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Die Abenteuer von Rezzle di Cassaforte

von

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Chrysale

In einer anderen Welt ist Magie längst Realität geworden. Die meisten „Magier“ haben die Magie angeboren, und beherrschen sie mit Leichtigkeit. Diese sind „reine Magier“.

Weiterhin gibt es jene, die Magie über Gegenstände benutzen können. In diese Gegenstände, beispielsweise Waffen werden „Chrysale“ eingebaut. Sie sind die manifestierte Form von Magie in Form eines Kristalls. „Chrysal-Magier“ nennt man Anwender dieser Art der Magie. Anders als „reine Magie“ ist diese jedoch sehr schnell verbraucht, und muss daraufhin erneuert werden. An diese Chrysale zu kommen ist ein schwieriges Unterfangen. Es gab viele Methoden, wie die einem reinen Magier seine Kräfte zu entziehen, um daraus einen Chrysal zu gewinnen. Diese rigorose Art und Weise wurde jedoch schon längst verboten, die geläufigere Methode ist daher in den Bergen oder unter der Erde nach Chrysaladern zu suchen. Diese werden dann gereinigt, und von den Suchern selbst verkauft, oder von Händlern angekauft.

Unsere Geschichte spielt im Königreich Berelle und beginnt in der Hafenstadt San Doretta...

Der Händler

Unter dem schwarzen Mantel versteckt bahnte er sich seinen weg durch die Gassen von San Doretta. Sein Ziel war der Hafen.

„Schon gehört, morgen legt ein Chrysal-Händler an unserem Hafen an.“ lauteten die Gerüchte, die gestern die Runde machten.

Chrysale. Nicht sehr einfach zu kriegen, und ihren Preis kosten sie auch. Doch für einen Chrysal-Magier wie ihn waren sie notwendig. Aber kein Problem für einen selbsternannten Meisterdieb wie Xavier.

Er hatte den Hafen erreicht. An einem der Stege war ein etwas größeres Boot verankert. Davor ein Verkaufsstand. Hinter dem Tresen saß ein Mann etwa Mitte 20. Er trug ein weißes Hemd, dessen Ärmel hochgekrempelt waren. Darüber einen leicht zerfetzten Mantel, welcher gar nicht zu dem ordentlichen Hemd passte. Ebenso sein Kopf. Er trug schwarze verstrubbelte Haare, und ebenso einen gestutzten Vollbart. Doch am markantesten war sein linkes Auge, welches sowohl durch eine Narbe an der Augenbraue, als auch durch eine rote Pupille geziert war, die man sogar auf 20 Meter Entfernung leuchten sehen konnte.

„Eine interessante Zielperson, die ich mir heute ausgesucht habe.“, dachte Xavier mit einem Grinsen.

Nachdem er endlich nähergekommen war, musste er sich erst durch eine kleine Menschenmenge durchdrängeln, die sich vor dem Stand aufgebaut hatte. Es war früh am morgen, da wollte natürlich jeder versuchen das beste zu ergattern.

Da konnte Xavier den Händler auch schon näher betrachten. Er war gut ein, fast zwei Köpfe größer als er, und war an den Armen recht muskulös.

„Nette Auswahl hat der da...“dachte er, die Chrysale betrachtend.

Nur wenige Augenblicke später schlich er sich von der Menge weg. Er betrachtete die unter seinem Mantel versteckten Chrysale. Grinsend lobte er sich in Gedanke selber. Drei Stück hatte er erbeuten können. Niemand hat etwas gemerkt. Der Händler war in diesem Moment abgelenkt.

„Warte mal!“ ertönte es jedoch hinter ihm.

„Du da! In der Kutte. Du hast etwas, das gehört dir nicht.“

Xavier erstarrte zur Salzsäure. Er musste etwas tun. Sein erster Gedanke: Abhauen!

Da er sich am Hafen befand, konnte er von überall her gesehen werden, deshalb verschwand er in einer der zum Hafen führenden Gassen. Im Rennen zog er sein Messer. Es hatte extra eine Fassung für Chrysale. Er war einer der vielen Chrysal-Magier. Sein Chrysal war zuletzt aufgebraucht worden. Es war ihm egal, was für einen er benutzte, Hauptsache, er konnte sich damit zur Wehr setzen. Beim Diebstahl hatte er darauf geachtet, dass er nicht dieselben Arten von Chrysalen mitnahm, das wäre sicher aufgefallen. Also hatte er einen Feuer-, einen Wasser-, und einen Blitz-Chrysal mitgenommen.

Blitze waren zu gefährlich, unberechenbar, Wasser nur in großen Mengen gefährlich, und eher zur Heilung zu gebrauchen. Deshalb entschied er sich den Feuer-Chrysal in sein Messer einzusetzen. Mit dem Blitz-Chrysal lud er seine Pistole. Da die Blitze von ihm weggeschleudert werden, ist die Gefahr nicht so groß getroffen zu werden, wie bei einem Messer, wo die Klinge ja eine ziemliche Nähe zur Hand hat.

Während er lud, schaute er sich nach hinten um, ob er verfolgt wurde. Der Händler bog gerade um die Ecke, also entschied er sich, es ihm gleichzutun.

Doch er traute seinen Augen nicht. Der Händler hatte einen riesige Sprung gemacht, und glitt jetzt durch die Luft, wodurch er Xavier auch schnell entdeckte. Er setzte zum Sturzflug an, doch er landete aufrecht auf zwei Füßen vor ihm.

Er setzte zum Schlag an, woraufhin Xavier sein Messer zum Blocken benutzte. Durch die Kraft des Feuer-Chrysals wurde seine Klinge sichtbar heiß, und hätte dem Händler die Faust verbrannt, hätte dieser nicht seinen Angriff gestoppt, und Xavier mit einem Beinahe-Tritt auf Distanz gebracht.

Dieser wurde durch die Luft ein paar Meter nach hinten geschleudert, und brauchte ein paar Sekunden, um sich aufzurappeln.

„Hmm, so so, er hat also Aero-Chrysale benutzt, um mich durch die Luft fliegen zu lassen. So konnte er auch fliegen. Ich sollte sie besser zerstören.“

Mit dem glühenden Messer in der Hand, und einem lauten Schrei stürzte er sich auf den Händler. Im Rennen peilte er dessen Schuhe an, da er dort die Chrysale vermutete. Doch das war ein Fehler. Denn mit einer leichten Fußbewegung pustete er das Messer wortwörtlich aus Xaviers Hand. Dieser beobachtete verdutzt, wie es nach ein paar Drehungen ein paar Meter entfernt zum stehen kam.

Verängstigt warf er einen Blick nach oben, wo ihn eine geballte Faust erwartete. Gerade so schaffte er es noch ihr auszuweichen, und zückte währenddessen seine Pistole.

Normalerweise hatte er die Zielgenauigkeit eines überfahrenen Eichhörnchens, doch auf diese Entfernung war er sich sicher, dass er treffen würde.

„Sayounara!“ sagte er, und drückte ab. Die Blitze trafen ihn genau in die Brust, und er zuckte zusammen.

„Was?“ entfuhr es Xavier verwundert. Das hätte ihn mindestens K.O. schlagen, vielleicht sogar töten müssen.

Der Händler rührte sich wieder mit den Worten. „Das war ein großer Fehler...“, und Xavier beobachtete, wie es in seinem Mund zu knistern begann, bevor er daraus schließlich seinerseits Blitze abfeuerte.
 

Xavier erwachte. Er lag eingewickelt in eine Decke in einem ihm unbekannten Bett. Ihm lag ein feuchter Lappen auf dem Kopf. Sein linker Arm schmerzte. Als er die Decke ein wenig runter zog, sah er die heftigen Verbrennungen am Arm.

„Bist du endlich wach?“ erklang es neben ihm. Der Händler saß links von ihm auf einem Hocker, den Kopf ein wenig nach unten geneigt, als würde er schlafen. Er öffnete seine Augen, und guckte ihm ins Gesicht.

„Man, zieh dir was an! Perverser...“ erwiderte er urplötzlich mit angewidertem Gesicht. Und jetzt erst merkte Xavier, dass er gar keine Kleidung anhatte.

„WAS?! Wer ist hier ein Perverser, he?! Ich werde mich ja wohl kaum selber ausgezogen haben!“ schrie er los, nachdem er sich schnell zugedeckt hatte.

Belustigt sah der Händler zu, wie Xavier immer mehr errötete.

„Wo ist denn meine Kleidung?!“

„Ach, die habe ich zu einer Wäscherei gebracht. Beziehungsweise die total unbrauchbaren Fetzen habe ich weggeworfen.“

„Du hast WAS?!“

„Willst du etwa mit Löchern in den Klamotten durch die Gegend laufen?“

„Besser mit Löchern, als ohne Kleidung!“

„Reg dich ab. Ich kauf dir nachher neue. Aber zuerst, wenn ich mich vorstellen dürfte...“

Der Händler erhob sich von seinem Hocker, und mit einer Verbeugung, und seine Hand zur Seite schwingend, sagte er: „Mein Name ist Rezzle di Cassaforte, offiziell Händler!“

„Und inoffiziell?“

„Weiß nicht, hab mich noch nicht festgelegt. Aber deinen Namen würde ich jetzt auch gerne erfahren.“

„Gerne doch.“

Xavier, der inzwischen mit beiden Füßen auf dem Boden im Bett saß, machte Anstalten aufzustehen, ihm fiel jedoch sofort wieder ein, in welcher Lage er sich befand. Erneut rot werdend, machte er es sich wieder auf dem Bett bequem, und stellte sich seinerseits vor.

„Also. Xavier Sakutami, Meisterdieb, stets zu Diensten.“

„Ziemlich ungewöhnlicher Name.“

„Meine Eltern kamen aus dem Ausland. Aber deinen findet man auch nicht alle Tage. Ebenfalls Ausländer?“

„Nein, meine Eltern haben bloß einen Fetisch für außergewöhnliche Namen.“

„Oh!“

„So... Ruh du dich erst mal hier aus, und ich besorge dir währenddessen Kleidung. Aber dafür musst du mir auch helfen.“

„Schieß los.“

„Du hast doch gesagt, du wärst „Meisterdieb“, nicht? Wie stehts denn mit Einbruch?“

„Man, worauf willst du hinaus?“

„Wir brechen ein!“

„Und wo?“

„Ins königliche Schloss!“

Ein seltener Chrysal

Er konnte nicht behaupten, dass er sich in seiner neuen Kleidung wohlfühlte, schlecht war sie aber auch nicht. Nachdem sein altes Hemd von Rezzles Blitzen durch ein großes schwarzes Loch verschönert wurde, entschied der Händler sich dazu auch gleich Xaviers restliche Kleidung zu ersetzen.
 

„Hast du nicht selbst Kleidung in deinem Sortiment?"

„Nein, denn ich spezialisiere mich nur auf Chrysale. Oder hast du etwa schon mal einen Chrysal mit dem Attrribut Kleidung gesehen?"

„Nein, obwohl mich die Idee in gewisser Weise fasziniert. Aber das ist nicht der Punkt. Ich kann mir also nicht selber aussuchen was ich anhabe?"

„Solange du deinen sexy Körper nicht öffentlich zu Schau stellen willst.."
 

„Aber ich kann mich nicht beklagen.", dachte Xavier, während er durch die Gassen von San Doretta schlenderte.

„Er konnte meinen Stil größtenteils wiederherstellen, und was nicht zu ersetzen ging, dass machte er durch seine eigene Kreativität wieder wett."

Xavier trug einen dunkelgrauen Umhang, der sich von seinem alten stark unterschied. Der Knopf, der den Umhang um seinen Hals zusammen hält, enthält praktischerweise eine Fassung für einen weiteren Chrysal. Das Ende seines Umhangs ist außerdem nicht mehr so kaputt und abgefranst, und er ist groß genug, dass Xavier seinen Oberkörper darin einwickeln kann.

Dieser wird von einem weißen Hemd eingeschlossen, welches dem von Rezzle gar nicht so unähnlich ist. Darunter eine etwas aufgeplusterte blaue Hose, die an einen Dschinn erinnerte, und einfache Schuhe.

Unter seinem großen Umhang konnte er einen Gürtel mit seinen Waffen verstecken, welcher es als einziges Heil überstanden hatte.

„Jetzt nachdem ich neue Kleidung habe muss ich mir wieder ein paar Chrysale... ausleihen. Der Blitz- und der Wasser-Chrysal sind ja dummerweise für diesen perversen Sack draufgegangen. Ich hoffe außer ihm gibt es hier noch weitere Chrysal-Händler."

Als hätte er seine Gedanken gelesen, trat ein zwielichtig aussehender Mann aus einer Gasse:„He, Junge, hierher. Bei mir gibt es günstig Chrysale zu kaufen."

„Wenn das mal keine Falle ist." sagte Xavier in Gedanken, und folgte dem Mann dennoch in die Gasse, seine rechte Hand am Messergriff.

„Ha, du bist umzingelt!" rief der Mann, und von den Häusern sprangen ein paar Männer mit Kapuzen.

Xavier zog sein Messer, und die Flammen züngelten aus ihm heraus, während Xavier sich elegant im Kreis drehte, wodurch er alle mit einem Schlag erledigte.

„Was für Waschlappen.", sagte er laut. Er untersuchte die bewusstlosen Männer, und fand in der Tat etwas Geld, und einen Blitz-Chrysal, den er einer Waffe entnahm.

„Sie hatten recht. Günstiger geht`s wirklich nicht.", erwiderte er mit einem Grinsen, und machte sich davon.
 

Als er endlich einen Laden gefunden hatte begutachtete er sorgfältig alle Chrysale, bis ihm etwas auffiel, und er unwillkürlich anfing zu lachen.

„Was ist den so witzig?", rief der Ladenbesitzer empört.

„Ist das dein Ernst?", antwortete Xavier, und deutete auf einen der Chrysale.

„Du weißt schon, dass farblose Chrysale ihre Kraft aufgebraucht haben, oder? Oder bist du farbenblind?"

Da hatte Xavier eigentlich recht. Chrysale, sind keine endlose Energiequelle. Verlieren sie ihre Kraft, verlieren sie auch ihre Farbe.

„Das stimmt schon, doch wie du hoffentlich weißt, haben die Chrysale je nach Farbe unterschiedliche Attribute. Das hier ist ein besonderer Chrysal, der hat auch seinen Preis."

„Ach, sagen wir mal 20000."

„20000?!", rief Xavier aus, und überlegte kurz, ob er den Stein mitgehen lassen sollte.

„Neugierig bin ich schon, wenn der Klunker so viel kostet, muss er was wert sein. Aber ich kann ihn nicht einfach so mitgehen lassen, jetzt wo ich die Aufmerksamkeit des Besitzers auf mich gelenkt habe."

„Interessant, nur bin ich derzeit ziemlich knapp bei Kasse, gibt es also noch eine andere Möglichkeit mir den Stein zu verdienen?"

Der Verkäufer grinste:„Wie wäre es, wenn du ihn dir erkämpfst?"

„Huh?"

„Heute nach Ladenschluss trittst du in einer extra für solche Gelegenheiten erbauten Arena gegen meinen Mann an."

„Klingt interessant. Abgemacht!"
 

Rezzle hat sich in einem Gasthaus einquartiert, solange er sich noch in der Stadt befand. Xavier betrat dieses gerade. Es war erst nachmittags, also hatte er noch Zeit bis zum Kampf. Er betrat ihr Zimmer, und fand einen halbnackten Rezzle vor, der sich schlafend auf einem Sofa ausbreitete. Xavier kümmerte sich nicht groß darum, und weckte ihn mit einem:„Sag mal hast du den ganzen Tag gepennt?"

„Mann... oh, hey Xavier, wie war dein Tag?"

„Ich hab heute Abend einen Kampf um einen Chrysal."

„Klingt interessant, da komm ich mit.", sagte er noch im halbschlaf, während er sich aufrichtete, und seinen ziemlich muskulösen Körper streckte.

„Wolltest du nicht eigentlich deine Sachen hier einlagern?"

Rezzle unterbrach seine Dehnübungen, und nahm sein Hemd von der Lehne des Sodas, und durchwühlte seine Taschen, während er murmelte:„Ach, da war ja noch was...Ähm kann ich mal deine Pistole haben?"

Etwas verwundert zog er sie aus seinem Gürtel hervor und gab sie ihm. Dieser legte einen Chrysal, welchen er gerade aus seinem Hemd genommen hatte in die Waffe ein, und lud nach. Dann richtete er sie auf die Wand.

„Was hast du vor?", rief Xavier leicht beängstigt.

Er drückte ab. Als der Schuss die Wand traf, verzerrte sie sich zuerst, und brachte daraufhin eine Tür hervor. Rezzle stoß sie auf, und machte eine einladende Geste:„Für den Kampf... kannste dich gern bedienen."

Der Raum war wie ein Lager für Rezzles Waren. Dort fand man Chrysale, Rüstungen, und auch Waffen.

„Also mir wärs recht, wenn du dir was zum anziehen besorgst.", entgegnete Xavier angewidert.

„Aber erklär mir erst mal was das ist."

Rezzle warf mit einem einfachen Wurf die Waffe zurück, und erklärte:„Das ist ein Teleport-Chrysal gewesen. Man erstellt ein Portal an einem Ort, und dann ein zweites an einem anderem, und kann dann zwischen den zwei Orten hin und her reisen. Dabei entlädt sich der Chrysal, aber man kann den Prozess ganz einfach umkehren, und der Chrysal erhält seine Energie zurück."

„Echt praktisch."

„Ja, und jetzt such dir was aus."

Langsam schritt er durch das Portal. Als erstes kamen die Rüstungen, wo er sogar ein paar Ohrringe mit Chrysal-Fassungen sah. Eine Art Reflex befahl ihm seine eigenen Ohrringe zu befühlen. Weiter bei den Chrysalen dachte er, er könnte sich ruhig bedienen, wenn Rezzle es schon so anbot. Dabei entdeckte er einen weiteren grauen Chrysal.

„Ist das auch ein besonderer? Rezzle was kann der hier?"

„Oh! Der ist ein ganz verrückter. Der Spiegelt alles, was ihm in die Quere kommt. Ist echt lustig."

„Hm, der könnte mir noch nützlich werden.", meinte er mit einem grinsen.
 

Es war bereits dunkel geworden. In der Stadt war es bereits totenstill geworden. Das einzige Geräusch, dass Xavier und Rezzle begegnete, war das einer streunenden Katze, die von einer Seite auf die andere huschte. Xavier klopfte an der Tür zum Laden, da dieser abgeschlossen war. Es öffnete der Händler, welcher die beiden reinließ, und Rezzle nur mit "Oh, ein Zuschauer..." kommentierte.

Ohne viele Worte zu verlieren, öffnete er eine Falltür hinter den Tresen, und führte sie eine Treppe runter. Sie war ziemlich lang, mehr hätte Xavier später nicht darüber sagen können. Als sie unten ankamen, standen sie vor einer Abzweigung, und der Händler stellte Xavier seinen Gegner vor. Oder eher seine Gegnerin. Es war eine Frau, in ziemlich knapper Kleidung, welche zwei Pistolen in ihren Halterungen an den Hüften, und ein Gewehr mit einem Band um ihren Rücken hielt. Sie war etwa so groß wie Rezzle, hatte Brünette Haare auf Hüftlänge, welche von einem weißen Cowboy-Hut geziert wurden.

„Darf ich vorstellen:Rouge mit dem Falkenauge."

Kampf mit dem Scharfschützen

Diesmal musste Rezzle als Zuschauer dastehen. Während Rouge den Gang nach links nahm, und Xavier stehen blieb, folgte er dem Händler nach links wieder eine Treppe nach oben. Sie führte zu einer Tribüne, welche von festem Glas geschützt wurde – Er schlug zum Überprüfen einmal fest dagegen – Wodurch man auf eine große Arena blicken konnte. Die Arena sah nicht irgendwie „besonders“ aus, am ehesten ließ sie sich mit einem Schachbrett vergleichen.

„Keine Sorge, die sieht nur so langweilig aus. Aber wenn ich das volle Programm benutzen würde, würde das dem Jungen nicht sonderlich gut tun.“

Der Händler setzte sich an einen Tisch, und tippte an einige Stellen. Fast im selben Moment schossen auf dem Feld ein Paar der Karos in der Arena in die Höhe, und bildeten so ein kleines Labyrinth. Rezzle sah sich den Tisch näher an. Eingelassen in ihn war eine Miniatur-Version der Arena, die man scheinbar beliebig verändern konnte.

„Wie kannst du dir sowas zum Spaß leisten?“, hakte Rezzle nach.

„Von wegen zum Spaß! Diese Arena ist ein gutes Geschäft! Hier werden Kämpfe ausgetragen, für die die Zuschauer wetten können. Das ist das Ergebnis der Einnahmen. Hahaha!“ Sein lachen war ein ziemliches Kehliges lachen, so wie man es von einem älteren, dickeren Mann auch erwarten würde. Oder von einem Kettenraucher.

„Interessante Sache...“

Auf einer Seite der Arena kam endlich Rouge zum Vorschein.

„Sag mal, was hat dieses Mädchen so drauf?“

„Ist es dir allen Ernstes nicht aufgefallen? Das Gewehr auf dem Rücken, und ihr Name – Falkenauge – sagen doch schon mehr als tausend Worte.“

„Verstehe, ein Sniper.“

„Meine Damen und Herren.“, sagte der Verkäufer zu dem nicht vorhandenen Publikum. „Verzeihung, ist eine Angewohnheit von mir.“,erwiderte er mit einem verlegenen Lächeln.

„Verstehe schon.“

„Möge der Kampf beginnen!“
 

Sofort als er die Ansage hörte, spurtete er los. Seine recht geringe Größe erschuf ihm einen Vorteil: Er kann sich gut verstecken. Das jedoch war in einem Labyrinth, welches nur aus diesen kahlen Steinwänden bestand keine sonderlich große Hilfe. Er bahnte sich einen Weg durch die Abzweigungen nach vorne. Gelegentlich stieß er auf eine Sackgasse, und musste wieder umkehren.

Plötzlich hörte er sie.

„Kuckuck, hier bin ich!“

Er drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam, und blickte direkt in den Lauf eines Gewehrs. Er konnte es nicht fassen. Sie hatte es sich einfach auf der mindestens 3 Meter hohen Mauer bequem gemacht, und lag da, das Gewehr auf Xavier gerichtet. Das plötzliche erscheinen, und ihr verrücktes Grinsen, welches überhaupt nicht zu dieser Schönheit passt, warfen ihn für einen Moment aus der Bahn. Doch er fasste sich wieder, und zischte um die Ecke, von einer Reihe von Schüssen verfolgt. Wieder ein paar Mal abgebogen, fühlte er sich sicher. Und lehnte sich an die Wand, um sich ein wenig auszuruhen.
 

„Hmm, wenn der Junge die ganze Zeit nur wegläuft, wird es ein wenig zu uninteressant. Zeit, die speziellen Features auszupacken.“
 

Die Wand an die Xavier sich lehnte, fing auf einmal an zu wackeln, und langsam im Boden zu versinken. Er stieß sich einmal kurz ab, und wartete ab, was passierte. Woanders fuhr eine Wand nach oben, und er realisierte, dass er eingekesselt wurde. Aus einer der Wände schoss urplötzlich Wasser, und fühlte den Raum in dem Xavier sich befand, wie ein Schwimmbecken.

„Zur Hölle?!“, stieß er hervor, als das Wasser bis zu seinen Knöcheln ging.

„Gut, weil ich ohnehin nicht anders rauskomme, warte ich eben, bis das Wasser gestiegen ist.“

Ungeduldig wartete er, bis das Wasser ihm bis zum Hals ging, danach schwamm er mit seinem Messer in der Hand, dass er zur Sicherheit gezogen hatte. Sollte er jetzt angegriffen werden, stehen seine Chancen er schlecht.

Er hielt sich mit einer Hand am Rand des Beckens fest, und versuchte sich hochzuziehen. Als er endlich draußen war, spürte er die nassen Klamotten am Leib kleben.

Er erblickte einige Meter entfernt Rouge, die sich ebenfalls aus einer Wasserbecken zog. Das Messer weiterhin in seiner Rechten, witterte er die Chance, und sprang über die bis zu zwei Meter weiten Spalten zwischen den Mauern.

Er befand sich nun gegenüber von ihr, noch unentdeckt, sprang, und zielte auf ihren Rücken. Doch er stieß auf Widerstand, durch die Pistolen, die sie noch am Rücken trug. Das Gewehr befand sich im Wasser, vermutlich hätte sie mit ihm nicht schwimmen können. Er seinerseits fiel wieder ins Wasser, schaffte es jedoch sich mit seiner freien Hand am Rand festzuhalten, woraufhin diese kurz von Schmerz durchzuckt wurde.

Er versuchte sich so schnell wie möglich hochzuziehen, wurde jedoch bereits von Rouge's Pistole erwarten.

„Sag „Auf Wiedersehen“, Rotzlöffel!“

Xavier zog sich als Antwort darauf weiter nach vorne, und verpasste ihren Beinen eine Kopfnuss, wodurch Rouge ihr Gleichgewicht verlor, und nach hinten vom Beckenrand fiel.

Xavier sprang aus dem Becken, und wechselte den Feuer-Chrysal in seinem Messer gegen einen Blitz-Chrysal. Würde er diesmal ihre Waffe treffen, würden die Blitze sie durchbrutzeln.

Langsam rappelte sie sich auf. Mit ihren langen, roten Fingernägeln fuhr sie sich durch die blonden Haare.

Ungeduldig rannte er auf sie zu, das Messer vor seinem Körper, und stach auf die Frau zu, die gerade aufgestanden war. Diese zückte ihre Hand-Pistole aus dem Halfter, und versuchte das mit Blitzen geladene Messer zu blocken. Jedoch schlugen keine Blitze aus, wie eigentlich von Xavier erwartet. Die beiden Waffen rieben aneinander, wobei sie ein leises Quietschen abgaben. Schließlich entschied Xavier sich, sich zurückzuziehen, indem er sie von sich weg stieß.

„Glaubst du wirklich, das klappt so einfach?“, fragte Rouge ihn mit einem spöttischen Unterton. „Für sowas habe ich natürlich vorgesorgt, diese Waffe ist nicht aus Eisen, sondern aus Vybrillium.“

„So ist das also!“, bemerkte Xavier.

Vybrillium ist ein äußerst strapazierfähiges Metall. Es sieht fast aus wie Eisen, seine elektrische Leitfähigkeit tendiert jedoch gegen null. Als man das Metall und seine Beschaffenheiten entdeckte, versuchte man das Potenzial vollkommen auszuschöpfen. Infolge dessen schrumpfte jedoch der Bestand, und es ist sehr selten aufzufinden. Auf die Idee zu kommen eine Waffe daraus zu schmieden ist nahezu undenkbar.

„Woher wusstest du, was ich vorhatte?“

„Ich habe gesehen, wie du den Kristall ausgetauscht hast.“

„Oh!“, entfuhr es Xavier peinlich berührt.

„Aber du hättest selbst darauf kommen müssen, dass meine Waffe nicht aus Eisen ist, sonst bestünde die Gefahr, dass ich mich beim Schießen eines Blitz-Chrysals selber treffe.“

Das stimmte. Xavier selbst benutzte zwar auch eine Eisen-Waffe, jedoch wird der Chrysal hier anders aktiviert. Der Chrysal wird nicht im Lauf aktiviert, sondern beim Austritt aus diesem. So läuft der Anwender keine Gefahr sich selbst zu verletzen. Die meisten Waffen werden auf die andere Weise produziert, während Xavier eine seltenere Spezial-Anfertigung besaß.

Xavier befühlte sie an seine rechten Hüfte. Die spezielle Verzierung machte sie so einzigartig. Er konnte zwar kaum damit schießen, er bevorzugte sein Messer deutlich, jedoch war diese Pistole nichts, wovon er sich gerne trennen würde.

Er beschloss sich zurückzuziehen, und rannte fürs erste, ohne darauf zu achten wohin, von Rouge weg. Er selbst würde den Weg zurück nicht mehr finden. Er steckte im Laufen das Messer zurück in die Scheide, und vergrub seine Hand im inneren seines Hemdes, wo er ein paar Chrysale versteckt hielt.

Feuer, Wasser, der Blitz-Chrysal in seinem Messer, das übliche Arsenal eben. Doch der vierte ließ eine Erinnerung in Xaviers Kopf aufkeimen. Ein grauer.

„Oh! Der ist ein ganz verrückter. Der Spiegelt alles, was ihm in die Quere kommt. Ist echt lustig.", erinnerte sich Xavier. Genau was Rezzle sagte.

„Hehe, das wird gut...“, flüsterte er mit einem fast schon psychotischen Grinsen in sich hinein.

Er blickte zur Seite an der Wand hoch, und erblickte Rezzle, der seinen Blick erwiderte. Doch zweimal, ganz kurz, blickte er in eine andere Richtung, und Xavier verstand. Er zeigte mit dem Daumen nach oben, und gab ihm dazu noch ein Grinsen.

Er lud seine Pistole neu, und macht sich mit gezückter Waffe auf die Jagd, und er fand sie. Beide waren gleichermaßen überrascht, jedoch nicht genug, als dass sie ihre Waffen nicht ziehen würden. Xavier richtete seine Pistole auf Rouge, während diese es ihm gleichtat.

„Uh huh, da versucht Wer den Revolverhelden raushängen zu lassen.“, sagte sie mit ihrem erneut spöttischen, provokanten Ton, der Xavier jetzt nur noch auf den Geist ging. Doch das war egal, der nächste Schuss musste sitzen.

Etwa 3 Meter Entfernung lag zwischen ihnen. Xavier achtete nur auf ihre Hand. Sobald er das Zucken bemerkte, wusste er, wann sie abdrückt, und wann er abdrücken müsste.

Die Spannung war in der Luft spürbar, als würde der Blitz-Chrysal in Xaviers Messer reagieren.

Im selben Moment wie sie, drückte er ab. Der Chrysal entlud sich, und drang als kleine rosa-violette Kugel nach außen, doch sie wurde mit einer solchen Wucht hinausgeschleudert, dass sie verschwand, kaum war sie zu sehen. Der kleine knisternde Energieball traf auf die Patrone, und schickte sie den Weg zurück in Rouges Schulter. Diese ging vor Überraschung und Schmerz auf den Boden.

Ihr zugegebenermaßen schönes Gesicht spiegelte diese Emotionen perfekt wieder, wenn auch ein wenig blass.

Da sah Xavier seine Chance, zückte das Messer, und sprintete selbstbewusst auf sie zu. Er streifte ihren Oberarm leicht mit dem Messer, doch das genügte, um der Scharfschützin mit einigen Blitzschlägen das Bewusstsein zu rauben. Schreiend ging sie zu Boden, wo sie eine Lache aus Blut hinterließ, das aus ihrer Schulter tropfte.

„Der Gewinner ist Xavier!“, tönte die Stimme des Händlers, den Xavier schon beinahe vergessen hatte aus den Lautsprechern.
 

„Na wie war ich?“, fragte Xavier strahlend.

„Och, ganz gut denke ich.“

„Was heißt das, ganz gut?!“

„War doch nur Spaß, die Idee mit dem Spiegel-Chrysal war genial!“

„Sag ich es nicht?“

„Lediglich den Sinn deiner Pistole scheine ich nicht ganz zu verstehen. Du solltest dich mehr auf Messerkampf spezialisieren. Vergiss das olle Ding.“

„Geht nicht!“

„Hä?“

„Das hat private Gründe.“

„Aha, na dann...“

Durch eine weitere Tür kam nun der Händler in den Verkaufsraum, nachdem er zuvor Rouge in einem seperaten Raum “abgeladen“ hat.

„Geht es ihr gut?“, hakte Rezzle nach.

„Müsste!“, mischte sich Xavier ein. „Ich habe sie kaum getroffen, hätte ich ihr eine stärkere Wunde verpasst, dann wären die Folgen fatal.“

„Keine Sorge, sie scheint nicht ernsthaft verletzt zu sein, bis auf die Schusswunde, die sie sich gewissermaßen selbst zugefügt hat.“, antwortete der Händler auf Rezzles Frage. Der Händler wandte sich nun zu Xavier. „Junger Mann, du hast gewonnen, und ich werde mein Versprechen halten. Nimm den Chrysal, den du dir gewünscht hast.“ Er hielt Xavier eine kleine Schatulle hin.

„Was kann der denn?“

„Das ist ein Tarn-Chrysal. Setze ihn ein, wo du willst, zum Beispiel in die Fassung in deinem Cape, dann brauchst du ihn nur noch zu aktivieren, und du wirst von niemandem gesehen.“

„Vielen Dank!“, erwiderte Xavier sichtlich erfreut, über seine Neugewinnung.

„Aber so ganz kostenlos kriegst du ihn nicht. Du bist mir einen Gefallen schuldig, aber das erfährst du, wenn es so weit ist.“

Xavier setzte bereits den Chrysal in die Fasssung seines Capes ein. Und nachdem mit einem „So?“ den Chrysal berührte, verschwand er schon im wabbernden Nichts. Ein paar Sekunden später tauchte er jedoch wieder auf, und grinste zufrieden.

„Gehen wir?“, fragte er darauf.

„Ja!“, antwortete ihm Rezzle, wurde jedoch gleich darauf von dem alten Mann zurückgehalten.

„Ein faszinierender Junge, den du da aufgegabelt hast, Rezz.“

„Oh, er ist mir über den Weg gestolpert, da dachte ich mir, der wird nützlich sein.“

„Er ist gut, er hat Rouge einfach ausgetrickst, aber wer rechnet schon mit sowas.“

„Apropos, meinst du denn, die gute Dame wäre demnächst noch ansprechbar?“

„Klar, wozu denn?“

„Ich brauche in einer gewissen Angelegenheit ihre Hilfe.“

„Dann fühl dich so frei und besuch mich bald wieder.“

„Mach ich, Jeremias.“

Rezzle verließ den Laden, und verschwand in der Nacht.

Ein ganz gewöhnliches Frühstück

Als Xavier erwachte, war der neue Tag bereits angebrochen. Er lag in seinem überraschend bequemen Bett im Gasthaus. Gegenüber von ihm lag Rezzle, wie üblich nackt, auf dem Sofa. Ohne sich großartig davon stören zu lassen, machte er sich einen Kaffee. Zwar war bereits ein halber Tag seit seinem ziemlich anstrengenden Kampf gegen Rouge vergangen, jedoch fühlte sich Xavier immer noch sehr ausgelaugt.

Er setzte sich, mit der dampfenden Tasse in der Hand an den niedrigen Tisch im Wohnzimmer, und wollte soeben sein Frühstück beginnen, als ihm auffiel, dass es keines gab. Also trank er hastig seinen Kaffee aus, woraufhin er sich die Zunge verbrannte, zog schnell seine Kleidung an, und machte sich mit knurrendem Magen auf den Weg zum nächsten Bäcker. Dort angekommen, kaufte er sich mit seiner letzten Beute ein paar Brötchen. Wieder im Gasthaus, erwartete ihn ein sichtlich verpennter Rezzle.

„Morgen.“

„Du siehst aus als hättest du deinen Rausch ausgeschlafen.“

„Liebenswürdig.“

„Gut, ich will mal nicht so sein!“, rief Xavier, der gerade seine Tüte über dem Tische ausleerte, und Rezzle daraufhin ein Brötchen zuwarf.

Dieser fing es natürlich auf, anstatt es jedoch hinunterzuschlingen, brutzelte er es ordentlich durch. Als er jedoch in das weniger gebräunte, dafür mehr verkohlte Brötchen reinbiss, erzeugte er damit eine gewaltige Rußwolke.

„Man, bist du verrückt?!“, schrie Xavier, dem die Rußwolke frontal ins Gesicht geklatscht ist, hustend und keuchend. Die Tränen in den Augen, und nach Luft ringend, humpelte er ans Fenster, um frische Luft zu schnappen.

„Junge, Junge, jetzt sei doch kein Waschlappen. Wer sich mit mir abgibt, der muss so einiges aushalten können.“

Jetzt hatte Rezzle ihn. Xavier kann es nicht leiden, wenn ihn jemand einen Waschlappen nennt. Er zückte sein Messer, und hielt es in seiner gewohnten Haltung vor sich.

„Wollen wir doch sehen, wer hier ein Waschlappen ist!“

Er überprüfte kurz, welcher Chrysal eingesetzt war, und wandte sich dann an Rezzle.

In der üblichen Haltung hielt er sein Messer in der rechten Hand vor sich, die Klinge auf Rezzle gerichtet, sein rechtes Bein nach vorne gesetzt.

Rezzle machte den ersten Zug, und trat den Tisch in Richtung Xavier. Dieser wich zur Seite aus, und versuchte etwas Gewagtes. Mit seiner freien Hand griff er nach dem an ihm vorbeifliegenden Tischbein, drehte sich damit einmal im Kreis, und schleuderte diesen zurück. Trotz seines scheinbar schmächtigen Körpers war dieser Wurf ein Klacks für ihn.

Rezzle streckte daraufhin seinen Arm geradeaus, und ließ Blitze hindurch schießen, mit welchen er den Tisch einfach in der Mitte spaltete.

Doch während Rezzle sich mit dem Tisch begnügte, stürmte Xavier nach vorne, und tauchte zwischen den beiden auseinanderfliegenden Hälften auf. Er richtete sein Messer auf Rezzles nackte Brust, dieser jedoch versuchte es mit seiner weiterhin blitzenden Hand zu blocken. Doch das sah Xavier bereits voraus. Würde er das Messer jetzt auch nur streifen, wäre es das für Xavier gewesen, doch dieser ließ seine Waffe fallen, zückte sogleich seine Pistole rammte sie Rezzle in die Seite, und drückte ab.

Eine Feuerkugel fuhr in seinen Körper, und er schoss zur Seite, wo er mit dem Schrank an der Wand kollidierte. Dieser hielt natürlich nicht stand, und zerbrach mit einem lauten Knacks in seine Einzelteile. Der Aufprall war dabei so heftig, dass Splitter umherflogen, und Xavier sein Gesicht bedecken musste.

Rezzle schien einen Moment ausgeknockt zu sein, fasste sich jedoch nach kurzer Zeit wieder, und richtete seinen schweren Körper auf. Seine Hüfte war verbrannt, und in seinem Rücken steckten Splitter. Auch sonst hatte er nicht gerade wenig abbekommen, denn an manchen Stellen rann Blut aus seinem Körper, und tropfte zu kleinen Pfützen auf den Boden.

Rezzle stand einen Moment da, und ließ seinen Nacken laut knacksen, wobei ihm ein leises Fluchwort entwich. Xavier schaute gebannt und leicht ängstlich zu, denn er wusste, dass er einen ziemlich großen Fehler begangen hatte.

Rezzle kramte in seiner Tasche rum, wobei Xavier jetzt erst auffiel, dass Rezzle tatsächlich eine Hose anhatte. Er holte einen Wasser-Chrysal heraus, und drückte ihn auf seine Wunde an der Hüfte. Der Chrysal begann zu leuchten, und entfaltete seine heilende Wirkung.

„Nicht lustig!“, raunte Rezzle dabei, und Xavier musste unwillkürlich schlucken. Der Schweiß tropfte von seinem Kinn, und das nicht, weil ihm heiß war.

Doch unerwarteter Weise ging der kräftige Mann zu Boden.

 

Als Rezzle aufwachte, war das erste was ihm auffiel ein Schlachtfeld. In der Ecke der Haufen, der wohl mal ein Schrank war, und eine Reihe von Splittern entfernt der halbe Tisch.

„Au?“, erwiderte Rezzle mit leicht kratziger Stimme auf den Anblick.

Er blickte sich weiter um, und bemerkte, einen schlafenden Xavier neben sich auf dem Boden, er selbst lag auf der Couch. Rezzle stupste den jungen Mann an, und wollte sagen, er solle aufwachen, jedoch brachte Xavier sich bereits selbst dazu.

Als Xavier den verletzten Mann anblickte, sprang er sofort auf, und begann sich mit aller Kraft zu entschuldigen.

„Es tut mir Leid es tut mir Leid es tut mir Leid …“, der Schwall wollte kaum enden.

„Jetzt mach mal halblang. Du hast mir ziemlich eins auf den Deckel gegeben, aber so schlimm war es auch nicht!“

„Nicht schlimm? DU bist einfach zusammengebrochen, hattest eine blutende Wunde, und hast zwei Stunden geschlafen! Das ist für einen Übermenschen in jeder Hinsicht falsch!“

„Ich und Übermensch? Ich bin auch nicht unkaputtbar.“

„Sheesh, ich bin jedenfalls froh, dass es dir noch gut geht.“

„Nur wird mein Plan fürs erste wohl auf Eis liegen.“

„Huh? Wie lange denn?“

„Nun… einen Tag vielleicht?“

„Ernsthaft? Ich dachte länger.“

Trotz seiner Antwort bedachte Xavier Rezzle mit einem eher unberührten Gesichtsausdruck. Wahrscheinlich hatte er sich schon längst an solche Überraschungen gewöhnt.

„Wie viel Uhr haben wir etwa?“, fragte Rezzle, und brach damit das Schweigen, das einzig heile in diesem Raum.

„Ähm … es dürfte etwa Mittag sein. Wieso fragst du?“

„Also habe ich wirklich nur so kurz geschlafen. Wie dem auch sei, es wäre das Beste, du suchst mir schnell eine Heilung.“

 

Eine Einkaufsrunde später saßen Rezzle und Xavier gegenüber am Tisch, Rezzle presste sich einen weiteren Wasser-Chrysal auf seine Wunde. Die beiden hielten Kriegsrat, Rezzle musste schließlich seinen Plan in die Tat umsetzen.

„Also.“, begann er. „Wenn alles gut geht, bin ich bis morgen geheilt. Das heißt, bis dahin bin ich relativ passiv an allen Aktionen beteiligt, da ich allerdings nicht viel Zeit habe, musst du auch deinen Teil beitragen, dafür habe ich dich schließlich an Land gezogen.“

„Ich habe dich das nie gefragt, aber was willst du eigentlich von diesem Schloss?“

„Das … bleibt ein Geheimnis. Zumindest bis ich es habe. Nicht, dass wir abgehört werden, und sie meinen Plan erfahren. Ich habe eigentlich bisher ziemlich gut vorgesorgt, jedoch fehlen mir ein paar Kleinigkeiten, und die musst du mir besorgen.“

„Ich darf also Botenjunge spielen … Gut! Schreib mir eine Einkaufsliste, und ich hole, wonach du verlangst.“

„Also… eigentlich brauche ich keine Sachen, sondern eher Personen. Jemanden, der ein Ablenkungsmanöver spielen könnte etwa. In der Stadt ließe sich so jemand sicher finden. Sie sollte sich aber gut verteidigen können, falls es dicker kommen sollte.“

„Hmm. Gut, dann mache ich mich auf die Suche.“

Xavier stand auf, und ging in Richtung Tür.

Ich frage mich so langsam, was dieser Typ eigentlich vorhat.



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