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Darf ich vorstellen? Portgas D. Ace, dein Freund.

von

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First

„Das ist doch vollkommen bescheuert.“ Nuschelst du aufgebracht, beide Hände in die Hüften gestemmt, deine Augen eindringlich auf seine gerichtet. „Das kannst du doch nicht einfach machen!“

Du konntest es nicht fassen; er war so ein verdammter Sturkopf.

Wie kam er nur auf die Idee sich auf eigene Faust auf die Suche nach Blackbeard zu machen

Hatte er nun vollkommen den Verstand verloren?

„Und ob ich das kann.“ Antwortete er bitter lachend, während seine Hände sich an dem Seil, das das Boot zu halten schien betätigten und sein Gesichtsausdruck von Knoten zu Knoten immer ein Stückchen entschlossener wurde. „Kommst du nun mit?“

„Nein.“ Antwortest du schnell, wahrscheinlich etwas zu schnell, während du unbewusst auf deiner Unterlippe kautest und nicht wusstest wo du deine Hände unterbringen solltest.

Es machte dich nervös wenn er dich so ansah.

„Auch nicht, wenn ich ganz lieb Bitte sage?“ Er blickte scherzhaft schmollend auf dich herab, lachte wieder leise, sodass die Sommersprossen um seine Nase einen Tanz aufführten.

Dein Herz setzte für einen Schlag aus.

„Nein, Ace. Das ist Wahnsinn. Whitebeard hat es dir verboten.“ Deine Stimme wurde nun immer flehender und der scharfe Unterton verschwand allmählich. Du wolltest nicht, dass er geht; egal warum. Du warst viel zu selbstsüchtig um ihn nun einfach ziehen zu lassen. Ob es nun seine Pflicht als 2. Kommandant war, hin oder her.

„Seit wann interessiert es dich was auf diesem Schiff verboten ist und was nicht?“ Er zog scherzend die Augenbrauen nach oben, und du versetztest ihm spielerisch einen Knuff in die Seite.

„Wenn wir’s genau nehmen, dürftest du gar nicht hier sein ohne mich, also musst du wohl oder übel mit mir mitkommen.“

Seine Finger waren immer noch mit der Sicherung des Schiffes beschäftigt.

„Du würdest es sowieso kaum so lange ohne mich aushalten.“

„Halt die Klappe! Ich werde nicht mitgehen, egal was du sagst!“ Die Schamesröte stieg in deine Wangen und die Wut von vor wenigen Minuten kehrte zurück. Er hatte Recht, du könntest niemals länger als wenige Stunden ohne ihn verbringen. Und auch sonst lag er mit seinen Worten nicht falsch. Du warst nur sein Gast, nicht Whitebeards Tochter. Normalerweise wärst du nicht einmal hier.

Normalerweise wärst du immer noch auf deiner Insel.

Und normalerweise hätte dir dann auch nicht dieser verdammt heiße Pirat, der sich nun mit einem zweideutigen Grinsen vor dich stellte, und anfing deinen Hals zu küssen, den Kopf verdreht.

Normalerweise.

„Und wenn ich das hier mache?“ Hauchte er schließlich zwischen den Küssen.

Du konntest nicht anders als dich diesen hinzugeben. Er wusste genau womit er dich bekommen konnte.

Und oh ja, er hatte dich; mit jeder Faser deines Körpers.

„Hör auf, Ace.“ Startetest du einen kläglichen Versuch ihn zu stoppen, doch du wusstest schon bevor du die Worte ausgesprochen hattest, dass es gelogen war. Er sollte alles machen; außer aufhören.

Du spürtest das triumphierende Grinsen, das sich auf seinen Lippen bildete, als du deine Hände auf seine nackte Brust legtest, und mit deinen Fingerkuppen die Konturen seiner muskulösen Haut nachfuhrst.

Du konntest nicht genug von ihm bekommen, selbst wenn du schon alles hattest.

„Ich bin immer noch wütend.“ Flüstertest du mit letzter Willenskraft in seine Haare, versuchtest jedoch erst gar nicht dich von ihm loszureißen; es hatte keinen Sinn.

Ein Lachen, das jedoch eher wie ein Schnauben klang, entkam ihm, doch die Küsse hörten nicht auf. Sie wurden länger und fester und wanderten immer weiter nach oben, Richtung Gesicht; Wange; Stirn, an denen angelangt sie kaum noch ein Hauchen waren; zart und liebevoll voller Gefühl und Liebe, eine aufrichtige Liebe, die dich jedes Mal aufs Neue zu überwältigen drohte.

Du konntest immer noch nicht fassen, dass er deins war, und du seins. Es war ein Traum; es musste ein Traum sein. So viel Liebe und Glück hattest du nicht verdient.

„Ich liebe dich.“ Wisperte er sanft an deine Lippen bevor sie daraufhin erst vorsichtig und dann immer stürmischer und begieriger aufeinandertrafen. Deine Hände gruben sich in seine Haare, wickelten einzelne Strähnen um deine Finger, während seine zuerst sanft über deine Wangen strichen, und schließlich immer weiter nach unten wanderten, deine Seiten herab, bis hin zu deinen Beinen, an denen er dich nun nach oben hob, sodass du sie um seine Hüften schlingen konntest.

Er berührte dich als wärst du aus Glas, wertvoll und zerbrechlich, und du küsstest ihn mit voller Leidenschaft, versucht alle deine Gefühle in diesen einzelnen Kuss zu packen, obwohl sie so stark waren, dass du dich, wenn du stehen würdest, kaum noch auf den Beinen halten könntest.

Du stöhntest leicht in euren Kuss, als er dir auf die Unterlippe biss.

Er lachte.

Du wusstest er mochte es wenn er dich voll und ganz besaß; du dich ihm voll und ganz hingabst.

„Und?“ Ihr wart beide schon vollkommen außer Atem, als er für wenige Sekunden den Kuss unterbrach. Du konntest nicht anders als ein frustriertes Geräusch von dir zu geben, weil er die Verbindung gekappt hatte. Wenn es nach dir ginge wäre noch lange nicht Schluss gewesen. „Kommst du nun mit?“

Du bissest dir grinsend auf die Unterlippe, woraufhin sich ein metallischer Geschmack in deinem Mund breit machte. Ace nutzte die Chance um dir einen weiteren Kuss zu geben, bei dem seine Zunge über deine frisch zugefügte Wunde fuhr, und dein Grinsen wurde breiter. „Vielleicht.“ Murmeltest du nun süffisant grinsend, obwohl für dich die Antwort schon längst feststand.

Du konntest nicht ohne ihn, und diesen Trumpf hatte er gerade erfolgreich ausgespielt.
 

Second

„Was liebst du am meisten auf dieser Welt?“ Du hattest dich eng an seinen Körper geschmiegt, den Kopf auf seiner Brust gebettet und die Arme um seinen Bauch geschlungen. Seine Finger drehten die Strähnen deiner offenen Haare und, die restlichen hielten dich fest umschlungen.

Es waren Minusgrade auf dem Schiff, und doch sahst ihr draußen, die Wölkchen beobachtend die ihr bei jedem Wort erzeugtet, und dem beruhigenden Geräusch der seichten Wellen lauschend, die zu später Abendstunde noch gegen das Bug des Schiffes klatschten.

„Dich.“ Du konntest das Lächeln auf seinen Lippen schon förmlich spüren und doch bewegtest du deinen Kopf so, dass du in seine Augen blicken konntest um es selbst zu sehen. Du konntest nicht genug von seinem ansteckenden Grinsen bekommen.

Auf seinem Gesicht zeichneten sich der Schatten des Mondes ab, sowie das Licht der Sterne, was seine Sommersprossen dramatisch hervorhob. Seine Hand löste sich aus deinen Haaren, fuhr über deine Wange.

„Warum?“ Fragtest du beinahe schon mit kindlicher, zuckersüßer Stimme, deine Gestalt enger an seinen glühenden, nackten Oberkörper kuschelnd. Er hatte selbst bei diesen Temperaturen kein Shirt an.

„Ich könnte sagen, dass es deine Schönheit ist. Oder deine Art, die mich immer wieder aus Neue in den Bann zieht. Aber die Wahrheit ist, dass du in mir Gefühle hervorrufst, die kein anderer aus mir herauskitzeln kann. Du gibst mir das Gefühl, dass ich es wert bin zu leben, es wert bin geliebt zu werden.“ Seine Stimme brach bei den letzten wenigen Silben, und du klammerstes dich nur noch fester an ihn. Ein wohliges Gefühl breitete sich in deinem Bauch aus. Seine Worte verteilten sich in deinem Körper, erwärmten jede Faser, dennoch du doch die traurige Wahrheit kanntest, die hinter den Worten versteckt lag.

Du kanntest Ace Vergangenheit, es war nicht allzu lange her, wo er dir von dieser erzählt hatte; obwohl man es beinahe schon eine Beichte nennen konnte.

Du warst schon einige Wochen auf der „Moby Dick“ gewesen, erledigtest Tag für Tag deinen Job als Schiffs eigener personifizierter ‚Depp vom Dienst“, der das bringen von irgendwelchen Dingen sowie das Schwingen des Wischmops miteinschloss, bekamst in jeder freien Sekunde, den ein oder anderen Kuss von Ace gestohlen und fühltest dich alles in allem pudelwohl in deinem neuen Zuhause.

Dennoch war es dir nicht entgangen, wie seltsam sich der Sommersprossige die vergangenen Tage verhalten hatte.

Es war als würde er dir irgendetwas verheimlichen; etwas Großes.

In deinem Kopf hatten sich die eigenartigsten und kranksten Verschwörungstheorien zusammengebraut.

Wie er dich auf irgendeiner Insel aussetzte, ganz so als wärst du ein gebrauchtes Spielzeug von dem er nun genug hatte, oder, die Vorstellung, dass er dich einfach nicht mehr liebte.

Dein Herz schmerzte schon bei dem bloßen Gedanken daran. Du konntest nicht mehr leben, ohne das strahlende Lächeln des Kommandanten, den seidig schwarzen Haaren, die deine Haut kitzelten, den festen und innigen Umarmungen oder den regelmäßigen Atemzügen, die dich in den Schlaf wiegten.

Du hattest deine Unabhängigkeit verloren, wurdest schwach; er hatte dir so viel genommen und gleichzeitig so viel gegeben.

Deinen Argwohn hatte er gegen sein Vertrauen eingetauscht. Deinen Hass gegen seine Liebe. Deine Einsamkeit gegen Gemeinsamkeit, und selbst dein frostiges Schutzschild hatte er einfach so mit einem einzigen Kuss davon gewischt.

Es war dir egal was andere darüber dachten, weil du dich dermaßen an einen Piraten gebunden hattest. Du warst dir sicher, jeder Sturz würde nicht so sehr wehtun, als das nicht bei ihm sein.

In deinem Leben hattest du schon viele Fehler gemacht, aber dir war klar, dass Ace keiner davon war.

Dennoch ließen dir seine traurigen Blicke und die abwesende Art massig Platz für Spinnereien, weshalb du es an diesem Tag einfach nicht mehr aushieltest.

Du musstest es nun wissen.

Zielsicher steuertest du auf den jungen Mann zu.

„Ace?“ Fragtest du vorsichtig, ihm leicht auf die Schulter tippend damit er sich umdrehte. Er hatte verträumt gegen die Rehling gelehnt, das strahlend blaue Meer beobachtet und die Hände in Abwehrhaltung vor der Brust verschränkt.

„Oh hey, Prinzessin.“ Hatte er überrascht gemurmelt, dich mit einem Arm fest an sich gezogen und einen Kuss auf deine Haare gehaucht. „Alles gut?“

„Klar.“ Hattest du nur genuschelt, deine Entschlossenheit suchend, die scheinbar in den letzten Sekunden ohne dich über Bord gesprungen war. „Und bei dir?“ Druckstest du weiter herum, den Blick auf deine Füße gerichtet und deine Hände schlapp wie Spaghetti herabhängend; steif und unbeteiligt.

Er ließ dich vorsichtig los, schaute dich eindringlich an. „Im ernst, was ist passiert?“ Sein Blick war nun sichtlich besorgt, seine Stimme immer panischer. „Du kannst mir alles sagen.“

„Du mir auch.“ Antwortetest du daraufhin schnell, aufgekratzt und mit abwartendem Unterton in der Stimme. „Wenn du genug von mir hast, dann sag’s mir einfach und-und…“

Du konntest nicht einmal ausreden, da hatte er dich auch schon unterbrochen.

„Oh Gott, nein, nein, nein!“ Begann er aufgebracht, sich nun endgültig von den Wellen vor sich abwendend. „Niemals in meinem gesamten Leben.“ Seine Stimme klang wütend, und panisch und verletzt zugleich und seine hektischen Worte jagten dir eine Gänsehaut über den Körper.

Du seufztest leise auf.

„Was ist denn dann momentan los?“ Fragtest du verwirrt mit glühenden Wangen und geballten Fäusten.

„Es ist nicht so einfach.“ Fing er leise an. „Ich weiß nicht wie ich es erklären soll.“

Ace überlegte wenige Sekunden, wie er nun weiter vorgehen sollte und du liest ihm geduldig die Zeit

Schließlich ging er einen Schritt auf dich zu, packte sanft dein Handgelenk.

„Komm mit.“

Du nahmst es als gutes Zeichen, dass er dir nun überhaupt etwas erklären wollte und folgtest schweigend seinen drängenden Schritten, die dich durch die unzähligen Gänge der „Moby Dick“ jagten; schnelle Spuren auf ächzendem Holzboden.

Ihr bliebt vor eurer Tür stehen, dem Zimmer, das du dir seit deiner Ankunft mit Ace teiltest. Es war Verhältnismäßig groß und meistens unordentlich; zwei Chaoten in einem Raum war nun mal keine gute Kombination.

Sichtlich außer Puste blicktest du ihn fragend an, doch er schmunzelte nur über deine wenige Ausdauer und öffnete mit einer flinken Handbewegung die Tür, derweilen er immer noch deinen Arm mit der anderen fest umklammerte.

„Ich liebe dich.“ Stieß er schließlich in einem Atemzug aus, nachdem du dich irritiert auf den Rand des Bettes gesetzt hattest, um endlich deinen rasenden Herzschlag zu beruhigen.

„Ich dich auch?“ Fragtest du mehr, als dass du es sagtest, schautest ihn nun völlig benebelt an.

„Ich wollte nur, dass du das weißt.“ Er nickte verdeutlichend, fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht.

Du nicktest ebenso, starrtest dann wieder wie paralysiert auf deine Füße.

„In..“ Fing er leise an, brach wieder ab. „In meinen Adern fließt dämonisches Blut.“

Du hobst den Blick, liest deine Augenbrauen einen Tanz aufführen; sie formten den „Und was genau soll das jetzt bedeuten?“ Blick. Du schnaubtest dramatisch auf.

„Mein Vater ist Gold Roger.“

Stieß er schließlich hastig aus, senkte den Blick, und blickte dich mehrmals blinzelnd an. Scheinbar wartete er auf irgendeine Reaktion deinerseits.

Vor Schock weit aufgerissene Augen oder zusammenhanglose Wortfetzen die vor lauter Überrumpelung aus deinem Mund purzelten.

Doch dein erstes Gefühl war Wut.

Keine Überraschung.

Noch Traurigkeit.

In dir tobte einzig alleine der Teufel.

Du sprangst zornentfacht vom Bett auf, funkeltest ihn böse entgegen und stütztest deine Hände in die Hüften.

„Und das war dein Grund dich so mir gegenüber zu verhalten?

Das ändert doch überhaupt nichts für mich. Besonders für mich nicht!

Ich dachte wirklich du hättest mich in deinen Gedanken schon über Bord geschupst!“

Noch bevor du deine Standpauke vollenden konntest, stürmte er auf dich zu, umschloss dich mit seinen muskulösen Armen und wirbelte dich im Kreis herum, ganz so als wärst du eine 57g schwere Puppe und kein 57kg schwerer Mensch.

„Lass mich sofort runter! Ich war noch nicht fertig!“ Schriest du, Füße strampelnd und mit den Fingern in seinen Arm zwickend durch die Kajüte.

Doch Ace drückte dir nur einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, was dich in deiner Bewegung inne halten ließ.

Er lächelte in den Kuss hinein, als du diesen nach wenigen Sekunden der Verwirrung erwidertest. Er wusste einfach jedes Mal aufs Neue wie er deine Gedanken durcheinander bringen konnte, sodass nichts mehr einen Sinn ergab.

„Danke.“ Flüsterte er an deine Lippen, während er dich endlich wieder auf den festen, knarrenden Boden zurückstellte; deine Beine fühlten sich an wie Pudding.

„Wofür?“ Fragtest du leise, einen scheuen Blick in seine Augen wagend.

Sie schienen erleichtert; beinahe schon erlöst.

„Du siehst nur mich.“ Wisperte er, einen Kuss auf deine Stirn hauchend. „Du siehst den der ich jetzt bin. Nicht die Wurzeln. Du nimmst mich wie ich bin und versuchst nicht mich zu verändern.

Du gibst mir das Gefühl, es wert zu sein, zu leben.“

Deine Kehle zog sich zusammen, du brauchtest Kraft um die Tränen, die bei seinen Worten aufkamen, wegzublinzeln. Dein Körper fühlte sich warm und kalt zugleich an.

Du vergrubst deinen Kopf in seiner Schulter.

„Ich kenne niemanden, der es mehr verdient hätte zu leben, als du.“

Noch nie waren deine Worte so echt und wahr gewesen.

„Und du?“ Fragte dich Ace nach längerer Zeit, des schwarzen Wolken und strahlenden Sternen Beobachtens, beide elektrisiert von der Energie eurer Körper, im Einklang miteinander.

„Das hier.

Die Zeit, die ich mit dir erlebe.

Dass mit dir einfach alles leichter ist.

Dass ich weiß du bist hier.

Dich und mich.

Das liebe ich am meisten auf der Welt.“

Die Sterne verschwanden schlagartig, und alles was blieb war das berauschende Gefühl seiner Lippen auf deinen, und den sanften Bewegungen seiner Hände auf deinem Körper.

Third

Du warst nicht immer schon „Anti Liebe gewesen“.

Wenn du ehrlich warst, warst du sogar dein ganzes Leben für jede Geschichte deiner Freunde zu haben gewesen.

Ob nun der schnelle Kuss hinter dem Bushäuschen-, oder doch die plötzliche Beziehung, die innerhalb wenigster Tage entstanden war.

Immer hattest du für alle ein offenes Ohr gehabt.

Doch nun konntest du einfach nicht mehr; warst genervt, beinahe schon müde von all dem Getue und den vielen Worte, die man immer wegen allem machen musste.

Ja verdammt, er hatte Samstagsnacht gegen 4 Uhr, nach gefühlten 15 Bier ihre Hand gehalten.

Und ja, er hatte ihr schon mehrfach an den Po gegrabscht.

Glanzleistung.

Könntet ihr dann bitte wieder zu der Zeit zurückgehen, in der ihr alle weinend auf deinem Bett gesessen hattet und schluchzend nach eurem „Superman“ geschrien hattet?

Tatsache war, die Einzige, die noch Tränen vergoss warst nun du.

Tiefschlag: das würde sich auch niemals ändern.

Fakten über Fakten.

Die gute Freundin gönnte es ihnen natürlich.

Doch das hyperventilierende Mädchen in dir, das sich hinter aufgesetztem Lächeln und falschen „Oh wie süß!“ Rufen versteckt hielt, war es das angefangen hatte ungeschriebene Mordpläne gegen alle Verliebten zu schmieden.

Du selbst hattest es nun aufgegeben nach Mr. Right zu suchen; da waren definitiv zu viele Mr. Wrongs gewesen, um noch an diesen zu glauben.

So viele, das du eines Tages sogar anfingst zu denken du wärst lesbisch.

Jedoch kamst du selbst da zu der langwierigen Erkenntnis, dass du das weibliche Geschlecht noch weniger anziehend fandst, als die Frisur, mit den an abrasierten Haaren an den Seiten.

Mittlerweile warst du dir sicher, dass du die geborene Katzenoma, ohne Katzen warst; denn noch nicht einmal Katzen mochtest du so richtig.
 

Genervt saßt du nun also neben deinen beiden Freundinnen im BK Saal, zeichnetest irgendwelche Striche auf dein Blatt, das viel zu groß für den Tisch war und hörtest nur mit einem Ohr den Beiden zu, wie sie über ihre ungewissen und ach so komplizierten Gefühle schwafelten.

Oha, das war ja mal wieder was ganz Neues.

Informiert das Tagesblatt.

Ach was, nein, nein, nein du meintest natürlich die Lokalnachrichten.

„Er würde niemals den ersten Schritt machen.“ Seufzte deine Freundin neben dir dramatisch auf, den Kopf mit einer Hand auf ihrem Blatt abgestützt wodurch es zerknitterte. Du fragtest dich wann sie eigentlich mal vorhatte den ersten Strich zu machen.

„Emanzipation.“ Grummeltest du nur unbeteiligt, deine Bleistiftspuren immer energischer auf dem unschuldigen Papier verteilend. „Wir sind im 21. Jahrhundert.“

„Ja und weiter? Es ist eine Selbstverständlichkeit, das Jungs den ersten Schritt machen!“ Mischte sich nun deine andere Freundin ablehnend und heftig nickend in das Gespräch ein.

Du verzogst deine Augenbrauen, setztest deinen Stift ab.

„Aha, leider Gottes ist jedoch das Handbuch der Selbstverständlichkeiten noch nicht im Handel. Die armen Jungs können dies also leider nicht nachlesen, um endlich auf diesen Gedanken zukommen.

Wartet also ruhig weiter bis eine fortschrittlichere Blondine mit Monsteroberweite euren Typen in die Mangel genommen hat.“

Deine Worte klangen schärfer als beabsichtigt, und schnell piepstest du noch ein unehrliches und vor Sarkasmus triefendes „‘tschuldigung“ hinten dran.

„Mann was ist eigentlich dein Problem?“ Fragten dich die beiden beinahe schon synchron und du blinzelst sie mehrmals hintereinander an.

Dein Problem?

Wahrscheinlich lag das irgendwo zwischen: „Alle meine Freunde haben einen Freund“ und der Verzweiflung niemals selbst diesem anonymen Club beizutreten.

„Eure Verklemmtheit nervt mich einfach nur.“ Murmeltest du Achselzuckend und weiter deiner Arbeit nachgehend.

Sie schnappten nach Luft, stierten dich böse an.

„Als ob du anders vorgehen würdest.“ Stichelte die Freundin rechts, dir den Stift aus der Hand reißend, damit du dich endlich voll und ganz dieser Konversation hingeben konntest. Frustriert seufzest du auf.

Ehrlich jetzt?

An wem solltest du nun deine angestaute Wut auslassen?

„Tut mir leid.“ Keiftest du angriffslustig, süß wie Zucker und dennoch so giftig wie eine See Wespe zurück.

Du hattest scheinbar gerade deine neuen Punchingbälle gefunden.

„Ich habe leider keinen heißen Typen mit perlmuttweißem Lächeln, bezaubernden Grübchen oder einem Herkules Körper.“

Sie tauschten einen stummen Blick, dessen Züge in wenigen Sekunden von Zorn zu Mitleid umschlugen.

Laut stöhnend verdrehtest du die Augen.

„Kommt mir jetzt bloß nicht damit.“

Stießt du zischend, deinen Kopf in beiden Händen stützend, aus.

Wieder nahmen die beiden Augenkontakt auf; planten etwas.

„Keine Intervention!“

Schriest du hastig auf, die Arme in die Luft werfend und den Kopf in harschen Bewegungen schüttelnd.

Tadelnd blickte dich der Lehrer an, ließ dich erneut ein nicht ernst gemeintes „‘tschuldigung‘“ durch die Geräuschkulisse schleudern.

„Wir wetten-..“ Begannen sie. Schnell hobst du dir die Ohren zu.

„Nein, nein, nein.“ Wiederholtest du permanent wie ein Mantra, immer und immer wieder, doch sie hörten nicht auf.

„Dass du dich nicht traust, Portgas D Ace um ein Date zu bitten.“

Dir entkam ein grauenvolles Geräusch, Wut vermischt mit Frustration, und einer kleinen Brise Unfassbarkeit.

„Ich hasse euch.“

Murmeltest du monoton.

„Ich hasse euch wirklich.“

Jeder normale Mensch hätte es wohl als Spaß genommen; hätte einfach nein gesagt. Doch wenn es ein uraltes Ritual war, war das nun mal gar nicht so einfach.

Du musstest es machen.

Ob du dich nun sträubtest oder nicht; und oh ja, wie du dich sträubtest.

Portgas D Ace war der wohl strahlendste Stern am sonst so schwarzen Himmel eurer Schule. Es war ein Ding der Unmöglichkeit ihn nicht anziehend zu finden. Er war wie ein Magnet; und ihr Mädchen ward das Eisen.

Was es umso schwieriger machte irgendwie auch nur annähernd in seiner Gunst zu stehen.

Quellen, was so viel bedeutet wie dein großer Bruder, berichteten oftmals er sei ein ziemlich angenehmer Zeitgenosse.

Jedoch hattest du eigentlich vorgehabt dir davon niemals selbst ein Bild machen zu wollen.

Anstarren bis deine Augen bluten würden?

Klar, gar kein Problem.

Ansprechen?

Haha, ja der war gut.

„Komm schon. Du sagtest doch wir sollen nicht so verklemmt sein!“ Schmollten sie dich nun an, dein Schreibutensil provokant in der Luft vor dir herumwirbelnd.

„Mach’s uns vor.“

Deine Augen folgten immer wieder dem Bleistift, Härte HB, solange bis du dich schließlich knurrend ergeben zeigtest.

„Na gut, ich mach’s. Aber gib mir einfach diesen bescheuerten Stift!“

Zornentfacht risst du ihr das Holz aus der Hand, wendetest dich wieder deinem Blatt zu und ignoriertest ihre belustigten und triumphierenden Blicke ohne mit der Wimper zu zucken.
 

Er war schließlich auch nur ein Mensch; ein Mensch mit grandiosen Genen.
 


 

Du liefst, und liefst und liefst über den Pausenhof, deine beiden Freundinnen grinsend neben dir, und mit dem Blick Ausschau haltend nach deiner „Mission“, wie du ihn vor wenigen Minuten liebevoll benannt hattest.

Du betetest still zu allen Göttern, dass er heute Morgen von einem Bus erfasst wurde oder sich den Fuß beim Treppenlaufen gebrochen hatte.

Irgendsowas in der Art durfte ja wohl drin sein.

Doch noch bevor du dein Gebet zu Ende gesprochen hattest, quietschten die beiden neben dir laut auf.

„Da ist er! Da ist er!“

Kam es mehrere Male hintereinander von ihnen und du versuchtest ihnen mit einem genervten Blick zu verstehen zu geben, dass sie sich samt ihrer Begeisterung endlich vom Acker machen sollten.

Sie liefen also weiter, an den Platz an dem ihr üblicherweise eure Pausen verbrachtet; immer mit bestem Blick auf die „Schulprominenz“, während du eben genau diese zielsicher ansteuertest.

Dein Ranzen wog plötzlich Tonnen auf deinen Schultern.

In was hattest du dich da bloß reingeredet?

Immer näher kamst du nun Ace und seinen Freunden, von denen dich wenige mittlerweile bemerkt hatten.

2-3 Finger zeigten lachend auf dich; verstummten jedoch wieder, als sie deinen Hasserfüllten Blick bemerkten.

Du zwängtest dich durch die Menschen die um ihn herum standen hindurch, drücktest den ein oder anderen beiseite, und ducktest dich um dich unter den, nach Schweiß muffelten Armen der pubertierenden Proleten hindurchzuzwängen.

Tief einatmend bliebst du vor dem Sommersprossigen stehen; deinen Augen stur auf seine tiefschwarzen gerichtet.

Wenn du das schon machtest, dann richtig.

„Hi.“ Begannst du, eine selbstsichere Miene aufsetzend, obwohl in dir alle Organe einen Breakdance aufführten.

„Aber hallo.“ Antwortete er nickend, die Hände in den Hosentaschen vergabend und dich mit einem schalkhaften Lächeln musternd.

„Gibt es einen Grund warum du meine Freunde, wie ein aggressiver Footballer über den Haufen rennst, um zu mir zu gelangen?“

„Weibliche Launen, deine blendende Schönheit und die Wette, zu der ich aufgefordert wurde.“

Antwortetest du trocken.

Ironie verschmolz mit monotoner Ernsthaftigkeit und er fing an zu lachen.

„Interessant.“

Stellte er scherzend fest; hielt dich mit seinem Blick gefangen.

„Und erwähnte Wette lautet wie?“

Hakte er grinsend nach.

Deine Haut fing an zu kribbeln, als er dich mit solch einer ehrlichen und scheinbar tatsächlich neugierigen Miene anschaute.

War sowas denn für ihn kein Standard?

Man konnte ja wohl annehmen, dass bei ihm Tag für Tag irgendwelche Mädchen ein uns ausgingen.

Doch wenn du die verwirrten Blicke seiner Freunde und den nicht minder überraschten Blick seinerseits betrachtetest, warst du dir da gar nicht mal mehr so sicher.

„Meinen, in den 70ern feststeckenden Freundinnen, den Wandel der Zeit zu demonstrieren.“

Du strichst dir schnell eine Strähne deiner Haare aus dem Gesicht.

„Willst du mal mit mir ausgehen?“

Obwohl du versuchtest diesen Satz so desinteressiert wie möglich zu äußern, spürtest du wie deine Wangen Feuer fingen, dein Körper verglühte.

„Nein.“ Antwortete er lachend, den Blickkontakt immer noch haltend.

Dieses kleine Wort versetzte dir einen Stich, doch versuchtest du dir nichts anmerken zu lassen.

Es war von Anfang an kein großes Geheimnis gewesen, wie seine Antwort lauten würde, doch trotzdem hatte sich bei eurer kurzen Konversation ein Funken Hoffnung in dir ausgebreitet. Er war netter gewesen, als du jemals zu träumen vermocht hattest.

„War ja klar.“ Murmeltest du nur Augenverdrehend, dich schon wieder von ihm abwendend um wenigstens noch die letzten wenigen Sekunden deiner wohlverdienten Pause zu genießen.

Doch er hielt dich mit seiner Hand an deinem Arm sanft zurück.

„Ich will nicht nur mit dir ausgehen wegen dieser eigenartigen Wette.

Frag mich nochmal.

Aber dieses Mal in deinem Interesse.“

Er schaute dich schief grinsend an.

„Natürlich nur wenn du willst.“

Fügte er schnell hinzu.

Dir stockte der Atem, und für einen Moment schautest du ihn einfach nur mit offenem Mund und verdutzter Miene an. Deine Zunge fühlte sich an wie Sandpapier und du fragtest dich ob du jemals wieder auch nur ein Wort herausbringen würdest.

Mit diesem Satz hatte er deine gesamte Ruhe aus dem Gleichgewicht geworfen.

Hatte er das gerade wirklich gesagt?

„Willst-willst du…“ Stießt du, nun deine Entschlossenheit vollkommen verloren, in leisen Wortfetzten aus. „Mit mir ausgehen?“

„Klar.“ Antwortete er schnell, lächelnd, mit dem Daumen seiner Hand, die immer noch auf deinem Arm lag, sanft über diesen streichelnd.

Du konntest nicht fassen, dass er das gerade tatsächlich gesagt hatte.

Portgas D Ace.

Und du.

Ihr hattet ganz offensichtlich das spontanste und eigenartigste…Date, der Weltgeschichte.

„Das kannst du unmöglich gerade gesagt haben.“

Murmeltest du wie paralysiert, die Augenbrauen fragend verzogen.

„Hey, hey. Du bist die, die auf mich zu gebrettert kam.

Ich habe nur die Chance genutzt, mit dem wohl ‚normalsten‘ Mädchen, das mich seitlangem angesprochen hat einen netten Tag zu verbringen.“

Er zwinkerte dir grinsend zu, und du konntest nicht anders, als zu kichern.

Schnell versuchtest du es in ein Räuspern umzuwandeln, was ihn ebenfalls zum Lachen brachte.

„Wenn ich normal bin, möchte ich nicht wissen, wer dich schon alles so angequatscht hat.“

Scherztest du die Brauen nach oben ziehend, und die Hände an die Gurte deines Rucksacks legend.

Er nickte heftig, schaute dich einfach nur an und begann wieder zu Grinsen.

Zwischen euch herrschte längere Zeit stummer, jedoch kein peinlicher Blickkontakt, während du einfach nicht wusstest wo du deine Hände unterbringen solltest.

Schlussendlich liest du sie einfach schlapp nach unten hängen; konntest gar nichts anderes machen, als fasziniert in seine Augen zu starren.

Die Klingel ertönte, und du seufztest Teils erleichtert, Teils etwas traurig auf.

Du bewegtest dich Richtung Schuleingang, wankst deinem neu gewonnen Freund noch einmal zu und steuertest zielsicher die Tür an.

Dieser schaute dir beinahe schon wie weggetreten hinter her, schüttelte kurz den Kopf, bevor es wie ein Blitz durch seinen Körper fuhr und er erneut auf dich zustürmte.

„Hey! Wie heißt du eigentlich?“

Doch du hörtest ihn schon gar nicht mehr richtig, umringt von deinen beiden Freundinnen, die sich jeweils bei dir untergehakt hatten und mit gierigen Blicken, die topaktuellsten Neuigkeiten in sich aufsaugten.

Jetzt war deine Zeit.

Endlich konntest du ebenfalls einen Vermerk, zwar einen äußerst komischen, aber trotzdem einen Vermerk auf deiner leeren Liste der momentanen Liebesexzesse machen.

Ace jedoch starrte dir nur kopfschüttelnd hinter her, verwirrt, belustigt und glücklich zugleich.

Jemanden wie dich hatte er wohl noch nie erlebt.

Fourth

Deine Füße flogen förmlich über den Asphalt, versucht auf die letzten Meter noch den Bus zu überholen, der kurz davor war seinen Platz ohne dich zu verlassen.

Du drängtest und drücktest dich an den Menschen vorbei, deine Tasche Tonnen schwer auf deiner Schulter und die Haare in Strähnen verteilt in deinem Gesicht.

Großstädte waren toll; bis auf wenige Ausnahmen. Die Menschenmassen, Staus und die Uni, die am anderen Ende der Welt lag zählten wohl oder übel zu letzterem dazu.

Triumphierend hautest du deine Hand gegen den Knopf um die Tür zu öffnen, zeigtest dem Fahrer dein Jahresticket, auf das du mehr als nur stolz warst und liest dich völlig außer Puste auf den erst besten Platz fallen, der dir ins Auge stach.

Tief atmetest du die verbrauchte Luft ein, stoßt sie prustend wieder aus und versuchtest mit wenigen Handgriffen deine Haare in ihre ursprüngliche Form zu bringen.

Der Vorteil einer Großstadt. Es interessierte niemanden was du gerade so genau machtest.

Die Karte immer noch zwischen den Zähnen klemmend und mit den Händen eine Nachricht an deine beste Freundin tippend, erklang plötzlich eine wohlbekannte Stimme neben dir, erschreckte dich beinahe zu Tode.

„Entschuldigung, haben Sie eine-...“ Er schaute auf, erkannte mit wem er gerade sprach und brach mitten in seinem Satz ab. Er musterte dich erstaunt.

„Ace.“ Murmeltest du, die Karte schnell in irgendeiner Tasche verstauend und dein Handy in der Lücke zwischen deinen Beinen parkend. „Ich-ich wusste nicht, dass du wieder hier bist.“ Stammeltest du mit deinen Fingern um die Wette ringend und nicht fähig den Blick von seinem Gesicht abzuwenden.

Er war noch immer so wunderschön wie vor einem Jahr.

Schwarze Haare, die sein Gesicht umrahmten. Sommersprossen, die um seine Nase tanzten und der wohlgeformte Körper, an den sich wie so oft ein weißes Shirt schmiegte; die Konturen seiner Muskeln bestens ausgeprägt.

„Ja, ich bin gestern erst wieder angekommen.“ Begann er, sich schief grinsend am Kopf zu kratzen.

„Ich wollte dir schreiben, abe…“

Du konntest förmlich spüren wie er nach einer Ausrede suchte, und wanktest schnell ab.

Zu oft hattest du solche das vergangene Jahr gehört.

Er konnte sie sich schenken.

„Ich versteh schon.“ Nicktest du nur, ein verklemmtes Lächeln wagend.

Die Schwingungen zwischen euch beiden waren seit der Trennung eindeutig nicht mehr die Besten; alles war angespannt und eigenartig, frostig, beinahe eingefroren.

Dabei ward ihr nicht einmal im Schlechten auseinandergegangen.

Wenn du ehrlich warst, konnte man es nicht mal eine richtige Trennung nennen.

Ihr hattet einfach immer mehr den Kontakt zueinander verloren, nachdem Ace für sein letztes Studienjahr nach England gezogen war.

Anfangs waren es zahlreiche Stunden vor dem Laptop gewesen, in denen ihr ewig lange Videogechattet hattet.

Danach kamen die Kabelleien, die Streitereien.

Und gegen Ende hin absolute Funkstille.

„Bist du jetzt fertig mit deinem Studium?“ Fragtest du schließlich nach längerer Zeit der peinlichen Ruhe und scheuen Blicke.

„Ja, ja.“ Er nickte hastig. „Ich fange nächste Woche im örtlichen Krankenhaus an.“

Man konnte aus seiner Stimme die kindliche Vorfreude samt Nervosität heraus hören und du lächeltest ihm, glücklich darüber, dass es ihm nun schlussendlich doch so gut ging, entgegen.

Du konntest dich noch genau an seine anfängliche Missgunst gegenüber dem Medizinstudium erinnern.

Sein Wunsch war es immer gewesen Englisch auf Lehramt zu studieren, jedoch hatten ihm seine Eltern dabei ohne Wiederrede, einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Man würde kaum etwas verdienen, hatten sie standhaft ihre Meinung vertreten.

Tagelang musstest du dir die wüsten Beschimpfungen gegenüber den Beiden anhören. Wieso sie ihn nicht seinen Traum ausleben ließen, warum ausgerechnet er solch bescheuerte Eltern haben musste und warum sie nicht mehr wie deine sein konnten.

Diese hatten dich von Anfang an unterstützt bei deinen wackeligen Versuchen in das Verlagswesen einzusteigen.

Dutzende Sommerkurse hattest du besucht, Praktiken absolviert und schlussendlich dein Hauptfach Germanistik gewählt.

Anders jedoch Ace Eltern.

Beide waren angesehene Ärzte und hatten nicht minder das gleiche von ihrem Sohn erwartet, dennoch sein Herz kein Stück für die Medizin geschlagen hatte.

Schon von klein auf standen Bücher über die Anatomie des Menschen in seinem Regal, von denen Ace, so wie er dir einmal erzählt hatte, schon beim bloßen ansehen Albträume bekommen hatte.

Seitdem war die Stimmung zwischen Sohn und Vater, ziemlich eisig geworden.

Du wusstest nicht ob sich dies mittlerweile geändert hatte; konntest es dir jedoch kaum vorstellen. Das Verhältnis der beiden war noch nie das allerbeste gewesen.

Es war eigenartig wie ihr euch ansaht, den Augen des anderen ausweichend aber trotzdem immer wieder in diese blickend.

Ihr hattet euch solange nicht mehr gesehen, hattet so viel Gesprächsstoff; doch nichts schien euch so richtig über die Lippen kommen zu wollen.

Die monotone Computerstimme des Busses, sagte deine Haltestelle durch.

Du risst dich von seinem Anblick los und schautest hastig prüfend aus dem Fenster.

Konnte das wirklich schon sein? Ihr wart doch gerade erst losgefahren.

Schnell schwangst du dir deine Tasche über die Schultern, strichst dir deine Haare hinter das Ohr und wanktest, dich vorsichtig an den Menschen vorbeizwängend, Richtung Ausgang.

Ace folgte dir, ein schiefes Grinsen auf den Lippen und seinen Körper eng gegen deinen gepresst.

Du errötetest und spürtest dein Herz wenige Takte höher schlagen, fragtest dich ob er das gerade mit Absicht machte oder ob er immer noch solch ein Tollpatsch war wie vor einem Jahr.

Deine Füße trafen auf den harten Asphalt und dir schlug der Geruch von frischem Kaffee, verpufften Abgasen und Urin entgegen.

Die Freuden des Stadtzentrums.

Das Rümpfen der Nase hattest du dir mittlerweile sogar schon abgewöhnt.

Du hörtest feste Schritte hinter dir und merktest schließlich wie sich Ace Körper neben dich gesellte.

Ihr lieft schweigend im selben Tempo nebeneinander her und du fragtest dich ob er es wohl genauso seltsam fand wie du selbst.

Was war es bitte für ein absurder Zufall, dass ihr euch nach Verhältnismäßig so langer Zeit einfach so in einem Bus wieder traft und nun ohne ein Wort von euch zu geben nebeneinander her spaziertet.

„Wie geht es dir?“ Stieß er schließlich nach wenigen Minuten der peinlichen Stille aus, seinen Blick auf dein Profil gerichtet.

„Gut, gut.“ Murmeltest du nur, deine Standartantwort auf diese lästige Frage, die niemals wirklich ernst gemeint war.

„Und deine wirkliche Antwort?“ Bohrte er weiter nach, seinen Blick immer noch nicht von dir abwendend.

Du starrtest einfach weiter geradeaus, seufztest leise auf.

„Es geht mir wirklich gut, Ace.“ Versuchtest du ihn weiter zu beschwichtigen, erntetest jedoch nur ein Schnauben.

„Ich kenne dich jetzt schon lange genug. Ich weiß wann es dir nicht gut geht.“

Ein Schauer durchfuhr deinen Körper, und du schnapptest leicht nach Luft.

Was sollte denn nun das schon wieder?

Klar.

Er kannte dich.

Er liebte dich.

Und schlussendlich verließ er dich.

„Vielleicht ist es einfach nicht mehr deine Angelegenheit.“ Flüstertest du leise, mit diesem einen Satz deiner gesamten Wut der vergangenen Monate Platz machend.

Du wusstest nicht wieso diese Worte so schnell und heftig kamen, wo du sie fandest, warum sie trotzdem aus dir heraus purzelten, obwohl du es doch gar nicht so meintest.

Sie wuchsen irgendwie in deinem Mund heran, und dann bissest du auf ein Adverb oder ein Pronomen, verschlucktest dich an Verben, Nomen und Adjektiven an Konjunktionen. Manchmal waren die Wörter bitter, manchmal auch süß, scharf oder mild, aber jetzt gerade schmeckte alles nach Nichts; absoluter, trostloser Leere.

„Unsere Zeit ist vorbei.“

Das Dach deiner Uni tauchte vor deinen Augen auf und alles in dir lechzte danach die letzten Meter zu rennen um endlich in dem Hörsaal verschwinden zu können.

Du konntest diese Konversation wirklich nicht mehr länger aufrechterhalten.

Ace Bick lag immer noch auf dir.

„Ich-ich geh dann jetzt.“ Stammeltest du mit zittriger Stimme und hängenden Schultern, die Türen des Hauses anvisierend.

Du liefst wenige Meter, die Luft, die du angehalten hattest in einem lauten, verzweifelten Seufzer freigebend und die vergangenen Minuten Revue passierend.

Dein Herz bekam einen Stich, als du daran dachtest, dass du wohl gerade tatsächlich wirklich mit ihm Schluss gemacht hattest.

Im Grunde war es dir schon die gesamte Zeit klar gewesen; doch nun waren die Worte eben draußen und hangen nicht mehr wie ein seidener Faden in der Luft, nur darauf wartend endlich abzustürzen.

Deine erste große Liebe. Die ersten Arme, die sich um deine Taille geschlungen hatten. Die ersten Lippen die deine fanden. Die ersten Augen in die du geblickt hattest wenn du morgens wach wurdest. Der erste Mensch, der in dir solche Gefühle hervorrief.

Eine Hand Griff nach deiner, drehte dich zurück in die Richtung aus der du gerade hergekommen warst.

Panisch versuchtest du dich loszureißen, risst die Augen auf, japstest nach Sauerstoff.

Doch es war nur Ace.

Ace.

Dein Herz begann zu pochen, sprang in deiner Brust auf und ab und du öffnetest geschockt einen Spalt deine Lippen.

Seine Wangen waren errötet vom Rennen, ließen seine Sommersprossen erglühen.

Ein Grinsen zupfte an seinen Lippen, als er dich enger an sich zog.

Alle deine Versuche deine Hand zu entziehen schlugen fehl, denn dein Körper schaltete bei dem so bekannten Geruch von Waschmittel und Männerparfum ohne zu überlegen sofort ab.

„Es war nur Ace.“ Schrien alle Zellen in dir; und bei Ace warst du schließlich sicher und würdest es auch immer sein.

„Du kannst jetzt nicht einfach gehen.“ Wisperte er gegen deine Haare, dir so nahe, dass du seinen heißen Atem auf deiner Haut spüren konntest.

Du wehrtest dich nicht.

Hattest nur das abartige Verlangen deinen Kopf in seiner Schulter zu vergraben, seine Energie durch deinen Körper fließen zu spüren.

Zu lange hattest du davon geträumt die Umrisse seiner Silhouette unter deinen Fingerkuppen zu fühlen. Sie entlang zufahren.

Wieder das zu spüren, was dir so schmerzlich bekannt und doch so verloren war.

Seine Lippen streiften deine, hauchten einen zarte Kuss; zu leicht und zu vorsichtig um ein ganzes Jahr wett zu machen.

Wie konnten in so wenigen Sekunden alle deine Gefühle wieder aufflammen?

Erste Liebe.

Die Liebe die niemals vergeht.

Immer fordernder presstest du deinen Mund auf seinen, schlangst deine Arme um seinen Hals, wurdest kurz darauf an den Hüften enger an ihn gezogen.

Stürmisch und verlangend, gierig, beinahe ausgehungert nach dem Anderen.

„Ace.“ Hauchtest du in den Kuss hinein.

Er lächelte, ließ seine Hände über deinen Körper gleiten, bescherte dir eine Gänsehaut.

„Unsere Zeit hat gerade erst wieder angefangen.“

Fifth

Voller Vorfreude strichst du dir die Klamotten von deinem Körper, sodass dein nagelneuer, schwarzer Bikini zum Vorschein kam, richtetest dein Oberteil mit wenigen Handbewegungen.

Du hattest ihn vor wenigen Tagen reduziert im Sale erspähen können, und natürlich sofort zugeschlagen, da er perfekt zu dem heutigen Treffen mit deinem Freund passte.

Er war der Ausschlag gebende Punkt gewesen, der dich dazu brachte einem ‚Date‘ im Schwimmbad zuzusagen.

Du warst eigentlich nicht der größte Fan dieser Massenfigurenvergleichsansammlung, doch Ace strahlende Augen und das überdimensional heiße Wetter hatten dich schließlich doch dazu gebracht den nächsten Bus in die Stadt zu nehmen, um den Fetzen an deinem Körper zu ergattern.

Deine Haut fühlte sich klebrig an, von der veganen Sonnencreme, die du dir zuhause noch schnell drauf geklatscht hattest und die Sonnenbrille, die in deinen Haaren steckte, schien sich jeden Moment aus diesen zu lösen, doch du machtest dir nichts daraus, schmisst einfach alle deine Sachen unordentlich zurück in den Rucksack und öffnetest die quietschende Kabinentür auf der Suche nach dem schwarzen Haarschopf deines Freundes.

Deine Flip-Flops hinterließen schmatzende Geräusche auf dem nassen Fliesenboden und du gabst dir alle Mühe nicht auf sofortiger Stelle auszurutschen.

Schon immer hattest du die Leute bewundert, die nicht wenigstens ein bisschen strauchelten bei den gefährlichen Untergründen im Schwimmbad.

Zwei Hände legten sich plötzlich auf deine Irden und ein fettes Grinsen breitete sich auf deinen Lippen aus.

„Ace.“ Murmeltest du glücklich, deine Hände auf seine legend.

„Oh nein!“ Rief er gespielt theatralisch. „Wie konntest du das bloß so schnell herausfinden!“

Seine Finger lösten sich von deinen Augen, glitten hinunter zu seinem Hals, um den er nun seine starken Arme schlang, dich von hinten umarmte und dir schließlich sanft einen Kuss auf die Haare drückte.

Du seufztest wohlig auf; es gab nichts Unbeschreiblicheres, als das Gefühl seines Körpers nahe deinem.

Du drehtest dich zu ihm um, und konntest an seinem Gesichtsausdruck erraten, dass er das Zusammentreffen deiner Lippen auf seinen erwartete.

Doch diese Genugtuung konntest du ihm nicht einfach geben, zu groß war die Verlockung dir einen Spaß zu erlauben; selbst wenn du es noch mehr wolltest als er.

Du reichtest ihm nur süffisant grinsend deinen Rucksack, strecktest ihm die Zunge heraus.

„Bitteschön, mein Wunderschöner.“ Säuseltest du frech, schon Richtung Liegewiese latschend, einen schmollenden Ace zurücklassend.

Schließlich hatte er es vor wenigen Tagen nicht anders gemacht, als du dich beim Eis essen über den Tisch gelehnt hattest, um ihm einen von dutzenden Küssen zu stehlen, doch er dir nur lachend einen weiteren Löffel Stracciatella Eis in den Mund geschoben hatte.

Dennoch ging deine Rechnung nicht ganz auf.

Seine Möglichkeiten dir es heimzuzahlen waren zahlreicher, als deine eigenen, die lediglich aus giftigen Blicken und verschränkten Armen bestanden.

Dementsprechend hätte es dich nicht verwundern sollen, als sich plötzlich 2 warme Hände um deine Hüften schlangen, dich über die Schulter des Besitzers warfen.

Du quietschtest auf.

„Lass mich sofort runter Ace.“ Knurrtest du, bei jedem Schritt den er ging kleine, verzweifelte Schreie ausstoßend.

„Das ist echt nicht witzig.“ Quengeltest du weiter.

Du kamst dir vor wie auf dem Präsentierteller, der gesamten Welt, deinen nur mit Badehose bekleideten, Hintern entgegenstreckend.

Wo war nur dein überaus eifersüchtiger Freund hin, der dich nicht einmal alleine in die Stadt gehen ließ?

Leute kamen euch entgegen, starrten euch nach.

Du hörtest auf mit den Beinen zu strampeln, dich zu wehren bis er schließlich an einem schattigen Platz stehen blieb, dich endlich herunter ließ.

Er schmunzelte dich an.

„Bist du jetzt zufrieden?“ Nuscheltest du aufgebracht, deine Hose richtend und beschämt feststellend, dass das Schild, eben genau dieser, die ganze Zeit heraus geguckt hatte.

„Jetzt weiß das gesamte Schwimmbad meine Konfektionsgröße.“ Grummeltest du kopfschüttelnd dein Handtuch auf den Boden legend.

Mittlerweile solltest du eigentlich wohl begriffen haben, dass du Ace lieber niemals den Rücken zuwenden solltest.

Eine Hand griff in deine Hose, zog daran, legte das Schildchen, das du zuvor erst unauffällig versteckt hattest, wieder frei.

Du drehtest dich blitzschnell wieder zu ihm um.

„Ace!“ Zischtest du panisch, deine Hände überkreuzt auf deinen Po legend und ihn wütend anfunkelnd; Hitze stieg in deine Wangen, ließ sie erglühen.

„Was ist an einer 38 so schlimm?“ Fragte er dich, nicht weiter auf die verätzenden Blicke deinerseits eingehend.

„D-du kannst doch nicht einfach…“ Tief atmetest du ein. „Wir sind hier in der Öffentlichkeit!“

Wild fuchteltest du mit deinen Händen in der Luft herum um deine Worte zu unterstreichen, woraufhin Aces Augen für einen Moment an deiner Oberweite zu kleben schienen.

„Und?“ Er riss sich schelmisch grinsend los, starrte wieder in dein Gesicht. „Stört doch niemanden.“ Seine Hand machte eine abwertende Bewegung.

„Nein.“ Ein ironischer Unterton schlich sich in deine Worte. „Niemanden, außer die alten, lebenslosen Omas und Opas, die uns beobachten, als wären wir widerliche Lebewesen aus dem All!“

Seine Augenbrauen führten einen verwunderten Tanz auf, bevor er sich rasch umdrehte, sodass er den gleichen Blickwinkel wie du hatte, auflachte, und schließlich provokant den gaffenden Menschen entgegen wank.

Diese wendeten schnell ihre Blicke ab.

„Problem gelöst.“ Er kam schief grinsend auf dich zu und du fühltest dich plötzlich nackt und hilflos und frustriert. Der Lacher, der eben beinahe aus dir herausgekommen war, steckte nun in deinem Hals fest; wollte sich einfach nicht lösen.

Du verfluchtest seine Wirkung auf dich.

Wieso war er bloß immer der Mächtige, derjenige mit der Kontrolle in eurer Beziehung?

Emanzipation? Hallo? Wo versteckte sie sich bloß?

Deine Gliedmaßen hingen schlapp an deinem Körper herab, als er nur noch wenige Zentimeter von dir entfernt war.

Du versuchtest zu Schlucken doch dein Mund produzierte keinen Speichel.

„Nein.“ Bekamst du schließlich versucht entschlossen zu wirken heraus. „Du wirst mich jetzt nicht küssen.“

Es war immer das gleiche Prinzip in eurer Beziehung.

Seine weichen, wirklich verdammt weichen, Lippen liebkosten deine eigenen, vernebelten deine Sinne und ließen dich vergessen wie unglaublich wütend du doch auf diesen Hohlkopf mit dem ansteckenden Grinsen und den bezaubernden Sommersprossen warst.

Eure Zungen trugen Machtkämpfchen aus, die dich an der Wirklichkeit zweifeln ließen.

Seine Berührungen überzogen deinen Körper wie tausende seidene Tücher.

„Ja.“ Begann er mit rauer Stimme. „Schließlich bist du diejenige dir mir noch einen Kuss schuldet.“

„Ach komm schon, sind wir jetzt ein Girokonto? Küsse als Währung, dauerhaft die Einzahlungen zählend, oder was?“ Du verdrehtest die Augen, wichst einen Schritt zurück.

Du musstest automatisch an Ace in einem Anzug denken; Ace als Banker.

Sah dieser Typ eigentlich in jeder erdenklichen Situation heiß aus?

„Können wir nicht einfach schwimmen gehen, jugendfrei?“

Er schüttelte den Kopf.

Naja, ein Versuch war es wert gewesen.

„Ich will nur einen Kuss.“ Er schaute dich schmollend an und erinnerte dich in diesem Moment definitiv zu sehr an seinen kleinen Bruder Luffy, wenn er in der Schule die Hälfte deines mageren Frühstücks abhaben wollte.

Und wer Luffy kannte, wusste, dass selbst der faulste Mensch, nach solch einem Blick, für ihn an den Kiosk rennen würde.

Du wendetest schnell deine Augen ab, bevor deine Entschlossenheit wieder einknickte, wie ein Grashalm im Wind.

„Ich geh ins Wasser.“ Nuscheltest du augenverdrehend, schon nach wenigen Sekunden seine Schritte hinter dir hörend.

Du konntest sein Grinsen förmlich spüren.

Immer mehr holte er deinen geringen Vorsprung auf, war dir nun schon wieder so nahe, dass du die Wärme seiner Haut spüren konntest.

Provokant bliebst du einfach stehen, wartetest darauf, dass sein Oberkörper gegen deinen prallte.

Und wahrscheinlich wäre deine Idee, in irgendeinem Paralleluniversum auch aufgegangen, doch auf dem rutschigen, glitschigen Fliesenboden, auf dem jeder Schritt zum Scheitern verurteilt war, war es einfach nur die dümmste Spinnerei der Weltgeschichte gewesen.

Klar, Ace lief in dich hinein.

Und klar, versetzte ihm das einen Dämpfer…

Aber dir nicht weniger.

Ihr beide gleichzeitig geratet in einen Strudel aus falschen Schritten, straucheltet und fielt, mal mehr und mal weniger sanft auf den harten, nassen Untergrund.

Eure Körper schienen nun ein Wirrwarr aus Armen und Beinen zu sein.

Mittlerweile hattest du nun begriffen, dass du einfach aufhören solltest solche Sachen zu machen.

Ace begann zu Lachen und du versuchtest ihm einen bösen Blick entgegenzuschleudern.

Doch es gelang dir einfach nicht.

Als du sahst wie seine Augen glänzten, er herzhaft über euch beide lachte, begann dein Herz zu pochen, und du konntest nicht anders, als deine Lippen auf seine zu pressen, sein Lachen in eurem Kuss zu ersticken.

Du liebtest doch seine Nerv tötende und dennoch liebenswürdige Art.

Seine Hände umfassten deine Hüfte und du richtetest dich leicht auf.

Ein Grinsen schlich sich erneut auf seine Lippen.

„Jetzt erregen wir ja schon wieder Aufmerksamkeit.“ Wisperte er neckend gegen deine Mundwinkel.

Du knurrtest leise auf. „Warst du nicht derjenige gewesen der unbedingt einen Kuss wollte?“

Er nickte hastig.

„Dann halt die Klappe und küss mich!“
 

Sixth

Ace war nun schon seit sechs Monaten im Außendienst der Marine, im Kampf gegen Piraten.

Jeden Tag hofftest du erneut einen Anruf von ihm zu erhalten; und nicht von einem seiner kühlen Vorgesetzten, die dir mit monotoner Stimme berichteten, dass sein Herz heute seine letzten Schläge vollzogen hatte; nur noch Fetzen seines Körpers übrig waren, gar seine Leiche verschollen war, sowie die von Dutzend anderer auch.

Immer wenn du seine raue Stimme am anderen Ende der Leitung hörtest, belegt von den Dingen, die er an diesem Tag gesehen hatte und der Sehnsucht nach dir, die mit jeder Sekunde eures Gespräches sich zu erweitern schien, brachten Emotionsmassen den Damm in deinem Inneren zum Fall, die du meist Tage lang schmerzvoll zurückgehalten hattest.

Du hattest solche Angst um ihn.

Solch unbeschreibliche Angst.

Sein breites Grinsen durfte einfach nicht von der Bildfläche dieser Welt verschwinden ohne mindestens der halben Erdbevölkerung mit diesem heftiges Herzflattern bereitet zu haben.

Vor Monaten durfte nicht das letzte Mal gewesen sein, wo seine weichen Lippen deine liebkost hatten, seine Hände deinen Körper erforscht hatten.

Und erst recht durften seine starken Arme nicht einfach für immer verschlossen bleiben, in einem Grab vor der Brust verschränkt, und nie wieder weitausgebreitet für eure geliebte Tochter, deren meistgestellte Frage immer wieder, jeden Tag, die Frage nach ihrem wundervollen Papa war.

Sowie Aces erste Sätze sich zuerst immer an die Kleine richteten.

Deine eigenen Worte jedoch lagen immer nur unausgesprochen in der zersetzten Luft; so viele Fragen, die du niemals stellen könntest.

Du wusstest nicht ansatzweise was Ace alles durchmachen musste, weshalb du dir jedes Mal erneut auf die Zunge bissest um die Fluten an Nomen, Verben und Adjektiven zurückzuhalten, die Ace nur noch nachdenklicher und trauriger machen würden.

Du musstest stark bleiben; für ihn und für die kleine Prinzessin, deren pechschwarze Haare, die winzigen Sommersprossen um ihre Nase und ihre draufgängerische Art, dich jeden Tag aufs Neue an ihn erinnerten.

Würde er sterben, würde sein Geist in ihr weiterleben.
 

Du warst gerade 20 geworden, als die Balken auf dem Schwangerschaftstest die Ankunft der Kleinen verkündet hatten.

Du konntest es damals nicht fassen.

Es gab so viele Tränen; Tränen die alles andere als Freudentränen waren.

So viele Streitereien mit anschließenden Umarmungen und zarten Küssen auf dein Haar.

So viele abweisende Blicke, abschätzend und verurteilend.

Doch euch war von Anfang an klar, dass es nun kein Zurück mehr gab; selbst wenn eure Eltern da anderer Meinung waren.

Ihr hättet euer Leben noch vor euch; lasst euch nicht eure Zukunft verbauen, hatten sie gesagt.

Immer wieder lagen dutzende Infobroschüren und Links zu irgendwelchen Webseiten auf euren Schreibtischen; so viele, dass ihr manchmal die Farbe des Holzes dessen nicht mehr ausmachen konntet und so viele, dass ihr Beide schließlich einen festen Entschluss gefasst hattet.

Ihr musstet da weg.

Du hattest gerade erst ein Semester deines Studiums hinter dir, während Ace nur noch eins fehlte um dieses zu beenden; eure Ersparnisse waren spärlich, eure Möglichkeiten begrenzt.
 

Zu gut konntest du dich noch an den Tag erinnern an dem Ace vor deinem Hörsaal auf dich gewartet hatte, die schwarzen Haare feucht vom Regen im Gesicht verstreut und die Hände tief in die Taschen seiner grauen Jacke steckend.

Als er dich sah, leuchteten seine Augen auf, und trotz eurer misslichen Lage, lächelte er dir süffisant entgegen.

Fragend hattest du ihn angesehen, bevor du seufzend deinen Kopf in seiner Halsbeuge vergraben hattest.

Er drückte dich fester an sich, lachte auf.

„Ich hab eine Wohnung gefunden.“

Schnell löstest du dich wieder von ihm, um in seine Augen blicken zu können.

„Was? Tatsächlich?“

Mit offenem Mund hattest du ihn angestarrt, seine Arme immer noch um deine Hüften spürend.

Er nickte schmunzelnd.

Du stießt einen überraschten Schrei aus, fielst ihm um den Hals, spürtest kurz darauf seine Lippen auf deinen.
 

Doch es war nur eins der wenigen Hochs in einer Zeit voller Tiefs gewesen.

Ihr hattet es euch zum Ziel gemacht, trotz der Kleinen euer Studium zu beenden, was nicht wirklich das Einfachste war, wenn man bedachte, dass ihr nebenbei auch noch irgendwie Geld verdienen musstet.

Aces sprintete von Nebenjob zu Nebenjob, vom einen Buch zum nächsten.

Er schaffte es schließlich, absolvierte erfolgreich seine Prüfungen, nur du bliebst zurück mit Wehen im Krankenhaus, Aces Hand zerquetschend und die schmerzverzehrtesten Schreie deines Lebens ausstoßend.

Alle deine Träume hattest du an diesem Tag in einen imaginären Papiercontainer geworfen; neue auf die Liste geschrieben, als sie dich das erste Mal angeblickt hatte, du das erste Mal ihren Herzschlag nahe deinem gehört hattest.

Du wolltest eine gute Mutter werden, trotz deines jungen Alters.

Ace ging es nicht anders.

Die Kleine hatte ihren Platz in seinen Armen gefunden, verbrachte kaum eine Sekunde irgendwo anders.

Immer wieder konntest du dann beobachten, wie er sie mit liebevollem Blick ansah, sie anfasste als könnte sie jeden Moment zerbrechen, ihr sanft über die Wange strich oder ihr einen Kuss auf ihren flausenden Kopf gab.

Er war so ein toller Vater. Herzensgut und liebend mit jeder Faser seiner Körpers.
 

„Sie lässt nicht los.“ Hatte Ace eines Tages gesagt, abwechselnd grinsend auf die Kleine in seinen Armen, und auf dich blickend.

Verwirrt schautest du von deinen Büchern auf, deren Stoff einfach nicht in deinen Kopf gehen wollte, blicktest erst in sein Gesicht und liest schließlich deine Augen nach unten zu seinen Händen gleiten.

Sie hatte ihre Miniaturhand um seinen Zeigefinger gelegt, klammerte sich daran; klammerte sich an ihren Vater.

Dein Herz ging auf wie die Sonne am Morgen.

Du prustetest los.

„Das hat Krümel von dir.“ Neckte er dich, und du schmunzeltest süffisant zurück, zucktest die Schultern.

„Irgendetwas muss sie ja von mir haben.“
 

Es waren Monate die vergingen, in denen ihr so langsam einen geregelten Tagesablauf fandet.

Du gingst morgens zur Uni.

Ace arbeitete mittags.

Euer Leben war okay.

Es schien als hättet ihr endlich euer Happy End gefunden.

Doch wie bei jedem Happy End, geht es an der Schnittstelle an der man beschließt, dass nun alles gut ist, trotzdem weiter.

Die Zeit bleibt nicht stehen, auch wenn man in Märchen, Filme und Büchern oft dies vorgespielt bekommt.

Lebten Schneewittchen und ihr Prinz wirklich glücklich bis ans Ende ihres Lebens?

Sicherlich nicht.

Da gab es bestimmt den ein oder anderen Streit, oder den ein oder anderen Moment, den die beiden nicht bewältigen konnten.

Und ganz sicherlich hatte das Leben nicht immer zu ihren Gunsten gespielt.

Aber niemand möchte solche Sachen hören.

Genau deshalb wurde Schneewittchen nicht mit 20 schwanger.

Und genau deshalb erkrankte ihre kleine Tochter auch nicht mit 16 Monaten an Krebs.

Und genau deshalb wurde kurz darauf auch nicht ihr Prinz gefeuert.

Weil es zu kompliziert war.

Deshalb lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer verfluchten Tage.
 

„Ace fahr schneller!“ Hattest du gerufen, die Tränen wie Lava auf deinen Wangen spürend und die kleine Gestalt in deinen Armen fest an dich drückend, deren blasse, fahle Haut und das Nasenbluten einfach nicht verschwinden wollten.

Du fühltest dich so verdammt hilflos.

Vor wenigen Tagen erst hattest du ihren Kinderarzt aufgesucht, ihm von dem mangelnden Interesse an Nahrung und dem stetigen Gewichtsverlust berichtet.

Doch er hatte dich nicht für voll genommen; dachte du, als unwissende Teenie Mutter hättest dem armen Mädchen nur etwas Falsches zu Essen gegeben.

So warst du wieder gegangen; hattest eine schier unzählige Tour von Arztbesuchen gestartet, die jedoch alle nicht anders als ihr Vorgänger reagierten.

Vielleicht war es eine Überreaktion deinerseits gewesen, doch du warst schließlich nicht dumm; wusstest dass irgendetwas eindeutig nicht so lief wie es laufen sollte.

Ace antwortete nicht auf deine drängenden Worte, fuhr einfach an der Schnarchnase, die eben noch vor euch her getrödelt war vorbei und raste Richtung Krankenhaus.

Dein Herz pochte wie wild, wollte sich einfach nicht beruhigen, selbst als ihr durch die Türen der Notfallzentrale tratet, dein Shirt von ihrem Blut befleckt, und deine zittrigen Hände um das Bündel in das du sie gewickelt hattest gedrückt.

Ace hatte einen Arm um deine Hüfte geschlungen, versucht dich damit irgendwie zu besänftigen.

Doch es gelang ihm nicht.

Selbst bist heute hatte er es kein einziges Mal geschafft.
 

Der Arzt teilte euch nach kaugummilangen Tagen der Untersuchungen, des wenigen Schlafes, und der nackten Angst die Ergebnisse mit.

Diagnose Blutkrebs; Leukämie.

Noch nie hattest du Ace weinen gesehen; wirklich noch nie.

Wenn du ehrlich warst hattest du geglaubt, dass er zu so etwas überhaupt nicht im Stande sei.

Doch als ihr dort auf den harten Stühlen des Sprechzimmers gesessen habt, der Arzt euch für wenige Minuten eure Privatsphäre gelassen hatte, da kamen ihm die Tränen, so heftig und abrupt wie sie ebenfalls aus dir herausgeschossen waren.

Er flüsterte immer wieder „Warum?“ in den sonst so stillen Raum, der lediglich von deinen Schluchzern und dem Geräusch deines japsenden Atems erfüllt war.

Warum, warum, warum?

Du hattest keine Ahnung.

Du spürtest nur die Stückchen deiner gebrochenen Welt, die auf euch niederrieselten.
 

Du wusstest, dass Kinder teuer waren.

Aber kranke Kinder, waren der Super Gau unter den Ausgaben.

Es war unmöglich all die Rechnungen zu begleichen, die sich auf eurem Tisch gestaut hatten; kein Mensch konnte das bezahlen.

Mittlerweile hattest du es aufgegeben zu studieren, hattest dir einen Job gesucht um für die Kosten die, die Behandlungen verursachten aufkommen zu können.

Ace sollte das nicht alleine stützen müssen.

Doch das Geld reichte trotzdem vorne und hinten nicht.

Erst recht nicht, als er eines Tages ein paar Stunden früher nach Hause gekommen war, gesagt hatte, dass seine Firma Leute entlassen hatte, er dazu gehörte.

Euer Leben wurde unlebbar.

Ihr kamt nicht dran vorbei nun doch nach so langer Zeit jemanden um Hilfe zu bitten.

Doch wen?

Alle hatten euch im Stich gelassen.

Euch war klar, dass ihr deine Eltern sofort vergessen konntet.

Sie gaben Ace immer noch die Schuld an allem; „Er hätte die ‚Milch‘ verschüttet“ hatten sie so oft gesagt.

Machten euch Vorwürfe, zeigten sich stur, verständnislos.

Es blieb nur noch Aces Großvater.

In den letzten Wochen hattet ihr Aces Bruder Luffy fast täglich gesehen.

Manchmal hatte er sogar Grüße von Garp ausgerichtet, sollte Fragen ob alles okay war, wie es der Kleinen ging; manchmal war nun mal öfter als gar nicht.

Es war ein Versuch wert gewesen.

Und indirekt hatte er ja auch geholfen; zumindest was das Geld anbelangte.

Indirekt.

Denn wenige Monate danach war Ace bei der Marine.

Du hattest dich standhaft dagegen gewehrt ihn ziehen zu lassen.

Genau jetzt brauchte die Kleine ihren Vater schließlich am meisten.

Doch Garp, der schon immer eine glänzende Zukunft für seine Enkel bei der Marine vorgesehen hatte, konnte diese unglaubliche Chance einfach nicht verstreifen lassen.

In jeder freien Sekunde zog er Ace beiseite, machte ihm ein schlechtes Gewissen, nutzte eure kleine Tochter und dich, Aces größte Schwachstellen, als Druckmittel.

Bis er schließlich doch zusagte; ohne deine Zustimmung.
 

„Ace, das kannst du nicht machen.“ Hattest du gesagt, deine Hände auf deinen Hüften abgestützt.

Flehend hatte er dich nur angesehen.

„Ich muss aber.“ Murmelte er als erbärmliche Erklärung, versucht deine strenge Fassade, hinter der sich das verzweifelte kleine Mädchen, das du in diesem Moment warst, zu Fall zu bringen.

Du schnaubtest auf, schütteltest den Kopf.

„Sie braucht dich!“ Riefst du mit zittriger Stimme, die Umrisse des Zimmers nur noch verschwommen vor dir ausmachen könnend.

Er zuckte merklich zusammen, schaute dich traurig an.

„Ich brauche euch auch.“ Hatte er leise gemurmelt, bevor er lauter fortfuhr. „Aber ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn meiner Selbstsucht ihr Tod zu verschulden wäre.“
 

Und nun bist du wieder am Anfang dieser wenigen Zeilen, den 6 Monaten, die seitdem verstrichen waren; krank vor Sehnsucht und überfordert mit jeder Kleinigkeit in deinem Leben.

Das Einzige das wohl momentan einigermaßen gut lief, war der Heilungsprozess ihrer Krankheit.

Die Therapiemethoden schlugen an.

Ein kleiner Lichtblick an eurem Nebelschwaden durchzogenen Himmel.
 

Jeder Tag war gleich; immer hofftest du er käme wieder.

Auch als du an diesem mal wieder von einem langen Arzttermin nach Hause kamst; berauscht von den positiven Worten des Doktors und müde von den vielen Stunden im Wartezimmer.

Die Süße umklammerte fest deine Hand, als ihr die Tür herein tratet, ließ sie jedoch plötzlich hastig los; stürmte den Flur entlang obwohl sie eigentlich furchtbar erschöpft von dem heutigen Tag sein sollte.

Du schautest auf, starrtest ihr hinterher, dein Herz blieb stehen; er stand vor dir.

Du dachtest zuerst du hättest Halluzinationen, warst nun vollkommen verrückt geworden.

Doch die Kleine rannte immer weiter, direkt in die Arme ihres Vaters.

Er hob sie in die Luft, strahlte sie mit funkelnden Augen an und drückte sie fest an sich.

Glücklich schlang sie ihre dünnen Arme um seinen Hals, presste ihren kleinen Kopf an seine muskulöse Brust und seufzte leise in sich hinein.

„Papa!“ Schrie sie freudig auf, einen Kuss auf ihre Haare erntend und federleicht auflachend, zu froh endlich wieder einen der liebsten Menschen in ihrem Leben zurück zu haben.

„Hey Krümel.“ Seine Stimme klang erschöpft, ausgelaugt, doch grinste er sie an wie tausende Sonnen und alle Sterne zusammen, verliebt und stolz und erleichtert zu gleich.

Dein Herz schlug wenige Takte schneller, dein Lächeln wurde immer breiter.

Es war einfach zu schön um wahr zu sein.

Er hob seinen Blick, begegnete deinem, und sein Grinsen wurde soweit es irgendwie möglich war noch breiter.

Erst langsam und dann immer schneller liefst auf ihn zu, könntest schon die Tränen spüren, die deine Kehle zuschnürten, sich in deinen Augen sammelten.

Das war einfach unmöglich.

„Ace.“ Bekamst du erstickt hervor, bevor du dich wie eure Kleine eben, fest an seinen Körper drücktest.

Seine dir so schmerzlich bekannte Wärme strömte, überflutete, jede einzelne deiner Zellen.

Du schmiegtest dich noch fester an ihn, spürtest nun seinen Arm um deine Hüfte.

Du konntest es einfach nicht fassen.

Auch die Kleine legte nun ihr schmächtiges Ärmchen um deinen Hals, scheinbar denkend deine Tränen wären aus Trauer; doch es war Erleichterung, Freude und ein Felsbrocken, der von deinem Rücken fiel.

Du konntest endlich wieder atmen.

„Hey.“ Vorsichtig wischte er eine deiner Tränen von deiner Wange. „Ich bin wieder da.“
 

Seventh

Du warst nie sonderlich beliebt gewesen und wenn du ehrlich warst hatte dich das auch nie sonderlich gestört.

Du überließt die zehntausendfach gelikte Ask.fm Seite, der Prinzessin mit den blonden, arschlangen Haaren, schautest dir gerne die mageren Gespräche, der Mädchen mit ihren Internetbekanntschaften an und verdrehtest herzhaft lachend die Augen, bei den „tiefgründigen“ Zitaten unter den Dekolleté betonenden Bildern deiner Mitschülerinnen.

Du mochtest es im Hintergrund zu bleiben; die stille Beobachterin, die sich in ihrem Kopf ihre eigene Meinung zu allem bildete.

Und diese war eindeutig.

Arrogant.

Falsch.

Alle.

Dumm; vor allem dumm.

Matheformeln waren ja wohl wichtiger, als das zu Tode gephotoshoppte Bild, das unbedingt die 200 Like Marke auf Instagram knacken musste, ebenso wie die Grammatik an der Tafel, diesen Menschen besser helfen konnte, als die fiesen Worte über ihre unbeliebten Klassenkammeraden loszuwerden.

Aber Meinungen sind subjektiv; oberflächlich.

Vielleicht wird der Typ, der den Unterschied zwischen vegan und vegetarisch nicht kannte, ein bekannter Arzt, der mit seinen Forschungen ein Heilmittel gegen die Krankheit Krebs entwickelt; sowas kann man nie wissen.

Das war nun mal unsere heutige Generation.

Ob du dich nun mit Hipster Kappen, Push-up BHs und hässlichen Nike Schuhen anpasstest oder dich einfach wie ein Chamäleon, unauffällig und unsichtbar, durch die Masse schmuggeltest, war wahrscheinlich völlig egal.

Aber auch Chamäleons werden nun mal von nervigen, kleinen Kindern, hinter mit Fingerabdrücken benetzten Glasscheiben, entdeckt.

Niemand ist davor sicher; irgendwer sieht einen immer.

Und das Balg, dass dich um den Verstand brachte, hörte auf den Namen: Portgas D Ace.

Was für dich wohl dein persönliches Brechmittel war, schien für die restliche weibliche Bevölkerung dieses Planeten ein wahrlicher Traum zu sein.

Ein männliches Wesen mit guten Genen war wahrscheinlich heutzutage wirklich eine angenehme Sensation, das konntest du nicht abstreiten, aber der Massenhype, der dieser Typ auslöste, war für dich einfach unverständlich.

Bilder, die in 13-jährigen Mädchenzimmern mit pinken Wänden und Mile Cyrus CDs hingen und Scharen von Gruppen, die sich um den Sommersprossigen drängten?

Wo wart ihr denn hier? In einer schlechten amerikanischen Sitcom?

Sein Gesicht hattest du also schon denen untergeordnet, die du am liebsten dein gesamtes Schulleben lang meiden wolltest.

Nicht weil du Angst vor ihm-, sondern eher weil du Angst vor den an den Haaren reißenden Mädchen und den breitgeschulterten „Bodyguards“, die ihn wie Wachhunde 24/7 umgaben, hattest.

Und das mit gutem Recht.

Ein schiefer Blick von der Seite reichte schließlich schon um diese bildungsresistenten Intelligenzallergiker zum kläffen zu bringen..

Weshalb es dich wirklich wunderte, dass du noch alle deine Gliedmaßen besaßt, nach dem klitzekleinen Malheur, dass dir passiert war.
 

Wie immer hatte es freitags um 13:00 geklingelt.

Und wie immer hattest du dich hastig auf den Weg nach draußen gemacht, um so schnell wie du konntest dem Bildungsgebäude zu entfliehen, in dem deiner Meinung nach kaum ein einziger richtig gebildet war.

Doch da warst du wohl nicht alleine gewesen.
 

Irgendjemand hatte schon vor Sekunden die Tür aufgerissen, direkt nachdem das furchtbare und gleichzeitig so wunderbare Geräusch der Klingel durch das große Schulhaus geschallt war.

Du konntest schon förmlich die frische Brise spüren, die draußen, nur 46 Treppenstufen entfernt, auf dich wartete.

Aber eben auch nur fast.

Vor dir lag wie immer ein, sich bewegender Hürdenlauf, dessen Schwierigkeit größtenteils in der Ungewissheit der Hindernisse lag.

Immer blieb ausgerechnet direkt vor dir jemand stehen, oder irgendwer rannte natürlich press an dir vorbei, schmiss dich beinahe auf den Boden.

Manchmal hättest du am liebsten deine gute Erziehung vergessen, und diese kleinen Scheißer ebenfalls einfach mal zurück geschubst; bisher beließt du es jedoch noch bei tödlichen Blicken.

Doch nicht immer war die Behinderung, zwei Köpfe kleiner, sondern vielleicht auch einen ganzen Kopf größer und beachtlich breiter gebaut, als du.

Und wenn dieser Prolet dann auch noch ausgerechnet urplötzlich auf der Treppe stehen bleibt, du unmöglich bremsen kannst und einfach unausweichlich in ihn hineinbretterst, dann solltest du dir gut überlegen ob du nun schreien oder einfach deine Klappe halten solltest.

Dein Kopf prallte gegen seinen Rücken, deine Nase wurde in sein Shirt gedrückt, nahm den Geruch von Waschmittel und einem Hauch, süßen Männerparfum wahr. Dein Körper wankte gefährlich, ließ deinen Schädel immer und immer und immer wieder gegen seinen Oberkörper schnellen.

Schließich krallten sich deine Finger auf der Suche nach Halt in sein Oberteil, du japstest nach Luft, als du endlich wieder dein Gleichgewicht zurück erobert hattest.

Du atmetest tief ein, wolltest schon wieder weiterlaufen diese kleine peinliche Situation ignorierend.

„Oh, Entschuldigung.“ Grrinsend hatte sich jedoch dein Vordermann schließlich zu dir umgedreht, dessen Lächeln sich aber ebenso wie dein eigenes wutverzogenes Gesicht, in eine erstaunte Grimasse verwandelte.

Ace.

Musstest ausgerechnet du immer in solche 100-Meter tiefen Fettnäpfchen treten?

Er schüttelte kaum merklich den Kopf. „Bist du neu?“ Erstaunt schaute er dich an und du verdrehtest, nun wieder etwas gefasster, genervt die Augen.

„Ich bin seit 6 Jahren in deiner Parallelklasse.“ Schnell schlängeltest du dich an ihm vorbei, versuchtest einfach weiter deinen Weg fortzusetzen; er folgte.

„Wieso kenn ich dich dann nicht?“ Provokant gesellte er sich neben dich, musste schon beinahe die Treppe hinunter joggen um mit dir Schritt halten zu können.

„Ich hatte gerade etwas Wichtigeres zu tun, als Gott den Menschen Auffälligkeit verliehen hat.“

Er lachte auf.

„Aber bei der Ausgabe von Sarkasmus hast du dich ganz vorne angestellt, oder was?“

Scheinbar wartete er auf eine Reaktion von dir, doch sie blieb aus.

Stattdessen hechtetest du weiter Richtung Ausgang, hoffend, dass ihn bald irgendjemand abfangen würde und er somit endlich wieder das Interesse an dir verlor.

Doch er hielt sich hartnäckig, kaugummiartig und klettverschlussmäßig an deinen Rücken geheftet, begann erneut ein Gespräch.

„Und wie heißt du, Unbekannte?“

Aggressiv schnaubtest du auf.

„Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“

In jedes dieser Worte legtest du die größte Portion an Missgunst, die du zu bieten hattest.

Er gluckste nur vor sich hin.

„Ich kann nicht fassen, dass du mir nie aufgefallen bist.“

Rief er dir noch hinterher, bevor sich eine Welle an Schülern zwischen euch drängte und die Strömung euch in zwei unterschiedliche Richtungen verschlug.
 

Damit hatte alles angefangen; mit diesen wenigen Sätzen, seinem breiten Grinsen und den vielen hasserfüllten Blicken deinerseits.

Und zu deinem Bedauern hatte es auch nicht so schnell wieder aufgehört.
 

Am Montagmorgen trittst du wie immer genervt, deinen besten, und wohl auch einzigen Freund, Trafalgar Law dicht hinter dir spürend und deine Motivation schon wieder irgendwo Richtung absoluten Nullpunkt gleiten sehend, durch die Tür der Schule.

Eines der wenigen Dinge, die dieses Haus erträglich machten, war wohl die wohlige Wärme, die einen an kühlen Tagen begrüßte, sowie die angenehmen Kühle, an den hitzigen.

Schweigend schlurft ihr beide Richtung Treppe, die zu eurem jetzigen Saal führte.

Ihr beide kanntet euch schon seitdem ihr auf diese Schule kamt; wart schon immer jeweils der stille Sitznachbar und die erste Wahl bei Partnerarbeiten gewesen; konnte man euch nun also wirklich als Freunde betiteln?

Zumindest wart ihr das, was dem am Nächsten kam.

Ein 5 Klässler fing neben dir an den Vertretungsplan durch die Aula zu grölen und du hieltest dir schnell eines deiner Ohren zu, um nicht sofort einem Tinnitus zu verfallen.

Danke, hättest du am liebsten zurück geschrien. Ihr alle wart ja auch nicht fähig selbst zu lesen.

Doch stattdessen warfst du Law nur einen flüchtigen Blick zu, dessen Gesichtsausdruck der Spiegel deiner Seele zu sein schien, und trottetest weiter die Stufen hinauf.

Hattest du auch nur einen einzigen Gedanken an deinen Fauxpas am Freitag verschwendet?

Haha, nein natürlich nicht.

Der zweite Beteiligte scheinbar jedoch schon.

Als du das Ende der Treppe erreicht hattest, stach dir schon ein vor sich hin grinsender Ace ins Auge, der alles, aber sicherlich nicht an seinem üblichen Platz stand.

Als er dich sah, lief er dir sofort entgegen.

Seine Hände steckten in den Taschen seiner dunklen Jeans, seine Sommersprossen wurden bestrahlt von dem kalten Licht der Energiesparlampen über euch und hättest du nicht dein eiskaltes Schutzschild gegen Menschen wie ihn aufgebaut, wärst du ihm wohl wie zig andere in diesem Moment verfallen; wärst, warst du aber nicht.

„Ich habe Nachforschungen angestellt.“ Begrüßte er dich ohne Umschweife, ganz so als wärt ihr alte Freunde.

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen.“ Grummeltest du nur tief durch atmend, deinen Weg einfach fortsetzend.

„Willst du nicht wissen, was für Nachforschungen?“ Fragte er dich nervig wie er nun Mal war und du schütteltest wenig interessiert deinen Kopf.

„Nein, nicht wirklich.“

„Ich erzähl es dir aber trotzdem.“ Fuhr er dennoch fort, alle deine Worte wie eine Fliege auf der Windschutzscheibe davonwischend.

Dein Name war nur eins von vielen Dingen, die er über das Wochenende über dich herausgefunden hatte und wahrscheinlich auch das Wahrste von allen.

„Das ist doch alles totaler Schwachsinn.“ Entkam es dir schließlich nach der gefühlt hundertsten Tatsache über dich, von der du selbst keine Ahnung hattest.

„Ich bin weder taub noch stumm. Mein Verstand blendet nur unterentwickelte Lebewesen aus. Wie in dem Buch 0.4 indem-…“ Schnell unterbrachst du dich selbst. „Ja.“ Hingst du langezogen hinten dran um deinen Satz hastig zu beenden.

„AHA! Du bist ein Bücherfreak!“ Rief er triumphierend.

„Ich bin kein Freak.“ Murrtest du schwach, ohne jegliche Wiederlegung.

Ganz klarer Urinstinkt. Verteidigen bis zum Schluss, selbst wenn du weißt, dass du falsch liegst.

Wenn du nämlich genauer darüber nachdachtest warst du vielleicht doch eine ziemliche Nulpe.

Er fuhr fort.

„Weißt du, du bist selbst ein verschlossenes Buch und wenn die Menschen nichts über dich wissen, schreiben sie eben ihre eigene Fassung.“

Mit offenem Mund und fragendem Blick starrtest du ihn an, verwundert darüber, dass das für dich langjährige Minushirn, einen solchen Satz raushauen konnte.

„Klar, ich verteil Morgen Flugblätter über mich, um ja jede Unklarheit aus dem Weg zu räumen.“ Antwortetest du augenverdrehend.

„Bloß nicht zu wenig Sarkasmus.“ Entgegnete er grinsend, bevor du nach schier einer Ewigkeit endlich deinen Klassensaal betrittst.

An deinem Platz wartete schon Law auf dich, der dich, mit einem eindeutig zu zweideutigen Blick anschaute.

Du verzogst dein Gesicht.

„Sag jetzt bloß nichts!“ Begannst du, noch bevor er den Mund geöffnet hatte.

Beschwichtigend hob er die Hände.

„Meine wunderschöne Seifenblase ist scheinbar am Freitag geplatzt.“

Du stütztest deinen Kopf auf deinen Händen ab, wartetest auf irgendeine Reaktion deines Sitzpartners.

Doch dieser lachte nur auf. Deine blitzenden Augen brachten ihn zum Verstummen.

„Entschuldigung, aber, deine Situation ist wirklich amüsant.“ Er räusperte sich.

„Ja, alle lachen.“ Wieder einmal folgte dein berühmtes Augenrollen.

Law setzte gerade zu einem Konter an, als erneut Ace in den Raum geschlendert kam; direkt auf dich zusteuerte.

Die Augen der weiblichen Besetzung dieses Raumes, folgten ihm beinahe schon geisterhaft, hoffend, dass er ausgerechnet sie mit seiner unspektakulären Aufmerksamkeit beehren würde.

Frustriert seufztest du auf.

Er blieb vor dir stehen, schaute dich grinsend an.

„Wir müssen etwas machen.“

Deine Augenbrauen führten den: Was-genau-willst-du mir-jetzt-damit-sagen-Tanz auf.

„Weißt du, am Freitag war Freitag, und heute ist schon wieder Montag-...“

„Ja, und morgen ist Dienstag?“ Fragtest du genervt aufstöhnend, und er schaute dich perplex an, bevor ein herzhaftes Lachen seiner Kehle entsprang.

„So hatte ich das nicht gemeint.“

Monoton zucktest du nur die Schultern.

Dann sollte er halt Klartext mit dir reden.

„Geh nach der Schule was mit mir essen.“ Sagte er schließlich, zusammenhanglos zu seinen vorherigen Sätzen.

Beinahe schon empört dir überhaupt solch eine Frage zu stellen, murmeltest du ein selbstverständliches „Nein.“

„Ach bitte.“ Bettelte er weiter.

„Lass mich endlich in Ruhe." Knurrtest du genervt, nach einer Ausrede suchend, und das erste Argument, das dir spontan einfiel in die Geräuschkulisse werfend.

„Ich mache aus Prinzip nichts mit gut aussehenden Schwarzhaarigen.“

Daraufhin musterte Ace, Law mit zusammengepetzten Augen, bevor er fragend auf ihn zeigte.

„Laws Haare sind… gefärbt?“ Versuchtest du dich herauszureden; erfolglos.

Aufschnaubend warf dieser nämlich die Arme in die Luft. „Halt mich da raus! Bei mir ist alles echt!“

Du gabst ein gekünsteltes Heulen von dir.

Triumphierend starrte dich Ace an, nun auf deine Ausrede, die du nicht fandst, wartend.

„Na gut.“ Hattest du schließlich nur geknurrt. „Aber du zahlst.“
 

Das Gerücht eures „Dates“ hielt sich wacker einige Wochen auf Platz eins der Top Gesprächsthemen und die Tatsache, dass der Schwarzhaarige auch kaum mehr von deiner Seite wich, machte es auch nicht gerade besser.

Du konntest nur erahnen, was er an dir so sehr mochte.

Und diese Kleinigkeit, zeigte dir, dass er doch nicht so war, wie du immer dachtest.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Stevy
2017-07-18T20:51:18+00:00 18.07.2017 22:51
Ganz tolle one Shots ich bin schwer begeistert. Und ACE hast du echt gut getroffen 😘
Von: abgemeldet
2015-11-24T20:34:10+00:00 24.11.2015 21:34
Süüüüüüüüüüß! <3
Einfach nur niedlicher kleiner OS.^^
Mir gefällt dein Schreib still.^^

LG^^
Von: abgemeldet
2015-11-24T20:19:41+00:00 24.11.2015 21:19
Gott war das süß!<3 <3
Hat mir sehr gut gefallen.^^

Lg^^
Von: abgemeldet
2015-10-27T11:38:16+00:00 27.10.2015 12:38
So süß :D
Warum passiert das nicht mal in echt?
Von: abgemeldet
2015-10-22T11:34:29+00:00 22.10.2015 13:34
Total süß, ich hab bei keinem jemals sowas gesehen oder gehört :D
Ich finde deine Geschichte toll! :)
Antwort von:  Elize
22.10.2015 14:08
Dankeschön!:) Falls du schon vorher weitere OS lesen willst, kannst du auch gerne auf Fanfiktion.de vorbeischauen :) Da sind schon deutlich mehr online hehe xd
LG, El :)


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