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Das leise Flüstern des Schnees

(Inu no Taisho x Izayoi )(Sesshomaru x ??)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So beginnt es :)
^^ Ich versuche euch nicht zu lange auf das nächste Kapitel warten zu lassen :)
Ich werde schauen, dass ich einen Rhythmus find und vielleicht jede Woche eine Story mir vornehme und ein paar Kapitel raushaue ^^
Ich würde mich freuen über eine Resonanz. Ich habe vor mit abwechselnden Ich Perspektiven zu arbeiten ^^ Wenn ihr ein Beispiel sucht, schaut bei Versuchung der Schicksalsbande vorbei, da ich das auch auf die Art geschrieben habe :)

Nun wünsch ich euch aber viel Spaß beim Lesen meine Lieben :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch viel Vergnügen bei diesem Kapitel ^^
Nyao^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, es geht wieder weiter :)
Es hat leider etwas gedauert,
jedoch versuche ich jede Woche 2 Kapitel zumindest hochzuladen.
Zur Zeit habe ich etwas Vorlauf geschaffen,
den ich nach und nach die Tage schon einmal hochladen werde :D
Viel Spaß beim Lesen ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und noch ein Kapitel um den Tag zu versüßen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute gibt es noch ein Kapitel :D

Als kleiner Tipp, esst nichts dabei ^^ <-- übernehme keine Verantwortung bei Missachtung XD Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So es geht auf den Höhepunkt zu, meine Lieben >-<
Inu no Taisho findet Sesshomarus... Massaker!!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier das erste von zwei Kapiteln :)
Tut mir leid, gestern nach dem Kino war ich zu müde >.< Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier das zweite :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es geht wie immer weiter :)
Inu no Taisho sorgt vor!
Viele Wege muss er gehen, doch nur ein Ziel liegt vor ihm. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So es beginnt :)
Ich habe es in drei Teile aufgeteilt!
Ich halte es dicht an der Geschichte, wodurch später auch die Dialoge wieder zu finden sein . Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So es geht weiter >.<

Hoffe es gefällt euch. das Gesprochene sind alles Zitate aus dem Film! Es ist nicht leicht, wenn man so eine strenge Vorgabe hat @~@ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt aber der richtige Text :)

tut mir sehr leid, mein C spinnt in letzter Zeit... hab nicht gesehen, dass es Isshun war :)
Vielen Dank, dass ihr bescheid gesagt habt :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
wie versprochen geht es weiter :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen meine Lieben :)
Hier das Mittwochs-update für Flüstern des Schnees :)
Die Upload-Tage könnt ihr der Beschreibung entnehmen ^.~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, meine Lieben ;)
das Samstagsupdate ist da ^^
Schön zum späten Frühstück *gg* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
HAllo ihr lieben eins der drei Sonntagsupdates :D
Hier hab ich doch etwas mehr für euch ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
so und das letzte Kapitle für heute :)
Hoffe es gefällt euch ^^
Sesshomaru muss seinen kleinen Bruder ertragen,
leider ist der äußerst hartnäckig :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
halli hallo :)
sry heute ist das Kapitel später dran ^^'
leider... bin ich etwas krank @~@ zusätzlich eine stressige Arbeitswoche :)

aber hoffe ihr genießt es trotzdem ^^ hehe Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
so und hier auch noch ein Kapitel :D
wie gesagt, ich mach es wieder gut so gut ich kann^^
Hoffe ihr könnt euch daran erfreuen ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es geht weiter, ein halbes Jahr später.
Doch meint es Izayois Schicksal nicht gut mir ihr :( Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben,
Letzte Kapitel wahrscheinlich für diese Woche :3
Yukiyona versucht Sesshomaru zu erreichen, muss aber etwas dafür bieten. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, etwas spät, aber heute war es sehr stressig @~@
hoffe, es gefällt euch trotzdem :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es geht weiter :)
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo
Es sind wieder drei Jahre in unserem Sequel vorbei gegangen,
in denen sich einiges geändert hat,
könnte es doch noch ein Happy End geben?
Oder ist es nur die Ruhe vorm Sturm? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Abend meine Lieben :) Das Donnerstagskapitel ist da ^^
ja das erste heute war noch von Gestern, weshalb euch noch eins erwartet

Das Familienfest beginnt und Izayoi spürt am eigenen Leib,
wie grausam doch die eigene Familie sein kann.
und auch Inu Yasha muss merken, dass er ihre Meinung nicht ändern kann. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So und das vorgezogene Freitagskapitel!

Wie heißt es? Gewalt führt zu Gewalt.
Es ist oft schwer, diesen Kreislauf zu durchbrechen
und auch Izayoi vermag dies nicht zu tun. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So das Montagsupdate ist da!
Sesshomaru versucht Izayoi zu retten,
doch kann er das überhaupt noch?
Wie wird er sich verhalten? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Morgen meine Lieben,
Es geht weiter!
Wie wird Sesshomaru mit dem Verlust fertig und wie Inu Yasha?
und noch wichtiger, was ist mit Yukiyona?
erfahrt all dies, jetzt! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen :)
Hier erstmal das Morgenupdate für euch :)
Es geht so langsam aufs Ende zu, wie ihr merken solltet.
Wünsche Euch viel Spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
wir machen hier einen kleinen Sprung
Inu Yasha ist jetzt 7 Jahre an und lernt selbstständig zu werden :)
viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
SO! Der auf der Beschreibung angekündigte Upload Marathon beginnt! :D
Je nachdem, wie ich vorankomme noch vor der Abend,
lade ich jedes Kapitel hoch, dass ich Beta gelesen habe!
Ihr fragt nach dem Grund?
Nun ich bin jetzt bei Kapitel 98 bz. 99. Klar hatte ich Vorlauf für eine Woche,
aber habe jeden Tag jetzt zwei Kapitel noch geschrieben *laolawelle mach*
Naja :)
Die Sache ist auch, ich hatte eine Mini Afterstory gemacht vor einiger Zeit und jetzt,...
puff, hab ich die Lücke gefüllt und bin bei der Stolzen 98^^
Nur bevor ich nur das Ende noch mal anlese um das letzte Kapitel zu schreiben,
lese ich alle drüber und lade es gleich hoch! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tada und schon das nächste :D
Zwei sollte ich zumindest noch schaffen, wenn nichts dazwischen kommt >.<
und nach der Arbeit bestimmt auch noch 2 :)
Wir machen jetzt wieder einen kleinen Zeitsprung, was öfters passieren wird.
Inu Yasha entwickelt sich weiter und ihre Beziehung verhärtet sich und doch...
lest es am besten selbst :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
und der Marathon geht weiter :D
Wieder ein kleiner Zeitsprung~
demnächst werden sie größer ^^
Viel spaß beim lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Noch ein Marathonkapitel :D
Mein Lesemotor rattert, hoffentlich habe ich nichts übersehen,
wenn entschuldige ich mich schon im Voraus ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
so noch eins :D jetzt muss ich aber leider arbeiten
doch heute Nacht gibt es wohl noch eins ^.~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
es geht weiter :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tada und noch eins!

Hier erfahren wir, wieso so ein großer Hass entstanden ist! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
puhh ^^
sooo~ das hier ist eher eine Zusammenfassung der Geschehnisse ^^
Wir können es ja nicht ewig herauszögern und die Story kennt ihr ja :3
Viel Spaß trotzdem beim Lesen ;D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es geht weiter :3
dauert jetzt aber immer bisschen mehr, muss die Kapitel noch etwas nachbessern
wir liegen jetzt weit in der Zukunft ^^ oder in der Vergangenheit?
Naja, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen ;D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
next one~
aus der Sicht von Sesshomaru :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
weiter gehts~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ach Herje >.<
Kann Sesshy einer einen Tritt in den Hintern geben? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So~ musste das Kapitel ein wenig abändern ^^'
Hoffe es bleibt in sich sinnig, ich wollte nicht zu viel verändern ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben :)
Das letzte Kapitel vor dem Epilog ^^
Der Epilog umfasst ein anderes Thema,
somit ist mit dem Kapitel die "Vergangenheit" abgeschlossen :)
Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi Leute ^^
Hier der Epilog~
Eigentlich wollte ich ja etwas über die Wiederburten von Toga und Izayoi schreiben, doch...
es fühlte sich falsch an und in meinem Kopf hing noch Yukiyona herum.
Darum handelt der Epilog über sie, denn ich hoffe ihr stimmt mir zu,
sie verdient auch ein gutes Ende, da sie ja in die ganze Miesere hineingezogen wurde.
und sie hat auch noch ein Geschenk für unsere Hundejungen :) Lasst euch überraschen! Komplett anzeigen

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Der schicksalhafte Geburtstag (Izayoi)

Mein Herz schlug laut und heftig, während der eiskalte Schnee mir durch das taube Gesicht peitschte. Wahrscheinlich würde ich hier und heute erfrieren, außer meine Hände, die ich kaum noch spürte, würden zuerst nachgeben, denn ich hing an einer Klippe. Der Vorsprung war hart und klein, aber ich wollte nicht sofort aufgeben, auch wenn meine Situation eigentlich eher aussichtslos war.

Ich hatte große Angst und kniff zitternd meine kalten Lider zusammen. Mein Hals war wie zugeschnürt und ich spürte, wie mir heiße Tränen über die Wange liefen. Jedoch erreichten diese Tränen nicht einmal mein Kinn, da sie auf dem Weg dahin zu Eiskristallen kristallisierten. Die Tränenspur brannte schrecklich stark und fühlte sich an, als wäre es frisches Feuer, das meine Haut verbrannte.

Wieso musste ich nur so leiden? Ich war heute 10 Jahre erst alt geworden! Warum war ich nur so leichtsinnig gewesen und war auf dem Ausflug meinem Wächter entwischt? Dieses Kaninchen… dieses schneeweiße Kaninchen, dass durch den Schnee gehoppelt war, hatte mich gebannt. Ich war ihm einfach nachgerannt, ohne wirklich darüber nachzudenken. Anscheinend wollten mich die Götter jetzt dafür bestrafen. Warum war ich nur so ein dummes Mädchen gewesen? Vater hatte mir oft gesagt, dass Neugierde tödlich sein konnte und sich für Frauen nicht schickte… Wieso hatte ich nicht auf ihn gehört? Oder wurde ich bestraft, weil ich meinen Pflichten nicht nachkam? Ich wollte leben und nicht den ganzen Tag lernen, aber wenn es etwas an meinem Schicksal ändern würde, würde ich anfangen zu lernen.… So endete mein Prinzessinnenleben wohl… Warum geriet ich auch in einen Schneesturm und rannte genau auf die Klippe zu? Dummheit pur…

Zurzeit hasste ich auch mein langes Ebenholzschwarzes Haar, welches mir vom Schneesturm durch das Gesicht gepeitscht wurde. Ein paar Strähnen zerrten an meiner Kehle und hatten sich wie eine Schlinge um meinen Hals gewunden, während meine Kraft immer mehr schwand. Ich hatte schon lange aufgegeben, nach Hilfe zu rufen. Nicht weil ich ahnte, dass keiner käme, sondern weil mir meine Stimme versagt hatte. Ich bekam kaum Luft, da der Wind und der Schnee sofort in meine Lunge eindrangen und somit jegliches Rufen unmöglich machte. Ich spürte das Brennen meines Körpers langsam schon gar nicht mehr. Nach und nach wurde ich müder und meine Lider konnte ich kaum noch offen halten. Niemand würde kommen. Niemand würde mich retten. Ich war doch die jüngste Prinzessin…

Ich öffnete noch einmal meine brennenden Augen und blickte hinauf. War ich schon so am Ende, dass ich Dinge sah, die eigentlich nicht da sein sollten? Dort stand doch jemand oder?

Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und brachte ein „Hilfe“ heraus, was jedoch nur ein Windhauch war, der vom Sturm sofort erdrückt wurde.

Er bemerkte mich nicht… Dort war meine Rettung und sie sah mich nicht… Mein Herz flatterte einerseits vor Hoffnung, aber auch aus Angst. Wenn ich ihn erreichte, würde er mich retten. Sie würde alles dafür tun!

Irgendwie musste ich es schaffen! Meine letzte Kraftreserve war fast aufgebraucht, aber ich zog mich noch einmal an der Klippe hoch, auch wenn meine Muskeln brannten und sich anfühlten, als würden sie unter dem Druck reißen. Ich streckte meine Hand aus und versuchte den schwarzen Schuh zu erreichen. Ich erkannte noch, dass es ein Mann sein musste. Er trug ein weißes Gewand und schien weißes langes Haar zu haben. Oder war es eine Frau? Ich war mir nicht sicher… Ich schlug mit der Hand nach seinem Fuß, jedoch kam ich nicht weit genug und traf vielleicht gerade mal seine Schuhspitze, bevor meine andere Hand nach gab und ich in die Tiefe stürze.

Ich versuchte ein letztes Mal zu schreien, aber meine Stimme versagte mir den Dienst. Niemand würde mich finden… Vielleicht im Sommer, aber dann wäre es zu spät. Mein Leben endete und ich hatte nicht einmal die Liebe kennen gelernt. Ich wünschte mir eine weitere Chance, aber ich würde sie sehr wahrscheinlich nicht bekommen… Außer es geschah ein Wunder…

Liebe Götter… bitte helft mir…. Flehte ich noch im Kopf, bevor meine Lider zufielen und ich mich auf den Tod vorbereitete. Es war gut, dass ich kein Gefühl mehr in den Gliedern hatte, so würde ich keine Schmerzen beim Aufschlag erleiden.

Ich erwartete den Tod… Doch er kam irgendwie nicht. Verwirrt horchte ich auf und versuchte meine Umgebung wahr zu nehmen. Da war etwas oder? Es fühlte sich wie weiches Fell an und da waren… Arme! Hatte der Mann mich doch noch gerettet? Ich versuchte meine Augen noch einmal zu öffnen und da erblickte ich ihn. Es war ein wunderschöner Mann mit einem sichelförmigen Mond auf der Stirn. Er schien jung und hatte rote Streifen auf den Wangen und trug Lidschatten, welcher seine goldenen Augen betonte, die mich in ihren Bann zogen. Ich hatte von diesen Adligen gehört, aber wie hatte er mich halten können, wo sie doch gefallen war?

Sein Haar wehte im Sturm, doch es schien sein Gesicht nur zu umrahmen, während mir meines durchs Gesicht peitschte. Er hatte ein weiches Fell und trug eine schwarze Rüstung mit Stacheln. Er hatte mich gerettet. Meine Augen fielen wieder zu. War es mein Engel, der mich jetzt abholte?
 

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, spürte ich ein warmes Feuer und lag auf weichem Fell. Unsicher blickte ich mich um. War das da der Mann von vorhin? Der Schnee hatte anscheinend meine Sicht getrübt. Er trug sein Haar hochgebunden zu einem Zopf und sah majestätisch aus. Er war riesig und wunderschön… Endlich konnte ich ihn erkennen, auch wenn ich nur seinen Rücken sah. Mein Lebensretter!

„Du bist wach?“, fragte er mit einer tiefen Stimme. Mein Herz setzte kurz aus, während er sich umdrehte und mich betrachtete. Anscheinend hatte ich mir den Mond eingebildet und die Streifen. Es waren nur zwei blaue Streifen, welche gezackt über seine Wangen liefen. Aber die goldenen Augen waren wirklich gewesen! Ich wurde rot und strich mir das Haar aus dem Gesicht, bevor ich mich aufsetzte.

„Ja, mein Herr.“, antwortete ich formell und verneigte mich. „Ich verdanke Euch mein Leben. Mein Vater ist ein großer Mann und wird Euch reich belohnen.“

Ich traute mich nicht aufzusehen, während er zu mir schritt und sich vor mir nieder kniete: „Ich bin Inu no Taishou. Der Lord der westlichen Länder. Was könnte Euer Vater mir also bieten, was ich nicht schon längst besitze?“

Ich schielte aus meiner Verneigung unsicher zu ihm hoch, nur um zu erkennen, dass er sich über mich lustig machte. Ich setzte mich ungestüm auf und schmollte.

„Dann nehmt meine Hand. Mein Herr Vater sagt, Frauen kann man nie genug haben!“

Er lachte und ich wurde rot: „Eure Hand? Die Hand eines Kindes?“

„Ich bin 10 Jahre alt!“, meinte ich stolz und schob mein Haar ordentlich. „In 4 Jahren werde ich das heiratsfähige Alter erreichen und kann Euch viele Kinder schenken!“

„Ich lehne ab.“

„WAS?“, keuchte ich und sah verzweifelt hin und her. „Dann… dann… ahh… Schätze,… Reichtümer… Mein Vater gibt Euch alles, was Ihr begehrt, wenn Ihr mich heimbringt!“

„Abgelehnt.“

„Nein! Nein!“, keuchte ich verzweifelt und rieb mir die Augen. Er würde mich also nicht heimbringen? War ich verloren? Ich stand kurz vor den Tränen und zitterte, doch dann zuckte ich zusammen, als ich eine … nein seine… Hand auf meinem Kopf spürte. Unsicher blickte ich auf und sah, wie er die Augen leicht verdrehte.

„Damit meinte ich, dass ich die Prinzessin heimbringe, aber nichts dafür erwarte.“, brummte er seufzend und streichelte meinen Kopf.

„Danke…“, murmelte ich nur und zog das Fell dichter an meinen Körper. „Izayoi…“

„Hm?“

„Mein Name… Ich heiße Izayoi, mein Herr… Ich meine, Inu no Taishou-sama.“

„Freut mich eine Dame mit so schönem Namen kennen zu lernen. Ihr habt Euren Namen erhalten, da ihr in der 16enten Nacht des Jahres geboren wurdet? Also heute vor 10 Jahren?“

„Genau…“, nuschelte ich und schluckte. „Wieso wollt Ihr mich eigentlich nicht?“

„Nun… Ich bin nicht wie Ihr.“

„Oh?“, fragte ich verwirrt und sah ihn noch einmal an. Seine Augenbrauen waren aufgeteilt und erinnerten mich an eine Wegkreuzung oder so. „Ich sehe nichts Komisches an Euch… außer…“

„Außer was? Nehmt kein Blatt vor dem Mund. Was seht Ihr, Izayoi-sama?“

„Eure Augenbrauen sind komisch… Seid ihr ein Mongole?“

Was jetzt kam ließ mich wohl wie eine Erdbeere oder so aussehen, denn er lachte laut und schallend.

„Ohhh… köstlich. Ich krieg mich nicht ein… Das einzige, was der werten Prinzessin an mir komisch vor kommt, sind meine Augenbrauen?“

„Ahh… Naja… Ihr habt sonst noch eine komische Art euch zu schminken… Oder hat der Sturm es vermischt?“

Er lachte weiter und hielt sich die Hand vor dem Mund, während er auf seinen Oberschenkel klatschte. „Wunderbar… Wir kommen der Sache näher. Versucht es wegzuwischen.“

Schüchtern hob ich meine Hand und berührte vorsichtig seine Wange. Sie war zart wie ein Babypopo… Das war zu beneiden, denn meine Haut fühlte sich bestimmt an wie Reispapier… Als ich über die Zeichnung dann rieb, verschwand sie aber nicht und ich erstarrte.

„Geht nicht ab…“, meinte ich nüchtern und nahm meinen Kimono zur Hilfe, doch es ging einfach nicht ab. Am Ende nahm er mein Handgelenk und schob es von sich. Ich verneigte mich wieder leicht und wurde rot.

„Was findest du noch komisch an mir?“

„Euren Kleidungsstil…“

Er seufzte und ließ den Kopf hängen. „Izayoi-sama. Seht mich richtig an.“

Ich schaute ihn genauer an und rückte etwas näher in meiner kindlichen und ungestümen Art, wo ich meine Glieder endlich wieder spürte.

„Ahh… Ihr seid sehr groß… riesig… Selten in Japan… Also seid ihr nicht von hier…“

„Ich bin in gewisser Weise schon von hier.“

„Oh… Dann… Stimmt ihr wart der Lord… Ehrlich ich komm nicht drauf…“

Er sah mich schmunzelnd an und streichelte mir noch einmal über den Kopf: „Ich bin ein Daiyoukai.“

Ich erstarrte und glotzte ihn unfreundlich an. Darüber machte man keine Scherze.

„Euer Scherz ist unangepasst. Ihr macht mir Angst, wenn Ihr sagt, Ihr wärt ein Monster, das gerne Kinder frisst…“

Er schloss die Augen und sah mich dann wieder mit seinen goldenen Augen an.

„Nun… nicht jeder frisst Kinder.“, hüstelte er noch leise, bevor er wieder aufstand und zum Feuer ging. Ich konnte ihm nicht glauben und beobachtete ihn neugierig, wie er zum Feuer ging und etwas aus der Erde zog. „Habt Ihr Hunger, Izayoi-sama?“

„Hai!“, meinte ich schnell und schnappte ihm schon den Fisch aus der Hand, um ihn zu vertilgen. Mir war egal, wie ich dabei aussah, denn der Hunger war so groß, dass ich verhungern würde, wenn ich nur kleine Bissen zu mir nehmen würde.

Er betrachtete mich amüsiert und schien mich wohl hinters Licht führen zu wollen.

„Es war doch ein Witz, oder Lord?“

„Nein.“, meine er ernst und deutete auf das Fell, in das ich mich geschmiegt hatte. „Das ist ein Teil meines Felles. Schon darum bin ich an keinen Menschen interessiert. Sie sind zerbrechlich und leben nicht lange.“

„…“

Ich bekam nichts raus und schloss die Augen, bevor ich sie wieder öffnete. War er wirklich ein Dämon? Würde ich überleben? Ich konnte es nur hoffen und wünschen…

Bevor ich weiter reden konnte, spürte ich, wie die Müdigkeit mich übermannte. Das war einfach zu viel für mich. Ich schlief ein und fiel in tiefen Schlaf, während mich das warme und weiche Fell umschloss.

Der Plan (Inu no Taisho)

Was war das nur für ein Tag? Ich hatte nicht erwartet, dass ich mit einem naiven Menschenmädchen enden würde. Das hatte ich nur einem zu verdanken. Dieser Junge konnte schrecklich sein.

Was würde sie sagen, wenn sie erfuhr, dass nicht ich, sondern mein Sohn sie gerettet hatte? Leider hatte er es aus der falschen Überzeugung getan, denn er hatte sie nur gepackt, weil sie seine Schuhe beschmutzt hatte.

Er war wie seine Mutter geworden. Was sollte ich nur tun, damit er vor anderen Respekt bekam? Seine Grausamkeit übertraf alles, was ich erwartet hatte. Wie konnte Inu no Kami es nur so weit treiben? Sie hätte ihn doch nicht so verziehen müssen.

Jetzt kam er und meinte er war der größte, aber richtig kämpfen konnte er trotzdem nicht. Es war wohl seine größte Schwäche. Dieser Egoismus!

Also bitte. Nicht einmal ich war so schlimm. Das Mädchen hatte Hilfe gebraucht und wollte nur auf sich aufmerksam machen. Wahrscheinlich müsste ich mit ihm später Klartext reden, denn es konnte nicht so weiter gehen.

In seiner ersten Woche bei mir hatte er fast mein ganzes Personal getötet. Es fiel ihm immer wieder ein neuer Grund ein und er löschte einfach ein Leben nach dem nächsten aus. Zurzeit war es so schlimm, dass ich kein neues Personal bekam, weil sie alle Angst vor meinem Sohn hatten.

Wenn er nicht angebetet wurde, empfand er es als Frechheit und Frevel. Ich würde ihm wohl eines Tages zeigen müssen, wo der Haken hing.

Naja. Er hatte sie wenigstens gerettet und ich hatte die kleine ihm eiskalt abgenommen. Sein Blick war göttlich gewesen.

Selten protestierte mein Sohn, da er wohl gewohnt war, alles zu bekommen, aber diesmal nicht. Ich konnte es mir nicht verscherzen mit den Menschen. Wenn das nämlich passierte, könnte sogar ich unterliegen und mein Leben lassen.

Wenigstens hatte ich gut lachen können, bis die kleine Izayoi ohnmächtig geworden war. Sie war zu niedlich, wie sie nicht erkannte, was für ein Geschöpf ich war. Aber das kam bestimmt auch von den ganzen Märchen, wo es darum ging, dass Geschöpfe wie ich grausam waren und kleine Kinder fraßen. Dafür waren Dämonengeschichten beliebt, wenn es darum ging, Kindern Angst zu machen und sie so ordentlich zu erziehen.

Ich setzte mich neben sie und zog sie auf meinen Schoß. So ein kleines Geschöpf. Sie war 10 Jahre… Ich griente leicht. So ein süßes Ding. Sie schmiegte sich sofort an mich und döste weiter. Izayoi… Sie würde bestimmt eine gute Herrscherin werden, wenn sie erwachsen werden würde.

Als sie leicht zitterte, zog ich eins meiner Felle um sie herum und wickelte sie ein. Ich würde mich bestimmt ewig an diesen Blick erinnern und ihre Antworten auf meine Fragen. Seufzend hob ich eine Hand und strich über meine Augenbraue. Später musste ich einen Spiegel holen und genau hinein sehen. Sahen die wirklich so komisch aus?

„Izayoi…“, flüsterte ich leise und rieb mit meinem Fingerrücken über ihre Wange. Ein zufriedenes Lächeln formte sich auf ihrem Gesicht. Sie war wirklich besonders. Ich zog sie eng an mich und seufzte. Sie war auch ein roher Diamant wie mein Sohn, aber sie zu einer Herrscherin erziehen wäre bestimmt viel leichter. Wahrscheinlich würde ich meinem Sohn seine Grausamkeit nie austreiben können. Egal wie ich es drehte und wendete, es war einfach hoffnungslos.

Ich stand vorsichtig auf und drückte sie enger in die Felle, bevor ich langsam auf den Höhlenausgang zu schritt. Die kleine musste schnell heim, bevor noch andere im Sturm umkamen.

„Inu…“, flüsterte das kleine Bündel in meinen Armen.

Sie hatte mich also gehört gehabt? Das kleine mutige Kind. Sie hatte sich mir ja sogar angeboten, was ich als unglaublich empfand.

Mein Sohn war bestimmt schon daheim, aber auch wenn nicht, würde ich ihn in diesem Schneesturm wohl kaum wahrnehmen. Er war bestimmt stink sauer, aber wer nicht hören wollte, musste wohl fühlen.

So begab ich mich mit Izayoi in den Armen zu dem Schloss, welches in der Nähe stand. Wenn ich Pech hatte, würde ich angegriffen werden, aber ich hoffte darauf, dass sie nicht auf ihre Prinzessin schossen.

Vor den Toren blieb ich stehen und klopfte an wie jeder andere auch. Man musste hier vorsichtig vorgehen. Ein Soldat öffnete mir die Tür und schielte heraus:

„Wer da? Was willst du Fremder?“

„Ich bringe die Prinzessin zurück, sie hatte sich im Schneesturm verlaufen.“

„Die was???“, keuchte der Soldat und riss die Tür auf. Ich wickelte das Bündel leicht aus meinem Fell und sah zu, wie alle Farbe aus ihren Gesichtern wich.

„Wo ist ihr Wächter?“, keuchte einer und winkte ihn dabei schon rein.

„Sie hing an einer Klippe. Wahrscheinlich haben sie sich im Schneesturm verloren.“, mutmaßte ich. Also hatte sie noch keiner vermisst. Armes Ding.

Der Soldat führte mich in ein beheiztes Zimmer. Eine Kammerzofe deutete auf den Futon für die Prinzessin. Ich kniete mich nieder und wollte sie auf den Futon legen, aber sie krallte sich mit aller Kraft an mir fest.

„Nicht gehen…“, nuschelte sie und ließ mich aufblicken.

„Bleibt ruhig, bis es ihr besser geht.“, meinte die Dame und verließ das Zimmer, um wahrscheinlich Medikamente oder so zu holen. Die kleine war unterkühlt, obwohl ich sie doch so gut es ging, gewärmt hatte. Ich zog die Decke über sie und streichelte ihre Stirn. Bisher hatte keiner mich als Dämon erkannt und ich konnte hier auch keine dämonische Aura ausmachen. Bestimmt war hier noch keiner einem echten Dämon begegnet, außer die Krieger, welche auszogen, um andere Krieger zu besiegen. Aber meist überlebte man es nicht, wenn man einem Dämon begegnete…

Die Frau kam schnell wieder und hatte anscheinend warmes Essen und Felle mitgebracht. Sie trat zu mir und deckte die kleine mit einem großen Fell zu, bevor sie mich freundlich anlächelte: „Vielen Dank, dass Ihr meine Herrin gerettet habt. Sie ist manchmal sehr unüberlegt in ihren Handlungen.“

Ich nickte nur und sah ihr genau zu. Mein Sohn würde bestimmt schlecht gelaunt sein, wenn ich heim kam. „Kein Problem.“, flüsterte ich und sah mir Izayoi noch etwas an.

„Der Lord möchte Euch dann auch noch sprechen.“

„Gut.“, flüsterte ich noch und sah zu, wie die kleine Dame erwachte.

„Inu no Taishou-sama…. Ihr seid noch da!“, meinte sie lächelnd und ließ endlich von mir ab.

„Natürlich, ihr wolltet mich ja nicht los lassen.“, meinte ich lässig und sah belustigt zu, wie ihr Gesicht entgleiste und sie knallrot wegsah.

„Es tut mir wirklich sehr Leid, Herr…“

Die Dienerin lächelte und schob Izayoi eine Suppe zu, welche sie auch gleich trank. „Ich hoffe es geht Euch bald wieder gut, Prinzessin.“

„Bestimmt. Ich wurde ja gerettet.“, grinste sie und zwinkerte mir zu.

„Nun. Dann ist meine Arbeit getan.“, meinte ich und stand auf. Sie sah mir leicht traurig nach, während ich meine Kleidung richtet. „Ich werde mit Eurem Vater noch reden und dann gehen. Werdet gesund, Prinzessin und lernt brav.“

„Werde ich, Inu-dono. Es würde mich sehr erfreuen, wenn Ihr mich eines Tages besuchen kommt.“

„Ich werde sehen, was sich einrichten lässt.“, meinte ich noch und ging meiner Nase folgend, zu dem Lord des Schlosses. Die Soldaten ließen mich ein.

„Setzt Euch.“, sprach der Lord. Ich folgte seiner Bitte und setzte mich zu ihm vor einen Tisch. „Ich danke Euch, dass Ihr meine jüngste Tochter gerettet habt.“

„Nun. Eure Tochter hat einen Schutzengel.“

„Ich stehe in Eurer Schuld. Gibt es etwas, was ihr begehrt?“, fragte er und reichte mir ein Schälchen Sake. Ich genoss den Sake und überlegte.

„Zurzeit wüsste ich nichts…“, murmelte ich und rieb mir das Kinn, doch mir wollte einfach nichts einfallen.

„Nun. Ihr habt Zeit. Ihr seid immer gerne in meinem Schloss gesehen. Wenn Ihr etwas begehrt, meldet es mir.

Ich könnte euch Anbieten, ein Schlosswächter zu werden, aber Ihr scheint von Eurer Kleidung zu urteilen, ein wohlhabender Mann zu sein. Wer seit ihr?“

„Es tut mir sehr leid, aber das möchte ich für mich behalten, aber mit Eurer Vermutung habt Ihr Recht.

Auf Euer Besuchsrecht werde ich wohl später eingehen, da Eure Tochter mich schon gefragt hat.“

Mein Gegenüber nickte und trank mit mir noch ein paar Schalen Sake.

Wir redeten über das Wetter und andere Dinge, die uns gerade interessierten. Es war sehr angenehm.

„Habt Ihr auch Kinder?“

„Ich habe einen Sohn.“

„Ist er wohl erzogen?“, fragte der Lord und seufzte schon beim Reden. „Meine jüngste Tochter will nichts lernen…“

„Nehmt es nicht so schwer. Eure Tochter wird noch aus ihren Tiefschlaf erwachen und eine gute Prinzessin werden. Mein Sohn wurde von meiner Frau verhätschelt und hat kein gutes Herz. Was mein Sohn an Egoismus und Hochmut zu viel hat, hat Eure Tochter zu wenig, aber genau anders herum steht es mit Liebe und Zuversicht.

Eure Tochter will die Welt sehen und ist für Neues offen. Sie ist neugierig und lässt sich nicht verunsichern.“

„Euer Sohn wäre also eher für das Schlachtfeld geeignet.“

„Nein. Leider nicht. Er achtet auf niemanden. Wenn müsste er alleine in die Schlacht ziehen, denn so wie er ist, würde er jeden umbringen, der in seinen Weg kommt.“

„Nicht gut. Nun. Dafür ist meine Tochter so lieb, dass sie sogar Tiger und andere Wesen als Freunde ansieht. Sie meinte, wenn sie ihr nichts getan haben, kann sie auch nicht sagen, dass sie böse sind… Eines Tages wird sie deswegen noch sterben…“

„Nun. Malt den Teufel nicht an die Wand. Sie ist hier sehr beschützt vor allem. Eure Tochter wird nie auf dem Schlachtfeld sein.“

„Nein. Zum Glück nicht.“, lachte er sanft und schenkte mir noch einmal ein. „Aber sie soll eine gute Frau werden.“

„Nun mein Sohn soll ein guter Mann werden, aber meine Arbeit wird wohl anstrengender als Eure.“

„Das werden wir sehen. Aber ich danke Euch.“

„Nun. Gern geschehen.“, meinte ich und stand auf. „Ich muss mich entschuldigen, mein Sohn wartet auf mich. Ich muss aufpassen, dass er nicht wieder etwas anstellt.“

„Verstehe. Ich hoffe Euch bald auf einen Sake wieder zu sehen.“

„Natürlich.“, meinte ich noch, bevor ich das Schloss verließ. Ich vermied es, noch einmal Izayoi auf wieder sehen zu sagen, denn ich wusste einfach nicht, was ich mit meinen Gefühlen anfangen sollte. Es war schon einige Zeit vergangen, seit ich das letzte Mal so gut gelacht hatte. Mein Herz wurde befreit und ich fühlte mich endlich wieder wohl in meiner Haut.

Trauriger Weise hielt es nicht ewig an, denn schon bald bemerkte ich, als der Schneesturm aufgehört hatte, dass mein Sohn mir folgte. Er war mir also die ganze Zeit gefolgt.

„Sesshomaru.“, seufzte ich und beobachtete, wie er hinter einem Felsen hervorkam. Sein weißer Kampfanzug mit den lila gefärbten Lilienmustern hatte etwas sehr feminines, aber das würde ich ihm nicht auf das Auge drücken, sonst würde er nur wieder rumknurren.

„Ehrenwerter Herr Vater.“, meinte er leise und trat zu mir. Mir blieb nicht verborgen, wie aggressiv er war. Es passte ihm gar nicht, dass ich ihm sein Spielzeug weggenommen hatte.

„Nun. Was hast du heute gelernt?“

„Das Ihr ein weiches Herz habt?“

„Nein. So meinte ich das nicht. Du hast mir zu gesehen. Was hast du gesehen?“

„Schwache Menschen, die du wie hohe Dämonen behandelt hast.“

„Nein. Es geht darum. Wenn man jemanden hilft, kommt etwas Gutes zurück. So kann man sich auf die Person verlassen.“

„Aber es sind nur Menschen. Nicht einmal eine Stunde bräuchten meine Krallen, um das Schloss in Schutt und Asche zu zerlegen. Sie sollten vor uns nieder kriechen!“

„…Was hat dir deine Mutter nur angetan?“, brummte ich und sah ihn seufzend an.

„Vater. Trainiert Ihr mich jetzt?“

„Nein. Erst musst du andere Dinge erlernen. Denk über dein Verhalten nach. Menschen sind nicht schwach. Wenn sie einander beschützen, werden sie stark.

Du solltest lernen, mit ihnen umzugehen. Ich werde mir etwas überlegen, aber sehr wahrscheinlich wirst du mich begleiten, wenn ich Izayoi besuche.“

„Den stinkenden Menschen? Nein!“

„Doch. Mein letztes Wort. Wenn du den Test bestehst, werde ich dich die Kriegsführung lehren.“

Er knurrte leise, bevor er sich umdrehte und verschwand. Ich seufzte wieder und schüttelte den Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein, aber was sollte er sonst tun?

Izayoi könnte von Nutzen sein, da sie keine Angst vor Sesshomaru hatte. Vielleicht könnte ich so meinem Sohn beibringen, wie er sich verhalten musste…

Irgendwie freute ich mich auch schon, die Prinzessin wieder zu sehen. Sie war so erquickend und lebendig.

Guter Dinge kehrte ich heim und setzte mich über meine Aufzeichnungen, wobei ich ständig grinsen musste, wenn ich daran dachte, wie sie meine Augenbrauen als erstes nannte.

Ich nahm einen Handspiegel und rieb über die Brauen. Sie hatte ja schon irgendwie Recht, aber ich hatte erwartet, dass sie meine spitzen Zähne, meine spitzen Ohren, oder meine spitzen Pupillen zuerst sah… Naja. Es war ein guter Tag gewesen. Sesshomaru hatte einen Menschen gerettet, auch wenn es aus anderen Gründen geschehen war…

Die Prinzessin im Schnee (Sesshomaru)

Der Tag war für mich die reinste Katastrophe und es zog sich immer weiter dahin.

Ich war nun seit etwa einer Woche in dem Schloss meines Vaters. Bei meiner Mutter, der Göttin der Hunde, hatte es mir auch sehr gut gefallen, aber die Tatsache, dass man den ganzen Tag faul rum saß, langweilte mich. Es war schon sehr angenehm gewesen, aber mich lockte der Kampf und die Tatsache, dass ich meinen Vater übertreffen wollte. Mein Vater war ein Daiyoukai, er war sehr stark und herrschte in der Erdenwelt. Dies wollte ich natürlich auch. Meine Mutter hatte kaum Diener und kaum einer verehrte sie noch, aber mich… mich würde man verehren. Jeder würde meinen Namen mit Ehrfurcht flüstern und sich meiner Besinnen, wenn er etwas tat, was ich nicht guthieße.

Ich würde jedem beweisen, dass ich stark war, auch wenn mein Vater von dort unten kam. Niemand würde mich mehr auslachen oder hinter meinem Rücken tuscheln!

Nein! Das würde ich nicht mehr zulassen… Ich konnte es nicht leiden, wenn es hieße, ich würde nichts alleine zu Stande bringen oder nicht lebensfähig sein…

Ich konnte, wollte und würde ein großer Kämpfer und Herrscher werden. Danach würde keiner mehr tuscheln, außer es wäre aus Angst, dass ich sie tötete.

Dort unten würde ich mein Leben meistern. Das sollte zumindest für mich kein großes Problem sein. Und zum Schluss würde ich meinen Vater besiegen und damit allen zeigen, wie mächtig ich doch war. Ich, Sesshomaru, würde es alle zeigen!

Nun. Als ich das Schloss erreicht hatte, hatten mich alle angesehen. Sie wussten wohl nichts von mir. Welch Schmach das war, dass keiner sich vor mir verneigte… Ich war fast ausgerastet, aber beließ es lieber nur bei ein paar weniger Bediensteten.

Er hatte mit mir geschimpft und mich blamiert… ES war peinlich gewesen. Er musste doch verstehen, dass sie mir huldigen mussten, oder?

Irgendwie hatte er etwas davon erzählt, dass ich mich zurückhalten sollte und seine Bediensteten nicht so streng gehandhabt werden. Aber das war mir egal. Wenn sie mich störten, trat ich sie, schlug ich sie oder ich tötete sie gleich.

Immer wenn mein Vater mich vorführte, wurde ich ein Stückchen grausamer, bis sie Angst hatten, in meine Nähe zu kommen. So war es richtig. Ich war alleine besser dran und keiner würde mich mehr auslachen!

Es war teils unerträglich, wie schwach ich doch noch war. Mein Vater besiegte mich immer wieder und auch Wettläufe verlor ich. Peinlich.

Nun aber zu dem gewissen Morgen konnte man nur sagen, dass es eine Katastrophe war. Ich trainierte wieder mit meinem Vater und verlor haushoch gegen den Herrn der Hunde. Mein Vater griff mich immer wieder an. Die Niederlage war einfach vernichtend.

„Vater…“, keuchte ich und versuchte mich zu verteidigen, doch seine Schläge wurden nur schneller und härter. Diese Techniken, die er besaß waren überwältigend. Mein Schwert war auch gut und teuer, aber das meines Vaters, dieses Tessaiga, war um einiges stärker. Ich beobachtete haargenau, was er genau tat. Diese Techniken wollte ich auch beherrschen, um die Welt zu unterjochen.

Dann schlug er wieder zu, nur diesmal verlor ich mein Schwert und schielte auf die Waffe vor meinen Augen.

Ich war eindeutig geschlagen…

„Flehe um dein Leben, dann überlege ich mir, dich leben zu lassen, was du bei meinen Dienern nicht gemacht hast.“

Ich erstarrte und sah in seine goldenen Augen. Die Pupillen waren dünne Schlitze und ich spürte seine Dämonenaura, die an mir selbst schon zehrte. Sie verschlang mich mit ihrer Macht und drückte mich zu Boden. Mein Herz setzte kurz aus, als ich mitansehen musste, wie er sein Schwert hob.

„Flehe!“

Ich schluckte. Ich wolle nicht flehen… Da starb ich doch lieber, als mich wieder bloßstellen zu lassen…

„Ich höre?“

Seine Stimme war unterkühlt und ich war mir langsam wirklich nicht mehr sicher, ob er einen Spaß machte, oder die ganze Geschichte ernst sah. Würde er denn seinen eigenen Spross hinterrücks töten? Nein, oder?

Ich war hin und her gerissen. Vater erkannte es bestimmt, denn ich konnte ein fieses Grinsen ausmachen, welches immer breiter wurde. Mein Vater kam mir gerade grausamer vor als meine Mutter.

„Sag es. Sag, dass du leben willst!“

„Du tötest mich doch sowieso nicht.“, meinte ich vorschnell und töricht. Wie auf Befehl steckte er das Schwert weg. Ich atmete tief durch, doch dann zog er ein anderes.

Ich betrachtete die dünne Klinge. Es hatte einen schönen Schliff und eine mächtige Aura. Würde er mich damit töten?

„Vater?“

„Strafe muss sein.“, meinte er und hob wieder das Schwert. „Es wird nicht lange wehtun. Nicht so wie bei deinen Opfern.“, flüsterte er und seine Augen wurden rot. Mir lief ein Schauer über den Rücken, während ich versuchte, mich von seiner Dämonenaura zu befreien, die mich an den Boden heftete, doch es half nichts.

Dann auf einmal schnellte das Schwert hinab und durchbohrte meinen Hals. Er zog es genauso schnell wieder heraus. Ich glitt zu Boden und schluckte. Ich versuchte zu atmen, aber ich spürte, wie mein Leben mich verließ. Wieso hatte er das getan? Wie konnte er mich töten?

Ich keuchte am Boden und zitterte. Angstschweiß lief mir über mein Gesicht, während meine Hand zu meinem Hals griff. Ich musste das Blut stoppen… Ich wollte nicht sterben… Ich spürte eine Träne auf meiner Wange.

„Bitte…“, flehte ich leise und kauerte mich zusammen, bis ich ein Lachen hörte, dass so schallend war, dass ich aufblickte.

„Du kannst ja bitte sagen! Schön! Das ist Tensaiga. Es kann Tote wieder lebendig machen und lebendigen tut es gar nichts an.“

Ich erstarrte und hob meine Hand von der vermeintlichen Wunde, um sie mir anzusehen. Da war wirklich kein Blut…

„Du stirbst nicht. Höchstens gleich vor Scharm.“

Wütend blickte ich auf, rieb mir mit dem Ärmel über das Gesicht und stand wackelig auf. Arschloch… Mistkerl! Das war also mein Vater! Ein verlogener Drecksack!

„Das bereust du!“, fluchte ich noch, bevor ich abhaute. Er folgte mir, aber es war mir egal. Ich würde meinen eigenen Weg finden, wenn es sein musste!

Ich stürmte immer schneller voran. Diesmal würde er mich nicht fangen! Ich lief und lief und lief, bis ich in ein Gebiet kam, in dem Schnee lag. Es machte mir das Vorankommen schwerer, aber ich beeilte mich trotzdem. Er würde schon betteln, dass ich zu ihm zurückkäme! Ich war ja sein einziger Sohn!

Ein Schneesturm zog auf und schleuderte mir den Schnee ins Gesicht. Es war kalt und mein Geruchssinn versagte langsam. Diesen Schnee hatte ich nur von oben bisher gesehen gehabt. Es war kälter als erwartet.

Dann kam ich schlitternd zum Stehen. Eine Klippe! Das war knapp gewesen. Ich blickte über meine Schulter. Mein Vater würde mich doch noch erwischen. Also konnte ich nur springen oder?

Der Schnee fing mich an langsam zu bedecken, während mein Blick wieder wütend nach vorne wanderte. Schweben war kein Problem für mich, aber ich würde nicht schnell genug sein… Also musste ich springen oder?

Urplötzlich spürte ich einen Schlag auf meinen Schuh und sah wutentbrannt nach unten. Da war jemand. Als er dann verschwand, sprang ich der Gestalt nach, um sie noch zu packen. Sie lag in meinen Armen. Ich starrte es an. Ein Mädchen hatte es gewagt, die Füße eines Gottes zu berühren! So ein Frevel! Das würde sie bereuen! Wenn mein Vater mich schon blamierte, musste nicht noch ein Mensch damit anfangen! Ich würde sie retten und später, wenn sie wieder bei Besinnung war, langsam umbringen.

Als ich flog, beobachtete ich, wie sie kurz die Augen öffnete und mich so komisch ansah… War sie glücklich, weil ich sie umbringen wollte? Menschen waren dumm und töricht. Bestimmt glaubte sie, dass ich mich noch bedanken würde, dass sie meine Schuhe mit ihren ekligen Händen ruiniert hatte!

Naja. Erstmal vor meinem Vater flüchten und dann würde ich entscheiden, was ich mit ihr machte. Ich blickte mich suchend um und konnte in einiger Entfernung eine Höhle ausmachen. Diese war perfekt!

Ich flog hin und ging mit ihr auf die Arm in die Höhle. Gerade wollte ich sie unsanft fallen lassen, aber das ersehnte Geräusch des Aufpralls blieb aus. Ich sah nach unten und erschrak. Mein Vater kniete am Boden und hielt das Mädchen in den Armen.

„Du kannst nicht so mit einem Leben umgehen.“, brummte er und stand mit ihr im Arm auf. Das kleine Ding hielt sich an seinem Oberteil fest. Ich sah ihn angewidert an und blickte dann zur Seite.

„Sie muss bestraft werden…“

„Warum? Weil ich dich blamiert habe?“

„… Nein, sie hat meine Schuhe beschmutzt.“

„Sie wollte nicht sterben! Jetzt geh.“

„Ach? Ich soll da draußen hin, aber sie darf hier bleiben?“

„Du hast es erfasst. Du tust doch immer so hart. Also beweise dich und jage Fische.“

„Warum sollte ich das tun?“

„Weil du lernst, alleine klar zu kommen und ich dann auf dich zukommen werde.“

„Aha?“, fragte ich genervt nach und drehte mich um. „Was bekomm ich dann?“

„Ich werde dich weiter trainieren und nicht zu deiner Mutter schicken, die dich schon vermisst.“

„… Gleich wieder da. Ich beweise dir, dass ich das kann!“, meinte ich gekränkt und machte mich auf den Weg.

Ich fühlte mich im Schnee unwohl und wusste nicht, was ich machen sollte. Er hatte mich eingeholt, aber würde mir noch eine Chance geben… Nach einiger Zeit kam ich zu einem Fluss. Ich sah einen Fisch, jedoch war da das Eis. Wie kam man da durch? Kurz dachte ich nach, bevor ich schon eine Idee hatte. Ich zog mein Schwert und stieß zu. Schockierender Weise war das Eis anscheinend stärker als ich… Wenn das wahr war, hatte ich wirklich null Chancen gegen meinen Vater.

Ich stocherte noch ein wenig mit dem Schwert auf dem Eis ein, bevor ich es aufgab. Ich schloss die Augen, während der Schnee um mich herum tanzte. Kurz keuchte ich auf, bevor ich das Wasser unter dem Eis betrachtete. Ich kniete mich auf das Eis und berührte die kalte Fläche. Das Eis war wirklich hart. Ein wenig konnte ich von meiner Aktion erkennen, denn das Eis hatte ein paar kleine Löcher, jedoch war das Eis so dick, dass es nichts genutzt hatte. Ich rieb mit meinem Finger über das Eis. Ich musste ihm beweisen, dass auch ich so etwas meistern konnte…

Vielleicht würde ja mein Gift helfen… Ich nutzte meine Fähigkeiten, etwas wegzuätzen. Es funktionierte, aber nicht so gut, wie ich erhoffte. Anscheinend neutralisierte das Eis mein Gift… Ich knurrte leise und machte weiter und weiter, bis ich endlich auf Wasser stieß. Das Loch war nicht wirklich groß, aber hoffentlich würde es reichen. Ich blickte ins Wasser und erkannte den Fisch. Meine Hand schnellte vor, doch als ich das Eiswasser berührte, zuckte ich zusammen und zog die Hand wieder raus.

Das Wasser war wirklich kalt…. Meine Hand gefror langsam im Freien, wo das Wasser es umschlossen hatte. Ich schluckte und bewegte meine Finger, bevor sie ganz erfroren. Das musste ich schaffen! Da war wieder der Fisch! Ich stieß mit der Hand zu und erwischte den ersten. Ich riss ihn aus dem Loch, wobei ich meine Hand leicht an den spitzen Eiskanten verletzte. Ich fluchte und fauchte, während ich den Fisch auf die Eisfläche schleuderte.

Sofort machte ich mich daran noch mehr zu fangen, bis es genug war. Die Fische packte ich in die eine Hand, während ich meine eiskalte Hand eng an mich presste, um sie zu wärmen.

Zitternd traf ich an der Höhle ein und schritt hinein. Da saß mein Vater vor einem Feuer und betrachtete mich.

„Wunderbar, du hast es geschafft. Setz dich doch und wärme dich, deine Lippen sind ganz blau.“

„Warum wohl…“, lästerte ich leise und ließ mich neben dem Feuer nieder. Ich reichte meinem Vater den Fisch, welchen er auf Stöcke aufspießte und ans Feuer stellte.

„Das hast du gut gemacht, mein Sohn.“

Ich blickte zu ihm auf. Er hatte diese Worte das aller erste Mal benutzt. Ich zog die Knie an und bettete meinen Kopf darauf, während ich die Hände ans Feuer hielt. War er stolz auf mich? Noch nie hatte auch nur einer etwas für gut empfunden…

„Was machst du mir ihr?“, fragte ich leise nach, während ich zu ihr blickte.

„Ich werde sie heim bringen.“

„Aber wieso?“

„Sie ist eine Prinzessin. Das erkennt man an ihrer Kleidung. Es ist wichtig, dass wir ihr nichts tun.“, meinte mein Vater und lächelte. „Du solltest aber langsam heimgehen und Bescheid geben, dass es uns gut geht.“

„Ja Vater…“, meinte ich leise und schluckte. „Warum darf ich sie nicht bestrafen?“

„Es gehört sich nicht. Du musst bedenken, dass man seine Untertanen gut behandeln sollte, sonst rebellieren sie.“

„Dann bring ich sie einfach um.“

„Dann kannst du aber über keinen regieren und musst alles alleine machen. Nun ja. Ich überlege mir etwas, aber versuch dich im Zaum zu halten.“

„Ja…. Vater.“, meinte ich nur und stand auf. „Ich gehe dann.“, murrte ich und ging aus der Höhle. Der Schneesturm hatte nachgelassen, aber ich wollte nicht gleich heimgehen. Ich wollte sehen, was mein Vater mit ihr tat. Er war so anders. Normal tötete ich alle, aber ihm war es wichtig, dass ich es nicht tat… Ich beobachtete ihn aus einer gewissen Entfernung und musste mit ansehen, wie er mit ihr lachte und sie ihn berührte. Mein Vater tat es nie. Er war meist wütend auf mich, aber so war er nie zu mir. Etwas wie Eifersucht entstand in meinem Herzen. Ich hasste das Mädchen, welches so viel Aufmerksamkeit bekam, während er mich, seinen Sohn, in den eiskalten Schnee schickte. Er teilte mit ihr den Fisch und war so freundlich… Auch wen er mich gelobt hatte, war das nicht genug für mich. Ich fühlte mich… als würde ich nirgendwo dazu gehören. Meiner Mutter war ich nicht brutal genug und für meinen Vater war ich zu brutal.

Dann brachte er sie heim in ein Schloss und sagte zu dem einen Mann, dass seine Tochter eine gute Herrscherin würde, während ich… während ich ein hoffnungsloser Fall war. Ich drückte meine Hände so fest zusammen, dass die Krallen sich in mein Fleisch bohrten. Ich ertrug es nicht, hören zu müssen, für was für einen Versager er mich hielt, davon hatte ich schon genug bei meiner Mutter gehört!

Wütend und enttäuschte sprintete ich zu dem Schloss meines Vaters, nur um in einiger Entfernung stehen zu bleiben.

Wo gehörte ich hin? Ich wusste es nicht… Würde ich wirklich nie ein guter Herrscher werden?

Ich schloss die Augen und seufzte.

„Hast du darüber nachgedacht?“

Ich schnellte herum und starrte ihn kurz an. Er war schnell gewesen.

„Vater… ich… verstehe es nicht…“, meinte ich leise und hörte ein Seufzen, was mich traurig stimmte.

„Verstehe. Deine Mutter hatte schon immer einen Hang dazu, über den Wolken zu leben. Sie konnte es dir nicht beibringen.

Aber ich habe schon einen Plan. Ich glaube die Prinzessin wird da eine große Hilfe sein, da sie keine Angst vor unseresgleichen hat.“

„Aha?“

„Ja. Wir werden sie besuchen und du wirst mit ihr reden. Du darfst ihr nichts tun oder ich werde dich zu deiner Mutter zurückbringen und dann siehst du erst in ein paar hundert Jahren die Erde wieder.“

„… Gar nichts tun?“

„Nein. Nichts. Du tust ihr nicht weh. Du musst es lernen, wie man mit anderen umgeht. Auch wenn wir viele Dämonen um uns haben, ist es doch auch von Vorteil mit Menschen sich zu verbünden.“

„Was ist an denen denn bitte so besonders?“

„Ganz einfach. Menschen sind sehr stark, weil sie die Schwachen beschützen. Leg dich nie mit einer Mutter an. Glaub mir, für Menschen ist der Zusammenhalt sehr wichtig, während für Dämonen das nicht ganz so sehr zählte.“

„Sind sie so stark?“, fragte ich ungläubig und sah sein Nicken.

„Sehr stark. Darum versuch es einfach. Sie können dir viel beibringen. Jemand der für etwas kämpft ist immer stärker, als jemand der nichts verlieren kann.“

Ich staunte schon innerlich und nickte nur.

„Für was willst du kämpfen? Willst du wen beschützen?“

„Nein… Ich will nur Macht.“

„Macht… Du solltest jemanden finden, den du beschützen willst, aber wir finden auch schon etwas, wodurch wir dich dazu bekommen. Ich beschütze mein Land und gerne die Personen um mich herum.“

„Die ich umgebracht habe?“

„Genau die. Viele hab ich wieder belebt mit dem Schwert. Sie sind aber nicht geblieben. Wenn du alle vertreibst, musst du irgendwann kochen. Oder du hältst dich zurück.“

Ich knurrte kurz, aber dann nickte ich.

Ich würde mich auf das Training einlassen. Ich wollte, dass mein Vater auf mich stolz war und so stark waren, dass ich es den anderen Göttern zeigen konnte, dass auch ich den Stand eines Gottes erreichen konnte. 

Die Lichtung (Izayoi)

Ich Saß wie so oft im Garten und seufzte leise, während ich ein Buch las. Es waren schon 6 Monde an uns vorbeigezogen, doch mein Retter war immer noch nicht wieder da. Es war zu schade. Er war so schön und stark gewesen… Mein Prinz…

„Blast Ihr wieder Trübsal, Herrin?“, fragte meine Dienerin zart nach und strich über mein Haar. Sie war wie eine Mutter für mich, da meine bei meiner Geburt gestorben war.

„Nur ein klein wenig…“, log ich schüchtern und genoss ihre Berührungen in vollsten Zügen.

„Er kommt bestimmt wieder. Er hat es Euch doch gesagt.“

„Ich weiß, aber… es ist schon so lange her…“

„Nun… Er war ein großer Mann. Er hat bestimmt mehr Verpflichtungen, als eine Prinzessin mit seiner Gesellschaft zu erfreuen. Leider wissen wir auch nicht, woher er kommt…“

„Das stimmt… Ich bin kindisch oder…?“

„Nein Liebes. Das seid Ihr nicht. Dieser Mann hat Euch das Leben gerettet. Aber vergesst nicht, dass ihr noch im Alter von 10 Jahren seid. Wenn Ihr an seiner Seite sein wollt, müsst Ihr noch warten.“

Ich nickte und sah hoch in den Himmel: „Ich werde einen kurzen Ausflug in den Wald machen, wenn es dich nicht stört. Hoffentlich werde ich bald erwachsen sein…“

„Seid vorsichtig. Soll ein Soldat Euch begleiten?“

„Nein… Ich beeile mich auch.“, flüsterte ich und erhob mich. Warum konnte er nicht kommen? Was hielt ihn nur auf? Oder war es, weil ich nicht erwachsen war? Würde er erst in 4 Jahren kommen, wenn ich endlich im heiratsfähigen Alter war?

Ich nahm mir ein Gewand und legte es über meinen Kopf, bevor ich durch einen kleinen Ausgang im Garten schlüpfte. Meine Dienerin hatte mir die Stelle in der Mauer gezeigt, welche zugewachsen war. Sie meinte, es wäre sicherere, wenn wir angegriffen werden würden.

Schnell schlüpfte ich durch das Loch und schielte vor der Mauer hin und her. Keiner da. Das klappte doch schon mal! Sofort rannte ich in den Wald.

Nach einiger Zeit verlangsamte ich meinen Schritt und atmete tief durch. Dieses Gewand war wirklich schwer. Ich zog es mir von dem Kopf und faltete das Gewand zusammen, bevor ich es in einem Busch verstaute. Inu no Taisho… wo war er nur? Ich erinnerte mich immer noch, als wäre es gestern. Dieser schöne Mann… Es war, als wäre er kein Mensch… er war auch keiner… aber… ich konnte dieses Gefühl nicht beschreiben.

Meine Füße trugen mich immer weiter voran, bis ich auf einer Lichtung überrascht stehen blieb. Die Lichtung war klein und da in der Mitte war ein kleiner Felsen, auf dem jemand saß. Das Licht blendete mich im ersten Moment, aber dann konnte ich ein Fell ausmachen an dessen Rücken. Ich grinste leicht. Er war also gekommen. Diesmal trug er wieder das Haar offen. Seidig und glänzend. Es war silbern und bewegte sich seicht im Wind. Ich konnte diesen Mann doch einfach nur anhimmeln. Er sah aus wie ein Prinz… na gut, er sah aus wie eine Prinzessin mit dem offenen Haar.

Leicht schüchtern schlich ich mich an. Er bewegte sich nicht, aber ich war mir sicher, dass er meine Anwesenheit gespürt hatte. Angekommen, blieb ich hinter ihm stehen und schluckte. Ich sah meine Hände an und dann nickte ich innerlich.

Ich streckte mich und legte meine Hände spielerisch auf seine Augen. Er versteifte sich sofort unter meinen Händen und ich schluckte, bevor ich meinen Mund aufbekam.

„Wer bin ich? Wisst Ihr es noch?“, fragte ich und beließ meine Hände auf seinen Augen.

Es war kindisch, aber… ich war ein Kind und… Ich freute mich und wollte wissen, ob er mich noch kannte.

Ein leises Knurren ertönte.

„Wisst Ihr es echt nicht mehr?“

Das Knurren wurde lauter, aber die Person regte sich überhaupt nicht.

„Inu no Taishou-sama?“, fragte ich vorsichtig nach, doch wieder nur ein Knurren.

„Es freut mich, Euch wiederzusehen, Izayoi-sama.“, erklang eine Stimme hinter mir. Ich zog die Hände weg und drehte mich erschrocken um, nur um die Luft erschrocken einzusaugen.

„Inu no Taisho!“, keuchte ich und starrte ihn mit offenen Mund an. Das konnte doch nicht sein. Wenn er hier stand, wer war dann hinter mir?

Sofort drehte ich mich um. Dort saß immer noch die Gestalt mit dem Rücken zu mir. Ich sah hin und her. Inu no Taisho trug sein Haar wie immer hochgebunden, während der andere offenes Haar hatte.

„Wer ist das?“, fragte ich leise und ging einen Schritt auf Inu no Taisho zu, der mich wie damals angrinste.

„Mein Sohn. Darf ich vorstellen? Sesshomaru.“

Ich schnappte nach Luft und sah wieder zu der Gestalt. Sie wollte sich anscheinend nicht umdrehen… Langsam ging ich um ihn herum, aber ließ Inu no Taisho nicht aus den Augen, welcher mich an schmunzelte.

Als ich den Mann umrundete hatte, stand ich vor ihm und sah ihn an. Kalte goldene Augen blickten mich an. Sie waren abschätzig. Er rümpfte angeekelt die Nase und legte den Kopf schief. Sein Haar flatterte im Wind. Er trug eine Mondsichel auf der Stirn. Irgendwie kam es mir bekannt vor, aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern… Als ich sein Gesicht weiter ansah, sah ich zwei rote Streifen auf jeder Wange und die spitzen Ohren. Er ähnelte eher einem Wesen, das nicht von hier kam, als sein Vater. Er schien mir abwesend zu sein.

Ich hatte ihn angefasst… Rot senkte ich mein Gesicht zu Boden und strich mir eine schwarze Haarsträhne nach hinten: „Es freut mich, Euch kennen zu lernen, Sesshomaru-sama. Es war nicht meine Absicht gewesen, Euch zu verärgern. Ich habe Euch mit Eurem werten Herrn Vater verwechselt.“

Ich schielte nach oben und traf auf seinen genervten Blick. Er war anscheinend wütend. Ich beeilte mich wieder zu Inu no Taisho zu gehen, da dieser Sesshomaru sowieso nicht mit mir reden wollte.

„Entschuldigt meinen Sohn. Er soll den Umgang mit anderen Wesen lernen, aber er tut sich doch recht schwer.“

Ich nickte nur und sah noch mal zu seinem Rücken. Unüberlegt streckte ich die Zunge leicht raus. Als das Lachen neben mir ertönte sah ich unschuldig zu ihm hoch.

„Ich weiß… ich bin kindisch…“, murmelte ich und strich wieder meine Haare zurück, die mir ins Gesicht fielen, als ich meinen Kopf senkte.

„Ihr müsst Euch nicht schämen. Ihr seid noch jung und könnt es Euch erlauben.“

„Kann ich das?“

„Ja. Könnt Ihr.“, meinte er und beugte sich zu mir runter. Ich sah ihn schüchtern an und genoss seinen Anblick.

„Nun. Wo jetzt einige Zeit vergangen ist… Was seht Ihr jetzt? Jetzt wo Ihr wisst, was ich bin?“

„Ihr seid ein freundlicher Mann. Großherzig und Liebevoll?“

„Nein… Anders. Also. Ich werde Euch Fragen stellen und Ihr beantwortet sie mir.“

„Gut.“, meinte ich und sah zu, wie er mich anlächelte. Danach wurde er ernst. Mir behagte es nicht, dass Sesshomaru in meinem Rücken saß, aber er schien sowieso nicht da zu sein.

„In Ordnung. Fangen wir doch an.“, begann er und deutete auf seine länglichen Ohren. „Ich besitze spitze Ohren, die alles wahrnehmen können. Warum?“

Ich überlegte und sah kurz in den Himmel, bevor ich ihn anlächelte und das sagte, was mir zuerst in den Sinn kam: „Eure Ohren sind so lang und spitze und auch so gut, damit Ihr mich hört, wenn ich um Hilfe rufe!“

Er zwinkerte kurz und öffnete den Mund, bevor er ihn wieder schloss. Bestimmt hatte er Anderes erwartet, denn ich vernahm auch eine Bewegung hinter mir. Ich schielte über meine Schulter und traf kurz den Blick von diesem Sesshomaru, der anscheinend schnell wieder weg sah.

„Nun gut. Nächste Frage. Meine Augen. Sie sind golden und meine Pupillen Spitz. Ich kann sehr weit damit schauen und habe einen scharfen Blick. Warum?“

Wieder lächelte ich und dachte angestrengt nach: „Hmm… Schon schwerer… Eure Augen sind so gut, damit Ihr mich retten könnt. Ihr müsst mich ja sehen können. Sie leuchten zusätzlich, damit ich Euch in der Nacht erkennen kann und weiß, dass ich sicher bin. Auch könnt Ihr so schnell eine Gefahr erkennen.“

Er grinste und auch Sesshomaru bewegte sich wieder. Anscheinend überraschten beide meine Ideen. Aber was sollte sonst auch sein?

„Nun… meine Zähne.“, meinte er und öffnete den Mund. Er präsentierte mir seine scharfen Fangzähne, die ich staunend anglotzte. Ich kam etwas näher und sah sie mir genau an. „Sie sind sehr scharf und durchbeißen alles. Warum?“

„Das ist echt schwer….“, meinte ich nachdenklich und trat von einem Fuß auf den anderen, während ich mir die spitzen Zähne ansah. „Hmm…. Vielleicht… ich weiß nicht… Ihr… Ihr könntet so vielleicht Schlingen durchbeißen, in denen ich mich verfangen habe?“

Er lachte und schüttelte sich. Sesshomaru hinter mir kratzte mit irgendetwas auf dem Stein, aber ich wollte nicht nachsehen. Unsicher rieb ich die Finger aneinander, während ich weiter aufblickte.

„Ihr seid sehr interessant. Und was ist mit meinen Krallen?“, meinte er und zeigte mir seine Nägel. Sie waren Spitz und scharf. Ich streckte meine Hand aus und nahm seine in meine. Vorsichtig streichelte ich über seine Hand in Richtung seiner Fingerspitzen. Als ich angekommen war, drückte ich meine Fingerspitzen gegen seine. Er hob die Hand leicht, sodass sie hochkant stand. Meine Finger glitten an seinen vorbei und schlossen sich. Auch seine glitten herab, sodass wir die Hände ineinander verschränkt hatten. Ich beobachtete seine Hand. Meine War so klein und seine langen Finger verdeckten meine fast komplett.

„Habt Ihr Angst?“

„Nein.“, flüsterte ich und lächelte ihn an. „Vielleicht sind Eure Finger und Nägel so lang, damit ihr mich beschützen könnt… Sie sind scharf um die Gegner zu vertreiben…“

Er löste seine Hand von meiner und strich mit seinem Fingerrücken einmal über meine Wange. Mein Herz sprang freudig und ich drückte meine Wange gegen seinen Finger.

„Ihr seid sehr naiv, Prinzessin. Fürchtet Ihr nichts an mir?“, fragte er mich, während seine Hand sich viel zu schnell von meiner Wange löste.

„Nein. Ich fürchte Euch nicht. Ihr seid nicht böse und Ihr wollt mir nichts tun.“

„Da habt Ihr Recht. Nun, aber das ist auch gut so. Würdet Ihr mir einen Gefallen tun?“

„Gerne. Was wünscht Ihr?“, fragte ich und erhoffte, dass er mich fragen würde, ob ich später seine Frau werden solle, doch ich wurde enttäuscht, als er endlich sagte, was er wollte.

„Würdet Ihr mit meinem Sohn manchmal etwas unternehmen? Er muss einiges lernen und Ihr seid genau perfekt dafür.“

Ich verzog den Mund und drehte mich zu Sesshomaru um, der auch jetzt nicht meinte, sich um mich kümmern zu müssen.

„Meint Ihr, ob er Interesse daran hätte?“

„Nun. Er soll es lernen, Interesse an anderen zu hegen.“, meinte er ernst und blickte zu seinem Sohn. „Sesshomaru. Komm bitte hier her und begrüße die Prinzessin.“

„Nein.“, meinte er nur und sah stur geradeaus in die Ferne. Er sollte sich umdrehen…

„Flegel.“, nuschelte ich, während ich zusah, wie Inu no Taisho um den Stein herum zu seinem Sohn ging. Dieser sah zur Seite und wollte anscheinend nicht mit seinem Vater reden. Ich war ja manchmal auch störrisch, aber der erinnerte mich an einen Ziegenbock. Oder vielleicht aber auch nur an einen dummen Esel.

„Sesshomaru. Benehme dich. Du wolltest von mir unterrichtet werden. Das gehört dazu.“

„Vergesst es, Vater! Das könnt Ihr nicht von mir verlangen, dass ich mit einem stinkenden Menschen verkehre! Sie tut es sowieso nur, weil sie Euch anhimmelt. Ich spiele kein Babysitter und ich brauche niemanden!“

Ich schmollte und sah Inu no Taisho seufzen. Ich ging andersherum und packte sein Hosenbein. Überrascht starrte er mich an, während ich ihn böse anstarrte.

„Ich stinke nicht! Euer Vater ist anbetungswürdig! Er ist stark und hat mich gerettet. Großherzig und Liebevoll! Aber Ihr? Ihr seid egoistisch und unhöflich!“

„Sagt der dumme Mensch, der meint, dass mein werter Herr Vater ihn immer beschützen würde!“, knurrte er, bevor er mein Handgelenk fest packte. Ich verzog das Gesicht vor Schmerz und atmete schneller. Ich hatte keine Angst, aber ich war wütend.

„Der dumme Mensch ist eine Prinzessin.“, blökte ich zurück.

Als der Schmerz zu groß wurde, sah ich, wie Inu no Taisho Sesshomarus Handgelenk umfasste und dieser sofort wegzuckte.

„Habt Ihr Schmerzen?“, fragte mich Inu no Taisho. Ich nickte leicht. Er hob es an seine Lippen und leckte zart darüber, während er seinen Sohn böse anschielte.

„Danke…“, flüsterte ich und sah dann zu Sesshomaru, bevor ich wieder den hübschen Mann ansah. „Ich helfe Euch, aber nur, wenn er sich benimmt.“

„Danke. Dafür werde ich Euch auf ewig danken. Ich werde es wieder gut machen.“, meinte er und beugte sich herab und küsste meine Stirn.

Ich wurde rot und nickte: „Vielen Dank. Aber Ihr müsst mich dann auch besuchen…“

„Natürlich. Euer Vater war sehr angetan. Bestimmt freut er sich.“

„JA!“, rief ich fröhlich und umarmte ihn. Er bewegte sich erst nicht, doch dann streichelte er meinen Kopf. Ich war wirklich froh, dass mein Prinz öfters käme, auch wenn ich diesen Sohn ertragen müsste. Inu no Taisho würde sehen, wie ich erwachsen wurde und würde mich bestimmt später mit sich nehmen, wenn er bemerkte, wie gut ich seinen Sohn erziehen konnte.

Ich schielte zu Sesshomaru und grinste fies. Er erwiderte den bösen Blick.

„Inu no Taishou-sama?“

„Ja?“

„Was tut Ihr, wenn Euer Sohn mich verletzt?“

„Wird er nicht, denn dann müsste er zu seiner Mutter und würde nie das Kämpfen lernen. Es würde von Schwäche zeugen, wenn er Euch verletzten würde.“

Sesshomaru schnaubte und sprang vom Stein, bevor er auf uns zukam und mich ansah. Anscheinend gefiel es uns beiden nicht, aber wir würden schon klar kommen.

Er beugte sich hinab an mein Ohr: „Glaub ja nicht, dass du mich in der Hand damit hast!“

Als er danach an mir vorbei wollte, hielt ich sein Handgelenk fest. Er blieb stehen und betrachtete mich, während sein Vater in meinem Rücken stand. Ich zog ihn hinab und hauchte in sein Ohr: „Freu dich nicht zu früh.“

„Lord Inu no Taisho, wünscht Ihr mit mir zu speisen?“

„Ich würde mich sehr freuen.“, meinte er und reichte mir den Arm. Ich hakte mich ein und lehnte mich leicht an ihm, während wir den Rückweg antraten. Sesshomaru folgte uns gezwungener Weise, was mir nicht gefiel. Er würde mich schon akzeptieren. Der lebte in den Wolken und dachte wahrscheinlich, er wäre der wichtigste Mann.
 

Als wir fast da waren, hob ich mein Gewand auf und sah zu den beiden.

„Könntet Ihr von vorne herein gehen? Ich sollte nicht hier draußen sein und würde mich wieder reinschleichen.“

„In Ordnung.“, hauchte Inu no Taishou und nahm seinen Sohn und ging zum Eingang, während ich durch die Mauer schlüpfte und glücklich ins Zimmer rannte.

„Prinzessin, ist etwas geschehen?“, fragte meine Dienerin, welche mich überrascht ansah.

„Er ist da!“, gluckste ich, schnappte meinen Kamm und kämmte mir schnell mein Haar ordentlich.

„Soll ich Euch helfen?“, fragte die Dienerin und nahm mir den Kamm weg. Sie lächelte und kämmte für mich weiter, während ich die Augen schloss. „Also, Euer Prinz ist wieder da?“

„Ja. Ich freue mich so. Auch wenn er seinen Sohn mitgebracht hat…“

„Ach Prinzessin. Auch wenn Euer Prinz schon ein König ist, könnt ihr doch mit dem Prinzen vorlieb nehmen?“

„Niemals! Er ist egoistisch und weiß nicht, wie man sich gegenüber einer Prinzessin verhält!“, murrte ich und sah zu, wie meine Dienerin lächelte.

„Nun. Prinzessin. Er ist ein verwöhnter Prinz.“

„Und ich eine verwöhnte Prinzessin oder?“

Sie nickte leicht. Ich war ihr nicht böse.

„Zeigt ihm einfach die Zähne, wie Ihr es immer tut.“

„Werde ich.“, kicherte ich und lehnte mich nah hinten. Die Dienerin schloss die Arme um mich, als ich meinen Kopf an ihre Brust lehnte. Sie war schon immer da gewesen. Wie eine Mutter hatte sie mich behütet. 

„Ihr seid eine wunderbare junge Frau und Ihr werdet jeden Tag schöner. Nutzt die Zeit mit eurem Lord.“

„Natürlich… Vielleicht nimmt er mich eines Tages mit…“, flüsterte ich und schmiegte mich an. „Dann könnte ich die Welt sehen.“

„Ihr träumt von so viel.“, lächelte sie und streichelte noch einmal meinen Kopf, bevor ich mich aufsetzte.

„Wir sollten uns vorbereiten. Sie kommen bestimmt gleich.“, lächelte ich noch, bevor ich aufstand und mich schon riesig freute.

Wenn alles gut lief, würde ich Inu no Taisho so oft sehen, auch wenn ich Sesshomaru ertragen müsste. Hatte ich ein Glück!

Das Schloss (Inu no Taisho)

Es hatte mich ein halbes Jahr gekostet, um ihn auf diesen Tag vorzubereiten, aber ich glaubte immer noch nichts erreicht zu haben. Er zügelte sich ja schon und tötete keinen mehr so einfach, aber ich empfand ihn immer noch als Last. Er wollte sich einfach nicht mit Menschen anfreunden, bis mir die Prinzessin wieder einfiel. Sie hatte keine Angst gehabt. Wenn ich Glück hatte, würde sich keiner fürchten und er würde lernen, wie man handelte.

Ich blickte zu Sesshomaru, welcher wie meist auf einem Stein hockte und in den Himmel sah. Ich fragte mich langsam, ob er Heimweh zu seiner Mutter hatte… Jedoch hatte er verneint, wieder zu ihr zu gehen. Was hatte er nur mit dem Himmel?

Ich seufzte und ging zu ihm.

„Vater?“

„Ja?“, fragte ich, als er nach mir fragte. Es war keine Frage, ob ich es war, sondern etwas, dass ihn belastete.  

„Meint Ihr, ich werde eines Tages so stark wie Ihr werden?“

Ich blinzelte verwirrt und legte eine Hand auf seine Schulter.

„Du kannst alles schaffen, wenn du dich anstrengst.“

„Dann zeigt mir das Kämpfen…“, brummte er, doch ich schüttelte mich.

„Du bist noch nicht so weit. Erst wenn du lernst, anderer Leben zu schätzen, werde ich dich einweisen. Ich möchte nicht, dass du nur mordest. Du musst deine Wut kontrollieren lernen.“, meinte ich ernst und spürte seine Angespanntheit.

„Nun. Wir besuchen die Prinzessin und du wirst dich mit ihr beschäftigen.“

„Muss das sein?“

„Ja. Lerne mit ihr umzugehen, dann bringe ich dir das Kämpfen bei.“

Er nickte nur und seufzte. „Vater… Ihr seid teuflisch…“

„Ich weiß.“, meinte ich nur, bevor wir uns aufmachten.

Es war ja nicht so, dass ich meinen Sohn für einen Taugenichts hielt, aber ich fand einfach nicht den Weg, sein Herz zu öffnen. Es musste doch einen Grund geben, warum er so war, wie er war. Ich seufzte auf der Reise und setzte ihn am Ende bei einem Felsen ab.

„Warte hier.“

Er nickte nur und ich ging und suchte die Prinzessin, doch überraschender Weise fand sie meinen Sohn vorher. Ich begrüßte sie und musste wieder erfreut feststellen, dass sie mich nicht fürchtete. Aber sie mochte mich anscheinend sehr, denn auf alle Fragen antwortete sie etwas, dass mit ihr zu tun hatte. Beide hatten anscheinend ein Problem, nicht nur sich selbst zu sehen…

Am Ende gingen wir dann zu ihrem Schloss.

Während sie sich wieder ins Schloss schlich, nahmen wir den Vordereingang.

Erst wurde uns der Weg verstellt, aber dann holte ich ein kleines Zeichen hervor, was ich damals noch erhalten hatte, um meine Identität zu beweisen.

„Oh… Ihr seid es… Natürlich, tretet ein!“, meinte der Soldat geschwind und öffnete uns die Tore. Jeder ließ uns einfach gewähren. Während ich meinen Blick auf mein Ziel richtete, spürte ich, wie Sesshomaru unruhig war. Er schien alles genau in Augenschein zu nehmen, auch wenn er nur seine Augen bewegte. Es bereitete mir Unbehagen, dass er sich wie ein gejagtes Tier benahm. Das hatte ich auch schon daheim bemerkt.

Was hatte seine Mutter nur getan, dass er so ein Problem mit Schlössern hatte? Hier war keiner gefährlich. Die Soldaten waren eher schwach und auch sonst schien keiner vor uns Angst zu haben. Ich hatte Recht gehabt. Dieses Schloss lag in einem Wald und abgelegen. Es war alles friedlich und keiner schien uns für voll zu nehmen.

Sesshomaru ging irgendwann einen Schritt schneller und ging neben mir.

„Wieso ignorieren die uns?“

„Das tun sie nicht. Sie leben nur normal weiter. Sie sehen in uns keine Gefahr.“

„Aber wir sehen anders aus…“, grummelte er und sah hin und her.

„Hättest du es lieber, dass die Frauen dich anhimmeln?“

„Vater… Das meinte ich nicht…“, brummte er und sah wieder geradeaus. „Ich meine nur…“

„JA?“

„Vergesst es bitte…“, meinte Sesshomaru noch und sah zu, wie eine Tür geöffnet wurde.

Ein älterer Mann kam heraus und lächelte freundlich.

„Euer unbrauchbarer Sohn?“

Ich lachte leicht und klopfte ihm auf die Schulter: „Genau. Wo ist Eure naive Tochter?“

„Sie macht sich gerade hübsch. Würdet Ihr mit mir einen Sake trinken? Lassen wir doch die Kinder sich etwas zusammen beschäftigen.“

„Ihr sprecht mir aus der Seele.“, lachte ich und stupste meinen Sohn am Rücken an. „Geh zu der Prinzessin und mach Ihr deine Aufwartung.“

Sesshomaru sah mich kurz böse an, doch dann nickte er seufzend: „Ja, Herr Vater.“

Danach schritt mein Sohn los und ich folgte dem Lord des Schlosses in den Raum. Wir setzten uns, während wir der Musik lauschten.

„Nun. Euer Sohn sieht prächtig aus.“

„Ich danke Euch. Eure Tochter gedeiht auch prächtig. Sie wird eine sehr schöne Frau werden.“

„Ja. Und obwohl ihre Mutter gestorben ist, ist sie der gleiche Freigeist. Eines Tages wird sie hoffentlich einen guten Mann bekommen.“

„Bestimmt. Macht Euch keine Sorgen.“

Er nickte und trank noch eine Schale. „Ich kann Euch nicht überreden, meine Tochter mit Eurem Sohn zu verloben oder?“

„Nun. Es wäre bestimmt eine wunderbare Sache, jedoch ist mein Sohn gefühlsmäßig kalt und würde Eure Tochter traurig machen. Bisher zeigt er keine Anzeichen, dass er Liebe empfinden könnte.“

„Das klingt nicht gut… Wisst Ihr woran es liegt?“

„Wahrscheinlich an seiner Mutter. Bis vor einiger Zeit wuchs er bei ihr auf, doch dann ist er vor ihr geflohen und zu mir gekommen.“

„Interessant… Ihr lebt nicht im gleichen Reich wie Eure Frau?“

„Kann man so sagen, wir regieren über verschiedene Reiche. Es war nur ein Abkommen für ein Kind. Er sollte Ihr Nachfolger werden, wenn sie eines Tages zu alt werden würde, doch er möchte ein Kämpfer werden und will einfach nicht zurück…“

„Nun. Vielleicht blüht er bei Euch auf.“, lachte der Lord und trank noch einen, bevor er traurig lächelte. „Izayois Mutter. Meine Frau… starb bei ihrer Geburt. Ihr fehlt die Mutter sehr und ich kann sie auch nicht ersetzen… Ich habe sie vielleicht zu sehr verwöhnt.“

„Nun. Wir werden sehen. Wäre es Euch genehm, wenn mein Sohn noch öfters mit mir zu Besuch käme? Ich würde gerne die Kinder fördern, was das wir angeht.“

„Verstehe ich. Mir wäre es sehr genehm. Vielleicht verlieben sie sich ja doch. Zumindest wüsste ich bei Euch, dass meine Tochter in guten Händen wäre.“

„Wäre mein Sohn wie ich, würde ich es auch sagen.“

„Nun. Wir werden sehen. Es freut mich zumindest sehr, wenn ich öfters jemanden zum Trinken habe. Wir leben sehr abgeschieden.“

„Wieso eigentlich?“

„Nun. Wir haben uns einst entschieden für dieses abgeschiedene Leben. Auch wenn mir das Land gehört, sind wir nicht so reich. Ich wollte für meine Familie ein friedliches Leben. Diese Ländereien will auch niemand anderes, wegen den Gerüchten über Dämonen und andere. Es soll sogar ein Dämonenschloss geben. Könnt Ihr das glauben? Habt Ihr es gesehen?“

Ich erstarrte und sah ihn überrascht an.

„Ihr wisst vom Dämonenschloss und doch fürchtet Ihr Euch nicht?“

„Nein. Wieso? Wir leben hier schon über 10 Jahre und noch nie wurden wir angegriffen. Wir lassen sie leben und sie uns.“, meinte er freundlich und schenkte mir noch einmal ein. „Sie sehen bestimmt in unserem Schloss keine Gefahr.“

„Verstehe. Nun. Ihr könnt beruhigt sein in dem Sinne. Ich hörte, dass der Dämonenlord kein böser Dämon wäre.“

„Das freut mich. So ist meine Tochter sicher. Sie möchte die Welt sehen und schleicht sich oft raus und da Ihr schon bemerkt habt, wie prächtig sie sich entwickelt, könnte ich wetten, dass Ihr sie schon getroffen habt?“

„Nun… Das habe ich. Sie hat uns abgeholt, da ich erst das Schloss nicht wieder gefunden habe.“, meinte ich lächelnd und trank noch ein Schälchen.

„Ich habe es mir gedacht. Nun Ihr könnt kommen, wann es Euch beliebt. Vielleicht bringt Ihr mir ein paar Geschichten mit. Das würde mich wirklich sehr freuen.“, hauchte er und blickte aus der Tür, die offen stand. „Über welches Land herrscht Ihr, wenn ich fragen darf?“

Ich schluckte: „ES ist sehr weit weg. Wenn Ihr wollt, bringe ich Euch aber immer etwas mit.“

„Nun. Danke. Sollten wir nach den Kindern sehen?“

„Wäre wohl besser.“, meinte ich und lächelte.

„Ihr bleibt zum Essen?“

„Ja. Sehr gerne. Dann können wir besprechen, wie oft wir vorbeikommen. Wir könnten auch bereden, ob wir Handel treiben sollen.“, plauderte ich, während wir aufstanden. Wir schritten nebeneinander her in den Garten in der Hoffnung, die beiden zu finden, doch wir mussten erst etwas suchen, bis wir sie vor einem Go Brett fanden. Sie funkelten sich wütend an, während sie ihre Steine setzten.

„Sie spielen…“

„Spielen? Es sieht aus wie ein Wettkampf.“, bemerkte ich.

„Stimmt. Aber es ist schon ein Fortschritt für unsere Kinder, oder?“

„Natürlich. Mein Sohn wollte vorhin nicht einmal mit ihr reden. Aber wie ist es nur so weit gekommen?“, fragte ich mich laut und schüttelte leicht den Kopf, während wir zu unseren Kindern gingen.

„Nun meine Tochter. Du verträgst dich gut mit dem jungen Lord?“

Sie schielte kurz zu uns, bevor sie wieder einen Stein setzte und grinste.

„Ha!“, lachte sie und sammelte Steine ein, während Sesshomaru wütend einatmete.

„Pff. 3 Steine hast du. Ich habe 10!“, meinte er gehässig und grinste, als er wieder einen Stein setzte und Steine einsammelte. „Du verlierst!“

Sie schnaubte: „Das nächste Mal verlierst du!“

„Kinder…“, seufzte ich und bemerkte überrascht, wie stark doch die Prinzessin zusammen zuckte und mich hochrot anstarrte.

„Lord Inu no Taisho!“, keuchte sie erschrocken und stand auf. Sie verneigte sich vor mir. „Es tut mir so leid, werter Herr. Ich habe mich gehen lassen…“

„Macht Euch keine Sorgen, Prinzessin. Ihr wurdet mitgerissen.“, meinte ich lächelnd und strich ihr über den Kopf. Sie grinste und sah zu Sesshomaru, welcher zur Seite sah und schmollte.

„Nun. Mein Sohn. Wir hatten vor etwas zu speisen. Würde die Werte Prinzessin mich begleiten?“

„JA!“, gluckste sie und hakte sich bei mir ein.

Sie war wohl wirklich in mich verknallt. Ein süßes Kind. Sie würde eine Schönheit werden. Eine gute Frau… Ich blickte zu meinem Sohn und neigte den Kopf Richtung Saal. Er stand dann auch brav auf und begleitete uns. Ich konnte nur hoffen, dass alles gut ging… 

Die Abmachung (Sesshomaru)

Ich wusste nicht, ob ich meinen Vater hassen sollte oder nicht. Er hatte mir einiges an Regeln und Normen beigebracht. Wie konnte er nur von mir verlangen, dass ich auf andere Rücksicht nahm? Das war den Leuten doch sowieso egal. Dort oben hatte man mich rumgeschubst, auch wenn ich der Sohn ihrer Göttin gewesen war. Es war wirklich demütigend gewesen. Immer wieder musste ich mit niederen Wesen reden und jetzt? Jetzt schleppte er mich zu dieser blöden Prinzessin, die mir einst die Schuhe versaut hatte.

Murrend begleitete ich ihn, bis wir eine Lichtung erreicht hatten. Es war gar nicht so weit von unserem Schloss weg, wie ich damals im Schnee vermutet hatte. Ich schloss kurz die Augen und setzte mich auf einen Stein in der Sonne und blickte in den Himmel. Meine Mutter… Ich vermisste sie schon etwas, aber andererseits hatte sie mir keine Liebe oder sonst etwas entgegen gebracht. Es war, als wäre ich nur eine Bürde. Wahrscheinlich hatte sie sich gehofft, dass ihre göttlichen Gene mehr durchkämen, aber in mir floss eigentlich nur dämonisches Blut. Ich musste stark werden und ihnen beweisen, dass ich etwas wert war.

Auf der Lichtung spürte ich schnell die Anwesenheit eines Kindes. Es war bestimmt die Prinzessin. Ich hielt still und versuchte sie einfach zu ignorieren, aber sie machte es mir wirklich schwer, als sie hinter mich trat und mir die Augen zu hielt. Ich knurrte leise. Sie dachte ich wäre mein Vater. Erkannte sie nicht den Unterschied? Ich war nicht einmal so groß wie mein Vater und trotzdem… Sie schien blind zu sein… Ich konnte mich noch kaum zurückhalten, aber da griff zum Glück mein Vater ein. Sie würde noch der Grund dafür werden, dass mein Vater mich heimschickte.

Ich blickte wieder in den Himmel, bis ich ihr komisches Gelaber hörte. Ich sah zu ihr und unsere Blicke trafen sich. Es war schon merkwürdig. Sie schien schon die Unterschiede zwischen uns wahrzunehmen, aber sie sah nichts Schlechtes darin. Sie sah etwas Gutes…

Später gingen wir dann ins Schloss, wo ich hören musste, dass auch mein Vater in mir etwas Unfähiges sah. Es tat mir in der Seele weh. Wieso musste ich darunter leiden?

Ich ging dann einfach rüber zu der Prinzessin. Vor der Tür blieb ich stehen und hörte schon jemanden kommen. Eine alte Dame öffnete mir die Tür und starrte mich überrascht an. Sie lief rot an und grinste dann.

„Prinzessin, Euer Prinz ist angekommen.“, meinte sie und schritt an mir mit einer Verbeugung vorbei. „Ich lasse Euch beiden alleine.“

Danach ging sie endlich und ließ uns alleine. Ich blieb in der Tür stehen, während sie langsam aufstand und einen sehr schönen Kamm weglegte.

„Wo ist dein Vater?“

„Hab ich dir das erlaubt?“, fragte ich zurück. Sie duzte mich einfach… Miststück.

„Ach, sei doch ruhig.“, grummelte sie und machte sich vor mir groß. Ich sah leicht amüsiert zu, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Auch wenn ich nicht so groß wie mein Vater war, musste sie trotzdem zu mir auf sehen.

„Winzling.“

„Tze. Damit das klar ist, ich rede nur mit dir, damit dein Papa kommt!“

„Schon verstanden. Ich ertrage dich auch nur, damit mein Vater mir Kämpfen beibringt.“

„Gut. Abgemacht. Wir ertragen einander und bekommen, was wir wollen.“, meinte sie und ging mit erhobener Nase an mir vorbei. „Komm.“

Ich folgte ihr genervt und ging mit ihr mit zu einem Go Brett.

„Was hast du vor?“

„Wir spielen.“, meinte sie nur und setzte sich auf eine Seite und deutete auf die andere. „Oder kannst du nicht spielen?“

„Doch!“, knurrte ich und setzte mich. Sie schob mir die schwarzen Steine hin und nahm die weißen.

„Du wirst verlieren.“, meinte sie grinsend und setzte den ersten Stein. „Ich bin sehr gut in dem Spiel!“

„Du überschätzt dich.“

Sie schüttelte sich noch und dann spielten wir.

Ganz schnell drehte dich das Blatt zu meinen Gunsten und ich kassierte Steine ein. Sie wurde langsam richtig verzweifelt. Ich sprang über meinen Schatten und legte einen Stein so, dass sie auch etwas gewann. Sie erinnerte mich an mich und irgendwie bekam ich Mitleid mit ihr.

Genau in dem Moment kamen unsere Eltern und sie benahm sich wirklich kindisch. Das war der Unterschied zwischen uns beiden. Ich war schon sehr alt und sie noch ein junges Ding. Warum mein Vater sie mochte, blieb mir fremd.

Am Ende gingen wir dann aber auch noch zusammen essen. Ich wurde gezwungen mich neben Izayoi zu setzen. Ich schielte zu ihr, während sie schüchtern aß und immer wieder meinen Vater anstarrte. Hoffte sie wirklich, dass sie mit ihm zusammen sein könnte?

Genervt aß ich und lauschte meinem Vater, wie er mit dem Mann neben sich freudig über Geschäftsbeziehungen plauderte. Ich fand es nicht wirklich interessant und langweilte mich höllisch. Auch Izayoi schien sich zu langweilen und schielte zu mir. Ich erwiderte ihren Blick und hob eine Augenbraue.

„Vater? Würde es Euch stören, wenn wir aufstehen? Ich würde Sesshomaru gerne noch unsere Bibliothek zeigen!“, fragte sie. Ihr Vater sah mich interessiert an, wie auch meiner. Ich nickte einfach und wartete ab, bis wir die Erlaubnis bekamen.

Wir standen auf und sie führte mich aus dem Raum raus. Draußen schritten wir langsam nebeneinander her, während wir zur Bibliothek gingen.

„Ich dachte du willst meinen Vater sehen?“

„Schon… Aber es war langweilig… Geht dir doch auch so oder?“

„hm… schon.“, meinte ich leise und betrachtete die Umgebung. „Ihr habt selten Besuch?“

„Sehr selten. Mein Vater wollte uns schützen. Darum leben wir auch in der Nähe des Dämonenschlosses. Dieses Land gehört uns wohl nur indirekt. Keiner möchte es, aber da das Dämonenschloss so nahe ist, greift uns sowieso keiner an.“

„Klingt langweilig. Ich will kämpfen und mich beweisen.“

„Hast du keine Angst, dass du sterben könntest?“

„Ich würde ehrenhaft sterben.“, meinte ich nur und sah zu, wie sie eine Tür öffnete und mich hereinbat.

„Hmm… Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben… Ich kann deine Freude am Töten und Sterben nicht teilen…“

„Du bist auch ein Mensch.“, meinte ich abschätzend und sah mich um.

„Ist das so ein Unterschied? Würde dein Vater auch einfach den Tod hinnehmen?“

„Hmm… Nein… Er ist einfach feige…“

„Oder klug. Er will nicht, dass du alleine bist.“

„Dämonen haben kein Familienleben.“, meinte ich nur und sah zu, wie sie mich zu einem Regal führte.

„Ich glaube das nicht. Dein Vater gibt sich so viel Mühe. Wenn dich Krieg und Kampf interessiert, solltest du diese Manuskripte lesen. Sie enthalten einige Techniken.“, meinte sie und zog ein Pergament aus dem Regal, welches sie mir in die Hand drückte. „Wir haben sehr alte Manuskripte und Schriftrollen.“

Ich betrachtete sie und öffnete dann eins davon. Es sah ganz interessant aus.

„Wieso machst du das?“

„Was?“, fragte sie mich irritiert und holte sich aus einem anderen Regal eine Schriftrolle.

„Das hier. Warum hilfst du mir?“

„Wäre es dir lieber, wenn ich dich beschimpfe?“, fragte sie und hob eine Augenbraue, während ich den Mund leicht öffnete und wieder schloss.

Stimmt. Warum fragte ich nach und was störte mich daran? Ich vertraute ihr nicht…

„Du vertraust mir nicht, stimmt‘s?“, fragte sie und packte mein Oberteil, an dem sie mich hinterher zog. „Ich dachte einfach, es interessiert dich.“

Ich ließ mich ziehen und sah zu, wie sie sich draußen auf eine Bank setzte. „Setz dich.“, flüsterte sie noch, bevor sie ihre Schriftrolle aufzog und anfing zu lesen.

Seufzend setzte ich mich neben sie und las auch in der Schriftrolle. Es war sehr interessant. Vielleicht hatte sich der Besuch doch gelohnt. Wenn mein Vater mir nichts beibrachte, würde ich halt ständig herkommen und lesen. Es war wenigstens für eine Sache gut.

Ich schielte zu ihr und betrachtete ihre Rolle. Sie las etwas über die weiblichen Künste einer Frau. Wollte sie wirklich lernen, eine richtige Frau zu werden?

„Wenn du willst, helfe ich dir bei der Sache mit meinem Vater.“

Sie sah auf und lächelte begeistert. „Danke!“, quietschte sie und lächelte. „du bist doch kein Mistkerl.“

„DU bist auch nicht ganz so schrecklich, wie ich gedacht habe.“, meinte ich und schloss die Augen.

Sie würde nie mit meinem Vater zusammen kommen, aber ich war nicht dumm. Diese Chance konnte ich mir ja nicht entgehen lassen, wenn es darum ging, an solch interessante Schriftrollen zu kommen. Zumindest würde ich mich ranhalten, sie nicht zu verärgern, bis ich sämtliche Schriftrollen gelesen hatte.
 

Am Abend gingen wir dann heim. Als unsere Eltern kamen, hatte sie meine Schriftrolle schnell genommen und festgehalten.

„Wir gehen.“, meinte mein Vater freundlich, während Izayoi zu ihm lief und ihn runter winkte. Sie küsste ihn kurz auf die Wange und lächelte.

„Kommt Ihr bald wieder?“

„Je nach dem. Es ist abhängig von meinem Sohn.“

Sie blickte zu mir und ich zuckte mit den Schultern. „Immer doch.“

Sie grinste und lächelte noch einmal, bevor ich mit meinem Vater das Schloss verließ. Auf dem Rückweg grinste er mich an.

„Ihr habt euch gut verstanden?“

„Geht. Sie mag dich halt lieber.“

„Wenn sie wüsste, dass du sie gerettet hast, wäre es bestimmt anders herum.“

„Mir egal. Ich wollte sie umbringen.“

„Nun… Schon, aber du hast sie gerettet.“, meinte mein Vater lachend und hetzte mit mir durch das hohe Gras.

„Vater. Ich bin an keinen Menschen interessiert. Ich werde eine Himmelsprinzessin mir nehmen.“

„Dann bist du hier falsch.“, lachte mein Vater und jagte weiter. „Was ist an Izayoi denn falsch?“

„Sie mag Euch Vater. Sie mag Eure sanfte und fröhliche Art. Also hört damit auf!“, brummte ich und sah zu, wie er laut lachte.

„Schon verstanden mein Sohn. Es war nur ein Spaß. Aber du hast bewiesen, dass du wirklich etwas schaffst und Kompromisse eingehen kannst. Dafür werde ich dir ein paar Techniken beibringen.“

Ich nickte. Also hatte sich der Tag wirklich gelohnt.

Ich würde es schaffen und beweisen, dass ich ein starker Gott werden würde. Vom Dämon würde ich aufsteigen und meine Eltern übertreffen!

Das Picknick (Izayoi)

Es waren seither viele Jahre ins Land gezogen. Um genau zu sein fast 6 Jahre. Ich war jetzt ganze 15 Jahre alt. Obwohl ich mit 14 reif gewesen war, war mir die Chance bisher verwehrt gewesen, mit Inu no Taisho die Ehe einzugehen. Vielleicht würde es ja noch dauern, aber mein Vater drängte mich auch nicht zur Heirat. Wahrscheinlich wusste er, dass ich mich nicht darauf einlassen würde.

Ich schloss genießerisch die Augen und kämmte mich heute einmal selbst. Meine Laune war besser denn je.

Ich würde später Sesshomaru treffen. Er war um einiges stärker und aufgeschlossener geworden. Man würde es wohl kaum glauben, aber bei mir war er eigentlich ganz nett. Inu no Taisho sah ich auch oft, aber leider nicht immer. Oft sah ich nur Sesshomaru, aber er zeigte mir, was sein Vater mochte, auch wenn es im Augenblick in den Hintergrund rückte. Wir übten für das Regieren.

Unsere Eltern waren der Meinung, dass man zusammen besser lernte. Jedem von uns fehlte etwas Besonderes, aber wir besprachen gegenseitig Probleme und wie wir es lösen würden.

Anscheinend war er wirklich kein Idiot. Sogar kämpfen konnte er jetzt.

„Herrin?“

„Ja?“

„Ich habe alles eingepackt, was Sie wollten.“

„Danke.“, meinte ich und lächelte meine Amme an. Ich nahm ihr das Essen ab und sah noch einmal in den Spiegel.

„Der Prinz?“

„Ja, wir üben wieder weiter…“

„Warum heiratet ihr nicht ihn?“

Ich drehte mich zu ihr und schüttelte den Kopf. „Inu no Taisho hat mich gerettet ist die eine Sache und die andere ist, dass Sesshomaru kein Interesse an mir hat. Wir sind nur Freunde in dem Sinne… Wenn überhaupt.“

„Glaubt Ihr das wirklich? Ihr seht euch so oft, ich kann es kaum glauben, dass Ihr nur Freunde seid…“

Ich lächelte liebevoll und schloss kurz die Augen und atmete tief durch.

„Weißt du… Ich mag ihn ja schon… Aber es wird nie etwas geben können. Er hat ganz andere Pläne und da gehöre ich nicht hin.“, meinte ich leicht traurig und spürte die beruhigende Hand meiner Amme.

„Warte es ab. Dein Vater gibt dir alle Zeit der Welt. Also verzage nicht. Hat Inu no Taisho Euch sein Wort gegeben?“

„Nein… Aber… Er ist einfach mein Traummann… Er lacht so wunderschön und ich liebe es in seiner Nähe zu sein…“

„Er könnte Euer Vater sein. Oft wird jemand älteres für eine Prinzessin gewählt, aber Ihr habt die Wahl und fühlt Euch niemanden verpflichtet…“

„Schon gut. Es ist wenn meine freie Entscheidung.“, hauchte ich und lächelte wieder, während ich mir meine Lernutensilien einpackte.

Ich hatte wirklich oft nachgedacht, aber es war wie es war und ich würde es auch nicht ändern. Sie sollte sagen, was sie wollte… Ich liebte ihn.

Nach kurzer Zeit hatte ich auch den Rest beisammen und machte mich auf den Weg. Es war ein Glück, dass ich nicht mehr durch die Mauer kriechen musste, denn Sesshomaru hatte mich damals ausgelacht, als ich dreckig zu unserer Verabredung gekommen war. Ich schmollte innerlich, während ich langsam in den Wald hinein ging. Seither hatte ich versucht mich besser zu benehmen und es funktionierte eigentlich ganz gut. Sesshomaru sah mich bestimmt nicht mehr als kleines nerviges Kind… Ich wollte, dass er sah, dass ich eine Frau war. Und das würde er auch. Er sollte sich bloß nichts darauf einbilden, dass er schon älter als ich war…

So ging ich immer weiter, bis ich ein Rascheln vernahm. Ich verzog den Mund und drehte mich in die Richtung. Der wollte mich doch nicht wirklich erschrecken? Ich sah trotzig zu den Büschen und verlagerte mein Gewicht nach hinten.

„Darauf falle ich nicht rein. Komm raus, wenn dir dein Leben lieb ist.“, meinte ich nur und hob das Kinn an.

Als ich jedoch ein heiseres und düsteres Lachen vernahm, ging ich etwas zurück. Das war nicht Sesshomaru… Eindeutig nicht… Aber wer war es dann? Wollte mich jemand ärgern?

Das konnte doch nicht wahr sein oder?

Auf einmal sprang es aus dem Gebüsch und ich schreckte zurück… Das war ein Dämon und auch kein schöner…

„Ich werde dich fressen, Prinzessin!“, keuchte das Monster und verdrehte die großen Stielartigen Augen, während sein Gesicht beschuppt war. Es war nackt und hatte einen großen runden Bauch und viel zu dünne Extremitäten, die mit froschähnlichen Füßen endeten. Ich würgte innerlich und sah mich um. Ich musste schnell hier weg…

„Wo willst du hin, Prinzesschen?“

„Weg von dir…“,  meinte ich schnippisch und hörte wieder das Lachen. Ich schritt noch etwas nach hinten. So war das wirklich nicht geplant gewesen…

Es wurde aber dann auch noch schlimmer, als es sein großes Maul öffnete und ich eine riesige Zunge herauswappen sah. Eklig… schleimig… Nur der Gedanke von dieser Zunge berührt zu werden, bereitete mir eine schreckliche Gänsehaut, die sich über meinen ganzen Körper zog.

„D…du machst mir keine Angst!“, keuchte ich und bereute meine Kleiderwahl, die mich so schwer machte.

„Haha…. So köstlich!“, lachte er noch, bevor seine Zunge losschnellte. Ich schrie wie am Spieß und kniff die Augen zu …

aber es passierte nichts…

Langsam öffnete ich die Augen wieder.

„Fertig mit Schreien? Dich kann ich auch nicht alleine lassen oder?“

Ich musste mich kurz erholen, aber schnell erkannte ich ihn. Es war Sesshomaru. Er stand vor mir und die Zunge hatte sich um seinen Arm gewunden. Der Frosch schien nicht mehr so glücklich zu sein, denn er versuchte seine Zunge zu befreien… aber zu spät. Sesshomaru zog sein Schwert und schlug die Zunge in zwei.

„AHHHHH Du Mistkerl! Wie kannst du es wagen?“

„Pff.“, meinte er nur, schnellte blitzschnell vor und erschlug das Monster, während ich nur staunen konnte. Er war wirklich fähig geworden. So schnell und galant. Er sah wunderschön aus…

„Danke.“, flötete ich und lächelte ihn unbesonnen an, während er angeekelt auf seinen Ärmel sah.

„Mach es sauber!“, herrschte er mich an und wollte kalt sein, doch ich grinste nur.

„Natürlich der Herr. Mit oder ohne Mann darin?“

Er verzog die Lippen und sah mich von oben herab an, während er sich schnell von seinem Oberteil befreite. Ich nahm es ihm ab und ging langsam los mit meinem Gepäck.

„Wartest du lange?“

„Nein. Keine Sorge. Mir hat ja der Dämon die Zeit vertrieben. Aber es wundert mich, dass hier Dämonen sind…“

„Das liegt daran, dass gerade welche gegen meinen Vater aufbegehren. So hoffen die Dämonen, die nicht so stark sind, dass sie Beute machen können, weil er abgelenkt ist.“

„Musst du auch in den Krieg ziehen?“

„Wahrscheinlich ja.“

„Dann erfüllt sich ja einer deiner Wünsche.“, lächelte ich und legte die Sachen bei einem Fluss ab, während ich langsam die Böschung hinabwartete. Er blieb oben, aber beobachtete mich.

„Stimmt…“, meinte er nur und sah mir dabei zu, wie ich den Schleim abwusch.

„Oder willst du nicht mehr?“

„Doch.“

„Klingt nicht sehr begeistert.“, seufzte ich und sah zu ihm auf. Er war abwesend… „Ist etwas passiert?“

„Nein. Du hast es locker weggesteckt…“

„Naja… Ich habe am Spieß geschrien… So gut war das auch nicht… Ich war vor Angst gelähmt…“

„Das solltest du dir abgewöhnen.“

„Sehr witzig. Das war der erste niedere Dämon in meinem Leben.“

„Das stimmt… und du rennst nicht einmal vor den höheren weg… Sehr schwach.“

„Von wegen…“, grummelte ich und packte das Oberteil auf einen Stein ins Licht. Seine Muskelmasse hatte beträchtlich zugenommen…

„Nun…Wie gehen wir vor?“

„Wie immer? Gibt es bei dir aktuelle Themen?“

„Außer der Krieg?“

„Hmm…. Ja…. Also…. Du kannst mir auch vom Krieg erzählen…“

„Nein. Müssen wir nicht.“

Ich sah Sesshomaru an und sah zu, wie er sich an einen Baum setzte und sich meine Provianttasche krallte. Bei ihm sah alles immer sehr elegant aus… Ich seufzte leise und setzte mich neben ihn. Provokant lehnte ich mich gegen seinen Oberarm und atmete tief ein.

„Jetzt sag schon was los ist… Du warst immer wild auf den Krieg und jetzt willst du nicht darüber reden… Sag nicht, dein Vater lässt dich nicht mitkämpfen…“

„Doch. Das ist es nicht…“

„Was ist es dann?“

„Es könnte einige Zeit dauern. Dämon hin oder her… Die Kriege dauern oft ewig lang.“

Ich sah ihn fragend an und öffnete den Proviant und hielt ihm einige Kleinigkeiten hin von denen er sich bediente.

„Ich weiß, aber du würdest viel lernen.“

„Hmm… ja. Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob das alleine zählt.“

„Was meinst du?“

„An der Front… heißt dass ich alle anderen Themen vernachlässige… und was ist, wenn hier noch mehr Dämonen vorbeikommen?“

„Das stimmt… Du hast dich echt verändert, … du denkst ja mal an andere…“

„Lass mich … Es stimmt doch. Wir handeln ja miteinander und … du bist immer noch die einzige die mit mir lernen will.“

„Wollen? Müssen wohl eher.“, meinte ich flunkernd und sah sein Gesicht entgleisen. „Nein so meinte ich das nicht. Ich mach es doch gerne. Ich lerne sehr viel von dir und du wohl auch von mir. So ist das hier außerhalb von allem. Ich habe einfach keine Chance… Und komm nicht damit, ich bin die jüngste und das dauert noch…“

Er sah mich nur an und entspannte sich. Sanft lehnte er sich an den Baum und schloss die Augen, während eine warme Frühlingsbriese uns umspielte.

„Wartest du auf mich?“

Ich sah ihn an und nickte etwas unsicher. „Natürlich.“

„Gut…“, meinte er noch und aß etwas, während ich die Augen schloss und seine Nähe genoss. Ob Inu no Taisho auch kämpfen würde?

Die Entscheidung (Inu no Taisho)

Ich betrachtete meinen Sohn eingehend, während er alles zusammenpackte, was er zum Lernen brauchte.

„Du gehst lernen?“

„Ja, Vater.“, meinte er still und sah mir tief in die Augen. Es war wundersam, wie sich alles in den Jahren geändert hatte. Er ging freiwillig und ich musste ihn schon lange nicht mehr dazu zwingen.

Wenigstens etwas. Diese Frau würde ihm gut tun, aber anscheinend erkannte er es nicht.

Ich mochte Izayoi natürlich auch sehr. Sie war mir sehr ans Herz gewachsen, aber jemand Jüngeres wäre besser für sie oder?

Ich seufzte leise und erntete einen verwirrten Blick.

„Was ist Vater?“

„Nun. Der Krieg. Hast du dich entschieden, ob du mit mir in den Krieg ziehen wirst oder so lange mich hier vertrittst?“

„Vater…“, hauchte er nur und ließ die Schultern sinken. „Nein… Ich habe noch nicht entschieden.“

„Wie gesagt. Entscheide dich, wie es dir beliebt. Beides traue ich dir zu.“

„Ja, Vater.“, hauchte Sesshomaru und sah die Dokumente an. Ich vermutete, dass er sich in sie verliebt hatte, oder war es etwas anderes? Ich musste es in Erfahrung bringen.

Ich würde bald Izayoi fragen, ob sie meine Frau würde. Bis dahin musste Sesshomaru sich entschieden haben, welchen Weg er beschreiten wollte. Ich mochte ihr Lachen und ihr ganzes Sein, aber ich würde es auch verstehen, wenn die beiden einander wählten. Sie unternahmen immer mehr und ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie sich dabei immer noch nicht näher gekommen waren.

Auch wenn ich eifersüchtig war und sie des Öfteren mal besuchte, ohne dass Sesshomaru es wusste, wollte ich ihr den freien Willen lassen. Sie sollte mich wenn aus freien Willen lieben und nicht, weil sie glaubte, dass ich ihr Leben bewahrt hatte.

„Vater?“

„Ja mein Sohn?“

„Ich werde dir nachher meine Entscheidung mitteilen.“

„Gut.“, meinte ich lächelnd und sah zu, wie er eigentlich sehr schnell das Schloss verließ. Ob er wusste, wie er sich benahm? Ich war mir nicht sicher, ob er verstand, was vor sich ging.

Leise seufzte ich und sah aus dem Fenster.

Wenn mein Sohn doch nur endlich erwachsen wäre.

Der Krieg brach herein und nun kam die Wirklichkeit auf ihn zu. Ich hatte ihm viel gelehrt, aber ich war mir nicht sicher, ob er jemals erwartet hätte, dass jemand gegen mich rebellierte. Ich schob ein paar Dokumente beiseite und öffnete die Karte. Sie hatten uns eingekreist. Ich war mir sicher, dass ich auch alleine damit klar käme, aber sicherer wäre es, wenn mein Sohn mitkäme…

Sollte ich ihn zwingen? Nein… Aber damals hatte er nur aufs Schlachtfeld gewollt, aber jetzt? Jetzt änderte sich alles. Izayoi veränderte uns beide, aber zu welchen Preis?

Ich würde ja meine Liebe zu ihr zurückstellen für ihn, aber ewig wollte ich nicht warten, denn sie hatte nicht ewig. Aber Sesshomaru… wie würde er damit umgehen, wenn er doch mehr für sie empfand?

Ich seufzte und schloss kurz die Augen. Ich durfte nicht an sie denken, ich musste daran denken und planen, wie der Krieg verlief…

Ach Mist…

Ich stand auf und sah aus dem Fenster. Am Abend würde ich sie noch einmal besuchen, bevor ich morgen aufbrach. Sesshomaru würde es mir bestimmt übel nehmen, aber ich musste sie noch einmal sehen und eigentlich hatte es damals sehr so geklungen, als wollte er ihr zeigen, was ich mochte…

„Herr?“

„Ja?“

„Die feindlichen Truppen werden Morgen die Grenze erreichen.“

„Gut. Sind alle bereit?“

„Ja. Es haben sich viele gemeldet. Wir werden sie aus unserem Land vertreiben!“, meinte der General ernst und hob die Hand, bevor er sich verbeugte und dann den Raum verließ.

So würde es kommen. Wir würden sie wie immer vertreiben.

Was glaubten sie nur, wen sie vor sich hatten?

Auch wenn ich gutherzig war, würde ich sie nicht am Leben lassen. So gütig war ich nun doch nicht. Ich musste es im Keim ersticken, damit ich Izayoi schützen konnte. Izayoi…

Sie ging mir einfach immer nicht aus dem Kopf…

Ich würde ihr ein paar Sachen zum Abschied mitbringen, nahm ich mir vor und machte mich auf den Weg. Ich fand einen schönen Kamm, Kleidung und andere Kleinigkeiten, die ich kaufte und für sie in einem Bündel verpackte. Zum Schluss legte ich noch eine Blume auf das Bündel. Das würde reichen.

Sie war wirklich schön geworden. Eine Schönheit ohne Gleichen… Eine aufgeblühte Blume, die bereit war, dass man sie pflückte und ich würde nicht warten, bis sie ihre Blätter verlor.

Heute Abend würde ich sie treffen und dann würde es sich nach dem Krieg entscheiden, wen sie wählte. Vielleicht gestand Sesshomaru heute ihr seine Liebe. Wenn nicht, wäre es seine Schuld…

Heute Abend würde ich sie sehen. Heute Abend.

Der Abschied (Sesshomaru)

Es war wirklich viel Zeit vergangen, seit ich Izayoi besuchte. Na gut für mich war es nicht so viel, wie für sie, aber es funktionierte ganz gut. Immer wieder sahen wir uns und ich lernte immer mehr. Langsam verstand ich was mein Vater damit gemeint hatte, dass ich sie nicht unterschätzten sollte. Sie war klug und… nicht mehr so ein Tölpel wie damals. Sie gab sich wirklich Mühe.

Ich hatte mir dann auch noch morgens wieder meinen Vater anhören müssen… Ich wusste doch einfach nicht, ob ich in den Krieg wolle. Irgendwie fühlte ich mich einfach noch nicht bereit dazu…

Am besten besprach ich es mit Izayoi. Vielleicht hatte sie ja einen Rat für mich… oder?

Als ich sie dann aufsuchte, fand ich sie in einer unmöglichen Situation vor. Sie hatte sich mit einem Dämon angelegt und würde wohl unterliegen. Natürlich half ich ihr und beseitigte das niedere Wesen, was meine Kleidung beschmutzte. Izayoi kümmerte sich um meine Kleidung und ich lehnte mich dann an einen Baum. Wir besprachen die Sache, und es endete eigentlich so, dass ich in den Krieg ging. Die Erfahrungen brauchte ich wohl wirklich noch und sie würde auf mich warten.

Vielleicht würde ich endlich danach wissen, wie ich mich entschied. Mein Vater hatte oft Späße gemacht und manchmal wusste ich nicht, ob ich sie innerlich ernster nahm, als ich sie nehmen sollte…

Izayoi war wirklich wunderschön geworden und sie war stark und klug… auch wenn sie ein Mensch war… Vielleicht…

Ich schüttelte leicht den Kopf und schloss wieder die Augen. Sie war ein Mensch und liebte meinen Vater. Was überlegte ich da denn noch?

„Sesshomaru?“

„Ja?“, fragte ich nach und sah zu, wie sie mir ganz nahe kam.

„Pass auf dich auf. Verstanden? Wehe du hast einen Kratzer!“

Ich riss die Augen auf und sog die Luft scharf ein. „Was dann?“

„Dann bestrafe ich dich!“

„Aha? Und wie stellst du dir das vor, dass ich keinen Kratzer bekomme? Soll ich zusehen?“

„Nein… Ich will nur, dass du heile zurück kommst.“, murmelte sie und küsste mich auf die Wange. Ich wurde leicht rot und drehte mich weg. „wofür war das denn?“

„Ein Glücksküsschen.“, hauchte sie und kicherte. „Weißt du mein Vater meinte einmal, dass man am ehesten zurückkommt, wenn man eine Belohnung bekommt oder jemand auf einen wartet. Einfach jemanden für den sich das Kämpfen lohnt.“

Ich legte den Kopf schief: „Und das sollst du sein?“

„Besser als nichts oder? Ich dachte ich bin immer noch die einzige, die so wirklich in deiner Nähe ist. Also komm für mich wieder, sonst werde ich ganz traurig und nur noch heulen.“

„Hmm...“

„Was heißt hier hmm?“, schimpfte sie leise und drehte mein Gesicht zu sich. Sie wurde rot.

„Was willst du denn bitte dann?“

„Ich… weiß nicht. Aber es reicht mir eigentlich wirklich, dass du auf mich wartest.“

„Natürlich.“, meinte sie ironisch und strich über meine Wangen. „Ich hoffe du bereust das nicht noch einmal.“

„Sag aber nicht ich muss wieder egoistischer werden.“

„Doch… vielleicht etwas.“, lachte sie und stand auf. Ich blickte ihr nach und beobachtete sie, wie sie mein Oberteil holte und es mir reichte. „Trocken. Und bitte verstehe mich nicht falsch. Ich will, dass du siegreich hervorgehst und mir alles erzählst.“

„Werde ich. Oder sehe ich so aus, als wäre ich schwach?“

„Nein.“, meinte sie und streichelte über meine bloße Brust. „Aber ich mache mir Sorgen.“

Ich schluckte und nickte. Sie machte sich also Sorgen um mich… Es kam irgendwie unerwartet, da nicht einmal meine Mutter sich um mich sorgte…

Ich starrte sie an und hob eine Hand an ihre Wange.

„Ich könnte deinen ersten Kuss verlangen.“

„Woher willst du wissen, dass es mein erster ist?“

„Ich weiß nicht… ich ahne es nur…“

„Da hast du schon Recht… Na gut. Du bekommst meinen ersten Kuss, wenn du siegreich wieder kommst.“, hauchte ich und lehnte mich an ihn. „Oder willst du jetzt schon einen? Dann weißt du was dich erwartet.“

Ich sah sie nachdenklich an. Zum Glück wusste sie nicht, dass es auch mein erster wäre. Ich hatte öfters daran gedacht, wie sie sich anfühlten. Ihre Lippen waren so voll und weich… Mein Vater hatte noch keine Anstalten gemacht, sie als sein Eigen zu bezeichnen…

„Ja.“

„Was ja?“

„Vorgeschmack.“

Sie lachte leise und legte ihre zarten Hände um meinen Nacken. „Der erste Kuss bedeutet einer Frau viel, also geh Sparsam mit diesem Kuss um. Wenn du nicht wieder kommst, werde ich dich verfolgen.“

„Deine Meinung ändert sich sehr oft…“

„Das stimmt.“, hauchte sie dicht an meinen Lippen. Auch ich kam ihnen näher, bis sich unsere beiden Lippen berührten und zu eins verschmolzen.

Sie hatte die Augen geschlossen und ich tat es ihr gleich. Es fühlte sich gut an. Ich zog sie noch kurz an mich und vertiefte den Kuss, bevor wir von einander ließen.

„Also kommst du heile heim?“

„Ja…“, hauchte ich und schluckte einmal fest, bevor ich die Augen schloss und mir eine Papyrusrolle nahm. „Lernen wir noch etwas?“

„Gerne.“, hauchte sie. Ich hörte ihren schnellen Puls. Ob sie etwas für mich empfand? Aber ich dachte immer, sie würde meinen Vater lieben… Stimmte dies vielleicht nicht mehr?

 

Wir lernten noch den ganzen Tag und unterhielten uns, aber alles schien anders. Ich fühlte mich komisch… Es kribbelte alles in mir. Ich hielt die ganze Zeit Körperkontakt über den Tag. Vielleicht half es wirklich, wenn ich für sie kämpfte…

Abends stand ich dann auf und brachte sie heim. Im Hof verabschiedeten wir uns dann.

„Wir sehen uns dann nachdem du unser Land beschützt hast. Ich freue mich schon und werde auf dich warten!“

„Danke. Ich komme so schnell es geht, um den Rest einzufordern.“

Sie nickte rot. „Ja… Aber du hast doch deinen Kuss.“

„Nun. Wir werden sehen. Vielleicht noch ein Kuss?“, fragte ich neckisch.

„Nein, aber ich habe vor dir, unser Schloss zu zeigen. Was hältst du davon?“

„Gerne.“, lächelte sie und küsste mich noch einmal auf die Wange, bevor sie mich fest umarmte. Ich umarmte sie auch und atmete tief durch.

„Ich komme wieder.“

„Ich vertraue dir. Zeig es ihnen.“

„werde ich.“, meinte ich und ging dann.

Vielleicht würde ich sie doch zu meiner Frau nehmen… Auch wenn ich es noch nicht ganz verstand, glaubte ich endlich zu verstehen, was mein Vater mir damit gesagt hatte. Ich würde mit ihr reden, wenn ich vom Krieg wieder kam. Ganz bestimmt.

Sie tat mir gut und vielleicht konnte ich mit ihr ein guter Herrscher werden und Gefallen an dieser Welt finden. Ich vermisste schon gar nicht mehr den Himmelsthron.

Diesen Krieg würde ich für sie kämpfen und gewinnen.

 

Ich kehrte nach Hause zurück und traf meinen Vater an, welcher mich mit erhobener Braue ansah. „Du bist spät.“

„Ich weiß… Vater. Ich werde mit dir in den Krieg ziehen und die Feinde vertreiben.“

„Gut. Hast du dich von ihr verabschiedet?“

„Ja. Darum bin ich spät. Ich bin bereit, an deiner Seite zu kämpfen!“

Er nickte und lächelte leicht.

„Das freut mich.“, meinte er und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich muss später noch einmal weg und ein paar Erledigungen machen. Ruh dich bitte aus. Die Angreifer kommen morgen an der Grenze an. Such alles raus, was du brauchst.“

„Ja, Vater.“, meinte ich und bewegte kurz meine Wirbelsäule. Ich war wirklich müde. „Sorgst du dafür, dass ein paar Krieger das kleine Schloss schützen? Ich bin einem Dämon begegnet.“

„Gut.“, meinte er ernst und ließ mich alleine.

Ich genoss noch kurz die Stile, bevor ich mich in mein Zimmer begab. Ich konnte das Ende des Krieges kaum noch erwarten… Izayoi…

Unsicherheit (Izayoi)

Ich saß verunsichert wieder bei mir und seufzte innerlich. Das konnte doch gar nicht wahr sein, wie alles gerade abgelaufen war, oder? Ich meine Sesshomaru und ich… Wir hatten uns doch tatsächlich geküsst!? Unsicher kämmte ich mein Haar und lief knallrot an. Liebte er mich oder wie sollte ich das nur verstehen? Ich wusste auch nicht wieso ich darauf gekommen war? Wir beide… sollte etwa meine Amme Recht gehabt haben, dass ich besser ihn als seinen Vater wählen sollte? Ich weiß ja nicht mal, wie es nach dem Krieg weitergehen sollte… Vielleicht sollte ich ihm nachgeben, wenn er es ernst meinte… und Inu no Taisho meine Liebe nicht erwiderte… Warum war es nur so kompliziert? Ich liebte irgendwie beide, aber wählen durfte ich nur einen und wer wusste, was Sesshomaru hinter seiner Maske verbarg? Hatte er sie für mich sinken lassen, als wir vorhin alleine gewesen waren?

„Herrin, alles in Ordnung?“, fragte die Amme hinter mir und ich drehte mich lächelnd zu ihr um, während sie sich hinter mich kniete und meine Haare weiter kämmte. „Ihr seht so bedrückt aus… Ist etwas geschehen?“

„Sesshomaru und Inu no Taisho ziehen in den Krieg… Sesshomaru hat mich gefragt, ob es für mich in Ordnung ist… Er war sich nicht sicher und ich habe ihn gehen lassen…“

„Liebst du ihn?“, fragte sie mich zart und streichelte mir über den Kopf, während ich hart schluckte.

„Ich weiß es nicht… Wir haben uns geküsst, aber ich weiß es nicht… Ich weiß auch immer noch nicht, ob Inu no Taisho mich überhaupt will… Es ist alles so verschwommen und ich bin unsicher… Vielleicht habe ich auch meine letzte Chance vertan… Ich weiß es einfach nicht…“

„Sie kommen beide wieder und dann wird es. Izayoi. So eine schöne Prinzessin findet den richtigen Mann.“, hauchte sie und lächelte noch, bevor sie sich aufsetzte. „Bestimmt kommt Inu no Taisho noch einmal, bevor er in den Krieg zieht.“

Ich nickte nur und sah zu, wie sie den Raum verließ, bevor ich aufstand und auf die Terrasse ging. Ich atmete tief durch und schloss die Augen. Mein Kopf drehte sich. Sesshomaru… Warum nur auf einmal nach den ganzen Jahren und Inu no Taisho? Er hatte mir immer noch nicht gesagt, wie er mir gegenüber fühlte… Wo war ich nur hingeraten? Vielleicht wäre ein normaler Mann doch besser, aber… es ging einfach nicht mehr anders, denn sie zogen mich wie Licht eine Motte an und wie es mir schien, würde ich mir die Flüge versenken, aber was sollte ich nur tun?

„Herrin, Ihr habt Besuch.“, meinte ein Wächter, der in der Dunkelheit zu mir geschritten kam. Er war nur mit einer kleinen Lampe bewaffnet und seinem Speer. Ich nickte ihm zu und sah hinter ihm einen Mann stehen. Ich schluckte.

„Ino no Taisho?“

„Ja.“, hauchte er und trat zu mir aus den Schatten. Der Wächter schritt davon, während ich rot anlief und er sich vor mir verneigte, meine Hand nahm und sie küsste. Als er sie losließ zog ich sie schnell und flach atmend an meine Brust ohne den Blick von ihm zu lassen. „Es freut mich.“

Ich nickte und sah hin und her, bevor ich an den Rand trat und runterklettern wollte, was er verhinderte, indem er mich an der Hüfte mit seinen Händen schnappte und mich runter stellte. Er war so groß und schön… Errötet blickte ich in seine Augen und genoss das Leuchten, welches an Stärke zugenommen hatte. „Es freut mich auch…“

„Können wir etwas Spazieren gehen?“, fragte er und reichte mir die Hand, die ich schnell ergriff. Er sah sich um und hob mich dann auf seine starken Arme, als er erkannte, dass wir alleine waren. Ich klammerte mich an ihm fest und sah den Sternenhimmel an, während wir über die Bäume flogen. Es war so wie damals, nur dass es jetzt viel schöner war. Ich genoss die leicht kühle Luft, die mich kitzelte, während er mich in seinen Armen wärmte. Es dauerte auch nicht lange, bevor er mich auf einer Lichtung niederließ. Das Feld hatte leuchtende Blumen und der angrenzende See spiegelte den Vollmond wieder, der sich heute Nacht nicht versteckte. Ich staunte und atmete die Luft ein, bevor ich losgelassen wurde und am See entlang ging. 

„Das ist wunderschön.“, meinte ich heiser und sah wie die Wasseroberfläche die Sterne wiederspiegelte. Es faszinierte mich und es fühlte sich so an, als würden auch in meinen Augen die Sterne glitzern. Es war ein schöner Moment… Was hatte er wohl jetzt mit mir vor? Es dauerte nicht lange, da spürte ich, wie sich ein Arm um mich legte.

„Es gefällt dir also? Ich dachte es mir. Ich komme bald wieder.“, meinte er und streichelte leicht über meine Hüfte. Ich keuchte und drückte mich enger an ihn. „Es gibt einiges worüber ich noch mit dir reden möchte, bevor ich gehe. Ich will dir genug Zeit lassen, um deine Entscheidung zu treffen.“

„Welche Entscheidung?“, fragte ich neugierig nach und drehte mich in seiner Umarmung, sodass ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Er war mir so verdammt nahe, dass mein ganzer Körper vor Aufregung zitterte. Das hatte ich mir schon immer gewünscht, aber warum jetzt? „Und wieso jetzt?“

Er lachte heiser und beugte sich zu mir herab, sodass er dicht an meinem Gesicht war. „Du bist noch ein halbes Kind. Du sollst genug Zeit haben, bevor du so eine wichtige Entscheidung triffst. Oder wäre es dir lieber, wen du noch ein Kind bist? Jeder sollte seine Jugend genießen und ich genieße es, dich heranreifen zu sehen. Du blühst wunderbar auf… und… nun ja. Ich wusste nicht, ob du doch lieber jemand Jüngeres an deiner Seite gewünscht hast.“, meinte er sanftmütig und kam meinen Lippen noch näher. Ich überbrückte schnell die kleine Distanz und küsste ihn. Es überraschte ihn, zumindest verkrampfte er sich kurz, bevor er die Arme um mich schlang und mich leidenschaftlich küsste. Er war so warm und lieb. Er war so anders als Sesshomaru.

„Und weiter?“, hauchte ich leicht erregt an seine Lippen, während er mich weiterhin mit seinen starken Armen umfangen hielt. Ich schmiegte mich an ihn, während seine warmen Lippen, meine liebkosten und mich ganz schwindelig machten.

„Ich wollte dich bitten, meine Frau zu werden, sobald ich aus dem Krieg wiederkehre. Es könnten ein paar Jahre vergehe. Würdest du warten und dann an meiner Seite mit mir herrschen?“, fragte er zärtlich und streichelte mir den Rücken. Seine Lippen vermisste ich viel zu schnell, aber ich liebte es auch gerade, was er sagte.

„Ich hatte schon Angst, dass du mich niemals fragen würdest…“, hauchte ich knallrot und schielte zur Seite. Was war nur mit Sesshomaru?

„Hat Sesshomaru etwas zu dir gesagt?“, fragte er dann auf einmal und ich schluckte.

„Also… er hat gefragt ob ich auf ihn warte… und ein Kuss… bist du mir böse?“

„Nein. Gut. Dann überleg es dir, bis zu unserer Rückkehr, wen du wählen möchtest. Genießen wir diesen Abend. Ich dränge dich nicht zur Heirat. Wenn du ihn wählst, werde ich es akzeptieren.“, meinte er sanft und streichelte mein Haar, während er anscheinend meinen Geruch einatmete.

„In Ordnung.“, hauchte ich und streichelte über seinen Brustpanzer. „Aber bitte komm heile zurück, Inu no Taisho…“ Ich streckte mich noch einmal und küsste ihn schüchtern. „Ich liebe euch wirklich…“

Kurz löste er sich von mir. Ich sah ihm traurig nach, aber dann sah ich, wie er eine schöne weiße Nachtblume pflückte, zu mir ging und sie mir ins Haar steckte. Er lächelte und hob mich auf seine Arme, bevor er dichter an den See ging und dann auf ihn schwebte. Ich sah ihn glücklich an und befand mich dann mit ihm mitten auf dem See wieder. Ich sah mich um und überall waren Sterne und unter uns spiegelten sich unsere Abbilder, die aussahen wie ein romantisches Paar aus einem Märchen im Nachthimmel. „Das ist wunderschön….“

„Aber du bist noch viel schöner, als dieser See und als diese ganzen Sterne.“

Ich lief knallrot an und lächelte glücklich. Er war viel besser als Sesshomaru. Er wusste, was eine Frau sich wünschte, während Sesshomaru eher der kalte Typ war. Ich musste nicht wirklich viel darüber nachdenken. Auch wenn ich Sesshomaru recht stark mochte, galt meine Liebe meinem Retter, der so offenherzig und liebevoll war. Wäre Sesshomaru mehr wie er, könnte sie es sich besser vorstellen, aber so? Nein es würde Inu no Taisho sein. Er war erwachsen und ich wollte immer bei ihm sein.  „Vielen Dank.“, flüsterte ich leise und streichelte über sein Gesicht. „Ich kann übrigens immer noch kein Monster dort sehen, sondern nur einen gütigen Mann, der viel zu großherzig ist.“

„Findest du das wirklich?“, fragte er nach und streichelte mir eine Strähne aus den Haaren, während er mich nur noch mit einer Hand in seinen Armen hielt. Hier könnte ich ewig sein.

„Ja. Und darum liebe ich dich doch auch so sehr. Gerade weil du so ein gütiger Mann bist. Ich möchte auf ewig bei dir sein und ich weiß jetzt schon, dass ich dich wähle, denn ich wollte immer bei dir sein.“

Er lächelte mich zuversichtlich an und schmiegte seine Wange an meine. Ich schloss die Augen und seufzte sacht. Das tat wirklich gut, dass er so lächelte und bei mir war. „Danke.“

„Das müsste ich doch sagen, da du meinen Antrag angenommen hast.“, lachte er herzlich und flog in die Höhe. Ich klammerte mich mehr an ihn und fühlte mich dem Mond näher als sonst. Vorsichtig sah ich herab und staunte über die Aussicht. „Ich habe dir auch noch ein paar Geschenke mitgebracht, die ich dir später gerne geben möchte.“, sagte er noch sanft, während ich ihm in die Augen sah und mich in ihnen verlief.

„Ich freue mich schon darauf.“, meinte ich flüsternd und genoss mit ihm die schöne Nacht, bis wir endlich heimkehrten zu meinem Schloss. Er flog mich in den Garten und führte mich ins Zimmer. Meine Amme lächelte mich an, bevor sie ging und Inu no Taisho noch mit einer Verbeugung begrüßte.

„Viel Vergnügen.“, hauchte sie noch und ging dann, während Inu no Taisho mich herabließ und ich mich auf ein Kissen kniete. Er ging nach draußen, holte ein Päckchen, trat zu mir und kniete sich neben mich.

„Hier, bitte sehr. Und eine Frage. Wäre Sesshomaru wie ich, hättest du dann ihn gewählt?“

Ich sah auf und überlegte. „Wahrscheinlich … ja… tut mir leid, aber ich liebe dich. Sesshomaru kann glaube keine Gefühle ausdrücken und hat andere Vorstellungen vom Leben.“

„Das stimmt wohl. Sesshomaru ist noch sehr jung und seine Mutter hat dazu beigetragen. Vielleicht ist es gut so.“, hauchte er und küsste sie auf die Stirn. „Vielleicht wirst du für ihn eine bessere Mutter sein.“

Ich wurde rot und schüttelte leicht den Kopf, während er unschuldig grinste. „Du bist verrückt. Das würde er niemals akzeptieren. Wenn bleibt er ein guter Freund. Aber sag ihm bitte nichts von uns, bis er wieder da ist. Ich meine…“

„Ich verstehe schon. Keine Sorge.“, hauchte er und küsste noch einmal meine Lippen zärtlich. Sesshomarus Kuss war anders gewesen. Inu no Taisho war die richtige Wahl oder? Ja. War er. „Es ist sein erster Krieg und da du nicht weißt, was er wollte, willst du nichts heraufbeschwören. Ich verstehe. Wir werden warten und dann werden wir alles klären.“, meinte er und streichelte meine Wange, und legte seine Handfläche um sie. Es war so schön warm. Ich atmete sein Aroma ein und genoss es regelrecht.

„Danke.“

„Gern geschehen. Mir reicht schon, dass du zugesagt hast.“

„Warum sollte ich auch nicht? Ich liebe dich seit damals.“, brummte ich und schmiegte meine Wange mehr an seine Hand, bevor ich mich löste und ihn noch einmal umarmte. „Heirate mich ganz schnell!“

Er lachte wieder und hob mich auf seinen Schoß. „Keine Sorge. Es dauert noch etwas, aber wenn ich wieder komme, werde ich höchstens einen Tag vergehen lassen, bevor ich dich ehelichen werde. Verlass dich auf mein Wort.“

„Ich schenke dir auch viele Kinder und werde dir eine gute Frau sein.“, hauchte ich in seine Richtung und spürte ein Ziehen in meinem Herzen. Wieso nur? Mein Herz schlug schnell, aber es tat auch weh. Ich wusste nicht wieso, aber ich wollte keinen Moment missen. „Du bist alles, was ich will!“

„Und du alles, was ich will. Wenn ich wieder komme, werde ich dir meine wahre Gestalt zeigen.“

„Versprochen?“

„Versprochen.“, hauchte er und küsste mich noch, bevor ich das Paket endlich richtig auspacken konnte und ein schöner Kimono unter dem Papier zum Vorschein kam, wie auch ein Kamm und eine wunderschöne Blume, die ich ordentlich drapierte. Zusätzlich berührte ich kurz die Blume in meinem Haar. Ich würde beides genießen und am besten zeichnen lassen, damit sie auf ewig erhalten blieben. Ich bestaunte den Kamm der aus etwas weißem gefertigt war und wunderschön verziert war, während der Kimono genauso Farbenprächtig war. Es waren wunderbare Geschenke. Ich steckte mir den Kamm in die Haare und lächelte. „Den werde ich immer bei mir tragen.“

„Das freut mich.“, hauchte er und küsste mich noch einmal. „Aber ich muss jetzt gehen. Die Gegner sind an der Grenze und ich muss früh aufbrechen.“

„In Ordnung.“, flüsterte ich und fühlte den Boden wackeln. Er stand mit mir auf und stellte mich auf den Füßen ab, bevor er mich noch einmal küsste und ich ihn rausbrachte. Er verabschiedete sich noch, bevor er in den Nachthimmel verschwand. Ich seufzte wohlig und wurde rot.

Schnell ging ich zu meinem Vater, der überrascht aufsah. „Tochter?“

„Vater, ich werde heiraten!“, flötete ich und kniete mich vor ihn. Er sah mich aber nur staunend an und versuchte um Fassung zu ringen.

„Wer ist der Glückliche, mein Kind?“

„Inu no Taisho!“, sagte ich ihm schnell.

„Wirklich? Nicht der Prinz? Aber ich freue mich. Wann wollt ihr heiraten?“

„Wenn er aus dem Krieg zurück kommt. Er beschützt dieses Land. Ich werde auf ihn warten, ist das in Ordnung?“, fragte ich und umarmte ihn. Er lachte leicht und drückte mich.

„Du hast alle Zeit der Welt und es freut mich, dass er deinen Annoncen nachgegeben hat.“

„Eigentlich hat er mich gefragt.“, meinte ich schüchtern und sah ihn rot an. Schon strahlte mein Vater über beide Ohren.

„Wunderbar, das ist ja noch viel besser. Ich freue mich schon. Du leihst ihn mir doch manchmal oder?“, fragte er vorsichtig und lächelte zart.

„Natürlich, Vater. Ich muss mit Sesshomaru noch weiter lernen, eine gute Herrscherin zu werden.“

„Wunderbar. Dann lass uns alles für ihre siegreiche Rückkehr vorbereiten. Dein Mann ist ein Edelmann und wird dich auf einen wunderbaren Weg führen. Es ist unglaublich, dass du hier so einen Mann triffst. Meine Glückwünsche.“

Ich kicherte noch in seinen Armen, bevor ich die Augen schloss. Es war wunderbar. All meine Träume gingen in Erfüllung… Doch in meinem Herzen hörte es nicht auf zu ziehen. Lag es vielleicht wirklich daran, dass Sesshomaru mir wohl indirekt seine Liebe gestanden hatte? Hoffentlich würde er meine Wahl verstehen, wo er doch eigentlich wusste, dass ich Inu no Taisho schon immer geliebt hatte.

Nun ich würde genug Zeit haben um darüber nachzudenken, wie ich mit Sesshomaru umgehen sollte. Am besten würde ich mit ihm in Ruhe reden. Er war doch sowieso nicht an einer Beziehung interessiert oder? Ich meine… ES hatte geklungen, als wollte er mich fürs Lernen und ein Glücksküsschen… Warum war alles nur so kompliziert?

In meinem Zimmer legte ich die Blumen ins Wasser und begann zu zeichnen. Ich würde sie zeichnen und bald würde ich sie wiedersehen, worauf ich mich schon tierisch freute.

Der endlose Krieg(Inu no Taisho)

Der Krieg hatte also begonnen. Eben war ich noch bei meiner Prinzessin gewesen und dann stand ich schon hier. Auf dem Schlachtfeld. Es tobte hier die Hölle. Wir würden diesen Krieg nicht schnell entscheiden können, denn ich hatte nicht mit so einem Andrang gerechnet.

Die Dämonen strömten von überall auf uns zu. Es war mir kaum möglich ihnen noch auszuweichen, ohne eine Verletzung zu kassieren. Wir hatten die Situation vollkommen unterschätzt. Selten passierte mir so ein fataler Fehler. Könnte es möglich sein, dass es mit Izayoi zu tun hatte?

Stimmt… nicht sie war schuld, aber ich wollte und musste sie beschützen. Ich hatte ihr versprochen wieder zu kommen… Mein Blick wanderte zu Sesshomaru, welcher wie ein Verrückter kämpfte. Ich konnte es kaum glauben, wie gut er geworden war. In ihm brannte etwas und da verstand ich, was Izayoi damit meinte, ich solle ihn nicht aufklären. Er kämpfte bestimmt für sie. Hieß das etwa, dass es ihm mehr und mir weniger Kraft gab, wenn ich an sie dachte? Das konnte und durfte doch nicht wahr sein…

Innerlich fluchte ich noch, während ich mehreren Dämonen mit einem Hieb die Köpfe abriss. Ich zückte Tessaiga. Ich würde nicht verlieren, egal wie viele kamen. Wenn Sesshomaru so stark war wegen ihr, konnte ich das auch sein und ich würde mich nicht ins Bockshorn jagen lassen. Wir waren stark und keiner würde Schwächeln. Sie entschied sich, wenn wir wiederkämen, aber ich war mir sicher, dass sie mich wählte. Sesshomaru würde sich nie verändern. Er war kaltherzig und stur. Sie brauchte jedoch Liebe und Freude. Er würde mich verstehen und würde es verstehen, wenn ich es ihm erklärte.

„Vorsicht, Vater.“, knurrte es neben mir und ich drehte mich noch um, aber da hatte Sesshomaru den Dämon schon erschlagen, der mich niederstrecken wollte. „Wo bist du mit deinen Gedanken, Vater?“

Ich schnaubte und sah ihn ernst an. „Wo wohl? Ich überlege eine Taktik. Nimm die linke Flanke mit einigen Männern in Angriff. Ich schicke Späher. Es muss ein Nest geben oder einen Dämon, der sie aussendet. Erst dann haben wir eine reelle Chance zu gewinnen, ohne vorher vor Erschöpfung zusammenzubrechen.“

„Vater, ich breche nicht zusammen.“, sagte mein Sohn entschieden, als sich unsere Rücken berührten.

„Aber die anderen. Sieh sie dir dan. Wir sind nicht alle Großdämonen oder haben Götterblut in uns. Diese Dämonen können irgendwann nicht mehr und dann sind wir nur noch zu zweit. Also tu, was ich dir sage.“

„Ja, Vater.“, meinte Sesshomaru und schluckte seine Bemerkungen runter. Ich war mir sicher, dass er gerne gesagt hätte, wir brauchen diese niederen Wesen nicht, aber ich wusste, dass er sich eines besseren Entsinnen würde am Ende der Schlacht. Wir brauchten sie mehr denn je.

Ich beobachtete, wie er losstürmte und sich einige Männer auswählte, während ich Späher beauftragte und dabei einige niedermetzelte. Das Blut spritzte und klebte an mir wie ein dicker Teppich. Dieser Krieg war endlos… Wären nicht so viele Kameraden von mir unter der Schar, hätte ich das Schwert Tessaiga genutzt, aber es war unberechenbar in dieser Situation. Sesshomaru hätte mir bestimmt eine extreme Schwäche vorgeworfen, aber was sollte ich denn tun?

Ununterbrochen kämpfte ich und vergaß irgendwann, wie lange es schon dauerte, bis wir diese Hetzjagd geschafft hatten. Sesshomaru hatte mit den Spähern den Aussender der Dämonen niedergemetzelt und uns somit ermöglicht, die verbleibenden Dämonen zurückzuschlagen, doch erst da erkannte ich, dass es nicht der letzte Kampf war. Es würden noch einige weitere folgen, aber ich war gewappnet und wusste, sie würde auf mich warten.

Izayoi ich komme! Glaub an mich und ich werde unser Land schützen. Ich war bereit zu kämpfen und zu gewinnen. Am Ende würde ich siegreich aus der Schlacht kommen und den Frieden gebracht haben.

Izayoi. Du lässt mich leben in diesen Momenten. Du gibst mir die Kraft, daran zu glauben, dass da jemand ist, der auf meine Rückkehr wartet. So lange war ich alleine und fühlte mich auch so, doch nun gab es dich und ich würde dich nicht hergeben, auch wenn mein Sohn deswegen leiden würde. Ich wollte nicht ohne dein bezauberndes Lachen sein. Nicht ohne deine süße Naivität und auch nicht ohne deine Güte. Du bedeutest mir alles und ich werde dir in dieser Zeit so viele Briefe schreiben, dass du mich auch nicht vergessen kannst. Du bist alles was ich will und brauche.

Mein Herz gehörte dieser wunderbaren Frau und ich würde sie in meine Arme schließen und nie wieder gehen lassen. Es war mir egal, dass aus unserer Verbindung nur Hanyous hervorgehen könnten, und dass sie nicht ewig lebte, aber in meinem Alter… Es tat einfach gut, jemanden an seiner Seite zu wissen, der einen nicht ausnutzte, verriet oder nur seine Vorteile darin sah. Sie würde meine Gemahlin sein und sie würde mit mir zusammen eine neue Welt des Friedens schaffen.

Vielleicht schaffte sie es, dass meine Dämonen und ihre Menschen in Frieden leben konnten in diesem Reich… Izayoi. Du bist alles was ich brauche und will und das werde ich dir in jedem Brief sagen.

Sesshomaru, bitte verzeihe mir, dass ich so egoistisch bin, doch du hast noch ein langes Leben vor dir und wirst jemand anderen finden, der vielleicht dich retten kann aus deiner Finsternis.

Ich hasste es, dass ich Schuldgefühle gegenüber meinem Sohn hatte, aber er verstand noch nicht, was eine Frau brauchte. Er kannte keine Wertschätzung und würde noch viele Jahrhunderte brauchen, bis er es verstehen könnte, wie man mit anderen umging. Mach deine Erfahrungen mein Junge, aber bitte verliere dich nicht darin.

Ich seufzte noch und schrieb den Liebesbrief fertig, als wir unseren ersten Sieg feierten, bevor ich ihn losschickte. Sesshomaru beobachtete mich und setzte sich zu fast schon zu neugierig zu mir.

„Vater.“

„Ja, mein Sohn? Du hast dich gut gemacht. Wir haben es aber noch nicht überstanden. Ich möchte, dass du mehr Verantwortung übernimmst.“

Er nicke mir zu. „Sehr wohl, mein Vater.“, hauchte er und schien leicht zu lächeln. „Wem hast du geschrieben?“

„Izayoi. Ich habe ihr berichtet, dass wir unverletzt sind und ihr Land verteidigen, aber dass es länger dauern wird. Sie würde sich nur Sorgen machen und es geht auch darum, dass wenn wir zurückgeschlagen werden, sie sofort fliehen können.“

Er nickte. „Ich hoffe es geht ihr gut.“

Ich lachte. „Bestimmt. Du kennst sie doch.“

„Sie ist in die Arme eines Dämons letztens gelaufen…“

„Nicht gut, aber es sind einige in der Nähe positioniert, die für ihre Sicherheit sorgen und die des Dorfes. Es sind Männer, denen ich mein vollstes Vertrauen schenke, also sorge dich nicht. Wir sollten lieber Soge darum tragen, dass wir unsere Position halten können.“

„Ich kann mit dem Spähtrupp die Gegend auskundschaften nach Fallen.“, schlug er mir vor. Seine Augen glitzerten. Ich wusste, er wollte sich beweisen. Ich seufzte und rieb mir die Nasenwurzel.

„Nun gut. Seht, was ihr finden könnt. Wenn du etwas findest, zerstöre es, sollte es zu gefährlich sein, schicke einen Späher und ich schicke dir Männer. Ich werde solange hier Stellung halten.“

„Ja, Vater.“, meinte er ernst und nickte. Dann drehte er sich um und schritt davon. Ich seufzte. Sesshomaru, was würde geschehen, wenn du erfahren würdest, dass sie mich wählt? Ich hoffe er wurde nicht zu wütend, denn er war mein Sohn…

Ich trank noch etwas und legte mich zur Ruhe. Dieser Krieg dauerte noch lang genug und Dämonen gaben auch nicht so schnell auf, wie die Menschen.

Warte nur meine Schönheit, bald werde ich bei dir sein. Mit diesen Worten bettete ich mich etwas zur Ruhe. Meine Wunden würden heilen, doch der Schmerz war trotzdem da. Ob mein Sohn auch verletzt war? Aber auch wenn er es wäre, wäre er wahrscheinlich zu stolz, etwas zu sagen… Hoffentlich würde das gut gehen…

 

 

Die Falle (Sesshomaru)

Der Krieg zog schleichend voran und ich war mir nicht mehr sicher, ob wir überhaupt noch gewinnen konnten. Das konnte doch nicht wahr sein, dass sie uns so überrannten oder? Ich meine… Wir waren stark… mein Vater war stark…

Ich war mir sicher, dass wir unterliegen würden. Im letzten Moment rettete ich sogar noch meinen Vater vor einem Angriff. Wieso war er nur so abgelenkt? Er wusste doch, dass jede Unachtsamkeit sein Leben kosten könnte… Ich seufzte und lauschte seinen Befehlen. Ich sollte losziehen und herausfinden, wer es war und ihn vernichten. Bei Gefahr aber zurückkehren.

Gefahr? Die Gefahr war ihm wirklich sehr egal. Es konnte doch nicht wahr sein, dass er glaubte, ich würde mich bei Gefahr zurückziehen oder? Ich wusste nicht, was ich denken sollte, aber ich wusste, dass ich mich in einem Moment wie diesem am besten beweisen könnte. Ich würde mir Mühe geben, damit er auf mich Stolz wäre. Ehrenwerter Vater. Ich würde dir es beweisen und würde auch Izayoi zeigen, dass ich zu etwas nütze war. Ich war ein Kämpfer. Ein Krieger und… ich würde eines Tages ein Herrscher sein.

„Sesshomaru-sama. Wir spüren etwas. Wir nähern uns.“

„Gut.“, ließ ich verlauten und folgte den wieselartigen Geschöpfen, die mich langsam immer weiter ins feindliche Gebiet brachten. Wir wichen den Gegnern nur aus. Es war zu gefährlich, denn wir könnten den Beschwörer vorwarnen und dann hätten wir nur noch mehr Arbeit. Ich musste diesmal meinem Vater unbedingt vertrauen! Nur dieses eine Mal und dann…

Ich blieb mit den anderen stehen. Sie schienen sich vor etwas verbergen zu wollen und dann erkannte ich es. Es war der Beschwörer. Ich grinste. Das ging wirklich schon fast zu einfach. Ich würde das schnell erledigen und dann würden wir den Krieg heute noch beenden. Izayoi, ich komme!

Ich sprang ungeachtet meiner Männer aus der Deckung und hechtete auf den Beschwörer zu, welchen ich mit einem Krallenhieb zerteilte. Geschafft.

Doch ich hatte mich getäuscht… auf einmal umfing mich etwas Klebriges. Ich zerrte daran, doch es wollte sich nicht lösen. Je mehr ich in Panik geriet, desto enger zogen sich die Schlingen um mich. Mein Herz beging zu rasen, was sollte ich nur tun?

„Meister… Ihr müsst euch entspannen. Wir helfen euch.“

„Ich brauch eure Hilfe nicht.“, zischte ich und entspannte mich dann aber versuchshalber. Ich bemerkte, wie sie langsamer wurden, jedoch wusste ich nicht weiter…. Wie nur wie nur?

„Meister…“, baten die kleinen Geschöpfe neben mir und ich seufze.

„Gut.“, gab ich ihnen das Einverständnis und sah zu, wie sie eine Art Koboldfeuer nutzten um die Fäden zu beseitigen, die mich so in Panik versetzt hatten. Langsam kam ich frei und es war keine Sekunde zu spät, denn ich hatte Angst bekommen. Es war ein Unterschied zu ‚Spielen‘ oder in richtiger Gefahr zu sein. Hoffentlich würde die Erfahrung dieses Gefühl bald verdrängen.

Meine Gefährten hatten mir geschwind geholfen, aber wir hatten den Dämonenbeschwörer immer noch nicht ausfindig gemacht. Aber er würde mir auch nicht entkommen, denn ich war Sesshomaru und ich würde mich nicht von einem kleinen Dämon zweimal hinters Licht führen lassen.

Wir hetzten voller Elan durch den Wald, bis wir ihn endlich fanden. Diesmal war ich aber klüger und griff aus sicherer Entfernung an. Der Dämon zerbarst, doch auch diesmal hörte es nicht auf, bis einer meiner Begleiter auf die Flasche deutete.

„Es ist bestimmt die Flasche, welche die Dämonen ausströmen lässt!“, meinte einer von ihnen. Ich nickte zustimmend. Das war wirklich noch ein Versuch, denn wir konnten nicht ewig weiter ausprobieren, wer denn der richtige Dämon war.

Ich stürzte vor und schnappte mir das Gefäß, doch was passierte, gefiel mir überhaupt nicht, denn ich spürte, wie ein finsterer Geist mich verhexen wollte. Es kostete mich alle Kraft, ihn wieder aus mir raus zu bekommen. Er wollte, dass ich tötete, doch ich wollte es nicht und ich war bereit zu kämpfen. Mein Geist schlug zurück. Ich durfte Izayoi nicht enttäuschen. Wofür hatten wir so viel gelernt und trainiert, wenn ich jetzt gegen eine Flasche verlor? Sie würde mich auslachen!

Ich ließ meine Aura pulsieren und schlug im Geiste nach der Aura, bis ich sie erwischte und sie mit meiner infiltrierte. Ich vernichtete den Geist von innen und die Flasche barst unter dem hohen Druck.

Keuchend ging ich in die Knie, aber ich hatte es geschafft. Die kleinen Kerle sahen mich ehrfürchtig an und lachten dann. „Meister Sesshomaru ist der Stärkste!“, riefen sie und eilten dann weiter mit mir auf ihren Fersen. Wir zerstören eine Flasche nach der nächsten und schon bald war der erste Krieg gewonnen.

Am Feuer sah ich meinen Vater schreiben. Er schrieb Izayoi. Ich war mir manchmal nicht sicher, ob er sie doch mehr wollte, als er es offenkundig zugab, aber zurzeit konnte ich mir nichts dergleichen eingestehen, ohne dass es mich schwächen würde.  Vater. Ich hoffte nur inständig, dass du das richtige tun würdest…

Erst heute hatte ich gespürt, wie sehr ich sie mochte. Sie hatte mir Kraft gegeben. Sie war dort gewesen, auch wenn es nur schwach gewesen war, aber ich hatte ihre Gegenwart gespürt. Es war weniger die Angst vor der Schmach gewesen, als die Anerkennung, die sie mir schenken würde, wenn sie sah, wie stark ich doch geworden war. Ich konnte und würde sie beschützen, dass konnte sie mir ruhig glauben.

„Izayoi. Warte auf mich.“, flüsterte ich im Wind und spürte den ersten Schnee kommen. Es war wieder die Zeit. Izayoi. Irgendwann würde ich dir sagen, dass ich es gewesen war, der damals an der Klippe stand… Ob sie mir verzeihen würde, dass ich sie hatte töten wollen?

Es tat aber auch einfach gut zu wissen, dass sie da war und an mich dachte. Sie gab mir Kraft. Mein Vater hatte einmal von beschützen geredet und langsam verstand ich es. Ich wollte sie beschützen. Nur sie alleine. Einmal in meinem Leben, wollte ich etwas für jemand anderen als für mich tun… Sie veränderte mich… nur was wollte ich sein? Das würde ich bald entscheiden müssen, denn ihr Leben war nicht so lang wie meins. Wollte ich das Wagnis eingehen?

Die Entscheidung (Izayoi)

So zogen 6 Jahren ins Land. In diesen 6 Jahren war ich zu einer wunderschönen Frau herangewachsen.

„Prinzessin, Ihr seht wieder wunderschön aus.“, bemerkte meine Dienerin und kämmte mich noch ein wenig, bevor sie mein Haar hochsteckte. „Ihr seid jetzt 20 Jahre alt. Ihr solltet Euch endlich einen Mann erwählen, euer Vater drängt langsam.“

Ich seufzte und sah zu ihr. „Ich werde Ihn bitten.“

„Welchen der beiden Männer?“

„Inu no Taisho. Wen sonst?“

„Nun… Lord Sesshomaru wäre auch eine gute Partie. Ihr schient euch so gut zu verstehen…“

„Nur zum Schein. Er hat mir Tipps gegeben, wie ich seinen Vater erreiche und er hat dafür die Taktikbücher meines Vaters einsehen können.“

„Nun… Das war damals, aber der junge Lord schaut Euch nun ganz anders an. Vielleicht hat er in der langen Abwesenheit bemerkt, wie sehr er Euch begehrt. Ein Krieg verändert einen Mann.“

„Das bildest du dir nur ein…“, meinte ich und versuchte daran zu denken. „Wir sind nur Freunde und ein Krieg ändert daran auch nichts. Auch nicht die Zeit. Er hat mir im Gegensatz zu Inu no Taisho keinen einzigen Brief geschrieben… Auch wenn ich mich schon darüber gefreut hätte.“, meinte ich leise und etwas niedergeschlagen. Er hätte mir zumindest mitteilen können, wie es ihm geht, aber nein. Am Ende hatte aber zumindest Inu no Taisho sie darüber in Kenntnis gesetzt, was Sesshomaru so anstellte…

„Wenn Ihr meint. Ich hoffe Ihr täuscht Euch nicht in Eurer Annahme“, meinte sie seufzend, bevor sie sich schwerfällig erhob. Meine Amme war auch nicht mehr die Jüngste, wie es mir schien.

Ich nickte und verfolgte, wie sie den Raum schreitend verließ. Seufzend kniete ich mich angespannt auf den Boden und schloss die Augen. Mein Leben gehörte Inu no Taisho. Ich vergötterte ihn immer noch… Während Sesshomaru… Was war mit ihm? Ja… Ich fühlte mich wohl bei ihm, aber da wäre nie mehr… nie. Für ihn gab es keine Liebe. Des Weiteren genoss ich es eigentlich, dass es war, wie es war, denn auf ihn konnte ich mich verlassen. Egal wie kalt er manchmal tat, ein Funken Wärme war da. Er machte das Lernen erträglich und natürlich konnte ich mit ihm über alles reden, mich streiten und kindisch sein. Vor meinem Liebsten würde ich es gerne verstecken und übte jeden Tag, eine gute Partie zu sein, auch wenn es mir kaum möglich war, wenn ich ihn mir vorstellte…

Ich schüttelte leicht den Kopf und machte noch etwas meine schwarzen Haare, bevor ich den Raum verließ und die frische Luft einatmete, in der Hoffnung, mein Gemüt etwas abzukühlen. Was meinte nur meine Dienerin damit, wie Sesshomaru mich ansähe? Es hatte sich nichts verändert zwischen uns, außer dass wir einander nicht mehr hassten und ich endlich erwachsen geworden war. Sie musste unbedingt aufhören, mir diesen Floh ins Ohr zu setzen. Sesshomaru, war Sesshomaru und würde sich nicht ändern. Nicht so sehr, dass er wie mein Geliebter werden konnte.
 

Aber heute käme Sesshomaru und Inu no Taisho, wodurch meine Gedanken wieder zielgerichteter wurden. Ich würde ihn bitten, mich mit sich zu nehmen. Leicht rot sah ich in den Himmel und genoss die Wärme, während ich das Gras rascheln hörte.

Voller Erwartung drehte ich mich um und erblickte Sesshomaru, wie er dort stand und seine Augen die meinen suchten. Damals hatte er nur in den Himmel gestarrt, doch er nahm mich jetzt wirklich wahr. Ich schluckte leicht und schritt zu ihm, während auch er zu mir kam und kurz vor mir stehen blieb. Seine Ausstrahlung hatte sich komplett geändert. Er war nicht mehr der unreife Mann von damals. Seine Augen hatten etwas an Glanz verloren und seine Züge waren fester geworden. Es war, als wäre er in den 6 Jahren um 20 Jahre gealtert, was mir ein wenig Angst machte. Was er wohl erlebt hatte? Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst. Sesshomaru, hatte sich dein Traum wirklich erfüllt?

„Schön dich zu sehen.“, meinte ich lächelnd und verneigte mich vor ihm.  Mein Herz schlug ein wenig schneller, während er sich über mein Gesicht beugte und mir tief in die Augen sah. Ich errötete leicht, als seine Lippen so nahe waren und er doch wieder sanfter zu werden schien.

„Wir müssen reden.“, meinte er leise und hob die Hand an meine Wange. Was war mit ihm nur los? Mein Herz pumpte so schnell, dass meine Ohren rauschten. Was wollte er mir sagen? Ich war mir nicht sicher.

„Worum geht es?“, fragte ich heiser und öffnete den Mund leicht, während er meinem Gesicht immer näherkam. Wollte er mich etwa wirklich küssen? Hatte die Dienerin recht gehabt und Sesshomaru hatte sich in mich verliebt? Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte…, denn eigentlich liebte ich doch…

„Izayoi!“, rief jemand hinter uns und wir stoben wie auf Befehl auseinander. Sesshomaru blickte leicht wütend zur Seite, während ich nach vorne sah und Inu no Taisho erblickte. Ich lächelte erfreut und ging schnell zu ihm, um ihn zu umarmen. Mein Geliebter, der mir so viele romantische Briefe geschrieben hatte.

„Inu no Taisho! Es freut mich, Euch zu sehen!“

„Natürlich. Wie geht es Euch?“, fragte er mit seiner sanften tiefen Stimme.

„Gut, jetzt wo Ihr da seid!“, meinte ich glücklich und schmiegte mich an seine warme Brust. Es tat mir leid für Sesshomaru, aber wir konnten bestimmt Freunde bleiben.

Ich vernahm im Hintergrund eine leichte Bewegung und löste mich. Sesshomaru schien für einen kurzen Moment traurig zu sein, doch ich konnte nicht auf seine Gefühle Rücksicht nehmen. Es ging doch um meine …

Er war heute so anders… Dabei stritten wir oft… Er schien auch nicht dazwischen gehen zu wollen, also akzeptierte er es oder?

Zu oft hatte er mir gesagt, ich wäre nur ein Mensch und sollte es aufgeben, einem Dämon, wie seinem Vater nachzulaufen… und jetzt hatte er selbst den Gedanken gehegt?  

„Mein Sohn ist heute sehr angespannt.“, erklärte Inu no Taisho, doch ich war nicht dumm, ich wusste was hier lief und ich war jetzt in der Situation zu entscheiden, denn das konnte so nicht weiter gehen. Ich hatte nur etwas Angst, dass ich die beiden auseinanderriss, aber es wäre nicht für ewig, ich würde irgendwann sterben und die beiden könnten wieder normal weiter machen.

„Nicht schlimm.“, flüsterte ich schüchtern und nahm seine eine Hand in meine und legte sie an meine Wange. „Ich bin so froh, dass Ihr hier seid. Ich habe eine Bitte an Euch!“, brachte ich gleich hervor, bevor ich es mir noch anders überlegen könnte oder bevor diese Männer sich die Köpfe einschlugen.

Er sah mich verwirrt an und hob eine Augenbraue, aber ich lächelte weiter. „Würdet Ihr mich mitnehmen?“

„Mitnehmen?“, fragte er leicht verwirrt und legte seinen Kopf liebevoll lächelnd zur Seite.

„Mich zu Eurer Frau nehmen?“, fragte ich weiter und lächelte freundlich. Er war der Mann, den ich in meinem Leben wissen wollte.

„Izayoi.“, begann er und streichelte meine Wange. Ich lächelte ihn liebevoll an und genoss seine Nähe. „Ist das wirklich Euer Wunsch?“

„Ja…“, murmelte ich schüchtern und strich mein Haar immer wieder zurück. „Ihr wisst, ich bin im heiratsfähigen Alter. Nein, sogar schon viel älter. Ihr wart so lange fort… Ich bitte Euch! Wenn nicht, muss ich jemand anderes demnächst heiraten, den mein Vater ausgesucht hat… Bitte, haltet um meine Hand an! Ich bitte Euch, denn ich liebe nur Euch!“

Er schnappte meine Hand und zog mich hinter sich her, bis wir einen ruhigen Bereich erreicht hatten. Wir setzten uns auf eine Bank und ich lehnte mich an ihn.  Er war so stark und groß, dass es mir jedes Mal den Atem raubte.

„Izayoi…“, flüsterte er und beugte sich zu mir herab. „Liebt Ihr mich?“

Ich blinzelte kurz und nickte: „Seit damals liebe ich Euch über alles. Und jeder Brief von Euch hat es mir noch verdeutlicht.“

Er streichelte meine Wange und küsste meine Stirn. „Seid Ihr Euch sicher? Ihr würdet nie ein normales Leben führen können.“

„Ich weiß.“, meinte ich und starrte ihn an. „Aber das ist mir egal! Ich bitte Euch! In diesen 6 Jahren habe ich alles durchdacht.“

„Wünscht Ihr nicht die wahre Liebe?“

„Ihr seid meine wahre Liebe…“, murmelte ich und sah ihn flehend an. „Bitte versucht es mit mir! Ihr liebt mich doch auch oder?“

Er schloss die Augen, bevor er mich wieder seufzend anblickte. Er hob meine Hand und küsste sie zart, bevor er mich auf seinen Schoß zog.

„Izayoi. Euer Name erfüllt mich mit Freude. Aber fürchtet Ihr mich wirklich nicht?“

„Nein.“, murmelte ich und streichelte seine Wange, bevor ich tief in seine Augen sah. „Ich liebe Euch und wünsche mir, dass Ihr mein Gemahl werdet.“

Er zog mich dichter an sich und küsste meine Stirn. „Ihr müsstet aber weiter hier leben.“

„Wieso kann ich nicht mit Euch kommen?“, fragte ich nach und sah seinen besorgten Blick.

„Ich lebe in einem Dämonenschloss. Nicht jeder Dämon ist so lieb wie ich. Du wärst mein Schwachpunkt. Des Weiteren gibt es zurzeit viele Unruhen, sodass ich dich alleine lassen müsste. Es wäre mir lieber du bliebest hier. Wir werden eine Lösung finden, aber…“

„Gibt es eine andere?“, fragte ich vorsichtig nach und sah ihn leicht lachen.

„Natürlich nicht. Ich meine es, wie ich es sage. Aber ich werde dich so oft besuchen, wie ich kann. Etwas Anderes kann ich dir nicht anbieten. In meiner Position als Machthaber, muss ich im Schloss leben.“

Ich seufzte leise und schmiegte mich enger an ihn. Seine Kleidung war weich und duftete so gut. War es sein eigener Geruch? Irgendwann würde ich es schon erfahren.

„Anders geht es nicht oder?“, fragte ich sachte und sah ihn nur nicken. Ich lächelte kurz traurig, aber schüttelte mich dann und setzte ein Lächeln auf. „Solange du mich nicht zu lange warten lässt!“

„Werde ich nicht.“, hauchte er und küsste zärtlich meine Lippen. Es würde schon gut gehen, auch wenn ich Angst hatte vor dem Altwerden. Ob er mich dann noch lieben würde? Aber daran wollte ich nicht denken. Ich war eine Prinzessin, ich würde noch lange schön bleiben.

 

 

Die Liebe (Inu no Taisho)

Ich war gerade noch rechtzeitig gekommen. Noch nie hatte ich meinen Sohn so schnell verschwinden gesehen. Warum hatte ich nur dieses Wettrennen angefangen? Es war geplant gewesen, dass ich ihn meilenweit überholen würde, um zuerst bei Izayoi sein zu können. Ich hatte sie wirklich vermisst in diesen langen Jahren und erhoffte mir, mit ihr ein ruhiges Gespräch führen zu können, bevor Sesshomaru da war, aber das war wirklich in die Hose gegangen.

In diesen Jahren hatte er sich gemausert zu einem sehr guten Kämpfer, aber es war auch nicht so einfach an ihm vorbeigegangen. Sesshomaru hatte teils gekämpft um Leben und Tod. Bisher hatte er immer nur getötet, jedoch war er außer durch mich noch nie in der Position gewesen, dass man auch ihn versuchte zu töten. Sein gepeinigter Blick… Er hatte irgendwann auch nicht mehr richtig geschlafen. Die Spannung hielt bei ihm an, was in manchen Momenten gut war, wenn man Alleine unterwegs war, aber mit allen zusammen, schien es schon etwas beängstigend. Auch daheim hatte er nicht geschlafen, wenn ich dem Hörensagen meiner Diener glaubte, während ich tief eingeschlafen war.

Sesshomaru… War es wirklich richtig, ihm das Mädchen wegzunehmen? Jedoch liebte ich sie auch und für Sesshomaru wäre sie nichts. Nicht jetzt in diesem Moment, wo er noch in der Selbstfindungsphase war. Was redete ich da nur? Suchte ich Ausreden, um mein Tun zu rechtfertigen?

Nein. Ich werde sie einfach fragen, wen sie wählt. Wäre es mein Sohn, würde ich es akzeptieren, doch damals hatte sie mir schon die Hoffnungen gemacht. Warum musste es nur so kompliziert sein? Wenn sie mich wählte, würde ich Sesshomaru ins Viertel mitnehmen, um ihm einen Ausgleich zu schaffen, wodurch er auch Erfahrungen sammeln konnte. Er kam sowieso zu wenig raus und müsste bald über seine Nachkommen nachdenken. Ich hatte schon einen, aber er noch nicht. Es wäre wichtig, die richtige Frau dafür auszuwählen, wo unsere Art doch stark gefährdet war.

Dann war ich auch endlich da, es hatte mich ganze 10 Minuten mehr gekostet. Anscheinend wurde ich alt. Er wollte mich wohl wirklich übertreffen, wie er mir letztens gesagt hatte. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, als er mir im Krieg vorwarf, unnütz zu sein. Es war hart gewesen, dass der Sohn, der immer um meine Hilfe gebeten hatte, den Krieg irgendwann in die eigene Hand genommen hatte. Es war erstaunlich, welche Taktiken er manchmal angewendet hatte. Wo hatte er sie nur gelernt? Bei Izayoi vielleicht? Ich seufzte. Auch ohne mich hatte er sich sehr weit entwickelt. Mit dem Wissen, dass ich ihm zusätzlich gegeben hatte, würde er später ein vielversprechender Herrscher werden. Schon aus diesem Grund durfte seine erste Frau kein Mensch sein. Ich meine… Er würde mir schon verzeihen. Ich liebte Izayoi wirklich, während er doch noch gar nicht wusste, was Liebe war. Sie war einfach nett zu ihm.

Als ich dann angekommen war, kostete es mich nur wenige Sekunden, die Situation zu erfassen. Sesshomaru war dabei sie zu küssen und sie zu fragen, was ich verhindern musste. Auch wenn ich wusste, dass sie ihn ablehnen würde, wollte ich nicht, dass er es von ihr hörte. Aber ihr Verhalten war auch so unschlüssig, dass es mir Angst bereitete. Ich wollte sie unbedingt.

Sofort rief ich ihren Namen, was dafür sorgte, dass sie von ihm wich und auch Sesshomaru einen Schritt zurücktat. Zumindest hielt er sich zurück und akzeptierte hier die Rangfolge. Nur schien er mir etwas niedergeschlagen, jedoch nicht wegen mir, sondern wegen ihr. Aber ich verstand es auch. Würde man mich einfach im Regen stehen lassen, wäre ich auch angefressen. So schnell wie sie mich überrannte und mir ihre Liebe gestand und dann auch noch davon redete, dass ich sie heiraten sollte? Sie war wunderschön geworden und in einem Alter, wo ihre weiblichen Züge perfekt zur Geltung kamen. Ihr Haar reichte bis zu den Knien, war schwarz wie Ebenholz und ihre sanften rehbraunen Augen verzauberten mich.

Dieses schwache Geschöpf, warf sich regelrecht in die Arme des Raubtiers. Sesshomaru könnte nie damit umgehen, sich zu zügeln. Geschwind schnappte ich ihre Hand und zog sie mit mir. Vielleicht war ich ein wenig grob, aber ich konnte Sesshomarus leicht verzweifelten Blick nicht mehr ertragen. Er war vielleicht kälter geworden, aber zu sehen, wie ihm das Entrissen wurde, was noch zu Letzt ihm geholfen hatte, die 6 Jahre zu überstehen, tat mir im Herzen weh.

Aber wiederum machte es mich sehr glücklich, ihren Worten zu lauschen, wie sie mich liebte und dass es ihr egal war, dass ich anders war. Es klang wunderbar. Ich küsste sie glücklich. Sie war wirklich eine wundervolle Frau. Auch wenn wir uns nicht jeden Tag sahen, würde ich sie häufig besuchen. Ich würde ihr auch ein eigenes Schloss schenken. Alles sollte ihres sein. Ich würde sie mit Schätzen übersähen.

Nach kurzer Zeit hatte ich sie dann wieder sich überlassen und beobachtete noch, wie sie glückselig von dannen trabte. Ich musste etwas lächeln. Sie war bezaubernd, wenn sie so glücklich war. Sie war eine wunderschöne Lilie. So zart und rein. Wieso hatte der Krieg nur so viel Zeit geraubt?

Bei ihrem Vater angekommen, musste ich feststellen, dass ihm das Alter nicht guttat.

„OH, Inu no Taisho-sama, wie geht es Euch?“, blickte der Lord auf. Sein Haar war ergraut in diesen 6 Jahren und insgesamt schien er kleiner zu sein. Ich bat ihn sitzten zu bleiben und setzte mich zu ihm.

„Gut, wir sind siegreich heimgekehrt. Wie ist es euch Ergangen in den Jahren?“

„Fragt bitte nicht. Meine Tochter hatte so viele Heiratsangebote, wie noch keine meiner Töchter. Sie ist einfach wunderschön, verwehrte sich jedoch jedem Mann. Ihr Wunsch hat sich nicht geändert, Euch zu heiraten.“

Ich lächelte, während eine Bedienstete Sake herantrug und wir einen Schluck nahmen. „Aus diesem Grund bin ich hier. Eure Tochter hat mir einen Antrag gemacht.“

Der Mann mir gegenüber erblasste und hustete den Sake aus. „Sie hat was?“, keuchte er und starrte mich ungläubig an. „Sie hat den Antrag gemacht? Ich wusste ja, dass sie ein großes Interesse an Euch hat, aber dass sie Euch so überrumpelt… Es tut mir sehr leid… Bitte verzeiht ihre ungestüme Art.“

Ich sah ihn sich schon verneigen und musste lachen. „Ihr müsst Euch nicht entschuldigen. Dass macht doch Eure Tochter zu einer herrlichen Partie. Gerade Ihre offene und freundliche Art reizt mich so an ihr. Eigentlich bin ich nicht hier, um mich zu beschweren. Nein. Ich komme Ihren Wünschen nach.“

Er erstarrte vor mir und zwinkerte ein paar Mal, nachdem er mein Äußeres musterte. „Wirklich? Wird sie eine Zweitfrau?“

„Nein. Sesshomaru entstand nur aus einer kurzweiligen Partnerschaft. Izayoi wäre meine Frau. Ich werde auch keine neben ihr haben.“

„Aber Ihr seid nicht menschlich. Wenn ich falsch liege, teilt es mir mit, aber der einzige Krieg, von dem ich erfuhr, war der Krieg von Dämonen, die sich gegen ihren Lord aufwiegelten…“, flüsterte er sehr ehrfürchtig.

Darauf konnte ich nur verschmitzt lächeln und trank noch ein Schluck. „Das habt Ihr also. Nun… Ich verstehe Eure Abneigung gegen unsere Heirat.“

„Nicht doch, nicht doch. Es wäre mir eine Ehre, würdet Ihr meine Tochter zur Braut nehmen. Während des Krieges hörte ich von Dämonen, die anscheinend dieses Schloss geschützt haben. Wie ich schon damals meinte, fürchte ich den Lord nicht. Also Euch. Des Weiteren habt Ihr das Leben meiner Tochter bewahrt. Dann der Handel, welcher floriert. Somit würde es unsere Schlösser näher zueinander führen. Jedoch müsst ihr mir schwören, bis zu ihrem Ende bei ihr zu sein. Sie ist so sanft, sie würde es nicht verkraften, den Mann zu verlieren Aufgrund ihres Äußeren. Auch wenn sie alt ist, müsst Ihr ihr treu bleiben.“

„Natürlich. Jedoch werde ich ihr ein eigenes Schloss schenken, um sie vor Feinden zu bewahren. Deswegen würde ich es begrüßen, wenn Ihr für die Rekrutierung einiger Soldaten Verantwortung tragen würdet.“, meinte ich, während mein Gegenüber nur nickte.

„Versteht sich. Es wäre mir eine Ehre. Was bedenkt Ihr mit Eurem Sohn zu tun? Wird dies funktionieren?“

„Natürlich. Es ist sowieso besser so. Denn ihm ist noch nicht so sehr bewusst, was Mensch sein bedeutet und welche Verantwortung auf ihm zukäme. Er lebt noch in den Wolken und hat auch nicht den Krieg verdaut. Irgendwann wird er es verstehen und erkennen, dass für ihn ein solches Leben nicht in Frage käme. Er wird er nächste Herrscher sein und sollte sich dessen bewusst sein. Seine Macht würde nicht ausreichen, um eine sterbliche zu schützen.“

„Es muss sehr schwer sein. Diese Unterschiede zwischen einem Dämon und einem Menschen.“

„Nun. Wie Ihr bemerkt, sind wir uns auch sehr ähnlich. Es ist jedoch von Dämon zu Dämon unterschiedlich, wie es auch mit Menschen von statten geht. Leider sind es die Dämonen mit den extremen Neigungen, die diese Welt gezeichnet haben. Schlechte Nachrichten verbreiten sich eher, als gute.“

„Das stimmt.“, pflichtete er mir bei. „Gut. Ich werde der Heirat zustimmen, um unsere Bande zu festigen. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, kann man sowieso nichts dagegen machen.“

Wir lachten und tranken noch etwas. Mit Sesshomaru müsste ich noch reden, aber das würde schon werden. Er konnte diese Verantwortung nicht tragen und in den nächsten Jahrhunderten kamen noch genug Frauen, die sich ihm an den Hals werfen würden. Er hatte die Gene seiner Mutter und von mir und als Herrscher würde er in den Anfragen ertrinken. Ihm stand eine dämonische Frau besser, die ihn unterstützen konnte. Wahrscheinlich wäre es sogar besser, würde er ungebunden bleiben. Sein Drang nach Freiheit und Macht war zu groß, als dass er sich binden konnte.

Wir verabschiedeten uns nach einer Weile dann, als der Schlossherr schon betrunken war und sich zur Ruhe legte.

„Izayoi.“, hauchte ich und schritt zu ihr, während sie sich suchend in dem wunderschönen Garten umsah. Was hatte sie wohl angestellt, dass sie hier umherirrte?

„Liebster!“, hauchte sie und lächelte mich zurückersüß an. Ihre Augen waren geweitet und die rehbraunen Augen glitzerten unschuldig. Was war nur passiert?  „Ich brauch deine Hilfe!“, platzte sie plötzlich heraus und fuchtelte verzweifelt mit den Händen vor meiner Nase rum.

„Hilfe?“, fragte ich interessiert und zog sie dicht an meine Brust. Was sie wohl auf den Herzen hatte, dass sie so aufgewühlt war?

„Sesshomaru ist weggelaufen… Ich mache mir Sorgen.“

Ich seufzte entgeistert und küsste ihre Stirn. Konnte es nichts anderes sein? „Ich kümmere mich darum. Es war zu erwarten, dass er über deine frohe Kunde nicht glücklich sein wird.“

„Wie? Also liebt er mich wirklich?“, fragte sie sehr naiv und verzog das Gesicht. „Dann hätte ich ihn wohl nicht so überrumpeln dürfen. Ich sollte mich entschuldigen… Ich wollte ihn nicht verletzen, aber ich dachte immer wir wären nur Freunde…“

„Nein. Du musst dich deswegen nicht grämen. Sesshomaru ist noch zu jung für eine Beziehung solcher Art.“

„Er ist doch schon älter als ich? Bin ich dann auch nicht bereit?“

„Haha, nein. Du bist im richtigen Alter, meine schöne Lilie. Nur Sesshomaru würde nicht verstehen, welche Verantwortung in unserer Beziehung liegt. Mit der Zeit wird er es verstehen, also sorge dich nicht, Izayoi-chan und deine Gefühle zählen auch, du hast mich gewählt, dies hat er zu akzeptieren.“, hauchte ich, hob ihr Kinn an und küsste sie. „Dein Vater hat zugestimmt. Ich verspreche dir, das Schloss dass ich dir erbaue, wirst du lieben und wir werden viele Kinder haben und viel Zeit miteinander verbringen, also überlasse mir den Rest.“

Sie starrte mich an, während sie hochrot anlief. „Wirklich? Das ist so schön!“, freute sie sich und umarmte meinen Hals, bevor sie mich stürmisch küsste. Erregt zog ich sie dicht an mich. Diese Frau würde mich wirklich auf Trab halten. Nur sie musste sich zurückhalten bis zu unserer Hochzeitsnacht, sonst würde ich noch über sie herfallen.

„Ich werde mit ihm jetzt reden. Bald werden wir heiraten, Izayoi. Bald. Gedulde ich ein klein wenig.“, hauchte ich und küsste sie noch einmal, bevor ich meinem Sohn nachjagte. Ich würde ehrlich zu ihm sein. Etwas anderes blieb mir gar nicht übrig. Hoffentlich würde er es verstehen. Aber ich würde es gut machen. Er hatte viel gelernt, doch ich war mit ihm nie in einem Vergnügungsviertel. Das würde ihn auf andere Gedanken bringen. Zumindest hoffte ich es. Er musste Izayois Gefühle akzeptieren lernen.

Vergnügungen (Sesshomaru)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Hochzeit (Izayoi)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verpflichtungen (Inu no Taisho)

Es hatte mich einiges kosten lassen, ein geeignetes Schloss für meine Gemahlin zu errichten. Am Ende hatten wir uns im Einvernehmen entschieden, dass das Schloss in einem anderen Hain zwischen meinem Schloss und dem ihres Vaters lag. So wäre sie näher bei mir, aber noch in sicherer Entfernung. Des Weiteren könnte sie ihren Vater in einem Tagesritt erreichen, sodass sie nicht einmal so einsam war.

Auch ihr Vater hatte tatkräftig Leute angeworben. Einige waren sogar aus seinen Reihen, während er noch andere anwarb aus anliegenden Gegenden. Wahrscheinlich hatte Izayois Aussehen auch damit zu tun, denn wie er mir eines Tages berichtete, hatte es viele Anwerber für ihre Hand gegeben. So unerreichbar und wunderschön, wie sie war, hatten viele diese Blume für sich beanspruchen wollen in meiner Abwesenheit.

Nicht nur mein Sohn und ich waren ihr verfallen gewesen. Seufzend strich ich über einige Manuskripte. Ich verzehrte mich nach ihr, während ich meinen Sohn wohl in den nächsten Abgrund gestoßen hatte. Schmerzlich hatte ich festgestellt, dass er eine Frau gewählt hatte, die Izayoi zum Verwechseln ähnlich war. Wahrscheinlich war es Wunschdenken gewesen, er könnte einen anderen Typ Frau bevorzugen, wenn er nur genug Auswahl hätte.

Ach Sesshomaru, warum warst du so kompliziert… oder war ich einfach nur zu egoistisch und hätte sie dir überlassen sollen? Nur die Liebe… die konnte man nicht betrügen, sie hätte weiter mich geliebt…

„Ehrenwerter Vater?“

Etwas überrascht drehte ich mich zu ihm. Was machte er denn hier und warum hatte ich ihn nicht bemerkt?

„Ja, mein Sohn?“

Sesshomaru setzte sich galant wie immer vor mir hin. Seine Bewegungen waren im Krieg sehr geschmeidig geworden. Er wusste es, mit dem Wind zu tanzen, sodass so wenig Reibung wie möglich entstand. Ja, ein Tanz mit dem Wind beschrieb es am besten. Hätte ich solche ‚Tänze‘ vollführt, hätte es sehr merkwürdig ausgesehen. Im Gegensatz zu mir war er leichtfüßig. Was er an Kraft nicht hatte, machte er mit Geschwindigkeit wett. Es war schon erstaunlich. Eines Tages könnte er seinen alten Herrn wahrlich übertreffen, doch zurzeit war es zum Glück nicht der Fall.

„Ich habe einige Gerüchte im Freudenhaus gehört.“

„Gerüchte?“, horchte ich auf. War es rausgesickert, dass ich eine Menschenfrau begehrte?

Sesshomaru verzog die Lippen zu einem festen Strich. „Nein. Nicht solche Gerüchte. Es waren einige Reisende dort, die über vermehrte Überfälle auf ihre Güter klagten. Es handelt sich wohl um Katzendämonen.“

„Ich werde Späher aussenden.“, meinte ich beruhigt, dass es nicht um Izayoi ging, auch wenn es erschreckend war, wie schnell er mich durchschaut hatte.

„Ich begleite sie.“

„Aber Sesshomaru.“, meinte ich hart und sah ihm fest in die Augen. „Das sind nicht deine Aufgaben. Lass die Späher…“

„Nein, ehrenwerter Vater. Unsere Soldaten sind zu schwach, wenn man dem Sagen glaubt. Lasst mich gehen.“

„Nun gut. Aber beobachtet sie nur. Mit einem Krieg würde ich gerne noch etwas warten.“

Mein Sohn schnaubte angewidert, bevor er sich erhob und seine Kleidung glatt strich. Diese weiße Kleidung mit den Lilien drauf… Ob Izayoi deswegen diese Lilien so sehr mochte? Oder hatten die beiden diese Vorliebe nur gemein? Ich seufzte und betrachtete ihn, wie er den Raum verließ, bevor ich meine Planungen fortsetzte. Er mauserte sich, doch manchmal übertrieb er es etwas. Oder hatte er eine solche Verbundenheit zu seinen Soldaten? Alle hatten ihm vertraut und waren blind seinen Befehlen gefolgt. Vielleicht sollte ich auch mehr die Menschen studieren.

Nun ja, ich war sowieso schon alt genug, somit war es wichtig, dass Sesshomaru fleißig lernte und sich bewies, damit im Falle meines Todes, sie ihm weiter folgen würden, sonst würde das Land im Chaos versinken. Es würde schon Probleme geben, sollten sie erfahren von der menschlichen Braut. Bisher wussten nur meine Engsten davon, jedoch könnten viele es nicht verstehen und würden auch rebellieren. Somit musste alles perfekt sein. Ich würde es geheim halten.

 

Als dann der Tag der Hochzeit kam, war ich sehr angespannt. Sie fand in dem Schloss statt, nur brach es mir das Herz, dass mein eigener Sohn nicht den Feierlichkeiten beiwohnte. Er kümmerte sich um die Katzendämonen, welche im Anmarsch waren. Das war wohl sein Hochzeitsgeschenk. Er würde mir eine ruhige Nacht schenken, bevor ich zu ihm aufbrechen musste. Nicht einmal Izayoi wusste etwas davon. Es hätte sie zu sehr aufgeregt, dass uns nur eine Nacht blieb, bevor ich wieder in den Krieg musste. Ich wäre jedoch so schnell es geht wieder bei ihr. Versprochen.

Auch zwischendurch könnte ich sie besuchen. Hoffentlich würden die Zeiten nur bald wieder ruhiger werden. Ich wollte so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen. Vielleicht würde ich meinen Platz auch früher an Sesshomaru abtreten, wenn er weiter gute Arbeit leistete.

Nach der Hochzeit verbrachten wir dann die Nacht miteinander. Es war schon etwas problematisch, sich so sehr zurückzuhalten. Sie war eine sanfte Blüte, die ich zu leicht mit meinem Körper erdrücken könnte, aber an ihrem friedlichen Blick erkannte ich, dass ich nichts falsch gemacht hatte. So friedlich wie sie in meinen Armen lag, schmerzte mein Herz, wenn ich daran dachte, dass ich sie morgen auf eine unbestimmte Zeit wieder verlassen musste.

Liebevoll zog ich sie dichter an meine bloße Brust, während ihr Atem zart und flach ging. Wir würden noch wunderschöne Momente durchleben. Ich würde sie auf Ausflüge mitnehmen, indem ich ihr die Sterne zeigte oder mit ihr über dem Himmel davonglitt. Es gab so vieles, was ich mit ihr teilen würde. Glücklich küsste ich ihre Stirn und strich ihr ein paar schweißnasse Haare aus dem Gesicht. Sie war so erfrischend in meinem von Tod und Krieg gefristeten Leben. Hoffentlich würde sie mir lange erhalten bleiben. Wie viele Kinder wir wohl haben würden? Viele hoffte ich. Ich konnte es mir schon bildlich vorstellen, wie sie mit einer Horde Kinder rumtollte. Hanyous hin oder her. Schlimmstenfalls würde ich nach dieser Insel suchen. Gerüchten zu Folge gab es im Meer eine kleine Insel, wo viele Menschen und Dämonen zusammen mit ihren Hanyou Kindern lebten. Wer wusste, vielleicht würde ich mich auch nach dort zurückziehen mit meiner Geliebten. Das wäre wahrscheinlich sogar das Beste, was wir tun könnten, wenn es dann einmal so weit wäre und wir unser erstes Kind erwarteten. Ein Hanyou würde keinen Platz für sich finden, außer unter anderen seines Gleichen.

Ich schmunzelte sie noch einmal an, bevor ich sie fest in meine Arme schloss und Ruhe fand. Es war die richtige Entscheidung gewesen, das wusste ich. Auch wenn ich jemals Zweifel gehegt hatte, spätestens jetzt, wo sie so friedlich in meinen Armen lag, bereute ich nichts mehr. Ich konnte nur hoffen, dass auch Sesshomaru bald jemanden wie sie für sich entdeckte. Erst dann würde unsere Beziehung zu einander sich wieder festigen. In letzter Zeit hatte er es auch vermieden Izayoi zu treffen, wenn ich sie zugegen war. Er ertrug es wahrscheinlich nicht und ertränkte sich deswegen mit Alkohol, Sex und Krieg. Es war nicht wirklich die beste Mischung, aber solange sein Hass nicht gegen mich schlug, musste ich es akzeptieren. Auch hatte er ihr nicht gebeichtet, dass er sie damals gerettet hatte, was ich ihm hoch anrechnete, denn das hätte womöglich alles verändert.

Am nächsten Morgen erwachte ich, jedoch vermied ich es, die Augen zu öffnen, da zarte Finger über meinen Körper glitten. Wie es mir schien, versuchte sie mich nicht zu wecken, denn ihre Finger streichelten ganz behutsam wie ein Lufthauch erst über meine Brust und meinen Bauch. Sie verstand die Linien meiner Muskeln nachzuzeichnen, als würde sie ein Gemälde zaubern. Am Ende würde meine Erregung mich noch verraten, wenn sie tiefer wanderte.

Zum Glück wanderten ihre Finger nach oben, wodurch das Schauspiel weiter stattfand. Ihre Finger liebkosten meine Brust, dann meinen festen Hals und zum Schluss erreichte sie mein Gesicht. War sie sich etwa nicht sicher, ob ich bei ihr war? Jedoch musste ich auch sagen, dass es wie ein Traum war. Damals hatte ich nie vermutet, dass wir eines Tages hier wären und doch waren wir es und ich war stolz darauf. In meinem Leben hatte etwas gefehlt. Nein jemand. Dieser jemand lag vor mir und berührte ganz ungeniert mein Gesicht. Sie fuhr die gezackten Linien meiner Wangen nach. Erkundete meine festen Lippen. Verfolgte die Kontur meiner spitzen Ohren und blieb zum Schluss an meinen Augenbrauen hängen. Immer wieder berührte sie diese geschwungenen Brauen, bis sie auf einmal anfing zu kichern.

„Ich weiß, dass du wach bist.“, schnurrte sie und zupfte etwas an den Brauen, doch ich hielt still. „Liebster!“, brummte sie jetzt und fing danach etwas an zu knurren. Das machte sie vorzüglich. Jetzt versuchte sie mich mit jeder Berührung aus meiner Reserve zu locken, doch ich hielt stand, bis ihre Hände schon mein Intimbereich fast erreichten. Geschwind schnappte ich ihre Hand und hob sie wieder an meine Brust, bevor ich die Augen aufschlug.

„Erwischt.“, brummte ich vergnüglich mit einem Lächeln im Gesicht. „Es war einfach nur so schön, wie du mich berührt hast.“

„Warum darf ich nicht weiter machen?“, witzelte sie, während sie meine Brust liebkoste. „Ist da unten etwas Verbotenes?“

„Sieh mich bitte nicht so an.“, knurrte ich erregt. In ihren Augen erkannte ich das Feuer der Leidenschaft, welches ich entzündet hatte. Schwer atmend schüttelte ich den Kopf. „Nicht jetzt. Es war genug erstmal für deinen Körper.“

„Das find ich nicht, mir geht es wirklich gut.“, meinte sie vor Kraft strotzend, doch ich lachte nur.

„Das sagst du zurzeit nur, weil du noch nicht aufgestanden bist.“

Sie schmollte mich wie auf Kommando an und drehte das Gesicht zur Seite. „Pff. Ich beweise es dir und wenn ich es kann, dann… du weißt schon.“, kicherte sie glückselig. Ohne große Mühen schien sie ihre Beine aus dem Laken zu wühlen, bevor sie sich auf den Futon aufstellen wollte. Amüsiert musterte ich ihr entgleisendes Gesicht, als ihre Beine anfingen zu beben, während sie sich aufrichtete. Keuchend und wimmernd kam sie schnell wieder neben mir zum Sitzen. „Warum…“

Ich brach in schallendes Gelächter aus, was ihrem angeknacksten Stolz gar nicht gut kam. Wutentbrannt starrte sie mich an. Meine Gemahlin konnte ja wirklich angsteinflößend sein… geschwind presste ich die Lippen aufeinander, konnte das Schmunzeln aber kaum unterdrücken. „Es tut mir leid.“, prustete ich etwas. „Ich hätte nicht so stürmisch sein sollen…“

Geknickt wandte sie sich ab. Unser erster Streit? Sie seufzte bedrückt und strich über ihre bloßen Oberschenkel.

„Izayoi.“, flüsterte ich heiser und zog sie rücklings an meine Brust, bevor ich ihr Haar bei Seite strich und ihren Nacken küsste. „Es tut mir doch leid.“

„Ist das, weil ich ein Mensch bin?“, fragte sie vorsichtig. Genüsslich legte sie ihren Kopf zur Seite um mir mehr Spielraum einzuräumen. Mit ein wenig Liebe kam man ihr also entgegen.

„Nicht unbedingt. Ein Dämon wäre auch ausgelaugt. Es war deine erste Nacht mit einem Mann. Du musst dich nicht dafür schämen.“

„T…t…tu ich doch nicht.“, krakelte sie, während ich an ihren Hals knabberte. „Mhmmm…“

„Wie ich doch gerne wieder in dir versinken würde – diese Wärme…“, frohlockte ich und untermalte es mit einer Hand, die ihren festen Busen umgriff. Sie füllte meine Hand genau richtig aus. „Aber ich sollte nicht.“

Wimmernd bog sie ihren Rücken durch. Ihre Brust presste sich noch fester an meine Hand. Erregt biss ich mir auf die Lippen. Sie war wund durch unseren Beischlaf. Es musste warte. Es musste einfach.

„Ich liebe dich…“

„Ich dich auch, meine hübsche Gemahlin. Lasst es uns auf das nächste Mal verschieben. Wir müssen sowieso noch reden…“

„Du musst gehen, habe ich Recht? Man sieht es in deinen Augen.“

„Wirklich?“, fragte ich nachdenklich und legte meinen Kopf auf ihre Schultern. „Aber du siehst sie doch gar nicht.“

„Intuition. Nein, ich habe es gesehen, als du aufgewacht bist. Ich weiß von den Aufständen und dass unsere Heirat nicht zum richtigen Moment stattfand…“

Ich küsste sie. „Sesshomaru ist an der Front für mich, doch ich muss wirklich zu ihm stoßen.“

„Es ist in Ordnung. Ich wusste, dass es nicht leicht wird. Pass nur auf dich und Sesshomaru auf.“, meinte sie ernst und presste sich an meinen Oberkörper. „Wir wollen doch noch viele Kinder haben oder?“

„Sehr viele. Und ich werde auf sie aufpassen, wie auch auf meinen Sohn und mich.“, murmelte ich in ihr Ohr. Mein Herz zog sich zusammen. Sie hatte mir die Liebe gezeigt und ich würde dieses Gefühl wie einen Schatz in mir tragen. Ich war schon über 1000 Jahre alt, aber anscheinend lernte man immer noch dazu. „Izayoi, ich verspreche dir, ich bin bald wieder da. Und dann …“

„… dann produzieren wir kleine Kinder?“, fragte sie mich zuckersüß und zwinkerte mir zu. Ich schluckte meine Lust merklich herunter. Diese Frau würde mich noch um den Verstand bringen. Meine geliebte Izayoi.

Der Rückschritt (Sesshomaru)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Zuflucht (Izayoi)

Als mein Liebster mich verließ, war ich tieftraurig. Meine Amme wusste jedoch mich aufzumuntern. Sie schlug mir vor ein wenig spazieren zu gehen, was ich dankend annahm. Mein Körper erinnerte sich immer noch an Inu no Taisho und unsere Hochzeitsnacht. Mir schmerzten Muskeln, von denen ich bis heute noch nichts gewusst hatte. Zum Glück hatte meine Amme die besten Mittel, wie Cremes und heiße Bäder. Es war mir einerseits sehr peinlich, aber schlimmer war der Schmerz. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, noch mehr haben zu wollen…?

Ich seufzte, während ich meinen Umhang um mich schwang und aus dem Schloss spazierte. Die Soldaten beschwichtigte ich, in dem ich behauptete, nicht weit wegzugehen, was auch stimmte. Mein weißes Cape zog ich dichter über meinen Kopf, während ich in meine Tasche lugte, die ich über meiner Schulter trug. Sie war aus Leinen und gefüllt mit einigen Leckereien. Ein paar nette Dämonen beschützten mich, was ich ihnen mit Süßigkeiten, Essen und Sake dankte. Er hatte gut daran getan, mir eigentlich eher nette, friedliche Dämonen als Beschützer zu geben. Sie waren zumindest großherzig und würden uns nicht verraten, was ich ihnen hoch anrechnete.

Freudig wanderte ich den kleinen Trampelpfad durch den Bambuswald entlang. Am Boden blühten kleine Blumen, die durch den Lichteinfall zwischen den Blättern silbrig schimmerten. Ich grinste. Dieser Ort war wirklich schön. Mein Liebster hatte einen guten Geschmack und sich viel Mühe gegeben, das Schloss so zu errichten, dass die Natur weiter perfekt gedeihen konnte.

Nach einigen Minuten kam ich dann auch schon zu dem kleinen hübschen Tempel, welchen er für meine Beschützerinnen geschaffen hatte. Natürlich waren es weibliche Youkai, die für meine Sicherheit sorgten, da er wohl doch ein klein bisschen eifersüchtig war. Schmunzelnd trat ich ein und entdeckte zwei der drei Damen auf dem ersten Blick.

Eine von ihnen war eine Kitsune, eine Fuchsdämonin. Sie war wohl die jüngste von allen. Sie trug interessanter Weise Miko Kleidung und führte eine Hellebarde mit sich. Über ihrer Miko Kleidung trug sie eine schwarze Rüstung. Ihr Oberteil war weiß und ihre Hakama rot. Ihr rotes langes Haar, hatte sie zu einem recht weit oben sitzenden Pferdeschwanz gebunden, der mich an Inu no Taisho erinnerte. Ihre Züge waren fest und ernst, aber das war nur der Anschein. Sie war wohl die Frau, mit der ich mich am liebsten unterhielt. Ihr Name war Akane und sie war wohl eine meiner besten Freundinnen.

Dann war da noch die Dachsfrau, Naru. Im Gegensatz zu Akane, hatte sie Fell im Gesicht und war etwas molliger, was sie aber auch sehr liebenswert machte. Sie sorgte oft für mein Wohl und benahm sich wie meine Amme. Ich seufzte. Warum musste sie nur immer mit mir schimpfen. Ihre Kleidung war grün, wie der Bambuswald, um sich wahrscheinlich besser tarnen zu können. So wie ich auch wusste, benutzte sie ihre Körpermasse für den Angriff. Leider hatte ich sie noch nie kämpfen gesehen, was vielleicht auch gut so war.

„Hmm…“, machte ich verwundert, als ich die dritte im Bunde nicht sah. „Wo ist Yukiyona?“, fragte ich und suchte nach der weißhaarigen stillen Frau, aber sie war nicht da…

„Oh Mononoke!“, frohlockte Akane und sprang auf ihre Beine. Geschwind stellte sie die Hellebarde an die Wand und umarmte mich. Knallrot ließ ich mich von ihr durchknuddeln. „Du hast doch hoffentlich Sake mitgebracht oder?“, fragte sie hektisch, während sie mit ihren Händen schon meine Kleidung nach dem Gut abtastete und ich fast in schallendes Gelächter ausbrach.

Ich kicherte. „Akane, du sollst mich nicht Dämonenprinzessin nennen. Ich heiße Izayoi und bitte gedulde dich ein wenig!“

„Akane, sei nicht so stürmisch, sonst verschüttet sie noch alles.“, bemerkte Naru und lächelte mich freundlich an. „Yuki-chan macht gerade ihre Runde. Du kennst sie, sie ist nicht gerade der geselligste Dämon.“

Ich nickte und löste mich aus Akanes Umarmung, bevor ich die Tasche schnappte und sie ihr in die Hand drückte. Akane war richtig glücklich und holte sofort den Sake heraus. Sie behauptete immer, sie brauche den Alkohol für ihr Feuer, jedoch wusste ich von Inu Taisho, dass sie log, aber ich ließ es ihr gerne durchgehen.

Für Naru hatte ich einige Süßigkeiten, die sie sofort verdrückte.

„Wie geht es euch?“

„Gut und dir? Wir hörten von der Hochzeit und naja… du weißt schon.“, flüsterte Akane geheimnisvoll und zwinkerte mir zu. „Ist er gut?“

„Mhmm… ja… aber es ist mir etwas peinlich…“

Akane lachte. „Tut mir leid, aber bei diesem Mann hat man schon seine Vorstellungen.“

„Wenn es um die geht, dann passt alles.“, lächelte ich und spielte mit meinen Haaren. „Nur schade, dass er gehen musste.“

„Er kommt bald wieder.“, meinte Naru und lächelte. „Er ist ein starker Mann.“

Ich nickte und seufzte etwas. „Ich danke euch, dass ihr mir beisteht.“

Akane schluckte noch ihren Sake runter, bevor sie die Augen verdrehte. „Mononoke, einer muss auf dich aufpassen. Wir wissen selbst, wie schwer es eine Frau auf hohen Positionen hat. Versprich mir nur, dass du den Hund erziehst und dir nicht alles gefallen lässt.“

„Natürlich.“, hauchte ich und nickte ihr zu. Sie grinste mich an und trank noch ein Schälchen, während Naru nur seufzte.

„Akane, du bist kindisch.“

„Ach lass mich doch. Wenn ich unsere Mononoke hier sehe, fühl ich mich wieder so jung.“, frohlockte sie und hatte schon fast die Flasche leer. „hoffentlich kommt Yukiyona bald, sonst bekommst sie nichts mehr ab.“

Ich kicherte. Sie waren schon eine Nummer. Aber sie hatte Recht. „sollten wir sie suchen? Nicht, dass sie Probleme hat…“

Naru lächelte sanft, bevor sie die letzten Sachen wegpackte und ihre Kleidung zurechtrückte. „Es ist eher unwahrscheinlich, aber du hast Recht, sie ist spät dran. Wahrscheinlich liegt sie unter einem Baum.“

Akane schnappte ihre Hellebarde und rannte schon los. Dichtgefolgt von mir und Naru, der Dachsdämonin. Akane war wunderbar, was Fährten anging, und so fanden wir sie auch ziemlich schnell in einer komischen Lage. Sie trug einen weißen weiten Mantel und ein Hut mit Schleier. Das hatte den Grund, weil sie Illusionen mit Wasser schaffen konnte. Wenn sie die Wünsche einer Person erkannte, nahm sie ihren Hut ab und die Person sah diese Person, nach der sie sich sehnte. Auch ich war mir nicht sicher, ob ich schon ihr wahres Gesicht gesehen hatte. Die Kleidung war so weit, da sie auch Männer imitieren konnte. Aber diesmal stand sie dort nur und starrte etwas Rotes im Rasen an.

Neugierig schlängelte ich mich um die Dämonen und erkannte einen Mann am Baum gelehnt in Samurai Kleidung. Es war eine rote Rüstung und er schien verletzt. Bedrückt rannte ich zu dem Mann. „Yukiyona, was hast du getan?“

Die weiße Frau starrte mich an, zumindest vernahm ich ihre Augen. „Ich habe noch nichts getan. Gehört er zu dir?“

Ich schüttelte erleichtert den Kopf und kniete mich vor den Mann. Der Helm lag an seiner Seite und sein schwarzes Haar war hochgebunden. Sein Atem ging flach, während er nur Augen für Yukiyona hatte. Doch als ich vor ihm kniete, bemerkte er mich und starrte zu mir.

„Seid Ihr schwer verletzt?“, fragte ich, während ich mein Cape für ihn lüftete, sodass er mich sehen konnte.

Der Mann erstarrte kurz bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. „Es ist nichts Gefährliches.“

„Er stinkt nach Blut, wenn er nicht behandelt wird, macht er es nicht mehr lange.“, bemerkte Yukiyona kleinlaut. Besorgt sah ich den Mann wieder an.

„Mein Schloss ist ganz in der Nähe, wir werden Euch wieder gesund pflegen.“, bestimmte ich und sah die anderen an. Naru grinste nur, bevor sie vortrat. Der Mann schien Angst zu bekommen und starrte sie an.

„Ein Dämon!“

„Alles gut!“, wedelte ich mit den Händen. „Sie beschützen mich und sind Freunde. Also keine Sorge.“, hauchte ich. Akane schnappte ihm schnell seine Waffen weg, bevor Naru den Samurai auf die Arme hob. „Vertraut mir einfach.“

 

Wenige Zeit später, als die Frauen gegangen waren, trat ich in das Gästezimmer. Hinten in der Ecke stand die leicht abgenutzte Samurai Rüstung, während der Mann selbst in der Mitte des Zimmers zugedeckt auf einem weißen Futon lag und schlief. Der Arzt hatte seine Wunden versorgt und genäht. Nun konnte nur abgewartet werden. Nachdenklich trat ich an sein Lager heran. Wer der Mann wohl war? Was machte er hier so dicht am dämonischen Schloss nur? Vorsichtig kniete ich mich neben ihn. Mein rotes Gewand drapierte ich um mich, während ich den Mann angespannt anblickte.

„Wer bist du nur.“, grummelte ich vor mir hin ohne eine Antwort zu erwarten.

„Setsuna no Takemaru.“, antwortete der Mann, welcher die Augen geschlossen hatte. „Und Euer werter Name?“

„Izayoi.“, spuckte ich überrascht aus. „Ihr seid wach?“

„Ja. Vielen Dank für die Rettung… Aber Ihr solltet Euch nicht mit Dämonen verbünden.“

„Das passt schon. Erholt Euch erst einmal, Setsuna no Takemaru.“, schmunzelte ich errötend. Vielleicht sollte ich ihm nicht direkt auf die Nase binden, dass ich mit einem mächtigen Dämon das Bett teilte. Mein Glück war, dass er wahrscheinlich erst in einem Mondzyklus wiederkehren würde. Nur bis dahin musste ich diesen Mann vor die Tür setzen oder ihn beruhigen. Aber auch wenn er blieb, wie würde Inu no Taisho nur reagieren, dass ich einen fremden Mann in mein Schloss brachte? Egal, er würde mir verzeihen, was sollte denn schlimmes passieren? Bei meinem guten Karma.

„Ihr seid die Prinzessin, man muss sagen, die Sagen über Euch stimmen. Ihr seid wirklich schön. Wer hätte gedacht, dass ich mich in Euren Wald verirre.“, säuselte der Mann vor mir. Seine Augen suchten die Meinigen. Schüchtern drehte ich mich zur Seite und schob eine Strähne hinter das Ohr.

„Ihr Übertreibt. Ich bin nur eine Prinzessin, die verwöhnt wurde von ihrem Vater. Es gibt nichts Besonderes an mir, außer dass ich ein Tollpatsch bin und ständig gerettet werden muss.“, plauderte ich aus dem Nähkästchen.

„Also eine Prinzessin in Nöten?“

„So könnte man das sagen.“, seufzte ich, bevor ich näher rückte und das Tuch auf seiner Stirn neu anfeuchtete. „Darum beschützt mich mein Gatte mit allen Mitteln. Wahrscheinlich tut er auch gut daran, da ich zu furchtlos und naiv bin, wie er mir immer deutlich gemacht hat.“

„Das seid Ihr. Nicht jede Frau hätte einen Mann gerettet, wie mich.“, hauchte er und schnappte meine Hand mit seiner. Sie war rau, doch der Druck fest. „Dafür danke ich Euch.“

„oh…ahm…“, stotterte ich leicht und starrte auf die Hand. „Bitte…“

Er ließ mich schnell los, als er bemerkte, dass es mir peinlich war, bevor er sich etwas aufsetzte und das Tuch in seinen Schoß fiel. „Es tut mir leid, ich hätte Euch nicht so überfallen sollen. Ich musste einfach prüfen, ob ich wirklich noch lebte im Angesicht einer solchen Schönheit.“

Er schmeichelte mir ganz schön, was einerseits guttat, aber andererseits merkwürdig, nachdem ich ihm gesagt hatte, ich hätte einen Gatten.

Zum Glück bemerkte er es schnell und wurde selbst leicht rot. „Oh je. Verzeiht mir, ich sollte mein loses Mundwerk lieber schließen und schlafen.“

Ich nickte nur und stand auf, während er sich brav hinlegte und das Tuch auf sein Gesicht packte. Diesmal bedeckte er auch die Augen. Dieser Mann war etwa in meinem Alter, konnte ich sagen… Was ihm wohl geschehen war? Zumindest war er ein Träumer, wenn er mich für eine Sagenumwobene Prinzessin hielt. Auf dem Weg raus kicherte ich leicht. Was Inu no Taisho dazu sagen würde, dass man mich mit einer Märchenprinzessin verglich? Dabei besaß ich doch nicht wirklich etwas. Mein Mann hatte das Land der Dämonen, doch ich besaß nicht wirklich etwas, außer dieses kleine Schloss im Wald. Aber ich lebte abseits, vielleicht war es deswegen zu einer Sage geworden… Aber lange verheiratet waren wir nicht… Dann musste es dadurch gekommen sein, dass ich damals jede Hand abgelehnt hatte.

Egal. Schön war es zumindest, dass ich so etwas von draußen erfahren würde. Bestimmt hatte er viele interessante Geschichten. Ich freute mich schon, nur musste ich ihm das Geschleime austreiben, auch wenn es schon süß war. Sesshomaru könnte von ihm etwas Lernen, vielleicht sollte ich Inu no Taisho vorschlagen, dass Sesshomaru Zeit mit diesem Samurai verbringen sollte.

 

Pantherdämonen (Inu no Taisho)

 

Der Moment in dem man dachte, es konnte nicht schlimmer kommen, hatte ich diesen Moment bei Weitem überschritten.

Mein Sohn hatte vielleicht gesiegt im ersten Schritt, doch als ich erfuhr, wie er es getan hatte, war mir das Essen im Halse stecken geblieben. Gut, dass ich gleich ins Schloss gekommen war, anstatt mehr Zeit mit meiner Liebsten zu verbringen. Sesshomaru war außer Rand und Band. Er hatte mit einer Generalin des Gegners geschlafen und ihre Männer in der Zeit getötet. Als Dämon hatte er seinen Ruf weg und ich fühlte mich langsam schuldig, ihm das Freudenhaus gezeigt zu haben.

Der Krieg war unvermeidbar, aber wie würde das Enden? Würde Sesshomaru zu einem dieser Monster werden, die Frauen und Kinder missbrauchten bei einer Übernahme? Wollte er denn wirklich so seine Macht ausleben? Es bedrückte mich. Als Vater hatte ich komplett versagt oder? War es vielleicht, weil ich ihm Izayoi verwehrt hatte?

„Vater?“

Ich sah auf und seufzte. „Sohn, was hast du dir dabei gedacht?“

„Sie wollte es.“, meinte er kalt und zuckte mit den Schultern. „Es war einvernehmlich.“

„Sie ist der Feind!“

„Sie war läufig und wollte mich an der Nase rum führen mit Sex. Ich bin nur in ihre Falle getappt, damit meine zu schnappen konnte.“

„Das hättest du anders lösen können!“, schimpfte ich, während er kurz grinste.

„Es hätte aber nur halb so viel Spaß gemacht, Vater.“

Danach ging er einfach aus dem Zimmer und ließ mich wie angewurzelt mit offenen Mund sitzen. Das hatte er nicht ernst gemeint oder? Er war doch bei Izayoi so aufgeblüht und nur weil ich… nur weil ich sie beanspruche, rebellierte er jetzt? Er rebellierte doch hoffentlich und meinte es nicht ernst oder doch? War alles was wir geschafft hatten, Schnee von gestern? War alles wieder wie beim Alten?

Irgendwie musste ich ihn wieder für mich gewinnen, doch erst nach dem Kampf gegen die Pantherdämonen. Anscheinend hätte ich mehr Zeit investieren sollen… Möglicherweise würde es ihm auch gut tun, eine Zeit bei Izayoi zu verbringen, vielleicht könnte sie… Aber was wäre, wenn er ihr zu nahe kam? Aber sie liebte nur mich oder?

Etwas hin und hergerissen seufzte ich, bevor wir einige Tage später an die Grenze zogen mit vielen unserer Soldaten. Die Panther waren schnell vorgerückt und mit vielen Soldaten gekommen. Sie reihten sich an der Grenze auf, geführt von einem riesigen Katzendämon. Ich legte den Kopf in den Nacken, sammelte mich und ließ meine Knochen knacken.

„Sesshomaru, du kümmerst dich um die Generäle, aber schlaf nicht mit ihnen. Ich übernehme die große Mieze.“

„Pff. Gut.“, meinte er und schien schon Ausschau zu halten nach den Gegnern, die für ihn bestimmt waren, während ich mich in meine wahre Gestalt verwandelte. Mein Körper veränderte sich geschwind und wuchs immer mehr, bis ich zu einem großen weißen Hund geworden war. Meine Zeichnungen verblieben, doch sonst erinnerte nichts mehr an mich. Meine Augen waren rot unterlaufen, mein Auftreten wild und mein Geist in Aufruhr. Mein Tier kratzte an mir, während meine Macht sich steigerte und ich mich in den Kampf stürzte.

Zum Glück schienen wir die einzigen Großdämonen zu sein, was es mir sehr leicht machte, die kleinen Soldaten zur Seite zu schleudern. Meine Ohren wippten, während ich mich auf die große Katze stürzte und wir um Leben und Tod kämpften. Mein Sohn würde es schon meistern, vielleicht war es gut, dass er gegenwertig so ein bösartiges Geschöpf war. Auch er konnte sich verwandeln, doch nutzte er es angesichts der Verlangsamung des Körpers nicht gerne.

 

Der Krieg dauerte fast einen ganzen Monat an. Es war doch nicht so einfach gewesen, aber was hatte ich von einem Lord erwartet? Wir bekriegten uns wie die Wilden, während mein Sohn die Generäle aufhielt. Es gelang ihm sogar, auch wenn wir keine Ruhe fanden, berichteten mir andere zwischen durch, wie es lief.

Dann war es endlich so weit, ich hetzte vor und erwischte den großen Pantherdämon am Genick und brach es ihm. Izayoi, ich bin fast da! Schrie mein Innerstes, während ich den Gegner zerfetzte, bis er kein Laut mehr von sich gab.

Das Schlachtfeld wurde in Sekundenschnelle still, niemand regte sich. Der Schock saß dem Gegner tief, da ihr Lord das zeitliche gesegnet hatte. Von da an konnten wir sie schnell zurückschlagen. Sie rannten um ihr Leben, bis auf ein paar Generäle. Erst wollte ich Sesshomaru helfen, doch dann erstarrte ich, als ich sah, was er da tat. Eine blauhaarige Frau hatte er in Gefangenschaft. War es das Mädchen, was er beschlafen hatte? Sie fluchte und zickte ihn an, während ihre Kameraden vor ihm standen und drohten.

Geschwind kam ich hinter ihm zum Stehen, bevor ich mich zurückverwandelte. „Euer Herrscher ist tot.“, meinte ich nur. Die Generäle sahen mich wütend an, während die blauhaarige erstarrte.

„Tod?“, keuchte sie und starrte aus Sesshomarus Griff zu mir hoch und zitterte.

„Nehmt eure Leute und verschwindet hier, sonst werdet ihr alle sterben.“

Sesshomaru starrte mich nun auch an. „Du willst sie laufen lassen, ehrenwerter Vater?“

„Ja.“, meinte ich nur, während ich Tessaiga zog. „Lauft.“

Ich holte Schwung und das reichte. Die Generäle waren nicht so dumm, sich meiner Waffe auszusetzen. Nur eine blieb. Die Blauhaarige.

„Sesshomaru, es reicht.“, fluchte ich, während mein Sohn die Arme öffnete und sie losließ.

„Nächstes Mal.“

„Nächstes Mal gewinne ich.“, schimpfte sie und sah mich wütend an. „Wir kommen wieder!“

Dann rannte sie.

„Mit der hast du geschlafen?“, fragte ich ihn etwas verstört. Diese Verabschiedung war eigenartig gewesen.

„Nach unserer Wette, hätte sie mir gehört, ehrenwerter Vater, Ihr habt mich um meine Trophäe gebracht.“

Ich schluckte. Dieser Junge…. Unglaublich.

„Nächstes Mal.“

„Nächstes Mal.“, meinte mein Sohn auf meine Aussage. Seit wann hatte er solche kranken Neigungen bekommen?

 

Als wir zurückgekehrt waren, trennten wir uns, wuschen uns und verarzteten uns. Ich hatte ihm auf dem Heimweg mitgeteilt, wir würden Izayoi besuchen und er habe mitzukommen. Vielleicht konnte ich ihm zeigen, wie die Welt sonst sein konnte und nicht, wie er es sich vorstellte.

Erst hatte er geschimpft, aber dann zugestimmt, mitzukommen. Sesshomaru würde es hoffentlich guttun, nur er würde ausrasten, wenn ich ihm sagte, er solle einen Monat dableiben. Ich brauchte unbedingt eine Ausrede, damit er mir gehorchte und es durchzog. Ich liebte meinen Sohn, aber wenn es sich nicht besserte… Vielleicht würde es mit seiner Mutter ziehen… hmm…

Ich fand schon eine Art ihn zum Gehorchen zu bringen. Versprochen. Izayoi ich brauchte deine Hilfe. Was verlangte ich nur von ihr, ihr meinen Sohn aufzubürden, wo sie nicht seine Mutter war? Nur er musste von diesem Trip runterkommen, Frauen so minderwertig zu behandeln. Alles meine Schuld… Wenn ich Izayoi erzählte, wie es dazu kam… Sie würde schimpfen… bestimmt.

 

Auf dem Weg zu Izayoi schwiegen wir uns leider an, was mich deprimierte. Sesshomaru war wahrscheinlich wütend, seine Trophäe nicht bekommen zu haben, aber ich konnte und durfte solche Aktionen auf keinen Fall mehr tolerieren. Was dachte der Junge sich nur dabei? Er war ein Mann, aber!

Argh. Ich stöhnte innerlich. Anstatt mich auf Izayoi zu freuen, frustete es mich im Augenblick zu sehr, wie Sesshomaru die Situation handhabte. Dieses Benehmen hatte er eindeutig von seiner Mutter. Sie wusste auch immer, wie sie bekam, was sie wollte. Am Ende hatte ich ihr genug Geschenke eingeräumt. Wäre sie nicht die perfekte Wahl gewesen, wäre ich das nie eingegangen.

Nachdenklich sah ich Sesshomaru an. Er würde ein sehr mächtiger Dämon werden, wenn er nur lernen könnte, seine Gefühle zu unterdrücken, bzw. sie richtig zu kanalisieren. Izayoi hatte ihm wirklich gut getan…

Kurz bemerkte ich seinen Blick auf mir, bevor er wieder wegsah. Ich hätte am liebsten ihm gesagt: ‚Warte ein paar Jahre, dann findest du auch jemanden.‘ Aber es wäre gelogen gewesen. Man brauchte nur einen Blick auf mich alten Mann werfen. Es hatte über 1000 Jahre gedauert, bis ich jemanden wie sie entdeckt hatte und das auch nur, weil Sesshomaru sie gerettet hatte… Vielleicht könnte ich im gewissen Maße zumindest teilen. Nach dem Krieg hatte ich einige Dinge zu erledigen, wo Sesshomaru eher fehl am Platze wäre, wodurch er Zeit mit Izayoi verbringen könnte. Sie war treu… bestimmt…

Geknickt lächelte ich in mich hinein. Wie oft wollte ich mir das noch ins Gedächtnis rufen? Es wurde eine regelrechte Schleife. Ach warum war das nur so kompliziert?

Als die Sonne anfing unterzugehen, kamen wir endlich bei ihr an. Die Soldaten ließen uns sofort ein, auch wenn sie mir ein wenig argwöhnisch schienen. Irgendwas stimmte eindeutig nicht, aber das könnte mir meine Frau hoffentlich erklären. Bestimmt hatte sie etwas ausgefressen, wie ich sie kannte. Womöglich fand ich die drei Dämoninnen, die sie beschützen sollten, gleich im Essensraum wieder, wo sie freudig Frauengeschichten austauschten. Die drei würden bestimmt unter den Menschen Verwirrung stiften.

Zufällig fiel mir eine Bewegung am Rande auf. Anscheinend stürmte ein Diener zu dem erleuchteten Schloss. Bei dem Anblick war mir etwas mulmig zu Mute. Was wurde hier gespielt?

Ich warf Sesshomaru einen Blick zu und nickte in die Richtung des Flüchtenden. Er sollte sich umsehen. Zumindest war er noch loyal und gehorchte auf meine Befehle. Schnell war er verschwunden ohne ein Geräusch zu machen. Es beruhigte mich ungemein. Vielleicht war es nur Einbildung, aber ich glaubte nicht mehr daran, dass es die Dämoninnen waren, die hätte ich nämlich längst gerochen. Sie hielten sich immer noch brav vor den Toren im Schrein auf. Gute Frauen. Ich würde ihnen später Geschenke zukommen lassen.

Langsamen Schrittes trat ich dann angespannt in die Räumlichkeiten ein. Mein Blick schweifte über den Raum, bis er an meiner Liebsten hängen blieb, die leicht hechelnd ihre Haare glatt striegelte.

„Liebster.“, frohlockte sie angespannt, während ihre Hände eher Chaos anstatt Ruhe in die Haare brachten. Sogar ihr Lächeln schien mir falsch.

„Izayoi.“, meinte ich ernst, trat auf sie zu und blickte auf sie herab. Unschuldig blickte sie mir in die Augen, wie jemand, der etwas verbrochen hatte. „Was hast du angestellt?“, hauchte ich, doch bevor sie antworten konnte, umarmte sie mich. Ihre Lippen berührten wie der Blitz meine und wollten mich nicht mehr loslassen. Kurz ließ ich mich darauf ein, streichelte sie und erkundete ihre Wölbungen, bis ich auf einmal Sesshomaru hörte, der wohl absichtlich sich ankündigte. Bestimmt hatte er meine Erregung gerochen.

Geschickt löste ich mich aus ihrer Umarmung, bevor ich den Kopf schief legte. „Izayoi. Sag es jetzt, denn gleich werde ich es sowieso wissen.“

„Ich… also wir… haben Besuch.“, murmelte sie blubbernd und strich sich knallrot die Haare aus dem Gesicht.

„Und wieso bist du so zerzaust?“

„Wieso? Oh… also… ich…“, murmelte sie und zuckte zusammen, als Sesshomaru die Tür aufriss und zusammen mit einem schwarzhaarigen Mann eintrat. Zum Glück hatte ihn Sesshomaru nicht gepackt… Das kurze schwarze Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, während er einen blassgrünen Yutaka trug.

„Izayoi.“, schimpfte ich und sah sie missbilligend an, doch sie hob nur beschwichtigend die Arme auf meine Brust, während ihr Blick geknickt nach unten ging.

„Es ist nicht so wie du denkst, ich habe nicht mit ihm…“

Überrascht lachte ich und zog sie schnell an meine Brust. „Das weiß ich, Izayoi. Ich hätte es gerochen.“, deutete ich auf meine Nase. Du bist ein Dummerchen. Aber wieso siehst du so aus?“

„Naja…“

„Sie hat sich aus dem Schloss geschlichen und ist vor kurzem erst wiedergekehrt. Dabei hat sie sich in dem Kirschbaum verfangen und ihr Haar durcheinandergebracht.“, sagte der Mann schnell, den ich jetzt genauer unter die Lupe nahm.

„Wer ist das, Izayoi und stimmt das?“

„Ja, Liebster… Ich war bei den Frauen… und Setsuna no Takemaru hat mir Bescheid gegeben, dass du kommst… Aber das ich mich im Kirschbaum verfangen habe, stimmt nicht.“

Ich starrte sie an. „Also lügt er?“

„Ich habe nur geraten. Es ist nicht das erste Mal, dass ihr Missgeschicke geschehen.“

„Du bist dieser Setsuna no Takemaru? Wie sprichst du von meiner Gemahlin?“

Der Mann seufzte. „Es tut mir leid, aber es geht nicht anders… Wenn Ihr sehen würdet, was ihr für Missgeschicke geschehen…“

„Setsu, sei still!“, jaulte Izayoi knallrot. „Gut, wenn ihr es wissen wollt, Als ich eben zurückgelaufen bin, habe ich mich in einem großen Spinnennetz verfangen.“

Sesshomaru zuckte und schlich um Izayoi herum, während meine Augen nur groß wurden und der Mann seufzend die Hand vors Gesicht schlug.

„Ihhhkkk!“, keuchte Izayoi, als Sesshomaru ihr ins Haar griff. Angeekelt starrte sie ihn an, wie er kühl und locker einen Spinnenfaden aus ihrem Haar zog.

„Gut.“, meinte ich leicht verzweifelt. „Was macht jetzt dieser Mann hier?“

„Naja, er war verletzt da habe ich…“

„Vater.“, meinte Sesshomaru nur zu mir und schielte Izayoi an. „Du weißt, dass sie Naiv ist. Warum ist wohl hier ein Mann? Er war verletzt und sie hat ihn wie einen verletzten Vogel aufgelesen und mit heimgenommen.“

„Ja.“, meinte Izayoi hochrot, während der Mann tief durchatmete.

Jetzt war es mir noch lieber, wenn Sesshomaru hierbliebe. Ich vertraute ihr, aber nicht diesem Mann. Sie durfte nicht einfach Fremde herbringen. Es war gefährlich und ich musste es unterbinden.

Sesshomaru verzog kurz die Lippen, bevor er Izayoi anstupste. „Mitkommen.“

Sie sah mich kurz an und dann Sesshomaru, bevor sie widerwillig mit ihm ging und Setsuna Mitleidvolle Blicke zu warf.

Dann waren sie endlich draußen.

„Nun. Du siehst gesund aus, warum bist du noch da?“, fragte ich ihn direkt, während er sich schon hinsetzte. Ich tat es ihm gleich und betrachtete ihn eingehend. Er verschränkte seine Arme.

„Es war der Wunsch Eurer Gemahlin. Ich hege keine bösen Absichten, sie ist einfach nur begierig auf die Welt da draußen. Jedoch hätte ich nicht vermutet, dass es sich bei dem Gemahl der Frau wirklich um einen mächtigen Dämon handelt.“, meinte er und beobachtete mich genau. „Weiß sie, zu welchen Gräueltaten ihr Gemahl fähig ist?“

Ich schnaubte. „Und wenn sie es wüsste, es interessiert sie nicht.“, meinte ich starrköpfig und sah den Mann vor mir an. „Ich werde dich tolerieren, fürs Erste. Sie soll ihren Hunger stillen. Du siehst aus wie ein fähiger Mann, der meine Frau beschützen könnte.“

„Das stimmt.“, entgegnete er mir ungeniert und hob eine Braue. „Dafür werde ich Stillschweigen über Eure wahre Natur wahren. Ich könnte die Prinzessin nicht weinen sehen.“

In mir stieg groll auf. Er war unverschämt, doch Izayoi würde mir nicht verzeihen, wenn ich ihn tötete. Auch waren seine Reaktionen verständlich. Ich war nicht immer der zartbesaitete. Wer wusste, ob ich schon jemanden seiner Kameraden getötet hatte.

„Gut.“, hauchte ich nur noch, stand auf und machte mich auf den Weg. „Mein Sohn wird dich im Auge behalten.“

Danach ging ich sofort in unser Gemach, in welchem Izayoi saß, dicht bei ihm, Sesshomaru, mein Sohn. Sesshomaru sagte ein paar Worte, was meine Geliebte dazu veranlasste, an ihm vorbei zu stieren, gefolgt von einem hastigen Verstecken eines Gegenstandes.

Mein Sohn stand auf und verneigte sich noch vor mir, bevor er den Raum verließ. Izayoi hingegen robbte auf ihren Schlafplatz und dann noch weiter zur anderen Seite, bevor sie etwas hinter der Erhöhung zu verstecken versuchte.

„Was hast du da?“

„Nichts!“, quietschte sie leicht aufgeregt. „Es tut mir übrigens leid… Ich hätte ihn nicht einfach mitnehmen sollen, aber er wäre sonst gestorben und…“

„Verstehe.“, brummte ich. „Aber sei vorsichtiger. Sesshomaru wird zu deinem Schutz mindestens ein Mond hierbleiben. Ich vertraue diesem Fremden nicht.“

Izayoi nickte schüchtern, bevor sie die Hände an ihre Kleidung hob und den Knoten löste, sodass ihr Kimono sich einen Spalt öffnete. Ich sog die knisternde Luft ein. Es war ein Anfang. Sie wusste schon, wie sie mich ablenkte und gnädig stimmte.

Geschickt nahm ich mit wenigen Schritten den Weg zum Futon und streifte meine Kleidung ab. Erregt stürzte ich mich in die Kissen und küsste sie nur. „Du weißt, mich zu besänftigen.“

„Hihi.“, kicherte sie unter meinen vielen Küssen. Ach Izayoi. Nichts würde uns trennen, dem war ich mir sicher. Auch die Wahrheit über mich würde dich nicht abschrecken. Niemals.

Reaktionen (Sesshomaru)

Stark frustriert machten wir uns auf den Weg nach Izayoi. Konnte er mir nicht wenigstens einmal mein Spielzeug lassen? Sie wäre meine Trophäe geworden… Irgendwie hatte mich schon darauf gefreut mit ihr zu balgen, doch jetzt… Man nannte es glaube ich sexuelle Frustration. Touran hatte sich schon ergeben und wollte ihre Leute fliehen lassen. Dabei hatte ich diese leichten Akzente gerochen, die mich regelrecht einluden, aber nein, mein dummer Vater kam mir dazwischen…

Er behandelte mich immer noch wie ein Kind dabei war ich über 500 Jahre alt. Das schlimmste jedoch war in Izayois Palast, dass mein Vater mit ihr bestimmt in den Gemächern seinen Spaß hätte und ich würde auf dem Trockenen sitzen. Auch wenn es drei Dämonenfrauen gab… diese Illusionistin war immer vermummt, schlechte Idee, wer wusste wie hässlich dieses Wesen war oder ob es überhaupt eine Frau war. Dann war diese Dächsin, die fett und tierisch aussah. Zu guter Letzt hätte ich da noch eine Fuchsdämonin… Mein Vater würde mich wahrscheinlich nach Hause schicken, würde ich eine der Frauen anrühren…

Grimmig starrte ich kurz zu ihm. Ich fragte mich langsam, was denn bitte die Lektion an der ganzen Sache wäre… Mein Vater war entschieden zu gutmütig. Das würde ihm noch zum Verhängnis werden. Er nahm an, dass sich die Katzen die Wunden leckten und schleppte mich sofort zu Izayoi. Was war, wenn sie zurückkehrten? Vergaß er wegen ihr schon wieder seine Pflichten als Herrscher? Vielleicht wäre ich bei meiner Mutter besser dran gewesen, was meine Ausbildung betraf… Ich schüttelte den Kopf. Nein, dort konnte ich nicht der mächtigste Mann werden. Es ging nur hier und eines Tages würde ich Vater übertrumpfen. Doch zurzeit war ich im Kräftemessen unterlegen. Vieles hatte ich wett gemacht durch meine Geschwindigkeit, aber seine Schwerter durfte ich nicht außer Acht lassen. Selten erhob er sie, weil sie so viel Zerstörungswut beinhalteten. Nur einmal hatte er sie mir bisher vorgeführt, wobei er Tensaiga hatte stecken lassen. Es war das Schwert des Himmels, was Tote beleben konnte. Vielleicht konnte es im Krieg zu nutzen sein, aber sonst war es nicht brauchbar. Des Weiteren benötigte es den Körper des Verstorbenen und die Seele musste noch darin sein. Also hatte man wahrscheinlich eine zeitliche Grenze. Dann war da noch Tessaiga, was 100dert Gegner auf einmal niedermähen konnte. Wenn er die Waffe schwang, erschienen große Krallenförmige Spuren auf dem Boden. Die Klinge war breit und gebogen, im Gegensatz zu dem Katanaförmigen Tensaiga.

Zu Letzt hatte er noch So‘ounga. Ein Schwert, welches er nicht aus seinen Zähnen hergestellt hatte, sondern eins, das von einem Drachen geschaffen wurde, um große Zerstörung anzurichten. Dieses Schwert war so mächtig, dass ich bei seinem Angriff einen Kampf der Auren bemerkte, den mein Vater bisher immer gewann. Er hatte mir erzählt, dass viele Kriege wegen dieser Waffe geherrscht hatten, bis er es sich untertan gemacht hatte. Das Schwert dürstete nach Blut und konnte untotes Leben schaffen.

Zumindest seine Angriffsschwerter durfte ich nicht unterschätzen und natürlich musste ich meine Aura stählen, um später mir seine Schwerter untertan machen zu können. Einer musste die Ära weiterführen, da aus Izayoi nie ein vollwertiger dämonenspross entschlüpfen könnte. Es wäre nur ein Hanyou. Ein Halbblut, aber im Gegensatz zu mir, wäre er minderwertig und würde nie akzeptiert werden. Wie beruhigend doch der Gedanke war, dass nur ich Vaters Schwerter erhalten würde, weil er zu machtlos dafür wäre.

Nach einer schieren Ewigkeit kamen wir dann auch endlich an, wobei sich meine Laune stetig besserte. Erst recht, als wir bemerkten, dass etwas faul war. So erfrischend, dass Izayoi meinen Vater so aus der Fassung brachte. Auf Befehl sah ich mich dann um und verfolgte den Soldaten in einer gewissen Reichweite, bis ich auf einmal ein Busch wackeln sah und mich hinter den Baum stellte. Da rannte das kleine Häschen. Izayoi schien in halber Panik. Sie hatte also die Soldatinnen besucht, die sie schützten. Das was sie nicht sollte. Es war uhrkomisch sie dabei zu beobachten, wie sie tollpatschig zwischen dem Bambus durchlief. Anscheinend wagte sie es nicht, den Pfad zu nutzen, was sie schnell bereute. Sie krachte in ein Spinnennetz und drehte sich verzweifelt hin und her, um die Fäden aus ihrer Kleidung und ihren Haaren zu ziehen, bevor sie weiter stürzte. Bei ihrer Aktion verlor sie etwas, aber sie bemerkte es nicht und rannte nur weiter.

Interessiert begab ich mich zu besagter Stelle und entdeckte das Kleinod, welches sie verloren hatte. Es war ein Brautgeschenk von meinem Vater gewesen. Eine goldene Haarnadel, an welcher eine Lilie steckte mit kleinen Bommeln aus goldenen Stoff. Erfrischt von dem Gedanken, dass es zum Streit kommen könnte, steckte ich die Haarnadel in mein Oberteil. Bestimmt würde sie später verzweifelt danach suchen.

Gehässig wollte ich ihr schon nach, als ich noch einen anderen Geruch wahrnahm. Schnaubend folgte ich der Spur zu dem Tempel, nur um festzustellen, dass sich ein Mann mit dem Soldaten unterhielt. Er schien ihn über den Lord auszufragen und ob es wirklich der Lord des Westens war. War er etwa ein Spion?

Geschwind stand ich vor ihnen und hob eine Braue. „Wer will das wissen?“

Der Mann starrte mich an, während der Soldat schnell verschwand. „Setsuna no Takemaru, Samurai.“, meinte er fest und streckte die Brust raus. Wir waren gleichgroß, jedoch erkannte ich schnell, dass er eher in Izayois Alter war. Wahrscheinlich 25 oder so.

„Wenn du mitkommst, stell ich ihn dir vor.“, meinte ich leicht gehässig. Das war noch viel besser als die Haarnadel. Sie versteckte einen gut aussehenden Menschenmann. Verstecken konnte man auch wirklich sagen, da er hiergeblieben war.

„Gerne. Wann hat man schon die Chance dazu.“, meinte er nur und folgte mir. Auch er schien guter Laune. Vielleicht mochte er Izayoi. Natürlich, sie war eine Schönheit und er schien mir auch aus einem besseren Hause zu sein. Auch wenn er nur diese triste Kleidung trug, hatte er die Ausstrahlung eines Anführers.

Angekommen schien alles nach Plan zu laufen. Izayoi versuchte sich auszuwinden, wobei dieser Takemaru ihr zu Hilfe kam. Anscheinend wollte er nur punkten. Als sie dann aber das mit dem Spinnennetz zu gab, bemerkte ich, dass ich falsch gelegen hatte. Sie wollte nicht diesen Menschenmann. Eindeutig nicht. Es bedeutete ihr immer noch so viel, was mein Vater über sie dachte, dass ich Mitleid bekam. Ich ging zu ihr und zog ein paar Fäden aus dem Haar, was sie komplett anekelte.

Nachdem mein Vater sie dann beruhigt hatte, bedeutete er mir, mit ihr zu gehen. Mein Vater wollte diesen Takemaru auch kennen lernen.

Ich schob Izayoi zu ihren Gemächern, bevor ich mit Schwung die Tür öffnete. Kurz musste ich mein Innerstes einzwängen, denn die Nähe brachte mich fast um. Es war schlecht, sie anzusehen, während ich einen solchen Drang verspürte. Irgendwann würde ich meinen Vater fragen, ob es bei ihm auch so gewesen war. Zeitlich würde es zumindest damit hinkommen, als er meine Mutter geschwängert hatte.

„Sesshomaru, lass mich bitte zu ihnen!“, flehte sie, während sie mein Oberteil über der schwarzen Rüstung ergriff. Ihr Gesicht war ernst, während sie mich versuchte zur Seite zu schieben.

Neckisch ging ich dafür jetzt voran und schob sie immer weiter Richtung Bett, was für mich eine starke Überwindung bedeutete. Warum musste ich nur solche Lust bekommen? Hatte mein Vater gut daran getan, sie mir nicht zu lassen? Ein paar düstere Gedanken durchflutete mein Gehirn, wie sie um Gnade flehte, während ich sie nahm und ihr Körper unter dem immensen Druck zerbarst. Argh…

Ich schüttelte kurz den Kopf und packte ihre zarten Hände. Sie zitterten leicht, während sie den Tränen nahe war.

„Es passiert schon nichts.“, meinte ich in einem ruhigen Ton und hob eine Braue. „Solange du nicht nach ihm riechst, wird mein Vater ihm nichts tun.“

„R…r…riechen?“

„Stimmt ja, du findest nur die Augenbrauen merkwürdig an Vater. Hat er dir je sein wahres Äußeres gezeigt?“

„Wahres?“, fragte sie ganz unschuldig nach und überlegte. „Er war nackt, meinst du das?“

„Mhmppf.“, machte ich nur. Diese Frau. „Nein. Ich sage es dir. Wir sind Hundedämonen.“

„Und?“

„Izayoi…“, schimpfte ich leise, während meine Hand an ihrer Hüfte landete. Mist. „Wir sind Hunde. Große böse Hunde.“ Ich öffnete den Mund, damit sie meine Zähne sah. „Wir sind nur so mächtig, dass wir eine menschenähnliche Gestalt annehmen können. Je stärker, desto mehr kann man seine Andersartigkeit verbergen.“

„Hmmm.“, machte sie und stupste das Fell an meiner Schulter an. „Ist das… dann dein Fell?“ Sie wurde leicht rot und strich immer wieder darüber, während ich nur zur Seite starrte.

„Ja, wie mein Vater auch seines bei sich trägt.“

„Aber ihr könnt es ablegen…“

„Ja. Es ist sozusagen abgetrennt. Es ist unsere persönliche Note. Es gibt auch Dämonen, die ihr Fell wie einen Pelz um die Hüfte tragen.“

„Faszinierend…“

„Wir schweifen ab.“, murmelte ich, während sie ihr Gesicht an das Fell legte. Anscheinend würde Vater mich eher töten, wenn sie so nahe blieb.

„Also seid ihr beide Hunde und Hunde haben einen guten Geruchssinn…“

„Ja. Er würde riechen, wenn du mit einem anderen Mann schläfst, weil etwas in dir Verbleibt, was du schlecht abwaschen kannst.“

Jetzt wurde sie knallrot und war geschwind auf 3 m Abstand. „w…w…w….“

„Unter uns nennt man so etwas schon beinahe markieren. Wir Dämonen können sogar Geruchsstoffe ausscheiden, die an dem anderen Haften. So können Rudel einander nur durch den Duft erkennen und Männer wissen, wenn eine Frau vergeben ist. Es kann eine Art Schutz auch sein. Kaum ein Mann würde sich an der Frau meines Vaters vergreifen.“

„Ah…ah…also riechst du das?“

Ich hob eine Braue und sie nickte schnell. „verstehe, so ist das… Also bringt er ihn nicht um?“

„Nein, auch wenn du ihn nicht hättest verstecken sollen.“

„Ich weiß, ich weiß… Aber es ist auch wegen dem Samurai. Er war ja schwer verletzt, als ich ihn fand und er ist nicht der sonderliche Dämonenfreund. Manchmal sieht er mich sehr besorgt und betrübt an, aber ich verstehe es nicht. Auch seine Geschichten über die Welt da draußen sind oft verängstigend… Sesshomaru, bin ich sehr naiv, dass ich mich bisher zu wenig für die Außenwelt interessiert habe?“

„Ja. Manchmal ist es besser einen Schritt vor die Tür zu wagen. Meine ersten 400 Jahre habe ich da oben verbracht. Abgelegen von allem. Die Welt da draußen ist ganz anders. Aber würdest du sie kennen, würdest du meinen Vater nicht mehr lieben und wenn du mich ansiehst, würdest du nur schreien und um dein Leben flehen.“

Izayoi schluckte hart, bevor sie den Kopf schüttelte, zu mir ging und unverfroren mein Gesicht berührte. „Ich würde bestimmt nicht schreien.“

„Aber das…“

„Pschht.“, machte sie und legte mir ihren Finger über die Lippen. „Sesshomaru, ihr habt mich gerettet, schon deswegen könnte ich nicht glauben, dass ihr beiden Monster seid. Des Weiteren können Menschen auch Böse sein. Ich denke nicht in Kasten. Vielleicht ist es besser, nicht die Person nach dem Einband sondern nach dem Innenleben zu beurteilen. Auch wenn du manchmal böse schaust und vielleicht auch böse Sachen machst, kann ich doch auch andere Sachen in deinen Augen sehen.“

Ich seufzte und griff in mein Oberteil. Als ich die Haarnadel hochhielt, ließ sie von meinen Lippen ab und stahl das Kleinod aus meiner Hand. Sie lächelte liebevoll, während ich einfach nur wegsah. Es war doch anders gedacht gewesen, aber wenn sie wieder so ankam, konnte ich ihr nichts weiter antun. Eigentlich wollte ich auch eher meinen Vater tyrannisieren, bis wir quitt waren.

„Danke… habe ich die verloren?“

„Ja… bei den Spinnenweben.“

Sie gluckste kurz auf. „Hast du darum vorhin meine Erzählung bewiesen? Du bist unverbesserlich. Und Sesshomaru. Mir ist egal, wie du vor der Tür bist. Für mich zählt nur, wie du es hier bist. Bitte vergiss das nie. Du hast mir schon so oft und so viel geholfen, wenn ich für dich etwas tun kann, sag es mir einfach und ich werde versuchen es zu machen.“

Ich erstarrte kurz, während sie sich auf den Futon gemütlich hinsetzte. Folgend ließ ich mich an der Bettkante nieder. Es war wirklich frustrierend, ihr so nahe zu sein und im Hinterkopf nur noch Bilder zu haben, wie mein Vater mit ihr schlafen würde.

„Vielleicht komme ich eines Tages darauf zurück.“

Sie grinste. „Danke noch mal.“, meinte sie zart und küsste mich liebevoll auf die Wange. Die Verführung in Person.

„Gute Nacht.“, meinte ich dann schnell, als ich meinen Vater hörte. Dank der Rüstung sah sie zum Glück nicht, was sie meinem Körper antat und als er hereinkam, war auch alles vergessen. Geschwind versteckte sie die Haarnadel. Er sollte es nicht sehen. Freudig erkannte ich den argwöhnischen Blick meines Vaters. Seit wann war Vater so ein unsicherer Mann geworden? Hoffentlich würde ich später nicht so werden.

 

 

Den Abend verbrachte ich später nur noch im Wald. Die Lust stieg mir bis zum Hals, sodass ich wahrscheinlich auf der Suche nach einer passenden Nummer war. Ich sollte mir abgewöhnen, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und erst wollte ich es auch schon unterdrücken, als ich auf einmal plätscherndes Wasser hörte. Neugierig schlich ich mich zum Onsen, in dem eine unvergleichbare schöne Frau saß und entspannt das Schulterlange schwarze Haar aus dem Gesicht schob. Ihr Gesicht schien wie gezeichnet. Es war zart und weiß, wie auch ihre restliche Haut. Es war ein extremer Kontrast, der diesem Wesen etwas Mystisches verlieh. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Was dachte ich mir dabei nur wieder?

Meine Füße trugen mich wie fast von selbst zum See, bis auf einmal mir weiße Kleidung ins Blickfeld fielen. Das waren doch… War sie etwa? Es war ein großer Hut mit Krempe und einem weißen Schleier und diese langen weißen Gewänder. Hatte ich da gerade die wahre Gestalt des Formwandlers entdeckt?

„Ist da wer?“, fragte eine leicht piepsige Stimme. Ich hörte die Panik raus. Sie hatte gehofft, dass sie hier ungestört wäre.

„Ja.“, meinte ich neckisch, bevor ich meine Kleidung abstreifte und ins Wasser stieg. „Yukiyona.“

Quietschend sprang sie auf, sodass ich einen Einblick bekam, welcher mir gefiel. Ihre Brust war groß und ihr Hintern üppig. Anscheinend band sie die Brüste ab, während ihre Kleidung den Rest verbarg. Als sie ihr Ungeschick erkannte, verschränkte sie Geschwind die Arme vor ihrer Brust und ihrem Intimbereich, bevor sie bis zum Halse eintauchte. „Herr…“, blubberte sie und schien noch weiter versinken zu wollen, während sie knallrot meinen Körper begutachtete. „Wir dürfen… nicht…“

Ich setzte mich gelassen an einen Stein und sah sie an. „Schon verstanden.“, knurrte ich etwas und rieb über meine Lenden. „Ich entspanne nur. Ist das dein wahres Äußeres?“

Sie nickte etwas im Wasser, bevor sie langsam auftauchte. „Das ist meine wahre Gestalt… Bitte sagt es niemanden…“

„Natürlich nicht. Aber wieso versteckst du dich?“

„Schöne Frauen haben es nicht leicht. Auch Ihr mein Herr, habt Eure Krallen eben nach mir ausgestreckt. Ich wünschte mir so oft, jemand anderes sein zu können, bis ich es konnte…“, murmelte sie, während ich bemerkte, dass ich unter dem Wasser wirklich meine Hand nach ihr streckte. Mein Geist wollte wissen, ob ihre Haut so weich war, wie sie aussah.

„Es ist schon verführerisch.“

„Untersteht Euch!“, schimpfte sie schüchtern, was sehr witzig klang. Ihre Stimme zitterte vor Aufregung, bevor sie zur Seite sah. „Ich war eine Gefangene meines Körpers. Ich hege kein Interesse Eure Konkubine zu werden.“

Innerlich schmollte ich. Sie verwehrte sich mir einfach, aber trotzdem… Ich beugte mich über sie, doch geschwind wurde ihr Gesicht zu dem meines Vaters. Angeekelt zog ich mich schnell zurück. „Ein Versuch war es wert.“

„Hoffentlich bleibt es dabei. Warum seid Ihr überhaupt hier?“

„Zwei Worte. Izayoi. Vater.“

„Oh. Verstehe.“, meinte sie mit einem Blick Richtung meiner Lenden. „Daher weht der Wind.“

„Nicht nur daher, aber mein Vater ist auch daran schuld.“

„Es muss schwer sein…“

„Was?“

„Die gleiche Frau zu begehren.“

„Das tue ich nicht.“, behauptete ich, doch sie grinste nur.

„Wenn Ihr meint. Hat Euch das Euer Vater erzählt?“

„Nun ja. Es liegt daran, dass ich mich nur Reproduzieren will.“

„Wirklich? Habt Ihr nicht mit ihr auch ohne Beischlaf viel Zeit verbracht? Reproduktion ist nicht abhängig davon ob man eine Person mag. Es geht um die richtigen Gene. Schon deswegen würde sie nicht für Euer Monster in Frage kommen.“

Überrascht hob ich eine Braue. „Woher willst du so genau Bescheid wissen?“

„Ich war einmal ein Mensch. Mein Wunsch war so stark, dass ich ein Wesen wurde und Männer in den Tod führte, nur um meine Rache zu befriedigen. Daher kenn ich den bedeutenden Unterschied zwischen der Liebe und der Lust. Die Lust ist kurzweilig. Während die Liebe einen zu dummen Dingen verleitet. Kurzschlussreaktionen. Handlungen, die eines Dämons nicht würdig sind.“

„Hmmm… interessant. Aber es ändert nichts daran, dass ich sie nicht haben kann.“

„Nein. Wohl wahr. Aber Ihr solltet Euch glücklich schätzen und dieses Gefühl bewahren, anstatt es mit sinnlos bedeutungslosen Sex zu übertünchen. Überlegt einfach, ob die Berührung Eurer Gespielinnen genauso sinnlich und schön sind, wie die von Izayoi.“

Nachdenklich berührte ich meine Wange. Es war anders. Ihre Berührung hatte gekribbelt und ihre Worte waren so zart… Hatte mein Vater mich nur von der Wahrheit ablenken wollen? Also musste ich nicht gegen die Lust sondern gegen die Liebe ankämpfen. Es war einleuchtend, weswegen mich der viele Koitus nicht befriedigt hatte. Vielleicht hätte er mir diesen Spaß nie zeigen sollen, mit dem ich das tiefe Loch hatte stopfen wollen.

„Danke.“

„Bitte, Herr. Denkt an unser Versprechen bitte. Ich bin gerne hier.“

Ich nickte nur. Wie konnte man die Liebe zu jemanden verlieren? Indem man die Person hasste oder?  Ob sie mich hassen würde, wenn ich jemand tötete?

eingerissene Mauern (Izayoi)

Am nächsten Morgen erwachte ich in den Armen meines Liebsten. Sein Zopf war gelöst, sodass sein weißes Haar überall im Bett verteilt war. Glücklich schmiegte ich mich noch etwas enger an seine Brust, was ihn anscheinend dazu veranlasste, die Arme enger um mich zu schließen.

„Izayoi…“, murmelte er schlaftrunken. Ich schmunzelte bei dem Anblick. Gestern hatte Sesshomaru mir noch etwas von Monstern erzählt, doch dieser Mann sah gerade aus wie ein Lamm, hätte er keine Reißzähne. Ich war mir immer noch unsicher, ob ich wirklich wissen wollte, wie er außerhalb dieses Schlosses war.

Geistesabwesend strich ich sein Haar zur Seite, um einen besseren Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Ein wenig unterschieden sich die Male von Sesshomaru, was an dessen Mutter bestimmt lag, aber sonst … damals hatte ich nur die Augenbrauen gesehen, aber da war noch mehr. Nachdenklich fuhr ich seine Ohren entlang. Es war kaum zu glauben, Sesshomaru sagte, sie konnten menschliche Gestalt annehmen. War also mein Liebster eher ein Tier, als ein Mensch? Bzw. ein Mensch war er doch nicht.

„Izayoi.“, brummte er leise. Fast zu spät bemerkte ich, dass ich in seine Wange kniff. Errötet ließ ich die Wange los und küsste sie. Er fühlte sich echt an, aber es machte mich schon neugierig.

„Ich will deine wahre Gestalt sehen, Liebster.“

Mein Gegenüber riss die Augen überrascht auf. Seine spitzen Pupillen wurden klein, wodurch das Gold seiner Iris an Kraft gewann.

„Izayoi.“, keuchte er schockiert und schluckte, bevor er zur Seite sah. „Bin ich dir nicht echt genug? Wer hat behauptet, dass ich…“

Ich seufzte und verzog die Lippen. „Dein Sohn.“, meinte ich ernst und zuckte mit den Schultern. „Zeigst du sie mir? Ich bin neugierig. Als deine Frau habe ich ein Anrecht darauf, zu erfahren, wer mein Gemahl ist. Ich verspreche, es wird nichts an unserer Verbundenheit ändern. Sieh es doch einfach mal aus anderen Augen, welchen größeren Liebesbeweis könnte ich meinem Gemahl erbringen, als sein wahres Wesen zu akzeptieren und zu lieben.“

Sichtlich entspannte er sich, bevor er die Augen kurz schloss, nur um tief durchzuatmen. „Ich bin kein Schoßhund… Du wirst dich vor mir fürchten und davonrennen.“

Genervt verdrehte ich die Augen, bevor ich ihn küsste. „Das sagt derjenige, der sich lustig darüber gemacht hat, dass ich seine Augenbrauen am komischsten fand. Ist dir denn immer noch nicht gewahr, dass ich anders bin? Hast du und dein Sohn so sehr Angst vor meiner Ablehnung? Dabei habe ich gehört, dass Dämonen doch egoistisch sind und ein riesen Ego haben und nicht einmal den Tod fürchten?“, fragte ich neckend, bevor ich ihn noch einmal sanft auf die Wange küsste. „Mein Gemahl fürchtet doch nicht seine eigene Braut?“

Er schnaubte und öffnete seine Augen, die auf einmal blau wurden und zu engen schlitzen, während der Augapfel rot wurde. Oder war das rote seine Iris und das blaue seine Pupille? Auch sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze zwischen Tier und Mensch, was mich überrascht nach hinten robben ließ. Mein Herz schlug mir bis zum Halse, während sein Haar um sein Gesicht flatterte. Es schien so still, während ES sich vor mir leicht aufrichtete oder sank ich auf den Boden? War das wirklich mein Gemahl?

„Inu no Taisho?“, fragte ich vorsichtig. Das Geschöpf legte seinen Kopf leicht zur Seite, sodass ich seine Zeichnung besser erkennen konnte. Er war es oder? War das die wahre Gestalt oder ein Vorgeschmack? Unsicher ergriff ich Mut. Meine Hand fest auf mein Herz gepresst, streckte ich die Zeigefinger nach dem weißen Fell im Gesicht des Monsters aus, bis ich es mit den Fingerspitzen berührte. Kurz zuckte ich zurück und riss die Augen auf. Es war echt und keine Illusion! Eine Gänsehaut rann über meinen Rücken, was es nur noch schlimmer machte. Es drehte sich der Raum und ich konnte nichts unternehmen. Das war also das Gesicht hinter meinem Gemahl? Ängstlich, aber auch etwas neugierig, strich ich über die verzerrte Fratze vor mir. Bestimmt roch er meine Angst, denn er wagte es nicht mehr, mich anzusehen.

Leider musste ich zugeben, dass es gut so war, denn seine Augen bereiteten mir wirklich Unbehagen, aber nicht, weil sie böse aussahen, sondern weil sie eher von großer Verzweiflung sprachen. Meinen Gemahl hatte diese Metamorphose Schmerzen bereitet. Seelische Schmerzen, denn im Gegensatz zu mir, hatte er gewusst, dass ich diesmal keine Witze reißen könnte, denn nun wurde nur zu deutlich, was er war, während ich über die Kleinigkeiten damals hinweggesehen hatte. Dämonen wussten Menschen zu täuschen, um nicht aufzufallen und uns in ihre Fallen zu locken, doch Inu no Taisho war nicht so. Ja, er hatte mir falsche Tatsachen vorgespielt, aber nicht, weil er mir böses wollte, sondern weil er bei mir sein wollte.

Wahrscheinlich war ich die erste menschliche Frau gewesen, die kein Monster in ihm gesehen hatte. Es war seine Illusion gewesen, dass es so blieben könnte, bis in alle Ewigkeiten. Er hatte eindeutig Angst gehabt vor meinen abschätzigen Blick und jetzt bewies ich es auch noch…

Ich atmete tief ein, packte mir ein Herz und legte die ganze Hand an sein Gesicht. Ja, es war verzerrt… nein unmenschlich aber… ich lächelte leicht. Nie würde ich meine Naivität verlieren. Was machte ich mir solche Gedanken? Über unsere Kinder? Ich würde sie leben und ich liebte diesen Mann und jetzt brauchte er mich. Mehr als denn je. Er hatte mir meinen Wunsch erfüllt und war mein Gemahl geworden, jetzt war ich dran, die Risse in seinem Herz zu flicken und mit meiner Liebe zu füllen, damit er endlich akzeptieren konnte, dass meine Meinung sich nicht ändert. Genau. Fuhh…

„Das Fell ist wirklich weich.“, meinte ich kindlich und streichelte ein wenig über das Gesicht. Er versteifte sich unter meiner Hand und seine Mundwinkel zuckten. Vorsichtig wanderten meine Finger höher und liebkosten das Fell, bis sie etwas wie Ohren erreichten und leicht hineinglitten. Ich rieb die Innen- und Außenseiten ein wenig: „Und so süße Öhrchen.“, brachte ich ein Lächeln hervor. Genau. Man hörte auf sich zu fürchten, wenn man bewies, dass es nicht schlimm war. Vielleicht hörte er mein Herz noch rasen, aber nach und nach schaffte ich es zu beruhigen, was auch daran lag, dass ich benannte, was ich sah. Zum Glück hatte Sesshomaru mich in diesem Sinne vorgewarnt, auch wenn es etwas schier Anderes war, es zu sehen.

„grrr…“, knurrte er mir gegenüber. Unsicher biss ich mir auf die Lippen und ließ von seinen weichen Ohren ab, bevor ich zu seiner Nase fuhr und leicht die Wölbung hinab zu der Hundenase ertastete.

„Eine feuchte Nase.“, quietschte ich zwinkernd. „damit du mich besser riechen kannst… Ach du meine Güte, bestimmt stinke ich nach dieser Nacht.“, witzelte ich. „Und mit deinen großen Hundeohren hörst du ja auch alles. Und dann diese Zähne!“, erzählte ich langsam im Plauderton und öffnete sein Maul. Er schien mir etwas wiederwillig, während seine Augen zuckten und immer mal wieder mich fixierten. „Ai, sind die aber scharf.“, meinte ich überrascht und piekste etwas gegen die Reißzähne. „Damit kannst du mir bestimmt wunderbar harte Nüsse knacken oder?“

Schon wieder ein Zucken in seinem Gesicht. Es funktionierte und mir nahm es schon die Angst, über so dumme Sachen nachzudenken. „Und nicht zu vergessen diese schönen blauen Augen.“, hauchte ich und robbte zu der Seite, an die seine Augen geheftet waren. Geschwind packte ich sein Gesicht und kam ihm ganz nahe, während mein Herz kurz aussetzte. Niemals würde er mich töten, also musste ich voranschreiten. „Diese Augen sehen mich bestimmt auch in der Nacht. Wie soll ich nur meine Missgeschicke vor dir geheim halten?“

Seine Pupillen wurden kurz groß, bevor er die Augen schloss und tief durchatmete. Jetzt blieb nur noch eine Sache übrig. Etwas zittrig, beugte ich mich vor und küsste die spitze Hundeschnauze. Die fellige Schnauze zuckte unter meinen Lippen kurz, bevor sie sich schnell entfernte. Es hatte ihn überrascht, dass ich so weit ging, doch ich sah ihm auch an, dass er es gebraucht hatte. Sein Gesicht verwandelte sich zurück, während vor meinen Augen alles Schwarz wurde. Die Aufregung war zu groß gewesen, doch lieber jetzt als später.

 

Nach einiger Zeit öffnete ich meine Augen. Es war angenehm kühl, jedoch etwas windig. Wie konnte das nur in unserem Gemach sein? Überrascht riss ich die Augen auf, nur um Sterne vor ihnen tanzen zu sehen. Der Himmel war fast schwarz, während die Funken des Himmels und die große klare Scheibe, die Nacht erhellten.

Überrascht schnellte ich hoch, nur um vor Schock mich ins Gras zu krallen, weil ich fast den Halt auf dem Boden verloren hätte.

„Wah…“, keuchte ich, während der Wind mein Haar zerzauste und an meiner Kleidung riss. Mein Liebster hatte mich wahrscheinlich angezogen aber warum bebte der Boden unter mir? Vorsichtig blickte ich hinab, nur um zu erkennen, dass das Gras was ich umgriff weiß war. Nein das war nicht alles, es war weich… Warte, dieses Gefühl. Leicht rot dachte ich an die Fellstola, die ich vor kurzen berührt hatte. Es war das gleiche Gefühl gewesen.

Unsicher schielte ich nach links und rechts, nur um zu bemerken, dass dort auch nur Dunkelheit war… und Wolken??? Wo kamen denn die Wolken her?

„Wo bin ich?“, fragte ich leise und stärkte mein Griff um das Fellbüschel, an das ich mich seit meines Aufwachens klammerte. Unsicher blickte ich hinab, ich trug einen weiten, weißen Kimono, welcher sich mit dem Fell in einer Art Symbiose befand.

„Du bist wach.“, schallte eine tiefe Stimme zu mir. Es war mein Gemahl, aber nur wo war er?

„Liebster, wo bist du?“

„Hier.“, antwortete mir die Stimme. Das Fell unter mir erzitterte leicht, bevor ich eine Idee entwickelte, was es damit auf sich hatte.

„Sitz ich auf dir?“, fragte ich vorsichtig und erhielt zur Antwort nur ein zustimmendes Jaulen. Erst jetzt erblickte ich den riesigen Kopf, der vor mir war. Leicht fassungslos starrte ich auf den riesigen Hinterkopf, bevor ich kurz an dem Fell zog. Er knurrte. Es war eindeutig mein Gemahl. Ich riss die Augen auf. „Du bist riesig!“, hatte ich nur als Antwort, während der große Hund zu lachen begann.

„Ich bin ein Großdämon. Gefällt dir die Aussicht?“

Ich seufzte und sah mich noch einmal um. „Sehr. Aber eine andere Frage, Liebster. Hast du mich hier hochgebracht, um mir deine Gestalt zu zeigen, damit ich dir nicht gleich weglaufe?“

„Vielleicht…“, meinte er heiser, während ich langsam den Wind genoss. Es war schon ein tolles Gefühl, fliegen zu können. Ich war den Sternen zum Greifen nah.

„Also ja.“, schimpfte ich leicht, bevor ich lächelte. „Aber es ist hier schön, darum verzeihe ich dir. Habe ich dir nicht genug bewiesen, dass es mir egal ist, was du bist?“

„Du bist ohnmächtig geworden…“

„Na und? Passiert.“, meinte ich ernst, während ich mich auf seinen Rücken kuschelte und den Duft des Himmels einsog. „Es war zu viel Aufregung. Aber ich habe mir Mühe gegeben.“

„Danke, Izayoi. Das bedeutete mir sehr viel. Diese Gestalt ist wahrscheinlich schöner anzusehen, als diese Fratze. Ich hätte dich langsamer ranführen sollen… doch…“

„Liebster. Vergessen wir das. Ich bin einfach nur froh, meinen Gemahl jetzt mehr zu kennen, denn je. Es hat dir doch immer Kopfzerbrechen bereitet, da ich nicht erkannte, was du wirklich bist. Aber jetzt wo wir das geklärt haben, musst du akzeptieren, dass ich dich von ganzen Herzen liebe.“

Er hielt inne im Himmel. Konnte er schweben? „Izayoi, du bist unverbesserlich. Also hast du es nicht getan aus Angst vor mir und dem was in dir heranwachsen könnte, sondern…“

„deswegen, weil du Angst hattest. Gut, ich hatte auch ein wenig Angst, aber du bleibst du. Du hast ein gutes Herz, egal wie befellt dein Gesicht sein mag.“

Er lachte leicht. Dieses Lachen, dass ich so liebte. „Etwas gegen meine Behaarung einzuwenden, sollte sich meine Geliebte abgewöhnen.“

„Tja. Zumindest sind es nur die Augenbrauen, die so wirr abstehen und nicht das Fell im Ganzen.“

„Ich mag meine Augenbrauen.“, brummte das Tier unter mir, während wir an einem hübschen Wasserfall landeten.

„Ich auch, sie zucken immer so niedlich, wenn dir etwas nicht passt.“

„Was?“, fragte er, während er sich hinlegte und ich von diesem großen pelzigen Wesen runterrutschte. Es machte schon Spaß. Unten angekommen, umhüllte ein blauer Nebel meinen Liebsten, bis auf einmal das Geschöpf vor mir seine menschliche Gestalt angenommen hatte. Seine Brauen zuckten erregt, während er mir ganz nah kam. „Die zucken doch nicht, wenn mir etwas nicht passt.“

„Doch, gerade tun sie es wieder.“

Ich kicherte, als sie noch einmal zuckten, bevor er schmollend wegsah. „Lüge.“

„Versprochen, ich besorge mir einen Handspiegel. Wenn es dann wieder passiert, halt ich ihn dir ins Gesicht, damit du dein Antlitz selbst bestaunen kannst.“

Mein Liebster schnaubte etwas, wodurch seine Nase hochzuckte und seine Brauen weiter tanzten. Schon niedlich, wie kindisch er sich gerade aufführte. Manchmal konnte ich kaum glauben, dass Sesshomaru und er verwandt waren. Sesshomaru hatte seine Verhalten von seiner Mutter wohl geerbt, während Inu no Taisho ein aufsässiger ungestümer Mann war.

„Das würde dir so passen.“, hauchte er leicht lächelnd und schnappte meine Hand mit seinen Krallen. Erst jetzt fielen sie mir auf, diese langen spitz zulaufenden Fingernägel. „Ich werde dir noch die Flausen austreiben.“

„Das werden wir sehen“, witzelte ich, während ich mit ihm rumkabbelte und ihn immer weiter Richtung Wasserfall drängte. Neckisch ging er rückwärst und zog mich immer enger an sich. „Nimm erstmal ein Bad, wie es sich für einen schmutzigen Hund gehört!“

Geschickt stieß ich ihn von mir, vergaß jedoch, dass er noch meinen Arm festhielt, wodurch ich hinter ihm hergezogen wurde und wir unter dem Wasserfall im Wasser landeten. Prustend und pustend tauchten wir auf. Er knurrte leicht, während ich mich losriss und ihn mit Wasser nass spritzte. Zum Glück war das Wasser nicht sehr tief an diesem begrünten Hang.

„Hey!“, fluchte er und spritzte zurück. Es war mir egal, dass wir platschnass waren. „Du bist frech!“

„Sagt der richtige!“, kicherte ich noch und wollte mehr spritzen, aber er schnappte mich, zog mich an seine nasse Brust im Wasser, bevor er seine Lippen fest auf meine presste. Ich bekam kaum noch Luft, solange hielt der Kuss an. Es machte mich unendlich glücklich, ihn wieder so heiter und vergnügt zu sehen. Hoffentlich würden wir noch viele solcher Momente miteinander erleben, denn ich werde ihrer nie müde werden.

Jetzt wo raus war, was er war, schien er mir befreiter als damals. Endlich konnte ich die letzte Mauer zwischen uns einreißen. Jetzt könnte ich den wahren Mann kennenlernen. Den fröhlichen zum Spaß aufgelegten Mann, den ich schon damals in ihm gesehen hatte. Er sollte seine Sorgen vergessen, denn ich würde ihn nicht als Monster sehen. Höchsten als stark behaarten Mann. Sollte er ein großer Hund sein. Man sagte ja, Hunde wären treue und loyale Tiere, wenn man sie richtig erzog.

Ich kicherte etwas an seinen Lippen, weswegen er abließ. Seine Brauen hoben sich und seine schönen goldenen Augen erforschten die meinen. „Was ist so witzig?“

„Der Gedanke, dass du ein süßes Schoßhündchen bist.“

Er schnaubte und verzog die Lippen beleidigt. „Ich bin kein Schoßhund.“

„Wirklich nicht? Hättest du etwas dagegen, mit dem Kopf auf meinem Schoß zu liegen, während ich dich hinter den Ohren kraule?“

Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Es wäre eine Überlegung wert, aber dann würde ich bestimmt dick und schwerfällig werden.“

Ich grinste. „Dann hätte ich mehr zum Lieben und ein Wohlstandsbäuchlein könnte dir stehen.“

„Dafür habe ich dich letztens erst zu glücklich dabei erwischt, wie du meine Muskeln mit deinen Fingern nachgefahren hast.“, zwinkerte er mir zu, was mich nur rot werden ließ.

„Sind die eigentlich echt oder auch nur eine Illusion?“, piesackte ich den Mann im Wasser. Er schien kurz zu überlegen, bevor er mit den Schultern zuckte.

„Wie wäre es, ich verwandele mich und du suchst die Muskeln dann bei meiner wahren Gestalt?“

„Gib es zu, du willst doch einfach nur, dass ich dir den Bauch kraule.“

Ich lachte und er stimmte mit ein. Es war erfrischend, mich mit ihm so offen zu unterhalten, ohne dass etwas zwischen uns war. Seine Lippen suchten noch einmal die meinen, bevor er mich sachte aus dem Wasser hob und wir uns eine ruhige Ecke suchten. Zum Glück war diese Nach recht warm, denn als ich meine Kleidung löste, um sie zu trocknen, fiel er wie ein hungriger Wolf über mich her, doch es störte mich nicht. Jetzt noch weniger, denn er schien ein ganz anderer zu sein.

Im Endeffekt wurmte mich nur, dass ich fast einen ganzen Tag ohnmächtig geworden war. Was hatte er wohl den anderen diesbezüglich erzählt?

 

 

Erlösung (Inu no Taisho)

Meine Liebste war immer wieder für Überraschungen gut. Diesmal hatte sie aber ihre eigene Kraft überschätzt. Ich hatte gewusst, dass es irgendwann dazu käme, dass sie mein Sein hinterfragte, aber so schnell?

Es brach mir fast das Herz, dieses ängstliche Wesen anzusehen. Wie viel Mühe sie sich doch geben musste, nicht im Anblick meiner Fratze zu schreien und doch spürte ich ihre Angst. Ich roch sie und ich hörte ihr heftig pulsierendes Herz.

Hier würde es wohl enden. Bestimmt wollte sie nicht mehr das Lager mit mir teilen, wenn sie daran dachte, welche Monster sie mir gebären würde. Doch sie überraschte mich schon wieder. Sie überwand ihre Angst und berührte mich. Naiv beschrieb sie meine Züge, als wäre ich kein Monster. Es tat so gut, auch wenn ich spürte, dass sie viel darüber nachdachte, was sie mir sagte. Ein wenig brachte sie mich zum Lachen, doch ich wagte nicht mein Maul aufzureißen.

Später küsste sie mich auch noch um mir ihre Liebe zu beweisen. Es war wundervoll, was sie alles überwand, Izayoi war eine sehr starke Frau. Die stärkste, die ich je kennen gelernt hatte. Sogar ein Dämon erkannte, wenn er unterlegen war und suchte meist das Weite, doch sie schien dieses mächtige Gefühl zu verdrängen, welches ihr auftrug, sofort zu fliehen.

Das Ende der Geschichte war vielleicht, dass es mir besser ging, aber sie wurde ohnmächtig. Wie konnte sie es auch nur übertreiben… Ich schmunzelte mit meiner menschlichen Maske. Sorgsam zog ich ihr ein weißes Gewand an und bekleidete mich. Vielleicht würde ihr ein Ausflug gefallen und guttun. Etwas, bei dem sie auch den Rest von mir akzeptieren konnte. Etwas wie… genau. Ausflug. Flug. Was konnte einen Menschen mehr ablenken, als ein Flug durch den Himmel?

Entspannt betrachtete ich sie, während ich alles bis auf meinen Panzer angelegt hatte. Sie würde bestimmt noch etwas schlafen. Ich würde abwarten, bis ich einen anderen Puls vernahm. Solange könnte ich meinen Sohn auf den nächsten Monat vorbereiten.

Überraschender Weise fand ich meinen Sohn in der Gesellschaft dieses menschlichen Kriegers wieder. Sie tollten im Garten herum, bewaffnet mit Holzschwertern. Oberkörperfrei duellierten sie sich und schienen fast ebenbürtig. Unmöglich. Natürlich hielt sich Sesshomaru in gewisser Weise zurück, aber die Hiebe, die dieser schwarzhaarige Schönlinge ausführte, waren präzise und stark. Setsuna no Takemaru, wer bist du? Selten sah ich einen Menschen so gut kämpfen.

Leise setzte ich mich auf die Holzveranda, um als stiller Zuschauer beizuwohnen. Beide schienen recht leichtfüßig zu sein. Ich war zumindest beeindruckt. Vielleicht wäre es gut, wenn dieser Mann meine Braut schützte, doch sein Hass gegenüber Dämonen könnte man kaum schmälern. Selbst während er gegen Sesshomaru kämpfte, spürte ich den tiefen Groll des Mannes. Izayoi hatte ihn gefunden in Richtung meines Schlosses. Alleine, in einer Samurai-Rüstung. Jedoch waren wir im Krieg gewesen, des Weiteren hatte ich mich noch nicht erkundigt über die Vorkommnisse in dieser Zeit. Es wäre wichtig, dies nachzuholen.

Als die zwei dann aufhörten, als die Sonne im Zenit stand, applaudierte ich ihnen: „Welch hervorragende Schwerführung.“

Mein Sohn stierte mich an und dann zu seinem Kampfpartner. „Gut für einen Menschen.“

Ich seufzte, während der schwarzhaarige die Schultern zuckte: „Ich habe um keine Zurückhaltung gebeten.“

Meine Laune sank, als ich beobachten musste, wie die beiden ihr Ego puschten und immer wieder den anderen beschämen wollten, doch im Endeffekt beließen sie es nur bei dem Getrieze des Anderen.

„Sesshomaru, könnten wir reden, mein Sohn?“, bat ich ihn und erhielt nur ein stummes Nicken, bevor er etwas salopp sein Holzschwert in den Rasen warf. Ungestüm kam er auf mich zu, setzte sich neben mich und schlug die Beine übereinander.

„Ja?“, fragte er, während Takemaru Sesshomaru Schwert einsammelte und von dannen ging, ein Tuch unterwegs schnappte und sich trocknete.

„Was weißt du über diesen Mann?“

„Nicht mehr als du, Vater. Er ist geschickt für seine Verhältnisse.“

Ich seufzte. Verhältnisse? Er sollte es gleich auf den Punkt bringen. Für seine Menschlichkeit. „Verstehe. Ich werde Informationen einholen.“

Sesshomaru legte seinen Kopf zur Seite. Hatte er geschwitzt? Ein wenig klebte sein Haar an der nackten Brust. Interessant, also war der Mann wirklich so stark. „Das ist nicht der Grund für unser Gespräch?“

„Nein. Ich habe eine Bitte. Während meiner Abwesenheit, bleibe zumindest einen Mondzyklus in diesem Schloss… und beobachte das Ganze.“

Sesshomarus Brust zuckte kurz, bevor er in den Himmel sah. „Das war von Anfang an dein Plan, jetzt hast du nur noch einen Grund gefunden dafür.“

„Wie kommst du darauf?“

„Intuition. Du bist durchschaubar in deinen alten Tagen geworden.“

Ich brummte etwas, aber nickte dann doch zustimmend. „Natürlich. Es ist dir nicht verborgen geblieben. Jedoch hätte ich mit mehr Gegenwehr gerechnet.“

„Nun, ich habe einen Rat erhalten. Ich muss etwas nachgehen. Des Weiteren braucht deine Braut jemanden, der ein Auge auf sie hat.“

„Danke.“

Sesshomaru schnaubte. „Ich nehme ein Bad.“

Seufzend sah ich ihm nach. Seine Rückenmuskulatur war angespannt. Was für einen Rat hatte man ihm gegeben? Heckte mein Sohn etwas aus? Wahrscheinlich würde ich ihn nie komplett verstehen können. Sein ungezügelter Durst nach Macht und Anerkennung. Ob ihn die Ablehnung erstrecht anspornte zu noch größeren Taten?

 

Einige Zeit später entführte ich dann meine Braut guten Gewissens. Ihr Geist war stark, das wusste ich. Jetzt wollte ich ihr auch mein letztes Geheimnis beichten. Wenn sie mich wirklich liebte, wenn sie wirklich meine wahre Gestalt liebte, dann …. Dann hatte ich nichts mehr zu befürchten. War es vielleicht das, was mich im Kampf hinderte, alles zu geben? Die Angst, sie könnte sehen, was für ein bösartiges Monster ich war.

In meiner wahren Gestalt sorgte ich für ihren sicheren Halt und begab mich in die Höhe, als ich bemerkte, dass sie am Erwachen war. Am Ende ging mein Plan sogar auf und es war noch besser. Wir hatten Spaß in dem Sinne. Noch nie hatte ich mich so frei gefühlt, wie in ihrer Nähe, auch wenn mein Bad teils freiwillig stattgefunden hatte. Es war gut für ihr Ego, dass sie glaubte, Macht über mich zu haben. Doch der wohl beste Spruch von ihr zeugte wieder von ihrer Naivität. Sie glaubte tatsächlich mich als Schoßhund halten zu können. Natürlich war es verführerisch, dass sie auch mein tierisches Selbst berührte und ich würde bestimmt darauf zurückkommen, allerdings kam ich nicht umher, sie ein weiteres Mal zu beglücken.

Meine Furcht vor ihrer Schwangerschaft war sogar verflogen, während ich sie im Stehen liebte und mit Küssen übersäte. Sie war freilich das Beste, was mir je passiert war, denn sie konnte meine seelischen Wunden heilen und gab mir Kraft. Izayoi, ich liebe dich über alles und daran wird sich auch kaum etwas ändern. Egal wie alt und verschrumpelt du bist, du wirst nie deine liebenswerte Art verlieren.

Einige Zeit später suchte ich uns einen Onsen, zur Entspannung unserer müden Knochen und Muskeln. Entspannt lehnte sie sich an einen warmen Felsen in der Mitte des etwas größeren Onsen, während ich ein wenig auf mich warten ließ. Genießerisch verfolgte ich jede ihrer kleinen Bewegungen. Ihr schwarzes langes Haar traf spielerisch auf das Wasser und verlor sich in Wellen in ihm. Mein Hals schnürte sich zu. Diese atemberaubende Frau mit dem großen Herzen gehörte mir, nur mir und ich würde sie nicht teilen. Manchmal wünschte ich, mein Sohn wäre bereit, meinen Platz einzunehmen, doch er benötigte noch Zeit. Zeit von der Izayoi verglichen mit uns, nicht so viel blieb. So blieb mir nur übrig, die Zeit die uns verblieb, zu genießen.

„Liebster?“, fragte sie besorgt, während ich zu ihr ins Wasser schritt. „Bedrückt dich etwas?“

Ich schüttelte mich leicht, nur um von ihr einen tadelnden Blick zu erhaschen.

„Lüge.“

„Meine Brauen?“, fragte ich nach und bekam ein ernstes Nicken.

„Sei bitte ehrlich mit mir. Habe ich mich zu kindisch benommen?“

Ich lachte und machte die Entfernung zwischen uns Wett, bevor ich sie zärtlich auf die Lippen küsste. „Nein. Keineswegs. Es ist sehr erfrischend. Darum liebe ich dich, meine Mononoke.“

„Du jetzt auch?“, schmollte sie. „Nenn mich lieber, Geliebte.“

„Liebste Frau.“, brummte ich zärtlich, hob ihr Kinn und küsste ihren Hals liebevoll. „Besser?“

„Ja, aber ich vergesse nicht, dass du mir etwas sagen wolltest.“

„Ich bin nur glücklich, über dein Vertrauen über mich. Ich wünschte nur mehr Zeit mit dir verbringen zu können, doch ich trage noch zu große Verantwortung.“

Ihre Schultern sanken, bevor sie die Arme um mich schlang und ihren Körper fest an meinen presste. „Liebster. Es ist gut, wie es ist, denn du bist hier in meinem Herzen, auch wenn du nicht da bist. Jeder Augenschlag, den du bei mir bist, ist etwas sehr Wertvolles für mich. Ich bewahre alles in meinem Herz auf. Du hast große Verantwortung und willst mich schützen, dass akzeptiere ich. Ich werde es niemals bereuen, mein Lager mit dir zu teilen.“

Brummend streichelte ich ihren Kopf. „Eigentlich müsste ich diese Worte an dich richten. Du sprichst mir aus dem Herzen, Liebste.“

Sie lächelte: „Und einsam werde ich nicht mehr sein, wenn ich unsere Kinder im Arm halte und sie in den Schlaf wiege. Sie werden von unserer Liebe zeugen und werden mich bestimmt auf Trab halten, wenn sie unseren Charakter haben.“

„Das stimmt. Du wirst mich noch vergessen, wenn es dann so weit ist.“

„Bestimmt nicht. Ich werde Fluchen und Schimpfen, weil du nicht da bist.“

Ich keuchte und sah unschuldig zur Seite. „Ohje, das gibt ärger. Aber besser, als dass sie den Charakter meines Sohnes haben…“

Sie kicherte leicht. „Aber ihr ähnelt euch doch so sehr, wieso sagst du so etwas?“

„Wie meinst du das? Wir sind uns nicht ähnlich. Er ist kalt egoistisch und tollkühn…“

„Aber er kämpft mit denselben Zweifeln wie du. Erst als er mir gegenüberstand gestern Abend, begriff ich, wie sehr du leiden musst. Vehement versuchte er mir klarzumachen, dass er ein grausiges Monster war. Ich sah den Schmerz in seinen Augen und die Sehnsucht nach Nähe, die ihm verwehrt bleibt.“

„Er hat nicht etwas schändliches versucht oder?“

„Was? Nein. Ich habe ihn aber berührt und ihm gesagt, dass es mir egal ist, wie er draußen ist und das gilt auch für dich. Mir ist egal, wer du da bist, für mich zählt nur das hier und jetzt. Ihr beide habt mir kein Leid zugefügt. Ich vertraue euch.“

Überrascht blinzelte ich. Meinem Sohn erging es wie mir? „Was wäre, wenn ich viele getötet hätte?“

Sie seufzte. „Es gab bestimmt seine Gründe dafür. Sieh mein Schloss wie einen sicheren Hafen, indem du der Mann sein kannst, der du da drinnen bist.“, erklärte sie mir und presste ihre zarten Finger auf meine warme Haut. „Findet in meinem Hort eure Ruhe. Es sind kriegerische Zeiten und nicht jeder hat das Glück, so wohl behütet aufzuwachsen wie ich. Ich bin in deinen Augen naiv. Wäre ich hingegen es nicht, hätte ich nie in deinen Armen Zuflucht gesucht. Du bist mein Mann oder mein Hund. Bewahre dir einfach dein sanftes Sein, wenn du hier bei mir bist. Ich verzeihe dir alles, denn das sollte eine Frau tun. Ich schaue nicht auf dein Äußeres, sondern sehe nur den gutmütigen Mann, mit der Unfähigkeit mir gegenüber zu lügen. Der Mann der fürchtet, ich könnte Angst vor ihm haben und beweist, wie unsicher er doch in Wirklichkeit ist…“

Mein Kopf sank auf ihre Schulter. Immer fester schlang ich meine Arme um ihren zerbrechlichen Körper. „Ich liebe dich Izayoi. Danke. Es ist wahr, Dämonen sind nicht unbedingt perfekt und ich sehnte mich schon seit langer Zeit nach einer gütigen Hand, die die Sorgen aus meinen Gedanken wegwischt. Der Krieg zehrt immer wieder an mir. Die vielen Leben, die ich nehme und das Blut an meinen Fingern, doch du wischt es davon und nimmst die Albträume, die mich von Mal zu Mal plagen. Bei dir kann ich Ruhen und vergessen. Sogar meinen Sohn konntest du mit deiner sanften Natur zähmen. Ja, vielleicht ist es das, was ihn plagt. Die Sehnsucht nach Anerkennung, die ich ihm zu selten zu Teil werden lasse. Es muss für ihn genauso schwer sein, nicht an meine Macht ranzureichen…“

„Ich bin einfach nur glücklich, euch in diesem Sturm begegnet zu sein. Es war unser Schicksal.“

Ich nickte und küsste ihren Hals immer wieder.

„Ich verspreche immer an deiner Seite zu sein und in deinem Herzen. Es soll dir an nichts fehlen und unsere Kinder sollen behütet aufwachsen, fern von der Grausamkeit der Welt hinter diesem Hain. Zumindest vorerst.“

„Dann sollten wir uns ranhalten, Liebster.“, gluckste sie und befreite sich. „Ich will viele Kinder haben, hoffentlich erfüllst du mir den Wunsch schnell.“

Ich grunzte etwas. „Ich werde mir Mühe geben.“

Unglaublich, was ihre Worte in mir berührten. Ich würde sie beschützen. Tessaiga hatte ich geschmiedet, um sie zu schützen vor einer halben Ewigkeit. Izayoi, lebe lang und schenk mir viele Kinder. Ja. Ich musste nur die Augen schließen, um sie alle zu sehen. Die vielen Kinder. Ob sie Ohren hatten? Schwänze oder andere Dinge? Es war mir egal. Ich sah sie mit dir im Garten tollen, wie sie umhersprangen und du hinter her hetztest. Auch mich sah ich dort, wie sie mich jedes Mal überfielen, wenn ich zu Besuch kam und sogar mein Sohn hätte wahrscheinlich seinen Platz bei uns. Vielleicht würde er dann aufblühen, wenn die kleinen Bälger ihn über seine Heldengeschichten ausfragen und anpreisen würden.

Bestimmt. Sesshomaru strahlte etwas aus. Nicht nur den kalten Mann, sondern auch einen starken Mann, der unbezwingbar war. Wenn sie wie Izayoi wären, würden sie ihn in seiner Mitte aufnehmen.

Lächelnd küsste ich sie.

„Liebster?“

Ich zwinkerte ihr zu, während ich sie leicht gegen den Felsen drängte: „Nur einen Gedanken an Sesshomaru, wie er versucht deine Kinder im Auge zu behalten, während sie ihm auf der Nase rumtanzen.“

Sie lachte heiser und wurde rot. „Da muss ich an damals denken, als du mir deinen Sohn vor die Nase gesetzt hast und ich mich mit ihm nur gezofft habe. Ich war so dreist und vergaß darüber, dass er mich töten könnte, was ihn wohl komplett aus der Fassung brachte. Anscheinend hat ihm selten einer die Stirn geboten.“

„Doch schon, aber die sind alle tot. Das du lebst, liegt einzig daran, dass er Angst hatte, dass ich ihn zu seiner Mutter bringe.“

Schockiert sah sie mich an und riss die Augen auf: „Also hätte er mich umbringen könnten?“

„Bist du mir böse? Ich vertraute ihm und dir, dass es nicht so käme.“

Sie seufzte. „Dafür schuldest du mir 1000 Küsse. Mindestens und ich will noch einmal fliegen!“

„Wie die Herrin verlangt.“, schnurrte ich heiser und begann ihren Körper mit Küssen zu bedecken. Sie hatte nicht gesagt wo, so machte ich einen Spaß daraus und zählte jedes Mal mit, wenn ich eine neue Stelle geküsst hatte. Neckisch hob ich sie auf den Stein, küsste ihre Füße und Beine und noch einige andere Stellen, bis sie leise anfing zu wimmern und mich anflehte aufzuhören, doch ich zählte weiter und weiter. Ihre Muskeln zitterten immer mehr, je mehr ich sie mit meinen Küssen quälte.

Diese Aktion würde sie bestimmt nicht vergessen. Versprochen, ich bin bald wieder bei dir und werde dir dann noch mehr Küsse schenken.

 

 

Gesegnete Umstände (Sesshomaru)

Fast die komplette Nacht hatte ich mit Yukiyona verbracht. Teils hatten wir geredet, teils geschwiegen. Zumindest lenkte es mich von meinem Vater ab. Jedoch fand ich mich am Morgen in einer anderen Lage wieder. Ich stand vor diesem Takemaru, welcher mich frevelhaft begutachtete. Ich hob nur eine Braue, bevor ich an ihm vorbeischritt und ihn links liegen ließ. Doch dieser Mann folgte mir wie ein Schatten.

Ich versuchte ihn zu ignorieren, jedoch hörte er nicht auf, mir nachzulaufen, bis ich im Garten stehen blieb. Das Klackern eines Bambusrohrs an einem künstlich angelegten Bach war das einzige Geräusch und doch war dort diese Spannung.

„Was willst du.“

„Ich bin neugierig. Ein Dämon in Gestalt eines Menschen ist bekanntlich sehr mächtig, doch wie stark ist er, wenn er nur seine Technik verwendet im Schwertkampf. Nehmen wir an, du könntest deine Macht nicht verwenden, wären wir uns dann ebenbürtig?“

Ich blickte zu ihm und überlegte. Es war noch nie geschehen. „Wieso sollte ich meine Macht verlieren?“

„Rein Hypothetisch. Vielleicht ein Bann?“

Mein Mundwinkel zuckte. „Wir könnten es ausprobieren. Ich nutze nicht meine Macht, nur meine Schwertkunst.“

Danach war der Kampf mit Holzschwertern zwischen uns entbrannt. Ich musste feststellen, dass es gar nicht so schwach war. Vehement versuchte er gegen mich zu gewinnen, als ob er eine Untersuchung anstellte, ob er uns auf diese Art beseitigen könnte.

Nach einer halben Ewigkeit, als die Sonne im Zenit stand, ließen wir unsere Waffen sinken. Es erstaunte mich, wie lange er durchhielt. Sogar ich musste feststellen, dass ich ins Schwitzen gekommen war. Immer wieder war ich seinen Hieben ausgewichen. Falls er etwas plante, wusste er zumindest, dass er nicht stark genug war um mich zu töten, erst recht nicht meinen Vater, welcher uns applaudierte.

Nicht nur ich vermutete eine Hinterlist, sondern auch mein Vater, der mich bat ein Auge auf ihn zu haben. Trotzdem… hätte ich mir gewünscht, dass mein Vater von vornherein ehrlich zu mir war, anstatt dass ich ihn darauf ansprechen musste. Mein Vater hatte geplant, mich hier zu lassen, in der Hoffnung, Izayoi könnte noch einmal mich auf die rechte Bahn schupsen. Es war demütigend, dass er seine Verantwortung auf andere abwälzte. Vater, was war dein großer Plan bitte? Und was tat ich wegen diesen Gefühlen zu Izayoi?

 

Später beobachtete ich noch, wie mein Vater seine Gemahlin entführte auf einen Freiflug. Hatte sie ihn angesprochen auf sein wahres Sein? Ein wenig befriedigte mich Takemarus erstarrtes Gesicht, das voller Groll beobachtete, wie ein riesiger weißer Hund im Himmel verschwand.

Danach war Takemarus Laune dahin und er verzog sich in die Bibliothek. Verständlich, da sie die ganze Nacht fort waren. Auch mich störte es ein wenig, aber irgendwie akzeptierte ich es schon eher, warum sollte ich mich auch aufregen darüber, wenn es doch nichts brachte.

Der Tag danach schien dann ganz anders zu sein. Izayoi lächelte mehr als sonst, und auch mein Vater schien sehr glücklich zu sein. So viel Glückseligkeit war schon fast gruselig. Es schien als wäre mein Vater erleuchtet worden und ein Heiliger.

„Sohn.“, murmelte mein Vater hinter mir, während ich einige Dokumente in Händen hielt über die Menschenpolitik. „Ich will, dass du weißt, dass ich sehr stolz auf dich bin.“

Etwas irritiert presste ich meine Hände um die Dokumente, bevor ich meinen Kopf zu ihm neigte. „Warum?“

Mein Vater seufzte. „Nimm es an. Ich bin stolz auf dich, weil du ein guter Kämpfer geworden wirst. Eines Tages wirst du unser Land regieren. Ich freue mich auf den Tag, wenn du mich endlich besiegen wirst, aber verlass dich darauf, dass ich es dir nicht leicht machen werde.“

„Vater…“, murmelte ich, doch er lächelte mich nur zuversichtlich an. Ich schluckte. „Ich werde dich nicht enttäuschen, Vater.“

Er drückte meine Schulter, was eigenartig war. Noch nie hatte er näheren Körperkontakt zu mir gesucht. Lag es an Izayoi? Was hatte sie ihm verraten und was wusste sie über mich?

„Pass gut auf Izayoi auf. Ich weiß, sie wird nie wie eine Mutter für dich sein, aber eine gute Freundin. Ich danke dir von Herzen, dass du sie damals gefangen hast.“

Geschwind sah ich weg und wurde leicht rot. Das war doch zu viel. „Du weißt, wieso ich es getan habe Vater…“

„Ja, das weiß ich, aber dennoch. Danke. Wenn ich wiederkomme, um dich zu holen, werden wir weiter trainieren, ich verrate dir die geheimen Techniken meiner Waffen, wenn du dich gut machst.“

Überrascht nickte ich. Es klang wie ein Traum. Vertraute mir mein Vater doch? Er schien gar nicht mehr so wütend, trotzdem wollte ich nicht fragen, dafür war mein Stolz im Weg. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich falsch lag.

Leicht neidisch beobachtete ich, als die Sonne langsam unterging, wie Izayoi und mein Vater mit einander rumturtelten. Sehnsüchtig umarmten sie sich, pressten sich einander und bedeckten den jeweils anderen mit vielen Küssen. Wie sich das wohl anfühlte? Ich murrte etwas, als sich das Schauspiel noch eine halbe Ewigkeit verlängerte. Sollte er doch noch einen Tag dableiben, wenn er sich nicht trennen konnte, anstatt dieses Theater zu veranstalten.

Nach Ewigkeiten, trennten sie sich dann endlich und mein Vater zog von dannen, während Izayoi ihm nur traurig nachsah und die Hand zum Abschied hob. Wir würden schon sehen, ob das ganze gut ging.

 

Seitdem war eine Woche ins Land gezogen. Izayoi war mir schon fast zu aufdringlich die halbe Zeit über. Immer wieder suchte sie das Gespräch mit mir über banale Themen. Darunter waren Unterhaltungen über das Wetter oder die Farben der Wiesen und Blumen. Sie suchte wirklich immer wieder was neues oder verfeinerte ihre Frage mit neuen Beschreibungen.

„Sesshomaru, wie findest du meinen Kimono?“

„Sehr schön.“

„Sesshomaru? Ist das nicht ein schönes Himmelblau?“

„Sehr schön.“

„Sesshomaru? Schau mal die weißen Blumen, sind die nicht schön?“

„Sehr schön.“

Und so weiter. Ich glaubte daran, dass ich nie wieder andere Worte verwenden würde. Genervt versteckte ich mich im Wald vor ihr. Hoffentlich hatte ich hier etwas Ruhe. Dieser Takemaru war außerhalb des Schlosses unterwegs. Er wollte Besorgungen machen. Das kam natürlich auch hinzu, dass Izayoi merkwürdige Wünsche äußerte und er sie ihr brav erfüllte.

Seufzend versteckte ich mich hinter einem Baum, als ich die leisen Bewegungen von Izayoi bemerkte. Suchte sie mich etwa? Bitte nicht. Nicht noch mehr. Jetzt war ich glücklich, dass ich nicht sie geheiratet hatte. Das erträgt kein Mann. Niemand! Als Kind war sie mir eindeutig lieber gewesen!

„Sesshomaru?“

Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Mein weißes Gewand mit den lila Lilien fühlte sich nass und klebrig am Rücken an. War das Angstschweiß? Bitte nicht noch ein so triviales Gespräch… Frauen waren schlimmer als jeder Krieg, den ich je gesehen hatte. Sie würde mich noch zu Tode quälen.

„Sesshomaru?“, suchte sie weiter. Ich sah mich nach einem Versteck um, aber hier gab es nur Bambus und der könnte nie meinen ganzen Körper verdecken. Mist. Sollte ich weglaufen? Vor einer Frau?

„Da bist du ja!“, quietschte sie fröhlich und packte mein Oberteil an der Seite. Erschrocken starrte ich sie an. Wo kam die denn her? Ich wollte mich schon rauswinden, als ich ein sehr ekliges Geräusch vernahm.

„Urghh.“, machte es, bevor ich neben meinen Schuhen eine Lache entdeckte. Sie krallte sich in mein Oberteil und würgte wieder. Überrascht über ihr Verhalten zog ich schnell ihr langes Haar aus dem Verkehr, damit sich es nicht einsaute. Dieses Ausspeien ging noch ein paar Minuten, bis es endlich aufhörte. Mein Magen zog sich dabei auch zusammen. Dieser Gestank war grässlich. Da war wirklich ein Krieg mit Blut besser und dem Gestank von heißen Gedärmen. Was Hatte sie gegessen?

„Izayoi?“, fragte ich leicht besorgt nach und zupfte ein Tuch aus meinem Oberteil. „hier, wisch dir den Mund ab.“, befahl ich ihr leicht angeekelt und drückte es der fast in Tränen ausbrechenden Izayoi in die Hand. Geschwind tupfte sie ihr Gesicht mit meinem weißen Tuch ab. Später würde ich es ihr schenken, denn diesen Geruch bekam ich nie wieder raus. „Bist du krank?“

Überrascht sah sie vom Tuch aus auf und tupfte noch den Rest ab, bevor sie mich schuldbewusst ansah. „Ich habe etwas Falsches gegessen.“

„Was hast du gegessen?“, fragte ich und sah in den Himmel. Die Sonne stand noch nicht lange am Himmel, also musste es etwas Kleines gewesen sein. Morgens aß sie eher selten. Zumindest glaubte ich das. Nein ich wusste es, da ich sie beobachtete, wenn mir langweilig war.

„Ahmm, warte…“, begann sie und hob ihre Finger an, die sie aufgeregt hoch und runter machte. Zählte sie gerade? „… Rotebohnenpaste…“

„Vielleicht war sie schlecht?“, meinte ich schnell, bevor ich bemerkte, dass ihre Aufzählung gerade noch nicht beendet war.

„… und eingelegte Gurken…“

Ich schluckte. Ihre Stimme war eindeutig hochgegangen. Schon diese Kombination klang schrecklich. Rote Bohnenpaste war doch eine Süßigkeit?

„…Fisch gab es auch…“

Meine Mundwinkel zuckten. Der Fisch passte zumindest zu den Gurken…

„dann noch Reiskuchen…“

„Izayoi es geht nur um heute Morgen.“, meinte ich schnell, worauf sie liebreizend lächelte.

„Ich zähle auch nur heute Morgen auf… warte, wo war ich? Rotebohnenpaste, eingelegte Gurken, Fisch, Reiskuchen… ahmm… Algensalat, Kimchi, Natto und dann hatte ich noch Tee dazu!“

Ich sah sie wirklich entgeistert an. Es tut mir leid, aber kein Dämon kann sein Gesicht wahren, wenn man sich das erbrochene mit dem Wissen ansah und jetzt einzelne Elemente von den verschiedenen Nahrungen sehen konnte. Es war schaurig. Keiner könnte mir verdenken, dass diese Frau gerade sehr abstoßend war. Jetzt müsste mein Vater da sein, er würde sie bestimmt nicht mehr küssen wollen, wie sie aus dem Mund stank.

„Du isst doch sonst nicht so … viel …“

„Hm, ich hatte Hunger drauf…“, meinte sie kleinlaut und sah zu dem Erbrochenen, was anscheinend einen neuen Würgreiz auslöste. Entgeistert sprang ich zur Seite, während noch ein Schwall aus ihrem Mund kam. Zum Glück hatte ich das Haar noch nicht losgelassen. Dafür war mir jetzt aber speiübel. Bestimmt war ich kreidebleich. Es war abartig.

„Ewww…“, machte ich. Diese Geräusche und dieser Gestank und… oh man…

 

 

Dummer Weise, war es nicht der einzige Vorfall. Gleich am nächsten Tag, als ich hoffte, dass es wirklich nur ein verdorbener Magen gewesen war, fand ich sie an dem kleinen Teich, in den der Bach im Garten mündete. Es waren einige Reiher da, was mich vermuten ließ, dass sie sie fütterte, aber der Geruch… Vorsichtig ging ich zu ihr. Sie war dicht über das Wasser gebeugt und… reiherte. Mir fiel kein treffenderes Wort ein, als dieses. Es war eklig. „Eww…“, machte ich wieder und sah zu, wie es im Wasser landete. Diese bräunlich rote und schwarze Masse bewegte sich wabernd hinab, doch bevor es ankam, schnappten sich teils die Reiher etwas davon. Es war abscheulich. Es war die Strafe der Götter. Wie schlecht war bloß mein Karma? Warte… sehr schlecht. War das vielleicht gut? Das hieß ich war ein prächtiger Dämon, wenn ich so schlechtes Karma hatte, aber… „Eww…“, machte ich und hob den Ärmel meines weißen Kampfanzugs vor die Nase, bevor ich zu ihr ging und ihr Haar teils aus dem Wasser fischte. Meine Mundwinkel sanken. Mein armer Magen. Bestimmt würde ich hier abnehmen…

Ungeschickt wusch sie dann mit dem ekligen Wasser ihr Gesicht und sah mich wieder unschuldig an. „Ich hab es schon wieder getan… hihi.“

Meine Augen fielen leicht zu und ich zog eine Grimasse. „Dann iss nicht so viel Kram…“

„Tut mir leid…“, maulte sie, während ich sie nur ungläubig ansah. Später sorgte ich mit einem Band vor, mit dem ich ihr langes Haar zusammenband, falls sie noch mehr aus ihrem Magen wieder hervorholen wollte.

„Du solltest zum Arzt…“

„Das ist nur Frustessen, das hört auf. Bestimmt!“, bettelte sie, bis ich nachgab und schwor, es nicht dem Arzt zu sagen. Jedoch musste ich aufpassen, dass sie nicht umkippte.

 

Der nächste Tag bescherte mir dann eine neue übelriechende Überraschung. In der Bibliothek stieg mir ein merkwürdiger Duft in die Nase. Neugierig und doch auch angeekelt suchte ich danach, bis ich eins ihrer Lieblingsmanuskripte fand nur um… „Eww….“, zu erkennen, dass beim hochheben etwas ekliges zwischen den Seiten hervorquoll. Das würde keiner mehr lesen. Nicht, dass ich diesen Schund je angerührt hätte, aber…. „Ewww…“, machte ich und entsorgte das Etwas an den Fingerspitzen nach draußen und warf es kurzerhand über die Mauer. Vielleicht bekamen die Tiere ja Hunger, so nahrhaft, wie ihre Speisen am Morgen waren.

Angewidert suchte ich dann aber doch die Amme auf, welche ich inflagranti in Izayois Gemächern entdeckte, wie sie den Raum absuchte. Wollte sie etwas stehlen?

„Was machst du da?“

„Ahh!“, machte die alte Amme und drehte sich erschrocken zu mir, bevor sie ihre Hand aufs Herz tat und beruhigt ausatmete. Da war sie aber auch eine der wenigen hier, die meisten hatten schon Angst vor mir. „Erschreckt mich nicht so, junger Herr!“

Ich legte den Kopf schief. „Was tust du da?“

„Ah… ich habe etwas gerochen und suche nach dem Ursprung. Wahrscheinlich hat die Prinzessin hier etwas gegessen und es liegen lassen, bis es schimmelte.“

Mit einer dunklen Vorahnung sog ich die Luft ein, aber sie stockte in meinen Hals. „Ewwww….“, machte ich und wanderte kurz rum, bis ich vor einer Tatami-Matte in grün stehen blieb und mit dem Fuß auf sie deutete. „Darunter…“

Die Amme nickte, ging hin und drehte es. Ich war schon eine gefühlte Meile entfernt mit der weisen Voraussicht, dass es eklig sein würde. Der Amme kam es beinahe hoch, während sie schockiert auf diesen Schandfleck starrte. „Was ist denn das?“

„Sie übergibt sich in letzter Zeit ziemlich häufig…“

Die Amme sprang auf. „Wann tut sie das?“

„Morgens… Sie isst ganz viele komische Sachen auf einmal…“

Die Amme strahlte mich an. „Wirklich?“

„Ja?“, fragte ich unsicher. War das ein bedeutender Anlass, wenn jemand mehrere Tage hintereinander reiherte? Hatten Menschen solche Traditionen? Ich musste mehr lernen über sie… wirklich.

Sie kicherte. „Ihr wisst nicht was ich meine oder, mein Herr?“

„Nein… Was ist so freudig an dieser übelriechenden Masse?“

Lachend kam sie zu mir und klopfte mir frohlockt auf die Schulter, während ich sie verdattert anstarrte. „Ihr bekommt ein Geschwisterchen.“

Meine Gesichtszüge entgleisten. „Wie meinen?“, fragte ich und löste mich etwas von ihr, doch sie lächelte nur.

„Nun, wenn eine Frau schwanger ist, hat sie merkwürdige Essensgelüste und oft übergibt sie sich auch am Anfang. Aber das legt sich, keine Sorge. Sie ist in freudiger Erwartung.“

Mein Herz setzte kurz aus, wie auch meine Atmung. Schwanger… schwanger… was war das noch… oh… freudige Erwartung… verstehe…. Meine Mundwinkel zuckten. „Steht das fest?“

„Nun, die ersten Monate sind ausschlagend. Sie muss sich eindeutig besser ernähren, wenn ich dieses erbrochene sehe. Auch sollte sie sich mehr schonen und nicht mehr alleine durch die Gegend laufen, aber sonst, wirst du in etwa 9 Monden ein großer Bruder werden. Ist das nicht schön?“, fragte sie freudig, während ich mir nicht sicher war. Mein Vater hätte dann seine neue Familie, mit einem Kind, dass aus Liebe gezeugt war und kein Anhängsel wie mich. Ich würde kein Platz mehr haben.

„Sollten wir es ihr sagen?“, fragte ich vorsichtig nach. Sie nickte mir zu und sah dann die Matte wieder an.

„Ich werde diese erst einmal austauschen. Möchtet ihr, junger Lord, nicht erzählen, dass sie in freudiger Erwartung ist? Vielleicht ist das besser für sie. Aber seid nicht ausfallend zu ihr, nur weil sie nicht euch gewählt hat.“

„Ich…“, blökte ich halb, bevor ich die Lippen aufeinanderpresste. „Es ist gut so. Mein Vater passt zu ihr. Des Weiteren, jetzt wo ich diese Regungen sehe, verlangt es mich auch nicht mehr danach.“

„Schwangere Frauen können wahrlich abschreckend sein.“, stimmte die Amme mir zu. „Als Amme habe ich schon viele Schwangerschaften gesehen. Ihr werdet demnächst noch ihre Stimmungsschwankungen miterleben. Glaubt mir, sie wird Euch das Fürchten lehren, zumindest war ihre Mutter sehr extrem.“

„Hmm…“, machte ich nur, bevor ich die Augen verdrehte. „Dann rede ich mit ihr.“

Die Amme verneigte sich noch, bevor ich mich dann auf den Weg machte und sie im Garten hinter einem Baum entdeckte, wo sie schon wieder etwas zu Essen in der Hand hatte.

„Izayoi…“

Verdutzt sah sie hoch und lächelte wieder. „Nur dieses eine Mal noch, ja?“

Ich seufzte und kniete mich vor sie, bevor ich ihr das Reisbällchen aus der Hand riss. „Wir müssen reden.“, sagte ich ernst. Ihre Augen wurden groß und erfüllt mit Angst. „Es ist nichts Schlimmes.“

„Warum nimmst du mir dann mein Essen weg?“

„Damit du zuhörst. Izayoi… also… naja…“, fing ich an und überlegte. Was wäre, wenn ich es ihr nicht sagte? Nein… was dachte ich da. „Du bist in gesegneten Umständen…“

„Schwanger?“, fragte sie außer Atem. „Wirklich?“

„Deine Amme meinte das deine Symptome dafürsprechen.“, flüsterte ich, während sie auf einmal zu Heulen anfing. „NICHT WEINEN!“

Sie schluchzte leise und rieb sich die Augen, während ich nicht wusste, was ich tun sollte, bis sie leise wimmerte: „Ich weine, weil ich so glücklich bin.“

„Soll ich ihm Bescheid geben lassen?“, fragte ich nach, doch sie schüttelte den Kopf, ergriff meine Hand. Sie strich sanft darüber, bevor sie mich umarmte und ansprang. Heulend presste sie das Gesicht an meine Schulter, während ihre Arme mich umfingen. Sie haute mich regelrecht von den Füßen, sodass ich auf meinen Hintern landete. Immer fester presste sie sich an mich und heulte. Unsicher und unvorbereitet über die Situation rotierten meine Gedanken, bis ich zu nur einem guten Schluss kam. Geschwind legte ich eine Hand auf ihren Rücken und streichelte diesen sanft. „Izayoi, alles in Ordnung?“

Sie nickte und kuschelte sich noch enger an mich. „Halt mich bitte noch etwas. Es ist so neu für mich… Die Vorstellung, in mir würde ein kleines Kind heranwachsen… Ich habe letztens noch daran gedacht, wie schön es wäre, wenn wir alle eine große glückliche Familie wären. Dein Vater, du und duzende kleine Kinder, die uns das Leben schwer machen.“

„Ich?“, fragte ich leise nach und hielt inne mit dem Streicheln. „Wieso ich?“

„Das Kind in meinem Bauch braucht doch einen großen Bruder, der auf es aufpasst und ihm beibringt, der stärkste zu werden!“, meinte sie freudig und knuddelte mich. „Er wird bestimmt zu dir Aufsehen.“

Ich schluckte. Das wollte sie? „Aber ich…“

„Jetzt halt einfach mal den Mund. Ich will es und ich will keine Widerworte hören!“, schimpfte sie auf einmal und zwickte mich in die Seite. Was sollte das denn werden? Meinte das die Amme mit Stimmungsschwankungen? Ich versuchte sie wegzudrücken, aber wie doll konnte ich sie anfassen? Langsam tat es etwas weh…

„Izayoi…“, flüsterte ich leicht gereizt, während sie mich noch einmal in die Seite kniff. Ich sollte dringend meine Rüstung im Schloss tragen. „Hör auf.“

Sie brummte, ließ dann aber los und starrte mir verheult ins Gesicht. „Versprich mir, ein guter großer Bruder zu sein!“

Ich zwinkerte und sah zu ihren Händen. Sollte ich es eingehen? Lieber nicht. „Ja, ich verspreche es dir. Aber wenn du mich noch einmal zwickst, ist das Hinfällig.“

Ein heftiges Nicken bedeutete mir ihr Einverständnis, jedoch hatte ich nicht geahnt, wie schrecklich dieser Monat noch werden könnte, denn danach ging es erst los. Die Übelkeit legte sich, aber ihre Regungen? Panische Ängste vor Gewitter bereiteten mir schlaflose Nächte, in denen sie sich an mich klammerte, nachdem sie in mein Zimmer eingedrungen war.

Dann weinte sie oft oder lachte viel. Takemaru, der zwischenzeitlich mit Geschenken wiedergekehrt war, fiel aus allen Wolken. Er war auch etwas überfordert, schien aber mir zu viel Zeit mit ihr zu verbringen. Immer wieder versuchte er sich zwischen uns zu drängen, aber Izayoi ignorierte ihn meist und wollte bei mir sein, was mich zur Weißglut brachte. Dieser Mann war echt zu nichts zu gebrauchen! Warum nur immer ich?

Immer wieder starrte Takemaru böse zu mir, während ich nichts dagegen hätte, wenn er sie durch die Gegend trug. Izayoi schlief nämlich oft in meiner Nähe ein, was mich vom Training abhielt, aber ich konnte ja zumindest lesen, was ein kleiner Trost war.

Ob sie mich nahm, weil ich Vater ähnelte? „Warum machst du das?“, fragte ich die schlafende Prinzessin, welche sich auf meinen Schoß gebettet hatte.

„Mgmmm…“, brummte sie, bevor sie im Schlaf redete. „Ich hab‘ dich lieb, so warm und sicher…“ gluckste sie weiter, bevor sie die Augen aufschlug und schlaftrunken diese rieb. „Wir bleiben immer alle zusammen bis ich vergehe oder?“

„Izayoi…“ dachte sie an ihre Sterblichkeit? „Natürlich.“ Sagte ich leichtfertig, aber ich spürte, dass es gar nicht so einfach war. Was wäre, wenn sie verging? Es wäre nicht wie der Tod anderer Kameraden… Nein… es wäre Anders… Izayoi, leb bitte noch lang, wie auch Vater, denn ich weiß nicht, ob es mich mehr rühren könnte, als ich mir vorstellen konnte…

 

Schwankungen (Izayoi)

 

Von Tag zu Tag schien ich mehr durchzudrehen. Mein unersättlicher Hunger und dann die Tatsache, es nicht im Bauch halten zu können, schien nicht nur mich, sondern auch Sesshomaru in den Wahnsinn zu treiben. Es war mir so peinlich, wie mich die Übelkeit immer wieder in unpassenden Momenten überraschte. Am Ende hatte ich mich sogar in mein Lieblingsbuch übergeben, welches aber auf ominöse Weise verschwand. Bestimmt hatte Sesshomaru es gefunden, so wie er mich jedes Mal überrascht hatte.

Wie er mich dabei jedes Mal ansah… Er verabscheute mich. Solch ein ekel. Ob ich sehr für seine gute Nase stank? Spätestens nachdem ich dann auf eine der Tatami Matten mich verewigt hatte, wusch ich mich gründlich und versuchte alles aus meinem Mund zu spülen, bevor ich mich in den Garten setzte und ein Reisbällchen verzehren wollte. Ja, ich wollte schon wieder etwas essen.

Als ich es mir dann in den Mund schieben wollte, überrumpelte mich Sesshomaru, der mir etwas unbeschreiblich Schönes erzählte. Ich sollte schwanger sein. SCHWANGER! Ich brach vor Glück in Tränen aus und presste ihn an mich. Es tat so gut. Einerseits war ich glücklich, aber auch Angst strömte durch meinen Körper. Inu no Taisho war nicht da und ich wollte es auch nicht. Ich wollte nicht ständig nach ihm Rufen. Er sollte es erst erfahren, wenn man etwas sah oder ich mir zumindest darüber im Klaren war, ob es wirklich eine Schwangerschaft war.

 

Die nächsten Tage verliefen auch nicht nach meinen Wünschen, denn als die Übelkeit aufhörte, plagten mich sehr oft Albträume. Träume in denen ich ohne meinen Liebsten war, Träume in denen ich einsam und alleine war. Auch bestärkte mich das Gefühl, als würde ich verfolgt werden. Takemaru suchte meine Nähe sehr oft, viel zu oft, was mir gar nicht behagte. Er bat mich sogar darüber nachzudenken, Kräuter gegen die Schwangerschaft zu nehmen, da das was aus meinem Leibe kriechen würde, nur Unheil brächte. Seine Stimme ließ mich in Panik geraten, sodass ich mich eines Nachts bei einem Gewitter in Sesshomarus Gemächer verirrte. Eigentlich hatte ich in den Garten gewollt, aber am Ende war ich in seinem Zimmer gelandet. Doch anstatt, dass er schlief, saß er da mit einem Buch in der Hand. Sein Blick war fest auf das Buch gerichtet, während ich mich ihm näherte.

„Sesshomaru…“, fragte ich zittrig. Ich war schweißnass und stank bestialisch, oder? Sesshomaru rührte sich nicht, bis ich vor ihm stand und fast weinte. Das Gewitter machte meine Angst schlimmer. Die Angst alleine zu sein, auch wenn ich ihm rausgeleiert hatte, dass er mir beistehen würde und ein guter großer Bruder sein würde… Ich war mir einfach nicht sicher.

Ja, es war vielleicht ein Monster in meinem Bauch und es wäre nicht leicht, aber ich…

Heulend brach ich am Ende vor ihm zusammen, was ihn veranlasste, sein Buch zur Seite zu legen. „Izayoi…“, brummte er. Kaum hatte er es hingelegt, hechtete ich in einem kleinen Sprung nach vorne und fiel ihm wie zu oft in die Arme. Ja, er hatte Gefühle für mich und ja es war falsch sie auszunutzen, aber ich wollte einfach nicht alleine sein.

Ein Blitz zuckte und der Donner grollte über uns.“Ihhkkk.“, schrie ich und versteckte mich halb in seinem Gewand, was ihn aus dem Gleichgewicht brachte oder legte er sich freiwillig hin? Es war mir egal, bitte sei nur bei mir, wünschte ich mir und kuschelte mich an seine warme Brust und versuchte mich auf den ruhigen Herzschlag zu konzentrieren. Es tat gut, dass er so ruhig blieb. BuBumm bu bumm… sein Herz pulsierte stetig, während er einfach die Decke über mich zog, bis ich komplett darunter verschwand. Schon entspannter kuschelte ich mich auf ihn und schloss die Augen und… kein Albtraum suchte mich heim.

So passierte es dann immer häufiger. Da ich nicht immer ein Gewitter hatte, blieb ich nachts wach und suchte am Tag seine Nähe, in dem ich mich in vielen Situationen auf ihn kuschelte und einschlief. Bestimmt nervte ich ihn damit richtig, aber ich wollte ihm auch nicht von den bösen Träumen erzählen. Er würde Takemaru davonjagen, der nun wirklich nichts dafürkonnte und er würde seinen Vater sofort holen. Bestimmt würden die Träume aufhören. Bestimmt…

 

Und dann eines schönen Tages, hatte ich angefangen im Halbschlaf zu reden. Es war mir im Sinn geblieben. Takemaru erinnerte mich oft an meine Sterblichkeit und dass Inu no Taisho nur mein äußertes mochte, weswegen ich Sesshomaru bat bei mir zu bleiben, was er einfach bejate, aber hatte er eigentlich eine Ahnung, was das bedeutete? Nein oder? Ich konnte nur abwarten, bis ich grau wurde, denn vorher hätte ich nie Gewissheit.

 

Die Wochen zogen dahin, bis dann endlich der Vollmond wiederkehrte und mit ihm mein Liebster, der mich nur argwöhnisch ansah. Sein Gesicht ging hinab, bevor er anfing an mir zu schnuppern und danach seinen Sohn zu fixieren.

„Erkläre es mir, Sohn.“, meinte er eiskalt und gefährlich, was ich gar nicht mochte. Ängstlich sah ich zu Sesshomaru, der diesen ganzen Hass gerade abfing, aber er entgegnete nur kühl.

„Vater, Eure Gemahlin fühlte sich einsam.“

Ich bekam große Augen und blickte hin und her. Funken zuckten zwischen ihnen. Träumte ich gerade? Sesshomaru benahm sich wie ein Frauenheld, ging zu mir und zog mich einfach an sich, bevor er meine Stirn küsste.

„Du wagst es? Mein eigenes Fleisch und Blut?“

Ich wedelte hektisch mit den Armen, doch sie wollten nicht gehorchen und griffen einander an. Blut spritzte, als sie sich in große Hunde verwandelt hatten. Sie hatten einander in die Kehle gebissen und zerrten daran, bis ich ein ekliges knirschendes Geräusch hörte.

„AHHH!“, schrie ich noch, bevor ich meine Augen zu kniff. Das wollte ich doch gar nicht….

„Izayoi!“, hörte ich eine Stimme in der Dunkelheit. Es waren die beiden in Menschengestalt, übersäht von Wunden, während sie auf mich zukamen. „Du bist diejenige, die sterben sollte, nicht wir.“

Ich zuckte zusammen, als ich durchgeschüttelt wurde.

„IZAYOI WACH AUF! IZAYOI!“

Erschrocken riss ich die Augen auf. Sesshomaru war über mir, während unter mir der weiche Futon lag.

„Bist du wach?“, fragte seine besorgte Miene, während ich nur zittern konnte und zu heulen begann. Ich streckte meine zittrige, schweißnasse Hand nach ihm aus und griff nach seinem Oberteil, welches ich nicht mehr loslassen wollte. Langsam kam er zu mir und legte sich neben mich. „Du hattest einen Albtraum?“

Ich nickte. „Ihr habt euch wegen mir bekämpft und dann wolltet ihr mich töten!“, wisperte ich, während ich mein Gesicht an ihn drückte. „Bitte lass mich nicht alleine, wenn ich schlafe, bitte nicht…“

„Izayoi…“, murmelte er nur und zog mich dicht an sich. „Hast du oft Albträume?“

„Immer, wenn ich alleine bin.“, gab ich ängstlich zu. Jetzt wusste er, dass ich ihn ausnutzte. „Es tut mir leid…“

„Schon gut. Es beruhigt mich etwas.“, meinte er nur und strich mir das Haar aus dem Gesicht. „Ich habe mich schon gewundert, warum du so klammerst. Und natürlich warum du so viel schläfst. Hast du Tagsüber bei mir immer geschlafen und warst nachts wach?“

„Ja…“, gab ich leise zu. „Ich dachte, dann fällt es nicht so auf…“

„Hmm…. Du schuldest mir einiges, wenn ich weiter deine Albträume verjagen soll.“, meinte er hochnäsig und hob eine Braue. „Was bietest du mir, Mononoke!“

Ich schluckte. „ähh… Was kann ich dir bieten, hast du nicht schon alles?“

„Nun…, wenn ich es nicht besitze nehme ich es mir meist. Wie wäre es, wenn du mir einige Bücher besorgen lässt, da ich anscheinend noch mehr brauchen werde. Wenn du auf mir liegst, kann ich nur lesen und mir gehen die Bücher aus.“

Ich kicherte leicht. „Gut, das schaff ich. Danke.“

„Was bleibt mir anders überig? Deine Amme warnte mich vor deinen Gefühlsregungen und ich will mir nicht vorstellen, wie du unausgeschlafen bist… Aber dass ich diese Träume vertreiben kann…“

„Das kannst du, weil ich mich dann nicht mehr einsam fühle. Du bist stark und wenn du da bist, kann mir nichts passieren!“

„Lass das nicht meinen Vater hören…“

„Ohje, nein lieber nicht… Ich habe davon geträumt… Nicht genau diese Szene, aber wie er es gerochen hat, dass ich bei dir oft bin…“

„Ich werde es ihm erklären müssen… Lass das meine Sorge sein…“, meinte er bevor er noch einmal über meinen Kopf streichelte, als wäre ich ein kleines Kind.

„Weißt du was?“

„Hm?“

„Ich wünschte ich hätte einen großen Bruder wie dich. Es klingt komisch, aber darf ich dich großer Bruder nennen?“

Er wurde kurz blass, bevor er nickte. „kleine Schwester… hmm… Gut, aber nur vorerst, damit es keine Missverständnisse gibt. Wenn Vater da ist, rede mit ihm. Ich bin erwachsen, ein paar Monate kann ich auch regieren und dann kann er dich ertragen, kleine Schwester.“

Sesshomaru betonte diese Worte etwas hart, aber es war auch witzig und löste einen Knoten in mir. „Bin ich dafür. Du machst dich bestimmt super.“

„Ich bin für die Weltherrschaft geschaffen, nicht wahr?“

„fang erstmal mit dem Westen an.“

„Du wirst noch meine Geschichten hören, wie ich stärker als jeder andere bin.“

„Deine Geschwister werden die Geschichten auch lieben, sie hängen bestimmt an deinen Lippen und wollen wie du werden!“

„Dann muss ich mich wohl beeilen, damit das da in deinem Bauch erblasst, wenn es mein Antlitz erblickt.“

„Haha. Du bist heute zu Scherzen aufgelegt oder? Dein Vater überlässt dir nicht seinen Platz, wenn du in 8 Monaten oder so, andere Staaten erobern willst. Ihr hattet doch erst einen Krieg.“

„Stimmt. Dann muss das noch warten…“

Ich nickte und schmiegte mich an. Er würde ein großartiger Herrscher werden. Bestimmt. So viel wie er las und sich an Wissen aneignete…

 

Dann war es aber wirklich so weit. Diese Nacht käme der Vollmond und da war er schon. In seiner stattlichen Kleidung in Weiß und seiner schwarzen Rüstung, wie auch den Stacheln an ihr. Sein Fell, was er hinter seinem Rücken befestigt hatte, flatterte elegant im Wind, als er vom Himmel herabstieg und vor mir landete. Überglücklich sprang ich in seine Arme, während Sesshomaru an einem Baum lehnte und uns aus sicherer Entfernung beobachtete. Vielleicht könnte ich ihm so nahe sein, in dem ich ihn wie einen Bruder behandelte, denn ich hatte gespürt, dass er Angst hatte, seinen Vater zu verlieren und ich hatte Angst einen von beiden zu verlieren…

„Liebste. Alles in Ordnung?“, fragte er sofort und küsste mich, während ich ihn eng an mich drückte. „War jemand gemein zu dir?“

„Nein, gar nicht.“, frohlockte ich, während er mich noch einmal küsste und seine Nase dann gegen meine presste. Er sah mir tief in die Seele. „Ich bin sehr glücklich sogar.“

„Bist du? Verrätst du mir den Grund?“

„Ich bin schwanger“, platzte ich heraus und wurde sofort mit Küssen bedeckt. Er liebkoste mich immer und immer wieder, sodass ich in Lachen ausbrach. Er hob mich etwas an und drehte sich mit mir im Kreis. Er übertrieb es wirklich.

„Eine wundervolle Nachricht.“, sprach er sanft an mein Ohr und küsste mich.  „Seit wann weißt du das?“

„Seit fast einem Monat…“, gab ich kleinlaut zu.

„Wieso hast du nicht nach mir schicken lassen?“

„Ich wollte gewiss nicht dich verärgern, aber ich wollte abwarten, ob ich es auch wirklich bin… Bist du mir sehr böse?“

„Nein, keineswegs. Auch wenn mein Sohn anscheinend dir loyaler ist als mir.“, zwinkerte er mir zu, bevor er zu Sesshomaru stierte. „Du riechst nach ihm…“

„Ahm… Ja, ich hatte Albträume und ein paar Probleme mit meinem Essen…“

Inu no Taishos Augen wurden groß.

„Vater, stell es dir nicht vor. Es war tausendmal schlimmer.“, meinte Sesshomaru hinter uns. Mein Vater sah auf und ich auch. Die Grimasse die er zog, sprach Bände. Jetzt entgleisten Inu no Taishos Gesichtszüge.

„Ich will es nicht wissen…“

„Wieso nicht Vater? Izayoi kann wirklich viel Essen. Auch diese Kombinationen, wie Reiskuchen und sauer eingelegte Gurken, oder bestreichen wir einen geräucherten Fisch mit Bohnenmus. Nicht dass sie nur alle 4 Sachen gleichzeitig aß, sie aß auch Natto und andere Dinge. Manchmal düngte sie damit den Wald oder sie fütterte die Reiher am Teich. Ach und Vater, schenk ihr ein paar neue Frauenbücher, denn die kleben jetzt zusammen und verrotten hinter den Mauern.“

Mein Gemahl schluckte, während Sesshomaru ihn überheblich anstarrte. Er hatte meine Bücher wirklich weggeworfen.

„Ach und im Schlafgemach… Naja, es ist gut, dass man Tatami-Matten umdrehen kann.“

Inu no Taisho ließ mich los und starrte mich verängstigt an.

„Meint er das ernst?“

Ich lächelte. „Leider ja…“

„Sohn, es tut mir leid, hätte ich davon gewusst…“

„Nun, ich hätte da ein paar Wünsche.“, meinte Sesshomaru nur, während mein Gemahl seinen Mund auf und zu klappte.

„Lass uns Sake trinken und feiern… Ich gebe mir Mühe mit deinen Wünschen.“

Inu no Taisho küsste vorsichtig meine Stirn, bevor er mich schon Richtung Gastsaal brachte. Er wollte bestimmt den Faden Geschmack runterschlucken. Wo ich es jetzt hörte, konnte ich es eher nachvollziehen, als zu dem Moment, als ich diese Untaten vollbracht hatte. Sesshomaru hatte wirklich gelitten…

Hoffentlich würde ich beim zweiten Kind nicht solche Übeltaten vollbringen.

Pläne (Inu no Taisho)

Es schmerzte mich sehr, so lange von meiner Liebsten getrennt zu sein, trotzdem musste ich es tun. Nach dem kurzweiligen Krieg ging es darum, die Grenzen neu abzustecken, Verhandlungen zu führen und Abmachungen zu schließen. Die Katzen waren geschwächt, nein, sie hatten ihren Herrn verloren, was zu unerbittlichen Kriegen zwischen ihnen führte. Jeder wollte den neuen Platz, jedoch sollten sie nicht unser Land besudeln. Ich verhängte Strafen und patrouillierte an den Grenzen. Jede Katze, die näher kam, beseitigte ich, außer die, die um Asyl baten. Ich war kein Untier.

So ging es weiter, bis es sich langsam nach einem Monat beruhigte. Anscheinend hatten sie den stärksten gefunden. Der Kampf hatte sie aber ausgelaugt, wodurch unsere Nachbarländer sich über die Beute hermachen wollten. Der Osten war ein gefundenes Fressen für sich, aber die Katzen behaupteten sich. Ich hingegen hielt mich aus dem Kampf heraus. Mein Staat musste gestärkt werden, wenn ich Sesshomaru es vermachen wollte. In letzter Zeit hatte er sich zu einem guten Mann gemausert.

Bald würde seine Zeit kommen, doch war es unter den Dämonen ein niedergeschriebenes Gesetz, dass er mich besiegen musste. Nur der stärkere gewann. Er würde noch trainieren müssen, bis er so weit war. Bis dahin würde ich ihn führen. Mein Sohn würde es schaffen, schon jetzt waren ihm die Soldaten sehr loyal und kämpften gerne für ihn. Auch wenn er schrecklich war, sprachen sie nur in hohen Tönen von ihm. Ich war mir sicher, aufs richtige Pferd zu setzten.

Izayoi und ich könnten dann auf der Insel leben, wenn alles in sicheren Gefilden war. Sesshomaru, ich werde alle beseitigen, die dir im Weg stehen. Eines Tages wirst du deine Grausamkeit sogar vergessen können, wenn man dich akzeptiert, als ein Teil dieser Welt.

Seufzend packte ich eine abtrünnige Katze und zerbiss ihr Genick mit Leichtigkeit. Nimm ruhig meinen Platz ein, denn seit ich Izayoi gefunden hatte, verlor ich nach und nach das Interesse an diesen sinnlosen Kämpfen. Genieße noch diese Ruhe vor dem Sturm, der dich erwartet.

In unserer Welt gab es keine Liebe, nur den Krieg und den Tod, der dich in seinen dunklen Klauen hielt. Sesshomaru… Ich werde deinen Wunsch erfüllen, falls du ihn bei ihr nicht vergisst. Aber wohl kaum. Die Machtgier wird dich immer antreiben, mehr als mich. Wir waren Dämonen, keine Menschen und doch sehnte ich mich und vielleicht auch du dich nach Geborgenheit.

Jedoch würde ich dir diese Sehnsucht austreiben müssen, damit du ein guter Regent werden könntest. Wie es ihm wohl ergangen war? Meine Pfote schlug auf ein anderes Monster, bevor ich nach einem Menschen schnappte, der mich angreifen wollte. Ein Happs und er war weg. Ich zerbiss ihn mit Leichtigkeit und hörte die Knochen bersten, bevor ich sie schluckte. Mein Herz stockte. Izayoi… Wieso schmerzte es nur so sehr, ein Dämon zu sein, seit ich dich kannte? Würde mein Sohn es eher voneinander trennen können? Würde er kaltblütig in die Schlacht gehen, wenn ich ihn auf diesen Weg trieb?

Sie schwächte mich eindeutig, es war so, auch wenn ich es nicht gerne wahrhaben wollte. Menschen wurden doch stark, wieso wir nicht? Weil wir Geschöpfe der Nacht waren? Der Finsternis? Geboren aus den dunklen Begierden der Menschen? Ich jaulte den Himmel an. Bald wäre Vollmond. Nicht einmal ich war von Anfang an ein Dämon gewesen. Wut und Verzweiflung tanzten in meinem Herzen. Ich war alt, sehr alt. Älter als ich gerne zugeben würde. Damals zog ich oft alleine durch die Lande, bis ich meine Bestimmung gefunden hatte, zu herrschen. Mit meinem Alter war ich gewachsen und stärker geworden. Im Gegensatz zu Sesshomaru besaß ich nicht gleich die Fähigkeit, eine komplett menschliche Gestalt anzunehmen.  Als ein Geschöpf zwischen Mensch und Hund war ich gewandert und gewachsen. Getrieben von Blutdurst und Machtgier.

Sogar einer Miko in Kampfrüstung war ich einst begegnet, die gegen andere Dämonen kämpfte, aber mich hatte sie verschont. Ihr Blick war traurig geworden bei meinem Anblick. Was hatte sie da gesehen? Die Sehnsucht die mich trieb? Die Einsamkeit die uns verband? Leider war ich mir nicht mehr sicher, was es mit ihr genau auf sich hatte. Hatte ich es vergessen? Hatte ich es verdrängt?

Es machte mich fast verrückt. Damals wie heute war ich rastlos gewesen. Was würde wohl geschehen, würde ich mich zu Ruhe betten mit dieser Frau? Schon jetzt schwächte sie mich, wo ich sie nur manchmal sah und ihr beiwohnte. Es war wirklich nötig, dass Sesshomaru stark wurde und nicht wie ich der Liebe verfiel… sofern das der Grund für meine Schwäche barg.

Unruhig blieb ich an einem Baum stehen und blickte gen Himmel. Izayoi, ich würde mit dir sterben, wenn du einst gehst. Der Frieden kehrte in mir ein und die Menschheit hätte mich bald vergessen, denn ich war nur ein großes Monster. Schenk mir dein Leben meine Liebste und ich werde dich nie wieder gehen lassen. Nie wieder in meinem Leben.

Nur sorgte ich mich um meinen Sohn, würde er auch vergehen, wie ich?

Ich schüttelte das weiße Fell heftig. Vielleicht bildete ich mir auch alles ein. Warum war ich nur so pessimistisch? Diese Frau, die mich so glücklich machte? Wir würden noch viele Stunden erleben. Sehr viele. Izayoi, ich liebe dich und ich werde aus dir Stärke gewinnen, versprochen. Vielleicht wurde ich nicht schwächer sondern stand vor einer neuen Stufe.

Als die Gefahr gebannt war, ließ ich mich unter einem Baum nieder und dachte daran, wie ich meine Schwerter hatte schmieden lassen. Es war Izayoi, die mich zu diesen zwei Schwertern, Tessaiga und Tensaiga gebracht hatte. Teils aber sollten sie auch ein Ausgleich für So‘ounga sein. Izayois Gegenwart und meine Liebe zu ihr, hatten mich auf die Idee gebracht. Tessaiga konnte 100 Dämonen auf einmal töten. Totosai schmiedete es so, dass es immer stärker werden konnte und Tensaiga war ein Schwert des Lebens. Hoffentlich würde es lange dauern, bis ich es das erste Mal ausprobieren würde. Ich wollte so meiner liebsten ein weiteres Leben verschaffen, doch selbst Totosai konnte nicht sagen, wie es sich auf einen Menschen auswirkte, ihn aus dem Jenseits zu holen und wie oft es möglich wäre. Ich musste es einfach ausprobieren und mich auf sein Meisterwerk verlassen. Ich hatte versucht in meine Zähne meine Gefühle einzubetten, aber hatte es gereicht? Nur ein Test könnte es entscheiden. Tessaiga zu testen, war leicht gewesen, aber Tensaiga? Es war das Schwert des Lebens und würde meine Lieben schützen…

Seufzend streckte ich meinen langen weißen Körper. Mein Sohn würde stark werden und herrschen, doch welches Schwert sollte ich ihm geben? Was würde ihm mehr von Nutzen sein? Sollte er beide erhalten? Aber was, wenn ich noch Kinder hatte? Vielleicht sollte ich Vorkehrungen treffen, falls es mit mir endete, bevor es noch böse endete… Warum hatte ich nur so böse Vorahnungen?

Als dann der Vollmond hereinbrach, kehrte ich zu meiner Liebsten zurück, um schockiert festzustellen, dass an ihr der Geruch meines Sohnes haftete. Nicht auf diese Art, aber so, als würde sie bei ihm Trost suchen.

Dann erhielt ich die freudige Nachricht, bald Vater zu werden und Sesshomaru schilderte mir sehr detailgetreu, wie ihr Verhalten sich manifestierte und wie sie sich übergeben hatte. Noch jetzt, nach vielen Schalen Sake, war das Gefühl nicht endgültig verschwunden. Er hatte mit Absicht es immer wieder erwähnt, egal wie rot Izayoi dabei wurde und sich schämte. Am Ende würde er mir noch den Ort zeigen, an dem die Romane rumlagen. Ich versuchte zu lächeln. So kindisch war er hoffentlich nicht, aber er blühte hier schon auf. Wenn er hier war, erkannte ich unter seiner rauen Schale einen weichen Kern. Es war wie Izayoi gesagt hatte, wenn wir hier waren, waren wir ganz anders. Ein Hort, an dem wir nicht stark sein mussten. Ein Ort an dem wir ausspannen konnten. Gut für Sesshomaru hatte es diesen Monat nicht gegolten, dabei hatte ich gehofft, er würde wieder richtig schlafen, aber nein… Izayoi hielt ihn wach, wodurch ich seine Ausbildung wohl etwas aufschieben müsste.

 Der Abend verlief dann jedoch sehr entspannt und ruhig, bevor Sesshomaru uns verließ und ich genervt ausatmete. Izayoi kicherte nur neben mir und zwinkerte mir frevelhaft zu: „Er will dir nur mitteilen, du solltest seine Arbeit machen, weil es deine Aufgabe ist und nicht seine, auf mich Acht zu geben. Wahrscheinlich werde ich ihn gebrandmarkt haben…“

„Hm… Klingt einleuchtend. Aber es geht nicht.“, meinte ich entschieden und sah sie traurig an, während sie nur schmollend den Kopf schüttelte.

„Kann Sesshomaru nicht ein paar Monate das Reich Proberegieren? Er ist wirklich gut, er kann das!“

Ich lächelte. „Findest du? Dabei fehlt ihm noch viel dazu. Weißt du, wenn ich ihn sehe, sehe ich in ihm manchmal einen anderen. Ich würde ihn gerne so lange es geht davon fernhalten.“

„Wieso?“, fragte sie verwirrt.

„Nun, ihr ähnelt euch. Sesshomaru war schon einmal eingesperrt, dort oben im Himmel. Ich fürchte ein wenig, dass er nicht bereit dafür ist, wieder eingesperrt zu sein. Aber natürlich würde ich es mir wünschen, dass er bald die Nachfolge antritt und ich nur für dich noch Augen zu haben brauche.“

„Romantisch wie eh und jeh.“, gluckste sie und robbte auf meinen Schoß. Sie schien mir so klein und zerbrechlich, wenn sie hier in meinen Armen sich ankuschelte. Sanft strich ich über ihren Rücken und schloss die Augen.

„Izayoi, ich liebe dich. Ich verspreche dir, beim nächsten Kind werde ich jeden Tag bei dir sein. Doch erst muss ich den Frieden meines Landes wahren. Der letzte Angriff ist nicht lange her und ich habe täglich zu kämpfen mit Dämonen, die mich stürzen wollen.“

„Sesshomaru kann dir doch helfen…“

„Das erwarte ich auch, aber dafür müssen wir dich eine Zeit lang alleine lassen… Wirst du denn zurecht kommen? Wenn Sesshomaru stark genug ist, werde ich zurückkehren, versprochen.“

Sie murmelte etwas, was ich kaum hören konnte. „Ich hasse es…“

„Was hasst du?“

„Die Welt da draußen! Sie nimmt dich mir weg!“, schimpfte sie und schlug mir gegen meine Brust. Ich keuchte leicht.

„Das ist wahr. Wir leben in verschiedenen Welten und doch hast du dich in mich verliebt.“

„Ja.“, murmelte sie an meinen Lippen, bevor sie mich sanft küsste. „Trotzdem muss ich diese Tatsache nicht akzeptieren. Ich will, dass du mir alleine gehörst! Mit Sesshomaru würde ich dich noch teilen, aber nicht mit dem Rest der Welt!“

„Izayoi.“, knurrte ich und erwiderte ihren Kuss. „Sei nicht so egoistisch. Meine Untertanen brauchen mich noch, zumindest bis sie Sesshomaru akzeptiert haben und er sie schützen kann.“

Sie seufzte und drehte sich schmollend weg. „Die Welt ist gemein…“

„Da stimme ich dir zu, meine Mononoke. Doch du bist nicht alleine.“ Ich deutete auf ihr Herz. „Dort bin ich und bald wirst du auch unser Kind spüren, wie es in dir gedeiht. Es zeugt von unserer innigen Liebe. Vertraue mir.“

„Aber… ich … habe oft schlimme Träume…“

„Wovon?“

„Das wir nicht glücklich werden, dass wir einander verlieren…“

In dem Moment dachte ich an die Romane, von denen Sesshomaru gesprochen hatte. „Du solltest etwas Anderes lesen. Vergiss nicht, ich bin ein mächtiger Dämon und kein Menschenmann. Ich nehme es mit 100 Mann gleichzeitig auf. Meine Haut ist dick, sodass normale Waffen sie nicht durchdringen können.“

Ihre rehbraunen Augen sahen mich so traurig an. Wieso nur glaubte ich, dass sich ihre Träume bewahrheiten könnten? Es rumorte in mir. Sollte ich ihr beichten, dass ich schwach geworden war? Nein, sie würde sich sorgen und etwas Dummes tun. Mir blieb noch genug Zeit. Mindestens, bis sie mich verlassen würde.

„Du lügst oder?“, fragte sie sanft und streichelte meine Wange. „Bitte pass auf dich auf Liebster. Ich werde immer auf dich warten. Also bitte vergiss mich nicht. Ich werde dir überall hin folgen, versprochen.“

Ich schluckte. Eine andere Erinnerung, wie Sesshomaru davon sprach, sie könne mir in den Tod folgen. Mein Herz setzte aus. Das wollte ich nicht für sie. „Izayoi, ich will nicht, wenn ich sterben sollte, dass du mir folgst.“

Überrascht riss sie die Augen auf. „Sesshomaru hat es einmal so erwähnt im Krieg und jetzt sehe ich es in deinen Augen. Versprich mir, sollte ich vor dir sterben, dass du für uns beide leben wirst… Nein für unser Kind.“

Ein paar Tränen kullerten über ihre Wangen. „Was redest du da, Liebster? Du wirst mich doch überleben!“

„Natürlich, aber ich möchte alles durchgehen.“

„Ich verspreche es dir, jetzt hör auf davon zu reden.“, schluchzte sie, bevor sie sich fest an mich drückte. Sesshomaru… was würdest du zu meinen Gedanken sagen? Selten gab es Dämonen, die so alt wie ich waren, wodurch ich keine Ahnung hatte, wie lang unsere Lebensspanne eigentlich war, aber tief in mir spürte ich es, dass ich nicht zu lange mehr hätte. Es war zu deutlich, aber…

Ich schüttelte mich und grinste dann. „Versprochen. Gut, lass uns das Thema wechseln.“

Sie nickte und rieb ihre Tränen an meiner Kleidung ab. „Gut so. Ich will, dass du mir versprichst, dass du in keine Schlacht mehr ziehst, sobald ich unser Kind zur Welt gebracht habe!“

„Versprochen. Dafür darfst du dann nicht mehr weglaufen!“

„Nein, nie wieder.“, kicherte sie. „Ich kann es kaum erwarten das kleine Kind zu sehen… Aber eine Frage…“

„Ja?“

„Es wird kein Hund sein oder?“

Meine Mundwinkel gingen überrascht nach unten. „Ich hoffe nicht.“

„Wie du hoffst? Weißt du es etwa nicht?“, schimpfte sie und fuchtelte mit den Armen. „Was heißt das?“

„Naja, also…. Ich will dich nicht aufregen, meine Prinzessin, aber es gibt solche und solche Hanyous. Wenn wir Glück haben, wird es sehr menschenähnlich sein, aber ich bin nun mal ein Dämonenhund, das lässt die Chancen auf Mutationen sehr groß erscheinen…“

„Muta-was?“

„Naja, vielleicht Hundeohren.“, flüsterte ich und zeichnete mir in der Luft welche hin. „Oder ein hübscher Schweif. Weißt du, die Macht lässt mich so menschlich erscheinen. Ich bin kein geborener Dämon so wie Sesshomaru. Durch die 1000 Jahre bin ich so stark geworden, dass ich immer mehr mich tarnen konnte, während andere nicht geborene noch viele Elemente ihres tierischen Seins aufweisen. Sesshomarus Mutter ist sehr mächtig und er ist mein erster Sohn gewesen, darum weiß ich nicht, wie sehr es ihn beeinflusst. Aber dafür ist Sesshomarus Geburt schon einige Jahrhunderte her und ich bin noch viel stärker geworden… Somit ist es sogar möglich, dass obwohl du ein Mensch bist, unser Kind eine menschliche Gestalt haben wird, aber es könnte auch gefährlich sein.“

„Gefährlich?“, fragte sie unsicher und griff nach meiner Hand und legte sie auf ihren flachen Bauch, der bald anschwellen würde.

„Ich werde mich umhören, bei anderen mächtigen Dämonen, ob sie da mehr Erfahrungen haben. Ich ziehe alles in Betracht. Dämonenblut kann sehr… feurig sein. Sesshomaru hat bevor er dich kennengelernt, viele meiner Diener getötet und dann war da noch der Krieg, in dem er richtig aufblühte… Bis heute weiß ich nicht, ob er nur gepeinigt war durch die Fessel des Krieges oder ob er darauf giert, noch mehr Blut zu vergießen…“

„Willst du mir sagen, es liegt an eurem Blut, dass Dämonen so…“

„böse sind? Wahrscheinlich. Wir dürsten danach die stärksten zu sein. Sieh dir die Tiere an. Der stärkste gewinnt. Es ist die natürliche Auslese. Auch die Menschen bekriegen sich. Manchmal weiß ich nicht, welche Rasse zivilisierter ist.“

„Meinst du unser Kind könnte auch?“

„Wir müssen es abwarten. Er wird es schwer haben, weswegen ihm das Dämonenblut helfen könnte, was ich ihm schenke. Ich bin ein Dämon geboren durch Krieg und Hass in den alten Zeiten…“

Sie seufzte. „Warum musst du mir nur so etwas erzählen?“

„Wir wollten ein anderes Thema und ich werde wieder pessimistisch… Es tut mir leid…“

„Kann ich wohl nichts gegen machen, aber danke, dass du deine Sorgen mit mir teilst. Wenn er aber wirklich ein kleiner Teufel ist, musst du ihn gut erziehen und schieb ihn nicht ab, wie Sesshomaru.“

„Verstanden.“, meinte ich mit verdrehten Augen. „Männer unserer Rasse sind einfach nicht für die Aufzucht geschaffen…“

„Ihr überlasst alles den Frauen. Schäm dich. Du wirst dich nicht nur umhören, wie unser Sohn werden könnte, sondern auch wie man ein Kind erzieht!“

Ich lachte heiser. Da kam ja etwas auf mich zu. „Gut gut. Frau Generalin. Du kannst einem Angst machen, wenn du so ernst schaust. Das bin ich gar nicht gewohnt.“

„Hmpf. Liebster. Es ist auch mein erstes Kind, ich hatte keine Mutter, also weiß ich auch nicht, wie ich mich verhalten muss… Es macht mir Angst und ich will dich an meiner Seite wissen, wenn es zur Welt kommt. Du sollst es zuerst sehen.“

„Ich werde da sein. Versprochen. Nichts könnte mich aufhalten.“, meinte ich stolz und streckte die Brust raus, auf die sie mit ihrem schmalen Finger einstach.

„Will ich auch hoffen. Sonst hetzte ich meinen Bruder auf dich!“

„Bruder?“, fragte ich verwirrt und legte die Stirn in Falten. Sie hatte doch nur Schwestern?

„Sesshomaru.“, kicherte sie, während ich verdattert dreinsah.

„Lass ihn das nicht hören.“

„Er weiß es. Ich fand es gut, damit er nicht auf falsche Gedanken kommt. Er meint er gibt sich mühe ein guter Bruder für unsere Kinder zu werden, zu denen sie aufschauen können.“

„Ai… Was machst du nur mit meinem Jungen…“

„Ihn träumen lassen?“

„Träumen… Das beschreibt es. Aber danke, dass du es tust, nur ich muss ihn bald die wahre Welt vor die Füße legen.“

„Darf man dann nicht mehr träumen?“, fragte sie naiv nach.

„Doch, aber es ist sehr gefährlich… Wenn er meinen Platz einnimmt, wird er keine Zeit für deine Kinder haben, nicht sofort. Denn jeder wird ihn angreifen und herausfordern. Er ist jung und nicht erfahren. Schon jetzt sehe ich, wie der Osten von allen Seiten attackiert wird, nachdem ich ihren Meister erschlug. Er darf keine Schwäche zeigen.“

Sie seufzte: „Verstanden. Aber er ist sehr stark, er packt das!“ Sie sah so ernst aus, sodass ich einfach nachgab. Damals schien alles noch leichter gewesen zu sein, doch jetzt? Izayoi. Ich liebe dich. Lass uns immer beisammen sein. Hier und jetzt, soll die Zeit stehen bleiben.

Rastlos legte ich meinen Kopf auf ihre Schulter und atmete tief durch. Ich würde alles für unsere Kinder tun, alles.

Sehnsüchtig küsste ich ihren Hals. „Lass uns spazieren gehen.“

„Gerne, Liebster.“, lächelte sie, während ich meine Arme um sie schlang und mit ihr aufstand. Wir würden unsere eigene Welt erbauen. Schnell scheuchte ich die dunklen Gedanken fort. Sesshomaru würde es schaffen und wir würden uns auf die Insel zurückziehen, wo unser Sohn glücklich spielen konnte. Genau, ich würde die Insel aufsuchen und mich erkunden. Ob sie mich einließen? Nun, ich hatte sie nicht gegen mich, also musste es gehen.

„Am besten gehen wir zusammen hin.“

„Wohin?“

„Ich zeige dir den Ort, an dem wir leben werden. Bisher habe ich ihn noch nicht gesehen. Ein Ort, an dem wir alles erfahren über Hanyous und du wissen wirst, was auf dich zu kommt.“

„Echt?“, fragte sie interessiert, während wir nach draußen gingen. Sesshomaru lehnte an einen Baum und hob eine Braue.

„Wir kommen bald wieder. Versprochen.“

Er nickte und sah zum Himmel, an dem der Mond schwebte. Izayoi, ich liebe dich über alles, lass uns den Weg beschreiten, der uns in neue Welten bringt. Hoffentlich ähnelte der Ort ihrem zu Hause.

Der Verdacht (Sesshomaru)

 

Wie immer war ich Nebensache, wo mein Vater und Izayoi sich wiedersahen, aber ich vermasselte ihm den Abend. Wenn er schon nicht da war, sollte er das Leid mit mir teilen und sein würgender Blick war perfekt gewesen.

Später hatte ich sie alleine gelassen, bis sie rauskamen und sich verabschiedeten. Anscheinend wollten sie ausfliegen. Wurde das zur Gewohnheit? Izayoi war schon etwas sehr Besonderes, so naiv und unwissend, wie sie mit uns hantierte. Nie zerbrach sie sich den Kopf, doch als sie da rauskamen, schien sie schon besorgt und nachdenklich. Wieso sah sie Vater so durchdringend an? Warum teilte er seine Gedanken nur mit ihr und nicht mit mir?

Leicht beleidigt wandte ich mich ab, während sie im Himmel verschwanden. Tief durchatmend verzog ich die Lippen.

„Willst du trinken?“

Takemaru. Ich hatte ihn von Weitem schon gehört. Ach was soll‘s.

„Gut.“, meinte ich und folgte ihm in ein gemütlich eingerichtetes Zimmer. Ich setzte mich an den Tisch und verfolgte seine Bewegungen. Er holte zwei Schalen und den Sake, welchen er in die Schalen goss. Eine stellte er vor mir ab, die ich sofort ergriff.

An diesen Geschmack konnte man sich wirklich gewöhnen. Durstig nippte ich an dem Sake. Er schmeckte wirklich gut.

„Gut, nicht wahr? Ich habe ihn mitgebracht.“, erzählte mir Takemaru. „Er kommt aus meiner Heimat.“

„Darum warst du so lange fort?“

„Ja. Wo ich wieder genesen bin, wollte ich ihnen mitteilen, dass es mir gut ging. Meine Eltern machten sich sorgen, da eigentlich alle gefallen waren in der Schlacht.“

Ich nickte. „Verstehe.“

„Wirklich? Mir scheint es nicht so, als ob Dämonen etwas wie eine familiäre Beziehung führen.“

Ich schluckte den Sake runte. „Nun, familiär… es geht eher um die Blutlinie.“

„Der Erhaltungstrieb? Auch wir Menschen wollen unsere Linie erhalten, das verstehe ich.“, meinte er salopp und trank auch einen. „Aber ich meine eher die Sorge und Angst um den anderen.“

Ich lächelte leicht, was Takemaru dazu veranlasste das Gesicht zu verziehen.

„Dieses Lächeln… Lass es. Bitte. Du lächelst wie eine Frau. Ich will keine Dummheiten im Suff machen.“

Ich sah ihn schockiert an und schloss die Lippen. „So schlimm?“

„Ja, hat es dir noch keiner gesagt?“

„Bis auf einmal im Freudenhaus, als die Hausherrin meinte ich hätte feminine Züge….“

Takemaru lachte leicht. „Da hat sie nicht Unrecht. Ich hoffe das sind die mütterlichen Gene.“

Schnaubend hob ich die Schale wieder an meine Lippen. „Leider ja.“

„Nun, du könntest deine Gegner hinters Licht führen und dich als hübsche Frau verkleiden.“, grunzte Takemaru. Er machte sich über mich lustig, das wusste ich, aber ich wollte kein Blutbad anrichten. „Aber zurück zum Thema. Deine Mutter, sorgt sie sich um dein Wohl?“

„Eher weniger würde ich sagen und Vater? Du kennst ihn.“

„Er hat nur Augen für die Prinzessin, was? Ärgert dich das nicht? Das ein Mensch mehr Wert ist als du?“

Wütend schluckte ich wieder etwas und genoss die Verneblung meiner Gedanken. Würde Vater wütend werden, sollte ich ihn betrunken töten? Bestimmt. Ich knurrte.

„Ein wenig stört es. Seiner Meinung nach, sollte man Menschen schätzen und ihnen nicht nur Verachtung schenken. Erst aus diesem Grund, bin ich bei Izayoi gelandet. Naja, es lag daran, dass wir sie in einem Schneesturm retteten.“

„Dein Vater hat sie gerettet und sie verliebte sich unsterblich in ihn?“, hakte er locker nach, was mich kochen ließ vor Wut.

„Nun, ich habe sie gerettet, aber ich hatte keine ehrenwerten Gedanken. Mein Vater hat sie mir entrissen, als eine Lehre, dass ich nicht einfach jeden umbringen kann.“, murmelte ich und trank noch mehr. Es war, als wäre noch etwas anderes in dem Getränk, warum wirrte mein Kopf so sehr? „Er war nur bei ihr, als sie wach wurde, denn ich musste die Drecksarbeit machen. Sie weiß natürlich nichts davon. Wer weiß, ob sie ihn noch lieben würde, wenn sie wüsste, dass es nur wegen mir war.“

„Das klingt wirklich unschön. Aber danach war es doch anders oder?“

„Da ich mich nicht benehmen wollte, fiel ihm Izayoi ein. Es war ein Experiment. Einen mordlustigen Buben zu einen Menschen zusetzen und drohen, dass ich sonst zu Mutter muss. Es ist gut gegangen, aber Menschen sind zerbrechlich. Sie hat mich über Vater ausgefragt, aber Zeit hat sie nur mit mir verbracht.“

„Liebst du sie?“

„Pah… vielleicht… Aber mein Vater ist der Herrscher.“, meinte ich verdrießlich. Was redete ich nur da?

„Muss schwer sein, immer dem Vater zu gehorchen. Hast du es ihr gesagt?“

„Mein Vater hat dazwischengefunkt. Er hat sie für sich beansprucht und Izayoi musste natürlich ihm den Antrag machen.“

Der Mann mir gegenüber erstarrte. „Sie hat?“

„Ja, sie hat. Hicks.“ Ich hielt die Hand vor dem Mund, während er mir nachschenkte. „Es war als wäre sie verhext. Sie hat mich gar nicht gesehen. Jetzt nennt sie mich Bruder.“

„Welch Schmach. Bist du nicht wütend?“

„Wütend? Hicks… Natürlich. Ich muss auf seine schwangere Frau achtgeben. Er erzählte mir, ich will nur mit ihr schlafen, doch jemand sagte mir, dass es nicht das ist…“

„Ja, es gibt da Unterschiede. Leider zieht die Prinzessin alle in ihren Bann…“

„Sie ist naiv…“

„Das ist doch der Reiz an ihr. Sie beurteilt einen nicht nach dem Einband. Mich rettete sie, dabei hätte ich auch ein Räuber sein können, der ihr etwas antun wollte.“

„Das aus dem Munde eines Prinzen.“

Überrascht riss Takemaru den Mund kurz auf, bevor er ihn wieder schloss.

„Woher willst du das wissen?“

„Deine Art. Deine Arroganz. Ein normaler Samurai wäre nicht so unverschämt, aber ein Prinz schon. Andere hätten Angst, aber wir hochwohlgeborenen werden so erzogen, dass wir stark auftreten und keinen Rückzieher machen. Eher sterben wir, als das unser Stolz bricht.“

„Sesshomaru, seit wann weißt du das?“

„Ich ahnte es schon von Anfang an. Die Rüstung war zu edel und dein Auftreten. Aber dann warst du weg und brachtest Reichtümer mit. Dinge, die ein normaler Samurai sich nicht leisten könnte. Du liebst sie auch oder?“

„Ja, ich habe mich in die Prinzessin verliebt.“

„Doch wird sie uns nie lieben. Du solltest einen anderen Weg einschlagen, denn du wirst meinen Vater nicht töten können und wenn müsstest du mich auch töten. Am Ende würde Izayoi an gebrochenen Herzen sterben. Du kennst sie. Sie hasst Krieg und Streit. Nicht mal, als ich ihr sagte, dass wir grauenhafte Monster sind, verschreckte sie. Nein sie meinte nur, es ist ihr egal, was wir da draußen sind.“

„Du hast was?“, stöhnte Takemaru und presste die Schale fest in seine Faust.

„Wolltest du sie damit auseinanderbringen? Tut mir leid. Es hat sie noch mehr zusammengebracht.“, knurrte ich leicht angetrunken. „Ihre Liebe ist echt, auch wenn du es nicht glaubst. Mein Vater würde alles tun.“

Takemaru seufzte: „Es ist also ausweglos ihn zu töten?“

„Ja. Ist es. Er ist ein Großdämon. Glaub nicht, dass diese Hundegestalt das größte ist. Ich habe ihn erst einmal kurz in der Gestalt gesehen. Wir sind Flöhe für ihn.“

„Bist du nicht genauso stark?“

„Nein. Kraft wird teilweise vererbt. Damals war er noch nicht so mächtig. Ihr Kind könnte mich an Macht übertreffen, wenn ich nicht aufpasse.“

„also würde er dir dein Reich wegnehmen?“

„Nicht doch, ein Hanyou? Niemals.“, meinte ich und winkte ab. „Aber trotzdem. Du solltest ihr zu Liebe abziehen, wenn es so weit ist. Lass ihr ihren Traum von der heilen Welt.“

„So edel von einem Monster.“

Schmollend trank ich weiter. „Es ist nur ein Rat. Ich bin nicht blind und ich schmecke auch, dass du deine Tricks an mir ausprobierst. Du musst mir das Geheimnis verraten, denn als Dämon ist es meist schwer, schnell betrunken zu werden.“

„Wirklich. Interessant.“

„Vergiss nur nicht, dass ich über Gifte herrsche, ich könnte es neutralisieren.“

„Und dein Vater?“

„Puh… Frag‘ mich nicht, was er alles kann. Du kannst es an ihm ja testen, aber er ist so mächtig… auch wenn es lustig wäre…“

Takemaru hob eine Braue. „Du würdest deinen eigenen Vater vergiften?“

„Nun, erst wenn er mir die Macht seiner Waffen zeigt und ich sein Land besitze. Aber er wird bei Izayoi sein, sie wird ihn genug strafen. Aber so ist es unter Dämonen. Sie leben dafür ihren Vater zu übertreffen. Tust du das nicht?“

„Ich habe meinen Vater längst übertroffen. Und ich gebe ungern auf. Genauso ungern wie du.“

„Dann halt dich ran, Sie werden diesen Hort verlassen und dann gibt es keinen Platz mehr für dich.“

„Und du?“

„Ich werde ein Land regieren und sie manchmal besuchen gehen.“

„Interessant.“, murmelte Takemaru. Ich hasste mich fast selbst, dass ich so redselig war. Aber das würde schon gut gehen. Was konnte schlimmes passieren? Er würde ja keine Szene machen….

 

Wir tranken noch lange weiter, bevor wir uns in unsere Gemächer verzogen. Jedoch schlief ich nicht. Ich lag auf der Hut und versuchte das Gift zu neutralisieren. Es setzte mir mehr zu, als ich zugab. Zu spät hatte ich erkannt, dass der Sake gesegnet worden war. Takemaru hatte mich geschwächt, was mir ein wenig Angst bereitete. Er hatte mich benutzt. Ich würde aufpassen müssen, dass Vater nicht davon trank, wobei vielleicht konnte er sich dagegen wehren. Ob man gegen so etwas resistent werden konnte? Gegen heilige Kräfte? Ich musste es ausprobieren.

Bis heute hatte ich es noch nie mit solcher Macht zu tun gehabt. Aber wenn ich es lernte, würde mich kein Menschenbann aufhalten können. Ich lachte innerlich. Das war doch ein Plan. Gegen heilige Kräfte resistent werden.

Ich grinste kurz, bevor ich meine Lippen zum Strich zog. Aber als erstes würde ich morgen nachsehen, ob ich wie eine Frau beim Lächeln aussah…

 

 

Die Insel der Hanyous (Izayo)

 

Da flogen wir dahin in dieser hell erleuchteten Nacht. Es war wunderschön auf seinen Rücken zu reiten. Erst war er als Mensch unterwegs gewesen, aber in einer ausreichenden Entfernung hatte er seine wahre Gestalt angenommen. Ich liebte den Himmel bei Nacht und versuchte spielerisch nach den Sternen zu greifen.

Kichernd ließ ich mich mit dem Rücken auf das Fell fallen. Es war weiß und lang. Dieses mächtige Tier unter mir. Was würde mein Vater sagen, wenn er sah, dass der Lord ein Hund war? Oder wusste er um die Umstände meines Liebsten? Ich wusste es nicht und ich traute mich auch nicht zu fragen. Seufzend schmiegte ich mich an und starrte zum Mond, während wir teilweise durch tief fliegende Wolken glitten. Immer wieder berührte ich die Wolken, die in meinen Händen zerfielen. Es war wie in einem Traum, aus dem ich nicht erwachen wollte… Warum waren meine Augenlider nur so schwer?

 

Anscheinend war ich eingeschlafen, denn mich kitzelten dünne Sonnenstrahlen im Gesicht. Müde öffnete ich die Augen und entdeckte meinen Liebsten. Er lehnte an einen Baum und hatte mich in seine Arme geschlossen. Kam es mir nur so vor oder schlief er auch? Leicht rot strich ich über seine Wange. Im Schlaf sah er nicht aus wie ein Dämon… eher wie ein Heiliger.

„Was macht ihr da?“, fragte eine kindliche Stimme. Ich zuckte zusammen und drehte mich in Inu no Taishos Umarmung um, um etwas wirklich Süßes zu entdecken. Dort war ein Mädchen mit süßen spitzen Ohren und einem Schwanz. Sie legte den Kopf schief. Ihr Haar war golden und ihre Augen grün. Sie trug einen blauen Kimono. Das Mädchen war nicht älter als 6 oder 7 Jahre. Neugierig umkreiste sie uns. „Ich kenn euch nicht…“

Ich biss mir auf die Lippe. Inu no Taisho schlief tief und fest, also schlängelte ich mich kurzerhand aus seiner Umarmung und zog meine Kleidung glatt und richtete sie. „Wir haben geschlafen… Mein Mann wollte mir wohl diesen Ort zeigen, aber auf dem Weg bin ich müde geworden.“

„Wieso wollte er das?“

„Naja…“, meinte ich und lächelte. „Ich bin schwanger und er wollte mir den Ort zeigen, an dem wir leben könnten.“

„Also bist du ein Mensch?“

„Ah, ja… sehe ich nicht so aus?“

„Du bist so schön…“

Ich wurde knallrot und schüttelte den Kopf. „Ich bin eine Prinzessin, vielleicht liegt das daran…“

„Natsuki? Natsuki! Wo steckst du?“

„Oh, Mama ruft!“, kicherte die kleine Hanyou und rief schon nach ihrer Mutter, die geschwind kam. Sie war selbst sterblich, vermutete ich, wenn ich ihr schwarzes Haar so sah. „Mama, schau mal!“

Ihre Mutter sah mich argwöhnisch an und erstarrte dann, als sie meinen Mann sah. „Was?“

Ich verneigte mich. „Es tut mir leid… Mein Liebster und ich wollten uns über Hanyou Kinder erkundigen und schauen, ob wir hier eine Heimat finden würden und…“, haspelte ich, während die Frau vor mir Angst zu haben schien. Zittrig sah ich mich hilfesuchend nach meinem Mann um, aber er schlief wie ein Stein. „Inu no Taisho… bitte wach auf…“

Die Frau zog ihre Tochter eng an sich. Sie seufzte. „Was sind sie?“

Ich erstarrte. „Ein Mensch… sehe ich so unmenschlich aus?“, fragte ich verwirrt und stupste meinen Liebsten immer wieder an, bis er schlaftrunken die Augen aufmachte und sein Maul zu einem Gähnen aufriss.

„Izayoi, lass das… nur noch kurz…“, brummte er, doch ich schüttelte ihn leicht aggressiv, bis er die Augen aufmachte.

„Jetzt wach auf!“, schimpfte ich und sah immer wieder zu der Frau, die anscheinend langsam das Weite suchte, bis sie weg war. „Wir wurden entdeckt!“

Erschrocken riss er die Augen auf und stand sofort in Angriffsposition. Ich verzog die Lippen wütend. „Nicht dein ernst…“

Sein Griff um sein Schwert lockerte sich und er sah mich unschuldig an. „Ich bin wohl eingeschlafen?“

„Tief und fest. Hier war eben eine süße Hanyou und ihre Mutter, ich glaube die Mutter denkt, wir sind Eindringlinge.“

„In der Nähe ist das Dorf. Wahrscheinlich hätten wir nicht nachts hier ankommen dürfen. Aber gut, wir sehen uns um und stellen uns vor.“

„Ist es nicht gefährlich für dich, deinen Namen zu nennen?“

„Nein. Hier leben sie alle friedlich und helfen einander. Glaub mir, wir haben wirklich nichts zu befürchten.“

„Das beruhigt mich wirklich… Aber zieh dich vorher richtig an und naja… richte alles.“, meinte ich ernst. Anscheinend hatte ich unruhig geschlafen, zumindest war sein Oberteil aus der Hose gerissen und der Knoten hing auf halb acht.

Mein Liebster sah schlaftrunken an sich herunter und zuckte mit der Braue. „Wie ist das passiert?“

„Ich schlafe manchmal unruhig… Es tut mir leid.“

„Kein Problem.“, brummte er und zog sich richtig an. „Da können sie nur einen schlechten Eindruck bekommen. Gut, ich zeige dir das Dorf. Jedoch müssten wir arbeiten und das Leben als Prinzessin würde enden.“

Ich nickte. „Aber du müsstest mit mir Geduld haben…“

„Natürlich.“, lächelte er, während wir zum Dorf gingen. Es war wunderschön hier. Wilde Blumen wuchsen am Wegrand und man hörte die Natur. Es war wie bei mir. Berge umringten das Örtchen. „Es ist eine Insel, wenn es dich interessiert.“

„Oh… Sie ist wirklich schön…“, flüsterte ich halb erschlagen. Ich lebte sonst in einem Bambushain, doch hier wuchsen ganz andere Pflanzen. Irgendwie fasste ich alles an, was ich sah, um zu wissen, dass ich diesmal wach war. Mein liebster lachte, während ich gebannt von der Schönheit der Natur, wie ein kleines Kind umherrannte. Hier könnte es mir wirklich gefallen.

„Izayoi.“, witzelte er und schnappte mein Arm. Er zog mich an sich und küsste meine Lippen. „Gefällt es dir hier so sehr?“

„Ja.“, lachte ich und sah seine wackelnden Augenbrauen an. Der Geruch änderte sich auch stetig, aber ich roch nur Blumen, bis ich auf einmal auch Essen roch und sofort Hunger bekam. Mein Magen knurrte laut und verschreckte ihn fast.

„Das klingt schrecklich…“

„So klingt es halt, wenn zwei auf einmal Hunger haben.“

Er hob eine Braue und ich kicherte. „Dann muss ich dir etwas zu Essen ergaunern?“

„Genau.“, meinte ich und hob den Finger. „Du willst nicht, dass ich schlechte Laune bekomme? Dann holst du mir etwas.“

Er lächelte vorsichtig: „Vielleicht lass ich es drauf ankommen.“

Wütend starrte ich ihn an: „Wag es nicht.“

„Verstanden!“, sagte mein Mann, bevor er sich auf den Weg mit mir im Schlepptau machte. Wir erreichten auch bald das Dorf, was sich als sehr groß herausstellte. Komisch war nur, dass es so ruhig war. Wo waren sie? Bald hatte ich auch schon die Antwort, denn es kamen Wachen auf uns zu.

„Was ist euer begehr?“

Mein Mann stellte sich vor mich: „Nun, wir suchen eine neue Heimat, meine menschliche Frau und ich. Meine Frau ist schwanger. Des Weiteren würden wir gerne die Einwohner über Hanyous ausfragen, da es unser erstes Kind ist und wir noch keine Erfahrung damit haben.“

Einer der Wachen starrte mich an und überlegte. Sie tuschelten schnell, bevor sie zur Seite schritten und ihre Speere lockerer anfassten.

Vorsichtig schlüpfte ich mit Inu-chan zwischen den Wachen durch, die mir etwas Angst machten. Was hatten sie nur beredet?

„Sie meinten nur, du bist fast zu hübsch für einen Menschen.“, lachte mein Mann auf einmal und ließ mich erröten.

„Bin ich so schön?“

„Ja. Meine Mononoke.“, brummte er und umfasste meine Hand fest, während wir uns auf einen Platz in der Mitte setzten und beobachteten, wie die anderen hervorkamen und uns unverhohlen anstarrten. Das war ja wunderbar. Ich saß hier auf dem Präsentierteller. Zumindest knurrte mein Magen vor Aufregung nicht mehr.

Aber alles war noch in Ordnung, bis die ersten ehrergiebig vor meinen Mann einen Kniefall machten und den anderen erzählten, das mein Geliebter der Lord dieser Länder sei. Danach schienen sie alle wie gebannt und stritten sich darum, uns zu erzählen was man alles beachten musste. Sie redeten so viel, dass sich mir der Kopf schnell drehte, bis ich auf einmal ein kleines Mädchen erkannte, die meine Hand schnappte und mich herauszog.

„Du warst Natsuki oder?“, fragte ich nach und sie nickte, während sie mich von dem Platz zu einen kleinen Fluss führte. Ihre Mutter stand dort und nickte mir zu.

„Es tut mir leid, dass ich so misstrauisch war, aber ich fürchtete eine Falle…“

„Dringen öfters Fremde ein?“

„Nein. Es ist eher selten. Meist sind es welche, die hier aufgenommen werden wollen. Jedoch kommen diese auf normalen Weg.“

„Entschuldigt uns bitte. Das wussten wir nicht.“

„Schon gut.“, meinte sie und winkte mir zu, näher zu kommen. Ich kam und sah mich um. „Bist du schwanger?“

„JA… Aber noch nicht lange. Ich habe so viele Fragen und…“

„Keine Antworten. Hier wirst du alles finden.“

„Danke. Hattest du Angst, dass dein Kind…“

„nicht menschlich sein könnte? In gewisser Weise schon. Hier gibt es Kinder die mehr oder weniger dämonisch sind, aber das ist uns egal. Jeder wird akzeptiert, dadurch habe ich die Angst verloren.“

Ich hörte ihr interessiert zu. „Das klingt gut… Es ist alles so neu für mich… Mein Liebster ist nicht gut darin, einem Mut zu machen, er ist sehr unwissend und das macht mir Angst…“

„Keine Sorge, wir helfen einander. Dämonenkinder sind manchmal schwer zu Händeln, aber wir haben hier auch eine Schule und auch dämonische Frauen, die immer gute Tricks kennen. Zu oft sind die männlichen Dämonen hier nicht weiter zu gebrauchen, um Kinder zu erziehen.“

Ich kicherte. „Ich habe seinen Sohn aus erster Ehe halb erzogen. Er ist ein vollwertiger Dämon, den sein Vater unter die Fittiche nehmen wollte, aber am Ende hat er es mir aufgebürdet.“

„Oh? Also hast du schon Erfahrung?“

„Nein, er war schon halb erwachsen.“

„Dann sind sie am schlimmsten. Als Kinder kann man besser eingreifen, wenn sie Unfug anstellen. Hier haben sie auch viele Trainingsmöglichkeiten und wachsen behütet auf.“

Ich lauschte interessiert, während sie mir alles aufzählte, was man hier machen konnte und was man kurz nach der Geburt beachten sollte. Leider behagte es mir nicht, zu hören, dass ich aufpassen musste, weil Dämonenkinder schnell ihre ersten Zähne bekamen und man aufpassen musste, wenn man ihnen die Brust gab. Hoffentlich war mein Kind kein Beißer. Es graute mir davor.

Auch über Kinderkrankheiten redeten wir und sie erzählte mir sogar, dass ich aufpassen musste, da ein Hanyou manchmal anderes Essen bevorzugte oder Unverträglichkeiten hatte gegen normales menschliches Essen. Wenn sollte ich Acht geben und den Vater fragen, was er nicht vertrug. Manchmal waren es auch Kräuter oder Pflanzen, die Kinder einfach so verzehrten.

Es war vor langer Zeit vorgekommen, aber zum Glück lebte das Kind noch, aber es hatte lange Bauchschmerzen und man wollte nicht, dass ein Hanyou Bauchschmerzen hatte, da die kleinen dann sehr unausstehlich waren.

Aber beruhigend war, zu hören, dass es eine gute Voraussetzung war, dass mein Mann so stark war. Wenn nichts schief ging, hätte unser Kind eine sehr menschliche Gestalt.

Am Ende führte sie mich auch rum nach einem kleinen Zwischensnack, sodass ich verschiedene Kinder erblickte. Darunter waren auch Kinder, die eher wie Monster aussahen, aber sie spielten mit den anderen und lachten freudig. Ein wenig Unbehagen hatte ich, aber als sie mich den Kindern vorstellte, bemerkte ich schnell, dass sie trotzdem sehr sanft waren und nicht anders, als die anderen.

Hier würden wir glücklich werden. Wir würden klein anfangen, gut mein Mann wurde angepriesen, aber wir würden für uns leben. Es würde mich Zeit kosten, denn ich war so verwöhnt worden, aber ich würde es wagen, wenn ich dafür nur glücklich mit meinen Liebsten leben konnte und mein Traum sich erfüllte von unseren vielen Kindern. Hoffentlich durfte Sesshomaru uns auch besuchen.

In diesem Moment war ich die glücklichste Frau der Welt. Ich verlor die Angst vor der Geburt und freute mich drauf. Es gab so viele verschiedene Ideen, wie sie aussehen könnten, aber der Gedanke an süße Hundeohren gefiel mir wirklich.

 

 

Lösungen (Inu no Taisho)

Was war nur mit mir los? Zum Glück war Izayoi müde geworden und eingeschlafen, sodass sie nichts von meinem Schwächeanfall bemerkt hatte. Es war unweit der Insel, sodass ich mit letzter Kraft sie noch erreichen konnte und in der Nähe des Dorfes niederging.

Erschöpft setzte ich mich mit ihr an einen Baum. Es war wirklich schwer gewesen, meine menschliche Gestalt anzunehmen. Besorgt blickte ich auf meine Gemahlin. Was stimmte nur nicht mit mir? Izayoi, was passierte mit mir? Lag es daran, dass meine Blutlust immer mehr nachließ? Läuterst du mich etwa? Aber nein, du warst kein heiliges Wesen oder?

Ich seufzte leise und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Sesshomaru zeigte keine Anzeichen von Schwäche… Er war eher voller Energie, als lustlos… Ich biss mir auf die Unterlippe. Jetzt war es noch wichtiger, einen geeigneten Ort für uns zu finden, sollte ich die Fähigkeit verlieren uns zu beschützen… Würde sie mich auch Lieben, sollte ich eines Tages nicht mehr meine Gestalt annehmen können? Was würde mein Sohn sagen?

Ein Gutes hatte es. So würde Izayoi mich für sich haben. Nur für sie und unsere Kinder wäre ich da, bis wir zusammen unseren Frieden fanden. Geliebte Izayoi, wir werden hier immer beisammen sein, dein Traum, dein Wunsch erfüllt sich. Versprochen.

Mein Herz schlug etwas schneller, während ich es mir bequem machte und die Rüstung entfernte, die zwischen uns nur im Weg war. Ihren Kopf bettete ich an meine Brust, bevor ich meine Arme um sie schlang. Sie duftete wunderbar, wie ein Meer aus Blumen. Ob sie sich für mich parfümiert hatte? Aber auch ihr eigener Geruch betörte mich über alle Maße. Meine Braut. Du bist alles, was ich will und brauche in meinen alten Tagen. Ich liebe dich Izayoi. Du bist mein Stern. Hell leuchtend weist du mir den Weg aus meiner eigenen Finsternis. Nie im Leben hätte ich gedacht, einem Menschen zu verfallen…

Ein sanftes Lächeln schlich sie auf meine Lippen, während sie meinen Namen im Schlaf aussprach und sich an mich kuschelte. „ich liebe dich.“, flüsterte ich an ihr Ohr, was ihr ein spielerisches Lächeln auf die Lippen malte. Diese Frau war alle Mühen und Ängste wert. Das konnte ich mit gutem Recht behaupten. Müde schmiegte ich mich an sie und genoss ihren ruhigen Herzrhythmus in vollen Zügen. Meine Hand streichelte immer wieder leicht über ihren Rücken, während ich schlaftrunken beobachtete, wie sie ein- und ausatmete. Meine Prinzessin. Auch wenn du mein Verderben bedeutest, hätte ich mich nicht anders entschieden, doch ich konnte es nicht darauf versteifen. Vielleicht war ich auch krank, aber wenn es das war, würde ich sie infizieren? Nein… War es das Alter? Vielleicht. Wenn wir hier lebten, könnte ich jemanden fragen, doch vorher würde es zum Krieg führen. Alle suchten eine Schwäche bei mir und wollten die Chance nutzen, doch ich gab keine Anzeichen von mir.

Besorgt sah ich ein wenig unter mein Oberteil. Feine Narben hatten sich auf meinem Körper manifestiert. Meine Heilkräfte waren auch einmal besser gewesen. Oder waren einfach nur die Wunden tiefer und meine Haut dünner? Brummend schloss ich die Augen und zog meine Liebste noch dichter an mich, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel. Er war so tief, dass es dauerte, bis ich daraus erwachte. Izayois Blick hatte mir Angst eingejagt und als sie von potentiellen Feinden sprach, sprang ich wie in Trance auf und hatte meine Hand an Tessaiga. Instinktiv griff ich nicht nach So’ounga, da es zu stark war für mich, wenn ich in diesem Zustand war.

Ein Glück aber klärte es sich, was mich wirklich beruhigte. Erschreckender Weise hatte sie mir die Kleidung fast vom Leib gestrampelt. Wie tief hatte ich geschlafen? Ich tat wirklich gut daran, sie nicht in meiner Nähe in meinem Schloss zu haben, aber der Schlaf hatte gutgetan. Nach meiner Aufwachphase fühlte ich mich erfrischt und wieder kräftiger. Das musste ich mir merken und später noch eine Runde schlafen.

Auf einmal fasste ich etwas Mut. Vielleicht war es zu viel Krieg in letzter Zeit gewesen und mir fehlte einfach Schlaf und Ruhe? Ja, ich schlief, aber nicht so fest. Sesshomaru raubte mir auch jeden Nerv.

Freudig grinste ich dann leicht, als ich von allen umringt wurde. Meine Frau wurde gestohlen von einem Kind, was mich nicht weiter störte. Es würde ihr guttun, diese Welt kennen zu lernen. Ja, sie war auch eine heile Welt, aber doch schier anders als das Leben als Prinzessin. Sesshomaru käme damit nie zurecht, aber ich? Ich war selbst nicht immer ein Lord gewesen. Nein, ich hatte dieses Land ergriffen und mein Reich gegründet. Am Anfang war ich ein kleines Licht gewesen, doch ich hatte mich gemausert.

„Das Ihr hier seid ist eine Ehre für uns alle!“

„Und so eine hübsche Frau, die er da hat!“

„Jemand so starkes auf unserer Seite!“

Viele Stimmen wurden laut, bis ich aufgab, ihnen zu folgen. Ich lächelte und rieb meinen Hinterkopf. Dabei war ich doch nur als dummer Junge gekommen, um zu erfahren, was es mit menschlichen Hanyous auf sich hat. Neugierig blickte ich umher und erkannte dann jemanden abseitsstehen, der mich mit finsterer Miene anblickte. Nach längeren Hinsehen erkannte ich ihn. Yuudai, ein mächtiger Dämon. Einst war er der Herrscher des Ostens gewesen. Ein schwarzer Panther. Prächtig und stolz. Vor einigen Jahren war er verschwunden und der neue Herrscher hatte die Macht ergriffen und mein Land versucht anzugreifen.

Ich stand auf und nickte noch allen zu, bevor ich zu dem schwarzhaarigen Mann ging. Seine Haut war leicht gebräunt und seine Augen leuchtend grün.

„Du lebst, Yuudai?“, fragte ich überrascht, während er nur zur Seite sah und schwieg. „Yuudai?“

Die Katze verdrehte die Augen und er bleckte die Zähne: „Hübsche Frau hast du dir da geangelt.“

„Danke. Ich habe mich damals schon gewundert, wo du hin bist.“

„Hmm… Es ging nicht anders. Du scheinst selbst davor zu stehen, dein Land zu Grunde zu richten.“

„Was meinst du?“

„Ich habe genug gehört.“, meinte er und zupfte sich einen Floh von seiner Schulter, den er mir spielerisch zuwarf. „Er hat mir erzählt, wie der stolze Hund den neuen Herrscher bezwungen hat und jetzt fallen alle Länder ein und versklaven die Katzen.“

Seufzend sah ich Myoga an. Der Flohgeist mit der großen Klappe. „Wir wurden angegriffen, ich habe sie zurückgeschlagen. Die Generäle leben aber noch, sie sollten sich wehren können.“

„Du weißt, das wird auch deinem Land geschehen?“

„Nein, mein Sohn wird die Machtfolge antreten. Er ist fast so weit.“

„Dieses kleine Monster?“, fragte er kalt und rümpfte die Nase, während ich nur leise seufzte.

„Er ist kein Monster mehr. Meine Braut hat ihn erzogen. Zumindest handelt er nicht mehr so kalt und scheint auch …“

„… Toga.“, brummte Yuudai. Schon lange hatte mich keiner so genannt. Kämpfender Fangzahn. Das waren noch Zeiten. So war das mit nicht geborenen Dämonen. Ich war damals nicht sehr einfallsreich gewesen. „Er ist kein Großdämon wie du. Er ist stark, aber er hat bestimmt in meiner Abwesenheit noch nicht die nächste Stufe erreicht oder?“

„Nein, leider nicht.“, gab ich bedauernd zu. „Aber er gleicht den Kräfteunterschied mit Geschick aus.“

Myoga mischte sich jetzt ein und nickte: „Er entwickelt sich prächtig. Die Soldaten gehorchen ihm aufs Wort.“

„Keiner hat gesagt, du darfst dich einmischen.“, zischte ich leicht, bevor er sich in meinem Fell versteckte. „Wir reden später.“

Yuudai grinste: „Also ist er listig. Das ist gut. Vielleicht kommt es deinem Sohn gut, dass er nicht so stark wie du ist, denn du hast oft vorschnell gehandelt, du sturer alter Hund.“

„Naja, was das betrifft.“, flüsterte ich und seufzte. „Er ist wohl da noch stolzer als ich. Für ihn gibt es kein Verlieren. Er geht so weit, dass er nicht einmal Anstand besitzt.“

„Was redest du da?“

„Er hat mit dem Feind geschlafen, der ihn verführen wollte und ließ in der Zeit alle töten…“

„Nicht übel, auch wenn ich ahne, was es damit auf sich hat. Jedes Mittel ist halt recht, du bist wirklich weichherzig geworden. Wir haben kriegerische Zeiten.“

„Sagt der, der sich hier versteckt.“

„Nein, ich lebe hier mit meiner Liebsten. Meine Kinder sind schon ein leichtes Problem.“

„Problem?“, fragte ich neugierig und setzte mich auf einen Stein. „Erklär es mir bitte.“

„Höflich bittest du? Also ist sie schon schwanger. Nun meine Kinder sind sehr mächtig. Es ist schwierig das Blut eines Daiyoukais zu beherrschen. Du weißt ja, dass wir unsere Macht vererben. In dem Kind wird immer ein Kampf herrschen. Meine Kinder sind glücklich, aber wenn sie in Gefahr stecken, wird es brenzlig. Dann ist ein Kampf unausweichlich.“

„Wie kommst du dagegen an?“

„Ich unterdrücke sie mit meiner Aura. Wie eine Kontrolle. Meine Aura gibt ihnen auch eine Art Sicherheit, sodass ihr Blut gar nicht in Wallung gerät. Dein Kind kann die gleichen Probleme haben. Am besten lässt du ein Amulett anfertigen, für den Moment, wenn du stirbst.“

Erschrocken blickte ich ihn an, bevor er die Schultern zuckte. „Ich habe das auch, das war jetzt keine Morddrohung.“

„Meine Frau würde uns verdreschen, wenn wir kämpfen.“

„Ach?“, lachte Yuudai und seufzte leicht. „Überlege dir etwas, was dein Kind gebrauchen kann und was ihm die nötige Kraft gibt, alles zu überstehen. Vielleicht auch eine Waffe, die so stark ist, dass es eine Schande wäre, sie nicht zu benutzen.“

Ich nickte nachdenklich und sah zu meinen Schwertern, was er bemerkte.

„Fabelhafte Idee. Du hortest ja Schwerter. Ein perfektes Erbstück. Es überrascht mich sowieso, dass du auf einmal drei hast. Immer noch gierig nach Macht?“

„Ach die.“, bemerkte ich und sah zu ihnen. „Vielleicht auch eine Vorsorge. So‘ounga dürstet mir zu viel nach Blut. Im Krieg ist es eher ein Hindernis, da es kein Halt vor Gleichgesinnten macht. Dafür habe ich mir jetzt welche aus meinen Fangzähnen anfertigen lassen, teils um meine Liebste zu schützen.“

Er nickte. „Dein anderer Sohn wird die Waffen auch wollen, das heißt, du musst einen Schutz einbauen.“

„Er wird mich dafür hassen, aber ich werde einen Plan erstellen, wenn ich verscheiden sollte. Hörst du Myoga? Du wirst dann alles in die Wege leiten.“

„Aber Herr, ihr lebt noch lange!“, meinte der kleine Floh und sprang aufgeregt auf meinem Fell auf und ab.

„Hanyous leben auch sehr lange. Meine Kinder altern recht langsam, was meine menschliche Frau manchmal traurig macht, da sie weiß, dass sie nie erwachsene Kinder sehen wird. Aber das vergisst sie auch schnell wieder, wenn sie mit ihr spielen wollen. Sie sagt oft, es ist, als würde die Zeit für sie stehen bleiben.“

„Wie kommst du damit zurecht?“, fragte ich dann gerade heraus, was meinen Gegenüber nachdenklich machte.

„Ich versuche wenig darüber nachzudenken, doch wenn sie stirbt…“, meinte er doch sehr nachdenklich und legte seine schwarzen Haare sorgsam nach vorne. Vorher hatte ich nicht gesehen, dass sie lang und geflochten waren. „… werde ich unsere Kinder weiter großziehen. Sie sehen ihr sehr ähnlich. Meine Frau redet davon, dass sie bestimmt wiedergeboren wird und wir uns dann treffen, auch wenn ich mir nicht sicher bin.“

Traurig lächelte ich. „Frauen… Da wünschte man, man könnte die Zeit anhalten.“

Er nickte. „Du solltest sie jetzt aber suchen, bevor sie noch von den anderen bedrängt wird. Hier gibt es auch halbwüchsige Hanyous. Deine Frau ist zu schön. Bestimmt hat sie die ersten Anhänger.“

Ich lachte. „Das wäre nicht das erste Mal. Sie ist naiv und gutmütig. Wenn ich nicht eingreife, lädt sie alle in ihr kleines Schloss zum Essen ein.“

„Wirklich? Wo hast du sie gefunden?“

„In einem Schneesturm. Eine kleine naive Prinzessin.“

„Von Klein auf also vorbereitet und geprägt? Verstehe, sonst hättest du die nie abbekommen.“

„Was heißt das?“, krakelte ich voller Elan und baute mich vor dem Kater auf, der unschuldig die Schultern zuckte.

„Du bist nicht unbedingt ein Schoßhund damals gewesen.“

Ich lachte. „Sie hat mich teils sogar überzeugt, wenn du es genau wissen willst. Sie hat mir den Antrag gemacht.“

Stolz brüstete ich mich, doch er lachte mich nur aus. „Das ist eher nach dir. Unglaublich, dass solche Frauen auf dich stehen. Was sagt sie zu deiner wahren Gestalt? Du bist nicht der schönste Hund.“

„Nun, sie liebt die Gestalt und auch meine Zwischenverwandlung. Nur meine ganz große Gestalt habe ich ihr nicht gezeigt.“

„Angst sie wie ein Floh zu zerquetschen?“

„Leider. Ihre Augen würden rausfallen, wenn sie merkt, dass sie so groß wie eine meiner Krallen ist… Sie würde hektisch rumlaufen, weil sie so neugierig ist und alles sehen will… Dann macht sie bestimmt nicht mehr solche niedlichen Aussagen.“, seufzte ich und grinste.

„Oho?“

„Diese Prinzessin war schon immer blind vor Liebe.“, mischte sich der Floh ein, den ich böse anstarrte.

„Ruhe!“

„Blind?“

„Ach… sie findet meine Augenbrauen am komischsten an mir. Ich habe sie mal gefragt, was sie erkennt… Es hatte mich verwundert, dass sie keine Angst hatte...“

Yuudai lachte auf einmal und war kein wenig mehr griesgrämig. „Unglaublich. Aber sie hat recht, buschige Augenbraue.“

Brummend verzog ich die Lippen. „Sie findet sie liebenswert.“

„Und sie zucken unaufhörlich, wenn er lügt.“, meldete sich eine weibliche Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. Da stand meine Gemahlin und stöhnte leise. „Des Weiteren hat er mein Leben gerettet.“

„Freut mich. Hast du dich ihm verpflichtet gefühlt?“

Sie wurde rot. „Naja… indirekt. Eigentlich mochte ich seinen Charakter. In seiner Nähe fühlte ich mich frei und glücklich. Deswegen griff ich zu.“

„Was für eine Frau.“, flüsterte mein Gegenüber und sah zu Izayoi, die sich eng an mich drückte. „Sie passt wirklich zu dir. Besser als die Hundegöttin.“

Meine Mundwinkel entgleisten, während Izayoi interessiert hin und her sah. „Eine Göttin? Sesshomarus Mutter ist eine Göttin?“, fragte sie ehrfürchtig und riss die Augen auf.

„Ja kann man schon so sagen…“, brummte ich und zog sie an mich für einen liebevollen Kuss. „Aber sie ist eine launische Göttin.“

Izayoi nickte und legte dann den Kopf schief. „Darum hat er immer in den Himmel gesehen und will so stark werden. Bei solchen Eltern ist der Druck wirklich groß. Ein Lord und eine Gottheit. Darum hat er so viel dafür getan, die Bücher in die Hände zu bekommen.“

„Bücher?“, fragten wir beide und sie nickte grinsend.

„Naja, die Abmachung war, wir vertragen uns, wenn er die Bibliothek meines Vaters besuchen darf. Er hat sämtliche Bücher gelesen über Krieg und Taktiken und Kampfkünste waren auch bei. Er hat die verschlungen und als er auf mich aufpassen musste und ich so anhänglich war und ihn als Kopfkissen missbrauchte, verlangte er noch mehr Schriften.“

Ich sah sie entgeistert an und mein Gegenüber erst. Auch Myoga machte einen Klagelaut.

„Verstehe, das meinst du damit, dass sie jeden einladen würde. Mir tut dein pubertierender Sohn wirklich leid, aber es scheint ihm ernst zu sein, mit deiner Position.“

„Das ist es ihm wohl… Izayoi, warum hast du mir das nie gesagt?“

„Es war unser Geheimnis.“, meinte sie fröhlich. „Dafür hat er mir verraten, wie ich dich rumkriegen kann. Was du magst und so weiter.“

Ich seufzte. Das hatte er also? Er hatte seinen Vater für Bücher verkauft? Es taten sich immer tiefere Abgründe auf.

„Deine Braut scheint sich früh in den Kopf gesetzt zu haben, dich zu erobern.“

„Ja, das habe ich.“, meinte sie stolz und küsste mich auf die Wange. „Er ist ein toller Mann.“

„Du hast sie nicht verzaubert oder?“

„Nein, sie ist so und das ist wunderbar.“, sagte ich mit einem erleuchteten Hundeblick. „Eifersüchtig?“

„Nein, gar nicht, ich stehe eher auf die kratzbürstigen Frauen. Meine Frau hat Haare auf den Zähnen. Ich freue mich schon darauf, wenn ihr hier wohnt und wir aus Spaß kämpfen können. Dann ist es nicht mehr so langweilig.“

Ich lachte und nickte, während Izayoi mich in die Seite piekte. Autsch. Hatte sie wirklich keine Tigerkrallen?

 

Einige Zeit später machten wir uns dann aber auf den Heimweg und nahmen Myoga mit, der mit meiner Liebsten im Gespräch vertieft war. Sie fragte ihn wirklich über meine Taten aus und lauschte seinen Erzählungen. Gut Myoga hatte die Fähigkeit, alles wie Seide und Gold verkaufen zu können, auch wenn es nur Dreck war. Izayoi kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, während ich schon ahnte, dass sie Sesshomaru fragen würde und der nur eiskalt sagen würde, dass wäre eine Fehlinterpretation, da Myoga abhaute, wenn der Feind gefährlich nahe war. Es waren nur Märchen, aber meiner Frau gefielen sie und es würde sie auch beruhigen, wenn man hörte, wie ich tausende Männer alleine geschlagen hatte. Hoffentlich würde sie nicht fragen, wie ich das denn gemacht hatte…

Daheim setzte ich meine Braut ab und musste entdecken, dass mein Sohn fehlte. Takemaru tat auf unschuldig und sagte nur, er hätte mit Sesshomaru eine Art Wette am Laufen. Ich wunderte mich, doch Izayoi fragte einfach direkt.

„Was hast du gemacht, Takemaru?“

Der Mann mit dem kurzen schwarzen Zopf und dem legeren grünen Yutaka seufzte. „Ich habe ihm seine Grenzen aufgewiesen. Er kostete von meinem Sake.“

Izayoi sah ihn wütend an. „Der gesegnete Sake zur Reinigung?“

Erschrocken drehte ich mich um und sah Takemaru nur lächeln. „Ja. Er meinte er kann mit dem Gift darin umgehen und hat es ziemlich übertrieben, bis er dahinterkam.“

„Wolltest du ihn töten?“

„Nein. Er hat es freiwillig gemacht und heute Morgen meinte er, er würde trainieren, der heiligen Macht zu widerstehen. Anscheinend will er seine Defizite ausgleichen.“

Myoga bewegte sich in meinem Fell, jedoch bedeutet ich ihm mit der Hand, drinnen zu bleiben. „Nicht anders zu erwarten von meinem Sohn. Er strebt nach Macht.“

Izayoi seufzte. „Er hätte sich verabschieden können… und Takemaru, mach so etwas nicht mehr, bitte.“

Er nickte und verneigte sich. „Es hatte sowieso nur den Effekt, dass Sesshomaru betrunken wurde. Er selbst fand es ein wenig Amüsant, da er noch nie in diesen Genuss kam. Aber auch leider nicht in den Kater, der ihn heute Morgen gequält hat.“

Sesshomaru… Ich sollte mit ihm reden, bevor er Dummheiten machte. Dieser Mann… er war einfach unverbesserlich.

„Liebster?“

„Alles gut, ich werde ihn suchen gehen. Ruh dich etwas aus und überlege dir mein Angebot. Spätestens zum nächsten vollen Mond bin ich wieder da, versprochen.“

„Ich werde die Tage zählen, Liebster.“, säuselte sie, bevor sie mich küsste. „Du könntest mir deinen Floh vorbeischicken!“

Ich lachte und nickte. „Er freut sich bestimmt über so hübsche Gesellschaft.“

Sie kicherte leise, bevor sie mein Fell angrinste und dann zur Seite ging. „Bis demnächst und denkt dran mir ein paar schöne Dinge mitzubringen. Als Wiedergutmachung.“

Überrascht sah ich sie an. „Wer hat dir den Floh ins Ohr gesetzt?“

„Sag ich nicht!“, kicherte sie und zwinkerte dem Fell zu. Dieser Floh würde eine Predigt bekommen.

 

 

Erleuchtung (Sesshomaru)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Bedenken (Izayoi)

Da war ich nun wieder alleine, nachdem mein Liebster mich verlassen hatte. Es war sehr interessant gewesen, was mir die Frau erzählt hatte und so schien auch ein wenig die Angst verflogen zu sein, was meine Schwangerschaft betraf. Hoffentlich war aber auch Sesshomaru in Ordnung. An diesem Abend würde ich Takemaru aufsuchen und ihm die Leviten lesen. Was dachte er sich nur dabei?

Natürlich, er war kein Fan, was Dämonen betraf, aber warum handelte er so und versuchte meinen Gemahl und seinen Sohn zu tyrannisieren?

Seufzend wusch ich mich und kleidete mich neu ein. Man musste mir nicht unbedingt ansehen, dass ich in der Wildnis geschlafen hatte. Aber was würde werden, wenn wir wirklich dort lebten? Ich meine, dort hatten die Leute eher alte Sachen angehabt. Schmollend sah ich meinen teuren Kimono aus mehreren Schichten an. Niemand hatte dort etwas Teures getragen. Es waren einfache Männer und Frauen gewesen. Konnte ich das überhaupt? Minimalistisch leben?

Es war nicht so, dass ich immer viel trug, aber… Wie würde es sein? Würde meine Haut trocken und rau werden ohne die ganzen Cremes? Bestimmt könnten wir uns so etwas nicht leisten, auch mein Haar würde leiden. Niemand hatte dort Haare gehabt, die länger als bis zum Po gingen, weil sie wahrscheinlich im Weg waren für die harte Arbeit. Ich war einfach eine verwöhnte Prinzessin, aber ich liebte mein Haar.

Als ich fertig war, begab ich mich dann auf den Weg zu Takemaru, um mit ihm zu reden. Es würde bestimmt guttun, auf andere Gedanken zu kommen.

„Takemaru?“, fragte ich leise an der Tür zu seinem Gemach. Als er nicht antwortete öffnete ich den Raum einen Spalt, aber niemand war da. Schmollen schob ich die Tür grob zu. Wo war er denn? Er war doch nicht weggeritten oder?

Ein Blick in den Stall zeigte mir aber, dass er da sein musste, nur wo versteckte er sich? Ich suchte erst noch kurz, bevor ich die Wachen am Tor fragte, welche mir mitteilten, dass er vor kurzen in den Wald gegangen war. Sofort folgte ich ihm und beteuerte den Wachen, dass ich nicht weit gehen würde.

So begab ich mich auf Takemarus Spur und durchquerte den Bambuswald, bis ich ein Geräusch vernahm. Ich wandte mich nach Osten und schlich in der herannahenden Dämmerung an den Ort, nur um zu entdecken, wie Takemaru in seinem grünen Yutaka etwas aus einem runden Gefäß auf den Boden goss. Es sah schon fast aus wie sein Sake.

Neugierig schlich ich heran und sah mit an, wie er sich ungeniert zu mir drehte. „Prinzessin, wart ihr auf der Suche nach mir?“

„Ja!“, meinte ich etwas schimpfend, während ich den Boden ansah. „Was hast du ausgegossen?“

„Den gesegneten Sake. Er schmeckte fad.“, hauchte er und schüttelte auch den letzten Tropfen aus. „Er schmeckt nicht mehr, wenn er zu viel geatmet hat.“

Ich fragte mich, ob es der Wahrheit entsprach. Leider sah man es ihm nicht an. Sein Lächeln schien so ehrlich und offen… „Verstehe…“

„Prinzessin, wo wart ihr letzte Nacht? Ich weiß, ich sollte nicht fragen…“

„Schon gut.“, meinte ich und suchte mir einen Stein, auf dem ich es mir gemütlich machte. Im Gegensatz zu mir hatte er eine kleine Öllampe mitgebracht, die uns etwas Licht spendete. „Ich war mit meinem Liebsten auf einer Insel, wo Dämonen und Menschen zusammenleben. Du weißt ja, dass ich ein Kind von ihm erwarte. Möglicher Weise leben wir später dort.“

„Ihr seht aber nicht sehr glücklich darüber aus.“, bemerkte er. Verwirrt sah ich auf. Sah man es etwa mir an, dass ich Bedenken hatte?

„Nun ja, ich müsste alles aufgeben, was ich besitze und würde meinen Vater nicht mehr so oft sehen. Aber wir könnten friedlich leben… Doch weiß ich nicht, ob ich zu einem Leben in Armut fähig bin, wo ich doch nichts wirklich beherrsche.“

Er setzte sich mir gegenüber auf den Boden und betrachtete mich eingehend. Seine Augen wurden traurig. „Zwingt er euch?“

„Nein. So ist es nicht. Er hat sich eher Gedanken über uns gemacht. Ich liebe ihn von Herzen, doch es fällt mir noch schwer mich mit dem Gedanken anzufreunden. Die Frauen hatten alle raue Hände und kurze Haare. Sie waren schön, aber… werde ich es auch noch sein, ohne diese ganzen Cremes und Bäder?“

„Dann bleibt hier. Er wird es euch nicht abschlagen können. Auch mich würde es traurig stimmen, nicht mehr das schöne Gesicht der Prinzessin zu sehen, die ihre Flügel ausbreitet und wie eine Nachtigall singt.“

Ich wurde rot und wedelte etwas mit der Hand. „Übertreib nicht, Takemaru-sama. Das könnte ich doch dort auch.“

„Nicht direkt. Habt ihr jemals außerhalb des Schlosses ein Dorf besucht oder eine Stadt? Es ist etwas Anderes, nur etwas zu sehen oder es zu verstehen. Ich schlage vor, wir machen einen Ausritt und ihr seht mit eigenen Augen, was es bedeutete, zu arbeiten.“

Ich nickte. „Danke. Das wird mir bestimmt helfen.“

„Es ist auch an der Zeit, den Käfig zu öffnen, bevor man die Prinzessin in einen anderen sperrt. Nutzt die Gunst der Stunde und durchbrecht die Gitter, die euch halten. Auch wenn es nur für einen Tag ist.“

Naiv wie ich war, stimmte ich ihm zu. Was sollte denn schlimmes passieren können? So schlimm konnte die Welt nicht sein. Mich als Vogel zu bezeichnen war interessant. Bisher war ich noch nie selbst geflogen. Zumindest nie weit genug, um eine Entscheidung treffen zu können. Von einem Schloss war ich ins nächste gekommen und liebte ein Mann, der Furcht davor hatte, dass ich verurteile, was er dort draußen tat. Takemaru wollte mich umstimmen, aber vielleicht würde ich dann erst recht gehen, wenn ich sah, warum er hier nicht glücklich werden konnte. Aber das durfte er nicht wissen.

Am nächsten Morgen stahlen wir uns davon. Ich hatte mir einen recht einfachen Yutaka angezogen und verbarg mein Gesicht in einem Cape, dass ich mir tief ins Gesicht zog. Unsere Pferde galoppierten durch den Wald, während der Wald an unseren Köpfen vorbei raste. Meine Beschützerinnen würden mein Fehlen schnell bemerken, aber würden sie mir auch folgen? Ja, er hatte Recht, wenn er sagte, dass ich in einem Käfig steckte, doch konnte ein Vogel der darin aufgewachsen war, jemals seine Flügel ausbreiten?

Kopfschüttelnd richtete ich meinen Blick auf das, was vor uns lag. Mein Herz raste vor Aufregung darüber, was ich heute erfahren würde. Vielleicht konnte ich die Männer in meinem Leben dann besser verstehen. Takemaru trug sogar heute sein Schwert bei sich und hatte eine Rüstung unter seiner Kleidung versteckt, falls wir in einen Hinterhalt gerieten. Ich war sicher, das wusste ich.

Dann, als die helle Scheibe den Zenit erreichte, erkannte ich ein Dorf, dem wir uns unaufhaltsam näherten. Aufgeregt pulsierte mein Herz, als wir den Rand des Dorfes erreichten und mein Herz fast stehen blieb, als ich all das Leid erkannte. Die Leute waren abgemagert und siechten dahin. Es kam mir fast hoch, bei dem bestialischen Gestank nach Verwesung und Exkrementen. Würgend sah ich hilfesuchend zu Takemaru, welcher ungerührt abstieg und mir die Hand reichte.

„Es stinkt…“

„Kommt. Das ist normal.“, meinte er und half mir vom Pferd. „Seht euch ruhig um. Das ist ein Dorf, das von eurem Gemahl regiert wird. Es liegt zwischen euch und seinem Schloss.“

Ich nickte und hoffte, dass nur der erste Eindruck schlecht gewesen war. Mein Liebster war ein guter Mann und… und… und… ich würgte wieder, während ich das Leid in den Gesichtern der Menschen sah, die mich argwöhnisch begutachteten. Viele arbeiteten hart, während einige Frauen erschöpft ihre Kinder umhertrugen. Traurig presste ich die Faust auf mein Herz und wollte schon auf sie zugehen, als Takemaru die Hand vor mir ausstreckte.

„Keine gute Idee. Sie würden Euch zerfetzen. Dieses Dorf leidet Hunger, da der Krieg der Dämonen die Länder zerstört und alles verdorren lässt. Doch anstatt es wieder gut zu machen, kümmern sie sich nicht um ihren Schaden.“

„Aber…“

„Euer Gemahl weiß das. Er ist ein Dämon. Wir leben in verschiedenen Welten. Nicht jeder hat so großes Glück, wie ihr. Oft werden auch Dörfer von Dämonen überfallen und das nicht nur hier, sondern überall. Sie lieben es Blut zu vergießen.“

Ich schluckte und sah mich noch mal um. „Aber mein Gemahl nicht…“

Er seufzte. „Ihr seid so naiv, Prinzessin. Was isst euer Gemahl wohl?“

„Das was wir essen?“, entgegnete ich, doch wollte ich es auch gar nicht so genau wissen.

„Er hat euch verzaubert mit seinem Aussehen. Euer Liebster ist ein Inugami, ein Rachegeist geschaffen aus einem Hund, den man nach den Legenden eingräbt und das Essen in der Nähe seiner Schnauze lässt, er es aber nicht erreicht. Wenn der Hund vor dem Tod ist, schlägt man seinen Kopf ab und vergräbt ihn unter einer belebten Straße. Wenn einige Zeit vergangen ist, gräbt man ihn aus und legt ihn in einen bereiteten Schrein. So ruft man ihn. Bestimmte Familien beherrschten diese Anrufung. Es sind Attentäter. Meine Nachforschungen ergaben, dass sein wahrer Name Toga, also kämpfender Fangzahn war. Er war ein sehr wütender Rachegeist, der am Ende die tötete, die ihn riefen und viele Jahre im Land wütete.“

Erschüttert starrte ich ihn an. So entstand ein Inugami?

„Er hat an Macht gewonnen und sich andere Inugami einverleibt. Dein Liebster ist über 1000 Jahre alt und hat es geschafft Herr der Hunde genannt zu werden, denn sie unterwarfen sich alle. Dieser Mann, nein dieser Geist verabscheute damals die Menschen.“

„Aber jetzt ist er ganz anders!“, wurde ich lauter und sah ihn wütend an. „Mir ist das egal, wie er früher war und ich kann ihn verstehen, dass er wütend ist. Man hat dieses Tier gequält.“

„Tier. Ihr sagt es.“, hauchte er mir ins Gesicht, während ich die Augen traurig schloss. „Ihr seid sein neues Frauchen. Achtet darauf ihn im Zaum zu halten, sonst wird das Morden nie aufhören.“

Ich nickte. „Bitte urteile nicht so über ihn. Ich werde ihn darauf ansprechen. Lass uns bitte jetzt nach Hause gehen. Ich bitte dich…“

„Natürlich. Ich fand wichtig, euch dieses Wissen zu vermitteln.“

„Danke.“, meinte ich bedrückt, während wir wieder losritten. Meine Bedenken wurden verstärkt, als ich die leidenden Menschen sah, doch sie hatten sich komplett geändert.

Ich wollte bleiben und diese Welt verändern. Inu no Taisho wusste bestimmt nichts von dem Leid. Wir würden eine Welt schaffen. Wenn wir ein Land schufen, wo die Menschen sahen, dass Dämonen auch gutes vollrichten konnten, würden wir doch auch glücklich werden, anstatt uns zu verstecken. Heute war ich das erste Mal geflogen. Die Tür würde ich nicht wieder schließen. Diese Erfahrung war wichtig für mich, denn sie zeigte mir, wie blind ich wirklich war und mein Herz schmerzte, als ich gehört hatte, wie er erschaffen wurde.

Toga… kämpfender Fangzahn. Er war also ein Rachegeist eines zu Tode gequälten Hundes gewesen, der benutzt worden ist. Meine Lippen pressten sich aufeinander. Die Wunde musste tief sein, die ihm die Menschen zugefügt hatten. Ich hatte Mitleid mit dem armen Geschöpf. Mein Liebster, egal wie lange es braucht, ich werde dir deine Last von den Schultern nehmen, denn du wirst nie wieder einsam sein. Nie wieder.

Unser Kind wird von unserer Liebe zeugen und ein neues Zeitalter einläuten. Ich werde dafür sorgen, dass du noch viel mehr lachst. Wir konnten alles zusammen schaffen. Alles!

 

 

Heilende Hände (Inu no Taisho)

Irgendwas lief komplett schief. Mein Sohn schien verrückt zu werden in seiner Gier nach Macht. Was dachte er sich denn? Mit einer Quellgöttin versuchte er immun gegen heilige Kräfte zu werden? Also bitte. Des Weiteren wollte er Zeit mit diesem Takemaru verbringen, welcher für eine böse Überraschung immer gut war.

Es half jedoch auch nichts, ihm ins Gewissen zu reden, wenn er überhaupt eins hatte. Manchmal merkte ich, wie verschieden wir waren und doch auch wie gleich. Als ich jung gewesen war, nein als ich noch frisch auf dieser Welt wandelte, war ich durchgedreht und hatte mich nicht am Riemen gehalten. Es war eine Zeit, an die ich mich ungern erinnerte und die ich mit jedem Tag verfluchte. Ich war sehr gierig gewesen und hatte alles mitgenommen, was ich kriegen konnte. Ich war also meinem Sohn nicht unähnlich. So‘ounga zeugte davon. Damals hatte ich meine Hand gierig danach ausgestreckt, da es einem Rachegeist wunderbar geschmückt hatte. Es hatte nie einen Grund gehabt, mich zu manipulieren, da wir aus dem gleichen Grund entstanden waren. Aus Rache. Ein Rachedämon und ein Racheschwert. Die Kriege darum endeten, aber mein Blutrausch nicht. Lange Zeit hatte ich mich nicht unter Kontrolle gehabt, somit war mein Sohn um einiges geschickter. Was würde er sagen, woher meine Macht stammte?

Ich war froh, als er zumindest mit mir kam. Was sollte ich in dieser Situation mit ihm tun? Ungeduldig beobachtete ich ihn auf dem Heimweg, wie es ihn anscheinend juckte. Seine gesegnete Kleidung schmerzte ihn. Somit nahm er einen ganz anderen Weg als den ich beschritten hatte. Leider konnte ich nur hoffen, dass er nicht auf dem Holzweg damit war. Sesshomaru.

In unserer Heimat machte ich mich daran, einige Dinge zu verwalten. Dabei ging mir nicht der Katzenherrscher aus dem Kopf, welcher mir ins Gewissen geredet hatte. Sollte ich Mitleid mit diesen Wesen haben, die uns angegriffen hatten? Sollte ich ihr Land mir holen und sie in einer Partnerschaft beherbergen?

Es war eine komplizierte Frage, die ich nicht von heute auf morgen klären konnte und dann war da noch Sesshomaru, den ich einbeziehen musste. Würde ich ihm wirklich den Ball überlassen oder wäre es schädlich für mich? Vielleicht hatte ich es zulange aufgeschoben, wenn es darum ging, was meine Vergangenheit betraf. Nein, so konnte ich das nicht formulieren. Bisher hatte ich keinen Grund gehabt, meine Existenz zu hinterfragen. Wie ich entstanden war, war eine Sache, doch gab es auch eine unsichtbare Kette? Ein roter Faden, der mein Leben bestimmte und den ich nicht durchtrennen durfte?

Erst hatte ich geglaubt, es ginge mir besser, doch als mein Sohn mit diesen Worten kam, war ich aus allen Wolken gefallen und glaubte, dass es doch noch etwas anderes gewesen sein könnte. Wie würde ich das in Erfahrung bringen ohne mich einer Gefahr auszusetzten?

Seufzend hob ich eine Schale Sake an meine Lippen. Ein Rachedämon… Konnte er auch ohne Blutvergießen leben? Langsam war ich mir nicht mehr sicher. Woran konnte ich meinen Weg erkennen? Ich stand an einer Gabelung. Ein Weg finster wie die Nacht und einer hell und mit Blumen gesäumt. Welchen würde ich beschreiten und was würde er mir bringen? Geschaffen um zu Morden, verliebte ich mich nun in ein Geschöpf was ich vor vielen Jahrhunderten abgrundtief hasste. Hatte ich verziehen und somit meine Aufgabe verloren? Mein vorheriger Körper hatte die Fähigkeit gehabt zu lieben und treu zu sein, doch ich konnte mich nicht an diese Zeit erinnern und doch glaubte ich, dass ich zu diesem Wesen zurückkehrte.

„Meister?“, fragte eine leise Stimme, begleitet von einem saugen. Ich starrte auf den größer werdenden Flohgeist, der begeistert abließ und sich vor mir hin und her wälzte. Seinen spitzen Rüssel reckte er mir entgegen. Auch er war alt und hatte bestimmt viel gesehen. Alt war er natürlich nur, da er sich sofort bei Gefahr aus dem Staub machte, während ich einst blind darauf zu gelaufen war. Sesshomaru fürchtete auch nichts und niemand. Ob er das von mir geerbt hatte? Ich log immer, dass er die brutale Art von seiner Mutter hatte, doch als ich mit seiner Mutter geschlafen hatte, war ich noch ein wirkliches Monster gewesen. In diesem Zustand hätte seine Mutter mich nicht gemocht… Und mein jetziges Kind? „Meister?“

„Oh…“, machte ich und zwinkerte ein paar Mal, während sich Myoga, der Flohgeist, etwas bequemer auf seine Beinchen setzte. „Tut mir leid.“, hauchte ich und atmete noch einmal tief durch.

„Was bedrückt den Inu no Taisho?“, fragte er interessiert mit seiner kratzigen Stimme, während ich nur meine Sakeschale drehte und wendete.

„Hm… Ich habe nur eine kleine Krise, was mein Leben betrifft.“, brummte ich und trank noch ein Schluck. „Es ist wie im Märchen.“

„Eure Braut ist wirklich bildhübsch. Sie lässt Euch sanfter werden, ehrenwerter Herr.“

„Das stimmt wohl und das löst in mir diese Krise aus.“, hauchte ich und sah in die leere Schale. Würde ich auch so enden? Leer und ausgedorrt?

„Kann ich Euch helfen bei der Krise?“, fragte der kleine Mann, während ich noch ein Schälchen mir zu Gemüte führte.

„Das ist die Frage. Du bist nun auch schon älter und wir kennen uns einige Zeit…“

„Ja, mein Herr. Das tun wir und ich habe auch vor der Zeit bei Euch viele Geschichten gehört. Geht es um Euren Ursprung?“

„Natürlich, um nichts anderes kann es hier gehen. Vieles trieb mich zu Beginn meiner Zeit an, dass mein Sein ausfüllte und von meiner Existenz kündete, doch nun nach Ewigkeiten hinterfrage ich es, da ich spüre, dass diese Frau einen negativen und einen positiven Effekt auf mich hat.“

„Wenn ich bemerken darf, Euer Blut ist süßer geworden.“

Ich lächelte ihn an. „Also bemerkst du auch eine Verwandlung?“

„Natürlich, ehrenwerter Herr. Fragt Ihr Euch, wohin das führt?“

„So ist es. Hast du schon von einer ähnlichen Geschichte gehört?“

Der Flohgeist vor mir stand auf und trippelte mit seinen kleinen Fußsohlen für mich fast schon zu laut hörbar von links nach rechts und von rechts nach links, doch am Ende schüttelte er nur den Kopf. „Nein… Natürlich könnte ich Erkundungen einholen, aber da aus Eurer Zeit kaum ein Inugami überlebt hat, wird dies schwierig sein. Wollt Ihr Euer Sein komplett verleugnen?“

„Das ist die Frage, ob ich den Faden ohne Gefahr kappen könnte. Gewiss ist nur eins, dass ich in die Hölle fahren werde, sollte ich sterben. Nur was würde meine angetraute Frau verlauten, wenn sie erführe, dass sie mir Schaden zufügte, der irreparabel war, außer ich würde sie verletzten.“

Myoga seufzte und klagte: „Würde ich nicht Euch ansehen, dass Ihr ihr verfallen seid, hätte ich gesagt, haltet Euch fern, doch dieser Rat ist zu spät, habe ich Recht?“

Sanftmütig schloss ich die Augen: „Das ist es. Es ist weitaus zu spät. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich diese zarte Gestalt vor mir, die in mein anthromorphes Gesicht blickte und es berührte. Sie hatte Angst, aber hatte den Mut, sich mir entgegenzustellen…“

Myoga kippte erschrocken um: „Ihr habt ihr dies gezeigt?“

„Das habe ich. Natürlich nicht die große Version meiner anthromorphen Gestalt, aber die kleine Version. Die mit der ich geboren worden war.“

Der kleine Flohgeist starrte mich nur entgeistert an. Seine Augen fielen ihm fast dabei raus. „Unglaublich… Dann liebt sie Euch wirklich?“

Schmollend schnippte ich den Floh an, der beinahe wegflog. „Sonst würde es mir kaum so schwerfallen, über dieses Thema nachzudenken, wo es doch kein Ausweg gibt.“

„Auch wenn es Euren Tod bedeuten würde, würdet Ihr bei ihr bleiben oder?“

Ich nickte. „Im Augenblick kann ich es wohl nur herauszögern, in dem ich sie selten sehe, aber je häufiger unsere Treffen werden, desto mehr passiert es.“ Nachdenklich betrachtete ich meine Hand. Löste sich der Grund für meine Existenz immer schneller in Wohlgefallen auf?

„Darum wart Ihr auf der Insel oder? Wäre es nicht besser, nicht dorthin zu gehen und die Besuche zu reduzieren?“

Ich lachte heiser und sah Myoga an: „Das kannst du nur sagen, da du nicht die eine Frau gefunden hast. Wenn ich bei ihr bin fühl ich mich frei und ruhig. Sie ist wie Balsam für meine Seele und heilt die Wunden nach und nach. Sie sagte, es ist ihr egal, wer ich da draußen bin. Sie beurteilt nicht meine Vergangenheit sie beurteilt wie ich bei ihr bin. Diese Frau bringt mich zum Lachen und zum Träumen.“

„Ihr lächelt ganz sanft, Herr. Dann werdet Ihr Euch nur in Euer Schicksal ergeben können.“

„Das werde ich wohl, doch wie lange bleibt mir dann noch? Es fällt mir von Tag zu Tag schwerer, Gräueltaten zu vollbringen. Ist das nicht lächerlich? Ein Großdämon, der kein Spaß am Morden hat…“, flüsterte ich und wollte mir nicht selbst glauben. „Egal wie sehr ich es versuche… Selbst an der Grenze war es nur reine Routine. Das Feuer entfachte sich nicht mehr. Eigentlich sehnt ich nur den Vollmond herbei, der mich zu ihr ruft, wie ein treuer Hund, der sein Herrchen vermisst…“

Myogas trauriges Lächeln schmerzte in meinem Herzen. Diese Miko damals hatte Mitleid mit mir gehabt, nicht wahr? Hatte sie es kommen sehen? „Herr. Vielleicht ist es auch an der Zeit. Euer Leben war sehr lang.“

„Das stimmt. Mein Name und meine Gestalt wird noch lange Zeit diese Welt zeichnen, aber ich will noch genug Zeit mit meiner Liebsten verbringen, …“

„Herr… Auch wenn es falsch aus meinem Munde klingt, ich wünsche Euch Euren Frieden zu finden und zu vergessen, was einst war. Viele Geschichten ereilten mich geplagt von Leid und Trauer.“

„Ich habe sehr gewütet…“, murmelte ich und presste die Lippen aufeinander. „Wie ein tollwütiger Hund, zerriss ich alles auf meinem Wege, bis nichts mehr übrigblieb und auch das reichte mir nicht. Geboren für die Rache, geboren für den Mord. Geknechtet und gefoltert riss ich die Ketten nieder und rächte mich an allen. Sie sollten alle leiden und sterben… Unverzeihbar war mein Handeln und ließ mich stärker und stärker werden. Je wütender meine Seele wurde, desto mächtiger wurde meine Aura… Blind für die Wahrheit, schuf ich meine eigene. Es ist verwunderlich, dass ich als jemand, der die Menschen so lange gequält hatte, meinem Sohn beibringen wollte, sie zu respektieren. Vielleicht stimmt es, dass die Zeit Wunden heilt. Aber erst meine hübsche Prinzessin, nahm die Ängste weg. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn sie sagen würde, dass ich doch nichts dafürkönnte, so wie ich geschaffen wurde. Irgendwie sah sie in jeder Sache etwas Gutes. Meine hübsche Prinzessin hat das Herz einer Heiligen…“

„Das stimmt… Sie ist sehr aufgeschlossen und begegnete jedem ohne Vorurteile.“

„Sie hat noch nie das Leid der Welt gesehen. Was ein Grund sein kann. Gut behütet wuchs sie auf, sodass sie sich erst ihre Meinung bilden muss. Was ist jedoch, wenn sie sich eine bildet?“

„Dann müsst Ihr in dem Moment bei Ihr sein und Eure Argumente vorbringen! Ihr dürft diese Frau nicht verlieren.“ Sein Lächeln schien leider mitleidig, was mich zusammen sacken ließ.

„Vielleicht sollte ich es tun und ihre Augen öffnen. Meine liebste Prinzessin, warte noch etwas, dann bin ich bei dir…“

„Wie es auch enden wird, ich werde an eurer Seite bleiben und sie mit Euch bis zum Ende gehen!“, verneigte sich Myoga vor mir.

„Danke. Ich plane, falls es ein Ende findet, damit das Kind in meiner Prinzessin ein gutes Leben haben wird. Sicher ist sicher.“

Mein Herz schlug in mir und zeigte mir nur zu deutlich, dass ich noch lebte. Kampflos würde ich nicht untergehen, doch meine Seele wollte ich nicht weiter beladen. Dir Furcht war zu groß, dass sie mich mit anderen Augen dann sähe. Ich hatte ein langes Leben genossen im Gegensatz zu vielen meiner Sippe, die entweder ich tötete oder die getötet worden sind.

Die Zeit würde nahen und nun war ich dran zu handeln und Vorbereitungen zu treffen. Am Ende würde ich die rote Schnur durchschneiden müssen, wenn ich allem ein Ende setzen wollte, doch würde der Faden zu ihr reichen, um mein Schicksal zu verzögern? Würde ich verhungern? Würde ich leiden? Würde ich das Leid in Kauf nehmen können? Sie stellte sich wundervolle Dinge vor und ich wollte an ihrer Seite dabei sein. Meine Izayoi.

Ich liebe dich und werde immer bei dir sein, auch wenn es nur im Geiste sein sollte. Die, die du mein wahres Ich akzeptieren kannst. Die, die mir ein Lächeln schenkt… Mein Herz dankte dir, das langsam die Trübung verliert.

Während Myoga sich verkroch, drehte ich mich zu einer offenen Tür, welche mir den Blick auf den Mond eröffnete. Ein Mond musste reichen, um meine Reserven aufzufüllen, auch wenn ich nur einen Tag bei dir sein konnte. Wir würden einen Weg finden, versprochen.

Du sollst nicht bereuen, mich gewählt zu haben. Du sollst nicht wehklagen, sollte ich vergehen. Doch auch wenn ich es sollte, sei dir gewiss, meine Mononoke, dass ich dich von ganzen Herzen liebe, auch wenn es mein Verhängnis werden würde.

Für mich war jede Minute wie eine Ewigkeit, die ich hier verharrte. Es war unser Schicksal gewesen, dort in der verschneiten Nacht. Du warst bestimmt um mich zu retten und mir meinen wohlverdienten Frieden in geraumer Zeit zu schenken. Mein süßes Verhängnis. Du ziehst mich wie das Licht die Motte an und doch, obwohl sie verbrennen würde, fliegt sie dicht heran, bis es um sie geschehen ist.

Ich ergab mich gerne und gab der Versuchung nach. Locke mich mit deinem Licht und ich werde da sein. Ich schenke dir alles, was ich besitze. Du sollst es haben. Nichts könnte ich dir verwehren. So könnte es mir sogar vergönnt sein, mein Herz zu erleichtern… Izayoi, was machst du nur gerade? Denkst du auch an mich, so wie ich an dich? Lernst du fleißig? Sorgst du dich um unser ungeborenes Kind? So viele Fragen, die ich dir sofort stellen möchte, doch mir sind die Hände gebunden. Am besten würde ich mich in Arbeit ertränken, sonst würde ich noch zu dir eilen, um sofort die Arme um dich zu schließen. Wie würde unser Märchen enden? Auch wenn ich den Ausgang fürchtete, würde ich nicht aufhören, die Seiten umzuschlagen. Dieses Gefühl würde ich nicht hergeben wollen, welches kribbelnd in mir rumorte und mir Freude schenkte…

Izayoi, ich liebe dich.

Der Ausschlag (Sesshomaru)

Morgens erwachte ich in einen gemütlichen Futon. Ich hatte nackt geschlafen. Es ging einfach nicht anders. Genervt rieb ich über meinen geschundenen Körper und seufzte. Ich hatte es tatsächlich versucht, über Nacht meine Gewandung zu tragen, was dazu geführt hatte, dass ich anscheinend ein wenig zu Lange der heiligen Energie ausgesetzt war. Es war erniedrigend und peinlich.

Knall rot versteckte ich mich unter meiner Decke und hoffte, dass meine Haut sich endlich regenerierte. Zum Teufel noch mal. Es konnte doch nicht sein, dass mein Körper so schnell nachgab oder? Ich meine, ich war ein mächtiger Dämon!

Knurrend drehte ich mich auf meinen Bauch, weil es auf dem Rücken nicht mehr auszuhalten war. Es gab eigentlich keine Stellung, die ich länger ertrug. Stehen schon gar nicht. Überall waren diese Verbrennungen und obwohl wir Dämonen eher schmerzunempfindlich waren, brannte es wie Hölle.

Gut, dass sie es nicht noch stärker gesegnet hat… Genervt blickte ich zur Tür, als ich hörte, dass mein Vater auf dem Weg war. Er öffnete unangemeldet die Tür und trat ein.

„Sesshomaru.“

„Ja, Vater?“, antwortete ich ihm, während ich versuchte unter Qualen mich nicht umzudrehen. „Ich bin beschäftigt.“

Er betrachtete mich und hob eine Augenbraue, bevor er sich neben mir setzte. „So, so.“, machte er, packte das Laken und entriss es mir. Er seufzte resigniert und schüttelte nur den Kopf: „Es juckt?“

„Ja…“, murrte ich, während ich mich umdrehte.

„Verständlich, es heilt. Du solltest es nicht übertreiben. Ich hole dir eine Creme, die die Heilung unterstützt und den Juckreiz mindert.“

„Das kann ich auch so…“, brummte ich leise, doch er schüttelte sich nur lachend.

„Vergiss es. Dann zwinge ich dich dazu.“, meinte er nur und war schon wieder weg, bevor er wieder reinkam und ein größeres Gefäß mitbrachte. „Dann wollen wir mal.“

Mein Vater holte eine Handvoll von der Creme raus, während ich nur die Augen aufriss. Mit einem lauten BATSCH landete es eiskalt auf meinem Rücken. „Darf ich einreiben?“

Ich knurrte: „Ja…“ Schmollend drehte ich mich weg, während er in sanften Kreisbewegungen die Creme verteilte. Hätte er nicht eine Frau schicken können?

„Deine Bereitschaft zu Schmerzen in allen Ehren, aber ich finde, dass du es diesmal ein wenig zu weit getrieben hast. Natürlich verstehe ich, was deine Gier nach Macht angeht, aber… meinst du wirklich, du solltest wirklich…“

„Ich verstehe deine Bedenken, aber da meine Mutter mächtig war, dürfte es kein Problem sein. Auch will ich es diesem Takemaru zeigen. Nur weil etwas heilig ist, werde ich nicht nachgeben.“

„Verständlich. Es gibt viele Mikos und Mönche, die mit ihren spirituellen Mächten uns auf Abstand halten. Du tust gut daran, dich darauf vorzubereiten, aber es ist… gefährlich. Ich mache mir Sorgen um dich.“

„Musst du nicht, sie weiß selbst, wie gefährlich es ist und wendet deswegen nur wenig ihrer Macht an. Ich habe daraus gelernt, in dem sie es einmal stärker machte auf meinen Wunsch hin. Nur… Es dauert lange und ich bin ein wenig ungeduldig… Wie hast du das gemacht?“

Mein Vater rieb jetzt meine Beine ein, bevor er weitersprach. „Ich war anfangs auch sehr ungeduldig und rastlos. Ich habe mir wohl einfach genommen, was ich wollte, doch jetzt ist es anders. Irgendwann wird man der Zeit ein wenig überdrüssig. Menschen kommen und gehen und Dämonen kommen und gehen. Eigentlich bleibt alles gleich. Die Landschaft verändert sich, aber der Charakter der Bewohner nicht.“

„Und Izayoi?“

„Sie fällt raus aus dem Schema, darum mag ich sie so. Sie gibt mir das Gefühl, dass mein Leben doch nicht ganz sinnlos war.“

„Wieso sollte es sinnlos gewesen sein?“

„Warum fragst du? Wie gesagt ich bin dem Kämpfen langsam überdrüssig. Immer wieder ziehe ich in die Schlacht für mein Gebiet und immer wieder will es mir einer wegnehmen. Zwischendurch habe ich auch einfach schon das Gebiet gewechselt, aber sonst bleibt es gleich. Warum kämpfen wir? Für Macht? Warum brauchen wir Macht? Um zu kämpfen? Es ist ein ewiger Kreislauf, dem wir nicht wirklich entfliehen können.“

Ich sah zu ihm runter, während auch meine Füße jetzt ordentlich Creme bekamen. Ich wünschte nur mein Bauch würde nicht so jucken, während mein Rücken und meine Beine immer besser wurden.

„Also willst du wirklich abdanken?“

„Ja, mein Sohn, das will ich… Ich will meine letzten Tage in Ruhe genießen, wie mein alter Freund. Irgendwann kommt immer die Zeit, sein Erbe weiter zu geben, mein Sohn.“

Es ehrte mich ein wenig, auch wenn ich nach mehr strebte als den Thron, aber das konnte ich ihm nicht aufdrücken, sonst würde mein Erbe ausfallen.

„Vater…“

„Dreh dich um.“, meinte der nur und ich folgte ihm. Sofort landete ein weiterer Flatschen auf mir, den er nun auch einmassierte. „Du solltest die Creme solange nehmen, bis du soweit desensibilisiert bist, dass es nicht mehr so juckt.“

„Verstanden Vater… Zeigst du mir demnächst die Schwerter?“

„Natürlich, natürlich. Nur ruh dich erstmal aus. Du musst ja genau erfassen, was ich dir zeige und wenn du es ausprobierst, solltest du nicht vom Juckreiz geplagt sein… Nicht dass du mein schönes Haar abschneidest.“

Mein Vater grinste mich an. Er schien sich wirklich sehr geändert zu haben. „Ich gebe mir Mühe, denn Izayoi wäre traurig und würde uns die Köpfe abreißen.“

„Ach ich weiß ja nicht, meine Haare übersieht sie glaube ich… Brauchst du sonst noch etwas? Frauenbesuch würde ich dir abraten, solange du dich wie eine Schlange pellst.“

„Verständlich, ich bin zusätzlich mit Pusteln übersät. Als ob mich eine Frau jetzt wollte. Auch könnte es sehr schmerzhaft werden.“

„Du hast aber nicht da unten…“

Ich sah schnell weg, bevor er in Gelächter ausbrach: „OHGOTT! SESSHOMARU!“ Er lachte mich tatsächlich aus, während er mir den Krug hinstellte. „Den kannst du selbst eincremen… HAHAAHAHAHAHAHAHAHHAA!“

Ich fluchte und sah ihn wütend an. „Geh Vater, GEH EINFACH!“ Ich schimpfte ihm noch hinterher, während er sich den Bauch hielt. Vorsichtig schob ich meinen Lendenschurz hoch und rieb auch dort meinen Körper ein. Puhh, tat das gut. Der Sex war gut gewesen, aber diese Nachwirkung… Ich sollte nicht zu oft mit ihr schlafen… wirklich nicht. Ich konnte nur beten, dass es schnell vorbei gehen würde…

Inugami (Izayoi)

 

Dann war es endlich so weit. Mein Liebster kehrte endlich wieder zu mir zurück in mein Schloss. Ich hatte ihn sehnlichst erwartet und so empfing ich ihn auch. Er küsste mich und ich beantwortete es mit einem weiteren Kuss. Ganz stürmisch zog er mich hinter sich her, bevor wir in unserem Schlafgemach ankamen.

Er seufzte leicht, bevor er mich zum Bett drängte. Etwas überrascht gehorchte ich ihm und ließ mich von ihm umgarnen.

„Inu no Taisho…“, hauchte ich, während ich Rücklinks auf dem Futon lag. „so stürmisch…“

„Ich habe dich so sehr vermisst meine liebste Izayoi!“, frohlockte er. Seine Lippen küssten mein Ohrläppchen, während seine Hand über meinen Bauch strich. „Ich konnte es kaum abwarten…“

Ich blinzelte. „Du hättest früher kommen können. Du weißt, du musst hier nicht übernachten. Ich würde mich auch so freuen.“

Er schluckte und schon schien die Stimmung lädiert zu sein. Ob es damit zusammenhing, was mir Takemaru gesagt hatte?

„Es geht nicht…“

„Wieso nicht?“

„Weil…“

„Du weißt, ich bin deine Frau und du solltest mir alles sagen. Also was hält dich davon ab, mich zu sehen?“

Er blieb sitzen neben mir und schloss die Augen. Genervt zog ich ihn einfach runter zu mir und küsste seine Lippen: „Izayoi…“

„Inu no Taisho. Ich liebe dich. Bitte sag mir, was dich bedrückt, damit ich dir helfen kann…“

„Wenn das nur so einfach ginge.“, fluchte er und zog mich dicht an seine Brust. „Ich könnte das Gegenteil verursachen, wenn ich mit dir darüber rede…“

Ich sah ihn besorgt an, während ich das Laken über uns zog. „Ach Liebster… Was es auch ist, wirklich, du musst dich nicht sorgen. Ich liebe dich…“

„Danke.“, meinte er, während er sich dicht an mich presste. Sein Kopf wanderte tiefer und drückte gegen meine Brust. Er wurde ganz ruhig. Langsam legte ich meine Arme um ihn herum und streichelte sanft sein weißes langes Haar. Sein Atem war stetig und trieb Schauer über meinen Körper, da meine Brust frei lag und sein Atem leicht kitzelte.

„Liebster… weißt du… wenn du nicht reden willst, rede ich…“

„Nur zu, ich lausche deinen Worten.“

„Wirst du nicht wütend sein, wenn ich dir erzähle, was ich angestellt habe?“

„Du riechst nicht nach Takemaru, also kann es nicht allzu schlimm sein.“

„Wenn du wüsstest…“

„Tue ich doch gleich, wolltest du mir nicht davon erzählen, was du diesmal angestellt hast? Du weißt, ich kann dir nicht böse sein, dafür liebe ich dich zu sehr.“

„Darüber bin ich auch wirklich dankbar… Es ist so… Ich war draußen…“

„Im Wald bei deinen Aufpasserinnen?“

„N….nein.“, sagte ich stotterig und presste ihn fest an meinen Oberkörper. „Ich war im nächsten Dorf, das zwischen uns und deinem Schloss liegt.“

Sein Atem versagte. Es dauerte ein wenig, bevor er lange ausatmete und brummte. „Wieso?“

„Ach… ich … wollte frei sein…“

„Liebst du mich nicht mehr?“

„Doch, doch. So ist das doch gar nicht gemeint…, Takemaru hat mir viel erzählt und ich wollte es mir selbst anschauen. Auch damit ich dich besser verstehen kann, warum wir uns nicht so oft sehen können. Ich liebe dich doch… nur ich verstehe nichts von all den Dingen, die du machen musst…“

„Du hast etwas gesehen, was dir nicht zusagt oder? Bedrückt es dich?“

Ich nickte und streichelte ihn weiter. „Ich habe das Leid der Menschen gesehen und wollte fragen…ob du etwas davon weißt… Ich meine… ich…“

Sein Seufzen war laut, bevor er meine Brust sanft küsste. Keuchend drückte ich ihn noch dichter an mich, bevor er murmelte: „Ich weiß davon, doch ist es auch problematisch, als ein Dämon für Menschen da zu sein. Wir leben in verschiedenen Welten, Prinzessin. Es ist mir nicht vergönnt, über Menschen zu herrschen. Ich herrsche über Dämonen. Die Menschen verantwortet derjenige, der in diesem Gebiet im Schloss herrscht.“

„Oh, wirklich? Takemaru…“

„Hör nicht auf ihn. Wirklich nicht. Frag mich sofort, wenn du etwas nicht weißt. Es ist ganz einfach, wie es ist. Ich bin ein Lord, ja. Aber auch wieder nicht. Wir haben uns ein Schloss besorgt und einen Staat, aber wir haben sozusagen nur eine Festung. Es gibt einige mächtige Dämonen, welche ihr Revier abgesteckt haben. Es ist sogar so, dass es nicht selten vorkommt, dass Großdämonen wie wir einfach das Gebiet wechseln. Ich habe auch schon im Osten gelebt und bedenke, es wieder zu tun. So kann man manchmal auch verhindern, dass es eine zu große Machtverschiebung gibt…“

„Also, wenn wir nicht zusammen auf die Insel gehen, würden wir uns länger nicht sehen oder ich müsste umziehen?“

„Genau.“

„Hmm… Dabei wollte ich doch eigentlich nicht mehr hin…“, murrte ich, was ihn aufhorchen ließ.

„Wieso nicht?“

„Ach, weil ich einfach nicht weiß, ob ich bereit dafür bin…“, meine ich heiser und küsste seinen Kopf. „Ich bin eine Prinzessin und habe Angst, dass du mich nicht mehr magst, wenn…“

„Du schrumpelig wirst? Ach Izayoi. Ich liebe dich, wie du bist. Ob schön oder schrumpelig, für mich wirst du immer meine Frau bleiben. Versprochen.“

„Das sagst du jetzt noch.“, brummte ich ein wenig. „Gut, soll ich dir noch was verraten?“

Er schob seine Nase hoch und sah mir in die Augen, so gut es ging. „Takemaru hat mir alles erzählt…“

Sein Blick schien verwirrt, was natürlich klar war, wenn ich nicht genauer wurde. „Er hat mir erzählt… wer du einmal warst… Toga-chan.“

Er zuckte und wollte sich von mir abwenden, doch ich hielt ihn fest. „Toga-chan, hör auf. Bevor du wütend losrennst, hör mir zu. Ja, er hat es mir erzählt und ja, wahrscheinlich hatte er gehofft, dass ich davonrenne, aber… Ich verstehe dich jetzt noch besser…“

Mein Liebster beruhigte sich und sah mich an. „Ich weiß, es muss sehr schwer für dich gewesen sein und was auch geschehen ist, ich liebe dich. Auch wenn du gequält wurdest und nie ein Mensch gewesen bist, ich liebe dich. Es wird sich nie etwas an meinen Gefühlen für dich ändern. Keiner kann uns trennen. Ich will aber mit dir auch hierbleiben und eine Welt schaffen, in dem wir alle friedlich leben können. In einer Welt, wo keiner Tiere quält oder Menschen um Dämonen zu schaffen. Ich will eine Welt schaffen, die besser als diese ist.“

„Izayoi, so leicht ist das nicht, wie du denkst… Es braucht Zeit, die wir nicht haben…“

Ich seufzte. „Ich weiß, aber lass uns einen Anfang wagen. Ich möchte, dass unser Land prächtig gedeiht und zu den Menschen… Takemaru meint, dass das Land von den Kämpfen vergiftet ist… Kann man da nicht etwas machen? Auf einander achtgeben oder so? Sie brauchen Hilfe, die Menschen leiden… bitte, bitte!“

Sein Blick wurde sanft, bevor er die Augen schloss und sich an mich schmiegte: „Du bist eine wundervolle Frau. Es gibt keine andere wie dich… Ich werde deine Wünsche respektieren und sehen was ich machen kann, aber es wäre schön, wenn du vermitteln würdest. Eine menschliche Prinzessin kann mehr ausrichten, als ein Dämonenlord.“

„Danke. Eine Frage, hasst du die Menschen immer noch sehr?“

Er schüttelte den Kopf und kam hoch mit seinem Gesicht. Er küsste mich sanft: „Spätestens seit ich dich kenne, ist der Rest verflogen… Du machst mich noch zu einem Heiligen …“

Ich kicherte und streichelte sein zartes Gesicht. „Übertreib nicht, so besonders bin ich nun auch wieder nicht.“

„Doch, doch.“, hauchte er und küsste mich. „Du erzählst mir, ich bin ein Inugami und weißt auch, was einer ist und trotzdem liebst du mich noch.“

„Natürlich, wie könnte es anders sein? Ich habe doch gesagt, es ist mir egal, wer du einmal warst, aber vielleicht kann ich an deiner Zukunft ja noch feilen.“

„Du mischst dich ganz schön ein. Was sagt nur Sesshomaru dazu?“

„Den wickle ich um den Finger.“, kicherte ich, bevor ich Inu no Taishos Haar um meinen Finger wickelte. „Schau wie leicht das ist und da seins offen ist…“

Er lachte überglücklich. „Der kann sich dann warm anziehen. Im Augenblick ist er nicht brauchbar, Er hat einen miesen Ausschlag.“

„Dann ist er bestimmt schlecht gelaunt…“

„Sehr…, kann ich ihn dir vorbeibringen? Vielleicht mag dein Hausmensch ihm noch etwas antun, damit er noch eine dumme Idee sich ausdenkt. Er versucht immun gegen heilige Kräfte zu werden.“

„Wirklich? Wow… und… besser nicht…“

Ich schmiegte mich an. Kaum zu glauben, auf welche merkwürdigen Ideen Sesshomaru doch kam, aber was mir noch mehr Sorgen machte, war, das Takemaru schuld war. Hatte er doch böse Ideen?

„Izayoi, lass uns jetzt aber von schöneren Dingen Reden…“, brummte er und küsste mich liebevoll. „Wie von unserem Kind, welches in dir heranwächst. Eins der vielen.“

Sanft strich ich über meinen Bauch, bevor ich ihm zuzwinkerte. „Ich freue mich auch schon sehr, nur hoffentlich legt sich der ganze Stress langsam etwas… Warum ist nur alles immer so kompliziert?“

„Nun, mach keine Ausritte mit diesem Takemaru. Wenn bitte mich. Bitte denk immer daran, dass ich dein Gemahl bin und ich werde nichts vor dir verstecken. Wenn du etwas sehen willst, zeige ich es dir… Auch bin ich sehr wütend, dass er dir erzählt hat, was ich war. Es ist aus einer Zeit in der ich nicht lange gelebt hatte. Dämonen werden oft mit viel Hass im Herzen geboren.“

Ich nickte und küsste seine Lippen: „Was war das mit schönen Themen?“

„Ich hätte dir gleich gesagt, dass du mein Herz geheilt hast und mein Groll immer mehr verflieg.“

„Das hatten wir schon.“

„Egal. Ich will dir das ganz oft sagen, wie gut du mir tust und unser Kind wird prächtig gedeihen. Du wirst eine sehr gute Mutter werden.“

„Hoffentlich… Es ist alles so neu und ich brauche bestimmt viel Hilfe, aber meine Amme ist ja da, sie wird mir alles zeigen.“, kicherte ich, bevor ich ihn mit Küssen bedeckte.

Er schnurrte regelrecht unter mir, während ich ihn immer wieder küsste und berührte. Diesmal war ich dran, meinen Mann mit schönen Gedanken zu überfluten. Ich streichelte ihn an allen Ecken und Orten, die mir einfielen und betrachtete sein Gesicht um herauszufinden, was er am liebsten hatte. Dieser Mann gehörte mir und egal was er gewesen war, es war mir egal. Ich würde ihm helfen bei allem. Ich wollte es. Ich würde keine kleine Prinzessin in einem einsamen Schloss sein… Ich wollte seine Herrscherin werden.

Nur du alleine (Inu no Taisho)

Es hatte mich sehr schockiert, zu erfahren, dass dieser dumme Takemaru seine Spielchen weitertrieb. Er hatte Izayoi meine Ländereien gezeigt und ihr mein düsteres Geheimnis verraten.

Aber woher wusste er davon?

Wie konnte es sein, dass er an diese Informationen gekommen war? Mein Herz war unruhig, während meine Liebste mich in ihre Arme nahm und erkundete. Ich ließ es zu und versuchte die Berührungen zu genießen, doch es fiel mir sehr schwer. Wer war dieser Mann nur, dass er wusste, wie ein Inugami entsteht und dass ich einer war? Es gab auch andere Wege, aber ich hatte das Gefühl, dass er sich informiert hatte… War er vielleicht ein Nachfahre dieser Familie, der ich einst gehört hatte? Etwas der Art musste es sein, da nur die Familienmitglieder dieses Geheimnis kannten und die Familien untereinander heiraten. Dazu kam, dass ich doch sämtliche ausgelöscht hatte oder?

Unmöglich, ich hatte sie alle getötet in meinem tiefen Hass. Aber was war, wenn es doch noch jemanden gegeben hatte, den ich übersehen…hatte. Nein, damals hätte ich niemanden übersehen. Jeden hatte ich kaltblütig ermordet.

Ich wusste, es musste etwas mit meinem früheren Leben zu tun haben. Bevor ich zum Inugami geworden war, doch was war es nur?

Ein unruhiger Traum befiel mir, sie hatte es geschafft, mich zum Schlafen zu drängen.

Mein Traum handelte von einem weißen wilden Hund, der Frei herumraste. Über Berg und Tal. Er war ein freies Tier, war ich das gewesen?

Eine Stimme in der Ferne und schon drehte ich um und rannte zurück. Meine Pfoten trugen mich schneller und schneller, bis ich an einer Hütte im Wald ankam. Eine düstere Aura umzog sie, doch ich tapste freudig darauf zu. Vergnügt sah ich zu, wie die Tür geöffnet wurde und ein freundliches Gesicht mich anstrahlte.

„Da bist du ja, mein hübscher.“, flüsterte die Frau. Ihre Augen schimmerten leicht grün und ihr schwarzes Haar war auf dem Rücken zusammengebunden. Sie trug hübsche Gewänder in grün, die davon zeugten, dass sie nicht arm war. Begeistert hüpfte ich hin und her, als sie mir einen Napf mit Essensresten hinstellte, wie sie es jeden Tag tat. „Guten Hunger.“

Ich bellte und schob meine Schnauze in den Napf. Begeistert über die Fleischreste, fraß ich schnell alles auf, bevor ich wieder hochschaute, auf sie zu lief und ihr die Hände abschleckte.

„Ihh… hihi, du bist mir einer.“ Ihr Lachen erfüllte mein Herz und ließ meinen Schwanz ganz aufgeregt hin und her wedeln.

Sie kam runter und ich rieb mein Gesicht an ihrem. Ich war ganz aufgeregt. „So ein feiner Hund. Du gehörst nur mir, verstanden?“, meinte sie und streichelte mein Gesicht immer weiter.

„Liebste, was höre ich da?“, fragte ein Mann leicht grimmig hinter ihr. Er betrachtete sie eingehend, während sie mich durchkraulte.

„Er ist ein Hund, stell dich nicht an. Er beschützt doch unser Hab und Gut. Jeder braucht da Dankbarkeit.“

Er seufzte und schüttelte nur den Kopf: „Er könnte uns noch besser schützen.“

Sie schluckte hörbar und sah mich traurig an, bevor sie zu ihm sah: „Es ist nicht nötig. Wirklich nicht…“, meinte sie und küsste meine Stirn. „Auch so reicht es. Er ist ein sehr großer starker Hund.“ Noch ein Knuddeln und ein Streichen, dass ich begeistert entgegennahm. „Wuff!“

„Ja, feiner Hund.“

„Überlege es dir, du könntest ihn kontrollieren.“

„Wir leben hier sicher.“, meinte sie nur und streichelte mich wieder. „Lass uns die Tradition nicht weiterführen.“

„Du magst ihn sehr? Mehr als mich?“

Sie kicherte: „Nun ich mag ihn sehr, er ist ein guter Hund und seiner Herrin treu… Doch ich will den Schritt nicht wagen…“

„Dann suche ich einen aus dafür, wenn es nicht dieser sein soll.“, brummte er und starrte mich an. „Auch wenn es mit ihm weitaus leichter wäre.“

Ich hörte Kindergeschrei im Hause. Wie viele es wohl waren?

 

Die Tage vergingen, bis ich auf einmal ein Jaulen vernahm. Unsicher trugen mich meine Füße um das Haus, wo ein Käfig stand. Ein wilder Hund bellte und kläffte. Unverständlich für meine Ohren. Er knurrte laut.

„Wo bist du?“, fragte meine Herrin. Ich bellte jedoch einfach nur den Käfig an. Sie kam langsam herum geschlichen zu mir. „Da bist du ja.“

Sie streichelte meinen Kopf. Brav machte ich Platz und bellte noch ein wenig. „Den hat also mein Liebster mitgebracht. Er ist laut und wütend…“, murmelte sie, während ihre Hand auf meinem Kopf leicht zitterte. „Wieso muss er es nur weiterführen? Gegen wen führt er seinen Groll? Gegen die Männer im Dorf oder hat er einen Auftrag?“

Ich blickte fragend auf, doch sie schüttelte nur den Kopf: „Es wird alles gut, denn du bist bei mir.“ Sie kniete sich neben mich und streichelte meinen Kopf. „Gleich gibt es feines Essen. Versprochen. Dir wird nie so etwas geschehen, wie diesem armen Wesen…“

Ihr trauriger Blick brannte sich in mir ein. Auch wenn ich ein Tier war, spürte ich, dass etwas geschehen würde. Unsicherheit machte sich in mir breit.

Dann noch ein paar Tage später sah ich den Herrn. Er prügelte den Hund. Jaulend und winselnd verzog ich mich schnell. Wollte er ihn züchtigen? „Komm rein.“, meinte meine Herrin mit zittriger Stimme und zog an meinem Fell, bis ich ihr folgte und ins Haus kam. Normal war ich nie hier drin. Es war schön warm. Ein Feuer brannte. Auch sah ich kleine Kinder, die freudig hin und her liefen. Ich bellte einmal. Sie blieben stehen und kamen sofort zu mir gelaufen. Sie hatten das Herz meiner Herrin und drückten und knuddelten mich. Es fühlte sich gut an, während ich leise das Jaulen des wilden Hundes vernahm. Er war bestimmt böse gewesen… Er war pechschwarz… Mich hatte man nie bestraft, sie hatte mich damals aufgelesen, als ich verletzt gewesen war und gerettet vor dem Tod.

„Hier dein Essen!“, meinte sie zärtlich und stellte mir einen Napf hin, den ich glücklich leer putzte: „Bitte beschütz mich immer.“

Ich hob die Schnauze aus dem Napf und jaulte einmal als Antwort. Sie lächelte und streichelte meine Schnauze. „Feiner Junge. Ich verlasse mich darauf.“ Meine Herrin war die schönste Frau, die ich haben könnte. Sie war so gut zu mir und so liebevoll, ich würde sie immer schützen. Immer, egal was ich dafür tun müsste…

Tage später schlich ich um das Haus herum. Der Hund jaulte in seinen Käfig. Erschrocken bellte ich. Er steckte in der Erde und nur der Kopf sah raus, während ein Napf dastand, an den er nicht rankam. Er bellte und knurrte. So wütend. Fiepend ging ich etwas nach hinten. Obwohl er eingegraben war, machte er mir Angst.

„Husch, was willst du hier?“, schimpfte der Mann meiner Herrin und schubste mich zur Seite. „Der gehört mir.“

Jaulend rannte ich zu meiner Herrin, die auf einem Stein saß. Ein Vogel hockte auf ihren Finger und zwitscherte sanft. Meine Herrin mit dem großen Herz… Ich ging vorsichtig zu ihr und schmiegte meinen Kopf auf ihren Schoß. Ewig würde ich an ihrer Seite sein. Ich würde sie vor allem beschützen!

Es vergingen weitere Tage, bis ich auf einmal ein nur noch sehr klagendes jaulen vernahm. Ich rannte schnell hinter das Haus und sah zu, wie der Mann dem Hund den Kopf abschlug. Ich bellte laut mein Frauchen kam und fasste in mein langes Fell. Verängstigt bellte ich weiter, während der Mann den wutverzerrten toten Kopf aufhob und in eine kleine Truhe legte. Ängstlich sah ich zu, während er an uns vorbeiging. Ich presste mich an meine Herrin aus Angst. Was hatte dieser Mann getan? Würde er mir auch?

„Alles gut. Er tut dir nichts, versprochen…“

„Vergiss nicht, dass wir Inugami Mochi sind.“

„Werde ich nicht, doch lass mir meinen Hund…“

Er seufzte. „Ich habe jetzt diesen. Einer sollte genügen. Doch halte ihn fern von mir. Wir werden sehen, wer unserer Familie besser dient.“

„Gegen wen hegst du nur solchen Hass?“

„Das würdest du nicht verstehen.“, meinte er eiskalt zu ihr, bevor er von dannen schritt. Sie seufzte und streichelte meinen Kopf.

„Ich liebe dich mein Hund. Versprochen, ich beschütze dich vor ihm…“

Sie weinte, daran konnte ich mich entsinnen. Achtsam leckte ich über ihre Wangen und schmiegte meinen Kopf an sie. Dankend umarmte sie mich, bevor sie mich wieder ins Haus mitnahm. Sie tat es sehr häufig. Als ihr Mann nicht heimkam, durfte ich auch bei ihr schlafen. Die Kinder fanden es auch schön und pressten sich alle an mich. Glücklich schlief ich ein und vergaß das Schreckliche. Das war das gute an mir, ich vergaß es schnell.

Es verging bestimmt ein Monat, bevor der Mann wiederkehrte. Ich hatte mich daran gewöhnt im Haus zu liegen. „Bereite den Schrein, Frau.“, befahl er und zog sie etwas unsanft vom Bett. Ich knurrte, doch sie hielt nur die Hand hoch.

„Schon gut, kleiner.“, meinte sie und verließ den Raum. Der Mann starrte mich wütend an. In der Hand die Truhe voll mit Dreck.

„Wag es nicht noch einmal, dreckige Töle. Ein Tier sollte keinen Menschen begehren.“ Er trat nach mir und beförderte mich aus seinem Bett, bevor ich jaulend aus dem Haus rannte. Geschwind rannte ich zu meiner Herrin, welche einen schönen kleinen Schrein aufstellte. Neugierig beobachtete ich sie und bellte.

„Du willst wissen, was ich da mache? Ich stelle einen Schrein für einen Inugami auf. Er wird unser Haus schützen…“, meinte sie leise, bevor sie mir über den Kopf streichelte: „Nein, du beschützt uns… Mein Mann beschwört einen Inugami, der für ihn Gräueltaten vollbringen soll, so sollte ich es formulieren.“

Fiep? Machte ich und legte den Kopf schief, bevor sie weitersprach: „Bitte bleib immer bei mir… Ich will dich beschützen vor ihm… Manchmal können wir unsere Wurzeln nicht vergessen, so wie mein Liebster…“

Ich legte meinen Kopf auf ihren Schoß, den sie sanft streichelte: „Wieso nur… einen so bösen Hund… Was ihn wohl bedrückt?“ Sie zog meinen Kopf hoch und küsste meine Stirn. „Wenn das Monster, dass er ruft zu gefährlich ist, lauf weit weg und vergiss mich…“

Sie weinte wieder. Ich schüttelte mich. Ich würde nicht gehen. Stramm setzte ich mich hin und bellte.

„Mein Beschützer. Dich haben die Götter mir geschickt. Ich liebe dich, mein hübscher.“

 

Tage später hörte ich dann Singsang von dem Mann und meiner Herrin. Sie besangen einen Schrein. Neugierig lauschte ich den merkwürdigen Klängen. Der Geruch des Hundes verpestete meine Nase. Es stank fürchterlich und es schien immer düsterer zu werden. Ein Unwetter würde aufziehen. Ich blickte hoch, doch da war nichts. Was hatte das nur zu bedeuten? Etwas in mir schrie, ich sollte laufen soweit ich konnte, doch ich würde sie nicht alleine lassen!

Dann sah ich es. Die Aura wurde fester und stabiler. Etwas Schwarzes und Dunkles machte sich breit, was mich zu Tode ängstigte. Ich wollte zu ihr, doch meine Beine waren wie gelähmt. Es erhob sich und der Mann schien siegessicher.

„Ich bin dein Herr. Diene mir.“, sagte er zu dem Geschöpf, was noch etwas waberte. Es hatte leuchtend rote Augen. Das Monster sah mich an, bevor es dann verschwand. Sofort rannte ich zu meiner Herrin und presste meinen Körper an sie. Der Mann sah mich wütend an. „Hau ab.“

Sie hielt den Arm um mich. „Lass das bitte… Wieso tust du nur so etwas?“

„Du wirst schon sehen, ich führe unsere Familie wieder auf den richtigen Weg.“

Sie seufzte und drückte mich noch, bevor ihr Mann ging. Es war nicht das letzte Mal, dass ich diesem Monster begegnete. Anscheinend streifte es wie ich viel umher, bis mich eines Tages ein Schlag traf.

Nach einiger Zeit wachte ich auf und jaulte, als ich bemerkte, dass ich aus dem Loch nicht rauskam. Ein Käfig war um mich herum und Angst machte sich in mir breit. Ich jaulte und schrie, bis meine Herrin angerannt kam. Sie weinte.

„Lass ihn! Du hast einen!“

„Der reicht mir nicht. Er verdient es!“

„Was sagst du da?“, sie rannte zum Käfig und zerrte daran, doch er packte ihr Haar und schleuderte sie weg. Sie schrie und weinte und ich wurde wütend. Er sollte meiner Herrin nichts tun. Ich hatte ihr versprochen sie immer zu beschützen. Lass sie! Wütend bellte ich und musste ansehen, wie er sie schlug. Ich bleckte die Zähne und ließ ein tiefes kehliges Knurren ertönen.

„Du dreckige Schlampe hast das Bett mit diesem Hund geteilt! Ich bin dein Mann, lerne es! Ich werde aus ihm etwas Mächtiges machen!“

Mein Herz füllte sich Tag für Tag mit Hass. Es war nicht der Hunger, der mich wütend werden ließ, sondern das Geschrei und Gejaule meiner geliebten Herrin. Sie versuchte mich oft zu befreien, während ich schwächer wurde und er verprügelte sie. Ob er damals es merkte? Er ging immer weiter, sie vor meinem Käfig zu missbrauchen und mich gehässig anzustarren.

„Das hättest du gerne getan, habe ich Recht? Sie ist meine Frau.“

„Hör auf… Bitte…“, schrie sie, während er ihr immer mehr wehtat. Mein Herz schmerzte. Ich wollte ihn zerreißen. Er sollte sterben. Ich fletschte die Zähne und versuchte mich freizukämpfen. Mein Körper wurde von der Erde zerdrückt, auch wenn ich nach und nach mich mehr bewegen konnte, da mein Körper ausmergelte. Doch es war mir egal. Ich hatte versprochen sie zu schützen und jetzt sah ich so etwas. Liebste Herrin. Sie weinte nur noch und war übersät mit Flecken und Wunden. Wieso half ihr keiner? Bitte helft ihr. Bitte! Mein Leben ist mir egal, aber rettet meine Herrin!

Ich jaulte und bellte fürchterlich, bis mein Hals so trocken war, dass ich keinen Ton mehr herausbrachte. Doch ich schrie und betete, bis eines Tages er den Käfig öffnete und sein Schwert hob. Erschrocken blickte ich auf das silberne Monster, welches mit einem Hieb meinen Kopf abtrennte und mich in diesem einsperrte.

Es wurde dunkel und dann laut. So viele Leute. Ich suchte meine Herrin, doch ich fand sie nicht. Es war so laut und quälend. Wieso war ich gefangen? Ich wollte bei ihr sein! Herrin! HERRIN! ICH KOMME UND WERDE SIE ALLE TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN! ICH WILL IHN ZERFLEISCHEN! TÖTEN! QUÄLEN! TÖTEN TÖTEN TÖTEN TÖTEN! ICH SCHLAG IHM DEN KOPF AB! ER SOLL STERBEN! NEIN ICH BEGRABE IHN WIE MICH UND QUÄLE IHN ZU TODE! TÖTEN TÖTEN TÖTEN TÖTEN!

Als er mich dann ausgrub, wollte mein Geist nach ihm schnappen. Ich wollte TÖTEN! TÖTEN! Mein Hass war so groß. Er hatte meiner Herrin geschadet! TÖTEN! TÖTEN!

Wir kehrten heim, wo ich in einen Schrein gestellt wurde. Erst als ich ihre Stimme vernahm war ich etwas beruhigter, doch sie klang so krank und schwach. TÖTEN! TÖTEN! Mein Kopf schrie. Ich würde ihn töten. Das wusste ich! TÖTEN! TÖTEN! Nichts anderes! Meine Herrin, ich beschützte dich. RUFE MICH!

„Toga…“, hörte ich ihre Stimme sagen. Nein, sie sagte es nicht, sie dachte es. Es war ein schöner Name. Ich knurrte, als ich spürte, wie meine Seele aufstieg und eine neue Form annahm. Dort stand ich vor den betenden Geschöpfen. Mein Körper war groß wie der eines Menschen. Ich berührte mein Gesicht, das eines Hundes. Meine Haut weiß. Sie blickte mir in die Augen und weinte.

„SO IST ES GUT!“, freute sich der Mann neben ihr. „TÖTE! TÖTE für mich!“

Mein Blick wanderte zu ihm und zu seiner Frau, bevor ich meine Zähne fletschte. „Niemals.“

Überrascht über meine Worte erstarrte der Mann, aber auch ich war verwundert. Ich konnte sprechen? Ich versuchte es weiter: „Du hast meine Herrin verletzt. Ich töte nicht für dich. Ich töte dich.“

Sie weinte und rutschte ängstlich zurück.

„Du musst dann erst meinen anderen Inugami töten. Gehorche mir.“, sagte er weiter und fühlte sich sicher. Ich wollte angreifen, spürte dann aber die andere Aura und sprang im letzten Moment weg. Das Monster. Wir waren Monster. Der schwarze Hundemann machte sich groß vor mir und griff mich an. Ich wehrte seine Angriffe mit bloßen Händen ab. Ich brauchte kein Schwert wie er. Ich sprang zurück. DIESE KRAFT DIESE MACHT! TÖTEN! Meine Knochen knackten, während ich zu einem weißen Hund wuchs und jaulte. Der schwarze tat es mir nach, doch er war um weiten kleiner. Wütend stürzte ich mich auf ihn und zerfleischte ihn. TÖTEN! Rief es immer wieder in meinem Kopf, während ich ihm die Kehle durchbiss. Der Mann bewegte sich in meinem Augenwinkel. Ich ließ den toten Inugami fallen, während er zu meiner Herrin ging.

„Hör auf. Sonst töte ich sie!“, knurrend stürzte ich vor. Schnell schlug ich ihm mit meinen riesigen Pranken den Kopf ab, dabei wollte ich ihn doch eigentlich zu Tode quälen. Ich keuchte und nahm eine menschliche Gestalt an. Blut war überall an meiner Haut und meinem weißen Fell. Ich starrte die Frau an. Meine Herrin.

„Herrin…“, hauchte ich. Sie hockte auf dem Boden bespritzt von all dem Blut. Sie zitterte und ihre Augen waren aufgerissen. Vorsichtig kniete ich vor ihr nieder. „Du bist sicher.“, meinte ich leise und streckte meine Hand nach ihr aus. Sie weinte und starrte mich an. „Weine nicht mehr Herrin…“, bat ich sie.

Sie brach in Tränen aus und umarmte meinen Körper. Es fühlte sich gut an: „Ich konnte dich nicht beschützen, es tut mir so leid.“ Sie weinte laut und zitterte an meiner Brust. „Es tut mir so leid!“

Ich strich über ihren Kopf. „Alles gut, ich beschütze dich immer, versprochen.“ Ob es normal war, dass ich so viel Kontrolle hatte?

Sie blickte traurig auf und dann zu den Leichen. „Ja…“, meinte sie leise und presste mich wieder an sich. „Mein treuer Hund. Nur du allein bist wichtig. Du musst mir helfen.“

Ich sah sie interessiert an und strich ein paar Tränen aus ihren Gesicht. Danach hatte ich mich gesehnt. All die Zeit hatte ich gewünscht mich bedanken zu können. „Alles. Alles tue ich für meine Herrin. Niemand tut meiner Herrin weh. Ich töte jeden, der es versucht.“

Sie seufzte. „Ich will, dass du alle Inugami Mochi tötest.“

Ich riss leicht überrascht meine Augen auf. Mein Körper fühlte sich so ungewohnt an.

„Es sollen keine Tiere mehr gequält werden. Bitte zieh aus und beseitige diese Inugamis und ihre Halter. Diese Armen in Wut geschaffenen Wesen, die keinen Frieden finden. Bitte, hilf ihnen.“

Sie küsste meine Schnauze, die noch vom Blut verklebt war. „Dann kehr zu mir zurück. Ich warte auf dich, versprochen. Mein Geliebter treuer Hund. Danke, dass du mich gerettet hast, wo ich dich nicht retten konnte.“

In ihren Augen sah ich tiefe Traurigkeit. Ich wollte sie ihr nehmen und ihr Dienen. Ich wollte ihre Bitte erfüllen. Sie von ihren Ketten befreien.

 

Eifrig erfüllte ich meine Pflicht und löschte einen nach dem anderen aus, bis ich der Meinung war, dass es alle waren. Immer wütender war ich geworden, als ich sah, was man den Hunden antat. Ich rächte alle. Ich rettete sie.

Dann kehrte ich heim. Es waren einige Jahre ins Land gezogen. Ich schritt zu der Tür. „Herrin.“, verlautete ich. Meine Gestalt schien dem eines Menschen gleich. Ich hatte geübt. Ich liebte meine Herrin und sie sollte mich nicht fürchten. Doch als ich eintrat fand ich eine verlassene Hütte vor. Auf dem Boden roch ich Blut und entdeckte verweste Knochen. Ich zitterte. Es war das Blut meiner Herrin. Sie war ermordet wurden. Meine Hand berührte die Knochen. Jemand hatte ihren Kopf abgetrennt. Ich nahm den Schädel in den Arm und strich über das Geschöpf. Meine Liebste Herrin. Ich spürte die Seele darin.

Ein Blick in einen Spiegel verriet mir, dass meine goldenen Augen immer mehr blutrot anliefen und mein Gesicht sich verzerrte. Nichts blieb an Menschlichkeit zurück. Das wütende Hundegesicht kehrte zurück. Sie sollten sterben, alle sollten bezahlen. Meine Herrin mit dem warmen Herz. Jedes Tier hat sie geliebt. Ich werde euch alle TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN!

„Ich räche dich!“, sagte ich in ihr Ohr. „Meine Herrin.“ Meine Füße trugen mich über viele Felder, während ich in meinen Armen ihren Schädel hielt und fest an mich presste. Ihr sollte alle sterben. Jeder von Euch.

Ich fand nach langem Suchen den Mörder. Es waren Banditen. Ich zerriss und zerfetzte sie, doch ich spürte, dass sich welche abgespalten hatten. Meine Füße trieben mich. Ich räche dich, ich erlöse dich von deinem Leid. Das Blut spritzte und mein Geist wurde wütender, bis es mir begegnete. Das Schwert So’ounga. Es war was es war. Ein Schwert der Rache. Viele kämpften. Ich mischte mich unter die Menschen und Dämonen und ergriff das Schwert. Es versuchte mich nicht zu übernehmen.

„Du willst auch Rache? Tränke mich in Blut und ich diene dir.“

„Verstanden.“, sagte ich nur, bevor ich meinen verlängerten Arm schwingen ließ. Wir gehörten zusammen. Ich zerfetzte alle von diesem Schlachtfeld, bevor ich zu lachen begann. Immer mehr tötete ich, bis ich vergaß, wieso ich tötete.

Bis ich dieser Miko eines Tages begegnete. Genau, so war es gewesen. Dort saß sie, umringt von Tieren. Ich steckte das Schwert weg und starrte sie wutentbrannt an.

„Was trägst du da?“, fragte sie und deutete auf den Schädel. Überrascht hielt ich inne und löste ihn.

Ich legte den Kopf schief: „Meine Herrin…“

Sie stand auf und kam auf mich zu. Ich wich zurück vor der heiligen Macht, die sie ausströmte. Ihr Blick war sanft. Sie wollte mich töten oder?

„Gib ihn mir bitte. Ich sehe, was ich tun kann.“

Vorsichtig reichte ich ihn ihr. Sie ähnelte meiner Herrin, vielleicht… Ein Geist stieg auf von dem Schädel. Sie reinigte ihn. „Lass sie gehen.“

„Ja…“, hauchte ich und sah zu dem Geist.

„Es ist gut, mein Hund. Du warst ein braver Hund, aber jetzt sei frei.“, flüsterte ihr Geist an mein Ohr. „Wir sehen uns bestimmt wieder!“

Dann ging sie. Die Miko löste sich von mir. „Finde deinen Weg, doch solltest du je einen unschuldigen Menschen anrühren, werde ich dich töten und du wirst ihr nicht folgen können.“

„Wie kann ich es?“

„Ich kann es dir nicht sagen.“

Danach war sie gegangen. Ich hatte sie tatsächlich vergessen gehabt. Wofür kämpfte ich? Ja… ich beschütze sie. Alle. Herrin, ich bin dein Rachegeist, auch wenn ich frei bin, werde ich alle wie dich retten. Ich beende alles. TÖTEN TÖTEN. War mir den alles Recht, um weiter töten zu können?

 

Ich riss die Augen auf und keuchte. „Liebster, hast du schlecht geschlafen?“

Ich starrte sie an, bevor ich die Augen wieder schloss. „Ich habe mich an etwas Altes erinnert, meine Liebste.“

Sie sah mich verwirrt an, während ich leicht lächelte. „Es ist alles gut, wie es ist. Ich brauche nur dich alleine.“

„Liebster? Was meinst du?“

Ich schüttelte nur den Kopf. Wer wusste, ob sie nicht ihre Widergeburt war und sie mich jetzt schützte und rettet aus meiner Dunkelheit. Es wäre ein schöner Gedanke. Das hatte ich lange vergessen. Oder hatte ich es verdrängt? Jetzt wusste ich, was mir mein Seelenheil brachte.

„Ich liebe dich. Ich werde dich auf ewig beschützen.“

Sie kicherte: „Das weiß ich doch.“ Ihre Hand strich sanft über meinen Kopf. „Sag das nicht immer.“

„Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.“ Genau, das Töten verschwand immer mehr. Jetzt durfte ich endlich lieben und bei meiner Liebsten sein. Es hatte ewig gedauert, doch jetzt war ich hier. Es war mir egal, was mit mir geschah. Ein Monster hatte ein Monster geschaffen. Meine Herrin, ich werde mein Leben jetzt leben, dass du versuchtest zu schützen. Ich werde frei sein.

 

 

Mutter (Sesshomaru)

 

Nach einigem hin und her entschied ich mich dann doch, meiner Mutter meine Aufwartung zu machen. Es war jetzt schon einige Jahre her, seit ich in ihrem Schloss residierte. Sie hatte ein prachtvolles und monströses Fleckchen im Himmel. Schloss könnte beinahe untertrieben sein, es war ihr Tempel. Eine Gottheit ohne Gleichen mit einem tiefschwarzen Herzen.

Um so hoch zu kommen, nahm ich meine tierische Gestalt an. Ein großer weißer Hund mit hängenden Ohren. An meinen Wangen waren V-förmige rote Linien, während der Mond auf seiner Stelle blieb. Diese Sichel hatte ich von meiner Mutter geerbt.

Es war befreiend in dieser Gestalt den Himmel zu erklimmen, auch wenn sie weitaus energieintensiver war. Müssten nachher einfach ein paar mehr herhalten, um die Reserven aufzufrischen. Immer wieder sprang ich weiter, so als würde es unter meinen Füßen einen Boden geben.

Meiner Nase folgend, suchte ich nach dem Tempel, welcher sich stetig über das Land bewegte. Sie war wirklich äußerst mächtig, doch würde sie nie auf die Erde einkehren, dafür verabscheute sie die Menschen viel zu sehr. Sie waren Abschaum. Nach ihrer Meinung, sollte man sich nicht auf der Stufe mit diesen Käfern aufhalten, doch so wie ich es bemerkt hatte, schien sie kaum Anhänger zu haben, gerade weil sie sich nicht zeigte. Aber es war ihr egal, sie stand darüber, doch ich wollte die Anerkennung. Ich könnte mich nicht damit zufriedengeben, einfach nur auf sie herabzuschauen. Ich wollte sie regieren und unterjochen. Egal was Vater sagte.

Er hatte mit Myoga gesprochen und es blieb mir nicht verwehrt. Seine Macht hatte tatsächlich nachgelassen, sonst hätte er meine Anwesenheit bemerkt, egal wie sehr ich sie verschleiert hatte. Diese Menschenfrau würde ihn töten, doch was sollte ich unternehmen? Ich könnte sie bestimmt nicht einfach töten… Nein, das konnte ich wirklich nicht.

Missmutig durchquerte ich auch noch die letzte Wolke, bevor ich diesen weißen gewaltigen Tempel im Antlitz der Sonne entdeckte. Es war mein Zuhause gewesen, bis ich ausgezogen war. Ob meine Mutter mir zugesehen hatte? Was würde sie dazu sagen, dass ich menschenfreundlich geworden war?

Ich schüttelte mich und nahm auch noch die letzten Meter, bevor mein schwerer, stämmiger Körper die Bodenplatten berührte. Es gab kein bisschen nach. Weißer Marmor überall. Säulen die den Weg säumten. Ich tapste über den Boden und fühlte mich so klein auf einmal. Egal wie mächtig ich bis jetzt geworden war, ich reichte an keinen meiner Eltern heran. Auch wenn meine Mutter noch nie gekämpft hatte, spürte ich schmerzlich meine Unterlegenheit. Jetzt hatte ich auch merken müssen, dass ich meinem Vater nicht das Wasser reichen konnte. Bald vielleicht, wenn er weiter schwach wurde, doch das wäre kein richtiger Sieg. Ich wollte mich beweisen!

Knurrend nahm ich eine menschenähnliche Gestalt an. Meine Gestalt, die ich gewählt hatte. Mein silbernes Haar bewegte sich sanft im Wind, während meine Kleidung und meine Rüstung entstanden. Ich blickte auf meine Hände, die bis eben noch Pfoten waren. Sie waren zu langen Fingern mit langen Krallen geworden. Ich legte den Kopf schief. Es war schon merkwürdig, warum wir stolzen Wesen eine solche Gestalt annahmen. Somit stellten wir uns doch alle auf dieselbe Ebene mit diesen schwachen Kreaturen. Natürlich gab es auch viele Götter, doch wir waren göttliche Tiere und doch schien sich unser Innerstes nach diesen anderen Göttern und Monstern zu sehnen.

Ich verzog die Lippen. Ehrenwerter Vater, wie konnte ich dich nur übertreffen, wenn du schwach wurdest? Und Mutter… Wie sollte ich je an deine Macht heranreichen?

„Sesshomaru.“, erklang eine kühle Stimme vor mir. Dort saß sie auf ihren Thron, weit oben, während ich die unterste Stufe der Treppen erreicht hatte. „Du besuchst deine Mutter? Wie Herzerwärmend.“

Ihre Stimme war eisig. Sie heuchelte wie immer Gefühle. Schon als ich ein Kind gewesen war, war es nicht anders gewesen. Man wurde nur stark, wenn man selbstständig war. Die Dienerinnen hatten mich versorgt, während sie mir meist fernblieb, als wäre ich nichts. Vielleicht war ich das auch, sofern ich nicht beweisen konnte, dass ich zu mehr im Stande war.

„Mutter.“, bemerkte ich und schritt die Treppen hinauf. Ihre Macht bewirkte, dass ich nicht springen konnte. Sie hatte eine geistige Kraft, mit der sie mich zu Boden rang. Da gab es wirklich keine einzige Chance sich durchzusetzen. Mutter… Wäre es so falsch, mir ein wenig entgegen zu kommen oder mir eine Hand zu reichen? Seit ich Izayoi getroffen hatte, war da etwas in mir, dass sich danach sehnte, doch ich würde hier nie eine helfende Hand erhalten. Warum war ich gekommen? Sie führte mich vor.

Oben angekommen betrachtete ich sie. Sie lächelte ihr kaltes Lächeln. „Nun?“

„Mutter.“, sagte ich wieder und sah mich um. „So still?“

Sie seufzte: „Was möchtest du wissen.“

„Wer ist mein Vater?“

Ihr Kopf legte sich auf ihre Fellstola, die sie um ihren Hals trug. Sie hatte ein weißes elegantes Gewand. Unsere Gesichter ähnelten sich sehr. Ihr langes Haar hatte sie nach hinten gebunden, wodurch ihre Mondsichel an Ausdruck gewann.

„Wieso fragst du ihn nicht selbst?“, fragte sie gehässig und betrachtete mich. „Ich kann dir nicht immer helfen.“

Ich schnaubte. „Ich will nur Informationen.“

„Beschaff sie dir selbst.“, kam es nur kalt zurück. Unbrauchbar. Miststück. Meine Krallen zuckten. Sie sollte von ihrem Ross runterkommen, sie war nur eine Frau, die die Beine …

„Oh, so denkst du über mich?“

Erschüttert erstarrte ich. „Mein Sohn, du missverstehst die Lage. Aber egal. Du solltest gehen. Nimm das Vieh damit, mehr bekommst du nicht. Ich bot dir an, ein Gott zu werden, doch du hast dich mit diesen Menschen besudelt. Du bist eine Schande.“

Wütend sah ich sie an, bevor ich tief einatmete: „Wenigstens habe ich Anhänger.“

Ihre Mundwinkel zuckten. „Wirklich? Du bist so schwach, wie dein Vater. Komm wieder, wenn du es zu etwas gebracht hast.“

„…“

„Sesshomaru.  Du hast dich für diese Welt da unten entschieden, mach etwas daraus.“, bemerkte sie kühl und starrte mich an. „Vergiss nur diese dummen Menschen. Wag es nicht unsere Linie auszudünnen.“

Wütend drehte ich mich um und starrte zu einem zweiköpfigen Drachen. Was sollte ich damit? Aber egal, ich würde es an mich nehmen. Zumindest ein Geschenk machte sie mir.

„Sohn?“

„ja?“

„Richte deinem Vater Grüße aus.“

„Mach ich.“

Danach verließ ich das Gelände auf dem Rücken dieses Drachens. Er sah ganz hübsch aus. Nur… ich hatte es mir wirklich anders vorgestellt. Ich musste unbedingt an Macht gewinnen und mein Herz mit Hass tränken. Würde ich dann so stark werden, wie mein Vater einst gewesen war? Doch jetzt musste ich erfahren, was es mit alldem auf sich hatte. Mutter. Ich werde dir zeigen, zu was ich es bringen kann, bis du eines Tages stolz sein wirst.

Egal wie weit ich dafür gehen muss. Sie werden mir zu Füßen liegen und dich komplett vergessen.

 

 

In Ewigkeit (Izayoi)

Mein Liebster wusste mir ein Lächeln auf die Wangen zu zaubern. Immer wieder sagte er mir, wie sehr er mich doch liebte. Es war gut so, wie es war. Er hatte einen Albtraum gehabt, den ich ihm nehmen würde.

„Liebste…“

„Dein Albtraum, war er schlimm?“

Er schüttelte den Kopf und küsste mich noch einmal sanft: „Es ist unwichtig, denn du wirst ihn vertreiben. Du nimmst alles von mir, was mich belastet.“

Ich wurde rot. „Du bist schlimm. Ich bin froh, dich gewählt zu haben, mein Liebster. Wir werden uns nie trennen, versprochen. Ich folge dir überall hin.“

Er erschrak und starrte mich an. Was hatte er denn?

„Sag so etwas nicht. Ich will, dass du lebst, auch wenn mir etwas geschieht.“

„Aber danach sehen wir uns wieder. Versprochen? Warte auf mich.“

Er lächelte und zog mich zu einem langen Kuss in seine Arme. „Ich werde nie eine andere Lieben als dich. Nie in meinem Leben, wird eine andere deinen Platz einnehmen. Versprochen. Denn du bist das einzige, was ich brauche und will. Versprochen. Nur du alleine.“

„Warst du eigentlich schon mal verliebt?“, fragte ich leise nach. Er seufzte.

„Man könnte es so sagen. In meinem früheren Leben.“

„War darüber dein Traum?“

„Ja… weißt du, ich war einmal in meinem früheren Leben ein sehr treuer und loyaler Hund. Schneeweiß war mein Fell…“

„Das kann ich mir bildlich vorstellen. Du warst ein schöner Hund und so wie du bist, war da bestimmt eine Herrin die dich sehr liebte?“

„Kann man sagen. Sie war immer für mich da, doch ihre Familienbande waren im Weg.“

„Wie?“

„Erzähle es nicht weiter… Ich erzähle dir jetzt was es mit dem Inugami auf sich hat.“

„Ich weiß, wie einer entsteht, Liebster.“, brummte ich und wollte es gar nicht so sehr hören, dass er auch so gequält worden war, aber seine Augen waren so traurig. „Bitte erzähle es mir.“

„Es ist so, dass sie mich versuchte vor ihrem Mann zu schützen, der anscheinend eine offene Rechnung hatte. Diese Inugami Mochi. Also die Hundegeisterhalter, heirateten nur untereinander, um die Tradition aufrecht zu erhalten. Sie beschützte mich, sodass der Mann einen wilden bösen Hund schnappte und da sah ich das erste Mal meine Herrin weinen. Weißt du, die Tiere liebten sie.“

„In wie fern?“, fragte ich verwirrt, während er die Hand hob.

„Wenn sie im Wald die Hand hob kamen die Vögel sofort. Ich weiß gar nicht, wie es unter diesen…“

„Monstern?“

„Ja Monstern… wie es unter diesen Monstern so eine liebevolle Frau geben konnte. Sie liebte das Leben und die Tiere. Es schmerzte sie sehr. Nie durfte ich ins Haus, doch als es anfing, holte sie mich oft rein, ich glaube sie hatte Angst, er könnte mich doch holen. Sie schützte mich und es wurde wie selbstverständlich, dass ich bei ihr war. Als er dann ging, holte sie mich sogar ins Bett.“

„Aber ihr habt nicht…“, fragte ich schockiert, doch er schüttelte nur lachend den Kopf.

„Was denkst du. Nein, sie und ihre Kinder kuschelten viel mit mir. Ich war wohl der glücklichste Hund den es gab. Später kam er wieder, er war wütend, dass sie das Bett mit einem Hund teilte. Sie schufen dann den Inugami, der töten ging. Ihr Mann schien jedoch regelrecht von diesem Inugami besessen zu sein.“

Mein Herz blieb fast stehen. Schnell kuschelte ich mich an ihn. „Das klingt nicht schön…“

„Nein… Er wurde gierig und eines Tages fand ich mich bis zum Hals in der Erde vergraben wieder.“

Dicke Tränen rollten mir jetzt schon über die Wange. Er umarmte mich fest und drückte fast zu fest. Es berührte auch ihn. Er musste große Angst gehabt haben in diesem Moment.

„Ich kämpfte und versuchte zu entkommen, es war mir egal, dass ich nicht ans Essen kam. Es half mir sogar, weil ich dadurch mich mehr bewegen konnte, aber schnell bemerkte er eines, als sie mich retten wollte und er sie schlug…“

Ich schluckte. „Dass es dich aufregte…“

„Wenn er ihr wehtat. Ich hatte ihr versprochen sie immer zu beschützen und konnte nur hilflos zusehen, wie er ihr wehtat und ihre Seele brach. Bis es eines Tages endete und mein Kopf sich von meinen Schultern trennte. Mein Geist verblieb in dieser Welt und ich hörte nur Stimmen, aber nirgends war sie.“

„Du hast sie sehr geliebt?“, ich heulte, ich konnte nicht anders, während er mich immer enger an seine Brust zog.

„Ich liebte sie für ihre Art und dann wurde ich gerufen. Erst da sah ich sie wieder. Ihr Licht war verschwunden, was sie ständig umzogen hatte. Er wollte, dass ich für ihn tötete, doch ich tötete ihn, nachdem ich mich verwandelt hatte und erst den anderen Inugami den Kopf abgerissen hatte. Inugami sind so stark, wie ihr Hass…“

„Er war sehr groß auf diesen Mann oder?“

„Ja. Das ich verletzt wurde, war nebensächlich. Er hatte meine Herrin gequält. Nie könnte ich so einem Mann dienen. Das schlimmste war, wie sehr sie sich dafür schuldig führte…“

„Kann ich verstehen. Ich würde mich genauso fühlen. Sie hat dich sehr geliebt… ich weiß nicht was ich getan hätte…“

„Sie hat mich ausgesendet, jeden der Halter zu töten und die Inugami zu erlösen, auf dass nie wieder einer das erleiden müsste. Sie liebte Tiere sehr und ich erfüllte ihren Wunsch.“

Ich schmiegte mich an und streichelte sanft seine Brust, während ich weinte. Mein Liebster hatte etwas schlimmes durchlitten…

„Als ich dann wiederkam musste ich erkennen, dass ich versagt hatte, ich hatte sie nicht beschützt. Meine blinde Wut hatte mich vergessen lassen für wen ich kämpfte. Als ich Jahre später wiederkehrte musste ich entdecken, dass Räuber sie ermordet hatten und so strich ich weiter nun meine Herrin zu Rächen. Ich schlachtete viele nieder und trug ihren Schädel bei mir, bis ich Jahrhunderte später es schon längst vergessen hatte. Erst eine Miko befreite meine Herrin, die mich freiließ. Sie hatte wahrscheinlich meine schiere Zerstörungswut gesehen und sich ewig dafür gegrämt…“

Ich schniefte und schnupfte, während ich mich an ihm hochzog und ihn küsste. „Liebster, es tut mir so leid…“

„Es muss dir doch nicht leid tun… Izayoi. Du bist das beste was mir geschehen konnte…“

„Bin ich so lieb wie deine Herrin war?“, fragte ich vorsichtig. „Leider kann ich keine Vögel rufen…“

Er seufzte leise und streichelte meine Tränen davon und küsste meine Augenwinkel. „Weine nicht, es ist lange her. Du nimmst jeglichen Hass von mir, der noch tief in mir saß. Du heilst mich und rettest meine Seele wahrscheinlich vor der Hölle, die mich erwartet.“

Ich küsste ihn auf die Wange. „Ich hoffe, wenn du einst wiedergeboren wirst, dass du nicht so leiden musst.“

„Bestimmt nicht, aber ich würde dich suchen, damit wir gemeinsam glücklich wären…, wenn du mich dann wieder wählen würdest.“

„Natürlich… Liebster?“

„Ja?“

„Wenn ich den Hass von dir löse… wirst du dann sterben?“

Erschrocken drückte er mich enger an sich. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. „Ich weiß es nicht. Darum kann ich dich nicht so oft sehen. In deiner Nähe scheine ich schwächer, aber ich bin auch so glücklich, weswegen ich alles in Kauf nehme.“

Traurig seufzte ich und küsste seine Schulter. „Dann lass uns jede Minute genießen. Vergesse nur nie, ich liebe dich immer, egal was auch geschehen wird. Also wag es ja nicht in deinem nächsten Leben eine andere zu begehren.“

Er lachte heiser und drückte mich noch einmal. „Wir reden darüber, dass ich nicht weiß, wie lange ich noch zu leben habe und du ermahnst mich nur im nächsten Leben dich zu wählen. Du bist unverbesserlich, aber deswegen liebe ich dich so sehr.“

„Lass mich… Liebster, versuch nur solange zu leben, wie ich lebe, das würde mich schon beruhigen.“, hauchte ich und küsste ihn. „Egal, was es kosten mag, ich würde wirklich alles tun, damit du in diesem Leben mein glücklicher Gemahl sein kannst.“

„Aber Liebste, das bin ich doch schon längst. Es gäbe nichts Schöneres, als hier mit dir zu sitzen. Auch wenn es nur dein Gemach ist. Lass mich dir die Sterne vom Himmel holen. Jede Vollmondnacht wird unbeschreiblich schön und vielleicht finde ich einen Weg, dass ich auf ewig bei dir sein kann.“

Ich nickte und schmiegte mich eng an ihn. „Danke, dass du mir es erzählt hast. Auch wenn ich naiv bin, kann ich nachempfinden, was du erleiden musstest.“

„Stört es dich wirklich nicht, dass ich ein Hund war?“

„Nein, wieso sollte es mich stören?“, fragte ich in meiner naiven Art. „Vor mir sitzt der schönste Mann, den ich je gesehen habe und er hat ein riesiges Herz. Im nächsten Leben werden wir einfach zwei normale Menschen sein, wenn du dir solche Gedanken machst. Versprochen. Oder zwei Hunde.“

„Izayoi, danke, ich gebe mir Mühe, dass ich ein Mensch bin und du auch, aber auch wenn ich nur dein Hund wäre, wäre ich auch über glücklich.“

Schmollend zog ich an seiner Wange: „Ne, so geht das nicht. Ich will doch ganz viele Kinder dann mit dir haben! Oder willst du dich aus der Affäre ziehen? Hunde leben sonst auch gar nicht so lange!“

Lachend küsste er mich überall, wo er gerade eine freie Stelle fand. „Na gut, wir werden zwei Menschen sein und treffen uns dann und dann mache ich dir den Hof von Tag zu Tag. Versprochen. Und wir haben viele kleine Kinder, die freudig umherlaufen.“

Ich lächelte. „So klingt das schon mal viel besser, Liebster. Wo du dann gerade hier bist und… naja…“

„Was?“, fragte er neckisch, doch ich erkannte schon in seinen Augen, dass auch er Lust hatte. Seine Lippen pressten sich zärtlich auf meine, bevor wir in den Laken versanken und sich unsere Körper vereinigten.

Hund oder Mensch, oder auch Dämon. Wir waren hier … Er hatte nichts mehr weiter darüber verloren, aber ich wusste, diese Insel würden wir nie erreichen. Einerseits machte es mich traurig, dass ich sein Leben verkürzte, und doch machte es mich auch glücklich, dass ich ihm den Hass nahm und sein Seelenheil bewahrte.

Wieso war unsere Liebe nur unter so einem finsteren Stern? Das Schicksal meinte es nicht gut, aber wir würden alles überstehen. Keiner stellte sich zwischen mir und meinen Mann. Niemand. Egal, wie wir wiederkehren würden, wir würden uns finden im nächsten und im übernächsten Leben, denn unsere Liebe hielt für alle Ewigkeiten an, da war ich mir sicher.

 

 

Blumenwiesen (Inu no Taisho)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Giftmischer (Sesshomaru)

 

Mein neues Reittier stellte sich als große Hilfe raus. Es gehorchte mir schnell und schien ein loyales Wesen zu besitzen. Eine angenehme Art zu reisen, überhaupt da dieses Monster unter seinen Maulkörben eine Geheimwaffe hatte. Er konnte Blitze von immensen Kräften schleudern. Ich hatte es ein wenig erprobt.

Kurz verlor ich einen Gedanken an Izayoi, aber verwarf ihn wieder. Sie hatte mir letztens erzählt, dass ihre Albträume nicht mehr kamen. Bestimmt war es nur eine Phase gewesen, auch wenn sie wieder geklammert hatte. Es war wirklich schwer, diese Frau zu hassen. Aber ich akzeptierte sie inzwischen, nur würde sie meinen Vater ins Verderben stoßen, wenn sie nicht aufpasste. Vater, wieso redest du bloß nicht mit mir, sondern nur mit diesem Floh? Ob es Izayoi wusste? Wieso lässt du mich nur außen vor… Warum nur? Vielleicht gab es einen Weg aus der Misere, aber du musst es mir doch sagen. Wenn du mir sagst, du brauchst meine Hilfe… Aber mein Vater ist wohl zu stolz, um seinen eigenen Sohn um Hilfe zu bitten, oder fürchtet er, dass ich die Chance nutze und ihn vom Thron werfe? Grimmig verzog ich die Lippen und ließ den Drachen ein wenig mehr wüten. Heute wollte ich kein Gefallen daran gewinnen, sie leiden zu sehen. Es ging fast zu schnell.

Wütend wie ich war, entschloss ich mich kurzfristig, meine Kräfte zu steigern. Was würde am besten helfen? Vielleicht Gift. Ich beherrschte mein Gift gut, aber war ich gegen alles immun? Ich musste es herausfinden, damit mir niemand gefährlich werden konnte. Die Kleidung war schon etwas mehr gesegnet. Sie war recht überrascht, wie gut ich mit der Macht schon klarkam. Aber was erwartete sie von Sesshomaru? Auch dominierte ich sie jetzt. Es war die Schmerzen wert gewesen. Ich würde noch oft kommen, bis sie mir jedes ihrer Geheimnisse verraten hatte. Meine Krallen zuckten innerlich. Sie gehörte mir, wie auch alles andere. Auch wenn mir diese Menschenfrau nicht gehörte, verfiel mir wohl jede andere Frau. Yukiyona verwehrte sich mir vielleicht, aber ich hatte gesehen, wie sie mich manchmal anstarrte.

Frauen waren einfach durchschaubar. Ein hübsches Gesicht und sie verfielen dem Mann, so wie Izayoi meinem Vater verfallen war. Natürlich hatte sie bewiesen, dass sie auch den Rest mochte, aber… wir würden sehen. Ich sah schon, wie ich die Kohlen wieder aus dem Feuer holen müsste, da mein Vater wie immer abtrünnig wäre. Ich schnaubte. Er war noch nie gut darin gewesen, auf seine Brut Acht zu geben. Ich war das beste Beispiel. Von meiner Mutter war ich zu ihm gegangen, doch er hatte mich nie unter Kontrolle gehabt. Nachsichtig wie er gewesen war, hatte ich alles machen können. Ja, ich hatte meine Grenzen ausgetestet. Am Ende warf er mir diese Menschenfrau zum Fraß vor. Hätte sie nicht so viele interessante Dinge gehabt, hätte ich ihr bestimmt den Kopf abgeschlagen oder sie vergiftet. Ob sie das wusste? Ich konnte es mir kaum vorstellen, dass mein Vater zugab, dass sie das Versuchskaninchen in seinem perfiden Plan gewesen war.

Aber egal, ich dachte schon wieder zu viel an sie. Warum nur? Sie war schwanger und stank zurzeit. Was sollte ich an ihr noch finden?

Tief atmete ich die mit Blutgeruch angefüllte Luft ein. Es roch auch nach verbrannten Fleisch, doch es waren zu wenig Klagelaute erklungen. Mein Drache arbeitete einfach zu sauber. Vielleicht musste ich ihn besser lenken. Neckisch sah ich in die Tiefe auf ein Schlachtfeld von zwei sich bekriegenden Fraktionen. Naja, eigentlich lagen sie verkohlt am Boden und regten sich nicht mehr. Man sollte manchmal auch nach oben sehen. Vielleicht sollte ich einige verschlingen, aber… hmmm… nein. Ich kam gut mit wenig aus und ich mochte sie lieber roh und blutig. Des Weiteren war die Rüstung störend, auch wenn mein Körper sie zersetzte, lagen mir diese Menschen zu lange schwer im Magen. Das wäre jetzt störend, wo ich nach Gegnern mit viel Gift suchte.

Es dauerte noch eine gewisse Zeit, bis mir eine verödete Gegend ins Auge fiel. Gut, dass Zeit für mich keine allzu große Bedeutung hatte. Fast schon vorsichtig betrat ich das vergiftete Land. Hier würde ich bestimmt mein erstes Opfer finden. Es wäre von großen Vorteil, unterschiedliche Gifte herstellen zu können, mit denen ich auf verschiedene Dinge reagieren könnte. Auch könnte ich so mein eigenes Gegengift erstellen für den Fall, dass ich zu viel aufnahm. Doch ich wusste es schon, bevor ich diesem Geschöpf begegnen würde, dass dieses Spiel mit sehr viel Leid verbunden war. Nur mein Ego bestärkte mich, dass ich jedem Gift trotzen könnte, aber ob dem auch wirklich der Fall war?

Nichtsdestotrotz wanderte ich getrieben von meiner Machtgier über das Ödland. Hier wuchs wirklich nichts, was mich ein wenig faszinierte. Wie war das möglich? Lebte das Tier im Boden? Neugierig folgte ich der Fäulnis immer weiter zum Mittelpunkt, an dem ich das Geschöpf vermutete. Am Ende wurde ich nicht enttäuscht. In der Mitte dieser verfaulten Landschaft fand ich einen Hügel aus verdorrten Ästen und Zweigen, aber eines war enttäuschend. Der Hügel reichte mir nicht einmal zur Hüfte.

Leicht griesgrämig stapfte ich auf diesen Haufen Geröll zu und vergaß indes auf die kleinen Dinge zu achten. Nicht, dass ich je darauf geachtet hätte. So fiel mir jedoch erst zu spät auf, was vor mir war. Etwas zwickte mich und dann wieder. Es schmerzte höllisch an meinen Beinen. Keuchend sah ich hinab und entdeckte, was mir bis da verborgen geblieben war. Ameisen. Diese krustigen kleinen schwachen Geschöpfe. Sie krabbelten in Scharen aus ihrem Nest, wie ich jetzt erkannte, um es zu verteidigen. Immer hatte ich Menschen als Ungeziefer bezeichnet und jetzt trieb es mich in die Knie.

Fluchend sackte ich zusammen, als das Gift dieser kleinen finsteren Gesellen in meine Adern floss. Was war das nur für ein Gift, dass einem Dämon gefährlich wurde? Sie waren nicht normal diese kleinen Monster. Oder war es etwa die Menge an Gift, dass sie in meine Adern pumpten? Jedes ein wenig anders. Zu Tausend griffen sie an und jeder schien einen Tropfen für mich übrig zu haben. Fauchend nutzte ich meine Giftkralle, um einen Teil von ihnen zu töten, doch sie waren sehr stabil gebaut, sodass mein Gift nur wenigen, wahrscheinlich jungen Ameisen, den Tod schenkte.

Wenn ich nicht schnell wegkam, könnte es mein Tod sein, musste ich feststellen. Angst ergriff mich, während immer mehr aus dem Bau kamen. Mein Blut würde bald nur noch aus ihren Gift bestehen und ich kam nicht nach, ein passendes Gegengift zu entwickeln. Hatte ich mich übernommen? Fand ich am Ende den Tod durch ein paar Ameisen? Die Geschöpfe, die ich im gleichen Zug mit Menschen erwähnte? War das die Stärke, von der Vater einst gesprochen hatte? Alleine sind sie schwach, aber wenn sie sich zusammentaten, können sie einem Dämon gefährlich werden… Sie schützten etwas. Ihre Königin. Wenn ich diese vielleicht auslöschen könnte, hätte ich eine geringe Chance, dass die Ameisen in ihrer Verwirrung von mir abließen, aber ich schaffte es einfach nicht. Meine Hand blieb am Boden und es war kaum möglich gegen das Gift dieser Monster anzukommen. Ich verstärkte das Gift und versuchte es noch ätzender zu machen, aber diese harten Panzer wollten nicht bersten. Wahrscheinlich waren sie mit ihrem eigenen Gift überzogen, welches meines möglicherweise neutralisierte.

„Urhh…“, schimpfte ich und bemerkte, wie mein Körper vollends gelähmt war. Niemand würde mich retten kommen, da ich alleine hier war. Würde ich wirklich sterben dadurch? Ich musste es einfach schaffen. Ich war mein eigener Herr!

Ein Blitz durchzog die Gegend. Anscheinend war ich kurz ohnmächtig geworden, denn im nächsten Moment sah ich, wie der Ameisenhaufen zu brennen begann. Weitere blitze zuckten über den Boden, bis ich endlich wusste, dass es mein Reittier war, welches anscheinend mich retten kam. Wie erniedrigend! Wieso musste es so erniedrigend sein? Erst griffen Ameisen mich an und dann kam ein niederes Tier zu meiner Hilfe… Ich war wirklich ein Versager… ich musste stärker werden, unbedingt. Wut ergriff mich. Ich mobilisierte meine letzten Kräfte, bevor ich mein Gift, so stark ich konnte in den Boden sandte. Knurrend und fauchend nutzte ich alles, was ich finden konnte und erschuf meinen eigene hochgiftige Mischung mit Hilfe des Ameisengiftes.

Kurz bevor mich dann meine letzte Kraft verlies, konnte ich noch sehen, wie der Boden merkwürdige Laute von sich gab. Es war wie ein blubbern. Überall auf diesen Geschöpfen waren Blasen. Hatte ich es geschafft?

Ich war mir nicht sicher, doch blieb mir auch keine Zeit, mich mehr darum zu kümmern. Mein Körper versagte mir den Dienst und ich fiel in einen tiefen Schlaf. Unsicher über meine Zukunft, konnte ich nur abwarten, bis das Gift meinen Körper verlassen hatte.

 

Eine Ewigkeit später schlug ich die Augen auf. Ich lag immer noch neben dem Haufen, aber ich lebte. Auch mein Reittier stand dort. Der grüne Drache mit den zwei Köpfen. Ein weiterer Blick offenbarte mir die Ausmaße meiner Zerstörungskraft. Ich hatte es tatsächlich geschafft, den Panzer der alten Ameisen zu zerstören. Ich hatte ihr Gift geschlagen. Siegessicher grinste ich ein wenig, bevor ich leise lachte. Der Sieg gehörte mir. Einer von vielen, die ich noch erreichen würde. Leicht stolz sah ich zu dem Drachen, welcher sich zu mir herabbeugte. Ich packte nach seinem Zaumzeug und zog mich daran ein wenig hoch. Kurz bewegte sich noch der Boden, bis ich auch dies unter Kontrolle hatte. „Gut gemacht.“

Es schnaubte und presste sich leicht gegen mich, um mir anscheinend Halt zu geben. Er war ein wirklich brauchbares Geschenk… Mutter, sieh mir nur zu, ich werde stärker werden und dann wird mein Gift sie alle dahinraffen… Heute hatte ich Hilfe gebraucht, aber hatte es danach selbst geschafft. Ich werde euch alle übertreffen.

Sommergewitter (Izayoi)

 

Voller Erwartung, hatte ich seit heute Morgen zum Himmel aufgesehen. Ich hatte mich riesig gefreut, als ich in einem Brief erfahren hatte, dass wir einen Ausflug unternehmen würden und ich mich doch bitte passend einkleiden sollte. Meine Amme war fast verrückt geworden, als sie den Schweinestall gesehen hatte, doch es war einfach schwierig gewesen, das richtige zu finden, bis ich einen aus Seide gefertigten Kimono in die Hände bekam. Schneeweiß mit ein paar eingestickten Lilien, die man am Besten in der Sonne sah.

Auch ihm gefiel mein Gewand dann, als er vom Himmel herabstieg. Natürlich hatte mein Gemahl auch wieder schändliche Gedanken im Kopf, aber mir ging es ja eigentlich genauso. Wie konnte man sie nicht haben, bei diesem strahlend schönen Mann. Ich liebte seine Wangenknochen. Aber am liebsten hatte ich dieses Lachen, dass seinen ganzen Körper erschütterte. Man musste einfach mitlachen.

Meine Amme hatte natürlich wie immer ihre Finger im Spiel, aber sie war ganz schnell vergessen, als wir durch den Himmel sprangen und mein Herz jedes Mal ein Satz machte. Es war gut gewesen über alles zu reden, auch wenn wir nicht ewig hätten, im nächsten Leben hätten wir mehr. Wir nutzten die Zeit. Was sollten wir traurig sein, wenn wir doch so glücklich übereinander waren? Jede Minute zählte und die würde ich nutzen.

Er brachte mich zu einem wunderschönen Feld voller Blumen, durch das wir tollten und am Ende… ja am Ende hatten wir uns geliebt. Es war unbeschreiblich schön gewesen. Noch nie hatte ich einen so guten Blick auf meinen Gemahl gehabt. Erst hatte ich mich gefürchtet, doch dann schien es über mich gekommen zu sein. Es war mir egal gewesen, dass uns einer sah. Wir taten nichts Falsches…

Genüsslich lag ich auf seiner Brust und spielte ein wenig mit seinem Haar. „Ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“, hauchte er unter mir. Seine Finger waren voller Schmutz und Erde. Es sah niedlich aus. Er hatte sich echt zusammenreißen müssen. Es gab mir einen regelrechten Kick, soviel Macht über ihn zu haben. Neckisch setzte ich mich auf und band meinen Kimono zusammen. „Würdest du die Schleife binden?“

„Natürlich.“, knurrte er leicht und band sie. Er achtete sehr darauf, nicht zu fest den Obi zuzuschnüren.

„Der Tag hat erst angefangen, was machen wir noch?“, fragte ich und betrachtete, wie er sich anzog, als ich ein Grollen hörte. Auf einmal schien alles dunkler zu werden. Leicht genervt sah ich auf. „Menno…“

Auch er blickte hoch und seufzte. „Anscheinend regnet es gleich. Ich rieche es schon.“

„Oh…ihhh!“, schimpfte ich, als auf einmal der Schauer schon hinabsauste. Ich schüttelte mich ganz dolle. Schnell war er neben mir und hielt seine Kleidung über mich. Ich sah auf und sah, wie ihm das Haar am Gesicht klebte.

„Schnell.“, meinte er, doch ich musste nur grinsen, weil er so wie ein begossener Pudel aussah.

Schnell trat ich aus seiner Kleidung hervor und lief lachend im Regen rum und streckte die Arme aus. Es war nicht zu nass. Ich würde nicht heimgehen, nur wegen ein bisschen Regen! „Komm schon, hast du Angst vor Wasser?“, lachte ich kreischend und drehte mich noch ein paar mal. Mein Haar klebte jetzt auch an mir und auch meine Kleidung, aber das war egal.

Er folgte mir schnell, umfing mich mit seinen Armen, hob mich an und drehte sich mit mir im Kreis. Es war als könnte ich fliegen und der Regen schien mir jetzt auch eher erfrischend. Sein Lachen erschallte, während wir uns immer weiterdrehten. „Hilfe!“, rief ich lachend und umarmte seinen Hals, bevor ich ihn zärtlich küsste. Er schein mit mir so halb durch das Feld zu tanzen und sich zu drehen, bis er mich sanft absetzte und den Kuss löste. Kichernd schob ich sein nasses Haar aus seinem Gesicht, was er mir auch nachmachte. Egal ob Sonne oder Regen, unsere Liebe fand überall Platz.

„Du siehst sehr süß aus, wenn ich dich so heimbringe, bringt sie mich um.“

„Du siehst auch gut aus.“, kicherte ich und zog eine Strähne aus seinem Mund. Er grinste. Das gefiel mir so an ihm. „Ich glaube es wird nicht aufhören oder?“

„Leider nicht…“, seufzte er und küsste mich zart, während ich etwas traurig wurde.

„Schade, ich wäre noch gerne…“

„Kein Problem. Warte.“, meinte er und löste sich von mir. Ich streckte meine Hand nach ihm aus, doch beließ ich es dann, als ich sah, wie er seine Gestalt wechselte. Ein riesiger Hund erschien vor mir. Er legte den Kopf schief. Seine Zeichnung war noch da. Er sah ein wenig grimmiger aus, aber ich wusste ja, wie er wirklich war. Schnurstraks kam er zu mir und stellte sich einfach über mich.

„Fabelhafte Idee.“, schmunzelte ich und sah ein wenig hoch zu dem Fell, welches mir Schutz vor dem Regen gab. „Danke. Komm wir suchen einen Unterstand. Tritt mich aber nicht.“

„Niemals.“, hörte ich das tiefe grollen, bevor wir uns langsam voran bewegten. Es war ganz schön so zu wandern. Ich war glücklich, dass wir nicht heimmussten. Die frische Luft war schön und diese ganzen Geräusche die ich in diesem Wald hörte. Es war keiner aus Bambus. Was das wohl für Bäume waren? Ich war so unwissend… ich musste das wirklich ändern. Ich würde auch mich fortbilden. Mein Kind sollte sagen können, dass es eine kluge Mutter hat. Interessiert sog ich meine Umgebung regelrecht ein. Ich würde jeden Moment mir merken. Des Weiteren fand ich es auch ganz witzig, wie er mir im Wald Schutz geben wollte und immer schauen musste, wo er hintrat. So ein Ungetüm war nicht für einen Wald geschaffen.

„Verwandle dich zurück, Liebster. In dem du an die Bäume stößt werde ich nur noch nasser, als wenn du neben mir stehst als Mensch.“

Er gehorchte sofort, bevor er seine Rüstung löste und sie elegant über mir hielt. „Wann hast du die aufgesammelt?“

„Als du noch ganz wirr im Kopf warst. Ich würde doch nicht ohne meine Sachen gehen. Ich weiß, es ist nicht wirklich praktisch, aber sie sollte dir helfen.“

„Natürlich hilft sie mir.“, grinste ich und betrachtete ihn leicht schüchtern, während wir so selig nebeneinander her schritten. Mein Mann. Meiner.

Dann nach einiger Zeit fanden wir eine kleine Überdachung. Wahrscheinlich war sie für Pferde gedacht, zumindest gab es auch eine lange Stange, an denen etwas dünnes geschabt hatte.

Geschwind verzogen wir uns unter das Dach. Er hob die Rüstung von mir und zog sie sich wieder an, während ich mich leicht gegen die Stange lehnte. „Ein schöner Tag oder?“

„Sehr schön.“, lachte er und beugte sich für einen Kuss hinab. Er war wirklich pitschnass. Er war eine Tropfsteinhöhle. Überall tropften seine Haare und ich musste kichern bei dem Kuss, als sie auf mich regneten.

„Ihh…“

Dann grinste er wirklich fies und bevor ich was tun konnte, schüttelte er sich wie ein Hund. Das Wasser spritzte in alle Richtungen und traf mich von allen Seiten. Kreischend hob ich die Hände, doch es half nichts, bis es endlich aufhörte und er fast komplett trocken war. Er lachte heiser, während ich wie ein tropfender Pudel dastand.

„Gemein… übrigens du stinkst nach dreckigen Hund.“

Er hob seine Braue und schnupperte, doch jetzt lachte ich nur. „Hey, das ist nicht witzig.“, meinte er schnell und schnappte meine Hände, bevor er mich wieder küsste. Ich könnte das ewig machen. Seine Lippen zu kosten war so herrlich. Ich würde sogar dafür in die Hölle gehen, sie nur noch etwas länger verspüren zu können.

„Dann schüttle dich nicht wie ein Hund. Jetzt bin ich nass.“, brummte ich und schmiegte mich an ihn. Seine Hand strich liebevoll über meinen nassen Rücken, während ich die Augen schloss. „Ich hoffe nächstes Mal wird noch schöner.“

„Ich gebe mir Mühe. Jeder Moment soll dir in Erinnerung bleiben.“

„Das wird er. Lass uns mit unseren Kindern hier wieder herkommen, dann flechten wir Blumen zusammen.“

„Gerne. Solange ich nicht damit vollsitze…“

„Nur ein paar, versprochen. Und in deinem Fell ist ja auch noch Platz.“, meinte ich und strich über das Fell. Ein wenig feucht war es anscheinend doch noch. „Mein liebster Gemahl. Deine Technik ist nicht ausgereift.“

„Hm?“

„Hier schau mal.“, meinte ich leicht gehässig, packte das Fell und drückte es ihm nass und klamm ins Gesicht. Er schnaubte und machte ein Schritt zurück, bevor es auf einmal wuchs und ein Eigenleben bekam, bevor es mein Gesicht einmal durchstreifte. Ich quietschte vergnügt und versuchte das Fell niederzuringen, doch es bewegte sich einfach weiter. „Was ist das denn?“

„Tja, ich bin auch ein Ninja.“

Das Fell kitzelte mich überall, bevor es mich komplett umschlang. Ich gab nach und wurde an ihn herangezogen. Er küsste mich noch einmal, bevor ich mich ins Fell schmiegte, das eine wohlige Wärme ausstrahlte. Wieso sollte ich je einen normalen Mann vorziehen, wenn dieser so viele magische Dinge vollbringen konnte? Wie konnte man so einen gutherzigen Mann hassen oder nicht lieben? Er würde immer in meinem Herzen wohnen. Was hatte nur Takemaru gegen ihn? Er sollte ihn kennenlernen und nicht von anderen auf ihn schließen. Genießerisch rieb ich seine Wange mit meiner Hand, die er freigegeben hatte. „Lass uns langsam heim.“

„Wieso?“

„Es wird dunkel, du willst doch keinen Ärger bekommen? Wir müssen uns reinschleichen. Wenn sie mich nass sieht, wie ich bin, bekommen wir beide Ärger.“

Er seufzte und küsste mich noch einmal, während er an meinem Haar fummelte. Anscheinend band er es wieder zusammen. „Na gut, wir wollen die Hausherrin nicht verärgern. Ich muss erfahren, wann ich entmachtet worden bin.“

Lächelnd hob ich die Schultern. „Ich glaube schon meinen Vater hatte sie unter Kontrolle.“

„Eine fähige Frau. Es ist vielleicht gut, eine Aufpasserin zu haben, nicht dass du krank wirst.“

Noch ein kurzer Kuss und dann trieben seine Füße uns heim. In seinem Fell eingekuschelt begutachtete ich den Himmel durch den wir sprangen. Ich musste mir merken, dass ich keine Chance gegen seine Fellstola hatte.

Mein Gemahl brachte es sogar fertig, sich ganz geheim mit mir ins Schloss zu schleichen. Geschwind trocknete er mich ab und legte mir einen warmen Kimono an mit mehreren Schichten, bevor er mich küsste und einen Kamm ergriff. „Komm her, du hast da ein paar Sachen im Haar. Wir wollen es ja nicht herausfordern.“

Fast schon liebevoll durchfuhr er mein Haar, während ich es mir auf seinem Fell gemütlich machte. Er konnte es richtig groß werden lassen. Am Ende würde ich bestimmt nie wieder auf meinem Futon liegen wollen oder? Ach schade, dass wir uns nur so selten sahen, aber es würde häufiger werden und auch wenn nicht, war jeder Moment mit ihm magisch. Ich bereute es nicht.

Nach einiger Zeit schlief ich wohl sogar auf dem Fell ein, zumindest als ich erwachte hörte ich nur, wie jemand mit ihm schimpfte. Ohje, hatte sie die nasse Kleidung gesehen? Freudig kuschelte ich mich ans Fell und lachte. Mein Mann schien ganz kleinlaut zu werden und entschuldigte sich am laufenden Band. Es war wirklich eine Wandlung gewesen. Damals war er noch nicht so aufgedreht gewesen. Fast glaubte ich, dass er in meiner Nähe jünger wurde.

Ich freute mich schon auf den nächsten Ausflug. Vielleicht hinterließ er mir auch ein Geschenk, auch wenn ich am liebsten sein Fell behalten würde, aber nachher hätte er dann eine kahle Stelle, wenn er sich verwandelte. Mein Körper bebte bei dem Gedanken. Lieber nicht…  

 

 

Menschlichkeit (Inu no Taisho)

Bald würde der Herbst anbrechen und die warmen Tage weniger und weniger werden, weswegen ich mir heute etwas ganz Besonderes überlegt hatte. Heiter hatte ich alles vorbereitet, auch wenn mein Sohn mir wie so meist Kopfzerbrechen bereitete. Sein Ego hatte an Stärke gewonnen, was wirklich gut war, aber als ich dann hörte, in welche Gefahr er sich gestürzt hatte… Ich hatte wirklich bei ihm versagt. Er hatte sich in Lebensgefahr gebracht, da er unwissend über diese Spezies der Höllenameisen war. Ich musste unbedingt lernen ein guter Vater zu werden, wenn mir mein Hanyou-Sohn lange erhalten bleiben sollte. Nicht auszudenken, wenn Sesshomaru auf ihn abfärbte mit diesen grausigen Geschichten.

Hätte seine Mutter ihm nicht dieses Tier vermacht… Hatte sie es mit Absicht gemacht, weil sie wusste, dass er ein wenig Lebensmüde war? Izayoi hätte ihn nicht anstacheln sollen… Was sollte ich nur mit ihm machen? Ich meine… ich konnte ihn kaum an mich mit einer Leine binden. Er war ein erwachsener Mann. Nun gut, eher ein Teenager auf Abwegen, aber… Ich seufzte und rieb mir die Schläfe, während Myoga freudig auf und ab hüpfte.

„Herr, was bedrückt euch, wollten wir nicht die Prinzessin besuchen?“

Ich schnappte ihn zwischen meine Krallen und hob genervt eine Augenbraue: „Wir? ICH.“ Ein wenig hatte ich gezischt, was sie dazu wohl sagen würde? „Izayoi und ich brauchen keinen Aufpasser.“

„Nein, nein mein Herr, aber …“

„Kein aber.“, brummte ich und schnipste den Floh genervt davon. Das fehlte mir noch einen Kommentator auf unserem Ausflug zu haben. Er war ja ganz nett, aber er redete mir zu viel. Izayoi hatte er einfach ohne meines Wissens letztens auf dem Rücken eines Hundes besucht. Ich dachte mein Sohn oder dieser Takemaru wären ein Problem, aber jetzt auch noch ein Floh? Meine Braut schien eine magische Wirkung auf Männer zu haben. Auf Männer jeglicher Art.

Seufzend sah ich dann noch einmal bei meinem Sohn vorbei, welcher schon wieder seine Nase in Bücher steckte. Was machte er da nur? Ich musste mein Kopf etwas zur Seite legen, um zu erkennen, dass es um Mythen und Legenden von den Menschen ging. Was versuchte er darin zu finden? Ich zog die Augenbrauen kraus. Es wäre leichter einen Dämon zu fragen, als auf das Niedergeschriebene eines Menschen zu achten.

„Vater?“

„Sohn?“, fragte ich zurück, als er anscheinend meinen nachdenklichen Blick gespürt hatte.

„Du musst los.“, kam es kalt zurück. Mein Kopf knickte nach unten, bevor ich an ihm vorbei nach draußen blickte. Er genoss die frische Luft wirklich. Ich blinzelte noch ein paar Mal, bis ich bemerkte, wie spät es doch eigentlich schon war.  Die Sonne würde bald den Zenit erreichen. Meine Augen wurden groß, während ich wie vom Floh gebissen, losrannte. Sie würde mir den Hals abreißen, nachdem ich ihr einen Ausflug ans Meer versprochen hatte. Es würde ihr erster richtiger Ausflug an einen Strand sein. Das letzte Mal hatten wir leider nur die Insel begutachtet, weswegen ich diesen Ort ausgewählt hatte.

Ich konnte schon ihr Gesicht sehen, wenn sie über den Strand laufen würde. Ihre kleinen Füße die sich im Sand vergruben, während ich… Hmmm… Meine Laune hob sich mit jedem Schritt, den ich ihr näherkam, auch wenn ich immer im Hinterkopf behielt, dass ich es nicht übertreiben durfte. Hoffentlich würde uns noch genug Zeit für noch mehr Kinder bleiben. Ein Schmunzeln besetzte mein Gesicht, wenn ich daran dachte, wie lauter kleine Kinder um sie herumtollten. Das würde ihr wirklich gutstehen. Diese Frau, die mein Herz umfangen hielt und mit ihrer Wärme erfüllte. Sie würden lachen und singen und bestimmt auch tanzen.

Nur müsste ich lernen, mich noch besser als Vater anzustellen, was trauriger Weise schwieriger war, als sich so mancher vorstellen könnte. Ob mein vorheriges Wesen gut auf seine Welpen geachtet hätte? Ich verzog die Lippen nachdenklich, während ich ein paar Bäume übersprang. Mein vorheriges Ich war kein Papa gewesen oder? Daran konnte ich mich nicht erinnern. Im Traum hatte ich auch nur meine alte Herrin gesehen. Bestimmt nicht… Ich war einfach eher ein Jäger, anstatt ein Hüter. Wie das wohl wäre, wenn sie sich auch in Hunde verwandeln könnten? Dann musste ich ja auf sie aufpassen, weil Izayoi gar nicht hinterher käme und Sesshomaru… Ich wollte ihn ja vorbereiten fürs schlimmste aber irgendwie war der Gedanke Sesshomaru meine Kinder hüten zu lassen… Sie bringt mich um, wenn sie das je hören würde. Sesshomaru würde mir sagen, ich soll mich um meine Brut selbst kümmern und Izayoi würde ihm zustimmen, dass ich nicht meinen Sohn vorschieben sollte. Aber es war so schwer…

Ich seufzte und überwand einen freien Hügel, den ich kaum eines Blickes würdigte. Vater sein war wirklich eine Tortur. Wenn die kleinen wie Izayoi waren… Der Gedanke behagte mir nicht so sehr, denn ich würde keine Ruhe bekommen. Vielleicht sollte ich erst einmal klein anfangen und ein Kind ein paar Jahre großziehen, bevor wir das nächste in die Welt setzten…

Unsicher lief ich weiter, bis ich auf einmal ein Geräusch vernahm. Da schrie jemand. Geschwind blieb ich stehen und wechselte die Richtung, aus der das Geräusch kam. Es klang hoch und schrill, was mich hörig werden ließ. Hier lebten nur Dämonen und das war kein Dämon! Eindeutig nicht!

Nach ein paar Sätzen erreichte ich dann auch schon die Szene, die mein Blut gefrieren ließ. Dort unten war ein Kappa, ein Wasserkobold. Er war bläulich grün. Er hatte die Statur eines Affen mit einem Schildkrötenpanzer auf dem Rücken, nur dass er kein Fell, sondern Schuppen hatte. Auf seinem Kopf befand sich eine Delle mit seinem Heimatwasser. Selten erblickte ich Kappas, doch was es da tat, war abscheulich. Ein kleines Menschenmädchen hatte sich anscheinend verirrt und hatte es gewagt aus seinem Wasser zu trinken. Er würde sie hereinzerren und fressen.

Eigentlich war es eine ganze natürliche Sache, doch in meinem Hals bildete sich ein Kloß, der immer fester wurde, je mehr das Kind um Hilfe schrie. Niemand würde es retten… doch, es würde sie jemand retten. Geschickt sprang ich los, zog Tessaiga und erschlug das eitle Wesen. Das kleine schwarzhaarige Mädchen löste sich schnell und robbte auf dem Boden nach hinten, bevor es mich verängstigt anstarrte. Sie kannte die Grausamkeit der Dämonen und wusste, dass ich zu ihnen gehörte.

Ich hörte wie schnell ihr Herz schlug und roch ihre Angst. Ein leises Wimmern erklang aus ihren leicht geöffneten Lippen: „Bitte tu mir nichts… Bitte… Bitte…“ Sie presste die Augen zusammen und fing an zu weinen, was einen weiteren Kloß in meinem Halse verursachte. Hoffentlich hätten meine Kinder nie einen Grund, Angst vor mir zu haben.

Behutsam kniete ich mich vor das Mädchen. „Ich tue dir nichts. Keine Angst. Du bist sicher.“ Versuchte ich es, doch sie weinte weiter und weiter. Geknickt ließ ich mich vor ihr auf den Hintern fallen. „Sehe ich so schrecklich aus?“, fragte ich mich selbst und kratzte mich am Kinn. Die kleine schien kurz aufzublicken, bevor ihre Tränen etwas versiegten.

Unsicher starrte sie mich an, während ich die Augenbrauen zusammenkniff und mir den Kopf zerbrach, wie ich sie glücklich machen könnte.

Doch noch ein weiterer Blick zeigte mir, dass sie mich ganz neugierig anglotzte. Ihre Augen schienen irgendwas zu verfolgen, nur was? „Ist da was?“, fragte ich ein wenig unsicher, während sie ihre Beine an sich zog.

„Die zucken…“, bemerkte sie interessiert, bevor ich kapierte, was sie meinte. Meine Augenbrauen waren anscheinend wirklich ein Magnet, was Blicke betraf.

„Schön, dass sie dir gefallen.“

„Bist du böse?“

„Nicht zu kleinen Kindern.“

„Frisst du mich?“

„Was? Nein.“, meinte ich schnell und sah zu dem toten Kappa. „Meine Frau würde mir die Ohren langziehen.“

Sie gluckste etwas, was mich wirklich beruhigte. „Wo kommst du denn her? Du weißt, dass du hier in einem Teil bist, wo eigentlich nur Dämonen leben?“

Sie sah bedrückt auf und legte ihr Kinn auf die Knie. „Ich habe mich verlaufen… Und als ich Wasser trinken wollte, kam das Ding da raus und wollte mich essen…“

So unschuldig… Ich verstand sie, dass sie jedes Leben schützen wollte, wenn man solche Kinder sah. „Ich verrate dir ein Geheimnis. Wenn du ein Kappa siehst, musst du dich verbeugen. Sie sind sehr eitel und höflich und ahmen es sofort nach. Nur die Sache ist, auf ihren Kopf tragen sie immer Wasser, welches sie dabei verschütten. Ohne Wasser sind sie wie gelähmt und schwören jedem die Treue, der ihnen neues draufgießt.“

Sie hörte aufmerksam zu und nickte dann. „Das wusste ich nicht…“

Ich lächelte leicht. „Merk es dir, nicht immer kann dich einer retten kommen.“

Sie nickte leicht, bevor ich aufstand und ihr eine Hand reichte. Sie zögerte erst, doch dann nahm sie sie und ließ sich aufhelfen. „Danke… Weißt du wo mein zu Hause ist?“

„Hab keine Angst, ich schnupper kurz an dir und verfolge dann deine Fährte.“, meinte ich geschwind und kniete mich noch einmal herab. Sie hielt mir brav ihren Arm hin, an dem ich roch. Es war schon niedlich, wie sie mich ganz aufmerksam dabei beobachtete. „Darf ich dich hochheben?“

Sie nickte sachte und gab mir ihr Einverständnis, bevor ich sie mit Leichtigkeit auf meine Arme hob. Das Mädchen war viel zu dünn. Auch ihre Arme waren schmal. Izayoi hatte gesagt, dass die Menschen unter unseren Kriegen litten und nicht genug Essen hatten… Ja, es war nicht meine Aufgabe, für ihr Wohl zu sorgen, da es auch menschliche Herrscher gab, aber irgendwie wurde mein Herz ganz schwer, als dieses schwache Mädchen sich vorsichtig an mich klammerte. Izayoi war damals fast doppelt so schwer gewesen… natürlich war dieses Mädchen jünger, aber so viel leichter durfte es doch eigentlich gar nicht sein oder?

Ich hob meine Nase sachte in den Wind und dankte der Windrichtung, die mir den Duft von ihr entgegentrieb. Geschickt nahm ich Anlauf und setzte mich in Bewegung. Das Mädchen klammerte sich an mir fest und kniff die Augen zu, während ich mich mit einer moderaten Geschwindigkeit über die Bäume bewegte.

„Du tust meinen Eltern auch nichts?“

„Aber nicht doch.“, bestätigte ich ihr. „Wie gesagt, meine Frau würde mich ausschimpfen. Du musst wissen, sie ist ein Mensch, so wie du.“

Die kleine lächelte tapfer und presste sich noch enger an. Anscheinend half das Wort Mensch, um ihre Sorgen davonzuschieben.

Nach einer kleinen Ewigkeit erreichten wir dann auch endlich das Dorf. Es war wirklich nicht sehr weit vom Schloss entfernt, was mich annehmen ließ, dass sie hier gewesen war. Es sah wirklich heruntergekommen aus. Kaum landete ich jedoch, schlug mir der Hass entgegen.

Die Menschen kamen bewaffnet mit Hacken angerannt, blieben aber in einem gewissen Abstand stehen: „MONSTER WAS WILLST DU HIER!“

„VERSCHWINDE, WIR HABEN NICHTS!“

„WIR SCHMECKEN NICHT!“

„AN UNSERNE KNOCHEN BEISST DU DIR DIE ZÄHNE AUS!“

Immer mehr empörte Schreie folgten, bis auf einmal eine Frau sich zwischen den Menschen durchschob und sich vor alle stellte: „Yuriko, bist du das? Yuriko!“

Die Menschen verstummten und starrten jetzt auch auf das Kind, welches sich eng an meine Brust drückte.

„Mama.“, sprach die kleine leise, ließ mich jedoch nicht los, was mir ein wenig Unbehagen bereitete. Nachher vermuteten sie etwas Böses. „Mama.“

„Yuriko…“, sagte die Mama noch mal von der kleinen, bevor sie auf mich losstürmte. „Wo warst du nur!“ Die kleine sprang von meinem Arm in den ihrer Mutter, als diese kurz vor mir war. Sie umschlang ihre Mutter und drückte sie fest. Es brach mir fast das Herz, als ich sah, dass auch die Mutter so dürr war. Ihre Wangen waren eingefallen und auch ihre Haut zeigte viel zu viele Knochen. Sie bestanden fast nur aus Haut und Knochen. Meine Liebste musste es sehr geschmerzt haben, so etwas zu sehen, wo sie immer genug Essen hatte. Leicht bedrückt sah ich die Mutter und das Kind an, die sich immer mehr umarmten.

Dann drehte sich die Mutter zu mir und verneigte sich leicht vor mir: „Vielen Dank, dass Sie meine Tochter gerettet haben. Ich hoffe sie hat Ihnen keine Umstände bereitet.“

„Mama, er hat mich vor einem Kappa gerettet!“, erzählte Yuriko aufgeregt. „Und dann hat er mich heimgebracht, er hat gesagt er tut uns nichts.“

Die Mutter blickte auf und verstand wohl jetzt erst, was vor ihr stand. Sie sah mich beinahe an, wie einen Heiligen. Es war wohl selten, dass ein Dämon Menschlichkeit an den Tag legte. „Wir können nichts geben zum Austausch…“

„Ich verlange nichts. Wie kommt es, dass dieses Dorf so dicht bei den Dämonen steht?“, fragte ich vorsichtig nach, während die Dorfbewohner mich noch argwöhnisch betrachteten.

Die Frau seufzte und streichelte ihre Tochter sanft: „Wir sind vor dem Krieg hierher geflohen mit unseren Männern. Hier suchen sie uns nicht, doch… es ist schwer etwas anzubauen, da die Dämonen oft unsere Felder zerstören oder unsere Häuser zerstören.“

„Ich verstehe.“, grummelte ich und sah mich etwas um. Vielleicht sollte ich Izayois Wunsch nachkommen. Das erklärte auch, dass sie keine Unterstützung von ihren Herrschern bekamen.

Sie sah mich leicht bedrückt an, wie auch die anderen Dorfbewohner, die bestimmt Angst hatten, dass ich jetzt das Dorf zerstörte. Zumindest hatte ich es rumoren gehört auf den billigen Plätzen. Anscheinend waren die Frauen der Menschen weitaus mutiger, wenn es um ihre Kinder ging. „Werdet Ihr uns wirklich nichts tun?“

„Nein. Natürlich nicht…“, meinte ich ernst und betrachtete noch mal die Kleine, welche die Hand nach meinem Gesicht ausstreckte. Vorsichtig beugte ich mich runter, bevor sie mein Ohr packte, sich ran zog und mir einen Kuss auf die Wange drückte. Ein ängstliches Stöhnen ging durch die Reihen, während sie mich nur glücklich anlächelte.

„Danke!“

Die Mutter zog ihre Tochter schnell an sich und verbeugte sich immer wieder. „Es tut mir leid, es tut mir leid…“

„Was tut dir leid?“, fragte ich irritiert, bevor ich der kleinen den Kopf tätschelte. „Sie hat sich doch nur bedankt.“

„Mama, du musst keine Angst haben.“, meinte sie ernst und drückte noch mal ihre Mama. „Der beißt nicht hat er gesagt.“

Ich lächelte leicht, was die Frau wohl ein wenig umhaute. Ich benahm mich wirklich nicht dämonentypisch.

„Möchtet Ihr mit uns zu Abend essen? Wir haben nicht viel aber…“

„ABEND?“, wurde ich doch etwas lauter und sah schnell zur Sonne die Unterging. Meine Augen wurden riesig. „Sie bringt mich um…“

„Deine Menschenfrau?“, fragte die kleine und kicherte.

„Menschenfrau?“, fragte die Mutter verwirrt, doch ich verzog nur die Lippen.

„Ein Andermal gerne. Vielleicht lässt sich etwas an eurer Situation ändern, aber jetzt muss ich los. Es hat mich sehr gefreut.“

Und dann ließ ich schon die verdutzten Menschen zurück, während mir die kleine hinter herwinkte, was ihre Mutter dann nachmachte. Izayoi würde mich umbringen, sie würde mich lynchen…

 

 

Meerjungfrauenfleisch (Sesshomaru)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Strand im Mondschein (Izayoi)

Mein Gatte hatte sich fürchterlich verspätet, was mich langsam wütend machte, doch als er ankam, verflog meine Wut fast komplett. Bestimmt hatte ihn etwas aufgehalten, das wusste ich. Leicht unsicher trat ich zu ihm und zog einen heftigen Schmollmund. „Wo warst du?“, keifte ich leicht und drehte mich beleidigt weg. „Ich warte hier den ganzen Tag schon.“

Er seufzte und zog mich einfach in die Arme, bevor er seine Lippen auf meinen Haaransatz presste. „Ich habe eine kleine Dame gerettet, die wohl in der Siedlung lebt, in der du letztens warst.“

„Echt?“, fragte ich überrascht und schmiegte mich ein wenig an seinen Panzer. „Was ist passiert?“

„Sie wurde angegriffen von einem Dämon. Da habe ich sie gerettet. Ich glaube auch wenn sie am Anfang Angst hatte, mochte sie mich am Ende doch sehr… Ich habe sie auch ins Dorf gebracht…“

„Es sieht schrecklich aus oder?“, fragte ich sachte nach und erhielt ein betrübtes Nicken. „Was hast du jetzt vor?“

„Ich habe ihnen Hilfe angeboten.“, meinte er leicht lächelnd und strich mein Haar ordentlich, das ich wohl ein wenig gerauft hatte, als ich begonnen hatte mich zu sorgen. „Würde es dich stören, wenn ich zwei Säcke Reis entführen würde aus der Speisekammer?“

Ich kicherte leicht. „Natürlich darfst du das. Am Reis wird es nicht mangeln. Ich bin stolz auf dich.“, verkündete ich und streichelte sanft seine Wange mit dem blauen gezackten Streifen. „Mein Mann hat ein wirklich gütiges Herz. Danke.“

Er lächelte mich liebevoll an. „Du hast mich dazu gemacht. Danke meine Geliebte.“ Sein Gesicht näherte sich meinem und drückte mir einen zärtlichen Kuss auf. Wie konnte man diesen Mann nur nicht lieben? Doch dann drückte ich mich leicht ab und verzog die Lippen. „Vergiss aber nicht den Ausflug. Erst zu den Dorfbewohnern und dann zeigst du mir einen neuen schönen Ort!“

Er lachte. „Deine Art gefällt mir Izayoi. Heute habe ich einen schönen Ort und im Mond wird er wundervoll zur Geltung kommen, also sei unbesorgt.“ Er küsste meinen Hals und meinen Nacken, bevor er mich auf seine Arme hob. „Wollen wir den Reis holen?“

Ich nickte und deutete in die Richtung des Vorratslagers. Vorsorglich hatten wir immer genug, falls schlechte Zeiten anbrachen. Mein Mann sorgte für uns, wie auch mein Vater, der als Zwischenhändler fungierte. Er würde Augen machen, wenn ich ein wenig mehr Reis erbat. Genüsslich schmiegte ich mich an meinen Gemahl, der einfach an den Soldaten vorbeiging. Takemaru hatte uns sogar entdeckt und schlich uns hinter her, bis er an der Tür zum Lager stehen blieb. Ich löste mich von meinem Gemahl und rannte glücklich zu Takemaru.

„Was macht er da?“, fragte Takemaru leicht kühl, bevor ich ihm breit grinsend erklärte: „Reis für die Armen. Er war in dem Dorf, wo wir waren und hat ein Mädchen gerettet und ihnen seine Hilfe angeboten. Ich habe dir doch gesagt, dass er kein schlechter Dämon ist.“  Seine Gesichtszüge entgleisten, bevor er meinen Mann beobachtete, wie dieser zwei riesige Säcke Reis stemmte und sonnigen Gemütes an Takemaru vorbei ging. Takemaru sah ihm noch nach, bevor er mich ungläubig anstarrte und ich nur noch mehr grinste: „Siehst du, er ist ein guter Mann. Er will sich bessern. Bitte siehe es ein.“

 Takemaru schwieg einfach, während ich meinem Gemahl nachlief. Es machte mich sehr glücklich, dass er den Menschen helfen wollte. Vielleicht würden wir ja doch noch unser eigenes Reich schaffen, indem jeder von uns seinen Platz hätte.

Überglücklich sah ich zu, wie er sich nahe dem Schloss in einen Hund verwandelte. Mit etwas Geschickt hievte er die Reissäcke auf den Rücken und ließ mich hinaufklettern. Der anschließende Flug war wie immer wundervoll. Die Sonne war schon fast komplett verschwunden, während der Mond langsam am Horizont aufging. Der Abend war zum Glück noch leicht warm, sodass ich nicht frieren musste. Ich schmiegte mich tief in das Fell, welches meine Körpertemperatur hatte. Warum hatten sie nur etwas gegen ihn? Ich fand nichts Schlimmes. Im Winter würde ich bestimmt nie frieren müssen, wenn er sich in einen Hund verwandelte. Die Vorstellung im Winter mit einem duzend Kinder an ihm zu liegen machte mich wirklich froh. So würde es bestimmt kommen. Ich wollte ihm ganz viele schenken.

 

Seine Beine trugen uns sehr weit, bis wir dann das Dorf erreichten. Es lag wirklich verborgen hinter dem Wald. Was würden sie wohl sagen? Mein Gemahl landete im Wald vor dem Dorf und verwandelte sich zurück, bevor er den Reis stemmte. „Sie sollen nicht gleich erschrecken. Nicht jeder ist so kulant wie du.“

„In Ordnung.“, meinte ich sachte und ging neben ihm entlang. Ich hatte einen langen Kimono an, der mich festlich schmückte. Hoffentlich würden sie mich nicht zerreißen. Langsam schritten wir zum Dorf, als auf einmal ein kleines Mädchen angelaufen kam. Sie rannte sofort zu Inu no Taisho und hängte sich an seiner Hose, der leicht lachte. „Wen haben wir da? Yuriko?“, fragte er und hob das Bein an. Er sah sehr ulkig aus mit den Reissäcken auf den Armen und dem Kind am Bein, das er hochhielt. Ich kicherte ein wenig.

„Liebster, wirst du untreu?“, fragte ich spielerisch. Die kleine Dame sah zu mir auf und staunte. „Ist das deine Frau?“

„Das ist meine Braut, Izayoi.“, erklärte er ihr. Sie staunte und begaffte mich regelrecht, was ein wenig unangenehm war. „Hallo.“, meinte ich nur, während sie sich von ihm löste und zu mir gerannt kam. Staunend umrundete sie mich.

„Du bist so schön!“, sagte sie. Ich lächelte und kniete mich zu ihr herab. Sie war so süß und klein. Kichernd strich ich ihr Haar glatt.

„Du bist auch sehr hübsch.“, flüsterte ich und lächelte sie an. Sie war wirklich schmal, aber das konnten wir schnell ändern. Ich würde ihnen mehr Essen zukommen zu lassen.

„Aber…aber…“

„Nicht doch, du bist da drunter ganz hübsch.“, sagte ich leise, hob meinen Saum an und rieb ihr Gesicht sauber. „Nächstes Mal bring ich einen Kamm mit, dann machen wir dich zu einer Prinzessin, wenn du willst. Dann siehst du, wie schön du bist.“, hauchte ich und streichelte sie ein wenig weiter. „Da versteh ich meinen Mann, dass er bei deinem Anblick schwach wird.“

Die kleine Dame wurde rot und drehte sich etwas Weg und gluckste. „Wollen wir dann unsere Geschenke bringen?“ Ich blickte auf und nickte. Gemächlich stand ich auf und legte kurz die Hand auf den leichten Bauch, bevor ich der kleinen meine Hand reichte. Glücklich nahm sie die in die Hand, bevor wir zum Dorf gingen. Eine besorgte Mutter kam mir schon entgegen und erstarrte. Ich setzte ein liebes Lächeln auf und verneigte mich, auch wenn ich die Prinzessin war. „Wir haben ein paar Geschenke gebracht, mein Mann konnte über nichts anderes mehr reden.“

„Ohhhh.“, hauchte sie und starrte meinen Gatten an, der unschuldig den Reis hochhielt. „Für uns?“

„Ja.“, meinte er und küsste mich kurz, bevor er weiter ging. „Meine Frau war hier schon einmal…“

Die Frau überlegte kurz. „Stimmt einmal vor einigen Monaten, nicht wahr? Sie ritten wieder davon.“

Ich seufzte und sah schüchtern zu Boden. „Ich lebe im Wald und wollte die Außenwelt sehen… Es tut mir leid…“

Die Frau lächelte mich sanft an. „Wir danken für das Essen.“ Sie verneigte sich tief, wie auch die kleine Yuriko. Mein Mann setzte den Reis am Stadteingang ab. Die Menschen schienen etwas schüchtern, doch verbeugten sie sich alle. Ich tat es ihnen gleich, bevor mein Gemahl mich auf die Arme hob.

„Dann wollen wir wohl jetzt weiter, oder?“

Ich kicherte und nickte. Ich hob die Hand. „Wir kommen bald wieder mit mehr.“

 

Einige Zeit später erreichten wir dann endlich den Strand. Er hatte mich in seiner menschlichen Gestalt durch den Wald getragen. Ich liebte ihn einfach über alles. Kichernd wurde ich abgesetzt, zog die Sandalen aus und ließ meine Füße in den Sand eintauchen. „Hach, ist das schön!“, genoss ich den hell leuchtenden Sand. Die Wellen schwappten sanft gegen den Strand, während das Mondlicht schön auf dem Wasser schimmerte. Liebevoll legte er den Arm um mich und hob mit der anderen Hand mein Kinn an. Ein wenig überdehnte er meinen Hals, bevor er meine Lippen mit seinen liebkoste.  Ich kicherte ein wenig und schmiegte mich fester an ihn. „Liebster…“

„Ich bin froh, dass wir hier sind.“

„Geht mir auch so. Und danke wegen dem Dorf… In meiner Sorge, hatte ich es fast vergessen… ich habe mich so schlecht gefühlt…“

„Musst du nicht.“, brummte er. „Du hast wie ich den Überblick verloren, aber jetzt ändern wir es. Komm jetzt her.“, hauchte er und drehte mich. Er zog seine Rüstung aus und legte sie an die Bäume, bevor er mich an sich zog und meine Arme um seinen Hals legte. „Halt dich fest, Liebste.“

Ich gehorchte ihm und umarmte ihn fest, bevor er mich leicht am Hintern hochhob und zum Wasser schritt. Aufgeregt schlug mein Hals, während ich jede seiner Bewegung verfolgte. Mein Atem stockte, als wir die Gischt betraten und nicht ins Wasser sanken. Fasziniert beobachtete ich, wie wir langsam auf das Wasser glitten, bevor er sich mit mir leicht drehte. „Uhhh.“, hauchte ich und umarmte ihn mehr, während er mit mir einen wilden Tanz über das Wasser machte. Es war so wunderschön, während der Mond über uns hinzog.

Genüsslich drehten wir uns, bevor ich Wasser spürte und ein wenig quietschte. Immer wieder glitt ich ein wenig ins Wasser und krallte mich enger. „Liebster!“, flüsterte ich schockiert, doch er machte noch kurz weiter, bevor wir an den Strand kamen. Meine Füße waren komplett versunken gewesen. Was war das nur? „Liebster?“ Ich war mir sicher, dass das nicht seine Absicht gewesen war oder?

Ich sah ihm an, dass er ein wenig außer Atem war. Er atmete noch einige Male tief ein, bevor er mich fest an sich zog. „Izayoi, es geht gleich wieder.“, hauchte er und küsste noch einmal meine Wange. „Wirklich.“

Ich seufzte und löste mich von ihm. Geschwind schnappte ich seine Hand und zog ihn mit mir. Ich zog ihn mit mir in den Sand, sodass er unter mir landete und ich in seinem Schoß. „Es ist gut.“, meinte ich heiser und zog ihn dicht an mich, bevor ich seinen Kopf streichelte. „Entspann dich. Es war wunderschön, wie es ist.“, hauchte ich und schmiegte mich enger an ihn an. „Lass uns einfach den Mond genießen.“

„Reicht dir das wirklich?“

„Ja. Mach dir nichts draus. Ich freue mich am meisten darüber, dass du so eine gute Tat vollbracht hast. Dieser Mond ist auch wunderschön, aber dein Herz noch viel schöner. Sogar Takemaru musste das feststellen. Also bitte.“

Er lächelte zaghaft und atmete tief durch. „Dabei hatte ich Angst, dass du mir den Kopf abreißt.“

„Nein, niemals!“, seufzte ich wohlig und streichelte seine warme Brust. „Ich freue mich so sehr, dass du ein so gutherziger Mann bist.“

„Nur…“

„Lass den Kopf nicht hängen, ich liebe dich auch ohne deine Fähigkeiten.“, flüsterte ich zaghaft und küsste seinen Hals, um ihn ein wenig abzulenken.

Sehnsüchtig berührte er mich. Es war mir eigentlich sehr peinlich, aber ich ließ es zu, bald würden wir uns nicht mehr lieben können, wenn die Schwangerschaft zu fortgeschritten war. Auch merkte ich, wie sehr es ihm guttat, auch andere Gedanken zu kommen. Ich wollte ihn einfach nur ablenken. Unsere Kleider flogen, wie auch unsere Hände und Münder. Ich liebte ihn einfach.

 

Später am Abend lagen wir noch ein wenig in unseren Armen, bevor wir uns anzogen. Seufzend küsste ich ihn noch mal, bevor ich ein Jaulen hörte. „Was war das?“, fragte ich überrascht und auch mein Gemahl schien sichtlich schockiert. „Sesshomaru?“

Er stand auf und ich folgte ihm schnell in die Gebüsche, wo wir Sesshomaru entdeckten. Er keuchte schwer und schwitzte. „Was ist mit ihm?“, fragte ich schockiert und rannte schon zu ihm. „Seine Stirn ist ganz heiß.“, flüsterte ich und tupfte seine Stirn mit meiner Kleidung ab. „Liebster…“

„Izayoi, geh etwas zur Seite. Wir bringen ihn zu dir heim.“, hauchte er und hob seinen Sohn vorsichtig hoch. Betrübt blickte er ihn an und dann auch mich. „Ich verwandele mich, hoffentlich klappt es.“, hauchte er und nahm seine Gestalt an und zog Sesshomaru auf sich. Danach krabbelte ich hoch. Er schnappte seine Schwerter mit dem Maul und machte sich auf den Weg. Hoffentlich würde es ihm bald besser gehen.

Verbundenheit (Inu no Taisho)

 Mein Ausflug mit Izayoi hatte ein abruptes Ende gefunden, als wir meinen Sohn im Dickicht am Strand entdeckt hatten. Er hatte gestöhnt und geschlottert, während seine Stirn geglüht hatte. Izayoi schien sogar mehr aufgelöst zu sein als ich. Warum tat er nur so dumme Dinge? Ich roch ein Ningyo an ihm. Was hatte es nur damit auf sich?

Wir brachten ihn anfangs zu ihr und betteten ihn auf unser Bett. „Izayoi, du weißt nichts über einen Ningyo oder? Manchmal redet er doch mit dir…“

Sie seufzte und tupfte Sesshomarus blasses Gesicht ab. „Ich habe ihm die Bücher besorgt.“ Meine Liebste schniefte etwas und zog seinen Kopf leicht auf ihren Schoß. Eifersucht stieg in mir auf, die ich geschwind niederkämpfte. Ich wusste von ihrer Treue. Sie hatte gesagt, er wäre wie ein Bruder und sie fühlte sich Schuld… „Er… will dir bestimmt helfen…“

„Indem er sich umbringt?“, wetterte ich. Sie zuckte etwas zusammen, was mir sofort leidtat, da ich eine Träne über ihre Wange kullern sah.

„Das Meerjungfrauenfleisch macht einen angeblich unsterblich… Ich dachte du hättest mit ihm darüber geredet und…“

Ich hob verwirrt eine Braue. „Nein, habe ich nicht…“ Nachdenklich legte ich den Kopf schief. Es kam mir kein Moment im Sinn, wo wir darüber wirklich richtig geredet hatten. „Nein…“

Sie seufzte. „Vielleicht dann wegen des Giftes?“, fragte sie vorsichtig, doch ich erkannte in ihren Augen, dass sie weiter glauben wollte, dass er sich für mich in Gefahr brachte und beinahe glaubte ich es auch, da ich an ihm noch etwas von dem Fleisch roch. Doch auch wenn…

„Izayoi…“, seufzte ich und betrachtete meinen Sohn. „was es auch ist… ich vermute es ist zu stark für ihn und…“

„NEIN! Wag es nicht, so etwas zu sagen! Er wird es überleben, er ist stark! So stark wie du!“, schimpfte sie und rieb sich mit dem Ärmel übers Gesicht. „Er darf einfach nicht sterben.“ Sie schluckte und wimmerte, während sie Sesshomarus Gesicht eng an ihren Brauch drückte. „Er wollte doch ein guter großer Bruder sein…“

Ich robbte zu ihr und zog ihren Kopf an meine Brust, während ich ein wenig zu meinem Sohn blickte, der im Augenblick um sein Leben kämpfte. War es das wirklich wert? Wollte er ewig leben? Ich küsste zart ihre Stirn und rieb ihren Rücken, während sie viele Tränen für ihn vergoss. Ihr Herz war so warm und weich, dass es mich innerlich zerriss. Sesshomaru, wie konntest du ihr nur so weh tun? Es schien mir eher unmöglich, dass er mir helfen wollte, als dass er dabei nur an sich dachte. Sesshomaru… Was sollte ich nur mit dir machen? War ich so ein schlechter Vater, dass du dir auf diese Art Aufmerksamkeit erhofftest? Aber du wusstest nicht wo ich sein könnte und nach deinem Aussehen, warst du schon länger in diesem Zustand gewesen…

Besorgt legte ich eine Hand auf das Gesicht meines Sohnes. Er war schon ein wirklicher Sturkopf, so wie ich es war. Ich musste ihm mehr Aufmerksamkeit schenken…

„Liebster… Können wir etwas für ihn tun?“

Ich seufzte. „Nur abwarten und ihn pflegen… Doch…“ Betrübt blickte ich auf meine Hände. Würde ich es hier aushalten? „…ich muss zurück… und…“

Sie seufzte und sah mich leicht böse an. „Du lässt ihn hier, habe ich Recht?“

„Versteh das nicht falsch… Du sagtest eins, hier ist unser sicherer Hafen und du hast recht. Bei uns würde er schnell jemandem zum Opfer fallen. Sesshomaru könnte sich nicht wehren und darum…“

„Ich verstehe… Doch sieh nach ihm. Er braucht dich. Du hast so ein gutes Herz, aber als Vater…“ sie verzog die Lippen und streichelte meinem Sohn liebevoll das Haar aus dem Gesicht. „Wieso tust du ihm das nur an. Ich verstehe ihr seid Dämonen, aber er braucht dich… Wenn er aufwacht, solltest du da sein, sonst wird er dich noch irgendwann komplett hassen.“

Ich nickte und sah zur Seite. „Ich weiß, ich bin ein schlechter Vater, doch ich werde mich bessern. Versprochen, ich komme zwischendurch vorbei und wenn er aufwacht, schenke ich ihm meine Aufmerksamkeit. Würdest du es überleben, ihn einzubeziehen in unser Treffen?“

Sie verdrehte die Augen und legte ein kühles Tuch auf Sesshomarus Stirn. „Natürlich nicht. Es wird ihm guttun. Rede bitte auch mit ihm, was mit dir ist. Er hätte sogar vor mir diese Worte verdient gehabt als dein Sohn und Nachfolger. Beziehe ihn ein…, denn er muss dich beschützen am Ende… ich will nicht, dass du stirbst und er sich am Ende noch Vorwürfe macht…“

Ich lächelte und küsste sanft ihre Stirn. „Wie habe ich dich nur verdient?“

„Ein guter Stern?“, schmunzelte sie und streichelte ihn weiter. Sie verhätschelte ihn wie ein kleines Kind. Ich wusste sie würde eine sehr gute Mutter werden. Doch dann fasste ich mir ein Herz und flüsterte leise. „Was wäre, wenn nicht ich deinen Fall aufgehalten hätte?“

Sanft spürte ich ihren Kopf an meiner Schulter, als sie leise flüsterte: „Ich weiß, dass Sesshomaru mich gefangen hat, wenn du das meinst.“

Überrascht sah ich ihr in die Augen. „Aber wie?“

„Die Mondsichel und die Streifen. Damals sah ich sie, bevor ich ohnmächtig wurde. Aber so wie er damals gewesen ist, wollte er bestimmt nicht mein Leben bewahren…“

„Nein… Er war sehr ungestüm…“

„Dann solltest du ihm noch dankbarer sein. Schon weil ich ohne sein Eingreifen nicht mehr da wäre. Für dich hat er auf viel verzichtet. Gib ihm die Chance sich mehr zu beweisen und bring ihm alles bei. Es würde mich freuen, wenn zwischen euch nicht mehr diese riesige Mauer wäre.“

Brummend küsste ich sie und presste sie noch einmal an mich. „Verstanden. Du bist ein Engel.“

Seufzend kuschelte sie noch etwas, bevor sie mir einen sanften Kuss aufdrückte. „Komm bald wieder. Ich behalte ihn bei mir und pflege ihn gesund. Vertrau mir. Ich werde ein wenig die Medizinbücher wälzen und nachsehen, wie ich ihn unterstützen kann.“

„Soll ich… deine Schützerinnen rufen?“

Sie nickte leicht. „Aber erst später. Sie können mir die Kräuter besorgen. Ich mache mich heute gleich dran.“ Sie beugte sich herab und küsste kurz seine Stirn, als sie das Tuch angehoben hatte. Ihr Lächeln war echt und liebevoll. Es wäre zu schön, wäre sie seine wirkliche Mutter, dann hätte sie ihn bestimmt vor solchen Unsinnigkeiten bewahrt. Bestimmt käme mir auch diese Liebe zu teil, sollte ich jemals erkranken und schwach werden.

 

Nach einem Monat trugen mich meine Füße heim. Izayoi hatte mir Briefe geschrieben, wie es ihm ging. Er hatte lange gekämpft, bis er gestern endlich aufgewacht war. Doch war ich verhindert, sodass ich erst heute kommen konnte. Meine Füße hatten mich schnell zu ihr getragen, nur um überrascht stehen zu bleiben. Da lag Sesshomaru in ihrem Bett, sein Kopf auf ihren Schoß und sein Ohr an ihren Bauch, während er anscheinend dem Kind lauschte. Sein Blick schien forschend. Es hatte etwas Entspannendes, auch wenn in mir die Eifersucht wieder keifte. Irgendwie konnte ich nichts dagegen tun, auch wenn ich wusste, dass Izayoi treu war.

Leise trat ich ein, bevor Sesshomaru zu mir blickte. Seine Augen waren leicht blutunterlaufen und sein Körper noch etwas schwach. Izayoi lächelte sanft und half Sesshomaru vorsichtig auf.

Sehnsüchtig wollte ich schon zu Izayoi, die nur den Kopf leicht schüttelte und zu Sesshomaru blickte. Sie hatte ja Recht. Ich kniete mich zu ihm und zog meinen Sohn an meine Brust, was diesen versteifen ließ. „Du lebst.“

„Ja, Vater.“, hauchte er noch geschwächt und schien nicht wirklich damit umgehen zu können. Bei Izayoi war er doch immer so offen… Ich drückte ihn etwas mehr. „Was stellst du nur an?“

Sesshomaru seufzte leise. „Ich lebe, reicht das nicht?“, fragte er und schielte unsicher zur Seite. Ich seufzte. „Warum hast du das getan?“

„Vater…“, hauchte er und schien etwas zu suchen. „Du musst das essen…es hilft…“

Meine Augen wurden weit, als ich verstand, dass er sich um mich sorgte. Izayoi verzog die Lippen nur. Es hatte bestimmt gefault. „Mein Sohn, ich kann nicht mit Giften umgehen wie du. Mich würde es töten.“, flüsterte ich und rieb über seinen Kopf. „Woher weißt du es?“

„Ich habe es gehört, als du mit Myoga geredet hast.“

Seufzend rieb ich mir den Schädel. „Nicht doch… Es tut mir leid, ich hätte es dir sagen sollen…“

„Vater, ich rette dich.“, meinte er und sah zu Izayoi, die ihn so gütig verpflegt hatte.

„Rühr sie nicht an.“, schimpfte ich leicht.

„Das könnte ich nie, ich schulde ihr mein Leben.“, murrte er etwas niedergeschlagen. „Vater ich finde einen Weg.“

Mein Herz lächelte ein wenig, bevor ich ihm über den Kopf streichelte, was ich wohl hätte tun sollen, als er noch klein gewesen war. „Du bist ein guter Sohn. Es wird wirklich Zeit, dass ich dir alles beibringe.“

„Vater...“

„Mein Sohn. Ich bin stolz auf dich, aber gib mehr Acht auf dich. Wirklich. Du musst mehr aufpassen.“

Mein Sohn nickte, bevor er ein wenig die Augen schloss. „Hunger…“, brummte er noch, bevor er wieder eindöste. Verwirrt sah ich zu meiner Braut, die mich liebevoll anlächelte: „Er ist noch ziemlich schwach… Könntest du ihm etwas bringen? Mit Reis kann ich ihn wohl nicht glücklich machen.“

Ich lachte: „Nein, wirklich nicht. Ich werde ihm ein paar große Tiere fangen, doch du solltest ihm nicht zu sehen. Danke, dass du für uns so sehr da bist.“

„Wir sind eine Familie, rede nicht immer so. Er gehört zu uns, denn ohne ihn gäbe es kein uns.“

 

Familie (Sesshomaru)

Schreckliche Träume plagten mich, während ich gegen dieses mächtige Gift ankämpfte. Ich bereute es wahrlich, nicht mehr Kraftreserven angesetzt zu haben. Dieses Gift würde mich mächtig machen, doch es stellte sich heraus, dass es nichts gegen das Ameisengift gewesen war. Mein Körper schmerzte höllisch und wenn ich nicht achtgab, könnte ich sogar sterben daran, doch diese Genugtuung würde ich niemanden geben. Eine Frau die ich gefickt hatte, würde mich nicht umbringen! Es war nur ein Ningyo, während ich bald ein Groß Youkai werden würde. Mein Körper kämpfte und ich versuchte das Gift zu neutralisieren. Wie hatten es nur einige Menschen geschafft? Waren sie immun gewesen?

Ich spürte wie es mir die Haut von den Knochen riss, doch da war dieser Geruch und etwas Kühles auf meiner Stirn, die mir halt gaben. Ich schien nie alleine und eine Hand presste ganz oft meine Hand, während mich Krämpfe durchzuckten. Hatte mich vielleicht jemand gefunden, dem ich ausgeliefert war? Aber dieser Geruch roch so vertraut… Irgendwie vertraute ich dieser Person, sodass ich mich komplett auf meine Genesung konzentrierte.

Mein Zustand hielt wahrscheinlich fast einen ganzen Mondzyklus an, da ich in meinem Körper die Veränderungen bemerkte. An Vollmond schien mein Vater und ich immer stärker zu werden… Ob Vater meine Abwesenheit überhaupt bemerkt hatte? Interessierte es ihn? Wahrscheinlich nicht. Mein Körper krampfte. Nein, ich würde mich beweisen und ihn retten.

Dann hatte ich auch den Rest davon besiegt und öffnete vorsichtig die Augen. Ich fühlte mich müde und erschöpft, da ich nicht wirklich geschlafen hatte. Seufzend schmiegte ich mich an das weiche Kissen, als mir ein Herzschlag auffiel, der leise in meinem Ohr ertönte. Nein es waren zwei Herzen! Überrascht sah ich auf und blickte in ein Gesicht, dass mir schon sehr vertraut geworden war. „Izayoi?“

„Mhmm…was…mmm…“, antwortete sie mir schlaftrunken und rieb sich die Augen. Sie gähnte herzlich und schien mich noch mit ihrem Mund verschlingen zu wollen, bevor sie wie eine halbe Leiche mich anblickte. Ich erwiderte ihren Blick ein wenig, bevor sie anscheinend wach genug wurde, um zu erkennen, dass ich wach war. Sie starrte mich mit halb offenen Mund an, bevor sie auf einmal grinste und über meinen Kopf streichelte, als wäre ich ein kleines Kind. „Sesshomaru, du bist wach!“ Vorsichtig nahm sie das Tuch von meiner Stirn und legte mir noch ein kühles wieder darauf. „Endlich.“

Ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz einen Satz machte. Sie hatte sich um mich gesorgt? War sie diejenige gewesen, die meine Hand gehalten hatte und ihr Schoß, der so gut geduftet hatte? Warum tat sie mir das nur an? Wie konnte ich nur mich von ihr entfernen, wenn sie mich so an sich zerrte?

„Wie geht es dir?“, fragte sie zaghaft und streichelte noch ein wenig mein Gesicht. Mein Herz verkrampfte sich dabei regelrecht, während ich meinen Mund öffnete. „G…g…g….“ Wieso ging das nicht? Ich wollte eine Hand heben, doch es ging nicht. Ich fauchte leicht und versuchte es weiter, bevor ich sie seufzen hörte. „Sesshomaru… Beruhig dich, das wird noch. Du hast so lange geschlafen…“, meinte sie ernst und zog mich ein wenig hoch, sodass ich an ihrer Brust lag. Warum fühlte ich meinen Körper nicht? Das einzige war die Wärme, die auf mich überging. Sie drückte mich an sich.

„Warte, wir versuchen es mit Wasser.“, meinte sie zart und schien neben sich etwas hervorzuholen. Es war ein Schale, welche sie sachte an meine Lippen hob. Es war einerseits sehr erniedrigend, aber auch sehr tröstlich, dass sie über meinen Körper gewacht hatte. Ich öffnete etwas die Lippen und spürte wie sie fürsorglich das Wasser in meinen Mund träufelte. Ganz geschickt landete alles in meinem Mund. Immer wieder schluckte ich und spürte, wie mein Hals langsam an Kraft gewann.

„So ist es gut.“, sprach sie liebevoll, bevor sie auch den Rest in meinen Mund goss. „Ich hole dir gleich noch mehr… oh…“

Izayoi sah an sich hinab. Aus meinem Augenwinkel folgte ich ihrer Bewegung und erkannte, warum sie so verwundert war. Wann hatte ich ihren Kimono festgehalten? Wollte ich, dass sie blieb? Rücksichtsvoll streichelte sie über die Hand, bevor sie mich wieder an sich zog.

„Mhmmm…“, versuchte ich es und atmete tief durch. „Mist…“

Sie kicherte sanft. „Das klingt doch gut, auch wenn mir ein „Danke“ lieber wäre.“

„d…d…danke…“, flüsterte ich unsicher und sah zur Seite. Warum musste es sich nur so gut bei ihr anfühlen? Endlich spürte ich auch wieder meinen Körper, was sehr angenehm war.

„Ruh dich etwas aus. Ich bring dir Essen, aber leider haben wir hier nicht wirklich das, was du wohl gerne isst, aber versuch es.“

Ich nickte etwas und schloss die Augen. Müde schlief ich auch wieder ein, aber es war bestimmt nicht für sehr lange. Mein Magen knurrte einfach nur und schrie nach Nahrung. Am Liebsten hätte ich eine ganze Armee verspeist.

Als ich dann doch etwas zu essen roch, verzog ich die Nase. Was war das bitte? Mein Körper wurde wieder angehoben. Sie war wirklich eine starke Frau. „Sesshomaru, bist du wach?“

„Ja…“, grummelte ich und öffnete die Augen. „Ich bin kein Kind…“

Sie grinste mich an und streichelte meinen Kopf. „Natürlich nicht.“

Ich schmollte. „fühlt sich anders an.“

„Tja, dann musst du jetzt essen, damit du wieder zu Kräften kommst. Du stinkst nämlich und ich werde dich sonst waschen müssen.“

Meine Augen wurden groß. Was hatte sie da gesagt? WAS?

Sie kicherte. „Schön, wenn du solche Gesichtsausdrücke schon wieder zu Stande bekommst. Jetzt mach den Mund auf.“ Ich folgte ihrer Aufforderung und bereute es schnell, als sie mir eine Suppe mit irgendwelchen Beilagen in den Mund schob. Erst wollte ich es ausspucken, doch sie hielt mir einfach den Mund zu, bis ich es geschluckt hatte. „Ich habe nichts Besseres. Jetzt halt es aus. Dein Papa schafft es erst morgen.“

„Wieso…“

„Weil er sich sorgen macht? Er wird dir was Richtiges besorgen. Bis dahin würg es runter.“

Seufzend schluckte ich den Rest der Suppe. Zärtlich schob sie mir immer wieder den Löffel in den Mund. Dummerweise musste ich zugeben, dass es mir wirklich besser ging. Zumindest knurrte mein Magen nicht mehr, auch wenn das Essen schwer im Magen lag.

Doch dann schlief ich schon wieder ein.

Beim nächsten Mal aufwachen musste ich feststellen, dass mein Oberteil fehlte. Ich knurrte leise, als ich sah, wie sie mit einem feuchten Tuch meinen Körper abrieb. „was…“

„Ich habe gesagt, du riechst.“, flüsterte sie. Ich schnappte den Lappen und musste begeistert feststellen, dass ich mich bewegen konnte. Freudig sprang sie mir in die Arme und drückte mich: „Das ist wunderbar. Dann kannst du ja jetzt baden gehen.“

„Baden?“, fragte ich heiser und setzte mich auf. „….“ Ich roch an mir und verzog die Lippen. Das musste an dem Gift gelegen haben.

„Gut…“, murrte ich noch und sah schon zu, wie sie davoneilte. Ihr Bauch war schon um einiges größer geworden… Hmm…

 

Vorsichtig half sie mir nach einiger Zeit auf und führte mich in ein separates Zimmer in welchem eine Wanne aus Holz stand. Anscheinend hatten ihre Diener Wasser hineingegossen. Vor dem Bad starrte ich sie kurz an, bis sie sich brav umdrehte. Ich legte die Kleider ab und stieg in das wohlig warme Wasser, welches mit Düften angereichert wurde. Ich stöhnte sachte auf, während ich mich tief hinein gleiten ließ. Es tat wirklich gut.

„Sesshomaru.“, hauchte sie an meinem Ohr. Ein Schauer rann mir über den Rücken, während ich ihre Hände zart auf meinem Rücken spürte. „Ich hatte Angst, dass du stirbst…“

„Izayoi… Ich bin stark…“, murmelte ich, doch sie umarmte mich einfach von hinten und presste ihren Körper an mich.

„Pass mehr auf dich auf.“ Ich seufzte und spürte, wie sie das Wasser auf meinen Körper verteilte. Sie fasste mich einfach an… „Liebster Bruder.“

„Sag das nicht…“, maulte ich, während ihre Hände über meine Brust wanderten. Sie wusste doch nicht, welche Gedanken ich hegte… wie konnte ich das nur überstehen? „Izayoi…“

„Jaul nicht so rum. Lass dir einfach helfen, verstanden?“, fauchte sie mich ein wenig an, bevor sie meinen Rücken schrubbte. Danach nahm sie sich sogar mein Haar vor.

„mhmm…“

Den Rest des Körpers durfte ich mir zum Glück selbst waschen, auch wenn sie stolz behauptete, sie wüsste wie ein nackter Mann aussieht. Würg… das wollte ich wirklich nicht wissen, was sie und mein Vater anstellten.

 

Später war ich wieder eingeschlafen, bis ich am nächsten Tag wieder aufwachte und meinen Vater sah, der mich wahrhaftig in die Arme nahm und seine Gefühle mir beteuerte. Was hatte sie nur mit ihm gemacht? Es fühlte sich merkwürdig an, doch auch wiederum sehr gut. Ich wollte meinem Vater helfen… nur leider war das Meerjungfrauenfleisch verfault. Aber es gab noch andere Möglichkeiten und ich musste irgendwie testen, wie das mit der Unsterblichkeit jetzt funktionierte.

Nach dem kleinen Geplänkel hörte ich dann Worte, die mein Herz stocken ließen. Sie redete tatsächlich darüber, dass wir eine Familie waren. Unsicher schielte ich zu beiden. Sie waren so glücklich und sie wollten mich bei sich haben… Was passierte hier nur? Einerseits klang es schön, doch andererseits… war nur sie der Grund, dass er sich so benahm. Ihre Gefühle waren echt, doch seine? Er hatte mich ewig bei meiner Mutter verrotten lassen. Ich wünschte mir wirklich die Nähe, aber ich hatte solche Angst, dass sie nicht echt war. Die Zeit würde es zeigen… Vater…

Herbstlaub (Izayoi)

Die Welt erschien mir heute in Regenbogenfarben zu erstrahlen, während ich den beiden Männern zusah, wie sie sich in die Arme fielen. Gut mein Mann fiel seinem Sohn um den Hals und übertrieb es ein wenig. Es war ja eine Sache, dass ich Sesshomaru umarmte, aber irgendwie schien Sesshomaru nicht begeistert von seinem Vater, der ihn wie eine Dampfwalze niedermähte. Ich kicherte innerlich. Sie waren für mich wirklich eine Familie geworden und ich wollte nicht ohne sie sein. Es war mein Ernst, dass Sesshomaru bei uns sein durfte. Er hatte zwischenzeitlich sogar dem Kind in meinem Bauch gelauscht. Des Weiteren machte es mich auch wirklich glücklich, dass Sesshomaru an seinem Vater hing. Sie mussten sich einfach öfters aussprechen und ihre Gefühle beichten, dann würde es auch funktionieren. Dämon hin oder her. Sie mussten aufeinander bauen. Ob es nun mein Gemahl war, der schwächer wurde oder Sesshomaru, der in eine Rolle gedrängt wurde, für die er nicht bereit war. Sie mussten einander jetzt mehr denn je unterstützten.

Ich kleidete mich ein wenig neu ein, bevor ich mit einem roten Gewand zu den beiden Dämonen stieß. Die beiden Männer saßen fast schon zu still da und tranken Sake. Naja, man konnte nicht Wunder erwarten, so verfahren wie sie waren. Aber wofür gab es wohl mich? Ich grinste sie an und rieb meinen Bauch. Mein Kleiner würde seinen großen Bruder haben und seinen Papa. Mein Herz machte einen regelrechten Satz bei dem Gedanken.

„Liebste.“

„Izayoi.“

Geschmeidig drehte ich mich ein wenig, bevor ich die letzten Meter wett machte: „Ihr seid sehr still. Hast du deinem Sohn etwas zu Essen gebracht?“, fragte ich schnell nach, bevor ich zu Sesshomaru sah. Zumindest waren seine Augen nicht mehr blutunterlaufen, auch wenn seine Male an Farbe gewonnen hatten und seine Lider noch recht rot waren. „JA, Liebste.“

„Gut.“, lächelte ich und betrachtete die Männer. „Dann wollen wir. Was machen wir heute, Liebster?“

„Ich schlage einen Spaziergang vor. Das Laub ist sehr schön.“, frohlockte er und grinste seinen Sohn an. „Was sagst du?“

„Gerne.“, blubberte er ein wenig. Seine Begeisterung hielt sich anscheinend in Grenzen, oder er war einfach nur vollgefressen. Wie viel er wohl verdrückt hatte? Mein Liebster hatte von großen Tieren geredet, doch ich konnte es mir kaum in seiner jetzigen Größe vorstellen… Vielleicht als großer Hund… Ich grinste bei dem Gedanken, wenn meine Kinder auch zu Hunden wurden und rumrannten. Irgendwie war jegliche Angst davon, was ich wirklich genoss. Die beiden wären bestimmt immer an meiner Seite und würden sich spätestens dann zusammenraufen, wenn meine Kinder ihnen auf der Nase rumtanzten.

Glücklich verließen wir das Schloss. Takemaru sah uns mürrisch hinterher. Ich wollte ihn nicht dabeihaben. In letzter Zeit hatte er sich sehr verändert, was wohl an meinem Bauch lag, der stetig größer wurde. Ich würde meinen Liebsten bitten, ihn aus dem Schloss zu weisen, denn ich war einfach zu lieb dafür, ich würde einknicken.

Seelenruhig ging ich zwischen den Beiden. Mein Liebster betrachtete mich glücklich, während Sesshomarus Blick in die Ferne reichte. Das hatte er damals auch immer getan. Bestimmt war alles zu viel für ihn, doch er würde drüber hinwegkommen. Ich musste ihn ja auf die Rechte Bahn schubsen, damit er mir half, ein Land zu schaffen, in dem wir alle friedlich lebten, sollte sein Vater abdanken. „Sesshomaru?“

„JA, Prinzessin?“

„Freust du dich schon auf dein Geschwisterchen?“

„Sollte ich?“, fragte er und starrte zu seinem Vater. „Solange er sich diesmal um sein Kind kümmert.“

„Wird er, Bruder! Sonst ziehst du ihm die Ohren lang!“, meinte ich schnippisch und sah meinen Mann ernst an.

Sesshomaru schnaubte kurz, bevor er aber aufblickte. „Es ist in ihren Auftrag, würdest du dich dann wehren?“

„Natürlich mein Sohn. Glaub nicht, dass nur auf ihren Wunsch hin, ich die Finger stillhalte. Das wäre noch gelacht.“

„Liebster, das wollte ich nicht hören und Sesshomaru ist sehr stark geworden! Du siehst, er ist jetzt unsterblich, also kannst du ihn töten und er steht wieder auf. Er ist wie eine Kakerlake!“

Sesshomaru blieb wie angewurzelt stehen und auch mein Mann, bevor sie mich gequält anstarrten. Mein Bruder ergriff als erstes das Wort: „Kakerlake…“

„Mein Sohn…“

„Kakerlake…“, wiederholte er. Ich grinste glücklich. Es hatte geklappt. Man musste die beiden nur genug reizen und jetzt war ich die Feindin… warte… oh oh… Ich grinste unschuldig und rannte schnell los.

„War nicht so gemeint!“, kreischte ich schon fast und verschanzte mich hinter einem Baum, während Sesshomarus Augen glühend rot wurden und mein Mann mit den Händen wedelte. Sesshomaru sprang los und landete geschickt vor mir. Mein Liebster war wirklich sehr langsam. Ich starrte ihn an, bevor ich mit dem Finger seine Nase berührte. „Reingefallen.“ Seine Augen wurden wieder normal, bevor er den Kopf schief legte. „Du bist doch keine Kakerlake!“, meinte ich schnell, bevor ich sein Gesicht streichelte. „Bitte tu mir nichts.“

„Das überleg ich mir noch.“, hauchte er leicht neckisch. Was war mit ihm wohl gerade los, dass er so offenherzig war? Hatte sein Vater ihm gutgetan? Sein Vater packte seinen Arm.

„Lass sie in Ruhe.“

„Wieso, Vater? Wir könnten um sie kämpfen.“

„Sesshomaru, denk dran, ich bin schwanger, du wärst dann der Vater!“

Seine Mundwinkel entgleisten, bevor er sich von seinem Vater losriss und einige Meter Abstand nahm. „War nicht ernst gemeint.“ Schweiß stand auf seiner Stirn. Ich fand es recht ulkig und schnappte mir ein paar Blätter, die ich spielerisch in die Felle der beiden steckte.

„Es freut mich, dass ihr ein wenig miteinander auskommt, auch wenn es nur für mich ist. Ich will für immer bei euch sein. Mit euch sein. Sesshomaru, Toga und der kleine hier drin.“

Ich grinste, während die Männer sich nur ansahen. „Izayoi, du musst mich nicht so nennen.“

„Doch. Vor Sesshomaru klingt das besser.“, schmunzelte ich. Ich war wirklich glücklich, dass es Sesshomaru gut ging und die beiden etwas mehr zueinander fanden. Ich würde Sesshomaru immer beschützen und auch meinen Liebsten, so wie es seine Herrin versucht hatte, doch ich würde bestimmt nicht scheitern. Die beiden würden hier immer glücklich werden können, egal was die Zeit mit sich brachte. Ich glaubte daran, dass sich alles zum guten wenden würde und wenn nicht? Was konnte schiefgehen bei diesen starken Männern?
 

Ein wenig später setzten wir uns auf eine Lichtung, die schon komplett mit Blättern bedeckt war. Ich redete mit beiden und versuchte sie nach und nach einander näher zu bringen, in dem ich die gleichen Interessen weckte. Es war nur zu gut, dass ich auch eine war. Sesshomaru war auf seine Art wunderbar, aber er wäre nie der passende Mann für mich geworden.

Hoffentlich würden sie sich aber aussöhnen, denn es tat einfach gut bei ihnen zu sein und mit ihnen Zeit zu verbringen. Vielleicht könnte ich am Ende Sesshomaru auch überreden noch einen Monat zu bleiben. Denn ich hatte noch mehr Bücher gefunden über die Unsterblichkeit, die er mit erkunden konnte und diesmal war es kein Gift. Ich würde vorsichtig sein, damit er nicht in Gefahr geriet.

Wie würde Sesshomaru nur reagieren, sollte sein Vater je sterben? Sesshomaru brauchte ihn, das wusste ich und er brauchte ihn noch lange, bis er für sich selbst bereit war, seinen eigenen Weg zu gehen. Seit ich klein war, hatte ich gesehen, wie er mit seinen kleinen Füßen in die riesigen Fußstapfen seiner Eltern springen wollte, während ich nur verliebt gewesen war. Er mauserte sich jedoch und könnte es zu etwas schaffen, wenn er nur die richtige Anleitung bekam. Er konnte nicht alleine so gut werden, er brauchte jemanden, so wie ich die beiden brauchte. Bitte, bitte liebe Götter, gewährt mir viel Zeit mit ihnen.

„Träumst du?“, fragte mein Liebster und zog mich sanft an sich, bevor er meine Wange küsste. Er hielt sich zum Glück an unser kleines Gespräch. Sesshomaru sah zu uns rüber und deutete währenddessen auf das Go Brett, welches er mitgebracht hatte. „Du musst kurz als Richterin fungieren.“

„Oh, natürlich.“, meinte ich und starrte das Brett an. „Das sieht ja wüst aus.“

„Wenn zwei Männer aufeinander treffen…“

„… fallen viele Steine.“, meinte ich nur seufzend und begutachtete die Situation. Sie übertrieben es maßlos und hatten eine Pattsituation. Irgendeiner hatte nicht aufgepasst oder sie hatten beide gleichzeitig gesetzt. Leicht stinkig sah ich hin und her, bevor ich Sesshomaru den Zuschlag erteilte. Mein Mann sah mich sehr entrüstet an, während Sesshomaru einige Steine vom Brett nahm.

„Izayoi!“

„Nein. Ich habe entschieden!“ und es war auch besser so, sonst würde Sesshomaru nur behaupten ich stand auf seiner Seite, aber… Ich glaubte ihn kurz Lächeln zu sehen und musste selbst schmunzeln. Er hatte mich reingelegt, weil er das wusste. Er war ein wirklich guter Stratege und hatte meine Stimme gewonnen. Das kam davon, wenn man gegen seine flinken Pfoten spielte.

Tessaiga und Tensaiga (Inu no Taisho)

Die Zeit verging wie im Fluge. Meinen Sohn hatte ich mit mir genommen, auch wenn er anscheinend wieder öfters mit Izayoi Kontakt aufnahm. Aber ich musste ihm meine Schwerter zeigen, falls es nötig wäre und ich starb. Sie waren beide ein Wunder, während So’ounga ich vorher beseitigen musste. Ich hörte es in meinem Rücken oft keuchen und fluchen, doch meine Aura war immer noch stark genug, um es zu bändigen. Mein Sohn würde es bestimmt nicht meistern, was traurig war, aber auch gut so. Ich wollte nicht, dass er sich so sehr belud, auch wenn es für ihn niemals ein Seelenheil geben könnte.

„Sohn?“, fragte ich und trat in seinen Raum ein. Er hatte sich seine weiße Kampfkleidung mit den Lilien angezogen und seine schwarze Rüstung mit den Reißzahnartigen Knochen angelegt. Auch ich trug meine volle Montur. „Können wir?“

Er nickte und stand elegant auf. Sesshomaru hatte sich verändert. Auch wenn er bei Izayoi etwas mehr Nähe zu ließ, schien etwas tief in ihm zu brennen. War es der Ningyo? Bisher hatte ich von keinem Dämon gehört, der dies je überlebt hatte, aber es war auch unsere Art, eine neue Macht zu absorbieren. Wie viel dieses Geschöpfes hatte er also in sich aufgenommen? Was würde sein Gift vollbringen? Das wichtigste war, er war einige Zeit nicht hier gewesen, hatte er etwa überprüft, ob er wirklich unsterblich war? Ich war mir nicht sicher und ich traute auch nicht zu fragen. Es bereitete mir wirklich Sorgen, dass er mir angeblich helfen wollte, wo seine Seele doch so hin und hergerissen war.

„Vater, bedrückt euch was?“, fragte er nach, doch ich schüttelte mich nur. Man musste es nicht darauf anlegen, aber Izayoi hatte recht. Damals waren seine Musterungen eher Pastellfarben gewesen, doch jetzt schienen sie schon fast knallig. Wieso hatte er nur dieses verfluchte Wesen gefressen?

„Wollen wir?“, hakte ich jetzt lieber nach. „Ich weiß, ich wiederhole mich, aber lass uns die Schwerter erproben.“

Er folgte mir, was sehr angenehm war. Auch hatte ich gelernt, mich ein wenig mehr auf diesen Mann zu verlassen, welcher stolz sein Land verteidigte. Mein Sohn trainierte hart und forschte nebenher, um Kriege zu vermeiden oder sie noch schneller für uns zu entscheiden. Dieser Mann würde wirklich meinen Hals noch retten. Ob es wirklich daran lag, dass ich ihn mehr einbezog, dass er so schnell reifte? Oder war es Izayoi, die ihn unterstütze? Ich wusste es nicht, doch es erfreute mich, ihn auf meiner Seite zu wissen.

 

Unsere Beine trieben und bis zu einer weiten freien Fläche. „Mein Sohn. Tensaiga ist etwas sehr Besonderes. Es kann die Toten wiederbeleben.“ Er lauschte: „Wer braucht das?“

„Du mein Sohn. Wenn du genug Verbundenheit empfindest, sollte es funktionieren.“

„Konntest du es schon anwenden?“, hauchte er und bog den Kopf. „Du liebst nur Izayoi, nicht wahr?“

Ich seufzte und kratzte mich am Kopf. „Nun… ja…“, stotterte ich und grinste unschuldig. „Es ist nicht so leicht zu beherrschen, aber ich glaube daran.“

„Hoffentlich funktioniert es.“, brummte Sesshomaru und sah zu Tessaiga. „Wir sollten damit anfangen.“

Da hatte mein Sohn wirklich recht. Ich seufzte entrüstet und steckte Tensaiga zurück, bevor ich Tessaiga hervorholte und es groß und mächtig wurde. Das dünne Katana verwandelte sich in einen riesigen geschliffenen Reißzahn und an dem Griff wehten ein paar meiner Haare. Nein, eher meines Fells.

Mein Sohn begutachtete diese machtvolle Waffe, bevor ich sie in den Boden rammte und sie wieder klein wurde. „Jetzt du.“

Er sah mich etwas hochnäsig an, bevor er das Schwert aus den Boden zog und nichts geschah. Verdutzt sah er es an. „Das war das falsche Gefühl.“

„Gefühl?“

„Es ist wie eine zusätzliche Versieglung, um Feinde daran zu hindern, es einfach zu nutzen.“

„Wie kann ich es entfachen?“, fragte mich mein Sohn. Ich seufzte und beugte mich an sein Ohr.

„Halte das Gefühl fest, welches in dir ist, wenn du Izayoi schützen willst oder mich.“

Nachdenklich betrachtete er das Schwert. „Izayoi, ha?“ Auf einmal schwang er es und es materialisierte sich. Überrascht starrte ich meinen Sohn an, der das schwere Schwert mit Leichtigkeit hochhielt und es liebäugelte. „Sehr einfach.“

Wieso konnte er das einfach so? War sein Drang sie zu beschützen so viel stärker als meiner? Vielleicht lag es daran, dass sie ihn gepflegt hatte? Ich hatte keine Ahnung und es behagte mir gar nicht, wie schnell es gewachsen war. Warum nur?

„Wie geht es weiter, Vater?“, fragte er und schwang das Schwert ein wenig.

„Nun… dafür brauchen wir ein paar Gegner.“

„Wieso?“

„Nun, man braucht zwei Auren, die aufeinandertreffen. Wenn diese das tun, schlägt man an dem Riss zu und entfesselt die Macht.“

„Also kann man diesen Angriff nicht so einsetzen?“

„Nein, jedoch ist das Schwert noch lange nicht ausgereift. Zurzeit erkunde ich ja ein wenig die Lage, um neue Techniken zu entdecken…“

„Vater. Was ist, wenn ich die Waffe gegen euch einsetze?“, fragte er und drehte sich zu mir. Ich erstarrte, während er etwas zwischen uns fixierte. Doch bevor er zuschlug, stieß er das Schwert in den Boden, sodass es seine Form verlor. „So ist das…“

„Sohn?“, fragte ich nach, doch mein Kind schien in die Ferne zu blicken. Was hatte er denn bitte auf einmal? Er schien bedrückt.

„Vater, ich habe eure Aura gesehen.“

Ich erstarrte. Bisher hatte ich meine eigene nicht gesehen, aber so wie er es sagte, klang es nicht gut. „Nun… dann beherrscht du die Windnarbe, mit der man 100 Dämonen töten kann.“, versuchte ich das Thema abzulenken, doch es gelang mir nicht.

„Vater. Ihr werdet sterben, wenn ihr Izayoi weiter treffen solltet.“, meinte er unterkühlt, griff das Schwert und warf es zu mir. „Ihr solltet nur noch mir das Kämpfen überlassen.“

Mein Sohn wurde auf einmal so förmlich und schien auf Abstand zu gehen. Er schien schockiert über meine geschwundenen Kräfte. Nachdenklich wandte er sich ab und ging. Mich befiel ein ungutes Gefühl, doch ich wusste, er würde Izayoi nie verletzten. Meine Waffe hatte seine Gefühle offenbart. Ich seufzte und rieb mir die Stirn, bevor ich mich auf den Boden setzte.

„Ehrenwerter Herr?“, fragte eine Stimme aus meinem Fell.

„Myoga…“, hauchte ich etwas glücklicher, während dieser sich ein wenig an meiner Haut labte.

„Seid ihr schon so schwach geworden? Ihr solltet euch vor eurem Sohn in Acht nehmen.“

„Lass das meine Sorge bitte sein. Sag Izayoi bitte nichts davon.“

„Mitnichten! Aber…. Ein wenig mehr Abstand wäre angebracht.“

Seufzend schloss ich die Augen. „Es ist gut, wie es ist.“

„Aber euer Land?“

„Es wird Sesshomarus werden. Ich will noch so lange es geht bei ihr sein. Ich werde das Land sicher machen, versprochen.“

„Ich hoffe das geht gut, Herr. Vergesst nicht, wir sind alle da!“

Ich lächelte zaghaft und starrte den Abendhimmel an. „Natürlich. Ich werde darauf zurückkommen. Wenn es einmal so weit sein sollte.“

Aber ich wusste im Inneren, dass Sesshomaru etwas Schreckliches gesehen haben musste, denn sonst hätte er niemals so reagiert. Blieb mir wirklich so wenig Zeit noch? Schon damals konnte ich mich nicht mehr auf dem Meer halten… Was wurde nur aus mir? Und was würde aus ihr werden? Ich konnte nur hoffen, dass Sesshomaru sich um sie kümmern würde. Er liebte sie, also musste er es einfach tun. Izayoi… Ich weiß, wir werden uns wiedersehen, auch wenn ich jetzt die Blume war, die zu welken begann.

Ich schloss traurig die Augen und spürte eine einzelne Träne über meine Wange laufen. Es war ein neues Gefühl, dass ich vorher noch nie so extrem gekannt hatte. Damals hatte mich Wut getrieben, doch jetzt schien mich eine tiefe Trauer zu erfassen.

„Herr…“, flüsterte Myoga besorgt, doch es war mir egal. Ich schloss die Augen und genoss die kühle Brise. Ich würde meine Vorbereitungen treffen müssen. Sie würde es akzeptieren. Nur würde Sesshomaru hoffentlich schweigen.

 

 

Legenden und Eremiten (Sesshomaru)

Alles schien sich gebessert zu haben, doch dann musste ich etwas Erschreckendes kennenlernen. Mein Vater brachte mir die Waffen nahe, die ihm immer wieder halfen, doch als ich sein Schwert meisterte, erfasste mich einerseits Wut, aber auch Verzweiflung. Seine Aura war mickrig gewesen. Es war nichts mehr von dem starken Mann zu sehen, sondern nur noch diese wabernde Aura, die fast von meiner Unterdrückt wurde. Natürlich bemerkte ich auch sein Schwert So’ounga welches er mit seiner meisten Kraft unterdrückte. Vater. Wieso besuchtest du sie immer noch so oft, wenn sie dich immer schneller tötete? Wieso wartest du nicht, bis wir einen Weg fanden?

Ich verstand ihn wirklich nicht. Wieso tat er es nur? Du hattest mich jetzt so viel gelehrt und nach und nach hatte ich meinen Weg in diese Welt gefunden, aber jetzt? Jetzt würde ich dich vielleicht für immer verlieren, wenn ich nichts unternahm.

Es dauerte nicht lange, bis ich Izayois Schloss erreichte und die Türen zur Bibliothek aufriss. Ich griff mir jedes Buch, welches nützlich sein konnte. Es musste etwas sein, was ihn nicht vorher töten könnte.

Schon fast ungeschickt zog ich einige Schriftrollen heraus und warf sich unsacht zu Boden, wenn sie nicht halfen.

„Sesshomaru?“, fragte auf einmal Izayoi hinter mir, welche etwas schlaftrunken den Raum betrag. Natürlich, es war schon fast Nacht. Sie sah mich besorgt an, bevor sie zu mir trat. „Was machst du hier zu so später Stunde?“

Ich schluckte und senkte die Hände. Sie war naiv, aber… irgendwie ahnte ich, dass ich nun mehr über meinen Vater musste, als sie über ihren Gemahl. Er hatte uns beide Schamlos belogen, was seine Lebensdauer anging. Es würde ihr Herz brechen. „Izayoi…“

„Sesshomaru, kann ich dir helfen?“, fragte sie einfach vorsichtig, bevor ich ihr das Licht reichte.

„Hier, dann kann ich besser suchen.“

Sie nickte und betrachtete mich, während ich weiter die Papiere wälzte. Es tat gut, dass sie sich nicht einmischte, doch als sie dann etwas aufhob, folgte ich ihr ein wenig.

„Hast du etwas?“

„Hier. Sieh mal.“, meinte sie lieb und legte mir eine Schrift über Eremiten in die Hand. „Die ist neu, du hast sie nicht beachtet, aber Eremiten können angeblich Tränke brauen. Du suchst nach so etwas oder?“

Ich schwieg und öffnete das Papier. Es war wirklich hochinteressant. „Danke.“

„Sesshomaru…“, sagte sie heiser. Ich drehte mich um und spürte, wie sie mich einfach umarmte. Unsicher legte ich meine Hände um sie und presste mein Kinn auf ihren Kopf. „Pass auf dich auf, ich will nicht euch beide verlieren.“

„Werde ich…“, hauchte ich und küsste kurz ihre Stirn, ohne darüber nachzudenken. Wieso waren wir nur wieder so vertraut geworden? Ich schaffte es einfach nicht, sie von mir zu stoßen…

Sie lächelte traurig. „Bitte pass auf deinen Vater auch auf… Du siehst es jetzt auch, wie schwach er ist oder?“ Ihr liefen ein paar Tränen über die Wange. Mein Herz erzitterte und zog sich zusammen, bevor ich sie enger an mich zog. „Als wir dich fanden, konnte er schon kaum noch schweben… Auch wenn wir uns wiedersehen wollen… will ich ihn nicht verlieren…“

Ich hörte Izayoi wohl das erste Mal so herzzerreißend weinen, während sie mich umklammerte und ihr Gesicht an meine Brust presste. Sie war fast im 6ten Monat und würde bald ihr Kind bekommen. Natürlich war sie verzweifelt. „Izayoi…“

„Bitte sag ihm nicht, dass ich geweint habe. Ich habe ihm versprochen, stark zu bleiben, aber es ist viel schwerer, als ich dachte. Warum kann ich ihm nur nicht helfen…“

Ich verkniff mir die Aussage darüber, dass sie sich einfach nicht mehr sehen durften. Das könnte ich ihr nicht antun und mein Vater würde sowieso nicht auf mich hören. Doch ich wollte nicht aufgeben. Vielleicht tat ich es auch mehr für Izayoi, als für meinen Vater, da ich sie nie wieder so weinen hören wollte.

 

Bis zum nächsten Tag blieb ich bei ihr. Sie hatte sich in den Schlaf geweint und im Schlaf gewimmert. Was würde geschehen, sollte mein Vater wirklich sterben? Könnte sie überhaupt noch weiterleben?

 

Stillschweigend hatte ich die Prinzessin sich selbst überlassen, während ich die Lande nach einem Eremiten absuchte. Sie lebten angeblich alleine und lernten selten jemanden an. Wie würde es mir dann wohl möglich sein? Nun, es war mir egal. Zumindest würde ich es versuchen.

Vielleicht könnte ich meinen Vater retten mit diesem Getränk.

So streifte ich fast einen ganzen Monat umher, bis ich in den Bergen ein verwildertes Haus entdeckte. Neugierig schlich ich mich heran und begutachtete die Umgebung. Es behagte mir nicht sehr, dieses Gefühl, welches hier verbreitet wurde. Wenn ich es richtig erkannte, hatte man einen Bannkreis errichtet, damit lästige Dämonen fernblieben, aber da hatte er nicht mit mir gerechnet. Ich würde nicht aufgeben.

Angestrengt presste ich meine Hand gegen die Barriere. Viele Dämonen hätte es weggeschleudert, doch ich hielt der Mauer stand. Immer stärker presste ich dagegen, während tausende Funken über meinen Körper zuckten und mich besiegen wollten. Aber sie hatten keine Chance. Es war gut, dass sie mich desensibilisierte. Die Schmerzen, die die Blitze entfachten, waren nichts im Vergleich zu dem, was sie gewesen wären, wenn ich nicht abgehärtet wäre. Fast schon lächelnd nutzte ich mein stärkstes Gift und versuchte die Mauer einzureißen. Es war sehr schwer, aber ich verstand so langsam das verfluchte Gift der Ningyo mit einfließen zu lassen und natürlich hatte ich auch noch meinen gefügsamen Drachen, welcher aus beiden Mäulern feuerte.

Die Kugeln prallten an der Mauer ab und zerbarsten in der Luft. Die Luft brannte regelrecht davon, während sie großen Staub aufwirbelten. Zu meinem Verzücken konnte ich feststellen, dass sich die ersten Risse in der Mauer auftaten. Es würde uns also glücken. Wenn ein Riss entstand, konnte man dort immer ansetzen und ihn immer weiter aufreißen, bis das ganze Gebilde am Ende einbrechen würde.

Es kostete mich noch kurz, bevor ich den Riss-Mittelpunkt ausmachte und mit meiner Kralle und dem konzentrierten Gift zustieß. Ein ekliges Zischen und Knacken vereinnahmte die Gegend, bevor ich die Risse sich ausweiten sah. In alle Richtungen reichten sie und verteilten sich immer mehr, bis ich noch einmal zustieß mit der Hilfe meiner Drachen und der Schutzwall in tausende Teile zersprang.

Stolz streckte ich meine Brust, bevor ich meine Hände versorgte, die sehr gelitten hatten. Es würde heilen, so wie immer. Ich fürchtete einfach niemanden mehr und würde ein Monster werden. Nur eine Angst saß in mir, und diese würde ich heute beseitigen, wenn das Glück mir hold war.

 

Mit großen Schritten durchquerte ich die noch sehr saftige Wiese und betrachtete einen Pfirsichbaum, welcher mich an die Herrin der Quelle erinnerte. Bald würde ich ihr wieder einen Besuch abstatten.

Mein Blick schweifte über alles, bis ich am Ende die Hütte wiederfand und diese ohne zu fragen betrat. Ein alter Mann starrte mich an, während er seinen Reis aß. Ich betrachtete den alten Mann, bevor ich einfach sagte:

„Ich will Unsterblichkeit.“

Er hob eine Braue und aß gemütlich weiter, während ich den Tisch umrundete. „Wie werde ich unsterblich?“

„Pff…“, lachte der alte Mann und hob das Gesicht. Sein grauer Bart war meterlang, während seine Kleidung an seiner schlaffen Haut hing. „Ein junger Mann wie du sucht?“

„Nun. Mein Vater…“

„Dein Vater?“, fragte er und kratzte sich. „Wieso schickt er dich?“

„Weil er viel zu tun hat.“, meinte ich schnell, doch der Eremit schüttelte nur den Kopf und sprach: „Man sollte die Wünsche eines Mannes respektieren.“

Ich fluchte und fauchte kurz, bevor ich wieder aufsah: „Welchen Wunsch? Er will leben.“

„Dann wäre er selbst gekommen. Wer am Leben hängt, würde alles tun, egal wie dumm und verrückt es ist. Doch niemand würde seinen eigenen Sohn schicken.“, erklärte der Eremit und aß noch etwas. „Setz dich Junge.“

Ich schnaubte, doch gehorchte ich dem alten Mann. Vielleicht würde er mir doch noch etwas geben. „Ich brauche es wirklich.“

Der Eremit zupfte seinen Bart leicht. „Ein Dämon, der nach Unsterblichkeit sucht, obwohl er sie besitzt. Es ist paradox.“

„Mein Vater…. Ist schwach.“

„Schwach?“

„Er ist verliebt.“, meinte ich schnell und schloss die Augen. „Wenn er diesen Trank trinkt, wird es ihn nicht töten.“

Der Mann lachte heiser. „Nun. Die Liebe bewirkt manchmal wundersame Dinge. Sie schenkt einem seelenlosen Wesen eine Seele.“

Ich hob eine Braue, doch er redete einfach weiter: „Sieh Junge. Dein Vater hat sich längst abgefunden mit seinem Schicksal. Er heißt es willkommen.“

„Wieso sollte man das?“

„Nun. Wahrscheinlich hat ihn etwas getrieben, was er jetzt zurückerhält. Gräme dich nicht mein Junge. Du bist erwachsen und stark. Dein Vater benötigt deine Hilfe, aber du wirst ihn nie retten können, da er nicht gerettet werden will.“

„Das stimmt nicht…“

„Belüg dich nicht selbst. Hier geht es mehr um dich, als um ihn. Du hast meinen Bann durchbrochen. Ihr Dämonen wart schon immer anders, aber ihr wolltet auch immer eure Eltern übertreffen, doch dies ist nicht mehr möglich. Zu Stolz seid ihr geworden. Ich lebe hier draußen, abgeschieden von allen, da ich selbst einst vor mir erschrak. Wie lange hat dein Vater noch?“

„Nicht sehr lange.“

„Dieser Trank würde Jahre benötigen um fertig zu werden. Aber denk daran, es könnte besser sein, über seinen Schatten zu springen und dafür noch die Letzte Zeit mit denjenigen zu verbringen, die einem am Herzen liegen.“

Ich seufzte und sah zur Seite, während er nur dumm grinste.

„Des Weiteren wird der Trank sehr überschätzt. Er verlängert das Leben, aber ob es erträglicher ist, ist eine andere Sache. Sie würde nicht deinem Vater helfen. Wenn du ihm helfen willst, erkunde seine Vergangenheit und hilf ihm. Doch lass ihm seine Entscheidung. Wir leben in einem Kreislauf und kehren irgendwann zu ihm zurück. Egal wie groß wir waren oder wie mächtig. Vor den Göttern sind wir Nichts.“

 

Beleidigt zog ich von dannen. Gewiss könnte er recht haben, doch ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass mein Vater sich für den Tod entschieden hatte. Nein, das wollte ich wirklich nicht. Er sollte bei mir sein, bei mir und Izayoi.

Ich seufzte. Ich war wirklich egoistisch, aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich wollte doch nur vielleicht ein wenig dieses Beisammen sein ausprobieren. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken daran, dass mir die Hände gebunden waren.

Oder könnte ich Tensaiga in dem Moment nutzen?

Stimmt, Tensaiga war mächtig und vielleicht könnte ich meinen Vater retten?

Es fiel mir wie Schuppen von den Augen.  Warum hatte ich nicht daran gedacht? Dieses Schwert… ich musste meinen Vater nur genug lieben, dann würde ich ihn von den Toten retten können!

 

 

Familienessen (Izayoi)

 

Es war wieder so weit. Endlich war ein Monat vergangen, auch wenn in dieser Zeit schon wieder zu viel geschehen war. Auch Sesshomaru hatte jetzt die Wahrheit erkannt, dass mein liebster Gemahl an Macht verlor. Sesshomarus Panikattacke hatte mir nur die Augen geöffnet, wie schlimm es um meinen Liebsten stand. Dabei war ich so glücklich gewesen, doch jetzt fürchtete ich um ihn.

„Izayoi.“, vernahm ich eine kühle Stimme hinter mir. Es war Sesshomaru, der endlich zurückgekehrt war von einer seiner vielen Erkundungen. Er schritt zu mir und betrachtete mich kalt. „Kein Eremit, aber das Schwert von Vater könnte helfen.“

„Was meinst du?“

„Tensaiga kann Tote wieder ins Leben holen.“

„Meinst du das geht?“

„Eine andere Möglichkeit bleibt nicht.“

„Was ergab der Eremit?“

„Es würde zu lange dauern und… er meinte, dass mein Vater schon längst damit abgeschlossen hätte, sonst wäre er selbst gekommen…“

„Verstehe.“, seufzte ich. Ich wusste ja, dass ich dem zugestimmt hatte, aber es ging in letzter Zeit immer weiter bergab, sodass ich langsam um sein Leben zu fürchten begann. Ah mein liebster Gemahl, auch wenn es mich glücklich macht, dass ich deine Seele befreie, will ich dich nicht so schnell ins Grab bringen.

„Izayoi?“

„Schon gut. Danke.“, hauchte ich und lächelte zaghaft. „Weißt du noch, als ich klein war? Ich glaubte es sei wie ein schönes Märchen, doch manchmal bin ich mir nicht mehr sicher darüber…“

„…“

„Aber ich will trotzdem daran glauben, dass wir alles bewältigen können. Bestimmt können wir ihn retten. Doch vielleicht verliert er ja nur an Kraft und nicht sein Leben… Es tut mir leid, dass du ihn jetzt nicht mehr besiegen kannst…“

Er seufzte leise, bevor er zur Seite blickte: „Kann man nicht ändern.“

„Nein, das geht wohl nicht.“, hauchte ich zart, bevor ich kurz seine Hand griff. „Danke, dass du da bist, bestimmt wäre ich sonst schon längst verzweifelt.“

Er keuchte leicht, bevor er etwas knurrte: „Izayoi…“ Geschwind entzog er mir die Hand, bevor er sich abwandte: „Vater kommt.“

Draußen angekommen, begrüßte ich meinen Liebsten, der zart meinen Bauch streichelte. Er strahlte wie immer, auch wenn ich Schatten entdeckte an seinen Augen, die mir gar nicht behagten. Wie konnte ich ihn nur aufpäppeln? Seit er mich besuchte, ging es rapide abwärts. Egal wie oft ich mir etwas einredete, man sah es ihm einfach an, dass es ihm nicht gut ging. Am liebsten würde ich ihn hierbehalten, aber das wäre nicht viel besser. Vielleicht könnte Sesshomaru ihn ja auf andere Gedanken bringen… auf böse Gedanken. Fast wünschte ich, dass mein Liebster wieder zum Monster würde, nur damit er länger leben könnte, doch er hatte einfach die Lust dazu verloren… Ob er genug aß?

„Izayoi, hast du mir zugehört?“, fragte er neugierig, während ich nur verwirrt mit den Augen klimperte. „Das habe ich mir gedacht.“, seufzte er und streichelte sachte über meinen Kopf. „Ich fragte dich, ob das Essen bereitet ist.“

„Essen? Hm.“, überlegte ich und da fiel es mir wieder ein. „Natürlich. Wir wollten die Dorfbewohner treffen, habe ich Recht?“

„Genau. Würde dir das gefallen?“

„Natürlich. Immer noch. Es war ja auch meine Idee.“, frohlockte ich und küsste ihn auf die Wange. Ich hatte ihnen öfters schon Essen geschickt, doch jetzt wollte ich sie persönlich wiedersehen. Es lag mir wirklich am Herzen. Nur wie könnte man einen Dämon füttern? Ich konnte schwer große Tiere anschleppen für ihn. Warum war es nur so schwer? Auch wenn er mir das nächste Leben versprach, war dieses doch lange nicht am Ende. Könnte ich jemals ohne ihn glücklich sein? So viele Traumschlösser hatten wir errichtet und jedes von ihnen fiel in sich zusammen. Nicht einmal Sesshomaru konnte es verhindern. Schlimmer, er setzte teils sein Leben aufs Spiel. Was würde mit ihm passieren? Wenn sein Vater starb, würde er sich dann auch von der Welt abwenden? Würde er sich von mir abwenden, die ihm den Vater genommen hatte? Ich hatte Angst davor. Bestimmt würde ich mein Leben geben dafür, dass mein Liebster lebte. Doch dann würde er… Es war einfach nicht auszuhalten.

„Izayoi.“, hörte ich die Stimme meines Liebsten, die mich aus meinen Gedanken riss. „Wir sollten gehen.“

Ich nickte und setzte mein Lächeln auf, bevor ich zu Sesshomaru blickte, der mich genauestens unter die Lupe nahm. Natürlich, wie konnte es denn auch anders sein, wo er doch wusste, worum sich meine Gedanken nur noch drehten. Aber… ich blickte zu Togas Schwert. Ja, genau. Es könnte vielleicht Rettung bringen. Ich wollte daran glauben. Es musste einfach so sein. Sesshomaru würde es benutzen und ihn mir zurückbringen!

Brav folgte ich Inu no Taisho, während Sesshomaru teilweise neben mir ging. Er beobachtete sein Schwert. Ob er überlegte, wie man es genau anwenden konnte? Sesshomaru hatte kurz geübt gehabt, aber den Kampf abgebrochen, wie ich erfahren hatte. Es nervte mich ein wenig, dass die Männer immer noch nicht bereit waren, richtig miteinander zu reden.

 

Später erreichten wir dann das Dorf, diesmal begleiteten auch Naru, Akane und Yukiyona uns bei der Reise, da wir viel Essen mitgenommen hatten. Sie sollten jetzt auch meine Freunde kennenlernen. Naru war eine Dächsin, während Akane eine rothaarige Kitsune in Miko-Kleidung war und Yukiyona verschanzte sich wie immer in ihrer weißen Kleidung und ihrem weißen Hut mit Schleier. Doch sie schein mir verändert. Ihr Blick lastete zu lange auf Sesshomaru, was mich zum Grinsen brachte. Vielleicht lag da ja etwas im Busch.

„Yukiyona?“, fragte ich vorsichtig nach und zog sie ein wenig zur Seite. „Du und Sesshomaru?“

„Wie?“, fragte sie verwirrt, bevor sie noch einmal zu Sesshomaru sah und dann zu mir. „Nein, nur Freunde. Ich gehöre nicht zu seinen Verehrerinnen.“

„Wie?“, fragte ich jetzt schier verwirrt, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, stand Sesshomaru schon neben uns. Sein Körper war verkrampft, bevor er nur leicht zischte.

„Denk an das Geheimnis.“

„Pff… Das kostet extra.“, erwiderte Yukiyona und hob die Schultern.

„Ich könnte mein Versprechen vergessen und etwas reden?“

„Schon gut, Sesshomaru.“, seufzte sie und ging zu ihm, bevor sie ihn an seinem Hals leicht griff. „Zock nur nicht zu hoch.“

„Pff.“, brummte er, während sie zu den anderen zwei ging.

„Das war gemein Sesshomaru.“, brummte ich und verschränkte die Arme, während er mich nur kühl ansah.

„Frag sie nie wieder.“

Ich hob eine Augenbraue. Also wusste Yukiyona etwas, was ich nicht wissen durfte. Schon unverschämt. Aber jeder brauchte seine Geheimnisse.

„Mache ich nie wieder. Sie hat dich einfach nur lange angesehen, darum dachte ich halt, vielleicht hat sich da etwas zwischen euch angebahnt…“

„Unglaublich. Nein. An so etwas ist sie nicht interessiert.“

„Huch?“, fragte ich überrascht, bevor er seinen Fehler bemerkte und schon einen Schritt schneller ging. Hatte er etwa sie gefragt? Was trieb er bitte in letzter Zeit?

 

Als wir dann endlich im Dorf ankamen, wurden wir schon erwartet. Die Dorfbewohner waren sehr erfreut. Sie hatten in diesem Monat viel Vertrauen gefasst und hatten gelernt uns zu akzeptieren. Naja, eigentlich waren es ja schon fast 2 Monate, doch ich hatte etwas gebraucht, um alles zu organisieren.

Heute würden wir zusammen essen, so wie es Inu no Taisho damals angeboten worden war.

Wir setzten uns zusammen und stellten alle nacheinander vor. Ich durfte jedoch im Schoß meines Gemahls sitzen, da mich meine Füße fast umbrachten. Genießerisch schmiegte ich mich an seine Brust, während die Kinder als erstes Mut fassten, die drei Frauen in ihrer Mitte aufzunehmen. Naru war auch sehr beliebt, wie sie so liebevoll mit den Kindern umging. Yukiyona wiederum war so abweisend wie immer und schien sich in Sesshomarus Nähe aufzuhalten, den die Kinder auch mieden. Sie waren wirklich nicht sehr gesellig, schienen aber sich untereinander gut zu verstehen und Akane… ohje.

„Liebster…“

„Ja?“

„Wo hat sie den Sake her?“, fragte ich besorgt und deutete auf Akane, die den Männer freudig einschenkte und auch schon wieder eine Schale kippte.

„Ich weiß es nicht… Sie findet ihn glaube ich irgendwo… Aber sie teilt zumindest.“, bemerkte er, während ich nur den Kopf schüttelte. Ein wenig schien ihre Miko-Kleidung fehl am Platz, aber sie sorgte für Stimmung, während die kleine Yukiko mit den anderen Kindern um sie herumtanzten.

„Danke, dass du das tust.“

„Nun. Ich erfülle meiner Prinzessin jeden Wunsch, egal wie abwegig er sein mag.“

„Ich wünschte nur, es würde dir wieder besser gehen, Liebster. Wenn du möchtest, sehen wir uns nur alle 2 Monde.“

„Izayoi. Meine Izayoi, ich ertrage es aber solange nicht ohne dich.“

„Aber vielleicht finden wir einen Weg…“

„Izayoi, es ist gut so, wie es ist.“, brummte er und küsste sanft meine Schläfe. „Hör auf dir einen Kopf zu machen. Ich habe mich für diesen Weg entschieden. Bitte geh ihn mit mir bis zum Ende. Egal wie oft du auch bittest, ich möchte nicht mehr das Monster sein. Ich möchte einfach nur dein geliebter Mann sein. Wenn die Götter mit uns erbarmen haben…“

„Ach Liebster. Ich liebe dich über alles. Es schmerzt einfach nur so sehr, dich so reden zu hören…“

„Sesshomaru und du, ihr sucht nicht wahr?“

„Ja… Das tun wir… Was hat er gesehen, dass er solche Angst bekam?“

„Meine Aura. Sie ist nicht mehr die stärkste. Die meiste Macht verwende ich für mein Schwert, damit es nicht verrücktspielt. Es ist nämlich sauer, weil es kein Blut vergießen kann.“

Ich seufzte und schmiegte mich fester an ihn. „So ist das. Ich hoffe es wird einen Weg geben und du verlierst nur an Macht…“

„Aber dann wäre ich nur noch ein Hund oder diese Fratze…“

„Damit käme ich klar, solange du nur bei mir bleibst.“, flüsterte ich liebevoll und schloss die Augen, bevor ich zusah, wie Akane auf einmal mit Feuer jonglierte und Naru sich zur Kugel rollte. Akane stieg auf Naru und dann machten sie eine kleine Vorführung. Die Menschen lachten und schrien vor Glück. So hatte ich es mir gewünscht, nur mein letzter Wunsch fehlte noch.

Ich blickte auf und sah wie eine Sternschnuppe vorbeischnellte. Schnell wünschte ich mir ein langes Leben mit meinen Liebsten, bevor sie wieder verschwand.

„Was hast du dir gewünscht?“

„Mein Geheimnis, Liebster.“, kicherte ich und sah weiter in den Himmel, wo die Sterne hell leuchteten. Bitte Stern, erhöre mich und rette meinen Gatten.

Jagd auf Takemaru (Inu no Taisho)

Nach dem Essen führte ich ein längeres Gespräch mit Izayoi im Vorgarten. Sie war wunderschön mit ihrem Bauch, der von unserer Liebe kündete:

„Liebster… Könntest du Takemaru fortschicken?“

„Hat er etwas getan?“

„Nein, aber ich mache mir Sorgen… Auch wenn du so vorbildlich handelst, scheint er es nicht verstehen zu wollen. Damals ging es noch, aber seit meine Schwangerschaft so weit fortgeschritten ist, scheint er wütender zu werden.“

„Verständlich. Gut, ich werde ihn bitten, fortzugehen. Nein, ich werde es verlangen. Liebste, auch wenn du eine gute Seele besitzt, können andere nicht über ihre Schatten springen. Gräme dich also nicht, weil du seine Meinung nicht ändern konntest.“

„Nein… Das tue ich nicht. Mir reicht es schon, dass ich dir guttue, auch wenn es eine andere Seite der Medaille gibt.“, flüsterte sie heiser, bevor ich sie sanft küsste.

„Ich liebe dich, Izayoi. Egal was kommen mag. Sei beruhigt, er wird abziehen und in 3 Mondzyklen wird dein Kind zur Welt kommen.“

„Du meinst unseres oder?“

„JA, unser Kind.“, lächelte ich und kniete mich vor sie, nur um mein Ohr an ihren Bauch zu lehnen. Man hörte den kleinen Spatzen da drin und er ließ es nicht aus, mir einen kleinen Tritt zu versetzen. „Aua.“, fluchte ich spielerisch und legte meine Hand drauf. „Ein Rabauke!“

„Huch?“, fragte sie und starrte mich verwundert an. „Ich glaube er tritt dich nur gerne…“

„Was meinst du damit?“

„Naja… Sesshomaru hat noch nie etwas gesagt, dass er treten würde und ich habe es auch nie gespürt…“

„Wie? Wie oft lauscht er?“, fragte ich erst, doch sie grinste nur und winkte ab.

„Öfters.“

Ich knurrte kurz, bevor ich mich beleidigt wegdrehte. „Das Kind mag ihn am Ende lieber, wie mich.“

Sie kicherte und streichelte meinen Kopf. „Sag nicht so etwas. Es wird dich lieben. Sesshomaru ist auch ein ganz anderes Kaliber. Er würde ausrasten, wenn unser Kind ständig an ihm hängen würde. Also bitte, sag so etwas nie wieder. Und er lauscht, weil es mich beruhigt.“

Meine Braut lächelte unschuldig, doch ich seufzte nur. Es war wirklich schwer, nicht neidisch zu werden.

„Nun, dann gehe ich wohl zu Takemaru und werde ihn wegschicken, bevor ich noch meinen Sohn trete, da er mehr von dir hat, wie ich.“

Sie kicherte noch im Hintergrund, während ich mich zu Takemaru auf machte. „Setsuna no Takemaru?“, fragte ich und betrat das Gästezimmer, indem er residierte. Dort stand er und schien schon zu packen.

„Ich war sowieso auf der Abreise.“, meinte er kühl und hob den Kopf, bevor er mich eines Blickes würdigte. „Ich habe alles gehört. Wenn es ihr Wunsch ist, werde ich gehen.“

„Danke.“, meinte ich. Er grinste etwas.

„Ich tue es für die Prinzessin und bald werde ich sie von einem Scheusal wie dich befreien.“

„Ein Mensch sollte sich nicht überschätzen.“, meinte ich kalt und baute mich ein wenig auf, doch er schien unbeeindruckt zu sein.

„Ihr seid alle viel zu stolz. Das wird euch Hunden noch das Genick brechen. Oder sollte ich sagen, man wird euch noch den Kopf abschlagen?“

Ich knurrte leise, während er alles zusammen hatte. „Ich habe dem Lord im Wald ein Geschenk hinterlegt. Ich hoffe es gefällt.“, meinte er leicht lachend, bevor er seine Rüstung zu Ende angelegt hatte. „Wir sehen uns wieder. Versprochen.“

„Ich hoffe dem ist nicht so.“

„Wir werden sehen.“, meinte er und verschwand dann. Er hinterließ ein pelziges Gefühl auf meiner Zunge. Was meinte er nur mit Geschenk? Ich hatte eine böse Vorahnung. Anstatt ihn zu verfolgen, eilte ich in den Wald.

Der Bambus schien düsterer als sonst, während ich aufgeregt meine Nase in die Luft streckte. Meine Macht gab wirklich nach. Sogar meine Nase. Was hatte er hinterlassen? Dieses bösartige Grinsen… Wo war er nur?

Es dauerte noch eine Weile, bis ich auf die grausame Wahrheit traf. Das Fest war noch nicht so lange her. Alle hatten Spaß gehabt und jetzt musste ich entdecken, wie zwei abgetrennte Dämonenköpfe am Boden lagen und im Boden eingeritzt war: Ich kenne die Wahrheit! Es war Takemaru gewesen. ER hatte der Kitsune und dem Dachs den Kopf abgeschlagen. Ich zitterte vor Wut und suchte nach Yukiyona. War sie auch tot? Mein Herz schlug heftig. Ich zückte Tensaiga und starrte auf die Leichname. Kommt schon!  Bisher wusste ich auch nicht, wie lange ich Zeit hatte, doch dann entdeckte ich sie. Die kleinen Kobolde krabbelten auf ihren Leichnamen und ketteten sie fest. Sie wollten sie mit sich nehmen. Ich hob das Schwert und zerteilte die Kobolde.

Ihr Atem setzte ein. Panisch sahen sich die Köpfe um. Ihre Körper. „Wartet.“, meinte ich und suchte sie, bis ich die Körper in der Erde fand. Ich setzte ihre Köpfe auf ihre Körper und hoffte auf das Beste.

„Ahhh…“, jaulte Akane und versuchte sich zu bewegen, doch es ging nicht. Auch Naru kämpfte mit sich.

„Wartet.“, brummte ich und kniete mich neben sie, nur um mit meinen Händen in der Erde zu graben, bis Akane als erste sich lösen konnte. Ich zog sie aus dem Loch und kümmerte mich zusammen mit ihr um Naru, die dicke Dächsin.

„Dieses Schwein, er hat uns angegriffen, wir hatten zu viel getrunken… Nein, wir haben seinen Sake getrunken.“

Ich erstarrte. „Der gesegnete?“

„Das wusste ich nicht.“, fluchte Akane und grub mehr, sodass wir Naru rausholen konnten. „Wir haben es nicht kommen sehen…“

„Er hat uns eingegraben und die Köpfe abgeschlagen.“, jaulte Naru und rieb sich die Augen. „Er ist ein Monster!“

„Wieso leben wir eigentlich noch?“

„Durch mein Schwert. Ihr müsst die Prinzessin schützen, ich werde Sesshomaru suchen und ihn verfolgen. Dieser Mann wird nicht ungestraft damit davonkommen!“

Die Frauen nickten. Sie zitterten noch etwas, versuchten aber tapfer zu sein, was ich ihnen hoch anrechnete. Es musste für sie schrecklich gewesen sein. Dieser Mensch war ein Monster. Nicht ich war es, sondern er. Izayoi würde es verstehen, wenn ich ihn umbringen würde. Spätestens wenn er erfuhr, was er ihren Freundinnen angetan hatte.

 

Geschwind suchte ich nach Sesshomaru, der mich unbedingt begleiten müsste. Ich brauchte seine Kraft, falls Takemaru noch etwas anderes plante. Diese Inschrift. Er hatte schon Izayoi von meiner wahren Natur erzählt. Doch hatte ich nicht alle getötet? Hatten damals welche überlebt … warte… Als ich zurückkam, war die Leiche der Frau da gewesen, doch ich hatte nicht auf ihre zwei Kinder geachtet. Hieß das, dass diese überlebt und das grausige Spiel fortgeführt hatten? Oder gab es nur die Überlieferungen? Ich war mir nicht sicher, aber es wäre besser, würde ich den Ort meiner Entstehung finden. Wahrscheinlich war es sogar für Sesshomaru wichtig, zu erfahren, wo er herkam. Nein wo ich herkam und von was er abstammte.

Ich irrte noch etwas im Wald umher, bevor ich ihn mit Yukiyona zweisam in einem Onsen entdeckte. Zumindest vermutete ich es bei der schönen Frau. Ihre weiße Haut und ihr schwarzes Haar… Doch bevor ich sie genau wahrnehmen konnte, war sie schon weg. Das war nicht wichtig.

„Sesshomaru, komm da raus, wir haben ein Problem. Yukiyona, geh zu deinen Kameradinnen. Sie brauchen dich. Man hat sie getötet.“

„Was?“, fragte sie schockiert und stand schon. Ihr nackter Körper zitterte, bevor sie in die Richtung blickte.

„Keine Sorge, ich konnte ihre Leben wiederholen. Aber stehe ihnen bei. Ihr müsst das Schloss schützen. Du Sesshomaru, zieh dich an. Er scheint noch nicht fertig zu sein. Wir müssen ihn uns jetzt holen, bevor dieses Monster noch mehr anrichtet.“, sagte ich eisern. Mein Sohn erhob sich und schritt nackt wie er war aus dem Wasser. Er zog sich an und betrachtete mich kurz. „Wieso hast du ihn nicht alleine verfolgt?“

„Sohn.“

„Verstehe.“, meinte er nur. Ich verstand ihn, auch ohne, dass er es aussprach. Er spielte darauf an, dass Takemaru mehr wusste, als er. Leider war dem auch so. Das musste ich unbedingt ändern.

„Komm.“

„Ja.“

 

Wir machten uns auf und verfolgten seine Spur, doch sie verlief sich. Ich knurrte leise, während mein Sohn sich umblickte. „Wie gehen wir vor?“

„Ich zeige dir einen Ort. Doch kann ich dir nicht versprechen, ob ich ihn gleich finde.“

„Sollten wir nicht ihm folgen?“

„Das auch, aber er könnte dorthin unterwegs sein und wenn nicht, muss ich etwas prüfen.“

„Hängt es mit deiner Schwäche zusammen?“

„Ja. Ich werde dir dort alles sagen, was du wissen willst, aber nun komm.“

 

So machten mein Sohn und ich uns auf die Suche nach meinem Heimatort. Durch den Traum hatte ich mich an einiges erinnert, was die Umgebung betraf. So folgte ich meiner eigenen Spur der Verwüstung, die ich zu deutlich in meinem Kopf sah. Ich wusste, wo ich lang musste und ich wusste, dass ich am Ende den Ort des Beginns erreichen würde. Sesshomaru sollte es jetzt noch erfahren. Vielleicht würde er mich dann verstehen. Nur wie könnte ich es meinem Sohn beibringen, was ich war? Wieso ich da war und dass ich wahrscheinlich weit unter ihm stand? Ich war geboren worden um den Menschen zu dienen, während er für etwas höheres bestimmt war.

Niemals könnte er so fühlen wie ich, wo ich doch einst eine Seele besessen hatte. Sesshomaru, wie konnte ich dir nur meine Welt nahelegen ohne dass du mich verachtest?

 

 

Der Ursprung (Sesshomaru)

Als mein Vater mich am Onsen aufsuchte, hatte ich schon längst geahnt, dass etwas vorgefallen war. Mein Vater war durchschaubar. Er war einfach weich geworden und hatte nicht gemerkt, dass man ihm böse mitspielte. Langsam fragte ich mich ein wenig, ob nicht nur seine Kraft gelitten hatte, sondern auch sein Gedächtnis. Ich seufzte und kleidete mich ein. Er war wirklich unpassend aufgetaucht, dabei hätte ich sie fast so weit gehabt.

Fast schon griesgrämig folgte ich ihm. Ja, ich wollte ihn am Leben erhalten, aber es war kaum zu ertragen, dass ich jetzt einen Menschen jagte. Es war keine Armee. Wieso fürchtete mein Vater diesen schwachen Mann? Er hatte nur den Trick mit dem gesegneten Sake gebracht und danach schien er stiller geworden sein. Ach ja, ich vergaß, mir erzählte man ja nichts.

Dieses Fest war auch nicht das Wahre gewesen, da es nur wieder seine Schwächen präsentierte. Er wollte es wirklich nicht verhindern, so wie der Eremit es mir gesagt hatte. Sollte ich traurig sein? Nein, eigentlich war ich einfach nur noch wütend. Er war ein Herrscher. Der mächtigste Daiyoukai der mir jemals untergekommen war und doch gab er alles auf. Izayoi… Sie brach uns das Genick und das erkannte sie selbst. Nein nicht uns. Ihm. Vielleiht hegte ich engeren Kontakt zu ihr und verlor mich manchmal, aber ich kämpfte stets dagegen an. Ich würde ihr nicht so weit verfallen, auch wenn es interessant war, wie anders sie auf uns reagierte.

Mein Innerstes zuckte kurz zusammen.

Argh…

Dieses Gefühl… Es durchströmte mich wie so häufig in letzter Zeit. Nicht, dass es mir wehtat, aber es veränderte mich. Als würde ich immer stärker und mächtiger werden. Ob es der Ningyo war? Die Ameisen? Oder eins der anderen Geschöpfe, die ich schon längst mir einverleibt hatte? Grässlich schien nur der Gedanke, dass ich mich nie beweisen könnte. Mir würde der Kampf mit meinem Vater verwehrt bleiben, da auch der letzte Funken nicht genügte, um Izayois folgende Verachtung zu überwinden. War das das Erbe von Vater? Meine Mutter schien immer so gefasst und kühl zu sein, während er so voller… Liebe war. Es war ein würgendes Gefühl in mir. Dabei hatte ich doch vorhin noch Izayois Nähe gewünscht gehabt.

Mir gingen Yukiyonas Worte auch nicht aus dem Kopf. Hatte sie Recht, dass ich es übertrieb mit den Dämonen, die ich in mir aufnahm, in dem ich sie samt ihrer Seelen verspeiste? Hatte es Auswirkungen auf mich? Aber wenn ja, konnte ich meine Gefühle zu ihr verlieren? Würde es mich weiterbringen? Oder würde ich am Ende daran scheitern?

Als sich dann auch noch die Spur verlor, platzte fast meine Geduld. Meine kostbare Zeit. Mhm….

Hasse sie. Wir sind besser als sie. Verachte sie.

Ich knurrte innerlich. Warum waren sie heute so laut? Normal konnte ich sie verdrängen. Wühlte es mich etwa auf? Oder lag es an diesem Fest? Ich wusste es nicht, aber ich würde sie besiegen. Wenn mein Vater dieses Schwert So’ounga halten konnte, dann musste ich nur noch stärker werden, bis es mich nicht übernehmen konnte. Wenn mein Vater starb, würde ich seine Waffen erben. Ich blickte auf seinen Rücken. So’ounga hatte manchmal in letzter Zeit eine fast magische Wirkung auf mich. Wie gerne ich es doch schwingen würde. Nur um zu sehen, wie mächtig es ist. Wie viel Zerstörung es anrichten könnte, wenn nur einer wie ich es tragen würde.

Dann nimm es dir. Benutze es. Warum suchen, wenn ein Schlag die ganze Umgebung vernichten könnte?

Ich grinste leicht. Es wäre wirklich einfacher. Einfach mit diesem Schwert die Umgebung abzugrasen. So viel würde nicht verloren gehen auf diesen Schlachtfeldern. Doch mein Vater könnte es nicht. Das wusste ich.

Mein Vater erzählte mir etwas von seiner Vergangenheit, die ich dort erfahren würde. Aber was war es für eine und was musste er bitte nachsehen, dass es auf einmal wichtiger war, als diesen Takemaru zu verfolgen? Meine Krallen brannten, während ich mein Innerstes unterdrücken musste. Was war nur auf einmal los mit mir? Verdammt. Hatte Yukiyona damit wirklich Recht, dass ich zu viele auf einmal absorbierte? Nachdenklich beobachtete ich meinen Vater, wie er recht träge seinen Weg nahm.

Du bist besser als er.

Pff… diese Ningyo. Diesmal hatte ich ihre Stimme unter all den anderen erkannt. Ihr Gift lebte in mir und es war wahrscheinlich auch ihre Stimme, die immer wieder an mir nagte. Sie war nach und nach eingekehrt. Leise und still, je öfter ich mit ihrer Macht hantiert hatte. War das etwa der Fluch, wenn man von diesem Wesen kostete? Hatte ich vielleicht zu viel genommen? Aber in den Schriftrollen hatte ich nichts davon gelesen. Hmm…

 

Am Ende kamen wir dann endlich im Wald an. Zumindest glaubte ich, dass dieser Punkt unser Ziel symbolisierte. Mein Körper streifte ein wenig um die hochgewachsenen Bäume, bevor wir bei einer Art Ruine ankamen. Es war ein altes Haus, dass schon längst morsch geworden war. Das Licht strahlte durch die Bäume hindurch aufs Dach, welches von Moos benetzt war. Wie alt es wohl war? Zumindest schien es mit der Natur verwachsen. Wieso führte mich mein Vater an einen solchen Ort? Wieso schien er auf einmal so in sich versunken? Vorsichtig folgte ich ihm, wie er langsam zum Haus ging und anscheinend alles in sich aufnahm.

Töte ihn. Jetzt. Jede Macht kann uns gehören.

Ich schüttelte mich. Warum war es so laut? Wieso hier? Ich legte meinen Kopf schief und entdeckte einen Schrein, während mein Vater weiter das Haus umrundete. Vorsichtig beschritt ich diese Art Pfad. Zumindest schien an dieser Stelle nichts gewachsen zu sein. Insgesamt gab es hier auch fast nur Moos. Selbst die Bäume schienen krank, wenn ich genauer hinblickte.

Spürst du sie?

Unsicher sah ich mich um. Was sollte ich denn bitte spüren? Was auch hier gewesen war, es war lange her. Ich musste sie unbedingt unter Kontrolle bringen, bevor sie noch mehr von mir vereinnahmte. Ich schüttelte mich leicht und trat zu dem Schrein. Es gab sogar zwei. Merkwürdig. Es roch vertraut und doch auch fremd. Zumindest hatte er Recht gehabt, was Takemaru anging. Er war hier gewesen vor nicht zu langer Zeit. Aber auch nicht heute. Was hatte es auf sich, dass mein Vater Angst bekam?

„Sesshomaru.“, sprach mein Vater hinter mir und trat neben mich. Sein Herz raste, doch wieso? Was versetzte ihn so in Angst?

Tu es.

„Ja, Vater?“, antwortete ich und richtete meinen Blick weiter auf den Schrein. „Er war hier.“ Klar und präzise antwortete ich, gespannt auf das Geheimnis.

„Ich habe es vermutet.“, hauchte er und trat zu dem Schrein, auf den er eine Hand legte. „Er hat ihn mitgenommen.“

„Wen hat er mitgenommen, Vater?“

„Meinen Kopf.“

Ich erstarrte regelrecht. Was redete mein Vater da? Seinen Kopf? Wie sollte ich das verstehen? „Kopf?“

„Meine einstige Gestalt, die schon so lange zurückliegt.“

„Hm?“, fragte ich weiter. Was redete er da? Dies hier war ein Menschenhaus gewesen und dies Schreine. Was hatte das mit meinem Vater zu tun?

Inugami…

Was redete das Gift? Ein Inugami? Natürlich waren wir Hundegötter. „Vater?“

„Ich war einst ein Tier, bevor ich geschaffen wurde.“

„Geboren ist der Begriff dafür.“

„Nein mein Sohn, ich wurde geschaffen. Ich bin ein Rachegott, ähnlich einem Shinigami.“, erklärte er mir langsam und verständlich. Ein Shinigami war ein Todesgott, welcher sich die Seelen der Menschen holte. Nun, wir waren Todesgötter, das konnte man schon so sagen, aber es erklärte es nicht ganz.

„Vater, hier lebten Menschen.“

„Ja, mein Sohn. Ich wurde geschaffen, um Menschen zu dienen und für sie zu töten.“

Meine Augen weiteten sich bei diesem ekligen Gedanken.

Inugami, Inugami, Inugami!!! Rief die Stimme in meinem Kopf.

 „Menschen dienen?“

„Ja. Doch ich riss mich los und tötete dem Mann meiner Herrin.“

Es schien immer abstruser zu werden. Wir waren mächtige Wesen und er eines der mächtigsten. Wie konnte er solch widerliche Wörter in den Mund nehmen? Wollte er mir sagen, dass ich von einem Tier abstammte, das von Menschen in ein Monster gewandelt wurde? „Vater, ihr beliebt zu scherzen?“

„Nein. Es ist wahr.“, flüsterte mein Vater und kniete sich vor den Schrein. „Mein einziger Auftrag danach war, alle Inugami und Inugami Mochi zu beseitigen. Alle meiner Art.“

Ich erblasste. Es war mir schon aufgefallen, dass unsere Art so wenig vertreten war. Also hatte er jedes dieser Wesen getötet? Wobei es nur minderwertige Kreaturen waren. „Und Mutter?“

„Deine Mutter ist etwas anderes. Sie ist sehr mächtig und nicht einem Hundekopf entsprungen.“

Ein wenig erleichterte mich seine Antwort. Wie hatte ich nur stolz auf meinen Vater sein können, wo er nicht nur durch minderwertige Kreaturen geschaffen worden war, sondern auch auf ihren Wunsch unsere Rasse regelrecht ausgelöscht hatte.

„Wieso zeigst du mir das?“

„Weil Takemaru einer der letzten Inugami Mochi ist, so wie es mir scheint. Einst kehrte ich nach Jahren wieder und erkannte, dass meine Herrin tot war. Meine Wut schlug um und ich tötete ihre Mörder, doch in meiner Blutgier zusammen mit So’ounga, vergaß ich um ihre Kinder.“

Ich seufzte und sah auf seinen mit fellbesetzten Rücken hinab. „Verstehe. Vater, wie könnten die Inugami Mochi, also die Hundegotthalter dir gefährlich werden?“ Meine Stimme war höher als sonst. Lag es an dem Fluch der Ningyo oder war es meine eigene Abscheu?

Er knurrte kurz. „Ich höre deine Abscheu. Menschen können mächtig sein. Dieser Takemaru begehrt Izayoi und wird alles tun, was in seiner Macht steht. Er erzählte Izayoi was ich war, noch bevor ich es ihr sagte.“

Mein Herz setzte kurz aus, bevor meine Brust sich verhärtete. Wieder eins der vielen Geheimnisse. Sogar Takemaru wusste um meinen Vater, während er mich im Dunklen gelassen hatte.

Hasse ihn. Er tritt dich mit Füßen.

Ich schüttelte meinen Kopf. Dieser Ort fabrizierte es. Irgendwas war an diesem Ort. Etwas Dunkles und Mächtiges, doch mein Vater schien es nicht einmal zu spüren, während ich schon fast diese dunkle Wolke sehen konnte, die über diesem Ort schwebte. Mein Vater …

„Warum wirst du wegen ihr schwach?“

„Es ist die Rache die schwindet. Sie rettet mich.“

„Retten Vater? Hast du damit abgeschlossen?“

„Ja.“

„Wieso stehen wir dann hier, wenn mein werter Vater den Tod herbeisehnt?“

Mein Vater seufzte, stand auf und drehte sich zu mir. Das Knacken der Äste war laut unter seinen Füßen. Sein Blick wurde düster, während er mich anstarrte. „Du hast die Wahrheit verdient. Wir müssen Takemaru aufhalten, sonst werden viele Sterben.“

„Beweinst du die Menschen, die im Kampf sterben oder deinen Tod?“, schnaubte ich und betrachtete diese Wolke, die fast schon greifbar nah war. So viel Hass, wie in ihr war. Es färbte regelrecht auf mich ab. Was sie wohl antrieb? Ich war schon fast versucht ihr nachzugeben, nur um ein wenig mehr zu erfahren.

„Ich würde einen Kampf gerne vermeiden.“, raunte er, während er wieder zum Haus blickte. „Izayoi zur Liebe.“

„Vater.“, hauchte ich grollend. Dieses Gift schien eine Affinität zu dieser Wolke zu entwickeln. Es war schon fast ein schwindeliges Gefühl, welches mich ergriff. „Folgt ihm. Ich werde nachkommen.“, meinte ich kühl und taxierte meinen Vater, der mich nachdenklich betrachtete.

„Nun gut. Ich will dir Zeit geben. Nur verstehe, dass es mich nicht schwächer macht, nur weil ich durch einen Menschen geschaffen wurde.“

Ich nickte abschätzig, bevor er von dannen glitt.

Wieso nicht?

„Du kannst mir keine Befehle geben. Ich habe dich gefressen.“

Gefressen oder nicht, ein Teil lebt in dir weiter.

 Ich schnaubte und strich mit meinen Fingern über den alten fast verfallenen Schrein. „Ein Inugami…“

Wie es dich doch ärgert, dass du nichts darüber weißt?

„Verwunderlich, aber wenn er sie alle ausgelöscht hat…“

Und zu Letzt hat er auch das Blut mit einem Menschen vermischt.

„Wieso sprichst du mit mir?“

Ich sehe das Potential. Flüsterte die leise Stimme des Geschöpfes, welches sich um mich wickelte. Doch deine Seele…

„Seele? Ich besitze keine.“

Doch. Aber dein Aramitama, deine dunkle Seele ist zu sehr im Einklang.

„Das heißt?“, fragte ich sichtlich interessierter.

Wenn dein Aramitama wächst, und deine gute Seele schrumpft, wirst du viel mächtiger.

„Aramitama sagst gut.“

Verschlinge die Finsternis. Lebe sie aus. Sonst wirst du wie dein Vater enden. Diene keiner Frau, so wie er. Lass dich nicht verzaubern.

„Warum hilfst du mir?“

Wie gesagt, ich lebe in dir. Nur dieses grässliche Licht ist kaum zu ertragen. Dabei warst du zu mir auch nicht gütig.

Ich schnaubte. Aber sie hatte schon Recht. Mein Aramitama müsste ich also aus dem Gleichgewicht bringen. Meine gute Seele… Es war schon grotesk, dieses Wort in den Mund zu nehmen, aber sie hatte Recht.

„Wie kann ich es steigern?“

Töte. Töte und töte. Lass sie alle sterben. Du wirst es genießen. Ich verspreche es dir. Weißt du, auch wenn es nur alte Männer waren, aber dieses Gesicht, wenn aus ihrer glücklichen Hoffnung Verzweiflung wurde… Es ist köstlich. Dein Vater lehrt dich das falsche. Lass mir die Finsternis zeigen. Siehst du diese Wolke? Sie steckt voller Groll und Hass. Nimm sie dir.

Ich blickte zu der Aura und schritt auf sie zu. Sie gehörte zu einem Ort am Boden. Mit der Hand schob ich das Moos beiseite, bis ich einen Schädel entdeckte, welcher deformiert und abgetrennt war.

Das war dein Vater nach seiner Geburt. Dieser Mann hasste deinen Vater. Sogar er könnte zum Dämon werden.

Ich starrte das Wesen an. Dieser Kopf, aus dem eine dunkle Aura quoll. Das war der Hass eines Menschen? Aramitama? Fast schon begierig näherte ich mich dem Schädel und starrte in die leeren Augenhöhlen. „Dieser Mann schuf meinen Vater?“

Ja. Es ist wahrer Groll. Auch Menschen können aus der Balance fallen. Wenn du es tust, wird deine Gestalt mächtig und gewaltig. Nichts steht dir im Weg. Dafür bekommst du meine Macht. Gefällt dir das nicht?

Gänsehaut lief über meinen Rücken, während ich den Schädel betrachtete. Was ein Mensch konnte, konnte ich erst recht. Ich wollte Macht und ich bekäme sie auch. Mein Vater war weich geworden und ich würde seinen Platz einnehmen. Oftmals hatte ich die leisen Stimmen der anderen vernommen. Meine Fenster waren immer offen, sodass ich sie alle hörte. Er hatte es schon längst verlernt, zuzuhören.

Ich hob den Kopf an und ließ meine Finger über den Schädel gleiten, bevor ich mit einer kurzen Bewegung den Schädel bersten ließ und erfreut zusah, wie die Knochenstücke auf den Boden rieselten.

Es war schon längst an der Zeit gewesen für diesen Weckruf und jetzt erst recht, nachdem ich erkennen musste, dass mein Vater ein solches Geschöpf war. Mutter, du wirst stolz sein. Auch wenn ich die letzte sein werde, ich werde mächtiger als alle anderen.

So ist Recht. Dein Vater war einst so mächtig, als sein Groll regierte und er tausende Menschen tötete. Es gibt viele Geschichten. Tritt in seine Fußstapfen.

Ich lächelte finster, während ich das modrige Haus noch einmal betrachtete. Ich kniete mich auf den Boden und ließ das heiße Gift hineingleiten, was den Boden schlickig machte und alles verschwinden ließ. Vater, deine Dummheit war, diesen Ort bestehen zu lassen. Ich werde diese Wurzeln auslöschen.

Der Groll erwachte in mir und ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich würde morden und töten. Vielleicht sollte ich später das Dorf angreifen. Sie vertrauten uns, wie würden sie wohl aussehen, wenn ich sie töten würde?

So ist es gut. Schon viel besser. Ich zeige dir, wie du mehr Macht bekommst.

Sie verhexte mich, doch im ersten Moment sah ich keinen Schaden, sondern eine Besserung. Ihre kalten glitschigen Finger schlossen sich um mein Herz. Mir war jedes Mittel recht, auch wenn dieses Biest sich in mir eingenistet hatte. Doch durch sie würde ich meine Hemmungen verlieren und könnte endlich meiner Bestimmung folgen.

Wir waren also Rachegötter gleich den Todesgöttern. So amüsant. Jetzt wo ich es auch akzeptierte und sie zu mir sprach, schien mir das Gift wirksamer zu werden.

Der Groll stärkt mein Gift, Sesshomaru.

So war das also. Vater, ich werde dich ablösen und nicht den gleichen Fehler wie du machen. Vater. Endlich verstand ich unsere Wurzeln und sah, welches Potential doch in mir schlummerte.

Vielleicht hatte diese Ningyo mich fast getötet, doch jetzt stärkte sie mich. Später würde ich sie verschwinden lassen, aber jetzt war sie eine zu große Hilfe, meine Ziele schneller zu erreichen.

 

 

Der rote Faden (Izayoi)

Etwas geschah, doch ich wusste nicht was, sie ließen mich im Ungewissen darüber, aber ich spürte es, dass sich etwas Schlimmes anbahnte. Ein Beweis dafür war schon, dass Yukiyona mir nicht von der Seite wich, während die anderen beiden in einem separaten Zimmer waren. Erst hatte ich versucht mit ihnen zu reden, doch sie schienen fast schon apathisch. Sie waren doch sonst immer aufgeweckt gewesen, aber jetzt… Was war hier nur los?

Sanft rieb ich über meinen Bauch, während ich aufstand und meine Amme mich ankleidete. Mein Bauch wuchs stetig, bald wäre es soweit. Nur was passierte? Wieso sagt mir niemand etwas? Der Vollmond war fast da, doch mein Liebster schickte mir keine Briefe… Ob ein Krieg herrschte? Er hatte doch Takemaru weggeschickt? Jedoch hatte er mich nicht einmal mehr verabschiedet und war auf und davon.

„Yukiyona?“, fragte ich sachte und hörte, wie sich ein Körper an meiner Tür regte. Die in weiß gekleidete Frau trat ein und verneigte sich angemessen vor mir, bevor sie die Tür schloss.

„Wie kann ich der Prinzessin zu Diensten sein?“, fragte sie mich höflich, während sie auf die Knie ging. Sie war so grazil. Ihre Handspitzen berührten den Boden. Ob sie wohl auch einmal einen hohen Rang bekleidet hatte?

„Warum stehst du vor meinem Raum?“, versuchte ich es wie jeden Morgen, doch sie bewegte sich nicht. Ich wusste, sie würde mir keine direkte Antwort darauf geben.

„Es ist zu eurer Sicherheit.“ Wieder diese knappe Antwort. Im Gegensatz zu den anderen hatte sie meist eher loyal zu meinem Liebsten gestanden. Ich verzog leicht die Lippen und seufzte leise. Hoffentlich kommst du bald mein Gemahl und erklärst mir, was geschehen ist. Ich wollte nicht glauben, dass es wegen Takemaru war. Er war ein verlorener Mann, dessen Einstellung fest war, aber er war doch gegangen?

„Darf ich raus?“, hauchte ich leise und sah sie noch einmal an. Ob sie wirklich gerne hier war? Sie schien Männer regelrecht zu meiden, außer Sesshomaru, der sich auch nicht mehr zeigte. Was er wohl tat? Wieder eine neue Macht, die er ergattern konnte?

„Gut. Braucht ihr eine Sänfte?“

Ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann noch selbst gehen.“, hauchte ich und stand langsam auf. Yukiyona reichte mir eine helfende Hand, nachdem sie in einem Zug aufgestanden war. Vorsichtig begutachtete ich die Kugel, bevor ich langsam Richtung Tür ging. Yukiyona schritt vor mir und öffnete die Tür.

„Es könnte kalt sein.“, bemerkte sie noch, während sie die Tür aufschob und mir einen wunderschönen Blick eröffnete. Es schneite. Erfreut eilte ich schon ein wenig schneller watschelnd zur Tür und atmete die kühle Luft ein. Ein wenig fröstelte es mir, aber Yukiyona war schon zur Stelle und legte mir eine weitere Lage über die Schultern, welche ich dankend eng um mich zog. Dieser Anblick war wunderschön. Ich hauchte etwas und stellte begeistert fest, wie er in der Luft kristallisierte. Immer wieder ließ ich meinen Blick umherschweifen und sah mir den ersten Schnee in meinem Schloss an. Er erinnerte mich an damals im Schneesturm, als sie mich gerettet hatten. Mein Toga und Sesshomaru hatten mich gerettet. So viel war seit her geschehen. Gutes und auch Schlechtes. Damals hatte ich mich schon für meinen Liebsten entschieden, aber wer hätte gedacht, dass ich ihn damit ins Verderben schickte? Er sagte vielleicht, dass es seine Rettung wäre, aber war es das wert? Den Tod in Kauf zu nehmen? Ich liebte ihn über alles, aber ich liebte ihn auch so sehr, dass ich wollte, dass er lebte. Es fühlte sich egoistisch an, dass er wegen mir litt.

Sehnsüchtig starrte ich hinauf zum Himmel. Bald wäre er da. Mein Herz schlug ein wenig schneller, als eine Brise mir etwas Schnee ins Gesicht trieb. Ich lächelte und verfolgte die anderen Flocken. Ich schüttelte mich leicht und versuchte die dunklen Gedanken zu vertreiben, bevor ich mein Lächeln aufsetzte. Wir würden alles schaffen. Ich war nicht alleine und er auch nicht. Was sollte schon geschehen?

„Prinzessin, erkältet Euch nicht.“

Ich blickte zu Yukiyona und nickte leicht, bevor ich noch einmal die kühle Luft einatmete. Sie hatte schon Recht, ich trug nicht einmal Schuhe. „Nein, keine Sorge. Bist du gerne hier?“

„Es ist meine Aufgabe. Da ist es nicht entscheidend, wie es mir gefällt.“

Ich verzog die Lippen, bevor Yukiyona leise hinzufügte: „Ich mach es gerne. Es ist erfrischend.“

„Erfrischend?“, fragte ich verwirrt und sah zu ihr. „Wieso das?“

„Ich bin kein geborener Dämon.“

„Warst du mal ein Mensch oder auch ein Tier?“

„Ein Mensch. Aber das ist sehr lange her. Doch ruhen in mir noch die alten Gefühle, die mich an diese Welt banden.“

„Kann ich auch ein Dämon werden?“, fragte ich nach. Das wäre doch die Lösung oder? Aber diese Frage war falsch. Yukiyona drehte sich zu mir und ich spürte, dass sie wütend war. Ihr Körper verkrampfte sich.

„Prinzessin.“, sagte sie fast zischend, während ihr Körper sich verkrampfte. „Ihr wisst nicht, was dafür geschehen muss. Vergesst den Gedanken. Dämonen entstehen nicht aus guten Gefühlen.“

Ich schluckte und schritt etwas zurück, bevor sich Yukiyona einfach umdrehte und davoneilte. Meine Schultern sanken und mein Herz schmerzte. Was hatte ich da nur so unüberlegt gesagt? Sogar mein Liebster war aus Hass entstanden. Ihr musste übel mitgespielt worden sein und ich fragte sie auch noch. Es tut mir so leid… Ich wollte ihr schon nacheilen, doch sie schien schon über alle Berge zu sein. Später musste ich unbedingt mit ihr reden.

Seufzend drehte ich mich um und blickte auf den Schnee. Nachdenklich schritt ich in den Garten. Etwas Schnee lag schon, welcher kühl an meiner Fußsohle brannte. Was sollte ich nur tun? Aber Sesshomaru hatte ja gesagt, mit Tensaiga könnte er ihn retten oder? Ich musste mich darauf verlassen.

Ein Blick auf den kleinen Fluss zeigte mir das erste Eis. Mein Kind würde im Winter geboren. Ob das Schicksal war? Ich hob und senkte meine Zehen im Schnee, bevor ich die Schultern noch weiter sinken ließ. Es war einsam geworden. So still. Meine Amme huschte natürlich viel rum, aber ein wenig einsam fühlte ich mich, wo Sesshomarus Besuche immer weniger wurden und Inu no Taisho auch nur zum Vollmond kam und Takemaru? Ein wenig fehlte er mir, es war immer schön gewesen, mit ihm zu plaudern, auch wenn ich es nie gewagt hatte das Gespräch auf meinen Liebsten zu senken.

Ich atmete die kühle Luft noch einmal ein, als ich ein leises Geräusch hörte. Mein Blick folgte dem Geräusch und erblickte Blut, welches stetig in den weißen Schnee tropfte. Es war fast beißend. Als mein Blick hochschwang entdeckte ich eine Krallenbesetzte Hand. Mein Herz setzte aus, doch dort war keine Wunde. „Sesshomaru…“, hauchte ich, als ich endlich hochsah. Sein Gesicht schien fast schon so kühl wie der Schnee, während er auf mich herabsah. Mich fröstelte es bei diesem Blick. Was war mit ihm? So kannte ich ihn gar nicht. „bist du verletzt?“, fragte ich vorsichtig weiter.

„Nein.“, meinte er nur und schlug seine Hand kurz nach hinten mit Wucht, sodass das restliche Blut Großteiles von seiner Hand abperlte und im Schnee landete. Es behagte mir gar nicht, wie er mich ansah. Mein Herz raste. Beschützend legte ich meine Hand auf meinen Bauch.

„Woher stammt dann das Blut?“, erbat ich um Auskunft, doch ich bereute es im gleichen Zug. Wollte ich es denn wirklich wissen, woher es stammte? Ich hatte immer gesagt, es war mir egal, was da draußen war, aber sein Ausdruck verängstigte mich. Als wäre er nicht er selbst.

„Das?“, fragte er und hob die Hand. Ein wenig klebte noch an seiner Hand, welches er beherzt ableckte, als wäre es eine Süßspeise. Mein Körper bebte. Die Kälte des Schnees war nichts gegen diesen Mann, der mich so gehässig und hochnäsig anstarrte. Sesshomaru, was war nur mit dir los?

„Ja…“, flüsterte ich und ging langsam rückwärts. Egal wie naiv ich war, ich spürte die Gefahr, die von ihm gerade ausging. Noch nie hatte er mir einen solchen Blick geschenkt. Es war, als wäre er etwas Anderes.

„Nur ein paar Menschen, die mir in die Quere kamen.“, hauchte er eiskalt und hob die Schultern. „Erschreckend wie rebellisch die Menschen doch sind.“

Mir kam fast die Galle hoch. Wie sollte ich da bitte noch nachsichtig sein, wenn er das Blut hier verteilte? Ich schluckte.

„Wollten sie dir etwas tun?“ In dieser Frage klang so viel Hoffnung, während meine Stimme schon fast schrill in meinen Ohren klang. Bitte lass es Räuber gewesen sein. Bitte, bitte!

„Nein. Sie standen im Weg.“, hörte ich den Schnee von allen Seiten flüstern. Mir wurde schlecht. Sie standen ihm nur im Weg? Aber so etwas tat er nicht oder doch? Meine Augen wurden weit. Ich hatte immer gesagt, es interessiert mich nicht, doch… „Hast du Angst?“

Meine Beine ließen nach, sodass ich im Schnee landete. Der Schnee war fast schon warm, so kalt war seine Aura, die nach mir packte. „Warum?“

„Sagte ich doch. Sie standen im Weg.“ Diese Worte mochte ich nicht. Nicht von ihm. Warum war er so? Was war in diesem Monat geschehen, nachdem sie ohne Abschied abgereist waren? Sesshomaru war schon immer manchmal kühl gewesen, aber nicht so. Meist war da dieser Funke gewesen. Doch jetzt schien er verschwunden zu sein, als wäre er ausgelöscht.

Langsam kam er auf mich zu. Jeder Schritt gezielt. Fast glaubte ich zu sehen, wie der Schnee vor ihm wich. Nein es war keine Einbildung… Etwas strömte aus seinen Schuhen, dass den Schnee schmelzen ließ, während er eiskalt blieb. Er blieb vor mir stehen und mein Herz setzte aus, bevor er sich herabbeugte und mein Kinn anhob. Ich hatte Angst vor diesen Augen, die wie erstarrtes Gold aussahen. Kaltes Gold. Es war nicht mehr leuchtend, es war düster.

„Ich mag den Gesichtsausdruck.“, sagte er erfreut und legte den Kopf leicht schief. „Verstehst du es endlich?“

Ich zitterte wie Espenlaut und betete jede Sekunde aufzuwachen, doch ich tat es nicht. Sein Gesicht war so dicht und seine Hände so eiskalt. Das war kein Traum, es geschah wirklich. „Warum tust du das?“

„Ich bin ein Dämon.“, meinte er salopp und verengte die Augen. „Lass es uns ein für alle Mal beenden.“

„Beenden?“

„Ich lasse nicht zu, dass du ihn tötest.“, hauchte er. Seine Krallen glitten leicht über mein Gesicht. Wollte er mich töten?

„Sesshomaru?“, flüsterte ich verängstigt, bevor seine Augen kurz aufleuchteten. Seine Hand schnellte zurück, wie auch sein ganzer Körper, bevor er eine Hand an den Kopf legte. „alles in Ordnung?“

Er schüttelte sich und starrte mich kurz an. „Vergiss mich. Das nächste Mal töte ich dich. Merk dir das. Du wirst mich niemals besänftigen.“

Danach sprang er davon und ließ mich bibbernd im Schnee zurück. Was war nur geschehen? Er war so verändert… Warum nur?

„Prinzessin?“, fragte Yukiyona hinter mir und schien in die Richtung zu starren, in die Sesshomaru verschwunden war. Ich biss mir auf die Unterlippe, bevor sie mir aufhalf. „War das Sesshomaru?“

„Ja… Er meinte er tötet mich das nächste Mal.“, flüsterte ich und berührte mein Gesicht. Es fühlte sich wie Eis an. Damals als ich an der Klippe hing, war auch dieses Gefühl dort gewesen. Was tat er da nur? Was war geschehen. „Willst du mir immer noch nichts sagen?“

„Sesshomaru hat sich mit Mächten eingelassen, die wahrscheinlich sein Potential übersteigen.“, hauchte sie betrübt und führte mich stützend ins Haus. „Ihr solltet ihn nicht mehr treffen, solange er es nicht beherrscht.“

„Was beherrscht er nicht?“

„Der Fluch der Ningyo. Wie kam er nur auf die Idee… Es gibt Legenden über diese Wesen, die so düster sind unter den Dämonen. Ob seine Unsterblichkeit das wert war?“

Mein Herz setzte aus, als sie von der Ningyo sprach. Es war meine Schuld, ich hatte ihn darauf gestoßen, in meiner Suche nach Heilung für meinen Liebsten. Er hatte Menschenbücher gelesen.

„Was heißt das? Ich dachte man wird nur unsterblich?“, fragte ich vorsichtig nach, doch sie schüttelte sich nur.

„Unsterblich ja. Doch man kann getötet werden. Man steht nur immer wieder von den Toten auf. Des Weiteren war es eine alte Ningyo. Eine sehr alte mit viel Macht. Er ist wahrscheinlich von ihrem Geist besessen.“

„Aber er ist doch so stark…, kann er sich nicht wehren?“, fragte ich schnell nach, doch sie schüttelte nur den Kopf, während sie mich aufs Bett setzte.

„Es geht nicht darum. Er will es einfach nicht. Doch warum es so extrem ist, kann ich meiner Prinzessin nicht erzählen. Ich sehe ihn jetzt auch erst nach einem Monat wieder.“

„Sesshomaru…“

„Er wollte das Band wahrscheinlich zwischen Euch und ihm kappen. Ihn giert es im Gegensatz zu Euren Gatten nach Macht und Anerkennung. Ein Daiyoukai steht über allen anderen Youkai. Sesshomaru ist nicht wie wir. Er will ein Herrscher sein. Nur das erfreut seine Seele.“

„Ich dachte immer…“

„Ihr habt ihn abgewiesen. Er bereut es wahrscheinlich auch schon, jemals ein Auge auf diese Welt geworfen zu haben. Euer Gemahl wird schwächer.“, meinte Yukiyona etwas heiser und setzte sich zu mir. „Wir können nur abwarten, aber haltet Euch von ihm fern, denn sonst könnte es sein, dass er Euch tötet…“

„Er wollte es auch diesmal…“, flüsterte ich. „Doch im letzten Moment zuckte er zurück und ich sah in seinen Augen seine andere Seite…“

„Verstehe. Doch das nächste Mal kann es sein, dass seine Seele ganz von Finsternis erfüllt ist. Dann wird er euch eiskalt ermorden, um auch diesen Faden komplett zu durchtrennen. Ihr seid seine Achillesferse.“

Ich nickte seufzend und kuschelte mich in meine Laken. Warum war ich nur so müde? Mein Körper fühlte sich schlapp, bevor ich in einen unruhigen Traum fiel.

 

Am nächsten Tag erwachte ich erst wieder, nur um ein grausiges Gespräch vor den Türen zu hören. Behutsam krabbelte ich zur Tür, um es besser verstehen zu können. Es war mein liebster Gemahl, welcher mit Yukiyona aufgekratzt sprach. Er schien sehr besorgt.

„Yukiyona, war Sesshomaru hier?“

„Ja, mein Herr.“, antwortete sie, bevor ich ihn tief einatmen hörte.

„Hat er ihr etwas getan?“

„Nein. Aber er hat es versucht…“

„…“

„Was ist geschehen, dass Ihr Euch so sorgt?“

„Das Dorf in dem wir letztens waren… Sie sind alle tot.“

Ich keuchte und hielt mir erschrocken die Hände vor dem Mund. Meine Augen füllten sich mit Tränen. War es das Blut von diesen Menschen gewesen? Aber… aber… Dicke Tränen kullerten über meine Wangen. Sie hatten sich den Dämonen geöffnet, wieso tat er so etwas Schreckliches?

„War Sesshomaru es?“

„Ja. Ich habe ihn gerochen. Es war ein Massaker… Er ist komplett außer Kontrolle… Ich hatte Angst, dass er ihr etwas antut…“

„Nein, das hat er nicht, aber er hat es versucht… Er ist besessen.“

„Verstehe.“, knurrte mein Liebster. „Ich hätte ihm nicht unsere Wurzeln zeigen sollen. Schon dort hatte ich etwas bemerkt, aber ich habe es ignoriert zu meinem Leidwesen…“

„Es war seine Entscheidung…“, flüsterte Yukiyona.

„Ich weiß. Wo wird ihn nur diese Habgier hintreiben? Ich hatte gehofft, er würde aus meinem Fehler lernen…“

„Nun, durch Euren Fehler seid Ihr zum mächtigsten geworden. Er will in Eure Fußstapfen treten. Deswegen hält er diesen Weg für den Richtigen.“

„Kannst du ihn nicht überzeugen?“

„Ich? Nein. Dafür wäre ich die falsche Person, ich war selbst nur ein Mensch, wenn Ihr Euch erinnert. Es ist das Leben eines Dämons. Rache und Hass stärkt uns, während die Liebe uns schwächt.“, meinte sie etwas kälter.

Das Wort Rache schallte in meinen Ohren. Ob sie sich auch gerächt hatte? Dämonen waren Monster und keine Kuscheltiere, das wusste ich, aber machte es so viel aus, jemanden zu lieben?

„Verdammt.“, fluchte mein Liebster, bevor ich etwas Knacken hörte. Es klang, als würde Holz bersten. „Ich kann es nicht gebrauchen, dass jetzt auch noch er durchdreht. Erst dieser Takemaru und dann auch noch er.“

„Hat sich etwas deswegen ergeben?“, fragte sie.

„Nein. Er ist geflohen und seine Spur verläuft sich. Er hat etwas gestohlen, dass mir gefährlich wird. Die Prinzessin muss beschützt werden um jeden Preis. Wäre sie nicht bald vor der Geburt…“

„Ich verstehe. Wir geben acht. Wenn etwas ist, melden wir uns sofort.“

„Danke.“, brummte er, bevor er mit leichten Schwung die Tür öffnete und auf mich herabstarrte. Ich saß dort und weinte immer noch. Sanft kniete er sich vor mich und streichelte mir die Tränen aus den Augen. „Izayoi…“, hauchte er und küsste mich zaghaft. Ich schlang die Arme um seinen Hals. Es störte mich nicht, dass er die Rüstung trug, ich wollte gerade einfach bei ihm sein. „Hast du alles gehört?“

„Ja…“, hauchte ich und drückte meine Wange an seine. „Hat er sie alle getötet?“

„Ja…“

„Auch die kleine?“

Er stockte und griff in mein Haar, bevor er es sanft streichelte. „Ja… Es tut mir leid.“

Ich schniefte und zitterte. Wieso war er nur so ein Monster? Wollte er mir damit zeigen, wie böse er war? Sollte ich ihn etwa hassen? Konnte ich das?

„Dabei… ich…“

„Sprich nicht weiter.“, meinte er warmherzig und hob mich auf seine Arme. Er trug mich zum Bett und setzte sich mit mir auf den Futon auf der Erhöhung. „Es ist nicht deine Schuld.“, brummte er und küsste zaghaft meine Stirn, bevor er eine Hand auf meinen Bauch legte. „Beruhig dich etwas.“

Er sagte es fast zu einfach, während ich nur an die Menschen dachte, die er hingerichtet hatte. Er hatte Massaker gesagt. „Haben sie gelitten?“

Sein Schweigen sagte schon alles. Also hatten sie es. Sesshomarus Blick hatte mir eigentlich schon die Antwort gesagt. Er hatte Spaß daran gehabt. „Hat er schon öfters?“

„Noch nie so schlimm, außer damals, als ich ihn zu mir holte…“, hauchte mein Gemahl und streichelte mich sanft. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge, während mich die Schluchzer immer wieder durchschüttelten. „Ich hatte ihn auf einen anderen Weg führen wollen… Er sollte die Menschen respektieren doch jetzt…“

„Ist es viel schlimmer geworden?“

„Ja. Ich wünschte, ich hätte deine Augen davor verschließen können.“

Ich biss mir auf die Lippe. Es war wirklich, als wäre ich eine naive Prinzessin, die von allem abgeschlossen war. Was würde aus unserer Liebe werden? Jetzt wo die Sicherheit durch Sesshomaru schwand? Er hatte unsere Bande gekappt, das war seine Absicht gewesen. Seine Wut war so greifbar gewesen.

„Wir können nichts tun oder?“

„Nein, das kann nur er. Man kann aus einem Dämon keinen Geist treiben, ohne ihn selbst zu töten.“, fluchte mein Gemahl und küsste noch einmal meine Stirn. Ich blickte in seine warmen, besorgten Augen. „Vielleicht sollten wir doch gehen…“

„Und ihn alleine lassen?“, fragte ich besorgt nach. Er nickte.

„Das wäre besser, für dich ist es hier zu gefährlich. Ich werde nachsehen. Zumindest kann ich dich nicht hierlassen, wenn er außer Rand und Band ist. Aber erst nach der Geburt, werde ich dich dorthin bringen.“

„Verstehe.“, flüsterte ich. Mein Herz gefror regelrecht bei dem Gedanken an die Geschehnisse. War es wirklich ratsam davonzulaufen und Sesshomaru seinem Groll zu überlassen? Wie viele Leben würde er auslöschen, bis er zufrieden war? Wozu war er fähig?

Diese Augen hatten viel offenbart. Fast wollte ich nachfragen, wie alle gestorben waren, doch ich konnte und wollte es nicht. Die Angst vor seiner Antwort erschütterte mich. Sesshomaru, wieso nur? Wieso dürstet es dich so nach Macht? War es meine Schuld?

Traurig lehnte ich mich an ihn und genoss einfach seine Nähe. An ein freudiges Ereignis war nicht zu denken. Nur an die Toten. Auch wenn ich immer so laut es gesagt hatte, jetzt hatte ich kein Verständnis. Diese Menschen hatte ich gekannt. Wieso nur… war der Fluch so schlimm? Wollte er so in die Fußstapfen seines Vaters treten?

Sonst hatte ich ihn doch immer erreicht, doch diesmal hatte ich die Mauer regelrecht gespürt. Diese kalten Augen und diese kalten Hände. Als wäre eine Eisschicht zwischen uns gewesen. Seine Augen konnte ich nicht vergessen. Als wäre ein schwarzes Feuer in seinen Augen getobt. Mein Körper wollte würgen bei dem Gedanken und ich presste mich fester an meinen Gemahl. Ich würde Sesshomaru nie wiedersehen und wenn doch, würde er mich töten. Ich war mir einfach sicher, dass ich ihn nicht retten konnte. Fast war es, als wäre ich der Fluch und nicht die Ningyo.

 

 

Verwüstung (Sesshomaru)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Fußabdrücke (Inu no Taisho)

Seine spur verlief sich, während ich Takemaru verfolgte. Er hatte einige Tricks auf Lager. Ob es daran lag, dass er ein Nachfahre dieser Inugami Mochis war? Wütend hatte ich noch einige Zeit die Gegend abgesucht. Mein Sohn war mir nicht gefolgt. Irgendwas hatte ihn ergriffen, schien es mir, doch ich war mir nicht sicher gewesen, wie ich damit umgehen sollte.

Es hatte ihn wahrscheinlich von mir getrieben oder? Sesshomaru schien mir noch unerreichbarer als sonst. Was sollte ich nur unternehmen?

Nach einem Monat des Suchens kehrte ich dann zu meiner Geliebten, plante jedoch vorher einen Abstecher in das kleine Dorf, um mich zu erkundigen. Vielleicht kannten sie auch diesen Takemaru, wenn er zu diesem Dorf geritten war.

Ich nahm meine Hundegestalt an und raste über den Schnee, als mir plötzlich ein beißender Geruch in die Nase geweht wurde. Der leichte Schnee hatte mich noch erfreut, bis ich diesen bestialischen Gestank vernahm. Immer schneller rannte ich und preschte durch die Bäume, bis ich das Dorf erreichte. Ich jaulte kurz auf, als ich das Brennen unter meinen Füßen spürte. Geschwind begab ich mich in die Luft und nahm meine menschliche Gestalt an. Was sich dort vor mir auftat, riss an mir. Eine Gänsehaut so eisig wie die Natur, erfasste mich. Sie waren alle tot. Aber schlimmer noch war der Geruch von Gift und von meinem Sohn, der an vielen haftete. Ich landete im Kreis. Auch wenn der Schnee einiges bedeckte, war er blutrot geworden. Ich entdeckte einzelne Arme und Beine. Überall lagen sie.

Es war ein Blutbad gewesen. Sonst war er oft schnell gewesen, aber so wie die Körper lagen, schien er sich zeit gelassen zu haben.

Am Ende setzte fast mein Herz aus, als ich eine Frau im Schnee entdeckte. Geschwind ging ich zu ihr und hob den Leichnam aus dem Schnee, nur um sie wieder fallen zu lassen. Es war von der kleinen Yukiko die Mutter. Sie war Splitter Faser nackt. Ihr Körper war regelrecht verziert, während ihr Mund weit aufgerissen war. Ihre Zunge fehlte, doch schnell erkannte ich, dass das nicht ihren Tod verursacht hatte. Die Wunde war verschlossen. Sie stank nach Schweiß und Angst und auch der Geruch meines Sohnes haftete an ihr. Er hatte schon oft schreckliches getan, doch dies war abartig. Wie hatte er so weit gehen können? Hatte er nicht Respekt vor Menschen gezeigt? Zumindest vor Izayoi? Mir drehte sich der Magen um, als ich weiter unten das viele Blut entdeckte. So einen Tod wünschte man niemanden. Sie hatte bis zum Ende alles gespürt und miterlebt. Wo kam nur dieser Hass her?

Dann bemerkte ich aber noch etwas Schlimmeres. Ich roch Yukiko dicht bei ihr. Ich blickte mich um, doch fand ich nichts. Aber sie war dort gewesen, es war ihr Blut. Hatte sie alles mitangesehen? Sesshomaru…

Schnell machte ich mich auf dem Weg und folgte dem Geruch. Im Wald fand ich dann auch fast schon schleifende Spuren. Mein Körper bebte vor Wut und Furcht. Ich verfolgte die Spur immer weiter durch den Wald. Sie wollte zu Izayoi! Auf einer Wiese entdeckte ich dann das Mädchen, wie es am Boden lag und keuchte. Ihr Herz schlug langsam. Vorsichtig ging ich auf sie zu. Doch als sie mich sah, zuckte sie und drehte sich und versuchte vor mir weg zu robben.

Ich erstarrte ein wenig. Hatte ich es richtig gesehen? Ich umrundete die Kleine und schnappte sie. Sie schrie und zitterte, bevor ich das Unheil erblickte. Er hatte ihre Haut verätzt. Das hübsche kleine Mädchen. Ihr eines Auge war blind und ihre Wange verätzt. Auch ihr Haar war ausgefallen. „Was ist geschehen?“

„Monster Monster Monster!“, kreischte sie schwach. „Monster.“

Ich versuchte ein wenig ihre Schmerzen zu lindern, doch ihr Blick war so leer. Was hatte sie nur sehen müssen?

„Izayoi…“, flüsterte sie und sah mich ängstlich an bevor sie weinte. „Ihr Monster…“

Warum hatte er nur die eine am Leben gelassen? Sie war verätzt, aber er hatte ihr nichts getan… wieso? Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sie sollte es Izayoi sagen. Ich war wütend. Er wollte ihr schaden. Ich starrte das Kind an, welches nie wieder so leben könnte. Keine Macht der Welt könnte sie retten.

„Lass mich!“, kreischte es.

Mein Herz schmerzte, während ich abwägte. So könnte ich sie nicht ins Schloss lassen. Sie durfte es nicht sehen. Aber konnte ich? Ich hob eine Hand und strich über den kleinen Schädel. Diesmal? Nein… Es war falsch aber… Es wäre zu viel für Izayoi. Er hatte dieses Mädchen zerstört. Izayoi…

Ich atmete tief durch, bevor ich meine Hand zur Faust ballte und das bersten ihres Schädels vernahm. Das Herz blieb fast gleich stehen, während ich sie in den Schnee legte und die Augen schloss. Das würde er bereuen. Dieses Mädchen hatte Bedeutung gehabt. Auch wenn ich sie erlöst hatte vor den Qualen und Schmerzen. Es fühlte sich einfach grausam an. Sesshomaru, wieso wolltest du in meine Fußstapfen treten? Wieso dürstet es dich so sehr? Wieso nur…

Leicht betrübt reiste ich zum Schloss, wo ich auf Yukiyona traf, welche mir von Sesshomaru berichtete, der auch hier zugegen gewesen war. Es war nur beruhigend, dass er Izayoi nicht geschadet hatte, auch wenn sie den ganzen Tag geschlafen hatte.

Das schlimmste war aber wohl, dass meine Braut alles belauscht hatte. Am Ende log ich sogar und sagte ihr, Sesshomaru hätte Yukiko getötet, auch wenn ich es gewesen war. Es war eine Notlüge.

Fast den Rest des Tages, saß ich mit ihr auf unserem Bett. Sie ließ mir nicht einmal Zeit, meine Rüstung abzulegen, bevor sie mich festgehalten hatte. Ihr Herz schlug wild. Ihre warmen Tränen. Wie konnte er ihr nur so etwas Schreckliches antun? Was dachte mein Sohn sich? Das war nicht der richtige Weg. Wollte er denn wirklich ein solches Monster werden? Im Gegensatz zu mir hatte er doch gar nicht den Grund dazu gehabt. Was trieb ihn nur.

„Liebster…“, hauchte sie leise, bevor ich sie zart küsste. „Können wir ihn gar nicht retten?“

Mein Herz blieb stehen. Während mich der Groll überfiel, dachte sie noch darüber nach, ihn zu retten? Sie hatte doch solche Angst und doch wollte sie ihn nicht im Stich lassen. Wie konnte sie das nur?

„Izayoi…“

„Ich weiß.“, hauchte sie leise und drückte ihr Gesicht fest an mich. „Aber ich bin doch schuld…“

„Du bist nicht schuld…“

„Hätte ich ihm nicht von der Ningyo erzählt, um dich zu retten… dann wäre er nie verflucht worden… Wegen mir ist er so…“

„Sag das nicht, er hätte es nicht essen müssen… Es war seine Entscheidung. Wie auch seine Entscheidung war, der Dunkelheit nachzugeben.“

„Ich weiß, aber dennoch fühle ich mich schuldig… Ich hätte achtsamer sein sollen…“

Ich seufzte und streichelte ihren Kopf. Sie durfte nie dieses Dorf sehen. „Izayoi. Hör auf. Es ist nicht deine Schuld, wenn hätte ich mehr Acht geben müssen.“

„Liebster.“, flüsterte sie heiser und schluchzte. „Ich fürchte mich…“

Ich umarmte sie noch einmal fest, bevor ich langsam ihr Gesicht streichelte. „Ich werde dich beschützen. Sorge dich nicht. Er wird nicht wiederkehren.“

 

Eine Ewigkeit später verabschiedete ich mich. Yukiyona blieb bei ihr, wie auch ihre Amme. Ich musste nach der Insel sehen. Es war meine letzte Chance. Sesshomaru war gefährlich und sie brauchte Sicherheit. Sie musste einfach sicher sein, wenn ich es mit ihm aufnehmen müsste.

Ich verwandelte mich. Meine großen Pfoten trieben mich durch den Schnee Richtung Küste. Dabei überquerte ich noch einmal das Dorf, welches nur nach Verwesung stank. Mein Herz schmerzte bei diesem Anblick, bevor ich das Meer erreichte und auch hier mir ein ekliger Geruch entgegenschlug. Vorhin hatte ich ihn nicht bemerkt. Unsicher betrachtete ich das unruhige Meer, was wütend über den Sand und den Schnee schwappte, bis mir auf einmal eine fast leblose Gestalt ins Auge fiel.

Ich stürzte auf den Mann zu und zog ihn vorsichtig aus dem Wasser auf den Schnee. Schwarzes Haar und dieses Gesicht. „Yuudai?“, erschauderte ich und hob sein Kinn ein wenig an. Er atmete, doch sein Puls war sehr schwach. „Was ist passiert?“, fragte ich. Sein Körper war übersät mit Verbrennungen und Wunden. „Yuudai?“, versuchte ich es noch einmal und diesmal öffnete er die Augen.

„Toga.“, sprach er unter Schmerzen. „Endlich…“

„Was ist geschehen?“

„Sie haben unseren Wall durchbrochen. Sie nennen sich Shitoshin. Angeblich mächtige Götter.“, hustete er und spuckte ein wenig Blut, während sich in mir ein großes Loch auftat. Der Ort der Rettung…

„Habt ihr sie bezwungen?“

„Nein… Sie sind übermächtig. Wie die 4 Gestirne. Meine Frau…“

„Konnte sie sich retten?“

„Nein… Jeder der sich nicht beugt, muss sterben.“

Meine Augen weiteten sich, während er in meinen Armen stark am Keuchen war. „Du musst sie retten. Hol deinen Sohn und tötet diese Bastarde!“

Meine Lippen pressten sich aufeinander. Hätte ich nur die Macht. „Ich werde sie rächen.“, flüsterte ich noch, als ich bemerkte, wie er seinen letzten Atemzug tat. Leblos hing der Körper in meinen Armen. Was waren das nur für Monster? War die Welt gegen uns? Erst Sesshomaru und jetzt die Shitoshin? Die Schlinge zog sich enger um meinen Hals. War es meine Schuld, weil ich begonnen hatte zu lieben? Ich hatte nicht bemerkt, dass mächtige Wesen hier waren. Ich schaffte nicht einmal meinen Sohn zu bändigen, wie sollte ich dann noch sie beseitigen?

Wut kochte in mir über mich selbst, wie schwach ich doch geworden war. Ja, ich hatte mich danach gesehnt, doch zu erkennen, wie die, die mir etwas bedeuteten, starben… Ich legte ihn ab und zog mein Schwert. Doch ich war zu aufgewühlt. Es wollte mir nicht zeigen, was ich sehen wollte. Dieses Schwert reagierte nicht auf meinen Hass. Es brauchte Mitgefühl, Liebe, Sehnsucht. Ich verfluchte das Schwert und steckte es zurück, bevor ich auf den leblosen Körper sah und dann zum Horizont blickte. Der Wind trieb den Geruch des Todes zu mir, auch wenn die Insel von einem seichten Nebel in weiter Ferne umhüllt war. Ich bräuchte meinen Sohn dazu. Unbedingt. Nur musste ich es schaffen, ihn zur Vernunft zu bringen, ihn zu unterwerfen.

Würde meine Kraft reichen? Ich musste schnell sein und Planen, bevor ich in meine letzte Schlacht zog. Diese Insel würde gerettet werden und mit meiner Frau verschwinden, sodass sie vielleicht glücklich werden konnte.

Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich meinen alten Freund mit mir zog und ihn in der Erde verscharrte. Betrübt blickte ich auf sein Steingrab, bevor ich mich nach Hause begab.

Es mussten Vorkehrungen getroffen werden. Myoga würde mir beistehen und alles weitere unternehmen, sodass falls ich starb, alles bereit war. So wie mein Sohn war, musste ich auch dafür sorgen, dass meine Schwerter ihm fernblieben. Tessaiga würde mein anderes Kind erhalten, während So’ounga vor Sesshomaru verborgen bleiben müsste. In seiner Gier nach Macht und seiner Wut, würde das Schwert ihn noch mehr beeinflussen, sodass er sich komplett verlor. Er würde mich dafür hassen, doch für ihn würde nur Tensaiga bleiben. Es besaß eine geheime Technik, die ich vor ihm verborgen hielt. Sie sollte es auch bleiben. Er musste sich finden. Das gute in ihm. Tensaiga würde ihm nur nützen, wenn er wieder Gefühle zuließ. Aber es könnte ihn auch beschützen. Ich musste das Netz weit spinnen.

Dies führte mich sogar so weit dazu, noch ein weiteres Schwert in Auftrag zu geben. Mein Plan war wahrscheinlich grausam, doch wollte ich meinem Sohn etwas vererben, sollte er endlich sein wahres Ich finden. Man konnte ein Daiyoukai auch ohne Hass werden. Selbst ich war es zu meiner Anfangszeit nicht gewesen. Erst die Befreiung meiner Herrin hatte mir die Macht verliehen, doch er würde mir nicht glauben. Dieser Fluch lastete zu sehr auf ihm. Auch das Alter hatte damit zu tun.

Erst aber, wenn er die Wahrheit erkennen würde, konnte er es besitzen. Wahrscheinlich müsste ich es in ihm versiegeln, aber wenn sollte es so sein. Mein Geschenk würde ihm große Macht geben, doch erst wenn er die Menschen nicht mehr verachtete. Das wäre meine letzte Lektion für ihn. Was auch die erste war. Er bekam nicht immer das was er wollte, aber wenn man geduldig wäre… Ich lächelte traurig. Wie viele Jahrhunderte wohl vergehen würden, bis er mein Geschenk sah? Hoffentlich würde ihm Tensaiga den Weg weisen. Sesshomaru, mein Sohn…

Takemarus Wiederkehr (Izayoi)

Der Monat zog an mir vorbei wie nichts. Nachdem mein Liebster mich verlassen hatte, war ich fast in eine tiefe Depression verfallen, hätten sie sich nicht alle so herzlich um mich gekümmert. Auch immer häufiger spürte ich das Kind ein wenig treten, was mich an das sagenhafte Glück erinnerte, dass mich erwartete. Ach mein Kind. Alles wird gut. Ich musste nur daran glauben oder?

Ob mein Liebster Sesshomaru besänftigen könnte? Vielleicht hatte er oft zu nachsichtig gehandelt. Hoffentlich würde er sich bei unserem Kind bessern. Sesshomaru… was tust du nur? Die Angst schien eher in Besorgnis bei mir um zu schwappen, was wahrscheinlich lebensgefährlich war, sollte ich ihn je wiedersehen. Sein Blick war unmissverständlich gewesen. Ich atmete tief durch und streichelte noch einmal meinen Bauch, bevor man mir beim Ankleiden half. Mein Bauch war riesig geworden. Bald wäre meine Niederkunft. Langsam hatte ich auch schon Probleme beim Laufen. Ein wenig lächelte ich. Dieses Gefühl würde ich für nichts hergeben wollen. Wie er sein würde? Was er sein würde? Vielleicht würde dann auch Sesshomaru zur Vernunft kommen, wenn er das Kind sah.

Doch wenn der Fluch so stark war, würde ich ihn nicht brechen können. Das verstand ich. Nachdenklich betrachtete ich mein Gewand. Es hatte mehrere Lagen, damit es mich wärmte, aber es war auch sehr schwer dadurch. Es war schon fast eine Qual damit zu laufen, weswegen ich mich in der Bibliothek ein wenig verschanzte und Bücher las, bis mein Gemahl ankam. Oft hatte ich gelesen und auch gesucht, wie man Flüche brechen konnte. Ich war nicht tatenlos gewesen. Ich wollte nützlich sein. Ich wollte das Leuchten in seine Augen wiederholen. Ich wollte ihn sogar Lächeln sehen… Egal wie egoistisch es wohl auch klang.

Mein Herz schmerzte ein wenig, während ich weiter und weiter die Rollen durchging, die man mir bringen ließ. Mein Vater unterstütze mich, auch wenn er wohl ahnte, dass etwas im Argen lag, doch ich hatte ihn beruhigt. Er sollte sich keine Sorgen machen. Es war meine Entscheidung gewesen, das Bett mit diesem Mann zu teilen. Es würde nur noch mehr Chaos stiften, wenn auch noch mein Vater sich einmischte. Damit wäre niemanden geholfen und am Ende würde Sesshomaru sie auch noch verletzen.

Ein wenig traurig stieß ich auf Bannsprüche. Doch er hatte ja schon gesagt, das würde nur beide vernichten. Wie konnte man nur einen Dämon aus einen Dämon treiben, überhaupt wenn dieser in einer Symbiose mit dem lebte? Wurde Sesshomaru überhaupt von ihm kontrolliert? Ich meine, er war doch so stark? Aber ich wünschte es mir fast, dass er kontrolliert wurde. Auch wenn ich dann schuld war, klang es besser, als dass er aus eigenem Vergnügen so grausam war. Ich weiß sie sind Monster, aber… ich habe in seinen Augen so oft etwas anderes gesehen. Die Sehnsucht nach Akzeptanz. Bei mir war er oft so anders gewesen und all dies hatte er jetzt abgeschnitten? Wie sollte ich das nur akzeptieren sollen, wo ich mich so sehr danach verzehrte, dass er ein Teil unserer Familie wurde?

Ich strich sanft über das Pergament. Kami. Götter. Nachdenklich blickte ich auf, nur um erschrocken fast umzufallen. Goldene Augen betrachteten mich neugierig von der anderen Seite des Tisches. „Liebster.“, flüsterte ich und musste mein Herz erst beruhigen, bevor er sich herabbeugte und unsere Lippen einander streichelten. „Ich habe dich nicht bemerkt.“

„Du warst in den Schriften vertieft. Ich war mir nicht sicher, ob ich dich stören darf.“

Ich wurde leicht rot, bevor ich das Papier auf den Tisch legte. Er setzte sich mir gegenüber auf den Boden. „Du warst fleißig?“, fragte er und blickte sich i Raum um. Viele Papiere lagen herum. Es sah wirklich chaotisch aus, dabei hatten sie damals nach Sesshomarus Ausbruch erst alles neu sortiert gehabt.

„Ja…“

„Was hast du entdeckt? Sprich mit mir meine Geliebte. Egal wie abwegig es sein mag.“

Ich nickte zaghaft und schob das Papier zu ihm. „Du hast gesagt, normale Austreibungen gehen nicht. Aber als ich dann etwas über Kami las… Hatte er nicht trainiert, um resistent zu werden? Könnte sie uns vielleicht helfen?“

Er atmete tief ein und starrte an die Decke. „Ein Versuch wäre es wert. Sie könnte einen Weg kennen und da sie ihn unterstützt, wird sie ihm nicht schaden wollen.“

„Das wäre doch schön.“, hauchte ich und strich noch einmal über den Begriff. „Wirst du es versuchen?“

„Ja, Liebste.“, hauchte er, bevor er um den Tisch kam und mich vorsichtig in seinen Schoß hob und an sich drückte. Diesmal trug er einen hübschen Yutaka. Ob er ihn nebenan angezogen hatte, damit ich nicht wieder seine harte Rüstung umklammerte? Es schien fast, als wäre er ein ganz normaler Mann. Nein, ich meine als wäre er ein Mensch. Sachte berührte ich seine Augenbrauen, die schon so oft für mich ein Freudenspender gewesen waren.

„Was bedrückt dich. Es ist nicht nur Sesshomaru oder?“ Ich wusste es einfach, er schien sich weit von der Außenwelt entfernen zu wollen. Er hatte Schatten unter den Augen. „Schläfst du genug?“

Er zog mich noch ein wenig fester an sich, bevor er seine Wange an meine schmiegte. „Zu wenig. Es ist alles kompliziert. Ich muss ein paar Steine aus dem Weg räumen.“, flüsterte er in mein Ohr, bevor er mir sacht die Strähnen aus dem Gesicht wischte. „Aber ich werde alles in die Wege leiten.“

Ich schüttelte leicht den Kopf, bevor ich von ihm runterrobbte. Er sah mich etwas schockiert an, doch ich setzte mich nur bequem hin und klopfte auf meinen Schoß. Er lächelte und kam zu mir. Sein Körper schlang er ein wenig um mich, bevor er seinen Kopf vorsichtig auf meinen Bauch stütze und unserem Kind lauschte. „Es ist gesund.“, hauchte er, während ich zusammenzuckte. Er trat schon wieder.

„Ein kleiner Kämpfer anscheinend, so wie er dich tritt.“, kicherte ich, bevor er seine Stellung änderte und sich auf meinen Schoß legte. Ich streichelte zart seinen Kopf, während er die Augen schloss. „Schlaf etwas. Alles wird gut. Versprochen. Wir sind zusammen und das zählt. Sesshomaru wird auch wieder zur Vernunft kommen. Bestimmt kann sie uns helfen.“

Er lächelte. Es machte mich unbeschreiblich glücklich, dass meine Naivität ihn aufheiterte. Ich wollte einfach daran glauben, dass Sesshomaru nicht verloren war. Am Ende konnten wir uns hoffentlich zusammenraufen und eine glückliche Familie sein, in der auch Sesshomaru endlich seinen Platz fand.

Liebevoll streichelte ich das Haar meines Mannes, bis ich auf einmal ein leises Schnarchen vernahm. Es tat gut, dies zu hören. Er musste Kraft tanken und ich war schon glücklich, wenn er einfach bei mir war. Ich liebte ihn so sehr, auch wenn er ein wenig von seinem Glanz verloren hatte. Mein Blick glitt zu seinen Schwertern. Ob er auch im Schlaf dieses monströse anderthalb Meter lange Schwert unter Kontrolle behielt? Diese dunkle Kugel machte mir ein wenig Angst. Doch ich wusste, dass mein Liebster dieses Schwert kontrollierte. Sesshomaru durfte es nicht besitzen. Aus ihm strömte auch so schon eine sehr finstere Macht, die uns alle verschlingen würde.

Ich atmete tief durch und betrachtete meinen schlafenden Gemahl. Ich liebte ihn so sehr. Ob wir uns in einem anderen Leben wiedersehen würden? Ob das wirklich möglich war, wenn unsere Liebe nur stark genug war? Würde es uns das Schicksal erlauben in einem anderen Leben glücklicher zu sein?

Ich streichelte immer wieder über seinen Kopf, während er leise schnarchte und ich immer wieder grinsen musste, weil seine Augenbrauen zuckten. Er war mein Liebster und würde es immer sein. Ich würde dich immer wieder finden mein geliebter Mann. Immer wieder… egal welche Gestalt du annehmen würdest, denn unser roter Faden würde über den Tod hinaus erhalten bleiben, sodass wir einander niemals verloren.

 

Erst sehr viel später erwachte mein Mann auf meinem Schoß. Ich hatte es mir nicht nehmen lassen, noch ein wenig zu lesen, während er gedöst hatte. Ich hatte jede Sekunde seiner Nähe genossen und wusste, dass er es gebraucht hatte. Schlaftrunken blickte er zu mir auf. Er schien schon viel erholter zu sein, was mich wirklich freute. „Geht es dir besser?“

„Ja. Danke.“, hauchte er und schmiegte sich noch ein wenig an, bevor ich ihn streichelte. „Deine Nähe ist so wunderbar und wie gut du duftest.“

Ich wurde hochrot und schielte leicht zur Seite, bevor ich ihn wieder anblickte. „Danke, aber du riechst auch sehr gut, nur das Geschnarche…“

„Was?“, fragte er überrascht und seine Augenbrauen wackelten. „Habe ich?“

„Ja. Aber es ist nicht schlimm. Ich freue mich nur, dass du dich so gut ausruhen konntest.“

„Bei dir immer meine Liebste.“, flüsterte er und streichelte ein wenig meinen großen Bauch. Bald wären wir eine große Familie. Ich sehnte mich so danach, wenn wir zusammenstanden und unser Kind in Armen halten würden. Ich streichelte ihn noch einmal.

„Soll ich dich zur Göttin begleiten?“

„Nein, Ruh dich aus. Bald kommt unser Kind. Ich warte sehnlichst auf den Tag. Nächsten Monat wird es so weit sein.“ Glücklich lächelte ich und streichelte auch einmal. „Ja. Dann schreib mir aber ein paar Briefe, wie es dir ergangen ist, mein Liebster.“

„Das werde ich. Möchtest du noch hierbleiben?“

„Ja, ich werde weiterlesen. Ich wünsche dir viel Glück. Bring uns unseren alten Sesshomaru wieder.“

„Ich versuche es. Wir werden uns spätestens zu deiner Geburt sehen und dann bringe ich dich fort an einen sicheren Ort.“

„Ja.“, gluckste ich so halb, bevor er sich dann komplett von mir verabschiedete. Ich war ein wenig traurig, doch betete ich fast nur noch, dass die Götter mich erhöhten, dass die Sterne besser stehen sollten.

 

Es vergingen ein paar wenige Tage, als auf einmal meine Amme zur Bibliothek hereinkam. Ich betrachtete sie ein wenig verdutzt und legte das Pergament zur Seite, während sie sich schnell verneigte: „Ihr habt Besuch.“

„Wer denn?“, fragte ich besorgt, bevor sie sich noch einmal verneigte.

„Setsuna no Takemaru. Er ist mit einer kleinen Armee eingetroffen und wünscht eine Unterredung.“

Ein wenig erfasste mich die Angst, doch ich nickte nur. „Er soll hereinkommen.“, erbat ich und setzte mich ein wenig bequemer hin. Ich konnte nur hoffen. Wollte er etwas Böses, hätte er es sich nehmen können, das wusste ich. Meine Schützerinnen hielten sich auch bedeckt. Vielleicht könnte ich es auch so regeln.

Takemaru ließ nicht lange auf sich warten, bevor er eintrat und vor mir niederkniete. Er trug seine rote Rüstung. Ein Schwert an der Seite. So wie ich ihn damals fand. „Izayoi-sama. Ich bin erfreut, dass es Euch gut geht.“

Verwirrt entspannte ich mich ein wenig. „Wieso?“

Er sah auf und dann wütend zur Seite. „Hat er es euch nicht erzählt?“

Irgendwie wusste ich, worauf er aus war. „Es geht um das Monster, das sein Unwesen treibt.“

„Ich bin sicher…“

Er seufzte und blickte mich fast bittend an. „Lasst mich Euch beschützen. Er hat viele meiner Männer getötet. Diese abscheuliche Bestie. Er wird auch Euch töten, wenn Ihr nicht Acht gebt.“

„Ich weiß.“, sagte ich wissend und schloss die Augen. „Aber … ich will nicht, dass jemand wegen mir stirbt.“

Takemaru sah mich traurig an. „Izayoi-sama. Bitte. Wir sind Krieger. Ich werde Euch beschützen. Er hat das Dorf niedergerissen. Es ist mir wirklich wichtig.“

Mein Herz setzte kurz aus, als ich seinen besorgten Blick sah. „Aber was …“

„Was ich ausrichten kann? Einiges. Vertraut mir. Niemand kann euch etwas tun. Ich könnte es nicht ertragen, Euch hier zu lassen, wo er doch sein Unwesen in der Gegend treibt.“

„Verstehe…“, seufzte ich und strich etwas über meinen Bauch. Mein geliebter Mann könnte nicht hier sein bis zur nächsten Geburt. Sollte ich es wagen? Hatte mein Liebster ihn nicht auch gesucht? So würde ich es ihm abnehmen. Ich schluckte fest, bevor ich nickte. „Gut, ihr dürft bleiben. Ich vertraue Euch, Takemaru-sama.“

„Vielen Dank, Prinzessin.“, hauchte er und lächelte freundlich. Es stimmt ja, sein Hass galt nicht mir, sondern meinem Mann und dessen Sohn, die schon so manche Gräueltat begangen hatten. „Ich werde euch beschützen.“

„Danke.“, flüsterte ich und ignorierte das Ziehen in mir. Zumindest wusste ich so, dass mein Liebster Sesshomaru retten konnte und ich in der Zeit sicher war. Ich würde ihn warnen mit einem Brief, doch ich wusste, er würde mir nichts tun. Diese Augen… So hatte mich auch Sesshomaru mal angesehen. Dieser Mann liebte mich wohl. Darum ließ ich es zu, egal welche Gefahren es barg. So wäre ich sicher … zumindest hoffte ich es. Ich war mir auch nicht sicher, ob er ein Nein akzeptiert hätte. Liebster komm bald heim. Ich würde dir Briefe schicken…

Ryukotsusei (Sesshomaru)

 

Meine Machtgier und dieser Geist in mir trieben mich zu immer mehr verrückten Handlungen. Aber es störte mich auch kaum, da ich unsterblich geworden war. Sie hatte mir versichert, wenn ich starb, dass durch meine gute Regenerationsfähigkeit und ihrem Gift, ich sehr schnell wieder auf den Beinen war. Doch verstand ich ihre Anmerkung, dass es trotzdem gefährlich sei, zwischen den Welten zu wandeln.

Somit machte ich mich anfangs an die nicht so starken Dämonen, bis mir eine interessante Kunde dargebracht wurde. Jemand stahl mir meine Anerkennung, in dem er noch mehr Verwüstung anrichtete, als ich. Es machte mich fast schon rasend vor Wut.

Der Gegner wird größer sein. Aber so kannst du deinen Vater übertreffen. Oder an ihn heranreichen.

„Was weißt du?“, fragte ich sie, während ich auf Ah-Uhn über die Wolken glitt.

Er ist ein Daiyoukai, wie dein Vater. Ein Drache namens Ryukotsusei. Ihm interessiert die Herrschaft nicht, er bringt nur Verwüstung. Wenn du ihn besiegen kannst und seine Macht aufnimmst…

„… werde ich direkt zum Daiyoukai. Fabelhaft. Und ich muss ihn nur verspeisen?“

Stell es dir nicht zu leicht vor. Er ist nicht verweichlicht wie dein Vater und auch keine Frau, die du einfach beschlafen kannst.

Ich grinste kurz, bevor ich wieder ernst wurde. „Also muss ich vorsichtig sein. Hast du vor ihm Angst?“

Nicht unbedingt. Unser Gift ist stark. Wir müssen nur seine Schuppen schmelzen lassen. Sein Panzer ist hart und wir könnten uns diese Macht untertan machen.

Ein wirklich guter Gedanke. Auch mein Vater würde danach erkennen, wie mächtig ich doch eigentlich war. Ich würde ihn mit diesem Zug übertreffen und niemand konnte mich aufhalten, denn ich war zum Herrscher auserkoren.

Jeder wird dir zu Füßen liegen!

Mein Herz frohlockte nur bei dem Gedanken, wie sie alle niederknien würden. Macht war das einzig wahre Mittel. Nur durch Macht und Angst, würde ich meine Ideale erreichen und auch meine Mutter übertrumpfen. Ich brauchte niemanden. Denn wenn niemand da war, konnte mich auch niemand belügen oder hinters Licht führen.

Niemanden brauchte ich. Ich blickte auf meine Hände herab. Niemanden brauchte ich an meiner Seite. Vielleicht war es einst anders gewesen, doch ich hatte es verstanden. Ich gehörte nicht dazu. Ich würde meinen eigenen Weg finden und niemand könnte mich daran hindern.

 

Ich machte mich auf in den Kampf, bewaffnet mit meinen Klauen und meinem Gift. Mehr würde ich nicht brauchen, um dieses Geschöpf zu töten. Wenn ich meinen Vater nicht bezwingen könnte, würde ich diesen Daiyoukai bezwingen. Ihr werdet alle sehen, dass ich euch nicht brauche! Am Ende würde ich übrigbleiben und ihr im Staube vor mir kriechen. Ich spürte es, ich wusste es. Niemand würde sich mir entgegenstellen. Niemand. Ihr würdet mich alle achten lernen!

 

Die Stimme in meinem Kopf schien zu schweigen, während ich der Spur der Verwüstung folgte. Sie war gigantisch und fast schon furchteinflößend, doch mich konnte nichts töten. Nicht mehr. Geschickt durchquerten wir die Gegenden und Felder. Ich und mein treues Tier. Es war ein gutes Nutztier.

Mein Herz schmerzte kurz und ein weiteres Stechen in meinem Rücken, als zerrte etwas an mir. Ich würde ihr bald ein Ende setzen. Bald, wenn ich mächtig genug war. Dann würde auch dies aufhören und ich wäre frei von diesem Menschen, der an meiner Leine vehement zerrte, weil er nicht verstand, was ich war. Ich war nicht wie mein Vater und würde es auch nie werden. Ich war frei, wild und unabhängig! Was glaubte sie über mich bestimmen zu können, wo sie doch meinen Vater gewählt hatte? Sollte sie über ihn bestimmen!

 

 Nach einiger Zeit fand ich ihn dann. Einen silbrig-grauen Drachen mit riesen Zähnen, die aus seinem Maul ragten und roten, stechenden Augen. Zwischen seinen Augen trug er etwas wie eine Menschenmaske. Oder eine Noh-Maske? Ich war mir nicht sicher, aber wo ich ihn sah, spürte ich die Macht schon in mir, die ich erlangen könnte, wenn ich ihn am Ende es Kampfes verschlang. Diesmal würde ich siegen und beweisen, wie machtvoll ich war.

 

Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, stürzte ich mich in den Kampf. Stolz wie ich war, hatte ich nicht einmal seine Züge beobachtete, sodass seine explodierenden Energiebälle mich kalt erwischten. Es schleuderte mich gegen einen Felsen, der sich kühl und spitz in meinen Rücken bohrte. Ich hörte es knacken. Wie mächtig war dieses Monster?

Ich schüttelte mich und starrte ihn wütend an, bevor ich losschnellte und versuchte mein Gift auf ihm zu verteilen. Sie hatte mir gesagt, ich müsste mich durch die Schuppen fressen. Die Haut darunter war weich und sehr verletzlich. Harte Schale, weicher Kern. Gezielt attackierte ich seine Brust und versuchte jedem Angriff auszuweichen, doch es war kaum möglich, da immer wieder neue Blitzkugeln auf mich niederregneten.

„Du Wurm, ich verspeise dich. Du wagst es mich anzugreifen?“

„Ich werde mir deine Macht einverleiben.“ Kühl und sicher brachte ich die Wörter über meine Lippen, nur um seine verachtende Fratze zu sehen.

Der Drache lachte mich lauthals aus, während ich mit meiner Geschwindigkeit den ersten Schlag landete und seine Schuppe erwischte, da er unvorsichtig geworden war, doch mein Gift war nicht stark genug, um seinen Schutzwall sofort zum Einfall zu bringen. Des Weiteren war ich auch nicht schnell genug, auszuweichen und spürte, wie sein mächtiger Schwanz mich traf und mich gegen die nächste Wand katapultierte. Wieder ein Knacken. Ich wusste, dass es nicht nur die Rüstung diesmal war. Wahrscheinlich hatte er mir mindestens eine Rippe gebrochen.

Knurrend löste ich mich und setzte abermals zum Angriff an. Mein Gift brauchte zu lange, während der Gegner übermächtig schien. Doch ich würde nicht weichen. Ich war ein Kämpfer und würde über alle herrschen. Wieder ein Hieb und wieder ein Energieblitz, der mich erwischte, als ich nicht schnell genug war.

„Argh.“

Er ist zu stark… beeile dich!

Ich knurrte laut und griff noch einmal an. Bald würde ich die Platte zerstört haben. Sie wurde schon weicher. Bald. Ich müsste nur noch ein wenig länger ausharren.

Es vergingen wahrscheinlich Stunden, während ich mich nach und nach vorarbeitete und er mir immer wieder neue Knochen brach. Langsam wurde es brenzlig. Selbst das Gift kam nicht mehr hinter her mit dem reparieren. Hustend kam ich kurz zum Stehen und entdeckte Blut an meiner Hand, was mich erschaudern ließ. Doch im nächsten Moment schlug mich sein Schwanz schon wieder in die nächste Ecke. Wie sollte ich dieses Vieh besiegen, welches so schnell war? Schneller als ich…

Langsam verschwamm meine Sicht.

Fürchte nicht den Tod.

„Verdammt, das tue ich nicht!“, schimpfte ich und schlug noch einmal zu. Ich spürte, wie die Schuppe langsam nachgab, doch wieder erwischte mich ein Schlag. Ich war so langsam geworden... Die Blitzkugel umfing mich und explodierte. Mein Herz setzte kurz aus, als meine Rüstung barst und ich zu Boden krachte. Keuchend lag ich dort, gelähmt vom Blitz. Angst erfasste mich. Sie redete davon, ich würde wiedererwachen, doch an dieser Schwelle hatte ich mich nie befunden bisher.

Ich schluckte und hustete. Geschwind drehte ich mich zur Seite und erbrach einen Schwall Blut.

Wecke dein Aramitama und du wirst übermächtig. Verdränge die Angst! Wenn du ihn besiegst, wirst du ein Daiyoukai sein und danach ein Gott!

Ich stand wacklig auf den Beinen, während der Drache mich nur auslachte, bevor sein Schwanz mich ohne große Mühen wieder mit sich riss. Es passierte noch einige Male, bevor ich liegen kraftlos liegen blieb. Mein Körper zuckte nur noch vor Schmerz, während meine Sicht immer mehr verschwamm.

Ich schloss die Augen und sah ihr Gesicht. Izayoi… Warum nur sie? Warum sah ich zu Letzt ihr trauriges Gesicht vor meinen Augen, wo ich sie doch vertrieben hatte?

Danach verschluckte mich die Finsternis. Ich glitt in einen Raum, fern ab meinem Körper, der eiskalt und leer war. War ich tot? War ich fort? Gescheitert?

Keine Sorge, du wirst leben. Es dauert etwas, aber dann…. Dann… Siegen wir!

 

Fast eine Ewigkeit später schlug ich meine Augen auf. Mein Herz zitterte, während mir ein vertrauter Geruch in die Nase stieg. Ich atmete ihn ein. Er erinnerte mich an damals. Sehr viel früher. War es nach meiner Geburt gewesen? Ich entspannte mich und fühlte mich sicher. Was war das nur? Ich versuchte meine Augen offen zu halten, doch es war so schwer, etwas zu erkennen, bis ich dann endlich die Person erblickte, die mich gerettet hatte. Mein Vater hielt mich auf dem Arm und presste mich eng an sich, während er fast schon torkelnd voranschritt.

„Alles gut, mein Sohn.“

Ich blickte mich um und sah den Drachen, welcher an dem Felsen festgenagelt war. In seinem Körper steckte ein Fangzahn meines Vaters. Die Stelle, an der ich mit meinem Gift die Schuppen geschwächt hatte. „Vater… wieso?“

„Sesshomaru, was du auch tust, du bist und bleibst mein Sohn. Argh… Ich lasse dich nicht sterben.“, meinte er mit fester Stimme, doch ich sah ihm die Schmerzen an. Bestimmt hatte er auch einige Wunden davongetragen.

„Vater…“, begann ich, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Ich bringe dich zu deiner Mutter erst mal.“, flüsterte er, bevor ich spürte, wie wir uns in den Himmel erhoben. Ich sah hinauf in die Sterne, während ich etwas Tropfen hörte. Mein Vater war schwer verwundet… Ich roch es… Selbst für ihn war der Gegner zu stark gewesen und ich hatte es im Alleingang versucht…

 

Ich wartete schon auf die Stimme, die mich anrief, ihn zu töten, doch sie schien stumm. Sogar als ich näher hinhörte, schien sie verstummt zu sein. Woran das wohl lag? Gerade war es mir aber egal. Es war schon eine große Schande, dass ich ihn nicht besiegt hatte.

„Vater…“

„Danke.“

„Wofür?“

„Für die Wunde, die du ihm zugefügt hast. Meine Macht hat in dieser Nacht nur dafür gereicht, ihn in Schlaf zu versetzen, aber ohne deine Hilfe, hätte ich auch Probleme gehabt.“, seine Hände drückten meinen noch leicht schlaffen Körper fester an sich. „Wir haben das Reich vor weiteren Schaden bewahrt. Nur bitte mein Sohn. Finde wieder auf den rechten Weg.“

Ich sah noch einmal auf, bevor ich schlaftrunken die Augen schloss. Der Kampf hatte mich ausgelaugt, wie auch diese Todeserfahrung. Ich musste unbedingt noch stärker werden...

 

Später erwachte ich unter fast schon höllischen Schmerzen in einem weichen Himmelbett. Er hatte mich wirklich zu Mutter gebracht. Seufzend blickte ich an die Marmordecke. Vater hatte sich bedankt und mich gerettet, doch wie schlimm war nur seine Wunde? War es meine Schuld?

Ich schüttelte mich, verwundert, welche Gedanken ich wieder hegte. Sie waren doch vertrieben gewesen? Was war nur geschehen? Ich bekam ein wenig Angst. Hatte er mir die Chance genommen, mein Aramitama weiter zu stärken? Das würde er doch nicht oder? So war er nicht oder?

„Dein Vater wird sterben.“

Ich blickte zu der Stimme. Sie war kühl und weiblich. Meine Mutter. Ihre Augen begutachteten meinen Körper, während sie neben mir auf dem Bett saß.

„Du hast schon einige Dummheit begangen, aber diese…“

Es durchzuckte mich wie ein Blitz. Ihre Verachtung. „Ruh dich aus mein Sohn.“

„Mutter…“

„Ja?“

„Wie lange hat er noch?“

Sie seufzte und stand langsam auf. „Es ist abzuwarten. Es geschehen einige Dinge zurzeit, weswegen er bestimmt nicht seine Wunden vorher auskuriert.“

Nachdenklich betrachtete ich meine Mutter, die ein neues Schmuckstück um ihren Hals trug. Sie legte die Hand darauf. „Ein Geschenk deines Vaters. Wohl sein letztes. Ruh dich nun aus.“

„Mutter… was bist du eigentlich?“

„Ich?“, sie lächelte matt, bevor sie sich abwandte. „Das bleibt mein Geheimnis. Finde lieber erst einmal heraus, wer du sein willst.“

Danach verließ sie den Raum und die Einsamkeit kehrte zurück. Wer ich sein wollte? Ich seufzte. Wer wollte ich sein?

Es kratzte in meinem Inneren. Ich wollte Macht. Stärke… Ich blähte meine Brust auf und schmiegte mich an den kühlen Stoff. Ich würde nicht von meinem Weg abkommen, den mir die Ningyo gezeigt hatte. Sie würde bestimmt bald aufwachen und dann würde ich weiter überlegen… Doch dann kam mir auch wieder in den Sinn, dass er starb. Seine Schwerter… ich sollte sie vorher verlangen. Sie standen mir zu und würden meinen Platz sichern. Mit ihnen würde ich alles meistern können. Tessaiga war schon mächtig, aber mit So’ounga…

 

 

Vorbereitungen (Inu no Taisho)

 

Es dauerte fast einen Monat, bis das Schwert bereit war für meinen Sohn. Auch Tessaiga ließ ich für mein anderes Kind leicht verändern.

„Ach, Inu no Taisho, da bist du.“, flötete der alte Mann, welcher einen langen Ziegenbart hatte und auf einem Feuerberg wohnte. Sein Haus bestand aus einem riesigen Schädel. Ein Schmied vom Feinsten.

„Und? Bist du fertig?“

„Natürlich. Tessaigas Macht wurde eingeschränkt, während ich noch dieses andere Stück aus einem seiner Zähne anfertigte. Aber…“, seufzte er und betrachtete sein Schwert. „Ich verstehe nicht ganz, was du damit vorhast. Ich meine…“ Er schwang es kurz. „Du wirst ihn damit kaum glücklich machen.“

„Es ist auch noch nicht fertig.“

„Huch? Wirklich nicht? Also habe ich diesen Zahnstocher geschmiedet, damit du ihn verfeinerst?“

Ich lachte leicht und betrachtete das leere Schwert. „Ja. Ich habe da so einen Gedanken.“

„Was soll ich ihm sagen, wenn es ein Reinfall ist?“

„Es ist sein Schwert. Es existierte schon immer in ihm.“

„Immer? Ich habe es doch gerade geschmiedet… Er wird des Weiteren stinkwütend, wenn er merkt, dass aus ihm ein Zahnstocher ohne Macht entspringt.“

Ich lächelte sacht. „Aber es wird mit seiner Macht getränkt sein, glaub mir, es wird funktionieren. ES soll einzig durch seine Kraft erwachsen. Er wird ihm seine Seele geben.“

Totosai verdrehte die Augen. „Auf was für Ideen du kommst…“, brummte er und bohrte sich in der Nase, während ich das Schwert nahm und mir den perfekten Schliff ansah.

„Nun. Er wünscht sich seine eigene Macht. Was sollte er dann mit meiner, sollte er mich jemals übertreffen?“

„So wie er zurzeit vorgeht, glaube ich nicht daran, dass er noch lange lebt.“

Ich schnaubte und sah, wie Totosai sich halb versteckte. „Rede nicht so über meinen Sohn. Er wird schon den Weg finden.“

„Du hast gesagt, dein Sohn hätte Tessaiga sofort beherrscht und doch willst du ihm Tensaiga geben? Ich habe es nur abgespalten, das wird ihm nicht gefallen, wenn er eines Tages dahinterkommt, dass der einzige effektive Angriff einst aus Tessaiga stammte.“

„Ach Totosai. Sesshomaru wird lernen damit umzugehen. Ich werde seiner Mutter eine Meido geben, die ich einem Monster abgenommen habe. Er wird sie meistern können, im Gegensatz zu mir. Denn was ich in ihm erkenne, wird ihm die Macht dazu verleihen.“

Totosai hob eine Augenbraue. „Wieso glaubst du das? Du konntest sogar So’ounga beherrschen, wieso solltest du …“

„In Sesshomaru schlummert so viel mehr, aber er sieht es nicht. Glaub mir, du hättest sehen müssen, wie schnell Tessaiga erwachte…“

„Du tust so, als wäre es sofort.“

„Es ist sofort. Schneller wie bei mir. Nur versucht er diese Gefühle zu verdrängen…“

Totosai und ich seufzten fast zeitgleich, während ich nur den Kopf schütteln konnte. „Aber er wird noch, er braucht einfach mehr Zeit. Ich habe auch schon mit der Quellgöttin geredet, die mir helfen wird mit der Gravur.“

„Quellgöttin? In deinen alten Tagen kommst du sehr viel rum.“

Ich schnaubte leicht und strich etwas über das Schwert. „Eigentlich ist die Quellgöttin eher Sesshomarus Verehrerin. Er lacht sich wirklich viele Frauen an…“

„Bei dir fiel das eher kläglich aus…“

„Danke.“, brummte ich und fühlte mich wieder jünger. Wir hatten ein ähnliches Alter, darum störte ich mich nicht an dem Duzen. „Ich bin halt wählerisch.“

„Eher die Frauen.“, lachte er heiser. Ich drehte mich wütend zu ihm und deutete mit der Waffe auf ihn.

„Sagt der alte Greis.“

Totosai plusterte die Wangen auf und feuerte halb spielerisch einen Feuerball auf mich, der mich knapp verfehlte. Mein Haar war minimal angesenkt. „Du benimmst dich kindisch.“, sagte ich salopp, bevor ich mich seufzend niederließ und das Schwert noch einmal begutachtete. „Weiter im Text. Sie wird es versehen mit göttlichen Insignien. Das Schwert wird mit ihm wachsen und auch mit seinen guten Gefühlen. Vielleicht kann er dann irgendwann seine wahre Bestimmung erkennen.“

„Die Wahre? Geht es um deine erste Frau?“

„Ja.“, meinte ich und dachte ein wenig an sie, bevor ich mich schüttelte und die Hand hob. „Mit ihr muss ich später auch reden. Ich wünschte nur, mir bliebe mehr Zeit.“

„Es ist nicht besser geworden?“

„Nein.“

„Aber du hast Recht, von deinem Aramitama ist kaum etwas übrig. Was der Vater zu wenig hat, hat der Sohn zu viel.“

Ich schloss kurz die Augen. Da hatte er wohl Recht, aber ich wollte es auch nicht mehr anders. „Da hast du Recht. Aber so musste es wohl kommen. Ich wünschte nur, er hätte nie diese Ningyo gefressen…“

„Es wird dauern, bis er sie niederringen kann. War sie nicht über 2000 Jahre alt?“, hauchte Totosai und verzog die Lippen. „Er hätte eine jüngere fressen sollen. Ihre Seele wird ihn beherrschen, auch wenn er es nicht erkennt. Dabei war er schon vorher nicht der beste Zeitgenosse…“

„Das stimmt. Das Siegel auf dem Schwert wird auch dort fungieren. Es wird ihre Macht abschwächen.“

„Wäre es nicht leichter, mit ihm direkt zu reden?“

Ich hob die Schultern. „Ich glaube, das würde nicht funktionieren…“

„Myoga erzählte mir von deiner Frau letztens, von deiner zweiten, wie es sie doch grämte, dass ihr werter Mann es nicht schafft, mit seinem Sohn zu reden oder ihn einzuweihen.“

„Typisch Izayoi. Ja. Sie hofft, dass ich ein besserer Vater für meinen ungeborenen Sohn sein werde, doch weiß ich nicht, wie lange mir bleibt.“

„Wäre es nicht ratsam wieder einen Ausgleich zu schaffen?“

„Ich kann es nicht. Der Funke springt nicht mehr über.“, brummte ich und strich noch einmal über das blanke Schwert. „Schmiede ihm ja kein anderes. Egal wie sehr er bettelt.“

Totosai grinste. „Hoffentlich überlebe ich das. Aber ich versuche es. Dann sorg vor. Aber trotzdem du solltest ihm sagen, dass er sein eigenes Schwert erhält.“

„Er würde nur noch mehr wüten. Vertraue mir. Er ist nicht unbedingt mit Geduld gesegnet.“, hauchte ich und stand auf. Sein leidender Blick störte mich. Ich war noch nicht tot, aber das schien er nicht zu begreifen. Ich steckte Tessaiga ein und betrachtete noch einmal Tensaiga. Er könnte es bestimmt meistern. Vielleicht sollte ich ihm zumindest davon erzählen… Aber nein.

 

Mein nächster Halt führte mich zu der Quellgöttin, die schon glücklich auf mich wartete. Ich brachte ihr ein paar Reisklöße und setzte mich an den Teich, während sie ihre Gaben verspeiste.

„Ich habe dir das Schwert gebracht.“

„Wundervoll.“, lächelte sie und nahm nach ihrem Mahl das Schwert entgegen. „Willst du wirklich, dass ich es mache?“

„Ja. Er soll nicht glauben, dass seine Eltern darin involviert waren.“

Sie blickte in den Himmel und verdrehte die Augen. „Sie ist aber auch manchmal sehr hochnäsig.“, flüsterte sie, bevor sie mich genauer betrachtete. „Aber sie hatte schon immer Geschmack, was die Männer anging.“

Ich lächelte leicht und hob eine Augenbraue, was sie sehr lustig fand. „Entzückend. Was sagt sie dazu, dass du nicht mehr lange leben wirst?“

„Nicht so viel. Es war nur ein Abkommen. Ich bin nur einer von vielen.“

„Ach, hat sie das gesagt?“, fragte sie verwirrt und zuckte mit den Schultern. „Sie ist wirklich launisch. Ihre Diener wuselten letztens schon wieder hier unten rum, als sie einen Reitdrachen suchten.“

Ich verdrehte ein wenig die Augen. Sesshomaru hatte letztens auf einmal einen besessen. Anscheinend war keiner von uns besser darin, mit unserem Sohn zu reden. Was sagte man dazu. Es war da schon fast natürlich, dass unser Sohn so verkorkst war. Aber sie war auch schon viel zu alt, als dass sie eine gute Mutter werden könnte. Was sie wohl damals dazu getrieben hatte? Ich schwelgte ein wenig in den Erinnerungen an diese weiße wunderschöne Hündin. Nur wir hatten aus anderen Gründen einander gewählt, während ich Izayoi vom ganzen Herzen liebte.

„Du bist sehr in Gedanken versunken. Schon süß.“, hauchte sie neckisch. Sie war so unverschämt, aber ich wollte etwas von ihr. „Dein Schwert ist übrigens schon längst fertig. Aber dass er wirklich so verrückt ist… Schade, dabei hatte ich ihm gesagt, er soll es langsam angehen.“

„Danach wird er es.“

Sie seufzte. „Das werden ist hier falsch. Müssen. Das Schwert wird zu Beginn ihm wahrscheinlich mehr Kraft rauben, als gut ist. Ein göttliches Schwert im Besitz eines Youkais.“

„Nein. Eines zukünftigen Daiyoukais.“

Ihr Lächeln war herzlich, während sie über ihr langes Haar strich. „Ich würde sein Gesicht gerne sehen, wenn auf einmal das Schwert auftaucht. Es wird ihm gut schmücken, da es durch seine Kraft leben wird. Ich hoffe er macht etwas Gutes aus unserem Geschenk.“

„Das wird er dann bestimmt. Und hoffentlich verzeiht er mir dann.“

„Ich glaube ehrlich, dass er seinen Vater liebt.“, meinte sie beiläufig und streichelte noch einmal über die Insignien. „Er wünscht sich einfach mehr Zuneigung. Auch in ihm fließt dein Blut. Nicht, dass es einen Unterschied zu anderen Dämonen macht. Vielleicht gewinnt der stärkerer, doch Gefühle gibt es auch. Das du und deine Frau einst alleine gewesen seid, hat euch verwehrt für euren Sohn da zu sein. Izayoi hingegen…“

„Du hast auch von ihr gehört?“

Sie lächelte und zwinkerte. „Vergiss nicht, ich bin eine Quell Göttin und kann auch in andere Gewässer. Er wird es schon schaffen. Ich freue mich auch schon, wenn er mich demnächst wieder besuchen kommt. Wenn diese Ningyo ihre Klappe hält. Sie hält ihn ja von mir fern, wie es mir scheint, weil sie ganz genau weiß, dass ich doch ein bisschen älter bin und sie einsperren kann. Sie vernebelt seinen Geist und hat wahrscheinlich schon Schäden angerichtet.“

„Schäden?“

„Ja. Sie zum Schweigen zu bringen, wird ihn nicht zu einem braven Mann machen. Er wird Zeit brauchen. Vielleicht auch eine gütige Hand. Jemand, der ihn akzeptiert und ihm zeigt, dass jedes Leben es Wert ist.“

Ich nickte und seufzte. „Das wäre wünschenswert. Es muss jemand sein, der über seine finstere Gestalt hinwegsehen kann. Hoffentlich wird er es nur auch erkennen.“

„Bestimmt. Sehnen wir uns nicht alle nach etwas?“, grinste sie verschmitzt und zwinkerte mir einmal zu. Ich verdrehte die Augen, bevor ich dann noch Tessaiga hervorholte.

„Nun, meine zweite Bitte.“

„Ein Siegel, dass zumindest teilweise menschliches Blut in einem fließen muss?“

„Ja. Sonst wird Sesshomaru es sich einfach nehmen. Doch wenn er es nicht führen kann… Mach es bitte sehr stark, dass er auch nach langem Training, es nicht ohne Verletzungen berühren kann.“

Sie sah mich traurig und besorgt an, bevor sie den Fangzahn in seiner Ursprungsform entgegennahm. „Wollen wir das nicht noch verschieben? Ich meine… selbst du wirst dich daran verletzten, wenn du es ziehst.“

„Ich halte das schon im Notfall aus. Du hast bestimmt schon bemerkt, dass ich…“

„Ja, das habe ich.“, flüsterte sie, bevor sie Wasser aus ihrer Quelle nahm und den Griff damit beträufelte. Das Schwert leuchtete auf. „Du solltest dich von ihr verabschieden.“

Ich begriff, wen sie meinte, als sie nach oben blickte. Leise seufzte ich. „Natürlich. Das werde ich nicht vergessen. Ich habe auch noch ein Geschenk für sie.“

Sie lächelte zaghaft. „Da wird sie sich freuen.“

Ich hob die Mundwinkel ein wenig an. Natürlich freute sie sich über Geschenke. Wann hatte sie das nicht getan. Doch nie war sie aus ihrer Haltung gewichen. Ob sie mir wohl nachtrauen würde? Es war ja schon lange her.

 

Ein lautes Beben erschütterte auf einmal den Boden unter unseren Füßen. Mein Atem setzte kurz aus, als ich die mächtige Aura auf einmal spürte. Mein Blick hetzte in die Richtung und erkannte einen Energieball, welcher in der Umgebung eine große Zerstörung anrichtete. Fast schon panisch richtete ich mich auf, um die Lage zu sondieren. Laut knurrend fixierte ich einen Drachen in weiter Ferne. Ein Daiyoukai.

„Meister!“, schrie etwas. Ich drehte mich und erkannte ein Wolf der auf mich zustürzte. Der Flohgeist Myoga sprang im letzten Moment ab und landete auf meiner Schulter, bevor er schon panisch mit den Händen wedelte. „Sesshomaru ist da! Er versucht Ryukotsusei zu vernichten!“

„Was?“, brüllte ich beinahe schon, bevor ich den Floh flehend ansah, doch er wiederholte nur die Worte, die mich mit großer Sorge erfüllten. Wie konnte mein Sohn so eine Torheit begehen? Wusste er denn nicht, wie mächtig Drachen waren? Verflucht noch einer!

„Er hat keine Chance, aber versucht wie ein Irrer es weiter! Ich war selbst da! Ihr müsst ihm helfen!“, hibbelte und bibberte der Flohgeist vehement, während ich nur leicht betrübt zu meinem Tessaiga sah, welches ich gerade hatte versiegeln lassen. Meine Tiergestalt musste dafür reichen, denn etwas anderes blieb mir nicht. Tensaiga konnte ich nicht verwenden und So’ounga würde eine riesige Verwüstung anrichten, da es schon so lange her war, dass ich es gezückt hatte.

„Gut.“, meinte ich. „Ich muss ihm sowieso Einhalt gebieten.“ Danach verbeugte ich mich kurz vor der Quellgöttin, bevor ich schon los hetzte. Myoga krallte sich an meinem Pelz fest, während ich mich in einen großen Hund verwandelte und die Distanz schnell wettmachte.

„Kommt Ihr denn gegen den Drachen an?“

„Ich muss. Sesshomaru weiß nicht, was er tut. Izayoi würde mir nie verzeihen, wenn ich ihn sterben lasse.“

Der Flohgeist seufzte leise an mein Ohr, bevor er sich enger ran drückte. „Ich glaube an Euch mein Herr.“

„Danke.“, meinte ich nur und preschte schon voran, gewiss, dass ich nicht ohne Schaden aus diesem Kampf kommen würde. Diesmal musste ich mich auf meine eigene Kraft verlassen. Tessaiga zu benutzen wäre für so einen Kampf viel zu gefährlich. Ich verfluchte den schlechten Zeitpunkt. Wäre Myoga doch nur etwas früher zu uns gekommen… Aber es war nichts mehr zu ändern. Vielleicht war es auch gut so. „Myoga hast du alles Weitere vorbereitet?“

„Ja, mein Herr.“, meinte er schnell. Das beruhigte mich allgemein, dass wenn ich sterben sollte, alles bereit war. Natürlich plante ich noch nicht jetzt zu sterben. Nicht, bevor ich mein Kind sehen würde. Bald wäre ihre Niederkunft. Ich fieberte entgegen und würde mich von niemanden abhalten lassen. Weder von meinem Sohn, noch einem anderen Daiyoukai. Eben lebte ich noch und dieses Land gehörte mir. Er sollte dahin zurückkehren, wo er herkam. Dieses Scheusal von Drache würde niemanden mehr anrühren.

 

Dann war ich auch endlich angekommen, nur um zu sehen, wie mein Sohn wie ein Ball durch die Gegend flog. Sein Körper prallte hart auf. Ich stockte, als ich hörte, wie er seinen letzten Atemzug tat. Wutentbrannt stürzte ich auf dieses Monster zu und leistete mir einen erbitterten Kampf mit ihm. Immer wieder versuchte ich meine Zähne in ihm zu vergraben, doch es klappte nicht. Sogar ich bekam den mächtigen Schwanz des Drachen mehr als einmal zu spüren. Wütend brüllte ich und kratzte an ihm. Meine Ohren rauschten regelrecht von dem Adrenalin. Mein Sohn hatte sein Leben verloren. Ich musste ihn retten, doch wie lange blieb mir? Ich achtete kaum noch auf meine Verteidigung, bevor ich ein Loch in seiner Verteidigung entdeckte. Nein, viel mehr roch ich das Gift meines Sohnes, welches er auf einer der Schuppen immer wieder verteilt hatte.

„Arghh…“, brüllte ich, als sich seine Krallen in meine Seite bohrten. Mein Brüllen war laut und schmerzverzerrt, als ich bemerkte, wie empfindlich meine Nerven waren. Der Schmerz war grauenhaft. Geschwind stieß ich mit meinem riesigen Maul nach vorne und bohrte meinen Fangzahn in ihn. Ich traf einen Punkt in ihm, der den Fluss seiner Aura blockierte. Ich stieß mich zurück, während mein Reißzahn knackte und abbrach.

Ich schlitterte zu Boden und keuchte schwer, während Blut auf den Boden tropfte. Bebend stierte ich hoch. Noch zuckte er, doch schnell schien er in einen tiefen Schlaf zu fallen. Meinen Körper behielt ich noch lange aufrecht, doch dann ließ ich mich fallen und verwandelte mich in ein menschenähnliches Wesen. Mein Knie sank zu Boden, während mein Körper fast schon würgte von dem starken Schmerz. Doch ich hatte jetzt andere Sorgen. Ich packte das Schwert für meinen Sohn und schritt auf ihn zu. Da lag er. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Ich nahm das Schwert in die Linke und wollt Tensaiga schon ziehen, als ich vernahm, wie sein Herz wieder einsetzte. Das musste diese Ningyo sein. Doch wäre ich nicht gekommen, hätte das Monster auch einen Körper vernichtet. Wie töricht er doch war. „Argh…“, brummte ich und legte schnell das Schwert auf seinen Körper. Es fing an zu leuchten und versank in meinem Sohn. Da es noch keine Seele hatte, würde es sehr an ihm nagen, aber auch die Ningyo sollte ihn vorerst in Ruhe lassen.

Mein Sohn. Behutsam nahm ich ihn auf die Arme. Auch wenn ich kaum stehen konnte, wollte ich ihn fest bei mir haben. In dem Moment, als er tot gewesen war, hatte ich erkannt, wie viel mir mein Sohn doch bedeutete. Der Gedanke, er hätte tot sein können, ließ mich wild werden. Mein Sohn sah so zerbrechlich aus. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie viele Knochen von diesem Wesen gebrochen waren. Am Mut fehlte es ihm wirklich nicht, doch er musste seine eigenen Grenzen finden. Mhm…. Fluchte ich innerlich, als er kurz die Augen aufschlug. Es freute mich, dass sie nicht ganz so düster waren. Sachte presste ich ihn fester an mich, als er mit mir Sprach. Nach kurzen hin und her entschied ich dann ihn zu seiner Mutter zu bringen. Izayoi würde sich sofort um ihn kümmern, doch es war mir zu gefährlich. Auch brauchte Sesshomaru viel Ruhe.

Ich teilte ihm mein Vorhaben noch mit, bevor ich mich auf zum Himmel machte, während das Blut immer weiter tropfte. Diese Wunde war tief und ich war mir nicht sicher, ob sie noch heilen würde, wenn ich die vielen Narben bedachte, die in letzter Zeit dazu gekommen waren. Es war einfach eine Tatsache, dass meine Heilkräfte versagten. Aber das war nun auch egal. Mein Sohn lebte und das war es, was zählte. Ich liebte ihn auf meine verdrehte und verkorkste Weise. Es war schon traurig, dass meine Erkenntnis erst so spät kam, als er so schwach in meinen Armen lag.

Es erinnerte mich an seine Geburt. Anfangs war er ein schwächliches Kind gewesen, dass wahrscheinlich ein wenig mehr Aufmerksamkeit bedurft hätte. Immer hatte ich sein Verhalten verteufelt, aber im Gegensatz zu ihm war ich frei aufgewachsen und wild, während er von meiner ersten Frau gut erzogen worden war. Natürlich hatte er nie unsere Gepflogenheiten verstehen können, da er schon als Kind in die Rolle des zukünftigen Herrschers geschoben wurde. Ich hatte viel zu selten gezeigt, wie stolz ich auf ihn war und bereute es wirklich von ganzen Herzen. Mein Sohn, finde deinen Weg. Sei frei, reise und versuche glücklich zu werden.

 

Im Himmelspalast angekommen, brachte ich meinen Sohn in seine alten Gemächer. Seine Mutter war fast erstarrt, als sie mich mit seinem schlaffen Körper gesehen hatte. Selten zeigte sie eine Regung, aber diesmal hatte ich ihre Sorge gesehen oder viel mehr gehört. Sie war ganz die Herrscherin, die ich vor vielen Jahrhunderten getroffen hatte. Auch sie hatte gelernt, nie aus ihrer Rolle zufallen, doch diesmal sah ich ihren Blick.

„Was ist passiert?“, fragte sie, während sie mir in Sesshomarus Schlafgemach folgte. „Lebt er?“

„Ja.“, meinte ich fest und bettete ihn in die Kissen. „Er braucht nur viel Ruhe.“

Sie setzte sich zu Sesshomaru und streichelte kurz über dessen Wange, bevor sie sich etwas beruhigte. Er war unser einziger Sohn. Ich meinte, dass es auch ihr einziges Kind war. „Und was ist mit dir?“, fragte sie danach und sah mich an, bevor sie die Augen schloss. „Es geht mich nichts an, habe ich Recht?“

Ich schritt zu ihr und sah sie leicht bedrückt an. „Ich werde es wohl diesmal nicht überleben.“, flüsterte ich. Ihr Blick schien kurz trauernd, bevor sie wieder zu Sesshomaru blickte.

„Hat er?“

„Nein. Indirekt. Es war ein schlechter Zeitpunkt, doch ohne ihn, hätte ich ihn auch nicht in Schlaf versetzten können.“

Sie sah mich durchdringend an, während ich eine Kette hervorholte, die aus weißen Perlen bestand. In der Mitte war ein größeres Amulett mit einem Portal zur Unterwelt. „Hier. Dieses Geschenk soll dir Sicherheit verschaffen. Mit ihr kannst du die Tore der Unterwelt öffnen.“

Fast schon sehnsüchtig streichelte sie das Amulett. „Willst du nicht bleiben, bis deine Wunden verheilt sind?“

„Nein. Izayoi bekommt ihr Kind. Mein Kind. Ich habe es ihr versprochen.“

Sie starrte mich an und seufzte. „Was findet ihr nur an den Sterblichen?“

„Sie zeigt mir ihre Gefühle.“

Die weißhaarige Schönheit drehte ihr Gesicht weg. „Dann geh zu ihr.“, meinte sie etwas kurz angebunden und verzog die Lippen. Ob sie noch etwas für mich empfand? Fast war ich versucht sie zu berühren, doch es war nur Izayoi, bei der ich sein wollte. „Ich werde jetzt gehen. Bitte gib Acht auf unseren Sohn, wenn ich nicht mehr bin. Er wird zu dir kommen in seiner Not.“

„Verstehe…“

Wir starrten uns noch kurz einander an, bevor ich mich wegdrehte und den Raum verließ. Noch nie hatte ich solche Regungen an ihr gesehen. Verstand sie auch erst kurz vor meinem Tod, dass ich ihr vielleicht mehr bedeutet hatte, als das Bündnis für ein Kind?

Es war lange her gewesen, als wir durch den Himmel getanzt waren. Frei und wild. Doch war sie nie wegen persönlicher Zuneigung zu mir gekommen. Ich war einfach der letzte meiner Art gewesen. Natürlich war es gang und gebe, Verbindungen einzugehen, doch wer wusste, ob es hätte mehr sein können, wenn wir nicht so verdreht gewesen wären. Izayoi hingegen hatte nie ein Geheimnis um ihre Gefühle getan.

Meine Izayoi. Ich komme und werde dich holen. Die Insel könnte ich so nicht mehr retten, aber ich würde es meinen Dienern auftragen, dass sie auszogen. Sesshomaru. Alles andere musste ich dir anvertrauen. Vielleicht würde ich Izayoi noch zu ihrem Vater bringen. Irgendwas fiel mir schon ein.

 

 

Alpha und Omega (Teil 1)

 [Anmerkung: Izayoi, Sesshomaru und Inu no Taisho sind hier gemeinsam vertreten. Die einzelnen Parts sind untereinander abgetrennt. In den [ … ] steht der jeweilige Name, aus dessen Sicht der Text steht. ß Grund ist die chronologische Abfolge!]

----------------------------------------- [Izayoi]----------------------------------------

Heute würde es endlich so weit sein. Der Mond würde heute vollkommen sein und sich in seiner Pracht repräsentieren. Lächelnd schmiegte ich mich ein wenig mehr in die Laken und streichelte über den großen Bauch. Wären die Umstände nur besser, mein Kind. Ich seufzte und wandte meinen Blick zu Yukiyona, welche steif neben dem Bett kniete und Wache auf ihre Art und Weise hielt. Sie war wirklich standhaft, auch wenn Takemarus Streitmacht das ganze Schloss eingenommen hatte.

Mein Liebster war ausgeblieben, wie auch Naru und Akane, die ich jeweils mit einer Nachricht ausgesandt hatte. Yukiyona wusste wahrscheinlich genauso gut wie ich, dass die beiden nie wiederkehren würden. Takemaru hatte überall seine Männer und er hatte schon das erste Mal nicht gezögert, sie zu töten. Der Schmerz um die Erkenntnis hielt mich in seinen Bann gefangen, während ich nur beten konnte, dass mein Liebster kam.  Hätte es keinen anderen Weg gegeben, hätte ich Takemaru vertrieben. Vielleicht hätte ich es versuchen sollen ihn zu vertreiben, aber ich war wie immer zu positiv rangegangen.

Fast schon ungeduldig fieberte ich dem Mond entgegen. Wann würdest du kommen? Spätestens wenn er aufgegangen war oder? Du würdest mich retten und dann wären wir auf ewig beisammen. Ich liebe dich mein Gemahl. Wir können alles überwinden, was uns das Schicksal auferlegt. Unsere Liebe reicht so weit. Mhmm… Ich fluchte über den ziehenden Schmerz. Verwirrt und überrascht starrte ich auf meinen Bauch und dann zu Yukiyona, die es nicht übersehen hatte.

„Würdest du nach meiner Amme rufen lassen?“, bat ich sie. Was war das für ein Gefühl gewesen? Es durfte noch nicht kommen, nicht jetzt in solche einer Lage, wo Takemarus groll so zum Greifen nahe war. Wahrscheinlich würde er mein Kind töten, wenn es erwachte. Darum musste ich alles soweit es ging hinauszögern. Mein Liebster, bitte beeile dich.

Seufzend blickte ich auf, als meine Amme hereintrat und sich gemächlich neben mir niederließ: „Wie oft kommen diese Schmerzen, Izayoi-sama?“

Ich streichelte meinen Bauch: „Das erste Mal eben…. Urgh…“, machte ich wieder, als der Schmerz nach einiger Zeit wiederkam. Meine Amme nickte und half mir, mich erst einmal wieder hinzulegen. „Kommt es?“

„Bald ist es soweit. Ich werde Euch in ein separates Zimmer bringen lassen.“

„Ist mein Liebster schon da?“, fragte ich vorsichtig nach, doch sie schüttelte den Kopf. „Verstehe…“

„Sorgt Euch nicht. Er wird kommen und Takemaru-sama vertreiben. Diesen Raum dürfen nur Frauen betreten, so werdet Ihr genug geschützt sein. Ich lasse von unseren Dienern eine Sänfte bringen.“

Ich nickte und sah ihr besorgt nach, als sie den Raum verließ. Bitte, Komm schnell.

„Ich bin an Eurer Seite.“, meinte Yukiyona neben mir. Es war wirklich tröstlich zu wissen, dass ich nicht komplett alleine war in diesem Moment. Vielleicht hätte sie fliehen sollen, aber sie blieb. Dabei hätte sie die höchsten Chancen gehabt, da sie oftmals schon einfach das Gesicht einer anderen Frau angenommen hatte, um die Menschen von der Annahme abzubringen, dass sie ein Dämon sei. Ohne sie wäre ich wohl schon längst verzweifelt gewesen.

Urgh… keuchte ich ein weiteres Mal. Warum kam das Ziehen jetzt häufiger? Mein Kind, bitte gedulde dich noch ein wenig! Bitte, nicht jetzt. Ich will nicht, dass dir etwas geschieht. Solange du in meinem Bauch bist kann dir nichts geschehen.

„Euch ist die Sorge ins Gesicht geschrieben. Wir können nichts ohne ihn unternehmen. Geduldet Euch. Ich habe schon einen Plan, wie wir Zeit gewinnen.“

Ich nickte und sah sie bedrückt an. Sie hatte viel Schreckliches erlebt, um ein Dämon zu werden. Und jetzt stand sie mir bei in einem Moment, der ihr Leben für immer beenden konnte. „Willst du nicht lieber fliehen?“

„Nein. Ich bin Eure Beschützerin. Der Lord wäre sehr bestürzt über Euer Fehlen, schon deswegen kann ich Euch nicht im Stich lassen. Wo er mich doch damals aufgelesen hat und mir einen Ort gegeben hatte, an dem ich leben konnte.“

Traurig nickte ich und griff ihre Hand. „Alles wird gut, ich glaube fest daran.“

Yukiyona blickte mich an unter ihren Vorhang, bevor sie die Gestalt einer hübschen schwarzhaarigen Dienerin annahm. Ihr Haar war kürzer als sonst, während sie meine Hand festdrückte, als mich ein weiter Krampf überfiel.

Wir würden das schaffen und danach würden wir alle einen besseren Ort finden. Takemaru hatte meinen Palast entweiht. Schon Sesshomaru hatte begonnen, doch Takemaru war bereit jeden zu opfern, nur um meinen Liebsten fernzuhalten. Vielleicht könnte ich ihn überreden, abzuziehen. Ich wollte niemanden mehr sterben sehen. Diese Welt da draußen war schrecklich und ich hatte mit vielen Fehlern sie in mein Schloss gelassen.

 

Die Sänfte kam schon bald, mit ausgewählten Männern, die mir noch treu waren. Viele hatten sich abgewandt und folgten lieber Takemaru, welcher ihnen von den Gräueltaten von Sesshomaru berichtet hatte. Einige hatten ihn damals bei mir im Garten gesehen und fürchteten das Monster, dass aus ihm geworden war. Alles spielte in seine Hand.

Achtsam trugen sie mich in einen extra Raum, der für meine Geburt bereitet war. Es gab eine Art Baldachin um einen gemütlichen Futon, damit ich von neugierigen Blicken abgeschirmt wurde. Sie setzten die Sänfte ab, bevor Yukiyona und die Amme mir halfen, mich hinein zu bringen. Meine Angst wuchs mit jedem Schritt, dass er nicht rechtzeitig käme. Was würde uns das Schicksal als nächstes antun? Zumindest würde ich mein Kind nicht hergeben. Ich umklammerte meinen Bauch. Niemand würde es mir wegnehmen. Toga, Liebster, ich warte hier auf dich.

Auf einmal schüttelten mich wieder die Schmerzen. Es ging immer schneller jetzt. Yukiyona und die Amme schlossen die Tür, sodass nur sie beide da waren. Die Amme holte alles, was sie brauchten, während Yukiyona zu mir kam und meine Hand hielt.

„Ich will noch nicht, dass es kommt…“, flüsterte ich doch etwas ängstlicher, als schon wieder eine Wehe mich ergriff und durchschüttelte. „Es muss sich noch gedulden…“

„Izayoi-sama. Ich werde dafür sorgen, dass es verborgen bleibt, wenn es früher kommt. Also fürchtet Euch nicht.“

„Aber Toga…“

„Wenn er bis dahin nicht da ist, werde ich ihn holen, versprochen.“, flüsterte sie und streichelte ein wenig über meine schweißnassen Haare. „Aber dann müsst Ihr auf Euch selbst Acht geben, bis ich ihn erreicht habe.“

Ich nickte. „Ja. Würdest du ihn wirklich holen?“

„Natürlich. Er muss ja sein Kind sehen.“, flüsterte sie lächelnd. „Also beruhigt Euch und atmet. Solange noch kaum einer weiß, dass Ihr in den Wehen liegt, sind wir sicher. Ihr werdet danach natürlich trotz Erschöpfung noch weiterspielen müssen, dass ihr in den Wehen liegt, damit wir mehr Zeit haben. Takemaru wird Euch nichts tun, aber…“

„Ich weiß. Dem Kind wird er keine Minute geben. Verstehe schon.“ Mein Herz zog sich zusammen. Dieser stechende Schmerz, als hätte ich in ein Wespennest gegriffen. Wie hatte es nur je soweit kommen können? Ich erinnerte mich an damals wieder, während der Schmerz mich immer wieder erfasste. So anders hatte ich es mir vorgestellt. Mein Märchen, wieso wurdest du so schaurig nur? Bitte, Liebster komm und Sesshomaru, bitte finde wieder zu dir… bitte.

 

Es verging eine schweißtreibende Zeit, in der ich presste und Yukiyona meine Hand hielt. Sie hatte mir ein Stück Leder zum draufbeißen gegeben, damit ich nicht vor Schmerz schrie. Wir mussten verhindern, dass sie es bemerkten. Mein Körper quälte sich durch jede Minute.

Und dann war es soweit. Ich fühlte, wie er das Licht der Welt erblickte und auch der Rest aus mir glitt. Stöhnend sank ich in die Kissen und hörte kurz einen Schrei, bevor das Kind verstummte. Erschrocken hob ich mein Kind an, aus Angst, es wäre nicht gesund, doch dann sah ich es, wie es schlief. Verwundert sah ich zu Yukiyona, die den kleinen Jungen hielt. Es hatte weißes Haar und … Ohren… kleine eckige Hundeohren. Neugierig sah ich Yukiyona an, durch die ein leuchten sich um das Kind entfachte. Die Amme wusch es sorgfältig.

„Alles in Ordnung. Das Geschreie würde sie alarmieren.“

Ich nickte und sehnte mich nach dem kleinen Bündel, von dem sie die Nabelschnur kappten. „Darf ich es halten?“

„Ja. Es ist ein Junge.“, lächelte die Amme. „Ein sehr schöner. Alles dran und ein wenig mehr.“

Ich lächelte entspannt. Auch wenn er Ohren hatte, könnte er vielleicht ein ganz normales Leben führen. Ihm würde es auf der Insel bestimmt gefallen. So viele hätte er dort zum Spielen.

In diesem Moment hoffte ich noch und betete, dass jetzt alles gut wurde. Mein Liebster würde kommen und sein Kind in Armen halten. Bald wäre es soweit.

Dann erhielt ich mein Kind und zog es fest in die Arme. Es schlief selig und das war wohl auch gut so. „Es ist ein kleiner Bannkreis. Dadurch wird er geschützt.“

„Sowas kannst du?“

„Schon im gewissen Maße. Ich weiß, ihr wünscht ein Bad, aber…“

„Ich verstehe.“, hauchte ich und spürte, wie die Amme mich ein wenig reinigte, bevor sie mehrere Decken über mich stapelten und Kissen dorthin legten, wo mein Bauch gewesen war. Ich atmete durch und keuchte kurz unter dem Gewicht. „Wirst du ihn holen?“

„Ja.“, meinte sie lächelnd und legte das Kind an meine Seite unter die Decke. „Bald wird er es halten. Er wird Takemaru in die Schranken weisen.“

Ihre Worte waren wohlklingend in meinen Ohren. Das würde er. Trotz seiner Schwäche war heute Nacht Vollmond. Eine gute Nacht, in der seine Kraft ein wenig wiederkehrte. Mein liebster Mann. Bald sind wir vereint und werden von hier fortgehen. Ich werde noch solange hier ausharren und dein Kind in meinem Arm halten, welches dir so ähnlichsieht. Es kam wirklich nach ihm, was mich nur erahnen ließ, dass Sesshomaru seiner Mutter ähnlichsah.

Glücklich betrachtete ich das Bündel, welches so friedlich schlief. Takemaru, wie konntest du nur diese Geschöpfe hassen, wo sie uns so ähnlich waren? Welcher Groll hatte dich nur geritten? Was war dir zugestoßen, dass du nicht akzeptieren konntest, dass die Liebe existierte? Und auch Sesshomaru schien in diese Schiene sich zu quetschen. Wieso erkannten sie bloß nicht unsere Gemeinsamkeiten und sahen nur die Unterschiede? Macht und Furcht lagen dicht beieinander… Wieso nur.

Traurig sah ich zu Yukiyona, die fest nickte, bevor sich ihre Gestalt wandelte und sie zu einem Soldaten wurde.

„Wäre der Junge nicht sicherer bei dir?“

„Redet keinen Unsinn, Prinzessin. Es würde auffallen, wenn ich mit einem Kind losliefe. Er wird kommen, haltet durch. Ich werde mich beeilen und ihm berichten. Also bitte, gebt auf Euch acht.“ Sie drehte sich in ihrer männlichen Form zu der Amme. „Bitte, lasst niemanden hier her. Ich weiß nicht, wie stark mein Bannkreis ist.“

Meine Amme nickte und streichelte noch einmal meine Hand. „Ich gebe Acht auf die Prinzessin. Verlasst Euch auf mich. Wäre gelacht, wenn ich nicht mit diesen Paar Männern klarkäme. Takemaru-sama ist ein ehrenhafter Mann, er wird keine Tradition brechen, da bin ich mir sicher. Dafür ist er der Prinzessin zu sehr zugetan.“

Das war beruhigend. Ob es je anders gekommen hätte, hätte ich Yukiyona ihn damals töten lassen? Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen.

Als Yukiyona mich verließ, sah ich sehnsüchtig ihr hinterher. Sie hatte nach hinten den Raum verlassen und würde es bestimmt schaffen. Ich glaubte an sie.

Alpha und Omega Teil 2

 [Anmerkung: Izayoi, Sesshomaru und Inu no Taisho sind hier gemeinsam vertreten. Die einzelnen Parts sind untereinander abgetrennt. In den [ … ] steht der jeweilige Name, aus dessen Sicht der Text steht. ß Grund ist die chronologische Abfolge! Des Weiteren werde ich vermehrt Zitate aus dem Film verwenden. Es handelt sich um den dritten Film :)]

                              

------------------------------------ [Inu no Taisho]------------------------------------

Ich hatte es schon geahnt, als ich vor weniger Zeit verwundet worden war. Ich blickte an meinen Arm hinab, an dem unaufhörlich Blut hinabtropfte. Es heilte nicht mehr. So weit war ich also gekommen, dass ich anscheinend menschlich geworden war. Meine Form blieb mir, aber auch meine Kraft schwand. Wie viel von meiner Macht war übrig? Das meiste benötigte ich für So’ounga, was es nicht leichter machte. Würde ich dieses Schwert noch einmal entfesseln, würde es wahrscheinlich meinen Tod bedeuten.

Ich öffnete die Augen. Meine Füße waren ein wenig im Schnee eingesunken, während ich auf das Meer blickte. Dort hinten war die Insel, die ich für meine Frau gewählt hatte, doch ich konnte nicht mehr fliegen. Als ich von dem Schloss zurückgekehrt war, hatte ich es fatal zu spüren bekommen. Fast den meisten Weg war ich gefallen. Meine Füße hatten selten Halt bekommen. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken. Wir würden nie diese Insel erreichen. Es sollte nicht sein. Diese Monster zu bekämpfen würde meinen Tod bedeuten und es würde niemanden retten. Wenn schon Yuudai gescheitert war, der auch ein Daiyoukai war, dann würde ich es erst recht nicht mit diesem Körper schaffen.

Mein Blick glitt immer wieder über die Wellen, wie sie stetig sich bewegten. Ich hatte mich in letzter Zeit öfters gefragt, ob es das wert gewesen war und jedes Mal war ich zum gleichen Ergebnis gekommen. Ich hätte es nicht anders getan. Auch wenn ich mir mehr Zeit mit ihr gewünscht hätte, doch so war diese Zeit. Rauh und voller Gewalt. Der Gedanke, sie vielleicht in meinem nächsten Leben zu treffen in einer hoffentlich ruhigeren Zeit des Friedens, ließ mein Herz lauter schlagen. Eine weitere Chance wünschte ich mir. Oh ihr Götter. Erhört mich. Nur dieses eine Mal. Gebt mir eine weitere Chance, meine Liebste im nächsten Leben wieder zu sehen und ihr die Welt vor die Füße zu legen. Es war mir egal, als was oder wie mein Status war. Sie nur wieder zu sehen, würde mein Herz erfüllen. Dafür würde ich alles geben. Meine Macht, mein Leben und auch meine Erinnerungen. Bitte. Hört mich.

 

Ich blickte auf zu dem strahlenden Vollmond. Mein Kind würde bald da sein, ich spürte es. Diesen Moment wollte ich noch erleben, bevor mein Herz aufhören würde zu schlagen. Izayoi hatte mir das zurückgegeben, was mir einst geraubt worden war. Meine Liebe, meine Sehnsucht, meine Seele. Es war es wert gewesen und wenn ich die Zeit bekam, würde ich es ihr sagen, bis ich mein Leben aushauchte. Auch du mein Sohn wirst es bald erkennen. Bestimmt.

Auf einmal sah ich, wie Wolken heranzogen. Dunkle schwarze Wolken. Die Wellen schlugen heftiger, bevor ein paar Schneeflocken nach unten rieselten. Sollte ich dies als Zeichen anerkennen? Hatten sie mich erhört oder wollten sie ihren Unmut über diese Bitte zur Schau geben. Ich wusste es nicht, aber es blieb mir nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass ich sie wiedersehen würde. Nur wie sollte ich ihr erklären, dass die Insel in weiter Ferne lag? Ich hatte einige Dämonensöldner beauftragt, doch würden sie es schaffen? Es war mein letzter Wille.

 

Ein leises Rascheln riss mich aus den Gedanken, während mein Blut weiter zu Boden tropfte. Mein Blick wanderte zu dem Ankömmling, dessen Geruch ich kaum wahrnehmen konnte. Erst wollte ich in eine Angriffsposition wechseln, als ich einen Soldaten aus dem Wald kommen sah, doch dieser gab sich sofort zu erkennen. Der Körper verschmolz mit dem Schnee, als sich die Illusion löste und Yukiyona zum Vorschein kam.

„Was tust du hier?“, fragte ich überrascht. Sie kam zu mir und verbeugte sich schnell. „Solltest du nicht die Prinzessin schützen?“

„Mein Herr, Euer Sohn hat das Licht der Welt erblickt. Nur… Takemaru ist zurückgekehrt vor einiger Zeit und schützt das Schloss mit hunderten von Soldaten. Wir fürchten, er könnte das Kind töten…“

„Takemaru? Wieso weiß ich nichts davon?“, fragte ich schockiert und in Sorge. Mein Herz pumpte schneller, während der Gedanke an meine Frau und mein Kind an mir riss.

„Naru und Akane zogen aus, doch wir fürchten, dass sie nie zu Euch gefunden haben, mein Herr. Auch ich habe es kaum geschafft, so abgesichert sind sie.“

Ich blickte Yukiyona an und erkannte, dass sie nicht unbeschadet war. Es sah aus, als hätten heilige Kräfte an ihr gezehrt. Hatte er Bannzauber gelegt? Sie war nicht wirklich dafür ausgelegt, diese zu durchbrechen, doch sie hatte es getan. Sie war wirklich eine loyale Soldatin.

„Verstehe.“, beklagte ich kurz die zwei Dämoninnen. So würde es also enden. Ich musste ihn besiegen.

„Ehrwürdiger Herr.“, flüsterte der Floh an meinem Ohr. Ich blickte zu ihm hinab, während er mich bedrückt ansah. „Wollt Ihr wirklich zu ihr?“

„Natürlich. Yukiyona folge mir. Ich werde den Weg frei machen. Du musst meine Frau und ihr Kind beschützen. Das ist deine letzte Aufgabe.“

Sie blickte mich wissend an und nickte. „Ehrwürdiger Herr, es wird mir eine Ehre sein, Euren letzten Wunsch zu erfüllen.“

„Bring sie zum Schloss ihres Vaters. Dort wird sie sicher sein.“

„Ja, natürlich.“, meinte sie und blickte zurück zum Schloss, als sie plötzlich in die andere Richtung blickte. Ich folgte ihren Blick und erkannte meinen Sohn, welcher still und leise den Strand betreten hatte. Trotz seiner inneren Verletzungen schien er schon wieder guter Gesundheit.

In seinem Gesicht stand die Erkenntnis, die er diesem Gespräch entnommen hatte oder hatte seine Mutter ihm gesagt, dass ich starb. Er schien mir geladen und erregt. Ob es wegen seinen Einschränkungen war? Bestimmt. Doch war dieser Zeitpunkt mehr als schlecht, da jede Sekunde zählte.

„Yukiyona, geh schon vor, ich folge gleich.“

Sie blickte erst zu Sesshomaru und dann wieder zu mir, bevor sie sich tief verneigte. Ich würde Sesshomaru aufklären müssen. Er hatte die Bande zu Izayoi getrennt. Würde er mich einfach gehen lassen? Würde er mich angreifen, obwohl ich sein Leben erst kürzlich gerettet hatte?

Sein Gesicht war so still, während Yukiyona sich von uns löste und davoneilte. Seufzend drehte ich mich zur stürmenden See. Ob es seine aufgewühlte Seele war, die die See so stürmisch werden ließ?

 

------------------------------------- [Sesshomaru]-------------------------------------

Mein Körper hatte mich anfangs noch an das Bett gekettet, doch der Gedanke, mein Vater würde sterben, quälte mich. Was dachte er sich dabei? Und was hatte er mir angetan? Nachdenklich betrachtete ich meine Hand. Sie schien immer noch still zu sein. Einsamkeit machte sich in mir breit. Nur warum? Hatte ich geglaubt, dass wo sie an meiner Seite war, ich niemanden mehr brauchte? Wieso tat Vater mir so etwas an, wo ich endlich jemanden gefunden hatte, der mir einen Weg wies. Der mich unterstütze.

Wütend stieß ich eine Vase um. Wieso entschied jeder über meinen Kopf nur hinweg? Vater würde sterben. Und wieso?

Ich knurrte und drehte einen Kreis nach dem nächsten in meinem Gemach, bevor ich wohl an das wichtigste dachte. Die Schwerter. Sie standen mir zu. Ich musste zu ihm und sie einfordern, bevor sie jemand anderen in die Hände fielen. Er schuldete sie mir, nachdem er irgendetwas mit mir gemacht hatte.

Vater ich würde kommen. Ich richtete mich auf und zog meine Kleidung an, bevor ich den Palast schnellen Schrittes verließ. Nicht ein Wort hatte er mit mir geredet, bevor er gegangen war.

„Sesshomaru?“, rief meine Mutter noch hinter mir her, doch ich ignorierte sie einfach und sprang vom Rand hinab, nur um zu merken, dass meine Macht nachgelassen hatte. Mit weit aufgerissen Augen stürzte ich mit dem Rücken zur Erde zeigend in die Tiefe. Der Wind erfasste mich, während ich erst nicht wusste, was mit mir los war. Schockiert drehte ich mich und spürte den Wind durch mein Gesicht peitschend. Innerlich fluchend ließ ich meine Macht aufwallen, bis ich endlich mich verwandelte und Halt mit meinen Pfoten fand. Mein Herz hämmerte in meinen Ohren. Was hattest du mir nur angetan, Vater? Du hattest mich beraubt. Deine Intentionen konnte ich verstehen, aber… es war abscheulich, wie er zu so etwas nur im Stande sein konnte. Doch so würde er mich nicht aufhalten. Niemand würde mich aufhalten auf meinem Weg zur Herrschaft.

Vater, ich wünschte nur, du hättest mich jemals verstanden. Was es mir bedeutete…

 

Am Boden angekommen, folgte ich dem Geruch seines Blutes, bis ich den Strand erreichte. Das Wasser schien zu tosen und der Schnee fiel, während mein Vater mit Yukiyona redete, welche nicht wirklich gut aussah.

Izayoi…

Ich schüttelte mich. Sie hasste mich. Das Kind war zur Welt gekommen, doch Takemaru schien das Schloss zu besetzen. Mein Blick wanderte zum Blut, dass stetig in den weißen Schnee tropfte. Der Schnee, der uns alle wohl verband. Wir befleckten diese zarte reine Weiß mit Blut.

Als mein Vater mich bemerkte, schickte er Yukiyona los und wandte sich zum Meer. Auch in diesem Moment, schienst du nicht wirklich mit mir reden zu wollen. War es so unmöglich, mit deinem Sohn zu reden? Wie viel bedeutete ich wohl, wenn du mir nicht einmal in die Augen dabei sehen konntest. Schwäche war tödlich, doch deine Kälte war einfach schmerzend.

Es würde der letzte Moment sein und du schienst es nicht schätzen zu wissen… Ich wünschte mir die Ningyo herbei, die diese Gefühle im Keim erstickt hatte. Ich würde mein Herz gefrieren lassen. Nie wieder….

Der Wind zerrte leicht an unserer Kleidung, während ich ihn erst still betrachtete und seinem Blut lauschte, dass stetig in den Schnee tropfte. Meine Verletzungen waren fast verheilt, während seine immer noch frisch war.

Als er nicht diese Stille von selbst beenden wollte, stellte ich die alles entscheide Frage, die mir in dieser Situation in den Sinn kam. Er würde sein Leben für sie opfern, so wie es in ihrem einem Buch gestanden hatte, wo der Mann sich todesmutig in den Kampf stürzte. Des Weiteren hatte er Takemaru gefürchtet, weil er dessen Kopf wohl besaß. So fragte ich so ruhig ich konnte:

„Ihr wollt also gehen, verehrter Vater?“ Ich wollte es aus seinem eigenen Munde hören, dass er mich zurücklassen würde für sie, die ihm doch so viel mehr bedeutete, als alles andere auf der Welt.

„Willst du mich aufhalten, Sesshomaru?“ Diese Frage war so absurd. Er konterte mit einer Gegenfrage, anstatt mir direkt zu sagen, was er vorhatte.

„Ich will euch nicht aufhalten, aber übergebt mir, Sesshomaru, vorher die beiden Reißzähne So’ounga und Tessaiga.“ Ich meinte es ehrlich damit, dass ich ihn nicht aufhalten würde. Wie könnte ich auch, da selbst ich vor langer Zeit sie nicht im Stich hätte lassen können. Sie hatte viel getan, auch wenn es nicht immer der richtige Weg war, doch er sollte mir seine Schwerter anvertrauen. Schon weil er meinen Weg behinderte.

„Wenn ich sage, … ich gebe sie dir nicht, wirst du dann mich, deinen Vater töten?“

Seine Worte schmerzten mich zu tiefst, dass er mir anscheinend nicht genug Vertrauen schenkte, sein Erbe zu führen. Wollte er mir alles verwehren? Er wusste doch, dass nach seinem Tod die Hölle losbrechen würde… Und wie er das Wort Vater auch noch betonte. Vater… wo warst du ein Vater gewesen? Mein Leben hattest du bewahrt, doch sonst hattest du mich im Stich gelassen. Izayoi hatte deine Aufmerksamkeit erhalten, doch ich war doch nur ein Dorn für dich gewesen, der tief in dir gesteckt hatte. So viel hattest du mir verheimlicht und so selten warst du ehrlich zu mir gewesen, während du dich ihr jedes Mal anvertraut hattest. Wieso brachtest du mir überhaupt bei das Schwert zu schwingen, wenn jetzt im Angesicht deines Todes, du sie mir nicht gabst. Wer sollte sie erhalten? Dein frischgeborener Sohn? War es so weit, dass du mich für ihn fallen ließest, weil er so viel anders war wie ich? … Wieso konntest du mir nicht dieses Gefühl schenken?

Nur die Macht könnte mich weiterbringen, sie würde mir das schenken, was mir immer verwehrt blieb. Die Anerkennung.

„Hmpf. So sehr sehnst du dich nach Macht? Warum verlangt es dich ständig nach größeren Kräften?“

Er sah auf zum Mond, während ich tief durchatmete. Diese Fragen. Es gab nur eine Antwort, die mir von Kind an in die Wiege gelegt worden war. Was verstand er nur nicht daran, dass in mir nichts sehnlicher brannte, als meinem Vater ebenbürtig zu werden?

„Mein Schicksal beruft mich zur Herrschaft. Macht ist das Mittel mit dem ich dazu gelangen werde.“ Nie würde ich ehrlich zugeben, was mich wirklich bewegte, aber da waren wir uns wohl alle gleich oder? Als Herrscher würden sie mich verehren und mir würde alles gehören, was ich je besitzen wollte.

Sein Kopf glitt ein wenig tiefer, als hätte er sich eine andere Antwort gewünscht, doch die konnte ich ihm nicht geben: „Herrschaft. Also Sesshomaru, gibt es jemanden den du beschützen willst?“

„Jemanden beschützen?“, fragte ich leicht verwirrt, bevor mir Izayois Gesicht entgegenschwappte, die immer ihre Hände über mich gehalten hatte. Immer hatte sie mich schützen wollen. Vor ihm und vor mir selbst. In ihrer Welt, war ich kein Monster gewesen, doch sie würde nie mir gehören, sondern meinem Vater. Ach, was redete ich da. Ich hatte ihr unmissverständlich gezeigt, was für ein Monster ich gewesen war. Sie hatte Todesangst vor mir und hasste mich. Sie hätte ich vielleicht geschützt, doch ohne sie schien die Welt so leer. Es gab niemanden mehr, den ich beschützte, nur noch mich selbst. Wollte ich stark werden, durfte ich nicht wie mein Vater so menschlich werden. Ich musste kalt werden wie Stein…

So fiel meine Antwort leichter aus, als man es glaubte. Dort war einfach niemand. Auch Mutter schenkte mir ihre Verachtung und Vater? Er bewies mir, dass er mich nicht brauchte. In dieser Außenwelt gab es niemanden und der anderen war sie fort. Jetzt, wo das Kind da war, war ich nichts weiter als ein Außenseiter.

„In dieser Welt werde ich, Sesshomaru, niemanden beschützen.“

Meine Hand streckte sich wie von selbst zur Seite, bereit gegen meinen Vater zu kämpfen, dessen Körper sich regte. Er verwandelte sich. Würde er mich nun auslöschen? Sein gewaltiger Hundekörper streckte sich zum Himmel, bevor er ein grausiges Brüllen losließ. Meine Rippen schmerzten von der Vibration des Bodens, bevor er sich noch einmal zu mir drehte. Ich erstarrte bei seinem Anblick. Erst wollte ich vorstoßen und mir nehmen, was mir zustand, doch jetzt… Sein Blick ließ mich versteinern, Enttäuschung stand in seinen Augen und vielleicht auch Verachtung. Mein Herz schlug heftig, während er sich abwandte und davonsprang.

Seine Worte schallten in meinem Kopf wieder: Gibt es jemanden den du beschützen willst?

Wieso hatte er mich das bloß gefragt, wo er doch wissen sollte, dass ich niemanden hatte. Hätte ich ihren Namen sagen sollen, wo ich wusste, dass sie doch hasste?

„Sinnlos.“, knurrte ich heiser und drehte mich schwungvoll um. Niemanden würde es mehr geben. Niemanden würde ich brauchen. Ich würde mein Aramitama wieder stärken, welches von mir verlangte, mich von jeglichen Gefühlen von zusagen.

 

 

Alpha und Omega (Teil 3)

 

[Anmerkung: Izayoi, Sesshomaru und Inu no Taisho sind hier gemeinsam vertreten. Die einzelnen Parts sind untereinander abgetrennt. In den [ … ] steht der jeweilige Name, aus dessen Sicht der Text steht. ß Grund ist die chronologische Abfolge! Des Weiteren werde ich vermehrt Zitate aus dem Film verwenden. Es handelt sich um den dritten Film :)]

                              

----------------------------------------- [Izayoi]----------------------------------------

Währenddessen …

Yukiyonas Befürchtungen waren real gewesen. Die Kunde der anstehenden Geburt hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Soldaten positionierten sich, wenn ich meiner Amme Glauben schenkte. Sie umzingelten das Schloss, bereit für ihren Herrn und Meister in den Tod zu gehen.

Mein Herz schmerzte, während mein Kind neben mir ruhig schlief und zum Glück nichts mitbekam.

„Sie wird bald mit Eurem Mann wiederkommen.“

„Das hoffe ich wirklich. Ich hoffe sie hat es geschafft.“

„Sie ist eine fähige Frau. Verlasst Euch auf sie.“

Ein Geräusch ließ uns aufhorchen. Es waren Schritte, die sich näherten. Sie kamen von vorne. Bedrückt legte ich mich hin und atmete schwer, während die Amme mir zu nickte. „Ich sehe nach. Niemand darf diesen Ort betreten.“

Ich nickte ihr zu, bevor sie mich verließ und ich alleine in diesem Raum zurückblieb. Es verängstigte mich, da ich mein Kind nicht schützen könnte. Auch war ich von der Geburt zu sehr geschwächt, um einfach fliehen zu können. Mein Liebster, bitte beeile dich und komme zu mir. Bitte. Bitte.

„Wartet bitte Takemaru-sama.“, hörte ich die Amme leise sprechen. Also war er es, der kam. „Die Prinzessin liegt gerade in den Wehen.“ Ich lauschte ihnen und hoffte, sie würde ihn fernhalten von mir, doch dann erstarrte ich bei seinen eiskalten Worten.

„Die Prinzessin trägt nur das Kind eines Ungeheuers, darauf darf ich keine Rücksicht nehmen.“, meinte er fest. Was war mit ihm los? Wie konnte er mein Kind nur als Ungeheuer bezeichnen?

„Männer dürfen diesen Ort nicht betreten.“, versuchte sie es anscheinend weiter, doch dann hörte ich meine Amme ängstlicher fragen: „Takemaru-sama?“

Ein grauenhaftes Geräusch von Metall, das durch etwas schnitt und im Holz landete, riss an meinem Geist. Mein Herz versagt beinahe bei dem Gedanken, was er gerade getan hatte. Sie hatte nicht geschrien, doch ich hörte noch ihr leises Röcheln, als sie von uns ging. Takemaru, wieso tust du nur so schreckliche Dinge? Das du auch unschuldige tötest?

Ich stöhnte auf von dem Geräusch und rief ihn leise an. „Liebster!“, wo warst du nur? Wann kamst du? Ich keuchte und wimmerte. Ich brauchte kaum noch etwas vortäuschen, so sehr packte mich die Angst daran, dass Takemaru bald hier wäre. Was würde geschehen, wenn er entdeckte, dass das Kind schon geboren war?

 

------------------------------------ [Inu no Taisho]------------------------------------

 

Meine Füße trieben mich über den Schnee durch den dichten Wald. Sesshomaru. Hielt dich die dunkle Macht wirklich noch gefangen? Wie sehr hatte ich mir eine andere Antwort erhofft, doch sie war mir verwehrt geblieben. Was erwartete ich auch, wo ich ihm so übel mitgespielt hatte. Sesshomaru, hoffentlich würdest du eines Tages erkennen, was meine wahren Gefühle waren.

Ein wenig bereute ich unsere Unterhaltung. Ich hatte nicht einmal gewagt, ihn anzusehen, nur im letzten Moment, als ich ihn verlassen hatte. Er war starr gewesen und hatte mich mit seinen großen goldenen Augen angesehen. Hätte ich mich vielleicht anders verhalten sollen? Izayoi hatte sich so oft etwas anderes gewünscht, doch ich wusste nicht, wie ich es tun sollte. Seine Mauer war hochgezogen gewesen. Ich bereute, ihm nicht mehr meiner Zeit gewidmet zu haben. Das stechende Gefühl ihn im Stich zu lassen zerrte noch an mir, während ich mich zu Izayoi begab. Ich würde sie retten. Sie hatte am meisten unter allem gelitten. Des Weiteren erwartete mich mein neugeborener Sohn.

„Das ist unvernünftig! Wahnsinnig! Bitte denkt noch einmal darüber nach! Oyakata-sama, die Wunden die euch Ryukotsusei im Kampf zugefügt hat sind noch immer nicht verheilt!“

Das musste er mir nicht sagen, das wusste ich. Doch sie würden wahrscheinlich auch nie heilen. Die Blutspur, die ich hinter mir herzog, bewies es. Es war keine Besserung zu sehen. Vorher würde ich sterben, als das eine Besserung eintreten würde. Trotzdem war es tröstlich, dass er mich mit Oyakata-sama betitelte. Er sah also immer noch zu mir auf und sorgte sich um mich. Ja, ich war sein Meister, doch dieses Wort bedeutete viel mehr, so als wäre ich eine Art Vaterfigur. Diese Worte erfüllten mich, auch wenn es doch eine Lüge war, wenn man es auf meinen Sohn bezog.

„Ich werde sie auf keinen Fall einfach so sterben lassen!“, flüsterte ich knurrend, während ich noch schneller lief und der kleine Floh sich nur mit Mühe festkrallen konnte. Ich würde sie retten. Takemaru würde alles tun, damit ich kommen würde, auch wenn er sie dafür töten müsste. Da war ich mir sicher. Er verabscheute mich…

„Aber…“, versuchte er mich noch einmal umzustimmen, doch ich fuhr ihm dazwischen.

„Außerdem bleibt mir selbst nicht mehr viel Zeit.“

„Oyakata-sama!“

Seine Worte waren fast flehend, dabei wusste er es doch selbst. Er hatte es schon längst am Geschmack meines Blutes erkannt, dass das teuflische schwand und nur noch eine sterbliche Hülle zurückblieb. Vielleicht konnte ich mich noch verwandeln, aber das war alles. Meine Kraft schwand immer mehr. Ich würde wirklich nicht mehr lange leben, doch ich würde den Rest meiner Kraft dafür aufwenden, dass meine Frau sicher war. Yukiyona würde sie führen und hoffentlich noch lange beschützen, bis diese wieder ihre Unbekümmertheit fand. Izayoi, auch wenn es nur ein Kind war, ich hoffte es würde dich glücklich machen. Das nächste Mal verspreche ich dir, wird es noch viel mehr Kinder geben. Vertraue mir. Ich werde da sein. Versprochen.

 

----------------------------------------- [Izayoi]----------------------------------------

Zeitgleich …

„Eine Mondfinsternis, eine würdige Nacht um ein Ungeheuer zu vernichten.“, hörte ich jemanden sagen, bevor er einfach schweren Schrittes den Raum betrat und somit gegen die Regeln verstieß.

„Wer ist da?“, fragte ich vorsichtig. Eigentlich vermutete ich Takemaru, aber durch die Aufregung rauschten meine Ohren so laut, dass ich nicht mehr wusste, was eigentlich geschah. Vielleicht hatte ich mich ja auch verhört und meine Amme kehrte zurück, aber sie würde nie etwas so Böses sagen oder?

„Setsuna no Takemaru, Euer Diener.“, verlautete er schon neben mir. Der Vorhang trennte uns, doch ich sah ihn vor der Zwischenwand knien. Ich konnte nur hoffen, dass mein Kind still sein würde, bis er verschwand. Meine Angst war einfach viel zu groß, dass es sterben könnte. Mein Herz schlug laut und heftig und mein Atem ging unregelmäßig, während ich meinen Mut zusammennahm. Jetzt oder nie. Vielleicht könnte ich doch noch die Situation entschärfen und ihn überreden zu gehen. Er wusste bestimmt nicht, wie schwach mein Liebster war, vielleicht könnte ich ihn so vor allem bewahren…

„Takemaru, ihr kommt zur rechten Zeit. Sammelt die Krieger und verlasst das Schloss so schnell wie möglich. Ihr könnt es nicht mit ihm aufnehmen. Niemand kann es mit ihm aufnehmen. Niemand mit meinem Liebsten.“, verkündete ich, während sich alles in mir vor Anspannung zusammenzog. Bitte. Geh einfach. Bitte. Wenn er kam und sie ihn angriffen, würde es in einem Blutbad enden, egal wer gewinnen würde, ich wollte nie wieder Blut sehen. Mein Kind sollte nicht darin getauft werden. Es hätte ein glückliches Ereignis sein sollen.

„Izayoi-sama, ihr wisst es vielleicht nicht, aber ich habe euch stehts auf das allerhöchste verehrt. Auch dann noch, als ihr euch von einem Ungeheuer bezaubern und beschlafen liest!“, sprach er auf einmal und verwirrte mich zu tiefst. Wollte er mir vielleicht gar nichts Böses? Wollte er mir seine Liebe in diesem Moment gestehen? Ich beruhigte mich schon, als ich auf einmal etwas in mich stechen fühlte. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte auf den langen Holzstab, der aus mir ragte. Mein Körper krampfte. Er hatte mir in den Bauch gestochen. Der Schmerz war unerträglich, doch auch gleichzeitig, war ich froh, dass mein Sohn neben mir lag und nicht mehr in mir. Zumindest ihm würde er nichts tun.

Ein Windstoß kam ins Haus geweht und blies meine Kerze aus, während er den Raum verließ. Ich stöhnte leise und blickte zum Mond, in der Hoffnung er wäre bald bei mir. Wahrscheinlich würde unser Versprechen fürs nächste Leben schneller kommen, als wir dachten. Doch was würde mit meinem Kind geschehen? Ich krampfte leicht.

 „Meine Liebe für Euch wird immer unverändert sein.“, hörte ich ihn noch sagen, bevor ein lautes Jaulen die Mondlose Nacht durchzog. Fast wünschte ich, dass er fliehen würde, aber er würde kommen… Doch war ich noch zu retten? Ich drehte mich seitlich und zog mein Kind an meine Brust, als es auf einmal anfing zu weinen. Es war aufgewacht. Ich fürchtete das Takemaru wiederkehrte, doch schien er es zu ignorieren oder wollte er ihn dadurch anlocken, falls mein Liebster vorher bemerkte, dass ich tot war?

Was ging nur in seinem Kopf um? Wieso sprach er nur davon mich zu lieben, wenn er nicht mein Glück teilte, dass ich mit Toga hatte?

 

------------------------------------ [Inu no Taisho]------------------------------------

„Izayoi! Ich komme jetzt zu dir“, flüsterte ich jaulend im Wind, als der Mond sich verfinsterte. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt, der meine Kräfte dezimierte. War das das Schicksal, dass die Götter auserkoren hatten? Oder war das der Preis, den ich für meinen Wunsch zahlen sollte? Nun, ich würde es hinnehmen, wie es kam, aber dennoch würde ich zumindest Izayoi beschützen und ihr zur Flucht verhelfen. Heute wäre der Tag, an dem sie erkennen würde, was für ein Monster ich war, wenn ich so viele Menschen tötete. Es war beängstigend, dem Tode so nah zu sein und nicht zu wissen, was mit denen Geschah, die man liebte. Izayoi war noch jung und unerfahren. Wie würde es ihr ergehen? Yukiyona würde sie führen müssen. Trotz meiner Pläne hatte ich nie vermutet, dass es so endete. Nichts war gekommen, wie ich es erhofft hatte. Es war als würden die Götter, den Preis für mein lasterhaftes Leben jetzt einfordern, wo ich endlich verstanden hatte, was wahres Glück war.

Ich schüttelte mich leicht, bevor ich mit Schwung absprang und mich im Flug in ein menschenähnliches Wesen verwandelte. Es waren einfach zu viel Bogenschützen und Sperrwerfer. Würde ich groß bleiben, wäre ich ein zu leichtes Ziel, aber so… hatte es auch seine Tücken.

Mein Aufprall auf dem Weg im Bambuswald war immens, da ich meine Verwandlung bis zum Schluss hinausgezögert hatte, sodass Schwaden aus Sand und trockener Erde aufstanden. Dies würde mir zu einem Überraschungsangriff verhelfen, da sie bestimmt noch vermuteten, dass ich der große Hund war.

Ich zog mein Tessaiga, welches ein wenig an der Hand zwirbelte und umgriff es mit beiden Händen, als ich seine Schwere spürte. Meine Kraft war so geschwunden, dass ich es nicht mehr vermochte einhändig zu führen. Aber das hielt mich nicht ab. Ich schrie: „Kaze no Kizu.“ Und schlug mit dem großen mächtigen Reißzahn zu. Mein Schlag traf einige und schleuderte sie weg, auch wenn es eindeutig war, dass Tessaigas Macht mit meiner eingeschränkt war. Es zerfetzte sie weniger, als dass es einfach einen starken Wind entfachte und sie gegen die Mauern schlug. Oder war es mein guter Gedanke? Der Gedanke, niemanden mehr verletzten zu wollen? Konnte Tessaiga meinen Wunsch verstehen und sendete nur Schockwellen gegen die unwissenden Kämpfer aus?

Ich schüttelte mich. Das war unwichtig. Ich musste zu Izayoi! Geschwind rannte ich los und sah, wie die ersten ihre Pfeile auf mich schossen. Viele prallten ab, doch einige rammten sich in meinen Körper. Doch die Angst um sie betäubte meine Sinne und Nerven, wodurch ich einfach weiter rannte und noch einmal meine Waffe nutze und eine weitere Schockwelle über sie rammte. Dabei gelang es mir, dass neben dem Tor die Mauer einbrach. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, sprang ich durch den Mauerspalt und gelangte in den Hof meines Schlosses.

 „Izayoi, Izayoi!“, schrie ich regelrecht, auch wenn das zweite Mal schon leiser wurde. Mein Blick wanderte von purer Angst getrieben von links nach rechts, als ich bemerkte, dass auch mein Geruchssinn nachgelassen hatte. Immer schneller schien mein Verfall stattzufinden. Ich musste sie unbedingt schnell finden…

„Gut, dass du da bist, Ungeheuer.“, hörte ich Takemaru auf einmal sagen, der aus dem Haupthaus kam. „Du kommst aber allerdings etwas zu spät.“

„Was?“, fragte ich schockiert. Ungewiss darüber, was er mit seiner Aussage mir mitteilen wollte. Hatte er etwa meinen Sohn getötet? Oder welche abscheuliche Tat hatte er diesmal vollbrachen? Ich spannte alle Muskeln an, bereit zu agieren. Wofür hatte ich Tensaiga!

„Ich habe Izayoi-sama an einen Ort gebracht, wo selbst du sie nicht mehr erreichen kannst. Mit meinen eigenen Händen!“, verkündete er mir mit einem irren Blick. Mein Herz setzte aus, als ich begriff, was er dabei meinte. Er hatte sie mir genommen, weil er sie nicht haben konnte!

„Du Abschaum!“, brüllte ich aus vollem Hase mit Tessaiga in der Hand. Es hatte aufgehört zu brennen, was bedeutete…, dass es nichts mehr abzuwehren hatte. Fuchsteufelswild stürzte ich ihm entgegen, bereit auch mit einer normalen Attacke ihn niederzustrecken. Mein Herz wütete. Ich musste sie retten, solange es ging. Wie lange blieb mir?

Nach wenigen Metern, schien auch Takemaru sein Schwert zu ziehen und auf mich zuzulaufen. Es war ein Kampf Mann gegen Mann, doch im Gegensatz zu ihm, hatte ich noch etwas für das ich kämpfte und nicht nur den Groll gegen meine Art. Geschickt nutzte ich meine Erfahrung, beugte mich vor und rannte mit meinem Schwert an ihm vorbei. Ich hörte wie meine Waffe Fleisch und Knochen durchschnitt wie Butter. Zumindest war die Schärfe noch erhalten geblieben. Vor dem Haupthaus blieb ich dann stehen, um seinen Schmerzensschrei zu hören. Ich hatte es nicht vollbracht ihn zu töten. Nein, ich hatte es nicht gekonnt. Selbst Sesshomaru liebte Izayoi noch, obwohl er so böse gewesen war. Ich würde ihren Palast nicht beschmutzen.

Ich atmete noch tief durch, bevor mich meine Beine ins Haus trieben. Izayoi, ich komme dich holen. Alles wird gut. Sei unbesorgt!

 „Brennt alles nieder! Verbrennt dieses Schloss mitsamt diesem Ungeheuer, nichts darf übrigbleiben!“, schrie er hinter mir nur, kurz bevor hunderte von brennenden Pfeilen flogen und das Haus erwischten. Obwohl Schnee lag, fing alles sofort Feuer. Er musste das geplant haben, damit es so schnell brannte. Ob er auch hier heiligen Sake verwendet hatte? Wieso tat er das nur? Was hatte ich bitte verbrochen, dass er mich so hasste und dass er es an einer naiven Frau ausließ? Izayoi. Fast bin ich da!

Ein Kind hörte ich in der Ferne weinen und steuerte direkt auf den Raum zu, aus dem ich es vermutete. Mein Sohn. Er lebte und schrie und betrauerte seine Mutter. Ich bringe sie dir wieder, versprochen. Auch wenn es das letzte sein sollte, was ich tue! Ich lass dich nicht im Stich mein Sohn. Ich habe es ihr versprochen, ein guter Vater zu sein und auch wenn es nur darin besteht, dich von diesem Ort zu retten mitsamt deiner Mutter.

Ich hetzte in den kleinen Saal und sah nur loderndes Feuer. Meine Augen erfassten alles und so fand ich schnell den in Flammenstehenden Baldachin. Mein Herz setzte aus. Izayoi! Schnell begab ich mich hin und riss ihn nieder, damit er nicht mehr auf sie stürzen konnte. Zu meinem Glück stellte ich fest, dass ihr Körper unversehrt war, bis auf das Blut, welches von den Decken aufgesogen worden war. Izayoi. Was hatte er dir nur angetan? Neben ihr sah ich den kleinen Jungen weinen, während mir das Herz stehen blieb.

„Izayoi! Izayoi…“, klagte ich um den Verlust. Es schüttelte mich immer wieder. Bitte lass mich noch genug Kraft haben. Geschwind zog ich Tensaiga aus der Scheide. Es fing an zu schlagen und offenbarte mir die Kobolde, welche sie mit sich nehmen wollten. Sie war meine Frau, ich würde sie niemals mit ihnen gehen lassen. Izayoi, du kannst noch leben. Werde bitte glücklich…

 „Ich flehe dich an, Tensaiga.“, bettelte ich regelrecht das Schwert an, das immer schwächer wurde. Es musste mir helfen. Bitte. Bitte.

Wehklagend schlug ich die Kobolde nieder und hoffte auf ein Wunder, was es schon einmal vollbracht hatte. Meine Augen ruhten auf der toten Gestalt zu meinen Füßen, als ich sie auf einmal atmen hörte. Als wäre nichts geschehen, schlug sie die Augen auf, was mich hoffen ließ, dass ihre Wunden auch mit verheilt waren.

Ohne Weiteres schob ich das Schwert zurück in die Scheide und zog eine rote Kleidung aus Feuerrattenhaar zwischen Oberteil und Rüstung hervor, die ich schnell über sie legte. Sie würde sie vor dem Feuer und vor Verletzungen schützen. Mein letztes Geschenk an meine Braut. Es würde sie hoffentlich immer an mich erinnern.

Izayoi betrachtete mich mit dem Kind im Arm, bevor sie still aufstand. Wahrscheinlich brauchte sie noch kurz um zu verstehen, dass sie wieder auf Erden wandelte. Liebste, ich würde dich nicht hier sterben lassen und hoffentlich verstand sie das. Dieser Moment war so bedeutend und ließ mich kurz hoffen, als sie im Aufstehen plötzlich zur Tür sah. Die Erkenntnis traf mich, als ich dem Blick folgte. Takemaru war da. Anscheinend vertraute er nicht einzig und alleine auf das Feuer.

Meine Kraft war nur schon so geschrumpft, dass ich die einzig richtige Entscheidung traf und mein letztes Schwert, So’ounga zog. Es dürstete nach Blut und würde noch etwas bekommen, bevor ich starb. Dieses Schwert könnte ich niemanden von ihnen anvertrauen. Aber ich wusste, wenn dieses Schwert einer meistern konnte, würden es meine Kinder sein. Dieses unheilige Schwert, dessen Aura langsam mich umfing und in Form eines Drachens mich umkreiste. Machtvoll griff es nach dem Leid, das um uns herumwaberte in diesem brennenden Haus.  

„Wenn ich dich Ungeheuer mit mir in die Unterwelt reißen kann, dann sterbe ich ohne Reue!“, schrie das Monster vor mir und deutete mit dem Schwert auf mich. Ich atmete tief durch und blickte leicht nach Hinten zu meiner Frau, die dort stand und nicht ein und aus wusste.

„Du musst leben!“, befahl ich ihr streng, in hoher Erwartung, dass sie meinen letzten Wunsch akzeptieren würde, doch sie rührte sich nicht. Ihre Seele war von Leid geplagt. Wir hatten gewusst, dass es bald so weit wäre, doch niemand hätte es auf heute gelegt. Izayoi, ich liebe dich so sehr, aber ich will dich nicht mit mir reißen, schon nicht wegen unserem Sohn, der dich jetzt mehr als alles auf der Welt bräuchte. Seine Geburt wäre der Tag des Todes seines Vaters. Wie ich mir doch ein schöneres Ende gewünscht hatte…

„Geliebter!“, flüsterte sie schon fast heiser und presste das weinende Kind an ihre Brust. Ich wollte ihren Blick nicht sehen. Die Feuermauer zwischen mir und Takemaru schien noch anzuhalten, doch bald würde alles einstürzen. Ich schloss die Augen und musste nicht lange überlegen. Einen Wunsch hatte ich doch noch. Er sollte nie als halb gesehen werden, sondern als Hundedämon. Denn er war einer. Kein Inugami, sondern ein Hundedämon. Er würde stark werden und sich beweisen.

 „Inu Yasha.“, verkündete ich mit machtvoller Stimme. So sollte er heißen. Nur so. Niemand sollte je ihn als Rachegeschöpf sehen, sondern als unser Kind. Er sollte seinen eigenen Weg beschreiten und sich niemals aufhalten lassen.

„Was?“, fragte Takemaru verwirrt. Natürlich verstand er es nicht. Er sah nur noch seine Rache und den Kampf, doch… ich sah auch den Rest.

„Der Name des Kindes. Sein Name ist: Inu Yasha!“, sagte ich noch fester und atmete tief durch. Mein Sohn. Mein Stolz. Ein Kind der Liebe zwischen Dämon und Mensch. Zumindest das will ich dir schenken im Angesicht des Todes.

„Inu Yasha“, flüsterte Izayoi andächtig. Erst schien sie verwirrt, doch ich meinte, dass sie es verstand. Unser Kind war ein Hundedämon. Nichts Halbes. Er war etwas Ganzes!

„Ja, nun geh!“, befahl ich ihr ein weiteres Mal und festigte meine Position. Ich würde ihr den Rücken freihalten. Flieh Geliebte und rette dich. Dieses Monster wird dich nie wieder erreichen. Hier würde es enden.

„Ja!“ Sie schien sich gefangen zu haben. Izayoi, du bist so mutig. Bitte lebe, wie du es mir einst versprochen hast. Ich werde diesen Mann nun töten. Der, der das wahre Monster war. Nicht ich, sondern er. Er hatte dich schamlos verraten…

Ich raste vor und schlug mein Schwert gegen seins. Es war mir egal, wie schwach ich war und dass er eine reelle Chance gegen mich hatte. Ich musste ihn nur hier festhalten und meiner Liebsten die Flucht ermöglichen.

„Du wirst hier sterben!“, knurrte ich, während er nur grinste.

„Du auch. Dein Kopf ist im Feuer.“, lachte er und deutete noch auf den Hundekopf. Meinen Hundekopf.

Doch er war so dumm. In diesem Moment verstand ich, was ihn aber auch trieb, als etwas Finsteres um ihm herumwaberte. Er wusste, dass er so meinen Geist fortschickte, doch da meine Seele gereinigt war, würde es mich befreien von meinen Fesseln. Anscheinend rettete dieser dumme Mann mich im letzten Moment. So’ounga brüllte, während ich in mir spürte, wie ich verging. Ich schickte einen alles entscheidenden Schlag los, der alles einriss. Ich würde ihn mit mir begraben und ihn zur Hölle schicken!

Meine Gedanken schrie ich noch laut heraus, bevor mein Geist verging: Izayoi, du musst leben! Was auch immer passiert, zusammen mit Inu Yasha!

Nur das wollte ich. Genau das. Zeig ihm die schönen Seiten des Lebens. Ich werde euch zusehen, bestimmt. Werdet glücklich und bringt Hoffnung auf diese Welt, die doch so düster scheint. Die Welt würde sich weiter drehen auch ohne mich und dann würden wir uns im nächsten Leben treffen, einander berühren, umarmen und wieder miteinander lachen. Du hattest mir gezeigt, dass auch ein Monster einen Platz verdiente auf dieser Welt. Dank dir hatte ich gelernt, dass man nicht in Kasten denken durfte. So viel Schönes hatten wir erlebt in unserer kurzen Zeit und irgendwann würden wir diese Erinnerungen mehren. Vertrau mir Izayoi, ich werde zurückkommen, egal was ich dafür tun muss. Mein Herz gehört in Ewigkeit dir, nur dir.

Das Feuer verschluckte mich, doch es tat nicht einmal weh. Nein, es war läuternd und befreiend, während ich meine Augen schloss. Takemaru hingegen schrie. Es würde ihn mitreißen. Schon damals hätte ich erkennen müssen, dass nicht die Inugami, sondern die Halter die Monster waren. Wir entschieden selbst über unser Schicksal.

Lieber Sohn. Finde einen guten Weg. Lerne die Liebe kennen und lächle für mich mit.

Und du Sesshomaru. Finde du auch deinen Weg. Egal wie steinig er sein mag, ich weiß, du wirst eines Tages zum Daiyoukai und herrschen, doch wirst du es hoffentlich tun um alle zu beschützen, die dir etwas bedeuten. Finde Freunde. Ich glaube an dich, auch wenn ich es dir zu wenig zeigte.

Macht diese Welt zu einem besseren Ort…

 

----------------------------------------- [Izayoi]----------------------------------------

Mein Geist schien leer, als ich den verschneiten Berg mit meinem Kind im Arm hinauflief und noch einmal zum Schloss herabsah. Es brannte lichterloh. Alles verschwand und brach zusammen, nur der Gestank von verbrennen Holz und Fleisch blieb mir.

Sehnsüchtig starrte ich noch auf das eingestürzte Gebäude, doch vergeblich. Ich meinte seine letzten Gedanken zu hören, dass ich leben sollte. Es musste mir keiner sagen. Ich wusste auch so, dass mein Liebster in diesen Flammen sein Leben verloren hatte.

Dicke Tränen kullerten über meine Wangen, während tiefe Leere in mir einkehrte. Ich war alleine auf dieser Welt mit meinem kleinen Kind, während sie ihr Leben für mich gegeben hatten.

Alles hatte wie ein Märchen angefangen und doch in einem Albtraum geendet. Meine vielen Albträume am Anfang schiene mir auf einmal wie ein Wink vom Schicksal gewesen zu sein. Mein Herz stockte immer wieder und die Schluchzer übermannten mich. Hätte ich es doch verstanden und nicht den Teufel ins Haus gelassen.

Wie sollte ich nur ohne ihn sein? Ich blickte auf mein Kind. Inu Yasha. Er hatte ihn getauft. Ich mochte den Namen, egal wie trivial er war… Ich drückte ihn und das Oberteil enger an mich. Wäre er nur etwas länger geblieben. Ich fühlte mich schuldig an seinem Unheil. Hätte ich nur einmal mehr Mut bewiesen. Naiv war ich gewesen…

Ich sackte kurz ein und presste Inu Yasha noch enger an mich. Diesen weißhaarigen Jungen mit seinen goldenen Augen… „Wie kann ich nur weiter leben… wie?“

Nachbeben (Sesshomaru)

 

Wütend war ich in die andere Richtung gelaufen. Weg von diesem Ort, weg von diesen Personen, die in mir Dinge wachriefen, die ich einfach nur los werden wollte. Doch urplötzlich wollen meine Füße nicht mehr weiterschreiten, als mir der Geruh von verbrannten Holz und Fleisch in die Nase stieg. Der Wind hatte den Gestank direkt zu mir getrieben. Er war einfach nur beißend und abscheulich, sodass ich hätte verschwinden sollen, aber irgendwas zerrte an mir.

Hol sie dir!

Ich spürte ein Ziehen in mir. Es war nicht ihre Stimme, aber welche dann? Schüttelnd drehte ich meinen Kopf leicht. Die Schwerter könnten jetzt noch mir gehören. Also musste ich sie einfach nur holen und meinem wahrscheinlich toten Vater aus den kalten Händen zerren.

Mein Herz schlug nur für den Kampf und den Krieg. Ich brauchte die Macht und die Kraft. Genau. Dieses kurze Aufflackern von Izayoi… Es war nur Einbildung. Eine Sekunde der Schwäche. Falls sie noch lebte, würde ich sie auch töten, so wie sie meinen Vater getötet hatte. Eiskalt und ohne erbarmen würde ich zusehen, wie sie in meinen Händen starb. Denn sie hatte nichts anderes verdient, als den schmerzhaften Tod.

Ich atmete tief durch und zog diesmal den Duft ein mit dem Gedanken daran, dass dieser dunkle Fleck in meiner Vergangenheit nun komplett ausgelöscht war. Nichts würde an diese Schande erinnern. Die Menschen würden sich nur an meine Gräueltaten erinnern.

Meine Füße fingen an sich schnell über den Schnee zu bewegen, bevor ich durch den Wald hetzte und wahrscheinlich schon bald Yukiyona einholte und an ihr vorbeizog. Sie sollte Izayoi retten, aber wahrscheinlich gab es gar keine mehr und am besten wäre es auch, wenn mein Halbgeschwisterchen tot wäre. Ich konnte nur hoffen, dass dieser Setsuna no Takemaru endlich einmal seine Ankündigungen wahr machte. Aber auch wenn nicht, dann würde ich es übernehmen. Sie hatte es verdient. Dieser Samurai hatte nie verborgen, dass er meinen Vater hasste und trotzdem hatte sie ihn eingelassen.

 

Bald wäre ich da bei meinem Vater. Der Wind bestätigte mir nach kurzer Zeit, dass mein Vater umgekommen war. Ich roch sein verbranntes Fell. Der Gestank war unverkennbar. Einen Moment konnte ich nicht anders, als seiner zu gedenken, bevor ich zum Palast stürmen wollte.

Schockierender Weise witterte ich trotz dem bestialischen Feuer einen anderen Geruch. Izayoi. Sie war es. Ich wusste es einfach. Mein Herz setzte kurz aus, bevor es kurz schneller schlug. Doch ich rang dieses Gefühl nieder. Meine Muskeln spannten sich an wie bei der Jagd. Mein Vater könnte noch warten. Die Schwerter liefen nicht weg, aber sobald Yukiyona aufholte, würde sie versuchen einen Riegel vor diese Tür zu schieben. Izayoi musste vorher dran glauben. Diese hübsche schwarzhaarige Prinzessin mit dem naiven Blick.

Ich schüttelte mich und nahm die Fährte auf. Sie war hoch in den Wald gelaufen oder gegangen? Dieses Balg roch ich auch. Dieser Bastard, der mich verdrängt hatte! Fauchend stürzte ich durch den Schnee hinter ihr her. Jetzt oder nie. Endlich könnte ich es beenden! Endlich würde sie von dieser Welt verschwinden. Izayoi. Ich komme und töte dich jetzt!

Es kostete mich kaum Zeit, bis ich ein in rot gekleidetes Geschöpf umringt von weißen Schnee vorangehen sah. Geschickt versteckte ich mich erst hinter einem Baum und beobachtete. Sichtete die Gegend und stellte fest, dass Yukiyona noch weit genug fern war. Da ging sie, ein schreiendes Balg im Arm. Dieses Miststück hatte meinen Vater sterben lassen. Nein sie hatte ihn in den Tod getrieben und wagte es einfach so davonzugehen? Nein, das lasse ich nicht hinzu! Ich kann ihr einfach nicht verzeihen.

Kurz sog ich noch ihren Duft ein, bevor ich losstürmte. Ihr kleiner Körper drehte sich zu mir, als ich den Schnee überquerte, doch es halft ihr nichts. Ich griff ihren Hals und hob sie an, sodass sie über mir war und ihr Körper herabbaumelte. Meine Augen wurden groß, während dieser dumme Mensch dort hing. Anstatt meine Hand zu umgreifen, hielt sie einfach dieses schreiende Balg, was nicht aufhörte zu weinen.

Ihre Augen blickten still in meine und schienen nichts unternehmen zu wollen. „Du hast ihn getötet.“

Ihre braunen Augen waren so düster und leer. Sie schienen das Licht nicht zu reflektieren, während ihre Lippen sich leicht öffneten.

„Ja…“, hauchte sie und drückte das Wechselbalg noch dichter an ihren Körper. „Ich habe ihn umgebracht…“

Sie ließ sich regelrecht in meiner Hand hängen. Ich spürte ihren fast schon ruhigen Herzschlag an meiner Innenhand, während wir dort standen. Wieso war sie nur so ruhig… Warum vergoss sie keine Tränen? Warum bettelte sie nicht um ihr Leben? Warum?

„Ich werde dich töten!“

„Ich habe es verdient.“, flüsterte sie röchelnd, während ich meine Hand fester zu drückte. Sie nahm ihre Strafe hin. Meine Hand zuckte, bevor ich wieder etwas lockerer ließ. Warum nur. Wieso konnte ich es nicht? War es dieser Blick? Izayoi…

Auf einmal fühlte ich einen leichten Zug an meinem Haar und blickte herab zu dem Bündel, das sie umklammern hielt. Silbernes Haar wie ich und mein Vater, wie auch kleine goldene Augen. Doch es hatte Hundeohren. Jeder würde es als Bastard erkennen, was es war. Dafür war mein Vater gestorben, für eine Missgeburt. Dafür war ich vertrieben worden. Vater, wieso nur?

„Inu Yasha… So heißt er…“

Kurz sah ich sie an und dann wieder das Balg, welches eine meiner Strähnen gegriffen hatte und weinend an sich zog. Es war der Beweis für die Beziehung von meinem Vater und Izayoi. Der letzte klägliche Rest ihrer ach so schönen Liebe. Ich schnaubte und sah zu ihr, ob sie um ihr Kind weinen würde? Hatte sie meinen Vater überhaupt geliebt? Bestimmt nicht. Am besten erlöse ich sie erst davon, damit ich mich in Ruhe um sie kümmern konnte.

Bestimmt sah ich dann Hass in ihren Augen und Angst. Das für das ich lebte, das was mich bestätigte. Ich ließ ihren Körper unsanft den Meter hinabstürzen. Sie schaffte es nicht, sich auf ihren Beinen zu halten und klappte einfach zusammen. Da lag dieses rote Wesen am Boden. Es war ein Schandfleck. Mörderin! Ich riss ihr das Kind aus den Händen, welches sie fest umklammerte. Es schrie und weinte, doch es war mir egal. Sollte es doch. Diese Missgeburt. Dann ließ sie los und fiel unsanft in den Schnee.

„Inu Yasha…“

Hundedämon. Bestimmt hatte mein Vater ihm den Namen gegeben. Wütend hob ich es hoch und betrachtete das schreiende Gesicht. „Es ist nur eine Missgeburt.“, bemerkte ich und ließ meinen Blick über ihn wandern. Vielleicht sollte ich ihn einfach fressen. Wie sie dann schaut? Hat sie zumindest noch Gefühle für ihr Kind?

Ich hob es an meine Lippen, als sie plötzlich wimmerte: „Bitte nicht, bitte… bitte…“

Dafür konnte sie also betteln? Interessant. Aber egal. Ich lösche es aus, dieses Elend. Ein Hanyou. Er würde niemals auf dieser Welt überleben schon gar nicht bei einer Frau, die ihn nicht einmal beschützte.

„Ugah..“

Hm? Ich sah es an, wie es auf einmal wieder an meinem Haar zerrte und darauf mit seinen Lippen rumspielte. Zahnloses Wesen, was tust du da? Es gluckste mich an und streckte die Hand nach meinem Gesicht aus. Erst soll ich dir also die Arme abbeißen?

Ich hob seinen Körper hoch, sodass es an meinem Gesicht war und öffnete den Mund, als es auf einmal anfing über mein Gesicht zu streicheln. Irgendwie erstarrte ich, als der kleine Junge auf einmal mir ein Lächeln schenkte und mich noch mehr berührte. Das Weinen verstummte sofort. Wieso hast du keine Angst vor mir? Ich will dich umbringen!

„Sesshomaru…“, vernahm ich eine Stimme neben mir. Yukiyona war zu uns gestoßen. Ihr Gesicht leicht gerötet. Ohne Verkleidung in einem Kimono stand sie da und zog Izayoi an sich, welche dort einfach nur wimmernd dasaß. „Hör auf. Bitte, sie steht unter Schock. Für sie ist es genauso schwer, wie für dich. Bitte.“

Meine Augen verengten sich zu Schlitzen, bevor ich wieder zu dem Balg sah, welches mich immer noch so ungeniert berührte. „Brrr.“, machte es und schien so furchtlos.

„Bitte tu ihm nichts… So bist du doch nicht.“, hauchte Yukiyona wieder und half Izayoi auf.

Seufzend wollte ich Izayoi das Kind schon geben, als es wieder anfing zu heulen. Unsicher starrte ich das Kind an und hob es wieder zu mir. Da hörte es auf einmal auf. Wieso? Warst du auch wütend, kleiner Kerl? Oder sahst du in mir deinen Papa? Neugierig starrte ich es an und dann Izayoi. Verdammt. Ich konnte es nicht. Ihr trauriger Blick riss so sehr an mir. Mein Vater hatte meinen Schutzschild genommen. Ich würde es verschieben. Wieder einmal.

Ungeniert hob ich meinen rechten Arm etwas und schob den kleinen in mein wärmendes Fell, in das es sich gleich reinklemmte. Wer wusste, warum ich es tat? War es, weil ich sah, dass sein Körper fror? Mein Körper gehorchte nicht, als würde ich instinktiv handeln. Ich blickte zu Izayoi, welche wieder stand und von Yukiyona gehalten wurde. Sie schien gebrochen, wie die Frau, die ich misshandelt hatte.

„Danke…“, hauchte Yukiyona und zog Izayois Kleidung enger um sie. „Sieh steht unter Schock. Wir sollten hier weg.“, meinte sie ernst und sah mich bittend an. Wieso nur, wie konnte es denn sein, dass ich so gegen meinen Willen handelte? Forsch schritt ich zu ihr und hob sie in meine Arme. Ihr Körper schien schlaff zu sein, während ich sie an meine Brust drückte und ihren stillen Herzschlag lauschte. „Wir müssen einen warmen Ort finden, sonst stirbt sie. Ich weiß, du hasst sie gerade, aber sie ist nicht schuld.“

„Sie hat ihn eingelassen.“

„Aber sie hat doch auch dich und Toga zu sich gelassen. Es ist ihre Art. Sie ist naiv und gibt jedem eine Chance. Sie hat sogar in dir etwas gesehen, an dem sie immer noch festhielt.“

„Sie hasst mich.“

„Von wegen. Seit der Sache mit dir im Hof, hat sie wie wild Bücher gewälzt um dir zu helfen. Du brauchst ihr nichts zu tun, sie gibt sich die Schuld an allem. Darum sehnt sie sich nach dem Tod, weil die Schuld zu groß ist. Sie hat gerade zusehen müssen, wie dein Vater gestorben ist.“

Ich seufzte. Nicht nur sie plagten Schuldgefühle. Hätte ich vielleicht alles verhindern können, wenn ich sie beschützt hätte? Hatte sie wirklich nach einem Mittel gesucht, um mich zu retten? War das der Grund, dass mein Vater etwas mit mir gemacht hatte? War sie es wieder gewesen?

„Izayoi ist ein guter Mensch. Bitte… verschiebe deinen Groll einfach noch. Es ist dein Bruder. Ob du willst oder nicht.“

Mein Herz setzte aus. Bruder. Es erinnerte mich an ihr strahlendes Lächeln, wo sie mir verkündete, ich solle immer ein guter großer Bruder sein und dem Kind von meinen Taten erzählen. Es stimmte ja, sie hatte mich immer in ihrem Leben gewollt. Nie hatte sie versucht mich auszuschließen. Ich war es, der sich ausgeschlossen hatte. Izayoi… Ich sah in ihre leeren Augen, die einen fernen Punkt einfach anstarrten.

„Gehen wir…“, murmelte ich und sah noch einmal zum brennenden Schloss, was von hier gut sichtbar war. Ich würde später wiederkommen. Ich konnte mich ihren Fängen nicht wiedersetzen… Das würde das letzte Mal sein. Definitiv das letzte Mal, dass ich ihr half. Danach würden sich unsere Wege trennen. Versprochen. Glaub nicht, aufgeschoben ist aufgehoben.

„Ja.“, meinte die schwarzhaarige Frau und verneigte sich vor mir, bevor auch sie noch einmal hinabblickte. „Es tut mir sehr leid…“

„Spar dir dein Mitleid für sie.“, knurrte ich und schritt einfach voran, während der Kleine in meinem Fell gluckste. Ihm war bestimmt nur kalt, später würde er nicht auf mich so reagieren. Bestimmt nicht.

 

 

Fürsorge (Yukiyona)

Wie hatte es nur so enden können? Ich rannte so schnell ich konnte, doch wie so meist musste ich feststellen, dass ich ein Dämon der Wandlung und nicht der Schnelligkeit war.

Inu no Taisho würde sie hoffentlich retten, doch auch wenn ich keine so gute Nase hatte, roch ich den Geruch von Feuer. Bitte, lass sie am leben sein. Wir hatten uns nicht immer vertragen, aber ich mochte sie. Ich mochte sie wirklich, weil sie mich an mich selbst erinnerte. Ich war auch einmal so naiv gewesen. Izayoi sollte nicht leiden, so wie ich.

Wahrscheinlich existierte in mir doch noch ein bisschen Menschlichkeit, die sich nach ihren Leben sehnte oder eher gesehnt hatte. Jetzt musste ich… oh nein. Ich spürte, wie Sesshomaru mich überholte. Seine Aura war unübersehbar. Ich spürte es in Knochen und Mark. Natürlich wusste ich auch warum.

Egal wie eilig es gewesen war, ich hatte kurz im Wald ausgeharrt und der Unterhaltung gelauscht. Schlimmer hätte es nicht laufen können. Sein Vater hatte ihn bis zum Ende nie verstanden. Es war schon traurig. Man merkte, dass normal Izayoi ihm die Worte in den Mund gelegt hatte. Sie hatte Sesshomaru meistens immer durchschaut und nur das Innere gesehen. Nicht einmal ich hatte damals hinter seiner Schale einen weichen Kern gesehen, doch nachdem die beiden sich getroffen hatten, war er anders geworden. Hätte sein Vater ihn nur nicht auf diese Bahn geschupst… Sesshomaru würde sich die Schwerter einfach nehmen. Sein Vater hätte ihm zumindest etwas hinterlassen sollen. Das mindeste wären gute Worte gewesen. Egal was er getan hatte.

Geschwind versuchte ich schneller zu laufen, als ich plötzlich eine schlimme zur Schaustellung von Gewalt erblickte. Sesshomaru hatte sie gewürgt. Ich sah Würgemale an Izayoi, die total weggetreten war und jetzt hielt er auch noch das Baby in Händen und schien es fressen zu wollen.

Natürlich mischte ich mich ein, aber auch ohne mich wäre es wohl nicht schlimm ausgegangen. In ihm hatte sie immer noch einen Platz und das Kind schien auch ihn zu mögen. Sesshomaru wusste wohl einfach nicht darauf zu reagieren. Das war auch gut so. Gerade weil er so kaltherzig erzogen worden war, konnte er nicht auf solche Dinge angemessen reagieren. Nein er agierte komplett unnatürlich. Es kostete mich kaum ein Wort, während ich Izayoi aufhalf. Sesshomaru würde ihr nie wehtun können, egal wie tief seine Trauer war.

Aber fast schon erschreckend war, dass er den kleinen Fratz in sein Fell steckte, damit er warm blieb. Natürlich war es kalt, aber dass er so fürsorglich handelte? Ich lächelte leicht und hielt Izayoi. Wir mussten einen sicheren Ort finden.

Noch schockierter war ich aber, als er auch Izayoi mir abnahm.

 

„Sesshomaru…“

„Es kommt ein Sturm auf.“, meinte er nach einiger Zeit, die wir schon stillschweigend nebeneinander hergegangen waren. Izayoi schlief in seinen Armen. Der Schock war einfach zu viel gewesen.

„Dann sollten wir einen Unterschlupf für die Nacht suchen…“, hauchte ich und betrachtete seine Silhouette. Ob er gehen würde, wenn wir das Schloss ihres Vaters erreicht hatten?

„Es sollte bald eine Hütte kommen.“

„Hm? Eine Hütte? Sesshomaru, was meinst du damit? Riechst du sie?“

Sein Blick wanderte kaltherzig zu mir. „Nein. Aber es ist der direkte Weg zum Schloss ihres Vaters. Da es mehrere Tage benötigt, wurden einige Hütten gebaut, um die Sicherheit der Prinzessin zu garantieren.“

„Verstehe.“, meinte ich nur und seufzte kurz. Natürlich kannte er sich darin gut aus. Wir waren erst dazu gerufen worden, als sie schwanger war und auf ihren Reisen hatten wir sie auch nie begleitet. Anscheinend war es ein Wink des Schicksals, dass er sie nicht vergessen konnte. Ich war ja nun eine Frau und hätte es alleine wahrscheinlich nicht geschafft. Sein Wissen war auch besser als meines. Seufzend kaute ich auf meinen Lippen rum und strich über mein Haar, als wir an eine Gabelung kamen und er nach rechts abging. Erst war ich verwundert, verstand dann aber schnell, dass die Reisehütten nicht auf dem direkten Weg waren. Sicherheit. Natürlich.

 

Nach einer Weile erreichten wir dann auch endlich die Hütte. Ich öffnete schnell die Tür und ließ Sesshomaru ein. Geschwind schloss ich die Tür, als ich die ersten Schneeflocken erblickte, die um uns umwehten. Genau rechtzeitig. Sesshomaru ließ die Prinzessin ab, welche einfach nur stumm dasaß und ins Leere blickte. Es würde noch dauern. Das versuchte ich mir immer wieder einzureden.

„Mach ein Feuer.“

„Verstanden.“, flüsterte ich und fing an, schon alles zu bereiten. Sesshomaru löste sein Fell und legte es neben Izayoi, die nur stumm hinsah und die Lippen dankend bewegte. Sie hob ihre Hand und berührte eine kleine Hand im Fell. Stimmt ja, der kleine hatte die ganze Zeit dort geschlafen. Ich seufzte und stapelte bereitgestelltes Holz, wie auch Heu und andere brennbare Materialien in der Feuerstelle.

Als es dann endlich brannte, sah ich nur noch, wie Sesshomaru den Raum verließ. Er würde wahrscheinlich die Gegend sichern oder versuchen seine Gefühle für die Prinzessin niederzukämpfen. Hoffentlich würde er bald wiederkommen.

„Izayoi-sama…“, versuchte ich es und ging zu ihr, als ich ein leises Wimmern vernahm. Inu Yasha war aufgewacht und brauchte seine Mutter, doch sie bewegte sich nicht und starrte nur auf das Kind. Ich schritt zu ihr und kniete mich vor sie. „Izayoi.“ Ihr leerer Blick… „Bitte. Dein Kind.“

Ich hob Inu Yasha aus dem Fell und zeigte ihn ihr. Ihre Hände zitterten, als sie sie nach dem Kind ausstreckte, welches dem Vater so ähnelte. Es war schwer für sie. Diese Frau versuchte alles Leid der Welt auf sich zu laden, doch sie war nicht alleine schuld. „Izayoi. Bitte.“

Ich legte ihr das Kind in die Hände und half ihr ein wenig. Es weinte leise, während die Prinzessin nicht verstand. Komplett unbedarft und unwissend. Der Lord hatte gut daran getan, es mir zu überlassen. Selbst ich war einmal vor ewigen Zeiten eine Mutter gewesen. Es war lange her… Ich strich dem kleinen Jungen das Haar aus dem Gesicht, bevor ich an Izayois Kleidung zog. „Dein Sohn hat Hunger.“

„Hunger?“, fragte sie ganz weit fern von mir. Wie ich es mir doch dachte.

„Du musst ihn stillen.“, hauchte ich und öffnete ihre Kleidung. Keine Gegenwehr. Nichts. Ich konnte nur hoffen, dass Sesshomaru ihr nichts in dieser Zeit antun würde. Ihre Armstellung änderte ich und half dem kleinen ihre Brust zu finden. Ich konnte von glück reden, dass der kleine schon bei Kräften war. Izayoi musste viel lernen, doch wie konnte ich sie nur aus ihrer Versteinerung retten? Nein… Wahrscheinlich könnte das nur Sesshomaru, wenn er ihr vergab. Er musste es tun und er könnte sie vielleicht daraus holen, doch keiner der beiden verstand es. Izayoi. Bitte vergesse nicht, wie glücklich du gewesen warst. Ihr müsst weiterleben. Ihr beide müsst lernen, mit euren Wunden umzugehen.

Es war unvermeidbar gewesen, dass der Inu no Taisho stirbt, doch was würde das für die Zukunft bedeuten? Eine Prinzessin gezeichnet von einem verstorbenen Lord und einem Kind, das sie nicht zu behüten verstand.

Und dann war da noch Sesshomaru. Das erste Kind des großen Hundedämons. Seine Stellung zu verteidigen wäre unmöglich, dafür war er nicht stark genug. Nein. Soweit ich es gesehen hatte, war sie um vieles Schwächer. Dafür hatte die Ningyo ihn anscheinend nicht im Griff. Es würden viele Kriege auf ihn zu kommen. Viel Pein und viel Leid. Sesshomaru… bitte sei stark und vergiss darüber nicht, dass du nicht alleine bist. Hoffentlich verstehst du irgendwann, dass du Personen hinter dir hast, auch wenn du uns Frauen nie als das sehen wirst. Eine Prinzessin und eine ehemalige menschliche, die zum Dämon geworden war.

Mein Blick wanderte zu dem kleinen Buben, der an ihrer Brust sog. Izayoi hatte ich gut genährt, doch wenn Sesshomaru wiederkam, würde ich Ausschau nach Nahrung halten, damit keiner der beiden hungern musste. Vielleicht könnte Sesshomaru auch sein Reittier holen, da es nicht gut war, dass Izayoi sich viel nach der Geburt bewegte.

Als der kleine Fratz satt war, nahm ich ihr das Kind ab und beobachtete, wie sie sich einfach auf das Fell legte und mich traurig ansah. Ihre Augen schlossen sich nach kurzen und ich zog ihre Kleidung zurecht. Wie lange das wohl anhalten würde…

Der kleine Mann starrte mich an. Ich verzog kurz die Lippen, bevor ich meine Magie benutzte und die Gestalt der Prinzessin annahm. Es wäre nicht gut, wenn er sich an mein echtes Gesicht gewöhnte. So würde er nicht die Liebe zu seiner Mutter verlieren. Ich zog den kleinen an mich und setzte mich ans wärmende Feuer, wo ich es ein wenig säuberte. Irgendwo würde ich Tücher besorgen müssen, um das Kind zu wickeln. Leise stimmte ich ein Lied an. Ein Lied, dass ich lange nicht mehr gesungen hatte. Mein Kind hatte es geliebt und war dabei immer eingeschlafen.

Inu Yasha. Kurz flammte in mir der Wunsch auf mit dem Kind im Arm zu fliehen, aber das durfte ich nicht. Diesem Gefühl würde ich nicht nachgeben. Das könnte ich ihr nicht antun.

 

 

Finsternis (Sesshoamru)

 

Ich hatte den Sturm schon von weitem gewittert. Weswegen ich das nächste Haus anpeilte. Es war schon lange her, aber einmal hatte ich sie auf ihren Weg begleitet. Kurz vor ihrer Hochzeit, als der Weg angelegt worden war. Mein Vater hatte mich gedrängt sie zu begleiten. Natürlich zu Pferd. Ich sollte ihr alles zeigen, falls es einmal gefährlich werden sollte. Soldaten hin oder her. Es konnte immer etwas geschehen. Oder hatte er diesen Moment vorhergesehen? Nur es hatte Izayoi nichts geholfen, doch ich… Vater…

Als ich sie abgeliefert hatte ließ ich auch mein Fell bei ihr, in dem noch das Kind steckte, welches nicht von mir gewichen war. Es war… ein komisches Gefühl, dass es sich so an mich klammerte… Ob es sich daran erinnerte, dass ich ihm oft gelauscht hatte? Izayoi hatte ständig Angst gehabt, dass etwas nicht stimmte, da es ihr erstes Kind war. Es hatte sie jedes Mal beruhigt, wenn ich ihr berichtete, dass es dem Kind gut ging. Ich legte außerhalb der Hütte meine Hand auf meine Brust. Wieso konnten die beiden nur mich nicht hassen? Er hatte mich angelächelt. Inu Yasha… wieso? Ich verstand es nicht und gerade diese Situation hatte wieder einmal mein Vorhaben verhindert. Verdammt. War es das Erbe meines Vaters? Oder… Ich schüttelte den Kopf. Nein, ich durfte gar nicht daran denken… Aber… Izayoi.

Wut brannte in meinem Herzen. Ich musste mich abreagieren. Meine schwarzen Schuhe stapften durch den weißen Schnee auf der Suche von Opfern. Ich durfte nicht schwach werden durch sie. Ich war ein Monster.

Es dauerte auch nicht lange, bis ich entfernte Rufe vernahm. Sofort legte sich ein Schatten auf mich, als ich mich auf die Soldaten stürzte, die von dem Angriff übriggeblieben waren. Auch wenn ihr Herr tot war, schienen sie seine letzten Befehle auszuführen und suchten die Prinzessin. Nur dumm, dass sie nicht mit einem weiteren Monster rechneten. Natürlich ging ich geschickt vor, mich so normal wie möglich zu präsentieren. Sie hielten mich für einen des Palastes und griffen mich natürlich an. Jeden streckte ich nieder. Auch wenn es fast zu schnell ging.

Sehnsüchtig suchte ich mir noch mehr, bis der Schneesturm zu stark wurde. Ich roch sie nicht mehr. Ich leckte meine Hand und verzog ein wenig das Gesicht. Vermaledeite Idioten. Heiliger Sake klebte an ihrem Blut. So war das also. Wahrscheinlich hatte er so meinen Vater noch weiter geschwächt gehabt, doch wieso waren es nur noch so viele gewesen? Fragen über Fragen und niemand würde antworten. Vater. Ich blickte zum Schloss. Auch durch den Wald sah man noch das lodernde Feuer. Es hatte nicht nur so gebrannt, er hatte nachgeholfen.

Schnaubend kehrte ich zurück. Ich würde warten müssen, bis das Feuer erlosch, bevor ich mir meine Schwerter holte. Leicht energisch öffnete ich Tür und erstarrte, als ich Izayoi mit dem Kind vor dem Feuer sitzen saß. Sie sang leise ein Lied, das sogar in meinen Ohren beruhigend klang. Der kleine Junge schlief selig. Ich lauschte noch und trat ein, bevor sie auf einmal aufhörte und mich anblickte. Da roch ich es. Mein Blick wanderte zu meiner Linken und entdeckte die wahre Prinzessin.

„Yukiyona, was tust du.“, brummte ich und fixierte sie.

„Er soll nicht verwirrt sein durch das andere Gesicht.“, meinte sie still und beobachtete mich. „Izayoi ist immer noch nicht bei klaren Verstand. Sie vermag nicht selbstständig für ihr Kind zu sorgen. Ich weiß nicht was geschehen ist, aber… ich habe Blut gesehen unter ihrer roten Gewandung. Wahrscheinlich hat dein Vater sie wiederbelebt. Auch Naru und Akane hatten Zeit gebraucht. Ich weiß nicht, wie lange sie, wenn tot war. Niemand kenn die Macht des Schwertes…“

„Also willst du ihren Platz so lange einnehmen?“, fragte ich wohlwissend, dass sie zu so einer Tat fähig wäre. Sie nickte ein wenig.

„Bis sie wieder bei Sinnen ist. Ich möchte ihr Zeit zum Trauern geben. Zeit geben um zu heilen.“

Ich verzog kurz die Lippen, bevor ich zu der schlafenden Prinzessin sah.

„Hm… tu, was du nicht lassen kannst.“, flüsterte ich heiser und setzte mich zu der schlafenden Prinzessin. Ihr Gesicht war leicht verzerrt, während sie sich eng an mein Fell presste. Wenn sie so war, könnte ich ihr nichts antun. Egal wie sehr ich sie dafür hasste…

„Hier.“, meinte sie auf einmal und hielt mir das Kind hin. „Nimm es. Ich übernehme die nächste Wache.“

„Ich?“

„Ja, du. Bei dir ist er auch ruhig. Ich werde ein wenig die Straße auskundschaften und… nach Essen suchen. Izayoi braucht Nahrung um das Kind weiter stillen zu können. Ihre Reserven werden nicht ewig anhalten.“

Ich nickte und nahm es ihr ab. Sie verschwand geschwind nach draußen und ließ mich hier zurück. Hier mit dieser stummen Frau und mit diesem schlafenden Kind. Es war so klein… Ob ich auch einmal so gewesen war? Nach dem Kampf gegen den Drachen hatte ich geglaubt, dass mein Vater mich auch schon einmal gehalten hatte… Er würde nie dieses Gefühl kennen lernen…

Ich schielte zu ihr. Yukiyona hatte Recht, dass Izayoi Zeit brauchte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ein Kind erziehen sollte. Erst recht nicht einen halben Dämon. Was wohl die Zeit bringen würde?

 

 

Am nächsten Morgen, als die Prinzessin wach war, hatte Yukiyona zum Glück erst einmal wieder ihre normale Gestalt angenommen, doch sie mied ihre Verkleidung. Natürlich war es so einfacher. Die Prinzessin war umhüllt von ihrem Cape. Yukiyona hatte sogar ein Pferd organisiert, sodass die Prinzessin nicht laufen musste. Jedoch wurden wir deswegen nicht schneller. Izayoi konnte sich kaum auf dem Pferd halten.

Ob das Feuer noch brannte? Ich würde nachsehen, sobald sie von hier fort war. Vielleicht könnte ich mich dann konzentrieren. Ich blickte hoch zu ihr, wie sie einfach den Kopf hängen ließ. Noch nie hatte ich sie so gesehen. Sie trauerte anscheinend sogar mehr wie ich…

Das musste ich wohl anerkennen und das Kind… Hatte ich damals Neid empfunden? So war das nun vergangen. Dieses Kind würde nie unseren Vater kennen lernen und mich nicht mehr verdrängen. Es war einfach nur eine Erinnerung an ein Leben, das sie hätten führen können.

Dieses Kind würde nie ein Herrscher werden, so wie es mir vorbestimmt war. Denn er hatte niemanden, der ihn anleitete und sein Äußeres zeigte auch schon, dass er nur ein Hanyou war. Schwach. In den Händen dieser Frau würde er niemals ein Krieger werden. Fast schon zu schade, dass sein Blut so verschwendet wurde. Als Mädchen hätte er wohl mehr Glück gehabt.

 

Es kostete uns noch 2 ganze Tagesmärsche, bis wir das Schloss ihres Vaters erreichten. Zu meinem Vorteil kannten wir noch den Spalt im Gemäuer, durch den wir Izayoi und ihr Kind hereinbrachten. Es war fast schon zu einfach, jedoch vermutete ich, dass sie schon längst Kunde von meinen Taten erhalten hatten. Doch trotzdem.

„Yukiyona, bring sie in ihre Gemächer. Ich rede mit ihrem Vater.“

„Verstanden, Sesshomaru.“

Ich nahm eine kleine Abkürzung und landete direkt zu den Türen des Herrschers dieses Palastes. Kurzerhand öffnete ich die Tür und trat heran. Der Herrscher saß dort und trank einen Sake. Er sah auf und schien kurz besorgt, bevor er sich beruhigte.

„Du kommst nicht in böser Absicht?“

„Nein.“, meinte ich und trat zu ihm. „Ich komme aus einem anderen Grunde.“

„Nenn ihn mir, Sohn des Herrschers der Hunde.“, verlautete er und trank noch einmal.

„Ich habe Eure Tochter gebracht.“

Er horchte auf und öffnete die Augen. „Sollte ihre Niederkunft…“

„Sie hat ihr Kind vor wenigen Tagen bekommen. Leider fiel das Schloss dabei und auch mein Vater verlor sein Leben.“

Der Mann ließ seine Schale auf den Boden fallen und starrte mich entgeistert an. „Wie das?“

„Eure Tochter hat einen… Mann eingelassen, der ihre Liebe nicht akzeptierte. Er hat das Schloss in Brand gesetzt. Izayoi konnte noch fliehen. Zurzeit ist ihre Dienerin bei ihr und hilft ihr.“

„Verstehe… Ich mochte den Herrn der Hunde. Ich hatte nie etwas gegen diese Verbindung. Ein Arzt wird sie sich ansehen. Doch was wirst du tun?“

Ich blickte den Mann an und schloss kurz die Augen. „Ich werde die Grenzen verteidigen und in seine Fußstapfen treten.“

„So wünsche ich dir viel Erfolg. Dein Vater und ich haben oft gehandelt…“

„Die Verträge werden weiter bestehen. Doch kann ich für nichts garantieren, da mein Vater nicht mehr lebt.“

„Natürlich. Ist die Prinzessin in ihrem Gemach?“

„Ja.“

Er verneigte sich, bevor ich ging. Mehr hatte ich nicht zu verlauten.

Meine Füße trugen mich als nächstes in ihr Gemach. Izayoi saß dort in Kissen gebettet mit dem Kind im Arm. Sie war stumm und still, während Yukiyona ihre Gestalt leicht verändert hatte. Eine langhaarige normale Frau, ohne besondere Schönheit. Sie wollte unauffällig bleiben.

„Und?“, fragte Yukiyona schon.

„Er wird für sie sorgen. Du bleibst hier.“

„Natürlich. Es war der letzte Wunsch deines Vaters und du?“

„Ich werde die Revolten niederschlagen und mich beweisen.“

„Aber du bist geschwächt!“, schimpfte sie. Doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Sei still.“, fluchte ich und schritt zur Prinzessin. „Izayoi. Hier trennen sich unsere Wege.“

Sie blickte auf. Ihre Augen wirkten ein wenig trauriger als sonst, bevor sie nur leise sprach: „Bitte komm heile wieder… stirb nicht…“

„Pff… ich sterbe nicht.“, meinte ich ernst und sah auf sie herab. Zumindest reden konnte sie wieder. „Ich bin unsterblich.“

Sie nickte nur leise, bevor ich ging. Ich würde meinen Weg finden. Es wäre schwierig, aber nicht unmöglich. Wer wusste, wie schnell alle vom Tod meines Vaters erfuhren. Wenn es mir gelang, konnte ich verbergen, warum dem so war. Auch meine Mutter könnte nicht so viel Einfluss darauf haben. Sie war mächtig, aber würde nicht kämpfen. Das heißt, ich würde kämpfen müssen. Kämpfen, bis ich aufstieg. Kämpfen, bis ich meinen Platz einnehmen konnte. Nur der stärkste überlebte. Der stärkste würde ich sein.

Izayoi. Ich schüttelte mich. Wie konnte sie sich nur wünschen, dass ich wiederkehrte und das auch noch lebendig? Sie war manchmal so dumm und töricht. Einfach ein naives Menschenmädchen. Wieso konnte sie mir nur immer wieder nachtrauern?

 

Als ich später dann zu den niedergebrannten Mauern zurückkehrte, musste ich entgeistert feststellen, dass die Waffen verschwunden waren. Sie schienen wie verschluckt, zumindest zwei der drei Schwerter. Ich bleckte die Zähne. Diese Narren hatten sie mitgenommen. Aber ich würde sie eines Tages in Händen halten. Sie hatten bestimmt auf dem Geheiß meines Vaters hin gehandelt.

Doch ein Schwert hatte man mir gelassen. Tensaiga. Was sollte ich nur mit diesem unbedeutenden Reißzahn, der ein Leben zu retten vermochte? Ich schnaubte. Vater. Wie konntest du, wo du hättest wissen müssen, dass ich niemanden hatte, den ich beschützen könnte. Die Leute würden mir erst folgen, wenn ich mich bewiesen hatte. Aber das konnte ich jetzt nicht ändern. Es sah ganz hübsch aus und würde meine Rüstung schmücken.

 

So sollte es sein. Ich würde mich jetzt beweisen. Mutter. Vater. Seht zu, wozu ich im Stande sein werde. Auch wenn du meine Macht blockiert hast, werde ich stärker werden und es ausgleichen. Ich werde es schaffen.

Kauende Monster (Yukiyona)

Es war schon fast ein ganzes Jahr ins Land gezogen, ohne dass Sesshomaru wiedergekehrt war. Jedoch hatte ich ein breites Netzwerk mir schon vor einiger Zeit zugelegt, sodass ich immer auf dem laufenden Stand war. Togas Tod war wirklich an einem schlechten Zeitpunkt gesehen. Nicht nur, dass er seine Schwäche ausgleichen musste, nein er musste auch viele Dämonen erschlagen, die gegen ihn aufbegehrten. Armer Sesshomaru. Ohne, dass er sich selbst wiederfand, befand er sich in unzähligen Schlachten und kämpfte meist alleine. Wieso nahm er nur nicht die Hilfe der anderen an? Sesshomaru musste doch nicht die ganze Welt auf seine Schultern tragen.

Manchmal wünschte ich, zu ihm gehen zu können, doch ich hatte hier alle Hände voll zu tun. Izayoi hatte sich immer noch nicht wirklich erholt. Zum Glück aber konnte sie ihr Kind schon alleine Stillen und achtete mehr darauf, doch sie schien immer noch neben sich zu sein. Zu oft blickte sie einfach ins Wasser und seufzte.

Leicht frustriert hob ich den kleinen Inu Yasha hoch und stupste sein süßes Näschen. Den halben Tag übernahm ich meist das Kind, weil sie so viel schlief. Es war mir wichtig, dass das Kind nicht das Verhalten der Mutter imitierte. Izayoi musste sich irgendwann zusammenreißen, aber sie war auch so tief gefallen, dass sie nicht mehr selbst raus fand.

Brummend knuffte ich den Kleinen, als er auf einmal meinen Finger schnappte. Erst grinste ich, doch dann spürte ich, wie er anfing auf ihm rum zu kauen. Es tat weh. Bestimmt würde er bald zahnen. Wunderbar und Izayoi war keine große Hilfe. Ich schnappte mir den Jungen und legte ihn hin, bevor ich seine Windeln wechselte und ihn hübsch einpackte. Izayoi, bitte finde dich selbst. Mein Plan, Sesshomaru einzuspannen, würde sich verschieben. Damals hatten sie sich beide gutgetan. Auch wenn sie nie ein Liebespaar gewesen waren, hatten sie diesen gewissen Einfluss aufeinander.

„So jetzt bist du erstmal wieder sauber, mein kleiner Spatz.“, flüsterte ich zu ihm und hob ihn in meine Arme, während ich ein wenig durch die Gegend ging. Es störte mich nicht, dass er meine Haare in den Mund nahm, wo sie ja nicht meine echten waren. Mein Kind war menschlich gewesen, wie war es wohl bei diesem? Er hatte ein festes Gebiss gehabt, aber was taten diese Kinder? Sollte ich ihm etwas zum Kauen geben? Sesshomaru, warum bist du nicht hier. Ich könnte echt Hilfe brauchen. Er war auch einmal ein Kind gewesen und ein Hundedämon. Nachdenklich sah ich mir das Kind noch einmal an, welches mich freudig angrinste und mit den Händen wippte. Du würdest ein stattlicher Junge werden. Zumindest hatte er dieses Lachen von seinem Vater geerbt und diese freundlichen Augen. Inu Yasha kam ganz nach seinem Vater, was aber für Izayoi keine Hilfe war. Sie sah immer wieder in die Augen des Mannes, dessen Leben sie fast schon vorsätzlich zerstört hatte durch ihre Güte.

Einen schlimmeren Schlag hätte man diesem Mädchen nicht geben können. Sie hatte versucht die Welt auf ihre Art und Weise zu verändern und dann brach ihr genau das das Genick. Die Insel, wo sie Schutz finden sollten, war eingenommen worden. Ich hatte gehört, dass auch Sesshomaru keine Chance gehabt hatte, gegen diese Ungetüme anzukommen und die Insel danach vom Erdboden verschluckt worden war. Eigentlich müsste ich ja auch auf sie wütend sein, da Naru und Akane wegen ihr gestorben waren. Naru hatte viel über Kinder gewusst, sie hatte auch wohl über 12 von ihnen gehabt. Wäre sie nur wenigstens da. Ein Mensch und ein Hanyou unterschieden sich schon im gewissen Maße. Sein Vater und sein Bruder hatten eine Hundegestalt besessen, weswegen ich äußerst vorsichtig war. Wer wusste, was die menschliche Medizin anrichtete?

„Abruuu…“

„Jaja.“, machte ich und stupste seine Nase mit meiner. „Wir gehen etwas spazieren.“ Ich drückte den Fratz noch enger an mich, bevor ich in den Garten trat. Izayoi lag zum Glück schlafend im Bett, sodass ich mich frei als sie bewegen konnte. Neugierig blickte ich in den kleinen Teich, wo mich Izayoi mit ihrem Kind anblickte. Wäre es nicht so egoistisch, hätte ich am liebsten komplett ihren Platz eingenommen. Doch ich hatte es versprochen, sie zu beschützen, nur sie musste auch mitarbeiten. Wie sollte ich dem Kind später erklären, warum seine Mutter sich ständig anders benahm?

Brummend setzte ich mich an den Teich und genoss ein wenig die Wärme der Sommersonne, als der Fratz auf einmal an meinem Oberteil nuckelte. Ich beobachtete ihn still und streichelte seinen Kopf. Zumindest wusste ich, warum Izayois Kleidung so komisch ausgesehen hatte. Auch sie war schon vollgesabbert worden. Kurzerhand löste ich ihn und streichelte sein Gesicht liebevoll. „Mein kleiner Inu Yasha.“

 

Auch Tage später wurde das Verhalten nicht besser. Nein es wurde schlimmer. Eine meiner Sandalen fehlte, bzw. ich fand sie in seinem Mund. Immer wieder schien er es gezielt auf meine Sachen und meine Kleidung abzusehen, aber auch Izayoi litt darunter. Ständig behandelte ich ihre Brustwarzen mit Cremes, weil er darauf rum kaute. Doch sie wehrte sich nicht mal. Es musste doch wehtun… So würde er es nie lernen, wenn die Mama ihm nicht sagte, dass es ihr wehtat.

Grummelnd sammelte ich ständig an gesabberte Sachen ein. Die Waschfrauen taten mir schon leid, während ich dann auch irgendwann bemerkte, als er älter wurde, dass er sogar auf Türen rum biss. Verdammt waren diese Hundekinder. Inu Yasha wurde sowieso komisch angesehen und jetzt schien er Geschmack an der Einrichtung zu finden. Izayoi und auch ich waren komplett überfordert. Natürlich behielt ich ihn bei mir, aber Izayoi entwischte das kleine Monster. Er war flink auf seinen Beinen und Armen. Natürlich nicht so flink, aber da sie immer nur still rumsaß…

Bitte ihr Götter helft mir! Bitte!

 

Und dann geschah das schlimmste noch, dass unser Fratz Fieber bekam. Diesmal schien aber Izayoi fürsorglicher. Sie lag den ganzen Tag mit ihm im Bett und pflegte ihn, während ich Medikamente anmischte und ein wenig ausprobierte, bis wir etwas gefunden hatten. Sie so zu sehen mit ihm im Bett erfüllte mein Herz mit Hoffnung. Wenn ich Glück hatte, würde es weiter bergauf gehen. Sie musste endlich verstehen, dass er ein Geschenk des Himmels war und er sie brauchte. Izayoi, du wirst das schaffen.

 

 

Die Jahre vergingen fast in Flug. Sie erwachte aus ihrer Starre und ich hoffte schon, als mich der Herrscher zu sich rief. Ich kehrte in meiner versteckten Gestalt als Dienerin zu ihm und kniete mich hin.

„Yukiyona, wie geht es ihr?“

„Von Tag zu Tag besser, Mein Lord.“

„Meinst du, sie könnte wieder heiraten?“

Erschrocken blickte ich auf in sein Gesicht. Er seufzte und senkte den Blick, bevor er sanft weitersprach: „Schon damals war sie sehr begehrt und auch jetzt scheint dem noch so.“

Ich seufzte: „Nur ihr Sohn wird nicht akzeptiert werden…“

„Dem bin ich mir gewiss. Natürlich würde ich zuerst mit seinem Sohn sprechen. Die Handelswege bleiben passierbar und etwas anderes vermag ich ihm auch nicht geben zu können aus Dank.“

„Sesshomaru also… Er hat sie wirklich sehr geliebt und ich glaube auch, dass sie einander heilen können, doch…“

„Also muss ich sie vor die Entscheidung stellen und sie in die Ehe drängen?“

Ich biss mir auf die Unterlippe, bevor ich nickte. „Es wäre gut, wenn sie es bei ihm als erstes anspricht. Ich werde alles in die Wege leiten. Aber wollte ihr wirklich einen Dämon…“

„Nun… Natürlich hat er schlimme Dinge getan, jedoch hat er niemals etwas diesem Schloss angetan. Verlieren wir nicht alle den Weg einmal aus den Augen?“

„Da habt Ihr Recht. Sesshomaru hat sich auch geändert.“

„Das habe ich genauso vernommen, wie du. Dann soll es beschlossen sein. Vielleicht schafft er es, dass meine Tochter wieder lachen kann. Als sie jünger waren, schien sie seine Nähe sehr zu genießen. Ich hatte wirklich geglaubt, sie würde ihn fragen.“

„Nun, mein verstorbener Lord war doch freier und offener. Es war nur natürlich, dass sie ihn wählte und nicht seinen Sohn, der noch jung und ungestüm war. Auch jetzt sucht er noch den Weg, der ihn erfüllt.“

„Versuchen wir es. Sonst müsste ich meine Tochter für einen anderen Mann hergeben. Sie darf übrigens weiterhin hier leben. Ich akzeptiere es auch, wenn die Ehe nur zum Schein ist, um die Verehrer fern zu halten.“

„Das wäre gut, so wäre sie beschützt. Aber ich weiß nicht, wann er wiederkommt.“

„Verstehe. Ich gebe ihm noch ein Jahr Zeit.“

Ich nickte und stand auf. Ein Jahr war nicht viel für einen Dämon, doch ich kannte Orte, an die es ihn trieb. Am besten würde ich der Quellgöttin eine Nachricht schicken.

 

Ich setzte mich an den Teich und rief sie durch ein stummes Gebet, bevor sie mich lächelnd ansah. „Die Wandlerin.“

„Die Quellgöttin.“

„Wie kann ich dir helfen?“

„Du musst mir helfen. Wenn Sesshomaru bei dir auftaucht, stoß ihn auf Izayoi. Ihr Vater möchte sie wiederverheiraten und gibt ihm ein Jahr Zeit.“

„Hu?“

„Frag nicht. Naja, aber ich hoffe auch, auch wenn es anfangs nicht aus Liebe ist, dass sie einander heilen können.“

„Diese traurige Prinzessin… verstehe. Aber dafür wirst du mir etwas schulden.“

„Verstehe. Verlange es ein, wenn es dir danach beliebt. Alles was du willst. Nur will ich, dass die beiden abschließen können.“

„Wäre sie nicht mit einem anderen Mann…“

„Inu Yasha braucht einen Vater.“

„Und wenn du mit ihm fortgehen würdest?“

Empört sah ich sie an und schüttelte den Kopf: „Das könnte und würde ich nie tun. Als er krank war… Sie liebt ihr Kind über alles. Das würde sie zerstören.“

„Verstehe. Verlasse dich auf mich. Wenn er noch Gefühle für sie hat, wird er darauf anspringen.“

„Vielen Dank.“, meinte ich und verneigte mich noch.

Hoffentlich würde dieser Plan aufgehen, doch was sollte schief gehen? Sesshomaru verzehrte sich nach ihr. Wenn man sie ihm auf dem goldenen Tablett servierte, würde er sie nehmen. Nur hoffentlich war das Bannsiegel stark genug, damit er ihr nichts dabei antat.

Endloser Traum (Izayoi)

Was war nur geschehen? Ich konnte es immer noch nicht wirklich begreifen. Der Tod hatte von mir ergriffen und doch war ich ihm entronnen. Mein Liebster hatte mich gerettet und mir ermöglicht zu fliehen, doch zu welchem Preis? Er hatte sein Leben gelassen. Nie würde er wiederkehren. Hätte er mich nicht besser sterben lassen sollen?

Wie ich jedoch Sesshomarus Hass entkommen konnte, verstand ich nicht. Dabei hatte ich es doch sogar herbeigesehnt, dass er mir mein Leid nahm und ich mit meinem Liebsten von dieser Welt verschwand. Nur meinen Sohn sollte er verschonen. Wahrscheinlich kam Inu Yasha seine Unbekümmertheit zu Gute.

Aber nicht nur, dass Sesshomaru mein Kind schonte, sondern auch mich. Ich nahm es kaum wahr, aber er trug mich sogar. Wieso hatte er mich nicht einfach getötet? Ich verstand es nicht.

Yukiyona hingegen schien mich wecken zu wollen, doch ich konnte, nein ich wollte es nicht. Ich wollte die Gefühle weiter verdrängen und keine Tränen vergießen. Wie eine Puppe fühlte ich mich und agierte nur, wie sie es mir angab. Ich hätte gerne mein Leben für seines eingetauscht. Yukiyona hätte mit meinem Kind fliehen sollen. So wie sie den kleinen festhielt, schien sie dafür eher gemacht, als ich.

 

Tage später erreichten wir dann das Schloss. Ich wurde untersucht, sie badeten mich und kleideten mich an, während Yukiyona das Kind bei sich behielt, verborgen vor den Blicken der Ärzte. Sie hatte mir versichert, dass sie es genauso gut konnte. Sie war schon viele Jahrhunderte alt und darin bewandert. Anscheinend hatte sie selbst einmal ein Kind gehabt. Ich vertraute ihr.

Sie brachte mir bei, wie ich mich um das Kind zu kümmern hatte. Ein wenig verschwand der Schleier, doch so wirklich konnte ich ihn nicht abwerfen. Er verblieb, während ich versuchte zu lernen.

Aber was Sesshomaru anging… Nachdem er mich hierhergebracht hatte, war er ausgezogen in den Krieg. Er musste seinen Standpunkt sichern und oftmals hörte ich von den wilden Kämpfen, die er bestritt. Er war mächtig, aber konnte er es alleine schaffen? Ich hatte ihn gebeten, wieder zu kehren und zu überleben. Ich fühlte mich so schuldig am Tod seines Vaters und an seinem Fall. Wie könnte ich nur nützlich sein, anstatt nur als Last in diesem Schloss?

 

Als die Kunde sich verbreitet hatte, was geschehen war, schienen sie mich zu meiden, doch ich war nicht alleine. Yukiyona war bei mir. Doch hoffentlich würde es nicht für sie dadurch auch gefährlich werden. Ich wollte sich am liebsten beschützen, aber ich wusste schon, dass ich das nicht konnte. Ich war eine Versagerin.

 

Selbst ein halbes Jahr später schien es mir noch nicht möglich zu sein, für mein Kind alleine zu sorgen. Des Öfteren hatte ich sogar bemerkt, dass Yukiyona in meiner Gestalt sich um den Buben kümmerte. Ihr Gesicht war dabei so sanft und von Liebe erfüllt. Liebe, die ich nicht aufbringen konnte. Sie sagte jedes Mal, es wäre nicht schlimm, es würde wiederkommen, aber… ich konnte es nicht spüren. War es das, warum auch Sesshomaru so kaltblütig geworden war? Die Angst vor einem weiteren Verlust? War er deswegen so? Aber seine Eltern waren da…, wobei… Seine Eltern waren nicht wie meine gewesen. Sein Vater hatte bis zum Schluss es nicht vollbracht seinem Sohn die nötigen Gefühle zu zeigen. Mein Sohn sollte nicht so leben. Ich sah zu Yukiyona. Aber sie würde es auch nicht zulassen.

„Yuki…“

„Izayoi, worum geht es?“

Ich änderte meine Position und blickte zu dem Kind in ihren Armen.

„Natürlich.“, meinte sie schnell und übergab das Kind in meine Arme.

„Danke… Sag, bin ich eine schlechte Mutter?“

„Prinzessin.“, seufzte Yukiyona und lächelte mich liebevoll an in ihrer Verkleidung. „Denk das nicht. Du bist keine schlechte Mutter, nur eine unwissende Mutter. Das wird die Zeit bringen.“

Ich nickte und betrachtete das hübsche Gesicht meines Sohnes. Nur die Ohren, die Haarfarbe und die Augen erinnerten daran, was er war. Seine Nägel hielt ich kurz. Auch die Fangzähne waren kaum ausgeprägt, da sie erst vor kurzem herausgeschossen waren. Ich hatte mit ihm im Bett gelegen, als er gefiebert hatte. Eigentlich war er doch sehr schön. „Hoffentlich lerne ich schnell…“

„Daran glaube ich und eines Tages wirst du wieder lächeln können. Spätestens, wenn er dir auf dem Kopf rumtanzt.“

Ich seufzte. „Vielleicht… doch… meinst du, dass es Sesshomaru gut geht?“

„Natürlich. Ich höre mich manchmal um. Er schlägt sich sehr gut, auch wenn es nicht einfach für ihn ist.“

„Ob er wiederkommen wird?“

„Nun… Vielleicht, aber im Augenblick wird er selbst kaum Ruhe finden. Gib ihm Zeit.“

„Ich weiß…“, hauchte ich und legte meine Hand aufs Herz. Was erwartete ich eigentlich? Was würde nur die Zukunft für uns bereithalten? Ich seufzte leise. Mehr als abwarten konnte ich nicht, doch irgendwann wäre auch meine Trauerzeit vorüber. Ob ich meinen Vater bitten konnte, für ewig hier zu bleiben?

 

 

Es vergingen noch zwei weitere Jahre, bis ich ihn das nächste Mal erblickte. In dieser Zeit, schienen die Wunden zu vernarben, sodass ich mich wieder frei bewegen konnte. Es hatte wirklich lange gedauert und viele Erinnerungen schienen schemenhaft. Doch Yukiyona hatte meinen Platz perfekt eingenommen, sodass mein Sohn mit seinen drei Jahren wahrscheinlich nichts bemerkt hatte. Der Junge gedieh prächtig und auch ich fand meinen Weg, wieder Gefühle zu erlauben. Ich würde meinem Kind meine Liebe schenken. Es würde leben. Nein er. Toga würde in ihm weiterleben.

„Mama!“, schrie der kleine und streckte seine Hände nach mir aus. Ich hob ihn auf meine Arme und presste ihn fest an mich. Yukiyona hatte aus der Kleidung von damals ein Gewand für meinen Sohn anfertigen lassen. Es war vielleicht kein Gürtel gewesen, aber so konnte mein Sohn etwas von seinem Vater tragen.

„Inu Yasha. Was rufst du denn so?“, fragte ich ihn und drückte ihn fest an meine Brust. Er kicherte etwas.

„Garten, Garten!“, gluckste er. Ich verzog die Lippen. Was hatte er denn? Ich sah zu Yukiyona, welche nur die Schultern hob.

„Ich werde nachsehen.“

„Nicht nötig.“, hauchte ich und ging zur Tür. „Er hat bestimmt nur eine schöne Blume gefunden. Du meintest doch, ich soll mir mehr zutrauen.“

Sie nickte, während ich die Tür aufschob und in den hinteren Garten trat. Es war Frühling und die Zeit der Kirschblüte. Ich genoss meistens den Blütenregen, wenn er stattfand und den hatte mein Sohn bestimmt auch entdeckt. Jetzt wo er endlich sprach. Yukiyona hatte mir aber versichert, dass es in Ordnung war…  Wahrscheinlich hatte es auch daran gelegen, dass ich nicht sehr gesprächig gewesen war. Nichtsdestotrotz ging ich in den Garten und erstarrte, als ich eine Gestalt unter den Kirschblüten erblickte. Der Wind spielte mit dem silbrigen Haaren des Mannes. Sesshomaru. Er schien mir gealtert zu sein. Mehr als in allen Jahren, die wir verbracht hatten, aber auch ich war gealtert. War es der Verlust gewesen? Die Trauer?

Inu Yasha zappelte in meinen Armen, sodass ich ihn herablassen musste. Es war verwunderlich, dass er sofort zu Sesshomaru lief, während ich es nur langsam vermochte. Inu Yasha rannte zu ihm und deutete auf den Mann. „Mama da!“, kicherte er und tatschte das Fell des Mannes an, der ihn einst hatte töten wollen. Ich war erst in Sorge, doch Sesshomaru blickte nur mich an und schenkte ihm kaum bis keine Aufmerksamkeit.

„Sesshomaru.“, hauchte ich und schritt zu ihm. Kurz vor ihm fühlte ich mich beruhigt, als ich erkannte, dass er unversehrt war. Sein Blick war kühl, aber es störte mich nicht. Wahrscheinlich waren meine Augen nicht anders.

„Du musst ihn erziehen.“, meinte er und beugte sich nun herab und hob Inu Yasha an seinem Oberteil hoch.

„Er ist noch ein Kind…“, flüsterte ich und beobachtete, wie Inu Yasha Sesshomaru interessiert beobachtete.

Sesshomaru schnaubte und ließ mein Kind wieder runter. „Du verziehst ihn.“

Er schien so normal, aber wieso? Ich machte die letzten Meter wett und schnappte die Hand meines Sohnes. „Entschuldige dich, Inu Yasha.“

„Tut miar leid.“

„Das heißt mir.“, sagte ich zärtlich und drückte etwas die kleine Hand.

„Mir.“, machte er schnell und verbeugte sich ganz tief vor Sesshomaru. Seine kleinen Öhrchen zuckten und Sesshomaru schloss nur die Augen.

„Ich freue mich, dass du da bist.“

Sesshomaru betrachtete mich. „Ich sollte gehen.“

„Nein, warte!“, sagte ich schnell und griff seinen Ärmel. „Bitte. Bleibe doch etwas. Inu Yasha und ich würden gerne lauschen, was du erlebt hast.“

„Gut.“, meinte er nur und betrachtete mich still. Ich wollte, dass er nicht ging. Vielleicht könnte er ja ein wenig die Leere füllen. Nur ein wenig… Ich führte Inu Yasha herein und er folgte mir in meinen Raum.

„Yukiyona, würdest du unserem Gast Sake bringen?“

Sie folgte meinem Blick und erkannte Sesshomaru und riss die Augen auf. Sofort verließ sie den Raum, während ich Sesshomaru einen Platz darbot. „Bitte.“, bat ich ihn und kniete mich auf einen anderen Platz. Inu Yasha lehnte an meinem Schoß und beobachtete Sesshomaru weiter.

Er setzte sich und beobachtete mich eingehend. Sesshomaru. Er strahlte etwas Mächtiges aus. Er war wirklich erfahrener geworden. Ein Krieger. „Warst du siegreich?“

„Vorerst. Es hat sich längst verbreitet. Jeder versucht sein Glück. Aber anscheinend sind es die Schwachen, die als erstes angreifen.“, meinte er kühl. Yukiyona kam mit Sake und reichte ihm ein Schälchen, welches er gemütlich trank.

„Verstehe.“, nuschelte ich und streichelte Inu Yasha den Kopf. „Es wird dich noch lange kosten oder?“

„Für einen Dämon spielt die Zeit keine Rolle.“

„Ja. Stimmt.“, meinte ich und überlegte, ob ich ihn darauf ansprechen sollte. Doch wie konnte ich das wagen? Ich meine… Ich seufzte leicht. Vater hatte mir keine andere Wahl gelassen. Entweder ihn oder einen anderen Mann, der meinen Sohn verachten würde. „Ich … also…“, fing ich an und sah zu ihm auf. Sollte ich ihn wirklich darum bitten? „Ich…“

„Sprich es aus.“, meinte er nur kaltherzig, bevor sich Inu Yasha löste und mir entwischte. Ich sah ihm nach, wie er durch die Gegend huschte und sah dann zu Sesshomaru.

„Es ist nicht so leicht… Ich soll… wieder heiraten… Die Zeit eines Menschen ist doch kürzer…“

Er blickte mich eingehend an und wollte schon sprechen, als das Kind ihn auf einmal einfach umarmte. „Mag dich!“

Ich erstarrte und auch Sesshomaru, welcher schnell wegsah. „Heiraten also. Willst du mir dein Kind deswegen aufdrängen? Er ist dir wohl im Weg.“

„Nein, nicht doch.“, meinte ich schnell und seufzte. „Es geht eher darum… naja…“

Sesshomaru genoss noch ein Schälchen Sake, bevor er mich still und leise ansah. „Du willst mich doch nicht bitten, um deine Hand anzuhalten oder?“

„Ich…also…ja…“

„Izayoi.“, fluchte er und betrachtete den Jungen, der an ihm dranhing. Wieso wollte der Junge nur bei ihm sein? „Ich benötige Bedenkzeit.“

„Ich verstehe. Überlege es dir.“, flüsterte ich und ließ den Kopf hängen. Er wusste selbst, dass es keine Heirat aus Liebe war. Eine Ehe zum Schein, damit mein Vater beruhigt war. Würde er es eingehen? Ich würde abwarten müssen.

Kriegerische Zeiten (Sesshomaru)

Der Krieg suchte unser Land heim. Nein nicht unser. Mein Land. Es war kaum möglich dagegen anzukommen. Ich kämpfte fast tagtäglich und trainierte wie ein Verrückter. Ein paar der alten Kameraden meines Vaters standen mir bei, doch den Thron zu halten war nicht möglich. Aber ich würde sie abhalten unser Land zu überrennen. Erst, wenn ich zum Daiyoukai werden würde, würden sie mich als ihren Herrscher akzeptieren. Ich musste diese Regel akzeptieren. Zumindest schien kein anderer auf den Platz springen zu wollen. Mein Vater hatte vorgesorgt, dass es keine wirklichen Gegner hier gab, aber bald würden die ersten Daiyoukai hierherkommen, in der Hoffnung, dass sie auch ein Gebiet ergattern konnten.

Doch ich würde ihnen allen einen Strich durch die Rechnung machen. Wütend erschlug ich schon den nächsten Dämon, bevor ich die Grenzen abgraste. Vater hatte große Reden geschwungen und meine Macht reduziert. Ob er das auch getan hätte, wenn er das kommen gesehen hätte? Ich meine, es war ein riesiger Andrang, egal wie schwach sie waren und ich trug nur dieses dumme Tensaiga bei mir, welches mit einer Nachricht an einem Baum gehangen hatte. Was sollte ein Unsterblicher mit einem Schwert des Lebens? Vater hatte dumme Ideen.

 

Es dauerte Jahre, bis ich das erste Mal wieder die Quellgöttin besuchte. Durch meine Schwächung hatte ich es lieber unterlassen, die Dosis zu erhöhen. Jetzt wo mir keine andere Möglichkeit mehr blieb über mein Aramitama stärker zu werden, musste ich jedoch wieder alte Wege einschlagen.

Tief einatmend trat ich an die Quelle und blickte hinein, doch sie blieb stumm. Ob sie den Ort gewechselt hatte?

„Suchst du mich?“, fragte sie hinter mir. Ich drehte mich, doch sie ließ mich nicht und legte nur die Arme um mich. „Bleib so. Wie geht es dir? Du siehst erschöpft aus.“

„Ach, siehst du das?“

„Ja. Es ist nicht leicht, gegen alle anzutreten oder?“, fragte sie und schmiegte sich an meinen Hals. Ich ließ meine Schultern ein wenig sinken. Anscheinend hatte sie eine beruhigende Wirkung auf mich. Verdammte Göttin… ob sie…

„Warst du daran beteiligt, dass meine Kraft geschrumpft ist?“

„Bist du mir böse? Izayoi hat Toga darum geben, weil sie sich so sehr sorgte. Es war nicht leicht, aber so gefällst du mir auch besser.“

Ich schnaubte wütend, aber dann verzog ich die Lippen. „Izayoi? Aber… wieso?“

„Weil sie sich die Schuld daran gab, dass du von diesem Monster befallen wurdest.“

„Aber ich wollte sie töten…“

„Doch sie kennt dein wahres Ich. Sesshomaru. Diese Ningyo ist gefährlich, das weißt du doch oder?“

„Aber sie hat mir einen Weg gezeigt.“

„Pff. Glaub ihr nicht. Sie verhext dich. Es gibt viele Dinge, die man benötigt. Dazu gehört, dass man im Gleichgewicht ist. Als was willst du bekannt sein? Als Herrscher oder als Tyrann, den jeder fürchtet und immer wieder töten will?“

Ich überlegte. Ja was? Herrscher oder Tyrann? Warum hatte sie das getrennt? Konnte ich nicht beides sein? „Ist es nicht kombinierbar?“

„Doch, aber das würde bedeuten, dass du sie immer unterdrücken musst und wenn sie die Chance haben, werden sie dich verraten. Sieh dir doch einmal den Vater von Izayoi an. Er herrscht mit Güte.“

„Du kennst ihn?“

„Ich schau manchmal durch meine Quelle. Hier sieh mal.“, meinte sie und löste sich von mir. Sie kniete sich neben mich und streckte die Hand über die Quelle. Das Wasser lichtete sich und gab mir den Blick auf eine traurige Frau, die selbst ins Wasser blickte, während ein kleiner Junge um sie lief. Izayoi. Da saß sie und schien so traurig... „Willst du sie nicht besuchen? Die Frau, die dich gerettet hat?“

Gerettet? Ich war mir da nicht sicher, aber wenn ich sie so sah… „Du willst zu ihr, habe ich Recht? Auch wenn ich dich nicht gerne als meinen Geliebten entlasse, aber du darfst zumindest auch andere Frauen neben mir haben. Geh zu ihr. Redet miteinander. Wie oft sie deinen Namen sagt... Zeig ihr zumindest, dass es dir gut geht. Du bist schon drei Jahre fort. Sie gibt sich die Schuld an allem und du doch auch. War es nicht dein Kampf, den dein Vater tödlich verletzt hatte?“

„Ja, das stimmt…“, meinte ich leise und strich über das Wasser. Das war ich gar nicht von ihr gewohnt. In drei Jahren hatte sie nichts von ihrem alten ich zurückgewonnen… Vielleicht etwas, aber nur minimal.

„Geh zu ihr. Du brauchst auch einmal etwas Ruhe. Sie wissen doch jetzt, dass du sie umbringst. Lenk dich ab und komm zur Ruhe. Auch muss einer den Jungen erziehen. Er wird bald erwachen und da sollte ihm jemand zeigen, wie er sich kontrolliert. Des Weiteren wird sie bestimmt wieder heiraten müssen.“

„… gut…“, meinte ich schnell und machte mich dann auf den Weg, als der Gedanke der Heirat in meinen Kopf sich wiederfand. Könnte ich denn zulassen, dass sie einen anderen Mann nahm? Mein Vater war eine Sache, aber ein wildfremder?

Am Ende hatte sie meine Kleidung noch ein wenig gestärkt, bevor ich durch die Wälder glitt, um auf dem Weg nachzudenken.

Wie sollte ich das bloß handhaben. Als ich ihr trauriges Gesicht gesehen hatte, hatte mein Körper geschmerzt. Yukiyona hatte recht, dass ich diese Gefühle nicht loswurde, aber sie jetzt zu besuchen, wo mein Vater tot war? War das richtig? Ich könnte sie besitzen, wenn ich wollte oder? Mein Vater hatte aus Liebe geheiratet, aber das war nicht die Normalität. Ich sollte dies genau bedenken, ob ich sie in so etwas hineindrängen würde. Zumindest würde ich keinen anderen Mann an ihrer Seite akzeptieren.

 

Als ich dann das Schloss erreichte, kam ich nicht umhin, unter den Kirschbäumen stehen zu bleiben. Diese Blütenblätter hatten etwas Beruhigendes, während sie zu Boden glitten. Auch der Geruch war ein ganz anderer als da draußen. Die Göttin hatte wirklich Recht damit, dass ich Ruhe brauchte. Ein wenig schloss ich die Augen und wusste nicht, wie ich ihr unter die Augen treten konnte. Sie hatte mich also bewahrt? Nachdenklich öffnete ich dann die Augen, als ich etwas an mir zupfen spürte. Genervt blickte ich hinab und sah auf meinen kleinen Halbbruder, der mich mit glitzernden Augen anstarrte und quietschte.

„Boaar.“, machte der kleine und zupfte noch einmal an mir. „Hübf.“

Wollte er sagen, dass ich hübsch war? Ich brummte leicht und kniete mich vor ihm, sodass wir auf Augenhöhe waren. Seine kleinen Ohren wackelten. Dieser Junge hatte schon etwas sehr Niedliches mit diesen großen Augen. Überhaupt nicht männlich. „Buh.“

Er quietschte und ließ sich auf seinen Popo fallen, bevor er mich glücklich angrinste. Dann hatte er auch schon mein Fell geschnappt und knuddelte es. „Warm!“

Ich seufzte. Wo war sie denn bitte? Wie konnte sie Inu Yasha so rumlaufen lassen? Wäre ich nicht… ich… hätte ihn töten können. „Wo ist deine Mama?“

Er sah auf und nickte dann schnell, bevor er losrannte und anscheinend seine Mutter holte. Ich stellte mich wieder hin und musste dann dieses Theater erleben. Sie wollte mich wirklich nicht gehen lassen und schaffte es auch wirklich nicht, ihren Sohn zu erziehen.

Aber was das Fass wohl zum Überlaufen brachte, war, dass sie mir einen Heiratsantrag machte. Beziehungsweise bat sie mich um die Heirat. Wenn sie so fragte, sollte es nur zum Schein sein und ich war schon fast versucht, aber es benötigte Zeit. Ich wollte mich nicht auf sie festlegen. Nicht so schnell. Was dachte sie sich, mich direkt zu fragen. Erst kam diese Quellgöttin damit und dann Izayoi. Natürlich hatte ich auch darüber nachgedacht, aber es jetzt aus ihren Mund zu hören… veränderte alles.

Vorerst ließ ich sie zurück, wanderte im Garten herum und überschaute alles, um den Kopf frei zu bekommen. Anscheinend hielten sich alle ein wenig fern. Wie konnten sie sie nur so alleine lassen? Es erinnerte mich an mein Leben im Palast meiner Mutter. Natürlich hatte ich es mir damals immer gewünscht, doch jetzt wo sie sich so einfach darbot?

„Sesshomaru, kann ich mit dir reden?“

„Yukiyona…“, flüsterte ich und drehte mich zu ihr um. Ihr schwarzes langes Haar und diese triste Kleidung… Es stand ihr wirklich nicht.

„Überlege es dir bitte. Wenn sie nicht dich heiratet, muss sie einen der anderen Männer nehmen, die Inu Yasha nicht akzeptieren. Des Weiteren hat sie dich sehr vermisst. Willst du es dir nicht überlegen? Du wolltest sie doch immer.“

„Ich wollte. Das ist Vergangenheit…“

„Wirklich? Wieso hast du sie dann so angesehen? Es hat sich nichts geändert und sie darf hierbleiben. Du musst dich um nichts kümmern. Auch kannst du hier ein wenig Frieden finden zwischen den Kämpfen. Wir würden deine Wunden pflegen.“

„Ich werde nicht verletzt.“

„Von wegen. Sesshomaru, du brauchst das. Also stell dich nicht so an. Nimm sie zu deiner Frau. Du musst sie nicht als Hauptfrau nehmen. Es geht dem Herrscher nur darum, dass sie vergeben ist.“

„Also eine Scheinheirat.“

„Genau. Ihre Liebe kann ich dir nicht versprechen, aber sie vertraut dir.“

„Stimmt es, dass sie mich gerettet hat?“

„Ja. Sie hat viele Bücher gewälzt in ihren letzten Schwangerschaftsmonaten. Sie hat sich die Schuld dafür gegeben, dass du dieser Dämonin verfallen bist.“

Ich seufzte und sah sie eingehend an. Also hatte sie… wieso opferte sie sich nur so?

„Sesshomaru?“

„Ich werde es tun. Aber ich werde sie nicht schonen…“, sprach ich. Ich schuldete es ihr ja regelrecht und häufig wäre ich bestimmt nicht da. So sollte es also sein. Vater, wer hätte das vermutet, dass ich am Ende doch deinen Platz einnahm…

 

 

Scheinehe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Badezeit (Sesshomaru)

Immer wieder versuchte ich den gestrigen Tag beiseite zu streichen. Ich bereute es jetzt schon, mit ihr diese Ehe eingegangen zu sein. Es war einfach nur frustrierend. Ihre Art und dann die gestrige Nacht. Sonst war ich doch auch nicht so? Mein bisheriges Sexleben hatte sich noch nie so abgespielt. Aber was erwartete ich. Sie hatte mich gewählt, weil sie sonst wen hätte nehmen müssen. Ich verzog genervt das Gesicht.

Ich war gar nicht erst zurückgekehrt. Es kam uns zu Gute, dass die Menschen vor mir und Inu Yasha Angst hatten. Somit waren wir eigentlich sicher vor den Blicken. Ich wünschte nur, es wäre mir geglückt sie zu markieren. Nachdenklich rieb ich den Tuschestein über Wasser, um ein wenig der Partikel zu lösen.

In einem Yutaka in Purpur rot, hatte ich es mir vor einem kleinen Tisch in Izayois Bücherei bequem gemacht. Ihr Vater bestand auf einige Dokumente, um den Pakt zu besiegeln, doch lohnte es sich? Anscheinend ging nur ihr Vater dabei gut aus. Ich hingegen hatte mir eine Frau und ein Kind angelacht. Frau… war das falsche Wort. Eine Holzpuppe. Immer wieder hatte ich sie begehrt, doch diese Puppe wollte ich nicht. Sie war nicht mehr die Izayoi, die ich kannte. Die Izayoi, die mich immer lächelnd ansah oder ihre Ängste mir mitgeteilt hatte. Auch wenn sie nicht mehr so apathisch wie damals war, war sie doch kaum im Stande ihren Sohn zu zügeln, der natürlich jeden Moment ausnutzte, wenn sie wieder einmal unaufmerksam war.

Griesgrämig drückte ich den Pinsel in die Farbe und legte mir einige Pergamente zurecht. Sie war sowieso nur eine Nebenfrau… Es klang wirklich merkwürdig. Nebenfrau. Zweitfrau. Dabei hatte ich doch gar keine andere Frau… Natürlich war ich nicht in dieser Art unterwandert, ob man zuerst eine Hauptfrau haben musste… hm…

Ach Izayoi. Da rettest du mich aus meiner Finsternis und jetzt war dieses fehlen fatal, damit ich dieses miese Theaterstück durchstand. Sobald sie meinen Geruch angenommen hatte, würde ich verschwinden. Vielleicht würde ich es aber auch einfach so belassen und behaupten, dass ich sie als mein Eigen gezeichnet hatte… Klang eigentlich besser, als noch einmal mit ihr das Bett zu teilen… Ob mein Vater auch… nein… dafür hatte sie mir damals zu begeistert davon erzählt. Hätte ich vielleicht mehr verlangen sollen? Ich meine… ich hätte ja nicht hinnehmen müssen, dass sie steif wie ein Brett sich mir präsentierte… doch ihr Blick und ihre Tränen…

Spätestens in dem Moment, war jegliche Lust verflogen gewesen. Brummend schob ich den Pinsel durch die Farbe, als ich es knacken hörte. Überrascht sah ich zum Pinsel und musste feststellen, dass ich irgendwann zu fest zu gedrückt hatte. Seufzend sah ich den gebrochenen Stiel an und stand auf. Verdammt. Wieso wurmte es mich nur so, dass sie mir nicht mehr Gefühl entgegenbrachte? Es war eine Scheinehe. Ich war sie eingegangen. Sie hatte mir doch schon von vornherein gesagt, dass dort nichts wäre. Sie benutzte mich nur…

Genervt ging ich nach nebenan und sah in einigen Schubladen nach, bevor ich einen neuen Pinsel fand, der noch nicht abgegriffen war. Wie hatte mein Vater nur daran Gefallen gefunden? Ach ja. Er war seltener als ich zugegen gewesen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Eine ganze Woche würde ich hier verharren und müsste herausfinden, wie ich mich gegenüber Izayoi verhalten musste. Mein Vater war sehr locker umgegangen, doch wie sollten wir, wenn zwischen uns nur eine Abmachung bestand?

Lässig schob ich die Schublade zu und begab mich wieder in die Bücherei, nur um auf einen Schandfleck zu starren. Meine Lippen wurden immer schmaler, während ich glaubte, dass meine goldenen Augen sich verfärbten. Fast schon gebannt starrte ich auf mein Pergament, welches verziert worden war. Ich schnupperte. „Komm raus.“, sagte ich mit fester Stimme, während ich auf die kleinen schwarzen Handabdrücke auf dem Pergament starrte. Inu Yasha war hier. Ich roch ihn und diese… Flecken… diese kleinen Hände…

„Inu Yasha.“, schimpfte ich schon fester. Da entdeckte ich den kleinen Jungen, als zwei kleine weiße Öhrchen über einem niedrigen Regal erschienen. Sie zuckten noch ein paar Mal, bevor er an der Seite vorbeistarrte und mich betrachtete. „Herkommen. Sofort.“ Klare Befehle. So erzog man Kinder. Er kam langsam zu mir. Vorsichtig. Die letzten Tage war er noch ungestüm auf mich zu gerannt, aber bisher hatte ich ihn auch noch nicht so angesprochen. Die Lage der Stimme irritierte ihn sehr wahrscheinlich. Ob jemals schon einer mit ihm geschimpft hatte?

„Hier her.“, meinte ich noch mal ernst und deutete neben das Papier. Brav kam er dann schon und starrte zu mir auf.

„tut miar leid…“, meinte er leise und sah mich mit diesen Hundeaugen an. Schrecklich. Ich war mir sicher, dass er sie von seiner Mutter hatte.

„Mir.“

„Tut mir leid.“, machte er noch mal und presste seine Hände zusammen. Sein roter Anzug schien mit ihm zu Boden zu hängen, während er seine Augen zusammenpresste.

„Inu Yasha.“, schimpfte ich noch einmal. „Wag es nicht noch einmal mit der Tusche so leichtfertig zu spielen! Das gehört sich nicht für einen kleinen Prinzen!“, wetterte ich los und schnappte ihn an seinem kleinen Arm. „Verstanden?“

Er hickste auf einmal, bevor ich es roch. Nein. Verdammt noch mal. Aus den großen golden Augen quollen Tränen heraus. Mist… Darauf war ich nicht vorbereitet. Er schnuffelte und zuckte immer wieder vor mir, bevor ich ihn losließ und er seine Augen rieb. „Wääääähhhhhh.“

Meine Augen wurden groß, während ich mich hilfesuchend umblickte, aber was erwartete ich. Izayoi schaffte es nicht auf ihr Kind zu achten und Yukiyona war heute Morgen in den Wald gegangen. Verdammt. Schnaufend sah ich ihn an, bevor ich mich vor ihn kniete und nachdachte. Wie…

„Hör auf.“, meinte ich erst fest und hörte ihn noch lauter werden. Wie….

„Inu Yasha.“, sagte ich schon etwas ruhiger und legte vorsichtig eine Hand auf seinen Kopf. Rügen wollte ich ihn, aber so würde er mich noch mehr stören und… Ich konnte ihn nicht weinen sehen… Er erinnerte mich dabei einfach an Izayoi und daran, dass ich ihr einmal versprochen hatte ein guter großer Bruder zu sein. „Weine nicht. Mach es nur nicht wieder. Ich hatte ja noch nichts geschrieben.“, brabbelte ich beinahe lebensmüde vor mir her, während ich seinen Kopf noch einmal rieb.

Zu meinem Glück schien es aber zu helfen. Er öffnete seine Augen wieder und sah mich schniefend an. „So ist es brav.“, murmelte ich und streichelte ihn noch mal. Seine Ohren zuckten etwas. Daran musste ich mich wirklich gewöhnen, während seine Hände lockerer wurden.

Ich musste mit Izayoi wirklich darüber reden… Natürlich war ich auch oft ausgeschimpft worden, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich gleich wie ein Schlosshund anfing zu weinen. Ich atmete tief ein und erblickte jetzt seine schwarzen Hände.

„Zeig her.“, meinte ich leise und bestimmt und deutete auf seine Hände. „Die sollten wir erst einmal sauber machen.“ Sie schuldete mir etwas… Ich betrachtet die kleinen schwarzen Hände, bevor ich nach einem Tuch suchte und die Wasserschale ergriff. Später würde ich frisches Wasser holen. Ich tunkte das Leinentuch ein und säuberte seine kleinen Hände, bis sie wieder hautfarben waren. „Gut.“, murmelte ich mehr oder minder zu mir selbst. Es wäre schlimm, wenn er seine dreckigen Hände irgendwo gegen drückte.

Inu Yasha schaute mich vorsichtig an, bevor er mich lieb anlächelte. „Sauber!“, quietschte er und rückte mir ein wenig auf die Pelle. „Spielen?“

Ich verdrehte die Augen. Sollte ich ihn zu seiner Mutter bringen? Meine Lippen pressten sich aufeinander. Eigentlich wollte ich sie gerade nicht sehen. Ich robbte wieder auf meinen Platz, während er neugierig folgte, bis er auf einmal auf meinen Schoß war. Ich seufzte. „Du riefst gut!“

Es dauerte kurz, bis ich verstand, dass er meinen Geruch meinte. Genervt sah ich das Pergament noch einmal an und dann ihn, wie seine Nase sich meiner Tinte schon wieder näherte. Er war ein kleiner Teufel. „Man benutzt einen Pinsel. Nicht die Hände und nicht die Nase.“, verlautete ich. Er lehnte sich in meinem Schoß zurück und sah neugierig hoch, bevor ich ihm den Pinsel zeigte. „Pinsel.“

„Pinsel!“, sagte er mir nach und berührte vorsichtig den Holzstiel. Sein Näschen hielt er dicht dran und schnupperte danach, als wäre er ein Hund. Es hatte etwas sehr Unschuldiges, wie er den Pinsel genau inspizierte. Also hatte er wirklich noch keinen gesehen. Ob Izayoi in den drei Jahren überhaupt einmal geschrieben hatte? Dabei liebte sie diesen Raum und hatte oft etwas niedergeschrieben und alles Wichtige zusammengefasst. Es war schon beinahe traurig, dass sie nichts ihrem Kind von alledem zeigte.

„Hier.“, meinte ich dann und hielt mich schon fast für verrückt, als ich ihm den Pinsel in die Hand drückte. „So musst du den halten.“ Warum tat ich das nur? War es, um nur wenigstens etwas Akzeptanz in diesem Schloss zu spüren? Inu Yasha befolgte meine Anordnung, doch seine kleinen Finger schienen nicht alleine ihn halten zu können. Vorsichtig umfasste ich seine Hand und half ihm, bevor ich den Pinsel mit ihm zusammen zur Tinte führte. „Jetzt tunken wir ihn in die Tinte ein. Aber nicht zu viel.“

„Verstanden!“, sagte er und quietschte freudig, während wir den Pinsel färbten und dann zum Papier wanderten, nach dem wir die überschüssige Farbe entfernt hatten. „So. Jetzt schreiben wir deinen Namen.“, sagte ich nur, bevor ich zusammen mit ihm die Schriftzeichen für seinen Namen niederschrieb. Die Buchstaben nahmen das meiste vom Pergament ein, während ich ihn ein wenig festhalten musste, damit er mir nicht drauf fiel. Begeistert freute er sich und verfolgte jeden Schwung etwas übertrieben mit seinem ganzen Körper. Er gab wirklich vollen Körpereinsatz, während wir dann auch den letzten schrieben. „Fertig.“, meinte ich und legte mit ihm den Pinsel ab. „Du kannst ihn loslassen.“

Inu Yasha nickte und ließ den Pinsel los. Ich schob ihn etwas zurecht, bevor ich mit ihm aufs Pergament blickte. Er freute sich riesig. „Das ist mein Name?“

„Ja. Inu Yasha.“, sagte ich und deutete dabei auf die Schriftzeichen mit meinen Krallen.

„Was bedeutet das?“

„Hunde Dämon.“, verlautete ich. Seine Ohren zuckten. Er sah mich neugierig an und dann mein Fell.

„Du auch?“

„Ich bin auch ein Hundedämon.“, meinte ich und sah zu meinem Fell. „und das ist mein Fell.“

„Menno, ich habe nur Ohren, ich will auch ein Fell!“, brummte er und stupste das Fell an. „Hast du Ohren?“

Ich beugte mich etwas herab, sodass er nachsehen konnte. Als ich wieder hochkam schien er etwas traurig. „Deine Sind wie Mamas…“

„Meine sind aber spitz.“

Er schaute noch einmal und nickte dann. „Ja… Wie geht dein Name?“

Verwundert über seine Gesprächsthemen blickte ich wieder aufs Pergament und wollte schon ein neues nehmen, als er nur den Kopf schüttelte. „Nein! Der soll neben meinen Namen!“, sagte er schnell und griff schon nach dem Pinsel. Später musste ich das Pergament verschwinden lassen. Warum tat ich das alles noch mal? Erhoffte ich mir wirklich Ruhe dann? So wie er drauf war, würde er noch mehr bei mir rumhängen aber… Izayoi… sie war so still… ob er sich danach sehnte, jemanden zu haben mit dem er reden konnte? Bestimmt spielte keiner der Menschen mit ihm. Er hatte schon Recht, meine Ohren waren den menschlichen sehr ähnlich, während seine auffällig waren und den Menschen womöglich Angst einjagten.

„Einverstanden.“, sagte ich dann und ergriff mit ihm den Pinsel. Zusammen mit ihm schrieben wir nun auch meinen Namen neben seinen. Erst wollte ich ihn kleiner machen, doch Inu Yasha drängte darauf, ihn auch so groß zu machen. Fast sogar noch größer. Er quietschte begeistert und ich war mir wirklich nicht sicher, ob es wegen meinem Namen war, oder weil er einen Grund gefunden hatte noch mehr zu schreiben.

Kurz kam mir der Gedanke, dass wenn sie mich gewählt hätte, es mein Sohn sein könnte. Was redete ich nur da? Er war jetzt theoretisch meiner, da ich sie geheiratet hatte. Mein Halbbruder und mein Stiefsohn.

Als wir fertig waren lachte er freudig und fragte: „Was bedeutete dein Name?“ Ich betrachtete ihn und überlegte, ob ich ihm sagen sollte, dass es Zerstörer allen Lebens war. Es war nicht wirklich kindgerecht. Nachdenklich verzog ich die Lippen. Doch am Ende seufzte ich nur und sagte, wie es war: „Zerstörer allen Lebens.“

Inu Yasha erstarrte und sah zu mir hoch und dann wieder auf den Namen. „Die Bedeutung ist doof.“

Ich schnaubte. „Du heißt Hundedämon.“

Er schmollte. „Aber ich habe auch Ohren… aber dein Name passt nicht!“

„Findest du?“, fragte ich neugierig und sah zu seinen Ohren. Unser Vater war wirklich einfallslos gewesen. Hundedämon. Da war ich mit Zerstörer allen Lebens noch weich gelandet. Ein Name, der wenigstens den Leuten Angst einjagte. Doch Hundedämon war gleich ein Wink zu seinen Ohren, die immer wieder zuckten. „Was sollte die Bedeutung denn sein?“

„Hmmm… vielleicht flauschiger Hundedämon der gut riecht?“

Ich sah ihn etwas entgeistert an. „Ich bin nicht flauschig…“

„Hihi, aber dein Fell!“, lachte er und sah mich verschmitzt an, während wir den Pinsel und alles zur Seite legten. Er lehnte sich in meinem Schoß ans Fell und sah zu mir. „Du musst auch deine Hand drauf machen.“

Ich sah aufs Pergament und dann zu ihm. „Das gehört sich nicht…“

„Aber bitte! Bitte bitte bitte! Da muss einer hin!“

Ich schob meinen Ärmel hoch und betrachtete die Farbe und dann meine Hand, bevor ich still und leise sie ein wenig schwärzte und meine Hand auf das Pergament drückte. Mein Gesicht fühlte sich warm an und es war mir wirklich peinlich, doch er würde sowieso nicht aufgeben… Auch gefiel mir der Gedanke ein wenig. Ich löste meine Hand von dem Papier und wusch meine Hand, während er meinen Abdruck bestaunte. „Hihi!“, lachte er und schnappte meine Hand. Er drückte seine kleine Hand in meine. „Werde ich auch mal so groß wie du?“

„Wirst du.“, murmelte ich. Er war wie Izayoi und ich ließ mich darauf ein. Aber es war ein wenig tröstlich nach letzter Nacht… Zumindest schien er mich nicht direkt auszunutzen. „Aber das dauert noch.“

Er nickte und grinste und entblößte seine kleinen Reißzähne. Oder viel mehr seine Milchfangzähne. „Darf ich noch etwas bleiben?“

„Sorgt sich deine Mutter eigentlich nicht?“, fragte ich schon etwas genervter, als ich mir ausmalte, wie weit ich in dieser Zeit hätte kommen können.

„Nein, die schläft.“, brummte Inu Yasha. „Mama schläft ständig… das ist langweilig und keiner will spielen… Die andere Frau ist auch nicht da…“

Verstehe, Izayoi schlief also. Damals hatte sie kaum bis wenig geschlafen und ständig meinen Schoß missbraucht… hmm… Ich schüttelte den Kopf. „Nur ein Bisschen.“

Er nickte und ich legte das Papier zur Seite. „Aber jetzt kannst du nur zusehen. Verstanden?“

„Mach ich!“, meinte er ernst und kuschelte sich noch ein wenig an. Hoffentlich würde das keiner sehen. Yukiyona wäre wahrscheinlich begeistert davon… sie würde ihn mir ständig dann aufdrängen. Elegant legte ich meinen linken Arm auf den kleinen Holztisch, sodass der Zipfel des Kimonos das Balg verbergen würde vor neugierigen Ankömmlingen, während ich auf dem bereiteten Pergament anfing zu schreiben. Inu Yasha lehnte sich leicht an meinen linken Arm und beobachtete, was ich genau tat. Es war klar, dass er es nicht lesen konnte, aber er schien wissbegierig meine Bewegungen einzufangen. Diesem Kind war eindeutig langweilig, wenn es meine Pinselstriche so unterhaltsam fand… Ich erwischte mich dabei, dass ich schon wieder seufzte. Ein wenig verstand ich ihn. Hier drinnen passierte wirklich nichts, während da draußen ein endloser Krieg tobte. Sogar mir war als Kind oft langweilig gewesen, sodass ich Interesse an den verrücktesten Sachen hegte. Nicht einmal heute konnte ich meine Mutter wirklich verstehen. Mein Vater hatte immer geredet, wie wunderbar ein Ort der Ruhe war, doch… ohne dass eine vergnügte Izayoi Unsinn anstellte… Mein Blick wanderte zu Inu Yasha. Ob er jemals in seinem unbedeutenden Leben seine Mutter lachen sehen würde?

Ich schloss kurz die Augen und rügte mich. Hier wurde man wirklich melancholisch. Wenn er größer war, würde ich ihn vielleicht mit zur Jagd nehmen… Aber nur vielleicht.

 

Eine geraume Zeit später, als die Sonne dann im Zenit stand, hatte ich die meisten Dokumente fertig. Inu Yasha hatte bisher fast die ganze Zeit still auf meinem Schoß gesessen und zugesehen. Jedoch war ich mir sicher, dass er bestimmt zwischendurch eingenickt war. Dieser quirlige Junge könnte bestimmt nicht solange stillsitzen. Ich legte das Pergament zur Seite und starrte noch auf ein paar weitere Papiere. Es handelte sich um alte Manuskripte, die mein Vater gemacht hatte. Ich würde sie durchsehen und neu begutachten. Vater hatte zu diesem Schloss wirklich sehr gute Beziehungen gepflegt. Es ging teilweise um den Bambus, den Sake aber auch Künstlereien und andere Güter. Anscheinend lebten in diesem Schloss Künstler jeglicher Art. Verständlich, da sie sonst in den Krieg ziehen müssten.

 

Ich wollte schon eine der Schriftrollen nehmen, als ich ein Geräusch vernahm. Auch Inu Yashas Öhrchen zuckten, die ich hinter meinem Ärmel verbarg. „Still. Kein Muchs.“

Er nickte und klammerte sich leicht an den Ärmel. Erstaunlich wie folgsam er war. Jemand kniete auf der anderen Seite der Tür nieder. „Herr? Ich habe Sake bereitet.“

„Stell es ab und geh.“, sagte ich kühl.

„Natürlich, Herr.“

Ich hörte, wie sie alles hinstellte und von dannen ging. In diesem kurzen Moment hatte ich mich sehr stark verspannt, sodass ich ein wenig zusammen sackte und die Luft aus meinen Mund geräuschvoll ließ. Ich ließ den linken Arm heruntergleiten, sodass der Junge freigelegt wurde. Er duckte sich erst, bevor er aufsah.

Ich zog die Unterlippe hoch, bevor ich verstand. „Sie ist weg, du kannst wieder sprechen.“

„Juchuh!“, kicherte er und sah mich wieder niedlich an. „Das hat Spaß gemacht!“

Unglaublich… Izayoi würde noch ihren Spaß an diesen Jungen haben, wenn er älter wurde und wirklich Dummheiten anstellte. Ich sah zum Sake herüber und dann zu ihm. Vorsichtig wollte ich ihn anheben, doch er hopste von meinem Schoß und drehte sich leicht: „Ich hol‘s!“

„Mach das.“, meinte ich und drehte mich wieder um und schnappte ein Pergament. Anscheinend konnte er also auch nützlich sein. Ich fing schon an zu lesen und lauschte den kleinen nackten Füßen die über die Dielen watschelten, als auf einmal… PATSCH.

Ich erstarrte und sah zu ihm und dann meine Kleidung an. Sein Gesicht lag am Boden, während der Sake über uns beide gegossen war. Geschwind legte ich das Papier weg. „Inu Yasha.“, meinte ich etwas grob, bevor ich tief einatmete. „Alles in Ordnung?“

Er schniefte ein wenig, während sein Gesicht auf dem Holz klebte. Der kleine Junge presste die Hände auf den Boden und setzte sich auf. Das Gesicht leicht gerötet und verschrammt. Zum Glück sah ich schon die Heilung einsetzen, während dicke Tränen über seine Wangen liefen. „wähhhh...“

Mein Herz setzte aus. Verdammt. Dieses Geplärr tat in den Ohren weh. Was für eine Memme. Fast schon liebevoll legte ich meine Hand auf seinen Kopf und streichelte das Haar zwischen seinen Ohren. „Passiert. Nächstes Mal sei vorsichtiger.“ Er schniefte und heulte, während ich einfach stumm seinen Kopf streichelte. Einen Moment später war er dann aber auch schon still und sah mich mit diesen traurigen Augen an, während er rot wurde. „Hicks…“

HICKS? Ich sah ihn an und schnupperte. Hatte der Sake so einen Einfluss? „Inu Yasha?“

„Hicks… brrr brrr brrr…“, machte er und schüttelte sich leicht, während er mich gerötet ansah. Was machte ich mit ihm? Hilfesuchend sah ich mich um, als ich erschrak. In der Tür stand Yukiyona und hielt sich die Hand vor den Mund. Ob sie lachen wollte?

„Hilf mir!“, pöbelte ich sie an, während sie grinsend eintrat und die Tür schloss. Kurz begutachtete sie uns, bevor sie eine Augenbraue hob.

„Ich lasse ein Bad ein. Ihr stinkt, als hättet ihr gesoffen.“

„Yukiyona…“

„Was? Ich bin ehrlich. Ich verrate auch Izayoi nichts. Du findest ja das Bad. Bring ihn mit. In dem Teil des Hauses ist sowieso gerade niemand.“

Ich seufzte und erhob mich und schnappte mir Inu Yasha, bevor wir ihr folgten und uns in einen Raum begaben, in dem es eine Wanne gab, geschustert aus Holz. Ich roch Izayoi daran. Es war also ihre. Es roch nach den Kräutern, die sie für ihre Reinigung genutzt hatten.

 

Es dauerte nicht lange, da hatte sie das Bad gefüllt, während ich den kleinen Inu Yasha auszog. Seine Kleidung war wirklich bauschig, während er darunter sehr mager war. Fast schon zu dünn. „Yukiyona, isst er richtig?“

Sie sah ein wenig schräg rüber und verzog die Lippen. „Es geht so. Izayoi isst genauso unregelmäßig und er will meist nur mit ihr Essen. Sie gibt sich natürlich Mühe aber…“

„Verstehe.“, brummte ich und sah das schwache Geschöpf noch etwas an, bevor ich meine Kleidung löste und den Yutaka von mir gleiten ließ. Yukiyona wurde etwas rot, bevor ich eine Augenbraue hob. „Was?“

„Nichts…“

„Sag schon, habe ich etwas? Du hast mich doch oft genug nackt gesehen.“

„Das stimmt.“, grinste sie kurz und kippte Wasser hinein. „Aber dich mit dem Jungen auf den Arm zu sehen… Es gibt dir… naja… Es gibt dir eine ganz andere Ausstrahlung.“

Ich verzog die Lippen und sah den leicht beschwipsten Inu Yasha an, bevor ich mit ihm ins Wasser stieg, welches sie anscheinend sehr genau für den Jungen und mich temperierte. „Gewöhn dich nicht an den Anblick.“

„Schade.“, lachte sie und kippte etwas ins Wasser. „Etwas ganz Dezentes. Der Geruch ist aus den Kirschblüten gewonnen.“ Ich schnupperte und musste feststellen, dass dieser Geruch wirklich angenehm war. Inu Yasha quietschte auch kurz. Anscheinend half es ihm schon langsam.

„Warm…“, hauchte er und kuschelte sich etwas an mich.

Yukiyona grinste mich jedoch weiter unverhohlen an, bevor sie aufstand. „Ihr weicht erst einmal kurz ein. Ich hole euch frische Kleidung und werde diese hier waschen.“

Danach verschwand sie und ließ mich hier einfach mit dem kleinen Jungen sitzen, welcher langsam richtig wach wurde. Vorsichtig hielt ich ihn fest, während sein nasses Haar an seinem Gesicht klebte.

„Hab dich lieb!“

„Hm?“, fragte ich und sah zu ihm herab, während er sich hochstreckte und breit grinste. Wieso sagte er das nur? Ich war doch gar nicht lieb…

„Bist du mir böse?“

„Nein.“, sagte ich schnell und schloss die Augen. „Bin ich nicht.“ Ich entspannte mich ein wenig im Wasser, während er anscheinend etwas mit seinen Händen im Wasser spielte. Es war wirklich schwer ihm gegenüber den kaltherzigen Dämon zu spielen. Er war wie Izayoi und akzeptierte es einfach nicht. Ob er von ihr geerbt hatte, tief in die Seele zu blicken oder war er einfach naiv? Diese Krankheit war unter Kindern ja weitaus verbreitet…

„Sag mal!“

„Ja?“

„Magst du Mama?“

Ich starrte ihn an und seufzte. „Ja.“

„War Mama mal anders?“

„Ja…“

„Machst du, dass Mama wieder so wird?“

Ich starrte ihn an. „Wer hat dir diese Flausen in den Kopf gesetzt?“

„Yuki sagt das immer!“, kicherte er und schnappte meine Hand auf dem Grund des Bodens. Damit er nicht abtauchte, hob ich sie an und sah zu, wie er meine Krallen begutachtete und dann seine Finger ansah, die komplett beschnitten waren. Yukiyona glaubte also, dass ich Izayoi helfen könnte? Das ich nicht lache. Wie sollte ich ihr helfen, da sie selbst ihr Kind verstümmelte. Vielleicht war es ja auch gut, dass sie ihre Naivität ablegte und verstand, dass ihr Sohn weder das eine noch das andere war.

„Hat sie auch gesagt, wie ich das mache?“

Inu Yasha schüttelte den Kopf und spielte noch etwas an meiner Hand. Er war wirklich interessiert an meinen Nägeln. „Hat sie nicht… Hmm… warum musst du nicht deine Nägel schneiden?“

„Weil ich erwachsen bin.“ Gerade war ich froh, dass er das Thema wechselte und meine Hände weiter ansah. „Schneidet sie deine Mutter immer?“

„JA… Das tut weh…“, brummte er und verzog die Lippen. „Warum macht sie das?“

Warum wohl? Kinder waren naiv, aber… „Ich werde mit ihr reden, damit du sie wachsen lassen kannst.“ Seine Krallen würden ihn zumindest vor unliebsamen Menschen retten können, da sollte sie ihm das nicht wegnehmen.

„Juchuh!“, quietschte er und ließ die Hand los, bevor er im Wasser etwas spielte und ich einfach die Augen schloss. Natürlich hatte ich zwischendurch ein Auge auf ihn, damit nichts passierte.

 

Einige Zeit später verließen wir dann die Wanne, nachdem Yukiyona gekommen war und den kleinen geschrubbt hatte. Meine Wäsche übernahm ich dankend selber. Es tat auch gut, die letzte Nacht von mir waschen zu können.

 

 

Eingeständnis

 
 

~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~
 

Nach unserem Bad zog ich einen anderen Yutaka in Rot an und starrte zu Inu Yasha, der vorerst einen gelben bekam. Yukiyona richtete ihn hübsch her und band eine grüne Schleife an seinen Yutaka. Ein wenig verzog ich die Lippen. Er sah fast aus wie ein Mädchen.

Danach nahm mir Yukiyona dann erst einmal Inu Yasha ab, welchen sie zum Essen mitnehmen wollte. Inu Yasha sah mich erst traurig an, doch Yukiyona erklärte ihm schnell, dass ich noch arbeiten müsste, aber er später mit mir spielen könnte.

Ich verzog leicht das Gesicht, während ich mich in mein Arbeitszimmer, beziehungsweise die Bibliothek begab. Schon wieder wurden ihm Flausen in den Kopf gesetzt. Er sollte sich nicht an mich gewöhnen. Ich hatte doch gar keine Zeit mich um diesen Giftzwerg zu kümmern.

Leicht genervt ging ich wieder in den Raum und erstarrte, als ich Izayoi entdeckte, wie sie sich etwas ansah. Vorsichtig schlich ich durch den Raum und erblickte das Schriftstück, welches sie betrachtete. Verdammt, ich hatte es noch nicht vernichtet. Es handelte sich um Inu Yashas und mein kleines Kunstwerk. Als ich dann neben ihr ankam, sah sie auf und wurde etwas rot, bevor ich bemerkte, wie ihre Hand auf dem Papier lag.

„Izayoi…“

„Sesshomaru… was ist das?“, fragte sie mich direkt und strich noch einmal über das Papier, während ich mich an den Tisch setzte und schon den Tuschstein bereitete. Irgendwie hatte ich einfach nicht neben ihr stehen können, ohne zu viel von meiner Gefühlswelt preiszugeben.

„Nichts…“, sprach ich so desinteressiert wie ich konnte.

„Nichts?“, fragte sie und nahm es hoch. Sie starrte es ein wenig an, bevor sie zu mir sah. „Darf ich es behalten?“

„Mach das…“, brummte ich und schielte kurz zu ihr, bevor ich meinen Pinsel zückte. Sie seufzte und drückte das Pergament an ihre Brust.

„Hast du auf ihn aufgepasst?“

„Du solltest mehr auf ihn Acht geben…“

Sie nickte und betrachtete mich noch kurz. Ich sah auf und blickte in ihr Gesicht. Irgendwas brannte ihr auf der Seele, doch nur was? Nachdenklich legte ich den Kopf schief und die Stirn in Falten. Warum sah sie nur so traurig aus?

„Gibt es noch etwas?“

„Stört es dich, wenn ich etwas… lese?“

„Nein.“, meinte ich einfach nur, bevor ich mich den Papieren widmete und sie das Papier sorgsam zusammenrollte und ordentlich zur Seite legte, bevor sie sich ein Papier rauszog. Ganz instinktiv schien ich jede ihrer kleinen Bewegungen aufzufangen. Sie setzte sich vorsichtig mir gegenüber an den Tisch auf ein paar Kissen und las das Papier, welches sie am obersten Rand des Tisches ausgerollt hatte. Ich atmete ihren fast schon zarten Geruch ein. Auch blieb mir nicht verborgen, wie sie ihre Lippen aufeinanderpresste und ich unterschwellig einen leicht ängstlichen Geruch wahrnahm. Warum sprach sie es nicht einfach aus? Damals war sie auch nicht so gewesen. Ging es um letzte Nacht und sie wollte mich bitten, dass wir nicht beieinander lagen? Ich würde es wirklich verstehen… Selbst mir hatte es nicht gefallen. Egal wie es die Tradition auslegte, ich empfand kein Gefallen daran. Schon verständlich, dass die Freudenhäuser so florierten, wenn jede Frau daheim so bieder da lag, weil sie den Mann verabscheute.

„Izayoi.“, murmelte ich und sah auf. Sie schluckte und zuckte leicht zusammen. Gefasst griff ich ihre Hand und starrte ihr in ihre rehbraunen Augen. „Geht es um letzte Nacht?“

Überrascht starrte sie mich an und wurde ein wenig rot, bevor sie den Kopf schüttelte. „Nein… mhmm…“, machte sie und wurde etwas mehr rot, während ich ihre Hand weiter hielt. Doch sie schien sich nicht dagegen wehren zu wollen.

„Was dann…“, fragte ich leise und rieb etwas über die Haut. Sie schien rau und ihre Knochen waren viel zu stark zu spüren. „Izayoi…“

„Also…“, fing sie wieder an und sah meine Hand an. „Wegen der Heirat… Ich muss dich anekeln, nachdem ich Schuld am Tod deines Vaters bin… Es ekelt mich selbst an… warum hast du mich damals nicht getötet…“

Ich erstarrte und drückte ihre Hand etwas mehr. Ich biss mir auf die Lippe, bevor ich die Augen schloss. „Warum denkst du das…“

„Gestern Abend… Du bist einfach gegangen…“

Ich schnaubte leise. „Wie sollte ich wohl darauf reagieren, so wie du mich angesehen hast.“, fluchte ich, bevor ich noch einmal tief einatmete. „Der Tod an Vater… er ist nicht nur deine Schuld.“

„Was?“, fragte sie überrascht und zitterte ein wenig.

„Als ich… gegen einen Drachen kämpfte, kam er zur Hilfe und wurde verwundet. Er hat sich nicht auskuriert…“

Sie seufzte. „Das ist doch auch meine Schuld, die Ningyo war mein Einfall.“, schniefte sie auf einmal. Dicke Tränen kullerten über ihre Wange. „Hätte ich nicht…“

„Izayoi, warum glaubst du, dass du an allem schuld bist? Es war meine Entscheidung, die Ningyo zu fressen. Oder willst du dir die Schuld darangeben, dass all dies nicht geschehen wäre, hättest du nicht ein Monat über meinen dem Tode nahen Körper gewacht?“

Erschrocken starrte sie mich an und rieb mit ihrem freien Arm über ihre Augen. Hatte sie das etwa vergessen? Ohne sie, wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, dass ich jetzt tot wäre. Des Weiteren war es ganz alleine meine Idee gewesen. Vielleicht hatte sie mir Material gegeben, aber ich entschied für mich.

„Was… nein…“, keuchte sie und kniff die Augen zusammen. „Natürlich bereue ich das nicht!“ Sie zitterte leicht, bevor ich sie mit Schwung über den Tisch in meinen Schoß zerrte. Natürlich gab ich acht, nicht die Tinte umzuwerfen und das Papier zu zerknittern, da ich nicht ein weiteres Mal die ganze Arbeit machen wollte. Verblüfft starrte sie mich an, bevor sie ihr verheultes Gesicht an meine Brust presste. „Also hasst du mich nicht?“

„Nein. Das habe ich nie behauptet.“, meinte ich ruhig und drückte sie ein wenig an meine Brust. Nein, so war es wirklich nicht. Wäre es das gewesen, hätte ich sie nicht zum Schein geheiratet. Wenn ich auch ehrlich zu mir selbst war, hatte mein Vater damals auch selbst entschieden. Es war sein Wille gewesen und auch wenn sie nicht da gewesen wäre…

„Sesshomaru…“, weinte sie weiter und durchnässte meine Kleidung, während ich meinen Arm um sie legte. Ich hasste es, wenn einer der beiden weinte. Warum mussten sie das nur tun?

„Izayoi, jetzt hör auf.“, meinte ich leise und streichelte noch einmal ihren Rücken. „Des Weiteren hast du mich gerettet vor ihr, auch wenn ich es nicht wollte… vielleicht…“

Sie sah mich traurig an und warf die Arme um meinen Körper, während sie ihr Gesicht an meinem Hals vergrub. Genervt blickte ich auf das Papier hinter ihr. Das konnte ich heute vergessen, aber… zumindest öffnete sie sich. Auch wenn ich sie so nicht gerne mochte, war es eine Facette von Izayoi. „Izayoi.“, meinte ich noch mal leise und schluckte, bevor sie sich ein wenig löste. „Wolltest du darüber mit mir reden?“

Sie nickte zart und rieb noch einmal über ihr Gesicht wie ein kleines Kind. „Ja… Aber ich hatte so Angst, doch als ich das Bild sah… mit euren Namen, da…“

Ich seufzte leise und blickte zur Seite. „Er kommt ganz nach dir… Aber er ist auch so verheult.“, flüsterte ich. Es beruhigte mich, dass sie endlich aufhörte zu weinen und sich einfach an mich lehnte. Die beiden waren gut darin, einen von der Arbeit abzulenken. „Ich bring dich in dein Bett…“

„Was, wieso?“, murmelte sie, doch ich stand schon auf und hielt sie auf meinen Armen.

„Dein Sohn sollte dich nicht so sehen. Des Weiteren brauchst du Ruhe.“

Sie hickste leicht und lehnte sich einfach an mich, während ich sie ins Bett brachte. Vorsichtig legte ich sie auf den Futon und legte eine Decke über sie. „Ruh dich aus.“

Sie rieb sich leicht die Augen und starrte mich an. „Bleibst du noch etwas bei mir?“

Da war die kindische Izayoi. Ich verdrehte die Augen. „Ich hole mir etwas zum Lesen.“

„Danke…“

Ich sah noch kurz zu ihr, bevor ich aus der Bibliothek ein paar Unterlagen holte und zurückkehrte. Ich setzte mich auf den Futon und sah zu, wie sie ihren Kopf auf meinen Schoß bettete. Es hatte irgendwie gutgetan, mit ihr darüber zu reden, auch wenn es mich dieses Eingeständnis gekostet hatte.

 

Als es dann später zu dunkel wurde, legte ich die Papiere zur Seite. Zumindest hatte ich den Inhalt erfasst und würde sie dementsprechend abändern. Sanft schüttelte ich sie, bis sie langsam die Augen aufschlug und mich müde anblickte. „Wach?“

„Mhmm...“, flüsterte sie und setzte sich leicht auf, bevor sie wohl bemerkte, wie spät es war. „Schon so spät?“

„Ja. Du solltest etwas essen.“, meinte ich fürsorglich und schielte zur Seite. Sie nickte hastig. Es beruhigte mich wirklich, dass sie um einiges… zutraulicher wurde. So gefiel sie mir wirklich besser.

„In Ordnung.“

So war es brav. Vielleicht würde der kleine dann auch mehr essen. Ich sah zu, wie sie langsam aufstand, sich verbeugte und schon aus der Tür lief. Unglaublich. Hatte sie sich so verhalten, weil sie sich an allem die Schuld gegeben hatte? Diese Frau machte mich verrückt. Dabei war ich schuld an seinem Tod. Auch wenn ich es mir ungerne eingestand. Wer wusste, ob es ihm geholfen hätte, ihr fern zu bleiben, da sogar nach Tagen seine Wunden immer noch nicht besser geworden waren.

 
 

~~~~~~~~~~~~~Izayoi~~~~~~~~~
 

Als ich nach einiger Zeit aufwachte, starrte ich etwas neben der Spur auf den leeren Fleck neben mir. Inu Yasha! Oh nein. Geschwind stand ich auf und überlegte, wo mein Sohn sein könnte, als mir nur mein neuer Gemahl einfiel. Sesshomaru. Inu Yasha hatte ein Auge auf seinen großen Bruder geworfen. Sesshomaru wollte Dokumente begutachten…

Unsicher machte ich mich auf den Weg. Eigentlich wollte ich ihn nicht nach der letzten Nacht so schnell wiedersehen. Mein Körper tat mir weh und erinnerte mich immer wieder an diesen unliebsamen Beischlaf. Yukiyona hatte mir eine Creme gegeben gegen das Wundfühlen… doch dieses Gefühl, dass er mich verabscheute war wohl am schlimmsten von allem anderen.

Vor der Tür machte ich mich bemerkbar, aber als keiner mich hereinbat schob ich die Tür leicht auf und erkannte, dass ich alleine war. Vorsichtig schlich ich durch den Raum und hoffte darauf, dass ich meinen Jungen fand, aber stattdessen fand ich ein Papier, was mich überraschte. Dort standen Inu Yashas und Sesshomarus Namen und zusätzlich waren dort lauter kleine Handabdrücke und neben einer kleinen Hand eine große Hand mit Krallenspitzen. Neugierig beäugte ich das Blatt Papier, als Sesshomaru auf einmal neben mir auftauchte. Hasste er mich vielleicht doch nicht? Mochte er Inu Yasha? Bedeutete ihn diese Ehe vielleicht doch etwas? Natürlich wäre es nie wie mit Toga, aber es könnte zumindest angenehmer werden…

Kurzerhand bat ich ihn, bleiben zu dürfen, doch wie sich alles entwickelte, war einfach zu viel für mich. Er ergriff meine Hand und redete mit mir Klartext. Das hatte ich gebraucht. Doch zu erfahren, dass er glaubte, ich würde ihn hassen… Mir drehte sich der Magen um, während alles aus meinem Mund sprudelte und er mich schlussendlich tröstend in seine Arme zog. Ich genoss diese warme Berührung, während er mich sanft umsorgte und am Ende sogar zu Bett brachte und ich sehnsüchtig auf seinem Schoß weiterschlief. Sesshomaru schien im Inneren der alte geblieben zu sein, was mich beruhigt. Es hatte damals viele dieser Momente in meiner Schwangerschaft gegeben, wo er mich zur Ruhe gebracht hatte nach meinen Ausbrüchen.

 

Als ich dann später wieder wach wurde, ging ich schnell meinen Sohn suchen, welcher anscheinend sein Abendmahl zu sich nahm. Yukiyona blickte auf und erstarrte. Schnell rieb ich über mein Gesicht und setzte mich brav zu Inu Yasha. „Ich habe Hunger.“

„Izayoi, hast du geweint?“

„Ein wenig…“, murmelte ich und schnappte mir schon etwas von dem Essen. Gerade war ich fürchterlich hungrig. „Aber das ist wieder gut.“

Inu Yasha grinste. „Ich habe heute auch geweint!“, meinte er und grinste noch breiter, bevor er zu mir robbte. „Heute habe ich meinen Namen geschrieben, Mama!“

„Das habe ich gesehen.“, meinte ich lieb und streichelte seinen Kopf. Komisch, warum duftete er so wie Sesshomaru nach Kirschblüten und warum trug er nicht seine normale Kleidung. „Ist etwas mit deinen Sachen?“

„Ich habe Sake verschüttet, darum musste ich baden!“, kicherte er, während Yukiyona ihm schnell etwas in den Mund schob. Anscheinend wusste sie etwas. Natürlich schien sie wieder einmal zuerst Sesshomaru treu zu sein.

„War Sesshomaru sehr böse auf dich wegen dem Sake? Hast du deswegen geweint?“

„Nein!“, schüttelte er schnell den Kopf und versteckte sich hinter mir, damit Yukiyona ihn nicht zum Schweigen bringen konnte. „also doch, aber weil ich auf die Nase geplumpst bin.“, quiekte er. „Das hat ganz dolle Aua gemacht!“

Etwas beruhigt aß ich einen Reiskloß. Konnte es sein, dass er wie damals war? Ich blickte zu meinem kleinen Sohn, welcher begeistert futterte. Was sollte ich nur mit Sesshomaru machen? Ich hatte mich vorhin bei ihm ausgeheult… So einen Gefühlsausstoß hatte ich noch nie gehabt in diesen letzten 3 Jahren. Wieso bei ihm also? Weil ich mich ihm gegenüber so schuldig gefühlt hatte? Es hatte mir sehr gut getan zu wissen, dass ich nicht ganz alleine schuld war und Sesshomaru hatte auch Recht. Nicht alles daran war schlecht gewesen, auch wenn ich es gerne so darstellte. Sein Vater wäre bestimmt stolz auf ihn, auch, dass er so viel von sich preisgab. Vielleicht belastete es ihn ja auch die ganze Zeit schon, dass sein Vater ihn gerettet hatte. Leider hatte ich nie davon erfahren. Es war kurz vor der Schlacht gewesen, aber wo wohl Sesshomaru so lange gewesen war? Warum hatte Toga ihn nicht zu mir gebracht? Vielleicht weil er mir gedroht hatte?

Ich seufzte. So vieles war falsch verlaufen, aber es war tröstlich, nicht mehr ganz alleine damit zu sein. Yukiyona trauerte auch, aber nicht so sehr. Für sie war es nur ein Herrscher gewesen, während uns diese Person nahegestanden hatte. Sesshomaru würde natürlich nie weinen, aber das musste er auch nicht.

„Mama?“

„Ja, Inu Yasha?“, fragte ich neugierig nach und entdeckte, wie er mir einen leeren Teller hinhielt. „Hast du noch Hunger?“

„JAAAAA!“, lachte der Kleine. Er war wirklich süß. Sesshomaru hatte recht, dass er nach mir kam. Ich war damals auch so quengelnd und aufdringlich gewesen. „Hunger Hunger Hunger!“

„Heute hast du aber viel Hunger.“

„Ja!“, lachte er weiter und sah mir zu, wie ich ihm Essen auftat. Neugierig beäugte er jede meiner Bewegungen und schmiegte sich etwas an.

Jedoch kannte ich ihn nicht so extrem. Was Sesshomaru und er wohl angestellt hatten? Das Bild war eine Sache, dann wohl der Sake und dann hatten sie gebadet? Vielleicht war es gut gewesen, dass ich einfach eingeschlafen war, sonst hätte Sesshomaru bestimmt nicht so viel…. Liebe … ihm entgegengebracht. Dabei hatten wir damals noch gewitzelt, dass Sesshomaru noch für Inu Yasha Vater spielen müsste, weil Toga darin nicht gut war und jetzt? Jetzt stellte sich genau dies heraus.

Ich verzog leicht die Lippen und seufzte ein wenig, bevor ich Inu Yasha den Teller gab und mir selbst nach nah. Jetzt waren Sesshomaru und ich sogar verheiratet und langsam glaubte ich, dass nur ich diejenige war, die eine Scheinehe führen wollte. Dabei hatte er damals… mich geliebt und ich hatte ihn mit Füßen getreten. Er hatte nicht aus Ekel das Gemach verlassen, nein, weil ich ihn verletzt hatte. Ich hatte geweint. Dabei war es nur indirekt wegen ihm gewesen… Seufzend stopfte ich mir noch Fisch in den Mund und blickte zu Yukiyona, die mich schockiert ansah.

„was?“, brabbelte ich frustriert mit vollen Mund, bevor sie nur seufzte.

„Du isst… so viel heute… Es überrascht mich.“

„Ich habe heute Hunger.“, meinte ich und zog eine kleine Schnute. Es war wirklich schön gewesen, wie er mich gehalten hatte. So, als könnte ich mich einfach fallen lassen. Es war grotesk, wie viel er gab und ich nahm einfach nur. Natürlich könnte es nie wie mit Toga werden, aber vielleicht sollte ich, solange er hier war, nur ein wenig zumindest mein Wohlwollen ihm zeigen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Natürlich gehörte dazu auch der Beischlaf… Falls er nicht jetzt schon komplett darauf verzichtete.

 

Später kehrte ich in unser Gemach zurück, während Inu Yasha mit Yukiyona gegangen war, damit sie ihm die Windeln wechselte und uns ein wenig Zeit gab. Yukiyona hatte mich regelrecht dazu gedrängt. Fast ohne Anstand ging ich in unser Gemach, wo Sesshomaru auf dem Futon saß und ein Schälchen Sake trank. Wie schon damals hatte er noch ein Skript, welches er wissbegierig las. Anscheinend müsste ich für ihn demnächst die Regale wieder neu füllen.

„Sesshomaru?“

Er blickte auf, während ich mich in meinem mehrlagigen Gewand neben ihm niederließ. Sein Blick war fest und ruhig, aber das Gold seiner Augen schien mir doch leicht in Bewegung zu sein.

„Hast du gegessen?“

„Ganz viel. Yukiyona war schockiert.“, meinte ich und setzte mich neben ihm auf den Futon. Natürlich behagte es mir noch nicht ganz, mit ihm das Bett teilen zu müssen, aber er war mein Mann ab jetzt und das musste ich akzeptieren, auch wenn es nur diese Woche war. „Inu Yasha natürlich auch. Es tut mir leid, dass er dir so viele Probleme gemacht hat.“

„Hat Yukiyona…“

„Nein, Inu Yasha hat es begeistert erzählt, wie toll du bist und was ihr heute so gemacht habt.“

Er seufzte und setzte sich etwas bequemer hin. „Daran habe ich nicht gedacht.“

„Ich glaube nicht, dass du ihm den Mund verbieten könntest. Er ist da sehr…“

„…wie du? Oder mehr, wie die alte Izayoi.“, brummte er und hob das Sakeschälchen noch mal an die Lippen. Die alte Izayoi? Ja, sie war unbekümmert gewesen und hatte nie das Grauen der Welt erblickt. Eine dumme und naive Prinzessin, die ihre Männer ins Unglück gestoßen hatte. So würde ich in der Geschichte erhalten bleiben. Als hübsche Frau, die die Männer verführte und in den Abgrund stieß.

Unsicher sah ich zur Sakeschale, welche er gerade neu füllte. Kurzerhand schnappte ich seine Hand. Leicht verblüfft ließ er es zu. Ich führte sie zu meinen Lippen und trank hastig den Reiswein, nur um danach zu husten. „Izayoi…“

„Lass mich.“, brummte ich und schnappte ihm auch die nächste Schale weg. Er verzog die Lippen leicht, bevor ich mich an seine Brust lehnte. „Ich will mir Mut antrinken.“

Er schnaubte nur und betrachtete mich, während ihm wohl auffiel, dass ich den Knoten meiner Kleidung löste. „Izayoi, das musst du nicht.“

Ich seufzte und nahm ihm noch ein Schälchen ab. „Doch, das muss ich. Bitte, schlaf noch einmal mit mir.“ Ich wurde rot. Zumindest einmal wollte ich es noch versuchen. War nicht damals Sesshomaru es gewesen, der auch mit so vielen Frauen geschlafen hatte? Der Beischlaf hatte also eigentlich nichts mit Liebe zu tun… vielleicht… „Bitte.“

Sesshomaru brummte etwas und trank selbst noch ein Schälchen. „Wie gestern?“

„Nein, richtig… wie du mit den anderen Frauen schläfst…“, flüsterte ich. So hatte er doch seine Einsamkeit vertrieben, vielleicht könnte ich das auch. Es würde sich zumindest sehr gut anfühlen, wenn ich bedachte, mit wie vielen Frauen Sesshomaru schlief.

„Dann trink noch etwas…“, flüsterte er und hielt mir ein Sakeschälchen an die Lippen. Brauchte ich denn so viel Mut dafür? Langsam wurde ich etwas unsicher. Er schenkte sich jetzt selbst noch ein und trank auch. Wollte er auch Mut antrinken? Oder ob er sich sorgte, dass ich ihn dann doch ablehnte?

Nach einem weiteren Schälchen, schob ich die sowieso leere Flasche beiseite und wollte schüchtern den Knoten komplett öffnen, doch er nahm es mir ab und schob langsam meine Kleidung herab. Knallrot sah ich zur Seite, während ich vor ihm kniete. „Du musst wirklich mehr essen.“

„Ich weiß.“, hauchte ich rot und spürte, wie seine Hand langsam über meinen Körper glitt. Mein Mut sackte ein wenig herab, während ich nur still dasaß. „Ich werde mehr Essen.“

Er nickte und streichelte ein wenig weiter über meinen Bauch. „Du kannst mich auch anfassen.“

Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und legte sie auf die etwas freiliegende Brust. Sein Herz schlug ein wenig unruhig, was mir sogar gefiel. Zumindest glaubte ich, dass es ihm gefallen könnte. Ich schob meine Hand hinein und rieb über seine weiche Haut. Schluckend spürte ich, wie seine Hand ein wenig sank und er mir somit mehr Möglichkeiten einräumte. Ich schob langsam seinen Yutaka herab und betrachtete seine weiche, aber auch harte Brust. Er war wirklich schön…

Vorsichtig berührte ich seine Brust und streichelte ein wenig seine Muskeln.  Dieser Mann war ein Kämpfer. Ich streichelte ihn noch ein wenig mehr, bis er mich auf einmal auf sich zog und sich hinlegte. Überrascht wollte ich wegzucken, doch seine Hand hielt mich fest, während meine nackte Brust auf seiner nackten Brust lag. Gestern war alles anders gewesen, während ich heute ein Kribbeln verspürte, während seine warme Haut unter mir war. Genießerisch legte ich den Kopf auf seine Brust, als ich dann doch kurz zuckte.

Bumm… erschrocken sah ich zu den Fenstern, dessen Papier aufleuchtete. „Es ist nur ein Gewitter.“, meinte Sesshomaru heiser und seufzte. „Hast du immer noch Angst davor?“

„Nein…“, meinte ich schnell. „Ich bin nur erschrocken…“

Er nickte und legte seine Hände auf meinen Rücken. Irgendwie glaubte ich nicht, dass er genauso mit andren Frauen schlief. Die anderen waren bestimmt wild und hemmungslos, während ich… Meine Hand glitt ein wenig tiefer an unsere Seite, was er aufmerksam beobachtete.

Keuchend wollte ich schon ihn berühren, als Sesshomaru sich versteifte und in einem schnellen Zug ich neben ihm lag und meine Kleidung zu war. Erstaunt blickte ich zur Tür und entdeckte auch schon den Grund für diese Aktion.

Inu Yasha rannte wie ein Verrückter zu uns und heulte, während Yukiyona fehlte. „Alles in Ordnung?“

„ICH HABE ANGST!“, heulte er und schmiss sich mir sofort in die Arme. „Yuki ist draußen und macht die Fenster dicht und und… sie hat mich alleine gelassen!“

Ich seufzte und streichelte ihn ein wenig, während Sesshomaru und ich wahrscheinlich schon wussten, dass diese Nacht gegessen war. Dabei hatte ich es wirklich versuchen wollen.

„Darf ich bei euch schlafen?“

Sesshomaru nickte nur und legte sich schon hin, bevor Inu Yasha aus meinen Armen hopste und sich an seine Seite drückte. Ich robbte auch näher und legte mich auf seinen Arm, den er hingelegt hatte. „Danke Sesshomaru.“

Er sah einfach nur weg und zog uns beide ein weniger enger an seine Seite. Morgen war ja auch noch ein Tag. Zumindest war es schön, dass er anscheinend den kleinen Inu Yasha aufnahm. Das schlimmste aber war, dass es mich frustrierte, dass unser Abend so geendet hatte. Dabei hatte es in mir so schön geprickelt…

Müde kuschelte ich mich eng an ihn und legte meine Hand auf seinen Bauch. Warum fiel ich diesem Mann nur immer zur Last? Ich würde mich morgen entschuldigen und fragen, wieso er so lieb zu Inu Yasha war… es war wirklich sehr überraschend, wie bereitwillig er handelte…

Spielzeit

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Unstillbar

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Yukiyona~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Als ich Inu Yasha am Morgen aus ihrem Gemach geholt hatte, hatte ich es schon gespürt. Nein, ich hatte es gesehen. Doch eigentlich sollte ich mich freuen, dass trotz ihrer Vergangenheit sie zueinander fanden, aber…

Ich schloss die Augen und gab dem kleinen etwas zu Essen, während mein Herz ein wenig schmerzte. Was war das nur? Immer wieder hatte ich ihn abgewiesen, doch kaum lagen er und Izayoi dort auf den Laken, empfand ich große Eifersucht.

Genervt nahm ich mir auch etwas und schloss die Augen. Ich hatte sie aneinandergedrängt, so hatte ich kein Recht darauf, mich zwischen sie zu stellen. Oder hatte ich gehofft, dass er sich nicht in sie wieder verliebte? Dabei hatten wir nie miteinander geschlafen. Jedes Mal hatte ich ihn abgewiesen und doch… wünschte ich mir das Gegenteil nun herbei. Warum war ich nur so eifersüchtig… Vielleicht, weil er jetzt fest an eine Frau sich band und vorher nur unbedeutenden Sex gehabt hatte?

 

„Noch Hunger!“, krakeelte Inu Yasha neben mir. Zumindest aß er jetzt besser und auch Izayoi. Es würde bestimmt anhalten und in erster Sicht war ich auch Toga verpflichtet. Ich hatte ihm versprochen, für Izayoi um jeden Preis zu sorgen. Nachdenklich schloss ich die Augen und streichelte den kleinen, welcher über meinen Schoß robbte und mich immer wieder anlächelte. Izayoi würde nicht ewig leben. Ob das wirklich tröstlich war? Nein, keines Falls. Es war grotesk, wozu mich mein Herz trieb. Was wäre wohl gewesen, hätte ich mich ihm hingegeben? Nein, dann wäre ich nur einer seiner Trophäen gewesen. Hatte er mich nicht gerade aufgesucht, weil ich nicht für ihn die Beine breit machte?

 

Was dachte ich einfach nur? Und was tat ich nur? Ich schloss ein wenig die Augen und dachte an den gestrigen Tag, an dem ich der Quellgöttin gedankt hatte. Sie hatte mich an mein Versprechen erinnert. Doch hatte sie mir noch nicht gesagt, was sie wünschte. Es war ein wenig schmerzlich. Beruhigend war nur, dass sie eine gute Göttin war. Also egal was es war, es konnte nicht mit dem Tode enden. Wie quälend wäre auch der Gedanke daran.

 

Nach einer Weile brachte ich ihn dann raus zu Sesshomaru, neben dem friedlich Izayoi schlief. Er schien sehr beruhigt, während er die Dokumente las. Es konnte nur einen Grund geben. Es war beinahe mir zuwider, welche Bilder vor meinen Augen aufzuckten.

„Ich bringe Inu Yasha.“

Sesshomaru blickte auf und schien in mir etwas zu suchen. Ob er bemerkt hatte, dass ich angesäuert war und er sich jetzt fragte, wieso? Dass würde er wohl nie wissen. Dafür war er schon immer zu blind gewesen. Einzig Izayoi hatte wohl damals etwas gemerkt, als wir vor einer halben Ewigkeit zum Dorf geschritten waren.

„Verstanden.“, meinte er nur und sah zu Inu Yasha, der sofort folgsam zu ihm ging und ihn breit angrinste. Eine glückliche Familie. Mein Herz schmerzte. Das durfte doch nicht wahr sein. Verdammt.  

 

Geschwind ging ich und ließ sie hinter mich, bevor ich mir meine Kleidung überwarf und meinen Hut aufsetzte, nachdem ich aus dem Mauerspalt geschlüpft war. Irgendwie fühlte ich mich sicher unter all dieser Kleidung, egal wie warm es auch sein möge. Einen Moment hatte ich mit dem Gedanken gespielt, ihren Platz einzunehmen.

Es war wirklich verwerflich, wie ich mich entwickelte. Ich musste unbedingt den Kopf klarkriegen oder mich von ihnen fern halten, bis er in einer Woche wieder verschwand für lange Zeit. Er konnte es sich bestimmt nicht leisten häufig zu kommen und wenn sie eines Tages verging und nicht mehr so schön war, dann…

Argh… ich stöhnte innerlich und schüttelte meinen Kopf. Diese Gedanken… lag es an meiner dämonischen Seite, dass ich sie so sehr beneidete? Ich war mir nicht sicher.

Genervt schritt ich durch den Wald und atmete den Duft vom Bambus ein. Ich sammelte ein paar Heilkräuter und Gewächse, die mir von Nutzen wären. Inu Yasha wurde oft krank und nur ich konnte ihm helfen. Seine… Ziehmutter. Etwas anderes konnte ich nicht sagen, doch würde Izayoi jetzt mehr Liebe ihren Sohn entgegenbringen? Das war abzuwarten, wie auch vieles andere. Wenn würde ich wieder ihre Gestalt annehmen und mich um die Kinder kümmern.

 

Später kehrte ich zurück und hängte die Kräuter zum Trocknen auf, bevor ich mich um Izayoi und Sesshomaru kümmern wollte. Doch Izayoi traf ich alleine mit Inu Yasha an, welcher sich schmutzig gemacht hatte. Anscheinend hatte sie es vollbracht, ihn alleine zu baden. „Was ist passiert?“

„Der Tollpatsch… nein ich bin einer. Ich habe den Ball in den Teich geworden und er ist hinterher gehechtet.“

Ich lächelte leicht und betrachtete den kleinen Hundejungen, welcher sich frustriert schruppen lies und immer wieder insistierte, dass das nicht sein müsse. Er war schon sehr niedlich. „Was ist mit deinem Gemahl?“

„Er arbeitet noch. Würdest du ihm etwas zu trinken bringen?“, fragte sie liebevoll und lächelte zaghaft, bevor sie dem kleinen das Gesicht rieb. „Ich werde wohl noch einige Zeit brauchen und dann mit ihm Essen.“

„Soll ich dies nicht tun?“

Izayoi schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, ich muss mich auch um Inu Yasha kümmern. Sesshomaru braucht des Weiteren auch ein wenig Ruhe vor uns. Kümmere dich solange gut um ihn.“

Ich nickte noch, bevor ich mich auf machte und Sake bereitete. Ohne Umschweife wärmte ich ihn auf die exakte Temperatur an, um ihn dann zu ihm zu bringen.

 

Sie hatte mir nicht sagen müssen, wo er war. Geschickt umrundete ich einige Ecken, bevor ich die Tür zur Bibliothek aufschob. Sein Blick war interessant, da ich meine wahre Gestalt angenommen hatte. Er blickte auf das etwas kürzere schwarze Haar und mein sanftes helles Gesicht. Manchmal wünschte ich mir jedoch, dass in seinem Blick noch etwas anderes wäre. Nur war ich so dumm und hatte meine Chance vertan. „Ich habe hier ein wenig Sake.“, sprach ich leise und schritt schon zu ihm. Elegant ging ich auf die Knie, schenkte ihm ein und reichte ihm das Schälchen, welches er dankend annahm. Ich betrachtete seinen Adamsapfel, der immer wieder zuckte, während der Sake seinen Hals herablief. Warum entfachte er in mir so etwas? Sehnte auch ich mich nach seiner Nähe?

„Yukiyona.“

Ich zwinkerte kurz und betrachtete die leere Schale, die ich sofort füllte. „Verzeihung, ich habe geträumt.“

„So kenne ich dich nicht.“

Lächelnd sah ich ihm beim trinken zu. „Ach, ich habe nur daran gedacht, wie lange es doch her ist, dass wir in einem Onsen entspannt haben. Viel hat sich verändert, nicht wahr?“

Er setzte das Schälchen ab und schloss kurz die Augen, bevor er mich anblickte und meinen Körper abtastete mit seinen Augen. „Stimmt. Gibt es in der Umgebung einen?“

Überrascht starrte ich ihn an und nickte dann aber auch schon. Es gab einen, aber wollte er mit mir oder ihr da hin? „Natürlich, willst du mit Izayoi hingehen?“

Sein Blick wurde kurz düster. „Nein. Ich brauche ein wenig… Ruhe.“, meinte er leise und blickte auf seine Schale, die ich noch einmal füllte. Ruhe also.

„Verständlich, wo du jetzt für einen Jungen sorgst, der nicht deiner ist.“

„Das tust du doch auch. Auch wenn Izayoi jetzt sich um ihn kümmert, warst du doch diejenige, die sich um ihn gekümmert hat.“

Ich lächelte kurz und nahm sein Sake Schälchen und trank selbst einen Schluck, bevor ich es für ihn wieder füllte.

„Das sollten wir in dem Onsen bereden. Izayoi wird ihn noch Stunden schrubben und dann mit ihm etwas Essen. Bist du fertig?“

Er hob eine Augenbraue, bevor er die Papiere zur Seite legte. „Vorerst bin ich fertig, doch es folgen noch genug.“

 

Es dauerte nicht lange, bevor wir den Onsen erreicht hatten. Einerseits freute ich mich, doch andererseits wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Doch er machte es mir ganz leicht vor, indem er seinen Knoten löste und der Gürtel, wie auch seine andere Kleidung zu Boden glitt. Leicht unsicher betrachtete ich seinen harten und doch auch weichen Körper. Trotz des für ihn andauernden Krieges hatte er nichts eingebüßt von seinem fast schon jugendlichen und doch männlichen Glanz, der von seinen Muskeln ausging.

Behutsam glitt er ins Wasser. Ich atmete tief durch und löste auch selbst meine Kleidung und ließ sie herabgleiten. Ein wenig verweilte ich so. Nackt und ungeschützt. Sein Blick wanderte hoch zu mir und glitt über meinen Körper. Ein wenig genoss ich es, bevor ich zusammen mit dem Sake ins Wasser stieg und erst kurz vor ihm tiefer hinein glitt. Er sollte mich sehen. Mich ansehen.

„Ich habe sehr oft Izayois Gestalt angenommen.“, meinte ich dann und schloss ein wenig die Augen. „Es ist manchmal sehr anstrengend, wie sie zu sein und nicht man selbst.“

„Wenn du eine andere Gestalt annimmst, übernimmst du auch mehr?“

Nachdenklich sah ich ihn an. „Nicht wirklich. Meist studiere ich deswegen vorher die Personen. Zumindest hat es sich nicht verändert.“

Er nickte ein wenig und nahm eine Sake-Schale entgegen. Auch ich nahm mir eine und führte mir welchen zu Gemüte, während ich ihn auch weiter sehnlichst betrachtete. Wieso er mich wohl fragte?

„Verliere dich nicht in jemand anderem.“

Verwirrt starrte ich ihn an, bevor ich leicht rot wegsah: „Das würde ich niemals tun.“ Ich sah ihn ernst an und spürte, wie sich meine Schale füllte. Sesshomaru betrachtete mich, während ich meine Schale austrank.

„So wie du den kleinen Jungen ansiehst. Kam es mir so vor, als würdest du mehr tun, als ihre Gestalt anzunehmen.“

„Ist es so auffällig?“, fragte ich und schluckte ein wenig.

„Ja. Auch wenn Izayoi sich jetzt mehr anstrengt, sieht man es dir sehr an. Du hattest selbst einmal ein Kind?“

„Ja, aber es war, bevor ich zu einem Monster wurde.“, meinte ich heiser und trank noch einen über den Durst.

„Wundersam, dass du so ein Dämon wurdest und keine Unmutter.“

Ich schnaubte und verzog die Lippen. „Ich wurde aus mir selbst geboren, nicht aus der Trauer von Frauen. Vergiss das nicht. Es ist der Hass…“

„Gegen Männer?“

Ich fluchte leise und sah ihn kurz wütend an. „Ja. Aber es hat sich viel verändert…“

„So ist das mit der Zeit. Sie verändert uns.“, meinte er leise und schien auf einmal in sich versunken. Es ging bestimmt um Izayoi.

„Willst du, dass ich Inu Yasha mit mir nehme?“

„Nein.“, meinte er schnell und trank noch eine Schale. „Das ist es nicht. Meinst du sie könnte mich lieben. Das wollte ich fragen.“

Mein Herz setzte aus. Lieben? Wieso nur? Warum… stimmt ja…

„Das kannst du nicht erzwingen. Die Zeit wird es dir beantworten. Wolltest du deswegen wissen, ob ich ihre Emotionen übernehme? Wieso suchst du nur eine Abkürzung.“

Er verzog die Lippen ein wenig. „Mir bleibt nicht so viel Zeit.“

„Der Krieg?“

„Ja.“, meinte er und drehte sich weg.

„Also glaubst du, du empfindest immer noch diese Gefühle für sie?“, fragte ich ein wenig verbitterte, bevor ich mich wegdrehte und meinen Kopf auf seine Schulter legte. „Ich dachte du wolltest diese Gefühle verlieren?“

„Als mein Vater sie besaß.“, meinte er kühl und ließ meine Berührung zu.

„Verstehe. Frag sie am besten einfach, aber sie wird es nicht wissen. Du kannst nur abwarten.“

„Verstanden.“, meinte er und streichelte kurz über meine Seite, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Ich wusste wirklich nicht, wie ich mit ihm umgehen sollte. Natürlich könnte ich mit ihm einfach schlafen, doch glaubte ich, dass er dies nicht wollte. Er hatte jetzt sie und auch wenn er das Recht dazu hatte, war ich einfach unbedeutend.

 

 

~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~

 

Später hatte ich Yukiyona getroffen, mit welcher ich nach langer Zeit wieder ein Bad nahm. Sie bedeutete mir in diesem Sinne viel, da ich schon immer mit ihr hatte über alles reden können. Man könnte sie als einen Anker bezeichnen. Doch unser Gespräch verhielt sich merkwürdig. Es war ihr anzumerken, dass ihr diese Unterhaltung nicht behagte. Aber wieso nicht? Immer wieder hatte sie mich von sich getrieben, doch heute schien sie meine Nähe zu suchen. Jedoch hatte sie verneint, dass sie nicht Izayois Gefühle übernahm. Natürlich hatte ich gelogen, was den Grund meiner Frage anging. Konnte es bedeuten? Nein, unmöglich.

Am Ende streichelte ich über ihre Seite, nur um zu bemerken, dass sie nicht wie sonst mich abwies, sondern meine Berührung hinnahm. Wann war dies nur geschehen? Ob es ihr wie Izayoi ging, dass die Einsamkeit sie krank machte? Dabei war sie ein Monster, jedoch hatte auch ich unlautere Gedanken.

Einerseits bedeutete sie mir auch viel, doch andererseits würde es nur noch komplizierter werden. Aber, vielleicht nur ein wenig mehr. So oft hatte ich versucht sie zu verführen, doch immer wieder, trotz meiner Kenntnis über die Verführung, hatte sie mir getrotzt. Ob sie eifersüchtig war? Welch interessante Wendung.

„Was begehrst du?“, fragte ich leise an ihrem Ohr, während meine Hand weiter ihren Körper streichelte. Sie wimmerte leicht, bevor sie sich von mir löste.

„Warum fragst du.“, keuchte sie und wollte erst von mir weiter wegrutschten, doch ich hielt sie fest, nur um meine Lippen auf ihre Schulter zu legen.

„Stell dich nicht dumm. Noch nie hast du mir so viel durchgehen lassen.“

Sie schluckte und ich spürte, wie ihr Körper sich etwas unter mir verkrampfte. Tatsache war, dass sie mich anscheinend mehr begehrte, als sie zu gab.

„Was willst du hören?“, fragte sie leise und legte ihren Kopf nach hinten. „Ich habe auch Bedürfnisse. Mutter sein kann man schlecht unterbrechen, wenn die Echte so beschäftigt ist.“

Ich seufzte leise, bevor ich ihr Haar etwas zur Seite strich. „Verstehe. Also sehnst du dich nur nach…“

„…den heißen Lenden eines Mannes? Womöglich.“, meinte sie so kühl sie konnte, doch ich roch ihre Lüge. Wie konnte ich ihr nur beikommen? Meine Hand wanderte zwischen ihre Beine und liebkoste ihren Körper, sodass sie mir keuchend erlag. Ein wenig würde ich sie besänftigen für ihre gute Arbeit. Auch weiter musste sie Izayoi schützen. Des Weiteren hatte ich mich schon immer gefragt, wie sie sich wohl anfühlte. So ging ich auf diesen Handel ein und nutzte meine Stellung. Das würde sowieso gut sein, da ich mich bei Izayoi so sehr zurückgehalten hatte, dass ich immer noch geladen war.

Mit ihr konnte ich wild sein, ohne zu befürchten, dass ich sie verletzte. Weswegen ich sie nahm, da sie sich mir immer mehr darbot.

Unsere Körper vereinigten sich, doch nicht unsere Lippen.

 

Nach unserem Techtelmechtel fühlte ich mich sehr erfrischt, während sie sehr erschöpft war und mich bat, schon vorzugehen. Ob es nun darum ging, dass sie sich schämte oder ob sie einfach Haltung vor ihrer Herrin wahren wollte. Es war mir egal. Zumindest fast. Es würde sich nichts an uns ändern, hoffte ich jedenfalls. Ich war einfach ihrer Versuchung erlegen.

Mit ein wenig Unbehagen kam ich im Schloss an, jedoch schlug es sofort um, als ich meine Schuhe entdeckte und leise zu Knurren begann. Ich verstand langsam Yukiyonas Bedürfnis nach etwas anderem, wenn ich meine zerkauten Schuhe sah. Man musste diesen Jungen dauerhaft beobachten. Izayoi…!

Ich suchte sie und auch ihn, nur um zu entdecken, dass sie schon wieder schlief. Sie tat es wirklich sehr oft, auch wenn sie sich zu bessern schien. Mein Blick wanderte weiter, bis ich auch Inu Yasha entdeckte, welcher schon wieder etwas im Mund hatte.

„Inu Yasha.“, schimpfte ich und hob die Schuhe. „Was wird das?“

„Zähne Aua!“

Ich kniete mich grimmig herab und öffnete seinen Mund, nur um zu erkennen, dass der Grund seine Fangzähne waren. Anscheinend hatte er sich einen ausversehen kaputt gemacht, welcher jetzt natürlich wieder nachwuchs. Ob es für Hanyous wohl schmerzhafter war? Er sah mich entschuldigend an, während ich noch kurz seine Zähne betrachtete. „Verstehe.“, grummelte ich und sah auf meine Schuhe. „Du solltest aber nicht auf so etwas kauen.“, meinte ich und hob ihn an, bevor wir in die Küche gingen und ich zu meinem Glück Knochen entdeckte. Ich zog einen Rinderknochen, welcher abgekocht war, heraus und reichte ihn ihm. „Beiß darauf rum und sonst bekommst du Leder oder rohes Fleisch.“

Er nickte und kaute ein wenig darauf rum, nachdem ich ihm das große Stück in die Hand gegeben hatte. Seine Zähne schienen jedoch nicht stark genug, um ihn zu zerbeißen, was befriedigend war. So würde er erstmal damit beschäftigt bleiben. „Komm.“

Brav folgte mir der kleine Junge, während ich ihn zu seiner Mutter brachte, die schlaftrunken aufsah und ihren Sohn und dann mich geschockt ansah.

„Was hast du?“

„Ihm ist ein Fangzahn abgebrochen.“, meinte ich nur und warf meine Schuhe vor sie. „Du solltest nicht so viel schlafen.“

„Yukiyona…“

„Ausflüchte. Du bist seine Mutter.“, meinte ich ernst und sah zu, wie Inu Yasha ein wenig rumtollte und auf seinem Knochen freudig rum kaute. „Verhalte dich so.“

Sie nickte, während ich Yukiyona ein wenig verstand. Doch das sie gefragt hatte, ob sie mit Inu Yasha verschwinden sollte… zeigte mir, wie sehr sie sich doch zu diesem Jungen verbunden fühlte. Ich würde Acht geben müssen. Yukiyona sollte sich nicht in Izayoi verlieren. Wahrscheinlich würde ich über Gestaltwandler Informationen einholen müssen.

Papa

~~~~~~~~~~~~Izayoi~~~~~~~~~~~~ Fast die ganze Woche war schon um, in der wir uns regelrecht geliebt hatten. Immer wieder schien er mich berühren zu wollen und in dieser kurzen Zeit hatte ich gelernt, es zu genießen. Auch andere Gefühle fanden sich in mir, doch wusste ich sie nicht genau zu deuten. Konnte es sein, dass ich Zuneigung zu ihm entwickelte? Dabei liebte ich doch Toga, aber zu Sesshomaru fühlte ich mich trotzdem hingezogen. Seufzend schloss ich die Augen kurz, bevor ich mich einigen Aufzeichnungen widmete. Irgendwie wollte ich Sesshomaru noch helfen, doch es wäre nicht so einfach. Er sehnte sich nach Macht und vielleicht fand ich noch ein interessantes Schriftstück, bevor er mich verließ. In letzter Zeit schienen die Boten fast schon zahlreich, wenn es um schlechte Neuigkeiten ging. Ich wusste, dass er gehen musste, doch wollte ich es nicht. Ich sehnte mich schon fast danach, dass er weiter blieb. Sesshomaru würde mich bald verlassen und wann ich ihn wiedersah, wäre ungewiss. Meine Scheinehe schien sich zu einer richtigen zu entwickeln. Doch diese Erkenntnis machte es noch schwerer, ihn gehen zu lassen. „Izayoi?“ Ich blickte auf in die Augen des Mannes, der meine Einsamkeit verdrängt hatte. „Ja?“ „Was hast du da?“ „Ein Paar Bücher über bestimmte Mächte, die ich zusammengefasst hatte. Ich wollte dir ein wenig deiner Kraft…“ „Das musst du nicht. Ich bin auch so mächtig genug.“, verlautete er kühn hinter mir, doch nahm er mir die Schrift aus der Hand und studierte sie sehr interessiert. Er betrachtete mich danach etwas. „Woher holst du nur diese Dinge?“ „Ich habe meine Quellen.“, meinte ich heiser und wollte erst nach dem Papier greifen, doch er steckte es einfach ein. „Das behalte ich. Vielleicht kann es mir nutzen.“ Ich nickte, bevor ich aufstand und er mir galant die Hand reichte, damit ich besser aufstehen konnte. „Wirst du bald wiederkommen?“, fragte ich heiser und schmiegte mich ein wenig an seine Brust. „Ich komme wieder. Nur kann ich dir keine Zeit nennen.“, meinte er etwas kühler als sonst, bevor er mein Kinn anhob und mir einen Kuss aufdrückte. „Doch ich werde kommen.“ Ich lächelte glücklich. Seit er hier war, viel es mir von Tag zu Tag leichter, wieder zu lächeln. Es war ganz überraschend für mich. Ob es daran lag, dass er Toga so ähnlichsah oder dass zwischen uns immer schon ein gewisses Band gewesen war? Auch wenn ich ihn nicht auf diese Weise liebte, so war es trotzdem schön, ihn an meiner Seite zu wissen. „Du träumst wieder.“, beklagte er ein wenig, bevor ich zwinkerte und ihn wieder ansah. „Ich mach es nicht wieder… Sagst du ihm auch noch auf Wiedersehen?“ Er nickte und streichelte kurz meinen Kopf, bevor er sich auf die Suche machte nach Inu Yasha. Ich sah ihm kurz nach, bevor ich mich wieder hinsetzte und meine Hand aufs Herz drückte. Erst hatte ich das Ende der Woche herbeigesehnt und jetzt wünschte ich mir, dass es noch nicht das Ende wäre. Wann wärst du wieder bei mir? Es stimmte mich wirklich traurig, dafür, dass diese Ehe nur auf Wunsch von meinem Vater entstanden war. Was würde nur Toga dazu sagen, dass ich und sein Sohn… Ob er mich dafür hassen würde oder er Verständnis zeigte? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~ Der Tag des Aufbruchs war gekommen. Ich hatte jegliche dieser alten Dokumente überarbeitete und am Ende mit dem Lord dieses Schlosses besprochen. Wir hatten uns einigen können, doch nun würden auch die darin beschriebenen Pflichten an Kraft gewinnen. Es waren teils sehr interessante Formulare gewesen und langsam bekam ich den Eindruck, dass mein Vater es beinahe übertrieben hatte. Natürlich konnte ich nicht alles einhalten und musste so einiges streichen, aber im Endeffekt garantierte ich diesem Lord die Sicherheit vor Dämonen. In dem Moment hätte ich wohl die Ehe annulliert, wäre mir nicht aufgefallen, wie sehr sich Izayoi in dieser Woche verändert hätte. Dieses Gefühl, dass sie mir endlich gehörte, hielt mich in dieser Ehe. Lange Zeit hatte ich mich danach gesehnt und nun würde ich es nicht einfach hergeben. Sie gehörte mir alleine und in dieser Woche hatte auch der Geruch meines Vaters nachgelassen. Fast komplett war er verschwunden. Vater ich nahm deinen Platz ein. Siehst du das? Und sie gibt sich mir freiwillig hin. In der Bibliothek erhielt ich dann von Izayoi noch ein Schriftstück, nein, ich nahm es mir. Es ging um bestimmte Dämonen und Mythen. Sie war wirklich praktisch, wenn es darum ging, mir meine nächsten Opfer auszuwählen. Aber das war ihre Spezialität. Eigentlich war ich schon wieder recht stark geworden, aber ein paar weitere Fähigkeiten wären bestimmt nützlich. Nach und nach würde ich diesen Geschöpfen meine Aufwartung machen und prüfen, ob sie nützlich wären. Ich bedachte meine Frau noch mit einem Kuss, bevor ich weiter ging. Ich würde wiederkommen, das wusste ich, doch würde ich nicht wie mein Vater sein. Sie sollte von mir keine romantischen Ausflüge erwarten, denn das war ich nicht. Nach einer Weile entdeckte ich dann Yukiyona zusammen mit Inu Yasha. Die beiden schienen gerade etwas zu spielen. Inu Yasha tollte in einer Blumenwiese rum, wo sie zusammen anscheinend Blumen sammelten. Gänseblümchen. Geschickt machte Yukiyona eine Kette aus ihnen, die Inu Yasha sich ummachte. Etwas entgeistert trat ich zu ihnen und bedachte Yukiyona, welche zu mir aufblickte. Wieso sah sie mich nur so an? Wahrscheinlich hätte ich nicht mit ihr schlafen sollen, aber das war sowieso nicht änderbar. „Was tut ihr da?“ „Ein paar Blumenkränze flechten.“, meinte sie ernst und flocht gerade einen weiteren. Ich verzog die Lippen und sah Inu Yasha an, der begeistert mitmachte. „Er ist ein Junge.“ „Sesshomaru. Du hast auch riesige Lilien auf deiner Kleidung.“, meinte sie neckend. Mein Blick wanderte zu den Mustern, bevor ich sie ansah. Meinte sie damit, dass es unmännlich war? „Schau mal!“, meinte Inu Yasha neben mir und hielt mir die Blumen hin. „Die sind hübsch!“, kicherte er und reichte mir ein paar. Nachdenklich betrachtete ich die Blumen. Vielleicht sollte ich etwas Kleineres nehmen. „Die stehen dir.“, lächelte Yukiyona und verzog die Lippen ein wenig. Ich musste mich echt an ihre Gestalt im Schloss gewöhnen. „Du musst gehen, habe ich Recht?“ Ich nickte und sah sie ein wenig traurig werden. „Pass auf dich auf. Großer böser Hundedämon.“ „Papa ist nicht böse!“ Schockiert waren wohl Yukiyonas und mein Gesicht, als er dieses Wort aussprach. Papa? Es graute mir ein wenig davor. Ich war sein Bruder und nicht sein Papa. „Nein, das ist nicht dein Papa. Das ist…“ „Doch! Er ist Mamas Mann, also ist er mein Papa!“, bestand der kleine Bengel weiter drauf. Was wohl passierte, wenn ich ihm klar machte, dass ich sein Bruder war? Ich verzog die Lippen. Ach sollte er doch fürs Erste. Wenn er älter war, würde man es ihm einfach erklären. „Aber…“ „Lass ihn. Zumindest fürs erste.“, sagte ich heiser und kniete mich runter zu ihm. Ich streichelte sein Kopf und sah dieses lachende Gesicht, was mich so sehr an Vater erinnerte. Nur hatte er mir selten dieses Lachen geschenkt. „Sei ein braver Junge, verstanden? Wenn ich wiederkomme, bringe ich dir bei zu jagen und zu kämpfen.“ Er sah mich mit großen Augen an und nickte. „Ja!“ „Gut so. Du bist jetzt der Herr im Haus, benimm dich so. Vergiss nicht, du bist ein Hundedämon.“ „grr grr?“, machte er kichernd. Ich öffnete meine Lippen und knurrte etwas, was er anscheinend witzig fand. Sofort versuchte er es zu imitieren. Yukiyona verdrehte nur neben mir die Augen: „Was ist nur mit dir los, dass du ihm so viel durchgehen lässt?“ „Ein Experiment.“, meinte ich nur und stand wieder auf, bevor ich mich ihr zuwandte. Experiment, war nur halb wahr. Irgendwie wollte ich nicht, dass er so kühl wie ich bedacht wurde. Meine Mutter hatte sich nie um mich gekümmert und mein Vater war mir ferngeblieben. Weswegen ich wohl erst zu spät die Regeln dieser Welt begriffen hatte. „Komm mit.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Yukiyona~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sesshomaru schien wirklich Vatergefühle zu entwickeln. Es gab für mich nur einen Grund dafür. Die Versiegelung. Anders konnte ich es mir nicht vorstellen. Wieso sollte er dem kleinen so viel durchgehen lassen? Die meisten Dämonen töteten fremde Kinder. Oder war es die Schuld gegenüber seinem Vater, die ihn antrieb? Leicht bedrückt folgte ich ihm, bis wir zwischen zwei Gebäuden auf einem Durchgang standen, auf dem selten einer sein Unwesen trieb. „Was ist?“ „Achte auf die beiden.“, meinte er ernst und sah mich nachdenklich an. „Des Weiteren achte darauf, dass Izayoi ihren mütterlichen Pflichten nachkommt.“ „Ich versuche es. Es ist auch schon besser geworden.“, meinte ich seufzend und hob eine Hand. Erst wollte ich sie wieder sinken lassen, doch er ergriff sie und bedachte mich mit einem wissenden Blick. „Lass deine Gefühle nicht überhand gewinnen.“ „Nein, werde ich nicht.“, flüsterte ich kühl und entriss ihm die Hand. Mein Herz schlug ein wenig schneller. Warum musste ich mich nur zu ihm hingezogen fühlen? Irgendwie musste ich mich demnächst austoben. „Weißt du, wann du wiederkommst?“ „Nein. Doch werde ich darauf achten, nicht zu lange fortzubleiben.“ Ich wusste, dass es wegen Izayoi war. Es tat mir im Herzen weh. Aber so war das halt. Ich war ein unbedeutender Dämon und würde ihm niemals zu Macht verhelfen. Anscheinend sollte ich zufrieden sein, dass er mit mir geschlafen hatte. Jetzt hatte er bekommen, was er immer gewollt hatte. Vielleicht sollte ich es mehr bereuen, hätte es sich nicht so gut angefühlt. „…“ „hm?“ „Nichts…“, meinte ich schnell und schüttelte mich, bevor ich ihn noch einmal in mir aufnahm in seiner vollen Pracht. Das silberne Haar und diese goldenen Augen. Dann die weiße Kleidung mit den rot pinken Lilien. „Pass auf dich auf.“ Ich lächelte leicht. „Mir passiert schon nichts.“ Doch als ich in seine Augen sah, schien er es sehr ernst gemeint zu haben. Er nickte nur und hob noch seine Hand, bevor er über meine Wangen streichelte. „Du weinst.“ Geschockt wich ich zurück und rieb über meine Wangen. „Bestimmt nur ein Sandkorn.“, versuchte ich abzulenken, drehte mich um und rannte davon. ~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Was sollte ich mit Yukiyona nur anfangen? Schon wieder machte sie diese zweideutigen Gesten. Und dann weinte sie auch noch. Es war kein Sandkorn gewesen. Dort war kein Staub oder Wind gewesen. Vielleicht hätte ich nicht mit ihr schlafen sollen. Yukiyona, was erwartest du von mir? Sie war eine gute Freundin und ich wollte nicht auf ihren Rat verzichten. Ich seufzte und schellte mich selbst, dass ich wieder zu ungestüm und ungeduldig gewesen war. Manchmal sollte man Dinge nicht verändern. Doch ich hatte es getan und das war die Strafe dafür. Ich hob das Gänseblümchen an mein Gesicht und betrachtete es ein wenig, bevor ich beschloss mir eine andere Kleidung anfertigen zu lassen. Vielleicht würde es mir wirklich stehen. Danach verabschiedete ich mich noch von dem Lord, welcher sich auf mein nächstes Eintreffen freute. Es war fast schon frustrierend, wie viel ich ihm zugesprochen hatte, doch vorerst wollte ich den Weg meines Vaters beschreiten. Inu Yasha war zumindest mit einem gewissen Potential gesegnet, das man nicht wegwerfen durfte und auch Izayoi sollte in Frieden leben und Yukiyona… ich schüttelte den Kopf. Damals hatte ich diese Bande zerstören wollen, doch jetzt schienen sie mir Halt in diesem Krieg zu geben, der mich bestimmt noch viele Jahre kostete. Ein Kampf um die Herrschaft. Ein Kampf um ein Daiyoukai zu werden. Als ich die Grenze des Schlosses erreichte, spürte ich, wie die guten Gefühle vergingen und mein altes Ego zum Vorschein kam. Ich trennte es voneinander. Denn hier draußen würde es mir nicht helfen. Ich würde ihnen schon zeigen, aus welchem Holz ich gemacht war. Sollte der Krieg kommen, ich töte sie alle. Mein Herz verschloss ich, während ich mich verwandelte und über die Wälder hetzte. Sie wären mein kleines Geheimnis.

Verlust

~~~~~~~~~~~~Izayoi~~~~~~~~~~~~

Die Zeit verstrich im Flug, während ich auf Sesshomarus Widerkehr wartete. Es war ein halbes Jahr schon vergangen, welches nicht ohne Ereignisse gewesen war. Ich seufzte leise, während ich mich am Morgen aufrichtete und meine Kleidung locker um mich band. Wahrscheinlich hätte ich Kräuter nehmen sollen, doch ich hatte es nicht gekonnt und nun…

„Izayoi, warte ich helfe dir.“, meinte Yukiyona und veränderte ein wenig den Knoten, während sie mich verhätschelte, als ob ich nicht selbst lebensfähig werde. Ich schluckte hart und betrachtete ihr langes schwarzes Haar, bevor sie weitersprach: „6 Mondzyklen. In 3 weiteren wird es so weit sein. Isst du gut?“

„Ja.“, meinte ich ernst und schloss noch einmal die Augen, bevor ich meine Hand auf den runden Bauch legte und die Lippen verzog. Warum war er nur nicht da. Ich hätte ihm gerne gesagt, dass ich ein Kind erwartete und es von ihm war. Meine Lippen pressten sich aufeinander. Auch würde ich gerne wissen, wie es dem Kind ging, dass in mir heranwuchs. Es verunsicherte mich wirklich sehr, diesmal kaum etwas zu wissen. Dann kam auch noch hinzu, dass ich anfangs sehr dünn gewesen war und dieses Kind sehr an mir zehrte.

„Izayoi, alles in Ordnung?“, fragte Yukiyona leise, während ich nur vorsichtig nicken konnte.

„Ach, es ist nur so, dass ich es ihn gerne wissen lassen würde, aber…“

„Es tobt ein Krieg. Doch glaub mir, er geht siegreich hervor. Sesshomaru würde sich niemals so einfach besiegen lassen. Denk also daran, dass er heimkehren wird und sein eigen Fleisch und Blut erblicken wird.“

„Meinst du, er ist gesund?“

„Ja, wieso?“, fragte sie und ich schloss kurz die Augen.

„Er hat seit ein paar Tagen nicht getreten, wie sonst. Aber wahrscheinlich liegt das an anderen Dingen.“, tat ich es ab und grinste leicht. „Bestimmt ist er nicht mehr wütend, weil ich das falsche esse.“

Yukiyona lachte leise. „Tja, der Junge hat wohl seinen eigenen Willen. Stärker, als Inu Yasha.“

Schmunzelnd sah ich zu Inu Yasha, welcher auch die Augen aufschlug und mit einem Schwung auf den Beinen war. Grinsend umarmte er gleich den Bauch, schien aber kurz verwirrt, bevor er wieder lächelte. „Morgen Mama!“, kicherte er und sah mich freudig an. Der kleine wuchs stetig und würde bestimmt ein toller Mann werden.

Ich wünschte nur, die Schlossbewohner würden sich auch mehr freuen, doch sie sahen mich nur schief an, dass ich schon wieder ein Kind von einem Monster erwartete. Aber ich wusste, dieses Kind wäre kein Monster. So wie Inu Yasha schienen Hanyous nicht böse zu sein. Bestimmt auch nicht Youkais, wenn ich Sesshomaru so betrachtete. Egal wie kalt er tat, war da immer etwas Platz für Freude und Liebe.

Langsam ging ich nach draußen und sah in den Himmel. Ob mir Toga böse war, dass ich ein Kind von seinem Sohn erwartete? Unser nächstes Leben würden wir zusammen verbringen, doch dieses… Es war nicht so, dass ich Sesshomaru so wie ihn liebte, es war eine vorteilhafte Ehe, an die ich mich gewöhnt hatte. Er hatte bestimmt nichts dagegen oder? Im nächsten Leben würde ich mich entschuldigen, aber irgendwie ahnte ich, dass er gewusst hatte, dass ich wieder heiraten müsste und Sesshomaru daran beteiligt wäre.

„Spielen!“, kicherte Inu Yasha neben mir und sprang mit einem großen Satz runter in den Rasen, bevor er im Kreis lief und sich immer wieder drehte und ein paar Herbstblättern nachlief. Ich schüttelte ein wenig den Kopf und kicherte, als er immer wieder ein neues Blatt anvisierte, welches herabregnete. Bald hätte er ein kleines Geschwisterchen, dann müsste er nicht mehr alleine spielen. „Hab dich!“, rief er auf einmal und fing immer mehr Blätter, sodass er bald einen Stapel im Arm hatte. Glücklich trabte er auf mich zu und hielt sie mir hin. Freudig bot er mir seine Beute an und wartete, dass ich ihn wie immer lobte. „Bitte Mama!“

„Danke, das hast du fein gemacht. Du musst so schnell werden wie Sesshomaru. Er kann noch viel mehr auf einmal fangen.“

Inu Yasha nickte, während ich sie ihm abgenommen hatte und lief wieder los. Mein Sohn musste lernen, schnell und stark zu werden, damit er einen Platz in dieser Welt bekam. Nie könnte er den Platz eines Menschen einnehmen, doch er würde bestimmt seinen Namen als Krieger machen, so wie Sesshomaru es tat. Selten aber manchmal hörte ich von den Kämpfen. Von dem großen weißen Hund, welcher für Recht und Ordnung sorgte. Schon unglaublich. Doch würde ich nie verstehen, wie es funktionierte mit ihrer Herrschaft. Es war nicht wie bei uns Menschen. Eigentlich hatte es geklungen, wie ein ewiger Kampf. Ob sie wie Tiere ihr Territorium verteidigten? Wahrscheinlich hatte ich Sesshomaru damals auch nur so häufig gesehen, weil sein Vater es besetzte und Sesshomaru nicht gegen ihn gewinnen konnte.

Mein Blick wurde etwas trüb, während ich noch einmal über den Bauch streichelte. Warum trittst du nur nicht? Es war so, als wäre nichts da, auch wenn mein Bauch etwas anderes bewies.

„Mama, schau!“, kicherte Inu Yasha und hielt mir wieder welche hin. Ich nickte und sah zu, wie er weiter fing. Zumindest bekam er so Bewegung. Ein wenig hatte ich in Trainingsschriften gesehen und auch wenn er erst bald 4 Jahre wurde, schien er doch weiter als normale Menschenkinder. Wahrscheinlich lag es an der Welt der Dämonen, dass Kinder nicht solange Zeit im Nest ihrer Familie verbrachten und schnell kämpfen lernen mussten. Auf Sesshomarus Wunsch, den er mir die Woche geschildert hatte, schnitt ich auch nicht mehr Inu Yashas Nägel. Hatte es ihm wirklich wehgetan? Doch hatte er zumindest Recht damit, dass es die Waffen des Kleinen waren, da bestimmt nicht jeder gute Absichten mit uns hegte.

„Du bist ein wunderbarer Junge. Wenn Sesshomaru wiederkommt, wird er bestimmt sehr stolz auf dich sein.“

Inu Yasha grinste noch mal und brachte mir ein paar weitere Blätter, bevor er mich mit großen Augen ansah. „Mama, du blutest…“

„Was?“, fragte ich und war ganz verwirrt, als Yukiyona schon neben mir stand und mich schnell reinzog. Ich spürte einen Schmerz in meinem Unterleib und blickte herab, als ich verstand, welches Blut er meinte. „Yuki…“

„Leg dich hin…“, keuchte Yukiyona und half mir herab. Der Schmerz wurde immer heftig, während sie wohl ihr Bestes tat. Panik erfasste mich und die Erkenntnis, was es bedeuten könnte. Das war keine normale Blutung. Panisch ergriff ich Yukiyona, die mich nur traurig ansah, bevor sie den Raum verließ und mit einem Arzt und Wasser und Tüchern wiederkam.

Tränen rollten über meine Wangen, während der Rest des Tages nur noch verschwommen stattfand. Mein Kopf tat gut daran, das Geschehen zu verschließen.

 

Auch Tage später lag ich noch im Bett, befolgte die Anordnung, aber ich wollte auch nicht aufstehen. Ich presste die Hand auf den flachen Bauch und musste immer wieder weinen. Es war eine Todgeburt gewesen. Die Ärzte wussten nicht wieso. Lag es etwa an mir? Hatte ich dem Kind nicht genug geben können? Man hatte doch gesagt, ich wäre aus der Gefahr? Seufzend schmiegte ich mich in die kühlen Laken und wollte einfach alleine sein. Die Ärzte, die mein Vater beorderte hatten keine beruhigenden Nachrichten. Manche sprachen sogar darüber, dass es vielleicht sogar gefährlich wäre, es noch einmal zu probieren. Mein Herz setzte aus. Was würde Sesshomaru nur sagen oder sollte ich es geheim halten?

Wahrscheinlich wäre das die beste Option. Es ihm einfach nicht sagen. Genau. Es war alles nur meine Schuld. Bestimmt wäre es nicht passiert, wenn ich mehr gegessen hätte… Dicke Tränen rollten wieder über meine Wangen, während ich nur den Teller mit Essen ansah. Vorsichtig streckte ich die Hand aus und schob mir etwas Reis in den Mund, nur um zu spüren, wie mein Körper gleich wieder würgte. Ich ließ den Reis wieder auf den Teller fallen und zog die Decke fest um mich. Irgendwie hatte ich einfach keinen Hunger. Dafür trank ich zumindest ab und an etwas, aber… ich seufzte. Ich fühlte mich einfach so leer. 6 Monate war es bei mir gewesen. Weder auf Inu Yasha konnte ich gut achten, noch auf mein ungeborenes Kind, welches für immer jetzt verloren war. Was war ich nur für eine schlechte Mutter…

 

~~~~~~~~~~~~~~~Yukiyona~~~~~~~~~~~~~~~~~

An diesen Tag würde ich wohl noch ewig denken. Es war so ein schöner Tag gewesen, welcher in Blut und Trauer geendet hatte. Wieso hatte ich es nicht bemerkt? Aber hätte ich denn überhaupt etwas tun können?

Der Schmerz brannte in mir, während ich die weinende Prinzessin jeden Tag sah und mich um Inu Yasha kümmerte, welcher sich nachts fest an mich schmiegte. Seine Mutter war unerreichbar und das würde sich nicht so schnell ändern. Diese Frau konnte mit dem Tod nicht umgeben und ehrlich? Ich musste ihr diese Zeit einräumen. Teils fühlte ich mich schuldig daran, dass ich nicht besser auf sie geachtet hatte. Keiner konnte genaue Gründe nennen, überhaupt, da das Kind 6 Monate gesund gewesen war.  Wer wusste, ob dieser Kindstod überhaupt natürlich war.

„Yuki?“

„Was ist denn, mein kleiner?“, fragte ich und streichelte seinen Kopf traurig, bevor ich mit ihm zum Essen ging, wo er sich den Bauch vollstopfen konnte.

„Das Kind in Mamas Bauch… das Herz hatte nicht geschlagen…“

„Huch?“

„Ist es deswegen nicht mehr da?“

Ich seufzte und zog ihn an mich. „Ja, mein kleiner.“, murmelte ich. Also war es schon in ihren Bauch gestorben gewesen. Darum hatte es auch tagelang sich nicht bewegt. „Bist du traurig?“

Inu Yasha schüttelte ein wenig den Kopf. Natürlich, er hatte es ja noch nicht gesehen gehabt. Vielleicht war er dafür sowieso zu jung. Wenigstens er würde nicht von dem Tod betroffen sein. „Nur traurig, weil Mama traurig…“

„Sie wird brauchen…“, flüsterte ich leise und sah zu, wie er Reisnudeln aß.

„Kann Papa nicht kommen und sie glücklich machen?“, fragte er und starrte mich mit diesen großen Kulleraugen an. Nachdenklich betrachtete ich ihn, bevor ich nickte.

„Könnte er, aber er ist im Krieg. Es wird schwer…“

„Bitte such ihn!“, meinte er mit fester Stimme und verzog traurig die Lippen. „Ich mag Mama nicht so!“

Ich lächelte zart und streichelte ihn. „Du hast ein gutes Herz. Aber dann muss ich dich alleine lassen, kannst du denn alleine auf dich aufpassen?“

„Ja!“, meinte er fest und wischte sich schnell über den Mund, um zu zeigen, dass er ordentlich aß. Ob er schon so weit war, weil seine Mutter lange gebraucht hatte, um sich um ihn zu kümmern? „Bitte!“

Ich beugte mich herab und streichelte ihn liebevoll, bevor ich seine Stirn küsste. Seine Haut war etwas blass, was mich etwas sorgte, doch seine kleinen weißen Ohren zuckten und zeigten, dass alles gut war. Sein Haar war schon wirklich lang, würde er zurechtkommen?

„Ich kenne eine Person, die ich bitten kann. Aber ich werde ein paar Tage unterwegs sein.“, flüsterte ich und hob sein Kinn an. Er nickte und sah mich fest an, bevor ich nur leise seufzte. „Du bist wirklich tapfer. Das hast du von deinem Vater.“

„Sesshomaru?“

„Nein, deinem richtigen. Aber auch Sesshomaru ist sehr tapfer. Ich werde mich morgen aufmachen und nach ihm suchen. Vielleicht hast du wirklich Recht. Deine Mama kann nicht gut mit dem Tod umgehen und ich verstehe sie ein wenig.“

Inu Yasha sah mich traurig an. Das konnte ich kaum ertragen. Ich schnappte mir etwas Fleisch und aß es in Ruhe. Hoffentlich konnte sie ihn finden, doch ich würde ihm nicht gleich von dem Tod des Kindes erzählen, denn das würde ihn nachher noch durcheinanderbringen. Das konnte er nicht gebrauchen. Sesshomaru würde, egal wie versteinert er manchmal war, um das ungeborene Kind auf seine Art trauern. Wenn ich nur wüsste, was der Grund dafür war. Ich wollte einfach nicht glauben, dass es schlechte Umstände waren. Vielleicht sollte ich vorsichtiger werden, wer wusste, ob nicht jemand ihr schlecht gesinnt war.

Yukiyonas Fluch

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Yukiyona~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Es vergingen nur noch wenige Tage, in denen ich den kleinen Inu Yasha trainierte, wie er womit fertig werden konnte. Ein wenig schaffte ich sogar, dass Izayoi sich beteiligte, auch wenn sie eher abwesend, als anwesend war. Immer wieder wünschte ich mir, sie damals von der Schwangerschaft abgehalten zu haben. Doch es war ihre Entscheidung gewesen. Sie hatte alles abgewiesen, was zum Abbruch geführt hätte. Eigentlich hätte sie auch wissen müssen, wie gefährlich es in ihren Zustand war, doch sie hatte nicht gehört und jetzt fühlte ich mich teilweise schuldig.

 

Schweren Herzens brach ich nach einer Woche etwa auf, wohlgewiss, dass bestimmt nicht alles so lief, wie wir trainiert hatten. Er war halt ein kleines Kind und ich konnte mich nicht drauf verlassen, aber es musste sein. Wenn Izayoi weiter nichts aß, würde sie noch an den Folgen sterben, schon weil sie viel Blut damals verloren hatte. Sesshomaru müsste dafür einstehen.

Nachdenklich blickte ich noch einmal auf den Bambuswald und verzog die Lippen. Vor einiger Zeit war ich noch sehr eifersüchtig gewesen, doch jetzt tat sie mir irgendwie leid. Diese Frau litt in diesem Leben Höllenqualen. Niemand wollte, dass jemand sein Kind verlor. Ich schon gar nicht. Wer wollte schon das Leben dieser armen Prinzessin, die unter einem schlechten Stern geboren wurde.

 

Zu Pferd ritt ich über die Felder und über viele Schlachtfelder. Die Quellgöttin lebte im Territorium der Dämonen, abseits von Menschen. Es war karg und teilweise extrem verwüstet worden. Sesshomaru hatte gekämpft, doch zu welchem Preis? Viel zu viele Leichen säten den Boden und nur einen Grund gab es dafür. Er war kein Daiyoukai. Er war einfach ein Youkai. Solange er nicht aufstieg, würden noch duzende Dämonen ihn zum Kampf herausfordern, da sie wussten, dass er besiegbar sein musste. Es wunderte mich jedoch, dass er noch nicht verletzt vor dem Schloss gestanden hatte, was hieß, dass er anscheinend eine andere Heilerin aufsuchte. Vielleicht sogar die Quellgöttin, die in seinem Revier war. Wenn aber dem so war, war es wirklich traurig für Izayoi, die etwas Beistand gebraucht hätte.

Mein Herz setzte kurz aus und schmerzte ein wenig. Sie machte mich etwas menschlich, aber jetzt war ich froh, dass Sesshomaru und ich keine festere Bindung hatten. Zumindest schien er nicht daran interessiert. Hatte ich mich vielleicht wirklich in Izayoi verloren oder nur etwas Nähe gebraucht? Natürlich könnte ich mir auch gerade dies jetzt einreden, wo ich doch wusste, dass er für sie da sein würde.

Das musste er einfach. Es war sein Kind gewesen und dafür würde er Zeit finden müssen. Das musste er einfach. Wenn würde ich ihn zu ihr zerren.

 

Es dauerte diesmal sogar länger, bis ich endlich die Quelle erreichte, da ich einige Schlachtfelder weiträumig umgangen war. Manche Dämonen kämpften immer noch, während andere Schlachtfelder vergiftet worden waren. Hoffentlich war die Ningyo nicht erwacht. Es waren wirklich schlimme Ausmaße. Unter Toga war nie so etwas gesehen. Ach Sesshomaru, wie würdest du nur mit dem Tod deines Nachkommen umgehen? Dein erstes Kind wäre es gewesen und es war eine Todgeburt. Am besten würde ich nach einem Segen für Izayoi bitten und die Geister besänftigen.

 

An der Quelle dann endlich angekommen, band ich das Pferd an einen Ast, sodass es noch Essen konnte. Das Pferd brauchte Stärkung. Ob es auch von diesen Schlachtfeldern befangen gewesen war, so wie ich? Tiere waren nicht dumm. Es hatte kaum benötigt, damit wir einen anderen Weg nahmen. Bestimmt hatte es darauf gehofft, dass ich es nicht über diese Höllenfelder jagte.

Ich seufzte und stieg zu der Quellöffnung, aus welcher das Wasser klar und sanft sprudelte. Vorsichtig hielt ich meine Hände hin, doch zog ich sie wieder zurück, als ich daran dachte, dass sie bestimmt gesegnet war. Ein Grund, für den ich meine dämonische Seite verfluchte. Es wäre bestimmt köstlich und erfrischend…

„Nimm dir etwas, keine Sorge.“, meinte eine freundliche Stimme hinter mir. Ich seufzte leise und hielt die Hände drunter, bevor ich einen Schluck trank. Es tat gut. Es war wirklich praktisch, dass die Göttin einiges an Kontrolle hatte. Auch wenn das Wasser minimal prickelte, was dem ganzen eine angenehme Würze brachte.

„Danke.“, murmelte ich und sah zu der Göttin, welche ihr langes Haar geflochten hatte und sich in einem bläulichen Gewand neben den Teich setzte. Sie deutete neben sich. Geschwind folgte ich ihrer Aufforderung und ließ mich auf den Steinen neben ihr nieder.

„Ich hätte dich nicht so früh erwartet.“, meinte sie und lächelte herzlich, während sie über die Wasseroberfläche strich. „Haben sie zueinander gefunden?“

„So in etwa. Aber ja… Nur bin ich nicht deswegen hier.“

„Wieso dann?“

„Kannst du Sesshomaru finden? Izayoi geht es sehr schlecht und wir glauben, nur er kann ihr helfen.“

Sie seufzte und betrachtete mich eingehend. „Du belädst dich weiter? Was willst du mir bieten?“

„Alles, was du willst.“

Die Quellgöttin schloss die Augen, bevor sie über das Wasser wieder strich und tief hineinsah. Sie schien etwas genau zu beobachten, bevor sie nach einigen Momenten wieder hochkam und mich leicht traurig ansah. „Du kannst mir nichts bieten.“

„Was?“

„Beziehungsweise, ich möchte nichts davon. Dein Leben ist vielleicht noch sehr lang, doch dein Schicksal ist grauenhaft. Unerwiderte Liebe, eine große Bürde und viel Schmerz.“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Unerwiderte Liebe… Das musste sie mir nicht noch sagen.

„Kann ich dir etwas Anderes geben?“

„Bestimmt. Nun, ich könnte natürlich eine Dienerin gebrauchen.“

„Aber ich diene doch Izayoi…“

„Danach. Nach ihrem Tod wirst du es sein und jetzt, wirst du für mich Botengänge machen.“

„Aber…“

Sie sah mich ernst an und ich nickte. „Ich werde dir einen Spiegel des Wassers mitgeben, sodass wir immer in Kontakt sein werden.“

Ich verzog meine Lippen und seufzte, doch was blieb mir anderes übrig? „Verstanden.“, meinte ich heiser und legte meine Hand aufs Herz, bevor sie mich liebevoll anlächelte.

„Dir soll kein Schaden daraus entstehen. Aber es könnte auch dein Schicksal abmindern. Ich bin kein Monster, so wie ihr es seid. In dem Sinne, kehre heim.“, meinte sie und griff ins Wasser und holte einen hübschen kleinen mit Gold verzierten Spiegel hervor. „Sesshomaru wird sobald ich ihn erreiche, dir folgen.“

 

Ich verneigte mich noch vor der Göttin, bevor ich sie verließ und mein Pferd bestieg, um Richtung Heimat zu reiten. Hoffentlich würde er bald kommen.

Verdrießlich starrte ich jedoch ein paar Mal noch auf den Spiegel und blickte in mein Spiegelbild. Wie immer hatte ich mich verborgen, doch dieser Spiegel blickte durch die Verkleidung und zeigte mir mein wahres Gesicht. Von Leid getrieben bin ich. Aus Leid entstanden, wäre es auch ein Wunder, wenn ich ein gutes Leben verdient hätte.

Wieso fühlte ich mich nur wie ein Heuchler dabei, mich verkauft zu haben für das Glück der Prinzessin?

 

 

~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Nachdem ich damals das Schloss verlassen hatte, war ich fast sofort in den Krieg eingetaucht. Nebenher ließ ich jedoch meine neue Kleidung anfertigen. Es war an der Zeit die alten Dinge abzulegen und einen neuen Anfang zu wagen. Ich würde der nächste Herrscher der Hunde werden und würde meinen Platz erkämpfen. Keiner könnte mich von diesem Vorhaben abbringen. Nicht einmal Izayoi, welche mich immer wieder besorgt betrachtet hatte, als ich fortgegangen war. Sie war nur ein Mensch, sie würde nie verstehen, wie wichtig es für einen Dämon war.

Natürlich hatte sie mich mit ihrer Zusammenfassung unterstützt, sodass ich einige mächtige Dämonen bezwungen hatte, ohne eine Verletzung zu bekommen, da die Papiere Schwachstellen enthalten hatten und doch… kam ich nicht aus jedem Kampf unverletzt hervor.

Doch anstatt zu Izayoi zu gehen, kehrte ich meist zu der Quellgöttin zurück, welche immer noch diese Früchte und ihre Heilkräfte besaß, sodass ich mich schnell erholen konnte und dem nächsten Feind gegenübertreten konnte. Es war aber auch gut, dass Izayoi mich nicht so sah. Manchmal war ich übersät mit Wunden oder gebrochenen Knochen. Sie würde durchdrehen und mich nicht gehen lassen, wenn es sein müsste. Es war einfach besser für sie, nicht alles zu wissen, sodass sie, wenn ich heimkehrte, endlich wieder glücklich sein würde.

 

Wie so oft hatte auch diesmal ein Kampf kein allzu gutes Ende gefunden. Meinen stark verletzten Körper schleppte ich zur Quellgöttin und ließ mich unter dem Pfirsichbaum nieder. Das Blut tropfte auf den Rasen, während ich mein Fell aufbahrte und mich dagegen lehnte. In einem Tag wäre ich wieder auf den Beinen. Das würde wie so meist reichen. Vorsichtig hob ich einen am Boden liegenden Pfirsich auf und naschte andächtig von diesem Wundermittel. Der Preis dafür war gering und nicht erwähnenswert, da es ein einfaches Abkommen war. Doch mein Vater, er hatte damals jede andere Frau verschmäht und nur nach Izayoi verlangt. Ob das der große Unterschied war? Oder war ich einfach daran gewöhnt mit so vielen Frauen zu schlafen? Lag es am Alter? Er hatte auch die Erlaubnis gehabt, mehrere Frauen zu haben und doch hatte er nur meine Mutter und Izayoi gehabt. Wahrscheinlich noch eine Frau im Freudenhaus. Die Besitzerin, die auch vor seiner Hochzeit mit ihm verschwunden war. Ich würde ihn wohl nie fragen können.

 

Erschöpft schloss ich die Augen und versuchte mich ein wenig zu entspannen, als ich eine Unterhaltung vernahm. Die Personen waren unten an der Quelle und schnell erkannte ich, dass es sich um Yukiyona und die Göttin handeln musste. Bisher hatte ich nicht wirklich gewusst, dass Yukiyona mit der Göttin sich traf. Als ich dann aber hörte von den Schulden, begriff ich ein wenig, wie es zu meiner Heirat gekommen war. Auch die nachfolgenden Worte hatte ich vermutet. Yukiyona besaß nichts, außer sich selbst. Ihr Schicksal war vom Unheil verfolgt. Doch wie hätte es auch anders sein können, da sie aus Rachegefühlen und Hass heraus zum Dämon geworden war. Die natürliche Art und doch war sie mit viel Leid verbunden.

Ich hingegen war ein geborener Dämon. Es brachte auch sein Unheil mit sich, doch es waren nicht meine Sünden, auch wenn sich das später änderte.

 

Ein wenig bleich wurde ich aber wohl, als ich begriff, dass es Izayoi nicht gut ging. Was war wohl geschehen? Yukiyona war verzweifelt und willigte sogar ein, ihre Dienerin zu werden. Fast schon Mitleid empfand ich für diese Youkai, welche sich schnell davon machte. Izayoi brauchte mich…

 

„Da bist du. Du hast alles gehört?“

„Ja.“

„Wirst du gehen?“

„Natürlich.“, meinte ich und sah zu ihr auf, während sie sich hinabbeugte und meine Stirn streichelte.

„Du bist immer noch verletzt, willst du denn nicht warten?“

„Nein… wenn Yukiyona so weit geht, muss es sehr schlimm sein.“

„Sesshomaru.“, murmelte sie und streichelte über meine Wange. „Manchmal weiß ich einfach nicht, wie ich dich einordnen soll. Einerseits bist du ein grausamer Dämon, der oft meine Flüsse mit Blut verschmiert und dann scheinst du wieder ein weiches Herz zu besitzen. Das Herz deines Vaters.“

Ich schnaubte leise. „Sie ist nur meine Frau…“

„Von wegen. Belüg mich nicht. Du kannst dein Erbe auch nicht loswerden.“, meinte sie hart und lächelte zaghaft. „Pass auf dich einfach auf und lass dich nicht zu sehr von einem Menschen in den Bann ziehen. Denk daran, sie lebt nicht ewig.“

„Verstehe.“, meinte ich kühl und stand auf, bevor ich mich leicht vor ihr verneigte. „Ich denke an deinen Rat. Doch habe ich auch meine Pflichten.“

„Soll ich sie dir zeigen?“

„Nein.“, meinte ich streng und zupfte mein weißes Gewand mit dem rotweißen Blumenmuster zurecht. Es wirkte zumindest erwachsener als die Lilien. Die Gänseblümchen hatte ich als Vorlage nehmen lassen.

 

Auf dem Weg achtete ich darauf, Dämonen auszuweichen, schon weil meine Wunden noch nicht verheilt waren. Egal wie sehr der Pfirsich es beschleunigte, es reichte nicht, um die tiefen Wunden sofort zu beseitigen, aber sie trieb mich an.

Der Gedanke, dass es Izayoi so schlecht ging, dass Yukiyona ihr Leben verpfändete, machte mich ganz irre. Da waren Gefühle wider meiner Natur, die ich kaum unterdrücken konnte, wenn ich an ihr leeres Gesicht von damals dachte. Was war nur geschehen? Zumindest von weitem spürte ich ein wenig Inu Yasha, aber was war es dann? Ich musste es herausfinden.

 

Izayoi, ich komme.

Trost


 

~~~~~~~~~~~~Izayoi~~~~~~~~~~~~
 

 

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, während ich mich in die Laken schmiegte und mir wünschte, dass mich nie einer hier finden würde. Warum geschah mir nur so viel Schreckliches, wo ich doch kein böser Mensch war? War es, weil ich mich auf ein Monster einließ? Aber sie waren doch eigentlich wie wir oder? Wieso nur… wieso? Sollte der Traum von den glücklichen Kindern hier enden?

 

„Guten Morgen, Mama.“, flüsterte eine süße junge Stimme, bevor ich sah, wie sich ein Tablett vor das Bett stellte. Traurig schob ich die Decke etwas weg und sah in die freundlichen Augen meines Kindes. „Ich habe Frühstück!“, meinte er und deutete drauf. „Essen gut!“

Ich seufzte leise und hob meine Hand, die ich nur zögerlich auf seinen Kopf legte und ihn anfing zu streicheln. Er war wirklich ein guter Junge. Doch so wirklich Hunger hatte ich nicht. Seufzend ließ ich mich jedoch etwas von ihm füttern und schluckte es so gut es ging runter. Am liebsten wollte das Essen hochkommen, aber ich kämpfte es weiter runter. Mein Sohn…

„Wo ist sie denn?“

„Yuki?“

„Ist sie unterwegs?“

„Ja.“, meinte Inu Yasha und lächelte zaghaft, bevor er sich neben mich plumpsen ließ und sich ein wenig an mich schmiegte. „Sie holt Papa, damit es Mama wieder gut geht!“

Erschrocken starrte ich in sein Gesicht und musste erstmal verarbeiten, was er das sagte? Sesshomaru herholen? Hier her? Wo ich so… Ich seufzte und schloss die Augen. Bestimmt wäre er wütend und ich wollte ihm doch nichts erzählen…

„Aber wieso…“

„Mama so schwach…“

Ich schluckte und schüttelte mich ein wenig, bevor ich mich im Bett aufsetzte und Inu Yasha traurig an meine Brust zog. Ob er sich so sehr um mich sorgte? „Wieso tut ihr das nur…“

Er sah mich wie so meist so lieb an, dass ich nichts mehr dagegen sagen konnte. Natürlich liebte mich mein Kind und wusste, dass ich Hilfe brauchte, aber Sesshomaru? Er wäre nicht wirklich erfreut über die Nachrichten. Ich hatte sein Kind getötet… Es war in mir gestorben… Ich schluckte und spürte den Schmerz in meinem Herzen. Egal wie sehr er mir helfen könnte, ich wollte ihm es nicht sagen, dass ich es nicht hatte schützen können. Traurig presste ich mein Gesicht auf Inu Yashas Schulter, der mich sanft tätschelte in seiner Unbefangenheit. Wie ich mir wünschte, so viel rückgängig machen zu können, aber das wäre nicht möglich. Es war unmöglich.

„Weißt du auch, wann er kommen wird?“

Mein Sohn schloss die Augen und lächelte plötzlich wie aus heiterem Himmel und sah zur Tür zum Garten. „Papa ist da!“, freute er sich und sprang aus meinen Armen. „Alles wird gut, Mama!“

 

Mein Sohn rannte schon zur Tür und zog sie auf, während ich erst ein wenig brauchte, um zu verstehen, dass er Sesshomaru meinte, der da war. War er sofort gekommen? Aber was war mit dem Krieg? Ich war unwichtig… unbrauchbar…

Etwas wackelig auf den Beinen, kam ich zum Stehen und ging aus der Tür, mein Kimono war notdürftig gebunden, aber das störte mich nicht, während ich zu Sesshomaru stierte, welcher dort stand unter dem Baum. Er betrachtete mich still und forschend. Sein Blick schien etwas müde… Ich brauchte nicht lange, um den Grund zu finden. Er war verwundet und nicht gerade schwach. Bestimmt hatte es ihn viel gekostet, her zukommen… Sesshomaru…

 

Ungeschickt krabbelte ich vom Steg in den Garten und ging erst gar nicht zu den Treppen. Schnell torkelte ich durch den Rasen, bis ich endlich bei ihm war und ihn umarmte. Sein Körper verkrampfte sich ein wenig, doch er legte einfach stillschweigend einen Arm um mich. Dicke Tränen liefen über meine Wangen. Es bedeutete mir viel, dass er da war. „Sesshomaru…“

„Izayoi… du siehst schrecklich aus…“, meinte er grollend und beugte sich hinab, bevor er mich noch dichter an seine Rüstung zog, welche an vielen Stellen zerbrochen war.

„Das sagst gerade du…“, murmelte ich und fuhr mit meinen Händen zu seinem Gesicht, bevor ich ein sanftes Lächeln über die Lippen brachte. „Ich behandle erst einmal deine Wunden…“

„Das heilt.“

„Sesshomaru, bitte.“, meinte ich und sah, wie er endlich darauf einging. Vorsichtig nahm ich seine Hand und zog ihn langsam hinter mir her in unser Gemach, wo er sich leicht erschöpft von seiner Rüstung trennte. Ich sah ihn besorgt an und strich über sein Oberteil, welches er gelöst hatte. Es kamen viele Wunden zum Vorschein, während dieses neuartige Kleidungsstück mit den Gänseblümchen über seine Schultern den Weg zum Boden fand.

„Izayoi, was ist passiert…“

„Später.“, meinte ich und betrachtete seinen Körper. „Ich wasch die Wunden aus.“, meinte ich und stürmte fast schon aus dem Zimmer. Ich brauchte einfach Zeit um die richtigen Worte zu finden. Es war sein erstes Kind gewesen… Was würde er von mir halten?

Ich schüttelte mich. Erst einmal würde ich ihn versorgen und dann… würde ich hoffentlich den Mut dazu finden, es ihm zu erzählen und auch davon, dass es sein könnte, dass ich auch keine mehr bekommen könnte…

 

Nach kurzer Zeit kehrte ich wieder mit Tüchern und einem Eimer Wasser. Sesshomaru lehnte an seinem weichen Fell an der Wand, weit weg von unserem Schlafgemach. Ob er etwas bemerkte? Besorgt ging ich zu ihm und starrte auf die Wunden, bevor ich mich niederließ und mit dem Lappen vorsichtig und sanft die verkrusteten Wunden säuberte. „Du siehst so schlimm aus…“

„Das ist nichts.“, meinte er leicht fern von mir. Ich blickte auf und musste zusehen, wie er anscheinend träumte. Ob er nachdachte, was mit mir war?

„Hat Yukiyona dich geschickt?“

„Indirekt. Ich hörte, dass sie nach mir sucht.“, meinte er und betrachtete mich. „Isst du genug?“

Ich zuckte zusammen und schüttelte den Kopf, was ihn zum Schnauben brachte.

„Izayoi.“, meinte er streng und hob die Hand. Er umfasste mein Haar und zog ganz sanft und besitzergreifend daran, bis ich noch näherkam. Er schnupperte etwas und verzog die Lippen angeekelt. „Was ist los.“

„Es ist… nichts…“, sagte ich schnell und lächelte traurig. „Ich habe dich nur vermisst.“

Sein Gesicht war fast wie versteinert, während er mich aufmerksam musterte. Ob er wusste, dass es eine Lüge war? Hatte mein Herz mich verraten?

Nachdenklich stierte ich ihn an und drückte anscheinend ein wenig zu fest auf eine Wunde, da er schnaubend zusammenzuckte, doch er sagte nichts und drehte seinen Kopf einfach zur Seite. Wie sollte ich es dir denn bitte nur sagen? Sesshomaru… Du warst mein Mann und ich war eine herbe Enttäuschung.

 

Ich versorge ihn noch einige Zeit, bis sein Oberkörper von dem ganzen Blut befreit war. Erstaunt stellte ich fest, dass seine Wunden fast alle komplett darunter verheilt waren. „Das ging schnell…“

„So sind wir Dämonen.“, meinte er leicht kühl, bevor er mich ansah. „Du solltest ein Bad nehmen.“

Hitze stieg mir ins Gesicht, bevor ich ein wenig an mir schnupperte. Ich stank wirklich und seine Hundenase belästigte es. „Natürlich.“, meinte ich und stand auf, doch er zog mich noch einmal zu sich und rieb über meine Wange mit seinem Daumen. „Rede danach mit mir, deswegen bin ich hier. Glaube nicht, dass ich dir abkaufe, dass du so am Ende bist, weil du mich vermisst hast.“

Ich nickte und legte schnell meine Hand auf das pumpende Herz, bevor ich mich umdrehte und den Raum verließ. Wie nur… wie nur!

 

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Da war ich endlich angekommen und musste dieses desaströse Schauspiel ansehen. Inu Yasha hatte sich am Rand aufgehalten, nachdem er mich kurz begrüßt hatte. Er sah besorgt aus, während seine Mutter wohl alles runterspielte. Sie vergaß wohl, dass sie jetzt meine Frau war und ich zu ihrem Leben gehörte, aber nein. Anstatt mir zu sagen, was war, wollte sie meine Wunden verarzten. Am Ende ließ ich es auch zu, denn mir blieb nichts anderes übrig. Sie konnte anscheinend ihren Blick nicht von meinen Wunden abwenden und vergaß über dies, dass ich wegen ihr doch eigentlich gekommen war. Izayoi. Was beschäftigt dich nur so sehr?

 

Was sie wahrscheinlich nicht wusste, war, dass ich riechen konnte, dass etwas in diesem Zimmer geschehen war. Es roch nach sehr viel Blut und es kam von unserem Schlafgemach. Ich wusste, dass menschliche Frauen eine Blutung einmal im Monat hatten, aber das war einfach zu viel. Es war ihr Blut, aber sie stand noch. Was war hier nur geschehen und warum sagte sie es mir nicht?

Es machte mich fast verrückt, als sie wiederkam und meine Wunden wusch, die doch längst verheilt waren, während sie eine viel tiefere Wunde quälte. Was war nur mit ihr los? Izayoi. Vertraust du mir immer noch nicht?

Sie schien sogar so sehr in ihrer Welt befangen, dass sie mich anstarrte und zu fest zu drückte und genau eine Wunde erwischen musste, die wohl doch nicht ganz heile war. Zum Glück blutete es kaum merklich. Izayoi…

 

Auch als sie fertig war, wollte sie nichts machen, sodass ich sie dann einfach baden schickte. Sie stank wirklich grässlich, aber es störte mich nicht unbedingt, aber vielleicht half es ihr, mit dieser Zeit, richtig umzugehen. Ich wollte sie nicht zwingen und ihr noch etwas Zeit einräumen.

So sah ich ihr nach, wie sie sich aufmachte. Meine Nasenflügel bebten, während ich versuchte mir auszumalen, was hier vorgefallen war.

 

Eine Weile schloss ich die Augen, als auf einmal jemand auf meinen Schoß krabbelte. Ich musste meine Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass der kleine Inu Yasha es sich gerade auf mir bequem machte. Er war wirklich zu zutraulich und sollte froh sein, dass ich ihn am Leben ließ, auch wenn er nicht mein eigenes Fleisch und Blut war. „Inu Yasha…“

„Wo ist Mama?“

„Sie badet sich.“, meinte ich heiser und streichelte seinen kleinen Kopf. Ich überlegte kurz, bevor ich fragte. „Wieso sollte ich herkommen?“

Er sah mich an und dann in die Richtung, in die seine Mutter gegangen war, als er seinen kleinen weißen Schopf aufrichtete und mich tief durchatmend ansah. „Mein kleiner Bruder, sein Herz hat nicht mehr geschlagen und jetzt ist er weg… Mama ist sehr traurig deswegen…“

Ich erstarrte und musste erst einmal diese Wörter sortieren. Egal wie gut ich auf dem Schlachtfeld funktionierte, war es schwer zu begreifen, was er sagte. Kleiner Bruder? Tod? Ich sog die Luft ein und sah noch einmal zum Bett. Meine Augen weiteten sich wahrscheinlich sehr unnatürlich, zumindest versteckte sich Inu Yasha dabei an meiner Brust. Verstehe… Daher kam das viele Blut und darum… Ich schloss die Augen und verzog die Lippen. Meine Hand strich ein wenig über Inu Yashas Kopf, während ich langsam begriff, was sie dabei ritt. Dabei… musste sie sich keine Gedanken machen.

„Wollte sie es nicht?“

„Mama wollte es!“, meinte er schnell und zog an meinen Sachen. „Sie hat sich ganz dolle gefreut!“

„Wann war es?“, fragte ich und sah, wie er kurz nachdachte. „Ich habe Blätter gefangen und Mama gebracht, die kamen alle herunter!“

Ich verstand. Es war nicht lange her, dass die Bäume ihre Blätter verloren. Also hatte sie es wirklich gewollt. Izayoi… Warum brachte es mich dazu, daran zu denken, dass du dir vorgestellt hattest, viele Kinder zu haben? Aber verbesserte es deine Lage, wenn du dein eigenes Kind dafür jetzt im Stich lässt?

Seufzend hob ich ihn hoch und warf ihn über meine bloße Schulter, bevor ich die Gänge abschritt zum Bad und die Tür aufriss. Izayoi saß dort und wusch sich, doch es behagte mir nicht, als ich die dicken Tränen auf ihrem Gesicht entdeckte. Sie schluckte und versuchte ihr Gesicht zu verbergen. Ob sie vergaß, dass ich die Tränen riechen konnte? Izayoi…

Ich setzte Inu Yasha ab und löste meine Kleidung, was er neben mir auch versuchte. Seufzend half ich ihm. Er gehörte wohl einfach dazu und das musste ich akzeptieren. Vater, das würdest du noch bereuen. Izayoi schniefte leise, während ich mit Inu Yasha ins Wasser stieg. Er fing gleich an zu spielen, während ich mich bequem hinsetzte und sie mit einem Ruck auf meinen Schoß zog, ihr Gesicht zu mir drehte und ihr tief in die Augen blickte. „Izayoi. Gräme dich nicht.“, meinte ich und küsste sie. „Fürchtest du mich?“

Sie schüttelte den Kopf und rieb sich über die Augen. „Es tut mir so leid… ich bin eine schlechte Mutter.“

„Dummerchen.“, knurrte ich und rieb über ihren Kopf und sah dann zu Inu Yasha. „Du b ist vielleicht nicht die beste, aber sieh dir den kleinen an. Er sorgt sich so sehr um dich und Yukiyona tut alles für ihn. Also kannst du nicht schlecht sein.“

„Aber ich habe es verloren…“

„Izayoi, das ist nicht deine Schuld.“, meinte ich ernst und streichelte die Tränen fort. „Achte einfach mehr auf dich.“

Sie seufzte. „Aber vielleicht kann ich…“

„Rede nicht weiter, wenn du es nicht probierst.“, meinte ich und zog sie eng an mich, während Inu Yasha zu uns kam und seine nackte Mutter umarmte.

„Mama, lachst du wieder? Ich habe Papa geholt!“

Sie lächelte zart und zog ihn eng an sich.

„Werde gesund, meine kleine Prinzessin. Wir haben viel Zeit.“, meinte ich und spürte etwas in meinem Herzen schmelzen. Es war mir egal, solange sie wieder lächelte. Ich ertrug nicht ihr tränenüberströmtes Gesicht. Sie sollte sich keine Schuld geben. Irgendwie musste ich einen Weg finden, damit sie mehr aß.  Vielleicht sollte ich doch öfters zu ihr kommen und sie besuchen? Was wollte ich eigentlich? Ein Dämon sein oder… ich schüttelte den Kopf. Izayoi, warum warst du manchmal so blind, du bist nicht alleine. 

Neumondnacht

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~

Später, als es langsam dunkel wurde, hatte ich sie zu Bett gebracht und war etwas hinaus gegangen. Sie hatte stundenlang noch geweint. Wegen ihr hatte ich auch vieles gesagt, bei dem ich mir nicht ganz sicher wahr, ob es ehrlich von mir gemeint war. Wenn sie doch nie schwanger geworden wäre. Wer konnte da schon ahnen, dass diese wenigen Male dazu führten? Leicht erschöpft setzte ich mich unter den Baum zwischen das Laub und schloss die Augen, um ein wenig nachzudenken. Sollte ich meine anderen Bettgespielinnen auch aufsuchen um zu prüfen, ob es da schon ein Kind gab? Ich brummte kurz, anscheinend musste ich mich darüber informieren, wie es um diese Schwangerschaften bestellt war, doch…

Ich sah rüber zu dem Gebäude, in dem Izayoi zurzeit ein wenig Ruhe fand. Irgendwie war ich ein wenig hin und her gerissen, in wie fern meine Gefühlslage war. Ihr hatte es viel bedeutet, doch ich war eigentlich noch jung und… hatte ja schon theoretisch ein Anhängsel. Sie war gar nicht dazu in der Lage noch ein zweites Kind zu erziehen. Nicht mal für eins konnte sie sorgen. Ich seufzte leise und atmete die frische und leicht kühle Luft ein, als mir etwas Schwarzes ins Auge fiel. Meine Augen wurden groß, als ein Junge in roter Kleidung mit schwarzen Haaren und braunen Augen auf mich zu gerannt kam. Ich verzog den Mund, was war das denn? Wo kam das Kind her?

Ich schnupperte und sah es an, als es auf einmal in meinen Schoß sprang. Meine Hand schnellte schon vor, als ich dieses Lächeln erkannte und kurz vor seinem Gesicht noch die Kurve fand und meine Hand auf seinen Kopf legte und sein Haar durch meine Finger gleiten ließ.

„Papa!“, kicherte er und sah mich überglücklich an. „Geht es Mama besser?“

Ich schluckte und spielte noch einmal mit seinem Haar und hob es hoch, um die Strähnen genauer zu erkennen. „Thihi, das kitzelt.“, freute er sich und schnappte mit seinen krallenlosen Händen nach meinen. Seine kleinen Finger umgriffen meine Hände und hielten sie fest. Mein Herz tat kurz weh, als ich noch einmal daran gedacht hatte, dass ein eigener Spross… nein…

Aber was war nur mit dem Jungen? Wieso war sein Haar schwarz und wieso roch er so anders?

„Sesshomaru, du bist hier?“, fragte eine weibliche Stimme überrascht. Da war sie. Ich hatte sie auf der Rückreise überholt, was wohl daran lag, dass sie Zick zack geritten war. Ich sah sie an und musste erkennen, wie erschöpft sie war, bevor sie noch einmal durchatmete, zu Inu Yasha ging und ihn mir fast aus den Armen riss und ihn fest an seine Brust presste. „Warst du ein braver Junge?“

„Ja!“, sagte er schnell und knuddelte sie kurz, bevor sie ihn wieder absetzte und er kurz hin und her sah, bevor er aber dann doch wieder zu mir angedackelt kam… konnte er nicht bei ihr bleiben?

„Warum ist sein Haar schwarz? Und seine Ohren…“

„Sesshomaru, du weißt das nicht?“, fragte sie und kam näher heran, bevor sie sich neben mich kniete und ihre Lippen an mein Ohr legte. „Er ist ein Hanyou, einmal im Monat verliert er seine dämonische Macht. Es ist jeden Neumond.“

Ich sah nach oben. Verstehe. Auch wenn der Mond noch nicht da war, spürte ich schon, dass der Mond nicht zugegen war.

Mein Blick glitt wieder zu Inu Yasha, bevor ich Yukiyona etwas wütend anblickte. „Sollte er dann nicht es geheim halten?“

Sie seufzte. „schon… Aber er ist noch jung…“

„Das macht es nur schlimmer.“, fluchte ich und sah den Jungen an. „Ist das bei jedem… Hanyou?“

„Ja.“, sagte sie leise und streichelte Inus Kopf, welcher sich in meinem Schoß nach hinten warf und über meine Beine nach unten baumelte mit seinem Kopf. War er wirklich ein Hund und war ich auch so schlimm gewesen? Yukiyona streichelte kurz seinen Bauch, in dem sie sich vor ihn kniete und sah mich besorgt an. „Weißt du…“

„Ja. Inu Yasha hat es mir gesagt.“, meinte ich nur und sah zu, wie Inu Yasha von mir runter kullerte und Yukiyona zu fangen versuchte, die ihm immer wieder auswich. Seufzend sah ich etwas zu. Eigentlich hatte doch Izayoi so sein wollen… Vielleicht konnte ich die Mutter in ihr noch wecken, aber das…

Ich stand auf und schritt zu Yukiyona und Inu Yasha, bevor ich ihn packte, unter meinen Arm klemmte und ihn mit mir schleppte. Yukiyona sah mich besorgt an, doch ich schüttelte nur den Kopf, als sie folgen wollte. Anscheinend würde ich doch gut daran tun, öfters vorbeizusehen.

 

Ich brachte den kleinen zappelnden Welpen in die kleine Bibliothek, wo ich ihn absetzte und mich vor ihn hinsetzte. Er wollte erst zu mir kommen, doch ich hob die Hand. „Sitz.“ Er zuckte kurz und schmollte ein wenig, bevor er sich brav, so wie ich, auf den Boden setzte und mich schüchtern anblickte. Dabei wollte ich nicht wirklich mit ihm schimpfen.

„Inu Yasha, hör mir zu.“

„Mach ich.“, meinte er piepsig und sah mich ernst an, doch es war so unschuldig. Wie sollte der Junge nur später überleben, wenn er so … putzig war….

„Du darfst niemanden deine menschliche Seite zeigen.“

„Meine was?“

„Das was du gerade bist.“, meinte ich und zog sein Haar so weit nach vorne, dass er es ansehen konnte. „Hast du nicht bemerkt, dass dein Haar dunkel und deine Ohren weg sind?“

Er sah mich verdutzt an und griff an seinen Kopf, wo er verwirrt und leicht panisch nach seinen Ohren suchte. Mein Kopf schmerzte bei dieser unschuldigen aber auch dummen Geste. Ich schnappte seine kleinen Hände und legte sie auf die Ohrmuscheln, die jetzt weiter unten waren. Verdutzt zog er daran. „Au…“, machte er und sah mich wieder an.

Anscheinend hatte er es bisher noch nicht bemerkt… wie konnten sie nur so unvorsichtig sein? Es war egal, ob es ein Schloss war, das ihrem Vater gehörte, aber wenn rauskam, dass der Junge ein Mensch wurde, könnten sie ihm etwas antun. Auch später wäre es so, wenn er nicht früh genug lernte, wie man auf sich Acht gab. Vater, was hattest du nur angestellt?

„Das sind deine Ohren an diesem Tag. Auch bist du verwundbar. Es gibt böse Menschen oder Dämonen, die so etwas ausnutzen werden, darum musst du dich verstecken, bis du wieder normal bist.“

Er nickte und grapschte noch ein wenig an seine Ohren. „Wann bin ich wieder normal?“

Ich überlegte und schloss die Augen. „Ich bleibe wach, bis du es bist und sage es dir dann. Merkst du eigentlich nichts?“

„Hm… ich fühl mich ein wenig komisch.“, meinte er kindlich und robbte immer mehr auf mich zu.

„Merk dir das Gefühl, das zeigt dir, das etwas nicht stimmt. Ein Mann zeigt seine Schwächen nicht.“, meinte ich streng und sah, wie sein Mund ein wenig sich öffnete.

„Bin ich ein Mann?“

„Wenn du viel lernst und befolgst, was ich dir sage.“

Er nickte und stand auf. „Bin ich dann so stark wie du?“

Gute Frage. Konnte er so stark werden, wie ich es war? Ich war mir nicht sicher. Was verlangte er auch von mir? Bisher hatte ich keinen Gedanken an Kinder verschwendet und hatte auch kaum Erklärungen für seine Gestaltwechslung oder darüber, was für ein Potential in ihm steckte.

„Wir werden sehen. Wenn du nicht aufgibst und dir Mühe gibst, wirst du einen Weg finden, deine Schwäche zu beseitigen.“, meinte ich dann aber und setzte mich bequemer hin, als er schon wieder auf meinem Schoß war. Warum war er bei mir nur so anhänglich? Er kannte mich doch kaum und trotzdem… war es ein wenig tröstlich. Ich streichelte sein Haar und sah zu, wie er sich auf meinen Schoß einrollte.

„Danke, dass du Mama hilfst… hab dich soooo lieeeeb.“, murmelte er und schien schon zu Dösen. Was war das denn bitte? Ich strich sein Haar zurecht und zog ein Papier aus dem Regal, um es zu lesen. Wie verwirrt musste dieses Kind sein, dass es bei mir Zuflucht suchte? Lag es daran, dass ich der einzige Mann in seinem Leben war und die Frauen ihn verweichlichten?

 

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Yukiyona~~~~~~~~~~~~~~~~~

So schnell es ging, war ich heimgekehrt, nur um zu bemerken, dass heute Neumond sein würde. Am Schloss angekommen, vernahm ich dann aber noch viel mehr. Sesshomaru war schon hier? Aber wie war er hierhergekommen? Doch noch schlimmer war, dass der kleine Inu Yasha wieder bei ihm war. Er hing an ihm. Schnell schnappte ich den kleinen Menschenjungen und drückte ihn, bevor Sesshomaru mich tadelte, dass ich ihn nicht verhätscheln durfte, aber irgendwie… konnte ich nicht streng sein, da ich oft versuchte, die Abwesenheit seiner Mutter auszugleichen.

Sesshomaru nahm es mir aber dann ab und schleppte ihn mit, als ich ein wenig mit dem Kind spielen wollte. Frustriert sah ich ihm nach. Er passte wirklich in die Vaterfigur, nur wusste ich nicht, wie gut es war, dass er seine Schulung übernahm, da Sesshomaru nicht unbedingt das gesündeste Vertrauen in andere hatte. Inu Yasha könnte wie er werden, wenn er nicht aufpasste und das wäre nicht wirklich gut. Jemand, der nach Macht strebte und Hals über Kopf sich in Kämpfe stürzte… nein, so würde er nie werden. Es wäre idiotisch, sich dieses brave Kind als Kämpfer vorzustellen. Auch wenn er fleißig übte, würde der kleine doch nie in Sesshomarus Fußstapfen treten.

 

Als sie weg waren, sah ich dann erst einmal nach Izayoi, welche anscheinend sehr ruhig schlief. Langsam schlich ich mich heran und bemerkte, dass sie gebadet worden war und ihr Haar gebürstet. Insgesamt machte sie einen ganz anderen Anschein, als bevor ich gegangen war. Ich hatte recht gehabt. Ich legte traurig meine Hand auf meine Brust. Sie brauchten einander und er liebte sie, egal was er behauptete. Ob es ihn sehr getroffen hatte oder hatte er es als Nichts abgetan?  Vielleicht sollte ich ihn fragen, ob er überhaupt Kinder wollte oder man es zumindest ab jetzt verhindern sollte, dass sie schwanger wurde. Sowieso wäre es in diesem Zustand lebensgefährlich, wenn sie kaum aß. Am Ende würde sie nur das Kind verlieren und das wäre genauso schlimm…

 

Einige Zeit blieb ich noch bei ihr, bevor ich nach Sesshomaru und Inu Yasha sah und sie in der Bibliothek entdeckte, wie er entspannt etwas las und der kleine schwarzhaarige Junge auf seinem Schoß kauerte. Interessiert beobachtete ich ihn, bis er mich entdeckte und aufsah. „Sesshomaru…“

„Yukiyona.“, meinte er nur und legte das Papier zur Seite. „Ich muss dich um einen Gefallen bitten.“

Ich atmete tief durch und kam zu ihm, nur um in seinen Augen etwas Merkwürdiges zu erkennen. „Worum geht es?“

„Sie isst anscheinend nur, wenn ich da bin. Ich versuche häufiger zu kommen, doch wenn es nicht geht, nimm meine Gestalt an.“

Schockiert riss ich die Augen auf und schüttelte mich. „Sesshomaru, aber… das ist grausam…“

„Tu nicht so. Du nimmst Izayois Gestalt an und der Junge ist auf deinen Geruch geprägt. Ich bin nicht dumm.“, meinte er ernst zu mir und ich verstand. Ich verstand es, dass mein Schicksal wirklich schlecht war. „Aber… muss ich wirklich?“

Er seufzte und streichelte den kleinen Bengel. „Nur im Notfall. Ich werde häufiger sie besuchen, doch du weißt, wie zermürbend die Kämpfe sind.“

 

Am Ende nahm ich seine Aufgabe an. Es ging um Izayoi, das verstand ich, doch konnten wir es denn wirklich schaffen? Ich meine, ich als Sesshomaru? Wo ich nicht mal wusste, wie er zu ihr war? Würde es sie nicht noch mehr verletzten? Notfälle… was wohl ein Notfall bei der instabilen Prinzessin war? Wie schrecklich war mein Schicksal nur, dass ich jetzt aktiv ihre Beziehung zueinander stabilisieren musste?

Nichts von alledem gehörte mir und doch war ich ein Teil da drin, welches zwischen den Puzzleteilen gefangen war. Ich schloss ein wenig die Augen, bevor ich hinaustrat und in den Fluss sah. Wie Recht sie gehabt hatte, dass es bei mir nichts zu holen gab, denn ich gab alles auf. Ich gab mich auf.

Mein Gesicht wandelte zwischen meinen vielen Gesichtern hin und her. War ich nicht deswegen zu einem Dämon geworden, um meinem wahren Sein zu entfliehen? Jetzt bekam ich, was ich gewollte hatte, auch wenn es mir nicht mehr gefiel. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken. Vielleicht hätte ich damals sterben sollen… Aus etwas in Finsternis geborenen konnte kein leuchtender Stern werden. Das sah ich nun ein, doch die Göttin hatte mir angeboten, meine Schuld zu mindern, sollte ich eines Tages von dieser Welt gehen… Ich würde mich darauf einlassen.

Familie?

~~~~~~~~~Izayoi~~~~~~~~~~~~~

Nach dem Sesshomaru damals mich besucht hatte nach dem Tod des Kindes, hatte sich vieles geändert. Mit der Zeit hatte ich mich erholt, während er öfters vorbei sah, doch… mit einem Kind waren wir nicht wieder gesegnet worden, was wohl auch daran lag, dass er es erst versuchen wollte, wenn ich wieder stark genug war. Ich lächelte ein wenig und atmete tief durch. Aber das änderte sich bestimmt. Mir ging es um weiten besser jetzt und wir hatten es öfters versucht. Anscheinend hatte auch er Gefallen an den Gedanken bekommen, während er immer mehr Zeit mit Inu Yasha verbrachte. Es war wirklich ein Wunder, dass er ihn so gut unter die Fittiche nahm, auch wenn ich vermutete, dass es auch negativ war, da Inu Yasha mit seinen 6 Jahren schon so verbissen war, seinen großen Bruder zu übertreffen… Nun, anscheinend war der Einfluss unausweichlich gewesen, aber es war vielleicht auch gut, da es immer öfters passierte, dass ihm Hass entgegen schwappte. Sesshomaru hatte da wohl Recht, dass er lernen musste, für sich selbst zu sorgen und seine Kämpfe alleine auszutragen. Was würde ich mit ihm tun, wenn er erwachsen wurde? Würde er mit Sesshomaru dann mitgehen und sein Glück im Kampf suchen?

Ich blickte auf zu dem kleinen Freigeist, wie er schon wieder durch die Gegend rannte. Es war nur wundersam, dass Sesshomaru oft auch aufgetaucht war, wenn ich am Verzweifeln gewesen war. Ich schüttelte mich. Es war ein wenig verwirrend gewesen, als wäre nicht er es gewesen, aber es hatte mich ein wenig beruhigt… Seufzend schloss ich die Augen und betrachtete meinen Körper, der wieder seine alte Kraft besaß.

„Mama, Mama!“, rief Inu Yasha und rannte auf mich zu, bevor er mir auf einmal ein Salamander vor die Nase hielt. Mein Gesicht entgleiste angeekelt.

„Inu Yasha!“, schimpfte ich und dehnte meinen Rücken nach hinten, während er mich schmollend ansah und auch etwas enttäuscht.

„Gut gemacht.“, erklang eine kühle, männliche Stimme von hinten. Ich beugte meinen Kopf in den Nacken und sah meinen Gemahl an, welcher in den Garten sprang und seine Hand auf Inu Yashas Kopf legte. „Übe weiter. Bald werden wir jagen gehen und dann bringst du deiner Mutter etwas, was sie… lieber mag.“

Ich verdrehte die Augen und zog eine Schmollippe, während er Inu Yasha die Echse abnahm und dieser schon wieder los rannte. Sesshomaru setzte sich neben mich und sah noch einmal die Echse an, welche noch ein wenig zuckte.

„Mach das weg…“

„Izayoi. Verunsichere ihn nicht.“

„Ist das dein Ernst? Soll ich es gutheißen, dass er Echsen anschleppt?“

„Er will sich beweisen.“, meinte Sesshomaru nur und betrachtete noch einmal die Echse, bevor er sie absetzte und wir zusahen, wie sie schnell weglief. „Nur das Töten muss er noch lernen.“

„SESSHOMARU!“, schimpfte ich und zog ein wenig an seinem Oberteil. Er blickte mich an und hob die Augenbrauen, während er mich von oben herab ansah. „Er ist zu jung zum Töten!“

„Was glaubst du, woher dein Fleisch kommt?“

„Ich… aber nicht von einem Kind!“, meinte ich schnell und drehte mich weg. Er brachte das meiste Fleisch mit, das wusste ich. Das war schon seit langem seine Taktik geworden, köstliches frisches Fleisch mitzubringen, dass die Köche oder auch Yukiyona dann bereiteten. Proteine und viel Fett… Ich streichelte ein wenig über meinen Körper und seufzte.

„Warte nur, bis Inu Yasha einen Hasen erlegt.“

„Vielleicht in ein paar Jahren.“

„Izayoi.“, brummte er und zog mich auf seinen Schoß, bevor er mir tief in die Augen blickte. Ich wurde knallrot und sah zur Seite. „Widerspreche deinem Gemahl nicht.“

„Er ist immerhin mein Sohn.“

„Unser Sohn.“, verbesserte Sesshomaru mich. Ich seufzte leise. Inu Yasha nannte ihn immer noch Papa und anscheinend hatte Sesshomaru sich zu sehr daran gewöhnt, sodass er ihn, könnte man sagen, adoptiert hatte. Ich stierte ihn ein wenig böse an, bevor er mich auf die Lippen küsste. Genervt schloss ich die Augen und konnte nicht umher, mich fallen zu lassen. Seine Arme umfingen mich und strichen zart über meinen fülligen Körper, als er sich wieder löste und über mich hinweg in den Garten sah.

„Schau mal!“, meinte eine piepsige Stimme. Erst wollte ich mich umdrehen, doch Sesshomaru zog mich in seine Arme und beugte sich mit mir ein wenig herab.

„Du machst Fortschritte.“, meinte er und schien etwas anzusehen. „Übe noch ein wenig.“

„JAAAA PAPA!“, rief er und rannte schon wieder los.

„Ich find es wirklich nicht richtig.“

„Er ist ein Jäger und kein Mensch. Akzeptiere das.“

„Er ist zur Hälfte aber ein Mensch. Sesshomaru, er ist ein halbes Kind.“

„Izayoi.“, meinte er streng und löste sich. „Wenn ich hier bin, bin ich für ihn verantwortlich. Vergiss nicht, was wir damals ausgemacht haben. Es ist wichtig, dass er sein Leben nicht verschwendet. Er muss lernen, auf dich aufpassen zu können, wenn ich unterwegs bin. Des Weiteren beruhigt es meine Nerven etwas.“

Ich grummelte leise und spürte, wie er über mein Haar streichelte. Sesshomaru hatte Recht damit, aber manchmal fand ich, dass er Inu Yasha zu streng erzog, auch wenn es Inu Yasha sichtlich genoss und es ihm anscheinend Spaß machte. Doch fürchtete ich, dass er so grausam wie sein großer Bruder werden könnte, da Sesshomaru immer noch so handelte, als ob man niemanden trauen sollte.

„Das Essen steht bereit.“, sprach Yukiyona hinter uns. Ich sah zu ihr auf und lächelte seufzend. „Es gibt heute Fisch. Sesshomaru du musst mir irgendwann verraten, wie du diesen Giganten erlegt hast.“

Er schnaubte leise. „Klingt so, als traust du mir das nicht zu.“

Sie lachte leise und fies. „Nein, nicht wirklich.“

Warum zickten die beiden sich in letzter Zeit nur so an? Ich sah zwischen den beiden hin und her und verzog den Mund ein weiteres Mal. Manchmal würde ich gerne wissen, worüber sie redeten und was sie so planten. Natürlich könnte es auch sein, dass genauso wie ich, sie keine Lust darauf hatte, dass er Inu Yasha zu einem Jäger machte. Des Weiteren schien sie ein wenig Abwesend zu sein, seit sie kaum noch meine Gestalt annehmen musste und Inu Yasha wieder mehr bei mir war. Sie schien in ihren Tagen fast schon traurig darüber zu sein, dabei hatte ich geglaubt, dass es ihr gut täte, wenn sie wieder mehr Freiheiten hätte.

Ich sah wieder auf und verdrehte die Augen, während sie sich noch etwas kabbelten und Sesshomaru nur meinte, dass er es ihr demnächst beweisen würde. Es tat schon gut, es war, als wären wir eine Familie, während die restliche Familie sich von mir immer mehr abkapselte. Aber schlimmer noch war, dass demnächst meine wahre Familie ein Fest veranstaltete und sämtliche Verwandten eingeladen worden waren. Nachdenklich sah ich zu Sesshomaru, der mit mir schon aufstand und seinen Mund leicht öffnete.

„Schon da!“, rief Inu Yasha hinter uns. Was hatte er da denn gemacht? Verwirrt sah ich hin und her, bevor wir dann endlich Essen gingen. Es war wirklich köstlich. Und sie hatte Recht damit gehabt, dass es ein riesiger Brocken war. Wenn ich aber dieses Monster betrachtete, fürchtete ich um meinen Sohn, der von dem bestimmt mit einem Happs gefressen worden wäre.

„Sesshomaru… du willst aber nicht sowas mit ihm jagen oder?“

Sesshomaru hob eine Braue. „Er wäre mit einem Bissen weg. Ich bin nicht dumm.“

Ich atmete beruhigt aus und musste noch einen stechenden Blick bemerken. „Ich mach mir halt Sorgen.“

„Nur um ihn?“

„Um dich auch.“, flüsterte ich und streichelte über seinen Oberschenkel. Er beruhigte sich sofort und streichelte über meine Wange, bevor er sich vorbeugte und anscheinend etwas an meinen Lippen knabberte. Ich keuchte und biss ihm in die Lippe, was ihn nicht störte. „Sesshomaru…“

„Du vertraust mir doch.“

„Das tue ich.“, meinte ich kleinlaut und sah zu Inu Yasha, welcher die Mahlzeit von allen Seiten Maß nahm. „Schon niedlich, wie er dich anhimmelt. So wie ich es mir vorgestellt hatte.“

„Ich halte mich auch an mein Versprechen, ein guter großer Bruder zu sein.“, meinte er leise und streichelte über mein Hohlkreuz, bevor auch er etwas aß. Ich war mir nicht sicher, ob er all das für mich tat oder ob er sich dran gewöhnt hatte. Ich hatte gelernt, ihn zu lieben in dieser Zeit, auch wenn es nie wie mit meinem Toga wäre, wollte ich Sesshomaru schon lange nicht mehr missen.

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~

Langsam beruhigte sich alles in der Gegend. Auch wenn ich nicht den Platz halten konnte, trauten nur noch wenige gegen mich aufzubegehren. Dafür war das Blutbad riesig gewesen und viel Land unbrauchbar, doch das war mir egal. Solange ich ein wenig Ruhe bekam, die ich meistens mit Izayoi und Inu Yasha verbrachte. Nach einiger Zeit hatte ich mich wirklich daran gewöhnt und konnte meinen Vater ein wenig verstehen, was er mir damals hatte predigen wollen, von wegen, man bräuchte Entspannung und einen Ausgleich...

Inu Yasha hatte ich zudem auf meine Art und Weise adoptiert. Zumindest ein wenig, als ich sein Potential erkannt hatte. Anscheinend hatte ich nicht alles von meiner Mutter geerbt, da er einige ähnliche Charakterzüge an den Tag legte, was natürlich auch an meinem Einfluss liegen könnte. Natürlich musste ich ihn ans Töten gewöhnen, doch Izayoi klagte jedes Mal, wenn ich es ansprach. Er war schon 6 Jahre alt… War das wirklich noch nicht die richtige Zeit? Dabei wollte er mit mir jagen und bestaunte jedes Mal das Essen, was ich brachte. Sie ließ ihn auch wirklich nicht aus dem Schloss, was irgendwann dazu führen würde, dass er hinausschlich, so wie sie es als Kind getan hatte.

 

Nachdem wir dann auch gegessen hatten, zog sie mich in unser Gemach. Ich hatte es ihr versprochen, auch wenn ich mir nicht ganz einig war, ob es an mir oder ihr lag, dass sie nicht schwanger wurde. Genussvoll zog ich sie schon an mich, als sie mich wieder auf Distanz schob. „Wir müssen Reden.“

„Geht es um die Jagd?“

„Nein… Weißt du, meine Familie kommt für einen Monat zu Besuch und…“

„Sie hätten vor mir Angst?“

„Ja… darum…“

Sie sah mich sehr traurig an, was mich beunruhigte. „Natürlich. Mach dir darüber keine Gedanken. Genieße ein wenig die Zeit, doch sollte etwas sein, schicke nach mir.“

„Verstanden.“, meinte sie und küsste mich zaghaft, bevor ich ihren Körper umfing und ihn mit meinen Händen und Lippen liebkoste. Sie war wie immer bereit für mich. Doch hatte sich über die Jahre nicht viel an unseren Beischlaf geändert. Er war sanft und zaghaft, doch ich genoss es. Genoss ihre Berührungen, die meine Nerven abkühlten. Yukiyona hatte nur zu Beginn ein paar Mal meine Gestalt angenommen gehabt, bevor sich viel geändert hatte. Izayoi war über alles hinweggekommen, zumindest glaubte ich es. Sogar ich hatte es getan und gelernt zu entspannen.

Jedoch sorgte ich mich in letzter Zeit ein wenig mehr um Yukiyona, da diese sich immer mehr abkapselte. Wahrscheinlich kränkte es sie, kein eigenes Kind zu besitzen, doch war dies überhaupt möglich? Wir hatten einige Male miteinander geschlafen, zu den wohl unpassendsten Momenten… Ich seufzte leise und streichelte noch ein wenig meine Gemahlin, welche zufrieden in ihrem Bett sich eingekuschelt hatte. Vater, ob du uns zurzeit zusahst?

 

~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~~~~~

Jedes Mal wenn Papa zu Besuch kam, freute ich mich, denn er brachte jedes Mal große Beute mit. Papa war so toll und so stark und sooooooooooooo toll! Ich lauschte ihm gerne, wenn er mir berichtete, wie er unser Essen erlegt hatte. Bei ihm fühlte ich mich so wohl! Hihi. Die anderen waren oft gemein und nie sah ich wen. Es war langweilig, aber wenn Papa kam, dann brachte er mir immer neues ein und wenn ich weiter so übte, würde ich bald mit ihm auf die Jagd geben und dann würde ich ihnen zeigen, wie stark ich war! Juchuh! Mama mochte nicht die kleinen Tiere, die ich erlegte, also musste ich etwas großes Fangen und dann würde Mama stolz sein und Papa erst!

Begeistert hatte ich seinen Fisch begutachtet. Der war viel größer wie ich gewesen! Er war auch wirklich lecker gewesen! Wenn Papa nicht da war, gab es immer nur diesen langweiligen Reis. Bah! Ich wusste echt nicht, was Mama daran gut fand…

Als dann Mama und Papa verschwanden, stromerte ich durch die Gegend wieder, auf der Jagd nach meinem nächsten Opfer, als ich Yuki entdeckte. Da saß sie in ihrem Kimono und wusch das Geschirr ab. Ich grinste frech und schlich auf allen vieren heran. Ob ich sie überraschte?

Mit einem Satz sprang ich dann so hoch wie ich konnte und schrie: „HAB DICH!“ Doch sie wich im letzten Moment aus, sodass ich mit der Nase den Boden küsste. „Auauauauauauauauaua!“, maulte ich und rieb meine rote Nase, die schon wieder langsam heilte. Schmollend sah ich zu Yuki, die eine Augenbraue hob.

„So so. kleiner Prinz, willst du mich fressen?“

„Ja!“, meinte ich und präsentierte meine spitzen Zähnchen, als sie sich runterbeugte und meine Nase anstupste. Autschi!

„Da musst du aber noch trainieren. Deine Mama wäre entsetzt, wenn sie erfährt, dass du mich fressen willst!“

„Ich wollte dich doch gar nicht fressen! Das war gelogen! Ich wollte nur üben!“, gab ich dann wahrheitsgemäß zurück, bevor sie mich auf ihre Arme hob und an sich zog. Seufzend schmiegte ich mich an ihre warme Brust und genoss ihren Herzschlag. Warum war ihrer mir vertrauter, als Mamas? Bei ihr fühlte ich mich so geborgen… Das war so verwirrend…

„Du bist wirklich süß. Du möchtest unbedingt mit deinem Papa jagen gehen oder?“

„Ja! Er hat gesagt, wenn ich 100 Tiere fange, dann nimmt er mich mit!“

„Wie viel hast du?“

„Ahm….“, meinte ich und zählte in meinem Kopf. „55! Bald darf ich also mit!“

„Erstaunlich! Du machst wirklich Fortschritte. Du wirst ein guter Krieger!“

„Ja, so wie Papa und dann vermöble ich die bösen Monster!“, grinste ich und streckte ihr meine großen Zähne entgegen. „Er wird stolz sein!“

„Solange du nicht leichtsinnig wirst.“, tadelte sie mich und wuschelte mein Haar. Ich quietschte und hopste wieder von ihren Armen, bevor ich los lief und sie mir hinterher jagte. Es machte immer Spaß, mit ihr zu spielen, denn sie war viel schneller als Mama und schien es auch ernster zu nehmen! Ganz schnell wollte ich groß und stark werden, damit ich mit Papa aus dem Schloss gehen durfte!

 

Später am Abend, verabschiedete sich Papa jedoch. Er kniete sich herab und streichelte liebevoll meinen Kopf. Ich schniefte etwas und presste mich fest an ihn. Er sollte nicht weggehen. „Papa, kannst du nicht noch bleiben?“

„In einem Monat bin ich zurück. Sei brav. Wenn du bis dahin die 100 Tiere gefangen hast, gehen wir in diesem Wald jagen. Yukiyona wird es bestätigen, also zeig ihr brav deine Beute.“

Papa sah auf zu Yuki, welche uns zunickte. Auch Mama war da und sah ihn traurig an. Wir waren hier sicher, doch ich war so neugierig. Bitte komm bald wieder Papa…

Ich hob zum Abschied meine Hand, bevor mich meine Mutter noch etwas an ihre Brust drückte. Bald, bald würde ich die andere Welt sehen, in der Papa kämpfte! Sie war bestimmt groß und voller Abenteuer!

 

 

 

Der erste Stein fällt

~~~~~~~~~Izayoi~~~~~~~~~~

So verließ mich mein Gemahl, welcher genauso gut wie ich wusste, dass diese Feier ein Grauen werden würde. Nicht umsonst bat er darum benachrichtigt zu werden, sollte es zu grausam werden. Sesshomaru hatte in der Zeit damals genug angerichtet, als dass uns beiden bewusst war, dass die anderen davon wussten. Ohne diese vielen positiven Handelsabkommen und Schutzabkommen, hätte es sich ändern können. Mein Vater war ehrlich zu mir gewesen, als er mich vorgeladen hatte. Nur diese Abkommen sicherten mir ein eigentlich ruhiges Leben. Es war nicht nur wegen den anderen gewesen, sondern auch wegen mir, dass ich Sesshomaru heiraten sollte. Inu Yasha war ein halbes Monster und ich… ich hatte mich in den Augen meiner Familienmitglieder schuldig gemacht. Ja, anders konnte man es nicht nennen. Ich hatte mich mit dem Teufel verbunden und hatte großes Unheil gebracht. Doch mein Vater meinte, dass man es noch auslegen könnte, als dass ich ihn unter Kontrolle behielt, aber was nütze mir das?

Es änderte kaum etwas. Ich hatte regelrecht Angst davor, auf sie zu treffen. Einige meiner Verwandten hatten unter Sesshomaru Verluste erlitten… Wie würden sie mit mir umgehen und wie mit Inu Yasha? Erst wollte ich mich davon fernhalten, doch… mein Vater hatte damit Recht, dass ich nicht davonlaufen durfte. Ich musste beweisen, dass ich nicht unter dem Einfluss meines Gemahles stand und das ich auch nichts Böses im Sinn hatte. Was sollte auch passieren?

„Mama…“, murmelte Inu Yasha neben mir, während ich seine Kleidung noch etwas ordentlich zupfte. Er war ein braver Junge. Ich hatte sein Haar ordentlich gebürstet und immer wieder bedrückt die Ohren angesehen, die nur so deutlich bewiesen, wovon er abstammte. Aber auch sein silbernes Haar. Das seines Vaters… Es machte ihn so auffällig, dass ich mir kurz wünschte, es wäre Neumondnacht, aber nein. Ich atmete tief durch. „Mama?“

„Tut mir leid.“, meinte ich und streichelte ihn noch einmal, während er sich umdrehte und mich einmal kurz knuddelte. „Du bist ein braver Junge. Heute musst du ganz tapfer sein. Wir lernen die große Familie kennen. Du wirst viele kennen lernen, aber…“

„Mama! Mir ist egal, ob die mich mögen! Papa sagt, die sind dumm!“

„Ach, das sagt er?“

„Ja! Denn wenn ich groß und stark bin, bereuen sie es, weil ich so stark wie 100 von denen sein werde!“, erzählte er begeistert und versuchte sich mit seinen Armen ganz groß zu machen. Ich ließ ihn los und betrachtete diesen stolzen kleinen Hundejungen. Gut, Sesshomaru hatte auch einen guten Einfluss, wenn es um das Selbstwertgefühl ging. Aber er hatte auch Recht. Inu Yasha würde alle übertreffen. Mein Sohn. Sie würden später erkennen, wie falsch ihre Annahme gewesen waren!

„Das wirst du mein Sohn.“, meinte ich noch und stand auf. Ein wenig ärgerte es mich, dass Yukiyona gegangen war. Sie hatte wohl eine Aufgabe und meinte, dass sie bald wieder da wäre. Doch würde es auch besser sein, sollten meine Verwandten böse Tricks anwenden, wie heiligen Sake oder so. So war zumindest sie vor ihren Attacken in Sicherheit und ich musste das auch ehrlich selbst ausfechten! Ich schloss kurz die Augen und strich über meinen Bauch. Bald würde ich bestimmt noch ein Kind bekommen. Bestimmt. Zumindest dieses sollte nicht mehr unter den anderen leiden. Ich würde ihnen beweisen, wie wertvoll ein Hanyou war und wie wichtig Sesshomaru war.

„Mama, ich rieche ganz viele Menschen.“, flüsterte Inu Yasha und schmiegte sich in seiner roten Gewandung etwas dichter an meinen Körper, während ich langsam zur Tür ging und hinaussah. Er hatte Recht. Sie hatten sich wohl jetzt alle eingefunden. Was würden sie wohl zu ihrer jüngsten Schwester sagen? Wie würden sie mich empfinden? Ich nahm Inu Yashas Hand und drückte sie etwas, was er mir gleichtat. Er war ein hübscher und lieber Junge, sie konnten doch nichts gegen so ein bezauberndes Wesen haben oder?

 

Später fanden wir uns dann zum Mahl ein. Es wurden viele Köstlichkeiten serviert, darunter auch Fleisch, dass Sesshomaru noch gebracht hatte, auf den Wunsch meines Vaters hin. Es war manchmal schockierend, wozu er im Stande war und wie mein Sohn noch werden würde.

Meine Familie saß da. Ich musste nicht mal einen Platz suchen, da mein Vater neben sich auf ein Kissen deutete. Ich nickte und setzte mich mit Inu Yasha zu ihm, während alle um uns herum verstummten. Sie beobachteten alles, was wir taten. Ein leises Raunen ging durch die Reihen, während ich mich galant niederließ und meinen Sohn auf meinen Schoß zog. Er gab sich sehr viel Mühe und streckte die Brust raus, während er alle genau ansah. Im Gegensatz zu mir schien er den Mut zu haben, sich der Gefahr zu stellen. Ich blickte auf und stellte fest, dass Inu Yasha jeden einzelnen ansah und jeder den Blick dann abwendete. Sesshomaru hatte ihm wohl zu oft gesagt, dass er der Herr im Haus war. Ich seufzte leise und zog ihn dichter in meine Arme, während mein Vater das Bankett eröffnete. Warum musste ich nur hier sein? Es war so … beängstigend…

„Stimmt es, dass dieses Kind halb dämonisch ist?“, fragte ein Mann neben mir. Ich blickte auf und in die dunklen Augen, des Mannes meiner ältesten Schwester. Natürlich saß er mit an der Spitze.

„Ja…“, meinte ich leise und streichelte Inu Yashas Kopf. „Sein Vater war der Herrscher über dieses Gebiet.“

„Verstehe.“, meinte er und blickte mich an. „Es ist bemerkenswert, den Mut zu besitzen, sich für das Wohl der Familie zu opfern.“

Mein Herz setzte kurz aus, als ich ihn etwas schockiert ansah und er weitersprach. „Nach dem Tod des Vaters wäre es ein leichtes gewesen, diesen Bastard zu töten, doch scheint er ein Werkzeug zu sein, um den neuen Gemahl bei Laune zu halten. Ich vermutete immer, dass sie wie Tiere die Kinder töteten.“

Inu Yasha zappelte etwas, doch ich hielt ihm den Mund zu. Hatte mein Vater das erzählt? Glaubten sie, ich hatte mich geopfert?

„Mein Gemahl liebt das Kind, da wir keine eigenen haben.“, meinte ich leise und versuchte nicht zu viel Preis zu geben.

„Nun, es war dein Recht, es zu vergiften. Noch ein zweites Monster groß zu ziehen, würde Gefahren bürgen.“

Monster? Was dachte er? Und ich hatte es nicht getötet… Ich zitterte etwas und drückte meinen Sohn enger an mich.

„Kleine Schwester, wie hältst du dieses Monster bei Laune?“, fragte meine älteste Schwester neben ihm und sah auf den Jungen herab. „Seine Ohren sehen merkwürdig aus und sein Haar erst. Ich könnte das wohl nicht, ein so verdammtes Kind großzuziehen.“

„Nun, unsere Schwester war doch schon immer in ihrer Traumwelt versunken. Bestimmt stellt sie sich vor, dass es ein göttliches Wesen ist oder so.“, witzelte mein einer Bruder und hob ein Schälchen Sake an die Lippen. „Und ihr Mann, ein echter Mann und kein Monster. Was war er? Ach ja ein Hund. Ob er mit ihr auch so schläft?“

Ein paar lachten und prosteten sich zu, während ich rot wurde. „Ach Schwesterchen, mach dir nichts draus. Zumindest scheint es dir ja zu gefallen. Schläft er oft mit dir?“, fragte eine andere Schwester hinter mir und legte sich leicht auf meinen Rücken und schnupperte an mir. „Wie ist ein Hund als Liebhaber?“

Ich schluckte und drückte Inu Yasha noch näher an mich, als mein Vater sich räusperte und meine Schwester schon verschwunden war. Er sah mich etwas besorgt an, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Mama und Papa lieben sich!“, sagte auf einmal Inu Yasha. Ich sah geschockt zu ihm und dann zu den anderen, die mich verächtlich ansahen. „Papa ist stark und mächtig!“

„Denkt der kleine, dein neuer Gemahl ist sein Vater?“

Der Mann neben mir lachte. „Ob sie das Bett mit beiden Männern geteilt hat?“

„Das wäre die Erklärung, warum er diesen Bastard leben lässt und warum sie es tut.“

„Ich hätte nie gedacht, dass meine Schwester eine Konkubine war.“

„Ich dachte sie war seine Prinzessin und erhielt ein Schloss, aber das war wohl nur ein Haus für den Beischlaf.“

Sie lachten wieder und mein Vater sah mich nur traurig an. Ich seufzte und streichelte Inu Yashas Kopf.

„Sesshomaru hat ihn adoptiert.“, meinte ich mit zittriger Stimme. „Des Weiteren … war ich keine Konkubine!“

„Schade.“, meinte ein Mann, dessen Frau ihm eine gab und nur meinte. „Mit ihr zu schlafen, verflucht Männer. Bist du lebensmüde?“

„Die Prinzessin Izayoi. Gleich einer Göttin verführt sie die Männer, die ihr folgen, bis sie von einer Klippe stürzen.“, meinte einer ganz poetisch. „Nur eine der vielen Geschichten.“

„Schwester, wäre es nicht besser, zu sterben?“

„JETZT REICHT ES.“, sagte mein Vater ernst und schlug auf den Tisch. „Wir sind zusammen gekommen um ein Familienfest zu feiern. Izayoi ist eine tapfere Frau. Ohne sie, würde es eure Länder nicht mehr geben.“

Die anderen schnaubten. Was war das denn?

„Aber Vater…“

„Schon gut. Izayoi hat ihren Mann unter Kontrolle und hält ihn bei Laune. Er dient uns nach besten Möglichkeiten. Dieses Fleisch hat er zur Feier beigesteuert. Hätte Izayoi ihn nicht gezähmt, hätte er noch mehr im Land gewütet. Dankt ihr also lieber.“

Die anderen schwiegen und aßen einfach weiter, während ich nur schlucken konnte und Inu Yasha an mich presste. Er seufzte und schnaubte ein wenig.

„Sie hätte ihn töten sollen.“

„Wenn ich meinen Gemahl töten würde, würden viele Dämonen kommen. Er hält sie an den Grenzen auf, damit wir sicher sind!“

 

Dieses Gezeter ging immer wieder von vorne los, bis mein Vater das Essen unterbrach und ich mich in den Garten flüchtete, um etwas Ruhe zu finden. Inu Yasha war indes verschwunden. Er hatte mir zugeflüstert, dass er noch etwas Essen würde. Ich atmete tief durch und sah, wie sie alle ein wenig Temari spielten, indem die Männer einen Ball im Kreis immer zu jemand anderen spielten. Das Ziel war, den Ball oben zu lassen.

Ich stand hier außerhalb und glaubte, dass es der einzige Ort war, wo ich hingehörte. Sie hatten mich eindeutig verstoßen, aber ich würde nie Sesshomaru oder Toga in den Schmutz ziehen. Sie waren gute Männer und es war mir egal, ob sie Menschen waren oder nicht… Aber diese Sage, dass ich Männer … Glaubten sie das wirklich?

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~~~~~

Die Familie meiner Mutter war einfach nur gemein und sie redeten über Dinge, die ich nicht verstand. Doch als ich etwas sagte, schien meine Mutter nicht so begeistert zu sein, sodass ich danach einfach den Mund hielt. Sie würden schon noch sehen, dass ich etwas Tolles war! Genau!

Als dann das Bankett abgebrochen wurde, hatte ich immer noch großen Hunger, weswegen ich mir die Erlaubnis meiner Mutter einholte und mich noch ein wenig am Tisch bediente. Es schmeckte einfach köstlich. Die waren alle dumm. Papa hatte Recht damit gehabt.

 

Nachdem ich mich satt gefuttert hatte, sah ich mich ein wenig um und entdeckte dann auch die spielenden Männer. Das sah wirklich nach Spaß aus! Genau, wenn ich ihnen zeigte, dass ich wie sie war und auch so gut war und geschickt, dann würden sie mich bestimmt mögen! Genau! Papa lobte mich auch immer, wenn ich ihn so gut es ging nachahmte!

Schon etwas freudiger rannte ich zu ihnen und rief: „Ich will mitspielen, hier, hier!“ Freudig lächelte ich und rannte dem Ball hinter her, den sie hin und her schossen, doch ihr Lächeln behagte mir nicht ganz.

„Er ist ein Halbblut durch und durch.“

„Sieh dir diese Ohren an. Sie wackeln jedes Mal.“

„Dreckiges Halbblut, du gehörst nicht zu uns. Auch wenn wir dich tolerieren.“

„Halbblut. Das beschreibt es. Sieh ihn dir an. Er wird nur eine Belastung sein.“

„Halbblut, hier, hol ihn.“, meinte ein anderer und kickte ihn schon weg. Ich freute mich ein wenig und rannte schon los. Der Ball hoppelte immer weiter über die Brücke, aber ich würde ihn fangen.

„Wie ein Hund, hetzt er dem Ball nach.“, meinte noch einer hinter mir, doch dann hatte ich ihn und drehte mich zusammen mit dem Ball um, nur um zu bemerken, dass sie alle weggingen. Ich stand da und fühlte mich alleine. Papa hätte jetzt seine Hand auf meinen Kopf gelegt, doch die sahen mich nur verächtlich an und gingen fort… Warum nur?

Ich sah mich ein wenig um und als ich dann Mama sah, die traurig zwischen den Blumenbüschen stand, warf ich denn Ball zur Seite und rannte auf sie zu. Geschwind schwang ich meine kleinen Arme um sie und sah zu ihr auf. „Mama, was ist ein Halbblut?“

Sie zuckte zusammen und drückte mich eng an sich. Warum weinte Mama denn? War es ein gemeines Wort gewesen? „Nicht weinen Mama…“, flüsterte ich, während sie mich immer enger an sich zog.

„Inu Yasha… hör nicht auf sie.“, meinte sie leise und streichelte meinen Kopf. Was meinte sie denn damit? Mama? Ich würde doch ein großer starker Mann werden oder? Ich war doch wie Papa?

 

~~~~~~~~~~~~Izayoi~~~~~~~~~~~

Von meinem Platz bei den Büschen aus, musste ich feststellen, wie Inu Yasha zwischen die Männer rannte und an den Ball wollte. Erst befürchtete ich, sie würden ihn treten, doch sie warfen nur den Ball weg und sahen hämisch grinsend zu, wie er hinterherlief. Es tat mir weh, dass sie ihn so abstoßend behandelten. Er war ein Mensch und hatte Hundeohren, doch er war einer. Er konnte nicht zum Hund werden, zumindest hatte ich es nicht gesehen! Hört doch auf, bitte hört auf! Ich war schon den Tränen nahe, als mein Sohn zu mir kam und mich umarmte. Sie hatten ihn Halbblut genannt. Ich schluckte. Sie würden ihn nie akzeptieren. Nie. Ich umarmte ihn fest und schmiegte mich an ihn. Inu Yasha, es ist mir egal, was du bist, du bist wie du bist und es ist gut so. Eines Tages würden sie schon begreifen, wie stark du bist und dass sie deine Hilfe brauchen. Du wirst ein stattlicher Mann werden und bestimmt werden die Frauen dich begehren…

Ich wiegte ihn ein wenig und weinte leise. Wie sehr wünschte ich mir Sesshomaru herbei, doch wenn er bemerken würde, wie sie mit uns umgingen, würde er Schrecken verbreiten. So war er einfach. Für ihn war Macht und Angst ein Mittel. Doch hier könnte es Probleme bringen. Aber sie wären ja bald weg und dann wäre alles wieder gut. Bestimmt. Mein kleiner Sohn und ich, würden in Ruhe aufwachsen. Sie mussten es akzeptieren. Sie würden mir schon nichts tun. Wie sie schon sagten, ich hielt Sesshomaru bei Laune und wenn ich weg wäre, würde Chaos herrschen. So dumm würde keiner sein… oder?

 

 

Teuflischer Plan

~~~~~~~~~~~~Izayoi~~~~~~~~~~~~

Meine Familie wurde nicht angenehmer, egal wie oft ich auf sie stieß und komischer Weise ging es mir auch jeden Tag schlechter, aber wieso nur? Mir war schlecht morgens und ich übergab mich manchmal. War es vielleicht? Ich wurde leicht rot und streichelte über meinen flachen Bauch. Es wäre nicht gerade die beste Zeit, aber es könnte ja sein, dass ich schwanger war? Aber ich müsste noch abwarten. Vielleicht lag es auch an dem Essen oder den Tees, die ich zu mir nahm in letzter Zeit.

Die Familien hatten ihre Besonderheiten mitgebracht. Es waren sogar teils Delikatessen.

„Ich bringe einen Tee.“, meinte meine Schwester und trat ein. Ich schob Inu Yasha hinter mich, doch sie hob nur beschwichtigend die Hand. Meine Bibliothek war mein Rückzugsort… was wollte sie nur? Schnell nahm ich die Hand von meinem Bauch. „Können wir reden?“

Ich nickte etwas besorgt und sah zu, wie sie sich vor mir auf ein Kissen kniete, nachdem sie sorgsam die Tür geschlossen hatte. „Es tut mir sehr leid, wie sie zu dir sind.“ Sie war nicht sehr viel älter wie ich und hatte bisher noch nichts Schlechtes zu mir gesagt. „schmeckt dir übrigens mein Tee?“

„Ja sehr.“, meinte ich und nahm schon die Tasse an und trank gemächlich daraus. Diese Mischung kannte ich nicht, aber sie schmeckte vorzüglich. „Vielen Dank… Aber willst du wirklich mit mir gesehen werden?“

„Die Tür ist doch zu.“, meinte sie lächelnd. „Des Weiteren würden sie nicht so einfach herkommen. Wie geht es dir?“

„Nicht so gut…“

„Du warst wohl schon immer etwas Besonderes in der Familie.“, meinte sie lächelnd und hob ihre Hand an meine Wange und streichelte sie. Meine Schwester hatte eine Narbe an der Stirn, die sie mit ihrem Haar verdeckte. Warum war gerade sie so nett zu mir, wo ich ihr Gesicht in der Kindheit entstellt hatte? „Wie konntest du damals eigentlich überleben?“

„Was meinst du?“

„Das Schloss stand doch in Flammen. Darum gibt es ja diese Legende über dich, dass du göttlich wärst. Alle sind wohl damals gestorben.“

„Naja, mein Mann hat mich mit einem Schwert belebt, dass er für mich schmieden ließ.“

„OHHH?“, fragte sie und sah mich neugierig an. „Kann es jeden Toten wiederbeleben?“

„Ja, solange der Körper wohl nicht zu sehr zerstört ist. Aber genau kann ich es dir nicht sagen. Er hatte es erst zwei Mal vor mir verwendet und das bei meiner Leibwache, die dämonisch waren.“

„Wie im Märchen.“, meinte sie und klatschte in die Hände. „Besitzt du das Schwert noch? Es wäre ein Segen für den Krieg.“

Ich dachte nach und da fiel es mir wieder ein. „Mein jetziger Gemahl trägt es bei sich, auch wenn er es für Verschwendung hält.“

„Er ist eine Ein-Mann-Arme, da ist sein Gedanke nicht abwegig. Könntest du ihn nicht bitten, es unserer Familie zu vermachen?“

Nachdenklich verzog ich die Lippe. „Was würde das bringen?“

„Naja, du würdest wieder an Ansehen gewinnen, da wir die erste Familie wären, die ihre gefallenen Soldaten zurückholen kann. Klingt das nicht magisch? Bedenke das doch einfach mal Izayoi-chan. So würdest du wieder im Ansehen aufsteigen.“

„Meinst du wirklich? Aber ich glaube nicht, dass er das Erbstück einfach hergeben würde…“

Ihr Lächeln wurde dunkler, während ich noch weiter trank. „Versuch es und wenn nicht, drohst du ihm oder du tötest ihn.“

Ich schüttelte den Kopf. „Das würde Chaos bringen.“, meinte ich schnell und schluckte. „Des Weiteren will ich ihm nichts tun…“

„Dann bitte ihn einfach. Er kann dir bestimmt nichts abschlagen. So wie du deine Hand auf deinen Bauch gelegt hast, glaubst du doch, du bist schwanger. Sag ihm, es ist dein Wunsch und dafür lebt das Kind.“

Erschrocken riss ich die Augen auf. „Was sagst du da? Was denkt ihr eigentlich? Ich liebe Sesshomaru. Ich trage gerne sein Kind aus!“

„Ach so ist das? Naja, ich hatte es schon vermutet.“, meinte sie leicht hämisch. „Du hattest den Kopf schon immer in den Wolken. Damals hat er dich gerettet oder? Ich habe es gesehen. Wie du immer an den beiden gehangen hast. Sogar Vater hatte es dir durchgehen lassen, während ich hatte heiraten müssen.“

„Es tut mir leid…“

„Nein, nein, wieso denn das?“, fragte sie und goss mir noch einmal Tee nach. „Wir sind doch Schwestern. Meinst du übrigens, wenn du sterben solltest, dass er dich dann wiederbeleben würde?“

„NATÜRLICH WÜRDE ER DAS!“, sagte ich laut und sah zur Seite. „Er liebt mich.“

„Was für eine tragische Liebe ihr doch habt. Wäre sie nicht von Tod übersät, könnte ich sogar neidisch sein, aber nein…, wieso sollte ich. Aber danke für deine Informationen.“, meinte sie und sah mich gespannt an, wie ich den Tee auf ex trank und den Becher auf den Tisch stellte.

„Du solltest jetzt gehen.“, meinte ich. Inu Yasha krallte sich ein wenig an mich, bevor er meine große Schwester ansah. Auf einmal würgte ich jedoch und erbrach mich auf den Boden. Geschockt sah ich, dass zwischen dem erbrochenen Blut war.

Meine Schwester stand auf und sah auf mich herab. „Halbblut.“

„Was?“, fragte er keifend, doch sie lächelte nur.

„Geh deinen Hundepapa holen, deine Mama liegt im Sterben.“

Erschrocken riss ich die Augen auf. „Was meinst du damit?“

„Du bist so dumm, Schwesterchen. Wir haben beschlossen, dass wir deine Schmach nicht mehr ertragen. Du bist nicht schwanger. Mein Tee hat nur deine Innereien langsam zersetzt. Vergiftet. So wie dein neuer Gemahl es mit vielen unserer Männer getan hat. Ach ja, er hat auch meinen Mann getötet. Ich dachte, wie er uns, so wir dir. Langsam und gemächlich, bis es zu spät ist. Wie brav du doch immer den Tee getrunken hast um nicht undankbar zu sein.“ Sie lachte mich aus und schüttelte nur den Kopf. „Du warst schon immer so unsagbar naiv, dass es jedem schadete.“

„Also Junge, lauf. Deine Mama ist bald tot und du hast gehört. Papas Schwert kann sie wiederbeleben, wenn ihr Körper noch Ganz ist.“, meinte sie noch einmal. Inu Yasha war schneller aufgesprungen, als ich eingreifen konnte und rannte schon, während ich sie wütend ansah.

„Was bezweckst du? Du willst doch gar nicht, dass ich gerettet werde!“, meinte ich und hielt mir meinen Bauch. Wieso hatte ich es nur nicht bemerkt?

„Oh, ich will nur, dass er kommt und das Schwert mitbringt. Wenn er dich beleben will, wird er abgelenkt sein und dann töten wir ihn. Zumindest einmal bist du nützlich.“

„Und der Krieg?“

„Er ist nur ein dummes Monster, Izayoi. Er ist ein dummer Hund, wer braucht den schon. Wir haben Waffen und er ist viel gefährlicher, wenn er weiterlebt.“

„Aber lasst Inu Yasha wenigstens in Ruhe.“

Sie lachte nur. „Izayoi, meine arme kleine Schwester. Wie kannst du noch diesen Bastard beschützen wollen? Aber wir werden es schnell machen und ihn bei dir begraben. Versprochen.“

Meine Augen weiteten sich, bevor mein Körper wieder verkrampfte und ich mich auf den Dielen zusammen kauerte.

Ich musste ihn warnen, unbedingt. Ich durfte nicht sterben…

Geschwächt sah ich zu, wie sie den Raum verließ und betete inständig, dass mein Körper noch durchhalten würde. Dicke Tränen glitten über meine Wangen. Nicht Sesshomaru oder Toga waren die Monster, es waren sie. Wie konnten sie ihresgleichen vergiften? Was war nur mit ihnen los? Sesshomaru war böse gewesen, doch er hatte es wieder gut gemacht und ich hatte nie jemanden geschadet und Inu Yasha war ein Kind… Wieso nur… Weinend kauerte ich mich hin und spürte immer wieder einen Krampf.

 

~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~

Ich begriff kaum, was hier geschah. Meine Mama hatte einen Tee getrunken und brach auf einmal zusammen. Panik packte mich und dann sagte meine Tante, dass ich Papa holen sollte, denn nur er könnte sie retten. Sofort verstand ich. Mama, ich rette dich! Ich werde Papa holen!

 

Ungestüm war ich rausgerannt und hatte mich durch einen Mauerspalt gedrückt, den ich vor einiger Zeit entdeckt hatte, doch Papa hatte mir gesagt, dass ich nur im Notfall dadurch dürfte und das war einer!

Ich quetschte mich den Rest durch, als ich auf einmal draußen stand. Ich atmete den angenehmen Duft ein und rannte dann schon. Wo wohl Papa war? Sie hatte gesagt, er solle nicht kommen, aber wo könnte ich ihn finden?

„Papa!“, rief ich und rannte immer weiter in den Wald hinein, während dicke Tränen über meine Wangen kullerten. „PAPA!“, rief ich ein weiteres Mal, nein ich schrie. Ich musste ihn finden, sonst könnte er Mama nicht retten, Mama tat alles weh und da war Blut gewesen. Es hatte gestunken… Wie lange Zeit hatte ich? Ich hatte Mama nicht beschützen können!

Weinend lief ich weiter. Meine kleinen Füße taten immer mehr weh. Barfuß sprang ich über alles was scharf aussah hinüber. Ich mochte keine Schuhe, doch jetzt wünschte ich mir welche. „PAPA!“, rief ich wieder und schnupperte ein wenig. Es war schwer, weil so viel Rotze in meiner Nase war. Ich schmierte es mir an den Ärmel und versuchte noch mal zu schnuppern. Doch immer noch nichts. „Papa!“, rief ich weiter und weiter, während ich immer weiter mich vom Schloss entfernte. Ich musste ihn finden, bitte, bitte, bitte! „Papa!“

Und dann erkannte ich einen Geruch, der mir bekannt war. Doch als ich da war, bemerkte ich, dass nur ein Baum so roch, als wäre Vater hier gewesen. Ich schluchzte und zitterte. Vielleicht war er ja noch in der Nähe. „PAPA!“ Wieder keine Antwort. Wie groß war das Land außerhalb des Schlosses?

 

Meine Füße trugen mich noch sehr weit, als ich bemerkte, dass die Sonne langsam unterging. Ich keuchte und stöhnte, während die Tränen schon versiegt waren. Sogar den Wald hatte ich hinter mir gelassen, doch Papa war nicht in Sicht. „Papa…“, stöhnte ich leise und ließ mich ins Gras fallen. „Papa, wo bist du…“ Ich durfte nicht einschlafen, aber ich war so müde und kaputt. „Papa…“

„Inu Yasha.“, meinte eine männliche tiefe Stimme. Es war Papas. Schnell riss ich die Augen auf und streckte mich zu ihm, während mir alles weh tat. „Was tust du hier? Ist etwas passiert?“

„Mama … Mama braucht deine Hilfe! Mama ist zusammengebrochen und hat Blut gespuckt! Die böse Tante hat gesagt, wenn du nicht kommst, wird sie sterben, nur dein Schwert kann sie retten!“

Papa knurrte, doch ich hatte keine Angst, denn es war nicht gegen mich. Er hob mich hoch und drückte mich an sein Fell, an das ich mich klammerte.

„Halt dich fest, wir retten deine Mama.“

Ich nickte und krallte mich rein, während er schon losrannte. Papa war mächtig schnell und bestimmt konnte er Mama retten, bestimmt! Mama, wir kommen dich retten und dann wird Papa alle bestrafen! Keiner tut meiner Mama weh!

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ruhelos war mein Geist gewesen, während dieser verdammt langen Zeit. Immer wieder hatte ich mich erwischt, wie ich mich dem Schloss genähert hatte, doch sie hatte Recht. Sie musste es alleine schaffen, denn in mir sahen sie nur ein Monster, was sie alle töten wollte.

Ein wenig bedauerte ich es jedoch, eingewilligt zu haben. Aber niemand würde ihr etwas tun. Niemand könnte das, denn sie wussten, dass ich sie abschlachten würde. Dieser Gedanke war auch derjenige, der mich jedes Mal beruhigt hatte, sodass ich mich wieder vom Schloss entfernte. Sobald sie weg waren, würde ich zu ihr zurückkehren.

Aber das wichtigste war wohl, dass Yukiyona sie beschützen würde. Genau. Alles war gut. Ich machte mir umsonst diese dummen Gedanken.

 

Es vergingen noch einige Wochen, bis ich es wieder bemerkte, dass ich zurückkehrte. Doch diesmal gab ich dem Ganzen ein wenig mehr nach, da ich mich überzeugen wollte, dass es ihr gut ging.

Ich war schon in der Nähe des Waldes, als mir ein wohl bekannter Geruch in die Nase zog. Inu Yasha! Was machte er denn hier? Geschwind machte ich mich auf den Weg. Ob er weggelaufen war und Izayoi es noch nicht gemerkt hatte?

Vor ihm angekommen, musste ich schockiert feststellen, dass er ganz zerkratzt und außer Atem war. Auch hatte er geweint. Sorge stieg sofort in mir auf und dann erzählte er mir etwas Grauenhaftes. Sie versuchten Izayoi zu töten! Die Wut loderte in mir auf, während ich meinen Jungen auf mein Fell setzte und los hetzte. Diese Monster. Wie konnten sie es wagen, meine Frau anzufassen, doch sie würden sich noch wundern! Ich würde es ihnen zeigen, was sie davon hatten, wenn sie sich mit einem Youkai anlegten!

Sollte ihr Vater mich dafür hassen, aber ich würde diejenigen töten, die ihr etwas antun wollten. Hätte ich nur schon früher nach ihr gesehen oder wäre dageblieben. Wie konnte ihre Familie sie töten wollen, wo sie so ein guter Mensch doch war? Izayoi, ich komme. Warte auf mich. Warte. Stirb bitte nicht.

Verlass mich nicht!

~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~

Meine Beine trugen mich immer schneller durch den Wald, während ich den kleinen Jungen festhielt. Sein Körper war sehr geschwächt und es war ein weiter Weg gewesen. Hoffentlich würde ich noch rechtzeitig kommen. Diese Monster! Auch wenn ich eins war, war ich nicht so ein Monster, das sein eigen Fleisch und Blut verletzte und auch… Inu Yasha hatte ich verschont, wo er mein Bruder war. Verdammte Menschen!

„Inu Yasha, was ist mit Yukiyona?“

„Sie musste weg und Mama fand das auch besser so…“, meinte er kleinlaut. Ich schluckte. Nein. Darum also. Izayoi war komplett schutzlos ihnen ausgeliefert gewesen und so naiv wie sie war, hatten sie sie benutzt. Nein!

Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass ich sie verlieren könnte, doch wenn ich Glück hatte, könnte ich sie mit Tensaiga retten, auch wenn wir nicht wussten, wie viel Zeit blieb. Vater, bitte steh mir bei!

Vater hilf mir sie zu retten. Sie darf noch nicht sterben, sie ist viel zu jung!

Ich wurde noch etwas schneller und Inu Yasha keuchte ein wenig vom Druck auf seine Lungen, doch er machte keine Anstalten. Sein Herz schlug so schnell wie meins, nein noch schneller. Er wollte sie genauso sehr retten, wie ich und nahm jeglichen Schmerz in Kauf. Er war ein tapferer Junge, nein ein tapferer Sohn.

 

Da kam dann auch endlich das Schloss in Sicht. Mit einem Satz sprang ich rein und fand sofort ihren Geruch, um geschwind abzubiegen und in die Bibliothek zu stürzen. Es war mir egal, dass das Dach dabei zu Bruch ging. Ich landete bei meiner Liebsten und sah schockiert auf ihren schwachen Körper, dessen Herz so langsam schlug. Sie lag in ihren Erbrochenen und es stank nach Gift.

„Izayoi.“, stöhnte ich und hob sie aus dem Erbrochenen in meine Arme. Inu Yasha hüpfte runter und zog wild an meinen Ärmel.

„Papa, lebt Mama noch? Mach Mama bitte schnell gesund!“, jaulte er, während ich sie genau ansah und leise knurrte.

„Izayoi, antworte mir…“

„Sesshomaru… bist du das?“, fragte sie heiser und öffnete die Augen schwach. Ihre Augen waren schon glasig und ich wusste, dass das Gift schon viel zu viel zerstört hatte. „Endlich bist du da… Bitte flieh mit Inu Yasha…“

„Izayoi, rede keinen Unsinn.“

„Sesshomaru… bitte… sie wollen dein Schwert und wollen euch beide Töten.“, hustete sie schwach und krallte sich an mich. „Bitte, rettet euch!“

Mein Herz setzte kurz aus, bevor ich sie an meine Brust presste. Ihr Körper war kühler geworden, was mir gar nicht behagte. „Izayoi, wer war das?“

„Die Familie hat es beschlossen…“, meinte sie schwach und streichelte über meine Wange. „Es tut mir so leid, dass du mich so sehen musst…“

„Izayoi…“, hauchte ich und küsste ihre Lippen. „Du wirst leben, versprochen.“

Sie lächelte mich zaghaft an und schüttelte den Kopf, während ich ihr Haar leicht zittrig zur Seite strich. Warum zitterte ich nur? War es die Angst davor, sie zu verlieren?

„Sesshomaru… Du musst mich vergessen…“, meinte sie nur und lächelte. „Bitte pass auf deinen Bruder auf. Ich war einfach zu naiv und ich will nicht auch noch dich töten…“

„Was redest du da…“, knurrte ich, während das Tier an meiner Haut riss. Es wollte raus. Nein ich wollte raus. Wollte jeden töten, der mir in die Quere kam. Wieso konnte ich sie nicht retten? Ein Gegengift hätte nur genutzt, wenn ihre Organe noch intakt wären, aber sie musste schon länger diesem Gift ausgesetzt sein. Also hatten sie es von vornherein geplant. Diese Monster. Diese MONSTER!

Ich knurrte leise und schien mich zu verwandeln, doch sie streichelte mich einfach nur und kuschelte sich an.

„Sesshomaru, ich kann dich nicht abhalten oder?“

„Nein. Sie werden dafür büßen.“, flüsterte ich grollend und küsste ihre Stirn, während sie wieder hustete. „Ich werde dich rächen und dich wiederbeleben.“

„Ich verstehe… hältst du mich dann noch ein wenig? Nur etwas ja?“, fragte sie und schien sich zu ergeben. Sie wusste, dass ich nicht abzubringen war. Besorgt sah ich zu Inu Yasha, welcher anscheinend noch glaubte, dass ich seine Mutter retten könnte. Er kam langsam hin und drückte seine Mama auch. Mein Herz schmerzte sehr. Hatte er sie darum gerettet? War er deswegen gegangen, obwohl er gewusst hatte, dass er sterben würde? Nur dieser kleine Hoffnungsschimmer, sie wieder zu erwecken. Langsam verstehe ich dich Vater, doch hätte ich es gerne verhindert. Sie würde leiden, wenn ich sie wieder von den Toten holte, wenn ich es schaffte. Ich musste es schaffen!

„Mama…“, murmelte Inu Yasha und schmiegte sich an. „Alles wird gut, Papa ist da.“

„Das stimmt. Papa ist da.“, meinte Izayoi und tätschelte ihn. „Sesshomaru, ich danke dir für alles…“ Sie flüsterte es leise und lächelte mich noch einmal an. „Ich danke dir für jeden Moment, den du mir von deinem Leben geschenkt hast und ich danke dir, dass du mich nie im Stich gelassen hast.“

Ich seufzte und drückte sie enger, ich wollte das gar nicht hören. Sie sollte nicht so tun, als würde sie nicht wiederkommen. „Hör bitte auf.“

„Sesshomaru, bitte, du weißt nicht, ob es wieder funktioniert… was ist, wenn es nicht… mhmm…“ ich küsste sie einfach notgedrungen, sodass sie mich traurig ansah. Das Gift auf ihren Lippen störte mich nicht, es hatte auf mich keine Wirkung, auch wenn ich es gerade wünschte.

„Sprich es nicht aus…“

„In Ordnung… Sesshomaru, ich will nur, dass du weißt, dass du mir sehr viel bedeutest und falls ich nicht mehr sein sollte, wünsche ich mir von Herzen, dass du eines Tages jemanden finden wirst, der immer bei dir sein wird. Jemand mit einem großen, liebenden Herzen.“

„Aber du bist doch da, ich brauche nur dich…“

„Sesshomaru, mein Gemahl. Ich will aber nicht, dass du ewig alleine bleibst. Ich will, dass du glücklich wirst und irgendwann einmal lächelst.“

Überrascht sah ich sie an und streichelte ihre Wange. „Izayoi, ich hol dich zurück und dann werde ich für dich Lächeln, weil ich glücklich sein werde, dich wieder in meine Arme zu schließen.“

Sie lächelte liebevoll und streichelte meine Wange, als ihre Hand auf einmal ohne weiteres schlaff herabfiel. Ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen. Auch mein Herz schien kurz auszusetzen, während ich sie noch kurz einmal rüttelte.

„Mama?“, fragte Inu Yasha, während ich sie auf eine saubere Stelle legte und Tensaiga zog. Das erste Mal, seit ich es gefunden hatte. Hör mich an, Tensaiga. Rette sie. Ich sah gebannt auf Izayoi und schlug mit dem Schwert zu, doch es schien nichts zu geschehen. Was machte ich bitte falsch? Ich schlug noch einmal zu. Vater hatte es beherrscht und schon damals schien ich eine Gabe dafür zu haben, warum also nicht?

Wütend schlug ich noch einige Male zu, während Inu Yasha mich gebannt anstarrte. Als dann immer noch nichts geschah, sah ich verdattert auf Izayoi, als ich von der Seite auf einmal einen Pfeil kommen sah. Ich packte ihn und ließ ihn zerbrechen. Ein Giftpfeil. Das gleiche Gift. Wütend sah ich hin und ließ meine Giftpeitsche zucken. Die Frau zerteilte ich in zwei Teile, während ich tief knurrte und meine Brust sich immer mehr zusammenzog.

Ich versuchte es noch einmal, bevor ich das Schwert neben Inu Yasha fallen ließ und auf die Knie ging. Izayoi, nein… Meine Gedärme zogen sich schmerzend zusammen, während ich ihren leblosen schlaffen Körper anhob und in ihr Gesicht blickte und schluckte. Etwas Warmes quoll aus meinem Augen und suchte sich den Weg über meine Wange auf ihre Lippen. Nein… hatte ich versagt? Izayoi… Mach die Augen auf… bitte…

„Mama…“, fragte Inu Yasha und rüttelte ein wenig an ihren leblosen Körper. „Mama, alles ist wieder gut, mach die Augen auf, die böse Tante ist tot. Mama…. Mama!“ Inu Yasha verstand anscheinend nicht, was los war. „Mama…“, quengelte er. Ich war so wütend.

Wie konnten sie mich als Monster bezeichnen… Ich bring euch alle um…

TÖTE! TÖTE SIE! REISS SIE IN STÜCKE! QUÄL SIE! TÖTE SIE! DUMME MENSCHEN! TÖTE SIE! ERMORDE SIE! TRÄNKE DEN BODEN MIT IHREN BLUT!

JA! Das werde ich. Sie sollen alle dafür büßen. Ihr Vater soll zusehen, wie ich jeden Töte und zuletzt ihn! Ihr dreckiges Vieh! Ich schlachte euch ab, wie das Essen, was ich euch gebracht habe und dann fresse ich euch.

Izayoi bettete ich auf die Dielen, wo Inu Yasha sich sofort zugesellte und noch an ihren schlaffen Körper zerrte.

„Bleib hier.“, knurrte ich, doch das brauchte ich nicht zu sagen. Inu Yasha wollte sie immer noch wecken und würde nicht aufhören, bis sie die Augen öffnete, was sie nie wieder tat. Er war selbst gefangen in seiner heilen Welt, in der seine Mutter noch lebte.

Ich rieb mir mit meinem Ärmel kurz über mein Gesicht, bevor ich die Bibliothek verließ und in die Arme ihrer Geschwister und Partner lief, die anscheinend Position vor der Bibliothek eingenommen hatten.

„Schön, dass ihr euch serviert.“, meinte ich gehässig, bevor sich mein Gesicht schon veränderte und die Knochen knackten, meine Augen wurden rot. „Ihr werdet alle sterben. Ihr und eure Nachkommen. Niemanden werde ich verschonen!“

Danach verwandelte ich mich in einen großen Hund und stürzte darauf los. Mein Gift triefte aus meinem Maul und verätzte duzende, während meine Krallen sie durch die Gegend schlugen. Mit ihr, würde ihre Familie aussterben. Die waren Monster und mussten ausgerottet werden. Izayoi! Ich jaulte laut und biss vielen die Köpfe ab, bevor ich sie komplett verschlang. Schnell begriffen sie, wie stark ich war und das niemand sie schützen würde.

Wutentbrannt rottete ich sie einen nach den anderen aus und genoss ihre quälenden Schreie. Izayoi! IZAYOI! Sie werden nie wieder jemanden etwas tun, versprochen!

 

Ich wütete, bis der Abend anbrach und ich mich langsam beruhigte. Ich hatte sie gefressen und genoss ihre letzten quälenden Schreie, bevor meine Magensäure ihnen den Rest gab. Knurrend sah ich mich um und sah dann zur Bibliothek. Ich kletterte leicht aufs Gebäude und blickte in das Loch von vorhin, wo Inu Yasha weinend seine Mutter schüttelte und das Schwert im Arm hielt.

Mein Herz setzte aus, als ich langsam zur Besinnung kam. Am Ende hatte ich nicht einmal mehr bemerkt, was ich getan hatte, so außer Rand und Band war ich. Ich beugte mein Maul herab und schnappte meinen Jungen und meine Frau mit einem Happs. Inu Yasha keuchte erst, doch er hatte nichts zu befürchten.

Ich machte das Geräusch, das er kannte und es schien ihn zu beruhigen, während ich das Maul schloss und dafür sorgte, dass in meinem Magen alles tot war.

Mit großen Sätzen sprang ich über die Mauern des Schlosses. Ich hatte diese Monster ausgerottet und ich würde mir auch noch ihre Verwandten holen. Sie würden nie vergessen, was es bedeutete, meine Frau zu töten. Hoffentlich litten sie in der Hölle. Einem Jungen die Mutter zu nehmen, nur weil sie ein gutes Herz hatte. Wäre sie nicht gewesen, wären sie alle längst tot gewesen. Izayoi. Dieses Schicksal… ich würde jeden es bereuen lassen. Versprochen.

 

 

Die Doppelgängerin

~~~~~~~~~~~~Yukiyona~~~~~~~~~~~

Ich hatte Wochen damit verbracht, für die Quellgöttin Erledigungen zu erfüllen. Die Gewässer wurden in letzter Zeit stark verschmutzt und meine Aufgabe war es, die Tunichtgute zur Strecke zu bringen. Jedes Mal schien ich ein wenig mehr von meiner Last befreit zu werden, was mich wirklich glücklich machte. Izayoi war so gütig gewesen, mir diese Freiheit zu lassen, was auch gut war. Denn… schockiert hatte ich jemanden entdeckt, der einem meiner Peiniger von damals ähnlichgesehen hatte. Wahrscheinlich ein Nachfahre. Wäre ich geblieben, hätte ich diesen Mann sehr wahrscheinlich einfach getötet.

Etwas entspannter lehnte ich mich in einem Onsen zurück und vermisste ein wenig die Zweisamkeit mit Sesshomaru. Dummer Weise schienen wir nur zu komischen Momenten Sex zu haben, sodass ich es nie hatte genießen können. Was er wohl gerade tat? Er musste sich ja auch fernhalten, doch es machte ihn bestimmt gerade verrückt. Genau. Er war schon immer so gewesen und Inu Yasha erst.

Ich seufzte und wischte über das Wasser. Er war ihm etwas ähnlich geworden, wenn es darum ging, Ungestüm zu sein. Doch egal wie sehr es mich schmerzte, sie so zusehen, empfand ich auch tiefes Glück. Denn sie waren eine wunderschöne Familie. Ich wünschte nur, ich hätte damals dieses Glück wiederfahren… Doch ich hatte es eigentlich, aber nur kurz. Zu schnell hatte sich das Blatt gedreht.

Damals… als sie uns geholt hatten… Mich missbraucht hatten und… Ich schüttelte den Kopf. Nein. Ich musste damit abschließen. Ich war kein Mensch mehr und würde es nie wieder werden. Nie wieder!

Grummelnd schloss ich die Augen, als ich es hörte. Sie kündigte sich wieder an. „Was gibt es?“, fragte ich ungestüm und sah in das Gesicht der hübschen Göttin, die unter der Wasseroberfläche zu sein schien.

„Das Wasser…“

„Wo?“

„Das ist es ja…“, meinte sie und schien etwas besorgt, was mich aufhorchen ließ. „Es ist das Wasser im Schloss der Prinzessin.“

„WAS?“

„Ich habe versucht durchzusehen, doch dort ist nur Blut…. Meine Sicht ist verschwommen…“, meinte sie und schüttelte sich angeekelt. „Du musst hin, sofort!“

 

Geschwind hatte ich mich angekleidet und war los geritten. Immer wieder trat ich das Pferd in die Seiten und hetzte es über die Landschaft. Ein Blutbad? Aber wieso? Sesshomaru vielleicht? Aber er würde doch nicht… oder war etwas geschehen? Nein!

Immer schneller ritt ich und versuchte die Zeit zu betrügen. Es würde bald Nacht sein und dann konnte ich sie bestimmt nicht finden! Aber ich musste unbedingt. Wer wusste was geschehen war!

 

Dann kam ich auch endlich an am Schloss und musste schockiert das ganze Blut sehen, doch… es waren keine Leichen da. Was zum? Ängstlich sah ich mich um und entdeckte am Ende nur in der Bibliothek eine zerteilte Frau und eine Stelle mit blutigem Erbrochenem. Das war Izayois Sitzplatz. Was war hier nur los? Auch sah ich verschütten Tee und roch daran, nur um die Lippen zu verziehen. Der Tee roch merkwürdig… Hatten sie Izayoi vergiftet? Aber sie lag hier nicht, also hatte er sie gerettet und…

Ich sah wieder hinaus. Und alle getötet? Ich hob den Spiegel aus meinem Oberteil. „Quellgöttin.“

„Ja?“

„Sieh es dir an.“, meinte ich und drehte den Spiegel weg von mir, damit sie alles sehen konnte. Ich hörte sie würgen, bevor ich den Spiegel zu mir drehte. „Ich werde Sesshomaru suchen…“

„Verstehe…“, meinte sie, bevor sie schon weg war. Hier konnte ich nichts tun. Das Blut würde versickern und weggewaschen werden. Hier gab es keine Leichen, die das Wasser verdrecken würden.

Mein Herz schlug ein wenig heftiger und wurde unruhig, während ich nur daran dachte, dass Sesshomaru ausgerastet war. Ich hatte böse Vermutungen… Ich musste beten, dass sie lebte.

 

Mein Pferd trug mich weiter und diesmal musste ich trotz der einbrechenden Dunkelheit kaum suchen, da es eine lange Spur von verwesenden Gras gab und zerborstene Bambusbäume. Er war hier gewesen. Er war ein Dämonenhund. Eindeutig. Sesshomaru, du warst keinem Baum ausgewichen… wieso nur…

Ich ritt und ritt, bis ich dann nach einiger Zeit auf eine Lichtung kam und einen riesigen Dämonenhund erblickte. Er lag am Boden und schien etwas zwischen seinen Vorderpfoten zu haben. Mit Schwung sprang ich vom Pferd und hetzte zu ihm, doch als er sich umdrehte mit seinem Kopf, erstarrte ich. Er knurrte und fauchte, während sein ganzer Körper erbebte. Was war nur los mit ihm? Vorsichtig hob ich die Hände. „Sesshomaru, ich bin es, Yukiyona.“, meinte ich leise. Er knurrte und schnappte in meine Richtung, doch ich ließ mich nicht beirren. Jetzt war es an meinem Herzen, auszusetzen und zu verstehen, warum er so wütend war. Ich entdeckte den Stoff von Izayois Kimono. Die vielen Lagen in verschiedenen Farben und ich vernahm einen kleinen Jungen, der weinte und immer wieder Mama flüsterte.

Mein Herz schmerzte. Ich begriff, dass sie tot sein musste. Izayoi… war das meine Schuld? Ich ging weiter und ignorierte seine Gebärden, bis ich sie genau sehen konnte. Da lag sie mit einem Lächeln im Gesicht und … ohne vernehmbaren Regungen. Ihre Haut war fahl und blass. Durch sie pumpte schon lange kein Blut mehr. Sie war bestimmt schon seit Stunden tot, während die beiden hier hockten und die Frau betrauerten, die sie beide geliebt hatten. Ich spürte auch ein paar Tränen, die in mir aufkeimten. Izayoi, wieso musstest du nur sterben… Doch es war gut, dass du nicht zum Dämon geworden warst… Ich hätte das nie für dich gewollte… Meine arme Freundin…

„Sesshomaru…“, flüsterte ich und legte meine Hand auf seine Schnauze. Er knurrte noch etwas, doch ich streichelte sie einfach. „Es tut mir so leid… Aber… du musst sie begraben… Sie wacht nicht mehr auf…“

Er knurrte etwas mehr, bevor ich tief durchatmete. „Oder willst du, dass Inu Yasha noch mehr leidet… sieh ihn dir an. Er versucht immer noch seine Mutter aufzuwecken…“

Sesshomaru verstummte und sah mich noch einmal an, bevor er sich langsam zurück verwandelte. Inu Yasha beachtete ihn gar nicht und schien der Erschöpfung schon nahe.

„Sie ist tot… ich konnte sie nicht wiederbeleben…“

Er schien tieftraurig. Sesshomaru… Ich ging ein paar Schritte vor und umarmte ihn einfach. Sein Körper regte sich nicht, doch ich wusste, dass er es gerade brauchte. Er hatte die Frau verloren, die er über alles geliebt hatte und er war so wütend gewesen, dass er alle getötet hatte. Vielleicht konnte ich ihm ein wenig Trost schenken.

„Ich begrabe sie…“, meinte er heiser. Seine Stimme klang kratzend und fern. „Kannst du…“

„Ich versuche es.“, flüsterte ich und ließ ihn los. Ich kniete mich vor Inu Yasha und zog ihn an meine Brust.

„Lass mich los! Ich muss Mama aufwecken!“

„Schhhhttt… Mama ruht sich nur aus. Lass sie noch etwas schlafen. Wenn du morgen aufwachst, geht es ihr besser.“, log ich und streichelte ihn sanft. „Deine Mama muss sich erholen.“

„Und dann wacht sie auf?“

Ich schluckte. „ja, dann wacht sie auf.“

Als ich die Wörter ausgesprochen hatte, kam mir ein düsterer Gedanke. Sie hatte mir viel Leid vorhergesagt und vielleicht war das auch der Fall. Doch würde es Sesshomaru verkraften, wenn ich ihren Platz einnahm? Ich streichelte ihn und hob ihn von seiner Mutter. Leise sang ich ein Schlaflied, dass ich ihm schon oft dargebracht hatte, während Sesshomaru seine verstorbene Gemahlin anhob und sie davontrug. Er verneigte sich vorher noch leicht. Trotz der Last in seinem Herzen, schien er tapfer sein zu wollen. Ich verachtete ihn auch nicht für den Massenmord. Nein, ich verstand ihn sogar. Sogar ich hatte gemordet und meinen Liebsten damals gerächt.

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~

Ich war schon fast apathisch gewesen, als ich durch den Wald geprescht war. Immer mehr war gegen meinen Kopf geschlagen, doch der Nebel verschwand nicht. Zuletzt hatten wir uns auf einer Wiese gesetzt, nachdem ich ihn und Izayoi aus dem Maul entlassen hatte. Er hatte immer noch nicht aufgegeben und versuchte es weiter, während Tensaiga als stummer Zeuge dabei zusah. Dieser unbrauchbare Zahnstocher. Er hatte keinen Wert. Er hatte sie sterben lassen… Nein. Ich hatte es.

Nach einiger Zeit stieß dann auch Yukiyona zu uns, welche mich etwas beruhigte und mir verdeutlichte, was ich tun sollte. Sie begraben. Mein Herz tat weh, doch sie hatte Recht.

Sie nahm mir Inu Yasha ab und flüsterte ihm etwas zu, was mein Herz stehen ließ. Hatte sie vor, ihre Gestalt anzunehmen oder wollte sie ihn nur ablenken? Ich wusste es nicht und musste mir klar werden, ob ich das zulassen wollte und sollte… Es ging dabei eigentlich auch um Inu Yasha.

 

Meine Füße trugen mich mit ihr weit, bis ich anfing zu fliegen, um einen schönen Flecken zu finden. Nur wo? Ich seufzte und sah auf das blutige Schloss. Nicht hier.

Und dann fiel es mir ein. Ich flog zu dem anderen Schloss, welches schon längst zerfallen war. Ich landete auf einer Erhöhung bei einem Baum und sah hinab auf das Schloss, dessen Ruinen schon von Pflanzen überwuchert wurden. Ruhe war eingekehrt und hier lag wahrscheinlich auch mein Vater. Ich seufzte leicht und sah den Baum an, bevor ich sie ablegte und ich mich schon ans Werk machte. Es war mir egal, dass ich meine Hände dazu benutzte. Ich wollte Zeit dafür haben. Es sollte perfekt sein und sie sollte ihre Ruhe finden. Hier hätte sie einen guten Blick. Egal wie viel geschehen war, war hier ihr zuhause gewesen. Wir hatten viele schöne Erinnerungen geteilt. Egal wie sehr es schmerzte, ich bereute nicht, sie am Leben gelassen zu haben. Sie hatte mir etwas geschenkt, was ich immer bewahren würde. Izayoi… Ich vermisse dich und werde es immer tun. Du bist das wertvollste in meinem Leben, was ich je besessen hatte.

Ich werde auf Inu Yasha Acht geben und ihn erziehen, sodass du auf ihn stolz sein kannst. Du wirst bestimmt wieder geboren. Daran glaube ich. Meine Hände gruben weiter und weiter und höhlten den Boden aus. Izayoi.

 

Nachdem ich sie endlich begraben hatte, suchte ich einen Stein und bereitete ihn mit meiner Säure, bevor ich ihn unter den Baum setzte und wieder zum Schloss sah. Ruhe bitte in Frieden… Ich suchte danach noch ein paar Blumen und entdeckte Lilien, die ich vor das Grab legte. Sie hatte sie schon immer geliebt gehabt. Izayoi, meine Gedanken werden bei dir sein. Du warst eine großartige Frau und eine großartige Mutter.

 

Ich verblieb noch einige Stunden am Grab, bevor ich heimkehrte und Yukiyona entdeckte, die den schlafenden Inu Yasha in den Armen hielt. „Wo hast du sie hingebracht?“

„Zum alten Schloss auf einen Hügel…“, meinte ich leise und sah den erschöpften Jungen an. „Du hast vorhin etwas gesagt…“

„Es tut mir leid… das hätte ich nicht…“

„Nein. Ich bitte dich darum…“

„Aber es wird dir wehtun…“

„Das ist egal. Inu Yasha soll nicht ohne Mutter aufwachsen.“, meinte ich ernst und sah ihr fest in die Augen. „Ich verkrafte das. Jetzt tu es einfach.“

Sie schluckte und gab meiner Bitte nach. Mein Herz setzte aus. Sie sah ihr zum Verwechseln ähnlich. Es brach mir fast das Herz, wo ich sie doch gerade beerdigt hatte.

„Sesshomaru…“, meinte sie bestürzt und hob eine Hand. Ich wich ihr nicht aus und spürte im nächsten Moment ihre warme Hand auf meiner Wange, die mit dem Daumen etwas Feuchtes wegwischte. „Du weinst…“

Ich sah zur Seite und atmete tief durch. „Nur ein Sandkorn.“

„Verstehe.“, meinte sie und trat näher heran, bevor sie mich an sich zog und Inu Yasha zwischen uns war. „Sag, wenn es zu schlimm wird…“

„Izayoi…“, murmelte ich und presste mein Gesicht an ihre Halsbeuge. Es war nicht ihr Duft, aber für einen Moment wollte ich glauben, dass sie nicht tot war. Genauso wie Inu Yasha schien es fast unmöglich für mich, zu verarbeiten, dass sie nicht mehr da war. Ich bürdete Yukiyona viel auf damit… doch nur etwas länger…

Sie seufzte leise und streichelte meinen Kopf beruhigend. „Alles gut. Wir sollten einen Unterschlupf suchen. Deine Hände sind ganz dreckig.“

„hmmm…“, brummte ich und löste mich von ihr, bevor ich noch einmal in ihre Augen sah. Ich würde dich nie vergessen, Izayoi…

 

 

Baldrian

~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~

Mama ging es sehr schlecht, das wusste ich noch, doch Yuki hatte versprochen, dass es ihr wieder besser gehen würde, wenn sie sich nur ausruhte und so war es dann auch!

Als ich morgens die Augen müde aufschlug, spürte ich die Wärme meiner Mutter. Glücklich lauschte ich ihrem stetigen Herzschlag, während sie mich durch die Gegend trug. „Mama?“, fragte ich leise und hoffte, dass ich nicht träumte.  Ihr Blick ging herab zu mir und ihre braunen Augen betrachteten mich warm und liebevoll. „Geht es dir wieder gut?“

„Ja, Inu Yasha. Mein kleiner Liebling.“, lächelte sie zaghaft und streichelte mich. „Papa hat mir geholfen.“

Ich lächelte und sah zu Papa, welcher vor uns voranschritt. Er war noch da.  „Bleibt Papa bei uns?“

„Ja, vorerst.“, meinte sie lieb, bevor ich schon die nächste Frage stellte.

„Wir gehen aber nicht zurück zu den bösen Menschen oder?“

„Nein. Das werden wir nicht. Versprochen.“, hauchte sie und küsste meine Stirn, bevor ich etwas zappelte und aus ihren Armen hüpfte.

Fröhlich lief ich herum und lächelte meine Mama herzlich an, bevor ich zu Papa lief und seine Hand griff, die runterbaumelte. Ich kam zum Glück gerade so ran. Er blieb stehen und sah zu mir herab. „Papa, danke, dass du Mama gerettet hast, du bist der größte!“, sagte ich laut und war so fröhlich. Mama ging es gut und wir würden jetzt zusammenbleiben. Endlich war ich draußen und das mit beiden!

„Inu Yasha.“ Seine Stimme schien etwas monoton, während er sich zu mir herabkniete und sanft über meinen Kopf streichelte. „Das hast du gut gemacht.“

Ich nickte und genoss die Wärme, die von seiner Hand aus ging. Papa war einfach der Beste! Wenn ich groß war, würde ich genauso stark, wie er werden. Ganz bestimmt. Kichernd genoss ich, wie er meine Ohren liebkoste und atmete seinen Duft ein. „Hast du die bösen Menschen bestraft?“

„Das habe ich, Inu Yasha. Sie werden nie wieder jemanden etwas tun.“

Ich nickte. „Das haben die auch verdient! Die waren ganz gemein! Du hattest recht, dass sie dumm sind.“

Meine Mama seufzte hinter mir, bevor sie hinter mich trat und mich einfach schnappte und hoch hob. „Inu Yasha.“, meinte sie tadelnd und lächelte zart, bevor sie mich wieder absetzte. „Man sollte nicht immer Gewalt mit Gewalt bekämpfen. Manchmal gibt es auch andere Wege.“

„Hab schon verstanden.“, meinte ich und schnupperte ein wenig. Es roch ganz anderes wie im Schloss und wir waren bestimmt schon ganz weit weg. Neugierig dackelte ich von einer Ecke zur Nächsten und freute mich riesig. Endlich wären Mama, Papa und ich vereint und wir würden bestimmt ganz viele Abenteuer erleben. Endlich kein langweiliger Palast mehr, hihi!

 

~~~~~~~~~~~~~Yukiyona~~~~~~~~~~~~~~~~

Es fühlte sich Großteiles unbehaglich an. Ich bereute schon fast wieder, ihre Gestalt angenommen zu haben, doch es war bestimmt viel besser, aber… Ich sah auf zu Sesshomaru, der von Inu Yasha mit Liebe überschüttet wurde. Man merkte diesem Mann an, wie sehr es ihn verletzte. Egal was er sagte, sogar ein Blinder würde es sehen. Inu Yasha bedankte sich, dass er seine Mutter gerettet hatte, dabei war er zu spät gekommen und hatte nichts für sie tun können. Oh Izayoi, ich hoffe du kannst in Frieden ruhen, während Sesshomaru noch mehr Schuld auf seine Schultern lädt und die Verantwortung für diesen kleinen Buben übernimmt. Natürlich könnte ich Großteiles die Erziehung übernehmen, doch wusste auch ich nicht alles über diese kleinen Kämpfernaturen.

Seufzend schnappte ich dann Inu Yasha weg und brachte ihn kurz auf andere Gedanken, was wunderbar funktionierte. Er beließ es bei seiner Dankesrede und lief auf und davon, um den Wald zu erkunden.

Besorgt legte ich eine Hand auf Sesshomarus Schulter, welcher es anscheinend nicht wagte, sich umzudrehen. „Kommst du klar damit?“

„Bleibt mir etwas Anderes übrig?“

„Du hättest auch…“

„Still. Es ist besser so für ihn. Des Weiteren können wir sicher sein, dass er nicht wegläuft.“

„Ach Sesshomaru.“, seufzte ich und umarmte ihn einfach. Er blieb still stehen und atmete tief durch.

„Ich bin froh, dass du nicht wie sie riechst…“

Ich seufzte und drückte ihn etwas. „Zum Glück merkt er es nicht…“

„Das liegt daran, dass du zu oft in ihrer Gestalt gewesen bist. Wahrscheinlich war seine eigene Mutter ihm fremder als du es bist.“

„Das stimmt. Sollen wir einen Unterschlupf suchen oder noch weiter weggehen? Ich weiß nicht, wie Inu Yasha gesundheitlich reagiert.“

„Was meinst du?“

„Naja, er war sehr behütet und auch wenn er ein Dämon ist, befürchte ich, dass es Auswirkungen auf ihn haben könnte und du könntest auch noch Auswirkungen haben.“

„Red keinen Unsinn.“, knurrte er und löste meine Arme, bevor er weiter ging und die Brust rausstreckte. Er öffnete den Mund, doch sprach es dann doch nicht aus. Mir war zu sehr bewusst, dass es ihn viel mehr mitnahm, als er es je aussprechen würde. Dieser Mann hatte gerade jemanden verloren, den er geliebt hatte. Ach Sesshomaru, was soll ich nur mit dir machen?

 

Wir marschierten noch fast den ganzen Tag, als Inu Yasha auf einmal erschöpft sitzen blieb und sehr merkwürdig atmete. Geschwind rannte ich zu dem kleinen tapferen Jungen. „Inu Yasha, alles in Ordnung?“

„Mein Kopf tut aua.“, murmelte er und wackelte etwas hin und her. Oh nein… Ich legte meine Hand an seine Stirn und musste bemerken, dass sie heiß war.

„Sesshomaru, er hat Fieber…“, meinte ich heiser und hob den kleinen Jungen auf meine Arme. „Wir sollten einen Unterschlupf finden. Ich habe einige Kräuter und werde ihn behandeln.“

 

Sesshomaru betrachtete mich kühl, bevor er nickte. Was blieb uns auch anderes übrig. Inu Yasha war das Reisen nicht gewöhnt und wahrscheinlich würden wir noch häufiger Rast einlegen müssen. Sie würden uns nicht jagen gehen oder? Er hatte jeden getötet.

So machten wir uns auf den Weg, beziehungsweise Sesshomaru hetzte vor und suchte einen passenden Unterschlupf, während ich erstmal einen Fluss suchte und Wasser in Bambusgefäße füllte. Inu Yasha gab ich etwas zu trinken. Dankend nahm er es an. Sachte tupfte ich mit einem im Wasser angefeuchteten Tuch seine Stirn ab und hielt ihn eng bei mir. Es war alles viel zu viel für diesen kleinen Hundejungen, der noch nicht gelernt hatte, mit allem umzugehen.

 

Nach einiger Zeit kehrte Sesshomaru zu mir zurück und deutete mit seinem Kopf in eine Richtung. „Ich habe in die Richtung etwas gefunden. Wir sollten bei Anbruch des Abends ankommen.“, meinte er und betrachtete den kleinen Jungen, bevor er ihn mir abnahm und ihn an sein Fell legte. Inu Yasha schmiegte sich sofort an und umarmte das bauschige Fell. Sesshomaru hatte sich wirklich zu einem Vater entwickelt. Ich hätte ihn nie so eingeschätzt. Ob es daran lag, dass Inu Yasha die letzte Erinnerung an seine… Familie… war? Oder wirklich nur an das Versprechen, dass er einst gegeben hatte?

Was es auch war, es rettet Inu Yasha das Leben. Insgesamt wären wir wohl nie so weit gekommen ohne ihn. Wenn nur Sesshomaru auch verstehen würde, wie viel mehr in ihm doch lauerte. Er war schon lange kein Monster mehr, nein, er war noch nie eins gewesen.

 

Am Abend erreichten wir dann zusammen eine kleine Hütte. Sie würde fürs erste ausreichen. Sesshomaru ging vor und legte Inu Yasha mitsamt seinem Fell auf den Dielenboden. Das Haus war dreckig, aber das würde ich später bereinigen, je nachdem, wie lange wir blieben. Ich nahm meine Tasche zu Rat, die ich vor Inu Yasha versteckt hatte und nahm einige Kräuter hervor und das Wasser. „Würdest du Feuerholz suchen, damit wir das Wasser kochen können?“

Er nickte etwas und war dann auch schon verschwunden, doch er war schnell wieder da und brachte mir das Holz. Zum Glück hatte er es wirklich gesammelt und kein frisches abgeschnitten.

Ich türmte das Holz und entzündete es mit einigen meiner kleinen Utensilien. Die Flamme wuchs langsam. Geschickt schnappte ich mir den Krug aus Metall und nickte ihm zu. „Ich wasche ihn eben aus, kümmere dich etwas um Inu Yasha, ja?“

„Verstanden.“

Danach machte ich mich auf den Weg zum Wasser. Ich sorgte mich nur ein wenig, denn ich wusste, dass Sesshomaru gut Acht geben würde.

 

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~

Da war ich nun mit Inu Yasha in dieser kleinen Hütte. Es hatte sehr geschmerzt, als Inu Yasha sich bedankt hatte. Ich hatte sie nicht gerettet, aber das wusste er nicht und zur Strafe würde ich jeden Tag in ihr Angesicht blicken und daran denken, wie dumm ich doch gewesen war.

Seufzend setzte ich mich zu dem Häufchen Elend. Er keuchte immer noch schwer. Ich zog meine Rüstung aus und löste mein Oberteil, nur um es ihm als Decke zu geben. Das Fell veränderte ich noch, sodass es wie ein Bettchen für ihn war.

Glücklich schmiegte er sich hinein. Danach nahm ich das Tuch und tränkte es mit dem kühlen Wasser, bevor ich es auf seine Stirn legte. Ich wollte die Hand schon wegziehen, als er plötzlich meine Hand griff und seine Wange daran schmiegte.

„Papa, bleib bei mir…“, träumte er vor sich hin und schien mich auch nicht mehr los lassen zu wollen. Ich seufzte. Was sollte ich nur mit ihm machen? Es würde gefährlich sein, ihn bei mir zu lassen, doch fürs Erste musste ich dafür sorgen, dass er alleine klarkam. Wahrscheinlich hätte Izayoi wieder geschimpft, doch… jetzt war ich dran, ihm beizubringen, auf eigenen Beinen zu stehen. Ich streichelte sein Haar aus der Stirn und beobachtete das kleine Gesicht. Er sah ihr ein wenig ähnlich. Ich wollte diesem Kind noch kein leid zu fügen. Ein wenig sollte er noch in Frieden leben dürfen, bevor er der Wahrheit ins Gesicht sehen musste. Wie würde ich ihm beibringen, dass seine Mutter schon seit Jahren tot war? Inu Yasha würde mich spätestens dann hassen, dass ich sie nicht hatte beschützen können, so wie ich mich hasste…

 

„Wieder da.“

Erschrocken sah ich auf, wie Yukiyona eintrat und wie Izayoi aussah. Sie stellte den Topf aufs Feuer und bereitete Wasser mit den Kräutern.

„Hunger…“, brummte es unter mir und ich hörte ein Magen knurren.

„Ich jage etwas.“, meinte ich leise und löste mich von ihm. „Pass auf ihn auf, ich besorge etwas zu Essen.“

„Gute Idee. Der Junge ist im Wachstum und braucht sehr viel. Das Feuer brennt, ich werde dann eine Suppe darauf kochen, aber es reicht etwas Kleines. Beeil dich bitte.“

„Natürlich.“, meinte ich fast schon zu nachgiebig und machte mich auf den Weg. Ich musste da einfach raus. Es schlug mir übel entgegen, sie dort zu sehen. Es war meine Strafe, aber ich verkraftete sie kaum. Wie würde unsere Zukunft funktionieren…

 

Ich streifte durch den Wald wie ein wildes Tier auf der Suche nach Beute, ich brauchte das. Leise pirschte ich mich an und erwischte mehrere Hasen, denen ich mit Leichtigkeit das Genick brach. Sie würden nahrhaft sein. Zusätzlich fand ich Gemüse, dass ich auch mitnahm. Yukiyona wüsste schon, was man damit tat. Der kleine Junge musste an Kraft gewinnen. Anscheinend war er an feste Mahlzeiten mehr gebunden, als ich. Was würde ihn noch einschränken und könnte ich ihm zu genug Macht verhelfen, damit ich mich um meine Angelegenheiten kümmern könnte?

 

Als ich dann 5 Hasen hatte und ein paar Wurzeln, kehrte ich zurück und legte alles ab. Yukiyona betrachtete das Essen und nickte freudig, während sie Inu Yasha etwas einflöste.

„Was hast du da?“

„Baldrian. Ich hatte noch einiges dafür in getrockneter Form, doch muss ich bald mit ihm neue Sachen sammeln.“, lächelte sie und nahm ihm das Tässchen ab. Er verzog angeekelt die Lippen und streckte die Zunge raus. Bestimmt hatte es ihm nicht geschmeckt, aber wem würde das auch schmecken, wo es so schon bestialisch stank.

„Vergiftest du ihn nicht eher?“

„Nein. Er ahtte schon mal Fieber. Bei ihm wirkt es wirklich sehr gut, also verzieh nicht das Gesicht. Lass uns lieber etwas Essen und schlafen.“

„Natürlich.“

 

Ich würde mir einen Plan überlegen müssen, um allem beiwohnen zu können. Izayoi… wieso musstest du nur sterben? Wären wir dir nur nie begegnet… nein… wären wir nur nie wieder gekommen, nach unserer ersten Begegnung.

 

Verfolger (Sesshomaru)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Jagdversuche

Etwa ein halbes Jahr später:

 

~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~

 

Es war einige Zeit vergangen, seit wir die Hütte verlassen hatten. Inu Yasha war damals schnell genesen und mit Ah-Uhn gestaltete sich die Reise weitaus angenehmer. Natürlich konnte ich nicht in die Stadt mit den Dämonen zurückkehren, was schon den Grund hatte, dass das reinste Chaos dort herrschte, aber auch, weil Inu Yasha ein Hanyou war und es für ihn gefährlich wäre. So viele Abstriche machte ich für den Jungen. Hoffentlich würde er mir den Gefallen später erwidern, sollte ich unser Reich wieder einnehmen wollen.

 

Nachdenklich betrachtete ich Yukiyona, die fast zu einer zweiten Izayoi geworden war. Manchmal vergaß ich es und erwischte mich immer wieder dabei, dass ich mich ihr nähern wollte, aber sie war es nicht und ich würde es nicht tun. Schon, da es Yukiyona in eine missliche Lage bringen würde. Sie musste im schlimmsten Fall die volle Verantwortung über Inu Yasha übernehmen. Auch wenn zurzeit alles noch in dem Sinne friedlich schien, würde es sich bestimmt bald ändern.

 

Heute machten wir in einem Wald Rast, wo Inu Yasha sofort von Ah-Uhn sprang und schnupperte. Er sah zu mir auf und grinste. „Papa, gehen wir heute zusammen jagen? Ich habe mein 100derstes Tier gefangen, du hast es versprochen!“

Neugierig sah ich ihn an, als er mir auf einmal eine Libelle vor die Nase hielt. Hatte er sie seit dem Teich festgehalten? Anscheinend wurde er wirklich geschickt. „Gut. Werden wir. Ich weihe dich in die Jagd ein.“

„Juchuh!“, kicherte er und sah freudig zu seiner… Mutter. „Mama, ich darf Papa helfen! Ich bring dir was Tolles mit!“, frohlockte er. Es war zu seinem Glück der Frühling vorbei und der Sommer angebrochen. Überall fand man etwas, so würde er sehr unwahrscheinlich ohne Beute ausgehen.

 

Ich kniete mich zu ihm herab und richtete etwas sein Haar, während ich ihm die Libelle abnahm. Natürlich lebte sie noch, wie immer, aber das Töten würde ich ihm heute beibringen. Jetzt war er sieben Jahre alt und seine Fangzähne schon ausgebildet. Bald kämen seine bleibenden, also störte es nicht, sollte er doch einen verlieren.

„Das wichtigste auf der Jagd aber ist, dass du still sein musst und leise. Wir müssen uns anschleichen. Des Weiteren achte darauf, dass sie dich nicht riechen.“

„Ah warte… ahmm…also nicht riechen und leise?“

„Genau.

Erstens: Du musst leise sein. Kein Muchs. Die haben Ohren wie du.“, ich stupste sie an und er wackelte freudig damit.

„Zweitens: Du musst dich anschleichen können. Ganz vorsichtig und achte darauf, nicht auf Zweige zu treten, sonst erschrecken sie.“ Ich griff einen Ast und zerbrach ihn an seinem Ohr. Er zuckte und schaute überrascht hin und nickte schnell.

„Drittens: Sie dürfen dich nicht riechen. Achte darauf, woher der Wind kommt, sonst laufen sie weg.“ Ich legte meinen Finger auf seine Nase. Er nickte wieder und grinste aufgeregt.

„und weiter?“

„Gut. Viertens: Wenn du es siehst, schnapp es dir. Achte darauf, dass es dir nicht entwischen kann. Du hast ja geübt, schnell etwas zu fangen, das kannst du mir dann zeigen.“

Er nickte weiter und lächelte glücklich. Ich wusste jetzt schon, dass es eine halbe Katastrophe werden würde, aber jeder lernte aus seinen Fehlern, sogar ich. Als ich zu meinem Vater gekommen war, war ich großprotzig in den Wald marschiert und hatte mit ansehen müssen, wie mir jedes Tier entwischt war. Mein Vater hatte lauthals gelacht und so dann auch noch die Vögel aufgeschreckt, sodass ich am Ende aussah… Nein, das musste ich mir nicht in Erinnerung rufen. Er würde hoffentlich nicht so enden, wie ich bei meinem ersten Jagdversuch.

Aber es wäre erfrischend. Er hatte oft trainiert und auch wenn wir Ah-Uhn hatten, nahm er es sich nicht, manchmal rumzulaufen. Er hatte mein Versprechen auch nicht vergessen und hatte sich Mühe gegeben, auch wenn es meist Insekten oder Kleintiere gewesen waren.

 

Ich briefte ihn noch ein wenig und zeigte ihm auf meine Art und Weise, wie er sich gut anschleichen könnte. Er trainierte und versuchte keine Geräusche zu machen. Ich spielte dabei natürlich das Kaninchen und wartete auf dem Boden. Natürlich hörte ich mehr, als ich zugab, aber meine Ohren waren auch besser als die eines kauenden Kaninchens.

Natürlich fiel es dem jungen Welpen schwer, ernst zu bleiben und doch, machte er nach und nach Fortschritte. Am Ende ließ ich es sogar einmal zu, dass er mich von hinten ansprang und seine kleinen Arme um meinen Hals schloss. „HAB DICH!“, kreischte er mir laut ins Ohr.

Ich knurrte spielerisch. „Das hast du wohl. Dann jagen wir jetzt einen echten Hasen.“

„Jaaaaa!“, rief er und schmiegte sich kurz an. Bald musste ich ihm sagen, dass ich nicht sein Vater war, aber nicht heute.

„Noch eins. Jage nichts, das größer ist wie du.“

Er sah mich mit großen Augen an und nickte schnell. „Verstanden.“

„Gut.“

Ich blickte noch einmal zu Yukiyona, welche Ah-Uhn die Maulkörbe abgenommen hatte und ihnen gestattete ein wenig Gras zu fressen.

„Viel Spaß euch zwei, bringt etwas Leckeres mit.“

„JA MAMA!“, lachte er und rannte schon los. Wir würden ja sehen, ob es heute etwas gab. Schlimmsten Falls trieb ich etwas auf ihn zu. Damit er zumindest etwas Erfolg hatte.

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~~~~~

Endlich hatte ich mein letztes Tier ergattert!

Auf dem Ritt, vorbei an einem See, fing ich sie! Eine Libelle! Sieben Jahre war ich alt und hatte mein hundertstes Tier gefangen. Ich war so glücklich, dass Papa mir endlich das Jagen beibringen würde!

Sofort hatte ich ihm mein Schmuckstück präsentiert und kurz darauf hatte er alles erklärt und mich mitgenommen noch ein paar Trockenübungen. Überglücklich watschelte ich mit meinen nackten Füßen durch das kühle Gras, während ich Papa gebannt dabei beobachtete, wie er sich verhielt.

Natürlich ahmte ich ihn sofort nach und mied es, nur ein Sterbenswörtchen zu sagen. Er hatte gesagt, die würden dann weglaufen und Mama sollte doch sehen, wie stark ich schon war!

 

Langsam schlichen wir umher, bis er mir gebot, mich hinzuknien. Er tat es auch und deutete ein wenig mit seinem Gesicht in eine Richtung. Neugierig lugte ich hinter einem Gebüsch hervor und da sah ich es. Meine Augen wurden ganz groß, als ich den braunen Hoppler sah, welcher mit seinen Ohren wackelte. Auch meine Ohren zuckten. Ich freute mich, doch ausversehen kam ich gegen das Gebüsch, schon schnellte der Kopf des Tieres hoch und es sah mich. Kurz schienen wir beide erschrocken, bevor es loslief.

Sofort sprang ich aus meinem Versteck und hechtete dem Häschen hinterher. Mist, Mist, Mist!

Geschwind setzte ich ihm nach und sprang von einer Ecke zur nächsten und hoffte es noch zu erwischen, doch ich blieb an einem Zweig hängen, der mich nicht loslassen wollte. Ich zog und fiepte, während es mich festhielt.

Dicke Tränen quollen hervor.

„Nein… sniff… nein…“, schluchzte ich und zog noch etwas, aber es wollte mich nicht loslassen.

„Da bist du.“, brummte Papa hinter mir. Er beugte sich herab und löste vorsichtig den Stoff von dem Ast. „Anscheinend ist dieser Baum ein guter Jäger.“ Ich verzog die Lippen und sah den Baum an.

„Blöder Baum.“

„Er hat es richtig gemacht. Er lag still auf der Lauer.“

Ich rieb die Tränen weg und sah den Baum und dann Papa an. „Das ist doch nur ein Baum!“, meinte ich trotzig und drehte mich schmollend weg.

„Nächstes Mal. Schnupper mal. Da er hier langgelaufen ist, solltest du ihn noch riechen. Nimm seine Verfolgung auf.“

Ich nickte und schnupperte und da war wirklich ein anderer Geruch. Vorsichtig hielt ich meine Nase an den Boden und kam wieder hoch. „Papa, ich rieche was!“

„Dann hinter her, aber leise. Meistens flüchten sie nur, um sich in der Nähe wieder nieder zu lassen.“

Ich nickte und startete meinen zweiten Versuch. Diesmal würde ich es bestimmt schaffen, aber wieder nicht.

Ich landete etwas im Dreck und schmollte, doch mein Vater gab mir immer wieder Mut, bis ich es dann doch endlich hatte. Ich lag auf ihm und hielt es fest, während er zu mir kam und es mit seiner Hand runterdrückte.

„Töte es.“

„Töten?“, fragte ich unsicher und sah auf das Tier herab. Wie machte man das?

„Es gibt mehrere Möglichkeiten. Deine Krallen sind sehr scharf und schneiden durch die Haut des Tieres oder aber du beißt ihm in den Hals.“

Besorgt sah ich auf das Tier was vor mir strampelte und hob meine Hand, doch zitterte ich. Ich hatte noch nie eins getötet.

„Soll ich es tun?“

Ich nickte unschuldig und beobachtete, wie er seine andere Hand nahm, das Kaninchen etwas hochzog und seine Hand schnell am Hals vorbeizog. Aus einer Wunde quoll sofort Blut, welches etwas spritzte. Papa drückte das Tier nach unten, welches noch leicht zuckte.

„Tut es ihm weh?“

„Etwas. Aber so stirbt es sehr schnell. Das wirst du auch noch lernen. Wir werden jetzt öfter jagen.“

Ich nickte. „Papa… bist du böse?“

„Das du es nicht getötet hast?“

„Ja…“

„Nein. Du hast bisher noch nicht getötet. Es hätte mich eher gewundert.“, meinte er und hob das Kaninchen an. Ich sah es begeistert an. Aber es war nicht viel. „Wir werden wohl noch etwas fangen müssen. Deine Mama isst das schon alleine auf.“

Ich nickte. „Oh ja!“

„Ich werde aber etwas größeres jagen. Sieh mir zu und lerne.“

 

Freudig sah ich Papa dann zu, wie er ein Wildschein erlegte. Es war unglaublich! Wir schlichen uns heran und das Wildschein merkte gar nichts, bis Papa so schnell wie der Wind neben dem Tier war und es mit einem Hieb tötete. Meine Augen wurden ganz groß, während ich den Hasen an meine Brust drückte. Eines Tages würde ich auch große Tiere jagen.

Nachdenklich blickte ich runter. Aber erstmal musste ich lernen… sie zu erlegen. Papa war schnell, doch könnte ich das auch werden?

 

 

~~~~~~~~~~~~~~~Yukiyona~~~~~~~~~~~~~~~

Ganz Stolz hatte ich Inu Yasha nachgesehen. Sesshomaru würde ihm bestimmt helfen, da war ich mir sicher.

Seufzend bereitete ich währenddessen schon einmal das Feuer, in dem ich Holz sammelte und stapelte. Oft schliefen wir unter freien Himmel, aber Inu Yasha gefiel es auch, während Sesshomaru und ich sowieso immer eher die Freiheit geliebt hatten.

Nur hoffentlich würde er sich nicht schon wieder eine Frau für die Nacht suchen. Ich seufzte. Ja, ich dankte ihm, dass er seine Frustration nicht an mir ausließ, aber es war einfach zu häufig. So würde er über Izayoi nicht hinwegkommen.

Dieser Verschleiß! Meistens tötete er seine Frauen sogar, es würde mich nicht wundern, wenn es über ihn auch bald eine Legende gab. Manchmal verstand ich ihn nicht.

Aber er blieb bei uns und damit hatte ich nicht gerechnet. Noch jetzt war er da und trainierte Inu Yasha fleißig. Konnte es sein, dass er in der Zukunft auf ihn bauen wollte? War es vielleicht die Schuld, die er noch empfand oder hatte er wirklich Vaterinstinkte?

Natürlich gehörte er zu seinem Rudel, wenn ich es auf normale Hunde bezog, doch dass er so viele Mühe hineinsteckte? Wenigstens hielt ihn das erstmal von der nächsten Frau fern.

Damals hatte er mir von der Ninja erzählt, dessen verätzte Leiche ich später noch gefunden hatte und auch danach tauchten des Öfteren welche auf. Sesshomaru, verliere dich bloß nicht. Sex ist kein Mittel, um Nähe zu finden. Wenn er wollte, wäre ich auch für ihn da und würde mich in einem unbeobachteten Moment verwandeln.

 

Nach einer Weile kamen die beiden dann heim. Sesshomaru trug ein Wildschwein bei sich, während Inu Yasha einen toten Hasen an seine Brust drückte. Glücklich kam ich in einem Yutaka auf ihn zugelaufen und kniete mich vor ihn.

„Oh, was hast du mir da schönes gebracht?“

„Ein Kaninchen! Das habe ich selbst gefangen!“

„Oh, das sehe ich. Das ist ja richtig groß!“

Ich grinste ihn breit an, während er mir das Kaninchen entgegen treckte. Ein wenig tadelnd schielte ich zu Sesshomaru hoch. Inu Yasha sah schrecklich aus und müsste später baden, das konnte ja sein Vater mit ihm tun.

„Hat dir Papa geholfen?“

„Er hat es umgebracht.“, murmelte er leise und sah mich traurig an, doch ich lächelte weiter und streichelte seinen Kopf.

„Nächstes Mal machst du es. Ich bin stolz auf dich und freue mich, es zu probieren. Sollen wir von dem Kaninchen Eintopf machen?“

„AU JA!“, rief er und hielt mir sofort das Tier hin.

„Gut, dann bereite ich es und du gehst mit Papa dich sauber machen.“

„JAAA!“, kicherte er und sah zu seinem großen Bruder, welcher das Wildschwein neben mir ablegte.

„Komm Inu Yasha. Deine Mutter sagt, du musst baden.“

Er verzog den Mund, doch dann lief er schon hinter seinem Vater her. Es war wirklich niedlich, ihnen zuzusehen. Ob die beiden sich jemals trennen würden? Sie waren wie ein Herz und eine Seele…

 

 

Abkapslung

~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~

Seit damals waren ganze zwei Jahre wieder ins Land gezogen. Manchmal glaubte ich nicht, wie schnell die Zeit verging. Inu Yasha war schon ganze 10 Jahre alt geworden und lernte von Tag zu Tag mehr dazu. Immer wieder forderte er mich heraus oder wollte Aufgaben erledigen, die ich ihm als äußerst wichtig präsentierte.

Dafür, dass er noch ein Kind war, entwickelte er sich wirklich prächtig. Später würde er mir eine große Hilfe sein, im Kampf gegen die verschiedensten Dämonen, die unser Reich einnehmen wollten. Ich wusste, ich könnte mich auf ihn verlassen. Stolz hatte er gelernt, wie man jagte und brachte sogar manchmal alleine etwas zurück, wenn er sich wieder davongeschlichen hatte. Anscheinend stellte ich mich gar nicht so schlecht an, als sein Ziehvater und Lehrmeister.

Sogar Yukiyona war viel entspannter. Häscher waren uns schon lange nicht mehr hinterhergekommen, seit dem wir so tief in das Reich der Dämonen eingekehrt waren. Hier waren eher wenige Dörfer mit Menschen und diese interessierten sich keinesfalls für die Geschehnisse außerhalb. Die Natur hatte sich auch von den anfänglichen Kämpfen erholt, was beruhigend war, da Inu Yasha nach mehr als nur Fleisch verlangte. Wer hätte je gedacht, dass ich ihn wirklich noch großziehen müsste. Doch… nach und nach schienen auch die Dämonen sich mehr für das Land zu interessieren, weswegen ich um einiges mehr Arbeit hatte. Manchmal versuchte ich die beiden alleine zu lassen, aber ich hatte schon zu oft bemerkt, dass er mir öfters versuchte zu folgen. Jedoch war bisher seine Kunst in Sachen anschleichen noch nicht so perfekt, als dass er unauffällig genug war, um meinen Sinnen zu entkommen.

Doch fürchtete ich mich ein wenig davor, wenn er es doch tun sollte. Es gäbe dann einige Optionen, aber nur eine wäre wirklich wirksam. Nachdenklich blickte ich zu Yukiyona in Izayois Gestalt und Inu Yasha, die zusammen gerade einen Eber auseinandernahmen. Sie kamen eigentlich gut alleine klar, sodass ich mich abkapseln könnte. Aber somit würde ich eine Mauer zwischen uns erbauen… Hoffentlich müsste ich es niemals tun, denn ich war mir nicht sicher, ob ich es rückgängig machen könnte.

 

„Papa?“, fragte Inu Yasha neben mir. Ich sah auf ihn herab und kniete mich hin. „Essen ist fertig!“, grinste der halbstarke Junge und deutete auf das aufgespießte Fleisch.

„Du machst wirklich immer mehr Fortschritte.“, meinte ich und legte meine Hand kurz auf seinen Kopf. Er freute sich und lief schon zurück, wo wir zusammen mit Yukiyona das Fleisch aßen. Es war für mich natürlich nur ein Tropfen auf einem heißen Stein, während der kleine ganz alleine mit dem Essen klarkam und keine Mängelerscheinungen vorwies. Auch hatte er bisher noch keine Anstalten gemacht, die Gestalt eines Hundes anzunehmen. Ob er es überhaupt konnte? Wenn nicht, musste er unbedingt in dieser menschlichen Form stärker werden, wenn er gegen große Monster ankommen wollte.

„Ich finde auch, dass er Fortschritte macht. Inu Yasha hat den Eber heute selbst erlegt, als du unterwegs warst. Niedlich, wie er das Tier hinter sich herzog.“

„Verstehe.“, meinte ich und sah Inu Yasha an, wie er das ganze Fleisch verputzte, was wir gebraten hatten. Seine kleinen Zähne rissen am Fleisch, während er mir noch einen hinhielt, den ich ihm abnahm. Für ihn tat ich es, auch wenn es hieß, später noch etwas Großes zu jagen, da ich Hunger auf mehr bekam. Meine Reserven waren weites gehend aufgebraucht, sodass ich unbedingt jagen musste. Hoffentlich würde er tief schlafen und nicht merken, dass ich fort war. Bei dieser Jagd könnte ich ihn nicht gebrauchen.

 

Später, als der kleine Inu Yasha sich schlafen gelegt hatte, sah ich noch einmal zu Yukiyona, die mich liebevoll anlächelte. „Du hast Hunger?“

„Sieht man mir das an?“

„Ja. Du siehst so aus, als könntest du zehn Rinder verspeisen.“, witzelte sie und hob eine Braue. „Man sieht dir an, dass du etwas unruhig bist. Geh ruhig, er schläft tief und fest. Wer weiß, wie weit er diesen Eber hinter sich hergezogen hat. Bestimmt schläft er bis morgen durch. Also stürze dich in den Kampf.“

„Wenn du so redest…“

„… würdest du mich gerne fressen? Verstehe. Er ist hier sicher, wirklich.“

„Das hoffe ich für dich.“, knurrte ich noch einmal, bevor ich leise aufstand und im Wald verschwand. Sie hatte Recht, ich hatte schon eine ganze Weile nichts Richtiges gegessen, da ich immer wieder ihn erwischt hatte, wie er mir nachgeschlichen war, aber diesmal würde er schlafen und ich endlich Nahrung bekommen.

Ich verwandelte mich nach kurzer Zeit in meine wahre Gestalt, die eines großen weißen Hundes und heulte kurz. Schüttelnd genoss ich die Luft, die um mein Fell spielte, während meine Sinne immer besser wurden. Der Hunger rief nach mir und so lief ich schnurstracks auf meine Opfer zu, die ich vorhin schon ausgemacht hatte. Langsam öffnete ich das Maul und sog den Geruch von köstlichen Fleisch ein. Mein Magen knurrte regelrecht dabei, während meine Sinne sich auf die Jagd einstellten. Geschickt sprang ich über die Bäume, bis ich auf einmal ein paar Rinder entdeckte, die auf einer Wiese grasten. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, bevor ich auf die Wiese sprang und sie alle fraß. Das Gefühl berauschte mich, wie das Blut meine Kehle hinabrann. Dieses flüssige Gold. Ich sabberte und biss große Stücke aus einem der Tiere und kaute genüsslich. Bis auf zwei hatte ich alle mit einem Hieb getötet. Die anderen zwei rannten in den Wald, sie kämen später dran.

Schlingend verdrückte ich das rohe Fleisch und fühlte, wie es mir endlich besser ging. Es war schon immer schwierig gewesen. Auch wenn ich einige Zeit ohne Nahrung auskam, da ich meinen Energiehaushalt niedrig hielt, vermisste ich oft dieses Gefühl. Inu Yasha war mehr menschlich und würde nie Gefallen daran finden, Tiere zu reißen und einfach roh zu verspeisen, aber das musste er auch nicht.

 

Nachdem ich auch das letzte gefressen hatte, setzte ich den letzten zwei Rindern nach. Eins hatte ich sehr schnell, da es kaum weggerannt war. Mit nur zwei Bissen verschlang ich es und überließ meinem Magen den Rest. Jetzt noch das letzte. Freudig stürzte ich drauf los und jagte es spielerisch im Wald hin und her. Es war noch jung und voller Panik, während es immer wieder versuchte mir zu entkommen, doch da war ich wieder. Grausam war diese Hetzjagd vielleicht, aber das brauchte ich gerade, um jeglichen Frust abzuwerfen. Stürmisch jagte ich es weiter und trieb es auf eine Lichtung zu, als sich meine Augen panisch weiteten. Da stand Inu Yasha und das Rind stürzte auf ihn zu. Ich bellte, doch er bewegte sich nicht. Er schien starr vor Angst, während dieses Tonnenschwere Ungetüm auf ihn zu stürzte. Natürlich würde es kein Halt machen.

Knurrend sprang ich vor und packte das Tier, doch konnte ich nicht verhindern, dass Inu Yasha etwas abbekam. Er prallte gegen einen Baum und schien sofort bewusstlos. Ich ließ das Tier fallen und es brauchte kaum, bis ich wieder meine menschliche Gestalt angenommen hatte. Verängstigt hob ich den schlaffen Körper von Inu Yasha auf meine Arme und sah in sein leicht lädiertes Gesicht.

Als ich dann seinen Herzschlag hörte, beruhigte ich mich etwas, doch… es ging nicht so weiter. Bedrückt blickte ich auf das Gesicht des kleinen Jungen. Er durfte mir nicht mehr nachrennen. Das wäre zu gefährlich. Langsam streichelte ich das Gesicht und sah schon, wie er seine Augen schwach aufschlug und mich kleine goldene Augen ansahen.

„Papa, du hast mich gerettet…“

„Warum bist du mir nach?“

„Ich wollte Papa helfen.“, meinte er leise und schmiegte sich an meine Hand. „Ich will immer bei Papa sein, bitte geh nicht mehr weg. Ich bin doch schon ganz groß.“

Meine Augen wurden dunkel und die Angst keimte auf. Ich würde ihm den Tod bringen, würde es weiter so bleiben. Dabei war ich doch nicht mal sein Vater und doch… Was hatte ich falsch gemacht? Hätte ich wie mein Vater sein sollen? Aber auch das hatte nichts gebessert. Vielleicht wäre er ohne Vater besser dran…

Seine Augen schlossen sich wieder und er lehnte sich an mich, während ich mit ihm zum Lager ging, wo Yukiyona ihn schon panisch suchte. „Hier ist er.“

„Sesshomaru?“, fragte sie erschrocken und sah auf Inu Yasha, der schlaff in meinen Armen lag. „Lebt er noch?“

„Ja…“, meinte ich heiser und sah auf ihn herab.

„Sesshomaru?“, fragte sie besorgt, sie wusste, dass ich etwas im Sinn hatte.

„Ich hoffe es funktioniert.“, murmelte ich leise.

„Was denn?“, fragte sie bedrückt und trat vor mich. Ich sah nur zu ihr und dann zu Inu Yasha.

„Ich lösche mich aus seinen Erinnerungen.“

„WAS?“, fragte sie geschockt und erzitterte. „Das ist nicht dein Ernst oder? Er liebt dich! Sowas geht doch gar nicht…“

„Doch wenn es so bleibt, wird er sterben. Pass auf ihn auf. Er wird sowieso bald keinen mehr brauchen. Wenn ich bleibe, wird er nie unabhängig. Wäre ich nicht so unterernährt, wäre ich wahrscheinlich vorsichtiger gewesen, des Weiteren tauchen immer mehr Dämonen auf. Er wird mir folgen, das weißt du. Des Weiteren habe ich eine Technik gelernt.“

„Ich weiß…“, meinte sie heiser und hob eine Hand an meine Wange. Ich ließ sie gewähren. „nur ich hätte mir einen anderen Abschied erhofft…“

„Ich komme wieder, als großer Bruder. Versprochen. Irgendwann musste er es sowieso erfahren.“, meinte ich leise und sah in sein Gesicht. Seine Augen öffneten sich und er lächelte mich leicht an.

„Papa, ich hab‘ dich lieb.“

„Ich… dich auch. Inu Yasha, schließ bitte die Augen.“

Er tat wie ihm befohlen, während ich Izayois Blicke auf mir spürte. Ich hatte einige Fähigkeiten mir angeeignet, doch dass ich diese einmal benutzen müsste? Meine Hand legte ich auf seine Stirn.

„Papa das kitzelt!“

Ich seufzte. „Wir müssen uns jetzt verabschieden, werde groß und stark.“

War ich traurig? Vielleicht, aber das Gefühl durfte mich nicht übermannen. Sorgfältig löschte ich mich aus oder vielmehr vernebelte ich mich. So war es besser für uns alle. Als ich fertig war, öffnete er noch mal die Augen und hob die Hand. Ich beugte mich herab, sodass er mein Gesicht berühren konnte.

„Papa, ich werde groß und stark, dann kommst du wieder oder? Papa… Papa, warum…“, weinte der kleine und zitterte etwas. Es tat weh, das wusste ich. Seine Augen waren voll mit Tränen. „Papa, lass mich nicht alleine… Papa…“

Mein Herz zog sich zusammen, während er langsam einschlief und schlaff in meinen Armen hing. Yukiyona keuchte verängstigt, während ich ihn noch einmal an mich drückte und seinen Duft einatmete. Bald würde der Geruch verschwinden, der daran erinnerte, dass er zu mir gehört hatte. Langsam gab ich Yukiyona Inu Yasha, jedoch musste ich mich zwingen den kleinen Körper loszulassen, doch es ging nicht anders.

 

„Du wirst als sein Bruder wiederkommen?“

„Ja. Gelegentlich…“

„Wie willst du dann auftreten?“

„Hart, kalt und… streng. Es darf nicht wieder passieren, dass er mir nachläuft. Wenn muss er mich hassen, aber ich werde nicht zulassen, dass er verletzt wird.“

Sie lächelte zart und umarmte mich einmal. Es war tröstlich. Ich würde zu meinem alten Selbst finden, das stand fest. Inu Yasha sollte in Ruhe aufwachsen und später, würde ich es ihm sagen. Auch wenn mir bewusst war, dass er mich trotzdem hassen würde, würde ich es ihm sagen, sollte er keinen Anschluss finden.

 

~~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~~~~~

Mama sagte mir, ich hatte ein paar Tage geschlafen, als ich am Morgen früh aufwachte. Mein Kopf tat komisch weh, während sie mir eine Suppe bereitete, dich ich dankend aß. Ich hatte solchen Hunger!

Grummelnd rieb ich meinen schmerzenden Kopf und wunderte mich. Es kam mir so vor, als müsste noch jemand da sein. Aber nur wer?

„Mama?“

„Ja, Inu Yasha?“, fragte sie zärtlich und reichte mir ein Bambusgefäß mit Wasser, dass ich sofort austrank.

„Habe ich etwas vergessen?“

Sie zuckte kurz zusammen, bevor sie den Kopf traurig schüttelte. „Nein, du hast dir nur den Kopf gestoßen.“, meinte sie und küsste meine Stirn, bevor ich tief durchatmete. Ich vernahm noch einen Geruch, konnte ihn aber nicht zuordnen, auch wenn meine Brust etwas davon wehtat. Schmollend aß ich auf und stand dann schon.

„Ich geh jagen, Mama.“

„Mach das, aber geh nicht zu weit weg.“

„Nein, werde ich nicht!“, meinte ich und lief schon los.

Es dauerte nicht lange, bis ich ein paar Hasen witterte und mich hinter einem Busch versteckte. Leider war ich zu laut und rannte los, nur um an einem Ast hängen zu bleiben. Ich bellte den Ast an und blieb stehen. Mein Kopf tat weh. Es war, als hätte ich das schon mal erlebt, aber wo nur? Ich hatte schon mal gejagt und mich verhakt aber… die Erinnerung war so verschwommen. Jemand hatte mir geholfen oder?

Nachdenklich sah ich den Ast an und löste den Stoff, bevor ich weiterlief. Ein Hase war noch da. Ich ergriff ihn und drückte ihn auf den Boden. Aua, schon wieder… Schnell schlitzte ich ihm den Hals auf und rieb meine kleine Stirn. Was war das nur?

 

Ich jagte noch einige Tiere, die ich alle heimbrachte, wo mir Mama half sie zubereiten. Doch nicht nur ich schien neben der Spur zu sein, da meine Mama auf einmal drei Schalen hinstellte. „Mama, wieso drei?“

„OH… ahm…“, machte sie und sah die Schale nachdenklich an. „Ich dachte, vielleicht kommt dein Bruder vorbei, aber dem ist nicht wohl so.“

„Welcher Bruder?“, fragte ich verwirrt und hob eine Braue, bevor ich meine Schale nahm und schon etwas aß.

„Dein großer. Du kennst ihn nicht. Er ist aber auch nur dein Halbbruder. Ich hatte gehofft, er würde uns mal besuchen.“

„Ach so…“, meinte ich nur und nahm mir noch etwas. Ob es wahr war, was sie da sagte? Irgendwie schien ich auch das Gefühl zu haben, das wir immer mehr gewesen waren. Einsamkeit machte sich in mir breit. Mama…

Ich stellte die Schale zur Seite und krabbelte in ihren Schoß. Geschickt stellte sie auch ihre Schale zur Seite und umarmte mich, während mir Tränen über die Wangen liefen. Aber warum weinte ich? Ich verstand das nicht. „Mama…“

„Alles gut, Inu Yasha.“, meinte sie leise und drückte mich an sich, als gäbe es kein Morgen mehr. Es war, als hätte ich jemanden vergessen, der mir viel bedeutet hatte, doch wer? Mein Kopf tat immer mehr weh, je mehr ich nachdachte, sodass ich es irgendwann einfach aufgab und lockerließ. Weinend schmiegte ich mich an meine Mutter und hoffte, dass der Schmerz bald verging.

 

 

Helfender Schatten

 

~~~~~~~~~~~~~~~Yukiyona~~~~~~~~~~~~~

Seither war ein fast ein ganzer Monat ins Land gezogen. Sesshomaru kam an und wann mal vorbei, doch es war ganz… unnatürlich. Er hielt sein Versprechen und behandelte ihn wie einen nervigen kleinen Bruder, was Inu Yasha anscheinend auch war, ohne die verständnisvolle Hand seines… Vaters.

Doch auch der kühle Mann hatte Probleme, sich immer an alles zu halten. Oft, wenn Inu Yasha Unsinn anstellte und heulte, wollte er ihn trösten. Die Hand wanderte schon immer runter, bis er sich entsinnte, die Hand zur Faust machte und ihm eine Kopfnuss gab mit den Worten. „Männer heulen nicht!“

Inu Yasha hörte dann sogar auf und dann knurrte er seinen Bruder an und hielt sich den Kopf. Es war komisch… befremdlich und tat mir in der Seele weh. Sesshomaru tat alles, damit sein Bruder ihn nicht mehr liebte und es gelang ihm auch.

Nachdenklich betrachtete ich wieder einmal die Streithähne. Sesshomaru übertrieb es definitiv, Inu Yasha wie einen erwachsenen Mann zu behandeln, doch Inu Yasha schien auch einer sein zu wollen. Meine Ohren klingelten bei dem Gezanke und Inu Yasha versuchte ihn sogar ins Schienbein zu beißen, als Sesshomaru ihn als schwach betitelte.

Jedes Mal kam es so und diesmal schien Inu Yasha richtig wütend, da er einfach davonrannte und noch rief, er würde jetzt was jagen und dann würden wir schon sehen, wie stark er war.

 

Als Inu Yasha dann aus der Hörweite war, entspannte sich Sesshomaru seufzend und bekam von mir einen tadelnden Blick. Ich hob eine Augenbraue und starrte ihn wütend an. „Übertreib es nicht. Das war wirklich kindisch von dir.“

„Hm…“, grummelte er und sah seinem kleinen Bruder nach, bevor er mich fast schon besorgt ansah. „Wie macht er sich?“

„Echt, das fragst du jetzt? Warum hast du ihn nicht selbst gefragt… warte… liegt es daran, dass du Angst hast, aus der Haut zu platzen und ihn zu loben?“ Ich betrachtete seine Lippen, wie sie sich auf einander pressten. „Oh je, ich habe also ins Schwarze getroffen. Ach Sesshomaru. Ein wenig Loben kannst du ihn doch.“

„Aber…“

„Sesshomaru.“, brummte ich und verdrehte die Augen. „Du kannst immer noch ein netter Bruder sein, auch wenn es langsam zu spät ist. Und zu Inu Yasha, er wird immer besser, auch wenn er anfangs sehr viel geweint hat. Bestimmt weiß er selbst nicht einmal warum.“

„Verstehe. Aber er erinnert sich nicht oder?“

„Nein, er hat dich komplett vergessen.“, meinte ich sehr traurig. „Aber wenigstens lässt er den Kopf nicht hängen…“

„Das ist das Wichtigste.“

Sesshomaru starrte wieder Inu Yasha nach. Es verletzte ihn bestimmt sehr. Wie konnte man nur so masochistisch veranlagt sein? Manchmal glaubte ich, dass er sich in einer Tour bestrafen wollte, weil er nicht gottesgleich die Welt retten konnte. Jeder verlor mal und auch er war daran gebunden. Natürlich vermissten wir alle Izayoi, doch… er musste auch nach vorne sehen und nicht nur Inu Yasha. Sesshomaru blieb gefangen in seiner Vergangenheit und bestimmt überlegte er immer wieder, wie er alle hätte retten können, doch er verschwendete keinen Gedanken, was seine neuen Taten anrichteten.

Inu Yasha entwickelte sich zu einem pubertierenden Jungen, der sich gegen alle aufwiegeln wollte und Sesshomaru heizte ihn nur an. Es würde eine Katastrophe geben, doch Sesshomaru würde wieder etwas einfallen. Die beiden würden wohl nie wieder aneinander gekuschelt daliegen. Es machte mich wirklich traurig. So sehr hatte ich es genossen, wenn Inu Yasha nachts an Sesshomaru gerobbt war und sich in dessen Fell geschmiegt hatte. Sie hatten immer eine enge Bindung gehabt, die Sesshomaru einfach gekappt hatte. Inu Yasha hatte den Halt unter den Füßen verloren und nur noch ich war da, wo er immer auf ihn fixiert gewesen war. Schon damals im Schloss hatte ich ihn immer rufen gehört, dass bald sein Papa wiederkäme. Es ging immer nur um Papa, der stolz und tapfer kämpfte und dass er später wie er sein wollte und jetzt? Jetzt musste er einen neuen Weg finden. Ach Sesshomaru… Hoffentlich würde es Inu Yasha nicht auf die falsche Bahn lenken.

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Mein großer Bruder war echt nervig, ständig wollte er mir was vorschreiben und dann schlug er mir auch noch auf den Kopf, wenn ich was angestellt hatte und auch wenn ich weinte. Er war so gemein. Aber ich würde ihm schon zeigen, dass ich stark und groß war! Ja! Aua… mein Kopf.

Irgendwem hatte ich es versprochen, aber wem nur? Nicht drüber nachdenken. Ich wurde für mich stark und um meinen großen Bruder eines Tages auf die Matten zu schicken. Ha!

 

Geschickt lief ich durch den Wald, musste aber bemerken, dass meine Kräfte schwächer wurden. Neumond. Ich hatte das schon vergessen wieder. Mama hatte heute Morgen mich noch daran erinnert, aber es war mir egal. Dann würde ich noch stärker sein, wenn ich auch ohne meine Kraft ein großes Tier erlegte. Genau, ich konnte alles, wenn ich nur daran glaubte!

Immer weiter lief ich, frustriert über meinen kleinen Körper. Dem würde ich es zeigen, allen würde ich es zeigen!

Dann roch ich etwas Größeres. Ein ausgewachsenes Wildschwein! So schnell ich konnte, nahm ich die Fährte auf und näherte mich dem Monster immer mehr, bis ich auf eine Wiese kam und das Tier von hinten Maß nahm. Es war groß, doch ich würde das schaffen! Mit einem Satz machte ich die Entfernung wett und lieferte mir einen Kampf mit dem Tier, bis ich dessen Halsschlagader erwischte.

Quietschend rannte das Tier davor und ich setzte ihm nach. Blut verlierend, hinterließ es eine rote Spur, der ich leicht folgen konnte. Das war sehr einfach gewesen und mein Bruder würde blöd aus der Wäsche gucken! Ha!

Ich jagte das Wildschwein einige Zeit, bis es erschöpft zum Liegen kam, doch da waren noch andere! Geschockt sah ich auf zwei Oger, die grimmig um meine Beute tigerten mit ihren Holzkeulen. Das war meine Beute!

Knurrend ging ich auf sie zu. Vielleicht war ich nur 10 Jahre alt, aber gegen die käme ich doch an! „WEG DA! DAS IST MEIN ESSEN!“, brüllte ich und knurrte sie an. Die Oger drehten sich zu mir mit ihren großen rot leuchtenden Augen und schienen mich auszulachen, aber ich ging weiter und knurrte, bis ihre Augen anfingen stärker zu leuchten. Der eine schlug mit Wucht auf den toten Eber. Ich hörte Knochen bersten und sah, wie sie schon auf mich zukamen.

Ich zog den Schwanz ein, drehte mich um und setzte zur Flucht an, als ich ihre Macht am Leibe spürte. Sie waren stärker wie ich und würden sich nicht vertreiben lassen. Noch schlimmer aber war, dass ich bemerkte, wie ich mich sehr bald verwandeln würde. Dann wäre ich ganz schwach und sie würden mich töten.

Geschwind rannte ich und rannte, bis ich auf eine Klippe zukam. Panisch sah ich die Monster an und entschied mich dann, zu türmen.

Wie ein Affe sprang ich von der Klippe, nur um mich da drunter zu verstecken und eng an die Wand zu drängen. Bitte, seht mich nicht. Stöhnte ich und presste mich immer enger dran. Die Sonne war fast weg, als ich auf einmal ein Geräusch vernahm. Es klang so, als würde jemand kämpfen.

Ich hörte die Oger stöhnen und dann verstummen, doch ich traute mich nicht nachzusehen. Wer wusste, was für ein Youkai es diesmal war? Mein Körper wurde immer schwächer und ich wusste nicht, ob ich vor diesem diesmal fliehen konnte, weswegen ich noch einige Zeit wartete und horchte.

Als es dann immer noch ruhig war, zog ich mich an der Felswand hoch und lugte über den Felsen, nur um fast überrascht runterzurutschen.

Die zwei Oger waren tot. Sie lagen zerteilt am Boden. Ich atmete beruhigt ein und aus, als ich dann auch noch merkte, dass der andere Youkai weg war. Es war bestimmt einer gewesen, so wie die Oger hingerichtet worden waren.

Vorsichtig schlich ich mich an ihnen vorbei und rannte zu dem Eber, der immer noch da war. Er war ramponiert, aber trotzdem zog ich ihn hinter mir her. Es war nicht leicht, aber am Ende kam ich an, nur damit meine Mutter mich ohrfeigte.

Ich schluckte.

„Inu Yasha, was hast du dir dabei gedacht?“, schimpfte sie und sah auf das Tier und dann zu mir. „Wo warst du! Ich habe mir Sorgen gemacht. Du hättest sterben können!“

Schmollend rieb ich über mein Gesicht. „Bin ich aber nicht. Wo ist mein Bruder?“

„Der musste los.“

„Blödmann.“, meinte ich nur und setzte mich hin. Meine Haare waren wohl schwarz, sonst wäre meine Mutter nicht so ausgerastet.

„Inu Yasha, denk daran, du darfst es niemanden zeigen. Ich will dich nicht verlieren.“

„Ja, Mama…“, meinte ich leise und spürte, wie sie mich von hinten umarmte und streichelte. Grummelig schmiegte ich mich an. „Ich hasse es, dass ich mich verwandle…“

„Dagegen kannst du aber nichts tun, mein Schatz.“, meinte sie leise und streichelte mich liebevoll, bis ich langsam einschlief. Warum konnte ich kein Dämon wie mein Bruder sein? Der musste bestimmt nie Angst haben.

 

~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Inu Yasha war wirklich ein Fall für sich. War es wirklich die richtige Entscheidung gewesen, ihm seine Erinnerung zu nehmen? Zumindest lief er mir nicht mehr nach, doch leider sorgte es dafür, dass er rebellierte und sich in Gefahr begab.

Wie auch diesmal. Nach dem Gespräch mit Yukiyona, das mich nicht von meiner Entscheidung abbringen konnte, begab ich mich auf dem Weg und folgte Inu Yasha unauffällig. Sie hatte mich daran erinnert, das Neumond war. Warum war er nur so leichtsinnig?

Jedoch konnte ich stolz sein, wie gut er sich anstellte. Auch wenn er das Wildschwein nicht direkt getötet hatte, hatte er es tödlich verletzt. Natürlich war er so gut, da ich es ihm beigebracht hatte, aber sein Selbstbewusstsein war zu groß, als er sich mit zwei Ogern anlegen wollte. Ich durfte und wollte nicht eingreifen und sah zu, wie sie ihn jagten.

Das wäre dem Jungen eine Lehre. Er musste lernen, dass auch andere Jäger existierten. Wahrscheinlich würde ich ihm das auch öfters aufweisen müssen, so wie er gegen mich rebellierte.

So sah ich also zu, wie er über eine Klippe flüchtete und sich hinter dem Felsvorsprung versteckte. Über kurz oder lang wäre er ihnen ausgeliefert gewesen, aber dieser ängstliche Junge schien nicht weiter zu wollen. Seufzend achtete ich auf den Wind und erledigte die Oger. Anscheinend müsste ich noch öfter auf ihn achten müssen, doch das war nur ein eher kleines Problem, da sie sich sowieso in meinem Revier befanden.

Er würde lernen müssen, auch alleine zu überleben.

Ich versteckte mich wieder entgegengesetzt der Windrichtung und wartete, bis der kleine Junge herauskroch und sein Haar seine gewohnte Färbung verloren hatte. Doch anstatt nach Hause zu laufen, holte er tatsächlich noch seine Beute und schleppte sie heim. Verstand er nicht die Gefahr, in der er schwebte? Erst seine Mutter, nein Yukiyona, übernahm seine Züglung. Sie war wirklich besorgt und ich verstand sie, doch sie vertraute mir. Ich würde nicht zulassen, dass ihm jemand etwas tat.

Mein kleiner… Bruder. Ja Bruder. Werde schnell groß und stark. Lerne auf deinen Beinen zu stehen und verlasse dich nicht auf andere. Nicht, dass du das gleiche Schicksal erleidest, wie deine Eltern.

 

 

Unabhängigkeit

Inu Yasha erreichte das 13te Lebensjahr und war noch immer auf Reisen mit seiner Fake-Mutter:

 

~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~

Seit einigen Jahren gab ich nun schon Acht auf dieses kleine Monster. Seufzend rekelte ich mich auf einem Baum und stierte herab auf Inu Yasha, welcher sich schon wieder aus dem Staub machte. Vorsichtig stand er auf und beobachtete noch seine Mutter, bevor er auf Fußspitzen durch das Lager streifte. Er grinste frech und entblößte seine nun festen Zähne, bevor er im Wald verschwand. Wie immer bemerkte er mich nicht.

Leicht genervt folgte ich ihm mit meinen Ohren und meiner Nase, nur um wie so meist festzustellen, dass er wieder auf der Jagd war. Er hatte viel Hunger in letzter Zeit, aber er wuchs auch und doch… nahm er keine andere Gestalt an. Für mich war es schon zu lange her, aber ich war der Meinung, dass es einfach passiert war. Ganz unterbewusst. Ich seufzte. Sollte ich ihm folgen? Nein lieber nicht, dass würde er selbst schaffen.

Mit einem Satz landete ich in dem noch feuchten Morgengras. Langsam schritt ich auf Izayoi zu und blickte hinab, bis sie die Augen aufschlug und sie seufzend verdrehte.

„Warum schläfst du nicht bei uns, sondern versteckst dich?“, brummte sie genervt, stand auf und richtete ihre Kleidung, bevor sie auf mich zu trat. „Du wolltest, dass er selbstständig wird und du wieder kämpfen kannst und dann erwische ich dich ständig, wie du über ihn wachst.“

„Das ist meine Sache.“, meinte ich leicht kühl und drehte mich weg, während sie anscheinend schon wieder Nähe suchte und mir auf die Pelle rückte. Sie war nicht Izayoi, das hatte ich irgendwann verstanden gehabt. Yukiyona… „Ist er bereit?“

„Bereit? Du meinst, um alleine klar zu kommen? Womöglich. Aber sollte ich nicht noch länger bleiben?“

Ich schnaubte verächtlich und betrachtete die Augenringe, die sie bereits hatte. „Du schläfst nicht mehr und rennst ihm ständig nach.“

„Da sind wir beide wohl überfürsorglich.“

„Er ist alt genug. Lass ihn gehen. Du kommst nicht mehr dagegen an.“, meinte ich noch einmal und sah zum grünen Wald. „Es ist Sommer, so kann er sich besser daran gewöhnen.“

Yukiyona verzog die Lippen und sah auch zum Wald, bevor sie traurig nickte. „Ich fühle mich schon schlecht dabei…“, meinte sie leise und schloss die Augen. „Kann ich nicht noch…“

„NEIN!“, sagte ich entschieden. „Seine Mutter ist tot und er ist alt genug, dass zu verarbeiten.“

„Darf ich mich noch verabschieden?“

„Nein. Du würdest weinen und dann wäre der Plan hinfällig. Ich werde seine Erinnerung beeinflussen und wenn er sich an deine Tränen erinnert…“

„Verstehe… Wie du wünschst.“, presste sie zwischen den Zähnen hervor. Ich hörte ihren Unmut und hörte ihren unstetigen Herzschlag. Sie musste sich abnabeln. Immer mehr verstrickte sie sich und würde bald ihr Selbst verlieren, wenn sie so weiter machte. Des Weiteren ertrug ich ihren Anblick nicht mehr. Sie sollte wieder Yukiyona sein und mich nicht mehr daran erinnern, was einst gewesen war.

Ich nickte und spürte auf einmal ihre Stirn an meinen Brustpanzer. Sie seufzte leise und schluchzte kurz. Still ließ ich sie gewähren. Mir war bewusst, dass ich ihr ihr Kind entriss, doch er war alt genug und sie würde ihn niemals halten können. Er musste seine eigenen Erfahrungen machen und Yukiyona musste ihren Aufgaben nachgehen. Natürlich hätte ich noch ein Auge auf Inu Yasha und würde ihn manchmal trainieren, doch… tat ich das richtige? Ja. Ich hatte ihn lang genug geschont.

 

Wir hatten uns nach einiger Zeit voneinander gelöst, bevor ich meinen Plan in die Tat umsetzte. Es war ein leichtes, ihm aufzulauern. Der Junge sah mich nicht kommen, da er gerade ein Schwein erlegte. Ich packte ihn und presste meine Hand an seine Schläfe und nutzte mein Gift, um seine Erinnerungen verschwimmen zu lassen.

Natürlich erinnerte er sich am Ende an die schöne Zeit, doch nicht wann und wie sie gestorben war. Es war schwierig und kompliziert, doch langsam wurde ich geschickter, da ich einige Opfer manipuliert hatte. Auch einige Liebschaften, die ich nicht getötet hatte. Ich spürte regelrecht, wie sich der Nebel in seinem Kopf verdichtete. Man könnte mich für bösartig halten, nein, das war ich auch, aber ich hatte meine Gründe dafür. Wir könnten nicht ewig eine Lüge leben, ohne dass alle anderen einen bleibenden Schaden nahmen.

Der Junge würde jetzt erwachsen werden. Bereit war er allemal. Yukiyona hatte ihm alles gelehrt, was sie konnte und ich hatte darauf geachtet, dass er fleißig trainierte. In den Jahren hasste er mich so sehr, dass er mich übertreffen wollte. Wie schnell er auch die Geduld verlor. Es lag anscheinend in der Familie, auch wenn Vater mir immer so geduldig erschienen war. Nun ja. Ich löste meine Hand und sah, wie er vor mir weinend zu Boden glitt. Mein Herz zog sich kurz zusammen, während ich dieses Häufchen Elend betrachtete. Weiße Haare und Ohren und die rote Kleidung. Yukiyona hätte bald nicht mehr verbergen können, dass sie nicht alterte. Es war gut so. Immer wieder redete ich es mir ein, während ich ihm dabei zu sah, wie er alles neu verarbeiten musste. Wenn er aufwachte, würde er sich nicht mehr erinnern, was gewesen war. Inu Yasha, werde stark und finde deinen Weg in dieser grausamen Welt. Lerne, niemanden zu vertrauen. Vielleicht hätte ich dich damals töten sollen, doch spätestens nach dem Tod meines eigenen Kindes, hatte ich dich noch mehr an mich gezogen, wie ein eigenes Kind. Wer wusste, ob es nötig gewesen war, sonst hätte ich dir früher verboten, mich Vater zu nennen. Seufzend drehte ich mich auf dem feuchten Rasen um und lauschte dem Knirschen der Steine, während ich leise stapfend in den Wald ging und ihn bei seinem toten Tier ließ.

Vater, ich weiß, du bist nicht stolz auf mich, aber was sollte ich tun? Ich konnte den Jungen nicht weiter belügen. Er verdiente die Wahrheit, egal wie schmerzhaft es war. Es war einfach keine heile Welt.

 

Meine Füße trugen mich zu Yukiyona, welche schon abgereist war. Sie hatte ihm anscheinend einiges dagelassen. Es brauchte kaum, um sie einzuholen und zu sehen, wie sie dort stand und mich bedrückt anstarrte.

„Geht es ihm gut?“

„Ja.“, meinte ich und trat an sie heran. Sie hatte ihr Gesicht abgelegt und mich sah wieder die kurzhaarige Schönheit an, die sie schon immer gewesen war. „Sorg dich nicht.“

„Mach ich nicht.“, schluckte sie hart und sah schnell weg. „Ich hatte mich nur daran gewöhnt…“

„Ich hätte es nicht so lange herauszögern sollen.“

„NEIN!“, rief sie auf einmal und griff nach meinem Oberteil. „Du hättest mich länger bleiben lassen sollen!“

„Yukiyona.“, meinte ich kühl und sah in ihre verzweifelten und ängstlichen Augen. Man würde ihr nicht glauben, wenn sie behauptete, eine Dämonin zu sein. „Du bist nicht Izayoi.“

„Trotzdem lieb ich ihn!“

„Aber er liebt Izayoi.“, meinte ich entschieden und sah ihren geschockten Gesichtsausdruck, bevor sie zitternd in die Knie ging und meinen Kragen losließ. Sie kam im Gras vor mir an und sah zum Boden, bevor sie anfing schrecklich zu weinen.

„Das weiß ich doch… aber…. Er ist noch ein Kind.“

„Er ist ein halber Dämon und alt genug.“, meinte ich entschieden und kniete mich vor sie, bevor ich ihr Kinn anhob und in ihre Augen blickte. „Nimm dir Zeit. Du hast dich in etwas verrannt. Weder ich bin sein Vater noch du seine Mutter. Er ist nicht dein verstorbenes Kind und du bist kein Mensch mehr. Und er ist auch nicht mein ungeborenes Kind.“

„Trotzdem können wir ihn doch lieben.“

„Tze. Das meine ich auch nicht. Es geht darum, dass wir ihm nichts weiter vorspielen dürfen und dass du jemanden anderen mimst. Merkst du nicht, wie sehr du zu ihr geworden bist?“

Sie zitterte und entzog sich meiner Hand, bevor sie den Ärmel über ihr Gesicht zog. „Ich will nicht wieder alleine sein.“

Ich grummelte leicht. „Ich kann dir nicht bieten, wonach dir verlangt.“, meinte ich entschieden und hörte, wie sie tief einatmete.

„Das weiß ich doch… Nur…“

„Nimm dir Zeit.“, meinte ich und legte meine Hand auf ihren Kopf. Sie sah auf und nickte leicht zittrig. Sie würde das schon überstehen, wenn sie nur genug Abstand gewann. Ich hatte richtig damit gelegen, es jetzt zu beenden. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie verschwinden und das wollte ich nicht. Wer wusste, wie unberechenbar die Liebe sein konnte für jemanden wie sie. Sogar mein Vater hatte darunter gelitten und auch ihr dämonische Aura hatte sich über die Jahre sehr abgeschwächt. War es selbstsüchtig von mir, dass ich verhinderte, dass sie wieder sterblich wurde? Wer wusste, wie sehr sie sich nach dem Tod sehnte.

„Bitte, lass ihn nicht ganz alleine.“

„Ich sehe nach ihm des Öfteren.“, meinte ich und spürte, wie sie mich an der Hüfte umarmte. Auch wenn meine Rüstung dazwischen war, spürte ich sie. Erst überlegte ich, mit ihr zu schlafen, aber das wäre wieder einer dieser unpassenden Momente sein, die ich nachträglich bereute.

„Danke.“

Ich seufzte leise und verblieb noch kurz so, bis sie sich löste und traurig aufstand. „Wir sehen uns wieder oder?“

„Natürlich.“

Sie lächelte zaghaft und nickte, bevor sie sich abwendete und fortging. Ich beobachtete noch lange ihre Silhouette in der Mittagssonne. Es war schmerzhaft sie fortzuschicken. Vielleicht fand sie ihren eigenen Weg und wenn würde sich unserer wieder kreuzen.

Eine leichte Brise erfasste mich und wehte mir noch einmal ihren Geruch in die Nase. Yukiyona, nutze deine gewonnene Freiheit. Dafür werde ich mein Versprechen halten und eines Tages wirst du wieder die wahre Yukiyona sein und kein Doppelgänger. Vielleicht kommt auch eines Tages der Moment, Inu Yasha alles zu erzählen. Danach könnte er selbst entscheiden, ob er dich in seinem Leben wiederhaben wollte, doch jetzt. Genieße dein Leben und vergiss uns dummen Hunde, denen du dich bereitwillig geopfert hattest.

 

~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~~~~~~

Abends wachte ich auf und wunderte mich, was geschehen war, als eine tiefe Traurigkeit mich übermannte. Mama ich vermisse dich so sehr, dachte ich nur und starrte auf das tote Tier vor mir. War ich etwa eingeschlafen?

Schnell schnappte ich mir das Geschöpf und brachte es zu meinem Lager, wo ich das Fleisch abtrennte und die Spieße bereitete. Ein Blick in den Himmel bedeutete mir, dass die Nacht hereinbrach, denn ich sah immer mehr Sterne, die mir das Gefühl gaben, nicht ganz alleine zu sein.

Schmollend aß ich mein Fleisch und verfluchte innerlich, dass ich keinen Platz fand. Wer war ich eigentlich? Damals hatten sie mich alle verstoßen und nicht gewollte und bestimmt änderte sich das auch nicht.

Als ich dann einen Beutel erblickte, kam es mir so vor, als hätte ich etwas vergessen, nur was? Bestimmt unwichtig. Seufzend hob ich die Kräuter an und schnupperte etwas, bevor meine Nase sich angeekelt kräuselte und ich es mit einem „pah“ in die Ecke schleuderte.

Grummelnd stierte ich mein gemachtes Feuer an und das Fleisch, was immer mehr an Farbe gewann. Ich hasste es alleine zu sein, aber zumindest müsste ich nicht teilen. „Guten Appetit!“, sagte ich und schnappte mir das Fleisch und drehte mich um, aber wieso? Verwirrt drehte ich mich zurück und biss vom Spieß ab. Was wohl mein blöder großer Bruder machte? Der sollte nur abwarten, dem zeigte ich es noch. Immer wieder triezte mich der blöde Kerl. Nur weil ich sein Halbbruder war… Sein dummes Gefasel davon, dass ich, wenn ich stark war, ja ihm dienen könnte, konnte er sich sonst wo hinhängen. Den würde ich von seinem Thron schubsen und ihm zeigen, dass auch ein Hanyou stark war. Genau! Sonst gab es bestimmt auch Wege ein Youkai zu werden.

Ich seufzte und biss noch einmal ab. Warum wollte ich das nur so unbedingt? Eigentlich könnte ich ihn auch links liegen lassen, aber mein Stolz gebot es mir oder war es etwas Anderes?

Aua… blöder Kopf… Knurrend aß ich noch den Rest meines Essens auf, bevor ich mich hinlegte und meine Beine an mich zog und ins flackernde Feuer blickte. Warum fühlte es sich nur so an, als wäre ich sonst nicht alleine gewesen? Tränen traten in meine Augen, bevor ich die Augen schloss und mich in den Schlaf weinte.

 

In meinem Traum sah ich verschwommene Gestalten, die einfach nicht zu erkennen waren. Nur der glückliche Junge war da, doch der Rest schien so fern. Ich schien jemanden etwas immer wieder zu bringen und… was war das nur? Ein Wunschtraum?

Die Kälte zog mir bis in die Glieder, sodass ich leicht fror, bis ich auf einmal Wärme spürte. Wo kam die her? Ich seufzte im Schlaf und schmiegte mich an die Wärmequelle. Irgendwie wollte ich die Augen nicht aufmachen, bestimmt bildete ich es mir nur ein. Ich wollte diesen Traum nicht zerstören.

 

Am nächsten Morgen erwachte ich dann und spürte noch die Wärme. Vorsichtig setzte ich mich auf und spürte, wie ein dicker Stoff von mir rollte. Er war so rot wie meine Kleidung. Verwirrt sah ich mich um, doch da war niemand. Was war das nur? Egal, zumindest hatte es mich gewärmt. Ich schnupperte noch einmal. Dieser Geruch schien vertraut. Doch ich wusste nur, es war ein Mann. Kurz dachte ich an meinen Bruder, schüttelte mich dann aber. Der würde nicht nett zu mir sein. Er würde mich auslachen, dass ich so schwach war und vor Kälte zitterte.

Grummelnd packte ich alles zusammen, schnappte einen Stock und legte alles auf den Mantel, welchen ich so halb als Tasche missbrauchte für meine Habseligkeiten. Ich würde es erstmal behalten und sehen, was ich noch so fand. Vielleicht war ich ja doch nicht ganz allein, das wollte ich mir zumindest einreden. Hoffentlich fand ich bald einen Platz, an dem ich ich sein könnte. Mama… mein Blick ging noch einmal zum Lager, bevor ich kopfschüttelnd davon ging. Was bildete ich mir nur wieder ein?

Ich würde groß und stark werden und ihnen allen zeigen, was ich konnte!

 

 

Myoga, der Flohgeist (Inu Yasha)

Geschmeidig bewegte ich mich durch den Wald, zwischen den Bäumen hindurch, auf der Jagd nach meinem Opfer. Grinsend sprang ich heraus und da sah ich es schon. Die Blätter raschelten vom Baum, den ich überwunden hatte. Das Wildschwein drehte seinen Kopf im Rennen nach mir nach oben, bevor ich fies grinsend herabsauste und dem Wildschwein das Genick brach. Schlaff blieb es liegen, während ich die Knöchel knacken ließ. „Wolltest wohl entkommen? Aber ich war schneller.“, gab ich an. Ich war jetzt um die 20 Jahre alt, doch mein Aussehen war das eines 16-jährigen. Ein wenig nervte es mich, aber oft half es auch, noch nicht so groß zu sein. Mit Schwung griff ich in die Haut des Tieres und hob es mit Leichtigkeit an, um es mir unter den Arm zu klemmen und meinen Weg zurück zu machen.

Breitgrinsend über meine Beute, freute ich mich schon auf das köstliche Mahl. Es würde Wildschwein geben. Wildschweinsuppe, Wildschwein Spieße und ich fand bestimmt noch ein paar leckere Sachen, die ich daraus machen könnte. Genießerisch schnupperte ich die frische Luft ein, bevor ich zu meinem Lager ging und das Tier geschickt auseinanderpflügte. Lange schon benutzte ich keine Messer mehr, wo meine Krallen doch viel schärfer waren. Das reißende Geräusch der Haut klang wie Musik in meinen Ohren. Sie zuckten leicht von dem Geräusch. Meine Hundeohren, die die Leute immer verschreckten. Aber das hatte ich akzeptiert. War sowieso besser. Mehr Fleisch für mich.

Ich briet das Schwein und verputzte es genüsslich, bevor ich mich plumpsend auf den Rücken fallen ließ und meinen Bauch streichelte. War ich voll… Hmmm… Die Wolken sahen ganz hübsch aus, wie sie umherflogen und wundersame Muster annahmen. Wie so oft, war da immer noch ein merkwürdiges Gefühl in mir, doch zumindest schmerzte mein Kopf nicht mehr so sehr. Vielleicht würde ich meinen Bruder mal fragen, aber wenn ich ihn sah, wollte ich ihn immer vermöbeln, doch meistens rannte ich mit eingezogenem Schwanz davon. Blödmann. Irgendwann zeig ich es dir. Der letzte Kampf ist noch nicht ausgefochten!

Seufzend klopfte ich mir auf den Bauch. Meine Kleidung war schon wieder ziemlich eng geworden, ob demnächst mein geheimer Helfer wieder einfach neue Kleidung daließ? Wer war das wohl, der immer, wenn ich etwas brauchte, es einfach bei mir fallen ließ? Bestimmt nicht mein Bruder, aber wer dann und warum gab er es mir nicht persönlich? Es würde bestimmt Spaß machen, mal jemand anderen als meinen Bruder vor meiner Nase zu haben, der mich immer wieder daran erinnerte, dass ich nicht ausgewachsen und unfähig war.

Aber egal. Es sollte mir egal sein, solange ich weiter Kleidung bekam. Sowieso wüsste ich nicht, woher ich dieses Material bekommen sollte, wo die Menschen immer wieder davonliefen. Was hatten die denn bitte immer? Immer am Schreien. Als hätte ich ihnen schon mal was getan. Nur weil ich ein Hundedämon bin? Lebten die alle in Angst vor Hundedämonen oder was?

Eine Wolke, die vorbei flog, bannte meine Augen etwas. Es sah aus wie ein riesiger Hund. Schmollend sah ich hin und dann meine Hände an. Toll, wenn man nur die Ohren hatte, sich aber nicht in einen verwandeln konnte. Bruder konnte das bestimmt und bestimmt war er auch der Grund, dass sie mich alle hassten. Blödmann.

Angepisst legte ich mich aufs Ohr und entspannte ein wenig. Ein Mittagsschlaf war genau das Richtige, da ich nachts kaum schlief wegen diesen dummen Monstern die mir an den Kragen wollten. Doch sie waren schief gewickelt, wenn sie glaubten, dass ich ein so leichter Gegner war. Jedes Mal machte ich sie platt, doch danach konnte ich meine Hände immer wieder schruppen. So ein Dreck. Aber was sollte man machen, wenn man ein so begehrter Mann wie ich war.

 

Am späten Nachmittag schlug ich leicht gelangweilt die Augen auf, als ich merkwürdige Geräusche vernahm. Schnell sammelte ich mein Hab und Gut zusammen, bevor ich es hinter einigen Büschen versteckte und mit Ästen bedeckte, damit es mir keiner stahl. Danach setzte ich meinen Weg barfuß fort. Einmal waren Schuhe bei meiner Kleidung gewesen, doch diese hatte ich abgelehnt und liegen lassen. Nicht nur, dass sie unbequem waren, es lag auch daran, dass ich so besser sprinten konnte.

Auch war ich natürlich leiser, weil ich die Äste spürte und dann noch mein Gewicht verlagern konnte, doch meist musste ich mich nicht mehr so sehr anschleichen, da ich einfach schnell genug war, um den Gegner zu erschlagen. Ich grinste und sprang schon auf die Wiese, als ich merkte, dass es wohl kein allzu großes Tier war. Es war ein Wildhund. Gebannt blieb ich stehen und sah ihn verdutzt an, als er mich ignorierte und einfach nur im Kreis lief und nach irgendwas auf seinem Rücken biss.

„Was machst du denn da?“, fragte ich neugierig und ging in die Hocke, während der Hund komplett außer Atem stehen blieb, nur um es noch einmal zu versuchen. Angepisst warf sich der Köter auf den Rücken und wälzte sich hin und her, bevor er auf einmal wie von der Tarantel gestochen davonrannte und mich alleine zurückließ. Das musste man nicht verstehen oder? Ich hatte ihn leben gelassen, da ich Hunde nicht aß, aber das hatte er ja nicht wissen können oder?

 

Slurp slurp slurp

Hä? Erschrocken sah ich auf meine Brust und entdeckte ein kleines braunes Ungetüm, das erst Stecknadelgroß war, aber stetig anwuchs. Sofort schlug ich drauf und machte das eklige Vieh platt, dass fast pfeifende Geräusche machte, als es wie ein Blatt zu Boden sank.

Schnaubend sah ich auf den Käfer und hob schon den Fuß, als er einfach wegsprang. Was zum? Immer wieder versuchte ich ihn zu erwischen, doch dieses Miniaturmonster war einfach teuflisch schnell. Mein Bruder würde vor Neid erblassen oder würde er ihn fangen? Bestimmt. Ich musste ihn kriegen!

Ich stieß mit den Händen vor, bis ich es sogar schaffte und mir Stolz auf die Schulter klopfte. „Hehe, ich bin der schnellste.“, meinte ich hochnäsig und sah mir jetzt das Geschöpf an, das zwischen meinem Daumen und Zeigefinger baumelte. Es sah aus wie ein Floh und trug Kleidung. Also ein Dämon?

„Ahhh, bitte verschont mich Herr! Ich werde Euch auch dienen!“

„Äh Was?“, fragte ich und hob irritiert eine Augenbraue. Was faselte der Idiot da? „Wieso Herr?“

„Ah… naja… ahh…“, meinte er und sah mich dann auf einmal überrascht an und leckte sich über sein spitzes Mäulchen. „Wartet Herr… mhmm…. Ohhhhhhhhhh!“

Auf einmal glänzte er mich mit seinen kleinen Kulleraugen an und wedelte mit seinen Extremitäten. „Endlich habe ich Euch gefunden!“

„Das wird mir zu bunt.“, blökte ich schon und wollte ihn wegwerfen, als er etwas sagte, das mich aufhorchen ließ.

„Ihr seid doch der Sohn des großen Inu no Taishos! Und der Menschenfrau Izayoi, Götter habt die beiden Seelig.“, meinte er noch und ich hob ihn interessiert vor meine Nase.

„Du kanntest sie?“, bisher hatte mir kaum bis keiner etwas über sie gesagt. Mein Bruder zeigte mir da auch die kalte Schulter. Ich hatte letztens meine Mutter mal angesprochen, da war er ganz komisch geworden und hatte unseren kleinen Kampf abgebrochen. So schnell hatte ich ihn noch nie flüchten sehen. Aber hier hatte ich jemanden, der mir jetzt Rede und Antwort stehen konnte.

„Ja, selbst Reden! Ich beriet Euren Herrn Vater stets bei wichtigen Angelegenheiten. Eure Mutter habe ich nicht so oft getroffen, aber sie war eine Schönheit ohne Gleichen!“

„ha…“, meinte ich und setzte mich mit ihm hin, hielt ihn aber zwischen den Fingern. „Erzähl mir von ihnen.“

Der Flohgeist lächelte liebevoll. „Naja, dein Vater war sehr warmherzig und ein gerechter Mann und sein Blut war so köstlich.“ Ich seufzte und lauschte weiter. „Und deine Mutter war auch sehr gütig. Sie trafen sich sehr oft.“

Es war langweilig, weswegen ich die Augen verdrehte. „Toll.“

„Willst du das Grab deiner Mutter besuchen?“

„Was?“

„Es ist doch hier in der Nähe.“

Ich hob eine Augenbraue. Ich hatte noch nie meine Mutter besucht an ihrem Grab; ich wusste nicht mal wo es war. „Zeig es mir.“

„Oh ja.“, meinte er und ich ließ ihn los. Er hüpfte geschickt auf meine Schulter und berichtete mir, wo ich lang gehen sollte. Es war wirklich nicht mehr weit weg gewesen. Wir kamen auf einen grünen Hügel an, auf dem unter einem Baum ein weißer Stein stand, der kein Moos angesetzt hatte. Neugierig sah ich erst zum Grab und dann den Berg runter. „Dort unten lebte Eure Mutter.“

„Wirklich?“, fragte ich leise und sah interessiert herab. Es schien alles solange her zu sein. Seufzend blickte ich auf den Grabstein und bemerkte die Lilien. Wer hatte die da wohl hingelegt? „Weißt du, wer das Grab errichtet hat?“

„Nein, leider nicht. Aber es ist schon lange hier.“

„Verstehe.“, meinte ich und biss mir auf die Unterlippe. Wer es wohl gewesen war? Nachdenklich sah ich mich um und sammelte ein paar Gänseblümchen, die ich auch ans Grab legte. Sie mochte sie oder? „Hallo Mutter.“, meinte ich leise und streichelte über den Grabstein. „Ich hoffe dir geht es gut auf der anderen Seite. Ich vermisse dich.“

Der Flohgeist hielt zum Glück den Mund, während ich ein wenig mit meiner Mutter redete, was mir so alles passiert war. Bestimmt würde ich öfters kommen und mit ihr reden.

Am Ende sah ich zu dem Floh und fragte doch mal nach: „Wie heißt du eigentlich?“

„Ach ich bin Myoga, der Flohgeist. Sehr erfreut.“

„Inu Yasha.“, meinte ich und nickte dem Floh zu, bevor ich mich tiefer auf den Hügel setzte und auf die mit Gras bewachsenen Schlossruinen blickte. Ob ich hier auch aufgewachsen war? Nur dunkel erinnerte ich mich daran, dass wir damals gegangen waren, weil sie böse waren, aber es war wie das meiste verschwommen. Bestimmt verdrängte ich diese Erinnerungen und doch…

„Ich bin hier nicht aufgewachsen oder?“

„Nein. Ihr seid hier nur geboren worden. Bei Eurer Geburt starb Euer Herr Vater und Eure Mutter und Ihr floht zum Schloss Eures Großvaters.“

„Verstehe…“, meinte ich leise und betrachtete die Gegend noch ein wenig. Aber meine Mutter hatte vorher hier gelebt. Es war schon schön. Fast schon traurig, dass ich ihn niemals kennenlernen würde. War er wirklich ein sehr netter Mann gewesen, wenn alle die Hunde fürchteten?

Seufzend sah ich in den Himmel und schloss die Augen. Ich genoss den Geruch der Natur und stellte mir vor, wie mein Vater vielleicht aussehen könnte. Dummer Weise kam mir als erstes das Gesicht meines großen Bruders in den Sinn. Nein bestimmt sah mein Vater nicht so aus… blöder Kopf… Naja, er war tot und ich hatte ihn nicht gekannt, war bestimmt auch gut so, auch wenn ich bestimmt hätte viel lernen können.

Zumindest kannte ich jetzt das Grab meiner Mutter, auch wenn es mich störte, dass jemand hier Blumen herbrachte, aber mir nicht gesagt hatte, wo sie lag oder mir erzählte, wie sie so war. Ob die Person auch meinen Vater gekannt hatte? Wahrscheinlich würde ich es nie erfahren… Aber eins wusste ich, ich würde alle übertreffen, sodass sie auf mich stolz sein würden.

 

 

Izayois Grab

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Unterricht?

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Wie hatte es nur so weit kommen können? Inu Yasha war jetzt ganze 50 Jahre alt, auch wenn man von seinem Äußeren nicht darauf schließen konnte; und doch hatte er etwas vollbracht, woran ich nie zuvor zu träumen gewagt hätte. Er hatte mich tatsächlich aufgespürt gehabt! Mich, Sesshomaru, welchem noch nie aufgelauert worden war in den letzten Jahren.

Dieser durchtriebene Hund! Kurz lenkte mich ein Youkai ab und schon stand er dort vor mir mit einem Gesicht, das tausend Worte sprach. Wut, Abscheu und blanker Hass!

„Sesshomaru, du Arsch, seit wann folgst du mir?“, schnaubte er verächtlich und umkreiste mich wie ein Jäger seine Beute, dabei war ich doch eigentlich der Jäger.

„Ich, Sesshomaru, folge keinem minderwertigen Hanyou, damit du es weißt!“

Meine Stimme war kühl und ruhig, fast schon monoton und doch sah ich es an seinen golden funkelnden Augen, dass er mir nicht glaubte. Im Gegensatz zu mir achtete er nicht auf meinen Herzschlag oder meine Stimme, sondern reagierte rein instinktiv, was für mich hieß, dass er bei seiner Anklage blieb und ich nichts dagegen ausrichten könnte. Das war es dann wohl, mit der Vernebelungs-Taktik.

Innerlich seufzend veränderte ich minimal meine Haltung. Ein wenig angriffslustig ließ ich meine Finger knacken, was er mit einem breiten Grinsen imitierte.

„Hab‘ ich es mir doch gedacht!“

Mein kleiner Bruder spannte seine Muskulatur an. Dieser halbstarke Junge. Egal wie oft er den Boden schon geküsst hatte, er versuchte es immer wieder gegen mich zu gewinnen. Ob er sich mir je unterwerfen würde oder wäre der Kampf auf Lebenszeit? Fast erinnerte es an mich und Vater, den ich aber irgendwann respektiert hatte.

Natürlich war mein Bruder nicht so, auch wenn er mich als Vater immer respektiert hatte, aber das war Vergangenheit. Traurig aber wahr. Dann würde ich ihm heute wieder eine Lektion verpassen müssen. Bisher schien er sowieso keine dämonische Kampftechnik zu beherrschen, aber vielleicht konnte er ja heute etwas von mir lernen, wenn ich es richtig anstellte und sein Ego angriff.

„Kämpfen wir jetzt oder was ist los?“

„Greif doch einfach an!“, befahl ich ihm und schon tat er es auch, nur damit ich ihm im letzten Moment auswich und belustigt zusah, wie er gegen einen Baum schlitterte. Wirklich eine Blamage, die Klappe so aufzureißen und dann so ein erster Angriff. Er war wie immer blind auf mich zugestürmt. Dummkopf.

„Ist das alles, was du zu bieten hast?“, triezte ich meinen Halbbruder, bevor ich wieder seinen Fäusten mit Leichtigkeit auswich. Wie immer landeten die Schläge ins Leere, da seine Hiebe einfach unpräzise waren. Lächerlich, hatte er noch nichts dazugelernt? Wie schnell er doch aus der Haut fuhr und nicht einmal versuchte meine Angriffe zu analysieren!

 

Dieses Spiel spielten wir einige Zeit bis er langsam aus der Puste war, er war halt nur ein Hanyou und hatte keine Kondition. Keuchend ging er schon in die Knie und wischte sich mit seinem roten Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. Man sah ihm die Erschöpfung an, doch er würde noch länger leiden. Er musste lernen, nachzudenken.

Bisher hatte ich nicht mal angegriffen, was ich jetzt natürlich nachholte. Ich ballte die Hand zur Faust und schlug ihm in die Magenkuhle.

Inu Yasha flog im hohen Bogen nach hinten, um unsanft auf dem Rücken zu landen.

Auf dem dumpfen Aufschlag folgte ein Aufschrei. Es dauerte bis er sich aufrappelte und noch einen Schlag kassierte. Wie ein Steh-auf-Männchen, stand er immer wieder auf. Er wusste nicht mal, wann er flüchten sollte.

„Wir sollten das beenden.“, hauchte ich eiskalt und bohrte meine Nägel etwas in die Haut, bis ich blutete. „Sieh zu und lerne, welche Macht in unserem Blut steckt.“

Inu Yasha blickte auf und sah, was ich tat, bevor ich blutige Klingen fliegen ließ, die ihn teilweise trafen, doch seine Kleidung fing vieles ab, was von mir geplant gewesen war.

„Wie?“, fragte er anscheinend schockiert über die fliegenden Klingen. Erst wollte ich schon sprechen, als ich einen Floh auf seiner Schulter entdeckte. Konnte das möglich sein? Dieser untreue Floh! Zu ihm kam er und mir wich er aus, wo ich dieses Land erhielt? Verdammt. Knurrend sah ich den Floh an, welcher etwas flüsterte. Vielleicht ersetzte er ja jetzt Inu Yashas Gripps und erklärte ihm, wie man die Blutkrallen nutzte.

 

Fast schon geduldig wartete ich bis ich ein Aha-Erlebnis in seinen Augen vernahm. Es war ganz interessant, wie seine goldenen Augen riesig wurden und er seine Hände und dann mich anstarrte. „Wirklich?“, fragte er und machte die Hand auf und zu. Ich schnaubte leise. Hatte er etwa Angst, sich selbst zu verletzten? Inu Yasha, hattest du Angst vor deinem eigenen Blut? Zumindest stellte sich der Flohgeist als Segen für ihn heraus. Das würde mir meine Trainingsstunde erleichtern, auch wenn es vielleicht ein Fehler war, ihm mehr Macht zu geben, doch mit dieser Schlagtechnik käme er nicht weit. Gehässig lächelnd stürzte ich vor und erwischte ihm im Gesicht mit meiner Hand. Er knallte wie ein Ball an den nächsten Ball, bevor er wieder zurückgestoßen wurde. Die Luft fuhr aus seinem Körper mit einem Hieb, bevor er husten nach neuer rang.

„Willst du weiter Selbstgespräche führen oder kämpfst du endlich?“, knurrte ich und ließ meine Augen kurz rot werden, bevor sie wieder ihre goldene Farbe annahmen. Wieder machte ich einen Satz und rammte meine Hand mit Krallen leicht in seinen Bauch. Es war kein Problem, davon könnte er sich binnen ein paar Tage erholen. Diese Lektion musste er einfach kapieren. Damals war er nicht so begriffsstutzig gewesen. Waren es Nebenwirkungen vom Gift oder weil er für sich selbst war? Wobei sogar ich hatte selbst das meiste erlernt. Er musste einfach die Gegner beobachten.

Ich sprang zurück und leckte das Blut von meinen Fingern. Wie immer halbdämonisch. Eine kühle Bemerkung in meinem Kopf und die Feststellung, dass ich nicht mein Gift schmeckte.

„Scheiße!“, fluchte mein Bruder und rappelte sich wie immer auf, bevor er seine Hand auf seinen Bauch presste und seine Finger sich langsam rot färbten. Ich verdrehte die Augen, als er immer noch keuchte und keinen Gegenangriff startete. Aber dafür schien er wieder mit sich selbst zu sprechen. Hervorragend. Bestimmt erklärte er ihm jetzt, wie das mit dem Blut ging. Nur ich konnte nicht immer warten, was war das für ein Kampf, wo der Gegner auf den anderen wartete?

„Was ist, Brüderchen, machst du schon schlapp?“, fragte ich hochnäsig und sah ihn herabwürdigend an. „Ist es zu schwer, die Blutklingen einzusetzen? Das kommt davon, wenn man eine so schwache Aura hat.“

„HALT DIE FRESSE!“, wetterte er los, hob die Hände und schlug in die Luft und Tatsache. Fast schon zu erstaunt, verpasste ich den Moment des Ausweichens und musste feststellen, dass sie mich zumindest leicht streifte. Was man auch sagte, ich war ein wenig stolz darauf, dass er so schnell diesen Angriff beherrschte. Eigentlich hatte ich geglaubt, dass er ein paar Anläufe bräuchte, aber nein. Gut so.

Inu Yasha schien es zu packen und er versuchte mir immer wieder mit seinem Blut eine zu verpassen, doch das konnte er nicht ewig, irgendwann hätte er einen zu hohen Blutverlust. „Du wirst besser.“

„Ach sei still, dich krieg ich noch!“, griente mein Bruder, der schon wirklich lädiert aussah. Er sprintete vor und sprang wie ein wildes Tier. Wieder einmal wich ich mit Leichtigkeit aus und tanzte um ihn herum. Es war schon interessant. Sein Körper schien insgesamt massiger gebaut zu sein, was wohl daran lag, dass er mehr den Knochenbau meines Vaters hatte, während ich graziler wie meine Mutter war. Er war robust und würde später eher den Angriff nutzen können, während ich flink auf den Beinen war und meine Kampfkraft mit Geschick ausglich.

Doch wie weit würde es Inu Yasha bringen können? Das wusste ich jetzt noch nicht, aber ich würde der Zukunft entgegensehen, wo er mir zeigen würde, wie er zum Mann wurde. Auch wenn es wahrscheinlich nie soweit mehr kommen würde, wären wir ein starkes Team geworden und hätten jeden Gegner besiegt.

„Du bist zu langsam.“

„Sei still!“, grummelte er und atmete tief durch, während er sich sein Gesicht noch mal abrieb und tief durchatmete. Er sah mich genervt an und zog eine Schmolllippe. Ich stand einfach still da, bevor ich die Schultern hob und mich einfach umdrehte. Ich hörte ihn auf keuchen und fluchen.

„Willst du dich aus dem Staub machen, Alter? Scheiße noch mal, ich bin hier, hau nicht mittendrin ab!“

„Mir ist langweilig.“, meinte ich kühl und sah nicht zurück, aber ich hörte, wie er noch einen Angriff startete, dem ich einfach auswich, ohne hinzusehen. Es pisste ihn richtig an. „Vertagen wir das, bis du die Blutkralle richtig beherrschst.“

Danach sprang ich in die Lüfte, auf und davon. Ich wusste, dass er an seine Grenze gekommen war und wollte diese nicht noch weiter ausreizen, überhaupt da der Kampf langweilig wurde. Eines Tages könnte er vielleicht ein ernst zu nehmender Gegner werden, doch dazu müssten noch viele Jahre vergehen.

 

Nach einiger Zeit landete ich dann an einem See. Seufzend entkleidete ich mich und stieg ins kühle Nass. Ich spürte eine Wunde an meiner Schulter, die ein wenig Blut aussonderte. Ein Treffer, das musste noch besser werden. Wahrscheinlich wäre ich nicht das schrecklichste Monster, was ihm begegnen konnte.

Genervt tauchte ich kurz ab, bevor ich wieder erfrischt auftauchte. Meine Muskeln zuckten noch von der Anspannung. Wann käme wohl der Tag, an dem ich mich nicht mehr zurückhalten müsste?

„Sesshomaru…“, seufzte eine wohlige Stimme hinter mir. Ich blickte nach hinten und sah in Yukiyonas leicht genervte Augen. „Was hast du angestellt?“

„Nichts. Nur ein Übungskampf.“, meinte ich und spürte sie schon hinter mir. Sie strich leicht über meine Wunde und ich konnte zusehen, wie sie ein wenig schneller heilte.

„So wie deine Muskeln zucken, sieht das aber eher danach aus, als hättet ihr euch wieder gezofft. Wenn er wüsste, wie du damals zu ihm warst…“

„Damals ist damals. Vergangen bleibt vergangen.“

„Gehen wir jetzt unter die Poeten?“, murmelte sie und lehnte sich leicht an meinen Rücken. Sie veränderte sich nach und nach, was wohl dem Einfluss der Göttin zuzuschreiben war und doch trafen wir uns noch, auch wenn es wohl daran lag, dass ich ihr Wasser verschmutzte.

„Nein. Zumindest hat er etwas gelernt. Es ärgert mich nur, dass Myoga bei ihm ist.“

„Eifersüchtig? Du weißt, Myoga hatte schon immer vor dir Angst, er ist ein Feigling ohne gleichen. Vielleicht tut es Inu Yasha gut. Sieh es so.“

„Trotzdem.“, fluchte ich leise knurrend. „Wenn bin ich derjenige, dem dieses Land gehören wird und nicht ihm!“

Beruhigend streichelte sie über meine Muskeln und massierte sie ein wenig. „Sesshomaru. Dir steigt die Einsamkeit zu Kopf. Ich glaube nicht, dass dein Bruder dir deinen Platz streitig machen will, er sucht einfach nur einen Platz für sich.“

„Ich weiß.“, grummelte ich und ließ mich ein wenig fallen. Sie hatte schon Recht, aber es störte mich. Wieso fiel es ihm zu und Tessaiga war immer noch nicht aufgetaucht, sodass ich bei sehr großen Gegnern meine Hundegestalt annehmen musste. Ich seufzte leise und schloss die Augen.

Manchmal war ich mir selbst nicht mehr sicher, wer ich war und was ich war. Dort in mir war sie noch irgendwo und ich merkte zu oft, dass sie mich wieder anleiten wollte, doch welcher Weg war der richtige? Nur einmal hatte ich sie gehört und das war, als Izayoi gestorben war. Vater. Was soll ich nur tun?

Ich blickte auf in den Himmel und sah, wie die ersten Sterne hervorkamen. Wie weit würde unser Weg noch führen? Und wieso musste meinem Bruder dir und Izayoi so ähneln? Es war eine Qual. Doch ich würde irgendwann mein Ziel erreichen, ich hatte ja Zeit. Sehr viel Zeit. Wohl mehr, als jeder andere. Mein Fluch würde mich noch viele sterben lassen sehen, weswegen ich für mich entschieden hatte, niemanden mehr mein Herz zu schenken. Ich würde mich dagegen wehren, jemanden zu lieben. Izayois Verlust nagte immer noch an mir und ließ mich nicht los. Wenn ich doch einschlief, sah ich ihr Gesicht vor mir, als sie starb. Dieses traurige Gesicht, das anscheinend gewusst hatte, dass ich sie nicht retten konnte. Izayoi. Ich blickte in den Himmel. Ich vermisse dich und werde an dich denken, als eine Lehre für mein frevelhaftes Verhalten.

 

 

Feuer im Eis

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Mein kleiner Bruder war jetzt eigentlich ein großer. 100 ganze Jahre waren ins Land gezogen und doch schien er sich mir nicht unterordnen zu wollen. Langsam wurde ich ungeduldig und wirklich wütend. Was dachte er sich dabei? In ihm floss das ehrwürdige Blut unseres Vaters und obwohl der Flohgeist Myoga bei ihm war, schien er es nicht auf die Reihe zu bekommen, ihm klar zu machen, wie wichtig es doch wäre, mir zu dienen.

Fluchend streifte ich durch die vom Schnee belagerte Landschaft. Es machte mich ein wenig melancholisch den Schnee zu sehen und heute war auch noch eine mondlose Nacht. Eine Nacht in der mein Vater gestorben war.

Grummelnd landete ich und atmete die eiskalte Luft ein, die auf meinen Lungen brannte. Vielleicht würde ich heute Izayois Grab besuchen, da ich immer noch nicht das meines Vaters gefunden hatte. Es ärgerte mich wirklich sehr. Ich wollte nicht glauben, dass er einfach verschwunden war.

Ich stapfte ein wenig durch den Schnee und sah zu, wie meine Füße in dem weißen Etwas verschwanden. Sobald Schnee lag, gab es auch weniger Dämonen zu bekämpfen. Lächerlich, was hatten die denn immer Angst vor dem Schnee? Blut kam doch viel besser zur Geltung.

Nachdenklich sah ich zum sternenklaren Himmel. Heute war er Mensch und es… war kalt. Vielleicht sah ich doch einmal nach ihm, wenn ich nichts Besseres zu tun hatte. Zumindest roch ich ihn in der Nähe, was ich gar nicht gewohnt war. Normal suchte er sich einen Verschlag und streifte nicht durchs Land. Oder hatte er schon wieder nicht auf den Neumond geachtet? Das würde zu ihm passen. Viel zu oft war er noch unbedacht und brachte sich somit in Gefahr.

 

So machte ich mich auf den Weg und suchte meinen kleinen Bruder. Geschockt musste ich ihn dann entdecken, wie er in seiner menschlichen Gestalt bibbernd im Schnee lag. Ein Blick in der Umgebung verriet mir, dass er in einen See eingebrochen war und sich nur mit Mühe noch herausgerettet hatte. Verdammt. Fluchend ging ich zu ihm. Er war schon ganz blau geworden und würde erfrieren, wenn er hier liegen bleiben würde.

Nur… ich sah ihn genau an. Er schien nicht wirklich etwas mehr mitzubekommen. Sanft hob ich ihn auf meine Arme und drückte ihn gegen meine Rüstung. Er war wirklich groß und schwer geworden, auch wenn er immer noch wie ein halber Junge aussah. War er Körperlich überhaupt gealterte, seit ich sein Gedächtnis ein weiteres Mal gelöscht hatte? Minimal, aber nicht viel. Bestimmt lag es an seinen menschlichen Genen.

 

Ich suchte für mich und meinen Bruder ein kleines Häuschen, welches zum Glück verlassen war. Zu meinem großen Glück gab es sogar Feuerholz, mit dem ich schnell ein Feuer entzündete, bevor ich meine Rüstung auszog und Inu Yashas Kleider löste, die an ihm festgefroren waren. Er bibberte und wimmerte. Er war wirklich ein Häufchen Elend. Ich zog mein Oberteil aus und zog es ihm an, bevor ich ihn an mich zog, nachdem ich seine Kleidung vor dem Feuer ausgebreitet hatte.

Nach Wärme suchend kuschelte er sich sofort an meine Brust und ins Fell, das ich um uns spannte. Er sah so schwach aus in seiner menschlichen Gestalt. Wieso ging er immer nur so leichtsinnig mit seinem Leben um? Verstand er nicht, wie sehr wir alle schon für ihn gelitten hatten, damit er ein recht normales Leben führen könnte? Es machte mich sauer, doch ich drückte diese Gefühle herab und streichelte seinen Kopf.

Er war wirklich kalt und brauchte die Wärme. Morgens würde ich verschwinden, doch bis dahin blieb ich hier und sorgte dafür, dass seine Körpertemperatur nicht noch weiter sinken würde. Mit meinen warmen Händen rieb ich über seine und betrachtete die verschwundenen Nägel. Es war immer wieder schockierend, dass er sich so extrem verändern konnte. Das würde der Grund sein, dass er wohl nie jemanden in seinem Leben finden würde, denn sobald er Mensch war, würde er Gefahr laufen, dass man ihn tötete. Er tat mir wirklich leid.

„Mhmmm…“, machte er leise und drückte sich fester an meine Brust, sodass ich daran denken musste, wie anhänglich er als kleiner Junge einst gewesen war. Immer wieder hatte er meine Nähe damals gesucht und hatte mich fast im Schlaf erdrückt, weil er solche Angst gehabt hatte, ich könnte verschwinden und jetzt? Jetzt war ich aus seinem Leben verschwunden und er drückte mich immer weg.

„Papa…“, nuschelte er und drückte sich noch enger an mich. Geschockt starrte ich auf den jungen Mann herab und meine Augen wurden riesig. Hatte ich das gerade richtig gehört? Hatte er mich Papa genannt? Aber… ich hatte doch seine Erinnerungen gelöscht?

Mein Herz hämmerte, während er langsam an Farbe gewann. Warum tat es nur so weh, zu hören, wie er mich Papa nannte… Es war als würden sämtliche Erinnerungen von damals auf mich wie eine riesige Welle niedersausen, die mich erfasste und wegspülte. Doch wie sollte ich mich verhalten… sollte… hm…

Ich sah auf ihn herab, bevor ich mich entschied und ihn noch ein wenig fester an meine Brust zog. Nur heute. Es lag bestimmt am Schnee, aber ein wenig alte Zeit konnte ich auch vertragen. Wie oft er mir etwas gebracht hatte und immer gewartet hatte, bis ich seinen Kopf tätschelte….

Nachdenklich legte ich meine Hand auf seinen Kopf und streichelte ihn, kraulte seine Ohren und massierte sie leicht. Er seufzte wohlig und brummelte Dinge im Schlaf. Wäre er nicht gerade erwachsen, könnte man es als süß betiteln. Was er wohl sagen würde, wenn er wüsste, was er gerade tat. Er würde mir nicht glauben und wie ein Irrer mit den Armen fuchteln. Es klang eigentlich sehr lustig, und doch würde ich es ihm nicht verraten, schon aus dem Grund, weil er dann auch wüsste, dass ich ein ganz anderer sein konnte.

„Papa, ich vermisse dich.“

Ich seufzte. „Ich dich auch, Sohn.“, rutschte mir ein wenig zu schnell raus.  Vielleicht wäre alles anders gewesen. Vielleicht musste ich nur den Nebel lichten und dann…

Meine Hand strich etwas zu seiner Schläfe, bevor ich doch einhielt. Er wäre bestimmt sehr wütend auf mich, dass ich ihn so lange im Trüben gelassen hatte. Des Weiteren war er doch mein Bruder und nicht mein Sohn.

Mein Herz war hin und her gerissen. Er würde mich schwach machen, er tat es jetzt schon und wenn er wie damals wurde… Nein, das durfte nicht sein. Er musste erwachsen werden und selbstständig sein. Wenn er nicht aufpasste, würde man ihn noch töten.

Ich löste meine Hand und sah in sein Gesicht. Er schien fast schon unschuldig dafür, dass er den Mund immer so groß aufriss und der Meinung war, er könnte gegen jeden gewinnen. Dabei war er ja doch eigentlich noch ein Kind. Ob es seine Art war, den Tod zu verarbeiten? Während ich mir Frauen suchte, suchte er den Kampf und prügelte sich. Sehnte er sich nach einer führenden Hand? Hätte ich damals vielleicht netter sein sollen?

Naja, wie hatte ich Yukiyona gesagt? Vergangen ist vergangen. Ich kann es nicht mehr ändern und ich würde seine Gedanken nicht weiter manipulieren.

 

Ich blieb bei meinem kleinen Bruder, bis der nächste Tag anbrach. Ich zog mein Oberteil wieder an und ihm sorgsam seine Kleidung. Er schlief wirklich tief und fest, was all das ermöglichte.

Nachdem ich fertig war, stand ich auf und sah noch mal auf den Jungen, der vor dem warmen Feuer schlief und sich langsam verwandelte. Er würde durchkommen und hoffentlich daraus lernen.

Ich wollte schon gehen, als ich seinen Magen knurren hörte. Darum war er also ins Wasser gefallen? Seufzend machte ich mich schnell auf den Weg und fing ein paar kleine Tiere, die ich noch einmal zurückbrachte und ins Haus warf. Er rekelte sich. Gleich wäre er wach. Erst überlegte ich, ihm zu zeigen, wer ihn gerettet hatte, doch dann ging ich doch. Es wäre falsch und würde nur Fragen aufwerfen. Das würde ich ihm nicht antun.

 

So machte ich mich auf den Weg und hoffte nur, dass er den Rest des Winters gut überstand.

 

~~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~~~~

Myoga hatte mich vor einiger Zeit alleine gelassen, wie so meist im Winter. Er verabscheute die Kälte und suchte sich jedes Mal einen Unterschlupf an einem warmen Ort, meistens in einem Schloss. Nein, eigentlich immer in einem Schloss und so auch dieses Jahr, während ich meine Tage in der Kälte verbrachte.

Knurrend suchte ich mir einen Unterschlupf, den ich bis zum Frühling wohl behausen würde. Ich hatte vorsorglich Holz gesammelt für den kompletten Winter. Es war wichtig, da ich heute Nacht sowieso wieder ein Mensch werden würde, aber mein Essen war knapp.

 

So machte ich mich auf den Weg und suchte nach Essen, doch es war wirklich schwer im Winter etwas Brauchbares zu finden, bis mir ein See auffiel, welcher gefroren war. Begeistert, aber auch frierend stieg ich die schneebedeckte Böschung runter zum See. Es wäre nicht leicht, aber ein paar Fische würde ich ergattern könnte, solange ich noch ein Hanyou war. Schnell trat ich auf den See und zuckte zusammen. Es war schon kalt. Brrr!

„Scheiße.“, fluchte ich und beeilte mich, eine gute Stelle zu finden, als es auf einmal knackte und ich hinabstürzte. Das Wasser quoll durch meinen offenen Mund und vereiste mir den Rachen, während ich um mein Leben schwamm, um wieder an die Luft zu kommen.

Mühselig zog ich mich aus dem Wasser und spürte, wie langsam schon meine Kleidung steif wurde. Zitternd und wimmernd rettete ich mich an die Böschung und versuchte warm zu werden. Ich musste nach Hause ans Feuer. Sofort. Hustend spuckte ich noch ein wenig Wasser, bevor ich mich einigelte. Würde ich es noch schaffen? Meine Kräfte verließen mich immer mehr. Das würde ich nicht überleben oder? Hilfe… Hilfe….

Mein Geist versank und mein Herz zitterte. Niemand würde mir helfen, ich war alleine und hatte es vermasselt. Ich würde sterben als Mensch…

 

Nach einiger Zeit spürte ich dann jedoch auf einmal Arme, die mich anhoben, doch meine Augenlider waren zusammen gefroren. Ich konnte sie nicht aufschlagen und auch mein Geruchssinn reichte nicht mehr aus, um zu erschnuppern, wer es war. Ob derjenige mich rettete oder fressen würde? Ich wusste es nicht, doch ich hatte auch gar keine Chance. Ich war ihm ausgeliefert. Er musste ein Mann sein oder? Er hatte mich einfach hochgehoben und trug mich. Meine Glieder waren taub, so konnte ich nichts fühlen, außer die dumpfen Berührungen.

Er schien mich in ein Haus zu bringen, wo ich mit meinen Ohren vernahm, dass er ein Feuer entzündete. Er hatte mich in mein Haus gebracht. Langsam wurde es wärmer, aber dann spürte ich die Person schon an mir, wie sie mir die Kleider vom Leib zog. Sie waren steifgefroren und es schmerzte, doch was sollte ich schon tun? Erst fürchtete ich, er würde noch mehr entkleiden und sonst was mit mir tun, aber nein, die Person zog mir sorgfältig etwas Warmes über, bevor ich spürte, wie ich an eine nackte warme Brust gezogen wurde.

 

Auch wenn meine Lider langsam tauten, war ich einfach zu schwach und schmiegte mich bereitwillig an die Brust. Warum kam mir nur dieser Herzschlag und dieser Geruch so bekannt vor? Ich überlegte eine Zeit lang, bis mir nur eines einfiel: „Papa.“

Das konnte nicht sein oder? Mein Vater war tot und doch fühlte ich mich gerade so geborgen an dieser Brust und Erinnerungen kamen hoch, die mir fremd schienen und die ich ewig nicht gesehen hatte. Ein kleiner Junge und ein verschwommener großer Mann. Ich spielte mit ihm und brachte ihm Tiere. Wir badeten und ich wollte ständig auf seinen Arm, aber Myoga hatte mir doch erzählt, mein Vater starb bei der Geburt… Hatte ich vielleicht einen Ziehvater gehabt, wo meine Mutter nicht so lange tot war? Wer er wohl gewesen war und warum ich mich nicht daran erinnerte? Ich sprach leise: „Papa, ich vermisse dich.“ Und diesmal erhielt ich auch noch die passende Antwort. „Ich dich auch, Sohn.“

Ich hätte am liebsten geweint, wäre es gegangen. Hieß das, dass ich einen Ziehvater hatte, der auf mich Acht gab? Er hatte mich gerettet und doch hörte ich an seiner Stimme, dass wir uns doch nicht sehen würden. Morgen wäre ich alleine und vielleicht bildete ich es mir auch ein, aber ich wollte es bis zum Ende genießen.

 

Irgendwann schlief ich dann ein und erwachte am Morgen. Ich vernahm ein leises Geräusch und blickte auf. Gerade schloss sich die Tür. War das ein weißes Gewand gewesen? Zitternd stand ich auf, doch ich hatte kaum Gefühl in den Beinen. Ich verwandelte mich gerade, dann würde es gehen.

Ein paar Minuten später war es dann so weit, ich stapfte zur Tür und staunte, als ich den Haufen Tiere erblickte. Es würde wohl für ein paar Tage reichen und durch den Schnee könnte es konservieren. Geschwind öffnete ich die Tür und sah raus. Mein Geruchssinn funktionierte nicht und meine Ohren auch noch nicht wieder richtig, doch ich hoffte noch einen Blick auf meinen Ziehvater zu erhaschen, aber vor der Tür waren keine Spuren mehr, als ob er weggeflogen war.

Traurig seufzend sah ich in den Himmel, doch dort war auch niemand. Hoffentlich würde ich irgendwann den Grund für meinen Gedächtnisverlust erfahren oder warum ich ihn nur verschwommen sah.

Als eine eiskalte Brise plötzlich hereinkam, schloss ich schnell die Tür wieder und sah aufs Essen. Zumindest das Essen zeigte mir, dass ich nicht alleine gewesen war und auch, dass meine Kleidung warm war und das Feuer noch brannte. Es war irgendwie beruhigend, dass er mich gerettet hatte. Er hatte mir den Kopf getätschelt… Ich hatte es sehr genossen…

Vielleicht würde ich ihn ja eines Tages kennenlernen. Wenn ich groß und stark war, dann würde die Person wiederkommen und da fiel mir auch etwas ein. Das hatte ich schon mal gesagt zu jemanden… aber wieso nur? Ich rieb über mein Gesicht und wunderte mich über die Tränen. Warum weinte ich nur? Ich schüttelte mich. Was es auch war, eines Tages würde ich es in Erfahrung bringen. Eines Tages.

 

Noch mehr Lügen

~~~~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~~~~~~~

Jetzt war ich schon 125 Jahre alt und doch war noch vieles aus meiner Vergangenheit durch einen dicken Vorhang verhüllt. Nicht einmal Myoga, der meinem Vater gedient hatte, konnte mir von meinem Ziehvater berichten. Er wusste nur, dass ich wohl im Schloss meines Großvaters gelebt hatte. Aber das wusste ich ja auch schon und doch erinnerte ich mich nur an meine Mutter und nicht an den Mann. Doch schemenhaft, aber es gab einfach kein Gesicht. Wahrscheinlich war mir auch deswegen erst vor 25 Jahren wieder eingefallen, dass noch jemand dagewesen war, den ich Papa nannte. War er oft dagewesen? Hatte er mich wie einen eigenen Sohn geliebt? Ich wusste es nicht, aber trotzdem wollte ich ihn treffen. Wenn er in diesem Winter nicht gewesen wäre, hätte ich nicht überlebt.

Seufzend landete ich an einem Fluss und blickte hinein. Mein Spiegelbild zeigte, was ich fühlte. Traurigkeit. War er vielleicht ein Dämon und hatte mich deswegen verstoßen? Oder war ich ihm einfach zu lästig geworden, da uns nichts verband? Nicht einmal Myoga blieb ewig bei mir. Ich spielte meinen nackten Zehen im Gras und schloss die Augen. Wieso schien dort nur diese Blockade zu sein? Warum vergaß ich jemanden, der anscheinend stetig über mich wachte und bei Gefahr einschritt?

Leider war es mir nicht möglich gewesen seine Spur zu folgen und einfach so wollte ich mich nicht in Gefahr begeben, denn wer wusste, ob er immer da war, da er auch damals erst nach einiger Zeit mich aufgelesen hatte.

Ach Scheiße, wer könnte denn noch wissen, was damals gewesen war? Ich überlegte und biss auf meiner Unterlippe rum, als mir ein Gesicht in den Sinn kam, dass mir gar nicht behagte. Weißes Haar, goldene Augen und lustige Gesichtsmuster, wie je 2 Streifen in Pink auf den Wangen und einem lila Halbmond auf der Stirn. Mein großer, egoistischer, sadistischer Halbbruder. Er war ein Arschloch durch und durch und er würde wohl kaum freiwillig reden, aber ein Versuch wäre es allemal wert!

Zumindest hatte ich keine anderen Optionen mehr übrig. Jegliche Informationsquellen waren ausgeschöpft. Nur er blieb mir noch.

Schlimmstenfalls würde ich es aus ihm herausprügeln und ihn wie ein Tier unterwerfen. Seit damals war ich um Weiten besser geworden! Das würde er jetzt am eigenen Leib zu spüren bekommen!

Schnell erhob ich mein feines Näschen und stellte zufriedenstellend fest, dass er sogar ganz in der Nähe war. Scheiße, wieso war er immer in der Nähe? Könnte es sein, dass er mich stalkte? Gott bewahre, bitte nicht. Er hatte ja schon manchmal Anstalten gemacht, mich in seinem ‚Rudel‘ aufzunehmen, was ich jedes Mal dankend ablehnte. Zumindest glaubte ich das. Mein Bruder schien oft eher in Rätseln zu sprechen, als klare Ansagen machen zu wollen. Immer wieder kämpften wir und doch wollte er mich nicht töten. Hatte er Spaß daran?

 

Seufzend begab ich mich in seine Richtung. Wie so oft wich er mir aus und schien immer auf gewisser Distanz zu bleiben, sodass diese Aktion zur Verfolgungsjagt wurde, bis er anscheinend begriff, dass ich nicht aufgeben würde und an einem Ort verblieb. Sesshomaru wählte anscheinend in weiser Voraussicht eine große Lichtung, auf der er mittig stand und von der Sonne beschienen wurde. Wie er sich mir da präsentierte. Sein helles Fell strahlte regelrecht im Licht, während er den Kopf schief legte und mich genau taxierte. Sicheren Fußes trat ich auf die Lichtung und stierte ihn ernst an.

Er schien sich nicht bewegen zu wollen, weswegen ich bis auf drei Meter an ihn heranschritt und meine Arme vor dem Oberteil verschränkte. Sesshomaru hob eine Augenbraue und wartete ab. Wieso war er nur immer da? Das nervte mich wirklich.

 

„Hey du.“, meinte ich und sah, wie sein Gesicht leicht entgleiste.

„kleiner Bruder, was willst du?“

„Sollte ich dich das nicht fragen?“, schnauzte ich zurück, doch er sah mich nur fragend an.

„Was meinst du?“

„Du… ach Scheiße, vergiss es einfach.“, knurrte ich und änderte meine Position etwas, als er anscheinend schon gehen wollte. „Ich will dich etwas fragen.“

„Was denn?“

„Kennst du meinen Ziehvater? Myoga wusste es nicht, aber du… naja.“

Mein Bruder schien auf einmal starr vor Schreck, er verspannte sich komplett und riss ein wenig die Augen auf. Seine Lippen pressten sich zu einer engen Linie, während er kurz nachdachte. Der wusste was eindeutig!

„Sag es mir Sesshomaru, wo ist dieser Mann! Ich will ihn kennen lernen!“

„Wieso?“, fragte Sesshomaru kühl und schien langsam wieder sich zu entspannen.

„Ich will ihm danken, dass er mich gerettet hat vor 25 Jahren und wissen, warum er … gegangen ist.“, meinte ich heiser und sah ihn ein wenig bittend an. „Komm schon, du weißt doch, wo er ist, jetzt sag schon, was mit ihm ist.“

 

Sesshomaru veränderte seine Haltung, verschränkte die Hände vor seiner schwarzen Rüstung und sah kurz in den Himmel und dann wieder zu mir. „Er hat es vernommen.“

„Hä? Was redest du da für einen Scheiß? Wo ist er?“, fragte ich und sah hin und her, während er die Schultern hob.

„Er kam mir in die Quere. Ich habe ihn beseitigt. Fertig. Wie gesagt, er hat alles gehört.“ Seine Stimme war wie Eis, dass mich frösteln ließ. Er redete regelrecht monoton davon, dass er meinen Ziehvater umgebracht hatte.

„Das ist nicht dein Ernst oder?“ Meine Stimme zitterte ein wenig, während ich einen Schritt auf ihn zu machte, doch er schien seine Ablehnung nur noch deutlicher zu machen. „Er war mein Ziehvater! Wieso solltest du?“

 

Sesshomaru schnaubte und schloss die Augen, bevor er mich wieder kühl anblickte. „Er war nicht dein richtiger Vater.“

„Pf. Ich kannte aber unseren Vater nicht.“, schnauzte ich ihn an. „Doch meinen anderen… es… ich weiß nicht… ich erinnere mich nicht an sein Gesicht.“ Meine Arme sanken herunter, während ich immer wütender wurde. „Warum hast du es nur getan… hasst du mich so sehr, dass du meinen Ziehvater tötest?“

„Red keinen quatsch.“, seufzte Sesshomaru.

Ich ging in Angriffshaltung, während er anscheinend noch zögerte und kurz den Kopf schüttelte. Was ging nur in seinem kranken Hirn vor?

„Wegen dir lerne ich ihn nicht kennen. Nur weil unser Scheißvater für dich da war, hättest du mir den anderen lassen können! Unser Vater war angeblich nett, aber das kann ich nicht glauben, so scheiße wie du drauf bist! Ich hasse euch beide! Nichts habe ich und du spielst dich hier auf, weil du beide kennst und ich keinen! Arschloch!“ Ich schimpfte und wetterte, während mein Körper zitterte und bebte. Es war so fies und gemein von ihm. Ich kannte keinen meiner Väter und er? Er hatte dafür gesorgt, dass ich ihn nie kennenlernte. Dabei… hatte ich die ganze Zeit doch geglaubt, dass ich nicht alleine war aber jetzt… war ich es wieder. Ich gehörte nirgendwo hin.

„Bist du fertig?“, knurrte mein Bruder und hob seine Hand. Seine Finger knackten laut und seine Augen wurden leicht rot.

„Pff. Ich zeig dir was ein Haken ist! Du wirst noch bereuen, meinen Papa getötet zu haben!“

„Er war nicht dein Papa. Er war nur ein Idiot, der glaubte ein Loch in seinem Herzen zu füllen.“

„Und wenn schon! Dann war es halt so, aber er liebte mich!“

„Woher willst du das denn wissen? Dämonen lieben nicht!“

„Tun sie doch!“

„Halt die Fresse!“, schimpfte mein Bruder und zog die Lippen hoch. „Du hast doch keine Ahnung!“

„Ich bin immerhin ein halber Dämon und eines Tages ein Ganzer!“

„Du kommst auf dumme Ideen. Wie willst du das schaffen?“

„Das schaff ich schon und dann… werde ich dich übertreffen, kapiert? Mein Vater hat mich geliebt. Also mein Ziehvater! Vor 25 Jahren hat er mich gerettet und mich warmgehalten, damit ich nicht erfriere!“

„Oh, brauchte der kleine Inu Yasha jemanden, der sein Händchen hält?“

Ich zischte leise und er fauchte. Es war klar gewesen, dass ich mit meinem Bruder nicht darüber reden könnte. Er war allein und liebte es, aber ich nicht. Ich wollte jemanden bei mir. Natürlich hätte ich mich ihm anschließen können, doch ich hätte es nicht ertragen, dass ich nur sein Sklave gewesen wäre.

„Lass uns das hier und jetzt auskämpfen! Vatermörder!“

Mein Bruder schien kurz abgelenkt, als mein erster Schlag direkt in sein Gesicht einen Treffer landete. Er fing sich noch und blieb stehen, während eine rote Delle seine Wange zierte. Wo war er mit seinen Gedanken oder hatte er sich freiwillig schlagen lassen? Leicht verwirrt stand ich direkt vor ihm und sah auf die rote Stelle und dann zu seinen Augen, die mich nicht fixierten.

Wir standen noch eine Minute so da, als er die Augen schloss und mich dann ansah. Etwas war in diesem Blick, aber es war schnell weg, bevor ich eine Faust in meinem Bauch spürte. „Reingelegt.“

Geschockt flog ich nach hinten, fing mich aber auch und griff an.

Komisch war, dass wir uns anscheinend diesmal einmal richtig prügelten. Dieser Mann wich mir nicht aus und kassierte mehrere Hiebe, was ich gar nicht gewöhnt war. Es irritierte mich, dass er so abgelenkt war. Hatte ich einen wunden Punkt getroffen? Des Weiteren schlug er auch zurück, was er meist erst am Ende tat, wenn ich erschöpft war.

 

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~~

Dieser Tag verlief anders als vermutet. Ich sah wie immer ein wenig nach meinem Bruder, als ich merken musste, dass er in meine Richtung kam. Natürlich wich ich anfangs aus, bis ich verstand, was er da tat. Er wollte zu mir. Seufzend suchte ich einen passenden Ort aus. Ich fand eine Wiese und landete mittig, sodass ich genug Abstand wahren könnte, wenn es nötig war.

 

Inu Yasha kam auch als bald und sprach etwas an, was mein Herz kurz zum Stillstand brachte. Sein Ziehvater. Verdammt, der war ich, aber ich konnte ihm das doch nicht erzählen, dass sein ewiger Gegenspieler und verhasster Bruder sein Ziehvater gewesen war, den er die ganze Zeit abgöttisch verehrt hatte. Natürlich könnte ich es und somit vielleicht dafür sorgen, dass er sich mir unterordnete doch irgendwie fürchtete ich die Abscheu in seinen Augen zu sehen, wenn er davon erfuhr. Er würde mir auch nicht glauben, weswegen ich mich für den einzig richtigen Ausweg entschied. Ihn anzulügen. Ich erzählte ihm, dass ich seinen Vater beseitigt hatte, was auch so war. Ich hatte ihn ausgelöscht aus seinen Erinnerungen. Somit log ich nur indirekt.

Jedoch hatte ich nicht seine Reaktion einkalkuliert. Er war fuchsteufelswild. So sauer hatte ich ihn noch nie erlebt, bevor er mich beschimpfte, als wäre ich das größte Monster der Welt. Aber ja, das stimmte auch. Ich war ein Monster. Ich lächelte innerlich.

Doch dann nannte er mich Vatermörder. Diese Wörter blieben mir im Halse stecken. Ja, ich hatte unseren Vater getötet und Izayoi und seinen Ziehvater. Schluckend verlor ich die Konzentration und spürte einen heftigen Schlag im Gesicht. Mein Kopf bog sich zur Seite, doch meine Füße fingen es ab. Still standen wir dort, während ich diesen Hieb hingenommen hatte. Er war verdient gewesen. Inu Yasha sah so verzweifelt aus…

Ach Mist. Ich schlug ihm in den Magen und machte ihm weiß, dass ich ihn reingelegt hatte. Er würde nur zu viel hineininterpretieren, wenn ich jetzt in diesem Moment solche Gefühle an den Tag legte. Nachher hätte ich ihm noch alles gebeichtet, wo er doch endlich seine letzten Bande abwerfen würde.

 

Wir prügelten uns heftig, wo jeder wohl mehrere Schläge kassierte. Gerade brauchte ich das. Diesen körperlichen Kontakt, um wieder zur Besinnung zu kommen und auch er brauchte dieses Ventil. Er sollte seine Rache ausleben, schon weil sie ihn anscheinend stärker machte. Waren es seine menschlichen Gefühle oder das er das erste Mal ernsthaft kämpfte?

 

Bis zum Abendrot schlugen wir uns noch, als wir beide schon fast keuchend aufgaben. Er sah mich still und mit Abscheu an.

„Damit du es weißt. Ich hasse dich. Du hattest alles und ich nichts. Eines Tages, da werde ich dich besiegen, verlass dich drauf!“

„Ich werde darauf warten.“, meinte ich und sah noch, wie er verschwand. Ich schnaubte leise und ließ mich auf der Wiese nieder, als ich hinter mir jemanden hörte. Ich sah auf und blickte in das Gesicht von Yukiyona, die nur den Kopf schüttelte.

„Ich habe euch belauscht. Meinst du wirklich, das war der richtige Weg?“

„Pff. Es ist meine Entscheidung. Wie läuft dein Training?“

„Gut.“, hauchte sie, und heilte mich ein wenig.

„Du musst mich nicht heilen.“

„Das ist aber eine gute Übung, du weißt, dass ich Fortschritte mache.“, sagte sie nur und seufzte. „Er fühlt sich einsam, Sesshomaru.“

„Tun wir das nicht alle?“

„Du hast mich.“

„Alle paar Jahre.“, seufzte ich und sah sie eingehend an. „und das ist gut so.“

Sie lächelte mich herzlich an und löste sich von mir, bevor sie sich umdrehte. „Ich hoffe du bereust nicht deine Idee. Manchmal wäre es besser für dich, mehr von diesem anderen Mann zu zeigen.“

„Sei still, du weißt, was daraus hervorgeht.“

„Sesshomaru… hoffentlich lernst du es irgendwann zu verstehen. Das gehört zu der Liebe dazu, dass sie auch Schmerzen bringt.“

„Genau deswegen verachte ich die Liebe.“, meinte ich noch, bevor sie hinter mir verschwand.

Etwas deprimiert schloss ich die Augen, bevor ich mich an einen Baum lehnte. Sein Blick war voller Schmerz gewesen, aber wie viel hatte er damals in dieser Nacht voller Schnee bemerkt? Hatte meine Barriere sich gelöst? Dabei hatte ich mich doch versucht ganz auszulöschen, aber anscheinend war ich immer noch da. Dieser letzte Strohhalm war jedoch jetzt zerbrochen und anscheinend würde ich ihn nie auf meine Seite ziehen können. Doch ich würde es vielleicht in ein paar Jahren noch einmal versuchen… Ich fragte mich nur, wer der Dummkopf von uns beiden war…

 

 

Die Miko

~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~

 

Mein nerviger Bruder war 150 Jahre alt. Seit den letzten 25 Jahren legte er sich ständig mit mir an und lernte natürlich auch einiges dazu, doch gewinnen konnte er immer noch nicht. Wirklich schwach.

Leider hatte sich aber auch unsere Beziehung immer mehr versteift und es half nicht mal, wenn ich ihn unterwarf. Wie hatte es nur so enden können? Hatte Yukiyona recht gehabt, dass ich es komplett falsch angegangen war? Naja, dafür würde er vielleicht seinen eigenen Weg finden.

 

Sorgsam suchte ich ihn auf, doch staunte ich diesmal, als ich merken musste, was sich in seinem Leben geändert hatte. Was tat er da? Ich versteckte meine Aura und beobachtete das Schauspiel von weitem, als ich erkennen musste, wie er mit einer Miko zusammen war. Sie redeten und halfen einander. Es war wirklich überraschend, dass sie sich sogar umarmten. Liebten sie sich? Hatte er seinen Platz gefunden?

Ich verzog die Lippen, teils weil ich eifersüchtig war. Eine Miko und ein Hanyou? Das erklärte zumindest auch, warum unser letztes Treffen jetzt schon 3 Jahre her war. Durch andauernde Ungereimtheiten an den Grenzen, hatte ich kaum Zeit gefunden, um ein Auge auf ihn zu haben. Aber das musste ich wohl jetzt auch nicht mehr.

Ein wenig Zeit blieb ich noch und stellte fest, dass er sie beschützte und sie ihn. Jedoch schienen sie eine etwas kühle Beziehung zu führen. Neugierig stierte ich ihnen nach. Ob sie ihn als Schoßhund bei sich führte? Mir sollte es eigentlich egal sein. Zumindest ging es ihm gut und ich könnte mich anderen Dingen widmen, auch wenn es mir wirklich nicht behagte, dass es eine Miko war.

Mein kleiner Bruder, das war also dein Weg. Wir hatten uns in verschiedene Richtung entwickelt, das musste ich immer wieder bemerken.

Nie würde ich ihm beichten, dass ich sein Ziehvater gewesen war. Nie sollte er von seiner dunklen Vergangenheit erfahren.

Werde glücklich, kleiner Bruder und vielleicht wenn ich mal deine Hilfe brauche, wirst du sie mir geben, um diese menschliche Frau zu beschützen. Sie war jung und könnte auf sich aufpassen, so würde dir der Schmerz noch einige Zeit erspart bleiben, den sie bringen würde.

 

 

Danach verließ ich ihn, nur um weniger als ein Jahr später zu erfahren, als uns die Katzendämonen überrannten und ich fast am Ende meiner Kräfte war, dass mein kleiner Bruder an einen Baum geheftet worden war mit einem Bann. Ich war wütend und hätte diese Frau getötet, doch auch sie verlor ihr Leben bei dieser Aktion. War es uns wirklich nicht vergönnt, zumindest einmal Glück zu erfahren?

Mit letzter Kraft vertrieb ich alle Katzendämonen, als meine ‚Kameraden‘ mich im Stich gelassen hatten. Die Wut war riesig und ich schlug sie zurück, bevor ich mich mit meinem neuen Verbündeten, Jaken, auf die Suche nach dem Grab meines Vaters machte. Jetzt wo auch mein Bruder fort war, brauchte ich eine Absicherung. Tessaiga musste mein werden, damit ich mehr Kraft hätte um diese Scharen niederzuschlagen. Auch bemerkte ich eine neue, düstere Energie, die mir nicht behagte, doch sie war noch fern und ich hatte andere Sorgen zurzeit. Warum musste sich nur unser Schicksal immer wieder wiederholen?

 

Ich wagte es nicht einmal den Baum zu besuchen, an dem mein Bruder, nein mein Sohn, hängen sollte, denn ich wusste, es wäre viel zu schmerzhaft. Vielleicht könnte ich den Bann eines Tages lösen.

 

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~Inu Yasha~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Viele Kämpfe hatte ich bestritten, doch darauf hatte mich wohl niemand vorbereitete. Die Liebe. Eines Tages war ich an einem Dorf vorbeigekommen, nur um im Wald eine wunderschöne Frau zu sehen. Gebannt starrte ich auf das lange schwarze Haar und den hellen Teint. Ihre haselnussbraunen Augen und dann die rote Hakama und das weiße Oberteil.

Neugierig beobachtete ich sie, wie sie einen Bogen auf ihren Rücken hatte und Pfeile. Sie war unterwegs mit vielen Kindern, die glücklich mit ihr lachten und spielten. Ob sie die Mutter war? Nein oder? Es waren dafür zu unterschiedliche Kinder. Aber sie liebten diese Frau und auch ich schien ihr zu verfallen.

Über dies vergaß ich sogar, dass ich meinen Bruder vernichtend schlagen wollte. Ich sehnte mich nach ihr und spürte das Ziehen in meiner Brust. Argh… Scheiße. Was war nur mit mir los?

 

Später erfuhr ich, dass es sich um eine Miko handelte. Eine heilige Tempelfrau. Sie beschützte das Dorf und konnte Pfeile mit gereinigten Seelen verschießen. Staunend hatte ich sie deswegen noch mehr verfolgt, auch wenn mich andere wohl für verrückt gehalten hatten, aber ich fand diese Frau einfach nur erstaunlich und… schnell bemerkte ich, wie einsam sie doch auch war.  Vielleicht waren da Kinder und im Dorf auch andere, die mit ihr redeten und doch sah ich sie ständig einsam umherstreifen, bis sie mir anbot zu ihr zu kommen.

 

Geschockt war ich ihrer Bitte gefolgt und lauschte ihren Worten über Einsamkeit. Sie hatte mich gespürt und es zugelassen? Ich wurde rot und wusste, dass wir beide uns Nähe spenden könnten. Endlich in meinem Leben fühlte ich mich nicht mehr allein. Auch wenn wir aus fremden Welten waren.

 

Wir erlebten viel und unternahmen auch vieles. Sie war zum Glück immer rücksichtsvoll, was meine Unwissenheit über Frauen anging und leitete mich so gut sie konnte und irgendwann schien ich den Dreh raus zu haben, nachdem ich duzende Menschen gestalkt hatte.

Ich liebte einfach diese Frau und wollte immer bei ihr sein.

Glücklich darüber, vergaß ich meinen Bruder komplett, denn ich wollte jede freie Minute bei Kikyou sein, die alles konnte. Sie war großartig und… wir liebten uns.

Ich war wohl das glücklichste Hündchen, dass es nur geben konnte und dann kam dieses Shikon no Tama. Einerseits könnte ich ein vollwertiger Dämon werden und meinen Bruder schlagen und doch könnte ich auch ein Mensch werden und sie von ihrer Aufgabe entbinden. Nur was wollte ich? Was sollte ich tun? Sie würde mir vollkommen gehören oder ich könnte meine Rache bekommen. Könnte dazugehören.

Was wollte ich nur?

 

Am Ende überredete sie mich dann, sich ihrer anzuschließen. Ein Mensch zu werden schien greifbar nah und ich wollte es auch. Es gab nicht viel darüber nachzudenken, während ich die Umgebung noch einmal in vollen Zügen genoss. Vielleicht würde ich menschlich werden, doch ja, es könnte bestimmt auch sehr schön sein. Wer wusste was von mir blieb. Bestimmt nur das, was ich auch in Neumondnächten hatte. Gerne gab ich das dafür her, damit dieses Juwel der vier Seelen verschwand.

Bestimmt wären wir so glücklich wie die anderen Familien, hätten Kinder und würden alles hinter uns lassen. Ich würde meine Familie zurücklassen und sie ihre Tätigkeit als Miko. Es gefiel mir, sie mir in einem Yutaka vorzustellen, wie sie unsere Kinder trug und Essen bereitete.

Ich grinste und ging durch den Wald, als mich plötzlich ein Pfeil traf. Geschockt sah ich mich um und erkannte Kikyou. Hatte sie mich verraten?

Alles in mir zog sich zusammen, bevor ich wutentbrannt noch am gleichen Tag das Dorf angriff. Verdammt. Alles Lügner. Sie hatte mich also auch nur verarscht? Konnte sie haben! Dann würde ich ein vollwertiger Dämon werden und sie alle vernichten!

 

Doch am Ende spürte ich, wie ein Pfeil meine Brust traf und ich in einen tiefen und wohl ewigen Schlaf verfiel. Einsamkeit übermannte mich in dem dunklen Traum, der anscheinend ewig anhielt. Niemand war dort, nur ich alleine. Wie hatte es nur so weit kommen können?

 

 

Etliche Jahre später jedoch, erwachte ich und erblickte Kikyou, die nicht Kikyou war. Kagome. Sie war wie eine junge Version, starrköpfig und wild. Immer wieder zofften wir uns, aber sie gab mir das Gefühl einer Familie. Ich vertraute ihr und wusste, sie würde mich nicht verraten. Dafür war sie einfach zu direkt.

Was würde uns die Zukunft bringen? Ich wusste es nicht, doch ich wusste, ich wollte bei ihr bleiben.

 

 

~~~~~~~~~~~~~~~~Sesshomaru~~~~~~~~~~~~~~~~

 

50 Jahre war mein Bruder gebannt gewesen und schien den gleichen Fehler wieder zu begehen. Es stellte sich sogar raus, dass er das Schwert bei sich getragen hatte, nur wann hatten sie es ihm gegeben? Es musste am Anfang gewesen sein.

Natürlich versuchte ich diese Menschenfrau sofort zu töten, die anscheinend meinen Bruder mit einem Bann bei sich hielt. Er musste lernen, dass diese Menschen gefährlich waren und doch…

Ich schüttelte den Kopf. Es hatte mich viel Schmerz gekostet, eine Unmutter auftreiben zu lassen, aber ich konnte kaum meinem Diener beichten, wie viel ich für diesen Menschen empfand. Dieses Trugbild hatte ich vernichtet während unseres Kampfes.

 

Im Kampf erkannte ich sogar, dass Inu Yasha seine Waffe benutzen konnte, was meinen Arm kostete. Ein fairer Austausch, würde ich sagen und doch war ich wütend, und hätte gerne dieses Schwert besessen, doch mein Vater hatte Vorsorge getragen. Ich konnte es nicht mehr halten, doch Inu Yasha. Ich würde ihm schon zeigen, wie es geht und beobachten, zu was er es alles noch bringen könnte, während diese Menschenfrau bei ihm war und ihm anscheinend das gab, was er immer gebraucht hatte. Halt. Sicherheit und Geborgenheit.

Sie war ihm so wichtig und im Gegensatz zu mir, schaffte er es sie zu beschützen und ich?

 

Seufzend blickte ich auf das kleine Mädchen, welches bei Jaken stand und Blumen pflückte, die sie mir glücklich überreichte. Ich hatte ein Findelkind aufgelesen, was mich in ihrer Art sehr an Izayoi erinnerte. Naiv, unschuldig und voller Liebe. Ihr war egal, dass ich ein Monster war, sogar Jaken akzeptierte sie und dieser sah nicht gerade hübsch aus. Ich verstand sie manchmal nicht, doch schnell entschied ich, es diesmal besser zu machen und zumindest sie zu beschützen.

Ob es ein Wink des Schicksals war, dass sich alles wiederholte? Diesmal hatte sogar das Schwert funktioniert, wie auch bei Jaken, nur warum nicht bei dir, Izayoi? Lag es daran, dass du deinen Lebenswillen verloren hattest? Ich würde es wohl nie erfahren.

 

Viel Zeit verging, bis ich auch das letzte Rätsel gelöst hatte. Man konnte nur einmal wiederbelebt werden, was ich schmerzlich feststellen musste, als Rin gestorben war, doch meine Mutter rettete sie. Jaken hatte mich auch nach Ewigkeiten durchschaut, hatte gesehen, was ich doch so sorgsam vor allen zu verbergen versuchte. Die Angst davor, jemanden zu verlieren, den ich liebte.

Was würde wohl die Zukunft bringen?

 

 

 

 

Schicksalhafter Schnee (Rin)

Seit dem Tod von Naraku waren etliche Jahre ins Land gezogen, die ich bei Kaede und den anderen Menschen verbrachte. Kaede hatte mich zu einer guten Heilerin erzogen. Oft hatten Kagome und ich Jinenji besucht, um mehr über Heilkräuter zu erfahren, sodass ich kaum bemerkte, wie ich immer älter wurde und schon mein 18entes Lebensjahr erreicht hatte. Sesshomaru schenkte mir auch heute noch viele Kimonos und andere Kleinigkeiten, sodass ich mir irgendwann angewöhnt hatte, die Kimonos, die mir zu klein waren, an die anderen zu verschenken. Miroku und Sango hatten sie alle dankend angenommen für ihre kleine Schar an Kindern, dich stätig heranwuchs und mich in den Wahnsinn trieb. Ich wusste wirklich nicht, wie viele Kinder da noch folgen sollten, aber zumindest war ich eine geschickte Amme geworden bei der ganzen Übung.

 

Seufzend zog ich meinen Hut ins Gesicht und zurrte den Mantel aus Fell enger um mich herum, doch dieser Sturm peitschte mir immer wieder ins Gesicht, während die Hakama, die mir Sesshomaru schneidern ließ, nur so befüllt wurde mit dem eiskalten Hauch dieser Schneepracht. In Momenten wie diesen vermisste ich Sesshomaru schon sehr. Wie lange würde er mir noch Zeit geben wollen oder viel mehr, wann kam er wieder? Ich betrachtete die Fellstiefel zu meinen Füßen, an die ich ein Gerüst von Stöckern gebaut hatte, damit ich nicht mehr so tief im Schnee einsackte. So viele Geschenke, doch keines von ihnen konnte mein Herz mehr erfreuen. Wusste er denn immer noch nicht, was ich wirklich wünschte? Wieso war er so blind und wie lange wollte er mich warten lassen? Reichtümer bedeuteten mir nichts, nur er bedeutete mir etwas…

Eine lange Strähne entkam meiner Kapuze, die ich schnell wieder einfing. Ich hatte sie wachsen lassen und pflegte sie sehr, auch zog ich mich immer elegant an und manchmal legte ich sogar etwas Schminke auf, die mir Kagome besorgt hatte, aber Sesshomaru schien es nicht zu sehen. Ja, ich war damals jung gewesen, als wir uns begegnet waren, aber schon damals wollte ich nur bei ihm sein und es hatte sich nichts daran verändert. Er strahlte einfach das gewisse Etwas aus. Inu Yasha verstand mich auch nicht, er redete oft schlecht von seinem Bruder, doch ich hatte in ihm etwas Anderes gesehen… Er war kein übler Mann. Wäre er das, hätte er mich nicht gerettet immer und immer wieder. Auf ihn hatte ich mich immer verlassen können.

Sehnsüchtig blickte ich nach vorn und hob die Hand, um etwas erkennen zu können. Doch jetzt würde ich erst einmal ein paar Heilkräuter besorgen, die ich letztens an der einen Klippe in einer kleinen Höhle entdeckt hatte. Sie gediehen prächtig, auch im Winter und man konnte sie für alles Mögliche verwenden. Ich wünschte nur, dieser Sturm würde nicht so wüten und mich vertreiben wollen. Nur dieses Fell bot mir Wärme, die nach und nach verging. Ich würde mich beeilen müssen, damit ich nach Hause kam, bevor ich unterkühlte. Auch wenn es egal wäre, da Sesshomaru erst letztens dagewesen war.

Ich schnaubte. Konnte ich nicht einfach sagen, dass er mich bei sich haben wollte? Was sollte nur dieser ganze Quatsch? Ich meine… ich bin reif… er muss mich doch nur noch pflücken, aber nein… wartet er immer noch, dass ich mit einem anderen Mann die Ehe eingehe? Da konnte er lange warten. Shippo-chan war vielleicht süß, aber er hatte selbst seine Vorstellungen von einer Frau… Zum Glück gehörte ich nicht zu seiner engeren Auswahl, die er sich über die Zeit geschaffen hatte. Ständig schleppte er eine andere an und konnte sich nicht entscheiden oder wollte er es auch nicht? Hatte dieser Mönch namens Miroku zu viel Einfluss auf den damals noch jungen Fuchsjungen gehabt?

Kohaku hingegen ging als Dämonenjäger voll auf und hatte vor einiger Zeit eine sehr liebe Frau gefunden, die zu Hause für ihn kochte und ihn vergötterte, da er sie einst gerettet hatte und sonst war da auch niemand. Es würde auch niemand wie er sein, also Sesshomaru… was hielt dich ab? Störte es dich vielleicht, dass ich nur ein Mensch war? Leider konnte ich das nicht ändern und ich ahnte, dass es genau das war, was ihn daran hinderte, mich zu wählen.

Murrend kam ich der Klippe immer näher und hätte am liebsten geweint. Hier draußen würde keiner mein Wehklagen hören. Nicht einmal mein Liebster. Es schmerzte mich jeden Tag, dass er nicht den Schritt machte. Vielleicht sollte ich seine Geschenke ablehnen, in der Hoffnung, dass er sich endlich regen würde… Was er wohl sagen würde, wenn ich seine Geschenke nicht wollte?

Ich sackte etwas ein. Konzentration, Rin, ich muss mich beeilen, bevor ich als Schneemann ende! Langsam kam ich der Klippe immer näher und müsste vorsichtig sein, damit ich nicht hinabfiel, denn dann würde alles enden, hier und jetzt.

Vorsichtig, vorsichtig. Mahnte ich mich immer wieder an, während ich langsam ein Schritt vor den nächsten setzte. Der Schneesturm hatte noch ein wenig zugelegt, sodass ich kaum etwas erkennen konnte. Wieso hatte ich mich so verschätzt bei dem Wetter? War ich etwa leichtsinnig geworden, zu glauben alleine gegen einen Sturm antreten zu können?

Ich schüttelte mich etwas um den Schnee von dem Fell und meinem Hut zu schleudern, welcher immer mehr meinen Gang erschwerte. Dort vorne müsste es sein, nur noch wenige Schritte und ….

„AHHHH!“, schrie ich zu Tode erschrocken, als unter meinen Füßen ein ganzes Stück der Schneedecke abbrach und mich mit sich riss. Die Kante hatte ich schon längst passiert gehabt und war auf einen seitlich aufgetürmten Schneehaufen getreten, der mein Gewicht keinesfalls hatte aushalten können. Meine Hände versuchten nach etwas zu greifen, während mein Körper immer weiter dem Abgrund entgegenkam, doch ich griff nur nach Schnee, welcher in meiner Hand zerbröselte und meine letzte Chance auf Rettung gewesen war.

Panisch riss ich die Augen auf, als ich erkannte, dass ich leichtsinnig mein Leben weggeworfen hatte. Niemand würde mich retten, nicht in dem Fall, der mich immer schneller den Boden entgegenbrachte. Auch wenn ich nicht an den Felsen mir die Rippen brach, spätestens am Boden würde die Schneedecke nicht hoch genug sein, um meinen Sturz aus dieser Höhe abzufedern.

Mein Körper wurde immer schneller, während ich in einem letzten verzweifelten Ruf denjenigen zu erreichen versuchte, der mich immer geschützt hatte: „SESSHOMARU!“

Doch er würde mich nicht hören. Weder in diesem Sturm, noch in der Entfernung in der er sich bestimmt befand. Wie sollte er auch? Mein Fall würde noch wenige Sekunden andauern, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. Mein Herz setzte aus und im Geiste bereitete ich mich auf die Schmerzen vor, die mich ereilen würden. Auch wenn ich es überlebte, käme jede Hilfe zu spät, denn der Sturm würde meinen Körper zudecken und ich erfrieren.

Dicke Tränen kullerten über meine Wange, bevor sie von der Fliehkraft gen Boden getrieben wurden. Sie waren wie kleine Sterne, die in der Luft hingen blieben und augenblicklich kristallisierten. Nie wieder würde ich sein Gesicht sehen. Nie wieder seine Stimme hören. Nie wieder seine Nähe genießen… Diese Furcht hatte ich schon fast vergessen, die mich als kleines Mädchen zu ihm getrieben hatte. Wölfe die mich töten wollten. Damals war nur er in meinem Kopf gewesen. Der strahlende Mann mit diesem liebevollen Gesicht, dass er zu verbergen versuchte. Doch am Ende hatte mich der Tod erwischt, jedoch kam er zu mir zurück und rettete mich aus der Finsternis, doch dies gelang nur einmal. Ein weiteres Mal gab seine Mutter mir mein sterbliches Leben zurück, doch nun wäre alles verloren. Es gab kein Zurück mehr, nur noch ein endgültiges Ende, indem ich ihm nie hatte sagen können, was ich für ihn empfand.

Dann, als die Verzweiflung sich schon langsam in einen ruhigen Frieden legte, erblickte ich eine Gestalt, die leuchtend auf mich zugeschossen war. Die Tränen strömten nun immer mehr hervor und kristallisierten, während mein Gesicht sich schmerzerfüllt verzerrte. Dort sah ich ihn in meinem letzten Moment, wie seine Hände sich nach mir ausstreckten. Es war quälend, dass mein Kopf dieses Bild in meinen Kopf projizierter von dem Mann, den ich doch so sehr liebte und der nicht da war.

Ich schluckte und bibberte, während diese magischen Hände meinen Körper umschlagen und mich fest an sich drückten. Es war nicht echt, wie ich erkennen musste, denn ich spürte nichts von dieser Berührung. Nur ein merklicher Druck auf meine Glieder. Der Himmel entfernte sich auch nicht mehr. Bestimmt war ich aufgekommen und mein Kopf versuchte mir den letzten Moment erträglicher zu machen, indem ich ihn sah, wie er meinen Körper an sich presste und alles um mich herum dunkel wurde.

So sollte es sein, so sollte es enden. Hier und jetzt in den Armen des Mannes, den ich liebte. Es war gut so. So würde er sich nicht mehr entscheiden müssen und konnte ein freier Mann sein und ich? Ich würde über ihn wachen, sodass ihm kein Leid geschehen würde.

Mein liebster Sesshomaru ….

 

 

Momente der Angst (Sesshomaru)

Seit dem Sieg über Naraku waren einige Jahre ins Land gezogen, die anfangs noch sehr problematisch von statten gingen. Seit jeher wanderte ich meist durch das Land und dämmte den Andrang der Dämonen ein. Jeder hatte Naraku gefürchtet, doch mit seinem Verschwinden waren sie hervorgekrochen. Allesamt. Natürlich hatte ich begonnen, meine Machtübernahme über dieses Gebiet vorzubereiten, in dem ich diese kleinen Käfer unter meinem Fuß zerquetschte.

Zu diesem Zweck war Rin besser in diesem Dorf aufgehoben. Auch hatte mir die alte Miko geraten, sie unter ihresgleichen erst einmal in Ruhe groß werden zu lassen, bevor sie entschied, wo sie bleiben wollte.

Bisher hatte sie sich jedoch nicht geäußert und war zu einer jungen Frau herangewachsen. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen von früher. In letzter Zeit bemerkte ich jedoch, dass sie schweigsamer wurde. Damals hatte sie ständig gesungen oder wie ein Wasserfall geredet, aber jetzt schwieg sie meist. Ob sie meiner überdrüssig geworden war? Ob sie etwas bedrückte?

Seufzend betrachtete ich den frisch gefallenen Schnee. Diese Zeit behagte mir wirklich nicht und erst recht nicht, wo Rin sich doch so merkwürdig benahm. Auch war ich mir nicht sicher, wie ich sie handhaben sollte. Durch die vielen Besuche, schien es schon fast natürlich geworden zu sein, mit ihnen allen zu agieren… Mein Vater hätte es wahrscheinlich gutgeheißen, doch konnte ich es wagen, ihr Gefühle zuzustehen? Sie verdiente einen guten Mann, der nicht so verkorkst wie ich war. Ein Mensch vielleicht mit gutem Herzen, denn schon einmal hatte ich mitansehen können, wie zwei Leben durch diese Grenze dahingerafft wurden…

Rin, was mach ich nur mit dir… Sollte ich einen geeigneten Mann aussuchen und ihr vorsetzen? Aber nein, sie sollte glücklich sein…

„Meister Sesshomaru-sama?“, meldete sich der Kröterich neben mir. Etwas genervt blickte ich zu ihm, während er sich an meinem Fell zu schaffen machte. Die Höhle, in der wir es uns bequem gemacht hatten, schützte uns vor dem Schnee, während wir rasteten. „Ihr denkt an Rin oder?“

„Hmm…“

Der grinste mich nur an, während er das Fell weiter durchkämmte. „Man sieht es euch an, wenn Ihr an Rin denkt… Hach, es war schon schön, als sie immer mitgekommen ist. Auch wenn sie manchmal wirklich genervt hat… Wollt Ihr sie nicht doch zu Euch holen?“

„Sie ist besser in dem Dorf aufgehoben bei Ihresgleichen.“

„Aber Meister Sesshomaru-sama. Meint Ihr, dass sie der gleichen Ansicht ist? Sie scheint immer so traurig, wenn wir sie verlassen…“

Jakens Gesichtsausdruck sprach wie immer tausend Worte. Er versuchte tatsächlich zu betteln. Ich presste meine Lippen aufeinander. Es war besser so. Würde ich meinen Gefühlen nachgeben, würde sie nur noch trauriger werden… Sie hatte schon immer zu mir gehalten, egal was ich getan hatte, doch… wäre dem auch jetzt noch so?

Ich stand schwungvoll von einem Stein auf, wodurch ich Jaken mein Fell wegzog und dieser auf der Schnauze landete und laut fluchte, aber wie immer dann vor mir buckelte, bevor ich mich an ihm ausließ. Sie war wirklich unterhaltsamer gewesen. Einerseits hatte sie zu mir aufgesehen, aber dann hatte sie auch oft ihre ehrliche Meinung preisgegeben in ihrer kindlichen Naivität, doch jetzt schwieg sie fast nur. Oft zeigte sie mir Dinge noch, aber sonst, wenn wir nebeneinander gingen, schien sie mit ihren Gedanken an einem anderen Ort zu sein.

 

Langsam schritt ich auf den Rand der Höhle zu. Heute fiel es mir erstrecht schwer, sie zu vergessen. Es plagte mich immer mehr, sie so schön wie sie war, zurückzulassen. Ob sie sich nur für mich sich schminkte oder tat sie es auch sonst für alle anderen? Zu oft kam das Bedürfnis auf, sie an mich zu ziehen und nie wieder gehen zu lassen…

Mein Herz zog sich zusammen, als ich den Sturm bemerkte. Damals als Izayoi von der Klippe gestürzt war. Angst machte sich in mir breit und die Sorge um Rin, dass ihr etwas zustoßen könnte. Natürlich war sie eigentlich sicher im Dorf, aber… Ich musste nachsehen. Dieser Sturm wütete und würde mich nicht mehr loslassen. Zu kostbar war ihr Leben, als das ich meinem Beschützerinstinkt nicht nachgab.

„Jaken, bleib hier, ich sehe nach Rin.“, meinte ich noch schnell, bevor ich ihn mit meinem Reitdrachen Ah-Uhn zurückließ. Ohne Umschweife verwandelte ich mich in eine Lichtkugel und nutzte sie um den Sturm zu trotzen. Ich war nicht so weit weg und würde einfach von weitem nach ihr sehen, wie es öfters schon geschehen war. Sie hatte schon damals einen Platz in meinem Herz gefunden und sich darin eingenistet.

Ich war sogar schon fast am Dorf angelangt, als ich jemanden meinen Namen schreien hörte. Es war leise, doch laut genug, um die Angst darin zu hören. Rin! Ich folgte der Stimme und musste sehen, wie sie von der Klippe stürzte. Es kostete mich viel Kraft, doch am Ende erreichte ich die weinende Frau. Ihr schwarzes Haar wehte mir entgegen und die Tränen kristallisierten. Geschickt fing ich sie und landete langsam mit ihr. Es war knapp gewesen. Wenige Meter hatten sie nur noch von dem Boden getrennt.

„Rin…“, flüsterte ich heiser und zog sie dicht an meinen Körper. Sie schien nicht ansprechbar, weswegen ich mich beeilte einen geeigneten Unterschlupf zu finden. Sie war eiskalt und bis zum Dorf hätten wir es nicht mehr geschafft. In einer Höhle angekommen, warf ich mit einer Hand mein Fell zu Boden, auf dem sie es sich gemütlich machen könnte, doch erst musste sie wieder zu Bewusstsein kommen. Ich hatte gehört, dass wenn man einschlief, der Körper sterben könnte, wenn er zu kalt war.

„Rin, wach auf. Rin!“, versuchte ich es, während ich ihren Hut abnahm, wie auch das nasse Fell. All ihre Kleidung war feucht und schien schon zu gefrieren. „Rin, mach die Augen auf!“

Dann tat sie es endlich. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als diese rehbraunen Augen in meine blickten. Ihr Körper war dicht an meinen, während ich ihre Füße absetzte. Sie schien es gar nicht zu verstehen, bis sie die Hand hob und über mein Gesicht fuhr. „Sesshomaru-sama?“, fragte sie zittrig und strich noch einmal über meine Wange. „Bist du das?“

„Ja, Rin.“, entgegnete ich ihr und musste ansehen, wie dicke Tränen über ihre Wangen rannen und sie abermals über meine Wange fuhr. „Alles gut…“

„Ich dachte ich muss sterben…“, schniefte sie und legte die Arme um ihren geschwächten Körper. „Ich hatte solche Angst…“

„Hier bist du sicher, aber wir müssen dich warm bekommen. Der Sturm ist zu stark, als das wir ins Dorf könnten…“, meinte ich nur und atmete tief durch, während ich ihren kalten Körper betrachtete. Es gab eine Möglichkeit. Eine. „Vertraust du mir?“

Sie nickte schwach und betrachtete mich mit ihren Augen. „Das tue ich Sesshomaru-sama.“

„Gut. Ich werde dich mit meiner Körperwärme warmhalten. Aber du musst diese nassen Sachen ausziehen…“

Sie erstarrte kurz und schien blass zu werden, bevor sie rot wurde. Ihre zittrigen Finger befühlten den Knoten ihrer Kleidung und zupften aufgeregt daran rum. Damals hätte sie nie so reagiert, aber es war ganz natürlich, sie war erwachsen geworden… „Es…geht nicht… ich bekomm ihn nicht auf…“

„Ich helfe dir.“, murmelte ich leicht, bevor ich ihr den Knoten öffnete. Ihr Herz schlug so schnell, als ob es gleich rausspringen würde. Zumindest vergaß sie kurz, wie kalt ihr doch eigentlich war.

Als er gelöst war, rückte sie jedoch etwas ab und begann sich auszuziehen, was ich auch tat. Erst die Rüstung und die Schuhe. Dann löste ich mein Oberteil und Unterteil, bis ich nur noch den Lendenschurz trug. Ein Blick auf sie zeigte mir ihre Unsicherheit, die sie zu überdecken versuchte. Ihre Arme hatte sie über ihrer Brust verschränkt, während sie untenrum etwas eher seidenes trug mit hübschen Verzierungen. Wahrscheinlich etwas, dass Kagome ihr mitgebracht hatte.

Sie schielte etwas zu mir und schien meinen ganzen Körper abzutasten. Leider hatte ich keine anderen Möglichkeiten, ich wusste es würde ihr schwerfallen, schon deswegen, weil es zwischen uns unausgesprochene Dinge gab. Mich würde es sogar auf die Probe stellen, doch meine Angst um sie war größer als mein Drang sie zu besitzen. Sachte reichte ich ihr meine Hand, die sie mit rot angelaufenen Gesicht betrachtete. „Kannst du die Augen zu machen?“, fragte sie unschuldiger denn je. Ich nickte und setzte mich aufs Fell mit dem Rücken zu ihr.

„Setz dich auf meinen Schoß.“, befahl ich leicht und schloss die Augen. So würde der Wind sie nicht erreichen. Langsam hörte ich ihre nackten Füße über den Boden schlürfen. Es war schwer, nicht die Augen zu öffnen und sie auf mich zu ziehen. Dann spürte ich, wie jemand auf das Fell kroch und mich behutsam bestieg. Sie war so eiskalt, dass mein Herz kurz aussetzte. Ihr kalter Körper robbte immer näher an meinen Körper heran, bis ich leise fragte: „Darf ich sie öffnen?“

„Ja…“, hauchte sie und presste ihre Brust über dem ihr Arm lag noch fester an mich. Ich sah nur ihren Rücken und legte langsam meine Arme um sie. Erst schien ihr Körper sich zu versteifen, doch schnell entspannte sie sich und drängte sich noch mehr an mich. Es war eine Kunst, dass ich nicht hart wurde. Sie würde sofort flüchten, wenn ich einen schändlichen Gedanken hätte, also musste ich mich auf jeden Fall davon abhalten, über ihren Körper nachzudenken. Stattdessen presste ich sie einfach an mich.

„Rin, schlaf nicht ein, Verstanden?“

„Ja, Sesshomaru-sama… Wieso hast du mich gerettet?“

„Ich… war in der Nähe und habe dein Rufen gehört.“

„Danke.“, flüsterte sie an meiner Brust, während ich ihrem etwas schnelleren Herzschlag lauschte. Rin… Was soll ich bloß tun?

 

 

Herzenswärme (Rin)

Es war als könnte ich fliegen. Damals war ich nur in die Finsternis gefallen. Dieses schreckliche Gefühl hatte mich ergriffen. Die Erkenntnis alles verloren zu haben und auch jetzt fürchtete ich es. Niemals wieder könnte ich ihn sehen oder berühren. Nie wieder.

Ich schluckte unsicher, als ich meinen Namen hörte. „Rin mach die Augen auf!“, erschallte es vor mir. Ängstlich öffnete ich die Augen und sah in sein Gesicht, das Gesicht was ich mir herbeigesehnt hatte. Da stand er vor mir. Sein Gesicht besorgt verzerrt, das Haar ganz wirr. Die Strähnen strömten in alle Richtungen, während sein Mund verzerrt schien. Die Augenbrauen drängten nach unten. Falten auf seiner Nase, die ich noch nie gesehen hatte. Er konnte es nicht sein. Mein Sesshomaru würde nicht so schauen. Vorsichtig hob ich die Hand und berührte seine Wange, während die Tränen über meine Wangen liefen. War das meine persönliche Hölle, meinen Liebsten so zu sehen? Immer wieder strich ich über die Wange. Erst hatte ich nichts gefühlt, doch nach und nach kehrte Wärme in meine Hand ein. Mein Herz schlug schneller. Ich wollte ihn spüren, fühlen… ich wollte leben…

„Sesshomaru-sama?“, fragte ich mit zittrig Stimme und strich noch einmal über diese so warme Wange. „Bist du das?“ Ich wünschte es mir so sehr, dass es vielleicht gar nicht die Hölle war, dass er es war und er mich gerettet hatte. Bitte. Sprich mit mir. Jede Sekunde schien viel zu lang, bis seine Stimme ertönte.

„Ja Rin.“, sagte diese tiefe Stimme, die selbst zittrig klang. Die Tränen wurden dicker und größer, während mein Herz immer schneller pochte. Ich rieb sein Gesicht, damit ich mir sicher sein könnte. Währenddessen konnte ich nur herausbringen, was für große Angst ich gehabt hatte, doch die Worte, die ich ihm sagen wollte, fanden nicht den Weg über meine Lippen. Mein Körper war fast steif, doch es war mir egal, solange ich bei ihm war.

Ich presste die Arme um meinen Körper. Hier war ich und kein Geist, ich war echt… Ganz leise vernahm ich, wie er darüber sprach, dass wir nicht ins Dorf bei diesen Sturm könnten und ich unbedingt wieder warm werden musste. Doch wie wollte er das schaffen ohne Feuer? Dann erklangen Worte, die mich aufhorchen ließen: „Vertraust du mir?“ Natürlich Sesshomaru-sama… ich vertraute dir schon immer.

„Das tue ich Sesshomaru-sama.“, entgegnete ich ihm. Zumindest dieser Sache war ich mir sicher. Ich würde dir überallhin folgen, egal wohin und ich würde alles für dich tun. Er erklärte mir verständlich, dass er seine Körperwärme nehmen würde und ich meine nasse Kleidung ablegen müsste… es dauerte ein wenig, bis ich das Ausmaß dieser Aussage begriff. Er würde mich nackt sehen. Ich war unvorbereitet und ungepflegt. Wenn er kam, wusch ich mich und cremte mich ein, doch jetzt? Ich war geschunden und stank bestimmt für ihn. Nein… ich wurde rot, falls das noch möglich war, aber… ich vertraute ihm. Ewig könnte ich mich nicht vor ihm verstecken oder?

Mit aufgeregtem Herzen versuchte ich den Knoten zu lösen. Ich vertraute ihm und würde ihn nicht enttäuschen. Doch es ging nicht. Immer wieder rutschten meine kalten Finger am Knoten ab. „Es…geht nicht… ich bekomme ihn nicht auf…“

„Ich helfe dir.“, hörte ich ihn dicht an meinem Ohr murmeln, bevor er mir das Öffnen abnahm. Seine Hände waren so dicht an meinem Körper, dass mein Kopf anfing zu rauschen. Dann, als er offen war, löste ich mich von ihm jedoch, denn ich wollte in meinem eigenen Tempo meine Kleidung ablegen. Wenn wollte ich es ihm zeigen… Achtsam löste ich meine Kleidung, bis ich vor ihm nur noch in meinem Höschen stand, dass mir Kagome geschenkt hatte, wie auch viele andere. Ich trug sie gerne, doch jetzt war es mir wirklich peinlich, dass er diesen mit Blumen verzierten erblickte.

Meine Augen betrachteten ihn sehnsüchtig, als er seine Rüstung löste und alles ablegte bis auf seinen Lendenschurz. Seine starke Brust, bepackt mit Muskeln, die genau richtig waren. Sein Körper war so schön, auch wenn an einigen Stellen kleine Narben zu sehen waren.

Er war so perfekt, während ich… Geschwind hatte ich meine Brust verdeckt. Die Frauen hatten mir gesagt, ich wäre gut gebaut und müsste mir keine Gedanken machen, doch ich tat es im Angesichte dieses schönen Mannes, wo ich nur erblasste. Als er dann auch noch die Hand ausstreckte… Würde ich sie nehmen, würde er meine Brust sehen oder? „Kannst du die Augen zu machen?“, bat ich ihn. Wie von selbst waren diese Worte über meine Lippen gekommen. Die Scham war zu groß. Zumindest wurde er nicht wütend. Er nickte verständnisvoll, bevor er sich mit dem Rücken zu mir auf sein Fell setzte.

„Setz dich auf meinen Schoß.“, sprach er wie einen Befehl aus. Vorsichtig schlich ich an ihm vorbei und bemerkte wieder, wie kalt mir doch war. Meine Füße fühlten sich taub an. Hätte ich mich doch ziehen lassen sollen? Nein, es passte schon. Behutsam rückte ich auf seinen Schoß und machte es mir an seiner Brust gemütlich. Ganz eng presste ich mich an die warme Brust, damit er auch ja nichts sehen würde. Seine Haut war so weich und warm… Noch nie war ich meinem Liebsten so nahegekommen. „Darf ich sie öffnen?“, erfragte er, was ich leise bejahte. Warme starke Arme schlossen sich um meinen Körper und schenkten mir so viel Wärme. Sie machte mich leicht müde…

„Rin, schlaf nicht ein, Verstanden?“

„Ja, Sesshomaru-sama… Wieso hast du mich gerettet?“

„Ich… war in der Nähe und habe dein Rufen gehört.“

„Danke.“, flüsterte ich an seiner Brust. Mein Ohr lag dicht an seinem Herzen. Es schlug schnell und stetig. Es würde wohl nie wieder einen solchen Moment geben außer jetzt, weswegen ich es in vollen Zügen genießen wollte.

„Gibt es jemanden in den du verliebt bist?“, fragte er sachte an meinem Ohr.

Konnte ihm nichts Besseres einfallen? Wahrheitsgemäß hauchte ich zurück: „Ja, es gibt jemanden, den ich sehr liebe… mit dem ich mein ganzes Leben verbringen will…“

Sein Herz schien kurz zu stocken, bevor er mich noch etwas fester an sich drückte. „Das freut mich.“

Ich schluckte. Störte es ihn nicht? Verstand er es nicht, dass ich ihn meinte? Hatte er gerade im Gedanken ich könnte jemand anderen haben, gesagt, dass es ihn freute? Wieso sagst du nicht, dass ich dir gehören soll? Tränen rumorten dicht unter meinen Augen. Liebst du mich denn nicht? Unsicher strich ich über die warme Brust, während er leise ein und ausatmete.

Traurig blickte ich auf. Auch er löste sich leicht und sah mir ins Gesicht. Wir waren einander so nah. Küss mich. Bitte tu es doch einfach, doch er betrachtete mich nur still und leise, während meine Lippen von der Kälte und der Einsamkeit bibberten. Es war so sinnlos. Vielleicht wäre es besser gewesen, dass ich gestorben wäre, als jetzt zu merken, dass er nicht dasselbe empfand wie ich für ihn.

Was erwartete ich denn auch eigentlich? Ich ein Mensch maßte mir an, einen Dämon zu lieben und besitzen zu wollen. Mein ganzes Leben hatte ich für ihn gelebt. Sesshomaru… Könnte ich ihn küssen? Nein… es gab kein uns, auch wenn diese Wärme und dieser Herzschlag so schön war, ich könnte nichts davon besitzen. Jaken hatte gesagt, Sesshomaru wollte sein Reich aufbauen, da war kein Platz und keine Zeit für mich.

Ich hoffe der Sturm dauert an, sodass ich deinen Körper fühlen kann. Nur noch etwas mehr, sodass ich mein Herz damit füllen könnte.

Ganz vorsichtig löste ich die Arme um meine Brust. Den Blick senkte ich, während ich sie langsam um seinen Oberkörper führte und sie hinter ihm verschränkte. Ich presste mich dicht an ihn und genoss die Wärme. Zumindest kurz wollte ich mir vorstellen, dass wir ein Liebespaar waren und das es nicht nur war, weil ich sonst erfror. Beruhigend war, dass er mich nicht davon abhielt, meinen Körper an ihn zu pressen. Seine Arme drückten fester, bis es schon fast schmerzte.

„Rin…“, begann er, doch dann verstummte er wieder. Ihm fielen wohl keine Themen ein, also redete ich einfach. Sonst hatten wir kaum Zeit…

„Ich weiß… Mhmm… weißt du, Jinenji hat mir beigebracht, verschiedene Kräuter anzupflanzen. Wir haben ein ganzes Feld bebaut, sodass wir immer genug Medizin haben. Ich werde sogar immer besser im Herstellen von Cremes und Medizin. Man kann sagen, dass ich eine Medizinfrau geworden bin. Sogar Dämonen behandle ich manchmal.“

„Dämonen?“

„Ja. Sie kommen ins Dorf zu uns. Es hat sich wohl rumgesprochen, dass ich jeden behandle. Es sind aber eigentlich eher kleine freundliche Dämonen, die Hilfe suchen.“

„Du hast ein großes Herz…“

„Vielleicht. Aber wäre es nicht auch ungerecht, sie abzuweisen? Die die Hilfe benötigen mehr als andere? Ich kann das nicht. Manche bringen mir sogar Kräuter oder andere Dinge als Geschenke mit, was uns weiterbringt. Wir leben miteinander und nicht mehr gegeneinander, da du die bösen alle erschlägst.“

„Bist du glücklich?“

Ich schluckte. War ich es? „Teilweise… Auch wenn mir eine Sache zum wahren Glück fehlt. Doch sonst geht es mir sehr gut.“, flüsterte ich, während seine Arme meinen Rücken streichelten. So schön warm…

„Verstehe.“, meinte er nur, doch ich dachte nur, er verstand nichts. Wollte er es nicht oder war er nur blind gegenüber meinen Gefühlen? Meine Seele schrie, ich öffnete meine Lippen, doch nur sein Name erschallte. Das was ich sagen wollte verschluckte die Kälte. „Sesshomaru…“ … ich liebe dich. Mein Herz schmerzte. Es war nicht mal der richtige Zeitpunkt, doch mein Herz sehnte sich danach bei seinem zu sein. Er dürfte alles mit mir tun. Alles. Ich wollte weinen, doch die Tränen waren versiegt. Zu viele hatte ich schon vergossen. Liebster Sesshomaru… wieso konnte ich es nicht? Wie würdest du mich ansehen? Was wäre, wenn du es nicht fühlen würdest? Würdest du mich auf ewig verlassen? Ich war mir so unsicher. Warum sagst du nur nichts…

„Rin, alles gut. Ruh dich aus.“, hauchte er an mein Ohr. Sein Körper drehte sich etwas, bevor er verlautete. „Der Sturm hat sich gelegt und du bist wieder warm.“

NEIN! Schrie mein Herz. Wieso hatte es aufgehört, wieso? Traurig blickte ich zum Höhleneingang. Er hatte recht. Der Sturm hatte sich gelegt und die Sonne zeigte sich. Nein, das konnte und durfte nicht wahr sein.

Ich spürte. Wie seine Hände mich noch kurz an sich pressten, bevor sie lockerer wurden. Nein, konnte es denn nicht länger dauern? Hier in seinen Armen… hier wollte ich bleiben… Betrübt blickte ich auf, während er mir die Haare zurecht schob. Ich wollte gar nicht wissen, wie schrecklich ich aussah. Bestimmt war ich eine Vogelscheuche und er war glücklich, mich endlich loszuwerden.

 

Herzensneigung (Sesshomaru)

Mein Herz setzte aus, als sie mir beichtete, dass es jemand in ihrem Herzen gab. Schnell beglückwünschte ich sie, denn ich fürchtete zu sehr, dass es nicht ich war. Zu oft war ich fort und so viele Männer waren in ihrem Leben.

Als mir nichts einfiel, erzählte sie mir dann was sie erreicht hatte. Sie setzte sich für alle ein und sah über alles hinweg. Warum waren sie sich nur so ähnlich? Sie hätte sich mit Izayoi wunderbar vertragen. Würde ich sagen, dass ich sie für mich will, würde sie mir einfach folgen? Egal ob sie mich liebte oder nicht, nur weil ich ihr Leben behütet hatte?

Mein eifersüchtiges Herz wollte es am liebsten sagen, doch ich hinderte mich daran. Nie könnte ich sie mit mir reißen. Ich wollte, dass sie mich von sich aus wählte, doch es war wahrscheinlich zu spät. Dort in ihrem Leben war jemand, der auf sie wartete und wie auf Befehl hörte ich, wie der Sturm sich legte.

Ich musste sie vergessen. Noch nie hatte ich einen solch stechenden Schmerz verspürt. Achtsam strich ich ihr Haar glatt. Ihr trauriger Blick. Wusste sie, dass ich etwas für sie empfand? Hatte sie Mitleid mit mir? Ich war mir nicht sicher.

„Zieh mein Oberteil an.“, meinte ich so kalt es ging, was sie anscheinend erschrecken ließ. Es war doch nicht so böse gemeint gewesen. Sofort sah ich weg und wartete, bis sie mir sagte, dass sie fertig wäre.

Geschwind zog ich meine Hose an und sammelte ihre Kleidung ein. Dort saß sie noch auf meinem Fell. Ihr schwarzes Haar lag rings um sie herum verteilt und vermengte sie mich dem weichen Fell, während sei mich eingehend beobachtete. Die Kleidung von mir schien fast zu kurz. Sie sah so verführerisch aus, aber ich durfte nicht, ich konnte nicht… Mein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn ich ein solch braves Mädchen verdarb, weil ich wieder zu egoistisch war. Rin-chan… Nie hatte mich eine Frau so berührt wie du und auch wenn es schon einen ähnlichen Moment gegeben hatte, hatte ich es auch diesmal verspielt. Geschenke waren nicht alles und ich war nicht der Mann gewesen, der dir das Gefühl geben konnte, dass es nichts Wichtigeres gab als dich.

„Rin, ich bring dich heim.“

Sie nickte, während ich ihr meine Hand anbot, welche sie dankend annahm. So weich… Etwas unsicher stand sie auf und vertrat sich auf dem Fell, sodass sie nach vorne kippte und in meinen Armen landete. Ich schloss die Augen und sog ihren Duft noch einmal ein. Wieso konntest du nicht mir gehören? Ich würde dich nie wieder gehen lassen und alles aufgeben. Vater ich verstand dich langsam, wo ich diesem Geschöpf so nahe war. Du hattest mich davon getrieben und sogar dein Leben aufgegeben für diese Momente. Sogar Inu Yasha hatte den Menschen fürs Leben gefunden…

„Sesshomaru?“, fragte sie leise. Sofort löste ich mich von ihr.

„Sofort.“, meinte ich schnell und reichte ihr die Sachen. Vorsichtig nahm sie sie in den Arm, bevor ich mein Fell um meinen nackten Oberkörper wickelte und sie in meine Arme nahm.

Ich wollte den Flug nach Hause so lange es geht hinauszögern, doch irgendwann mussten wir ankommen. Ihre Gesundheit war auch viel wichtiger. Rin-chan.

Angekommen brachte ich sie schnell in ihr kleines Häuschen, welches von Kräutern und anderen Dingen gespickt war. Sie suchte sofort trockene Kleidung heraus. Mit dem Rücken zu mir, zog sie sie schnell an, während ich zum Feuer ging und Holz ranschaffte.

„Danke.“, hauchte sie. Ihr Haar schien sie richten zu wollen mit Hilfe eines Spiegels und eines Kamms. Sie sollte andere Sorgen haben… Als sie fertig war, kam sie zum Feuer und entzündete es geschickt mit Hilfsmitteln, die sie wohl von Kagome erhalten hatte. „Das Haus ist noch recht neu. Es wurde zu eng bei Kaede und ich wollte etwas Freiraum haben.“, erklärte sie mir schnell. „Möchtest du einen Tee?“

„Ja.“, sagte ich nur und bestaunte das Innenleben der Hütte. Sie hatte sich etwas Eigenes errichtet. Das kleine Mädchen von damals mit diesem liebevollen Lächeln. Sogar Jaken hatte versucht mich zu überzeugen, sie zu mir zu holen, doch hier hatte sie ihr Leben und ihren Platz. Hatte ich denn das Recht sie aus all dem rauszureißen? Eine bekannte Heilerin für alle?

Ich sollte einsehen, dass ich nicht alles bekommen konnte. Rin hatte sich verändert. Sie war erwachsen geworden und hatte ihre eigenen Ideale. Sie trug vielleicht gerade einen Kimono von mir, aber das machte sie nicht zu meiner Frau. Mein Vater hatte damals seiner Liebsten jeden Tag ein Brief geschrieben und zustellen lassen. Wie konnte ich nur glauben, dass sie mich einfach lieben müsste, wenn ich nichts dafür tat?

Liebestrunken beobachtete ich sie, wie sie den Tee bereitete. Vielleicht hätte dies mir gehören können. Ihr Lächeln und ihre Art hätten mein Leben bereichert, doch ich war blind gewesen oder war ich einfach feige? Ich, der große Sesshomaru, fürchtete mich vor der Liebe und dessen Zerbrechlichkeit.

„Bitte sehr.“, hauchte sie und reichte mir den Tee, doch bevor ich ihn entgegennehmen konnte, rutschte er ihr aus der Hand und landete seitlich auf den Holzdielen, bevor der Tee auslief. Überrascht blickte ich in ihr Gesicht. Ihre Augen fielen zu und ihr Körper kippte zur Seite.

Geschwind fing ich sie auf. Es war egal, dass meine Hose nass wurde. Ihr Atem ging schwer, während sie schlaff in meinen Armen hing. Nein, das durfte nicht sein! Nein! Betrübt strich ich über ihr Gesicht. Es war glühend heiß. Oh nein. War sie krank? Angsterfüllt blickte ich auf die schwache Gestalt hinab. „Rin? Was hast du?“

„Mhmm…“, machte sie und sah mir ins Gesicht, bevor sie ihre Hand auf die Stirn legte. „Fieber… bestimmt … Unterkühlung…“ Sie schaffte nicht jedes Wort auszusprechen. Rin… „Medizin…“

„Was soll ich tun?“, bat ich sie und sah mich im Raum um. Hier war viel zu viel…

„Da…“, hauchte sie und deutete auf einen kleinen Tisch. Ich hob sie an und brachte sie hin, wo sie an mich gelehnt auf die jeweiligen Kräuter deutete. „Mahlen… da…“, zeigte sie mir. Es fiel ihr schwer zu reden. „schlucken…“ Ihre Brust zitterte leicht.

„Sofort.“, beeilte ich mich zu sagen. „Halte durch.“

Mein Herz raste, während ich ihrer Anweisung folgte und das Kräutergemisch bereitete. Als ich dann fertig war, zog ich sie in meinen Armen so, dass sie saß und hielt ihr die Schale an die Lippen, doch ihre Augen waren geschlossen und sie trank nicht…

„Rin…“

„Sesshomaru?“, fragte eine Stimme hinter mir. Geschwind drehte ich mich um und blickte Kagome ins Gesicht.

„Sie hat Fieber!“

„Hat sie Medizin genommen?“

„Nein sie trinkt nicht!“, meinte ich schnell und sah sie fast schon flehend an.

Kagome blickte erst mich und dann Rin an. „Du musst es ihr von Mund zu Mund geben.“

„Willst…“

„Nein, sie könnte anstecken für andere Menschen sein, das würde uns nicht helfen. Das geht schon in Ordnung.“, meinte sie. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich nahm es in den Mund und musste merken, wie scheußlich das Ganze schmeckte. Die Schale ließ ich zu Boden gleiten, bevor ich ihre Lippen an meine presste und mit der Zunge die herbe Mischung in ihren Mund drückte. Ich spürte, wie sie sich etwas gegen den Geschmack wehrte und ihr Körper sich verkrampfte, bevor sie dann doch alles brav schluckte.

„Was jetzt?“

„Leg sie hin. Sie muss warm sein. Ich hole Schnee.“

Ich gehorchte ihr und legte sie auf den Futon und schlang mein Fell um sie. Schnell zog ich auch den Rest meiner Kleidung an, außer den Panzer, bevor Kagome wiederkam. Sie kniete sich neben Rin und tunkte ein Tuch in Schneewasser, bevor sie es auf ihre Stirn legte.

„Wir müssen ihre Stirn kühlen. Ich gehe in meine Zeit und hole noch etwas Medizin. Pass bitte auf sie auf solange. Es ist wichtig, dass sie viel trinkt. Du kannst einen Teeaufguss hiermit machen.“, sie legte mir einige Blätter hin. „Lass sie 10 Minuten ziehen.“, erklärte sie mir und zeigte mir, wie man diesen Zeitanzeiger nutzte. Hektisch verließ sie das Gebäude, während ich mit Rin zurückblieb.

Sie hustete leicht und schmiegte sich eng in ihre Decke. Ohne Umschweife bereitete ich Tee mit Wasser, welches Rin für meinen genutzt hatte. Das Schrillen des Weckers ließ mich fast hochschrecken, während ich das Tuch auf ihrer Stirn wechselte. Da sie zu schwach war, flößte ich ihr nach und nach Tee von Mund zu Mund ein, den sie brav trank. Es fühlte sich falsch an, ihre Lippen zu kosten, in einem Moment wie diesen. Immer mehr schrie mein Kopf, dass ich sie nicht alleine lassen durfte.

Nach einiger Zeit kehrte auch Kagome mit Tabletten zurück, die ich Rin brav einflößte. Hoffentlich ging es ihr bald besser.

„Was ist passiert, Sesshomaru?“

„Sie ist von einer Klippe gestürzt, ich konnte sie noch auffangen, aber sie war komplett unterkühlt… Ich habe sie gewärmt, bis wir herkommen konnten. Es schien ihr gut zu gehen, bis sie auf einmal zusammengeklappt ist…“

„Ohje… Die Tabletten sollten bald das Fieber etwas senken, aber jemand muss bei ihr bleiben… Ich verstehe, wenn du weiter musst…“

„Nein. Ich bleibe.“, meinte ich schnell und sah die verschwitzte Rin an. Sie keuchte und bebte. Nie und nimmer könnte ich sie so zurücklassen.

„Gut. Ich werde Nachschub besorgen, aber es könnte sein, dass du eine Woche festsitzt…“

„Das verkrafte ich.“, meinte ich und sah sie besorgt und ernst an. „Kann ich noch etwas tun?“

„Du könntest ihr den Schweiß abtupfen und das Feuer im Auge behalten… Hat sie mit dir geredet?“

Ich sah sie fragend an. „Worüber?“

„Ach schon gut.“, meinte sie schnell und wedelte mit den Händen. Was meinte sie nur? Sorgsam nahm ich ein Tuch, dass sie mir reichte und trocknete ihr Gesicht und ihre Brust. „Das machst du gut. Dank dir haben wir genug Kleidung zum Wechseln. Es ist draußen immer noch sehr kalt und wenn sie so viel schwitzt, könnte sie wieder unterkühlen.“

„Ja.“, meinte ich nur ohne die Augen von Rin zu lassen.

Ich spürte kurz eine Hand auf meiner Schulter. Sie gehörte Kagome: „Sie wird schon wieder, wenn du so gut für sie sorgst.“

„Sesshomaru…“, hörte ich ein leises Flüstern. Ich blickte zu Rin, dessen Augen mich glasig ansahen. „Bitte geh nicht.“

Ihre Hand hob sich leicht, die ich mit meinen Ergriff: „Ich bleibe, bis es dir besser geht.“

Ein wenig friedlich schloss sie wieder die Augen und schmiegte sich in die Decken. Ihre Hand drückte leicht meine, bevor sie lockerließ. Sie schlief wieder. Ich blickte zu Kagome, die sanft lächelte und sich zur Tür begab: „Lass sie erst einmal schlafen, ich sehe später nach euch.“

 

Es verging eine ganze Woche. Ich flößte ihr Medizin ein, wusch sie und kleidete sie mit Kagome neu ein, da es für eine Person zu schwer war. Einmal wollte ich den Raum verlassen, doch sofort hatte ihre Hand meine Kleidung festgehalten. Ich sah natürlich jedes Mal weg. Zwischendurch hatte ich sie gefüttert mit Brei und in den Nächsten lag ich dicht bei ihrem Körper, an dem sie sich eng kuschelte. War es das etwa gewesen, was meinen Vater seine Vorsicht hatte vergessen lassen? War es das, was Inu Yasha so sehr an den Menschen schätzte?

Mein Herz schrie jedes Mal auf, wenn sie kurz wach war und meinen Namen flüsterte. Ich versprach ihr immer aufs Neue, nicht zu gehen. Beinahe glaubte ich, dass sie mich liebte oder hatte sie nur Angst, alleine zu sein? Ich war mir nicht sicher und jetzt war auch erstmal ihre Genesung wichtig. Rin, du musst leben. Unbedingt.

Dann nach dem die Woche vergangen war, sank ihre Temperatur in den sicheren Bereich. Ich war so erleichtert, als ihr Gesicht rosiger wurde und sie mich wieder ansah. Die Augen leuchteten wieder. „Sesshomaru, du bist noch da?“

„Du hast mich nicht gehen lassen.“, flüsterte ich heiser, während sie schüchtern wegsah.

„Das habe ich?“, meinte sie kleinlaut und schob eine Strähne nach hinten.

Dieser Moment hätte ewig anhalten sollen, doch da kam schon Kagome an und machte den Mund auf. „Sesshomaru hat für dich gesorgt. Er hat dir Medizin eingeflößt, dich gefüttert, gewaschen…“

„Wwwwwwwas?“, fragte Rin und riss die Augen auf, bevor sie an sich herabsah und hochrot wurde. Es war ihr peinlich. Ich sah, wie sie betrübt ihre Lippen berührte und zu meinen sah. Es war ihr nicht recht gewesen. Unsicher blickte sie zu Kagome, bevor ich einfach aufstand. „Uhh…“, hauchte sie dann. Sie versuchte aufzustehen, doch als es nicht klappte, stand ich schnell auf und hielt sie fest.

„Vorsichtig. Lass mich dir helfen.“

„Aber ich muss mal.“, nuschelte sie schüchtern.

„Kein Problem.“, sagte ich zu schnell, was sie versteifen ließ in meinen Armen.

„mmmmbbb… Kagome…“, bettelte sie, die sofort kam und mich mit verdrehenden Augen ansah.

„Das ist Frauensache!“, meinte sie schnell und ging mit Rin raus. Verwirrt sah ich ihnen noch kurz nach, bevor ich mir selbst die Beine vertrat. Ich sollte zu Jaken, der noch auf mich wartete. Ich war eine Woche weg, er würde durchdrehen…

 

Nachdem ich genug Luft geschnappt hatte, kehrte ich zurück, wo Rin am Feuer saß und mein Fell um sich gewickelt hatte. Sie blickte leicht rot zu mir auf. „Es tut mir leid… Kagome hat mir alles erzählt.“

Ich legte den Kopf schräg. „…“ Was sagte man da? „Rin, wo es dir besser geht…“

„Du musst gehen, habe ich Recht?“, fragte sie und drückte ein wenig das Fell an ihre Brust. „Ich weiß… Das nächste Mal koche ich wirklich Tee und verschütte ihn nicht. Versprochen.“ Sie löste das Fell von sich, erhob sich und brachte es mir.

„Bald.“, versprach ich leise und nahm ihr das Fell ab. Unsere Hände berührten sich. Ein Kribbeln ging durch meinen Körper. Rin… bald komme ich wieder und dann würde ich mit dir reden… dich fragen, wie du dich entschieden hast…

Die Rüstung schnürte ich mir noch um, bei der sie mir ein wenig half. Sie war noch schwach auf den Beinen, aber über dem Berg. „Bald.“, hauchte sie noch mal, während ihre Hände an meiner Rüstung verblieben. Einen Moment länger und ich hätte sie an mich gezogen. Es wäre falsch, sie jetzt zu fragen. Ich komme wieder. Bald.

 

Der Abschied verlief kurz, da sie müde war und sich hinlegen wollte. „Kagome, gib acht auf sie…“

„Natürlich Sesshomaru und du komm bald wieder.“, meinte sie ernst und klopfte mir auf die Schulter. „Sonst komm ich dich holen.“

Etwas irritiert sah ich sie an, bevor ich mich auf den Weg machte und zu Jaken stieß, doch bevor ich das tat, suchte ich eine alte Freundin auf, die dösend an einem Baum lag. Eine Frau komplett in Weiß. Sie hatte einen Hut auf den Kopf mit einem Schleier, der ihr Gesicht verbarg. Sie ähnelte in dem Schnee einer Schneeprinzessin. „Yukiyona“

Die Frau drehte den Kopf zu mir. Unter dem Schleier erkannte ich ein Lächeln, bevor sie den Hut lüftete und eine schwarzhaarige Schönheit zum Vorschein kam. „Sesshomaru, wie komm ich zu der Ehre?“

Ich betrachtete sie und war froh, dass sie ihren Illusionszauber nicht bei mir verrichtete. „Ich habe einen Auftrag für dich.“

„Klingt interessant. Wie lautet er?“

„Du musst auf jemanden aufpassen. Sie ist tollpatschig und sehr naiv.“

Die Frau grinste spitzbübisch: „So, so? Woran erkenne ich sie?“

„Du wirst sie erkennen an ihren großen Herzen.“

Sie verdrehte die Augen. „Ach Sesshomaru. Schön, dass es dich doch noch erwischt hat. Ich mach das doch gerne.“

Ich erklärte ihr, an welchen Ort sie musste und dass sie sie nicht aus den Augen lassen sollte. Sie hatte damals schon Izayoi und Inu Yasha geschützt. Ich vertraute ihr. „Ich werde bald folgen.“

„Warte nicht zu lange. Wenn sie so hübsch ist, wie sie klingt, kann ich nicht ewig den Männerschreck spielen.“

„Gib mir Zeit.“

„Zeit ist ein kostbares Gut für Menschen. Vergiss das ja nicht. Aber jetzt bis bald. Ich beeile mich lieber. Wir wissen ja, wie diese Frauen drauf sind. Nur Unsinn im Kopf.“

Ich nickte und sah zu, wie sie ihren Hut aufsetzte und losstürmte. Sie fegte wie der Wind durch den Schnee. Ich war mir nur nicht sicher, ob es an meinen Auftrag lag oder daran, dass sie neugierig war, welche Frau sich mein Herz gekrallt hatte. Ich sah ihr noch nach, bevor ich zu Jaken ging.

Wie sollte ich mich nur entscheiden? Sollte ich es wagen?

 

 

Echo der Zeit (Rin)

Wie konnte alles nur so schief gehen? Als ich ihm Tee servieren wollte, erfasste mich das Fieber, was mir nicht aufgefallen war. Mein Körper war zu schwach gewesen.

Danach war alles in meinem Gedächtnis nur noch lückenhaft. Ich half Sesshomaru mir Medizin zu bereiten und spürte, wie mir Medikamente eingeflößt wurden aber sonst? Es war warm…

Am Ende fühlte ich mich zumindest besser. Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, doch als ich wach wurde und von den Peinlichkeiten hörte, musste ich einmal. Es war ja ganz schön, dass Sesshomaru so führsorglich war, aber er übertrieb es.

Als mir Kagome half, verschwand Sesshomaru, um sich wohl die Beine zu vertreten: „Geht es dir besser, Rin?“

„Ja.“, hauchte ich. „Wie lange habe ich geschlafen?“

„Eine ganze Woche. Sesshomaru ist bei dir geblieben und hat dich versorgt. Ich hoffe du bist mir nicht böse deswegen.“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein… Auch wenn es verwirrend ist… Ich habe ihm gestanden, dass ich verliebt bin in jemanden und er hat mir viel Glück gewünscht…“

„Ohje… Anscheinend liegt es wohl in der Familie… Inu Yasha war ja nicht wirklich besser…“, seufzte Kagome. „Werde erstmal gesund. Vielleicht überrascht er dich doch noch mit einem Geständnis.“

Ich seufzte: „Dein Wort in Gottes Ohren.“

Doch wie ich es gewusst hatte, verabschiedete er sich von mir, da Jaken wohl auf ihn wartete. Er versprach mir bald wieder zu kommen, nur bald… war einfach nur bald und ich wusste nicht, wann es sein sollte. Ein Tag, eine Woche ein Jahr oder vielleicht sogar ein Jahrzehnt?

Dann war er weg. Traurig und einsam blieb ich zurück, während ich mir einen hübschen Kimono anzog, der fast bis zum Boden ging. Darüber legte ich mir noch eine Art Jacke und zog mir die warmen Fellstiefel an, bevor ich rüber zu Kaede ging. Dummerweise krachte ich anscheinen in eine Massenveranstaltung. Kagome diskutierte mit allen heftig, bevor ich sie unterbrach. Alle starrten mich nur an. Miroku, Sango, Shippo, Kagome, Inu Yasha und Kaede… Kohaku musste bestimmt auf die Kinder von Sango und Miroku achten… „Ahmm…“

„Setz dich!“, meinte Kaede nur und deutete auf einen Platz neben sich. Seufzend kniete ich mich in meinem roten Kimono neben Kaede und schielte zu Boden. Es ging um mich… bestimmt…

„Wieso seid ihr alle hier?“, fragte ich vorsichtig und sah alle an.

„Kagome hat erzählt, dass mein Bruder sich merkwürdig verhält.“, begann Inu Yasha und hob die Schultern an. „Sie überlegt, wie sie euch beide verkuppeln kann, da mein Bruder genauso dumm ist wie ich, was Gefühle zu interpretieren geht.“

Das Inu Yasha so etwas sagt… Es war wirklich interessant, seine zuckende Schläfe zu sehen. Ganz klar gefiel Inu Yasha das nicht, auch wenn er es so gut es ging überspielte. Sie waren schon süß… Hatten sie Angst, dass ich wie Kaede endete?

„Inu Yasha!“, schimpfte Kagome und lächelte mich lieb an. „Aber er hat Recht. Vergiss nicht, Männer sind manchmal etwas… blind. Sesshomaru mag dich, ganz bestimmt. Er war ganz in Sorge um dich. Vielleicht weiß er es gar nicht!“

„Kagome, meinst du, du solltest dich da einmischen?“, fragte Miroku und kratzte seine Wange. „Du könntest Sesshomaru vertreiben… Du bist manchmal etwas… heftig…“

„WAS SAGST DU DA?“, schimpfte Kagome mit Miroku, der sich ängstlich hinter Sango verkroch.

„Aber Kagome hat schon recht. Irgendwann muss Sesshomaru etwas sagen. Rin, soll ich um deine Hand anhalten?“

Ich starrte Shippo entgeistert an: „Nein, danke. In deine Frauengeschichten will ich nicht hineingezogen werden. Des Weiteren hat mir Sesshomaru Glück gewünscht, als ich meinte, ich mag wen.“

Alle starrten mich an, nur Kagome seufzte: „Tja, du hättest dich deutlicher ausdrücken sollen.“

„Wahrscheinlich.“, seufzte ich entgeistert. „Das war ganz anders gedacht… Es hat ihn nicht einmal gestört, dass wir splitterfasernackt waren.“

„Ihr wart was?“, kreischte Kagome den Raum zusammen. Auch die anderen sahen mich ungläubig an. „Und es ist nichts gelaufen? Meinte er das mit Körper wärmen etwa?“

„Ja…“, flüsterte ich schüchtern.

„Vielleicht besitzt er einfach nur Anstand und hat die Situation nicht ausgenutzt, wie es andere Männer hier im Raum tun würden.“, verlautete Sango, während alle Männer unschuldig zur Seite sahen. Toll…

Seufzend strich ich über mein glattes Haar. „Ach, wahrscheinlich …“, fing ich an und wurde jäh unterbrochen von einem Wesen, welches die Tür aufschob.

Inu Yasha sprang auf und starrte die Person an, die dort stand. Sie trug ein weißes Gewand, welches bis zum Boden ging und einen Hut mit einem Schleier, der alles verdeckte. Kaum sichtbar war das Gesicht darunter. „Wer bist du und was suchst du hier, Dämon?“

Ich schluckte erschrocken, während Kagome Pfeil und Bogen zückte, doch die Person hob einfach nur beschwichtigend die Hände. „Ich suche jemanden. Mein Name ist Yukiyona.“ Der Hut drehte sich, bevor sie dann aber noch mal zu Inu Yasha sah. „Warte… kann es die Möglichkeit sein?“ Sie ging näher an Inu Yasha, welcher etwas rückwärtsging. „Diese Öhrchen und diese Augen… Eindeutig, du bist Izayois kleiner Spatz.“

„Du kennst meine Mutter?“, fragte Inu Yasha verdattert, während Yukiyona ihren Hut abnahm und eine hübsche Frau mit schulterlangen Haaren hervor kam. Ihr Haar war pechschwarz, was mir vorher nicht aufgefallen war.

„Natürlich, ich habe sie damals beschützt, als dein Papa auf Reisen war. Ach die guten alten Zeiten. Und ich habe deine Mutter und dich später noch weiter geschützt.“, freute sie sich und wuschelte seine Haare durch. Inu Yasha errötete und schien sich nicht wehren zu können. „Aber leider bin ich nicht wegen dir hier… ich suche eine hübsche junge Frau.“

„Gibt es eine genauere Beschreibung?“, fragte Kagome zart nach.

„Nun ja. Mir wurde gesagt, wenn ich sie sehe, erkenne ich sie. Sie soll ein sehr liebes Mädchen sein, naiv wie Izayoi wohl auch. Tollpatschig und mit einem großen Herzen.“

„Vielleicht Kagome?“, überlegte Sango und sah zu ihr rüber, während Shippo die alles entscheidende Frage stellte.

„Vielleicht sollten wir erst einmal klären, wer den Auftrag gegeben hat.“

„Huch?“, machte die Frau und drehte sich zu mir, Kaede und Shippo, bevor sie die Augen verdrehte. „Da saßen ja noch welche. Inu Yasha, deine Ohren haben mir die Sicht versperrt. Da haben wir ja die kleine Mononoke.“

„Dämonenprinzessin? Wo?“, fragte Inu Yasha und folgte Yukiyonas Blick, der an mir geheftet war. „Sag nicht Sesshomaru hat dich beauftragt.“

Es wurde auf einmal komplett still im Raum, da jeder ihre Antwort hören wollte. „Natürlich.“, meinte sie seufzend. „Sonst würde ich sie wohl kaum ansehen. Es ist eindeutig, dass er diese Kimonos in Auftrag gegeben hat. Ich erkenne den Schnitt.“

„Uhm, wieso bist du hier?“, fragte ich vorsichtig, während Kagome triumphierend lächelte.

„Um auf dich aufzupassen, während er einige Sachen erledigt. Ist irgendwas vorgefallen? Ich meine, es sieht nicht so aus, als wäre dieser Ort gefährlich…“

„Sie ist nach seiner Aussage von einer Klippe im Schnee gefallen…“, meinte Kagome leise, was Yukiyona veranlasste sich zu setzen. Sie seufzte sehr laut.

„Au Backe.“, meinte sie und sah uns der Reihe nach an, bevor sie mich anstarrte. „Etwas Schlimmeres konnte nicht passieren. Es war ein Schneesturm oder?“

„Ja, woher weißt du das?“, fragte ich. „Er hat mich im letzten Moment aufgefangen…“

„Als sie dann hier noch krank wurde, ist er nicht von ihrer Seite gewichen…“

„Weißt du etwas darüber?“, fragte jetzt auch Inu Yasha, während ich verunsichert hin und her rückte. Wieso sah sie so besorgt und zerknittert aus?

„Naja… Inu Yasha, deine Mutter… Sie ist auch einst bei einem Schneesturm von einer Klippe gefallen. Da war sie wohl ganz klein. Sesshomaru hat sie gerettet und dein Vater sie versorgt. Es könnte sein, dass es ihn daran erinnert hat…“

„Sesshomaru hat meine Mutter gerettet? Aber er hasst sie doch…“

„Was? Nein, nein, nein… er mochte sie sehr. Sie hat wohl deinem Vater und ihm den Kopf verdreht. Doch sie wählte deinen Vater.“

„Bitte was?“, krakelte Inu Yasha, während Shippo nur meinte: „Dann könnte Sesshomaru Inu Yashas Vater sein, wenn es anders gekommen wäre?“

„OH MEIN GOTT NEIN!“, fluchte Inu Yasha, während die dunkelhaarige Frau aus einem unerfindlichen Grund anfing zu lachen.

„Wenn du wüsstest, mein kleiner Hundejunge, wenn du wüsstest. Aber das muss dein großer Bruder dir erklären.“, erklärte sie kichernd und schielte zu mir. „Mononoke, wenn du ihn haben willst, sag es ihm direkt ins Gesicht. Sogar deren Vater bekam den Antrag von Izayoi. Sie ist zu ihm und sagte: ‚Nehmt mich zur Frau, ich will keinen anderen Mann heiraten!‘“

Mir klappte der Mund auf.

„Es liegt wohl wirklich in der Familie… Ich musste es auch Inu Yasha ins Gesicht knallen, weil er es nicht verstanden hat.“, murmelte Kagome vor sich hin. „Unglaublich, dass sowas auch vererbt werden kann…“

„Naja. Sesshomaru ist nicht anders kann man sagen. Er hat bestimmt auch Angst, dass die kleine ihm einen Korb gibt.“, lachte Yukiyona etwas. „Wie heißt du Kindchen?“

„Rin… Meinst du wirklich, dass er mich liebt?“

Sie lächelte mich zärtlich an. „Ich weiß es. Er hat ja schon für Izayoi geschwärmt, aber bei dir ist es um vieles schlimmer… Es bringt ihn selten etwas aus der Fassung… Doch als ich ihn sah… Dieses Gesicht…“

Ich überlegte, bevor meine Augen groß wurden. „Als wir in der Höhle waren… und ich dachte, ich sei gestorben und ihn dann erblickte… Stimmt… ich habe sein Gesicht immer wieder angefasst, weil ich dachte ich bin tot, da sein Gesicht so verzerrt war…“

„Siehst du. Das Beste ist, du küsst ihn und setzt ihn vor vollendete Tatsachen. Er würde bestimmt alles für dich tun, wenn du ihn nur darum bittest.“

„Er? Glaub ich nicht.“, meinte Inu Yasha zickig, während ich mit meinen Haaren spielte und grübelte.

„Ein Versuch ist es doch Wert!“, pflichtete Kagome mir bei und Yukiyona nickte nur.

„Ich könnte auch wetten, dass er bald kommt!“

„Wieso denn Yukiyona?“, fragte Kaede, während Yukiyona ihren Hut aufsetzte.

„Naja. Er kennt mich. Sagen wir es so. Er weiß, ich bin perfekt um auf seine Schützlinge aufzupassen. Doch langsam sollte ihm dämmern, dass wenn ich den kleinen Fratz entdecke, ich über alte Zeiten rede, was ihm sehr peinlich wäre. Welcher Mann will schon, dass man über seine weiche Seite plaudert. Schon weil er ein sehr guter großer Bruder und noch viel mehr war.“

„Hä? Davon weiß ich nichts…“

„Klar tust du es nicht mehr. Er hat dafür gesorgt. Er meinte nur so kannst du stark und selbstständig werden, da du ständig an seinem Rockzipfel gehangen hattest. Am Anfang hat er es wohl mit der Fürsorge übertrieben und du wolltest nicht mehr von ihm lassen, sodass er sich immer mehr in den Fäden verheddert hat. Leider entschied er deine Erinnerungen zu manipulieren, nur mir reicht es, dass er weiter Theater spielt. Dabei hast du ihn doch so geliebt!“

Ich starrte rüber. Sesshomaru… Also hatte er nichts gegen Hanyoukinder?

„Du lügst doch, das kann nicht stimmen!“, schnauzte Inu Yasha sie an, doch sie grinste nur.

„Von wegen. Du bist immer zu ihm gelaufen und wolltest von seinen großen Taten wissen. Ständig hast du dich in Gefahr gebracht und nie Angst gehabt, weil er dich immer retten kommt. Sein Beschützerinstinkt, was auch Rin betrifft, kommt nicht von irgend her. Schon Izayoi war sehr leichtsinnig.“

„Sesshomaru wollte mir oft genug an die Gurgel!“

„Aber du lebst noch.“

„Ich bin auch stärker!“

„Kann ich kaum glauben. Er war immer schon sehr schnell und bei Gegnern zögerte er nie oder wartete ab. Ich habe genug gehört oder gesehen.“

„Stimmt, wo sie es sagt. Er hat dir sogar die Windnarbe damals gezeigt und dann haben wir uns gestritten, also du, ich und Miroku und er hat nichts unternommen und als du ausgerastet bist, hat er dich ausgeknockt und mir gesagt ich soll dir das Schwert geben, obwohl er es mir leichthändig hätte entreißen können. Und am Ende haben wir zusammen gekämpft…“

Ich lächelte leicht. Er war kein übler Mann. Anscheinend war ich nicht die einzige mit einem großen Herzen.

„Schau, er ist halt nicht so gut darin mit Gefühlen umzugehen… Leider. Aber vielleicht kann das Rin aus ihm rauskitzeln. Izayoi hatte auch extreme Wirkungen auf Inu no Taisho und Sesshomaru. Er ist dahingeschmolzen, weil sie nichts anderes zu ließ. Sie hat ihm jegliche Sorgen genommen und ihn so akzeptiert wie er war. Sogar Sesshomaru schaffte es nicht, dass sie die beiden hasste. Als er ihr sagte, er und sein Vater seien Monster, die mordeten, sagte sie einfach, es sei ihr egal, es zähle nur, wie sie hier sind.“

Irgendwie wurde ich eifersüchtig auf diese Izayoi, die ganz locker über alles geredet hatte… Wobei, damals hatte ich das auch gekonnt, doch ich hatte viel zu viel Angst, jetzt noch meine Meinung zu sagen. „Vielleicht liebt er ja doch Izayoi und sieht in mich einen Ersatz…“

„Was? Aber nein.“, beeilte sich die Schneefrau zu sagen. „Das würde ich nicht behaupten. Oder streitet ihr euch viel? Ich weiß noch, dass Izayoi ihn ständig geärgert hat und nie auf ihn hörte. Man kann sagen, sie hat ihm das Leben zur Hölle gemacht. Nie war sie einverstanden mit seinen Methoden, auch wenn es natürlich zwischendurch schöne Momente gab.“

„Rin ist nicht so, aber die hier.“, meinte Inu Yasha und deutete auf Kagome, welche ihm wütend eine überzog.

„Sei bloß ruhig!“

Ich zuckte leicht, als ich die Frau neben mir spürte. Sie legte ihre Arme um mich und drückte mich einfach an sich, bevor sie in mein Ohr flüsterte: „Vertrau mir, er liebt dich. Sag es ihm. Ich kann behaupten, dass es etwas ganz anderes als mit Izayoi ist. Er hat bei ihr nie ein solches Gesicht gemacht. Du siehst auch ganz anders als sie aus.“

Ich schluckte und schielte zu ihr: „Aber er kommt bald wieder, nicht heute…“

Sie kicherte an meinem Ohr, während die anderen in einem Streit diskutierten, der wohl um verlorene Erinnerungen und so ging und uns ignorierten. „Glaub mir, der kommt. So besorgt, wie der aussah und wenn du wirklich von einer Klippe gefallen bist…“

„Aber er hat auch Izayoi gerettet…“

„Naja, sie wollte er umbringen, weil sie seine Schuhe gepackt hatte, bevor sie fiel. Dann musste er mit ihr auskommen, weil er sonst zu der Hundegöttin gemusst hätte. Auch wenn es sich später anders entwickelte, war oft viel Zwang dahinter. Doch ihr seid anders oder?“

„Nein… also damals… ich entdeckte ihn in einem Wald, er war schwer verletzt und ich brachte ihm essen… und dann war da dieser Moment, als ich verdroschen worden bin von den Dorfbewohnern… da fragte er, woher die Wunden stammten… und dann hat er mich mit Tensaiga wiederbelebt nach dem mich Wölfe getötet hatten und ich bin hinter ihm her…“

Alles war still, wie ich zu spät bemerkte. Meine Lippen zuckten. Ich hatte es noch keinem so erzählt, wie ich gerade geplaudert hatte. Sie starrten mich total verdattert an.

„Unglaublich. Siehst du? Er hat deine Begleitung sich gewünscht.“

„Wow. Das war bestimmt nach dem Inu Yasha die Windnarbe entdeckte und Tensaiga ihm das Leben gerettet hatte…“

„Schon da hat er Rin getroffen? Jetzt versteh ich auch, warum sie Angst vor Kouga hat, dessen Rudel hatte doch das Dorf angegriffen…“

Wir sahen alle einander an, bevor die Stille durchbrochen wurde durch das Rasseln der Matte, die den Eingang verdeckte. Alle starrten gebannt hin. Da stand er in seiner vollen Pracht. Sesshomaru.

„Ich bring dich um.“, fluchte er leise und starrte mich an. Nein… Bestimmt war es Yukiyona, die sich hinter mir verkrümelte.

„Ich habe sie nur beschützt und versucht dich in ein besseres Licht zu rücken.“

Ich zwinkerte ein paar Mal. Er war tatsächlich gekommen.

„Da ist ja mein lieber großer Bruder.“, fing Inu Yasha an und sah Sesshomaru brummend an. „Schön zu wissen, dass du mich so verdorben hast und einfach meine Erinnerungen löschst, wenn es dir nicht mehr passt.“

Sesshomaru sog die Luft ein. Ich spürte, dass er sauer war. Sachte löste ich mich von Yukiyona und tapste zu ihm rüber. Vor ihm blieb ich stehen und atmete tief ein, während Kagome Inu Yasha an die Leine nahm. „Kannst du kurz tiefer kommen?“, bat ich ihn, während mein Herz immer schneller schlug. Ob er vor allen zugeben würde, dass er mich liebte? Jedoch tat es auch gut, Rückhalt zu haben.

„Rin, …“ Er beugte sich herab und sah mir tief in die Augen. Sachte ergriff ich sein Oberteil, was er argwöhnisch beobachtete, bevor ich die kurze Strecke überwand und ihn auf die Lippen küsste. Die Angst war groß, dass er mich von sich stoßen könnte. Alle schwiegen und ich wartete ab. Dann löste ich mich. Er war wir versteinert.

„Ich liebe dich… Nur dich… damit du es weißt…“, flüsterte ich leise an seinen Lippen. Unsicher senkte ich den Blick. Warum sagte er denn nichts? „Sesshomaru, ich verstehe schon…“, begann ich, wurde jedoch unterbrochen. Seine Hand griff um meine Hüfte, während die andere meinen Hinterkopf berührte, bevor sein Gesicht vorschnellte und unsere Lippen abermals sich berührten.

Mein Herz schlug heftig, bevor wir uns trennten: „Ich lasse dich nie wieder gehen, das weißt du oder?“

„Ja.“

„ich meine das ernst, jetzt kannst du noch gehen.“

„Sesshomaru, ich will nur dich. Ich wollte nie einen anderen. Ich liebe dich von ganzen Herzen. Bitte bleib für immer bei mir!“

Ich hörte im Hintergrund ein leichtes Schniefen, bevor Sesshomaru mich wieder eng an seine Brust zog.

„Rin… Ich will dich.“, flüsterte er an meinen Lippen, bevor er sie mit seinen wieder Gefangen nahm.

„Ahm… Sesshomaru, wollt ihr nicht etwas privater reden?“, bemerkte Yukiyona hinter mir. Ich wurde hochrot. Sesshomarus Kuss war so intensiv und seine Worte und Hände… Yukiyona hatte recht, etwas mehr Privatsphäre. Wer hätte ahnen können, dass er sich auf mich stürzte, wenn ich ihm meine Liebe gestand. Wenn er so reagierte, wie hatte er sich in der Höhle bitte zurückhalten können?

„Gute Idee.“, hauchte er und starrte alle an. „Yukiyona, lass niemanden entkommen. Inu Yasha wir reden später.“

Ich wurde rot, als er mich einfach auf seine Arme hob. „Lass uns einen ruhigen Ort wählen.“

Danach schleppte er mich einfach raus. Wie konnte er nur so reden? Ich war mir immer noch nicht sicher, ob er wirklich meinte, was er andeutete. Wollte er mit mir jetzt etwa schlafen?

Ich liebe dich (Sesshomaru)

Nachdem ich Yukiyona zu Rin geschickt hatte, machte ich mich auf zu Jaken. Wie sollte ich mich entscheiden? Diese Woche hatte mir sehr viel bedeutet und vielleicht hatte Yukiyona auch Recht damit, dass ich mich beeilen sollte, bevor sie mir einer wegnehmen könnte, doch könnte ich so leben?

Irgendwann würde sie sterben, außer ich fand ein Mittel, um sie unsterblich werden zu lassen. Es gab ein Mittel, aber es wäre sehr gefährlich und könnte ihren Tot bedeuten, doch es wäre eine Möglichkeit.

Nichts desto trotz musste ich mit Jaken über alles reden. Ich fand ihn sogar in der Nähe der Höhle wieder, wo er anscheinend kampierte.

„Meister Sesshomaru-sama! Da seid ihr endlich wieder!“, krakelte er und schien hinter mir etwas zu suchen. „Habt Ihr sie nicht mitgebracht?“

„Wieso…“

„Ihr wart solange fort, da dachte ich, ihr hättet ihr gesagt, dass ihr sie zur Braut wollt. Ihr wart lange fort und für mich klang es so, als könntet ihr unter die Haube gekommen sein.“

Ich starrte ihn an. „Nein… Rin wäre fast gestorben und sie war krank… Es geht ihr jetzt besser.“

Sein Mund klappte auf und wieder zu. „Ist es sicher, sie bei ihnen zu lassen?“

„Yukiyona hat ein Auge auf sie.“

„Argh! War das nicht die Frau, die auf Izayoi aufgepasst hat? Ist das so gut?“

Ich überlegte kurz, bevor ich erstarrte. Was war, wenn sie über damals redete? Das konnte ich gar nicht gebrauchen. Nur eine Sache blieb mir übrig. Ich musste schnell zu ihr, bevor Yukiyona etwas Falsches sagte und noch meine düsteren Geheimnisse verriet. Könnte sie gegenüber Inu Yasha stillhalten?

„Meister Sesshomaru?“

„Ja, Jaken?“

„Ich sage das nur ungern, aber wie wäre es, wenn Ihr das mit dem Reich noch etwas ruhen lasst? Jemanden wie Rin findet Ihr vielleicht nie wieder… und naja… sie tut Euch gut.“

Es klang schon gut, bei ihr zu sein. 100 Jahre mehr oder weniger. Vielleicht könnte sie auch unsterblich werden… Aber bis dahin könnte ich es mir vielleicht vorstellen bei ihr zu sein.

Ich seufzte. „Jaken, komm nach mit Ah-Uhn.“

Dann beeilte ich mich schon, zurückzukommen. Rin-chan sollte nichts Falsches von mir denken.

Nur wie sollte ich es ihr sagen, dass sie es nicht wie einen Befehl auffasste?

Irgendwie fand ich über die Strecke keinen Weg, einen klaren Gedanken zu fassen und einen Plan zu entwickeln, sodass ich unvorbereitet vor der Hütte zum Stehen kam und schon hörte, dass sie plauderte und ein riesen Streit ausgebrochen war. Energisch schob ich mich rein, nur um von allen angestarrt zu werden und dumme Sprüche zu hören.

Ich wurde wütend und wollte Yukiyona an den Kragen, doch da kam Rin und bat mich zu ihr runter, um etwas zu tun, das ich nie erwartet hätte. Sie küsste mich. Ihr Kuss war zart und schüchtern und ihre Worte so liebevoll. Statt einer Antwort küsste ich sie nur leidenschaftlich. Der letzte Schalter hatte sich umgelegt. Es war entschieden. Sie wählte mich und akzeptierte, dass es nie einen anderen für sie mehr geben würde.

Etwas überstürzt, unterbreitete ich ihr schon, dass ich mit ihr schlafen wollte, doch Yukiyona rettete die Situation, in dem sie uns rausschickte. Sie hatte auch Recht. Ich kannte mich gar nicht so…

Liebevoll presste ich sie an mich, bevor ich sie mit in den Wald nahm und absetzte. Schüchtern und etwas durcheinander sah sie sich um. „Willst du wirklich… hier und jetzt?“, stotterte sie aufgeregt.

„Nun.“, meinte ich und sah sie noch einmal an. „Ich zwinge dich nicht.“

„Aber letztens hast du mich dicht an dich gedrückt und …“

„… ich bin fast gestorben. Ich habe mir meinen Bruder in Frauenkleidern vorgestellt.“

„Aber wieso hast du mir nicht früher gesagt, dass du mich willst!“, schimpfte sie leicht, was mir ein kleines Lächeln entlockte.

„Ich wollte nicht, dass du dich verpflichtet fühlst. Weißt du, Izayoi sagte einmal, sie wäre meinem Vater etwas schuldig. Es kann sein, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Jedoch war sie nur ein kleines Mädchen und sagte gleich, dass sie ihn als Dank später heiraten will… “, mehr erzählte ich nicht. Es würde die Stimmung zerstören, ihr von mir und Izayoi zu erzählen, wie wir auch geheiratet hatten.

Sie starrte mich an, bevor sie rot wurde. „Ja, ich bin froh, dass du mir das Leben gerettet hast, aber ich mochte dich schon vorher… Als du mich gefragt hast, woher die Wunden stammten, hast du so liebevoll zur Seite gesehen… Ich freute mich damals sehr darüber…“

„Rin-chan…“

„Weißt du, ich kenne genug Männer in meinem Leben, um zu wissen, dass du der einzige bist. Wenn du da bist, schlägt mein Herz immer ganz schnell… Als wir letztens in der Höhle waren, habe ich verflucht, dass der Sturm aufhörte…“

„Nun, ich habe es auch sehr genossen.“, murmelte ich heiser, während sie mich angrinste.

„In der Nähe ist ein heißer Onsen…“, bemerkte sie leise und deutete in die Richtung. „Und Izayoi hat deinen Vater bestimmt auch von ganzen Herzen geliebt.“

Ich küsste kurz ihren Hals, bevor ich sie wieder anhob und mit ihr gemächlich in Richtung des Onsen ging. „Du hast wahrscheinlich Recht… Ich hätte früher mit dir Reden sollen…“

Sie schmiegte sich kichernd an meine Brust: „Das ist doch egal, solange du mich nie wieder alleine lässt.“

„Nein, nie wieder.“

„Na gut, manchmal aber doch.“, wurde sie rot und sah zur Seite.

„Aber nicht lange.“

„In Ordnung!“, kicherte sie und umschlang meinen Hals, bevor wir einen Onsen im Schnee entdeckten. Sie war gerade gesund geworden und ich sollte mich schämen, doch ich wollte sie berühren und besitzen, mehr als alles andere. Meine Gefühle schienen fast noch größer, als die die ich für Izayoi gehegt hatte. Izayoi, du hattest Recht. Es gab wirklich eine Frau, die das Eis brechen konnte.

 

Am Onsen angekommen, half ich ihr beim Entkleiden, was sie diesmal schon freiwilliger zu ließ. Sie stieg langsam hinein und verschwand sofort in dem heißen Wasser, bevor auch ich meine Kleidung ablegte und ihr folgte. Knallrot schielte sie zu mir und verschränkte doch die Arme vor der Brust, bevor ich ihre Hände nahm und sie langsam löste.

„Ich…“

„Rin. Du musst dich nicht schämen.“, flüsterte ich und betrachtete sie kurz, bevor ich sie an meinen nackten Körper zog. Ihr Gesicht gewann immer mehr an Farbe und ihr Herz schlug auch immer schneller, was wohl an einem tiefer liegenden Grund lag.

„D…d…du…“

„Ich sagte dir doch…“

Sie küsste mich schnell und umarmte mich stürmisch. Ob sie sich davor fürchtete, einen Rückzieher zu machen? Ich lächelte ein wenig in mich hinein, bevor ich sie liebkoste und sie sanft in Besitz nahm. Diese Frau würde mir gehören. Auf ewig. Sie war meine Seelenverwandte.

 

Rin und ich ließen uns viel Zeit, genossen Zärtlichkeiten und verbanden uns mehrere Male. Viel hatte sich aufgebaut, was sich alles entlud und trotzdem war ich vorsichtig gewesen, um ihren leicht geschwächten Körper nicht zu sehr zu überstrapazieren.

Danach hatten wir uns in ihre Hütte zurückgezogen, wo sie mir diesmal einen Tee machte und wir darüber sprachen, wie wir unser Leben leben wollten. Sie würde hierbleiben und ich würde auch mehr Zeit bei ihr verbringen. Ich erzählte ihr alles, was ich erlebt hatte und was mich belastete. Sie lauschte mir und redete mir am Ende gut zu, mich nun doch mit meinem Bruder auszusprechen.

Stützend hatte sie mich zu Kagome und Inu Yasha begleitet, während Yukiyona bei ihnen gesessen hatte. Nun war es auch daran ihn einzuweisen.

Ich trat zu ihm und beendete den Nebel. Mein ganzer Körper spannte sich an, während Inu Yashas Erinnerungen wiederkehrten an alles was gewesen war. Doch begriff er anscheinend noch viel mehr, als er dann zu Yukiyona blickte und nur ein leise sprach: „Du warst wie eine Mutter.“

Ich sah die schwarzhaarige Frau weinen, während Kagome sie in die Arme schloss. Yukiyona bedeutete es sehr viel, dass er sie nicht mit Izayoi betitelte, sondern mit dem Wort Mutter. Sie hatte aber auch nichts zu befürchten, im Gegensatz zu mir.

Inu Yasha hatte mich angesehen. Verwirrt und verletzt.

„Verdammt… Wieso hast du so ein Scheiß gemacht?“

„Es war besser so… Du hättest damals sterben können.“

„Idiot, das mein ich nicht.“, schimpfte er und wurde ruhiger. „Damals… als ich dich nach meinem Ziehvater gefragt habe. Warum hast du gesagt, du hast ihn getötet?“

„Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn getötet habe…“

„Aber angedeutet!“, schimpfte er, stand auf und packte mich am Kragen. Er schüttelte mich ein wenig und zog eine dicke Lippe. „Darum hast du dich auch von mir schlagen lassen! Glaubtest du denn, dass uns das näher bringt?“

„Ich…“

„Scheiße noch mal!“, knurrte mein Bruder und starrte mir tief in die Augen, bevor sie ruhiger und sanfter wurden. Er wusste wohl selbst nicht, was er sagen sollte, genauso wenig wie ich.

Bevor ich leise flüsterte. „Du warst immer wie ein Sohn für mich und ich war sehr stolz, doch ich wusste einfach nicht damit umzugehen. Ich wollte dich nicht auch verkorksen.“

Mein Bruder seufzte leise: „Zumindest hast du dein Wort gehalten, dass du wiederkommst, wenn ich groß und stark geworden bin.“ Er lächelte mich leicht an. „Wie wäre es mit einem Kampf?“

Er sprach mir aus der Seele. „Willst du mich endlich besiegen?“

„Diesmal hältst du dich nicht zurück?“

„Nein.“, sagte ich und sah zu Rin, die mir schon Platz machte. Anscheinend hatte sie nichts dagegen. Auch Kagome gab es wohl auf, weil sie wusste, dass wir … kompliziert waren.

Und so kämpften wir einige Zeit, aber anscheinend hielten wir uns beide zurück, während die Frauen uns zusahen und ich Yukiyona erwischte, wie sie Kagomes Sohn, der um die 5 Jahre alt war, auf ihren Schoß zog und an sich drückte. Vielleicht konnte man das Schicksal wirklich nicht betrügen und ich hätte einfach meinen Gefühlen früher nachgeben sollen.

Vater, ich hoffe du siehst uns und bist stolz auf uns, was wir aus deinem Erbe hervorgebracht haben und auch Izayoi. Ich wünsche euch alles Glück der Welt, dass ihr in einem anderen Leben zueinander findet.

 

 

Wenige Jahre später saß ich auf einer Wiese neben meiner Frau, während wir den Kindern beim Spielen zusahen. Sie waren glücklich und tollten umher mit ihren weißen und schwarzen Schöpfen. Jeder war besonders auf seine Art und Weise. Ich umgriff ihre Hand und starrte in den schönen Himmel, als Kagome hinter mich trat. Ich sah hoch, während Inu Yasha neben ihr ein kleines neugeborenes Kind auf den Armen hielt.

Anscheinend erfüllte sich Izayois Wunsch, auch wenn es etwas zu spät war. Sie hatte immer davon geträumt, dass viele kleine Kinder auf einer Wiese tollten, was jetzt so war. Inu Yashas und meine Kinder.

„Ich will dir etwas geben, Sesshomaru.“, meinte Kagome.

„Was denn?“, fragte ich lockerer als sonst und stierte auf ein Stück Papier in ihren Händen. Sie reichte es mir. Es war Glanzpapier und darauf war ein Bild von einem Mann und einer Frau. Sie sahen sehr glücklich aus. Man sah auf dem Bild ein Picknick. Die Frau hatte langes schwarzes Haar und erinnerte mich irgendwie an Izayoi, während der Mann… Ich rieb kurz über meine Augen, als mir die Augenbrauen auffielen, die die meines Vaters gewesen waren. Vielleicht war sein Haar hochgebunden, doch dieses Lachen… Ich starrte sie an und erwartete eine Erklärung.

„Ich dachte, du würdest das gerne wissen. Ich habe die beiden in der Oberschule kennengelernt. Sie ist Autorin und schreibt wunderschöne Geschichten und er ist ein Künstler und zeichnet für ihre Bücher die Bilder.“

Ich zwinkerte ein paar Mal. „Sie sehen…“

„Sie sind es. Es gab einige Anzeichen dafür.“, meinte sie und grinste mich an. „Ich dachte es freut dich, dass es beiden gut geht.“

„Tut es.“, meinte ich und strich sanft über das Bild. Also waren beide wiedergeboren worden und diesmal schienen sie überglücklich zu sein. Ob mir Kagome eines Tages erzählen würde, wie sie zueinander gefunden hatten? „Würdest du es mir erzählen?“

„Natürlich, aber erst später.“, lachte sie, als ich den kleinen Schreihals hörte. „Der hier hat erstmal Hunger.“ Sie nahm Inu Yasha das Kind ab, während ich wieder auf das Bild starrte und dann zu unseren Kindern.

Anscheinend war der dunkle Stern verschwunden. Ich schloss die Augen und legte mich auf den Schoß meiner Frau mit dem Gedanken daran, dass die Liebe auch wunderbare Seiten hatte.

 

 

In Ewigkeit (Yukiyona)

Es zogen noch viele Jahre ins Land, bevor ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte. Schon lange hatte ich den Hass und die Finsternis hinter mir gelassen. Dabei war eine große Hilfe gewesen, Sesshomaru zu treffen und zu beobachten, wie sehr auch er sich hatte verändern können.

Damals im Dorf war aber wohl der endgültige Auslöser gewesen, zu sehen, dass egal, wie schlimm einem das Schicksal doch mitspielte, es immer einen Weg gab, ein besseres zu erhalten. Meine Rache hatte ich abgelegt, wie auch die Trauer um meine verlorene Familie. Vielleicht würde ich nie wieder eine Mutter werden, doch ich hatte eine große Familie. Sie hatten mich alle akzeptiert als einen festen Bestandteil von ihnen.

„Was willst du nun mit deinem Leben anfangen?“, fragte die Quellgöttin neben mir, während ich immer noch mein neues Sein in der Wasseroberfläche betrachtete. „Willst du deinen Namen behalten?“

„Ich glaube ja. Dieser Name gehört einfach zu mir. Shinseina-Gen-sensei.“

„Ich bin nicht mehr deine Lehrerin, das weißt du oder?“

„Natürlich.“, lächelte ich freundlich. „Und doch würde es mich freuen, wenn du mir weiter zur Seite stehst.“

„Das versteht sich.“, meinte sie zärtlich und legte ihre Arme kurz um mich, bevor sie spielerisch fröstelte. „Ich freue mich auch, aber mir wäre eine Freundin lieber.“

„Gerne, Freundin.“, meinte ich und blickte noch einmal hinab. Nur der Name würde an mein altes Selbst erinnern. Mein Haar war schneeweiß und meine Augen blau wie ein gefrorener See. Meine Freundin hingegen schien mit ihren strahlend blauen Augen und Haaren hingegen um einiges farbiger, aber das störte mich nicht.“

„Was willst du als erstes tun, außer jetzt, wo Winter ist, ein wenig Schnee zu bringen?“

Ich verdrehte die Augen und strich mir eine lange weiße Strähne nach hinten. „Meiner Familie es zeigen.“

„Ach. Das, wofür du so viel trainiert und geübt hast?“

„Ja. Es war nicht leicht, aber ich beherrsche es und…“

„ich weiß. Mach das.“, meinte sie nur und klopfte mir zart auf die Schulter, bevor wir beide aufstanden und ich mich noch einmal tief verneigte in meinem weißen Kimono, auf dem viele blaue Schneeflocken waren. Der Kimono reichte bis auf den Boden und bedeckte viel von dem Boden, der darunter gefror.

Auch sie verneigte sich und hob noch einmal zum Abschied die Hand, bevor ich losging. Wobei gehen eigentlich die falsche Aussage war. Ich ließ mich treiben und brachte den Schnee über das Land. Ich war zu einer Göttin aufgestiegen und genoss es. Heute würde ich Sesshomaru zeigen, wie wundervoll der Schnee sein konnte. Nie wieder würde er besorgt sein. Nie wieder.

 

Nach einiger Zeit kam ich dann im Dorf an, nur um verwirrte Gesichter zu erblicken. Aber natürlich, noch keiner hatte mein neues Sein gesehen und wohl kaum einer würde es erkennen.

„Schau mal da!“, meinte eine junge Mädchenstimme. Ich drehte mich um und erkannte eine weißhaarige Schönheit im heiratsfähigen Alter. Als sie mich sah, versteckte sie sich schnell, bevor sie listig mich betrachtete und ihre Geschwister hinter sich versteckte. Ich grinste, hob meine Hand und blies darauf, sodass viele kleine Schneekristalle entstanden und durch die Luft wirbelten.

Schnell war ihre Scheu beseitigt und sie kamen raus. Wie viele waren das nur? Ach herje. Ich kicherte innerlich. Da waren ja noch welche zugekommen. Das kam davon, wenn man ein paar Jahre nicht da war. Ich schüttelte den Kopf und seufzte. Zum Glück erkannte ich die unterschiedlichen Familien darin. Es freute mich, dass sie alle so lieb zueinander waren. Füchse, Hunde und Menschen. Ein wirklich bunter Haufen, der hinter meinen Schneekristallen her hüpfte.

Toga, mein verstorbener Herr, wenn du das sehen könntest. Es benötigte keine Insel, sondern nur ein paar liebende Frauen, um einen solchen Ort zu schaffen und wegen diesen war ich hier.

„Rede, wer bist du?“, fragte eine ernste Stimme hinter mir. Ich sah nach hinten und erblickte zwei Hundeöhrchen, die angestrengt zuckten. Er war wirklich ein stattlicher Mann geworden. Dort war kein Jugendlicher mehr, sondern ein echter Mann.

„Inu Yasha, schäm dich, so redet man doch nicht.“, wetterte eine ältere Frau auf einmal neben ihm und packte ihn an den Ohren. Kagome. Sie war wohl um die 30 und wunderschön geworden, doch an ihrem Temperament hatte sie nichts eingebüßt. Ich kicherte.

„Yukiyona?“

Überrascht drehte ich mich um und starrte in das jetzt sanfter gewordene Gesicht eines weißhaarigen Schönlings, welcher den Kopf leicht neigte. Auch ohne Rüstung jagte er mir in seiner Kampfkleidung Angst ein. Sein Blick war so durchdringend, dass es einem richtig unangenehm wurde. „Woher weißt du das?“

„Ich kenne dich.“, meinte er nur starrköpfig wie immer und sah mich noch etwas länger an und schnupperte. „Ist es das, was ich glaube?“

„Genau.“, meinte ich und lächelte zaghaft. „Seit heute.“

„Eine Schneegöttin?“

Ich nickte und sah kurz Besorgnis in seinem Gesicht aufflammen, bevor ich die Augen verdrehte. „Sesshomaru, ich habe ein Geschenk für Rin und Kagome. Holst du deine Frau?“

Er nickte und kehrte nach kurzem mit Rin wieder, die mich staunend beobachtete, bevor sie mich einfach umarmte. „Ich freue mich für dich, Yuki-chan.“

Ich wurde rot und drückte sie kurz an mich, bevor ich die beiden Frauen zu mir bat. Natürlich ließen mich die Männer nicht aus den Augen und auch die Kinder schienen mich zu beobachten. Es war wirklich eine Rasselbande, doch sie benahmen sich. Anscheinend hatte Sesshomaru seinem Bruder ein paar Tipps gegeben.

„Worum geht es?“, fragte Kagome, die mir auch schon gratuliert hatte. Es war wirklich herzerwärmend, wie stürmisch sie doch waren. Genau die passenden Frauen für sie.

„Ich habe ein Geschenk für euch.“, meinte ich und sah zu den Männern und zu ihnen. „Die ewige Jugend.“

Die Männer hinter mir schienen die Luft plötzlich anzuhalten, während die Frauen große Augen machten. „Wie…“

„Es ist eine Technik, die ich lange geübt habe. Eure Zeit bleibt sozusagen stehen, aber natürlich nur, wenn ihr…“

„Wir wollen!“, meinten die Frauen schon schnell und ich stolperte fast. Ich nickte liebevoll.

„Das dachte ich mir. Euch ist das auch Recht?“, fragte ich die Jungs. Sesshomarus Blick sah sehr dankbar aus. Ob er Rin schon verraten hatte, wie ewig sein Leben sein würde? Aber auch Inu Yasha nickte.

Ich ließ in meiner Hand zwei Kristalle erblühen. „Esst diese.“, meinte ich und reichte jeder einen. „Dann wird sich euer Wunsch erfüllen.“

 

Sie nickten und taten es, als ich auf einmal eine Hand auf meiner Schulter spürte. Überrascht blickte ich in die goldenen Augen des Mannes, den ich einst geliebt hatte. „Ich danke dir.“

Warm lächelnd genoss ich seine Berührung. „Ich will, dass du den Schnee als deinen Freund siehst. Ich werde immer Acht geben, dass niemand verletzt wird.“

„Danke. Willst du uns ein wenig mehr deiner Magie zeigen?“

Ich nickte und sah noch einmal zu den Frauen, die etwas verwirrt schienen.

„Ich fühl mich gar nicht anders.“

„Ich auch nicht…“

Ich kicherte. „Wartet ein paar Jahrzehnte.“

„Müssen wir wohl.“, meinte Kagome und sah zu Inu Yasha. „Jetzt wirst du mich nie wieder los, das weißt du oder?“

Inu Yasha grinste: „Will ich auch nicht, wer hütet sonst die Kinder?“

„Was?“, schimpfte sie und warf einen Schneeball, denn ich wundersamer Weise in ihrer Hand erschienen ließ. Inu Yasha schrie auf, als er in seinem Oberteil landete und hüpfte wie ein Verrückter rum. Sesshomaru stierte mich an. Schnell gab ich ihm auch einen, den er auf Inu Yasha warf. Ob es da auch eine offene Rechnung bezüglich Kinderhütens gab?

Er schien Gefallen daran zu finden und ich ließ schnell mehr Schnee erscheinen. Jeder schien sich beteiligen zu wollen und formte Schneebälle. Auch die Kinder. Jeder bewarf den anderen und ich freute mich zu sehen, wie mein Schnee ihnen Freude bereitete und alle lachten.

 

Nach einiger Zeit verabschiedete ich mich dann von allen. Diese Hundejungen würden nie mehr um ihre Frauen fürchten müssen. Das war mein Geschenk an sie, denn ohne sie und Izayoi hätte ich nie geschafft, über meinen Schatten zu springen. Ich würde voranschreiten, bis in alle Ewigkeit, mit euch allen in meinem Herzen. Nein an meiner Seite. Ich werde euch nie vergessen und immer über euch wachen. Meine geliebten Inugamis.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So meine Lieben :) In etwa einem Monat gibt es die nächsten 6 Kapitel, da ich jetzt erst für Versuchung 6-7 schreibe, danach Blinddate 3 und dann muss ich bei Blinddate 1 wieder nen Satz Kapitel aufarbeiten :D
heute ist der 15.2. könnte wetten, die Kapitel von heute trudeln sowieso erst nach und nach ein :D
hoffe es gefällt euch :D

es wird wahrscheinlich sein, dass zu Beginn nach allen 3 Kapiteln ein Sprung von einem halben Jahr mit Zusammenfassung kommen wird :*
Habt noch einen schönen Monat :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen Dank Dudisliebling für deine tatkräftige Unterstützung :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel wird leider ein adultes sein ~
Leider ein Gewalt adult von Sesshomaru
Morgen geht es weiter :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie kann er seinen Sohn nur Retten?
Morgen geht es weiter :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bald folgt das nächste!

Im nächsten Kapitel geht es um den Drachen Ryukotsusei und die Ningyo, die Sesshomaru Dinge einredet,

wie er schneller zum Daiyoukai werden kann.

Wird er sich gegen den Drachen stellen?

Aber was noch wichtiger ist, kann er das überhaupt überleben oder wird er am Ende sterben? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das ging wohl gerade nocch einmal gut.

Das nächste Kapitel heißt Vorbereitungen!

Inu no Taisho muss mit dem schlimmsten FAll nach seiner Verwundung rechnen.

Er hat noch einiges zu tun und was hat er wohl mit SEsshomaru gemacht?

Erfahrt all dies Morgen :) <-- hoffentlich früher ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel heißt Alpha und Omega und ist der erste von drei Parts.
Dabei gehe ich auf den Anfang vom dritten Film ein :) Und natürlich auch Dinge, die man nicht sah ^.~
Diese drei Teile werden gemischt sein mit allen dreien abwechselnd, damit man der Chronologischen Reihenfolge besser folgen kann :)
Bis morgen dann ^.~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So meine lieben, Morgen ist Freitag der 13ente... und wie es so will
lade ich morgen den dritten und letzten Part von Alpha und Omega hoch...
:(
Aber danach geht es natürlich trotzdem weiter :) ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
so geht dann auch gleich weiter :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
so je nach dem wird es jetzt die Charatäre: Izayoi, Sesshomaru und Yukiyona geben. Vielleicht auch Inu Yasha :)
Ich versuche morgen weiter zu machen, aber es kann sich auch hinziehen, da ich noch etwas ausarbeiten muss ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel am Samstag geht es um Izayoi,
welche aus ihre langen Ohnmacht erwacht.
Wird sie Sesshomaru fragen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Morgen bzw. heute Abend gibt es das nächste Kapitel :
Kriegerische Zeiten (Sesshomaru)
Um zu sehen, wie es Sesshomaru nach dem Tod seines Vaters ergeht.
Wird er auf ihre Bitte eingehen? Wieso ist er überhaupt gekommen?

Was haltet ihr von der Heirat?
Meint ihr auch, dass es den beiden gut tun könnte?
oder meint ihr eher, das kann nicht gut gehen, schon weil sie es aus den falschen Gründen tun? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
DAs nächste Kapitel heißt Scheinheirat.
Ab jetzt werde ich öfters Kapitel schreiben, mit mehreren Protagonisten,
wenn es sich aufs gleiche Thema bezieht :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, Mittwoch geht es dann weiter :) Dafür gab es ja heute auch etwas mehr *gg*
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag!
Was haltet ihr von den beiden Brüdern?^^
Sesshomaru hat noch nicht das Bild beseitigt, ob es ein Problem werden wird?
Wird Izayoi das Fehlen ihres Kindes bemerken? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Samstag abend geht es weiter, könnte aber auch sonntag werden,
da ich Samstag einen Ausflug in einen Tierpark mache :D
Des Weiteren schreibe ich gerade an der AFTERSTORY von Toga und Izayoi in der Zukunft ^^
leider müsst ihr euch noch etwas gedulden >.<
doch wenn die Idee da ist muss man es niederschreiben hehe^^ <-- geht auch um die Wortzahl^^'

Ich würde mich über ein paar Kommentare gerne freuen
und würde gerne eure Meinung wissen:
Afterstory in einer Extra Fanfic oder mit in dieser?
könnte theoretisch auch Einfluss auf die Länge haben ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel befasst sich leider schon mit dem Abschied vorerst
doch Inu Yasha lässt noch eine kleine Bombe platzen :)

Habt ihr eine Idee, was er zu Sesshomaru noch sagen könnte? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hat es wirklich jemand auf Izayoi abgesehen?
Kann Yukiyona Sesshomaru finden?
Wird Izayoi sich erholen können? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kann Sesshomaru ihr helfen?
Oder versucht Izayoi es zu verbergen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
im nächsten Kapitel, bekommen wir einmal eine Neumond nacht :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hmm Yukiyona hat Recht, schlechte Idee...
Ein Junge der ungestüm drauf los rennt und meint jeden besiegen zu können und immer stärker werden will?
Einflüsse halt... <.< Von Izayoi wird er seine Art kaum haben ^^'

So beim nächsten Mal gibt es wieder einen kleinen zeitlichen Sprung ^^
Hoffe die Tage schaffe ich es früher... Donnerstag wird der Himmel...

Auf der Arbeit die Titanic zu steuern und nicht gegen einen Eisberg zu prallen ist schwer :)
Darum danke ich meinen Unterstützerinnen :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Unser kleiner Inu Yasha wird größer und sehnst sich immer mehr nach der Außenwelt,
während Izayoi sich ein Kind wünscht und auch Sesshomaru der Gedanke mehr behagt.
Yukiyona hingegen fühlt sich immer mehr als Außenseiterin...

Was wird die Familienfeier bringen?
Sesshomaru ist nicht der Traumgemahl, da er viele schon ermordet hat.
Wird die Familie es Izayoi verzeihen können, dass sie mit einem Monster das Bett teilt und Inu Yasha leben lässt?
oder bahnt sich eine neue Katastrophe an, die die alles verändern könnte? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
später gibt es noch eins...
Leider kommen wir wieder an einen Tiefpunkt...
Izayois Leid findet kein Ende.
Wer ist Freund und wer ist Feind?
Das Familienfest ist bald zu Ende...
Ein Sturm zieht auf!

Was haltet ihr von Izayois Familie?
Würdet ihr es ihnen durchgehen lassen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war es für diese Woche, Montag geht es weiter!

Wird Sesshomaru es rechtzeitig schaffen?
kann er sie vor dem Tod bewahren?
Und wie wird er darauf reagieren, dass anscheinend die ganze Familie dahinter steckt?

Wer ist hier eigentlich das Monster? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tensaiga funktioniert nicht,
aber das wird schmerzlich jedem bewusst sein,
der den Manga oder die Serie kennt...
nur einmal ist es vergönnt, jemanden zu retten :(
Sesshomaru rastet aus, da er sie nicht schützen könnte
und Inu Yasha versteht die Situation nicht.

Wie wird es weitergehen?
Im nächsten Kapitel wird Yukiyona etwas aussprechen, was ihr Schicksal in neue Höllen drängt.
Wie wird Sesshomaru mit dem Verlust umgehen und wird er Inu Yasha beschützen?
Morgen geht es weiter! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Morgen geht es weiter.
was haltet ihr von der Entwicklung?
Sesshomaru scheint Probleme haben, es zu verkraften und doch...
lässt er es zu, um Inu Yasha zu schonen?
oder um sich vielleicht zu quälen?
Morgen geht es weiter mit dem Kapitel: Baldrian
Inu Yasha wird krank, da alles für ihn zu viel ist! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars mal wieder :)
morgen habe ich für euch noch mal ein Adultkapitel parat ^.~
Sesshomaru begegnet einem Verfolger und seine... Verhörung verläuft ein wenig anders^^'

Ich würde mich natürlich wie immer auf ein Kommentar freuen <3
Es wird wohl auch diese Woche JEDEN TAG ein Kapitel geben, da ich so gut vorankomme ^^
und die nächste auch :3 bisher sieht es knapp danach aus, dass ich 100 Kapitel haben werde,
Falls ihr noch ein Special Wunsch habt, haut es raus ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
das wars für heute wohl schon wieder :)
wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Wie wird Sesshomaru es Inu beibringen und welche Gefahren bestehen für seinen kleinen Bruder?
Erfahrt das im nächsten Kapitel :)

Ich freue mich wie immer über eure Meinung
mg. Kibo-kamichan Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Natürlich freue ich mich über eure Meinung und eure Anfeuerungsversuche :D

Sesshomaru hat jetzt etwas getan, was wohl einerseits gut und andererseits schlecht ist,
aber wer kennt das nicht? Kinder rennen oft hinterher und können die Lage nicht einschätzen.

Zu Hause haben wir sogar ein paar solcher Fälle. Mein Liebster und unsere drei Katzen.
Jedes Mal, wenn er zur Arbeit geht, muss er es schaffen, ungesehen zu türmen, da sie ihm sonst fast bis zur Arbeit hinterherlaufen und schon einer sich verlaufen hat und nicht heim fand ^^'

Doch war es die richtige Entscheidung? Was haltet ihr davon? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel heißt unanhängigkeit~
Inu Yasha wird immer sturrköpfiger, bis Sessh wieder eine Entscheidung trifft.
Eine, die er glaubt, für alle das Beste ist,
doch ist es das wirklich?

Ich freue mich natürlich gerne über eure Meinung <3
Und ein paar Anfeuerungsversuche ^^

LG eure Kibo-kamichan Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
wie immer freu ich mich über eure Meinung,
ich bin etwas kurz angebunden, da ich noch zumindest eins, vielleicht aber auch zwei hochladen will vor der Arbeit ^.~

Was haltet ihr von Sesshomarus Entscheidungen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
es geht weiter!

hoffe euch hat das Kapitel gefallen ~
wer wohl die Blumen da hinlegt?

Erfahrt ihr alles im nächsten Kapitel :P
LG Kibo-kamichan

wie immer freue ich mich über eure Meinung.
wer wohl Inu die Kleidung spendiert?
Ein wenig ist das ja kontraproduktiv, wo Inu doch selbstständig werden soll Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel,
kommen sich die Brüder noch einmal näher~
freut euch :D

ich freue mich wie immer über eure Meinung ^^
Bald sind wir dann aber leider auch am Ende ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
eins sollte es heute noch geben ^^
wir nähern uns dem Ende :)

was haltet ihr davon?
hätte Sesshomaru sich offenbaren sollen oder hat er Recht damit,
dass es nur noch mehr Probleme bringt? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
@~@
Fast geschafft, bald kommen wir an die nächste Afterstory *hechel* ^^
Ich fühl mich wie eine Lokomotive ^^

Dankend nehme ich eure Meinung entgegen...
Ich muss gestehen, beim Einkaufen sah ich ein Buch bei Rewe,
ein Ratgeber für Vater und Sohn, was man definitiv machen sollte ^^'''
Ob Sesshomaru so einen gebrauchen könnte? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nom nom~ ab ins Bett mit mir ^^

Morgen geht es dann weiter oder eher später~
Die Afterstory nach Naraku fängt an, aber das auch einige viele Jahre später :3
zumindest in dieser Story lass ich Kagome mal Inu Yasha~

Wie entwickelt sich Rin und wieso schon wieder eine verschneite Nacht?
Ich glaube ich sollte den Repeatpfeil deaktivieren @~@
Wird Sesshomaru rechtzeitig kommen und sie noch Retten?

UND PPS Epilog technisch gibt es ein rebirth Version von Toga und Izayo
einer Story, die ich in einer anderen FF dann ausarbeite~ dazu wird es noch eine Umfrage geben,
zwecks Interesse daran ^^ hab ja doch mehrere Schlachtschiffe auf See~^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
bald geht es weiter~

freue mich wie immer über eure Meinung :*

Wir sind bald am Ende, Noch 6! Kapitel! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es wird warm ^^
doch können die beiden über ihre Gefühle reden?
Kann Sesshomaru endlich mal über seinen Schatten springen?
wir erfahren es hoffe bald ^-~

freue mich wie immer gerne über eure Meinung Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es ist immer schwer den ersten Schritt zu machen >.<

es geht bald weiter :D

freue mich wie immer über eure Meinung^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Eine alte Freundin hat wieder einen Auftritt :D
Yukiyona freut sich schon, die Frau zu sehen, die Sesshomaru aus der Bahn wirft
aber ist das eine gute Entscheidung von Sesshomaru?
Ja, sie wird acht geben, aber hält sie auch die Klappe oder wird sie sich einmischen? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Trommelwirbel! es sind noch 2 Kapitel!!!!!
:) aber ich glaube das schaffe ich heute nicht mehr,
das eine muss ich jetzt noch halb schreiben und das andere ganz.
naja, abwarten, Tee trinken und sehen, wie es klappt, sonst lade ich sie abends hoch :D
hab ja zum Glück noch ein wenig Zeit^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein Happy End braucht jede Geschichte oder?^^
Ich hoffe sie hat euch gefallen und macht euch auf den Rebirth-Teil etwas heiß^^
Es folgt wohl leider erst Morgen der Epilog,
aber ich stell euch die Umfrage rein ^^

Freue mich über eure Meinung darüber ^^
Somit geht eine Ära wieder zu Ende und ich danke meinen fleißigen Lesern und hoffe es hat euch gemundet :3

mfg eure Kibo-kamichan Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hiermit ist diese FF offiziell abgeschlossen.
Es tut mir leid, solltet ihr euch auf etwas anderes gefreut haben,
aber hoffentlich gefällt euch auch dieses Ende :3

Die Umfrage steht aber trotzdem noch aus ^^
Falls also Interesse herrscht und ihr etwas über die zwei "Turteltäubchen" in der Zukunft erfahren wollt,
stimmt einfach für Ja ^^
Nur verrate ich euch jetzt schon, dass es sehr viel von Kagomes Herzblut benötigt! <-- sie mischt sich ja bekanntlich sehr gerne in Beziehungssachen ein und stiftet wohl manchmal mehr Chaos als Frieden :D

Wie immer freue ich mich über eure Meinung ^^
Es hat ja nun 3 Jahre gebraucht bis diese FF schließlich ihr Finale fand.
Lange ruhte sie und verstaubte sie und ich hoffe es ist ein würdiges Ende.

Und noch ein großes Danke an die lieben Kommischreiber und meine Musen,
die mich angespornt haben :3
Ein großes Dank für dieses Kapitel geht an Narijanna, die mir dieses Kapitel ermöglichte ^^

Mit lieben Grüßen, eure Kibo-kamichan <3 Komplett anzeigen

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T19:05:20+00:00 18.04.2019 21:05
Ein großer weißer Wachhund der reden kuscheln und vieles mehr kann nicht schlecht.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T18:04:32+00:00 18.04.2019 20:04
Das nenne ich Willenskraft nackt in einen Onsen mit einer schönen Yokai baden und nichts mit ihr anfangen das nenne ich selbstbeherschung.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T17:30:41+00:00 18.04.2019 19:30
Inu no Taisho deine Frau hat die Schlange des Verderbens ins Schloss gelassen. Und Sesshomaru kann da auch nix mache oder will nix dagegen unternehmen.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T15:46:55+00:00 18.04.2019 17:46
Setsuna no Takemaru SCHEISSE.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T15:29:20+00:00 18.04.2019 17:29
Tja das kommt davon Sesshomaru verwandeln sich wieder in den Gefühlslosen Eisberg. Eis kalt berechnet und gnadenlos. Tja das hat Inu no Taisho sich selber zuzuschreiben, das hat er super hinbekommen.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T14:52:32+00:00 18.04.2019 16:52
Scheiß Katzendämoen mit den hat man nur stress.

Schönes Kapitel.
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T14:28:21+00:00 18.04.2019 16:28
Ich gratuliere ihnen zur Hochzeit 🙂
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T14:13:46+00:00 18.04.2019 16:13
O Gott Sesshomaru's erstes mal .schön für in . Aber Inu no Taisho ich finde es nach wie vor scheiße vom Inu no Taisho . Die falsch zeit .

Ansonsten wau ein sehr erotisches Kapitel. 👍🏻😝
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T12:31:16+00:00 18.04.2019 14:31
Na toll Vergnüguns Viertel was Besseres fällt Inu no Taisho nicht ein nach solch einer Nachricht 😡sorry Inu no Taisho ist ein totales Arschloch. 😡😡😡
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-04-18T12:06:06+00:00 18.04.2019 14:06
Wums das ist ein tief Schlag für Sesshomaru.
Es freut mich für Inu no Taisho und Izayoi ich wünsche ihnen alles gute für die .🙂


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