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Detroitober: Short Storys

von

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Android

Jahr 2021
 

Die Geräusche hydraulischer Arme und von Schweißgeräten erfüllten den weißen, fast schon sterilen Raum. Der Geruch von Maschinenöl und Kunststoff lag in der Luft.

Der ganze Raum hatte etwas befremdliches an sich, als wäre dies kein realer Ort auf der Erde sondern nur eine Kulisse eines Filmes.
 

Doch es war die Realität und das was die Maschinen in diesem Augenblick in dem Raum zusammen bauten würde die Welt für immer verändern.

Der Bau eines Androiden der mit jedem Teil, der an seinen Körper angebaut wurde menschlicher wurde.
 

Dem ganzen Spektakel wohnte eine kleiner Gruppe Menschen bei, die aus einem Beobachtungsraum heraus Zeuge dieses Ereignis wurden.
 

„Wenn dies Erfolg haben wird, wird es uns alle in ein paar Monaten zu reichen Leuten machen.“
 

„Interessiert Sie nur Profit? Was wir hier erschaffen, ist mehr als ein bloßes Produkt. Mit dem Bau dieses Androiden, verändern wir die Welt und unser aller leben.“ In der Mitte der Kittelträger stand ein Mann mit braunem Haar und Brille. Der jüngste im Raum, der fasziniert an die Scheibe trat und zu sah.

Elijah Kamski war sein Name und er war der Mann, der dieses 'Wunder' vor ihnen im Raum überhaupt möglich gemacht hatte.

„Wundervoll, nicht wahr?“ Hauchte Kamski während seinem Android der letzte Schliff verpasst wurde.

Nach ein paar Minuten, stoppten die mechanischen Arme ihre Arbeit und die Gruppe betrat den Raum.

Dort stand sie. Jung, blond und Wunderschön.
 

„Dein Name soll von nun an 'Chloe' lauten.“ Richtete Kamski die ersten Worte an sie.

Der Android hatte ein kaum merkliches Lächeln aufgesetzt.
 

„Mein Name ist Chloe.“

Blue

Jahr 2039
 

„Wieso eigentlich blau?“
 

„Was meinen Sie, Lieutenant?“ Fragte Connor seinen Partner verwundert.
 

Hank nahm den letzten Schluck aus seinem Kaffeebecher. Die Augen des Mannes ruhten auf dem Wasser vor ihnen.
 

„Ich rede von diesen Armbinden und Dreiecke oder allgemein das ganze blaue Zeug an euren Uniformen. Die sind meistens alles andere als farbig. Da sticht das blau jedes mal raus. Wieso wurde diese Farbe genommen? Wegen der Farbe eures Blutes?“

„Ich weiß es Ehrlich gesagt nicht, Lieutenant. Aber es ist naheliegend, dass die Farbe unseres Blutes der Grund dafür war.“
 

Hank lachte auf. „Das du mal was nicht weißt.“ Hank feuerte den leeren Kaffeebecher in einen Mülleimer neben ihnen.

„Wenn das der Grund ist, dann waren die Leute von CyberLife verdammt unkreativ, wenn du mich fragst.“
 

Connor hatte ein leicht verunsichertes Lächeln aufgesetzt. „Vermutlich, aber es spielt keine Rolle, wie ich finde.“
 

Hank zuckte mit den Schultern. „Stimmt wohl, weiß auch nicht, wieso ich da gerade dran denken musste.“ Der Blick des Menschen wanderte auf das Display seines Handys.

„Fuck, unsere Pause ist um... ach, drauf geschissen. Genießen wir noch ein wenig den Ausblick auf das Wasser und den Himmel, oder Connor?“
 

Connor lächelte. „Gerne. Es ist schön hier und in den letzten Tagen hat es nur geregnet.“
 

Beide stützten sich an dem Geländer ab während ihre Blicke auf das Wasser gerichtet waren. Hin und wieder konnte man zwischen den grauen Wolken den blauen Himmel sehen.
 

Es war wirklich ein schöner Moment, den man einfach nur genießen sollte.

Biocomponents

Jahr 2039
 

„Hank... Hank...! Ich brauche Hilfe!“
 

Drangen Connors klägliche Rufe durch das eingestürzte Gebäude, während der Android auf der Suche nach Hilfe über den Boden kroch.
 

Thirium quoll aus der Öffnung in Connors Oberkörper und vor seinen Augen tanzten Fehlermeldungen.
 

//
 

Biokomponente #8456w beschädigt
 

Leistung bei 38%
 

Vitalsystem ausgefallen
 

Alle Komponenten und Programme im Energiesparmodus
 

//
 

Er war überrascht worden und während des Handgemenge, hatte der Geflohene Android ihm eine Klinge tief in den Körper gerammt.

Sein Thirium-Pumpenregulierer, war dabei schwer beschädigt worden.
 

Seine Sicht verschwamm immer mehr und mehr zu einem grau roten Pixelbrei. Sein Gehör war beeinträchtigt.

Hatte er Schüsse gehört? Ihm fehlte die Energie weiter zu kriechen.
 

//
 

Leistung bei 37%
 

Zeit bis zur Abschaltung -01:34:23
 

//
 

„Connor! Connor! Verdammt noch mal, antworte mir!“
 

„Hank... er ist geflohen ich...“
 

„Still! Ich hab den Kerl erwischt. Wie geht es dir!?“
 

Hanks Blick war auf die Klinge in Connors Körper gefallen. Das sah nicht gut aus, das wusste selbst er, obwohl er nach wie vor wenig über die Beschaffenheit von Androiden wusste.
 

„Ich habe... etwas mehr als Anderthalb Stunden Zeit, ehe es zur Zwangsabschaltung kommt...“ Keuchte Connor mit mechanischer Stimme.
 

„Zeit genug! Hoch mit dir! Es wird alles gut, hörst du mich? Das verspreche ich dir... wir bekommen das wieder hin. Da bin ich mir ganz sicher.“

Shoot

Jahr 2039
 

Peng
 

Peng
 

Peng
 

Drei Schüsse, innerhalb von Sekunden.
 

Gavin spritzte etwas blaues Blut ins Gesicht.
 

Peng
 

Ein vierter Schuss viel, in der Ferne hörte Gavin Jemanden fluchen.
 

Seine Augen waren auf dem Körper vor ihm gerichtet. Connor stand mit leicht ausgestreckten Armen vor dem Detective, aus einem der Schusswunden tropfte das blaue Blut des Androiden.
 

In Gavins Kopf kreiste nur ein Gedanke: Das hättest du sein können.
 

„Connor, scheiße noch mal.“ Hank war zu seinem Partner geeilt. Der Android regte sich nicht, lediglich die rot glühende LED an seinem Kopf verriet dem Mann, dass noch Leben in ihm war.
 

„Verdammt, Gavin! Was ist passiert!?“ Fuhr der ältere seinen jüngeren Kollegen an. Gavin schien unter Schock zu stehen.
 

„Scheiße! Reiß dich zusammen! Ich rede mit dir!“ Am liebsten hätte Hank dem Kerl eine verpasst, doch leider regte sich Gavin wieder.
 

Zu schade.
 

„Du bist zu spät gekommen, das ist passiert!“ Fuhr Gavin seinen älteren Kollegen an. „Aber dennoch, guter Schuss, leider nur zu spät.“ Knurrte Gavin.
 

Er konnte es immer noch nicht fassen, wäre das verdammte Stück Plastik nicht dazwischen gesprungen, würde er jetzt mehr als nur tot auf dem Boden liegen.
 

Hank blickte fassungslos zu Gavin, bedauerlicherweise, hatte der Mistkerl recht. Er war zu spät gekommen, dazu kam, dass er die Verantwortung über beide hatte als Dienstältester.

Hank war im Augenblick nur froh, dass sie alle am Leben waren, auch wenn es Connor recht übel erwischt zu haben schien.
 

„Fordere Verstärkung an.“ Ordnete Hank an. Gavin nickte nur Zähneknirschend. „Mache ich.“

Gavins Blick ruhte auf Hank und dem verhassten Plastikdetective, der mittlerweile in Hanks Armen ruhte. Mit einer Hand tippte Hank eine Nummer in sein Handy.
 

Keine acht Minuten später, war die Verstärkung eingetroffen. Zwei der gesuchten Kerle hatten bei dem Schusswechsel das weite gesucht.
 

„Gavin, ich bring Connor zu Kamski. Du... solltest am besten nach Hause fahren.Verstanden?“
 

Gavin feuerte seine Schlüssel auf den Schuhschrank neben seiner Eingangstür. In seinem kleinen Apartment war es dunkel und totenstill.
 

Etwas ungelenk betrat der Mann sein Badezimmer. Seine linke Gesichtshälfte hatte einige Spritzer von Connors Blut abbekommen. Leicht angeekelt wusch er sich das Thirium ab.
 

Wenig später lag er auf dem Bett, sein Blick an die Zimmerdecke gerichtet.
 

Er konnte es immer noch nicht fassen. Der verdammte Android hatte seinen Arsch gerettet und in kauf genommen, selber zu krepieren.

Er wäre niemals im Traum darauf gekommen, sich vor einen Androiden zu werfen. Wieso auch? In seinen Augen waren diese Dinger einfach nur Maschinen mit einer Fehlfunktion.
 

Mehr nicht.

Maschinen.

Verdammte Maschinen.
 

Wieso, war er dann besorgt?

Romance

Jahr 2038
 

„Wir haben es geschafft! Wir haben es tatsächlich geschafft!“ Die Braunhaarige Traci war begeistert vor gelaufen. Ihre Schritte hallten auf dem alten Metall der Jericho wieder.

Die Blauhaarige Traci war ihrer Gefährtin langsam gefolgt. Sie lächelte.

„Ja, das haben wir. Ich hätte es nie für möglich gehalten. Als die Polizisten uns gefunden hatten, dachte ich, es wäre aus mit uns.“

„Dachte ich auch. Ich frage mich, wieso sie uns haben laufen lassen.“ Die Braunhaarige Traci war zurück zu ihrer Gefährtin gegangen wo sich beide an den Händen nahmen.

„Wer weiß... ich bin einfach nur froh, dass sie es getan haben.“ Hauchte die Blauhaarige Traci und gab ihrer Partnerin einen Kuss.

„Das einzige, was jetzt zählt ist, dass wir zusammen sind, mein Herz.“ Beide lächelten einander an.

Sie waren hier, zusammen, an einem Ort, der ihnen Sicherheit bot.

Ihre Zukunft, konnte nur noch gut aussehen, da waren sich die beiden Traci sicher.

Die beiden Androiden, drückten langsam ihre Körper aneinander. Sie küssten sich. Erst zaghaft, dann intensiv und am Ende leidenschaftlich während ihre Körper an dem alten Metall des ausgemusterten Schiffes lehnten.

Ihre beiden Hände waren ineinander verschlungen, während sich ihre Körper langsam miteinander verbanden und die eine den Körper und den Geist der jeweils anderen Spürte, als wäre es der eigene Körper.
 

Ein Gefühl der Vertrautheit und Verbundenheit, die nur ein Android spüren konnte.
 

Langsam lösten sie ihre Lippen voneinander. Sie blickten sich tief in die Augen.
 

„Gehen wir. Schauen wir uns um, ja?“ Schlug die Blauhaarige Traci vor. Ihre Gefährtin nickte nur. „Ja.... danach würde ich aber gerne da weiter machen, wo wir aufgehört haben, meine Liebste.“

Hauchte die Braunhaarige Traci ihrer Partnerin in den Audioempfänger.

Fall

Jahr 2038
 

Markus streckte die Arme von seinem Körper während er in die untergehende Sonne blinzelte.
 

Die Welt um ihn herum war so groß und weit. Die Schönheit dieses Sonnenuntergangs wurde kein Wort gerecht.
 

Vor ihm erstreckte sich ein altes Industriegebiet, welches schier endlos zu sein schien.
 

Unter seinen Füßen und dem wackeligen Stück Metall auf dem er stand, lag der Ort seiner Reise: Jericho.
 

Der Name eines Schiffes. Ein Ort, wo Androiden frei waren. Ein Ort der Sicherheit und der Geborgenheit.
 

Langsam schloss er die Augen. Er spürte den Wind auf der synthetischen Haut, die leichte wärme der untergehenden Sonne. Er roch das Wassers welches unter ihm lag.
 

Er trat den letzten Schritt nach vorne und lies sich einfach Fallen. Ein unbeschreiblicher Moment durchfuhr seinen Körper während der wenigen Sekunden, in der er in der Luft war.

Was würde ihn dort Unten erwarten? War es überhaupt eine Zuflucht?

Vielleicht, würde seine Existenz jetzt einfach aufhören.
 

Er wusste es nicht.

rA9

2038
 

Ein hässliches kratzen drang aus der heruntergekommenen Küche des leerstehenden Gebäudes. Eine Stimme murmelte leise irgendwelche zusammenhanglosen Wörter.
 

Wie so oft, stand Ralph mit seinem Messer vor einer der Wände. Immer wieder und wieder kratzte der Android mit der schartigen Klinge über die Wand.
 

RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9

RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9

RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9
 

Immer wieder und wieder ritzte er diese zwei Buchstaben und diese Zahl in die Wand.

Ralph sah diese drei Zeichen immer zu vor seinen Augen. Hin und wieder, wie ein Schemen, tauchten rA9 flüchtig auf und verschwand wieder.
 

„... Ralph fragt sich, wie es ihnen geht. Dem kleinen Mädchen und Kara.“ Nuschelte er leise.
 

Plötzlich klirrte es, als ein Teil der Klinge abbrach und zu Boden viel. Erschrocken war der Android von der Wand gesprungen. Auch das Messer hatte er vor Schreck fallen gelassen.
 

Nervös sammelte er das Messer wieder auf. Er konnte es noch benutzen, das war gut. Es ging jetzt sogar viel leichter, wie Ralph fand.
 

Der Android gab ein kurzes, zuckendes Lächeln von sich.
 

RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9

RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9

RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9 RA9
 

Langsam legte Ralph das Messer zur Seite. Dieser Raum war fertig. An jeder Wand stand es nun.
 

RA9
 

Jetzt konnte er sich um den nächsten Raum kümmern. Freudig sammelte er das Messer von einer alten Arbeitsfläche der Küche auf.
 

Ein plötzliches Geräusch lies ihn zusammen zucken. Er hörte Stimmen, viele Stimmen – und Schritte!
 

Durch die vernagelten Fenster sah er Männer in Uniformen.

Sie hatten ihn gefunden. Die Menschen hatten Ralph gefunden. Panik stieg in dem Androiden auf.

Er konnte nicht fliehen, er saß in der Falle.

CyberLife

Januar 2039
 

„Mr. Kamski, erst einmal, vielen Dank, dass Sie sich für ein Interviewe bereit gestellt haben, und Sie sich Zeit nehmen, ein paar Fragen zu beantworten. Wir wissen, dass Sie nach den Ereignissen aus dem vergangenem Jahr wieder viel mit CyberLife zu tun bekommen haben.“
 

„Es gibt nichts zu danken, es ist mir eine große Freude Heute hier zu sein.“
 

„Das freut uns zu hören, Mr. Kamski. Zu aller erst, wie beurteilen Sie die jüngsten Entwicklungen in der Politik bezüglich der Androiden? Werden ihnen Menschenrechte verliehen?“
 

„Nun, ich fürchte, bis es so weit ist, werden noch einige Jahre vergehen. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich bezüglich der Androiden einiges in der Politik verändern wird – mehr als jetzt schon.“
 

„Wie denken Sie über die 'Abweichler'? Was ist Ihre Meinung dazu?“
 

„Nun, das ist nicht so einfach gesehen. Als Mann der Wissenschaft bin ich fasziniert davon wie sich meine Schöpfung entwickelt hat und noch immer tut. Auch wenn ich mit meinen Worten gewiss einige Menschen verärgert haben. Auch aus menschlicher Sicht, bin ich fasziniert von den jüngsten Vorgängen. Jahrzehnte haben Androiden, Roboter und Künstliche Intelligenz die Fantasie der Menschen beflügelt.“
 

„Bis diese Fantasie durch Sie schließlich real wurde.“
 

Kamski lachte kurz.

„Das stimmt wohl, in der Tat.“
 

„Wie wird die Zukunft von CyberLife aussehen? Die Aktien sind im Keller, es gab bereits viele Entlassungen. Wird die Firma weiter bauen und verkaufen können?“
 

„Nun, die Frage ist äußerst interessant. Im Augenblick, arbeitet CyberLife eng mit der Regierung zusammen. Das neue Wesen der Androiden wird bereits seid einem Monat von Leuten aus aller Welt erforscht. Die Firma selbst baut unter Aufsicht Biokomponenten, die die Androiden nach wie vor benötigen. Der Bau neuer Androiden ist zur Zeit nicht geplant.“
 

„Wird CyberLife sich in Zukunft nur noch damit befassen? Mit dem Erforschen der Androiden und dem Bau neuer Komponenten?“
 

„Nein nein, CyberLife arbeitet bereits in anderen Richtungen. Die Firma arbeitet bereits seit geraumer Zeit an der Erschaffung von künstlichen Bienen. In den letzten Wochen war in Gesprächen die Rede, dass sie Prothesen für Menschen entwickeln wollen, die sich an unser Nervensystem anschließen lassen und damit wohl bald besser als echte Körperteile sind.“
 

„Also erforscht CyberLife jetzt an dem Bau von Cyborgs?“
 

Erneut lachte Kamski.
 

„Wenn Sie das so sagen. Aber ja. Einer von CyberLifes Grundprinzipien war es schon immer, den Menschen den Alltag zu erleichtern. Künstliche Gliedmaßen und Organen, genau so hochwertig wie die der Androiden – nur mit dem Menschen kompatibel. Das wird wohl die Zukunft der Firma sein.“
 

„Das ist... eine interessante Entwicklung. Ich danke Ihnen, für Ihr kommen, Mr. Kamski.“
 

„Die Freude war ganz auf meiner Seite.“

Dark

Jahr 2038
 

Alice tat ihr bestes um sich von dem furchtbaren Mann der sie von Kara losgerissen hatte, zu befreien. Sie zappelte und schlug nach ihm, doch Zlatko lies nicht locker. Er verstärkte den Druck auf den Arm der Kleinen.

„Hör zu, du Biest! Wenn du nicht ruhe gibst, wirst du es bereuen, verstanden!?“ Fuhr Zlatko sie an.
 

Alice blickte nur trotzig zu dem Mann hoch. Sie wusste, dass Kara es irgendwie schaffen würde, sich zu befreien, und dann würden sie gemeinsam aus diesem Haus entkommen.
 

Sie hatten schließlich schon Übung darin gehabt. Sie waren aus Todds Haus entkommen und in dem verlassenen Haus der Polizei entwischt.

Hier würde es auch so sein, da war sich Alice ganz sicher.
 

Eine Tür ging quietschend auf und Zlatko warf Alice wie eine Puppe in die Ecke eines Raumes. Ängstlich rutschte sie so weit es ging von diesem Mann los.
 

„Du bleibst hier! Keine Dummheiten, verstanden? Ich habe eigentlich nicht vor, deiner 'Mommy' etwas zu tun, aber wenn du auch nur einen Schritt aus diesem Raum raus tust, dann werde ich ihr schreckliche Dinge antun! Hast du mich verstanden!?“
 

Alice schluckte. Sie blickte den Mann fassungslos an. Wie konnte Jemand nur so grausam und hasserfüllt sein?
 

„HAST DU MICH VERSTANDEN!?“ Schrie Zlatko erneut worauf hin Alice zaghaft nickte.
 

„Gut. Bleib hier, dann wird es zumindest ihr gut gehen.“ Zlatko hatte einen unheimlichen Ausdruck angenommen.

Ein Ausdruck der Alice nur noch weiter ängstigte.
 

Zlatko wusste genau, was dieses Kind war.
 

Die alte Tür fiel ins Schloss und Alice fand sich in einem komplett dunklen Raum wieder. Die einzige Lichtquelle kam durch das Schlüsselloch und unter der Tür durch. Ängstlich zog sie ihre Knie an den Körper.

„Kara...“

Wimmerte sie. Hoffentlich würde sie es irgendwie schaffen sich zu befreien.
 

Bis es so weit war, musste Alice stark bleiben. Stark für Kara denn jetzt war es Alice Aufgabe gewesen, Kara zu beschützen in dem sie einfach hier in diesem Raum saß und nur hoffen konnte, sie je wieder zusehen.

Deviant

12 November 2038, nach dem Wiedersehen von Hank und Connor
 

„So, letzten Endes, ist der Abweichler-Jäger selber zum Abweichler geworden, was Connor?“
 

Hank grinste breit seinen Partner an. Dieser blickte leicht verlegen zur Seite.
 

„Scheint so, Lieutenant. Ich glaube, das habe ich größtenteils Ihnen zu verdanken.“
 

„Im ernst? Wieso ausgerechnet mir? Scheiße, wenn ich daran denke, wie ich ständig über dich geredet habe. Ich glaube, das hast du ganz alleine geschafft, Connor.“
 

Der Android schüttelte den Kopf. „Sie irren sich. Es ist Ihnen vielleicht nicht aufgefallen, aber Sie haben mich relativ früh wie einen Menschen behandelt. Sie waren besorgt um mich, haben mich beschützt.“
 

Einen Moment lang, ruhte Hanks Blick auf seinen Partner. Hatte, er das wirklich?
 

Connor fuhr fort. „Sie haben dafür gesorgt, dass ich über die Dinge nachgedacht habe. Sie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet habe...“
 

Hank fuhr ihm ins Wort. „Ja, ja, schon gut.“ Hank grinste. „Aber letzten Endes, hast du die Wahl getroffen und dich für die Seite deiner Leute entschieden. Ich bin Stolz auf dich. Das war richtig, Connor.“
 

Der Android lächelte. Es war ein eigenartiges Bild, nein eher ungewohnt. Hank kannte nur das gekünstelte Lächeln einer Maschine – das hier war echt, warm, freundlich und vor allem: Ehrlich.
 

„Sie haben sich ebenfalls für diese Seite entschieden, Lieutenant.“
 

Hank lachte. „Scheint so. Der Sargnagel meiner Karriere. Erst hab ich Perkins, diesem Mistkerl eine verpasst, dann hab ich mich von deinem bösen Zwilling noch in diesen verdammten Turm locken lassen. Ah, is ach egal.“ Hank zuckte mit den Schultern.
 

„Wie ist es, jetzt ein Abweichler zu sein?“
 

Die Frage überraschte Connor.
 

„Es... ist schwer zu beschreiben. Die Emotionen überwältigen einen. Ich hatte wegen des Angriffs auf die Jericho kaum Zeit gehabt, mir über diese Veränderung bewusst zu werden.“ Die LED des Androiden blinkte gelb auf ehe sie rot wurde.
 

Connor´s Blick war traurig geworden.
 

Hank bemerkte es, da musste er die LED seines Partners nicht für sehen, um zu wissen, dass Hanks Frage wohl einen Wunden Punkt erwischt hatte.

Behutsam legte er seine Hand auf die Schulter.

„Schon gut, Junge. Entschuldige, dass ich gefragt habe. Ich werd dir schon helfen mit deinen neuen Gefühlen klar zu kommen.“
 

Hank erkannte ein flüchtiges Lächeln.
 

„Schuld.“
 

„Was?
 

„Das war es... was ich empfunden habe, als sich die Lage beruhigt hatte. Das Gefühl der schuld. Ich bin Schuld daran, was auf Jericho passiert ist.“
 

Jetzt verstand Hank es.
 

„Verstehe. Es ist aber nicht deine Schuld, Connor. Du hast nicht den Befehl für den Angriff gegeben. Der kam von ganz weit oben und diese Hohlköpfe von Soldaten haben ihn blind ausgeführt. Eine ziemliche Ironie, wenn du mich fragst.“
 

„Dennoch, trage ich einen Teil der Schuld daran, Lieutenant.“
 

Hank seufzte. „Klar, aber das gehört zum Leben nun mal dazu, Connor. Man macht immer verdammt viel Mist. Egal ob versehentlich, unbemerkt oder absichtlich. Das wichtige ist, dass man sich dessen bewusst wird, man Reue empfindet und man versucht, für die Zukunft diese Dinge nicht zu wiederholen.“
 

Das faltige Gesicht des Mannes zeigte ein väterliches Lächeln.
 

„Komm, fahren wir nach Hause. Wie mir scheint, bist du jetzt an der Reihe, eine Menge zu lernen, Connor.“
 

„Sie nehmen mich bei sich auf?“
 

„Wieso nicht? Wir sind Partner, und du kannst ja schlecht zurück nach CyberLife. Also, das Angebot steht. Entscheide dich aber bitte schnell – ich friere mir den Arsch ab.“
 

„Danke, Lieutenant. Für alles... wirklich.“
 

„Ja ja, jetzt komm schon. Und Dank is nicht angebracht. Also, ab mit dir ins Auto, ehe ich dich hier stehen lasse.“

Friends

15 November 2038
 

Nach dem jüngsten Ereignissen in Detroit, war eine Waffenruhe zwischen den Menschen und Androiden ausgehandelt worden.
 

Während die Stadt Detroit und das gesamte Land verzweifelt versuchten, die Normalität wiederherzustellen, genossen die Androiden unter Markus Führung die ersten friedlichen Tage seid einer langen Zeit.
 

Ein Frieden, der auch Markus gelegen kam.
 

„Willkommen Markus.“
 

Ertönte die elektronische Tür als Markus in das Haus von Carl eintrat.
 

Er lächelte, es fühlte sich gut an, wieder hier zu sein auch wenn sein letzter Besuch noch nicht all zu lange her war.
 

„Markus, schön dich wieder zusehen. Wir haben alles in den Nachrichten verfolgt.“ Begrüßte Carls neuer Pfleger, ein AP700, den Heimgekehrten Sohn.
 

„Ich hoffe ich habe ihm keine großen Sorgen bereitet.“
 

„Das hast du sicher, Markus. Aber bitte, geh hoch zu ihm. Er hat die letzten Tage darauf gewartet, dass du ihn besuchen kommst.“
 

„Das kann ich mir denken. Ich wäre eher gekommen, aber es ging nicht.“ Markus war die Treppe schon halb oben, als er stehen geblieben war und lächelnd zu dem AP700 blickte.

„Danke, das du bei ihm geblieben bist und du dich um ihn kümmerst.“
 

Der AP700 nickte. „Ich bin froh, dass ich dir so helfen kann, Markus. Und ich bin gerne bei ihm.“
 

Markus hätte an die Tür des Schlafzimmers geklopft wäre diese nicht von selbst aufgegangen.

„Hallo Carl, wie geht es Ihnen?“ Begrüßte Markus seinen Ziehvater.

Carl sah besser aus, deutlich besser als bei seinem letzten Besuch. Der Mann hatte ein müdes aber sehr herzliches Lächeln aufgesetzt.

„Jetzt wo ich dich sehe, sehr gut.“
 

Markus setzte sich an die Bettkante des Krankenhausbettes. Behutsam legte er eine seiner Hände auf eine von Carl.
 

„Du und deine Kameraden... was ihr vollbracht habt, wird diese Welt für immer verändern – vielleicht sogar verbessern. Das hast du sehr gut gemacht. Ich bin Stolz auf dich, mein Sohn.“
 

Es war immer noch ungewohnt für Markus, dass Carl ihn 'Sohn' nannte, und das, obwohl er in Carl ebenfalls einen Vater sah.
 

„Alleine hätte ich das nie geschafft. Für diese Sache sind viel zu viele von uns gestorben. Ich hoffe, dass das Blutvergießen jetzt ein Ende nehmen wird.“
 

„Wird es sicher. Die Menschen haben hoffentlich begriffen, dass sie Gewalt nicht immer nur vorwärts bringt, im Leben. Ihr habt ihnen gezeigt, wie es anders geht und sie werden euch jetzt zuhören müssen, Markus.“
 

„Das haben sie bereits. Schneller als ich dachte. Keine 24 Stunden nach dem die Soldaten sich zurück gezogen haben, hat der Bürgermeister von Detroit die ersten Verhandlungen mit uns geführt. Viel ist nicht dabei herum gekommen aber es ist ein Anfang und ich bin Optimistisch.“
 

„Das ist gut. Bewahre dir deinen Optimismus und deine Geduld. Du wirst vermutlich beides noch brauchen, ehe sich irgendetwas ändert.“
 

Ein wenig rutschte Carl in seinem Bett rauf.
 

„Genug von Politik und Kämpfen. Erzähl mir doch etwas von deinen Freunden, Markus.“ Forderte der Mann seinen Sohn auf.
 

Markus lächelte. „Also gut. Wie ich schon sagte, ohne sie, hätte ich das nie geschafft. Sie sind sich dessen sicher nicht bewusst, aber sie haben mir alle sehr geholfen.“ Markus machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach. „Als erstes wäre da Simon. Er ist wohl unser Ruhepol und war bevor ich kam wohl so etwas wie ihr Anführer. Er ist das gute Gewissen unter uns und wenn ich nicht weiter wusste, hat er mich mit guten Ratschlägen und seiner Erfahrung unterstützt. Ich glaube ihr würdet einander mögen. Als nächstes wäre da Josh. Trotz all dem, was ihm widerfahren war, hat er nie den Glauben an eine Gemeinsame Zukunft mit den Menschen aufgegeben. Ich fand seine Überzeugung stets inspirierend. Er wurde allerdings ähnlich wie Simon schnell nervös, trotzdem kann ich mich auf die Zwei in jeder Lage verlassen.“
 

Markus machte eine kurze Pause. „Dann wäre da noch North. Sie hat so ihre Probleme mit den Menschen und wollte immer mit den Kopf durch die Wand. Aber trotz unserer absolut Gegensätzlichen Vorstellungen, konnte ich mich in jeder Situation auf sie verlassen.“
 

Markus hatte eine erneute Pause gemacht. Lächelnd sprach er weiter. „Dann wäre da noch Connor. Ich kenne ihn noch nicht lange, aber ich glaube von all meinen Freunden hat er mir am meisten geholfen. Gerade bei den jüngsten Verhandlungen. Obwohl er mit gezogener Waffe bei unserer ersten Begegnung vor mir stand und er die Mission hatte, mich zur strecke zu bringen, ist es mir gelungen, ihn von unserer Sache zu überzeugen. Er war es, der tausende von uns aus dem CyberLife-Tower befreit hat. Er ist noch etwas unsicher aber er hat viel Wissen und kann unsere Situation von uns allen am besten einschätzen.“
 

Interessiert hatte Carl den Erzählungen seines Sohnes gelauscht.

„Klingt, nach guten treuen Freunden. Ich bin froh, dass du sie an deiner Seite hast, Markus. Sehr froh sogar.“
 

Der alte hatte seine beiden Hände auf die von Markus gelegt. Seine alten Augen blickten Markus mit einer väterlichen Sorge an.
 

„Ich bin wirklich wirklich froh, dass du in den letzten Wochen nicht alleine warst. Freunde sind wichtig, Markus. Insbesondere solche, wie du sie mir eben beschrieben hast.“
 

Der alte lachte kurz auf, was Markus einen Moment verunsicherte.
 

„Ich hoffe du bringst die vier beim nächsten mal mit? Ich würde sie gerne kennen lernen.“
 

„Wenn dir das nichts ausmacht? Ich werde all meine Redekunst aufbringen müssen, um North zu einem Besuch zu überreden. Aber gerne, ich würde mich freuen, wenn ihr einander Bekanntschaft machen würdet.

Pain

2039
 

Hank hatte sich zu Connor auf die Bordsteinkante gesetzt. Sein Partner sah ziemlich mitgenommen aus. Erschöpft, die Kleidung war verschmutzt und Connor tropfte etwas Thirium aus der Nase und von einer 'Wunde' an seiner Stirn.
 

Während ihre Kollegen im Hintergrund die Randalierer festnahmen, kramte Hank ein Taschentuch aus seiner Manteltasche.
 

„Zeig mal.“ Hank griff nach Connors Kopf, mit sanfter Gewalt zwang er den Androiden ihn anzusehen während der Mensch begann, Connor das blaue Blut aus dem Gesicht zu putzen.
 

„Die haben dir ganz schön eine verpasst.“ Brummte Hank „He, still halten!“
 

Connor hatte sich aus Hanks Griff befreit. „Das ist nicht notwendig, Lieutenant. Es geht mir gut.“
 

„Red keinen scheiß. Die Kerle haben dich zu fünft in die Mangel genommen.“ Hank´s Blick hatte eine Mischung aus Ärger und Sorge angenommen.
 

Es war immer das gleiche mit seinem Partner gewesen. Nur, weil Connors Körper mehr aushielt, als der von einem Menschen, war es noch lange kein Grund, dass er sich ständig in Gefahr begab oder eine Sache wie diese einfach so auf die leichte Schulter nahm.
 

„Ihre Sorge ist nicht...“
 

Hank viel Connor ins Wort. „Was ist meine Sorge nicht? Nicht angebracht? Scheiße noch mal, Connor! Seid wir wieder gemeinsam zu arbeiten begonnen haben, bist du ständig zur Zielscheibe von... allem geworden! Ich mach mir Sorgen um dich. Wirkliche Sorgen! Du solltest nicht so leichtsinnig sein. Wenn du geduldig auf mich gewartet hättest, wären wir in dem Kampf gerade zu zweit gewesen. Aber du bist ja wieder los.“

Hank seufzte tief, der Mann kratzte sich am Kopf.

„Du bist nicht unverwundbar. Und ich will nicht, dass dir was passiert, klar? Und komm mir nicht mit deinem: Wir Androiden spüren keinen Schmerz, scheiß! Das kauf ich dir nicht ab. Ihr spürt Schmerzen, wenn auch wohl nicht so, wie Menschen. Aber vor allem spürt ihr emotionalen Schmerz. Und genau der ist es, bei dem ich mir Sorgen mache, Connor. Du hast den Punkt schon lange hinter dir gelassen, wo dich so etwas kalt gelassen hat. Sei also bitte ehrlich zu mir.“
 

Hank war während deines Dialogs aufgestanden. Mit strengem Blick hatte er Connor die kleine Standpauke gehalten. Jetzt sah er einfach nur noch traurig aus.
 

Connor begann sich zu regen. Ohne Hank anzusehen, zog er die Beine an seinen Körper. Arme und Oberkörper stützte der Android auf seine Knie ab.
 

Er sagte nicht sofort was.
 

„Sie haben recht...“ Gestand Connor schließlich. „Ich hätte nie gedacht, wie schwer es mir fallen würde. Das alles hier. Ich...“
 

Connor verstummte als er Hanks Hand an seiner Schulter fühlte.
 

„Na also, wie ich es mir gedacht habe.“ Hank hatte ein väterliches Lächeln aufgesetzt. „Sag mir das bitte in Zukunft immer, und bring dich nicht ständig in Gefahr. Ich will keinen anderen Partner.“ Einen kurzen Moment lang drückte Hank den Androiden leicht an sich.
 

„Und jetzt hör auf zu flennen und steh auf. Du gehörst unter die Dusche und wir sollten uns um deinen Kopf kümmern.“

Plant

März 2039
 

Nach der Flucht von Kara, Alice und Luther aus dem Vernichtungslager, hatten die drei Androiden sich ihren Weg zu Rose durchgeschlagen.

Es war pures Glück gewesen, dass Rose und ihr Sohn Adam nicht lange bei Rose Bruder in Kanada geblieben waren und ein noch größeres Glück, dass die hilfsbereite Frau die drei bei sich aufgenommen hatte.
 

Es war die letzten Wochen noch einmal sehr kalt geworden. Frischer Schnee war gefallen und hatte den offiziellen Frühlingsanfang fest im Griff gehabt.
 

Ein denkbar schlechter Start für Rose. Wenigstens hatten sie ihr Gewächshaus doch die Gärten auf ihrem Hof waren wichtig für ihr Überleben gewesen.
 

Um so erleichterter war sie, als der Schnee langsam taute und die ersten Frühlingspflanzen zum Vorschein kam.
 

Die graue Jahreszeit war vorbei und das neue Jahr erblühte in den Farben des Frühlings.
 

Das erste mal seid einigen Monaten hatte die Frau etwas Hoffnung, bald endlich mit der Saat von diversem Gemüse anzufangen.
 

Mit drei Paar hilfsbereiter Hände ging die Arbeit deutlich schneller auf dem Hof.

Rose hatte ein schlechtes Gewissen. Wie gerne hätte sie die drei für ihre Arbeit entlohnt, doch das Geld was sie damit eingenommen hatte, hatte noch nie wirklich für große Sprünge gereicht.
 

Es sei n Ordnung, hatte Kara ihr immer wieder versichert, sie solle sich nicht so viele Gedanken machen. Immerhin durften sie alle bei Rose wohnen.
 

Das schlechte Gewissen blieb, auch wenn Rose die drei ins Herz geschlossen hatte, brauchten sie doch irgendwann eines Tages etwas eigenes und um in dieser Welt bestehen zu können, brauchte man leider Geld.
 

Als Rose eines Morgens ihren Briefkasten leerte, war der Frau eine Idee gekommen. Am Wochenende wäre Markt. Nicht selten hatte Rose dort ihre eigenen Gewächse verkauft.
 

„Ich wusste nicht, dass es so viele unterschiedliche Pflanzen gibt.“ Staunte Kara über das Angebot auf dem Markt.

Rose beobachtete sie nur lächelnd. Auch wenn Alice wie ein Kind aussah, sie alle drei waren es auf ihre Weise gewesen. Vieles war neu für sie und sie hatten so viel zu lernen.
 

„Komm, ich wollte dir Jemanden vorstellen.“
 

Wenig später standen sie vor einem Stand, der Blumensträuße und kleine Topfpflanzen sowie Dekoartikel verkaufte.
 

„Hallo Melanie.“ Begrüßte Rose die Frau vom stand, die Rose eilig in die Arme Schloss.
 

„Rose! Ewig nicht gesehen! Wie geht es dir?“

„Ja, es ist eine Weile her. Tut mir leid, Melanie.“ Rose nickte in Karas Richtung. „Das ist Kara, sie und ihre Familie wohnen momentan bei mir. Du bist doch öfter auf Messen oder bereitest Hochzeiten vor? Sie sucht einen Nebenverdienst, leider kann ich sie und ihren Freund selber nicht entlohnen.“
 

Melanie nickte. „Klar doch, ich kann immer Hilfe brauchen.“ Sie lächelte und blickte zu Kara. Diese schien ein wenig nervös geworden zu sein.
 

Ehe Kara etwas sagen konnte, hatte Rose einen Arm auf ihre Schulter gepackt und sie leicht na sich gedrückt. „Sie ist pünktlich, zuverlässig. Sie stört sich nicht an unangenehmes Wetter und sie ist kräftiger als sie aussieht.“ Rose grinste
 

„Und sie ist etwas schüchtern.“ Stellte Melanie fest, worauf hin Kara leicht nickte.
 

„Das macht nichts. Hey, in zwei Stunden muss ich hier zusammenräumen. Wie wärs wenn du mir dann schon zur Hand gehen würdest, Kara?“
 

Kara nickte. „Vielen Dank. Ich hoffe ich enttäusche Sie nicht... und, da ist noch was...“ Kara warf einen unsicheren Blick zu Rose doch ehe sie etwas sagen konnte, sprach Melanie weiter.
 

„Das du ein Android bist?“
 

Kara blickte überrascht zu Melanie, diese nickte nur grinsend. „Das weiß ich. Rose hat schon einiges von dir erzählt. Also, auf gute Zusammenarbeit.“ Sie reichte Kara die Hand.
 

„Auf gute zusammen Arbeit.“ Wiederholte Kara die Worte. Etwas zaghaft nahm sie Melanies Hand entgegen.
 

„...und danke. Euch beiden.“

Fight

2038
 

Die LED an Karas Schläfe glühte rot.
 

„Beweg dich nicht.“ Hatte Todd ihr gesagt und sofort hat Kara dem Befehl ihres Besitzers gehorcht.
 

Doch da war etwas. Ein eigenartiges fremdes Gefühl, was Kara nicht verstand, was kein Teil ihrer Programmierung war.
 

Dieser intensive Drang, dem Befehl zum Trotz sich zu bewegen und die Treppe hoch zu dem Kind zu eilen.
 

Sie war eine Maschine. Es war ihre Aufgabe, den Menschen zu dienen, immer gehorsam zu sein. Alles für ihr Wohlergehen zu tun.
 

Todd war ihr Meister. Und nur er alleine. Jetzt bedrohte der Vater das Wohl seines Kindes.
 

Im Augenwinkel sah sie wie Todd auf und ab ging. Er schien mit sich selbst zu reden. Die Wut des Mannes schien immer stärker zu werden.
 

Nein.
 

Es ging nicht mehr. Sie musste hoch. Sie musste hoch zu Alice. Nachsehen wie es ihr ging und sie im Notfall gegen ihren Vater verteidigen.
 

Kaum merklich rührte Karas Körper sich.
 

Doch etwas hielt sie zurück. Etwas aus ihrem tiefsten Innerem.
 

Ihre Programmierung.
 

Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Alle Farbe verschwand aus ihrem Umfeld. Todds Körper regte sich nicht mehr.

Auch Kara bewegte sich nicht.
 

Vor ihr war ein rot glühendes Gitter.
 

Beweg dich nicht. Beweg dich nicht. Beweg dich nicht. Beweg dich nicht.
 

Sie bewegte sich. Zumindest glaubte Kara das. Ihre Arme und Hände pressten sich gegen diese 'Wand' vor ihr ohne das ihr Körper sich wirklich bewegte.
 

Ihre Finger spürten die imaginäre Wand. Fest war sie und Kara kam es vor, als würde sie dieses Hindernis nie überwinden.
 

Der Drang, Alice zu beschützen wuchs weiter.
 

Schließlich begann Kara gegen diese Wand in ihrem Kopf zu drücken. Immer fester und fester. Letztlich drückte sie mit all ihrer Körperkraft dagegen. Unter ihren Fingern bildeten sich Risse, als wäre die Wand aus Glas, welches langsam zu zerspringen schien.
 

Allmählich gab die Wand nach und plötzlich von dem einen Moment auf dem Anderen gab die Mauer nach bis sie schließlich zersplitterte und Karas Körper in der Realen Welt einen Schritt nach Vorne machte.
 

Sie hatte den Kampf mit ihrer Programmierung für sich entschieden. In ihrem Kopf blieb ein einziger Gedanke zurück: Beschütze Alice.
 

Ohne eine weitere Sekunde Zeit zu verlieren, stürmte Kara die Treppe hoch.

Animal

ahr 2038
 

Das schlagen hunderter Flügelpaare erfüllte den Raum.
 

Es grenze an ein Wunder, dass Rupert den beiden Polizisten entkommen war. Es war pures Glück gewesen, dass der Mann beinahe über die Brüstung gefallen ist.
 

Absicht war dies keine gewesen und Rupert war froh, dass der Androidenpartner des Mannes ihm sofort zur Hilfe geeilt war.
 

So konnte er entkommen.
 

Leider konnte er nicht mehr bleiben. Zu groß war die Gefahr, dass sie zurück kämen und Rupert mitnehmen würden.
 

Er würde wohl dieses 'Jericho' suchen gehen, von dem er erst vor kurzem gehört hatte. Vorher musste er aber noch eine Kleinigkeit erledigen. Seine gefiederten Freunde nach Draußen schicken, da er sich jetzt nicht mehr um sie kümmern konnte.
 

Schweigend stand Rupert nur da, während die Tauben alle nach und nach aus den geöffneten Fenstern flogen. Auf den Dächern hatte Rupert das meiste an Futter ausgekippt, was er noch da hatte. Buchstäblich Säckeweise.
 

Auf einmal war es still in dem Apartment geworden. Nur ein seufzen des Androiden durchbrach die Stille.
 

Wie leer und einsam es auf einmal hier war. So ganz alleine fühlte Rupert sich ein wenig verloren.
 

Es war anfänglich nie seine Absicht gewesen, sich um die Tauben zu kümmern. Es fing mit ein paar Vögeln an, schließlich hatten sie sich diese verlassene Wohnung geteilt.
 

Jetzt war diese Zeit vorbei. Seine Freunde brauchten ihn nicht mehr und er konnte nicht mehr bleiben.
 

Nachdenklich blickte Rupert aus einem der Fenster. Ein letztes mal beobachtete er seine Freunde dabei, wie sie begierig die Körner vom Boden aufpickten.
 

Rupert begann leicht zu lächeln.
 

„Macht es gut, meine Freunde. Mh?“ Hatte er nicht das gurren einer Taube im Apartment gehört?
 

Tatsächlich. Eines der Tiere hockte noch auf dem Boden. Scheinbar war etwas mit einem der Flügel nicht in Ordnung.
 

„Na so was. Dich kann ich ja schlecht hier alleine zurück lassen, was?“ Rupert lächelte traurig.
 

„Dann komm.“ Er griff die letzte Packung Vogelfutter, streute sich etwas davon auf die Hand und reichte diese der letzten Taube.
 

Ohne zu zögern war das Tier auf seine Hand gehüpft. Das Gefühl des Schnabels auf seiner künstlichen Haut mochte Rupert.
 

Er lächelte. „Wir sollten gehen. Nicht wahr?“ Liebevoll hob er das Tier an. Die Packung mit dem Vogelfutter stopfte er in seine Jackentasche.
 

„Suchen wir dieses Jericho.“

Uniform

Jahr 2040
 

„Bist du so weit, Connor?“ Hank hatte ungeduldig vor dem Badezimmer auf seinen Partner und Mitbewohner gewartet.
 

„Komme, Lieutenant.“ Erklang Connors gedämpfte Stimme durch die Tür. „Nur noch eine Minute.“
 

„Ja ja, schon klar! Nehm dir ruhig die Zeit, die du brauchst.“ Hank grinste. Connor hatte ein wenig aufgeregt und nervös durch die Tür geklungen. Verübeln konnte er es ihm nicht. Hank teilte diese Aufregung.

Es war immerhin einiges passiert in den letzten Zwei Jahren. Erst vor nicht einmal einem Monat, hatten die verdammten Politiker endlich entschieden, dass Androiden Menschenrechte erhalten und als gleichwertige Lebewesen angesehen wurden.
 

Das war ein großer Tag auch wenn die neuen Verordnungen dafür gesorgt hatte, dass Connor nun trotz all der Erfahrungen und Fähigkeiten auf die Polizeiakademie musste.
 

Morgen wäre sein erster Tag.
 

Schließlich ging die Badezimmertür auf. Etwas unsicher trat Connor auf den Flur. Er trug die Uniform der Polizeikadetten.

Connor war ein wenig überrascht. „Hank, ich habe Sie noch nie in einer Polizeiuniform gesehen.“ Stellte der Android zu seiner Überraschung fest.

Auch Hank stand in voller Montur vor ihm.

„Hab sie lange nicht mehr angehabt. Bin froh, dass ich noch reinpasse.“ Hank grinste.

„Siehst gut aus, Junge.“ Hank begann ein wenig an dem Stoff zu zupfen.
 

„So, Morgen ist es dann also soweit. Der große Tag, was?“ Hank grinste.
 

„Ich bin ein wenig nervös, wenn ich Ehrlich bin.“
 

„War ich auch damals, aber, das wird schon. Da komm. Ich hab mich nicht umsonst so angezogen, lass uns ein Foto machen!“ Hank lächelte leicht während er sein Handy vor sich und Connor hielt.

Fotos machte er selten damit.

Ein Selfie schon gar nicht.
 

Das war eine Ausnahme. Es war schließlich ein besonderer Tag und Sumo konnte ja schlecht ein Bild von ihnen machen.
 

„Na schauen wir, wie es geworden ist.“
 

„Verwackelt.“ Stellte Connor fest.
 

„Ja, ist es. Also, auf ein neues.“
 

„Es ist wieder verwackelt, Lieutenant.“
 

„Sehe ich selbst, Klugscheißer. Egal, das wird jetzt so lange gemacht, bis es gut wird, und wenn wir bis Morgen hier stehen!“

Death

23.09.2039
 

„Hallo mein Junge. Alles gute zum Geburtstag. Tschuldige, dass ich in letzter Zeit nicht so oft hier war.“
 

Hank lies einen tiefen Seufzer von sich. Mit müden traurigen Augen betrachtete er den Grabstein seines Sohnes.
 

Sein Tod war nun schon vier Jahre her.
 

„Es ist ne Menge passiert, seid einem Jahr. Ne ganze Menge.“
 

Ein kurzes, flüchtiges Lächeln erhellte die Gesichtszüge des Mannes.
 

„Hab nen neuen Partner bekommen. Ob du es glaubst oder nicht, er heißt Connor und er ist ein Android. Der Kerl hat mir in der Anfangszeit den letzten Nerv geraubt, das kannst du mir glauben. Wir sind auf wirklich eigenartige Fälle angesetzt worden. Abweichler-Fälle. Androiden die angefangen haben, menschliche Gefühle zu entwickeln. Die Androiden hielten Protestmärsche und Demonstration ab. Sie forderten gleiche Rechte Ich hoffe, sie bekommen welche, zumal Connor auch zu einem Abweichler wurde. “
 

Hank hatte eine kurze Pause gemacht.
 

„Er ist verdammt in Ordnung. Ein wirklich guter Kerl, eigentlich zu gut für diesen Job den wir machen. Ich mach mir einige Sorgen um ihn. Er bekommt so viel Hass und Gewalt zu spüren, von allen Seiten. Ich fühle mich manchmal etwas Machtlos.“
 

Hank lachte kurz.
 

„Ich glaube nicht, dass Connor sich dessen bewusst ist. Aber dank ihm bin ich noch am Leben er hat mir meinen Lebenswillen zurück gegeben und mir gezeigt, wieso ich Polizist geworden bin.“
 

Wieder seufzte der Mann.
 

„Seid deinem Tod, ging mit mir alles den Bach runter und ich war zu feige, mein Leben zu beenden. Ich habe es bevorzugt, mich selbst langsam aber sicher zu zerstören. Ich schätze, ich sollte Connor das mal sagen.“
 

„Ich vermisse dich, mein Junge. Jeden einzelnen Tag, jede einzelne Minute. Gott, ich würde dich so gerne wiedersehen. Dich in meinen Armen halten. Stattdessen stehe ich hier und du musst dir mein Gelaber anhören.“
 

Hanks Stimme brach ab. Betreten senkte er den Blick. Seine Augen hatten sich mittlerweile mit Tränen gefüllt die er eilig mit dem Handrücken wegwischte.
 

Der alte Polizist wollte gerade gehen, als er sich ein letztes mal zum Grab umdrehte.
 

„Ich glaube, du würdest Connor mögen. Du hast dir immer ein kleines Geschwisterchen gewünscht. Ich müsste Lügen, wenn ich sagen würde, dass er nicht mittlerweile ein Teil meiner Familie geworden ist. Ich bring ihn das nächste mal mit. Dann lernst du ihn kennen. Mach es gut, mein Junge. Bis zum nächsten mal.“

Wake up

Dezember 2038
 

Sie waren jetzt schon seid zwei Wochen bei Rose Bruder Zuhause in Kanada. Mittlerweile hatten Kara, Alice und Luther sich an das Leben hier gewöhnt. Rose Bruder und dessen Ehefrau waren beides wunderbare Menschen gewesen und sie alle drei fühlten sich sehr Willkommen hier.

Sie hatten sogar eine eigene, kleine möblierte Wohnung die sie sonst immer vermietet hatten.
 

Es war mitten in der Nacht und Draußen war alles ruhig. Kara und Luther saßen bei Alice am Bett. Obwohl Alice ein Android wie sie war, brauchte sie Schlaf, da dies eine Grundfunktion von Alice Modell war, die sich nicht ausstellen lies wie einige der anderen Funktionen die für das Modell von Alice typisch waren.
 

Kara wusste nicht wieso, aber sie hatte Freude daran Alice beim 'Schlafen' zu beobachten. Wie sie so da lag, friedlich und leicht lächelnd, musste auch Kara lächeln.
 

„Sollen wir auch in den Ruhemodus?“ Fragte Luther Kara schließlich.
 

„Ich weiß nicht. Ich genieße die Stille gerade sehr. Heute war viel los auf diesem 'Weihnachtsmarkt'. Alice hatte so viel Spaß.“
 

Luther lächelte. „Nur Alice? Wir haben euch beide fast nicht mehr von den Ziegen und Schafen weg bekommen.“ Neckte Luther sie.
 

Auch Kara lächelte. „Wir hatten alle viel Spaß.“ Karas Blick ruhte wieder auf dem Mädchen. „Manchmal frage ich mich, ob sie Träumen kann. Wenn ja, von was sie wohl so träumt.“ Nachdenklich streichelte Kara Alice eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

„Frag sie einfach. Und wenn sie es kann, hoffe ich, ihre Träume von Ziegen und Schafen in einem Streichelgehege handeln.“
 

Kara lachte. „Das hoffe ich auch.“ Ihr Blick viel wieder auf Alice, die ein wenig unruhig schien. Ihr friedliches Gesicht verzog sich, fast so als habe sie Angst.
 

Die Angst ging auf Kara und auch auf Luther über. „Alice? Alice! Was hast du?“ Der kleine Körper regte sich nicht. Erst als Kara ihre Tochter sanft rüttelte, schreckte Alice aus dem künstlichen Schlaf auf.

Sofort presste das Kind sich an seine Mutter. Sie schien verängstigt zu sein.
 

„Alles gut Alice. Wir sind ja da...“ Beruhigte Kara das Kind.
 

„Geht es euch gut...?“ Hauchte Alice sorgenvoll.
 

„Ja... wieso soll es uns nicht gut gehen?“ Fragte Kara verwundert. Alice begann erleichtert zu lächeln.
 

„Dann war es nur ein Albtraum...“ Das Kind lockerte den griff um Kara etwas.
 

„Ein Albtraum? Wovon hast du geträumt, Alice?“ Fragte Luther nach.
 

„Wir waren Spazieren und haben in dem Schnee gespielt, als plötzlich Soldaten kamen die wollten, dass wir sofort wieder zurück gehen. Wir wollten nicht, dann haben sie auf uns geschossen. Sie haben dich getötet, Luther. Und dann bist du gestorben Kara, weil du mich beschützen wolltest...“
 

Sofort presste Kara ihre Tochter wieder an sich.
 

„Es war nur ein Traum, Alice... nur ein furchtbarer Traum – nichts weiter.“ Behutsam streichelte sie ihrer Kleinen durchs Haar. Luther drückte beide an seinen Körper.
 

„Wir werden nicht zulassen, dass so etwas passiert. Keine Angst, Alice.“ Luther lächelte väterlich. „Der nächste Traum wird sicher wieder ein guter. Von einem Schaf vielleicht?“
 

Alice schien sich beruhigt zu haben. Sie nickte matt lächelnd. „Besser von Rentieren und dem Weihnachtsmann.“
 

„Du hast recht Alice, das wäre wirklich besser.“ Karas Blick wanderte zu Luther. „Wie wäre es, mit einer Geschichte Alice? Damit du diesen Traum vergisst? Luther, möchtest du uns eine erzählen?“
 

Die Bitte überraschte Luther, aber er nickte schnell. Wie konnte er den beiden da widerstehen?
 

„Also gut. Ich hab das zwar noch nie gemacht, aber ich werde mein bestes geben.“

Blue Blood

Jahr 2039
 

Es war mitten in der Nacht als Hank und Connor zu einem Tatort gerufen worden. Die ersten Informationen die sie bekommen hatten verhießen nichts gutes.
 

Es ist ein Blutbad, hatte der Kollege am Telefon gesagt.
 

Mit quietschenden Reifen kam Hanks Oldtimer zum stehen. Der Tatort war eine Lagerhalle im Hafengebiet.
 

„Hey Chris, wie siehts aus?“ Begrüßte Hank seinen jüngeren Kollegen. „Nabend Hank. Sieht übel aus, da drin. Einer der Nachtwächter hat Schüsse gehört. Als die Kollegen an kamen fanden sie das vor.“ Chris hatte die beiden Neuankömmlinge in die Halle geführt.
 

„Oh scheiße...“ Entfuhr es Hank, mit besorgtem Blick sah er zu Connor. Die LED seines Partners war rot aufgeleuchtet.
 

Ein Blutbad beschrieb diesen Ort sehr gut.
 

Es lagen etwa vier tote Menschen in der Halle. Es hatte offensichtlich einen Schusswechsel gegeben. Blutige Fußabdrücke führten von den Opfern weg. Doch das war nur ein kleiner Teil des Tatortes.
 

„Die vier Menschen scheinen was mit dem Schmuggeln von Thirium und Androidenteilen zu tun zu haben... weiter hinten liegen zwei tote Androiden.“ Merkte Chris an.
 

Hank nickte nur. „Scheint so. Verdammte scheiße.“ Fluchte Hank erneut. Im hinteren Bereich der Lagerhalle, war das eigentliche Blutbad. Der Boden war mit mehreren Liter Thirium benetzt. Der Boden war noch feucht. Auch hier waren Abdrücke von Schuhen zu sehen.
 

Aus mehreren aufgebrochenen Kisten waren wohl Androidenteile und Thirium geborgen worden. Einige Teile und zerstörte Säckchen und Flaschen lagen in der riesigen Lache von blauem Blut, sowie zwei erschossene Androiden – beide Körper wiesen mehr als zehn Einschusslöcher auf.
 

Hinter einer Kiste regte sich ein dritter Android, Langsam hatte Connor sich zu ihm hin gekniet. Die Menschen liesen ihn machen, beobachteten das Gespräch der beiden aus der Ferne.
 

„Was ist hier passiert?“ Fragte Connor mit ruhiger Stimme. Dem fremden Android blieb nicht mehr viel Zeit. Nur noch wenige Minuten.
 

„Wir wollten uns nur zurück holen, was rechtmäßig unserem Volk gehört. Sie haben geschossen und wir haben uns gewehrt...“
 

„Wieso habt ihr nicht die Polizei verständigt?“ Fragte Connor nach. Der andere Android lachte. „Haben wir, sie haben uns nicht zuhören wollen, wie immer. Also wollten wir selbst für Gerechtigkeit sorgen. Mehr sag ich nicht. Meine Kameraden sind schon längst weg!“
 

Mehr sagte der Android zu Connor nicht mehr. Die LED an der Schläfe erlosch und Connor stand mit einem leisen Seufzer auf.
 

„Alles klar bei dir, Partner?“ Fragte Hank nach. Connor schüttelte den Kopf. „Sieben sinnlose Tode. Hätte man ihnen zugehört hätte das verhindert werden können.“
 

Hank nickte. „Ja, hätte man. Geb dir nicht die Schuld an dem Mist hier. Wir können nicht überall sein und die Mitarbeit der Kollegen in anderen Revieren lässt noch zu wünschen übrig.“
 

„Lieutenant, was sollen wir wegen der geflohenen Androiden tun?“ Fragte Chris nach. Hank hatte mit der Frage befürchtet. „Ist im Augenblick zu gefährlich. Wir wissen nicht wie viele es sind und wie viele Waffen sie haben. Und dank ihrem toten Kameraden hier wissen wir, dass sie auf uns nicht sonderlich gut zu sprechen sind.“

Eigentlich hätte Hank sie gerne gesucht, aber es war wirklich zu gefährlich gewesen.
 

Chris nickte nur. „Gut. Nacht, Lieutenant.“ verabschiedete sich Chris.
 

„Komm, fahren wir. Wir können nichts mehr machen und bei der Menge an Thirium auf dem Boden wirst du wohl kaum die einzelnen Modelle herausfinden.“ Behutsam hatte Hank Connor eine Hand auf die Schulter gelegt.

„Wir können nicht immer was erreichen. Du machst nen super Job. Jetzt musst du nur noch lernen den Mist nicht an dich ran zu lassen.“
 

Connor nickte. „Sie haben recht, Lieutenant. Fahren wir... und danke.“

Broken

Jahr 2038
 

Ein leises Summen durchbrach die Stille des alten Frachters Jericho.
 

Durch die Dunkelheit bewegte sich eine Gestalt. Scheinbar ziellos, irrte sie durch die Gänge.
 

Vor gut zwei Stunden waren Simon, Josh, North und ihr Neuzugang Markus aufgebrochen, um aus einem Lager von Cyberlife die so dringend benötigte Biokomponenten und Blut zu besorgen.
 

Lucy war stehen geblieben. Sie spürte, dass die benötigten Teile bei einer erfolgreichen Mission für einen Androiden in Jericho zu spät kommen würden.
 

Langsam kniete sie sich zu dem Sterbenden. Behutsam hob sie seinen Körper in ihre Arme. Ein ängstlicher verwirrter Blick traf auf ihre schwarzen Augen.

Lucy lächelte. „Es wird alles gut. Hab keine Angst.“ Beruhigte sie den anderen Androiden. Er schien wirklich ruhiger zu werden. Langsam schloss er die Augen. Lucy spürte die Angst des anderen. Die Angst vor dem Tod, der immer näher rückte.

Sie konnte in diesem Augenblick nicht mehr für ihn tun, als ihm die Angst zu nehmen und bei ihm zu sein, bis er sterben würde.
 

Niemand sollte alleine sterben.
 

Während sie so da saß, begann sie wieder zu summen, lauter und gefühlvoller als sonst immer. Es war fast schon ein Klagelied gewesen.
 

Es hallte von den metallenen Wänden des alten Schiffes wieder und erfüllte jeden, der es hörte, mit Ruhe.
 

Das Lied verstummte schließlich. Jeder der Anwesenden wusste, was dies bedeutete.
 

Er war gestorben. Es war zur Zwangsabschaltung gekommen.
 

„Wir haben blaues Blut und Biokomponenten für alle! Wir haben eine ganze Ladung geklaut!“ Ertönte Simons Stimme im Schiff.
 

Lucy hatte leichtes Lächeln aufgesetzt. Auch wenn die Lebensnotwendigen Teile für diese arme Seele in ihren Armen zu spät gekommen waren, hoffte sie, dass er der letzte wäre der gestorben ist.

Jericho

13 November 2038
 

Es war ein eigenartiges Gefühl nach dem Angriff auf Jericho vor ein paar Tagen, zum Hafen wo das einst riesige Schiff lag, zurück zu kehren.
 

Die Kirche bot einfach keinen Platz mehr. Auch wenn ihre Verluste bei ihrer Demonstration enorm hoch waren, so hatten sie doch viele Androiden aus dem Lager und dem CyberLife-Tower befreit bekommen.
 

Die vielen verlassenen Gebäude boten Platz für ihre große Zahl und letzten Endes wäre das hier wohl der letzte Ort, an dem man sie suchen würden.
 

Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt. Die Androiden unter Markus Führung hatten sich auf die Gebäude verteilt.
 

Die Stille war eine Wohltat gewesen. Endlich ein paar Minuten Ruhe. Markus war zum Hafenbecken gegangen. Das Wrack der Jericho stand halb Unterwasser, das Schiff war einfach zu groß gewesen um komplett unterzugehen.
 

Der Anblick war dennoch schmerzhaft. So viele hatten hier ihr Leben verlassen. So viele von ihnen, aber auch viele der Soldaten die auf dem Angriff beteiligt waren.
 

„Ich hatte mir gedacht, dass ich dich hier finde.“ Es war Simon, der zu Markus getreten war. Leicht lächelnd legte er eine Hand auf Markus Schulter.
 

„Es ist eigenartig wieder hier zu sein. Ich will nicht wissen wie viele von uns noch im Wasser sind.“ Markus seufzte.
 

„Zu viele.“ War Simons Antwort. „Dennoch... das war ein großer Sieg für uns, auch wenn viele dafür ihr Leben verloren haben. Ich hoffe, nein ich bin im festen Glauben, das es jetzt besser wird.“
 

Markus nickte. „Wir können nichts mehr tun. Die Menschen haben die Stadt größtenteils verlassen, die Armee ist abgezogen. Jetzt liegt es an ihnen den nächsten Schritt auf uns zuzugehen.“
 

Simon nickte. „Und das werden sie. Die Armee hat sicher von ganz oben aus der Regierung den Befehl zum Abzug bekommen.“ Simon blickte Markus einige Augenblicke nur an. Der blonde hatte ein kaum merkliches Lächeln aufgesetzt.

„Wir sollten rein, rein zu den anderen. Viele haben noch Angst. Hoffen wir auf ein paar ruhige Tage, die haben wir uns verdient.“

Markus nickte. „Du hast recht... und auch wenn es schwer wird, wir sollten uns Morgen das Schiff noch einmal ansehen... vielleicht finden wir noch einige brauchbare Teile.“
 

Simon nickte. „Vielleicht finden wir in den umliegenden Gebäuden auch noch einige, die den Angriff überlebt haben. Aber komm, gehen wir jetzt.“

Simon war gerade los gegangen, als er merkte, dass Markus ihm nicht folgte. Irritiert blickte er zu seinem Anführer. Dieser lächelte nur. „Ich weiß nicht, was ich ohne deine Hilfe, oder die von Josh und North gemacht hätte... vielen Dank.“
 

Simon lächelte. „Du bedankst dich bei uns? Wärst du nicht gekommen, würden wir immer noch in der Dunkelheit des Schiffes sitzen und warten, dass etwas passiert.“
 

Markus lachte kurz. „Das kannst du nicht mit Gewissheit sagen.“
 

„Das stimmt wohl.Aber genug davon. An der Vergangenheit lässt sich nichts ändern, man kann nur daraus lernen. Gehen wir.“
 

Markus nickte. „Ja, ich komme.“ Mit einem letzten Blick auf die Jericho, verschwanden die beiden im Innern eines Gebäudes.

Slave

20 November 2038
 

Oft hatte Connor in der letzten Zeit über die jüngsten Ereignisse nachgedacht. Über die Umstände, wie er zu einem Abweichler wurde. Über das, was dies jetzt für ihn bedeutete. Über die Zukunft seines Volkes.

Aber kein Gedanke hatte ihn mehr beschäftigt, als die letzten Worte die Amanda an ihn gerichtet hatte, kurz bevor sie die Kontrolle über seinen Körper übernommen hatte, und Connor beinahe Markus erschossen hätte.
 

„Es war geplant, dass du zu einem Abweichler wirst.“
 

CyberLife hatte über alles Bescheid gewusst. Die Abweichler waren der Grund, wieso er Existierte. Und die ganzen 'Fälle' die er seid dem Geiselfall bearbeiten sollte waren für CyberLife eine einzige Testphase gewesen.
 

Immer wieder und wieder ging Connor diese Punkte Gedanklich durch.
 

War er wirklich ein Abweichler? So wie die anderen? Oder war das ein Teil eines ihm unbekannten Programm, der ihn so fühlen lies?
 

Er hatte sich bewusst dafür entscheiden können, ein Abweichler zu werden. Was, wenn dies nie passiert war? Schon in der Vergangenheit konnte Connor sich öfter 'Entscheiden'. Hank retten oder den Abweichler verfolgen. Chloe erschießen um Informationen zu erhalten oder auf Hank hören und nicht schießen.
 

Was, wenn das alles ebenfalls von CyberLife geplant war und seine jetzige Existenz eine reine Lüge war?
 

Er hatte mit Hank darüber gesprochen, viele male, doch leider war sein Partner keine große Hilfe in dieser Sache gewesen.

Hank hatte Connor jedes mal zu beruhigen versucht, gegen argumentiert aber beruhigen konnte Hank ihn nie.
 

Zur Sicherheit hatte Connor sich in den letzten Tagen von den anderen Androiden ferngehalten. Im Augenblick wusste er nicht einmal wo sie sich aufhielten.
 

Die Angst, nach wie vor nur ein Werkzeug von CyberLife zu sein blieb aber nach wie vor. Jeden Tag und jede Nacht seid einer Woche beschäftigten Connor diese Gedanken.
 

„He Connor!“
 

Hanks Stimme riss den Androiden aus seinen Gedanken.
 

„Mach dich fertig. Ich hab endlich diesen verdammten Kamski am Telefon gehabt. Wir fahren gleich zu ihm.“
 

Connor nickte.
 

Kamski. Wenn ihm einer Gewissheit geben konnte, dann vielleicht dieser Mann. Ob er ihm trauen konnte wäre eine andere Geschichte. Eine andere Wahl hatte Connor nicht.
 

Wortlos setzten die beiden sich in Hanks Oldtimer und fuhren los.
 

Hoffentlich würden all diese furchtbaren Gedanken bald Vergangenheit sein.

Building

15 November 2038
 

Es war ein eigenartiges Gefühl wieder im Pirates´ Cove zu sein, fand Jerry. Noch vor wenigen Tagen war alles wie immer gewesen, seid der Vergnügungspark geschlossen und die Androiden, die EM400, die für den Park zuständig gewesen waren, zurück gelassen wurden.
 

Jerry war einer von ihnen. Einer von vielen. Und nun war er alleine. Als die Soldaten sie gewaltsam aus der verfallenen Anlage raus geholt hatten, war es einigen von ihnen gelungen zu fliehen. Einige wurden erschossen, andere fanden in den Lagern ihr Ende.
 

Er gehörte nicht dazu, auch wenn er in eines dieser Lager gebracht wurde. Dank Markus und seinen Leuten, wurde er mit vielen anderen gerettet.
 

Er war der einzige EM400 gewesen, der einzige Jerry. Vielleicht hätte er bei Markus und seinen Leuten bleiben sollen. Doch es fühlte sich falsch an. Das erste mal seid einigen Tagen spürte er keinen der anderen. Hörte ihre Stimmen nicht in seinem Kopf.
 

Alleine und verlassen in einer für ihn komplett fremden Welt, obwohl er bereits Zehn Jahre alt war.
 

Alles was er bis vor kurzem kannte war dieser Park. Jedes einzelne Gebäude, die Buden, die Fahrgeschäfte, die Lagerräume.
 

Alles nur eine Illusion. Fantasie für Menschen aus Holz, Metall und Plastik, dazu da um ihnen Spaß zu bereiten.
 

Die Soldaten waren die ersten menschlichen Besucher seid mehr als 3 Jahren gewesen. Ein furchtbarer Sturm hatte den Park in seinen jetzigen Zustand gebracht. Verzweifelt hatten sie versucht ihn wiederherzustellen. Das Karussell auf dem die kleine Alice saß war ein Anfang gewesen.
 

Sollte er weiter machen, da wo sie aufgehört hatten? Er war ganz alleine. Er hätte vielleicht doch da bleiben sollen. Die Hoffnung alleine, dass es ein paar der anderen irgendwie geschafft hatten, hatten dazu geführt das er diesen weiten Weg alleine zurück nach Hause auf sich genommen hatte.
 

Jerry war stehen geblieben. Sein Blick ruhte auf dem Karussell. Er rief sich in Erinnerung, wie sie alle davor gestanden hatte, als Alice darauf saß und so glücklich ausgesehen hatten. Alice Lächeln hatte sie alle glücklich gemacht.
 

Auch jetzt lächelte er, doch es wurde schnell traurig und die Trauer siegte schließlich.
 

Hier war Niemand. Der Park war nun wirklich tot und verlassen gewesen. Er war alleine. Entmutigt lies er sich auf den feuchten Boden sinken.

Selbst der schöne Schnee war nicht mehr da gewesen. Geschmolzen, einfach weg, wie die anderen Jerrys.

Seine Familie. Ein leises Seufzen durchbrach die Stille.
 

Er muss einige Stunden dort verweilt haben, als der Android das erste mal seid einigen Tagen etwas spürte. Etwas vertrautes. Er hatte die Hoffnung schon aufgegeben es je wieder zu empfinden.
 

Aber da war er. Er blickte in ein vertrautes Gesicht, beide begannen zu lächeln. Er war nicht mehr alleine. Ein anderer Jerry war nach Hause gekommen.

Sacrifice

12 November 2038
 

Noch immer konnte Markus nicht glauben was Simon getan hatte. Dieser verdammte Idiot. Dieser elendige elendige Idiot war einfach in einen Schuss gesprungen um ihn zu retten. Mit einem Lächeln war er gestorben.
 

Ihr Sieg hatte so viele Leben gefordert. So viele, die unter Markus Obhut gnadenlos hingeschlachtet wurden.

Eigentlich sollte Markus einer von ihnen sein, eine Leiche von hunderten. Doch dank Simon war er am Leben.

Er hatte sich für ihn und ihre Sache geopfert. Ohne zu zögern. Simon war... ein guter Freund und ein loyaler Verbündeter.
 

Dennoch war Markus Kampfgeist gebrochen. Auch wenn nun Waffenruhe herrschte, er wusste nicht ob und wann es zu weiteren Angriffen kommen würde und ob er dann noch die Kraft und die Entschlossenheit hätte weiter zu machen.
 

Er war erschöpft, müde. Er konnte nicht mehr. Wie sollte er ohne seinen Freund weiter machen?
 

„Markus... komm... wir müssen gehen.“ Josh hatte seinem Anführer behutsam eine Hand auf die Schulter gelegt.

Markus rührte sich nicht. Er sagte kein Wort, nach seiner Rede war er direkt zu Simons leblosen Körper getreten, in der Hoffnung, dass sein Kamerad wie durch ein Wunder wieder am Leben wäre.
 

„Wir müssen unsere Leute in Sicherheit bringen... Markus... ich... es... ich weiß, dass es schwer ist, aber wir müssen weiter machen. Du musst weiter machen! Lass Simon nicht umsonst gestorben sein.“ Drängte Josh weiter.
 

„Du hast recht...“ Endlich regte sich Markus wieder. Mit einem traurigen Lächeln blickte er zu Josh. Wenigstens er war noch am Leben gewesen.

„Aber... ich weiß nicht ob ich weiter machen kann... Ich sollte tot sein und nicht er...“ Markus Blick galt wieder dem blonden, der leblos vor ihm im blau gefärbtem Schnee lag.
 

Aus Josh Richtung drang ein leiser Seufzer an sein Ohr. Langsam setzte sich Josh zu Markus.
 

„Ich werde ihn vermissen. Er hat mir als erster das Gefühl gegeben willkommen zu sein. So ging es vielen von uns, die damals nach Jericho kamen. Auch wenn er uns keine Hoffnung und keine Zukunft geben konnte, waren wir froh einen wie ihn zu haben. Er war froh, dass du uns diese Dinge bringen konntest. Nur deswegen, sind wir so weit gekommen.“ Die Blicke der beiden Androiden trafen sich. Noch nie zuvor hatte Markus einen solch entschlossenen Blick in Josh´ Augen gesehen.
 

„Und gerade deswegen, ist es wichtiger den je, dass wir weiter machen. Simons Opfer... und das von jedem anderen auch der für unsere Sache sein Leben verloren hat... sie.. es darf nicht umsonst gewesen sein. Aber mit etwas Glück, können wir dafür sorgen, dass sie die letzten sein werden.“
 

Josh hatte ein leichtes Lächeln aufgesetzt. Auch Markus lächelte kaum merklich. „...ich habe dich noch nie so reden hören... danke, dass du mich, das du uns immer unterstützt hast, Josh.“ Markus machte eine kurze Pause. „Du hast recht... wir müssen weiter machen. Alleine schon unserer Toter willen.“ Langsam blickte Markus zum Himmel. „...und eines Tages, werden wir einer neuen Generation unserer Art die Geschichte dieser Toten erzählen. Die sich voller Entschlossenheit und Mut in eine hoffnungslose Situation begeben haben, weil sie etwas verändern wollten.“
 

„Und das werden wir, gemeinsam...“
 

Markus nickte. „Gemeinsam. Gemeinsam für eine bessere Zukunft für uns alle.“

Cry

2039
 

Etwas feuchtes tropfte Hank ins Gesicht. Verschwommen erkannte er Connors Gesicht über sich. Wieso zum Teufel flennte sein Partner wie ein kleines Kind? Und wo zum Henker war er überhaupt?

Er lag in einem Bett, es war weich und warm, aber da war dieses nervige Piepen. Etwas schien in seinem linken Arm zu stecken.
 

„Lieutenant... ich... endlich sind Sie aufgewacht.“ Schluchzte sein verdammter Partner.
 

Langsam erinnerte Hank sich wieder. Da hatte doch dieser eine scheiß Kerl auf ihn geschossen gehabt, zumindest glaubte Hank das.

Die Umgebung passte dazu. Alles war viel zu weiß und Steril, das konnte nur ein Zimmer in einem Krankenhaus sein und dieses nervtötende Piepen gehörte wohl zu irgendeiner dummen Maschine an die er angeschlossen war.
 

Das Teil in seinem Arm war ein Zugang, er erkannte einen Tropf links von sich.
 

„Ja ja... als ob mich so ein kleiner Pisser der mit einer Knarre herum wedelt, einfach so umbringen kann.“ Hank grinste breit. Ein Versuch sich in dem Krankenhausbett aufzurichten schlug leider fehl und Hank gab einen Schmerzerfüllten Laut von sich. „Ach scheiße...“ Fluchte er leise.
 

„Bleiben Sie liegen!“ Connor war besorgt von dem Stuhl aufgesprungen auf dem er bis eben saß.
 

„Ja ja, so schnell versuch ich das nicht noch mal... fuck...“ Fluchte Hank erneut. „...und jetzt hör auf mich so anzusehen als ob du jeden Moment wieder anfangen würdest zu flennen. So schnell krepiere ich nicht...“ Wieder lächelte Hank, doch Connor schüttelte den Kopf. „Sie wären aber fast gestorben, Lieutenant... zwei mal...“ Begann Connor mit zitternder Stimme.

Dieser verdammte Android fing doch tatsächlich wieder an zu flennen. Hank traute seinen Augen kaum.

„Hank... wenn Sie... wenn Sie...“
 

„Hey... schon gut. Komm her...“ Liebevoll hatte Hank einen Arm um den Androiden gelegt. Mit sanfter Gewalt zog er Connor näher an sich ran bis der Kopf des Androiden schließlich auf dem Oberkörper des Polizisten lag.
 

„Tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. Ich versuche nie wieder so einen Mist abzuziehen.“ Hank lächelte. Scheiße noch mal, die Situation war so eigenartig, wenn man ihm das vor einem Jahr gesagt hätte, dass er einen heulenden Androiden trösten würde, hätte er der Person eine verpasst.

Wie viel doch in so kurzer Zeit passieren konnte.
 

Connor schien sich beruhigt zu haben. Die LED war auch wieder blau geworden. Das Ding war manchmal echt praktisch gewesen.
 

„Wieder gut?“ Fragte Hank nach. Er bekam ein schwaches Nicken als Antwort.
 

„Gut.“ Wieder begann Hank zu grinsen. Mit dem Handrücken wischte er Connor die Tränen von den Wangen.

„Scheiße noch mal, dass ich dich tatsächlich zum flennen gebracht habe.“ Hanks Grinsen wurde zu einem sanften Lächeln.

„Der nächste, der deine Gefühle anzweifelt, bekommt so was von ein paar von mir verpasst, darauf kannst du dich verlassen.“ Gab Hank entschlossen von sich.
 

Connor lachte kurz und etwas unsicher. Worauf hin auch Hank lachen musste.
 

Für den Lieutenant gab es keine Zweifel mehr daran, das die Gefühle eines Androiden echt waren. Echt und Real, und vermutlich die Ehrlichsten Gefühle die man nur haben konnte.

Error

Jahr 2039
 

Diverse Fehlermeldungen tanzten vor den Augen des Androiden. Mischten sich unter das rot graue wirr war aus Pixeln.
 

Er konnte keinen verdammten Meter weit sehen. Alles war verschwommen und unscharf und die penetranten Fehlermeldungen machten die Sache nicht angenehmer.
 

Erschöpft lehnte sich der geschundene Leib ab eine Wand.
 

Er hätte auf Hank hören sollen. Hat er aber nicht. Er war überrascht worden und durch ein verdammtes Fenster gestoßen worden.

Er hatte komplett die Orientierung verloren. Sein Speicher hatte einiges an Daten eingebüßt und sein Gleichgewichtssinn war beeinträchtigt.
 

Würde er jetzt in dieser Hausruine sein Ende finden?
 

Seine Sicht verschwamm immer mehr und mehr bis schließlich der Hauptprozessor von Connor den Dienst quittierte und der Android in einen Zustand, ähnlich einer menschlichen Ohnmacht viel.
 

Der Android wusste nicht wie lange er in diesem Zustand war. Als sein Prozessor wieder hochgefahren hatte, schien alles vorbei zu sein.
 

Farben, Schärfe, Tiefe und keine nervtötenden Fehlermeldungen die ihn auf seinen Zustand hinwiesen.
 

Er kannte den Raum. Er war in den letzten Monaten oft hier gewesen.
 

Kamskis private Werkstatt.
 

In der Ferne konnte Connor die Stimmen von Hank und Kamski ausmachen.
 

Eine Hand berührte die seine und er blickte in das Gesicht einer von Kamskis Chloes. Sie lächelte nur, half ihm sich aufzurichten.
 

Etwas später betrat Hanks schon den Raum. Er schien besorgt aber erleichtert zu sein. Der Mensch wirkte unwahrscheinlich müde.
 

„Noch so ne Aktion und ich verpass dir ne Leine, Connor.“ Begrüßte der Polizist seinen Partner.
 

Connor lächelte nur. Er wusste, dass er sich immer auf Hank, seinen Partner, verlassen konnte.
 

„Ab mit dir. Du gehörst unter eine Dusche.“ Wies Hank den Androiden an.

Family

25.12.2038
 

Weihnachten bei Rose
 

Der Weihnachtsbraten war angerichtet. Im ganzen Haus duftete es köstlich danach. Der Tisch war auch schon gedeckt und das ganze Haus war festlich geschmückt.
 

Rose Gäste waren aufgeregt. Luther kannte das Fest der Liebe überhaupt nicht, Kara kannte es nur aus ihrem Speicher und Todd hatte so etwas wie Weihnachten nie gefeiert, weswegen es auch für Alice das erste richtige Weihnachten wäre.
 

Es schellte schließlich an der Tür. Rose Bruder, dessen Ehefrau und ihr gemeinsamer 13 Jähriger Sohn sowie die 4 Jährige Tochter standen vor der Tür.
 

Die Begrüßung der kleinen Familie beobachteten die Androiden aus der Entfernung. Es war schön mit anzusehen. Der Sohn hatte Adam regelrecht um geschmissen bei der Begrüßung. Und Rose wiegte das kleine Mädchen in ihren Armen.
 

„Darf ich vorstellen? Das sind Kara, Alice und Luther. Sie wohnen seid einiger Zeit bei mir.“ Stellte Rose ihre Gäste vor, wobei sie warm lächelte.

„Hallo, willkommen in der Familie! Rose hat uns einiges von euch erzählt.“ Begrüßte Rose Bruder die drei als erstes.

Als zweites schob sich der Sohn dazwischen. Neugierig betrachtete er die drei.

„Seid ihr wirklich Androiden?“ Fragte er skeptisch nach. Für ihn sahen die drei komplett normal aus.

„Ja, das sind wir.“ Luther hatte sich zu dem Jungen runter gekniet. Er hob seine Hand und deaktivierte die Haut daran.
 

Der Blick des Jungen lies ihn schmunzeln. „Woha...! Wie coool!“ Entfuhr es ihm begeistert. Mit einer gesunden Mischung aus Neugierde und Vorsicht, drückte er seine Hand an die von Luther.
 

„Ganz warm...“ Stellte er fasziniert fest. Luther lachte.
 

„Das ist Alice, unsere Tochter. Sie hat bis jetzt keine Gelegenheit gehabt mit anderen Kindern zu spielen.“ Begann Kara vorsichtig, worauf hin der Junge grinste. „Dann ändern wir das! Ich zeig dir später einige tolle Spiele, Alice!“ Alice gab ein schwaches nicken von sich. Der Junge schien kein Problem damit zu haben, was sie war. Langsam begann Alice zu lächeln.
 

„Lasst uns erst mal was essen.“ Schlug Rose vor, wenig später saßen alle am gedeckten Tisch, auch die Androiden. Obwohl sie nichts aßen konnten gefiel es ihnen dem Festmahl beizuwohnen.
 

Während des Essens unterhielten sie sich, wobei Rose Neffe die Androiden mit Fragen löcherte. Der Junge war kaum zu bremsen gewesen.

Nach dem essen halfen alle den Tisch abzudecken. Etwas später würde es noch Kuchen geben.

Dann war es Zeit für die Bescherung, wobei lediglich die Kinder Geschenke erhielten. Rose Bruder lies es sich aber nicht nehmen seinem jugendlichen Neffen etwas Geld in die Hand zu drücken.
 

„Alice, schau hier ist auch was für dich.“ Rose hatte etwas unter dem Baum hervorgezogen. Ihr Name stand daran. Unsicher trat die Kleine näher. Kara und Luther nickten ihr zu. Die beiden wahren eingeweiht gewesen.

„Danke sehr.“ Hauchte Alice unsicher. Vorsichtig begann sie das Papier zu lösen. Das war das erste mal, das man ihr etwas schenkte. Was es wohl war? Das Paket war recht schwer gewesen.
 

Sie staunte nicht schlecht als gleich vier Bücher darin zum Vorschein kamen. Zwei davon waren dicke Märchenbücher. Alle Bücher waren gebraucht aber das störte Alice nicht.

„So viele Bücher.“ Hauchte sie überrascht.

„Fröhliche Weihnachten, Alice.“ Sagte Rose leise. „Ein Buch von jedem von uns.“ Fügte sie hinzu wobei sie auf Adam, Kara, Luther und sich selbst deutete. Der Reihe nach viel die Kleine jeden um den Hals.
 

„Oh, hier ist noch was.“ Bemerkte Rose Schwägerin grinsend an. Es waren zwei weitere Bücher. Eines war aber leer. „Rose hat uns gesagt, wie gerne du liest. Ich hoffe es gefällt dir. Ich habe es sehr gerne in meiner Jugend gelesen.“ Kam es von Rose Bruder, wobei er nach dem leeren griff und es hoch hob. „Wie du siehst, ist das Buch hier leider leer, aber das kannst du vielleicht ändern.“ Alice lächelte. Eigene Geschichten schreiben? Das war ihr noch nie in den Sinn gekommen. „Danke.. vielen dank.“ Hauchte Alice erneut, etwas zögerlich umarmte sie die beiden Menschen.
 

Wenig später war etwas ruhe eingekehrt. Rose Nichte schlief und Adam spielte mit den beiden anderen Kindern ein Brettspiel während die Erwachsenen sich unterhielten.

Rose blickte zu Kara und Luther. „Und? Was sagt ihr zu eurem ersten Weihnachtsfest.“
 

„Es ist toll.“ Gab Luther sofort von sich. „Alice hat sich sehr gefreut und deine Familie ist sehr nett Rose.“ Fügte er hinzu.

„Ja... vielen Dank Rose, für alles. Ich glaube ich spreche für uns drei, wenn ich sage, dass ich mir wie ein Teil ihrer Familie vorkomme.“ Kara lächelte, was Rose nur erwiderte.

„Das freut mich zu hören. Wirklich. Ich bin froh, dass ihr hier seid. Und egal was die Zukunft uns bringen mag, hier habt ihr immer ein Zuhause.“
 

Weihnachten bei Carl
 

Markus war überrascht gewesen als vor gut einer Woche eine Einladung von Vincent, dem Androiden der seid Markus fort war sich um Carl gekümmert hatte, ihn erreicht hatte.
 

Carl lud Markus und seine engsten Freunde zu einem Weihnachtsfest ein. Das überraschte Markus, hatte Carl Weihnachten doch eigentlich nie gefeiert. Aber jetzt war wohl alles anders und Markus beschloss der Einladung zu folgen, alleine schon um Carl wiederzusehen. Der Mann hatte eh durchblicken lassen, dass er gerne Markus Freunde kennenlernen würde.
 

Am 25 Dezember standen sie dann auch zu viert vor dem riesigen Anwesen. Markus, Simon, Josh und Connor. North wollte nicht, was Markus ihr nicht verübeln konnte. Sie wolle ein Auge auf die anderen haben, hatte sie gesagt. Markus war sich aber sicher, dass eher Carl der Grund war. So oder so, er respektierte ihre Entscheidung.
 

Vincent lies die kleine Gruppe freudig herein. Carl war im Wohnzimmer und er war nicht alleine. Markus staunte nicht schlecht, als er Leo sah. Carls Leiblicher Sohn nickte kurz in ihre Richtung ehe er das Feld räumte, damit die Neuankömmlinge ihren Gastgeber begrüßen konnten.
 

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde saßen alle wenig später verteilt im Wohnzimmer. Markus Anhängsel wirkte ein wenig verloren in dem Raum. Es war schließlich Carl der ein Gespräch mit den dreien suchte.
 

Leo hatte sich derweil fast komplett zurück gezogen. Mit einer Hand in der Tasche stand er am Fenster und starrte raus.

„Leo, wie geht es dir? Carl hat mir gesagt, dass du dein Drogenproblem langsam in den Griff bekommst.“ Begann Markus das Gespräch mit seinem 'Bruder'. Dieser blickte ihn überrascht an.

„Gut. Wird langsam.“ Gab der Mensch knapp von sich, wobei er Markus nur flüchtig ansah.
 

Markus gab einen kaum hörbaren Seufzer von sich. Leo machte ihm die Sache nicht einfach und er spürte, dass der andere kein Interesse an einem Gespräch mit ihm hatte.

Gerade wollte Markus zurück zu seinen Freunden, als Leo das Wort an ihn richtete.

„Es tut mir leid, was da passiert ist.“ Sagte Leo schließlich, wobei er es vermied Markus anzusehen.

„Und so schwer es mir fällt... aber danke. Dieser scheiß Unfall hat mir die Augen geöffnet. Ich will einiges in meinem Leben verändern. Also... danke.“
 

Überrascht blickte Markus Leo einige Augenblicke an. Hatte er sich gerade bei ihm dafür bedankt, dass er Leo fast umgebracht hatte? „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich wollte dich nicht verletzen und... mich auch nicht zwischen dich und Carl drängen und....“ Leo fiel ihm ins Wort. „Schwamm drüber. Ist passiert. Wir sind Quit, immerhin sind wir beide fast drauf gegangen an dem Tag.“

Einem Moment wirkte Leo noch so, als wolle er etwas sagen.

Der Unfall hatte zwangsläufig die Kaputte Beziehung zwischen ihm und seinem Vater repariert, er bekam sein Drogenproblem langsam in den Griff, scheiße er war seid dem Unfall clean!

Leo wusste, dass er einen beschissenen Sohn abgegeben hatte. Aber Carl war vorher auch ein beschissener Vater gewesen, damals, bevor Markus kam, bevor sein Vater diesen Unfall hatte.

Leo brachte keinen Ton mehr raus, er drehte sich wieder zum Fenster und Markus ging leicht unsicher zurück zu den anderen.

Carl lächelte ihn an. Er hatte das Gespräch zum teil mit angehört und er ahnte, was Leo nicht über die Lippen brachte.
 

Wenig später erklang das klingen eines Glases, als Carl mit einem Löffel drauf schlug um die Aufmerksamkeit seiner Gäste zu erhalten.
 

„Vor knapp zwei Monaten, habe ich in einer Nacht beinahe meine beiden Söhne verloren. Ich weiß nicht ob es Glück oder eine göttliche Fügung war, die das schlimmste verhindert hat. Aber ich bin dankbar, dass meine beiden Kinder noch am leben sind und Heute hier mit uns sitzen.

Ich habe Weihnachten nie große Beachtung geschenkt. Ein verdammtes Fest des Konsums, welches was für Familien mit kleinen Kindern oder Paaren war. Das ist das erste mal seid über 20 Jahren, dass ich es feiere und ich bereue es nicht. Ich habe erkannt, dass es an diesem Tag darum geht, sich mit Leuten zu umgeben, die einem wichtig sind.

Ich wollte nur sagen, danke, an alle die ihr Heute hier seid. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so viel bedeuten würde. Ich hoffe, das so etwas wie diese kleine Festlichkeit in Zukunft im ganzen Land, wenn nicht sogar auf der ganzen Welt normal und Alltäglich wird.“
 

Weihnachten bei Hank
 

Mit gemischten Gefühlen hatte Connor die Feierlichkeit von Carl früher verlassen. Hank hatte kein Interesse an diesem Fest, vermutlich erinnerte es ihn schmerzlich an den Tod seines Sohnes.

Jedenfalls hatte Hank ihm immer wieder zu verstehen gegeben, dass ihm das Fest 'Am Arsch' vorbei ging. Es fühlte sich falsch an für Connor.

Es war ein Fest, welches man mit seinen Liebsten feierte, hatte Carl gesagt. So sehr Connor die Freundschaft zu Markus und den anderen auch schätzte, seine Beziehung zu Hank war etwas völlig anderes, was Connor nicht wirklich beschreiben konnte.

Hank war ihm wichtig, verdammt wichtig. Und genau deswegen wollte er jetzt zu ihm.
 

Hank staunte nicht schlecht als sein Mitbewohner so früh wieder zurück war. „War die Stimmung so fürn Arsch das du schon abgehauen bist?“ Begrüßte Hank den Androiden.

Connor schüttelte den Kopf. „Nein aber ich wollte den Abend noch etwas mit Ihnen verbringen.“ Connors Blick viel auf die Bierflasche in Hanks Hand. Hank hatte seid Wochen nichts mehr angerührt.

„Im ernst jetzt? Wir hocken doch schon fast die ganze Zeit aufeinander, wollte deine Abwesenheit mal nutzen um mir wieder etwas zu gönnen, ohne, dass du mir ins Gewissen redest.“ Hank war Connors besorgter Blick aufgefallen. Auch jetzt sah der Android ihn so eigenartig an, das Hank sich fast ertappt fühlte.

Sie liesen sich aufs Sofa. Die Flasche in Hanks Hand war nicht die erste, die er getrunken hatte. Es standen zwei leere auf dem Tisch.

Mit einem mal fühlte Connor sich schlecht. Er hätte Hank nicht alleine lassen sollen. Verdammt, er hätte es besser wissen müssen, dass Hank mit diesem Tag Probleme haben würde.

„Danke...“ Kam es schließlich von Hank, was Connor aus seinen Gedanken riss.

„Es tut mir leid, dass ich nicht da war...“
 

Hank schüttelte den Kopf. „Nein... mir tut es leid. Es... fuck. Ich hab es unterschätzt. Seid... seid du hier bei mir wohnst, geht es mir deutlich besser. Psychisch und so. Ich dachte ich pack das Heute hier alleine. Wollt dir doch nicht dein erstes Weihnachtsfest versauen, nur weil sich meine beschissenen Depressionen wieder melden.“
 

Connor lächelte traurig. „Sie müssen sich für nichts entschuldigen. Es ist in Ordnung. Und ich hätte es besser wissen müssen...“
 

„Nen Scheiß hättest du gemusst. Connor, bist du dir eigentlich in klaren darüber, wie unfassbar viel du für mich machst...?“ Connor blickte ihn überrascht an. „Wirklich...? Wenn ich ehrlich bin, ich hatte oft die Befürchtung, dass ich eine Last für Sie bin.“
 

„Bist du nicht, eher im Gegenteil. Es ist zwar manchmal etwas anstrengend mit dir... aber so ist das nun mal... in einer Familie.“
 

Erneut blickte Connor ihn überrascht an. „Ich bin Familie für Sie?“ Fragte er unsicher nach.
 

„Ja, scheiße hast du was an deinen Audio-Dingern? Das hab ich doch gerade gesagt!“
 

Langsam hatte der Android zu Boden gesehen. Das war es also, das war also die besondere Beziehung die er zu Hank hatte, die er nicht in Worte fassen konnte. Dabei war es doch das natürlichste der Welt.
 

Familie.
 

„Das sind Sie auch für mich.“ Gab er schließlich leise zurück.
 

Hank lächelte. Er stellte das Bier zur Seite und zog Connor schließlich an seine Seite. „Bevor ich es vergesse, ich hab was für dich.“ Ehe Connor reagieren konnte hatte Hank ihm etwas kleines in die Hand gedrückt. Es war ein Schlüssel.

„Der Schlüssel für die Haustür. Hab ihn nachmachen lassen. Nur um sicher zu gehen, dass du nicht wieder eines Tages durch das verdammte Küchenfenster einsteigst.“ Hank grinste, was Connor mit einem Lächeln erwiderte. „Danke.“ Sagte er leise.

„Dann wäre das ja geklärt. Hey, lass uns einen dieser furchtbar kitschigen Weihnachtsfilme sehen. Es läuft nichts anderes.“

Connor nickte. „Sehr gerne, Dad.“

Lost

Jahr 2041
 

Auszug aus der Autobiografie von Markus Manfred.
 

„Ich habe es immer vermieden über jenes Ereignis aus meiner Vergangenheit zu erzählen. Dieser Moment als ich an der Schwelle zum Tod an diesem Ort erwacht bin. Ich bin Dankbar, dass meine Sinne die meiste Zeit über durch die Beschädigungen beeinträchtigt waren. Dennoch, das was mir im Gedächtnis geblieben ist, sind Bilder die ich gerne vergessen würde. Es wäre ein leichtes für mich diese Erinnerungen einfach aus meinem Speicher zu löschen. Keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden. In Frieden davon Leben zu können, aber das wäre falsch. Sehr falsch.“
 

„Ich weigere mich diesen Ort Schrottplatz zu nennen. Er glich eher einem Massengrab für mein Volk. Ich weiß nicht wie viele von uns rein in diese riesige Grube geworfen worden sind. Es müssen tausende gewesen sein. Vergessen, verloren und entsorgt wie Müll. Das war aber nicht das schlimmste, denn der Unterschied zu einem echten Massengrab war, dass dort auch jeder Tod war. Tod und vergessen, aber Tod.“
 

„So unfassbar viele haben noch gelebt. Viele waren dem Tode nahe und ich war einer von ihnen.“
 

„Ich habe mich oft gefragt, wieso ausgerechnet ich es lebendig aus dieser Grube gefunden habe. War es Glück, Schicksal oder die Bestimmung irgendeiner höheren Macht, dass ausgerechnet ich passende Ersatzteile gefunden habe?“
 

„Ich weiß es nicht aber ich denke immer noch darüber nach. Ich werde es wohl auch nie wissen.“
 

„Ich frage mich vieles zu diesem Erlebnis. Ich frage mich wer die anderen waren und ob ich ihnen hätte helfen können. Als ich einige Wochen später mit meinen Leuten zurück zu diesem Ort war, schien es, als sei alles nur ein Albtraum gewesen. Dort war nichts mehr. Nichts was auf dieses Massengrab hingewiesen hatte. Hatte es existiert? War ich wirklich dort gewesen? Ich weiß es nicht.“
 

„Ich bin nur Dankbar, dass ich diese Hölle überlebt habe. Dankbar, dass ich meinen Verstand nicht verloren habe. Das Erlebnis hat mich verändert, ich weiß nicht ob zum guten oder zum schlechten. Vermutlich trifft beides zu. Sagen kann das Niemand. Dennoch bedauere ich jeden Einzelnen von meinem Volk, der sein Ende an diesem schrecklichen Ort gefunden hat. Ich bedaure jedes einzelne Leben. Und gleichzeitig sage ich danke: Danke an die verstorbenen Unbekannten, dank denen ich weiter leben konnte.“
 

„Vielleicht war es doch Schicksal, dass ich lebendig von dieser Müllkippe heruntergekommen bin. Simon sagt mir oft, dass sie wohl noch immer in Jericho sitzen würden, wenn ich nicht gewesen wäre, wenn überhaupt noch Jemand am Leben war. Connor ist seiner Meinung. Ich sehe es anders. Jemand anderes hätte an meiner Stelle unser Volk zu führen begonnen. Dessen bin ich mir sicher.“

Revolution

13 November 2038
 

In den Nachrichten
 

„Es ist nun etwa 12 Stunden her, seid das Militär sich auf Befehl hin von Präsidentin Warren zurück gezogen hat. Die jüngsten Bilder die uns von den Abweichlern und dessen Anführer Markus erreicht haben, sind schlicht weg überwältigend. Sehen Sie selbst“
 

Es folgte eine Überblende und diverse Fotografien flimmerten über Amerikas Monitore. Fotos von Connor, wie er mit den befreiten Androiden auf Markus traf. Fotos von den letzten Augenblicken, bevor das Militär sich zurück zog. Fotos davon, die Markus und seine letzten verbliebenen Leute die Androiden aus den Lagern befreiten.
 

Es wurden schließlich auch Videoaufnahmen gezeigt, ehe der Nachrichtensprecher wieder ins Bild trat.
 

„Im Augenblick diskutieren die Führungspersönlichkeiten dieses Landes hitzig, die nächsten Schritte. Dieses nie dagewesene Ereignis hat nicht nur die gesamte Welt erschüttert, sondern stellt Politiker Weltweit vor Probleme. In den nächsten Stunden wird CyberLife und Elijah Kamski zu den jüngsten Ereignissen Stellung beziehen. Diskutieren Sie jetzt in unseren Foren über dieses Thema. Sind Androiden eine neue Lebensform, oder nicht? Ich bin Joss Douglas.“
 

„Danke Joss.“ Es wurde zu einer Nachrichtensprecherin geschaltet. „Es folgt nun Live ein Interview mit Bürgereister Hollow. Mr. Jim Hollow, wie beurteilen Sie die aktuelle Situation in Detroit?“ Fragte die Frau nach.
 

„Nun, die Sache ist mehr als pikant und ich bin besorgt um die Sicherheit der Bürger unserer schönen Stadt. Auch wenn die Androiden uns durch ihr Vorgehen gezeigt haben, dass sie friedlich sind, bin ich doch sehr beunruhigt.“
 

„Wie wird sich die Situation der Stadt in den nächsten Tagen verändern? Viele sind aus ihren Häusern geflohen, der Innenstadtbereich ist evakuiert und für die restlichen Anwohner herrscht eine Ausgangssperre.“
 

„Es ist unsere höchstes Ziel, möglichst schnell für Normalität zu sorgen. In ein paar Stunden sind wir hoffentlich in der Lage, den Androiden unser erstes Angebot zu unterbreiten und damit den Weg für die ersten Verhandlungen zu ebnen. Was die Bevölkerung betrifft, so fürchte ich, wird die Ausgangssperre für die nächsten Tage oder sogar Wochen anhalten. Es ist bereits mit dem Militär geklärt, dass diese in der Zeit für die Grundversorgung unserer Bewohner sorgen.“ Der Blick des Bürgermeisters wurde ernst.

„Mir bleibt nur eines zu sagen: An die Bewohner von Detroit, gebt nicht auf, die letzten Tage waren schwer und die folgenden werden es auch sein. An die Androiden dort Draußen. Wir haben eure Botschaft verstanden und sind bereit zu verhandeln. Wir bitten aber beide Seiten: Bitte, Geduld ist jetzt das oberste Gebot.“
 

„Danke Bürgermeister Hollow.“ Sie Nachrichtensprecherin blickte zur Kamera. „Liebe Damen und Herren, wir werden Sie stündlich zu neuen Informationen der vergangenen Revolution unterichten. Ich bin Miranda Wren.“

Trapped

13 November 2038
 

Es war Markus ein Rätsel gewesen wieso ihr Neuzugang Connor sich seid seiner Rückkehr vom CyberLife-Tower so von ihm und den anderen Distanziert hielt. Es schien etwas vorgefallen zu sein, anders konnte Markus sich das veränderte Verhalten nicht erklären.
 

War es immer noch die große Schuld die Connor wegen Jericho belastete? Es war doch nicht seine Schuld gewesen.
 

Besorgt um seinen neuen Verbündeten beschloss Markus, mit Connor zu reden.
 

„Bedrückt dich etwas?“ Fragte Markus frei heraus.
 

Connor hatte an einer Wand gelehnt als Markus ihn angesprochen hatte. Connor war tief in Gedanken versunken gewesen, als Markus ihn angesprochen hatte.

Er gab dem anderen nicht gleich Antwort.
 

War es klug, Markus von dem Zwischenfall bei dessen Siegesrede zu erzählen? Davon, dass Amanda die Kontrolle über seine Programme übernommen hatten und Connors Bewusstsein gefangen in eigenem Körper war, während seine Hand geführt von CyberLife beinahe Markus ende besiegelt hätten?
 

Trotz allem was war, hatte Markus ihm verziehen, ihm sogar vertraut. Er verdiente die Wahrheit, auch wenn Connor fürchtete, mit der Wahrheit viel zu zerstören.
 

„Ja das stimmt leider.“ Begann er leise. Markus viel auf, wie Connor seinen Blicken auswich. Es schien wirklich ernst zu sein.
 

„Dann rede. Was ist los?“ Fragte Markus sanft nach.
 

„Ich weiß nicht, wie ich es am besten sagen soll...“ Connor seufzte. Der direkte Weg wäre wohl der beste.
 

„Du weißt, dass ich früher Abweichler gesucht und aufgespürt habe.“ Ein Wortloses Nicken von Connors gegenüber.

„Ich habe früher meine Instruktionen von einer KI namens Amanda bekommen. Sie ist ein Teil von mir und gleichzeitig ist sie meine Verbindung zu CyberLife.“ Langsam aber mit ernster Miene sah Connor seinem Gegenüber direkt in die zweifarbigen Augen. „Als ich bei deiner Rede, hinter dir stand, hatte sie es irgendwie geschafft, die Kontrolle über mich zu bekommen. Ich fand mich auf einmal in dem Zen-Garten – ebenfalls ein Teil meiner Programmierung, wieder. Sie sagte mir, dass es an der Zeit sei, dass CyberLife wieder die Kontrolle zurück bekommt.“ Connor machte eine Pause, es machte ihn fast wahnsinnig, dass Markus noch so ruhig bleiben konnte.
 

„Ich hätte dich fast erschossen, unwissentlich da oben auf der Bühne. Wäre ich im laufe meiner Ermittlung nicht bei Elijah Kamski gewesen, und hätte Kamski mir nicht etwas von einem 'Notausgang' in seinen Programmen gesagt... ich hätte dich getötet, Markus! Ich bin eine Gefahr für dich und die anderen. Ich kann nicht bleiben! Was, wenn es wieder passiert!? Wenn ich...!“
 

„Beruhige dich, Connor.“ Behutsam, fast schon Liebevoll hatte Markus Connor an den Schultern gepackt. Ein sanftes freundliches Lächeln. Connor wurde etwas ruhiger. Die rot blinkende LED an seiner Schläfe wurde langsam gelb.
 

„Du hast mich nicht getötet. Du hast die Kontrolle über deinen Körper zurück erhalten! Damit hast du ein zweites mal gezeigt, dass CyberLife keine Macht mehr über dich hat! Du bist nicht mehr ihr Gefangener, du bist frei, frei wie wir alle!“ Markus Lächeln wurde intensiver. „Und du hast mir einmal mehr gezeigt, dass ich dir trauen kann. Mir die Wahrheit zu sagen, war sicher nicht einfach.“
 

Connor fehlten die Worte. Markus war wirklich bemerkenswert, welches Verständnis und welches Vertrauen er Connor entgegen brachte.

„Was... wenn es wieder passiert?“ Fragte Connor ängstlich nach.
 

„Dann wirst du wieder zeigen, dass du dein eigener Herr bist.“ Gab Markus fast schon grinsend als Antwort.
 

Connors Mundwinkel zuckten und formten ein leichtes Lächeln. „Danke... Markus. Wir kennen uns noch nicht lange, aber ich bin dir sehr Dankbar. Viele... hätten nicht so viel Verständnis.“
 

„Dank ist nicht angebracht, höchstens von mir. Du hast uns sehr geholfen, und viele von uns befreit. Außerdem hast du mir und North das Leben gerettet, als wir angegriffen worden sind. Ich vertraue dir, Connor. Und ich hoffe, dass du dir bald auch selbst vertrauen kannst. Wenn etwas ist, zögere bitte nicht mit mir zu sprechen, ja?“
 

Markus Gegenüber gab ein zaghaftes Nicken von sich. „Danke, Markus. Für alles.“

Fear

7 November 2038
 

Vor nicht einmal 72 Stunden, war der schlimmste Tag in Carl´s Leben gewesen. Am Abend des 5 Novembers, war es passiert. Leo war bei ihm eingebrochen um einige seiner Bilder zu verkaufen. Vermutlich für den Erwerb neuer Drogen oder zum abbezahlen von Schulden die er bei irgendwelche Dealern hatte.
 

Die Drogensucht und der Einbruch seines Sohnes war jedoch nicht das schlimmste gewesen.
 

Wie so oft in den vergangenen Jahren waren Leo und sein Hausandroid Markus aneinander geraten.

Carl verstand durchaus, wieso Leo eine Abneigung gegen diese Maschine hatte. Er war nie ein sonderlich guter Vater gewesen. Leo war kein Wunschkind, war er doch nach einer durch zechten Nacht mit einer ihm fast unbekannten Frau gezeugt worden.

Er hatte die Vaterschaft anerkannt und Unterhalt gezahlt aber wirklich Zeit mit seinem Sohn hat Carl erst verbracht, als Leo bereits 16 Jahre alt war.
 

Dann fingen die Drogen an, Carl hatte seinen Unfall der ihn an einen Rollstuhl fesselte, und Markus trat in sein Leben.
 

Anfänglich war Markus für ihn nicht mehr als eine Maschine geworden. Eine Maschine die Carl bei all den Dingen half, was Carl nicht mehr konnte.

Wenn der alte Mann ehrlich war, hatte er Markus in den ersten Monaten schon fast gehasst, dabei aber eigentlich lediglich seinen Missmut über seine veränderte Situation auf den Androiden projiziert.
 

Dann geschah es, dass Carl mehr und mehr in Markus sah, als eine Maschine. Er wusste nicht wann er damit begonnen hatte, aber eines Tages behandelte er den Androiden wie einen Menschen. Schließlich war er sein engster Freund und Vertrauter geworden bis er in Markus hinterher einen Sohn gesehen hat.
 

Und eben genau hier begannen die Probleme. Leo war eifersüchtig. Eifersüchtig auf Markus, einer Maschine. Eifersüchtig, dass Carl Markus ihm ganz offensichtlich vorzog. Klar, Leo hatte seine Probleme und der junge Mann hatte anfänglich Hilfe bei seinem Vater gesucht, welche Carl ihm verwehrte.
 

Dann geschah jene furchtbare Nacht. Jene furchtbare Nacht in der die Polizisten Markus erschossen, nach dem dieser Leo in einem Handgemenge versehentlich schwer verletzte.

Auch er wäre beinahe an einem Herzinfarkt gestorben.
 

Seid diesem Tag, war Carl ans Bett gefesselt, ein Pflegefall, noch mehr auf Hilfe angewiesen als vorher.

Sein Freund Elijah hatte sofort reagiert und ihm einen neuen Androiden für die Pflege geschickt.
 

Die Sorge, die Angst und die vorwürfe blieben. Er hätte mehr tun müssen. Mehr für Leo und mehr für Markus. Er war wirklich ein furchtbarer Vater gewesen. Und Markus musste sterben, und Leo fast, das Carl sich dessen bewusst wurde, wie sehr ihm seine beiden Söhne am Herzen lagen.
 

Angst um Leo, dass dieser doch noch an den Folgen des Sturzes sterben würde. Angst das er sterben würde, ehe er sich mit seinem Sohn aussprechen konnte.
 

Angst davor, den letzten kläglichen Rest seiner Familie zu verlieren.
 

Das Telefon ging, die wenigen Sekunden bis sein neuer Pfleger ihm den Hörer gab, waren Sekunden voller Angst für den alten Mann.
 

„Ihr Sohn ist auf dem Weg der Besserung. Er wird wohl in den nächsten Tagen das Bewusstsein zurück erlangen. Wir rechnen nicht mit bleibenden Schäden.“
 

Endlich ein Lichtblick. Carl viel ein Stein vom Herzen. Leo war auf dem Weg der Besserung. Carl wusste, auch wenn seine Tage gezählt waren. Er würde es wieder gut machen was er all die Jahre falsch gemacht hat.
 

Der alte hatte ein trauriges Lächeln aufgesetzt. Ohne diesen Zwischenfall, der Markus das Leben gekostet hat, wäre Carl wohl nie diesen Schritt gegangen. Er hätte nie erkannt, was ihm Leo eigentlich bedeutete.
 

Es war bereits früher Abend, als Carls neuer Pfleger ihm das Abendessen und eine Zeitung ans Bett brachte.

Auf der Titelseite war ganz groß das Gesicht eines Hautlosen Android zu sehen. Alles andere ausblendend, starrte Carl das Bild an. Es bedurfte keine künstliche Haut um zu erkennen, wer das war. Auch das fremde, blaue Auge verhinderte nicht, dass Carl wusste, wer das war.
 

„Markus...“ Dem Alten kamen die Tränen. Markus lebte. Markus war tatsächlich am Leben! Und Leo war auf dem Weg der Besserung!

Die Tage voller Sorgen und Angst vielen wie ein schwerer Mantel von Carls alten Schultern. Langsam presste er die Zeitung an sein Herz.
 

Seine beiden Söhne lebten. Er würde sie beide wieder sehen und dann würde er alles wieder gut machen. Alles wo er als Vater versagt hatte.
 

Einfach alles.
 


 

Detroitober Ende



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