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Kizuna II

Verdammung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Neues Kapitel, neues Glück.
Ich hoffe auch nach etwas warten, dass euch das Lesen hierbei Freude bereitet :)
Viel Spaß Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,


nach langem Warten schicke ich euch mal etwas Lesestoff, der euch hoffentlich gefallen wird ;)
Freue mich auf eure Meinung.
LG Salada Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow,
ich hab mich schon kaum getraut mich hier überhaupt nochmal blicken zu lassen -.-
Echt lange her.
Aber egal wie lange das hier noch so weiter geht: Ich werde diese Story beenden und wenn ich alt und runzelig bin xD
Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß beim lesen ;)
LG Salada Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,
erstmal danke für die Liebe Unterstützung von euch. Freue mich, dass die Story scheinbar wirklich gut ankommt.
Nun wird es allmählich ernst.
Viel Spaß beim Lesen!
LG Salada Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow,
erstmal vielen Dank für eure tolle Unterstützung. Freut mich, dass es euch gefällt und stärkt mich nur noch mehr in meinem Vorhaben, mich rein zu hängen. Ich hoffe das Kapitel wird euch gefallen ;)
LG salada Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Welcome back an mich selbst,

ich mach es kurz und kapp...
Sorry fürs lange warten. Ich habe das Kapitel sicher fünf mal korriegiert, da es mir nach der "eigentlichen Szene" so schwer gefallen ist, die Faden wieder auf zu nehmen.
Ich hoffe es ist was geworden.

Viel Spaß beim Lesen
LG Salada Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Neues Kapi, neues Glück, :)

Ich habe wieder versucht, so viel Gefühl rein zu mischen, wie es nur geht, aber gleichzeitig die Spannung zu erhalten.

Hoffe es gefällt euch :)
LG Salada Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben,
erst einmal ein frohes, neues Jahr.
Ich hoffe ihr seid gut rein gerutscht und habt euch genauso viele gute Vorsätze gesetzt, wie ich (die garantiert auch alle wieder auf meiner Liste für nächstes Jahr stehen werden xD). Wenigstens für einen Japanischsprachkurs in Düsseldorf habe ich mich schon angemeldet ;)

Als hoffentlich schönen Einstieg in 2019 gebe ich euch etwas Lesestoff.... dieses mal länger als üblich von mir.
Viel Spaß
LG Salada Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So Ihr Liebe,

das kapitel ist eher unscheinbar, aber dennoch wichtig für den weiteren Verlauf der Story...
Ich hoffe, das ihr das auch so sehen werdet :)

VIeeeeel Spaß Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Ihr Lieben,

eigentlich habe ich zu dem neuen Kapitel gar nichts zu sagen, eher wollte ich mich mal für euer tatkräftigen Unterstützung bedanken :) bella-swan1, SUCy, KagomeKizu, oooRiverooo und Naliah und natürlich noch viele andere von euch geben mir immer wieder neuen Imput und Anspornt meinen Ideen auf Blatt (oder eher aufs Tablet) zu bringen.

Also,
ein dickes fettes DAAAAANKESCHÖN an euch :) !!!!

Und jetzt viel Spaß beim Lesen ;)
LG eure Salada Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Soooo,
es hat etwas länger gedauert, weil diese Kapitel
1. total lang geworden ist (für meine Verhältnisse)
2. ich mich mit dem Inhalt schwer getan habe. Ich habe so viele neue Charaktere, die ich möglichst einzigartig versuche zu gestalten und plastisch für euch dar zu stellen... das hat mir doch sehr viel Zeit und nerven gekostet, da ich sonst sehr viel eher mit dem arbeite, was mir der Originalmanga bisher liefert....

Hoffe ihr könnt mich verstehen.
Wünsche euch jetzt aber erst einmal viel Spaß beim lesen ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Ihr Lieben und liebe Grüße von den Azoren :)
hier habe ich nach langer Zeit wieder neue Inspiration und Kraft gefunden weiter zu schreiben.
Gerade bei dem Kapitel sind mir so manche Sachen sehr schwer gefallen, deswegen auch das lange Aufschieben.
ABer dazu später mehr.
Viel Spaß beim Lesen.
LG Salada Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo nach dem kleinen Seitenhieb kommt jetzt die Fortsetzung.
Viel Spaß wünsche ich euch ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ei, ei, ei

da habt ihr wieder lange warten müssen und es ist mir noch nicht einmal bewusst gewesen, weil momentan die Zeit wie im Flug zu vergehen scheint... wo ist nur schon wieder der Sommer hin...

Hoffe ihr habt trotzdem Spaß am lesen. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Ihr Lieben,

hier ein neues Kapitel für euch.

An dieser Stelle wollte ich euch allen einmal herzlich für die lieben und ausführlichen Kommentare von euch danken.
Ihr seid der Grund warum ich mich immer wieder an den Tisch setzte und sage: "Komm, mach das nächste Kapitel fertig! Hier und da noch ne Überraschung einbauen, mal gucken, was sie sagen xD"

Viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen

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Prolog


 

Kizuna II
 

Verdammung
 


 


 


 


 

Das Leben ist ein unersetzbarer Schatz.

Im laufe des Dasein versucht man dieses Juwel an Kostbarkeit

zu schützen und zu pflegen.

Doch wie alles auf der Welt

hat die Medaille zwei Seiten.

Auf der einen Seite das Leben auf der anderen der Tod.

Wenn es um den Tod geht werden manche Wesen unberechenbar.

Sie verfallen der Angst vor dem Schmerz, vor dem „aus der Welt scheiden“

und dem Unbekannten begegnen.

Dann tun sie häufig Dinge,

die ihnen gar nicht ähnlich sehen.

Verhandeln, lügen, betrügen, klauen, verletzen oder gar morden.


 

All diese Dinge habe ich gesehen,

doch selber nie nachvollziehen können.

Selbst bis heute.

Denn gerade jetzt

wäre für mich nichts reizvoller,

als meinem schönen, so heiß geliebtem und wertvollen

Leben

einem unumstößliches Ende

zu breiten....


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Müdigkeit

 

 
 

Meine Haut brennt,

zerspringen schon fast unter dem Schmerz, den die Kälte des Schnees unter meinen Füßen verursacht. Es ist kaum auszuhalten und dennoch treibt sie mich an, nicht auf dem weißen Tod stehen zu bleiben.

Tränen fließen meinen Wangen hinab und mein Schluchzen vermischt sich mit meinem hektischem Atem, wodurch es mir nur noch schwere fällt den benötigten Sauerstoff in meine schmerzenden Lungen zu ziehen.

Versteckt unter dem Schnee stolpere ich anscheinend über eine Wurzel und ein Ruck geht durch meinen Körper. Eine Millisekunde später spüre ich die weißen Massen unter mir und ich erschaudere.

Das Gesicht voller Schnee, die Kleider sofort durchnässt bleibe ich einen Moment so liegen, ehe mich eine Schmerzenswelle überrollt.

Ich schreie.

Hilflos, einsam, mit voller Verzweiflung.

Nie habe ich mehr Schmerz empfunden, als jetzt.

Mein Körper zieht sich zusammen und ich versuche das Krampfen zu unterdrücken.

Gleichzeitig durchströmt mich eine böse Vorahnung und ich blicke blinzelnd über die Schulter nach hinten.

In der Ferne kann ich ihn mit seinem weißen Kimono und Haar kaum erkennen, doch seine roten funkelnden Augen blicken mir wütend entgegen.

Angst quellt in mir hoch, wodurch ich neue Kraft schöpfe.

Ich kämpfe gegen den Schmerz an und stehe auf, sinke jedoch im selben Moment wieder zu Boden, als mich erneut Schmerz durchzuckt.

Diesmal stärker, intensiver als zuvor.

Und ich weiß es liegt an ihm.

Abermals blicke ich nach hinten und mir wird nochmals um einiges kälter, als er nur noch wenige Meter von mir entfernt ist.

Seine komplett blutroten Augen und seine zum Angriff gehobene, klauen besetzte Hand lassen mir das Herz gefrieren und gleichzeitig meinen Willen zu leben erlischen.

Es ist sinnlos vor ihm wegzurennen.

Es ist vorbei.

Er wird mich töten!

Alles an ihm zeigt mir, wie ernst es ihm ist.

Er selbst hat mir gesagt, dass er nie scherzt.

Hoffnungslos lasse ich den Kopf auf die Schneedecke sinken und mich packt ein neuer Gedanke.

In der Zeit, die ich mit ihm verbracht habe gab es unzählige Momente in denen ich mir wünschte zu sterben. Ist es nicht ironisch, dass mir jetzt, nachdem mein Glück so nahe schien mein Leben ein jähes Ende finden wird?

Ich muss unwillkürlich lächeln.

Dann überrollt mich wieder einen Welle an Schmerz und ich lasse mich nur zu gerne mit ihr fortreißen in die tiefe Schwärze meiner selbst.

Feige und achtlos versteck ich mich vor dem Szenario, welches mein Leben unweigerlich beenden wird

.

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Der Wind weht kalt heute.

Bewusst ziehe ich den Mantel noch etwas dichter um meinen Körper, als mich schon ein zweites Mal an diesem Abend eine kühle Brise erfasst.

Der Herbst neigt sich fast dem Ende und der Winter steht vor der Tür. Mich wundert es jedes mal, wie stark sich die Jahreszeiten in dieser Epoche zeigen.

Die Tür hinter mich schiebt. Ich muss nicht über die Schulter blicken, um zu wissen, wer da ist.

 

„Das Essen ist fertig.“

 

Jakens Stimme klingt hoffnungslos, kleinmütig.

Zurecht.

Es verrät mir, dass er meine Antwort bereits kennt.

 

„Ich will nichts.“

 

Sein mürrisches Stöhnen folgt augenblicklich.

 

„Er wird nur wütend werden. Du weist, dass er dich holen kommt. Was für einen Sinn hat also dein Widerwillen?“

 

Ich weiß genau, dass er Recht hat. Es bringt mir alles Nichts. Doch Kizunas Präsens nimmt immer weiter zu und das Einzige, was ich bisher dagegen tun konnte, war sich zu verstecken. Doch bald schon hat auch das nicht mehr geholfen. Als meine Hand gedanken verloren an meine Kehle wandert spüre ich noch genau die Schwellung unter meinen Fingern. Das Schlucken fällt mir schwer. Anscheinend vermag er die Fähigkeit zu besitzen, Kizuna zu überwinden, wenn es dabei um seinen Stolz geht. Andernfalls liegt nur noch eine Erklärung in seinem dämonischen Blut, welches wohl eindeutig weniger Gefühle nachweist als bei einem Menschen, wie ich es bin. Als er mich das letzte Mal bei meinem Ungehorsam aufgesucht hat, haben seine Klauen meinen Hals so fest umschlossen, bis mich die Schwärze zu sich geholt hatte. Dabei habe ich nicht nur meinen eigenen Schmerz in seinen Augen wiederspiegelnd gesehen...

 

Letztlich seufze ich gequält, erhebe ich mich von der Veranda, lege mir den Umhang richtig an und folge stumm dem kleinen, grünen Zwerg zum Speisesaal.

Mein stures Verhalten habe ich mir die ersten Wochen angeeignet, da mich der Lord weder in seiner genauen Vorgangsweise mit dem Treffen der anderen Herrschern unterrichtet, noch mich überhaupt als Person wahrzunehmen scheint. Es ist schlicht und ergreifend, als wäre ich eine Gefangene. Ich kann mich zwar frei bewegen, dennoch werde ich unterdrückt, ignoriert und herumkommandiert.

Es ist die reinste Folter.

Ich erscheine mir sadistisch, als ich mein eigenes Verhalten überdenke. Fast kommt es mir vor, als wenn ich absichtlich seinen Befehlen Widerstand leiste, nur um einen Teil seiner Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Einen erzürnten und genervten Teil, aber immerhin.

Und bei all dem weiß ich mittlerweile nicht mehr, ob ich es bin, oder Kizuna, die meine Gedankengänge kontrolliert. Bei jedem Vorhaben hadere ich mit mir, schätze meine Entscheidungen ab.

Bin ich das noch, oder bin ich es nicht?

Zwischenzeitig scheine ich mich selbst zu zerstören.

Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, ohne ihn augenblicklich in Frage zu stellen.

Die Zweifel fressen mich auf, reißen mich stückchenweise auseinander, bis Nichts mehr übrig zu sein scheint.

Es macht mich fertig.

Ich weiß nicht mehr weiter.

 

 

Ich weiß nur, dass mir heute eindeutig die Kraft fehlt, mein masochistisches Verhalten weiter durchzuführen.

Innerlich poltert zwar mein angeknackster Stolz immer wieder empört gegen meine eigenst errichtete Mauern, doch bleibt mir wohl vorerst keine andere Wahl, wenn ich meine Gesundheit noch etwas länger vor dem Kollaps bewahren möchte.

 

In Gedanken bin ich bereits im großen Saal.

Es ist nicht verwunderlich, dass bei diesem inneren Zwiespalt, den ich führe, der Appetit verloren geht. Ich weiß selber, dass das auf längerer Sicht nicht gesund für meinen Körper ist. Doch in meiner jetzigen Situation fehlt mir einfach die Freude an Nahrungsaufnahme.

Dennoch habe ich heute beschlossen, mir selbst ein Versprechen ab zu nehmen. Ich werde mich nicht kampflos gegen ihn stellen. Ich werde nicht ohne ein Gefecht einfach aufgeben. Ich werde nicht aufhören, um meine Liebe zu kämpfen, um die richtige, wahre und ehrliche.

Auf keinem Fall gebe ich dieser Lüge nach, auch wenn das Schicksal anscheinend für mich entschieden hat. Kizuna wird verlieren, egal wie...

 

Der Speiseraum ist groß und hell. Eine Tür steht offen und gewährt Blick in den Garten.

Doch mein Bauch sagt mir, ich betrete ein Verließ mit Gittern und dicken Mauern.

Der Lord ist noch nicht da, dennoch spüre ich sein Wesen näher kommen. Die falsche Vorfreude darüber schlucke ich schwer runter. Innerlich wappne ich mich. Es müsste gut eine Woche her sein, seitdem ich ihm länger als einen Augenblick zu Gesicht bekommen habe. Kizuna hätte heute Abend genug Zeit, um ihre Fäden enger zu weben.

Als ich mich wie immer am anderen Ende des Tisches setzte, betritt der Lord den Raum. Kurz blicken wir uns an und für mich scheint diese Sekunde ewig zu dauern. Seine Erscheinung schwingt in wohlgewollten Wellen auf mich ein. Umhüllen mich mit einer angenehmen Wärme.

Ich schluck, wende meinen Blick von seinen bernsteinfarbenen Augen.

Die Wellen nehmen schlagartig ab.

 

Als er sich ebenfalls setzt beginnen die Diener die Köstlichkeiten zu servieren und danach zu gehen. Die gleiche, stetig anhalten Prozedur, wie jeden Tag, den ich mit ihm hier drin verbringe. Sesshoumaru hat es nicht gerne, wenn sich mehr als nötig Leute im Raum aufhalten. Eine, zum Teil angenehme Eigenschaft an ihm. Dadurch muss ich mich nicht andauernd verstellen.

Er selbst isst in meiner Gegenwart nicht. Seitdem ich da bin, so sagt Jaken, habe er jedoch öfter gegessen, als in den letzten Jahrzehnten zusammen. Allem Anschein nach scheint auch im Kizuna an Kraft zu kosten...

Er sieht sich eine Schriftrolle an und ich blicke unweigerlich aus dem Fenster. Zwar spüre ich nach einiger Zeit seinen Blick und seine zunehmende Verärgerung über mich, doch habe ich in den letzten Wochen gelernt damit umzugehen.

Ich ignoriere es.

So wie man mich ignoriert.

 

Also widme ich meine Aufmerksamkeit weiterhin den vorbeiziehenden Vögeln. Ich seufze, als sie davon fliegen in eine mir unbekannte Richtung.

 

„Du solltest etwas essen.“

 

Seine Aufforderung überrascht mich nicht. Ich habe sie schon öfters zu hören bekommen.

Meine Antwort ist die Selbe, wie immer.

 

„Ich habe keinen Hunger.“

 

Fast wäre mir schon wieder ein Stöhnen entwichen, weil mir dieses Schema allmählich leid wird.

Ich bin all dem hier so müde.

 

„Ich habe dir bereits schonmal gesagt, dass es sinnlos ist, dagegen anzukämpfen.“

 

Ich wende meinen Augen von der Welt da draußen ab und riskiere einen Blick in sein stechendes Gelb. Zur Abwechslung überraschen mich seine Worte. Bisher hat er lediglich meine Ablehnung zur Kenntnis genommen.

Sein Blick ist wie immer ausdruckslos, dennoch finde ich nach längerem hinsehen meist eine Regung. Nach kurzer Zeit hat er dies jedoch schnell herausgefunden und meidet einen Blick seitdem.

Doch heute nicht.

Ein Schein von Sorge umschwellen seine leuchtenden Augen, ehe es erlischt und mich sein forschender Blick durchbohrt.

Tatsache, er sorgt sich also um mich oder gibt es scheinbar vor.

Und dennoch...

Mein Blick richtet sich wieder der einzigen Lichtquelle zu, die diesen schier unendlichen großen, trotz allem erdrückenden Raum erfüllt. Die aufkommenden Schuldgefühle unterdrücke ich eisern.

 

„Vielleicht erscheint es sinnlos, ja, aber dagegen zu kämpfen ist immer noch besser, als eine Lüge zu leben.“

 

Ich höre ihn schnauben und unwillkürlich richtet sich mein Blick bei diesem von ihm ungewöhnlichen Laut zurück auf ihn.

 

„Ihr Menschen seid so stur, wie ihr blind seid. Wer sagt denn, was Lüge und Wahrheit ist? Vermagst du dies überhaupt noch zu unterscheiden?“

 

Seine Worte klingen wie aus einem anderen Mund. Doch vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich ihn noch nie so hab reden hören.

Er betrachtet mich herablassend und etwas gelangweilt.

 

„Sag mir, denkst du Kizuna sucht wahllos aus?“

 

Wenn ich das wüsste...

 

Ich habe mir schon häufiger überlegt, welcher Sinn genau hinter unserer Verbindung liegt, bin jedoch aus Nichts schlau geworden. Nur das es absolut nichts Positives für mich bereithält.

Aus einem Impuls heraus spreche ich, was mir gerade durch den Kopf schießt:

 

„Nein, aber genau deswegen macht es mir Angst.“

 

Meine Stimme verliert sich und gibt meinem Satz wahrscheinlich den nötigen Ausdruck. Bei den Gedanken an die Zukunft wird mir kalt und ich wende fluchtartig meinen Blick von ihm ab.

 

„Deine Angst nimmt dir das Augenlicht.“

 

„Dann denkst du, dass hier ist echt?“

 

Auch wenn ich eigentlich jegliche Konversation und körperliche Nähe zu ihm meide, fange ich an, diese, nicht alltägliche Diskussion auf eine mir fremde Weise zu genießen. Ich mache eine Ausnahme und versuche einmal nicht genauer zu Hinterfragen, woher mein plötzliches Gefallen herrührt.

 

„Es ist belanglos, ob es echt ist oder nicht.“

 

Ich tue es ihm wie eben gleich und gebe ein lautes Schnaufen von mir.

 

„Dir vielleicht. Ich hatte andere Pläne.“

 

Mein Blick schweift abermals aus dem Fenster, wo mir meine scheinbar glückliche Zukunft lächelnd zuwinkt, während sie den Rückzug antritt. Meine Vorstellungen gehen mit mir durch und niedergeschlagen stütze ich meinen Kopf auf meinen Handballen ab.

Erst als Schritte über den Boden hallen blicke ich zurück. Doch der Lord ist bereits dabei den Raum zu verlassen. Allein seine Stimme klingt fordernd durch den Raum.

 

„Folge mir.“

 

„Wohin?“

 

Doch ich stehe bereits auf und bemerke zu spät, wie ich damit seiner Anweisung schon fast willenlos folge leiste. Innerlich verfluche ich Kizuna aufs Neue. Unentschlossen beiße ich mir auf die Lippe, als der Daiyoukai die Tür beiseite schiebt und nach rechts abbiegt. Diesen Teil des Palastes durfte ich bisher nicht betreten.

Ein mir völlig unbekannter Bereich.

Meine Neugier siegt...


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Neugier

 

 

 

Still schweigend gehen wir durch die Flure der riesigen Anlage, wohl wissend, dass jedes weitere Wort an ihn Verwendung wäre. Antworten tut er auf gefühlte fünf von hundert Fragen, die man ihm stellt.

Mein Körper entspannt sich allmählich unter seiner Anwesenheit. Es ist wohl aus dem einfachen Grund der Fall, dass es auch Zeiten gab, die ich sehr positiv mit ihm in Verbindung brachte. Der Daiyoukai kann durchaus auch anders sein, als der sonst so ignorante und kaltherzige Dämon.

Ich habe dabei jetzt auch einen ungefähren Eindruck bekommen, dass sein Schweigen nicht automatisch einer Ablehnung gleich kommt. So scheint es, dass der Hundedämon mich immer wieder zu überraschen scheint und ich gezwungen bin meinen bisherigen eindruck über ihn grundlegend zu überdenken...

Ich lächle leicht, als sich vor meinem inneren Auge, wie durch Zauberhand ein Film auftut:

 

Sesshoumaru, ich möchte gerne meine Freunde und das Dorf besuchen.“

Allein sein eiskalter Blick und sein Widerwillen der mir durch jede Pore schießt, lässt mich die Antwort bereits erahnen. Diese Art der Kommunikation ist anstrengend und auf andere Weise so hilfreich, denn ich weiß nicht, ob der Lord mir antworten würde, könnte ich seinen Emotionen nicht deuten. Doch es ändert nichts an der Tatsache, dass der Herr uneinsichtig bleibt.

Seufzend mach ich mich auf den Weg zu meinen Gemächern, um hoffentlich bald darin zu verrotten. Doch schon zwei Tage später schickt er Jaken, der mir sagt, ich solle Inu Yasha und den Anderen einen Brief zukommen lassen, den er selbst überbringen würde. Auch wenn der kleine Gnom hauptsächlich Rin ein paar Kleinigkeiten überreichen sollte, so stellte sich für mich dieser Gedanke ganz klar als Kompromiss des Lords an mich dar. Mit Freude habe ich den Vorschlag angenommen und schier die ganze Nacht an den richtigen Worten gepfeilt. Am nächsten Tag bin ich über meinen mit Tränen bestückten Brief aufgewacht und habe ihn Jaken überreicht.

Ich glaube es war das erste mal, dass ich den Lord danach ein aufrichtiges Lächeln geschenkt habe. Er hat es mit einem Schnaufen akzeptiert, doch sein Wesen war in ein bläulich-weißes Licht gehüllt, welches mehr als nur etwas an Zufriedenheit und Ausgeglichenheit darstellte.

 

 

Als mir zwei Diener entgegen kommen und sich vor uns großzügig verbeugen zucke ich kurz zusammen, ehe ich ihnen zunicke. Als wir um die Ecke abbiegen bleibt des Daiyoukai unerwarteter weise stehen

 

„Du wirst dich daran gewöhnen muss.“

 

„Ich weiß, es ist nur....“, meine Bedenken sind kaum in Worte zu fassen. Ein einfacher Mensch soll plötzlich von anderen Dämonen, wie eine Königen behandelt werden. Das entspricht eigentlich jedweder Logik. Zumal ich eh nicht die Persönlichkeit besitze, Rangordnungen gewisse Achtung zu schenken. Der Hundedämon hat dies ebenfalls des Häufigeren zu spüren bekommen. Allein schon unsere erste Begegnung spricht für sich.

 

„Du bist nun die Herrscherin des Westens.“

 

Als seine Kralle meinen Hals streift schaue ich auf. Seine Augen liegen vermutlich auf seiner Markierung. Seine Mimik ist dabei ausdruckslos.

Wieder einer dieser Momente, in denen ich gerne seine Gedanken kennen würde...

Er wendet sich ab und geht weiter, währen dich den Schauer auf meinem Rücken zu ignorieren versuche. Wann wird es je erträglich in seiner Nähe zu sein?

In meinen Gedanken versunken, bemerke ich zu spät, dass mir mein bisheriger Weg durch die Gänge entfallen ist. Ich habe überhaupt keine Ahnung wo ich mich befinde. Innerlich ärgere ich mich über meine Unachtsamkeit, könnte doch dieser Weg mich zu einem wunderbaren Ort führen. So wie den, denn mir Sesshoumaru vor drei Wochen zeigte:

 

 

Abermals habe ich das Essen mit ihm verweigert. Mir fehlt die Kraft mich mit ihm auseinander zu setzten und Kizuna zu unterbinden. Somit habe ich beschlossen seine Nähe gänzlich zu meiden. Diese neu gewonnene Strategie gefällt dem Lord anscheinend so gar nicht. Kurze Zeit später, nachdem ich ihm zum dritten Mal an drei aufeinanderfolgenden Tagen eine Ablehnung erteilt habe, stürmt er mein Zimmer ohne Vorwarnung. Er hat seine Aura bis kurz vorher akribisch unterdrückt, doch mein Gefühl sagte mir bereits, dass es Ärger geben wird. Allein der Anblick seiner blutroten Augen und seinen gebleckten Zähnen lässt mir die Nackenhaare in die Höhe schießen. Selten habe ich von einem auf den anderen Moment so viel Angst empfunden.

Sein Youkai steigt an und die Atmosphäre fängt an bedrohlich zu knistern. Als sein dämonisch Energie zuschlägt hebe ich gerade noch rechtzeitig die Hand und pariere seinen Angriff mit einem Schutzwall. Trotz allem werde ich von den Füßen gerissen und schlage mit dem Kopf voran gegen eine Vase neben mir. Das Geschepper klingt unsagbar laut in meinen Ohren, ehe ich nur noch ein Piepen höre. Ich stöhne, als ich mich aufrichte. Seine blutroten Augen blicken mir durch ein verschwommenes Bild entgegen. Ich fasse mir irritiert an den Kopf, als sich beim Aufstehen alles anfängt zu drehen. Abermals erblicke ich rot. Mein Kopf ist aufgeplatzt und die rubinfarbende Flüssigkeit fängt an den Boden unter mir mit kleinen Sprenkel zu benetzten. Ich blicke ihn an und schlucke. „Bleib standhaft!“, sagt ich immer wieder zu mir selber und ignoriere das starke Pochen meines Kopfes. Er blickt mich an, seine Augenfarbe verliert an Tiefe mit jeder Sekunde die verstreicht. Dann steht er vor mir in seiner üblichen Erscheinung. Seine Aura schwingt immer noch aufgebracht umher, schlägt mit leichten Hieben gegen meine Barriere. Ich knirsche mir den Zehnen, als mich allmählich die Schwärze zu umfassen scheint.

Nein, noch nicht!

Ich spanne meinen Körper an und stelle mich ihm noch eine Spur aufrechter entgegen. Er betrachtet mich prüfend, ehe seine goldenen Irden kurzzeitig zu meiner Platzwunder wandern.

Dann verliere ich stumm das Bewusstsein...

In der Nacht wache ich auf. Ich liege in meinen Futon, mein Kopf wurde verbunden.

Es pocht immer noch...

 

Einen Tag später teilt er mir eine Aufgabe zu. Ich soll mich um den Garten kümmern, den eins seine Mutter mit Liebe genoß. Er liegt in einem besonderen Teil des Schlosses. Hier ist die Luft warm und die Sonne scheint, als gäbe es keine Jahreszeiten. „Er ist verzauber.“, hatte er nur geflüstert und ist dann gegangen. Der himmlisch wirkende Garten ließ er somit in meiner Verantwortung. Auch dies sehe ich, naiv wie ich bin als Geschenk an, da ich mich schon immer an der bunten und artenreichen Vielfalt der Planzen erfreuen konnte. Während der ganzen Zeit entging mir jedoch keinesfalls sein ab und an musternder Blick auf meinen Verband...

 

 

Das Stoppen der Person vor mir reist mich unweigerlich aus meiner Erinnerung. Ich kann nicht erkennen wo wir uns befinden, noch was mich erwarten könnte. Allein eine goldene Schiebewand gib Anschein darauf, dass es sich um einen nicht unwichtigen Raum handelt. Er schiebt diese auf und lässt mich zu meiner Verwunderung als Erste eintreten.

Es ist ein Schlafgemach. Kunstvoll und dennoch irgendwie auf schlichte Art eingerichtet. Der Futon ist so riesig, dass man an ein Ungeheuer denken möge, welches darin haust. Dennoch stellt sich mir die Frage, was ich hier soll.

 

"Zieh ich um?"

 

Doch bereits im nächsten Moment packt er meinen Arm und schmeißt mich auf die weichen Kissen.

Erst dann signalisiert mir meine aufkommende Panik, dass mich hier nichts Schönes erwartet.

Ich stemme mich sofort wieder hoch, doch er ist bereist über mir. Mein Körper verfällt in Schockstarre, als ich seinen Atem in meinem Dekolletee wahrnehmen kann. Eine Gänsehaut zieht sich über meine Haut, als ich seine Augen mit einer Intensität betrachte, wie es mir die Ferne nie erlaubt hat. Seine golden Seelenspiegel sind durchzogen von silberglänzenden Fäden. Seine Wimpern sind lang und dünn. Ich muss zugeben ich bin schlichtweg fasziniert.

Und dann vergräbt er den Kopf in meinen Haaren und zieht mich an sich. Und während er meinen Duft anscheinend tief in sich aufsaugt und ich deutlich seine zunehmende Erregung spüren kann, gelingt es mit kaum mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Es ist wie eine maßlose Reizüberflutung. Meine Sinne sind bis aufs äußerste gespannt. Ich spür seine heißen Haut auf meiner, sehe ein Bild vor mir, was ich mir nie auch nur in meinen aberwitzigsten Träumen hätte vorstellen können und ich rieche seinen Duft, der angenehm süffig erscheint und mich auf ironischer Weise an die Freiheit denken lässt. So unglaublich verlockend...

Instinktiv drücke ich meine Nase näher an ihn und streife dabei sein spitzes Ohr. Er knurrt und das vibrieren seiner Brust ist wie eine Antriebskraft meiner Gliedmaßen. Träge und vorsichtig umfasse ich seinen Nacken und frage mich gleichzeitig, was ich hier tue. Allein seine Präsens löst in mir so viele Emotionen aus, die ich nie geglaubt habe zu empfinden. Doch bereits bei der nächsten eindeutigen Handlung werde ich mir bewusst, worauf das hier hinaus laufen soll. Seine Zähne fahren sanft über meinen Hals, während er mir bedächtig langsam den Kimono von der Schulter streift.

Alle Alarmsignale schalten sich auf Rot.

 

„Sesshoumaru, warte! Hör auf!“

 

Ein Lachen tief aus seine Brust, leise und dennoch intensiv, lässt seinen Körper erschaudern und somit auch meinen. Allein dieser dunkle, seltene Laut raubt mir die Luft zum Atmen, während sich all meine Sinne darauf auslegen, diese Töne nie wieder zu vergessen. Erst als er stoppt hole ich unweigerlich Luft und blicke ihn erstaunt und gleichzeitig verwirrt an. Seine forschen Augen erfassen mich im gleichen Moment.

 

„Ich werde dich nicht zwingen müssen.“

 

Er beugt sich hinab und liebkost wieder meinen Hals, was jedoch total im Gegensatz zu seinen gerade gesprochenen Worten steht.

 

„Was? Wie..“

 

Harsch unterbricht er mich, als er an meinem Ohrläppchen zupft und ein Schauer durch meinen Körper jagt. Erst dann verstehe ich.

 

Kizuna

 

 

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Lustlos trete ich einen Stein nach dem anderen in den Fluss.

Im Rücken spüre ich die skeptischen und sorgenvollen Blicke meiner Freunde.

Es nervt mich.

 

„Was willst du jetzt tun, Inu Yasha?“

 

Ich knurre nur zurück.

Was für eine blöde Frage. Wenn ich es wüsste, hätte ich doch schon längst gehandelt...

 

„Ich hätte nie geglaubt, dass du sie so einfach gehen lassen würdest...“

 

Ich brauche mich nicht umzudrehen, um Shippos provozierenden Blick zu sehen. Ich spüre ihn auch so.

 

„Du weist nichts über dieses Band.“, schnauze ich zurück.

 

Ein weiterer Stein landet im Wasser.

Meine Wut staut sich durch diese Untätigkeit langsam aber sicher an und ich weis nicht, wie lange ich diesen Zustand noch aushalte, bis ich explodiere. Die nervigen Fragen hinter mir lindern dies nicht gerade.

Der Himmel verdunkelt sich schlagartig und ich drehe verwirrt den Kopf, als ich den Geruch erkenne. Nur einem Moment später erscheint Totosai mit seiner dreiäugigen Kuh.

Der hat mir gerade noch gefehlt...

 

„Alter Schwertschmied, was machst du denn hier?“

 

Shippo, dieses neugierige Balg, springt als erster auf und kommt auf den buckeligen Mann zugelaufen.

 

„Ich hab Tessaigas Unruhe bemerkt. Also dachte ich mir, ich schau mal vorbei.“

 

Sein Blick trifft meinen, ehe ich abrupt den Kopf nach vorne auf den Fluss wende.

 

„Was ist los?“

 

„Nichts!“

 

Ich knurre lauter als zuvor und Tessaiga vibriert protestierend an meiner Seite.

 

„Sieht dein Schwert aber anders.“

 

„Jetzt komm schon, Inu Yasha. Erzähl's ihm!“

 

Ich lasse die Schultern hängen und gebe meinen Widerstand meinen Freunden gegenüber auf. Sie nerven eh solange, bis sie ihre Neugier gestillt haben. Einfach unverbesserlich. Doch eigentlich weiß ich genau, dass sie sich alle im Grunde genau die selben Sorgen um Kagome machen, wie ich. Wie könnte es auch anders sein. Diese Frau hat jeden in ihren Bann gezogen. Nur durch sie habe ich besagte Freunde überhaupt erst so nennen können.

Ich seufze, als ich mich zu ihnen wende und auf sie zutrete. Die bohrenden und interessierten Blick lassen meine Ohren nervös zucken.

Im typischen Schneidersitz geselle ich mich zu Ihnen und lege Tessaiga zur Seite, bevor ich mir überlege, wo meine Erzählung am besten starten soll. Wäre doch nur Mutter hier. Jemand der von Kizuna selbst betroffen war könnte diese Saga wahrscheinlich am verständlichsten rüber bringen.

 

Welch Ironie, dass ich es einmal sein werde, der dies Art von „Liebe“ erklären muss...

 

 

 

 

Zerrissenheit

 

Ich bekämpfe es. Mit all meiner Macht.

Doch selbst mein letzter, zusammen gekratzter Wille scheint nicht auszureichen, um die aufkommenden Gefühle in mir zu unterdrücken.

Was nur?

Was kann ich tun?

Vorerst stemme ich meine Hände gegen seine Brust und muss fast lachen, als er sich in keinster Weise daran stören lässt.

Was hab ich auch bitte erwartet?

Ich schlucke hart, als ich die Situation abermals abschätze und mich mittlerweile leicht hysterisch umblicke. Nichts in meiner unmittelbaren Nähe hilft mir aus dieser aussichtslosen Lage. Unbehagen steigt in mir auf und ich spüre die Gänsehaut in meinem Nacken.

Oder liegt es etwa an seinem Atem auf deiner Haut?

Seine Hand streift meine Brust und ich zische, als sich mein Unterleib darauf hin voller Vorfreude zusammenzieht.

Verflucht.

Auf keinen Fall!

Doch bereits als der Kimono in einem unachtsamen Moment schlagartig meinen Oberkörper frei gibt und der Daiyoukai gezielt nach meiner Brust greift und mit dem Daumen darüber fährt explodiert ein kleines Feuerwerk in mir. Ich stöhne und erschrecke mich vor meinem eigenen Laut. Ruckartig presse ich mir, wie damals schon die Hand auf den Mund, um meine verräterischen Töne zu verbergen. Doch der süße Geschmack auf meine Zungenspitze eröffnet mir, dass er längst Bescheid weiß und sich an meinem Zustand ergötzt. Verzweiflung und Wut überkommt mich und vermischt sich mit meiner aufkommenden Lust zu einem irritierenden Cocktail. Unweigerlich versuche ich an was Anderes zu denken, während ich schier vergeblich gegen seine Stärke ankämpfe. Doch jede kleinste Berührung, jedes Erhaschen seines männlichen Duftes und selbst beim Anblick in sein zufrieden erscheinendes Gesicht holt mich in das hier und jetzt zurück. Was soll ich nur tun?

Diese Situation scheint genauso verfahren zu sein, wie alle anderen zuvor.

Aussichtslos.

Ich bin schlicht und ergreifend hilflos unter ihm.

Unfähig sich zu wehren gegen seine rauen starken Hände, schwach im Anblick seine verschwitze, nassen Brust und erst recht wehrlos gegen seine unglaublich heißen Lippen auf meiner Haut.

Wie er wohl schmeckt?

Energisch schüttle ich meinen Kopf und versuche die neuen, ungezügelten Gedanken noch etwas länger aus meinem jungfräulichen Hirn fern zu halten.

Jungfräulich?

Richtig. Wie konnte ich das nur übersehen? Auch wenn es kurz war und absolut Nichts leidenschaftliches an sich hatte, so war die Sache jedoch eindeutig. Was will er also noch von mir?

 

„Wieso?“

 

Er hält inne und ich nutze die Chance, ein paar normale Atemzüge zu nehmen, ohne ein Keuchen oder Stöhnen unterdrücken zu müssen. Ein Windhauch streift meine entblößte Brust und Scharm überfällt mich. Ich lasse zögernd von seiner Corpus ab und verschränke notgedrungen die Arme vor den Augen, um seinem durch Marg und Bein dringenden Blick zu entgehen.

 

„Wieso tust du das? Ich meine... Du hast doch bereits, was du wolltest.“

 

Seine Mimik ist ausdruckslos, als er mich stumm betrachtet, doch seelisch spüre ich zu deutlich seinen Trotz und seinen Spot.

 

„Meine Gründe haben dich nicht zu interessieren.“

 

Und während sich bei mir abermals Wut anstaut fährt er weiter fort mit seiner stummen Folter. Meine Arme führen ihren Widerstand gegen seine Muskeln erfolglos fort. Mein innerer Kampf ist mit einem halbherzigen Stöhnen aus meinem Mund entschieden, als er nur hauchzart meine Brustwarze mit seiner Klaue streift. Seine Zähne schaben auffordernd an der dünnen Haut über meiner Hauptschlagader und sein Haar erzeugen mir eine Gänsehaut, als es von seiner Schulter auf meinen Bauch gleitet. Alles in mir fängt an mehr von diesen Berührungen zu verlangen. Worte wie „Nochmal“ oder „Weiter“ gleiten mir unfreiwillig in meine Gedanken und verwirren meinen Verstand, lassen mein Innerstes schwanken, als wenn ich über einen alten, morschen Baumstamm balanciere. Alles, was ich nur noch wahrnehme ist ihn.

Allein seine Anwesenheit lässt mich manchmal schon erschaudern, doch das hier ist so viel mehr. Viel zu viel, für einen kleinen Menschen, wie mich. Was kann ich schon tun? Besitze ich überhaupt noch die Kraft dazu?

Mein Protest gegen seine Arme erstirbt langsam und beständig. Er stoppt in seiner Handlung und blickt mir abermals prüfend ins Gesicht. Mittlerweile müsste es in mehreren Rottönen erstrahlen und meinen erhitzen Körper entlarven. Allerdings machen mir seine eindringlichen Augen weniger aus, als zuvor, kann er ja doch genau fühlen was ich ansatzweise denke.

 

„Fang an.“

 

Verwundert stelle ich fest, das seine Stimme einen noch etwas dunkleren und raueren Ton angenommen hat. Es gefällt mir auf Anhieb.

 

„Womit?“

 

„Zu betteln.“

 

Seine eigene Ungeduld spiegelt sich in seinen Augen wider und er ist sichtlich verärgert mich noch nicht dort zu haben, wo er mich will.

Gerade diese Tatsache lässt meinen Unterleib entzückt pulsieren, ohne dass ich mich dagegen wehre. Allein schon diesen Umstand bei ihm zu beobachten ist eine absolute Seltenheit und belohnt meine hartnäckige Ablehnung seiner Person. Wie befriedigend es ist, zu wissen so eine Macht über ihn zu besitzen. Freude und Stolz schwellen in meine Brust heran und lassen mich zuversichtlich werden. Wenn ich mich weiter weigere, wird er aufgeben müssen.

 

„Vergiss es!“

 

Mit einem kräftigen Stoß drückt er seine Härte an meinen Unterleib, sogleich er meinen Kopf an den Haaren bestimmt nach hinten zieht und damit meinen Hals freigibt. Dann saugt er genüsslich an meinem Schultermuskel. Eine Welle seiner Erregung flutet meinen Körper.

Damit sind die Würfel gefallen.

Ein vor Lust überlaufener Ton entringt meinen Lippen und verdeutlichen meinen gerade erst aufglühenden und schon wieder fast erloschenen Widerspruch. Innerlich brennt in mir die Frage, wie er so schnell die Zügel rum reisen konnte. Allein eine einzige Berührung von ihm bringt mich fast um den Verstand. Es ist, als wenn ich im Karussell sitze. Alles dreht sich vor mir, verzerrt meine Sicht und lässt mich wieder stark schwanken.

Es fühlt sich so gut an...

Seine Hand ergreift meine Brust.

Oh, ja.

Zupft an meinem Nippel.

Ah

Unwiderstehlich leckt er hauchzart an meiner äußeren Ohrmuschel hinab und das letzte bisschen klares Denken geht unter.

Was solls...

 

„Bitte...mehr.“, entgleitet mir hauchzart, ohne die Kraft zu haben, es verhindern zu können.

Im gleichen Moment erbebt der Körper des Daiyoukais und reist mir ungestüm den Rest meines Kimonos vom Leib...

 

 

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Auch wenn es wirkt, als wenn ich dem Gespräch nur desinteressiert folgen würde, so rattert innerlich mein Kopf, um mir ja jedes noch so einzelne Detail zu merken, was der alte Greis von sich gibt. Ich hätte nie in Betracht gezogen, ihn als solchen für den richtigen Ansprechpartner zu halten. Schließlich ist er weder ein Hundedämon, noch als einer, der sich paaren sollte....

 

„Inu Yasha!“

 

Ich schrecke zusammen und fokussiere den alten Mann, nachdem mein Blick in Gedanken verschleierte.

 

„Ich weiß genau was du denkst!“

 

Sein Gesicht nimmt eine Spur wütendes Rot an und ich schlucke meine Vorstellung beiseite und ermahne mich, seinem Gerede zu folgen, statt meiner eigenen Gedanken nach zu hängen. Er nickt und räuspert sich in Vorbereitung einer langen Geschichte.

 

„Nun, wie du weißt, kannte ich deinen Vater sehr gut. Und als deine Mutter plötzlich ins Spiel kam, habe ich ihn auf eine Weise kennen gelernt, die ich nie glaubte, bei ihm entdecken zu können.“

 

Sein Augen schweifen hoch in den Himmel, als wenn er sich die Erinnerung in sein altes Hirn zurückrufen möchte. Ich klopfe ungeduldig mit der Kralle auf die Scheide Tessaigas.

Der alte Schwertschmied geht sich mit seinen langen Finger ins Ohr und pult dort verträumt herum, als wenn er sein eingerostetes Hirn zum laufen bekommen wolle.

 

„Er kam damals zu mir. Ich dachte er wolle, dass ich seine Schwerter schleife, doch zu meiner Verwunderung suchte er meinen Rat. Niemals zuvor ist ihm etwas vergleichbares passiert, wie diese Verbindung mit dem Menschenweib.“

 

Totousai zuckt mit den Schultern, als er sich wohl an die Szene erinnert.

 

„Ich konnte ihm damals nicht helfen, da ich mich selbst nicht damit auskannte. Also habe ich ihn zum alten sprechenden Baum

geschickt.“

 

„Der sprechende Baum?“

 

Shippos Unterbrechung nervt, ist dennoch notwendig, da ich selbst nicht weiß, von wem er redet. Trotzdem zuckt meine Faust automatisch zum kleinen Kizune, doch ich kann dem Drang gerade noch widerstehen.

 

„Bokuseno, der Schöpfer der Schwertscheide Tessaigas.“

 

Ich zucke unmerklich zusammen, als er plötzlich mein Schwert nennt, was eigentlich so gar nicht in diese Geschichte hinein passt. 

Noch bevor die ersten Fragen kommen hebt der Schwertschmied beschwichtigend die Hand.

 

„Bokuseno ist ein alter Freund. Sein Holz gibt der Scheide ein Stück Seele, eine Art Verstand und harmoniert so mit Tessaiga. Doch nicht nur sein Holz ist wertvoll. Durch sein hohes Alter hat das alte Stück Rinde schon unendlich viel erlebt. Er ist zwar fest im Boden verankert, doch seine Wurzeln reichen weit in die Länder rein und sammeln so sämtliche Sagen der Welt.

Damit war es klar, deinen Vater zu ihm zu schicken. Wenn jemand was wusste, dann er.“

 

Ich kratze mich hinterm Ohr und verarbeite seine eben gesprochenen Worte. Die größte Schwierigkeit, die sich mir irgendwie momentan aufschließt ist die, der Tatsache zu glauben, dass mein alter Herr tatsächlich um Rat fragen musste. Ich habe ihn mir immer weise und stark vorgestellt. Niemanden, der bewusst nach Hilfe suchen würde. Im Nachhinein bin ich nun etwas erleichtert. Es fiel mir immer schwer, Hilfe anzunehmen oder gar welche zu verlangen. Doch es sieht wohl so aus, als wenn jeder, und somit auch mein mein Vater irgendwann mal an diesen Punkt ankommen würde. Schwungvoll erhebe ich mich.

 

„Wo ist dieser Baum?“

 

 

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Das Denken setzt komplett aus, als eine Stoffsicht weniger unsere Körper voneinander fernhält.

Er ist überall. Ich rieche, sehe, spüre nur ihn und es fühlt sich einfach unbeschreiblich an. Vergessen sind die kleinen fast unscheinbaren Anstupser von Kizuna.

Das hier ist so viel Größer in was es mich geführt hat.

Und so unsagbar fern ist die Flucht daraus.

Seine Erregung presst sich an meine unbedeckte Öffnung und ich ziehe voller Erwartungen meine Fußspitzen dem Boden entgegen. Seine Muskeln an meinen Beinen, die ich nun widerstandslos umschlinge fühlen sich hart an. Seine Zunge findet meine Brust. Ich winde mich unter ihm, ehe ich meinen Rücken durchbiege und ihm somit alles von mir vorsetze, was ich besitze. Sogleich schiebt er seine Hand unter meinen Rücken, presst mich noch stärker an seine Lippen, mit welchen er gierig an meinem Fleisch saugt. Ich leg den Kopf in den Nacken, genieße dieses berauschende Verlangen und bin dennoch unzufrieden.

Mehr

Ungeduldig lecke ich mir die Lippen und presse meine Scharm gezielt an seinen Unterleib. Sein tiefes Knurren lässt meinen Körper sinnlich vibrieren.

Dann reist jemand die Tür auf und der Moment zerbricht.

Was zum..?

 

„Sesshoumaru, Meister, ein Abgesahnter ist ...“

 

Bereist im nächsten Moment wirft der besagte Meister ein Kissen nach dem grünem Gnom und bringt ihn damit zum Schweigen. Er erhebt sich für das menschliche Augen zu schnell und lässt dabei beiläufig eine Decke auf mich fallen, noch ehe mich die kühle Luft erfassen kann. Verwundert und gänzlich von all möglichen Gefühlen überrollte ergreife ich sie einfach nur und presse sie an mich. Mein Kopf schmerzt plötzlich ungemein.

Der Schleier des Verlangens haftet an mir, lichtet sich jedoch mit jeder verstrichenen Sekunde und ich nehme ein paar beruhigende, tiefe Atemzüge, kläre meinen Kopf.

Was ist gerade passiert?

War ich wirklich bereit für...?

Ich schlucke die aufkommende Panik runter, besinne mich zur Ruhe. An sich ist Nichts passiert.

Als ich das verräterische Zucken meiner Mundwinkel unterdrücken muss, weiß ich, wie überaus dämlich ich versuche, mich gerade selbst zu belügen.

 

Das unangenehm laute Ächzen der Kröte reist mich aus meiner Starre und ich sehe gerade noch, wie Sesshoumaru in einem roten Schleier aus Wut gehüllt ungehindert auf den grünen Zwerg tritt und das Zimmer verlässt. Nichts desto trotz bemerke ich den leicht salzigen Geschmack von Sorge in der Luft. Die Flut an Gefühlen scheint kein Ende nehmen zu wollen. Erregung schwingt immer noch durch meinen Körper, als ich mich langsam erhebe und dem Lord in Gedanken versunken hinterher blicke. Erst nach einiger Zeit traue ich mich, mir bewusst zu machen, wo all das hätte enden können...

 

„Jaken.“

 

Meine Stimme ist ein Wrack. Der Gnom hört augenblicklich auf lauthals zu quengeln und scheint erst in diesem Moment zu realisieren, dass ich ebenfalls anwesend bin. Mich stört es nicht. Mein Blick ist immer noch dem Lord hinterher geheftet.

 

„Ich danke dir.“

 

Und obwohl gerade überwiegend Glückshormone durch meinen Körper rasen, kann Kizuna nicht verhindern, dass Tränen meine Wangen benetzen....

 

 

Hysterie

 

 

 

Erst nachdem mich der Kappa einige Zeit lang verständnislos und dann mit plötzlich weit aufgerissenen Augen angestarrt hat führt er mich zurück zu meinen Räumlichkeiten.

Wir sprechen kein Wort auf dem Weg dahin. Wieso auch? Die Situation war sowohl für ihn, als auch für mich, lediglich bekleidet in einem zerrissenen Kimono, mehr als unangenehm.

Nachdem wir in einen Gang abgebogen sind erhasche ich Gesprächsfetzen. Es wäre mir nicht aufgefallen, wenn ich nicht diese unverkennbare und mir mittlerweile eingebrannte Stimme des Daiyoukais erkannt hätte.

Er spricht ruhig und konzentriert, dennoch spüre ich seine abgrundtief angeschwollene Wut, die aus dem Raum quillt, als wäre dieser bereits am überlaufen. Auch wenn ich weiß, dass sich diese nicht gegen mich richtet, so kann ich dennoch nicht verhindern ein beklemmendes Gefühl in der Brust zu verspüren und meinen angesammelten Speichel lautstark herunter zu schlucken.

"Wenn das so weiter geht, wird es kein gutes Ende nehmen."

Die fremde Stimme klingt besorgt, doch Sesshoumarus deutlicher Missfallen verrät die Lüge dahinter.

"Deine Truppen soll sich aus meinen Wäldern fern halten."

"Es ist schwierig, wenn die Menschen so ungezügelten und unwissend agieren."

Abermals Abneigung und Wut seitens des Hundedämons. Doch entgegen meiner Erwartungen prickelt sie nun scheinbar direkt auf meiner Haut.
 

Verschwinde!,
 

zischt mir Kizuna geradewegs zu und ich erinnere mich daran, dass der Lord meine Präsenz immer noch an meinem Geruch wahrnehmen kann. Verdammt. Für ihn ist es mehr als offensichtlich, dass ich lausche.

Noch bevor sich Jaken suchend nach mir umblickt habe ich ihn bereits eingeholt...

 

Den ramponierten Kimono habe ich immer noch fest um meinen Körper geschlungen, als ich die Tür hinter mir schließe und das bedeutungslose Geplapper des kleinen Dämons damit cutte. Gequält lass ich alles auf den Boden fallen, suche mir einen der sündhaft teuren Kimonos aus der Truhe und starte die ellenlange Prozedur des Ankleidens, die ich mittlerweile schon fast jeden Morgen wie ein Mantra zu verfluchen beginne. Dabei gleitet mir unbeabsichtigt das kleine Töpfchen in die Hand, welches ich bereits fast zu vergessen gehabt schien. In Gedanken drehe ich es in meiner Hand hin und her.

Selbst als ich meinem Unterbewusstsein auf dem Weg hier hin versucht habe klar zu machen, was ich für Sesshoumaru bedeute, scheint Kizuna dies alles nur grinsend abgeblockt zu haben. Stattdessen ersauft sie mich mit falschem Verlangen und gelogener Liebe. Diese Verbindung ist einfach grässlich!
 

Aber hätte es dir nicht auch so gefallen?

Ich schüttle diesen Gedanken beiseite und auch die Bilder eines „Was wäre, wenn’s“. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass Kizuna sich in meinem Gehirn eingenistet hat und mir diese Sachen nur zu gerne zuflüstert. Das ist doch alles Wahnsinn. Was soll das Ganze schon bringen? Er und ich, das passt überhaupt nicht zusammen.

Unweigerlich gleiten mir Bilder von ihm in den Kopf.
 

Er, über dir gebeugt, ein betörender Duft umgibt dich und drängt deinen Verstand beiseite.

Schluss damit!
 

Ich erschrecke, als ich erst einen Moment später realisiere, dass ich die große Standvase zu meiner Linken mit einem heftigen Tritt zertrümmert habe. Dieses derartige Verhalten ist eigentlich nicht meinem Charakter verschrieben. Ich scheine mehr als den je einen Stressfilter zu benötigen, den ich hier einfach nicht finden kann. Gequält lehne ich mich an die Wand, rutsche diese herunter und ziehe die Knie an. In dieser Position wirkt der mehrschichtige Kimono wie eine große Decke, der mich schützend unter ihren Laken verstecken will. Ein weiterer Teil meines Lebens, den ich gerne ändern möchte. Diese Art von Kleidung ist einfach nicht meins. Es ist lediglich dazu da, mein Äußerstes zum Vorschein zu bringen, während mein Inneres zu verblassen scheint...

 

 

 

Mein Missmut nimmt um ein Vielfaches zu, als sich mir eine lodernde, als zu bekannt Aura in einem widersprüchlich ruhigem Tempo nähert. 

Die Launen des Silberhaarigen sind das Letzte, was ich gebrauchen kann. Allem Anschein nach wird es in einer Strafe enden, die sich mehr als gewaschen haben wird. Eine Millisekunde später grinse ich verschwitzt, weil mir Kizuna zum ersten Mal wohl nicht widersprechen will. Das heißt nichts Gutes. Ich verstecke das Töpfchen rasch in der Truhe. Dann binde ich mir hektisch und unkonzentriert die letzten Schichten in einem ungeordneten Durcheinander an meinen Körper, ehe meine Schiebetür unangemeldet beiseite gezogen wird und mein Herzschlag mit seinem Anblick aussetzt. 

Seine Augen leuchten bereits in einen schimmernden Rot und seine Krallen ragen eine Spur zu lang unter seinem Kimonoärmel hervor. 

Das sieht nicht gut aus!

 

Instinktiv hebe ich die Hände, als allein seine Dämonenaura mit voller Wucht ausschert und mich sofort wegpustet. Mein Rücken knallt gegen die Wand und drückt mir die Luft aus meiner Lunge. Kraftlos sinke ich zu Bode. Dabei fühlt sich meine ganze Haut an wie Feuer, als sich sein Youki im meine Haut bohrt. Schützend kreuze ich die Arme vor der Brust und halte mich an den Schultern. Mir kommt es vor wie ein kläglicher Versuch sich vor dem Schmerz zu verstecken. 

„Der Tod wird das einzige sein, was dir deine Neugier bringt.“

Seine Stimme ist die gewohnte Kälte, doch dieses Mal ruft sie dennoch einen Gänsehaut in mir hervor. 

Unsicher, ob ich überhaupt sehen will, was er als nächstes vorhat hebe ich den Kopf und blicke ihm vorsichtig ins Gesicht. Jetzt bloß nichts Falsches machen...

 

Das Licht in seinem Rücken macht seine Mimik für mich unerkennbar, doch die farbige Aura hilft mir, ihn einschätzen zu können. Seine Figur schwingt in einem bedrohlich rotem Ton, durchzogen von einem etwas helleren Streifen, die mehr und mehr zunehmen, je länger ich in dieser Position verharre. Dann nehme ich seinen herben waldigen Geruch wahr und mir wird der Wandel seines Wesen mit einem Schlag klar. Noch bevor ich den Mund ansatzweise zum sprechen öffnen kann, packt er mich, zieht mich auf die Beine und drückt mich an seine stählerne Brust, um mir dann mit einem genauso hartem Griff in die Haare zu packen und meinen Kopf zu ihm hoch zu neigen. Der Schmerz betäubt kurz meine Gedanken, bis er plötzlich von dem Gefühl seiner Lippen an meinem Hals abgelöst wird. Bisher habe ich nichts weitere geschafft, als erschrocken und erschauert zu gleich nach Luft zu schnappen. 

 

„Dieses Mal wird Betteln nicht notwendig sein.“

 

Wie jedes Mal erzeugt seine Stimme, so nah an meinen Ohr ein tiefes erregtes Prickeln in meinem Körper, welches sich langsam und dann doch immer schneller auszubreiten scheint. Kizuna reibt genüsslich die Hände zusammen, als sie aus ihrer Starre erwacht und anfängt meine Gedanken zu verpesten. Zähneknirschen registriere ich meine sich verabschiedenen Kimonoschichten, die ihm durch ihre unsaubere Art des Bindens zugute kommen. Nun bereue ich zutiefst mein schlunziges Arbeiten. Innerlich schwöre ich, mich mit dem Binden der Kimonos das nächste mal klüger anzustellen. Vielleicht so klug,dass ich ein Knoten erfinde, mit dem selbst der Lord Schwierigkeiten haben wird.

 

Schlagartig werde ich aus meinen abschweifenden Gedanken gerissen, als meiner Kehle plötzlich ein Laut entringt, den ich nicht gesteuert habe. Fast sinnlich und genussvoll rufe ich dem Daiyoukais damit mein Wohlwollen an seinen Gesten zu und fordere ungefragt nach mehr. 

Ich beiß mir auf die Zunge und ärgere mich über meine Unachtsamkeit.

Doch als der Silberhaarige ein zustimmendes Knurren von sich gibt schwangt mein Missmut und Widerwillen stark.

Und wieder ärgere ich mich um meine allgemeine Schwäche und Kizunas Einfluss, der mich wie eine Lawine zu überrollen droht.

 
 

Lass doch einfach los.

Nein!
 

Sei doch mal ehrlich: Es gefällt dir.

Das ist nur deine Schuld!
 

Bist du dir da wirklich sicher?

 

Nein, ich bin es nicht, denn mittlerweile bin ich mir in fast Nichts mehr sicher. 

Ich bin mir nicht sicher, wie das hier enden wird, egal für was ich mich entscheiden werde. Ich bin mir noch nichtmal sicher, inwieweit das hier alles real ist, ob das noch mein Körper ist den ich steuere, oder ich langsam aber sicher verband werde, hinter ein Gitter mit mageren Speisen, die mir Kizuna hässlich grinsen zuwirft. Nicht genug um gesund zu bleiben, aber genug um zu überleben und dennoch zu zerbrechen...

Alles worin ich mir nur zu hundertprozentig sicher bin, ist, dass das hier nicht ich bin. Nicht ich allein. Und mehr als alles andere ängstigt mich diese Tatsache.

 

 

Wer bin ich?

 

 

 

Eine ungewohnte Stille holt mich aus meinen verstörenden Gedanken zurück und zögernd blicke ich den Hundedämon an. Sein Wesen hat sich abermals geändert, doch bleibt mir der Grund bisher verschlossen. Es ist schon fast nichts Ungewöhnliches für mich, nicht zu wissen, was in seiner Nähe als nächstes passiert. Seine Gedanken und Gefühle sind mir manchmal noch so fern, wie an dem Tag, als ich ihn zum ersten Mal sah. Damals empfand ich Ehrfurcht. Es war, als wenn sein ganzes Wesen pure Macht ausstrahlte. Erst später mischte sich nach den Vorkommnissen mit Inu Yasha Angst und Verachtung zu seinem Bild dazu. Aber hätte mich damals jemand gefragt, ob diese Person dem Bild eines Herrschers gerecht gekommen wäre, so hätte ich sofort mit ja geantwortet. Egal wie eiskalt oder skrupellos er mir am Anfang erschien. Doch wenn einer ein ganzes Reich regieren könnte, dann mit Sicherheit er. Denn während unserer ganzen Abenteuer konnte man eine Wandlung des Daiyoukais beobachten. Erst unscheinbar, doch hinterher klar wie ein Spiegel zeigen sich sehr wohl Eigenschaften, wie Güte, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit beim Hundedämon. Und das, obwohl er für die Meisten vorerst für ein gefühlslosen Krieger gehalten wird. Gerade jetzt nehmen mich seine ausdruckslosen Augen ins Visier, zeigen nichts von seinem Inneren und spiegeln somit den Fürsten wieder, der bedingungslos ein Land regieren könnte.

Fast sanft streift er mit seiner Kralle über meine Haut, wischt das warme Salzwasser beiseite, welches ich zu meiner Verwunderung bisher gar nicht bemerkt hatte. Der Moment ist in einer schier wirren Form bedeutend. Nie zuvor standen wir uns so nahe, fast regungslos und haben uns einfach nur angesehen. Trotz dem Einfluss Kizunas würde ich jetzt zu gerne wissen, was er denkt. Doch nur seine sich wandelnde Form gibt mir Aufschluss darüber, dass überhaupt Irgendetwas in ihm vorzugehen scheint.

Sein vor Lust triefender Geruch bekommt einen bitteren Beigeschmack, als er den Verlauf meiner Tränenspur nachzeichnet. Seine Augen verlieren den vor Verlangen verschleierten Glanz und kehren zu ihrer gewohnten Härte zurück. Und während er mit seinem Inneren zu hadert scheint entspanne ich mich, genieße schon fast den Augenblick, der so unwirklich in unsere bisherigen Geschichte einschwingt. Mit einer solchen Intensität hat er mich selten betrachtet und noch seltener war er mir dabei so nahe, dass ich seinen warmen Atem an meinen Lippen spüren konnte. 

Und da begreife ich, dass mir zum ersten Mal seine Nähe unbeeinflusst von Kizuna nicht missfällt. Es ist wie ein langes, tiefes Ausatmen, ein so ersehnter Augenblick der Erholung. Und meine Entspannung vertieft sich noch ein klein wenig mehr, als er sich ein Stückchen zurücklehnt und vorsichtig meine letzten verbleibenden Kimonos richtet. Und abermals überrascht mich der dämonische Hund, als er mit geübten und schon fast routinierten Fingergeschick die Knoten bindet, meine Hand ergreift und mir aufhilft. Einen Moment verharren wir so, gefangen in den Augen des jeweils Anderen.

Der Moment endet abrupt, als er sich umdreht und durch die Tür verschwindet. 

 

 

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Grimmig sprinte ich vorweg, immer mit einem Auge auf meine Freunde, die sich meiner Meinung nach wirklich etwas mehr beeilen könnten. Die Dämonenkatze saust mit einem etwas langsameren Tempo durch die Luft, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Damals wurden wir regelrecht dazu gezwungen durch zahlreiche Situationen und hauptsächlich der Suche Narakus auf Trab zu bleiben. Nach dem Tod des Halbdämons spürt man der Katze nun deutlich an, dass das nebensächliche Training aus geblieben ist. Dennoch ist sie gerade jetzt eine große Hilfe. Ohne sie würden wir deutlich länger zum alten Baum brauchen. Der Ausflug dahin dauert natürlich länger, als ich mir gewünscht hätte. Ungefähr zehn Tage benötigen wir, bis wir die Moore durchquert und die großen Wälder erreicht haben, wo der Alte stehen soll. Der Schwertschmied meinte jedoch, das die eigentlich Aufgabe darin besteht, den Baum in seinen Wäldern überhaupt auszumachen. Wie lange das dauert kann natürlich keiner sagen. Schon bei dem Gedanken daran, dass ich diese Zeit mit meinen unbeantworteten Fragen für mich bleiben muss ist eine verdammter Mist. Ich war nie der Geduldigste. Gerade wenn es um Kagome ging. 

Unweigerlich schweifen meine Gedanken zurück zu den unzähligen Malen wo wir uns gestritten hatten und sie danach nach Haue geflüchtet war. Ich konnte nie sehr lange böse auf sie bleiben, doch meine Sturheit stand mir im Weg. Heute hätte  ich ohne lange zu zögern gehandelt.  Gerade wenn ich gewusst hätte, wie sich die Situation entwickeln würde. Ich bereue die vielen Male, an denen ich Zeit verstrichen gelassen hatte, die ich hätte mit ihr verbringen können. Aber diese Gedanken sind sinnlos, da sie einen ständig heimsuchen und man doch nur in Angesichts dessen tatenlos bleiben kann. Schon damals hätte ich gerne meine und  Kikyous Vergangenheit geändert. Doch auch das wäre falsch gewesen. Somit hätte ich nämlich nie das Mädchen aus der Neuzeit getroffen, die mich zu dem machte, der ich heute bin.

Einen Besseren.

 

Ich gebe ein lautloses Seufzen von mir, als Miroku von Hinten meinen Namen ruft. Zögernd komme ich zum stehen und kann nicht verhindern, wie mir nun doch ein genervtes Knurren über die Kehle gleitet. 

 

„Was ist denn?“, spei ich verächtlich, wobei ich mir die Antwort schon denken kann. Dennoch will ich ihre Schwäche offensichtlich vor Augen geführt bekommen, um ihnen anschließend direkt ein schlechtes Gewissen einzureden. 

Wir müssen diesen Baum finden. Wir können jetzt nicht Halt machen!

 

Er sieht mich erst verärgert, jedoch dann sehr besorgt an, ehe er von der Dämonenkatze absteigt und diese beginnt hinterm Ohr zu kraulen.

 

„Kiara ist völlig erschöpft. Mit Kohaku macht sie nie so lange Reisen ohne Pause. Sie ist es nicht mehr gewohnt dein Tempo mit zu halten. Lass uns für heute rasten.“

 

Shippo springt ebenfalls ab und blickt sich bereits für einen Schlafplatz um, noch bevor ich überhaupt widersprechen kann. 

In mir scheint die Wut sich plötzlich schlagartig auszubreiten.

 

Bin ich hier der Einzige, der die Situation überhaupt ernst nimmt? 

 

 

 

Rastlosigkeit

Drei Wochen. Drei Wochen und ich habe ihn kein einziges Mal gesehen. Ich hätte zuerst nicht gedacht, dass dies möglich sei, doch anscheinend hat Kizunas Macht Grenzen. Mein Wunsch, ihn zu sehen stiegt mit jedem Tag, der verging, doch egal ob ich mich bewusst oder aber unbewusst durch das Schloss bewegte, nach ihm Ausschau hielt oder einfach nur in meinen Zimmer blieb, er war wie vom Erdboden verschluckt. Bis heute hin. Dabei kann ich tief in mir drin fühlen, dass er keineswegs weit weg ist. Er hat das Schloss bisher kein einziges Mal verlassen.

 

Ich beiß mir unzufrieden auf die Lippe, als ich abermals über diese Situation nachdenke. Egal wie sehr ich mich noch ärgere, aber es ist nunmal so, wie es ist.

Er geht mir aus dem Weg.

Und ich hasse es.

Es ist eine Art der Bestrafung, die schlimmer ist, als hätte es irgend eine Körperliche je sein können. Meine Seele ist unruhig, gerade zu abgehetzt. Ständig huschen meine Augen hoffnungsvoll über den Palast, mag die Ecke noch so klein sein. Doch bisher kein Erfolg. Allmählich weicht das Bedauern und macht stattdessen für Wut und Pein Platz. Abermals ein Umstand, den ich nicht vermag zu ändern und das, obwohl gerade ich, als Miko solche Gefühle doch erst gar nicht meine Seele ergreifen lassen darf. Als wäre das nicht schon alles schlimm genug, gibt es da eine weitere Gegebenheit, die mich ärgert. Die einfache Tatsache, dass er die Kraft besitzt mir aus zu weichen und sich von mir fern zu halten ist Etwas, was mich neidisch macht. Das aller erste Mal hätte ich gerne diese Kraft, die er anscheinend inne hat. So sehr ich ihn im ersten Augenblick dafür bewundere, so sehr mischt sich nun das Missfallen und die Eifersucht darunter. Während mir fast jeder Atemzug ohne ihn schwer fällt, ich kaum den Schlaf finden kann, der mich bei Kräften hält, besitzt er den Willen und die Fähigkeit Kizuna zu bekämpfen.

Er kam wirklich nicht ein einziges Mal.

Bis auf...
 

.

.

.

 

Schlaftrunken taste ich an meine Futon entlang.

Irgendwo, irgendwo muss sie doch sein...

Meine Augen lass sich nur schwer öffnen, sind immer noch von dem langen Schlaf, der mir keine wirkliche Erholung brachte benommen. Das Licht flackert, als ich dennoch versuche meinen Tastsinn mit meinem eingeschränkten Augenlicht zu unterstützen. Dann stutze ich und meine Stirn zieht sich in tiefe Falten.

 

Licht?

 

Mein Gedanken kommen nur langsam zu mir durch, als ich die kleine Kerze an meinem Kopfende in Augenschein nehme.

Dann berührt meine Hand ohne mein zutun eine kalte Oberfläche und mein Kopf schreckt zur Seite. Die unüberlegte Aktion kostet mich für kurze Zeit meine Orientierung und schenkt mir stattdessen einen gleißenden Schmerz in meine Schläfen. Doch bereits beim nächsten Bild wandelt sich mein angespanntes Gesicht zu einem verwunderten.

 

Er sitzt vor mir in seiner Typischen Haltung. Ein Bein angezogen, locker den Arm darauf gelehnt, während das Andere angewinkelt auf dem Boden ruht.

Seine Klaue schiebt mir ein kleines Töpfchen in meine Handfläche,welches ich bis gerade noch verzweifelt am suchen war, ehe er sich zurück lehnt und mich mit aller Ruhe betrachtet. Es ist nur knapp eine Woche her, seit seinem plötzlich Verschwinden aus meinen Räumen, doch mir kommt es vor, wie eine Ewigkeit, als ich das letzet Mal in sein makelloses Gesicht geblickt habe. Nur zögernd kehrt mein Geist aus seiner Starre. Meine Hand umschließen das Töpfen, in welchem sich meine eigenst hergestellte Medizin befindet. Nur schwer schaffe ich es mich auf die Seite zu rollen und eine Schluck von der eklig riechenden Substanz zu nehmen. Das Zeug schmeckt schrecklich, aber es hilft erstaunlich gut bei einer Grippe.

Ich unterdrücke ein gequältes Stöhnen, als ich mich wieder auf meinen Rücken sinken lasse und kurz die Augen schließe. Dann drehe ich den Kopf und blicke ihn an. Durch das schwache Kerzenlicht kann ich seine Gestalt kaum ausmachen. Mir scheint es fast so, als wäre es ein Traum. Ja, ein Traum. Das wäre schön.

 

Du bist hier.“, meine Stimme ist brüchig und bildet eine harten Kontrast zu dieser eigentlich angenehmen Atmosphäre.

 

Du bist krank.“

 

Es war eine Tatsache, die sich nicht leugnen ließ. Doch ich weiß, dass hinter seine einfachen Aussage noch so viel mehr steckt. Ich bringe ein leichtes Lächeln über mein Gesicht, was wahrscheinlich mehr gequält wirkt, als alles andere. Doch ich kann schlicht und ergreifend nicht anders. In diesem Moment ergreift mich eine tiefe Zufriedenheit. Ich bin ihm dankbar für seine Nähe. Denn sie bedeutet einen Augenblick Ruhe vor der inneren Zerrissenheit meiner selbst. Ein Stein, der die ganze Zeit schwer auf meiner Brust lag ist nun weg und es ist nicht mein momentaner, kranker Zustand, der mich verspüren lässt, tief durch zu atmen. Gleichzeitig bedeutet seine Anwesenheit, dass ich ihm nicht egal bin. Es ist mir durchaus bewusst, wie er sich im Gegensatz zu mir gegen Kizuna zur Wehr setzten kann.

Er hätte somit nicht kommen müssen.

Aber er ist da.

 

Ich seufze und schließe immer noch müde die Augen. In Anbetracht meines derzeitigen Zustandes erlaube ich mir die Schwäche und genieße seine Präsenz ohne Widerspruch. Das Lächeln auf meinen Lippen bleibt.
 

.

.

.

 

 

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es nicht doch nur ein Traum war. Tatsache jedoch ist, dass ich lange nicht mehr so gut geschlafen habe, wie in dieser Nacht. Ein Umstand, der mir doch sehr skeptisch erscheint, hinsichtlich meiner körperlichen Verfassung zu dem Zeitpunkt.

 

Ich seufze schwer und streiche die Gedanken daran gefühlt zum tausendsten Mal beiseite. Es bringt nichts. So dämlich sich das auch anhört, aber ich muss aufhören an ihn zu denken. Allein diese Aufforderung an mich selbst ist schier unmöglich zu bewältigen. Aber ich darf nicht müde werden, mir das einzureden. Ich darf nicht müde werden dagegen an zu kämpfen. Auf keinen Fall.

 

Ich zieh meinen dick Kimono um meine Schultern als ich mich nach draußen auf die Veranda setze und den Blick über die dichte Schneedecke im Garten gleiten lasse. Das abendliche Licht glitzert dabei herrlich in dem gefrorenen Wasser. Ein Anblick, der eine tiefe Ruhe inne hält und meine Seele damit ebenfalls berührt. Es hilft mir wenigstens etwas vor diesem unstillbaren Verlangen nach dem Daiyoukai zu fliehen. Selten war ich so dankbar für eine derart harten Winter. Somit ist es schon fast ein Ritual geworden in den letzten Wochen hier Abends zu sitzen und erst den Schnee und anschließend die Sterne zu betrachten. Zwei so friedliche Bilder, die meine aufgewühlte Seele etwas Linderung schenken. Doch innerlich weiß ich, dass es so nicht weiter gehen kann. Es wäre sonst nur eine Frage der Zeit, bis sich ernste depressive Zustände bei mir bemerkbar machen würden. Weinen, schreien, leiden. Etwas, was unausweichlich sein wird, wenn sich keine Veränderung zeigt. Ich muss zugeben, dass, egal was der Lord mir angetan hat, ob schlagen, schubsen oder demütigen, dies eindeutig die schlimmste Strafe ist, die er mir hätte auferlegen können. Ich wundere mich insgeheim, wie viel Selbstbeherrschung er für diese Aktion wirklich aufbringen muss. Fällt es ihm tatsächlich so leicht dieses Band zu umgehen? Gut möglich ist es, dass er ein Mittel dagegen hat oder einen besonders guten Trick kennt.

Es ist einfach...

Meine Sinne suchen, als sich mein Innerstes alarmierend schüttelt und auf die unbekannte, starke Youkaiaura aufmerksam macht. Just in diesem Moment erhasche ich eine Gestalt auf der sonst so unbefleckten Schneemaße, die mich mit ihrem durchdringenden Blick betrachtet. Ein Mann in einem schwarzem langen Umhang bekleidet, in seiner Hand eine große Sichel, bereit jeden Moment anzugreifen. Doch ich unterdrücke den instinktiven Impuls aufzuspringen und meine Waffe zu holen. Im zweiten Moment merke ich, dass nicht ich es bin der diesen Impuls zurückhält...

Was zum Teufel?

 

Langsam, schon fast so, als stände ihm ein verschrecktes Reh gegenüber schreitet er über die weiße Pulvermaße hinweg. Seine Waden stecken bis zu Hälfte im Schnee und bahnen sich knirschend einen Weg vorwärts. Seine schwarzen, kurzen Haare wehen in dem aufkommenden Wind leicht hin und her, während mich seine roten, leuchtenden Augen in einen Bann ziehen, aus dem ich mich kaum befreien kann. Somit versuche ich wenigstens ansatzweise mein leicht verunsichertes Herz ruhig zu halten und möglichst viel von meiner verbleibenden Haltung zu wahren. Unwahrscheinlich, dass von dieser Person wirklich Gefahr ausgehen wird. Er ist in Sesshoumarus Festung. Somit muss er ein Gast sein. Kein Feind würde es je schaffen diesen Bereich ungesehen zu betreten. Dennoch spricht meine Bauchgefühl mehr als dagegen..

Seine Aura erdrückt die meine und es kostet mich meine ganze Konzentration, nicht meinen gesammelten Speichel lautstark runter zu schlucken.

 

„Du bist es also?“, spricht er leise, aber dennoch in einem kräftigen Klang.

 

Sein Gesicht verzieht sich bei seinen eigenen Worten mit Skepsis. Der Zusammenhang seines Satzes bleibt für mich unklar, doch sehe ich ihm an, dass er selbst ebenfalls in irgendeiner Form verwirrt erscheint.

Die Hand des Mannes hebt sich langsam und dann....steht er plötzlich vor mir, noch ehe ich überhaupt blinzeln kann.

 

Wie unglaublich schnell.

 

Er ist mir nahe.

Näher als mir überhaupt lieb ist, doch kann ich ihn nun ebenfalls genaustens ins Auge nehmen.

Die helle Haut des Dämons könnte fast mit der des Schnees harmonieren, wären da nicht die dicken dunkeln Adern, die überall an seinem Körper durchschimmern und einen bizarren Kontrast bilden. Seine Fingerspritzen streichen bedächtig vorsichtig über eine meiner Haarsträhnen direkt neben meinem Gesicht. Es ist mir nicht möglich meinen Blick abzuwenden, dennoch kann ich die Kraft aufbringen und meinen Kopf von seiner Hand fern neigen. Meine Aktion wird mit einem Ausdruck seiner Überraschung gezeichnet. Seine dunkeln dicken Augenbrauen ziehen sich dabei nach oben.

 

„Wirklich erstaunlich...“

 

Seine Stimme ist dunkel und kühl, dennoch ist sie geprägt von einem Hauch Anerkennung.

 

„Wahrlich, eine große Priesterin.“

 

Seine Stimme verliert sich im Wind doch sein Blick ist wie festgenagelt, als er seine Fingerspritzen, anstatt über mein Haar nun über meinen Hals fahren lässt. Etwas, was ich ihm mit meiner Geste unweigerlich angeboten habe. Sein Mund öffnet sich kaum merklich und ich erhasche einen Blick auf seine perfekt sitzenden, weißen Zähne.

Seine Eckzähne sind lang und spitz.

Eindeutig.

Vor mir steht ein Vampir....

 

 

 

 

 

 

Schnellen Schrittes hasste ich schon fast durch die Gänge. Mein Atem geht schnell und der eben noch so warme Kimono wird plötzlich zu einer schweren Last. Als ich um die nächste Ecke biege laufe ich fast in Jaken hinein. Der kleine Gnom äußert einen Laut der Überraschung und blickt mich entgeistert an.

 

„Ist Sesshoumaru in seinem Zimmer?“

 

Jaken schüttelt immer noch leicht verwirrt den Kopf.

 

„Der Herr wünscht seine Ruhe und will nicht gestört werden. In seinem Zimmer ist er allerdings nicht.“

 

Ich nicke, auch wenn ihm mein Dank nicht sonderlich viel bedeutet. Dann setzet ich zielstrebige Schritte in die entgegengesetzte Richtung.

 

„Hey, was...?“

 

„Ich wünsche ebenfalls nicht gestört zu werden.“

 

Damit biege ich um die Ecke. Meine aufgestaute Wut scheint überhand zu nehmen und ich fühle, wie sich meine Nägel unangenehm in meine Handfläche bohren. Ich habe beschlossen, dass es jetzt reicht. Nur schwer kann ich mir eingestehen, dass ich ihn vermisse. Aber es ist nunmal so. Zudem müssen über einige Dinge geredet werden. Zum Beispiel, wie über diesen Vampir. Ein Geschöpf, welches mehr als Andere an Bedrohung ausstrahlt und ihre Feinde manipulieren. Das ein solches Wesen vor meinem Zimmer einfach auftaucht und im nächsten Moment spurlos verschwindet zerrt an meinen Nerven. Zum anderen will er sich doch sicher nicht noch länger vor mir verstecken, oder? Wie stellt er sich das vor?

 

Ich schnaufe, als sich zwei Bedienstete vor mir verneigen, die meinen Weg kreuzen. Auf diese gespielte Höflichkeit kann ich momentan gut verzichten. Es steht außer Frage, was hier jeder von meiner Anwesenheit hält.

 

Meine Füße führen mich, wie automatisch über den hölzernen Boden, während meine Wut allmählich über zu laufen scheint.

Der Herr will also nicht gestört werden, hm?

Ich gebe einen empörten Laut von mir und ähnle wahrscheinlich dabei Inuyasha ungemein. Drei Wochen hatte er seine Ruhe vor mir gehabt. Das ist jetzt vorbei, denn ich weiß nun ganz genau, wo er sich aufhält. Bewusst horche ich in mich hinein und bekomme von Kizuna die Bestätigung, die ich schon die ganze Zeit über brauchte. Es ist nicht das erste richtige Mal, dass ich sie um ihre Hilfe bitte, ja gerade zu anflehe. In den letzten Tagen habe ich diesen Stolz überwunden, doch sie hat sich geweigert mir zu helfen. Komischerweise hat sie dieses Mal keine Sekunde gezögert.

 

Ich schnaube abermals, während mein Gang an Schnelligkeit zunimmt...

 

 

 

Einsicht

 

 

 

Zögernd lasse ich die Schichten an Kimonos zu Boden gleiten, schenke ihnen keine weitere Aufmerksamkeit, weiß ich doch ganz genau, dass die Bediensteten alles anfassen, sobald ich den Raum verlasse. Selbst in meinem Zimmer wird mein Bett gemacht worden sein bis ich zurückkehre. Es schüttelt mich jedes Mal bei diesem Gedanken, weil es sich anfühlt, als wäre man ständig unter Beobachtung, als wenn man mir mein letztes Stückchen Privatsphäre nehmen möchte. Einen Schatz, den ich unter allem Umständen versuche zu beschützen...

 

Gedankenverloren habe ich mir bereits in einem allmählich entstanden Automatismus ein Handtuch um den Körper gebunden. Auf das Waschen werde ich heute verzichten. Ich kann nicht länger warten oder gar riskieren, dass er die Chance nutzt und verschwindet. Mein anfangs entstandener Gedanke, ihm heute entgegen zu treten hat sich von einem schwankenden Vorhaben in ein sehnsuchtsvolles Verlangen gewandelt. Und mehr den je ertrag ich die Vorstellung nicht, noch eine Sekunde länger von ihm getrennt zu sein. Dieses eigentlich so leichte, und dennoch für mich so schwere Eingeständnis kostete mich eine Menge an Kraft. Aber ich kann es nicht länger leugnen, auch wenn Kizuna vielleicht dahintersteckt. Die Grenzen sind verwischt. Ich kann sie kaum noch voneinander unterscheiden, denn nach diesem einen Tag, an dem es ihm fast gelungen wäre, mich zu brechen, mich ihm willig zu machen, ab diesem Tag konnte ich nicht umhin, zu glauben, dass nicht allein Kizuna für meine Gefühle verantwortlich war. Ja sicher, dieses Band manipuliert mich, schickt mir Bilder, lässt mich Sachen denken und fühlen, die nicht von mir aus auf natürlich Weise kommen würden.

Doch ab wann ist der Punkt erreicht, wo dieser Einfluss aufhört?

Ich kann nicht bestreiten den Lord auf seine eigene stolze und störrische Weise zu akzeptieren, ja ihn vielleicht sogar manchmal zu bewundert und mir einzugestehen, dass dies nicht der Dämon ist, für den man ihn im ersten Moment halten würde. Auch wenn es kaum wahrnehmbar ist, so besitzt er dennoch Gefühle, genau wie wir Menschen. Ich habe gelernt es zu spüren und es zu sehen. Und es berührt mich auf eine eigene komische und verkorkste Art. Diese drei Wochen haben mich so verwirrt, mich so durcheinander gebracht. Nicht nur die Bilder diesen einen Tages drangen immer wieder in meinen Kopf, nein auch sämtliche andere Erinnerungen, die ich mit Sesshoumaru verbinde strömten auf mich ein. Es war kaum auszuhalten. Ich war mir sicher Kizuna versuchte mich zu drängen, ihn zu suchen, was diese Band ja auch letztlich geschafft hat. Doch nachdem ich ihn nicht antreffen konnte hörten die Erinnerungen dennoch nicht auf. Und ab da verstand ich, dass der eigentlich Grund meine eigene Angst war.

Angst, ich würde nie wieder jemanden Vertrautes in diesem Schloss sehen, eingesperrt und allein.

Angst, er hätte beschlossen, mich zu verlassen.

Angst, ich könnte nach der Zeit plötzlich sein Gesicht vergessen.

 

Doch die Bilder verfolgten mich sogar bis in meine Träume, wo sie mich auf süße und gleichzeitig so schreckliche Weise folterten. Als ich heute morgen aufwachte machte ich einen weiteren Schritt in eine Richtung, bei der ich mir immer noch nicht sicher bin, ob es der richtige Weg werden könnte.

Ich gestand mir ein, ihn zu vermissen.

Nicht vermissen, wie es Liebende bei einer langen Trennung tun, doch auf eine Art und Weise, die mir vorher nicht aufgefallen wäre. Ich misse seine, wenn auch kragen Gespräche, seine störrische Art und seine bloße Präsenz. Seine Anwesenheit hatte manchmal etwas Beruhigendes, als wenn meine Seele ihre Balance gefunden hätte. Allein das ist es, was mir fehlt. Nicht mehr, nicht weniger. Darüber hinaus werde ich Kizuna nicht kommen lassen. Freundschaft, ja, aber Liebe nicht.

Mehr darf es nicht sein.

 

Eine kühle Brise reist mich aus meinen plötzlich so ernüchternden Gedanken und führt mich in die Realität zurück. Fröstelnd schling ich die Arme um meinen mageren Körper. Ich kann nicht von mir weisen, dass die Trennung von dem Youkai und die generelle Situation mich grenzenlos ausgelastet haben. Mein Appetit ist gering, meine Lebensfreude wird nur durch den warmen und blumenreichen Garten aufrecht erhalten, der momentan das Einzige ist, was in meinen Leben bunt erscheint.

 

Zögernd schiebe ich die Tür beiseite, überkommt mich doch plötzlich wieder ein Gefühl von Unsicherheit. Ich schlucke es runter, als mich der warme Neben des heißen Wasser begrüßt und mich in seine köstliche Wärme einlädt. Abgesehen von dem Verlangen der Kälte zu entkommen tragen mich meine Füße plötzlich viel schneller, als ich seine Aura wahrnehme. Er hat sie die ganze Zeit gut unterdrücken können, doch gerade jetzt flackert sie so unruhig wie ein gefangener Schmetterling im Spinnennetz. Leise gleitet mein Körper ins Wasser. Als es mich bis zu Hüfte bedeckt nehme ich mir einem Moment um mich zu sammeln. Ich lächle leicht über den Gedanken, wie sehr mich seine Nähe aus dem Ruder reisen kann.

`Ruhe´ gebe ich innerlich von mir, um wenigsten jetzt einen kühlen Kopf, frei von irgendwelchen Einflüssen Kizunas zu haben. Überraschenderweise höre ich, wie sich mein Herzschlag tatsächlich etwas beruhigt. Meine Hand wandert zu meiner Brust und fühlt das ruhige Heben und Senken, verdeutlicht meine nun entspanntere Erscheinung, als sie noch vor ein paar Tagen war.

Innerlich grinse ich schief.

Natürlich geht es mir besser.

Schließlich ist er in der Nähe.

Ich schüttel leicht den Kopf, um mich selbst aus meinen Gedanken zu holen.

 

Mein Blick wandert umher und findet sein Ziel schnell.

Auch wenn der Nebel der heißen Quelle mir die Sicht auf ihn nur unscharf wiedergibt, reicht es dennoch aus, um sein Gesicht zu studieren. Ich halte die Luft an, als ich, durch seine so anders wirkenden Gesichtszüge bemerke, dass er noch keineswegs über meine Ankunft Bescheid weiß. Ein kurzer Moment zuvor ergriff mich der Gedanke, dass er mich mit seiner kühlen Art gekonnt ignoriert, doch dann sah ich genauer hin. Sein Kopf ist leicht in den Nacken gelegt, den Blick ziellos dem Himmel zugewandt. Kaum erkennbar, doch seine Augen blicken nachdenklich ins Nichts. Sein Kiefer ist dabei angespannt. Seine Hand schließt sich eine Spur zu feste um die kleine Trinkschale, in der sich sein so geliebter Sake befindet. Generell zeugt sein ganzer Körper von purer Anspannung und einem fast kränklichen Aussehen. Er erscheint unnatürlich blass und seine Statur ist etwas dünner als vor ein paar Woche.

Ich runzle verwirrt die Stirn und lasse meine Augen gezielt auf seine Schulter fallen.

Hat er wieder Schmerzen?

Ist er woanders vielleicht verletzt?

Fragen, die sich mir sofort in den Kopf drängen, während ich diesen Inuyoukai genauer mustere, wohl in dem Wissen, dass er mir oder sonst jemandem nie diese Seite seines Wesen freiwillig zeigen würde. Doch ich verbiete es mir so schnell wie es gekommen war, Mittleid zu empfinden.

 

Er senkt zu meiner Verwunderung seine bisher weit geöffneten Augenlider etwas und ich befürchte schon entdeckt worden zu sein. Doch sein Mund öffnete sich lediglich zu einem stummen Seufzer.

 

 

Und da sehe ich es.

 

 

Eine Szene vor meinem inneren Auge, die ich nicht bewusst herbei gerufen habe.

Doch als der Daiyoukai lautlos die Luft aus seinen Lungen gepresst hat, ist es, als hätte er mir seine Gedanken zugesendet.

Nicht bewusst, aber für das Band hat es gereicht. Kizuna umhüllt mich mit einer durchsichtigen Wolke von Gefühl und Erinnerung.

Hauptsächlich, sehe ich mich selbst. Aus seiner Sicht.

Er kniet vor mir, streicht mir sanft meine tränennasse Wange.

Der Akt verschwindet so schnell, wie er gekommen war. Doch das dumpfe, enge Gefühl in meiner Brust, welches nicht das meine ist bleibt noch ein paar Augenblicke länger, ehe es von meinem eigenen verwirrten, fassungslosem Herzen abgelöst wird.

 

Ich schlucke einmal, um die Erkenntnis zu verarbeiten. Denn es ist mir plötzlich so eindringlich bewusst, was das zu bedeuten hat.

 

Er hat es für mich getan.

 

Er hat mich alleine gelassen, um mir dass zu geben, was ich am dringendsten von allem brauchte.

Abstand.

Er erkannte meine Ängste vor diesem Palast, vor den Dämonen, vor dieser ungewissen Zukunft, aber vor allem...vor ihm selbst. Er hat diese Ängste gesehen und akzeptierte. Er zog sich zurück, ließ mir die Freiheit, die ich vor seiner so plötzlich drängenden Art dringend benötigte. Er hat es gewusst, gewusst, dass er einen falschen Weg einschlagen würde, würde er mich weiter drängen. In dem Moment, wo er mir meine Träne weggewischt hat, da hat er diese Entscheidung gefällt. Kizuna versuchte seine Entscheidung zu unterbinden, diesen Gedanken durch brennende Eisenstäbe in seinem Rachen zu verglühen. Der Schmerz war kaum zu ertragen, auch wenn ich nur kurzzeitig damit Bekanntschaft machen durfte. Umso tiefer sitzt nun die tiefe Rührung.

Er hat sich gezügelt für mich und dabei sich selbst weg gesperrt.

Nicht aus seinem Interesse.

Aber aus meinem.

 

Ich brauche nur einen winzigen Moment, um diese Szene zu verarbeiten.

Ich hebe das Kinn, atme einmal lautlos ein, dann langsam aus und erfasse den Entschluss meine Handlung anders zu gestalten.

Ich festige meine Blick, als ich bewusst laut durch das Wasser auf ihn zuschreite und mein Reiki gezielt ausschweifen lasse, um mich deutlich anzukündigen. Sein Kopf rückt sofort in meine Richtung und sein Blick wandelt sich im selben Augenblick zu dem kühlen Ausdruck, wie ich ihn sonst kenne. Ich schmunzle. Deutlich spüre ich seine Verärgerung, die zweifellos gegen seine eigene Person gerichtet ist und ich kann diese nur all zugut verstehen. Es ist schließlich eine Besonderheit, ihn in einem Status der Unaufmerksamkeit zu ertappen.

 

Doch augenscheinlich schluckt er dieses Missfallen schneller runter, als ich es vermutet hätte. Bereits im nächsten Moment konzentriert er sich aufs hier und jetzt. Ich zu meinem Teil verzichtet heute auf eine verbale Begrüßung, habe ich doch mehr, als eindeutig durch meine Aura gegrüßt. Somit lasse ich mich stumm zwei gute Meter ihm gegenüber ins Wasser gleiten und kundschafte mit meinen Augen die Umgebung ab. Als ich das Objekt meine Begierde gefunden habe greife ich danach und nähere mich ihm langsam. Ich schwenke leicht das Schälchen in meiner Hand als unausgesprochene Aufforderung, von der ich mir in diesem Moment sicher bin, dass er ihr nachkommen wird. Er zögert, doch dann greift er hinter sich und schüttet mir dieses grässliche Teufelszeug ein. Die Atmosphäre ist auf eine bescheidene Weise friedlich und harmonisch.

 

„Danke“

 

Ich weiß ich müsste es nicht sagen und dennoch hatte ich das dringende Bedürfnis danach, auch wenn er vielleicht nicht weiß worauf mein Dank bezogen war.

Ich weiß es schließlich selbst nicht genau.

 

In Gedanken nippe ich an dem Sake und stelle mit Verwunderung fest, dass mich der Geschmack dieses mal nur halb so doll abstößt. Ohne nach zu denken lasse ich meine Zunge über meine feuchten Lippen gleiten und spüre unmittelbar seine Aura aufs heftigste flackern. Erschrocken blick ich ihn an, während er die Lider senkt und sich angespannt gegen den Felsen lehnt. Ich räuspere mich in Anbetracht dieser so plötzlich entstandenen, unangenehmen Situation. Ich hätte es nicht für möglich gehalten ihn allein mit einer solchen Gestik aus der Fassung zu bringen. Erst dadurch wird deutlich, wie sehr ihm diese drei Wochen zu schaffen gemacht haben. Der kleine Einblick, den Kizuna mir gewährt hatte, war wohl nur ein Stück des Kuchens. Der anfängliche Gedanke, dass allein nur ich unter dem Band leiden würde, gestaltet sich nun als fader Nachgeschmack. Es scheint wohl egal, wie stark die jeweiligen Personen sind. Ob Dämon oder Mensch, Kizuna kann auf beiden Seiten Chaos stiften. Eine Tatsache, die sich nun sehr deutlich herauskristallisiert...

 

Das heiße Gebräu wandert meine Kehle hinab und erzeugt mit der bereits vorhanden Wärme um mich herum ein leichtes Brennen in meinen Wangen. Ich könnte mich abermals verfluchen, dass ich keineswegs trinkfest bin. Das hier wird sicher in einem Desaster enden. Doch traurigerweise fühle ich mich neben ihm in mancher Hinsicht so schwach und klein, dass ich unwillkürlich nach alkoholischer Hilfe greifen muss, um mir wenigsten das Scheingefühl von Stärke einverleiben zu können. Ich weis genau, dass die Sache an sich keinerlei wirklichen Sinn beinhaltet und dennoch fühle ich mich teilweise in seiner Nähe derart nervös, dass ich abermals eine Schluck Sake nehme, um dieses Gefühl hinunter zu schlucken. So sitzen wir eine Weile schweigend da und ich nutze die Zeit, mich zu entspannen. Mein Blick fällt dabei wie von selbst auf seine Person. Seine Haltung ist trotz seiner seligen Gesichtszüge angespannt und ich frage mich was diesen Umstand herbeigeführt hat. Seine Aura wirkt dagegen auf mich balanciert und schon fast friedvoll. Es ist ein Zustand der bisher nur selten vorgekommen ist und ich belächle leicht die Situation, als ich feststelle dass ich mich ähnlich fühle. Unsere Wesen sind in perfekter Harmonie.

 

Ich spüre seine stechenden Iris auf mir ruhen und schaue ihm ertappt in die Augen. Ich erkenn sofort dass er meinen analysierten Blick bemerkt hat und dass ihm dies keinesfalls gut stimmt. Doch es ändert nichts daran, dass ich ihn anscheinend dennoch durchschaut habe.

Ertrunken in neuem Mut nähere ich mich ihm vorsichtig. Diese Konstellation erscheint mir in einem Déjà-vu und es ist mit mehr als unerklärlich, wie es abermals dazu kommen konnte, dass ich dem Lord halbnackt entgegen schwimme. Es ist mehr ein schwacher Versuch, als ich meine Hand auf sein Schulter wandern lasse und mit leichtem Druck seine Schulterblätter zu mir wenden will. Ein elektrisierender Schlag wandert durch meine Fingerspitzen in dem Moment, in dem ich seine erhitze Haut anfasse. Ich hoffe inständig dass er mein kurzes Zusammenzucken nicht bemerkt hat.

Sein Blick fokussiert sich als ich mein stummes Tun durchzusetzen versucht und kurz glaube ich zu scheitern, eher er meinem Willen nachgibt und mir seinen Rücken zukehrt. Gezielt fahren nun meine Hände über seine Schulterpartie und drücken, wie schon damals gegen einzelne Muskelstränge, um seiner steifen Haltung Linderung zu verschaffen. Dabei achte ich penibel darauf ihn nicht mit meinem restlichen Körper zu berühren.

 

Es ist komisch nach so langer Zeit seine Haut unter der meinen zu spüren und kurz versuche ich der Sache keinen tieferen Sinn zu schenken, aber es lässt sich nicht vermeiden, dass mein Körper sich zunehmend in seiner Nähe entspannt und mein Geist zur Ruhe kommt. Wahrscheinlich genieße ich diesen Augenblick noch mehr, als der Daiyoukai gerade. Sein Körper vibriert unter meinen Händen, als ich etwas mehr Druck ausübe. Kurz darauf höre ich ein zufriedenes Knurren. In diesen Momenten sieht man mehr als deutlich, wie animalisch er wirklich veranlagt ist. Ein Grinsen huscht mir über das Gesicht und ich erkenne, wie ich das kleine Stückchen seiner zufriedenen Seele in mich aufsauge, gleich einem ausgetrockneten Schwamm. Ein klein Stückchen Kontrolle, ein kleines Stückchen Macht, welche er mir in diesem Augenblick schenkt, lässt mich kaum noch daran glauben ein zerbrechlicher Mensch zu sein.

 

"Leistest du mir Morgen beim Essen Gesellschaft?"

 

Es ist ein erster Schritt. Ein Kleiner.

Kurz verspannt sich seine Schulter unter den plötzlich Worte meinerseits. Doch ich drücke bereits im nächsten Moment die gespannte Stränge zurück in eine ausgeglichene Position. Er blickt kaum merklich über seine Schulter zu mir rüber, ehe seine Aura mich wohlig warm umhüllt. Ich lächle abermals und streife mir zufrieden eine Strähne hinters Ohr.

 

Dann geht plötzlich alles ganz schnell.

Blitzartig dreht er sich zu mir herum, so dass einige Wellen mein Sakeschälchen weit hinfort schwemmen. Sein Blick fängt den meinen auf und als ich erschrocken zurückweichen will legen sich seine Klauen bestimmend auf meine Hüfte.

Ich schlucke stark.

Soviel zu kleinen Schritten.

 

"Sesshoumaru"

 

"Dieser Geruch ..."

 

Seine Hand greif nach der Strähne die ich mir gerade hinters Ohr geschoben hatte und studiert diese mit Skepsis. Zuerst verstehe ich nicht ganz, doch als die Nase des Hundes vor mir wild anfängt zu zucken, geht mir plötzlich ein Licht auf.

 

"Es ist deine Schuld."

 

Seine Augen wandern wieder zu den meinen und ich kann seine Aura unruhig flackern fühlen, als er auf eine Erklärung wartet.

 

"Du hättest mir Bescheid sagen können, wenn du Besuch hast. Man ist gerne vorbereitet, wenn ein Vampir in seinem Wintergarten auftaucht!"

 

Meine Wut, die mich auf dem Weg hier hin überströmt hatte nimmt mich nun abermals gefangen und beleidigt schnaufe ich, als sein Gesicht immer noch keine Regung zeigt. Doch dafür scheint sein ganzes Wesen nun in reinster Alarmbereitschaft zu sein und überzuquellen mit Wut und Zorn, sodass ich unwirklich zurückzucke.

 

„Akaya, dieser Blutsauger“

 

Auch wenn man es von außen kaum erkennen mag, brodelt der Hund vor mir.

Es ist schon fast ein Reflex, als ich beruhigend meine Hand über seinen Oberarm fahren lasse.

 

„Er hat mir nichts getan.“

 

Ich weiß nicht genau, wieso ich ihm das sage. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er absolut nicht um meine Sicherheit besorgt ist. Momentan tut mir dieser Vampir wohl eher leid. Sollte er dem Hund das nächste Mal über den Weg laufen, wird dies kein schönes Treffen für ihn werden...

Der Lord schaut mich an und beruhigt sich tatsächlich ein wenig. Einen kurzen Augenblick meine ich sogar ein amüsiertes Lächeln gesehen zu haben. Im selben Moment ziehe ich meine Hand von seinem Arm. Wie lächerlich das doch wieder ist. Ich kann nicht anders, als peinlich berührt den Blick abzuwenden und den Mund zu verziehen.

Na toll.

 

Der Lord löst sich von mir. Ich bringe augenblicklich etwas Abstand zwischen uns, versuche seinen allzu männlichen Geruch aus meiner Nase zu verbannen.

 

„Er hat dich gesehen.“

 

„Ja und?“

 

Ich zucke abwehrend mit den Schultern und lehne mich an den Felsen.

 

„Dieser Vampir ist der ranghöchste Offizier von Lord Fusakeru.“

 

Ich stutze, als mir die Bedeutung hinter seinen Worten bewusst wird und sich passend dazu die Szene mit dem Dämon vor meinem inneren Auge abermals abspielt.

 

Du bist es also?“

 

„Er..“

 

Ich stutze abermals, als ich mir kurz sicher sein muss nicht falsch zu liegen. Aber leider passt alles zusammen.

 

„Er muss es gerochen haben.“

 

Sesshoumaru nickt scheinbar gelassen und schließt die Augen.

Doch seine Aura beginnt zu brodeln, wobei er tief in Gedanken mit seiner Kralle gegen das dünne Sakeschällchen tippt. Völlig untypisch für ihn.

Ich zucke mit den Schultern und versuche entspannt zu klingen.

 

„Tja, dann wird er halt seinem Herren davon erzählen, dass ein gewöhnlicher Mensch deine Gefährtin ist...

Ändern kann man es jetzt nicht mehr.“

 

„In der Tat.“

 

Ich sinke etwa tiefer, um meinen angespannten Kiefermuskel in der Wärme des heißen Wasser Entspannung zu schenken, doch die Gedanken rasen gerade zu hinter meiner Kopfhaut. Die Nachricht, dass ein Mensch Sesshoumarus Gefährtin ist, wird sich nun wie ein Laubfeuer bei den Lords verbreiten. Der Überraschungseffekt ist somit gestrichen und mein Leben hängt nun wohl am dünnsten Faden der Welt. Von dem, was ich aus Jakens Erzählungen hören durfte, werden diese Daiyoukais keine Gnade walten lassen.

 

Mein Blick wandert zum Daiyoukai neben mir. Er bewegt sich nicht, doch seine Muskeln sind zu meinem Ärgernis abermals zum zerreißen gespannt. Allein das leise Klirren, als die Sakeschale dem Druck seiner Klauen nicht länger Stand hält ist das einzige, was die Stille durchbricht...

 

Willensstärke

Die Reise dauert lang, doch ich bin guter Dinge, dass der alte Baum uns weiterhelfen wird.

Meine Füße sind von meinem eigens angetriebenen Höllenmarsch schon leicht taub und ich meine die dämonische Katze hinter mir ungehalten Brummen zu hören. Aber mein Dickkopf treib mich weiter an, nicht anzuhalten, immer weiter zu rennen.
 

„Inu Yasha…“
 

Der Mönch hört sich nicht erfreut an und ich habe mich insgeheim auch schon gefragt, wann er mich wohl auf seinen Unmut ansprechen wird.
 

„Was ist?“
 

Die Frage ist überflüssig, aber ich hoffe dennoch ihn mit meinem mehr, als eindeutigen Tonfall Einhalt zu gebieten. Kiara nimmt Tempo auf, um die Kommunikation zwischen mir und dem Mönchen zu erleichtern. Mein Blick wandert zur Seite und trifft das frustrierte Gesicht Mirokus.
 

„Hör auf so zu rasen! Kiara ist schon total erschöpft. Dunkel wird es auch gleich. Lass uns rasten.“
 

Ich grummle gerade so laut, dass er es hören kann, verlangsame meine Geschwindigkeit jedoch nicht. Ich weiß selbst, dass eine Pause wahrscheinlich das Beste wäre. Auch ich könnte ein paar Stunden Schlaf vertragen. Gleichzeitig drängt mich meine eigene Ungeduld dazu an, jegliche Energie in meinen Lauf zu stecken. Die Vorstellung Kagome länger als nötig bei meinem Halbbruder zu lassen lässt mir die Nackenhaare zu Berge stehen. Ich brauch unbedingt so schnell wie möglich Gewissheit. Falls es wirklich eine Möglichkeit gibt Kizuna zu kappen, dann will ich nicht länger warten...
 

"Inu Yasha"
 

"Ist ja gut!"
 


 

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Es ist nur zwei Tage her, als plötzlich wildes Treiben im Schloss herrscht. Meine Stirn zieht sich kritisch in Falten, als die Bediensteten eilig an mir vorbei eilen und sich fast tragisch bei mir entschuldigen und verbeugen. Ich schüttle verständnislos den Kopf.

Das Schlossleben bietet mir bis jetzt eher ein trostloses Dasein, wodurch jede noch so kleine Veränderung wie eine große Welle der Unruhe auf mich wirkt. Erstaunlicher Weise erheitert mich dieses Mal diese kleine unscheinbare Abwechslung und ich kann meine Neugier kaum bändigen herauszufinden, woher dieser fast schon zum Schmunzeln komische Tumult rührt.

Gemächlich und somit gegen den aktuellen Strom des Palastlebens schlendere ich zu den Ratsräumen. Ich kann nur vermuten, dass sich der Lord dort aufhält. Als meine Fingerspitzen anfangen zu kribbeln bestätigt sich mein Verdacht.

Ich klopfe erst leise und schiebe nach einen kurzen Moment später die Tür beiseite.

Der Hundedämon sitzt ruhig an seinem kleinen Tisch und studiert einige Pergamente. Seine Aufmerksamkeit erlange ich durch mein Eintreten allerdings nicht. Innerlich versuche ich mich zu beruhigen, weiß ich doch genau dass jedes Gespräch mit dem Daiyoukai anders, als erwartet ausgehen kann.

Und damit auch durchaus negativ für mich.

Als ich mich an den Tisch setze, ihm genau gegenüber, blickt er endlich auf.

Mein Zeichen.
 

"Die Bediensteten sind leicht aus der Ruhe. Gibt es dafür einen Grund?"
 

Er wendet den Blick wieder auf seine Papiere und legt diese schließlich beiseite, ehe seine stechend gelben Augen die meine wiederfinden.
 

"Die Abgesahnten der Lords werden bald eintreffen und die Ankunft ihrer Herren preisgeben."
 

Ich falte die Hände in stiller Form der Entspannung in meinem Schoß zusammen.
 

„Dann war dieser Akaya scheinbar zu früh dran...?!“
 

Er schnaubt, als ich meinen Blick mit gesenkten Kopf auf ihn richte. Der kleine rote Schleier um ihn gerät etwas in Wallung, doch nicht genug, als dass man ihn wirklich als wütend bezeichnen könnte.
 

„Ayaka hat sich nie gern an Regeln gehalten.“
 

Ich nickte, weiß ich doch allmählich, dass seine Gesprächigkeit immer schnell ein Ende findet. Doch der Umstand, dass noch mehr von diesen Abgesahnten bald eintreffen werden versetzt mich in eine ungewollte Nervosität. Bereits die Anwesenheit von diesem Vampir lässt mir ab und an einen tiefen Schauer über den Rücken jagen. Eine derartige Fülle von dämonischer Energie bin ich einfach nicht gewöhnt und mein Miko-Ich sträubt sich aufs Heftigste gegen diese Auren. Meine Fingerspitzen zucken unwillkürlich und mein Blut rast durch meine Venen, als wenn mein Körper keinen Ruhepuls mehr kennen würde.

So wie allein meine Gedanken darüber magische Kräfte hätten jagt mir wie so häufig innerhalb der letzten Tage eine Gänsehaut über den Rücken und ich schließe einen Moment in tiefer Erschöpfung die Augen.
 

„Er wird dir nicht mehr zu nahe kommen.“
 

Ich öffne nur schwer meine Lider, um seine Worte mit seinem Gesicht in mich auf zu nehmen. Er betrachtet mich sorgfältig. Studiert jede meiner Muskeln und hat scheinbar verstanden, wie sich diese Situation auf mein Wesen auswirkt. Auch wenn er nicht ganz ins Schwarze getroffen hat. Doch es beruhigt mich zu wissen, dass wenigstens meine Gedanken noch mir alleine gehören...

Nur langsam hüllt mich seine Wesen ein, räkelt sich um mich, wie ein wärmendes Fell und beruhigt wenigstens etwas meinen Geist. Ich lächle und weiß diese Geste seinerseits wirklich zu schätzen. Gleichzeitig kommt mir der Gedanken, dass es wohl heute keinen besseren Moment geben wird, als ihm mein Anliegen vorzutragen. Mir ist nur zu gut bewusst, dass das die Stimmung schlagartig ändern könnte, doch habe ich ihn selten mit mir so vertraut umspringen sehen, wie in diesem Augenblick. Es gäbe keinen besseren Zeitpunkt, als sein aktuelles Verständnis und Mitgefühl zu nutzen. Schwerfällig lege ich mir die Hand in den Nacken und überlege mir den richten Start meiner Bitte.

„Was beschäftigt dich?“

Ich schlucke und schaffe es nicht, ihm in die Augen zu sehen.

„Es geht um das Daisho. Ich dachte mir... also... vielleicht ist es ganz gut deinen Halbbruder einzuladen.“

Da ich nicht seinen wahrscheinlich bohrenden Blick sehen kann fokussiert sich mein ganzen Wesen auf seine körperliche und seelische Reaktion. Komischerweise bleibt eine schlagartige Veränderung seines Wesens aus. Verwirrt finde ich nun doch den Mut und sehe ihn an. Sein Blick ist... interessiert.

„Wieso sollte ich das tun?“

„Er könnte auf mich aufpassen, während du in Ruhe dem Daisho beiwohnst.“

„Was sollte schon mein mickriger Halbbruder gegen die Lords ausrichten können?“

„Inu Yasha ist nicht so schwach, wie du ständig behauptest und das weißt du auch.“
 

Ich erkenne meinen Fehler, noch während ich spreche, doch wollte ich der Sturheit des Hundedämons nicht nachgeben. Die Verteidigung des Hanyous und der direkte Angriff auf den Daiyoukai lässt die Stimmung nun doch jäh umschlagen. Die warmen, leichten Schwingungen sind zornigen und kalten Ketten gewichen, die mich ungewollt schlucken lassen. Gleichzeitig bete ich, dass Kizuna mich nicht hängen lässt. Sie soll ihm ebenso deutlich meine Wut präsentieren, ihm zeigen, dass ich keineswegs machtlos bin. Sein Blick schärft sich darauf hin noch ein kleinwenig mehr.
 

„Azumi wird dir zeigen, wie sich eine Gefährtin zu verhalten hat!“
 

Ich schnaufe, als ich den Wink mehr als deutlich verstanden habe. Doch seine Lordschaft scheint dies herzlich wenig zu kümmern. Als er sich erhebt und an mir vorbei schreitet, weiß ich, dass für ihn das Gespräch beendet ist. Doch so schnell gib ich mich nicht geschlagen. Ich springe auf die Beine, während er schon die Schiebetür beiseite schiebt.
 

„Bitte überlege es dir doch noch einmal. Es ist durchaus eine...“
 

Meine Worte bleiben mir im Hals stecken, als ich das mittlerweile gewohnte Ziehen an meinen Nackenhaaren spüre und sich mein Blick an dem Daiyoukai vorbei richtet. Einen Moment später biegt ein Mann mit kurzen, schwarzen Haaren um die Ecke und fixiert mich mit seinem grinsendem Gesicht. Instinktiv heften sich meine Augen auf die überdurchschnittlich langen Fangzahn.

Ha, von wegen nicht mehr zu nahe kommen.

Ich blicke kurz zu dem Daiyoukai auf, der innerlich anscheinend mit seiner Reaktion kämpft. Sein Wesen flattert unruhig in alle Richtungen. Innerlich seufzend entscheide ich mich den ersten Schritt zu machen, rette die Situation, bevor sie überhaupt gerettet werden müsste.

Ich richte meinen Oberkörper dem seinen zu und verbeuge mich, so tief, wie ich es für angemessen in dieser Zeit halten. Worte spare ich mir allerdings.

Dann richte ich mich auf und sehe wahrscheinlich total unangebracht direkt in die rot leuchtenden Augen des Vampirs. Kurz erhasche ich den Schein von Verwunderung, ehe er leicht belustigt schmunzelt. Doch auch bei ihm halte ich, senke den Blick und deute eine leichte Verbeugung an. Mein reinendes Reiki halte ich dabei zähneknirschend in Zaun.

„Ayaka-san“
 

Sein samtiges Haar weht mir seinen widerlich süßen Geruch zu, als er sich in eine tiefe Verbeugung begibt und mir seinen Respekt zollt.
 

„Es ist mir eine Ehre die Shiko no Tama Miko kennenlernen zu dürfen.“
 

Kurz stutze ich über seine Bezeichnung, versuche jedoch mir nichts anmerken zu lassen und verlasse die Beiden. Mehr als deutlich spüre ich Sesshoumarus Unmut gemischt mit Akzeptanz und Genugtuung. Ein komischer Cocktail aus Gefühlen. Und mir ist noch nicht ganz klar, was er zu bedeuten hat...
 


 


 


 

„Für eine Gemahlin ziemt es sich nicht zu sprechen, ohne angesprochen zu werden...“
 

Azumi hält mir seit einer Stunde Vorträge über den Ablauf von dem Daisho, deren Regeln und Gepflogenheiten. Ihre Stimme ist monoton und erinnert mich stark an die Stimme meines damaligen Englischlehrers. Bereits nach einer halben Stunde wurde mein Mund trocken und meine Augen träge. Es ist mir bisher kaum möglich ihrem Gerede zu folgen und mit jeder weiteren Minute sinkt meine Lust zu zuhören. Stattdessen steigt mein Widerwillen gegen diese altertümlichen Gebräuche, bis er schließlich überhand nimmt und ich störrisch meine Gesicht auf meiner zur Faust geformten Hand abstütze.
 

„Am besten rede ich gar nicht!“
 

Es ist eine schlichte Trotzreaktion. Als Mensch aus einer Zeit 500 Jahre später rutschte mir dieser Kommentar schlichtweg heraus. Azumi blickt dabei von ihren Unterlagen auf und mustert mich. Einen kurzen Moment spüre ich mein schlechtes Gewissen beißen, doch der Spott, der in meinem Kopf umherwandert und diese viel zu alten Sitten und Umgangsformen nieder redet ist größer. Derweil bleibt mir nichts anderes übrig als den scharfen Blick der Dämonin stand zu halten.
 

„Sei froh. Die Gemahlin hat einen recht hohen Rang im Vergleich zu anderen Frauen.“
 

Ihre dunkelblauen, großen Augen wenden sich ablehnend von meiner Gestalt ab und niedergeschlagen fahre ich mir durch meine offenen Haare.
 

„Es ist nicht so, als ob ich mir diese Stellung ausgesucht hätte.“
 

Eine Diskussion ist eigentlich zwecklos und mir momentan auch viel zu anstrengend, doch komm ich nicht drum rum zu glauben, sie somit aus der Reserve zu locken. Bisher hat sie stumm und ohne jegliches Interesse ihre Arbeit als Dienerin vorgenommen. Manchmal habe ich dabei nur zu deutlich ihre Abneigung gespürt, doch auch mir waren in dieser Angelegenheit die Hände gebunden. Hilflos habe ich versucht unsere Diskrepanzen beiseite zu schieben und ein nettes Gespräch mit ihr aufzubauen. Doch bisher blieb sie immer kurz angebunden und distanziert.
 

„Du kannst froh sein, an Sesshoumarus Seite sein zu dürfen. Er ist ein großartiger Anführer.“
 

„Die Beziehung zwischen einem Menschen und einem Dämon ist kompliziert.“
 

„Das ist sie bei dieser Verbindung immer.“
 

Kurz herrscht Stille, ehe ich lächle und meine Hände auf den Tisch an dem wir sitzen aufeinander bette.
 

„Es klingt so, als wenn du schon mal mit etwas Derartigem Erfahrungen gemacht hast.“
 

Mir ist durchaus ihr kurzzeitiger, schmerzender Blick nicht verwehrt geblieben, als sie indirekt Kizuna angesprochen hatte.

Sie blickt zu Seite und zieht die dicken Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Mein Verdacht verstärkt sich dadurch. Gleichzeitig will ich unseren seltsamen Start nicht noch weiter ausreizen.

Dass sie überhaupt mit mir redet genügt mir für den Moment.
 

„Erklär mir nochmal, wie die Begrüßung abläuft. Ich glaube ich hab den Ablauf noch nicht ganz verinnerlicht...“

Kribbeln

Unruhig lecken die Flammen an den Holzscheit, der einsam in der sonst schon runtergebrannten Feuerstelle liegt. Meine Augen verfolgen dieses wilde Treiben, während ich innerlich meine ebenso friedlose Seele zu besänftigen versuche. Mittlerweile sind mehrere Tage vergangen und ich habe das Gefühl die Ungeduld bis tief in meine Knochen spüren zu können. Dieser verdammte Baum will einfach nicht auftauchen...
 

„Was meinst du wird uns dieser Baum sagen können?“, spricht der Mönch vorsichtig.
 

Miroku ist nicht dumm. Er weiß, dass ich gerade der reinste Vulkan bin. Doch ich lasse mich nur zu gerne von ihm in ein Gespräch verwickeln, um meinen nervösen Gedanken Ablenkung zu verschaffen.
 

„Ich weiß es nicht.“; antworte ich wahrheitsgetreu.
 

„Inu Yasha, lass mich ehrlich sein. Denkst du, wenn dein Vater damals von Bokusenou einen Weg beschrieben bekommen hatte, wie er dieses Band umgeht, würdest du dann hier sein?“
 

Verdammt, ich weiß das selbst!
 

„Vielleicht hatte er nicht die Kraft sich gegen Kizuna aufzulehnen. Doch wenn wir Kagome unterstützen, wird sie sicher darauf eingehen.“
 

Der Schwarzhaarige schweigt kurz und ich kann mir denken, dass er meine Antwort skeptisch gegenübersteht. Ich weiß selbst, wie verfahren das hier alles ist. Sollte es tatsächlich ein Heilmittel geben, dann besteht durchaus die Gefahr, dass es zum Kampf kommen könnte. Und nicht nur weil Sesshoumaru sich gänzlich von dem Band hat einnehmen lassen, nein, Kagome wird es wahrscheinlich nicht anders ergangen sein....
 

„Was ist, wenn es keine Lösung für Kizuna gibt?“
 

Ich schlucke und presse die Lippen zu einer dünnen Linie. Egal wie oft ich mir selber einrede, dass es immer einen Ausweg geben wird, habe ich mich natürlich auch mit diesem Gedanken beschäftigen müssen. Doch irrelevant, wie häufig ich dieses Szenario durchkaue, mit einem bin ich mir absolut sicher:
 

„Ich weiß, was Kagome für mich fühlt. Deshalb werde ich sie unter keinen Umständen aufgeben!“
 


 


 

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Das rege Treiben innerhalb des Palastes nimmt allmählich ihren Höhepunkt und erfasst letzten Endes auch meinen Geist. Bei dem ganzen Trubel habe ich die Gelegenheit genutzt, den Inhalt des Töpfchens zu überprüfen. Das Pferd, welches zusammen mit einem Apfel ein paar Tropfen zu sich genommen hat lebt nach wie vor. Auch irgendwelche Auffälligkeiten sind aus geblieben. Demnach kann ich davon ausgehen, dass es nicht giftig ist. Dennoch ergreift mich bei dem Gedanken, mich von Kizuna zu befreien Unsicherheit, Widerwillen und Wut. Immer, wenn ich mir in den Kopf setzte, diese Flüssigkeit jetzt zu mir zu nehmen, tritt das Band in den Vordergrund und unterbindet meine körperlichen Handlungen, beschert mir Übelkeit allein beim Gedanken überhaupt Irgendetwas zu mir zu nehmen. Somit kann ich momentan Kizuna, was das angeht nicht bezwingen. Doch ich bin mir zu einhundertprozent sicher, dass die Chance kommen wird. Ich muss sie nur erkennen….
 

Gequält gebe ich ein seufzen von mir, ehe ich mich in das saftgrüne Gras setze. Allein in dem zauberhaften Garten von Sesshoumarus Mutter kann ich etwas Erholung und Entspannung finden. Es ist wie ein Tuch, welches sich um diesen Ort spannt. Doch auch hier kann ich ab und an die Präsenzen der Youkai wie kurze, starke Meereswellen wahrnehmen. Somit habe ich angefangen zu meditieren. Es ist etwas, was ich schon fast vergessen habe. Etwas vorauf ich früher viel häufiger zurück gegriffen hatte. In einer Zeit, in der ich ebenfalls von innerer Unruhe befallen war.
 

„Kagome, setzt dich gerade hin.“
 

Unwillkürlich rutsche ich mit Hintern über meine Waden und richte mich in eine gerade Haltung auf. Bequemlicher weise habe ich dafür meine Mikotracht angelegt, in der ich mich einfach immer noch am wohlsten fühle.
 

„Was machst du denn da mit deinen Händen? Leg sie einfach ruhig ineinander.“
 

Wie eine Schale forme ich die eine Hand und lege sie in die andere.
 

„Schließe deine Augen, mein Kind. Atme ein und aus. Lasse deinen Geist durch deinen Körper fließen. Öffne deine Seele.“
 

Meine Schultern entspannen sich, als die Stimme meines Großvaters endet und mich in die sanfte Meditation einleiten. Es ist ein geliebtes Ritual geworden. Erst letzten bin ich mit seinen Worten aus einem tief entspannten Schlaf aufgewacht und hatte gespürt, dass ich ihm so plötzlich ganz nahe sein kann und gleichzeitig die Anspannung dieser so ergreifenden bedrängenden Atmosphäre entfliehen kann. Das kurze Gespräch mit dem Daiyoukai liegt nur wenigste Stunden zurück, dennoch schüttle mich der Ärger über das Ergebnis dieses kurzen Gespräches immer noch bis ins Mark. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass ich mit der Befreiung meiner Gedanken dieses mal etwas länger kämpfe als üblich.

Langsam, ganz langsam erreiche ich den Zustand der Ruhe.

Noch einmal atme ich tief ein und tief aus.

Meine Energie beginnt zu fließen...
 

„Sie sollten nicht hier sein.“, unterbreche ich nach einiger Zeit die Stille.
 

„Hm. Diese Präsens ist wahrlich... erdrückend.“, erwidert darauf hin mein ungebetener Gast mit rauer Stimme.
 

Hinter mir höre ich leise Schritte die sich im Rasen verlaufen und abstumpfen. Doch meine Ruhe bewahre ich weiterhin.
 

„Es wird Sie läutern, sollten Sie weiter hier bleiben.“
 

„Das Risiko nehme ich gern in Kauf.“
 

Stöhnend atme ich aus und öffne meine Augen und lasse den Kopf leicht kreisen. Als ich über die Schulter schaue erhasche ich seinen kurzen Blick auf meinen Hals, der sich jedoch bei meiner Bewegung hastig auf meinen Augen legt. Meine Mundwinkel ziehe sich zu einer dünnen Linie zusammen.
 

„Kommen Sie nicht auf falsche Ideen, Ayaka-san.“
 

Er verbeugt sich kurz, lächelt mit einer unschuldigen Miene und zeigt dabei wie immer seine weißen Reißzähne.
 

„Würde ich mich nie wagen.“
 

Hinter seinem Rücken holt er eine lange Pfeife hervor, die wohl bereits angezündet ist, denn sofort saugt er daran, als wenn er versucht dieser reinen Luft zu entkommen. Seine Waffe ist weit und breit nicht zu sehen, was mich innerlich etwas aufatmen lässt. Denn auch wenn ich absolut sicher in Sesshoumarus Festung bin und sein Gast es sicher nicht wagen würde mir etwas an zu tun, traue ich ihm keineswegs. Alles an ihm riecht wie eine Lüge und mit jeder weiteren, grinsenden Visage steigt mein Misstrauen ihm gegenüber ein Stückchen mehr.
 

„Es ist höchst interessant,...“, beginnt er nachdem er seinen tiefen Zug beendet hat und sich in einem angemessen Abstand neben mich stellt, „ dass diese Blumen in diesem Garten diese reinigende Energie als eine Art… Dünger ansehen.“
 

Er blickt sich um und auch ich lasse meine Augen wandern. Es ist wahr. Die Blumen strahlen in sämtlichen Farbtönen und manche Blüten öffnen sich noch während ich sie dabei betrachte.
 

„Dieser Garten ist dämonischen Ursprungs.“
 

„Reiki hat nicht immer einen negativen Einfluss auf Dämonisches.“
 

„Schade, dass dieser Effekt wohl nicht auf mich zutrifft.“
 

Abermals ziert ein Grinsen seine Lippen und ich begutachte ihn skeptisch. Er ist komplett in Schwarz gekleidet, wie in den typisch klischeehaften Filmen, die ich früher mit meinen Freundinnen geschaut hatte. Er trägt eine Hose, eine Art Hemd und einen fast bodenlangen Umhang. Seine schwarzen Haare stehen ihm wirr ins Gesicht. Doch das wohl auffälligste sind seine blutroten Augen, die aus diesem sonst so eintönigen Bild geradezu hervorstechen.

Als er meinen musterten Blick bemerkt ändert sich sein Ausdruck und er sinkt leicht in die Knie um mit mir auf Augenhöhe zu kommen.

Dann erfasst mich ein beklemmendes Gefühl.
 

„Ich weiß noch nicht euren Namen. Sagt ihn mir.“

Seine Stimme ist leise und bestimmend.

Schlicht und ergreifend erkenne ich den Befehl dahinter, der mit einer eigenartigen Schwingung auf mich einwirkt.

Sein Blick fesselt mich. Ich habe fast das Gefühl, als wenn er in meinen Geist eindringt und meinen Willen mit seinen kalten Händen fest umschließt.

Kurz lass ich mich mitreisen, dann schüttle ich benommen den Kopf.
 

„Hören Sie damit auf, dann sag ich es Ihnen vielleicht ganz von selbst.“
 

Sein Lachen hört sich viel zu laut in dieser sonst so ruhigen Umgebung an. Er richtet sich wieder zu seiner vollen Größe auf und auch ich gebe meine meditative Haltung auf und erhebe mich. E shat eh keinen Sinn...
 

„Sie sind wirklich beeindruckend. In der Regel kann keiner meiner Hypnose widerstehen.“
 

Ich zucke mit den Schultern und lasse den Blick gedankenvoll streifen. Es kümmert mich nicht, wieso ich nicht auf sein Psychospiel anspringe. Ich bin einfach nur froh, dass es so ist. Wenigstens einmal schein ich keine Schwachstelle zu sein.
 

„Was wollen Sie eigentlich von mir?“
 

Er sieht mich von der Seite an und lässt dann die Schultern kreisen, während sein Blick leicht zerknittert wirkt.
 

„Wären Sie vielleicht so freundlich und würden...“, er deutet mit dem Finger in einer kreisenden Bewegung um her.

Ich komm nicht umhin vor leichter Schadenfreude zu schmunzeln. Doch schließlich entspanne ich mich und senke für einen Moment meine Augenlider. Wie ein unsichtbares Fangnetz nehme ich mein Reiki, welches immer noch in sanften Wellen um mich schwingt tief in meinen Körper auf. Es ist nicht viel, aber scheint dennoch einen deutlichen Effekt zu erzielen. Mein Nebenmann atmet hörbar aus. Dann räuspert er sich.
 

„Ah, welch Erleichterung.“
 

„Also?“
 

„Ist es verboten die Gefährtin des sonst so kühlen Lords des Westens kennenlernen zu wollen?“
 

„Nun, nein. Aber ich denke, es wäre angebrachter, wenn besagter Lord dabei wäre.“
 

In mir sträubt es sich so unglaublich höflich zu sprechen. Doch es lässt sich wohl nicht vermeiden, wenn ich nicht bereits vor dem Daisho als beinahe tot gelten möchte. Sesshoumaru würde keinen Sekunde zögern mein widerspenstiges Wesen zu bestrafen.
 

Ayaka zieht abermals gemächlich an seiner Pfeife und schließt einen Moment kurz die Augen, während der Qualm sein Gesicht umhüllt. Ich komm nicht umhin, bei dem Gestank dem Mund angeekelt zu verziehen.
 

„Ihnen sind die Regal und Gepflogenheiten des Daishos vertraut, nehme ich an?“
 

Sein leicht kreusliges Haar hängt ihm im Sichfeld, als er seine Augen wieder öffnet und meinen Blick sucht. Kurz kann ich nicht entscheiden, ob er dies als Frage oder Erkenntnis formuliert, doch bin ich mir bereits ziemlich sicher, auf was er sein Worte beziehen möchte.

„Es wurde mir ausführlich erläutert, ja.“
 

Ich straffe die Schultern und schaue ihm direkt in seine rubinroten Augen. Mein Blick spricht hoffentlich ebenso die stille Botschaft aus, wie seine indirekte Andeutung.
 

Menschen sind verboten. Ihnen droht der Tod.
 

Ich weiß, aber ich lasse mich ganz sicher nicht töten.
 

Sein roten Irden funkeln leicht, während sich sein so falsches Grinsen in seinen Mundwinkeln bildet. Angewidert kräusle ich die Lippen und wende mich ab. Ihn scheint mein offensichtlicher Kampfgeist und meinen mehr als dominanten Trotz gegenüber den Daiyoukais zu amüsieren. Wieder einer der Dämonen, die sich an Tod und Schmerz erfreuen. Denn das ist es, was er denkt, was mir zu einhundert Prozent widerfahren wird.

Plötzlich wandert ein Schauer meinen Rücken hinab und ein Klos bildet sich in meinen Hals, als ich zu dem Vampir blicke strafft dieser die Schultern und wirft mir einen aufreizenden Blick zu. Dabei hebt er kurz zweimal spielerisch seine Augenbrauen.
 

„Ich denke, es wird Zeit mich zu verabschieden. Ich hoffe doch, dass ich das nächste Mal Ihren Namen erfahren werden.“
 

Ohne eine Antwort ab zu warten verschwindet er in einem Schleier aus Rauch, den er aus seiner Pfeife ausstößt.

Doch mir bleibt keine Zeit seinen plötzlichen Abgang zu bewerten. Als ich mich rum drehe steht der Lord des Westens reichlich verstimmt hinter mir. Ich schlucke instinktiv und warte auf sein aufbrausendes Youki, welches mir meist die Luft zum atmen nimmt, wenn er es gezielt gegen mich verwendet. In tückisch schleichender Form bahnen sie sich einen Weg zu mir vor.

Instinktiv trete ich einen Schritt zurück.

Doch abhauen ist keine Option.

War es nie.
 

Dann plötzlich ändert sich die Atmosphäre.
 

Er zögert kurz, ehe er sein Youki zurück zieht. Meine Verwunderung darüber bleib ihm wahrscheinlich nicht verborgen, doch wie der Hundedämon nunmal ist schweigt er.
 

„Wieso?“
 

Er bleibt stumm und hält meinen Blick, verdeutlicht mir so, dass er mir keine Antwort geben wird.
 

Es ist das erste Mal, dass ich den Lord beim Ausweichen erlebe. Wir wissen beide, dass er gerade noch versucht war, mich zu bestrafen. Doch er hat es nicht. Stellt sich nur die Frage nach dem Grund.

Ich fasse Mut und gehe auf ihn zu. Seine Miene bleibt unklar, doch er betrachtet mich aufmerksam ohne zu blinzeln. Hat er überhaupt schon jemals geblinzelt?
 

Als mich nur noch eine Armlänge von ihm trennt bleibe ich stehen und streiche mit meinem Daumen nervös über meine Fingerspitzen. Seine Nähe ist mir mehr als unangenehm. Nie weiß ich, wie ich gleich fühlen werde.
 

„Ich war mit Ayaka alleine. Das entspricht nicht den Regeln. Du hast allen Grund sauer zu sein.“
 

Ich meine diese Worte ernst, auch wenn ich für die eigentliche Situation an sich nichts kann. Schließlich tauchte er ohne Vorwarnung hier auf. Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen. Laut den Vorschriften bei den Daisho ist die Gefährtin nur bei den offiziellen Anlässen dabei. Danach hat sie sich sofort in Ihre Gemächer zu begeben. Azumi hat gewisse Sachen angedeutet, wie diese Regel zustande gekommen ist. Ich konnte mir meinen Teil daraus denken...
 

Eine Bewegung aus dem Augenwinkel reißt mich aus meiner Starre und ich ziehe überrascht die Luft in meine Lungen, als die Hand des Dämons eine meiner Haarsträhnen findet. Seine Mimik hat sich nicht geändert, doch seine Aura umhüllt mich in angenehmen Wellen. Gleichzeitig kribbelt meine Zunge unter einem leicht bitteren und salzigen Geschmack.
 

„Ich habe dir gesagt, dass er dir nicht mehr zu nahe kommen wird.“
 

Ich nicke.
 

„Und dennoch war er hier.“
 

Der bittere Geschmack nimmt zu und irgendwie habe ich das Gefühl, ich sollte ein schlechtes Gewissen haben…
 

Er fixiert mit seinen Augen meine Haarsträhne, ehe er die Hand sinken lässt und mein Haar lautlos gegen meine Schulter schlägt. Komischerweise empfinde ich so etwas, wie Enttäuschung.

Kurz findet sein Blick den meinen und mein Herz setzt aus, ohne zu wissen warum.
 

„Diese Gegebenheit war nicht deine Schuld.“
 

Er neigt den Kopf zur Seite und schaut in weiter Ferne dem Himmel entgegen. Sein Haar gleitet dabei über seine Schulter. Alles wirkt so unscheinbar, harmlos und irgendwie belanglos, wäre da doch nur nicht mein pochendes Herz, welches eindeutig unter dem Einfluss von Kizuna schlägt. Als mich sein Blick abermals trifft ohne jedoch den Kopf wieder zu mir zu neigen erfasse ich plötzlich die Situation.
 

Er.

Mit entblößter Kehle.

Vor mir.
 

Als ich wie gebannt auf seinen Hals starre, schlucke und dann wieder sein flüssiges Gold suche wissen wir beide, wie bedeutend dieser Umstand doch plötzlich geworden ist. Wann bitte kommt es auch schon mal vor, dass sich der werte Lord bei einem einfachen Menschen entschuldigt? Das Ausmaß dieser Lage erfasste mich schon, bevor mein Geist es überhaupt zu verstehen vermochte. Kizuna leitet mich in so vielen Dingen und dazu gehört es scheinbar auch die Zeichen eines Hundedämons zu deuten. Zur Abwechslung mal eine angenehme und vor allem hilfreiche Eigenschaft...
 

Dennoch bin ich eher verwundert über den Daiyoukai an sich. Ich hätte nicht gedacht, dass er seinem Stolz trotzen kann und bei einer Menschenfrau kurzzeitig nachgibt. Ein Charakteristikum, welches mir bei dem Lord bisher noch nicht untergekommen ist.
 

Wirklich interessant und... aufregend.
 

Meine Finger kribbeln, als ich ihm zu nicke.

Derweil er den Kopf wieder zu mir wendet flüchte ich mit meinem Blick und erröte.
 

Zu viel.

Das hier ist einfach zu viel für mich.

Diese plötzlichen, intimen Momente überfordern mich schlichtweg.

Woher soll ich wissen, wie ich damit umgehen soll?
 

„Du solltest dich vor ihm in Acht nehmen. Ayaka besitzt die Fähigkeit dir seinen Willen aufzuzwingen.“
 

Ich nicke abermals und bin dankbar über den Themenwechsel. Dadurch fasse ich neuen Mut ihm wieder ins Gesicht blicken zu können. Mit so etwas komme ich besser klar.
 

„Ich weiß. Ich durfte bereits damit Bekanntschaft machen.“
 

Über mein Rücken jagt ein blitzschneller Schauer und ich zucke unwillkürlich zusammen. Irritiert blinzle ich und brauche einen Moment um zu verstehen, dass es nichts mit meiner Gefühlswelt zu tun hat, die mir diese Reaktion entlockt hat. Sesshoumaru ist scheinbar... schockiert!? Seine Augen geben dies sogar kurzzeitig wieder.
 

„Was ist passiert?“
 

Seine Stimme bebt und ich kann nicht anders als kurz zu zögern, mich über seine heutige Palette an Emotionen zu wundern.

Als ich nichts sage überrollt mich seine Ungeduld.
 

„Äh...nichts.“
 

Er zieht die Augenbraue in die Höhe und ich bin überrascht als ich kaum mehr eine Falte auf seiner Stirn abzeichnet. Seine Schönheit ist wahrlich einzigartig.
 

„Nichts?“, fragt er nochmal nach. Seine Augen verwandeln sich zu Schlitzen.
 

„Ja. Ich konnte mich dieser Fähigkeit anscheinend entziehen.“
 

Wenn überhaupt möglich fahren seine Augenbrauen nochmals ein Stückchen höher. Seine Augen glänzen dabei. Seine Verwunderung lässt er unausgesprochen, genauso wie seine leichte Bewunderung, doch sie dringen in jede Pore meines Körpers und lassen mich unruhig zappeln.
 

So etwas bin ich nicht gewohnt.

Überhaupt nicht!

Heute ist es einfach so unfassbar anstrengen ihn mit allen Sinnen meines Körpers wahrzunehmen.

Dennoch kann ich meinen aufkommenden Stolz nicht unterdrücken.

Wieso ist er denn auch so verwundert darüber?

Kommt das denn nicht häufig vor?
 

„Laut meinen Informationen ist das bisher Niemanden gelungen.“, beantwortet er meine unausgesprochene Frage. In seiner Stimme schwingt eine Mischung aus Monotonie und Ehrfurcht. Eine komische Konstellation.
 

„Bist du sicher?“, kommt es mir wie von selbst über die Lippen, während ich ihn fasziniert dabei beobachte, wie er abermals die Hand hebt und Anstalten macht wieder eine meine Haarsträhnen für sich zu beanspruchen.

Doch er stoppt kurz, ehe er fortfährt.

Als er abermals eine Haarsträhne meinerseits in Besitz nimmt bemerke ich zu spät, wie sich auch sein Körper dem meinen nähert.

Ich schlucke.

Und warte.

Dann beugt er sich noch etwas tiefer hinab, unsere Nasenspitzen berühren sich fast und ich hab Schwierigkeiten sein ebenmäßiges Gesicht zu fokussieren. Seine Nase zuckt leicht als er meine schwarze Mähne näher an sich führt. Seine Aura schmeichelt mir sogleich, umhüllt mich in seinem Wohlwollen und versucht mich entspannen zu lassen, aber alles was ich zustande bekomme ist es abermals lauthals zu schlucken, sogleich ich die seltene Chance nutze und sein Gesicht ausgiebig betrachte. Seine Magenta ähnlichen Streifen leuchten leicht, als hätten sie sich von der Sonne mit Licht aufgesogen. Seine Augen sind nicht anders, doch zeigen sie mir auf überaus unartiger weise eine Ruhe und Gelassenheit, wie ich sie selten gesehen habe. Gleichzeitig kann ich sehen, schmecken und es fast sogar schon hören:

Du riechst gut…
 

„Ja“, reißt er mich aus meinen Gedanken und ich frage mich einen kurzen Moment von was er da spricht.
 

Sein Atmen kitzelt meine Lippen.

Seine Stimme ist rau und leise.
 

„Ich bin ganz sicher!“
 


 

Und ich schlucke ein drittes Mal…

Beugen


 

Was willst du tun?

Ich...weiß es nicht.

Wie lange willst du noch so weiter machen?

Was?

Du weist, ich werde nicht aufhören!

Lass mich in Ruhe!

Hör auf, weg zu laufen und stell dich endlich!

Geh weg!

Du bist so egoistisch!

Was? Ich?

so ahnungslos...
 


 

Ich zuck zusammen und reiße die Augen auf. Mein Körper schwitzt und bebet unter dem rauschenden Adrenalinstrom, den mir mein merkwürdiger Traum beschert hat.

Traum?

Alles was ich gesehen habe war eine tiefe Dunkelheit.

Allein diese Stimme...
 

Mich beschleicht ein ungutes Gefühl und ich stoppe meine sich überschlagenden Gedanken.

Ich steh auf und greife nach dem Schälchen Wasser, welches immer nahe meinem Futon bereitsteht. Doch selbst nach den ersten gierigen Schlucken kann ich die Trockenheit in meiner Kehle nicht beseitigen.

Irgendetwas stimmt nicht...
 

Die innerliche Unruhe nimmt weiter zu und eilig nehme ich mir meinen dicksten Yukata und lege ihn mir um die Schultern, während ich bereits zur Tür eile. Sofort erfasst mich der winterliche Frost mit all seiner schmerzlichen Kälte.

Doch ich störe mich nicht daran.
 

Ich weiß nicht, was genau mein Ziel ist, doch bin ich mir gleichzeitig so sicher eines zu haben. Meine Füße tragen mich von selbst, laufen, wie ich zu meinem Entsetzten feststellen darf direkt zu den Gemächern Sesshoumarus. Die Erinnerung von vor einer Wochen erfasst meinen Verstand. Ich schlucke, doch halte ich weiter drauf zu. Die Neugier über mein innerliches Desaster ist einfach zu groß. Nichts in der Welt könnte mich jetzt davon abhalten dieses tief sitzende Unwohlsein von meinem Körper abschütteln zu wollen.
 

Als ich fast um die Ecke gebogen bin, läuft mir Etwas gegen die Beine.
 

„Aua!“
 

Jaken?

Wieso schläft er nicht?
 

„Was zum Teufel?... Was machst du denn hier?“
 

Er kann sein leichtes Missfallen nicht gänzlich unterdrücken, hat er sich doch wahrscheinlich bereits darauf gefreut, einen niedrigeren Diener an zu brüllen.
 

„Jaken.... ist Etwas mit Sesshoumaru?“
 

Ich kann meine eigene Panik in der Stimme kaum verbergen. Der kleine Gnom hebt verwundert seine obere Augenpartie in die Höhe.
 

„Woher …?“
 

„Was ist passiert?“, platzt es schon aus mir raus.
 

Seid wann bin ich so ungeduldig? Das ist doch sonst nicht meine Art...

Jaken zögert und krault in Gedanken sein Kinn.

Ich werde fast wahnsinnig.
 

„Er...verhält sich seltsam und lässt Niemanden zu sich. Sein Youki ist außer Kontrolle.“
 

Er betrachtet mich skeptisch, während ich bereits sämtliche mögliche Erklärungen in meinem Kopf durchgehe. Doch mein Geist hat anscheinend schon entschieden, dass es Zeit wird dem Daiyoukai einen Besuch abzustatten. Zielstrebig trete ich an dem Froschyoukai vorbei.
 

„Das solltest du lieber nicht...“
 

„Egal was du hörst, du wirst diesen Raum nicht betreten!“
 

Im nächsten Moment bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob diese Aussage mir nicht noch zum Verhängnis werden könnte....
 


 

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Beinahe ziellos tragen mich meine wunden Füße durch die dichten und einsamen Wälder tief im Westen. Laut fluche ich vor mich hin. Selbst nach Tagen, schein ich kein Glück zu haben, den Baum zu finden. Miroku und die anderen habe ich nach Hause geschickt. Auch wenn der Mönch es nie zugegeben hätte, ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, die Taijiya und seine Kinder mehrere Tage alleine im Dorf zu lassen. Schließlich habe ich nach dem Neumond die Reise alleine fortgesetzt. Nur widerwillig ist er gegangen. Deutlich habe ich seine Zerrissenheit bemerkt, wollte er mich doch nicht alleine mit dieser Aufgabe zurücklassen. Insgeheim grinse ich darüber. Ich kann nicht abstreiten, dass ich dankbar für die Freundschaft bin, die sich zwischen mir und den Anderen aufgebaut hat. Doch dies auch laut auszusprechen fällt mir nach wie vor schwer.
 

Ich stoppe unmittelbar und schnupper in der Luft, während ich gleichzeitig meine Umgebung genau betrachte.
 

„Hier bin ich doch schon mal gewesen...“
 

Ich kann es kaum unterdrücken nicht meine Klauen zu dicken Fäusten zu ballen, da abermals Wut mich zu umgreifen scheint, die mich jetzt schon seit mehreren Tage aufsucht. Ich mag es kaum denken, aber ich bin mittlerweile an dem Punkt angelangt, an dem ich nicht mehr weiß, wie es weiter gehen soll. Es macht mich schier wahnsinnig.
 

„Verdammt, wo bist du Bokusenou?“, brülle ich hinaus und fühle mich abgrundtief dämlich dabei. Ich suche verdammt nochmal einen Baum...
 

Doch gerade als ich wiedermal drauf los stürmen wollte ändert sich schlagartig der Geruch im Wald, gemischt mit eine leichten dämonischen Aura die über den Boden schwingt. Mein Kopf schwingt nach links und ich nehme die Beine in die Hand. Nach einer gefühlten Ewigkeit hat der Geruch schließlich seinen Höhepunkt erreicht, ehe er... schlagartig verschwindet.

Ich flechte die Zähne.
 

„Oh, dass das meine alte Rinde noch erleben darf...“
 

Ich zucke zusammen, drehe mich fast ruckartig um die eigene Achse, während ich eine Körperlänge abstand zurück springe.

Erst dann erblicke ich einen breiten Baum mit einem runzeligen Gesicht in mitten dessen...
 


 

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Es ist dunkel, als ich die Tür beiseite schiebe. Das schwache Licht des Flurs zeichnet meine Silhouette auf dem Holzboden nieder. Zögernd nehme ich eine Fackel und führe sie mit mir in den Raum.
 

„Sesshoumaru?“
 

Ich höre und sehe nichts.

Doch meine Sinne sind in Alarmbereitschaft.

Als ich die Tür kraftvoll hinter mir zu ziehe regt sich etwas in der Ecke.
 

„Verschwinde!“
 

Ich schlucke, als mich seine Stimme voller Kälte trifft. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die wenige Beleuchtung des Zimmer und ich erblicke einen Gestalt sitzend auf dem riesigen Futon. Sein Haar schimmert im matten Licht.

Unbeirrt nähere ich mich ihm. Sein Kopf wendet sich von meinen Schritten ab und knurrt. Ich runzle die Stirn unter seinem merkwürdigen Verhalten. Was ist nur los mit ihm?
 

Als ich seinen Futon erreiche stecke ich die Fackel in die naheliegende Feuerstelle und knie mich nahe seines Betts.
 

„Was… ist passiert?“
 

„Ich werde mich nicht wiederholen.“, seine Stimme sollte mir Angst machen, so wie sie von Wut getränkt ist, doch entgegen aller Vernunft kommt meine trotzige Seite zum Vorschein.
 

„Nicht, bevor ich nicht weiß, was los ist!“
 

Sein Knurren wird lauter, doch dass ist mir egal. Diesen eigenartigen Mut, der plötzlich von mir Besitz ergriffen hat, ist sicher nicht ohne Grund aufgetaucht. Kaum wahrnehmbar, aber dennoch vorhanden stützt mich Kizuna unter der schwer lastenden Energie nicht nach zu geben.

Ich blicke ihn mir genau an. Jaken hat Recht.

Sein Youki flackert unkontrolliert in alle Richtungen, schlägt unbeirrt gegen meine unbefleckte Energie. Er ist wütend, ja, aber anders als sonst setzt er dieses mal seine dämonische Aura nicht gezielt ein. Es ist ohne jegliche Beherrschung. Zudem wirkt seine Erscheinung irgendwie... traurig. Sein Rücken ist gekrümmt. Seine Haare fallen ihm über die Schulter.

Alles in Allem hat es den Anschein, als wenn da weniger Stolz und Erhabenheit wäre, als sonst.

Als er sein Gesicht dann doch zu mir wendet bekomme ich den nächsten Schock.

Seine Augen sind rot unterlaufen, sein sonst so strahlendes Gold ist einem tiefen, fiebrigen Rot gewichen. Flackernd nimmt es mich ins Auge.

Entsetzt ziehe ich die Luft in meine Lungen und halte sie kurz an.

Was zum...?

Ich brauche einen Moment, um mir wirklich klar zu machen, dass der große Daiyoukai, stark und unbesiegbar anscheinend in einer Art.... ja, schon fast krankheitsähnlichen Situation gefangen ist. Die ersten Anzeichen sprechen eindeutig dafür.
 

„Was willst du?“, holt mich seine leise Stimme aus meinen Gedanken. Das Knurren hat er aufgegeben.
 

Seine Erscheinung....macht mich fertig. Ich habe ihn noch nie so erlebt. Nie.

Nicht mal ansatzweise ist mir jemals der Gedanke gekommen, der Lord könnte erkranken, leiden oder überhaupt je Schmerz empfinden. Eine Welle an Mitleid quillt in meiner Brust, welches er scheinbar sofort wahrnimmt, rümpft er doch augenblicklich seine Nase im stiller Form des Ekels.
 

„Was ist mit dir?“, meine Stimme hat automatisch seine Lautstärke imitiert, versucht seine Sinne somit so wenig, wie möglich zu reizen.
 

Er sagt nichts, doch scheint sein Blick gegen seinen Willen kurzzeitig mehr gesagt zu haben, als er vorhatte preis zu geben. Abrupt wendet er den Blick ab und ich halte abermals schockiert den Atem an.

Unwillkürlich werde ich in die Ereignisse von vor ein paar Tagen geschleudert.

Sesshoumaru.

Er, so dicht vor mir.

Seine Augen voller Verlangen, gieren sie nach etwas, was sie nicht haben können.

Weil ich ihn abgewiesen habe.

Schon wieder.

Seine verkrampften Hände erscheinen mir vor meinem inneren Auge.

Seine Krallen die sich tief in sein Fleisch bohren und Blut zu Boden sickern lassen.

Augen, die Ärger und Qual versuchen hinter eine Mauer weg zu sperren.

Und vor allem sehe ich Kizuna.

Kizuna, wie sie ihn leiden lässt. Wie sie ihm befiehlt mich endlich zu nehmen, weil er eindeutig die Macht dazu hätte, weil er es einfach so schnell entscheiden könnte. Anders als ich. Ich wäre unter seiner Stärke schutzlos.

Bei Kami, es wäre so einfach für ihn.

Und dennoch wehrt er sich so sehr gegen Kizunas Verlangen, gegen dieses unendlich starke Band.

Es ist eine genauso große Last für Ihn, wie für mich, wenn nicht sogar größer.

Kizuna peinigt ihn dafür, entzieht ihm seine Kraft und richtet ihn zu Grunde...

Und dennoch leistet er Widerstand.
 

Eine Träne rollt sich meine Wange hinab und holt mich aus meiner flüchtigen Starre. Während ich sie beiseite wische fokussiere ich den Daiyoukai auf ein Neues.

Er atmete schwer und sein Körper scheint bei jeder Bewegung zu beben, zittert unter der Anstrengung keine Schwäche zeigen zu dürfen.

Wie gern er sich wohl hinlegen würde? Ich vermag es kaum, mit vor zu stellen.

Seine Haut glitzert, als sich Schweißtropfen ihre Weg über seine Stirn suchen. Fasziniert verfolge ich ihre Spür, während ich meine Hand zögernd anheben.

Meine Unterlippe bebt.

Wenn ich das hier jetzt anfange, gibt es kein zurück...
 

Dennoch fahren meine Finger bereits durch sein seidiges Haar, noch ehe ich meine Gedanken zu Ende gedacht hatte.

Sein Knurren erhellt abermals den Raum. Diesmal lauter. Ich ignoriere es, genauso, wie die Schwere in meinem Herzen.

Stattdessen beuge ich mich vor und stütze meine andere verblieben Hand auf seinem Bein ab.

Abrupt wendet er laut grollend seinen Kopf in meine Richtung und verstummt augenblicklich, als er wahrscheinlich überrascht feststellt, dass uns nur wenige Millimeter voneinander trennen.

Die anhaltende Unruhe hat sich plötzlich wie in Luft aufgelöst. Stattdessen überkommt uns Beide auf einmal eine tiefe Stille. Wie ein klarer See, einem Spiegel gleich steht die Zeit für einen Augenblick still. Kein Laut ist zu hören...

Vorsichtig, schon fast behutsam, wie mit einem Kind drücke ich gegen seine Schulter. Er lässt sich bereitwillig und still beobachtend führen.

Ein Daiyoukai gelenkt von einem Menschen.

Wann kommt das schon vor?

Doch ich schieb die Kuriosität dieser Situation fürs Erste beiseite und beuge mich über ihn, sogleich ich auch eines meiner Beine über ihn schwinge. Mich auf ihn sinken zu lassen traue ich mich jedoch nicht. Soweit bin ich noch nie gegangen. Die Grenzen hierbei sind noch nicht geschrieben. Allein auf sein langsam abklingendes Youki und seine sich beruhigende Atmung liegt nun vollständig meine Konzentration.
 

„Ich brauche dein Mitleid nicht.“
 

Seine Stimme ist kraftlos, aber ich spüre dennoch die Ernsthaftigkeit dahinter.
 

„Ich weiß.“
 

Ich will nicht mit ihm über seinen Stolz diskutieren. Wir wissen beide, dass das so nicht weiter gehen kann.
 

Du bist so egoistisch!
 

Bei den Rückblick meines Traum kneife ich zerknirscht die Augen zu dünnen Schlitzen. Mittlerweile ist mir durchaus bewusst, dass Kizuna mir dies im Unterbewusstsein zu geflötet hat. Was mich jedoch wirklich wütend macht, ist dass sie damit Recht behält.

Ich bin ein elender Feigling. Und er muss dafür leiden. Auch wenn die so offensichtliche Falle des Bandes nur zu deutlich vor mir aufglüht, mich schon fast mit erfüllter Heimtücke aus zu lachen scheint, bin ich mittlerweile über den Punkt hinaus, an dem mir sein Zustand gleich ist.

Bei allen Göttern, das hat er einfach nicht verdient.
 

Kurz schließe ich die Augen und sehe ihn vor mir.

Er schütze mich vor der Kälte, er gewährte mir einen schönen Abschied, er gibt mir ein sicheres Zuhause und er ließ mir meinen Freiraum...auf seine Kosten. Und nun liegt er hier vor mir.

Trotz seines desolaten Zustandes strahlt er immer noch einen wenig an Stolz und Würde aus. Sein Blick verfällt nicht gänzlich seinem hohen Fieber. Sein Verstand ist klar.
 

Als ich die Augen langsam öffne begegne ich seinem musternden Blick. Das Flackern des Feuers verleiht seinen rot schimmernden Augen etwas mystisches, sogleich wie gefährliches.
 

„Geh.“
 

„Nein.“
 

Sein Unmut trifft mich in vorm seiner zu Schlitzen geformten Augen. Ich weiß, er will mich schützen. Schützen vor etwas, dass, wenn es einmal begonnen hat, nicht mehr zu stoppen ist.

Doch es gibt kein Zurück.
 

„Du weißt, ich kann nicht.“
 


 

Die Zeit ist gekommen…

Fühlen

Einzelne Haarsträhnen gleiten über meinen gebeugten Rücken auf seine Wange. Sein Gesicht scheint sich kurzzeitig zu entspannen und er schließt langsam die Augen. Eine Woge himmlischer Glückshormone schwingt durch mein Blut. Eine so einfache Geste, die gleichzeitig doch so bedeutend schwer in der Luft hängt lässt mein Herz einen Takt schneller schlagen. Nichts Anderes, als pures Vertrauen, völlige Ergebenheit drücken seine gesenkten Lider aus. Nie habe ich ihn in einer derartigen entspannten Verfassung erlebt. Selbst seine Schulter scheint wie von Zauberhand locker auf dem Futon zu liegen. Der noch vor ein paar Minuten anhaltende Spannungszustand wirkt wie ein längst vergessenes Ereignis.

Ein verstreuter Anblick, der nur durch die aktuellen Umstände einen für mich bitteren Beigeschmack bekommt.
 

Muss ich denn erst so weit gehen, um ihn so zu sehen?
 

Ich beuge mich hinab und klammere mich an das Gefühl, welches durch meine Adern fließt. Es wird mir helfen diese Situation zu bestehen. Hier sind zu viele Gedanken, Zweifel oder Ängste fehl am Platz.

Nicht denken, nur fühlen.

Um Fassung ringend schließe ich nun ebenfalls die Augen und atme einmal tief ein, ehe ich die Luft wieder aus meinen Lungen stoße und die nagenden, zweifelnden Gedanken damit verbanne. Als ich die Augen öffne blickt er mich durch halb gesenkte Lider an. Seine, wieder zu Gold gewordenen Augen haben plötzlich einen Glanz, der mir noch fremd erscheint, aber vielleicht liegt das auch nur an seinem fieberähnlichem Zustand...

Mein Blick wandern langsam zu seinen Lippen.

Sie sind schmal, nicht voll aber dennoch teuflisch.

Mehr als einmal durfte ich mit ihnen bereits Erfahrung machen.

Aber niemals trafen seine auf die meine.

Instinktiv ziehe ich meine Mundöffnung zwischen meinen Zähnen, als ich mir bewusst vorstellen, wie es wäre, diese Erfahrung nach zu holen. Vielleicht mag es albern klingen, aber wenigsten etwas so Simples, wie einen Kuss darf ich mir vor dem eigentlichen Akt doch wünschen, oder?

Ich rücke näher, beuge mich hinab.

Den Blick fest auf seinen Mund geheftet.

Als ich den sanften warmen Atem des Daiyoukais schon auf meinen Lippen wahrnehme, werde ich ruckartig rum gerissen. Stöhnend lande ich auf dem Rücken. Über mir baut sich der Hundedämon auf. Der Futon unter mir und seine lodernde Körperwärme auf der anderen Seite schließen mich in eine derartige Wärme ein, die mich den angesammelten Speichel in meinem Mund lautstark hinunterschlucken lässt. Zusammen mit meiner eigenen, ansteigenden Körpertemperatur ist es plötzlich so unglaublich schwül, dass mir schier im selben Moment der Schweiß auf der Stirn steht.

Als ich hinaufblicke fesseln mich seine Augen, bannen mich in einem kurzen Moment komplett an ihn.

Dann ist da abermals dieser kurze Augenblick voller Stille.

Eine Sekunde, die sich wie drei anfühlen.

Ein Blick, der mehr sagt, als Wörter.

Ein Gefühl, welches im selben Takt durch zwei Körper strömt.
 

Der Moment endet schlagartig, als seine Lippen meinen Hals erbarmungslos in Besitz nehmen...
 

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Das alte, rindige Gesicht mustert mich ausgiebig, während ich mir ebenfalls die Zeit nehme mir seinen Geruch und sein Aussehen einzuprägen. Man kann ja nie wissen...
 

„Du bist also Inu Yasha, Sesshoumarus Halbbruder.“
 

Ich kann nicht sagen ob, das jetzt eine Frage oder eine Feststellung war. Es ist mir auch egal.
 

„Und du? Bist du Bokusenou?“

Ich brauch endlich antworten. Ich habe solange gebraucht ihn zu finden. Ich hoffe nur, dass Toutosai Recht behält und diese Stück Holz etwas weiß.
 

„Ja der bin ich und ich kann mir bereits denken, was dich herführt.“
 

„Gut. Ich hoffe du gibst mir Antworten.“
 

Seine stumpfen Augen mustern mich einige Zeit lang still, während er sich dann plötzlich räuspert.
 

„Was ist, wenn dir die Antworten nicht gefallen werden?“
 

Ich gebe ein kaum merkliches Zischen von mir und balle die Hände.

Oh nein, so nicht!
 

„Was weist du über Kizuna?“
 

„Hm, nun eins kam dein Vater bereits zu mir und...“
 

„Das weiß ich bereits.“, unterbreche ich ihn harsch. „Was mich interessiert ist, ob es ein Heilmittel dafür gibt?“
 

Er zögert und ich bin kurz davor ihn zu packen und seine scheiß Wurzeln aus der Erde zu ziehen.

Ich habe keine Zeit mehr.
 

„Ich kann dir nicht sagen, ob es ein Heilmittel gibt...“, spricht er langsam und fast vorsichtig.
 

Wut ergreift mich und schüttelt meinen Körper in großen Wellen. Ich schmecke das Blut von meiner aufgeplatzten Lippe, die immer leidet, wenn ich meine spitzen Eckzähnen nicht unter Kontrolle habe. Doch kurz bevor ich ihn anbrüllen will erhebt er abermals das Wort:
 

„Es gibt keine Gewissheit, aber es gibt Gerüchte...“
 

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Er ist überall. Seine Aura nimmt mich ein. Sein Youki fechtet einen wilden Kampf mit meinem Reiki um die Führung. Ich kralle mich an ihn. Ungezügelt zerre ich ihm den Haori vom Leib, während er mit einer gleichen Ungeduld mir meinen Yukata wortwörtlich zerfetzt. Es ist, als wären wir völlig ausgetrocknet, geschwächt in einer Wüste in der nur der andere den nötigen Durst löschen kann. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so gefühlt zu haben.
 

Ich fahre mit den Händen über seine muskulösen Arme, die sich seitlich an meinen Körper abstützen. Der Schein der Schwäche, der vorher noch auf ihm lastete scheint vergessen. Jetzt ist da nur noch das tiefe, dunkle Dämonische, welches meinen Körper in Flammen hüllt. Seine Klauen wandern bedrohlich über meine Haut während seine Fangzähne schier zaghaft an meinen Brüsten entlang streifen. Das darauf folgende Feuerwerk in meinem Inneren ist kaum in Worte zu fassen.

Meine Finger krallen sich in seine silberne Mähne, während ich mich seiner reizenden Folter hingebe.

Er knurrt auf und ich wage es kurz meinen Blick auf ihn zu heften.

Seine Augen treffen mich mit einem tiefen Rot, welches das leuchtende Blau seines Sehlochs umhüllt.

Und plötzlich stehe ich nicht nur Sesshoumaru gegenüber, sondern auch Ihm.

Seinem inneren Dämon, dem Monster, welches ich schon so häufig zu fürchten gelernt hatte.

Sein Youki knistert um seine Erscheinung, scheinen in Wellen auf mich einzubrechen und mich aufzusaugen. Diese Art der Dominanz übersteigt die Sesshoumarus bei weiten. Ich kann kaum atmen, mich nicht bewegen, so übermächtig ist diese spezielle Liebkosung der Kreatur vor mir.
 

„Ah“, entfährt es mir keuchent, während ich die Augen in Form der totalen Reizüberflutung schließen muss.
 

Nicht zu glauben, dass dieses Biest mich jemals derartig empfängt, mich nicht mit seinen spitzen Klauen aufschlitzen will und mich mit seinem giftigen Speichel zugrunde richten möchte. Es ist alles so absurd, fast lachhaft. Und dennoch kann ich nichts anderes empfinden als tiefe Rührung und Zuneigung. Sein Wesen sollte mich abschrecken, aber das tut es nicht. Nein, ich habe mich selten wohler, mich selten sicherer gefühlt als in diesem Augenblick.

Sanft lächle ich.

Kaum merklich öffnet er daraufhin seine Augen etwas weiter in tiefem Unglauben.

Doch darauf kann ich nur noch breiter lächeln.

Langsam hebe ich die Hand und lasse sie an seine Wange gleiten, streiche mit dem Daumen darüber, als wäre er etwas kostbares und filigranes, welches man unter keinen Umständen zerbrechen sollte.

Er knurrt, doch klingt es ganz anders, als zuvor.

Deutlich spüre ich den Hund tief in seinem inneren meine Liebkosung erwidern, indem er hauchzart den Kopf in meine Hand fallen lässt. Seine Gefühle schlagen auf mich nieder. Ich lasse sie vordringen, mich einnehmen, bis ich lautstark schlucken muss. Das alles ist für ihn ebenso neu und beängstigend, wie für mich.

Es macht überhaupt keinen Unterschied.

Wir machen überhaupt keinen Unterschied.

Schlich und ergreifen sind wir gleich. Egal ob Dämon oder Mensch. Das hier. Diese Gefühle empfinden wir beide.
 

Bestürzt ziehen sich meine Augenbrauen zusammen, ehe ich mich vorsichtig erheben.

Die Scharm um meinen unbedeckten Körper ist vergessen.

Allein dieser Augenblick zählt.

Er rührt sich, zuckt vor meinem ihm unbekannten Vorhaben zurück. Sein Aura flackert unruhig.

Doch ich lasse ihm nicht die Möglichkeit zur Flucht, stemmen meine Arme doch zart gegen seine Brust.

Behutsam setze ich mich auf seinen Schoss, spüre augenblicklich seine Erregung an meiner, während ich nun unbeirrt meine Hände um sein Gesicht schließe. Er lässt mich zögernd gewährend, schließt sogar seine messerscharfen Krallen um meinen Rücken.

Sein Rot trifft auf mein Braun. Ich hoffe inständig, dass Kizuna mich ihn beruhigen lässt, mein Vertrauen ihm vermittelt und ihm klar macht, dass er keineswegs alleine ist. Nicht alleine in diesen Umständen.

Der Körper des Daiyoukais pulsiert und ich vage vorsichtig den nächsten Schritt.

Ich umschließe mit meinen Beinen seinen Rumpf, senke meinen Blick auf seinen Hals und beuge mich hinab, mit den Lippen auf seiner Haut. Dann wage ich mich zu saugen. Seine Haut schmeckt nach Wald und Freiheit. Ich kann nicht leugnen, dass es mir gefällt. Die Welle der Erregung befällt mich und zieht mich abermals in einen tosenden Strudel. Als seine Krallen besitzergreifend meinen Hintern packen und ihn enger an seine Erregung schieben entgleitet mir ein wohliges Seufzen. Diesmal liegt kein Stück Stoff zwischen uns. Die Vorstellung allein lässt mich fast der Unmacht nahe kommen.

Er drück meinen Rücken an seine Brust und ich bäume mich nach oben auf. Er nutzt meine offene Angriffsfläche und verliert sich erst in meinem Hals, dann an meiner Brust mit vorsichtigem Knabbern.

Kaum zu glauben, wie sanft der Lord sein kann...

Seine flache Atmung passt sich meiner an und kurz treffen mich seine leuchtenden Augen.

Die unausgesprochene Frage dahinter überrascht mich, hätte ich doch niemals geglaubt, dass er meine Zustimmung zum finalen Unterfangen verlangt.

Ich blicke ihn an und schließe dann hingebungsvoll meine Lider, während ich meine Brust noch enger an seine reiben.
 

Kami, sein Körper versengt meinen gerade zu.
 

Er hebt meine Hüften an, positioniert sich an meinem Eingang.

Die Ungeduld scheint mich gleich in Fetzen zerreißen zu wollen.
 

Wo genau ist meine Angst hiervor nochmal gewesen?
 

Dann bohrt er sich langsam in mich. Das Gefühl in meinem Unterleib lässt mich Sterne sehen.

Das Stöhnen aus meiner Kehle scheint nicht von der Person zu kommen, für die ich mich normalerweise halte. In voller Ekstase schließe ich fest die Augen und genieße dieses fremde, dennoch so ergreifend, erotische Gefühl, welches über mich hinweg rollen. Nichts hiervon scheint dem zu gleichen, was er mit mir in den heißen Quelle damals getan hat. Da ist keine Zurückhaltung, keine Angst und auch kein Schmerz. Nur dieses pure Kribbeln…
 

Als wenn mein Körper es schon jahrelang tun würde bewegt er sich von selbst. Auf und ab und immer schneller. Entzückt lausche ich dem schnellen Atem des Youkais und steigere so dieses bebende Gefühl in meinem Unterleib. Seine Pracht in mir fühlt sich göttlich an. Er reibt mich, führt mich immer weiter dieser Empfindung entgegen, nach der ich mich so sehne.

Seine Krallen schneiden mir in meinen vor Schweiß nassen Hintern, doch es zügelt keineswegs die Lust in mir.

Mit einem Ruck schmeißt sich der Daiyoukai nach vorne, wodurch seine Männlichkeit noch viel tiefer in mich gleitet.
 

„Ah, Sess…Sesshoumaru.“
 

Auf dem Rücken liegend beuge ich mich ihm entgegen, kralle meine Zehen in den Futon unter mir und berste fast unter seinen kräftigen Stößen.

Mein Mund öffnet sich zu einem Schrei, doch kein Laut entringt dieses Mal meiner Kehle. Allein meine Fingernägel bohren sich in den Rücken des mächtigen Hundes, als mich die berühmte Welle der Erlösung erreicht.

Gleichzeitig bohren sich die Fangzähne des Daiyoukai tief in meinen Hals und lassen mich aberwitziger weise meine Erregung noch tiefer spüren. Dann zuckt sein Körper verräterisch und er stoppt in seinem Tun. Schwer atmend geben wir uns einen Moment, verarbeiten die Gefühle, das Pochen unserer geschundenen Körper. Es gibt mir etwas Zeit mich zu sammeln. Kizuna unterdrückt die aufkommenden Zweifel meiner freiwilligen Aktion, doch kann dieses Band nicht gänzlich verhindern, mich zu fragen, ob ich jetzt wirklich das Richtige getan habe. Mein Gefühl sagt mir ja, mein Kopf wehrt sich immer noch. Doch es ist nicht zu ändern. Also…

Mich überkommt eine Entspannung, welche ich schon lange nicht mehr gespürt hatte und ich kann nicht verhindern eine tiefen Atemzug zu nehmen und die Luft kurzzeitig in meinen Lungen einzuschließen, ehe ich diese wieder hinaus stoße, zusammen mit allem, was ich bis dato nicht los lassen konnte. Der innere Kampf ist vorbei. Kizuna hat gewonnen und ich bin in irgendeiner weise froh darüber, diesen Zwiespalt nicht noch weiter führen zu müssen.

Nein, der Kampf ist beendet, wenn auch nicht zu meinen Gunsten.

Doch das spielt jetzt keine Rolle mehr.

Ich fühle mich gut.
 

Langsam löst der Hund seine Fänge aus mir und ich verziehe kurzzeitig das Gesicht. Als er sich aufrichtet schlucke ich unwillkürlich. Seine Augen lodern vor Leidenschaft. Ein einmaliger Anblick.

Er bewegt seine Hüfte und mir entgleitet ein ungewolltes, jedoch mehr als gutgesinntes Stöhnen.
 

„Glaub nicht, dass ich schon fertig mit dir bin.“, spricht er rau und dunkel, sodass es auf meiner Zunge hingebungsvoll prickelt.
 

Er senkt seinen Kopf zu meinen Brüsten und beginnt von neuem seine süße Folter...

Befangen

Ein fremder Geruch weckt mich aus meinen traumlosen Schlaf. Ich blinzle mehrmals, um die Müdigkeit gänzlich aus meinem Leib zu vertreiben. Die Sonne dringt durch die Papierwände und lässt mich nur erahnen, dass es bereits Mittag sein muss. Ein Umstand, der an Wichtigkeit für mich verloren hat. Hier spielt Zeit keine Rolle.

Jeder Tag ist gleich.
 

Doch die vergangene Nacht...
 

Als ich mich rühre bemerke ich erst jetzt die dicke Futon Decke auf meinen nackten Körper. Meine Finger fahren über meinen Hals, hinab zu meinen Brüsten, ehe ich mich von meiner seitlichen Lage auf den Rücken gleiten lasse und die Decke des Zimmers in Gedanken anstarre. Meine Hand liegt entspannt auf meinen Bauch, während ich in mich hinein horche.
 

Ich brauche einen Moment, um mich zu sammeln.

Um diesen wilden Scherbenhaufen auf zu sammeln und zu ordnen.
 

Bringen Scherben nun Glück oder Pech?
 

Sesshoumaru ist nicht hier und das ist auch gut so. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich erstmal alleine verbringen darf, um das Chaos in meinem Kopf zu sortieren. So werde ich nach dieser Nacht plötzlich in Erinnerungen gezogen, die mir klar machten, wie es überhaupt zu all dem kommen konnte. Wenn ich vor meinen inneren Auge die Szene abspiele, wie sich seine Klaue zum allerersten Mal um mein Handgelenk schloss, kann ich immer noch das tiefe Kribbeln spüren, welches meinen Körper damals schüttelte. Seine weit geöffneten Augen waren ein Anblick gewesen, den ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie an ihm gesehen hatte.
 

Wie viele Wochen sind wohl seit jenem schicksalhaften Tag vergangen?
 

Fünf oder gar sechs?
 

Ich weiß nicht ob ich stolz sein kann, meinen Widerstand solange gegen Kizuna geführt zu haben, oder aber, ob ich enttäuscht sein sollte letzten Endes doch gescheitert zu sein…
 

Mein Atem wandert tief in meine Lungenflügel, ehe ich ihn lange und gleichmäßig wieder ausstoße.

Verdammt, es bringt nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen.

Jetzt ist es eh zu spät.

Viel wichtiger ist es, wie es nun weiter gehen soll.
 

Ich weiß unweigerlich, welche Bedeutung hinter dem Allen auf mich warten wird. Eine Zukunft mit dem Hanyou ist mit dieser Nacht so weit in die Ferne gerückt, wie die Chance, das Geschehene jemals rückgängig machen zu können. Nicht ein einziges Mal ist mir sein Gesicht die letzten Tage vor Augen getreten. Nicht einen einzigen Gedanken habe ich die vergangene Nacht an ihn verschwendet.

Ich habe mich vor diesem Tage gefürchtet.

Und nun ist er an mir vorbei gezogen, wie längst überfälliges Blatt am Baum, welches zu Boden segelt. Meine Gefühle für den Daiyoukai haben die des Hanyou überschattet, mich vergessen lassen, was ich wirklich wollte.

Ein Leben.

Mit Inu Yasha.
 

Frustriert balle ich die Hand und presse sie an meine Stirn, versuche die Tränen eisern zu unterdrücken.

Es bringt eh nichts...

Verdammt, verdammt, verdammt!

Du kannst nichts mehr daran ändern.
 

Als ich mich zur Seite wende, mich zusammenrolle, wie zu einem kümmerlichen Knoll, gleichwie ich mich fühle erhasche ich den Geruch mit dem ich eben noch die Augen aufgeschlagen hatte.

Ich löse meine Anspannung und schnuppere an den Kissen, welche meinen Kopf geradezu einbetten.

Zitternd atme ich die angehaltene Luft aus und kralle meine Nägel in den seidigen Stoff. Der Geruch des Hundedämons lullt mich ein, stimmt mich ruhig und versucht den aufkommenden Frust beiseite zu streichen. Ich weiß Kizuna meint es nur gut und ich weiß, dass es mir jetzt leichter fallen sollte.

Doch verdammt, gerade jetzt nur diesen einen Moment gebe ich mich dem Gefühl der tiefen Reue hin.

Egal wie sinnlos es auch ist, egal wie aussichtlos.

Nur noch einmal, ein letztes Mal möchte ich mir ausmalen, was alles möglich gewesen wäre, wäre diese Nacht nicht eingetreten.

Meine Familie, meine Freunde, Inu Yasha.

All das hätte eine Zukunft haben können, auch wenn die Chancen dafür noch so gering wären. Doch mit dem hier… das ändert alles.

Als mein Herz fast zu zerplatzen droht, löse ich den Druck und lasse den Tränen freien Lauf, während mich plötzlich eine Müdigkeit überkommt, die ich gerade jetzt mit mehr als nur geöffneten Armen empfange…
 

.

.

.
 

Der große Standspiegel in Sesshoumarus Zimmer ist überwältigend. Doch kann auch er mit all seiner Pracht meine Erscheinung nicht ansehnlicher gestalten. Das Gesicht in dem Spiegel erscheint mir fremd. Auf traurige, sowie seltsame Weise.

Ich kann nicht verhindern die gemischten Gefühle in mir nicht zur Schau zu tragen, zugleich ich den Eindruck bekomme, mich durch diese Nacht wesentlich verändert zu haben.

Ich fühle mich... erwachsener?

Ja, so würde ich es ausdrücken.

Ich bin mir nur nicht sicher, ob es auf die positive oder negative Seite fällt. Meine Unschuld als Miko habe ich unweigerlich verloren und auch der Spiegel bestätigt mir, dass nichts von der reinen, frommen Priesterin, die ich eins war übrig ist. Nackt steh ich hier, die Haare wirr, die Nippel aufgerichtet, noch immer geprägt von der letzter Nacht. Hier kann keine Rede von Unschuld mehr sein. Mein damals 15-jähriges Ich würde mich wahrscheinlich entgeistert anblicken. Ein Umstand der mich leicht melancholisch stimmt, aber von nun an nicht zu ändern ist.

Ich wandere mit meinen Augen abwärts und widme mich nun dem wohl Unvermeidlichen. Ich habe mir nie viel aus meinen Körper gemacht, doch nach letzter Nacht komm ich nicht umhin, mich mit einigen Frage auseinander zu setzten:

Haben meinen Brüste die richtige Größe?

Sind meine Beine schmal genug?

Bin ich überhaupt schön?
 

Ich kann es nicht richtig beurteilen. Gegenüber Sango weiß ich, dass ich schlanker bin, doch sie hat eine viel betontere Figur, als ich. Das liegt wohl hauptsächlich an ihrem Ganzkörper-Kampfstil. Pfeil und Bogen sind da weniger förderlicher für das Äußere.
 

Doch generell vermag ich daraus jetzt nicht sagen zu können, ob dem Daiyoukai gefällt, was er sieht. Ich habe nie einen weiblichen Dämon nackt gesehen, geschweige denn abschätzen können, welche Figur in Hinblick auf den Hund am angebrachtesten wäre. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, weiß ich ziemlich wenig über den Hund. Hatte er bisher überhaupt Interesse für das anderen Geschlecht gezeigt?

Wahrscheinlich nicht, sonst, so wie ich es verstanden habe, wäre Kizuna nie entstanden.
 

Aber, und soviel steht fest, kann ich nach dieser Nacht wenigstens behaupten, dass unsere Körper zusammen passen, fast schon harmonieren.
 

Das kurze Aufflammen an Erinnerung jagt mir einen Schauer über den nackten Rücken.

Ja.

Ja, es war gut.

Es war sogar verdammt gut und ich kann keineswegs mehr behaupten, dass ich es nicht wollte.

Verflucht und wie ich es wollte.
 

Ich schlucke schnaubend diese kleine Schwärmerei hinunter und ermahne mich nach Beherrschung. Statt nun meinen kleinen Fantasien weiter Beachtung zu schenken gleitet mein Blick abermals gezielt zum meinem Spiegelbild.

Im hellen Licht schimmert meine Haut in einem leichten, sanften Sandton. Doch das Bild wird immer wieder von einzelnen Blessuren gestört.

Gerade an Armen und der Hüfte zeichnen sich deutlich hellgelbe und dunkelblaue Flecke von meinem eigentlichen Haut Ton ab. Ganz abgesehen davon, dass der Herr anscheinend ab und an seine Krallen nicht einfahren konnte. Jetzt, wo ich mich deutlicher betrachte, sieht es so aus, als hätte sich eine übergroße Katze an mir ausgetobt.
 

Ach herrje.
 

Stöhnend beuge ich mich hinab, ignoriere dabei meine schmerzenden Glieder und hebe meinen Yukata auf. Gerade als ich beginne mir das satinähnliche Gewand um den Körper zu binden, schiebt sich hinter mir die Tür auf. Ich halte erschrocken in meinem Tun inne und blicke durch den Spiegel hinter mich.

Mein Herz beginnt wild zu schlagen und treibt mein Blut eine Spur zu schnell durch meine Venen.

Sesshoumaru steht erhaben in Türrahmen.

Seine Mimik verrät wie immer nichts, als er mich mustert.

Doch alleine dieser Umstand ist mir so neu, dass ich genauso, wie er seine Gestalt betrachte. Es ist, als würden wir uns gegenseitig zum ersten Mal wirklich wahrnehmen, uns wirklich für den anderen interessieren und wir uns untereinander bestätigen, dass trotz dieser völlig verkehrten Umstände alles in Ordnung ist.

Ich muss unweigerlich zugeben, dass mir diese neue Ebene, die ich mit ihm erreicht habe, als angenehm empfinde. Es fühlt sich an, als habe er mich etwas mehr auf seine Augenhöhe heran gezogen.

Sogleich mir dieser Umstand bewusst geworden ist, empfinde ich Erleichterung, schon fast Freude. Zögernd nehme ich meinen normalen Atemrythmus ein und locker die Schultern. Trotzdem ist mir sein plötzlich mehr als intensiver Blick an mir etwas peinlich.
 

Fahr runter, Kagome, es ist schließlich nicht so, als er wäre er jetzt hin und weg von dir.
 

Ich schnaube, ziehe die Augenbrauen skeptisch zusammen und hoffe, ihm damit eine Reaktion zu entlocken.

Er schiebt daraufhin lediglich die Tür hinter sich zu und betrachtet mich weiterhin stumm, ohne seine Mimik zu ändern. Auch Kizuna scheint mir nicht willig zu signalisieren, was in dem Lord vor sich geht.
 

Das ist doch albern.
 

Ich wende den Blick, möglichst ohne mir meinen Frust anmerken zu lassen ab und widme mich meinem Obi. Einen Moment später spüre ich seine Präsents genau hinter mir. Meine Hände beginnen zu kribbeln und ich brauch all meine Konzentration, um ihn zu ignorieren.

Bei Kami, das kann doch nicht wahr sein.

Werde ich jetzt jedes Mal so nervös, nur weil wir es getan haben?
 

Unerwartet unterbrechen seine Klauen mein wilde Herumgefummelt an meiner Kleidung, wodurch ich unweigerlich zusammen zucke. Ihn Haut an Haut zu spüren ist immer noch ein Umstand, an den ich mich gewöhnen muss.
 

"Äh", entgleitet es mir somit wenig geistreich, doch er greift immer noch ohne ein Wort bisher verloren zu haben, meinen Kragen und streift den Stoff von meiner Schulter.
 

„Hey, das… das kann doch nicht dein Ernst sein…“, beginn ich stotternd und total überfordert mit der Situation. Dieser perverse Hund will doch nicht etwas schon wieder…
 

Doch entgegen all meiner Vorstellungen starrt er nur ausdrucklos durch den Spiegel auf meine deutlichen Blessuren, die nun zum Vorschein treten.

Scheinbar direkt umhüllt mich seine leicht schwingende Aura zusammen mit einem deutlich bitteren Geschmack auf meiner Zunge.

Ich betrachte ihn einen kurzen Moment, bereue schon fast meine kleinen Ausbruch.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn einmal so missverstehen würde…
 

„Halb so wild. Es tut nicht weh.“, mummle ich betreten.
 

Ich weiß zu gut, dass er sich nie bei mir entschuldigen würde, doch zeigt er mir dennoch seine Art von Sorge auf eine Weise, die nur ich klar deuten kann.

Wir wissen beide, dass er dies nicht zu Schau stellen müsste, dennoch hat er es getan, was die Bedeutung umso großer werden lässt.

Als ich spüre, dass sein Missfallen nicht abklingt neige ich lächelnd den Kopf zur Seite, um ihm abermals mein Wohlwollen zu vermitteln.

Doch im nächsten Moment wird mir mit dieser Aktion etwas ganz anderes bewusst.

Ein Schimmern, hauchzart in einem sanften Lila Ton, nur bei direktem Lichteinfall überhaupt erkennbar. Zögernd hebe ich die Hand und führe sie zu meinem Hals, an der sich dieser kleine Halbmond abzeichnet. Inmitten ich sogar eine leichte Erhebung an dieser Stelle spüre bestätigt sich mir meine anfangs gedachte Halluzination. Ehrfürchtig gleiten meine Nägel über dieses kleine Symbol und ich kann nicht verhindern Sesshoumarus Stirn kurz vergleichsweise dagegen zu betrachten.
 

„Du gehörst jetzt offiziell an meine Seite.“
 

Ich nicke kommentarlos, doch innerlich korrigiere ich seinen Satz grummelnd, so wie er es wohl eigentlich ausdrücken wollte:

Du gehörst jetzt offiziell mir!
 

Er glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich seinen dominanten Unterton überhört habe.
 

Als sich die Schiebetür ein weiteres mal ohne Vorwarnung öffnet besinne ich mich wieder und richte meinen Yukata. Zwei Diener mit diversen Speisen betreten das Zimmer und stellen die kleinen Tische mit den Köstlichkeiten vor den Futon.

Fragend blicke ich zum Dämon.
 

„Iss.“
 

So, so.
 

Ich weiß nicht, ob ihm bewusst ist, dass Frühstück im Bett bei Menschen unter die Kategorie Romantik fällt, doch da er weder das Essen selbst gemacht hatte, noch die Speisen persönlich zu mir brachte, fällt diese Tat wohl eher unter die neuen Privilegien, die mir als offizielle Gefährtin nun zustehen.

Trotzdem lässt die Vorstellung mich kurz schmunzeln.

Der Daiyoukai lässt sich von meiner neuen Gefühlswelle scheinbar nicht stören und lehnt sich gelassen an die Feuerstelle neben den Futon. Die Fackel darin ist gänzlich runtergebrannt und erinnert nur noch mit einem kleinen verkohlten Stück Holz an eine Zeit vor dieser Nacht.
 

Und ich drifte wieder ab…
 

Erst als mein Magen ungeduldig knurrt, setzen sich meine schweren Gliedmaßen in Bewegung.

Beim Essen vermeide ich einen Blick auf ihn, weiß ich doch immer noch nicht, wie wir mit der jetzigen Situation eigentlich genau umgehen sollten.

Was für eine genauere Bedeutung hat das Ganze wohl für ihn?

Ja sicher, durch die Markierung ist für alle jetzt mehr als deutlich, was für eine Position ich in diesem Palast einnehme. Aber abgesehen davon müsste er doch auch etwas fühlen oder?

Ja, sicher, es ist an sich nur Sex, auch wenn es für mich mein erstes, richtiges Mal war.
 

Aber…
 

Nein.
 

Ich betrachte den Dämon kurz, während ich etwas von meiner Misosuppe zu mir nehme.

Dieser Dämon ist trotz seiner äußerlichen, jungen Erscheinung bereits mehrere hundert Jahre alt.

Für ihn ist es sicher keine Besonderheit, nichts Nennenswertes.

Die körperliche Hingabe hat letztendlich schlicht und ergreifend nur dieses Band besiegelt.
 

Es spielt für ihn keine andere Rolle.
 

Mit Sicherheit nicht.
 


 


 

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„Gerüchte?“
 

Der Baum brummt zustimmend, unfähig seinen großen, mächtigen Kopf neigen zu können.
 

„Die Gerüchte halten sich schon viele Jahrhunderte hartnäckig, aber bisher gab es keine Vorkommnisse, welche diese eindeutig belegen oder widerlegen.“
 

Ich überlege kurz, wiege die Möglichkeiten ab. Es steht außer Frage, dass ich Kagome irgendein unnötiges Risiko aussetzten werde, nur um diese sogenannten Gerüchte zu prüfen. Doch falls es wirklich einen Weg geben sollte, sie von meinem Bruder los zu reißen muss ich es wenigstens versuchen, so weit es geht.
 

„Erzähl mir davon.“
 

„Nun, viel kann ich dir nicht berichten, meine Wurzeln reichen durch das ganze Land, aber auch ich habe Grenzen. Es scheint mir, als wenn dieses Gerücht von einem Ort stammt, den ich nicht vermag zu bewalden.“
 

Ich runzle deutlich spürbar die Stirn, verstehe nicht genau, worauf er hinaus will, was das für ein Ort bitte sein soll.
 

„Wie lauten diese Gerüchte?“
 

Meine Stimme wird lauter.
 

„Es scheint, dass es Wesen gibt, welche Kizuna aufheben können. Deinem Vater habe ich ebenfalls davon berichtet.“, spricht er in einer Ruhe, die ich nie besitzen werde.
 

„Was hat er darauf hin unternommen.“
 

Ich kann es mir fast denken, doch gleichzeitig hat mich die Neugier, in eine dicke Schlinge gezogen.
 

„Ich habe gehört, dass er es versucht hat.“
 

Ich weite in tiefer Überraschung die Augen, während sich mein Mund unglaublich öffnet.

Was?

Das ist nicht das, was ich vermutet habe.
 

„Aber, wie...? Ich meine… verdammt… ich stehe schließlich vor dir.“
 

„Ja diese Tatsache ist mir bewusst.“, er zieht leicht, fast schon arrogant eine seiner Augenbrauen in die Höhe.
 

Doch seine Verspottung kann er sich schenken.

Mein Blut beginnt bereits zu kochen.
 

„Einige Berichte sprechen für die Wirkung, in einigen, wie die deines Vaters dagegen.“
 

„Verdammt.“
 

Ich balle die Hände zu Fäusten und verkrampfe meinen Kiefer.
 

Ich habe mit Antworten gerechnet.

Mit Ja und Nein.

Und verdammt nochmal, ich war auf alles vorbereitet. Egal wie tief die Angst auch war, auf eine Aussage zu stoßen, die mich für immer von der Schwarzhaarigen trennen würde.
 

Doch verdammt, das hier ist tausendmal schlimmer als jede noch so beschissene Eindeutigkeit.
 

Ich spüre schon jetzt, wie mich die Ungewissheit innerlich zerreißt…
 

So ein Dreck!

Miteinander

Ein paar Tage später überkommt mich plötzlich eine große Unruhe zusammen mit einem Gefühl der Unzufriedenheit. Zudem nehmen mich eindringlicher Kopfschmerzen seit dem Morgen gefangen. Zerknirscht fasse ich mir an den pochenden Schädel.

Doch wo sich niemand sonst weitere Gedanken um diese Spannungen machen, es wahrscheinlich auf einen schlechten Tag oder die falsche Ernährung schiebt würde, weiß ich aus einem inneren Impuls heraus, dass etwas falsch an dem Ganzen ist. Ich fühle mich zwar nicht wohl in dem Palast, doch diese starke Rastlosigkeit wäre zu viel des Guten. Kopfschmerzen zeigen sich bei mir eher als Dröhnen des Schädels, diese sind jedoch, wie ein tiefes Stechen in die Schläfen.

Allein die Unzufriedenheit wäre ein Umstand der ganz alleine bei mir nicht ins Gewicht gefallen wäre.
 

Doch so…
 

Mich beschleicht eine gewisse Vorahnung, was oder viel eher wem ich diese hartnäckigen Reizbarkeiten zu verdanken habe. Zögernd mache ich mich auf den Weg und erspähe schon bald die Aura des Daiyoukais. Er ist alleine in seinem Arbeitszimmer. Nicht ungewöhnlich.

Ich öffne die Tür ohne Vorwarnung, weiß ich doch genau, dass er mich bereits gerochen hat.

Seine Person sitzt an einem kleinen Tisch inmitten des Raumes. Sein Kopf ist fast schon nachdenklich auf seine Hand abgestützt, während er mit der anderen ein paar Zeilen auf Papier schreibt. Er blickt nicht einmal auf, als ich die Tür hinter mir schließe.

Stumm betrachte ich ihn kurz und nehme die deutlich verkrampfte Haltung wahr, die sich wie ein gespanntes Gummiband um ihn gelegt hat.

Sein Youkai flackert verärgert.

Ich mustere ihn noch einen Moment ausgiebig.

Nach meinen Erwachen in seinem Räumlichkeiten habe ich ihn nur noch flüchtig gesehen, da ich , Kami sei Dank, jetzt nicht zwangsläufig das Bett Nacht für Nacht mit ihm teilen muss. Es ist mir gestattet in meinem Teil des Palastes zu bleiben. Eine Vereinbarung, die er selbst vorgeschlagen hat. Ich kann immer noch nicht genau sagen, was ihn dazu bewogen hat.

Aber ich bin froh darum.

Meine Augen fahren flüchtig über sein Gesicht, als müsste ich sein Erscheinungsbild noch einmal in mich aufnehmen, um meine Erinnerung immer frisch zu halten.

Sein Wesen hat sich während meiner stummen Beobachtung nicht verändert.
 

Ich bin mittlerweile schlau genug zu wissen, dass er mir nicht verraten wird, was ihn so derart unruhig stimmt. Mehr als einmal hat er mir deutlich gemacht, dass mich seine politischen Angelegenheiten nichts anzugehen haben. Typisch für das Mittelalter. Ich kann mich nicht einmal beschweren und will es auch gar nicht. Je weniger ich mich in irgendwas einmische, desto weniger Schwierigkeiten habe ich. Doch die Tatsache, dass er für meinen Wesenszustand verantwortlich ist, ist nach seiner Erscheinung unabdingbar. Ich weiß, es gibt nicht viele Sachen, die ich tun kann und noch weniger ist mir überhaupt erlaubt. Doch wir sind aktuell alleine. Ich kann nur hoffen, dass mir somit etwas mehr Spielraum zur Verfügung steht. Vor allen, da er mich nun offiziell zu seiner Gefährtin genommen hat…
 

Gezielt führen mich meine Schritte hinter den besagten Lord und nach minimalem Zögern knie ich mich hinter seinen breiten Rücken. Zögernd schiebe ich seine Mähne über seine Schulter nach vorne. Das Gefühl von dieser flüssigen Seide zwischen meinen Fingern erhellt mein Gemüht jedes Mals. Behutsam wandern meine Hände nun über seine Schulterblätter, fahren in gemächlicher Routine über seine gespannten Muskeln. Das Gewand fühlt sich angenehm seidig unter meinen Fingern an, doch meine Augen liegen viel mehr auf dem Stück Haut, welches sein Hals mir präsentiert.
 

Es ist das erste Mal seit dieser Nacht, dass ich ihn von mir aus berühre.

Das erste Mal, dass ich seine Haut spüren möchte und mich nach seinen Berührungen sehne.
 

sehne?
 

Ich bemerke, dass sowohl ich als auch der Daiyoukai plötzlich, wie erstarrt sind.
 

Erst dann begreife ich, dass nicht ich es bin, die sich dieser Gewissheiten bewusst geworden ist.
 

Nein.
 

Es waren seine Eingebungen…
 

Ein leisen Geräusch welches ich damit assoziiere, dass er den Stift hat sinken lassen holt mich aus meinem lautlosen Staunen.

Zufrieden stelle ich fest, dass er anfängt sich zu entspannen, diesen Zustand hin nimmt und sich darauf einlässt.
 

Es ist wohl die beste nonverbale Möglichkeit ihm Erholung zu schenken, ohne ihn dabei in seiner Autorität zu untergraben.
 

Ja vielleicht. Bis auf...


 

Noch ehe Kizuna diesen Gedanken weiter fort führen konnte und sich dadurch meine Wangen sichtbar röten können, packt der Daiyoukai mein Handgelenk und zieht mich über seine Schulter auf seinen Schoss. Mein erschrockener Aufschrei bleibt mir im Halse stecken als er meine Kehle mit seinen Lippen in Beschlag nimmt. Jeglicher Rückhalt ist seit unsere Nacht scheinbar vergessen. Deutlich umhüllt mich sein herbe Geruch gepaart mit einem animalischen Streicheln seiner Aura. Stromschläge rasen durch meinen Körper und ich erstarren. Gleichzeitig scheinen umso schneller Fragen durch meinen Kopf zu schießen, die sich unweigerlich mit diesem unglaublichen Kribbeln auftun:
 

Wird es sich jedes Mal so anfühlen, wenn er mich berührt?
 

Fühlt es sich vielleicht nur so berauschend an, weil Kizuna uns beeinflusst?
 

Ergeht es ihm ähnlich, wie mir, angezogen von dem anderen, wie ein unüberwindbarer Magnet?
 

Zu mindestens scheint eines sicher:

Eine einfache Schultermassage scheint ihm wohl heute nicht zu genügen.

Uns beiden nicht.

Jeglicher Sinn, sich dem zu widersetzten ist eh hinfällig. Und noch weniger kann ich es abstreiten, wie gut es sich anfühlt.
 

Ich lächle und lasse mich seufzend auf sein Liebesspiel ein.

Die Unruhe und der anhaltende Ärger verschwinden mit jedem fallenden Kleidungsstück...
 

.

.

.
 

“Kagome-sama”
 

Ich schrecke aus meinen Tagträumen, in welche ich unbemerkt gefallen bin hoch und suche instinktiv den Blickkontakt zu der Quelle dieser Störung.

Azumi mustert mich kritisch, ehe sie ihre vollen Lippen zu einer immer noch dicken Linie

zieht und die Arme vor ihrer üppigen Oberweite verschränkt.
 

“Es scheint mir, Ihr seid mit den Gedanken wohl ganz woanders.”
 

“Entschuldige.”
 

Ihr Blick fällt kurzzeitig auf meinen Hals, begutachtet, sowie alle Anderen heute auch den kleinen Sichelmond, der ungeniert auf meiner Haut prangt.
 

“Es freut mich zwar”, ihre Stimme hört sich nicht gerade erfreut an, “aber solltet Ihr euch

nicht zu sehr von euren Liebesangelegenheiten gefangenen nehmen lassen.”
 

Liebesangelegenheiten?
 

Sie blickt mich herausfordernd an, wartet scheinbar, dass ich ihr zu Kreuze krieche, dafür,

dass sie mich für solches Verhalten ermahnen muss.

Doch bei dem Gedanken muss ich lediglich grinsen, was sie augenscheinlich aus der Bahn

wirft. Ihre schön geformte Augenbraue zuckt mehrmals vor steigendem Ärger in die Höhe.

Ich greife nach meinem Tee und unterbreche den Blickkontakt.
 

“Das sagt mir genau die Richtige.”
 

“Wie meint Ihr das?”
 

Selbst aus ihrer Stimme, die leicht bebet ist ihr Zorn sichtbar. Doch auch Verunsicherung

schwingt mit.

Ich nehme einen kurzen Schluck von meinem Tee und lasse sie bewusst zappeln.

Ihre blauen Seen nehmen mich in die Zwickmühle.
 

“Ich hatte nicht vor, es zu erwähnen oder mich gar einzumischen, aber…”
 

“Das ist auch nicht nötig. Da gibt es nämlich nichts, um was es sich zu kümmern gibt!”,

unterbricht mich ihre kräftige Stimme, die eine Intensität ausstrahlt, wie es der Rest ihrer

Erscheinung bereits tut.
 

“Sieht das Naoki-dono genauso?”
 

Man merkt, wie die Atmosphäre im Raum schlagartig umkippt. Ihre vorher noch vor

Wut bebende Erscheinung sackt in sich zusammen, wie die Schokotorte, die ich damals

meiner Mutter zum Geburtstag gemacht hatte.

Ihre Augen nehmen mich prüfend ins Visier, suchen den Bluff hinter meiner Aussage, doch

ich nippen lediglich wissend an meinem Tee und halte Ihrem Blick unbeeindruckt stand.

Es war mir bereits seit längerem aufgefallen, wie die beiden Dämonen sich schon fast

auffällig in der Gegenwart des Anderen aufführen. Vielleicht entgeht es jemanden, wie

Sesshoumaru, der für sowas wahrscheinlich eh kein Auge hat, doch einem Menschen, wie ich es bin, sind solche, von Gefühlen gefüllte Indizien nicht entgangen. Was zuerst den Anschein von einer deutlichen Abneigung annahm, entpuppte sich als das genaue Gegenteil. Nicht um sonst heißt es wohl: Was sich liebt, das neckt sich.

Ein kurzer, viel zu schneller und scheuer Blick hier, eine etwas zu langer Körperkontakt da

und die viel zu steifen und verkrampften Gesprächsfetzen untereinander haben völlig

ausgereicht, um die Beiden zu entlarven.
 

Azumi wendet wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt von sich au den Blick ab und errötet.

Nervös streicht Sie sich über den Oberarm. Man kann geradezu hören, wie ihr Hirn nach

einem Ausweg aus dieser peinlichen Lage sucht.

So etwas ist sie wohl nicht gewöhnt.

So etwas hat sie wohl nicht erwartet.

Etwas Mitleid mit ihr habe ich schon.
 

“Lord Tadashi-sama kommt also ursprünglich aus dem Takayama-Gebirge.”, beginne ich

langsam, nachdem ich mich geräuspert habe.
 

Mein Blick sucht den ihren, versucht ihr zu vermitteln, dass es ok ist, nicht darüber zu reden.
 

Wir sind schließlich nicht mal Freunde.
 

Es braucht meine gesamte Konzentration, um bei diesem Gedanken meine Augenlider nicht

niedergeschlagen sinken zu lassen. Mir wird abermals bewusst, wie sehr die Einsamkeit

mich an diesem Ort bereits gefangen genommen hat. Ich vermisse meine Freunde

schrecklich.
 

“Ja… richtig.”, holt sie mich zögernd zurück.
 

Sie blickt mich kurz noch etwas verwundert an, ehe sie eine der Pergamentrollen nimmt und

mir unnötigerweise auf einer Karte den Ort vermittelt. Als sie sich über den Tisch beugt

bemerke ich ihre veränderte Körperhaltung. Eindeutig entspannter.
 

Sie erklärt und erklärt, während ihre Augen immer wieder zu mir huschen, mich taxieren und

prüfen. Ich beginne langsam zu bereuen, dieses Thema angeschnitten zu haben.

Wird das jetzt die ganze Zeit so laufen?

Ich stöhne leise auf und hoffe, sie wird es auf die, mir ziemlich lästige Unterrichtsstunde schieben.
 

“Also, wenn ich das richtig verstehe, dann...”
 

“So ist es nicht.”
 

Ich blicke auf. Durch die Nähe kann ich ihren leicht nach Zimt riechenden Geruch wahrnehmen.
 

“Hm? Was meinst du? Du sagtest doch gerade...”
 

“Ich meine, das mit Naoki-dono.”
 

Ihre Nasenspitze rötet sich bei Nennung seines Namens.
 

“Ich bin nicht seine Gefährtin… oder Liebende.”, spricht sie offen und deutlich, während sie gleichzeitig ihre Hände knetet.
 

“Ja, das dachte ich mir. Zu mindestens nicht offiziell.”
 

Mein Finger fährt um den Rand der Teetasse. Sie blickt mich an und scheint mich abermals

abzuschätzen. Ich lächle ihr zu, bin teilweise erleichtert darüber, dass ich es schaffe selbst

hier einem Dämon zu überraschen, schlichtweg sprachlos zu machen. Solche Momente

zeigen mir, dass wir uns eigentlich doch gar nicht so sehr voneinander unterscheiden.
 

Von wegen alles gefühlskalte Monster…
 

“Es scheint, als stände etwas zwischen euch. Aber, dass ihr einander mögt ist

unübersehbar.”
 

Sie spannt ihre Mundwinkel vor Scham zusammen, derweil sich die Röte um ihre Nase

ausbreitet.
 

“Wir… Es ist kompliziert.”
 

Ich nicke.
 

“Wo ist es das nicht?”
 

Kommt dir dieses Gespräch nicht bekannt vor?
 

“Ist…”, kurz zögere ich, ob ich wirklich fragen sollte, doch nach einem kurzen Blick in ihre

leicht neugierigen Augen fasse ich neuen Mut, “... es euch nicht gestattet, zusammen zu

sein?”
 

“Der Lord würde dies sicher nicht akzeptieren.”
 

Kurz runzle ich die Stirn, da mir wirklich nicht beim besten Willen einfallen würde, was

diesen Eisklotz an Emotionen bitte daran stören sollte. Sind die beiden einem jeweils Anderen

versprochen? Steht es dem Hauptmann nicht zu sich eine Frau zu nehmen?
 

“Der Lord war nie ein Freund von Gefühlen. Er würde dies als Ablenkung empfinden. Jedenfalls ist Naoki-dono davon überzeugt. Er hat sich mit allem, was er hat Sesshoumaru-sama verpflichtet.”, beantwortet sie meine mir im Gesicht geschriebene Frage. Ihre Miene verzieht sich bei dem letzten Satz in eine leicht enttäuschte Schnute.
 

“Sein Bedenke dazu sind gerechtfertigt.”, spreche ich vorsichtig.
 

Sie blickt bei meinen Worten ernüchternd zur Seite.
 

“Aber so, wie ich euch beide beobachten konnte stellt sein aktuelles Verhalten eine wahrscheinlich viel größere Ablenkung für ihn dar. Wären die Verhältnisse zwischen dir und Naoki-dono geklärt, würde er sich sicher mehr auf seine Aufgaben konzentrieren können. Ich denke Sesshoumaru würde mir zustimmen.”
 

Ich hoffe es zu mindestens.
 

Sie nickt kurz, steckt jedoch mit den Gedanken immer noch tief in Überlegungen feste,

sodass ich geduldig warte, bis sie bereit ist diese mit mir zu teilen. Nach einem kurzen

Moment stützt sie ihre Wange mit einem tiefen Seufzen auf in ihre Handfläche ab.
 

“Wenn das doch nur das einzige Problem wäre…”, flüstert sie fast schon kaum hörbar für

mich.

Doch noch mehr als ihre Worte fesseln mich ihre Augen, die mit einem Mal so viel

Traurigkeit preisgeben, wie ich sie bei Azumi nie für möglich gehalten hätte. Mein mehr als

nur leicht vorhandener Beschützerinstinkt ist geweckt, ringt um die Führung gegen meine Unsicherheit. Ich weiß, das das hier bereits so viel mehr ist, als ich von der Schlangenfrau zu erwarten hätte. Diese Zugeständnisse sind für die, offensichtlich Menschen verabscheuende Youkai eine harte Überwindung gewesen.

Egal.

Alles oder nichts.
 

“Azumi-san, es wird…”
 

“Zurück zum eigentlichen Thema.”, unterbricht sie mich plötzlich mit einer Härte in der

Stimme, die mich schlucken lässt. Der Moment der Vertrautheit, der Moment einer

annähernden Freundschaft scheint plötzlich, wie eine Seifenblase zerplatzt zu sein. Ihre Gestalt streckt sich nach oben, verdrängt damit die kümmerliche, traurige Gestalt und erschafft ein Trugbild aus Stärke und Disziplin.

Ich lehne mich zurück und setzte eine möglichst ausdruckslose Mimik aus, ehe ich nicke.
 

Es wäre auch zu schön gewesen...
 

.

.

.
 


 

Einen Tage vor dem Daisho erfasst mich ein unendlich großes Tief. Das Ereignis mit der Schlangenyoukai hat meiner geschundenen Seele doch mehr zu schaffen gemacht, als ich mir zuerst eingestehen wollte. Die kurzeitige Hoffnung, in diesem trotzlosen Dasein doch noch wenigstens eine Vertraute zu finden, wurde so schnell wieder im Keim erstickt, wie sie gekommen war.
 

Und es macht mich fertig…
 

Mittlerweile ist mir nur allzu schmerzlich bewusst, dass mein zukünftiges Leben genau so aussehen wird.
 

Einsam, verachtet und mit Falschheit umgeben.
 

Und nichts, rein gar nichts kann ich momentan daran ändern.
 

Allein die Vorstellung mich morgen mit vier weiteren verächtlich dreinblickenden Augenpaaren messen zu müssen lässt mir die Galle hoch steigen. Wenn alles schief läuft, werde ich den morgigen Abend nicht einmal erleben…
 

Wohl eher, wenn alles gut läuft…
 

Ich schüttle den Kopf, versuche diese zutiefst dunklen Gedanken zu vertreiben, die versuchen wollen mich über den Rand der Klippe meiner Selbst zu stoßen. Es kommt nicht häufig vor, dass mir solche Sachen durch den Kopf schießen. Doch wenn es passiert, dann macht es mir eine Heidenangst.

Meinen Tod herbei zu sehnen ist an sich das Letzte, was ich vorhabe.

Das wäre einfach nicht ich.

Doch auf der anderen Seite scheint es mir, als wenn diese anhaltenden Depressionen mich allmählich vergessen lassen, wer ich überhaupt bin, wer ich überhaupt noch sein will…
 

Zudem warte ich bereits seit mehreren Wochen auf eine Antwort meiner Freunde. Der Brief, den ich an sie geschrieben hatte müsste das Dorf doch schon längst erreicht haben. Doch bisher kam in keiner Weise irgendeine Reaktion. Jaken sagte mir, das Inu Yasha zum Zeitpunkt, in der der Kappa der kleinen Rin einen Besuch abstattete, nicht da war. Über die anderen konnte er mir nichts sagen. Er hat den Brief der alten Kaede gegeben.
 

Doch bisher…. Nichts…
 

Die Ungewissheit gekoppelt mit meinen schrecklichsten Fantasien überfallen mich, begleiten mich die letzten Tage auf Schritt und Tritt.
 

Ist ihnen vielleicht etwas zugestoßen?
 

Ist das Dorf etwa in Gefahr?
 

Vielleicht hat Inu Yasha sich auch dazu entschlossen mein Schreiben gänzlich zu ignorieren. Eine Ablehnung meiner Person scheint mir mehr als verständlich, schließlich bin ich jetzt die Gefährtin seines Halbbruders.
 

Eine weitere Vorstellung tat sich auf, als ich letzte Nacht träumte.

Der Hanyou in den Armen einer anderen liegt.

Nicht Kikyou, sondern einer Wildfremden.
 

Immer noch bringt dieses Bild mein Herz vor Frustration zum beben. Gleichzeitig lache ich schon fast, als mir die Ironie dieser ganzen Situation bewusst wird.
 

Was bitte habe ich für ein Recht eifersüchtig zu sein?

Genau, keines!

Mehr als nur ein bisschen sollte ich mich freuen, falls der Hanyou das Glück finden sollte mit einer Anderen zu leben. Er hätte es von allen am meisten verdient. Somit richtet sich das noch am Anfang aufkommende Missfallen dieses Traumes schnell gegen mich und meinem unglaublichen Egoismus.

Weil es mir nicht vergönnt war, dieses Glück zu finden, an das ich jahrelang festgehalten habe.

Nur wegen einer klitzekleinen, falschen Berührung.

Und jetzt soll der Hanyou dafür büßen?

Wie kann ich nur?
 

Doch solche Gedanken scheinen mich nun mehrmalig zu überrollen, seit ich gänzlich die übrige Reinheit einer Miko abgelegt habe.
 

Bin ich überhaupt noch rein?

Kann ich mich überhaupt noch eine Miko nennen?
 

Als sich mein Margen mit einem lauten Grummeln meldetet lege ich mir reflexartig die Hand auf den Mund.

Mir ist so verdammt schlecht.
 

Meine ansteigende Hysterie wird mit einer aufgestoßenen Tür unterbrochen und ich blicke verwirrt und erschrocken in das leicht zornige Gesicht des Daiyoukais.
 

Ich habe ihn nicht kommen bemerkt?
 

„Schluss damit.“
 

Seine Hand pfeffert die Tür hinter sich zu, während sich seine Person dabei noch eine Spur straffer aufrichtet. Ich weiß genau worauf sein Zorn beruht, doch kann ich nicht einfach diese aufkommende Gefühlswelt hinunterschlucken, nur damit ich ihn damit nicht belästige.
 

„Bitte“, flehe ich leise und schlucke meinen Stolz runter. Heute ist es mir egal, ich will nur meine nagenden Ungewissheit beseitigen. Ich brauche irgendetwas, an das ich mich klammern kann, von dem ich Energie schöpfen kann, um das alles hier irgendwie zu bewältigen.
 

„Ich will nur wissen, ob es meinen Freunden gut geht.“
 

Seine strammen Schritte die durch meine Räumlichkeiten führen lassen mich nervös schlucken.

Sein Youki schert aus und versucht mein Reiki einzukreisen. Während ich entsetzt nach Luft schnappe beugt er sich hinab und öffnet die erste Sicht meiner Kimonos. Ich weiche zurück, doch vor dem Daiyoukai ist diese Aktion zwecklos. Schneller, als ich den nächsten schockierten Atemzug tätigen kann presst er meinen Unterleib an seinen und pinnt meine Arme über meinen Kopf an den Boden. Sein Vorhaben ist eindeutig.
 

„Bitte“, flehe ich dieses mal lauter und hoffe inständig, dass Kizuna mich unterstützt. Doch anstatt sich aktiv ins Geschehen einzumischen lehnt sie sich zurück und beobachtet stumm.
 

„Nein.“
 

Der Lord öffnet die nächste Schicht und ich knirsche verzweifelt mit den Zähnen, versuche mich aus seinem eisernen Griff zu befreien. Ich hätte genauso gut versuchen können die Freiheitsstatur von New York an zu heben. Einfach ausweglos...
 

„Sesshou…“, doch ich werde im selben Augenblick unterbrochen, indem der Hundedämon mir zwei seiner Krallen blitzschnell in den Mund schiebt und damit, gleich einer stummen Drohung über meine Zunge fährt.

Seine Finger schmecken nach Eisen … und Sex.
 

Oh.


 

Kizuna klimpert entzückt mit den Wimpern.

Mir steigt die Galle noch etwas höher.
 

Sesshoumarus schnauben holt mich au meiner Schockstarre. Als ich meinen Blick fokussiere und seine Augen stumm betrachte erhasche ich einen Hauch von Zufriedenheit und Selbstlob. Sein Wesen spricht schon geradezu spöttisch zu mir: „So ist es gut.“

Er weiß ganz genau, dass ich kämpfe, dass es mir schwer fällt, mich ihm entgegen zu stellen. Schließlich durfte ich mehr, als einmal in den Genuss seiner sinnlichen Erscheinung kommen. Mehr als einmal kosten, von einer Seite, die nur mir gehört.
 

So berauschend…


 

Er beugt sich hinab und beißt mir behutsam durch den restlichen, dünnen Stoff in meine Brustwarze. Mir entfährt ein dumpfes Wimmern, während ich versuche die aufkommende Lust zu zügeln. Doch Kizuna regt sich plötzlich mit einer derartigen Ungeduld, die mich schlichtweg überfordert.

Ich bettle innerlich um ihre Gunst.

Doch als Antwort erhalte ich nur ein Stöhnen, welches mir entfährt, als der Lord über meinen Bauch hinab leckt und den letzten Kimono somit beiseite streicht.
 

Ah.

Verdammt.
 

Der Frust ringt mit dem tiefen Verlangen in meinem Körper in einem mehr als eindeutige enden Krampf.
 

Du weißt, dass es sinnlos ist.


 

Mein Körper erschlafft bereits, während mein Verstand noch immer versucht die Führung zu halten.
 

Aussichtlos.


 

Ich kneife die Augen zusammen und gebe meinen Widerstand auf, weiß ich doch genau, wie machtlos ich bin. Der Daiyoukai stoppt kurz, richtet sich auf und rührt sich kurzzeitig nicht. Auch wenn meine Augen geschlossen sind, spüre ich sein Wesen mich ruhig taxieren. Ich zucke zusammen, bei der plötzlichen Berührung seiner Zunge auf meine Wange.

Erst da bemerke ich, dass ich weine.
 

Doch er kann nicht verhindern, dass sich die salzige Flüssigkeit auch weithin einen Weg nach draußen bahnt, während mein Körper sich dem seinen nun bereitwillig entgegenstreckt....

Anspannung

Eine kräftige Böe erfasst mein Haar und peitscht es mir so stark ins Gesicht, dass es einer Ohrfeige gleich kommt.

Es soll mir nur recht sein.

Es passt durchaus zu der tiefen Unzugänglichkeit, die mit Sesshoumarus Aktion ihren Höhepunkt fand. 

Es war wahrscheinlich seine Absicht mein Gemütszustand zu beruhigen.

Leider fehlt ihm dafür die nötige Empathie, um zu erkenne, dass er es mit seinem groben, rücksichtlosen Handeln nur schlimmer gemacht hat. Selbst Kizuna hat hier wohl ihre Grenzen. 

Der kurze, durchaus süße Moment, der unser Zusammensein hervor gebrachte hat, ist nur ein kleines Flämmchen im Vergleich zu der unendlichen Freudlosigkeit, die schlagartig zurückkehrte, sogleich sich der Lord von mir abwandte. 

 

Ich schnaube, während ich mich in Gedanken abermals ermahne, mich nicht zu bemitleiden. 

Es geht mir schließlich gut. 

Ich habe eine Behausung, bekomme genug zu essen und werde die meiste Zeit gut behandelt. 

Ich trage schöne Kleidung, bin nun offiziell Gefährtin von einem der mächtigsten Dämonen überhaupt und genieße das Privileg mit Respekt geachtet zu werden.

Ja.

Genau.

Mir geht’s gut.

 

Innerlich könnte ich mir auf die Zunge beißen.

 

Als der Wind meine Füße streift ziehe ich die Knie enger an meinen Körper, um der Kälte zu entkommen. Der kühle Verandaboden, auf dem ich sitze verschafft mir mit Sicherheit eine Blasenentzündung, doch halte ich es momentan einfach nicht in meinem kleinen Luxusgefängnis aus. Es fühlt sich an, als wenn die frische Brise das Einzige wäre, was mich spüren lässt, noch zu leben. Meine Gedanken kreisen weiter, wieder in eine Richtung, die so dunkel und unbekannt für mich ist, dass es mir unwillkürlich schlecht wird. 

Schon wieder.

Meine Finger wandern in meinen Umhang und ich betrachte kurz darauf das kalte Kleinod, welches mein Leben möglicherweise für immer ändern könnte. 

 

Wenn ich doch nur hundertprozentige Gewissheit hätte…

 

Meine Hand schließt sich um das Tongefäß, während ich frustriert mit der Zunge schnalze und den Kopf auf meine Knie sinken lasse. Die restlichen Sonnenstrahlen des Tages kitzeln meine Nase, vermögen es jedoch keineswegs meine Stimmung zu erhellen. Eher das Gegenteil. Es bedeutet nur, das die Ankunft der Lords und der Beginn des Daisho näher rückt. Heute Abend ist es so weit. Und mir fehlt jegliche Ruhe, um mich darauf vorzubereiten. Wie auch? 

 

Das hier alles ist doch eh der reinste Witz…

 

Allein das Leben in diesem Palast gleicht dem reinsten Theaterstück:

Diener passieren meinen Weg, doch sind sie nicht Teil meiner Welt. Sie gehen an mir vorbei, verbeugen sich, arbeiten monoton ihre Aufgaben ab, ehe sie wieder verschwinden. Doch all das hat nichts mit mir zu tun. Ein unberührtes beieinander Leben, ohne Kommunikation, Interesse, Liebe. Selbst wenn ich mich aktiv darauf einlasse, vermag Kizuna gerade keine Gefühle, Bilder oder Gedanken des Trostes übrig zu haben. Meine Lippen öffnen sich ein Spalt, als sich der Druck in meinen Augen schlagartig erhöht und die salzige Spur ihren Lauf nimmt. Zitternd nehme ich meine Lippen zwischen die Zehnen, während sich meine Augenbrauen in einem verzweifelten Ausdruck schräg nach oben zusammen ziehen. Meine Gedanken reißen mich mit, ziehen mich in einen Fluss, aus dem es momentan kein entringen zu geben scheint. Es wäre auch nicht nötig gewesen. Gerade jetzt lasse ich mich schon fast friedvoll mitziehen. Der Wind spielt immer noch mit meinem Haaren, gibt mir noch mehr das Gefühl fortgerissen zu werden.

Und ich wünsche mir nichts Sehnlicheres, als dass es wahr wäre.

Während meine Finger unruhig über die kalte und raue Oberfläche des Töpfchens streichen, schließe ich noch einmal kurz die Augen und sammle mich. Dann umschließe ich schließlich den kleinen Korken, der das Innere des Gefäßes vor der Außenwelt verschließt.  

 

 

„Kagome“

 

In völligem Unglauben öffnen sich meine Augen schlagartig und werden von dem hellen Weiß des Schnees geblendet. Das Rauschen des Windes kehrt so plötzlich in mein Bewusstsein, dass ich mich kurz orientieren muss. Verwirrt blinzle ich, neige meinen Kopf jedoch schon ruckartig der Stimme zu und erstarre im selben Moment.

 

Das ist ... eine Illusion, oder?

 

„Inu ...Yasha...?!“

 

Fast hätte ich vergessen zu atmen, mich zu rühren. Würde der Wind nicht weiter an meinen Kleidern reißen und mir die Kälte in die Glieder treiben, würde ich das hier immer noch für einen Traum halten. Sein tief roter Haori sticht aus der unberührten weißen Landschaft so stark hervor, dass es scheint, als würde er regelrecht leuchten. Erst als er zögernd einen Schritt nach vorne macht und der Schnee unter lautem Knirschen seines Gewichts nachgibt bricht der Moment.

 

Und dann hält uns nichts mehr.

 

Ich springe auf die Beine, während er sich nach vorne lehnt und zum Sprung ansetzt. Innerhalb eines Augenschlags steht er vor mir und mein Herz scheint mir schier aus der Brust brechen zu wollen. Ich zögere keine Sekunde und schmeiße mich ihm in die Arme.

Als ich seinen Körper gegen den meinen spüre lass ich den Gedanken endlich zu, dass das hier kein Traum ist.

 

Er ist hier.

Oh, Kami.

 

Ich klammere mich schon fast verzweifelt an ihn, genieße das Gefühl ihm endlich wieder nahe sein zu dürfen und sauge seinen Duft genießerisch in mich auf. Erst da wird mir bewusst, wie lange ich ihn nicht gesehen und wie sehr ich ihn wirklich vermisst habe.

 

„Du bist hier.“

 

Mein kurzer Satz endet in einem Schluchzen, gefolgt von vielen Tränen, die sich nicht aufhalten lassen wollen. Fassungslos über mein Glück presse ich mein Gesicht in sein Feuerrattenfell. Seine Arme drücken mich so fest an seine Brust, dass ich kurz glaube keine Luft mehr zu bekommen. Doch selbst dann würde sich meine Freude nicht trüben lassen. Ich verschlucke mich leicht, als ich anfange zu lachen, schlichtweg immer noch fassungslos über mein Glück. Er lehnt sich zurück und schaut mir mit seinen bernsteinfarbenen Augen beunruhigt in die meinen. Dann dreht er sich mürrisch zur Seite.

 

„Du weist ich kann dich nicht weinen sehen.“

 

Ich lache erneut und streiche mir die feuchte Spur beiseite. Dabei erinnere ich mich an das kleine Töpfchen, welches ich hastig in meinen Kimono zurückschiebe.

 

„Aber ich freue mich so. Ich meine... Was machst du denn hier? Wie geht es den Anderen? Wieso habt ihr nicht auf meinen Brief geantwortet?“

 

Meine Stimme überschlägt sich leicht und ich streich mir verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr.

 

Beruhig dich, Kagome.

 

„Ihnen geht es gut, soweit ich das weiß. Ich war lange nicht im Dorf gewesen und weiß nichts von einem Brief. “ Er blickt mir entschuldigend entgegen.

 

„Ah.“, spreche ich und man merkt mir meine sofortige Unsicherheit an. Allein dafür hätte ich mich schlagen können. 

 

Der Hanyou nickt, scheint mit den Gedanken kurz woanders, ehe er leicht den Kopf schüttelt und die Schultern straft.

 

Nanu, was hatte das denn jetzt zu bedeuten?

 

Noch bevor ich meine Frage an ihn richten kann ergreift er bereits das Wort:

„Sesshoumaru hat mich rufen lassen.“

 

Ich stutze unwillkürlich und mein breites Grinsen verschwindet restlos.

Bitte, wie?

Die Augen des Hanyous scheinen jedoch nicht zu scherzen, als ich den Witz in ihnen suchen wollte. Dennoch verschwindet mein Unglauben nicht.

 

„Was?“, verlange ich im nächsten Moment eine Erklärung.

 

Der Hundehalbdämon verzieht den Mund.

 

„Aber er hat natürlich nicht gesagt wieso. Er meinte lediglich, das ich hier bleiben und auf dich aufpassen soll.“

 

Er zuckt ratlos mit den Schultern und schnaubt eingeschnappt, während ich leicht fassungslos vor mich hin starre. 

Kann es wirklich sein… ist es möglich, dass der große Daiyoukai etwas…?

Es erscheint mir mehr als unmöglich, dass der Hundedämon tatsächlich auf meinen Vorschlag eingegangen ist und so schnell gehandelt hat. Nach unserem Gespräch hätte ich nicht ernsthaft noch gedacht, dass er meinem Vorschlag nachkommen würde. Es war schließlich auch mehr als offensichtlich, dass ich diesen Wunsch auch in meinem eigenen Interesse ausgenutzen wollte. Es wäre eine ideale Gelegenheit gewesen, endlich den Hanyou wiederzusehen, Gesellschaft zu haben und der Einsamkeit wenigsten einige Zeit lang den Rücken zu kehren. 

 

„Oh “, entgleitet es mir daher nur leise von meinen Lippen, als ich das ganze erstmal langsam auf mich wirken lasse. Der Daiyoukai hat wohl doch die eine  oder andere ganz nette und vernünftige Seiten. Ich hätte viel mehr damit gerechnet, dass er seinen Halbbruder nur über seine Leiche in seinen Palast lässt. Ganz der stolze Lord, wie er eben leibt und lebt eben.

 

„Kagome“

 

Der Hanyou holt mich schlagartig aus meinen Gedanken, als er seine Stimme an mich richtet und dabei meine Hand ergreift. Kizuna rührt sich plötzlich aus ihrem Dornröschenschlaf und überschüttet mich mit leichtem Unwohlsein.

 

Aha. Sie ist also doch noch da...

 

Trotzdem ziehe ich meine Hand nicht aus seiner und blicke ihn stattdessen lieber konzentriert in seine Augen, um das Gefühl auszublenden. Seine goldenen Irden sehen mich besorgt an.

 

„Wovor soll ich dich beschützen? Ich meine… mein Halbbruder ist kein Schwächling.“

 

Ich nicke ihm wissend zu und ziehe ihn jedoch erstmal mit mir mit, weil mich die Kälte nun fast gänzlich einzuhüllen scheint.

 

„Weißt du“, beginne ich zu erzählen, während ich die Türen hinter uns zu schiebe.

 

„Dein Bruder wird hier eine Zusammenkunft ausrichten, bei der Menschen verboten sind.“

 

„Doch nicht etwa das Daisho? Ist es denn schon wieder so weit?“

 

Inu Yasha wirbelt herum und ich erhasche abermals seinen beruhigenden Geruch. Doch sein Kommentar lässt mich verwirrt blinzeln, ehe ich wissend die Luft aus meinen Lungen stoße. Die Tatsache, dass er um ein Vielfaches älter ist, als ich es bin vergesse ich ganz gern ab und an. Manchmal ertappe ich mich dabei, gänzlich zu übersehen, dass er kein Mensch ist.

Ich räuspere mich und hol mich selbst aus meinen Gedanken, bevor ich ein weiteres Mal darin tief zu versinken drohe.

 

„Es ist nicht auszuschließen, dass die Situation für mich gefährlich werden könnte. Darum hab ich vorgeschlagen, dass du auf mich aufpassen könntest.“

 

Verlegen wende ich meinen Blick der Decke zu, finde es im gleichen Moment jedoch mehr als kindisch von mir. Er weiß schließlich, wie ich für ihn fühle.

 

Oder gefühlt habe.

  

 

Ich schlucke den Gedanken so schnell runter, wie ihn Kizuna in meinen Kopf gesendet hat. Das hier ist sicher jetzt nicht die Zeit trüber Erscheinungen. Ich habe den Hanyou so lange nicht gesehen und ich will nichts mehr, als diesen Moment zu genießen. Wer weiß schon, wann sich mir das nächste Mal die Gelegenheit bieten wird solch eine wahre Freude empfinden zu dürfen. Gerade wirkt der Halbdämon auf mich, wie ein kleiner Lichtfunke in meinem etwas tristen und düsteren Leben. Ich grinse leicht, als ich mich an etwas aus meiner Kindheit erinnere, welches mir bis dato gar nicht bewusst gewesen ist: „Du lernst die Dinge erst wirklich schätzen, wenn sie dir nur selten und in kleinen Maßen geschenkt werden.“, spricht mein Großvater mit erhobenen Finger, während er mich eindringlich mustert. Es ist schade, dass ich ihm nicht persönlich sagen kann, dass ich seinen Satz von damals nun ziemlich gut verstehen kann. Mein Mundwinkel zuckt kurz unter diesem ironischen Umstand.

 

„Kagome“

 

Ich zucke zusammen, als mich der Hanyou nun schon zum zweiten Mal aus meinen Gedanken reist. Gleichzeitig ärgere ich mich darüber, dass ich seinen Anwesenheit mit Tagträumerein vergeude. Diese Angewohnheit, die sich während meines Aufenthalts hier jedoch wie Sekundenkleber an mich geheftet hat, lässt sich nur schwer unterbinden.

 

„Entschuldige“, ich räuspere mich hilflos.

 

„Wie geht’s es dir?“

 

„Was meinst du? Mir geht’s gut.“

 

Das kam eindeutig zu schnell. Ein Blick in die Augen des Hanyous bestätigen mir meinen Fehler.

 

„Du weist was ich meine, Kagome. Ich meine... Wie geht es dir hier?“

 

Er untermauert sein Frage, indem er mit der Hand um sich herum deutet. Dabei spricht sein leuchtendes Gold bereits in voller Weisheit, scheinen meine Antwort bereits zu kennen und warten nur noch auf eine Bestätigung meinerseits. Doch alles was ich instinktiv tue, ist mir auf die Lippen zu beißen.

Wieso?

Was will er schon tun, wenn ich ihm meine Sorgen und Ängste vor seine nackten Füße werfe. Er kann mich weder hier raus holen, noch mich von dem Band befreien.

 

Also tu ich das einzig Richtige.

 

„Mir geht’s gut, Inu Yasha, wirklich.“

 

Die Worte sind wie Feuer in meiner Kehle.

 

Wieso zwingst du mich auch dazu, du Trottel?

 

Ich hoffe das mein Lächeln meine Augen erreicht. Ich wende meinen Blick nicht ab, um zu überprüfen, ob er meine Lüge schluckt. Ich kann ihm deutlich seine Skepsis ansehen, sehe seinen Widerwillen in seinem Blick wild umher schlagen. Seine kleinen Hundeohren zucken, während die Kralle seines Daumens lauernd über seine verkrampften Fingerknöchel fährt. Dann holt er einmal tief Luft.

 

„Kagome, ich...“

 

„Kagome-sama, entschuldigt die Störung“, spricht es plötzlich von der anderen Seite der Schiebewand. Durch das flackernde Licht von draußen erkenne ich Naoki.

Inu Yasha spannt sich an.

 

„Kommt rein, Naoki-dono.“

 

Die Silhouette erhebt sich aus seiner knienden Position und schiebt die Trennwand beiseite. Naoki blickt erst mich und dann mit einem Hauch Schärfe in den Augen zu dem Hanyou. 

Ich schnaube abfällig. Immer das Gleiche mit diesen vollwertigen Dämonen...

 

„Was gibt es so Dringendes?“

 

Aus dem Augenwinkel sehe ich Inu Yashas Ohren nervös zu mir zucken. Er kennt diese offensive Ausdrucksweise von mir nicht. Kein Wunder. Wir haben uns fast fünf Monate nicht gesehen. Und ich musste in dieser Zeit schnell lernen, wann es besser ist, sich nicht anmerken zu lassen, dass man nur ein Mensch ist...

 

Naokis Schultern straffen sich.

 

„Es ist Zeit sich fertig zu machen. Die Lords werden in kürze eintreffen...“

 

 
 


 

 

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Die Anspannung sitzt mir spürbar im Nacken. Auch wenn ich bereits vom Daisho gehört habe, so ergab sich aufgrund meines Blutstatus natürlich nie die Möglichkeit daran teil zu nehmen. 

Um ehrlich zu sein wollte ich das auch nie. 

Noch mehr als einen von der Sorte meines Bruders kann ich ganz sicher nicht gebrauchen. Vollwertige, reine Dämonen, die auf einen runter blicken und sich für was Besseres halten. 

 

Ja.

 

Genau so etwas bringt mein Blut zum kochen. 

 

Aber so sehr ich auf meinen Stolz, als Hanyou baue, so bin ich ganz sicher nicht dumm genug mich freiwillig gleich vier  Daiyoukais zu stellen. Und bei meiner großen Klappe würde es unvermeidlich zum Kampf kommen.

 

Ich beiß die Zähne zusammen und blicke mich ausgiebig in dem großen Saal um. Alles ist sauber hergerichtet. Große Tische laden zum beisammensitzen ein, geschmückt mit ziemlich teuer aussehenden Bodenkissen. Dienerinnen sind fein gekleidet und halten Sake und andere alkoholische Getränke bereit. Meine Nase kribbelt, als sie irgendwo, die leckeren Speisen ausmachen kann.

Es ist wirklich alles vorbereitet. 

Allein Kagome kann ich in dem Trubel nicht ausmachen. Auch mein Bruder ist noch nicht hier. Unruhig tippe ich mit meinen Schuhen auf den Boden. 

Ja, Schuhe.

Dieser Clown von einem Drachenyoukai hat mich ebenfalls umziehen lassen. Mein Feuerrattenfell wird nun verdeckt von einer Rüstung, die der von Sesshoumaru nahe kommt. Meine Haare wurden nur äußerst wiederwillig von eine Dienerin hoch gebunden. Für die Schuhe brauchte der verdammte Drache alle seine Überredungskünste. Doch als ich schließlich fertig gekleidet war hat er nur zufrieden genickt und murmelte dann: „Unverwechselbar, die Ähnlichkeit...“

Ich weiß nicht ob er damit Sesshoumaru oder gar meinen Vater meinte...

 

Plötzlich flüstert eine der Dienerinnen etwas zu ihren Kolleginnen und plötzlich erfüllt Spannung den Saal. Alle laufen sie zur Tür und schieben die großen Türen beiseite, bis der Vorhofe komplett frei zu besichtigen ist. Fackeln erhellen den Weg, der sonst durch den einbrechenden Abend in Dunkelheit getaucht wäre. 

Der Drache tritt neben mich. 

 

„Sie kommen.“

 

 

Ja, verdammt.

Ich spüre es bis in die Knochen. Sämtliche Alarmsignale die mein Körper zur Verfügung stehen werden von meinem dämonischen Blut aktiviert. Ich schlucke den kleinen nicht unscheinbaren Klos an Nervosität hinunter und ermahne mich stramm zu stehen. Ich bin nie ein Mann von Eleganz und Anmut gewesen, oder gar gutem Benehmen. Und in der Regel ist es mir relativ egal, was andere von mir halten. 

Doch wenn ich jetzt meine trotzige, sture Seite zum Vorschein bringe, stellt das nicht nur mich allein in ein schlechtes Licht. Sesshoumaru hat mir bereits bei meiner Ankunft mehr als deutlich gemacht, was auf dem Spiel steht. Eine solche Ernsthaftigkeit habe ich selten bei ihm gesehen. Und dennoch geht er das Risiko ein, mich dabei zu haben. 

Einen Hanyou. 

Ein Skandal an sich. 

Doch diese Tatsache verdeutlich mir, wie besorgt er um Kagomes Sicherheit ist.

 

 

Meine Nase bemerkt sie, bevor meine Augen sie gefunden haben. Durch eine Schiebetür tritt erst mein, wie immer, ausdrucklos wirkender Bruder.

Gefolgt von ihr. 

Mein Mund öffnet sich vor Überraschung.

Hätte ich meine extrem feine Nase nicht, hätte ich sie glatt nicht erkannt.

Kagome ist gekleidet in mehreren dicken Schichten an Kimonos. Ihr Haar ist kunstvoll zusammen gesteckt, geschmückt mit allerlei Haarschmuck. Allein ein paar Strähnen fallen ihr über die Brust. Möglichst anmutig schreitet sie hinter meinem Bruder her, den Kopf gehoben, den Blick starr nach vorne geprägt von einer Strenge und Ernsthaftigkeit, die mich bereits bei unserem Aufeinandertreffen überraschte. 

Von der jungen, tollpatschigen Frau von damals ist fast nichts mehr übrig. 

Ich weiß nicht ob ich es bedauern oder bewundern soll. Ich weiß nur, dass sie bildschön ist und ich es kaum schaffe meinen Blick von ihr ab zu wenden. Sie erinnert mich an meine Mutter, gehüllt in Seide, elegant wie eine Hime.

 

Trommeln unterbrechen mein Starren und lassen mich hinaus in die Dunkelheit blicken. Diener und Offizieren durchqueren durch die Tore. Dann fällt mein Blick auf einen grünhaarigen Mann, von dem ich nicht sagen könnte, welche Eigenschaft am intensivsten auf mich wirkt: Seine dominant verbreitende Dämonenaura oder aber sein absolut widerwertiger und irreführender Gestank nach weichem Fell und toten Mäusen. Seine Brust trägt er stolz herausgeplustert, in seinem Gesicht prangt ein schmieriges und überhebliches Lächeln. 

Fast alles an ihm schreit mir innerlich zu: Mistkerl. 

Kein Zweifel, das ist der Herrscher des Ostens und aller Katzen. 

Lord Fusakeru.

Sein Blick richtet sich zu Sesshoumaru, jedoch mit deutlich sichtbarem Augenhuschen zu Kagome. Ich stoße mich von der Wand hinter mir ab und geselle mich möglichst unauffällig an Kagomes Seite. Ihre mit Verwunderung gefüllten Augen mustern mich kurz, während sich meine dagegen warnend in die der Katze festbeißen. Ich kann deutlich sehen, wie sich seine Mimik mit leichtem Spott füllt und er sich erst die Lippen leckt, ehe er geräuschvoll mit der Zunge schnallst. 

Ja.

Eindeutig ein Arschloch.

 

Der zweite Lord folgt kurz darauf. Er ist große und breit gebaut. Seine Kleidung zeugt nicht gerade sehr die, von einem Lord. Ähnlich, wie Koga trägt er hauptsächlich Fell mit einer großen, mit Zacken versehenen Rüstung. Als Waffe verwendet er einen Art Hammer. Sein Auftritt ist ohne jegliche Machtverdeutlichung. Eine Eigenschaft, der ich sofort zugetan bin. Auch wenn er im Großen und Ganzen, bis auf eine Größe einen eher unscheinbaren Eindruck macht, lass ich mich nicht täuschen. Seine dämonische Aura ist kaum zu ignorieren. 

Unverkennbar handelt es sich hierbei um den Lord der Bären, Lord Tadashi.

 

Zu guter Letzt folgt der Dritte. Meine Nervosität findet mit ihm seinen Höhepunkt und lässt mich kaum noch genügen Geduld sammeln ihn abschätzend zu betrachten. Das wohl auffälligste an ihm ist seine hochnäsige Haltung. Möglichst elegant schreitet er voran, bestückt von einem feinen Kimono, welcher durch die fehlende Rüstung voll zur Geltung kommt. Lediglich ein schmales Schwert baumelt an seiner Hüfte. Seine Haare glänzen im Licht der Fackeln, als wäre es aus purer Seide. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ihn für ein Weib halten. Sein abartiges Parfum macht es nicht besser. Dennoch strahlt auch der Lord des Südens, Lord Fukutsu, Herr der Kraniche, eine Macht aus, die mich schlucken lässt.

Als alle drei Herrscher nach vorne treten und stumm zu Sesshoumaru hinaufblicken tritt Naoki an mir vorbei.

 

„Seid willkommen.“, wendet er sich mit lauter Stimme an alle Gäste.

 

„Lasst das Daisho nun offiziell beginnen.“

 

Es folgen drei große Glockenschläge, während die Flammen draußen mit einem gewaltigen Satz auszubrechen scheinen und empor schießen.

Kagome zuckt unmerklich zusammen, räuspert sich jedoch schnell und versucht sich nichts anmerken zu lassen. Als die Lords ihre Dämonenauren ansteigen lassen erfüllt beinahe der gesamte Palast eine gewaltige Atmosphäre. Tessaiga vibriert unruhig an meiner Hüfte, versucht mich vor dem Youki zu bewahren, welches, eindeutig stark genug, mich zu übernehmen versucht. Doch mein Schwert lässt unter keinen Umständen zu, dass ich mich jetzt in einen Youkai verwandle.

Kagomes Person dagegen scheint es schon schwerer zu haben. Um sie knistert es bedrohlich und sie versucht krampfhaft ihr Reiki in Zaum zu halten. Als sich ihre heilige Aura, wie ein Schutzschild um sie hüllt leuchtet sie gerade zu... und lenkt damit sämtliche Aufmerksamkeit auf sich.

 

Die Auren lassen nach und ziehen sich in ihre Herrscher zurück nachdem der Palast nun von einer großen Dämonenkraft umgeben ist. Ein Kribbeln, welches so stark in meinen Glieder wiederhalt lässt mich unweigerlich in die Vergangenheit reisen. Diese Gefühle hatte ich bereits vor einhundert Jahren erleben dürfen. Meine dämonische Hälfte wusste nur zu gut, was es bedeutet, während meine menschliche völlig verwirrt blieb. Allein diese Bedürfnisse von Unterwerfung, Gehorsam und Angst schnürten mir für mehrere Wochen den Hals zu. Ein Zustand, der unerträglich war. Myouga klärte mich damals auf. Es gleicht einem Weckruf, der jedem, egal ob halben oder vollwertigen Dämon klar macht, dass etwas Großes vor sich geht, etwas Bedeutendes. Der Sinn dahinter ist in Alarmbereitschaft zu sein, sollten sich die Herrscher, sowie es auch häufiger der Fall war nicht einig werden. Krieg ist dann unweigerlich eine Folge dessen.

Ich muss mir auch jetzt eingestehen: Diese Gefühle sind damals, sowie heute gleich. Die Nase am jucken, die Nackenhaare aufgestellt und ein Empfinden, als wenn dich jemand im Schwitzkasten halten würde. 

Doch dieses mal bin ich vorbereitet. Ich weiß genau, um was es hier geht.

 

Und um was es für uns geht.

 

Mein Blick streift unweigerlich die Seite der Schwarzhaarigen, deren Blut ich bedeutend schneller durch den Körper strömen höre.

 

 

„Sesshoumaru-sama, verzeiht meine Unhöflichkeit, aber was macht ein Mensch an eurer Seite?“

 

Der kleine, eingebildete Scheißkerl hebt arrogant eine Augenbraue, als er Kagome genau mustert.

Ich rieche deutlich ihre Nervosität und trete augenblicklich noch einen Schritt näher an sie ran. Die Augen des Tsuru no Daiyoukai legen sich mit deutlicher Skepsis auf mich.

Gut so.

Alles was ihn von Kagome ablenkt soll mir Recht sein.

 

„Lord Fukutsu, wäre euer Geruchssinn nur etwas ausgeprägter, dann wüsstet Ihr bereits, dass Ihr meiner Gefährtin gegenübersteht.“

 

Die Drohung hinter Sesshoumaru Aussage sorgt für mindestens genauso viel Aufruhe, wie der Inhalt. Das wilde Getuschel der Offiziere und Dienerschaft erfüllt die Umgebung. Ich kann es ihnen nicht verdenken, schmeckt selbst mir doch sein Satz, wie Essig auf der Zunge. Wenigstens besteht keine Zweifel daran, dass Sesshoumaru eher den Kampf vorziehen würden, als dass er die Möglichkeit in Betracht zieht, die Schwarzhaarige hinrichten zu lassen. Wenigstens eine Tatsache, die meine strapazierten Nerven beruhigt.

 

„Nun, ich würde euch ja beglückwünschen, Lord Sesshoumaru...“, beginnt die scheußlich riechenden Katze abfällig zu sprechen und tritt dabei einen Schritt nach vorne, „aber leider sind die Regeln der Daisho eindeutig, auch was euren Halbbruder betrifft. Ich weiß sogar nicht was schlimmer ist... ein Mensch oder gar ein Mischling.“

 

Sein dreckiges Grinsen trifft mich direkt und bringt mein empörtes Dämonenblut in Wallung. Dieser kleine, miese...

Doch alles was ich von mir gebe ist ein leises Knurren und das Knacken meiner in sich verkeilten Finger. Mehr werde ich ihm nicht zeigen. Dafür ist diese Provokation zu offensichtlich. Dafür steht zu viel auf dem Spiel. 

Was für ein Scheißkerl. 

Die Atmosphäre quellt gerade zu über vor Spannung.

Kagome hat den Atem angehalten, wartet fieberhaft auf eine Erwiderung des Daiyoukais.

 

„Also wollt ihr wirklich Krieg anfangen wegen einem Menschenweib und einem Halbblut?“

 

Seine Stimme hat einen Grad an Kälte erreicht, den ich selten an ihm hören durfte. Innerlich spüre ich meine dämonische Hälfte vibrieren. Stark zittert sie unter dem Drang sich zu unterwerfen, mich neben ihn aufzubauen und ihm Beistand zu leisten. 

Selbst wenn ich nicht zur Hälfte Dämon wäre, würde mich dieser Drang erfassen. Doch ich bleib auf meiner Position, wie besprochen. Wenn es hart auf hart kommt zählt Kagomes Sicherheit als Allererstes. 

 

Meine Finger zucken angespannt, als schließlich auch der Bär nach vorne tritt. Mit seiner tiefen, dunklen Stimme bildet er den stärksten Kontrast von allen. 

 

„Es ist mir gleich, wer dem Daisho beiwohnt. Andere Themen sind wichtiger, als ein Halbblut und die Shiko no Tama Miko. Wenn es nach dir gehen würde, wäre sie doch gar nicht hier oder?“

 

 

 

Lord Fusakeru grinst wenig später und erlaubt sich ein leises Lachen, welches mich meine Augen zu Schlitzen ziehen lässt.

 

„Huh? Sesshoumaru-sama, ist es das, für das wir es halten?“

 

Wissen sie es? Sprechen sie von Kizuna?

 

Die Umgebung erlangt plötzlich eine Stille, die mich unwillkürlich die Luft anhalten lässt. Jeder, aber absolut jeder nimmt meinem Bruder, sowie Kagome ausgiebig ins Auge. Man kann geradezu hören, wie sie sich alle das gleiche Fragen, doch keiner ist gewillt auch nur einen Ton über die  Lippen zu bringen. Bei dem aktuellen Gemütszustand des Hundedaiyoukais wäre es schlichtweg das eigene Todesurteil. 

 

„Sesshoumaru-sama, welch Dilemma. Auf der einen Seite die Pflicht eure Gattin dabei zu haben.“, theatralisch zieht er eine Frau in seine Arme, die mir bis dahin nicht ins Auge gefallen war. 

„und auf der anderen Seite das Verbot von Menschen und Mischlingen.“

Spielerisch fährt er mit seinen langen Nägeln durch das gelbe Haar der Dämonin, die sich, wie ein lustgeiles Weib an ihn hängt. 

 

„Du weißt, dass uns keine andere Wahl bleibt?!“

 

Sein Blick schweift nach hinten zu seinen Soldaten, die langsam ihre Hände zu ihren Waffen gleiten lassen. Ich tue es ihnen gleich, während sich der Schweiß, wie ein unheilvolle Vorahnung langsam meiner Schläfe hinabschleicht. 

 

Der Nekodaiyoukai knackt bedrohlich mit den Knöcheln, sogleich sich sein Blick mit einem mehr als breiten Grinsen in meine Augen bohrt. 

 

Du wirst als Erster mein Tessaiga zu spüren bekommen.

Dann schlage ich dir deine hässliche Visage zu Brei. 

 

Tadashi scheint kurz zu überlegen, während er uns mustert, als wären wir uralte, seltene Kunstobjekte. Dann betrachtet er abschätzend die Lords neben ihm. Er allein ist der einzige, von dem keinerlei Aggression auszugehen scheint. 

 

„Aber…“, beginnt unerwartet die Stimme des Vogels nun bewusst lauter zu schwingen.

„Ich finde Ihr habt Recht. Es wäre wahrlich lachhaft einen Krieg wegen eines Menschenweibs und eines Hanyou anzufangen. Ich denke, in eurem speziellen Fall wäre eine Ausnahme der Regeln genehmigt.“ Sein Blick streift Lord Fusakeru, welcher ungläubig den Tsuru mustert. Seine dämliche Fratze verzieht sich endlich zu einer angesäuerten Mime, während er seinen Blick auf den Bären schmeißt. Dieser sieht ihn lediglich mit ausdrucksloser Mimik entgegen und verschränkt mit deutlicher Ausdruckskraft die Arme vor seiner Brust.

 

Heißt das etwa..?

 

„Dann bin ich wohl überstimmt.“, gibt der Grünhaarige von sich und hebt dabei in Form stummer Ergebung die Unterarme nach oben.

Der verärgerter Ausdruck der Katze weicht wieder seinem widerlich breiten Grinsen, während er seine roten Schlitzaugen abschätzend zwischen mir und Kagome wandern lässt. 

 

„Das kann ja dann nur ein wundervolles Daisho werden.“

 

Ich recke das Kinn in die Luft, als mir seine weißen, spitzen Zähne in Form purer Provokation entgegenblitzen. Doch wenig später spüre ich auch die Blicke aller anderen Neuankömmlige auf uns liegen. Breit nach oben gewinkelte Münder signalisieren mir mehr denn je, dass die Gefahr keinesfalls hier ein Ende genommen hat. Ich fühle mich, wie ein Beutetier aufgespürt und beobachtet von seinem Jäger, der nur darauf wartet beim erstbesten Fehler zu zuschlagen. 

 

Und dennoch…

 

Der wohl kritischste Teil ist überstanden. 

Und ich kann nicht behaupten deutliche Erleichterung darüber zu empfinden…

Enge

Mein Herz schlägt immer noch, wie wild.

Ganz vorsichtig, sodass es hoffentlich niemand bemerkt, atme ich einmal tief durch.
 

Bei Kami, ich dachte, mein letztes Stündchen hätte geschlagen.
 

Nicht nur die Panik über mein um Haaresbreite eingetretenes Ableben versetzt mich in diesen aktuell gehetzten Zustand. Seit der Eröffnungszeremonie und dem Austreten dieser unfassbaren, dämonischen Energie fühle ich mich, wie ein wildes Reh bei einer Hetzjagd. Alles in mir, ob geistig oder körperlich schreit mich an die Flucht zu ergreifen. Meine feuchten Hände wische ich fahrig über den teuren Kimonostoff und hoffe, dass mein Schweiß nicht unangenehm in den Nasen der großen Herrscher sticht. Diese treten gerade näher heran und lassen sich ihre Sachen abnehmen und zu ihren Zimmern führen lassen. Auch wenn die bedrückende Atmosphäre damit nicht abzunehmen scheint erfasst mich dennoch etwas Erleichterung. Mein Blick wandert kurz zu Sesshoumaru, welcher mich ebenfalls in diesem Augenblick ansieht. Wie ich bereits vermutet habe, macht mir sein Youki nichts aus. Eher im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, als wenn er mich bewusst vor all dem hier abschirmen möchte. Auch wenn seine Haltung ausdruckslos erscheint, spüre ich seine Zufriedenheit. Es ist ungewöhnlich so etwas an ihm aus zu machen, was mir nur umso mehr verdeutlicht, in welchem Chaos das hier alles hätte enden können. Als ich ihm mit gesenkten Lidern zunicke, hoffe ich inständig, dass Kizuna ihm all meine Dankbarkeit, die ich in diesem Moment empfinde, übermittelt. Er jedoch mustert mich nur lediglich kurz von oben bis unten, ehe er sich an seine Diener wendet und Anweisungen erteilt, als wäre ich gar nicht existent.

Typisch.

Schmunzelnd belasse ich es dabei und drehe stattdessen meinen Kopf leicht zu dem Hanyou schräg hinter mir. Auch er sieht mehr als erleichtert aus, sich nicht mit den Daiyoukais messen zu müssen. Seine verkrampfte Haltung lockert er gerade mit leichtem Schulterkreisen. Ich mustere sein Profil etwas ausführlicher, was mir zu Beginn des Ganzen nur kurz vergönnt war. Über seinem Feuerrattenfell trägt er eine Rüstung, seine Haare sind hoch gebunden und seine Füße stecken in eisernen Schuhen. Ein mehr als ungewöhnlicher Anblick, aber ich muss zugeben, dass es ihm steht. Unweigerlich vergleich ich ihn mit seinem Halbbruder und grinse bei dem Gedanken, dass die Beiden sich jetzt noch ähnlicher sehen, als eh schon.

Er bemerkt meinem Blick und errötet leicht.
 

„Was?“, kläfft er mich an, sowie er es immer tut, wenn ihm etwas peinlich ist.
 

Ich lache leise und scanne ihn abermals provokant von oben bis unten ab, einfach, weil ich seine Verlegenheit unglaublich süß finde. Er wendet darauf hin beleidigt und unsicher den Kopf ab.
 

„Du siehst richtig erhaben, ja sogar stolz in dieser Rüstung aus.“ Ich klopfe ihm gegen das schwere Metall, welches dumpf antwortet.
 

Ich hoffe inständig die richtigen Wörter gewählt zu haben. Beinahe wäre mir „erwachsen“ rausgerutscht, wobei ich mir sicher wäre, dass der Hanyou darüber mehr als nur empört wäre.
 

„Pah, hier laufen ja alle so herum.“
 

Er blickt mich wieder an und seine Miene ändert sich auf einmal schlagartig ins Harte, als er etwas hinter mir erspäht. Ich folge seinem Blick und bin ernsthaft überrascht Ayaka in tief gebeugter Haltung, die rechte Hand auf seinem Herzen vor zu finden. Ich hebe überrascht die Augenbraue, was nicht nur alleine der Tatsache geschuldet ist ihn überhaupt in verbeugter Form vor zu finden, sondern auch auf welche Weise.

Nicht japanisch...

Als er sich erhebt fesselt mich sein Gesicht, indem mir eine mehr als frische Narbe über sein linkes Auge entgegen blitzt.

Inu Yasha will vortreten, doch ich unterbreche ihn, indem ich die Hand hebe.
 

„Ayaka-dono“
 

Ich versuche mir möglichst meine Überraschung nicht anmerken zu lassen, versuche meine so menschlichen Gefühle hinter einer Mauer zu verschließen.

Zu meinem eigenen Schutz.
 

„Miko-sama“
 

Sein Grinsen ist nach wie vor aufreizend, doch fehlt es im Gegensatz zu den letzten Malen etwas an Intensität. Bevor ich mich ihm zuwende richten sich meine Augen prüfen auf meinen „Gemahl“. Er beobachtet mich bereits, während er seine Bediensteten weiter herum ordert. Ich nicke ihm nur unmerklich zu, versuche ihm klar zu machen, dass er Nichts zu befürchten hat, dass er sich keine Sorgen machen brauch, schließlich ist ja sein Halbbruder noch an meiner Seite.
 

„In der Öffentlichkeit ist es mir gestattet, das Gespräch mit euch zu suchen. Er darf keine Einwände äußern.“
 

Ich blicke zurück zu dem Vampir, bemerke, dass er meinem Blick gefolgt ist und ein eigenartig nachdenkliche Mimik auf seinem Gesicht trägt. Ich seufze ohne einen Ton und setze mich anschließend in Bewegung. Ich muss meine nervösen Gliedmaßen Abhilfe schaffen, ohne dabei unruhig zu wirken.
 

„Ihr werdet sicher verstehen, dass die Situation nicht einfach ist.“
 

„In der Tat. Keiner konnte die folgen wissen, welche dieses Aufeinandertreffen mit sich zieht.“
 

Ich kann aus seiner Stimme nicht heraushören, ob Enttäuschung über den bisherigen Verlauf des Abends mitschwingt. Ich bin mir nur sicher, dass er gerne Blut gekostet hätte, egal von wem. Meine Schritte sind langsam, als sie mich nach draußen zu den Fackeln führen. Der Schnee knirsch unter unseren Füßen, als Ayaka neben mir her scheitet, dich gefolgt von Inu Yasha, der sich wie ein vorbildlicher Bodyguard im Hintergrund hält.
 

„Euer Gesicht...“, zu spät bemerke ich meine fehl am Platz sitzende Neugier, die mir über die Lippen geschossen kam, noch ehe ich sie stoppen konnte. Ich knirsche mit den Zähnen, als ich den Satz abbreche, doch es ist unbestreitbar, dass er es gehört hat. Zu meiner Verwunderung lächelt er mir zu, ehe er in scheinbarer Ehrfurcht seine Hand an seine Narbe legt.
 

„Eine angemessene Strafe für mein Ungehorsam. Euer Gatte hat mich ja gewarnt...“
 

Ich ziehe nun doch in deutlicher Überraschung die Augenbrauen hoch.
 

„Sesshoumaru-sama war das?“
 

Zum Glück erinnere ich mich rechtzeitig die höfliche Anrede bei meinen Liebsten zu benutzen.
 

„Nein. Das war mein Herr. Ihm allein bleibt es vorbehalten, mich zu bestrafen.“
 

„Und dennoch sucht Ihr erneut den Kontakt zu mir? Ihr müsst einen Hang zum Masochismus haben...“
 

Sein kehliges Lächeln lässt seine schwarzen Haare leicht schwingen.
 

„Sieht wohl ganz danach aus. Ich muss zugeben, dass Ihr mich fasziniert. Bisher konnte Keiner meine Fähigkeiten umgehen. Ich würde zu gerne wissen, woher das rührt.“
 

Er flüstert seinen letzten Satz und betont ihn in einem Maße, der einer Drohung gleichkommen könnte. Seine rot leuchtenden Augen scheinen mich zu durchbohren, als wenn sie eine mögliche Schwachstelle ausfindig machen wollen. Ich räuspere mich, versuche dadurch die Mauer um mich etwas höher zu ziehen.
 

„Wenn ich es wüsste, würde ich euch eine Antwort geben. Ich weiß es jedoch nicht. Vielleicht hat es etwas mit meinen heiligen Kräften zu tun.“
 

Er gibt ein missbilligendes Geräusch von sich und verschränkt die Arme vor der Brust.
 

„Nein, dem bin ich mir sicher, damit hat es Nichts zu tun.“
 

Der kurzweilige, bösartige Ausdruck in seinem Gesicht beschert mir ungewollt eine Gänsehaut, die sich meinen Rücken entlangzieht. Sein Satz erzählt mir eine Geschichte, deren Details mir zum Glück verborgen bleibt. Dennoch kann ich mir bereits vorstellen, welches Ende dahinter steht...
 

“Eure Verbeugung vorhin.”, wechsel ich das Thema mit dem erstbesten Gedanken, der mir kommt.
 

Er lächelt sofort, was mir Aufschluss darüber gibt, dass er genau Bescheid was, was ich versuche anzusprechen.
 

“Ja, ich hielt es für angemessen. Eine mir sehr wichtige Person freute sich jedes Mal, wenn ich sie so begrüßte.”
 

Seine Augen leuchten kurz auf, ehe sie schlagartig so dunkel werden, dass es der tiefsten Nacht ziemlich nahekommt. Selten habe ich so viel Sehnsucht und Schmerz in einem Blick ausmachen können, wie in dem, welchen er mir gerade zuwirft. Ich hätte ihn nicht für Jemanden gehalten, der so empfinden kann, nachdem ich bisher meistens nur Regungen, wie Mordlust und Schadenfreude bei ihm ausmachen konnte.
 

„Ayaka“, spricht eine dunkle, bedrohlich klingende Stimme hinter uns und mir jagt zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten eine Gänsehaut über den Körper.

Vorsichtig drehe ich mich um und erblicke einen groß gewachsenen Mann mit dunkelgrünem Haar. Ähnlich wie Inu Yasha trägt er seine Haare zu einem Pferdeschwanz. Seine zwei Klingen auf seinem Rücken stechen mir wie eine stumme Provokation ins Auge. Seine gelben Augen liegen mit deutlicher Belustigung auf meine Person, während er mich unverfroren mustert. Dann wandern seine Augen wieder zum Vampir.
 

„War deine Abmahnung nicht genug?“
 

Er scheint verärgert oder aber spielt es nur vor, da er mich im nächsten Moment direkt wieder mit seinen Augen schamlos zu belächeln scheint. Der blasse Mann neben mir rührt sich und verbeugt sich noch tiefer, als er es bei mir getan hatte. Diesmal typisch japanisch
 

„Verzeiht, Lord Fusakeru-sama“, spricht er monoton, dann dreht er sich zu mir und verbeugt sich abermals, “Es war schön euch wieder gesehen zu haben, Mi..“ „Kagome“, unterbreche ich ihn grob und er hebt verwundert eine Augenbraue, ehe er seinen Mund anschließend zu einem zufriedenen Lächeln verzieht.
 

„Kagome-sama“, wiederholt er ehrfürchtig meinen Namen. Dann verlässt er unter laut knirschendem Schnee den Platz.
 

„Kagome also. Ein wirklich schöner Name für einen Menschen.“
 

Nur widerwillig wende ich mich dem Lord zu. Bereits jetzt ergreift mich überaus große Antipathie gegenüber dem Herrn der Katzen. Es liegt sicher nur zum Teil an der Vorgeschichte, die ich bereits durch die Pantherdämonen miterleben durfte, aber vielmehr noch daran, wie er bereits das Wort „Menschen“ in seinen Mund nimmt. Die Abneigung darin ist mehr, als nur hörbar.
 

„Verzeiht die Aufdringlichkeit von meinem obersten Truppenführer. Er ist...speziell.

Wenn ich mich vorstellen darf: Ich bin Lord Fusakeru, Herr aller Katzen und Gebieter des Ostens.“
 

Er verneigt sich auffällig tief, spottet gleichwohl über mich, wie ein überaus lustigen Witz, der ich anscheinend für ihn bin. Dennoch muss ich ihm meinen Respekt zollen. Zögernd verbeuge ich mich ebenfalls.
 

„Lord Fusakeru-sama, es ist mir eine Freude.“
 

Ich kann nicht gänzlich den leicht unterschwelligen Ton im letzten Wort verbergen, doch ihn scheint das weiterhin nur allzu sehr zu erheitern.
 

„Lord Sesshoumaru als euren Gefährten zu wissen ist sicher eine unglaubliche Ehre für euch.“
 

„In der Tat, ich kann mich nicht glücklicher schätzen.“
 

Auch auf dem Weg zurück in den großen Saal hüllen sich unsere Sätze mehr und mehr in Sarkasmus und Ironie. Dabei wird mir bewusst, dass wenn ich schon glaubte, der Vampir sei ein unangenehmer Zeitgenosse, sein Herr dies bei weitem übersteigt. Seine Aura versucht mich zu erdrücken, während er seine stechend gelben Augen auf mich richtet, als wenn er mich erdolchen wolle. Inu Yashas Aura hinter uns flackert unruhig und mehr als nur einmal musste ich ihn mit Hilfe einer möglichst beiläufigen Handbewegung zur Ruhe zwingen. Ebenso wie ich, spürt er ebenfalls, was für eine ungeheuerliche Bedrohung von dem Daiyoukai ausgeht. Alles an ihm versucht mich auf gewisse Art zu erwürgen.

Als mich Sesshoumarus Aura einhüllt amte ich erleichtert aus.
 

„Das Essen wird nun gebracht. Setzen wir uns.“
 

„Lord, Fuzakeru-sama“
 

Ich verbeuge mich tief, ehe ich nur zu gerne dem großen Hund folge, der zielstrebig zu dem Gastgebertisch schreitet. Bei dem guten Gehör der anwesenden Dämonen begeben sich nun ebenfalls alle anderen zu ihren Plätzen. Ich nehme an Sesshoumarus linker Seite Platz, während sich Naoki auf seiner rechten Seite niederlässt. Inu Yasha nimmt neben mir Platz und ist deutlich zufrieden damit, nun den ganzen Raum im Auge zu haben. Jedoch merkt man ihm an, dass die typisch sitzende Position auf den Waden nicht sein Fall ist. Etwas unbeholfen versucht er eine angemessene Position ein zu nehmen. Dennoch muss ich zugeben, dass er sich für seine Verhältnisse sehr gut macht. Seine ungehobeltes, schnell aufbrausende Temperament hat er gut unter Kontrolle. Ich bin schon ein klein wenig stolz...
 

Das Essen verläuft ruhig. Die Dienerinnen und dämonischen Geishas unterhalten die Lordschaften gut. Es wird gelacht, gesungen und laut geredet. Alles in allem ähnelt es etwas den menschlichen Festen. Aber das bring ich hier lieber nicht zur Sprache...

Natürlich bleiben mir die vielen Blicke und Tuscheleien nicht verborgen, die in meine Richtung geradezu geschmissen werden. Ich gebe mir alle Mühe es zu ignorieren. Doch allmählich zerrt es an meinen Nerven.

Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie Sesshoumaru sein Glas anhebt und einmal von links nach rechts schwingen lässt. Daraufhin erheben sich manche Dämonen und durchstreifen den Raum, setzten sich an andere Tisch oder zünden sich eine Zigarette an. Zu meinem entsetzten schreitet der Lord des Nordens direkt auf mich zu.

Kami, er ist ein wahrer Riese.

Breite Schultern, ausgeprägte Muskeln und einen dunklen Teint. Im Großen und Ganzen macht er auf den ersten Eindruck einen immensen Unterschied zu den anderen Lord. Er wirkt eher bodenständig mit seiner schlichten, mit fellbesetzten Kleidung. Bei mir zu Hause würde er wohl eher als eine Art Barbar bezeichnet werden, so fremd und brutal seine Person auf einen erscheint. Er verneigt sich ohne ein Wort und ich tu es ihm gleich. Dabei dringt sein starker muffiger, herber Geruch an meine Nase. Als ich den Kopf wieder anhebe, hat er sich zu meiner Überraschung vor Sesshoumaru niedergelassen.
 

„Meine Völker sind unruhig.“, beginnt der Bär mit dunkler, kräftiger Stimme.
 

Der Hunde Daiyoukai nickt und trinkt einen Schluck aus seinem Becher.
 

„Meine ebenfalls.”, spricht er lediglich, aber seine Augen erzählen noch mehr. Der Bär nickt und scheint die Botschaft, die mir verschlüsselt bleibt zu verstehen.
 

„Das alles hier ist sicher sehr beunruhigend für Sie...“, werde ich aus dem Gespräch der beiden gerissen und wende mich mit einem verwunderten Laut zu dem Wesen vor mir. Ein kleiner Dachs, die Augen so dicht zusammengekniffen, dass die Irden verdeckt bleiben, steht vor mir. Er ist umhüllt von einem braunen, schlichten Gewand. In seiner Klaue trägt er einen Strohhut.
 

„Ich würde es eher als aufregend bezeichnen“, beginne ich und mustere immer noch seine Gestalt, „und Ihr seid...?“
 

Seine kleine, rundliche Gestalt deutet eine Verbeugung an.
 

„Mein Name ist Shikata, ehrenwerte Miko-sama. Ich bin der Begleiter und Berater von Lord Tadashi-sama.“, sein Blick fällt dabei kurz zu Seite auf den Bärendämon.
 

Ach so?
 

Es ist mehr als auffällig, welches komische Bild die Beiden doch abgeben. Ein großer, mächtiger Lord und ein kleiner, unscheinbarer Dachsdämon. Was sollte der Kuma no Daiyoukai denn bitte mit einen winzigen Wesen, wie diesem hier anfangen.
 

„Ich will nicht unhöflich sein, Shikata-dono, aber Ihr wirkt leicht fehl an seiner Seite.“
 

Seine lange Schnauze zuckt kurz in Form eines leichten Grunzens.
 

„Nun ich berate Lord Tadashi-sama mehr, als dass ich ihm im Kampf beiseite stehen könnte. Bei seiner Natur kann er sich schon sehr gut selbst verteidigen.“
 

Ich nicke zustimmend, ehe ich einen Schluck Tee zu mir nehme. Das heiße Gebräu lässt die Müdigkeit in mir aufsteigen und ich kann mich nur schwer voran treiben dem Gerede des kleinen Anaguma zu folgen. Dennoch muss ich zugeben, dass er einer der angenehmsten Gäste hier ist und sich anscheinend nicht daran stören lässt, dass ich ein Mensch bin. Und wenn, lässt er es sich nicht anmerken...

Nachdem ich mir anhören durfte, wie die Wälder im Norden sich von denen im Westen unterscheiden, was ich natürlich aufgrund meiner Zeit, in der ich gelebt hatte genau wusste, unterbricht uns plötzlich Azumi.
 

„Entschuldigt, Kagome-sama, ich soll euch zu eurem Gemach zurückführen.“
 

Die Schlangendämonin beugt sich leicht nach vorne, um mir dies möglichst diskret zu zuflüstern. Bisher hat sie für die Lords und Generäle, wie es eine Geisha tun würde getanzt. Verwundert habe ich sie dabei einige Zeit lang beobachtet, weil ich einfach zu erstaunt darüber war. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass so etwas ebenfalls in ihr Aufgabenfeld gehört.
 

„Ist gut. Warte bitte kurz noch.“, räuspere ich mich und hol mich somit selbst aus meinen Gedanken, als ich ihren skeptischen Blick auf mir spüre.
 

Wie es die Höflichkeiten so verlangen bedanken ich mich bei dem Dachs für das nette Gespräch und verbeuge mich anschließend vor Sesshoumaru und Tadashi. Kurz blicke ich dem Hundedämon in seine gelben Augen vergewissere mich, dass alles in Ordnung ist. Seine Aura verändert sich nicht, ist ruhig und ausgeglichen, auch wenn ich die Kraftlosigkeit darin spüren kann. Ihn nervt das Ganze hier ebenso, wie mich. Doch soweit scheint mein Verhalten für ihn akzeptabel gewesen zu sein.

Wenigstens Etwas...
 

Sogleich ich mich erhebe, scheint plötzlich die ganze Aufmerksamkeit auf mir zu liegen. Als hätte jemand die Musik abgeschaltet und einen Spot auf mich gerichtet.

Als wenn mir auf mysteriöse Weise Flügel gewachsen waren.

Oh, wenn es nur so wäre.

Ich ziehe die Lippen lediglich zu einer dünnen Linie zusammen und versuche mir mein Unbehagen nichtweiter anmerken zu lassen. Während ich voran schreite, dicht gefolgt von dem Hanyou und der Hebiyoukai verfolgen mich sämtliche Augenpaare in diesem Raum. Die Tür wird beiseite geschoben und während ich mich ein letztes Mal umdrehe und abermals verbeuge, erfasst mich plötzlich ein ganz anderer Eindruck:
 

Man blickt mich nicht an, als wenn mir urplötzlich Flügel wachsen wären.

Nein.

Man blickt mich an, als wäre ich die nächste Mahlzeit...

Überraschung

Es ist wie eine schwere Last, die etwas von meinen Schultern rutscht, aber nicht gänzlich von mir fällt, sogleich sich die Schiebetür mit einem Knall hinter mir schließt. Mit eisernen Schritten gehe ich den gewohnten Weg zu meinem kleinen Bereich des Palastes, der allein für mich bestimmt ist. Ich kann es gar nicht erwarten an diesen plötzlich so gesehnten Ort zu gelangen, der frei von Dämonen ist. Innerlich spüre ich die Ungeduld, die mich antreibt. Ich brauche jetzt so viel Abstand, wie möglich zu dieser Horde an Youkai.

Es war nervenaufreibend.

Mehr als das.

Die Gefahr, von der dieser Ort ausging hat mein Miko Dasein niedergeschmettert, eingekreist wie eine Beute, die ich bin.

Ja, Beute.

Ich schnalze einmal missbilligend mit der Zunge.
 

„Wenn ich nicht aufpasse, zerreißen die mich in der Luft.“, spreche ich meine Gedanken aus.
 

„Als ob ich das zulassen würde!“
 

Inu Yashas Kommentar dazu war vorhersehbar. Doch in dieser Angelegenheit wird er mir mit seiner Stärke nicht weiterhelfen könnten. Da muss ich alleine durch.
 

„Sie werden es auf eine Art und Weise machen, in der du mir nicht helfen kannst.“
 

„Was meinst du?“
 

„Sie werde sie provozieren, ihre Macht zur Schau stellen und sie diskriminieren, als das was sie ist: Ein Mensch. Du solltest dich ebenfalls vorbereiten. Ein Hanyou ist nicht besser.“, richtet nun die Schlangenyoukai das Wort an den Hundehalbdämon.

Ich hätte es nicht besser formulieren können...
 

Ich schnaube abfällig wie ich es bisher nur selten getan habe, als ich mir ihre grinsenden und herablassenden Gesichter in Erinnerung zurückrufe. Bei Kami, wie arrogant kann man eigentlich sein? Halten sich allesamt durch ihren Status und ihre Macht für etwas Besseres, als andere. Doch ich habe bereits Dämonen gesehen, die die Menschen und Hanyous unterschätzt haben. Inu Yasha selbst hat viele von ihnen mit seinem Schwert nieder gerichtet. Ihre Gesichter am Ende verzerrt von Zorn, Entsetzten und Scharm.

Und auch ich habe nicht vor, es ihnen leicht zu machen.
 

„Sollen sie es ruhig probieren....Die werden sich an mir die Zähne ausbeißen.“
 

Ich biege um die nächste Ecke, ignoriere die Diener, die sich vor mir verneigen. Selten habe ich so einen Trotz und gleichzeitig so eine innere Stärke gespürt, wie in diesem Augenblick. Der ganze Abend mit all seinen Missbilligungen, Erniedrigungen und Feindseligkeiten hat mein inneres Feuer dermaßen geschürt. Insgeheim weiß ich, dass dies jedoch nicht nur allein meinen Zorn und meine Verachtung war. Der Lord der Hunde hat mir nur zu deutlich klar gemacht, was er von diesem ganzen Theater hält. Dabei ist es nicht leicht, sich nicht gänzlich von seinem Emotionen führen zu lassen.

Schließlich bin ich eine Miko.

Wenigstens etwas von dem kümmerlichen Rest meiner reinen Seele möchte ich wahren...
 

„Wir und auch Lord Sesshoumaru-sama werden dich soweit es geht aus der Schussbahn halten.“, unterbricht mich die Hebi und klärt meine Blick auf die Realität.
 

Fast automatisch stoppe ich in meinem Schritt und blicke leicht irritiert über die Schulter. Der Satz aus Azumis Mund scheint alleine nicht auszureichen, als dass ich die Glaubwürdigkeit dahinter einfach hinnehme. Doch ihr starrer, entschlossener Blick und ihr kaum merkliches Nicken bestätigen mir, dass sie aufrichtig ist.

Wer hätte das gedacht?

Anscheinend haben wir endlich unsere Diskrepanzen gänzlich überwunden....
 


 


 


 

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Ich seufze.

Die Nacht geht nur langsam voran.

Nachdem die Schlange darauf bestanden hatte, dass ich außerhalb von Kagomes Räumlichkeiten bleibe, habe ich mich missmutig vor ihre Tür gesetzt. Die junge Miko hat sich nur mit einem entschuldigenden Lächeln bei mir verabschiedet und ist dann hinein. Kurz darauf konnte ich ihre gleichmäßigen Atemzüge hören.

Wenigsten schläft sie ruhig.
 

In den letzten Stunden konnte ich ihre Nervosität riechen, teilweiße sogar ihre Angst spüren und dennoch dran nichts davon an die Oberfläche. Im Gegenteil, ich hatte eher den Eindruck, dass ich sie selten mit so einem eisernen und entschlossenen Blick gesehen habe. Ein Bild, das mich nur noch mehr anstachelt auf sie auf zu passen, für sie da zu sein.

Aus der Ferne höre ich immer noch Gerede. Die Feierlichkeiten werden wohl die ganze Nacht anhalten.

Dämonen haben bei sowas eine unglaubliche Ausdauer...
 

Doch schon im nächsten Moment erregt Etwas meine Aufmerksamkeit. Die immer lauter werden und damit gleichzeitig auch näher kommenden Schritte lassen meine Ohren wild zucken. Es dauert nur einen Atemzug, da kann ich bereits einen Dämon im Schein der Fackeln ausmachen. Ruckartig zuckt meine Hand zu Tessaiga, während ich gleichzeitig feststellen muss, dass es sich hierbei um den Drachenyoukai handelt. Ich entspanne mich leicht, als er auf mich zuschreitet. Sein Schwert klimpert dabei gegen seine Rüstung und ich hoffe für Ihn das er Kagome damit nicht weckt. Kurz verharrt sein Blick auf mir, ehe er an mir hinabschaut.
 

„Dir scheinen die Schuhe nicht zu gefallen.“
 

Seine Augenbraue heben sich skeptisch. Ich blicke ebenfalls auf die bescheuerten Eisenteile hinab.

Es hat nur wenige Augenblicke gebraucht, ehe ich sie mir von den schmerzenden Füßen gerissen habe, sogleich Kagome in ihre Gemächer verschwunden war.

Scheiß Teile.
 

„Nicht das, was ich gewöhnt bin.“
 

Er nickt, geht nicht weiter darauf ein und ich bin um ehrlich zu sein erleichtert, dass er die spottenden Kommentare sein lässt. Er lehnt sich, zu meiner deutlichen Überraschung neben mir an der Wand und verschränkt die Arme vor der Brust. Sein Körperabstand spricht dabei weder von Ekel, noch von Abscheu.
 

„Sie bedeutet dir viel.“, wendet er das Wort an sich und blickt weiter über die Ferne, als würden ihn seine eigenen Gedanken nicht loslassen wollen.

Seine Stimme ist ausdruckslos.

Ich habe keine Ahnung was er in diesem Moment denkt, noch vorher sein Anstoß kommt, mit mir dieses Gespräch zu führen.
 

„Ich würde für sie mein Leben geben.“, spreche ich das Erste aus, was mir in den Sinn kommt. Das Zucken um seinen Augenwinkel ist die einzige Reaktion, die ich dabei ernte.
 

„Ich kenne dieses Gefühl“, er stoppt in scheinbarer, kurzer Unsicherheit, „nur zu gut.“
 

Seine Mimik verkrampft sich eine Millisekunde, ehe er sich räuspert und seine Kopf von der Landschaft fern neigt, wodurch seine teilweise schuppige Haut bläulich glänz.
 

„Du warst gut heute. Mach weiter so.“
 

Ich spüre mich selbst verwirrt die Stirn runzeln, als ich den Drachen dabei beobachte, wie er sich wieder auf den Weg zurück zu dieser eingebildeten Horde an Daiyoukais macht.

Ohne eine weitere Erklärung für sein Erscheinen.

Tss. Diese vollwertigen Dämonen.

Soll die einer doch verstehen…
 


 


 

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Auch wenn es sich komisch anhört holt mich eine tiefe Stille aus dem Schlaf. Das fehlende Zwitschern der Vögel dringt sofort in mein Bewusstsein und verursacht mehr als nur etwas Verunsicherung. Erst während sich meine Augen durch einiges Geklimper an die Helligkeit gewöhnt haben und der Schlaf von mir weicht, kommt mir in den Sinn, dass es wahrscheinlich mit dem Daisho zusammen hängt. Die unglaubliche dämonische Macht, die dieser Ort ausstrahlt, lässt jegliches Tier das Weite suchen.

Schwermutig richte ich mich auf und atme einmal tief durch, um auch mich innerlich vor diesen neuen, und mit absolut hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit schrecklichen Tag zu wappnen. Ich spüre meine Laune schon in rasanter Geschwindigkeit gegen den Nullpunkt sinken…

Die Tür wird beiseite geschoben und Azumi tritt ein, während ich mir in einem schwachen Versuch meine Mähne zu bändigen durch die Haare fahre.
 

„Na los, wir müssen dich fürs Frühstück anziehen.“
 

Sie geht zu meinen Truhen und betrachtet die Stoffe, während ich sie erst verwundert betrachte, dann jedoch die Röte auf ihren Wangen entdecke. Ich lächle und beschließe den ersten Impuls, sie auf ihre plötzliche Freundlichkeit hin zu necken zu unterdrücken und stattdessen mich im Stillen über ihre Zuwendung zu freuen. Es wäre zu schade, diesen gerade erst gesponnenen Faden wieder reißen zu lassen.
 

Langsam schieb ich den dicken Futon beiseite und strecke mich ausgiebig. Die Schüssel mit Wasser, die die Schlange mit gebracht hat nutze ich, um mich mit dem kühlen Nass richtig wach zu machen.
 

Sie greift nach einem hellblauen Kimono, von dem ich nicht weiß, ob sie bewusst wahrgenommen hat, dass ich ihn gerne trage.

Hinter mir höre ich den Boden knarzen, während mich meine Sinne auf das schwache Youki hinweisen, welches plötzlich deutlicher, als die Jahre zuvor auf mich einwirkt. Es ist einfach viel zu lange her, dass ich den Hanyou in meiner Nähe wissen konnte, wodurch sich mein Körper von seiner Energie entwöhnt hat. Doch immerhin ist es mir dennoch vertraut und zaubert mir ungewollt eine Gänsehaut auf meine noch leicht feuchte Haut.
 

„Guten Morgen.“
 

Ich lächle dem Hanyou zu, der leise meinen Gruß erwidert. Er trägt immer noch die Rüstung von gestern. Während ich mich aufrichte, zupfe ich meinen Kimono in die Position zurück, die er noch vor meinem zu Bett gehen besaß. Aus dem Augenwinkel sehe ich Inu Yasha erröten und fast schon fluchtartig den Blick abwenden. Als Azumi wütend in die Richtung des Halbdämons schnaubt, wendet sich dieser vollständig von uns ab.
 

„Ich warte auf dich im großen Saal.“
 

Damit geht er bereits den schmalen Steg zum Haupthaus entlang, während ich über seine Beschämung schmunzle.
 


 

.

.

.
 


 


 

Ich räuspere mich, versuche mich an diese dämonische Aura zu gewöhnen und frage mich insgeheim, wann diese Meute endlich wieder verschwindet. Sie versuchen mich allesamt gerade zu mit ihrem Youki zu erdrosseln.

Plötzlich rührt sich der Daiyoukai zu meiner Rechten und die Atmosphäre ändert sich schlagartig. Die Aufmerksamkeit der anderen wandert zu dem Hund und die dämonische Aura nimmt an Intensität ab. Zudem habe ich den Eindruck, als dass der große Hundedämon mich ein schirmt, mir wenigstens beim Frühstück etwas Ruhe schenken möchte. Seine Präsenz schwingt etwas mehr in wohltuenden Wellen um mich herum und der leichte Schmerz in meinem Nacken lässt ein wenig nach.

Habe ich gestern bereits so verkrampft dagesessen?

Kein Wunder, dass sich jeder Muskel und jeder Knochen die vergangene Nacht wie Beton in mir angefühlt haben.
 

Ich bedanke mich auf meine übliche Weise indem ich mir, dieses mal möglichst beiläufig die Haare von meine rechten auf die linke Schulter ziehe und ihm somit meinen Hals freilege.
 

Die Reaktion ist enorm.
 

Es ist, als hätte der gesamte Raum kurz aufgehört zu atmen. Allein Ayaka scheint ziemlich deutlich nach Luft zu holen und ich kann nicht verhindert, dass ich ihn mit eine spöttisch gehobenen Augenbraue anschaue. Sein freches Grinsen darauf hin habe ich erwartet.

Selbst Inu Yasha und Naoki haben sich kaum merklich aufgerichtet und in ihrem Tun inne gehalten. Es sieht wohl danach aus, als wenn hier jeder die Bedeutung meiner Bewegung versteht.

Ich hätte mich auch direkt auf einen Präsentierteller legen können.

Am besten noch mit einem Apfel im Mund...

Möglichst gleichgültig esse ich weiter, ignoriere die Blicke und hoffe, dass ich durch meine dankende Geste nicht das Gegenteil mein Daiyoukai erreicht habe. Wie zufällig blick ich besagten kurz an und erhasche, wie immer seine gleichgültige Visage. Doch entgegen meiner Erwartung eröffnet er mir kurz seine ziemlich gelassene Haltung bezüglich meiner Handlung, in dem er mir mit seiner Aura kurz über den rücken fährt. Er beruhigt mich damit deutlich und ich löse meine kurzzeitig verkrampften Schultern aus ihrer Starre.

Glück gehabt.

Sein Zorn würde hier von allen am schlimmsten ausfallen.

Soviel steht fest.
 

Meine Gedanken werden unterbrochen, als ich leises Geflüster höre. Im ersten Moment weiß ich nicht genau, was mich daran so interessiert aufschauen lässt. Mein Blick wandert nach links und fällt auf einen schmal gebauten Mann in einem eleganten und teuer wirkenden Kimono. Seine langen, weißen Haare sind zum Teil kunstvoll hoch gesteckt. Auf Anhieb kann man ihn als bildschön bezeichnen. Jede Frau wäre entzückt. Durch seine grazile, ja fast schon weibliche Gesichtsbemalung wirkt er eher wie ein ziemlich seltenes Kunstobjekt, welches man nicht wagt zu berühren.

An seiner Seite sitzt eine ebenso schöne Frau. Ihre Haare fallen streng nach hinten in kleinen Stufen bis zu ihrem Hintern. Ihr Kimono steht dem des Lords in nichts nach. Allein Ihr Ausdruck in den Augen gleicht eher der einer verlogenen Echse. Als sie lacht klingt ihre Helle Stimme falsch, doch das interessiert mich gerade eher wenig. Während sie sich vorbeugt und zu sprechen anfängt kann ich meinen, vor Verwunderung festgefahrenen Blick nicht abwenden, während sich mir derweil ein kleines Grinsen auf meine Gesichtszüge zaubert.

Azumi kniet sich neben mich und schenkt mir Tee nach.
 

„Wer sind die Beiden?“
 

Ich wende meine Augen immer noch nicht ab, will, wenn möglich, jedes noch so kleine Detail der Beiden in mich aufsaugen.
 

Die Hebi stockt in Ihrem Tun und ich sehe aus dem Augenwinkel, dass sie leicht irritiert meinem Blick folgt.
 

„Lord Fukutsu und seine Frau“, beginnt sie, doch wird sie je unterbochen, da der besagte Lord scheinbar meine Frage mitbekommen hat und sich geräuschvoll räuspert.

Er erhebt sich und wirft erst noch einen prüfenden Blick zu meinem Gefährten, ehe er auf mich zu kommt.
 

„Es tut mir leid, ich denke ich habe es gestern Abend versäumt mich vor zu stellen.“
 

Er kniet sich vor meinen Tisch und ich kann einen genaueren Blick auf sein gemaltes Gesicht werfen. Seine schmalen Lippen sind von einem satten Rot gekrönt und seine Augen mit Schwarz in die Länge gezogen.
 

„Mein Name ist Lord Fukutsu und das dort ist meine reizende Frau Masami.“
 

Er deutet hinter sich und ich überwinde meine Abneigung und nicke der Youkai zu, versuche dabei mein Lächeln nicht derart gekünstelt wirken zu lassen, wie das ihre.
 

„Ich, als ein Kranich hatte gestern den Eindruck, Ihr seid mit den beiden anderen Rüpeln erstmal bedient.“
 

Er grinst, während er hinter sich auf die beiden anderen Daiyoukais deutet, welche unser Gespräch scheinbar interessiert verfolgen. Sein Duft der mir dabei zu schwingt ist, im Gegensatz zu dem des Bären recht angenehm.
 

„Das ist sehr...rücksichtsvoll von Ihnen Lord Fukutsu-sama. Es freut mich, Sie kennen zu lernen.“
 

Ich lächle ihm entgegen und brauche dabei meine ganze Selbstbeherrschung, es nicht in ein wissendes und gleichwohl spottendes Grinsen enden zu lassen. Kurz lasse ich meinen Blick umher wandern, als ich die vielen eindringlichen Augenpaare auf mir spüren kann. Jede Mimik, jedoch noch so kleiner, flascher Ton würde mich entlarven…
 

Bevor mein Handeln noch weitere Aufmerksamkeit auf sich lenkt, wie es bereits der Fall bei dem Daiyoukai und dem Hanyou in meiner Nähe ist, wessen Auren unruhig und verwirrt um mich schwirren, werde ich es vorerst hierbei belassen.
 

„Entschuldigen Sie mich, aber ich werde mich nun zurückziehen. Ich würde mich aber sehr freuen, Ihre Gesellschaft später weiter genießen zu dürfen Lord Fukutsu-sama. Danke für das Frühstück.“
 

Die Verwunderung ist groß, kommt es mir doch selbst so vor, als wäre ich gerade erst gekommen. Doch das ist mir gerade reichlich egal. Ich werde wirklich nur solange bleiben, wie es von mir verlangt wird. Und das ist hauptsächlich zu den Essenszeiten.

Inu Yasha erhebt sich ebenfalls, auch wenn er noch etwas griesgrämig auf seinen halbvollen Teller blickt. Mein Blick wandert zu Sesshoumaru, der sich jedoch in keinerlei Weise von meinen bisherigen Aktionen gestört zu fühlen scheint. Immer noch umgibt mich seine Aura schützend. Ich verbeuge mich leicht vor ihm und verlasse dann mit Inu Yasha an meiner Seite den Raum. Erst ein paar Schritte entfernt erlaube ich mir zu seufzen.
 

„Du wolltest wohl ziemlich schnell weg von diesem Schnösel, was?“
 

Ich lache leise, als ich der Kommentar von dem Halbdämon höre. Ich dachte mir bereits, dass der Halbdämon den Daiyoukai nicht ausstehen kann. Dafür achtet der Vogeldämon viel zu sehr auf sein Äußeres...
 

„Ganz im Gegenteil Inu Yasha. Ich werde die nächste Zeit nicht von seiner Seite weichen...“

Skepsis

 

Stumm lehne ich an der hintersten Wand, während der große Saal sich allmählich mit Leben fühlt. Mein Bruder und Kagome sitzen routiniert am Tisch, warten auf die übrigen Gäste, um das Frühstück beginnen zu lassen. Untypischerweise habe ich heute keinen Hunger. Mein Wesen ist unruhig und ich erahne schon, wo der Ursprung dafür liegt.  

Bestätigend verfolgen meine Augen mittlerweile ziemlich skeptisch jede Bewegung der zierlichen Miko. Auch wenn sie gerade nur gedankenverloren an ihren Tee nippt, bin ich mehr, als beunruhigt.  

In den letzten Tagen benahm sich Kagome äußerst merkwürdig. 

Zuerst konnte ich es nicht genau sagen, aber irgendwie ist es, als wenn sich ihr ganzes Wesen gewandelt hätte. 

Vorher war sie eher mürrisch, wollte nicht in die Nähe der Lords, wahrscheinlich da die bedrohliche Aura ihr zunehmend unangenehm war. Das habe ich immer wieder deutlich spüren können. Ihr gesamter Körper stand ständig unter Anspannung. Allein ihre Atmung nahm einen unnatürlichen Rhythmus an, wenn sie den großen Saal zu den Mahlzeiten aufsuchen musste. Doch nachdem sie diesen widerlichen Tsura begegnet war hat sie immer häufiger den Kontakt zu ihm gesucht. Sie scheint dabei weder besonders interessiert an dem Vogel zu sein, noch abgeneigt. Ihre Gespräche scheinen mehr gezwungen. Ich kann weiterhin ihre Anspannung spüren. Doch selbst, wenn sie sich den anderen Gästen zuwendet bleibt sie vorzugsweise in der Nähe von diesem geschminkten Kerl. Dieser stinkende Vogel genießt allem Anschein ihre Aufmerksamkeit auch noch, ganz im Gegenteil zu diesem Weib, welches wie ein Insekt an ihm hängt. Ihre giftgrünen Augen sind ständig in dem Versuch die Schwarzhaarige allein mit Blicken zu erdolchen, während ihre viel zu hohe Stimme in übertriebener Höflichkeit sich ihr mitteilt. Auch wenn ich in der Tat zugeben muss, dass sie dem Möchtegern Schönling was das Äußere betrifft in nichts nachsteht, so wirkt sie für mich umso mehr, wie eine Furcht die von Innen bereits am verfaulen ist. Auch ihr Duft ist stark und viel zu süß. Während sie ihr, ziemlich offensichtlich zur Schau gestelltes Dekolleté meist an ihren Herren presst, spricht sie laut und schrill in einen komischen Dialekt. Es ist fast unmöglich ihr Geschwafel zu überhören. Auch wenn Kagome die ein oder andere Stichelei von der Schwänin entgegen geschleudert bekommt, ignoriert die Miko dies möglichst und beflügelt weiterhin den Lord des Südens mit Interesse und Zuwendung.  

 

Selbst Sesshoumaru schien das aufgefallen zu sein. Seine Aura wird jedesmal unruhig sobald sich Kagomes Aufmerksamkeit Fukutsu zuwendet. Sein Blick wandert immer wieder zu der Schwarzhaarigen, mustert sie ebenfalls skeptisch, lässt sie jedoch gewähren.  

 

Ich kann mir einfach beim besten Willen keinen Reim aus ihrem Verhalten machen.  

Ich versuche, mich so wenig es geht, darüber zu wundern, doch kann ich nicht bestreiten, dass es mich allmählich wahnsinnig macht, nicht zu wissen, was die Miko verbirgt.  

 

„Ganz im Gegenteil Inu Yasha. Ich werde die nächste Zeit nicht von seiner Seite weichen.“ 

 

Ich knirsche ungehalten mit den Zähnen, während ich weiterhin ihren Rücken schier durchbohre. 

 

Sie führt etwas im Schilde.  

Ganz klar.  

Aber immer, wenn ich das Thema anspreche, blockt sie ab. 

  

 

Der große Bärendämon erregt unerwarteterweise meine Aufmerksamkeit, als er auf Kagome zutritt. Doch im Gegensatz zu den anderen Daiyoukais, bleib ich bei ihm eher gelassen. Von allen vornehmen Lords,die sich hier aufhalten, ist er mir wohl am liebsten, da er kein blöder Wichtigtuer ist, seine Macht nicht offen darstellt, sondern im Hintergrund bleibt, ähnlich, wie es mein Bruder tut. Wenn er mit Kagome spricht belässt er es beim nötigsten, nämlich den Anstand sich nach ihrem Befinden zu erkundigen und ihr einen guten Tag zu wünschen. Dann verzieht er sich in eine ruhige Ecke und beobachtet hauptsächlich. Als die Katze den Saal betritt muss ich unwillkürlich ein Stöhnen unterdrücken. Der Gestank ist mir mittlerweile egal, aber seine arrogante Fresse kann ich einfach nicht ertragen. Jedes Mal, wenn er die Räumlichkeiten betritt wandert sein Blick herausfordernd und kalt zu meinem Bruder, gleich wie eine dreckige Raubkatze, die er ist, mit der Absicht die Kehle seines Opfers endlich zu schlitzen. Auch wenn ich Ani früher selbst gerne um die Ecke gebracht hätte, so sind unsere Streitereien wohl ein Scheißdreck gegen diese hier. Dieser Daiyoukai schaut ihn mit keinem Funken Mitleid an, allein die blanke Todesgier liegt in seinem Blick. 

Elende Neko.  

 

Zudem liegt heute noch etwas anderes in der Luft.  

Ein kaum merkbarer Unterschied, aber dennoch vorhanden.  

Unruhe. 

Morgen werden die ersten Verhandlungen gehalten, hat mir Naoki mitgeteilt. Ich hatte mich schon gefragt wie lang diese Feste anhalten sollen, schließlich trinken und Essen die Dämonen schon seit Tagen. Morgen Vormittag geht es wohl dann an das Geschäftliche. Naoki war ebenfalls angespannt und ich kam nicht umhin, ihn zu fragen, auf was ich mich gefasst machen soll. Es ist unübersehbar, dass Ärger in der Luft liegt. Naoki hat sich kurzgehalten, vieles unausgesprochen gelassen, doch das Wenige hat gereicht. 

 

„Auf dem Gebiet des geschäftlichen Verhandelns sind Meinungsverschiedenheiten vorbestimmt.“ 

 

Pah, Ärger ist somit gar kein Ausdruck... 

 

 

Aus dem Augenwinkel nimmt mich plötzlich etwas Rotes gefangen. Ayakas Augen scheinen zu leuchten, als Kagome sich eine Strähne hinters Ohr streicht. Ein tiefes, leisen Knurren kann ich bei seinem deutlichen Interesse nicht unterdrücken, will ich auch gar nicht, da diese Warnungen bereits notwendig erscheinen. Der verdammte Vampir blickt zu mir und grinst unverschämt, ehe er sich umdreht und sich zu seinem Herrn begibt. Dieser Blutsauger ist mir nicht geheuer. Seine Aufmerksamkeit der Miko gegenüber scheint jeden Tag zu steigen. Doch nur selten kann ich Ihn davon abhalten, sich mit der jungen Frau zu unterhalten, wenn er es wünscht. Auch Kagome scheint ihm gegenüber unsicher. Sie hat mir selbst gesagt, dass sie nicht genau weiß, was sie von ihm halten soll. 

Im Gegensatz zu mir.  

Egal für was er sich ausgibt: 

Dieser Kerl stinkt nach Gefahr.  

 

Als die Miko sich nach dem Frühstück von allen verabschiedet schwankt sie leicht beim Aufstehen. Trotz gesunder Ernährung scheint ihr Körper abgemagert und ihre Haut hat einen fahlen Ton angenommen. Der große Einfluss an Youkai scheint ihrem Leib keinen direkten Schaden zuzufügen, doch Kaede hat mir eins gesagt, dass der Energieaufwand, den der Körper für die Reinhaltung benötigt enorm ist.  

 

Ich stoße mich schon automatisch von der Wand ab, um ihr entgegen zu kommen und notfalls zu stützen, doch als sie mich sieht hebt sie abwehrend die Hand und strafft gleichzeitig die Schultern. 

Die Mischung aus Sturheit und Stolz hat sie sich wohl von meinem Halbbruder abgeguckt und ist wohl bei dieser Horde auch notwendig. Eine falsche Schwäche und man stürzt sich auf die Schwarzhaarige, wie ein Stück Fleisch. Deswegen halte ich mich zurück, lasse sie alleine Richtung Ausgang gehen, wenn auch nur widerwillig. Zugleich staune ich immer wieder, wie stark das Mädchen aus der Zukunft geworden ist. 

 

„Bring sie zurück.“ 

 

Naoki tritt neben mich und betrachtet die Miko ausdruckslos. Doch auch wenn ich den kleinen Glimmer an Sorge an ihm nicht ausmachen kann, ist mir sehr wohl bewusst, wie er sie manchmal ansieht. Nichts worüber ich eifersüchtig sein sollte, doch irgendwie hat sich auch bei ihm eine gewisse Akzeptanz gegenüber der Miko breit gemacht. Er ist kein schlechter Kerl, musste ich in den wenigen Tagen unweigerlich zugeben. Wenn man länger mit ihm zusammen ist bekommt man ein Gefühl dafür, wie er denkt. Er scheint auch einer der Wenigen zu sein, der sich nicht an meinem Hanyou-Dasein stört. Bisher hat er nicht ein abfälliges Wort gegenüber meiner Herkunft erwähnt. Ab und an hat er mich über den Kampf gegen Naraku ausgefragt und war auch an Tessaiga interessiert. Einmal konnte ich seine Freude fürs Duellieren entdecken, als wir uns für ein kleines Training gemessen hatten. Ähnlich wie ich, scheint er ein wild entschlossener Kämpfer zu sein, der fair und aufrichtig seinem Gegenüber entgegentritt. Ich komm nicht umhin, diese Eigenschaft an ihm zu wertschätzen. 

 

Ich nicke ihm zu und begebe mich zur Tür, folge der Miko, die sich tapfer geradeaus bewegt. Als der Raum hinter uns verschlossen wird, bricht sie, wie ich es bereits erwartet habe, hinter der nächsten Ecke zusammen.  

Ich bin schnell genug, um sie auf zu fangen, ihren zierlichen Körper zu umschließen und Halt zu geben.  

Ihre tiefen Atemzüge verstärken meine Sorge um sie noch weiter. 

 

„Kagome...“ 

 

Ich weiß noch nicht einmal genau, was ich sagen soll, geschweige denn ihr raten soll. Sie kann weder die Treffen mit den Lords umgehen, noch sich intensiv von der Dämonenaura erholen. Selbst in ihrem Schlafbereich ist das Youki noch greifbar. Diese beschissenen, vollwertigen Dämonen halten es auch nicht für nötig ihre Energien zu unterdrücken. Im Gegenteil, sie scheinen nur zu gerne die Grenzen der Miko auszutesten... 

 

 

„Es geht gleich wieder...“, holt mich die Schwarzhaarige mit röchelnder Stimme aus meinen Überlegungen. Ich ignoriere ihre Aussage und nehme sie auf meine Arme, als ich ihre zitternden Knie bemerke. Ohne jeweiligen Protest lässt sie es zu, zeigt mir nur einmal mehr, wie schlecht es um sie geht. Ihre Energie hat einen schwierigen Punkt erreicht. Es fehlt nicht mehr viel und sie verliert das Bewusstsein.  

 

Man muss doch irgendetwas tun können... 

 

„Tss, so kann das nicht weiter gehen...“, knurre ich frustriert, fühle mich nutzlos und hilflos, wie ein bescheuerter Welpe.  

 

Sie brummt zustimmend, sagt jedoch nichts weiter dazu und drückt sich stattdessen an meine Brust. Der Panzer ist dabei sicher nicht gerade angenehm.  

 

Ich sauge ihren Duft ein.  

Seitdem sie bei Sesshoumaru ist hat er einen faden Beigeschmack bekommen. 

Dieser macht mir unverhohlen klar, was das bedeutet.  

Wem sie nun eindeutig und unwiderruflich gehört. 

 

Bei dem Gedanken schlucke ich, versuche meine noch weiter ansteigende Frustration zu bekämpfen. Allein die Vorstellung lässt mich schier Rot sehen. Doch das schlimmste dabei ist wohl der ab und an mitleidige Blick der jungen Frau, jedes Mal, wenn wir alleine sind, jedes Mal am Ende eines kleinen Gespräches.  

Es kotzt mich an. 

Nicht die Tatsache, dass sie Mitleid für meine Situation empfindet, sondern viel mehr der intensive Schmerz gemischt mit Scharm, die sich in Ihren Augen widerspiegeln. Auch wenn sie es nicht beabsichtig zu zeigen, doch fast bei jedem Blickkontakt kann ich erkenne, wie sie sich selbst die Schuld für alles gibt.  

Wie sie selber leidet, weil sie nicht weiß, wie sie sich mir gegenüber richtig verhalten soll.  

Bei Kami und wenn sie mit meinem Bruder schläft und auch wenn ich ab und an deswegen Verachtung empfinde, so weiß ich doch ganz genau, dass sie nichts dafürkann.  

 

 

„Mama, wieso bin ich anders als die anderen Kinder?“ 

 

„Weil du etwas ganz Besonderes bist, Inu Yasha.“ 

 

„Aber wieso? Kann ich nicht einfach auch ganz normal sein?“ 

 

„Leider kann man sich, wie so vieles im Leben, das nicht immer selber aussuchen, mein Kleiner. Wir müssen mit Manchem einfach leben, auch wenn uns Andere dafür möglicherweise nicht mögen, oder wir selber damit nicht glücklich sind.“ 

 

Eine große Hand streicht liebevoll über meinen Kopf. 

 

„Aber weißt du was? So etwas macht uns immer stärker. Vergiss das nicht.“ 

 

 

Ich bin mir heute ziemlich sicher, dass meine Mutter damals ihre eigene Situation vor Augen hatte. Sie muss es während und nach der Zeit mit meinem Vater ähnlich, wie Kagome jetzt, ziemlich schwer gehabt haben. Schließlich war sie eine Hime und hatte ebenfalls Pflichten und ein Ansehen zu tragen. All die Diskriminierungen und Blicke, die ich zu jener Zeit nicht deuten konnte sind nun wie viele kleine Messerstiche in meiner Brust.  

Kami, wenn ich doch nur die Möglichkeit gehabt hätte sie vor all diesem zu bewahren… 

 

Mein Bick fällt unweigerlich wieder in die Realität auf das kleine kraftlose Wesen in meinen Armen. 

 

Bei ihr wird es anders sein.  

Ich werde sie beschützen. 

Egal vor was. 

Und wenn es meine eigene Person sein sollte… 

 

 

 

 

Schneller, als mir lieb ist kommen wir bei Ihrer Veranda an und ich setze sie vorsichtig ab. 

 

„Inu Yasha?“ 

 

Sie sucht gezielt meinen Blick und ich schaue ihr in ihre müden Augen, würde ihr in diesem Zustand auf der Stelle jeden Wunsch erfüllen. 

 

„Ich danke dir, dass du hier bist. Ich weiß, dass ist nicht leicht für dich. Aber ich kann dir gar nicht sagen, was deine Unterstützung für mich bedeutet.“ 

 

Ihre Wangen werden leicht rot, was einen starken Kontrast zu ihrer sonst blassen Haut ergibt. Sie lächelt mich an, versucht mir all ihre Dankbarkeit zu schenken und die Schuld und Trauer damit zu übertünchen. Ich kann mein Herz in meiner Brust laut schlagen hören und wahrscheinlich leuchte ich noch mehr, als sie es tut. Dabei ist es eine Mischung aus Rührung und Wut, dass sie, wiedermal, das Befinden Andere über ihr eigenes stellt.  

  

Beschämt breche ich den Blickkontakt und suche einen Punkt, auf den ich meine nervösen Augen eher binden kann. 

 

„Das ist doch klar. Als ob ich dich mit dieser Horde an Dämonen alleine lassen würde.“ 

 

Vorsichtig riskiere ich einen Blick in ihr Gesicht, während ich meine Arme in meinem Haori verschränke.  

 

„Trotzdem danke.“, flüstert sie schon fast kraftlos.  

 

Langsam dreht sie sich um und schiebt ihre Türe beiseite, während mich ein eigenartiges Gefühl von Verlust und Mitleid überrollt. Ihre Erscheinung wirkt auf einmal unglaublich einsam und verloren. Unweigerlich gleitet mir ein Bild von meiner Mutter vor Augen, dann eins von Kikyo, welche damals auf der großen Lichtung im Gras ebenfalls unglaublich unglücklich und schwach aussah. Noch während ich genauer darüber nachdenken konnte reagiert mein Körper bereits wie von selbst und greift schon fast panisch nach dem Arm der Reinkanation.  

 

„Du weißt, ich bin immer für dich da.“ 

 

Meine Stimme ist lauter, als beabsichtigt.  

Dafür aber so ehrlich und aufrichtig, wie ich mich fühle. 

Ich will, dass sie es weiß.  

Das sie weiß, dass sich für mich Nichts geändert hat. Weder meine Freundschaft für sie noch die Liebe, die ich hier für sie nicht fühlen darf. Und dennoch soll sie wissen, dass es möglich wäre, dass ich immer noch da bin. 

 

Ihr Blick ist erst verwundert, dann ernst dem meinen zugewandt. Ein Ausdruck der mir nicht verrät, wie sie darüber denkt. Eine Eigenschaft, geschuldet diesen Umständen, denen sie sich nicht entziehen kann.  

Verdammt, ich hasse es, wenn sie mir gegenüber so reagiert.  

Nur widerwillig lasse ich sie ziehen, als sie sich von mir abwendet und im Begriff ist ins Innere ihrer Räumlichkeiten zu flüchten. Als sie jedoch die Tür zuschiebt hält sie kurz inne und ich meine sie leise „Ich weiß. Danke“ murmeln zu hören. 

 

Ich begreife erst, was für ein riesen Idiot ich eigentlich bin, als ich ihre Tränen riechen kann.  

 

So eine Scheiße... 

 

 

 

 

 

Es ist spät, als ich seine Schritte höre, noch bevor ich ihn sehe. Innerlich versuch ich mich zu wappnen, doch bei meinem Halbbruder weiß man nie, wovor. Also strecke ich lediglich den Rücken durch, greife nach Tessaiga und warte auf seine Ankunft. In dem flackernden Licht, welches rings um die Veranda leuchtet scheint seine Gestalt zusätzlich an Stolz und Dominanz zu gewinnen. Eine Tatsache, die mich innerlich die Zähne knirschen lässt. Auch wenn ich es nie laut aussprechen würde, bewundere ich ihn für seine innere Ruhe und Gelassenheit. Etwas, was ich mir von Zeit zu Zeit auch Wünschen würde. In einigen Fällen, kann diese Eigenschaft bedrohlicher sein, als die Klinge meines Schwertes... 

 

„Du solltest nicht in ihre Nähe kommen. Das viele Youki hier schwächt sie.“ 

 

Sein herablassender Blick der sofort auf mich fällt macht mir nichts aus. Ich kenne nichts anderes von ihm. Selbst als er mich hat rufen lassen, bekam ich nichts weiter, als seine ausdruckslose Scheißvisage. 

 

„Meine Aura ist es nicht, die sie schwächt. Bleib heute bei Naoki, er wird dich wegen morgen unterrichten.“ 

 

„Du...“ 

 

„Das war keine Bitte!“, unterbricht er mich harsch und seine Lautstärke, die ich selten bei ihm zu hören bekomme, lässt mich zögern, abermals zu widersprechen. Der Hund in mir schmeißt sich bereits auf den Rücken in voller Unterwerfung, doch der Mensch hält dagegen. Mürrisch gehe ich an ihm vorbei und suche bereits nach dem Geruch dieses Drachen. 

 

„Wenn du willst, dass sie den morgigen Tag überlegt, dann lass sie gefälligst schlafen.“ 

 

Ich bin mir ziemlich sicher, dass er keineswegs vorhat, ihr in irgendeiner Form Schaden zuzufügen, dennoch weiß ich nicht, wie sich sein Auftauchen auf Sie auswirkt. Doch als er kommentarlos ihre Räumlichkeiten betritt kann ich bereits wahrnehmen, wie sich ihre Atmung bessert. 

 

 

Das Gefühl von Eifersucht schleicht sich, wie ein sich bildender Fluss in meine Brust, doch überschattet es dabei keinesfalls die Erleichterung über den, sich nun besser werdenden Zustand. Hm, dieses Kizuna scheint dieses Mal wirklich hilfreich zu sein... 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist früh am Morgen, als ich Ihren Geruch näherkommen bemerke. Mein Halbbruder kommt zuerst in den großen Verhandlungsraum, der sich deutlich von der Festhalle unterscheidet. Hier sind die Papierwände prunkvoll mit Gold bemalt und strahlen in der aufgehenden Morgensonne, als wollen sie ihre Gäste willkommen heißen. Alles hier drin wirkt teuer und edel, etwas, was ich von Sesshoumaru nicht erwartet hätte.  

Aber als Lord wohl gängig.  

Der Raum ist in drei Teilbereiche unterteilt, die sich in Höhe und Größe unterscheiden.  

Der untere Teil ist den Beratern und obersten Kriegsheeren vorbehalten. Eine Stufe darüber werden die Lords Platz nehmen, während ganz oben der Gastgeber, und somit Sesshoumaru sitzen wird. Kagome und ich werden uns zu den Beratern gesellen und versuchen uns möglichst aus den Geschehen zu halten, so hat es mir Naoki zu mindestens eingetrichtert.  

Jedes falsche Wort hier drinnen könnte den Ruf des Westens schaden.  

 

Kagome setzt sich stumm auf das Kissen hinter dem Drachen, während ich neben ihr Platz nehme. Die Schuhe drücken im Fersensitz unangenehm und am liebsten würde ich sie sofort von meinen Füßen reißen.  

Kami, wer diese Teile erfunden hat gehört gefoltert.  

Um mir Ablenkung zu verschaffen lassen ich meinen Blick über die ziemlich ruhige Frau neben mir gleiten. Ich kann es nicht genau sagen, aber der erste Eindruck lässt andeuten, dass es ihr heute wesentlich besser geht. Ihre Wangen haben eine zarte Röte und ihre Haltung ist gesund und kräftig. Sie wandert mit ihren klaren Augen durch den Raum, bis sie bei mir endet. Ihr Lächeln zeigt einen Hauch Freude über meine Anwesenheit gepaart mit tiefer Dankbarkeit, sowie den faden Beigeschmack von Mitleid, der momentan ständig an ihr haftet. 

Auch wenn es nicht so scheint verkrampfen sich meine Muskeln minimal, als sich nun sämtliche Daiyoukais mit Gefährten und Beratern an ihren Tischen begeben und Stille einkehrt. 

Vorzugsweise verschenke ich die Arme und ergebe mich meinem Schicksal, weiß ich doch eigentlich nicht, was ich hier genau soll, bis darauf zu achten, dass Kagome nicht von einer Horde Daiyoukai verschlungen wird.   

 

Sesshoumaru greift in sein Gewand und holt eine ziemlich lange Schriftrolle hervor, ehe er sie in einer lässigen Bewegung auf dem Tisch ausrollen lässt. 

Minimal strecke ich meinen Hals, um zu erkennen, dass es sich um eine große Landkarte handelt. 

 

„Wo gibt es Probleme?“, richtet sich Naoki an die Lords, als er sich nach Sesshoumarus Nicken erhoben hat. 

 

Sofort beginnt der Kotzbrocken von einer Katze mit einer Triade an Beschwerden über das Eingreifen der Menschen in seine Länderrein. Sein Hass gegenüber den Sterblichen dringt dabei mehr, als deutlich hervor. Manche Sachen lässt er unausgesprochen, aber ich bin mir ziemlich sicher: Wenn es nach ihm gehen würde, würde er „diese ganze Sippe“ sofort dem Erdboden gleich machen.  

Angewidert rümpf ich die Nase, während mein Blick zu dem Geschöpf wandert, über dessen Rasse man hier so derbe herzieht. 

Ganz wie eine stolze Miko sieht man ihr, wenn vorhanden, die Kränkung nicht an. Still betrachtet sie die Runde, wandert mit ihren rehbraunen Augen zwischen den jeweiligen, sprechenden Parteien hin und her. Allein ihre fummelnden Hände geben Aufschluss darauf, dass sie ebenfalls diese Anspannung im Raum bemerkt hat. 

 

„Sesshoumaru, die Menschen gehen zu weit. Besonders die deinen! Sie überqueren die Grenzen und richten Schaden auf meiner Seite an.“ 

 

„Die Menschen kennen die genauen Grenzen nicht. Und sollten deine Dämonen zu schwach sein, sie auf zu halten, so würde ich die Stärke deinesgleichen in Frage stellen.“ 

 

„Du wagst es meine Rasse als schwach zu bezeichnen? Ich könnte diese jämmerlichen Kreaturen mit einer Handbewegung ausrotten.“ 

 

Die Energie steigt impulsiv an und mein Griff geht sofort reflexartig zu Tessaiga, während sich mein Blick immer wieder kurzzeitig zu meinem Bruder richtet. Solang er nicht agiert, werde ich mich zurückhalten, doch sollte Kagome Gefahr drohen sehe ich Rot. Sesshoumaru jedoch bleibt gelassen. 

 

„Du weißt, was passiert, sollten die Menschen vernichtet werden. Du hast es damals selbst miterlebt. Es ist jeher dasselbe Schema: Wir fressen sie und sie versuchen uns daran zu hindern. Das Gleichgewicht darf niemals wieder gestört werden.“ 

 

Ich runzle die Stirn bei seinen Worten, hören sie sich aus seinem Mund doch ziemlich verkehrt an. Mein Halbbruder, der sich für die menschliche Rasse stark macht? Unvorstellbar bisher und insgeheim frage ich mich, ob Kizuna auch hier ihre Finger im Spiel hat.  

Die Neko knirscht mir den Zähnen setzt sich dann aber wieder, nachdem er bei seinem Ausruf abrupt aufgesprungen ist. Die Atmosphäre im Raum gelegt sich wieder und ich lasse zögernd von Tessaiga ab, als ich Naokis intensiven Blick spüre. Zufrieden nickt er und widmet sich dann den weiteren Angelegenheiten. Immer wieder fallen von allen Seiten unterschwellige Bemerkungen, Andeutungen oder sogar Drohungen und es ist mehr, als nur eine leicht unangenehme Stimmung in diesen vier Wänden. Kagome scheint möglichst genau zuzuhören, versucht sich jedes noch so kleine Detail zu merken, doch so wie bei mir, scheinen nicht alle Sachen erklärlich. Zum Teil werden über Zeiten geredet, die sogar die meines Vaters überschreiten. Eine Zeitspanne, kaum vorstellbar für ein einzelnes Leben eines Menschen. 

 

„Die Dämonen aus China versuchen immer wieder das Land anzugreifen.“, bringt der Vogel mit deutlich weinerlicher Mine ein, “sie sind groß und stark und nur schwer klein zu bekommen.” 

 

„Ich werde dir Truppen zur Unterstützung schicken.“, bringt der große Bär sachlich vor und ergattert mit seiner angebotenen Hilfe meine Sympathie. Doch Kagome zieht plötzlich scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. Sofort legen sich alle Augenpaare auf ihre zierliche Person und ich unterdrücke den Drang, der mich augenscheinlich im selben Moment überkommt, mich zwischen sie und den Daiyoukais zu stellen. 

 

„Habt ihr Einwände, Kagome-sama?“, spricht Tadashi im neutralen Ton. 

 

Kagome zieht die Lippen zu einer schmalen Linie, als wenn sie sich selbst das Sprechen verbietet. 

 

„Als Gefährtin von Lord Sesshoumaru-sama habt ihr das Recht zu sprechen. Eure Meinung wird hier ebenso wertgeschätzt.” 

 

Ich hätte fast gelacht, so aberwitzig ist diese Aussage in meinen Augen, nachdem die ganze Zeit bezüglich ihrer Rasse so viele unterschwelligen Äußerungen kamen. 

 

 

Irritierenderweise kommt dieser Kommentar auch noch von dem grässlichen Vogel, der gleichwohl seine Worte mit Ernsthaftigkeit und deutlichem Interesse schmückt, als dabei auch zum Schluss ein falsches Lächeln zutage legt. 

 

Kagome überlegt kurz, knetet abermals ihre Finger, ehe sie zögernd zu sprechen beginnt: 

 

„Ich danke euch, Lord Fukutsu, für euren Zuspruch, doch ziehe ich es vor, mich aus den Verhandlungen raus zu halten. Das überlasse ich dann doch der langen Erfahrung und Weisheit euresgleichen.“ 

 

Sie meint Ihre Äußerung aufrichtig und versucht wohl das Thema genauso schnell fallen zu lassen, wie es aufgetaucht ist. Die Situation ist ihr sichtlich unangenehm. 

 

„Weise Worte. Daran sollten sich andere Weiber ein Beispiel nehmen.“ 

 

Lord Fusakerus Blick wandert bei seinen in Abscheu getränkten Worten zu der Frau des Vogels, die die Verhandlungen mit mal mehr, mal weniger hilfreichen Aussagen beigewohnt hatte. Diese warf ihren giftigen Blick auf den Daiyoukai und als sie schon ihre scharfe Zunge zum Einsatz bringen wollte, hält sie der Vogeldämon zurück. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.... 

 

 
 


 

 

 

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Als die Verhandlungen enden atme ich ehrlich erleichtert aus und bemerke erst dann, wie angespannt ich die ganze Zeit war. Ich kann wirklich nicht sagen in welchem Maßstab diese erste Sitzung stattgefunden hat. Zumindest sind keine Kriegserklärungen gefallen oder Köpfe gerollt. 

 

Inu Yasha schließt in seiner mittlerweile antrainierten Form unauffällig zu mir auf und wartet, bis wir uns weit genug von den Lords entfernt haben, ehe er das Wort an mich richtet. 

 

„Du hättest sprechen dürfen, als man es dir angeboten hat.“ 

 

Ich habe damit gerechnet, schließlich kennt er mich als jemand, der seine Meinung äußert, egal wer vor mir steht oder ob ich alleine mit meiner Äußerung dar stehen würde. Dennoch kam sein Kommentar diesbezüglich schneller als ich gedacht hätte. 

 

„Es ist... schwierig.“ 

 

Geduldig wartet er, ist nicht zufrieden mit meiner knappen Aussage, spüre ich doch nur zu deutlich seinen bohrenden Blick im Rücken. Als wir um die Ecke biegen räuspere ich mich kurz, ehe ich meine Schritte verlangsame, sodass wir nebeneinander gehen. Er hat seine typische Haltung. Arme in seinem Haori verschränkt, die Schultern gestraft und einen aufmerksamen Blick nach vorn. 

 

„Ich kenne die Geschichte der nächsten 500 Jahre. Ich weiß welche Handlung welche Folgen mit sich bringen wird.“ 

 

„Also weißt du, was die Entscheidungen, die heute getroffen wurden für die Zukunft bedeuten?“ 

 

Ich nicke. 

 

„Wenn ich mich jedoch aktiv dabei verhalte, könnte ich die gesamte Geschichte ändern und vielleicht nie geboren werden.“ 

 

Sein Blick gibt mir zu verstehen, was er von dieser Aussage hält. 

 

„Dann schweig auch weiterhin.“ 

 

„Das hatte ich vor.“ 

 

Kurz zögere ich, kaue nochmal kurz auf meiner Unterlippe, ehe ich ergeben einmal tief ein- und wieder ausatme. 

 

„Aber ich muss trotzdem mit Sesshoumaru sprechen.“ 

Genugtuung

Sanft schließe ich die Tür hinter mir, während sich seine Aura bereits, wie ein schützender Mantel um mich schließt. Auch wenn ich ein Lächeln kaum verbergen kann, spreche ich ihn nicht darauf an, weiß ich doch, dass es nur seinen Stolz verletzt würde, wenn ich das Thema anschneide. Seit letzter Nacht scheint er mich wie einen Schatz zu hüten, egal ob bei der Verhandlung heute, oder aber jetzt. Dieser Umstand macht mich auf eine ziemlich simple Weise einfach nur glücklich.
 

„Ich muss mit dir sprechen.“
 

Es ist unabdingbar, dass mein Lächeln bei den aufkommenden Gedanken nun doch einer verbissenen Mimik weicht. Ich bin mir nicht sicher, ob hierfür der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Doch das Risiko ein zu gehen, ihn in Schwierigkeiten zu wissen, obwohl ich ihn hätte warnen können, verschafft mir einen dicken Knoten in der Magengegend. Als ich meinen Blick auf ihn fokussiere, schaut er irritierenderweise an mir vorbei.
 

„Das wird warten müssen.“
 

Noch bevor ich auf seine Aussage, geschweige denn auf die plötzliche Aura in meinem Rücken reagieren kann wird die Tür kraftvoll beiseitegeschoben.
 

„Lord Sesshoumaru-sama.“
 

Mein Kopf schwingt nach hinten und ich erhasche grüne Augen. Der junge Mann, nicht größer und älter, als ich es bin nimmt mich genauso schnell ins Visier, wie ich ihn. Seine Irden sind mit einer derartigen Intensität auf mich gerichtet, dass es schlagartig in meinem Nacken kribbelt. Scheinbar erstarrt, durch meine Anwesenheit gewinnen ich Zeit, ihn ausgiebig zu betrachten. Er ist grazil und schlank. Seine schulterlangen, blonden Haare fallen ihm wirr, aber glänzend ums Gesicht, während sich seine Kleidung glatt und hauchzart um seinen Körper schmiegt. Zwei grüne Streifen wandern von seinem Nasenrücken bis hin zu seinem Haaransatz und lassen ihn zunehmend ästhetisch wirken. Seine, zu einem O geformte Lippen schließen sich allmählich zu einer dünnen Linie, während er eine seiner zarten Augenbraue nach oben zieht und sich gleichzeitig seinen viel zu langer Pony, der sich in einen Seitenscheitel über sein linkes Auge legt, aus dem Gesicht pustet.
 

„Ein Mensch? Was macht ein Menschen hier?“, spricht er laut und mit deutlich ehrlichem Interesse.
 

Ich komm nicht umhin, zu zugeben ehrlich sprachlos zu sein. Die Szene spielte sich innerhalb von Sekunden ab, sodass mein Mund bereits schneller reagiert, als ich diesen stoppen könnte:
 

„Und du? Platzt du immer in fremde Zimmer rein, ohne an zu klopfen?“
 

Das plötzliche Engegefühl, welches meine Brust umschließt lässt mich zähneknirschend zurück zu dem Daiyoukai blicken. Gleichzeitig richtet sich der Neuankömmling mit verschränkten Armen zu seiner vollen Größe auf und drückt mir auf imposante Art seine Brust entgegen. Verblüffender weise sehe ich ihm jedoch bin Sekunden den leichten Rotschleier um seine Nase herum an. Ob aus Scham oder Wut bleibt mir verborgen.
 

„Ich glaube nicht, dass ich, Sora, Sohn des Fukutsu-sama, mich dir auf irgendeine Weise erklären müsste.“
 

Mit diesem Satz schreibt er mich scheinbar als „Luft“ ab und richtet seine volle Aufmerksamkeit dem Daiyoukai in diesem Raum zu. Gleichzeitig spüre ich die Aura seines angeblichen Vaters den Raum betreten.
 

„Sora, was fällt dir ein?“
 

Die Arme immer noch verschränkt blick er über seine Schulter und augenblicklich ist die deutliche Anspannung und das, damit wohl auch nicht ganz harmonische Familienverhältnis zwischen den Beiden aufgedeckt.
 

„Ich, als dein rechtmäßiger Erbe sollte mich wohl dem Gastgeber vorstellen, wenn ich schon über die plötzliche Zusammenkunft der großen Herrscher nicht unterrichtet worden bin. Da du es scheinbar nicht für nötig gehalten hast, mich dabei zu haben, muss ich dir wohl über mein Verhalten keine Rechenschaft ablegen.“
 

Als er seinen Blick mit dem letzten Satz wieder nach vorne zu Sesshoumaru richtet, habe ich das Gefühl, nun nicht mehr die Einzige zu sein, die als „Luft“ abgeschrieben wurde ist.
 

„Sesshoumaru-sama, ich hoffe Ihr könnt meine ehrliche Entschuldigung über meine Verspätung akzeptieren und gewährt mir die überaus große Ehre eurer Gastfreundschaft.“
 

Ich bin immer noch wie erstarrt.

Nicht zu fassen, dieser Typ lädt sich gerade selber ein und das, obwohl sein Vater ihn scheinbar gar nicht hier haben möchte.
 

Durch Azumi weiß ich, dass Familienangehörige ein Recht haben auf die Beiwohnung des Daisho. Es ist jedoch, ausgenommen der Gattin keine Pflicht.
 

Ich schnappe erschrocken nach Luft, als die dämonische Aura hinter mir schlagartig ansteigt und meine Haut zu versenken droht. Doch Sesshoumaru unterbindet diese Aktion mit einem tiefen Knurren, ehe er sich an den jungen Spross richtet und ein knappes „Du darfst bleiben.“, von sich gibt.

Die plötzliche überaus beunruhigende Stille hinter mir lässt mich nervös schlucken, doch ich gebe dem Drang nicht nach mich um zu drehen und mich dabei von dem Tanchou zu entfernen. Stattdessen bleiben meine Füße fest am Boden verankert.
 

„Kagome-Sama“
 

Ich drehe mich nun doch mit einem fragenden Laut zu Azumi, da ich sie, um ehrlich zu sein gar nicht bemerkt habe. Sie kniet tief verbeugt an der Tür, halb verdeckt von dem Vogel, der einen kurzen, deutlich abgeneigten Blick zu mir wirft.
 

„Ihr müsst euch fertig machen.“
 

Ich spüre mich selber fragend die Augenbrauen anheben.
 

„Für was?“
 

.

.

.
 


 


 

Unkonzentriert fahre ich mit einem Lappen über mein Gesicht, reibe in kreisenden Bewegungen den Schweiß von der Haut, während meine Gedanken ganz woanders sind. Zusammengesunken sitze ich auf einem hölzernen Hocker in dem großen Waschsaal. Der Spiegel vor mir gibt mir nur schemenhaft meine eigene Person wieder, da er durch den Wasserdampf fast vollständig beschlagen ist.
 

“Um ehrlich zu sein, bin ich etwas erleichtert.”
 

Azumi stoppt kurz in ihrer lieblosen Art mir den Rücken zu schrubben.
 

“Worüber?”
 

“Auf mich wirktest du immer so perfekt in Allem, was du tust. Ich dagegen, als Sesshoumarus Gefährtin habe ständig das Gefühl, zu versagen.”
 

Ich blicke über die Schulter, um sicher zu gehen, sie bei meinem nächsten Satz nicht zu kränken.
 

“Tut mir leid, aber ich bin irgendwie erleichtert, darüber, dass du scheinbar auch einmal etwas vergessen kannst.”
 

Ich lächle sie an, während sie errötet und ihre vollen Lippen zu einen Spitzmund verzieht.
 

“Hmpf. Ich sehe meinen Fehler ja ein, dich nicht über das gemeinsame Bad unterrichtet zu haben. Das hätte nicht passieren dürfen.”
 

Sie blickt zerknirscht zu Boden.
 

“Keine Sorge, ich werde es Sesshoumaru nicht verraten.”, zwinkere ich ihr durch einen freien Teil des großen Spiegels zu.

Ihr Verhalten amüsiert mich.

Sie schnaubt kurz, ehe sie zur Seite blickt und dann ein kleines “Danke” vor sich hinmurmelt. Mein Grinsen wird breiter. Seit dem Moment, indem sie mich als Mensch akzeptiert, hat sich mein Eindruck von ihr stetig verbessert. Die vorher so unterkühlte, konzentrierte und ernste Youkai ist zu einer lebendigen Frau mit viel Feuer, aber auch Treue und Verständnis geworden. Es freut mich, dass sich unsere Beziehung so gewandelt hat.
 

Etwas verlegen und erfreut zugleich betrachte ich meine Gestalt nun bewusst im Spiegel. Meine Haut, nass und gerötet, glitzert von den letzten Sonnenstrahlen des Abends und präsentiert mich komplett unverhüllt.
 

Es ist das erste Mal das ich an einem gemischten Bad teilnehme und auch wenn es in dieser Zeit wohl etwas ganz Normales ist, so ist es doch unter Daiyoukais in mehrerlei Hinsicht eine Einzigartigkeit. Ich kann nicht verhindern, dass sich mein Körper unter der bevorstehenden Prozedur an aufdringlichem Youki anspannt. Aber ich ermahne mich ruhig zu bleiben und mich innerlich stark zu machen. Stichellein stehen für mich als Mensch an der Tagesordnung und mittlerweile habe ich mich an die hochnäsigen Kommentare gewöhnt. Das heißt aber keinesfalls, nicht auch ungeahnte Schlechtigkeiten zu erwarten...
 

Azumi schrubbt mir immer noch den Rücken, während ich mir etwas unruhig auf der Lippe rum kaue.
 

„Ich werde dich nicht mit hinein begleiten können, aber ich bleibe in der Nähe, da ich euch den Sake servieren werde. Versuch dich einfach raus zu halten.“
 

Ich nicke ihr zu, da ich plötzlich das Gefühl habe aus meinem Mund würde nur ein Krächzen kommen.
 

„Außerdem wird dein Hanyoufreund auch da sein.“
 

Ein Stöhnen entringt meiner Kehle.
 

„Ich weiß nicht, ob das hilfreich sein wird.“, spreche ich, wie erwartet mit krächzender Stimme.
 

Das Inu Yasha mich ebenfalls hab nackt sehen wird lässt mich bereits jetzt erröten. Doch wir sind keine 15 Jahre mehr und ich habe eindeutig intimere Sachen erlebt, als mich wegen meiner Blöße zu schämen. Was mir eher Sorgen machen sollte ist, dass der Halbdämon nicht gerade einer von der ruhigen Sorte ist, auch wenn er sich bisher ganz gut schlägt. Doch sollte einer der Daiyoukais mich nur zu lange anstarren, würde der Inuhanyou ihm sicher an die Gurgel gehen...
 

„So...“, beginnt die Dämonen hinter mir, während ich mich daraufhin erhebe, sie mir den kurzen weißen Kimono anlegt und ich mich meinen Schicksal ergebe...
 

—————
 

Auch wenn ihr Gesicht versucht es zu verbergen rieche ich ihre Nervosität. Ich selbst kann es nur zu gut nachvollziehen. Hier zu sitzen mit diesem eingebildeten Pack und so zu tun, als wenn man einer von denen wäre, widert mich einfach nur an. Doch ich weiß, dass die Miko aus der Zukunft jetzt mehr denn je meine Unterstützung braucht und wenn diese Idioten glauben, ich würde sie nicht auch hier beschützen, dann haben sie sich ordentlich geschnitten.
 

Als ich die Schwarzhaarige durch die dichten Nebelschwaden ausmachen kann, ist es mir wahrscheinlich kaum möglich meine Verlegenheit zu verbergen. Auch wenn ein seidiger kurzer Yukata ihre wichtigsten stellen verdeckt ist die Situation dennoch etwas völlig Neues und zugegeben Unangenehmes für mich. Der Hund in mir möchte am liebsten sofort die Flucht ergreifen...
 

„Kagome-sama.“, begrüßt sie der Bär als Erster höflich.
 

Sie lächelt verkrampft und blickt dann zu meinem Bruder, der ebenfalls kaum merklich seine Aufmerksamkeit der Miko geschenkt hat. Er neigt etwas den Kopf und die junge Frau setzt sich zwischen uns beide. Dabei richtet sich sein Youki kurz warnend in meine Richtung und meine Ohren pressen sich sogleich an meinen Kopf.
 

Ja, ich versteh schon, Arschloch!
 

Die Schlangenfrau kommt über einen mit Steinen ausgelegten Weg zu ihr und reicht ihr ein Schälchen Sake. Als sie es scheinbar erleichtert entgegennimmt und direkt einen Schluckt davon nimmt, war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst gewesen, wie sie zu Alkohol steht.
 

„Endlich eine wahre Trinkerin unter uns. Kanpai!“
 

Der Nekodaiyoukai hebt prostend das Glas und grinst hämisch, worauf die Miko neben mir errötet und dann leicht räuspert, um ihre Unsicherheit zu kaschieren. Der verrückte Schwan an Lord Fukutsus Seite kichert hinter vorgehaltener Hand, doch als Sesshoumaru sich minimal rührt schluckt sie ihr hässliches Gelächter ängstlich runter.
 

Gut so...
 

„Nun ich muss schon sagen, dass ich in meiner gesamten Lebensspanne, nie in einer schöneren und wohltuenden Onsenlandschaft verweilen durfte, wie in eurer, Sesshoumaru-sama.“, versucht der Tanchou die Situation zu entspannen und hebt ein weiteres Mal sein Schälchen, während er mit der anderen Hand den Arm seines halbnackten Weibstücks auf und abfährt.
 

Der behaarte Bär nickt zustimmend, während er seinen Sake ansetzt und trinkt. Ich tue es, wie dem Rest diesen komischen Haufens gleich.

Bei Kami, das Zeug schmeckt abartig.
 

Erst danach lasse ich möglichst beiläufig meinen Blick umherkreisen. Auch wenn ich bisher nicht viele heiße Quellen gesehen habe, muss ich ebenfalls sagen, dass diese hier wirklich auffällig erscheint. Ein kunstvoller Garten, dient als Umgebung, momentan bedeckt von einer dicken Schneeschicht. dennoch wirkt es, als sei alles kunstvoll hergerichtet. Die flachen Steine, die ringsherum als Pfad dienen sind vom Schnee befreit und gewähren den Dienerinnen und Geishas freie Hand, als Bedienung und Unterhaltung. Von irgendwo her erklingt ein sanftes und langsames Flötenspiel, während gleichzeitig die Sonne schleichend hinter den Bergen verschwindet.

Wirklich einladend....

Wäre die Situation eine andere könnte ich jetzt sicher Kagomes angenehmes Seufzen hören gefolgt von einer kleinen Schwärmerei über diesen Ort.

Naja.

Wenn die Situation eine andere wäre, wäre ich gar nicht hier mit ihr in dieser Quelle...
 

„Gerade für Youkai in unsere Position ist es wichtig, Orte zu haben, an den man entspannen kann.“, holt mich die monotone Stimme meines Halbbruders zurück ins Gespräch.
 

„Welch wahre Worte. Darauf sollten wir trinken. Ich habe etwas ganz besonderes mitgebracht.“,

spricht die verdammte Katze.
 

Mir schwant Böses.
 

Er winkt mit einer Hand und kurz zögert die Schlangenyoukai, ehe sie verschwindet und nach kurzer Zeit mit einer auffälligen, kugelförmigen Flasche wiederkommt. Sie ist dermaßen groß, dass sie sie mit beiden Armen umschließen muss. Die Öffnung der Flasche entpuppt sich als Katzenkopf, wessen Maul mit dem Korken verschlossen ist.
 

„Ein guter Tropfen aus meiner Heimat. Lange hat er in den Youkaigrotten reifen müssen. Etwas ganz Feines, sage ich euch.“
 

Der Stopfen löst sich mit einem ploppenden Geräusch und noch bevor mir der immens starke Alkoholgeruch entgegenschlägt, stellen sich mir breits die Nackenhaare von der unglaublich heftigen Youkaiaura auf. Kagome kann ein leises, dennoch hörbares Japsen nicht unterdrücken, welches sofort von der Neko mit einem selbstgefälligen Grinsen quittiert wird.

Innerlich fühle ich mit ihr.

Auch für mich, als Halbdämon ist dieses Youki erdrückend.
 

Der Sake wird verteilt und jeder hält breitwillig sein Schälchen hin. Als sie bei Kagome angelangt verstummt sämtlicher Ton und alle Augenpaare richten sich auf die Miko.
 

„Für euch wird dieser Sake sicher kein Problem darstellen Miko-Sama.“
 

Jedes Wort ist die reinste Provokation und ich spanne mich merklich an, bereit ihr Schälchen einfach aus der Hand zu nehmen und selbst zu trinken, wenn es nötig sein muss. Doch plötzlich ändert sich ihre Haltung. Sie streckt spürbar die Brust nach vorne und ich komme nicht umhin die Wassertropfen auf ihrem Weg zwischen ihre Brüste zu verfolgen.
 

„Natürlich nicht.“, reist mich ihre feste Stimme aus meinem Starren.
 

Sie lehnt sich in einem Versuch entspannt zu wirken zurück und hebt leicht die Mundwinkel. Nach kurzer Zeit beginnt sich etwas zu tun. Ihr Glas schimmert. Erst ganz leicht, dann stärker. Ihre Wimpern flattern, als sie ihre Augen von ihrem Schälchen auf das von Lord Fusakeru richtet und dieses ebenfalls anfängt zu leuchten. Dabei stiehlt sich wie von selbst ein dreckiges Grinsen in mein Gesicht.

Geschieht dir recht, Deckskerl!

Kagome trinkt nun deutlich genüsslich und observiert derweil ihren Gegenüber. Dieser hat deutlich mit seiner Reaktion zu kämpfen.

„Ha, wie von einer richtigen Miko zu erwarten!“

Er zwingt sich ein Lächeln auf und trinkt unsicher seinen deutlich gereinigten Sake. Kurz verzieht er die Mine, doch er wäre kein Daiyoukai, wenn ihm dieser ernsthaft schaden würde.
 

„Ah, was für ein einmaliger Geschmack.“

Er hebt zum Zeichen das Glas hoch und trinkt abermals, um sich auch ja nichts nachsagen zu lassen.
 

Ich muss mir ein Kichern verkneifen, doch als ich in Gedanken an meiner eigenen Schale nippe, verzeiht sich mein Gesicht von Bitternis gezeichnet.

Ich habe eine generelle Abneigung gegen Alkohol.

Und gerade bei diesem Zeug, weiß ich auch warum.

Bei Kami.

Ich kann wirklich nicht behaupten diese Gesöff sei nicht stark...
 

————
 

Es ist wirklich schwer mir nicht meine Freude über diesen kleinen Sieg anmerken zu lassen. Auch wenn der Lord versucht sich seinen Ekel vor meinen gereinigten Sake mit einem falschen Grinsen zu verbergen, ist es dennoch für jeden offensichtlich, wie abgeneigt er eigentlich nun von seinem, ach so tollen Feuerwasser ist. Ich hoffe das dieses Spektakel soweit für Erheiterung und die nötige Ablenkung gesorgt hat, um meine Erschöpfung hinter diesem Vorgang zu kaschieren. Zudem setzt mir trotz der Reinigung dieser verdammt Hochprozentige verdammt zu.

Insgeheim ermahne ich mich, mein gepushtes Selbstbewusstsein nicht zu hoch zu schreiben. In dieser Gesellschaft kann man schneller fallen, als man gucken kann...
 

Doch, als dann noch die hübsche Vogel-Youkai zu ihrem Angebeteten kichernd etwas in einer mir nur allzu bekannten Sprache zuflüstert, kann ich mich nicht länger zurückhalten.

Um mir etwas Erleichterung zu verschaffen erhebe ich mich aus der Quelle. Setze mich auf den Rand, sodass nur noch meine Waden in dem heißen Wasser verweilen. Die Blicke der Youkai scheinen mich dabei zu verschlingen.

Jeder auf seine Art.

Interessiert.

Belustigt.

Hungrig oder gar anzüglich.

Allein Inu Yasha scheint seinen Augen schier befohlen zu haben, stur geradeaus zu schauen.
 

Ich nehme noch ein genüsslichen Schluck Sake und fixiere den Vogeldaiyoukai mit einer Ruhe, die ihn scheinbar irritiert. Bevor ich meine nächsten Worte laut ausspreche, lasse ich mir Zeit, diese genau zu überdenken.

Ich bin eindeutig angetrunken und wenn ich mich in diesem, deutlich mutigeren Zustand zu weit hinaus wage, könnte es gut und gerne meine letzte Aktion gewesen sein.

Aber ich habe nicht länger vor, zurück zu weichen.
 

Also Kagome.

Versau es nicht.
 

„Lord Fukutsu, wie ich hörte habt ihr den Namen eurer Frau ausgesucht?“
 

Er hebt verwundert eine Augenbraue und ist sichtlich verwirrt und auch die anderen scheinen ihre privaten Gespräche einzustellen, um dem unseren zu lauschen. In Form leichter Vorfreude, aber auch spürbarer Nervosität lecke ich mir über die Lippen und sich bemerke das leichte, erhitzte Flackern zu meiner Linken.

Kami, nicht jetzt.
 

„Sehr richtig, ich habe sie gefunden, angespült an meinem Strand. Als sie zu sich kam hatte sie keinerlei Erinnerung an sich oder ihre Herkunft. “, holt mich der Kranich aus meiner kurzzeitigen Ablenkung.
 

Ich grinse leicht.
 

„Nazumi-san, richtig? Woher kommt Ihr?“, spreche ich sie direkt an.
 

“Ihr müsst entschuldigen, Kagome-sama", unterbricht mich sogleich der Lord des Südens, “aber sie ist sich unserer Sprache nicht mächtig. Sie scheint aus einem anderen Land weit über den Meeren zu kommen.”
 

Ich mache eine möglichst verwunderte Mine und blicke die Schwänin neugierig an, welche mir sofort den Gefallen tut und mich in ihrer Muttersprache anspricht.
 

“Sie sagt, dass sie sehr erfreut ist, Sie kennen zu lernen.”, lächelt der Daiyoukai unschuldig über diese, mir offensichtliche Lüge.
 

Ich nicke zum Verständnis, ehe ich die Youkai abermals anblicke, sie gefühlt mit meinem Blick festnagle. Dann lächle ich so lieblich und unschuldig, sogleich ich das Wort an sie richte:
 

“Well...”, beginne ich im möglichst akzentfreien, englischen Ton und bemerke, wie scheinbar jedes Geräusch schlagartig verstummt und die Dämonin vor mir erbleicht.
 

“the Pleasure is all mine.”
 

Die Augen aller Anwesenden richten sich weit geöffnet auf mich, blicken ungläubig zu mir hinauf. Selbst mein unfreiwilliger Gefährte hält einen Moment inne und eine weiße in Verwunderung gehüllter Nebel hüllt ihn ein. Dieser Moment ist so einmalig und surreal, dass ich fast lachen möchte, doch stattdessen lehnen Kizuna und ich uns voller Genugtun zurück und verschränken die Finger ineinander.
 

Oh ja.

Drohung

 

Als erstes durchbricht ein lautes Lachen die Stille und nur am Rande nehme ich wahr, dass es sich hierbei um den ungewollten Sohn handelt, der den Schock seines Vaters offensichtlich genießt. Doch lasse ich mich dadurch nicht beirren und blicke weiterhin den  Daiyoukai der südlichen Ländereien möglichst selbstbewusst entgegen, versuche zugleich die Reaktion von diesem mit all meinen Sinnen zu deuten. Seine Frau schießt nach vorne, doch der Lord hält sie mit einer Hand zurück, sein Blick immer noch ununterbrochen auf mich, anerkennend und herausfordernd zugleich. Ein Ausdruck, der mich stolz und ängstlich in gleichem Maße stimmt.  

 

„Haha, was für ein Wunder, was Vater? Jemand spricht die Sprache, die sonst für jeden ach so geheim ist.”, lacht der junge Vogel und wirkt plötzlich alles andere, als ästhetisch und elegant. 

 

“Kagome-san, woher habt Ihr dieses Wissen?“ 

 

Ich wende nur widerwillig meine Augen von dem Dämon ab, verärgert, mir nicht bereits eine passende Antwort dazu überlegt zu haben. 

 

Mist. 

Das darauf hätte ich vorbereitet sein müssen... 

 

Ich richte ich meine Seelenspiegel gedankenverloren auf meinen Rest Sake, schwenke das Gebräu in dem Schälchen kreisförmig, schinde damit Zeit. Es fällt mir auf Anhieb schwer, eine Antwort auf seine Frage zu finden, die nicht zu viel verrät. Denn auch, wenn meine eigene Epoche noch gute 500 Jahre entfernt liegt, bin ich mir doch sicher, dass sie mit diesem Wissen mich und meine Familie dennoch durchaus in Gefahr bringen können. Schließlich ist diese Zeitspanne für einen Daiyoukai nicht schwer zu überwinden... 

 

„Dort wo ich herkomme”, spreche ich ohne aufzusehen und dennoch spüre ich die Augen aller Anwesenden auf mir.  

“Wird Wert darauf gelegt, diese Sprache sprechen zu können.“ 

 

„Und wo kommt Ihr her, Kagome-sama?“, spricht zu meiner Verwunderung nun auch Lord Tadashi mit seiner dunklen Stimme. 

 

“Kommt ihr sogar aus dem Land, wo meine holde Gattin entstammt?”, schließt sich der Lord der Kraniche sofort mit gezügelter Neugier an.  

 

„Nein, dem bin ich mir Gewiss.”, lächle ich, um meine aufkommende Trauer zu kaschieren. 

“Es ist jedoch ebenfalls ein Land weit weg von hier. Ihr werdet nicht in der Lage sein, es zu erreichen. Ebenso wenig, wie ich. “ 

 

Ich nehme den letzten Schluck und hoffe das Thema damit fallen lassen zu können. Unter dem Einfluss des Alkohols brennen die Gedanken mehr als sonst in meiner Seele.  

 

 

Ich werde meine Familie nie wieder sehen... 

 

 

 

 

Aus dem Augenwinkel sehe ich die Hundeohren des Hanyous betroffen sinken. Zum Teil kann er sich sicher vorstellen, wie sehr ich meine Familie vermisse. Zum anderen Teil glaube ich, dass er sich insgeheim sogar selbst dafür die Schuld gibt. Schließlich habe ich mein Heim für ihn und dieses Leben aufgegeben. Und wie er einmal angedeutet hat, hat das zuvor noch nie jemand für ihn gemacht. 

Ich lächle ihm aufmunternd zu, rücke damit wieder meine Maske zurecht, die ich mir unter den Blicken der Daiyoukais hart antrainieren musste. 

 

„Sehr geheimnisvoll, eure Miko, Sesshoumaru-sama.“ 

 

Ich hasse es, wenn sie sprechen, als sei ich nicht hier. Wie nicht anders zu erwarten, kam dieser Kommentar von dem Lord des Ostens höchstpersönlich.  

 

„Jeder hat seine Geheimnisse.“ 

 

Der Blick des Hundedämons fällt vielsagend auf den Vogel und jeder weiß, was damit gemeint ist. 

 

„Wie wahr...“ 

 

Die Gespräche verlaufen glücklicherweise auseinander, während ich mich sicherheitshalber raushalte. Allein ab und an gebe ich Antwort, wenn ich gefragt werde. Meine Stimmung ist gekippt. Von der anfänglichen Euphorie über meinen kurzzeitigen Sieg ist nichts mehr übrig. Allein die Sehnsucht nach meiner Familie gestärkt durch den Sake hat mich nun fest im Griff. 

 

Die Blicke der Anderen richten sich immer häufiger auf mich, was mich befürchten lässt, dass ich nicht länger diese ungetrübte Fassade in meinen Zügen aufrechterhalten kann. Ein letztes Mal mahne ich mich in Gedanken Haltung zu bewahren, ehe ich den Blick durch die Runde werfe und mit Anheben meines Glases die Aufmerksamkeit auf mich lenken. 

 

“Ich fürchte, euer Sake, Lord Fukutsu, zwingt mich nun doch in die Knie. Ich denke, ich werde mich für heute zurückziehen, bevor Ihr mich noch aus der Quelle fischen dürft.”  

 

Ich lächle und habe gleichzeitig das Gefühl, mich übergeben zu müssen.  

Kami, ich will hier raus.  

Ich ertrage dieses Theater nicht länger.   

 

Die Lords verabschieden sich höflich, doch nicht ohne einige Kommentare mit deutlichem Seitenhieb auf meine schwache, menschliche Gattung, welche dem Sake nicht gewachsen scheint. Inu Yashas fragenden Blick ignoriere ich, während ich in der felsigen Quelle versuche Fuß zu fassen, um schnellstmöglich die Flucht zu ergreifen. Doch mein schwacher Kreislauf versagt mir auf einmal den Dienst und wäre mir nicht bereits speiübel, so wäre es mir spätestens jetzt. Als ich dann noch drohe zur Seite zu kippen, hätte ich fast laut geflucht. Doch glücklicherweise spüre ich knapp unter der Wasseroberfläche eine stützende Klaue an meiner Hüfte, während der Hanyou vorbildlich meine hilfesuchende Hand erfasst hat und mir auch hier zusätzlichen Halt gibt. Beide Hunde so bemüht um mich zu wissen, lässt mein Rot auf den Wangen nur noch dunkler werden. Ich schmunzle und nicke dem Hanyou danken zu, während ich mein Reiki sanft dem Daiyoukai zuwende und ihn damit umschmeichle. Noch bis zu den Hallen der Waschräume begleitet mich Sesshoumarus schützender Film, welcher mich vor dem schwingenden Youki der anderen zu bewahren versucht. Diese sagen zwar zu dem Vorfall nichts, dennoch spüre ich ihre piesackenden Blicke auf mir.  

Ich hoffe Kizuna schickt dem Lord der Hunde all meine Dankbarkeit, die ich nur empfinden kann. Wäre er nicht gewesen, wäre diese ganze Tortur der reinste Albtraum geworden... 

 

 

 

Die Ruhe in dem Umkleideraum ist wohltuender, als es die Quellen heute hätten sein können. Einen kurzen Augenblick gönne ich mir, entspanne meine Gesichtszüge und reibe mir meine schmerzenden Schläfen, ehe ich lautlos seufze.  

 

Himmel, wann hat dieser ganze Zirkus endlich ein Ende? 

 

Azumis Kopf streckt sich durch die Schiebetür, doch ich winke ab und signalisiere ihr damit, dass ich gerne alleine wäre. Die Stille um mich ist unglaublich wohltuend und noch während ich mir meine müden Glieder trockenreibe und in einen schlichten Yukata schlüpfe höre ich bereits meinen Futon nach mir rufen. 

Als sich die Schiebetür abermals öffnet und ich einen sehr süßen Geruch wahrnehme verdrehe ich kurz genervt die Augen und drehe mich dann, mit aufgesetzter Maske um. 

 

„Masami-san, have you already finished...“, doch noch ehe ich den Satz beenden konnte war der Vogelyoukai mit einem Schlag vor mir und penetriert mich mit ihrem viel zu intensiven Odeur.  

 

„Es kommt nicht häufig vor, dass man mich überrascht!“, spricht sie und ich bin um ehrlich zu sein nicht verwundert, dass sie sehr wohl unsere Sprache spricht, waren ihre Reaktionen zu einzelnen Gesprächen doch zu auffällig.  

 

Ihr giftiger Blick wird eine Spur dunkler, während sie mir so nahe ist, dass ich sie um ihre absolut reine, helle Haut beneiden kann. Warnend tippt sie mit ihrem spitzen Nagel gegen meine Nase.  

 

„Ich muss zugeben, ich habe dich, Mensch, unterschätzt.“  

 

Sie schnalzt missbilligend mit der Zunge, während sie den Blick über mich wandern lässt, als müsste sie sich selbst nochmal bestätigen, wie sehr sie die menschliche Rasse verabscheut. Ihr allzu englischer Akzent kommt bei diesem geringen Körperabstand erst wirklich zu Geltung. Dabei wundere ich mich schon die ganze Zeit, wie eine wahrscheinlich australische oder amerikanische Youkai nach Japan gelangen konnte.  

 

„Und dennoch“, holt sie mich aus meiner Überlegung, „wird dir dein, woher auch immer, gewonnenes Wissen über meine Muttersprache nichts nützen.“ 

 

Ich hole vorsichtig Luft, während ich ihren drohenden Worten lausche, wobei sich meine Lungen plötzlich anfühlen, als würden sie in Flammen stehen. Ihr Youki würde mir alleine nicht anhaben können, doch anhand ihres Grinsens nehme ich an, dass mehr dahintersteckt. Abermals nehme ich diesen mittlerweile abartigen Geruch wahr, welcher sich nun wie ein Pelz auf meine Zunge leg und in meinen Körper eindringt, als wenn sie ihn bewusst durch meine Organe lenken würde. Ihr obszönes Belächeln verstärkt sich nochmals, als ich meine Anstrengung kaum noch vermag zu verbergen. Zum Gnadenstoß schick sie mir eine weitere Welle entgegen.  

 

„Hng“ 

 

Ich schaff es nicht länger, wende mich ab, fange an zu husten und krümme mich unter diesem „Gift“, welches meine Kehle schier aus meinen Hals bersten lassen möchte.  

 

Weg.  

 

Ein Gedanke, doch mein Körper gehorcht automatisch. Taumelnd richte ich mich zur Tür, mache einen Schritt nach dem anderen, während mich der Hustenkrampf immer noch fest im Griff hat.  

 

“Schwach bleibt eben immer schwach.“ 

 

„Du“, doch der Start meiner Rebellion endet je, noch bevor ich anfangen konnte. Ich habe das Gefühl zu ersticken, als mir bereits Tränen in die Augen steigen. Der leichte Nebel der Trunkenheit wird mir jetzt zu einem unerwarteten Hindernis. Nur mit der allergrößten Konzentration schaffe ich es, meine Atmung zu beruhigen. 

 

„Du kannst mir nichts anhaben.“ 

 

Ich hoffe man sieht mir meine Freude, über die zurück gewonnen Kontrolle nicht an, als ich es doch tatsächlich schaffe einen ganzen Satz am Stück zu sprechen.  

Ihr Blick verfinstert sich.  

 

„Sollte mir etwas passieren, wird das Konsequenzen mit sich ziehen. Schließlich bin ich Sesshoumarus Gefährtin.“ 

 

Kurz hebt sie in voller Arroganz eine ihrer zarten Augenbraue in die Höhe, als scheine sie darauf zu warten, dass ich den Fehler selber finde. Doch, als ich nur weiterhin ihre geschminkten Augen anstarre, kehrt ihr widerliches Grinsen in ihr sonst so schönes Gesicht zurück.  

 

„Wer hat denn hier von dir gesprochen?“  

 

Abermals nur einen Wimpernschlag und sie steht so dich vor mir, wie gerade schon. Instinktiv halte ich die Luft an.  

 

„Es gibt so viele Dörfer,“ ihre Wörter zieht sie theatralisch in die Länge, während sich bei mir die Nackenhaare aufstellen.  

 

„So viele schwache Kreaturen.“ 

 

Ihr Blick richtet sich abschätzend auf ihre Fingernägel. Gleichzeitig fängt sie an mich zu umkreisen. Ihre zierlichen Schritte hallen auf dem Steinboden bei jedem Schritt. 

 

„Da braucht es nicht viel.“ Ihre Stimme verdunkelt sich auf ein Maß, welches mich unheilvoll erzittern lässt.  

 

„Vielleicht eine schlechte Ernte, oder eine Krankheit, ja sogar im Schlaf zu sterben gehört zu ihrem Leben dazu.“ 

 

Mir wird heiß und kalt zugleich, als sie ihre Runde beendet hat und mir nun direkt in die Augen blickt. Hilfesuchend mache ich zwei Schritte zurück und lehne mich gegen die Tür um meine zitternden Knie zu verbergen, während das Rattern in meinem Kopf immer lauter wird. 

 

„Selbst sie zu töten geht manchmal so schnell.“ 

 

Die Tür hinter mir schießt beiseite, noch ehe ich reagieren kann. Der Halt meines Rückens wird so abrupt genommen, dass ich mit einem entsetzten Laut nach hinten kippe. Das Gefühl einer harten Brust kann ich augenblicklich identifizieren, noch während eine Hand meine Schulter umschließt.  

 

„Oh, da habe ich mich doch glatt in der Tür geirrt.“ 

 

Das starke Prickeln unserer Energien verrät ihn noch vor seiner samtig weichen und unschuldig klingenden Stimme.  

 

„Hier gibt es doch keine Probleme, oder?“, spricht er plötzlich in einer Stimmlage, die sowohl  

mich, als auch die Vogelyoukai unmerklich zusammenzucken lässt. Doch die Schwänin fasst sich schnell wieder und plustert ihr üppiges Dekolleté, welches nur von einem Handtuch bedeckt ist, vor ihm auf. Sie wollte schon den Mund öffnen, als ihr bewusst wird, dass sie eine Tarnung zu tragen hat. Also schließt sie ihre vollen Lippen wieder, doch man sieht ihr ihren Ärger nur zu deutlich an. Bisher hat ihr holder Gatte alles übersetzt, was sie gesagt hat. 

 

„Tse“, ist somit alles, was ihre Lippen verlässt. 

 

Während sich die Beiden giftige Blicke zusenden löse ich mich von dem Vampir und richte meinen verrutschten Kimono ich einer Geste der Unsicherheit. Mir ist momentan nicht klar, ob die Anwesenheit des östlichen Kriegsführers meine Situation erleichtert oder verschlimmert. Deswegen bin ich umso glücklicher, Inu Yasha im selben Augenblick um die Ecke treten zu sehen. Seine Mine verfinstert sich, als er den Tumult um mich herum entdeckt und zusammen mit den leicht rötlichen Wangen, die ihm sicher der Sake beschert hat, wirkt er mehr, als nur wütend.  

 

„Ah, du bist leider etwas spät dran, wie es aussieht.“, begrüßt ihn der Vampir, unklar, ob er es als Vorwurf meint oder nicht.  

 

„Naja, was soll, Misami-san wollte uns sowieso gerade verlassen.“, spricht er Vampir laut und deutlicht und weißt mit der Hand den Gang entlang. Etwas an seiner Betonung gibt mir Anlass zu denken, dass er genau weiß, dass die Frau des Vogeldaiyoukais unsere Sprache versteht. 

 

Kurz entsteht eine tiefe, bedrückende Stille, in der sich alle Augen auf die halbnackte Youkai richten, dich sich in voller Abscheu an uns vorbei drängt und hinter der nächsten Ecke verschwindet. Dabei habe ich das Gefühl, dass allein ich ihr fieses Grinsen, welches sie gezielt in meine Richtung wirft bemerke. Genau in dem Moment, in dem sie an mir vorbei tritt.  

Und abermals überzieht meine Rücken eine Gänsehaut des Grauens…. 

 

 

 

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Sie spricht kein Wort, während ich ihr stumm zu ihrem Schlafgemach folge und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass es besser wäre diesen Zustand nicht von mir aus zu ändern. Wenn sie müde ist, ist sie nie sehr gesprächig, doch heute spüre ich genau, dass ihre Verschwiegenheit andere Gründe hat.  

Als wir den Steg zu ihrem Abschnitt des Schlosses betreten stoppt sie so willkürlich, dass ich leicht zusammenzucke. Dann, als wenn sie es nicht länger ertragen könnte, bricht es aus ihr heraus: 

 

„Du musst zurück ins Dorf.“ 

 

„Was?“  

 

Mein Mund spricht schon den deutlichen Widerwillen gegen ihre Aussage aus, noch bevor ich überhaupt begreifen konnte, worauf sie genau hinauswill.  

 

„Wieso?“ 

 

„Sie hat mir gedroht.“, die Sorge hinter ihrer bebenden Stimme klingt nur zu deutlich hervor und noch ehe ich Ihre Tränen sehen kann, rieche ich sie bereits. Dies ist nur ein Grund für meine stark, aufsteigende Wut die mich so schnell packt, wie eine Schlange die auf ihre Beute zurast. Doch noch viel mehr schurrt das Feuer in mir ihr verzweifelter, zutiefst besorgter Blick, der sich, je länger sie vor mir steht und sich Gedanken macht zu einer leidenden Mimik wandelt.  

 

„Was hat sie getan?“ 

 

„Sie hat über unsere Freunde gesprochen, nicht direkt, aber sie weiß von Kaedes Dorf.“  

 

Ich weiß was sie denkt, ich weiß was sie von mir verlangt, aber die Vorstellung, sie hier mit diesen Biestern alleine zu lassen ist… unerträglich.  

 

„Sango und Miroku sind stark…“ 

 

Ihr entsetzter Blick bohrt sich in meinen, als sie begreift, wohin meine Worte abzielen. Doch auch nach weiteren, vergangenen Sekunden halte ich den Mund und bete innerlich, dass sie nachgibt. Ich weiß wie egoistisch und riskant mein Verhalten ist. Aber, bei Kami, ich werde sie hier nicht zurücklassen! 

 

„Du kannst doch nicht ernsthaft…“ 

 

„Kagome, das ist eine Falle.“ 

 

„Natürlich ist es das. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie mir hier etwas anhaben kann, an Sesshoumarus Seite, ist wesentlich geringer, als dass sie unseren Freunden schaden könnte.“ 

  

Frustriert lasse ich den Kopf zur Seite fahren, entwische so ihrem flehenden Blick. Fieberhaft suche ich ein Argument sie umzustimmen. Doch ich könnte wohl eher ein zweites Mal Naraku zur Strecke bringen, als dass ich die Meinung dieser Frau ändern könnte. Bereits jetzt weiß ich, dass ich verloren habe. Es ist zum Haare ausreißen. Was bleibt mir schon übrig? Und dennoch… Ich kann sie doch nicht hierlassen!  

Was, wenn… 

Ein Gewicht drängt sich an meine Brust, lässt mich sofort in meinen Gedanken innehalten, während ich fast automatisch genießerisch ihren Duft einatme.  

Ihre Arme legen sich um meinen Brustkorb und vertiefen so die Enge in meiner Lunge, als mir mit ihrer Geste bewusst wird, wie wichtig ihre Bitte an mich ist.  

 

„Inu Yasha, ich kenne deine Gefühle und cih kann dich verstehen, ich fühle genauso, aber hier geht es um mehr, als nur uns Beide.“ 

 

Ihr Gesicht, welches vorher noch tief an meine Brust gedrückt war richtet sich nun mit einer Langsamkeit dem meinen zu, die mich unsicher schlucken lässt. Doch ihr Blick, klar und entschlossen, vernichten jeden Zweifel.  

Fast als wären wir ferngesteuert, kommen wir uns näher. Das Denken setzt völlig aus, als ich ihre Lippen auf meinen schmecke. Es ist so lange her und ich habe fast das Gefühl in ihr zu versinken. Es benötigt meine gesamte Konzentration, meine ganze Beherrschung sie nicht grob zu packen, sie an mich zu pressen, um letzten Endes jeden Millimeter ihres Körpers zu spüren. Meine Krallen fahren durch ihre Mähne und legen sich in ihren Nacken. Sanft fahre ich mit meinen Schneidezähnen über ihre weiche Unterlippe, zupfe, spiele mit ihr. Es ist anders, als bei unserem letzten Kuss. Sie ist entspannter, lässt uns Zeit und wenn ich mich nicht komplett irre, scheint sie es ebenfalls genießen zu können.  

Doch nicht nur das ist es, was sich verändert hat… 

Ihr Geschmack, sowie ihr Geruch hat eine herbere Note angenommen. Ihr Wesen ist gepaart mit einer Aura, die nicht ihre Eigene ist. Es ist fast unverkennbar, dass Sesshoumaru nun ein Teil von ihr ist. Bereits bei meiner Ankunft konnte ich das Mal auf ihrem schmalen Hals entdecken und ihr Geruch schrie mich an, dass sie nun wem anders gehört. Die Vorstellung, wie genau es dazu kam vermag ich mir lieber nicht vorstellen. Allein das Wissen, sie in dem Armen meines Bruders zu wissen, sich vorzustellen, was er bereits gehabt hat und ich nicht, treibt meinen Blutdruck in gefährliche Höhe. Aber trotz all dem erkenne ich immer noch meine Kagome. Leicht verändert, aber nach wie vor anziehend und mit einer Ausstrahlung gesegnet, wie nur sie es haben kann. Ich liebe sie noch genauso sehr, wie an dem Tag, an dem es mir bewusst geworden ist.  

Wenn nicht sogar mehr… 

 

Kaum merklich lösen wir uns voneinander. Unser Atem geht gleichmäßig, aber beschleunigt. Sie blickt mir mit ihren rehbraunen Augen fest in die meinen.  

 

„Geh jetzt.“ 

 

Lang lasse ich die Luft, wie bei einem lautlosen Stöhnen aus meinen Lungen gleiten, während ich, nervlich am Ende, meine Augen schließe und meine Stirn an ihre lege. Noch einmal nehme ich mir die Zeit ihren, immer noch wunderbaren Geruch zu inhalieren, wohl wissend, dass es vorerst das letzte Mal sein wird.  

 

„Zögere nicht, mich zu rufen, wenn du mich brauchst.“ 

 

An meiner Stirn kann ich spüren, wie sie nickt, wie sie kein Wort über die Lippen bekommt, da sie scheinbar mit den Tränen kämpft. 

Als ich meine Augen öffne sehe ich ihren glasigen Blick und ihre Zähne, die mit ihrer Unterlippe einen stummen Kampf ausrichten. Aus Reflex streiche ich der jungen Miko einmal beruhigend über die Wange. Im nächsten Moment wende ich mich ab und sprinte zu den Toren.  

Eine Sekunde länger an ihrer Seite und ich hätte meine Meinung geändert… 

 

 

 

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„Kagome-sama, es ist Zeit auf zu stehen.“ 

 

Die Stimme holt mich schleichend aus meinem traumlosen Schlaf und noch ehe ich es richtig bereifen kann, weiß ich, dass irgendetwas auf jeden Fall anders ist, als sonst. Verschlafen reibe ich mir die Augen und stütze mich auf meinen Unterarm ab.  

 

„Azumi?“ 

 

„Nein, Kagome-sama, Azumi-sama ist noch nicht erschienen.“ 

 

Zwei junge Youkai, beides Kizune, schieben die Tür beiseite und verbeugen sich, soweit ich es zu erkennen vermag. Die Sonnenstrahlen blenden meine noch empfindlichen Augen. 

Sie beginnen mit ihrer Arbeit ohne ein Wort zu verlieren, doch nachdem sie meinen Körper, sowie mein Haar gewaschen und mich angekleidet haben, bemerke ich den Unterschied. Nicht nur, dass allein die Tatsache, einer plötzlich anderen Gesellschaft, als Azumis Verwunderung genug sei, nein, noch viel mehr bringt mich die Art der Behandlung der Beiden aus dem Konzept. Plötzlich sind da Blicke, die nicht nur mit Missfallen und Desinteresse gefüllt sind. Keine routinemäßigen Handgriffe, die allein von einer schnelle und „sich hinter sich bringenden“ Arbeitsweise zeugen. Viel mehr sind heute auffällig konzentrierte und aufmerksame Augen, die mich zusammen mit einem gewissen Maß an …Respekt mustern. Zudem ist da plötzlich viel mehr Zeit. Zeit, sich wohl ausgiebig mit mir zu befassen, nicht nur eine Aufgabe auszuführen, wie es einem Roboter gleichkommen mag. Noch ehe ich über die Situation skeptisch die Augenbraue zusammenziehen mag, höre ich Jakens Stimme vor meiner Tür:  

 

„Kagome-sama, Sesshoumaru-sama lässt euch rufen.“ 

 

„Ich komme.“, ist alles was meine verwirrten Gedanken an mein Sprechorgan weiterleiten können… 

 

 

„Kagome-sama?”, spreche ich skeptisch, nachdem wir einige Zeit stumm zu den Gemächern des Daiyoukais schlendern. 

 

„Nun, das ganze Schloss hat schließlich davon gehört.“ 

 

„Wovon?“ 

 

„Von eurem Auftritt in den heißen Quellen.“ 

  

Als ich stumm bleibe, da ich über seine Worte nachdenke, räuspert er sich kurz. 

 

„Niemand hat es für möglich gehalten, dass es einem Menschen gelingen könnte, den großen Daiyoukais zu trotzen. Sowohl bei dem Sake, als auch in Bezug auf Lord Fukutsus Sprache.“ 

 

Er bleibt kurz stehen, dreht sich um und schenkt mir einen Blick, der ungewöhnlich viel von Anerkennung und Verwunderung beinhaltet.  

 

„Ihr habt euch damit, sowohl bei den Lords, als auch bei der Dienerschaft einen Namen gemacht.“ 

 

Sein Blick durchdringt mich mit Ehrfurcht und zum ersten Mal glaube ich, dass er meine Person wirklich wahrnimmt. Eine Tatsache, die mich auf gewisse Weise überfordert. Deutlich errötet wende ich meinen Blick ab und führe unseren Gang zu dem Lord fort. Jaken tappelt schnell weiter vorwärts, geleitet mich möglichst höflich zu den Gemächern im hinteren Teil des Schlosses. Noch während dieses kleinen Spazierganges spüre ich bereits das deutliche Flackern anderer Auren. Mein Kiefer spannt sich an, wappnet sich auf die nächste Tortur, die mir unweigerlich bevorstehen mag. Allein die Anwesenheit dieser Dämonen rüttelt so stark an meinem Nervenkostüm, dass ich nichtmehr weit von einem Herzinfarkt entfernt bin.  

Und das schon am frühen Morgen… 

 

Als wir, zu meiner Überraschung vor den Ratsräumen halten, schiebt Jaken sogleich die Tür beiseite und lässt mich eintreten. Im Inneren erblicke ich nicht nur den Daiyoukai, sondern sämtliche Lords des Landes. Ich schlucke nervös, als sich alle Blicke auf mich richten. Im nächsten Moment erinnere ich mich jedoch an Jakens Worte und straffe daraufhin die Schultern, versuche mir mein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen. Doch die Augen der Anwesenden zeigen eine Ernsthaftigkeit und Kälte, die mein Blut schlagartig auf den Nullpunkt gefrieren lässt.  

 

Ich verbeuge mich tief und hefte danach meinen Blick auf den Hundedaiyoukai, versuche so viele Informationen über diese bizarre Situation herauszufiltern, wie ich in dem kurzen Moment nur kann. Sein Blick ist kühl, aber das ist er zu 99% der Zeit eh. Doch seine Aura und seine Haltung sprechen von einer derartigen Dominanz, dass ich unwillkürlich meine nichtvorhandenen Ohren an den Kopf presse. Meine Zunge scheint Feuer zu fangen, als hätte ich eine ganze Hand voll Peperoni auf einmal gegessen, während mich sein Blick weiterhin durchbohrt.  

Keine Frage: Er ist wütend! 

Als er zwei Schritte auf mich zutritt muss ich den Drang unterdrücken nach hinten aus zu weichen.  

 

„Dir wird ein Verrat vorgeworfen.“, spricht er ruhig. Zu ruhig.  

 

„Und ich kann es bereits an dir riechen.“ 

 

Noch ehe ich darauf antworten kann stößt mich sein Youki mir all seiner plötzlich ausschlagenden Kraft gegen die Wand hinter mich und quetscht mir die Luftröhre zusammen. Reflexartig greifen meine Hände an meinen Hals, können jedoch gegen die unsichtbare Kraft nichts ausrichten, packen nur hilflos in mein eigenes Fleisch. Ich röchle, spüre, wie mir die Tränen in die Augen schießen und sehe bereits kleine Sterne vor mir wild aufleuchten. Dann mit einem Mal lässt der Druck nach und ich schlage laut husten auf dem Boden auf. Mein Stolz ist dahin, mein gerade erst gewonnener Respekt zerbröckelt und ich könnte in diesem Moment explodieren, wenn mich nicht bereits sein nächster Satz von der einen Gefühlswelt in die Nächste schleudert.  

 

„Du wirst Inu Yasha nie wiedersehen.“ 

Bestrafung

 

 

 

„Du wirst Inu Yasha nie wieder sehen.“ 

 

Seine Worte scheinen sich in einer endlosen Schleife in meinem Kopf zu wiederholen, sodass ich die ersten Sekunden stumm und reglos auf dem Boden starre. Erst als sich die Anwesenden im Raum rühren, blicke ich auf.  

 

„Du kannst doch nicht...“ 

 

„Schweig!“ 

 

Im ersten Moment weiß ich nicht genau, ob er gesprochen hat oder Kizuna, die bereits sämtliches Adrenalin in meinem Körper frei gesetzt zu haben scheint, da ich deutlich das Blut durch meine Ohren rauschen höre.  

Die Lords verlassen den Raum, die Katze dabei deutlich belustigt, während mich der Vogel eher mit einer Mischung von Schadenfreude und Ekel straft.  

 

Kami, sollen die doch denken, was sie wollen. 

Die Wärme in meinen Wangen verraten dennoch meine Scham und ich knirsche frustriert mit den Zähnen.  

 

Als die Tür zu geschoben wird, rapple ich mich mühsam auf die Beine, durchbohre den Lord der Hunde mit meinem Blick, doch dieser besitzt doch glatt die Arroganz mir den Rücken zu zukehren.  

 

„Die anderen Herrscher verlangen eine Bestrafung.“ 

 

“Es ist mir neu, dass du was von anderen Leuts Meinung hälst.” 

 

“Du bewegst dich auf dünnem Eis.” 

 

Seine Stimme ist leise und bedrohlich und lässt mich unweigerlich schlucken. Zudem schmeckt seine Aura sowohl salzig, als auch immer noch scharf auf meinen Lippen. Das ganze Paket lässt mich nur zu deutlich spüren, wie stark er sich beherrschen muss, nicht die Kontrolle zu verlieren.  

Ich kann nicht sagen, dass ich keine Angst habe.  

Und ich kann auch nicht behaupten, mir immer noch hundertprozentig sicher zu sein, dass Kizuna mich vor seinen Intensionen schützen wird.  

Doch ich lass mich nicht für etwas bestrafen, was nicht falsch ist, mich für etwas bloßstellen, wofür man sich nicht schämen brauch. 

 

„Ich habe dir bereits gesagt, dass ich Inu Yasha liebe und dass auch Kizuna das nicht ändern wird. Auch wenn ich mich auf dich ein gelassen habe, heißt es nicht, dass ich aufhören werde nach einem Weg zu suchen, der dieses Band kappen kann. Vielleicht ist mein Körper Kizuna erlegen, aber mein Herz...“, ich breche ab, hat es doch keinen Sinn einem eiskalten Daiyoukai etwas von menschlichen Gefühlen zu erzählen. Er wird niemals nachvollziehen können, wie schwer das Ganze für mich ist, in was für einen herben Zwiespalt ich mich befinde. 

 

Irritierenderweise spüre ich einen Klos im Hals und stelle ich fest, dass mir meine Worte auf gewisse Art leidtun. Dieses Gefühl verunsichert mich kurz, ehe ich begreife, dass es nicht das meine ist. Kizuna hat wie immer ihre Schlinge um meinen Hals gelegt. Da bin ich mir sicher. 

 

„Es spielt keine Rolle. Du wirst dich mit Respekt mir gegenüber verhalten. Und das beinhaltet nicht, dich an das Halbblut zu schmeißen.“ 

 

Er dreht mir sein seitliches Profil zu. Sein rot leuchtendes Auge lässt mich kurz erschrocken nach Luft schnappen. Langsam, wie ein Raubtier schleicht er auf mich zu, versucht mich ein zu schüchtern, mir meine Position mehr als deutlich klar zu machen. Nur mit der aller größten Mühe schaffe ich es seinem bohrenden Blick Stand zu halten, nicht aber meine Füße zu befehlen, ja nicht vor ihm zurück zu weichen. Dann, als uns nur noch wenige Millimeter voneinander trennen rümpft er in einer Geste des Ekels die Nase, doch seine Gefühlswelt bleibt mit Zorn, Rastlosigkeit und... Enttäuschung gefüllt.  

 

„Ich werde dich waschen lassen. Das wird das letzte Mal sein, dass der Gestand meines Halbbruders an dir kleben wird.“ 

 

Seine Augenfarbe wechselt wieder in sein tiefes Gold und er richtet seine leicht vorgelehnte Person wieder stolz auf.  

 

„Danach wirst du dein Gemach nicht mehr verlassen. Weder für ein Bad, noch für die Mahlzeiten.“ 

 

Mit diesen Worten wendet er sich von mir ab und hebt die Pergamente auf seinem Schreibtisch hoch, studiert diese, zeigt mir hiermit mehr als deutlich, dass das Gespräch beendet ist. 

Ich warte kurz, traue der Situation noch nicht ganz.  

Das kann doch nicht alle gewesen sein, oder? 

Ich meine, nicht, dass Stubenarrest nicht schlimm sei, doch hatte ich bei dem Herrn der Hunde eine weitaus … brutalere Art erwartet. Weder eine Wunde, noch eine Folter sind die Folge?  

Ich dachte, die Herrscher wollen eine Bestrafung. 

 

„Später werde ich zu dir kommen.“, durchbricht er meine Gedanken barsch. 

 

Verdammt, wie ich vermutet hatte.  

Kizuna tätschelt mir die Schulter mit der Absicht, dass es sicher nichts Schlimmes zu bedeuten hat, doch ich weiß es besser. Allein sein immer noch zornige Aura verdeckt unter der ausdruckslosen Mimik spricht Bände…. 

 

 

 

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Meine Füße tragen mich so schnell ich kann durch den dicken Schnee. Das ungute Gefühl in meinem Magen wir mit jedem Sprung stärker, doch weiß ich nicht ob es an der Aufregung liegt oder aber an der immer größer werdenden Entfernung zu der Miko. Ich bin mir zu einhundert Prozent sicher, dass es eine Falle ist. Ich kann es schier riechen und dennoch würde ich es nie wagen der jungen Zeitreisenden einen Wunsch aus zu schlagen. Dafür schulde ich ihr zu viel. All die Jahre in der ich zu sehr an mich gedacht habe, egoistisch war. Und selbst jetzt noch würde ich mich am liebsten umdrehen, sie aus diesem verdammten Palast holen und weit mit mir fortnehmen. Auch, wenn es ihre Seele in tausend Stücke reisen würde. Doch mit fest zusammen gebissenen Zähnen unterdrücke ich den Drang und konzentriere mich eher darauf, mein eigentliches Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Noch während ich im hohen Tempo nach vorne sprinte erkunden zugleich mein Gehör- und Geruchssinn die Umgebung. Doch bisher gibt es absolut keine Anzeichen darauf, dass sich gleichzeitig mit mir mögliche Gefahren dem Dorf nähern. Das zu Beginn ungute Gefühl entwickelt sich allmählich zu einem starken Zwicken und noch ehe ich es verhindern kann entfährt mir ein frustrierter Laut.  

Ich kann nur hoffen, dass das hier die richtige Entscheidung war… 

 

 

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In einer nervösen Gestehe lasse ich meine Daumen umeinanderkreisen, während der Rest meines Körpers vergleichsweise ruhig auf der Veranda verweile. Meine Gedanken schwingen abwechselnd um den Hundedaiyoukai und seinen Halbbruder. Während mich zum einen die Sorgen um mein eigenes Wohlergehen quälen, hoffe ich auf der anderen Seite, dass es meinen Freunden gut geht. Ich weiß nicht, ob der Hanyou bereits zu ihnen stoßen konnte, oder sich auf seiner Reise unerwartete Schwierigkeiten ergeben haben. Nach Misamis Aussage zufolge, würde ich der Dämonin alle zutrauen. Ihre giftgrünen Augen flüsterten mir gerade zu, dass sie bereits lang genug lebt, um sämtliche Folter- und Tötungsmethoden gesehen und selbst ausgeführt zu haben. Allein der Gedanke daran, was sie womöglich für das Dorf geplant haben könnte lässt mich unruhig auf meiner Unterlippe kauen. Es ist selten, dass ich so wenig Hoffnung und Optimismus für eine Situation übrighabe...  

Scheinbar färbt die dämonische Aura mittlerweile stark auf mein Gemüht ab.  

Kami, was würde ich für ein Handy tun, mit welchem ich kurz bei Sango durchklingen und fragen könnte, wie es ihr und den anderen ergeht? Einer der seltenen Situationen, in welcher ich meine eigene, fortgeschrittenere Zeit vermisse... 

Mit einem zischenden Geräusch, der meine Unzufriedenheit verdeutlich fahre ich mir über die Arme und zucke augenblicklich zusammen, wobei ich ein zweites Zischen gerade noch so unterdrücken kann. Stattdessen streife ich den Stoff nach oben und betrachte leicht niedergeschlagen meine wunde Haut die im Vergleich zum Schnee in einem fast schon satten Rot strahlt. Die kühle Abendluft ist eine wahre Wohltat gegen das Brennen, welches scheinbar meinen gesamten Körper überzieht. Mehr als deutlich hat Sesshoumaru der Dienerschaft zu verstehen gegeben, dass sie mich aufs Gründlichste waschen sollen. Der Vorfall mit Inu Yasha scheint sich laut der angewiderten Gesichter der Dämonen bereits wie ein Lauffeuer verbreitet zu haben.  

 

Innerlich seufze ich voller Enttäuschung über den Gedanken, dass ich doch gerade erst ein wenigstens Respekt erlangt habe und ich ihn nun, wegen eines unbedachten Momentes, wieder verloren habe.  

Es ist zum Haar ausreisen…  

 

Zudem scheint mich bereits dieser eine Tag, eingesperrt, mit nicht mehr, als ein paar Büchern gegen die Langeweile, in den Wahnsinn zu treiben.  

Es ist einfach… 

Das Geräusch einer beiseitegeschobenen Tür lässt mich aus meinen Gedanken schrecken. Als ich nur wenige Sekunden darauf das starke Youki des Hundes wahrnehme wünsche ich mir augenblicklich die Langeweile zurück, die mich bis dahin gequält hat. Bereits jetzt wird das Rauschen in meine Ohren lauter, wenn ich zurück an seine vor Zorn gefüllte Person denke.  

Nachdem er die Tür geschlossen hat, lausche ich angestrengt. Doch auch nach unendlich langen Sekunden des Wartens höre ich nichts.  

Den Mut mich nach ihm umzudrehen finde ich jedoch ebenfalls nicht.  

Muss ich auch gar nicht. Sein bohrender Blick im Nacken raubt mir bereits jetzt schon genug nerven.  

Vielleicht vergnüg er sich an meiner ansteigenden Nervosität und meinen damit verbundenen Leiden. Vielleicht wiegt er auch ab, mit welcher abartigen Bestrafung er beginnen soll. Zumindest fühl ich mich schon jetzt unter seiner stillen Beobachtung zum dahinraffen verurteilt. 

Mit zittrigem Atem und den Blick auf die bezaubernde Schneedecke geheftet, belasse ich meine Gefühlswelt möglichst bei mir. Ich werde ihm meine physische Welt nicht auch noch zum Zertrampeln präsentieren. Das würde ihm wohl so passen.  

 

Doch als ich dann seine näherkommenden Schritte wahrnehme, die schließlich neben mir enden, schlucke ich nun doch voller Anspannung. Komischerweise nehme ich in diesem Moment keine Regung war, weder von Kizuna, noch Seitens seiner dämonischen Aura. Unfreiwillig kommt mir der Gedanke blind zu sein in den Sinn. In Kombination mit der anhaltenden Stille macht es mich schier wahnsinnig.  

 

„Würdest du es bitte endlich hinter uns bringen?“, platzt es dann einfach unhöflich aus mir raus und ich bereue es sofort. 

 

Wieso kann ich nicht einfach die Klappe halten?  

 

 

Der Daiyoukai rührt sich nicht, bis er schließlich ein amüsiertes Schnauben von sich gibt und damit die Atmosphäre um uns herum um 180 Grad dreht.  

 

„Du findet das lustig?“, bin ich nach wie vor verblüfft und skeptisch, ob ich seine Tat wirklich richtig gedeutet habe. Sein Gesicht verrät nach wie vor nichts. 

 

„Hm.“  

 

Er lässt seinen Blick über den schneebedeckten Garten schweifen, während ich innerlich abwiege dankbar für seinen zornfreien Zustand zu sein oder aber es als Beleidung meiner Person betrachte. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit so einer ruhigen Ausstrahlung. Gerade jetzt scheint es mir so, als wenn er selbst sich einen Moment nimmt, um tief durch zu atmen. 

 

Macht ihm etwa der Stress mit den Daiyoukais mehr zu schaffen, als das Belangen sich mit mir zu befassen? 

 

„Inu Yasha ist weg?“, holt mich seine wie immer monotone Stimme aus den Gedanken und ich bin ein weiteres Mal überrascht, dass er, ebenfalls, in einem solch ruhigen Ton von dem Hanyou spricht.  

 

„Ja, ich habe ihn nach Hause geschickt.“  

 

Die Winkel meiner Augen ziehen sich unter dem aufkommenden Stress zusammen, als ich zurück an die Drohungen von Misami denke.  

 

„Selbst sie zu töten geht manchmal so schnell.“ 

 

Mir jagt, wie gestern schon ein Schauer über den Rücken. Instinktiv löse ich meinen strammen Sitz, Winkel die Beine an und umschlinge sie mit meinen Armen. Dabei spanne ich den Kiefer an, als der Schmerz meiner zutiefst gereizte Haust in meine Glieder fährt.  

 

„Die Hakuchou hat dir gedroht.“ 

 

Mein Blick schnellt ein weiteres Mal innerhalb kürzester Zeit zur Seite und trifft auf seinen intensiven, ernsten Blick während sich mein Mund voller Unglauben einen Spalt breit öffnet.   

 

„Woher…?“ 

 

„Was hast sie gesagt?“ 

 

Ich zieh die Lippen erst widerwillig zu einer dünnen Linie, ehe ich meine Meinung ändere und die Schultern dabei ergeben sinken lasse. Es hat eh keinen Sinn.  

Auch wenn ich ihn eigentlich daraus halten wollte.  

Er hat genug mit den Daiyoukais zu tun… 

 

„Sie hat angedeutet, dass meinen Freunden etwas zustoßen könnte.“ 

 

Auch wenn ich den Blick wieder von seinem Profil abgewendet habe kann ich nur zu deutlich sein ansteigendes Missfallen über meine Worte fühlen. Kein Wunder, schließlich bedeutet das auch, dass Rin in Gefahr ist. Die Enge in meiner Kehle nimmt zu.  

 

„Ich habe Inu Yasha gebeten, auf sie auf zu passen.“, will ich ihn sogleich beruhigen. 

 

Es ist überflüssig, es weiter zu erläutern, kann er sich doch genau denken, wieso der Hanyou nicht mehr hier ist, nachdem er von der Drohung weiß. Dennoch habe ich das Verlangen mich zu erklären, diese Situation zu bereinigen. Denn mit jeder Sekunde, die er nicht sauer auf mich ist steigt das Maß an Scham in mir, ihn durch meine Tat betrogen zu haben. Auch wenn ich meinen Standpunkt deutlich gemacht habe und eigentlich immer noch daran festhalte…aber, ich kann nicht anders, als Gewissensbisse in mir aufkeimen zu spüren. Und aus irgendeinem Grund glaube ich, dass dieses Mal Kizuna nichts damit zu tun hat… 

 

„Es wäre mir egal gewesen, was du mit dem Halbblut treibst, wären da nicht Umstände, die mich zwingen, zu handeln.“ 

 

Seine Aussage lässt offen, ob er damit Kizuna oder aber den Stolz gegenüber den anderen Daiyoukais meint. Seine Stimme ist zwar nicht wütend, aber deutlich angespannt. Es lässt die Reue in meinem Herzen noch etwas mehr ansteigen, während ich mir gleichzeitig wünsche, dass der Herr der Hunde doch lieber zornig sein solle, sodass ich nicht diese bedrückende Enge in meiner Brust zu spüren bekomme. Es ist eine Tatsache, die mich ungemein stört. Denn auch wenn es kein Fehler war Inu Yasha zu küssen, so fühlt es sich jetzt wie einer an. Was vorher durch den leichten Schleier des Alkohols und der erdrückenden Angst über das Wohlergehen meiner Freunde als das einzig Richtige erschien, wirkt jetzt, wie das Dümmste überhaupt.  

Ungehalten beiße ich die Zähne zusammen, während ich überlege, was ich nun am besten sagen sollte. Nach einem innerlichen Kopfschütteln über mich selbst entscheide mich für das Leichteste, aber gleichzeitig auch das Schwerste: 

 

„Entschuldige, Sesshoumaru-sama, ich wollte wirklich keine Schwierigkeiten bereiten.“, betone ich es höfflich und aufrichtig. 

 

Nicht mehr, nicht weniger bekommt er von mir zu hören. Ich gebe zu, es war durchaus dämlich, den Halbdämon nicht hinter geschlossenen Türen näher zu kommen. Und vielleicht wäre auch kein Kuss nötig gewesen, aber ich musst sicher gehen, dass er versteht, wie wichtig mir meine Bitte an ihn ist. 

 

Vorsichtig wende ich den Blick wieder hinauf zu dem Hund, welcher mich einen Moment prüfend anblickt. Als sein Wesen in, immer leichteren Welle auf mich eindringt, atme ich innerlich etwas auf.  

Er scheint nichtmehr ganz so sauer zu sein.  

Mein Blick folgt ihm, sogleich er sich umdreht und sich dann jedoch vor dem Feuer in meinem Zimmer niederlässt. Es ist selten, dass er länger als nötig in meiner Nähe verweilt und ich erhebe mich deswegen neugierig und betrete ebenfalls mein Reich.  

Auch wenn er lässig gegen die Wand gelehnt in die Flammen blickt verrät mir seine etwas knisternde Präsens, dass ihn etwas beschäftigt. Es dauert nicht lang, da richtet er das Wort an mich, nachdem ich mich mit etwas Abstand zu ihm an die warme, flackernde Lichterquelle niedergelassen habe: 

 

„Wieso sprichst du die Sprache von Fukutsu?“ 

 

Nach meinem erst verwunderten Zögern sehe ich sein deutliches Interesse in seinen bernsteinfarbenen Irden spiegeln. Ich lächle über den plötzlich aufkommenden Wissensdurst. Es ist das erste Mal, das er wirkliches Interesse an mir zeigt und irgendwie schmeichelt es mir gerade ungemein. Anscheinend kann ich selbst den sonst so kühlen Inu einige ungeklärte Fragen aufgeworfen… 

 

„Ich habe sie in meiner Heimat gelernt. Es ist dort Pflicht sich mit ihr zu befassen.“ 

 

Ich gieße mir in einer routinierten Angewohnheit etwas zu trinken in meinen Becher, da das Sitzen am Feuer zu einem anhaltenden Durst führt.  

 

„Wo ist diese Heimat?“ 

 

Als ich kurz zögere und ihn abschätzend anblicke in der Hoffnung, er würde verstehen, dass ich diese Frage nur ungern beantworten würde blickt er mich mit einem mehr als entschlossenen und drängenden Blick an. Ich kann ein gequältes Stöhnen unter diesem Starren nicht unterdrücken.  

 

„Ich komme aus der Zukunft. Der Brunnen in Kaedes Dorf verband diese und jene Zeit miteinander.“ 

 

Mein Herz schlägt einmal in einem mehr als intensiven Takt, als ich innerlich ein Bild meiner Familie vor mir sehe und mich, wie jedes Mal dabei frage, ob es ihnen gut geht.  

 

„Während der Sitzung…“ 

 

„Ja“, unterbreche ich ihn untypischerweise und viel zu energisch, aber ich kann nicht riskieren, dass wir auf das Thema näher eingehen. Zu sehr besteht die Gefahr, dass ich ihm mit einer ungewollten Reaktion mehr verrate, als ich sollte. das Risiko ihm irgendetwas über seine Entscheidungen bezüglich seiner Regierung preis zu geben und damit das Gleichgewicht zu zerstören, werde ich nicht eingehen. Ich hoffe, dass nicht nur mein strenger Blick, sondern auch Kizuna ihren Beitrag dazu leistet, ihm in Zaun zu halten.  

Als er nichts Weitere sagt, sondern seinen Blick gedankenverloren ins Feuer wirft, dachte ich zuerst, dass sich meine angespannte Haltung nun wieder lockert. Doch als sich nichts ändert, begreife ich, dass nicht ich es bin, der von Spannung erfüllt ist.  

Mein Augenlicht wandert über seine Gestalt.  

Mir wird abermals klar, dass er zwar ein großer und überaus mächtiger Dämon ist, aber auch er Empfindungen besitzt, wie jedes andere Lebewesen. Gleichermaßen er auch noch so häufig versucht es zu leugnen.  

 

Es ist eindeutig nicht Kizuna, die mich dazu bringt, dem Drang nach zu geben, seine Nähe zu suchen. Als ich aufstehe und mich direkt neben ihn niederlasse spüre ich nur allzu deutlich, dass wir beide verloren in diesem einzigen Chaos sind und wir genau jetzt jegwilligen Halt brauchen, der verhindert, dass wir unter dieser anhaltenden Lasst zusammenbrechen.  

Es wird mir aufgrund seines Sitzes nicht möglich sein ihm seine Schulter zu massieren, die, so denke ich, wieder zum zerreißen angespannt ist. Doch hoffe ich, dass allein unsere Auren, die sich nun aneinander schmiegen, sich liebkosen und streicheln unseren geschundenen Seelen Erholung verschafft. Doch entgegen meiner Erwartungen, dass er meine Person akzeptiert und es einfach dabei belässt packt er mein Handgelenk. In einer Form der Überraschung entweicht mir ein Laut, der sich schnell wandelt zu einem schmerzerfüllten Keuchen, als meine sensible Haut den rauen Stoff meiner Kleidung zu spüren bekommt.  

Er realisiert sofort den Ausdruck in meinem Gesicht, hebt meine Hand höher, sodass der Stoff meinen Arm freigibt.  

 

„Du bist wund.“ 

 

„…Deine Anweisung, mich zu säubern wurde sehr ernst genommen.“ 

 

Meinen Blick stumm auf seine Pranke geheftet, bete ich innerlich, dass er es dabei belässt. Es ist mir schon unangenehm genug, so von der Dienerschaft behandelt worden zu sein. Aber gleichzeitig kann ich es ihnen auch nicht verübeln… 

Als sein Youki ansteigt zucke ich unwillkürlich zurück, doch hat meine Hand immer noch fest im Griff. Als mein Mund sich schon zu einem lauten Protest öffnet, spüre ich ein eigenartiges Kribbeln auf meiner Haut. Erst als ich meine Sinne auf mein Handgelenk wende, verstehe ich es. Ein leichter, kaum merkbarer Schimmer zieht sich um meine Haut, an der Stelle wo sein Körper auf meinen trifft. Gänzlich fasziniert betrachte ich das Schauspiel seiner Heilung, während mich gleichzeitig das Erstaunen und die Erkenntnis langsam zu überrollen scheinen. 

 

„Dein dämonische Energie...“, flüstere ich hauchzart, noch zu gebannt von dem Szenario vor mir. 

 

„Aber, wie? … ich bin eine Miko, ein Mensch.“ 

 

Er löst den Griff etwas und wandert hauchzart über meinen Unterarm, verspricht sämtlichen Zellen Erlösung, die er mit seinem Wesen schon fast zu liebkosen scheint. So fährt er fort mit seinen Klauen, die mir auf schier fast schon liebevolle Art über den Körper fahren. Erst den kompletten Unterarm, dann hinauf, tief unter den Kimono zu meinem Oberarm, bis der Stoff ihm eine Grenze setzt. Es ist so grotesk, dass diese tödliche Waffe eine solche Wirkung erzielen können. Wenn ich allein darüber nachdenke, was diese scharfen Krallen bereits alles angerichtet haben… 

Als er langsam seine Hand aus dem Ärmel zieht treffen sich gleichzeitig unsere Augen in stimmiger Harmonie.  

 

„Sagtest du nicht selbst,“, fängt er an leise zu sprechen, sodass sich mir die Nackenhaare auf prickelnde Weise aufstellen, „dass sich dein Reiki nicht immer negativ auf dämonisches auswirkt?“ 

 

Sein Blick ist fesselnd und wissend, als ich im selben Augenblick begreife, dass der Inu Daiyoukai sein heimliches Lauschen von dem Gespräch zwischen mir und dem Vampir offen zugibt.  

Wer hätte das gedacht…? 

 

Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinem Mundwinkel, welches ich gar nicht bemerkt hätte, wenn der große Hund nicht kurzweilig seinen Blick zu meinen Lippen gewendet hätte. Gleichzeitig frage ich mich wahrscheinlich zum tausendsten Mal, wie wohl seine Lippen schmecken, als sich unwillkürlich auch mein Blick auf diese richten. Doch mein Starren wird je unterbrochen, als sich seine klauenbesetzte Hand hebt und sich, in gleichzeitig stummer Dominanz um meinen Hals legt, um auch dort mit seiner sanften Heilung fort zu fahren. Ich schluck, als mir der plötzliche, abermalige Wechsel dieser Atmosphäre bewusst wird.  

Wie konnte es denn jetzt hierzu kommen?  

Wo ist die Wut, die eigentliche Bestrafung hinter seiner Aktion?  

Es ist so etwas von aberwitzig, dass er mich heilt, sollte er doch genau genommen zufrieden mit meinen desolierten Zustand sein und es den Lords womöglich noch stolz schildern. Doch seit dieser Tag begonnen hat, scheine ich nicht wirklich hinter den Kopf des Daiyoukais blicken zu können. Er handelt in einer mir, plötzlich so befremdlichen Art und Weise, dass ich womöglich noch einmal den genauen Charakter dieses Eisklotzes in Frage stellen sollte. Doch momentan werde ich dafür schlecht einen Kopf haben. Ich kann nicht anders, als kurz die Augen zu schließen, um nicht gänzlich diesem Kribbeln, welches sich wie ein Feuer in meinem Körper ausgebreitet hat zu erliegen. Im selben Augenblick spüre ich die Lippen des Hundes auf der anderen Seite meines Halses….und das Prickeln nimmt um ein Vielfaches zu, als seine Hand den Kragen meines Kimonos von meinen Schultern streif. 

Die Luft wird mir aus den Lungen gepresst, als er mich ohne Vorwarnung zu Boden drückt. Sogleich ich meine reflexartig geschlossenen Augen wieder öffne verdunkelt seine immense Gestalt meine Sichtfeld. Seine goldenen Augen sind durchzogen von schmalen willkürlich verlaufen, roten Fäden, die mich auf einer Art faszinieren, sogleich ich keine andere Wahl habe, als mich von seinem Blick gefangen zu nehmen. Fast hypnothisch… 

  

„Du wirst hier bleiben…“, er beugt sich tief runter und fährt mit seiner kalten Nase, wie auf einer unsichtbaren Linie von meinem Kehlkopf zu meinem Ausschnitt. 

 

„… in diesem Zimmer.“ 

 

Ich stöhne leise. Obwohl er mit jeder seiner Berührungen meine wunde Haut heilt spüre ich nichts als Feuer in mir.  

 

„Wie lange?“, krächze ich 

 

„Solange, wie ich es wünsche.“ 

 

Noch bevor mein Protest nach Außen vor dringt spüre ich seine Krallen an der Außenseite meiner Oberschenkel langsam hinauf wandernd zu meinem Po, sogleich er diesen fest packt und ungeniert an seinen erregten Unterleib presst. Ich keuche, anstatt wie vorgenommen ihm lauthals zu widersprechen. Sein kleiner Erfolg zeigt sich kurzzeitig in einem Mundwinkel, der verräterisch zuckt. Doch als er nun gänzlich meinen Kimono öffnet und mich entblößt wandelt sich mein Ärger schlagartig in Scharm. Er ist nicht das erste Mal, und dennoch… 

Mein Körper beugt sich auf, versucht mit den Armen die nötigsten Stellen zu verdecken, jedoch gestaltet sich das als durchaus schwierig. 

 

„Warte…“ 

 

Meine Stimme zittert vor Befangenheit. Sogleich er den Blick anhebt erkenne ich meine Misere. Aussichtlos.  

Er duldet keinen Widerspruch. Typisch. 

Beschämt brumme ich, lasse mich zurücksinken und ergebe mich meinen Schicksal. Doch lässt mich mein niedergemachte Stolz nicht so einfach los. Als mir eine Frage durch den Kopf schießt, die sich mir schon öfters dort eingeschlichen hat, kann ich nicht anders, als ihn wenigstens verbal Einhalt zu gebieten.  

 

„Küssen“ 

 

Der Daiyoukai stockt abermals und richtet sich dann wieder zu mir auf, sogleich mich seine Aura in einer Form der Verwirrung umkreist.  

 

„Du hast mich bisher kein einziges Mal geküsst. Wieso?“ 

 

Kurz scheint er ab zu wiegen, ob ich die Frage ernst meine. Mein starrer Blick scheint ihn schnell zu überzeugen. 

 

„Wieso sollte ich?“ 

 

„Naja, das machen alle die,… also, die das hier machen…“ 

 

Bei Kami, muss er mich dazu zwingen, es zu erklären? 

 

„Ich sehen keinen Sinn darin.“ 

 

Als hätte er damit die Frage beantwortet beugt er sich abermals hinab, doch ich stoppe ihn, worauf mich sein Missfallen zu deutlich in meine Haut bohrt. Der ungemein scharfe Geschmack macht mir klar, dass ich seine Geduld fast gänzlich strapaziert habe.  

Ich schlucke die Schärfe so gut es geht hinab.  

 

„Du meinst, Dämonen küssen nicht?“ 

 

„Nicht die Meinen.“ 

 

Lügner, denke ich mir und sehe deutlich in Gedanken seinem Halbbruder vor mir, der diese Aussage mehr als nur einmal wiederlegt hat. Allerdings ist er auch zur Hälfte ein Mensch und ich weiß nicht inwieweit diese Tatsache darauf Einfluss hat... 

 

„und du bist … nicht neugierig?“, versuche ich es nochmal vorsichtig. 

 

Sein Blick wandert kurz aber intensiv auf meine Lippen und dann wieder felsenfest zurück. 

 

„Nein. Nenne mir einen Grund und dann schweig.“, knurrt er jetzt deutlich ungeduldig. 

 

„Naja ein Kuss kann so viel bedeuten, dass es schwer ist nur einen Grund zu nennen.“ 

 

Seine Augen mustern mich stumm, doch drängt mich seine Aura weiter zu sprechen, damit er im Anschluss sein Prozedere fort frühen kann. 

Ich wende den Blick ab, um seinem Starren zu entgehen und mich mehr auf eine Antwort konzentrieren zu können. 

 

„Nun, ein Kuss kann sagen: „Ich werde dich nie alleine lassen“ oder aber „du bist mir das Wichtigste auf der Welt“. Es können aber auch ganz bescheidene Aussagen dahinter stehen wie „ich habe dich vermisst“ oder „alles ist in Ordnung“.“ 

 

Ich grinse leicht bei der Vorstellung, muss ich doch an etliche, kitschige Liebesromane und Filmklassiker denken, die ich im Laufe meiner jungen Jahre verschlungen habe.  

 

 

„Das häufigste, was natürlich dahinter steht ist die Liebe. Aber auch Hingabe, Verlangen, Lust und Geborgenheit spielen eine Rolle. Es ist halt manchmal so, dass ein Kuss mehr sagen kann, als Worte es tun könnten.“ 

 

Ich schaue zu ihm, während seine Mimik sich kein Stück geändert hat. 

Langweil ich ihn? 

 

Doch dann umfasst seine Hand unerwartet meine Brust, während sein Kopf zu der anderen hinabsinkt und seine Zähne an meiner Brustwarze zupft.  

 

„Ah“, entweicht es mir überrascht, während Blitze durch meinen Unterleib schießen und meine Lust mit einem Schlag zurück in meine Glieder fährt. 

 

„Also“, unterbricht er seine süße Folter. „all das, was ein Dämon meines Standards nicht empfinden, gar zeigen würde.“ 

 

Während er sich wieder ausgiebig meinem Fleisch widmet kann ich nicht anders, als meine Augen in Form reinen Unglaubens zu weiten. Eine Aussage, eigentlich so offensichtlich und vorhersehbar, dass es mir nicht den Boden unter den Füßen wegreißen dürfte. Und dennoch sind seine Worte auf eine beängstigende Art und Weise wie Messerstiche. Die Vorstellung von ihm nie so geliebt zu werden, wie ich es mir als Mensch wünschen würde, ist plötzlich so real und erschrecken, dass unweigerlich meine komplette Zukunft in Frage stelle. 

Nie küssen? 

Keine fürsorglichen Äußerungen oder liebevollen Gesten? 

Ist es das, was mein Leben für mich bereit hält...? 

 

Im gleichen Moment könnte ich über mich selber lachen. Was bitte habe ich auch erwartet? 

Schließlich ist das hier keine bescheuerte Liebesromanze. Das hier ist eine Story mit Herzen und Schmetterlingen und wird es nie sein. Ich habe mir nicht ausgesucht, diese Leben zu führen und dementsprechend fühlt es sich auch so an.  

Verdammt. 

Ich ziehe die Augenbraue in einer niedergeschlagenen Gestik zusammen, ehe sie geleitet werden in der plötzlich wiederkehrenden Erregung, die durch meinen Körper strömt. Kizuna holt mich aus dem Schleier, der düsteren Gedanken, die mich für einen Moment zu verschlingen drohten zurück, erinnert mich, wo ich mich befinde, was ich hier tue und mit wem. 

Einen Dämon, der keine Liebe empfindet…  

Macht

„Ich muss dich warnen“, der Inu Youkai bleibt reglos, als ich noch leicht zerstreut von unserem plötzlichen, körperlichen Spiel das Wort an mich bringe. Von Seiten des Daiyoukais ist keinerlei Anstrengung ersichtlich. Als wäre nichts gewesen.  

Er lehnt mit dem Rücken locker an der Wand und hat den Blick abwesend auf die Flammen gewandt. Ich drehe mich derweil auf den Bauch und ziehe dabei meinen Kimono über mich. 

 

„Dieser Lord Fukutsu… er plant etwas. Ich weiß nicht was, aber ich weiß, dass er dir schaden will.“ 

 

Die Vorstellung, den Daiyoukai in irgendeiner Form verletzt zu sehen lässt mein Herz kurzzeitig beklommen aussetzten. Meine Hand verkrampft sich dabei in seinem Mokomoko, welches ich als Kopfkissen missbrauche. 

 

„Hm“, bleibt seine monotone Antwort, wie ich sie schon bei vielen Situationen hören durfte, wo es den Inu in keinster Weise interessiert hat, was gerade um ihn herum geschieht. Aufgebracht stütze ich mich auf die Unterarme, hebe damit den Oberkörper, wodurch ich besser in seine matten goldenen Augen blicken kann. 

 

„Machst du dir denn gar keine Sorgen?“ 

 

„Es gibt kaum einen Daiyoukai, der nach Möglichkeit sein Reich nicht vergrößern möchte.“, spricht er scheinbar gleichgültig.  

 

„Doch solang kein Grund für Krieg vorliegt, wird niemand das Risiko eingehen, einen Kampf zu führen, den er möglicherweise verliert.“ 

 

„Aber“, fange ich langsam an, finde jedoch keine Argumente oder Vorschläge, wie er dem Vogel das nächste Mal entgegentreten sollte.  

 

„Schluss jetzt“, unterbricht er meine Überlegungen mit leicht abgenervten Unterton.  

 

Er steht auf und richtet seinen Hakama und nimmt mir die kuschelige Kopfstütze. Nach einem kurzen enttäuschten Schnauben tu ich es ihm gleich und stehe auf. Meine Hände nesteln, immer noch schrecklich ungeübt, an dem Obi, während ich versuche meine Frustration hinunterzuschlucken. 

 

Was habe ich mir auch bitte vorgestellt? 

Anerkennung? 

Lob und Dankbarkeit? 

 

Mir entfährt ein leises “Tzz”. 

 

Bin ich bescheuert?  

 

Ich ziehe die Lippen bestürzt zwischen den Zähnen ein, sogleich ich voller Selbstkritik die Augen schließe, leg den Kopf leicht in den Nacken und versuche meine aufgewühlte Seele zu beruhigen.  

Als ich dann meine Lider wieder öffne zucke ich sogleich vor Schreck zusammen. 

Der Daiyoukai steht so dicht vor mir, dass ich die feinen Farbflüsse in seinen goldenen Edelsteinen unterscheiden kann. Sein Blick ist so intensiv, so starr, dass ich kurz voller Skepsis schlucke. 

 

Als er sich langsam hinabbeugt, halte ich automatisch den Atem an. Seine Zähne fahren hauchzart über meinen Hals und erzeugen eine Gänsehaut in meinen Nacken. Neugierig richte ich meine gesamte Aufmerksamkeit auf sein tun, frage mich, was sein Handeln bedeutet. Seine scharfen Fänge knabbern leicht, reizen meine Haut, ehe er mit seiner Zunge für die nötige Erholung sorgt. Meine Schultern lockern sich und ich gebe mich dem Moment hin, der mich jetzt mit unendlich viel Frieden ergreift und mich genießerisch die Augen schließen lässt. 

Achtsam nehme ich seinen Duft in mich auf, spüre seine Aura, die meine umschmeichelt und die Wärme, die er auf mich überträgt. Seine Zärtlichkeit lässt mich sehnsuchtsvoll die Lippen lecken. 

Es entgeht es mir dabei nicht, dass er bewusst die Stelle seiner Markierung für sein Annäherung gewählt hat. An dieser Stelle, ist es wie ein direkter Austausch unserer Energien. Bei dem Gedanken daran entfährt mir ein wohliges Seufzen, während gleichzeitig meine Kniee anfangen zu zittern. Instinktiv fahren meine Hände seinen Bauch und seine Brust hinauf und suchen hier den nötigen Halt. Mir fällt dabei auf, dass ich das Gefühl seiner harten Muskeln unter meinen Fingerspitzen mag. 

 

Als er sich wieder erhebt, biete ich ihm wahrscheinlich eine verzerrte Mimik von einem Lächeln gepaart mit fragendem Blick. Seine Aura antwortet mit einer Brise von Wald und warmen Beerenkompott. Beides Gerüche, die mich an schöne Kindheitstage erinnern. Gerüche, die ich lieben gelernt habe... 

Er fährt noch einmal mit seiner Klaue über meinen Halbmond, ehe er seinen intensiven Blick beendet und sich der Tür nähert. Als er den Raum verlässt erlaube ich mir, ein beschämtes, jedoch überaus glückliches Grinsen über mein Gesicht wandern zu lassen.  

 

Kami, dieser Daiyoukai macht mich fertig... 

 

 

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Es ist seltsam. 

Die Vögel fliegen in kleinen Schwärmen umher, die Rehe suchen in aller Ruhe mögliches Futter unter der dicken Schneedecke. Ja selbst die Lichtung, auf die ich skeptisch blicke strahlt in der untergehenden Sonne in einem derart friedvollen Bild, dass mir schlecht wird.  

 

Und dennoch… 

 

Mein Bauchgefühl sagt etwas anderes, als dieses zutiefst unnatürliche Szenerie vor mir. 

Oder verliere ich allmählich den Verstand? 

 

„Inu Yasha?“ 

 

Sango schwere Schritte habe ich bereits wahrgenommen und mich daran erinnert, weswegen ich hier bin. 

 

Ich reiße mich von dem Anblick los und drehe mich zu ihr um.  

 

„Und?“ 

 

„Miroku und Kaede sind alles abgegangen. Sie konnten jedoch nichts von irgendwelchen Gefahren ausmachen… Bist du dir sicher?“ 

 

Ich stöhne und blicke mich nochmals um.  

Bin ich mir sicher? 

Oder wünsche ich mir einfach nur das Kagome Recht hat? Andernfalls würde es bedeuten, dass es eine Falle wäre… 

 

„Nein“ 

 

Nochmals lasse ich meine Augen über die Landschaft wandern und spitze sämtliche dämonische Sinne, die mir zur Verfügung stehen. Doch an der grotesken, friedvollen Erscheinung hat sich nichts geändert. War es schon immer so idyllisch hier? Oder kommt mir dieses Bild nur so glückselig vor, weil ich längere Zeit bei diesem Dämonenpack verbracht habe? Als sich diese Erkenntnis in mein Bewusstsein schleicht fallen mir plötzlich noch andere Sachen auf: Das Atmen fällt leichter, der Druck im Kopf hat nachgelassen, die Muskeln sind entspannt. Nur Kleinigkeiten, aber dennoch vorhanden. Wenn ich diesen Unterschied schon wahrnehmen kann, ist es kein Wunder, wieso es Kagome so schlecht ergeht. Automatisch schleichen sich Bild in meine Gedanken: wie sie zusammengebrochen ist, wie ihre Haut sich unnatürlich blass gefärbt und sie an Gewicht verloren hat.  

Eine Hand legt sich auf meine Schulter und schwerfällig blicke ich zur Dämonenjägerin.  

Ihre Augen sind gefüllt mit Mitgefühl und Sorge. 

 

„Erzähl mir alles.“ 

 

 

 

 

 

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Entkräftet lehne ich an der Schiebetür, welche mich von der Veranda zum Garten trennt. Die Tür ist einen Spaltbreit geöffnet und macht den Blick auf die schneebedeckte Landschaft frei.  

Sieben Tage sind vergangen und es fällt mir mittlerweile schwer, mich von meinen kreisenden Gedanken ab zu lenken. Ich hoffe inständig, dass es Inu Yasha und den anderen gut geht. Ich spüre nur zu gut, dass Sesshoumaru sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt. Sein Geist scheint umher zu wandeln, als wenn er keinen Platz im eigenen Körper dafür finden kann. In der vergangenen Woche, kam er drei Mal zu Besuch. So häufig hat er bisher nie meine Gesellschaft gesucht. Dabei blieb mir nicht unbemerkt, dass er es vor allem schätzt, wenn ich ihm Tee zubereite und ihm die Zeit lasse, bis sich sein Wesen soweit entspannt hat, als dass ich ihn ansprechen kann. Ich fühle mich dabei selbst immer sehr wohl, weil es mich glücklich stimmt, dem großen Daiyoukai etwas bieten zu können, was er anscheinend nirgendwo anders findet. Meine Gesellschaft scheint ihm zu gefallen und ich würde lügen, wenn ich leugnen würde, dass es andersrum nicht genauso ist. Seine Nähe beruhigt mich, schützt mich vor dem immensen Youki.  

Manchmal kommt mir der Gedanke in den Sinn, dass ich nur bei ihm aus meinem Schneckenhaus herauskommen kann. Dann strecke und räkle ich mich, wie nach einem langen Winterschlaf.... 

Andersherum beobachte ich den Daiyoukai dabei, wie er in meiner Nähe scheinbar neue Kraft sammelt, um den anderen Herrschern entgegen zu treten. Nicht, als würde ihn die Anwesenheit der Lords körperlich Schaden, aber die Traditionen, die Verhandlungen und Feste, sind Abläufe, die wider seine Natur sind. Doch der Einzelgänger nimmt seine Pflichten als Herrscher äußerst ernst, was mich zunehmend beindruckt. 

Vor allem, weil ich mehr und mehr den Eindruck gewinne, dass wenn er die Wahl gehabt hätte gut und gerne auf die Position des westlichen Herrenführers verzichtet hätte. Wenn er könnte, würde er wahrscheinlich immer noch mit seinen Weggefährten durch die Wälder streifen. Er vermisst die Tage der Freiheit mit der kleinen Rin sicherlich. Gerade jetzt, wo unsere und die Zukunft unserer Begleiter unsicher ist. Doch hat er momentan nicht die Möglichkeit den Zustand des Dorfes mit eigenen Augen prüfen zu können. Ich kann mir höchsten vorstellen, dass er Jemanden geschickt hat, der ihm über den Stand im Dorf unterrichtet.  

Vielleicht Jaken? 

 

Ein Geräusch lässt mich zusammenzucken.  

Als ich mich umdrehe betritt der Inu-Daiyoukai gerade meine Räumlichkeiten. 

Ohne ein Wort lässt er sich an der Feuerstelle nieder und legt seine Schwerter neben sich. Die Freude über sein Dasein ist größer, als die Verwunderung darüber, dass er mich bereits ein weiteres Mal aufsucht. Meine Augen fangen wie von selbst an, seine Person zu scannen. Auch wenn er unbeteiligt nach vorne blickt sehe ich seine innerliche Unruhe. Er ist mehr, als entnervt. Ich unterdrücke das aufkommende Mitleid, welches mein verweichtes Herz für ihn übrighat.  

 

Es gibt nicht vieles, was ich tun kann um sein Befinden etwas Erleichterung zu verschaffen. Doch als sich mein Körper wie von selbst zu ihm bewegt, sich hinter ihn schiebt und seine Rücken sanft hinauf streichelt, spüre ich augenblicklich, dass es die richtige Intuition war. Die Süße, die ich im gleichen Moment auf meinen Lippen schmecke und der frische Duft nach Gräsern sind unverkennbare Zeichen Kizunas, die mich scheinbar durch positive Konditionierung versucht, wie einen Hund ab zu richten. Mit zusammen gepressten Lippen versuche ich meine eigene Freude über das leise, zufriedene Brummen des Lords zu verbergen. Doch die Momente, in dem er fast völlig von seiner beherrschten Art los lässt sind so selten, dass ich nicht um das Gefühl der Genugtuung und des Stolzes herumkomme. Und während ich die straffe Muskulatur des Youkais massiere erfasst mich mit einem Mal ein Gedanke, der mich kurzzeitig aus der Bahn wirft. 

Ich würde gerne seine Haut auf meiner spüren. 

Ich stocke kurz, überlege, schätze ab. Doch erschreckender Weise spüre ich nicht das beklemmende, zerrende Gefühl, welches mich immer bei Kizuna überkommt, sollte sie versuchen die Kontrolle zu übernehmen.  

Nein.  

Allein ich bin für diesen tief in mir festsitzenden Gedanken verantwortlich.  

Ich versuche schockiert zu sein, vielleicht sogar angewidert. Doch alles was ich spüre ist … Akzeptanz. Und ich kann es mir noch nicht einmal übelnehmen, auch wenn ich mich just wiederum für diese Gedanken hassen könnte. Doch bei Kami, ich habe mehrmals mit diesem Dämon geschlafen, mich von ihm pflegen und streicheln lassen.  

Ja. 

Er war auch grausam zu mir. Hat mich geschlagen, bedroht und verletzt.  

Doch, das hier ist Sesshoumaru, dessen Geduld ich bereits mehr, als nur einmal auf die Probegestellt habe. Ein eiskalter, rücksichtloser und menschenhassender Daiyoukai. Zu mindestens in früheren Zeiten. Schon allein schwer vorstellbar, wie er mit dieser plötzlichen Situation umgehen muss. Schließlich wird er gezwungen einen Menschen zugeneigt zu sein.  

Ein absurder Gedanken, welcher mir ein leichtes und unglaublich befreiendes Lächeln auf die Lippen zaubert. 

 

Und nun sitzen wir hier... 

 

 

 

 

Ich lasse meinen Atem möglichst lautlos entweichen, als ich mir selbst innerlich nachgebe.  

Endgültig. 

Ein für alle Mal. 

 

Das Blut in meinen Venen beginnt nun mit erhöhtem Tempo zu fließen, als sich meine Hände zögern auf Wanderschaft begeben. Gebiete, mit eindeutigem Ziel. Langsam streiche ich am Kragen seines Kimonos entlang, beuge mich leicht nach vorne, um an seinem Hals seitlich vorne in seinen Kragen zu wandern. Das Brummen stoppt abrupt. Sein Wesen füllt sich mit Interesse, spitz aufmerksam die Ohren. Meine Brüste streifen sein Schulterblatt und ich erröte augenblicklich. Doch es hält mich nicht davon ab vorsichtig seine Kragen zu greifen und den samtig weichen Stoff über seine Arme hinab gleiten zu lassen.  

Seide auf Seide.  

Als wenn ich sie zum ersten Mal sehen würde, fahre ich achtungsvoll über seine Haut. Verwandle meine Liebkosungen in ein Spiel aus Streicheln und Massieren. Ein weiterer so süßer seltener Moment ergibt sich unvorhergesehen. Er neigt in stiller Zustimmung, in stillem Gefallen an meinem Schauspiel seinen Kopf leicht zu Seite, präsentiert mir zum zweiten Mal in unserem Dasein seinen starken Hals. Meine Zungenspitze kribbelt vor Aufregung, vor unendlich großer Vorfreude und noch ehe ich mich versehe treffen bereits meine Lippen auf seine heiße, nach Wald schmeckende Haut. Das Prickeln überkommt mich, wie ein Stromschlag. Und noch ehe ich es selbst begreife weiß mein Körper bereits, was für eine Macht ich gerade besitze.  

Unvergleichbar, einmalig und einfach nur mitreißend.  

In diesem Moment fühle ich mich schon fast unbesiegbar.  

 

Mehr 

 

Wie in Trance lasse ich nun meine Zunge vorschnellen, denke nicht nach, als ich seine Hauptschlagader entlangfahre und auch nicht als sich meine Zähne vorsichtig vorwagen und an dem zarten Fleisch knabbern.  

Er knurrt leise. 

 

„Du gehst zu weit.“ 

 

Es ist komisch, dass seine Worte so gar nicht zu seinem erregten, zutiefst zufriedenen Körper passen. Alles an ihm schreit mich an weiter zu machen. Allein sein Stolz ergreift Besitz von seiner Zunge.  

 

 

„Tu ich das?“, frag ich unschuldig, grinse im nächsten Moment an seinen Hals, schließe genussvoll die Augen, als ich ein weiteres Mal meine Zähne über seine Haut streifen lasse. Dabei sauge ich seinen männlichen Duft ein, lasse ihn bewusst etwas mehr von meiner Brust spüren und ergötze mich an seiner widersprüchlichen Art, in welcher mir seine Gänsehaut doch mehr verrät, als er preisgeben möchte. Es ist berauschend ihn so in der Hand zu haben. Fast zum süchtig werden.  

 

Noch mehr 

 

Ich werde mutiger.  

Mit einem einzigen Schwung schwinge ich mein Bein über seine Hüfte und sitze im nächsten Moment auf seinem Schoß. Er hat einen kurzen Moment irritiert die Augen geweitet, doch besinnt sich fast genauso schnell wieder. Ich muss beinahe lachen, wäre da nicht das starke Brennen in meinem Unterleib, was von seiner Erregtheit, welche ich gegen meiner spüren kann, gleichwohl schon an Folter grenzt. Meine Beine schlingen sich fester um seine Hüfte und ich nehme wahr, wie der Wind durch den geöffneten Türspalt meine nackte Haut streift. Während ich meine Finger hinter seinem Kopf verschränke, legt er seine Krallen auf meine Hüfte ab und begutachtet mich mit Argusaugen. Es ist seltsam, wie vertraut ich mittlerweile mit ihm umgehen. Kaum zu glauben, wie schnell ich gelernt habe seine Reaktionen einschätzen zu können. So weiß ich auch jetzt, dass er zwar immer Derjenige sein wird, der stehts die Dominanz ausüben möchte, doch lässt er mir ab und an Spielraum, wenn ich es darauf anlege. 

Er blickt mich an und verströmt Wellen der Verwunderung, Neugier und deutlicher Erregung. Ich schnurre unter seinem intensiven Blick. Langsam streiche ich seine Arme hinab und befreie ihn gänzlich aus seinem Haori. Seine makellose Brust lässt mich zittrig Luft holen. Als ich über diese Porzellan-ähnliche Haut fahre, kann ich, wie unzählige Male zuvor, nicht glauben, dass eine körperlich so perfekte Person überhaupt existiert. Ein Mensch dagegen, wie ich es bin müsste für ihn wie ein Wrack wirken. Doch auch wenn mich solche Gedanken immer wieder überkommen, weiß ich, dass so etwas zwischen uns absolut keine Bedeutung hat.  

Und selbst wenn, wäre da immer noch Kizuna... 

 

Kurz wandern meine Augen zu seinen Lippen, als in mir das Verlangen erwacht wirklich alles an ihm küssen zu wollen.  

Doch ein schneller Blick in sein Gold zeigt mir, dass er es nicht zulassen würde. Ich begnüge mich mit dem, was ich habe. Einen zufrieden, ruhigen und umgänglichen Youkai, der mir das klein bisschen Kontrolle, ein kleines Stückchen Macht überlässt, was er entbehren kann. Für ihn nicht viel, doch für mich so berauschend, wie es wahrscheinlich nur bei einer Droge hätte der Fall sein können. Als wir uns stumm gegenseitig mustern, erfühlt von seelischem Frieden und zugleich diesem erfüllten Kribbeln überkommt mich der Wunsch ihn zu umarmen, ihm noch ein klein wenig mehr Last zu nehmen, auch wenn es mich wahrscheinlich mehr beruhigen würde, als ihn. Ich lehne mich nach vorne, schmiege mein Gesicht in seine Halsbeuge und lasse meine Arme um seinen Rumpf gleiten.  

 

„Ich bin froh, wenn dieses ganze Theater vorbei ist.“, murmle ich und nehme einen tiefen Atemzug von Wald und Freiheit. 

 

Er lässt mich gewähren und brummt in stiller Zustimmung. Das Vibrieren seiner Brust kitzelt meine Nasenspitze. 

 

„Bitte… passt auf dich auf.“ 

 

Huch, woher kommt das denn aus meinem Mund? 

 
 

Kannst du dir das nicht denken? 

 

Ich blinzle mehrmals überrascht. 

Es ist lange her, dass Kizuna meine Gedanken beeinflusst hat, lange her, dass sie mit mir gesprochen hat. Zuletzt hat sie mich angeschrien, als ich dem Hanyou mehr als nur etwas zu nahe gekommen bin. Doch in manchen Momenten ist es, als hätte sie keine Macht über mich. Als wäre ich…stärker.  

Ich bin froh, dass der Hund mein Gesicht nicht sehen kann, da es bei meinen vorschnellen Worten sicher ganz rot ist. Zumindest fühlt es sich so an.  

 

Als der Daiyoukai sich jedoch rührt spüre ich instinktiv, dass mein Augenblick der Kontrolle dahinschwindet.  

Er war nie ein Mann der Worte, nie ein Mann der mehr Worte zugelassen hat, wenn er sie nicht wollte.  

So ein Moment war nun gekommen und ich lasse es sogar mehr als breitwillig über mich ergehen.  

Er packt meine Hüfte und dirigiert mich von sich weg. Ich bin zu feige, als dass ich ihm in die Augen schauen könnte, doch hat der werte Lord bereits besseres vor, als mich in Scharm versinken zu lassen. Seine Lippen wandern zwischen meine Brüste. So nahe und doch so fern, wo ich sie eigentlich spüren möchte. Die Luft füllt sich mit Ungeduld und steigender Hitze. Immer wilder fahren seine Klingen über meine Haut ohne mir Schaden zuzufügen, während ich meine Finger fahrig durch seine seidige Mähne gleiten lasse in dem Versuch, ihn dort hin zu dirigieren, wo ich ihn fühlen möchte.  

 

Doch er lässt mich zappeln.  

 

Als er mir mit einem einzigen Hieb den Kimono vom Körper reist keuche ich erschrocken und gleichzeitig zutiefst erregt. Er umschließt meine Pobacken, zieht mich näher an seine deutlich spürbare Erektion, sodass ich benommen den Kopf in den Nacken lege und ihm meine entblößten Brüste entgegen recke. Ich weiß nicht, wann genau ich die Schwelle von Schüchternheit und Passivität überschritten habe, aber mich ihm zu präsentieren und anzubieten fühlt sich mit jedem weiteren Male richtig und gut an. Kostbare Momente, in denen ich mich lebendiger fühle, als je zuvor.  

 
 

Das hättest du schon viel früher haben können… 

 

Ich knurre kurz ungehalten und verbanne Kizuna in die hinterste Ecke meines Körpers.  

Überflüssig.  

Unnötig.  

Mir ist diese Tatsache durchaus bewusst. Doch es ist gut so wie es ist.  

Und ab jetzt ist ihr Einfluss hier nicht mehr von Belangen.  

 

Als ich ungeduldig anfange an seinem Gürtel zu nesteln mit einem Blick, der ihm mehr als deutlich zeigt, nach was ich wirklich verlange, ist es als würden alle Dämme reisen. Er schmeißt mich zu Boden, beugt sich über mich und entledigt sich seiner Kleidung gerade mal soweit, als dass er ungehindert über mich herfallen könnte. Seine Zunge umschmeichelt meine Brustwarze und ich kratze viel zu gierig mit meinen Nägeln über seinen Rücken, während sich das Feuer auf schon fast schmerzhafte Art und Weise in meinem Unterleib ausbreitet.  

Bei Kami… 

Ich spüre ihn an mir, reibe mich ihm lustvoll entgegen und stöhne das erste Mal bewusst, um ihm mein Wohlwollen preis zu geben, versuche seine Geduld herauszulocken und dann niederzuschmettern.  

Er antwortet mit einem tiefen Grollen. 

Und einem zuckenden Glied an meiner Öffnung.   

Als ich glaube innerlich zu zerbersten schiebt er sich in mich. 

Kräftig, ungestüm und voller Hingabe.  

Es fühlt sich an, als würde ich mit einem komplett anderen Mann schlafen. Sein Wesen dringt auf sämtlichen Ebenen in mich ein, die ich vermag zu spüren. Ich schmecke die Süße auf der Zunge und die Schärfe im Hals. Ich rieche seinen Schweiß, welcher sich pikant in meiner Nase verteilt.  Und ich spüre sein Youki, welches wie ein Schleier um mich schwingt und mich hier und da auf sadistische Weise reizt. 

 

War es jemals so gut?  

Hat es sich jemals so unglaublich angefühlt?  

 

Ein verquerter Gedanke schleicht sich in meinen Kopf.  

Könnte es sein, dass er sich die ganze Zeit zurückgehalten hat? Das er, aus irgendeinem mir nicht bekannten Grund, nur zum Teil sein Verlangen gestillt hat? 

 

Noch einmal spüre ich unser Liebesspiel und vergleiche es innerlich mit den Malen zuvor.  

 

Seine Klauen üben jetzt mehr Druck auf meine Brustwarzen aus, sein Atme erklingt lauter an meinem Ohr und sein Schweiß ringt ihm jetzt verführerisch von seinem Hals hinab zu seiner Brust. Im flackernden Licht der Feuerstelle scheinen seine Augen dunkle und heiß die meinen zu fixieren. Die Tatsache, dass sein Goldton dem tiefen Blutrot gewichen ist wundert und erschreckt mich nun nicht im Geringsten.  

Im Gegenteil.  

Ich bin glücklich, dass er loslassen kann.  

Das wir beide es können. 

Der Umstand, dass die Last, nun nicht mehr schwer auf uns liegt scheint plötzlich den Raum zu fluten und mit Emotionen zu füllen. Bevor ich in euphorisches Lachen ausarten kann, richte ich mich auf und lass mich von ihm auf seinen Schoß ziehen, ohne dass sein Stoßen an Intensität verliert.  

Während er stöhnend den Kopf zwischen meinen Brüsten vergräbt, halte ich mich an seinen Schultern feste und küsse den Scheitel auf seinem Kopf. Er schmeckt salzig und würzig zu gleich und auch wenn mich diese Tatsache innerlich noch mehr zum Kribbeln bringt, kann ich nicht verhindern, wie die Kraft meine Beine verlässt. Noch während mein Tempo nachlässt packt mich der Lord bereits am Hintern und dirigiert mich weiter.  

In einer Wildheit und Ektase, die allem menschlichen weicht.  

Das Kribbeln nimmt zu und einem Moment später spüre ich, wie mich Erlösung schüttelt, ohne dass ich es aufhalten könnte. 

Ohne, dass ich es aufhalten wollte. 

Es dauert nicht lange und sein Glied zuckt ebenfalls dem Höhepunkt entgegen.  

Sogleich er mit einem kräftigen Stoß zum Ende kommt, erschlafft mein Körper und sinkt ihm entgegen. Er fährt mit seinen Krallen um meine Hüfte und drückt mich überraschenderweise noch dichter an sich, sogleich er deutlich hörbar an mir riecht. Ich zu meinem Teil komme ebenfalls nicht gegen das Verlangen an, ihn nach unserem kräftezerrenden Spiel einfach gehen zu lassen. Ich umschlinge seinen Hals und presse meinen Kopf in seine Halsbeuge. Gleichzeitig streichle ich glücklich über seine Wirbelsäule und entlocke ihm damit ein leichtes Schauern. Doch loslassen und sich von mir abwenden tut er nach wie vor nicht.  

 

Kami, ich könnte schon wieder weinen.  

 

Wenn es sich hier nicht um Sesshoumaru handeln würde, würde ich glatt behaupten, dass der InuYoukai mit mir kuscheln würde...  

Das leichte Brummen, welches unmittelbar folgt, als ich meine sanfte Liebkosung an seinem Unterkopf fortführe, lässt mich kurz meinen, er habe meine Gedanken gehört. 

 

Ha. 

 

Das glückliche Grinsen wird sich wohl die nächsten Stunden nicht aus meinem Gesicht verbannen lassen… 

Offenheit

Dunkelheit umgibt mich. 

 

„Inu Yasha…“ 

 

Das Flüstern meines Namens ist nur ganz leise zu hören. 

 

Wer…? 

 

„Inu Yasha…“ 

 

Jetzt deutlich lauter, doch auch, als ich mich umdrehe ist da nichts weiter, als Schwärze.  

Dann höre ich ein Keuchen und spüre den Luftzug im Nacken. 

 

„Inu Yasha, hilf mir!“ 

 

Ich schrecke hoch. Meine Kleidung komplett durchnässt, die Haare kleben auf meiner Stirn. 

 

„Inu Yasha.“ 

 

Ich zucke zusammen, als ich abermals meinen Namen hören. Doch die Stimmer identifiziere ich noch vor meinem aufgewühlten Geist, als die, der Dämonenjägern.  

Nicht die von Kagome. 

 

„Alles in Ordnung? Ich habe dich schreien gehört.“ 

 

Schreien? Ich?  

Scheiße. 

 

„So ein Quatsch. Mach dich nicht lächerlich, Sango.“ 

 

Ich wende den Blick von ihr, lasse mich schwerfällig wieder auf das kalte Holz der Hütte zurückfallen. Die Jägerin scheint jedoch keine Anstalten machen zu wollen es dabei zu belassen. Sie spricht zwar nicht, doch wieder in die Hütte gehen, auf dessen Dach ich die Nacht verbringe, will sie anscheinend auch nicht. Seitdem ich bemerkt habe, dass mich diese Träume Heimsuchen, schlafe ich lieber alleine. 

Auch, wenn das heißt, dass ich frieren muss.  

Doch das ist das erste mal, dass man mir die Albträume anscheinend auch noch anzuhören sind.  

Verdammt.  

Zu allem Überfluss raschelt die Matte jetzt zum zweiten Mal und ich kann gerade so ein genervtes Stöhnen unterdrücken.  

 

„Inu Yasha, du solltest zurück kehren. Es sind mittlerweile Tage vergangen seit deiner Ankunft und Nichts ist passiert. Ich bin sicher, Kagome braucht dich jetzt.“ 

Ich zieh die Lippen bei den Worten des Mönchs zu einer schmalen Linie. 

 

“Inu Yasha, hilf mir!” 

Ihre verängstigte, panische Stimme verfolgt mich noch kurz in meinen Gedanken. 

Auch wenn es nur ein Traum war... Doch noch immer schlägt mein Herz, wie verrückt. 

 

Wie gerne würde ich seinen Vorschlag einfach, ohne nach zu denken, befolgen, plagen mich doch selbst Vorstellungen über den miserablen Zustand, in dem sich die Miko sicher befinden wird.  

Doch… 

 

„Nein, ich habe es ihr versprochen. Wir sind uns einig, dass das Risiko zu groß ist, als dass ich an ihrer Seite bleibe. Ich bin sicher Sesshoumaru gibt gut auf sie Acht.“ 

Das hoffe ich zu mindestens… 

Ich bringe den Mistkerl persönlich um, wenn es nicht der Fall sein sollte.  

 

„Aber wir sind nicht wehrlos, Inu Yasha. Kohaku ist auch hier und die Menschen im Dorf können sich mittlerweile auch gut zur Wehr setzen. Du kannst also…“ 

 

„Nein“, unterbreche ich sie jetzt harsch, während ich mich aufrichte und meinen Blick fest auf das Paar nach unten richte. 

 

„Ihr habt keine Vorstellung. Ihr könnt nicht mal erahnen, wie stark diese Daiyoukai wirklich sind.“ 

 

Sie schauen mich an. Während der Mönch, wie so häufig bereits, erkennt, dass dieser Kampf gegen mich sinnlos ist, ist die Dämonenjägerin immer noch skeptisch und unnachgiebig.  

 

„Ja, aber…“ 

 

Miroku nimmt mir die Aufgabe ab, die junge Mutter zu unterbrechen, indem er ihr sachte eine Hand auf die Schulter legt und den Kopf bezüglich ihres Widerwillens schüttelt. Doch bevor ich ihm dankend zunicken kann, reißt mich der plötzlich stinkende Geruch im Wind aus der aktuellen Situation. Der Mönch dreht sich im gleichen Moment zu der Quelle dieser bösen Energie, als ich mit einem Sprung neben den Beiden lande und bereits meine Hand lauernd über Tessaiga schweben lasse. Sango sprintet in die Hütte und ich höre, wie sie aus einer Ecke des Raumes ihre Kampfausrüstung holt.  

 

„Kagome hatte also Recht.“, flüstert der Mönch und nimmt der Taijiya seinen Starb aus der Hand.  

 

„Ich schlag Alarm und bringe die Kinder mit Kaede fort.“ 

 

Während Sango und ich mit immer schneller werdenden Schritten den Youkai entgegenrennen, wird hinter uns auf eiserne Platten geschlagen und damit die Nacht in ein Chaos von lauten Rufen und klappernden Waffe verwandelt. Sango ruft ihrem Bruder in einem schnellen Satz zu, dass er auf die Kinder Acht geben soll, während sie Kiara ebenfalls ein Handzeichen gibt.  

Am Rande der Lichtung weißt mich plötzlich meine Nase daraufhin, dass etwas anders ist als sonst. Dieser Geruch ist mir fremd.  

Eindeutig Dämonisch. 

Ja. 

 

Aber irgendetwas stimmt nicht. 

 

 

 

 

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Es ist für mich irgendwie immer noch komisch das Gefühl zu empfinden, mich auf den Besuch des Daiyoukais zu freuen. Immer noch überkommt mich manchmal das Gefühl, etwas Falsches zu machen. Wenn das Gesicht des Hanyous auftaucht ergreift mich im selben Atemzug sogleich die Scham und das schlechte Gewissen. Doch im Vergleich zu vor ein paar Wochen noch, ist dieser Klos in meinem Hals deutlich geschrumpft. Seitdem ich mich dem Daiyoukai voll und ganz hingegeben hab, wäre jegliche Leugnung meiner Gefühle schlich und ergreifend die reinste Lüge.  

Es ist nicht länger von der Hand zu weisen.  

Ich empfinde etwas für diesen Hund.  

Sofort lasse ich quälend langsam den Atem aus den Lungen entweichen und reibe mir in Form von leichter Gereiztheit über die Schläfen. Dabei ist es egal, wie häufig sich die immer gleichen selbstvorwerfenden Gedanken einschleichen… Diese eine Tatsache lässt sich nicht länger von der Hand weisen. 

Wie so häufig in den letzten gefühlten dreißig Minuten ziehe ich die Augenbrauen zusammen, während ich abermals mit einem frustrierten Stöhnen die Hände vors Gesicht zusammenschlage, wenn mich die Gedanken an den Daiyoukai auf höchst undamenhafte weise ergreifen und erröten lassen. 

  

Mein Blick schweif in Gedanken zur leicht geöffneten Tür nach draußen. Noch immer ist der Boden von einer dicken Schneedecke bedeckt, welche zusammen mit einem kräftigen Schneesturm den baldigen Höhepunkt dieser Eiszeit ankündigt. Allein der Anblick lässt mich erschaudern. Doch Dank des leisen vor sich hin knisternden Feuers ist von der geballten Kälte da draußen nichts zu spüren.  

Ich frage mich, wie lange der Daiyoukai mich heute warten lässt. Die Einsamkeit ist kaum noch aus zu halten, aber weil ich es nicht noch einmal riskieren möchte seinen Unmut in Folge meines Ungehorsams auf mich zu ziehen, sitze ich diese Situation zähneknirschend aus. Dabei erwische ich mich jedoch, dass mein verfluchtes Herz anscheinend auch Rücksicht auf seine Lage nehmen möchte. Er hat bereits genug Ärger.  

Und trotzdem. 

Ich blicke mich niedergeschlagen in dem großen, jedoch trostlosen Raum um. 

Letzten Endes kann ich nur hoffen, dass mein „Stubenarrest“ bald aufgehoben wird… 

Sonst werde ich doch noch wahnsinnig. 

 

Meine Lunge vibriert auf einmal so stark, dass ich mir überrascht an die Brust fasse, während meine Augen bereits reflexartig zu meiner Rechten blicken. Ich unterdrücke die aufkommende Hoffnung, Sesshoumaru würde dort erscheinen, weiß ich doch jetzt schon, dass es wer Anders ist.  

 

„Ist es nicht sehr riskant sich hier her zu wagen?“ 

 

Noch bevor ich seine athletische, hoch wachsende Gestalt erblicke sehe ich die milchige Wolke die unverkennbarer Weise von seiner langen Pfeife kommt. Über die Einsamkeit hinweg kann ich die Neugier nicht unterdrücken und erhebe mich, sogleich ich sehe, dass er sich mit dem Rücken zu mir auf der Veranda niedergelassen hat. Augenblicklich schlagen meine Haare wild um mich, als ich die Tür beiseite schiebe. Doch ihn in meine Räume ein zu laden wäre eine Situation, die eine eindeutige Grenze überschreiten würde. Somit ziehe ich mir eine Decke über die Schultern und wage mich in die Kälte hinaus. 

 

„Ich habe euch lange nicht gesehen. Es stört euch hoffentlich nicht, wenn ich mich nur vergewissern wollte, ob der Hund euch doch nicht aufgefressen hat.“ 

 

Sein arrogantes Grinsen ist etwas, was ich nicht vermisst habe, doch kann ich nicht bestreiten, dass es gut tut, jemanden bei sich zu wissen, auch wenn es sich hierbei um einem Vampir handelt.  

Stumm lasse ich mich neben ihn gleiten und ignoriere sein scherzhafte Kommentar. 

 

„Wie läuft das Daisho?“ 

 

Es ist nicht so, als wenn ich mich brennend dafür interessieren würde, doch jedes Gespräch ist besser, als die ziemlich knappen und einseitigen mit den Hundedaiyoukai. Seine roten Augen richten sich einen Moment verwundert auf mich, ehe er einen tiefen Atemzug von seiner Pfeife nimmt und die weiße Wolken mit einem tiefen Seufzer aus seine Lunge entweichen lässt. 

 

„Die Verhandlungen sind ermüdend. Bald sind alle Punkte besprochen und die Heerscher ziehen sich in ihre Ländereien zurück, um sich zu beraten. Dann geht das ganze Spiel von vorne los.“ 

  

Der bloße Gedanke daran allein scheint ihm wohl schon zu reichen, denn er schließt resigniert die Augen. Ich bin nicht besser, seufze ich doch bereits, noch bevor ich mich an meine guten Manieren erinnere. Doch die Aussicht, dieses ganze Theater für die Abschlussbesprechungen abermals durchzulaufen lässt mich innerlich die Pistole an die Schläfe drücken.  

 

„Nicht zu vergessen die danach anstehende Feier der guten Zusammenarbeit wegen,…. falls sich bis dahin niemand an die Gurgel gegangen ist.“ 

 

„Verstehe.“ 

 

Da die gute Erziehung eh hinfällig ist, lass ich nach dieser Aussage zutiefst niedergeschlagen den Kopf hängen.  

Himmel, wie soll ich das überleben? 

Als ich den Kyūketsuki mich leise belächeln höre ziehe ich lediglich die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, um mir ein Kommentar zu verkneifen. 

 

„Ach kommt schon. Es ist sicher besser, als hier eingesperrt zu sein. Ihr müsst euch sehr einsam fühlen...“ 

 

Seine neckende Stimme nimmt zum Ende seiner Worte eine ernsten Ton an, während er gleichzeitig die Lautstärke soweit senkt, dass man meinen könnte, es hätte sich so etwas, wie Mitleid in seinen Satz eingeschlichen. Ich hebe daraufhin unwillkürlich den Kopf, nur um tatsächlich seine leicht bedrückt erscheinende Mine vorzufinden.  

Ich zucke nur leicht mit den Schultern und lächle, hoffe, dass ich stark genug wirke und man meinem Körper die Lüge nicht anmerkt. 

 

„Es ist halb so wild. Sesshoumaru-sama und die Bediensteten besuchen mich regelmäßig.“ 

 

Als er den Mund gerade in Form einer Antwort öffnet, werden wir beide aus der Situation gerissen, als sich eine weitere Person auf der Veranda einfindet.  

 

„Na, na, na, wenn das Sesshoumaru-sama herausfindet hagelt es gleicht die nächste Bestrafung.“ 

 

Ich blinzle mehrmals, um mich zu vergewissern, dass sich doch tatsächlich diese kleine Rotznase eines Vogels mit verschränkten Armen vor uns aufgebaut hat.   

 

„Dann schlage ich vor du gehst es direkt petzen. Im Anschluss kann du ja erzählen, wieso du dich zu meine Gemächern begeben hast.“ 

 

In einer mehr als kindischen Geste tue ich es dem jungen Tanchou gleich und kreuze die Arme vor der Brust. Gleichzeitig grinse ich hämisch, als ich seine leicht zerknirschte Mimik entdecke. Soweit hat er anscheinend nicht gedacht… 

 

„Sora-chan, was verschafft uns die Ehre?“, spricht der Vampir übertrieben freundlich. 

 

Der Vogel ballt augenblicklich die Hände zu dicken Fäusten und läuft so rot an, wie ein Kind das den Lolli im Supermarkt nicht bekommt. 

 

„Nenn mich nicht Sora-chan! Mein Rang ist höher als deiner, elende Zecke!“ 

 

Er bläht sein Backen beleidigt auf, was seine Aussage nicht so ganz positiv untermauert. Sein Blick wird jedoch schnell wieder ernst, als seine Augen die meinen finden.  

 

„Du musst es mir beibringen!“ 

 

„Hm?“ 

 

„Diese Sprache. Ich muss sie erlernen.“ 

 

Ah. 

 

„Ich kann sie selbst nicht perfekt sprechen“, gebe ich zögernd von mir und erinnere mich ironischerweise an die zahlreich verpassten Englischstunden. 

 

„Wieso fragst du nicht deinen Vater?“ 

 

Hätte ich mich an die angespannte Atmosphäre der beiden Verwandten in Sesshoumarus Räumlichkeiten erinnert, hätte ich mir die Frage gespart. Die düstere Mine Soras spricht meinen Verdacht mehr als deutlich aus.  

 

„Wir haben nicht gerade ein harmonisches Verhältnis, vor allem seit dieser bescheuerte Schwan aufgetaucht ist.“ 

 

Zähneknirschend wendet er den Blick ab, um seinen insgeheim wahrscheinlich mehr als nur kleinen Ärger über diese Tatsache zu verbergen.  

 

„Also bring es mir bei. Ich muss wissen, worüber sie reden.“ 

 

„Hmmmm“, gibt der Vampir neben mir lang von sich, während er sich sein eckiges Kinn krault.  

 

„Du hast Angst, dass er wohl einen neuen Erben mit dieser Krähe zeugen könnte…“ 

 

Soras Gebiss schlägt so fest aufeinander, dass sich das Geräusch unnatürlich anhört, während er den Schwarzhaarigen fuchsteufelswild anblickt. 

 

„Das ist nicht wahr. Unterstell mir so etwas nie wieder.“  

 

Ayaka grinst nur schief, glaubt ihm scheinbar ebenso wenig wie ich, dass er nicht sogar sehr wohl diese Möglichkeit in Betracht gezogen hat.  

Seine auffällige Wut ist Indiz genug… 

 

„Im Übrigen…“, wendet sich der Vampir abermals mit einem zunehmend ernsten Gesichtsausdruck in meine Richtung, sodass er augenblicklich meine ganze Aufmerksamkeit besitzt. 

 

„Es wundert mich, dass Ihr scheinbar die Ruhe selbst seid…“ 

 

Wie? 

Ich lege den Kopf leicht schief, eine Gewohnheit, die ich mir nach langer Zeit von Inu Yasha abgeguckt habe.  

 

„Ihr meint… Er hat euch nichts gesagt?“ 

 

Seine Augenbrauen ziehen sich in leichten Unglauben und Ärger zu seiner Nasenwurzel zusammen, während mich allmählich die Beklemmung über meine scheinbar offensichtliche Unwissenheit einnimmt.  

 

„Was gesagt?“ 

 

Meine raue Stimme lässt die leichte Nervosität durchsickern.  

 

Kurz blickt mich der Kyūketsuki zögernd an und auch der Tancho hat den Atem neugierig angehalten. Dann kramt Ayaka in seiner Hosentasche, bis er einen Gegenstand hervorzieht, den ich im ersten Moment nicht zu identifizieren weiß.  

Erst als sich seine bleiche Hand öffnet und er das glänzende, mit Blut verschmierte Stück präsentiert, ziehe ich schockiert die Luft zwischen den Zähnen ein.  

 

 

„Ich denke, ihr habt ein Recht es zu wissen, betrifft es doch euch am ehesten.“ 

 

Seine Worte nehme ich nur am Rande auf, ist meine ganze Aufmerksamkeitsspanne doch nur auf dieses unscheinbare Kleinod in seiner kühlen, stark im Kontrast stehenden Hand gerichtet.  

Per se fahren meine Finger zittrig über die kühle Oberfläche, müssen sich von der Echtheit überzeugen, bevor mein Verstand mir unmissverständlich klar macht, dass es sich hierbei keineswegs um eine Täuschung handelt.  

Das kann nicht sein. 

Bitte nicht. 

 

Doch entgegen allen Flehens kann ich nicht länger leugnen dieses simple Wertobjekt zu kennen. 

Kein Zweifel. 

 

Das ist Mirokus Gebetskette... 

Schmerz

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Endgültigkeit

 

Schlotternd warte ich.

Ein. Zwei. Drei.

Ich zähle innerlich jeden Moment. 

 

Als sich auch nach zehn Sekunden keine Reaktion des bizarr schmeckenden Guts zu zeigen scheint, lasse ich deprimiert die angespannten Schultern sinken. 

Es wäre auch zu schön, um…

 

„Ahhh“, krächze ich, noch bevor ich den Laut in meiner Kehle zu stoppen vermag.

 

Ich greife nach meiner Brust, stürzte zu Boden und lande erbarmungslos auf dem harten Holz. Doch der Schmerz der bei diesem Aufprall entsteht ist nichts im Vergleich zu dem arktischen Brennen, welches meine Lungen erfüllt. Mir ist heiß und kalt zugleich und Wellen von Schmerz schütteln meinen Körper, entziehen mir jegliche Kontrolle über meine Glieder, über meine Mimik oder Stimme. 

 

Dann klingen sie ab und ich ächzte unter der Anstrengung, meine Lungen aus ihrer Starre zu lösen.

Was zum Teufel…?

 

Meine Gedanken werden von einer neuen Welle an Pein erstickt. Diesmal kann ich sogar nicht mal sagen, wo genau es weh tut. Mein ganzer Leib scheint in diesem Eisfeuer zu stehen. 

 

Kami, was passiert hier? 

Himmel, ich hatte es doch vorher getestet und das Pferd hatte absolut keinerlei Reaktion gezeigt…

Wieso also…

 

Ich kneife die Augen zusammen, während mein Herz einen so heftigen Impuls erzeugt, dass ich sogleich die Befürchtung habe, an einem Infarkt zu sterben. Dann nimmt der Schmerz wieder ab, gibt mir etwas Zeit, um meine Tat zu bereuen, um den Schleier der Scham und Reue sich um mich legen zu lassen. Schweiß ringt mir von der Stirn, während ich mich zusammen kaue und auf die nächste Attacke warte, unfähig dagegen etwas unternehmen zu können. Kein Heilkraut der Welt könnte mir solche Schmerzen mit einem Schlag nehmen. Meine Pause nimmt ein jähes Ende, als die Höllenqual mich abermals überrollt und meine Hände sich in meinem Hakama verkrampfen. Angst sammelt sich in meiner Brust und lassen abermals Tränen in meine Augen steigen. Die Panik lässt nicht lange auf sich warten. Wenn das so weiter geht, ist es aus…

 

Aber, … ich will nicht sterben. 

Ich darf einfach nicht sterben.

 

Dann wieder eine Pause, die mich hoffen lässt, dass ich etwas Zeit gewinne, um Hilfe zu holen, um wenigstens auf meinen miserablen Zustand aufmerksam zu machen. Gerade als ich mich mühsam auf die Beine hieve und mich dabei an der Wand abstütze wird die Tür rabiat beiseite gestoßen, sodass sie schlichtweg aus der Verankerung reißt und donnernd zu Boden knallt. 

 

„Was hast du getan?“

 

Die Stimme des Daiyoukais ist mit Wut und Hass getränkt, doch schnell erkenne ich, dass dies nicht alles ist. Anstrengung liegt in seiner Tonlage, passt somit allzu sehr zu seiner leicht gekrümmten Haltung. Seine Haut glänzt und seine Atmung ist beschleunigt. 

 

Kann es etwas sein, dass …?

 

Eine neue Welle an Schmerz reißt mir die Füße vom Boden. Doch als ich krachend in mich zusammen sacke, bemerke ich einen Moment später, dass ich nicht die Einzige bin. 

Langsam sinkt der Daiyoukai auf die Knie, stützt sich teilweise auf sein Schwert um nicht gänzlich der Schwerkraft zu erliegen und biete mir somit einen Anblick, den ich kaum für möglich gehalten habe. 

 

Doch damit sind alle Zweifel beseitigt. 

Das verfluchte Zeug scheint wirklich zu wirken.

 

„Ich habe es gekappt. Ich habe dieses verdammte Band durchtrennt.“, brüll ich ihm in einem Anflug von Wut und Genugtun entgegen, als mir eine weitere Pause ermöglicht Luft zu holen. Um ihm gänzlich meine Taten zu verdeutlichen greife ich nach dem kleine Töpfchen und blicke ihm provokant und mit seelischem, als auch körperlichem Schmerz entgegen. 

Seine Augen weiten sich für eine Sekunde, legen sich mit einem derartigen Unglauben auf mich, dass ich kurz irritiert innehalten. Dann mischt sich Abscheu in sein Antlitz.

 

„Dummes Weib!“

 

Schmerz.

 

Ich krümme mich und keuche.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie der große Daiyoukai geschlagen komplett auf beide Knie zusammensackt, während ich den Kopf auf den kühlen Boden bette. 

 

Kami, dieser Schmerz. 

 

Um mich meiner Situation wenigstens etwas entledigen zu können wende ich den Blick nach links, erblicke durch meinen strähnigen Pony seine Gestalt zu einem zitternden Berg gekrümmt. Der Gedanke, dass ich ihn genau dort schon länger sehen wollte, erschreckt mich in erster Sekunde, sogleich ich in der zweiten Sekunde mir erlaube es zu akzeptieren. Ja er hat mir weh getan und ja, er soll dafür leiden. Es ist mein gutes Recht so zu denken, so zu empfinden, gerade weil ich im Gegensatz zu ihm menschlich bin.

Ist es da nicht natürlich, dass ich bei dem Anblick Schadenfreude fühle? Und diese mal wird es keine Kizuna geben, die mich stattdessen Mitleid und Scharm empfinden lässt.

 

 

 

Ich keuche, die angehaltene Luft aus meinen Lungen, als die letzte Schmerzwelle langsam verklingt. 

Wie lange wird diese Prozedur wohl noch andauern?

Habe ich wohlmöglich einen Fehler begangen?

Die Aussicht darauf, nie wieder aus diesem Teufelskreis ausbrechen zu können lässt mich schwer schlucken. 

 

Etwas rührt sich vor meinen verschleierten Blick und im letzten Moment gebe ich dem Reflex nach, mich nach hinten weg zu stoßen. Als sich mein Blick klärt und ich mich stöhnend auf die Ellenbogen stemme begreife ich erst, was passiert war. Der Lord steht vor mir. Seine Klaue bedrohlich erhoben und sein Blick wütend auf mich gerichtet. Meine Schulter zuckt ohne mein Zutun und ich sehe aus dem Augenwinkel, dass sich der Stoff anfängt rot zu verfärben.

 

„Gut. Dann ist es mir wohl jetzt möglich…“

 

Seine Augen verdunkeln sich, formen sich zu schmalen Schlitzen, die mich anvisieren, als wäre er kurz davor seine Klauen ein weiteres Mal in mich zu vergraben. 

 

Und genau das ist es, was er vor hat…

 

Schlotternd kriech ich zurück und erwische dabei Bogen und Köcher. Nichts, was mir in so einer Situation wirklich bei ihm Schutz bieten könnte. Doch besser als gar nichts. 

 

Als er nach vorne schnellt errichte ich einen Bannkreis, der den Daiyoukai zwar nicht verletzt, aber zurückprallen lässt. Ich nutze die Chance, sprinte zur Tür hinter mir und stemme sie beiseite. Dann durchfließt kalter Schmerz meine Glieder und lässt mich aufschreien. Zuerst bin ich davon ausgegangen der Hund hätte mich erwischt, doch als mein Blick über die Schulter geht sehe ich ihn ebenfalls zitternd am Boden. 

Auch wenn sämtliche Zellen momentan gegen mich arbeiten befehle ich meinen Beinen ihre Dienste wieder auf zu nehmen. Das Adrenalin in meinen Venen hilft mir dabei. 

 

Wenn ich jetzt nicht handle, bin ich dem Tode geweiht. 

 

Stöhnend ziehe ich mich am Türrahmen empor, schnappe mir meine Waffe und schnelle nach vorne. 

Meine Beine fühlen sich an, wie Blei, doch jeder Schritt bringt mich ein Stückchen weiter weg von der drohenden Gefahr, die mir dicht auf der Pelle ist. 

Als ich ziellos um den Palast laufe, breitet sich Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung in meiner Brust aus. 

Wo wollte ich eigentlich genau hin?

Weder die Bediensteten, am Tor noch die im Palast werden mich in diesem Zustand irgendwo hinbringen, außer zum Lord selbst. Es wäre mir ein Leichtes gewesen, die Tore zu passieren, habe ich doch immer noch die Kräfte einer Miko.

Doch aktuell kann ich froh sein, wenn ich nicht innerhalb der nächsten Sekunden der Ohnmacht erliege. 

Als wäre das Stichwort gefallen nimmt mich wieder unsagbarer Pein gefangen und ich gleite schwerfällig an der Wand hinab. 

 

„Kagome?“

 

Röchelnd blicke ich empor und nehme zuerst nur die Silhouette einer Frau wahr. Einen Augenblick später erkenne ich Azumi. Ich stemme mich von der Wand hinter mir ab und als ich Gefahrlaufe, auf dem Boden auf zu schlagen fängt sie mich auf. 

 

„Was ist passiert?“

 

Ihre Stimme ist nicht panisch, aber unruhig. Als sie das Blut auf meinem Hemd bemerkt ziehen sich ihre Augenbrauen zusammen. 

 

„Bitte“, ich schnappe kurz nach Luft. Selbst das Sprechen ist purer Schmerz. 

 

„Du musst mir helfen.“

 

Meine Hände krallen sich in Ihrem Kimono feste, bei dem furchterregenden Gedanken, sie könnte mich ablehnen. Schließlich dient sie Sesshoumaru. Hektisch werfe ich den Kopf nach links, blicke über die Schulter in der Angst Besagten vor zu finden. 

Wie groß ist mein Vorsprung wohl noch?

Die Qualen lassen nach und ich richte meinen Blick wieder zu ihr. Sie hat ihre dick geformten Brauen noch eine Spur näher zusammen gezogen, wenn das überhaupt noch möglich war.

 

„Ich…“, zögert sie und wiegt anscheinend ab, was sie tun kann. 

 

Doch mir bleibt kaum Zeit. 

 

„Er wird mich töten“, stoße ich hinaus, lasse mich von der Angst ergreifen, wirklich so mein Schicksal besiegelt zu haben. 

Es war ein verdammter Fehler gewesen. 

Ich bin so dumm.

 

Sie weitet kurz die Augen, ehe sich ihr Blick festigt und Entschlossenheit daran mitschwingt. 

Ich wage es kaum zu hoffen. 

 

„Na gut. Geh... geh in den Garten des Herren Mutter. Hinter dem Dornenbusch findest du eine kleine Tür. Die wird dich in den zweiten Kreis bringen.“ 

 

Ihr Blick verschwimmt kurz, als wenn sie die Strecke in Gedanken durchläuft.

 

„Wenn du weiter der Gasse folgst, wartet hinter einer Nachrichtenwand das nächste Tor zum ersten Ring. Von dort an musst du selber weiter.“

 

Sie packt meine Schultern und hilft mir beim Aufstehen. 

 

„Ich kann dich nicht begleiten.“

 

Das verstehe ich. 

Auch wenn es mir nicht gefällt. 

 

„Keine Sorge.“, ertönt es so unvorhergesehen hinter der Hebi, dass ich unweigerlich zusammenfahre. Erst dann erblicke ich in mittlerweile vertraute, rote Augen, welche sich unter der Narbe mehr Ernsthaftigkeit ausstrahlen, als sonst.

 

„Ich werde sie hier rausbringen.“

 

 

 

 

.

.

.

 

 

 

 

 

 

Er ist schnell.

Unsagbar schnell. 

Ich kann kaum meine Umgebung erfassen, da sind wir bereits an ihr vorbei geprescht. Es ist mir ein Rätzel, was in dem blassen, mit leicht rot schimmernden Adern bestückten Mann vor sich geht. Ich habe gemerkt, dass er mir anscheinend wirklich kein Leid antun möchte. Ach wenn unter seiner leicht humorvollen, neckenden Art, mit ab und an herablassendem Ton, wahrscheinlich noch so viel mehr versteckt liegt, bin ich bisher nicht dahintergekommen, was genau seine Intension beabsichtigt. Doch aktuell komm ich nicht umhin, mir ein zu gestehen, dankbar für seine Hilfe zu sein. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich schon Geschichte. Ich habe Sesshoumaru noch nie so außer sich gesehen. Wer weiß, zu was der Daiyoukai alles bereit wäre. 

Mein Blick richtet sich über Ayakas Schulter nach hinten, auch wenn mich die Angst kurz daran hindern möchte. Doch wenn mein Tod näher rückt, will ich wenigstens vorbereitet sein…

Meine Augen erhaschen nichts außer meine Haare, die wild um mich peitschen. Doch ich bin nicht so naiv, als dass ich Erleichterung verspüre. Im Gegenteil. Es bereitet meinen wild pochenden Herzen nur einen noch schnellen Rhythmus zum Schlagen. Zudem komm ich nicht drum herum, die Sorge abzuwehren, dich nicht meiner Person gilt. 

 

„Ayaka, was tust du? Er wird dich töten.“

 

Es ist unausweichlich, dass diese Aktion folgen für den Kyūketsuki haben wird. Sollten sie in Form von einem Kampf mit dem Hund folgen oder als Bestrafung durch seinen Herrn. Und es ist aussichtlos, zu leugnen, ich sei nicht schuld an dem Ganzen.

Doch der Vampir vor mir ist ungewöhnlich still. Starr sind seine Augen auf dem Weg vor uns gerichtet, während seine starken Arme meinen Körper halten, der immer noch von Krämpfen geschüttelt wird. Ich dachte immer die Haut eines Vampirs sei eiskalt, doch scheint seine geradezu zu glühen. Es ist angenehm, bei diesen Temperaturen hier draußen und noch viel angenehmer, als ohne diese Wärmquelle diesen Fahrtwind entgegen zu treten zu müssen. Mein Körper wird von einer Schmerzwelle geschüttelt und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Ich beiße die Zähne zusammen, während der Vampir mich etwas näher an seine Brust presst, sogleich meine Glieder verkrampfen. Ich gebe ein leichtes Lächeln von mir und murmle ein „Geht schon“, ehe ich gierig nach Luft schnappe, da ich vergessen habe meine Atmung fortzuführen. 

Doch noch während dieses Schauspiels bemerke ich, dass sich etwas verändert hat. Erst fällt es kaum auf, doch die Spanne der schmerzfreien Phasen werden immer größer. Was sich zuerst beruhigend anhört ist im gleichen Moment fatal, denn auch wenn mir nun häufiger Atempausen geschenkt werden, sind die Augenblicke, die dem Schmerz gehören umso schlimmer. Ich dachte schon bei den ersten zwei Schüben hätte ich ein Limit überschritten. 

 

Doch das hier…

 

Ich schlucke, während ich innerlich schon zu weinen beginne, weil ich diesen Mist nicht mehr aushalte. 

 

Ob es Sesshoumaru auch so geht?

 

 Es wundert mich eh, dass der Daiyoukai wohl ähnliche Schmerzen empfindet, wie ich. Schließlich ist er ein Dämon und hat bisher nie den Anschein gemacht, als dass ihm irgendetwas wirklich schaden könnte. 

 

„Tse“, reißt es mich aus meiner Starre und ich blicke zu den roten Augen des Vampirs. Seine zerknirschte Mimik und seine vor Zorn gekräuselten Augenbraue sind ein seltener Anblick, bei seinem sonst so guten Gemüht. 

Mit einem Mal stoppt er so unvorhergesehen, dass mir kurz schummerig wird und ich mir den Kopf halten muss. 

 

„Ab hier musst du alleine weiter.“

 

Er lässt mich auf den Schneebedeckten Boden sinken und ich erhebe mich schnell, bevor meine Kleidung durchweicht. Wir haben den Palast und die drei Festungsmauern bereits weit hinter uns gelassen. Weit und breit sehe ich nichts bis auf Schnee und Bäume. 

 

„Was ist mit dir?“

 

Sein breiter mir zugewandter Rücken verrät mir bereits, dass er nicht diskutieren wird. Doch wenn ich ihn hier wirklich im Stich lassen soll, dann will ich es aus seinem Mund hören. 

 

„Ich verschaff dir ein wenig Zeit. Geh jetzt.“

 

Meine Lippen ziehen sich zu einer dünnen Linie, als der Vampir mir sein narbengezeichtetes Gesicht zu wendet und mich mit ein verschwitztes Lächeln zum Gehen bewegen will. 

 

Vielleicht wird das hier nicht gut enden, doch wenn du nicht gehst, wird alles um sonst gewesen sein.

 

Seine Augen sprechen diese Sprache ohne Worte ziemlich gut. 

Ich nicke ihm zu, sammle meine ganze Dankbarkeit in einen einzigen Blick, den er mit weißen Zähnen entgegennimmt. 

Dann drehe ich mich um 180 Grad und sprinte los…

 

 

 

Meine Lunge brennt wie Feuer, als ich vorbei an Gebüsch und Bäume durch den Wald haste. Die Beine mittlerweile schwer wie Blei, die Arme schmerzen von der Eiseskälte. Doch das Geräusch von aufeinanderschlagenden Klingen spornt mich an, weiter zu laufen. Wie es aussieht, hat der Daiyoukai den Vampir erreicht und erkämpft sich gerade einen Weg zu mir durch. Ich hoffe inständig, dass der blasse schwarzhaarige Blutsauger wenigstens den Hauch einer Chance gegen ihn hat und sein Leben verschont bleibt. Sollte Sesshoumaru in seinem Wahn den Hauptmann des Lords der östlichen Ländereien töten, wäre das doch eine Kriegserklärung, oder?

Als das Klingengemetzel nach einer ganzen Weile plötzlich verstummt macht sich Panik in meinen Gliedern breit und spannt alle Muskeln an, die sich in meinen Körper befinden.

 

Ich muss hier weg!

 
 


 

 
 

Meine Haut brennen, zerspringen schon fast unter dem Schmerz, den die Kälte des Schnees unter meinen Füßen verursacht. Es ist kaum auszuhalten und dennoch treibt sie mich an, nicht auf dem weißen Tod stehen zu bleiben.

Tränen fließen meinen Wangen hinab und mein Schluchzen vermischt sich mit meinem hektischen Atem, wodurch es mir nur noch schwere fällt den benötigten Sauerstoff in meine schmerzenden Lungen zu ziehen.

Versteckt unter dem Schnee stolpere ich anscheinend über eine Wurzel und ein Ruck geht durch meinen Körper. Eine Millisekunde später spüre ich die weißen Massen unter mir und ich erschaudere.

Das Gesicht voller Schnee, die Kleider sofort durchnässt bleibe ich einen Moment so liegen, ehe mich eine Schmerzenswelle überrollt.

 
 

Ich schreie.

 
 

Hilflos, einsam, mit voller Verzweiflung.

Nie habe ich mehr Schmerz empfunden, als jetzt.

Mein Körper zieht sich zusammen und ich versuche das Krampfen zu unterdrücken.

Gleichzeitig durchströmt mich eine böse Vorahnung und ich blicke blinzelnd über die Schulter nach hinten.

In der Ferne kann ich ihn mit seinem weißen Kimono und Haar kaum erkennen, doch seine roten funkelnden Augen blicken mir wütend entgegen.

Angst quellt in mir hoch, wodurch ich neue Kraft schöpfe.

Ich kämpfe gegen den Schmerz an und stehe auf, sinke jedoch im selben Moment wieder zu Boden, als mich erneut Schmerz durchzuckt.

Diesmal stärker, intensiver als zuvor.

Und ich weiß es liegt an ihm.

Abermals blicke ich nach hinten und mir wird nochmals um einiges kälter, als er nur noch wenige Meter von mir entfernt ist.

Seine komplett blutroten Augen und seine zum Angriff gehobene, klauenbesetzte Hand lassen mir das Herz gefrieren und gleichzeitig meinen Willen zu Leben erlischen.

Es ist sinnlos, vor ihm wegzurennen.

Es ist vorbei.

Er wird mich töten!

Alles an ihm zeigt mir, wie ernst es ihm ist.

Er selbst hat mir gesagt, dass er nie scherzt.

Wieso sollte er also jetzt eine Ausnahme machen?

Hoffnungslos lasse ich den Kopf auf die Schneedecke sinken und mich packt ein neuer Gedanke.

In der Zeit, die ich mit ihm verbracht habe gab es unzählige Momente in denen ich mir wünschte zu sterben. Ist es nicht ironisch, dass mir jetzt, nachdem mein Glück so nahe schien mein Leben ein jähes Ende finden wird?

 
 

Ich muss unwillkürlich lächeln.

 
 

Dann überrollt mich wieder eine Welle an Schmerz und ich lasse mich nur zu gerne mit ihr fortreißen in die tiefe Schwärze meiner selbst.

Feige und achtlos versteck ich mich vor dem Szenario, welches mein Leben unweigerlich beenden wird...
 


 

Epilog

 

Unruhig blicke ich über die schneeweiße Landschaft des Tals. Mein Wintermantel, die Kapuze, tief ins Gesicht gezogen flattern aufgebracht umher. Ich weiß nicht, wie lange ich bereits hier auf der Klippe warte, doch war mir bereits vor meiner Ankunft bewusst gewesen, dass mein Herr keinerlei Rücksicht darauf nehmen würde, ob mir kalt war oder nicht.  

Er war nicht der Mann, der sich um andere Leute sorgte. 

Kein Mann, bei dem auf Lob, Anerkennung oder irgendetwas Positives zu bauen war.  

Er war schlicht und ergreifend nur an sich selbst interessiert und- 

 

Ein schwarzer, sich bewegender Punkt erlangt meine Aufmerksamkeit, noch bevor ich meine Gedanken beenden kann.  

Die Klänge der kräftigen Flügelschläge gehen in dem starken Schneesturm unter, als sich das Tier neben mir niederlässt. Sein Schnabel streckt sich zu mir und ich nehme die kleine Schriftrolle heraus.  

 

Es ist so weit.  

Gib den restlichen Truppen Bescheid.  

Vor dem Blühen der ersten Hanami sollen Sie in Position stehen.  

 

 

Übelkeit erkämpft sich eine weg in meine Magengegend. Sie hat es also tatsächlich getrunken. 

Ich hatte den Gedanken schon fast fallen gelassen, hatte Tag ein Tag aus gebetet, dass Sie es nicht tun würde, doch es schien wohl alles vergebens.  

 

Träge lasse ich die Hand mit der Schriftrolle sinken und der Vogel neben mir gibt ein kratziges Krähen von sich, ehe er seinen Rückflug antritt, seinem Meister damit mitteilt, dass er die Nachricht überbracht hatte.  

Er braucht keine Antwort.  

Das, was er sagt, was er schreibt, ist Gesetz. 

Andernfalls würden Köpfe rollen.  

 

Ich kneife die Augen in Form stiller Qual zusammen. 

 

Wen will ich bitte täuschen? 

 

Köpfe würden so oder so rollen.... 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooooo,
wie versprochen ist hier der Start des zweiten Buches :)
Ich hoffe der Prolog verspricht Spannung ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Soooo
das erste Kapitel.
Hab es jetzt nochmal geändert...Hat mir noch nicht ganz gefallen....bin immer noch nicht zufrieden, aber ich wollte euch nicht länger warten lassen.

Hoffe euch hat es Spaß gemacht:) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, auch wenn inhaltlich nicht so viel passiert ist.
Dennoch ist das Kapitel wichtig für den weiteren Verlauf der Story.
Ich hoffe auch, dass man sehr gut erkennt, dass Kizuna ihre eigene wörtliche Rede bekommen hat...es soll vor allem ausdrücken, wie stark sie bereits Kagomes Seele und Körper eingenommen hat ....
Freue mich auf eure Meinung dazu;)
LG Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooo,
es hat etwas länger gedauert, weil mein Mac auch zwischendurch abgestürzt ist und ich ihn komplett nochmal neu herrichten durfte....-.- Sprich: ich konnte weder posten noch irgendwie weiter schreiben.
Ich hoffe das warten hat sich für euch gelohnt. :)
Freue mich wie immer auf eure Meinung.
LG Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach langem Warten endlich das nächste Kapitel.

Ich bin momentan etwas "abgelenkt", da ich auf Jobsuche bin und gleichzeitig meine dreiwöchige Japanreise im April abschließend vorbereite. Das sind einfach Sachen, die momentan Vorrang haben. Dennoch will ich euch nicht (zu mindestens all zu lang) auf dem Trockenen sitzen lassen.
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen :)
Gerne für den weiteren Verlauf der Story eure Ideen oder Gedanken... immer wieder interessant zu lesen, wie ihr denkt, wie es sich entwickeln wird, da ich ja bereit genau weiß, wie das Ende sein wird xD

Liebe Grüße und schöne Ostertage
Eure Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooooo,
Ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen....ich weiß, gemeine stelle um auf zu hören. Wie es wohl weiter geht xD???
LG
Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und wer gewinnt den Preis für die besch....... Cuts? xD
Sorry, sonst wäre mir das Kapitel zu lang geworden....
Was denkt ihr denn, was nun passieren wird? Werden sie es wirklich tun? >.<
LG Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Soooo

also jetzt wisst ihr es. Sie hat von Anfang an die Sprache erkannt und konnte deswegen das eine oder andere auch gut heraus hören.
Da mein Englisch aber jetzt nicht perfect ist habe ich diesen Teil umschrieben und nur mit dem letzten Teil des Kapitels das Geheimnis gelüftet. Ich hoffe es fällt hier nicht zu negativ in die Story und gibt stattdessen sogar den "Aha" Effekt.
Wie seht ihr das?
Hoffe es hat gefallen.
LG Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Naaa das sind jetzt doch viele Sachen (für meine Verhältnisse) die da in dem Kapitel passiert sind.
Was sagt ihr?
Wird der Angriff aufs Dorf kommen oder nicht ?
Freue mich auf eure Vermutungen.
Bis zum nächsten Mal
LG Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hatte das Gefühl, dass sich das Kapitel ziemlich gezogen hat....
Na, jetzt interessiert mich aber eure Meinung zu Sesshoumarus Reaktion...hättet ihr damit gerechnet? ;)
Bis zum nächsten Mal
LG Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Lange ist es wieder her und ich hoffe es hat euch dennoch gefallen :) Viel passiert ist zwar nicht, aber ich will immer mal wieder auf die Beziehung der beiden intensiv eingehen. Gerade weil Sesshoumaru ja kein leichter Charakter ist. Ich hoffe das kam rüber ;)

Auch wenn es immer nur schleppend voran geht, will ich trotzdem, dass Ihr wisst, dass ich diese Story fertigstellen werde! Und wenn es Jahre braucht, aber ein Ende wird kommen! Nichts ist schlimmer als die Geschichten, die man hier findet, einen vielleicht sogar noch total begeistern und dann nicht zu Ende geschrieben werden, obwohl alles bisher so top war.....arg ärgerlich. Und zu dieser Gruppe will ich nicht gehören. Selbst habe ich noch zwei andere Projekte, die auf Fertigstellung warten und sobald ich hier durch bin werde ich mich auch ausschließlich wieder darauf konzentrieren.

Ganz nach dem Motto:
Eines nach dem anderen!

Gute 50% von Buch III zu Kizuna habe ich bereits fertiggestellt und das Cover ist auch so gut, wie durch.
Noch 3 Kapitel und ihr habt Buch II geschafft;)


Soweit dazu xD
Bis dahin
LG Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,
ich habe euch nicht vergessen und hier hattet ihr gerade das letzte Kapitel von Kizuna II.

Ich hoffe dieser ganze Teil war in einem stimmig, hat euch gut unterhalten und hatte hier und da den einen oder anderen überraschenden Moment in sich ;)

Freue mich über eure Meinung.

Es folgt in der kommenden Woche noch ein kleiner Epilog ;)
Buch III ist zu 60% fertig. Ich habe vor das erste Kapitel dazu am 15.07 zu veröffentlichen. Bis dahin werde ich auch das Cover fertig gezeichnet haben. Gerade ist mein Laptop in Reperatur und deswegen kann ich es nicht fertig malen.

Ich hoffe ihr seid alle bisher gut und gesund durch diese komische, verrückte und auch schwierige Zeit gekommen.
Liebe Grüße und nur das Beste an euch alle.
Salada Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben,

es ist geschafft. Buch II ist fertig und ich hoffe, ihr hattet damit auch alle euren Spaß.
Ich danke vor allem SUCy,  Lexischlumpf183, KagomeKizu, oooRiverooo, XxGirlyxX und natürlich noch den vielen anderen Usern, die mich während dieser Phase fleißig unterstützt haben. Auch wenn ich zeitlich nicht auf jeden einzelnen Kommentar antworten konnte, habe ich mich jedes mal riesig gefreut, wenn ich an euren Gedanken und Ideen teilhaben durfte.
Also: Vielen, vielen Dank und ich hoffe, ihr werdet mich auch weiterhin tatkräftig anfeuern ;)

Ich muss zugeben, dass ich mich momentan etwas durch das dritte Buch quäle, da ich ein wenig von der Inu Yasha-Schiene abdriftet bin. Da ich aber wirklich, wirklich gerne die Reihe beenden möchte, es zudem ja auch im dritten Buch spannend wird und ich ja schon einiges vorgearbeitet habe, werde ich mir selber jetzt in den Hintern treten und euch nochmal (und hoffentlich) ordentlich was bieten können ;)

Also bleibt gespannt und bis dahin auch gesund.

LG Salada

PS: Alle die Kizuna I & II favorisiert haben werden mir angezeigt und kommen damit automatisch in mein Liste an ENS, die ich bei dem neuen Buch versenden werde. Ihr werdet dann automatisch benachrichtigt, sobald ich etwas neues veröffentliche. Alle die das nicht wollen, bitte Bescheid geben ;) Komplett anzeigen

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Von:  XxGirlyxX
2020-11-05T17:17:32+00:00 05.11.2020 18:17
Sehr gerne 🤗
Bin schon auf Buch 3 gespannt 😁
Von:  XxGirlyxX
2020-11-05T17:15:12+00:00 05.11.2020 18:15
Tolles Kapitel :)
Da hat Kagome ganz schön Probleme an der Backe :(
Dass Sesshoumaru ihr jetzt aber so sehr nach dem Leben trachtet? Hat alles was vorher war, Kizuna bewirkt? Oder ist es verletzter stolz?

Bin schon sehr gespannt

LG XxGirlyxX
Von:  XxGirlyxX
2020-11-05T15:11:20+00:00 05.11.2020 16:11
Super Kapitel:)
Kagome tut mir so so leid. Sesshoumaru scheint auch etwas empfindlich auf inuyasha zu reagieren :(
Aber das war hart :(
Bin schon gespannt wie es weiter geht:)
LG XxGirlyxX
Von:  oooRiverooo
2020-07-16T10:36:08+00:00 16.07.2020 12:36
Ich hab zu danken 💐
Von:  SUCy
2020-06-13T12:15:13+00:00 13.06.2020 14:15
Es war mir eine Freude :D und der Epilog lässt natürlich alle Möglichkeiten offen XD
Von:  KagomeKizu
2020-06-07T17:05:19+00:00 07.06.2020 19:05
Da hat sie sich ja was eingebrockt.
Man hat jetzt mal die „ganz brutale“ Art und Weise von Sesshomaru erlebt...
Das Kapitel fand ich sehr gut geschrieben, ich hab richtig mitgefiebert mit Kagome, wann der Lord sie den einholen wird.
Freu mich schon riesig wenn es weitergeht.

Glg Kago
Von:  SUCy
2020-06-05T19:07:08+00:00 05.06.2020 21:07
Oh ha, da hat sie sich ja was aufgehalst.
Ich fand den Teil echt super. Ich mochte es wie sie gelernt haben, wenn auch gezwungener maßen, miteinander umzugehen.
Sich Situativ sogar zu vertrauen. Um so trauriger ist es natürlich das es jetzt auf diese weiße zu enden scheint. Einerseits tat mir Sess total leid (ich bin ihm einfach zu loyal ergeben XDDD) immerhin hat er sich ja auch "Mühe" gegeben. Auf seine verkorkste art und weise. Andererseits hat er sich ihr gegenüber natürlich auch oft unmöglich bis grausam verhalten. Und ihre Tat ist dadurch auch nach zu vollziehen. Man kann ihm halt nicht hinter die Stirn schauen. Oder in diesen Fall wohl eher in deinen Kopf XD
Hat er sie beschützt, geliebt und umsorgt und versucht zu verstehen, weil er es wollte? War es nur Kizuna oder das daraus resultierende Unbehagen/schmerz wenn sie leidet? Was er ja genauso als unangenehm empfunden hat. Sein Verhalten also nur dazu diente sich so wohl wie möglich zu fühlen?
Die Frage ist da aktuell... hätte er sie die ganze Zeit über schon gern getötet? Und es befreit ihn jetzt? Oder fühlt er sich tatsächlich verraten?
Ich freue mich auf den Epilog und natürlich auf das 3. Buch.
Würdest du mich informieren wenn es soweit ist?
Von:  Mitsuki-chan
2020-06-04T16:12:47+00:00 04.06.2020 18:12
Huhu,
juhu endlich geht es weiter :) Freue mich auf den Epilog und natürlich auch total auf Teil III. Bin so gespannt wie es weiter geht!!!! (Sorry ich komme grad von der Arbeit und mir fallen gerade keine geistreichen Worte ein außer: Supi und gefällt mir xD).
GLG Mitsuki
Antwort von:  Salada
04.06.2020 18:18
haha vielen Dank und ich habe vollstes Verständnis dafür ;) schönen Feierabend;)
Von:  Kiiiiira
2020-05-01T07:51:41+00:00 01.05.2020 09:51
Hallöchen,
ich weiß gar nicht, ob ich schon mal ein Kommentar geschrieben habe zu deiner Story. Sie ist auf jeden Fall super. Auch der erste Teil war klasse. Da ich gemerkt habe, dass du sehr lange nichts schreibst, habe ich mir eine Strategie überlegt. Damit ich nicht vor Spannung 'sterbe', warte ich darauf, dass du viele Kapitel geschrieben und gepostet hast, bevor ich wieder anfange zu lesen. So erhalte ich mir die Spannung und kann mich gleichzeitig auf mehrere Kapitel von Dir freuen.
Und schon wieder hast du ein super spannendes Ende geschaffen! Gut für Dich, schlecht für die Leser!
Ich hoffe sehr, dass wir nicht allzu lange warten müssen...
Liebe Grüße,
Kiiiiira
Von:  SUCy
2020-03-14T14:33:47+00:00 14.03.2020 15:33
Oh man das war echt heftig. Damit hätte ich nun nicht gerechnet.
Auch wenn ein Hund so seine Partnerin sicher nicht bestraft XD Ich gehe jetzt mal von Hundedämon aus. Meine Hündin wiegt 20 Kg der Rüde 35. Ich kann dir sagen wer quer durchs Gehege fliegt wenn er ihr zu lange am Arsch hängt XD

Aber sonst mega geschrieben. Und nun hat sie das Gegenmittel also genommen, mal schauen was es für Auswirkungen hat. Und wie es mit den Beiden weiter geht.
Antwort von:  Salada
16.03.2020 10:57
Hahaha lange nicht mehr bei so eine Rückmeldung gelacht. Ja da hast du recht (ich bin auch mit Hunden groß geworden) ;) Wollte ja auch nur etwas das "Tier" in ihm heraushängen lassen ;)


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