bett gebracht haben. Tenten lässt sich wortlos auf einen Stuhl am Esstisch fallen und überlässt es allein Hinata die Konversation mit ihren unerwünschten Gästen zu betreiben. Sakura ist ohne jegliche Erklärung in der Küche verschwunden.

„Wir werden morgen in den frühen Morgenstunden nach Suna aufbrechen. Es reisen nur wir mit den Kindern und da wir davon ausgehen müssen, dass ihr uns begleiten werdet: Wir werden verdeckt reisen.“

Tenten entschließt sich spontan doch noch in das Gespräch miteinzusteigen, aber ihr Spott schrammt scharf an der Grenze einer Beleidigung vorbei. „Nur um sicher zu gehen: Das bedeutet, dass wir unter falschem Namen und mit verändertem Äußeren reisen werden. Wir erwarten, dass ihr euch ebenfalls möglichst unauffällig verhaltet. Ihr könnt eure ANBU-Ausrüstung hierlassen.“ Aber auch das klingt weder wie ein Vorschlag noch wie eine Bitte.

Ihr Verhalten lässt bei Neji sämtliche Alarmglocken anspringen. Tenten ist meistens unnachgiebig, ausnahmslos stolz und dickköpfig zielstrebig. Den Wenigen, denen sie vertraut, zeigt sie sich humorvoll, zuweilen sarkastisch, durchweg loyal und manchmal auch sanft und verletzlich. Diese dreiste Herabwürdigung, die zur Schau gestellte Kaltblütigkeit und abschätzende Berechnung sind nichts, womit er sie beschreiben würde. Und genau dieses untypische Verhalten verrät ihm, was sie unbedingt verbergen will: Sie ist angespannt, nervös, übermüdet, gestresst und besorgt. Und vor allem hat sie Angst.

Ihre Haltung verrät nichts davon; keine noch so kleine Geste und nicht einmal ihre Augen. Aber er weiß es. Nicht weil er dazu ausgebildet wurde, sondern weil er sie all die Jahre, die sie sich schon kennen, nicht nur beobachtet hat. Sie ist einer der wenigen Menschen, bei dem er sich je die Mühe gemacht hat sie richtig kennen zu lernen. Und sie hat ihm erlaubt ihr näher zu kommen, als je Jemand zuvor. Sie hat ihm ihr Vertrauen, ihre Nähe, ihre Zeit, ihre Zuneigung, ihren Stolz und ihre Liebe geschenkt. Ihre Liebe und eine Familie. Und irgendwie wird er sich dafür hoffentlich irgendwann revanchieren können...
 

Sakura taucht lautlos im Türrahmen auf und bringt nicht nur ein wenig Spaß mit. Sie schwenkt die Flasche grinsend und lässt sich selten gut gelaunt damit auf ihren Stuhl fallen.

Das Stöhnen von Hinata, übergeht sie dabei ebenso wie Narutos überraschten Ausruf. „Sake?!“ Das Wort ist ihm zu schnell über die Lippen gekommen und zu frei. Für einen Moment hat er vollkommen vergessen, dass er eine Rolle zu spielen hat.

Von Sakura erhält er dafür nur einen spöttischen Blick, aber auch Hinata sieht zu ihm herüber. Und ihre wachsamen, minimal unruhig flackernden Augen warnen ihn, in Zukunft besser aufzupassen, was er sagt und wie er es sagt.

Dann wendet sie sich jedoch wieder Sakura zu, die Tsunades Heiligstes gerade in drei Schälchen gießt. Sie reicht Tenten eine und auch Hinata nimmt sie, wenn auch sichtlich widerwillig. Sakura hebt ihre Schale grinsend. „Auf unsere als Sensei und Freundin geschätzte und als Hokage verfluchte Godaime zu ihrem wir-wüssten-alle-gern-wie-vielten Geburtstag. Cheers!“

Sie stoßen ihre Schalen sacht gegeneinander und leeren den Inhalt auf einmal.

Die drei Männer wechseln einen Blick und werden sich stumm einig. Keiner von ihnen hat gewusst, dass Tsunade heute Geburtstag hat.
 

Hinata schneidet eine angewiderte Grimasse und schiebt das Schälchen weit von sich. „Wie kann man das Zeug nur freiwillig trinken?“

Auch Tenten kräuselt die Nase. „Und dann auch noch jeden Tag.“ Sie wirft einen skeptischen Blick auf Sakura, die keine Miene verzogen hat.

Aber die ehemalige Schülerin der Hokage zuckt nur mit den Schultern. „Sake-Trinken ist in der Ausbildung mit inbegriffen, wenn man Tsunade als Sensei hat.“

Tenten grinst. „Mittlerweile müsste sie doch schon mindestens 60 sein, oder?“

Sakura kippelt auf ihrem Stuhl. „Auf jeden Fall. Sie war ja schon über 50 als sie zur Godaime gewählt wurde und das ist jetzt immerhin schon zehn Jahre her.“

Tenten zieht ihre Haarklammern aus ihrer strengen Hochsteckfrisur und wirft sie achtlos auf den Tisch. „Also wenn ich jenseits der 60 noch so fit bin und so gut aussehe, habe ich kein Problem mit dem Älterwerden.“

Sakura füllt ihre Schale noch einmal. Aber das Grinsen auf ihren Lippen ist verschwunden. „Dafür ist sie unverheiratet und hat keine Kinder.“ Sie schluckt den Alkohol als wäre es Wasser. „Aber das mit dem unverheiratet könnte ich auch noch schaffen.“

Bevor Tenten etwas darauf sagen kann, mischt sich Hinata ein. Ernst, weil ihr der bittere Unterton in Sakuras Stimme nicht entgangen ist. „Saku.“

Sakura sieht alarmiert auf und begegnet Hinatas Blick. Und plötzlich ist die alte Hinata wieder da. Mit viel zu viel Gefühl in den hellen Augen. So viel, dass Sakura darin lesen kann. Sie lacht aufgekratzt. „Süße, egal was es ist, frag einfach.“

Hinata legt ihre Hand auf Sakuras und umschließt sie sanft. „Ich frage mich nur, wie du dir so sicher sein kannst. Dass ausgerechnet du aufgeben willst, will mir einfach nicht in den Kopf.“

Nun liegt in Sakuras Lächeln unverkennbar etwas bitteres. „Ich fange nur nach all den Jahren an, endlich realistisch zu werden. Er wird mich nie lieben.“

Hinata öffnet den Mund, aber Sakura fährt fort. „Selbst wenn er zurückkommen und genau das behaupten würde, könnte ich es ihm nicht glauben, vollkommen unabhängig davon was ich möchte. Aber jetzt werde ich nie mehr wissen, ob es ihm wirklich um mich geht oder ob er sich bloß verpflichtet fühlt, sich auch weiterhin von mir nerven zu lassen, weil ich dummerweise die Frau bin, die seinen Erben zur Welt gebracht hat. Ich bin was ihn angeht, zu lange dumm, naiv und unrealistisch gewesen. Und ja, es gab Zeiten, da hätte ich alles für ihn getan. Ich bereue auch nichts, was dazu geführt hat, dass ich unseren Sohn zur Welt bringen durfte. Yoru ist das Beste, was mir je passiert ist und definitiv auch das Beste, was sein Vater und ich je zusammen hinbekommen haben. Ich liebe sie beide über alles, aber ich bin mir zu schade, um die Legehenne für ihn zu spielen. Und ich kann nicht länger für uns beide lieben.“ Sie erhebt sich und verschwindet lautlos im Schlafzimmer. „Schlaft gut.“

Sie wirft keinen einzigen Blick auf die Anbu und auch Hinata und Tenten ignorieren ihre Anwesenheit geflissentlich. Glücklicherweise. Denn Sasuke hat seine Gesichtszüge zum ersten Mal seit Jahren nicht unter Kontrolle. Wiedergutzumachen was er Sakura angetan hat, wird womöglich das schwierigste Unterfangen seines Lebens, aber für sie wird er es versuchen.
 

Tenten sieht mit gerunzelter Stirn auf die geschlossene Schlafzimmertür. „Was ist bloß los mit ihr? Es ist ja längst nichts neues mehr, dass sie jedes Jahr um diese Zeit ein wenig gereizt ist, das sind wir alle, aber ihr momentanes Verhalten ist schon beinahe besorgniserregend. Normalerweise ist Sakura die freudestrahlende Optimistin von uns.“

Hinata sieht aus dem Wohnzimmerfenster hinaus in die Dunkelheit. „Ich habe so etwas erwartet. Schlimmeres, um ehrlich zu sein.“

Aufmerksam geworden, mustert Tenten ihre beste Freundin verwirrt. „Warum?“

Die junge Clanerbin seufzt lautlos und dreht ihren Kopf zurück zu ihrer besten Freundin. „Ten. Es jährt sich dieses Jahr zum 5. Mal.“

Es dauert nur Milli-Sekunden, bis Tenten den Zusammenhang begreift und sich müde die Hand auf die Stirn legt. „Auch das noch.“

Hinata nimmt ihre Hand und zieht sie hoch. „Lass uns auch gehen. Wir müssen morgen früh raus.“ Und die brünette Waffenexpertin nickt lediglich zustimmend. Jetzt ist sie wirklich müde...
 

Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, nimmt Narutos Miene einen selten aufgebrachten Ausdruck an. „Fantastisch, wirklich! Das haben wir ja mal wieder erstklassig hinbekommen!"
 

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Es ist mitten in der Nacht und die Sonne wird sich noch stundenlang nicht zeigen, als Hinata aufhört den Schlaf zu suchen, den sie schon seit Stunden nicht findet. Sie schleicht lautlos aus dem Schlafzimmer und verlässt das Haus durch die Terrassentür. Ihre nächtlichen Ausflüge sind in den letzten fünf Jahren so zahlreich geworden, dass sie heute jeden Weg um ihr Haus herum in- und auswendig kennt. Sie klettert leichtfüßig auf das Dach ihres Hauses und lässt nur den Mond Zeuge werden, was von ihr übrig bleibt, wenn sie ihre Fassade vollständig fallen lässt. Die junge Clanerbin zieht ihre Knie eng an ihren Körper und lehnt ihre Stirn erschöpft dagegen.

Die Angst hält sie in solchen Momenten gefangen wie ein endloser Albtraum. Angst, dass sie das Wichtigste in ihrem Leben nicht beschützen kann.

Ihre Schwächen sind immer noch da. Sie hat nur gelernt, sie niemanden mehr sehen zu lassen. Aber sie zweifelt immer noch oft genug an sich selbst, verabscheut Kämpfe und fürchtet ihre Vergangenheit oft mehr als die ungewisse Zukunft. Sie lächelt bitter über die Erkenntnis, die sie nur sich selbst eingestehen kann: Sie ist immer noch das kleine, verschüchterte, schwächliche Mädchen, das sie früher gewesen ist. Bis Naruto Uzumaki ihr gestanden hat, dass er sie liebt und sie damit irgendwie zum Leben erweckt hat.

Hinata fühlt beschämt, wie ihre Wangen heiß werden, als sie sich an die Nacht zurückerinnert, die ihr Leben verändert hat. Sie haben stundenlang in Narutos Bett gelegen und über alles gesprochen, was die Jahre zuvor unausgesprochen geblieben ist und dabei immer wieder zaghaft die Nähe des anderen gesucht. Die Sonne hat gerade ihre ersten Strahlen über den Nachthimmel geschickt, als ausgerechnet sie ihrer Sehnsucht nach seiner Nähe nachgegeben hat. Dass sie den Mut dazu aufgebracht hat, verdankt sie allein ihm. Mit ihm zusammen ist sie in dieser Nacht mutig, ehrlich und frei gewesen. Und ganz sie selbst.

Und als sie Wochen später erfahren hat, dass er ihr noch ein viel größeres Geschenk gemacht hat, hat sie wieder dieselbe Geborgenheit gefühlt. Dank Naruto hat sie heute eine Familie für die sie lebt. Und die Erinnerung an ihn, lässt sie wieder einmal die Zuversicht gewinnen, dass sich alles zum Besten wenden wird. Und dass er sein Versprechen wie üblich halten und irgendwann zurückkommen wird...
 

~
 

Sie brechen noch im Morgengrauen auf, nachdem sie ihr Aussehen und das der Kinder täuschend echt verändert haben. Sakura und Tenten tragen ihre schlafenden Kinder in den Armen und auch Hinata trägt jeweils einen der Zwillinge an ihrer Hüfte.

Sie bewegen sich mit enormer Geschwindigkeit, ihr Chakra perfekt verborgen und Hinata überwacht ihre Umgebung zusätzlich ununterbrochen.

So brauchen gerade mal ein wenig mehr als zwei Stunden nach Suna, aber die Frauen machen keinerlei Anstalten sich den Wachen zu zeigen.

Sakura seufzt. „Wer ist dieses Mal dran?“

Tenten grinst belustigt. „Immer die, die fragt.“ Sie nimmt Sakura den schlafenden Yoru ab und beobachtet, wie diese ihre Klammern aus den falschen, rückenlangen schwarzen Haaren zieht und sich den Wachen mit gezielt provokanten Bewegungen nähert.

Verwirrt und mehr aus Gewohnheit gehorchen die drei ANBU Tentens barscher Aufforderung, ihnen zu folgen.

Sakura ist anscheinend sehr erfolgreich darin die Wachen abzulenken, denn selbst mit den vier Kindern gelangen sie problemlos und ungesehen in das hochgesicherte Dorf.

Zwei Minuten später steht Sakura vor ihnen. „Und einmal mehr unregistriert in Suna. Gaara verliert seine Wette schon wieder.“

Tenten reicht Sakura ihre Haarklammern. „Dann lasst ihm uns das mal unter die Nase reiben.“

Sie bewegen sich unauffällig und kaum gesehen durch das Dorf, dass nach der Nacht erst langsam zum Leben erwacht. Besonders Naruto kann der Versuchung nicht widerstehen sich genau umzusehen. Es ist so viele Jahre her, seit er zum letzten Mal hier gewesen ist.
 

Im Schatten einer Mauer nahe des Kage-Turms bleiben die drei Frauen schließlich stehen. Je näher sie Gaaras Aufenthaltsort kommen, desto weniger Menschen begegnen ihnen. Man muss kein Ninja sein, um die aufwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu erkennen, die den Kazekagen schützen sollen.

Hinata sieht sich mit aktivierten Byakugan wachsam um und grinst plötzlich. „Wenn du dir zwei Punkte vornimmst, Ten, sollte das vollkommen reichen.“ Die Angesprochene nickt konzentriert und reicht ihre Tochter, die sich noch im Halbschlaf befindet, an Sakura weiter und verschwindet für wenige Sekunden.

In dem Augenblick, in dem sie zurückkehrt und Neji gerade erst anfängt zu erahnen, was sie jetzt schon wieder angestellt hat, gehen östlich und nordwestlich von ihnen zwei Staubfontänen mit einem ohrenbetäubenden Krachen in die Luft.

Sämtliche Wächter strömen aus allen Richtungen herbei, um der Ursache eines möglichen Anschlags so schnell wie möglich auf den Grund zu gehen und in dem ausbrechenden Chaos gelingt es den Konoha-nins problemlos unbemerkt in den Kageturm und zu Gaaras Büroräumen im dritten Stock vorzudringen.
 

Sakura hält Yoru mit einem Arm an ihrer Hüfte und klopft mit ihrer freien Hand grinsend gegen die schwere Holztür.

Gaaras Stimme ist unverkennbar, klingt aber hörbar angespannt und mürrisch. „Was zum Teufel ist da draußen los?“

Sakura scheint das als Einladung zu verstehen und stößt die Türen mit Schwung auf. Gaara sitzt hinter seinem Schreibtisch, erhebt sich bei ihrem Eintreten allerdings augenblicklich. Tenten schließt die Tür schnell hinter ihnen, bevor Gaara überhaupt die Gelegenheit bekommt etwas zu sagen und wendet sich fragend an Hinata. „Sicher?“

„Sicher“, bestätigt diese ruhig.

Wie auf Kommando fallen ihre Tarnungen und die Kinder laufen geschlossen auf Gaara zu. „Onkel Gaara!“

Die Augen des Kazekagen weiten sich kurz und verraten wenige Sekunden lang seine Überraschung.

Aber dann können die drei ANBU ein Phänomen beobachten, von dem sie niemals erwartet hätten Zeugen zu werden. Ein deutliches Grinsen huscht über die Lippen des Kazekagen, als er sich hinkniet, um mit den Vierjährigen auf einer Augenhöhe zu sein. „Na, ihr. Mit euch hätte ich als letztes gerechnet.“

„Ich hoffe doch sehr, dass du sonst niemanden kennst, der sich unbemerkt in dein Büro schleichen kann.“

Gaara erhebt sich und selbst er kommt wieder einmal nicht darum herum die außergewöhnliche Ausstrahlung seines Gegenübers zu bemerken. „Hinata.“
 

Nicht nur Naruto entgleisen beinahe die Gesichtszüge, als Hinata Gaara in eine feste Umarmung zieht... und dieser ihre Geste tatsächlich erwidert.

Neji nimmt sogar das Risiko in Kauf, dass Hinata bemerkt wie er sein Bluterbe aktiviert, um sich zu versichern, dass sie wirklich den Kazekage vor sich haben.

Und Sasuke fühlt, wie seine Hand automatisch nach seinem Katana zuckt, als Gaara Hinata los lässt und dafür ohne das geringste Zeichen von Widerwillen auch Sakuras stürmische Umarmung erwidert.

„Dir ist klar, dass du deine Wette schon wieder verloren hast, oder?“

Gaara gibt Yorus und Minatos Gequengel nach und hebt die beiden schmunzelnd auf seine Arme. „Wie ihr es jedesmal schafft meine Wachen zu überlisten, ist mir wirklich ein Rätsel.“

Sakura zwinkert. „Wir fragen nur höflich.“

Der Suna-nin hätte dem noch so manches hinzufügen können, aber die Tür zu seinem Büro wird erneut heftig aufgestoßen und Temari stolpert in den Raum. „Gaara, bist du in-“ Den Rest ihres Satzes verschluckt ihre Überraschung, als sie erkennt in wessen Gesellschaft sich ihr Bruder befindet. Einen Wimpernschlag später schreit sie auf und fällt Tenten lachend um den Hals.

Als Tenten die stürmische Umarmung Temaris mit einem ausgelassenen Lachen erwidert, entspannt sich Neji. Sie ist also noch da.

Temari löst sich grinsend von Tenten. „Also steckt ihr hinter dem Chaos da draußen? Das hätte ich mir ja eigentlich denken können. Wenn halb Suna Kopf steht, könnt nur ihr dafür verantwortlich sein.“

Aber Tenten ignoriert diese Anschuldigung gänzlich und lässt ihren Blick aufmerksam an Temari hinabwandern. „Sag du mir lieber seit wann du schwanger bist und wie du deinen faulen Mann zu so viel Aktion motiviert hast.“

Die geborene Sabakuno grinst. „Seit fast sieben Monaten und das kommt davon, wenn ihr euch fast ein halbes Jahr lang nicht blicken lasst. Und gerade ihr solltet wissen, dass man Männer mit dem richtigen Druckmittel dazu bringen kann, alles zu tun. Schließlich haben unsere Wachen euch einmal mehr unregistriert einreisen lassen.“

Auch Hinata und Sakura umarmen Temari grüßend.

„Vielleicht solltet ihr auch einfach mal eure Trainingsmethoden überdenken.“

Überraschenderweise greift Gaara Sakuras Provokation auf. „Soll das eine Herausforderung sein?“

Sakura grinst. „Jedenfalls suchen wir eine.“

Hinata gibt wie gewohnt die Stimme der Vernunft. „Später. Vorher haben wir ein paar Dinge zu besprechen, die nicht warten können.“

Gaara nickt in gewohntem Ernst und will gerade eine grundlegende Frage klären, als die Tür zu seinem Büro schon wieder auffliegt und der Kage sich mürrisch fragt, ob irgendwer ohne sein Wissen ein Schild an seine Tür gehängt hat, das zum Tag der offenen Tür einlädt.

Als sein Schwager, sein Bruder und dessen Verlobte auch noch in den Raum treten, wird es sogar in dem geräumigen Büro des Kazekagen langsam eng.

„Gaara, ist Temari bei dir?“ Shikamaru sieht ungewöhnlich gestresst aus und entspannt sich erst, als er seine Frau entdeckt. Alles andere ist ihm dann schon wieder egal.

Das aufkommende Geschrei lässt allerdings sogar ihn zusammenzucken.

Wie schon vor zehn Jahren, laufen Sakuras und Inos Begegnungen niemals ruhig ab. Und ihre Wiedersehensfreude nach über fünf Monaten Trennung entlädt sich mit einem Knall. Die beiden Freundinnen liegen sich lachend und schreiend in den Armen und bringen es sogar fertig beides gleichzeitig zu tun und sich darüber hinaus auch noch zu unterhalten.
 

Nachdem alle anderen sich mehr oder weniger zivilisiert begrüßt haben, zieht Kankuro seine redselige Verlobte ein wenig zur Seite und nickt seinem Bruder zu.

Gaara richtet seine Frage an Hinata. „Wer begleitet euch?“

Aber Sakura wirft ihre sarkastische Antwort zuerst ein. „Drei von Tsunades Schoßhündchen, die sie uns unerwünschter Weise aufgedrückt hat.“

Als die meisten Anwesenden nicht verstehend die Stirn runzeln, fügt Hinata erklärend hinzu: „Sie standen vor ein paar Tagen bei uns im Dorf und konnten beweisen, dass Tsunade sie zu uns geschickt hat. Da in Konoha also entweder nichts los ist oder Tsunade einmal mehr zu viel Sake in die Hände gefallen ist, wurden unsere Schatten durch Konoha-ANBU ersetzt.“

Hinatas nüchterner, beißender Humor lässt Temari, Ino und sogar Shikamaru und Gaara grinsen, aber Kankuro bricht in schallendes Gelächter aus. „Und das haben sie ernsthaft überlebt? Bei Sakuras Temperament?“

Die Genannte stößt ihm den Ellenbogen in die Rippen und knurrt ihre Antwort durch zusammengebissene Zähne. „Wie du sehen kannst, stehen sie lebendig hier.“

Der Sabakuno zieht spöttisch beide Augenbrauen in die Höhe und Naruto befindet grinsend, dass er gut zu Ino passt. „Und ich soll glauben, dass ihr, speziell du, sie mit offenen Armen begrüßt und kein einziges Mal handgreiflich geworden seid?“

„Das hab ich nie behauptet.“

Kankuro lacht amüsiert. „Das dachte ich mir.“

„Ich versteh überhaupt nicht, worüber ihr euch so aufregt, die Drei sind doch heiß.“

Während Tenten, Temari und Hinata über Inos Kommentar nur müde den Kopf schütteln, Gaara und Shikamaru so tun, als hätten sie nichts gehört, bedenkt Sakura ihrer beste Freundin mit einem mehr als giftigen Blick. „Schluck´s einfach runter, Ino, ja?“

Minato runzelt die Stirn und beschließt, dass Erwachsene einfach viel zu kompliziert sind. „Aber Tante Ino, in Suna ist es doch immer heiß.“

Während das Lachen aller Anwesenden die Stimmung wieder auflockert, beugt sich Gaara zu Hinata herüber. Er flüstert, damit nur sie seine Worte verstehen kann. „Er erinnert mich immer mehr an seinen Vater.“

Hinata beobachtet ihren Sohn lächelnd dabei, wie er einmal mehr einen Streit mit seinem besten Freund beginnt. „Ja. Es ist unglaublich, wie ähnlich sie sich sind, obwohl sie sich noch nie begegnet sind.“

Temari bückt sich und hebt Hana auf ihre Arme. „Wir passen eine Weile auf die Vier auf. Komm, Shikamaru.“

Der Nara schneidet eine leidende Grimasse. „Warum ich?“

„Du musst üben.“ Temaris Befehlston duldet wie immer keinen Widerspruch. Tenten zwinkert ihr zu. „Danke, Tema.“

Bevor Temari die Hand auf dem Türgriff hat, haben Sakura, Hinata und Tenten die Tarnung ihrer Kinder wieder errichtet.
 

„Denkt ihr nicht, dass ihr es mit euren Vorsichtsmaßnahmen übertreibt?“ Zumindest wartet Ino mit weiteren unangebrachten Kommentaren, bis Temari und Shikamaru mit den vier Kindern aus dem Raum verschwunden sind. „Sie sehen ihren Vätern so ähnlich.“

Sakura knurrt schon beinahe. „Genau deswegen können wir gar nicht vorsichtig genug sein.“

„Was soll ihnen denn hier schon passieren?“

Tenten stellt stöhnend fest, dass Ino immer noch nicht verstanden hat, dass es Dinge gibt, die besser ungesagt bleiben. Und Sakura spürt eine vertraute Wut in sich aufsteigen, obwohl sie gegen Inos Sticheleien längst immun sein sollte. „Wie gut, dass es unsere Kinder sind und damit auch unsere Entscheidung.“

„Deiner Laune nach zu urteilen habt ihr immer noch nichts von ihnen gehört. Welche Mission dauert schon fünf Jahre?“

Hinatas beschwichtigendes „Sakura.“ kommt zu spät. Sie sehen nur noch wie sich ihre rosa Haare schwarz färben, bevor die Tür hinter ihr zuknallt.

Nun ist es Tenten, die sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen kann. „Gratuliere, Ino, das hast du ja wieder grandios hinbekommen. Bist du nicht langsam alt genug, um gelernt zu haben, dass es manchmal besser ist die Klappe zu halten? Nicht jeder ist an jedem einzelnen Gedanken interessiert, der dir durch dein hübsches Köpfchen schießt.“

„Ach, jetzt ist es meine Schuld, dass Sakura so überempfindlich ist, was das Thema Sa-“

Aber Tenten unterbricht sie zornig. „Jetzt halt endlich den Mund und überleg nur ein einziges Mal, was du im Begriff bist zu sagen.“

Kankuro fasst Ino schnell am Arm. „Warum gehst du nicht und hilfst Temari und erlöst Shikamaru?“ Es beweist wie nahe sie sich stehen, dass Ino sich seinen Worten widerspruchslos fügt und den Raum verlässt.

„Ich weiß, warum wir noch nie miteinander ausgekommen sind.“

Hinata legt Tenten beruhigend die Hand auf die Schulter, belässt es aber dabei und wendet sich an Gaara. „Wir sollten die neuesten Entwicklungen besprechen.“

Gaara nickt und wendet sich an seinen Bruder. „Kümmerst du dich mit Tenten um die Waffenbestellungen?“

Der Marionettenkünstler grinst und deutet eine Verbeugung an. „Mit Vergnügen.“
 

Nachdem auch die beiden den Raum verlassen haben, wirft Gaara einen kalten, musternden Blick auf die ANBU, stellt seine Frage aber Hinata. „Und du bist dir ihrer Loyalität und ihrer Absichten wirklich sicher?“

Hinata nickt gleichgültig und fischt gezielt eine der Karten aus dem Regal. „Wenn ich Zweifel hätte, hätte ich sie nie in die Nähe unserer Kinder gelassen.“

Sie breitet die Karte auf dem dafür vorgesehenen Tisch aus und Gaara tritt vertraut neben sie. „Natürlich. Wie geht es euch?“

„Das übliche Chaos und wir sind alle ein wenig angespannt, außerdem langweilen wir uns beim Training zu Tode und treiben Shinzo damit in den Wahnsinn.“

Wieder zupft der Ansatz eines Grinsens an den Lippen des Kazekagen. „Also mit eurem Trainingsproblem kann ich euch aushelfen.“

Hinata lächelt. „Darauf haben wir gehofft.“

Aber als sie sich über die Karte beugt, bringt der Ernst wieder jegliches Gefühl in ihren Augen zum erliegen. „Sie haben einige Truppen östlich von hier und ziehen Richtung Konoha. Ihre Aufteilung lässt vermuten, dass sie von verschiedenen Seiten angreifen wollen. Die Gruppe, die uns am nächsten ist, hat eine Stärke von 296 Mann, hauptsächlich Iwa-nin, die wir sowieso von Anfang an für die Drahtzieher gehalten haben. Sie sind nicht schwer bewaffnet, aber gut ausgebildet. Als ich sie das letzte Mal ausgemacht habe, befand sich ihr Standort hier, 69 Kilometer östlich von unserem Dorf.“

Sie tippt mit dem Stift auf einen Punkt in der Karte und Gaara nickt. „Ja, meine Späher haben mir ähnliches berichtet, wenn auch natürlich nicht so präzise. Es wird aber nicht zum Kampf kommen. Jedoch hast du Recht was Iwa betrifft: Ihr Kage hat diese Intrige gegen uns eingefädelt.“
 

Hinatas Augen huschen kurz zu den drei ANBU, die nach wie vor an der gegenüberliegenden Wand lehnen, bevor sie sich wieder Gaara zuwendet. „Du bist dir sicher, dass es nicht zu einem Kampf kommen wird?“

Gaara nickt. „Wir können beweisen, dass der Kage von Iwa bewusst gegen Konoha und Suna intigriert hat, um Kiri und Kumo gegen uns aufzuhetzen und eine kriegerische Auseinandersetzung zu provozieren. Bei der in zwei Wochen anstehenden Versammlung der Kage aller fünf Länder, werden wir Iwas Kagen wegen Korruption, Verschwörung, Bündnisbruchs, Verrats und Volksaufhetzung anklagen. Wenn er Glück hat verbringt er den Rest seines Lebens im Gefängnis. Du kannst also aufhören dir Sorgen zu machen.“

Hinata lehnt sich gegen den Tisch und seufzt. „Falsch, jetzt mache ich mir noch mehr Sorgen.“

Weil sie weiß, dass Gaara auf eine Erklärung wartet, schließt sie die Augen und beweist somit das Vertrauen, das sie dem Kazekagen entgegen bringt. „Wenn ihr Beweise für Iwas Verschwörung habt, sollten sie doch eigentlich längst zurück sein.“

Gaaras Blick wandert kurz zu den ANBU, aber Naruto ist zu sehr mit seinen Schuldgefühlen beschäftigt, um es zu bemerken. „Du solltest dir trotzdem nicht zu viele Sorgen machen. Schließlich reden wir hier von Naruto.“

Hinata lächelt und Naruto dröhnt das Pochen seines eigenen Herzens in den Ohren. „Das ist schon seit vier Jahren der einzige Gedanke, der mich davon abhält, vor Sorge verrückt zu werden.“

Sakura betritt den Raum ohne anzuklopfen. „Wo ist Tenten?“

„Hier.“ Lees ehemalige Teamkameradin betritt hinter ihrer Freundin den Raum und hat sich eine große Rolle auf den Rücken geschnallt. Neji würde seinen Rang darauf verwetten, dass sie darin zahlreiche Waffen versiegelt hat.

Sakura, eindeutig immer noch schlecht gelaunt, aber nicht mehr offensichtlich zornig, wendet sich ungeduldig an Hinata. „Können wir jetzt endlich zu dem spaßigen Teil kommen und trainieren gehen? Bitte?“

Hinata und Tenten lachen über den flehenden Unterton, der in ihrer Stimme mitschwingt. Gaara rollt die Karte zusammen und wirft sie zurück in das Regal. „Gut, dann lasst uns in die Trainingshalle gehen.“

Kankuro schließt die Tür hinter ihnen. „Ich komme mit, den Spaß lasse ich mir nicht entgehen.“
 

~
 

Obwohl die Trainingshalle gleich neben dem Kage-Turm liegt, haben die drei Frauen ihre Tarnung wieder aufgenommen.

Und sie lassen sie erst wieder fallen, nachdem Hinata die Umgebung überprüft hat und Entwarnung signalisiert.

Während Tenten ihre Schriftrolle ablegt und sich mit Sakura für das Training fertig macht, sieht Hinata belustigt zu Gaara. „Denk nicht einmal daran.“

Der Kazekage hebt skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Ach, du kannst meine Gedanken lesen?“

Aber Hinata grinst. „Wenn du dich zurückhältst, wird Sakura dir den Kopf abreißen und ich werde sie nicht davon abhalten.“

Temaris jüngster Bruder seufzt lautlos. „Du weißt wie gerne ich mit euch trainiere, aber-“

„Aber?“ Nun ist es Hinata, die ihre Skepsis zum Ausdruck bringt, aber es ist der lockere Ton, den sie dem Kazekagen gegenüber anschlägt, der die ANBU über die Maßen erstaunt. Auf ihrem überholten Stand der Dinge kannten sich Hinata und Gaara kaum und jetzt spricht die Hyuuga so vertraut mit dem Kazekagen, wie kaum je mit einem Mann. „Komm schon, Gaara, spucks aus.“

Gaara schielt erneut kurz zu den drei ANBU, die wenig beachtet neben ihnen stehen. „Ich denke nur, dass Naruto mir den Hals umdrehen würde, wenn ich dir auch nur einen Kratzer zufüge.“

Hinata lacht, aber es erreicht ihre Augen nicht. „Dann werde ich dafür sorgen, dass du mir keinen Kratzer zufügst. Und selbst wenn“, sie grinst und gesellt sich zu Tenten und Sakura, „wer sollte es ihm sagen?“

Gaara wartet, bis sie außer Hörweite ist, bevor er sich dieses Mal direkt an die ANBU wendet. „Ja, wer sollte es ihm schon sagen?“ Er verdreht die Augen und lässt sie damit wissen, dass er längst weiß, wer sie sind. Er vergräbt beide Hände in den Taschen und begibt sich langsam in die Mitte der Trainingshalle.
 

Er kommt kaum zum stehen, als Hinata, Sakura und Tenten anfangen aus drei Richtungen gegen ihn anzurennen.

Sie stellen seine perfekte Verteidigung beinahe spielerisch auf die Probe, aber lange macht Sakuras Geduld ihre Aufwärmübungen nicht mit und sie wechselt in die Offensive.

Sasuke beugt sich zischend zu Naruto und Neji vor, ohne seinen Blick eine Sekunde von dem Kampf zu nehmen. „Woher weiß er wer wir sind?“

Er kennt Naruto lange genug, um die gut verborgene Wut in seinen Augen sehen zu können. „Verdammt, woher soll ich das denn wissen?“

Aber Neji bleibt ruhig. Sein Missfallen darüber, dass Tenten gerade mit Gaara trainiert, spiegelt sich weder in seiner Gestik noch in seiner Mimik wieder. „Vielleicht hat Tsunade es ihm gesagt. Sie weiß bestimmt, dass die drei mit Gaara in Kontakt stehen.“

Aber Naruto schüttelt den Kopf. „Ich glaube, dass er selbst darauf gekommen ist.“

Sie müssen das Thema fallen lassen, weil Kankuro und Shikamaru, der es scheinbar nicht lange mit Ino und Temari auf einmal ausgehalten hat, sich neben sie gesellen, um den Kampf zu beobachten.
 

Sasuke erkennt die Handzeichen, die Hinata schließt, während Sakura und Tenten Gaara von ihr fern halten, gerade noch rechtzeitig wieder, um die anderen zu warnen. „Schließt die Augen!“

Hinatas Jutsu trifft Gaara unvorbereitet. Als die Welt um ihn herum schwarz wird, beginnt er sofort mit seinem Sand seine Verteidigung aufzubauen. Aber für Sakura ist er zu langsam. Ihr Kunai schneidet ihn tief in die Wange, bevor sein Sand sie zurückwirft.

Als Gaara spürt, wie das warme Blut seine Wange hinabläuft, fühlt er wie ihm seine Beherrschung beängstigend schnell durch die Finger gleitet. Langsam werden die Umrisse um ihn herum wieder scharf und er kann Tentens Faustschlag gerade noch ausweichen.

Kankuro beobachtet das Ganze grinsend. „Sie haben es schon wieder geschafft. Wer hätte ihnen vor ein paar Jahren schon zugetraut, dass sie einmal so stark und durchtrieben sein würden.“

Sogar Shikamarus permanente Langeweile scheint sich für den Moment zu verflüchtigen. „Vor ein paar Jahren hat ihnen törichterweise niemand überhaupt irgendetwas zugetraut. Erst recht nicht, dass sie einmal gegen Gaara bestehen könnten. Aber gerissen waren sie schon immer.“
 

Sakura springt gerade noch rechtzeitig hoch, um einer Sandwelle zu entgehen, die sie mit Leichtigkeit unter sich begraben könnte und sammelt noch im Sprung eine Menge Chakra in ihrer rechten Hand. Als sie ihre Faust in den Boden schlägt, bebt die Halle unter ihren Füßen und Hinatas Schlag streift Gaaras rechten Rippenbogen.

Kankuro zieht eine Augenbraue in die Höhe. „Wow. Das ist sogar noch eine Steigerung zu ihrer Leistung, als sie das letzte Mal hier waren. In dem Kaff, in dem sie wohnen, muss es echt langweilig sein.“ Er grinst anzüglich. „Oder die Männer alle hässlich.“

Shikamaru konzentriert sich mehr auf die Bewegungsabläufe der drei Frauen. „Ihre Bewegungen sind perfekt aufeinander abgestimmt, hinter jedem Angriff steckt eine ausgeklügelte Strategie und sie verlassen sich blind aufeinander. Ihre Zusammenarbeit ist das, was sie noch stärker macht. Zwei lenken Gaara ab, die Dritte greift an. Allein würde sich jede von ihnen schwer gegen Gaara tun, aber so dürfte dieses Training sogar Gaara ein wenig fordern.“

Auch Kankuros gesamte Aufmerksamkeit liegt auf dem Kampf. „Auf jeden Fall war es geplant, dass sie Gaara gleich am Anfang verletzt haben. Sie wissen, dass er jetzt so damit beschäftigt ist nicht die Beherrschung zu verlieren, dass er keine Rücksicht mehr darauf nehmen wird, ob eine der Drei sich bei einem seiner Angriffe vielleicht ein paar Rippen bricht.“

„Und das bereitet euch keine Sorgen?“ Neji hätte Tenten am liebsten eigenhändig aus der Halle gezerrt, aber natürlich sieht man ihm das nicht an.

Kankuro wirft einen kurzen Blick auf den ANGU. „Warum sollte es? Die Drei können sich wunderbar wehren, wie man sieht. Außerdem ist das nicht ihr erstes Training mit Gaara und die ersten zwei, drei Mal waren sie danach alles andere als unversehrt. Trotzdem musste keiner von uns je in einen dieser Kämpfe eingreifen. Ganz davon abgesehen, dass den Dreien das alles andere als recht-“ In diesem Moment kracht Sakura wenige Meter neben ihnen mit voller Wucht in die Wand und Sasuke zuckt sichtbar zusammen, bevor ihr Doppelgänger verpufft.

Sakura schließt Fingerzeichen für ein Jutsu, das keiner der Anwesenden kennt. Tenten lässt derweil einen Regenschauer aus Waffen auf Gaara niedergehen und als Hinata plötzlich hinter ihm steht, muss der Kazekage sogar auf Taijutsu zurückgreifen, um ihren Angriff abzuwehren.

Sakuras Lippen murmeln den Namen eines Jutsus, aber niemand kann sie über den Lärm hinweg verstehen. Wind kommt auf und bläst unzählige, aus dem nichts erscheinende Kirschblütenblätter durch die Halle und Hinata und Tenten ziehen sich schlagartig zurück, als die Kirschblüten auf Sakuras Zeichen mit der Schärfe von Rasiermessern Gaara erneut in die Defensive drängen.

Scheinbar lässt dieser Angriff den Kage jegliche Zurückhaltung vergessen, denn seine Angriffe fallen von diesem Zeitpunkt an noch stärker und skrupelloser aus. Tenten bekommt ernsthafte Schwierigkeiten seinen Attacken auszuweichen, obwohl Sakura und Hinata ihn gleichzeitig angreifen und kann die Fingerzeichen für das Jutsu des Tausches gerade noch rechtzeitig schließen, bevor seine Sandhand sich um ihren Körper schließt.

Dass ausgerechnet Hinata Minuten später nicht mehr rechtzeitig ausweichen kann, lässt alle Anwesenden die Luft anhalten. Sasuke muss Naruto zurückhalten, weil dieser kopflos losstürmen will, als Gaaras Sand Hinata gegen die Wand drückt und sie hören können wie ihre Knochen dem Druck nachgeben und brechen. Naruto will Sasuke gerade anfahren, als Hinata Gaaras Sand sprengt, schwankend auf dem Boden aufkommt und eine Hand auf ihre rechte Rippe legt. Keine zwei Minuten später sind ihre Verletzungen geheilt und sie greift wieder aktiv in den Kampf ein...
 

~
 

Nach knappen drei Stunden haben Sakura, Hinata und Tenten alle die eine oder andere Blessur davongetragen und der Abstand, in der sich ihr Brustkorb hebt und senkt, liegt längst jenseits jeglicher Normalität. Aber auch Gaara erscheint ein wenig außer Atem. Wenn jemand an Gaaras Beherrschung gezweifelt hat, beweist er ihnen, dass sie falsch lagen, indem er das Training sofort beendet, als die Frauen ihm ein Zeichen geben.

Während Sakura und Tenten ihre Blessuren verschwinden lassen, nimmt Gaara Hinata mürrisch zur Seite. „Was war das vorhin?“

Die hübsche Hyuga runzelt die Stirn über den Ernst in seiner Stimme. „Erklär mir was du meinst und ich beantworte dir deine Frage.“ Obwohl sie ahnt worauf er anspielt.

„Du weißt, was ich meine, Hinata. Du hast dich vorhin absichtlich von mir treffen lassen. Warum?“

Aber sie erwidert seinen Blick, sieht kein einziges Mal zur Seite. „Du irrst dich. Ich war nur kurz abgelenkt. Mein Fehler, ich weiß.“

Aber Gaara bleibt misstrauisch. „Was hat dich abgelenkt?“

„Minato ist hingefallen und hat sich das Knie aufgeschlagen.“

Diese Erklärung schluckt er. Dafür tritt Unglauben in seine Augen, obwohl er es mittlerweile besser wissen sollte. „Willst du mir etwa sagen, dass du die Kinder die ganze Zeit über beobachtet und dich gleichzeitig noch auf das Training konzentriert hast?“

„Ich habe sie keine Sekunde aus den Augen gelassen, seit Temari mit ihnen dein Büro verlassen hat. Nichts für Ungut, das ist längst eine alte Angewohnheit. Ich sehe immer nach ihnen, sobald sie mein direktes Blickfeld verlassen.“

Der Kazekage schüttelt nur ungläubig den Kopf...
 

~
 

Sie treffen Ino und Temari mit den Kindern in Gaaras Büro und bleiben noch ein paar Stunden dort, um sich wie alte Freunde, die sich lange nicht gesehen haben, zu unterhalten.

Erst als es daußen dämmert, beschließen die Frauen, dass es Zeit ist aufzubrechen. Sie umarmen Temari, Ino, Shikamaru, Kankuro und auch Gaara zum Abschied.

„Seid ihr sicher, dass wir euch nicht noch bis zum Tor bringen sollen?“

Hinata lächelt Gaara gutmütig zu. „Du weißt, dass das viel zu auffällig wäre.“

Der Kage seufzt zustimmend. „Passt gut auf euch auf und Hinata“, er senkt seine Stimme, bis nur noch sie ihn verstehen kann. „Sie werden ganz bestimmt zurückkommen.“

Hinata nickt und hebt Hana und Minato auf ihre Arme. „Sieh du zu, dass du heil nach Konoha und zurück kommst. Wir kommen schon klar.“

Gaara zerzaust Minato lächelnd die Haare. „Ihr seid hier jederzeit willkommen.“

„Das wissen wir.“

Sakura hebt Yoru ebenfalls hoch und grinst. „Und du kannst dich darauf verlassen, dass wir wieder kommen. Den Spaß, den wir jedes Mal mit deinen Wachen haben, können wir uns schließlich nicht entgehen lassen.“

Sie nehmen ihre Tarnung wieder auf und verschwinden mit einem letzten Gruß.

Aber als die Tür hinter ihnen zufällt, wendet sich Gaara fragend an seine Schwester. „Temari? Hat Minato sich heute das Knie aufgeschlagen?“

Die blonde Suna-nin sieht überrascht zu ihrem Bruder. „Nicht, während wir auf die Kinder aufgepasst haben. Wieso?“

„Weil es ein Test gewesen ist.“
 

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.

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Deceptions

Sie kommen nach einer sehr schweigsamen, aber ereignislosen Reise, zwei Stunden später im Dorf der Hyuugas an. Und Hinata, Sakura und Tenten bringen die Kinder, die alle schon auf ihren Armen eingeschlafen sind, auch gleich ins Bett, bevor sie Shinzo im Dorfzentrum aufsuchen.

Der Riese schließt Hinata lachend in die Arme. „Ihr seid wieder da!“

Die junge Hyuuga erwidert seine Umarmung schmunzelnd. „Das weißt du doch schon längst.“

Tenten hat die Waffen, die sie mitgebracht haben, bereits an entsprechender Stelle abgegeben und Hinata hat noch während ihrer Heimkehr die Stellung der gegnerischen Truppen überprüft, weswegen sie Shinzo nicht mit dieser Frage behelligt. Sie zieht ihn trotzdem zur Seite, um ihr Gespräch privat zu halten. „Bist du dir sicher, dass es nicht doch sicherer wäre, wenn wir nach Suna gehen würden, bis sich die Lage entspannt hat?“

Aber der ältere Hyuuga runzelt missbilligend die Stirn. „Du willst doch auch nicht nach Suna, Hinata, also was soll die Frage?“

„Ich bin nicht begeistert von der Idee nach Suna zu gehen, weil wir uns dort ständig tarnen müssten, aber vielleicht wäre es sicherer.“

„Kleines, nichts ist sicherer als dieses Dorf. Sie werden uns nie finden. Außerdem will niemand von hier weg. Selbst wenn Suna sicherer wäre – was ich nicht glaube – würden sie das Dorf nicht verlassen wollen. Das hier ist unsere Heimat und hier bleiben wir auch. Und jetzt geht und macht euch fertig, ich will euch in zehn Minuten am Trainingsplatz sehen.“

Hinata kaut nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum, nickt aber schließlich und macht sich wortlos auf den Weg zum Trainingsplatz.
 

Tenten, Sakura und die drei ANBU, die ihrem Gespräch schweigend beigewohnt haben, folgen ihr, aber Tenten hält die Stille nicht lange aus und mustert ihre beste Freundin besorgt. „Du machst dir Sorgen. Warum? Er hat Recht, das Dorf ist so verborgen, dass es mehr als einen dummen Zufall bräuchte, um sie das Dorf finden zu lassen.“

Hinata schließt die Augen und wirkt, zum ersten Mal seit dem Eintreffen der drei Shinobi, unglücklich. „Es ist nur so ein Gefühl. Irgendetwas sagt mir, dass sie uns trotzdem finden werden. Gerade weil niemand von uns damit rechnet, weil wir uns alle in Sicherheit wiegen. Gaara und Tsunade verlassen sich auf ihre Beweise und glauben, dass sich die ganze Angelegenheit dadurch lösen lässt.“ Sie hat offensichtlich noch mehr zu sagen, beißt sich aber fest auf die Unterlippe und richtet ihren Blick in die Ferne.

Aber Tenten kennt sie zu lange. „Und du glaubst das nicht. Ich auch nicht, aber das ist nicht alles.“

Sakura ergreift energisch Hinatas Hand. „Hör auf uns schonen zu wollen. Wir haben versprochen uns immer alles zu sagen, oder? Und wir wissen, dass dich etwas bedrückt.“

„Dieser Krieg wurde fünf Jahre lang vorbereitet. Ich glaube einfach nicht, dass irgendwer von denen, die dahinter stecken, zulassen wird, dass die Arbeit von fünf Jahren umsonst war. Ich weiß, dass es dafür keinerlei Beweise gibt und es ist nur ein Gefühl, aber das macht es nicht besser. Es ändert nichts daran, dass ich weiß, was mit dem Dorf passiert, wenn sie uns finden und angreifen. Wir haben keine Chance. Natürlich haben wir die Vorkehrungen für die Kinder getroffen und ich bin mir sicher, dass sie unbeschadet davon kommen würden. Die Kinder, Frauen und Alten wären sicher. Aber jeder, der kämpfen würde, würde diesen Kampf nicht überleben. Shinzo, Takashi, sie würden alle sterben.“

„Und wir.“ Sakura spricht es aus, als hätte es keinerlei Bedeutung.

„Und wir. Ich mache mir Sorgen. Ich war nie eine gute Kunoichi. Ich konnte mich nie damit abfinden, dass es für unsere Berufsgruppe ganz normal ist geliebte Menschen im Kampf zu verlieren. Lasst uns hoffen, dass ich mich irre und Shinzo Recht hat. Lasst uns gehen. Ich will Shinzo nicht erklären müssen, dass wir wegen meinem unguten Gefühl zu spät zum Training gekommen sind.“
 

~
 

Sie trainieren die ganze Nacht ununterbrochen. Die anderen Hyuugas haben sich in Gruppen aufgeteilt und trainieren abwechselnd, aber den drei Frauen gönnen sie keine Pause.

Die Konoha-nins stehen am Rand des Trainingsplatzes und haben Hinatas Worte noch im Ohr, aber es dauert fast drei Stunden, bis sie sich trauen darüber zu sprechen, ohne zu fürchten, dass ihnen jemand die Worte von den Lippen abliest.

„Was ist, wenn sie recht hat?“

Aber Sasuke schüttelt den Kopf. „Dobe, sie irrt sich. Es wird zu keinem Krieg kommen, schließlich haben wir die letzten fünf Jahre damit verbracht genau das zu verhindern. Außerdem kennt keiner dieses Dorf. Wie sollten sie es finden und selbst wenn, warum sollten sie ausgerechnet dieses Dorf angreifen?“
 

~
 

Sie kehren erst in der Morgendämmerung zurück und die Frauen verschwinden nacheinander im Bad und richten gleichzeitig in einer spürbar angespannten Stille das Frühstück her. Nachdem sie ihre Kinder sicher im Kindergarten abgeliefert haben, wiederholt sich der Trainingskreislauf nahtlos, bis sie die Kinder am Nachmittag wieder abholen.
 

Es ist mehr als auffällig, dass Hinata ihr Bluterbe keine Sekunde deaktiviert, wenn die Kinder nicht direkt neben ihr stehen. Auch nicht, als sie im Garten spielen, während ihre Mütter in der Küche das Abendessen kochen, nur wenige Meter von ihnen entfernt. Sie können in Sekunden bei ihnen sein, aber Hinatas Wachsamkeit scheint dennoch nie nachzulassen. Aber auch Sakura und Tenten wirken angespannter, nachdem Hinata ihnen ihre Besorgnis erklärt hat und Neji kann verstehen, warum sie es vorgezogen hat, sie zu verschweigen.

Die Stille scheint sie mit ihrer ganzen Anspannung zu erdrücken, bis Naruto es schließlich nicht mehr aushält. „Wir müssen mit euch reden.“

Sakura dreht ungerührt das Küchenmesser in ihrer Hand. „Wir aber nicht mit euch.“

Naruto bemerkt zu spät, dass er sich für eine weitere Offenbarung einen denkbar schlechten Moment ausgesucht hat. „Aber es ist wichtig.“ Er sieht sie kaum kommen, so schnell steht seine ehemalige Teamkollegin vor ihm und hält ihm das Messer an die Kehle.

„Eigentlich sollte euch der Moment, in dem ihr zum ersten Mal in unserer Küche gestanden habt, noch besser in Erinnerung sein. Und ich dachte eigentlich wir wären deutlich genug gewesen, aber scheinbar war das ein Irrtum.“

Naruto schluckt den Drang hinunter, ihren Zorn lindern zu wollen und lässt ihn wortlos über sich ergehen.

„Ich werde mich nur einmal wiederholen: Keiner von uns will euch hier haben! Ihr seid für uns mehr Belastung als Hilfe und wir dulden eure Anwesenheit in unserem Haus nur, weil wir Tsunade noch einen Gefallen schulden. Aber wenn ihr nicht anfangt unsere Regeln zu befolgen und aufhört mir auf die Nerven zu gehen, werdet ihr herausfinden, was passiert, wenn ich wirklich wütend werde!“

Als wäre nichts gewesen, dreht sie sich in der nächsten Sekunde um und wechselt das Thema. „Was glaubst du machen die Männer heute, um Taitos Geburtstag zu feiern?“

Hinata streckt sich, um an die Teller in einem hohen Küchenregal heranzureichen. „Die Nacht in der Kneipe verbringen und den Sakevorrat des Dorfes leeren, wahrscheinlich. Deswegen muss Shinzo ja auch leider davon absehen, heute Abend ein weiteres Training anzusetzen. Wenn es eine Sache gibt, die ihnen wichtiger ist, dann ist es feiern.“

Der Gedanke schafft es doch noch Sakura ein ehrliches Grinsen abzuringen. „Er würde Tsunade lieben!“
 

~
 

Nach Sakuras unmissverständlicher Aussage, sprechen die drei ANBU kein Wort mehr. Erst als die Frauen im Schlafzimmer verschwinden, um die Kinder ins Bett zu bringen, wagt Naruto es seinen Standpunkt erneut zu vertreten. „Wir müssen mit ihnen reden!“

„Dobe, du wiederholst dich. Außerdem hast du sie gehört, sie wollen nicht mit uns reden.“

„Sasuke hat recht, vielleicht sollten wir noch ein paar Tage warten.“

Aber Naruto schüttelt entschieden und beinahe zornig den Kopf. „Vergesst es, noch einmal lasse ich mich nicht von euch überreden noch zu warten. Nur weil die Einzigen, vor denen ihr zwei Helden Angst habt, ausgerechnet die Mütter eurer Kinder sind, gilt das noch lange nicht für mich! Ich will es ihnen sagen.“

Sasuke verzieht das Gesicht. „Hinata ist auch die Einzige von den Dreien, die nicht gleich unsere Hinrichtung planen wird, wenn wir es ihnen sagen. Sakura wird dafür umso mehr Spaß dabei haben.“

Neji seufzt. „Und Tenten wird ihr gerne helfen.“

Nun spürt Naruto wirklichen Zorn. „Wie konnte ich eigentlich eure Entwicklung vom Genie zur Memme in den letzten fünf Jahren verpassen, obwohl ich die ganze Zeit bei euch war? Wir sind gegangen und haben sie im Stich gelassen, fünf Jahre lang! Es wird Zeit, dass wir dafür gerade stehen!“

„Ich würde es bevorzugen, wenn ihr endlich die Klappe halten würdet!“ Sakuras Gesichtsausdruck beruhigt sie sofort, dass sie nur den letzten Satz gehört hat, aber bevor Naruto antworten kann, fährt Hinata schneidend dazwischen.

„Seid still!“ Sie ist blass und die Anspannung steht ihr ins Gesicht geschrieben, als sie erneut ihr Bluterbe aktiviert.

Tenten steht sofort neben ihr, offene Besorgnis in den braunen Seelenspiegeln. „Hina, was ist los?“

„Irgendetwas stimmt nicht. Ich-“ Sie stockt und schließt dann für eine Millisekunde die Augen, bevor sie ihr Urteil verkündet. „Sie haben uns gefunden. Es sind 23 Männer. Sie kommen über den Bisho-Pass. In zehn Minuten sind sie im Dorf!“
 

Das Entsetzen ihrer Worte lähmt sie keine fünf Sekunden, dann beginnt Sakura Bannjutsus über ihr Schlafzimmer zu legen, Tenten reißt eine Diele aus dem Boden und zieht die darunter verborgenen Waffen hervor, während Hinata altbekannte Fingerzeichen formt. „Kuchiyose-no-Jutsu!“

Noch während ihr vertrauter Geist sich als Wolf entpuppt, schmiert Hinata bereits in unverhohlener Hast Worte auf ein Stück Pergament. „Kira, du musst das hier Shinzo bringen! Entweder sitzt er noch in der Kneipe, um seinen Rausch zu fördern oder er schläft ihn bereits aus. Mir ist egal, ob du ihn mit den Zähnen herausziehen musst, aber sieh zu, dass er sich beeilt!“ Sie schiebt das Pergament in eine Kapsel und sieht zu wie sie im Maul der Wölfin verschwindet. Das Knurren des Tieres ist scheinbar Antwort genug, denn die Wölfin verschwindet sofort durch die Terrassentür in die Nacht.

„Hina, Kunais!“ Tenten wirft ihr einen kleinen Lederbeutel zu und Sakura ihr Katana. „Willst du noch irgendwas?“

Die junge Hyuuga denkt nicht lange darüber nach. „Gib mir ein Schwert!“
 

Im nächsten Moment stehen sie schon im Garten und die Frauen drücken ihre Handflächen mit gemurmelten Jutsus auf die Erde, legen Schutzwall um Schutzwall über ihr Haus. Und dann laufen sie.

Die Frage, wie es den fremden Ninjas gelungen ist das Dorf zu finden, liegt bleischwer in der Luft, obwohl niemand sie ausspricht, weil die Antwort sie im Moment auch nicht weitergebracht hätte. Jeder von ihnen weiß, worum es hier geht: Keiner der Angreifer darf das Dorf lebend verlassen.

Außerdem nimmt den Männern diese Wendung die Entscheidung aus der Hand ihre Identität zu offenbaren. Sie können nicht ernsthaft kämpfen, ohne sich sofort zu verraten.

Hinata springt neben Sakura und Tenten von Ast zu Ast. „Passt auf euch auf!“

Tenten nickt nur, aber Sakura grinst. „Was machen wir eigentlich morgen zum Abendessen?“

Das Lächeln stirbt auf ihren Lippen, als sie auf der halben Berghöhe ihre Gegner mit dem bloßen Auge ausmachen kann.

Tenten wirft das erste Kunai. Präzise und mit dem Überraschungsmoment auf ihrer Seite, trifft es einen der Männer in den Oberschenkel. Im Laufen gelingt es ihm nicht mehr sich abzufangen und er stolpert und fällt. Er will sofort wieder aufstehen, ist viel zu gut ausgebildet, um sich von einem Kunai niederstrecken zu lassen. Aber das Gift, mit dem die Klinge benetzt war, lähmt bereits seinen Körper.

Tenten bewegt sich wie ein Schatten zwischen seinen Kameraden hindurch, kniet sich blitzschnell über ihn und stößt ihr Schwert gnadenlos in seine Brust. Sie wartet nicht ab, bis er seinen letzten Atemzug tut, sondern fährt herum und pariert geschickt den Schwerthieb ihres nächsten Angreifers.
 

Hinata sieht noch die Überraschung in den Augen ihres Gegners, die verrät, dass er nicht damit gerechnet hat eine Hyuuga vor sich zu haben, aber er reagiert zu langsam. Ihre Hand trifft seinen Brustkorb so gezielt, dass sein Herz noch im selben Moment aussetzt und er längst tot ist, als sein Körper auf dem Boden aufschlägt.

Sakura schlägt ihre Faust in die Erde, spaltet den Boden und lässt ihn beben. Aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelt einer der Männer, jünger als sie selbst und sie schlitzt ihm die Kehle auf. Sie riskiert nur einen kurzen Blick auf die ANBU, die sie wieder einmal an Tsunades Geisteszustand zweifeln lassen. Sie kann nicht wissen, dass Zwei von ihnen sich noch absichtlich zurückhalten und bisher nur Naruto ernsthaft kämpft.

Hinata schlägt einem ihrer Gegner das Schwert aus der Hand, weicht seinem Gegenangriff aus und legt mit einem Treffer und einer gezielten Menge Chakra seinen gesamten Organismus lahm.

“Das ist zu einfach. Sie sollen gar nicht ernsthaft gegen uns kämpfen. Aber wofür opfern sie sich dann?“ Sie riskiert es mitten auf dem Schlachtfeld inne zu halten und ihre Sicht durch ihr Bluterbe zu erweitern. Ein Kunai streift ihre Hüfte und schlägt eine Wunde in ihre Haut, als sofortige Strafe für ihre mentale Abwesenheit.

Der Schmerz reißt sie zurück in das Geschehen, aber sie hat bereits gefunden, wonach sie gesucht hat. Drei Männer haben sich abgesetzt, um ihren Fund zu melden. Ihre Gegner hier sollen sie nur aufhalten und ablenken.

Sie läuft augenblicklich los und achtet nicht einmal darauf, ob ihr jemand folgt. Sie rennt so schnell es ihr möglich ist und schafft es doch kaum die feindlichen Ninja einzuholen. Sie erlaubt sich für einen kurzen Moment den Wunsch, sie hätte Kira jetzt bei sich, um ihre Geschwindigkeit für sich auszunutzen. Aber sie muss es alleine schaffen. Sie denkt an ihre Kinder und ignoriert das Brennen in ihren Beinen, als sie noch schneller läuft und ihre Sehnen sich schmerzhaft anspannen.
 

Die junge Clanerbin erreicht die fremden Männer unbemerkt und schlägt einen von ihnen gleich nieder. Einer seiner Partner attackiert sie blitzschnell und weil sie sich ducken muss, um seinem Angriff auszuweichen, streift sie ihn nur und kann sich nicht versichern, dass er tot ist.

Sie zieht das Schwert, das Tenten ihr gegeben hat und pariert den nächsten Hieb. Der Dritte von ihnen hält sich fern, aber Hinata sieht die Fingerzeichen, die er schließt und springt gerade noch in die Höhe, bevor die Wurzeln, die aus dem Boden schießen, sie zu Fall bringen.

Sie trifft ihren Gegner am Arm und überrascht ihn, indem sie ihr Schwert einfach loslässt. Er schlägt nach ihr und durchbohrt ihren Bauch mit seinem Katana. Als sie verschwindet und sein Schwert in einem Baumstamm stecken bleibt, hat er keine Zeit mehr sich darüber zu ärgern, dass er auf so einen billigen Trick reingefallen ist, denn Hinata steht längst hinter ihm. Sie schlägt gegen seine Wirbelsäule und lähmt ihn mit dieser einen Berührung vollkommen.

Sie duckt sich unter dem Angriff des dritten Ninjas hinweg, dreht sich um, rutscht in die Hocke und schlägt dem Gelähmten noch einmal vor die Brust, um ihn zu töten.

Sein Kamerad steht so plötzlich vor ihr, dass sie nur noch zurückweichen kann, als er mit der Hand nach ihr schlägt. Aber er will sie gar nicht treffen. Er wirft ihr den Sand direkt in die Augen und im nächsten Moment sieht sie auch mit ihrem Bluterbe gar nichts mehr. Sie erwartet den Angriff, sieht ihn aber nicht kommen und die Faust ihres Gegners trifft sie so fest mitten in den Magen, dass sie mehrere Meter durch die Luft fliegt, bis sie gegen einen Baum knallt.

Sie taumelt geschwächt bei dem Versuch möglichst schnell wieder auf die Beine zu kommen. Aber die Wurzeln des Baumes machen sich selbstständig und schlingen sich um ihren Körper, bis sie sich nicht mehr rühren kann. Hinata versucht angestrengt den Staub aus ihren Augen zu blinzeln, erkennt aber nur Umrisse.

Der fremde Ninja steht schon vor ihr und greift mit seinen Händen grob nach ihrer Kehle. Er drückt gnadenlos zu und nach nur wenigen Sekunden kriegt sie keine Luft mehr und ihre Lungen blähen sich panisch auf in dem verzweifelten Versuch den lebensnotwendigen Sauerstoff zu erhalten. Hinata zwingt sich angestrengt ihre Gedanken klar zu halten und führt ihre Hände mit Mühe unter den Wurzeln vor ihrem Bauch zusammen.

Es wird ihr schon schwarz vor den Augen, als sie die Fingerzeichen für ein Jutsu schließt. Aber bevor sie ihre Hände für das letzte Zeichen zusammenführen kann, verschwindet auf einen Schlag der Druck um ihren Hals und die Wurzeln um ihren Körper.

Sie fällt hart auf die Knie und schnappt laut nach Luft, erstarrt aber, als sie das Chakra der Person, die sie gerettet hat, erkennt.

Die junge Clanerbin reibt sich schnell den letzten Rest Staub aus ihren Augen und aktiviert ihr Bluterbe erneut.

Da steht er und tötet den Ninja, der gerade noch versucht hat sie zu erwürgen. Seine Gestalt ist noch dieselbe, mit der er sie in den letzten Tagen getäuscht hat, aber in seiner Wut ist sein Chakra durchgebrochen. Das einzige Chakra, das nicht blau, sondern rot ist, verrät seine Identität zweifellos.

Hinata springt hektisch auf die Beine und ignoriert den Schwindel, den der Sauerstoffmangel zur Folge hat, ebenso wie das Brennen in ihren Augen und ihrem Hals.

Naruto sieht auf und weiß sofort, dass sie ihn erkannt hat. Er geht schnell auf sie zu, zögert aber, als sie blitzschnell ein Kunai zieht und es in seine Richtung wirft. Es fliegt knapp an seinem Kopf vorbei und schlägt dicht hinter ihm ein. Der Blondschopf wirft einen skeptischen Blick über seine Schulter.

Sie hat den dritten Ninja, den sie vorhin nur niedergeschlagen hat und der angriffsbereit hinter ihm gestanden hat, direkt in die Stirn getroffen.

Der talentierte ANBU grinst. Sie hat ihn ebenso gerettet wie er sie. Aber als er sich umdreht, sieht er Hinata gerade noch im Wald verschwinden.
 

Sie rennt schon wieder, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her, aber ihr ist auch klar, dass ihr Herz nicht aufgrund der körperlichen Anstrengung hart und laut gegen ihren Brustkorb hämmert. “Reiß dich zusammen!“

Sie kann es sich nicht leisten, mitten im Kampf den Kopf zu verlieren. Sie muss Sakura und Tenten erreichen, um sich zu vergewissern, dass ihnen nichts passiert ist. Alles andere ist zweitrangig – auch die Tatsache, dass ihr Gefühl sie einmal mehr nicht getäuscht hat.

Sie schickt ihren Blick vor auf den Kampfplatz, wo sie Sakura und Tenten zurückgelassen hat und verflucht Shinzo, weil er immer noch nicht da ist. Eine unerwartete Bewegung lässt sie blinzeln, aber die Warnung, die durch ihre Gedanken zuckt, verlässt ihre Lippen nicht, weil sie ohnehin niemanden erreicht hätte. “Sakura, pass auf!“
 

~
 

Tenten zieht ihr Schwert reuelos aus der Brust eines Toten.

Der Siebte, den sie heute auf der Rechnung hat. Sie schnaubt und sucht nach einem neuen Ventil für ihren Zorn. Diese ganze Situation kotzt sie an. Nachdem Hinata schon vor einer ganzen Weile verschwunden ist, hat sie vor ein paar Minuten auch Sakura aus den Augen verloren.

Von den drei ANBU, die sich wie erwartet als wahnsinnig nützlich erwiesen haben, hat sie auch schon länger keinen mehr gesehen. Nicht, dass sie das kümmert.

Wenn die Drei im Kampf sterben, erledigt sich wenigstens dieses Problem von allein.

Tenten greift sich mürrisch an ihre linke Schulter, die vorhin einen Schwerthieb abbekommen hat und aktiviert ihr heilendes Chakra. Ihr ganzer Ärmel ist blutdurchtränkt, aber da kein Knochen und keine Sehne beschädigt sind, lässt sich die Wunde leicht schließen. Sie bemerkt den Mann hinter sich zu spät, fährt aber trotzdem abwehrend herum.
 

„Byakugan!“

Wenn er geflüstert hätte, hätte sie sich vielleicht einreden können, dass sie sich verhört hat.

Aber als der fremde Ninja tot zu Boden fällt, steht er vor ihr. Die ANBU-Maske verbirgt sein Gesicht, aber seine perfekte Haltung verrät ihr seine Herkunft.

Tenten schmeckt den widerlichen Geschmack ihres eigenen Blutes und fühlt nie gekannten Hass in ihren Adern pulsieren. Bei dem Gedanken, dass sie seit Tagen einen Hyuuga unter ihrem Dach beherbergt haben, wird ihr speiübel. Er hat nächtelang im Zimmer neben ihrer Tochter geschlafen und allein dafür, dass er es gewagt hat den Blick seiner blassen Augen auf Yuki zu richten, will sie ihn töten.

Die braunhaarige Kunoichi umfasst den Griff ihres Schwertes fester und hebt es vor ihren Körper. Es kostet sie unheimliche Mühe ihre Wut zu zügeln, aber um ihn schlagen zu können, muss sie einen kühlen Kopf bewahren. Und er darf auf keinen Fall entkommen.

Er deutet ihre Bewegungen richtig – natürlich. „Tenten. Ich will nicht gegen dich kämpfen-“

Dass er es auch noch wagt sie mit dem Vornamen anzureden, sprengt ihre hart erkämpfte Beherrschung. Sie holt schon aus, als sie plötzlich Sakura schreien hört. Ohne zu zögern, läuft sie los.
 

~
 

Sakura wechselt ständig zwischen Taijutsu und Schwertkampf, je nachdem womit sie besser gegen ihren momentanen Gegner ankommt. Sie dreht sich um ihre eigene Achse und führt ihr Schwert gegen zwei Feinde gleichzeitig. Sie schlitzt einem von ihnen mit einem Hieb den Brustkorb über die volle Länge auf, bevor sie den Rumpf des anderen durchbohrt.

Nicht im Ansatz befriedigt schiebt sich die talentierte Medic-nin unwirsch eine gelöste Haarsträhne aus der Stirn und sieht sich konzentriert um.

Das Blut der Gefallenen tränkt bereits die Wiesen und färbt alles rot. Der Einzige, den sie wohl irgendwie als Verbündeten werten muss, den sie ausmachen kann, ist einer der ANBU, der gerade einen weiteren Gegner niedermäht und sich dem letzten verbleibenden Feind zuwendet.

Sakura beschließt, dass es nicht ihre Aufgabe ist, ihm zu helfen und will gerade sehen, wo Hinata und Tenten abgeblieben sind, als der ANBU ihren Namen ruft. „Sakura!“

Aber bevor sie sich umdrehen kann, greift jemand grob nach ihrem linken Unterarm und schleudert sie mit gewaltiger Kraft durch die Luft. Sie schreit laut auf, als sie mit dem Rücken hart auf einen Felsen knallt, sieht sich aber sofort nach ihrem Angreifer um. Der Shinobi, dessen Brustkorb dank ihr eine einzige klaffende Wunde darstellt, hat sich unerklärlicherweise noch einmal aufrichten können und hebt mit letzter Kraft sein Schwert, um sie zu töten.

Sakrua versucht schnell zurück auf die Beine zu kommen, aber der Schmerz zuckt so brennend durch ihren Rücken, dass sie kaum atmen kann. Sie ignoriert das Feuer, das grausam in ihrer Wirbelsäule lodert und dreht sich auf den Bauch, um dem Schwerthieb ihres Gegners auszuweichen. Die rosahaarige Kunoichi keucht vor Schmerz, aber der Angriff hat auch dem feindlichen Shinobi seine verbleibende Kraft gekostet. Er fällt neben ihr zu Boden und tut seinen letzten Atemzug.
 

„Saku!“ Hinata fällt neben ihr auf die Knie und auch Tenten ist sofort bei ihr, behält ihr Schwert aber in der Hand.

„Bleib liegen!“

Die Haruno stöhnt genervt, gehorcht Hinatas Anweisung aber. Hinata zieht ein Kunai aus der Tasche und schlitzt Sakuras Top mit einem vorsichtigen Schnitt der Länge nach auf. Der Rücken der Haruno ist rot in dem beträchtlichen Ausmaß ihrer Verletzungen und stellenweise entsetzlich aufgeschlagen. Hinata aktiviert gezielt ihr Chakra und beginnt sofort eine sorgfältige Heilung der Verletzungen ihrer Freundin. „Bleib bloß liegen!“

Sakura verdreht die Augen, rührt sich aber sonst nicht. „Habe ich eine Wahl?“

Die ANBU sind ebenfalls neben sie getreten, aber als Tenten sie bemerkt, steht sie sofort auf. „Wenn ihr euch nicht von uns fernhaltet, unterzeichnet ihr euer eigenes Todesurteil!“

Hinata und Sakura sehen bei dem offen zornigen Unterton in der Stimme ihrer Freundin alarmiert auf. Tenten gehört nicht zu den leicht reizbaren Charakteren.

„Ten, was ist los?“ Natürlich ahnt sie es, aber sie beendet trotzdem in aller Ruhe Sakuras Heilung und zieht sich dann ihren Pullover aus, unter dem sie nur ein Top trägt. „Hier, zieh den an.“

Sakura zieht sich dankbar den dunklen Pullover über ihren Kopf und lässt sich von der jungen Hyuuga aufhelfen, bevor sich diese wieder an ihre beste Freundin wendet. „Ten.“

Die talentierte Waffenkünstlerin dreht vorsichtig den Kopf zu ihr und Hinata kann all ihre Gefühle in ihren Augen tanzen sehen. Wut, Hass, Besorgnis und Angst.

„Er ist ein Hyuuga!“

Hinata sieht nicht zu den ANBU, nicht zu Neji, nicht zu Naruto. Sie sieht nur Tenten an und nimmt ihre Hand beschwichtigend in ihre. „Ten, sieh mich an! Ich weiß, wer sie sind.“

Sakura steht direkt neben ihr, ihr Katana fest in der Hand. „Was heißt das?“

Hinata sieht nur kurz zu den drei Männern, aber keiner von ihnen regt sich. „Ich habe es von Anfang an geahnt. Von dem Moment, in dem sie zu Dritt vor Shinzo standen und versucht haben uns Tsunades Befehl als Grund für ihre Anwesenheit zu verkaufen.“

Schlagartig ahnen auch Sakura und Tenten, wohin das führen wird, unterbrechen die junge Clanerbin aber nicht.

„Eigentlich war ich mir sicher, dass sie es sind. Aber ich konnte es nicht beweisen, weil nichts gepasst hat. Es wäre leicht gewesen ihr verändertes Äußeres zu erklären, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie ihre komplette Chakrastruktur verändern könnten. Ich wette Tsunade hat ihnen geholfen.“

Sakura schließt hilflos die Augen, aber Tenten blinzelt nicht einmal mehr.

„Es wäre möglich gewesen, dass Tsunade uns aus einer ihrer Launen heraus wirklich irgendwen vorbeigeschickt hat. Auch wenn das von Anfang an wirklich unwahrscheinlich war. Aber Tsunade würde nie, niemals einen anderen Hyuuga in dieses Dorf schicken, als Neji.“

Tentens Augen finden ihn automatisch.

„Sie sind es.“

Sakura dagegen schließt in einem Akt angebrachter Verzweiflung erneut die Augen. „Ich wünschte, ich würde dich nicht gut genug kennen, um zu wissen, dass du darüber niemals Witze machen würdest.“
 

Kira kommt scheinbar aus dem Nichts und springt knurrend an Hinatas Seite. Diese richtet ihren Blick ungehalten Richtung Dorf. „Kaum ist der Spaß vorbei, bequemen sich die werten Herren auch einmal zum Ort des Geschehens. Hilfreich wie eh und je.“

Sakura ringt unerwarteterweise erfolgreich um ihre Beherrschung. „Willst du es ihm sagen?“

Hinata legt den Kopf in den Nacken. „Eigentlich würde ich es bevorzugen, wenn wir dieses Drama auf morgen verschieben. Ich bin nicht in der Stimmung mir eine Predigt anzuhören oder mich zu streiten.“

Tenten steckt ihr Schwert weg. „Dann darf er nichts merken.“

Hinata legt beide Hände vor ihr Gesicht, als wolle sie es verbergen.

Als sie ihre Hände wieder wegnimmt, sind jegliche Emotionen aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie sieht zu Sakura, die es mit einem Nicken bestätigen. „Gar nichts.“

Naruto will einmal mehr nichts so sehr, wie sie einfach in den Arm zu nehmen. Sie weiß endlich, wer er ist und er kann trotzdem nicht offen mit ihr reden.

Hinata ist die Einzige der drei Frauen, die es in diesem Moment über sich bringt, sich an die drei ANBU zu wenden. „Tut uns den Gefallen und haltet euch zurück bis wir Zuhause sind.“
 

Shinzo poltert laut wie gewohnt heran und zieht die volle Aufmerksamkeit auf sich. „Hinata! Seid ihr in Ordnung?“

Die blauhaarige Hyuuga ahnt, dass sie seinem musternden Blick nicht lange die Gleichgültige vorspielen kann und verwirft den Plan, ruhig zu bleiben. Und ihren Zorn muss sie nicht spielen. „Es würde uns besser gehen, wenn ihr das Ganze ernst genommen und euren Job gemacht hättet! Ich will morgen eine vollständige Ratsversammlung und es wäre besser, wenn ich den Satz Sie werden das Dorf nicht finden nie wieder höre!“ Sie wendet sich von dem anderen Hyuuga ab, doch der hält sie am Arm fest. „Hinata-“

Aber sie wendet sich mit Leichtigkeit aus seinem Griff. „Nein, wir reden morgen! Ich gehe jetzt nach Hause zu meinen Kindern. Gute Nacht, Shinzo.“

Der Riese gibt seufzend nach. „Gute Nacht.“
 

Sakura, Tenten und Hinata laufen los, ohne sich noch einmal nach den Männern umzusehen. Hinata hat ihre Byakugan noch immer nicht deaktiviert und natürlich bleibt ihr keine Bewegung der Kinder verborgen. „Saku, Yoru atmet unruhig.“

Sakura nimmt sich nicht einmal die Zeit zu nicken und verschwindet auf der Stelle. Tenten und Hinata erhöhen ihr Tempo noch ein wenig mehr, aber die Männer folgen ihnen problemlos.

„Was bedeutet das?“

Die talentierte Clanerbin muss den Kopf nicht in Sasukes Richtung drehen, um ihn anzusehen. „Er hat Albträume und Sakura will nicht, dass er allein ist, wenn er aufwacht.“
 

Sie landen lautlos in ihrem Garten und betreten das Haus problemlos, nachdem Sakura die zahlreichen Schutzmaßnahmen bereits wieder deaktiviert hat.

„Seht zu, dass ihr die blutigen Sachen loswerdet, bevor eines der Kinder euch sieht!“ Tenten sieht keinen der drei ANBU direkt an und verschwindet ohne ein weiteres Wort mit Hinata im oberen Bad.

Naruto zieht sich wütend das verdreckte T-Shirt über den Kopf und zwingt sich zu flüstern. „Super! Unsensibler hätten wir es ihnen unmöglich beibringen können! Jetzt glauben sie auch noch, dass wir nicht einmal die Absicht hatten ihnen zu sagen, wer wir sind. Nicht, dass ihr beide besonders scharf darauf gewesen seid!“ Als er aus ihrem Zimmer ins Esszimmer tritt, sitzen Hinata und Tenten bereits umgezogen bei einer Tasse Tee. Auch für Sakura steht in der perfekten Tarnung eine nur halb gefüllte Tasse auf dem Tisch.

Naruto spürt wie Neji und Sasuke neben ihn treten und obwohl er weiß, dass Hinata und Tenten sich ihrer Anwesenheit mehr als bewusst sind, zucken sie nicht einmal mit der Wimper. Sie unterbrechen ihr belangloses Gespräch auch nicht, als Sakura aus dem Schlafzimmer kommt. Sie trägt ihren kleinen Sohn auf dem Arm, der sein Gesicht in den offenen Haaren seiner Mutter verbirgt.

Sasukes Blick folgt ihr durch den Raum und lässt auch keine Sekunde von ihr ab, als sie sich zu Tenten und Hinata an den Tisch setzt. Auch sie hat das Kunststück hinbekommen, sich umzuziehen und trotzdem rechtzeitig wieder hier zu sein.

Hinata erhebt sich und verschwindet wortlos in der Küche. Zwei Minuten später kommt sie wieder und stellt eine kleine Tasse vor Sakura und Yoru auf den Tisch. Der verlockende Geruch von heißer Milch mit Honig, dem altbewährten Wunderheilmittel gegen Albträume und die Unfähigkeit Schlaf zu finden, strömt durch den Raum und verführt auch den Vierjährigen dazu den Kopf zu heben und sich in der schützenden Umarmung seiner Mutter umzudrehen, um mit seinen kleinen Händen nach der Tasse zu greifen.

Sakura streicht ihrem Sohn sanft die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht und haucht ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Leicht gerötete grüne Augen, die nun nicht mehr verborgen sind, bestätigen Sasukes Vermutung, dass kein normaler Albtraum seinen Sohn mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hat. Er zeigt bereits erste Anzeichen für die Sharingan – sein Erbe.

Die gleichen grünen Augen, nur ungetrübt und ohne Müdigkeit, dafür mit Vorwürfen und Wut versehen, begegnen seinem Blick und verraten dem Clanerben wortlos, dass Sakura schon längst weiß, was er gerade erst begriffen hat.
 

Die Tür zum Schlafzimmer knarrt und Hana tapst in ihrem weißen Nachthemd gähnend und barfuß heraus und klettert wortlos auf den Schoß ihrer Mutter, die sie liebevoll in den Arm nimmt. Aber unter ihren zerzausten blonden Haaren verbergen sich nun einmal Byakugan-Augen und deswegen entgeht ihr auch nicht, dass Yoru verlegen den Blick von ihr abwendet. Also beugt sich die Vierjährige resolut über den Tisch und greift nach seiner Hand. „Es war nur ein Traum, Baka, und kein Grund sich zu schämen.“

„Genau, hör auf meine kluge Schwester, Teme.“ Minato steht hellwach im Türrahmen und findet ebenfalls noch Platz in den Armen seiner Mutter.

„Ach, halt die Klappe, Dobe!“ Yoru nimmt einen Schluck von seiner Tasse und trägt denselben mürrischen Gesichtsausdruck zur Schau, den jeder von seinem Vater kennt, um zu überspielen, dass er Hanas Hand mit seiner umfasst.

Tenten erhebt sich. „Dann hol ich mal noch zwei Tassen Milch.“

Die Zwillinge nicken synchron.

„Drei, Mama, bitte.“ Tenten dreht sich noch einmal zu ihrer Tochter um, die aufgeweckt auf den Stuhl klettert, auf dem ihre Mutter gerade noch gesessen hat. Nicht ohne den drei ANBU vorher einen wachsamen Blick aus hellen Augen zuzuwerfen.

Neji sieht von seiner Tochter zu Tenten, die gerade in der Küche verschwindet und er bemerkt, was sie unbedingt verbergen will: Es stellt eine unheimliche Anstrengung für sie dar, ihr Schauspiel so mustergültig aufrecht zu erhalten. Ihre verkrampften Schultern und die Konzentration, die hinter jeder ihrer Bewegungen steckt, verraten wie schwer sie um ihre Beherrschung ringt. Neji grinst bitter in sich hinein. Wahrscheinlich muss sie sich beherrschen nicht auf ihn loszugehen.
 

Die vier Kinder sind ganz offensichtlich glücklich mit ihrer Milch, für die sie scheinbar dieselbe Leidenschaft teilen, und in den Armen ihrer Mütter.

Aber die Frauen spüren ihr schlechtes Gewissen. Sie haben in den letzten Tagen nicht viel Zeit für ihre Kleinen gehabt. Obwohl sie ihr Training hauptsächlich in die Zeit legen, wo die Kinder im Kindergarten sind und alles versuchen, um die Spannungen von den Vieren fern zu halten, sie können sich nun einmal nicht zweiteilen.

Als die Tassen leer sind, erhebt sich Hinata zuerst und hebt ihre beiden Kinder problemlos auf ihre Arme. „So, jetzt ist aber Schluss für heute, alles unter eineinhalb Meter Körpergröße kriegt jetzt einen Freiflug ins Bett.“

Tenten wirbelt ihre lachende Tochter durch die Luft und auch Sakura hebt Yoru grinsend hoch. „Hina, du bist selber nicht viel größer als 1, 50 Meter.“

Hinata schwankt kein bisschen, als sie lachend mit dem Fuß nach der Haruno tritt, weil sie keine Hand frei hat. Sakura springt grinsend mit Yoru zur Seite und die hübsche Hyuuga streckt ihr kindisch die Zunge raus. „Manchmal glaube ich der Umgang mit Ino tut dir nicht gut. 1,67 ist ein ganzes Stück mehr als 1, 50 Meter.“

Yuki sieht schlagartig interessiert zu ihrer Mutter auf. „Mama, hört Tante Ino eigentlich jemals auf zu reden?“

Keine der drei Frauen macht sich die Mühe ihr Grinsen zu verbergen.

„Wenn sie schläft.“ Tenten verzieht das Gesicht, denkt an Ino und fügt hinzu. „Vielleicht.“

Sie betreten nacheinander das Schlafzimmer, aber Hana schlingt beide Arme um den Hals ihrer Mutter und macht keine Anstalten sie wieder loszulassen. „Mama, können wir alle zusammen schlafen? Ausnahmsweise, bitte!“ Hinata wechselt einen Blick mit Sakura und Tenten, die stumm nicken und dann zwei der großen Betten mit einem einzigen Tritt gegen das mittlere befördern. Die vier Kinder springen aus den Armen ihrer Mütter in das Matratzenlager und natürlich greifen Yoru und Minato sofort nach den herumliegenden Kissen.

„Wer eines dieser Kissen wirft, statt darauf zu schlafen, wird es bereuen.“

Yoru wirft einen vorsichtigen Blick auf seine Mutter, um abzuschätzen wie ernst es ihr damit ist und lässt das Kissen sofort fallen.

Auch Minato beschließt sein Glück nicht überzustrapazieren. Er sieht seine Mutter mit diesem einen Blick an, zu dem sie fast nie nein sagen kann – er ist erst vier, aber das weiß er. „Erzählt ihr uns noch eine Geschichte?“

Das einstimmige Seufzen von den drei Frauen verkündet ihre Kapitulation, bevor sie lachend in die Betten springen.

Als Sakura mit „Es war einmal...“ ein Tiermärchen beginnt, schaltet Sasuke ab. Naruto nicht und er findet sich in dem Märchen wieder, das die Frauen ihren Kindern erzählen. Sich und alle anderen auch. Seine Mundwinkel verziehen sich ohne sein Zutun zu einem breiten Grinsen. Ihre Kinder mögen ihre Namen nicht kennen, aber das ist scheinbar auch beinahe das Einzige, das die Frauen ihnen nicht erzählt hatten. Die Drei haben sie zu einem Teil ihrer Gute-Nacht-Geschichten gemacht, um ihren Kindern von ihnen zu erzählen, ohne ihre Identität zu verraten.

Naruto weiß, wie auffällig er sich verhält, aber das ist jetzt auch schon egal und er kann seine Augen nicht von Hinata wenden, die ihre Kinder im Arm hält. Es fällt ihm immer noch schwer zu glauben, dass ihm das Glück vergönnt ist, eine Familie zu haben...
 

~
 

Die Kinder schlafen bald ein. Die Aufregungen der letzten Tage haben scheinbar das Kunststück fertig gebracht sogar die vier Energiebündel müde zu machen. Die Frauen winden sich gekonnt aus den Armen ihrer schlafenden Kinder, decken sie sorgfältig zu und springen lautlos aus dem Bett.

Die ANBU folgen ihnen aus dem Raum und Sakura zieht die Tür leise zu und legt dann ein schalldämpfendes Jutsu über den Raum. Doch statt wie erwartet dazu überzugehen, die Männer in alter Manier anzuschreien, verschwindet sie wortlos in der Küche und kommt gleich darauf mit der Falsche Sake zurück, die sie zwei Tage vorher zu Ehren von Tsunades Geburtstag geöffnet haben. Die ehemalige Schülerin der Hokage leert ihr erstes Glas, ohne mit der Wimper zu zucken, füllt es erneut und schluckt den Weißwein als wäre es Wasser.

Tenten lehnt sich mit verschränkten Armen gegen die Tischplatte und mustert ihr Treiben skeptisch. „Willst du jetzt Tsunades Beispiel folgen?“

Sakura füllt ihr Glas schon zum vierten Mal. „Nein, aber ich ertrage diese drei widerlichen Feiglinge keine Sekunde länger nüchtern.“

Scheinbar beschließt sie, dass auch der Sake ihre Laune heute nicht mehr retten kann und steht ruckartig auf. Dieses Mal richtet sie ihre Worte direkt an die drei Männer. „Ihr widert mich an! Ihr wagt es nach fünf Jahren hier aufzutauchen und euch unter einem falschen Vorwand Zutritt zu unserem Haus und unserem Leben zu verschaffen. Hat es euch Spaß gemacht mit anzuhören, was für Sorgen wir uns machen? Haben unsere Probleme euch erheitert? Ihr seid erbärmlich und wie ich sehe habt ihr euch in den letzten fünf Jahren kein Stück verändert: Es macht euch scheinbar immer noch Spaß die Gefühle anderer mit Füßen zu treten, besonders unsere!“ In Sakuras Augen tobt ein Wirbelsturm aus Zorn, Abscheu und Enttäuschung. Der Ausdruck verschwindet nicht, aber die Anspannung ihres Körpers lässt nach. „Ich ertrage eure Anwesenheit nicht! Ich geh duschen.“

Sie verschwindet im Bad, ohne sich noch einmal umzudrehen.
 

Tenten sieht skeptisch zu Hinata. „Das ist allerdings wesentlich harmloser ausgefallen, als ich erwartet habe.“

Die hübsche Clanerbin legt sich angespannt eine Hand in den Nacken. „Oh, ich erwarte nicht, dass das schon alles war. Wir haben sie schließlich noch nicht mit Sasuke allein gelassen.“

Unter ihren Worten verziehen sich Tentens Mundwinkel zu einem schwachen Grinsen, aber man braucht keine Byakugan, um die Anspannung dahinter zu sehen. Sie tritt vor Hinata und sieht nur sie an. Macht dadurch klar, dass sie ihre Worte nur an die junge Hyuuga und an niemanden sonst richtet. „Ich muss hier raus.“

Hinata schlingt die Arme fest um ihre beste Freundin und hält sie kurz. Mit dem Moment, in dem Hinata sie los lässt, verschwindet Tenten unaufhaltsam durch die Terrassentür in die Nacht.

Hinata sieht ihr nicht nach, auch nicht mithilfe ihres Bluterbes. Statt dessen schließt sie einen Moment lang die Augen, bis sie die Kraft findet sich mit größeren Problemen auseinanderzusetzen. Und sie wendet sich beherrscht den drei Anbu zu. „Neji, wenn du das nicht in Ordnung bringst, wird mir die Freude über unser Wiedersehen im Hals stecken bleiben. Also sieh zu, dass du sie findest!“

Neji stört sich nicht daran, dass die Aufforderung seiner Cousine weder Bitte noch Rat ist und folgt ihrem Befehl wortlos.

Nachdem auch er verschwunden ist, finden Hinatas Augen Sasuke. „Sie wird dir so oder so den Kopf abreißen, also ist es eigentlich egal, wann du anfängst für deine Fehler geradezustehen. Aber ich würde ihr nicht noch mehr Zeit geben, sich weiter in ihre Wut hineinzusteigern. Weil von allein bessert sich ihre Laune bestimmt nicht.“

Sie fängt Sasukes finsteren Blick auf und grinst. „Du denkst, dass ich dir nichts zu sagen habe, weil ich dich nicht kenne. Du kennst mich nicht, Sasuke, aber ich weiß alles über dich. Und was Sakura und Yoru, deinen eigenen Sohn betrifft: Ich kenne beide besser als du sie jemals kennen wirst, wenn du so weiter machst. Und jetzt kannst du dir überlegen, wessen Schuld das ist.“

Naruto beobachtet seinen besten Freund aufmerksam. Er weiß aus eigener Erfahrung wie wütend der Uchiha werden kann, wenn jemand sein gigantisches Ego ankratzt. Die Einzige, die das bisher unbeschadet überstanden hat, ist Sakura – wenn man davon absieht, dass er sie zum zweiten Mal sitzen gelassen hat und sie schwanger geworden ist.

Aber in Sasukes dunklem Blick liegt eher Interesse, als Zorn, während er die zierliche Clanerbin mustert, bevor er wieder einmal genau das tut, was Naruto zuletzt erwartet hat: Er dreht sich um, steigt wortlos die Treppen nach oben und klopft sogar an die Tür bevor er im Badezimmer der Frauen verschwindet.
 

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Denial

Hinata versucht gar nicht erst, ihren ungestümen Herzschlag zu kontrollieren. Beinahe genießt sie die wilde Heftigkeit sogar. Es ist der beste Beweis dafür, dass sie nicht träumt und er wirklich vor ihr steht. Ihr Puls rast, ihr ist unnatürlich heiß, jeder Zentimeter ihrer Haut ist mit einer tiefen Gänsehaut überzogen und sie hat sich seit fünf Jahren nicht mehr so lebendig gefühlt.

Als sie Naruto ansieht und er sich im selben Moment zurück verwandelt, fällt ihre Beherrschung zusammen wie ein Kartenhaus. Innerhalb eines Wimpernschlags steht sie vor ihm. Ihre Hände zittern, als sie sie langsam anhebt, bis ihre Finger seine Wangen streifen. „Naruto!“

Mit ihrem Flüstern rinnt eine einzige Träne über ihr Gesicht und Naruto reißt sie ohne zu Zögern ungestüm in seine Arme. „Hinata!“

Sie hält sich zitternd an ihm fest und birgt ihr Gesicht schutzsuchend an seiner Schulter. Als sie vorhin sein Chakra gespürt und ihn daran erkannt hat, hat sie ihren Herzschlag einen Moment lang nicht gespürt. Als hätte es vorhin wirklich ausgesetzt, schlägt es jetzt so schnell, als wolle es alles Versäumte auf einmal nachholen. Sein Geruch, seine Umarmung und sein wilder Herzschlag versetzen sie mit beeindruckender Geschwindigkeit zurück in die Nacht vor fünf Jahren.
 

Naruto lacht leise und Hinata hält ihn fester; sie ist sich nicht sicher, ob sie ihren Beinen noch lange trauen kann, dass sie ihr Gewicht weiterhin tragen werden.

„Ich fürchte, ich kann dich nie mehr loslassen.“

„Dann halt mich fest!“ Dass sie trotz seiner Nähe nicht mehr stottert, ist die einzige Veränderung, die in diesem Moment darauf hinweist, dass ihr letztes Treffen Jahre zurückliegt.

Naruto wartet lange, bis er das Schweigen zwischen ihnen bricht. „Hina... Ich weiß, dass das nichts wieder gut machen kann, schon gar nicht die letzten fünf Jahre, aber... es tut mir so leid!“

Die junge Clanerbin lockert ihre Umarmung doch und legt eine Hand zurück an seine Wange. „Du schuldest mir keine Entschuldigung, Naruto. Wir haben damals beide gewusst, worauf wir uns einlassen. Und dass es so kommt, konnte wirklich niemand ahnen.“ Aber sie erkennt den tief verankerten Schmerz in seinen blauen Augen.

„Es tut mir leid, dass ich dich allein gelassen habe und nicht da gewesen bin, als du mich am Dringendsten gebraucht hast! Ich habe die ersten vier Jahre im Leben unserer Kinder verpasst. Es gibt nichts, was ich mehr bereue.“

Als er von ihren Kindern spricht, muss Hinata die Tränen in ihren Augen wegblinzeln. „Naruto... wir sind zusammengekommen, nachdem du diese Mission bereits angenommen hattest. Und von unseren Kindern wusstest du bis vor ein paar Tagen doch gar nichts. Also hör auf dich schuldig zu fühlen, denn du hast nichts falsch gemacht.“

„Ich hätte dir gleich am ersten Tag sagen sollen, wer ich bin.“

„Ich weiß, dass du es wolltest, aber ich bin fast froh, dass du dir diese paar Tage Zeit gelassen hast. Ich habe nämlich nach fünf Jahren immer noch keine Antwort darauf gefunden, wie ich es dir sagen soll.“ Sie beißt sich fest auf die Unterlippe und obwohl sie seinem Blick unsicher ausweicht, kann er ihr an der Nasenspitze ablesen, was sie bedrückt.

Er hebt ihr Kinn an, wie er es auch in jener Nacht vor fünf Jahren getan hat, und zwingt sie schonungslos ihn anzusehen. „Wie du mir sagen sollst, dass du mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht hast, indem du mir das geschenkt hast, was ich mir schon immer am Meisten gewünscht habe?“ Er lächelt versonnen. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir eine Familie sind.“

Die hübsche Hyuuga schluchzt unterdrückt und er nimmt ihr Gesicht zärtlich in beide Hände.

„Ich liebe dich!“

Hinata legt beide Arme haltsuchend um seinen Nacken und streckt sich ihm sehnsüchtig entgegen. „Ich liebe dich auch!“ Sie flüstert nur noch, einmal mehr überwältigt von seiner Nähe.

Und dann küsst er sie.
 

Hinata lächelt in sich hinein, weil es sich noch genauso anfühlt wie damals.

Dieselbe Hitze, die in jeder Faser ihres Körpers explodiert.

Dasselbe Kribbeln, das ihren Bauch ausfüllt und dasselbe wilde Trommeln in ihrer Brust.

Aber sie zögert nicht mehr so lange. Sie lässt sich fallen und erwidert seine Berührung leidenschaftlich, hemmungslos.

Naruto lässt sich geschickt mit ihr auf die Couch fallen, ohne sie ein einziges Mal loszulassen und zieht sie dann auf seinen Schoß, um sie nur noch näher zu bei sich zu haben.

Und auch, als sich ihre Lippen trennen, behält Hinata beide Arme fest um den jungen Mann geschlungen und lehnt ihren Kopf vertraut gegen seine Schulter.

Auch wenn sie einander unendlich viel zu erzählen haben, ist das im Moment genug.
 

~
 

Tenten rennt.

Sie rennt bis ihre Beine unangenehm brennen und ihr Atem aufgrund der Anstrengung rasselt.

Sie sprintet ziellos durch den Wald, bis zum Gipfel des höchsten Berges, der das Dorf umgibt. Sie macht sich nicht einmal die Mühe den Zweigen auszuweichen, die sie wie Peitschenhiebe treffen, in ihrem dringenden Wunsch möglichst schnell möglichst viel Entfernung zu dem kleinen Dorf zu gewinnen.

Sie provoziert den körperlichen Schmerz viel mehr, um einen anderen zu verdrängen.

Sie spürt ihn hinter sich und rennt noch schneller. Aber der Kampf vorhin und auch die letzten Tage haben sie Kraft gekostet. Außerdem atmet sie falsch. Jahrelanges Ninja-Training kann nicht verhindern, dass ihre Aufregung sie vollkommen aus dem Konzept bringt.
 

Und allzu bald schließt sich seine Hand fest um ihren Oberarm und reißt sie hart herum.

Die talentierte Waffenexpertin schreit wütend auf und holt mit ihrer anderen Hand aus. Dieses Mal will sie ihn wirklich schlagen, aber als er keine Anstalten macht sich zu wehren, schlägt sie ihm nur gegen die Brust und reißt sich grob aus seinem Griff los. „Fass mich nicht an!“

Neji hebt beschwichtigend die Arme, macht aber keine Anstalten sie noch einmal zu berühren. „Tenten-“

„Ach, du kannst ich noch an meinen Namen erinnern? Soll ich mich jetzt vielleicht geehrt fühlen?!“ Sie hasst sich selbst dafür, dass sie in diesem Maß die Beherrschung verliert, denn normalerweise ist allein Sakura die Impulsive von ihnen. Aber sie fühlt so viel auf einmal, dass es sie fast von innen heraus zerreißt. Und von all ihren Gefühlen ist Wut noch am leichtesten zu ertragen. Außerdem kann sie damit umgehen wütend zu sein; darin hat sie in den letzten Jahren viel Übung gesammelt.

„Wie kannst du einfach so dastehen? Wie kannst du mir nach fünf Jahren so offen in die Augen sehen? Es macht dir nichts aus, nicht wahr? Verdammt, es tut dir doch nicht mal leid!“

„Doch. Tenten, es tut mir wahnsinnig leid-“

Aber sie lässt ihn wieder nicht aussprechen. „Lüg mich nicht an! Du bereust es nicht mich für diese Mission verlassen zu haben! Du würdest es jederzeit wieder tun, weil dir dein Erfolg, deine Karriere und dein Ego wichtiger sind, als alles andere-“

Dieses Mal unterbricht Neji sie. Er nimmt ihr Gesicht sanft in seine Hände und drückt seine Lippen gegen ihre.

Aber seine ehemalige Teamkameradin schiebt ihn energisch von sich und dieses Mal trifft ihre Handfläche wirklich seine Wange. „Ich habe gesagt, du sollst mich nicht anfassen!“
 

Aber der talentierte Hyuuga zuckt nicht einmal. „Tenten, dich verlassen zu haben, war der größte Fehler meines Lebens. Ich werde mir nie verzeihen, dass ich nicht bei dir war, als du von Yuki erfahren hast. Ich wünsche mir nichts mehr als die Zeit zurückdrehen zu können, um bei dir zu sein, als du von ihr erfahren hast und sie heranwachsen zu sehen. Ich habe ihre ersten Schritte verpasst, ihr erstes Wort, ihre Geburt. Denkst du wirklich, das macht mir nichts aus? Tenten, du kennst mich.“

Jetzt sieht er den Schmerz in ihren Augen, der zuvor noch von ihrer Wut verborgen wurde und das Wissen, dass er diesen Schmerz verursacht hat, quält ihn.

„Das dachte ich auch. Aber weißt du, Neji... du hast mich so problemlos verlassen, als hätte ich dir nie etwas bedeutet!“

Ihre Worte verletzen ihn mehr, als er je zugeben wird. „Das ist nicht wahr, Ten und das weißt du auch. Ich liebe dich!“

Diese drei Worte sind zu viel für die strapazierte Beherrschung der jungen Frau.

Tenten wischt sich wütend die Tränen von den Wangen, aber es fallen immer neue. „Ich wünschte, ich könnte dir das glauben, Neji. Denn ich liebe dich. Aber ich weiß nicht, wie ich dir je wieder vertrauen soll. Warum hast du damals bloß nicht mit mir geredet? Ist dir eigentlich klar, dass das alles verändert hätte? Ich weiß, dass du etwas für mich empfindest, Neji. Und ich wünschte wirklich, das wäre genug.“

Sie versucht verzweifelt nicht vollständig in Tränen auszubrechen. Sie will weder sich selbst, noch ihm diese Schwäche zugestehen. „Ich kenne dich und deswegen weiß ich, wie schwer es dir fällt zuzulassen, dass dir jemand mehr bedeutet. Ich weiß, was es für dich bedeutet zu lieben, Neji, und es bedeutet mir unendlich viel, dass ich die Erste bin, der du gestanden hast, dass du sie liebst. Aber am meisten liebst du dich selbst. Wenn dir das nächste Mal wieder eine Mission angeboten wird, die dich weiterbringt, dann würdest du mich jederzeit wieder dafür verlassen.“

Er will sie unterbrechen, aber sie lässt ihn nicht zu Wort kommen. „Dafür musst du dich nicht entschuldigen, das ist dein gutes Recht. Jeder von uns muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du für mich irgendetwas aufgibst. Das will ich auch nicht. Aber dass du bereit bist, es jederzeit für Yuki zu tun, das erwarte ich von dir. Ich weiß, dass du ihr ein guter Vater sein wirst. Liebe sie von Herzen, Neji, dann kann ich dir vielleicht irgendwann verzeihen, dass du uns so lange allein gelassen hast.“

Der talentierte Shinobi streckt vorsichtig die Arme nach ihr aus, aber als sie erneut von ihm zurück weicht, respektiert er ihren Wunsch. „Ich liebe sie auf eine Art, von der ich nicht wusste, dass sie existiert. Ich werde immer alles für sie tun. Aber ich werde dir auch beweisen, wie wichtig du mir bist. Ich kann diesen Fehler, den ich gemacht habe, als ich wegging, nicht rückgängig machen und vermutlich kann ich es auch nicht wieder gut machen. Aber ich werde nicht aufgeben, bevor ich mir dein Vertrauen wieder verdient habe. Ich bin weggegangen und werde das immer bereuen, aber ich werde dich nicht so einfach gehen lassen.“

Sie kennt das Gewicht, dass hinter einem solchen emotionalen Geständnis von seiner Seite liegt, aber nach fünf Jahren ist das einfach nicht genug. „Du musst mich nicht gehen lassen, Neji. Denn in ein paar Tagen schon, wirst du es sein, der wieder geht.“

Damit wendet sie sich von ihm ab und strebt zurück in die ungefähre Richtung des Dorfes, aber dieses Mal lässt er ihr ihren Freiraum und folgt ihr nur in entsprechendem Abstand.
 

~
 

Sakura zieht sich gerade ein frisches, übergroßes T-Shirt über den Kopf, als Sasuke den Raum betritt und schlüpft unbeeindruckt in kurze rote Shorts, bevor sie sich ihm zuwendet.

„Womit verdiene ich denn dieses Mal deine Anwesenheit?“ Sie legt den Kopf schief und ihre grünen Augen schimmern kalt und gleichgültig, weil sie ihre Gefühle mit aller Gewalt unterdrückt. Hinata hat einmal mehr Recht behalten: Wenn sie will, verfügt Sakura über eine grandiose Selbstbeherrschung. „Lass mich raten: Du willst irgendetwas von mir. Denn, dass du mich aus Nächstenliebe alle fünf Jahre mit deiner Gegenwart beehrst, kann ich bei deinem Charakter ja beruhigt ausschließen.“

Aber seine Gleichgültigkeit macht sie auch nach all der Zeit immer noch rasend. Doch noch behält sie die Beherrschung.

„Wir müssen reden.“

Es braucht nur drei Worte von ihm, in Kombination mit seinem Tonfall und Sakura ist bereit ihren Vorsatz sich zu beherrschen augenblicklich über Bord zu werfen. Sie verschränkt grob die Arme vor ihrem Oberkörper. Abwehrend. Nicht, um sich selbst Halt zu geben, sondern vielmehr um die Distanz zwischen ihnen zu wahren.

„Wir hatten uns noch nie viel zu sagen, Sasuke. Oder besser gesagt: Du warst nie an dem interessiert, was ich zu sagen hatte. Und ganz ehrlich, es gibt einen Grund dafür, dass jeder die Laute `Tse´ und `Hn´ mit dir in Verbindung bringt.“

Mehr als alles andere stört sie die Tatsache, dass ihre Worte wie immer spurlos an ihm vorbeizugehen scheinen. Weil er ihr damit jedes Mal das Gefühl gibt, dass das was sie zu sagen hat, nicht wichtig genug ist, um von ihm gehört zu werden. Und dafür hasst sie ihn mehr, als für alles andere.

„Ich werde nie ein großer Redner werden, Sakura. Aber auch ich kann mich ändern. Ich habe längst eingesehen, dass ich vielleicht zu oft geschwiegen habe. Fünf Jahre sind eine lange Zeit.“

„Vor allem, wenn man sie verdoppelt.“ Ihr beißender Sarkasmus kommt doch wieder durch und sie kämpft verzweifelt darum die Kontrolle zu behalten.

Und er weiß es.

Die Art wie sie sich hart auf die Unterlippe beißt und zornig den Blick abwendet, verrät ihm, dass sie längst an ihrer Grenze angekommen ist.

Die Tatsache, dass er sie immer noch so leicht aus der Ruhe bringen kann, macht sie so wütend, dass sie ihren Zorn kaum noch hinunterschlucken kann. Aber sie hat sich geschworen dieses Gespräch ruhig und zivilisiert zu führen. Nicht um ihm zu beweisen, dass auch sie sich in den letzten fünf Jahren verändert hat, sondern um nicht auch noch das letzte bisschen Hoffnung zu verlieren, das sie hat. Hoffnung darauf, dass ihr Herz irgendwann aufhören wird für ihn zu schlagen.

Sie will endlich in der Lage sein sich dem Einfluss, den er schon seit mehr als einem Jahrzehnt über sie hat, zu entziehen. Aber sie weiß auch, dass die Wahrscheinlichkeit dafür nicht gerade hoch ist.

„Aufgrund eurer heldenhaften Täuschung, hinter der ihr euch die letzten Tage über so feige versteckt habt, weißt du doch ohnehin, was ich denke. Es ist wie ich gesagt habe: Ich kann nicht länger für uns beide lieben. Meine Liebe zu dir frisst mich seit mehr als einem Jahrzehnt auf. Ich bereue trotzdem keine Sekunde von der Zeit, in der du mir die Ehre deiner Gegenwart zukommen hast lassen. Du hast mir Yoru geschenkt. Das Beste, was mir je passiert hast. Und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Ich will ihn mit dir zusammen großziehen. Ich weiß, dass du ein guter Vater für unseren Sohn sein kannst. Und mehr verlange ich auch nicht.“
 

Der dunkelhaarige Clanerbe macht einen großen Schritt auf seine ehemalige Teamkameradin zu und damit trennt ihn nur noch ein halber Meter von ihr.

„Aber ich will mehr.“

Die schöne Medic-nin verdreht ungehalten die Augen. „Dann hab ich noch eine Neuigkeit für dich: Es geht nicht immer nur darum, was du willst!“

Aber Sasuke hebt beide Arme und nimmt ihr Gesicht so vorsichtig in seine Hände, als hätte er Angst, seine bloße Berührung könnte sie verletzen. Genau, wie er es an jenem verhängnisvollen Abend vor fünf Jahren getan hat.

So wie damals, schneidet sie seine ungewohnte Zärtlichkeit wie eine scharfe Klinge, weil sie ihr tief unter die Haut geht und ihr Herz berührt.

Sie kann sehen, dass seine nächsten Worte ihn einige Überwindung kosten, was es für sie nur noch schwerer macht sie zu hören.

„Ich liebe dich.“
 

Sakura schließt verzweifelt die Augen, um ihren Schmerz zu verbergen. Aber ein erschüttertes Schluchzen entkommt ihrer Kehle, bevor sie es verhindern kann.

Ihr ehemaliger Teamkamerad zieht sie ungewohnt tröstend an sich, aber sie stößt grob ihn von sich und stolpert schutzsuchend nach hinten, in der vergeblichen Hoffnung, dass ein wenig Abstand zu ihm, endlich das bleierne Gewicht von ihrem Brustkorb nimmt und fährt sich mürrisch über die Augen. „Warum tust du mir das an?! Warum konntest du mir das nicht vor fünf Jahren sagen, als wir noch eine Chance hatten? Warum ausgerechnet jetzt?!“

Seine tiefe, ruhige Stimme steht wie so oft im harten Kontrast zu ihrer. „Weil ich glaube, dass wir immer noch eine Chance haben. Weil ich ein Idiot und ein Feigling war und unzählige Fehler gemacht habe und das wieder gut machen muss. Weil ich will, dass du weißt, dass ich um deine Liebe kämpfen werde.“

Es wäre so verlockend ihm zu glauben. Ihm ein weiteres Mal zu vergeben. Aber das hat sie schon viel zu oft getan und ist jedes mal mit einem gebrochenen Herzen zurückgeblieben.

Und sie ist jemand, der aus seinen Fehlern lernt.

Obwohl sie ihrer Selbstbeherrschung in seiner Gegenwart trotzdem nie trauen kann. Weshalb sie geradezu erleichtert Hinatas vorsichtigen Ruf als willkommene Ausrede wahrnimmt, um ihm und der ewigen Achterbahn ihrer Gefühle wenigstens für den Moment zu entkommen.
 

~
 

Hinata und Naruto sitzen immer noch Arm in Arm auf der Couch, als sie plötzlich spürbar zusammenzuckt und sich ihr ganzer Körper verkrampft.

„Hina? Was ist los?“

Ausnahmsweise achtet sie nicht auf seine besorgte Frage und steht stirnrunzelnd auf.

Eine Sekunde später hat sie ihre Byakugan aktiviert und ein genervtes Stöhnen entflieht ihrem Mund, bevor sie es verhindern kann. Sie deaktiviert ihr Bluterbe und streicht sich wütend eine Haarsträhne aus der Stirn. „Auch das noch!“

Er will seine Frage wiederholen, kommt aber nicht dazu.

Die junge Clanerbin beugt sich über ihn und küsst ihn ungewohnt ungestüm und leidenschaftlich und er ist sofort bereit alles zu vergessen, worum seine Gedanken eben noch gekreist sind. Aber sie löst ihre Berührung zu schnell.

„Es tut mir leid, aber ich muss etwas Wichtiges mit Sakura besprechen.“

Bevor er reagieren kann, steht sie schon am Fuß der Treppe. „Saku?“
 

Sakura braucht keine zwei Sekunden, bis sie stirnrunzelnd neben ihr steht. „Was ist los?“

Hinata nickt in die Richtung ihres Schlafzimmers und die talentierte Medic-nin stellt keine weiteren Fragen. Stattdessen wendet sie sich an Naruto und Sasuke, der ihr natürlich gefolgt ist. „Wir müssen etwas klären und ihr wartet am besten hier. Wenn Tenten zurückkommt, sagt ihr, dass wir im Keller sind!“ Jegliche Proteste unterbinden die beiden mit ihrem sofortigem Verschwinden.

Sasuke sieht auf die geschlossene Schlafzimmertür und lässt sich dann gegenüber von Naruto in einen der grün gepolsterten Sessel fallen. „Was war das denn?“

Sein bester Freund fährt sich sichtlich zerstreut durch die blonden Haare. „Das wüsste ich auch gerne.“ Aber dann grinst er. „Du lebst ja noch.“

„Tse, halt einfach die Klappe, Dobe.“

„Du weißt, das liegt mir nicht, Teme.“

„Leider, ja.“
 

Ihr Schweigen hält keine fünf Minuten, dann steht Tenten in der Tür, Neji nicht weit hinter ihr. Auch die talentierte Waffenkünstlerin hält sich keine Sekunde mit irgendwelchen Höflichkeitsfloskeln auf. „Wo sind Hinata und Sakura?“

„Im Keller.“

Sasukes knappe Antwort beschert ihm nur einen finsteren Blick. Man sieht Tenten an, dass sie abwägt, ob es sich lohnt sich mit ihnen zu befassen und sich dann dagegen entscheidet. Sie verschwindet ebenfalls wortlos im Schlafzimmer, aber dieses Mal folgen ihr die Männer. Sie schleichen lautlos an ihren schlafenden Kindern vorbei und Sasuke schließt die Luke hinter ihnen, die sie zurück in den Kellerraum führt.
 

Sakura und Hinata stehen an einem der beiden Tische und blättern beide in einem Buch.

Tsunades ehemalige Schülerin sieht nicht einmal auf, aber Hinata mustert Tenten kurz kritisch.

Diese scheint das Problem mit einem Blick zu erfassen und tritt schnell neben ihre beiden Freundinnen. „Wer?“

Als Hinata die Hand hebt, mischt sich deutlicher Unglaube in Tentens Mienenspiel. „Wie hast du das denn hinbekommen?“

Die hübsche Hyuuga kräuselt die Nase, seit jeher ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich über etwas ärgert. „Ich hab kurz nicht aufgepasst, als mich ein Kunai getroffen hat. Ich dachte, es wäre ein normaler Schnitt und hab mir nicht die Mühe gemacht nachzusehen. Bis vor ein paar Minuten habe ich nicht einmal etwas gespürt.“

„Ein Foltergift mit verspäteter Wirkung.“

Sakura bestätigt Tentens Feststellung, ohne mit dem Blättern aufzuhören. „Ja, dummerweise gibt es Einige, die dafür in Frage kommen. Die meisten Gifte dieser Art setzen zeitverzögert circa eine Stunde nach der Verabreichung ein.“

„Gifte?“

Naruto steht hinter Hinata, aber ihre Antwort bleibt ihr im Hals stecken. Ein plötzlicher Hustenanfall schüttelt ihren Körper und sie beugt sich gerade noch rechtzeitig über das Waschbecken in der hinteren Zimmerecke, bevor sie Blut spuckt.

„Hinata!“ Während Narutos Gesicht von Besorgnis gezeichnet ist, erscheinen Sakura und Tenten vollkommen unbeeindruckt.

Und auch Hinata dreht nur kurz den Wasserhahn auf und richtet sich dann seufzend wieder auf. Ihre Worte richten sich in gewohnter Ruhe an Sakura. „Leberinsuffizienz und Lungenthromboembolie.“

Aber dann stutzt die blauhaarige Clanerbin plötzlich und wendet sich stirnrunzelnd an ihre beste Freundin. „Kannst du bitte hochgehen und Shinzo fragen, was er mitten in der Nacht von uns will?“
 

Während Tenten lautlos verschwindet, mustert Neji seine Cousine stirnrunzelnd. „Wie hast du ihn bemerkt?“ Er ist sich sicher, dass sie ihre Bykugan nicht aktiviert hat und das Chakra des Riesen ist perfekt verborgen.

Hinata schließt müde die Augen, in einem schlechten Versuch ihr plötzliches Schwindelgefühl zu kaschieren. „Ich habe in den letzten fünf Jahren gelernt meine Umgebung immer mit allen Sinnen wahrzunehmen. Ich brauche meine Byakugan nicht, um zu spüren, dass sich uns jemand nähert.“

Sie dreht ihrem Cousin den Rücken zu und nimmt Narutos Hand vorsichtig in ihre. Es steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, dass ihn ihre Vergiftung vollkommen aus dem Konzept gebracht hat. „Mach dir keine Sorgen, in einer Stunde ist das alles wieder überstanden. Es gibt kein Gift zu dem es nicht auch ein Gegengift gibt. Und Sakura kennt sie alle.“ Sie lächelt, aber als eine neue Welle Schmerz durch ihren Körper zuckt, festigt sie den Griff um seine Hand krampfhaft.
 

In diesem Moment springt Shinzo durch die Luke, die Tenten schnell wieder hinter ihm schließt.

Das veränderte Aussehen der drei Männer ist auch für normalsterbliche Augen nicht zu übersehen und zu hoffen, dass Shinzo sich nicht sofort darauf fokussiert, dass Hinata immer noch Narutos Hand hält, wäre mehr als töricht.

„Was ist hier los?“

Hinata dreht sich zu dem älteren Hyuuga um, denkt aber gar nicht daran Narutos Hand loszulassen. „Wie wäre es, wenn du uns zuerst erklärst, was du hier mitten in der Nacht zu suchen hast?“

Shinzos Blick fährt wachsam über die drei ANBU. „Ich habe ihr verändertes Chakra gespürt.“

Sakura hält auch für Shinzo keine Sekunde in ihrer Suche inne, lässt sich aber gleichgültig dazu herab, ihm die Situation so kurz angebunden wie möglich zu erklären. „Sie sind die Väter unserer Kinder. Bis vor einer Stunde hatten wir davon keine Ahnung, weil unsere geschätzte Hokage ihnen dabei geholfen hat, nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihre komplette Chakrastruktur zu verändern.“

Aber Shinzos finsterer Blick lässt Hinata nicht los. „Du hast es vorhin schon gewusst und mir nichts davon gesagt?“

Sein junges Oberhaupt nimmt den Vorwurf hin, ohne mit der Wimper zu zucken. „Wir haben uns dazu entschieden uns erst selbst mit der Situation auseinanderzusetzen, schließlich ist es allein unsere Angelegenheit. Ich hätte es dir morgen gesagt.“

Das Zittern ihrer Hand, die immer noch seine umschließt, verrät Naruto, dass sie krampfhaft versucht die Symptome ihrer Vergiftung vor den wachsamen Augen des hochgewachsenen Hyuuga zu verbergen. Erwartungsgemäß vergeblich.

„Versuchst du mich möglichst schnell loszuwerden, damit du mir nicht erklären musst, warum dein ganzer Körper von einem Gift verseucht ist?“

„Das ist leicht zu erklären: Ich musste versuchen an zwei Orten gleichzeitig zu sein, weil unsere Gegner in der Überzahl waren und du fast 20 Minuten gebraucht hast, um dich uns anzuschließen!“

Hinata beißt sich so fest auf die Innenseite ihrer Wange, dass sie erneut Blut schmeckt, aber wenigstens verzieht sich ihre Miene kein Stück, obwohl ein brennender Schmerz längst ihren ganzen Körper ausfüllt. Sie weiß, dass sie Shinzos Wut mit ihren Vorwürfen herausfordert und sie das nicht weiterbringen wird, aber sie braucht all ihre Selbstbeherrschung dafür ihre Schmerzensschreie hinunterzuschlucken. Außerdem fällt es ihr mit jeder Minute schwerer sich zu konzentrieren und Diplomatie liegt ihr im Moment fern. „Desorientierung und Herzflimmern.“

Sakura nimmt die neuen Symptome mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis, wirft ihr Buch ungerührt zur Seite, zieht gezielt ein neues aus dem Regal und beginnt ihr wildes Blättern von vorn.
 

Tenten tritt energisch neben ihre beste Freundin, greift ungefragt nach deren freier Hand, um geübt ihren Puls zu messen und legt ihre andere Hand auf Hinatas blasse Stirn. „Saku, sie fiebert schon.“

Die Angesprochene schiebt sich ungeduldig eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „Es wirkt ungewöhnlich schnell, aber das grenzt es wenigstens ein. Jetzt kommen von 126 Foltergiften zumindest nur noch acht in Frage.“ Dieses Mal gibt sie sich keine Mühe ihren Sarkasmus zu verbergen.

Naruto streicht mit seinem Daumen sanft über Hinatas Handrücken und sein besorgter Blick liegt ununterbrochen auf ihr.

Sie hat die Augen geschlossen und scheint jedes Interesse daran verloren zu haben ihre Diskussion mit Shinzo fortzuführen.

„Warum Foltergifte?“

Weil Sakura immer noch in ihr aktuelles Buch vertieft ist, beantwortet Tenten die besorgte Frage des blonden Shinobi. „Gifte wie das, das Hinata abbekommen hat, werden Foltergifte genannt, weil sie genau zu diesem Zweck entwickelt worden sind. Man bekommt ihre Wirkung erst nach einiger Zeit zu spüren, damit die Anwender Zeit haben ihre vergifteten Gefangenen wegzuschaffen. Währenddessen breitet sich das Gift aber langsam im ganzen Körper aus und wenn man es dann spürt, sind es wahnsinnige Schmerzen auf einmal. Diese Schmerzen schwächen den Körper und in den starken Fieberphasen wird der Vergiftete befragt, weil er dann fast keine andere Wahl mehr hat, als die Wahrheit zu sagen. Hinata weiß das, deswegen spricht sie im Moment nicht.“

Shinzos Besorgnis zeigt sich in seinem Vorwurf – wenn man ihn gut genug kennt. „Das wäre alles nicht passiert, wenn ihr nicht wieder einmal auf eigene Faust gehandelt hättet!“

Hinatas Lider fliegen hoch und ihr ganzer Körper krampft, als sie darum ringt einen neuen Schmerzenslaut zu unterdrücken.

Aber bevor die junge Hyuuga die Kraft für eine Erwiderung aufbringt, fährt Sakura dazwischen und dieses Mal hält sie ihre unkontrollierte Wut nicht zurück. „Shinzo, wenn du nicht sofort aufhörst sie zu provozieren, dann werfe ich dich eigenhändig raus! Okay, streich das eigenhändig, dafür habe ich keine Zeit, aber ich werde dich rauswerfen lassen! Glaub mir, die Drei haben alle ihre Fehler, aber ich werde keinen von ihnen zweimal bitten müssen. Also halt die Klappe oder verschwinde!“
 

Es protestiert keiner mehr, denn Hinata beugt sich in eben dieser Sekunde mit einem lautlosen Keuchen nach vorne, eine Hand krampfhaft auf ihre Brust gedrückt. Dass sie den Schmerz nicht länger aus ihrer Miene fernhalten kann, ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass ihr Zustand bedenklich ist.

Tenten schiebt besorgt Hinatas Hand beiseite und fühlt gezielt nach ihrem Herzschlag. „Saku, das ist kein Herzflimmern mehr, das sind Krämpfe! Hina, setz dich endlich hin! Du musst hier niemandem etwas beweisen, also setz dich!“

Die schöne Clanerbin rutscht wirklich widerstandslos an der Wand zu Boden und Tenten geht vor ihr in die Hocke, eine grün-schimmernde Hand immer noch gegen Hinatas Oberkörper gepresst.

Sakura fegt ihre Bücher mit einer Armbewegung zur Seite und reißt einen anderen Schrank auf, in dem unzählige Kräuter säuberlich geordnet verwahrt sind. „Ten, versuch es mit gezielten Herz-Rhythmus-Massagen. Ich weiß welches Gift es ist und in fünf Minuten hab ich auch das Gegengift zusammen, aber solange musst du sie stabil halten!“

Tentens Hand beginnt schon in gleichmäßigen Abständen aufzuleuchten, bevor Sakura ihre Aufforderung beendet hat. „Du hast sie gehört, Süße, fünf Minuten lang keinen Herzstillstand und wir können diesen beschissenen Tag endlich zu Ende bringen! Nein, ich will keine Antwort! Alles worauf du dich jetzt in den nächsten Minuten über konzentrierst ist dein Herzschlag.“

Der einzige Hinweis darauf, dass Hinata Tentens Worten in ihrem Fieberwahn überhaupt noch folgen kann, ist ein schwaches Nicken ihrerseits. Sie hat den Kopf gegen die Wand gelehnt, die Augen geschlossen und der kalte Schweiß steht ihr auf der Stirn. Und als sie leise spricht, verrät der raue, heisere Klang die Auswirkungen, die das Gift auf ihre Lunge und ihre Atemwege hat. „Ten? Es tut mir... leid, dass ich... gelogen habe.“

Tenten sieht stirnrunzelnd von Hinata zu Sakura, die Kräuter über Kräuter zusammenwirft.

„Sie fantasiert im Fieber.“

Die braunhaarige Kunoichi beißt sich zögernd auf die Unterlippe und mustert ihre beste Freundin sichtlich hin- und hergerissen. „Ich weiß, aber das bedeutet auch, dass sie die Wahrheit sagt.“

Sakura wirft kurz einen mahnenden Blick in ihre Richtung, bevor sie mit der Mischung des Gegengiftes fortfährt. „Sie könnte alles Mögliche damit meinen, Tenten. Jede noch so kleine Banalität, an die sie sich im Fieberwahn erinnert. Außerdem kannst du sie nicht fragen, weil bloß Atmen schon eine Tortur für sie ist!“

Tenten nickt, aber zu Hinata scheint Sakuras Ansprache nicht durchgedrungen zu sein. Sie zwingt sich die Augen zu öffnen und sieht ihre langjährige Freundin müde an. „Ich hab das gerade laut gesagt oder?“ Auf Tentens vorsichtiges Nicken hin, legt sie stöhnend den Kopf in den Nacken. „Natürlich!“

Die untypische Reaktion der zurückhaltenden Hyuuga, lässt Tenten vergessen, dass sie das Ganze eigentlich auf sich beruhen lassen wollte. „Sobald Sakura dich wieder instand gesetzt hat, musst du mir erklären, was du damit meinst, Hina. Ich meine, wann hast du mich je angelogen? Wir haben uns doch immer alles erzählt.“

Hinata ringt offensichtlich mit den Auswirkungen des Giftes. „Ich hab dir immer die Wahrheit gesagt, Ten, bis auf dieses eine Mal. Am Tag der Beerdigung... von Sakuras Mutter.“
 

Sasuke mustert seine ehemalige Teamkameradin aufmerksam, die endlich eine Regung zeigt und inne hält, um besorgt zu Tenten und Hinata zu sehen.

Die Männer können die Beerdigung von Sakuras Mutter unmöglich mit Hinatas Lüge in Verbindung bringen, aber Tenten braucht keine zehn Sekunden dafür. Sie springt auf und blankes Entsetzen entstellt ihre Gesichtszüge.

Neji braucht seine Byakugan nicht, um an ihrer Mimik ablesen zu können, wie sehr sie um ihre Beherrschung ringt.

„Du kannst nicht gelogen haben!“

„Du erinnerst dich an jedes Wort, nicht wahr?“ Auch Hinata versucht sich die Mühe, die es sie kostet die Augen offen zu halten und ruhig zu sprechen nicht anmerken zu lassen.

Tenten zittert. „Vor allem erinnere ich mich an jeden blauen Fleck auf deiner Haut! Ich werde nie vergessen, was er dir angetan hat!“

Naruto erinnert sich an Kibas wütende Worte und begreift den Zusammenhang. Er kniet schon die ganze Zeit neben Hinata und flüstert jetzt, weil nun auch seine Stimme zu brechen droht. „Hina-“

Ihr Blick fliegt zu ihm und er fragt sich, woher sie die Kraft nimmt ihn jetzt noch anzulächeln. „Ich verspreche es dir zu erklären, wenn auch nicht mehr heute Nacht. Hilfst du mir auf?“

Er umklammert ihre Hand fester und schlingt seinen freien Arm um ihre Hüfte, um ihr aufhelfen zu können. Aber sie steht sicherer, als er es ihr in ihrem Zustand zugetraut hätte und so lässt er sie widerwillig los.

Dafür fährt Sakura sie aber an. „Verdammt, Tenten, Hinata! Was es auch ist, könnt ihr das vielleicht klären, wenn das Gift aufgehört hat, Hinatas Organe aufzufressen?“ Sie bläst sich wütend eine Haarsträhne aus dem Gesicht und will in ihrer Predigt fortfahren, als sie plötzlich schwankt.

Erst der feste Griff, mit dem sich eine Hand blitzschnell um ihren Oberarm schließt, gibt ihr ihren Halt zurück.

„Lass mich los, Sasuke!“

Er kommt ihrem Verlangen wortlos nach und gibt sie frei.

Die ehemalige Schülerin der Sanin wirft die letzte Zutat in das Gegengift, verhängt ein Jutsu darüber und reicht es wortlos an Hinata weiter.

Diese trinkt es, ohne den abscheulichen Geschmack auch nur mit einem Augenrollen zu würdigen und gibt Sakura die Flasche mit einem schwachen Lächeln zurück. „Ich danke dir!“

Die talentierte Medic-nin schließt mit einem abwiegelnden Lächeln die Augen, legt ihre Hand dann aber selbst haltsuchend auf Hinatas Schulter, als ihr ein weiterer Schwindelanfall den Boden unter den Füßen wegzieht. „Scheiß Chakramangel!“

Hinata verspürt den Drang über Sakruas Fluch zu schmunzeln, aber als sie Tenten ansieht, ist alles was sie noch fühlt, tiefe Trauer, unter dem Zwang endlich die unschöne Wahrheit aus ihrer Jugend zu gestehen. „Ich habe gelogen, als ich euch erzählt habe Hiashi hätte mir die blauen Flecken beim Training zugefügt.“
 

Tenten schließt die Augen und versucht gar nicht ihren Schmerz zu verbergen.

Sakura hebt den Kopf zu schnell und starrt die junge Hyuuga entgeistert an. „Er hat dich geschlagen?!“

Aber Tenten schüttelt angewidert den Kopf. „Nein! Geschlagen hat er sie, wenn er ihr über die Jahre hinweg jedes Mal eine Ohrfeige verpasst hat, wenn ihm irgendetwas an ihr nicht gepasst hat! Als er sie so zugerichtet hat, dass sie am ganzen Körper grün und blau war, hat er sie nicht nur geschlagen!“ Ihr Blick findet Hinatas in eben diesem Moment, als die Tränen in ihren Augen überlaufen. „Dieses Arschloch hat dich verprügelt!“

Hinata macht einen unsicheren Schritt auf sie zu, aber Tenten weicht zurück und wischt sich erfolglos die Tränen von den Wangen, weil sie nicht aufhören kann zu weinen.

In dem Moment, in dem Tenten schluchzend die Augen schließt, bewegt sich Hinata und schlingt fest beide Arme um ihre älteste Freundin. Die sensible Waffenexpertin sträubt sich einen Moment lang gegen ihre Umarmung, greift dann aber fest in Hinatas Pullover, als tiefe Schluchzer ihren ganzen Körper schütteln.

Neji weiß nicht, ob das Entsetzen, das er verspürt eher von der Offenbarung rührt, dass Hiashi Hinata regelrecht misshandelt hat, oder mit der Tatsache zusammenhängt, dass Tenten gerade so bitter und hemmungslos weint, wie er es noch nie zuvor erlebt hat.
 

Hinata hält ihre Kindheitsfreundin stumm fest, bis das Zittern ihres Körper langsam nachlässt. „Teni.“

Ihr alter Spitzname füllt Tentens Augen erneut mit Tränen.

Außer Neji und Sakura weiß kaum jemand, dass Hinata und Tenten sich schon seit ihrer frühen Kindheit kennen, weil ihre Mütter gut befreundet waren, bevor sie ihr früher Tod auseinander riss.

Hinata erinnert sich ebenfalls daran zurück und bringt ein ehrliches Lächeln zustande. „Teni, du braucht nicht um mich zu weinen: Ich bin doch hier. Ich bin hier und es geht mir gut. Es ist schon so lange her und er wird mir nie wieder etwas antun können.“

Tentens Stimme klingt gedämpft, weil sie ihren Kopf kein Stück von Hinatas Schulter hebt. „Warum hast du es mir damals nicht gesagt?“

„Weil ich wusste, dass du ihn noch am selben Tag eigenhändig erwürgt hättest.“

Und schon spuckt die gerissene Waffenexpertin ihre Antwort voller Hass und Abscheu durch zusammengebissene Zähne aus. „Das würde ich auch heute noch, wenn er jetzt vor mir stünde!“

„Ich weiß. Aber ich habe dir damals versprochen, dass er uns und den Kindern niemals etwas anhaben wird. Hiashi wird in unserem Leben nie mehr eine Rolle spielen.“

Niemand sieht es, aber Tenten schließt plötzlich entspannter die Augen. „Für immer wir.“

Sie strecken beide einen Arm aus und Sakura schließt sich ihrer Umarmung unter Tränen lachend an. „Was würde ich nur ohne euch machen.“
 

Tentens geflüsterte Worte dringen nicht bis zu den Männern durch, aber ihr ungesehenes Verschwinden ist eindeutig.

Als Naruto sich umdreht, ist auch Neji verschwunden.

Sakura drückt Hinata noch kurz. „Ich kümmere mich noch um das Chaos hier und nein, ich brauche keine Hilfe! Alles was mich heute noch retten kann, ist mein Bett und viel Schlaf.“

Die schöne Clanerbin schmunzelt müde. „Dann schlaf gut.“

„Nacht, Süße.“ Sakura lässt sie los und Hinata wendet sich erschöpft an den anderen Hyuuga, der das Geschehen der letzten Minuten sichtlich überfordert, stumm mitangesehen hat. „Shinzo, ich bringe dich zur Tür.“

Sie wartet die Antwort nicht ab und klettert lautlos durch die Luke nach oben. Weil sowohl Shinzo als auch Naruto ihr folgen, bleiben Sakura und Sasuke allein zurück.
 

.

.

.

Fight

Als Sakura wieder unter den Auswirkungen der konstanten Belastung der letzten Stunden taumelt, umfasst Sasuke erneut ungefragt ihre Oberarme, um sie festzuhalten, obwohl sie bereits vorhin deutlich gemacht hat, dass sie seine Hilfe nicht will.

Aber scheinbar ist sie bereit sich zu wiederholen, denn in ihren Augen steht schon wieder hell lodernder Zorn. „Ist dir eigentlich klar, dass ich jedes mal lieber hinfallen würde, als mir von dir helfen zu lassen?“

„Ich will aber nicht, dass du fällst.“

Fast grinst er, als er beobachten kann, wie seine Worte ihre Beherrschung ein weiteres Mal auf die Probe stellen und sie den Kampf gegen ihr Temperament einmal mehr verliert. „Verpiss dich doch einfach wieder, Uchiha, das kannst du doch ohnehin am Besten!“

Sie reißt sich von ihm los und räumt ihre Heilkräuter zurück in den Schrank.

„Ich werde nicht gehen.“

„Doch, das wirst du! Du wirst mir noch ein paar Tage auf die Nerven gehen, aber dann werdet ihr Drei so brav nach Konoha zurückkehren, wie ein Hund zu seinem Herrchen!“

Sie wirft die letzte Schranktür zu und wendet sich dem Uchiha direkt zu. „Erwarte nicht, dass ich Yoru sage, wer du bist. Ich will ihm nämlich nicht erklären müssen, warum sein Vater uns nach ein paar Tagen schon wieder verlässt. Das kannst du selbst machen, sobald du dich endgültig zum Bleiben entschieden hast! Gute Nacht, Sasuke.“

Sie mobilisiert ihre letzten Kräfte, um durch die Luke zu springen, taumelt halb blind in ihr Bett und ist in dem Moment eingeschlafen, indem ihr Kopf ihr Kissen berührt.
 

Sasuke zieht die Luke geräuschlos hinter sich zu und verharrt minutenlang, während er Sakura und Yoru, den sie zärtlich im Arm hält, beim Schlafen zusieht und sich langsam darüber klar wird, was es für ihn bedeutet, nach so langer Zeit wieder eine Familie zu haben...
 

~
 

Hinata schließt die Haustür hinter Shinzo und stellt sich neben Naruto, wohl wissend, dass sie dadurch eine weitere Diskussion provoziert.

„Warum hast du es mir vorhin nicht gesagt?“

„Verdammt, Shinzo, das hatten wir doch schon: Wir haben es selber gerade erst herausgefunden und entschuldige bitte, dass wir es für wichtiger gehalten haben das erst untereinander zu klären, statt dich sofort darüber zu informieren. Generell ist das nämlich allein unsere Angelegenheit!“

Selbst Naruto sieht dem Hyuuga an, wie sehr er mit sich ringt und seinen nächsten Satz wahrscheinlich mehrmals umformuliert. „Heißt das, ihr geht jetzt nach Konoha zurück?“

Hinata dreht den Kopf nicht zu Naruto, aber er hat trotzdem das Gefühl, dass sie ihn ansieht. „Die Abwesenheit der Männer war nicht der einzige Grund warum wir Konoha verlassen haben. Ich habe nicht vor Hiashi meine Kinder auf dem Präsentierteller zu servieren. Aber wozu wir uns letztendlich entscheiden, liegt allein bei uns, vergiss das bitte nicht.“

Der erfahrene Shinobi nickt gezwungen. „Dann besprechen wir den Rest morgen?“

„Gegen Abend, wenn die Kinder schlafen. Wir werden uns morgen frei nehmen.“ Auch in ihrem ruhigen Tonfall, bleibt es dennoch ein Befehl.

„Wie ihr wollt. Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“
 

Hinata wartet noch bis Shinzo zumindest für Normalsehende aus der Sichtweite verschwindet, bevor sie ihre Stirn gegen Narutos Brust lehnt und müde die Arme um ihn schlingt. Als er ihre Umarmung stumm erwidert und sie fest an sich zieht, kann sie förmlich spüren wie die Spannung von ihr abfällt.

Obwohl sie sich fünf Jahre nicht gesehen haben, hat die Stille zwischen ihnen etwas angenehm vertrautes. Die junge Clanerbin wünscht sich an dieser angenehmen Stille festhalten zu können, aber sie spürt das Unbehagen des jungen Mannes deutlich und das kann sie nicht ignorieren.

Sie löst sich nur so weit von ihm, wie sie unbedingt muss, um ihn ansehen zu können und nimmt sein Gesicht zärtlich in ihre Hände. „Naruto, hör auf damit! Bitte, bitte fühl dich nicht schuldig! Dass mein Vater ein Tyrann ist und ich das viel zu lange hingenommen habe, ist nicht deine Schuld! Hiashis ja, ein Stück weit meine, aber nie, niemals deine! Du bist das Beste, was mir je passiert ist! Dass du mich liebst hat meine ganze Welt auf den Kopf gestellt. Und alles, was du mir geschenkt hast, unsere Kinder vor allem anderen, ist der Grund dafür, dass ich jetzt hier vor dir stehe und glücklich bin. Und dieses Glück verdanke ich dir!“

Narutos Hände schnellen hoch, legen sich zärtlich um ihren Hals und halten sie ganz nah bei ihm, während er seine Lippen fordernd gegen ihre drückt. Zum ersten Mal seit langem bricht seine ungestüme Seite ungebremst durch, aber Hinata heißt sie willkommen.

„Ich hätte damals direkt zu Tsunade gehen sollen, um ihr zu sagen, dass sie sich jemand anderen für diese verdammte Mission suchen soll!“

Hinata lächelt. „Und die Wahrung des Friedens Neji und Sasuke überlassen? Als ob die beiden sich nicht innerhalb einer Woche gegenseitig umgebracht hätten.“

Sein Grinsen verrät ihr, dass es da einige Geschichten gab, die er ihr irgendwann einmal unbedingt erzählen muss. Aber als er seine Nase mit ungeheurer Zärtlichkeit gegen ihre stupst, weicht der Spaß Ernst.

„Ich wollte so gerne bleiben und da sein, wenn du aufwachst... und ich habe befürchtet, Zeit mit dir wäre das Einzige, das ich verpasst habe. Und als wäre das nicht schlimm genug gewesen, habe ich noch so viel mehr verpasst. Und das kann ich nie rückgängig machen.“

„Du hast fünf Jahre verpasst, aber... wir können noch ein ganzes Leben zusammen haben. Ich werde nie einen anderen Mann lieben, Naruto. Es gab immer nur dich. Und wenn du mich morgen wieder für ein halbes Jahrzehnt verlassen würdest, könnte das auch nichts daran ändern.“

Als Naruto sie dieses Mal küsst, reißt er ihr den Boden unter den Füßen weg und plötzlich ist sie wieder zwölf.

„Ich liebe dich!“

Und natürlich treibt ihr seine Nähe schon wieder jene tiefe Röte ins Gesicht. Aber glücklicherweise verbirgt die Dunkelheit zumindest diesen Teil ihrer Schwäche. Dass ihre Beine plötzlich nachgeben, kann sie jedoch nicht verheimlichen.

Der blonde Shinobi reagiert sofort und stützt sie geschickt, sodass keinerlei Gewicht mehr auf ihren Füßen lastet, weil er sie beinahe trägt.

Hinata seufzt leise und verflucht ihre ständige Schwäche. „Es-“

Aber Naruto hält sie mit nur einem Arm und legt ihr schmunzelnd einen Finger auf die Lippen. „Shh. Du musst schlafen. Ich hätte dich längst ins Bett bringen sollen.“

Schon fällt es ihr nicht mehr schwer ehrlich zu lächeln. „Du bringst mich ins Bett?“

Er hebt sie demonstrativ auf seine Arme und bringt sie so leicht zum lachen.

„Du hast recht. Wir haben noch ein ganzes, gemeinsames Leben vor uns.“

Hinata schließt entspannt die Augen und lehnt ihren Kopf vertraut gegen seine Brust. „Ja. Ein Leben als Familie.“

Als er die längst schlafende Clanerbin vorsichtig neben die Zwillinge ins Bett legt, lächelt Naruto immer noch. „Ja, meine Familie.“...
 

~
 

Tenten hat die Knie nah an ihren Körper gezogen und beide Arme darum geschlungen. Sie sitzt reglos im Gras und starrt auf die ruhige Oberfläche des Sees, in der vergeblichen Hoffnung den Sturm in ihren Gedanken durch dessen Ruhe ersetzen zu können.

Als Neji sie findet – natürlich – zittert sie immer noch am ganzen Körper, weil sie außer Stande ist ihren Zorn und ihren Schmerz unter Kontrolle zu bringen.

„Verschwinde!“

Natürlich tut er das nicht. Er setzt sich dicht neben sie und schweigt minutenlang. Tenten weiß, dass er es ihr überlassen wird, das Gespräch zu beginnen. Eigentlich liegt ihr nichts ferner, als ihm diesen Gefallen zu tun. Aber die Wut, die in jeder Faser ihres Körpers pulsiert, frisst sie auf und macht es ihr unmöglich noch länger an der Stille festzuhalten. Sie reißt sich ihre Haargummis vom Kopf und greift sich grob in die offenen Haare.

Neji bewegt sich blitzschnell. Er umfasst ihre Oberarme und hebt sie problemlos auf die Beine. Bevor sie sich aus seinem Griff winden kann, hat er schon wieder einen Abstand von fast drei Metern zwischen sie gebracht und seine Byakugan aktiviert. Er öffnet seine Arme in perfekter Kampfhaltung. „Komm.“

Tenten braucht seine Aufforderung nicht. Bei einem Blick in seine durch sein Bluterbe geprägten Augen verliert sie ihre mühsam aufrecht erhaltene Beherrschung im Sekundentakt.

Neji verzichtet darauf mit ihr den üblichen Tanz aufzuführen und beginnt zum ersten Mal seit Jahren einen Taijutsu-Kampf mit Körperkontakt. Er fängt Tentens Faust mit der Handfläche ab und schlägt mit er anderen Hand nach ihrer Hüfte, ohne es zu versäumen die immense Stärke hinter ihrem Schlag zu registrieren. Tenten springt elegant über seinen Kopf, um seinem Schlag auszuweichen und zwingt ihn damit gleichzeitig sie loszulassen.

Noch im Sprung tritt sie nach ihm und zielt erneut mit der Faust auf sein Gesicht, als er ihren Knöchel festhält. Er wirft sie durch die Luft, aber statt sich mit Leichtigkeit abzufangen, lässt sie sich einfach fallen. Sie schlägt mit einiger Wucht auf dem Boden auf und bleibt auf dem Bauch liegen.

Ihre schmalen Schultern beben verräterisch, als sie zum zweiten Mal an diesem Abend hemmungslos weint.
 

Neji fällt ruhig neben ihr auf die Knie und zieht sie zärtlich aber bestimmt in seine Arme. Aber sie lässt dieses Mal auch zu, dass er sie festhält und wiederholt Zeuge ihrer Schwäche wird. Doch er hat keine Ahnung, was er sagen könnte, um sie zu trösten.

„Ich hätte sie schon viel früher von ihm wegholen müssen! Warum – wie konnte ich nur zulassen, dass er ihr das antut?“

„Nein! Nein, Tenten, sieh mich an!“ Er nimmt ihr Gesicht energisch in beide Hände. „Du bist die letzte, die sich hier etwas vorzuwerfen hat! Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du das Kunststück fertig bringen würdest ausgerechnet Hinata wütend zu machen, wenn sie dich jetzt hören könnte. Du bist immer für sie da gewesen. Und bist damit ein ganzes Stück besser dran als Naruto und ich. Dass der Hyuuga-Clan so verkorkst ist, ist nicht unsere Schuld. Hör auf dir das vorzuwerfen!“

Und weil das mehr Worte sind, als er normalerweise an einem ganzen Tag braucht und sie genau seinen Zuspruch im Moment braucht, gönnt sie ihrem Herzen eine Pause. Eine Auszeit von all dem Zorn und was übrig bleibt ist ihre Liebe für diesen Mann, an der auch die fünf Jahre, die er durch Abwesenheit geglänzt hat, nichts geändert haben.

Sie lehnt ihre Stirn sachte gegen seine und lacht über das lächerlich hektische Pochen ihres dummen Herzens. „Versprochen.“ Plötzlich schlingt sie die Arme um ihn und hält ihn ganz fest. „Du dämlicher Idiot hast mir gefehlt!“

Neji erwidert ihre Umarmung mit einem seltenen Grinsen. „Aber du verzeihst mir noch nicht.“

Die braunhaarige Waffenexpertin lacht. „Nein, so einfach werde ich es dir dieses Mal bestimmt nicht machen.“

Der junge Hyuuga steht mit einer einzigen Bewegung auf und wirft sich Tenten über die Schulter. „Dann muss ich mich wohl noch mehr anstrengen.“

Sie zappelt, aber er lässt sie nicht los, bis sie nachgibt.

„Ich bitte darum.“
 

.

.

.
 

Es ist schon kurz nach 9.00 Uhr als sie, immer noch müde, aus dem Bett kriecht, aber Hinata ist trotzdem die Erste, die an diesem Morgen wach wird. Zumindest denkt sie das noch, während sie in die Küche taumelt.

Aber nachdem sie die Kaffeemaschine bezwungen hat, schlingen sich von hinten zwei Arme um ihre Hüfte. Die junge Clanerbin zuckt spürbar zusammen, aber Narutos Stimme beruhigt sie augenblicklich. „Morgen.“

Sie lehnt sich an ihn und legt ihre Hände auf seine. „Guten Morgen.“ Sie genießt seine ungewohnte Nähe, aber gedanklich verflucht sie sich dafür ihn nicht gehört zu haben. Viel mehr ihn nicht gespürt zu haben. Sie ist körperlich immer noch völlig am Ende, aber das rechtfertigt ihre Unachtsamkeit nicht.

Naruto schiebt ihre langen Haare beiseite und küsst sie zärtlich auf die Haut, die ihren verkrampften Nacken überzieht. „Es ist okay mal einen Moment nicht aufzupassen.“

„Nicht, wenn man es sich nicht leisten kann.“

Er umfasst ihre Hüfte, dreht sie geschickt zu sich um und hält sie so nah bei sich, dass ihr Herz schon wieder viel zu schnell schlägt. „Aber du kannst es dir leisten.“ Sie lässt sich von ihm küssen und lässt in diesem Moment auch von ihren Selbstvorwürfen ab.

„Wir müssen reden.“ Sie hält ihre Augen noch geschlossen, um ein paar Sekunden länger an diesem Moment festzuhalten.

„Wann du willst.“

Sie lächelt, beugt sich vor und küsst ihn noch einmal. „Triff mich heute Nacht hinten im Garten, wenn jeder schläft.“ Sie macht sich von ihm los und zaubert schnell ein Frühstück auf den Tisch und schickt Tenten, die wenige Minuten später gähnend das Zimmer betritt, gutmütig zum duschen.
 

Naruto lehnt grinsend im Türrahmen und Hinata sieht ihm an der Nasenspitze an, was er denkt, als sie an ihm vorbeigeht.

„Die Kinder werden gleich aufwachen und ich muss Sakura noch aus dem Reich der Toten zurückholen- Nn-“

Ihr Herz klopft so hart gegen ihren Brustkorb, dass sie die Nachwirkungen des Giftes noch einmal schmerzhaft zu spüren bekommt, als Naruto sie an sich reißt. Er umfasst ihr Kinn und beugt den Kopf, bis er ihr problemlos in die Augen sehen kann. Fast schämt sie sich für die tiefe Röte, die sich einmal mehr auf ihren Wangen abzeichnet, als ihr deutlich bewusst wird, dass dieser Mann vor ihr schon lange kein Junge mehr ist.

Der laute, aufgedrehte, fröhliche Junge, den sie auf der Akademie kennengelernt hat, ist bestimmt noch da und Hinata ist sich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er wieder in Erscheinung tritt. Aber diese dominante, ernsthafte Seite an ihm, die er früher nur zu besonderen Anlässen nach außen getragen hat, überwiegt jetzt und diese Tatsache lässt ihn reifer und erwachsener erscheinen. Es fällt ihr auf, weil er sie viel bestimmender und selbstverständlicher berührt, als in dieser Nacht vor fünf Jahren. Er war damals genauso unsicher wie sie und seine Berührungen waren von derselben Unerfahrenheit geprägt.

Naruto hat schon immer genau gewusst, was er will, aber er hat seinen Willen noch nie so bestimmt durchgesetzt. Es scheint ihm nichts auszumachen, dass sie in seinen Augen lesen kann, wie sehr er sie begehrt. Er grinst, als sie keuchend ausatmet und drückt seine Lippen im nächsten Moment verlangend auf ihre. Er küsst sie, bis sie wirklich seinen Halt braucht.

Der blonde Shinobi ringt hart mit sich, um sich zu beherrschen und ihrer Nähe vorerst ein Ende setzen, bevor er die Kontrolle verliert und in der kleinen Küche über sie herfällt, während ihre Teamkameraden und ihre Kinder nebenan schlafen.

Aber als er sich von ihr löst, flüstert sie hilflos seinen Namen und mehr braucht es nicht, um ihn jegliche Rationalität vergessen zu lassen. Nicht im geringsten schuldbewusst, gibt sie sich ihm ebenso hemmungslos hin, als er sie erneut an sich reißt.
 

„Morgen.“

Nejis dunkle Stimme ernüchtert sie schlagartig und Hinata weiß, dass sie seine ablehnende Haltung höchstens ärgern und keinesfalls beschämen sollte. Aber in ihrem Kopf dreht sich immer noch alles und wie berauscht, strebt sie zunächst einmal die Flucht an.

„Ich muss Sakura und die Kinder wecken.“

Aber Naruto, der weiß, dass Neji ohnehin nichts dagegen unternehmen kann, greift nach ihrem Handgelenk und zieht sie noch einmal zurück. Sein Atem kitzelt ihr Ohr und ihr liebestrunkenes Herz spielt schon wieder verrückt.

„Ich liebe dich.“

Sie schließt die Augen, bevor sie sich endgültig von ihm losmacht. „Ich dich auch.“

Naruto sieht Hinata noch hinterher, als er Nejis finsteren Blick schon auf sich spürt. Doch er ist gerade so glücklich, dass die offene Kritik seines Freundes seiner guten Laune und seinem Übermut keinen Abbruch tut. „Neidisch?“

Der talentierte Hyuuga legt mürrisch den Kopf schief und beruft sich schwer seufzend auf seine Geduld. „Manchmal hast du wirklich mehr Glück als Verstand, Uzumaki.“

Nur dummerweise erwischt er mit dem Brummen seiner Antwort genau den Moment, in dem Sakura schlaftrunken in den Raum taumelt. Aber sie ist nicht mehr müde genug, um Neji nicht für seinen offensichtlichen Fehler zu rügen.

„Geht das vielleicht noch ein bisschen lauter? Die Kinder-“ Sie stockt, als Sasuke hinter sie tritt. Er steht so dicht bei ihr, dass sein warmer Atem ihren Nacken streift und mit einem Mal fühlt sie sich in ihren kurzen Shorts und dem Top, in dem sie die Nacht verbracht hat, viel zu nackt. Sie ballt die Hände zu Fäusten und schüttelt den Bann ab, den seine Anwesenheit immer noch über sie zu legen scheint. Ihr gesteigerter Zorn spiegelt sich in ihrer fauchenden Stimmlage wieder. „Fangt endlich an an eure armseligen Gehirnzellen zu Rate zu ziehen, bevor ihr euren verlogenen Mund aufmacht! Wenn ihr einen Fehler macht, sind wir es nämlich, die dafür bezahlen müssen, während ihr längst wieder Kami-sama-weiß-wohin entschwunden seid!“

Sie hätte ihren Vorwürfen wohl noch einiges mehr hinzufügen können, aber die aufgedrehten Stimmen der Kinder, die gefolgt von Hinata ins Esszimmer stürmen, setzen ihren Vorwürfen ein abruptes Ende.
 

Hinata wirft einen musternden Blick auf Sakura und die drei Männer, scheint ihre Situation aber nicht als bedrohlich einzustufen und richtet ihre Aufmerksamkeit zurück auf die Vierjährigen, die sich bereits munter ihrem Frühstück widmen.

Yoru taumelt mit noch halbgeschlossenen Lidern auf seine Mutter zu und verlangt mit stumm ausgestreckten Armen von ihr hochgenommen zu werden. Sakura spürt ihre Laune steigen, als sie ihren Sohn hochhebt, kann die Anwesenheit seines Vaters aber gleichzeitig auch keine Sekunde lang vergessen. Die anklagende Stimme ihres Sohnes verlangt jedoch ihre ganze Aufmerksamkeit. „Mama, warum müssen wir jeden Tag so früh aufstehen?“

Die rosahaarige Kunoichi lacht darüber, wie ähnlich ihr Sohn ihr in vielerlei Hinsicht ist und stupst ihre Nase zärtlich gegen seine. „Weil Tante Hinata und Tante Tenten unerträgliche Frühaufsteher sind und wir jeden Tag unzählige Abenteuer verpassen würden, wenn wir nicht aufstehen würden.“

Schon sprühen die hellen Augen ihres Sohnes voller Leben und er erscheint hellwach. „Was für Abenteuer?“

Sakura sieht lächelnd zu Hinata, die die Geste belustigt erwidert. „Wir haben eine Überraschung für euch.“

Naruto grinst erheitert. In dem Moment, in dem das Wort Abenteuer fällt und die Augen von Minato und Yoru zu leuchten beginnen, erinnern sie ihn zu sehr an ihn und Sasuke, in den wenig unbeschwerten Momenten, die sie zusammen verbracht haben.

Minato springt wild auf dem Schoß seiner Mutter auf und ab. „Was für eine? Mama? Welche?“

Hinata lacht leise über den Übermut ihres Sohnes, bevor ihre Hände ihn blitzschnell packen und seinen kleinen Körper kitzeln, bis der Vierjährige unter seinem atemlosen Lachen keucht. Als er beobachten kann, wie sein Sohn sich danach ruhiger an seine Mutter lehnt, erinnert Naruto sich daran, was sie ihm vor einigen Nächten über das Chakra ihrer Kinder erzählt hat und er weiß, dass dies eines der hundert Themen ist, über die sie heute Abend ungestört reden müssen.

„Wir haben uns überlegt, dass wir schon lange nicht mehr zusammen am Fluss waren.“

Auf das Stichwort liegen vier Paar leuchtende Kinderaugen auf ihren Müttern.

„Wir gehen zum Fluss?“

Sakura streicht ihrem Sohn lächelnd eine zu lang gewordene Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ja, wir haben uns gedacht, wir schwänzen heute einfach. Was haltet ihr davon?“

Minato und Yoru grinsen sich in einem Moment seltener Eintracht an.

„Cool!“

„Wann gehen wir?“

Tentens Lachen wirkt zum ersten Mal seit Tagen ehrlich unbeschwert. „Lasst uns noch fertig frühstücken, bevor ihr die Pferde scheu macht, in Ordnung?“

„Mama, was heißt die Pferde seu machen?“

Nejis Augen hängen fest an Tenten und ihrer Tochter und nur zu gern, würde er Teil dieses Glück sein. Aber eins steht trotz der ausgelassenen Stimmung in dem kleinen Raum unumstößlich fest: Sie sind zwar nach fünf langen Jahren endlich zurückgekehrt, aber ihren Weg in zurück in das Leben ihrer Frauen, haben sie noch lange nicht gefunden...
 

~
 

Eine halbe Stunde später sind die Kinder fertig angezogen und toben hibbelig vor Aufregung durch den Garten.

Bevor Hinata sich jedoch bücken kann, um die Zwillinge auf ihre Arme zu heben, tritt Naruto an sie heran. Er senkt seine Stimme, sodass nur sie ihn hören kann und ausnahmsweise ist er derjenige, der nervös ist. „Soll ich... Ich meine, ich könnte ja einen der beiden nehmen, dann müsstest du nicht alle zwei tragen. Also nur, wenn-“

Hinata tritt unauffällig noch ein Stück an ihn heran und nimmt mit einem Lächeln seine Hand. „Naruto, es sind unsere Kinder, deine und meine.“

Sie will einen Schritt zurück machen, aber Naruto umklammert beinahe panisch ihre Hand. „Aber sie kennen mich nicht.“

Wären sie allein, würde sie ihn küssen. So beschränkt sie sich darauf seine Hand zu drücken, bevor sie ihn loslässt. „Das lässt sich ändern. Minato! Hana!“

Die Zwillinge laufen sofort zu ihrer Mutter und diese fängt sie mit langjähriger Sicherheit.

Sie braucht ihn nicht, um sie zu tragen, das weiß er, aber...

„Minato, Hana, ich möchte euch... einen alten Freund von mir vorstellen.“ Sie beißt sich auf die Unterlippe, während sie unter gesenkten Lidern zu Naruto aufsieht. Und ihre Unsicherheit treibt sein Selbstbewusstsein wieder hervor.

Aber als er vor den Augen seiner Kinder seine eigene Gestalt wieder annimmt, schlägt ihm das Herz bis zum Hals. „Hallo, ich bin Naruto. ANBU aus dem Dorf Konohagakure und das ist natürlich streng geheim.“ Er zwinkert und erzielt mit seinem ansteckenden Grinsen das erste Kichern seiner Kinder auf dem Arm ihrer Mutter. „Ich habe eurer Mutter angeboten einen von euch beiden zum See zu tragen. Wärt ihr damit einverstanden?“

Minato mag die Augen und die Haarfarbe von seiner Mutter haben – in allem anderen ist er das Ebenbild seines Vaters. „Darf ich auf deinen Schultern sitzen?“

So wie Naruto grinst, ist es ein reines Wunder, dass seine Kinder ihn nicht sofort erkennen. „Wird dir das nicht zu wild?“ Die Entrüstung seines Sohnes bringt ihn zum lachen. „Nein!“

„Dann komm mal her.“

Das Gefühl seinen Sohn auf dem Arm zu haben, lässt sich nicht in Worte fassen. Auch nachdem er seine Tarnung wieder aufgenommen hat, ändert sich an diesem Gefühl nichts.

Die anderen Vier haben diese Vorstellung der besonderen Art natürlich mitbekommen. Aber keiner von ihnen bringt es fertig, es ihnen mit derselben Leichtigkeit nachzumachen. Und so brechen sie auf...
 

~
 

Die Frauen führen sie eine gute halbe Stunde hinein in den Wald, bis zu einem kleinen Fluss, in dessen dunklem Wasser zahlreiche Fische dem Strom aufwärts folgen. Kaum abgesetzt toben die Kinder schon schreiend über die Wiese und die drei Frauen finden sich mit einem Seufzen davon ab, dass sie sie keine Sekunde aus den Augen lassen können. Aber das heißt nicht, dass sie sich nicht auf die Wiese legen und die Augen schließen können, ohne die Aufsicht ihrer Kinder zu vernachlässigen. Nicht einmal Hinata braucht dazu ihre Augen.

Außerdem toben die Vier gerade am Waldrand und schenken dem Fluss noch ungewohnt wenig Beachtung - was gerade Sakura und Hinata nur misstrauisch macht, dass ihre Söhne schon wieder den nächsten Streich aushecken.

Es ist Narutos Initiative, die veranlasst, dass die drei ANBU sich nahe der Frauen niederlassen. Aber nach nur wenigen Minuten, blinzelt Sakura in die Sonne. „Hina?“

„Hhm.“

„Wie fühlst du dich?“

Schlagartig liegt Narutos volle Aufmerksamkeit allein auf Hinatas Antwort.

„Ich spüre die Nebenwirkungen noch, aber es lässt nach.“

Ohne es bewusst geplant zu haben, tastet Naruto auf dem Waldboden nach ihrer Hand. „Das Gift?“

Hinata verschränkt ihre beschwichtigend Finger mit seinen. „Sakura macht sich nur Sorgen.“

„Ja, weil ich nichts mehr hasse als Gifte, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Du weißt nie, was dich erwartet, wie dein Körper reagiert. Unbekannte Gifte sind für eine Medic-nin, was schwarze Löcher für Astrologen sind. Und es gefällt mir nicht, dass du in dieser Gleichung das Versuchskaninchen bist.“

„Ich hab dir nichts verschwiegen, Saku. Ich spüre es wirklich kaum noch.“

„Und eigentlich solltest du es gar nicht mehr spüren. Ich werde mir das heute Abend nochmal ansehen. Wann klärst du das mit Shinzo?“

Naruto spürt besorgt, wie sich ihr Körper neben ihm verkrampft, bevor sie die Reaktion verhindern kann. Automatisch auf der Hut vor einer Gefahr, hält er ihre Hand fester.

„Heute Abend.“

Er wird nur misstrauischer, als Sakura einwirft „Kannst du das nicht zumindest auf morgen verschieben? Wenn wir besser abschätzen können, ob das Gift deinen Körper vollständig verlassen hat?“ Sakuras Stimme klingt bittend, Hinatas ungewöhnlich hart. „Nein. Du weißt, dass das nicht warten kann.“

Sakura resigniert, aber Naruto ist dieses Konzept fremd. „Was kann nicht warten? Hinata?“

Aber statt ihm zu antworten, springt Hinata plötzlich auf die Beine, ihr Bluterbe wortlos aktiviert. „Holt die Kinder!“

Auch Sakura und Tenten stehen sofort neben ihr.

„Was ist los?“ Besorgnis schwimmt in Tentens Stimme und wie immer wendet sie sich damit an Hinata.

„Irgendetwas ist da im Wald. Ihr holt die Kinder und bleibt hier. Ich werde nachsehen, was es ist. Ihr kennt das Zeichen.“

Sakura und Tenten nicken ihre Zustimmung, aber Naruto umfasst ihren Oberarm. „Ich gehe mit dir.“

Aber Hinata schüttelt verneinend den Kopf. „Ich will, dass du bei unseren Kindern bleibst.“

Sakura unterbindet ihre Diskussion mit einem einzigen Wort – mit einer Bitte. „Sasuke.“

Der Uchiha geht ihr ohne zu zögern nach. „Ich begleite dich.“

Hinata nickt und im nächsten Moment sind die beiden verschwunden.
 

„Weißt du nicht schon längst, was es ist?“

Hinata dreht sich nicht zu ihm, aber nach fünf Jahren mit Neji ist Sasuke auch längst klar, dass sie das nicht muss, um ihn dennoch anzusehen. „Es ist ein Bär. Weswegen es auch vollkommen ausgereicht hätte, wenn ich allein gegangen wäre.“

„Ein Bär? Und warum laufen wir dann gerade durch den Wald?“

Als sie sich zu ihm umdreht, versteift er sich. Hyuuga-Augen sehen seiner Meinung nach immer kalt aus, aber bei Hinata... sie zieht beide Augenbrauen in die Höhe und der Moment ist vorbei.

„Weil ich mit meinen Byakugan nicht erkennen kann, ob es ein normales Tier ist oder-“

„Ein vertrauter Geist.“

Sie nickt und dreht sich wieder nach vorne. „Und wir haben gestern Abend erst gesehen, was passiert, wenn wir es darauf ankommen lassen.“

Er hat nie verstanden, was Naruto an der schüchternen, kleinen Hyuuga findet und begreift erst jetzt, dass sein bester Freund schon lange die beeindruckende Frau hinter dieser Fassade gesehen hat. Einer Frau, der er noch etwas schuldig ist. „Danke.“

Es ist einen Moment still zwischen ihnen und Sasuke ringt mit sich.

„Du schuldest mir nichts, Sasuke.“

Er nimmt es mit einem Nicken an. „Dass du es Sakura damals ermöglicht hast Konoha zu verlassen, hat ihr und Yoru bestimmt vieles erleichtert.“

Sie tut es ihm nickend gleich und schweigt, bis sie ihm mit einer simplen Geste signalisiert, dass sie ihr Ziel erreicht haben. Der Uchiha sieht zwar weit und breit noch keinen Bären, aber Hinata beißt sich bereits in den Daumen und formt wohlbekannte Schriftzeichen.

„Kuchiyose-no-Jutsu!“

Die Wölfin von letzter Nacht erscheint, aber Sasuke versteht nicht, was Hinata zu ihr sagt, bevor der Wolf verschwindet.
 

Es dauert nicht lange, bis sie zurückkommt und Sasuke erkennt, dass er sie gar nicht verstehen kann. Hinata spricht in einer anderen Sprache mit dem Wolf. Aber er sieht wie die Wölfin mit einer – für einen vertrauten Geist ungewöhnlich zarten Geste – seine Schnauze gegen Hinatas Handfläche stupst und leise winselt, bevor sie im Rauch verschwindet.

„Dieses Mal hatten wir Glück.“

Das ist alles, was sie dazu sagt, bevor sie sich elegant vom Boden abdrückt und zurückläuft.

Dem Clanerben ist bewusst, dass Naruto nachfragen würde, weil es offensichtlich ist, dass sie ihm etwas verschweigt, aber – das ist nun mal einfach nicht seine Art.

„Sie wird dir verzeihen.“

Überrascht, dass Hinata ihm scheinbar doch noch etwas zu sagen hat, sieht er auf.

„Aber du wirst ihr sagen müssen, dass du es bedauerst die ersten Jahre im Leben eures Sohnes verpasst zu haben.“

Dann bleibt es endgültig still zwischen ihnen, bis sie zu der Lichtung zurückkehren.
 

Hinata schüttelt beschwichtigend den Kopf in die Richtung der Erwachsenen, bevor sie ihre Kinder auffängt.

„Mama, können wir verstecken spielen? Tante Tenten hat gesagt, wir müssen warten, bis du wieder da bist.“

Hinata setzt ihre Kinder lächelnd ab, zieht Hana sanft den Haargummi gerade und wischt ihrem Sohn mit derselben liebevollen Zärtlichkeit mit dem Ärmel den Schmutz von der Wange. „Okay, aber ihr müsst Naruto fragen, ob er euch sucht. Tante Sakura und Tante Tenten müssen sich mit mir um das Essen kümmern.“

Ohne zu zögern nimmt Minato seine Schwester an der Hand und zieht sie zu dem ANBU, dessen Augen noch verdattert auf Hinata ruhen. Bis sein Sohn an seiner Hose zupft und er mit einem Lächeln in die Hocke geht.

„Spielst du mit uns verstecken?“

Naruto ringt einen Moment mit sich, als seine Tochter ihn mit den hellen Augen ihrer Mutter mustert. „Weißt du, wie das geht?“

Naruto grinst. „Ich denke schon. Ich muss zählen, bis-“

„100!“

„Genau, bis 100 und dann muss ich euch suchen.“

„Genau! Aber man darf nicht schummeln.“ Sein Sohn legt nachdenklich den Kopf schief und senkt dann die Stimme. „Das sagt zumindest Mama.“

Naruto lacht und seine Augen finden Hinata, die das Ganze belustigt beobachtet. „Dann sollten wir wahrscheinlich lieber nicht schummeln.“ Er zwinkert und während seine Tochter ihr Kichern hinter der Hand versteckt, stimmt sein Sohn ihm auf seine Weise zu: Er hält seine kleine Faust hoch.

Der talentierte Shinobi blinzelt mehrmals verdutzt, bevor er seine Faust gegen die seines Sohnes stößt. Aber dann findet Narutos Blick den, mit dem er diese Geste für immer verbindet. Er mustert Sasuke kurz, bevor er sich wieder grinsend an seinen Sohn wendet. „Soll ich euch alle Vier suchen?“

Minato nickt entschieden. „Ja!“

„Wäre es dann nicht fair, wenn mir jemand hilft euch zu suchen? Schließlich seid ihr Vier und ich darf nicht schummeln.“
 

Während Minato noch überlegt, ob er sich darauf einlassen soll, meldet sich plötzlich Yoru zu Wort. „Sasuke kann ihm doch helfen, oder Mama?“

Sakura schließt so kurz die Augen, dass es kaum auffällt. Ihr Sohn ist meterweit von ihr entfernt gewesen, als sie seinen Vater angesprochen hat, aber natürlich – hat er sie trotzdem gehört. „Ich denke, da müsst ihr Sasuke fragen.“ Sie wird keinen Finger rühren, um ihm das Ganze leichter zu machen.

Aber ihr Sohn ist nur zur Hälfte ein Uchiha. Nur wenige Sekunden, nachdem seine Mutter ihre Zustimmung erteilt hat, steht er vor dem ANBU. „Kannst du Naruto helfen uns zu suchen?“

Sasuke geht wortlos vor seinem Sohn in die Hocke. Aber es braucht die Byakugan oder Sakuras und Narutos langjähriges Wissen um seine Eigenheiten, um das Bröckeln in der Fassade des Uchiha zu sehen, als er zum ersten Mal mit seinem Sohn spricht. „Ich denke, das kriege ich hin.“

Hinata beobachtet das ganze mit einem verborgenen Schmunzeln.

Es ist alles andere als ein reibungsloser Ablauf. Sie sind alle nicht mehr an die Anwesenheit des anderen gewohnt und das merkt man.

Aber der Nachmittag vergeht und morgen wird es schon ein bisschen einfacher werden.
 

*
 

Als die drei Frauen nach Einbruch er Dämmerung unter lautstarkem Protest ihrer Kinder verkünden, dass es Zeit ist aufzubrechen, besteht Hana darauf, dass sie jetzt dran ist, von Naruto getragen zu werden.

Als seine Tochter ihre kleinen Arme um seinen Hals schlingt und ihren Kopf ziemlich müde an seine Schulter legt, fürchtet Naruto, das wilde Poltern seines Herzens würde sie vom Schlafen abhalten. Aber sie sind kaum losgelaufen, da spürt er schon wie ihr Atem an seinem Hals tiefer und ruhiger wird. Er sieht zu Hinata hinüber und in den Armen seiner Mutter kämpft auch Minato darum, seine schweren Lider noch einmal aufzubekommen.

Sakura läuft mit Yoru auf dem Arm ein paar Meter hinter den anderen – der Abstand ist deutlich, fällt aber niemandem als bedeutsam auf. Aber Sasukes Aufmerksamkeit gilt ihr ungeteilt und er bemerkt, was sie unbedingt verbergen will: Ihre Atmung ist längst nicht mehr gleichmäßig.

Er lässt sich ganz auf ihre Höhe zurückfallen und dass sie ihn dafür nicht sofort anfährt, bestätigt ihm nur, dass sie darum ringt ihre Anstrengung zu verbergen. Er sieht kurz zu ihrem schlafenden Sohn. „Lass mich ihn dir abnehmen.“

Den giftigen Blick, den er zuvor schon erwartet hat, trifft ihn doch noch. „Ich bin sehr wohl in der Lage mei... unseren Sohn alleine zu tragen, herzlichen Dank. Ich habe das die letzten fünf Jahre das eine oder andere Mal geübt, weißt du.“ Sie spricht leise, um ihren Sohn nicht zu wecken, aber sie kann ihren Zorn nicht aus ihrer Stimme heraushalten.

„Sakura.“

Genauso, wie sie nicht verbergen kann, dass ihr Körper jedes Mal zuckt, wenn er sie anspricht. Sie sieht ihn wütend an.

„Ich werde ihn nicht fallen lassen.“

Sie öffnet den Mund, zweifellos um ihn zu unterbrechen, aber er fährt bestimmend fort.

„Aber du hast dich auch noch nicht ganz erholt. Dein Chakrastand schafft vielleicht gerade so die 60%-Marke. Wenn du nicht zulässt, dass ich dir unseren Sohn abnehme, dann werde ich dich mit ihm hochheben und du wirst dich nicht wehren können, ohne Yoru aufzuwecken. Und ich glaube nicht, dass du willst, dass ich dich anfasse.“ Es ist ihm auch nicht entgangen, dass sie einen möglichst großen Abstand zu ihm bevorzugt.

„Ich kann ihn dir nicht im Laufen geben, ohne ihn zu wecken.“ Sie streitet nicht einmal ab, dass sie erschöpft ist. Sogar dafür fehlt ihr im Moment die Kraft.

„Wir können stehen bleiben. Die anderen werden glauben, dass wir miteinander reden wollen.“

Sie murmelt so leise, dass er sie beinahe nicht gehört hätte. „Ich hasse dich!“

Er nimmt es mit einem Schulterzucken hin, weil er weiß, dass es ihre Kapitulation bedeutet und auf dem nächsten breiten Ast bleiben sie stehen.

Sakura begreift zu spät, dass sie ihm Yoru nicht geben kann, ohne ihm dennoch nahe zu kommen. Er steht jetzt schon zu dicht bei ihr.

Sie hebt ihr schlafendes Kind langsam von sich weg und als sie ihn in Sasukes ausgestreckte Arme legt, beißt sie sich die Unterlippe blutig, um zu vertuschen, was seine Berührung mit ihr macht.
 

Sie versichert sich, dass er Yoru sicher hält, bevor sie sich wieder in Bewegung setzt. Aber natürlich kann sie seiner Nähe jetzt nicht mehr entkommen.

Und der Uchiha tut ihr nicht den Gefallen zu schweigen. „Was war sein erstes Wort?“

Fast hätte sie den nächsten Ast verfehlt.

Sie hat erwartet, dass er sie irgendwann nach Yorus Sharingan fragen würde, aber das... sie schluckt, als sie stirnrunzelnd erkennt, dass es ihm ernst ist. „Mama.“

„Wann hat er es das erste Mal gesagt?“

„Er war gerade ein Jahr und ein paar Wochen alt.“

„Wann hat er angefangen zu laufen?“

Er macht den ganzen Weg zurück zu ihrem Haus so weiter.
 

Sakura bemerkt die verwunderten Blicke der anderen, als sie mit Sasuke das Haus betritt, aber sie lässt trotzdem zu, dass er Yoru ins Bett legt. Und als sie zu den anderen ins Wohnzimmer zurückkommt und Hinata gleich einen Schutzwall über das Schlafzimmer legt, ist dieses Problem sowieso nebensächlich.

Hinata wendet sich gewohnt ruhig an die drei Männer. „Ihr könnt hier bleiben, wenn ihr wollt. Aber wir müssen noch auf eine Versammlung gehen.“

Naruto runzelt die Stirn, als offensichtlich wird, dass sie ihn absichtlich nicht ansieht. „Zu der Versammlung von der Sakura wollte, dass du sie auf morgen verschiebst?“

Hinata wirft einen emotionslosen Blick auf Sakura, die diesen sichtlich unglücklich erwidert und nickt.

„Wir kommen mit.“

Sowohl Tenten als auch Sakura sehen zu Hinata, als erwarten sie, dass sie Naruto widersprechen würde. Aber die junge Clanerbin strafft lediglich mit einem tiefen Atemzug die Schultern. „Schön.“

Sie verschwindet durch die Terrassentür in die dunkle Nacht, wie immer dicht gefolgt von Sakura und Tenten.

Die drei Männer wechseln einen ratlosen Blick und folgen ihnen.
 

Aber kurz bevor sie ihr Ziel erreichen, bleibt Hinata stehen und wendet sich dieses Mal direkt an Naruto. „Du musst mir etwas versprechen.“

„Alles.“ Er wird dazu stehen, aber er befürchtet auch, dass er dieses Versprechen bereuen wird.

„Ganz egal, was passiert, du darfst dich nicht einmischen. Kein Wort, Naruto, du musst es mir versprechen!“

Er will nach ihr greifen und sie nach dem Grund fragen, aber er sieht das Flehen in ihren Augen und sieht von beidem ab. „Ich verspreche es.“

Hinata nickt dankbar und wendet sich mit einem stummen Seufzen nach vorne. Sie bindet ihre langen Haare zu einem strengen Dutt zusammen. Als Naruto zusieht, wie sie jegliches Gefühl aus ihren Gesichtszügen verbannt bereut er sein Versprechen bereits.
 

Hinata geht mit gezielten Schritten emotionslos voran.

Sie erkennen den Marktplatz wieder, auf dem sie vor wenigen Tagen angekommen und von Hyuugas eingekreist worden sind. Auch heute scheint sich das ganze Dorf auf dem Platz versammelt zu haben.

Die Menge teilt sich für Hinata und die Männer erkennen, dass Shinzo in der Mitte des Platzes auf sie wartet.

Sakura und Tenten bleiben wortlos am Rand der Menge stehen und die Männer tun es ihnen gleich, während Hinata ohne inne zu halten weiter geht, bis sie Shinzo in der Mitte des Platzes gegenübersteht.

Der Riese mustert sie abschätzend. „Wir können das auf morgen verschieben, Hinata, bis du dich erholt-“

Aber eine einzige Handbewegung von seinem jungen Oberhaupt bringt ihn zum Schweigen. Sie klingt kalt und verdeutlicht mit jedem Wort, dass sie keinen Widerspruch dulden wird. „Wir klären das jetzt!“

Shinzo nickt. „Wie du wünschst.“

Und Neji begreift endlich, worum es hier geht.

Aber in diesem Moment aktivieren Hinata und Shinzo ihr Bluterbe bereits und beginnen einen Kampf im traditionellen Stil der Hyuugas.

Naruto flucht leise. „Scheiße, was soll das?“

Vor Tenten und Sakura beantwortet Neji seine Frage. „Er hat sich offen ihrem Befehl widersetzt und ihre Autorität angezweifelt. Als Clan-Oberhaupt kann sie eine derartige Respektlosigkeit nicht dulden.“

Naruto sieht ihn an, als hätte er den Verstand verloren, aber Neji hat auch nicht erwartet, dass er es verstehen würde. Er begreift nicht, wie ihm entgehen konnte, dass Hinata als Oberhaupt des Dorfes gilt. Shinzo mag sich als Anführer inszenieren und mit Befehlen um sich werfen, aber alle Entscheidungen sind bisher ausnahmslos von Hinata getroffen worden.

Sakura spürt Narutos Unverständnis und wendet sich mit leisen Worten an ihn, ohne die Augen von dem Kampf zu nehmen. „Sie tut es für uns und die Kinder. Sie wird es dir später erklären.“

Naruto nickt angespannt und schluckt seine Fragen hinunter. Er sieht ununterbrochen zu Hinata, aber ohne Byakugan ist es beinahe unmöglich dem Kampf zu folgen. Eben darum aktiviert Neji stumm sein Bluterbe.
 

Obwohl sie unheimlich stark agiert, merkt man Hinata an, dass sie noch nicht ganz wiederhergestellt ist. Shinzo hätte sonst niemals so lange mit ihr mithalten können, ohne getroffen zu werden. Aber er trifft sie auch nicht – bis er es doch tut: Ein offener Schlag trifft Hinata genau an der rechten Hüfte.

Sakura und Tenten ziehen beide scharf die Luft ein, während Naruto mit sich und seinem Versprechen ringt.

Die junge Clanerbin strauchelt nach hinten und scheint zu fallen. Aber noch im Fall zieht sie Shinzo mit einem Fuß die Beine weg. Der Riese, überrumpelt von diesem simplen Manöver, geht nun selbst zu Boden, während Hinata mit einer fließenden Drehung ihren Stand zurückgewinnt und noch in derselben Bewegung über Shinzo springt und ausholt.

Sie stoppt ihre Handfläche Millimeter über seinem Brustkorb und weil eine Berührung von ihr seinen Tod bedeutet hätte, ist der Kampf damit beendet.
 

Unter dem Applaus ihrer Verwandten, senkt Hinata ihre Hand und hilft Shinzo zurück auf die Beine. Der Hyuuga senkt den Kopf in einer Verbeugung und begibt sich an den Rand des Rings zu seiner Frau.

Aber Hinata bleibt stehen und wendet sich bestimmend an ihren Clan. „Falls noch jemand Probleme mit meinen Entscheidungen haben sollte, dann sollte er besser jetzt vortreten! Wir können uns zu dieser unruhigen Zeit keine Unstimmigkeiten leisten und ich werde keine dulden! Ist das klar?“

Auf das einstimmige „Hai!“ beendet Hinata die Zusammenkunft mit einer wortlosen Handbewegung.

Sie schreitet an Sakura und Tenten vorbei, die ihr lückenlos folgen und wieder teilt sich die Menge vor ihnen.
 

Tenten wartet gerade ab, bis sie außer Hörweite sind, bevor sie sich an Neji wendet. „Du musst uns sagen, wann sie uns nicht mehr beobachten.“

Naruto öffnet den Mund, weil es ihm langsam Angst macht, dass Hinata immer noch kein Wort gesagt hat, aber Tenten schüttelt warnend den Kopf.

Sie sind nicht mehr weit von ihrem Haus entfernt, als Neji die Entwarnung ausspricht. Als hätte Hinata nur darauf gewartet, strauchelt sie im selben Moment.

„Hinata!“ Aber bevor Naruto sie erreichen kann, haben Sakura und Tenten sich bereits jeweils einen ihrer Arme um die Schultern gelegt und stützen ihr ganzes Gewicht.

„Wir sind gleich Zuhause.“, flüstert Sakura leise und die hübsche Clanerbin nickt ihre schwache Zustimmung.
 

Bevor die Männer begreifen, wie ernst es wirklich ist, haben Sakura und Tenten Hinata bereits auf die Couch in ihrem Wohnzimmer gelegt und ganz nebenbei wieder einmal bewiesen, dass sie sie nicht brauchen.

Während Tenten im Schlafzimmer verschwindet, kniet Sakura sich neben Hinata, die entkräftet die Augen geschlossen hat und sich kaum noch rührt. „Hina, sprich mit mir!“

Als Hinata die Augen aufschlägt, steht der Schmerz so deutlich darin, dass Naruto einen Schritt zurücktaumelt.

Es ist ein Kampf, bis sie wenigstens zwei Worte über die Lippen bringt. „Das – Gift.“

Sakura schiebt die Hände der Clanerbin energisch beiseite und zieht ihr sanft das dunkle T-Shirt bis zu ihren Rippenbögen hoch. Bei dem Anblick der schwarzverfärbten Haut zieht sogar Tsuandes ehemalige Schülerin scharf die Luft ein und flucht unbeherrscht. „Verdammte Scheiße! Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?!“

Aber Hinata scheint nicht mehr in der Lage sein ihr zu antworten.

Tenten schließt die Schlafzimmertür hinter sich und versiegelt sie mit einem schnellen Jutsu schalldicht. Sie legt einen Stapel Kräuter auf den Tisch und kniet sich neben Sakura, stockt aber noch in der Bewegung und schlägt sich entsetzt die Hand vor den Mund. „Oh Gott! Was ist das?“

Aber bevor Sakura ihr antworten kann, sträubt Hinata sich unerwartet energisch gegen ihren Griff und setzt sich keuchend auf.

„Verdammt!“ Sakura greift erneut nach ihr, aber Hinata weicht ihr trotz ihrem Zustand geschickt aus.

„Nein, lasst mich los! Ich muss hier raus!“

Sakura beißt hart die Zähne zusammen. „Naruto, komm her! Du musst sie festhalten! Ich kann sie so nicht heilen!“

Der Angesprochene sinkt blass am Kopfende der Couch nieder, aber er zögert nach Hinata zu greifen, die sich unter Tentens Druck wieder hingelegt hat.

„Was ist passiert?“ Hinata öffnet müde die Augen, die wieder ein wenig klarer wirken und scheint sich ihre Frage stirnrunzelnd selbst zu beantworten. „Naruto?“

Der blonde Shinobi ringt schwer darum seine Besorgnis zu kaschieren. „Ja?“

„Du musst mich festhalten.“ Sie verschränkt ihre Arme über dem Kopf und Naruto umfasst schluckend ihre Handgelenke.

Sakura legt ihre Hände gezielt über die verfärbte Stelle an Hinatas Haut. In dem Moment in dem Sakuras Hände grün über ihrer Verletzung aufleuchten, bäumt sich Hinatas ganzer Körper auf. Aber es kommt kein Laut über ihre Lippen.

Tenten legt ihr prüfend die Hand auf die Stirn und flucht gleich darauf derb. „Sie glüht!“

Sakuras Hände schweben immer noch grün über Hinatas Wunde und trotz ihrer jahrelangen Erfahrung steht ihr schon der Schweiß auf der Stirn. „Ich weiß! Sie hat einen allergischen Schock. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt teilweise noch ansprechbar ist. Allein die Schmerzen reichen eigentlich aus, um dich an den Rand der Bewusstlosigkeit zu bringen. Von dem Fieberwahn mal ganz abgesehen.“

„Allergischen Schock? Man kann auf Gift allergisch reagieren?“

„Verdammt, Naruto, halt die Klappe!“ Sakuras Wut ist nach all den Jahren immer noch beeindruckend genug, dass keiner der ANBU es wagt, einen Widerspruch anzubringen. „Ich habe so etwas auch noch nie gesehen. Shinzo hat sie nah genug an der Wunde getroffen und scheinbar hat das in Verbindung mit den Giftrückständen eine allergische Reaktion ausgelöst. Und es hört nicht auf sich auszubreiten!“

Hinata rührt sich kaum noch und keiner von ihnen kann sagen, ob sie überhaupt noch bei Bewusstsein ist.
 

Tenten sieht besorgt von Hinata zu Sakura. „Was machen wir denn jetzt?“

Sakuras Hand zittert, als sie sich damit über die Stirn fährt. „Ich weiß es nicht.“ Ihr geflüstertes Eingeständnis halt in der Stille wieder.

Naruto knurrt beinahe. „Was soll das heißen, du weißt es nicht? Sakura?“

Seine beste Freundin fährt sich fahrig durch die Haare. „Es ist ihr Bluterbe, das die Reaktion verursacht hat. Ich kenne mich mit den Byakugan nicht aus, ich weiß nicht, was ich machen soll.“

Tenten sieht zu Neji, aber dieser kann nur den Kopf schütteln, weil er seiner Stimme nicht mehr traut. Sakura hat die Augen geschlossen und scheint ihre gesamte Ausbildung bei Tsunade durchzugehen. Aber Tentens leise Frage lässt sie bedrückt inne halten. „Sakura, wie... wie lange noch?“

Naruto fährt panisch zu seiner ehemaligen Teamkameradin herum und als sie seinem Blick begegnet, erkennt er die blanke Angst darin.

„In ein paar Minuten wird ihr Herz stehen bleiben.“

„NEIN!“ Naruto wendet sich zitternd von den anderen ab und umfasst mit beiden Händen fest das Gesicht der blassen Clanerbin. „Hinata! Du wirst mich nicht verlassen, hörst du! Hinata!“
 

Es ist offensichtlich, dass es sie schon anstrengt, die Augen zu öffnen. „Na-ruto?“

Sie blinzelt ein paar Mal, bis sie sein Gesicht scharf sieht. Und erkennt, was den anderen verborgen bleibt, weil er ihnen den Rücken zuwendet. Naruto weint.

Sie hebt die Hand und wischt ihm die Tränen von der Wange, aber mit der Bewegung kommen auch die quälenden Schmerzen zurück. In der Dunkelheit hat sie sie schon beinahe vergessen. Sie zieht scharf die Luft ein und sucht hilfesuchend Sakuras Blick. „Sakura?“

Die Rosahaarige kniet panisch neben Naruto. „Shinzo hat dich in der Nähe deiner Verletzung getroffen. Scheinbar hat der Chakrastoß in Verbindung mit den Giftrückständen eine allergische Reaktion ausgelöst. Und ich – ich weiß nicht, was ich machen soll! Meine Heilung hilft dir nicht.“

Die junge Hyuuga nickt verstehend und schließt für einen Moment die Augen. „Ihr müsst alle von der Couch weggehen.“ Sie zwingt ihre Lider nach oben, weil sie beweisen muss, dass sie im Moment nicht fiebert.

Naruto öffnet protestierend den Mund, aber Sakura nickt und zieht ihn energisch mit sich auf die Beine.

Hinata zwingt ihre letzte Kraft in ihre Arme und schließt sie über der Brust zu dem Handzeichen, das ihr Bluterbe aktiviert. Der folgende Chakrastoß bereitet ihr solche Schmerzen, dass sie kurzzeitig wieder an den Rand der Bewusstlosigkeit stolpert. Sie muss mehrmals tief Luft holen, um die nötige Konzentration für das Jutsu aufzubringen. Aber sie hat keine Zeit mehr. Sie kann bereits fühlen, wie ihr Herz anfängt unter dem Einfluss des Giftes langsamer zu schlagen. Und es sind 40 Fingerzeichen.
 

Naruto ringt mit einer Übelkeit, die ihm fremd ist. „Was macht sie? Sakura?“

Aber seine ehemalige Teamkameradin antwortet ihm schon lange nicht mehr und da sogar Neji ziemlich ratlos die Bewegungen seiner Cousine verfolgt, hätte sie vermutlich nicht einmal eine Antwort für ihn gehabt.

Mit Hinatas letztem Fingerzeichen geht ihr Körper in blauen Flammen auf. Jeder Chakrapunkt ihres Körpers leuchtet durch ihre Haut auf. Die Augen weit aufgerissen, hat sie ihren Kiefer schraubstockartig zusammengepresst, sodass auch ja kein Laut über ihre Lippen kommt.

An der vergifteten Stelle ihres Körpers scheinen die umliegenden Chakrapunkte langsam anzufangen die dunkle Substanz des Giftes anzuziehen. Die schwarze Verfärbung der Haut lässt nach und stattdessen färben sich ihre Chakrapunkte dunkel. Mit einem stummen Schrei von der jungen Clanerbin brennen sich fünf schwarze Kugeln an ihrer Hüfte durch ihre Haut. Noch bevor die Kugeln den Boden berühren, fällt Hinata bewusstlos zurück auf die Couch.

Sakura sinkt noch in der selben Sekunde neben ihr auf die Knie und fühlt besorgt ihren Puls. Naruto kniet sich ebenfalls blass zurück neben die Couch, während Tenten die schwarzen Kugeln geschickt in ein Glas fegt, ohne sie zu berühren.

Aber Sakuras erschüttertes Flüstern, treibt Tenten panisch zurück. „Ich spüre ihren Puls fast nicht mehr.“

Die talentierte Waffenexpertin fällt haltlos auf die Knie, aber Naruto versteht es noch nicht. „Dann tu doch was – Sakura!“

Sasuke geht neben seiner ehemaligen Teamkameradin in die Hocke und obwohl er weiß, dass sie weder seine Berührung noch seine Hilfe will, legt er ihr vorsichtig eine Hand auf den Rücken und bietet ihr leise seine Hilfe an. „Du musst mir nur sagen, was ich machen soll.“

Aber Sakura schüttelt verzweifelt den Kopf. „Es liegt nicht daran, dass mein Chakra nicht reicht. Wenn ihr Herz stehen bleibt, würde ich sie normalerweise schocken. Aber das wird ihr Herz nicht aushalten.“

Naruto streicht seiner bewusstlosen Freundin zärtlich eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn. Aber dabei kann er das Zittern seiner Finger nicht mehr verbergen. „Warum nicht?“

Sakura holt tief Luft und nimmt unglücklich Hinatas Hand. „Sie hatte vor ein paar Jahren schon einmal einen Herzstillstand. Ich konnte sie wiederbeleben, aber... scheinbar hatte sie vorher schon ein schwaches Herz und danach... Das Gift hat sie gestern schon zu sehr geschwächt. Wenn ich sie jetzt schocke, überlebt sie das wahrscheinlich nicht.“
 

.

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Pain

Sakura holt tief Luft und nimmt unglücklich Hinatas Hand. „Sie hatte vor ein paar Jahren schon einmal einen Herzstillstand. Ich konnte sie wiederbeleben, aber... scheinbar hatte sie vorher schon ein schwaches Herz und danach... Das Gift hat sie gestern schon zu sehr geschwächt. Wenn ich sie jetzt schocke, überlebt sie das wahrscheinlich nicht.“
 

Tenten hebt, als Konsequenz auf eine letzte verzweifelte Idee hin, den Kopf. „Was ist mit Naruto?“

Wieder verstehen die drei Männer kein Wort, aber Sakura schüttelt verneinend den Kopf. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es sie umbringt ist zu hoch.“

„Irgendetwas müssen wir doch tun können! Was ist mit mir, Sakura?“

Zum ersten Mal seit sie erkannt haben, wer die drei sind, vergisst Sakura, dass sie auch auf Naruto sauer gewesen ist, weil er sie genauso verlassen hat wie Sasuke und nimmt seine Hand. „Sie muss es alleine schaffen. Und das wird sie.“

Sie nimmt ihre Hand weg, um erschöpft Fingerzeichen für ein Jutsu zu schließen, mit dem maximal Tenten etwas anfangen kann. Ihre Hände beginnen rot zu leuchten und als sie sie über Hinatas Brust legt, ist plötzlich ein schwaches, dumpfes Pochen im Raum zu hören.

Neji tritt einen Schritt näher an die Seite der Couch, wo Tenten immer noch am Boden neben Hinata kniet. „Ist das-“

„Hinatas Herzschlag.“ Sakura nickt und sinkt entkräftet auf einen der Stühle.

Sasuke geht neben ihr in die Hocke und senkt seine Stimme, obwohl er nicht glaubt, dass Naruto im Moment irgendjemandem von ihnen auch nur einen Funken Beachtung schenkt. „Was wirst du tun, wenn ihr Herz stehen bleibt?“

Die talentierte Medic-nin fährt sich seufzend durch die offenen Haare und ihre ganze Körperhaltung verrät ihre tiefe Erschöpfung und dass sie nicht mehr versucht, sie vor ihm zu verbergen, beweist nur, wie weit sie reicht. „Sie schocken und zu Kami-sama beten, dass es sie nicht umbringt.“

„Komm mit mir in die Küche.“

Nicht, dass sie normalerweise getan hätte, was mehr wie ein Befehl als eine Bitte klingt, aber der Blick, mit dem sie ihn dieses Mal bedenkt, ist neben dem üblichen Zorn noch mit einigem Unglauben gemischt. „Ich werde ihr nicht von der Seite weichen, bis ihr Zustand stabil ist.“

„Ich habe um die Küche gebeten, Sakura, nicht um Suna. Du kannst in einem Wimpernschlag an ihrer Seite sein.“

„Mir war nicht klar, dass du mich um irgendetwas gebeten hast.“

Ob in ihrem Zorn oder in ihrem Wunsch ihr Gespräch vor ihren Freunden zu verbergen, hat sie ihren Kopf so weit zu seinem gebeugt, dass er ihren Atem auf seinem Gesicht spüren kann. Seine Augen wandern nur eine Millisekunde zu ihren Lippen, aber als er ihrem Blick wieder begegnet, ist ihm klar, dass sie es bemerkt hat.

Aber bevor sie wahrhaftige Zentimeter und emotionale Kontinente zwischen sie bringen kann, spricht er ein Wort aus, von dem er an einer Hand abzählen kann, wie oft er es nach seinem sechsten Lebensjahr benutzt hat. „Bitte.“

Er sieht das überraschte Weiten ihrer Augen, aber sie kaschiert es gut, indem sie ihren prüfenden Blick auf Hinata richtet, bevor sie sich mit einem Seufzer erhebt, der allein dafür gedacht ist, um ihm klar zu machen, dass seine Bitte nichts anderes als eine Bürde für sie ist. Aber Sasuke ist ein Mann, den es nicht interessiert, wie er sein Ziel erreicht – solange er es erreicht.
 

Er hat die Tür kaum hinter sich geschlossen, da lehnt sie schon mit verschränkten Armen am anderen Ende des Raumes.

„Was?“

Er könnte so viel mit dieser Frage anfangen, aber im Moment will er nur eines. „Nimm mein Chakra.“

Das wütende Blitzen in ihren Augen drängt ihm die unangenehme Frage auf, ob der Zorn je aus ihrem Blick verschwinden wird, wenn sie ihn ansieht. „Welchen Teil von, ich will und brauche deine Hilfe nicht, hast du nicht verstanden?!“

„Oh, ich weiß, dass du meine Hilfe nicht willst, das hast du mehr als deutlich gemacht – mehrmals.“

Er durchquert den Raum mit langsamen Schritten, in dem vollen Bewusstsein, dass sie ihm in dem schmalen Raum, mit der Spüle im Rücken, nicht ausweichen kann. „Aber dass du sie brauchst, steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Und du wirst sie nehmen.“

Vielleicht ist es mehr als Zorn, vielleicht ist es bereits Verachtung. „Warum kannst du nicht einfach mit deiner ganzen Arroganz zur Hölle fahren?“

Er bleibt so dicht vor ihr stehen, dass sein Brustkorb ihren gerade so noch nicht berührt. „Oh, du würdest mich vermissen. Mich und meine Arroganz.“

„Ha-“ Aber in dem Moment, in dem sie ihren Mund öffnet – höchstwahrscheinlich um ihn entweder zu verspotten oder zu beleidigen – drückt er ihr unsanft seine Lippen auf und schiebt seine Zunge genüsslich in ihren Mund.

In dem Moment, in dem sie ihre Hände auf seinen Brustkorb legt, um ihn wegzustoßen, ergreift er sie – und lässt seinem Chakra freien Lauf.

„Nein!“

Sie reißt ihren Mund von ihm los, aber ihre Hände bekommt sie nicht frei.

Bis er sie loslässt und sie ihn in guter alter Manier ohrfeigt – mit einer Stärke, die sogar ihm den Kopf zur Seite dreht.

„Ich hasse dich!“

Weil sie seine Nähe nicht ertragen kann, kann sie gar nicht schnell genug aus der Küche entkommen.
 

Sie fühlt Tentens Blick auf sich, aber sie winkt die Bedenken ihrer Freundin ab. Die Auseinandersetzung mit Sasuke schafft es im Moment nicht einmal auf die Top-Ten ihrer Prioritätenliste.

„Was denkst du?“

Sie tritt neben Tenten und folgt deren Blick zu Hinata, deren Position auf der Couch unverändert scheint. „Ich denke die Tatsache, dass ihr Herz noch schlägt, ist ein unheimlich gutes Zeichen. Sie kann es überstehen.“

Naruto sitzt regungslos auf dem Boden neben der Coach und hält Hinatas Hand immer noch fest in seiner und sein Gesichtsausdruck lässt Sakura für einen Moment um seinen Geisteszustand fürchten.

Neji, der Tenten gegenüber am anderen Couchende gestanden hat, wendet sich leise an die rosahaarige Medic-nin. „Du hast gesagt, sie hatte schon einmal einen Herzstillstand. Wann ist das passiert?“

Sakura wechselt einen Blick mit Tenten, bevor sie antwortet. „Vor über vier Jahren.“

Aber dieser eine Blick hat Neji auch verraten, dass an dieser Geschichte mehr dran ist. „Und wie ist es passiert?“

Wieder sehen sich die beiden Frauen abschätzend an und dieses Mal verengt der Hyuuga augenblicklich misstrauisch die Augen. „Ich meine eine Achtzehnjährige hat im Normalfall nicht einfach so einen Herzstillstand.“

„Den hätte sie vielleicht auch nicht gehabt, wenn ihr Herz nicht vorher schon angeschlagen gewesen wäre.“ Das ist Sakuras Zorn, wenn sie sich in Enge getrieben fühlt. Sie spricht die Wahrheit aus und bereut es eine Sekunde später. Aber in diesem Moment hält sie nichts auf. „Wenn-“

„Sakura.“ Und dennoch hält sie für Tenten inne.

Die braunhaarige Waffenexpertin verschränkt müde die Arme. „Es war die Geburt der Zwillinge.“
 

Das ist das eine Stichwort, das sogar Narutos Aufmerksamkeit zumindest teilweise von Hinata lenkt. „Wie?“

Aber dieses Mal schüttelt Tenten den Kopf. „Das will sie dir bestimmt selbst erzählen.“

Sakura jedoch weiß, dass Naruto das so nicht hinnehmen wird. Zumindest jetzt nicht. „Zu der Zeit ist bei uns so einiges schief gelaufen. Und es wäre vielleicht nicht so weit gekommen, wenn wir ein Krankenhaus gehabt hätten oder Tsunade. Aber es waren nur wir drei.“ Ihr wütendes Schnauben tut ihre Verachtung kund. „Ihr wisst das natürlich nicht, aber die Geburtstage unserer Kinder liegen nur vier Tage auseinander, obwohl-“

Sie sieht zu Tenten und diese beendet ihren Satz gleichmütig. „Obwohl ich gute zwei Wochen früher schwanger geworden bin. Sakura und Hinata haben mir geholfen Yuki zu entbinden und für zwei Tage war alles gut. Aber dann haben bei Hinata die Wehen eingesetzt – zwei Wochen zu früh.“

„Was bei Zwillingen nicht ungewöhnlich ist.“ Sakura fährt sich fahrig durch die Haare. „Aber die Bedingungen waren nicht unbedingt günstig. Kein Krankenhaus weit und breit und Hinata hätte außer mir und Tenten sowieso niemanden in den Raum gelassen. Niemand außer uns weiß, welcher Zwilling zuerst geboren wurde und kein Hyuuga wird es je erfahren.“

„Und weiter?“

Sakura sieht zu Neji und zuckt gespielt lässig mit den Schultern. „Letztendlich ist alles gut gegangen. Die Zwillinge wurden gesund geboren, ich habe Hinata wieder belebt, meine Wehen haben eingesetzt und ein paar Stunden später ist Yoru auf die Welt gekommen.“

„Yoru kam auch zu früh auf die Welt?“

Sakura blinzelt nicht einmal in Sasukes Richtung, aber weil sie weiß, dass der Bastard andernfalls niemals Ruhe geben wird, lässt sie sich zu einer Antwort herab. Oder zu so was ähnlichem. „Wie gesagt: Letztendlich ist alles gut gegangen.“
 

Aber jetzt weilt auch Naruto wieder unter ihnen. „Warum musste sie heute gegen Shinzo kämpfen? Sakura? Was hast du damit gemeint, als du sagtest, sie tut es für uns?“

„Genau das. Verdammt, wenn ihr drei nicht solche elenden Egoisten wärt, müsste ich euch keine Geschichtsstunde über die letzten fünf Jahre unseres Lebens geben! Wir kamen hierher, weil wir nicht wirklich eine andere Wahl hatten – herzlichen Dank auch dafür! Aber das hier ist ein Zufluchtsort für Hyuuga und aus Sicherheitsgründen werden Außenseiter nicht toleriert. Nur so konnte das Dorf jahrzehntelang geheim gehalten werden. Sie hätten Tenten geduldet, da ihr Kind zumindest zur Hälfte ein Hyuuga ist. Aber Yoru und ich haben hier nichts verloren.“

Neji füllt die Lücke. „Also hat Hinata ihren Platz als Oberhaupt eingefordert.“

Tenten nickt, obwohl es nicht wirklich eine Frage ist. „Da sie offensichtlich nicht kämpfen konnte, als wir hier ankamen, gab Shinzo ihr drei Monate nach der Geburt der Zwillinge.“

„Und drei Monate nachdem ihr Herz stehen geblieben ist, hat sie Shinzo fertig gemacht. Und seither jeden, der sie herausgefordert hat.“ Sakura kniet sich neben Naruto und hält ihre Hand über Hinatas Brust. Ihr Chakra leuchtet nicht auf, aber sie runzelt sichtlich überrascht die Stirn.

Und weil Naruto direkt neben ihr sitzt, sieht er es. „Was ist los? Sakura?“

„Irgendetwas stimmt nicht!“

„Sakura!“ Naruto greift ängstlich nach ihrem Arm, aber Sakura schüttelt ihn unwirsch ab.

„Verdammt, Naruto, ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber während der Zeit, die ich damit verschwende dir etwas zu erklären, was du ohnehin nicht verstehen kannst, kann ich Hinata nicht helfen. Neji, kannst du dir Hinatas Chakralinien ansehen?“
 

Tenten tritt synchron mit Neji einen Schritt näher an die Couch, während der Hyuuga sein Bluterbe aktiviert.

Tenten, die für den Moment Neji statt Hinata ansieht, spürt erneut Übelkeit in sich aufsteigen, als sie sieht wie auch der sonst so beherrschte Clanberbe besorgt die Stirn runzelt. „Was siehst du?“

„Ihr Chakra es ist-“

„Weg?“, bietet Sakura an.

„Nein, nicht weg. Es ist vorhanden, aber nicht einmal ansatzweise in dem Ausmaß, in dem es normalerweise bei einem Ninja präsent ist.“

„Was bedeutet das?“ Naruto starrt verzweifelt auf Hinatas Hand, die er in seiner hält wie einen Anker. Er bemerkt erst, als Sakura das Jutsu aufhebt und Hinatas Herzschlag nicht mehr im Raum zu hören ist, wie sehr er sich auf den Beweis konzentriert hat, dass ihr Herz noch schlägt. Er dreht sich zu seiner Teamkameradin, aber diese steht auf, bevor er den Mund aufmachen kann.

„Ich weiß es nicht. Noch mehr Komplikationen vermutlich. Aber im Moment ist es das Beste, was uns passieren konnte. Was auch immer diese Chakrareduktion bewirkt hat – weniger Chakra bedeutet weniger Belastung für ihr Herz. Im Moment ist es egal, wie es passiert ist – es hat vermutlich ihr Leben gerettet.“

Tenten tritt hektisch neben Sakura und greift unsicher nach dem Arm ihrer Freundin. „Bedeutet das-“

Sakrua nickt. „Sie ist überm Berg. Sie wird es überleben.“

Tenten zieht die junge Medic-nin stürmisch in eine feste Umarmung und vor Erleichterung zittert ihr ganzer Körper. „Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das sage, aber wir werden langsam echt zu alt für diesen Scheiß!“

Sakura löst sich lachend von ihr. „Ich brauch jetzt was zum trinken. Noch irgendwer?“

Tenten und Neji heben beide die Hand und Sakura bemerkt ihren Fehler erst, als jemand hinter ihr in die Küche tritt. Aber dieses Mal ist es nicht Sasuke, der ihr folgt, sondern Naruto. „Sakura-“

Sie dreht sich impulsiv um und umarmt ihren besten Freund. Sie hat ihn nicht umarmt, als er nach fünf Jahren von seiner Mission zurückgekommen ist, aber jetzt schlingt sie fest beide Arme um ihn und hält ihn in einer beruhigenden Umarmung. „Sie wird wieder gesund, ich verspreche es! Wir werden sie nicht verlieren!“

„Ich kann nicht – ich habe sie doch gerade erst zurückbekommen!“

Sie hält ihn noch ein wenig fester. „Ich weiß. Aber du verlierst sie nicht.“

„Saku?“

„Mhm?“

„Es tut mir leid! Ich weiß, ich habe dich auch verlassen und nach allem was Sasuke getan hat- Nein, um den Teme geht es gar nicht. Nachdem wir ihn verloren haben, habe ich dir versprochen immer für dich da zu sein. Und das habe ich nicht gehalten. Und das tut mir unendlich leid!“

„Es ist gut.“ Es wird dauern, bis ihre Freundschaft sich ganz davon erholt hat, aber sie vergibt ihm.

Bei Naruto ist es einfach.

Naruto hat ihr nicht das Herz gebrochen.
 

„Sakura!“

Es ist Tenten und sie sind beide in einem Wimpernschlag wieder im Wohnzimmer.

„Ich glaube, sie wacht auf!“

Sakura kniet sofort nahe Tenten neben der Couch, eine Hand an Hinatas Handgelenk, die andere über ihrem Herzen. Aber noch bevor Sakura ihr Chakra aktiviert, durchbricht Hinatas Stimme die plötzliche Stille. Leise und atemlos, aber da. „Ja, ich lebe noch.“

Dann schlägt sie die Augen auf und sie sind hell und warm und Hinata.

Naruto schlägt überwältigt eine zitternde Hand vor den Mund und zum ersten Mal an diesem Abend muss er sich von ihr abwenden, um nicht die Fassung zu verlieren.

Sakura nimmt ihre Hand von Hinatas Brustkorb und lässt vorsichtig zu, dass sich die junge Clanerbin langsam aufsetzt. Weder Tenten noch Sakura machen Anstalten ihr zu helfen, aber sobald Hinata sitzt, rutschen sie links und rechts neben sie auf die Couch.

Tsunades ehemalige Schülerin greift augenblicklich wieder nach einem ihrer Handgelenk, um ihren Puls erneut zu messen. „Weißt du noch, was passiert ist?“

Die hübsche Clanerbin ringt sich ein müdes Lächeln ab. „Du meinst die allergische Reaktion, die Shinzos Chakra mit den Restbeständen des Giftes in meinem Körper ausgelöst hat? Und die Auswirkungen, die das auf mein Herz hatte? Oh ja, ich erinnere mich. Hab ich irgendwas signifikantes verpasst, während ich bewusstlos war? Die Kinder sind nicht aufgewacht, oder?“

Tenten legt ihr die Hand auf die Schulter, mehr um sich selbst zu beruhigen als Hinata. „Nein, sie haben nichts gemerkt.“

„Gut, was ist es dann? Sakura?“

„Dein Herzschlag war zeitweise kritisch schwach, aber es ist nicht stehen geblieben.“

Das was-wäre-wenn steht unausgesprochen im Raum und Hinata ist sich sehr wohl bewusst, dass Naruto sie immer noch nicht ansieht. Aber das steht im Moment nicht an erster Stelle. „Sakura, spuck das aber aus.“

Die talentierte Medic-nin seufzt verdrießlich, weil was hat sie erwartet? Auch ohne einsatzbereite Byakugan ist es immer noch Hinata. „Irgendetwas stimmt mit deinem Chakra nicht.“

Aber die junge Hyuuga nickt nur und bei ihren nächsten Worten sieht auch Naruto auf. „Ich weiß. Ich habe es kurz geschlossen.“
 

Neji lässt sich gegenüber von den Frauen auf einen Sessel fallen. „Du hast dein Chakra kurz geschlossen?“

„Neji, ich liebe dich und weil ich weiß wohin das führt, werde ich es nur einmal sagen: Es hat einen Grund, warum so gut wie niemand im ganzen Hyuuga-Clan je von dieser Technik gehört hat, dich – bei all deinem Ehrgeiz – eingeschlossen. Als ich über diese Technik gelesen habe, habe ich noch gedacht, dass ich das nie anwenden würde. Und ich hätte es nicht getan, wenn ich eine andere Möglichkeit gesehen hätte.“

„Woher weißt du davon?“

Aber Zynismus an Hinata ist neu. „Oh, das Oberhaupt dieses Clans zu sein hat unheimlich viele Vorteile.“

Neji beschließt das mal so stehen zu lassen, aber das heißt nicht, dass er keine anderen Fragen hat. „Hast du eine Ahnung wie lange es dauern wird, bis sich dein Chakra davon erholt?“

Aber ganz offensichtlich steht seiner Cousine nicht der Sinn nach seiner Fragestunde. „Wir werden sehen.“

Tenten erhebt sich und bedeutet Neji stumm es ihr gleich zu tun. Sie führt die Männer in das Wohnzimmer, in dem sie die letzten Nächste verbracht haben. „Wir sollten alle versuchen noch ein paar Stunden zu schlafen. Alles nicht akut lebensbedrohliche können wir auch morgen noch klären.“

Sogar Neji und Sasuke nicken in stummer Akzeptanz.

Aber Tenten greift nach Narutos Ärmel und zieht ihn mit sich zurück aus dem Raum. „Du warst nicht gemeint.“
 

~
 

Sobald Tenten die Männer aus dem Raum geführt hat, dreht Sakura sich zu Hinata. „Wie schlimm sind deine Schmerzen?“

Hinata dankt ihr stumm, dass sie mit dieser Frage gewartet hat, bis sich Naruto nicht mehr in ihrer direkten Hörweite befindet. „Mein ganzer Körper steht in Flammen und ich spüre jeden Herzschlag.“

Sakura erhebt sich mit einem Nicken. „Ich mach dir einen Tee.“

Ihre zierliche Gestalt verschwindet im selben Moment in der Küche, in dem Tenten mit Naruto zurückkommt.
 

Hinata streckt die Hand nach ihrer ältesten Freundin aus und diese folgt ihr bereitwillig in eine feste Umarmung.

Naruto kann die geflüsterten Worte der beiden Frauen nicht verstehen, aber er sieht die Handbewegung mit der Hinata Tenten über die Wange fährt, bevor diese sich erhebt und im Schlafzimmer verschwindet.

Dann sieht sie ihn an. „Naruto.“

Als sie aufsteht, langsam und – obwohl er es ihr nicht nachweisen kann – mit Schmerzen, und Anstalten macht auf ihn zuzugehen, wacht er endlich auf.

Er ist in einer Millisekunde bei ihr und reißt sie in seine Arme. Er kann das Zittern seines Körpers nicht vor ihr verbergen, aber sie hält ihn nur fester.

„Ich dachte für einen Moment ich verliere dich! Als Sakura gesagt hat, dass sie dich nicht wiederbeleben kann, wenn dein Herz stehen bleibt– und ich kann nicht! Ich hatte dich einen Tag und ich habe dich nach fünf Jahren gerade erst zurückbekommen. Und ich weiß, das ist allein meine Schuld, aber ich kann-“, er hebt den Kopf von ihrer Schulter und sieht sie mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck an, den sie so noch nie an ihm gesehen hat. „Ich kann dich nicht verlieren!“

„Das wirst du nicht!“ Hinata streckt sich trotz ihrer beachtlichen Schmerzen auf die Zehenspitzen, nimmt sein Gesicht zärtlich in beide Hände und zieht ihn kompromisslos zu sich herunter, bis seine Lippen auf ihren liegen.

Sie will ihn bei sich halten, solange sie kann. Aber das Rasen ihres Herzens, das nach fünf Jahren immer noch fest an seine Nähe gebunden ist, ist heute zu schmerzhaft.

Sakuras Rückkehr gibt ihr einen glaubwürdigen Grund sich von ihm zu lösen. „Kannst du mich einen Moment mit Sakura allein lassen?“

Naruto nickt nur, küsst sie zärtlich auf die Stirn und tritt durch die gläserne Schiebetür hinaus auf die Terrasse.
 

Hinata lässt sich zurück auf die Couch sinken und klopft müde auf die Fläche neben sich. Tsunades ehemalige Schülerin sinkt wortlos auf das Polster und lehnt ihren Kopf in jahrelangem Vertrauen an Hinatas Schulter, während diese tröstend einen Arm um sie legt. „Was hat er getan?“

Sakura holt tief Luft, aber ihre Stimme zittert trotzdem. „Er hat mir sein Chakra aufgezwungen. Als würde es nicht reichen, dass mir seine bloße Anwesenheit unter die Haut geht, nein – er muss mir auch noch im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehen! Wo ich ihn nicht wegwaschen kann! Wo ich ihm nicht entkommen kann! Egal, was ich auch mache, ich kann ihm nicht entkommen!“

„Ich würde anbieten es dir abzunehmen, aber das ist mir im Moment leider nicht möglich.“

„Ist schon gut. Ich werds überleben – wie immer.“

„Ich weiß, du brauchst nicht noch einen Grund mehr, um wütend auf ihn zu sein und wenn du willst halte ich bis morgen den Mund.“

Aber Sakura sieht sofort auf. „Nein, was ist es?“

Hinata sieht durch die Scheibe, wo sie Narutos Umriss auch ohne Byakugan sofort ausmachen kann. „Wir müssen sie fragen, wann sie nach Konoha zurückkehren.“

Sakura setzt sich auf und folgt Hinatas Blick, nicht ohne kurz auf die Tür zu sehen, die sie von Sasuke und Neji trennt. „Aber deswegen machst du dir keine Sorgen.“ Die Art wie Hinata sich auf die Unterlippe beißt, sagt ihr, dass sie es eigentlich gar nicht wissen will.

„Ich glaube, dass sie wollen, dass wir mit ihnen zurückgehen.“
 

Weil sie weiß, dass Hinatas glauben anderer Leute wissen ist, ringt Sakura schon wieder mit diesem lodernden Zorn, den sie in der Regeln nur einem verdankt. „Wenn das wahr ist, bring ich den Bastard vielleicht doch noch um!“

Hinata legt beruhigend den Arm um sie und zieht sie zurück gegen die Couchlehne. „Gib mir bis morgen. Ich habe so eine Ahnung, dass ich für dieses Gespräch mein Chakra brauchen werde.“

„Bist du dir sicher, dass du dich bis morgen wieder soweit erholt hast?“

„Ich weiß, dass eine Nacht ohne Chakra schlimm genug ist.“ Und mehr können sie sich nicht leisten, aber das sagt sie nicht.

Sakura sieht erneut abschätzend nach draußen. „Was ist mit Naruto?“

Hinata seufzt. „Ich fürchte nach dem heutigen Abend wird er eher Sasuke zustimmen. Außerdem kennt Naruto meinen Vater nicht wirklich. Neji dürfte am leichtesten umzustimmen sein. Andererseits ist sein Ego ebenso groß, dass er den anderen nicht widersprechen wird, wenn Sasuke davon anfängt, dass sie uns doch beschützen können.“

Sakura schnaubt sich voller Verachtung durch die Tonleiter. „Was für ein Glück, dass wir weder ihren Segen noch ihre Erlaubnis brauchen.“

Hinatas Lächeln ist nicht nur beschwichtigend. „Besser?“

Sakura grinst. „Oh, du weißt doch, zu planen, wie ich ihm eins auswischen kann, hilft mir immer.“ Sie zwinkert und steht auf. „Hol ihn rein, bevor er da draußen festfriert. Ich kann bis morgen warten.“

In dem subtilen Versuch Hinata zu schonen macht sie den Umweg zum Fenster, klopft dagegen und nickt Naruto zu.

Er ist schon im Raum, bevor Sakura die Schlafzimmertür ganz hinter sich geschlossen hat.
 

Während Hinata beobachtet, wie Naruto den Raum durchquert, erwägt sie aufzustehen. Aber dann – wem versucht sie hier etwas vorzumachen? Sie kämpft im Moment schon darum nur die Augen aufzuhalten. Also begnügt sie sich damit den Kopf in den Nacken zu legen, um zu ihm aufzusehen. „Ich weiß, ich war es, die reden wollte, aber wenn es dir nichts ausmacht, würde ich das gerne auf morgen verschieben.“

Seine Antwort ist wortlos. Er legt ihr zärtlich eine Hand in den Nacken, senkt den Kopf und küsst sie.

Und sie nimmt die Schmerzen gerne hin.

„Kannst du bitte die Couch ausklappen?“

Er zieht grinsend eine Augenbraue in die Höhe, kommt ihrer Bitte aber kommentarlos nach. Sie steht nicht auf und gesteht ihre Schwäche damit stumm ein. Sie hat keinen Grund ihm etwas vorzumachen.

Sobald er die kleine Klappcouch ausgebreitet hat, lässt sie sich zurückfallen und streckt stumm die Hand nach ihm aus. Er umschließt ihre Finger vorsichtiger als sonst und steigt geschickt über sie auf die Couch.

Sie brauchen keine Worte. Er schlingt schützend beide Arme um sie und zieht sie so nah wie möglich an sich.

Und die Panik, die mit dem temporären Verlust ihres Chakras verbunden ist, schwindet automatisch. In den letzten fünf Jahren hat sie sich keine Sekunde erlaubt in ihrer Wachsamkeit nachzulassen und alles was es von ihm braucht ist eine Umarmung und alle Anspannung fällt von ihr ab. Aber dann hat sie sich auch vor seinem Verschwinden nur in dieser einen Nacht wirklich sicher gefühlt, wo er ihr nicht von der Seite gewichen ist.

Sie schließt vollkommen entkräftet die Augen. „Ich liebe dich“, und schläft schon, bevor er ihr dieselben Worte ins Ohr flüstert.

Mit ihrem lebendigen Herzschlag unter den Fingern, findet auch er für diese Nacht endlich Ruhe.
 

.

.

.
 

Sie ist noch nie neben ihm aufgewacht. Das letzte mal sind ihnen fünf Jahre dazwischen gekommen.

Seine lockere Umarmung um ihre Hüfte wird enger und verrät ihr, dass er wach ist, lange bevor er spricht. „Daran könnte ich mich gewöhnen.“

Hinata schließt lächelnd noch einmal die Augen. „Ja, aber unsere Kinder wachen bald auf. Und ich brauche vorher ganz dringend eine Dusche.“

Die Art, wie Naruto sie über ihre Schulter gewohnt übermütig angrinst, verrät ihr, dass das die falsche Antwort war. „Willst du, dass ich mitkomme?“

So schnell verschwinden fünf Jahre und sie findet sich einmal mehr an dem Punkt wieder, wo sie zu sehr mit ihrem aufgeregten Herzrasen und dieser grässlichen Röte zu kämpfen hat, um eine anständige Antwort formulieren zu können. „Naruto.“

Ihr Flüstern geht beinahe in einem lauten Keuchen unter, als er eine Hand auf ihren Bauch legt, seinen Daumen unter ihr T-Shirt schiebt und anfängt kleine Kreise auf ihrer nackten Haut zu ziehen.

Er beugt sich vor und küsst sie auf die nackte Haut an ihrem Schlüsselbein. „Geh. Aber ich werde dich heute Abend daran erinnern, wo wir stehen geblieben sind.“

Die Selbstverständlichkeit mit der er sie berührt, gibt ihr das Selbstvertrauen dasselbe zu tun. Sie schiebt eine Hand in seine Haare und küsst ihn verheißungsvoll, bevor sie elegant von der Couch rutscht und in einem Wimpernschlag in dem Badezimmer unter ihrem Dachstuhl verschwindet.
 

~
 

Hinata steigt gerade aus der Dusche, als sich die Luke zu ihrem Schlafzimmer öffnet und sowohl Sakura als auch Tenten geschickt in das Badezimmer klettern.

„Guten Morgen.“

Sakura tritt mit einem erwiderten Gruß neben Hinata und hält stumm die Hand über ihr Herz. Und Tenten ist direkt neben ihr. „Wie sieht´s aus?“

„Besser als zu erwarten war. Aber Hinata-“

„Ich weiß: Nach Möglichkeit keine weitere Überbeanspruchung.“

Tenten seufzt. „Was ist mit deinem Chakra?“

Hinatas stumme Antwort ist der gewaltige Chakrastoß, den sie durch ihren Körper jagt, indem sie ihr Bluterbe aktiviert. Für Sakura ist das Antwort genug und sie steigt ohne einen weiteren Kommentar summend unter die Dusche.

Aber Tentens mangelnde Begeisterung steht ihr ins Gesicht geschrieben. „Sakura hat mir erzählt, worüber ihr gestern Abend noch gesprochen habt.“

„Und du bist anderer Meinung?“

„Ich habe gestern nur zugelassen, dass du dich Shinzo gestellt hast, weil es unausweichlich war. Aber diese Konfrontation kann gut noch bis morgen warten.“

Hinata dreht sich um und umarmt ihre perplexe Freundin, die sichtlich mit einer anderen Reaktion gerechnet hat. „Natürlich.“

Während Tenten noch verdutzt blinzelt, verschwindet Hinata lautlos durch die Luke ins Schlafzimmer.

„Was war das denn?“

Von Sakura kommt nur ein „Sie ist verliebt!“, als würde das alles erklären.
 

*
 

Naruto ist gerade aufgestanden und hat die Couch in ihren Originalzustand zurückversetzt, als das Klicken der Tür ihn veranlasst sich zu seinen beiden Teamkameraden umzudrehen.

„Ist das Hinatas Chakra?“ Es ist schierer Unglaube, der Neji veranlasst etwas als Frage zu formulieren, was er selbst am Besten weiß.

Aber Naruto bestätigt es dennoch mit einem Grinsen. „Ja.“

In diesem Moment öffnet sich die Schlafzimmertür und Minato und Yoru stürmen lachend in das Zimmer, Hinata direkt hinter ihnen. Die beiden Jungen kommen schlitternd zum Stehen und drehen sich synchron zu Hinata um, die grinsend die Arme verschränkt. Hinter ihren Beinen tauchen jetzt auch die Mädchen auf, gerade als Yoru und Minato sich ein Zeichen geben und letzter sich aufgeregt an seine Mutter wendet. „Mama?“

Hinata zieht in einer stummen Frage eine Augenbraue in die Höhe.

Aber die Vertrautheit der Situation verrät den Männern, dass zumindest ihr längst klar ist, was die Kinder vorhaben. Vor allem, weil Minato sichtlich ungeduldig zappelt, während er seine nächsten Worte ausspricht. „Du kriegst uns nicht!“

Seine Mutter schmunzelt fröhlich. „Ist das so?“

Die vier Kinder nicken einstimmig und die beiden Mädchen entfernen sich bereits von ihr, während Hinata langsam in die Hocke geht. „Wenn das so ist, solltet ihr besser anfangen zu laufen – JETZT!“

Die Kinder streben lachend und kreischend verschiedene Richtungen an, während Hinata gemächlich ihre Verfolgung aufnimmt.
 

Yoru ist der Erste, der von zwei Händen umschlossen wird und unter lautem Quietschen in die Luft gehoben wird. Seine Mutter ist hinter ihn getreten, ohne dass er es gemerkt hat.

„Mama!“

Sasuke hat sich in der Sekunde zu ihr umgedreht, in der Sakura im Raum aufgetaucht ist. Und gerade kann er sehen, wie ein Grinsen das Gesicht seines Sohnes verzerrt, das er in diesem Ausmaß bisher nur bei seinem besten Freund gesehen hat. Das hat er definitiv nicht von ihm.

„Das ist unfair, Mama!“

In Sakuras Augen funkelt ein Schalk, den er seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hat.

„Unfair, huh? Mein Sohn, du weißt noch nicht, was unfair ist.“ Sie hält ihn mit einer Hand in der Luft und kitzelt ihn mit der anderen, bis er unter seinem aufgekratzten Lachen fast keine Luft mehr bekommt.
 

Minato ist der nächste, der seiner Mutter in die Hände fällt. Auch er beschwert sich, aber seine Mutter küsst ihn auf beide Wangen und setzt ihn ab. „Geh und hilf deiner Tante und Yoru in der Küche. Ich muss deine Schwester einfangen.“

Während Sakura sich jeweils einen lachenden Jungen unter den Arm klemmt und in der Küche verschwindet, Sasuke beschließt einmal mehr sein Leben zu riskieren und ihr zu folgen, dreht Hinata sich zur Terrasse um. Natürlich ist ihr nicht entgangen, dass ihre Tochter nach draußen entkommen ist. Tenten dagegen folgt Yuki in das Zimmer, in dem die Männer schlafen. Und Neji und Naruto können beide nicht anders, als ihnen zu folgen.
 

Yuki flieht kreischend in den nächsten Raum, als sie ihre Mutter sieht. Aber bevor Tenten ihr mit einem Lächeln folgen kann, dreht sich der Raum plötzlich vor ihren Augen und das nächste was sie weiß ist, dass ihr ganzer Rücken gegen Neji lehnt und seine Arme um ihre Hüfte das einzige sind, was sie aufrecht hält.

„Was hast du?“

„Nichts!“ Sie will sich gewohnt starrsinnig von ihm lösen, aber er lässt sie nicht.

Tenten hält angespannt die Luft an, als er mit seinen Fingern provozierend über ihre Seite streicht. Sein warmer Atem streift mit jedem seiner Worte ihre Wange, weil er den Kopf so weit über ihre Schulter beugt und ihr verräterischer Körper zittert spürbar unter der Vertrautheit mit der er sie im Arm hält.

„Ich kann deine Rippen durch deine Kleidung fühlen, Ten. Und ich sehe auch, wie du dich um Hinata sorgst. Und ich weiß, du vertraust mir im Moment nicht. Aber deswegen werde ich nicht zusehen, wie du dich unter all deinen Sorgen aufarbeitest.“

Sie kann nicht anders.

Für einen Moment erlaubt sie sich die Schwäche einzugestehen und ihren Kopf erschöpft an seine Schulter zu lehnen und sich zum ersten Mal seit fünf Jahren auf seine Stärke zu verlassen.

Sie war beinahe ihr ganzes Leben lang allein und bevor Neji in ihr Leben getreten ist, hat sie die feste Meinung vertreten nichts und niemanden zu brauchen.

Und dann ist dieser sture, arrogante, schicksalsbesessene Macho an ihrer Seite aufgetaucht und hat sich in ihrem Herzen eingenistet, ohne sie um Erlaubnis zu fragen.

In einer seltenen Sentimentalität hat er ihr einmal gesagt, dass sie einander beigebracht hätten, zu lieben. Und in vielerlei Hinsicht war das wahr. Ihre Erinnerungen an ihre Eltern waren mit der Zeit schmerzhaft verblasst und von der Naivität eines Kindes gefärbt. Auch wenn sie in Hinata, Lee und den anderen Mädchen treue Freunde gefunden hat, hat sie ihr Herz dennoch immer mit einer unsichtbaren Mauer geschützt.

Ihr ist lange Zeit nicht einmal bewusst gewesen, wie ähnlich sie und Neji sich in dieser Hinsicht waren, bis er es ihr einmal in seiner unerträglichen, besserwisserischen Art an den Kopf geworfen hat.

Er ist der Einzige, den sie je auf diese Art geliebt hat.

Auf diese verzerrende, sengende, lodernde, maßlose, verzweifelte Art und Weise.

Unter seinen Berührungen hat sie zum ersten Mal erkannt, dass es einen entscheidenden Unterschied gibt, zwischen am Leben sein und wirklich zu leben.

Er hat ihr gezeigt, was wirkliche Leidenschaft bedeutet.

Was für ein unbeschreibliches Gefühl es ist Tag für Tag neben jemandem aufzuwachen, mit der Gewissheit, dass man nicht länger allein ist.

Wie es ist, jemanden zu vermissen, obwohl er vor fünf Minuten noch da war.

Was es bedeutet, jemanden mehr zu lieben, als das eigene Leben.

Aber genau aus diesem Grund ist sie auch immer noch so maßlos wütend auf ihn.

Darauf, dass er sie im Stich gelassen hat, nachdem er sie glauben gemacht hat, dass er immer für sie da sein würde.

Nachdem er sie dazu gebracht hat ihm ihr Herz zu öffnen.

Als er sie verlassen hat, wäre sie beinahe daran zerbrochen.

Sie, die nichts aus der Fassung bringt und die schon so viel ertragen hat.

Es ist ihre eigene Schwäche, die sie ihm nicht verzeihen kann.
 

Plötzlich schnürt ihr die Vertrautheit seiner Nähe die Luft ab und sie macht sich panisch von ihm los und stolpert hektisch aus dem Raum, um zu verhindern, dass er sie noch mal aufhält.

Aber im Moment zerreißt sie ihr innerer Tumult beinahe.

Denn ihr pochendes Herz zieht schmerzhaft an ihr, fast so, als wollte es sie mit aller Macht dazu bewegen umzudrehen.

Es ist ihr Verstand, der ihr energisch zuflüstert, dass sie Abstand braucht. Dass sie ihr dummes Herz beschützen muss.

Doch gleichzeitig ahnt sie untrüglich, dass ihr das nicht mehr lange helfen wird. Denn ihr Verstand war noch nie besonders durchsetzungsstark, wenn es um ihre Gefühle für diesen Mann ging.
 

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Forgiveness

Am selben Morgen
 

Es ist ein ungewöhnlich friedlicher Morgen, aber die Männer erfahren dennoch erst, dass die Kinder heute in den Kindergarten gehen, als die Frauen vor dem Gebäude stehen bleiben und sich von den Kindern verabschieden.

Wenn es nach ihnen gegangen wäre, hätten sie den gestrigen Tag gerne wiederholen können. Natürlich ist es Sasuke, der seinen Mund nicht halten kann. „Warum habt ihr sie nicht noch einen Tag Zuhause gelassen?“

Sakura öffnet den Mund, erinnert sich daran, dass Tenten um einen Tag Frieden gebeten hat, und bleibt stumm. Es ist Hinata, die in gewohnter Gelassenheit antwortet. „Wir versuchen unser Möglichstes sie nicht zu oft aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen. Mit unseren Reisen nach Suna und allem was sonst noch so ansteht, passiert das ohnehin viel zu oft. Und wenn sie nicht an unserer Seite sein können, ist der Kindergarten der zweitsicherste Ort für sie.“ Sie nickt Sakura und Tenten zu und die beiden folgen ihr mit einer Selbstverständlichkeit, die anfängt die Männer in den Wahnsinn zu treiben.
 

Als es offensichtlich wird, dass sie nicht auf dem Weg zum Training sind, wird Sasuke dieses ewige Frage-Antwort-Spiel zu dumm. „Ist es zu viel verlangt, dass ihr uns wenigstens darüber informiert, wohin wir gehen?“

„Da ich erstens glaube, dass Shinzo nicht unbedingt scharf darauf ist, mich heute zu sehen und zweitens mehr dazu gehört einen Clan zu leiten, als Leute rumzukommandieren – zumindest meiner Meinung nach – steht heute der Papierkram an.“

Naruto runzelt die Stirn. „Warum sollte Shinzo dich nicht sehen wollen? Du hast nichts falsch gemacht.“

„Nein, aber ich habe ihn vor dem ganzen Dorf gedemütigt. Den Mann, der dieses Dorf jahrzehntelang geleitet hat, bevor wir hier aufgetaucht sind. Und das Ausmaß, in dem Shinzo im ganzen Dorf geschätzt wird, ist nur einer von vielen Beweisen, dass er seinen Job als Oberhaupt mehr als gut gemacht hat.“

„Er hat sich dir widersetzt, du hattest keine andere Wahl.“

Hinata begegnet dem gleichmütigen Kommentar ihres Cousins mit ungewohntem Spott. „Und das wäre dann auch nur einer von hundert Gründen, warum niemand je wollte, dass ich Oberhaupt dieses Clans werde. Mich eingeschlossen.“

Neji öffnet den Mund in offensichtlichem Protest, aber jemand anders ruft ihren Namen zuerst.

„Hinata!“

Während die anderen sich zu einem Hyuuga mit dunklen Haaren umdrehen, der ein paar Jahre älter als sie zu sein scheint, schließt Hinata entnervt die Augen und fleht stumm um Gnade.

Tenten flüstert „Willst du, dass ich ihn los werde?“

Auch Hinata senkt ihre Stimme auf ein Minimum. „Ich will, dass er die Bedeutung des Wortes nein verstehen lernt! Oder nach Iwa umzieht.“

Das Unausweichliche winkt ein paar Meter vor ihnen und Hinatas Seufzen verrät, ganz untypisch, ihren Unwillen, als sie einen Schritt nach vorne tritt. „Entschuldigt mich. Das wird nicht lange dauern.“
 

Sakura verschränkt grinsend die Arme. „Das glaubt auch nur sie.“

Tenten nickt. „Der Sicherheitsabstand, den sie zu ihm hält, nur um seiner Berührung zu entgehen, sollte ihm eigentlich Antwort genug sein. Aber er ist ja nicht unbedingt der Hellste.“

Auch Naruto hat mittlerweile verstanden, worum es hier geht und knurrt zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Wer zum Teufel ist der Kerl?“

Sakura lässt sich zu einer amüsierten Antwort herab. „Kudo. Unwichtiger Hyuuga, der geradezu besessen von Hinata ist. Wie oft hat er sie jetzt schon gefragt, ob sie ihn heiratet? Dreimal?“

Tenten hebt stumm vier Finger in die Luft, aber auch sie kann das Grinsen auf ihren Lippen nicht verbergen.

„Willst du mich verarschen?“ Wut, die er so nicht kennt, pulsiert heiß in seinen Adern.

Aber gerade, als Naruto ansetzt, Hinatas Gesprächspartner auseinanderzunehmen, umfasst seine ehemalige Teamkameradin beschwichtigend seinen Arm. „Sei kein Narr, Naruto. Siehst du nicht, wie zuwider ihr die ganze Sache ist? Kudo ist nicht der Einzige, der sie in den letzten Jahren angemacht hat. Was für dich zählen sollte, ist die Tatsache, dass sie keinen von ihnen auch nur in Erwägung gezogen hat.“

„Außerdem werdet ihr aufgrund von unbegründeter Eifersucht nicht das halbe Dorf auseinander nehmen.“ Tenten hatte vor zu beschwichtigen und bemerkt mit einem Seufzen zu spät, dass sie das Gegenteil erreicht hat, als Neji warnend die Augen verengt. „Was soll das heißen?“

Und Sakura genießt das Ganze viel zu sehr. „Das soll heißen, dass Hinata nicht die Einzige ist, die in den letzten Jahren unerwünscht viel männliche Aufmerksamkeit bekommen hat. Und bei Tenten rechnen sie sich bessere Chancen aus, weil es bei ihr offensichtlich ist, dass sie sich schon einmal auf einen Hyuuga eingelassen hat.“

Die hübsche Waffenexpertin verschränkt schnaubend die Arme. „Ja und deine Augenfarbe treibt sie reihenweise in den Wahnsinn.“

Sakura nimmt den Vorwurf mit einem Schulterzucken hin. „Ich bin Lee fünf Jahre lang erfolgreich entkommen, da stellen ein paar größenwahnsinnige Hyuuga nicht wirklich ein ernstzunehmendes Problem dar.“
 

Bevor dieses Gespräch in weitere Abgründe abrutscht, kehrt Hinata zurück. Sie schüttelt nur den Kopf. „Lasst uns verschwinden, bevor ihm noch ein neuer Grund einfällt, um mich in ein Gespräch zu verwickeln.“

Sakura hebt eine Augenbraue. „Er hat dich nicht wieder gefragt, ob du ihn nicht doch-“

Aber Hinata hebt warnend die Hand. „Sag es nicht! Mir ist schon schlecht.“

Die talentierte Medic-nin schlingt lachend den Arm um sie. „Kein Wort.“

Von Tenten kommt nur ein „Ha!“, aber auf Hinatas warnenden Blick hin, wechselt sie grinsend das Thema. „Haben wir uns auf weiß für den Zaun geeinigt?“

Sakura gibt dem Schweigen eine Chance und nickt nur und Hinata ist sichtlich dankbar für den Themenwechsel. „Ja, aber bist du sicher, dass du heute damit anfangen willst? Wir könnten morgen alle zusammen streichen.“

„Hina, du hast einen Tag voll spannendem Papierkram vor dir, Sakura wird den Tag im Wald verbringen, weil sie panische Angst davor hat, dass ihr ihre Wunderkräuter ausgehen könnten und ich könnte backen, aber wir wissen alle, dass das vermutlich keiner überleben wird, ergo, habe ich den ganzen Tag Zeit den Zaun zu streichen.“

Hinata nimmt ihre Logik mit einem Nicken hin und wendet sich an die Männer. „Gute zwei Kilometer südwestlich von hier ist eine Lichtung, die einer unserer bevorzugten Trainingsplätze ist. Und mit einem kleinen Schutz-Jutsu könnt ihr euch dort ungestört den ganzen Tag austoben. Wir essen um 18.00 Uhr.“

Naruto sieht nach rechts und links zu seinen Teamkameraden und nach fünf Jahren wagt er es für die beiden zu sprechen. Gut, jeder weiß, dass ihm das auch vorher schon egal war. „Wir sind immer noch offiziell hier, um euch zu beschützen. Wir begleiten euch natürlich.“

Sein Grinsen mag genug sein, um Hinata zu überzeugen, aber Sakura und Tenten rühren sich keinen Zentimeter. Letztere verschränkt die Arme und verflucht ihre eigene Bitte um einen Tag ohne Auseinandersetzungen. „Und ich wette, ich weiß genau, wie ihr euch aufteilen werdet.“

Sakura verengt angespannt die Augen und beschließt, dass sie sich lange genug um Frieden bemüht hat. „Oh, nein! Ich gehe allein in den Wald!“

Tenten klopft ihr aufmunternd auf die Schulter. „Viel Glück damit.“ Sie umarmt Sakura, küsst Hinata auf die Wange und nickt Neji zu ihr zu folgen.

Sakura seufzt laut, um ihren Unwillen zu unterstreichen, lässt sich aber von einer lachenden Hinata umarmen und verschwindet dann ohne ein weiteres Wort, Sasuke direkt hinter ihr.

Naruto ringt sich ein Grinsen ab. „Und wohin gehen wir?“

Hinatas Seufzen dagegen ist echt. „In mein Büro.“

Und so schnell ist Narutos Grinsen ehrlich belustigt. „Du hast ein Büro?“

„Ich fürchte, ja.“
 

Er folgt ihr in ein unscheinbar genug aussehendes Gebäude und beobachtet wie sie in ihrer ehrlichen Güte eine ältere Frau begrüßt, auf eine Art, die ihm mehr als Worte verrät, dass sie dieser Hyuuga ehrliche Zuneigung entgegen bringt. Und er weiß den kritischen Blick, mit dem die Hyuuga, die Hinata Kaede nennt, ihn mustert, zu schätzen. Er nickt der Hyuuga höflich zu und folgt Hinata wortlos in ein angrenzendes Zimmer.

Er schließt die Tür sorgfältig hinter sich und steht so plötzlich hinter ihr, dass er hören kann, wie sie überrascht Luft holt. „Dein eigenes Büro?“

„Ich teile es mir offiziell mit Shinzo, aber er ist noch seltener hier als ich.“ Sie macht einen Schritt nach vorne, aber Naruto greift mit beiden Händen nach ihr und im nächsten Moment steht sie mit dem Rücken zur Wand, Naruto direkt vor ihr, seine Hände auf ihren Hüften und sie ist wieder zwölf und hat vergessen, wie man atmet. „Naruto!“

Seine Lippen sind so dicht an ihrem Ohr, dass sie sie an ihrer Haut fühlen kann, als er spricht. „Also-“, mit diesem Wort holt sie atemlos Luft, „dieser Hyuuga“, aber es ist wirklich zu viel verlangt, dass sie weiß, von wem er gerade spricht, „hat er dich wirklich gefragt, ob du ihn heiratest?“

Sie ist ein Idiot. „Ja.“

Er schnaubt verächtlich und sie spürt es am ganzen Körper.

Sie legt beide Hände auf seine Schultern, weil sie wirklich nicht herausfinden will, ob das mit den wackligen Knien wörtlich zu nehmen ist. „Aber das bedeutet gar nichts.“

Seine einzige Antwort ist ein weiteres Schnauben und Hinata hebt ihre Arme und zieht zärtlich an seinen Haaren, bis er den Kopf so weit hebt, dass sich ihre Nasenspitzen berühren. „Sieh mich an.“ Sie küsst ihn neckend, um sicherzustellen, dass er es auch wirklich tut.

„Seit du das erste Mal in unser Klassenzimmer an der Akademie gestolpert bist, habe ich immer nur dich gesehen. Himmel, du hast keine Ahnung, wie oft ich nur dich angesehen habe. Und ich war schrecklich schüchtern, zweifellos. Aber das furchtbare Rumgestotter und diese grässliche, unübersehbare Röte, das war alles deiner Nähe vorbehalten. Ich war in dich verliebt, bevor ich genau verstanden habe, was das bedeutet. Und in der Nacht, bevor du gegangen bist...“

Der einzige Moment in den letzten fünf Jahren, in dem ihr die Worte gefehlt haben, war die Geburt ihrer Kinder.

Naruto grinst und schiebt seine Hände an ihrer Hüfte unter ihr T-Shirt, nur um sie keuchen zu hören. „Du meinst die Nacht, in der ich dich zum ersten Mal geküsst habe?“ Er streift ihre Lippen mit seinen. „Und in der wir-“ Seine Finger wandern unter ihrem Shirt weiter ihre Haut nach oben und er fühlt ihr Zittern.

„Ja. Wir waren nicht lange zusammen, haben uns fünf Jahre nicht gesehen, wir haben zwei Kinder und die ganze Situation ist im Moment so kompliziert wie sie nur sein kann. Aber das ändert alles nichts daran, dass ich dich liebe. Und dass du immer der einzige Mann sein wirst, für den das gilt. Deswegen bedeutet es gar nichts, wenn ein Hyuuga, den ich nicht einmal leiden-“

Er küsst sie und dieses Mal nicht nur, um ihre Gefühle zu bestätigen. Er streift ihre Lippen mit seiner Zunge und drückt sie fester gegen die Wand, als er spürt wie ihr Körper gegen seinen erzittert.

„Naruto!“

In dem Moment, in dem sie ihre Lippen gegen seine öffnet, küsst er sie auf eine Art und Weise, wie er es noch nie zuvor getan hat. Weil sie damals zwei unerfahrene 18-Jährige waren.

Fünf Jahre sind vergangen, sie haben zwei Kinder miteinander und das ist auch schon alles, was sich zwischen ihnen verändert hat.

Sie hat immer noch keine Ahnung was sie tut.

Aber sein Selbstvertrauen hat auch damals schon für sie beide gereicht.

Aber gerade, als sie bereit ist sich ein zweites Mal in ihm zu verlieren, hört sie Kaede vor der Tür husten.

Mit einer Willensstärke, die sie vor fünf Jahren ihm gegenüber garantiert noch nicht gehabt hat, löst sie sich von ihm. „Wir können nicht – nicht jetzt und nicht hier.“ Gut das mit den vollständigen Sätzen lässt noch zu wünschen übrig, aber er hat sie auch damals schon verstanden.

Er küsst sie noch einmal kurz und lässt es dann für den Moment gut sein. „Glaub nicht, dass ich bis heute Abend vergessen habe, wo wir stehen geblieben sind.“ Er fährt die Röte auf ihren Wangen grinsend mit dem Zeigefinger nach und sie lächelt.

„Niemals.“

„Gut. Und jetzt sag mir, wie ich dir helfen kann.“
 

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Zur selben Zeit bei Neji und Tenten
 

Neji läuft schweigend neben ihr her und für einen Moment könnte sie beinahe vergessen, dass fünf Jahre vergangen sind, seit sie das letzte Mal Seite an Seite durch Konoha gelaufen sind.

Aber schon in der nächsten Sekunde verflucht sie ihre eigene dumme Sentimentalität. Fünf Jahre lassen sich nicht einfach so ausradieren. Und so gerne sie auch möchte, sie kann die Zeit nicht zurückdrehen. Und im Moment sieht sie immer noch keinen Weg ihm zu verzeihen, dass er sie derartig leichtfertig verlassen hat.

Davon abgesehen, dass er die ersten fünf Jahre im Leben ihrer Tochter verpasst hat, ist es schlicht und ergreifend ihr Stolz und die Erinnerung an ihr gebrochenes Herz, die hartnäckig verhindern, dass sie ihm nachgibt. Ungeachtet dessen, dass sie insgeheim gerne möchte. Sauer auf Neji zu sein, war schon immer anstrengender, als es den Aufwand wert war.

Seine ungewöhnlich ungläubig klingende Stimme reißt sie aus ihren tiefen Gedanken.

„Dieser Kerl hat Hinata wirklich gefragt, ob sie ihn heiratet?“

Der abrupte Themenwechsel treibt ihr ein belustigtes Grinsen auf die Lippen, als sie seinem forschenden Blick begegnet, so kritisch und konzentriert, als müsste er eine komplizierte Gleichung lösen. „Viermal.“

„Und er ist nicht der Einzige?“

„Ich könnte dir eine Liste schreiben, also hör auf so überrascht zu klingen!“ Sie stößt ihn mit einem belustigten Lachen in die Seite, aber er erwidert es nur halbherzig.

„Und was Sakura über dich gesagt hat?“

Niemand würde es wagen, Neji Hyuuga so ein triviales Gefühl wie Eifersucht nachzusagen, aber sie kennt ihn zu gut. Und Tenten versucht vergeblich ihr Grinsen zu verbergen. „Und was wäre das?“

„Dass du auch... dass dich auch jemand gefragt hat.“

Aber so leicht wird sie es ihm nicht machen. „Ja, in den letzten fünf Jahren hat mich der eine oder andere Mann nach einem Date gefragt. Was genau willst du wissen, Neji?“

Der talentierte Hyuuga vergräbt mürrisch die Hände in den Hosentaschen, bevor er vor seinen eigenen Gefühlen kapituliert, wie eigentlich jedes Mal wenn es um seine ehemalige Teamkameradin geht. „Was du gesagt hast. Und ich weiß, dass ich kein Recht dazu habe.“

Aber seine offene Ehrlichkeit macht sie gleichzeitig schon wieder wütend. „Nein. Ich habe nein gesagt! Nur weil du dich entschieden hast mitten in der Nacht zu verschwinden und unsere Beziehung für einen Witz erklärt hast, indem du es nicht für nötig erachtet hast mir eine Entscheidung mitzuteilen, die unser beider Leben betroffen hat, gilt dasselbe nicht für mich! Ich habe dich nicht verlassen und ich habe nie aufgehört dich zu lieben! Ich habe dein Kind bekommen, Neji, und die letzten Jahre damit verbracht unsere Tochter großzuziehen und sie vor deiner Familie zu beschützen! Und du hast den Nerv mich zu fragen, was ich zu anderen Männern gesagt habe!“

Sie stehen direkt vor ihrem Haus, aber Neji umfasst ohne Vorwarnung ihre Oberarme, bevor sie sich in ihrem gerechtfertigten Zorn von ihm abwenden kann und reißt sie kompromisslos zu sich herum und direkt gegen seinen Körper. Er überragt sie um einen ganzen Kopf, aber das hält sie nicht davon ab aufgebracht den Kopf in den Nacken zu legen, um ihn unvermindert gereizt anzufunkeln. Aber noch während sie den Mund öffnet, zweifellos um ihn weiter anzufahren, kommt er ihr in seiner ewigen Ruhe zuvor.

„Erstens, habe ich nie aufgehört dich zu lieben und ja, es war ein Fehler nicht mit dir über diese Mission zu reden und vielleicht der größte meines Lebens, aber das bedeutet nicht, dass ich unsere Beziehung nicht mehr wertgeschätzt habe, als alles andere in meinem Leben.“

Tenten reißt sich grob von ihm los und stolpert in ihrer Hast einen unsicheren Schritt zurück. „Dann warum?! Ich frage mich das seit fünf Jahren. Warum hast du nicht mit mir geredet?“

„Weil ich Angst hatte, du würdest meine Meinung ändern!“
 

Er schreit es heraus, als wäre es ein großes Geheimnis, aber seine Worte machen sie nur noch wütender und in einem Satz steht sie wieder vor ihm und stößt ihn grob gegen die Brust. „Kennst du mich überhaupt? Ich hätte dich niemals gebeten zu bleiben!“

Neji umfasst blitzschnell ihre Hände, bevor sie sie zurückziehen kann und reißt sie zurück in seine Umarmung. „Aber ich wollte bleiben!“

Er hält ihren Blickkontakt und sie wird immer die Einzige sein, der er auf diese Art erlaubt seine Gefühle in seinen sonst so emotionslosen Augen zu lesen. „Bevor das mit uns passiert ist, hätte ich alles getan, um so lange wie möglich, so weit weg wie möglich vom Hyuuga-Clan zu kommen. Aber ich wollte dich nicht verlassen! Ich hatte Angst Hinata mit unserer gestörten Familie alleine zu lassen, aber vor allem wollte ich nicht weg von dir! Aber Tsunade hat gesagt, sie braucht unsere Hilfe, um einen Krieg zu verhindern, also wie hätte ich nein sagen sollen?! Und dann bin ich schnurstracks zu dir gegangen und eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mich heiratest, aber ich fand es nicht fair von mir dich zu bitten auf mich zu warten, wenn ich nicht einmal wusste, wann ich zurückkommen würde. Und als du die Tür aufgemacht hast, wusste ich plötzlich nicht mehr, was ich sagen sollte und-“

Ihre Finger auf seinen Lippen stoppen ihn abrupt. „Du- Du wolltest mich heiraten?!“

Er sieht die Fassungslosigkeit in ihrem Blick und streicht ihr ungewöhnlich sanft, lächelnd eine wilde Haarsträhne aus der Stirn. „Ten, ich wusste, dass ich dich heiraten wollte, lange bevor wir uns überhaupt das erste Mal geküsst haben. Ich habe den Verlobungsring meiner Mutter in der Woche, bevor wir gegangen sind, jeden Tag mit mir rumgetragen. Wir sind noch nicht lange zusammen gewesen, aber ich wusste immer, dass du die einzige Frau bist, die ich je lieben würde.“
 

Er hat die letzte Silbe kaum ausgesprochen, als sie einen Satz nach vorne macht, beide Arme um ihn schlingt und ihn so stürmisch küsst, dass er einen Schritt zurück machen muss, um sein Gleichgewicht zu halten.

Die Zurückhaltung die sie sich selbst vor gerade mal zehn Minuten noch gepredigt hat, ist längst vergessen und jeder Grund, den sie hatte um sauer auf ihn zu sein, erscheint ihr auf einmal unwichtig.

Alles was zählt, ist seine warme Haut auf ihrer und seine fordernden Lippen gegen ihre zu spüren. Sie greift mit beiden Händen in seine langen Haare und streckt sich auf ihre Zehenspitzen, um ihm noch näher sein und er schlingt als instinktive Reaktion einen starken Arm um ihre Hüfte und hebt sie beinahe vom Boden.
 

Es ist Tenten, die sie direkt ins Schlafzimmer befördert und rastlos an seinem Oberteil zieht, bis er ihr knurrend hilft es auszuziehen, bevor er seine Lippen gierig zurück auf ihre legt.

Er drängt sie mit einem Geschick, das sie auch in fünf Jahren nie vergessen konnte, innerhalb eines Wimpernschlags mit dem Rücken gegen die nächstbeste Wand und sie unterbricht ihren wilden Kuss stöhnend. Bevor sie die Augen öffnet, streift er ihr schon das T-Shirt vom Körper und ihr BH folgt dem hellen Stoff noch während sie erregt um ihren Atem ringt.

Tenten fährt mit ihren Fingern von seinem Schulterblatt bis zu seinem Bauchnabel, bevor sie mit ihren Lippen demselben Weg folgt, weil sie sich noch überdeutlich daran erinnern kann, wie er darauf reagiert.

Neji umfasst mit einem unterdrückten Stöhnen herrisch ihre Handgelenke und reißt sie zurück nach oben. „Tenten?“

„Mhm?“

Ihr gespielt unschuldiger Ton entlockt ihm ein belustigtes Grinsen, bevor er sich revanchiert, indem er sie ohne Vorwarnung durch die Luft und auf ihr Bett wirft.

„Neji!“

Sie stützt sich auf ihre Ellenbogen, aber ihr Protest stirbt auf ihren Lippen, als sie seinem eindringlichen Blick begegnet. Und für diesen intimen Moment zwischen ihnen, lässt er zu, dass sie seine Gefühle in seinen Augen lesen kann. Seine Gefühle für sie.

Sie folgt seinen Händen mit ihrem Blick, als er sich sinnlich seine Hose von den Hüften streift und fährt sich unbewusst mit der Zunge über die Unterlippe, was wiederum den Rest seiner strapazierten Selbstbeherrschung in Sekundenschnelle aus dem Fenster katapultiert.

Er fährt mit seinen Augen über ihren entblößten Körper und sie sieht die prägnanten Adern um seine Augen hervortreten.

„Du kannst später spielen. Aber jetzt-“, er ist mit einem Satz über ihr und sie keucht atemlos gegen seine Lippen, als er blitzschnell einen Arm um ihren nackten Rücken legt und ihren Körper zurück gegen seinen zieht, „hole ich mir, worauf ich fünf Jahre gewartet habe!“

Er küsst sie wild, während sich seine geschickten Hände auch an ihrer Hose zu schaffen machen.

Tenten schließt mit einem hilflosen Flattern ihrer Lider die Augen.

Kami, wie sehr sie diesen Mann vermisst hat!
 

. . .
 

Er küsst ihren nackten Bauch und grinst verborgen gegen ihre Haut, als er spürt, wie sie ihre Muskeln anspannt, um zu verbergen, dass sie immer noch kitzelig ist.

„Neji?“

„Mhm?“

„Ich muss anfangen den Zaun zu streichen.“

Er beugt sich schmunzelnd über sie und streift ihre Lippen ungewohnt zärtlich mit seinen. Der talentierte Hyuuga verharrt direkt über ihrem schmalen Körper und sie spürt jedes seiner Worte und seinen plötzlichen Ernst an jedem gereizten Nervenende. „Was bedeutet das hier für uns?“

Tenten holt tief Luft und schließt hilfesuchend die Augen, während sie sich selbst einen Moment gibt, weil sie will, dass sie ihre nächsten Worte wirklich ernst meint. „Ich vergebe dir. Aber ich brauche Zeit, um-“

Aber das ist schon weit mehr als er zu hoffen gewagt hat und ohne die Geduld aufzubringen, um sie ausreden zu lassen, legt er beide Hände an ihre Wangen und küsst sie hemmungslos.

Und es ist alles: Leidenschaft, Liebe und Vergebung.
 

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Togetherness

Währenddessen bei Sakura und Sasuke
 

Sakura versucht sich ernsthaft an dem Konzept, das Schweigen als Gold beschreibt. Nicht, weil es in ihrer Natur liegt, sondern weil sie glaubt, dass es besser ist den Mund zu halten, wenn man nichts Nettes zu sagen hat. Und alles, was ihr in diesem Moment über den Mann neben sich einfällt, ist von „nett“ so weit entfernt, dass Schweigen vermutlich wirklich besser ist.

Aber Sasuke hört sie auch ohne Worte. Ihre Wut auf ihn lodert hell in ihren grünen Augen, ihre ganze Haltung ist verkrampft und angespannt und genauso gut hätte sie ihn anschreien können.

Er hat Hinatas gut gemeinten Rat nicht vergessen, aber er ist noch keinen Schritt weiter mit der Umsetzung. Es ist kein Geheimnis, dass er kein Freund großer Worte ist oder von Worten im Allgemeinen. Aber es scheint, als würde sie jede seiner Handlungen nur noch wütender machen und als sie vor ein paar Tagen hier angekommen sind, hat er nicht gedacht, dass das überhaupt möglich ist. Auch auf die Gefahr hin, dass er sich in ihren Augen endgültig zum Trottel degradiert, wird er es riskieren – für sie.

Für einen Moment sieht er hilfesuchend in den wolkenverhangenen Himmel. Nicht, weil er an eine höhere Macht glaubt – und selbst wenn sie existieren würde, würde sie ihm garantiert nicht helfen – sondern weil er zum ersten Mal in seinem Leben wirklich ratlos ist.
 

Ihre zielstrebigen Schritte haben sie längst tief in den Wald geführt, der das Dorf von allen Seiten umschließt, als er das Schweigen zwischen ihnen kalkuliert bricht. „Sakura.“

Er sieht nur ihr Profil, als sie kurz die Augen schließt, aber er nimmt ihr andauerndes Schweigen als Aufforderung. „Ich wollte dir nie weh tun. Gestern nicht, nicht vor fünf Jahren und auch nicht als wir zwölf waren-“

„Lass es gut sein, Sasuke.“

Er verschwindet in einem Wimpernschlag und taucht so dicht vor ihr auf, dass sie den Kopf in den Nacken legen muss, um ihn anzusehen.

„Nein, ich muss das endlich sagen und du musst es hören. Deswegen... bitte ich dich: hör mich an.“

Sakura versenkt ihre Zähne hart in ihrer Unterlippe und hört gleich wieder damit auf, als ihr einfällt, dass er vermutlich weiß, dass diese schlechte Angewohnheit seit jeher ihre Nervosität verrät. Obwohl sie sich ziemlich sicher ist, dass sie diese Entscheidung schon in ein paar Minuten bereuen wird, nickt sie zögernd.
 

„Wir haben nie wirklich über meine Rückkehr nach Konoha gesprochen. Und ich weiß, du hast nie verstanden, warum ich überhaupt gegangen bin. Es lag bestimmt nicht an dir oder Naruto.“ Er zögert und selbst wenn sie ihn nicht so gut kennen würde, dass sie ihm sein ungewohntes Unbehagen an der Nasenspitze ablesen könnte, würde ihr diese kleine Schwäche verraten, wie schwer ihm diese unerwartete Beichte fällt.

„Ihr seid der Grund, warum ich überhaupt zurückgekommen bin. Aber ich war so... ich habe wirklich kein Wort dafür. Aber es hätte keinem von uns gut getan, wenn ich geblieben wäre. Jedenfalls... was ich sagen will ist...“

Wenn es nicht so ernst wäre, hätte sie sein nervöses Rumgestottere vermutlich amüsiert.

„Ich hab eine Menge Fehler gemacht, Sakura. Niemand kann das besser bezeugen als du. Aber was vor fünf Jahren zwischen uns passiert ist... Ich bin die personifizierte Dunkelheit. Das hat jemand in Oto mal zu mir gesagt. Und es stimmt. Ich war ein Monster. Und es hat lange gedauert, aber... ich wollte nie wie mein Bruder sein und habe doch Jahre damit verbracht so zu werden wie er. Das Einzige, was mich noch von ihm unterscheidet, ist Narutos Freundschaft und... deine Liebe. Ihr habt mich gerettet.“

Sein Blick gleitet kurz über die dunklen Baumwipfel über ihnen, bevor seine dunklen Augen sie wieder fesseln.

„Das wollte ich dir vor fünf Jahren schon sagen und bin an der praktischen Umsetzung gescheitert. Ich war damals schon in dich verliebt, Sakura. Ich konnte nur nicht damit umgehen. Und da kam Tsunade mit dieser Mission und wir sind von ein paar Monaten ausgegangen und bestimmt nicht von fünf Jahren. Glaub mir, wir hätten alle nochmal darüber nachgedacht. Und keiner von uns hat geahnt, was wir alles verpassen würden. Aber ich dachte, vielleicht würde mir in der Zeit einfallen, wie ich dir all das erklären kann. Ich habe Naruto in der ersten Woche, in der wir weg waren, von meinen Gefühlen für dich erzählt. Und ich habe es dir nicht wegen Yoru gesagt. Denn – und ich sage das nicht um dir weh zu tun – ich könnte mehr Kinder mit einer anderen Frau haben, wenn ich wollte. Aber ich will nicht. Ich will dich, Sakura. Ich liebe dich. Und egal was passiert, du wirst immer die einzige Frau sein, auf die das zutrifft. Und ich weiß, ich werde dich in den Wahnsinn treiben mit meinen einsilbigen Antworten – von denen ich viele brauchen werde, um das hier auszugleichen – und allem anderen. Wir werden bestimmt mehr streiten als andere... Paare, aber wenn du mir noch mal eine Chance gibst, werde ich dir den Rest meines Lebens beweisen, dass es das wert ist. Dass wir es wert sind.“

Er ist fertig.

Und so außer Atem, wie er es nach dem Training selten ist.

Nach so vielen Jahren versteht er endlich, wie sie sich damals gefühlt haben muss, als sie ihm ihre Gefühle gestanden und ihn angefleht hat zu bleiben.

Denn sie steht vor ihm und... sagt nichts.
 

Während er sich den Kopf zerbricht, was er noch sagen soll, spricht sie endlich. Aber von allem, was er sich ausgemalt hat, dass sie sagen könnte, war dies nicht dabei. „Was ist mit deiner Schulter?“

Der talentierte Clanerbe blinzelt verständnislos. „Was?“

Sakura weicht seinem forschenden Blick aus und fixiert statt dessen mit kritisch verengten Augen seinen Oberkörper. „Deine Schulter. Ich dachte mir vor ein paar Tagen schon, dass du sie nicht zu 100% einsetzt, aber als du gestern in der Küche nach mir gegriffen hast... wann hast du sie dir verletzt?“

Sie drückt ihre Handflächen gegen seine Brust und schiebt ihn nach hinten, ohne eine Antwort abzuwarten und weil er so perplex über den unvorhergesehenen Themenwechsel ist, lässt er zu, dass sie ihn auf einen umgestürzten Baumstamm drückt. „Was ist passiert, Sasuke?“

Ihre Hand fährt vorsichtig zu seiner Schulter und die Tatsache, dass sie ihn zum ersten Mal seit fünf Jahren von sich aus berührt, bringt ihn dazu ihr zu antworten.

„Ein paar Tage, bevor wir nach Konoha zurückgekehrt sind, sind wir noch einmal in eine Auseinandersetzung geraten.“

Sie bemüht sich nicht einmal ihren Spott zu verbergen. „Natürlich seid ihr das. Warum hast du dich nicht von Tsunade heilen lassen? Und der Grund ist besser nicht dein Stolz!“

Der attraktive ANBU legt kalkuliert den Kopf in den Nacken und wartet geduldig, bis sie seinen Blick fragend erwidert. „Wir waren keine zwei Stunden in Konoha. Tsunade hat uns zum Tätowieren geschickt, bevor sie uns gesagt hat, dass ihr Konoha verlassen habt. Und damit war unser Aufenthalt in Konoha dann auch schon wieder beendet.“

Er sieht die Überraschung in ihren Augen, auch wenn sie es zu verbergen versucht.

„Zieh dein Shirt aus. Ich hätte mir das schon vor Tagen ansehen sollen.“

Er folgt ihrer Aufforderung mit einem seltenen Grinsen. „Aber du warst zu beschäftigt damit wütend auf mich zu sein.“

Darauf antwortet sie ihm nicht.

Ihre geübten Hände fahren vorsichtig über seine Schulter, beurteilen gekonnt seine Verletzung und sie wünscht sich, dass es wirklich eine Heilung wie jede andere wäre.

Sakura aktiviert ihr heilendes Chakra an seiner Schulter, aber er lässt sie keine Sekunde aus den Augen. Und weil sie ihm gerade nicht weglaufen kann und er sich heute noch nicht genug gedemütigt hat, spricht er es nochmal an. „Willst du irgendwann auch noch etwas dazu sagen worüber wir wirklich sprechen sollten?“

Die talentierte Medic-nin beißt sich hart auf die Unterlippe und lässt sie frustriert wieder los, als sie spürt wie sein Blick ihrer Bewegung folgt. „Ich habe gehört was du gesagt hast, Sasuke. Und ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen, aber-“

„Sie kommt fünf Jahre zu spät?“

In der Sekunde, in der ihre Heilung abgeschlossen ist, tritt sie einen Schritt zurück und fährt sich resigniert durch das lange Haar. „Nein, das ist es nicht einmal. Ich denke nur, dass es zu viel auf einmal wäre, wenn wir auch noch versuchen würden zusammen zu sein. Wir haben es vor fünf Jahren versucht und jetzt sieh uns an! Und dieses Mal geht es nicht nur um uns! Wenn wir noch einmal scheitern ist der größte Leidtragende unser Sohn-“

Er bewegt sich zu schnell oder sie ist wieder einmal zu langsam. Er greift nach ihr und reißt sie mit einem festen Griff um ihre Hüften direkt auf seinen Schoß.

Sakura fängt sich reflexartig mit beiden Händen an seinen Schultern ab und ihre langen Haare fallen wie ein Vorhang um sie beide, während ihr Atem hart in ihrer Brust stockt. „Sasuke-“

Er nimmt ihre Hand ungewohnt zärtlich von seiner Schulter, drückt sie flach auf seinen eigenen Brustkorb und hebt seine andere Hand an ihren Hals und drückt ihren Kopf sanft nach hinten, bis sie ihn ansieht. „Wir werden nicht noch einmal scheitern. Wir sind auch vor fünf Jahren nicht gescheitert, wir haben es ja noch nicht einmal richtig versucht. Ich habe es ruiniert. Aber ich weiß wie ein Leben ohne dich aussieht, Sakura, ich habe es lange genug gelebt – und ich will es nicht. Du hattest ein Leben ohne mich, dass du so nicht wolltest. Und jetzt sag mir, was du willst.“
 

Sie spürt seine Erregung und er macht auch keine Anstalten sie zu verbergen, aber es ist sein ungestümer Herzschlag unter ihren Fingern, der ihrem in diesem Moment so sehr ähnelt, der es entscheidet. Sie senkt blitzschnell den Kopf und legt ihre Lippen so ungestüm auf seine, dass sie beinahe beide von dem Baumstamm gefallen wären.

Aber er hält sie nur fester und er küsst sie nicht nur – er brandmarkt sie. Seine Hände hinterlassen ein Feuer auf ihrer Haut, dass sie nicht in diesem Ausmaß in Erinnerung hat. Er reißt ihr ihr T-Shirt vom Körper und sie keucht hilflos seinen Namen als seine Hände von ihrem nackten Bauch nach oben wandern. Sasuke zieht mit seinen Lippen eine heiße Spur von ihrem Kinn, durch das Tal ihrer Brüste und hebt sie einfach hoch, bis seine Zunge ihren Bauchnabel streift.

Sakura fährt stöhnend mit beiden Händen in sein Haar und reißt seinen Kopf ungestüm zurück gegen ihre Lippen. Aber als er ihr den BH vom Körper zieht und die Spitzen ihrer Brüste seinen nackten Oberkörper streifen, kann sie nicht verhindern dass ihr ganzer Körper gegen seinen zittert.

Sasuke bewegt sie in einem Wimpernschlag und der Wald dreht sich noch über ihr, als sie bereits auf seinem T-Shirt auf dem Waldboden liegt, aber nichts davon interessiert sie noch. Sie hilft ihm hektisch seine Hose loszuwerden und kann sich gleichzeitig nicht erinnern, wie sie ihre eigene verloren hat.

Sie ist nie jemand anderem so nah gewesen und das letzte Mal ist ein wenig länger her, aber wenn er ihr eines schon immer gegeben hat, dann die Gewissheit, dass sie sich ihm gegenüber für nichts schämen muss.

Er ist ein Uchiha und dass er sich nimmt, was er will, ist eine seiner bezeichnenden Charaktereigenschaften und wenn sie auch sonst nicht den Vergleich mit ihm sucht, in dieser einen Hinsicht hat sie von ihm gelernt...
 

. . .
 

Sie zieht sich stumm an und er spürt förmlich wie sie mehr als nur eine Schicht Kleidung zwischen sie bringt. „Sakura-“

Aber sie fährt zu ihm herum und ihr Kuss bringt ihn zum Schweigen.

„Bitte! Ich habe gehört, was du gesagt hast. Und du weißt, dass ich, egal wie sehr ich es auch versuche, nie aufhören werde dich zu lieben. Aber ich kann noch nicht mit dir über ein mögliches für immer reden, solange du noch nicht zu 100% wieder da bist. Und eure Mission ist noch nicht beendet. Also bitte, zwing mich nicht dazu ein drittes Mal von dir verlassen zu werden!“

Sasuke nickt ungewohnt demütig und dieses Mal lässt er sie gehen.
 

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Als sie sich ein paar Stunden später vor dem Kindergarten treffen, braucht es keine Byakugan, um die Spannungen zwischen ihnen zu bemerken.

Nur die Kleinen sind sich dieses Umstandes glücklicherweise nicht bewusst. Sie stürzen sich überschwänglich in die Arme ihrer Mutter, wobei Minato sich begeistert von Naruto auf dessen Schultern setzen lässt, und erzählen aufgeregt von ihrem Tag. Aber es ist Hinata, die sie wieder alle überrascht, als sie vorschlägt, dass die Männer noch ein bisschen mit den Kindern im Garten spielen können, bis es Zeit fürs Abendessen ist.
 

Aber nach einer Weile hält Naruto inne, weil er diesen Geruch immer erkennen wird. Doch bevor er sich dazu äußern kann, stürmt sein Sohn schon mit einem lauten Schrei an ihm vorbei. „Ramen!“

Die anderen Kinder sind direkt hinter ihm und lassen die verdutzten Männer einfach stehen.

Sasuke schlägt seinem besten Freund kopfschüttelnd die Hand auf den Rücken. „Wenn es vorher nicht schon offensichtlich gewesen wäre, das macht es offiziell: Er ist durch und durch dein Sohn.“

Aber Naruto grinst nicht wie erwartet; er sieht den Kindern beinahe unglücklich hinterher. „Kannst du glauben, wie viel wir nicht von ihnen wissen?“

Sasuke schweigt kurz und klopft ihm dann in einer selten brüderlichen Geste, die durchaus als Trost interpretiert werden kann, auf die Schulter. „Dobe, es wäre nicht dein Sohn, wenn er keine Ramen mögen würde.“ Aber bevor er den Kindern ins Haus folgt, hält er noch einmal inne. „Jetzt komm schon und lass uns nicht noch mehr verpassen.“
 

Er folgt Neji und Sasuke ins Esszimmer und begegnet Hinatas Blick über den Raum. Ihr Grinsen verrät ihm, dass sie genau weiß, was er gerade denkt.

Obwohl... er lässt den Blick über ihren Körper schweifen – vielleicht nicht ganz.

Aber als sie sich von ihm ab und ihrer Tochter zuwendet, kann sie die Röte auf ihren Wangen nicht verbergen.

Oder vielleicht ja doch...
 

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Noch am selben Abend
 

Naruto wartet bis Sasukes und Nejis Atem neben ihm zu tief und gleichmäßig wird, um gespielt zu sein. Dann schlüpft er lautlos durch die Terrassentür nach draußen und grinst, als er sich umdreht und sie schon da steht.

Hinata legt schmunzelnd einen Finger auf ihre einladenden Lippen, winkt ihn zu sich und verschwindet lautlos. Und nichts könnte ihn davon abhalten ihr zu folgen.
 

Er folgt ihr ein ganzes Stück aus dem Dorf heraus, in die Richtung des Flusses, wo sie vor zwei Tagen erst mit den Kindern waren und er lächelt bei dem Gedanken, dass sie wirklich ungestört mit ihm allein sein will. Sie läuft noch ein Stückchen weiter, bis zu dem See, in dem der Fluss scheinbar mündet.

Sie dreht sich zu ihm um, aber er ist direkt hinter ihr und sie kommt nicht dazu etwas zu sagen, bevor er ihr Gesicht umfasst und sie ohne ein Wort zu sagen, stürmisch küsst. Die junge Clanerbin hält sich haltsuchend an ihm fest und erwidert seine Berührung, aber bevor fünf Jahre zwischen ihnen eskalieren, löst sie sich atemlos von ihm.

Denn obwohl sie weiß, dass sie keinen Grund dazu hat, ist sie plötzlich nervös. Sie erinnert sich an diese Nacht, die ihr Leben für immer verändert hat, als wäre es gestern gewesen. Fünf Jahre später stehen sie hier, haben zwei Kinder miteinander und doch keinerlei Erfahrung als Paar, als Eltern. Es ist immer noch Naruto und sie ist im Grunde genommen auch immer noch dieselbe, aber es fühlt sich trotzdem anders an. Wenn sie doch nur ihr verdammtes Herz unter Kontrolle kriegen würde.

„Hinata.“ Er sieht ihre Unsicherheit in ihren hellen Augen und nichts will er mehr, als sie von ihr nehmen. Auch wenn sie sich einig gewesen sind, ändert das nichts daran, dass er sie verlassen hat. Nachdem er mit ihr geschlafen hat. Und sie musste ihre Kinder fünf Jahre lang allein groß ziehen.

„Hina.“ Er wiederholt ihren Namen hilflos und sein Schmerz treibt ihre Stärke hervor. Sie beugt sich entschlossen vor und küsst ihn, bis sie sicher ist, dass er nicht mehr der Vergangenheit nachhängt.

Als sie sich von ihm löst, verrät ihm ihr Grinsen, dass er in Schwierigkeiten steckt.

„Es gibt da noch etwas, das ich dir verheimlicht habe, seit wir zwölf waren. Und wenn du willst, zeige ich es dir.“

Naruto zieht fragend eine Augenbraue in die Höhe, aber sie lacht nur, als er ihre Hüfte umfasst und sie näher zu sich zieht. „Ich will alles wissen.“

„Gut, aber dann musst du mich loslassen, dich umdrehen und deine Augen schließen.“

Schon runzelt der blonde Shinobi schmollend die Stirn. „Davon war aber nicht die Rede.“ Aber er lässt sie los und dreht sich um.

Aber als sie ihm ein „Nicht schummeln!“ ins Ohr haucht, ist er schwer versucht sie einfach an sich zu reißen und das Ganze auf seine Art zu lösen. Aber im nächsten Augenblick ist sie schon verschwunden und er hört sie nicht mehr.
 

Er hält es gerade mal drei Minuten aus, bevor er ungeduldig in die Stille fragt „Hinata?“

Das leise Plätschern des Wassers ist seine einzige Antwort, aber als er sich zum See umdreht, stockt ihm der Atem.

Er erkennt ihre zierliche Silhouette in der Mitte des Gewässers und ihr Chakra und das Wasser um sie herum verleihen ihrer Gestalt etwas Mystisches.

Genau wie vor so vielen Jahren, als er sie mitten in der Nacht auf einer gemeinsamen Mission bei derselben Übung überrascht hat.

Im Nachhinein ist es so offensichtlich, dass er sich selbst dafür ohrfeigen möchte, dass er sie nicht erkannt hat.

Ohne sich bewusst bewegt zu haben, steht er in einem Wimpernschlag am Ufer. Er streift sich ungeduldig die Schuhe von den Füßen, ohne seinen Blick von ihr zu nehmen und watet langsam über die Wasseroberfläche.
 

Hinata hält in ihren Bewegungen inne und wendet sich ihm langsam zu, als er die Stille bricht.

„Ich kann nicht fassen, dass ich nicht erkannt habe, dass meine geheimnisvolle Schönheit von damals direkt vor mir stand. Woher nimmst du eigentlich immer die Geduld jedes Mal all die Jahre zu warten, bis ich es auch endlich kapiere?“

Sie legt den Kopf schief, als wolle sie ihm antworten, aber als er noch einen Schritt auf sie zu geht, fällt der Schatten des Mondlichtes von ihr weg und ihm fällt erst jetzt auf, dass sie nackt ist. Vollkommen.

Naruto schluckt überwältigt, als er die Hände hebt und langsam mit seinen Fingerspitzen ihre Arme hinauffährt. Er hebt den Blick von ihrem Körper und sieht ihr in die Augen. „So sehr ich dich auch liebe, Liebling, aber du überschätzt meine Selbstbeherrschung.“

„Wer sagt, dass ich will, dass du dich beherrschst?“ Sie nimmt seine Hand zärtlich in ihre und legt sie vertrauensvoll über ihren eigenen Herzschlag. „Es macht keinen Unterschied, dass fünf Jahre vergangen sind.“

Er spürt ihren raschen Herzschlag unter seinen Fingern und weiß sicher, dass er sich noch nie so vollkommen gefühlt hat. Er spreizt seine Finger über ihrer Brust und als sie unter seiner Berührung erzittert, reißt seine Beherrschung wie ein dünner Faden. Er zieht sie ungestüm an sich und ihr atemloses Keuchen geht gegen seine verlangenden Lippen unter.

Hinata schlingt mit einem stummen Seufzen die Arme um ihn und schmiegt sich noch näher an ihn und schon ist er es, der zittert.

Seine Hände wandern tiefer über ihre Rippenbögen und als sie in der Konsequenz ihre Beine hebt und sie vertraut um seine Hüfte schlingt, entschlüpft seiner Kehle ein tiefes Knurren.
 

Mit einem Windhauch sind sie zurück am Ufer und er registriert nur unterbewusst, dass er sie auf die Decke legt, die sie neben ihrer Kleidung ausgebreitet hat. Alles, was er sieht, ist sie.

Hinata setzt sich atemlos unter ihm auf und hilft ihm selten ungeduldig aus seiner Kleidung.

Da ist kein Funken Unsicherheit mehr, während ihre Hände jede Veränderung der letzten fünf Jahre am Körper des anderen erforschen.

Die junge Hyuuga wirft stöhnend den Kopf in den Nacken, als Narutos Lippen ihren Bauch entlangwandern. Sie hält sich haltsuchend an seinen Haaren fest und treibt ihn mit dieser simplen Berührung fast in den Wahnsinn.

Er hebt seinen Kopf, bis seine Lippen ihre finden und seine Hände an ihren Hüften zeichnen brennende Spuren in ihre Haut.

Aber nach ein paar Minuten löst er sich außer Atem von ihr und sieht in ihre einzigartigen Augen.

Er hat sich zuerst in ihre Augen verliebt.

Die Augen, die auch seine schwächsten Momente gesehen haben und ihm trotzdem nie etwas anderes als tiefe Wärme und aufrichtige Zuneigung entgegen gebracht haben.

Hinata hebt lächelnd eine Hand an seine Wange, als sie sogar im schummrigen Mondlicht den Wirbel aus Gefühlen in seinen blauen Augen erkennen kann und er streicht ihr liebevoll eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn. Als sie unter seiner Berührung seufzend die Augen schließt, beugt er begierig den Kopf und brandmarkt ihre Lippen ein weiteres Mal mit seinen...
 

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Closeness

Noch in derselben Nacht bei Hinata und Naruto
 

Es ist eine Weile still zwischen ihnen, aber es hat etwas Angenehmes, Vertrautes.

Naruto zeichnet mit seinen Fingern gedankenverloren Muster auf ihren nackten Rücken, als er plötzlich leise lacht. „Ich habe mir jede Nacht in diesen fünf Jahren ausgemalt wie ich zu dir zurückkehren würde. Und von allen Szenarien, bin ich der Wirklichkeit nie auch nur nahe gekommen.“

Hinata hebt schmunzelnd den Kopf von seiner Brust, um ihn ansehen zu können. „Was hast du dir vorgestellt?“

Er erwidert ihren Blick und streicht ihr zärtlich eine lange Haarsträhne aus der Stirn. Aber plötzlich schlägt sein Herz unter ihren Fingerspitzen merklich schneller.

„Ich wollte dir eine Frage stellen. Ich weiß es ist verrückt, weil wir nur eine Nacht zusammen waren, bevor wir uns fünf Jahre nicht gesehen haben, aber für mich war seit unserem ersten Kuss klar, dass es nie jemand anderen geben würde, für den ich so empfinde.“

Sie lacht leise und haucht ihm einen zärtlichen Kuss auf sein Schulterblatt. „Nicht so verrückt wie nach einer gemeinsamen Nacht zwei Kinder miteinander zu haben.“

Naruto setzt sich langsam auf und zwingt Hinata so ebenfalls in eine halbaufrechte Position. Er greift nach seiner achtlos herumliegenden Jacke und legt sie ihr umsichtig über die Schultern. „Ja, wir waren noch nie besonders gut darin irgendetwas in der richtigen Reihenfolge zu machen. Und obwohl du mir mit unseren Kindern das größte Geschenk gemacht hast, sind sie nicht der Grund warum ich dich das frage.“

Während Hinata langsam anfängt zu begreifen, worauf er hinaus will, zieht er ein kleines Kästchen aus der Tasche seiner Jacke. Er klappt es auf und als Hinata den Ring sieht, vergisst sie einmal mehr in seiner Gegenwart zu atmen.

„Den trage ich seit drei Jahren mit mir rum. Ich habe ihn in einem Dorf entdeckt und weil seine Farbe mich an deine Augen erinnert hat, habe ich ihn mitgenommen. Ich habe erst danach begriffen, was das bedeutet.“

Er lacht und wirkt zum ersten Mal wirklich nervös. „Ich habe mir vorgestellt wie ich zu dir zurückkomme und dich bitte mich zum glücklichsten Mann der Welt zu machen. Das hast du bereits, in dem du mir geschenkt hast was ich immer wollte: eine Familie. Aber das ist nicht alles, was ich will. Ich liebe dich, Hinata, und wenn du mich lässt, werde ich den Rest meines Lebens damit verbringen dich glücklich zu machen. Willst du mich heiraten?“
 

Sie weint bereits stumme Tränen, als sie sich zu ihm herunter beugt und ihn küsst. „Ja! Die Antwort ist immer ja!“

Sie lacht, was beinahe untergeht, als er sie stürmisch küsst, während er ihr den Ring auf den Finger schiebt. Die junge Clanerbin sieht einen Moment sprachlos auf ihre Hand hinunter und er küsst sie noch einmal, bevor sie ihre Stirn glücklich gegen seine lehnt. „Aber ich muss mit Sakura und Tenten reden.“

Er küsst sie frech auf die Nasenspitze und genießt ihr unbeschwertes Kichern. „Ich werde nichts von dir verlangen, dass du nicht willst, Hina. Wenn du nicht in Konoha leben willst, gehe ich mit dir überall hin.“

Aber bei seinen Worten wird sie schlagartig ernst. „Du willst der nächste Hokage werden, Naruto. Das war schon immer dein größter Traum.“

Er nimmt ihre Hand lächelnd in seine und dreht leicht an ihrem Ring. „Du hast mir gerade meinen größten Wunsch erfüllt.“

Und weil sie weiß, dass er jedes Wort so meint, dass er seinen größten Traum für sie aufgeben würde, beugt sie sich zu ihm herunter und küsst ihn noch einmal. Aber sie belässt es nicht bei einem einfachen Kuss. Und wie jedes Mal, wenn sie einmal die Forsche und Ungestüme ist, eskalieren ihre Berührungen in wenigen Sekunden.

Seine Jacke rutscht von ihren Schultern und sie lieben sich noch einmal.
 

. . .
 

Erst als sie Arm in Arm auf der Wiese liegen und Narutos Herzschlag sich unter ihrem Ohr langsam wieder normalisiert, denkt Hinata wieder daran ihr Gespräch fortzuführen. „Ich habe nie nein zu Konoha gesagt. Konoha ist unsere Heimat. Der Großteil unserer Freunde lebt dort. Das hier war zwar unsere Zuflucht, aber gleichzeitig ist es auch nur ein Gefängnis unserer Wahl. Und ich würde sofort mit dir zurückgehen. Aber ich glaube nicht, dass ich auch nur eine Nacht ruhig schlafen könnte, wenn mein Vater von den Zwillingen erfährt.“

In dem Reflex sie beschützen zu wollen, verstärkt er die Umarmung um ihren zierlichen Körper. „Ich werde nie wieder zulassen, dass er dir irgendetwas antut! Und ich würde ihn töten, bevor er auch nur einen Finger an unsere Kinder legen könnte!“

Sie spürt seinen Zorn, aber sie ist ganz ruhig in ihrer Antwort. „Ich auch.“
 

Es vergeht keine Minute, bevor sie ruhig das Thema wechselt. „Ich habe unseren Kindern deinen Namen gegeben.“

Und dann spürt sie, wie sein Atem unter ihr schlagartig stockt.

„Du hast... sie heißen Uzumaki?“

Sie legt ihre Hand an seine Wange und er greift mit seiner Hand überwältigt über ihre.

„Ja.“

Sie sieht wie er schluckt und als er einen Moment lang die Augen schließt, um seine Beherrschung nicht zu verlieren, kämpft sie selbst mit den Tränen. Hinata beugt sich vor und küsst ihn beruhigend und wischt ihm im Verborgenen eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel. Sie küsst ihn, bis das Zittern seiner Hände nachlässt und sich sein Körper gegen ihren entspannt.

Als sie sich von ihm löst, legt er ihr lächelnd eine Hand an die Wange und sie schließt die Augen. „Hinata Hyuuga, ich kann nie aufwiegen, was du alles für mich getan hast – was du mir alles geschenkt hast. Aber ich schwöre, dass ich den Rest meines Lebens alles tun werde, um dich glücklich zu machen.“

Sie schlägt die Augen auf und küsst ihn mit einem Lächeln. Weil er hier bei ihr ist und sie ihm jetzt nah sein kann, wann immer ihr danach ist. „Ich bin glücklich. Deinetwegen.“

Aber sie sieht wie plötzlicher Ernst unerwartet seinen Blick verdunkelt. „Was ist?“

„Ich dachte nur gerade... also ich freue mich unheimlich darüber, dass du unseren Kindern meinen Namen gegeben hast, aber... konntest du das denn so einfach? Ich meine, ist dieser ganze Quatsch mit Haupt- und Nebenfamilie nicht nur geschaffen worden, um das Geheimnis der Byakugan für immer im Hyuuga-Clan zu halten? Oder gibt es hier noch andere Familien mit dem Byakugan?“

Er blinzelt überrascht, als sie lacht.

„Nein, ich habe noch nie von einem anderen Clan außer dem Hyuuga-Clan gehört, der das Byakugan vererbt.“ Aber sie verliert die Fröhlichkeit schnell. „Und du hast Recht: Das Juin ist offiziell nur zu dem Zweck da, das Geheimnis der Byakugan zu bewahren. Mein Vater würde ausrasten.“

Ihr Blick verliert sich kurz in der Ferne und er fährt zärtlich mit seinen Fingern über ihre nackte Schulter, um sie zurückzuholen.

„Warum hast du es dann getan? Es hätte mir nichts ausgemacht, wenn du ihnen deinen Namen gegeben hättest.“

Sie setzt sich auf und der entschlossene Ausdruck in ihren hellen Augen spiegelt sich im Mondlicht. „Nein. Ich wollte nicht, dass unsere Kinder Hyuuga sind! Ich habe unser Heimatdorf nur verlassen, um sie vor dem Hyuuga-Clan zu beschützen! Ich will, dass unsere Kinder anders aufwachsen als wir. In einer Familie, die sie liebt. Deswegen habe ich beschlossen, dass wir unseren eigenen Clan haben werden. Und ich weiß, ich hätte dich fragen mü-“

Er unterbricht sie so abrupt, indem er ihr seine Lippen aufzwingt, dass sie kurz überrascht inne hält, bevor sie anfängt seinen wilden Kuss zu erwidern.

„Gott, ich liebe dich! Wenn ich dich nicht gerade schon gefragt hätte, ob du mich heiraten willst, dann würde ich es jetzt tun! Du und unsere Kinder seid alles, was ich mir je wünschen könnte. Aber du musst mir einen Gefallen tun.“

Er hört die Atemlosigkeit in ihrer Stimme, obwohl sie sich auf ein Wort beschränkt. „Alles.“

„Hör auf dir ständig Sorgen darüber zu machen, dass ich mit irgendeiner Entscheidung, die du für uns und unsere Kinder getroffen hast, nicht einverstanden sein könnte oder das ich irgendetwas davon nicht will. Du bist mein größtes Glück.“

Sie schließt überwältigt die Augen, aber er sieht die Tränen dennoch in ihren Wimpern glitzern und beugt sich mit einem sanften Lächeln vor, um sie liebevoll auf beide Lider zu küssen.
 

Es vergeht eine ganze Weile, bevor Hinata sich dazu durchringt die zufriedene Stille zwischen ihnen zu zerstören, um ihm ein anderes ihrer Geheimnis zu verraten, dass leider nicht so erfreulich ist wie das Erste. Und dieses Mal wünscht sie sich inständig, sie könnte es ihm ersparen.

„Ich muss dir noch etwas sagen. Du weißt bereits, dass unsere Kinder zu einem Teil dein Chakra geerbt haben.“ Sie spürt wie er zuckt und hält ihn fester. „Und, ja, ich meine immer noch, was ich vor ein paar Tagen gesagt habe: Dein Erbe bereichert sie nur, Naruto, es schadet ihnen nicht. Aber was ich dir sagen will... dein Chakra ist auch ein Teil von mir. Es hat mich nach der Geburt der Zwillinge nie mehr ganz verlassen.“

Sie sieht wie das Entsetzen seine Gesichtszüge verzerrt und sie hat befürchtet, dass er so reagieren würde. Aber sie kann ihm das nicht verschweigen. Und er muss es von ihr erfahren.

„Nein! Nicht du auch!“

Hinata umfasst sein Gesicht beschwichtigend mit beiden Händen und er wird nie verstehen, wie sie ihn jetzt noch so gütig anlächeln kann. „Naruto, sieh mich an! Es geht mir gut, es schadet mir nicht.“

Aber er hört das stumme „mehr“, obwohl sie genau das zu verbergen sucht. Und er beginnt Sakuras Andeutungen zusammenzusetzen. „Hat dein Herz deshalb bei der Geburt der Zwillinge aufgehört zu schlagen? Weil dir mein Chakra zu viel war?“

Sie beißt sich ausweichend auf die Unterlippe, weil sie ihm diese Antwort nicht geben will und der Schmerz bringt ihn fast um.

„Du wärst meinetwegen beinahe gest-“

Aber sie bringt ihn mit einem wilden Kuss zum Schweigen. „Wag es nicht das auszusprechen! Du sollst das nicht einmal denken! Nichts davon ist deine Schuld! Mein Herz war schon immer schwach und die Geburt der Zwillinge war aus vielen Gründen kompliziert. Es waren meine ersten Kinder und ich war erst 18. Allein das ist ein großer Risikofaktor. Es ist nicht deine Schuld! Keiner von uns hat irgendetwas von all dem geplant. Und wenn ich es gewusst hätte-“ Sie hält ihn fester, als sie sein Zittern spürt und lehnt ihre Stirn mit einem Lächeln gegen seine. „Ich hätte nichts anders gemacht. Ich bereue nichts, Naruto. Hörst du mich, gar nichts!“
 

Aber der blonde Shinobi ringt immer noch hilflos mit den Tränen, die ihm seine grausamen Schuldgefühle aufzwingen. „Es tut mir so leid! Ich wollte dir nie weh tun.“

Hinata umfasst erneut beschwichtigend seine Wangen, aber als sie den grenzenlosen Kummer in seiner Mimik sieht, spürt sie ihre eigene Hilflosigkeit. „Naruto, du hast mir nicht weh getan! Es gibt nichts, wofür du dich schuldig fühlen musst. Was kann ich tun, um dir das klar zu machen? Sag es mir. Ich mache alles!“

Aber der Schmerz verschwindet nicht aus seinen Augen. „Und gestern dein Herz? Als Tenten meinte, mein Chakra würde dich entweder retten oder-“

Er schluckt und Hinata seufzt stumm und wünscht vergeblich, es hätte einen Weg gegeben ihm das Ganze einfach für immer zu verheimlichen. „Da dein Chakra ein Teil von mir ist, könnte es sein, dass mein Körper es eher annimmt, als fremdes Chakra, was in der gestrigen Situation bedeutet hätte, dass dein Chakra mich eventuell hätte heilen können. Aber Sakura war das Risiko zu groß.“

Sie spürt seinen Kummer schlimmer als ihren eigenen und will ihn nur von ihm nehmen. Er hat Angst, sie verletzt zu haben, aber im Moment sind es ihre Worte, die ihm weh tun. Aber plötzlich fällt ihr ein, wie sie ihm diesen Schmerz eventuell auch wieder nehmen kann. „Ich weiß, wie ich es dir begreiflich machen kann. Und ich wollte dir das sowieso zeigen.“

Sie schließt ihre Hände rasch zu Fingerzeichen, die er noch nie gesehen hat. Ihre rechte Hand fängt an blau zu leuchten und sie hält sie über ihre Schläfe, während sie mit ihrer anderen Hand seine ergreift. Die Wiese verschwindet vor seinen Augen und plötzlich sieht er die Welt durch ihre Augen...
 


 

~Vor fünf Jahren ~

Sie hat gedacht die Platzwunde und die blauen Flecken wären alles, was sie von dem grausamen Aussetzer ihres Vaters davon getragen hat. Sie weiß immer noch nicht, was sie getan hat, um diesen Gewaltausbruch in ihm hervorzurufen. Sie ist seitdem nur zum Schlafen zurück in das Hyuuga-Anwesen gekommen und er hat sie zum Glück noch nicht zu sich gerufen. Aber sie weiß, dass die nächste Konfrontation unvermeidlich ist und zum ersten Mal verspürt sie wirkliche Angst, wenn sie an ihren Vater denkt.

Aber drei Tage später ist ihr immer noch ständig schwindlig und übel und es wird Zeit, dass sie herausfindet, was dahinter steckt. Sie hat zuerst an eine Gehirnerschütterung gedacht, aber die hätte Ino zusammen mit ihrer Platzwunde geheilt. Sie ist keine Medic-nin, aber als Hyuuga kann sie zumindest herausfinden, was mit mit ihrem Körper nicht stimmt.

Sie hat sich in ihrem Zimmer versteckt und aktiviert stumm ihre Byakugan. Sie richtet ihre Augen nicht oft auf ihren eigenen Körper, aber sie hat es unzählige Male bei anderen getan und die Anatomie des Menschen unterscheidet sich nicht viel.

Da ist etwas in ihrem Bauch – sie runzelt die Stirn, weil sie sich nicht daran erinnern kann, dass ihr Vater sie dort getroffen hat, und konzentriert sich stärker auf das Innere ihres Körpers. Da ist etwas in ihrem Unterleib- “Nein!“

Als sie begreift, was die blaue Struktur in ihrem Bauch ist, wird ihr kurz schwarz vor den Augen und sie hat Angst das Bewusstsein zu verlieren.

„Das kann nicht sein!“ Ihre Stimme ist ein fassungsloses Flüstern, ihre Augen weit aufgerissen, als sie ihre zitternden Hände über ihren Bauch legt. Aber sie weiß, was sie gesehen hat. Und als sie begreift, was das bedeutet, entflieht ihr ein atemloses Lachen und sie schlägt panisch die Hand vor den Mund.

Als sie die Augen schließt, fallen ihr warme Tränen über die Wangen, aber trotz ihrer Überraschung und Überforderung breitet sich in ihrem ganzen Körper ein Glücksgefühl aus. Ja, das ist das letzte, womit sie ihn gerechnet hat und sie hat nicht wirklich geplant mit 18 ihr erstes Kind zur Welt zu bringen. Aber es ist Narutos und ihr Baby. Wie könnte sie sich darüber nicht freuen? Dieses Kind ist ein Segen und-

Plötzlich erstarrt ihr ganzer Körper und eine nie gekannte Panik erfasst sie. Ihr Vater – sie stürzt ins Badezimmer und ihre Erinnerung verschwimmt, bis sie über dem Waschbecken steht und sich den Mund auswäscht.

Sie begegnet ihrem Blick im Spiegel und sieht die Panik in ihren eigenen Augen. Sie verbietet sich energisch, sich auszumalen, was ihr Vater machen wird, wenn er erfährt, dass sie schwanger ist, sonst kniet sie gleich wieder über der Toilette. Aber dann wandert ihre Hand wie automatisch zurück zu ihrem Bauch und mit einem leichten Lächeln, kehrt auch ihre Freude zurück. Und die Panik in ihren Augen weicht Entschlossenheit. Sie wird dieses Baby beschützen. Vor ihrem Vater und jedem, der ihm schaden will. Sie bindet sich wild entschlossen die Haare zurück und öffnet dann ihren Badezimmerschrank.

Er beobachtet, wie sie schnell einige ihrer Sachen zusammenpackt und dann klammheimlich das Hyuuga-Anwesen verlässt, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Sie zeigt ihm, wie auch Tenten und Sakura herausfinden, dass sie schwanger sind und die drei zusammen beschließen fortzugehen.

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In ihrer nächsten Erinnerung sind sie bereits in ihrem vermutlich frisch erbauten Haus im Dorf der Hyuugas. Und wieder hat sich Hinata in das Badezimmer zurückgezogen.

Irgendetwas stimmt nicht. Die Chakra-Linien von Sakuras und Tentens Babys sehen anders aus als die von ihrem. Zuerst hat sie sich nichts dabei gedacht, aber langsam macht es ihr Angst. Sie hat sich ins Badezimmer zurückgezogen, um Sakura und Tenten nicht zu beunruhigen.

Außerdem will sie allein sein. Es gibt nur einen Menschen, den sie in diesem Moment gerne bei sich hätte, dessen Zuspruch und endlosen Optimismus sie jetzt bräuchte, aber er ist nun mal nicht hier. Sie muss alleine den Mut aufbringen nachzusehen, was mit ihrem Baby ist. Sie atmet tief durch, aktiviert ihr Bluterbe und konzentriert sich ganz auf ihren Bauch.

Es dauert eine gute Minute, bis sie endlich begreift, wie sich ihre Schwangerschaft von Tentens und Sakuras unterscheidet. Sie blinzelt perplex, während sie geistesabwesend ihr Bluterbe wieder deaktiviert.

Aber es dauert noch einige Minuten mehr, bis sie wirklich begreift, was sie gerade gesehen hat. In ihrer Erleichterung, dass alles in Ordnung ist, kommen ihr die Tränen, aber dann bricht ein Lachen über ihre Lippen und als sie einmal damit anfängt, kann sie nicht mehr damit aufhören.

Sie lacht, bis Tenten an der Tür klopft und besorgt fragt, ob alles in Ordnung ist. Sie kann nicht antworten, bevor Tenten und Sakura auch schon bei ihr im Bad stehen und sich neben sie knien.

„Hina?“

Sie ist atemlos, aber so erleichtert, dass sie sich nicht darum schert. Und ein kleines bisschen überfordert. „Es ist alles in Ordnung, ich habe bloß...“ Sie holt beruhigend Luft und setzt sich auf, bevor sie die besorgten Blicke ihrer Freundinnen erwidert. „Ich habe vor ungefähr zwei Wochen bemerkt, dass die Chakralinien meines Babys... anders aussehen, als die von euren. Und zuerst dachte ich mir nichts dabei, denn ich dachte, vielleicht ist es...“

„Narutos Chakra?“, hilft Sakura aus und Hinata nickt bestätigend. „Ja. Aber in den letzten Tagen hat es angefangen mir Angst zu machen.“

Tenten umschließt augenblicklich tröstend ihre Hand. „Warum hast du uns das denn nicht gesagt?“

Hinata senkt beschämt den Kopf. „Ich wollte euch nicht beunruhigen. Und mir selbst nicht eingestehen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Also habe ich selbst nachgesehen.“

Sakura, die gerade den Mund geöffnet hat, vermutlich um Hinata dasselbe anzubieten, stellt ungewohnt zaghaft eine andere Frage. „Und?“

Hinatas Lächeln ist bereits Antwort genug. „Es ist alles in Ordnung. Es geht ihnen beiden gut.“

Es dauert ein paar Sekunden, bis Sakura und Tenten begreifen, was die junge Hyuuga ihnen da gerade eröffnet hat. Während Tenten noch sprachlos blinzelt, rutscht Sakuras Kiefer nach unten. „B-Beide? Soll das heißen, du... du bekommst... Zwillinge?!“

Hinata nickt und beißt sich hart auf die Unterlippe, um ihr Lachen zurückzuhalten. Aber das Grinsen, das, nachdem sie den ersten Schock überwunden hat, auf Sakuras Lippen erscheint, hätte sie eigentlich warnen und schreiend in die andere Richtung davonlaufen lassen sollen. „Sag mal, Hina... du und Naruto, ihr wart doch nur eine Nacht zusammen, oder?“

Die junge Clanerbin spürt, wie ihr auf das Stichwort die altbekannte Röte in die Wangen schießt, nickt aber vorsichtig.

„Wie oft-“

Aber als sie begreift, worauf Sakura hinaus will, greift sie nach dem Handtuch hinter ihr und wirft es fahrig nach der Rosahaarigen, die es lachend auffängt.

„Sakura!“

Auch Tenten hat sich gefangen und legt der hochroten Hinata lachend einen Arm um die Schulter.

Einen Kommentar kann sich Sakura dennoch nicht verkneifen. „Ich muss sagen, ich kenne den Querkopf jetzt seit fünf Jahren, aber das hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut.“

Hinata spürt wie ihre Wangen augenblicklich zu kochen anfangen und murmelt etwas unverständliches. Tenten grinst, drückt ihre Freundin dann aber ermutigend und ihre nächsten Worte sind ernst. „Mach dir keine Sorgen, Süße, wir sind für dich da und wir schaffen auch das!“

Hinata nickt und auch Sakura rutscht zustimmend in ihre Umarmung.

Zwillinge

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In ihrer nächsten Erinnerung, steht sie in ihrem Garten und die deutliche Rundung ihres Bauches verrät, dass bereits Monate vergangen sind.

Sie will sich bücken, um etwas aufzuheben, stockt dann aber mit einem lautlosen Keuchen und legt sich beinahe im Reflex beide Hände auf den Bauch.

Und in ihrer Erinnerung kann er beinahe spüren, wie sich ihre Kinder zum ersten Mal in ihrem Bauch bewegen.

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Ihre nächste Erinnerung ist ein heilloses Durcheinander und bis er begreift, dass sie ihm die Geburt der Zwillinge zeigt, legt Sakura Hinata bereits lächelnd ein winziges Bündel in die Arme.

Er sieht dunkle Haare und hört das klägliche Gejammer seines Sohnes, bevor sich seine klitzekleinen Finger um den seiner Mutter schließen und er zum ersten Mal die hellen Augen aufschlägt.

Er sieht wie Hinata vor Glück weint und Minato auf die Stirn küsst, bevor sie ihn Tenten gibt, um seine Schwester auf die Welt zu bringen.

Ihre Erinnerung verschwimmt wieder ein bisschen, bis sie auch Hana im Arm hält. Sie ist noch winziger als ihr Bruder und ihr Anblick ist das Faszinierendste, das Naruto je gesehen hat -

Ihre Erinnerung reißt abrupt ab und obwohl sie ihm aus diesem Zeitraum nichts weiter zeigt, weiß er, dass in dieser Sekunde ihr Herz aufgehört hat zu schlagen...
 

Aber er hat keine Zeit darüber nachzudenken, dass er sie beinahe verloren hat. Sie zeigt ihm Monat um Monat, wie sie ihre Kinder im Arm wiegt, sie in den Schlaf singt, wie zuerst Hana und dann Minato ihr erstes Wort sprechen und ihre ersten Schritte machen...
 


 

Hinata seufzt erschöpft, während Naruto sich nur langsam ins Hier und Jetzt zurückblinzelt und lehnt ihre Stirn müde gegen seine.

„Das war-“ Aber ihm fehlen die Worte, um zu beschreiben, was ihre Erinnerungen für ihn bedeuten.

Deshalb lehnt sie sich wortlos weiter vor und küsst ihn zärtlich.

Aber bevor sie sich wieder ineinander verlieren, löst sie sich atemlos von ihm, weil es eines gibt, das sie ihm unbedingt begreiflich machen muss. „Es gefällt mir, dass ich einen Teil von dir immer bei mir trage. Und beim nächsten Mal wird es so viel einfacher werden.“

Er blinzelt, als er die versteckte Aussage in ihrem letzten Satz begreift. „Beim nächsten Mal? Du willst mehr Kinder?“ Seine Lippen verziehen sich zu einem breiten Grinsen, als er beobachten kann wie sie rot wird.

„Wenn du wil-“ Sie schreit leise auf, als er ihre Hüften umfasst und sie im nächsten Moment unter ihm liegt.

„Ob ich will?“ Er küsst sie fordernd. „Ich kann es gar nicht erwarten!“
 

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In derselben Nacht
 

Sakura sitzt in einem der Küchenstühle, ihren Sohn schützend im Arm haltend, und seufzt stumm, als sie einen Blick auf die Uhr wirft. Es ist noch nicht einmal drei Uhr morgens und sie hat Yoru schon wieder aus einem Albtraum wecken müssen. Sie streicht ihrem Sohn zärtlich durch das dunkle Haar und summt leise sein liebstes Schlaflied.

Sie zuckt nicht zusammen, als er ihr die Hand auf die Schulter legt, sie hat sein Kommen längst bemerkt. Sie sieht auf und folgt Sasukes fragendem Blick zu ihrem kleinen Sohn, der seine Arme fest um ihren Hals geschlungen hat und sein Gesicht schutzsuchend an ihrer Schulter versteckt.

Als sie zögernd nickt, geht er lautlos neben ihr in die Knie und legt ihrem Sohn vorsichtig eine Hand auf den Rücken. „Hey, kleiner Mann. Ich würde dir gerne etwas zeigen, aber dafür musst du mich ansehen.“

Sakura beobachtet die Wirkung, die Sasukes ruhige Worte auf ihren Sohn haben, mit gemischten Gefühlen. In einem blinden Vertrauen, das sie so nicht von ihm kennt, hebt Yoru den Kopf.

Sasuke blinzelt nicht einmal, als ihm die hellroten Augen seines Sohnes begegnen. „Ich weiß, dass einem die Albträume ziemliche Angst machen können, aber du musst dich nicht fürchten. Das was du in deinen Augen spürst ist ein ganz besonderes Bluterbe. Ein bisschen wie die Byakugan.“

Sakura beobachtet wie Sasuke seine Sharingan aktiviert und sieht Yorus sprachlosen Gesichtsausdruck. Sie seufzt stumm. Natürlich würde er seinen Vater anbeten, bevor er überhaupt weiß, wer er ist.
 

Ihr Sohn wendet ihr seinen erstaunten Blick zu und seine Augen schimmern heute zum ersten Mal rot. „Mama, meine Augen sind genau wie deine. Aber Sasuke kann, was ich auch kann.“

Sakura küsst ihren Sohn auf die Stirn, um ihre eigene Unruhe vor ihm zu verbergen. „Ich weiß, Liebling.“

Yoru sieht wieder zu Sasuke und sie spürt wie dieser seine Sharingan einsetzt und in der nächsten Sekunde schläft ihr kleiner Junge in ihren Armen ein. Sie will gerade aufstehen, um ihn in sein Bett zurückzubringen, als Sasuke sie erneut überrascht. „Darf ich?“

Sie blinzelt ein paar Mal zu oft, legt ihm dann aber ihren Sohn in die Arme. „Natürlich.“

Sie kann sich selbst jedoch nicht davon abhalten den beiden bis zum Türrahmen des Schlafzimmers zu folgen. Sie sieht zu, wie vorsichtig Sasuke ihren Sohn in sein Bett legt, bevor er ihm eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn streicht, und sein Lächeln ist sogar in der Dunkelheit noch sichtbar.

Die talentierte Medic-nin wendet sich schnell ab und tritt mit raschen Schritten zurück ins Wohnzimmer, aber ihr ist längst klar, warum ihr Herz gerade so schnell schlägt. Die Szenen aus dem Wald sind in ihr Gedächtnis gebrannt und sie hält es so schon kaum in seiner Nähe aus. Sie kann es nicht gebrauchen, dass er ihr beweist, dass er ihrem Sohn der Vater sein kann, den sie immer für ihn wollte.
 

„Sakura.“

Sie schließt die Augen und lässt widerspruchslos zu, dass er sie sanft an den Schultern herum dreht.

Als er ihr zärtlich eine Hand auf die Wange legt, öffnet sie die Augen. Er sieht sie aus nun wieder nachtschwarzen Augen an und dieses Mal lässt er ihr die Wahl. Und sie lässt zu, dass er sie küsst.

Sie erwartet, dass seine Hände jeden Moment unter ihr Shirt fahren, aber seine Finger wandern nur von ihrer Wange in ihre Haare. Und dabei belässt er es.

Ihre Lider flattern, als sie sich von ihm löst. Aber sie schafft es einen unsicheren Schritt zurück und von ihm wegzutreten. „Ich... brauche frische Luft.“ Sie will nach draußen flüchten, aber scheinbar hat er heute beschlossen immer das zu tun, was sie am wenigsten von ihm erwartet.

Er hält ihr einladend die Hand hin und bittet sie schon wieder – wenn auch wortlos, dieses Mal. Mit ihrer Hand vertraut sie ihm einmal mehr ihr Herz an. Sie kann nur beten, dass er es nicht ein drittes Mal in Stücke reißen wird.
 

Er befördert sie in Sekunden auf das Dach und zieht sie sanft zwischen seine Beine und gegen seinen Oberkörper. Sie lässt ihn gewähren und hofft gleichzeitig inständig, dass er ihren wilden Herzschlag nicht fühlen kann.

Sie haben sich noch nie geküsst, ohne dass es zu mehr geführt hat. Und er hat sie noch nie gehalten, nur um ihr nahe zu sein.

Seine Nähe und seine Berührung waren für sie noch nie selbstverständlich.

Das, genau hier, ist alles, was sie immer wollte, aber gleichzeitig macht es sie nervöser, als jeder Kampf, den sie je bestritten hat.

Das mag erklären, warum sie in alte Muster zurück verfällt und den Mund aufmacht, ohne vorher die Konsequenz ihrer Worte abzuwägen. „Ich muss dir etwas sagen!“

Sie kann sein Gesicht nicht sehen, aber sie schwört, dass er amüsierter klingt, als er sollte.

„Hn.“

Dafür holt sie mit ihrem Ellenbogen aus, aber er sieht es kommen, und zieht sie so schnell noch fester an sich, dass die Luft hart aus ihren Lungen weicht. Sein Kopf ist so dicht bei ihrem, dass seine Lippen ihr Ohr streifen, als er leise spricht. „Vorsicht, Sakura. Ich bin durchaus gewillt mich zu beherrschen und dir zuzuhören, wenn du dich schon entscheidest mit mir zu reden. Aber wenn du weiter so herumzappelst, werde ich ganz schnell vergessen, warum wir beide Zeit mit Reden verschwenden sollten.“

Ihr Brustkorb hebt sich zu schnell unter ihren Atemzügen, aber sie kann es nicht verbergen. Sie hofft nur, dass die Dunkelheit wenigstens die Röte, die in ihren Wangen brennt, verbirgt. Sie fährt sich fahrig mit der Zunge über die Lippen, aber sie spürt seinen Blick und in ihrer Panik redet sie einfach weiter. „Bevor wir Konoha verlassen haben, also... wir wussten ja nicht, ob ihr je zurückkommen würdet und ich wusste nicht unbedingt viel über... die Sharingan, außer, dass sie sich irgendwann bei Yoru zeigen würden und ich wollte wissen, was passiert und wie ich ihm helfen kann, also sind Hinata und ich, bevor wir das Dorf verlassen haben, irgendwie... also...“ Sie spürt wie ihr der kalte Schweiß auf der Stirn steht und verflucht ihre Nervosität. Er wird ihr schon nicht den Kopf abreißen, wenn sie es ihm sagt. Oder? Verdammt, sie ist keine zwölf mehr. „Wir sind ins ehemalige Uchiha-Anwesen eingestiegen und haben ein paar Schriftrollen mitgehen lassen!“
 

In der darauffolgenden Stille hört sie die Grillen zirpen und ihr eigenes Herz schlagen. Und wäre beinahe zusammengezuckt, als er endlich spricht. „Du bist in das Uchiha-Anwesen eingebrochen?“

Vielleicht hätte sie es doch einfach totschweigen und beten sollen, dass er es nie erfährt. Sie beißt sich hart auf die Unterlippe, befielt sich, sich nicht schuldig zu fühlen und nickt. Und dann erstarrt sie.

Er lacht.

Sasuke sitzt hinter ihr und lacht so laut, dass sie die Bewegung an ihrem Rücken spürt.

Sie dreht sich beinahe entgeistert zu ihm um und während sie diesen Anblick bestaunt, zerbricht sie sich den Kopf ob und wann sie ihn schon einmal lachen gehört hat.

Einmal, mit zwölf, als sie seit ein paar Wochen Genin unter Kakashi waren.

Sie glaubt sich daran zu erinnern, dass es etwas mit Naruto zu tun hatte-

„Gott, ich liebe dich!“
 

Sie erstarrt.

Die zweimal, die er das bisher zu ihr gesagt hat, waren immer an den Versuch gebunden, sie zu überzeugen ihm noch eine Chance zu geben. Aber dieser Moment ist spontan und es klingt so ehrlich.

Und sie war noch nie so sehr versucht ihm zu glauben.

Das scheint auch Sasuke klar zu werden, denn das Lachen verschwindet von seinen Lippen und macht dem gewohnten Ernst Platz. Aber da ist etwas in seinen Augen, als er sie ansieht. Und als er sich zu ihr herunter beugt, kommt sie ihm entgegen. Dieses Mal ist sie es, die ihre Hände sehnsüchtig unter sein T-Shirt schiebt. Sie keucht atemlos, als seine Zähne an der Haut an ihrem Nacken nippen und reißt seinen Kopf unsanft zurück an ihre Lippen.

Sie spürt den Ruck in ihrem Körper, als er sie zurück in das Wohnzimmer befördert und im nächsten Moment liegt sie auch schon mit dem Rücken auf der Couch. Sie spürt noch wie er ihre Chakren von Tenten und Neji abschirmt, aber dann vergisst sie für einen Moment sogar, dass ihr Sohn im Zimmer nebenan schläft.
 

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Am nächsten Morgen
 

Tenten sitzt in einem der Stühle auf ihrer Terrasse und sieht abwesend zu wie die Sonne aufgeht und den dunklen Himmel in bunte Feuerfarben taucht. Sie kann schon seit einer Weile nicht mehr schlafen. Sie hat noch gewartet, bis Hinata und Naruto sich vor einer Weile zurück ins Haus geschlichen haben und so getan, als hätte sie das Fehlen der beiden nicht bemerkt. Erst als der Atem ihrer ältesten Freundin neben ihr tief und gleichmäßig geworden ist, ist sie schließlich aus dem Schlafzimmer nach draußen geflüchtet.

Sie dreht sich nicht um, als sie die Schiebetür hört. Sie hat sein Chakra längst bemerkt. Aber sie nimmt die Tasse Tee, die er ihr reicht, bevor er sich auf dem Stuhl neben ihr niederlässt, dankbar an.

Sie schweigen beide eine Weile, weil eine ihrer wenigen Gemeinsamkeiten darin liegt, dass sie Stille teilen können.

Und wenn er ihr nicht etwas zu sagen hätte, würde er von sich aus normalerweise auch kein Gespräch anfangen. „Willst du mir jetzt endlich sagen, warum du dir solche Sorgen um Hinata machst?“

Tenten holt scharf Luft, bevor sie sich selbst die Reaktion verbieten kann. Verfluchter Hyuuga. Mit einem resignierten Seufzen gibt sie zu, dass sie ihm ohnehin nichts vormachen können.

„Ich habe Angst, dass irgendwann der Tag kommt, an dem ihr alles zu viel wird. Seit sie mir gesagt hat, dass sie schwanger ist, warte ich darauf. Ich fürchte einfach, dass alles was wir in den letzten Jahren durchgemacht haben, sie irgendwann einholt. Zwillinge sind eine Herausforderung und obwohl sie es um Narutos Willen herunterspielt, ihre Schwangerschaft war unheimlich schwierig. Sie ist bei der Geburt der Zwillinge fast gestorben und ihr Herz-“

Sie schüttelt den Kopf und sieht ihn dann zum ersten Mal an. „Sie könnte sterben, Neji! Bei jedem Training besteht die Gefahr, dass ein nah an ihrem Herzen platzierter Chakrastoß ihr Herz anhält. Und dann ist da noch die Belastung das Oberhaupt eures verfluchten Clans sein zu müssen. Du weißt so gut wie ich, dass sie all das nie wollte! Und ich-“

Er beugt sich unerwartet vor und bringt sie mit einem stürmischen Kuss zum Schweigen. Und sie sieht keinen Grund mehr, sich seiner Berührung zu entziehen.

Bis er sich von ihr löst, hat sie beinahe vergessen, wie ernst ihr Gespräch ist.

„Hinata hatte es noch nie leicht, das weißt du so gut wie ich. Und ich gebe gerne zu, dass ich ihr diese Stärke nie zugetraut hätte. Aber jetzt musst du einfach Vertrauen haben, Tenten. Hinata weiß schon, was sie tut.“

Jeden anderen hätte sie angefahren, dass es nicht so einfach ist. Aber Neji ist eine Zuversicht eigen, die sie schon immer zu leicht verführt hat, ihm glauben zu wollen. Und bei allem, was auch zwischen ihnen vorgefallen ist, angelogen hat er sie nie.

Deswegen lehnt sie sich seufzend an ihn, als er beruhigend einen Arm um ihre Schulter lehnt und erlaubt sich, zumindest für eine kleine Weile, nicht an ihre zahlreichen Sorgen zu denken...
 

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Surprises

Der nächste Morgen verläuft nicht offensichtlich anders, aber man braucht Nejis und Hinatas Byakugan nicht, um die veränderte Stimmung zwischen den drei Paaren zu bemerken. Wenn man dann noch ein wenig genauer hinsieht, sieht man die flüchtigen Berührungen zwischen Naruto und Hinata, jedes Mal wenn sie aneinander vorbeigehen, die Selbstverständlichkeit mit der Neji Tenten hilft den Tisch zu decken und die bedeutungsschweren Blicke zwischen Sakura und Sasuke.
 

Aber bevor sie das Haus verlassen, nimmt Hinata Neji zur Seite und führt ihn in ein anliegendes Zimmer, um in Ruhe etwas anzusprechen, dass ihr schon seit der Rückkehr der Männer auf dem Herzen liegt.

Sie hat viele Anzeichen ihrer Nervosität abgelegt, aber die Art wie sie ihre Finger verharkt, verrät sie ihm dennoch.

Er konnte schon jedes Gefühl in ihrer Mimik und Gestik lesen, lange bevor er sich die Mühe gemacht hat, ihren Charakter ebenso gut kennen zu lernen. Und dennoch hört sie nicht auf ihn zu überraschen.

„Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber keiner der Hyuuga in diesem Dorf trägt ein Bannmal.“

Neji runzelt die Stirn und ruft sich die Dorfbewohner in Erinnerung. Sein Augenlid zuckt, als er sich bewusst wird, dass er es zwar unterbewusst registriert hat, aber dass es ihm nicht als so außergewöhnlich aufgefallen ist, wie es sollte. Aber Hinata erspart ihm die Antwort.

„Ich habe sie alle aufgelöst. Es war Teil der Abmachung, die ich mit Shinzo getroffen habe, als wir unser Hierbleiben verhandelt haben. Und der Teil dem ich gerne nachgekommen bin. Ich wollte dir nur sagen, dass ich es bei dir auch gerne lösen würde... wenn du das möchtest.“
 

Wenn er gerade noch gedacht hat, dass sie ihn ständig überrascht, sieht er jetzt vollkommen fassungslos auf seine Cousine. Er weiß im ersten Moment wirklich nicht was er dazu sagen soll, obwohl es ihn in den Fingerspitzen juckt, ja zu sagen. „Wie soll ich das deinem Vater erklären, wenn ich nach Konoha zurückkehre?“

Hinata zuckt bei der Erwähnung ihres Vaters nicht einmal mit der Wimper, aber sie tritt einen Schritt von ihm zurück. „Das ist mir ehrlich gesagt egal, Neji. Ich habe nicht an meinen Vater gedacht, als ich unseren Verwandten die Freiheit gegeben habe, die sie verdienen. Denk darüber nach. Es reicht ein Wort von dir.“

Damit tritt sie an ihm vorbei aus dem Raum und Neji starrt ihr nach und fragt sich schon wieder was aus seiner kleinen, schüchternen Cousine geworden ist. Das kann unmöglich nur Narutos Einfluss gewesen sein...
 

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Eine halbe Stunde später
 

Nachdem sie die Kinder wieder am Kindergarten abgesetzt haben, machen die Frauen jedoch keinerlei Anstalten zum Training aufzubrechen. Und Sasuke stellt frustriert fest, dass sich zumindest daran rein gar nichts geändert hat. „Habt ihr vor heute zum Training zu gehen?“

Das Grinsen, das die Frauen wechseln, sagt ihm jedoch, dass sie mal wieder etwas Entscheidendes verpasst haben. Außerdem sieht Sakura gerade äußerst zufrieden drein, aber es ist Hinata die spricht. „Nein, heute haben wir etwas anderes vor.“

Auch der Übermut in Tentens Zügen ist zutiefst ungewöhnlich und Neji hebt fragend eine Augenbraue. „Also lasst uns mal sehen, ob ihr mit uns mithalten könnt.“

Ohne ein weiteres Wort verschwinden die drei Frauen spurlos.

Neji nimmt sich noch die Zeit sich fragend an seine Teamkollegen zu wenden. „Kann sich einer von euch das erklären?“

Sasuke runzelt mürrisch die Stirn, aber Naruto grinst nur. „Lasst uns gehen!“
 

Sie folgen den drei Frauen in die Berge und tief in den Wald, der das Dorf umgibt und Neji glaubt, dass sie ihnen gestern die Wegbeschreibung zu dieser Lichtung gegeben haben, als sie sie zum Training abschieben wollten, um sie los zu sein. Aber bevor er sich ausführlich umsehen kann, bricht Sakura, immer noch belustigt grinsend, die Stille. „Wir müssen da mal was klarstellen.“

Aber es ist wie immer Hinata, die die entscheidende Aussage mit dem nötigen Ernst trifft. „Wenn ihr in ein paar Tagen nach Konoha zurückkehrt, werden wir hier bleiben.“

Tenten kann sich eine kleine Spitze wie immer nicht verkneifen. „Wir hielten es nur für angebracht, das mal klar zu stellen, damit es diesbezüglich zu keinen... Missverständnissen kommt.“

Naruto ist damit zwar längst nicht ganz einverstanden, aber seiner Meinung nach hat er das letzte Nacht ausführlich genug mit Hinata geklärt.

Aber Sasuke sieht gewohnt arrogant zu Neji. „Das werden wir noch sehen.“

„Wir wussten, dass ihr das sagen würdet.“ Hinatas Lächeln verbirgt einen ungewöhnlichen Anflug von Schalk, aber Tenten grinst offen. „Deswegen haben wir beschlossen das auf die altmodische Art zu klären.“

Jirayas ehemaliger Schüler zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Und das heißt was?“

Aber Sasuke hat da so eine Ahnung, als er zusieht wie Sakura sich mit einem ausgesprochen zufriedenen Grinsen ihre Handschuhe anzieht. „Dass ihr bekommt, was ihr vom ersten Tag an wolltet: Einen richtigen Kampf.“ Die Bedeutung ihrer Worte ist noch nicht ganz bei den Männern angekommen, als die Drei schon in den Angriff übergehen.
 

Die Frauen bestimmen die Aufteilung. Hinata verschwindet und steht in der nächsten Sekunde mit ausgeholtem Arm vor Sasuke und der ist so überrascht, dass sie ihn beinahe am Arm trifft. Sie gibt ihm kaum die Zeit seine Sharingan zu aktivieren, so schnell gehen ihre Angriffe auf ihn herunter.

Er hat in den letzten fünf Jahren bei Neji den Kampfstil der Hyuugas ausgiebig beobachtet und war sich eigentlich ziemlich sicher, dass die kleine Hinata trotz ihrer offensichtlichen Fortschritte keine große Herausforderung für ihn darstellen würde.

Es dauert keine ganze Minute, bis sie ihm das Gegenteil beweist. Sie bewegt sich einen ganzen Ticken schneller als Neji und auch ihre Technik ist eine komplett andere. Ob es nun daran liegt, dass sie in den letzten fünf Jahren hier in diesem Dorf trainiert hat oder einfach ihren eigenen Stil entwickelt hat, Sasuke gesteht sich stumm ein, dass er Schwierigkeiten hat, ihre Bewegungen vorherzusehen. Und obwohl sie ihn seit der Chunin-Prüfung vor elf Jahren vermutlich nie hat richtig kämpfen sehen, weiß sie genau worauf sie bei ihm achten muss.

Sie hindert ihn äußerst erfolgreich daran Fingerzeichen für eines seiner Feuerjutsus zu schließen, indem sie keine Sekunde in ihren Angriffen nachlässt.

Obwohl er versucht Abstand zwischen sie zu zwingen, lässt sie sich für keinen einzigen Moment auf die Distanz ein, wohl weil sie weiß, dass sie dort enorme Schwierigkeiten gegen ihn hätte.

Sasuke gesteht sich mit einem leichten Grinsen ein, dass er nie gedacht hätte, dass Hinata Hyuuga ihm einen der herausfordernsten Nahkämpfe bescheren würde, den er seit Jahren bestritten hat...
 

Tenten und Sakura haben sich ihre alten Teamkameraden vorgenommen. Der Gedanke dahinter ist simpel: beide kennen die Kampfstile ihrer ehemaligen Kameraden in- und auswendig, während die andere kaum etwas mit dem anderen Team zu tun hatte.

Tenten kann nicht mehr zählen gegen wie viele Hyuugas sie in den letzten fünf Jahren angetreten ist. Aber Nejis Kampfstil ist ihr immer als einzigartig in Erinnerung geblieben, genau wie Hinatas. Doch sie hat ihn jahrelang beobachtet und unzählige Male mit ihm gekämpft. Sie kennt jede seiner Bewegungen. Und sie hat in den letzten Jahren mit dem größten Vergnügen und tatkräftiger Unterstützung durch Hinata jede noch so kleine Schwäche im Kampfstil der Hyuugas herausgearbeitet.
 

Bevor er gegangen ist, kannte er Tentens Stärken und Schwächen beinahe besser als seine eigenen. Aber er hat in den letzten Tagen schon gesehen, dass sie sich auch in dieser Hinsicht in den letzten Jahren sehr verändert hat. Sie lockt ihn mit Scheinangriffen und zielt blitzschnell auf seine Schwachstellen, wenn er zum Angriff ausholt.

Ihr Kunai schneidet ihn schon nach wenigen Minuten zum ersten Mal am Arm und als er darüber nachsinnt, wann er zum letzten Mal in einem Nahkampf verwundet wurde, trifft ihn ihr Fuß beinahe in den Magen.

Er ändert blitzschnell seine Taktik, gibt den Kampfstil seiner Familie auf, umfasst ihr Bein mit beiden Händen und wirft sie grob durch die Luft. Seine Reaktion überrascht sie, aber nicht genug, dass sie ihren Sturz nicht mit Leichtigkeit abfangen kann und in der nächsten Sekunde schon wieder mit erhobener Faust hinter ihm steht...
 

Wenn man Sakura und Naruto beobachtet, kommt man zu dem Schluss, dass die beiden unheimlichen Spaß miteinander haben. Sie sind beide Nahkampfkünstler und kennen den Kampfstil des anderen ebenfalls zur Genüge. Aber Naruto sieht auch wie der Kampfstil der Hyuugas Sakura beeinflusst hat und mehr als einmal, kann er sich ihre Schlagkraft nur mit einem seiner Schattenoppelgänger vom Leib halten.

Sakura grinst, als ihre Faust wieder nur Rauch trifft. „Immer noch dieselben Tricks, was Naruto?“

Als er plötzlich hinter ihr auftaucht, holt sie überrascht Luft. „Keine Sorge, ich habe in den letzten fünf Jahren auch das eine oder andere dazugelernt.“ Aber als er nach ihrer Schulter greift, verpufft sie ebenfalls in Rauch und er fährt grinsend herum, um ihren nächsten Schlag abzufangen.

„Und du glaubst da bist du der Einzige?“
 

Mit Hinata hält alles inne. Sie hebt eine Hand, um Sasuke zu bedeuten in seinem Angriff innezuhalten und der Uchiha bremst sich sofort.

Sie schließt die Augen in sichtlicher Konzentration, runzelt die Stirn und gibt ihre Kampfhaltung schließlich auf. „Ich fürchte, wir müssen das auf ein anderes Mal verschieben.“

Tenten und Sakura geben ihre Haltungen ebenfalls auf und stehen im selben Atemzug neben der jungen Clanerbin. „Was ist es?“

„Es ist Yokiri. Sie sind zurück und werden bald hier sein.“

Die Männer runzeln verständnislos die Stirn. „Yokiri? Wer ist das?“

Aber die Frauen machen sich einmal mehr nicht die Mühe ihnen zu antworten. Weder Sakura noch Tenten sehen besonders begeistert aus, aber die braunhaarige Waffenexpertin stört noch etwas anderes. „Was ist es?“

Hinata kräuselt angespannt die Nase und ihr Blick verliert sich kurz in der Ferne. „Sie nähern sich dem Dorf aus der falschen Richtung.“

Jetzt folgt auch Sakura angespannt Hinatas Blick, obwohl sie natürlich noch lange nichts erkennen kann. „Welcher?“

„Konoha.“

Tenten sieht schlagartig besorgt aus. „Was bedeutet das?“

Hinata reibt sich mit der Hand über die Stirn, als wolle sie die Falten glätten. „Ich bin sicher, dass werden wir früher raus finden, als uns lieb ist. Lasst uns gehen.“

Sie verschwinden ohne ein Wort zu den Männern und Sasuke flucht genervt, bevor sie ihnen einmal mehr nachlaufen.
 

Sie folgen ihnen an den östlichen Dorfrand, an dem sie, aus Konoha kommend, vor einer guten Woche selbst angekommen sind.

Shinzo und die anderen gesellen sich erst nach und nach zu ihnen, was ihnen verrät, dass Hinata mal wieder zuerst bemerkt hat, dass etwas ansteht, noch vor den abgestellten Wachen.

Shinzo tritt neben Hinata und das breite Grinsen auf seinen Lippen verrät, dass er seine Niederlage schon längst vergessen hat. „Das wurde ja auch endlich Zeit.“

Aber Hinata schweigt und Naruto spürt die Anspannung, die von ihr ausgeht, als fünf Personen – vier Männer und eine Frau – aus dem Schatten des Waldes heraus treten und sich den versammelten Dorfbewohnern nähern.

Shinzo balanciert unruhig von seinen Zehenspitzen auf die Fußballen und zurück und wendet sich erneut an sein junges Oberhaupt. „Hinata, bitte.“

Hinata schließt stumm die Augen und ist im nächsten Moment von ihrer Seite verschwunden. Sie taucht ein paar Meter vor dem Mann auf, der voran geht und Neji holt scharf Luft, als das Profil des Mannes ins Licht fällt und er die Ähnlichkeit erkennt.
 

Es sieht so aus, als wolle Hinata ihn umarmen, aber der junge Hyuuga ist schneller. Er schlingt beide Arme um ihre Hüfte und wirbelt sie ungestüm durch die Luft. Statt sich von ihm loszumachen, legt Hinata ihm lachend die Hände auf die Schultern.

Der braunhaarige Mann setzt sie ab und als Hinata sein Gesicht umfasst, sich auf die Zehenspitzen streckt und ihn auf die Stirn küsst, passieren mehrere Dinge gleichzeitig: Während sämtliche Hyuuga um sie herum in Jubel ausbrechen, Shinzo mit einem lauten Brüllen von ihrer Seite verschwindet und im nächsten Wimpernschlag den Mann neben Hinata in eine harte Umarmung reißt, greift Sasuke beherzt nach seinem besten Freund, bevor dieser das offensichtliche Wiedersehen in ein Blutbad verwandelt.

Denn auch wenn sie ihm gestern erst mehr als bewiesen hat, dass sie nur ihn liebt, der Anblick wie Hinata einen anderen Mann küsst, auch wenn es nur auf die Stirn ist, versetzt ihn in einen Zorn, den er so nicht kennt.

„Sakura, wer zum Teufel ist der Kerl? Und dieses Mal antwortest du besser!“

Sakura sieht von Sasuke zu Naruto zu Tenten und antwortet mit einem Seufzen. „Er ist ihr Bruder.“
 

Sasuke begreift die Bedeutung dieser Offenbarung nicht und auch Naruto versteht ihr ganzes Ausmaß nicht, aber Neji klappt geschockt der Mund auf. „Das ist unmöglich!“

Tenten sieht zu ihm und er sieht es in ihrem Blick. Aber dann schüttelt sie sanft den Kopf und sie und Sakura begeben sich ebenfalls zu den Hyuuga.
 

„Sakura, Tenten!“ Yokiri löst sich von seinen Verwandten und als er Sakura überschwänglich auf beide Wangen küsst, schluckt plötzlich auch Sasuke an seinem ungerechtfertigten Zorn.

Er begrüßt Tenten auf dieselbe Weise, aber im Gegensatz zu Sakura gibt sich diese keine Mühe ihre ablehnende Haltung zu verbergen. „Yokiri.“

Aber Hinata stellt sich neben ihren Bruder und nimmt seine Aufmerksamkeit wirkungsvoll von ihrer besten Freundin.

„Wer sind sie?“ Yokiri sieht zu seiner Schwester, aber jedem ist klar, wen er meint.

„ANBU aus Konoha. Unsere Kage hat sie geschickt. Ich werde es dir später erklären.“

Ihr Bruder legt einen Arm um ihre Schulter und küsst sie auf die Stirn und sie lässt ihn, als wäre es selbstverständlich. „Du kannst es mir morgen erzählen. Heute Abend wird gefeiert.“

Sie sehen das Zucken in Hinatas Lid, das nur zwei Sekunden ihre Irritation verrät, bevor sie vollkommen beherrscht nickt. „Natürlich. Wir sehen uns dann dort. Entschuldige uns, wir müssen die Kinder vom Kindergarten abholen. Es ist schön, dass du wieder da bist.“ Sie küsst ihren Bruder auf die Wange, bevor sie sich aus seiner Umarmung löst und den anderen stumm bedeutet ihr zu folgen, obwohl niemand das Zeichen noch gebraucht hätte.
 

Sie holen die Kinder wirklich direkt vom Kindergarten ab und allein das verrät, dass hier irgendetwas nicht stimmt.

Sie lassen die Kinder zum Spielen im Garten, aber Hinatas Wachsamkeit erscheint nur verstärkt, als sie seufzend in die Küche voraus geht. Sie wartet die Fragen der Männer nicht ab, schenkt sich ein Glas Wasser ein und nimmt einen Schluck, bevor sie anfängt zu erklären. „Yokiri ist mein Bruder. Und mit seiner offensichtlichen Ähnlichkeit zu unserem... Vater gibt es keinen Zweifel daran von welcher Seite.“

„Das ist unmöglich!“

Hinata sieht zu Neji. „Das dachte ich zuerst auch. Er ist zwei Jahre jünger als ich, aber seine Mutter hat mir die Sache selbst bestätigt. Hiashi war wohl ungeduldig, als meine Mutter nach meiner Geburt so lange nicht wieder schwanger geworden ist und... hat sie betrogen. Und ich will wirklich nicht genauer darüber nachdenken, wie das abgelaufen ist. Yokiris Mutter, Sana, ist mit Shinzo aus Konoha geflohen, als sie festgestellt hat, dass sie schwanger ist. Mein Vater hat nie von ihrer Schwangerschaft erfahren und Shinzo hat Yokiri als seinen Sohn groß gezogen.“

Neji runzelt die Stirn, sichtlich ein wenig überwältigt von dieser Offenbarung. „Dann weiß er nicht, wer sein Vater ist?“

Seine Cousine kräuselt widerstrebend die Lippen. „Oh doch, er weiß es.“

Mehr sagt sie dazu nicht, aber als Naruto vorsichtig nachfragt „Was soll das heißen?“ erweist sich Tenten als weniger feinfühlig. „Dass der Bastard sich gewaltig was darauf einbildet zur Gründerfamilie zu gehören. Und dass er Hinata gerne vorhält, dass er sich für das würdigere Clanoberhaupt hält. Dumm nur, dass er im direkten Vergleich mit ihr jedes Mal den Kürzeren zieht.“

„Tenten.“ Hinatas sanfte Ermahnung dämpft die Abneigung ihrer besten Freundin nicht, aber sie verschränkt schnaubend die Arme und belässt es dabei.

„Es wird heute Abend ein Fest zu Ehren seiner Rückkehr veranstaltet. Ihr könnt selbst entscheiden, ob ihr uns begleiten oder lieber bei den Kindern bleiben wollt.“

„Wir kommen mit.“ Hinata dreht sich zu Naruto, weil ihr der Unterton in seiner Stimme mehr verrät, als er eigentlich preis geben will. Sie öffnet den Mund, hält dann aber inne und verengt die Augen. „Entschuldigt mich.“ Sie tritt in normaler Geschwindigkeit hinaus in den Garten und bis sie dort ist, haben die anderen Yokiri ebenfalls bemerkt.
 

Als seine Kinder auf ihn zulaufen und sich in die Arme des Hyuuga werfen, ringt Naruto schon wieder mit diesem Zorn, den er sich nicht erklären kann. Er hat keinen Grund den anderen Mann nicht zu mögen und trotzdem empfindet er ihm gegenüber eine Abneigung, die für ihn zutiefst ungewöhnlich ist und die Tenten mehr als nur zu teilen scheint. „Sieh dir an wie verkrampft sie ist. Sie erträgt es kaum die Kinder in seinen Armen zu sehen, weil er Hiashi so sehr ähnelt. Sie liebt ihren Bruder, aber gleichzeitig misstraut sie ihm mehr, als jedem anderen Hyuuga in diesem Dorf. Er mag seinen biologischen Vater nie kennen gelernt haben, aber er ist ihm dennoch zu ähnlich.“

Sakura, die sich bis jetzt aus dem Gespräch rausgehalten hat, wirft ungehalten einen Beutel Nudeln in das kochende Wasser. „Es wäre besser gewesen, wenn er einfach noch ein paar Monate durch die Gegend gezogen wäre!“

Und weil sie das Wort erhoben hat, klinkt sich auch Sasuke in das Gespräch ein. „Wo war er?“ Er reicht ihr die Tomatensoße aus dem Regal hinter ihm, ohne dass sie ihn darum gebeten hat und als seine Finger ihre streifen, zögert sie kurz.

„Er hat die feindlichen Gruppen ausgekundschaftet. Zumindest hat er das behauptet. Aber das erklärt nicht, warum er sich dem Dorf aus der Richtung Konohas genähert hat. Und wenn Hinata ihn darauf anspricht, wird das nur ein weiterer Punkt sein, über den sie streiten.“

Naruto sieht immer noch aus dem Fenster hinaus in den Garten. „Sie streiten?“

Tenten schnaubt verächtlich. „Yokiri hat seine eigenen Ansichten davon, wie Hinata den Clan leiten sollte und generell wie sie ihr Leben zu leben hat. Auch in der Hinsicht ist er eine bezaubernd sympathische Kopie seines Vaters. Nicht, dass sie sich von ihm irgendetwas gefallen lässt.“
 

Die Kinder stürmen ins Wohnzimmer und Tentens Lippen verziehen sich zu einem gehässigen Grinsen, als sie nach draußen sieht. Hinata tritt an ihren Bruder heran und sieht ernst aus, bevor dieser einen Arm um ihre Hüfte schlingt und sie wie in einem Tanz durch den Garten führt.

Hinata stößt ihn von sich, lacht aber dabei und schüttelt den Kopf bevor sie sich von ihm abwendet und ins Haus zurückkehrt. Sie hören Minatos fröhliches Quietschen und das Lachen der anderen drei, bevor Hinata zu ihnen in die Küche zurückkehrt.

Tenten schmeckt die Soße ab. „Was wollte er jetzt?“

Hinata sieht zu den drei Männern, bevor sie sich wieder an Tenten wendet. „Es war doch klar, dass er nicht bis morgen warten würde, um in Erfahrung zu bringen wer die Drei sind.“

Sakura greift nach den Gläsern im Regal über sich. „Hast du es ihm gesagt?“

Hinata holt die Teller aus dem Schrank. „Das war nicht nötig. Shinzo hat es ihm bereits erzählt.“

Aber Tenten reicht das als Antwort nicht. „Also was hast du zu ihm gesagt?“

„Den Satz, den ich zu meinem Bruder am häufigsten sage: Dass er sich da gefälligst raushalten soll.“ Die junge Hyuuga dreht sich im Türrahmen um, aber ihre beste Freundin hält sie noch einmal zurück. „Was ist mit Konoha?“

Obwohl sie ihnen den Rücken zudreht, sehen sie alle wie die Anspannung Hinatas Rücken strafft. „Oh, das werden wir morgen in aller Form ausdiskutieren.“
 

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Nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht haben, kommen die Frauen nicht zurück ins Wohnzimmer und ihre Chakren verschwinden im Bad im oberen Stockwerk. Es dauert eine Weile, bis sich die Tür öffnet und sie ihre Schritte an der Treppe hören. Ihr Anblick erklärt wortlos, was sie so lange im Bad gemacht haben.

Tenten und Sakura tragen ein rotes und ein grünes Kleid, das entfernte Ähnlichkeit mit einem Kimono hat, aber aus dünnerem Stoff besteht, kurze Ärmel hat und einen Teil ihres Bauches freilegt. Auch Hinata sieht in ihrem blauen Kleid in demselben Schnitt atemberaubend aus, aber sie trägt zahlreiche Reifen an den Armen und ein dunkelblaues Band in den Haaren, mit einem blauen Stein in der Mitte ihrer Stirn. Naruto schluckt, als er einen Schritt auf sie zumacht. „Du siehst-“

Aber unerwarteterweise unterbricht ihn Neji. „-aus wie das Oberhaupt des Hyuuga-Clans.“ Sein Blick liegt beinahe gebannt auf seiner Cousine und während er mit ruhigen Schritten auf sie zugeht, wird es plötzlich still im Raum.

Er umfasst ihre Wangen und nicht nur Sakura sieht man ihre Überraschung an, als Neji sich herabbeugt, Hinata den Kopf senkt und er sie auf die Stirn küsst.

Doch als er sich von ihr löst, hält Hinata ihn an den Oberarmen fest. Und es ist sie, die ihn bittet. „Frag mich.“

Aber Neji zögert nicht mehr. „Befrei mich, Schwester!“

Hinata löst wortlos sein Stirnband und gibt es Tenten, die stumm neben sie herangetreten ist. Neji greift haltsuchend nach Tentens freier Hand und Hinata aktiviert stumm ihre Byakugan. Sie formt bestimmt an die 60 Schriftzeichen, bevor ihre Hände aufleuchten und sie ihre Fingerspitzen an Nejis Schläfen legt. Der talentierte Hyuuga schließt die Augen und während Hinata ihre Hände an seiner Stirn hält, können die anderen gebannt beobachten, wie sich das Mal langsam zusammenzieht, bevor es schließlich komplett verschwindet.
 

Hinata keucht unter der Anstrengung und strauchelt erschöpft, aber Neji umfasst ihre Schultern und hält sie. Die hübsche Clanerbin schließt atemlos die Augen, aber als sie den Blick zu Neji hebt, lächelt sie. Aber bevor jemand etwas sagen kann, bricht ihr Cousin die Stille. „Ich habe mich geirrt, vor so vielen Jahren. Und eigentlich hätte ich es schon sehen müssen, als du gerade erst zwölf warst – weil es immer schon da gewesen ist. Was dein Vater und auch ich dir so gerne als Schwäche vorgeworfen haben – dabei bist du diejenige, die den ganzen Hyuuga-Clan erlösen wird.“

Hinata sieht zur Seite und ganz leicht, tritt eine feine Röte auf ihre Wangen, weil ihr Komplimente trotz allem immer noch schrecklich unangenehm sind. Sie spürt Naruto hinter sich und lässt sich dankbar von ihm in eine stützende Umarmung ziehen.

Neji dreht sich zu Tenten und drückt ihre Hand, als er die Emotionen in ihren Augen sieht. Seine ehemalige Teamkameradin tritt an ihn heran, streckt sich auf die Zehenspitzen und küsst ihn mit einem erstickten Schluchzen auf die Stirn. Und da reißt er sie unbeherrscht an sich und küsst sie hemmungslos.

Die offene Darstellung ihrer Gefühle ist so ungewöhnlich für die beiden und die Situation so ergreifend, dass sowohl Sasuke als auch Sakura ihre Blicke abwenden müssen.

Hinata lehnt sich mit einem zufriedenen Lächeln an Naruto und der haucht ihr einen zärtlichen Kuss auf den Scheitel. Sie spürt seinen Atem an ihrem Ohr, als er den Kopf zu ihr beugt, sodass nur sie seine Worte hören kann. „Du bist unglaublich!“
 

~
 

Es zeigt sich wieder, als sie an den Festlichkeiten ankommen.

Neji, der seine Verwandten jetzt wesentlich genauer beobachtet, ist nicht der Einzige, der bemerkt, was ihnen in den letzten Tagen entgangen ist, weil sie sich lediglich auf die Frauen und ihre Kinder konzentriert haben: Hinata gilt nicht nur als das Oberhaupt ihres Clans; sie wird auch offensichtlich von dem ganzen Dorf für ihre Stärke respektiert und für ihre Güte geschätzt. Die älteren Kinder tanzen um sie herum und mit Hinatas heiterem Lachen, scheinen sich auch Tenten und Sakura endlich einmal zu entspannen.
 

Shinzo taucht als erster neben ihnen auf und lässt die überraschte Tenten eine Pirouette um ihre eigene Achse drehen. „Mädels, ihr seht umwerfend aus!“

Und aufs Stichwort ist da auch schon Yokiri. „Nee-san.“ Sein Blick gleitet über Hinata und wenn er nicht mit ihr verwandt wäre, hätte Naruto ihm dafür eine reingehauen. „Tanz mit mir, Schwesterherz!“ Es ist nicht wirklich eine Frage, aber Hinata nimmt seine dargebotene Hand dennoch mit einem leichten Lächeln.

Shinzo trägt seine zierliche Frau beinahe auf die Tanzfläche und der offensichtliche Größenunterschied zwischen den beiden zieht immer wieder Blicke an. Oder vielleicht liegt es an der Tatsache, dass der grummelige Riese zum Teddybären wird, sobald seine Frau in der Nähe ist.

Ein paar Hyuuga spielen Musik und als Tenten und Sakura bei ihnen stehen bleiben, während sich beinahe alle Anwesenden auf die Tanzfläche drängen, wird klar, dass der Tanz eine weitere Tradition des Hyuuga-Clans ist. Hinata dreht sich zuerst mit ihrem Bruder über die Tanzfläche und dann mit Shinzo, aber der faszinierende Teil beginnt erst, als sie allein zu tanzen beginnt – und das ganze Dorf in ihre Schritte einfällt.

Die Luft lädt sich auf und das Chakra ist schon spürbar, bevor es anfängt sich blau in der Luft abzuzeichnen.

Hinata schließt die Augen und Naruto spürt ein angenehmes Ziehen in seinem Bauch, als ihm klar wird, dass es ihn an ihren Tanz im See erinnert.

Aber im Kreise ihrer Verwandten, verdichtet sich ihr Chakra und bündelt sich zu einem Ball, der schließlich wie ein buntes Feuerwerk wild in der Luft explodiert.
 

Hinata nimmt den Jubel ihrer Verwandten kaum wahr. Die traditionelle Bündelung des Chakras versetzt sie jedes Mal beinahe in einen Rauschzustand und sie hält die Augen noch einen Moment geschlossen, bis sich der Schwindel legt.

Aber als sie ihre Augen aufschlägt, blickt sie über den Platz direkt in Narutos. Sein Blick verrät ihr genau, was er denkt und die Röte auf ihren Wangen stammt nicht länger vom Tanzen.

Während Hinata langsam auf sie zugeht, dabei aber nur Naruto ansieht, hält Neji Tenten seine Hand hin. „Würdest du mit mir tanzen?“ Auch Tenten lächelt ausgelassen, als Neji sie, kaum dass sie stumm ihre Zustimmung genickt hat, in seine Arme und auf die Tanzfläche zieht.

Sakura hadert kurz mit sich, beschließt dann aber, dass es darauf auch schon nicht mehr ankommt und tritt neben Sasuke. „Wenn du nicht willst, dass mich ein anderer fragt, solltest du mich zum Tanzen auffordern.“

Er weiß es zu schätzen, dass sie ihm das anbietet und zögert nicht lange.

Sakura keucht atemlos gegen seinen Hals, als er einen Arm um ihre Hüfte schlingt und sie kompromisslos an sich reißt. „Tanz mit mir.“
 

Hinata bleibt ein wenig außer Atem nur einen knappen Meter vor Naruto stehen und er zieht fragend eine Augenbraue in die Höhe, als er den Ausdruck in ihren hellen Augen sieht.

Das dunkle Haar und die grünen Augen stehen ihm in seiner Tarnung ungewohnt zu Gesicht, aber seine Mimik und seine ganze Haltung ist so typisch für ihn, dass sie sich nicht daran stört. Sie wippt auf ihre Fußballen und fragt sich kurz, ob es eine gute Idee ist auszusprechen, was sie denkt. Aber dann hebt er minimal die Hand und streift mit seinen Fingern kaum spürbar über ihren Handrücken – und sie spürt die Berührung am ganzen Körper.

„Ich will dich küssen.“

Sie sieht die Überraschung in seinen Augen, aber das breite Grinsen, dass ihre seltene Direktheit auf seine Lippen zaubert, hat sie erwartet. Naruto hebt in einer stumme Einladung beide Arme an seiner Seite an. „Liebling, ich bin der Letzte, der dich davon abhalten wird.“

Hinata tritt noch einen halben Schritt an ihn heran, bis sich ihre Körper beinahe berühren und legt den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen und er muss den Drang unterdrücken sie einfach an sich zu reißen.

„Wenn ich dich jetzt küsse, sagt das meinem ganzen Clan, dass du zu mir gehörst.“

Sie sieht wie sich seine Augen dunkel färben und streckt sich bereits auf die Zehenspitzen, bis sie sein raues Flüstern schon an ihren Lippen spürt. „Küss mich, Hinata!“

Sie legt haltsuchend beide Hände an seine Wangen und überwindet die restlichen Zentimeter, bis sie seine Lippen spürt. Er umfasst augenblicklich ihre Hüften und reißt sie an sich, sodass sie sofort alles um sie herum vergisst und sich hemmungslos in ihm verliert.

Er spürt die Blicke ihrer Familie, aber das könnte ihn nicht weniger kümmern. Die Tatsache, dass sie bedenkenlos auch öffentlich zu ihm steht, treibt ihm beinahe die Tränen in die Augen.
 

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.

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Closure

Es war schon mitten in der Nacht, als sie vor einer Stunde zu ihrem Haus zurückgekehrt sind, aber Hinata findet immer noch keinen Schlaf und sucht ihre Zuflucht einmal mehr auf dem Dach.

Aber heute folgen ihr sowohl Sakura als auch Tenten und den drei Frauen ist klar, dass ihre seltene Ungestörtheit einen Zweck zu erfüllen hat.

Wie so oft warten die anderen beiden darauf, dass Hinata zuerst spricht. „Wie denkt ihr über eine Rückkehr nach Konoha?“

Die drei Kunoichi wechseln nachdenkliche Blicke und lassen ruhig ein paar Minuten vergehen, während sie sich das Ganze mit dem nötigen Ernst durch den Kopf gehen lassen.

Es ist Tenten, die ihre Gefühle vorsichtig zusammenfasst. „Ich glaube, wir sind uns einig, dass wir zurück wollen, oder?“

Auf das vorsichtige Nicken von Sakura und das zarte Lächeln von Hinata, fährt sie bestärkt fort. „Wir hatten fünf schöne Jahre hier und konnten unsere Kinder behütet großziehen. Aber wir haben unser Heimatdorf schließlich nicht verlassen, weil es uns dort nicht mehr gefallen hat. Und wir haben alle noch genug Leute dort, die uns etwas bedeuten. Die wir unseren Kindern vorstellen wollen. Ich habe nicht vergessen, wovor wir geflohen sind und letztendlich läuft es darauf hinaus, wie du deinen Vater einschätzt, Hina. Aber ich zweifle nicht daran, dass du ihm ebenso gewachsen bist, wie all diesen Herausforderungen hier in den letzten fünf Jahren. Denn auch hier hat man es uns nicht unbedingt leicht gemacht.“

Hinata sieht ihre beiden Freundinnen offen an. „Du hast in allem Recht, Tenten. Und ich bin es leid meinen Vater zu fürchten. Es wird Zeit, dass wir heimkehren.“

Sakura nimmt einen tiefen Atemzug, bevor sie feststellt, was ihr selbst Angst macht. „Außerdem sind wir nicht länger allein. Denn so furchteinflößend es auch ist das zu glauben: sie werden uns nicht noch einmal verlassen.“

Aber Tenten gibt ihr ruhig Recht. „Nein. Und jetzt ist es an uns zu akzeptieren, dass sie wieder da sind. Wir haben es uns alle verdient, endlich mit unserer Vergangenheit abzuschließen.“
 

Hinata zieht an der Kette, an der sie seit letzter Nacht ihren Verlobungsring um den Hals trägt und nimmt ihn lächelnd in die Hand. „Naruto hat mich gestern gefragt, ob ich ihn heirate.“

Sakura und Tenten fahren synchron zu der ruhigen Clanerbin herum und während Tenten in stummer Erleichterung das Glück in Hinatas Zügen registriert, fällt Sakura der Hyuuga unzeremoniell mit einem lauten Kreischen um den Hals. „Was?! Ich fass es nicht! Herzlichen Glückwunsch!“ Sie löst sich ein wenig von der lachenden Hinata und unterzieht den Ring einer kritischen Musterung. „Ich bin beeindruckt, das hätte ich dem Baka wirklich nicht zugetraut.“

Hinata lächelt gutmütig. „Ich habe ja gesagt, aber ich habe ihm auch gesagt, dass ich zuerst mit euch darüber reden-“

Aber Sakura und Tenten winken ihre Bedenken einstimmig ab. „Wir freuen uns für dich!“

Tenten nickt lächelnd. „Du hast es mehr als verdient mit Naruto glücklich zu werden, Hina!“
 

Sie verfallen erneut in ein zufriedenes Schweigen, bis Tenten den einzigen anderen Punkt anspricht, der noch ungeklärt zwischen ihnen steht. „Jetzt dreht sich alles nur noch darum, wann wir es den Kindern sagen.“

Es ist ausgerechnet Sakura, die es mit einem langen Seufzen einräumt. „Was spricht dagegen, dass wir es ihnen gleich sagen?“

Hinata und Tenten wechseln einen langen Blick, bevor sie sich synchron Tsunades ehemaliger Schülerin zuwenden und diese schneidet ihren amüsierten Gesichtern eine genervte Grimasse.

„Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber macht es wirklich noch einen Unterschied, wenn wir es ihnen gleich sagen? Ich habe gedacht, es würde sie zu sehr aufwühlen, wenn die drei dann wieder nach Konoha zurückkehren, aber nachdem wir auch bald zurückkehren werden, macht das wirklich nicht mehr viel aus.“

Hinata lächelt fröhlich und lässt die leichte Aufregung zu, die sie ausfüllt. „Wegen mir spricht nichts dagegen.“

Tenten wickelt sich seufzend ihr langes Haar um die Finger. „Ich bin auch einverstanden.“
 

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Sasuke und Neji bleiben im Türrahmen stehen, als die drei Frauen sie am nächsten Morgen schon im Esszimmer erwarten, aber Naruto tritt ohne Umschweife an Hinata heran und zieht sie schamlos an sich heran, bis sich ihre Lippen berühren.

Die junge Clanerbin spürt, wie ihre Wangen augenblicklich anfangen zu brennen und ist sich übermäßig bewusst, dass es nicht an den amüsierten Blicken ihrer Freunde liegt, die sie auf sich spürt, aber sie lächelt glücklich, als er sich von ihr löst.

„Guten Morgen.“

Sakura räuspert sich belustigt und Hinata schiebt Naruto schnell ein Stück von sich, lässt ihre Hand aber flach auf seinem Brustkorb liegen.

Die ehemalige Schülerin der Hokage wendet sich grinsend von den beiden ab und holt tief Luft, bevor sie Sasukes dunklem Blick begegnet. „Wir haben eine Entscheidung getroffen.“

Hinata ist immer noch gefangen in Narutos Blick und hält sich haltsuchend mit ihren Fingern an seinem T-Shirt fest, um wenigstens zu versuchen sich halbwegs auf seine nächste überschwängliche Reaktion vorzubereiten. „Wir werden mit den Kindern nach Konoha zurück kehren-“ Aber weiter kommt sie nicht, bevor seine Lippen ihr erneut die Luft zum Atmen nehmen.
 

Tenten verschränkt mit einem amüsierten Kopfschütteln die Arme. „Was Hinata noch sagen wollte ist, dass wir zwar noch nicht in ein paar Tagen mit euch zurückkehren werden, aber während eurer Abwesenheit alles für unseren eigenen Aufbruch vorbereiten werden. Und es wäre ganz praktisch, wenn ihr nach der Versammlung zurückkommen würdet, um uns dabei zu helfen.“

Neji nähert sich ihr mit ruhigen Schritten und obwohl sie ihre beste Freundin gerade noch sanft belächelt hat, spürt Tenten plötzlich das hektische Schlagen ihres eigenen Herzens, als ihr alter Teamkamerad besitzergreifend eine Hand an ihre Hüfte legt. „Es gibt nichts, was uns davon abhalten könnte.“
 

Nur Sasuke mustert seine ehemalige Teamkameradin weiterhin kritisch. „Da ist noch mehr.“

Sakura rollt die Augen über seine übertriebene Auffassungsgabe und im Trotz bringt sie die Worte, von denen sie gerade eben noch keine Ahnung hatte, wie sie sie je über die Lippen bringen sollte, mit Leichtigkeit hervor. „Wir haben uns außerdem entschieden, ihnen zu sagen, wer ihr seid.“

Auf ihre Offenbarung folgt bleiernes Schweigen, während die Männer perplex zu den Frauen sehen. Sakura blinzelt überfordert, als Sasuke spurlos verschwindet und im selben Atemzug so nah vor ihr wieder auftaucht, dass sie beinahe zurück gestolpert wäre.

Er greift nach ihrer Hüfte und umfasst mit seiner anderen Hand bestimmend ihr schmales Kinn und sie stellt genervt fest, dass er sie dadurch davon abhält ihm in irgendeiner Hinsicht auszuweichen. Aber sie lässt seufzend zu, dass er die Wahrheit in ihren Augen liest.

„Du meinst das so.“

Sie öffnet augenrollend den Mund, aber ihre zynische Bemerkung stirbt auf ihren Lippen, als ihr mürrischer Teamkamerad sie unerwartet küsst. Sie ergibt sich seufzend seiner leidenschaftlichen Berührung und krallt ihre Finger haltsuchend in den weichen Stoff an seinen Schultern.

„Wann?“

Sakura sieht hilfesuchend zu Hinata, aber die wird noch zu sehr von Naruto in Beschlag genommen, um sich auf irgendetwas anderes konzentrieren zu können.

„Nach dem Frühstück?“
 

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Nach einem äußerst angespannten Frühstück
 

Neji und Tenten haben Yuki mit in das Zimmer genommen, das die Männer vorübergehend beherbergen. Aber bevor die beiden sich einigen können, wie sie ihrer vier-jährigen Tochter das Ganze möglichst schonend beibringen können, nimmt die Kleine das selbst in die Hand. „Du bist mein Papa, nicht wahr?“

Neji spürt sein Kinn nach unten rutschen und sieht hilfesuchend über seine Schulter zu Tenten, aber diese starrt ebenso perplex auf ihre Tochter, also wird er da wohl allein durch müssen. Er schluckt einmal, bevor er den Kopf wieder zu seiner aufgeweckten Tochter dreht, die ihn aus ihren hellen Augen interessiert mustert. „Wie bist du darauf gekommen?“

Sie mag seine Augen haben, aber in allem anderen ist sie Tenten so ähnlich. „Mama ist keine Hyuuga, du schon. Und du stehst immer neben ihr, egal wohin wir gehen. Und Mama mag es eigentlich nicht, wenn ein anderer Hyuuga neben ihr steht. Aber dich mag sie.“

Eigentlich sollte sie sich mittlerweile an die beeindruckende Beobachtungsgabe ihrer Tochter gewöhnt haben, aber in Momenten wie diesen macht sie Tenten immer noch sprachlos. Aber Neji hätte beinahe laut gelacht und fährt seiner Tochter zärtlich durch das lange, braune Haar. „Du bist ein unheimlich kluges Mädchen, Yuki.“

Die Vierjährige lächelt zufrieden. „Mama sagt, ich habe meine... Mama, was war das noch?“

Tenten tritt lächelnd an die beiden heran und setzt sich neben sie auf den Boden. „Auffassungsgabe.“

Yuki wendet sich nickend wieder an ihren Vater. „Genau, das, von dir.“

Neji sieht grinsend von seiner schlauen Tochter zu ihrer schönen Mutter. „Ach, sagt sie das?“

Tenten verdreht die Augen, aber im nächsten Moment ringt sie mit den Tränen. Der Anblick wie Yuki selbstverständlich ihre kleinen Arme um den Hals ihres Vaters schlingt und dieser in der ersten Umarmung seiner Tochter die Augen schließen muss, um seine eigenen Tränen zurückzuhalten, treibt sie selbst über den Rand ihrer Beherrschung. Neji hält seine Tochter fest, aber seine Augen suchen Tenten und als er sieht, wie sie ihn unter Tränen anlächelt, streckt er eine Hand nach ihr aus und zieht auch sie ganz nah zu sich heran. Er schwört still, dass er seine beiden Frauen nach dieser verdammten Mission keine Woche mehr allein lassen wird.
 

~
 

Derweil im Esszimmer bei Sakura, Sasuke und Yoru
 

„Mama?“

Sakura sieht von Sasuke zu ihrem Sohn und fragt sich, was es da eigentlich noch zu erklären gibt. Eigentlich sollte es reichen den beiden einen Spiegel vorzuhalten. „Ja, Liebling?“

Ihr Sohn klettert geübt auf den Schoß seiner Mutter und diese streicht ihm zärtlich durch das dunkle Haar, mehr um sich selbst zu beruhigen, als Yoru. „Kann ich Sasuke was fragen?“

Sakura blinzelt verdutzt und sieht erneut zu dem Uchiha, dessen dunkle Augen jedoch gebahnt auf ihrem Sohn ruhen. Und er nimmt ihr die Antwort ab. „Du kannst mich alles fragen, Yoru.“

Der Vierjährige beißt sich unsicher auf die Unterlippe und sucht über seine Schulter die Zustimmung seiner Mutter, bevor er schnell mit seiner Frage herausplatzt. „Bist du mein Papa?“

Gut, sie hat das mit dem Spiegel gerade ernst gemeint, aber jetzt starrt sie fassungslos auf ihren Sohn und fragt sich, ob es sein kann, dass ihnen nicht aufgefallen ist, dass die Kinder sie belauscht haben oder ob sie doch im Schlaf spricht. Sie ist zum ersten Mal in ihrem Leben ernsthaft dankbar, dass Sasuke die nervtötende Gabe besitzt, ewig ruhig zu bleiben.

„Ja.“

So sicher war er sich wohl doch nicht, denn die grünen Augen ihres Kleinen werden ganz groß. „Cool!“

Sasuke schmunzelt und mustert seinen Sohn interessiert. „Verrätst du mir, wie du das rausgefunden hast?“

„Meine Augen sind wie Mamas, außer, wenn ich diese Träume habe, dann sind sie plötzlich wie deine. Und ich hab noch nie jemanden anderen gesehen, der das kann. Und Mama hat mal gesagt, dass ich das von meinem Papa hab.“ Der Kleine runzelt nachdenklich die Stirn und senkt dann verschwörerisch die Stimme. „Und Mama hat richtig schöne Haare, aber ihre Farbe ist eher was für Mädchen, weißt du? Deswegen find ichs ziemlich cool, dass du mir deine gegeben hast.“

Die niedliche Logik ihres Sohnes ist für seine Mutter zu viel und sie lacht herzhaft, während sie dem Vierjährigen einen Kuss auf den dunklen Haarschopf drückt.

Yoru legt den Kopf in den Nacken und mustert seine Mutter grinsend, bevor er sich wieder an seinen neu gewonnenen Vater wendet. „Mama ist manchmal traurig, aber jetzt wo du wieder da bist, kannst du sie glücklich machen.“
 

Sakura bemerkt erst, dass ihr stumme Tränen über die Wange laufen, als Sasuke die Hand ausstreckt und sie zärtlich mit seinem Daumen fort wischt. „Du hast mein Wort, Yoru, dass ich alles tun werde, um deine Mama glücklich zu machen und immer für dich da zu sein.“

In der Welt des Vierjährigen ist damit alles geregelt und er besiegelt es, wie er es mit seinem besten Freund gewohnt ist.

Sasuke stutzt kurz, als ihm sein Sohn seine kleine Faust entgegen hält, aber dann erwidert er die Geste mit einem seltenen Lächeln.

Yoru dreht sich grinsend zu seiner Mutter um. „Mama?“

Sakura ringt immer noch um ihre Fassung. „Mhm?“

„Kann ich gehen und das Minato erzählen?“

Die talentierte Medic-nin senkt den Kopf und haucht ihrem Sohn einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Natürlich, Liebling.“

Ihr Sohn springt jubelnd von ihrem Schoß und sie hält genau durch, bis die Tür hinter ihm zufällt, bevor sie zitternd die Hand vor den Mund schlägt.
 

Aber Sasuke beugt sich vor, umfasst sie mit beiden Händen und hebt sie auf seinen Schoß. Als er ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn haucht und seine leisen Worte verraten, dass auch seine Stimme beinahe bricht, beginnt sie vor lauter Glück hemmungslos in seinen Armen zu weinen.

„Ich danke dir!“

Er hält sie tröstend in seinen Armen, bis das Zittern ihres Körpers nachlässt, aber auch dann macht er noch keine Anstalten sie frei zu geben und Sakura genießt seinen beruhigenden Herzschlag unter ihren Fingern.

Schließlich entscheidet sie spontan ihm auch ihr letztes Geheimnis preis zu geben. „Ich habe ihm deinen Namen gegeben.“

Sie spürt, wie sich sein ganzer Körper schlagartig unter ihr verspannt und hebt den Kopf. Als sie sieht wie ihm eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel entflieht, ist sie selbst schon wieder den Tränen nahe. Sie beugt sich vor und küsst ihm das verräterische Wasser von der Wange und ihre zärtliche Geste reißt ihn aus seiner Starre. Er nimmt ihr Gesicht fest in beide Hände und küsst sie stürmisch, bis sich alles für sie dreht.

Aber es ist er, der sich keuchend von ihr lösen muss, weil ihn seine Gefühle überwältigen. Er hat noch nie annähernd solches Glück empfunden, aber er ist sich vollkommen klar darüber, wem er es verdankt. „Ich liebe dich!“

Und sie hat keine Angst mehr es zuzugeben. „Ich liebe dich auch!“
 

~
 

Zur selben Zeit bei Hinata, Naruto und den Zwillingen
 

Er war noch nie um Worte verlegen, aber als er in die neugierigen Augen seiner Kinder sieht, hat er keine Ahnung wie er ihnen erklären soll, dass er ihr Vater ist, der ihr ganzes bisheriges Leben ausschließlich durch Abwesenheit geglänzt hat.

Aber während er nach den richtigen Worten sucht, um seinen Kindern zu erklären, was er selbst für unentschuldbar hält, lässt sich seine hübsche Verlobte vor ihm auf dem Schlafzimmerboden nieder und zieht ihre Kinder in jahrelanger Vertrautheit auf ihren Schoß. „Wisst ihr noch, wie ich euch erzählt habe, dass euer Papa auf einer ganz wichtigen Mission ist, um die Ninja-Welt vor bösen Monstern zu beschützen und deswegen gerade nicht bei uns sein kann?“

Die Zwillinge nicken einstimmig und Minato legt seiner Mama tröstend eine Hand an die Wange. „Und du hast gesagt, dass er zu uns zurückkommt, sobald er kann.“

Hinata sieht mit einem liebevollen Schmunzeln von ihrem Sohn zu seinem Vater. „Das habe ich.“ Sie senkt den Kopf, um ihren Kindern etwas ins Ohr zu flüstern, aber er kann die Worte von ihren Lippen ablesen. „Und er ist zu uns zurückgekommen.“
 

Die hellen Augen seiner Kinder fahren synchron zu ihm herum und das glückliche Grinsen legt sich ganz selbstverständlich auf seine Lippen, auch wenn er immer noch nicht weiß, wie er die Gefühle, die ihn in diesem Moment vollkommen überwältigen, in Worte fassen soll.

Es ist seine bezaubernde Tochter, die sich zuerst aus der sicheren Umarmung ihrer Mutter löst, den geringen Abstand zu ihm überquert und ihn nachdenklich mustert. „Mama hat gesagt, dass du uns lieb hast, auch wenn du gerade nicht bei uns sein kannst.“

Noch etwas, das er auf die Liste der Dinge setzen muss, für die er sich nie genug bei ihr bedanken kann. Er erwidert den hellen Blick seiner Tochter ernst und gibt ihr ein Versprechen, dass er niemals brechen wird. „Ihr und eure Mama seid das Wichtigste auf der ganzen Welt für mich! Und egal, wo ich bin, ich werde immer alles tun, um euch zu beschützen!“

„Ist das cool, unser Papa ist ein ANBU! Und Mama ist die Stärkste in unserem Dorf, weißt du das?“ Naruto sieht grinsend von seinem enthusiastischen Sohn zu seiner Verlobten, die im Moment mit einem Lächeln zu verbergen versucht, dass sie mit den Tränen ringt.

„Eure Mama ist in allem die Beste!“

Als Minato zustimmend nickt und seinem Vater unwissend genau wie sein bester Freund die Faust hinhält und Hana fest die Arme um seinen Hals schlingt, schließt Naruto für einen Moment die Augen, um nicht ausgerechnet vor seinen Kindern zum ersten Mal nach Jahren in Tränen auszubrechen.
 

Während er seine Kinder zum ersten Mal im Arm hält, sieht er zu der jungen Frau, die sich wenige Meter von ihm schnell eine verirrte Träne von den Wangen wischt, und der er ein Glück verdankt, dass er nie für möglich gehalten hat. Sie hat ihn schon geliebt, als er noch nicht gewusst hat, was dieses Gefühl überhaupt bedeutet.

Sie hat einmal gesagt, dass er immer an sie geglaubt hat, aber in Wirklichkeit ist sie auch die Einzige, die von Anfang an auch stets an ihn geglaubt hat.

Sie ist seine große Liebe, sein Hafen, seine Familie, sein Herz.

Und er schwört, dass er den Rest seines Lebens versuchen wird, ihr wenigstens im Ansatz zurückzugeben, was sie ihm in den letzten Jahren alles geschenkt hat.

„Ich liebe dich!“

Sie liest ihm die stummen Worte mit einem glücklichen Lächeln von den Lippen ab und wischt sich eine zweite Träne von der Wange, bevor sie ihm das Gefühl auf dieselbe verborgene Art zurückgibt. „Ich liebe dich.“
 

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„Mama, müssen wir heute in den Kindergarten gehen?“

Hinata wechselt einen belustigten Blick mit Sakura und Tenten, bevor sie schmunzelnd vor ihrem Sohn in die Hocke geht. „Was hältst du von einem Kompromiss? Wir bleiben alle bis zum Mittagessen hier, dann geht ihr für drei Stunden in den Kindergarten und wir gehen solange zum Training und dann holen wir euch schon wieder ab. Und morgen ist dann eh Wochenende.“

Ihr Vorschlag begegnet nicht nur vier leuchtenden Kinderaugen, sondern auch drei äußerst begeisterten Männern, die im nächsten Moment mit den Vierjährigen in den Garten stürmen.

Hinata sieht ihnen mit einem liebevollen Lächeln hinterher. „Wir sind momentan ziemlich beliebt.“

Tenten lehnt ihren Kopf vertraut an die Schulter ihrer besten Freundin. „Ist es naiv, so grenzenlos glücklich zu sein?“

Sakura imitiert ihre Regung auf der anderen Seite der jungen Hyuuga. „Vermutlich. Aber genau deswegen sollten wir es genießen, solange es anhält.“
 

~
 

Die Männer verbringen den ganzen Vormittag im Garten mit ihren Kindern und die drei Frauen verbringen die meiste Zeit damit, diesen ungewohnten Anblick zu bestaunen.

Das Mittagessen, das sie alle zum ersten Mal an einen Tisch führt, fühlt sich noch ein wenig steif und ungewohnt an, aber den Kindern fällt es gar nicht erst auf und die Erwachsenen sind zu glücklich, um sich daran zu stören.
 

Natürlich gibt es danach das große Gemaule, als sie die Kinder daran erinnern, dass es trotz allem langsam Zeit wird in Richtung Kindergarten aufzubrechen.

Die Männer sind ihnen auch in dieser Hinsicht keine große Hilfe, da sie ihre Freundinnen selbst an einen Haufen bockiger Kleinkinder erinnern.

Aber Hinata erkennt, dass sie sich nicht nur diese Diskussion, sondern auch jede Menge Ärger sparen kann, wenn- „Ihr könnt auch einfach mit den Kindern hier bleiben, während wir für eine Stunde am Trainingsplatz vorbei schauen, dann müssen wir sie nicht in den Kindergarten bringen.“

Zum ersten Mal seit langem, verflucht sie Narutos Auffassungsgabe, als sie sieht, wie ihr Verlobter skeptisch die Stirn runzelt, weil es sogar ihn stutzig macht, dass sie so plötzlich ihre Meinung geändert hat.

„Warum, wollt ihr nicht, dass wir euch begleiten?“

Hinata öffnet den Mund und ist sich zweifellos bewusst, dass sie ihn niemals wird anlügen können. Und aus genau diesem Grund eilt Sakura geistesgegenwärtig zu ihrer Rettung. „Es wäre nur einfacher so.“

Aber als er sieht, wie Hinata ausweichend ihren Blick von ihm abwendet, fühlt Naruto die Alarmglocken in seinem Inneren praktisch lautstark anspringen. Ein kritischer Blick auf Neji verrät ihm, dass er nicht der Einzige ist, dem das Ganze spanisch vorkommt. „Wir begleiten euch.“

Hinata unterdrückt ein müdes Seufzen. Natürlich.
 

~
 

Minato, der sich mit einem überglücklichen Grinsen auf den Schultern seines Vaters zum Kindergarten hat tragen lassen, wendet sich plötzlich nachdenklich an seine Mutter. „Mama?“

Hinata sieht lächelnd zu ihrem übermütigen Sohn auf. „Ja?“

Als der Vierjährige auffordernd seine Arme nach ihr ausstreckt, verlagert sie seine Schwester geübt auf ihre rechte Hüfte, während sie Minato mit einem Arm von den Schultern seines Vaters und ebenfalls in ihre Arme hebt. Sie senkt schmunzelnd den Kopf, als sich der Vierjährige zappelnd streckt, um ihr verschwörerisch etwas ins Ohr zu flüstern.

Hinatas amüsierter Blick wandert für einen Moment zu Tenten und Sakura, was den beiden schon verrät, worum es geht, bevor sie den Kopf wieder zu ihrem kleinen Sohn dreht und ihm schmunzelnd antwortet. „Nein, es ist kein Geheimnis mehr.“ Sie sieht das aufgeregte Glitzern in den hellen Augen ihres Erstgeborenen und haucht ihm lächelnd einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich von Hana mit derselben liebevollen Geste verabschiedet und die beiden absetzt.

Sakura tritt kopfschüttelnd neben Hinata, sieht ihren Kindern aber ebenfalls mit einem belustigten Grinsen nach. „Und heute Abend weiß es das ganze Dorf.“

Die junge Clanerbin bindet sich mit einem selten spöttischen Schnauben die langen Haare nach oben. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass mein geschätzter Bruder das für sich behalten hat. Lasst uns gehen und den Zirkus hinter uns bringen.“ Sie verschwindet absichtlich, bevor Naruto sie fragen kann, was sie ihm offensichtlich verschweigt.
 

~
 

Sie haben den Trainingsplatz noch nicht richtig betreten, als der Spott von Hinatas lang verschollenem Bruder sie begrüßt. „Wie schön, dass ihr euch doch noch die Ehre gebt.“

Es ist nicht nur der Versuch, das Unvermeidliche noch ein wenig länger hinauszuzögern, der Tenten dazu bringt einen Schritt nach vorne zu machen. „Du weißt doch, die Gelegenheit dir eine zu verpassen, lasse ich mir nie entgehen!“

Sie gibt dem arroganten Hyuuga nicht die Gelegenheit etwas darauf zu erwidern, sondern greift ihn blitzschnell und mit voller Härte an.
 

Während Hinata den beiden beinahe besorgt nachsieht, tritt Sakura mit einem belustigten Grinsen neben sie. „Soll ich im Zweifelsfall einschreiten oder sollen wir Tenten ein bisschen mit ihm spielen lassen?“

Das bringt sogar Hinata zum Schmunzeln. „Er mag es nicht verdient haben, aber bevor Tenten ihm die Augen auskratzt sollten wir eventuell auf das alte Bäumchen-wechsel-dich zurückgreifen.“

„Hinata.“

Die Angesprochene dreht den Kopf über ihre Schulter und fixiert eine braunhaarige Hyuuga in ihrem Alter. „Soya.“ Die Güte in Hinatas Augen, die bleibt, obwohl die Adern an ihren Schläfen hervortreten, verrät Naruto, dass sie zumindest diese Verwandte wirklich gern hat.

Die beiden Frauen beginnen wortlos einen ruhigen Trainingskampf und auch Sakura findet was zum Spielen, bis sie sich nach kaum zehn Minuten geschickt zwischen Yokiri und Tenten mischt und die beiden auseinander bringt, nachdem das Schwert der braunhaarigen Waffenexpertin gerade gnadenlos eine tiefe Schnittwunde in die Schulter des jungen Hyuugas geschlagen hat.
 

Aber sobald der nächste Partnerwechsel Hinata und Yokiri zusammenführt, ändert sich die Atmosphäre schlagartig und Naruto erkennt zu spät, warum sie nicht wollte, dass er sie hierher begleitet.

Sämtliche andere Kämpfe kommen beinahe augenblicklich zum Erliegen und in stummer Absprache formt sich ein Kreis um die beiden Hyuugas. Ohne Vorwarnung werden sie Zeugen eines weiteren Machtkampfes.

Auch Hinata und Yokiri verlieren kein Wort, bevor sie im Stil ihres Clans aufeinander losgehen. Ein Blick in Sakuras und Tentens Gesicht verrät Naruto, dass sie von dieser Wendung nicht im Geringsten überrascht wurden.

Er macht instinktiv einen Schritt nach vorne, als sogar er die unverhohlene Härte hinter den Angriffen des jüngeren Hyuugas erkennt, aber Sakura greift hart nach seinem Unterarm. „Du darfst dich da nicht einmischen!“

Er dreht den Kopf wütend zu seiner besten Freundin und will sie gerade anfahren, dass er nicht zusehen wird, wie seine Verlobte wegen eines dummen Machtkampfes schon wieder einen Herzanfall erleidet, als ihn Nejis unterdrückter Fluch besorgt herumfahren lässt. Scheinbar ist es Yokiri gelungen, seine Schwester zu treffen und die beiden Hyuugas verharren für einen Moment abschätzend, wenige Meter voneinander.
 

Hinatas Husten alarmiert sie alle. Aber sie spuckt das Blut gleichgültig zur Seite.

Ihr Bruder mustert sie berechnend und mit keinerlei Emotion im Gesicht sieht er aus wie Hiashis jüngerer Zwilling. „Jeder weiß, dass du eine Herzschwäche hast, Schwesterchen. Du solltest die Führung abgeben. Um deiner eigenen Gesundheit willen.“

Sakura umfasst Narutos Unterarm fester und hält ihren besten Freund grob an ihrer Seite.

Aber Hinata grinst, während sie auf ihren Bruder zugeht. „Da gibt es nur ein Problem.“ Sie beugt sich zu seinem Ohr und senkt die Stimme, aber man muss kein Lippenleser sein, um ihre Worte zu entziffern. „Niemand hier kann mich schlagen!“

Sie provoziert ihn erfolgreich. Yokiri zielt mit der Hand direkt auf ihren Brustkorb, aber seine Schwester weicht ihm geschickt aus und trifft ihn in einer raschen Drehung hart am Schulterblatt.

Sie setzen ihren Kampf fort, sogar in noch höherer Geschwindigkeit, falls das noch möglich ist.
 

Aber der entscheidende Schlag von Hinatas Seite ist sichtbar und hinterlässt seine Spuren, als Yokiri keuchend auf die Knie fällt. Hinata steht schon hinter ihm, während er noch fällt und reißt ihm mit einer Hand grob den Kopf an den Haaren in den Nacken, während ihre andere Hand drohend über seinem Hals schwebt.

Sie hält ihn eine Sekunde lang, bis Yokiri seufzend die Augen schließt und sie ihren harten Griff von ihm nimmt.

Das Klatschen ihrer Verwandten klingt in ihren Ohren wie Hohn, aber vielleicht liegt das auch an dem Rauschen ihres eigenen Blutes.

Bei ihrem Bruder macht sie sich nicht die Mühe ihm aufzuhelfen; sie dreht sich um und schreitet scheinbar gleichgültig durch die Menge.

Im Gegensatz zu den Frauen wirft Naruto noch einen Blick zurück und als er den Zorn in Yokiris Augen sieht, mit dem er ihnen nachsieht, wäre er am liebsten umgedreht.
 

Es ist ein angespanntes Schweigen, während sie den Trainingsplatz hinter sich lassen und Hinata schafft es auch nur aus dem offensichtlichen Sichtfeld ihrer Verwandten, bevor sie umknickt und unsicher stolpert. Sie stützt sich mit einer Hand an einem Baumstamm ab und als sie hustet, spuckt sie erneut Blut.

„Hina!“

Sakura, Tenten und Naruto sind sofort bei ihr, aber Hinata schüttelt den Kopf. „Nein, ist schon gut.“

Ihr Freund knurrt zornig. „Gar nichts ist gut.“

Hinata hebt den Kopf und sieht ihn an, aber es ist Neji, der eine Erklärung abgibt. „Yokiri sieht uns immer noch nach!“

Auf das Stichwort fährt Naruto herum. „Scheiß drauf, ich will dem Bastard schon seit gestern unbedingt eine reinhauen!“

Aber als zwei zarte Hände seinen Arm umfassen, hält er sofort inne. „Naruto. Ich habe dieses Theater gerade nicht zum Spaß abgezogen. Das hier ist immer noch der Hyuuga-Clan, auch wenn keiner von ihnen das wahrhaben will. Und mein Nachname ist das Einzige was hier Gewicht hat, auch wenn ich noch nie viel dafür gegeben habe eine Hyuuga zu sein. Aber solange du als Hyuuga lebst, hast du dich an gewisse... Regeln zu halten.“

Er umfasst zärtlich ihre Hüfte und während sie mit der gewohnten Röte ringt, ist es ihm scheißegal, dass ihre Freunde jedes Wort hören können. „Zeig mir einen Priester in diesem Dorf und ich heirate dich sofort!“

Sakura schüttelt grinsend den Kopf, während Neji und Sasuke beinahe synchron skeptisch eine Augenbraue heben und Tenten nur amüsiert schmunzelt.

Aber Hinata legt lächelnd eine Hand an seine Wange. „Ich würde dich küssen, aber ich muss mir ganz dringend die Zähne putzen.“

Doch dann sieht sie ihm erneut ernst in die Augen. „Momentan ist es meine Aufgabe unsere Familie zu beschützen. Und das werde ich. Aber ich werde irgendwann zulassen, dass du mir den Großteil davon abnimmst. Nur noch nicht jetzt.“

Der blonde Chaot lehnt beinahe verzweifelt seine Stirn gegen ihre. „Lass mich dich tragen.“ Aber sie verwehrt ihm mit einem entschuldigenden Kopfschütteln zum ersten Mal etwas, auch wenn es ihr sichtlich schwer fällt und Sakura mischt sich leise ein. „Wir sind gleich Zuhause.“

Hinata löst sich mit einem müden Nicken von Naruto. „Lasst uns gehen.“

Aber es fällt ihr offensichtlich schwer sich aufrecht zu erhalten und Sakura umschließt kurz entschlossen Hinatas Hand mit ihrer. Ihr heilendes Chakra färbt ihre Hand grün, als sie es vorsichtig in Hinatas Körper strömen lässt, aber alles was das bewirkt ist, dass die hübsche Clanerbin im Schmerz das Gesicht verzieht. „Hina-“

Die junge Hyuuga schließt entkräftet die Augen. „Ich weiß.“
 

~
 

Hinata taumelt halb blind auf die Couch, aber als Naruto sich besorgt neben sie setzt, zieht sie die Beine an, umschlingt seinen Oberkörper mit beiden Armen und birgt ihre Stirn an seine Brust, während sie mit tiefen, schmerzerfüllten Atemzügen versucht ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen.

Naruto nimmt sie fest in den Arm und sieht unsicher zu seiner ehemaligen Teamkameradin, aber diese schüttelt nur hilflos den Kopf und macht ihm klar, dass sie wieder an dem selben Punkt angelangt sind wie zwei Tage zuvor.

Es ist Hinatas Stimme, die die angespannte Stille bricht. „Erzähl mir was.“

Weil er nichts tun kann, um ihren Schmerz zu lindern, obwohl er alles dafür geben würde, erfüllt er wenigstens diese Bitte, indem er leise beginnt die letzten fünf Jahre aus ihrer Sicht aufzurollen. Die Art, wie er zum Besten gibt, wie er Neji und Sasuke zu Beginn beinahe jeden Tag davon abhalten musste, dem Anderen an die Kehle zu gehen, bringt Sakura und Tenten ehrlich zum Lachen, aber der blonde Shinobi beobachtet besorgt, dass sogar das Schmunzeln, das die junge Frau in seinen Armen sich abringt, ihr Schmerzen zu bereiten scheint.

Doch nach ein paar Minuten entspannt sich ihr Körper in seinen Armen und ein Blick in ihre sanften Gesichtszüge verrät ihm, dass sie tatsächlich eingeschlafen ist.

Sakura geht lautlos vor der Couch in die Hocke und greift um den Arm ihres besten Freundes herum, um den Puls am Hals der jungen Hyuuga zu messen.

Mit ihrem erleichterten Seufzen, fällt ein ganzer Felsblock von den Anderen ab. „Sie wird sich erholen. Der Schlaf wird ihr guttun.“
 

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Sorrow

Sakura geht lautlos vor der Couch in die Hocke und greift um den Arm ihres besten Freundes herum, um den Puls am Hals der jungen Hyuuga zu messen.

Mit ihrem erleichterten Seufzen, fällt ein ganzer Felsblock von den Anderen. „Sie wird sich erholen. Der Schlaf wird ihr gut tun.“
 

Zwei Stunden später wagt Naruto es immer noch nicht, sich zu bewegen und wirft zum tausendsten Mal einen besorgten Blick auf seine schlafende Verlobte.

„Warum gehen nicht wir und holen die Kinder ab?“, bietet Neji ruhig an, in einem vorsichtigen Versuch die angespannte Situation zu entschärfen.

Sakura und Tenten wechseln einen sichtlich besorgten Blick, bevor Tsunades ehemalige Schülerin die unschöne Wahrheit mit einem Seufzen in Worte kleidet. „Weil die Erzieherinnen sie euch nicht geben werden, wenn wir nicht dabei sind. Wir haben sie in den letzten Jahren gedrillt, sie nie jemandem außer uns anzuvertrauen und-“

Es ist Hinata, die unbeobachtet erwacht ist, sich seufzend aus Narutos Umarmung löst und erklärt, dass sie alle gehen werden. „Und es würde auffallen, wenn nur eine von uns euch begleitet.“ Sie erhebt sich sichtlich angeschlagen und Naruto öffnet protestierend den Mund, aber sie nimmt seine Hand und verschränkt ihre Finger vertraut mit seinen, während sie ihn aus ihren gutmütigen Augen fixiert. „Es geht schon wieder. Wirklich, ich verspreche es. Und du weißt, dass ich dich niemals anlügen könnte. Ich bin nur müde.“

Man sieht dem blonden Shinobi seinen Unwillen und seine Besorgnis an seiner ganzen Haltung an, aber er widerspricht ihr nicht und Hinata lässt im Gegenzug zu, dass er stützend einen Arm um ihre Hüfte legt. Sie löst sich auch erst von ihm, als der Kindergarten in Sichtweite kommt und Naruto beobachtet besorgt, wie sich ihre Kinder gewohnt übermütig in die Arme ihrer Mutter stürzen, aber Hinata schwankt keinen Millimeter. Ihre unglaubliche Stärke sollte ihn wohl beruhigen, aber stattdessen fühlt er eine tiefe, panische Angst in sich aufsteigen. Die instinktive Angst sie zu verlieren.
 

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Am selben Abend
 

Sie haben die Kinder erst vor einer halben Stunde ins Bett gebracht und stehen gerade gemeinsam mit den drei Männern in der Küche, als Hinata plötzlich die Augen verengt und augenblicklich die feinen Adern an ihren Schläfen hervortreten. „Entschuldigt mich. Es sieht so aus, als hätte mein Bruder mir etwas zu sagen.“

„Du musst nicht mit ihm reden, wenn du nicht willst.“

Hinata dreht sich nicht zu Naruto, sondern hält den Blick angespannt aus dem Fenster gerichtet. Sie ist noch nicht dazu gekommen mit ihm über den heutigen Vorfall zu reden und stattdessen droht ihr jetzt schon wieder ein neuer Eklat. „Ich will nicht, weil ich weiß, dass ich vermutlich nicht hören will, was er zu sagen hat.“ Aber mehr sagt sie nicht, bevor sie die Küche verlässt und lautlos durch die Terrassentür nach draußen schlüpft.

Naruto wendet sich einmal mehr hilfesuchend an Sakura. „Was bedeutet das?“

Aber Sakura sieht stattdessen gereizt zu Tenten. „Dass Hinata wie immer Recht hatte. Sie hat vorausgesagt, dass Yokiri ihr irgendetwas verheimlicht und diese Show heute nur dazu da war, um es ihr nicht sagen zu müssen.“

Ihre gewohnt kryptische Antwort treibt ihren besten Freund sichtlich zur Weißglut. „Sakura!“

„Er hat sie herausgefordert, in der Hoffnung sie zu besiegen und dadurch darum herum zu kommen, ihr zu beichten, was auch immer er angestellt hat, während er weg war. Und weil er ein Mann ist und noch dazu ein Hyuuga, hat Hinata genau das vorausgesagt.“

Tenten flucht zornig und jeder sieht auf. „Er wird ihr weh tun. Er ist zu sehr wie sein nutzloser Vater und sie ist zu sehr Hinata und am Ende-“

Aber Sakura umfasst ihren Arm und unterbricht ihre Tirade energisch. „Und am Ende ist sie unsere Hinata, die sich in 18 Jahren nicht von ihrem Dreckskerl von Vater hat unterkriegen lassen und seitdem jeden Hyuuga, der sich gegen sie gestellt hat, zum Teufel gejagt hat!“

Aber diese besorgte Resignation weicht nicht aus Tentens Miene. „Trotzdem hat jeder von uns Grenzen, auch Hinata. Und wir haben unsere die letzten Jahre über durchgängig ignoriert.“

„Wir hatten nie eine andere Wahl, Ten. Aber genau das hat uns auch so stark gemacht.“
 

Während die beiden Frauen leise miteinander diskutieren, sieht Neji seiner Cousine mit aktivierten Byakugan schon seit ein paar Minuten nach, als er plötzlich die Stirn runzelt und damit Tenten alarmiert. „Was ist es? Neji?“

„Es sieht fast so aus, als wollte sie ihn schlagen.“

Tenten fährt mit einem wütenden Zischen zum Küchenfenster herum, aber Hinata und ihr Bruder sind zwischen den dichten Bäumen am Rand ihres Grundstücks nicht zu erkennen.

Aber es vergeht keine weitere Minute, bevor Hinata aus dem Schatten der Bäume tritt und mit raschen Schritten den Rasen überquert. Der Zorn, der ihr klar im Gesicht steht, ist jedoch sowohl Neji als auch Naruto fremd.

Die Terrassentür klirrt in ihrer Halterung, so fest wirft die zarte Clanerbin sie hinter sich zu, bevor sie mit gezielten Schritten in die Küche tritt und ohne ein Wort zu verlieren eine Kuchenform aus einem der Regale reißt und verschiedene Zutaten aus dem Kühlschrank zerrt.

Es ist Sakura, die vorsichtig die Stille bricht. „Hina, Süße, was machst du?“

„Kuchen. Wir hatten schon lange keinen mehr.“

Die Männer beobachten einmal mehr sprachlos, wie Sakura und Tenten nicken, als würde irgendetwas davon Sinn ergeben, die Ärmel hochkrempeln, Mehl und Zucker aus dem Schrank nehmen und sich wortlos neben Hinata stellen.
 

~
 

Aber als der Kuchen im Ofen ist und sie nichts mehr hat um sich abzulenken, ist scheinbar sogar Hinatas Geduld am Ende. In der Stille passiert schließlich das Unfassbare und ihre Geduld reißt. Sie greift sich das Erstbeste, was hinter ihr auf der Anrichte steht und wirft den herumstehenden Teller mit beachtlichem Schwung gegen die Küchentür. „Scheiße!“

Bevor die Männer überhaupt anfangen können, ihren Zorn zu verarbeiten, der an Hinata so ungewohnt wie erschreckend ist, wirft sie noch einen Teller.

Sakura und Tenten verziehen keine Miene, bis Hinata ihnen den Grund für ihren Ausbruch liefert und sich auf ihren Gesichtern schlagartig derselbe Zorn ausbreitet.

„Er ist nach Konoha gegangen!“
 

Sakura zittert in dem Versuch nicht selbst das Erstbeste zu zertrümmern und auch Tenten ringt sichtlich mit sich. „Dieser verdammte Bastard, wie kann er es nur wagen!“

Die junge Clanerbin scheint immer noch so außer sich, dass sie das Zittern ihrer Hände nicht mehr unter Kontrolle hat. „Nach allem was wir getan und aufgegeben haben! Alles was es braucht ist seine verdammte Selbstsucht, um alles zu ruinieren! Wenn ich daran denke, dass Hiashi bereits hier sein könnte-“ Sie schließt die Augen und kämpft sichtlich um ihre Kontrolle. Aber keiner zweifelt den Ernst ihrer nächsten Worte an. „Gott, für einen Moment wollte ich ihn umbringen!“

Auch Tentens Drohung klingt alles andere als leer. „Wenn er so weiter macht, erledige ich das.“

Keiner der Männer versteht wirklich was passiert ist, um Hinata so ausrasten zu lassen und weder Neji noch Sasuke wissen, was sie sagen sollen. Aber Naruto tritt einen Schritt nach vorne und umfasst vorsichtig die angespannten Hände seiner aufgebrachten Verlobten. „Hina. Sag mir was passiert ist.“

Das Zittern ihrer Hände hört unter seiner Berührung auf, aber der Zorn spiegelt sich immer noch klar in ihren Augen. „Mein beschränkter Bruder ist passiert! Er war drei Monate unterwegs, weil er mehr über die Versammlung rausfinden wollte. Der Rat hat seine Mission abgesegnet. Was nicht abgesprochen war, war sein Absteiger nach Konoha!“

Narutos Stimme bleibt ruhig, aber innerlich schwört er dem Kerl bei der nächsten Gelegenheit eine zu verpassen. Er versteht ihre Wut nicht ganz, dafür weiß er umso besser, wie viel es braucht, um seine besonnene Verlobte so ausrasten zu lassen. „Was hat er getan?“

Hinata löst eine ihrer Hände von seinen, weil sie nicht still stehen kann und wischt sich grob die Haare aus der Stirn. Aber sie verschränkt die Finger ihrer anderen Hand trotzdem mit seinen. „Er behauptet nichts. Er sagt, er hat sich in der letzten Minute anders entschieden und ist umgedreht, bevor ihn jemand gesehen hat. Und auch wenn ich im Moment nicht wirklich geneigt bin ihm zu glauben, wenn er wirklich in Konoha gewesen wäre, wäre Hiashi schon längst hier.“
 

Neji runzelt die Stirn. „Aber warum ist er überhaupt nach Konoha gegangen?“

Keiner von ihnen hat je zuvor Verachtung in Hinatas Stimme gehört. „Weil er seit Jahren davon träumt seinen Vater kennen zu lernen!“

Neji hat beinahe Angst ihr diese Frage zu stellen, aber er tut es trotzdem. „Hast du ihm nicht erzählt, dass-“ Er bricht mitten im Satz ab, aber natürlich weiß sie, wovon er spricht.

Hinata verengt wütend die Augen. „Es ist ziemlich offensichtlich warum wir hierher gekommen sind, aber ich halte es nicht für meine Aufgabe meinem Bruder von jeder Auseinandersetzung zu erzählen, die ich je mit unserem... Vater hatte. Vor allem, weil Hiashi Yokiri vermutlich auf seine verquere Art, als den Erben den er immer wollte, vergöttert hätte. Aber wenn er nicht so ein selbstsüchtiger Idiot wäre, könnte er sich vielleicht einmal Gedanken machen, warum er in einem Dorf aufgewachsen ist, wo die Hälfte der Bewohner vor seinem Vater geflohen ist. Warum seine Mutter mit einem anderen Mann vor ihm geflohen ist! Er hat keine Ahnung was für Opfer seine Mutter für ihn gebracht hat und wie glücklich er sich schätzen kann, dass er mit Shinzo als Vater aufgewachsen ist!“

„Ja, weil er ein verzogener, egoistischer Bastard ist!“ Auch Tenten erzittert unter ihrem Zorn, aber Neji sieht noch stirnrunzelnd zu seiner Cousine und diese fängt seinen Blick auf.

„Was?“

„Es ist nur ungewöhnlich dich so wütend zu sehen, Cousinchen. Geradezu verstörend.“

Wenn er damit die Stimmung auflockern wollte, misslingt ihm das zutiefst. Denn als der Zorn aus Hinatas Augen weicht, bleibt nur sichtbarer Kummer übrig. „Weißt du, dass es einfacher für mich ist die Nächte zu zählen, in denen ich nicht davon geträumt habe, wie mein Vater mir auf jede erdenkliche Art meine Kinder wegnimmt? Nacht für Nacht für Nacht! Ich brauche mir nicht auszumalen, was passieren würde, sollte Hiashi je von den Zwillingen erfahren. Ich brauche nur die Augen zu schließen und schon wird mein schlimmster Albtraum wahr. Er würde sie mir beide wegnehmen! Aber vorher würde er mir weismachen, dass ich einen retten könnte und würde mich zwingen mich zu entscheiden. Als könnte sich eine Mutter zwischen ihren Kindern entscheiden! Sieh uns an, Neji! Wie unterschiedlich unsere Leben verlaufen sind, nur weil mein Vater ein paar Minuten vor deinem geboren wurde. Und ich würde ihn töten, bevor ich zulasse, dass er meinen Kindern dasselbe antut. Und ich meine das so. So wie ich es ernst gemeint habe, als ich Tenten vor fünf Jahren, an dem Abend, an dem wir alle herausgefunden haben, dass wir schwanger sind, versprochen habe, dass ich ihn umbringen würde, bevor ich zulasse, dass er ihr Yuki wegnimmt. Und ich werde nicht zulassen, dass mein dummer Bruder nach all der Zeit jetzt noch alles ruiniert!“

Sie zittert, aber bevor Naruto näher an sie herantreten und sie in den Arm nehmen kann, umfasst Sakura ihren Oberarm und zieht sie mit sich aus dem Raum. „Komm!“

Sie hören noch Hinatas fragendes „Wohin?“, dann sind die beiden schon verschwunden und Tenten flucht erneut. Sie stürmt aus dem Haus und legt hektisch die gewohnten Schutzjutsus über ihr Haus, bevor sie den beiden – dicht gefolgt von den Männern – nachläuft.
 

~
 

Aber als sie die beiden einholen, liegt schon ein Schutzwall um sie und die Lichtung, der sie erfolgreich von ihnen abschirmt und so sehen sie lediglich wie Sakura in der Mitte der Lichtung leise auf Hinata einredet.

„Was hat sie vor?“

Tenten seufzt angespannt. „Ich befürchte, das will niemand von uns wirklich wissen.“ Sie hebt die Arme und beginnt rasche Fingerzeichen zu formen, um den Schutzwall aufzulösen, aber da steht Sakura schon vor ihr.

„Hör auf, Ten! Wir haben das jetzt alles oft genug durchgekaut. Ich habe ihr vor fünf Jahren etwas versprochen, also werden wir das jetzt auf meine Art lösen.“

„Sakura, ich versteh ja, was du damit erreichen willst, aber das wird sie nicht durchhalten. Ihr Herz-“

Aber die talentierte Medic-nin unterbricht sie resolut. „Tenten! Ich weiß, du liebst sie wie eine Schwester, aber du musst endlich aufhören sie immer beschützen zu wollen! Das kleine Mädchen, das du kanntest, die schwache Zwölfjährige, die sie einmal gewesen ist, gibt es schon lange nicht mehr. Sieh sie dir an! Ist dir eigentlich klar, wie viel mehr wir sie brauchen, als sie uns? Was hätten wir gemacht, wenn Hinata in jener Nacht nicht mit gepackter Tasche vor deiner Tür gestanden hätte und gesagt hätte, okay, wir sind alle in der gleichen beschissenen Lage und haben echt ein Problem, aber ich habe einen Plan und zusammen kriegen wir das irgendwie hin? Wann hättest du dir eingestanden, dass du schwanger bist? Wie ein Hyuuga-Baby großgezogen, ohne dass es dem Clan zum Opfer fällt? Ganz davon zu schweigen, wie oft sie mich schon gerettet hat; egal was es ist und wie schlimm es gerade aussieht, wenn Hinata sagt, wir kriegen das hin und wenn wir dafür ein paar Berge versetzen und die Zeit anhalten müssen, dann glaube ich ihr, dass wir das hinkriegen. Sie weiß gar nicht, wie sehr sie in der Hinsicht Naruto ähnelt!“

Sie sieht lächelnd zu ihrem besten Freund und setzt ihre aufgebrachte Rede ruhiger fort. „Die beiden haben ein solches Talent dafür Menschen zu motivieren. Und man kann sich darauf verlassen, dass sie da sind, wenn man sie braucht. Und du kennst Hinata so gut, du hast mit eigenen Augen gesehen, wozu sie fähig ist, wenn man sie fordert. Warum fällt es ausgerechnet dir so schwer ihr zuzutrauen, dass sie alleine klar kommt?“

Die begnadete Waffenexpertin öffnet sprachlos den Mund, aber Tsunades ehemalige Schülerin wartet ihre Antwort nicht ab und steht in einem Windhauch vor Hinata. „Bereit?“

Als Hinata wortlos ihre Byakugan aktiviert, begreift auch endlich der letzte unter den Männern, was Sakura vorhat. Aber in dem Moment, gehen die beiden Frauen bereits aufeinander los.
 

Hinata hat zwar ihr Bluterbe aktiviert, kämpft aber sonst nicht im Stil ihres Clans. Es ist ein rascher Schlagabtausch, der mehr an einen einfachen Tajutsu-Kampf erinnert, aber dass das ganze keine harmlose Übung ist, wird spätestens deutlich, als Sakura Hinata zum ersten Mal an der Schulter trifft und diese gut ein paar Meter durch die Luft fliegt, bevor sie die Wucht des Schlages mit einer eleganten Drehung abfangen kann.

Die Männer drehen die Köpfe beinahe synchron fassungslos zu Tenten, aber diese macht mit einem müden Seufzen keine weiteren Anstalten den Schutzwall aufzulösen. Während Naruto vollkommen entgeistert erscheint, Neji fasziniert den Kopf schief legt und selbst sein Bluterbe aktiviert, tritt Sasuke mürrisch einen Schritt an die braunhaarige Waffenexpertin heran. „Worauf genau wartest du?“

Tenten zieht spöttisch eine Augenbraue nach oben, aber scheinbar versteht der dunkelhaarige Clanerbe das als Einladung in seinem scharfen Vorwurf fortzufahren. „Nur weil Sakura dir gerade deine eigene Sentimentalität vorgeworfen hat, heißt das noch lange nicht, dass du sie auf sie hören musst! Willst du wirklich riskieren, dass Hinata noch einen Herzanfall erleidet?! Den nächsten überlebt sie nämlich vielleicht nicht!“

Narutos Kopf ruckt panisch herum, aber Tenten erwidert den Blick des Uchihas gleichgültig und deutet mit einer Hand herausfordernd nach vorne, wo Hinata und Sakura ihren Kampf gerade noch einmal auf eine andere Ebene tragen.

„Statt mich anzuschreien, solltest du vielleicht einmal in deinem Leben genauer hinsehen, Uchiha! Sieh sie dir an! Sieht eine von den beiden so aus, als bräuchte sie Hilfe? Von irgendjemandem?“
 

Die Blicke der Männer folgen ihrer Aufforderung zu den beiden kämpfenden Kunoichi und als sie ihren kaum noch sichtbaren Bewegungen folgen, begreifen sie schnell, wovon Tenten spricht.

„Das ist ihre wahre Stärke. Die Art, wie ihr sie immer noch unterschätzt, ist beinahe beleidigend. Ihr habt immer noch keine Vorstellung davon, wozu die beiden eigentlich fähig sind. Ihr habt sie vermutlich auch nie nach ihren Eignungstests für die Akademie gefragt, sonst wüsstet ihr, dass den beiden schon mit zwölf beträchtliches Potential bescheinigt wurde. Und wenn ihr nicht immer zu sehr mit euch selbst und eure Senseis zu sehr mit euch beschäftigt gewesen wären, dann hättet ihr vielleicht erkannt, dass sie zu weit mehr bestimmt sind, als dazu ewig in eurem Schatten zu stehen. Glaubt ihr Tsunade hat Sakura als ihre einzige Schülerin auserkoren, weil ihr ihre Haare so gut gefallen haben? Und Hinata ist nicht seit vier Jahren das Oberhaupt dieses Teil des Hyuuga-Clans, weil es ihr Erbrecht ist.“
 

Als hätten sie ihre Worte gehört, halten Hinata und Sakura plötzlich inne und letzte grinst herausfordernd. „Was sagst du?“

Hinata wandert mit ihren Augen kurz zu den Männern, bevor sich auch auf ihre Lippen ein ungewohnt freches Grinsen legt. „Warum nicht.“

Als sie anfangen den Männern wohlbekannte Fingerzeichen zu formen, rutscht sogar Nejis Kiefer verdächtig nach unten.

Naruto runzelt verständnislos die Stirn und arbeitet offensichtlich noch daran, wie das möglich sein kann, aber auch Sasuke klingt angemessen entgeistert, während seine Augen fassungslos auf Sakura liegen. „Das ist unmöglich!“

Es kann einfach nicht sein, dass Hinata und Sakura gerade vor ihren Augen Rasengan und Chidori formen.

„Zugegeben, es ist nicht ganz das Original, aber es ist nah genug dran. Sie haben es gelernt, um es irgendwann an eure Kinder weitergeben zu können, solltet ihr... nicht zurückkommen.“

„Das können sie nicht machen!“

„Ich würde sagen, Sakura hat zehn Jahre darauf gewartet euch mal zu zeigen, wie es sich anfühlt auf der anderen Seite stehen zu müssen, während ihr zwei Idioten euch eure sturen Schädel einrennt. Ihre Worte, nicht meine.“

Sakura und Hinata halten nicht inne, während sie aufeinander zulaufen. Die Jutsus explodieren mit einem vertrauten Knall aufeinander und ein helles Licht raubt ihnen für beinahe zwei Minuten jegliche Sicht und auch dann ist der Nebel in dem Wall so dicht, dass sie nicht einmal die Umrisse der beiden Frauen ausmachen können.
 

Tenten grummelt etwas Unverständliches und beginnt dann erneut die Hände zu einer raschen Folge von Fingerzeichen zusammenzuschließen. Neji folgt ihren Bewegungen, erkennt die Zeichen aber nicht. „Was hast du vor?“

„Wonach sieht das für dich aus? Ich werde diesen dämlichen Wall niederreißen!“

Aber da kommt Sakuras Stimme irgendwo aus dem Nebel. „Spar dir die Mühe, Ten.“

Tenten lässt erleichtert die Hände sinken, grinst dann aber kopfschüttelnd. „Dann lebt ihr noch?“

Sie können das belustigte Grinsen in Sakuras Stimme hören. „Hina, Süße?“

Der gemurmelte Fluch klingt so gar nicht nach Hinata und bringt sie alle zum Lachen.

„Lebst du noch?“

„Ich bin mir noch nicht sicher.“

Sie hören Sakuras Lachen und als sich der Nebel langsam klärt, ist ihre Gestalt das erste, was sie erkennen können. Sie rappelt sich scheinbar unverletzt auf und klopft sich den Staub von den Schultern, bevor sie mit sicheren Schritten den Platz überquert und die Hand ausstreckt.

Hinata lehnt scheinbar gegen einen Baum, nimmt jedoch Sakuras Hand und lässt stöhnend sich von ihr auf die Beine ziehen.

Als ihr fröhliches Lachen zu ihnen herüberdringt, während Sakura sie in eine feste Umarmung zieht, entspannt sich Naruto mit einem Seufzen und beobachtet grinsend, wie die beiden Frauen noch ein paar leise Worte wechseln, bevor sie sich langsam zu ihnen herüber begeben.
 

Sakura schließt grinsend die Fingerzeichen, um den Wall aufzulösen, aber der Übermut rutscht ihr von den Lippen, als Sasuke, kaum dass der Wall fällt, mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck direkt vor ihr auftaucht. „Was-“

Aber ihre Worte sterben auf ihren Lippen, als er sie mit einem Arm um ihre Hüfte an sich reißt und ihr hart seine Lippen auflegt.

Hinata, die Tenten in einer beschwichtigenden Umarmung hält, beobachtet mit einem sanften Grinsen, wie Sakuras Lider hilflos flattern, bevor sie ihrem ehemaligen Teamkameraden haltsuchend die Arme auf die Schultern legt und seine Berührung seufzend erwidert.

Sie registriert wie Tenten einen Schritt von ihr weg zur Seite macht, aber als Narutos Atem von hinten ihr Ohr streift, vergisst sie den Zusammenhang. „Das war auf eine andere Art beeindruckend.“

Er fährt mit seinen Fingern hauchzart an ihrer Seite über ihre Rippenbögen und die junge Clanerbin fragt sich atemlos, ob ihm bewusst ist, was er allein mit einer derartig simplen Berührung mit ihr macht. „Hast du mir sonst noch was verschwiegen?“

Sie versucht wirklich seinen Worten zu folgen, aber als er sie mit einer einzigen Berührung zu sich herum und ihren Körper gegen seinen reißt, hätte er genauso gut Spanisch reden können. „Naruto-“

Er verfolgt einen Moment zufrieden wie die sanfte Röte ihre Wangen verfärbt, bevor er sich zu ihr runter beugt und sie stürmisch küsst.
 

Tenten beobachtet das ganze mit einem amüsierten Kopfschütteln, aber innerlich erinnert sie ihr panischer Herzschlag daran, dass das Ganze längst nicht so entspannt und lustig ist, wie es in diesem Moment wirkt. Sakura mag recht haben, aber das ändert nichts daran, dass sie dieses ungute Gefühl einfach nicht abschütteln kann.

Sie spürt ihn hinter sich treten, kurz bevor er sanft einen Arm um ihre Hüfte schlingt und sie bestimmend gegen seinen Körper zieht. Weil sie im Moment nur dankbar für seinen tröstenden Halt und seine stumme Zusicherung ist, lehnt sie sich seufzend an ihn. Er muss es nicht einmal aussprechen. Sie weiß, dass sie viel zu viel grübelt. Solange er sie nur hält, kann sie ihre Sorgen mit Leichtigkeit abschütteln.

Es ist die Gewissheit, dass er in wenigen Tagen nicht mehr hier sein wird, um sie zu beruhigen, die ihr die tiefe Sorge von Neuem aufdrängt...
 

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Eine halbe Stunde später
 

Sakura ist gerade erst aus der Dusche und zurück ins Wohnzimmer gekommen und nach ihrer Aussage entspannt sich Hinata immer noch in der Badewanne, als ein herannahendes Chakra Tenten zu einem unschönen Fluch veranlasst. „Was bildet sich der Bastard eigentlich ein?!“

Sie springt angespannt auf die Beine, hält dann aber fluchend inne. „Sakura, wenn du ihm nicht aufmachst und ihm sagst, dass er sich zum Teufel scheren soll, werde ich ihn doch noch umbringen!“

Die talentierte Medic-nin folgt der indirekten Aufforderung der Waffenexpertin mit einem belustigten Grinsen, hält dann aber im Flur inne und wirft einen skeptischen Blick zurück über ihre Schulter, als sie merkt, dass ihr jemand gefolgt ist. „Ich brauche keinen Beschützer, Sasuke.“

Aber auch der Clanerbe sieht selten amüsiert aus, als er lässig beide Hände in die Hosentaschen schiebt. „Vielleicht bin ich ja hier, um ihn vor dir zu beschützen.“

Das entlockt ihr tatsächlich ein Schmunzeln, aber als sie schwungvoll die Haustür aufreißt und dem berechnenden Blick von Hinatas Bruder begegnet, rutscht jeglicher Spaß augenblicklich von ihren Lippen. Shinzo, der hinter seinem Ziehsohn steckt, würdigt sie in diesem Moment keines Blickes. „Was um alles in der Welt willst du hier, Yokiri? Du hast heute schon genug gesagt! Verschwinde!“

„Ich bin hier um meine Schwester zu sehen. Und bemüht euch nicht, ich finde sie selbst.“ Er besitzt tatsächlich die Frechheit einfach an der vollkommen verdutzten Sakura vorbeizugehen, aber bevor er den ersten Fuß auf die Treppe in das Dachgeschoss setzen kann, steht Tenten vor ihm.

„Ich weiß, du glaubst, du bist Gottes Geschenk an die Menschheit, aber in diesem Haus hast du rein gar nichts zu sagen. Also tu dir selbst einen Gefallen und verschwinde, bevor ich mich vergesse!“

„Tenten.“ Sein Grinsen bringt sie nur noch mehr dazu, ihm eine reinhauen zu wollen. „Du konntest mich noch nie leiden.“

„So würde ich das nicht formulieren.“

Naruto und Sasuke ist diese Seite an Tenten fremd, aber Sakura und Neji können sich in bunten Farben ausmalen, was gleich passieren wird.

„Dass Hinata an dir hängt, ist der einzige Grund, warum ich dir nicht schon bei unserem ersten Treffen deinen arroganten Hals umgedreht habe!“

Yokiri ignoriert die leise Warnung seines Ziehvaters und der fiese Spott in seinen Zügen macht ihn noch mehr zu einem jüngeren Ebenbild Hiashis.

„Ich weiß, du und Sakura, ihr fühlt euch hier sicher wegen Hinata, aber ihr seid nichts weiter als geduldete Gäste: Ihr habt hier gar nichts zu sagen.“

Es ist eine kindische Provokation, die Tenten gerade mal mit einem spöttischen Lächeln würdigt. „Oh, wir wissen alle, was du dir in deinem Größenwahn zusammen spinnst, aber nichts davon ändert etwas daran, dass du unter diesem Dach keinerlei Einfluss hast. Also entweder verlässt du sofort unser Haus oder ich werde dich mit dem allergrößten Vergnügen hinauswerfen.“

Keiner sieht es kommen, nicht einmal Tenten, weswegen es Yokiri gelingt grob ihren Arm zu umfassen und sie die zwei Treppenstufen, die sie über ihm steht, nach unten zu reißen.
 

Aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelt die schöne Waffenexpertin gegen die Wand, aber bevor jemand reagieren kann, fegt ein blauer Blitz die Treppe runter, prallt grob gegen Yokiri und in der nächsten Sekunde hält Hinata ihren Bruder mit einer Hand an seiner Kehle gegen die Wand und ihre Stimme ist so schneidend, wie es noch nie jemand von den Konoha-nins gehört hat. „Du hast genau 30 Sekunden Zeit mir zu erklären, was zur Hölle das gerade war!“

Yokiri überragt seine zierliche Schwester um gute zehn Zentimeter und etliche Kilos, aber er strauchelt nichtsdestotrotz vollkommen vergeblich gegen ihren Griff. „Spinnst du?“

„27.“

„Hinata-“

„Halt dich da ja raus, Shinzo!“ Die Kälte in ihrer Stimme verbietet sogar dem Riesen jeglichen Widerspruch. „Die ersten zehn Sekunden sind um, Yokiri, und wenn ich bei Null angekommen bin, scheiß ich auf deine Erklärung und dann wirst du hautnah erfahren, wozu ich fähig bin, wenn jemand meine Familie angreift!“

„Verdammt, Hinata, ich bin deine Familie! In unseren Adern fließt dasselbe Blut!“

„Nicht so, wie sie es sind! Sie sind die Familie, für die ich sterben würde! Meine Familie wird durch Liebe begründet, nicht durch Blutsverwandtschaft. Und meine Familie würde mich niemals hintergehen!“

„Das alles ändert nichts daran, dass du auch eine Hyuuga bist.“

Hinata verzieht wütend das Gesicht, lässt ihren Bruder aber nicht los. „Darauf läuft es immer wieder hinaus, nicht wahr? Ich werde dir jetzt einmal ein ganz großes Geheimnis verraten: Ich wollte nie eine Hyuuga sein! Dieser Name ist nichts als ein grausamer Fluch!“

Seine Atmung hat sich beängstigend schnell verschlechtert, aber das hält den jungen Hyuuga nicht davon ab seine ältere Schwester mit einem provokanten Lächeln zu verspotten. „Das sagst du, als die verwöhnte Clan-Erbin, die nur eine Ausrede für ihre eigenen Verfehlungen sucht.“
 

Hinata lässt ihren Bruder los, um ihren Freunden zu bedeuten, ihm nicht ihrerseits für diese Beleidigung an die Kehle zu gehen und schüttelt angewidert den Kopf. „Du bist dem Vater, den du so verehrst, so ähnlich. Ich wusste nicht, dass Grausamkeit genetisch bedingt ist.“

Sie legt sich in resignierendem Zorn mürrisch eine Hand an die Stirn, bevor sie scheinbar eine Entscheidung trifft. „Weißt du was, ich habe die Nase voll davon, dich vor diesem Wissen zu schützen. Du willst unseren Vater kennen lernen? Bitte, ich zeige dir Hiashi Hyuuga, von seiner besten Seite.“

Bevor jemand reagieren kann, schließt sie blitzschnell die Hände zu Fingerzeichen, die Naruto vage bekannt vorkommen und reißt sie in ihrer Wut alle mit in ihre Erinnerung, obwohl sie eigentlich lieber nur Yokiri mit zu einem der dunkelsten Tage ihrer Vergangenheit genommen hätte.
 

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Misery

Hinata legt sich in resignierendem Zorn mürrisch eine Hand an die Stirn, bevor sie scheinbar eine Entscheidung trifft. „Weißt du was, ich habe die Nase voll davon, dich vor diesem Wissen zu schützen. Du willst unseren Vater kennen lernen? Bitte, ich zeige dir Hiashi Hyuuga, von seiner besten Seite.“

Bevor jemand reagieren kann, schließt sie blitzschnell die Hände zu Fingerzeichen, die Naruto vage bekannt vorkommen und reißt sie in ihrer Wut alle mit in ihre Erinnerung, obwohl sie eigentlich lieber nur Yokiri mit zu einem der dunkelsten Tage ihrer Vergangenheit genommen hätte.
 

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~ Vor fünf Jahren ~

„Neesan!“

Sie hört es schon in ihrer Stimme. „Hanabi. Was gibt es? Ist es Vater?“

Ihre Schwester nickt und die schlecht verborgene Panik in ihren Augen spricht Bände. „Ja. Er hat verlangt, dass du sofort zu ihm kommst.“

Hinata schließt nur für eine Millisekunde resignierend die Augen. „Wie wütend ist er?“

Hanabi wendet ihren Blick ausweichend von ihr ab. „Wenn du sofort verschwindest, kann ich ihm sagen, dass ich dich nicht gefunden habe.“

„Ich danke dir, Imoto, aber das würde es nur schlimmer machen. Aber du solltest einen Spaziergang machen.“

Hanabi beißt sich nervös auf die Unterlippe und zögert einen langen Moment, bevor sie ihre Sorge doch in Worte fasst. „Ich habe Angst, dass er dich eines Tages umbringt.“

Hinata schlingt fest die Arme um ihre kleine Schwester, in einem Trost, den sie in ein paar Minuten selbst brauchen wird. „Unsinn, das wäre eine viel zu große Schande für den Hyuuga-Clan.“

„Wenn es wieder um die Hochzeit geht, wirst du wieder nein sagen?“

Schon bei dem Gedanken wird ihr wieder schlecht und sie hat sich erst heute morgen übergeben. „Ja.“

„Warum sagst du nicht ja? Das würde dir so viel ersparen.“

Sie liebt ihre kleine Schwester, aber Hanabi wird nie verstehen, warum sie nicht die Tochter sein kann, die ihr Vater erwartet. „Weil er mich dann wirklich umbringen würde.“

Sie küsst ihre Schwester auf die Stirn, die nur unversehrt ist, weil jeder erwartet, dass sie versagt. „Und jetzt geh.“
 

Sie wartet bis ihre Schwester aus ihrem Blick verschwunden ist, bevor sie sich umdreht und sich mit festen Schritten ihrer persönlichen Hölle nähert.

Sie zögert nicht, bevor sie die Tür aufschiebt und den Raum mit respektvoll gesenktem Kopf betritt. Jedes noch so winzige Anzeichen von Schwäche wird sie nur teuer bezahlen. „Vater, Ihr wolltet mich-“

Sie hat es erwartet und sieht es doch nicht kommen.

Normalerweise schreit er sie erst eine Weile an, bevor er zuschlägt.

Deswegen trifft sie sein Handrücken doch unerwartet und mit solcher Wucht im Gesicht, so brutal, dass sie hilflos zu Boden geht. Sie kann sich nicht abfangen und fällt mit der linken Schläfe direkt gegen den niedrigen Tisch, der mitten in dem kleinen Raum steht. Die Kante verfehlt ihr Auge nur um Millimeter, schlägt ihr aber eine beachtliche Platzwunde in die linke Schläfe, die sofort heftig zu bluten beginnt.

Aber Hinata rappelt sich ohne einen Laut von sich zu geben wieder auf. Auf dem Boden vor ihrem Vater ist kein guter Ort.

Sie versucht nicht zu taumeln, aber der Raum tanzt wild vor ihren Augen. Ihre Hände sind blutrot, als sie sich an die Stirn fasst und sie hat keine Chance ihr Bluterbe zu aktivieren, als sie der nächste Schlag ihres Vaters bereits gegen die Schulter trifft. Die junge Clanerbin kracht mit voller Wucht mit ihrem Rücken gegen das antike Bücherregal und sie kann sich das blaue Muster, das hieraus resultieren wird, schon bildlich vorstellen. Und sie weiß nicht einmal, was sie dieses Mal getan hat.
 

Sie braucht ihre Byakugan nicht, um seinen nächsten Schlag kommen zu sehen. Sie wartet bis zur letzten Sekunde, bevor sie den auf sie zu rasenden Arm mit beiden Händen umfasst und schmerzhaft herumdreht und ihren überraschten Vater kopfvoraus gegen das Bücherregal stößt. Es hilft ihr vermutlich, dass sie sich noch noch nie zuvor gegen seine Misshandlung gewehrt hat. Aber er hat es auch noch nie so weit getrieben. Und sie hat nicht vor herauszufinden, wie weit er noch gehen würde.

Sie flieht aus dem Raum und aus dem Hyuuga-Anwesen an den erstbesten Ort, der ihr einfällt, als sie aus ihrem Geburtshaus verschwindet, ohne sich noch einmal umzudrehen. Und in ihren Gedanken erkennt Naruto seine leere Wohnung...
 

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Während sie noch langsam und benommen in das Hier und Jetzt zurückkommen, taumelt Hinata einen Schritt zurück und wendet ihr Gesicht von ihnen ab. Sie legt eine Hand über ihre linke Schläfe, aber als sie den Kopf hebt, kann sie das Blut nicht verbergen, das ihre Gesichtszüge erstellt.

„Scheiße!“ Sakura ist in einem Satz bei ihr, schiebt Hinatas Hand beiseite und beginnt sofort die Platzwunde an ihrer Schläfe zu heilen. Aber sie beißt sich fest auf die Unterlippe, weil sie die Brutalität, mit der diese Wunde verursacht wurde, allzu deutlich erahnen kann und sie traut sich nicht zu den Mund aufzumachen, nicht einmal um Naruto zu beruhigen, der längst an Hinatas Seite steht und aschfahl im Gesicht ist. Sie befürchtet ernsthaft in Tränen auszubrechen.
 

Naruto hebt die Arme um Hinata zu berühren, aber dann erinnert er sich daran wie ihr Vater sie gegen das Regal gestoßen hat, und lässt sie sofort wieder fallen, weil er Angst hat, dass seine Berührung ihr Schmerzen bereiten könnte. „Hina- Sakura, was passiert mit ihr?“

Es ist Hinata, die antwortet. Sie greift nach seiner Hand, aber sie kann ihm nicht in die Augen sehen. „Es ist eine Nebenwirkung des Jutsus, die nicht oft vorkommt, da man sich normalerweise nicht... an Schlechtes erinnert.“

„Was heißt das?“

Yokiris Stimme reißt Tenten aus ihrer Starre, aber noch während sie zu dem jungen Hyuuga herumfährt, kommt ihr ihre beste Freundin zuvor.

Hinata hebt mit einem bitteren Grinsen ihre blutverschmierte Hand. „Dass mich unser lieber Vater auch nach fünf Jahren immer noch nicht los lässt. Dass ich jede Verletzung, die ich an diesem Abend vor fünf Jahren davon getragen habe, jetzt noch einmal am Körper trage.“
 

Yokiri öffnet den Mund, aber bevor er auch nur ein weiteres Wort formulieren kann, trifft ihn Tentens Faust mitten im Gesicht. „Verschwinde aus unserem Haus! SOFORT!“

Man sieht Hinatas Bruder den Widerspruch in seinen Augen an und Shinzo, ebenfalls sichtlich aus der Fassung gebracht, tritt neben Tenten und redet ruhig auf sie ein. „Tenten-“

Aber diese schüttelt nur den Kopf. „Ich will es nicht hören, Shinzo! Ich will, dass ihr verschwindet! SOFORT! Glaub mir, es ist besser für Yokiri wenn er im Moment nicht in meiner Nähe ist!“

Shinzo sieht zu Hinata, deren Platzwunde so tief ist, dass Sakura immer noch mit ihrer Heilung beschäftigt ist, und nickt geschlagen. Er umfasst den Oberarm seines Ziehsohns und dieser lässt sich wortlos von ihm aus dem Haus führen.
 

Sakura beendet die Heilung der tiefen Platzwunde schnell und das getrocknete Blut auf Hinatas Haut ist alles, was noch von der grausamen Wunde zeugt. Aber Sakura und Tenten erinnern sich noch zu gut, dass das nicht die einzige Verletzung ist, die ihr Vater ihr damals zugefügt hat.

Neji hat von hinten beide Arme um seine tobende Freundin geschlungen und mit einem bedauernden Blick auf seine verletzte Cousine trägt er sie wortlos aus dem Haus.

Die talentierte Waffenexpertin lässt sich widerspruchslos von ihrem Freund in die Tiefe des angrenzenden Waldes führen. Aber als er sich zu ihr umdreht, entstellen bereits stumme Tränen in ihre schönen Gesichtszüge und der junge Hyuuga zieht sie verspätet in eine tröstende Umarmung. „Tenten-“

Aber mit nur einem einzigen Wort von ihm, bricht der letzte Rest ihrer hart erkämpften Beherrschung in sich zusammen und die willensstarke Kunoichi bricht haltlos in Tränen aus. Ihr zierlicher Körper zittert unter ihrem Kummer so heftig, wie er es in den all den Jahren, die sie einander nun schon kennen, noch nie erlebt hat. Aber er kann sie nur fester halten und die Tatsache, dass er nichts tun kann, um ihren Kummer zu lindern, bricht wiederum ihm beinahe das Herz. Als er die Augen schließt, sieht er das Blut die sanften Gesichtszüge seiner Cousine entstellen und das ist nur ein weiteres Versagen, das sein Gewissen für den Rest seines Lebens belasten wird.

Tenten krallt sich zitternd mit beiden Händen in den weichen Stoff an seinen Schultern, aber das Zittern ihres Körpers hört nicht auf. „Weißt du, was die größte Ironie ist? Sie hat mir vorenthalten, wie schlimm es wirklich war, um mich zu beschützen! Und sie hatte Recht damit! Ich kann den Gedanken daran, was er ihr alles angetan hat, nicht ertragen! Und trotz allem ist sie unsere Hinata und ist der liebste und gütigste Mensch, den ich kenne! Sie hat dieses Geheimnis jahrelang für sich behalten, um uns vor der Wahrheit zu beschützen! Aber wer beschützt sie?!“
 

Der Clanerbe unterdrückt seinen eigenen Zorn und fährt seiner Freundin zärtlich durch das lange Haar. „Ich weiß, ich habe dir unheimlich weh getan, Tenten. Aber vielleicht weißt du noch, dass ich dir dennoch nie ein Versprechen gegeben habe, das ich letztendlich nicht halten konnte.“ Er nimmt ihr Gesicht zärtlich in beide Hände und sieht ihr ernst in die dunklen Augen. „Und ich schwöre dir, dass weder Hiashi noch ein anderer Hyuuga irgendeinem Mitglied unserer Familie jemals wieder Schaden zufügen wird! Sobald wir wieder in Konoha sind, konfrontiere ich Hiashi!“ Er redet unbeirrt weiter, als Tenten Anstalten macht ihn zu unterbrechen. „Hinata hat mit dem Mahl das einzige Druckmittel, das er hatte, um mich zu kontrollieren, von mir genommen. Und ich hätte ihm schon vor Jahren die Stirn bieten sollen. Ich habe nicht nur dich im Stich gelassen, sondern auch Hinata. Und ich kann nie wieder ungeschehen machen, was er ihr angetan hat. Aber ich schwöre dir, er wird ihr nie wieder weh tun! Ich werde es nicht zulassen! Das heißt, solange ich ihn vor Naruto erwische. Denn das überlebt Hiashi nicht.“

Die hübsche Waffenexpertin bringt trotz allem noch kein Lächeln zustande und senkt von ihrem Zorn und ihrem Kummer erschöpft, ihre tränenschweren Lider. Der Schmerz um das Wissen, wie groß Hinatas Leid unter ihrem Vater wirklich gewesen ist, sitzt ihr tief in der Brust und nimmt ihr beinahe die Luft zum Atmen. Auch wenn sie Sakuras und Hinatas Beschwichtigungen noch im Ohr hat und weiß, dass sich ihre beste Freundin von nichts unterkriegen lässt und bestimmt nicht von etwas längst Vergangenem, wird sie dieser Schmerz dennoch lange nicht loslassen.

Aber für diesen Moment erträgt sie den Gedanken keine Sekunde länger.

Sie hebt den Kopf und schließt erneut die Augen, als Neji beide Hände hebt und ihr sanft die nassen Tränenspuren von den Wangen wischt. Als sie ihn wieder ansieht, erkennt er die tiefe Entschlossenheit in ihren braunen Seelenspiegeln, die ihm seit Jahren vertrauter sind, als die jedes anderen.

„Neji.“ Ihre tiefe Sehnsucht und ihr Kummer färben ihre Stimme und sie legt beinahe unsicher ihre Hände auf seine Schultern.

„Bitte“, flüstert sie vollkommen entgegen ihrer Natur, aber bei ihm ist es ihr egal.

Er ist der Mann, den sie auch in ihren dunkelsten Stunden bei sich haben will.

Er ist seit jeher einer der einzigen Menschen, der es vermag, ihr jenen Trost und Zuspruch zu schenken, den sie in ihrer Kindheit immer vermisst hat.

Sie hat sich in ihn verliebt, weil er der erste Mensch war, der ihr klar gemacht hat, dass sie nicht allein sein muss, wenn sie nicht will.

Und der ihr trotz seinem eigenen, grenzenlosen Stolz beigebracht hat, dass es in Ordnung ist manchmal Schwäche zu zeigen.

Deswegen ist er auch der Einzige, den sie in einer solchen Situation um sich haben will.

„Ich will nicht länger daran denken. Ich ertrage es nicht-“

Bevor sie ihre Bitte ganz zu Ende ausgesprochen hat, senkt er ruckartig den Kopf und legt seine Lippen verlangend auf ihre.

Ein Kuss von ihm und sie vergisst alles andere.

Aber ein Kuss reicht ihr heute nicht und sie fährt umstandslos mit ihren Händen unter sein Oberteil.

Sie löst sich nur von seinen Lippen, um mit ihren jede Kontur seines Oberkörpers nachzuziehen, bis sogar der beherrschte Hyuuga unter ihren Liebkosungen zittert und sie zurück an seine Lippen reißt, während er den Gefallen erwidert und sie geschickt ihres T-Shirts entledigt. Er zahlt ihr die süße Qual genüsslich zurück und fährt mit seinen Küssen ihren Hals hinunter bis in das tiefe Tal ihrer spärlich verborgenen Brüste.

Tenten legt seufzend den Kopf in den Nacken und spürt im selben Moment unter ihren Fingern wie die Adern an seinen Schläfen hervortreten.

„Sieh mich an“, verlangt er leise und als sie seinem Blick begegnet, verrät ihr die wilde Entschlossenheit in seinen hellen Pupillen wortlos, dass der Schwur, den er ihr gerade gegeben hat, für den Rest seines Lebens Bestand haben wird.

Nicht, dass sie auch nur eine Sekunde daran gezweifelt hätte, dass er sein Wort halten wird.

Er lässt ihren Blick keine Sekunde los, während er ihr gekonnt die kurze Hose samt ihrer Unterwäsche von den Füßen streift. Es ist sie, die den intensiven Blickkontakt letztendlich stöhnend bricht, als er ihr auch das letzte Kleidungsstück vom Körper streift, aber bevor sie ihr Verlangen in Worte kleiden kann, liegen seine Lippen schon wieder auf ihren.

Sie greift ungeduldig nach seinem Hosenbund und verliert sich in ihm und in der Zuversicht, dass sie in den nächsten Minuten an nichts anderes denken wird, als an den Mann, der ihr in der äußerst willkommenen Ablenkung wirkungsvoll die Sinne raubt.
 

.

.

.
 

Währenddessen bei den anderen
 

Sakura zögert einen Moment, bevor sie Hinata bittet ihr Oberteil auszuziehen, damit sie nach fünf Jahren zum zweiten Mal die Blutergüsse an ihrem Körper heilen kann und wendet sich dann mit einem schweren Seufzen zuerst an den dunkelhaarigen Clanerben an ihrer Seite. „Sasuke, würdest du-“

Aber der Uchiha nickt nur. „Ich warte auf der Terrasse.“

Nachdem die Glastür leise hinter Sasuke ins Schloss fällt und Hinata immer noch keine Anstalten macht ihr T-Shirt auszuziehen, wendet sich Sakura vorsichtig an ihren besten Freund. „Naruto, vielleicht solltest du auch-“

Aber Narutos verstörend schneidende Stimme fällt ihr augenblicklich ins Wort. „Auf gar keinen Fall!“

Tsunades ehemalige Schülerin wendet sich fragend an Hinata, aber diese zieht sich wortlos ihr Oberteil über ihren Kopf. Beide Frauen ignorieren das Chakra des Fuchses, das augenblicklich in dem kleinen Raum ausschlägt und keiner verliert ein Wort, während Sakura die dunklen Verfärbungen eine nach der anderen beseitigt.

Die hübsche Clanerbin dankt es ihr leise und zieht sich augenblicklich ihr T-Shirt wieder an, obwohl sie jetzt nichts mehr zu verbergen hat.

Sakura sucht den Blick ihrer langjährigen Freundin und als diese vorsichtig nickt, verschwindet auch die Haruno lautlos durch die Terrassentür nach draußen.

Als sie ins Freie tritt, dreht sich Sasuke augenblicklich zu ihr um, aber als er den Mund öffnet, kommt sie ihm zuvor. „Lass uns ein Stückchen gehen. Die beiden werden einen Moment brauchen.“

Der talentierte Clanerbe nickt nur gewohnt schweigsam, aber die schöne Medic-nin stockt für einen Moment, als er wortlos ihre Hand nimmt und seine Finger vorsichtig mit ihren verschränkt.
 

~
 

Sobald die Tür leise klickend hinter Sakura ins Schloss fällt, macht Naruto einen Schritt auf seine zitternde Verlobte zu, hält aber im nächsten Moment erstarrt inne, als sie ihrerseits vor ihm zurückweicht, um seiner Berührung zu entgehen.

„Es tut mir so leid!“

Ein Zorn, wie er ihn noch nie erlebt hat, brennt so heiß in ihm, dass er für einen Moment die Augen schließen muss, um nicht vollkommen die Beherrschung zu verlieren. Aber die Tatsache, dass sie sich entschuldigt, erleichtert ihm sein Ringen bestimmt nicht.

„Hinata-“

Aber seine bemüht ruhigen Worte scheinen gar nicht zu ihr durchzudringen.

„Es war meine Schuld!“

Mit ihrem schmerzerfüllten Flüstern reißt etwas in ihm.

„Nein! Sag das NIE wieder!“ Er ist in einem Satz bei ihr, aber trotz seinem rasendem Zorn umfasst er lediglich vorsichtig ihre Schultern. „Sieh mich an, Hinata! Nichts davon war deine Schuld! Das war alles dein Vater! Und ich werde mir nie vergeben, dass ich dich mit ihm allein gelassen habe!“ Als sie stumme Tränen zu weinen beginnt, hebt er seine Hände vorsichtig zu ihren Wangen und hält sie zärtlich. „Und ich kann nicht garantieren, dass er seine nächste Begegnung mit mir überleben wird, aber es ist bestimmt nicht deine-“

Doch die unglückliche Clanerbin reißt sich in ihrer tiefen Verzweiflung ungewollt grob von ihm los. „Du verstehst das nicht!“

Naruto beobachtet ratlos, wie sie zitternd die Arme um ihren eigenen Körper schlingt und er widersteht nur schwer der Versuchung sie zurück in seine Arme zu ziehen. „Dann erklärs mir.“

Erst als er schon anzweifelt, ob seine Worte überhaupt noch zu ihr durchdringen, flüstert sie, ohne jemanden anzusehen.

„Er hätte sie fast umgebracht!“ Ihr ganzer Körper zittert angesichts einer Gefahr, die längst in der Vergangenheit liegt und er ringt erneut mit dem Impuls sie zu berühren. Er hat schon zu oft darin versagt sie zu beschützen. Aber dann hebt sie den Kopf und er sieht die neuen Tränen in ihren Augen, hinter denen eine tiefe Verzweiflung schimmert, die er so noch nie an ihr gesehen hat. Und dieser kummervolle Ausdruck wird ihn für den Rest seines Lebens verfolgen.

„Er hätte sie umbringen können! Und es wäre meine Schuld gewesen! Weil ich zu schwach war-“

Sie bricht zitternd ab, aber er hat endlich begriffen, welche Dämonen sie gefangen halten. In einem Wimpernschlag ist er bei ihr und reißt sie kompromisslos in seine Arme.

Sie wehrt sich nicht mehr. Sie schlingt zitternd die Arme um ihn und bricht haltlos in erschütternde Tränen aus. Und ihr Kummer bricht ihm das Herz.

„Ich wusste noch nicht einmal, dass es sie gibt und- und hätte sie beinahe verloren! Ich-“ Aber ihre verzweifelten Schluchzer schütteln ihren zierlichen Körper zu stark, als dass sie noch die nötige Kraft hätte, um weiterzusprechen.

„Hinata-“ Aber zum ersten Mal in seinem Leben, fehlen ihm vollkommen die Worte. Dass sie sich die Schuld an der Grausamkeit ihres Vaters gibt...
 

Aber trotz seiner eigenen, tief empfundenen Unruhe hält er sie stumm in seinen Armen, bis sie sich wenigstens halbwegs beruhigt hat.

„Ich werde hier bleiben.“

Angesichts dieser, vollkommen aus dem Kontext gerissenen Aussage, hebt die hübsche Clanerbin stirnrunzelnd den Kopf. „Wie meinst du das?“

Und begegnet der vertraut eisernen Entschlossenheit in den blauen Augen ihres Freundes.

„Ich meine, dass Sasuke und Neji den Auftrag auch alleine zu Ende bringen können. Ich werde dich bestimmt nicht noch einmal allein lassen!“

Obwohl sie gerade noch fast an ihrem tief verankerten Schmerz zerbrochen ist, hat ihre Stimme schon wieder eine beinahe unnachgiebige Stärke an sich. „Naruto, du hast fünf Jahre Tag und Nacht daran gearbeitet, diesen Krieg zu verhindern. Du hast es dir verdient dabei zu sein, wenn diesem Mann klar wird, dass sein hinterhältiger Plan nicht aufgehen wird. Wir werden in ein paar Tagen immer noch hier sein.“

„Das ist mir egal-“

Aber er sieht den tiefen Schmerz in ihren einzigartigen Augen, der ihm verrät, dass sie ihre schweren Selbstvorwürfe immer noch nicht ganz losgelassen hat.

Er festigt kurz entschlossen seinen zärtlichen Griff um ihre Hüfte und Hinata blinzelt verdutzt, als er sie in einem Windhauch in das obere Badezimmer befördert und sich wortlos sein T-Shirt über den Kopf zieht.

Naruto grinst liebevoll, als er zusehen kann, wie die zarte Röte trotz allem augenblicklich die Wangen seiner schönen Verlobten verfärbt.

„Was tust du?“

Er macht ruhig einen Schritt auf sie zu und greift sanft nach ihren Wangen, um sie dazu bringen, ihm während seiner ernsten Worte in die Augen zu sehen.

„Ich weiß nicht, wie ich es in deinen hübschen Kopf bekommen soll.“

Er überrascht sie erneut, indem er ohne eine weitere Erklärung den Kopf senkt und sie tief küsst.

„Aber ich werde nicht zulassen, dass du dich weiter damit belastest.“

Er greift nach seinem Gürtel und wird gelassen auch seine Hose los, während Hinata ihm gegenüber angespannt die Arme verschränkt und mit ihrem verlegenen Blick unruhig durch den Raum wandert. „Hängt das irgendwie damit zusammen, dass du dich ausziehst?“

Der blonde Shinobi grinst frech und macht einen weiteren Schritt auf sie zu, bis sie fragend seinen Blick erwidert. „Nicht direkt. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass du ausgesprochen wenig widersprichst, wenn ich mich ausziehe. Und in diesem Fall kann mir das nur von Nutzen sein.“
 

Trotz ihrer Verlegenheit, schüttelt Hinata lachend den Kopf und genießt gleichzeitig das wilde Flattern ihres Herzens. Es ist einer der vielen Gründe, warum sie ihn so sehr liebt. In ihrem größten Kummer braucht er nur wenige Sekunden, um sie zum Lachen zu bringen und ihr gleichzeitig die Gewissheit zu geben, dass alles möglich ist.

„Naruto-“

Aber er greift sanft mit einer Hand um ihr Kinn und fängt ihren Blick erneut mit seinem seltenen Ernst ein. „Du wirst dir diesen Unsinn aus dem Kopf schlagen, hörst du mich. Und das ist dieses Mal keine Bitte. Du hättest beim Training und überall verletzt werden können. Dass dein Vater dir das bewusst angetan hat, ist... in jeder Hinsicht falsch und grausam, aber niemals auch nur im Ansatz deine Schuld! Und was unsere Kinder betrifft...“

Er grinst leicht und sie ahnt zu Recht, dass sie in einer Sekunde eine weitere Steigerung zu ihrer Verlegenheit erfahren wird.

„Hinata wir haben damals einmal miteinander geschlafen.“

Die hübsche Clanerbin ignoriert das heiße Brennen in ihren Wangen und zieht fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Ja, ich kann mich erinnern.“

„Und wir haben Zwillinge bekommen. Was ich damit sagen will ist, dass jede Wahrscheinlichkeitsrechnung von Anfang an gegen unsere Kinder gesprochen hat. Und trotzdem schlafen sie gerade friedlich unter uns. Was nur unterstreicht, dass unsere Kinder wahnsinnige Kämpfer sind. Wie ihre Eltern. Wie ihre Mutter, die ohne zu zögern bereit war alles für sie aufzugeben. Die alles für sie riskiert hat. Öfter als mir lieb ist auch ihr Leben. Du bist unglaublich, Hinata und ich werde nicht länger zulassen, dass du als Einzige immer noch an dir zweifelst.“

Er wischt ihr sanft mit den Fingern die stummen Tränen von den Wangen und senkt erneut den Kopf, bis seine Lippen ihre finden.

Er unterbricht den Kuss nur, um ihr ihr Oberteil auszuziehen und Hinata keucht atemlos, als er nach ihrem Hosenbund greift und sie mit der gleichen Berührung an sich zieht. „Was hast du vor?“

„Ich werde es von dir waschen. Jede Spur von allem, was er dir angetan hat. Und hoffentlich auch all deine Zweifel. Und wenn nicht, werde ich dich den Rest unseres Lebens daran erinnern, wie einzigartig und besonders du bist.“
 

Sie weiß nicht, was sie ihm darauf antworten soll. In Bezug auf ihn haben ihr in ihrem Leben schon öfter die Worte gefehlt, als sie zählen kann, aber sein unerschütterlicher Glaube an sie raubt ihr jeglichen Zweifel.

Sie hilft ihm atemlos dabei, ihre eigene Kleidung loszuwerden und beobachtet liebevoll, wie er sicherstellt, dass sich das Wasser der Dusche auf ein erträgliches Maß erwärmt hat, bevor er sie mit sich in die kleine Glaskammer zieht.

Doch unter dem wärmenden Wasser, erkennt sie, was er bisher eisern vor ihr verborgen hat und ihre Sorge um ihn, bringt ihr auch ihre Worte zurück. „Du zitterst“, stellt sie verwundert fest, denn ihr eigener Körper ist angesichts seiner Nähe wenigstens äußerlich endlich zur Ruhe gekommen.

Der blonde Shinobi schließt selbst die Augen, weil seine Gefühle nun ihn zu überwältigen drohen. „Weil ich den Gedanken daran nicht ertrage, was er dir alles angetan hat.“

Sie sieht das tiefe, schmerzerfüllte Ringen in seinen Gesichtszügen und sie spürt es in dem wilden Pulsieren seines Chakras. Dass er schon wieder ihretwegen solchen Kummer verspürt, verletzt sie erneut, aber um seinetwillen schiebt sie die Zweifel weit von sich. Wenn er bei ihr ist, muss sie nicht zweifeln. Und während sie ihm vertraut die Hände auf die Schultern legt, erkennt sie still, dass sie einander schon immer eine Art von Trost geschenkt haben, die sie von niemand anderem je in dieser Form erhalten könnten. Sie hätte nicht geglaubt, dass es ihr möglich wäre, sich noch mehr in ihn zu verlieben, aber vielleicht tut sie es, noch ein kleines bisschen, in genau diesem Moment.
 

Naruto schlägt seine Augen ruckartig auf, als Hinata sich lautlos streckt und ihre Lippen entschlossen gegen seine drückt, aber schon im nächsten Moment fallen seine Lider wieder und er schlingt blind einen Arm um ihre Hüfte, um sie an sich zu ziehen.

„Ich liebe dich.“

Sie flüstert ihm die bedeutungsschweren Worte ebenso leise zu, wie das allererste Mal, als sie ihm vor so vielen Jahren ihre Gefühle offenbart hat. Und es trifft ihn heute ebenso tief wie damals.

Er erstickt ihr atemloses Keuchen mit seinen Lippen, als er sie an der Hüfte hochhebt und ihre Körper ruckartig miteinander vereint.

Er hebt den Kopf, bis ihre Stirn gegen seine lehnt und sucht den Blick ihrer einzigartigen Augen. „Du bist mein Leben, Hinata. Ich verdanke dir alles, wovon ich nie zu träumen gewagt hätte. Ich liebe dich so sehr, dass mir das Herz schon bricht, bei dem bloßen Gedanken daran, jemand könnte dir weh tun-“

Doch die schöne Clanerbin legt ihre Hand zitternd auf seine Wange und senkt ihre Lippen bis sie seine wieder finden, während sich ihre gerührten Tränen mit ihren Ängsten und Selbstzweifeln im warmen Wasser der Dusche verlieren und sie sich einmal mehr in ihm.
 

~
 

Zur selben Zeit bei Sakura und Sasuke
 

Sakura registriert ihre Umgebung erst wieder bewusst, als Sasuke plötzlich stehen bleibt. Sie erkennt nachdenklich, dass sie dem dunkelhaarigen Clanerben in einem blinden Vertrauen gefolgt ist, dass so schon lange nicht mehr zu ihr passt. Er hat sie an eben jene Stelle im Wald geführt, an der sie vor ein paar Tagen ihre Kräuter gesucht hat. Sie hat keine Ahnung, ob er bewusst diesen Ort aufgesucht hat oder ob es mehr daran liegt, dass er wohl nicht viele Alternativen kennt.

Ihre Gedanken fahren immer noch turbulente Achterbahnen, also konzentriert sie sich auf etwas Greifbares. Und bleibt bei der Tatsache hängen, warum ihr Herz immer noch flatterhaft in ihrer Brust schlägt. Das ist das erste Mal, dass er im traditionellen Sinne ihre Hand hält. Aber obwohl sie sich diesen Moment als verliebter Teenager wohl unzählige Male ausgemalt hat, genießt sie dieses kleine Wunder nicht so sehr, wie sie sollte. Sie hätte auch nie gedacht, dass sie einmal diejenige sein würde, die die Berührung zuerst löst.

Die junge Medic-nin lässt sich wortlos auf den Baumstamm sinken, auf dem er beim letzten Mal gesessen hat, und zieht haltsuchend beide Beine so nach wie möglich an ihren Körper.

Seine stoische Gelassenheit mag sie schon so manches Mal an den Rande des Wahnsinns getrieben haben, aber in Momenten wie diesen, empfindet sie seine ewige Ruhe als Segen. Sie sind harte Gegensätze, in beinahe jeder Hinsicht.

Sie ist das Feuer, er das Eis.

Und doch ist sie überzeugt, dass es keinen anderen Mann gibt, der so gut zu ihr passt.

Deswegen hat sie auch aufgehört dagegen anzukämpfen.

Denn in Momenten wie diesen, wo sie niemanden sonst um sich erträgt, sucht sie immer noch ausgerechnet seine Nähe.

Sie rutscht ohne ein Wort zu verlieren von dem Stamm, fährt mit beiden Händen in seine Haare und streckt sich angespannt auf die Zehenspitzen, bis sie an seine Lippen heranreicht.

Sie küsst ihn, wie er es immer tut. Bestimmend, leidenschaftlich und kompromisslos.

Es ist seine Art Gefühle zu zeigen und sie hat schon lange Gefallen daran gefunden.
 

Die schöne Medic-nin schiebt beide Hände unter das T-Shirt des wortkargen ANBU und kratzt mit ihren Nägeln sanft über die angespannte Haut über seinen Bauchmuskeln und als er den Kuss brummend unterbricht, zieht sie ihm den Stoff umstandslos über den Kopf.

„Sakura-“

Aber statt auf ihn einzugehen, legt sie ihre Lippen an seinen Hals und nippt provozierend mit ihren Zähnen an seiner Haut.

Sein unterdrücktes Knurren verrät entgegen seiner Natur, wie sehr ihn die Berührung reizt, doch das weiß sie längst.

Tsunades ehemalige Schülerin sucht seinen Blick mit einem neckenden Lächeln. „Wenn ich einmal nicht reden will, brauchst du jetzt auch nicht damit anzufangen.“

„Tse.“

„Schon besser“, grinst sie neckend, keucht jedoch erschrocken, als er sie so schnell bewegt, dass sie nur grüne Flecken verschwimmen sieht, bevor sie keuchend auf dem kühlen Waldboden landet.

Der dunkelhaarige Clanerbe drückt ihr mit einem Arm die Hände über den Kopf und öffnet mit seiner selbstzufriedenen Gelassenheit den Knopf ihrer Hose. „Du willst also nicht reden.“

„Nein.“

Er senkt seinen Kopf und streift seine Lippen mit jeden Wort über ihre. „Was willst du dann?“

Sie sucht sehnsüchtig und ohne jegliche Scheu seinen dunklen Blick. „Liebe mich“, verlangt sie leise und er tut es. In jeder möglichen Definition des Wortes...
 

~
 

Erst als sie schon seit einer ganze Weile in seinen Armen neben ihm auf dem Waldboden liegt, greift sie das verfluchte Thema doch noch einmal auf. „Versprich mir etwas.“

„Hn.“

Sie quittiert seine einsilbige Antwort mit einem genervten Augenrollen, bevor sie sich neben ihm dreht, ihren Kopf ungewohnt vertraut auf seiner Brust bettet und ihm ernst in die dunklen Augen sieht. „Versprich mir, dass – egal was mit uns passiert – unser Sohn nicht darunter leiden wird. Ich weiß, das ist fast unmöglich, aber ich will einfach nicht-“

Sie unterbricht sich überrascht, als Sasuke sie blitzschnell zurück auf den Rücken dreht und sich über sie beugt. „Sakura. Ich habe nicht vor dich jemals wieder zu verlassen.“

Die schöne Medic-nin verzieht ihre Lippen zu einem schiefen Grinsen und streicht ihm sanft eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn, um es zu genießen, dass er ihr eine solch simple Berührung erlaubt.

„Das würde ich dir auch nicht raten. Aber es gibt so viel, was dennoch schief gehen könnte-“

„Seit wann machst du dir eigentlich so viele Sorgen?“

„Seit wann siehst du das alles so locker“, äfft sie seine unerträgliche Gelassenheit genervt nach und entlockt ihm damit ein selten amüsiertes Schmunzeln. Doch seine nächsten Worte stehlen ihr ihren Atem wirkungsvoll, schneller als sie blinzeln kann.

„Heirate mich.“
 

Ihre Augen weiten sich so panisch, dass sie für einen Moment schwarze Ränder in ihnen tanzen sieht und ihr Herz stockt so hart in ihrem Brustkorb, dass es beinahe weh tut, bevor es zu einem Marathonlauf ansetzt, von dem sie gefühlt ein ebenso großes Schleudertrauma davonträgt, wie von seinen unerklärlichen Themenwechseln.

„Du- Was?!“

Der dunkelhaarige Clanerbe streicht der erstarrten Frau unter ihm zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn und wiederholt seine Bitte schmunzelnd. „Ich will, dass du meine Frau wirst, Sakura.“

Er beobachtet fasziniert und selten amüsiert zugleich, wie seine ehemalige Teamkameraden fahrig die Augen schließt und mehrere beruhigende Atemzüge nimmt und mehrmals ihre vollen Lippen öffnet und schließt, ohne dass ein Laut sie verlässt.

Er wartet geduldig, bis sie sich von seinem Antrag halbwegs erholt hat und ihn mit einem ungläubigen Blick fixiert.

„Vor ein paar Tagen haben wir uns darauf geeinigt es ruhig angehen zu lassen, weißt du noch? Falls dir das nicht klar sein sollte: ein Heiratsantrag ist das Gegenteil von ruhig!“

„Sakura, wir wissen beide, dass für Ruhe in unserem Leben nie viel Platz sein wird.“

Aber sie ignoriert sein fadenscheiniges Argument und schiebt ihn entschieden ein Stück von sich, während sie sich unauffällig nach ihrem T-Shirt umsieht, weil sie das dringende Bedürfnis hat, sich mit mehr zu bedecken, als nur mit ihrer Unterwäsche. „Sasuke, mir einen Heiratsantrag zu machen, wird mich auch nicht schneller überzeugen, dass du mich nicht noch einmal verlassen wirst.“

„Ich weiß. Aber es ist ein Anfang.“

Bevor sie ihrem verächtlichen Schnauben und ihrem eindeutigen Augenrollen, noch eine gesalzene Predigt hinzufügen kann, stiehlt er ihr erneut ihren Atem, indem er ungefragt ihre Hüften umfasst und sie mit seinem unerträglichem Geschick zurück auf den Baumstumpf hebt. Und mit seiner nächsten Handlung, verschwindet jeglicher Ansatz von Protest aus ihren Gedanken.
 

Sie befürchtet sie träumt, als Sasuke Uchiha, der eher sterben würde, als vor jemandem zu knien, vor ihr auf ein Knie fällt und aus jenen undurchschaubaren Augen zu ihr aufsieht, in die sie sich vor all den Jahren zuerst verliebt hat.

„Sakura. Ich habe eine Menge Schwächen und niemand weiß das besser als du. Aber ich liebe dich. Und der Gedanke, dass ich dich verlieren könnte, treibt mich in den Wahnsinn. Du hast mir mit Yoru die Familie gegeben, die ich immer wollte. Aber so sehr ich es zu schätzen weiß, dass du unserem Sohn meinen Namen gegeben hast, wünsche ich mir, dass du ihn auch annimmst. Sakura Haruno, willst du mich heiraten?“

„Weißt du, es gab eine Zeit, da habe ich mir durchaus ausgemalt, dass du mir einmal diese Frage stellen würdest. Aber ich wäre wirklich niemals darauf gekommen, dass wir dabei einmal halbnackt auf einem Waldboden liegen würden.“

„Du weißt, ich war schon immer ein hoffnungsloser Romantiker.“ Er schmunzelt kurz, hebt dann aber die Hände zu ihrem Gesicht und da sie auf dem Baumstumpf sitzt, während er vor ihr kniet, muss sie den Kopf nur ein wenig senken, um ihre Stirn vertraut gegen seine lehnen zu können. „Du kannst dich auch anziehen und ich frage dich nochmal. Und wenn du heute noch nicht bereit bist ja zu sagen, dann werde ich dich jeden Tag fragen, bis du deine Meinung änderst.“

Sie merkt kaum, dass sie stumm zu weinen beginnt. Sie hätte schon niemandem geglaubt, der ihr gesagt hätte, dass Sasuke Uchiha ihr einmal einen Heiratsantrag machen würde. Aber die Tatsache, dass er einmal bereit wäre, seinen heiligen Stolz für sie zu opfern, hätte sie sich selbst in ihren kühnsten Träumen nicht auszumalen gewagt.

„Ja“, flüstert sie leise und legt ihm überwältigt beide Hände an die Wangen, bevor sie die wenigen Millimeter zwischen ihnen sehnsüchtig überwindet. „Die Antwort war schon immer ja.“
 

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Farewell

Am nächsten Morgen
 

Sie führt die Tasse abwesend an ihre Lippen, aber das Lächeln, das ihr empfundenes Glück nach außen trägt, hält sie davon ab den heißen Inhalt auch zu sich zu nehmen. So ausgeschlafen wie seit gefühlten und wirklichen Ewigkeiten nicht mehr, stellt sie das Gefäß zurück auf die Anrichte und verliert sich mit ihrem Blick in den hellen Sonnenstrahlen mit denen die aufgehende Sonne ihren Garten tränkt.

Ihre ständige Wachsamkeit für einen kurzen Moment vernachlässigend, hört und sieht sie ihn nicht kommen, aber als er wortlos von hinten die Arme um sie schlingt, lehnt sie lediglich mit einem entspannten Seufzen den Kopf gegen seine Schulter.

„Guten Morgen.“

„Guten Morgen.“ Er küsst sie sanft auf die Wange und mustert ihre feinen Gesichtszüge mit einem zufriedenen Schmunzeln. „Du siehst glücklich aus.“

Sie findet seinen Blick ohne den Kopf zu drehen und ihr Lächeln allein bringt sein Herz dazu spürbar schneller zu schlagen. „Ich bin sehr glücklich.“

„Sehr glücklich?“

„Sehr, sehr glücklich.“

Mit einem unterdrückten Knurren, greift er nach ihr, dreht sie ruckartig zu sich herum und verschließt ihre Lippen hungrig mit seinen, aber nicht schnell genug, um den Ausdruck zu verbergen, der sich für einen Moment in seinen hellen Augen gespiegelt hat.
 

Die junge Clanerbin ergibt sich für einen Moment seufzend seiner wilden Berührung, bevor sie ihre Willensstärke zusammensucht und ihn sanft von sich schiebt. „Was ist es?“, will sie leise wissen und Naruto erkennt mit einem stummen Seufzen an, dass es töricht war, etwas vor ihr verbergen zu wollen.

„Ich will nicht gehen.“

Sie hat sein ehrliches Geständnis beinahe erwartet, denn das war einer der wenigen Punkte, der in der letzten Nacht ungeklärt geblieben ist.

„Ihr müsst euren Auftrag zu Ende bring-“

Ihrer sanften Logik keinerlei Beachtung schenkend, unterbricht er sie eindringlich. „Sag mir, dass es dir nichts ausmacht.“

Ihr Blick wird weich, als sie eine Hand an seine warme Wange legt. „Das wäre gelogen und das weißt du auch. Natürlich wäre es mir lieber du müsstest nicht gehen. Aber es sind nur ein paar Tage. Das werden wir auch noch überstehen.“

Sie lacht selten unbeschwert, als ihr fröhlicher Verlobter grummelnd sein Gesicht in ihrer Halsbeuge verbirgt, aber sein warmer Atem auf ihrer nackten Haut beschert ihr nichtsdestotrotz augenblicklich eine Gänsehaut.

„Du bist viel zu vernünftig“, neckt er sie liebevoll.

Doch statt ihm zu antworten, dreht sie den Kopf wenige Zentimeter nach links, bis sie an seine Lippen heranreicht. Und der Kuss, in den sie ihn ungewohnt forsch verwickelt, lässt ihn zumindest für ein paar Minuten vergessen, warum dieser junge Morgen in seinem Glück nicht vollkommen ist.
 

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Zur selben Zeit einige Kilometer entfernt in einem Waldstück nahe des Dorfes
 

Die Sonne ist beinahe fertig aufgegangen, aber die junge Kunoichi ignoriert das Wissen, das damit ihre Zeit unaufhaltsam abläuft. Sie liegt ohne jede Eile auf dem Bauch, ihre Unterwäsche das einzige, was ihren Körper bedeckt und mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.

Ihr Blick liegt auf dem schlafenden Mann neben sich, der sie in der letzten Nacht mit seinem Starrsinn einmal mehr überrollt hat und der ihr unter Garantie nie vergeben würde, wenn er wüsste, dass sie ihm schon seit einer halben Stunde beim Schlafen zusieht und dabei fürchterlich kitschige Gedanken hat, in denen eventuell das eine oder andere Mal das Wort „süß“ vorgekommen ist.

Aber sie kann sich nicht helfen und als der berüchtigte Shinobi neben ihr unbewusst die Nase kräuselt, verhindert nur ein harter Biss auf ihre Unterlippe, das ihr amüsiertes Lachen sie verrät.
 

Sie sieht, wie sich sein bloßer Oberkörper leicht verspannt und wartet geduldig darauf, dass der gnädige Herr aus seinem Dornröschenschlaf erwacht, ohne ihren belustigten Blick von ihm zu nehmen.

Er hebt ein Lid, nur um sie kurz mit seinem dunklen Auge zu fixieren und es dann gleich wieder zu schließen.

„Lass das“, murrt der stolze Clanerbe verschlafen und entlockt der talentierten Medic-nin damit lediglich ein sorgloses Kichern.

Doch selbst wenn sie nicht den Großteil ihres dreizehnten Lebensjahres damit verbracht hätte, ihn ständig mehr oder eher weniger heimlich zu beobachten, wäre ihr nicht entgangen wie verdächtig sich die ausgeprägten Muskeln in seinen Schulterblättern sichtbar unter seiner nackten Haut verspannen.

„Was ist los?“, will sie, augenblicklich selbst angespannt, wissen.

„Hn.“

„Sasuke“, warnt sie den jungen Mann leise und stößt ihm strafend ihren Zeigefinger gegen die empfindliche Stelle zwischen seinen Rippenbögen. „Du magst ja ein nahezu undurchschaubares Pokerface haben, aber wenn dir etwas nicht passt, sieht man das aus einer Meile Entfernung.“
 

Er liegt immer noch auf dem Bauch und stützt sein Kinn auf seinen gekreuzten Unterarmen, doch er erweist ihr die Ehre sie anzusehen, bevor er spricht. „Ich will nicht gehen.“

Es ist ein äußerst widerwillig ausgesprochenes Geständnis, das ihr dennoch das Herz wärmt und ein Lächeln über ihre Lippen zieht, das den schweigsamen Clanerben zu einem mürrischen Stirnrunzeln veranlasst. „Du findest das lustig?“

Seine schöne Verlobte beugt jedoch nur schmunzelnd den Kopf und als sie ihre Lippen einladend gegen seine drückt, ist der unversöhnliche Uchiha schon beinahe bereit seinen Ärger zu vergessen.

„Du hast mich zweimal ohne die geringsten Schwierigkeiten verlassen, Sasuke. Verzeih mir, dass ich es beruhigend finde, dass es dir dieses Mal nicht so leicht fällt.“

Er starrt sie für einen Moment unergründlich an und sie beschließt gnädig, ihm die Antwort durch einen naheliegenden Themenwechsel zu ersparen.

„Müsstet ihr nicht eigentlich schon längst unterwegs sein?“

„Wir werden die Nacht durchlaufen und morgen Früh in sicherer Entfernung Narutos Kröte rufen.“

„Hn.“

Ihre Imitation erntet ihr die berüchtigt gehobene Augenbraue und ein kaum sichtbares Schmunzeln, das er verbirgt, indem er sie mit einem festen Griff um ihre Hüfte an sich reißt und ihr unbeschwertes Lachen an seinen Lippen erstickt.
 

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Währenddessen bei Neji und Tenten
 

Noch bevor sie ihre Lider zum ersten Mal an diesem Morgen öffnet, kommen die Erinnerungen an den gestrigen Tag zurück. Unter dem mentalen, erneuten Durchleben der weniger schönen Momente, spannt sich ihr Körper instinktiv an. Und erst dann fällt ihr auf, dass sie nichts an hat.

In derselben Sekunde in der sie Nejis warmen Körper neben ihrem registriert, festigt er seinen vertrauten Griff um ihre Hüfte und zieht sie schützend noch näher an sich.

Tenten schlingt ihre Arme dankbar um seinen Hals, ohne ihre Augen zu öffnen. Sie will nur noch eine Minute. Eine Minute genießen, dass er nach so vielen Jahren wieder bei ihr ist und keinen Gedanken daran verschwenden, dass es morgen schon wieder nicht mehr so sein wird. Und das war es dann auch schon.

Sie schlägt die Augen auf und sucht seinem Blick, mit all ihrem Schauspieltalent darauf vorbereitet ihrem Hyuuga-Freund die Unbeschwerte vorzuspielen – ja, genau – als sie der Ausdruck in seinen Augen inne halten lässt.

„Was hast du?“ Vergiss die Schauspielerei, geradeheraus und auf den Punkt war ohnehin schon immer eher ihrer beider Kommunikationsstil.

„...“

Es sei denn, der geschätzte Herr zieht es einmal mehr vor sich auszuschweigen. Nicht, dass das für sie schon einmal einen Unterschied gemacht hätte. Mal davon abgesehen von diesem verhängnisvollen Abend vor fünf Jahren, an den sie gerade nicht denkt.
 

Es vergehen ein paar schweigsame Sekunden, in denen sie nicht einmal das klischeehafte Zirpen der Grillen wahrnimmt, während sie seine perfektioniert stoischen Gesichtszüge kritisch mustert. 26 Sekunden, bis sie erkennt, was er verbergen will.

„Du willst nicht gehen“, stellt sie stirnrunzelnd fest und erntet für diese kombinatorische Glanzleistung ein verächtliches Schnauben von ihrem mürrischen Freund.

Die clevere Waffenexpertin lässt zu, dass er sie zurück auf den Waldboden drängt, während er sich mit beiden Armen zu ihrer Seite über ihr abstützt. Aber es ist seine entwaffnende Ehrlichkeit, die ihr im sprichwörtlichen Sinne den Boden unter den Füßen wegzieht.

„Natürlich will ich nicht gehen. Dich beim ersten Mal zu verlassen war schon schwer genug. Ich hatte eigentlich nicht vor das jemals noch einmal zu wiederholen.“
 

Angestrengt blinzelnd, verschränkt sie ihre zitternden Finger in seinem Nacken und hebt den Kopf, bis ihre Stirn gegen seine lehnt. „Einigen wir uns doch einfach darauf, dass es das letzte Mal sein wird.“

„Ich schwöre es“, verspricht er ernst.

Und sie fordert ihn mit einem frechen Schmunzeln heraus. „Beweis es!“

Der unbeschwerte Schalk erlischt in ihren Augen, als der talentierte ANBU knurrend den Kopf senkt und sie mit einem Kuss brandmarkt, der ihr von der ersten Sekunde an sämtliche Sinne schwinden lässt.
 

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Ein wenig später
 

Tenten und Neji treffen kaum nach Sakura und Sasuke ein und Hinata begegnet ihnen dicht gefolgt von Naruto bereits im Garten.

Die drei Frauen treffen sich in der Mitte und ziehen einander wortlos in eine feste, tröstende Umarmung, die scheinbar stumm zumindest dieses Problem aus der Welt schafft.
 

Zumindest für die nächsten paar Minuten, während sie gerade selten einträchtig alle zusammen in der Küche das Frühstück herrichten. Bis Hinata inne hält und sich mit einem stummen Seufzen dem Küchenfenster zuwendet.

Tenten flucht zuerst, als Yokiri uneingeladen ihr Grundstück betritt, aber es ist Naruto, der zuerst einen vertrauten Schritt näher an seine stille Verlobte herantritt und sanft ihren Oberarm umfasst. Er wartet, bis sie den Kopf hebt und den eindringlichen Blick seiner blauen Augen erwidert. „Du musst nicht mit ihm reden, wenn du nicht willst.“

Aber er sieht es bereits in ihrem Blick, noch bevor sie ihre Hand kurz auf seine legt und sich dann von ihm löst, um an ihm vorbei den Raum zu verlassen. „Ich weiß.“
 

Alle mehr oder weniger unwillig wenden sie ihre Blicke erneut aus dem Küchenfenster und sehen Hinata zu, wie sie den Rasen überquert, um ihrem Bruder auf halbem Weg entgegenzukommen.

„Sie wird ihm wieder verzeihen.“, flüstert Sakura in den Raum, ohne jemand bestimmten anzusprechen, aber Tentens Vergebungsbereitschaft hat ganz offensichtlich noch Erholungsurlaub, denn der Zorn der brünetten Kunoichi schwingt spürbar durch den Raum.

„Er ist ihr Bruder.“ Als würde das alles erklären. Und in Hinatas Fall tut es das vielleicht auch. „Das ist der Punkt an dem ihr unerschütterlicher Glaube an das Gute in jedem Menschen, für den wir sie alle abgöttisch lieben, zu einem ihrer größten Schwachpunkte wird.“ Es ist offensichtlich, dass Tenten dem noch mehr hinzuzufügen hätte, aber mit geballten Fäusten unterdrückt sie mühsam ihr Zittern und ihre Wut, als Neji beruhigend nach ihrer Hand greift und sie fest mit seiner umschließt.
 

Sie können nicht hören, was die beiden Geschwister zueinander sagen, aber ihre Körpersprache allein, verrät ihren skeptischen Zuschauern genug.

Der stolze Hyuaga fällt vorwarnungslos vor seiner überraschten Schwester auf die Knie und senkt demütig den Kopf. Seine offensichtliche Reue ist noch lange nicht genug, um die Konoha-nin milde zu stimmen, aber wie Tenten prophezeit hat, fährt Hinata ihrem Bruder tröstend durch das braune Haar und ihre Bitte, die ihn auffordert aufzustehen, ist auch für einen Laien leicht von ihren Lippen abzulesen.
 

Während die Geschwister sich versöhnend umarmen, kaut Tenten sichtlich unzufrieden auf ihrer Unterlippe und als Hinata zurück in die Küche tritt, liest sie den Unwillen sofort in der Mimik ihrer besten Freundin. „Sag es“, fordert sie die schöne Waffenexpertin ruhig auf und diese hebt im Gegenpart wütend die Arme.

„Er tut dir nur weh!“

Doch der verzweifelte Zorn ihrer besten Freundin ändert nicht das Geringste an der entspannten Haltung der jungen Clanerbin. „Er ist nicht unser Vater, Tenten und ihn für dessen Fehler zu bestrafen ist nicht fair. Er ist ein verwöhnter Junge, der redet und handelt ohne nachzudenken, aber er ist nicht böswillig.“

„Das ist deine Ansicht“, grummelt Yukis Mutter unwillig, belässt es aber dabei, als ihre Kinder tobend in die Küche gestürmt kommen.
 

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Am selben Abend
 

Der Tag vergeht ohne weitere Streitereien oder unangekündigte Besuche unliebsamer Verwandten, aber nach dem Abendessen fällt den Erwachsenen die unliebsame Aufgabe zuteil, ihren Kinder den drohenden Aufbruch der Männer zu erklären.

Weil die Frauen aber doch noch ein winziges bisschen an ihrem Vorsatz festhalten, den Männern das Ganze nicht noch leichter zu machen, überlassen sie die Erklärung leichtsinnigerweise zunächst ausschließlich den drei ANBU.

Und werden ganze drei Minuten später mit vier verständnislosen Kindergesichtern bestraft.
 

Es ist Minato, der sich schließlich zuerst mit einem konzentrierten Stirnrunzeln vertrauensvoll an seine Mutter wendet. „Aber es wird nicht nochmal... Mama, wie lange war das?“

„Fünf Jahre.“

Der ältere Zwilling wendet sich von seiner besonnenen Mutter zurück zu seinem neu gewonnenen Vater. „Fünf Jahre dauern, bis ihr wieder kommt, oder?“

Naruto versucht es mit einem gewohnt zuversichtlichen Grinsen, das dieses Mal jedoch beinahe kläglich ausfällt, obwohl er es zu verbergen sucht. „Nein, dieses Mal müsst ihr nur fünf Mal schlafen, bevor wir wieder kommen.“

„Nur fünf Mal schlafen?“

„Ja.“

„Versprochen?“

„Versprochen.“

Als Naruto seine Faust gegen Minatos ausgestreckte Hand stößt, ist die Sache für die beiden somit besiegelt.
 

Yoru sitzt unruhig auf seinem Stuhl und beobachtet aus dem Augenwinkel, wie sein bester Freund meisterhaft die Verhandlungen führt, bevor er den Kopf zu seinem eigenen Vater dreht, der neben ihm und rechts von seiner Mutter sitzt. Doch statt Minatos Besiegelungsgeste zu wiederholen, schlingt er ungewohnt impulsiv die kleinen Arme um den Hals seines überraschten Vaters und flüstert ihm verschwörerisch sein eigenes Versprechen zu. „Ich werd solange auf Mama aufpassen.“

Sasuke legt seinem Sohn schützend eine Hand auf den Rücken und nutzt die Geste gleichzeitig, um zu verbergen, dass seine ungewöhnlich heftigen Schuldgefühle ihn dazu zwingen betroffen die Augen zu schließen. Es ist die warme Hand, die sich unter dem Tisch tröstend um seine freie Hand schließt und ihn damit zurückholt.

Er begegnet Sakuras warmem Blick und er weiß er hat weder die Vergebung noch die Liebe in ihren markanten Augen verdient, aber er verschränkt seine Finger nichtsdestotrotz mit einem stummen Schwur mit ihren.
 

„Du hast es versprochen“, erinnert Yuki ihren Vater ruhig und mit meisterhaft verschränkten Armen ihrer beider Eltern störrisches Ebenbild.

„Und ich halte meine Versprechen“, beschwört Neji leise, bevor er seine kleine Tochter in eine tröstende Umarmung zieht und über ihren Rücken nach Tentens Hand greift und seine Finger vertraut mit ihren verschränkt.
 

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Die Kinder danach ins Bett zu bekommen, war ein nahezu unmögliches Unterfangen, das die gesamte elterliche Trickkiste auf einmal gefordert hat.

Aber schließlich finden sich alle drei Paare in verschiedenen Räumen des Hauses mit einem Abschied konfrontiert, dem sich niemand von ihnen will.
 

Tenten lehnt als unbewusstes Echo ihrer Tochter mit störrisch verschränkten Armen gegen die Anrichte in der Küche und wie vor fünf Jahren, hat er keine Ahnung was er zu ihr sagen könnte, um ihr das Kommende irgendwie zu erleichtern. Jetzt weiß er wieder, warum er ihren sicheren Zorn damals einer rechtzeitigen Erklärung vorgezogen hat.

Aber bevor er sich dazu durchringen kann doch noch den Mund zu öffnen, hebt sie den Kopf und er erkennt die eiserne Resolution in ihrem Blick.

„Du hast damals nichts gesagt-“ Sie unterbindet seinen Ansatz sich zu verteidigen resolut, als er Ansätze macht sie zu unterbrechen, „und jetzt will ich, dass du den Mund hältst!“

Um ihm nicht die Gelegenheit zu geben, ihrer forschen Aufforderung entgegenzuwirken, legt sie beide Hände auf seine Schultern und zieht ihn beinahe grob zu sich herunter, bis sie seine Lippen erreicht.

Es ist beinahe zu viel des Déjà-vu, denn ähnlich wie vor fünf Jahren, kommuniziert die Berührung, was keiner von ihnen aussprechen kann oder will. Es ist eine heftige Prise Verzweiflung in Sehnsucht und Verlangen gemischt, die den Kuss wild und heftig färben.

„Ich liebe dich!“

Aber weil ihr das heute nicht als genug erscheint, holt sie einmal tief Luft, bevor sie sich wieder seinem eindringlichen Blick stellt. „Und ich will nicht, dass unsere Tochter wie wir als Einzelkind aufwächst.“

Sie sieht die seltene Wärme in seinen Augen, während ein neckisches Lächeln seinen rechten Mundwinkel in die Höhe zieht. „Du brauchst mich also noch.“

„Halt die Klappe, Hyuuga!“, verlangt sie rau und zieht ihn noch ein letztes Mal zurück an ihre Lippen.

„Ich liebe dich auch.“
 

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Naruto verschränkt seine Finger sanft mit Hinatas und beobachtet mit einem leisen Schmunzeln wie blass ihre helle Haut gegen seine tiefgebräunte wirkt. Sie ist in beinahe jeder Hinsicht sein Gegenstück.

„Was hältst du von einer Hochzeit im Herbst“, will er ohne jeden Kontext leise von ihr wissen.

Aber sein abrupter Themenwechsel lässt auch die schöne Clanerbin gutmütig schmunzeln. „Nächstes Jahr im Herbst?“

Gerade noch fasziniert mit ihren schmalen Händen beschäftigt, ruckt der Kopf des Blonden schlagartig nach oben. „Nein!“ Aber er hält in seinem Unwillen inne und sie sieht förmlich, wie er sich zwingt seine ungestüme Reaktion zu zügeln. „Ich meine, wenn du noch warten willst-“

Doch Hinata streckt sich blitzschnell auf ihre Zehenspitzen und die Art wie sie ihn küsst, zerstreut jeden seiner Zweifel.

„Der Herbst klingt perfekt.“

Er lehnt seine Stirn seufzend gegen ihre und streift seine Lippen noch einmal über ihre. „Und danach will ich mit dir über das beim nächsten Mal reden.“

Der talentierte ANBU verfolgt liebevoll wie sich die zarte Röte vorhersehbar auf den Wangen seiner hübschen Freundin ausbreitet und versucht sich jeden Zentimeter ihrer sanften Züge einzuprägen, bis er noch einmal zu ihr zurückkehren darf.
 

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„Sakura, ich-“ Der sonst so beherrschte Clanerbe fährt sich fluchend durch die dunklen Haare und wandert mit seinem aufgebrachten Blick rastlos durch den Raum und eigentlich sollte es sie amüsieren, dass der große Sasuke Uchiha offensichtlich keine Ahnung hat, was er in diesem Moment zu ihr sagen soll.

Aber ihr steht in diesem Moment ebenso wenig der Sinn nach Reden, wie danach ihm das ganze verdienterweise noch weiter zu erschweren. Stattdessen greift sie resolut nach seinem Kragen und streckt sich so weit auf ihre Zehenspitzen, bis sie zumindest ausreichend an seine Höhe heranreicht.

„Solange du jetzt nicht danke sagst, kannst du nicht viel falsch machen“, flüstert sie rau, bevor sie ihre Lippen auf seine drückt und seine Antwort erstickt.
 

Er erwidert ihre Berührung unbeherrscht und jede Zelle seines Körpers sträubt sich dagegen sie loszulassen.

„Ich liebe dich.“

Seine seltene Gefühlsbekundung erleichtert ihr den verzweifelten Griff um ihre Beherrschung keineswegs und sie hat beinahe Angst die Augen zu öffnen, weil sie weiß, dass ein wohlbekannter Schmerz in ihnen steht, von dem sie nicht will, dass er ihn in ihren Zügen liest.

„Ich dich auch.“ Sie birgt ihren Kopf an seiner Schulter und die Art wie sie krampfhaft ihre Finger in seinen Ärmeln vergräbt steht in verräterischem Kontrast zu dem neckenden Unterton ihrer Stimme. „Und wenn du in fünf Tagen nicht zurück bist, werde ich dich dieses Mal holen kommen!“
 

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Während Hinata den Männern immer noch nachsieht, starren Tenten und Sakura beinahe ebenso angespannt auf die Stelle, an der sie vor zahlreichen Minuten im Schatten der Bäume verschwunden sind, bis Tenten ihre Sentimentalität zuerst abschüttelt und den Kopf zu ihrer besten Freundin dreht. Nur lässt sie deren Gesichtsausdruck schlagartig inne halten.

„Was ist es?“

Die Art, wie Hinata mit den Fingern ihrer linken Hand angespannt über die sensible Haut in ihrem Nacken fährt, verrät ihr bereits, dass es sich einmal mehr um nichts Gutes handeln kann.

Aber „Ein ungutes Gefühl.“, ist alles, was die junge Clanerbin müde preis gibt.

Nur dauert es keine zwei Stunden, bis es sich auf die grausamste Art und Weise bewahrheitet.
 

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Am nächsten Morgen im Büro der Hokagen
 

Schon über ihre Rückkehr informiert, verschränkt Tsunade abschätzend die Arme unter dem Kinn, als die drei ANBU nach ihrer wochenlangen Abwesenheit in ihr Büro treten. „Euren Blicken entnehme ich, dass ich mir den rettenden Hechtsprung aus dem Fenster sparen kann?“

Naruto schmeißt sich grinsend auf den Stuhl, der ihrem Schreibtisch am nächsten ist. „Ich bin nur zu gut gelaunt, um darüber zu streiten.“

Die Godaime sieht das glückliche Funkeln in den vertrauten Augen des jungen Mannes und lässt zu, dass ein warmes Lächeln ihre Mundwinkel umspielt. „Dann geht es ihnen gut? Ihnen und den drei Kindern?“

Das zufriedene Grinsen auf Narutos Lippen wird unerwartet noch ein Stückchen breiter und sogar die beiden schweigsamen Clanmitglieder tauschen hinter seinem Rücken einen selten amüsierten Blick.

„Ihnen und den vier Kindern, ja.“, berichtigt Neji sein Oberhaupt schmunzelnd.

„Vier?“ Die perplexe Überraschung spiegelt sich klar in den Gesichtszügen der schönen Sanin. „Aber wer-“

Der talentierte Hyuuga führt seine Erklärung mit einem, zugegeben immer noch leicht skeptischen Blick auf den blonden Chaoten vor sich ruhig weiter aus. „Hinata.“

Der Blick der spielsüchtigen Sanin rutscht zu dem grinsenden Shinobi, dem sie diesen verfluchten Posten verdankt. „Du und Hinata, ihr habt Zwillinge bekommen?!“

Die Antwort kommt selten ausgeglichen, aber der Ausdruck in seinen Augen sagt alles. „Minato und Hana.“

Ihre Hokage schüttelt über Narutos zufriedene Gelassenheit nur den Kopf, aber das feine Schmunzeln an ihren Lippen verrät sie. „Ich gratuliere euch, wenn auch Recht nachträglich. Aber sie sind nicht mit euch zurückgekommen?“

„Wir holen sie nach der Versammlung ab“, mischt sich Sasuke zum ersten Mal ein und Tsunade nickt nur bestätigend.

„Dann lasst uns dieses unliebsame Ereignis möglichst schnell hinter uns bringen. Seid heute Abend um 19.00 Uhr spätestens wieder hier.“
 

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Kurz darauf vor dem Hyuuga-Anwesen
 

Zum ersten Mal nach fünf Jahren vor seinem Elternhaus stehend, verrät nur das kaum sichtbare Zucken seiner linken Augenbraue, wie sehr es dem talentierten Shinobi widerstrebt in diesem Moment hier zu sein. Von diesem Ort hat er definitiv nichts vermisst.

Aber er tritt nur einen Schritt durch das Tor, als ihm schon das erste bekannte Gesicht begegnet.

„Neji?!“

„Hanabi.“ Er senkt grüßend den Kopf, bevor er die junge Frau vor sich mindestens ebenso kritisch mustert, wie sie ihn in diesem Moment.

Seine jüngste Cousine ist während der letzten fünf Jahre zweifellos erwachsen geworden und die neu gewonnene Härte in ihrem Blick beschert dem sonst so ungerührten Hyuuga erneut ein schlechtes Gewissen. Noch jemand, bei dessen Schutz er versagt hat.

„Es ist schön zu sehen, dass wenigstens ein verschollenes Mitglied dieser Familie noch lebt.“

Die kryptische Aussage ergibt angesichts Hinatas Verschwinden durchaus Sinn, aber der talentierte ANBU erfasst mit einem kritischen Blick die hektische Aufregung, die im gesamten Anwesen herrscht. „Was ist hier los?“

„Unser Oberhaupt ist verschwunden.“

„Was?!“

„Seit drei Tagen hat ihn keiner mehr gesehen. Und alles was wir wissen ist, dass er nicht in Konoha ist.“

„Hanabi-“ Er will seiner jüngsten Cousine beschwichtigend eine Hand auf die Schulter liegen, aber die junge Frau weicht ihm mürrisch aus.

„Ich brauche deinen Trost nicht, Neji! Es geht mir nicht um meinen Vater. Der könnte, wenn es nach mir ginge, bleiben wo der Pfeffer wächst! Ich hab nur keine Lust mit 17 das nächste verfluchte Oberhaupt dieses Clans zu werden!“

„Hanabi, ich habe nicht die leiseste Ahnung wo Hiashi ist. Aber dafür weiß ich, wo deine Schwester ist.“

Zum ersten Mal mischen sich Gefühle in ihre harten Gesichtszüge und sie erinnert ihn wieder mehr an das kleine Mädchen, das sie bei seinem Fortgang noch war. „Du hast Nee-san gefunden?“

Er nickt beruhigend und dieses Mal lässt die jüngere Hyuuga aufgeregt zu, dass er ihr eine Hand auf die Schulter legt. „Es geht ihr gut. Und sie wird schon in wenigen Tagen zurückkommen.“

„Sie- sie kommt nach Hause?“

„Ja. Ich weiß, das wird sich für dich wie ein leeres Versprechen anhören, aber es wird alles gut, Hanabi.“

Die junge Hyuuga beißt sich verzweifelt auf die Unterlippe und statt seine Sentimentalität zu verspotten, lässt seine Cousine zu, dass er sie in eine ungewohnt tröstende Umarmung zieht.

Es wird Zeit, dass dieser Clan endlich aufhört jedes seiner Mitglieder unglücklich zu machen.
 

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Am selben Abend im Ichiraku
 

„Was soll das heißen, er ist verschwunden?“ Angesichts der ungläubigen Neuigkeit, hört Naruto sogar auf seine geliebte Nudelsuppe zu schlürfen und beobachtet kritisch wie sein Teamkamerad neben ihm gewohnt stoisch mit den Schultern zuckt.

„Dass ihn seit drei Tagen niemand gesehen hat und niemand weiß, wo er ist.“

Der Blondschopf knurrt beinahe angesichts des Gedankens an seinen geschätzten Schwiegervater-in-spe. „Es ist mir scheißegal, wo er ist, Neji! Und meinetwegen soll er für immer dort bleiben. Denn wenn ich ihn noch einmal in der Nähe meiner Familie erwische, leg ich ihn um!“

„Es ist nicht so, dass ich Sehnsucht nach ihm habe, Naruto. Aber sein Verschwinden ergibt keinerlei Sinn! Er ist der Oberhaupt des Hyuuga-Clans und als jenes verschwindet man nicht mal eben so spurlos! Mal davon abgesehen, dass unser Clan ohne ihn zweifellos besser dran ist, ist das eine mittelschwere Katastrophe!“

Während sein bester Freund etwas grummelt, das sich verdächtig nach „Eher ein Grund zum Feiern“ anhört, mischt sich Sasuke zum ersten Mal in das hitzig gewordene Gespräch ein.

„Du glaubst aber nicht, dass er von dem Dorf erfahren hat, oder?“

Narutos Kopf ruckt augenblicklich herum und auch Neji strafft angespannt die Schultern. „Ich wüsste nicht wie, aber ich habe ehrlich gesagt auch schon daran gedacht-“

„Das kann nicht dein Ernst sein!“

Der talentierte Hyuuga schließt für eine Millisekunde die Augen und fährt sich unbewusst mit dem Handrücken über seine makellose Stirn. „Ich glaube nicht an einen so großen Zufall, aber selbst wenn es so wäre – und ich sage nicht, dass es so ist – wird Hinata mit ihrem Vater schon fer-“

„Darum geht es aber nicht, verdammt!“ Jirayas ehemaliger Schüler stößt seine halbvolle Schüssel Nudel grob von sich. „Lasst uns diese beschissene Versammlung hinter uns bringen! Ich will noch heute Nacht aufbrechen!“
 

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Eine Stunde später im größten Versammlungsraum im Hokageturm
 

Nachdem Tsunade die gesammelten Beweise vorgelegt und mit Gaaras Unterstützung die Anklagepunkte gegen den Tsuchikagen verlesen hat, herrscht für einen Moment eine gespenstische Stimme in dem Büro, in dem sich einige der mächtigsten Männer und Frauen des Ninjareichs versammelt haben. Die drei ANBU halten sich, seit sie ihren Bericht in aller Öffentlichkeit noch einmal erstattet haben, im Hintergrund, aber ein vorsichtiger Seitenblick auf seine beiden stoischen Teamkameraden verrät Naruto, dass den schweigsamen Shinobi die ganze Situation ebenso wenig gefällt wie ihm. Dieses ungute Gefühl verstärkt sich nur, als sich Iwas Kage wesentlich gelassener und selbstzufriedener zurücklehnt, als er angesichts der gegen ihn vorgebrachten Anschuldigen sein sollte.

„Ihr glaubt ihr habt gewonnen, nicht wahr? Suna und Konoha triumphieren mal wieder. Ich habe eure Selbstgerechtigkeit so satt. Denkt ihr, ich wusste nicht, dass ihr unsere Absichten ausspioniert habt? Und seitdem hatte ich auch Zeit mir in aller Ruhe zu überlegen, wie ich mich am Besten dafür revanchieren könnte. Und eine ganze Zeit lang war ich wirklich ratlos, aber dann haben ausgerechnet eure drei Helden mir die perfekte Antwort geliefert.“ Er sieht mit einem selbstgerechten Grinsen zu den drei ANBU und nun ist sich Naruto sicher, dass hier gerade etwas gehörig schief läuft. Nur leider zu spät.

„Eine meiner Gruppen ist vor ungefähr 20 Stunden dem Auftrag nachgekommen ein kleines Dorf westlich von Konoha anzugreifen... Ein kleines Dorf... voller Hyuugas.“
 

Es sind nur zwei Sekunden. Zwei Sekunden in denen die Welt in jeglicher Bewegung zu verharren scheint. Zwei Sekunden bis ihr wummerndes Herz genügend Sauerstoff durch ihre Körper pumpt, um diese fatale Offenbarung an ihr Gehirn weiterzuleiten. Zwei Sekunden, bis panische Bewegung in die drei ANBU kommt und sie schon verschwinden, während Tsunade ihnen hektisch hinterherruft, dass sie so schnell wie möglich nachkommen werden.

Hinatas Worte, vor wenigen Tagen in einer Befürchtung ausgesprochen, die sie zu diesem Zeitpunkt verhängnisvoll als unbegründet abgetan haben, hallen als unheilbringendes Echo in ihren Gedanken wieder. Wir würden alle sterben.
 

Es kostet sie keine zwei Minuten das Dorf zu verlassen und sie haben sich kaum einen halben Kilometer von den äußeren Dorfmauern entfernt, als Sasuke das unheilvolle Schweigen zuerst bricht. „Naruto-“

Aber der Blondschopf formt bereits wohlbekannte Fingerzeichen und einen großen Knall später befinden sie sich zu dritt wieder auf dem Rücken Gamabuntas.

„Ihr schon wie-“

„Ich habe jetzt keine Zeit zu bitten und zu betteln, du musst uns so schnell wie möglich zu dem Dorf zurückbringen!“ Die eindringliche Verzweiflung in der Stimme seines Bündnispartners lässt sogar die eigensinnige Kröte wortlos nachgeben, aber die nächste Stunde ist die schlimmste Folter, die jeder der drei Männer in seinem Leben bisher ertragen hat.

Als sie schon aus der Ferne die Rauchschwaden aufgehen sehen, fühlt es sich an wie das Ende ihrer Welt.
 

Sie springen stumm evom Rücken des gigantischen Lurchs und sein mürrisches Gegrummel „Ihr könntet euch wenigstens bedanken!“ dringt zu keinem von ihnen durch, als sie die verbrannten Felder erkennen, die das Dorf an der nördlichen Seite umgeben haben und die jetzt verwüstet und entstellt sind und bedeckt mit einer unzählbaren Anzahl von Leichen.

Ihre entsetzten Blicke wandern hektisch über die leblosen Körper zahlreicher Unbekannter, aber bei jedem Paar toter Hyuuga-Augen, das ihnen entgegen starrt, verschwimmt ihr verzweifelter Blick ein Stück mehr...
 

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Sacrifices

Ihre entsetzten Blicke wandern hektisch über die leblosen Körper zahlreicher unbekannter, aber bei jedem Paar toter Hyuuga-Augen, das ihnen entgegen starrt, verschwimmt ihr verzweifelter Blick...
 

Der erste bekannte Körper, der ihnen ins Auge fällt, ist ausgerechnet der von Shinzo. Jemand hat sich die Zeit genommen seine Augen zu schließen, sodass man sich einreden könnte, der willensstarke Riese würde nur schlafen, wenn sein blutüberströmter Körper nicht vollkommen reglos wäre.

Naruto würgt beinahe an seiner überschwappenden Panik, als er verzweifelt über dem verstümmelten Leichnam des eindrucksvollen Mannes verharrt. „Neji!“

Aber sein Teamkamerad sucht längst den Platz ab und verharrt beinahe im selben Moment, als die hysterische Stimme eines Mannes ihre Aufmerksamkeit einige hundert Meter weiter auf den einzig Lebendigen weit und breit lenkt.
 

„Du miese, kleine Schlampe, komm raus!“

Der Mann dreht sich unfokussiert im Kreis und verliert erheblich viel Blut aus einer tiefen Torsoverletzung. Die drei ANBU, die sich ihm lautlos nähern, scheint er in keinster Weise wahrzunehmen.

„Es ist-“

Doch bevor Neji seinen Satz vollenden kann, erscheint sie aus dem Nichts und enthauptet den Mann mit einem längst durchgängig blutgetränktem Katana.

Es ist Sakura.
 

Sasuke steht mit einem Satz direkt vor ihr und seine blutroten Augen fahren hyperfokussiert über jeden Zentimeter ihres mitgenommen Körpers, doch er macht keine Anstalten sie in irgendeiner Art und Weise zu berühren. „Was ist passiert?“

Er sieht den lodernden Zorn in ihren dunklen Augen und es dauert nicht lange, bis sie ihren stummen Vorwurf in lautstarke Worte kleidet.

„Was passiert ist?!“ Die talentierte Medic-nin zieht sich grob drei Wurfnadeln aus der Haut, die sich tief in ihren rechten Oberschenkel gebohrt haben und verzieht im Gegensatz zu den drei Männern keine Miene. „Was passiert ist, ist dass eure verfluchte Mission uns nicht nur fünf Jahre gekostet hat, sondern auch noch offensichtlich vollkommen umsonst war! Ihr seid losgezogen, um einen Krieg zu verhindern und habt ihn direkt vor unsere Haustür gebracht!“ Sie breitet die Arme aus, um das Schlachtfeld hinter sich zu erfassen. „Also herzlichen Dank auch dafür!“

Sie stößt ihn hart vor die Brust, aber alles was Sasuke interessiert ist die Tatsache, dass das Blut an ihren Händen nicht ihr eigenes zu sein scheint. Sie ist am Leben. Solange es bedeutet, dass er sie nicht verliert, kann sie ihn gerne anschreien.

Er umfasst dennoch übermäßig sanft ihre Oberarme und hätte beinahe hörbar geseufzt, als sie sich seiner Berührung nicht weiter entzieht. „Wann hat es angefangen?“

Die Anspannung steckt spürbar in ihrem ganzen Körper, aber er fühlt auch das minimale Schwanken ihrer schmalen Gestalt, das grenzenlose Erschöpfung verrät.

„Vor zwanzig Stunden? Vielleicht mehr, vielleicht weniger. Nachdem die Sonne auf- und wieder untergegangen ist, ist mir irgendwann das Zeitgefühl abhanden gekommen.“
 

Naruto tritt einen hektischen Schritt auf seine beste Freundin zu und die tiefe Erleichterung darüber sie in einem Stück anzutreffen, ertrinkt in der anhaltenden Panik in seinem Magen. „Weißt du, wo Hinata und Tenten sind?“

Er ringt erneut mit dem Impuls sich zu übergeben, als Sakura verzweifelt die Augen schließt. „Ich habe die beiden schon vor Stunden aus den Augen verloren. Wir waren lange zusammen, aber dann ist irgendwo eine Explosion hochgegangen und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.“

„Ich sehe Hinata.“

Narutos panischer Blick fährt sofort zu Neji herum.

„Sie lebt.“ Aber allein die Tatsache, dass der talentierte Hyuuga nicht mehr sagt, lässt sie alle stumm wissen, dass es dennoch nicht gut ist.
 

~
 

Sie lebt.

Sie kniet am Boden, umgeben von einem See toter Körper.

Aber als er erkennt, vor wem sie kniet, hält sogar Naruto inne.

Hinata dreht sich nicht zu ihnen um, obwohl die Adern um ihre Augen klar ihr Bluterbe verraten. Der Kopf ihres Bruders ruht in ihrem Schoß und ihm allein gilt in diesem Moment ihre Aufmerksamkeit.

Sakura fällt lautlos neben den beiden Geschwistern auf die Knie und hebt vorsichtig die Decke, die den Oberkörper des jüngeren Hyuugas bedeckt, doch seine tiefen Verletzungen lassen sogar die talentierte Medic-nin betroffen die Augen schließen. Es ist hoffnungslos.

Ihr geschultes Auge erkennt schnell, dass Hinata das Nervensystem ihres Bruders lahm gelegt hat, um zumindest die qualvollen Schmerzen von ihm zu nehmen. Tsunades ehemalige Schülerin wippt erschöpft zurück auf ihre Fußballen, frustriert von der unerträglichen Hilflosigkeit die darin liegt, nichts tun zu können.
 

„Sag meiner Mutter, dass ich sie liebe und dass es... mir leid tut, dass wir sie alleine lassen. Und sag unserer Schwester, dass ich sie gerne kennen gelernt hätte.“ Yokiri verzieht kurz reumütig das Gesicht. „Nur erzähl ihr nicht alles. Sie soll nicht wissen... was für ein Idiot ich gewesen bin.“

„Ich werde ihr von dir erzählen“, schwört Hinata leise und wischt die stummen Tränen von ihren Wangen, nur um sie im nächsten Moment durch neue zu ersetzen. Der dunkelhaarige Hyuuga hebt schwach eine Hand zur blassen Wange seiner älteren Schwester.

„Weine nicht um mich, Schwester, wir wissen beide, dass ich das nicht wert bin.“

„Ich liebe dich!“ Sie unterdrückt ein kummervolles Schluchzen und lehnt ihre Stirn verzweifelt gegen die ihres Bruders, dessen rasselnder Atem immer langsamer wird.

„Ich liebe dich auch. Ich- bin so froh, dass... ich- dich – kennen lern-“ Sein Kopf fällt mit seinem letzten Atemzug zur Seite, bevor er den Satz beenden kann.
 

Nein! Nein, nein, nein, nein, nein!“ Es ist lediglich ein Flüstern, das mit ihren bebenden Schultern ihren tiefen Kummer verrät, als sie sich schluchzend über den reglosen Körper ihres Bruders beugt.

Auch Sakura wischt sich wütend stumme Tränen von den Wangen und greift blind nach Sasuke, als er von hinten die Arme um sie schlingt und sie sanft auf die Beine zieht.

Naruto tritt einen Schritt nach vorne und sinkt lautlos in die Hocke, aber er traut sich nicht die Hand nach seiner trauernden Verlobten auszustrecken und verharrt nur stumm in ihrer Nähe.
 

Die junge Clanerbin fällt nur dreißig Sekunden direkt vor ihren Augen auseinander, bevor das Zittern ihres zierlichen Körpers schlagartig aufhört und ihre Tränen versiegen. Sie küsst ihren Bruder zärtlich auf die kühle Stirn und bettet seinen Kopf so sanft auf dem Boden, als könnte er es noch fühlen.

Sie erhebt sich ruckartig und wischt die offensichtlichsten Spuren ihrer Trauer mit ihrem zerfetzten Ärmel fort.

Aber als Naruto sich ebenfalls erhebt und auf sie zutritt, weicht sie zurück. „Hinata-“

Doch seine sanftmütige Verlobte schlingt haltsuchend die Arme um sich selbst und schüttelt entschuldigend den Kopf. „Bitte, nicht! Es- es tut mir leid.“

Als sie schon im nächsten Moment jegliches Gefühl aus ihrer Miene verbannt, begreift er auch warum sie seiner Berührung ausweicht und seinen Trost nicht ertragen kann. Die Tatsache, dass sie das Gefühl hat ihre Trauer unterdrücken zu müssen, verstärkt seine ungute Vorahnung, dass die ganze Sache noch nicht ausgestanden ist.

Aber bevor er den Mund öffnen kann, tritt Neji vor. „Hinata?“

Die junge Hyuuga hebt den Kopf und erkennt die kaum verborgene Verzweiflung im Blick ihres Cousins und verschwendet keine Sekunde, um ihn zu beruhigen. „Sie ist in der Schutzhütte, in der wir ein paar Verletzte untergebracht haben.“

„Sie ist verletzt?!“

„Sie hat gekämpft, bis sie das Bewusstsein verloren hat. Vor knapp zwei Stunden würde ich schätzen, aber ich habe schon vor einer ganzen Weile den Überblick verloren. Ich hab sie dorthin getragen, aber ich konnte nicht bleiben. Zu der Zeit waren immer noch knapp fünfzig Angreifer übrig und nur noch sieben von uns.“ Ihre Stimme klingt abwesend, als ihr Blick über das verwüstete Schlachtfeld fährt.
 

„Was ist mit dir?“, will Naruto besorgt wissen.

Hinata hebt schulterzuckend die Arme und besieht sich gleichgültig die zahlreichen kleineren und größeren Verletzungen, die Wunden in ihre Haut geschlagen haben. „Ich habe irgendwann nur aufgehört sie zu heilen.“

Sakura stimmt ihr tonlos zu. „Es war es einfach irgendwann nicht mehr wert.“

Die Adern um Hinatas Augen treten noch prominenter hervor, als sie ihr Bluterbe antreibt den ganzen Platz zu überblicken. „Das war es.“

Ihr Blick fährt noch einmal über die reglose Gestalt ihres Bruders, bevor sie die Schultern strafft und sich wortlos umdreht.

Sakura greift stumm nach Sasukes Hand, bevor sie ihrer Freundin folgt und Neji und Naruto flankieren Hinata auf beiden Seiten, während sie sie zu einer von zahlreichen Schutzzaubern umgebenen Holzhütte im Schatten der Bäume führt.

Sasuke dreht den Kopf fragend zu Sakura. „Wo habt ihr die Kinder versteckt?“

„In einer Höhle abseits des Dorfes, zusammen mit den Alten und anderen Kampfunfähigen. Sie sind dort in Sicherheit.“
 

Hinata löst den Schutzwall mit ein paar geübten Handgriffen auf, was stumm verrät, dass sie sich sicher ist, dass weit und breit keine Gefahr mehr droht.

Aber als sie die Tür öffnet, rauscht Neji zuerst in den kleinen stickigen Raum. „Tenten!“

Die talentierte Waffenexpertin hat ihr Bewusstsein scheinbar zurückerlangt, aber die tiefe Verletzung an ihrer Hüfte blutet immer noch sichtbar und sie ist erschreckend blass.

„Neji“, flüstert sie erschöpft, als der dunkelhaarige ANBU panisch neben ihr auf die Knie fällt, mit seinen Augen hektisch über ihren schmalen Körper wandert und ihr vorsichtig eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht streicht.

Sakura kniet sofort mit Hinata auf Tentens anderer Seite und untersucht die tiefe Verletzung ihrer braunhaarigen Freundin, während Hinata ihre Erklärung leise fortführt. „Sie ist von irgendeinem Jutsu getroffen worden und die Blutung ließ sich einfach nicht stillen.“

Tsunades ehemalige Schülerin nickt und fängt bereits an fremde Fingerzeichen zu schließen. „Es ist ein verdammt hinterhältiges Jutsu. Aber ich bin schlauer. Aber sie wird eine Bluttransfusion brauchen.“

Hinata nickt seufzend und wandert mit ihren hellen Augen kritisch durch den Raum der keine fünfzehn Leute fasst. Dreizehn. So viele Kämpfer haben den heutigen Tag überlebt. 13 von 48. Sie schüttelt es ab. „Naruto hat dieselbe Blutgruppe wie Tenten.“

Der Blondschopf kniet bereits neben ihr. „Sag mir nur, was ich machen soll.“

Hinata greift sanft nach seiner Hand, die neben ihrer auf dem Holzboden ruht und drückt sie kurz dankbar dafür, dass er hier ist und sie gleichzeitig nicht unter Druck setzt, bevor sie einen zustimmenden Blick mit Sakura wechselt und sich dann erhebt. „Ich werde solange versuchen den anderen zu helfen.“
 

Tenten zuckt ein wenig unter Sakuras Behandlung, verliert aber kein Wort, während sich ihre Finger in Nejis Hand verkrampfen. Der sonst so stoische Hyuuga senkt seine Stirn verzweifelt gegen ihre. „Es tut mir so leid!“

Der bekannte Schalk in ihren Augen ist schwach, aber dass er überhaupt da ist, rollt ihm einen Granitfelsen vom Herzen. „Nicht alles dreht sich um dich, mein Guter, also hör auf so melodramatisch zu sein.“

Sie rollt die Augen, als Sakura aus einem der versteckten Arzneikoffer zwei Injektionsnadeln und einen Schlauch zieht, um eine direkte Bluttransfusion durchzuführen und sowohl ihr als auch Naruto befiehlt „Bewegt euch nicht, bis ich wieder komme!“
 

~
 

Ein paar Minuten später
 

Hinata streicht ihrer besten Freundin beruhigend über die Schultern und sieht zu, wie Neji ihr vorsichtig auf die Beine hilft, bevor sie sich an eine der jungen Hyuugas wendet, mit der sie vor ein paar Tagen noch trainiert hat und deren schwere Verletzungen gerade provisorisch von Sakura versorgt werden. „Soya, wie geht es dir?“

Die schöne Kunoichi ist nur wenige Jahre jünger als sie und eine tapfere Kämpferin, aber Hinata bevorzugt es sie erschöpft aber lebend zu sehen, auch wenn sie ihre entfernte Verwandte mit viel Widerstand vor ein paar Stunden in diese Hütte gezerrt hat, um ihr Leben zu retten.

Soya nickt nur schwach und unterdrückt ein Stöhnen, als sie sich mühsam aufsetzt. Um eine weitere Bewegung zu verhindern, sinkt Hinata schnell neben ihr in die Hocke. „Hör zu, wir müssen noch dringend etwas erledigen. In ein paar Minuten wird die Unterstützung aus Konoha hier eintreffen und mit ihr medizinische Versorgung. Sie sollen mit der Bergung unserer Leute anfangen, wenn sie euch versorgt haben. Es ist ein Hyuuga unter den Toten, der... nicht zu uns gehört hat. Aber sie werden ihn erkennen... Nur die Hokage, die musst du uns bitte zu dem alten Bunker schicken. Und Soya, falls wir nicht zurückkommen“, sie zieht ein Kunai und führt es unzeremoniell über ihre Handfläche und lässt das dunkle Blut in ein umstehendes Glas tropfen, „das hier wird euch die Felswand öffnen.“

Soya nickt, ohne weitere Fragen zu stellen und hebt Neji seine mitgenommene Freundin vorsichtig auf seine Arme.

„Neji-“

Aber der talentierte Hyuuga unterbindet ihren schwachen Protest energisch. „Du hast zwei Möglichkeiten, Tenten. Entweder ich trage dich oder du bleibst, wo du bist.“

Sein gewohnter Starrsinn entlockt der brünetten Kunoichi ein müdes Schmunzeln. „Ich habe doch gar nichts gesagt.“

Sie verlassen den Unterschlupf und folgen den Frauen einmal mehr zu einem unbekannten Ziel.
 

„Von wem hast du gesprochen“, will Sakura leise wissen und Hinata wendet ihr fragend den Kopf zu. „Als du zu Soya gesagt hast, dass unter den Toten noch ein Hyuuga ist.“

Der Blick der jungen Clanerbin richtet sich stoisch wieder nach vorne, bevor sie gelassen antwortet. „Meinem Vater.“

„Was?!“

Während sich die Fassungslosigkeit sogar in Nejis Gesichtszügen spiegelt, richtet sich Hinatas ruhiger Blick stur nach vorne.

„Er ist vor ein paar Stunden hier aufgetaucht und eine Weile später im Kampf... gefallen. Er muss beobachtet haben wie ihr Konoha gleich wieder verlassen habt, hat herausbekommen wann ihr zurückkommt, euren Reiseweg verfolgt und sich den Rest selbst zusammengereimt.“

Sakura und Tenten fluchen beinahe im selben Atemzug und die ehemalige Schülerin der Hokage wischt sich unwirsch eine verdreckte Haarsträhne aus der Stirn. „Wie hoch standen wohl die Chancen, dass das Dorf, das jahrzehntelang verborgen war, am selben Tag von einer Überzahl Feinden angegriffen und von deinem verfluchten Vater gefunden wird?!“

„Hat er dir was getan?“, will Naruto mit einem drohenden Unterton wissen und bald hart die Fäuste, um sein Temperament im Zaun zu halten. Er kann sich nicht helfen. Nicht einmal das Wissen, dass ihr Vater ihr nie mehr weh tun kann, beruhigt ihn in diesem Moment.

Doch seine schweigsame Verlobte schüttelt lediglich verneinend den Kopf.

„Was ist passiert“, will Tenten sanft wissen und offenbart dadurch, dass sie und Sakura auch nicht mehr mitbekommen haben wie das Oberhaupt des Hyuuga-Clans aufgetaucht ist.

Ihre langjährige Freundin zuckt betont gelassen mit den Schultern. „Er ist mitten im Kampfgetümmel aufgetaucht, wir haben uns also nicht ausgiebig unterhalten.“

„Wie... ist er gefallen?“ Es ist Neji, der das notwendige Übel in Worte kleidet, auch wenn er sich dafür einen vorwurfsvollen Blick von seiner angeschlagenen Freundin einfängt.

„Mhm... er hat eine Weile mit uns gekämpft. Aber als er versucht hat Yokiri zu schützen, ist er tödlich verwundet worden.“ So emotionslos sie sich auch gibt, es schwingt kein Funken Bitterkeit über das Ableben ihres Vaters in ihrer Stimme wieder. Aber als Naruto einen Schritt näher an sie herantritt, weicht sie ihm schon wieder aus und plötzlich verzerrt eine vollkommen andere Emotion ihre schönen Züge.

„Muss ich es unbedingt aussprechen?! Das einzige Gefühl, das ich über den Tod meines Vaters empfinde ist Erleichterung!“ Und man sieht ihrem bitteren Gesichtsausdruck an, dass sie selbst die einzige ist, die sich dafür verurteilt.

Während Naruto hilflos die Hände zu Fäusten ballt, weil sie ihm die einzige Möglichkeit des Trosts, die er ihr in diesem Moment bieten kann, verwehrt, bemüht sich Neji um einen Themenwechsel.

„Welche Felswand?“

Sakura unterstützt ihn mit einer ungewohnt ausgiebigen Antwort. „Wir haben die Kinder und die Alten sowie alle anderen Kampfunfähigen mit unzähligen, hochkomplexen Jutsus hinter einer Felswand, in einer Höhle in den Bergen versteckt.“

„Warum nicht in den Bunkern?“

Sakura dreht ihren Kopf leicht zu Sasuke. „Weil das viel zu offensichtlich gewesen wäre.“

Dennoch führen sie die Männer genau dorthin.

Obwohl er kurz zögert, stellt Sasuke die offensichtliche Frage nach dem Warum. „Wenn die Kinder nicht dort sind, warum wollt ihr dann zu den Bunkern?“

Der Blick den Sakura mit den anderen beiden Frauen wechselt, bevor sie ihm antwortet, gefällt ihm ebenso wenig wie seinen beiden Teamkameraden, die die Konversation angespannt verfolgen.

„Weil dieser verfluchte Tag für uns noch nicht zu Ende ist.“

Noch eine kryptische Aussage mehr.
 

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Wenige Minuten später
 

Hinata hat sie wortlos in einen der tiefsten Bunker geführt und gleichzeitig Kreidemerkmale hinterlassen, was die Männer daran erinnert, dass sie ihre Verwandte gebeten hat ihnen Tsunade nachzuschicken. Zu spät begreifen sie, was das impliziert.

Hinata sieht von Tenten, die erschöpft in Nejis Armen verweilt zu Sakura. „Ich werde mit Tenten gehen.“

Sie sieht zu den Männern, aber Sakura nickt schon, ohne dass die junge Hyuga ihre Bitte ausgesprochen hat. „Ich werde die Ehre übernehmen sie aufzuklären.“

Hinata nickt und legt ihrem Cousin bittend eine Hand auf die Schulter. „Komm mit mir.“
 

Sakura wartet, bis die anderen drei in einem der hinteren Schutzräume verschwunden sind, bevor sie sich mit einem schweren Seufzen an ihre beiden ehemaligen Teamkameraden wendet und die beiden Männer, die ihr so viel bedeuten, einen Moment lang stumm mustert und sich in Gedanken die zynische Frage stellt, warum man sich immer an den Anfang zurückerinnert, wenn das Ende naht.

Die zuckende Augenbraue ihres Verlobten, die stumm verrät, dass der berüchtigte Clanerbe kurz davor ist die Beherrschung zu verlieren, ringt ihr in diesem Moment lediglich ein Schmunzeln ab, das sie jedoch wohlweislich verbirgt.

„Willst du uns jetzt endlich erklären, was hier läuft?“

Plötzlich fühlt sie einfach nur bleierne Müdigkeit und jegliche Ironie verflüchtigt sich aus ihren Gedanken. „Sobald ich mich entschieden habe, wo ich anfangen soll.“
 

~
 

Hinata schließt die Tür hinter sich, lehnt aber nahe der Halterung und nimmt die Hand nicht von dem Griff. Ihre besorgten Augen ruhen auf ihrer besten Freundin, die blass und sichtlich mitgenommen an Neji lehnt. Doch dann schlägt die erfahrene Waffenexpertin die Augen auf und ringt sich ein überzeugendes Lächeln ab. „Hina, würdest du uns einen Moment allein lassen?“

Nicht einmal Neji kann an der verschlossenen Mimik seiner Cousine ablesen, was sie denkt, denn die schöne Clanerbin nickt lediglich und schlüpft lautlos durch die Tür zurück nach draußen. Seinem unguten Gefühl folgend, verschwendet der talentierte Anbu keinen Moment, um seine Besorgnis auf den Punkt zu bringen. „Verdammt, Tenten, was läuft hier?

Das müde Lächeln auf den Lippen seiner Freundin ist weit von überzeugend entfernt und schürt seine Besorgnis nur weiter. „Lass es uns eine weitere Komplikation nennen.“

„Tenten-“

Doch schneller und kräftiger, als er es ihr in ihrem geschwächten Zustand zugetraut hat, legt die talentierte Waffenexpertin beide Hände an seine Wangen, streckt sich auf ihren Zehenspitzen zu ihm und bringt ihn mit einem wilden Kuss zum Schweigen. Überrumpelt hält Neji für eine winzige Sekunde inne, bevor er ihre Berührung mit einem stummen Seufzen zu erwidern beginnt.

Tenten fährt mit einer Hand sanft über sein Schlüsselbein zu seiner Brust, weil sie seinen Herzschlag noch einmal unter ihren Fingern spüren will, doch stattdessen ertastet sie etwas anderes.

Sie löst sich irritiert von ihm und runzelt fragend die Stirn. „Was-“

Ihr Freund schließt seufzend und irgendwie ertappt die Augen. „Ich wollte dich nicht so fragen.“

„Mich was fragen?“

Selten begriffsstutzig versteht sie es immer noch nicht, als er sie leicht von sich schiebt.

Doch als er in seine Jackentasche greift und vor ihr auf die Knie sinkt, kristallisiert sich sein Vorhaben zweifellos heraus.

„Das ist definitiv der unpassendste Moment dich das nach all den Jahren zu fragen, aber nachdem bei uns sowieso nie etwas nach Plan zu laufen scheint... Unser Leben ist das Gegenteil von einfach, das war es schon immer und der heutige Tag... aber solange du bei mir bist, spielt das alles keine Rolle. Diese Stunden heute in denen ich nicht wusste, wie es dir geht und als Hinata gesagt hat, dass du verletzt bist... Ich weiß ich bin ein Idiot und ich verdiene dich nicht, aber ich kann nicht ohne dich, Tenten. Ich liebe dich über alles und ich will mich nie mehr von dir trennen. Heirate mich, Ten.“

Sie weint schon seit er das erste Mal in seiner rührenden Bekundung gestockt hat und eine fiese Stimme in ihrem Hinterkopf erinnert sie daran, was sie ihm gleich erklären muss. Aber für diesen einen Moment, lauscht sie nur ihrem wilden Herzschlag und sieht mit verschleiertem Blick auf den Mann, den sie schon seit mehr als einem Jahrzehnt mit jeder Faser ihres Herzens liebt und der gerade seinen höchst geschätzten Stolz für sie riskiert. Und es kann nur eine Antwort geben. „Ja!“

Sie ignoriert das brennende Gefühl in ihrer Brust und schlingt haltsuchend die Arme um ihn.
 

Sie beobachtet mit einem sanften Lächeln, wie er ihr den Ring an den Finger schiebt und stiehlt sich eine Minute. Eine Minute, um dieses pure Glück auszukosten, bevor sie es eigenhändig zerstört.

Es kostet sie schon zu viel Überwindung erneut seinen Blick zu suchen, doch er überrascht sie erneut, indem er sich vorbeugt und ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen haucht. „Ich habe nicht vergessen, dass uns noch ein weiteres Hindernis bevorsteht. Also sag es mir, damit wir es zusammen hinter uns bringen und unsere Tochter holen können.“

Wenn es doch nur so einfach wäre.

Beinahe treten erneut heiße Tränen in ihre Augen, doch dieses Mal haben sie nichts mit fröhlichen Glücksgefühlen zu tun.

„Das was gleich passiert, wird dir unheimlich weh tun und es tut mir leid, aber-“ Eine heiße Schmerzwelle überkommt sie und nimmt ihr beinahe die Sicht. Mit ihrem Chakra spürt sie ihr Bewusstsein schwinden und damit auch ihre Chance ihm das ganze in Ruhe zu erklären. Verzweifelt greift sie nach seiner Hand. „Sieh mich an! Ich habe allen Grund für dieses Leben zu kämpfen. Du und Yuki ihr seid alles für mich und ich verspreche, ich komme zu euch zurück!“

Sein verständnisloser Blick ist das letzte, was sie sieht, bevor sie sich in grenzenloser Schwärze voller Schmerz verliert.
 

Als Tenten ohne jegliche Vorwarnung im Schmerz zu schreien beginnt greift er beinahe im Reflex nach ihrem zitternden Körper und bemerkt nicht einmal, dass Hinata zurückgekommen ist und neben ihm kniet.

Im Nachhinein kann er nicht einmal mehr sagen, ob er etwas anderes getan hat, als immer wieder verzweifelt ihren Namen zu rufen, bis sie in seinen Armen das Bewusstsein verliert. Er wird nie vergessen, wie sein Herz gestockt hat, als er eine Sekunde lang befürchtet, dass er sie endgültig verloren hat, bevor er ihren schwachen Puls findet.

„Tenten-“

Eine kleine Hand schiebt sich sanft in seine und ankert ihn in der grausamen Wirklichkeit. „Ich werde dir zeigen, wie du sie retten kannst“, verspricht ihm seine Cousine leise.
 

~
 

Währenddessen bei den anderen
 

Unter den angespannten Blicken ihrer beiden Teamkameraden fährt sich Sakura angespannt durch ihre langen Haare. „Okay, ich muss euch etwas sehr kompliziertes in der ausführlichsten Kurzfassung erklären, also tut uns allen den Gefallen und lasst mich ausreden. Es hat einen Grund warum wir Drei zu den einzigen gehören, die dieses Massaker überlebt haben. Und das hat leider mit Glück rein gar nichts zu tun, denn davon scheint uns momentan sowieso nicht allzu viel zu Teil zu werden...

Wir haben vor gut zwei Jahren festgestellt, dass wir einen Plan B brauchen. Denn trotz all unserem Training, egal wie stark wir auch wurden, war da doch diese lauernde Gewissheit, dass sich uns eines Tages ein Feind präsentieren würde, gegen den uns auch all unser guter Wille nichts nutzen würde. Was im Nachhinein betrachtet ebenso vorausschauend wie naheliegend war. Also haben wir eine Entscheidung getroffen. Und in der Konsequenz haben Hinata und ich das Dorf ein einziges Mal außerhalb unserer Sunareisen verlassen. Wir sind nach Otogakure gereist und haben in den Überresten ein paar Schriftrollen ausgegraben.“

„Was?!“ Die beiden Teamkameraden sind ungewöhnlich synchron in ihrem entgeisterten Ausruf, aber Sasuke macht außer sich einen Schritt nach vorne und umfasst den Arm seiner Verlobten gröber als nötig. „Was zur Hölle habt ihr euch dabei gedacht?“

Aber Sakura sieht die Sorge, die seine schwarzen Augen schon beinahe rot färbt. „Du kannst mich in aller Ausführlichkeit anschreien, wenn wir das hier überstanden haben, okay? Aber was ich euch jetzt sagen werde, wird dir noch weniger gefallen.“

Seine Augen funkeln blutrot und als er keinen Anstand macht sie loszulassen, fährt sie seufzend fort. „Wir haben auf der Grundlage des Mals eine Technik entwickelt-“

„NEIN!“ In seiner Verzweiflung schüttelt der aufgebrachte Clanerbe sie grob, als könnte er so die Zeit zurückdrehen und seine Fehler ungeschehen machen.

Doch die ehemalige Schülerin der Hokage fährt schonungslos fort. „Wir haben eine Technik entwickelt, um Chakrareserven in unserem eigenen Körper wegzuschließen. Es entzieht einem beinahe vollständig das Chakra und es dauert Stunden, bis man sich davon erholt hat, weswegen wir es immer abwechselnd ausprobiert haben. Jede von uns hat die Technik dreimal durchgeführt-“

„Sakura-“

Aber die talentierte Medic-nin unterbricht ihren Verlobten energisch. „Du wirst mir jetzt einmal in deinem Leben zuhören! Wir sind heute komplett durch unsere Reserven gegangen. Und wir alle wissen nur zu gut, dass jedes Jutsu dieser Art einen hohen Preis hat.“ Sie sieht Sasuke fest in die Augen, als sie ruhig ihr Urteil fällt. „In wenigen Minuten wird uns das Jutsu all unser verbleibendes Chakra entziehen. So viel, bis es nicht einmal mehr zum Überleben reicht. Und es gibt nur eine Möglichkeit, wie wir das eventuell überleben können: Ihr müsst uns eurer Chakra übertragen. Normalerweise würde eine Chakraübertragung in diesem Ausmaß nicht funktionieren, weil der Körper zu lange brauchen würde, um es anzunehmen und so viel Zeit haben wir nicht. Aber da wir alle schon einen Teil von eurem Chakra in uns haben, könnte es eventuell funktionieren.“
 

„Könnte?“ Narutos entgeisterte Stimme ist nur ein heiseres Flüstern und sogar der berechnende Uchiha erstarrt in seinem Zorn.

Ihre frühere Teamkameradin ringt sich ein müdes Lächeln ab. „Es ist nicht so, dass wir ausgewogene Studien über die Erfolgschancen zu verzeichnen haben.“ Sie sucht den Blick in Sasukes dunkle Augen, in denen das Rot mit seinem Zorn erloschen ist und die Verzweiflung, die ihr begegnet verrät ihr untrüglich, dass seine Gefühle für sie aufrichtig sind. Wo sie diese erlösende Gewissheit an jedem anderen Tag mit einem unermesslichen Hochgefühl erfüllt hätte, bricht es ihr heute das Herz. Denn das bedeutet, dass ihr Tod ihn möglicherweise zerstören wird. „Es könnte uns genauso gut umbringen. Aber es ist unsere einzige Chance.“

In diesem Moment öffnet sich die Tür hinter ihnen und Hinata tritt vor ihrem Cousin zurück in den Flur. Der braunhaarige ANBU hat den Blick auf seine Arme gesenkt, in denen er seine bewusstlose Freundin trägt.

„Tenten!“

Hinata wechselt einen Blick mit Sakura und ein Blick in die Augen der Hyuga verrät Tsunades ehemaliger Schülerin, dass es schlimm war. Die junge Clanerbin muss ein Schweigejutsu über den Raum gelegt haben, denn wenn sie eines wissen, dann dass das bevorstehende bestimmt nicht ruhig von statten gehen wird.

Hinata bedeutet ihrem aufgewühlten Cousin ihr zu folgen und Sakura sieht den beiden einen Moment lang nach, wie sie in einem anderen verlassenen Nebenraum verschwinden, bevor sie sich an ihre ehemaligen Teamkameraden wendet. „Wir haben nicht mehr viel Zeit. Hinata wird Neji zeigen, was er zu tun hat, aber bei einer von uns wird es niemanden mehr geben, der es euch erklären kann, also tut einmal in eurem Leben, was ich euch sage...“

Die beiden Männer sind so fassungslos angesichts dessen, was sie ihnen gerade eröffnet hat, dass sie widerspruchslos verharren, während Sakura in ihren Erklärungen fortfährt.
 

~
 

Neji sinkt erschöpft zurück auf seine Fußballen, doch er greift beinahe unbewusst nach der erschlafften Hand seiner bewusstlosen Freundin, die sich kühl und klamm in seiner anfühlt.

Er nimmt nur verschwommen war, dass Hinata ihm noch etwas zuflüstert, bevor sie den Raum verlässt. Er hat ihre Anweisungen genau befolgt, er hat alles getan, aber dass er jetzt dazu verurteilt ist nichts tun zu können, außer zu beten und zu flehen, treibt ihn immer wieder an den Rande des Wahnsinns.

Und in Gedanken verspricht er ihr alles. Alles, wenn sie nur zu ihm zurückkommt.

„Ich liebe dich!“

Bitte, fleht er stumm. Bitte, komm zurück zu mir!
 

~
 

Bevor Sasuke und Naruto auch nur angefangen Sakuras unheilvolle Offenbarungen zu verdauen, kehrt Hinata zurück – dieses Mal allein. Für einen Moment stockt Naruto überrascht, als sie ohne Vorwarnung fest beide Arme um ihn schlingt, bevor er ihre innige Umarmung besorgt erwidert.

„Hina-“ Seine eigene Stimme klingt so erstickt, dass sie ihm selbst fremd erscheint, doch seine Verlobte lässt ihn nicht ausreden.

„Es tut mir leid! Ich will dir nicht weh tun, aber wir schaffen auch das noch irgendwie! Und ich wollte dich vorhin nicht zurückweisen, aber ich konnte nicht... Yokiri zu verlieren und all die anderen...“

„Shh, ich weiß, ist schon gut." Er ringt um die Worte, die ihn in seiner Verzweiflung verlassen. Als er spürt wie ihr Körper kaum merklich zu zucken beginnt, kann er sie nur fester halten, solange es geht. Es ist nicht fair. Sie hat heute schon so viel verloren und er kann sie nicht verlieren, er kann-

„Du darfst nie daran zweifeln, dass ich dich liebe!“ Sie küsst ihn fest und dreht sich dann zu Sakura um, in deren Augen ebenfalls knapp zurückgehaltene Tränen schwimmen.

„Wag es ja nicht zu sterben!“

Hinata grinst schwach und zieht ihre Freundin in eine feste Umarmung. „Das würde mir nie einfallen.“

„Nein, im Ernst. Wir können die Erziehung unserer Kinder doch nicht den drei Helden da drüben überlassen. Denk doch nur an die katastrophalen Folgen.“

Hinata drückt sie nur fester. „Du erinnerst dich noch daran, dass das meine dumme Idee war, ja?“

Sakura lässt sie los, nimmt aber Hinatas Hände in ihre. „Wir schaffen das!“

Hinata verdreht die Augen. „Klar, das wird ein Spaziergang.“ Aber ihr ganzer Körper zuckt schon und sie tritt einen Schritt zurück. „Mal sehen, ob man für einen Trip in die Hölle auch ein Rückreiseticket bekommt.“

Sakura ringt sich noch ein letztes Grinsen ab. „Ich hab uns drei Plätze reserviert.“

Und Hinata konzentriert sich, um es zu erwidern. „1. Klasse?“

„Mit Fensterblick.“

Dann verschwindet ihr Lächeln und Hinata verschränkt die Arme, das Gesicht schmerzverzerrt. „Ich hab dich lieb!“

Sakura schluckt den Kloß in ihrem Hals vergeblich. „Ich dich auch!“

Dann wirft Hinata die Tür zu und gleich darauf hört man sie schreien.

Sakura lehnt sich mit dem Rücken gegen die Tür. Die Zähne tief in ihrer Unterlippe vergraben und die Augen fest zusammengekniffen, greift sie sich mit einer Hand grob in die Haare, um den Schmerz in ihrem Inneren zu betäuben.

Es ist wieder Sasuke, der Naruto zurückhalten muss. „Dobe, du kannst ihr jetzt nicht helfen!“

Er sieht den Schmerz in den Augen seines besten Freundes, während ihnen Hinatas Schreie in den Ohren klingen.
 

Als mit dem Verstummen von Hinatas Schreien auch Narutos schwacher Widerstand gegen seinen Griff erstirbt, sieht Sasuke zu Sakura. In wenigen Minuten wird sie es sein, die schreiend unter der Macht des Jutsus zusammenbricht. Und er hat keine Ahnung wie er diesen Anblick ertragen soll. Schon zu ihrer Zeit als Genin unter Kakashi – so sehr sie ihm auch auf die Nerven gegangen ist – hat er von Anfang an das Bedürfnis verspürt, sie zu beschützen. Und jetzt, wo er sterben würde, nur um sie zu schützen, verlangt sie, dass er tatenlos mit ansieht, wie sie Qualen erleidet, deren Grausamkeit er sich nur zu gut ausmalen kann.
 

Sakura reißt sofort die Tür auf und sie erkennen schockiert, dass Hinata regungslos auf dem Boden liegt und im ersten Moment wirkt sie beinahe leblos. Aber Sakura fühlt ihren schwachen Puls und wendet sich an ihren besten Freund, der wortlos auf der anderen Seite seiner Verlobten auf die Knie gefallen ist und aussieht, als müsste er sich jeden Moment übergeben.

Sakura ringt selbst mit den ersten Auswirkungen des Jutsus und sie unterdrückt einen Fluch, weil sie die grausame Erinnerung nicht braucht, um zu wissen, dass ihnen die Zeit davonläuft. „Naruto, reiß dich zusammen und hör mir zu! Du musst eine Hand auf ihre Stirn legen und die andere über ihr Herz. Konzentrier dich, verdammt! Und dann musst du dein Chakra in sie fließen lassen! Du darfst dich nicht zurückhalten, hörst du? So schwer dir das auch fallen muss, aber nur so kannst du sie retten!“

Naruto starrt immer noch regungslos auf seine bewusstlose Freundin und Sakura ringt mit dem Impuls ihn zu ohrfeigen, um ihn aus seiner Starre zu reißen, als er mit einem schwachen Nicken die Hände hebt und ihrer Aufforderung nachkommt.

Das feuerfarbene Chakra des Fuchses erleuchtet den Raum und geht ohne zu zögern von Narutos Körper auf Hinatas über. Es sind harte, schweigsame Minuten, bis Sakura ihren besten Freund erst bedeutet aufzuhören, als dieser bereits unter der Anstrengung keucht. Die roshaarige Medic-nin umfasst den Oberarm des blonden ANBU und seine Verzweiflung ist das einzige, was ihr erlaubt, ihn ohne jede Gegenwehr auf die Beine und mit sich aus dem Raum zu ziehen. Sie schließt die Tür und begegnet Sasukes Blick. Sie weiß, dass sie ihm nicht erklären muss, was er zu tun hat. Aber es gibt etwas anderes, was sie ihm sagen muss, bevor sie vielleicht nie mehr die Gelegenheit dazu hat. Also streckt sie sich auf die Zehenspitzen und nimmt sein Gesicht zärtlich in ihre schmalen Hände. „Wenn das hier schief gehen sollte-“

Sie hat seine barsche Unterbrechung erwartet. „Wage es nicht, Sakura! Du kannst mich nicht verlassen! Du-“

Seine unterdrückte Verzweiflung bricht ihr das Herz. „Ich weiß, es wird dir schwer fallen über mich zu reden. Aber ich bitte dich: Erzähl unserem Sohn von mir. Erinnere ihn daran, wie sehr ich ihn geliebt habe. Und zweifle nie daran, dass ich immer geglaubt habe, dass du ihm ein guter Vater sein wirst. Und-“ Sie streckt sich noch ein bisschen weiter, bis sie ihre Stirn gegen seine lehnen kann und ihr ersticktes Schluchzen zerreißt ihn. „Wenn du jemanden findest, der dich versteht – und bei Kami das ist wirklich nicht einfach, Uchiha – dann stoß sie nicht weg. Ich will nicht, dass du dein Leben allein verbringst.“

Sie sieht den Widerspruch in seinen Augen, aber sie gibt ihm keine Gelegenheit, ihn in Worte zu fassen. Sie küsst ihn fest und verzweifelt. „Ich liebe dich!“

Und bevor er nach ihr greifen, sie aufhalten kann, stößt sie ihn von sich, tritt in den Raum hinter sich und wirft die Tür zu.

„Sakura!“ Sasuke hämmert gegen die Tür, aber er hält inne, als sie auf der anderen Seite anfängt im Schmerz zu schreien.
 

~
 

Er zählt die Sekunden, bis sie endlich aufhört zu schreien. Die 198 Schlimmsten seines Lebens, bis er hört wie ihr Körper zu Boden fällt. Sasuke reißt in einer Bewegung die Tür auf und kniet in derselben neben Sakuras lebloser Form. Er spürt den widerlichen Geschmack von Blut im Mund, als er sich hart auf die Zunge beißt und er würgt beinahe bei dem Gedanken mit seinem dunklen Chakra ihr helles Wesen zu trüben. Es ist seit Jahren seine größte Angst, dass seine Dunkelheit auf das einzige Licht in seinem Leben übergreifen könnte. Und wie jede andere Angst, die er je hatte, wird jetzt auch diese schreckliche Wirklichkeit.

Aber er zögert nicht, sein Chakra in ihren Körper fließen zu lassen. Er ist der letzte Mensch, den man je als Optimisten bezeichnen würde, aber in diesem Moment muss er einfach glauben, dass die Möglichkeit besteht, dass er sie wirklich damit retten kann.

Sasuke ist sich nicht sicher, wie lange er sein Chakra in sie leiten soll, aber nach ein paar Minuten lässt Tentens schwache Stimme ihn und Naruto zum Türrahmen herumfahren. Die braunhaarige Kunoichi lehnt sich haltsuchend an Neji, dessen Augen verdächtig gerötet aussehen und dessen besorgter Blick nur einen Moment zu der leblosen Gestalt seiner Cousine wandert, bevor er zurück zu seiner Freundin huscht, als müsste er sich versichern, dass sie noch da ist.

„Das ist genug. Ihr müsst raus aus diesem Raum, sofort!“

Sasuke sieht zu seinem besten Freund, aber dieser folgt den Worten von Hinatas bester Freundin mechanisch. Also erhebt er sich ebenfalls und schließt widerstrebend die Tür hinter sich.
 

~
 

In diesem Moment stürzt eine gehetzte Tsunade um die Ecke und ihr panischer Blick bleibt an Tenten hängen. „Tenten, Kami-sama sei Dank! Was zum Teufel ist passiert?! Man hat mir nur gesagt, ich soll so schnell wie möglich hierher kommen? Ich habe alle anderen zurückgelassen, um den Überlebenden Dorfbewohnern zu helfen und die Verwundeten zu versorgen, aber-“ Ihre Stimme verliert sich, als ihr Blick durch die Glasscheibe auf die regungslosen Gestalten von Hinata und Sakura fallen. „Um Himmels Willen, was ist passiert?!“

Tenten lehnt weiterhin erschöpft gegen Neji, während sie der Hokage eine leise Zusammenfassung der letzten Stunden gibt.
 

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In diesem Moment stürzt eine gehetzte Tsunade um die Ecke und ihr panischer Blick bleibt an Tenten hängen. „Tenten, Kami-sama sei Dank! Was zum Teufel ist passiert?! Man hat mir nur gesagt, ich soll so schnell wie möglich hierher kommen? Ich habe alle anderen zurückgelassen, um den Überlebenden Dorfbewohnern zu helfen und die Verwundeten zu versorgen, aber-“ Ihre Stimme verliert sich, als ihr Blick durch die Glasscheibe auf die regungslosen Gestalten von Hinata und Sakura fallen. „Um Himmels Willen, was ist passiert?!“

Tenten lehnt weiterhin erschöpft gegen Neji, während sie der Hokage eine leise Zusammenfassung der letzten Stunden gibt.
 

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Die Augen der Godaime wandern im Sekundentakt von dem kleinen Nebenraum zurück zu Tenten. „Das ist unmöglich! Und- Ich meine... Du hast das wirklich überlebt?“

Die junge Waffenexpertin kaut nachdenklich auf ihrer Unterlippe. „Es war hart, aber sobald mein Körper sich entschieden hat Nejis Chakra anzunehmen statt es abzulehnen, ist es ganz von selbst passiert.“ Sie sieht zu den drei Männern. „Und da jeder von uns bereits Spuren eures Chakras in uns trägt, tendiert unser Körper automatisch eher dazu es anzunehmen. Der Unterschied ist nur...“ Es ist offensichtlich, dass sie es nicht aussprechen will, aber Naruto hat diese Hemmungen nicht, auch wenn seine Stimme vor Eigenhass trieft.

„Dass Nejis Chakra rein menschlich ist. Im Gegensatz zu unserem.“
 

Tsuande öffnet den Mund aber in eben jenem Moment wird Hinata von einer unsichtbaren Gewalt in die Luft gerissen, bis ihre Füße für eine Sekunde nicht einmal mehr ganz den Boden berühren. Sie stolpert zurück auf den Boden und mit einem lauten Schrei, der unheimliche Qualen verrät, explodiert Chakra in der Farbe von Feuer um ihren Körper.

Naruto stürzt fassungslos zu der Fensterscheibe und er nimmt kaum wahr, dass sein eigener Körper zu zittern beginnt, als er mitansieht wie sich Hinata unter der Wirkung seines Chakras vor Schmerzen windet. „Was haben wir getan?! Sie kann das gar nicht überleben! Verdammt, es hatte einen Grund warum Kyuubi nur in einem Neugeborenen versiegelt werden konnte!“

„Naruto- Wir haben nicht Kyuubi in ihr versiegelt, du hast nur einen Teil deines Chakras an sie weitergegeben. Und das kann sie sehr wohl überleben.“ Tenten sieht jedoch selbst besorgt durch die Scheibe, wo Hinata sich schreiend in die langen Haare fährt und wild daran reißt. „Sie hat es schon einmal überlebt.“

Naruto sieht geschlagen zu der besten Freundin seiner Verlobten und obwohl Tenten nie viel mit dem blonden Shinobi zu tun hatte, spürt sie den sichtbaren Schmerz in seinen hellen Augen beinahe so sehr wie ihren eigenen.

„Sie hat mir nicht die Wahrheit gesagt, oder? Darüber wie schwierig ihre Schwangerschaft wirklich war?“

Die talentierte Waffenexpertin sieht seufzend zurück durch das Fenster, wo Hinatas zitternder Körper immer noch mit dem fremden Chakra ringt. „Vermutlich nicht. Aber nur, weil es für sie keine Rolle spielt. Du kennst sie Naruto und das mag für dich schwer zu akzeptieren sein, aber Hinata hat es nie als Opfer gesehen.“ Sie sieht den verzweifelten Mann neben sich fest an, weil sie um ihrer Freundin Willen betet, dass er die Wahrheit in ihren Worten erkennt. „Sondern als das größte Geschenk, das ihr jemals jemand zu Teil werden hat lassen.“
 

Die Tatsache, dass sich in der Sekunde auch bei Sakura die Auswirkungen des Jutsus bemerkbar machen, unterbinden ihr Gespräch wirkungsvoll. Wie bei Hinata, verrät die unnatürlich Farbe des Chakras seine Herkunft. Es ist pechschwarz.

Auch Tsunades ehemalige Schülerin kann in ihrer Qual einen lauten Schmerzensschrei nicht zurückhalten. Sie kniet und hat die Hände vors Gesicht geschlagen, aber als sie sie wegnimmt und die Augen aufschlägt, stolpert Sasuke in nie gekanntem Entsetzen einen Schritt von der Scheibe zurück. Ihre Augen sind so schwarz wie seine und – was ihm noch viel schlimmer erscheint – genauso leer.
 

Hinata hört dagegen für einen Moment auf zu schreien, aber sie sinkt erschöpft auf die Knie und ihr ganzer Körper zuckt weiterhin in dem Kampf, den er gegen sich selbst führt.

„Tenten, bitte sag mir, dass ihr einen Plan dafür habt, wenn es nicht funktioniert.“ Der blonde ANBU erkennt seine eigene Stimme in ihrer Heiserkeit kaum wieder.

„Ja, aber wir können nur hoffen, dass sie noch klar genug denken können, um sich an unseren Ersatz-Plan B zu erinnern.“

„Und der wäre?“, will Neji besorgt wissen. Denn auch wenn er vor Erleichterung, dass Tenten lebend in seinen Armen steht, immer noch dankend auf die Knie fallen möchte, zerrt die Qual seiner Cousine ebenfalls stark an ihm.

„Herauszufinden, ob es irgendetwas Gutes an sich hatte, dass Sasuke und Naruto ihre Freundschaft jahrelang dadurch zum Ausdruck gebracht habt, dass sie ständig aufeinander losgegangen sind. Wenn sie das nutzen können, um ihren Chakrakreislauf kurzzuschließen, ist das vielleicht genug um ihren Körper lange genug auszutricksen, um das fremde Chakra als ihr eigenes anzunehmen.“

„Wie soll das funktionieren“, flüstert Sasuke heiser.

Yukis Mutter öffnet den Mund, aber Hinatas befremdlich rau klingende Stimme dringt zuerst zu ihnen durch.

„Sa-kura!“
 

Sie beobachten erstaunt, wie Sakura daraufhin aufhört sich zu winden und den Blick ihrer unnatürlich dunklen Augen tatsächlich auf Hinata richtet. Der zierliche Körper der blauhaarigen Clanerbin ist weiterhin ringsherum von Narutos orangefarbenem Chakra umgeben, aber sie stützt angestrengt die Arme auf den Boden, in einem letzten Versuch ihren Körper soweit unter Kontrolle zu bringen, dass sie sich näher zu Sakura bewegen kann. Es scheint sie all ihre Kraft zu kosten, aber Hinata vergräbt ihre Zähne hart in ihrer Unterlippe und zieht sich tatsächlich einen guten Meter in die Richtung der knienden Haruno, bis sie den Arm nach ihr ausstrecken kann.

Sie beobachten erstarrt, wie Sakura ihrerseits darum ringt ihre Arme zu heben, aber in dem Moment, in dem sich die Fingerspitzen der beiden Frauen berühren, nimmt ihnen ein gellendes Licht die Sicht und das Beben der entstehenden Explosion reißt sie beinahe von den Füßen.
 

Trotz ihres geschwächten Zustandes löst sich Tenten stolpernd von Neji und stürzt zuerst durch die Tür. Sie fällt neben Hinata auf die Knie und greift zitternd nach dem Handgelenk der regungslosen Clanerbin, während Tsunade noch vor Sasuke zu Sakura hechtet.

Tenten schluchzt zuerst auf. „Ich habe einen Puls! Sie lebt! Tsunade?“

„Ja! Ja! Sakura auch!“

Die grenzenlose Erleichterung über diese erlösende Nachricht treibt nicht nur den Frauen Tränen in die Augen.

Naruto rutscht erschöpft neben Tenten zu Hinata, greift zögernd nach der Hand seiner bewusstlosen Verlobten und verschränkt ihre kühlen Finger vorsichtig mit seinen.

Sie lebt. Sie lebt. Er wiederholt es immer wieder in Gedanken wie ein Mantra, denn mehr kann er in diesem Moment nicht erfassen. Alles was zählt ist, dass sie am Leben ist.
 

Auch Sasuke ist neben Sakuras regungsloser Gestalt auf die Knie gesunken, aber er wagt es noch nicht sie anzufassen. Das Bild, wie sein dunkles Chakra ihren zierlichen Körper eingehüllt hat, frisst sich durch seine Gedanken wie Säure.

Selbst zu seinen schlimmsten Zeiten hat er immer versucht sie zu beschützen. Am meisten vor sich selbst. Und ausgerechnet nach all den Jahren darin versagt zu haben, ist eine Schuld, die ihn nie mehr loslassen wird.
 

Doch bevor der dunkelhaarige Clanerbe in nie gekannten Schuldgefühlen ertrinkt, fährt Hinata ohne jede Vorwarnung keuchend nach oben, die Byakugan sichtbar aktiviert und das Chakra so prominent in ihrem Körper, dass es für die anderen spürbar ist. „Was-?!“

Sie legt sich eine Hand über die Augen und schweigt einen langen, beunruhigenden Moment, den dennoch niemand zu unterbrechen wagt, bevor sich ihr Körper mit einem tiefen Atemzug entspannt. Als sie die Hand langsam wegnimmt, sind die markanten Adern aus ihrem Gesicht verschwunden und der Ausdruck in ihrer Mimik spiegelt jenen Sanftmut wieder, für den sie bekannt ist. Doch dann fällt ihr wachsamer Blick auf die noch bewusstlose Sakura und sie rutscht schnell auf ihre Knie. „Geht weg von ihr!“
 

In der Sekunde, in der Sakura aufwacht, bewegt sich auch Hinata und die Bewegungen der beiden Frauen geschehen so schnell, dass nicht einmal die Hokage sie genau verfolgen kann. Aber ihre Chakren vibrieren spürbar im ganzen Raum. Sie sind kaum aus dem Blickfeld der Anderen verschwunden, als Hinata Sakura schon gegen eine der Wände drückt.

In der ersten Sekunde wehrt sich die Haruno gegen den festen Griff ihrer Freundin, doch als sich der Blick ihrer Augen klärt, erstirbt ihr Widerstand augenblicklich und auch ihr Chakra verebbt. Hinata lässt sie langsam los und erwidert den verwirrten Blick der talentierten Medic-nin mit einem beruhigenden Lächeln, bis auch der letzte Rest der Anspannung aus Sakuras Haltung weicht.

„Ookay, das wird ein kleines bisschen Zeit brauchen.“

Hinata streicht sich locker eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „Bis wir uns daran gewöhnt haben? Ach was.“

Sakura sieht von Hinata zu Tenten und mit einem Schlag erhellt ein sorgenfreies Grinsen ihr Gesicht. „Ist euch klar, was das bedeutet? Wir haben es tatsächlich geschafft!“ Sie reißt Hinata in eine überschwängliche Umarmung und im selben Moment steht auch Tenten bei ihnen und schlingt die Arme schluchzend um sie beide.
 

Die emotionale Umarmung der drei Frauen treibt sogar Tsunade ganz versteckt die eine oder andere Träne in den Augen und sie tritt noch vor den Männern an die talentierten Kunoichi heran. Sakura hebt zuerst den Kopf und schließt ihre ehemalige Meisterin übermütig in ihre Umarmung mit ein.

„Tsunade!“

Die begnadete Godaime schnieft selten gerührt. „Meine Mädchen! Da sieht man euch nach fünf verfluchten Jahren wieder und schon steht das ganze Ninjareich Kopf!“

„Wir haben dich auch vermisst, Tsunade“, schmunzelt Sakura.

Aber die willensstarke Sanin ignoriert die gutmütige Stichelei ihrer ehemaligen Schülerin gekonnt. „Ich bin so froh, dass es euch gut geht!“
 

Schließlich reißt es auch die Männer nach und nach aus ihrer Starre, die von einer Mischung aus unfassbarer Erleichterung und anhaltender Besorgnis geprägt ist.

Es ist Naruto, der zuerst an seine Verlobte herantritt.

„Hinata-“ Seine Stimme bricht fast unter all dem Schmerz, aber die schöne Clanerbin fährt wortlos zu ihm herum, greift nach seinem Kragen und streckt sich auf ihre Zehenspitzen, bis sie an seine Lippen heranreicht. Und mit einem Kuss von ihr löst sich der Großteil seiner Sorgen schlagartig in Rauch auf.
 

Sakura stellt das Ganze noch einen Ticken überschwänglicher an, fällt dem perplexen Uchiha-Erben ohne Vorwarnung um den Hals und schlingt ihm übermütig die Beine um seine Hüften. „Du kannst mich später anschreien, aber jetzt, küss mich!“

Er hat mehr aus Reflex die Hände an ihre Hüften gelegt, um sie festzuhalten, aber als sie ihre Lippen hart auf seine legt, braucht er nicht lange, um ihrer Aufforderung nachzukommen.

Dennoch löst er sich zu früh von ihr. „Sakura-“

Aber die talentierte Medic-nin unterbricht ihn, indem sie ihre Stirn zärtlich gegen seine legt. „Es tut mir leid“, flüstert sie leise, immer wieder, bis er sie schließlich mit einem ungestümen Kuss zum Schweigen bringt.

„Mach das ja nie wieder“, verlangt er rau. „Und ich werde dafür sorgen, dass du nie mehr eine solche Entscheidung treffen musst.“

Sie nickt und birgt ihren Kopf an seiner Schulter, um zu verstecken wie nah ihr seine Worte gehen. „Ich liebe dich“, sie flüstert es ihm zu wie ein leises Geständnis und erntet eine seltene Erwiderung seinerseits, während er sie fest in seinen Armen hält.

„Ich dich auch.“
 

Tenten nimmt Nejis stützende Umarmung dankbar an, um sich unauffällig an ihn zu lehnen. Sie ist immer noch sichtlich angeschlagen und natürlich ist ihm das nicht entgangen.

Aber bei dem Glücksgefühl, das sie im Moment berauscht, ist ihr ihre körperliche Schwäche vollkommen egal.

„Jetzt könnte wirklich alles gut werden.“

Als Neji seinen fürsorglichen Halt um sie verstärkt, schließt sie erschöpft die Augen, aber das Lächeln auf ihren Lippen ist von solcher Erleichterung geprägt wie sie sie seit Jahren nicht mehr empfunden hat.
 

Aber auch wenn Narutos Erleichterung ebenso grenzenlos ist wie die der anderen, lässt ihn eine Sorge dennoch nicht los und er sucht verunsichert Hinatas Blick.

„Was ist mit deinem Herzen? Hinata?“

Das Herz rutscht ihm erneut in die Hose, als seine Verlobte unsicher eine Hand auf ihren Brustkorb legt und überrascht die Stirn runzelt. „Mein Herz-“ Sie sieht hilfesuchend zu Sakura und diese tritt augenblicklich an sie heran und aktiviert besorgt ihr Chakra.

Da Sakura mit dem Rücken zu ihnen steht, können die anderen nicht sehen, wie sich ihre Augen fassungslos weiten und sie einen bedeutungsvollen Blick mit Hinata tauscht, bevor sie sich blitzschnell umdreht und dem perplexen Naruto schluchzend um den Hals fällt. „Du hast sie gerettet!“

Der blonde ANBU legt stirnrunzelnd den Arm um seine zitternde beste Freundin, sucht aber den Blick seiner Verlobten. „Hinata-“ Aber die Liebe, die klar in ihren hellen Augen steht, nimmt ihm den Atem.

Hiashis älteste Tochter legt lächelnd den Kopf schief, während Sakura einen Schritt von ihm zurücktritt „Mein Herz wird immer schwach sein, Naruto, aber heute hat mich die Kraft deines Chakras gerettet.“

Er hört was sie beide sagen und glaubt es doch nicht. Er hat gesehen, was sein Chakra mit ihr gemacht hat und mit Heilung hatte das nicht das Geringste zu tun.

Doch ohne dass er seine Zweifel und Selbstvorwürfe in Worte fasst, spiegeln sie sich in seinen Augen und das ist mehr als genug, um sie Hinata zu verraten. Die schöne Clanerbin wippt blitzschnell nach vorne auf ihre Zehenspitzen legt beide Hände an seinen Nacken und bettet ihre Stirn sanft gegen seine. „Naruto, sieh mich an! Du hast mich gerettet! Und nichts davon ist deine Schuld! Im Gegenteil! Hörst du mich? Ich liebe dich!“

Sie verbirgt mit ihren Fingerspitzen, dass er in seiner unsagbaren Erleichterung vereinzelte Tränen weint „Ich liebe dich!“ und küsst den Rest seiner Verunsicherung fort.
 

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Doch als sie wenige Minuten später zu siebt den Bunker verlassen, holt sie die Realität wieder ein. Die ersten Sonnenstrahlen der Morgenröte durchbrechen gerade die Dunkelheit und heben die grausame Blutröte, die die Wiesen vor ihnen tränkt, nur noch deutlicher hervor.

Der Anblick der zahllosen Leichen, darunter viele der Hyuuga mit denen sie die letzten fünf Jahre ihres Lebens geteilt haben, treibt jeder der drei Frauen mehr oder weniger verborgen die Tränen in die Augen.

Aber es ist eine vertraute Stimme, die sie zuerst herumfahren lässt.

„Hinata!“

„Kiba!“

Als sie ihr ehemaliger Teamkamerad überschwänglich in die Arme schließt, verliert auch die junge Clanerbin endgültig ihre eiserne Beherrschung und erwidert seine Umarmung emotional.

„Fünf Jahre waren nicht abgemacht, Schätzchen.“

„Tut mir leid“, schnieft Hiashis älteste Tochter lächelnd und lässt sich auch von ihrem zweiten, schweigsamen Teamkameraden umarmen.

Es ist nicht nur Hinatas ehamaliges Team mit ihrer Sensei angereist und zwischen all dem Tod, gibt es ein emotionales Wiedersehen bei den Konoha-nins.
 

„Du hast dich kein bisschen verändert“, stellt Tenten schmunzelnd fest, als sie sich aus der Umarmung ihres ehemaligen Teamkameraden löst, der nach all den Jahren immer noch das bezeichnende Grün trägt.

Lee wippt grinsend nach vorne und senkt seine Stimme, aber der erheiterte Blick auf seinen anderen früheren Teamkameraden verrät seine Absicht. „Ich wusste immer, dass du unseren sturen Eisklotz irgendwann weich kriegen würdest.“

Die talentierte Waffenexpertin lacht amüsiert „Ach Lee, du hast mir wirklich gefehlt.“, während ihr bester Freund getreu seiner überschwänglichen Art als nächstes einer lachenden Sakura um den Hals fällt, die sich zuvor mit Kakashi unterhalten hat.
 

Aber das aufgeregte Wiedersehen ist getrübt durch den Geruch von Blut und Asche, der immer noch in der Luft liegt und sie die Schrecken der letzten Stunden nicht für eine Sekunde vergessen lässt.

Hinata löst sich zuerst von der Gruppe ihrer Freunde und tritt an Shinzos Frau heran, die ihr am nächsten steht, um die Ältere in eine trostspendende Umarmung zu schließen. Die Konoha-nins können nicht verstehen, welche bedauernden Worte Hinata ihrer entfernten Verwandten im Vertrauen zuflüstert, aber der Anblick der Hyuuga, die an diesem einen verhängnisvollen Tag ihren Mann und ihren einzigen Sohn verloren hat, ist ein erschreckend ernüchternder.

Viele der mitgereisten Konoha-nins haben in Zusammenarbeit mit den überlebenden Hyuugas bereits angefangen die Gräber für die Gefallenen auszuheben.

Auch die wenigen Hyuuga, die sich versteckt gehalten haben, sind scheinbar aus ihrem sicheren Versteck hervorgekommen, um ihre Verluste zu beklagen. Nur die Kinder sind nicht zu sehen und scheinbar ist jemand mit ihnen zurückgeblieben.
 

Gaara tritt leise an Hinata heran, als sie einen Moment in ihren tröstenden Bekundungen inne hält und bewundert im Stillen die tadellose Haltung der jungen Clanerbin.

„Wenn du willst, dass ich ein paar Worte sage-“

Das sanfte Lächeln auf ihren Lippen verdeutlicht ihm einmal mehr, warum Naruto der schweigsamen Frau so tiefe Gefühle entgegen bringt.

„Ich danke dir, Gaara, aber es ist mein Clan. Ich habe sie in diesen Krieg geführt, ich habe sie stundenlang einen nach dem anderen sterben sehen und jetzt werden wir sie gemeinsam zu Grabe tragen und beklagen.“

Der Kazekage nicht zustimmend und verbittet sich selbst jegliche abgedroschene Beileidsbekundung, von der er sich sicher ist, dass sie sie in den nächsten Stunden noch oft genug hören wird. „Wenn es irgendetwas gibt womit ich dir irgendwie helfen kann, dann lass es mich bitte wissen.“

Sie wendet den Blick langsam von dem verbrannten Gras ab und dreht sich ganz zu ihm. „Da ist wirklich etwas, um das ich dich bitten möchte.“

Sunas Kage zieht minimal eine Augenbraue in die Höhe. Hinata Hyuuga ist nicht dafür bekannt, jemanden um einen Gefallen zu bitten. Das Einzige worum sie ihn je gebeten hat, war es ihren Aufenthaltsort und die Existenz ihrer Kinder geheim zu halten. Trotz allem steht seine Antwort schon seit Jahren fest. „Alles, was du brauchst.“

Er folgt ihrem wachen Blick zu einer jungen Hyuuga in ihrem Alter, die blutüberströmt und verletzt eindeutig als einen der wenigen verbliebenen Krieger zu identifizieren ist und die dennoch unaufhaltsam durch die Reihen ihrer trauernden Verwandten huscht. Sie ist ihm schon vorhin ins Auge gefallen, als er erkannt hat, dass unerschütterlicher Kampfgeist das einzige ist, was die zierliche Kunoichi noch auf den Beinen hält.

„Würdest du sie mit nach Suna nehmen, bis sie sich erholt hat?“

Er versucht es nicht zu zeigen, aber die ruhige Bitte überrascht ihn. „Du weißt, dass ich tun werde, worum du mich bittest.“ Er spricht auch das gedachte aber nicht aus, aber er redet schließlich mit dem neuen Oberhaupt des Hyuuga-Clans.

„Sie wird noch wochenlang medizinische Versorgung brauchen, die sie hier nicht bekommen kann. Aber es gibt Umstände, die es verhindern, dass sie nach Konoha zurückkehren kann, um die ich mich zuerst kümmern muss. Außerdem bezweifle ich, dass sie überhaupt dorthin zurückkehren will.“

Gaara sucht die mitgenommene Gestalt erneut im Meer der geschundenen Gesichter. „Ich werde mich um sie kümmern.“

Hinata nickt dankbar, schmunzelt dann aber ganz leicht. „Ich danke dir. Aber fairerweise sollte ich dich wohl vorwarnen, dass sie es dir nicht einfach machen wird dieses Versprechen zu halten.“

Jeglicher Anflug von Amüsement weicht spurlos aus ihren schönen Zügen, als sie mehrere Schritte nach vorne macht und sich mit erhobener Stimme an ihre Verwandten wendet und mit ihrer stillen Autorität bedeutungsschwere Stille einfordert.

„Wir haben heute alle Jemanden verloren. Männer und Frauen. Mütter und Väter. Söhne und Töchter. Schwestern und“, sie schließt für einen winzigen Moment die Augen, „Brüder. Es gibt keinerlei Worte, die einem solchen Verlust angemessen sind und nichts, dass unseren Schmerz lindern kann. Sie werden uns an jedem Tag unseres Lebens fehlen und wir werden sie nie vergessen. Aber wir haben zu ehren, dass sie alle als freie Männer und Frauen gestorben sind, die in tiefer Überzeugung ihr Leben gaben, um ihre Familie zu schützen. Wir verdanken ihnen, dass wir noch hier stehen und wir versprechen dieses Geschenk nicht zu vergeuden. Sie werden für immer ein Teil von uns sein und wir werden ihre Erinnerung bewahren, solange wir leben.“

Ohne dass sie sie mit einem weiteren Wort dazu auffordern muss, beteiligen sich die verbliebenen Hyuuga mit ihrem jungen Oberhaupt an der traditionellen Chakrabündelung. Doch statt wie zum Anlass des Festes in den Himmel, leiten sie die gesammelte Energie dieses Mal in den umgegrabenen Boden.
 

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Tenten löst sich zuerst aus der Umarmung mit ihren engsten Freundinnen und wischt sich energisch die letzten Tränen von den Wangen, aber es ist Hinata, die mit einem hörbar erleichterten Seufzen die Augen schließt. „Sie kommen.“

Auch aus Sakuras Körper scheint endlich auch der Rest der Anspannung zu weichen. „Endlich.“

„Was-“ Doch dieses Mal beantwortet Tenten die verständnislose Frage Narutos ohne eine weitere Aufforderung.

„Ihr wisst nicht, wie es ist mit dem Gedanken leben zu müssen, dass man seine Kinder vielleicht nie wiedersehen wird.“

Ähnlich wie am ersten Tag der Männer im Dorf der Hyuugas durchbricht ungetrübtes Kinderlachen die angespannte Stille. „Mama!“ „Mama!“

Es ist ein herzzereißender Anblick, wie die drei Frauen, die in den letzten Stunden so unerschütterlich gewirkt haben, haltlos auf die Knie sinken, um ihre Kinder fest in die Arme zu schließen.
 

„Kinder?! Aber- niemand hat was von Kindern gesagt!“

„Kiba!“ Ino stößt dem Inuzuka unsanft ihren Ellenbogen zwischen die Rippen.

„Was?!“

„Halt gefälligst die Klappe, du Baka, du ruinierst den Moment!“
 

Tenten hebt ihre Tochter auf ihre Schultern und sieht schmunzelnd zu Sakura und Hinata. „Alles was jetzt noch kommt, sollte doch ein Kinderspiel werden, oder?“

Sakura wirbelt ihren lachenden Sohn übermütig durch die Luft, bevor sie sich grinsend eine lose Haarsträhne aus der Stirn wischt. „Klar, wir werden nur heimkehren und eine Revolution im Hyuuga-Clan anzetteln.“

Hinata nickt zustimmend und küsst beide Zwillinge auf die Stirn. „Ein Kinderspiel.“

Die Männer treten gemeinschaftlich an ihre Familien heran und trotz des ertragenen Leides und des Kummers der letzten Stunden, eint die Frauen in diesem Moment ein zuversichtlicher Gedanke, den Naruto in ehrliche Worte kleidet, während er einen der Zwillinge auf seine Schulter setzt und einen Arm vertraut um Hinata schlingt. „Was auch kommt, wir werden es gemeinsam meistern.“
 

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Nun, hier bin ich wieder.

Pünktlich zum Ende dieser Geschichte.

Obwohl wir alle wissen, dass es noch lange nicht das wirkliche Ende ist.

Wie es mit den Helden unserer Geschichte weitergeht?

Nun, das weiß noch niemand so genau...

Aber vielleicht findet ihr ja jemanden, der bereit ist euch auch diesen Teil der Geschichte zu erzählen.

Ich für meinen Teil werde euch hier verlassen.

Ich danke euch, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet habt und hoffe, dass sie all das enthielt, was ihr euch erhofft habt...

Sakura und Sasuke: Lifetime

8 Monate nach der großen Schlacht, in Konoha
 

Ihre sanften Schritte sind auf dem hölzernen Fußboden kaum zu hören, doch er hat die feinen Schwingungen ihres Chakras schon gespürt, bevor sie das Anwesen, das sie erst vor drei Wochen bezogen haben, überhaupt betreten hat.

„Schläft Yoru?“

Der Clanerbe nickt, ohne seine Zeitung aus der Hand zu legen. „Schon eine ganze Weile.“

Er nimmt mit einem verborgenen Schmunzeln zur Kenntnis wie seine Verlobte nahezu lautlos über den Flur in das neue Kinderzimmer ihres Sohnes schleicht, um ihm dennoch noch eine gute Nacht zu wünschen.
 

Der Uchiha sieht kaum auf, als Sakura sich kurz darauf stöhnend neben ihn auf die Couch wirft. „Ich hasse Ino!“

„Hn.“

Der anteilslose Laut bringt ihm einen fiesen Haken in die rechte Seite ein, den bei seinem Desinteresse nicht einmal er hat kommen sehen und sichert ihr wiederum endlich seine ungeteilte Aufmerksamkeit, die sich in diesem Moment in einem finsteren Blick äußert, den die Haruno aber gekonnt ignoriert.

„Warum haben wir es nicht gemacht wie Hinata und Naruto? Tsunade zu bitten uns gleich nach dem Krieg zu trauen, als noch alles drunter und drüber ging? Dann müsste ich die Wörter Tischgedecke und Sitzordnung nie wieder hören!“

Ihre genervte Verzweiflung trägt doch ein wenig zu seiner Erheiterung bei und er wirft seine Zeitung achtlos zur Seite, bevor er mit einem Arm ihre Beine umfasst und sie locker tiefer nach unten auf die Couch zieht, während er sich gelassen über sie beugt. „Du musst es nur sagen, dann sind wir morgen früh auf dem Weg nach Suna, lassen uns am Abend von Gaara trauen und sind übermorgen wieder zurück. Oder wir bleiben für die Flitterwochen dort.“ Er verbirgt das verschlagene Grinsen auf seinen Lippen, indem er sie auf ihren entblößten Nacken senkt und seiner schönen Freundin damit ein atemloses Seufzen entlockt, während sie entspannt mit beiden Händen in seine dunklen Haare fährt.

„So verlockend das auch klingt – und es klingt verdammt verlockend – ich fürchte dafür ist es ein bisschen zu spät.“

Der arrogante Clanerbe hebt stirnrunzelnd den Kopf. „Wie meinst du das?“

Sie antwortet mit einem schiefen Grinsen und rutscht ein wenig unter ihm hervor, um hinter die Couchlehne in ihrem Rücken zu greifen und eine kleine Papiertüte hervorzuziehen.

„Was ist das?“

„Ein T-Shirt, das ich heute für Yoru gekauft habe.“

Sein ausdrucksloser Blick verrät ihr schon, dass sie seine Reaktion in einer Sekunde ärgern wird. „Und?“
 

Der Uchiha greift geschickt nach ihrer Hand, als sie sie anhebt, um ihn für diesen Kommentar strafend in die Seite zu zwicken und drückt ihr beide Handgelenke mit einem Arm locker über den Kopf gegen die Couchlehne. Aber ihre veränderte Position bringt ihren Körper noch näher gegen seinen und der talentierte Shinobi senkt seinen Kopf erneut, den Blick dieses Mal zielstrebig auf ihre vollen Lippen gerichtet.

Doch Sakura dreht ihren Kopf in letzter Sekunde grinsend zur Seite. „Vergiss es.“

Aber auch wenn sie ihn jetzt schon so lange kennt, überrascht sie seine plötzliche Bewegung trotzdem noch genug, als er mit seiner freien Hand nach ihrem Kinn greift und ihre Lippen herrisch dennoch in Besitz nimmt. Statt sich zu wehren, erwidert sie seinen leidenschaftlichen Kuss einen Moment lang, bevor... sie ihn neckend in die Unterlippe beißt.

Er knurrt drohend und sie rechnet schon damit, dass ihre Nähe jede Sekunde eskalieren wird, doch er überrascht sie erneut, indem er sich von ihr löst und wortlos nach der kleinen Tüte greift, die seiner früheren Teamkameradin so wichtig zu sein scheint.

Er fischt das blaue Stück Stoff heraus und entdeckt zuerst mit einem Schmunzeln das Wappen des Uchiha-Clans, das sie auf dem Rücken hat einsticken lassen. Doch als er das kurze Kleidungsstück herumdreht, verlässt ihn sein Atem schlagartig.
 

Sakura setzt sich ein wenig auf und blinzelt schon gegen die ersten heißen Tränen, als sie beobachten kann, wie ihr kontrollsüchtiger Verlobter vor ihren Augen vollkommen erstarrt.

Als er endlich den Kopf zu ihr dreht, spiegelt sich auch in seinen dunklen Augen verborgen eine tiefe Rührung. Er scheint auch zum ersten Mal seit Ewigkeiten wirklich sprachlos zu sein, denn er dreht lediglich das T-Shirt so, dass der Spruch nun in ihre Richtung zeigt, als hätte sie vergessen, warum das Kleidungsstück das perfekte Geschenk für ihren Sohn und ihren Mann ist. Aber ihre Augen huschen trotzdem noch einmal glücklich über die helle Schrift.

Coolster großer Bruder

„Wir bekommen ein Baby“, flüstert sie atemlos, während die erste Freudenträne ihrem Augenwinkel entflieht, eine Millisekunde, bevor Sasukes Hände sie erreichen, ihr Gesicht ungewohnt zart umfassen und sie für einen Kuss gegen seine Lippen zieht, der sie jegliches Gefühl für Raum und Zeit kostet.

„Du bist das Beste, was mir je passiert ist!“

Sein selten liebevolles Geständnis gibt ihren überforderten Hormonen endgültig den Rest und sie lässt schluchzend zu, dass er sie in eine liebevolle Umarmung zieht.

„Ich liebe dich!“
 

Acht Monate später vergrößert der kleine Sosuke den Uchiha-Clan.
 

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14 Monate später
 

Er ist früher von seiner Mission zurückgekommen und weil er weiß, dass Yoru und Sosuke um diese Zeit noch in der Kinderbetreuung sind, seit Sakura vor ein paar Wochen wieder angefangen hat ganze Schichten im Krankenhaus zu übernehmen, beschließt er zuerst seine Frau abzuholen. Aber an der letzten Ecke, bevor das Krankenhaus in Sichtweite kommt, erbebt der Boden unter seinen Füßen unter einer heftigen Explosion. Noch bevor er den unheilvollen Rauch aufsteigen sieht, verschwindet der dunkelhaarige Clanerbe bereits mit einem mehr als unguten Gefühl.

„Tsunade!“

Die Hokage steht nicht weit vor dem Trümmerhaufen, der einen großen Teil des unteren Westflügels des Krankenhauses darzustellen scheint, hält in dem wütenden Bellen ihrer Befehle aber einen Moment inne, als der Uchiha neben ihr auftaucht.

„Sasuke! Es gab eine Explosion in einem der Labore im Keller. Durch die Schutzwände begrenzt sich der Schaden auf einen Großteil der Kellerräume und ein paar Räume im Erdgeschoss. Es gab einige leichte Verletzungen, aber-“, und Tsunade schluckt besorgt, „wir können Sakura nicht finden. Und sie wurde zuletzt auf dem Weg in den Keller gesehen.“ Sie hat die letzte Silbe noch nicht ausgesprochen, als der Uchiha vor ihr im Rauch verschwindet. Die fünfte Hokage stöhnt. „Natürlich! Verdammt, ich werde langsam echt zu alt für diesen Mist!“
 

Die Kellerräume gleichen einem einzigen Trümmerhaufen und der Uchiha aktiviert fluchend sein Bluterbe, in dem verzweifelten Versuch seine Frau zu finden.

„Sakura!“ Er hält sich einen Arm vor den Mund, als er ein Husten nicht mehr unterdrücken kann. In dem Rauch kann er auch mit seinen Sharingan kaum etwas sehen und er will gar nicht wissen, was hier alles in der Luft liegt. „Verdammt! Sakura!“

Gerade als seine panische Sorge in der Mischung mit der schlechten Luft seine Atmung besorgniserregend beeinflusst, vernimmt er seinen Namen aus einem kleinen Labor zu seiner Linken.

„Sasuke!“

Er folgt ihrer gedämpften Stimme und findet sie eingeklemmt unter einem Regal.

„Ich kann meinen Arm nicht befreien-“

Der dunkelhaarige Clanerbe hebt das Regal bereits vorsichtig von ihr und kniet im nächsten Moment neben ihr. Er streicht ihr vorsichtig eine blutverklebte Haarsträhne aus der Stirn und legt eine tiefe Platzwunde frei. Seine blutroten Augen fahren besorgt über ihren Körper, um das Ausmaß ihrer Verletzungen einschätzen zu können. „Sakura-“

Seine willensstarke Frau schließt mit einem müden Lächeln die Augen. „Diese verdammten Anfänger, ich hab ihnen schon hundert Mal gesagt, dass sie-“ Aber die talentierte Medic-nin verliert das Bewusstsein und ihm bleibt beinahe das Herz stehen. In der Hoffnung, dass er ihre Verletzungen damit nicht auch noch verschlimmert, hebt er sie vorsichtig auf seine Arme und verschwindet blitzschnell mit ihr aus dem unsicheren Gebäude und taucht direkt vor der fünften Hokage wieder auf. „Sasuke! Sakura!“

Er knurrt beinahe. „Sag mir welcher Teil dieses verdammten Gebäudes auch wirklich sicher ist und wehe er ist es nicht. Und Tsunade: außer dir wird sie niemand anfassen!“

Die Godaime kennt die Macken des Uchihas gut genug, um sich die Diskussion im Vorneherein zu ersparen. „Bring sie in den dritten Stock.“
 

*
 

Sakura beschließt genervt, dass sie an diesem Morgen besser im Bett geblieben wäre, als sie mit hämmernden Kopfschmerzen und in einem Krankenbett wieder aufwacht. Und als sie die Augen aufschlägt und Sasukes besorgtem Blick begegnet, nimmt sie sich fest vor ihren Anfängern irgendeine besonders eklige Strafe aufzuhalsen.

„Hey.“ In Momenten wie diesen fällt es ihr nach all den Jahren manchmal immer noch schwer in seinen Augen zu lesen.

„Dein Schulterblatt wurde von dem Regal zertrümmert, du hattest eine Platzwunde und eine leichte Rauchvergiftung.“

Sakura flucht unverblümt und wenn ihm nicht so schlecht wäre, hätte ihn ihre Wortwahl vermutlich zum Lachen gebracht.

„Und wem verdanke ich es, dass alles was davon noch übrig ist höllische Kopfschmerzen sind?“

Sasuke runzelt die Stirn und hebt seine Hand ungewohnt sanft an ihre Wange. „Tsunade. Aber du solltest keine Schmerzen haben.“

Die schöne Medic-nin begreift endlich, was mit ihm los ist, und sie kann es nur auf ihre Kopfschmerzen schieben, dass sie so lange gebraucht hat, um es zu kapieren. Sie legt ihre Hand in einer beruhigenden Geste auf seine. „Sasuke, sieh mich an. Mir ist weiter nichts passiert. Du verlierst mich nicht!“

Sie sieht das Flackern in dem Dunkel seiner Augen, obwohl sie weiß, dass er es zu verbergen versucht.

„Ich hätte dich heute verlieren können.“

Sie setzt sich mühsam auf, ignoriert den stechenden Kopfschmerz und lehnt ihre Stirn entschuldigend gegen seine. „Verzeih mir. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.“

Sie küsst ihn schnell, um ihm die Verlegenheit einer Antwort zu ersparen.

Und dann küsst sie ihn auf eine Art und Weise, die eine bestimmte Wendung nehmen würde, wenn sie nicht immer noch in einem Krankenhaus wären.

Deswegen schlingt sie auch grinsend die Arme um seinen Hals. „Warum holst du mich nicht hier raus und bringst mich nach Hause?“

Er ringt mit sich, ob er es verantworten kann ihr dabei zu helfen dem Krankenhaus jetzt schon zu entfliehen, aber dann beugt sie sich vor und küsst seinen Nacken – und beißt ihn.

Der talentierte Clanerbe hebt sie knurrend hoch und sagt sich, dass er sie die nächsten Stunden einfach ganz genau beobachten wird...
 

*
 

Vier Wochen später
 

Sie liegen noch entspannt Arm in Arm im Bett und genießen die letzte halbe Stunde, bevor sie ihre Söhne aus der Kinderbetreuung abholen müssen. Nach der Explosion hat Tsunade ihr das Arbeiten vier Wochen lang verboten und seine ungewohnte Besorgnis hat Sasuke so lange fast durchgängig an ihrer Seite gehalten. Normalerweise hätte sie ihrer ehemaligen Lehrmeisterin ihre übertriebene Vorsicht vorgeworfen, aber nachdem sie die letzten vier Wochen immer wieder mit verschiedenen Beschwerden zu kämpfen hatte, hat sie den Rat ihrer früheren Sensei heute sogar freiwillig aufgesucht. Und das muss sie Sasuke jetzt möglichst schonend beibringen.
 

Sakura dreht sich in der Umarmung ihres Mannes und betet ihr Kinn schmunzelnd auf seinem nackten Oberkörper. „Tsunade hat mir im Krankenhaus noch etwas gesagt.“

Der Clanerbe spielt entspannt auf ihrem Rücken mit einer ihrer langen Haarsträhnen. „Etwas wichtiges?“

Er runzelt verwirrt die Stirn und festigt unbewusst seinen sanften Halt um ihren Körper, als er erkennt, dass verborgene Tränen in ihren markanten Augen schimmern. „Das Allerbeste: Wir bekommen noch ein Baby.“

Seine Lippen liegen in Sekundenbruchteilen auf ihren, aber er fährt gleichzeitig ungewohnt vorsichtig über die nackte Haut, die sich über ihren flachen Bauch spannt. „Aber du bist sicher, dass es dir gut geht? Dir und dem Baby?“

„Es geht uns gut“, beruhigt sie ihn mit einem liebevollen Schmunzeln und zieht ihn zurück gegen ihren Lippen. Sie hätte selbst nie gedacht, dass Sasuke sich jemals übervorsorglich benehmen könnte, aber während ihrer Schwangerschaft mit Sosuke hat er sie mit solchen Argusaugen beobachtet, dass sie deshalb nicht nur einmal aneinander geraten sind, als es ihr irgendwann zu viel geworden ist. Gleichzeitig hat er ihr nie eindrucksvoller bewiesen wie viel sie ihm bedeutet. Sie und ihre Jungs. Von denen sie so eine Vorahnung hat, dass bald ein dritter dazu kommen wird. Das einzige Gen, dass sich von ihrer Seite zumindest in 50% der Fälle durchzuschätzen scheint, ist ihre Augenfarbe. Sosuke gleicht seinem Vater sogar in diesem äußerlichen Merkmal. Aber ihre Männer sind zweifellos ihr Ein und Alles und das größte Glück, das sie in diesem Leben je erfahren hat.
 

Acht Monate später heißen Sakura und Sasuke ihren dritten Sohn Hoshi in ihrer wachsenden Familie willkommen.
 

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2 3/4 Jahre später, im Krankenhaus von Konoha
 

„Tsunade, irgendetwas stimmt nicht!“ Sie hat selbst bereits drei Kinder auf die Welt gebracht und unzählige andere als Ärztin. Und jeder Instinkt in ihr schreit ihr zu, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Sogar die Schmerzen sind anders, als bei den ersten drei Mal. Sie liegt schon seit Stunden in den Wehen und alles was sich verändert hat, ist die Anspannung im Raum, die in den letzten zehn Minuten durch die Decke geschossen ist.

Als sie den Gesichtsausdruck ihrer ehemaligen Lehrmeisterin scharf blinzelt, weiß sie, dass sie mit ihrer panischen Vermutung Recht behalten wird.

„Die Schulter des Babys steckt fest!“

Sakura kneift für einen Moment fest die Augen zusammen, um nicht augenblicklich in Tränen auszubrechen und Tsunade bedeutet einer Schwester derweil unwirsch, ihr eine Spritze zu reichen, bevor sie sich unglücklich an ihre frühere Schülerin wendet. „Sakura, ich muss dich in Narkose versetzen!“

Sakura nickt und ringt mit einer panische Angst von solchem Ausmaß, wie sie sie seit Jahren nicht mehr erfahren hat. „Du musst mein Baby retten, Tsunade!“

„Ich werde euch beide retten“, schwört die Godaime, bevor sie ihre beste Schülerin in eine tiefe Bewusstlosigkeit versetzt.
 

„Mina, gehen Sie raus und bringen Sie Sasuke Uchiha möglichst schonend bei, dass es Komplikationen gibt. Und halten Sie einen möglichst großen Sicherheitsabstand!“

Die junge Medic-nin nickt hastig und stolpert augenblicklich aus dem OP-Saal, verliert aber beinahe ihre Sprache, als der attraktive Clanerbe sich in all seiner furchteinflößenden Größe vor ihr aufbaut. „Was ist mit meiner Frau?“

„E-Es tut mir leid, aber es gibt Komplikationen. Tsunade muss operieren. Ich muss auch gleich wieder rein.“

Aus Sasukes Gesicht weicht jede Farbe, aber seine Stimme klingt in seiner Panik noch schneidender. „Was zur Hölle soll das heißen?“

Hinata, die mit ihm im Wartesaal steht, weil Neji und Tenten auf den Rest ihrer Kinderschar aufpassen und Naruto arbeiten muss, tritt rasch neben ihn und legt ihm eine Hand beruhigend auf den Unterarm. „Ich gehe rein.“

Der Uchiha nickt schwach und folgt der Frau seines besten Freundes mit den Augen, bis die OP-Tür hinter ihr zuschwingt.
 

Ihm wird erst klar, dass er schon eine Weile hier stehen muss, als ihn die Stimme seines besten Freundes aus seiner Starre reißt. Jemand muss den frisch ernannten Hokage informiert habe. „Teme.“

Er dreht sich zu ihm um und der Ausdruck in Narutos Augen verrät ihm, dass er nichts sagen muss. „Sakura schafft das!“

Sasuke nickt lediglich schwach und lässt sich von Naruto in einen der Stühle schieben. Er vergräbt den Kopf in den Händen und versucht nicht daran zu denken, dass er sie verlieren könnte.
 

Es vergehen nur ein paar Minuten, bis Hinata erneut durch die Flügeltüren tritt, ein winziges, quengelndes Baby in den Armen. Sasuke und Naruto sind beide mit einem Satz auf den Beinen und bei ihr.

Hinata legt Sasuke das Baby vorsichtig in den Arm, aber ihr Lächeln wirkt gezwungen. „Ihr habt noch einen gesunden Sohn bekommen.“

Aber Sasukes Augen huschen nur kurz über seinen jüngsten Sohn, dann sieht er wieder zu Hinata. „Was ist mit Sakura?“

„Tsunade operiert noch. Sie hat viel Blut verloren. Ich muss wieder rein, aber ich komme zurück, sobald ich mehr weiß! Willst du, dass ich das Baby mitnehme?“

Sasuke schüttelt schwach den Kopf. „Nein, ist schon gut. Aber Hinata...“ Er sieht es in ihrem Blick.

„Ich weiß, Sasuke, ich weiß. Wir werden sie nicht verlieren!“ Sie wirft nur einen kurzen Blick auf ihren Mann, bevor sie sich umdreht und durch die Türen zurück in den OP eilt.

Sasuke sinkt zurück auf den Stuhl und sieht auf seinen jüngsten Sohn herab. Er ist kleiner, als er Sosuke und Hoshi nach ihrer Geburt in Erinnerung hat, aber die feinen Härchen auf seinem Kopf sind so dunkel wie bei seinen drei Brüdern. Aber als der Kleine quengelnd die Augen aufschlägt, holt Sasuke scharf Luft.

Es sind Sakuras Augen, die ihn aus dem Gesicht seines Sohnes anschauen.

Narutos Stimme dringt nur langsam zu ihm durch und es dauert einen Moment, bis er begreift, dass eine Medic-nin gekommen ist, um seinen Sohn zu untersuchen. Als sie ihn fragt, ob er mitkommen will, kann er nur stumm den Kopf schütteln.
 

Er kann im Nachhinein nicht sagen, wie viel Zeit vergangen ist, bevor Hinata erneut durch die Flügeltüren kommt. Und ihr Lächeln erlöst ihn, bevor ihre Worte zu ihm durchringen. „Es wird alles wieder gut!“

Er fürchtet, dass seine Beine ihn nicht mehr tragen können und lässt erleichtert zu, dass Hinata ihn mit ihrer Umarmung stützt. Er sieht über die Schulter zu seinem besten Freund, dessen Hand er auf seiner Schulter spürt und in dessen Augen dieselbe grenzenlose Erleichterung steht und er hält dessen Frau automatisch fester. „Ich danke dir!“
 

*
 

Ein paar Stunden später
 

Das erste was sie wahrnimmt ist das vertraute Piepen der Maschinen und als ihre Erinnerung zurückkehrt und ihr verrät, warum sie sich in einem Krankenbett befindet, schreckt sie panisch nach oben, aber zwei Hände an ihren Schultern drücken sie sanft zurück in ihr Kissen und als sie den vertrauten Augen ihres Mannes begegnet, gibt sie ihren Widerstand auf.

„Sasuke, unser Baby-“

Aber er verliert keine Sekunde um die verzweifelte Panik von ihr zu nehmen. „Es geht ihm gut. Ich verspreche dir, ihm fehlt nichts.“

„Ihm?“

Der stolze Clanerbe umfasst sanft ihre rechte Hand, weil in ihrer linken eine Injektionsnadel steckt und haucht einen sanften Kuss auf ihren Handrücken. „Wir haben noch einen Sohn bekommen.“

Sakura schließt erschöpft die Augen, um die Tränen der Erleichterung zu verdrängen. „Und es geht ihm gut.“

„Ja.“ Doch die ungewöhnliche Anspannung in der Stimme ihres Mannes zwingt sie dazu ihren Blick augenblicklich wieder auf ihn zu richten.

„Mach so etwas nie wieder, hörst du. Ich kann nicht- Sakura-“ Er ist einer der größten Shinobi ihrer Zeit, aber er kann nicht in Worte fassen was der Gedanke, sie möglicherweise zu verlieren, in den letzten Stunden mit ihm gemacht hat. Um seine Emotionalität zu verbergen, betet er seinen Kopf vorsichtig gegen ihr Schulterblatt und seine zierliche Frau schlingt sanft beide Arme um die breiten Schultern ihres Mannes.

„Es tut mir leid“, flüstert sie leise. Aber ihre Nähe und die Gewissheit, dass es ihr gut geht, ist das, was ihn am meisten tröstet.

Sie wartet eine Weile ruhig, bis er seine stoische Gelassenheit wiederfindet und sich ein wenig zurücklehnt, um sie ansehen zu können.

Seine großen Hände streichen ihr sanft eine lose Haarsträhne aus der Stirn und sie schmilzt schon allein aufgrund des selten warmen Ausdrucks in seinen Augen dahin, bevor er den Mund öffnet.

„Ich liebe dich, hörst du.“

Und sie weiß, was er ihr damit noch alles sagt, auch wenn er es nicht in so ausführliche Worte kleidet. Sie erwidert seinen liebevollen Kuss, aber langsam wird sie selbst unruhig.
 

„Wo ist unser Baby?“

„Ich hole ihn dir.“

„Das habe ich schon erledigt.“ Hinata ist gefolgt von Naruto lautlos in den Raum getreten und sieht mit einem warmen Lächeln auf das kleine Bündel in ihren Armen hinab, bevor sie Konohas jüngsten Bewohner vorsichtig an seine Mutter weiter reicht. Sie küsst Sakura freundschaflich auf die Stirn, aber deren Augen ruhen fest auf ihrem kleinen Sohn.

„Wir sehen später nach dir.“

Sakura nimmt nur unterbewusst wahr, dass Hinata und Naruto ebenso leise wieder aus dem Raum verschwinden, wie sie ihn betreten haben, denn sie zählt gerade die winzig kleinen Finger an den Händen ihres jüngsten Sohnes.

„Er ist perfekt“, flüstert sie leise und küsst eine kleine Hand, die sich haltsuchend um ihren Zeigefinger wickelt.

Sasuke beugt sich über sie und haucht ihr ebenfalls einen liebevollen Kuss auf die Stirn. „Das hat er von seiner Mutter.“
 

Sakura und Sasuke nennen ihren vierten Sohn Haru.
 

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5 Jahre später
 

Irgendwas stimmt nicht.

Normalerweise holt Sakura ihn immer mit den Kindern am Krankenhaus ab. Die Schwestern himmeln sie alle an und berichten ihr immer, wenn er zu dem obligatorischen Check-up nach jeder Mission vorbeikommt.

Er verschwindet mit einem Stirnrunzeln und steht mit einem Windhauch vor seinem Haus.

Den Türknauf in der Hand, hört er bereits die lauten Stimmen seiner Kinder und atmet beruhigt aus. Das klingt nicht nach einer Katastrophe und mehr nach dem ganz normalem Wahnsinn. Kaum das er die Tür öffnet, umarmt Haru, ihr Jüngster, auch schon seine Beine, weil er mit seinen fünf Jahren noch nicht weiter reicht. „Papa!“

Yoru steckt den Kopf um die Ecke und Sosuke folgt ihm wie immer auf den Fersen.

Ein lautes Klirren aus der Küche verrät ihm auch wo Hoshi ist.

„Hey.“ Er hebt Haru auf seine Arme, streicht Sosuke durch die Haare und klopft Yoru auf die Schulter, bevor er in der Küche nachsieht, was ihr tollpatschiger 8-jähriger dieses Mal angestellt hat. Von oben bis unten mit Mehl eingestaubt, kann man gerade noch erahnen, dass Hoshi wie all seine Brüder schwarze Haare hat.

„Papa!“ Hoshi grinst und verschränkt unschuldig die Arme hinter dem Rücken.

Sasuke seufzt. „Wo ist eure Mutter?“

Yoru betritt hinter ihm die Küche und verdreht die Augen, als er das Chaos sieht. „Sie war gerade noch hier und hat angefangen einen Kuchen zu backen. Aber dann ist sie im Bad verschwunden. Es geht ihr schon seit ein paar Tagen nicht gut. Ich sollte auf Hoshi und Haru aufpassen, aber bei Haru haben sich die Sharingan wieder gezeigt und deswegen habe ich Hoshi aus den Augen verloren.“

Sasuke legt seinem Ältesten beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. „Das macht nichts, aber vielleicht ist es besser, wenn ihr anfangt dieses Chaos zu beseitigen, während ich nach eurer Mutter sehe.“

Yoru nickt und nimmt ihm Haru wortlos ab. Ihre Söhne sind ein wilder Haufen, aber sie vergöttern ihren ältesten Bruder und benehmen sich in seiner Obhut normalerweise vorbildlich. Außerdem muss er wirklich nach Sakura sehen. Dass es ihr nicht gut geht, erklärt, warum sie nicht am Krankenhaus war, aber andererseits kehrt damit auch seine Unruhe zurück. Sakura ist nie krank. Sie behauptet immer wer so viel im Krankenhaus arbeitet, baut eine Abwehr gegen den Tod selbst auf. Und wenn sie nicht mitbekommen hat welches Chaos Hoshi in ihrer Abwesenheit veranstaltet hat, muss es ihr wirklich schlecht gehen.
 

Er tritt in ihr Schlafzimmer und ruft nach ihr, als er sie nicht sieht. „Sakura?“

„Hier.“ Ihre Stimme kommt leise aus dem Bad und verrät ihm sogar durch die geschlossene Tür ihre Erschöpfung. Er reißt die Tür ohne Umschweife auf und seine schwarzen Augen fahren kritisch über ihren schmalen Körper. Sie sitzt am Rand der Badewanne, hat beide Beine schützend an ihren zierlichen Körper gezogen und lehnt mit dem Rücken an den kühlen Fließen. Ihr Gesicht und einzelne Haarsträhnen schimmern schweißnass und sie ist kalkweiß im Gesicht. Er sinkt in einem Wimpernschlag vor ihr auf den Rand der Wanne und umfasst mit beiden Händen zärtlich ihre Waden. „Was hast du?“

Sie sieht wirklich krank aus, aber seine Sorge tritt in den Hintergrund als sie sich seiner Berührung entzieht. „Sakura?“

Sie weicht seiner Nähe immer nur dann aus, wenn sie wirklich sauer auf ihn ist. Aber er kann sich nicht entsinnen, was er dieses Mal getan haben könnte. Schließlich ist er die letzte Woche über nicht einmal Zuhause gewesen.

Sein Instinkt verrät ihm, dass hier gerade etwas gewaltig schief läuft und er richtet sich steif auf. Um seine Angst zu überspielen, bricht die alte Kälte in seiner Stimme durch. „Sagst du mir bitte endlich was hier los ist?“

Vor ihm sitzt die Frau, die er besser zu kennen glaubt als jeden anderen, aber im Moment erscheint ihm jede Handlung von ihr fremd.

„Ich-“ Aber Sakura beißt sich unsicher auf die Unterlippe und als sie ihn immer noch nicht ansieht, drängt sich ihm plötzlich eine Angst auf, an die er noch nie zuvor einen einzigen Gedanken verschwendet hat.

„Sakura...“ Seine Stimme klingt wie ein heiseres Krächzen und er schluckt hart. „Verlässt du mich?“

Noch während er die Worte ausspricht, will sein Verstand diese Möglichkeit nicht begreifen. Er kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen und sie würde ihn nie verlassen... oder?

Ihr Kopf ruckt nach oben und jetzt steht klar Panik in ihren Augen. „Was? Nein! Bist du verrückt? Wie kommst du nur darauf? Warum um Himmels willen sollte ich dich verlassen wollen? Ich-“, aber dann verengt sie plötzlich die Augen. „Warum glaubst du, dass ich dich verlasse? Gibt es einen Grund warum ich das sollte? Ich schwöre dir, Sasuke, wenn du mich betrogen hast, dann-“

In seiner Erleichterung ziert ein Grinsen sein Gesicht, als er nach vorne rutscht, ihre Hüfte umfasst, sie an sich reißt und wild küsst.

„Ich würde dich nie betrügen, Sakura, das solltest du wissen.“ Er wandert mit seinen Lippen ihren Hals entlang und schiebt seine Hände ungeniert unter ihr weites Oberteil.

Aber sie hält seine Arme fest. „Sasuke!“

Er lacht rau. „Die Jungs sind bestimmt noch eine Weile damit beschäftigt die Küche aufzuräumen.“

Er will sie erneut küssen, denn selbst eine Woche ohne sie erscheint ihm als zu lange, aber seine Frau schiebt ihn entschieden ein Stück von sich.

„Oh nein! Das“, sie wedelt mit der Hand zwischen ihren Oberkörpern hin und her, „hat uns erst in dieses Schlamassel gebracht!“

Er löst sich von ihr, als er endlich eine Ahnung davon bekommt, worum es hier geht. „Sakura.“ Sie weicht seinem Blick schon wieder aus, aber jetzt hat er genug. Er umfasst ihr Kinn mit einer Hand und zwingt sie kompromisslos dazu seinem Blick zu begegnen. „Sag es mir endlich!“

„Ich bin schwanger!“

Er küsst sie erneut, bevor sie seine Reaktion abschätzen kann und dieses Mal wehrt sie sich nicht, als er ihr das Oberteil über den Kopf zieht. Ihre Hormone spielen schon seit Tagen verrückt und machen ihr das Leben schwer. Sie hat im Moment wirklich nicht die Kraft ihm zu widerstehen. Er entledigt sie beide in wenigen Sekunden ihrer Kleidung und schluckt ihr Stöhnen, als er ihren Körper in Besitz nimmt.
 

Erst als er sich langsam aus ihr zurückzieht und sie die Chakren ihrer Söhne wieder registriert, erinnert sie sich daran, dass es helllichter Tag ist und ihre vier Söhne nur ein paar Räume weiter sind. Aber ihr Mann macht immer noch keinerlei Anstalten sie freizugeben.

„Sasuke, gib mir mein Shirt.“

Seine Stirn ruht an ihrer Schulter und sein Atem kitzelt sie am ganzen Körper, als er den Kopf schüttelt. Sie will ihn anmeckern und holt stattdessen tief Luft, als er mit seinen rauen Händen zärtlich über ihren flachen Bauch fährt. Er hebt den Kopf und der Blick aus seinen dunklen Augen trifft sie bis ins Mark. „Sag es nochmal.“

Sie hat sich seit Jahren in seiner Gegenwart nicht mehr so unsicher gefühlt und sie wünscht sich wirklich, sie hätte nicht zugelassen, dass er sie auszieht, bevor sie dieses Gespräch mit ihm führen muss. „Ich bin schwanger.“

Aber das Glück, das seine Lippen zu einem ehrlichen Lächeln verzieht und sich in seiner ganzen Mimik spiegelt, entspannt sie endlich.

Er beugt den Kopf und küsst die nackte Haut über ihrem Bauchnabel. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal miterleben darf, wie du unser Kind bekommst.“

Sie fährt ihm mit beiden Händen zärtlich durch die wilden Haare und erlaubt sich ein erleichtertes Lächeln. „Du freust dich?“

Er sieht überrascht auf und erinnert sich erst dann daran, wie dieses Gespräch angefangen hat. „Hast du etwa daran gezweifelt?“

Die Unsicherheit, die sich selten in ihren Augen spiegelt, verrät sie. „Wir haben nie über ein fünftes Kind gesprochen und nachdem Haru bereits fünf ist, dachte ich-“

Er bringt sie erneut mit einem Kuss zum Schweigen und vor Erleichterung darüber, dass das alles zu sein scheint, was sie bedrückt, und vor Glück noch einmal Vater zu werden, hätte er beinahe gelacht. „Liebling und wenn wir mittlerweile beim Achten angekommen wären, würde ich mich immer noch genauso darüber freuen.“ Über ihren finsteren Blick lacht er wirklich.

„Oh nein, mein Freund, nach diesem ist definitiv Schluss!“
 

Er grinst zufrieden und zieht weiter Kreise über ihren nackten Bauch. „Wenn es ein Mädchen wird.“

Seine Worte überraschen sie erneut und nach zehn Jahren Ehe hatte sie eigentlich geglaubt, darüber hinweg zu sein. „Du wünscht dir ein Mädchen?“

Er wickelt sich grinsend eine ihrer langen Haarsträhnen um den Finger. „Ich wollte immer schon ein Mädchen. Ich kann mir schließlich schlecht wünschen, dass einer unserer Söhne deine Haarfarbe erbt.“

Aber sie lässt die Anspielung gehen, weil sie ihn immer noch ein wenig ungläubig ansieht. „Ernsthaft? Ein Mädchen? Das arme Kind wird nie auch nur den Hauch einer Chance haben jemals einen Freund zu finden mit dir und vier älteren Brüdern!“

Seine dunklen Augen färben sich noch ein wenig schwärzer. „Ganz genau!“

Sie lacht, aber dann legt sie noch einmal ernst den Kopf schief, weil es nicht seine Art ist, ihr nicht zu sagen, dass er gerne noch ein Kind hätte. „Aber du hast nie was gesagt-“

Doch er unterbricht sie schnell. „Nach den Komplikationen bei Harus Geburt?“ Er streicht ihr zärtlich ihre losen Haare hinters Ohr und stupst seine Nase in einer seltenen Zärtlichkeit gegen ihre, die sie nach all den Jahren immer noch zittern lässt. „Ich würde für nichts auf der Welt dein Leben riskieren!“

Mit der Erinnerung an Harus Geburt, tritt Sorge in seine Augen und sie legt ihm beruhigend eine Hand an die Wange.

„Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut gehen. Wenn es wirklich ein Mädchen wird, kann ich euch erst Recht nicht alleine lassen.“

Ein lautes Krachen bestätigt ihre Worte und Sakura macht sich lachend von ihm los. „Zieh dich endlich an, Uchiha, bevor deine Söhne unsere Küche in die Luft jagen!“

Aber er lässt nicht davon ab, mit seinen Händen liebevoll über ihre Seite zu fahren und sein Atem kitzelt ihren Hals. „Sakura?“

„Hhm?“

Er hebt den Kopf und sieht sie grinsend an. „Ich liebe dich!“

Sie legt eine Hand in seinen Nacken und zieht seine Lippen noch einmal an ihre. „Ich liebe dich auch.“

Er schlüpft in einer fließenden Bewegung in seine Hose und zieht sich das T-Shirt über den Kopf, macht aber keine Anstalten ihr ihre Kleidung zu geben. „Warum legst du dich nicht eine halbe Stunde in die Badewanne, während ich nach den Jungs sehe?“

Die Art wie sie seinem Blick zu der Wanne folgt, verrät ihm, dass sie gerne ja sagen würde.

„Ich wollte eigentlich einen Kuchen backen, aber dann habe ich die Eier gerochen.“ Sie hat die ersten Wochen ihrer letzten Schwangerschaften immer unter heftiger Übelkeit gelitten.

Er geht noch einmal die wenigen Schritte, die sie voneinander trennen, zu ihr zurück. „In der wievielten Woche bist du?“

„In der vierten.“

Er küsst sie schnell, um zu verbergen, dass er schon wieder grinst, als er daran denkt, was noch alles vor ihm liegt. Vor allem die Wochen, in denen sie von ihm nicht genug kriegen kann...

„Geh ins Bad. Wir räumen die Küche auf und dann gehen wir Essen. Worauf du Lust hast!“
 

8 Monate später vervollständigt Natsu als erste Tochter von Sasuke und Sakura den Uchiha-Clan.
 

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Der Uchiha-Clan

Sasuke und Sakura

Yoru

Sosuke

Hoshi

Haru

Natsu

Tenten und Neji: Lifetime

Gute sechs Monate nach ihrer Rückkehr nach Konoha lehnt sich Tenten spätabends noch gedankenverloren gegen die kühle Scheibe ihres Wohnzimmerfensters. Ihr Blick hat sich schon vor einer ganzen Weile ziellos in der Dunkelheit verloren, die sich bereits vor Stunden über ihren weitläufigen Garten gesenkt hat.

Das Bild ihrer Tochter, wie sie einmal mehr nach ihrem Vater gefragt hat, als sie sie an diesem Abend ins Bett gebracht hat, flackert jedes Mal auf, wenn sie ihre Lider schließt und beschwört damit einen mittlerweile allzu vertrauten Zorn auf ihren Verlobten.

Sie hat es so satt, seine ständige Abwesenheit vor Yuki rechtfertigen zu müssen.

Die braunhaarige Waffenexpertin lehnt ihre Stirn seufzend gegen das kalte Glas und verflucht das elende Gedankenkarussell in ihrem Kopf. Denn mit ihrer Wut auf Neji, geht auch immer ein leichter Vorwurf einher, ob sie nicht überreagiert. Sasuke und Naruto sind beinahe so oft weg wie Neji, da die drei in der Regel immer noch miteinander auf Missionen gehen und Hinata und Sakura scheint das Ganze nichts auszumachen. Aber sie kann sich nicht dazu bringen, das ebenso locker zu sehen. Denn da ist auch dieses fiese Flüstern in ihrem Kopf, das sie leise fragt, ob er das hier überhaupt wollte. Oder ob es möglich ist, dass er sich in diese Missionen flüchtet, weil er nicht hier sein will. Bei ihr. Bei ihrer Familie.

Gleichzeitig bringt sie es nicht fertig ihn zur Rede zu stellen, weil sie die Antworten fürchtet, die er ihr vielleicht geben könnte.
 

Sie dreht sich nicht einmal um, als sie kurz darauf das leise Klicken der Haustüre hört.

„Du bist noch wach?“

Ebenso wie sie es nicht für nötig erachtet, ihm auf diese überflüssige Frage zu antworten.

„Wie war deine Mission“, will sie stattdessen gleichgültig wissen, wenn auch nur, um diese unerträgliche Stille zwischen ihnen zu füllen.

„Tenten-“

Etwas in seiner Stimme lässt sie jedoch ruckartig herumfahren und während ihre Augen hektisch seine verdreckte und mitgenommene Erscheinung verarbeiten, bewegt sich ihr Körper beinahe von allein und sie steht in Sekundenbruchteilen vor ihm.

„Was ist passiert?!“ Sie verengt kritisch die Augen und tastet gleichzeitig blind nach dem Lichtschalter an ihrer Seite. Als sie sich jedoch an das Licht gewöhnt und ihn unter der grellen Beleuchtung mustert, stockt ihr Herz ängstlich in ihrem Brustkorb.

Es kostet sie einen Moment das fremde Blut auf seiner Kleidung von seinem eigenen zu unterscheiden, aber schließlich erkennt sie die tiefe Stichwunde in seinem Brustkorb, schräg unter seinem rechten Schulterblatt und für einen Moment schwindelt ihr.

Sie war gerade noch so verflucht wütend auf ihn und dennoch lässt der Gedanke, ihn zu verlieren, ihr Herz voller Panik rasen.
 

„Wir sind auf dem Rückweg in einen Hinterhalt geraten.“

Seine dunkle Stimme reißt sie aus ihrer fassungslosen Starre und sie greift hektisch nach den Knöpfen an seinem Hemd und streift ihm den blutverschmierten Stoff vorsichtig von den Schultern, nur um ihn dann ungeachtet der Konsequenzen achtlos auf den dunklen Boden segeln zu lassen.

„Wie wurdest du verletzt?“, fragt sie angespannt, während sie beginnt die tiefe Stichwunde zuheilen und den Rest seines Körpers gleichzeitig auf weitere Wunden überprüft und erleichtert feststellt, dass er nicht mehr als die eine Verletzung davongetragen zu haben scheint.

„Neji!“, faucht sie gestresst, als er ihr nicht gleich antwortet und obwohl sie seinen Blick auf sich spürt, fokussiert sie ihren eigenen fest auf seine Wunde und dankt ihrer rosahaarigen Freundin zum unzähligsten Male stumm dafür, dass sie ihr und Hinata vor all den Jahren die Grundlagen der Heilkünste beigebracht hat.

„Ich war abgelenkt.“

Zuerst glaubt sie, dass ihre Sinne ihr einen dämlichen Streich spielen, denn Neji Hyuuga kann gerade unmöglich einen Fehler zugegeben haben. Aber als sie entgeistert den Kopf hebt, sieht sie es in seinen Augen. Und sie weiß instinktiv, dass es ihretwegen war. Es wäre ihre Schuld, wenn ihm Schlimmeres passiert wäre.

Um zu verbergen, dass ihr bei diesem Gedanken zahllose Tränen in die Augen treten, senkt sie ihren Blick erneut zu ihrer heilenden Handfläche und sieht zu, wie die letzten Spuren der Wunde unter ihrem warmen Chakra verschwinden und sich seine helle Haut schließt. Sobald ihre Heilung abgeschlossen ist, wendet sie sich von ihm ab und wischt sich unauffällig mit dem Handrücken über die Augen, während sie mit schnellen Schritten den Flur überquert und in das kleine Badezimmer im Untergeschoss tritt.

Sie hat sein Blut an den Händen.
 

Die talentierte Waffenexpertin dreht den Wasserhahn mit dem Ellenbogen auf und stößt beinahe den Seifenbehälter um, weil ihre Hände unkontrolliert zu zittern beginnen und sie ein mittlerweile vertrautes Gefühl von schlagartiger Übelkeit heimsucht.

Es war nicht gleich ersichtlich, aber sie hat mehr von diesem aussichtslosen Kampf von vor sechs Monaten davongetragen, als die offensichtlichen Verletzungen. Jedes Mal, wenn sie mit der vertrauten roten Flüssigkeit konfrontiert wird, zeigt ihr Körper ihr auf grausamste Weise auf, dass sie eben diesen Anblick nicht mehr ertragen kann. Jedes Mal, wenn sie dann die Augen schließt, sieht sie all die Toten von jenem verhängnisvollen Tag vor sich oder sieht, wie das Blut in Strömen ihren eigenen Körper verlässt, während sie die Gewissheit ertragen muss, dass sie an dem schweren Blutverlust sterben und ihre kleine Tochter nie wieder sehen wird.

Sie ist eine Kunoichi, die kein Blut mehr sehen kann.

Ein aufgeschürftes Knie oder eine kleine Schnittwunde erträgt sie zwar noch mit minimalen Nebenwirkungen, was es ihr ermöglicht wenigstens an der Akademie zu arbeiten, aber sie wird nie mehr in den aktiven Dienst zurückkehren können.

Aber sie hat bis jetzt nur mit Hinata und Sakura darüber gesprochen. Die geborene Haruno hat ebenfalls heftige Albträume eingestanden, die sie regelmäßig heimsuchen, hat aber im Alltag keinerlei Schwierigkeiten und scheint vollkommen zufrieden damit, die Leitung des Krankenhauses übernommen zu haben. Hinata hat ebenfalls offenbart, dass sie nahezu jede Nacht mit Albträumen zu kämpfen hat, aber ihre beste Freundin hat sie überrascht, als sie offen ins Details über ihre eigenen Dämonen gegangen ist. Es ist die Tatsache, dass ihr Feind damals alles rekrutiert hat, was er finden konnte. Sie haben Genin getötet, die kaum mehr als Kinder waren. Und Tenten hat sich selbst verflucht, dass sie nicht früher erkannt hat, was das unweigerlich für Hinata bedeuten würde, die schon immer zu sanftmütig und zu gütig für dieses Leben war. Narutos Frau hat es unumwunden abgelehnt, jemals wieder als Kunoichi zu arbeiten und es hat die schonungslose Offenheit ihrer besten Freundin gebraucht, um Tenten begreiflich zu machen, dass sich diese Ereignisse niemals wieder rückgängig machen lassen. Dass sie nie mehr dieselben sein würden.
 

„Tenten.“

Sie zuckt zusammen, als sich Nejis Hände vorsichtig von hinten auf ihre Oberarme legen. So verloren wie sie in ihre düsteren Gedanken war, hat sie nicht einmal registriert, dass er ihr ins Badezimmer gefolgt ist. Aber sobald sie die Augen schließt, sieht sie seine blutdurchtränkte Kleidung vor sich und sie schüttelt seinen Griff panisch ab, als sie spürt, wie schwarze Ränder an ihren Augenrändern zu tanzen beginnen und ihr mit beschämender Bewusstlosigkeit drohen. Doch mit dem Waschbecken vor sich und ihrem Verlobten im Rücken kann sie nirgendwohin und obwohl sie sich verzweifelt dagegen sträubt, bringt die mittlerweile vertraute Panik ihr Herz zum rasen.

„Lass mich los!“, fleht sie leise und greift haltsuchend nach dem weißen Porzellan des Waschbeckens, als er ruckartig von ihr zurücktritt.

„Und zieh endlich die Sachen aus“, verlangt sie erklärungslos, während sie mit geschlossenen Augen darum ringt, ihre panische Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Sie hört das Rascheln seiner Kleidung und umfasst das kühle Porzellan unter ihren Fingern härter, um das hartnäckige Zittern ihrer Hände endlich zu unterbinden. Beinahe hätte sie laut aufgeschrien, als Neji erneut überraschend nach ihr greift. Er dreht sie vorsichtig herum und als sie seinem jahrelang vertrauten Blick begegnet, beruhigt sich ihr Körper endlich. Sie lässt gleichgültig zu, dass er ihr die ebenfalls leicht blutverschmierte Kleidung vom Körper streift und sie mit sich unter die Dusche zieht.
 

Sie schließt die Augen bis sie sicher ist, dass das warme Wasser die Spuren seiner eigenen Verletzung und denen, die er im Kampf anderen zugefügt hat, endlich fort gewaschen hat. Erst dann bricht die Stimme des talentierten ANBU die angespannte Stille zwischen ihnen.

„Warum hast du mir das nicht gesagt?“

Sie kann nur hilflos mit den Schultern zucken, öffnet aber die Augen und weicht gleichzeitig seinem Blick aus. Sie zuckt dieses Mal nicht zusammen, als er neben ihrem Kopf wütend mit einer Handfläche gegen die dunklen Fliesen in ihrer Dusche schlägt.

„Verdammt, Tenten!“

Ihre vorherige Wut ist überwiegend tiefer Resignation gewichen, als sie schützend die Arme vor ihrem bloßen Oberkörper verschränkt, bevor sie ihn ansieht.

„Weißt du, du hättest es vermutlich längst gemerkt, wenn du öfter Zuhause wärst.“

Sie hasst sich selbst dafür, dass sie das gerade gesagt hat. Es war nie ihre Absicht ihm deshalb Schuldgefühle einzureden, aber sie ist mit ihrer Beherrschung ganz offensichtlich endgültig am Ende.
 

Sie sieht seine Emotionen selten offen über seine Gesichtszüge huschen, bevor er seine Stirn mit einem schweren Seufzen gegen ihre lehnt.

„Es tut mir leid!“, er streift seine Lippen hauchzart über ihre. „So leid!“

Ihren Lippen entflieht ein unterdrücktes Schluchzen, bevor sie beide Arme um seinen Hals schlingt und ihn herunter bis an ihre Lippen zieht.

Unter all ihren Gefühlen und allem, was sie in den letzten Wochen beide ungesagt gelassen haben, eskaliert die Zärtlichkeit zwischen ihnen in Sekunden und ihre Berührungen werden schlagartig wilder und rauer.

Neji reißt ihren Kopf beinahe grob in den Nacken, aber ihr atemloses Keuchen verstummt an seinen Lippen, als seine Hände an ihre Hüfte wandern. Er hebt sie hoch, ohne ihren leidenschaftlichen Kuss zu lösen und noch während sie die Beine um seine Hüften schlingt, nimmt er ihren Körper ruckartig in Besitz.

Sie hat sich seit Wochen nicht mehr so lebendig gefühlt.
 

*
 

Eine halbe Stunde später liegen sie beide noch mit nassen Haaren nebeneinander im Bett und hören zu, wie ihr Atem langsam wieder zu seiner Ruheform zurückkehrt.

Tenten schließt seufzend die Augen, als sie spürt wie Nejis Finger kaum spürbar über ihre Wirbelsäule fahren, weil sie neben ihm auf dem Bauch liegt und sie dreht ihren Kopf auf ihren verschränkten Armen zurück zu ihm. Und in diesem Moment von roher Ehrlichkeit, liest sie ungewöhnlich viel in seinen milchigen Augen.

Sie haben beide ihre Schwächen. Und Reden ist definitiv eine, die sie beinahe zu denselben Anteilen teilen.

Sie hätte ihm sagen sollen, dass sie es hasst, dass er ständig unterwegs ist. Es ist nicht wirklich eine Entschuldigung, dass sie Angst davor hatte, was er ihr antworten könnte, außerdem entspricht diese Zögerlichkeit in keinster Weise ihrem Charakter.

„Ich hasse es, dass du eine Mission nach der anderen annimmst und dazwischen manchmal gerade mal ein paar Stunden Zuhause bist. Manchmal frage ich mich, was für einen Sinn es hatte zurückzukommen, wenn wir doch kaum jemals zusammen sind. Und dann... überlege ich, ob du vielleicht lieber unterwegs bist, als hier bei uns. Ob du vielleicht gar nicht hier sein will-“

Er beugt sich ruckartig über sie und der Blick in seinen einzigartigen Augen bringt sie schlagartig zum Schweigen.

„Glaubst du das wirklich?!“

„Nein“, antwortet sie ehrlich, dreht jedoch beinahe im selben Moment den Kopf zur Seite, um seinem aufgebrachten Blick nicht länger ausgesetzt zu sein. „Aber wenn du nicht da bist, zweifele ich manchmal daran...“

Der talentierte ANBU greift sanft aber bestimmt nach dem Kinn seiner Verlobten und dreht ihren Kopf entschieden zurück, bis ihre Augen wieder auf seinen ruhen. „Du und Yuki ihr seid alles für mich! Alles was mir etwas bedeutet und alles was für mich wichtig ist. Alles andere würde ich in einer Sekunde aufgeben-“

„Das will ich doch gar-“

Aber er unterbricht sie ruhig. „Und ich werde es dir beweisen. Lass uns wegfahren. Nur Yuki, du und ich.“

Ihr Herz pocht angesichts dieses Vorschlags längst spürbar schneller, aber sie runzelt trotzdem skeptisch die Stirn. „Kannst du das denn?“

„Ich habe mir schon vor dieser Mission für den Anschluss zwei Wochen frei genommen.“

Sie schlingt fest die Arme um ihn, um das zynische Schmunzeln auf ihren Lippen zu verbergen, während sie ihm ehrlich glücklich zustimmt.

USie hätten sich das ganze Drama sparen können, wenn einer von ihnen mal früher den Mund aufgemacht hätte.
 

*
 

Eine Woche später
 

„Mama, Papa, schaut her!“

Tenten lacht völlig unbeschwert, als ihre fünfjährige Tochter ausgelassen durch das seichte Wasser des großen Sees tobt, an dem sie sich schon seit drei Tagen aufhalten, weil ihr kleiner Liebling sich hartnäckig weigert, weiterzuziehen. Auch Neji beobachtet Yukis Treiben schmunzelnd, aber sein Blick wandert immer wieder zu seiner ehemaligen Teamkameradin, die dicht neben ihm am Ufer des klaren Sees sitzt und ihr spielendes Kind keinen Moment aus den Augen lässt. Er kann sich nicht mehr daran erinnern, wann er sie das letzte Mal so ausgelassen und glücklich erlebt hat. Er schiebt das vertraute schlechte Gewissen zur Seite und schwört stattdessen, dass es von heute an sein oberstes Ziele sein wird sie jeden Tag so glücklich zu machen, wie sie ihn.

Als der Wind auffrischt und die talentierte Waffenexpertin lachend versucht ihre ungebändigten Haarsträhnen von ihren Augen fernzuhalten, verlassen die nächsten Worte beinahe reflexartig seine Lippen.

„Heirate mich, Tenten.“

Sie dreht den Kopf zu ihm und schiebt sich ihre langen Haare mehr oder weniger vergebens hinter die Ohren, während sie ihn stirnrunzelnd mustert. „Du leidest nicht unter Gedächtnisschwund, oder? Du erinnerst dich schon noch, dass ich dazu längst ja gesagt habe?“

Er schmunzelt und legt seine Hände zärtlich an ihre Wangen. „Ich meine, heirate mich jetzt gleich.“

Als sie erkennt, dass er es tatsächlich ernst meint, verlässt ein ein klein wenig überfordertes Lachen ihre Lippen. „Jetzt? Hier?“

„Das nächste Dorf ist nicht weit entfernt und ich bin sicher wir könnten dort jemanden finden, der uns traut.“

Seine Lippen streifen hauchzart über ihre, als er den Kopf so weit senkt, dass sie nur noch ein mickriger Millimeter trennt und sie jedes seiner Worte am ganzen Körper spürt.

„Nur wenn du willst.“

Sie flüstert ihre Antwort bereits atemlos, bevor sie sich ein winziges bisschen nach vorne streckt, um seine Lippen endlich vollständig auf ihren fühlen zu können. „Als würde ich dich jemals nicht wollen!“
 

*
 

Am nächsten Abend
 

Das Mondlicht, das durch die zugezogenen Vorhänge dringt, ist alles, was den Raum minimal erhellt, aber für seine Augen ist das mehr als genug.

Obwohl er sie keinesfalls wecken will, kann er der Versuchung dennoch nicht widerstehen, mit seinen Fingerspitzen immer wieder zart über ihren nackten Rücken zu fahren, während sie neben ihm tief und fest schläft.

Aber Schlaf liegt ihm in diesem Moment noch ausgesprochen fern, denn seine Gedanken kreisen noch ununterbrochen um die Tatsache, dass sie jetzt wirklich ihm gehört. Ganz offiziell. Das Mondlicht spiegelt sich in dem schmalen Ring, den er ihr erst vor ein paar Stunden angesteckt hat. In ihrer kleinen, vollkommen überstürzten Zeremonie, die trotzdem oder vielleicht genau deshalb perfekt war. Für sie zumindest.

„Neji?“

Er verspürt ein wenig Reue darüber, sie doch geweckt zu haben, aber gleichzeitig schleicht sich ein selten sanftes Lächeln auf seine Züge. „Ja?“

Tenten schlägt ihre müden Augen auf und fixiert ihren Mann mit einem neckenden Schmunzeln. „Leg dich hin und schlaf endlich!“

Er senkt den Kopf und küsst zärtlich auf die Lippen. „Ich liebe dich.“ Der talentierte Shinobi rutscht neben sie tiefer auf die Matratze und sie bettet ihren Kopf vertraut an seiner Brust und ist schon beinahe wieder eingeschlafen, als sie seine Worte noch leise erwidert. „Ich dich auch.“
 

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Vier Wochen später
 

„Tenten?“

Neji betritt fragend seinen Hausflur, wartet jedoch vergeblich auf eine Antwort und runzelt skeptisch die Stirn. Er ist gerade einen Tag früher als geplant von einer dreitägigen Mission zurückgekommen und würde auch nicht unbedingt erwarten seine Frau Zuhause anzutreffen, wenn ihm seine Cousine nicht vor zwei Minuten eben das erzählt hätte.

Er ruft sie noch einmal und schüttelt ein leicht ungutes Gefühl ab, als er wieder keine Antwort erhält. Er weiß, dass Yuki um diese Zeit noch im Kindergarten ist und Tenten ihre Trainingsstunden häufig in diese Zeit legt, aber Hinata hat ihm erzählt, dass es in der Akademie einen Wasserschaden gegeben hat und deswegen ihr kompletter Unterricht für diesen und den nächsten Tag abgesagt wurde.

Bereits leicht genervt, aktiviert er schließlich sein Bluterbe nur um in der nächsten Sekunde im Schock einen Schritt nach vorne zu taumeln, als er seine frühere Teamkameradin schließlich findet. Er stürzt panisch in die Küche und fällt hektisch neben seiner bewusstlosen Frau auf die Knie. „Tenten! Scheiße, Tenten!“

Der talentierte ANBU sucht verzweifelt nach ihrem Puls und nimmt erst wieder etwas durch das Rauschen in seinen Ohren wahr, als er ihren Herzschlag ertastet.

Er hat zwar weder die Haustür, noch Hinatas Rufen gehört, aber plötzlich kniet seine Cousine neben ihm und schiebt seine Hände entschieden zur Seite. Aber es dauert eine Weile, bis ihre ruhigen Worte zu ihm durchdringen.

„Neji? Neji, es geht ihr gut, hörst du? Sie ist nur bewusstlos.“ Narutos Frau lässt mit einem Augenrollen von ihrer besten Freundin ab und legt ihrem Cousin beruhigend beide Hände auf die Schultern, bis sein panischer Blick endlich ihrem ruhigen begegnet. „Ihr fehlt nichts, hörst du mich? Und jetzt lass sie uns ins Krankenhaus bringen, damit du es schwarz auf weiß bekommst und Tenten nachher etwas hat, worüber sie sich aufregen kann.“
 

Sie sind noch nicht ganz im Krankenhaus, als Tenten sichtlich benommen die Lider aufschlägt und zuerst dem besorgten Blick ihres Mannes begegnet. „Neji? Was ist passiert?“

„Ich habe dich bewusstlos in unserer Küche gefunden.“

„Oh.“ Die talentierte Waffenexpertin runzelt verwirrt die Stirn, scheint sich aber nicht wirklich an ihren Schwächeanfall erinnern zu können und als sie ihren Kopf haltsuchend zurück an Nejis Schulter lehnt, entgleitet ihr ihr Bewusstsein erneut.
 

*
 

„Neji-“

Der Hyuuga schreckt von seinem Stuhl, den er neben Tentens Krankenbett bezogen hat und wendet sich müde seiner Cousine zu, fixiert jedoch augenblicklich, was sie in den Händen hält.

„Ist das ihre Akte?“

Hinata nickt, doch statt sie ihm zu geben, verschränkt sie die Arme hinter dem Rücken und entzieht das Papier damit gleichzeitig wirkungsvoll seiner direkten Reichweite. „Ja, aber vielleicht solltest du warten, bis sie wach ist.“

Der talentierte ANBU kann sich nur mit einem Blick auf die regungslose Gestalt seiner früheren Teamkameradin davon abhalten laut zu werden. Andererseits würde sie dann vielleicht endlich aufwachen.

„Gib mir die Akte, Hinata. Sie ist meine Frau und ich will sofort wissen, was mit ihr los ist!“

Er sieht das Zögern in ihrer Haltung und sogar den offenen Widerwillen in ihren vertrauten Augen, doch sie reicht ihm ohne einen weiteren Widerspruch seufzend die Akte. Yukis Vater fährt mit seinen hellen Augen über die zwei eng beschriebenen Blätter, nicht wirklich in der Hoffnung überhaupt etwas von den medizinischen Fachbegriffen zu begreifen, denn das ist einer der wenigen Bereiche von dem er nicht das geringste versteht. Auch die Angaben über die Blutuntersuchung, die durchgeführt wurde, sind Zahlen und Buchstaben, die genauso gut in einer anderen Sprache verfasst sein könnten. Aber ein Satz zieht seine Aufmerksamkeit an und daran gibt es nichts misszuverstehen. Die Akte rutscht aus seinen Fingern, als sich seine Augen fassungslos weiten.

Die Patientin ist schwanger.
 

„Neji?“

Die vorsichtige Stimme seiner Cousine schreckt ihn erneut aus seiner Starre und als ihm klar wird, dass sie genau weiß, warum er so aufgewühlt wirkt, muss er seinen plötzlich aufkochenden Zorn niederringen. „Wusstest du es?“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es selbst noch nicht gewusst hat, Neji. Sonst-“

Dass sie ihren Satz abbricht, verrät ihm mehr, als wenn sie es ausgesprochen hätte. „Sonst was?“

„Sonst hätte sie es mir schon gesagt.“

„Warum?“ Denn ihm ist klar, dass dahinter mehr steckt, als nur die Vertrautheit zwischen den beiden langjährigen Freundinnen.

Seine Cousine weicht seinem Blick schon lange nicht mehr aus, aber obwohl ihre Körpersprache nach all den Jahren nichts mehr davon verrät, erkennt er trotzdem, dass ihr ihr Gespräch unangenehm ist. „Neji, es wäre mir wirklich lieber, du würdest mit Tenten darüber reden.“

All das trägt nicht dazu bei, diesen sengenden Zorn zu löschen, den er angesichts der Tatsache empfindet, dass ihm mal wieder etwas vorenthalten wurde. „Ja, aber diese Option habe ich im Moment nicht, oder?!“

Seine Cousine kapituliert schließlich mit einem schweren Seufzen. „Ich werde dir keine Details erzählen, denn das ist nicht meine Aufgabe. Aber ich war damals nicht die Einzige, deren Schwangerschaft nicht ganz... unproblematisch verlaufen ist.“

Es dauert einen Moment, bis ihre Worte bei ihm ankommen. Nicht, weil er nicht begreift, was sie ihm da gerade offenbart hat, sondern weil er einfach nicht fassen kann- „Und keiner von euch ist je auf die Idee gekommen mir das zu sagen?!“
 

„Neji.“

Keiner der beiden Hyuugas hat bemerkt, dass Tenten hinter ihnen ihr Bewusstsein zurückerlangt und fahren synchron zu ihr herum.

„Tenten.“

Die mahagonifarbenen Augen der Waffenexpertin fahren zuerst über ihren Mann, heften sich dann aber bittend auf ihre beste Freundin. „Hina, würdest du uns kurz allein lassen?“

„Ich hole die Kinder von der Betreuung ab und nehme Yuki solange mit zu uns.“

Tenten nickt dankbar, aber Neij blinzelt nicht einmal in die Richtung seiner Cousine und diese schenkt ihrer besten Freundin einen mitfühlenden Blick, den diese mit einem Schulterzucken erwidert, bevor sie sich wieder ihrem Mann zuwendet.

Seine Wut noch nicht ganz verraucht, sinkt Neji zurück auf den Stuhl neben Tentens Krankenbett, ohne seinen Blick auch nur für eine Sekunde von ihr zu lösen.

Ihr leises Flüstern bricht schließlich die angespannte Stille zwischen ihnen. „Ich bin schwanger, oder?“

Er nickt bestätigend, hält aber dann erstarrt inne, als seine frühere Teamkameradin stockend Luft holt und ihre Hände beinahe automatisch zu ihrem flachen Bauch wandern. Erst dann begreift er, worauf er sich statt seinem Zorn wirklich hätte konzentrieren sollen.

„Wir bekommen noch ein Baby“, wispert sie gerührt.

Es dauert einen Moment, bis er das Gefühl begreift, dass schlagartig jede Faser seines Körpers auszufüllen scheint. Ein solches Glück hat er zum letzten Mal bei ihrer Hochzeit vor wenigen Wochen empfunden.

„Wir bekommen ein Baby“, wiederholt er ihre geflüsterten Worte ebenso leise und seine Augen senken sich ebenfalls auf den winzigen Streifen Haut, der am Saum von Tentens T-Shirt aufblitzt und noch in keinster Weise verrät, dass sie ein Kind in sich trägt. Ihr Kind.

Die erfahrene Kunoichi schließt atemlos die Augen, um die verräterischen Tränen zurückzuhalten, die ihr dieses Mal unbeschreibliche Rührung in die Augen treibt, als ihr Mann seinen Kopf senkt, bis sie seine Lippen federleicht an der bloßen Haut ihres Bauches spürt.

„Es tut mir leid“, flüstert er kaum hörbar und es ist ihr durchaus klar, dass er sich für mehr entschuldigt, als nur für sein gereiztes Verhalten.

Sie setzt sich langsam auf und schlingt leise schluchzend die Arme um ihn und lässt sich von ihm halten, bis ihr hormonell achterbahnfahrender Körper sich wieder einigermaßen beruhigt.
 

„Mir tut es auch leid“, bricht sie nach einer ganzen Weile die zufriedene Stille zwischen ihnen.

Aber seine Wut ist längst verraucht und er sucht nunmehr fragend ihren Blick. „Warum hast du es mir nie erzählt?“

Er liest ihre Beweggründe bereits in ihren dunklen Augen, die ihm nach all den Jahren besser vertraut sind, als die jedes anderen.

„Damit du noch einen Grund mehr gehabt hättest, um dir Vorwürfe zu machen?“

Natürlich, weiß sie es.

Er hat schließlich seit jeher ungefähr so viel Erfolg damit, etwas vor ihr geheim zu halten, wie sie normalerweise ihm gegenüber.

„Neji, denkst du ich weiß nicht, warum du vor unserer Hochzeit auf so viele Missionen gegangen bist? Ich habe dir verziehen, dass du mich damals verlassen hast, aber wenn du ehrlich bist... hast du dir selbst noch längst nicht vergeben.“

„Es tut mir so leid!“

„Ich weiß.“

„Ich will dieses Mal keine Minute verpassen. Ich will alles miterleben. Wie dein Bauch wächst, deine Arzttermine-“

„Ja, das mit den regelmäßigen Arztterminen wird für mich auch das erste Mal.“ Sie kaschiert mit einem Lächeln, dass sie nicht weiß, wie er sich das bei seinem Beruf vorstellt.

„Tenten?“

„Mhm?“ Ihre Antwort verrät, dass sie mit Gedanken längst ganz wo anders ist, aber mit seiner Antwort fährt ihr Kopf ruckartig wieder zu ihm herum.

„Tsunade hat mich heute zum ANBU-Trainer befördert.“

„Was?! Das ist- großartig! Herzlichen Glückwunsch! Ich meine, du wolltest das, oder? Du-“ Aber sie hält plötzlich inne, als sie erkennt, was das für sie bedeutet. „Du hast es ernst gemeint! Dass du hier sein wirst-“

„Ich werde immer für dich da sein, Tenten, so wie ich es dir an unserem Hochzeitstag versprochen habe. Für dich und unsere Kinder.“

Sie spürt schon wieder vereinzelte Tränen über ihre Wangen laufen und verflucht ihre ungewohnte Sentimentalität, die sie schon während ihrer ersten Schwangerschaft weit mehr gestört hat, als die ständige Übelkeit und die zahlreichen Schwächeanfälle. „Ich liebe dich.“

Seine Daumen wischen die verräterischen Spuren von ihren Wangen, bevor er ihr Gesicht zärtlich in seinen Händen hält und seine Lippen auf ihre senkt. „Ich liebe dich auch.“
 

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8 Monate später
 

„Und ich sag es nochmal: Es war ein Geschenk, dass wir uns damit beim ersten Mal nicht rumschlagen mussten.“ Sakura beobachtet das nervöse Treiben des sonst so gefassten Hyuuga, das wundersamerweise in den letzten drei Stunden noch keine tieferen Spuren im Boden des Krankenhausflures hinterlassen hat, ein klein wenig gehässig und fängt sich dafür augenblicklich einen leisen Tadel von der Frau ihres besten Freundes ein, die neben ihr in einem der Wartestühle sitzt und selbst auch ein klein wenig belustigt das ungewöhnliche Verhalten ihres Cousins beobachtet.

„Sakura!“

Aber natürlich belastet die freundliche Kritik die geborene Haruno in keinster Weise. „Was? Hättest du etwa eines von den drei Nervenbündeln dabei haben wollen?“

„Das habe ich gehört.“

Die talentierte Medic-nin dreht ihren Kopf unbeschwert zu ihrem Mann, der in gewohntem Desinteresse zu ihrer Linken sitzt. „Na und? Du erinnerst dich noch an Sosukes Geburt oder?“

„Hn.“

Das triumphierende Grinsen auf ihren Lippen verrät, dass ihrer Meinung nach eine weitere Diskussion dieser Angelegenheit vollkommen überflüssig ist. „Dann streite das mal ab, mein Lieber.“

„Normalerweise stehst du drauf, wenn ich mir Sorgen mache.“, grummelt der Clanerbe mehr gespielt genervt, woraufhin seine Frau lediglich neckend die Augen verdreht.

„Ich steh drauf, wenn ich ausnahmsweise Mal keine Dekodiermaschine brauche, um deine Gefühle zu erkennen, Liebling. Ein Nervenzusammenbruch ist jedoch unangebracht, wenn ich gerade damit beschäftigt bin, dein Kind auf die Welt zu bringen.“

„Das war kein Nervenzusammenbruch!“

„Nein, nur ein halber“, flüstert sie in Hinatas Richtung, ohne sich wirklich die Mühe zu machen, leise zu sein, drückt ihrem mürrischen Ehemann jedoch anschließend einen versöhnlichen Kuss auf die Lippen.
 

Hinata wechselt einen belustigten Blick mit ihrem Mann, dessen breites Grinsen ebenfalls Bände spricht und sich nur weiter in die Länge zieht, als er den finsteren Gesichtsausdruck seines besten Freundes auf sich erkennt, der ihn wortlos des Verrats bezichtigt.

„Was? Ich bin ein Mann, ich stehe zu meinen Gefühlen.“

„Tse.“

Bevor diese Diskussion jedoch in eine weitere hitzige Konfrontation zwischen den beiden besten Freunden ausarten kann, tritt eine junge Krankenschwester aus dem Zimmer, in dem Tenten schon seit Stunden in den Wehen liegt.

„Neji Hyuuga?“

Sakura kichert boshaft, als der sonst so gefasste Shinobi erstarrt an Ort und Stelle verharrt, bis seine Cousine sich mit einem Kopfschütteln von ihrem Stuhl erhebt und ihrem Verwandten einen mehr oder weniger subtilen Schubser verpasst. „Jetzt geh schon!“
 

Er stolpert beinahe in den Behandlungsraum, aus den ihn seine frühere Teamkameradin vor ein paar Stunden geworfen hat, weil sie seine ungewohnt übertriebene Besorgnis nach eigener Aussage keine Sekunde länger ausgehalten hat.

Der talentierte Hyuuga nimmt unterbewusst wahr, dass Tsunade ihm beglückwünschend eine Hand auf die Schulter legt und sich dann mit den beiden Schwestern zurückzieht, aber sein Blick ruht ausschließlich auf Tenten, die erschöpft, aber mit einem Lächeln, das er so noch nie an ihr gesehen hat, auf das kleine Bündel herabsieht, das sie leise summend in ihren Armen wiegt.

Doch als er zwei weitere Schritte auf sie zumacht, scheint sie seine Anwesenheit doch noch zu registrieren und sieht lächelnd zu ihm auf. „Neji. Komm her.“

Er tritt neben sie und als sie ihren Arm ein wenig anhebt, sieht er zum ersten Mal in das Gesicht seines zweiten Kindes.

„Ich darf dir unseren Sohn vorstellen. Tsubasa Hyuuga.“

Ihr Sohn.
 

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3 ½ Jahre später
 

Sie sinkt atemlos neben ihm in die Kissen ihres gemeinsamen Bettes und wirft ihrem selbstgefällig lächelndem Ehemann einen belustigten Blick zu.

„Ich habe dich auch vermisst.“

Seit er zum ANBU-Trainer befördert wurde, ist es ausgesprochen selten geworden, dass er noch auf mehrtägige Missionen geht. Aber es ist ebenso längst Tradition, dass er und Sasuke den Hokagen der sechsten Generation auf sämtlichen Reisen außerhalb des Landes begleiten, so wie auch dieses Mal nach Iwa.

„Ich wollte dich etwas fragen.“

Sie hebt amüsiert eine Augenbraue. „Und da hast du gedacht, du probierst es in gewohnter Manier erst mal mit der nonverbalen Variante?“

Er dreht sich auf die Seite und streift mit seinem Zeigefinger neckend über die nackte Haut an ihrer Hüfte. „Wieso nicht? Normalerweise funktioniert das doch ganz gut.“

Sie hebt die Hände um ihn für diese Aussage strafend in den Arm zu zwicken, aber mit seinen Reflexen umfasst er ihre Handgelenke mit Leichtigkeit, dreht sie geschickt herum und drückt sie mit dem Gewicht ihres eigenen Körpers zurück in die Kissen. Ihr ausgelassenes Lachen stirbt gegen seine Lippen, die er ihr in einem wilden Kuss aufdrückt.

„Ich wollte dich fragen, ob du dir vorstellen könntest, noch ein Baby zu bekommen.“

Die talentierte Waffenexpertin öffnet noch ein wenig berauscht von seinen Zärtlichkeiten blinzelnd die Augen, als er ausgerechnet in diesem Moment flüsternd ausspricht, was ihm garantiert schon seit mehreren Wochen durch den Kopf geht.
 

Neji hält selten nervös den Atem an, während seine schöne Frau ihn noch ein wenig perplex mustert. Aber als sich ein amüsiertes Grinsen auf ihre vollen Lippen legt und sie schmunzelnd beide Arme um seinen Hals schlingt, wertet er das als gutes Zeichen. Zumindest bis ihm ihre Antwort einen Moment später Rätsel aufgibt.

„Du hast wie immer ein beeindruckendes Timing, mein Liebster.“

Tenten lacht erheitert, als ihr Mann nur verständnislos die Stirn runzelt und beschließt großzügigerweise ihn zu erlösen. Sie setzt sich ein Stück weit auf, bis ihre Lippen mit jedem ihrer leisen Worte neckend über seine streifen. „Ich bin schwanger.“ Sie lässt ihn einen Moment lang in ihren Augen lesen, aber sie erwartet seine nächste absehbare Reaktion und lässt sich lachend von ihm zurück in die Kissen drücken, kurz bevor seine Lippen sie zum Schweigen bringen.
 

Acht Monate später vervollständigt die Geburt der kleinen Tsuki Hyuuga ihre Familie.
 

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Der Hyuuga-Clan

Neji

Tenten

Yuki

Tsubasa

Tsuki

Hinata und Naruto: Lifetime

Drei Monate nach der großen Schlacht, in Konoha
 

„Tut mir leid, aber wir müssen aufhören!“

Mit diesem Ausruf unterbricht Hinata überraschend schnell das Training, zu dem sie sich gerade erst vor wenigen Minuten getroffen haben. In den letzten Wochen seit ihrer Rückkehr ins Dorf haben sie die zähen Veränderungen in den Regelungen des Hyuuga-Clans einiges an Kraft und Zeit gekostet und es war für alle Beteiligten ein faszinierender Anblick Hinata einmal so richtig ausflippen zu sehen.

Wenn sie sich einmal nicht mit dem Papierkram und dem Starrsinn einiger Clanmitglieder herumgeschlagen haben, haben sie den Bau der drei Häuser auf dem ehemaligen Uchiha-Anwesen überwacht, die die Männer während ihres kurzzeitigen Konoha-Aufenthalts heimlich in Auftrag gegeben und die Frauen damit bei ihrer Rückkehr gehörig überrascht hatten.

Das ist das erste Mal seit ihrer Rückkehr, dass sie sich für ein kleines Training davon stehlen konnten und es überrascht Neji daher sichtlich, dass seine Cousine sich nach keinen zehn Minuten schon wieder von ihm zurück zieht.

Doch seine aufmerksamen Augen folgen ihrer unbewussten Geste aufmerksam, als sie verräterisch eine Hand auf ihren flachen Bauch legt und da erkennt auch er die kaum sichtbare Struktur, die seine Cousine hat inne halten lassen.

Während Hinata noch perplex blinzelt, legt ihr Cousin grinsend einen Arm um ihre Schultern und zieht sie in eine vertraute Umarmung. „Ich gratuliere dir.“

„Ich-“ Die schöne Clanerbin lacht atemlos, als heiße Freudentränen in ihre hellen Augen treten und sie die Umarmung glücklich erwidert. „Das war nicht geplant“, flüstert sie schmunzelnd, „aber das scheint bei uns so Programm zu sein.“

Sie grinst selten amüsiert, als sie sich von ihm löst und belustigt beobachtet, wie ihr Cousin widerstrebend die Stirn runzelt. „Die Details kannst du für dich behalten.“

Aber auch der talentierte ANBU schmunzelt sanft, als seine jüngere Cousine sich glückselig auf die Zehenspitzen streckt und ihm überraschend einen liebevollen Kuss auf die Wange haucht, bevor sie übermütig herumwirbelt. „Ich muss los!“
 

Sakura und Tenten sind im Garten der Uchihas in ein absolut sinnfreies Gespräch vertieft, während Naruto und Sasuke ein paar Meter neben ihnen stirnrunzelnd den Inhalt einer Schriftrolle studieren, als Hinata atemlos um die Ecke geeilt kommt und ihre beste Freundin zu einem verständnislosen Blick verleitet.

„Du bist schon wieder da? Ich dachte ihr wolltet endlich mal in Ruhe trainieren? Also ich weiß, dass vor allem Neji das wollte, aber-“

Hinata lässt die Verlobte ihres Cousins jedoch gar nicht zu Ende sprechen, bevor sie sich außer Atem an ihren Mann wendet. „Naruto, ich muss mit dir reden!“

Während ihre Freunde die talentierte Clanerbin angesichts ihres ungewöhnlichen Verhaltens noch fragend mustern, hat der blonde ANBU sich bereits erhoben und ist ihr ein entscheidendes Stück entgegen gekommen, da ihr beinahe gehetztes Auftauchen ihn doch minimal beunruhigt.

„Ist was passiert?“

„Ja, also, nein- komm einfach mit.“ Mit dieser nichts erklärenden Aussage greift sie nach seiner Hand und wendet sich ohne ein weiteres Wort von ihren Freunden ab, als Tenten ihr noch etwas hinterherruft.

„Willst du mir vielleicht noch sagen, wo du meinen Verlobten gelassen hast?“

„Der kommt schon wieder“, winkt die geborene Hyuuga jedoch lediglich gleichgültig ab und zieht ihren Mann hinter sich her in die Richtung ihres, praktischerweise direkt nebenan erbauten Hauses.
 

Sakura hebt skeptisch eine Augenbraue, aber ihre Lippen ziert ein äußerst belustigtes Grinsen, als sie sich an die braunhaarige Kunoichi an ihrer Seite wendet. „Irgendeine Idee was das gerade gewesen ist?“

Tenten schüttelt nachdenklich den Kopf, in diesem Moment tritt jedoch auch Neji in den Garten und die erfahrene Waffenexpertin erhebt sich augenblicklich, um ihm die wenigen Meter entgegen zu gehen. „Neji? Hinata hat bei eurem Training nichts abbekommen oder? Einen Schlag auf den Kopf, der uns Sorgen machen sollte, zum Beispiel?“

Der stolze ANBU schmunzelt uncharakteristisch belustigt, während er gleichzeitig beruhigend einen Arm um seine frühere Teamkameradin legt. „Solange sie auf dem Rückweg nicht gestolpert und hingefallen ist und das bezweifle ich, geht es ihr gut. Wir haben noch gar nicht wirklich angefangen, als sie das Training schon wieder abgebrochen hat.“

Sakura hat unbewusst nach Sasukes Hand gegriffen und ihre Finger vertraut mit seinen verschränkt, bevor sie mit ihm an ihrer Seite zu den anderen beiden tritt. „Sie hat dir nicht zufällig einen Grund dafür genannt, warum sie sich benimmt, als hätte sie zu viel Sake erwischt?“

„Doch.“

Seine einsilbige Antwort beschert dem Hyuuga einen fiesen Hieb von seiner Freundin.

„Was? Es ist zum ersten nicht meine Aufgabe euch das zu erzählen und zweitens könntet ihr da eigentlich selbst drauf kommen.“ Aber noch während der Hyuuga murrt, wechseln die beiden Frauen bereits einen vielsagenden Blick, als sie die verstreuten Puzzleteile beinahe gleichzeitig zu einem passenden Bild zusammenfügen.

Tenten grinst zufrieden, ehrlich glücklich für ihre beste Freundin. „Sieht so aus, als werden wir wieder Tante.“

Aber Sakuras Grinsen hat auch noch einen anderen Hintergrund und veranlasst die schöne Waffenexpertin zu einem störrischen Augenrollen. „Ja und außerdem schuldest du mir Geld.“

„Ja ja, ich gebs dir später.“ Auf die verständnislosen Blicke der beiden Männer neben ihnen, räumt Tenten vollkommen schuldlos ein. „Wir haben eventuell eine kleine Wette abgeschlossen.“

Sakura gibt auch den Hintergrund dieser Wette unumwunden preis. „Und ich habe darauf gesetzt, dass Hinata und Naruto spätestens sechs Monate nach unserer Rückkehr genau dieses Gespräch führen werden.“

„Ich hätte mir eigentlich auch denken können, dass es bei den beiden nicht lange dauern würde.“, grummelt Tenten, mehr belustigt, als verärgert über die Niederlage bei ihrer kleinen Wette.

„Ja, die beiden zusammen scheinen sehr...“ Sakura scheint grinsend noch nach dem richtigen Wort zu suchen, aber Neji unterbindet diese Diskussion stöhnend.

„Können wir bitte über was anderes reden? Das sind Bilder von meiner Cousine und meinem Teamkameraden, die ich wirklich nicht im Kopf haben möchte.“

„Du weißt aber schon, wie das mit dem Kinder kriegen funktioniert, oder Schatz? Oder soll ich dir das noch einmal erklären“, will Tenten stichelnd wissen, aber der verheißende Ausdruck, den die weißen Augen ihres Verlobten schlagartig annehmen, als er sie fixiert, lässt sie schluckend feststellen, dass sie das vielleicht nicht ganz durchdacht hat. Neji steht in Sekunden direkt vor ihr und schlingt besitzergreifend einen Arm um ihre Hüften, bis ihre Körper so dicht beieinander stehen, dass sie jedes seiner geflüsterten Worte an ihren Lippen spürt.

„Wie wäre es, wenn du es mir stattdessen demonstrierst.“ Er fährt mit seiner Nase von ihrem Mundwinkel, bis zu ihrem Ohr und sie zittert bereits erregt in seinen Armen, vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass sie nicht allein sind. „So ganz ausführlich.“

Sie öffnet den Mund, um auf sein verlockendes Angebot einzugehen oder ihn für seine Schamlosigkeit zu rügen, da ist sie sich selbst noch nicht ganz sicher, aber ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb, als ihr ehemaliger Teamkamerad sie ruckartig hochhebt und sie eiskalt über seine Schulter wirft, während er zielstrebig ihr Haus anstrebt, das ein paar hundert Meter weiter neben Narutos und Hinatas steht und erst vor zwei Wochen fertig gestellt wurde.

Sakura beobachtet die seltene Zurschaustellung von ihren Freunden kopfschüttelnd, bis Tenten und Neji in ihrem eigenen Gartenteil verschwinden und ihr Blick dem ihres wortkargen Verlobten begegnet. Der Ausdruck in seinen Augen lässt sie jedoch fragend eine Augenbraue in die Höhe ziehen. „Was, willst du mir weismachen, dass du auch eine Demonstration brauch-?“ Die letzte Silbe ihres Spotts erstickt in einem atemlosen Keuchen, denn er bewegt sie beide in schier unmenschlicher Geschwindigkeit und in der nächsten Sekunde fällt sie bereits atemlos in die weichen Kissen ihres gemeinsamen Bettes und als sie aufsieht begegnet sie dem vertrauten selbstgefälligen Grinsen ihres Verlobten, während er süffisant über sie auf die Matratze klettert und mit seinen geschickten Fingern in aller Ruhe einen Knopf nach dem anderen auf ihrem Oberteil löst.

„Die Frage ist nicht, ob ich eine Demonstration brauche, Liebling, sondern ob ich eine will.“

Er senkt seine Lippen ruckartig auf ihre, um ihr überraschtes Keuchen zu schlucken, als er ihr ihr Oberteil beinahe grob vom Leib reißt, bevor er ihr eine äußerst eindrucksvolle Demonstration darbietet.
 

*
 

Währenddessen bei Hinata und Naruto
 

Naruto beobachtet seine zierliche Frau besorgt dabei, wie sie Teewasser in ihrer neuen Küche aufsetzt und mahnt sich selbst zu warten, bis sie bereit ist ihm zu erzählen, was sie beschäftigt.

Seine Frau.

Nach drei Monaten hat er sich längst daran gewöhnt sie so zu nennen, aber manchmal kann er immer noch nicht glauben, dass ausgerechnet er so viel Glück verdient haben soll.

Es war ihre Idee, Tsunade gleich nach der großen Schlacht zu bitten sie zu trauen, als alles noch mehr oder weniger im Chaos versunken ist. Obwohl das seinen eigenen Wünschen in jeder Hinsicht entsprochen hat, hat er sie wiederholt gefragt, ob es wirklich das ist, was sie will. Ihre Zeremonie war wunderschön, aber auch vollkommen überstürzt und wenn er manchmal Sasukes und Sakuras aufwendigen Hochzeitsplanungen zuhört, fragt er sich, ob er sie vielleicht darum gebracht hat. Aber sie hat ihm immer wieder versichert, dass er und ihre Kinder alles sind, was sie braucht. Und er hat nie an ihren Worten gezweifelt.

Aber er hat dennoch erst nach ihrer Rückkehr nach Konoha begriffen, dass Hinata noch einen anderen triftigen Grund hatte, ihn noch vor ihrer Rückkehr zu heiraten. Denn wenn es nach ihrem Clan gegangen wäre, würden sie wahrscheinlich immer noch für ihre Beziehung kämpfen.

In der ganzen Geschichte des ehrwürdigen Hyuuga-Clans ist es noch nie vorgekommen, dass ein Erbe des Clans Kinder mit einem Nicht-Hyuuga bekommen hat. Bei dem Gedanken daran, wie die reizenden Verwandten seiner Frau die Zwillinge bei ihrer Rückkehr gemustert hatten, steigt ein vertrauter Zorn in ihm auf. Es hat ihn beinahe umgebracht, dass es sein Erbe war, das die missbilligenden Blicke auf seinen Kindern verursacht hat.

Aber Hinata... der blonde Shinobi schließt die Augen, als ihn seine Gefühle für die junge Frau an seiner Seite einmal mehr zu überwältigen drohen.

Niemand hat die schöne Clanerbin jemals so ausrasten sehen. Die eiskalte Autorität, die sie ihrer Familie gegenüber angenommen hat, um ihre eigene zu beschützen, war die erste Parallele, die Hinata jemals mit ihrem verstorbenen Vater verbunden hat.
 

Tsunade hat ihnen noch im Dorf der Hyuugas ihre Vermutung bestätigt, dass Hiashi Hinata nie als seine Erbin ersetzt hat und Hanabi war außerdem noch nicht einmal volljährig. Obwohl sie ihre Position gehasst hat, hat sie einmal mehr die Rolle des Clanoberhauptes für sich beansprucht. Bei ihrer Rückkehr war der Hyuuga-Clan zweigespalten: die abtrünnigen Hyuugas auf Hinatas Seite und Konohas Clan auf der anderen. Am Anfang schien es, als würde der offizielle Teil des Hyuuga-Clans Hinata niemals akzeptieren. Nicht nur weil er an ihrer Seite war, sondern in erster Linie auch, weil sie den unfassbaren Frevel begangen hat, fortzulaufen, sich anderen abtrünnigen Clanmitgliedern anzuschließen und schließlich, was für viele wohl am schlimmsten war, ihren Geburtsnamen abgelegt hat, um seinen anzunehmen. Ein Oberhaupt, das offiziell nicht einmal mehr eine Hyuuga war, schien undenkbar.

Aber niemand hat mit Hinatas eisernem Willen gerechnet. Die schüchterne Clanerbin hat sich dieses eine Mal rein gar nichts gefallen und auch keinen Widerspruch gelten lassen. Mit dem Versprechen, das Bannmal abzuschaffen, hat sie zuerst die Nebenfamilie überzeugt. Aber eine Mehrheit hat im Huyuga-Clan noch nie etwas bedeutet. Es hat die kalkulierte Drohung gebraucht, die Hyuuga aus dem abtrünnigen Dorf in sämtliche Ninja-reiche zu entlassen und die Macht der Byakugan damit jedem zugänglich zu machen, um letztendlich auch den Rat engstirniger alter Greise zu überzeugen, Hinata den Hyuuga-Clan in eine neue Ära führen zu lassen. Mit Tsunades tatkräftiger Unterstützung hatten sie letztendlich auch keine andere Wahl als nachzugeben.
 

Und es scheint, als wäre nach beinahe drei Monaten unablässigen Kampfes jetzt endlich Ruhe in ihr Leben eingekehrt. Aber das ändert nichts daran, dass er sich stets um sie sorgt.

Es waren seine Arme in denen sie weinend und fluchend zusammengebrochen ist, als all ihre Versuche aussichtslos erschienen. Er lag Nacht für Nacht mit ihr wach, wenn sie ihre Sorgen einmal mehr nicht schlafen ließen. Aber er hat auch hilflos zugesehen, wie sie unter all dem Stress stetig Gewicht verloren hat und wie ihre Augen viel zu viele Stunden einen stumpfen, ausgebrannten Ausdruck angenommen haben.

Es hat ihm das Herz gebrochen, jedes Mal wenn sie sich seinetwegen ein Lächeln abgerungen hat, bis er schließlich eines Tages vor ihr auf die Knie gesunken ist und sie verzweifelt angefleht hat, ihm zu sagen, wie er diesen Kummer von ihr nehmen kann.

Als sie keine Sekunde gezögert hat, um neben ihm auf dem Boden zu knien und ihm mit einem ehrlichen Lächeln versichert hat, dass ihre Familie jedes dieser Opfer wert ist und sie noch so viel mehr auf sich nehmen würde, nur um mit ihm zusammen zu sein, ist ihm klar geworden, dass alles andere nicht wirklich wichtig war. Dieses Ringen mit dem Hyuuga-Clan war für die Freiheit all seiner Mitglieder, es ging dabei nicht um sie. Sie würden immer zusammen sein und wenn sie dafür erneut fortziehen müssten. Denn ihm war es ebenso ernst damit, dass er seinen Traum Hokage zu werden in einem Wimpernschlag für sie und seine Kinder aufgeben würde.
 

Seine Anspannung fällt schlagartig ab und ein sanftes Lächeln schleicht sich auf seine Züge, als sie zulässt, dass er seine Hände auf ihre Hüfte legt, um sie auf die Küchenanrichte zu heben, obwohl sie mehr als in der Lage wäre, sich selbst hochzuziehen. Er lässt seine Hände an ihren Seiten ruhen, weil er nie widerstehen kann sie auf die eine oder andere Weise zu berühren, aber er hebt seinen Blick zu ihren Augen, als sie die Stille zwischen ihnen gewohnt ruhig unterbricht.

„Ich muss dir etwas sagen.“

„Ja.“ Er widersteht der Versuchung entspannt die Augen zu schließen, als sie ihre linke Hand hebt und ihre Finger sanft durch seine hellen Haare zieht, während die Fingerspitzen ihrer anderen Hand sanft seine Wange streifen. Doch das grenzenlos glückliche Lächeln, das sich auf ihre Lippen legt, fesselt seine Aufmerksamkeit so sehr, dass er ihre nächsten Worte beinahe überhört hätte.

„Wir bekommen ein Baby, Naruto.“

Sein Blick fährt automatisch zu ihrem flachen Bauch und er schiebt seine Finger bereits vorsichtig unter den Saum ihres Oberteils, als er ihre Worte perplex wiederholt. „Ein Baby.“

Hinata lacht zittrig, als sie seine rauen Finger auf ihrer Haut spürt und ihr Herz sein Schlagen schlagartig beschleunigt, während sie beide Arme um seinen Hals schlingt und ihre Stirn gerührt gegen seine lehnt. „Ja, ich bin schwanger.“

Seine Finger ziehen weiter Kreise über ihre nackte Haut und nach drei Monaten Ehe scheint es beinahe lächerlich, dass sie eine solch simple Berührung immer noch zittern lässt.

„Aber du spürst noch nichts oder?“

„Nein“, beantwortet sie seine vorsichtige Frage schmunzelnd. „Es ist noch nicht einmal so groß wie eine Stecknadel. Aber ich habe es gesehen, als ich mit Neji trainieren wollte.“

Sie erkennt schmunzelnd, dass ihrem sonst so übermütigen Mann jegliche Worte zu fehlen scheinen, aber als seine Lippen ihre finden, werden ihre eigenen Gedanken schlagartig ebenfalls auf ein atemloses Seufzen reduziert.

Sie spürt seine Hände unter ihrem Oberteil über ihre Rippenbögen nach oben wandern und seufzt rau, als seine Fingerspitzen über ihre Unterwäsche streichen, bevor er sich die zwei Sekunden von ihr löst, die er braucht, um ihr das Stück Stoff vom Körper zu streifen.

„Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich liebe.“ Seine Lippen streifen ihre mit jedem geflüsterten Wort und ihre Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln, das einem Keuchen weicht, als er schelmisch den Knopf ihrer Hose öffnet.

„Ich glaube, ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung.“

Aber sie lässt es sich für ihr Leben gerne jeden Tag aufs Neue von ihm beweisen.
 

Die Tatsache, dass sie sich einige Minuten später Arm in Arm auf ihrem Küchenboden wiederfinden, entlockt der jungen Clanerbin ein belustigtes Schmunzeln. Sie liebt es, wenn er ihr gegenüber in diesen seltenen Momenten jegliche Kontrolle verliert.

„Hinata?“

Sie dreht ihren Kopf lächelnd zu ihm, runzelt jedoch fragend die Stirn, als sie seinen besorgten Blick erkennt.

Er hebt eine Hand an ihre Wange, aber erst als seine Finger vorsichtig ihre Haut streifen, nimmt sie die verräterische Feuchtigkeit wahr, die ihre Augen ungefragt verlassen hat.

„Was ist los? Ich habe dir nicht weh getan, oder?“ Seine Finger wandern in seiner plötzlichen Furcht unbewusst zu ihrem nackten Bauch und die zärtliche Geste treibt weitere zahllose Tränen über ihre geröteten Wangen.

„Nein, natürlich nicht. Ich bin nur so glücklich.“

Er zuckt angesichts ihrer offensichtlichen Gefühlsachterbahn nicht einmal mit der Wimper und schlingt wortlos einen Arm um ihren zierlichen Körper und küsst sie zärtlich auf die Stirn.
 

Knappe neun Monate später wird Hinatas und Narutos zweiter Sohn Taiyo geboren.
 

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1 ½ Jahre später
 

„Was, wenn ich etwas absolut Dummes sage?“

„Dann wirst du dich verlegen am Kopf kratzen, gewinnend grinsen und sie alle dazu bringen mit dir zu lachen.“ Sie richtet ihm seinen Kragen sorgfältig, bevor sie ihre Handflächen flach auf seiner Brust ruhen lässt und lächelnd zu ihm aufsieht. „Dass du dich selbst nicht zu ernst nimmst, ist eine deiner besonderen Eigenschaften, für die dich das ganze Dorf längst liebt, Naruto. Außerdem kannst du in meinen Augen gar nichts dummes sagen.“

Er grinst und streicht ihr zärtlich eine einzelne Haarsträhne, die sich aus ihrer eleganten Hochsteckfrisur gelöst hat, zurück hinters Ohr. „Ja, aber du bist auch ein klein wenig voreingenommen.“ Aber seine Sorge holt ihn im nächsten Moment doch noch einmal ein. „Was, wenn es doch zu früh ist?“

„Hast du das Gefühl, dass es das ist?“

Er seufzt. „Nein. Ich wollte das hier seit ich denken kann.“ Der talentierte ANBU wendet seinen Blick unsicher von seiner Frau ab, bevor er seine nächsten Worte ausspricht. „Aber verdient ein Mensch wirklich alles, was er sich je gewünscht hat? Ich habe dich und die Kinder und ihr seid das Beste, was mir je passiert ist.“

„Naruto, sieh mich an.“ Der selten energische Unterton in ihrer Stimme verrät ihm bereits, dass sie ihn einmal mehr durchschaut hat, bevor er ihrem vertrauten Blick begegnet. „Du verdienst das hier.“

Sie wartet, bis er ihr mit einem Nicken zustimmt, bevor sie ihre Hände an seine Wangen legt und ihn für einen zärtlichen Kuss an ihre Lippen zieht.

„Ich habe ein Geschenk für dich.“

„Ja?“ Sein jungenhaftes Lächeln ist so typisch und erinnert sie jedes Mal an ihren Ältesten, der seinem Vater in so vielem ähnelt.

Sie lacht kopfschüttelnd, da sie nach all den Jahren immer noch dasselbe Flattern in ihrem Bauch spürt, jedes Mal, wenn er sie so ansieht. „Ja. Eigentlich wollte ich es dir erst nach der Zeremonie sagen, aber wenn du willst-“

Sie muss ihren Satz abbrechen, als er seine Lippen ungestüm zurück auf ihre senkt.

„Du weißt, Geduld war noch nie meine Stärke.“

Sie nimmt mit einem Schmunzeln seine Hand und legt sie auf ihren Bauch und verrät ihm damit bereits ihr kleines Geheimnis. „Ich bin schwanger.“

Einen Moment lang sieht sie die wilde Freude in seinen blauen Augen tanzen, aber als er sie erneut für einen wilden Kuss an sich zieht, flattern ihre Lider hilflos nach unten.

Der blonde Shinobi schiebt zärtlich eine Hand in den schlanken Nacken seiner Frau und lehnt seine Stirn zärtlich gegen ihre. „Dieser Tag ist bereits perfekt.“

Die schöne Clanerbin lässt zu, dass er sie noch einmal küsst, bevor sie ihn lachend von sich schiebt. „Jetzt geh schon!“

Er macht zwar wirklich zwei Schritte von ihr weg, dreht sich aber dann sofort wieder zu ihr um. „Was ist mit dir?“

Hinata lächelt den einzigen Mann, den sie je geliebt hat, liebevoll an. „Ich werde immer an deiner Seite sein, Naruto.“

Tsunades Stimme dringt durch den Vorhang laut zu ihnen durch und Naruto tritt mit einem tiefen Atemzug nach draußen auf die Bühne, die Augen fest auf seine Frau gerichtet, ohne deren konstante Unterstützung er seinen Lebenstraum niemals erreicht hätte.

„Ich präsentiere euch, den Hokage der sechsten Generation: Naruto Uzumaki!“
 

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Sieben Monate später
 

„Ich geh noch schnell in den Gewürzladen. Brauchst du was?“

Hinata schüttelt lächelnd den Kopf. „Danke, aber ich glaube, ich gehe schon mal vor zum Obststand.“

Tsunades frühere Schülerin nickt zustimmend. „Gut, dann treffen wir uns in ein paar Minuten da?“

Während sie den vertrauten Stand anstrebt, denkt Hinata wehmütig an ihren Jüngsten. Taiyo hat seinen Unmut darüber, dass seine Mutter ohne ihn zum Markt gehen wollte deutlich zum Ausdruck gebraucht. Aber im 8. Monat ihrer Schwangerschaft, kann sie ihren zweijährigen Sohn kaum noch tragen und da auch Sakura wieder schwanger ist, wenn auch gerade erst im zweiten Monat, haben sie beschlossen die Kinder bei Tenten zu lassen, um ihren Einkauf möglichst effizient zu erledigen.

Die geborene Hyuuga legt mit einem glücklichen Lächeln eine Hand auf ihren runden Bauch. Sie kann es kaum noch erwarten, ihr viertes Kind endlich in den Armen zu halten. Gleichzeitig genießt sie diese Schwangerschaft auch besonders, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es möglicherweise ihre letzte sein könnte, auch wenn sie und Naruto noch nicht darüber gesprochen haben. Sie haben ihre Familienplanung beide schon immer mehr der Natur ihrer Beziehung überlassen, als bewusste Entscheidungen getroffen.

Sie wird auf unsanfte Art aus ihren Gedanken gerissen, als sich eine fremde Hand auf ihren Oberarm legt, aber bevor sie auch nur an eine Verteidigung denken kann, spürt sie eine Klinge an ihrem Bauch und das kühle Gefühl des Messers ist ihr auch nach all den Jahren noch auf grausame Weise vertraut.

Die Frau des Hokage der sechsten Generation dreht den Kopf zur Seite und verdrängt gleichzeitig jede panische Reaktion ihres Körpers, als sie in das grinsende Gesicht eines ihr vollkommen fremden Mannes blickt.

„Ein Mucks und ich schneide dir dein ungeborenes Kind ein wenig früher als geplant aus dem Bauch! Du wirst mir jetzt unauffällig zum nächsten Dorfrand hinüber folgen. Versuch nicht die Heldin zu spielen, dann passiert dir und deinem Baby auch nichts! Nicke, wenn du mich verstanden hast!“

Hinata nickt wortlos und schmeckt ihr eigenes Blut, als sie sich zu hart auf die Zunge beißt, während sie sich von dem fremden Mann zu den nahen Dorfmauern führen lässt.

Ihre Gedanken gelten allein ihrer ungeborenen Tochter. Sie braucht ein Ablenkungsmanöver. Nur zwei Sekunden, um den Blick ihres Entführers von sich zu lenken. Aber obwohl sie beinahe jeder der Dorfbewohner, den sie passieren, freundlich grüßt, ist das nicht genug und ihr bleibt nichts anderes übrig, als so zu tun, als würde sie freiwillig neben einem alten Bekannten hergehen.
 

Als sie ungehindert einen Nebenausgang in den Dorfmauern durchqueren, beißt sich Nejis Cousine hart auf die Unterlippe, um ihr verdächtiges Zittern zu verbergen. Mit dem Verlassen ihres Heimatdorfes, sind ihre Überlebenschancen und schlimmer noch, die ihres Babys, gerade drastisch gesunken.

Sie zwingt eine stählerne Härte in ihre Stimme, von der sie in diesen seltenen Momenten dankbar dafür ist, dass sie ihr schon von Kindesbeinen an eingedrillt wurde. „Was wollen Sie?“

„Stell dich nicht dümmer als du bist, Süße! Wenn dein Mann kooperiert wird dir und eurem kostbaren Nachwuchs nichts passieren.“

Narutos Frau ignoriert die wenig subtile Drohung und erwägt das Risiko einzugehen und ihr Bluterbe zu aktivieren. Sie muss wissen, wie weit seine Partner noch entfernt sind. Denn so dumm, dass er diese Aktion allein durchzieht, kann er unmöglich sein. Ihre Fluchtchancen werden von gering zu nicht vorhanden sinken, sobald sie es mit mehr als nur einem zu tun hat. Gleichzeitig zögert sie, irgendetwas zu riskieren, solange der Dreckskerl sein Messer an ihrem Bauch hat.

„Hier lang!“ Er reißt sie so hart herum, dass sie aus dem Gleichgewicht gebracht stolpert und hart mit dem Fuß umknickt. Aber bevor sie sich selbst abfangen kann, nutzt ihr Entführer seinen groben Halt um ihren Oberarm, um sie erneut herumzureißen, aber in der Sekunde, in der sie spürt, wie der Druck des Messers von ihrem Unterleib verschwindet, bewegt sie sich mit der Geschwindigkeit einer Hyuuga. Sie dreht zuerst ihren Bauch von seinem Messer weg und lässt zu, dass er sie tief in ihren rechten Oberarm schneidet, während sie stumm ihr Bluterbe aktiviert. Sie lässt ihm den Moment des Triumphs, während sie ausholt, um den einen Treffer zu landen, den sie braucht um ihn zu töten. Und sie trifft.
 

Ihr Angreifer ist schon tot, bevor sein Körper auf den Boden aufschlägt, aber mit seinem letzten Atemzug schlägt er noch einmal nach ihr und bei ihrem Ausweichmanöver belastet sie ihren verletzten Fuß zu sehr und in ihrem verzweifelten Versuch ihren Bauch vor dem Sturz zu beschützen, geht sie hart zu Boden.

Hinata unterdrückt ein schmerzerfülltes Stöhnen und stellt mithilfe ihres Bluterbes erleichtert fest, dass der Treffpunkt ihres Entführers und seiner Komplizen wohl weiter entfernt war, als sie zunächst befürchtet hat. Sie legt ihren linken Arm beruhigend auf ihren runden Bauch und flüstert zusammenhanglose Beschwichtigungen, bevor sie ihren rechten Arm anheben will, um einmal mehr ihren vertrauten Geist zur Hilfe zu rufen. Aber diese Hoffnung zerschlägt sich, als sie entsetzt erkennt, dass ihr Angreifer den Nerv in ihrem Oberarm zerschnitten hat und ihr damit jegliche Bewegungsfreiheit in ihrem dominanten Arm genommen hat. Und damit auch jegliche Möglichkeit ein Jutsu zu formen, das beide Hände erfordert. Wie das des vertrauten Geistes.

Die geborene Hyuuga unterdrückt die heißen Tränen in ihren Augen und streicht weiter beruhigend über ihren Bauch, während sie sich ausrechnet, wie lange es wohl dauern wird, bis Sakura ihr Verschwinden bemerken und Alarm schlagen wird.

„Ist schon gut, mein Schatz. Dein Papa wird uns bald suchen!“

Sie hasst das Wissen, dass sie bis dahin nur beten kann, dass die Partner ihres Entführers sie nicht zuerst finden.
 

*
 

Kurz zuvor in Konoha
 

Sakura stößt die Tür zum Büro ihres besten Freundes wie gewohnt ohne anzuklopfen auf und erkennt erleichtert, dass die zwei engsten Vertrauten des Hokagen ebenfalls anwesend sind.

„Sakura!“

Ihr Mann erscheint als Erster an ihrer Seite und die talentierte Medic-nin verflucht stumm, dass sie ihre dritte Schwangerschaft einmal mehr innerhalb weniger Wochen ihre Kondition gekostet hat und sie nach ihrer Hetzjagd durch die Innenstadt im Moment zur Atemlosigkeit verdammt.

Die selten hektische Stimme ihres Ehemanns ist das erste, was durch das Rauschen in ihren Ohren zu ihr durchdringt. „Sakura, verdammt, rede mit mir! Was ist los? Ist es das Baby?“

Sie schüttelt schnell den Kopf, greift aber haltsuchend nach Sasukes Unterarm. Aber ihre panischen Augen heften sich auf ihren besten Freund.

„Es ist Hinata! Sie ist vom Markt verschwunden!“
 

Naruto greift unbewusst nach der Kante des alten Schreibtisches vor sich, als der Boden unter ihm zu verschwinden scheint.

Es ist Nejis Aussage, die ihn zurück in die Wirklichkeit holt. „Ich habe sie! Es sieht so aus, als hätte sie ihren Angreifer überwältigt, aber sie liegt am Boden-“ Sie stürzen hinter Naruto aus dem Büro und Neji ruft Narutos Sekretär einige entsprechende Befehle zu, während Sakura brüllt, man solle Tsunade informieren und ins Krankenhaus holen.
 

Sie passieren bereits die Stadtmauern, als Naruto seine Stimme endlich wieder findet. „Wie schlimm ist sie verletzt, Neji?“

Dass der Hyuuga eine Sekunde zu lange zögert, ist auf seine ganz eigene Art ein schlechtes Zeichen. „Ich weiß es nicht. Sie liegt einfach nur da, aber soweit ich sehen kann, blutet sie am Arm.“

Der Hokage der sechsten Generation beißt sich so hart auf die Innenseite seiner Wange, dass er sein eigenes Blut schmeckt. Er hat sich seit zwei Jahren nicht mehr mit der Angst auseinandersetzen müssen, seine Familie verlieren zu können. Denn das Zentrum seiner Familie ist Hinata.

Mit dem panischen Klopfen seines eigenen Herzens im Ohr, beschleunigt er seine Schritte und überholt seine Freunde auf den letzten Metern. Er erkennt ihre vertrauten dunklen Haare schon von weitem und fällt haltlos neben der regungslosen Gestalt seiner Frau auf den Boden. „Hinata! Hinata!“

Als sie ihre Augen öffnet, schwindelt ihm vor Erleichterung, doch ihr schmerzerfüllter Blick wandert von ihrem Mann zu dessen besten Freundin, die in diesem Moment auf der anderen Seite der geborenen Hyuuga auf die Knie fällt.

„Sakura, mein Baby!“

Tsunades bis dato einzige Schülerin nickt bloß und führt ihre Hände augenblicklich über den gerundeten Bauch ihrer engen Freundin, während sie bereits ihr Chakra aktiviert, aber der besorgte Ton, der das markante Grün nur wenige Sekunden später trübt, entgeht Hinata nicht und sie greift haltsuchend nach Narutos Hand.

„Sakura!“

„Die Herztöne sind auffällig-“

Naruto versucht sich auf die weiteren Worte seiner früheren Teamkameradin zu konzentrieren, aber die Tatsache, dass Hinata ihren Kopf scheinbar verzweifelt gegen seinen Brustkorb lehnt, zieht all seine Aufmerksamkeit zurück auf sie.

„Wir müssen dich sofort ins Krankenhaus bringen!“

Die verletzte Clanerbin nickt schwach, während sie sich an ihr Bewusstsein klammert und sich selbst jegliche Schmerzensbekundungen verbietet, als Naruto sie so vorsichtig wie möglich auf seine Arme hebt. Sie nimmt die Stimme ihres Cousins kaum mehr wahr, als dieser ihren Mann einen Moment lang aufhält. Aber sie hört den drohenden Unterton in Narutos Stimme, den der Blondschopf in seinem ganzen Leben nur eine handvoll Male angeschlagen hat. „Kümmert euch für mich darum! Aber versicher dich, dass sie nicht noch weitere Komplizen haben!“
 

*
 

Sie schafft es erst wieder sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, als sie sich bereits in einem der vertrauten Behandlungsräume Konohas wiederfindet und sich ihre rosahaarige Freundin vertraut über sie beugt, während sie Tsunades bekannten Befehlston im Hintergrund wahrnimmt.

„Hinata, es tut mir leid, aber dein Baby bekommt zu wenig Sauerstoff. Wir müssen es sofort holen!“

Die geborene Hyuuga ringt mit Schwindel und Übelkeit, nickt aber eindringlich. „Worauf wartet ihr dann noch?“

Sakuras besorgter Blick verschwimmt vor ihren Augen, als eine neue Welle Schmerzen durch ihren Körper zuckt, aber die guten Nachrichten hört sie trotzdem.

„Wir können nicht mehr warten, bis die Vollnarkose wirkt. Wir haben dich örtlich betäubt, aber-“

„Sakura, ich will dass du mein Baby rettest! Alles andere interessiert mich im Moment nicht!“

Das letzte bewusste Bild vor ihren Augenlidern ist der verbissene Gesichtsausdruck ihrer engen Freundin. Danach sind da nur noch verschwommene Geräusche und ein brennender Schmerz, der sich von ihrem Bauch bald über ihren ganzen Körper ausbreitet.
 

Ihr Zeitgefühl hat sie schon lange verloren und alles, was sie davon überzeugt hat, dass dasselbe noch nicht für ihr Bewusstsein gilt, sind die anhaltenden Schmerzen, die sie mittlerweile in einem gedämpften Maße wahrnimmt, das einen drohenden Schock nahelegt.

Was aber noch zu ihr durchdringt, ist das klägliche Weinen, das durch die Geräuschkulisse medizinischer Geräte bricht und sie zwingt ihre Lider noch einmal nach oben und ignoriert die widerliche Trockenheit in ihrem Mund.

„Wie- geht es ihr?“

„Den ersten Untersuchungen nach ist sie gesund. Und für ein Frühgeborenes ziemlich kräftig.“ Sakuras ruhige Stimme beruhigt ihre Nerven beinahe ebenso wie das anhaltende Gemecker ihrer jüngsten Tochter. Aber als sie ihr Bewusstsein schwinden spürt, zwingt sie sich ihre Augen noch einen Moment lang offen zu halten. „K-Kann ich sie sehen?“

Das Gesicht ihrer Freundin verschwimmt bereits vor Hinatas Augen, als sie ihr ein kleines Bündel in die Arme legt. Das klägliche Weinen verstummt und das letzte, was Narutos Frau sieht, bevor sie endgültig die Kontrolle über ihren Körper verliert, sind vertraute milchig weiße Augen, als ihre kleine Tochter zum ersten Mal die Augen aufschlägt.
 

*
 

Stunden später im Krankenhaus
 

Naruto sitzt seit Stunden am Krankenbett seiner Frau und wendet seinen Blick nur von ihrer schlafenden Gestalt, um einen Blick auf seine neugeborene Tochter zu werfen, die in seinen Armen wie ihre Mutter ebenfalls friedlich schläft. Sie hat bitterlich geweint, als Sakura sie vor ein paar Stunden in seine Arme gelegt hat, aber sobald er sich mit ihr an der Seite von Hinatas Bett niedergelassen hat, ist sie eingeschlafen. Sie hat ihn noch keinen Blick auf ihre Augen werfen lassen, aber die Genetik bestimmt, dass sie wie ihre drei Geschwister die markanten Hyuuga-Augen geerbt hat. Nicht, dass ihm das etwas macht, er liebt Hinatas Augen ebenso sehr wie die Art, wie sie ihn immer ansieht. Aber was ihn am meisten rührt ist die Tatsache, dass der dunkle Haarflaum auf dem Kopf seiner neugeborenen Tochter in einem vertrauten Blauton schimmert und ihr damit unter all seinen Kindern die meiste äußerliche Ähnlichkeit mit ihrer Mutter verleiht.

Sakura und Tsunade haben ihm beide bestätigt, dass sie nur aufgrund der Auswirkungen der Narkose immer noch schläft und sich vollkommen erholen wird, aber der Gedanke, dass er sie ebenso leicht heute hätte verlieren können, lässt ihn trotzdem nicht los.

Ein kaum wahrnehmbares Wimmern zieht seine Aufmerksamkeit panisch auf seine jüngste Tochter, aber sie erwacht nicht, doch ihre winzigen Finger legen sich im Schlaf um einen von seinen und treiben dem Hokagen mit dieser simplen Geste heiße Tränen in die Augen.

Hinata und er haben sich wie bei Taiyo auch, schon vor Monaten gemeinsam für einen Mädchen- und einen Jungennamen entschieden. Er schmunzelt bei dem Gedanken, dass seine Frau einen der Namen nur ausgesucht hat, um seinem Wunsch nachzukommen, sich bei der Geburt überraschen zu lassen, während sie schon längst gewusst hat, dass sie dieses Mal ein Mädchen bekommen würden. Er kennt ihren Namen, aber er weigert sich hartnäckig, ihn ihr ohne das Beisein ihrer Mutter zu geben.
 

„Na-ruto.“

Zuerst hält er ihre schwache Stimme für einen Streich seines Unterbewusstseins, aufgrund seines intensiven Wunschdenkens, aber als er den Kopf hochreißt, begegnet er ihren vertrauten hellen Augen und erkennt mit maßloser Erleichterung, dass er nicht mitbekommen hat, dass sie endlich aufgewacht ist.

„Wie geht es ihr?“ Hinatas Stimme ist schwach und krächzend, aber das schmale Lächeln um ihre Mundwinkel beruhigt ihn gleichzeitig.

„Sie ist perfekt.“ Er sieht liebevoll auf das kleine Bündel in seinen Armen herab, aber das erleichterte Seufzen seine Frau zieht seine Aufmerksamkeit zurück zu ihr.

„Also fehlt ihr nichts?“

„Tsunade und Sakura haben sie gemeinsam untersucht und mir versichert, dass sie vollkommen gesund ist.“

Er hebt vorsichtig eine Hand von seiner kleinen Tochter, um sie beruhigend an Hinatas Wange zu legen, als diese in ihrer maßlosen Erleichterung stumme Tränen zu weinen beginnt.

„Sie sieht aus wie du.“

Sie lächelt unter Tränen. „Das gefällt dir oder?“ Und beobachtet schmunzelnd, wie ihr Mann auf eine vertraute jungenhafte Art grinst.

„Du ahnst gar nicht wie sehr!“

„Kann ich sie halten?“

Er erhebt sich bereits, um ihre Tochter vorsichtig in die Arme ihrer Mutter zu legen und der Anblick der beiden bringt sein Herz so sehr zum rasen, dass es beinahe weh tut. In diesem Moment stört er sich nicht einmal daran, dass die Liebe seines Lebens schon wieder weint.

„Du hast Recht, sie ist perfekt!“
 

Er beugt sich über Hinatas Schulter, um sie vorsichtig in den Arm nehmen zu können und gleichzeitig in das schlafende Gesicht seiner Jüngsten sehen zu können. „Aber so winzig. Viel kleiner als Taiyo es bei seiner Geburt war.“

Seine Frau scheint seine Besorgnis nicht zu teilen, während sie jeden Zug ihrer kleinen Tochter mustert, die sich diesen Moment aussucht um quengelnd aus ihrem Schlummer zu erwachen.

„Shh, ist schon gut mein kleiner Liebling.“ Hinata wiegt ihr neugeborenes Kind in ihren Armen und beginnt ein altes Schlaflied zu summen, dass Naruto mittlerweile ebenfalls auswendig kennt, nachdem er sie in den letzten Jahren unzählige Male dabei beobachtet hat, wie sie es für ihre anderen drei Kinder gesungen hat. Selbst die siebenjährigen Zwillinge verlangen es manchmal noch.

Auch ihre Jüngste schläft unter dem sanften Gesang ihrer Mutter schnell wieder ein, obwohl Hinata mit einem Schmunzeln meint: „Sie wird nicht lange schlafen. In spätestens einer halben Stunde wird ihr schnell wieder einfallen, dass sie eigentlich Hunger hat.“.

„Aber trotzdem wolltest du, dass sie noch einen Moment schläft.“ Was mit ziemlicher Sicherheit bedeutet, dass sie ihn trotz ihres eingeschränkten Zustandes einmal mehr durchschaut hat.

„Kann ich mir etwas wünschen?“

„Alles, was du willst.“ Auch wenn er zu wissen glaubt, warum sie ihre Bitte so formuliert hat.

„Dann hör auf dir Vorwürfe zu machen!“

„Das kann ich nicht! Wenn euch etwas passiert wäre, wäre es meine Schuld gewesen! So wie es vor zwei Jahren meine Schuld war!“

Aber das sanfte Lächeln auf ihren Lippen, wischt seine Schuldvorwürfe einfach zur Seite. „Warum kommst du stattdessen nicht endlich her und küsst mich?“

Er kommt ihrem Wunsch selbstverständlich nach und küsst seine Frau, bis ihre erwachende Tochter sie erneut unterbricht.

„Hast du ihr ihren Namen schon gegeben?“, will die schöne Clanerbin lächelnd wissen, während sie mit einem Finger sanft über die leicht gerötete Wange ihrer süßen Tochter fährt.

Naruto küsst sie zärtlich auf die Schläfe. „Ich wollte, dass wir das zusammen tun.“

Chun Uzumaki.
 

.

.

.
 

4 Jahre später, im Anwesen der Uzumakis
 

Sie putzt sich an diesem Morgen schon zum dritten Mal die Zähne und sie ist froh, dass Naruto ihre Kleinen in den Kindergarten und die Zwillinge in die Akademie gebracht hat, bevor er ins Büro gegangen ist. Ihr Daueraufenthalt im Badezimmer wäre wohl schwer zu erklären gewesen und sie will sich ganz sicher sein, dass ihre Sinne ihr nicht doch einen Streich spielen.

Sie nimmt vorsichtig einen Schluck Milch und hofft, dass sich ihr Magen dieses Mal ein wenig kooperativer verhält. Aber dann fährt sie mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen sanft mit den Fingerspitzen ihrer freien Hand über ihren flachen Bauch und sie spürt wie ihr augenblicklich erneut Tränen in die Augen schießen. Das war nicht geplant.

Sie waren sich beide einig, dass vier Kinder genug sind. Aber sie ist sich dennoch sicher, dass Narutos Freude keine Grenzen kennen wird. Er vergöttert ihre Kinder und sie haben sich nicht bewusst dazu entschieden nach Chun aufzuhören. Mit dem Gedanken daran, dass niemand geglaubt hat, dass sie nach den Komplikationen bei Chuns Geburt überhaupt noch einmal schwanger werden könnte, kommt auch die Angst wieder zurück, die sie nicht loslässt, seit sie gestern Abend die vertrauten winzigen Strukturen in ihrem Unterleib entdeckt hat und ihre anhaltende Übelkeit damit nicht länger auf eine Virusinfektion schieben konnte.
 

Die Frau des Hokagen knöpft ihre Jacke sorgfältig zu, während sie die wenigen hundert Meter zum Haus ihrer besten Freundin überwindet und anklopft.

Gemäß der Vereinbarung, die sie und ihre Freundinnen nach dem unerfreulichen Vorfall von vier Jahren mit ihren Männern getroffen haben, geht niemand von ihnen mehr irgendwo alleine hin. Das war die einzige Art, ihre Männer davon zu überzeugen, dass es überflüssig ist, sie auf Schritt und Tritt bewachen zu lassen. Und die einzige Möglichkeit, Sakura in der Konsequenz von einem Mord abzuhalten.

Die Tür schwingt auf und offenbart Tentens vertrautes Gesicht. „Hina, was gibt’s? Willst du reinkommen?“

Aber Narutos Frau schüttelt verneinend den Kopf. „Würde es dir etwas ausmachen mich ins Krankenhaus zu begleiten?“

„Nein, natürlich nicht, was ist los?“

„Ich erzähle es dir auf dem Weg.“
 

Sie sind nur noch zwei Straßen von Konohas Krankenhaus entfernt, als der Weg vor ihren Augen verschwimmt und die talentierte Clanerbin greift haltsuchend nach dem Unterarm ihrer besten Freundin.

„Hinata!“

Tentens besorgte Stimme dringt noch zu ihr durch, als ihr ihr Bewusstsein bereits entgleitet und ihr Körper Richtung Boden sackt.
 

*
 

Kurz darauf im Büro des Hokagen
 

Naruto spürt gereizt wie die Ader an seiner Stirn zu pochen beginnt, als es schon wieder an seiner Tür klopft. An Tagen wie diesen kann er manchmal verstehen, warum Tsunade den Großteil ihrer Amtszeit mehr betrunken als nüchtern war. „Herein!“ Er versucht vergeblich den genervten Unterton aus seiner Stimme zu verdrängen.

Aber als eine junge Frau, die an ihrer Kleidung eindeutig als Medic-nin zu erkennen ist, atemlos in sein Büro stolpert, befürchtet er zu Recht, dass der Papierkram in einer Sekunde das Geringste seiner Probleme sein wird. „Verzeihung, Hokage, aber ihre Frau-“

Auf das Stichwort verkrampft sich sein Herz in einer Panik, die er seit Jahren nicht mehr in diesem Ausmaß empfunden hat.

„-sie wurde gerade bewusstlos ins Krankenhaus ge-“

Bevor sie die letzte Silbe ausspricht, steht sie in einem leeren Büro.
 

*
 

Währenddessen in einem Behandlungsraum im Krankenhaus
 

Sakura betritt leise das Zimmer, in dem ihre beiden besten Freundinnen in ein tiefes Gespräch versunken sind, wobei Hinata immer noch auf einem Krankenbett sitzt.

„Ich habe hier deine Ergebnisse.“ Die talentierte Medic-nin schlägt die Akte auf, obwohl sie die Ergebnisse längst auswendig kennt. „Du bist schwanger. Beinahe in der fünften Woche.“

Die Frau des Hokagen schließt für einen winzigen Moment lächelnd die Augen, bevor sie ihre rosahaarige Freundin ernst fixiert.

„Okay und jetzt klär mich über das „aber“ auf.“

Die ehemalige Schülerin der Godaime fährt sich seufzend durch die langen Haare und in ihrer Stimme schwingt ehrliches Bedauern mit. „Es tut mir leid, aber durch die Komplikationen bei Chuns Geburt muss ich das zu einer Risikoschwangerschaft erklären.“

Es tut ihr weh zu sehen, dass ihre sanftmütige Freundin scheinbar die Notwendigkeit empfindet, jegliche Emotionen aus ihrem Gesicht zu verbannen. „Was genau bedeutet das?“

„Dass du dich schonen musst. Nicht nur die nächsten zwei Monate, sondern die ganze Schwangerschaft über. Du darfst nichts heben, was schwerer ist als zwei Kilo. Das schließt auch deine Kinder mit ein-“

„Sakura-“

„Ich weiß, Hinata. Aber daran führt leider kein Weg vorbei. Und bei der kleinsten Komplikation droht dir Bettruhe bis zum Ende deiner Schwangerschaft.“

„Du weißt, das ist unmöglich! Ich habe bereits vier Kinder, die mich brauchen und Naruto kann sich vielleicht mehr Zeit frei schaufeln, aber bestimmt nicht so viel.“

In eben dem Moment in dem Tenten Hinatas Hand ergreift, tritt Sakura die wenigen Schritte an die Liege heran und nimmt die andere Hand der geborenen Hyuuga. „Aber du hast noch mehr Familie, auf die du dich jederzeit verlassen kannst. Wir schaffen das zusammen.“

„Wie immer“, bestätigt Tenten überzeugt und Hinata nickt, während sie den Kampf gegen ihre ersten Tränen verliert und sich von ihren engsten Freundinnen in eine tröstende Umarmung ziehen lässt.
 

Die Frau des Hokagen wischt sich gerade die Tränen von den Wangen, als die Tür auffliegt und Naruto gehetzt in ihrem Rahmen erscheint. Er durchquert den Raum ohne den Frauen seiner besten Freunde auch nur einen Blick zu schenken und fixiert einzig und allein Hinata, während er beide Hände an ihre Wangen legt und ihren vertrauten Blick damit unausweichlich auf seinem hält.

„Geht es dir gut?“

„Ja“, versichert sie ihm leise und er erkennt die Ehrlichkeit in dem einzigen Wort, bevor er sich seiner besten Freundin zuwendet.

„Muss sie hier bleiben?“

„Nein“, noch während Sakuras Blick zu Hinata wandert, wird diese von ihrem Mann unumwunden, aber umsichtig auf seine Arme gehoben.

„Dann gehen wir jetzt nach Hause.“

Tenten schüttelt nur den Kopf, aber Sakura schmunzelt offen über das selten dominante Verhalten ihres besten Freundes.

„Wir sehen später nach dir“, ruft die Uchiha ihrer dunkelhaarigen Freundin noch hinterher, die über die Schulter ihres Mannes nur mit den Augen rollt.
 

Hinata ignoriert die Blicke der Dorfbewohner mittlerweile gekonnt, aber sie ist trotzdem froh, als sie ihr Zuhause erreichen und Naruto sie vorsichtig auf der breiten Couch in ihrem Wohnzimmer absetzt.

Er streicht ihr zärtlich eine lose Haarsträhne aus der Stirn, aber sein Blick ist so ernst wie selten. „Okay, was ist los?“

„Naruto“, sie nimmt seine gebräunten Hände in ihre deutlich kleineren und fährt mit ihren Fingern beruhigend über seinen Handrücken. „Ich bin schwanger.“

Und allein das Strahlen in seinen Augen ist all die Umstände, die in den nächsten Monaten auf sie zukommen werden, wert.
 

Acht Monate später wird Narutos und Hinatas Tochter Ayame geboren.
 

.

.

.
 

3 Jahre später im Garten der Uzumakis
 

„Es war doch klar, dass ihr noch ein Fünftes haben müsst.“

Sakura verdreht über den gutmütigen Spott ihrer dunkelhaarigen Freundin nur die Augen. „Ja, aber du hast gemogelt: Du warst nur viermal schwanger, ich muss das Ganze wirklich fünfmal durchmachen!“

Hinata lacht unbeschwert über den beinahe vorwurfsvollen Unterton in Sakuras Stimme und auch Tenten kichert ausgelassen. „Wer sagt, dass es bei fünf bleibt?“

„Ich!“

Sakuras Unterton duldet eigentlich keinen Widerspruch, aber ihre Freundinnen wechseln lediglich einen belustigten Blick, der sagt, das werden wir ja noch sehen.

Die talentierte Medic-nin öffnet gereizt den Mund, aber um den bevorstehenden Streit zu unterbinden, schlingt Hinata lachend einen Arm um die Schultern der beiden Frauen, die sie schon längst mehr als ihre Schwestern ansieht.

Während auch Sakura einem belustigten Lachen erlaubt, über ihre Lippen zu fallen, beobachten die drei Frauen glücklich die Horde Kinder im Alter zwischen 3 und 14 Jahren, die vor ihnen durch den Garten toben.

Seit ihre Ältesten Genin-Teams beigetreten sind, ist es seltener geworden, dass sie alle zusammen sind und seit sie vor über zwei Jahren die jüngsten Chunin ihrer Generation wurden, noch ein wenig seltener.

Sogar ihre Männer haben versprochen in spätestens einer halben Stunde hier zu sein, aber Hinatas Schmunzeln und das stumme Hervortreten der Adern um ihre Augen verraten den anderen beiden, dass ihre Männer früher als geplant auftauchen werden.
 

Keine fünf Minuten später sind sie da und kämpfen sich grinsend durch die Meute Kinder.

Naruto erreicht sie zuerst, mit seiner dreijährigen Tochter auf dem Arm, die ihm in der Geschwindigkeit eines Wasserfalls von ihrem Tag zu erzählen scheint. Der Hokage der sechsten Generation beugt sich schmunzelnd über seine Frau und küsst sie liebevoll, bevor er ihr ihre Jüngste übergibt, als Ayame mit ausgestreckten Armen wortlos nach ihrer Mutter verlangt.
 

Tenten erhebt sich augenrollend, als sie ihre jüngste Tochter hinter einem Baum entdeckt, mit etwas, das sie auch aus der Entfernung als echtes Katana erkennt, dass zweifellos nicht der Siebenjährigen gehört. Ihr Blick begegnet dem ihres Mannes, der bisher in ein Gespräch mit ihrem einzigen Sohn vertieft war und mit einem stummen Nicken verständigen sich die beiden darauf ihre kleine Waffenexpertin einzukreisen.
 

Sakura legt lächelnd den Kopf in den Nacken, als sich ein vertrauter Arm um ihre Schulter schlingt, während die andere Hand ihres Mannes sanft unter den Saum ihres Oberteils wandert und zärtlich über ihren noch flachen Bauch fährt. „Hi.“

„Hi.“
 

Die Blicke der Frauen treffen sich und über ein vertrautes Lächeln, teilen sie einen gemeinsamen Gedanken: Ihr Leben ist mit all ihren Höhen und Tiefen alles, was sie sich je erträumt haben.
 

.

.

.
 

Der Uzumaki-Clan

Naruto

Hinata

Minato

Hana

Taiyo

Chun

Ayame


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war gerade mal der Anfang^^
Lasst mich wissen, ob es euch gefallen hat.
Bis dahin! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Überrascht?
Ich würde mich über eure Meinung freuen ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nicht ganz was ihr erwartet habt? ;P Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin wie immer ausgesprochen an eurer Meinung interessiert ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab das Gefühl meine Kapis werden immer länger... ich hoffe das stört niemanden ;)
Ich würd mich freuen zu hören, wie´s euch gefallen hat!
GLG Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Identität der Männer ist endlich gelüftet ;)
Was glaubt ihr, werden sie das Wiedersehen überleben?
GLG Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hände hoch: Wer hätte das erwartet? ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, für das Ende hasst ihr mich wahrscheinlich gerade, aber das Kapitel ist ohnehin immer nur noch länger geworden und irgendwann musste ich dann einfach aufhören... und hab mir dann die fieseste Stelle ausgesucht ;P
Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen^^
GLG
Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Also, nein, natürlich hab ich Hinata nicht sterben lassen, was denkt ihr denn von mir? x3
Ich wurde um eine romantische Szene zwischen Neji und Tenten gebeten und hoffe das wurde hiermit zufriedenstellend erfüllt - falls nicht gibt´s bald Nachschlag ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß das Kapitel ist auch kürzer als das was ihr gewohnt seid, aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen und ich hoffe es hat euch dennoch gefallen!
GLG aus der Ferne
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Verzeiht mir, dass Sasuke wesentlich mehr geredet hat als üblich, aber meiner Meinung nach war das seine einzige Chance bei Sakura...
Mit einsilbigen Lauten lässt sich nämlich schlecht eine Entschuldigung formulieren XD
GLG und bis zum nächsten Mal
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Keine Sorge, ab dem nächsten Kapitel gibt´s wieder mehr Action ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Überrascht? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt liegen endlich alle Karten offen auf dem Tisch...
Oder? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin selbst überhaupt kein Fan von diesem Kapitel...
Aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen und ich hoffe es hat euch vielleicht besser gefallen als mir ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
In diesem Kapitel ist sehr viel passiert...
Und ich hoffe es hat euch gefallen ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, im Moment hasst ihr mich mal wieder ;)
Aber ich werde mich bemühen das neue Kapitel so schnell wie möglich hochzuladen!
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir nähern uns dem Ende^^
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das wars!
Das ist das offizielle Ende von War!
Ich möchte euch allen danken, dass ihr mich durch diese Geschichte begleitet habt und für all die lieben Kommentare mit denen ihr mich unterstützt habt!
Und nur für euch, schreibe ich vielleicht noch einen Epilog...
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe die Liebesgeschichte der beiden hat euch gefallen! Es war nicht geplant, dass es ganz so lang wird, aber na gut XD
Und die anderen beiden Pairings kommen auch noch dran ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und? Ist mir vergeben?
Ich hoffe es zumindest ;)
GLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
T H E E N D
Ich kann kaum glauben, dass es jetzt wirklich vorbei ist, nachdem mich diese Fanfic über ein ganzes Jahr hinweg begleitet hat!
Diese Fanfic hat mich dazu gebracht wieder mit dem Schreiben anzufangen, deshalb bedeutet sie mir besonders viel!
Ich möchte mich bei euch allen dafür bedanken, dass ihr mich durch diese Fanfic begleitet habt und mich mit euren lieben Kommentaren stets motiviert habt weiterzumachen! Dieses Kapitel ist für euch!
Hoffentlich bis zum nächsten Mal ;)
GGLG
Eure Hinarika Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (273)
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Von:  Amx8
2021-05-22T06:52:18+00:00 22.05.2021 08:52
Guten Tag

Einfach fantastisch geschrieben die Geschichte. Mit den Figuren konnte man prima mitfühlen. Auch die Kämpfe waren ein wahrer Augenschmaus.
Bin gespannt was du noch für Geschichten auf Lager hast.
Von:  Black_Sabbath
2019-09-30T15:46:35+00:00 30.09.2019 17:46
Ich finde, dass das Dorf Konohagakure sich immer mehr in einen Kannikelbau verwandelt XD Also ich war früher absolut kein Romantik Fan, aber da ich finde, das NaruHina eines der süßesten Anime-Pairings Ever sind, freue ich mich heute wirklich darüber, wenn es noch andere Leute gibt, die scheinbar genau so empfinden. An und für sich wieder eine sehr herzerwärmende Geschichte, mit viel kreativität und Herz geschrieben^^ Vor allem die ersten 4 Kinder der 3 Päarchen waren richtige kleine Knutschies <3
Und da "War" zu Ende ist, werde ich mich vielleicht heute Abend noch an "Run" ranwagen, bin schon mächtig gespannt, was Du dir dafür aus gedacht hast (gibt ja anscheinend genug zu lesen ;)
Von:  Black_Sabbath
2019-09-29T17:21:18+00:00 29.09.2019 19:21
Gott, ich LIEBE dieses Kapitel, einfach Hammer!!!
Narutos Chakra, dass seit her ein Teil von Hinata ist, was für eine geile Symbolik! Die beiden sind somit für immer aneinader gebunden und nichts kann diese Liebe von trennen. Und wie Hinata ihre Erinnerung mit Naruto teil, einfach nur Gänsehaut-feeling.
Weist Du, ich dachte schon, die viele Romatik könne zu viel für mich sein, aber so langsam gewöhne ich mich daran und kann garnicht mehr genug davon kriegen ;)
Von:  Black_Sabbath
2019-09-29T16:46:14+00:00 29.09.2019 18:46
Super Schön wie Du die berühmte Szene der "Mystischen See-Schönheit" eingebaut hast, Du hast so viele kreative Ideen, dass es wirklich niemals langweile wird :D
Von:  Black_Sabbath
2019-09-29T15:55:38+00:00 29.09.2019 17:55
Ich musste jetzt echt noch einmal nachschlagen, ob Hinatas Herzprobleme eine Idee deinerseits waren oder auch im Original vorkamen, hatt es echt nicht mehr gewusst. Hast also auch einen Drang zu Herzproblemen wie?
Ich finde es übrigens ganz toll, das du Naruto ins seiner Hilflosigkeit auch einmal hast weinen lassen! Er musste schon viel zu oft als gut für ihn war strak sein... Diese Geschichte entwickelt sich wirklich immer weiter, echt supi^^
Von:  Black_Sabbath
2019-09-29T15:11:43+00:00 29.09.2019 17:11
Ich weis genau, warum ich ein Fan von Naruto und Hinata bin. Aber wie könne man diese beiden auch nicht lieben? Schon als ich damals die erste Naruto Folge gesehen habe, in der Hinata ein mir noch unbekannter Charakter war, fand ich es total süß, wie sie für Naruto schwärmte, als dieser noch nur Unfug im Schädel hatte.

Und wer erinnerst sich nicht an weitere wichtige Naruto und Hinata Momente: ihr Wiedersehen bei der Chinin-Auswahl-Prüfung, wie sie ihm ihre Medezin leiht, wie er sie bei ihrem Kampf gegen Neji anfeuert, wie er Neji Rache schwört, als er sie Nachts bei ihrem Training im See für eine Wasserfee hält, usw. Aber vorallen, als sie ihn vor Pain beschützt umd ihm ihre Liebe gesteht...

und dann...

passierte für meinen Geschmeck ZU WENIG... Nur der "The Last" Film konnte mich damals ein wenig besänftigen.

Lange rede kurzer Sinn: Noch bevor ich es wusste, habe ich mir eine NaruHina (oder HinaNaru) beziehung gewünscht und ich bin wirklich froh, dass Du uns dies bezüglich nicht entäuschtst. Einfach nur schön wie diese Beiden in deiner Geschichte fast sofort wieder zu einander finden <3 Vielen Dank dafür!
Von:  Black_Sabbath
2019-09-29T13:40:25+00:00 29.09.2019 15:40
Das ist bis jetzt mein lieblings "War" Kapitel, einfach Klasse!
Sakuras Worte waren wirklich ein Stich... Aber worum es mir sehr leid tut, ist, dass Naruto, der den drei jungen Frauen schon seit längerem reinen Wein einschenken wollte, nicht die Gelegenheit dazu bekam und jetzt für Sasukes und Nejis Schweigen mitbezahlen muss :( Seine Dialoge waren absolut Top und stehe dem Naruto aus der orginal Serie in nichts nach!

Von:  Black_Sabbath
2019-09-29T12:51:33+00:00 29.09.2019 14:51
mancher Deiner Kapitel sind sehr lange und es geschieht sehr viel kurz hintereinader. Versteh mich nicht falsch, dass ist gut, aber hast Du dir schon mal überlegt, die Kapitelläne zu kürzen? Also damit meine ich nicht weniger Text, sondern die Inhalte auf mehr Kapitel auf zu teilen?
Von:  Black_Sabbath
2019-09-29T10:41:41+00:00 29.09.2019 12:41
So langsam kommt mir der Verdacht, dass Schwangerschaften in Deinen Geschichten eine gewisse Rolle spielen, kann das sein? XD
Ich fand Neji`s reaktion auf Narutos Geständnis super cool, hätte ich ihm garnicht zu getraut^^
Bin ja mal gespannt wie es weiter geht und ob es in dieser Geschichte überraschende Wendungengibt ;)
Von:  LawReika
2018-12-23T19:57:04+00:00 23.12.2018 20:57
Gaaras letzter Satz check ich net 😥 klärt mich bitte auf😂😂


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