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Lieder von Luft und Liebe

[Romance OS-Sammlung/ Story-Sammlung]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hiermit wäre eines meiner Jahresziele geschafft, die ich mir Anfang des Monats vorgenommen habe! Yay! So fängt das Jahr gut an!
Und was das Ganze noch besser macht? Es geht gleich um eines meiner absoluten Lieblingspairings! Stingue hat mich so richtig fest gepackt. Die Beiden passen einfach so perfekt zusammen. Mit den Beiden können es nur ganz wenige Pairs aufnehmen!

Achtung! Dieser OS enthält sehr viel Lime und sehr viel Kitsch!
Allen, die kein Problem damit haben, wünsche ich viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Tür an Tür

Mit einem leisen Ächzen schob Rogue das Bücherregal ein kleines Stückchen weiter an die Wand heran, das er soeben zusammen gebaut hatte, ein wahres Ungetüm, das vom Boden bis zur Decke reichte und auf drei Metern in der Länge zahlreiche Fächer aufwies. Für einige davon hatte Rogue auch noch in irgendeiner seiner Kisten Schubladeneinsätze. Die würden sich schon in den nächsten Tagen anfinden. Im Moment war Rogue nur damit zufrieden, dass die wichtigsten Möbel standen und die Kisten und Taschen mit seinen Habseligkeiten halbwegs geordnet an dem, was noch von der Wand frei war, aneinander gereiht und übereinander gestapelt waren.

„Bist du dir sicher, dass es nicht noch ein größeres Regal in dem Laden gab?“

Beinahe ließ Rogue sich zu einem Augenrollen hinreißen, als er sich zu seinem alten Schulfreund Dobengal herum drehte. Der angehende Polizist saß rittlings auf einem der beiden Stühle, die sich zusammen mit einem winzigen, quadratischen Tisch in die kleine Küche quetschten, und hatte die Arme auf der Rückenlehne abgestützt.

Rogue verkniff sich eine Erwiderung – es konnte ja nicht jeder so spartanisch wie Dobengal leben! – und ging um das Regal herum, das als Raumteiler diente, um den Blick auf das Bett zu versperren, das bereits unter dem Fenster stand. Auf eben jenes Bett ließ er sich erschöpft plumpsen und schloss die Augen. Er hatte das Gefühl, jeder Muskel in seinem Körper würde brennen.

Nicht dass er so naiv gewesen wäre, anzunehmen, dass ein Umzug ein Zuckerschlecken war, aber das hier war wirklich die Hölle gewesen. Er hoffte inständig, dass es keinen Grund für ihn geben würde, in naher Zukunft schon wieder umziehen zu müssen. Schon allein, weil er wohl noch einige Tage, wenn nicht sogar Wochen, brauchen würde, um alle Kisten und Taschen auszupacken. Irgendwann in den nächsten Wochen würde er wohl auch noch mal losziehen und noch ein paar Kleinigkeiten besorgen müssen. Er hatte das Gefühl, bei den Einkäufen im Vorfeld doch so einiges vergessen zu haben, aber es würde hoffentlich nichts Lebensnotwendiges darunter sein.

Das Vibrieren seines Smartphones riss Rogue aus seinem angenehm schläfrigen Zustand. Er zog das Gerät aus seiner Tasche und öffnete die eingegangene SMS von Minerva: Sind in ein paar Minuten da.

Seufzend wuchtete er sich wieder in die Höhe und steckte das Telefon zurück. „Wir können schon mal runter gehen, die Anderen sind gleich mit der letzten Ladung da.“

„Sicher, dass das die letzte ist? Ist doch noch so wenig hier“, erwiderte Dobengal trocken und deutete vielsagend auf die großen Kartons, neben dem Regal, die alle mit Bücher beschriftet waren.

Wieder strafte Rogue seinen Freund mit Schweigen. Er war ja selbst überrascht gewesen, wie viele Bücher er letztendlich aus allen möglichen Ecken seines alten Kinderzimmers hervor geholt hatte. Von Kindesbeinen an war er ein Bücherwurm gewesen und hatte dementsprechend auch sein Taschengeld investiert. In zwanzig Lebensjahren konnte sich ganz schön viel ansammeln. Und anders als Dobengal, der einen Großteil seiner Sachen verkauft oder weggeworfen hatte, bevor er aus den elterlichen Gefilden ausgezogen war, hatte Rogue sich nur von wenigen Büchern trennen wollen. Sehr zum eigenen Leidwesen. Er hatte bei zehn aufgehört zu zählen, wie oft er schwer beladen die drei Stockwerke hier hoch gestapft war.

Seiner stacheligen Worte zum Trotz stand Dobengal auch auf und folgte Rogue aus der kleinen Ein-Zimmer-Wohnung. Das Treppenhaus war eng und der Linoleum-Belag sah an einigen Stellen so aus, als wäre er angenagt worden, aber es war überraschend sauber. Rogue war bereits im Vorfeld versichert worden, dass die Leute hier allesamt ziemlich umgänglich waren. Keine Schmierfinken, keine Unruhestifter. Gemeinsam mit der günstigen Miete und der unmittelbaren Nähe zur Magnolian University – kurz oft nur MU genannt – waren das für Rogue die perfekten Bedingungen. Da ließ es sich auch leicht verschmerzen, dass die Wohnung recht klein war. Als Student konnte man sich nun einmal kein Luxus-Apartment leisten.

Als Rogue die Tür zum Treppenhaus öffnete, parkte Rufus gerade seinen alten Mercedes ganz in der Nähe. Die Rückbank war zurück geklappt, um mehr Platz im Kofferraum zu haben, der voll – aber nicht mehr randvoll wie bei den letzten fünf Touren – war. Die Beifahrertür öffnete sich und Minerva stieg aus, die langen Haare wie immer zu zwei Knoten hochgebunden, was in diesem Fall besonders praktisch war. In ihren Händen hielt sie eine Tortenbox, in der Rogue einen schokoladenummantelten Kuchen erkannte – eindeutig ein Werk seiner jüngeren Schwester, die dafür wohl ihren gemeinsamen Vater eingespannt hatte, weil sie mit ihren zehn Jahren nicht alleine in der Küche zu Werke gehen durfte.

„Mit besten Grüßen“, sagte Minerva und drückte Rogue die Box in die Hand. „Ich hoffe für dich, du hast oben Teller und Gabeln parat.“

„Irgendwo bestimmt“, merkte Dobengal spöttisch an und öffnete die Kofferraumklappe, um die beiden Schwerttaschen heraus zu holen, eine aus einfachem Kunststoff, in der sich Rogues normale Bokken befanden, mit denen er trainieren ging, die andere aus hochwertigem Leder für sein Katana – mit dem er aus Sicherheitsgründen nur Zuhause trainieren konnte. Dobengal schlang sich die Gurte beider Taschen über die Schulter und griff dann noch nach dem Seesack, in dem Rogue seine Kendo-Rüstung aufbewahrte. So beladen machte Dobengal sich gleich auf dem Weg nach oben. Rufus folgte mit einem der drei Kartons.

Rogue lud die Tortenbox auf einen weiteren Karton und ging damit nach oben, während Minerva am Auto wartete. Auf halbem Weg begegnete Rogue Dobengal und als er mit Rufus wieder nach unten ging, kam ihnen Minerva mit einer Reisetasche und einer Laptoptasche entgegen.

„Wenn Minerva wieder unten ist, sollten wir den Rest gemeinsam schaffen“, sagte Rufus und streckte die Schultern durch.

Obwohl der Schauspielstudent mit den langen, stets gepflegten, blonden Haaren und der schlanken Statur nicht so wirkte, hatte er heute überraschend kräftig mit angepackt. Rogue wusste seine Hilfe und die seiner anderen Freunde mehr als nur zu schätzen. Sein Vater hatte genug mit dem eigenen Umzug zu tun und eine Umzugsfirma war Rogue zu teuer. Zwar hatten Minerva und Dobengal lauter verrückte Vorschläge vorgebracht, wie er sich bei ihnen für die Hilfe revanchieren könnte, aber letztendlich wusste er, dass sie bereits zufrieden sein würden, wenn er ihnen nachher etwas von dem Kuchen abgab und sie demnächst zum Essen einlud.

„Ah, Mist! Ihr seid schon fertig, oder?“

Ein angenehmer Schauder lief beim Klang dieser tiefen Stimme über Rogues Rücken und ganz unwillkürlich hoben sich seine Lippen für ein Lächeln, als er sich herum drehte. Auf sie zu kam ein junger Mann mit wilden, blonden Haaren und einer markanten Kieferlinie. Die rechte Augenbraue wurde von einer schrägen Narbe durchschnitten und die Augen waren von einem intensiven Kobaltblau. Er war ein wenig kleiner als Rogue, hatte dafür aber breitere Schultern und eine offensichtlich sportliche Figur, von der Rogue bereits mehr gesehen hatte, als ihm wahrscheinlich gut tat.

Das entschuldigende Grinsen auf den Lippen des Blonden ließ Rogues Magen gleich mehrere Umdrehungen machen. Nach einigen Sekunden ertappte er sich selbst dabei, wie er den Blonden einfach nur anstarrte, während dieser vor ihm hielt und zwei große Tüten in die Höhe hob, aus welchen es verführerisch duftete.

„Tut mir echt Leid, aber ich konnte nicht früher von der Arbeit weg. Aber ich habe etwas zur Stärkung mitgebracht und dabei kann ich auch helfen“, plapperte der Blonde munter weiter und deutete auf die letzten Sachen, die hoch mussten.

„Essen ist eine gute Idee“, meldete sich Minerva zu Wort und Rogue blinzelte heftig, als er Rufus’ Fuß auf seinem spürte.

Seinen finsteren Blick beantwortete Rufus mit einem feinsinnigen Lächeln und einem beinahe unmerklichen Nicken in Minervas Richtung. Sofort folgte Rogue dem Hinweis und ihm wurde leicht übel, als seine beste Freundin auf den Blonden zutrat. Auf ihren Lippen lag dieses schmale Lächeln, das Rogue verriet, dass sie ihn bereits durchschaut hatte. Er war erledigt…

„Rogue, wer ist dein neuer Freund, der so aufmerksam ist, uns zu verköstigen?“, fragte Minerva mit einem ganz bestimmten Unterton.

„Ich bin Sting Eucliffe“, stellte der Blondschopf sich mit einem arglosen Grinsen vor. „Ich habe die Wohnung neben Rogues.“

„Na dann auf gute Nachbarschaft“, murmelte Dobengal so leise, dass nur Rogue und Rufus ihn hören konnten, und Rufus schmunzelte amüsiert. Am liebsten hätte Rogue den Beiden die Schadenfreude ausgetrieben, aber ihm mangelte es gerade eindeutig an Schlagfertigkeit…
 

„So…“

Rogue unterdrückte ein Stöhnen, als Minerva sich ihm gegenüber am Mensatisch niederließ, auf ihrem Tablett wie üblich eine Portion Kartoffelauflauf, die man einer so gertenschlanken Frau wie ihr nie im Leben zutrauen würde, ein Salat, ein Apfel und eine Kompottschale mit Milchreis. Rechts von ihr ließ sich Dobengal nieder, links von Rogue nahm Rufus Platz, Beide mit kleineren Portionen und betont ruhigen Mienen. Alle Drei sahen sie Rogue auf eine Weise an, die ihn wünschen ließ, er wäre heute Morgen doch lieber im Bett geblieben.

„Müsstest du nicht bei der Akademie sein?“, wandte Rogue sich an Dobengal, doch der winkte leichthin ab.

„Ich fahre heute Nacht das erste Mal Streife, also habe ich den Vormittag frei gekriegt.“

Rogue seufzte resigniert und senkte den Blick auf seine halb aufgegessene Lasagne, die ihm bis eben noch geschmeckt hatte. Nachdem er den Sonntag nur von Brot ohne Aufstrich gelebt hatte – die Reste, die Sting aus dem Dragon’s Roar mitgebracht hatte, in dem er kellnerte, waren schon am Samstag von Rogues Freunden vernichtet worden –, hatte er gehofft, hier mit dem Essen fertig zu sein, bevor seine Freunde ihn fanden und vom Essen abhielten.

„Also, wie lange kennst du deinen neuen Nachbarn schon?“, eröffnete Minerva gnadenlos die Fragenrunde.

„Seit der Mitte des ersten Semesters“, antwortete Rogue schicksalsergeben. Es würde ohnehin nichts bringen, das zu verschweigen. Seine Freunde kamen immer an die gewünschten Informationen, wenn sie so richtig scharf darauf waren – und momentan machte Minerva auf ihn den Eindruck eines Jagdhundes, der eine vielversprechende Beute witterte. „Seit ich in den Kendo-Kurs eingestiegen bin. Sting ist da auch Mitglied.“

Überrascht hob Rufus neben Rogue die Augenbrauen an, aber ehe er etwas fragen konnte, setzte sich die Fünfte im Bunde zu ihnen an den Tisch. Mit ihren hüftlangen, schwarzen Haaren und den schmalen, aber edlen Gesichtszügen bot Kagura für viele Männer in ihrem Umfeld einen interessanten Blickfang, aber sie hatte dafür keine Augen, sondern beugte sich von ihrem Platz an der Stirnseite aus vor, um Rufus zur Begrüßung einen Kuss zu geben.

„Tut mir Leid, die Referenten in meinem Pädagogikkurs haben überzogen“, erklärte sie danach. „Was habe ich verpasst?“

„Du hast versäumt, uns von Sting und Rogue zu erzählen“, antwortete Minerva spitz.

„Oh…“ Beinahe mitleidig drehte Kagura sich zu Rogue um. „Du hast ihnen von Sting erzählt?“

„Sie haben ihn bei meinem Einzug getroffen“, war die gebrummte Antwort.

Für einen Moment zuckten Kaguras Lippen verräterisch. „Das ist ungünstig…“

„Für Rogue vielleicht, aber darum geht es jetzt nicht“, winkte Minerva nachlässig ab, was Dobengal amüsiert schnauben ließ. Unnachgiebig sah Minerva weiterhin Kagura an. „Du bist mit Rogue im Kendo-Kurs. Wieso hast du uns nichts von ihm und Sting erzählt?“

Unbeeindruckt erwiderte Kagura den Blick der ebenfalls Schwarzhaarigen. „Da gab es nichts zu erzählen. Das ist eine Privatangelegenheit.“

„Das sieht Minerva anders“, schmunzelte Rufus und ergriff die Hand seiner Freundin, um sie besänftigend zu drücken.

„Na hört mal, Rogue wird das doch nie auf die Reihe kriegen! So wie er sich vorgestern angestellt hat!“, ereiferte sich Minerva.

„Da ist was dran“, stimmte Dobengal trocken zu.

Rogue blubberte vor sich hin und schob sich noch einen Bissen Lasagne in den Mund. Ja, er hatte sich an dem Tag wirklich dämlich angestellt, aber er war sich nicht sicher, ob das wirklich an Sting gelegen hatte oder nicht viel eher an den lauernden Blicken und verfänglichen Fragen und Kommentaren seiner Freunde. Er hatte sich wie ein wehrloses Kaninchen auf offenem Feld gefühlt, über dem ein Adler kreiste – ein dreiköpfiger, stichelnder, sadistisch veranlagter Adler…

Auf alle Fälle war er heilfroh gewesen, als er endlich ganz alleine in seiner Wohnung gewesen war und den Sonntag über hatte er sich einzig und allein darum gekümmert, seine unzähligen Kartons und Taschen auszupacken – obwohl es zugegebenermaßen ein verlockender Gedanke gewesen war, unter irgendeinem Vorwand zu Sting hinüber zu gehen. Nach Butter und Belag zu fragen, wäre zum Beispiel gar nicht so abwegig gewesen, aber die Tatsache, dass er es versäumt hatte, genug zum Essen einzukaufen, war ihm dann doch wieder zu peinlich gewesen.

„Sting und Rogue sind erwachsen, die können das alleine klären“, beharrte Kagura auf ihrer Meinung.

Jetzt schnaubten Minerva und Dobengal gleichzeitig und Rogue warf ihnen einen finsteren Blick zu. Beinahe bereute er, die Beiden jemals um Hilfe bei seinem Umzug gebeten zu haben.

„In euer Liebesleben mischt sich doch auch keiner ein“, fuhr Kagura fort und deutete mit ihrer Gabel auf Dobengal und Minerva.

„Minerva hat kein Liebesleben und ich kriege meines selbst auf die Reihe“, erwiderte Dobengal aalglatt.

Unter auf die Reihe kriegen verstand Rogue doch etwas anderes, als eine heimliche Beziehung mit einem Mädchen zu führen, dessen Vater anscheinend in kriminelle Machenschaften verstrickt war, aber er hatte sich nicht eingemischt, als Dobengal angefangen hatte, mit der zwei Jahre jüngeren Flare auszugehen. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn der angehende Polizist ihm diesen Gefallen erwidert hätte.

„Lass’ es gut sein, die Beiden haben sich das in den Kopf gesetzt“, unterbrach Rufus seine Freundin, bevor diese weiteren Protest erheben konnte. Seine Lippen umspielte ein amüsiertes Lächeln. „Rogue ist selbst schuld, er hat ihnen die perfekte Vorlage geliefert.“

„Ganz genau“, sagte Minerva salbungsvoll und wandte sich an Rogue mit der Miene einer Herrscherin, die sich dazu herabließ, sich um die nichtigen Probleme eines Untertanen zu kümmern. „Also, Rogue, das ist wohl kein Zufall, dass du neben Sting eingezogen bist?“

Da Minerva sich von seinem finsteren Blick nicht im Geringsten beeindrucken ließ, legte Rogue seinen Löffel auf den Teller zurück und stützte dann seinen Ellenbogen auf dem Tisch ab, um sein Kinn in die Handfläche zu legen. „Sting hat mitbekommen, dass ich auf Wohnungssuche bin, und mir die Wohnung empfohlen.“

„Ganz bestimmt ohne irgendwelche Hintergedanken.“

Rogue versuchte bei Minervas Worten krampfhaft, Stings Lächeln auszublenden, mit dem er sich am Samstag von ihm verabschiedet hatte. Ein ganz kleiner Teil von ihm – gut, eigentlich ein sehr viel größerer, als er sich das selbst eingestehen wollte – wünschte sich, die Signale, die Sting so freigiebig an ihn sendete, richtig zu deuten. Nämlich dass Sting sich nach der Pause während der vorlesungsfreien Zeit nicht bloß auf rein freundschaftlicher Basis gefreut hatte, Rogue wieder zu sehen. Und dass die Blicke, die Sting ihm im Umkleideraum vor und nach dem Training immer zugeworfen hatte, von echtem Interesse kündeten.

Aber diese Gedanken gehörten eindeutig nicht hierher, wo Minerva und Dobengal ihn wie die Schakale belauerten und Rufus ihm nicht die geringste Hilfe war, einfach weil er es besser wusste, als sich mit den Beiden anzulegen.

„Bist du schon mal mit ihm ausgegangen?“, fragte Minerva freiheraus, auch wenn ihr Blick verriet, dass sie die Antwort bereits kannte.

„Ist dir eigentlich aufgefallen, dass ich studiere, arbeite und nebenher einen Umzug organisieren musste?“, erwiderte Rogue widerspenstig.

„Papperlapapp! Faule Ausrede dafür, dass du dich nicht getraut hast!“

„Wenn du das sagst…“

Natürlich hatte Minerva genau ins Schwarze getroffen. Zu seinem eigenen Leidwesen musste Rogue sich eingestehen, dass seine langjährige Freundin ihn viel zu gut kannte. Zuweilen kannte sie ihn sogar besser als er sich selbst.

Ja, er hatte sich nicht getraut, Sting einzuladen. Oder vielmehr war er nie dazu in der Lage gewesen. Jedes Mal, wenn er mit dem Gedanken gespielt hatte, hatten ihm dann doch die Worte gefehlt. Bei Stings Lächeln fiel es ihm ja schon schwer, normal weiter zu atmen. Alles, was darüber hinaus ging, war Schwerstarbeit.

„Du solltest ihn am besten gleich heute Abend noch einladen, sonst wird Minerva keine Ruhe geben“, riet Rufus weise und wich dem ermahnenden Ellenbogenstoß seiner Freundin aus.

„Hör’ auf den Mann, Rogue“, riet Minerva mit funkelnden Augen und Dobengal neben ihr grinste amüsiert auf sein Schnitzel hinunter.

Anstatt ihnen zu antworten, nahm Rogue sein Tablett und stand auf. Er hatte ohnehin keinen Appetit mehr und in zehn Minuten musste er auf der anderen Seite des Campus sein. Lieber war er überpünktlich bei Professor Yajima, als sich weiter den Blicken seiner Freunde auszusetzen. Er wusste ganz genau, dass Rufus Recht hatte, aber er wollte nicht einfach so klein bei geben. Das war immer noch sein – nicht vorhandenes – Liebesleben!
 

Rogue war sich alles andere als sicher, ob es für ihn Glück oder Pech bedeutete, als er aus seinem Briefkasten einen Paketschein heraus zog, der ihm erklärte, dass ein Päckchen für ihn bei Sting abgegeben worden war.

Für einen wahnwitzigen Moment erwog er, ob Minerva da etwas in die Wege geleitet hatte, um ihn noch mehr anzutreiben, aber das war Blödsinn. Sie war zwar neugierig wie keine Zweite und ging sehr großzügig mit Ratschlägen/Anweisungen um, aber direkte Einmischungen waren dann doch nicht ihr Metier. Sie war eher eine Art Prophetin – zumindest führte sie sich manchmal so auf –, aber keine Kupplerin wie diese albernen Hühner an der Schule damals, die alle Nase lang ihre Köpfe zusammen gesteckt und Pläne ausgeheckt hatten, um irgendwelche Pärchen zusammen zu bringen.

Über sich selbst den Kopf schüttelnd erklomm Rogue die Treppen bis in den dritten Stock und bog nach links in den Flur ein. Seine Wohnung lag ganz am Ende, womit sein einziger direkter Nachbar Sting war. Da er hinter dessen Tür Rockmusik hören konnte, war Sting wohl gerade Zuhause. Kurz entschlossen drückte Rogue auf die Klingel neben der Tür.

Er wollte nur sein Päckchen abholen, mehr nicht. Das war vollkommen unverfänglich. Wahrscheinlich würde er nicht einmal einen Blick in Stings Wohnung erhaschen und er musste ja auch nicht viel mit Sting reden. Dass er allerdings schon eine gewisse Neugierde danach verspürte, wie der Blonde wohl so wohnte, und dass er eigentlich nur zu gerne mehr mit Sting reden würde, wollte er vor sich selbst gerade nicht zugeben. Dann müsste er ja auch zugeben, dass sein Herz schon allein beim Gedanken an das nächste Kendo-Training schneller schlug.

„Nein, Yukino, ich werde nicht schon wieder Modell für dich stehen! Frag’ Orga oder noch besser: Ruf’ endlich Loke an!“

Verdutzt starrte Rogue die Tür an, die sich immer noch nicht öffnete. Was sollte das denn heißen? Sting stand Modell? Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Rogue ein Bild von Sting vor Augen, wie er sich in lasziver Pose und in aller nackten Pracht auf einem Sofa darbot, auf seinen Lippen ein einladendes Lächeln…

Hastig schüttelte Rogue den Kopf und hob die Hand, um erneut zu klingeln, doch dann blieben seine Gedanken bei etwas anderem hängen: Sting stand für diese Yukino Modell. Was hatte das zu bedeuten? Was beinhaltete dieses Modell stehen? Etwa auch…? Etwas unglaublich Heißes schien sich bei dieser Vorstellung durch Rogues Eingeweide zu brennen und seine Kiefer verkrampften sich so heftig, dass seine Zähne knirschten.

Die Tür wurde aufgerissen und vor Rogue stand ein schuldbewusst grinsender Sting, in der rechten Hand einen Pinsel, hinter das rechte Ohr auch ein Pinsel geklemmt, in den Haaren und auf dem Gesicht Farbe. Direkt auf seiner Nasenspitze war ein brauner Klecks. Gekleidet war er in eine graue Jogginghose und ein schwarzes Shirt, Beide wiesen bereits zahlreiche Farbflecke auf.

„Tut mir Leid, Rogue, ich dachte, es wäre eine Freundin. Yukino studiert auch Kunst und sie hat letztes Semester den Anatomiekurs verhauen und nervt mich seitdem andauernd damit, dass ich für sie Modell stehen soll, weil sie sich nicht traut, unser damaliges Modell anzurufen. Schwer verknallt, die Gute“, sprudelte es sogleich aus dem Blonden hervor.

„Ähm… schon… okay…“, stammelte Rogue und fragte sich dabei gleichzeitig, was er eigentlich noch mal gewollt hatte.

„Komm’ doch kurz rein“, lud Sting enthusiastisch ein und bevor Rogue auch nur auf die Idee kommen konnte, sich irgendeine Ausrede einfallen zu lassen, wurde er bereits in die Wohnung gezogen.

Die blumengeschwängerte Luft von draußen, die durch das weit geöffnete Fenster herein drang, vermischte sich in der Wohnung mit dem Geruch von Farbe. Ein Geruch, der Rogue sofort an Sting erinnerte, hatte er ihn doch schon ein paar Mal im Umkleideraum des Kendo-Clubs wahrgenommen. Ohne dass er sich wehren konnte, wurde er durch den winzigen Flur, der gerade genug Platz für die Kommode bot, ins Wohn- und Schlafzimmer gezogen.

Anders als in seiner Wohnung hatte man hier sofort ungehinderten Blick auf das Bett – oder vielmehr die ausgeklappte Schlafcouch. Der Schlafcouch gegenüber stand ein kleines TV-Regal, auf dem auch die Musikanlage Platz fand, aus der nach wie vor Rockmusik erklang. Direkt am Fenster stand ein Schreibtisch mit schräger Platte und Rillen für Stifte, auf dessen oberer Kante gleich zwei Schreibtischlampen bereit standen. Daneben lehnte an der Wand eine zusammen geklappte Staffelei.

Auf der anderen Seite des Raumes standen der Kleiderschrank und ein hohes Regal an der Wand, das vollgestopft war mit krakelig beschrifteten Ordnern, Büchern, Katalogen und Heften. Nur auf dem obersten Regalbrett reihten sich allerlei Drachenfiguren aus den verschiedensten Materialien mit einer Akkuratesse aneinander, die davon zeugte, wie sehr diese Werke geschätzt wurden. Jedes Stückchen freier Wand war mit Leinwänden oder Plakaten behangen. Über dem Schreibtisch hing eine Pinnwand, die geradezu überquoll vor lauter Notizen und Referenzbildern.

Nur die Wand direkt über der Schlafcouch war frei. Stattdessen entstand dort ein riesiges Wandgemälde, das eine weite Wüstenlandschaft zeigte. Im Zentrum befand sich eine riesige Stadt mit hohen Mauern. Auf dem sichtbaren Torhaus stand eine Gestalt mit erhobener Waffe, über ihr befanden sich zwei Drachen in der Luft, einer weiß, einer schwarz, auf beiden ritten Menschen. Vor den Mauern der Stadt befanden sich Scharen von schlangenartigen Wesen, die die Stadt anzugreifen schienen. Die Stadt war nur in groben Umrissen erkennbar, der schwarze Drache, die beiden Reiter und auch die Gestalt auf dem Torhaus waren auch nur konturartig gezeichnet. Den Dünen fehlten noch Schatten- und Lichtakzentuierungen. Gerade schien Sting an den Schlangenwesen zu arbeiten. Eines davon glänzte frisch, die Schuppen graubraun und tief zerfurcht. Insgesamt war es trotz der vielen noch unfertigen Elemente ein beeindruckendes Werk.

„Ich hoffe doch, die Musik hat dich nicht gestört?“, plapperte Sting munter weiter. „Tut mir Leid, ich arbeite am besten, wenn nebenbei Musik läuft und heute war ich genau in der richtigen Stimmung für die Basilisken. An die habe ich mich Wochen lang nicht ran getraut, weil ich es nicht verhauen wollte. Ah, ’tschuldige, ich quassle zu viel! Liegt wohl daran, dass meine Kommilitonen den Stilllebenkurs wörtlich nehmen, lauter Langweiler da, ich hätte doch lieber mit Yukino den Portraitkurs nehmen sollen. Willst du vielleicht etwas trinken oder essen? Warte…“

Rogue wurde zu einem freien Zipfel der Schlafcouch geschoben und darauf gedrückt und dann verschwand Sting noch immer munter plappernd in der Küche. Während er weiter zuhörte, sah Rogue sich genauer im Raum um. Neben der Schlafcouch waren einige Bücher übereinander gestapelt. Oben auf lag ein aufgeschlagenes Buch. Soweit Rogue die Titel erkennen konnte, waren es Science Fiction Romane. Auf dem Fensterbrett standen einige Zimmerpflanzen, deren Blätter gesund glänzten. Halb unter der Schlafcouch versteckt waren zwei Hanteln, daneben einige Wechselscheiben.

Rogues Blick glitt zur Pinnwand hinüber. Noch halbwegs erkennbar im Zentrum war der Stundenplan für das laufende Semester, ergänzt durch Anmerkungen, an welchen Tagen Sting kellnern musste, und durch die Trainingszeiten des Kendo-Clubs. In einer Ecke der Pinnwand befanden sich einige Fotos, die Sting eine Menge zu bedeuten schienen, denn das Zettelwirrwarr, das ansonsten so munter vor sich hin wucherte, ragte nie über diese Fotos hinaus.

Rogue erkannte auf einem Foto einen Mann, der Sting zum Verwechseln ähnlich sah, auch wenn seine Haare weiß und lang genug waren, um im Nacken von einem Band zusammen gefasst zu werden. Der Mann hatte mit einem breiten Lächeln einen Arm um Sting gelegt, den anderen um einen etwa zehn Jahre jüngeren Jungen, der zwar rote Haare und dunkle Augen hatte, aber anhand des breiten Grinsens unverkennbar Stings jüngerer Bruder sein musste.

Daneben war das Bild einer wunderschönen Frau mit langen, blonden Haaren und Stings tiefblauen Augen. Sie lag in einem Krankenbett und hielt ein rothaariges Bündel in den Armen, neben ihr saß ein zehnjähriger, glücklich grinsender Sting, da noch ohne Narbe. Darüber waren auf einem Bild Stings Eltern gemeinsam abgebildet, der Kleidung nach war es ein Bild von ihrer Hochzeit. Der Bauch der selig lächelnden Braut war bereits kugelrund.

Auf dem letzten Bild war Sting zusammen mit einem Hünen mit breitem Gesicht und einer wilden, blaugrünen Mähne, die nur von einem Band zurückgehalten wurde, und einer hübschen, jungen Frau mit kurzen, weißen Haaren und einem herzförmigen Gesicht zu sehen. Sting hatte einen Arm um die Schultern der Weißhaarigen gelegt, die schüchtern in die Kamera lächelte. Der Hüne stand hinter den Beiden und posierte übertrieben mit seinen gewaltigen Muskeln.

„Ich habe nicht so wahnsinnig viel da, ich muss morgen wieder einkaufen gehen. Heute hatte ich keine Lust dazu. Als ich erfahren habe, dass die Renaissance-Vorlesung ausfällt, hatte ich irgendwie so richtig Lust darauf, meinen freien Nachmittag dafür zu nutzen, an dem Bild weiter zu malen, also bin ich so schnell wie möglich nach Hause gegangen. Es ist echt praktisch, so nahe am Campus zu wohnen, nicht wahr? Magst du Orangensaft?“

Überrascht blickte Rogue zur Küchentür, aus welcher nun Sting hervor schaute. Er hatte sich nun auch den zweiten Pinsel hinters Ohr geklemmt und sich dabei gleich noch einen Farbstreifen an der Schläfe verpasst. Seine tiefblauen Augen leuchteten vergnügt und seine Lippen waren zu einem warmen Lächeln verzogen. Unwillkürlich fragte Rogue sich, wie diese Lippen wohl schmeckten. Schon im nächsten Moment schalt er sich selbst dafür. Auch wenn sein letztes Abenteuer schon eine Weile her war, so nötig konnte er es doch wirklich nicht haben, dass er seinen Nachbarn belästigen musste!

Es dauerte einige Sekunden, bis Rogue begriff, dass Sting ihm eine Frage gestellt hatte. Allerdings wiederholte der die Frage gar nicht, sondern ließ den Blick ungeniert über Rogue schweifen, wobei sein Lächeln sich zu wandeln schien. Für einen Moment leckte er sich über die Unterlippe und Rogue musste sich mehrmals räuspern.

„Ähm… ja… ja, Orangensaft ist in Ordnung, danke“, krächzte er.

Als Sting wieder in der Küche verschwand, richtete Rogue seine Aufmerksamkeit wieder auf die Familienfotos. Er fragte sich, warum Stings Mutter nicht auf dem neuen Bild mit drauf war, auf dem Sting mit seinem Vater und seinem Bruder zu sehen war. Hatte sie das Bild damals gemacht oder hatte das andere Gründe?

„Sie ist kurz nach Lectors Geburt bei einem Autounfall gestorben.“

Ertappt zuckte Rogue zusammen und blickte zu Sting auf, der ihm ein Sandwich und ein Glas Orangensaft hinhielt. Die vorher heitere Miene des Blonden war nun ernst, beinahe bitter. Seine blauen Augen waren voller Trauer.

„Tut mir Leid, ich wollte nicht-“

„Schon gut, ich habe dich eingeladen und du schaust dich um, habe ich am Samstag auch gemacht, als du mich in deine Wohnung gelassen hast“, winkte Sting ab und über seine Lippen huschte wieder ein Lächeln, doch dieses Mal war es irgendwie anders. Es schien traurig, aber gleichzeitig auch dankbar. „Es ist schon zehn Jahre her. Natürlich vermisse ich sie noch, aber Pa, Lector und ich kommen zurecht. Jetzt mal abgesehen davon, dass keiner von uns so richtig kochen kann.“

Ganz unwillkürlich musste auch Rogue lächeln. „Vielleicht kann ich es dir ja beibringen.“

Als Sting ihn überrascht ansah, schoss Rogue die Hitze ins Gesicht. Verdammt, was hatte er sich dabei nur gedacht? Hatte er überhaupt gedacht? Es war einfach so aus ihm rausgeplatzt.

„A-also ich bin kein Meisterkoch oder so, aber… vergiss es…“, nuschelte er vor sich hin und widerstand nur mit Mühe dem Drang, die Flucht zu ergreifen.

Doch über Stings Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln, bei dem Rogues Herz einen Aussetzer machte. „Ich würde mich freuen, wenn du mir etwas beibringen könntest! Damit könnte ich Pa und Lector beeindrucken! Hast du morgen Abend Zeit? Bei dir oder bei mir? Ach nein, morgen Abend muss ich ja arbeiten, aber vielleicht am Wochenende?“

Sprachlos blickte Rogue zu dem Blonden auf. Das Einzige, woran er gerade denken konnte, war, wie unglaublich anziehend Stings Begeisterungsfähigkeit war. Das Leuchten der blauen Augen, voller Vorfreude und Erwartung. Erwartung worauf? Bildete Rogue sich ein oder lag in diesem Blick auch eine Einladung? Auf einmal ging Rogue durch den Kopf, dass sowohl seine als auch Stings Küche ziemlich eng waren. Für eine Person alleine reichte es, aber zu zweit… da würde sich Körperkontakt kaum vermeiden lassen.

Ganz so, als hätte er Rogues Gedanken gelesen, ließ sich Sting dicht neben ihm auf der Kante der Schlafcouch nieder. Ihre Knie berührten einander beinahe. Rogue müsste nur das Sandwich beiseite legen und er könnte seine Hand auf Stings Oberschenkel legen. Bei der Vorstellung begannen seine Finger zu kribbeln und ihm wurde heiß.

Als Sting ihm eine Hand aufs Knie legte und sich in sein Gesichtsfeld beugte, zuckte Rogue erschrocken zusammen und ließ Saft und Sandwich fallen. Mit einem hellen Klirren zersprang das Glas in unzählige Scherben. Er unterdrückte einen Fluch und beugte sich vor, um das Malheur zu beseitigen – und stieß gegen Stings Kopf, der genau dasselbe vor gehabt hatte.

„Autsch! Du hast vielleicht einen Dickkopf“, lachte Sting und rieb sich die Stirn.

„Gleichfalls“, nuschelte Rogue und wünschte sich, seine Wangen würden endlich aufhören zu brennen.

Kichernd wollte Sting aufstehen, aber Rogue hielt ihn zurück und deutete auf die Scherben am Boden und dann auf Stings nackte Füße. „Sag’ mir, wo du dein Putzzeug hast, damit ich die Scherben wegräumen kann, bevor du dir etwas eintrittst“, verlangte er.

Überrascht starrte Sting ihn an und deutete dann wortlos auf die Küche. Dort hingen Kehrblech und Handbesen an einem Haken. Mit einem großen Schritt war Rogue über die Scherben hinweg und holte die Utensilien, um alle sichtbaren Scherben aufzusammeln. In der Küche entsorgte er alles. Als er die Einzelteile des Sandwichs aus den Scherben klauben wollte, zischte er leise auf.

„Rogue, hast du dich geschnitten?“

Bevor er Sting ermahnen konnte, dass wahrscheinlich noch überall hauchfeine Scherben lagen, war der Blonde bereits aufgesprungen und hatte das Wohnzimmer durchquert, um neben ihn in die kleine Küche zu treten und seine Hand zu ergreifen. Ein einzelner Bluttropfen quoll aus dem rechten Zeigefinger.

„Ich habe die Scherbe übersehen, die in der Tomate steckte“, erklärte Rogue heiser und deutete auf besagte Tomate, die er vor Schreck schon wieder fallen gelassen hatte.

„Die Scherbe steckt zumindest nicht im Finger“, stellte Sting erleichtert fest – und dann schob er sich Rogues Finger einfach in den Mund und begann zu saugen.

Rogue hatte das Gefühl, als würde ihn ein elektrischer Schlag treffen. Sein Herzschlag setzte für eine Sekunde aus, nur um dann zigmal schneller weiter zu machen. Mit großen Augen starrte er Sting an, der aus seiner vorgebeugten Haltung zu ihm aufblickte. Dieser Blick war unmissverständlich!

Rogue keuchte leise, als Stings Zunge über seinen Finger fuhr. Ihm schoss das Blut in die Wangen – und zu seiner Schande spürte er, wie es sich auch gleich ganz woanders zu stauen begann. Sting schien sich überhaupt nicht daran zu stören. Er schob seinen Körper näher an Rogues heran, bis dieser gegen den Kühlschrank stieß. Der Körper des Blonden roch leicht nach Schweiß und intensiv nach Farbe und er strahlte eine unfassbare Wärme aus.

In Rogue brachen sich Sehnsüchte Bahn, die wenig mit seinen bisherigen Erfahrungen in der Hinsicht gemein hatten. Er wollte Sting nahe sein – näher als irgendjemand sonst. Er wollte den Blonden spüren, riechen, schmecken, berühren

Genau in dem Moment, da Rogue seine freie Hand an den Bund von Stings Jogginghose legte, läutete die Türklingel, gefolgt von einem hektischen Klopfen und Rufen. „Sting, du musst mir helfen! Die Referenzbilder für Oberarme sind furchtbar und Orga ist beim Training!“

Viel zu schnell kühlte Rogue wieder ab. Hastig entzog er Sting seinen Finger und brachte so viel Abstand zwischen sie Beide, wie es die kleine Küche zuließ. Enttäuscht verzog sein Gegenüber das Gesicht, in seinen Augen noch immer dieser Hunger, der Rogue ganz wirr im Kopf machte.

„Wenn wir ganz leise sind, verschwindet Yukino vielleicht wieder“, flüsterte der Blonde und leckte sich langsam über die Unterlippe.

Rogue brach der Schweiß aus. Ein viel größerer Teil, als ihm lieb war, wollte die Einladung einfach annehmen, aber allein die Vorstellung, dass Stings Freundin da draußen etwas hören konnte, war der reinste Horror für Rogue. Andere Leute mochten es auch anders halten, aber sein Sexleben ging nur ihn selbst etwas an. Und seit wann ging es hierbei auf einmal um ein Sexleben?!

„Sting, ich weiß, dass du da bist, ich kann deine Musik hören und es riecht nach Farbe!“

Seufzend ließ Sting den Kopf hängen und drehte sich um, um zur Tür zu gehen und diese zu öffnen. Sofort platzte die Weißhaarige von dem Foto in die Wohnung, beide Arme um mehrere super dicke Bücher und einen dicken Zeichenblock geschlungen, über der linken Schulter der Riemen einer Umhängetasche, die aussah, als wäre sie mit Steinen gefüllt.

„Du solltest endlich Loke anrufen, Yu, er würde sicher gerne Modell für dich stehen“, brummte Sting.

„Das geht dich gar nichts an!“, quietschte die Weißhaarige mit hochroten Wangen. „Ich-“

Sie verstummte abrupt, als Rogue sich aus der Küche traute. Ihr Blick zuckte mehrmals zwischen den beiden jungen Männern hin und her und dann trat so ein gewisses Leuchten in ihre großen, braunen Augen, das Rogue unwillkürlich an Minerva denken ließ. Er hatte so ein Gefühl, dass die Welt untergehen könnte, wenn Minerva und Yukino sich jemals miteinander verbünden sollten.

„Ich muss gehen“, sagte Rogue hastig und durchmaß mit wenigen Schritten die Wohnung.

Er hörte noch, wie Sting ihm einen Abschiedsgruß hinterher rief, dann hatte er die Wohnungstür hinter sich geschlossen. Doch erst als er sich in seiner eigenen Wohnung auf sein Bett fallen ließ, fiel ihm ein, dass sein Päckchen noch immer bei Sting war.
 

Es war keine Überraschung für Rogue, als das Tafelwerk von seinem Gesicht genommen wurde und Minerva über ihm auftauchte. Auch wenn er sich extra den ruhigsten Winkel des Botanischen Gartens, der neben dem Campus der MU lag, ausgesucht hatte, um eben das zu vermeiden, hatte er doch gewusst, dass er dem nicht entgehen konnte. Natürlich machte es seine Freunde misstrauisch, wenn er nicht wie sonst zum gemeinsamen Mittagessen auftauchte. Und natürlich konnte Minerva ihn selbst dann finden, wenn er sich halb unter einer tief hängenden Trauerweide versteckte. Irgendwie fand Minerva ihn immer.

Es war nicht einmal direkt so, dass er vor seinen Freunden geflohen war. So sehr ihre Sticheleien ihn auch nervten, er wusste doch, dass sie es gut meinten und dass ihre Kommentare nicht aus dem Nichts heraus kamen. Minerva und die Anderen kannten ihn. Wahrscheinlich hatten sie schon am Samstag durchschaut, was ihm erst in der vergangenen Nacht klar geworden war.

Eben die vergangene Nacht war der Grund, warum er jetzt hier war. Das Mittagessen musste zugunsten eines Mittagsschlafs ausfallen, ansonsten würde Rogue die nächsten beiden Vorlesungen nicht überstehen. Er war nicht wie Minerva, die zwei Nächte hintereinander durchmachen konnte und danach immer noch taufrisch aussah. Er war ein ganz normaler Mensch.

„Du siehst aus, als wäre dir etwas klar geworden“, begann Minerva das Gespräch so direkt wie eh und je.

Rogue schnaufte nur und richtete sich in eine sitzende Position auf. Wirklich geschlafen hatte er auch hier nicht. Seine Gedanken waren einfach nicht zur Ruhe gekommen, hatten sich noch immer um die Erkenntnisse der letzten Nacht gedreht. Allmählich musste er ernsthaft in Erwägung ziehen, die Vorlesungen ausfallen zu lassen. Zumindest die letzte, da konnte er sich ja anhand der Power Point Präsentation, die der Dozent immer im Anschluss an den Kurs online stellte, den Stoff selbst erarbeiten.

Elegant wie eh und je ließ Minerva sich neben ihm ins Gras gleiten und öffnete ihre Tasche, um ihm dann zwei der belegten Brötchen in die Hände zu drücken, die es in der Mensa gab. Unwillkürlich musste Rogue wieder an den gestrigen Nachmittag denken. Stings Wohnung, das Sandwich, die Berührung an seinem Bein, die Scherben, Stings Zunge an seinem Finger…

Gegen seinen Willen wurde er rot und gab Minerva die Brötchen zurück, das Gesicht von ihr abgewandt, damit sie nicht das ganze Ausmaß seiner Reaktion sehen konnte.

„Oh wow, dich hat es noch viel schlimmer erwischt, als ich gedacht hätte“, stellte Minerva beeindruckt fest.

„Kann man so sagen“, gestand Rogue nuschelnd und blickte eisern zu einem nahe gelegenen Busch, der in eine Würfelform geschnitten worden war.

„Haben du und Sting gestern-“

„Nein!“ Rogues Kopf schnellte so abrupt herum, dass er einen Schmerz im Nacken verspürte, und sein Gesicht fühlte sich so heiß an, dass er fürchtete, sein Kopf würde bald platzen. „Wir haben nur…“

Er verstummte, als er das wissende Lächeln seiner besten Freundin sah. Natürlich wusste sie, dass er nicht mit Sting geschlafen hatte. Wie auch immer sie solche Dinge heraus fand. Beinahe wirkte es, als hätte sie ein Gespür dafür. Irgendwie war das ein unheimlicher Gedanke.

„Ja, ihr habt was?“, fragte Minerva betont beiläufig.

„Geredet“, nuschelte Rogue und wandte den Blick wieder ab.

„Und?“

„Beinahe…“

Rogue blieben die Worte im Hals stecken. Noch immer wurde ihm schwindelig beim Gedanken daran, was passiert wäre, wenn Stings Freundin Yukino sie nicht gestört hätte. Er hätte Sting geküsst und ihm die Jogginghose von den Hüften gestreift und das T-Shirt ausgezogen, um über die sonnengebräunte Haut über den wohl definierten Bauchmuskeln zu streichen. Er hätte Sting zum Bett gedrängt und…

Das ganze Ausmaß der Szene, die hätte sein können, hatte Rogue bis in seine unruhigen Träume verfolgt und ihn heute Morgen zu einer kalten Dusche genötigt – eine schmerzhafte Erfahrung, die bisher nie notwendig gewesen war.

„Du solltest Sting endlich nach einem Date fragen“, schlug Minerva vor. In ihrer Stimme lag kein amüsierter Unterton mehr. Es war ein ernsthafter Ratschlag. Minerva war nicht hier, um sich über ihn lustig zu machen.

„Ich…“

„Ja, ich weiß, du hast keine Ahnung, wie du das anstellen sollst“, beendete Minerva seinen Satz. „Versuch’s einfach, Sting wird darauf anspringen. Der Knabe ist verrückt nach dir. Am Samstag hatte er auch nur Augen für dich.“

Der Gedanke machte Rogue eigentümlich glücklich. Im Fokus von Stings ungeteilter Aufmerksamkeit zu stehen, ihm etwas zu bedeuten, ihm näher zu sein als irgendjemand sonst. Das war es, was Rogue sich heimlich wünschte. Wenn Minerva Stings Signale genauso deutete wie er selbst, dann konnte er wohl kaum zu viel in die Sache hinein interpretieren, oder? Seine Eingeweide schienen sich vor lauter Aufregung zu verknoten.

Aber was war, wenn sie Beide falsch lagen? Was war, wenn…

„Sting ist nicht so wie Heine damals“, unterbrach Minerva seine sorgenvollen Gedanken. Schon wieder fasste sie seine Ängste so leichtfertig in Worte. Manchmal hatte Rogue wirklich das Gefühl, dass sie seine Gedanken lesen konnte. „Ich glaube, dass es ihm noch nicht so bewusst ist wie dir, aber er ist nicht auf einen simplen Flirt und eine schnelle Nummer aus. Sonst hätte er wohl auch schon längst etwas unternommen. Du musst nur den ersten Schritt machen, danach wird es wie von selbst laufen.“

„Das sagt sich so einfach“, brummte Rogue.

„Ich habe nie behauptet, dass es einfach ist“, belehrte Minerva ihn. „Aber meinst du nicht, dass Sting es wert sein wird?“

Schon wieder musste Rogue an den blonden Wirrkopf denken. An seine konzentrierte Miene beim Training. An das Leuchten seiner Augen, wenn sie einander begegneten. An das traurig-dankbare Lächeln gestern, als sie über seine Mutter gesprochen hatten. An den erwartungsvoll-einladenden Blick in der Küche…

Frustriert stöhnend strich Rogue sich mit beiden Händen durch die Haare und starrte zu Boden. Er bekam Sting einfach nicht mehr aus dem Kopf!

„Tröste dich, Rogue, du bist kein Einzelfall. Alle Männer führen sich so auf, wenn es um ihre große Liebe geht.“

Dass ausgerechnet die sonst so beherrschte Minerva solche Worte in den Mund nahm, klang beinahe nach einem schrägen Witz, aber Rogue wusste, dass er nicht der Erste war, dem sie auf die Sprünge geholfen hatte. Rufus und Dobengal hatten bei aller sonstiger Coolness eben auch ihre Anstöße gebraucht und Rogue hatte den starken Verdacht, dass Minerva bei ihrer freundschaftlichen Trennung von Laxus diesem sogar ein paar Ratschläge gegeben hatte, wie er mit seiner Kameradin Mirajane zusammen kommen konnte.

„Warum muss das so kompliziert sein?“, seufzte er resigniert und ließ sich wieder ins Gras sinken.

„Wenn wichtige Dinge auf einmal einfach wären, wären sie nicht mehr wichtig“, philosophierte Minerva und legte ihm die Brötchen auf den Bauch, um dann wieder aufzustehen. „Ich muss los, mein Kant-Seminar fängt gleich an. Viel Glück.“

Schlapp hob Rogue eine Hand zum Abschiedsgruß, blieb aber liegen, wo er war. Normalerweise nutzte er die freie Zeit, die er noch bis zum Beginn der ersten der beiden Abendvorlesungen hatte, für Recherchen in der Bibliothek oder für Hausaufgaben, aber er würde wohl einfach weiter hier bleiben. Allmählich meldete sich eben doch der Hunger.
 

Stings Adamsapfel sprang bei jedem Schluck nach oben. Gleichmäßig und langsam und immer und immer wieder. Während Rogue wie gebannt beobachtete, wie Sting seine Wasserflasche austrank, fühlte er sich bei dem Gedanken ertappt, wie es wohl wäre, mit dem Finger über den Kehlkopf des Blonden zu streichen – und mit den Lippen das Schlucken oder gar das Vibrieren eines Stöhnens zu spüren.

Feine Schweißperlen rannen von Stings Schläfen herab und beinahe beneidete Rogue sie dafür, dass sie Stings Haut liebkosen, seine Konturen nachfahren konnten. Im nächsten Moment hätte Rogue sich am liebsten irgendwo verkrochen. Es war ihm so entsetzlich peinlich, was ihm alles für absurde Gedanken heimsuchten, wenn er in Stings Nähe war. So hatte er sich nie zuvor in der Nähe eines anderen Menschen gefühlt. So unkontrolliert, sehnsüchtig, verzweifelt, begierig.

Mit aller Kraft musste er sich dazu zwingen, den Blick von Sting abzuwenden und sich wieder darauf zu konzentrieren, seine Ausrüstung ordentlich in der dafür vorgesehenen Tasche zu verstauen. Das Zittern seiner Finger unter Kontrolle zu bekommen, überstieg dabei jedoch seine Möglichkeiten.

Eigentlich hatte er Sting schon vor dem Training ansprechen wollen – aber als Sting ihn mit diesem strahlenden Lächeln begrüßt hatte, waren die Worte, die er sich vorher so akkurat zu Recht gelegt hatte, wie weg geblasen gewesen. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass er sich während des Trainings auf seine Bewegungen hatte konzentrieren können. Zumindest so halbwegs. Dass er heute keine allzu gute Figur abgegeben hatte, war ihm deutlich bewusst. Er war deswegen frustriert, ging es doch um einen Sport, der ihm viel bedeutete.

Als eine Hand vor seinen Augen herumwedelte, zuckte Rogue heftig zusammen und schreckte mit dem Kopf hoch – nur um gegen einen anderen Kopf zu stoßen. Für einige Sekunden sah er die sinnbildlichen Sterne und fragte sich alarmiert, was es wohl bräuchte, um einen Schädel zu spalten.

„Autsch… du hast aber auch einen Dickkopf!“, jammerte neben ihm Sting und als Rogue zur Seite blickte, erkannte er den Blondschopf, der sich im Schneidersitz nieder gelassen hatte und sich mit Schmerzenstränen in den Augenwinkeln den Kopf rieb.

„Du auch“, murmelte Rogue und wünschte sich ein Kühlakku herbei.

„Ich wusste gar nicht, dass du so schreckhaft bist.“

Obwohl er sich noch immer um seinen Kopf kümmerte, grinste Sting schon wieder auf diese so unnachahmliche Art und Weise, die Rogue selbst in seinem kopfschmerzgeplagten Zustand beinahe um den Verstand brachte.

„Du hast mich… überrascht…“

„So, so, du bist also schüchtern?“, fragte Sting mit schalkhaft blitzenden Augen.

„Normalerweise nicht, nur heute…“

Wieder einmal blieben Rogue die Worte im Halse stecken. Was war, wenn Minerva sich geirrt hatte? Was war, wenn Sting ihm eine Abfuhr erteilte? Rogue hatte so überhaupt gar keine Erfahrung damit, wie man so etwas anfing. Bisher war immer er es gewesen, der angegraben worden war, selber hatte er so etwas noch nie gemacht. Was ihn zu der Frage führte, warum Sting denn nichts unternahm? War das alles doch nur ein Spiel für ihn? Bei dem Gedanken packte Rogue die Angst.

„Geht es dir nicht gut?“ Bei Stings besorgtem Unterton blickte Rogue überrascht aus. Bildete er sich das ein oder flackerte da tatsächlich echte Sorge und Unsicherheit in Stings Blick? „Du warst beim Training auch nicht so gut wie sonst. Deine Bewegungen waren viel kantiger als sonst und deine Miene war so angespannt… Ist irgendetwas passiert? Oder wirst du krank? Hast du genug getrunken? Es ist doch so heiß und du trinkst doch immer so wenig…“

„M-mir geht es gut“, stammelte Rogue und kämpfte gegen den Drang an, Sting hier und jetzt zu sich zu ziehen und zu küssen.

Der Blonde war so unglaublich anziehend, wenn er so plapperte. Seine Worte sickerten in Rogue ein wie Wasser in gesunde Erde, durchdrangen Rogues gesamtes Sein. Seine Finger kribbelten, sein Bauch zog sich zusammen und sein Herz schob Überstunden noch und nöcher. Und das alles nur, weil Sting plapperte.

„Wirklich?“, hakte Sting skeptisch nach.

„Wirklich“, versprach Rogue, räusperte sich mühsam und gab sich einen Ruck. „Ich bin nur… nervös.“

Als Sting verwirrt den Kopf schräg legte, hätte Rogue gerne seinen Kopf irgendwo ganz fest gegen geschlagen. Wie dumm konnte er sich eigentlich noch anstellen?! Er musste sich endlich trauen, verdammt noch mal!

„Willst… Also hättest du… Vielleicht könnten wir… Ich meine…“

Stöhnend raufte er sich die Haare. Das war so furchtbar peinlich. Zum Glück waren er und Sting sowieso immer die Letzten in der Umkleidekabine, weil sie der Trainerin oft noch beim Aufräumen halfen. Das hatten sie sich schon letztes Semester angewöhnt und so waren sie überhaupt erst miteinander in Gespräch gekommen – obgleich Sting ihm von Anfang an ins Auge gefallen war. Es hätte Rogue jetzt gerade noch gefehlt, wenn Zuschauer miterleben könnten, wie sagenhaft dämlich er sich anstellte.

„Was hast du, Rogue?“, fragte Sting, nun wieder besorgt.

„Hast du am Samstag Zeit?!“, platzte es aus Rogue heraus. Im nächsten Moment hatte er das Gefühl, als würde sein Kopf gleich platzen, so viel Blut pumpte sein dummes Herz auf einmal dorthin.

Stings Mund öffnete sich einen Spalt breit und seine Augen wurden riesengroß. Und dann wurde sein Gesicht auch rot. Es fing bei seinen Wangen an, breitete sich über Nase und Stirn aus und erfasste dann seinen Hals. Er sah zum Anbeißen aus – am liebsten hätte Rogue sich selbst für diesen Gedanken geköpft.

„Du meinst…“ Stings Stimme klang verdächtig heiser und der Blonde musste sich mehrmals räuspern. „Also du willst…?“

„Ich habe dir versprochen, dir das Kochen beizubringen. Wenn du immer noch willst…“, wagte Rogue es endlich. Sehr viel peinlicher konnte die ganze Situation sowieso nicht mehr werden, also konnte er wenigstens die Zähne auseinander kriegen.

Wieder erstrahlten Stings Züge und für Rogue war es, als würde die Sonne heute ein zweites Mal aufgehen, nur noch viel schöner und wärmer und vollkommener.

„Ja! Ja, unbedingt! Wollen wir bei dir oder bei mir kochen? Soll ich etwas einkaufen? Was wollen wir koch-?“

Rogue nahm all seinen Mut zusammen und hielt dem Blonden den Mund zu. Der Kontakt mit seinen Lippen war elektrisierend, aber Rogue zwang sich, tief durchzuatmen, ehe er seinem Gegenüber ein nachsichtiges Lächeln schenkte.

„Ich besorge die Zutaten und bringe meine Auflaufform und meine Gewürze mit rüber, aber können wir deine Küche benutzen? Bei mir stehen noch zu viele Kartons herum.“

„Ja, gerne!“, rief Sting, nachdem er sich Rogues Hand vom Mund gerissen hatte. „Was kochen wir denn?“

„Ich dachte an Lasagne?“, schlug Rogue vorsichtig vor.

Das Leuchten in Stings Augen war Antwort genug. „Ich liebe Lasagne!“

Rogue spürte, wie seine Mundwinkel für ein Lächeln nach oben gezogen wurden. Er fühlte sich so unglaublich behaglich und es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, dass das daran lag, dass Sting noch immer seine Hand festhielt. Als seine Finger in Stings zuckten, blickte der Blondschopf darauf hinunter. Dessen Lächeln wandelte sich langsam zu einem seligen und seine Finger schlossen sich angenehm fest um Rogues.

„Ist Wein in Ordnung für Lasagne?“, fragte er heiser. „Und soll ich Nachtisch besorgen? Das Tiramisu im Dragon’s Roar ist fantastisch.“

„Tiramisu und Wein klingen gut“, hauchte Rogue atemlos und beugte sich unwillkürlich vor.

Bildete er sich das ein oder kam Sting ihm entgegen? Oh, bitte, bitte, wenn es irgendeinen Gott gab, dann sollte er Sting wirklich dazu bringen, sich auch vor zu beugen. Die Lippen des Blonden bettelten doch geradezu darum, geküsst zu werden…!

Ob Sting ihm entgegen kam und ihn geküsst hätte oder nicht, würde Rogue jedoch nicht erfahren, denn in diesem Moment wurde die Tür zum Umkleideraum geöffnet. Sofort fuhren sie auseinander.

„Wusste ich doch, dass ich noch jemanden gehört habe!“

Resolut wie eh und je stand Erza in der Tür und ragte schier übermächtig über ihnen Beiden auf. Sie war ganz schön jung, um schon Kendo-Trainerin zu sein – gerade einmal zehn Jahre älter als Sting und Rogue –, aber sie war eine Meisterin, wie es keine zweite gab. Für gewöhnlich hatte Rogue den größten Respekt vor ihrem Können und vor ihr als Person, aber hier und jetzt wünschte er sie zum Teufel.

„Abmarsch, raus hier! Ich muss den Schlüssel für die Räume in einer Viertelstunde abgeben!“, erklärte die Rothaarige schroff und klatschte scheuchend in die Hände.

Hastig stopfte Rogue seine Trainingssocken mit in seine Tasche und raffte dann seinen Seesack und die Schwerttasche mit den Bokken zusammen, um auf die Beine zu springen. Sting tat es ihm gleich und sie drückten sich an der Rothaarigen vorbei aus dem Umkleideraum. Wenn er nicht schon mehrmals mit eigenen Augen gesehen hätte, wie Erza und sein Stochastik-Tutor Jellal bei jedem Treffen umeinander herum eierten, hätte Rogue Angst gehabt, dass Erza ihm und Sting auf die Schliche gekommen war. So hatte er zumindest eine Sorge weniger.

Als sie das Gebäude verlassen hatten, drehte Sting sich zu ihm um. Seine blauen Augen leuchteten schon wieder. „Ich muss noch zur Arbeit, sonst könnte ich warten, bis deine Vorlesung vorbei ist, und wir könnten gemeinsam nach Hause gehen, sorry. Ist Samstag um Fünf in Ordnung?“

Als Rogue mit einem Nicken antwortete, wurde Stings Lächeln noch eine Spur breiter. „Ich freue mich schon darauf! Bis Samstag!“

Rogue schaffte es kaum, etwas darauf zu erwidern, als der Blondschopf sich auch schon umdrehte und mit großen Schritten über den Campus eilte. Bevor er um die erste Ecke biegen musste, drehte er sich noch mal um und winkte Rogue zu. Selbst aus dieser Entfernung von gut und gerne hundert Metern konnte Rogue sein Lächeln erkennen. Langsam hob er die Hand, um den Gruß zu erwidern – und bildete er sich das ein oder wurde Stings Lächeln tatsächlich noch breiter?

Dann war Sting verschwunden und Rogue drehte sich in die andere Richtung, um langsam zu einem der Vorlesungssäle zu gehen. Wirklich etwas mitbekommen würde er wohl nicht, aber selbst mit seinem momentanen geistigen Notstromlevel würde er es wohl schaffen, seinen Kringel auf der Anwesenheitsliste zu machen.

Er musste nur höllisch aufpassen, dass er nicht die ganze Zeit so dämlich lächelte, wie es ihm sein Spiegelbild in einem Fenster zeigte, als er an der bereits geschlossenen Mensa vorbei ging.

Aber hey: Er hatte es tatsächlich geschafft, Sting auf ein Date einzuladen, da konnten ihm ein paar schiefe Blicke doch eigentlich egal sein, oder…?
 

Es war Freitagabend. Nur noch einmal aufwachen, dann war es endlich so weit. Sein Date mit Sting! Rogues Vorfreude war so groß, dass er sich nicht einmal an den amüsierten Blicken seiner Freunde beim Mittagessen heute gestört hatte. Die Auflaufform und die unverderblichen Zutaten und Gewürze standen schon seit gestern Abend in der Küche bereit und eben hatte Rogue auf dem Heimweg von seiner Arbeit noch Creme fraîche, Reibekäse, Tomaten, Zwiebeln, Mohrüben und Hackfleisch besorgt. Alles war perfekt vorbereitet. Vor lauter Aufregung bezweifelte er zwar, dass er vernünftig würde schlafen können, aber er hatte es einfach im Gefühl, dass das morgen gut laufen würde. Er und Sting alleine mit gutem Essen und Wein und Nachtisch. Und ein großes Bett ganz in der Nähe, wenn sie…

Energisch schüttelte Rogue den Kopf, während er die Haustür aufschloss. Ja, er wollte Sting nahe sein und ja, er hatte letzte Nacht schon wieder von dem Blondschopf geträumt, aber allmählich gingen wirklich die Pferde mit ihm durch! Es ging doch nicht nur um das Eine. Aber andererseits musste er sich eingestehen, dass er nicht abgeneigt wäre.

Aus dem Briefkasten holte er nur zwei Prospekte, die er gleich in den Mülleimer neben der Tür schmiss, dann stieg er die Treppen hoch in den dritten Stock. Dort brannte bereits das Flurlicht, das jedoch just in dem Moment wieder ausging, als Rogue die letzte Stufe erklomm. Durch den hallenden Gang klangen merkwürdige Geräusche. Das Rascheln von Kleidung, schwerer Atem und dann ein leises Wimmern, bei dem sich Rogues Nackenhaare sträubten.

Er zögerte lange, aber schließlich drückte er doch auf den Lichtschalter neben der Treppe. Für einen Moment musste er blinzeln, aber als er wieder richtig sehen konnte, kam es ihm so vor, als hätten sich seine Eingeweide in Luft aufgelöst, so hohl fühlte er sich auf einmal.

Vor Stings Wohnungstür standen Sting und ein anderer Blondschopf, wohl ein paar Jahre älter als Sting und Rogue, ein wenig größer, aber dafür schlanker als Sting, das Gesicht schmal, beinahe edel zu nennen, die Haare etwas länger, die Haut blasser als Stings zarte Bronzehaut, aber auch nicht ganz so blass wie Rogues fast weiße Haut. Er trug einfache Hosen, die jedoch offensichtlich von hoher Qualität waren, und ein Hemd, am Hals trug er ein Lederband mit einem ringförmigen Anhänger aus Silber.

Sting lehnte die Stirn mit geschlossenen Augen gegen seine Wohnungstür und biss sich auf die Unterlippe, während der andere Mann sich an seiner Kehrseite rieb, die Hände fest an Stings Hüften gelegt, die Lippen am Übergang zwischen Stings Hals und Schulter. Selbst aus der Entfernung konnte Rogue bereits zwei Knutschmale erkennen.

Als das Licht anging, öffnete Sting verwirrt die Augen, sein Blick war verhangen und als er sich über die Lippen leckte, erkannte Rogue, wie geschwollen sie waren. Doch als Sting Rogue erkannte, klärte sich sein Blick augenblicklich und auf seine Lippen schlich sich verlegenes Lächeln.

„Oh, hallo Rogue!“

Der andere Blondschopf ließ von seinem Werk ab und hob nun ebenfalls den Blick. Anders als Sting wirkte er noch vollkommen beherrscht, aber er machte keinerlei Anstalten, seine Hände von Stings Hüften zu nehmen. Seine Augen hatten die Farbe von Onyx und blitzten amüsiert auf, als er Rogue musterte.

„Hallo Rogue“, wiederholte er beiläufig, als hätte Rogue ihn und Sting gerade nicht dabei erwischt, wie sie auf dem Flur herum machten.

Wortlos blickte Rogue die Beiden an und nahm dabei immer neue Details wahr. Der Schlüssel, der zu Stings Füßen lag, was wohl der Grund war, warum sie hier draußen schon mit dem Vorspiel angefangen hatten. Stings wirre Haare. Stings geöffneter Gürtel. Der Daumen des anderen Blondschopfs unter Stings Hosenbund. Das halb nach oben geschobene Shirt, unter dem sich Stings fein definierte Bauchmuskeln offenbarten. Das Zittern des jüngeren Blondschopfes, als der Daumen tiefer vordrang.

Es brachte Rogue beinahe um den Verstand, das mit an sehen zu müssen. Sein Herz schien zu zerreißen und in seinem Hinterkopf meldete sich eine Bestie, die den älteren Blondschopf nur allzu gerne in der Luft zerfetzen würde. Doch Rogue zwang sich, ruhig zu bleiben, nicht zu zeigen, wie schlecht er sich auf einmal fühlte.

„Rakheid, das ist Rogue, mein neuer Nachbar“, erklärte Sting heiser und drehte sich langsam in Rakheids Griff, um Rogue besser ansehen zu können. „Rogue, das ist Rakheid, mein…“

„Stings Freund“, vervollständigte der Ältere die Vorstellung und bedachte Rogue mit einem herausfordernden Lächeln, während er einen Arm noch immer um Sting geschlungen hatte – wohl bemerkt unter Stings Shirt, nun beinahe auf Höhe der Rippen.

Verwirrt und mit roten Wangen blickte Sting zwischen den beiden anderen Männern hin und her, aber er unternahm nichts, um Rakheids Hand fortzuschieben. Stattdessen erzitterte er schon wieder, als die Finger des Älteren über seine Rippen tanzten. Unter dem hochgezogenen Shirt lugte nun der Bauchnabel hervor.

„Willst du dich uns anschließen?“, schlug Rakheid auf einmal vor.

Schlagartig wurde Stings Gesicht knallrot und schon wieder leckte der Blonde sich über die Lippen. Kein Protest seinerseits.

Für einen winzigen, wahnwitzigen Moment versuchte Rogue, sich das vorzustellen: Er mit Sting und Rakheid auf Stings Schlafcouch. Sting zwischen ihnen, heiß und verschwitzt und willig… Es wäre beinahe verlockend, wenn da nur nicht Rakheids überhebliches Lächeln wäre…

„Nein!“, schnappte Rogue viel kälter, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, und seine Hände ballten sich zu zitternden Fäusten. Es tat weh, die Enttäuschung in Stings Blick zu bemerken, aber gleichzeitig erfüllte es Rogue mit Genugtuung.

Sting hatte mit ihm geflirtet, hatte sich sogar mit ihm verabredet und das alles, obwohl er mit Rakheid zusammen war. Rogue war nicht blind, er erkannte sehr wohl, dass das zwischen Rakheid und Sting eher eine körperliche Beziehung zu sein schien, aber dennoch… Er fühlte sich von Sting hintergangen. Das war schlimmer als alles, was er jemals zuvor erlebt hatte.

„Das Kochen morgen muss ausfallen“, presste er mühsam beherrscht hervor, drehte sich abrupt um und stieg die Treppe wieder herab.

„Wa-? Rogue, warte!“

Er ignorierte den Blonden selbst dann, als dieser ihm bis zur Treppe folgte und erneut nach ihm rief. In seiner Stimme lag echte Verzweiflung, aber es war Rogue egal. Nein, nicht egal, er gönnte es Sting. Dann war er wenigstens nicht der Einzige, der sich beschissen fühlte…
 

Als Dobengal ihm die Tür öffnete, musste Rogue nicht einmal etwas sagen. Vielleicht hatte er seine Gesichtszüge weniger unter Kontrolle, als er gehofft hatte, jedenfalls blickte sein alter Schulfreund ihn nur einige Sekunden lang an, ehe er die Tür weiter öffnete und beiseite trat.

Wortlos zog Rogue sich die Schuhe aus und ließ seine Umhängetasche mit den Uni-Unterlagen einfach fallen. Die Tüte mit den Einkäufen hatte er unterwegs in einen Mülleimer geworfen.

„Die Couch ist sehr unbequem und ich habe keine zweite Decke“, warnte Dobengal, während er die Wohnungstür wieder schloss und ins Wohnzimmer voran ging.

Als Antwort zuckte Rogue nur mit den Achseln. Als ob er nach dem, was er vorhin gesehen hatte, überhaupt schlafen könnte. Am Ende verfolgte ihn das noch bis in seine Träume – wobei das dann wohl eher Alpträume sein würden. Sting, der sich bereitwillig von einem anderen Mann berühren und markieren ließ. Rakheids unerträgliches Lächeln…

Dobengals Wohnzimmer bestand aus einer Eckcouch, einem Fernseher auf einem Sideboard und einem Hocker mit einer erstaunlich gesund aussehenden Clivia, deren Pflege wahrscheinlich auf die Kappe von Dobengals Freundin Flare ging. Der Raum wirkte durch die fehlenden Möbel und den Mangel an Dekoration riesig und kahl. Dobengal war der spartanischste Mensch, denn Rogue kannte.

„Ich muss morgen schon in aller Frühe raus. Nimm dir aus der Küche, was du brauchst“, erklärte Dobengal und legte seinen Schlüsselbund auf das Kissen, das er auf der Couch für Rogue bereit gelegt hat. „Gib mir den Schlüssel einfach am Montag wieder, ich treffe mich nach der Arbeit mit Flare, sie hat meinen Reserveschlüssel.“

Noch immer schweigend nickte Rogue und nahm den Schlüssel an sich. Sein Freund nahm das einfach hin und verschwand in seinem Schlafzimmer. Vielleicht würde er Minerva und Rufus Bescheid sagen oder vielleicht würde er auch davon ausgehen, dass sie es am Montag selbst bemerkten. Rogue war es einerlei. Er war nur dankbar, dass er hier ohne irgendwelche Fragen unterkommen konnte.

Mit beinahe mechanischen Bewegungen zog er sich seine Socken und Jeans aus, dann legte er sich mit dem Gesicht zur Rückenlehne auf die Couch und kniff die Augen zusammen. Sofort tauchte wieder das Bild von Sting und Rakheid vor seinem inneren Auge auf und er biss sich auf die Unterlippe.

Er hatte sich auf das Date mit Sting gefreut. Er hatte sich wirklich etwas von dem Blondschopf erhofft. Aber das… Das konnte er nicht. Die zweite Geige spielen. Eine Sexbeziehung führen. Sting teilen müssen…

Mit knirschenden Zähnen drückte Rogue sein Gesicht tiefer ins Kissen und versuchte, den Kloß in seiner Kehle herunter zu schlucken.
 

Irgendwann im Morgengrauen war Rogue doch in einen unruhigen Schlaf gesunken, in dem er von Rakheids lauernden, schwarzen Augen heimgesucht wurde. Das Rauschen der Dusche riss ihn gnädigerweise aus einer Szene, in der Rakheid Sting auf die Schlafcouch unter dem Wandgemälde drückte, aber er blieb liegen. Dobengal hatte nicht übertrieben, sein Sofa war viel zu hart, Rogue hatte das Gefühl, als wäre sein gesamter Körper ein einziger Muskelkater. Sein Kopf pochte, weil das Kissen zu weich und zu dünn gewesen war. Zumindest hatte er trotz fehlender Decke nicht gefroren.

Er sagte kein Wort, als er hörte, wie Dobengal sich anzog, kurz in der Küche werkelte und dann die Wohnung verließ. Noch immer starrte er lieber die Rückenlehne an, die Hände zu Fäusten geballt, die Kiefer leise mahlend, während er verzweifelt versuchte, seine Gedanken von dem Blondschopf fernzuhalten, der ihm das Herz gebrochen hatte.

Es war doch lachhaft! Als Heine ihm verkündet hatte, dass sie ihn schon seit einigen Wochen mit Juliet betrogen hatte, hatte er vollkommen ruhig darauf reagieren können und innerhalb weniger Tage mit der Sache abgeschlossen. Während seiner wenigen One Night Stands mit Männern danach war er auch immer ungerührt geblieben, hatte sich einfach nur körperlich befriedigt und sich danach unverbindlich von seinen Partnern verabschiedet.

Aber jetzt fühlte es sich an, als läge seine Welt in Scherben. Obwohl Minerva es im Park bereits in Worte gefasst hatte, hatte er vor diesem Moment gestern doch nicht richtig begreifen können, was er für Sting empfand, aber… er liebte ihn.

Das war keine rein sexuelle Anziehungskraft. Tatsächlich war dieser Aspekt sogar zweitrangig für Rogue. Was er sich wirklich wünschte, war das, was Rufus mit Kagura oder auch Dobengal mit Flare hatte. Er wollte Sting auch außerhalb des Betts nahe sein, wollte ihn kennen lernen, wollte ihn trösten, wenn ihn doch wieder die Trauer wegen seiner Mutter ereilte, wollte Anteil an seinem Leben nehmen, an seinen Leidenschaften und Interessen und kleinen und großen Erfolgen, wollte ihm den Rücken stärken, mit ihm lachen und weinen und… einfach alles für ihn sein.

Er liebte Sting Eucliffe! Er liebte den Blonden mehr, als er irgendeinen anderen Mensch jemals geliebt hatte. Er hatte das Gefühl, ohne Sting nur ein halber Mensch zu sein. Sting war seine Sonne, seine Luft, sein Herzschlag…

Nie zuvor hatte Rogue derartig kitschige Gedanken gehabt und sie dabei als so natürlich empfunden.

Und all diese Gefühle wendeten sich jetzt gegen ihn, fraßen ihn regelrecht von innen heraus auf, stachen und schlugen und zerrissen ihn. Sie ätzten sich durch seine Gedanken, lähmten ihn, ließen ihn langsam dahin siechen.

Weil Sting seine Gefühle nicht erwiderte. Weil Sting sich einem anderen Mann hingab. Weil Sting ernsthaft darüber nachgedacht hatte, ihn zum Bettgenossen für einen Dreier zu degradieren. Weil Sting – egal ob absichtlich oder nicht – mit ihm gespielt hatte.

Als die Sonne mit voller Kraft ins Wohnzimmer schien, stand Rogue auf und schlurfte ins Badezimmer. Das Gesicht, das ihm aus dem Spiegel entgegen blickte, war bleicher denn je. Mit den trübroten Augen und dem bitteren Zug um den Lippen sah es sogar für Rogue selbst fremd aus. Lustlos wandte er den Blick davon ab, wusch sich das Gesicht und strich sich zweimal durch die Haare, ehe er in die Küche ging, wo Dobengal ihm frisch aufgebrühten Kaffee da gelassen hatte.

Normalerweise fühlte er sich nach ein paar Schlucken Kaffee für den Tag gewappnet, aber heute half dieses Wundermittel nicht. Im Kühlschrank schaute er gar nicht erst nach, ob sich etwas für ein Frühstück finden ließ. Er hatte ohnehin keinen Hunger.

Stattdessen ging er zurück ins Wohnzimmer und zog sich wieder vollständig an, ehe er die Wohnung verließ. Auf der Straße machten die Leute einen Bogen um ihn, aber es kümmerte ihn nicht. Weder achtete er auf die Passanten noch auf seinen Weg. Er setzte einfach nur einen Fuß vor den anderen, den Blick gesenkt, die Hände um den Riemen seiner Umhängetasche verkrampft.

Er fühlte sich schwach und dumm und gedemütigt. Als würde er vollkommen nackt da stehen, angreifbar für alles und jeden. Ihm mangelte es an Kontrolle und Vernunft. Seine Gedanken waren unstet, bar jedes Konzentrationsvermögens. Er hasste diesen Zustand. Er hasste es, verliebt zu sein.

Unbewusst musste er doch auf den Weg geachtet haben, zumindest stellte er schließlich fest, dass er vor dem Gebäude stand, in dem seine Wohnung lag. Und Stings Wohnung. Ob Rakheid noch dort war? Wie oft hatte er Sting in der letzten Nacht genommen? Wo hatte er ihn berührt? Wie oft ihn geküsst?

Mit einem schweren Schlucken grub Rogue in seiner Tasche nach dem Schlüssel und öffnete die Tür, nur um sich gleich Rakheid gegenüber zu sehen. Der Blondschopf war genauso groß wie er, aber Rogue hatte dennoch das Gefühl, als würde er auf ihn hinab blicken. Seine Lippen umspielte schon wieder dieses überhebliche Lächeln.

„Du versuchst also, Sting den Kopf zu verdrehen“, stellte der Blonde amüsiert fest und ließ den Blick über Rogues Körper gleiten. „Er hat einen interessanten Geschmack, findest du nicht auch?“

Rogue presste die Lippen zusammen und klammerte sich wieder an den Schulterriemen seiner Tasche, um den Drang unter Kontrolle zu kriegen, seine Hände um Rakheids Hals zu legen und fest zu zudrücken.

„Aber du bist zu spät auf den Plan getreten, Rogue“, fügte Rakheid leise hinzu. Die Betonung, die er auf seinen Namen legte, ließ Rogue zucken. „Ich habe den Kleinen schon eingeritten, du musst dir dein eigenes Wildpferd suchen.“

Eingeritten? Wildpferd? Was sollte dieser Blödsinn denn? Sting war doch kein Tier, das man zähmen und nach Belieben gängeln konnte. Sting war ein Mensch, ein Mann mit freiem Willen! Er gehörte nur sich selbst!

Doch Rogue sprach keinen dieser Gedanken aus, sondern versuchte, sich an Rakheid vorbei zu schieben, um zur Treppe zu kommen. Für einen Moment sah es so aus, als würde ihm das auch gelingen, doch dann machte Rakheid einen Ausfallschritt schräg nach hinten, sodass er auf einmal vor einem überraschten Rogue stand und diesen an die Briefkästen drücken konnte. Der Ältere kam ihm unangenehm nahe. Rogue konnte sogar seinen Atem auf seinen Lippen spüren.

„Aber ich muss schon sagen, dass es sehr amüsant war, als Sting auf das Gedankenspiel eingestiegen ist, wie es wohl wäre, wenn du dabei wärst“, raunte Rakheid mit anzüglich gedämpfter Stimme. „Der Kleine konnte gar nicht mehr genug davon kriegen. Wahrscheinlich wärst du nach mir auch noch an ihm satt geworden…“

Rogue zuckte zusammen, als der Ältere ihm unverfroren eine Hand auf den Schritt legte und ihm dann sogar die Lippen auflegte. Hart und bestimmend. Vollkommen rücksichtslos forderte seine Zunge Einlass und als Rogue die Lippen zusammen presste und sich weg zu drehen versuchte, zog Rakheid seinen Kopf an den Haaren in den Nacken und drückte seinen Unterleib gegen Rogues. Der schwache Protestlaut ging unter, als Rakheids Zunge seinen Mundraum eroberte.

Es war nicht so, dass Rogue übermäßig viel Erfahrung auf dem Gebiet hatte, aber nie zuvor hatte er sich so zerrissen gefühlt. Ein Teil von ihm war zutiefst angewidert, wollte Rakheid von sich stoßen und ihm am liebsten dorthin treten, wo es dieses aufgeblasene Arschloch am meisten traf. Doch ein anderer Teil fand unverhohlenen Gefallen an diesem brisanten Spiel hier vor den Briefkästen, wo jeden Moment einer der anderen Mieter auftauchen konnte. Rakheid hatte etwas an sich, das Rogue nicht zu beschreiben vermochte, doch es zog ihn an, machte ihn wehrlos…

Als er spürte, wie Rakheid an seinem Gürtel herumnestelte, versuchte er, seine Hand gegen den Brustkorb des Blonden zu schieben und seine Lippen wieder aufeinander zu pressen. Mit erstaunlicher Leichtfertigkeit hielt Rakheid dem Druck stand und drängte Rogue sogar noch mehr gegen die Briefkästen, wodurch sein Bewegungsspielraum weiter eingeschränkt wurde und er nicht genug Kraft in seinen Armen aufbringen konnte.

Rogues Kopf wurde so weit in den Nacken gezogen, dass er gezwungen war, die Decke anzustarren. Rakheids Lippen wanderten über sein Kinn den Hals herab. Die heiße Zunge umkreiste Rogues Kehlkopf und fuhr dann weiter nach unten. Rogues Shirt wurde am Ausschnitt nach unten gezogen und dann legten sich die Lippen unnachgiebig auf eine Stelle an Rogues Schlüsselbein.

Wieder wollte Rogue protestieren, doch dieses Mal entfuhr ihm ein Keuchen, als er Rakheids Finger unter seiner Boxershorts spürte. Der Blonde fackelte nicht lang, er ging zielgerichtet, geradezu strategisch vor, nahm sich rücksichtslos, was er wollte, verhielt sich wie ein Platzhirsch.

Rogue richtete all seine Konzentration darauf, den kundigen Berührungen zu widerstehen. Er rief sich Dinge in Erinnerung, die solch einer Situation normalerweise ein erkaltendes Ende bereitet hätten. Matheformeln, Prüfungen, unliebsame Lehrer – all solche Dinge halt.

„Ich bin beeindruckt“, raunte Rakheid auf einmal und trat einen Schritt zurück. Als Rogue den Blick wieder senkte, wirkte das Lächeln des Älteren noch viel überheblicher, aber seine onyxfarbenen Augen blitzten warnend auf. „Schade, du wärst eine gute Ergänzung, aber du bist wie ein Kaktus. So lecker dein Fleisch auch ist, ständig auf die Stacheln aufzupassen, ist lästig. Da bleibe ich lieber bei Sting, der lässt sich leichter ernten… Ein schönes Wochenende dir noch, Rogue. Denk’ an mich, wenn du vor dem Spiegel stehst.“

Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ Rakheid das Gebäude. Schwer atmend und zitternd blickte Rogue ihm nach, seine Gedanken noch immer wirr. Er war gerade mittendrin sitzen gelassen worden. Dabei hätte wahrscheinlich nicht mehr viel gefehlt, um ihn schwach werden zu lassen. Selbst jetzt noch kribbelte es dort, wo Rakheid ihn berührt hatte.

Als oben eine Tür aufging, wurde Rogue jäh in die Gegenwart zurück gerissen. Hastig schloss er Hose und Gürtel wieder und strich sein Shirt glatt, dann eilte er die Treppe nach oben. Auf halber Höhe kam ihm ein anderer Student entgegen, der hier wohnte, dessen Name er jedoch nicht kannte. Knapp erwiderte er das grüßende Nicken und nahm dann immer drei Stufen auf einmal, um noch schneller in den dritten Stock zu gelangen. Er zückte noch im Laufen seinen Wohnungsschlüssel, während sein Blick immer wieder zu Stings verschlossener Wohnungstür zuckte, hinter welcher er keinen Ton vernahm. Ob Sting noch schlief? Nackt und von getrocknetem Schweiß überzogen zwischen zerwühlten Laken…?

Benommen schüttelte Rogue den Kopf und schloss seine Tür auf. Im Flur ließ er seine Umhängetasche fallen, kickte seine Schuhe achtlos fort und riss sich die Kleidung auf dem Weg zum Badezimmer regelrecht vom Körper. Als er dort vorm Spiegel stand, erkannte er das ganze Ausmaß von Rakheids Spiellust: Das Knutschmal auf seinem Schlüsselbein war riesig und dunkel und noch immer ging davon ein Pochen aus. Nie zuvor hatte Rogue sich derartig besudelt gefühlt.

Wieso ließ Sting so etwas mit sich machen? Rakheid behandelte ihn wie ein Spielzeug, benutzte ihn schamlos für seine eigene Befriedigung, markierte ihn, schob ihn nach Belieben hin und her und redete über ihn, als wäre er ein dummes, kleines Hündchen. War Sting sich dessen überhaupt bewusst? Oder war es ihm egal, weil er dabei auch auf seine Kosten kam? Auf einmal war Rogue noch viel wütender auf den Blondschopf, der ihn ernsthaft mit Rakheid in einem Bett haben wollte und ihn sogar als Sexfantasie missbrauchte.

Knurrend starrte er in den Spiegel. Seine roten Augen glühten regelrecht. Gleichgültig, wie Sting das hielt, noch mal würde er so etwas nicht mit sich machen lassen! Er würde sich nicht von Rakheid gängeln lassen!
 

Dieses Mal blickte Rogue nicht einmal von dem auf, was früher einmal Spinat, Rührei und Kartoffelbrei gewesen war, als seine Freunde sich zu ihm an den Mensatisch gesellten. Er spürte ihre forschenden Blicke und ihre wachsende Anspannung, aber er hatte nicht die geringste Lust, ihnen in die Augen zu sehen. Überhaupt niemandem wollte er jemals wieder in die Augen sehen. Dabei hatte er doch nur immer wieder Stings tiefblaue Augen vor sich…

Langsam rührte Rogue sein erkaltetes Essen weiter um, das nur noch eine undefinierbare Pampe war. Nicht einen Bissen hatte Rogue davon zu sich genommen. Dabei konnte er sich gar nicht erinnern, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte.

Das gesamte Wochenende über hatte er sich in seiner Wohnung verbarrikadiert und auf dem Bett gelegen. Am Samstagnachmittag hatte Sting bei ihm geklopft und durch die Wohnungstür hindurch besorgt nach ihm gerufen, ob alles in Ordnung war, ob er helfen könnte, ob Rogue sauer auf ihn war. Eisern hatte Rogue den Blonden ignoriert und irgendwann hatte der aufgegeben. Am Sonntagmittag hatte sich das Spiel wiederholt. Dieses Mal hatte Sting es sogar noch länger vor Rogues Tür ausgehalten und so lange auf das Holz eingeredet, bis er heiser geworden war. Zum Schluss hatte er beinahe darum gebettelt, dass Rogue sich doch wenigstens melden sollte, ob alles in Ordnung wäre.

„Ich brauche meinen Schlüssel wieder“, durchbrach Dobengal die Stille schließlich. Selbst seine sonst so ruhige Stimme klang angespannt.

Wortlos bückte Rogue sich nach seiner Tasche und fischte Dobengals Schlüsselbund daraus hervor, um diesen dann einfach auf den Tisch fallen zu lassen. Der Shuriken-Schlüsselanhänger klimperte leise. Das musste ein Geschenk von Flare sein. Normalerweise trug Dobengal solche Sachen nicht offen mit sich herum, aber bei Flare war er erstaunlich nachgiebig.

Auf einmal empfand Rogue bitteren Neid auf seinen alten Freund, der aller Hindernisse zum Trotz eine gute Beziehung führte, während er selbst in einen Mann verliebt war, der ihn zum Sexspielzeug degradiert hatte. Rogues Kehle wurde eng und er griff schnell wieder nach seinem Löffel in der Hoffnung, dass keiner seiner Freunde sah, wie sehr seine Finger zitterten.

„Du musst nicht mit uns darüber reden, Rogue, aber das jetzt hilft dir auch nicht“, stellte Minerva spitz fest.

Er hörte auf, die Pampe umzurühren, hielt den Blick jedoch weiter gesenkt. Was tat er hier eigentlich? Keiner seiner Freunde konnte etwas dafür, dass er sich in jemanden verliebt hatte, der seine Gefühle nicht so erwiderte, wie er sich das wünschte. Es war nicht ihre Schuld, dass Sting Rogue verschwiegen hatte, dass er eine Sexbeziehung mit dem größten Arschloch der Menschheitsgeschichte führte. Als sie Rogue ermuntert hatten, Sting nach einem Date zu fragen, hatten sie es nur gut gemeint…

„Er hat einen Freund“, murmelte Rogue seinem Teller entgegen. „Es ist keine richtige Beziehung, aber… er hat einen Freund…“

Rogues Kehle wurde noch enger und auf einmal fühlte der Schwarzhaarige sich sterbenselend. Alles, was er gewollt hatte, war ein schöner Abend mit Sting. Gutes Essen, ein bisschen Wein und vielleicht… ja, vielleicht wäre daraus mehr geworden. Es hätte sich schon irgendwie entwickelt, zwischen ihnen schien doch die Chemie zu stimmen. Rogue hatte sich auf diesen Abend gefreut!

Seine Freunde schwiegen betreten. Keiner von ihnen aß noch einen Bissen. Ihre Blicke lasteten auf Rogue, aufrichtig betroffen und besorgt. Rogue war ihnen dankbar dafür, aber gleichzeitig wurde es ihm zu viel.

Abrupt ließ er seinen Löffel fallen und stand so schnell auf, dass der Stuhl beinahe umgefallen wäre. Seine Tasche hängte er sich um eine Schulter, dann griff er nach seinem Tablett, um es zur Geschirrrückgabe zu bringen.

„Es war eine beschissene Idee, dort einzuziehen“, sagte er verbittert und wandte sich einfach von seinen Freunden ab. Keiner der Vier versuchte, ihn aufzuhalten.
 

„Tut mir Leid, Rogue, aber ich verstehe das nicht.“

Mit missbilligend gerunzelter Stirn musterte Erza ihn, die Arme vor der Brust verschränkt, während über ihrer linken Schulter ihre große Trainingstasche hing, aus der auch das Übungsschwert herausragte.

Ausdruckslos erwiderte Rogue ihren Blick. Es war ihm gleichgültig, welche Argumente die Rothaarige hervorbringen sollte, sein Entschluss stand fest.

„Musst du auch nicht. Ich höre auf. Um die Abmeldung beim Uni-Sport kümmere ich mich selbst. Ich wollte dir nur persönlich Bescheid sagen.“

„Aber warum hörst du auf? Du hast so viel Potenzial und du hattest so viel Freude daran!“

„Ich habe meine Gründe“, antwortete er knapp.

Wie sollte er auch erklären, dass er es nicht mehr ertrug, in Stings Nähe zu sein? Könnte die Rothaarige auch nur ansatzweise nachvollziehen, wie er jedes Mal, wenn er seine Wohnungstür öffnete, angespannt zur Nachbartür blickte? War für sie überhaupt vorstellbar, dass er jedes Mal Herzrasen bekam, wenn er auf dem Schild über seinem eigenen Briefkasten Stings Namen las?

Er war feige, das wusste er selbst. Statt zu versuchen, die Sache herunter zu schlucken und weiter zu machen, gab er lieber den Sport auf, den er schon als Dreikäsehoch im Privatunterricht seines Vaters abgöttisch lieben gelernt hatte. Statt Sting knallhart auf seine linke Nummer anzusprechen, ging er dem Blonden lieber aus dem Weg. Es war erbärmlich. Rogue schämte sich in Grund und Boden, aber gleichzeitig konnte er einfach nicht anders.

Die Vorstellung, aus Stings Mund zu hören, dass es nie zu etwas Ernstem hatte führen sollen, war zu schmerzhaft. Sting auch nur zu sehen und zu wissen, dass er sich ohne Scham von einem anderen Mann berühren ließ, brachte Rogue um den Verstand.

Ob seine Freunde das alles nachvollziehen konnten oder ob sie schlicht und einfach unsicher waren, zumindest hatten sie ihn in den letzten beiden Tagen, seit er ihnen erzählt hatte, dass Sting einen Freund hatte, in Ruhe gelassen. Minerva hatte ihm gestern in der Mittagspause, in der er sich wieder im Botanischen Garten verkrochen hatte, nur wieder zwei belegte Brötchen vorbei gebracht und ihn dann gleich wieder alleine gelassen. Zumindest eines davon hatte er tatsächlich runter gewürgt bekommen. Es machte seine Situation ja nicht besser, wenn er einen Hungerstreik begann. Davon lösten sich seine Gefühle auch nicht in Luft auf.

„Natürlich kann ich dich nicht zwingen, weiter zu machen, aber du machst einen Fehler, Rogue“, prophezeite Erza düster. „Warte zumindest noch mit der endgültigen Abmeldung. Leg’ einfach eine Pause ein. Vielleicht klären sich die Dinge wieder, die dir jetzt im Weg stehen.“

„Wohl kaum“, erwiderte Rogue, deutete eine vage Verbeugung an und drehte sich dann abrupt um.

Hinter sich konnte er hören, wie die anderen Kursteilnehmer herein kamen. Weil er keine Zuschauer bei seinem Gespräch mit Erza gewollt hatte, war er extra früher aus Jellals Tutorium heraus gegangen.

Kagura war natürlich wie immer eine der Ersten, ihre Haare bereits zu einem strengen Zopf hochgebunden, damit sie während des Trainings nicht störten. Sie musterte Rogue nur kurz, dann fiel ihr wohl auf, dass er seine Trainingstasche nicht bei sich trug, denn ihre Miene trübte sich und sie nickte ihm nur wortlos zu. Ruckartig erwiderte er die Geste und ging dann auch an Kagura vorbei nach draußen.

Als er aus der Tür trat, wäre er beinahe mit Sting zusammen geprallt. Die blauen Augen des Blonden leuchteten erleichtert auf, als er Rogue erkannte, und seine Lippen verzogen sich zu einer Andeutung des strahlenden Lächelns, das er in letzter Zeit immer für Rogue übrig gehabt hatte.

„Rogue, ich habe mir schon solche Sorgen gemacht, dass dir etwas passiert ist! Ich hatte mich so auf das Kochen gefreut! Warst du am Wochenende verreist? Warum hast du denn nichts gesagt? Hat Rakheid dich mit seinem Vorschlag verärgert? Das war doch nicht-“

Schroff schob Rogue sich an dem Kleineren vorbei und entfernte sich mit großen Schritten von ihm. Es kostete ihn alle Beherrschung, nicht davon zu rennen, um die Flucht offensichtlich werden zu lassen.

„Rogue, warte doch, was ist denn los?!“, rief Sting aufgelöst und Rogue konnte seine hektischen Schritte hinter sich hören.

„Sting, ich muss etwas mit dir besprechen!“, erklang von weiter hinten Kaguras Stimme.

Rogue konnte hören, wie Sting stehen blieb, aber er drehte sich nicht um, um zu sehen, was Sting und Kagura dann noch taten. Er verließ den Sportbereich und dann den Campus, obwohl er in zwei Stunden noch eine Vorlesung hätte. Dann hatte er eben eine Fehlzeit, das war ihm egal. Er wollte einfach nur nach Hause und sich in seinem Bett verkriechen.
 

Verkrampft lag Rogue auf seinem Bett und presste sich sein Kissen aufs Ohr, um die Geräusche aus der Nachbarwohnung zu dämpfen. Obwohl er sogar sein Fenster geschlossen hatte, konnte er das laute Stöhnen und die Lustschreie deutlich hören. Stings Stimme war bereits heiser, aber es nahm einfach kein Ende. Zweimal hatte er bereits besonders laut geschrien. Beim zweiten Mal hatte etwas gescheppert. Jetzt lief die dritte Runde.

Vor Rogues innerem Auge umschlangen sich zwei athletische Körper miteinander. Sting wurde gegen eine Wand gepresst, gegen die er immer wieder erregt trommelte, während Rakheid sich alles von ihm nahm, was Rogue sich so verzweifelt wünschte.

Obwohl er sich selbst dafür hasste, konnte Rogue seine eigene Erregung nicht mehr ignorieren. Sie verlangte nachdrücklich pochend nach Aufmerksamkeit. Zu intensiv war die Vorstellung dessen, was dort in Stings Wohnung vor sich ging.

Dabei war er sich sehr wohl darüber in Klaren, dass Rakheid den jüngeren Blondschopf absichtlich so weit trieb. Als er vor zwei Stunden die Treppe hinauf gekommen war, hatte er gesehen, wie Rakheid in Stings Wohnung verschwunden war – und Rakheid hatte auch ihn gesehen, da war er sich sicher, denn das herausfordernde Grinsen war unübersehbar gewesen.

Für einen Moment hatte Rogue erwogen, wieder umzudrehen, aber er hatte nicht gewusst, wohin. In Rufus’ und Kaguras Liebesnest wollte er sicher nicht platzen. Dobengal war, wie er wusste, bei einem Sondertraining in einem Waldcamp. Und die neue Wohnung seines Vaters und seiner Schwester war noch viel zu chaotisch für einen Besuch. Es wäre also nur noch Minerva geblieben, aber wenn er bei ihr Zuflucht suchen würde, dann würde sie ihr rücksichtsvolles Schweigen beenden und nach Erklärungen verlangen. Dafür war er einfach nicht bereit.

Schweren Herzens war er also in seine Wohnung gegangen und hatte mit angehört, wie Rakheid und Sting ungewöhnlich lange miteinander geredet hatten. Den genauen Wortlaut hatte er nicht verstanden, aber Rakheid schien irgendwann ungeduldig geworden zu sein. Rogue hatte ein Poltern gehört, Sting hatte einen Protestlaut ausgestoßen, der jedoch sehr schnell abgewürgt worden war. Beinahe hatte Rogue überlegt, die Polizei zu rufen, aber just in dem Moment, da er nach seinem Handy gegriffen hatte, hatte er Stings Stöhnen gehört, laut und willig.

Nachdem er das Fenster zugeknallt hatte, hatte Rogue gehofft, es nicht mehr ertragen zu müssen, aber nur allzu schnell hatten die beiden Blondschöpfe ihr Spiel in die Küche verlegt. Ganz gewiss hatte Rakheid das veranlasst, damit Rogue durch die Wand hindurch alles mit anhören konnte. Dieser perverse Mistkerl!

Er hatte doch schon gewonnen. Rogue hielt sich bereits seit einer Woche von Sting fern. Er ging nicht mehr zum Kendo-Training und wenn er seine Wohnung verließ, ging er doppelt und dreifach sicher, Sting nicht zu begegnen. Als er Sting vorgestern zufällig zusammen mit seiner Freundin Yukino in der Bibliothek gesehen hatte, hatte er diese sogar fluchtartig verlassen.

Rogue unternahm nicht das Geringste, um Sting näher zu kommen und damit auf Rakheids Weidegründen zu grasen, wie dieser Großkotz es wahrscheinlich bezeichnen würde…

Wieder schrie Sting leise und es erklang ein weiterer Schlag gegen die Wand. Kurz darauf erklang ein erregtes Wimmern, das Rogues Fantasie derart beflügelte, dass er sich keuchend zusammen krümmen musste.

Verdammt, er wollte das nicht! Wenn er diesem Drang jetzt nachgab und den Gedanken an Sting dafür heran zog, würde er den Blonden erst recht nicht aus seinen Kopf bekommen. Es war so schon alles schlimm genug. Er konnte sich nicht mehr auf die Vorlesungen konzentrieren, schwieg seine Freunde an, bekam kaum einen Bissen herunter und schlampte so schlimm bei der Arbeit, dass Professor Org ihm nicht ohne Sorge in der Stimme empfohlen hatte, dem Projekt vorerst fernzubleiben.

Er vermisste Sting. Das Leuchten in den tiefblauen Augen. Das charmante, abenteuerlustige Lächeln. Die hingebungsvolle Miene beim Training. Die fließenden, schnellen Schwerthiebe. Die tiefe, vibrierende Stimme. Das ausgelassene Lachen. Die Wärme seines Körpers. Die Hitze seiner Zunge…

Hastig sprang Rogue aus dem Bett und riss seine Hand aus seiner Boxershorts. Er hatte sich so sehr von seiner Sehnsucht einnehmen lassen, dass er beinahe schwach geworden war, aber das wollte er nicht! Nicht jetzt und auch in Zukunft nicht!

Zitternd stakste er ins Badezimmer und zog sich aus. Um nicht im Spiegel das nur langsam verblassende Mal sehen zu müssen, das Rakheid ihm vor einer Woche verabreicht hatte, ließ er das Licht aus und tastete sich blind unter die Dusche.

Als er den Regler gefunden hatte, zögerte er. Hier konnte er Sting kaum noch hören, aber irgendwie machte das die Sache nur noch schlimmer, denn irgendwie wollte er doch noch viel mehr davon hören... Stöhnend lehnte er die Stirn gegen die kalten Fliesen und klammerte sich mit beiden Händen an den Regler, um sie von seinem stehenden Problem fernzuhalten. Er war bereits so aufgeheizt, dass er gar nicht mehr klar denken konnte!

Wie hatte es bloß so weit kommen können? Er hatte ein gutes Leben geführt. Er hatte tolle Freunde, ein anspruchsvolles Studium, einen guten Job bei einem spannenden Projekt, hin und wieder ein unverbindliches Nümmerchen… Es hatte alles so gut gepasst. Warum nur hatte Sting in sein Leben platzen müssen? Jetzt schien alles auf dem Kopf zu stehen! Nichts ergab für Rogue noch einen Sinn!

Noch immer zitternd stemmte Rogue sich von den Fliesen ab, brachte sich unter dem Duschkopf in Stellung und tastete wieder nach dem Regler.

Er weigerte sich, die Kontrolle zu verlieren. Weder würde er auf Rakheids Spiel eingehen, noch würde er Sting gegenüber schwach werden. Irgendwie würde er es hinkriegen, die Sache auszusitzen, bis seine Gefühle endlich wieder abgekühlt waren! Irgendwann in der Zukunft würde er seine dummen Gefühle dieser Tage belächeln.

Wild entschlossen drehte er das kalte Wasser in voller Stärke auf. Als das eisige Nass ihn traf, konnte er sich nur davon abhalten, zu schreien, indem er sich auf die Hand biss…
 

„Was hast du mit deiner Hand gemacht?“

Seufzend blickte Rogue zu Minerva auf, die eine Tüte voll mit abgepackten belegten Brötchen in den Händen hielt. „Wenn ich nicht in die Mensa komme, hat das einen Grund.“

„Ja ja, du verstehst deine Gründe doch nicht einmal selber“, erwiderte Minerva unbeeindruckt und ließ sich neben ihm auf dem Boden des alten Pavillons nieder, den Rogue sich als neues Versteck auserkoren hatte. Eigentlich hatte er gehofft, die Absperrung der Parkverwaltung würde seine Freundin davon abhalten, ihn hier zu suchen, aber wirklich überrascht war er auch nicht, sie hier zu sehen.

Schicksalsergeben ließ er sich ein Brötchen mit Tomate und Mozzarella in die Hand drücken, machte jedoch keine Anstalten, es auszupacken und zu essen.

Dabei hatte er am Wochenende kaum etwas runter gekriegt, weil Rakheid und Sting nebenan eine Sexorgie veranstaltet hatten. Zwar hatte er sich nach der eisigen Dusche in der Nacht von Samstag auf Sonntag immer im Griff gehabt, aber die Geräusche der beiden Blondschöpfe hatten ihm das bisschen, was er vorher noch an Appetit gehabt hatte, vollends ausgetrieben.

Irgendwann hatte er doch die Flucht ergriffen und war joggen gegangen. Fast drei Stunden lang. Einmal angefangen, hatte er kein Ende mehr gefunden. Er war durch die halbe Stadt gelaufen, immer weiter und weiter, aber nie weit genug, ständig verfolgt von seinen Erinnerungen an Stings erregte Schreie. Als er durchgeschwitzt und mit bleischweren Beinen in seine Wohnung zurückgekehrt war, war es in Stings Wohnung ruhig gewesen, sodass er nach einer – dieses Mal warmen – Dusche wie tot ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen war.

„Das ist zum Essen da. Man nennt es Brötchen“, erklärte Minerva trocken. Sie hatte ihr erstes Brötchen mit Ei bereits zur Hälfte verputzt.

„Ich habe keinen Hunger“, brummte Rogue und legte das Brötchen weg, aber seine Freundin drückte es ihm sofort wieder in die Hände. Ihre olivgrünen Augen funkelten streng.

„Du leidest vielleicht an Appetitlosigkeit, aber essen musst du dennoch.“

Er war viel zu ausgelaugt, um etwas dagegen halten zu können. Resigniert packte er das Brötchen aus und biss ab.

„Gut so, jetzt musst du kauen. Das macht man, indem man Ober- und Unterkiefer zusammen drückt. Ja, fein, weiter so!“, instruierte Minerva ihn gönnerhaft.

Schweigend aß er das gesamte Brötchen auf, den Blick immer gesenkt, die Gedanken zusammenhanglos herum springend. Er wollte Sting wieder in die Augen sehen können. Rakheid war ein sadistisches Arschloch. Ohne Kendo-Training fühlte er sich beschissen. Es war beschämend, wie er seine Freunde in der letzten Woche behandelt hatte…

„Es tut mir Leid…“, nuschelte er, während er die Folie zusammen knüllte, in welcher sein Brötchen eingepackt gewesen war.

„Was denn? Dass du uns eine Woche lang angeschwiegen hast, weil es dir schlicht und einfach beschissen ging?“ Minerva zuckte mit den Schultern. „Wir sind nicht blind, Rogue, und auch nicht dumm. Du brauchtest Zeit, wir haben sie dir gegeben. Kein Grund, sich zu entschuldigen.“

Rogue biss sich auf die Unterlippe. Seine Freunde mochten ihm sein Verhalten tatsächlich nicht krumm nehmen, aber er fühlte sich dennoch schäbig. Nach allem, was sie bereits für ihn getan hatten, war das undankbar und rücksichtslos. Sie hatten Besseres verdient…

„Denk’ nicht so viel darüber nach, Rogue“, mahnte Minerva und ihre Stimme wurde dabei ungewöhnlich sanft, sodass er überrascht den Blick hob. Ein Lächeln vollkommen ohne den sonst so üblichen Spott umspielte ihre Lippen. „Wir tragen es dir wirklich nicht nach, also belaste dich nicht auch noch damit.“

Für einen verrückten Moment verspürte Rogue den Wunsch, seine langjährige Freundin zu umarmen und endlich alles raus zu lassen, was ihm auf der Seele lag, auch wenn er dann wahrscheinlich alle Beherrschung verlieren und die Schleusen öffnen würde. Um nicht tatsächlich noch in Tränen auszubrechen, starrte er schnell wieder auf den Folienball in seiner Hand hinunter. Als Minerva ihm tröstend die Schulter klopfte, musste er schwer schlucken.

„Also, was ist mit deiner Hand?“, wiederholte Minerva ihre Frage mit rücksichtsvoll gedämpfter Stimme. „Das sieht aus, als hättest du dich selbst gebissen.“

„Am Wochenende war Rakheid wieder bei Sting“, murmelte er tonlos.

„Der Freund, nehme ich an?“ Als er nicht antwortete, fuhr Minerva geduldig fort. „Und sie waren zu laut?“

„Rakheid hat das mit Absicht gemacht“, presste Rogue mühsam hervor. „Er bildet sich ein, ich würde ihm… keine Ahnung, sein Spielzeug wegnehmen, sein Revier streitig machen? Wie auch immer man das nennen will…“

„Und? Willst du?“

„Nein!“, brauste Rogue auf und war auf einmal auf den Beinen. Noch immer waren sie bleischwer, aber mit jedem Schritt und jedem Wort wurden sie leichter. Auf einmal sprudelte es geradezu aus Rogue heraus. „Sting hat mich verarscht! Er hat mit mir geflirtet, obwohl er das mit Rakheid am Laufen hat. Er lässt sich von diesem… diesem Widerling wie ein Hund behandeln und er…“

Rogue blieben die Worte im Halse stecken. Selbst jetzt schaffte er es nicht, Minerva von Rakheids Vorschlag mit dem Dreier und von seiner Andeutung bezüglich Stings Sexfantasien zu erzählen. Die Scham über diese Demütigung – und besonders über das, was Rakheid mit ihm vor den Briefkästen gemacht hatte – war zu groß.

Zu seiner Erleichterung hakte Minerva nicht nach, sondern griff nach einem weiteren Brötchen, um es auszupacken und gemächlich zu verspeisen. Ihre vollkommene Ruhe griff auch auf Rogue über und er schaffte es, sich wieder neben ihr nieder zu lassen, auch wenn er die Hände noch immer zu Fäusten geballt hielt.

„Glaubst du wirklich, dass er dich nur verarscht hat?“

„Was denn sonst?“, schnappte Rogue aggressiv, zog jedoch sofort den Kopf ein, als Minerva eine Augenbraue anhob.

„Dein Sting ist zwar ein kleiner Idiot und anscheinend kein Kind von Traurigkeit, aber manipulativ ist er sicher nicht. Ich halte es für viel wahrscheinlicher, dass er bei all den Flirts mit dir völlig vergessen hat, dass er da schon ein Eisen im Feuer hat“, war die unbeeindruckte Erwiderung.

„Er ist nicht mein Sting…“

Es war bescheuert, ausgerechnet diesen Punkt zu betonen, das wusste Rogue selbst, aber Minervas Argumente machten ihn ganz wirr. Einerseits klang es zu schön, um wahr zu sein, doch andererseits wünschte er sich so verzweifelt, dass sie Recht und er sich tatsächlich in Sting geirrt hatte.

Verzweifelt strich er sich über das Gesicht und beließ seine Stirn in seinen Handtellern, den Blick auf das alte Dielenholz des Pavillons gerichtet, ohne dass er es tatsächlich wahrnahm. Wenn Sting Rakheid tatsächlich einfach vergessen hatte, was hatte das dann zu bedeuten? Was hatte Sting sich von ihm erhofft? Bestand auch nur die geringste Chance, dass er Rogues Gefühle erwiderte? Bei dem Gedanken klopfte Rogue das Herz bis zum Hals.

„Du wirst nie erfahren, was seine Flirts zu bedeuten hatten, wenn du ihn nicht fragst“, stellte Minerva fest und stopfte die zweite Folie in die Tüte. „Das hängt jetzt an dir, Rogue. Deine Initiative ist gefragt.“

Er sollte die Initiative ergreifen? Aber er hatte doch keine Ahnung davon! Sollte er Sting einfach freiheraus fragen, was er ihm bedeutete? Aber wann und wie und wo? Oder sollte er versuchen, dort den Faden wieder aufzunehmen, wo sie durch Rakheids Auftritt unterbrochen worden waren? Wie um Himmels Willen sollte er das anstellen?! Es hatte ihn bereits so viel Überwindung gekostet, Sting zum Kochen einzuladen!

Stöhnend rieb Rogue sich mit den Daumen die Schläfen. „Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll“, gestand er geknickt. „Es ist so furchtbar kompliziert. Was ist, wenn-“

„Du hast gerade gesagt, dass es kompliziert ist, da solltest du dir die Was-wäre-wenn-Fragen wirklich klemmen“, schnitt Minerva ihm das Wort ab und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Lauf’ beim nächsten Mal einfach nicht weg, wenn Sting versucht, mit dir zu reden, und dann tust und sagst du einfach das, was du denkst. Der Rest wird sich dann schon ergeben.“

„Aber ich-“

„Reiß’ dich zusammen!“, donnerte Minerva und gab ihm gleich noch einen Klaps auf den Hinterkopf, kräftiger dieses Mal. „Hier geht es nicht um irgendeine Kleinigkeit. Das ist wichtig, also musst du gefälligst deinen Arsch hoch kriegen, sonst wirst du es ewig bereuen!“

Mit großen Augen starrte er die Schwarzhaarige an, doch die war noch nicht fertig mit ihm und stand auf. „Na los, aufstehen! Jetzt ist Schluss mit Trübsal blasen!“

„Soll ich etwas jetzt gleich zu ihm gehen?“, krächzte Rogue und auf einmal bekam er es mit der Angst zu tun.

„Pff! Um Leben und Tod geht es dabei nun auch nicht, also übertreib’ mal nicht!“, schnaubte Minerva und schlug ihm auf die Schulter. „Wir gehen jetzt in die Mensa. Ich habe immer noch Hunger. Aber heute Abend wirst du bei Sting klingeln, verstanden?!“

Allein bei der Vorstellung, dem Blonden gegenüber zu stehen, brach Rogue beinahe in Panik aus, aber er wusste, dass Widerstand zwecklos war, also zog er seine Umhängetasche zu sich und stand auf, um artig hinter Minerva her zu trotten, die unterwegs das letzte Brötchen aß. Für eine Weile konnte er sich sogar wieder einmal darüber wundern, wo sie nur all das Essen hin steckte, denn sie war schlank wie eine Gerte und das allmorgendliche Joggen alleine konnte unmöglich so viel bewirken. Hatte Minerva einfach einen überdurchschnittlichen Stoffwechsel?

Sie hatten bereits den halben Campus durchquert, als Rogue hinter sich einen Ruf hörte. Die Stimme kam ihm vage bekannt vor, weshalb er sich verwirrt umdrehte. Ungeduldig brummend blieb auch Minerva stehen und sah der jungen Frau entgegen, die zu ihnen aufholte.

Sie war fast einen Kopf kleiner als Minerva, zierlich, aber sehr kurvig, was selbst das weit geschnittene, hellblaue Blusenkleid mit den dunkelblauen Akzenten nicht kaschieren konnte. Ihr sanftes, herzförmiges Gesicht mit den großen, braunen Augen wurde von kurzen, weißen Haaren umrahmt, in welchen eine dunkelblaue Papierblume steckte. Wie beim letzten Mal, als er sie gesehen hatte, presste sie mehrere Bücher und eine Zeichenmappe an ihre Brust und trug eine schwer wirkende Umhängetasche über der rechten Schulter.

„Endlich habe ich dich gefunden!“, seufzte Yukino erleichtert und wandte sich an Minerva, um dieser die Mappe und zwei der drei Bücher in die Arme zu drücken, ehe sie Rogue das dritte – und dickste – Buch über den Kopf zog. „Was fällt dir eigentlich ein, so mit Sting umzuspringen?!“

Verdattert starrte Rogue die Weißhaarige an und rieb sich den Kopf. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Minervas Mundwinkel zuckten. Er hatte sich also doch nicht getäuscht. So sanftmütig Yukino auf dem ersten Blick auch wirkte, sie hatte doch eine gewisse Ähnlichkeit mit Minerva. Das fing schon allein damit an, dass sie ihn – einen Wildfremden, wenn man es genau nahm – einfach so maßregelte.

„Sting versucht schon seit mehr als einer Woche, an dich ran zu kommen! Er ist am Boden verstört, weil du Dummkopf ihn einfach ignorierst! Ist es zu viel verlangt, dass du ihm wenigstens erklärst, warum du dich auf einmal wie ein Riesenarsch verhältst?! Wie kann man nur so verbohrt sein?!“

Rogue wurde unangenehm bewusst, dass viele Studenten um ihn herum das Schauspiel bemerkten und interessiert stehen blieben. Unter anderem registrierte er auch einen jungen Mann mit kupferfarbenen Haaren und Sonnenbrille, der Yukino fasziniert betrachtete, während die Pinkhaarige neben ihm ihr schüchternes Grinsen hinter ihrer Hand verbarg. Aber wirklich etwas daran ändern konnte Rogue nicht, dass Yukino ihn zum Zentrum der studentischen Aufmerksamkeit machte. Bei ihrem Redeschwall hatte er nicht die geringste Chance, etwas zu seiner Verteidigung zu sagen, und Minerva neben ihm grinste nur unverhohlen und machte keinerlei Anstalten, ihm zu helfen.

Tolle Freundin…
 

„Endlich!“

Bei Stings Ausruf ließ Rogue vor Schreck seinen Wohnungsschlüssel fallen. Hinter Stings Tür war alles ruhig gewesen, weshalb er angenommen hatte, der Blonde müsste heute Abend arbeiten, aber ganz offensichtlich hatte er ihm aufgelauert. Anscheinend war heute der Tag der verrückten Begegnungen.

Fast eine halbe Stunde lang hatte Yukino ihm mitten auf dem Campus eine farbenfrohe Moralpredigt gehalten, wobei ihr Gesicht immer dunkler geworden war. Als sie endlich hatte Luft holen müssen, hatte Minerva sie kurzerhand mit den Worten Richtung Mensa gezogen, dass die Nachricht wohl angekommen sei. Und Rogue hatten sie einfach stehen gelassen. Das hatte definitiv zu den schrägsten Erlebnissen gehört, die ihm jemals widerfahren waren!

Bevor Rogue auch nur daran denken konnte, seinen Schlüssel aufzuheben, war Sting bei ihm und schob sich zwischen ihn und die Tür. Seine blauen Augen flackerten. War das etwa Angst? Rogue musste schwer schlucken.

„Bitte, Rogue, erklär’ mir endlich, was los ist! Es lief doch alles gut zwischen uns! Warum ignorierst du mich seit einer Woche?!“

Sein Kopf fühlte sich an wie leer gefegt. Minerva hatte ihm geraten, das zu sagen oder zu tun, was er gerade dachte, aber was sollte er machen, wenn er gar nicht denken konnte? Alles, was er tun konnte, war, Sting anzustarren, der so treuherzig und flehentlich zu ihm aufblickte. Die Lippen des Blonden zitterten unter schweren, aufgeregten Atemstößen.

„Rogue, es tut mir Leid, wenn Rakheid dich mit dem Vorschlag beleidigt hat. Bitte rede wieder mit mir!“

Der Schwarzhaarige öffnete den Mund, um einfach auszupacken. Das Einfachste war doch wohl, wenn er Sting seine Gefühle gestand. Dann wussten sie Beide gleich, woran sie waren. Danach würde Sting ihn entweder in Ruhe lassen oder aber…

Kein Ton verließ Rogues Kehle. Er schaffte es nicht. Es war schlicht unmöglich. Nie zuvor hatte er so intensive Gefühle verspürt. Auch nur in Erwägung zu ziehen, jemandem die große Liebe zu beschwören, war vollkommen unsinnig gewesen. Hier und jetzt wollte er es. Er wollte Sting begreiflich machen, wie sehr er sich zu ihm hingezogen fühlte, wie viel er ihm bedeutete, wie sehr er sich danach sehnte, ihm in mehr als nur einer Hinsicht nahe zu sein. Doch etwas hemmte ihn.

Die Male an Stings Hals. Rakheids Male. Sie schienen regelrecht zu leuchten, schienen Rakheids Anspruch auf Sting heraus zu schreien. Selbst in seiner Abwesenheit schien Rakheid ihn zu verhöhnen.

„Rogue…“

Als Sting näher trat, konnte Rogue wieder den Geruch von Farbe wahrnehmen, der dem Blonden immer anzuhaften schien, aber da war noch mehr. Etwas, das original Sting war. Rein und erfrischend und atemberaubend. Rogue war trunken davon. Nie zuvor hatte etwas oder jemand so gut gerochen!

Noch immer ohne nachzudenken, ließ Rogue seine Tasche fallen und nahm Stings Gesicht in beide Hände, um den Blonden küssen zu können.

Beim ersten Kontakt ihrer Lippen hatte er das Gefühl, als würde ihn ein elektrischer Schlag treffen. Sein Herz schlug auf einmal zehnmal schneller und in seiner Brust wurde eine Glut nie gekannten Ausmaßes entfacht.

Mit halb gesenkten Lidern blickte er in Stings überrascht geweitete Augen, die sich jedoch langsam schlossen, die Gesichtszüge wurden weich und zärtlich und dann ließ ein Seufzen die Lippen des Blonden erzittern.

Von dem Moment an war es um Rogue geschehen. Er drängte Sting gegen seine Wohnungstür und vertiefte den Kuss. Ganz langsam bewegte er seine Lippen gegen die weichen, anschmiegsamen des Anderen, der den Kopf schräg legte, um Rogue noch mehr Angriffsfläche zu bieten. Bereitwillig nahm Rogue das Angebot an, forderte immer mehr von den Lippen.

Noch immer hielt er Stings Gesicht umfasst und fuhr mit den Daumen über die sonnengebräunten Wangen, während sich seine übrigen Finger langsam in die blonde Haarpracht schoben. Von seinen Fingern ging ein wohliges Kribbeln allein deswegen aus, weil er Sting endlich berühren konnte. Am Unterkiefer nahm er ein paar Bartstoppeln wahr, die der letzten Rasur wohl entgangen waren. Sie kratzten seinen rechten Handballen und ließen ihn erzittern.

Als sich Stings Lippen einen Spalt breit öffneten, nahm Rogue die Unterlippe zwischen seine Lippen und versuchte, sie in sich aufzusaugen. Er spürte, wie Stings Hände an seinem Oberkörper Halt suchten und doch davon abglitten, schwach und zittrig. Selbst durch den Stoff des T-Shirts hinterließen sie brennende Spuren auf Rogues Haut, schienen ihn für die Ewigkeit zu zeichnen, tausendmal intensiver und beständiger als das widerliche Mal auf Rogues Schlüsselbein.

Indem er eine Hand in Stings Nacken schob, veranlasste er den Kleineren, die Lippen noch etwas weiter zu öffnen und die Zunge zu heben. Ohne weiteres Zögern folgte Rogue der Aufforderung und drang in Stings Mundraum ein. Ihre Zungen umkreisten einander in einem perfekten Tanz, als hätten sie das schon unzählige Male getan, umgarnten, liebkosten einander, zärtlich, herausfordernd, zaghaft, abenteuerlich und immer tiefer und fester.

Die gesamte Welt schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Alles, was es noch gab – alles, woran Rogue noch denken konnte –, war dieser Kuss. Die weichen, geschwollenen Lippen, die flinke und doch so anschmiegsame Zunge, das Vibrieren des Kehlkopfes, als Rogues Finger darüber glitten. Stings Stöhnen war leise, aber tief und intensiv. Es schien Rogues gesamten Körper zu erfassen und auch der Schwarzhaarige musste stöhnen.

Noch näher rückte er an den athletischen Körper, ließ seine linke Hand auf Stings Hüfte sinken. Er spürte Stings Hände in seinen Gesäßtaschen, sie zitterten haltlos, aber sie drängten Rogue unmissverständlich dichter an den heißen, willigen Körper.

Nie zuvor hatte Rogue sich so vollkommen und zufrieden fühlt. Dieser simple Kuss rückte alles ins rechte Licht, gab den letzten Tagen, dem Leben, ja, dem gesamten Universum einen tieferen, allumfassenden Sinn. Die Verschmelzung ihrer Lippen, der Tanz ihrer Zungen, die Berührungen ihrer Körper, alles war so… so einfach und doch so komplex, so rundum perfekt… Rogue wollte die Zeit anhalten, wollte sein ganzes Leben lang nichts anderes mehr tun, als diesen Kuss aufrecht zu erhalten und diesen Körper zu spüren, der so sicher zu seinem eigenen gehörte wie seine Hände und Füße.

Sting war er.

Er war Sting.

Schwer atmend lösten sie ihre Zungen voneinander. Es fühlte sich an, als würde Rogue etwas Lebensnotwendiges entrissen werden. Keuchend bewegte er seine Lippen sofort wieder gegen Stings und obwohl der Blonde auch schon schwer atmete, erwiderte er die Bewegungen mit derselben Hingabe, als würde er genau denselben Trennungsschmerz verspüren.

„Rogue…“

Sein Name aus diesem Mund hörte sich an wie eine Offenbarung. Es erhob Rogue in die höchstens Sphären, ließ ihn alles und nichts spüren. Die Tür, den Flur, das Gebäude, die Stadt, das gesamte Universum. Alles schien sich hinter diesen zwei simplen Silben aufzutun, schien ihnen zu Füßen zu liegen, ihnen auf ewig untertan. Die Welt gehörte ganz alleine ihnen. Sie waren die Herrscher über alles und jeden!

„Sting“, seufzte er gegen die geschwollenen Lippen des Blonden und strich mit zwei Fingern der rechten Hand unendlich zärtlich dessen Kieferpartie nach. „Ich liebe dich.“

Als Stings Lippenbewegungen abrupt stoppten, fühlte es sich für Rogue an, als würde sich der Boden unter ihm auftun.

Wie von der Tarantel gestochen sprang er zurück und stolperte gegen die gegenüberliegende Wand, die Augen weit aufgerissen. Sting lehnte noch immer an der Tür, seine Lippen wund geküsst, seine Haare wirr, seine Hände noch nach einem Körper ausgestreckt, der nicht mehr da war. Doch seine Augen waren extrem geweitet. Alles, was Rogue darin erkennen konnte, war der Schock.

Es war zu viel für Rogue. Die Ängste, die sich seiner bemächtigten, nahmen ihm jedweden klaren Gedanken. Ohne auch nur eine Sekunde lang abzuwarten, wirbelte er herum und ergriff die Flucht.

Dieses Mal rief Sting ihm nicht hinterher. Für Rogue fühlte sich das wie ein Todesstoß an…
 

Zu Fuß brauchte man normalerweise eine halbe Stunde bis zu Minervas Wohnung. Wie lange er dieses Mal gebraucht hatte, wusste Rogue nicht zu sagen. Er zitterte am ganzen Körper, als er auf die Klingel drückte, und seine Lungen schienen in Flammen zu stehen. War er hierher gerannt? Er konnte sich gar nicht daran erinnern. Alles, woran er auf dem Weg hierher gedacht hatte, war Stings schockierter Blick gewesen.

Es war ein Fehler gewesen, Sting zu küssen. So gut sich das auch angefühlt hatte, es hatte Rogue schwach werden lassen. Er hatte Sting ein Liebesgeständnis gemacht! Wie hatte er nur derartig die Kontrolle verlieren können? Ja, vor dem Kuss hatte er noch darüber nachgedacht, aber da hatte er naiverweise auch noch geglaubt, er könnte auch mit einer Abfuhr zu Recht kommen.

Wie sehr er sich doch geirrt hatte…

Der Kuss hatte ihm eine völlig neue Welt eröffnet. Ein Leben mit Sting an seiner Seite, ein Leben voller Erfüllung und Wärme und Vollkommenheit. Es hatte sich angefühlt, als würden ihre Körper zusammen gehören. Wie Puzzleteile. Besser sogar.

Allein dieser Kuss hatte Rogue mehr in Wallung gebracht als alle seine bisherigen Liebschaften zusammen. In den Minuten dieses intensiven Lippenkontakts war er aus tiefstem Herzen glücklich gewesen und er hatte gewusst, dass er nie wieder ohne Sting sein wollte – nie wieder ohne ihn sein konnte.

„Orland?“

Minervas durch den Lautsprecher verzerrte Stimme ließ Rogue zusammen fahren. Hastig wischte er sich über die trockenen Augen. Er verspürte das Bedürfnis, zu weinen.

Eben weil dieser Kuss ihm nur das offenbart hatte, was er nicht haben konnte. Weil Sting auf sein Liebesgeständnis nicht reagiert hatte. Weil Sting seine Gefühle offensichtlich wirklich nicht erwiderte. Wie eine tödliche Wunde ätzte sich die Erinnerung durch Rogues Kopf, Herz und Eingeweide. Wenn er Sting nur einfach weiter aus dem Weg gegangen wäre, wäre nichts von all dem passiert. Dann wäre er vielleicht noch eine Weile frustriert gewesen, aber irgendwann wäre er schon darüber hinweg gekommen. So jedoch hatte er das Gefühl, als hätte sein Dasein jeglichen Sinn verloren.

„Was soll der Blödsinn? Wer ist da?“, fragte Minervas knackende Stimme unüberhörbar verärgert.

Rogue wollte schreien, wollte toben und weinen und wenigstens einen Bruchteil des Elends, das ihn plagte, an jemand anderen abtreten, aber noch immer brachte er keinen einzigen Ton heraus. Zitternd sackte er neben der Sprechanlage zu Boden und vergrub die Hände in den Haaren, die Lippen aufeinander gepresst, den Blick auf die Steinstufen gerichtete, die zum Hauseingang hinauf führten.

Was machte er hier eigentlich? Wollte er Minerva allen Ernstes erzählen, was passiert war? Was sollte er denn sagen? Ich habe Sting gesagt, dass ich ihn liebe, und er hat nicht darauf reagiert? Allein in seinen eigenen Gedanken klang das jämmerlich. Es kam ihm so grauenhaft nichtig vor. Ein Fliegenschiss. Und was sollte Minerva denn schon daran ändern? Sie war aller manchmal irreführenden Eindrücke zum Trotz doch nur ein Mensch. Sie konnte Sting nicht zwingen, Rogues Gefühl zu erwidern. Es Minerva zu erzählen, machte es also keinen Deut besser, eher sogar noch schlimmer.

„Also doch.“

Matt hob Rogue den Blick zu seiner besten Freundin an, die mit in die Hüften gestemmten Händen vor ihm stand. Sie trug ein weites Shirt, das über eine Schulter gerutscht war, knielange Leggins und Turnschuhe. Ihre langen Haare hatte sie aus den beiden sonst üblichen Dutts gelöst, sodass sie über ihre Schultern und den schlanken Rücken fluteten. Minervas Gammellook, wie sie es mal genannt hatte. In der Öffentlichkeit gab sie sich eleganter und beherrschter. So gut sie sich auch gegen ihren Vater durchgesetzt hatte, eine gewisse Prägung hatte er doch bei ihr zurückgelassen.

Schweigend senkte Rogue den Blick wieder. Er war sich vage bewusst, dass er kein gutes Bild bot, weil er sich schlicht und einfach nicht mehr unter Kontrolle hatte. Er zitterte am ganzen Körper und jetzt merkte er auch, dass er verschwitzt war.

„Was ist passiert, Rogue?“

Anstatt zu antworten, lehnte Rogue sich an die Briefkästen, die hier vor der Eingangstür angebracht waren. Weil sie den ganzen Tag im Schatten gestanden hatten, waren sie beinahe schmerzhaft kühl. Die Berührung lenkte Rogue zumindest ein bisschen von seinem Elend ab und er schloss die Augen, um sich darauf zu konzentrieren.

Mit einem nachsichtigen Seufzen ließ Minerva sich neben ihm nieder. Zwar konnte er es nicht sehen, aber Rogue war sich sicher, dass Minerva ihn gründlich musterte, um nach Anzeichen dafür zu suchen, was passiert war.

„Hast du mit Sting geredet?“ Als Rogue die Lippen noch fester aufeinander presste, brummte Minerva ungehalten. „Wohl eher nicht…“ Eine Weile schwieg sie nachdenklich und dann bewahrheitete sich Rogues Befürchtung und Hoffnung, als sie ihre nächste Vermutung äußerte. „Du hast ihn geküsst, oder?“ Vielleicht war Minerva doch eine Art Übermensch. Zumindest schien sie manchmal einfach Dinge zu wissen, die sie eigentlich gar nicht wissen konnte.

Rogues Hände ballten sich zu hilflosen Fäusten, als er sich schon wieder an die Weiche von Stings Lippen erinnerte, an die heiße, spiellustige Zunge, an die zitternden Finger, an den warmen, vibrierenden Körper und an das hingebungsvolle Stöhnen… Das war mehr als nur ein Kuss gewesen. So viel mehr…

„Und er hat mitgemacht?“

Abrupt richtete Rogue sich auf. Obwohl er so zielgerichtet hierher gelaufen war, war es auf einmal unerträglich, bei Minerva zu sein. Sie kannte ihn einfach zu gut, sprach die Wahrheiten schonungslos aus. Sicher glaubte sie, ihm helfen zu können, aber ihm war nicht zu helfen.

„Wenn du dich nicht sofort wieder hinsetzt, werde ich extrem ungemütlich“, zischte Minerva so bedrohlich, dass er augenblicklich innehielt.

Bisher hatte er es noch nie am eigenen Leib erfahren, aber er wusste, dass er diese Warnung ernst nehmen musste. Als sich einer ihrer Mitschüler nach ihrer Trennung von Laxus über sie lustig gemacht hatte, war von dem Dummkopf nur noch ein Häuflein Elend übrig geblieben, als sie mit ihm fertig gewesen war. Auch ohne Gewalt und unflätige Worte hatte Minerva ihre Mittel und Wege, um Leute fertig zu machen.

Aber würde sie allen Ernstes auch Rogue fertig machen, wenn er jetzt ging? Bisher hatte Rogue eigentlich geglaubt, dass er als ihr bester Freund einen Sonderstatus hatte, aber diese Warnung klang nicht danach.

Er wurde am Shirt nach hinten gezogen, bis er das Gleichgewicht verlor und neben Minerva auf den Hosenboden plumpste, dann versetzte sie ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Wie kann jemand, der so clever ist wie du, sich nur so dumm anstellen?“, fragte sie, wartete jedoch nicht auf eine Antwort. „Ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mit mir sprichst, Rogue.“

Minervas Stimme war ungewohnt weich und sanft und der Klaps fühlte sich beinahe nach einem Streicheln an. Auf einmal überkam Rogue der Gedanke, dass es in Ordnung wäre, vor Minervas Augen zu weinen. Zitternd beugte er sich so weit vor, dass er seine Stirn gegen die Knie drücken konnte. Noch immer blieben seine Augen trocken, aber nur gerade so noch.

„Ich habe Sting gesagt, dass ich ihn liebe“, flüsterte er so dumpf, dass er sich selbst kaum verstehen konnte.

Minerva jedoch hatte ihn anscheinend ohne Probleme verstanden. Ihre Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter und ihre Stimme war ebenfalls gesenkt, als sie nachhakte: „Und was hat er gesagt?“

„Nichts…“

„Gar nichts?“

„Er hat aufgehört, mich zu küssen, und sein… s-sein Blick…“

Rogue erstickte beinahe an den Worten. Sein Körper erzitterte wieder und er kniff die Augen zusammen, um das Wasser fortzubekommen.

„Oh Rogue… Du bist der größte Vollidiot in der Geschichte der Vollidioten!“

Auf einmal sprang Minerva auf und riss ihn mit ihrem Schwung mit sich. Er stolperte die Stufen hinunter und hätte wohl eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Boden gemacht, wenn Minerva ihn nicht noch immer am Arm festgehalten hätte.

„Was…?“

Irritiert blickte er auf seine Freundin hinunter, die ihn mit ihren olivgrünen Augen ermahnend anfunkelte. „Du hast Sting einfach so ein Liebesgeständnis gemacht und dann haust du ab, weil er nicht sofort darauf antworten kann? Hast du schon mal daran gedacht, dass der Junge so was vielleicht erst verarbeiten muss? Der arme Knabe macht sich jetzt wahrscheinlich sonst was für Gedanken!“

„Aber-“

„Kein Aber, Rogue! Nur weil du es schon länger weißt, heißt das nicht, dass Sting gleich die passende Antwort parat hat! Ob Sexbeziehung oder nicht, er hat da einiges zu ordnen und dann lädst du ihm gleich noch mehr auf den Teller, indem du mir nichts dir nichts verschwindest!“

Das ergab erschreckend viel Sinn. Wie kam es bloß, dass Minerva aus der Ferne so viel mehr davon verstand als er selbst? War er vielleicht beziehungsuntauglich, wenn er sich so dumm anstellte?

„Verliebter Trottel“, seufzte Minerva und versetzte ihm einen Schubs. „Na los, komm’ mit. Wir gehen jetzt zu Sting.“

Wir?!

„In deinem Zustand kommst du erst in einer Woche dort an“, erklärte Minerva Augen rollend. „Keine Sorge, sobald du bei Sting bist, lasse ich euch in Ruhe. Das könnt ihr gefälligst alleine bereden, ihr seid erwachsene Männer. Und jetzt Abmarsch!“
 

„Ich weiß ja, dass du schwer verliebt bist und alles, aber… sogar deinen Wohnungsschlüssel und deine Tasche zurück zu lassen…“

Minerva seufzte ungehalten, während sie vor der verschlossenen Tür des Wohngebäudes standen. Eisern schwieg Rogue sich aus. Mittlerweile war ihm selbst klar, wie bescheuert er sich angestellt hatte. Der Fußmarsch mit Minerva hierher hatte ihm geholfen, seine Gedanken zu ordnen und die Situation mit Sting zu rekapitulieren.

Ja, Sting hatte ihm keine Antwort gegeben, aber vielleicht hätte er das, wenn er ihm mehr Zeit gegeben hätte? Und womöglich war der Schock in seinen Augen in Wahrheit einfach nur Überraschung gewesen? Was ging jetzt wohl in Stings Kopf vor? Hatte Rogue ihn mit seiner kopflosen Flucht verletzt?

„Du bist noch schlimmer als Dobengal damals“, stellte Minerva fest und kniff Rogue fest in den Unterarm.

„Wieso? Was war denn damals mit Dobengal?“, merkte Rogue aus seinen Gedanken auf.

Soweit er es mitbekommen hatte, hatte sein Freund sich damals kaum anders verhalten als sonst, als das mit Flare angefangen war. Er war nicht mehr ganz so oft bei ihnen gewesen, aber ansonsten… Hatte Minerva etwa auch Dobengal eine ähnliche Predigt halten müssen wie Rogue vorhin?

„Soll ich Rufus und Dobengal erzählen, was du heute angestellt hast?“, erwiderte Minerva mit einem sadistischen Lächeln.

„Ist ja gut, behalt’ Dobengals Geheimnisse für dich“, sagte Rogue hastig und drückte auf die Klingel eines Nachbars im ersten Stock.

Als er dem Rentner erklärte, dass er seine Schlüssel verloren hätte, ließ der ihn einfach ins Gebäude, nachdem er aus dem Fenster geschielt hatte, um zu sehen, ob Rogue tatsächlich der war, der er zu sein behauptete.

Im Gebäude selbst wurde Rogue wieder nervös. Was sollte er Sting denn jetzt sagen? Er wollte sich bei ihm entschuldigen, aber gleichzeitig brannte er darauf, endlich Stings Antwort auf sein Liebesgeständnis zu erfahren. Dabei fürchtete er fast, dass er es wieder nicht hinkriegen würde, auch nur ein Wort zu sagen.

„Nur keine Müdigkeit vortäuschen“, ermahnte Minerva ihn, als er auf der letzten Treppe immer langsamer wurde, und schob ihn von hinten an.

Seine Tasche und sein Schlüssel lagen nicht mehr im Flur. Rogues Hoffnung, dass Sting die Sachen eingesammelt hatte, hatte sich also bewahrheitet. Das war gleich ein Grund mehr, warum er bei Sting klingeln musste. Die letzten Schritte bis zur Wohnungstür des Blonden kosteten Rogue entsetzlich viel Überwindung.

Bevor er klingeln konnte, hörte er von drinnen ein leises Rumsen und dann Stings ungehaltene Stimme: „Lass’ das, Rakheid! Ich will mit dir reden, also rück’ mir nicht auf die Pelle!“

Was Rakheid erwiderte, konnte Rogue nicht verstehen, aber gleich darauf stieß Sting einen Protestlaut aus. Dennoch zog Rogue seine Hand wieder von der Klingel weg. Auch wenn er noch immer nicht wusste, was er sagen sollte, er wollte unbedingt mit Sting reden, aber nicht vor Rakheids Augen!

„Meine Güte, lass’ dich doch nicht ins Bockshorn jagen“, seufzte Minerva genervt und langte an Rogue vorbei, um Sturm zu klingeln.

Zuerst schien Rakheid zu versuchen, Sting von der Tür abzulenken, aber als Minerva unermüdlich weiter klingelte, öffnete sich schließlich doch die Tür und Sting stand mit halb geöffnetem Gürtel und neuem, allerdings wesentlich kleineren Knutschmal am Hals, vor ihnen. Als er Rogue erkannte, malte sich die Erleichterung auf seinen vorher mürrischen Zügen ab.

Noch ehe einer von ihnen etwas sagen konnte, trat Rakheid von hinten dazu und machte Anstalten, Sting besitzergreifend an sich zu ziehen, doch der machte einen Schritt von ihm weg und verzog unwillig das Gesicht. Eine winzige Falte bildete sich zwischen Rakheids Augenbrauen.

„Ihr stört“, erklärte er Rogue und Minerva ruhig, aber in seiner Stimme lag eine unverhohlene Warnung.

„Das ist Absicht“, erwiderte Minerva mit einem verblüffend ähnlichen Unterton und musterte Rakheid prüfend. „Du bist also Rakheid?“

Zum ersten Mal schien Rakheid ernsthaft irritiert zu sein. Für ein paar Sekunden starrte er die Schwarzhaarige verwundert an, während Sting und Rogue zwischen ihnen Beiden hin und her blickten wie bei einem Tennismatch. „Und du bist?“

„Das erzähle ich dir bei einer Pasta im Sword Cat, wenn du dafür die Beiden hier eine Weile in Ruhe lässt.“

Sting riss die Augen weit auf, Rakheid hob überrascht die Augenbrauen und Rogue blickte seine Freundin schlicht und einfach geschockt an. Das konnte Minerva doch nicht ernst meinen! So taff sie auch war, allein die Vorstellung, dass dieses Arschloch seiner Freundin zu nahe kam, bereitete ihm Bauchschmerzen.

„Klingt nach einem interessanten Angebot“, durchbrach Rakheid die Stille schließlich und schob sich an Sting vorbei, wobei er dessen Kehrseite tätschelte. „Wir machen später weiter.“

„Tun wir nicht“, fauchte Sting scharf.

„Wir werden sehen…“

„Ich bin es nicht gewohnt, zu warten“, warnte Minerva kühl.

„Minerva, bist du dir sicher?“, fragte Rogue besorgt. Sie bedachte ihn mit einem Augenrollen und drehte sich dann um, um zur Treppe zurück zu gehen – und tatsächlich folgte Rakheid ihr auf dem Fuße.

Noch ehe sie die Treppe erreicht hatten, wollte er einen Arm um ihre Taille schlingen, aber Minerva schlug seine Hand nachdrücklich weg und er war darüber so verdattert, dass er keinen weiteren Versuch unternahm.

„Wow…“, machte Sting bewundernd. „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der ihm einfach so Paroli bietet. Minerva ist echt der Hammer!“

Wortlos nickte Rogue, den Blick noch immer zur Treppe gerichtet. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Was war, wenn Rakheid zu zudringlich wurde? Klar, Minerva wusste sich schon zu verteidigen, immerhin hatte sie früher mal Kickboxen gemacht, aber dennoch…

„Rogue…“

Sein Kopf schnellte herum, als Sting seinen Namen hauchte. Der Blondschopf kaute verunsichert auf seiner Unterlippe herum und auf seinen Wangen lag ein zarter Rothauch.

Auf einmal erinnerte Rogue sich wieder, weshalb er eigentlich hier war. Er wollte mit Sting reden. Über sein Liebesgeständnis und über sein mieses Verhalten in den letzten anderthalb Wochen. Wo sollte er bloß anfangen?

Wortlos trat Sting beiseite und blickte flehend zu ihm auf. Schwer schluckend folgte Rogue der Aufforderung und trat in Stings Wohnung, damit der Blondschopf die Tür schließen konnte. Neben der Kommode lag seine Umhängetasche.

„Deinen Schlüssel habe ich da mit rein gepackt“, erklärte Sting, als er Rogues Blick bemerkte, ehe er hilflos mit den Händen rang. „Willst du… willst du mit ins Wohnzimmer kommen?“

Noch immer des Sprechens unfähig, nickte Rogue bloß und folgte Sting, blieb jedoch mitten im Raum unschlüssig stehen. Er traute sich nicht, sich auf der Schlafcouch nieder zu lassen. Weder wusste er, wohin mit sich, noch hatte er eine Ahnung, was er zuerst sagen sollte.

Sting schien das gleiche Problem zu haben. Kurz vor der Schlafcouch schwenkte er doch auf seinen Schreibtischstuhl um, doch kaum dass er darauf saß, sprang er doch wieder auf. Sein Blick zuckte immer wieder in Rogues Richtung und seine Wangen bekamen noch mehr Farbe, doch seine Augen flackerten auch unsicher.

„Es tut mir Leid, dass ich abgehauen bin“, platzte es aus Rogue heraus. „Ich habe dir gar keine Zeit gelassen, das war-“

„S-schon gut“, unterbrach Sting ihn, auch wenn Rogue vermeinte, Erleichterung in Stings Augen zu erkennen. „Um ehrlich zu sein, hätte ich dir nicht so schnell eine Antwort geben können…“

Rogues Eingeweide verkrampften sich. Was hatte das zu bedeuten? Überlegte Sting jetzt etwa, wie er ihm eine Abfuhr erteilen konnte, ohne ihn zu verletzen?

Etwas von seinen Gedanken musste ihm doch anzusehen sein, denn Sting hob hektisch die Hände und wedelte panisch damit. „T-tut mir Leid! So meinte ich das nicht! Ich…“ Verzweifelt rang er mit den Händen und sah sich im Raum um, als stünde irgendwo geschrieben, was er tun sollte. „Ich… Mir ist nur klar geworden, dass ich vorher etwas klären muss…“

„Etwas klären?“, echote Rogue tonlos, noch immer von Angst erfüllt.

Endlich sah Sting ihm wieder in die Augen, dieses Mal ließ seine Miene keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit. „Ich wollte erst mit Rakheid Schluss machen, bevor ich dir sage, dass ich dich auch liebe.“

Die Worte schlugen ein wie eine Bombe. Rogues Knie wurden auf einmal so schwach, dass er zur Schlafcouch stolpern musste, um nicht zu Boden zu sinken. Beinahe wäre er gestürzt, weil ihm so schwindelig war. In seinen Ohren rauschte es und sein Herz schien ihm schmerzhaft gegen die Luftröhre zu schlagen. Zitternd strich er sich durch die Haare und rang um Atem.

„Rogue, ist alles in Ordnung?“ Mit ängstlich geweiteten Augen tauchte Sting in seinem Gesichtsfeld auf.

Benommen blickte Rogue zu ihm auf. „Du… du l-lie…“, versuchte er mit schwerer Zunge zu stammeln.

Sofort schoss Sting wieder das Blut in die Wangen, aber er nickte hastig. „Ja, ich liebe dich! Ich habe ewig gebraucht, um es zu begreifen. Als du mich gemieden hast, war ich todunglücklich und ich musste ständig an dich denken, aber erst als du mir vorhin gesagt hast, dass du mich liebst, habe ich es endlich verstanden… Ich war solch ein Idiot! Das mit Rakheid war immer nur Spaß, ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, dass es dich stören könnte, aber als du mich geküsst hast, ist mir alles klar geworden! Es tut mir so Leid, Rogue, bitte gib mir eine Chance, das mit Rakheid zu beenden, damit ich-“

Ohne Vorwarnung griff Rogue nach oben und umfasste Stings Gesicht, um den Blondschopf zu sich herunter zu ziehen und zu küssen. Er brauchte keine Erklärungen und Entschuldigungen mehr. Sting erwiderte seine Gefühle, das alleine reichte.

So stürmisch der Kuss auch begonnen hatte, er kam doch alleine mit der Berührung ihrer Lippen aus. Stings leiser Seufzer kitzelte auf Rogues Lippen und er schloss die Augen. Seine Brust war viel zu eng für all das, was er nun fühlte. So sehr hatte er sich nach Sting verzehrt, hatte mit seinen Gefühlen für ihn gehadert. Wie hatte er nur jemals glauben können, diese Gefühle könnten wieder verfliegen? Unmöglich! Er liebte Sting mehr, als er es jemals in Worte fassen könnte. Allein hier bei ihm zu sein, ihn zu küssen und zu wissen, dass er seine Gefühle erwiderte, bereitete Rogue den Himmel auf Erden.

„Rogue…“ Langsam öffnete er wieder die Augen. Sting hatte sich neben ihn gesetzt und strich ihm mit einer Hand zaghaft über die Wange. „Du weinst…“

„Es ist nichts“, krächzte Rogue und ließ Stings Gesicht los, um seine zitternden Finger miteinander zu verschränken. „Oder doch… ich weiß nicht… Ich… als ich dachte, du würdest mich nicht lieben… das war… einfach zu viel…“

Beschämt senkte er den Blick. Er wusste gar nicht, wann er das letzte Mal geweint hatte. Als Heine mit ihm Schluss gemacht hatte, jedenfalls nicht. Vielleicht irgendwann als Kind mal? Aber noch nie hatte sich Weinen so gut, so reinigend angefühlt, da war er sich sicher.

Als Sting seine Tränen fortwischte, blickte er verlegen wieder auf. Der Blonde lächelte vorsichtig und unwillkürlich musste auch Rogue lächeln.

„Ich werde nachher noch mal mit Rakheid reden, wenn er mich schon wieder nerven will. Dieses Mal lasse ich mich nicht ablenken, versprochen!“, beteuerte Sting. „Das mit Rakheid ist vorbei! Ich will nur noch von dir… A-also nur, wenn du auch willst, natürlich! U-und… na ja…“

Rogue rettete ihn aus seiner Verlegenheit, indem er sein Kinn ergriff und ihn daran zu sich zog, um ihm einen weiteren Kuss zu geben. Nur kurz dieses Mal, aber es fühlte sich dennoch wie eine Offenbarung an. Selig vor Glück lehnte Rogue danach seine Stirn gegen Stings und blickte in die kobaltblauen Augen seines Freundes. Ja, Sting war jetzt sein Freund!

„Wenn du willst, bleibe ich hier, falls Rakheid Blödsinn macht. Und was das… andere betrifft… Das kommt zur rechten Zeit“, flüsterte er.

Natürlich hätte er auch zugeben können, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als Rakheids Berührungen von Stings Körper fortzuwischen und Sting voll und ganz zu dem seinen zu machen, aber das schien ihm unpassend. Er wollte keine simple Sexbeziehung mit Sting. An ihrem ersten Abend als Paar wollte er nicht über so etwas sprechen.

„Ist gut“, wisperte Sting mit rauer Stimme zurück und küsste Rogue wieder, wobei er näher an ihn heran rückte.

Ehe sie den Kuss jedoch vertiefen konnten, verkündete Stings Handy mit einem Tuten den Eingang einer SMS. Leise brummelnd löste Sting den Lippenkontakt und beugte sich über Rogues Schoß, um nach dem Mobiltelefon auf dem Bücherstapel am Kopfende seines Betts zu fischen. Ohne sich aufzurichten, öffnete Sting die SMS, während Rogue fasziniert auf Stings Haare hinunter blickte. Er verspürte den Wunsch, seine Finger durch die blonden Strähnen gleiten zu lassen, und gerade hob er die Hand, um eben dies zu tun, als Sting entrüstet schnaufte.

„Dieser Arsch!“

„Was ist los?“, fragte Rogue und beugte sich vor, um lesen zu können, was Sting so aufbrachte.

Tut mir ja Leid für dich, Kleiner, aber du wirst in Zukunft ohne mich auskommen müssen. Rogue wird es schon irgendwie schaffen, dich zu befriedigen. R.

„Erst lässt er mich nicht ausreden und befummelt mich, obwohl ich nicht will, und dann macht er per SMS mit mir Schluss!“, empörte Sting sich.

Erleichtert beugte Rogue sich noch tiefer nach unten, nahm Sting das Handy ab, legte es beiseite und gab Sting dann einen Kuss auf die Stirn. „Mir ist nur wichtig, dass er dich ab sofort in Ruhe lässt“, gestand er, ohne die Lippen gänzlich von der sonnengeküssten Haut zu nehmen.

Langsam richtete Sting sich wieder auf und Rogue küsste sich langsam die Stirn hinunter bis zur Nasenwurzel, den Nasenrücken entlang bis zur Spitze. Als er endlich Stings Lippen erreichte, standen diese bereits leicht offen.

Wie lange sie auf Stings Bett saßen und einander küssten und streichelten, wusste Rogue nicht. Es spielte auch keine Rolle für ihn. Er kostete jeden einzelnen Kuss, jede noch so kleine Berührung in aller Herrlichkeit aus, atmete Stings Geruch ein, ließ sich von seiner Wärme durchdringen, lauschte seinen Seufzern und genoss vor allem die Gewissheit, dass das alles erst der Anfang war. Als sie eng umschlungen aufs Bett sanken und ihre Augen zufielen, fühlte Rogue sich rundum zufrieden und glücklich und er wusste mit jeder Faser seines Seins, dass er Sting niemals wieder loslassen würde!
 

Als wäre nichts Besonderes passiert, saß Minerva wie jeden Mittwochvormittag an einem er fest montierten Campingtische im Innenhof des Campus und las in einem dicken Buch, dessen Titel, so würde Rogue wetten, unter Garantie irgendeinen tiefsinnigen Spruch enthielt. Wie Minerva auf die Idee gekommen war, neben ihrem Politikstudium auch noch Philosophie als Zweitfach zu belegen, und warum ihm das sogar passend vorkam, würde er sich wohl nie erklären können.

Minerva war nicht einmal im Ansatz anzusehen, dass sie gestern von Rogue an ihrem gemütlichen Feierabend gehindert und dann vom größten Ekelpaket der Menschheitsgeschichte ausgeführt worden war. Wie immer trug sie ein Oberteil mit eleganten, traditionell anmutenden Schnitt und Röhrenjeans. Ihre Haare waren zu den üblichen Dutts hochgebunden und ihr Gesicht dezent geschminkt. Überhaupt nichts deutete auf etwas Ungewöhnliches hin.

Als Rogue sich ihr gegenüber nieder ließ und ihr eine Papiertüte mit dem Emblem von Maguilty & Water Bakery über den Tisch ließ, blickte sie von ihrem Buch auf. Beim Anblick der Tüte zog sie die Augenbrauen in die Höhe.

„Glaubst du, dass du so billig davon kommst?“, fragte sie trocken und öffnete die Tüte um ein Eclair heraus zu holen.

„Als ob“, erwiderte Rogue trocken und musterte seine Freundin genauestens, während sie sich an dem Eclair gütlich tat.

Ihr schlanker Hals war zu seiner Erleichterung frei von jedweden Markierungen, aber – und bei dem Gedanken musste er sich davon abhalten, über die nur noch vage erkennbare Markierung an seinem Schlüsselbein zu reiben – das bot keinen endgültigen Grund zur Entwarnung.

„Du brauchst nicht so zu gucken, Rakheid hat seine Finger bei sich behalten“, erklärte Minerva gelassen und leckte sich die schokoladenverschmierten Finger ab, ehe sie wieder in die Tüte griff und ein Himbeer-Vanille-Plunderstück heraus holte.

„Aber wie hast du es geschafft, dass er sich von Sting fernhalten will?“, fragte Rogue angespannt.

Anstatt sofort zu antworten, kaute Minerva ihren Bissen genüsslich und schluckte dann zufrieden herunter. „Wir haben einen Deal“, sagte sie schlicht und biss erneut von dem Plunderstück ab.

„Einen Deal?“, wiederholte Rogue und unwillkürlich verkrampften sich seine Eingeweide.

Einen Deal mit Rakheid zu haben, kam ihm irgendwie wie Russisch Roulette vor. Nach allem, was dieser Aufschneider getan hatte, traute er ihm nur das Schlimmste zu.

„Ich gehe mit ihm aus, wenn er dafür aufhört, sich wie ein triebgesteuerter Gockel aufzuführen. Heute Abend führt er mich ins Zodiac Circle aus. War sogar seine Idee, sich eine Oper anzuhören. Wenn er nicht gerade anderen das Hirn weg vögelt, scheint er doch etwas für seine Bildung zu tun.“

Rogue klappte die Kinnlade herunter. Das konnte doch unmöglich Minervas Ernst sein! Sie ging mit Rakheid aus?!

„Guck’ nicht so dumm. Ich weiß, was ich tue. Wenn Rakheid auch nur eine Andeutung macht, mich ins Bett kriegen zu wollen, ist sofort Schluss.“

„Und das funktioniert? Er gibt sich damit zufrieden, mit dir in eine Oper zu gehen?“, fragte Rogue ungläubig.

Wieder zog Minerva die Augenbrauen hoch und holte ein Kokos-Törtchen aus der Tüte. „Du kannst echt von Glück reden, dass dein Sting so anspruchslos ist. Von taktvollen Komplimenten hast du anscheinend nicht die geringste Ahnung.“

„Tut mir Leid, ich meine nur…“

„Es wird reichen“, erklärte Minerva gelassen.

Als sie etwas hinter Rogue entdeckte, klappte sie ihr Buch zu, klemmte es sich unter einen Arm und ergriff mit Mittel- und Ringfinger der rechten Hand die Schlaufe der Papiertüte, das halb aufgegessene Kokos-Törtchen nur noch mit Daumen und Zeigefinger haltend. So ausgerüstet stand sie auf.

„Mach’ dir nicht so viele Gedanken darum, sondern kümmere dich lieber um deinen Freund.“

Ohne Rogue die Chance auf eine Erwiderung zu geben, ließ sie ihn an dem Campingtisch sitzen. Verwundert blickte er ihr hinterher, wurde jedoch abgelenkt, als er bemerkte, was sie wohl schon vorher gesehen haben musste. Mit einem breiten Lächeln und diesem verheißungsvollen Leuchten in den dunkelblauen Augen kam Sting über den Innenhof auf ihn zu.

Ohne viel Federlesen setzte Sting sich rittlings neben Rogue auf die Bank und rutschte nahe genug an ihn heran, dass er ihn mit einem langen, zärtlichen Kuss begrüßen konnte.

Obwohl er erst vor wenigen Stunden einige Küsse dieser Art bekommen hatte, bevor Rogue sich schweren Herzens von Sting verabschiedet hatte, um die Leckereien für Minerva zu besorgen, wurde dem Schwarzhaarigen schon wieder ganz schwummrig zumute. Er drehte sich Sting zu, legte eine Hand in seinen Nacken und vertiefte den Kuss, hungrig nach mehr von dieser wundervollen Berührung.

Als sie den Kuss beendeten, blieben sie nahe genug zusammen, dass ihre Nasenspitzen fast aneinander stießen.

„Ist alles in Ordnung mit Minerva?“, fragte Sting ehrlich besorgt.

„Anscheinend ja. Sie hat Rakheid wohl im Griff… irgendwie“, murmelte Rogue und verzog das Gesicht.

Auch wenn Minerva sagte, dass es keinen Grund zur Sorge gäbe, war er doch nicht so voll und ganz überzeugt. Nachdem sie ihm so tatkräftig geholfen hatte, wollte er umso weniger, dass dieses Arschloch mit ihr spielte. Ob er ihr erzählen sollte, was Rakheid mit ihm gemacht hatte? Allein bei der Vorstellung versank Rogue fast vor Scham im Boden, aber vielleicht würde es Minerva doch anders über Rakheid denken lassen?

„Ich schätze mal, es imponiert Rakheid, dass Minerva sich so überhaupt gar nicht von ihm beeindrucken lässt. Vielleicht hat er ja tatsächlich ernsthaftes Interesse an ihr und bleibt anständig?“, vermutete Sting und stupste Rogues Nase aufmunternd mit seiner an. Bei seinen nächsten Worten leuchteten seine Augen wieder auf. „Weißt du, was mir vorhin eingefallen ist?“ Irritiert blickte Rogue seinem Freund in die Augen. „Du schuldest mir noch ein Date! Mit Lasagne, Wein und Tiramisu!“

Rogues Gesicht wurde heiß. Richtig, sie hatten ja gemeinsam kochen wollen. In Stings kleiner, enger Küche. Mit Stings verlockender Schlafcouch in Reichweite. Oh, böse, unartige Gedanken…

„Wie wäre es mit morgen Abend? Du kommst doch heute Abend wieder zum Training, oder?“

„Wenn Erza mir meine Laune verzeiht, ja“, seufzte Rogue schuldbewusst, ehe er sich vorbeugte, um einen Kuss auf Stings Lippen zu hauchen. „Morgen Abend also.“

„Großartig! Unser erstes Date!“, raunte Sting, während er noch näher an Rogue heran rutschte. „Wie viel Zeit hast du eigentlich noch bis zum Beginn deiner Vorlesung?“

Rogue schielte hoffnungsvoll auf seine Armbanduhr. Lächelnd stellte er fest, dass er noch eine halbe Stunde hatte. Er blickte wieder in Stings Augen und schob seine Hand erneut in den sonnengebräunten Nacken.

„Genug“, murmelte er, ehe er erneut die wunderbar weichen Lippen seines Freundes kostete.

Wer solche Freunde hat...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieser OS gehört zu einer kleinen eigenen Gruppe innerhalb des Romance-Projekts, die alle im sogenannten Studenten-'verse spielen. Es wird dazu noch eine LoYu-, eine Rakerva- und eine zweite Stingue-Story geben, auch wenn ich noch nicht sagen kann, wann es so weit ist.

Der nächste OS, der für dieses Projekt erscheinen wird, spielt jedoch in einem anderen 'verse und wird sich auch wieder um Stingue drehen. (Aber keine Sorge, es wird auch mal OS zu anderen Pairings geben, ich habe da schon so einiges auf meiner Liste :D)

Ich hoffe, es hat gefallen, und ich würde mich sehr über Kommentare freuen!
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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: Arianrhod-
2017-05-01T18:22:33+00:00 01.05.2017 20:22
So, jetzt wird es langsam mal Zeit, dass ich diesen Kommentar schreibe, nachdem ich das so lange vor mich hergeschoben/vergessen/auf den richtigen Zeitpunkt gewartet habe. Ich hab die Story bei der Gelegenheit gleich nochmal gelesen. Erstens um alles noch auf die Reihe zu kriegen und zweitens, weil sie einfach so toll war und mir absolut gefallen hat und vermutlich noch öfter lesen werde. :D
Ich glaube, der Kommentar ist etwas wirr, ich entschuldige mich im Voraus. Ich hoffe, du kannst trotzdem etwas daraus ziehen. Ich hab ihn auch über mehrere Tage ausgebreitet, also sorry, wenn ich etwas wiederhole. ^^“

Das mit den vollen Bücherregalen kenne ich. XD Meine Geschwister haben auch gejammert, als ich umgezogen bin, weil ich ja angeblich nicht so viele Bücher brauchen würde. Und was soll man damit tun? >__> Wegwerfen? Banausen. Ich gebe Rogue absolut recht, für die wichtigen Dinge im Leben muss man eben Opfer bringen. Er kriegt das mit dem Umzug schon gebacken und die Freunde kommen darüber hinweg. (Und man ist immer erstaunt, wie viel Kram sich im Laufe der Zeit so ansammelt.)
Hm, lecker, Kuchen. P: Fro ist so eine Liebe, dass sie sowas macht. ^^ Vermutlich war es auch ihre eigene Idee. Gut, dass Rogue lauter tatkräftige Freunde hat, mit denen er ihn teilen kann, sonst wäre er noch schlecht geworden. (Irgendwie hab ich letztes Mal voll überlesen, dass Skia und Fro auch umgezogen sind. @_@)
Mir gefiel die Stimmung in dieser Szene sehr mit all den Frotzeleien und dem Gestichel zwischen den Freunden. Die Vertrautheit in der Gruppe ist spürbar da, die kennen sich offensichtlich schon lange, das merkt man. Sowas find ich immer absolut toll!
Und dann kommt Sting dazu und plötzlich ist da noch was anderes. XD Ist natürlich gefundenes Fressen für Minerva & Co. Seine Wirkung auf Rogue ist ihnen wohl kaum entgangen, zumal keiner von ihnen ein unaufmerksamer Beobachter ist. Da hat er sich ja die richtigen Freunde ausgesucht. XD“
‚Auf gute Nachbarschaft‘ trifft es gut. *lach*

Minerva, das Fressmonster. O.O OMG, das klingt nach einer ziemlichen Aufgabe, die sie sich da vorgenommen hat. XD Aber ich liebe es, wenn man diesen Aspekt von ihr nicht einfach unter den Tisch kehrt. *lol* Ihre Liebe zum Essen (jetzt machen oder vertilgen) macht sie etwas menschlicher.
Rogue tut mir hier echt leid. u.u Er hat es nicht verdient, so in die Mangel genommen zu werden. Böse Freunde! Böse! Selbst Dobengal ist extra vorbeigekommen. Das sind schon alte Klatschtanten. Dass Rogue darüber das ganze Essen verdorben wird, tut mir allerdings leid. ^^“
Kagura gefällt mir in dieser Szene richtig gut! Sie ist so erwachsen und lässt sich von so Kleinigkeiten überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Das passt gut zu ihr. Und die Tratsch-Freunde drehen natürlich voll auf. XD Da wäre ich auch etwas gehemmt, wenn ich in denen ihrer Nähe mit jemandem flirten müsste.
Ich stimme Rogue zu, ‚auf die Reihe kriegen‘ sieht definitiv anders aus als eine heimliche Liebschaft, egal, was Dobengal behauptet. Der sollte sich echt aus anderer Leute Angelegenheiten raushalten, wenn er selbst Probleme mit dem Thema hat. Rufus ist auch ein wenig fies, wobei er ja der ist, der vermutlich den besten Rat geben könnte.
Nein, Rogue, du interpretierst da gar nichts falsch. >__> Trottel. (Wobei ich nachvollziehen kann, warum er so zweifelt. ^^“)
Und trotz allen Sticheleien trifft Minerva doch den Nagel auf den Kopf. Die kennt ihre Pappenheimer halt. Zum Glück hat Rogue sie, sonst wäre er vermutlich noch eine Weile so planlos herumgegondelt.
Ich find’s ja auch voll süß, in was für Untiefen Rogue von Sting gestürzt wird und dass der ihn so durcheinanderbringt. Dass es umgekehrt vermutlich ganz ähnlich aussieht, kann er am Ende ja doch nicht wissen.

Zumal Minerva sicher nicht drehen kann, dass die Post das Päckchen ausgerechnet bei Sting abgibt. Das wäre ja irgendwie … seltsam. XD
Rogue kann sich so viel einreden, wie er will, er selbst weiß doch, dass das alles nur vorgeschobene Gründe sind. Der Modell-Gedankensprung beweist das doch absolut. Dass er danach in eine völlig falsche Richtung abrutscht, kann man ihm fast verzeihen.
Sting der Chaot ist schon süß. Vermutlich flippt er innerlich gerade aus und plappert deswegen so. Aber er schafft es weder, Rogue ausreden zu lassen, noch ihn zu fragen, was er überhaupt will. Typisch… Dass er Rogue dabei ein wenig überwältigt, scheint er noch gar nicht mal zu merken.
Netter SK-Shoutout.
Hey, Rumschnüffeln ist nicht nett, Rogue. >__> Okay, Sting interessiert das sicher nicht, aber trotzdem. XP Aber der kleine Einblick in Stings Leben, seine Familie und Freunde fand ich schön. :)
Vielleicht liegt es nicht daran, wie lange es her war, sondern wem er gegenübersteht. Aber jeden Gedanken daran scheint Rogue sich zu verbieten, er will sich wohl keine zu großen Hoffnungen machen. Was auch irgendwie verständlich ist. Sting bedeutet ihm offensichtlich jetzt schon viel.
Das folgende Thema hebt die Stimmung natürlich sehr. ~___~ [/sarcasm Zum Glück rettet Sting sich gleich wieder und diese Überleitung nutzt sich natürlich gut. Smooth, Rogue. Dumm nur, dass er gleich wieder einen Rückzieher macht, aber da hat er seine Rechnung nicht mit Sting gemacht. Der lässt ihn das nicht mehr zurücknehmen und ist auch ein wenig direkter bzw. impulsiver. Nur dass er den armen Rogue dadurch ein wenig erschreckt. XD
Sting hat wirklich keine Scham. >__> Aber wenn Rogue DAS nicht verstanden hätte, wäre er ja auch absolut bescheuert gewesen. Die folgende Szene ist echt prickelnd… Und dann taucht Yukino auf. *headdesk* Die sucht sich auch gerade den richtigen Moment aus. (Vielleicht sollte sie sich überlegen, in einen Packesel zu investieren. Oder zumindest einen von diesen Rollkoffern, die man hinter sich herziehen kann.) Wobei sie Rogue sicher nicht gleich verjagen wollte…
Ich überlege gerade, was passiert wäre, wenn Yukino nicht aufgetaucht wäre. Sie hätten vermutlich miteinander geschlafen – was die Situation später, wenn Rogue Sting mit Rakheid erwischt, nur viel schlimmer gemacht hätte. Also eigentlich ganz gut, dass sie gerade vorbeikam.

Minerva ist halt ein Segen. Oder ein Fluch, je nachdem, wen man fragt. Dass sie Rogue (bzw. jeden ihrer Freunde…?) aufspüren kann, auch wenn die sich verstecken oder es zumindest versuchen, wundert mich gar nicht. Aber das ist wohl ihre Art, Zuneigung auszudrücken und zu zeigen, dass sie sich kümmert. Aber das Piesacken kann sie jetzt auch nicht ganz lassen.
Rogue tut mir ein wenig leid, dass er ausgerechnet über dieses Thema ausgefragt wird. ^^“ Das will man ja auch nicht unbedingt vor Freunden ausbreiten, vor allem nicht, wenn man eine so private Person ist wie er.
Minerva hat recht und Rogue sollte Sting endlich nach einem Date fragen, der kriegt das nicht selbst auf die Reihe. Der hat noch weniger Einsicht auf sein eigenes Gefühlsleben als Rogue und das muss man erstmal hinkriegen. Zum Glück gibt’s Freunde, die einem gut zureden, und Minerva ist da eine sehr gute Wahl. Die hat einen sehr realistischen Blick auf die Ereignisse.

Rogue macht sich jetzt gar nichts mehr vor. XD Der hat anscheinend seine liebe Not, sich zu beherrschen.
Aber ich kann ihm seine Nervosität auch nicht vorwerfen. Von der Frage hängt für ihn ja einiges ab, das ihm wichtig ist. Es ist auch typisch für ihn, sich darauf vorzubereiten. (Auch wenn es am Ende nicht viel bringt.) Er sollte sich nur nicht so viele Gedanken machen. ~__~ Das nennt man wohl ‚Overthinking‘.
Oh, ich glaube, Sting hätte gar nichts gegen einen spontanen Kuss einzuwenden… >__>“ Die zwei sind solche Dorks! Zum Glück fasst Rogue sich jetzt ein Herz und … *Trommelwirbel* er bringt die Frage sogar heraus! Gebt dem Mann einen Preis! Wobei, Stings Zustimmung ist wohl Belohnung genug. :)
Und dann taucht Erza auf… Zum Glück ist erst, als alles schon gelaufen und unter Dach und Fach war. Wer weiß, ob Rogue den Mut ein zweites Mal hätte zusammenkratzen können. Auch wenn er um den Kuss betrogen wird. u.u Und sie übersieht natürlich, in was für eine Situation sie da gerade reingrätscht. Typisch für sie. (*lol* @ sie und Jellal)
Wenigstens haben sie jetzt ein Date. Das ist ja auch schon was.

Rogue ist wirklich süß in seiner Aufregung. Der ist ja richtig hibbelig und nicht mal seine fiesen Freunde können ihm das madig machen. Endlich ist das Date da und alles und da tut er mir echt schon von Anfang der Szene leid. :/ Das Ganze endet ja doch nicht so toll…
Und dann ist es auch schon so weit, die Welt bricht zusammen… :( Rogue tut mir in der Szene echt Leid und Sting verdient ein paar auf den Hintern. (Rakheids Beschreibung war… Uff, da gehört irgendwo ein Punkt rein. Ansonsten toll!)
Sting hat echt absolut keine Scham – wird in so einer Situation erwischt und auch noch von der Person, mit der er ausgehen will. Und alles, was ihm einfällt ist ‚Oh, hallo‘? omfg *headdesk* Das ist ziemlich dreist und er bemerkt es noch nicht mal. Aber wenn man seinen Zustand mit einbezieht, hat er vielleicht gerade nicht viel Kapazität zum Denken frei.
Kein Wunder, dass da die eine oder andere Gefühlsregung wach wird, die Rogue sonst so nicht kennt. Sehr bewundernswert, dass er trotzdem die Beherrschung behält.
Rakheid ist so ein Arsch. *lol* ^^“ Stellt sich ganz dreist als ‚Stings Freund‘ vor, obwohl das ja nicht so ganz stimmt, und dann zieht er auch noch so eine Show ab UND dieses Angebot… Kein Wunder, dass Rogue einen Moment versucht ist, aber am Ende auch kein Wunder, dass er ablehnt. Und das Date platzen lässt.

Dobengal ist echt ein Held! Nicht nur, dass er Rogue hineinlässt, er tut es auch noch ohne Worte. Rogue hätte im Moment sicher nicht viel hingekriegt und vielleicht sogar ein paar Sachen gesagt, die er hinterher bereut hätte.
Seine Wohnung ist aber auch arg spartanisch. So könnte ich nicht leben. ^^“ Da fehlt eindeutig noch ein gewisser Touch. Flares vielleicht. XD
Ah man, Rogue tut mir echt leid. >.< Er beginnt da wohl schon zu ahnen, dass seine Gefühle sehr viel tiefer gehen, als er gedacht hat. Auf der anderen Seite kann er sie nicht ausgerechnet jetzt eingestehen, wo doch alles schon vorbei zu sein scheint, ehe es angefangen hat.

Aber am nächsten Morgen kann er sich das offensichtlich nicht mehr herausreden und muss sich der Wahrheit stellen. *seufz* Er hat sich echt den besten Moment für diese Erkenntnis ausgesucht. Wobei die Wortwahl, was er alles will und sich das vorstellt, das fand ich ja schön. :) Das kann ich mir bei Rogue echt gut vorstellen. Du wirst da ja sehr poetisch. (Später nochmal. XD“)
Ach je, Rogue… :( Da wird man ja auch gleich mit unglücklich. Böser Sting! Aber Rogue quält sich hier auch ein wenig selbst, er kann es wohl nicht lassen, die Gedanken in sicheren Gefilden zu halten.
Und natürlich rennt er auch gleich in Rakheid hinein und der zeigt gleich nochmal, dass er – pardon my French - ein absoluter Arsch ist, dem der Hintern versohlt gehört. Da wundert es mich gar nicht, wo Rogues Mordgedanken so herkommen. ^^“ Zumal Rakheid ja auch gleich beweist, wie viel ihm wirklich an Sting liegt – sehr, sehr wenig.
Die Szene hat mir echt einen Schauer über den Rücken gejagt. Ich hab das zwar absolut nicht erwartet, aber es hat sehr gut gepasst und nochmal alle Fronten geklärt, wer hier was will und warum. Zumindest für den Leser.
Rakheid, das ist sexuelle Belästigung…
(Da hast du an einer Stelle ‚Leichtfertigkeit‘ geschrieben, aber ich denke, du meintest ‚Leichtigkeit‘…)
Rogue muss hier auch einiges mitmachen. >___< Das wird ja immer schlimmer und am Ende stellt er sich auch noch selbst die Fragen, die ihm am meisten wehtun. *seufz* So eine Selbstgeißelung passt zu ihm…
Aber gut, dass er am Ende seine Entschlossenheit wiedergefunden hat!

Rogue, du musst wirklich etwas essen. Kein Wunder, dass sich alle Leute Sorgen um ihn machen… Wundert mich aber auch nicht, dass er keinen Appetit hat. Nicht, nach allem, was passiert ist, und dann hat Sting auch noch den verständnislosen Trottel raushängen lassen. Der arme Junge hat Liebeskummer hoch 1o. (Wobei Sting mir jetzt auch ein wenig leid tut. ^^“ Der checkt die Lage offensichtlich nicht und Rogue ist echt nicht hilfreich. Nicht, dass ich ihm das vorwerfen könnte…)

Dass er darüber auch noch das Kendo aufgeben will, ist ein weiterer Schlag für ihn. Das war ihm ja so wichtig! Kein Wunder, dass Erza die Welt nicht mehr versteht. Uuuuund er setzt die Selbstgeißelung fort. Klar, es gäbe produktivere Dinge, die er tun kann, aber wirklich vorwerfen kann man es ihm nicht. Den hat’s wirklich erwischt.
Ein Halleluja für Minerva! Rogue hat sich da wirklich ein paar tolle Freunde ausgesucht. :)
Und dann rennt er natürlich direkt in Sting rein, wie hätte es anders sein können? Sting verdient hier echt einen Preis für den zerstreutesten Idioten der Welt.
Kagura ist eine echte Freundin. Allerdings frage ich mich, warum sie nicht ein wenig Sting löchert, um seine Version der Ereignisse zu kriegen. Sie muss ja gemerkt haben, dass Sting die Situation völlig anders aufgefasst hat als Rogue. Vielleicht hätte sie etwas Licht ins Dunkel bringen können. Aber sie hält sich da wohl komplett raus.

Rakheid hat es echt auf Rogue abgesehen, oder? Zumindest kommt es so rüber, obwohl er das alles nicht gemacht hätte, wenn nicht ein wenig Spaß für ihn dabei herausspringen würde. Rogue so zu ärgern ist am Ende doch nur ein kleiner Bonus. Und Sting spielt auch noch mit, der kleine Idiot. >__>
Rogue tut hier aber auch alles, um Sting aus dem Weg zu gehen. Da kann es ja gar nicht zu einer Klärung kommen. Der macht es sich hier echt nicht leicht und sein Leben geht dabei den Bach runter. Da muss bald wirklich etwas geschehen. Rogue hat hier wirklich die falsche Seite der Liebe erwischt und dann auch gleich noch die ganze Breitseite.

Wie gut, dass auch Minerva denkt, dass genug genug ist und der Zeitpunkt jetzt gekommen ist. Sie hat eine echt unnachahmliche Art, aber sie steht ihr voll hinter ihren Freunden, das finde ich toll! :) Vermutlich würde sie das Essen gewaltsam in ihn reinstopfen, wenn er nicht nachgegeben hätte. ^^“ Ihr Verständnis für Rogues Situation und dass sie ihn so beruhigt, war auch absolut stimmig! Sie ist einfach klasse!
Erst kümmerte sie sich um Rogue und dann fühlt sie ihm auf den Zahn, so dass er sich endlich der Situation stellen und einige gute Fragen beantworten muss. Zumindest kommt er jetzt zu ein paar Antworten und muss sein doch etwas voreiliges Urteil über Sting nochmal überdenken.
> „Er ist nicht mein Sting…“
Aber das hättest du gerne, Rogue, mach dir doch nichts vor. Hör lieber auf die gute Minerva, die weiß, von was sie spricht. Und sie hat ein paar gute Ratschläge zu geben, die macht das wirklich gut. ‚Was wäre wenn‘ hat hier überhaupt nichts verloren. Wobei ich schon verstehen kann, warum er sich ein wenig schwer tut. Es hat ja schon einiges von ihm abgefordert, die Frage überhaupt zu stellen, als er das erste Date noch nicht hat platzen lassen, Sting tagelang aus dem Weg gegangen und Rakheid noch nicht im Bild war. ‚Furchtbar kompliziert‘ trifft es ganz gut.
In die Mensa? Was will Minerva nach drei Brötchen denn noch alles essen? |D
Und dann Yukino! Hach, sie ist einfach so toll. Hab ich schon gesagt, dass sie toll ist? :D
*lol* Selbst Minerva ist da etwas überwältigt und das bei der kleinen, sanften Yukino. Ihr Auftritt hat echt Klasse! (Das Buch war sicher schmerzhaft…) Wenn es um ihre Freunde geht, kann sie echt zum Tier werden. Da hat Rogue echt nichts zu lachen, auch wenn ich immer noch denke, dass er der Leidtragende in der ganzen Geschichte ist. Aber Yukino kriegt nun mal nur Stings Version der Ereignisse.
(Du hast sogar Loke untergebracht. *lol*? Schätze mal, die Szene wird in der LoYu-Fic auch zum Tragen kommen…?)
Wie es danach weitergegangen ist, konnte ich mir auch gut vorstellen. ^^“ Minerva und Yukino sind jetzt vermutlich gute Freundinnen…

Und dann lauert auch noch Sting hinter der Tür. Rogue kriegt heute wohl keine Pause, oder? Wobei es sich am Ende alles zum Guten wendet, also… :)
Aber kein Wunder, dass er erstmal so absolut überwältigt ist, dass er am Ende keinen Ton über die Lippen kriegt und im Grunde noch nicht einmal weiß, was genau er sagen soll. Sting überrumpelt ihn auch total. Aber er zerbricht sich auch viel zu sehr den Kopf. Irgendwie scheint es mir, als sei Rakheid ihm irgendwie … wichtiger(?) als Sting selbst. Aber dann lässt er sich doch ausnahmsweise von seinen Gefühlen leiten und tut einfach, was er will und… uhhhhhhhh… >/////< Der Kuss! >////< Du wirst hier wieder absolut poetisch, ohne ganz die tatsächlichen Ereignisse aus dem Blick zu lassen. Schöne Mischung. :)
Und dann macht er mit seinem ‚ich liebe dich‘ selbst alles kaputt – oder denkt es zumindest. Tatsächlich war es wohl eher das Weglaufen, auch wenn Sting die Unterbrechung wohl auch brauchte. Trotzdem. Einfach so weglaufen und den Partner stehen lassen ist nicht die feine englische Art. XD“

Wird vermutlich weniger als eine halbe Stunde gewesen sein. ^^“ Rogue ist schon ein panisches Bürschchen.
Ich weiß nicht, Sting würde sicher widersprechen, dass der Kuss ein Fehler war. ö___ö Er schien mir einigen Spaß an der Sache gehabt zu haben. Mindestens ebenso viel wie Rogue. Der Knabe ist doch etwas voreilig und redet sich ein paar dumme Dinge ein.
Zum Glück hat er Minerva, die bläut ihm schon etwas Verstand ein und wenn es sein muss, mit Gewalt. ^^“ (Minervas Gammellook ist vermutlich besser als so manche Leute zur Arbeit gehen…) Hier zeigt sie wieder einmal, dass sehr viel mehr in ihr steckt als die kühle Prinzessin, die sie immer gibt. Auch wenn sie dabei ein paar Drohungen von sich gibt. Aber sie muss alles mit dem Brecheisen aus Rogue herausholen, kein Wunder, dass sie etwas ungeduldig wird.
„Wie kann jemand, der so clever ist wie du, sich nur so dumm anstellen?“
Was für eine gute Frage! Ich hätte da auch gerne eine Antwort darauf.
Aber wenigstens versteht sie ihn trotz seiner knappen Sätze gut genug und kann sich denken, was sich wirklich abgespielt hat. Sie kennt halt ihre Pappenheimer und weiß, wie man ihnen in den Arsch treten muss. Wie gut, dass er sie hat, ansonsten hätte er sich sein Leben noch schwerer gemacht, als es sowieso schon ist.

Dobengals Story war wohl eher eine Ablenkung für Rogue, aber Minerva bleibt ihren Prinzipien trotzdem treu. Recht hat sie. Wenigstens ist Rogue jetzt auf dem richtigen Weg zur richtigen Antwort und hat einen klareren Blick auf die Situation. Das ist auch schon viel wert. Trotzdem, ein Glück, dass Minerva ein wenig treibt, ansonsten hätte er doch noch kehrtgemacht und wäre geflohen. Aber manche Dinge muss man doch rasch hinter sich bringen und das war es am Ende doch wert.
Und dann ist Rakheid auch noch da, kein Wunder, dass Rogue am liebsten wieder den Schwanz einziehen würde. Wie gut, dass ihn doch jemand zwingt, weiterzumachen. Sting jedenfalls hat sich jetzt anscheinend zu ein paar Dingen entschlossen und zieht das auch durch, obwohl Rakheid da offenbar andere Ideen hat. Aber es geschieht ihm recht, auch mal aufzulaufen, obwohl Sting nicht ganz so erfolgreich war wie gewünscht.
Minerva ist in dieser Szene absolut cool, mehr gibt es da echt nicht zu sagen! Mir gefiel ihr Schlagabtausch mit Rakheid sehr, ich bin echt gespannt auf diese Fic. :D Das wird sicher aufregend und spannend.
Omg, sind die beiden ungelenk miteinander. XD“ Aber auf der anderen Seite kann ich das gut verstehen. Immerhin ist es eine sehr wichtige Angelegenheit, da wollen sie nichts falsch machen.
Das folgende Gespräch fand ich sehr realistisch und vom Aufbau her gut gelungen. Sie arbeiten sich langsam hin und dann platzt Sting doch mit den drei Worten heraus. Und Rogue ist natürlich sofort absolut überwältigt und kriegt einfach nichts mehr auf die Reihe. Selbst Atmen nicht mehr. ^^“ Kein Wunder, dass Sting erstmal besorgt ist, aber zum Glück kann er auch ein paar Sachen klären. Und dann der Kuss! Awwww, schon wieder so toll. >////< Aber diesmal noch besser für Rogue, weil jetzt einfach die Fronten geklärt sind und er weiß, das ist jetzt sein Sting. Und er wird ihn nicht mehr so einfach loslassen. Kein Wunder, dass er so überwältigt wird. Aber jetzt sind sie zusammen! :) Das freut mich für sie, nach all dem Ärger und den Hindernissen, die sie haben überwinden müssen. Das haben sie sich verdient.
Mich wundert es ehrlich ein wenig, dass Sting das Handy nicht einfach ignoriert hat. So eine Nachricht kann man später auch noch lesen, vor allem, wenn man gerade mit einer Make-out-Session mit seinem Freund beschäftigt ist.
(In der SMS ist Rogues Name falsch geschrieben. Vermutlich nur ein Tippfehler, aber ich würde es Rakheid zutrauen, es absichtlich zu machen. XD“) Rakheid verdient für diese süffisanten Worte aber eine Ohrfeige und nochmal eine, weil er es nicht mal geschafft hat, Sting das persönlich zu sagen. Der hat keine Klasse, der Kerl. Rogue jedenfalls ist bestimmt erleichtert, den Typ loszuwerden. (Wenn auch nicht ganz… Von der Sache mit Minerva kriegt er am Ende sicher etwas mit.) Zumindest ist er jetzt der, der Sting küssen darf und von ihm geküsst wird.

Minerva die Fressmaschine. Die hat mich den ganzen OS über schon so belustigt, aber in dieser Szene verdient sie noch einmal eine ausdrückliche Erwähnung. Immerhin verdrückt sie hier innerhalb kürzester Zeit drei süße Stückchen. XD Kann die das überhaupt genießen und richtig würdigen, wenn sie so schlingt?
Aber sie hat ihre Belohnung verdient für die Heldentat, die sie begangen hat. (In ihrem Gammellook mit einem Arsch ausgehen, das verdient besondere Würdigung. XD) Rogue scheint das zu wissen und Minerva hat noch einiges bei ihm gut. Dass er sich trotzdem solche Sorgen um sie macht, ist echt süß. Aber sie kann ja eigentlich ganz gut auf sich selbst aufpassen. Rakheid muss da echt achtgeben, dass er keine falsche Bewegung macht. XD Geschieht ihm recht.
Und dann nochmal Sting! Die beiden sind einfach zu niedlich. >/////< Aber die kriegen auch nicht genug voneinander. Naja, verübeln kann man es ihnen echt nicht, nach allem, was passiert ist, und mit einer so frischen Beziehung. (Ich sehe es schon vor mir, dass diverse Freunde sich irgendwann beschweren, weil die ihre Finger nicht bei sich behalten können. XD)
Und sie haben wieder ihr Date. Diesmal kriegen sie es hin! Und Rogue führt sich wieder selbst in Versuchung, obwohl er eigentlich die Finger von Sting lassen wollte. Fürs erste zumindest. Sting wird ihm schon zeigen, was er von der Idee hält, da hilft ihm seine Schamlosigkeit sicher weiter. Rogue wird nicht wissen, wie ihm geschieht.
(Erza wird ihm schon verzeihen.)

Ganz allgemein fand ich den Aufbau der Geschichte sehr gelungen. Vielleicht kam mir Rogues Erkenntnis, dass das die einzig, wahre große Liebe ist, doch etwas schnell. Aber auf der anderen Seite hat er wirklich nicht viel Erfahrungen gemacht, da schienen nur Heine und ein paar One-Night-Stand gewesen zu sein.
Anyway. Ich mochte auch sehr, wie du die anderen Charaktere einbezogen hast. Rogues Freundeskreis natürlich, aber jetzt auch zum Beispiel Erza oder das Namedropping von ein paar anderen Charakteren wie Jellal oder Org. Genauso mit den kleinen Details, die du eingestreut hast, ob nun aus dem Canon übernommen – Hungry!Minerva – oder einfach so kleine Sachen – die Maguilty & Water Bakery – es hat einfach gepasst. Es wirkte alles rundum einfach schön stimmig und sehr lebendig.
Nur Sting war mir ein wenig zu … blöd? Naiv? Ich meine, er muss doch wissen, was Rogues Problem ist, immerhin sollte er mit den gleichen Regeln erzogen worden sein, was Partner, Beziehungen und all das angeht, wie alle anderen auch, oder? ^^“ Dass ihm das nicht auffällt…? Oder sitzt er einfach so sehr auf seinen Gefühlen? @_@ Ich befürchte gerade, ich hab mich inadäquat ausgedrückt, aber verstehst du trotzdem, was ich meine? ^^“
Ansonsten gefiel er mir echt gut, aber die anderen Charaktere sind dir auch sehr gut gelungen, insbesondere Rogue und Minerva. Die Freundschaften fand ich alle sehr toll aufgebaut und auch wenn insbesondere Rufus etwas kurz kam, hat man doch gespürt, wie wichtig sie alle für Rogue sind. Natürlich sticht das RoMi-Broship ganz besonders hervor und es ist dir echt gut gelungen. Die beiden sind einfach tolle Freunde, die sich aufeinander verlassen können. Das merkt man nicht nur an dem großen Opfer, das Minerva am Ende für Rogue auf sich nimmt. Besondere Erwähnung verdient auch das StiYu-Broship, auch wenn Yukino sage und schreibe zwei Auftritte hatte. Aber man hat einfach gemerkt, wie wichtig Sting für sie ist. Wichtig genug, dass sie wildfremde Leute auf offener Straße belästigt. XD Und das ist absolut nicht typisch für sie! (Wird Sting eigentlich irgendwann davon erfahren?)
Den Schlusssatz fand ich auch gelungen, er zeigt noch einmal genau auf, was Rogue hier gewonnen hat, auch wenn es ihn so viel Kummer und Ärger gekostet hat. Aber das war es ganz sicher wert!

Alles in allem muss ich nochmal betonen, dass ich begeistert bin von dem OS! Ich liebe ihn und werde ganz sicher das eine oder andere Mal wieder hierher zurückkehren um ihn nochmal zu lesen. Ich bin grad echt nochmal froh, dass ich dich zu dem Pairing ‚bekehrt‘ habe. XD“ Die Mühe, die Geschichte zu schreiben, hat sich absolut gelohnt und ich bin gespannt, was in diesem ‘Verse noch so alles kommen wird. Da gibt es sicher noch viel zu erzählen und ich bin gespannt auf alles!

So, jetzt freue ich mich absolut auf den nächsten OS! Der wird sicher auch so toll wie dieser. :D
Gruß
Arian
PS. Das ist der längste Kommentar, den ich je geschrieben habe mit über 4.ooo Worten. >:D Gut Ding will Weile haben oder in diesem Fall zumindest lang Ding. Ich saß auch ein paar Stunden daran, ich hoffe, die Mühe war es wert. :)
Von:  Nezumi_Li
2017-03-14T11:10:51+00:00 14.03.2017 12:10
Einfach nur toll *__*
Konnte einfach nicht aufhören zu lesen. Und bin auch sehr begeistert darüber das es ein Happy End gab *hihi*

Antwort von:  Yosephia
14.03.2017 14:16
Danke, das freut mich sehr, dass es dir so gefallen hat :D


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