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Ray of Hope: A Sky Diver Spin-off

von

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Prolog

[Prolog]:
 

„Die Geburt einer Legende...“

„Die höchste Weltenordnung...“

„Eine Generation, die die Zeit verändern soll...“

„Die verlorene Ordnung...“

„Der neue Morgen...“

Einst hatte ich einen Traum – das dachte ich zumindestens...

Der Traum war Realität. Ich merkte es zuerst nicht, jedoch wurde mir eines Tages klar, dass ich zu höherem auserkoren wurde.

Eines Tages sollte ich in die Geschichte eingehen; ich erreichte und bewegte viel, ging somit in die Geschichte ein...

Jedoch war ich doch nur eine Schachfigur, – ein Teil von etwas Großem – welche auch nur für eine Aufgabe da war und schließlich eines Tages vom Schachfeld verschwinden musste.
 

Diese Geschichte... Nein, warte... Da würden sich einige Worte wiederholen...

„Moaaaahhhh... Ich krieg ne Krise...“, stieß eine junge Frau relativ genervt aus, während sie sich in ihrem Bürostuhl streckte und mit ihren Händen durch die Haare fuhr.

Seufzend beugte sie sich wieder nach vorne und legte sich auf ihren Schreibtisch, starrte etwas glasig, müde, auf den mittleren Computerbildschirm, wo Microsoft Word geöffnet war. Obwohl die anderen drei Computer – zwei links, auf welchen dauerhaft Code auf dem Bildschirm herunterlief und ein weiterer rechts, auf dem Discord geöffnet war, jedoch kein Sprachchat. Und dann, neben den rechten Bildschirm lagen so einige Haufen Zettel, die anscheinend noch unsortiert waren. Man erkannte an der Überschrift des oberen Blattes bereits, dass es sich um Berichte handeln muss.

Während das Mädchen eine Zeit lang trübsal blies und an ihrem Energy-Drink schlürfte, hörte man außerhalb des Büros ein wenig Tumult, was aber üblich in diesem Haus üblich war. Jedoch war es kein normales Haus, es war eine Basis. Genauer gesagt, die Basis des berühmten Team Sky Divers.

Es klopfte an der Bürotür und die Braunhaarige hob den Kopf, starrte auf den Türgriff.

„Ja?“, rief sie und wartete ruhig auf eine Antwort.

Die Uhr auf ihrem Computer zeigte bereits Punkt 14 Uhr.

„Planst du heute noch aus deinem Loch zu kriechen?“

Erneut seufzte das Mädchen, besonders über den Fakt, dass es eine sehr wohl bekannte Stimme war, „Komm doch einfach rein, wenn du was willst, Levi.“

Ein Mann, ebenfalls braunhaarig und sah der anderen Person etwas ähnlich, doch ohne blauen Pony und ohne Narbe im Gesicht, öffnete die Tür ganz und stellte sich, mit einer Schüssel Eis in der Hand, mitten in den Raum, unmittelbar vor den Bürotisch.

„Ash macht sich Sorgen. Du sollst die ganze Nacht hier verbracht haben?“, fragte Levi belustigt und stellte dem Mädchen die Schüssel vor die Tastatur.

Erschöpft schüttelte die Person gegenüber den Kopf.

„Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, muss ich es einfach umsetzen...!“, antwortete die Dame mit etwas Stolz in der Stimme, „So gehen Künstler schließlich mit ihren Projekten um!“

Der Mann kicherte ein wenig und setzte sich auf den anderen Stuhl, auf seiner Seite des Bürotisches, „Dabei hast du schon so viel zu tun.“

Während er sitzt, verschränkt er seine Beine und lehnt sich über die Lehne.

„Josi, um ehrlich zu sein, wirst du ja bald zum Workaholic!“

„Jetzt wird‘ mal nicht so aufmüpfig!“, Josi deutete dem Gegenüber an, sich neben sie zu stellen, „Hier, guck dir doch einfach mein Projekt an! Vielleicht wirst du ja etwas interessierter an der Sache.“

Als Levi sich dann neben Josi stellte und sich ihren Text durchlas, war er zunächst verwirrt, dann aber schien ihm aber etwas auf dem Gewissen zu liegen.

„Sag mal, Schwesterherz... Liegt es an Sirius‘ Daten?“, beide starrten sich an, wobei Levi nun ziemlich interessiert schien, „Das muss dann wohl heißen...“

„Ich habe Ray’s Erinnerungen.“

So unglaublich es klang, aber Josi redete von der Wahrheit. Es war nun zwar zwei Jahre her, aber durch Umstände, bei denen sie die Daten ihres Vorfahren, dem ersten Draconoiden Sirius, geladen hatte. Doch wie sich soeben herausstellte, besaß sie nicht nur seine Erinnerungen und sein Wissen, sondern auch die von jemand anderem – jemanden, der einst eine wichtige Rolle in ihrem Leben hatte.

„Genau deswegen...“, erklärte Josi weiter, „Will ich eine Biografie schreiben.“

„Eine... Biografie...?“ Levi sah verwirrt zu seiner Schwester, richtete sich auf und verschränkte die Arme, „Ray ist doch schon seit 5 Jahren tot, wenn ich es richtig mitbekommen habe... Und außerdem sind wir alle die Einzigen, die ihn kannten!“

„Levi... Genau deswegen will ich, dass die Öffentlichkeit erfährt, wer Ray war!“

Josi’s Blick schien ziemlich entschlossen, weshalb sie etwas lächelte und anfing, die Datei mehrmals abzuspeichern, während sie mit Levi redete, „Er ist derjenige, der das alles hier-“

Sie stand auf und ging mit ihm aus dem Büro raus, deutete auf die ganzen Personen, die Mitglieder des Team Sky Diver’s, „überhaupt möglich gemacht hat. Derjenige, der alles geplant hatte und schließlich unser Schicksal entschieden hatte.

Er hatte... Uns alle für etwas Großem zusammengeführt.“

[Das Licht der Hoffnung]

14. November 1980 – Manhattan, New York City
 

„RAY!!“, schrie ein kräftig gebauter, bärtiger Mann einen weiteren an, der sich grummelnder Weise zu ihm umdrehte.

Im Gegensatz zum Anderen war dieser um einige Zentimeter größer, jedoch auch nicht der Größte, besaß schwarze Haare, welche unter seinem Hut nahezu perfekt lagen. Seine eigentliche Besonderheit jedoch lag in seinen lilanen Augen, die einem aus der Nähe öfters einen Schrecken einjagen konnten – ganz besonders mit seinem derzeitigen, genervten Blick.

Bevor der Gegenüber sich überhaupt erklären konnte, schien Ray bereits in seinen inneren Manteltaschen etwas zu suchen. Er reichte dem Dickeren schließlich einen kleinen Block, auf dem so einiges draufstand: Mehrere Stichpunkte, welche Kreuz und quer geschrieben waren.

„Benutzen Sie diese Informationen, wie Sie es wollen. Das ist mein Teil des Deals.“, sagte Ray mit einer unheimlichen Gleichgültigkeit in der Stimme und streckte seine Hand recht fordernd aus, „Nun zu Ihrem Teil. Das macht dann 150 Dollar.“

„1-150?! Sie verdammter...!“

„Ich verstehe... Ich kann warten, wissen Sie-“, sprach Ray ohne Pause weiter und machte sich bereit, aus der Tür der Zeitungsagentur hinaus in die Stadt zu gehen, „Viele meiner Klienten zahlen mir erst später, als gewöhnlich-“

„N-nein, das meinte ich nicht!“, der Dickere schien panisch zu werden und ließ schnell ein paar Scheine in seinen Händen erscheinen, die er dem Schwarzhaarigen rasch in die Hände drückte, „Hier! 150 Dollar! Ich bedanke mich für ihre Zusammenarbeit!!“

Nachdem Ray das Geld überprüfte und zählte und danach in sein Portemonnaie steckte, fing er an zu lächeln und machte sich schließlich aus dem Staub.

Er musste noch nicht einmal lange aus der Tür draußen sein und er wanderte die Straße weiter hinunter. Bis zu seiner Wohnung würde es eh noch lange dauern, weswegen er an diesem Winterabend seinen Spaziergang genoss.
 

Trotz seiner stillen, aber auch etwas unruhigen Art, lebte Ray nicht alleine – seine 10 Jahre jüngere Schwester lebte bei ihm. Ihre Eltern waren fort, für immer, jedoch wusste er selber auch nicht genau, was genau passierte.

Ray starrte in den Himmel, den es fing an zu schneien... Genau wie damals..., dachte er sich und seufzte nach einiger Zeit, ehe er seinen Weg durch die Menschenmenge bahnte.

Es passierte vor 5 Jahren, als an einem Tag, an dem der Schnee anfing zu fallen. Es war nicht lange nach seinem 18. Geburtstag, ungefähr einen Monat später, als einige Männer in schwarzen Anzügen vor der Haustür standen. Man sagte, sie sein bei einem einfachen Verkehrsunfall ums Leben gekommen... Doch Ray wusste genau, dass dies eine Lüge war.

Und genau aus diesem Grund, dem Grund einer Lüge, entschloss er an dem Tag einen Weg zu finden, um eines Tages die Wahrheit herauszufinden. Aus diesem Grund lernte er einen einfachen Reporter-Beruf, um als eine Art Söldner unter diesen nach Anhaltspunkten zu suchen.

Zu seiner eigenen Überraschung, hatte er aber eine besondere Gabe der Analysierung; nicht nur das, sondern auch konnte er seine Berichte gut rüberbringen, so unglaubwürdig sie auch klangen. Jedoch war es auch üblich, dass ihm einige Zeitungen strikt nicht zahlen wollten, um ihn so auszunutzen. Es war ein schwieriger Job...

Es fing bereits an zu dämmern, als Ray schließlich an seinem Apartment ankam. Seine 13-jährige, jüngere Schwester begrüßte ihn bereits mit einem besonders freudigem Gesicht.

„Willkommen zurück, Ray!“

Überrascht von der plötzlichen Begrüßung, lachte er ein wenig und trat ein, während er seinen Mantel und den Hut auf den Haken hing, „Was hat es denn mit dieser spontanen Begrüßung auf sich? Hast du etwa in meinen Recherchen geschnüffelt, Hailey?“

Hailey grinste breit und schüttelte den Kopf, „Dieses Mal wirst du meine Kochkünste probieren! Ich nenne es-“

Sie tanzte schon halbwegs wie eine Ballerina in die Küche und sprang auf einen der Beiden Stühle, präsentierte dabei voller Stolz ihr Gericht.

„Das Super-Special-Deluxe-Steak – natürlich von mir selbst gemacht!“

Ray schmunzelte sehr bei dieser Aussage und setzte sich ebenfalls zu Tisch, denn mal wieder ging die Fantasie des Mädchens mit ihr durch, „Aber das ist nur eine normale Frikadelle... Aber hübsch zubereitet. Glückwunsch!“

Wie immer, freute sich Hailey auf den Lob ihres Bruders. So tollpatschig sie auch war, man konnte ihr ihre Fehler nicht übel nehmen, denn das ebenfalls dunkelhaarige Mädchen mit den Schleifchen im Doppelzopf war öfters mal viel zu süß. Die Konversation ging also weiter, beinhaltete die gewöhnlichen Alltagsgespräche, wie die Schule oder Arbeit gelaufen sei.

Ray jedoch bemerkte, dass Hailey, trotz ihrer dauerhaften Freudigkeit, etwas bedrückter schien als sonst. Der Grund dafür war jedoch ganz simpel und einfach zu erklären...

Sie beobachteten den Kalender im Wohnzimmer, von der Küche aus, wo die Beiden täglich ihre Kreuze und Kreise setzten. Eingekreist war bereits der folgende Tag...

„Mom und Dad...“, Hailey legte Gabel und Messer zurück auf den Teller und holte ein Bild aus einer der Schubladen der Küche hervor.

„Das hier habe ich gefunden... Es lag irgendwo in ihrem Schlafzimmer rum...“

Ray stand ebenfalls auf, betrachtete das Foto, welches seine Schwester in den Händen hielt und suchte instinktiv etwas in seiner Tasche. Auch er hatte das Foto gefunden, aber dort gelassen. Er konnte auch nicht ahnen, dass Hailey es wieder findet.

Aus seiner Tasche holte er einen kleinen Fotorahmen heraus und umarmte Hailey vor sich, um ihr den Rahmen zu zeigen, während er das Bild ebenfalls etwas melancholisch anstarrte.

„Ich finde, der passt doch, oder?“, sagte er sanft, um seine kleine Schwester nicht noch trauriger zu machen und legte das Foto vorsichtig auf das Glas des Rahmens.

Ray richtete sich wieder auf, um das Foto dort in den Rahmen zu legen, während Hailey ihm dabei zusah. Schließlich folgte sie ihm zum Kamin, wo er das Bild oben auf die Ablage stellte. Danach ging er ein paar Schritte zurück und legte seinen linken Arm tröstend auf ihren Rücken, während sie weiterhin das Bild betrachteten.

Das Bild zeigte eine glückliche Familie, welche vor Jahren nun auseinander gerissen wurde. Damals war Hailey noch kleiner als vorher und hatte weniger Haare, sodass sie einen einfachen, kleinen Zopf trug. Ray hingegen hatte eine ziemlich abschreckende Zahnspange in seinem Lachen zu zeigen, aber sein Gesichtsausdruck auf dem Bild ließ auf Anderes hinweisen. Und dahinter standen die Eltern, die nicht hätten stolzer auf ihre Kinder sein können und beide herzlich umarmten.

„Das war... Ein Tag vor ihrem... Tod...“, schluckte Ray und strich Hailey unbewusst über den Rücken, „Und ab morgen sind es schon 5 Jahre...“

Man hörte Hailey laut schluchzen. Plötzlich umarmte sie Ray fest und er versuchte sie still zu trösten.

Ray’s Blick wich jedoch nicht vom Bild weg. Er fühlte sich entschlossener denn je:

Auf ein weiteres Jahr...!
 

„....ay.........Ray........ Ray...!“

Die Umgebung war schwarz, eine dunkle Leere, was Ray bemerkte, als er die Augen öffnete. Da er in seinem Bett eingeschlafen war, wusste er instinktiv, dass dies ein Traum sein musste. Zunächst sah er sich stillschweigend um und versuchte, irgendetwas in dieser Dunkelheit etwas zu finden. Jedoch blieb diese Suche erfolglos und die Finsternis schien ihm so langsam Angst einzujagen.

Doch plötzlich tat sich etwas, was ihn zuerst sehr aufschreckte: Der Raum füllte sich erst weiß, dann landete er urplötzlich in einem dunklen Raum, in welchem sogar Sterne schienen – als sei es der Weltraum! Vor ihm stand eine Person, das dachte er zumindestens, aber er konnte durch das grelle Licht, was diese umgab, kaum etwas erkennen. Jedoch schien es, dass diese Silhouette versuchen wollte, ihm etwas zu zeigen.

Im nächsten Moment erschreckte sich Ray, als er plötzlich keine Luft mehr bekam und versuchte, nach dieser zu Kämpfen.

Bevor er jedoch, geschwächt durch das ringen nach Luft, die Augen schloss und in seinen Schlaf zurück sank, hörte er nur ein unheimliches Lachen, welches komischer Weise aus mehreren Stimmen bestand.

Erneut wurde alles schwarz und leer.
 

„Großer Bruder...! Großer Bruder! Ray! Aufstehen!“

„Hm... Huh...? Was- Hailey?“

Ray brauchte eine Weile, um seinen Körper – seine Gelenke und alles andere – überhaupt spüren zu können. Sein Traum war alles andere als friedlich gewesen, weswegen er nur seinen kalten Schweiß spürte, wie er vom Nacken den Rücken herunter lief.

Doch es war nur ein Traum gewesen... Warum war er dann so außer Atem...?

„Hast du dir etwa Fieber eingefangen?“, fragte Hailey besorgt und nahm seine Hände in ihre, während er nur überfragt und verwirrt guckte, „Aber wir müssen heute das Grab besuchen...!“

Ray brauchte eine Weile, um sich zu fangen und ordentlich zu antworten, „Nein, mir geht es gut... Ich hatte nur schlecht geschlafen...“

Hailey rückte ein wenig zurück, um den Mann aufstehen und nach Klamotten suchen zu lassen. Nun lief zwar alles wie gewohnt, doch Ray wusste bereits im Inneren, dass etwas gehörig falsch war, Es war doch nur ein Traum, oder... nicht...?

Es brauchte eine Weile, bis die Beiden sich fertig gemacht hatten und schließlich aus der Wohnung rausgingen. Während der Mann die Tür abschloss kam ihm ein unangenehmes Gefühl hervor, welches ihn noch weiterhin verfolgen würde.

Wurde er beobachtet? Aber niemand war in der Nähe!

„Komm, Hailey...“, sprach Ray und nahm die Hand seiner kleinen Schwester, welche sehr besorgt um ihren Bruder aussah und sie gingen gemeinsam das Treppenhaus runter, um zum Auto zu gehen. Jedoch ging der Verfolgungswahn nicht weg; ganz im Gegenteil, er wurde schlimmer.

Nachdem die Beiden ins Auto gestiegen waren; nachdem Ray sich erneut umgesehen hatte, fuhren sie ein bisschen weiter aus der Stadt heraus, um den Friedhof zu erreichen.

Über Nacht hatte es ziemlich viel geschneit, weswegen die Landschaft von dem ganzen Schnee ziemlich bedeckt war. Doch heute war es nur der Wind anstatt des Schneefalls, der die Kälte verursachte.

Ray trug eine blaue Jacke mit einer dicken Fellkapuze unter seinem dicken Mantel, welcher ihn warm halten sollte. Hailey, ebenfalls dick eingepackt, versank fast in ihrem dicken Schal, der allgemein schon viel zu groß für sie war. Gemeinsam gingen sie zwischen den Gräbern entlang, jedoch fanden sie das Grab ihrer Eltern sehr schnell. Sie standen stillschweigend davor, bedrückt und unfähig etwas zu sagen.

Hailey ging ein paar Schritte vor, um einen kleinen Blumenstrauß aufs Grab zu legen, ließ jedoch ein paar große Tränen fallen. Schließlich konnte auch Ray es nicht zurückhalten und nahm seinen Hut ab, drückte diesen gegen seine Brust. Der Hut war ein Andenken für ihn.

Er erinnerte sich, wie sein Vater ihm damals diesen Hut geschenkt hatte...

„Wie jämmerlich...“

Ray schreckte auf und sah sich plötzlich panisch um, worauf Hailey ebenfalls aufmerksam wurde, „G-großer Bruder? Was hast du denn?“

Was waren das für Stimmen!? Waren das nicht die aus meinem Traum...?, dachte Ray schockiert, während es ihm wie Eis den Rücken herunterlief. Es brauchte einige Zeit, bis er realisierte, dass Hailey wieder seine Hand hielt, um ihn zu beruhigen.

Ihr verwirrter, sorgender Blick war jedoch erdrückender, als die Stimmen aus seinem Traum und Ray fing an etwas zu stammeln, „I-ich weiß es w-wirklich nicht... Fühlst du dich n-nicht irgendwie verfolgt?“

„Aber Ray, wovon redest du? Niemand ist hier außer uns!“

Schweigen. Langes, unheimliches Schweigen.

„D-dann bilde ich mir bestimmt Sachen ein...“, murmelte Ray und setzte seiner kleinen Schwester seinen Hut auf, „Wollen wir vielleicht etwas Essen gehen? Ich persönlich habe großen Hunger!“

Hailey schien immer noch misstrauisch, aber stimmte dieses Mal etwas aufgeheiterter auf, „Gut!“
 

13:34 Uhr
 

Die Straßen von New York hatten, trotz ohne Berufsverkehr, ein reges Treiben. Doch der Himmel war im Vergleich zu vorhin bewölkter. Die Wolken schienen fast urplötzlich zu kommen.

Die Tür eines Restaurants öffnete sich und Ray trat zusammen mit Hailey raus. Sie hatten sich mehr als satt gegessen, so wie man dem Gesicht des Mädchens ablesen konnte. Ihr Gesicht konnte immer die genauste Emotion zeigen, weswegen sie leicht zu durchschauen war. Aber genau das machte sie zu dem Mädchen, was Ray mehr als nur seine kleine Schwester zählen konnte. Alleine durch ihre Aufrichtigkeit und Freundlichkeit würden sie nur die besten Männer verdienen, so dachte sich Ray oft. Er könnte es nicht verkraften, seine Schwester noch einmal so zerbrochen zu sehen, wie an dem Todestag ihrer Eltern.

Sie waren noch keine 10 Meter von dem Restaurant von eben entfernt, da wurde Ray plötzlich angerempelt und verlor Hailey’s Hand aus der seinen. Ehe er sich versah, fuhr die Menge um sie herum auf und Ray sah zu, wie seine Schwester ihm plötzlich entrissen wurde.

„Ray! Hilfe!“, schrie Hailey auf und wurde von ein paar Leuten mitgezogen, von denen Ray die Gesichter nicht erkennen konnte.

Instinktiv rannte Ray hinterher, kochend vor Wut und voller Verwirrung. Warum hatte man ihm soeben seine Schwester entrissen? Hatte es mit seinem plötzlichen Verfolgungswahn zutun? Was wollten diese Leute von Hailey?

So schnell er konnte, rannte er diesen Leuten hinterher und versuchte den Entführer seiner Schwester zu packen. Doch gerade, als er diesen gerade so aufhalten konnte, sah er nur aus dem Augenwinkel, wie Hailey zur Straße gestoßen wurde.

Ihm war, als würde die Zeit anhalten, hatte jedoch keine Zeit zum Nachdenken. Im selben Moment, wo er ein Auto kommen sah, riss Ray sich von der Person von eben los und sprang Hailey hinterher, versuchte sie zu packen und sie an sich zu drücken, bevor das Auto sie treffen würde, „Hailey!!“

Ray wurde dumpf am Rücken und Nacken getroffen, drückte jedoch Hailey fest an sich, um sie zu beschützen, kam schließlich einige Meter weiter auf dem Asphalt auf und hörte ein lautes Quietschen von Bremsen, bevor er anfing, sein Bewusstsein zu verlieren.
 

Als Hailey die Augen öffnete, sah sie in das regungslose Gesicht ihres Bruders, aus dessen Mund und Nase Blut floss und das Mädchen aufschreckte.

„Oh mein Gott!!“

„Ruft einen Krankenwagen! Schnell!!“

Die Stimmen der Menschen um sie herum konnte Hailey bereits nicht mehr wahrnehmen.

„R-ray...?“, behutsam berührte sie die Wange ihres älteren Bruders, welcher sich dennoch nicht mehr zu rühren schien, „R-ray...? B-bitte... Bitte wach...-“

Hailey wusste bereits, dass Ray nicht antworten würde, sich noch nicht mal mehr bewegen würde. Zitternd, ihre Hände fühlten sich taub an, drückte sie sich gegen seinen leblosen Körper, während ihr die Tränen unkontrolliert herunterliefen.

Mit einem Mal erfüllte ein lauter, gellender Schrei der Trauer und Angst die Stadt, worauf mehrere Sirenen aus diversen Richtungen folgten, um zu der Stelle dieses Schreis zu eilen.
 

Während sich ein dichter Nebel auftat, trat eine ominöse Figur auf das Dach eines Krankenhauses. Von der Ferne könnte man meinen, es sei ein Mensch, doch es war es nicht. Die Person – aussehend wie ein älterer Mann, mit langen grauen Haaren - besaß lange Hörner, einen von grauem Fell überzogenen Schweif mit einer ziemlich großen Klinge und gespitzte, tierartige Ohren und von der Art, wie es Kleidung trug, musste es recht erhaben sein.

Das Wesen starrte auf das Geschehen, wie ein Krankenwagen im Gelände eintraf, musterte diesen genau und fing an, ein wenig zu grinsen.

„Na, wer sagt’s denn...? Alles läuft wie am Schnürchen...“, murmelte er und verkreuzte die Arme, hob dabei eine Hand nachdenklich zum Mund, „Dann sollte ich mir mal ein genaueres Bild von meiner Schachfigur machen... Schließlich...“

Er peitschte ein wenig freudig mit dem Schweif, „ „Das Bindeglied“, eh...? Ich will mal hoffen, Orion, dass du damit recht hast...“

[Sirius]

Einige Stunden später, bereits der Morgen des nächsten Tages: 2:24 Uhr.
 

Schluchzend stand Hailey vor den Ärzten. Nach dem Vorfall hat sie daran festgehalten, bei ihrem Bruder zu bleiben, doch die Realität sah anders aus, als sie es sich so sehr wünschte.

Eine junge blonde Frau, eine der Krankenschwestern, versuchte sie zu trösten, doch Hailey konnte sich einfach nicht beruhigen.

Urplötzlich traten durch die Tür hinter ihnen ein paar Leute in schwarzen Anzügen ein.

„Wir haben gehört, dass ein Ray Jones nach einem Unfall hier eingeliefert wurde.“, sagte eine der Unbekannten, eine ziemlich schlanke Frau mit sehr glatten braunen Haaren. Die Augen konnte man wegen ihrer Sonnenbrille erkennen, was aber auch bei der gesamten Gruppe hier normal war.

Jedoch fuhr Hailey beim Hören des Namens auf und ihr kamen direkt Erinnerungen zurück, die Warnungen, die ihr Bruder immer wieder gab...

„Diese Ratten in schwarz...“, sagte er immer wieder, „Egal, was sie für Lügen verbreiten... Ich werde herausfinden, was sie verdecken wollen...!“

„Warum wollen Sie das wissen?“, sprach Hailey schon sehr feindseelig zu den Personen vor sich.

Anstatt, dass sie aber, wie das Mädchen erwartete, zu irgendwelchen Maßnahmen griffen, bückte sich ein relativ großer, wahrscheinlich auch muskulöser Mann zu ihr runter, dessen Gesicht eine Narbe zierte.

„Du musst seine Schwester, Hailey, sein, habe ich recht?“

„W-woher?“, stammelte Hailey plötzlich erschrocken, „Aber ich kenne Sie gar nicht!“

Der Mann schien zu zögern und schaute kurz zu seiner Kollegin, dann wieder zu Hailey und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, „Wir haben bereits einige Recherchen über euch Beide angestellt. Eure Eltern... wurden doch in einen ähnlichen Unfall verwickelt, nicht?“

Ungläubig schüttelte das Mädchen den Kopf und ihre Haare flogen dabei wie Peitschen umher.

„Das ist nicht wahr! Sie lügen!“, brüllte sie auf, „Sie haben schon immer Lügen verbreitet! Mein großer Bruder hat alles versucht, euch auffliegen zu lassen!“

Für einen Moment erfüllte nur Hailey’s Schluchzen den Raum, ehe ein weiterer Mann, ein wenig kleiner als der andere und weniger muskulös, Hailey antwortete: „Wir versuchen nur die Wahrheit zu vertuschen, um andere nicht unnötig in Gefahr zu bringen.“

Die Ärzte wurden plötzlich, wenn auch überraschend, aus dem Raum rausgebeten. Zuerst gab es ein wenig Protest, dann aber gaben sie nach und ließen Hailey alleine mit den Leuten in schwarzen Anzügen zurück.

„Unnötig... In Gefahr bringen...?“, Hailey’s Verwirrung war mehr als nur deutlich zu erkennen.

Man stellte zunächst sicher, dass auch niemand belauschte, bevor man sich wieder an Hailey wand.

„Du musst wissen Hailey... Eure Familie war schon seit längerer Zeit unter unserer Beobachtung.“, fing die Frau an zu erklären, „Besonders dein Bruder. Er scheint ja Desaster magisch anzuziehen...“

Hailey zögerte, schüttelte dann den Kopf fragwürdig, während sie sich so langsam beruhigte, „Aber Ray ist niemals etwas derartig Schlimmes passiert!“

Nun sprach der weniger muskulöse wieder: „Das mag sein, aber er wusste, dass ihm etwas heimsuchte, nicht?“

Jetzt schwieg Hailey eine Weile. Es stimmte schon ein wenig, wenn sie an die Zeit am Grab ihrer Eltern dachte. Ray hatte sich da auch schon so merkwürdig verhalten, aber warum überhaupt? Was würde ihren Bruder nur so heimsuchen, dass alles in diesem Autounfall geendet hatte? Was hatte das Ganze überhaupt damit zu tun?

„Hailey, was du jetzt erfährst bleibt unter uns.“, sprach nun der Größte, „Wir sind Mitglieder einer internationalen Organisation, von der noch nichtmal der Präsident der Vereinigten Staaten, noch irgendein anderes Staatsoberhaupt und noch nichteinmal alle Geheimdienste wissen.“

Ein langes Schweigen breitete sich aus, ehe die Frau die Erklärung beendete.

„Nun... Wir sind mehr als nur international.“, lächelte sie ein wenig, wurde dann aber wieder ernster, „Wir sind tätig in mehreren Welten. Wir nennen uns „Interdimensionale Forschungs- und Schutzorganisation“.“

„Inter-was? Dimensionen?“

„Du solltest wissen, Hailey, dass es außer unserer Welt noch viele weitere gibt.“, fuhr der dünnere Mann fort, „Der Grund, warum wir eure Familie überwacht haben ist, dass dein Bruder von etwas bedroht wurde, was allen Welten enorm Schaden könnte.“

„H-heißt das... Ihr wollt etwa...!?“,, stammelte Hailey plötzlich, „Ihr habt dafür gesorgt, dass Ray sterben musste!?“

„So einfach ist das nicht zu erklären...“, meinte nun die Frau, „Eher gesagt haben wir versucht Es aufzuhalten, aber wir waren nicht daran beteiligt...“

„E-es...?“

Eine erneute Stille zog ein und schließlich hörte man nur ein lautes Seufzen des Muskulösen.

„Wir wissen selber nicht genau, worum es sich handelt, aber wir können es herausfinden.“, erklärte er, während er zu der Tür zum OP-Saal ging, um diese zu öffnen, „Wenn du dich von deinem Bruder verabschieden willst, dann komm—“

„Was ist los? Warum stoppst du, Großer?“, fragte der andere Mann und stellte sich daneben, erschrak kurz darauf.

Mit den folgenden Worten wurde die Situation schließlich von Schlimm zu Schlimmer und eine leichte Panik brach aus.

„Die Leiche ist... Weg!?“
 

„Ah, ich sehe, du wachst auf.“, ertönte eine Stimme, während Ray ächzend die Augen versuchte zu öffnen. Ein kleiner Schock durchfuhr ihn, als die hellen Strahlen der Mittagssonne in seine Augen schienen. Sein Kopf dröhnte stark und ihm war alles ziemlich schummrig, er brauchte eine lange Weile um seine Lage zu realisieren.

Schockiert flog der Kopf von der einen Seite auf die andere, schaute sich wild um, um schließlich jemanden vor sich zu sehen, der Ray neugierig musterte. Jedoch war diese Person kein Mensch, wie man am Äußeren mehr als nur deutlich erkennen konnte.

Durch die ganze Aufregung spürte Ray, wie das Schwindelgefühl ein wenig stärker wurde, aber bevor er dadurch in sich zusammen fiel, hielt man ihn fest, damit er nicht gleich umkippte.

Während Ray versuchte, sich zu beruhigen, musterte er die Kreatur vor sich genauer. Es hatte die Form eines Mannes, auf ein mittleres Alter hinzuweisen, der ein langes Gewand trug, mit langen grauen Haaren, die zu einem Zopf geflochten waren und über dessen Schulter hingen. Seine Augen, ein tiefes Aquamarin, sahen Ray direkt an und er lächelte eigentlich ziemlich freundlich. Das Einzige, was Ray noch vom Reden abhielt, waren die Hörner, Ohren und der Schweif des Wesens.

Die Hörner hatten die Form eines V’s, welche an der Stirn entsprungen und sich an ihren Enden teilten, was dieses Geweih ziemlich imposant wirken ließen. Der Schweif zierte eine recht große, gebogene Klinge, dessen eines Ende lang und spitz war, aber die anderen Enden sich in Richtung des Körpers bogen. Außerdem besaßen Hörner und Klinge eine goldene Farbe, die im Sonnenlicht nicht wirklich blendeten, aber schon schön anzusehen waren.

Seine Tierohren zuckten neugierig, genauso wie sein Blick und er schien nur auf Fragen von Ray’s Seite zu warten.

Doch der Schwarzhaarige hingegen wich nur ein wenig nach hinten, merkte, wie seine Hände im weichen Gras versanken und fiel wieder nach hinten.

„Du scheinst verwirrter zu sein, als ich ahnte...“, seufzte die Kreatur gegenüber und stand auf, ging ein paar Schritte auf Ray zu, der ebenfalls versuchte aufzustehen und half ihm hoch, „Komm. Es gibt da so Einiges, was wir besprechen müssen...“

„B-besprechen...?“, antwortete Ray jedoch fast sprachlos, während er nun dem Wesen gegenüber stand, was ihn um fast einen Kopf überragte, „I-ich weiß noch nicht mal, was hier los ist! Sollte... Sollte ich nicht tot sein!?“

Ray betrachtete die Gegend um sich etwas genauer. Er befand sich auf einer Wiese, die an einen Wald grenzte, der ziemlich dicht schien. Hinter diesem erstreckte sich ein Gebirge, dessen Spitzen von Schnee überzogen waren. Jedoch sah man aus dieser Entfernung schon eine Art Konstrukt auf einem der Berge, was einer Art Tempel zu ähneln schien.

Auf der anderen Seite erkannte Ray, dass die Wiese an eine Küste führte und weiter entfernt, auf dem Wasser, ein dichter Nebel zu sehen war.

Erneut fuhr Ray auf und starrte das Wesen ungläubig an, „Wo bin ich? Und wo ist meine Schwester!?“

Das Wesen schien zu zögern, seufzte einmal und wurde von einem Leuchten eingehüllt, ehe es sich, zu Ray’s Schock, in einen ziemlich großen und erhaben wirkenden Drachen verwandelte, der auf zwei Beinen lief und dessen Flügel aus einem gleißenden Licht bestanden.

„Wie ich bereits sagte, ich möchte es dir erklären.“, sprach der Drache und starrte Ray direkt in sein nahezu verstörtes Gesicht, packte ihn und setzte den Mann auf seinen Rücken, ehe er seine vier riesigen Flügel ausbreitete und sich auf den Flug bereit machte, „Halt dich gut fest, ich erzähle dir alles auf dem Weg zum Tempel.“

„T-tempel—“

Im selben Moment, wo Ray dies sagte, erhoben sich die Beiden in die Luft und erschrocken krallte sich Ray an dem Drachen fest. Erstaunlicher Weise war sein Fell ziemlich weich und konnte somit die Kälte des Windzuges während des Flugs abwehren.

Wie angekündigt fing der Drache an zu erklären, während sie den Berg ansteuerten, „Du fragtest, wo wir sein? Dies hier ist mein Territorium. Außerhalb dieses Gebiets nennt man es die „Nebelwand“. Anscheinend ist sie durch ihr Existieren eine Art Legende geworden.“

„Nebelwand? Ich habe aber noch nie von so etwas gehört!“

Während sie gemächlich über den Wald glitten, schaut der Drache kurz nach hinten. Er schien verwundert, aber fuhr trotzdem fort, Ray Antworten zu geben.

„Der Grund warum ich dich hierher geholt habe, ist dass du etwas besitzt, was mir einmal gehörte. Jedoch ist es keine positive Sache, weswegen man deinen Körper sonst für sonstige Zwecke benutzt hätte. Kurz gesagt: für Forschungszwecke.“

„Forschungszwecke!?“, fuhr Ray plötzlich auf, „Reden wir jetzt von Verschwörungstheorien!? Sind wir überhaupt noch auf der Erde? Bist du...?“

Man hörte den Drachen leicht kichern: „Ein Außerirdischer, wie ihr Menschen der realen Welt andere Kreaturen nennt?“

Die Aufregung ging ein wenig zurück und der Blick des Drachen wurde ernster mit den nächsten Sätzen. Sie hatten nun bereits den Fuß des Berges erreicht.

„Nun... Es kommt auf die Sichtweise an, um zu verstehen, was ich bin.“, erklärte er, während er seinen Kurs auf die Spitze lenkte, „Ihr Menschen würdet sagen, dass ich in dieser Form ein Drache wäre, aber in meiner anderen Form...“
 

Ray war erstaunt, als sie in dieser kurzen Zeit schon den Eingang des Tempels erreicht hatten und er stieg vom Rücken des Drachens ab, der sich kurz darauf wieder seine Form wechselte und weiter erzählte, „... Möchtest du wissen, warum du noch lebst? Warum ich dich hier her geholt habe?“

Nachdem sich Ray erstmal ein Bild des Konstrukts gemacht hatte, schaute er zu dem Wesen zurück und schwieg für einen Moment, musterte ihn genauer.

„Bevor du fortfährst, möchte ich erstmal wissen, ob du einen Namen hast.“, sagte Ray mit einer ruhigen Stimme und verschränkte die Arme.

Das Wesen zögerte erneut, lächelte dann aber, schloss kurz die Augen und durchbohrte den jungen Mann mit seinem Blick, „Du kannst mich „Sirius“ nennen.“

„Sirius...? So wie der hellste Stern am Himmel?“

Sirius schwieg für einen Moment, bevor er wieder antwortete.

„Ihr Menschen habt euch meinen Namen angeeignet, nur um einen Stern nach seinem Entdecker zu nennen?“, Sirius’s Stimme klang ein wenig genervt, aber er seufzte danach nur und schüttelte den Kopf, „Ach, was soll’s... Legenden zufolge bin ich eigentlich schon längst tot...“

Ray schien sehr überfragt, jedoch traute er sich nicht, für den Moment weitere Fragen zu stellen, die nicht mit dem eigentlichen Thema zutun hatten.

„Und anscheinend hast du mehr Fragen, als dir lieb ist.“, antwortete Sirius plötzlich und brachte Ray damit aus der Fassung. Nun stand der Schwarzhaarige mit offenem Mund da, ungläubig, dass sein Gegenüber offenbar Gedanken lesen konnte.

„Nun denn... Bevor ich dir den Rest erkläre, möchte ich dich bitten, mir zu folgen.“

Sirius ging nun voraus und wartete darauf, dass Ray ihm nachkam. Ray jedoch zögerte rückte dann seine Jacke zurecht und setzte zum Gang an.

Während er Sirius schweigend folgte, bestaunte Ray fasziniert das Tempelinnere. Je weiter sie vordrungen, desto mehr veränderte sich alles. Ehe man sich versah, fand man sich nicht mehr in einem Tempel, sondern in einer großen Aushöhlung, die sich wohl in dem Berg befand und in eine weitere kleine Höhle führte, in der sich ein kleiner Teich befand. An den Wänden, die von Ranken verziert wurden, sah man ein paar Linien, die in einem hellblauen Licht pulsierten und sich im Teich trafen. Der Teich selber schien ein wenig zu glitzern.

Ray merkte nicht, dass Sirius sich hinter ihn stellte, um sein Vorgehen genaustens zu beobachten, denn er ging ohne zu denken weiter, um auf den Teich zu starren.

Es war schon fast wie gewollt, dass Ray so vorgeht...

Doch als Ray tiefer in den Teich starrte, fuhr es ihm von einen Moment auf den anderen eiskalt den Rücken runter, als er plötzlich nur noch Finsternis im Spiegelbild sah. Mitten in der Finsternis pulsierte ein kleines, sehr dunkles Licht, welches sich beim genaueren Betrachten als eine Art Stein mit der Gravur eines Auges entpuppte.

Ein leises Grummeln erfüllte den Raum, als wären es mehrere Stimmen, welches Ray nun aus dem Gleichgewicht brachte und er Sirius schließlich vor Schreck vor die Füße viel.

„Das war zu erwarten.“, Sirius schien weniger überrascht als Ray, „Willst du wissen, was es damit auf sich hat?“

Auf die Antwort drehte Ray sich zu dem Drachenwesen, welcher über ihn ragte und dieses Mal etwas unruhiger aussah als vorher, „Was meinst du!? Du weißt, was das ist? Ich-“

„Du hast es schonmal gehört? Es liegt daran, dass es in dir lebt. Es ist ein Teil von dir.“, erklärte Sirius, ehe er sich vor den Teich stellte und dem Auge einen eher verachtenden Blick zuwarf, „Ich dachte, ich hätte dafür gesorgt, dass du vernichtet wurdest...?“

Sprachlos beobachtete Ray die Konversation zwischen den Individuen, wagte es nicht einmal sein Schweigen zu unterbrechen, als das Ding, was er eben gehört und gesehen hatte, anfing zu sprechen.

„So treffen wir uns also wieder, Sirius... Mein Erschaffer...“, antworteten mehrere Stimmen, die durch den Raum hallten, „Scharfsinnig wie immer, wie ich es sehe.“

Plötzlich fing Sirius an zu knurren und sein Schweif peitschte aggressiv, zurecht auf das, was gerade passierte. Die Projektion auf dem Teich verschwand und im selben Moment spürte Ray, wie eine Art Kraft sich vor ihm projizierte, das selbe Ding, was er eben auf der Wasseroberfläche gesehen hatte. Doch angenehm war dies nicht, ganz im Gegenteil, die Macht zog ihm seine Energie so stark, dass er ächzend und keuchend zu Boden gedrückt wurde und nur hilflos zusehen konnte, wie das Gestein ihn mit seiner augenartigen Gravur durchdringend anstarrte.

„Aus Höflichkeit rede ich in Person.“, sprach es erneut und ließ Ray erneut zusammenzucken, „Und du, meine Hülle, bleibst schon da liegen...“

„Hü-hülle...!?“, keuchte Ray beängstigt, während er weiter zu Boden gedrückt wurde.

Sirius brüllte den Stein furios an, als er ausholte und versuchte diesen zu treffen, um sich schützend vor Ray zu stellen, „Das lasse ich dieses Mal nicht zu!!“

Ein langes Schweigen folgte, bis der Stein sich auflöste und das dunkle Licht in Ray’s Körper verschwand. Es führte zwar dazu, dass Ray wieder ein wenig Kraft bekam, um wenigstens aufzustehen, dennoch war er ziemlich aus der Puste und stand nur schwankend auf. Bevor er vor Erschöpfung hätte umkippen können, hielt Sirius den Mann fest und hörte den Stimmen ziemlich feindseelig zu, die erneut im Raum ertönten.

„Das werden wir sehen, Sirius!“, lachten die Stimmen verachtend, „Diese Herausforderung nehme ich gerne an!“
 

Als Ray sich einigermaßen erholt hatte, während er von Sirius zurück zum Eingang des Tempels getragen wurde, konnte er sich wieder dazu bringen, weitere Fragen zu stellen.

„Du wirst mir jetzt genau sagen, was das für ein Ding war!“, sprach Ray aufgewühlt und starrte das menschlich aussehende Reptil ebenso an, „Was meintest du mit „Es ist ein Teil von mir“!?“

Sirius zögerte, starrte Ray zurück und seufzte, ehe sein Blick in die Ferne wechselte, „Das... war Dark Core...“

„... Dark Core...?“

„Ja...“, Sirius atmete tief durch, um Ray etwas zu erklären, „Ich habe diesen Kern vor langer Zeit erschaffen. Sein Zweck war, ein Gleichgewicht zwischen den Mächten zu erhalten. Jedoch entwickelte der Kern ein eigenes Bewusstsein und übernahm die Kontrolle über meinen Körper.“

Er pausierte kurz und starrte hoch zu den Sternen, die nun am Himmel zu sehen waren. Der Abend war angebrochen.

„Ich habe mit Mühen dagegen angekämpft und konnte den Kern nur sehr schwer wieder loswerden. Als Gegenmaßnahme habe ich mehr Kerne anfertigen lassen. Diese aber nur mit ihren eigenen Fähigkeiten, die dem Träger zu Gute kommen sollten, um Dark Core zu zerstören. Jedoch war ich auf das, was folgte nicht gewappnet... Ich hatte mir... Alles anders vorgestellt...“

Vorsichtig stand Ray auf und ging langsam an Sirius‘ Seite, „Was passierte denn...?“

Für einen kurzen Moment schwieg Sirius erneut und wand seinen Blick, welcher überraschender Weise ziemlich traurig aussah, da er auch seine Ohren anlegte, an Ray, „... Das... Kann ich dir noch nicht sagen...“

Sirius schüttelte seinen Kopf und ging an der Kante des Vorsprungs entlang, um zu einem anderen Bereich des Tempels zu gehen. Verwundert schaute Ray Sirius an, zögerte zunächst, folgte dann aber wieder.

„Sag mal, was passiert jetzt eigentlich mit mir?“, fragte Ray und brachte Sirius dazu, sich erneut zu ihm umzudrehen.

„Ich werde Gegenmaßnahmen einleiten.“, antwortete Sirius und kicherte belustigt, als Ray darauf wieder zusammenzuckte, „Nicht so, wie du denkst... Ich werde dir morgen ein kleines Training geben, da du anscheinend nicht so stark von Dark Core beeinflusst wirst, wie ich befürchtet hatte. Danach aber...“

„Danach...?“

Die beiden gingen nun zusammen weiter, während Sirius erklärte, „Das sage ich dir, wenn es an der Zeit ist.“

Die Sonne zeigte nun ihre letzten Strahlen, um die Sternenbilder deutlicher zu machen, unter denen Ray Sirius zu dessen Schlafplatz folgte. Sobald der neue Morgen anbrach, würde sich Ray’s Leben schlagartig verändern und das nicht nur ohne Grund.

Sirius wusste bereits, was zu tun war und er wusste auch, wie er es umsetzten müsste, um das Schlimmste zu vermeiden...

Ray ahnte noch gar nichts von dem, was sein Schicksal für ihn bereit halten würde...

[Orion’s Bitte]

Josi und Levi gingen gerade aus dem Büro der Anführerin raus, da wurden ihre eben gesprochenen Worte direkt von einem jungen Mann aufgeschnappt, der gerade seine Brille rückte und ihr einen interessierten Blick zuwarf. Er verschränkte seine Arme, ehe sie unmittelbar an ihm vorbei ging und sprach gerade noch laut genug, sodass alle anderen im Raum es mehr oder weniger mitbekamen: „Anscheinend will jemand wieder Geschichten erzählen, eh, Josi?“

Josi, aufmerksam durch diesen Satz geworden, drehte ihren Kopf zu dem Grünhaarigen um und lächelte verschmitzt, „Ich merk schon, dass ihr mir alle heute keine Ruhe lasst.“

„Wer tut das schon, Schwesterherz?“, meinte Levi daraufhin grinsend und klopfte Josi ermutigend auf die Schulter, „Du bist die Anführerin hier, also trägst du die Verantwortung! Immerhin hat Ray schließlich dich erwählt gehabt.“

Daraufhin verzog Josi das Gesicht, versuchte den letzten Satz gekonnt zu ignorieren und schenkte ihre Aufmerksamkeit dem Anderen zu, der sich nun etwas lässiger hinstellte.

„Oh, fühlst du dich wieder alt?“

„Was sagst du mir das, N? Ich habe mein Leben noch nicht mal angefangen.“, meinte Josi mit einem Hauch von Ironie in der Stimme und wartete kurz ab, überlegte einen passenden Konterspruch, „Mit deinen Augenringen siehst du auch älter aus, als du bist. Dein Studium läuft wohl gut?“

N seufzte und zog Josi am Ohr, was sie kurz aufquieken ließ, „Klappe. Wir wechseln besser das Thema, bevor hier noch einiges eskaliert.“

Die Braunhaarige nickte daraufhin und wartete darauf, dass N aufhörte, in ihr Ohr zu kneifen.

Levi, der noch daneben stand, fing an zu grinsen und schaute kurz in den Raum, erblickte eine Gruppe aus zwei weiteren Männern – der eine mit silbernen Haaren, der andere schwarzhaarig mit Undercut - und einer blonden jungen Dame, welche eine Art Ganzkörperanzug anhatte, die ihm zu winkten und baten zu kommen. „Also dann, Leute, ich geh auf Patrouille. Hoffe, ich verpasse nicht viel von der ganzen Geschichte!“, verabschiedete sich der Braunhaarige und ging mit der Gruppe aus der Basis raus.

Josi und N standen vorerst da und schauten hinterher, bemerkten nicht, dass jetzt der ganze Raum zu Josi schaute. Ein kleines, schwebendes blaues Fellknäuel – ein Mew – kam Josi näher und legte sich auf ihren Kopf, was sie hochgucken ließ und das Mew peitschte aufgeregt mit seinem Schweif.

„Geschichte? Worum geht’s denn dieses Mal?“, fragte es aufgeregt und durchlöcherte Josi geradezu mit Fragen, „Heute ist Sonntag, also hast du sicherlich Zeit alles zu erzählen, oder? Sag schon, worum geht’s? Wir haben alle genügend Zeit!“

„Mew...“, seufzte Josi und nahm das Pokémon von ihrem Kopf, welches sie mit seinen glitzernden gelben Augen betrachtete, „Du hältst noch nicht mal die Reden der anderen Anführer aus, wenn wir eine Versammlung haben. Wie willst du diese Geschichte denn durchhalten?“

Mew schien daraufhin überfragt und schaute hinter Josi, wo ein weiterer junger Mann dazu kam und sie lachender Weise von hinten umarmte.

„Wer weiß? Vielleicht setzen wir sie auf eine Überdosis Koffein oder Energys, damit sie wach bleibt?“

„Und wo kommst du jetzt her, Ash?“, fragte N und schaute dem Schwarzhaarigen mit roter Strähne ins Gesicht, „Hattest du nicht irgendeine Mission zu erledigen?“

Ash grinste verschmitzt und drückte Josi fester an sich, was sie verwundert gucken ließ, aber sich nach einiger Zeit beruhigt an ihn drückte, „Sind schneller fertig geworden als erwartet. Außerdem habe ich mir Sorgen um Josi gemacht. Sie war die ganze Nacht alleine im Büro und ich hab mich ein wenig einsam gefühlt!“

Vom Sofa aus rief eine weitere äußerst sarkastische, dieses Mal weibliche Stimme, die von einer bizarren Kreatur kam, die einem Außerirdischen glich: „Ihr beiden seid mir so süß, ich kotz‘ gleich.“

Das Wesen schien eine Mischung aus Echse und Vogel zu sein, da es am Kopf, Schwanz linken Arm ein paar Federn besaß, zudem noch einen Schnabel und Vogelfüße besaß, aber der Rest des Körpers eben ziemlich schuppig war. Der rechte Arm war jedoch ein bionischer Arm und außerdem trug es relativ normale Kleidung, ein leicht rosanes Top zusammen mit einem Schal über den Schulter und eine kurze Hose.

„Und? Hören wir die Geschichte heute noch, Josi?“

„... Also wenn Diefor schon zuhören will, dann muss es ja was heißen..“, meinte N, ohne das Gesicht zu verziehen und schaute rüber zu Josi, die nun von Ash nahezu erdrückt wurde, „Am Besten, wir machen nochmal ‘ne Packung Eis auf und setzen uns alle erstmal...“
 

Der Morgen war bereits angebrochen. Ray wurde von dem Gezwitscher der Vögel draußen geweckt und richtete sich langsam auf, streckte sich einmal ausgiebig.

Es müssten nun einige Monate vergangen sein, seitdem Ray von Sirius gerettet wurde. Er wurde seitdem von einem harten Training unterzogen und über Dinge aufgeklärt, die bei einem normalen Menschen auf’s Erste keinen Sinn ergeben würden. Zum Beispiel über die Existenz mehrerer Welten in diesem Multiversum und dass es noch viele weitere Zeitstränge gab, in denen Ray’s Leben zum Beispiel anders hätte ablaufen können. Das Gebiet, in dem Ray sich gerade befand, hatte jedoch nie einen Namen bekommen, was daran lag, dass es eine sogenannte Zwischendimension war, von denen es wiederum auch andere Arten gab.

Es war wirklich hartnäckig das ganze kennenzulernen, aber irgendwann hat sich der junge Mann daran gewöhnt, weswegen er um einiges offener wurde, als er es damals war.

Auch ein Kampftraining hat stattgefunden... Mittlerweile hatte Sirius ihn mit so gut wie allem vertraut gemacht, wozu Ray fähig war. Übermenschliche Fähigkeiten, die viel Übung und Geduld brauchten, um sie zu perfektionieren und für den Ernstfall einzusetzen.

Durch seine Verbindung mit dem Dark Core war Ray in der Lage, dessen Kräfte zu nutzen, ohne dass er von diesem beeinflusst wurde. Es war zwar hart, da die Persönlichkeit dieses Kerns nicht gerade die Freundlichste war, aber Ray schwor sich, er würde alles daran setzen, dass seine Macht nicht übergriff. Des weiteren meisterte Ray seine Nutzung über Energie und Magie, genauer gesagt das Element der Dunkelheit, was ihm ein noch breiter gefächerten Rahmen an Angriffen bescherte.

Ray stand von seinem Schlafplatz auf und setzte seinen Weg nach draußen an. Eines der ersten Dinge, die Sirius ihm damals zeigte, war der Aufbau des Tempels, wo er sozusagen lebte. Seitdem kannte Ray so gut wie jede Ecke des Tempels, kannte seinen Schlafplatz, wo sein Mentor sich befand oder befinden könnte und auch andere diverse Kleinigkeiten, die zur Orientierung dienten.

Draußen stand der junge Mann nun, schaute dem Sonnenaufgang entgegen und streckte sich noch einmal kräftig. Sein Rücken fühlte sich ein wenig steif an, in der Nacht war es wohl ein wenig frisch geworden und es knackte laut, als er sich nach hinten beugte.

Ein paar Vögel flogen dabei über Ray hinweg und er starrte instinktiv hinter ihnen her. Er beobachtete, wie der kleine Schwarm an 5 weiter bergauf flog und kurz darauf spürte er die Präsenz Sirius‘, der gerade in seiner Drachenform von Ray aus rechten Seite angeflogen kam und ein paar Meter vor ihm landete.

Für eine Spanne von Sekunden waren sie ruhig, doch Ray wusste bereits, dass Sirius davor war, ihm eine neue Aufgabe zu erteilen. Dass diese Aufgabe dieses Mal aber eine Größere war als sonst, konnte Ray jedoch nicht ahnen.

Erwartungsvoll hörte Ray nun Sirius zu, „Es wird nun an der Zeit.“

„Für was?“

„Das wirst du schon sehen, Ray.“, antwortete Sirius, ohne die Miene zu verziehen und hüllte sich in blaue Flammen ein, die ihn zurück in die mehr oder weniger menschliche Gestalt verwandelten. Kurz darauf zeigte er mit erhobenen Finger auf den Berggipfel und Ray starrte eine Weile nach dort oben, wechselte den Blick dann wieder zu der drachenartigen Kreatur und legte den Kopf schief auf die Seite.

„Ich möchte, dass du den Gipfel besteigst. Das ist das Letzte, was ich von dir verlange. Und hiermit...“, Sirius verneigte sich, „Verabschiede ich mich. Möge das Schicksal dir deinen Weg weisen, junger Ray.“

„W-warte...“, antwortete Ray aber verwirrt und schnaubte kurz sarkastisch, „Ich verstehe nicht ganz... Ich soll den Berg hinauf, obwohl du mir immer gepredigt hast, dass ich nicht da hoch soll?“

Er beobachtete, wie Sirius sich wieder aufrichtete und ihn belächelnd anschaute, sprach aber weiter: „Und warum verabschieden? Was passiert, wenn ich auf den Gipfel gehe?“

„Nicht so misstrauisch, mein Lieber!“, meinte Sirius daraufhin und drehte sich zur Aussicht an der Seite, schaute über sein Territorium, „Die Antworten werden dir so gut wie zufliegen. Ich werde mich wieder melden, wenn ich etwas möchte, aber bis dahin ist bestimmt noch lange Zeit.“

Für ein paar schweigsame Sekunden sahen sich die Beiden an, die Verwirrung war noch in Ray’s Gesicht erkennbar. Sirius hatte ihn über lange Zeit trainiert, damit Ray wahrscheinlich auf dies vorbereitet war. Es grenzte natürlich an die schiere Unmöglichkeit für einen Menschen, mit so einem Wesen überhaupt die Kräfte messen zu können, aber Ray gab stets sein Bestes, um mit ihm mitzuhalten.

„N-na schön...“, räusperte sich Ray vergrub seine Hände in den Jackentaschen und seufzte schließlich, „Dann heißt es wohl Abschied nehmen...“

So unvorhersehbar, wie Sirius eben war, konnte Ray solch einen Abschied kaum erwarten. Es traf den Schwarzhaarigen sehr plötzlich, geradezu auf bizarre Weise, jedoch schien das Drachenwesen zu wissen, was es tut. Ray hatte sehr vieles von Sirius gelernt, aber dieser gab sehr wenig über sich preis, weswegen er wohl das größte Mysterium des Universums blieb. Immer noch sehr misstrauisch winkte Ray schweigend Sirius zu, welcher sich als Antwort verneigte und abwartete, bis Ray sich zur Beisteigung des Berges aufmachte und hinter den Mauern des Tempels mit einigen wenigen Sprüngen verschwand.

Sirius blieb zwar allein zurück, jedoch sah es weniger danach aus, denn er starrte zurück auf den Gipfel und lächelte ein wenig.

„Viel Glück, Ray. Möge Orion dich leiten...“
 

Werde ich jemals erfahren, was im Kopf dieses Wesens vorgeht?, jammerte Ray in Gedanken, während er sich ein weiteres Stück eines Kliffes hochhievte, Wie lange es wohl dauert, bis ich noch in Rätseln spreche, wenn ich so weitermache...

Es würden noch mindestens zwei Vorsprünge sein, bis er endlich den Gipfel erklommen hatte, jedoch setzte Ray sich erstmal hin, um zu verschnaufen und schaute über die Landschaft, die bereits unter so einigen Wolken lag. Mittlerweile war es Abend geworden, die Sonne war schon fast untergegangen und gab noch mal ihre letzten Strahlen ab, bevor die Nacht herein brach. Fast genau über der Spitze strahlte der Vollmond schon hell und klar und spendete den Kletterer ein wenig Licht, um seinen Weg zu finden.

Nachdem er wieder einige Kräfte gesammelt hat, starrte Ray wieder hoch zu seinem Ziel und setzte erneut zum Sprung an, um die letzten Meter auch noch zu schaffen.

Endlich oben angekommen, atmete Ray tief und angestrengt aus und blieb ein paar Sekunden auf dem Boden liegen.

„So, oben angekommen! Und jetzt?“, seufzte Ray daraufhin mit leichter Erwartung und drehte sich auf den Rücken. Der Mond über ihm schien noch eine Weile in seinem silbernen Licht, bis er auf einmal, was Ray stark verwunderte, in dem Licht von Polarlichtern nahezu verschwand. Verdutzt betrachtete Ray das Farbenspiel, stand letztendlich auf, bereits irgendetwas Skurriles erwartend und ging weiter, da er sowas nun mehr als nur gewohnt war.

Vor ihm befanden sich einige Säulen um eine Art Podest, welches dem Design des Tempels weiter unten am Berg ähnelte. Auf dem Podest selbst war ein Zeichen abgebildet, welches einem Stern ähnlich sah und golden leuchtete. Es war ein nahezu lockendes Licht, wo Ray drauf zuging und kurz bevor er auf dem Ende einer kleinen Treppe angekommen war, blitzte das Licht grell auf und blendete ihn für kurze Zeit.

„Du bist also Ray!“, sprach eine klare Stimme, die sich für Ray anhörte, als würde sie in seinem Kopf sein, „Spannend, Sirius‘ Schützling auch mal aus nächster Nähe zu sehen!“

Ray schüttelte seinen Kopf und rieb seine Augen, um wieder für klare Sicht zu sorgen, jedoch erschrak er bei dem Anblick des Wesen vor ihm, was Sirius zwar ähnelte, aber deutlich jünger schien und ein Geweih besaß, das eher einer Krone glich. Zudem war seine Klinge am Schweif auch um einiges anders, als die des anderen Reptils, welches am Fuße des Berges hauste. Außerdem sah die Gestalt eher aus wie eine Art Geist, da es eher tranparenter anzusehen war und es schwebte verspielt um Ray herum, anstatt still auf dem Boden zu stehen.

„W-warte mal... Du kennst mich? Wer bist du überhaupt- Jetzt bleib mal stehen, du machst mich nervös!“, antwortete Ray nervös und versuchte das Wesen zur Ruhe zu bringen, da es kichernde Weise um ihn herum schwebte, wie ein verspieltes Kind.

Schließlich blieb das geistartige Wesen unmittelbar vor ihm stehen und sah ihn mit seinen regenbogenfarbigen interessiert an, „Ich?“

Das Wesen stellte sich auf ziemlich aufgeregte Weise vor und machte ein paar Drehungen oder Handgesten dabei: „Mein Name ist Orion! Ich bin... Nun ja, was ihr Menschen sagen würdet, bin ich der Schöpfer des Universums!“

„... Eh...?“

„Deine Reaktion war zu erwarten! Aber ich wusste das eh, schließlich überwache ich den Verlauf des Schicksals!“

„Warte, könntest du-“, Ray versuchte verwirrt, aber auf ruhige Weise, selber zu Wort zu kommen, doch Orion hielt den Mund nicht.

„Ach ja, übrigens, dein Schicksal ist wahrscheinlich nicht gerade das Beste, da du eine gewisse Aufgabe erfüllen musst, worauf Sirius-“

Ray holte einmal tief Luft und schrie nahezu den Gesprächspartner laut an: „Würdest du jetzt bitte mal die Klappe halten!!“

Verwirrt schaute Orion drein und legte den Kopf auf die Seite, „Ich dachte, es wäre spannend, wenn man den Schöpfer persönlich trifft... Du hast einige Fragen an mich! Soll ich sie nicht beantworten?“

„Doch, bitte, aber ich würde auch gerne erstmal zu Wort kommen!“, seufzte Ray und verschränkte die Arme, „Ich merk schon, dass du nicht oft mit anderen zutun hast...“

Als Antwort auf diese Reaktion begab sich Orion in einen Schneidersitz, während er sich in der Luft befand und erwartete Ray’s Fragen, „Entschuldigung...“

„Mach dir nichts draus... Jedenfalls...“, Ray stellte sich aufrecht hin und räusperte sich einmal, „Erstmal: Da du dich als Schöpfer ausgibst, nehme ich an, dass du bereits alles über mich weißt sowie auch über Sirius, der mich aufgenommen und trainiert hat.“

„Korrekt! Ebenfalls sprechen Sirius und ich sehr oft miteinander. Wir sind sowas wie gute Partner.“, erklärte Orion und wedelte erfreut mit seinem Schweif, spitzte seine Ohren erwartend.

„Gut, jetzt weiß ich schonmal, warum der Kerl manchmal so geistesabwesend und weise getan hat.“, fügte Ray an und musterte Orion, „Zweitens: Worauf hat Sirius mich trainiert? Und was meinst du damit, dass mein Schicksal nicht das Beste sei? Hat es etwas mit Dark Core zu tun?“

Als Orion den Namen besagten Kerns hörte schwieg er kurz und verzog die Lippen, bevor er antwortete, „Nun, Ray... Es ist schwer zu sagen, da ich schließlich nicht gerne die Gefühle anderer verletzen möchte...“

„Verletzen? Keine Sorge, kenne mich schon damit aus.“, meinte Ray sehr trocken darauf, „Der Tod meiner Eltern zum Beispiel und die Nachricht, die mir überbracht wurde - du weißt schon!“

„Es tut mir wirklich Leid... Jedoch waren viele, die sich mit der Geschichte des Kerns befasst haben, hinter diesem her. Anscheinend war es nötig, um seine Kräfte zu erwecken, die du auf unvorhergesehene Weise sehr gut unter Kontrolle hältst.“

„Seine Kräfte...“, wiederholte Ray etwas leise und spürte ein Drücken in der Nähe seines Herzens, „Es ist so ähnlich wie das Element Finsternis, aber doch anders. Warum genau ist es so wichtig, ihn unter Verschluss zu halten?“

Orion zögerte und schüttelte den Kopf, bereit einen Teil einer relativ lange Geschichte zu erzählen: „Vor langer Zeit schuf Sirius einen Kern, um das Gleichgewicht im Universum zu erhalten. Dark Core wurde durch einen Fehler korrupt und machthungrig und versuchte alles daran, alles zu zerstören. Mit seinen letzten Kräften vereinigte Sirius mit mir und wir konnten Dark Core versiegeln. Allerdings konnte der Kern sich mit einer Seele verbinden, um über Generationen noch seine Existenz zu sichern. Und in der heutigen Zeit... Hat diese Seele dich erreicht Ray. Natürlich sind Erinnerungen an ein früheres Leben immer so eine Sache; manche haben oder finden sie oder man wird nie Zugriff auf sie haben. Das ist bei jedem anders...“

„Also möchtest du mir sagen, dass ich eine Plage bin und am Besten verschwinden sollte?“

„Was- nein! Das nicht! Wie kommst du darauf?“, Orion fuchtelte mit seinen Armen, erklärte dann aber weiter, „Du bist das Gegenteil einer Plage! Ich habe nämlich einen Plan, wie wir Dark Core loswerden – ein für alle Mal!“

Nun interessiert hörte Ray zu, was dieser Plan wohl beinhalten würde und stellte sich etwas lässiger hin.

„Du, Ray, bist das Bindeglied! Sobald deine Aufgabe erfüllt ist, die zukünftigen Weltenordnungen zusammenzufügen, kann ich den Kern in eine Zwickmühle setzen und für das Ende sorgen!“

Ein kalter Schauer lief Ray den Rücken runter und eine weitere Stimme ertönte in seinem Kopf, „Und er erzählt das alles in meiner Anwesenheit... Narr...“

Obwohl die Stimmen Dark Core’s in Ray’s Kopf zu hören waren, schien Orion dies ebenfalls aufgeschnappt zu haben und prustete darauf laut etwas aus, „Das war geplant, weil ich weiß, dass ich der Sieger sein werde, Dark Core. Du hast wohl nach den paar Milliarden Jahren vergessen, wie mächtig ich bin.“

„D-du hörst ihn?“, schnappte Ray erschrocken nach Luft, merkte dann aber, warum dies wohl möglich war, „Benutzt du Telepathie oder weißt du, was in meinem Kopf passiert?“

Orion kicherte warmherzig und verschränkte selbst die Arme, „Wer weiß... Die Vorstellung bleibt ganz dir überlassen.“

„Nun gut...“, murmelte Ray daraufhin und schüttelte den Kopf, versuchte das Brummen aus seinem Kopf zu bekommen, was Dark Core mit seinem spontanem Erscheinen verursacht hat, „Letzte Frage: Ich will wissen, was du mit meinem „nicht besten“ Schicksal meintest. Was wird denn so schlimm?“

Für einen Moment schwieg Orion wieder und starrte zu den Polarlichtern herauf, betrachtete sie und seufzte tief.

„Hör gut zu... Ich habe eine Warnung an dich, Ray. Alles, was passiert ist vorhergesehen, es sei denn ich habe meine Aufgabe als der Überwacher des Schicksals verloren. Selbst Sirius weiß davon, weswegen er meine Leitrolle anerkannt hat. Das einzige, was man tun kann, sobald man sein Ende kennt, ist wohl es hinzunehmen...“

Ray musterte Orion und erkannte eine leichte Bitterkeit in seinem Gesicht, hörte weiterhin erwartungsvoll zu.

„Ray, dein Ende wird tragisch sein und viele Wege in der Geschichte bilden... Es werden sich Kriege zutragen, die über das Schicksal des Universums entscheiden sowie auch mich beeinflussen werden. Aber sobald sich die Weltenordnungen gegen die ultimative Zerstörung erheben und es beenden können, muss etwas her, was sie zusammenführt. Ein Bindeglied.“, sprach Orion so klar, dass es über den ganzen Gipfel hallte und er stellte sich Ray in einer sehr erhabenen Art gegenüber, „Das ist dein Schicksal, Ray, was du zu erfüllen hast. Dein Schicksal, zum Schutze des Universums!“

Erneutes, langes Schweigen erfüllte die Luft, während Ray diese Worte versuchte zu verdauen. Er war derjenige, der die Inkarnation der Zerstörung in sich trägt, jedoch auch jemand, der die Macht hatte, dies zu verhindern? So verwirrend es auch klang, schien es ihm doch etwas an Sinn zu machen und er atmete tief durch.

„Dann nehme ich dieses an, Orion.“, antwortete Ray mit einer entschlossenen Miene, „Ich werde alles daran geben, das Universum zu beschützen, verlass‘ dich drauf!“

Auch Orion lächelte freudig auf diese Antwort und fing an, sich in die Lichter am Himmel aufzulösen.

„Ich danke dir...“, sprach das Drachenwesen, dessen Gestalt mit der Zeit verblasste, „Und nun geh, mach dich auf. Finde die Vermächtnishüter; sie werden dir weiterhelfen...“

Auf dem Podest tat sich plötzlich eine Art Loch auf, wo Ray unerwartet den Halt verlor und plötzlich schreiend hinein fiel, nachdem Orion sich aufgelöst und die Polarlichter ebenfalls verschwunden waren.

Auf einmal wurde ihm langsam schwarz vor Augen und er konnte nicht lange fühlen, wie er in der Dunkelheit langsam das Bewusstsein verlor und immer weiter fiel, bis er wohl sanft in ein paar Gräsern eines kleinen Waldgebietes landete.

[Hüter der Legenden]

Mit einem brummenden Schädel wachte Ray auf, war jedoch immer noch etwas steif vom Fall und atmete tief auf, bevor er sich ans Aufstehen versuchte.

Ein Wald?, dachte Ray und analysierte die fremde Umgebung, Die Bäume sehen nach normalen Eichen und Tannen aus.

Ein paar Vögel flogen aus ihren Nestern in den Bäumen, jedoch konnte Ray ihre Art nicht erkennen, auch wenn sie ein paar Spatzen ähnlich sahen. Er sah ihnen noch hinterher, ehe er sich langsam auf den Weg machte, um einen Weg zu finden, wenn es überhaupt einen gab.

Ich habe keine Orientierung, also muss ich mir zu aller erst Informationen verschaffen. Ansonsten werde ich noch bis morgen durch diesen Wald irren...

Während Ray für einige Minuten durch den Wald irrte, in der Hoffnung so schnell wie möglich einen Weg zu finden, gingen ihm Orion’s Worte durch den Kopf: „Finde die Vermächtnishüter.“

Vermächtnishüter...

So verwirrend es für Ray klang, musste er den Worten dieses Wesens wohl trauen, was ihm vor Kurzem sein Schicksal beschrieben hatte. Auch die Warnung, dass sein Ende tragisch sein sollte, ging ihm durch den Kopf, doch diese machte ihm mehr Sorgen, als er fürs Erste haben sollte.

Er schüttelte sich den Kopf frei, während er seinen Weg fortsetzte und plötzlich über einen Stein stolperte, da er nicht aufgepasst hatte. Als er auf dem Boden aufkam drehte Ray seinen Kopf direkt zum vermeintlichen Stein, welcher sich als ein langer Schweif eines Tieres entpuppte und wohl geschlafen hatte, bis Ray darüber gestolpert ist, da es sein Haupt langsam und knurrend erhob. Das Antlitz dieses Monsters ließ Ray einen Satz nach hinten machen.

„Ke... Du siehst ja eigentlich aus wie Godzilla, nur in etwas kleiner!“, zischte Ray dem Wesen zu und beschrieb es damit nahezu perfekt. Auf sein Kommentar gab das gestachelte Monster auf zwei Beinen ihm ein leichtes Brüllen und Knurren als Antwort.

„Lass mich raten-“, sprach Ray weiter und machte sich auf einen Kampf bereit, „Ich habe dein Territorium betreten und bin über deinen Schwanz gefallen und jetzt bist du sauer deswegen, huh?“

Etwas provozierend wirkend zuckte Ray mit den Achseln, in der Hoffnung das Wesen könnte ihn vielleicht verstehen, „Ich meine, du könntest mich einfach gehen lassen und ich komme nicht wieder. Wie wär’s, Deal?“

Die roten Augen des Monsters blitzten nur wütend auf und es brüllte Ray an, bevor es auf den Boden stampfte und die Erde zum Beben brachte. Ray seufzte einmal, bevor er auf den Ast eines Baumes sprang, um aus der Luft aus einen Weg weg zu finden, „Das heißt dann wohl „Nein“?“

Bevor Ray jedoch entkommen konnte, stampfte das Wesen erneut auf den Boden und eine relativ große Steinkante schoss aus dem Boden hervor, welche Ray direkt traf, er sich aber noch in letzter Sekunde weiter in die Luft katapultieren konnte. Und gerade als Ray sich umdrehte, wurde er mit kleinen Steinsplittern beschossen, die das Monster aus seinem Mund feuerte.

Doch erneut versuchte Ray sein Bestes, sich noch im letzten Moment zu retten, in dem er aus den Schatten, die die Bäume auf den Boden warfen, eine Stachelwand formte, um sich vor einigen der Steinsplitter zu schützen. Als Konterangriff formte er via Magie die Stacheln in Speere um, indem er sie vom Boden abtrennte und schleuderte diese auf das Monster zurück, welche dieses direkt trafen und ein lautes, schmerzhaftes Gebrüll aus ihm herauslockten.

Während das große, gestachelte Wesen, erschöpft von dem Schlag, zu Boden fiel, ging Ray ein paar Schritte zurück.

„Was? Schon fertig?“, neckte Ray das reptilartige, klobige Ding vor ihm, was ihn soeben töten wollte und machte einen weiteren Schritt nach hinten, erschrak jedoch, als er ein weiteres Geräusch hörte, was sehr nah hinter ihm war und logischer Weise nicht von dem Monster kam, welches kampfunfähig auf dem Boden lag.

Im nächsten Herzschlag spürte Ray eine scharfe Klinge, die dicht an seinem Hals lag.

„Das war ein ziemlich spannender Kampf.“, sprach die Stimme der Person hinter Ray, welche ihm mit der Klinge in Schach hielt, „Normalerweise werden diese Wesen, wie dieses Despotar von anderen Pokémon bekämpft.“

„P-pokémon? Nennt man die Tiere dieser Welt so?“, antwortete Ray nervös, obwohl er mit allen Mühen versuchte cool zu bleiben.

„Welt... Heh. Du weißt also über andere Welten Bescheid!“, die Stimme lachte amüsiert auf und zog die Klinge wieder ein, „Aber ja, diese Welt wird von Wesen bewohnt, die man Pokémon nennt. Verschiedene Menschen fangen diese Monster in Ballähnlichen Kapseln ein und lassen sie gegeneinander in Kämpfen antreten. Andere verwenden sie als Werkzeuge, für andere sind sie Haustiere. So ziemlich halten sie die Infrastruktur dieser Welt am Laufen. Da du neu hier bist: Wir befinden uns auf der Grenze zwischen der Kanto und Johto-Region, am Fuße des Silberberges.“

Im selben Moment, wo die Klinge eingezogen wurde, drehte Ray sich um und sah einem alten Mann ins Gesicht, der trotz seines Alters ziemlich trainiert schien. Einige Narben zierten sein Antlitz, wahrscheinlich Kampfnarben.

„Ich spüre eine ziemlich große Macht in dir. Wer bist du, junger Mann? Woher kommst du?“, fragte der Alte, während er seine Arme verschränkte und Ray mit seinem Blick nahezu durchbohrte, „Ich kenne kaum jemanden aus dieser Welt, der so geschickt kämpfen kann, wie du.“

Ray schluckte einen großen Kloß runter, der durch die Nervosität zustande gekommen war und zögerte, bevor er sich entschied zu antworten: „Uhm... Mein Name ist Ray u-und ich... komme aus der realen Welt, Vereinigte Staaten von Amerika. Ostküste.“

„Amerika?“, wiederholte der Alte nachdenklich, aber weiterhin interessiert, „Ich dachte, in der realen Welt gäbe es absolut niemanden, der durch die Welten reisen kann... Heißt das, eine Weltenschmelze steht wieder bevor...?“

„N-nein, das eher nicht! … Also, glaube ich.“

„Oh?“, gab der Alte nun von sich, „Du weißt sogar über Weltenschmelzen, obwohl es derzeit anscheinend keine gibt… Haben deine Geheimnisse mit deiner Macht zu tun?“

„K-könnten Sie jetzt bitte aufhören, über meine Macht zu reden? Das macht micht etwas nervös…“, stammelte Ray nun, genauso nervös, wie er es bereits beschrieben hatte.

Daraufhin lachte der Alte etwas beherzt und klopfte Ray zweimal hart auf seine linke Schulter.

„Die jungen Leute heutzutage… Ich frage mich, wie Altres mit dir fertig geworden wäre?“

„Altres? Wer soll das sein?“

Der Alte schüttelte, immer noch ein wenig beherzt kichernd, den Kopf und orderte Ray, ihm zu folgen, „Altres ist mein Sohn. Normalerweise ist er ziemlich zurückhaltend, aber er hat sich nach dem Tod seiner Mutter ziemlich verändert. Sollte ich einmal nicht mehr da sein, wird er wohl der letzte Vermächtnishüter sein…“

Vermächtnishüter!, kam Ray in den Kopf, doch er versuchte sein Bestes, seine Erleichterung zu unterdrücken.

„… Vermächtnishüter?“

„Ganz genau.“, antwortete der Alte und behielt seinen Blick nach vorne, um sich einen Weg zu bahnen, „Wir Vermächtnishüter waren einmal ein großer Clan, der sich dazu verpflichtet hat, die Geheimnisse, Legenden, Mythen und Sagen aller Welten zu bewahren und zu beschützen.“

Ray bemerkte nicht wirklich, was für einen langen Weg sie gingen, – der Alte führte ihn an den Fuß des Berges, wo er anscheinend ein Lager hatte – da er der langen Geschichte des Alten aufmerksam zuhörte.

„Jedoch wurden wir über Zeit so gut wie dezimiert. Viele starben mit der Zeit oder durch Versagen in ihrer Rettungsmission. Zum Schluss waren nur noch meine Familie und ich da. Meine Frau starb bei einem harten Kampf gegen einen wütenden Gott, der von seiner eigenen Macht verschlungen wurde und die Kontrolle verlor – das ist nun fast 7 Jahre her…“

„Das ist eine ziemlich traurige Geschichte…“, antwortete Ray mit Mitgefühl in der Stimme, „Wenn ich fragen darf, wie alt ist ihr Sohn denn?“

„Altres? Er ist vor Kurzem erst 18 geworden.“, erklärte der Vater, „Wie gesagt, er ist normalerweise sehr zurückhaltend, aber mit der Zeit hat er eine etwas heißblütige Ader entwickelt. Es ist etwas schwierig, seine halsbrecherischen Aktionen aufzuhalten… Ich hoffe einfach nur, dass er nicht allzu viele Schwierigkeiten haben wird, wenn ich mal nicht mehr da bin, auch wenn er ein großartiger Krieger ist…“
 

Nach einiger Zeit kamen die Beiden in einem kleinen Lager an. Es waren nur zwei kleine Zelte aufgeschlagen und vor einem Lagerfeuer schien ein stattlicher junger Mann, mit einer wilden, schwarzhaarigen Frisur, einer Narbe über der Nase und einem Ohrring am linken Ohr. Wegen der warmen Luft am Feuer, stand er dort oberkörperfrei sodass man ebenfalls sehen konnte, wie weitere Narben seinen Körper zierten.

Fürwahr, ein Krieger, dachte sich Ray bei dem Anblick und zögerte kurz, bevor er ein etwas freundlicheres Lächeln aufsetzte und näher kam. Das Lächeln hingegen, nützte Ray leider nichts.

„Wer ist das?“, fragte der jüngere Mann seinen Vater in einem sehr unfreundlichen Ton. Es schien sehr klar, dass er wohl keine Fremden mochte.

Der Alte seufzte tief und schüttelte den Kopf, bevor er Ray vorstellte: „Altres, dieser Mann hier ist Ray. Er ist ziellos herumgestreunt, als ich ihn gefunden habe, jedoch hatte er genügend Kraft, ein Despotar alleine zu bezwingen.“

„Tse. Ein Despotar? Alleine?“, Altres zog eine Augenbraue hoch und schien noch ein bisschen feindseliger als vorher, ehe er auf Ray zukam und ihn genauso anstarrte, wie sein Ton in der Stimme, „Ist er damit überhaupt ein Mensch?“

Ray gab sein Bestes vorsichtig zu antworten, denn er kannte diesen Tonfall von seinen früheren Klienten, „Natürlich bin ich ein Mensch! Wäre ich es nicht, würde man das doch direkt sehen!“

Der Gegenüber beugte sich noch ein bisschen weiter vor und verzog misstrauisch die Lippen, was Ray noch nervöser machte, ehe Altres‘ Vater sich einmischte.

„Altres, ich bitte dich. Er ist kein Feind.“

Daraufhin schnaubte der Schwarzhaarige abwertend und drehte sich weg, um sich seinen Angelegenheiten zu widmen, „Solange er mir nicht in die Quere kommt…“

Der Alte wandte sich Ray wieder zu, der Altres nur verwirrt beobachtete.

„Nimm es ihm nicht übel. Wir sind gerade mitten in einer wichtigen Mission und das stresst ihn ziemlich.“

„P-passt schon…“, antwortete Ray darauf, bekam aber wieder fragwürdige Informationen vorgeworfen, „Was denn für eine Mission?“

Zögernd lehnte sich der Alte zu ihm rüber, sah zu seinem Sohn, dann wieder zu Ray, „Es geht um ein legendäres Schwert, welches sich in den dunkelsten Zeiten seinem Träger in Träumen zeigen soll. Da Altres es in seinen Träumen gesehen hat, hat das Schwert wohl ihn auserwählt, um damit die bevorstehende Dunkelheit weichen zu lassen. Wir sind schon seit Wochen auf der Suche nach dem Ort, wo das Schwert versteckt sein soll, jedoch sind wir, wie du sehen kannst, immer noch ohne Erfolg.“

„Also ein heiliges Schwert, wie Excalibur?“, murmelte Ray vor sich hin, wurde jedoch wieder unterbrochen.

„Oh nein, mein Junge!“, fing der Alte an zu erklären, „Wie wär’s, wenn wir uns erst einmal setzen? Die Sonne wird sowieso bald untergehen.“

Und damit hatte er recht, denn der Himmel färbte sich langsam von blau in ein Abendrot…
 

„Also sind viele Legenden der realen Welt nicht so, wie sie eigentlich erzählt wurden?“, fasste Ray zusammen, was ihm in der vergangenen Zeit alles erzählt wurde, „Excalibur existiert, aber nachdem König Artus es benutzte, wurde es nie wieder gesichtet… Dann muss seine Macht ja außerordentlich groß sein!“

Mittlerweile stand der Mond weit oben am Himmel, wurde jedoch, zusammen mit den Sternen, von ein paar Wolken verdeckt.

Während Altres, der während der Zeit, in der sein Vater Ray viele Geschichten erzählte, seine Schwerttechniken trainiert hatte, sich bereits in seinem Zelt schlafen gelegt hatte, saßen Ray und der Alte am Lagerfeuer und hatten sich ein wenig Tee mit einer kleinen Kanne gemacht, die in der Nähe stand und Altres und sein Vater wohl mit sich nahmen.

Sehr interessiert hörte Ray den Geschichten zu und bemerkte dadurch, wie geheimnisvoll die ganzen Welten doch waren, obwohl die Vermächtnishüter sehr viel gesehen haben.

„Natürlich! Genau deswegen macht es das zu einer äußerst geheimnisvollen Legende.“, antworte der Alte, ziemlich glücklich darüber, wie Ray ihm gespannt zuhörte, „Es gibt natürlich noch viel mehr Geschichten zu erzählen, oder zu finden und sie zu behüten, damit sie noch für lange Zeit erzählt werden können…“

Der Alte starrte eine Weile ins Feuer, bevor er sich wieder Ray zuwandte und ihm klar in die Augen starrte.

„Es ist schon unglaublich, wie sich ein Außenstehender für diese ganzen Geschichten interessiert. Du könntest gut zu uns passen.“

Ray gab ein fragwürdiges Geräusch von sich, ehe der Alte weitersprach.

„Wir Vermächtnishüter befolgen einen sehr strengen Kodex, der nur Clanmitgliedern erlaubt, die Geschichten zu wahren. Jedoch siehst du ja selbst unsere Situation…“, erklärte er, „Jedoch, als einer der letzten Vermächtnishüter, möchte ich eine Ausnahme mit dir machen.“

Für einen Moment schwieg er, stand auf und reichte Ray über dem Feuer die Hand.

„Ray, würdest du uns helfen? Würdest du dich uns anschließen?“

Weitere Stille breitete sich in der Umgebung aus und unterstrich das Knistern des Feuers zwischen ihnen. Der junge Mann wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Zwar wurde ihm vom Willen des Universums selbst aufgetragen, dass er die Vermächtnishüter aufsuchen sollte, die er nun auch gefunden hat, aber vom Beitreten hatte Orion nichts erwähnt.

Mehrere Gedanken gingen Ray in kurzer Zeit durch den Kopf. Egal, für was er sich entscheiden würde, seine Antwort könnte sein Schicksal nicht verändern…

Zögernd starrte Ray für einen Moment ins Feuer, erhob sich langsam und griff nach der Hand des Alten, schaute ihn lächelnder Weise an und sprach mit klarer Stimme: „So sei es! Ich werde mein Bestes geben, euer eigenes Vermächtnis zu erhalten!“

Der Alte schien ziemlich zufrieden mit dieser Antwort und nickte schweigend, bevor er akzeptierte, „Sehr schön… Ein schönes Gefühl, jemand weiteren zu haben, der für dieselbe Sache kämpft!“
 

Der nächste Morgen war bereits angebrochen. Ray, der nun offiziell ein Teil der Vermächtnishüter war, war bereits aufgewacht und sah – noch in liegender Position - zu, wie Altres die letzte Glut des Lagerfeuers mit der kleinen Kanne voll Wasser löschte.

Gemächlich stand Ray auf, in der Hoffnung, der andere Schwarzhaarige würde dieses Mal keine Feindseligkeit zeigen.

„Du bist also auch schon wach…“, zischte Altres jedoch und zerschlag diese einzige Hoffnung, „Vater ist bereits los und versucht einen Weg zu finden, dem wir folgen könnten.“

„Einen Weg?“, wiederholte Ray, versuchte aber immer noch, das Vertrauen des Gegenüber mit Freundlichkeit zu gewinnen, „Na ja, klingt logisch…“

Für eine kleine Weile starrten die Beiden sich im Stillen an, jedoch konnte man Altres‘ misstrauischen Blick kaum übersehen. Dieser schnaubte kurz und ging auf Ray zu, packte Ray folgend am T-Shirt und zog ihn drohend näher.

„Hör mal ganz genau zu: Ich weiß nicht, was mein Vater von dir hält, dass er dir erlaubt hat, uns zu begleiten.“, knurrte Altres schon fast und ließ Ray, mit großen Augen, laut schlucken, „Ich mag dich trotzdem nicht und egal wie freundlich du auch zu mir bist, das wird sich nicht ändern. Bilde dir also bloß nicht ein, dass ich dir helfen werde, wenn du in Gefahr gerätst, Capiché?“

„Klar, schon verstanden“, antwortete Ray jedoch mit einem Funken Gelassenheit in der Stimme und grinste verschmitzt, ehe Altres ihn losließ, „Dann sehe ich das mal als eine kleine Herausforderung, nicht von deiner Art provoziert zu werden, um dir eine zu verpassen.“

Strichgerade richtete Altres seinen rechten Arm auf Ray und zeigte ihn mit dem Zeigefinger an, „Keine Herausforderungen. Von nun an sind wir Rivalen- Nur komm mir bloß nicht in die Quere!“

Ray seufzte und schüttelte den Kopf leicht.

„Meine Güte… In Ordnung, was auch immer…“, Ray lächelte dann wieder, um Altres dann trotzdem etwas zu ärgern, „Dann ist das hier ein Deal!“

„Hey ihr Beiden! Keinen Streit anfangen!“, rief der Alte den Beiden zu, der gerade wieder in ihr Gebiet kam und ihnen zu wank, „Kommt jetzt, wir brechen auf.“

[Geheimnisse zu wahren…]

„Einen Moment mal…“, unterbrach N Josi, die die Geschichte von Ray nacherzählte, wie sie die Erinnerungen in sich aufgenommen hatte, schließlich und drückte zwei Finger gegen seine Stirn, ein bisschen misstrauisch über den Verlauf, „Altres wurde von der Milleniumklinge auserwählt. Aber warum hat Ray dann die Klinge bekommen und vor allem, warum konnte er dir die Klinge anvertrauen, bevor wir gegen Flussfang gekämpft haben, der zu dem Zeitpunkt von Dark Core übernommen war? Das ergibt keinen Sinn!“

Die Gruppe im Eingangsbereich der Basis hatte sich auf den Sofas um den Stubentisch zusammengesetzt, um der Geschichte der Anführerin zuzuhören und da es gerade Mitte Juni war, dazu noch sehr heiß draußen, waren auch bereits ein paar Eispackungen mit verschiedensten Sorten aufgerissen.

Josi löffelte gerade das letzte Bisschen aus ihrer Schüssel, als N diese Frage stellte und überlegte, wie sie am besten darauf antworten sollte.

Bevor sie jedoch antworten konnte, kam ihr ein anderer Herr – silberne Haare, ziemlich jung trotz seiner Augenringe und trug ein kurzärmliges weißes Hemd, ohne Krawatte, dafür aber mit einem lilanen Schal – zuvor, der vielleicht etwas ahnte: „Nun, für mich ergibt es schon etwas Sinn…“

Eine schwarzhaarige Frau, mit giftgrüner Strähne im Haar, neben ihm starrte ihn, genau wie einige andere im Raum, verwirrt an, „Schieß los, Darling. Ich glaube nicht, dass das Sinn ergeben kann.“

„Na ja…“, wollte er wieder gerade anfangen, wurde aber schnell von einem anderen jungen Mann – braun-blonde Haare, schwarzes Hemd - unterbrochen, der unmittelbar neben Ash saß und seine Miene von einer miesen Vorahnung überschattet war.

„Vielleicht eine Art Manipulation?“, murmelte er, „Wenn ich richtig liege, Dimenzio, kannst du doch auch sowas ähnliches?“

Dimenzio seufzte und bemerkte ebenso Josi’s Blick dazwischen, die eigentlich selbst weitererzählen wollte, aber ihm freundlicher Weise das Wort nicht verbat, „Das stimmt wiederum, Gary, aber es muss nicht unbedingt eine Veränderung im Sinne von Manipulation sein. Was du vermutest, ist fürwahr ein einfacher Trick, den ich mir selber auch beigebracht habe, die sich Datenmanipulation nennt. Ich beherrsche jedoch nicht die gesamte Macht über diese Technik, nur einen Bruchteil… Es sorgt dafür, dass man das Schicksal überschreiben kann!“

„Das Schicksal…“ „Überschreiben!?“

Einige im Raum waren schockiert über Dimenzio’s Beschreibung, da sie sowas nicht von ihm erwartet hätten. Ein rothaariger Mann neben Gary, der N vom Gesicht ziemlich ähnlich sah, grinste ein wenig nervös, „Sag, w-was meinst du mit Bruchteil, wenn du schon so eine große Macht besitzt? U-und wie bist du überhaupt an so eine Fähigkeit gekommen?“

Dimenzio lachte daraufhin einmal beherzt auf, ehe er fortfuhr, „Mit Bruchteil meine ich, dass ich wirklich nur lächerlich wenig damit anstellen kann! Zum Beispiel meine Kleidung zu etwas anderem Verwandeln oder eine tote Blume wiederbeleben, wenn man sie vergisst, zu gießen. Josi’s und Levi’s Kräfte haben mich, um ehrlich zu sein, ein wenig dazu inspiriert, bevor ich Merlon aufgesucht habe, um mir ein paar Ratschläge geben zu lassen; also mach dir keine Sorgen, Decora!“

„Whooooaaaaaahhhh…“

„Deep crazy shit~“, sagte Josi daraufhin, nachdem Gefühl der ganze Raum im Staunen versank und versuchte wieder einen Ansatz zur Geschichte zu finden, „Vielleicht sollte ich selbst auch mal sowas trainieren. Könnte… Nützlich werden… Na ja, jedenfalls liegt ihr Beide nicht ganz falsch. Das hier könnte euch sehr interessieren: Dark Core ist, auf jeden Fall, auch in der Lage, einen gewissen Bruchteil an Datenmanipulation zu benutzen. Das hat Sirius jedenfalls Ray erklärt, weswegen Ray genau dies ausnutzte, um Altres damals den Hintern zu retten…“
 

Die Vermächtnishüter haben bereits eine ganze Strecke zurückgelegt. Es sind derweil vier Tage vergangen, seitdem Ray beschlossen hat, mit ihnen zu ziehen. Jedoch ist die Suche nach der legendären Klinge immer noch ohne Erfolg gewesen. Altres hingegen war sich aber sicher, dass sie auf jeden Fall näher kamen, da er die Gegend immer mehr aus seinen Träumen erkannte.

Zur Orientierung: sie sind vom Silberberg gen Süden weitergewandert und waren vor den Tohjo-Fällen angekommen, die die Grenze zwischen den Regionen Johto und Kanto bildeten.

Ray sah hoch, zu der Spitze des Berges vor ihnen, dann schaute er ein wenig weiter runter in eine große dunkle Höhle oder eher dessen klaffenden Schlund.

„Ich bin mir sicher… Die Klinge muss da drin sein…“, meinte Altres mit verschränkten Armen und einer sehr grimmigen Miene, als würde er erwarten, dass irgendetwas sie aus der Höhle anspringen würde, um sie anzugreifen.

Für einen weiteren Moment der Stille, starrten die Drei sich an, ehe sie beschlossen, die Höhle langsam zu betreten. Jedoch war es in der Höhle nicht ganz dunkel und nach einiger Zeit landeten sie in einer ziemlich großen Aushöhlung mit zwei riesigen Wasserfällen links und rechts.

Staunend blickte Ray den einen Wasserfall – den rechten – vor sich empor, wand seine Aufmerksamkeit aber direkt wieder Altres‘ Vater wieder zu, der einen Vorschlag gab, „Ich würde sagen, wir teilen uns auf und suchen in diesem Höhlensystem die Klinge. Ich habe das Gefühl, dass sie ziemlich gut versteckt sein muss, wenn man sie an einem Ort wie diesem zurücklässt…“

„Dann würde ich auch mal sagen, ab die Post?“, warf Ray mit ein wenig Aufregung in der Stimme ein. Diese Antwort gefiel aber einer bestimmten Person in der Gruppe nicht und diese Person schnaubte abwertend darauf, „Bilde dir bloß nicht ein, dass du wichtig wärst. Du bist nur eine Begleitperson.“

Ray und Altres starrten sich gegenseitig an, wobei man den Funken bereits knistern hören konnte, den sie ausstrahlten. Mittlerweile hatte Ray sich eigentlich an die Art seines Rivalen gewöhnt, aber er konnte sich nur damit behelfen, die Sprüche zu ignorieren, um Altres nicht vielleicht eine zu verpassen.

Der Vater hingegen schüttelte nur genervt den Kopf und seufzte, „Ist auch egal... Ich versuche oben mein Glück. Wir treffen uns am besten wieder hier, wenn ihr mit eurem Gebiet fertig seid.“

Daraufhin verließ er die Beiden und stieß sich mit aller Kraft vom Boden ab, um von einem Abhang zum Nächsten hoch zu gelangen, damit er schnell den oberen Teil der Höhle erreichte.

Die beiden jüngeren starrten sich jedoch noch einmal an und Ray streckte kurz die Zunge raus, um Altres zu ärgern, der daraufhin eine Krampfader zeigte und seine Zähne knirschte, sich aber schnell abwand und Ray alleine ließ.

Da Altres nun wohl den unteren Teil des Systems erkundete und sein Vater den oberen, überlegte Ray, ob er vielleicht den mittleren Teil übernehmen sollte. Jedoch konnte man von seiner Position aus kaum etwas erkennen, was man vielleicht einen Anhaltspunkt nennen könnte...

Plötzlich zuckte Ray ein wenig zusammen, als er eine Stimme aus dem Nichts hörte, „Das Wasser...“

Er schaute sich vorsichtig um, doch da war nichts und er wiederholte flüsternd: „Das Wasser...?“

„Achte genau auf das Wasser... Hinter den Wasserfällen...“, erweiterte die Stimme den Satz und ließ Ray genau auf die Wasserfälle gucken. Und sie hatte recht: Es war sehr unerkenntlich auf die ersten paar Blicke, aber hinter den Wasserfällen, auf der Seite wo er sich befand, gut versteckt von den Wassermassen, befand sich eine scheinbare Ebene, wo man sich hinstellen konnte.

„Hmpf...“, Ray fing an, sich seine Klamotten bis zur Hose auszuziehen und legte sie zusammengelegt dorthin wo er stand und murmelte etwas belustigt, im Anschein die Stimme könnte ihn hören, „Also, nach ein paar Tagen könnte ich wirklich mal ein kleines Bad gebrauchen. Gute Idee!“

Trotzdem beschlich ihn das Gefühl, dass er die Stimme schon einmal gehört hatte, sogar vor nicht allzu langer Zeit. Er nahm also etwas Anlauf und sprang mit elegantem Kopfsprung ins Wasser und versuchte auf die andere Seite zu kommen, während er mit Mühe versuchte, nicht von dem Druck des Wasserfalls wieder weggespült zu werden.

Als er endlich drüben war und sich aus dem Wasser hievte, stellte er sich wieder hin und schüttelte sich, um die Nässe ein wenig loszuwerden. Er schaute kurz über die Schulter und erkannte, dass man die andere Seite mehr nicht so leicht erkennen konnte.

Hinter dem Wasserfall schien also wirklich ein gutes Versteck zu sein. Diese These behauptete sich nur noch mehr, als Ray links von sich eine Art Gang bemerkte, der ein bisschen weiter hoch führte, weiter hinter die Tohjo-Fälle.

Ray fuhr sich durch die Haare und schniefte kurz auf, da durch das Wasser alles ein bisschen frisch wurde und setzte seinen Weg fort. Als er dann oben angekommen war und vor einer geheimen Höhle hinter den Wasserfällen stand, staunte er nicht schlecht. Von vorne konnte man die Höhle also nicht so leicht hinter den Fällen entdecken, obwohl man von hinten ein wenig die beiden Eingänge der Höhle erkennen konnte.

„Aber es kann doch nicht sein, dass man ein Schwert an einem so offensichtlichem Ort versteckt... Warum sind die anderen Beiden nicht darauf gekommen...?“, murmelte Ray wieder und wollte gerade einen Schritt in die weitere Höhle setzen, doch die Stimme ertönte wieder in seinem Kopf.

„Weil ich es so bestimmt habe. Alles hat einen Grund, Ray.“

Ein wenig nervös grinste Ray und setzte langsam zum Gang an, da er sich nun sicher war, wer ihn da gerade geleitet hat, „Orion. Meinst du nicht, dass das Geschummelt ist? Ich meine, Altres soll doch die Klinge bekommen, oder nicht?“

Genau in diesem Moment erschien eine schwebende Silhouette vor Ray und begleitete ihn weiter in die Höhle, während Ray seine Hände in den Hosentaschen vergrub. Es war Orion’s Silhouette.

„Entschuldigung... Aber ich habe mich doch eben klar genug ausgedrückt.“, meinte Orion daraufhin und versuchte, trotz seines Charakters, sehr weise zu wirken, „Du musst den Ort der Klinge wissen. Das könnte dir später sehr nützlich sein!“

„Später?“, fragte Ray etwas verwundert, „Ich warne dich, reite mich bitte nicht in irgendeine Scheiße rein, die ich bereuen werde.“

Orion zwinkerte daraufhin, bevor er sich in Luft auflöste und Ray zurückließ, „Keine Sorge, ich will nur helfen! Du wirst schon sehen!“

Im selben Moment erreichte Ray endlich den tiefsten Teil der Höhle. Es war zwar nur ein kleiner Raum mit ein paar Tropfsteinen an der Decke und auf dem Boden, aber ungefähr in der Mitte des Raumes befand sich wohl die Klinge, nach der die Vermächtnishüter gesucht haben.

Die Klinge befand sich noch ein der Scheide, die aber im Boden steckte. Die Scheide sowie der Griff besaßen eine rote Farbe, der Griff bestand aus Leder. Außerdem waren drei Kugeln, rot blau und lila am Griff befestigt. Der Griff wurde auch mit einem seltsamen Ring aus Stacheln von der Klinge getrennt und eine Art Zahn hing ein einem Band am Knauf.

Vorsichtig und mit ein wenig Misstrauen näherte sich Ray, doch wurde plötzlich von einer Magie getroffen, die sich wie ein Blitzschlag anfühlte, als er zu Boden fiel.

Ein Siegel. Die Klinge ist versiegelt!, erkannte Ray schließlich und ächzte ein bisschen, als er aufstand, Das muss wohl heißen, dass nur Auserwählte da ran dürfen...

„Falsch...“, ertönten plötzlich mehrere Stimmen in Ray’s Kopf und er wusste genau, wer dieses Mal am Werk war, nämlich Dark Core, „Es ist ein Siegel, um meine Macht aus der Welt zu bannen. Es reagiert auf uns, Ray...“

Ray zuckte ein wenig zusammen, als er realisierte, „D-du meinst, die Klinge reagiert auf mich, weil sie dazu gefertigt wurde, dich zu zerstören?“

Ray schwieg einen Moment und wand seinen Blick nicht von der Klinge ab, was Dark Core weitersprechen ließ: „Jedoch... Du kannst die Klinge trotzdem zu deiner machen...“

„Pff. Ich lass mich von deinen Worten nicht einlullen!“, spuckte Ray förmlich und verschränkte die Arme, „Was auch immer Orion vorhat, er weiß, was er tut und er würde dir nie in die Hände spielen.“

Dark Core jedoch wartete einen Moment ab, bevor dessen Stimme wieder ertönte, was Ray etwas verwunderte, „Genau in diesem Moment wurdest du beobachtet, Idiot.“

„Beobachtet? Bitte was?“, fragte Ray darauf und drehte sich um, als würde der Kern meinen, er wurde tatsächlich beobachtet, aber da war nichts und er schüttelte den Kopf, „Ich sollte langsam zurück...“
 

Ray konnte durch den Wasserfall bereits erkennen, dass noch niemand von den anderen Beiden am Treffpunkt angekommen war. Diesen Vorteil musste er ausnutzen, um dieses Geheimnis, um den Ort der Klinge, für sich zu behalten. Er konnte jedoch nicht ahnen, dass er nicht als Einziger davon wusste...

Ray musste nur noch ein paar Minuten warten, bis Altres selbst wieder am Punkt ankam.

„Sieh einer an, der Witzbold ist als Erster da.“, spottete der Rebellische, „Du hast dir ganz bestimmt keine Mühe gemacht und die Zeit genutzt, nur um ein paar Stunden Baden zu gehen, eh?“

„Tse. Das behauptest nur du.“, konterte Ray, „Ich dachte, ich schaue mal hinter den Wasserfällen, aber da war nur eine Wand. Nichts weiter.“

Altres hingegen starrte Ray misstrauisch an, „Ich vertraue dir nicht, das weißt du auch, so ehrlich wie du auch scheinst.“

Auch wenn der Ruhigere äußerlich sehr gelassen wirkte, war er innerlich ziemlich nervös auf diese Antwort. War der Braunäugige vielleicht derjenige, der ihn beobachtet hatte? Wobei... Ray konnte diese Theorie genauso wenig ernst nehmen, wie die Person vor sich, die anscheinend noch viel zu lernen hatte, wenn man schon nicht am offensichtlichsten Ort sucht.

„Dann glaub was du willst.“, meinte Ray und zuckte mit den Achseln, „Soll mir recht sein.“

Belustigt sah Ray zu, wie Altres wieder anfing, Krampfadern auf diese Antwort zu bekommen, ehe dessen Vater auch nach einigen weiteren Minuten ankam.

„So wie es aussieht, scheint keiner von euch Beiden etwas gefunden zu haben...“, meinte er seufzend und wartete, bis die Beiden sich einigermaßen beruhigt haben. Ray bemerkte aber, dass etwas nicht stimmte, da der Älteste ihm einen eigenartigen Blick zuwarf, den man so nicht ganz deuten konnte, egal wer ihn noch aufschnappen würde. Er hatte eine Miene wie immer – gelassen und freundlich - aber seine Augen starrten Ray förmlich durch die Seele, als würde er unbedingt etwas überprüfen wollen.

Ray versuchte trotz allem immer noch ruhig zu bleiben und schaffte es gerade noch so, unbemerkt vor Altres, „Nein, auf beiden Enden nichts...“

„Auch wenn ich mir sicher bin, dass dies der Ort des Verstecks ist...“, meinte der Sohn und verschränkte seine Arme, starrte nachdenklich zu Boden, „Keine einzige Spur... Aber das kann nicht möglich sein...“

Sein Vater schwieg für einen Moment und schloss die Augen, „Ich habe gerade schnell das Wetter beobachtet, es wird wohl stürmen, also sollten wir unser Lager heute hier drinnen aufschlagen... Altres, würdest du bitte draußen ein bisschen Feuerholz sammeln? Ray und ich werden uns nach oben begeben, da ist es etwas geschützter als hier bei den Eingängen.“

Altres öffnete seinen Mund kurz in Protest, aber der Blick seines Vaters ließ ihn auf bockige Weise Schweigen und er verließ, wie ihm aufgetragen, für einige Zeit die Höhle.

„Also, auf geht’s, Ray.“, sagte der Alte dann und wies den Schwarzhaarigen an, ihm zu folgen, „Es gibt da sowieso etwas, was ich mit dir besprechen möchte. Unter vier Augen.“

Es war, als würde ein kleiner Teil des Drucks von eben von Ray’s Herzen gehoben werden, jetzt da er wohl ahnte, was der Alte wusste, „Nun ja, ihr Blick hat schließlich alles ausgesagt!“

Der Alte schien beherzt zu lachen, während sie einen anderen Weg liefen, den der Alte vorerst genommen hatte, als sie die Höhle erkundet hatten.

Oben angekommen folgte Ray dem Alten weiterhin, bis sie an einer weiteren Aushöhlung ankam, die wirklich sicher für ein Lager aussah. Außerdem schienen hier bereits schon einige Sachen aufgebaut zu sein.

Altres‘ Vater jedoch stellte sich an den einen Klippenrand weiter vorne und starrte schweigend den Wasserfall hinunter, ehe Ray dies bemerkte und sich dazu gesellte.

„Ich stand hinter dir, als du vom Siegel der Klinge zurückgestoßen wurdest.“, erklärte der Alte mit einer neutralen Tonlage, jedoch ziemlich neugierig über dieses Geschehnis, „Was ich jedoch wissen möchte, wer dieser Orion ist und mit wem du geredet hast, obwohl niemand anderes im Raum war? Und warum bist gerade Du, was die Klinge bannen soll?“

Der Alte drehte sich nun mit scharfem Blick zu Ray, stand aber einfach nur da, fest wie ein Fels und erwartete eine klare Antwort, „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir waren Geheimnisse, vergessen?“

Ray zögerte lange und schluckte tief, als er sich doch entschied zu reden: „A-also... Das ist eine lange Geschichte, wissen sie? Ich bin da einfach reingeraten, obwohl ich das nicht wollte. Und trotzdem stehe ich jetzt hier vor ihnen und sage aus dem Herzen heraus: Ich will niemanden etwas Böses!“

„Orion ist... Verdammt, ich weiß noch nicht mal, ob ich das sagen darf... Er ist der Wille des Universums. Ein guter Freund von ihm oder so, Sirius, – ein komischer Geselle, glauben Sie mir – trainierte mich, bevor Orion mich auf eine Mission schickte. Ich sollte euch, die Vermächtnishüter finden, nichts weiter. Er meinte, ich würde mein Schicksal hier finden... Trotz allem wissen die Beiden aber, dass ich nur eine Hülle für das, was sich in meinem Körper befindet. Der Dark Core, eine Energie aus purem Bösen... Ich wurde trainiert, ihn zu unterdrücken, um ihm nicht in die Finger zu fallen. Ich bitte Sie inständig: Glauben Sie mir bitte. Ich will niemanden etwas zu Leide tun, auch wenn ich wohl dazu verdammt sein soll.“, Nervosität machte sich in dem jungen Mann breit, so sehr, dass er sie nicht mehr unterdrücken konnte. Ein wenig atemlos ging Ray auf die Knie und verbeugte sich aus tiefstem Respekt, in der Hoffnung, er würde trotz der großen Erklärung verschont bleiben.

Der Alte kam zwar näher, aber er kniete sich ebenfalls vor Ray und legte seine Hand vorsichtig auf seinen Kopf. Dann fuhr er ihm durch die Haare und ließ Ray wieder hochgucken, seine lila Augen starrten Altres‘ Vater ungläubig an, „Das ist schon in Ordnung.“

„Was...?“, fragte Ray darauf etwas heiser, sein Herz immer noch etwas schmerzhaft pochend.

„Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Kleiner.“, versicherte Altres‘ Vater in einem ruhigen Ton und lächelte Ray wieder an, „Ich konnte bereits spüren, dass du so eine unheimliche Macht in dir trägst. Ich wollte dich nur für einige Aufklärungen zur Rede stellen. Du brauchst also keine Angst zu haben.“

Danach stand der Alte wieder auf und streckte sich, wartete bis Ray sich ebenfalls wieder erhob.

„Wir sollten den Ort der Klinge noch ein wenig vor Altres geheim halten.“, meinte der Alte dann zu Ray’s Verwunderung, „Mich beschleicht so ein Gefühl, dass wir sie noch nicht brauchen werden, auch wenn das Schicksal es vielleicht nicht so möchte...“

Ray setzte eine verwirrte Miene auf, „Sind sie sich sicher damit?“

„Natürlich. Ich meine, alles hat seinen Grund, nicht wahr? Jedenfalls denke ich so. Die Klinge hat noch Zeit...“, antwortete der Alte schließlich und machte sich wieder die paar Meter zurück zum Lager.

Es dauerte jedoch noch seine Zeit, bis der Rebell wieder mit Feuerholz auftauchte, es stillschweigend zusammenlegte und wartete, bis der Vater es mit ein wenig Feuermagie anzündete.

Was Ray in den vier Tagen gelernt hatte, während er mit den Beiden reiste, war dass der Vater eher Magie benutzte, – sein Element war Feuer – während Altres sich eher auf Energie fixierte. Es sorgte für einen gewissen Ausgleich. Ray hingegen war von Sirius darauf trainiert, dass er Magie sowie Energie ausgeglichen nutzen konnte, um sich auf jede Art von Gefahr vorzubereiten und zu wehren.
 

Die Nacht war durch den Sturm draußen relativ unruhig. Es musste schon nach Mitternacht sein, auch mitten im Sommer, da die ersten Sonnenstrahlen hinter der dichten Wolkendecke eigentlich schon hervorkamen.

Doch es blitzte und gewitterte, was ein lautes Rumoren in der Höhle auslöste, in welcher sich die Vermächtnishüter befanden. Doch ein Geräusch schreckte Ray aus seinem Schlaf... Als er die Augen öffnete, sah er gerade mal die Silhouette von Altres‘ Vater vor dem Lager stehen, sein Schwert gezückt.

Auch Altres schien von dem Geräusch geweckt worden zu sein und er grummelte etwas vor sich hin, bis er seinen Vater ebenfalls entdeckte, der sich aus irgendeinem Grund schützend vor die Beiden Jüngeren gestellt hatte.

„Vater?“, fragte Altres flüsternder Weise mit tiefster Verwunderung in der Stimme.

Bevor er überhaupt fragen konnte, was los war, zischte sein Vater ebenso leise zurück, „Still... Irgendetwas wollte uns im Schlaf überraschen und versteckt sich jetzt hier.“

Langsam und vorsichtig trat er Schritt für Schritt zu den Beiden rückwärts zurück, schaute sich gründlich um, was die anderen Beiden ebenfalls taten.

Aus Versehen trat der Alte gegen einen Stein, der ein paar Zentimeter lautstark nach hinten kullerte, was plötzlich ein lautes Knurren verursachte. Hinter einem großen Felsen in ihrer Nähe konnte man schließlich die Silhouette des Monsters erkennen, welches sie beobachtete. Seine Augen leuchteten bedrohlich rot auf und es schien drei Köpfe zu besitzen. Es sah... Einem Hund ähnlich aus.

Vorsichtig standen Ray und Altres jetzt auf und machten sich auf einen Kampf bereit, wurden aber von Altres‘ Vater zurückgehalten, der die Beiden mit einem sehr unruhigem Blick anschaute, „Hört jetzt gut zu: Ich möchte, dass ihr lauft und euch zusammen in Sicherheit bringt. Ihr habt keine Chance gegen diesen Gegner, ich spüre wie stark er ist.“

Altres schien plötzlich noch viel unruhiger, „Und was wird aus dir? Ich lasse dich nicht zurück!“

Ohne Vorwarnung sprang der dreiköpfige Hund mit schwarzem Fell auf sie zu und verursachte dreifaches Herzrasen. Altres‘ Vater packte seinen Sohn sowie Ray und warf sie die Klippe runter in Richtung Wasser, ehe er Feuer in seinen Händen entfachte und versuchte, den riesigen Hund zu packen, um ihn in Brand zu setzen.

„Vater!!“, schrie Altres mit hörbarer Angst auf, als sie runterfielen. Man konnte nur sehen, wie die Flammen oben den Raum erhellten, ehe Ray im Moment des Falls eine Ranke aus Schatten an einer Wand erschuf, nach Altres‘ Hand griff und sich stark an seiner Ranke festhielt. Dann ließ er sich und Altres vorsichtig runter, doch Altres trat einen Schritt nach vorne, bevor Ray ihn zurückzog.

„Stopp, Altres!“, versuchte Ray, den anderen aufzuhalten, doch Altres wehrt sich heftig.

„Lass mich los, Idiot!“, schrie Altres ihn nahezu an und zeigte eine Reaktion, die ungewöhnlich war, nämlich Angst, „Ich kann nicht noch einen Teil meiner Familie verlieren!“

Plötzlich hörte der Kampf oberhalb der Höhle auf, es tobten keine Flammen mehr und mit einem gewaltigen Satz sprang der Gegner von eben in den See vor den Männern.

Ray fauchte zu Altres zurück, „Na gut! Dann sieh zu, wie du in Sicherheit gerätst!“

Der Hund brauchte nicht lange, um aus dem Wasser zu kommen, jedoch waren Ray und Altres direkt in verschiedene Richtungen gerannt. Altres bahnte sich so schnell wie möglich einen Weg nach oben zurück, um seinen Vater zu suchen, während Ray über die Wände schnellstmöglich versuchte, hinter den Wasserfall zu gelangen.

Er wusste, er hatte nur eine einzige Chance- an eine Waffe zu kommen, um Altres zu retten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und damit ein herzliches Willkommen zu meinem nächsten Projekt, welches parallel zu dem Staffel 1-Manga Remake laufen wird ^^
Die Uploadzeiten werden dieses Mal weniger regelmäßig sein, im Vergleich zu dem vorherigen Projekt, da ich meine Aufmerksamkeit eher dem Manga widmen möchte, also bitte ich zum Großteil zu Verständnis deswegen .3."
Wie immer wünsche ich viel Spaß beim Lesen und hoffe, euch wird diese Side-Story von Ray gefallen :3

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