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Yurushimasu

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ach naja, weil ich heute so gut drauf bin und der Prolog ja doch sehr Kurz war, kommt hier noch Kapitel 1 (: Komplett anzeigen

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Prolog

Yurushimasu
 

Als ich noch ein Kind war nahm ich jedes Jahr an einem Talentwettbewerb teil. Jedes Jahr wurde er von der Yurushimasu Grundschule veranstaltet während des letzten Abends des Hanami. Auf dem großen Festplatz vor dem Tempel bauten die Lehrer und freiwillige Helfer eine Bühne auf und kurz vor dem abschließenden großen Feuerwerk, versammelte sich dort die ganze Stadt und schaute den Kindern zu. Bis ich 12 Jahre alt war sang ich jedes Jahr etwas vor. Anfangs mit der Musik einer CD im Hintergrund, später spielte ich dazu Klavier. Ich liebte das Hanami. Es war für mich die schönste Zeit des Jahres. Zusammen mit meinen Freunden erfreute ich mich an den Köstlichkeiten der verschiedenen Stände und fuhr mit viel Vergnügen Karussell.

Doch ein Hanami veränderte später alles…
 

28. März 2013. Yurushimasu.
 

Hastig knöpfte sie ihm das Hemd auf während er sie gierig gegen die Wand drückte. Atemlos verteilte er Küsse auf ihrem Hals und Dekolleté und schob ungeduldig die Träger ihres BH’s bei Seite. Ihr Kimono lag schon längst irgendwo auf dem Boden und nun gesellte sich auch sein Hemd dazu. Kurz hielten beide inne und betrachteten einander. In ihrem Blick lag Verlangen als sie seinen muskulösen Oberkörper betrachtete. Für einen 16-Jährigen war er bemerkenswert gut gebaut, dabei machte er nicht mal großartig Sport. Doch auch ihm gefiel was er sah. Ihr Körper war schlank, mit leichten weiblichen Rundungen. Und wie sie so an der Wand lehnte, mit dem verklärten Blick und dem BH, dessen Träger schon nur noch träge an ihren Armen baumelten und dem Spitzenslip, der nur das allernötigste bedeckte, machte sie ihn wahnsinnig. Nur ein paar Sekunden vergingen in denen sie einander so lüstern musterten, dann fielen sie wieder Hungrig übereinander her. Mit zitternden Händen nestelte sie am Reißverschluss seiner Hose rum, ehe sie ihm diese mitsamt Boxershorts abstreifte. Währenddessen öffnete er ihren BH und liebkoste ihren Hals, was sie immer wieder zum keuchen brachte. Mutig durch den Alkohol, welcher ihr die Sinne benebelte, ließ sie ihre Hand von seiner Brust langsam zu seiner Mitte gleiten. Vorsichtig berührte sie ihn an seiner empfindlichsten Stelle. Ein erregtes Stöhnen seinerseits ließ sie fester zupacken und im selben Moment packte er sie um die Hüften und hob sie hoch. Durch ihren feuchten Slip konnte sie deutlich seine Erregung spüren. Leidenschaftlich drückte sie ihre Lippen auf seine, während er sie zu seinem Bett trug. Vorsichtig legte er sie darauf ab und zog ihr langsam den Slip aus. Vollkommen nackt betrachteten sie einander, ehe sie sich ein wenig auf die Unterarme aufstützte und ihn lüstern unter ihren dichten, langen Wimpern ansah. Seine Erregung war mächtig. Jedenfalls kam es ihr so vor. Ihr Blick verfolgte ihn während er um das Bett herum zu seinem Nachtschränkchen ging und ein Kondom aus der obersten Schublade holte. Sie war bestimmt nicht seine erste Bettgeschichte. Ungeduldig riss er die kleine Verpackung auf und dann war er wieder bei ihr, zwischen ihren Beinen. Ein letzter Blick, verschwommen vom Alkohol. Dann drang er in sie ein. Ein lustvolles Stöhnen entglitt ihr als sie sich zurückfallen lies, die Hände in seinem blonden Haar vergraben. So feierten sie das Hanami eben auf etwas andere Weise…

Kapitel 1
 

27.März 2015
 

Yurushimasu war ein kleines Städtchen. Direkt am Meer gelegen mit bewaldeten Bergen im Hintergrund, bildete es ein idyllisches Bild und lockte jedes Jahr viele Touristen an. Besonders Ende März- Anfang April war eine beliebte Urlaubszeit. Es war die Zeit des Hanami – Kirschblütenfestes – und in Yurushimasu blühten die Kirschblüten immer besonders schön. In der Woche des Kirschblütenfestes gab es in jedem Laden des Städtchens die große Tombola Aktion. Bei jedem Einkauf erhielt man ein Los und der Gewinner wurde am Finalen Abend des Hanami gewählt, dem 28. März. Zu diesem Anlass wurde auf dem Platz vor dem Tempel, welcher am Fuß einer der Hügel stand, eine kleine Bühne aufgebaut. Am Abend, kurz bevor das Feuerwerkt zum Abschluss des Festes gezündet wurde, fand dort die alljährliche Taltenshow der Yurushimasu Grundschule statt und anschließend die Verlosung der Tombolagewinne. Die große Straße die zum Tempel führte, mit den vielen Cafés und Boutiquen, wurde dann von unzähligen hölzernen Fressbuden und anderen Attraktionen gesäumt. Den ganzen Abend wurde gegessen, gelacht oder auf der Tanzfläche auf dem Marktplatz, wo die Straße zum Tempel begann, getanzt. Das Feuerwerk wurde jedes Jahr oben vom Tempel aus gestartet und es war jedes Jahr die Hauptattraktion.

Bis jetzt gab es in Yurushimasu nur wenige Jahre in denen das Kirschblütenfest, buchstäblich, ins Wasser viel. Die meisten Jahre war es schon gegen Ende März sehr warm. So auch dieses Jahr. Am Tag vor dem großen Festtag war der Himmel strahlend blau und wolkenlos. Die Sonne knallte schon seit dem Vormittag unerbittlich auf die Bewohner der Stadt nieder und erschwerte die letzten Vorbereitungen. In mitten des Getümmels das auf dem Marktplatz herrschte um die Tanzfläche und das Pult für den DJ aufzubauen, setzten sich zwei Mädchen an einen Tisch unter einen Sonnenschirm in einem der Cafés.

Beide waren schwer mit Tüten beladen und fächelten sich etwas Luft mit der freien Hand zu. Kaum das sie saßen kam auch schon eine Bedienung. Ein junges Mädchen mit lila Haaren und Brille, soweit eines der beiden Mädchen sich erinnerte, ging sie auf ihre Schule ein paar Stufen unter ihnen. Mit einem freundlichen Lächeln wurden die Freundinnen begrüßt und erhielten beide eine Getränkekarte. Geduldig wartete das Mädchen mit der Brille.

„Ich nehme einen Erdbeermilchshake. Und du Sora?“ Interessiert schaute sie zu ihrer rothaarigen besten Freundin Sora Takenouchi rüber. Diese tastete mit den Augen noch ein letztes Mal die Karte ab ehe sie „Einen Cappuccino bitte“, sagte und der Bedienung lächelnd die Karte reichte.

„Ich bin ganz schön erschöpft nach dieser Shoppingtour, oder ehr Höllentour. Ich kenne wirklich niemanden der so shoppen kann wie du Mimi.“ Verschmitzt grinste genannte, Mimi Tachikawa, ihre Gegenüber an. Sie nahm das als Kompliment, denn es gab auch nichts was sie lieber tat. Shoppen half ihrer Meinung nach gegen alles, weswegen sie es wohl auch so häufig tat.

„Aber es hat sich doch gelohnt. Die neuen Schuhe sind der Hammer. Damit hinterlässt man gleich einen super Eindruck, wenn am Montag die Schule wieder losgeht. Und in deinem Abschlussjahr ist der wichtig. Da musst du nochmal so richtig zeigen was du hast und Spaß haben, vor allem Spaß mit mir. Immerhin ist es das letzte Jahr das wir zusammen sind.“ Bei den letzten Worten wurde ihr Blick wehmütig. Doch das Rad der Zeit war vorangeschritten und nach diesem Jahr würde ihre beste Freundin weggehen um zu studieren und sie hier zurücklassen. Mit ihr würden auch viele andere gehen mit denen sie in irgendeiner Art und Weise verbunden war. Doch in den letzten Jahren gab es eigentlich nur noch Sora und sie. Manchmal auch Taichi „Tai“ Yagami, Soras bester Freund Schrägstrich Schoßhündchen. Waren die drei Mal zusammen unterwegs, klebte er wie Kaugummi an Sora, was Mimi sichtlich nervte, da er sie ganz offensichtlich mehr ignorierte als akzeptierte. Früher war sie auch mal mit Tai befreundet gewesen, doch mit der Zeit hatten sich beide voneinander weg entwickelt und schließlich blieb ihr Sora als einzig wahre und beste Freundin. Neben Sora war wohl Hikari „Kari“ Yagami die einzige die sie noch als Freundin bezeichnen würde. Es war in den letzten Monaten nicht die engste Freundschaft, doch sie mochte die kleine Yagami, die so ganz anders war als ihr großer Bruder und Sora. Früher traf sie sich ab und an mit ihr, doch als sie sich das letzte mal gesehen hatten war sie gerade frisch mit Takeru „T.K“ Takaishi, Yamato „Matt“ Ishidas kleinem Bruder, zusammen gekommen. Sehr zum Missfallen von Tai, der einen Ausgeprägten Beschützerinstinkt hatte. Wohl etwas zu ausgeprägt, wie Sora und Mimi oft dachten. Es war nicht nur einmal vorgekommen dass er Kari auf ein Date begleitete und bei dieser Gelegenheit auch immer Sora mitschleppte. Mimi war sich daher nicht ganz sicher, ob der braungebrannte Fußballstar der Yurushimasu High-School nicht vielleicht etwas von ihrer besten Freundin wollte – mehr als nur Freundschaft. Aber Sora hatte schon lange nur Augen für einen. Den Bad Boy der Schule: Yamato. Als selbsternannter Rockstar und Weiberheld, hatte er mehr Bettgeschichten gehabt als andere Bücher gelesen haben. Konnte man den Gerüchten Glauben schenken, hatte er jede Woche eine Neue im Bett. Früher waren er, Sora und Tai ein eingeschworenes Team. Schon seit frühesten Kindertagen spielten sie gemeinsam auf dem Spielplatz. Später, in der Grundschule, kamen Mimi und Koushiro „Izzy“ Izumi dazu, welcher noch jetzt ihr Banknachbar war und mit welchem sie auch eine Aart Freundschaft verband. Beide ein Jahr jünger. Aber Kindern machte der Altersunterschied wenig aus und so verbrachten sie viel Zeit zusammen, bis sich mit dem Wechsel der drei älteren auf die Mittelschule einiges veränderte. Während Tai und Matt den Kontakt fast gänzlich zu den zwei zurückgelassenen abbrachen (als 7.Klässler mit Grundschülern befreundet zu sein war schließlich „uncool“) , zerbrach auch die Freundschaft zwischen Matt und den anderen beiden immer mehr. Sora und Tai, zwei begeisterte Sportler, gingen in den Schulclubs voll auf und schlossen schnell neue Freundschaften, währenddessen kapselte sich Matt ab und entwickelte den Wunsch ein Rockstar zu werden. Zusammen mit ein paar Jungs von der privaten Mittelschule in Yurushimasu, der Jackson Mittelschule und High-School, welche mit der Yurushimasu Mittelschule und High-School in allen Bereichen Konkurrierte, gründete er eine Band und verbrachte seine außerschulische Zeit abseits seines gewohnten Viertels. So lebten sie sich auseinander und verloren sich doch nie ganz aus den Augen.
 

„Ich gehe morgen mit Matt zum Hanami.“ Mit leuchtenden Augen schaute Sora die Brünette an und holte sie schlagartig zurück in die Gegenwart. Überrumpelt schaute die Angesprochene zurück. Sprachlos. Das war sie. Doch was ihr Mund nicht ausgesprochen bekam wirbelte umso schneller in ihrem Kopf umher. Von allen Jungs aus ganz Yurushimasu musste es ausgerechnet Matt sein. Auch wenn Mimi wusste das ihre beste Freundin seit einiger Zeit für den Musiker und Ex-Besten Freund schwärmte, hätte sie es nie für möglich gehalten das daraus etwas werden würde. Während Sora anständig und fleißig war, ihre schulische Ausbildung überaus wichtig nahm, war Matt doch ehr ein Draufgänger, der nachts lange ausging und tags drauf im Unterricht fehlte. Und dann war da natürlich noch ein anderer Vorfall. Einer der Mimi schon lange ein schlechtes Gewissen bereitete. Mal war es besser mal schlechter, doch besonders in den letzten Wochen, in denen Sora vermehrt von dem Blonden redete, konnte Mimi ihre Geheimnis immer schlechter verbergen.

„Wow. Das freut mich. Also…wie ähm wie ist es denn dazu gekommen?“ Schnell steckte sie sich den Strohhalm ihres Shakes in den Mund, der soeben gekommen war, ehe sie sich noch verplapperte. Sie hoffte Sora bekam nicht mit, das sich ihre Begeisterung in Grenzen hielt

„Naja neulich hab ich ihn nach dem Unterricht auf dem Gang getroffen an seinem Spint und dann hab ich ihn einfach mal gefragt. Ich dachte mir wenn ich es jetzt nicht wage ist es irgendwann zu spät. Immerhin bleiben mir nur noch ein paar Monate ehe alles vorbei ist.“ Aufgeregt schaute sie ihrer Freundin über den Tisch weg in die Augen. Vor Aufregung waren ihre Wangen leicht gerötet. Trotz des vielen schlechten Geredes über Matt, schien sie diesen wirklich zu mögen. Anfangs dachte Mimi Sora sei vor allem in den Matt, den sie aus ihrer Kindheit kannte verliebt, doch nachdem sie Mimi immer mehr erzählte nahm deren schlechtes Gewissen immer mehr zu. Anscheinend mochte sie ihn wirklich und das schon etwas länger. Während Sora immer noch von Matt schwärmte schien sie die Stummheit von Mimi nicht weiter zu bemerken. Fröhlich plapperte sie vor sich hin und schwärmte vom Hanami letztes Jahr.

„Morgen muss das tollste Hanami meines bisherigen Lebens werden. Und deswegen brauche ich jetzt auch noch einen spitzenmäßigen neuen Kimono. Matt soll es immerhin die Sprache verschlagen.“ Energisch donnerte Sora ihre Faust auf den Tisch, was ihre Freundin zusammenschrecken ließ.

„Los lass uns schnell zahlen.“ Immer noch von dem schlechten Gewissen geplagt zückte Mimi ihr Portemonnaie und legte genug Geld für ihren Shake hin.
 

28.März 2015
 

„Oh Mimi ich bin so Aufgeregt.“ Schon den ganzen Nachmittag war die Rothaarige nervös und hibbelig gewesen. Andauernd fragte sie Mimi nach der Uhrzeit oder schaute auf ihr Handy. Daher war sie enorm erleichtert als es endlich 16 Uhr wurde und es Zeit war sich fertig zu machen. Auch Mimi war froh, doch ehr das Sora nun fürs erste still gestellt war und damit beschäftigt sich die Haare zu machen und den Kimono anzulegen. Gestern, nachdem sich beide Mädchen einen neues festliches Gewand gekauft hatten, trafen sie noch Taichi in der Stadt und Sora, freundlich wie immer, lud ihn ein mit ihr und Matt doch mit auf das Hanami zu kommen. Taichi, immer um Sora bemüht, willigte natürlich sofort zu, runzelte bei dem Namen Yamato jedoch die Stirn. Erst später, als Mimi schon wieder daheim war und auf ihrem Bett lag, rief Sora panisch an. Mit einem Mal kam ihr die Idee das Tai mit auf ihr Date kam doch nicht mehr so gut vor. Also war es nun an der Zeit ihre Freundin zu nötigen mit ihnen hinzugehen und sich um Tai zu kümmern. Wäre Sora nicht ihre allerbeste Freundin auf der ganzen weiten Welt, hätte sie niemals zugesagt. Denn es war nun einmal eine Tatsache das Mimi Tai wenig zu sagen hatte und Tai Mimi ebenso wenig. Und nun hatten sie heute 18 Uhr also quasi ein Doppeldate.

„Denkst du Matt findet mich hübsch?“ Mit skeptischen Blick musterte sich Sora im Spiegel und drehte sich währenddessen immer mal wieder hin und her um sich von allen Seiten zu sehen. Auch Mimi begann den Kimono zu mustern. Es war ein Kurotomesode, aus gänzlich schwarzen Stoff und nur einem gemusterten Saum auf dem viele kleine Vögel in bunten Farben abgebildet waren. Um die Taille hatte Mimi ihr einen Obi in leuchtendem Grün gebunden, passend zu den Augen ihrer Freundin.

„Wenn er es nicht tu bring ich ihn um.“ Aufmunternd lächelte sie Sora zu, die an ihren gelockten Haaren herumnestelte und die eine Seite noch mit einer grünen, funkelnden Haarbrosche zurück steckte.

„Das ist lieb von dir.“ Durch den Spiegel lächelte sie Mimi hinter sich zu. Diese trug einen dunkelvioletten Kimono mit heller werdenden Saum und einer Kirschblütenstickerei in hellem rosa quer über das Gewand. Ihr Obi war hellgelb und hob sich wunderbar von dem Rest ab, genau wie die kleine Beutelartige Tasche die sie dazu gekauft hatte. Die Haare trug sie ebenfalls gelockt und leicht hochgesteckt.

„Du siehst so hübsch aus. Tai sollte froh sein das ich dich mitbringe.“ Auch wenn Mimi sich schnell umdrehte, bemerkte Sora doch den leichten Rotschimmer auf ihren Wangen.

„Ja…Naja. Wahrscheinlich ist er eh noch nie mit einem hübscheren Mädchen ausgegangen und wird es nicht zu schätzen wissen. Aber wir sollten jetzt los. In einer viertel Stunde ist es um 6.“ Immer noch verlegen schlüpfte sie in ihren weißen Riemchensandalen und rauschte an Sora vorbei zu ihrer Zimmertür. Während diese sich die Sandalen überzog kam Mimis Mutter aus einer anderen Tür.

„Mama? Ich dachte du wärst bei Oma´“ Irritiert musterte Mimi ihre Mutter, die sichtlich erschrocken war.

„Ähm ja…ich…ja ich wollte nur schnell, also dein Vater, er wusste nicht welche Farbe wir für die neue Küche wollen. Da bin ich schnell hergekommen.“ , antwortete ihre Mutter stotternd. Misstrauisch beäugte die Brünette sie. Das klang wenig glaubhaft, vor allem da ihre Großmutter fast 3 Stunden entfernt wohnte. Da kam man nicht einfach mal so her und fuhr dann wieder zurück. Doch gerade hatte sie andere Sorgen und antwortete daher nur mit einem ausweichendem „Achso“.

„Ja, also ich muss dann auch wieder los. Bis nächste Woche mein Schatz.“ Im Vorbeigehen drückte sie ihrer Tochter noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Ja…Und sag Oma liebe Grüße.“ Stirnrunzelnd schaute sie ihr nach, bis sie die Treppe runter und aus der Tür gerauscht war, erst jetzt bemerkte sie die Trainingstasche die ihre Mutter um die Schulter trug.

„Ich dachte deine Mutter wäre bei deiner Oma?“

„Ja…das dachte ich auch.“

„Ist irgendwas? Du wirkst so abwesend? Alles in Ordnung?“ Skeptisch musterte sie ihre Freundin von der Seite.

„Ähm ja na klar. Los wir müssen uns beeilen.“ Ehe Sora noch ein Wort sagen konnte hatte Mimi ihre Zimmertür geschlossen und eilte die Treppe in den Eingangsflur hinunter. Auf dem Weg zur Tür schnappte sie sich ihren Haustürschlüssel von der eleganten, weißen Anrichte und öffnete die Tür. Als auch Sora das große Haus der Tachikawas in einem der vornehmen Vororte, im Stil der Amerikanischen Villenviertel, Yurushimasus verlassen hatte, sperrte Mimi die Tür zu. Seite an Seite eilten beide Freundinnen zur Bushaltestelle.

Kapitel 2
 

28. März 2015
 

Mit ein paar Minuten Verspätung kamen die beiden Mädchen endlich am Marktplatz, dem ausgemachten Treffpunkt, an. Wie nicht anders zu erwarten war, war bereits so früh am Abend eine Menge los. Überall standen Leute die lachten und redeten und aßen und tranken. Zum Hanami schien jeder Bewohner des kleinen Städtchens auf die Straßen zu gehen. Über der Gasse aus Ständen waren Lichterketten mit Lampions in gelb, rosa und weiß angebracht. Später, wenn es dunkel sein würde, würde die Stadt in ihr sanftes Licht gehüllt sein. Mimi liebte den Anblick

Suchend schauten sich die beiden Mädchen um. In der großen Menschenmenge war es schwer irgendjemanden auszumachen. Doch dann entdeckte Mimi Tai. Und wie sollte es anders sein: Der sportliche Junge stand direkt neben einem Stand der Waffeln und Crêpes anbot. ‘Das war ja typisch‘, dachte sie sich. Wenige Schritte daneben entdeckte sie nun auch Matt, zeitgleich mit Sora, die Mimi gleich aufgeregt in Richtung der beiden Jungen zog. Sora zu Liebe versuchte sie nicht ganz so Lustlos zu wirken.
 

Nachdem Sora erst schüchtern Matt und anschließend Tai begrüßt hatte und danach beide leicht überdreht angrinste, hatten sie beschlossen etwas zu essen. Zusammen hatten sie sich durch die Masse der Menschen geschoben, auf der Suche nach etwas leckerem zu essen und sich schließlich für einen Stand mit Sushi und anderen Köstlichkeiten aus Meeresfrüchten entschieden. Während Sora versucht hatte sich mit Matt zu unterhalten, verstrickte Tai sie immer wieder in kleine, belanglose Gespräche. Mimi stand einfach nur mit an dem kleinen Runden Tisch und stopfte sich das Sushi in den Mund, um nicht genervt aufzustöhnen. Sie hatte von Anfang an gewusst das diese ganze „Doppeldate-Aktion“ Schrott war, doch irgendwie tat ihr Sora schon leid.

Nachdem Tai, ganz den Gentleman spielend, Soras Portion mitgezahlt hatte, machten sie sich wieder auf den Weg. Stirnrunzelnd hatte die Brünette das Schauspiel das sich ihr dort geboten hatte mitverfolgt. Sie hatte genau gemerkt wie unangenehm Sora die Situation war und wie sie Matt dabei einen verstohlenen Blick zuwarf. Wahrscheinlich hatte die Rothaarige darauf gehofft von dem blonden Musiker, ihrem eigentlichen Date, eingeladen zu werden. Mimi war sich momentan nicht mehr so sicher wer hier wessen Begleitung war. Bis jetzt war es wohl noch lange nicht das beste Hanami aller Zeiten.

Als sie Sora, welche schon wieder von Tai belagert wurde, einen flüchtigen Blick zuwarf, streifte sie Matt. Mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck schaute er direkt in ihre Richtung und als sie sich für einen kleinen Moment direkt in die Augen schauten, überkam Mimi wieder das schlechte Gewissen. Sie schuldete Sora etwas. Entschlossen packte sie also Tai am Arm, welcher sie merklich überrascht anschaute und zog ihn in eine andere Richtung davon. „Ich hab da drüben einen Stand gesehen den ich mir mal näher anschauen will. Geht schon mal vor wir finden euch später“, rief sie den beiden zurückgebliebenen, welche nicht minder verwundert aussahen als Taichi, über die Schulter zu. Dann war sie auch schon im Getümmel der Menschen verschwunden.

Erbost versuchte der Braunhaarige sich aus ihrem Griff zu befreien, doch ihre Hand blieb eisern um seinen Unterarm geschlossen.

Wütend schnauzte er sie von der Seite an. „Was soll das denn? Spinnst du jetzt total?“

Sora sollte ihre Chance besser nutzen, wenn sie sich schon opferte mit diesem Vollidioten allein durch die Straßen zu streifen.

„Bist du jetzt auf einmal Taubstumm oder was? Erde an Prinzessin Mimi, ich rede mit dir!“ Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.

„Oh Gott kannst du nicht mal eine Minute die Klappe halten? Du labberst ja mehr als ein Waschweib!“

„Hat dich ja keiner gezwungen mitzukommen!“

„Du kapierst auch gar nichts oder?! Sora hat dich doch nur aus Höflichkeit eingeladen. Sie wollte mit Matt auf das Hanami, weil sie ihn mag. Bist du blind oder nur dumm?“, herrschte sie ihn an, als sie einen etwas ruhigeren Ecke gefunden hatte. Ihre Haare peitschten durch die Luft als sie sich zu ihm herum drehte. Ihre Augen blitzen als sie ihn fixierte. Er ging ihr gewaltig auf den Keks, doch jetzt sagte er zum ersten Mal an diesem Abend nichts. Wütend erwiderte er ihren Blick. In seinen braunen Augen sah sie den Sturm der Gefühle. Wut, Verletztheit, Entschlossenheit und ein wenig Traurigkeit. Waren ihre Worte wohlmöglich zu hart gewesen? Doch es war die Wahrheit und sie fand, die sollte er mal hören. Wie er andauernd auf Sora hockte war ja nicht zum Aushalten.

Mit einem kleinen Seufzen wandte sie den Blick ab. Auch wenn ihr gesagtes stimmte, hätte sie es doch besser verpacken können.

„Na los. Da hinten gibt es Eis, ich lad dich ein ok?“ Ihr Blick wurde wieder freundlicher, als sie seine Hand packte und ihn weiterzog, diesmal mit weniger Widerstand.
 

Auch wenn es Taichi Yagami war mit dem sie diesen Abend doch eher unfreiwillig verbrachte, war es doch recht lustig. Nach dem großen Schokoladeneis hatte es noch immer eine Weile gedauerte ehe er seine Sprache wiederfand. In dieser Zeit hatte sie einfach ein wenig erzählt. Vor allem von den Hanamis der letzten Jahre und wie sie früher immer mit ihren Eltern hier war. An ihrem ersten Hanami, an welches sie sich erinnern konnte, fing ihr Vater ihr einen Goldfisch. Sie hatte ihn Goldie genannt, doch er lebte nicht lange. Es war bis jetzt ihr erster und einziger Fisch. Mimi selbst hatte es nie geschafft, auch wenn sie es noch so oft versuchte, weswegen sie es irgendwann aufgab. Mit glasigen Augen schwelgte Mimi weiter in Erinnerungen und bekam so gar nicht mit wie ihr „Date“, welches während ihrer gesamten Erzählungen kein Lebenszeichen gegeben hatte, fast hatte Mimi gedacht er wäre mit offenen Augen und im Gehen eingeschlafen, sich wieder regte.

Goldfische. Oft hatte er sie mit Sora gefangen oder es jedenfalls versucht. Sein Blick wanderte zu Mimi. Wenn sie hier schon zusammen waren, sollten sie wenigstens das Beste aus dem Abend machen. Nachher würden sie eh wieder bei den anderen sein und bis dahin musste er einfach nur die Zeit totschlagen.

„Zufällig bist du heute mit dem Meister unter den Goldfischfängern hier. Ich zeig dir jetzt also mal wie man das macht.“

Etwas überrascht durch seine plötzlichen Worte schaute Mimi ihn an. Sie hätte nicht erwartet dass er an diesem Abend nochmal ein Wort mit ihr wechseln würde.

„Worauf wartest du denn noch? Na komm schon“, forderte er sie auf und steuerte bereits den nächsten Stand an. Beide zahlten für je für drei Versuche. Von dem Standbetreiber nahmen sie jeweils drei Papierschläger und einen kleinen Plastikbecher entgegen. Mit den leicht zerreißbaren Schlägern mussten beide nun versuchen, einen der kleinen orangenen Fische in ihren Plastikbecher zu schubsen. Seite an Seite hockten sie sich vor das Becke, um sie herum fast ausschließlich kleine Jungen und Mädchen in Kimonos und Yukatas.

„Also hier ist der Deal“, fing Taichi an :“Wer schneller einen Fisch fängt, muss dem anderen einen Crêpe ausgeben.“ Mit einem entschlossenen Nicken stimmte Mimi zu, ehe sie ihren Blick auf die Fische vor ihr richtete. Sie wollte den schönsten Fisch des Beckens haben. Doch irgendwie sahen die alle gleich aus. Keiner war größer oder kleiner als der andere. Identische Flossen und Schuppen wohin sie auch blickte. Neben ihr hatte Tai seinen ersten Versuch bereits vertan. Fluchend warf er den kaputten Schläger in einen der Mülleimer und schielte zu Mimi rüber. Vorsichtig hatte diese nun begonnen einen der Fische vor ihrem Schlägerchen her zutreiben. Ihr Gesicht war hochkonzentriert, mit einer kleinen Falte auf der Stirn. Interessiert beobachtete er sie aus seinen braunen Augen heraus. Immer wieder stupste sie den kleinen Fisch mit dem Schläger an und trieb ihn behutsam in die gewünschte Richtung. Der Plastikbecher kam immer näher. Noch ein paar Stupse an der richtigen Stelle und der Fisch wäre eingetütet. Amüsiert beobachtete er wie sich die kleine Falte auf ihrer Stirn vertiefte. Ein winziges Stückchen fehlte noch, als der Fisch sich plötzlich um seine eigene Achse drehte und einfach durch Mimis Schläger hindurchbrach und das Weite suchte. Enttäuscht richtete sich die Brünette wieder auf und verzog den Mund zu einer Schnute.

„Tja, ein Satz mit X das war wohl Nix.“

„Mach’s besser Yagami!“, fauchte sie ihn gereizt von der Seite an.

„Eine meiner leichtesten Übungen. Jetzt schau dem Meister mal bei der Arbeit zu.“ Überheblich grinset er sie an und krempelte sich die Ärmel hoch.

„Das glaub ich erst wenn ich es mit eigenen Augen sehe.“

Unter Mimis wachsamen Blick versenkte er seinen zweiten Schläger im Wasser. Mit geschickten Bewegungen, kapselte er einen der Fische von den anderen ab. Immer weiter trieb er ihn in Richtung des Plastikbechers, trieb ihn weiter in die Enge. Die Bewegungen des Fisches wurden zunehmend hektischer, doch Tai war flinker, hinderte ihn immer wieder an der Flucht. Unter dem Ungläubigen Blick Mimis, wanderte der Fisch schließlich in den Plastikbecher.

„Na was hab ich dir gesagt? Bin ich nun der Meister oder bin ich der Meister?“ Breit grinsend schaute er das Mädchen neben sich an. Die Schadenfreude konnte er nicht unterdrücken und diese wurde durch den leicht angesäuerten Blick Mimis nur noch weiter geschürt.

„Ach das war doch nur Glück. Das schafft doch jeder.“ Entschlossen beugte sie sich wieder über das Fischbecken. Diesen Erfolg würde sie ihm nicht gönnen, das wäre ja noch schöner! Die Augen zu Schlitzen verengt, visierte sie den nächstbesten Fisch an. Den Plastikbecher positionierte sie unter Wasser, wartete bis der Fisch möglichst auf einer Linie mit diesem war und gab ihm einen kräftigen Schubs. Der Papierschläger bekam einen ordentlichen Riss ab, der Fisch rempelte den Becher an und suchte dann eilig das Weite. Versuch zwei vertan. Neben sich hörte sie Tai amüsiert glucksen. Einen Versuch hatte sie nun noch übrig.

„Du darfst nicht so ruppig sein. Versuch es sanfter“, ertönte die freundliche Stimme Taichis neben ihr. Sie Atmete tief ein und aus, schloss die braunen Augen einen Moment und richtete sie anschließend auf einen der Fische. Einige Haarsträhnen hatten sich schon aus ihrer Frisur gelöst und hingen ihr locker im Gesicht. Der Fisch schwamm ruhig auf einer Stelle, fast als ob er nur auf Mimi und ihren Schläger warten würde. Sanft tauchte sie den Becher in das Wasser ein, versucht keine Wellen zu machen. Dann folgte der Schläger. Dicht hinter dem Goldfisch durchbrach er die Wasseroberfläche. Eins, Zwei, Drei Sekunden wartete sie, dann begann der Schläger sich langsam einen Weg durch das Wasser zu bahnen. Leicht stupste sie ihn an der Schwanzflosse an und brachte ihn dazu in Richtung des Bechers zu schwimmen. Immer wieder und wieder berührte sie ihn und immer näher und näher kam er dem Becher. Vor Aufregung hielt Mimi die Luft an. Nur noch ein paar winzige Flossenschläge fehlten und der Fisch säße im Becher. Vorsichtig tippte der Schläger den Fisch an und plötzlich konnte die den Becher anheben. Randvoll mit Wasser und Fisch hielt Mimi ihn sich direkt vor die Augen. Da war er. Ein Fisch. Ganz allein von ihr gefangen.

Ihre Augen glänzten vor Freude als sie sich zu Taichi umdrehte, welcher sie ebenfalls angrinste.

Beide ließen sie die Fische in je einen mit Wasser gefüllten Beutel um tüten, dann machten sie sich wieder auf den Weg.

Die Lampions über ihren Köpfen verstrahlten eine angenehmes, gemütliches Licht und strahlten Leicht die vereinzelten Kirschbäume an. Mittlerweile war es viertel vor elf, höchste Zeit sich zum Tempel auf zu machen um das Feuerwerk und die Talentshow zu begutachten. Dort würden sie sicherlich auch Sora und Matt wiedertreffen. Doch eigentlich hatte Mimi den Abend genossen, auch wenn es anfangs schwierig war. Das Fische fangen war doch sehr amüsant und hatte den Abend mehr als erträglich gemacht.

„Wir sollten langsam hoch zum Tempel“, richtete sie sich an Taichi, der neben ihr stand und den Blick über die Menschenmenge schweifen lies. Sicherlich auf der Suche nach einem bestimmten Rotschopf.

„Klar. Aber vorher schuldest du mir noch einen Crêpe mit Schokosoße.“

„Sicher.“

Gemeinsam schoben sie sich wieder durch den Strom der Leute, der nun gen Tempel vorrückte. Mehr oder weniger wurde sie mitgerissen und konnten sich nur schwer lösen als ein Stand mit der französischen Köstlichkeit in Sicht kam. Immer wieder mussten sie die Leute mehr oder weniger Sanft anrempeln um sich einen Weg an den Rand zu bahnen. Als sie dann endlich vor der kleinen Holzhütte standen begutachtete Mimi das Angebot. Es hab Süße und Herzhafte Crêpe. Während Tai der freundlichen Verkäuferin seinen Wunsch bereits genannt hatte („Einen großen Crêpe mit extra Nutella bitte.“), war Mimi noch immer am überlegen.

„Und ich nehme einen Mir saurer Sahne, Schinken und Käse bitte.“

Zufrieden nahmen beide die noch warmen Crêpes entgegen, nachdem Mimi bezahlt hatte.

„Sag mal schmeckt das denn überhaupt?“ Skeptisch beäugte Taichi das Essen auf Mimis Hand. Seiner Meinung nach mussten Crêpe schon mit Schokolade oder Erdbeeren oder so gegessen werden, aber doch sicher nicht mit Schinken.

„Klar schmeckt das. Und zwar viel besser als deiner. Ich dachte du bist Sportler. Sollte man da nicht mehr drauf Acht geben was man so in sich reinschaufelt?“ Etwas beleidigt nahm sie einen großen Bissen von ihrem Crêpe. Genüsslich kaute sie.

„So ein Adonis Körper verträgt das schon mal“, prahlte der Brünette und streckte stolz seine Brust raus.

„Ich wusste noch gar nicht das Adonis Körper das neue Wort für Speckrolle ist“, neckte Mimi ihn und nahm einen weiteren Bissen.

Schockiert schaute er sie an. So etwas konnte und wollte er sich nicht gefallen.

„Speckrollen? Du spinnst wohl. Brauchst du vielleicht eine Brille? Denn das hier sind zu hundert Prozent Muskeln“, empörte sich der braune Wuschelkopf.

„Na wenn du meinst“, erwiderte sie nur Achselzuckend, sich ein grinsen verkneifend.
 

Punkt elf Uhr war der große Festplatz gerappelt voll. Dicht an dicht drängten sich die Menschen aneinander. Jeder versuchte irgendwie etwas von der Talentshow zu sehen, welche in wenigen Sekunden starten würde. Neben Taichi stand Mimi auf einer niedrigen Steinmauer und hielt nach ihrer besten Freundin und deren Begleitung Ausschau. Doch dank der vielen, sich ständig bewegenden Köpfe, war das gar nicht so einfach.

„Ich schätze wir werden sie erst nach dem Feuerwerk wieder finden.“ Auf Taichis Gesicht machte sich die Enttäuschung breit.

„Ach jetzt schau doch nicht wie drei Tage Regenwetter. Du tust ja so als ob du Sora nie wieder sehen würdest, dabei weiß ich genau das ihr schon Montag in der Schule wieder nebeneinander sitzen werdet.“ ‘Und du sie sicherlich direkt morgen früh anrufen wirst‘, hängt Mimi in Gedanken noch dran und verdrehte genervt die Augen. Der Junge drehte daraufhin nur beleidigt das Gesicht in eine andere Richtung. Jungs! Die würde sie wohl nie verstehen.

„Oh man das ist doch sowieso alles erst deine schuld! Und jetzt hängt sie hier irgendwie mit diesem Typen rum. Ganz alleine!“, blaffte er sie von der Seite an.

„Meine Schuld? Sag mal geht’s noch? Als ob ich freiwillig hier mit die Rumlaufen würde!“, keifte sie zurück. Was bildete sich dieser Volltrottel eigentlich ein?

„Wer hat mich denn von Sora weggezogen?“

„Aber nur weil du sie keine Sekunde lang in Ruhe gelassen hast. Du warst doch die reinste Zecke! Hätten wir dich gestern nicht getroffen hätte sie dich doch niemals gefragt. Und weißt du was? Nur wegen ihr bin ich jetzt hier. Weil sie mich gebeten hat dich zu beschäftigen damit sie ein wenig mit Matt reden kann! Der Junge den sie mag!“, den letzten Teil betonte sie besonders und funkelte ihn aus ihren Augen an. Erbost hatte sie die Hände in die Hüfte gestemmt, wobei ihr Fischbeutel ordentlich hin und her schwankte.

„Als ob das jemals was werden würde. Matt hat doch eh nichts Gutes im Sinne. Wer weiß schon was sie jetzt gerade machen. Wahrscheinlich vergewaltigt er sie oder so!“, schleuderte Tai ihr entgegen. In einem Punkt musste Mimi ihm jedoch zustimmen: Matt konnte man nicht trauen. Trotzdem hatte sie richtig gehandelt. Taichi musste mal einer ordentlich die Meinung geigen.

„Oh man ich fass es nicht das ich hier mit dir stehe. Du bist so eine Zicke, so ein richtig eingebildetes Prinzesschen. Du bist so stur, kein Wunder das du so wenig Freude hast! Immer muss alles nach dir gehen!“ Die Häme in seiner Stimme war unüberhörbar. Fassungslos schaute sie in sein grinsendes Gesicht. Das ging wirklich zu weit. Da hatte sie doch tatsächlich für ein paar Stunden gedacht er wäre gar nicht so schlimm. Doch das eben war zu viel. Sie merkte wie ihr Gesicht heiß wurde, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Angestrengt ballte sie die Hände immer wieder zu Fäusten. Der Drang ihm eine zu scheuern wuchs mit jeder Sekunde.

„Verreck doch Yagami!“, zischte sie ihm zu ehe Mimi sich mit peitschenden Haaren umdrehte und sich durch die Menge rempelte.

Kapitel 3
 

3. April 2015
 

Sechs Tage war das Hanami her. Mehrmals hatte Sora am Sonntag versucht ihre Brünette Freundin zu erreichen, doch es war als wäre sie vom Erdboden verschluckt. Kein einziges Mal kam sie durch, jedes Mal meldete sich sofort der Anrufbeantworter. Doch Mimi war nach diesem Samstagabend einfach nicht nach Reden zu Mute. Tais Worte hatten sie doch mehr verletzt als sie zugeben wollte. Nachdem sie ihn hatte stehen lassen flüchtete sie so schnell wie möglich nach Hause. Sora hatte sie eine schnelle Nachricht geschrieben, in der sie erklärte das ihr unwohl war, ihr aber noch einen schönen Abend wünschte und warnte das Tai sie suchen würde. Offensichtlich ohne Erfolg, denn in einer späteren Nachricht berichtete Sora von einem Kuss mit Matt. Na Super.

Der Rest der Woche zog sich hin wie Kaugummi. Jedenfalls kam es ihr so vor. Umso größer war die Erleichterung dass nun endlich Freitag war.

Als sie sich an diesem Morgen aus dem Bett quälte hörte sie gerade noch wie die Türe unten ins Schloss knallte. Verwirrt runzelte sie die Stirn und wusste nicht ob nun jemand gekommen oder gegangen war. Ihr Vater würde erst morgen früh aus den Staate zurückkommen und ihre Mutter erst Sonntagabend von ihrer Oma. Eigentlich sollte sie also alleine sein. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr Breit als sie die Füße aus dem Bett schwang. Leise schlich sie auf die Tür zu, das Handy in der einen Hand um schnell jemanden anrufen zu können. Als sie fast die Tür erreicht hatte fiel ihr auf das sie keinen Gegenstand hatte der im Notfall als Waffe dienen könnte. Sie blickte sich um und fand neben ihrer Zimmertür einen ihrer High-Heels. Nach einem letzten prüfenden Blick nach einer besseren Waffe, beschloss sie dass er besser als nichts wäre. Mit Handy und Nieten besetzten High-Heel bewaffnet öffnete sie leise die Tür und lauschte. Das Haus war still, wie schon die ganze restliche Woche. Zögerlich setzte sie einen Fuß nach draußen auf den kalten Boden. Wachsam spähte sie um die Ecke. Alle Türen waren geschlossen. Das Haus wirkte wie immer. Ein wenig erleichtert trat sie ganz auf den Flur hinaus. Doch ihr zweiter Fuß berührte nicht den Boden. Überrascht schaute sie nach unten. Da lag ein gefalteter Zettel. Die Stirn in Falten gelegt nahm sie ihn in die Hand, faltete ihn auf und las. Die Schrift war fein und geschwungen. Eindeutig eine Nachricht ihrer Mutter.
 

Mimi,

Ich wollte dich nicht wecken da du noch geschlafen hast. Ich werde noch eine Woche länger bei Oma bleiben und habe nur schnell ein paar frische Sachen geholt.

Hab ein schönes Wochenende.

Küsschen, Mama.
 

Natürlich. Das war in letzter Zeit typisch für ihre Mutter. Mimi hatte das Gefühl sie seit dem Neuen Jahr kaum noch gesehen zu haben. Die Wochen die ihre Mutter zuhause verbrachte konnte sie wohl an zwei Händen abzählen. Und immer schob sie dabei ihre Oma vor. Ein bisschen spanisch kam Mimi das schon vor. Als sie zu Weihnachten selbst bei ihrer Oma war, war diese für ihre 60 Jahre doch wirklich sehr fit. Durch die viele Gartenarbeit und das Meer direkt vor der Terassentür, hatte ihre Oma einen gesunden braunen Teint und wirkte auch sonst sehr sportlich. Nicht direkt wie jemand der vom einen auf den anderen Tag Bettlägerig wurde. Irgendetwas war hier doch faul, dachte sie noch als sie zurück in ihr Zimmer ging. Ein prüfender Blick auf die Uhr verriet ihr dass es viertel nach sechs war. Genug Zeit sich fertig zu machen und zur Schule zu gehen.
 

„Du kommst heute Abend doch mit oder?“

Schon gefühlt hundertmal hatte Sora sie die ganze Woche über gefragt, ob sie auch wirklich mit auf Matts Konzert heute Abend kommen würde. Seine Band hatte einen Auftritt in einem kleinen Club in der Stadt und er hatte Sora zwei Plätze auf der Gästeliste versprochen. Diese war natürlich sofort Feuer und Flamme gewesen und hatte Mimi Montagmorgen direkt überfallen. Das sie sich das ganze Wochenende tot gestellt hatte war nach ihrer Zusage gleich vergessen. Auch wenn sie auf Matt wenig Lust hatte, wollte sie gern mal wieder mit Sora feiern gehen. Schon viel zu lange war der letzte Mädelsabend her.

„Ja“, genervt rollte sie mit den Augen.

„Ihr wollt da wirklich hin?“, fragte Tai von Soras anderer Seite abfällig. Um den Kommentar, der ihr auf der Zunge lag zu unterdrücken, stopfte sie sich einen Happen ihres Bentos in den Mund. Wieso musste Izzy heute auch krank sein. Normalerweise verbrachte sie die Pausen mit ihm anstatt mit Sora. Denn wo Sora war da war auch immer Tai und seit letztem Samstag hatte sie mit diesem kein Wort mehr gewechselt. Nicht dass es ihr was ausmachen würde. Stumm verspeiste sie auch den Rest ihres Mittagessens und blendete das Gespräch der anderen beiden gekonnt aus. Gedankenverloren ließ sie ihren Blick über den Schulhof wandern und blieb an einem brünetten Mädchen hängen das vergnügt Kicherte. Neben ihr, auf einer Bank unter einem Baum, saß ein Blonder Junge. Eindeutig Hikari und Takeru. Verliebt lächelten sie sich an und schienen sichtlich Spaß zu haben. Ein bisschen neidisch war Mimi schon. Es war schon eine Weile her dass sie einen Freund hatte. Eigentlich war es bis jetzt auch nur einer und es lag schon Jahre zurück.

„Mimi?“

„Mh?“ Ruckartig drehte sie ihren Kopf wieder nach vorne und sah sich Sora gegenüber.

„Es hat geklingelt.“

„Oh.“

Irgendwie hatte sie das gar nicht mitbekommen. Offensichtlich war sie doch mehr in Gedankenversunken als sie dachte.

„Wahrscheinlich hat die Prinzessin schon überlegt wie sie sich als nächstes die Nägel lackieren soll“, mischte sich Tai abfällig ein.

„Tai! Sei nicht immer so gemein!“, schallte Sora ihn.

Gekonnt ignorierte sie seinen Kommentar und machte sich mit den beiden zusammen auf den Weg zu den Klassenräumen. Im zweiten Stock trennten sich ihre Wege und als Mimi in ihrem Klassenzimmer ankam, stellte sie fest dass der Platz neben ihr leer war. Irgendwie hatte sie gehofft Izzy würde plötzlich wie durch Zauberhand wieder genesen sein und sich mit ihr durch den restlichen Schultag quälen. Als sie sich auf dem Weg zu ihrem Platz am Fenster durch die Tische und Bänke schlängelte, schnappte sie hier und da Gesprächsfetzen auf. Das Hauptthema war natürlich das Wochenende. Alle freuten sich es mit ihren Freunden zu verbringen und einfach mal auszuspannen. Ein wenig von der Traurigkeit ergriffen ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen. Niemand drehte sich zu ihr um und erzählte ihr von den Wochenendplanung. Sie fühlte sich unsichtbar und musste sofort an Tais Worte von letztem Samstag denken. Was wenn es stimmte? War sie wirklich eine so große Zicke das keiner was mit ihr zu tun haben wollte? Sicher, sie war sehr direkt und nahm selten ein Blatt vor den Mund. Doch Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, das waren einfach Dinge die ihr wichtig waren. Wieso sollte sie sich verstellen und jemand anderes sein? Nur damit einige Leute sie mehr mochten? Nein! Lieber bliebt sie sich treu und hatte wenig Freunde, als jemand anderes zu sein und viele zu haben. Würde sie sich verstellen, wären auch die Freundschaften nicht Aufrichtig, sondern bloß ein Schwindel. Unaufmerksam überstand sie auch die restlichen drei Stunden Unterricht, ehe sie sich allein auf den Weg nach Hause machte.
 

„Er ist der Hammer!“ Schrill kreischte Sora ihr ins Ohr. Schon seit zwei Stunden waren sie in dem Club, lange bevor Matt seinen Auftritt hatte. Es spielten schon einige andere Bands, doch als die Teenage Wolves endlich die Bühne betraten, erreichten die Stimmung und das schrille Gekreische ganz andere Ausmaße. Fast hatte Mimi Angst dass ihr das Trommelfell platzen würde, als Sora erneut zu einer Kreischtirade ansetzte. Man merkte wirklich kaum, dass es ihr erstes Konzert war.

Dennoch genoss Mimi die Zeit zu zweit. Am frühen Abend war Sora zu ihr gekommen. Gemeinsam hatten sie sich fertig gemacht und nebenbei Pizza gegessen. Während Sora in der kurzen schwarzen Hose und dem niedlichen weißen Top mit Lochmuster an den Säumen ehr unauffällig gekleidet war, war Mimi etwas mutiger. Das Kleid bestand aus einem luftigen, goldenen Top mit breiten Trägern und einem engen, kurzen Rock der aussah wie aus Schuppen gemacht. Am Rand waren sie schwarz und wurden zur mitten hin golden. Die Haare trug sie wild gelockt und in ihren Nieten High-Heels taten ihr die Füße schon mächtig weh. Doch gegen den Schmerz half der Alkohol mittlerweile ganz gut und so tanzte sie einfach zu der Musik der Bands, die nebenbei bemerkt alle recht gut waren.

Matts Band war definitiv die beliebteste und die bekannteste. Der Club war überwiegend mit Mädchen in ihrem Alter gefüllt und der Großteil konnte fast alle Lieder mitsingen. Auch Sora versuchte sich hier und da, war jedoch deutlich weniger Textsicher als die meisten anderen. Mimi hingegen verspürte nicht die Lust den Mund zu öffnen. Rhythmisch bewegte sie sich zur Musik und animierte auch Sora dazu. Ausgelassen tanzten sie und Mimi verschwendete keinen Gedanken mehr an heute Mittag.
 

Der Auftritt dauerte knapp eine Stunde. Danach bahnten sich die vier Jungs einen Weg durch die Partymeute zur Bar. Immer wieder wurden sie dabei aufgehalten, für Fotos, was in einem überfüllten Club ehr weniger gut ging, oder Autogramme. Als Sora den blonden Sänger endlich allein in einer Ecke neben der Bar ausmachte, packte sie Mimi wild entschlossen am Handgelenkt und manövrierte sie beide aus der Menge. Wozu Sora sie dabei brauchte war ihr nicht ganz klar, doch mehr oder weniger freiwillig ließ sie sich mit ziehen. Sollten sie in der Masse der Jugendlichen jedoch getrennt werden, wäre das für Mimi kein Problem. Leider war das Glück heute nicht auf ihrer Seite denn kurze Zeit später fand sie sich neben Sora und vor Matt wieder. Atemlos lächelte diese Matt an und brüllte ihm eine Begrüßung zu. Lässig nickte er den Mädchen zu, gab dem Barkeeper ein Zeichen und bestellte, nach neuerlichem, skeptischem, überlegendem Blick auf die zwei Freundinnen, zwei Tequila Sunrise. Die Drinks ließen nicht lange auf sich warten. Dankbar ergriff Mimi eines der Gläser und nahm einen ordentlichen Zug. Der süße Cocktail rann ihre ausgetrocknete Kehle entlang. Sofort fühlte sie sich ein wenig besser. Neben ihr fingen Sora und Matt an sich zu unterhalten. Erstaunt stellte Mimi fest das ihre sonst doch ehr schüchterne und zurückhaltende Freundin dem blonden Sänger dabei immer näher kam. Ob das der Alkohol war? Vermutlich. Gedankenverloren nippte sie ebenfalls immer wieder an ihrem Drink und ließ ihren Blick dabei durch den Club wandern. Überall rieben sich verschwitze Körper aneinander und in den Sitzecke konnte sie beobachten wie Jungen und Mädchen ordentlich Spucke austauschten. Angewidert wandte sie den Blick ab, nahm einen letzten Zug aus ihrem Glas und stellte es zurück auf den Tresen. Neben ihr waren Matt und Sora immer noch miteinander beschäftigt und merkten so nicht, wie Mimi sich wieder auf die Tanzfläche stürzte.
 

Als sie irgendwann wieder an der Bar landete, die Wangen vom Tanzen gerötet, war von Sora und Matt keine Spur mehr. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Nach einigen Minuten hatte sie es endlich geschafft sich an den Bartresen vorzudrängeln und einen Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen. Zufrieden bestellte sie sich einen Vodkalemon und ergatterte sogar einen Barhocker an einem weniger gefüllten enden der Bar. Suchend schaute sie sich nach ihrer Freundin um, während sie gierig an ihrem Strohhalm zog. Doch der Club war zu dunkel um wirklich jemanden ausmachen zu können. Vielleicht waren sie auch schon längst gegangen. Immerhin hatte sie keine Ahnung wie spät es bereits war. Doch Mimi war die Zeit egal. Auf der Tanzfläche hatte sie so viel Spaß gehabt. Immer wieder wurde sie angetanzt und sie müsste lügen wenn sie sagen würde, es hätte ihr nicht gefallen. Mit jedem neuen Lied stieg ihre Tanzlust mehr und mehr und ihre Umgebung blendete sie immer weiter aus. Im Takt hatte sie die Hüften kreisen lassen und die Arme geschwungen. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so befreit gefühlt wie heute Abend. Während sie noch immer mit glühenden Wangen auf die Tanzfläche schaute, bemerkte sie nicht wie ihr Glas immer leerer wurde. Erst als der Strohhalm keine kühle Flüssigkeit mehr in ihren Mund schleuste wurde sie auf das nun mehr leere Glas in ihren Händen aufmerksam. Die Bar neben ihr war von einer Meute umgeben und hier am hinteren Ende der Bar standen die Chancen stets schlecht die Aufmerksamkeit eines Barkeepers zu erregen. Entweder sie würde also aufstehen und damit ihren Platz aufgeben oder sie müsste ihr Glück einfach so versuchen. Nach gründlichem Überlegen was ihr Momentan wichtiger war, versuchte Mimi mit Winken und unter Einsatz ihres laszivsten Blickes einen der Barkeeper für sich zu gewinnen. Der Erfolg war nur mäßig und sie müsste sich wohl oder übel an den vorderen Teil begeben um ihren Durst zu stillen. Sie war schon halb von ihrem Hocker gerutscht, als doch noch ein junger Mann hinter der Bar auftauchte. Den Getränkewunsch hatte sie schon auf den Lippen und das Geld in der Hand, als sie bemerkte dass er gar nicht wegen ihr hier war. Empört schaute sie auf ihre linke Seite um die Person, die sich hier eindeutig vorgedrängelt hatte, mit tödlichen Blicken zu strafen. Ein Junge, etwa in ihrem Alter, lehnte an der Bar.

„Ich hätte gern ein Bier, zwei Tequila Gold… und das was sie will“, brüllte er dem Barkeeper zu und schenkte Mimi ein freches Lächeln als er seinen Satz beendet hatte.

Ein bisschen verblüfft musste sie nun erstmal ihre Gedanken ordnen, immerhin wollte sie ihn doch gerade nieder machen weil er die Dreistigkeit besaß, sich einfach so vorzudrängeln.

„Ähm einen Vodkalemon“, antwortete sie völlig aus dem Konzept gebracht. Ehe sie noch etwas sagen konnte hatte ihr der fremde Junge, der im schummerigen Licht des Clubs gar nicht so übel aussah, auch schon einen der kleinen Shots hingeschoben. Den Blick unverwandt auf sie gerichtet befeuchtete er seinen Handrücken, schüttete etwas Salz drauf und begann mit dem üblichen Tequila Ritual: lecken, trinken, beißen.

Seine Haare waren dunkel braun, fast schwarz und standen leicht verwuschelt von seinem Kopf ab. Die Augen wirkten dunkel, doch eine genaue Farbe war nicht zu erkennen. Zwischen seinen Lippen entblößten sich zwei Reihen weißer Zähne als er ihr lächelnd zuprostete. Er war gut gebaut. An seinen Oberarmen spannte das weiße Shirt. Die Beine steckten in einer schwarzen Jeans und an den Füßen trug er weiße Sneaker.

Die Überraschung ob dieser ungewöhnlichen Begegnung hatte sie gelegt als der Barkeeper ihr ein neues Glas hinstellte. Keck lächelte sie den Typen an und nahm dann ebenfalls den Tequila.

„Ich bin Taro.“

„Mimi“, erwiderte sie.

„Lust zu tanzen Mimi?“

In einer einzigen geschmeidigen Bewegung ließ sie sich von ihrem Hocker gleiten und bewegte sich mit schwingenden Hüften Richtung Tanzfläche. In ihrem Rücken spürte sie seinen Lüsternen Blick der an ihrem gesamt Körper entlang glitt.

Die Drinks waren fürs erste vergessen, doch der Abend, das spürte Mimi, würde jetzt erst richtig interesant werden.

Kapitel 4
 

6. April 2015
 

Nach dem Konzert und dem anschließenden immer besser werdenden Partyabend am Freitag, zog das Wochenende nur so an Mimi vorbei. Als sie Samstagfrüh gegen neun nach Hause kam, war ihr Vater bereits da. Sein Koffer stand im Flur doch der Rest des Hauses lag in der gewohnten Stille. Wahrscheinlich war er direkt ins Bett gefallen. Jedenfalls hoffte sie es und das er nicht nach ihr geschaut hatte. Sie hatte nicht damit gerechnet so lange weg zu bleiben und deswegen ihr Zimmer auch nicht abgeschlossen oder einen Zettel mit der Information sie würde bei einer Freundin schlafen hinterlegt, wie sie es sonst gelegentlich tat. Denn auch wenn ihr Vater wenig zu Hause war, sah er es dennoch nicht gern wenn seine 16-Jährige Tochter sich die Nächte in Clubs um die Ohren schlug und mit gefälschten Ausweis Unmengen von Alkohol konsumierte.

Doch er sprach sie das ganze Wochenende nicht darauf an, weswegen Mimi davon ausging das er es gar nicht mitbekommen hatte.
 

Als sie Montagmorgen das Klassenzimmer betrat saß Izzy schon an seinem gewohnten Platz. Ein glückliches und erleichtertes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Noch eine Pause mit Taichi hätte sie sicherlich nicht überlebt.

„Guten Morgen“, grüßte sie ihn gut gelaunt und ließ sich auf den Platz neben ihm fallen.

„Guten Morgen. So gut gelaunt am frühen Morgen?“, fragte er.

Ehe sie antwortete packte sie schnell ihre Sachen aus:“ Na klar wieso auch nicht? Das Wetter ist so toll und es ist herrlich warm. Außerdem freue ich mich das du wieder da bist.“

Ein leichter rot Schimmer zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

„Ich freue mich auch dich zu sehen“, erwiderte er verlegen und begann seinen Hefter und sein Buch ganz exakt an die Kante des Tisches zu legen.

Während der ersten drei Stunden, die sie allesamt in ihrem Klassenzimmer hatten, lugte er immer mal wieder zu Mimi rüber. Die ganze Zeit lächelte sie verträumt vor sich hin und ab und an schaute sie aus dem Fenster. Es war nicht ungewöhnlich das Mimi so guter Laune war, doch irgendwie hatte der rothaarige das Gefühl, das die brünette heute noch ein weniger überdrehter war als normal. In der Pause sollte er sie darauf ansprechen beschloss er und widmete sich dann wieder dem japanisch Unterricht.
 

Gemeinsam mit der gesamten restlichen Schülerschaft drängten sie in der Pause nach draußen. Jeder wollte das herrliche Wetter genießen und etwas Sonne tanken. In einer ruhigeren Ecke des Pausenhofs ließen sich die beiden unter einen Baum fallen und begannen in dessen Schatten ihr Mittagessen zu verspeisen. Fröhlich summte Mimi dabei eine Melodie vor sich hin und schaute immer wieder versonnen in das grün leuchtende Blätterdach über ihnen.

„Du hast heute aber gute Laune“, stellte Izzy schmunzelnd fest.

„Willst du damit sagen, dass ich sonst immer schlechte Laune habe?“, stellte sie gespielt böse die Gegenfrage. Sie konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen als sie zusah wie der ärmste neben ihr ganz rot im Gesicht wurde und verzweifelt nach einer Antwort suchte. Er war merklich darauf bedacht bloß nichts Falsches zu sagen und so stotterte er ein: „Was? Ja…Nein…Ich meine nein, nur heute irgendwie anders…nicht schlecht anders…ich wollte nur…also…“ Ehe er noch mehr sagen konnte stopfte er sich schnell eine große Portion Reis mit Ei in den Mund. Konzentriert und sehr, sehr langsam begann er zu kauen. Es war fast schon bemerkenswert wie lange er kaute. Ehe er sich noch die Zunge abkauen konnte erlöste Mimi ihn von seinem Leid.

„Ach Izzy komm mal wieder runter“, sagte sie grinsend, „mein Wochenende war einfach gut und das Wetter heute ist so schön und die Fächer die wir heute haben sind auch gar nicht so schlecht, also wieso sollte ich da nicht so gute Laune haben?“

Ratlos zuckte er mit den Schultern.

„Was war denn so gut an deinem Wochenende?“ Interessiert schaute er sie von der Seite an. Wurde ihr Blick auf einmal noch verträumter oder bildete er sich das nur ein?

„Och naja nur so“, antwortete sie ausweichend, doch dabei musste sie unweigerlich an Freitagabend zurückdenken…
 

Das Blut sang in ihren Ohren. Der Beat brachte ihren Körper zum Beben. Im Takt ließ sie die Hüften kreisen. Ihre Haare peitschten wild durch die Luft. Seine Hände lagen an ihren Hüften. Problemlos folgte er ihren Bewegungen. Wo er sie berührte machte sich ein wohliges kribbeln auf ihrer Haut breit. Selbst du den Stoff ihres Kleides hindurch konnte sie seine Wärme spüren. Um sie herum nahm sie nichts außer ihm und die Musik war. Die anderen Clubgänger blendete sie komplett aus. Alles was sie in diesem Moment spürte war das Gefühl von Freiheit das sich mit jeder weiteren Minute auf der Tanzfläche mehr und mehr in ihr ausbreitete.

Irgendwann drehte sie sich zu ihm herum. Glücklich lächelte sie ihn an. Seine dunklen Augen faszinierten sie. Sie musterten sie, hielten sie gefangen. Sie funkelten übermütig und auch ein wenig gefährlich. Es gefiel ihr wie er sie ansah. Definitiv. Sie hatte das Gefühl verstanden zu werden, von einem vollkommen Fremden den sie seit ein paar Minuten oder Stunden kannte. Schon wieder hatte sie das Zeitgefühl verloren.

Langsam kamen sie sich immer näher. Ihr Tanz wurde intimer, doch noch wagte keiner den nächsten Schritt. Es war wie ein Spiel. Wer könnte sich länger zurückhalten. Doch Mimi war siegessicher. Beinah ruckartig vollführte sie eine halbe Drehung, hatte ihm nun wieder den Rücken zugewandt. Lasziv ließ sie ihre Hüften kreisen und streifte dabei immer wieder seine Jeans. Es dauerte nicht lange da krallte er wieder seine Hände in ihre Hüften. Bestimmend zog er sie ein Stück zurück, sodass ihr Gesäß seine Mitte berührte. Ein triumphales Lächeln stahl sich auf ihre Lippen als sie ihm erneut in die dunklen Augen schaute. Sein Verlangen sprang ihr förmlich entgegen. Atemlos flüsterte er ihr ins Ohr, packte ihre Hand und zog sie fort von der Tanzfläche, raus aus dem Club. Er fragte nicht nach ihrer Jacke, doch die war ihr sowieso egal als er sie draußen gegen die Mauer drückte und stürmisch küsste. Er hatte eindeutig verloren. Gierig erwiderte sie seinen Kuss und entfachte das Feuer in ihm noch mehr. Seine Lippen waren weich und fordernd. Der Kuss schmeckte nach Bier und Rauch. Alles in Allem gefiel es ihr mehr als sie zugeben würde.

„Lass uns zu mir gehen“, hauchte er zwischen zwei Küssen.

Widerwillig löste sie sich von seinen Lippen, ließ sich dann jedoch mehr als willig mitziehen.
 

Trotz der Lust die beide verspürten beeilten sie sich nicht sonderlich zu ihm zu kommen. Lieber hielten sie ein wenig Smalltalk.

„Auf welche Schule gehst du? Ich glaub ich hab dich noch nie gesehen.“

„Nein ich dich auch nicht. Ich besuche die 12.Klasse der privaten Oberschule“, antworte er ihr.

„Das erklärt wohl einiges. Und was sind so deine Hobbys?“, fragte sie interessiert weiter. Es war nicht so, dass sie noch nie mit einem Jungen aus einem Club gegangen war, doch irgendwie fand sie Taro interessanter als die anderen. Sein Lächeln und die dunklen Augen, er wirkte so geheimnisvoll, draufgängerisch.

„Ich bin der Kapitän der Fußballmannschaft und bin außerdem noch im Basketballteam und der Leichtathletikmannschaft aktiv. Und du?“

„Wow dann bist du wohl ein echtes Sportass“, stellte sie fest. Von ihr konnte man das nun wirklich nicht behaupten.

„Ich bin in keinem Schulclub aktiv. Gibt leider keinen der auf Shoppen spezialisiert ist“, gab sie verlegen von sich. Es war nicht so, dass sie dick war oder mit ihrem Körper unzufrieden, doch neben diesem Sporttalent fühlte Mimi sich auf einmal doch recht plump und schwer.

Wenige Minuten später erreichten sie Taros Wohnblock und kaum fiel die Wohnungstür hinter ihnen ins Schloss, wurden die beiden Jugendlichen auch schon wieder voll und ganz von ihrem Verlangen geführt, sodass sie schließlich auf seinem Bett landeten…
 

„Mimi? MIMI!“

Erschrocken schaute sie auf Izzy neben ihr, der sie leicht verstört anschaute. Eilig widmete sie sich ihrem Essen.

„Was war denn jetzt los? Du warst total weggetreten und deine Wangen sind feuerrot. Alles gut mit dir?“

Besorgt schaute er seine Freundin an. Irgendetwas war am Wochenende passiert das Mimi ziemlich aus der Fassung gebracht hat. Um nichts weiter sagen zu müssen nickte die brünette lediglich und konzentrierte sich auf ihr Essen. Ratlos ließ Izzy es dabei bleiben. Mädchen waren ihm einfach ein Rätsel. Die würde er echt nie verstehen.
 

Auch nach der Schule schien die Sonne noch vom wolkenlosen Himmel. Es war zwei Uhr nachmittags als Mimi gut gelaunt das Schulgebäude verließ. Fröhlich begann sie eine Melodie zu summen und schaute dabei versonnen in den strahlenden blauen Himmel hinauf.

„Mimi!“, ertönte eine ihr nur allzu bekannte Stimme. Erfreut blieb sie stehen und drehte sich um. Schnellen Schrittes kam Sora auf sie zu. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen leuchteten gerade zu. Irgendetwas Erfreuliches war geschehen und Mimi konnte sich schon denken das es mit Freitagabend zusammenhing. Das Wochenende über hatten die beiden Freundinnen keinen Kontakt gehabt. Umso erstaunter war sie das Sora nicht schon längst ihre Gesellschaft gesucht hatte. Doch wahrscheinlich klebte ihr mal wieder ein Kaugummi unter der Fußsohle, besser bekannt als Taichi Yagami.

„Na du“, grüßte Mimi die rothaarige gut gelaunt und setzten ihren Weg fort.

„Hey“, erwiderte Sora die Begrüßung leicht atemlos.

„Tut mir leid dass ich mich das Wochenende nicht mehr bei dir gemeldet hab nachdem Matt und ich einfach so gegangen sind. Ich hab dich gesucht, aber du warst in der Menge wie vom Erdboden verschluckt.“ Schuldbewusst lächelte sie Mimi unsicher an. Sie wusste wie aufbrausend ihre Freundin sein konnte, auch wenn sie heute außergewöhnlich gut gelaunt wirkte. Doch nach ihrer Jahrelangen Freundschaft wusste Sora das dem nicht immer zu trauen war. Das Gemüt der brünetten konnte sich von einem Moment auf den anderen komplett ändern.

„Ach kein Problem“, winkte Mimi gutmütig ab :“Ich freue mich doch wenn es bei dir offensichtlich so gut läuft.“

„Mehr als gut“, sprudelte es aus ihrer Freundin heraus. Und dann platze es endlich aus ihr heraus: „Er hat mich nochmal geküsst und dann gefragt ob wir diesen Freitag ins Kino gehen wollen.“

Überrascht riss Mimi die Augen auf. Matt hatte ein Mädchen um ein Date gebeten. Um genauer zu sein: Matt hatte Sora um ein Date gebeten? Das passte so gar nicht zu dem Bild das Mimi von dem blonden Jungen hatte. Ihr Gesichtsausdruck war definitiv nicht die Reaktion die Sora erwartete hatte, denn Verunsicherung machte sich auf ihrem Gesicht breit.

„Oh mein Gott! Das ist ja super. Ich freue mich für dich“, schnell legte sie ein breites Lächeln auf, welches Sora sofort beruhigte, auch wenn es Mimis Augen nicht erreichte.

„Wollen wir in der Stadt ein Eis essen?“, schlug sie vor. Auch sie wollte Sora von Freitagabend erzählen.

„Klar doch.“

Fröhlich tratschend und kichernd machten sie sich auf zum Marktplatz um einen Platz in ihrem Lieblingscafé zu ergattern.
 

Kaum das sie sich an einem Tisch unter einem der Sonnenschirme niedergelassen hatte, kam auch schon die Bedienung. Es war wieder das Mädchen mit den lila Haaren und der Brille. Freundlich reichte es den beiden Freundinnen eine Speisekarte und ging dann weiter zum nächsten Tisch. Kritisch beäugte Mimi die Karte. Sie konnte sich einfach nicht zwischen einem Erdbeerbecher und einem Wallnussbecher entscheiden. Als die Bedienung nach einigen Minuten mit gezücktem Block zurückkam, orderte Sora sich einen Schwedeneisbecher. Mimi hingegen schloss kurz die Augen und als sie diese wieder öffnete purzelte „Einen Erdbeereisbecher bitte“ aus ihrem Mund. Zufrieden mit ihrer Entscheidung reichte sie dem jungen Mädchen die Karte.

Bis ihre Bestellungen kamen genossen die beiden Mädchen einfach die Sonne und beobachteten das Treiben auf dem Marktplatz. Mütter mit ihren Kindern, Freundinnen, Pärchen, Lieferanten und viele andere Leute überquerten den Platz um Erledigungen oder ähnliches zu Tätigen. Die Eisbecher ließen nicht lange auf sich warten. Genießerisch ließen beide den ersten Happen im Mund zerlaufen.

„Wie war denn dein Abend noch?“ fragte Sora. Das schlechte Gewissen konnte Mimi in ihren Augen sehen, auch wenn sie es ihr nicht übel nahm.

„Gar nicht so schlecht.“

Geheimnisvoll nahm Mimi einen weiteren Löffel voll mit Vanilleeis und Erdbeeren.

„Soll heißen“, bohrte Sora grinsend nach.

Den Mund noch voll mit Eis, zuckte Mimi lediglich mit den Schultern. Besonders langsam ließ die kalte Masse in ihrem Mund zerlaufen, um Sora noch ein wenig länger auf die Folter zu spannen.

„Jetzt erzähl schon“, forderte ihr Gegenüber ungeduldig und schob sich ebenfalls eine Portion in den Mund.

„Naja“, begann Mimi verschmitzt grinsend: „Ich hab so einen Jungen kennengelernt. Er hat mir ein Getränk und einen Shot ausgegeben und dann haben wir gemeinsam getanzt. Und naja später…“ Betont gleichgültig zuckte sie mit den Schultern, was Sora schier wahnsinnig machte. Es dauerte einige Sekunden, doch dann weiteten sich ihre grünen Augen erschrocken.

„Mimi!“, schnappte Sora. „Willst du damit etwa sagen ihr habt…“ Sie ließ den Satz unbeendet in der Luft hängen, doch Mimi wusste auch so auf was ihre Freundin hinaus wollte.

Unschuldig zuckte sie mit den Schultern und schob sich einen weiteren Eislöffel in den Mund.

„Aber du kannst doch nicht einfach so…also…also das geht doch nicht!“, empörte sich die rothaarige. Das Eis hatte sie vorerst vergessen. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt ihrer braunhaarigen Freundin.

„Wieso denn nicht?“, stellte diese ganz gelassen die Gegenfrage. Sie wusste nun wirklich nicht was daran verwerflich war. Sie war jung und ungebunden, wieso sollte sie da also keinen Spaß haben? Sora fehlten sichtlich die Worte. Immer wieder schloss und öffnete sie ihren Mund, doch heraus kam kein Ton.

„Ach Sora jetzt reg dich mal ab. Er wollte es doch auch. Und außerdem haben wir uns einfach gut verstanden. Er ist echt nett und interessant und wir haben sogar unsere Nummern getauscht weil es so gut war.“

„Ihr habt eure Nummern getauscht?“, Soras Stimme schnellte eine Oktave höher.

„Pscht!“

„Soll das jetzt etwa so eine Freundschaft plus Nummer werden oder was?“, fuhr sie gedämpfter, aber nicht minder aufgebracht fort.

„Klar wieso auch nicht? Dein Eis schmilzt übrigens.“

„Pass bloß auf das diese Geschichte nicht die Runde macht. Das bringt dir sicherlich nicht den besten Ruf ein. Und wie heißt er überhaupt? Geht er auf unsere Schule? Wie alt ist er?“

Als Antwort auf die erste Bemerkung zuckte Mimi nur desinteressiert die Schultern. Danach bequemte sie sich die anderen Fragen ordentlich zu beantworten: „Er heißt Taro, geht auf die Jackson-High, ist Fußballkapitän und 18 Jahre alt.“

In Sora arbeitete es. Belustigt betrachtete Mimi ihr angestrengtes Gesicht, bis es plötzlich einen wissenden Ausdruck annahm.

„Ja. Ich weiß wie er aussieht. Tai hasst ihn, weil er im letzten Spiel kurz vor Schluss noch das Tor geschossen hat, das seiner Mannschaft den Sieg beschert hatte.“ Amüsiert ob der Erinnerung musste sie leise kichern.

„Aber Mimi, bist du dir sicher dass er das genauso sieht wie du?“

„Klar doch. Das ist echt kein großes Ding Sora.“ Ungeduldig wedelte sie mit ihrer Hand vor dem Gesicht ihrer Freundin herum.

„Und jetzt iss lieber dein Eis oder das was noch davon übrig ist.“

Damit war das Thema für sie beendet.
 

Noch lange saßen sie und Sora auf dem Marktplatz, genossen ihr Eis und schlürften noch eine eiskalte Cola. Anschließend entschieden sie sich zu einer spontanen, kleinen Shoppingtour. Mimi hatte dabei ein süßes neues Sommerkleid und hübsche Riemchensandalen ergattert. Sora hingegen ging leer aus. Erst kurz nach sechs Uhr abends beendeten sie ihren Mädels Nachmittag.

Als Mimi an diesem Abend nach Hause kam regierte das Chaos in der kleinen Villa. Der Flur war mit alten Bettlaken ausgelegt und als sie um die Ecke in die Küche lugte traf sie fast der Schlag. Das die Handwerke welche die neue Küche bauen sollten heute anfingen hatte sie gänzlich vergessen. Der Raum, der eigentlich eine Küche darstellen sollte, glich einem Schlachtfeld. Die alte Einrichtung war bereits in ihre Einzelteile zerlegt und stapelte sich in einer Ecke. Auch die hintere Wand wurde schon von ihrer Tapete befreit. Auf dem Boden lagen noch einige Fetzten. Die neue Küche war der Wunsch ihrer Mutter. Schon lange lag sie ihrem Vater damit in den Ohren. Wochenlang hatte sie Mimi von einem Küchenhaus in das nächste geschleppt. Unzählige Tapetenmuster und Fließen musste sie sich mit ihr ansehen. Erst kurz vor dem neuen Jahr wurde die Küche dann in Auftrag gegeben. Doch jetzt, wo es endlich ans Eingemachte ging, fragte sich Mimi wie oft ihre Mutter diese Küche wohl benutzen würde. Wenn es so weiterginge wie bisher, wäre diese Anschaffung die reinste Geldverschwendung.

„Schön dass du Zuhause bist. Ich hab Pizza bestellt.“

Überrascht drehte sie sich herum. Sie hatte nicht mitbekommen das ihr Vater in dem Durchgang gegenüber, welcher zum Wohnzimmer führte, erschienen war.

„Oh ja. Tut mir leid dass es etwas später geworden ist. Ich war mit Sora in der Stadt.“ Wie zur Verdeutlichung raschelte sie etwas mit den Tüten in ihrer Hand.

Er nickte. „Ich habe schon angefangen zu essen.“

„Ja gut. Ich komme gleich. Bringe nur noch meine Sachen hoch.“

Als sie wieder hinunter ging, kam es ihr vor als hätte sie schon seit einer Ewigkeit nichts mehr allein mit ihrem Vater unternommen. Oft war er unterwegs und nur kurz zu Hause. Schweigend setzte sie sich neben ihm auf das breite, cremefarbene Ledersofa. Wie immer hing ihr Vater über irgendwelchen Papieren oder dem Laptop. Es gab selten Momente in denen er nicht arbeitete. Hungrig nahm sie sich ein Stück Pizza aus dem Karton vor ihr und begann zu essen.

„Wann musst du wieder los?“, fragte sie zwischen zwei Bissen.

„Nachher. Wann kommt deine Mutter?“

„Freitag oder so.“ Ahnungslos zuckte sie mit den Schultern und stopfte sich dann schnell den Rest des Pizzastücks in den Mund, um ihre Enttäuschung zu verbergen. In letzter Zeit war sie so oft allein. Für eine einzige Person war das Haus einfach zu groß. Früher lebten sie hier in Harmonie. Ihr Vater arbeitete die Woche über und ihre Mutter schmiss den Haushalt. Abends aßen sie zusammen und an den Wochenenden unternahmen sie oft Ausflüge in die Umgebung oder gingen gemeinsam Shoppen. Doch diese Zeiten gehörten schon lange der Vergangenheit an. Wenn Mimi einen Zeitpunkt bestimmen sollte an dem sich alles änderte, wäre es wohl der Frühling in welchem sie 11 war, kurz vor ihrem 12. Geburtstag. Ihr Vater wurde befördert und versetzt. Ausgerechnet nach New York. Das Haus welches sie damals bewohnten wurde verkauft. Sie packten ihre sieben Sachen und Bye Bye Japan, Hello USA. Ab da arbeitete ihr Vater immer mehr, war kaum daheim und unternahm so gut wie nichts mehr mit ihr und ihrer Mutter. Zwei Jahre blieben sie dort. Ihr Vater entfernte sich immer mehr von ihnen. Als er zurückversetzt wurde hoffte Mimi es würde wieder wie früher. Doch auch nach dem Umzug änderte sich nichts und ihr Vater war weiterhin mehr in den Staaten als hier bei ihnen. Doch immerhin hatte sie noch ihre Mutter, die neben Sora ihre beste Freundin war. Sie hatte Angst das sich dies nun auch geändert hatte. Erst als ihr Vater neben ihr sich erhob und seinen leeren Karton aufnahm, merkte sie das sie ihre Pizza anstarrte. Verwundert schaute sie auf. Kurz tippte er noch auf sein Handy ein, ehe er sich umdrehte um den leeren Pizzakarton zu entsorgen. Mimi blieb allein zurück. Lustlos schaute sie auf ihr Essen. Der Appetit war ich vergangen. In ihrer Hosentasche spürte sie ihr Handy vibrieren. Ohne große Eile zog sie es hervor und checkte ihre Nachrichten.
 

„Lust auf ein Treffen? ;)“
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo und Herzlich Willkommen zu meiner ersten FF (:

Ich hoffe der Prolog hat euch gefallen und zum weiterlesen angeregt. Ich kann noch nicht genau sagen wann es weitergeht, da bis jetzt nur 2 Kapitel vorgeschrieben sind und ich momentan mitten in den Abiturprüfungen stecke bzw. in deren Vorbereitungen (Donnerstag gehts mit Deutsch los).
Ich war jedoch so aufreget da ich jetzt schon eine Weile an der Story arbeite, das ich wenigstens den Prolog on stellen wollte ^^

Über Kommentare würde ich mich freue, Rechtschreibfehler dürft ihr behalten und in spätestens zwei Wochen sollte es weitergehen ^_^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So hier endlich das neue Kapitel (:

Danke für die beiden lieben Kommentare, die haben mich wirklich gefreut (: Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey Hey :D

Also eigentlich wollte ich vorerst nur alle zwei Wochen Mittwochs Updaten, bis die Sstory genug vorgeschriebene Kapitel hat. Doch da ich noch nicht weiß wie ich diese Woche Zeit habe ist hier Kapitel Nummer 3. Ich hoff es gefällt euch ^__^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel (:
Ich hoffe es gefällt euch und an dieser Stelle wollte ich mich auch mal für die 8 (?!) Favo-Einträge bedanken *O* Ich find das grad echt viel und freue mich wahnsinnig das die Story euch offenbar zu mindest ein wenig gefällt ^_^

Gestern habe ich nun auch schon mit der Planung meiner zweiten Story angefangen. Es wird ein aufwendigeres Projekt und wahrscheinlich wird das Thema auch ehr Pokemon sein, obwohl das noch nciht 100% sicher ist, denn die Idee könnte für beides genutzt werden. Eventuell mach ich ja ein Crossover drauf :D

Ich wünsche euch noch eine schöne Woche :)
lg hayden Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  RinRainbow
2016-10-02T19:38:17+00:00 02.10.2016 21:38
Ich hoffe so sehr das es hier bald weitergeht, ich finde die FF bis jetzt wunderschön und würde gerne mehr lesen =)
&&das Goldfisch angeln...*__* so süß x)
Antwort von:  hayden
13.10.2016 16:57
ja wird es :D
Von:  Linchen-86
2016-04-29T13:22:48+00:00 29.04.2016 15:22
Hallo liebe Hayden,

jetzt bin ich endlich mal zum lesen und kommentieren gekommen, wofür so ein freier Tag und ein langes Wochenende nicht gut ist ;) aber zum Kapitel...
anfangs konnte ich mir gut vorstellten wie Mimi sich vorkam wie das fünfte Rad...Nicht schön... Das Tai aber auch so eine Zecke ist... ;) so toll ist Sora doch gar nicht:D soll sie mit Matt glücklich werden ;) :D

Ich fand es unglaublich unterhaltsam wie die Beiden sich anfangs geneckt haben und die Sprüche die du rein gebracht hast, waren wirklich zum Lachen :) Und ich habe mich für Mimi gefreut, als sie einen Fisch gefangen hat :) ihren ganz eigenen....Sie kann ihn ja Tai nennen :D

und ich mag beide arten von Crepes die süßen und die herzhaften, aber ich würde doch eher das mit Nutella vorziehen...weil Nutella eben ;)
Das Streitgespräch zwischen den Beiden war häftig, Mimi ist ja wirklich ganz schön direkt, eine Art wo wohl nicht jeder mit umgehen kann, aber auch Tai kann ordentlich kontern...beide tuen sich da nicht viel und ich kann beide verstehen, denn im Prinzip hat Tai ja jedes Recht um Sora zu kämpfen, solange Sora ihm nichts anderes sagt, da braucht er solche Sprüche sicher nicht zu hören, aber Mimi vorzuwerfen, das keiner mit ihr befreundet sein will, weil sie so eine Zicke ist, ist auch ganz schön mies... Na ja... bietet noch viele Spannungen...

Das Thema ist ganz schön passend gewählt, zum Beginn der Frühlingszeit ;)

Liebe Grüße Linchen :)
Antwort von:  hayden
08.05.2016 23:09
Hi ^^
Entschuldige das es auch bei mir etwas länger gedauert hat ^^ Doch jetzt hab ich endlich die Zeit gefunden dir zu antworten (:

Würde sie ihn Tai nennen würde sie ihn wohl mit wenig Fürsorge behandeln, immerhin ist momentan nicht sehr gut auf ihn zu treffen xD

An sich mag ich auch beide Arten von Crepe, doch in letzter Zeit lieber die herzhaften. Irgendwie mag ich einfach kein Nutella mehr...keine Ahnung wieso, wahrscheinlich früher einfach überfressen ^^ stattdessen hab ich auf herzhafte umgesattelt, da ich echt gern langos esse aber das immer so fettig ist und die crepe da echt ne tolle Alternative sind.

Tja ich schätze es ist klar das Tai nicht einfach so aufgeben wird xD Immerhin ist es Tai. Aber dazu später mehr ;)
Von:  Hatsu-chan
2016-04-13T12:30:43+00:00 13.04.2016 14:30
Hallo,

bis her liest sich deine Story recht gut. Ich mag die kleinen, kurzen Rückblicke zu der Kindheit der vier Freunde und wie sie sich langsam von einander entfernt hatten.
Vor allem finde ich auch den Grund warum Tai und Matt nicht mehr so dicke waren recht schlüssig, wenn die Interessen zu unterschiedlich werden zerbricht die Freundschaft tatsächlich recht schnell... was mehr als schade ist.
Tai und Mimi können sich also nicht leiden, Mimi und Matt haben mit einander geschlafen und wie es scheint wollten die beiden es nicht mit einander versuchen?! (vielleicht kommt da ja noch was, warum es nicht geklappt hatte) und Sora ist seit ihrer Kindheit in Matt verliebt und Tai scheinbar in Sora, eine Grundgerüst welches viel ärger verursachen kann.
Ich bin auf jeden Fall gespannt wie es weiter geht und wie das unfreiwillige Doppeldate verläuft, auch was da mit Mimis Mutter ist, dass sie die Tasche gepackt hatte deutet darauf das sie scheinbar abhauen will ??? der Grund macht mich natürlich sehr neugierig.
Ich mag übrigens die Beschreibung des Ortes, das Setting von dem Hanami Fest und Kimonos liebe ich sowieso total :3

Ich würde dir aber wirklich raten eine Beschreibung für die FF anzulegen, sonst weiß man ja nicht um was es sich handelt (generell lese ich zum Beispiel nicht so gerne AU´s) die muss ja auch nicht lang sein :3
Ich bin neugierig geworden wegen den Hauptcharaktern und weil ich den Kommi von Linchen gelesen habe.

Ich bleibe auf jeden Fall dran, also bis bald.

LG

Hatsu
Antwort von:  hayden
13.04.2016 15:17
Hallo ^^

Ja also ich weiß Eigenlob stinkt aber meinen kleinen Ort find ich auch ziemlich toll. Natürlich wurde er von einigen Animes inspiriert, doch ich würde auch gern an so einem Ort leben. Außerdem bin ich echt ein Fan von japanischn Festen und japanischem Essen und naja so traditionellen japanischen Sachen ^_^
Feste werden hier wohl generell eine wichtige Rolle annehmen und mehr als einmal als Schauplatz wichtiger Ereignisse dienen.

Das mit der Beschreibung wollte ich noch nachholen, hatte jedoch noch nicht so wirklich die zündende Idee wie ich es verpacke. Ich schreibe sowas gerne als Text, doch irgendwie hat es hier noch nicht ganz geklappt, da vieles wie ich finde im Prolog/1.Kapitel gesagt wird.

Bis zum nächsten Mal (:
Von:  Linchen-86
2016-04-12T17:11:39+00:00 12.04.2016 19:11
Huhu hayden :)

hab mal gleich Prolog und das erste Kapitel gelesen und dachte ich hinterlass dir gleich mal ein Kommi :) sowas freut einen doch immer :)
Da hatte Mimi also ihr erstes Mal mit dem guten heißen Matt und Sora die beste Freundin die davon nichts weiß, schwärmt also für ihn? Ja, das scheint doch mal interessant zu werden. Aber erzählen sich beste Freundinnen nicht gleich am nächsten Tag mit wem sie ihr erstes Mal hatten??? Hmmm... Mimi wird wohl ihre Gründe gehabt haben.

Ich fand du hattest das schön beschrieben, wie die 4 oder 5 (mit Izzy) als Kinder miteinander befreundet waren und sich im Alter voneinander entfernt haben...Ich denke sowas wird im laufes des Lebens wohl jeder erfahren und Tai ist Sora Schoßhündchen??? :D OH NO.... bitte nicht :D

das die beiden sich anzicken war klar, bei den Sturköpfen kann es ja nur krachen... also ein unfreiwilliges Doppeldate??? Argh... das wird sicher nicht so toll -_-
Zumindest glaub ich das besonders Taichi dabei ganz schön nerven kann... :D arme Sora ;)
Und sicher hat Mimis Mutter wohl ihren Mann (sprich auch sie?) verlassen? Mal sehen was auch da noch passiert.

Also ich bin gespannt wie es weiter geht und für deine Prüfung drücke ich dir ganz doll die Daumen. Du schaffst das schon ;)

Liebe Grüße

Linchen ;)
Antwort von:  hayden
13.04.2016 15:13
Hi (:

Danke für deinen netten Kommentar, der hat mich echt total gefreut ^_^

Tja ich schätze um Chaos zu stiften gehören ein oder zwei unerfüllte Lieben immer dazu und ich finde Sora und Tai sind da einfach das beste Beispiel :D Doch im späteren Verlauf könnte ich mir vorstellen überrasche ich den ein oder anderen noch, also jedenfalls an einigen Stellen. Es wird jedenfalls nicht langweilig >:D

Ich hoffe du bleibst dabei und wir sehen uns beim nächsten Kapitel ^^



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