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Wir zwei am Strand

Und wie es dazu kam
von

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Der Zettel

Samstag. Die Sonne strahlte mit voller Kraft vom Himmel und erhellte die Straßen von Iwatobi. Auch dieses Jahr hatten die Temperaturen Rekordzahlen erreicht und außer im kühlen Schatten der Bäume schien die Hitze nicht einmal für wenige Sekunden ertragbar. Wer zuhause nicht glücklicherweise in Besitzt einer Klimaanlage oder eines Ventilators war, packte heute also seine Sachen und machte sich auf an den Strand. Nur das kühle Nass des Meeres konnte nämlich noch Abhilfe schaffen. Der kleine Strand gleich neben dem Hafen von Iwatobi begann sich bereits am Vormittag langsam mit Menschen zu fühlen und schon zur Mittagszeit konnte man vor lauter Handtüchern und Badeequipment kaum noch ein Sandkorn des eigentlich so feinen Sandstrandes erkennen. Manche waren bereits in den Schatten ihrer Schirme geflohen, manche setzten sich zum Bräunen freiwillig den Strahlen der Sonne aus und die meisten schwammen, paddelten, trieben auf dem Wasser, tauchten ein wenig oder spritzen sich gegenseitig nass.
 

Überall erschallte Gelächter und lautes Gerede, als Rin und Haru bereits in Schwimmsachen am doch kleiner als erwarteten Strand ankamen. Eigentlich hatte Haru gar keine große Lust gehabt, an den Strand zu gehen. Viel lieber würde er in einem richtigen Schwimmbad seine Bahnen schwimmen oder einfach ungestört in seiner Badewanne sitzen. Rin hingegen hatte vehement darauf bestanden, dass sie auch mal ein klein wenig Abwechslung zum Training haben sollten. Natürlich liebte er es gegen Haru anzutreten oder einfach nur neben ihm zu schwimmen, aber jedes Mal, wenn der schwarzhaarige ins Wasser tauchte, vergaß er alles um sich herum. Hier am Strand erhoffte sich Rin ein klein wenig mehr Interaktion mit seinem eher introvertierten Freund, mit dem er nun schon seit fast einem ganzen Jahr zusammen ist.
 

Wo Rin jetzt so daran zurückdenkt; es ist ein fast so heißer Tag wie heute gewesen.
 

Mit einem Eis in der Hand, das Rin so schnell gar nicht essen konnte wie es schmolz und sich dementsprechend überall auf seiner Hand verteilte, hatte er sich auf den Weg zu Haru gemacht, um zu fragen, ob er Lust auf ein paar Runden im Schwimmbad hätte, auch wenn man den Wasserfanatiker danach eigentlich gar nicht fragen musste. Zu dem Zeit Punkt hatte Rin eigentlich schon länger gewusst, dass er für den in sich gekehrten Jungen mehr empfand als bloße Freundschaft. Auf ihrem Trip nach Australien ist es ihm zum ersten Mal richtig aufgefallen. Er hatte gemerkt, dass ohne Haru an seiner Seite Schwimmen nur halb so viel Wert war und er wirklich alles dafür tun würde, um Haru von seinen Dämonen zu befreien, denn, auch wenn viele nicht schlau aus seinem Freund wurden, so wusste er genau, wie sich Harus Augen leicht aufhellten, wenn er sich freute genauso wie er wusste, wenn etwas nicht stimmte. Schließlich kannten sich die beiden bereits seit der Grundschule und auch wenn Rin in ihm zu Beginn nur einen Rivalen und Kumpel zu sehen geglaubt hatte so ist Haru doch so viel mehr für ihn geworden.
 

Natürlich wusste zu der Zeit noch niemand von den Gefühlen, die sich in ihm eingenistet hatten. Auch Haru, besonders Haru nicht. Wahrscheinlich wäre er auch der letzte, der von so etwas Notiz nehmen würde, dachte sich der rothaarige. Unwissend klingelte er also an der Tür und war erstaunt, wie schnell ihm aufgemacht wurde. Überrascht vergaß er das Eis in seiner Hand und ließ auch den Rest über seinee Hand zerfließen. Erst als die Masse anfing sich zu verteilen bemerkte er das Unglück. „Verdammt“ fluchte er kurz. Haru starrte ihn währenddessen nur ruhig an und fing leider nicht an die Eismasse auf Rins Hand zu probieren, wie er es schon das ein oder andere Mal in seinen Fantasien getan hatte, fast schon ein wenig Schade, um das verlaufene Eis. „Kann ich vielleicht kurz dein Bad benutzen?“, er hebt seine mittlerweile klebrige Hand. Die Tür wird ihm nun ganz geöffnet und Haru nickt. Schnell findet er seinen Weg zum Waschbecken, um das kleine Malheur aus der Welt zu schaffen. Während er versucht das klebende Gefühl mit der Seife los zu werden fängt er an laut genug den eigentlichen Grund seines Besuches zu verkünden. „Ich wollte dich übrigens fragen, ob du bei dem heißen Wetter Lust auf ein bisschen Abkühlung ihm Schwimmbad hättest, keine Rennen oder so nur-“ er stockte in seinem Satz, als er beim Aufblicken sah, dass Haru direkt neben ihm stand und ihn gebannt anschaute.
 

„Em, Haru? Was ist los?“ Es ist schon wunderlich gewesen, warum Haru nicht in der Badewanne gesessen hatte und sofort an der Tür gewesen ist, aber auch sein sonstiges Verhalten schien an diesem Tag irgendwie nicht normal zu sein. „Liebst du mich?“ Harus Worte waren fast monoton ausgesprochen und übertönten nur gerade so den laufenden Wasserhahn, doch sie waren genug um Rin mitten ins Herz zu treffen. Hatte er das gerade wirklich gehört? Oder spielte ihm sein Verstand einen Streich? Bei der Hitze nicht ganz auszuschließen. Zudem hatte ihm seine nicht erwiderte Liebe in letzter Zeit viel zu schaffen gemacht, es mochte also alles nur eine Illusion sein. Haru starrte ihn mit großen erwartungsvollen Augen an. Rin hingegen war vor lauter Schock regungslos und lief rot an, was zum Glück durch die hohen Temperaturen kaum auffiel. Zwei lautlose Minuten vergingen, bis Rin sich endlich traute wieder zu reden. „Was?“ war jedoch alles, was er zunächst heraus brachte. Er hatte es doch so gut versteckt! Unmöglich, dass Haru etwas von seinen Gefühlen wusste. Unbefangen wie Haru war wiederholte er den Satz noch einmal, diesmal etwas lauter, aber auch ihm merkte man jetzt an, dass ihn die Situation ein klein wenig nervös machte.
 

Es hatte sich also niemand verhört. Rin merkte, wie sich die Muskeln in seinem Körper anspannten. „Ja“, hörte er eine Stimme in sich rufen „verdammt ja, warum hast du es nicht früher bemerkt, du Idiot!“ Doch er wusste, dass er dieser Stimme nicht gewähren konnte. Aus so vielen Gründen wäre es besser seine Gefühle nicht zu entblößen und weiterhin in sich zu verbergen. Es war einfach nur falsch und er wollte Haru keine Sorgen machen oder schlimmer ihn in etwas hin einzuziehen. Doch zu lange hatte er es nun unterdrückt und es stand kurz davor überzulaufen. Hätte es gerade erst bemerkt hätte er gegrinst und gefragt, wie man denn auf diese Idee kommen würde, aber jetzt, wo er schon so oft den Drang seine Hand zu nehmen, ihm durch die Haare zu fahren, ihn zu Umarmen, zu küssen, unterdrückt hatte. Zwar brachte er den Satz, der ihm sein Verstand bereit gelegt hatte über die Lippen, aber längst nicht so überzeugend, wie er es gern gehabt hatte. Das Lächeln klang künstlich und gedrungen, seine Augen spiegelten seine innere Unruhe für jeden sichtbar wieder und beide seiner Hände hatten sich unbewusst zu Fäusten verkrampft. „Wie.. Wie kommst du denn darauf?“
 

Unerwartet griff Haru als Antwort in die Tasche seiner Shorts und kramte darin nach etwas. Die kurze Zeit zog sich für Rin qualvoll lange bis er endlich gefunden hatte, wonach er gesucht hatte. In seiner langsamen Art Dinge zu tun zog er einen kleinen gefalteten leicht zerknüllten Zettel hervor und erst scheint er überhaupt nichts mit der eigentlichen Frage zu tun zu haben. Dann aber realisiert der Rothaarige, dass er den Zettel kennt. Und er weiß auch woher. Verdammt! Woher? „Woher hast du den?“ fragte Rin etwas lauter als gewollt und machte aus Wut einen Schritt nach vorne. In Teilen war es Wut auf sich selbst, aber größtenteils war es seine Schwester, an die diese Wut wohl gerichtet war. Er hätte sich niemals auf ihre kleinen Spielchen einlassen sollen. Natürlich hatte sie ihr Versprechen mit einem Schlupfloch ausgestattet. Sie hatte nur versprochen, dass sie denn Zettel auf keinen Fall lesen würde, von anderen war nie die Rede, aber das viel ihm natürlich erst jetzt auf. Haru hatte sich sichtlich erschreckt, als der andere so plötzlich auf ihn zu getreten war, blieb aber trotzdem an Ort und Stelle stehen und wich nicht zurück. Stattdessen versuchte er zu erklären wie er in den Besitz gelangt ist, obwohl Rin sich die Umstände im Grunde schon ausmalen konnte. „Gou, sie sagte da steht in welches Mädchen du verliebt wärst und dass du ihn geschrieben hättest“
 

Die heiße Luft drohte Rin langsam zu ersticken. Vielleicht könnte er sich noch damit raus reden, dass das alles nur ein Scherz von Gou war und Haru nicht auf so etwas reinfallen sollte. Vielleicht könnte er das, wäre er noch einigermaßen durch seinen Verstand geleitet und hätte nicht schon längst sein immer lauter schlagendes Herz die Führung übernommen. Vielleicht wollte er sich auch einfach nicht mehr heraus reden. Vielleicht brauchte er die Ablehnung, um endlich über diese schmerzhaften Gefühle hinweg kommen zu können. „Ich sollte ihn ihr vorlesen“ Haru war mit seiner Erklärung noch nicht ganz am Ende und Rin musste schlucken, als er das offensichtliche hörte. Klar, das war die ganze Zeit Gous Plan gewesen. Mittlerweile war sie also auch schon im Bilde und wer wusste, wer noch. Haru hat sicherlich keinen Moment gezögert, anders als Makoto und die anderen, die wahrscheinlich seine Privatsphäre respektiert und den Gefallen ausgeschlagen hätte. In Gedanken versuchte Rin schon tausend mögliche Ausreden zu finden, da unterbricht Haru ihn. „Ich habe ihr gesagt es steht kein Name darauf“ sagt er kaum hörbar, doch Rin vernahm die Worte laut und deutlich. Nur verstand er kein einziges.
 

Welchen Grund würde Haru haben den Namen auf dem Zettel zu verheimlichen? Wollte er sich über ihn lustig machen? Ihn erpressen? Nein, nichts davon könnte er sich bei seinem Freund vorstellen. Also „Warum?“ sprach er aus, was durch seinen Kopf schwirrte und nicht still halten wollte. Sein Gegenüber schien sich ein wenig zu zieren bevor ihm nach einer ganzen Weile mit einer Antwort kommt. Etwas ertappt schaut er dabei zur Seite. „Sie würde sich nur unnötig einmischen“ Kurz darauf dreht er sich aber auch schon wieder zu Rin und sieht ihm in seine rot schimmernden Augen. „Und ich wollte sichergehen“ Sichergehen? Wegen was? Rin atmete scharf auf, als er verstand, was in den letzten Minuten passiert war. Haru wollte schlicht und einfach wissen, ob er ernst nehmen konnte, was Gou ihm erzählt hatte. Bestimmt hatte sie es ihm erzählt. Dass sie Rin den Tipp gegeben hatte, den Namen der Person aufzuschreiben, die ihn nachts immer wieder wach gehalten hatte, damit er nicht alles in sich hineinfresse. Sie würde den Zettel dann auch sicher aufbewahren und ihn natürlich unter keinen Umständen lesen. Da war der rothaarige ja fein reingefallen.
 

Ihn schmerzte das, was als nächstes kommen musste. Er musste Haru erklären, dass das alles nur ein Scherz von Gou gewesen sein muss, dass er nichts wusste von all dem, dass er ihn natürlich nur als Freund mochte, nicht nachts von Gedanken an ihn wach gehalten wurde, sich nicht nach jeder seiner Berührungen sehnte, dass er ihn nicht mit jeder einzelnen Zelle seines Körpers küssen wollte. Rin musste sagen, dass er ihn nicht liebte. Haru würde es akzeptieren. Sie könnten Freunde bleiben. Nichts würde sich verändern. Nichts. Rin biss sich auf die Unterlippe, um abwegige Gedanken, wie die Wahrheit zu sagen auszublenden. Das einzig richtige in diesem Moment war es zu lügen. Er log doch schon die ganze Zeit seinen besten Freund an, was war schon dabei, es einmal mehr zu tun. Doch vielleicht lag es an der stechenden Hitze, die auf ihn nieder drückte, vielleicht lag es auch einfach daran, dass er keine Lust mehr hatte sich zu verstecken und daran zu denken was wäre wenn. Er wollte den täglichen kleinen stechenden Schmerz in seiner Brust endlich loswerden. Und so tat er etwas, dass er aus objektive Sicht nie getan hatte.
 

Er bekannte sich zu seinen Gefühlen.

Wie Haru zu ihm kam

„Rin!“ holte Haru ihn wieder in die Gegenwart zurück. Etwas durcheinander schaut er zu seinem freund und sieht, dass er mit seinem Finger auf etwas zu deuten scheint. Als er in die gezeigte Richtung schaut, sieht er auch sofort warum. Dort zwischen den vielen Menschen konnte man ein klein wenig des schönen Sandes erkennen: Ein freier Platz. Ohne weiter zu zögern bahnte sich Rin einen Weg dort hin bevor ihn noch jemand anderes in Beschlag nahm. Haru folgte ihm in einem etwas langsamerem Tempo und gerade noch rechtzeitig konnte Haru sein Handtuch auf die kleine Stelle werfen, denn ein anderes Paar hatte den Platz auch entdeckt und kam ebenfalls angestürmt. Doch sie kamen leider zu spät. Rin und Haru hatten die Stelle bereits belegt und Rin musste über seinen Triumph sogar ein wenig Grinsen. Als Haru sah wie sich der rothaarige über so einen simplen Sieg freuen konnte musste auch er ein wenig Lächeln und breitete sein eigenes Handtuch neben dem von Rin aus. Das Delfin-Muster darauf sah ziemlich kindisch neben dem rot-schwarz gemusterten Handtuch von Rin aus, aber das machte keinem der beiden etwas aus. Sie würden sowie so nicht viel Zeit auf den Handtüchern verbringen.
 

„Da hatten wir ja nochmal Glück!“ freute Rin sich, während er die Kühltasche mit Getränken und kleinen Speisen auf seinem Handtuch abstellte. Haru nickte zustimmend und stellte sein Gepäck ebenfalls ab. Erschöpft von der Hitze und dem langen Weg hier hin ließen sie sich gleich danach auch schon auf ihre Handtücher fallen. Selbst Haru konnte vorerst nicht die kraft finden sich schon wieder einen Weg durch die Menschenmasse bis hin zum Wasser zu bahnen. Beide mussten erst einmal wieder etwas Flüssigkeit tanken bevor sie noch beim Schwimmen dehydrierten. Also öffnete der rothaarige die Tasche neben sich und holte zwei kühle Limos hervor. Der Flaschenöffner war gleich daneben und das laute Ploppen der Deckel, als Rin sie für die beiden öffnete, war über den hohen Geräuschpegel nur leise zu vernehmen. Mit breitem Grinsen reichte er Haru seine Flasche. „Guten Durst“ Das Herz seines Gegenüber macht unbemerkt einen Sprung, als er es zögerlich entgegennimmt. Haru zeigte es nicht oft, aber er war nicht ohne Grund mit seinem besten Freund zusammen gekommen. Besonders diesem breiten Lachen, bei dem Rin bis über beide Ohren strahlte, konnte er einfach nicht widerstehen. Alle Ausdrücke, die er bisher an ihm gesehen hatte, hatte er mit der Zeit lieb gewonnen und wüsste nicht wie er ohne sie klar kommen würde. Leider hatte er das erst sehr spät begriffen.
 

Er konnte sich noch genau daran erinnern; es ist ein fast so heißer Tag wie heute gewesen.
 

Haru hatte gerade entschlossen, dass dies seine letzte Runde für heute gewesen sein sollte. Der Himmel hatte sich schon leicht verdunkelt, obwohl es mitten im Sommer war und die Sonne ließ die Wolken am Horizont in allen möglichen Rottönen erstrahlen. Etwas erschöpft stieg er also aus dem kühlen nass und griff sich das Handtuch auf der Bank. Er trocknete sich leicht ab, was bei der Hitze eigentlich kaum von Nöten war und zog sich noch eben ein T-Shirt über bevor er sich auf den Weg nach hause machte. Die schwüle sommerliche Nachtluft fühlte sich angenehm an im Gegensatz zu der Hitze des vorangegangenen Mittags. So waren auch Harus Schritte langsam und entspannt, während er sich von den vereinzelten Böen trocknen ließ. Und es ergab sich, dass Gou ihn bemerkte.
 

Sie hatte sich auf eine nahe Bank niedergelassen und fummelte an einem mysteriösen Zettel herum. Seit einer ganzen Stunde saß sie schon da und war sich nicht sicher, ob es ihr der Name auf dem Blättchen wert war das Vertrauen ihres Bruders zu verlieren. Auf der anderen Seite hatte sie die Neugier gepackt. Welches Mädchen hatte dem so stolzen Rin derart den Kopf verdreht, dass er sogar Probleme hatte einzuschlafen, weil er an sie denken musste. Eigentlich ist sie kurz davor gewesen, ihn selbst zu öffnen und zu lesen, als sie dann Haru an ihr vorbei gehen sah und die Idee hatte. Nie war die Rede davon, dass nicht ein anderer ihn lesen durfte. Ha! Stolz über ihren genialen Einfall sprang sie auf und rannte auf ihn zu. „Haru!“ rief sie viel zu laut und wedelte mit dem Zettel in der Luft herum. Angesprochener bleib stehen und schaute sich zu ihr um. „Hallo“ begrüßte er sie und brach ihren Sprint scharf vor ihm ab. Eine kurze Pause folgte, in der Gou nicht drum herum kommt die entblößten Wadenmuskeln des Schwimmers zu bewundern, obwohl sie sie schon so oft gesehen hatte. Sie konnte einfach nicht genug haben, nicht davon.
 

Als sie sich wieder gefangen hatte drückte sie Haru auf einmal den Zettel gegen die Brust. „Hier! Lies mir den vor ja?“ Etwas verwirrt griff der Blauhaarige danach und wollte es einfach schnell hinter sich bringen. Der Tag war anstrengend genug gewesen, er wollte sich nicht noch unnötig mit der aufgewühlten Schwester seines besten Freundes auseinander zusetzten. In seinem normalen Tempo faltete er das Objekt wie befohlen auseinander, um den Inhalt lesen zu können. Hibbelig wippte Gou währenddessen vor ihm auf. Dementsprechend war er etwas irritiert, warum es sein Name war den er darauf vorfand, unverkennbar mit Rins Handschrift geschrieben. Jetzt, wo der Rothaarige mit im Spiel war wurde auch seine Neugier ein klein wenig geweckt. Bevor er also brav vorlas, faltete er das Papier zusammen und schaute wieder zu Gou.
 

„Und? Wer ist es? Ist sie auch Schwimmerin?“ Nur noch weiter verwirrt, fragte er sich kurz, ob man ihn vielleicht gerade reinlegte und nur dazu bringen wollte, seinen eigenen Namen zu sagen. Oft ist er auf so etwas schon herein gefallen und fragte deshalb lieber noch einmal nach. „Em.., was soll da denn stehen?“ Jetzt wollte auch eher erst einmal klarstellen, was die ganze Aktion hier zu bedeuten hatte, wo ja auch Rin irgendwie involviert sein musste. Man konnte Gou ansehen, dass sie ihn für diese Frage gerne geköpft hätte, denn sie wurde nur ungern auf die Folter gespannt. Besonders in solch ernst zu nehmenden Angelegenheiten. „Ein Name, jetzt sag schon, was steht da?“ fasste sie sich so knapp und simpel wie möglich. Haru musste ja nicht unbedingt wissen, welche Art von Bedeutung der Name hatte, aber soviel wusste dieser auch schon von alleine und weigerte sich etwas zu sagen bevor ihm die Situation nicht erklärt wurde. Dazu legte er den Kopf leicht schief und starrte Gou stur an.
 

Das aufgeregte Mädchen konnte sich ein paar Minuten später auch schon nicht mehr halten. Haru hatte eindeutig den längeren Geduldsfaden wie sie. Und so sprudelte es aus ihr heraus: „Ich hab gestern Nacht meinen Bruder dabei erwischt wie er spät abends spazieren war und als ich ihn ausgefragt habe, was er denn so spät noch im Park treiben würde ohne zu trainieren, da hat er mir erzählt, dass er verliebt ist. Rin hörst du! Verliebt! Ist das nicht abgefahren! Hey, das bleibt aber unter uns, ja? Ich war auch total überrascht, dass er mir das überhaupt erzählt hat. Wahrscheinlich muss das ziemlich an ihm genagt haben. Naja, wie auch immer, er meint er hat keine Chance. Also, jetzt weißt du es! Jetzt musst du mir aber auch sagen, was drauf steht!“ Erst hörte Haru ganz ruhig zu und ignorierte, dass Gou immer schneller wurde desto länger sie sprach. Nach und nach verließ aber auch Rin die Ruhe, die ihm von Natur aus gegeben war.
 

Rin? Verliebt? Aus irgendeinem Grund trafen ihn diese Worte härter, als er vermutet hätte. Bedeutete das nicht, dass jemand anderes wichtiger für Rin war? Dass Haru für seinen Freund nur an zweiter Stelle kam? Das wollte einfach nicht in seinen Kopf. Schließlich hatte er stets fest daran geglaubt, dass er eventuell noch unter Schwimmen an oberster Stelle auf Rins Liste stand. Und da sollte jetzt eine andere Person hingehören? Nein! Das wollte er nicht! Klar, er hatte noch andere Freunde. Da waren Makoto und Nagisa. Aber es war einfach nicht dasselbe. Rin forderte ihn heraus, zeigte ihm seine Grenzen und wie er sie überwinden konnte. Er spornte ihn an, stütze ihn aber auch, wenn er fiel. Bisher hatte Haru immer fest auf Rin vertrauen können und er tat es immer noch. Hätte Rin ihm nicht gesagt, wenn an einem Mädchen interessiert wäre? Wieso erzählte er stattdessen Gou davon? Glaubte er etwa, dass er es nicht verstehen würde, weil er bisher noch nie in einer Beziehung gewesen ist? Hätte er es Haru erzählt, dann hätte der es sicher… Hätte er es verstanden? Der Gedanke Rin zu verlieren zerriss ihn bereits jetzt innerlich. Wie wäre es erst, wenn er es von Rin gehört hätte? Aber, warum…?
 

„Haru? Haru!!“ Erschrocken findet er wieder einen Weg zurück in die Wirklichkeit. Kurz in Gedanken versunken wusste er jetzt wieder, dass Gou ja immer noch vor ihm stand. „Endlich! Was war denn mit dir los?“, fragt sie kurz, wartet aber gar nicht auf eine Antwort,“Ist jetzt aber auch egal. Rück endlich damit raus! In wen ist Rin verliebt?“ So ganz hatte Haru noch nicht geschafft eins und eins zusammen zu zählen und versteht nicht, woher er diese Information haben sollte. „Das weiß ich nicht“ sagt er also etwas bedrückt, weil er heute zum ersten Mal davon hören musste. Gou verdrehte daraufhin nur die Augen. „Du Dummerchen! Mensch, der Name steht doch auf dem Zettel drauf. Er hat ihn da mit viel Liebe drauf geschrieben!“ Zum Ende hin kichert sie ein wenig, starrt Haru dann aber auch gleich wieder gespannt mit ihren großen Augen an.
 

Man hört förmlich wie es im Gehirn ihres gegenüber anfängt zu rattern. Haru sieht kurz zum Zettel in seiner Hand, dann wieder zu Gou. Er erinnert sich, welcher Name darauf gestanden hatte und welche Bedeutung diese zwei Worte auf einmal hatten. Haruka Nanase. Kaum hatte Haru endlich begriffen, was sich abspielte spürte er, wie das Blut in seinen Kopf schoss. Sein Herz spielte verrückt und er wusste auf einmal wieso er vorhin so gekränkt und verletzt gewesen war. Es machte alles einen Sinn. Viel mehr als nichts davon zu wissen, hatte ihn die Tatsache verletzt, dass nicht er es war, der Rin am aller nächsten stand. Er wollte kein Mädchen an Rins Seite wissen. Er allein wollte es sein. Diese Erkenntnis überrannte den Jungen von jetzt auf gleich begleitet von dem Wissen, dass Rin wahrscheinlich das gleiche für ihn fühlte. Hielt er wirklich gerade den Beweis dafür in der Hand, dass er Rin ganz für sich allein hatte und niemand ihm ihn wegnehmen konnte?
 

„Verdammt! Ich hätte jemand anderen fragen sollen! Wo bist du denn jetzt schon wieder mit deinen Gedanken?“ entnervt wedelt Gou mit einer Hand vor Harus Gesicht hin und her, um auf sich aufmerksam zu machen. Als Haru sie nur peinlich berührt anstarrt, seufzt sie kurz und entschließt sich dazu einfach aufzugeben. „Dann eben nicht! Komm gib mir den Zettel wieder zurück.“ Sie greift locker danach, als Haru ihn ruckartig zurückzieht. „Was?“ „Der Zettel ist leer“ ringt sich Haru notgedrungen zu einer Lüge durch. Er würde jetzt ganz sicher nicht Gou die Möglichkeit geben sich einzumischen. Nicht bevor er nicht selbst sicher war, was wirklich hinter all dem steckte. Ob Rin ihn wirklich liebte? Noch immer hatte er sein Herz nicht ganz unter Kontrolle und auch sein Gesicht formte unbewusst ein kleines Lächeln beim Gedanken an Rin. Irgendwie wollte er jetzt schnell möglichst das breite Grinsen von ihm sehen, das er machte, wann immer er sich von ganzem Herzen freute.
 

Gleich morgen würde Haru ihn Fragen. Rin kommt sicherlich vorbei.

Epilog

Haru huschte bei den Erinnerungen daran ein Lächeln über die Lippen und schnell trank er seine Limo bevor sein Freund es nicht noch bemerkte. Leider zu spät, denn als er nach der kühlen Erfrischung wieder hinüber sah, fand er sich selbst einem breiten Grinsen gegenüber und gleich darauf zerwuschelt auch schon ein gewisser jemand seine Frisur. „Dann hast du ja doch Spaß!“ freute der rothaarige sich, der schon Angst hatte, dass Haru unwillentlich nur mitgekommen war, um ihn ruhig zu stellen. Angesprochener ignoriert seine durcheinandergebrachte Frisur und umfasst die Limo mit beiden Händen. Seinen Blick etwas schüchtern auf die Flasche gerichtet reagiert er mit einem „Wieso auch nicht?“ In Gedanken hingen an diesem Satz wohl noch die Worte, „schließlich bist du doch da“, aber er konnte nicht den Mut aufbringen, sie laut auszusprechen. Zum Glück verstand Rin auch so. „Na dann bin ich ja froh!“ Im nächsten Augenblick schüttet er den Rest der Limo in Rekordzeit hinunter und stellt die leere Flasche wieder zurück in die Tasche. Rin setzt an aufzustehen und schaut kurz vorher zu Haru hinüber, der ihm zugesehen hat und in seiner Flasche immer noch reichlich Inhalt hatte. „Komm, lass uns ins Wasser gehen“, Rin rappelt sich auf und bietet Haru seine Hand an, „dafür sind wir ja schließlich hier, oder nicht?“
 

Da der talentierte Schwimmer zu Wasser nie nein sagen könnte, nimmt er die Einladung natürlich sofort an. Vorher leert aber auch er noch seine Flasche bis auf den letzten Tropfen. Die gekühlte Erfrischung fließt bei diesem Wetter runter wie flüssiger Honig und stellte gleichzeitig seinen Tatendrang wieder her. Gleich nach dem er die Flasche verstaut hat, greift er nach der Hand seines Freundes und lässt sich nach oben ziehen. Dabei muss Rin sich ziemlich anstrengen, weil Haru scheinbar nicht im Sinn hat mitzuhelfen selbst nach oben zu kommen. Als er dann endlich auf den Beinen war, kippte er daher auch ein wenig nach vorne, weil Rin seine Kraft nicht so schnell wieder zurückschalten konnte. Die Körper der beiden prallten auf einander und Haut trifft auf Haut. Wieder muss Rin anfangen zu Grinsen. Schnell umfasst er den Jungen in seinen Armen. „Jetzt hab ich dich! Selber Schuld, wenn du dich so schwer machst, hehe.“
 

„Rin!“ Eher weniger begeistert von der plötzlichen Nähe in aller Öffentlichkeit versucht Haru ihn weg zu drücken und scheitert kläglich. „Keine Sorge, ich lass dich schon wieder frei.“ versichert Rin ihn, als er merkt wie das Herz in der Brust seines Gegenübers immer schneller schlägt. Es gefällt ihm, dass er der Grund dafür ist und so gibt er sich mit der kurzen Freude zufrieden und lässt wie versprochen von Haru ab. Er konnte ja verstehen, wieso der blau haarige es nicht unbedingt vorzog hier vor allen Leuten intim zu sein. Auch ohne dass so viele Menschen zu sahen, war Haru sowie so nie unbedingt die Person, die es initiierte. Hatte Rin es dann einmal geschafft ihn anzustacheln, war er hingegen kaum noch aufzuhalten. Kaum lockert er seinen Griff entflieht er jetzt hingegen der Umarmung seines Freundes. Dass Haru es so eilig hatte, machte Rin ein wenig zu schaffen. Es war ja nicht so, dass ein wenig Berührung gleich der Weltuntergang waren. Keinen interessierte es hier, was sie taten. Alle waren mit ihrer eigenen Begleitung beschäftigt, ob Kind, Partner oder Freund. Etwas enttäuscht seufzt Rin kurz, nimmt die Sache dann aber so hin, weil er schlecht etwas daran ändern kann und will sich schon in die Wellen stürzen, da hält ihn etwas zurück. Haru war nicht entgangen, dass seine Reaktion ihn nicht gerade glücklich gemacht hatte. So hatte er nun nach Rins Hand gegriffen und zog diesmal ihn zu sich heran. Er könnte ihn doch nicht einfach so unglücklich aus der Situation raus gehen sehen. Auf einmal hatte er keine Hemmungen mehr. „Schon gut Haru“, versucht Rin ihm zu erklären, dass es schon okay ist, doch dann wurde er von etwas unerwartetem unterbrochen. Auf einmal zog ihn der blauäugige noch um ein vieles näher an sich heran und in einem kurzen Moment trafen sich die Lippen der beiden. Mit aufgerissenen Augen sieht Rin die geschlossenen Lider seines Freundes und wider aller Regeln wurde ihm auf einmal noch viel wärmer als ihm ohnehin schon war. Nur diesmal war es eine angenehme Wärme. Und genauso wie sich die beiden gegenseitig zum Strahlen gebracht haben, so glitzerte im Hintergrund die Sonne auf dem klaren blauen Meer.
 

Doch umso kompliziert der Weg bis zu dieser Beziehung gewesen ist, umso stärker ist sie bis zum heutigen Tage geworden. Noch immer waren die beiden Rivalen und spornten sich gegenseitig an. Unterstützten sich in Engpässen und nicht nur Haru hörte Rin zu, manchmal war es auch Rin der Haru sein Ohr schenkte. Und natürlich gingen sie wie jedes andere Paar auf hin und wieder Dates.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser,
ich freue mich, dass ihr bis hierher gelesen habt.
Eigentlich ist das auch schon das Ende dieser kleinen Fanfiction,
aber (!) ich fände es schade die Szene am Strand nicht noch etwas weiter auszubauen.
Daher wird es auch noch einen Epilog geben bei dem die beiden ihr Date dann ohne Rückblenden genießen können ^-^

Ich hoffe es hat euch bis hierhin schon einmal gefallen und wir sehen uns dann zum Epilog wieder! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Patty21
2019-11-07T17:32:45+00:00 07.11.2019 18:32
cooles Kapitel.
ich hab die ersten beiden in einem Stück durchgelesen.

LG
Patty
Von:  Phanes
2018-07-21T16:59:14+00:00 21.07.2018 18:59
Hi, hier die Administration des Zirkels ^^

Ich kenne das Fandom nicht, will es mir aber schon sooooooo lange zu gemüte führen. Leider kommt mir immer wieder was dazwischen. Egal.
Das erste Kapitel gefällt mir richtig gut. Es ist schön geschrieben, wenn auch kleine Tippfehler drin sind, sehr flüssig und gut zu lesen. Jetzt will ich die Original Geschichte erst recht kennen lernen und wissen, was dich inspiert hat.
LG Phanes


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