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Ausflug der (Chaos)Krähen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch alle wundervolle und schöne Weihnachtstage
PS ich liebe dieses Kapitel ;) Komplett anzeigen

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Prolog

Der Bahnhof Sendai. Ein Ort, von dem aus Menschen von einem Ort zum anderen reisen können. Man kommt an oder fährt ab. So auch an diesem Tag. Einige Personen warten auf den Zug, der sie zu verschiedenen Orten bringen soll.

Auffällig ist aber vor allem eine größere Gruppe. Sie gehört eindeutig zusammen, auch wenn sie teilweise in kleineren Ansammlungen herumsteht. Am herausstechendsten sind jedoch drei der jungen Männer. Ein fast Glatzköpfiger und ein kleinerer, mit einer auffälligen, hellen Haarsträhne. Sie sind laut, schreien herum. Ein dritter, ebenfalls kleinerer Junge mit roten Haaren springt aufgeregt um die anderen beiden herum. Sie unterhalten den ganzen Bahnhof. Und während der Rest der Gruppe selbst diese drei einfach ignoriert, sehen alle anderen Reisenden, die ebenfalls auf den Zug warten, immer wieder zu den lauten Halbstarken. Mit neugierigen, teilweise aber auch verärgerten Blicken werden die Jungen immer wieder bedacht.

Und dann tönt ein lautes und strenges “Ruhe” über den Bahnhof. Und tatsächlich kehrt sofort Ruhe ein. Am kompletten Bahnhof. Keiner gibt mehr ein Wort von sich. Weder die lauten Jungen, noch der Rest der Gruppe. Aber auch die drei Mädchen, die dort stehen. Die Erwachsenen und auch die Berufstätigen, von denen ein Mann gerade eingeschüchtert sein Handy von seinem Ohr sinken lässt. Auch zwei ältere Frauen, ziehen ihren Kopf zwischen ihre Schultern.
 

Ryunosuke Tanaka und Yu Nishinoya drehen vorsichtig ihren Kopf über ihre Schultern und obwohl ihnen schon klar ist, was sie dort erwarten wird, zucken sie zusammen, kaum dass sie den älteren Jungen entdecken, der mit in die Seite gestemmten Händen regelrecht auf sie hinunter starrt. Seine Augen wirken, als würden sie in Flammen stehen und ihm ist anzusehen, dass er seine Zähne aufeinander presst um nicht laut zu schreien - was allerdings mit seiner Aussage, dass Ruhe herrschen soll, nicht zusammenpassen würde.

“Ent-entschuldige bitte, Daichi”, stottert Shoyo Hinata und macht ein paar Schritte nach hinten, die Hände vor den Mund halten. Nur ein schneller Griff von Tobio Kageyama schützt seinen Kumpel davor, auf die Bahngleise zu stürzen.

“Entschuldige, Daichi”, murmelt auch Tanaka.

“Wir sind schon ruhig”, fügt Nishinoya ebenso unterwürfig hinzu.

“Das hoffe ich”, erwidert Daichi Sawamura und wirft ihnen noch einmal einen düsteren Blick herum, ehe er sich herumdreht und kopfschüttelnd zu seinen besten Freunden tritt.

“Wäre besser für euch”, ruft Koshi Sugawara an ihm vorbei und entlockt dem neben ihm zum stehen Kommenden ein Stöhnen, während Asahi Azumane auf seiner anderen Seite seufzend den Kopf schüttelt.

“Hör auf sie immer zu ermutigen, Suga”, gibt Sawamura von sich.

“Tue ich doch gar nicht.”

Schon tragen Sawamura und Sugawara ein Blickduell aus, das Ersterer eindeutig gewinnt, da sein bester Freund ihm tatsächlich nicht lange stand halten kann.

“Ist dir bewusst, dass du nicht nur deine Chaos-Krähen eingeschüchtert hast, oder?”, stellt Yui Michimiya fest, die zusammen mit ihren Freundinnen und ehemaligen Mitgliedern des Karasuno Volleyballclubs der Mädchen ebenfalls mitkommt.

“Wie meint du das?” Sawamura sieht sich auf dem Bahnhof um und erst jetzt wird ihm klar, wie still es ist und auch die Blicke, die auf ihm liegen, werden ihm bewusst. Sofort weiten sich seine Augen. “Oh … das … ähm …”

“Tja, du hast halt ein sehr … präsentes Wesen”, erklärt Sugawara und schlägt ihm auf die Schulter, kann das breite Grinsen jedoch nicht unterdrücken.

“Ja danke auch”, knurrt Sawamura genervt.

Ein Kichern entkommt der neben Michimiya Stehenden, die Sawamura anschließend nur angrinst.

“Unrecht hat Suga schließlich nicht. Aber schön, dass du sie alle unter Kontrolle hast. Du bist einfach der Gruppenpapa, was?” Mao Aihara legt ihren Kopf leicht schräg und entlockt Chizuru Sasaki ein Kichern. Sie beide und Michimiya haben ebenso wie Sawamura, Sugawara und Azumane ihren Abschluss gemacht und als ehemalige Volleyballerinnen wurden sie von den Jungs zu deren Ausflug eingeladen.

“Gruppenpapa?” Schon verzieht Sawamura sein Gesicht, während seine Freunde lachen müssen.

“Genießen wir es einfach. So schnell werden wir in dieser Konstellation vermutlich nicht mehr zusammen kommen.” Kiyoko Shimizu, die neben Asahi Azumane steht, sieht den ehemaligen Kapitän des Karasuno Volleyballclubs durch ihre Brille hindurch an. Und diese Aussage ist es, die sie alle sieben still werden lässt.

“Nein, so denken wir jetzt gar nicht!”, bricht es aus Sugawara hervor und hebt beide Hände abwehrend vor sich hoch, fuchtelt wild mit ihnen hin und her. “Wir genießen diesen Ausflug und unsere Freundschaft, klar? Deswegen machen wir das doch! Wir wollten zusammen was unternehmen und das tun wir auch!”

“Richtig. Eine letzte gemeinsame Unternehmung”, stimmt Azumane ihm zu.

“Nein! Suga hat recht, so denken wir nicht! Wir werden uns sicherlich noch einmal treffen! Wir haben so viel zusammen erlebt, wir dürfen uns auf keinen Fall komplett aus den Augen verlieren!” Sawamura sieht seine Freunde so an, dass man denken könnte, dass er jeden Moment in Tränen ausbricht. Doch das ist im nächsten Augenblick schon wieder vorbei.
 

“Scheißyama! Was soll das bitte heißen?”

“Wie bitte? Du bist es doch, der so dumm ist und fast auf die Gleise springt, Hinata!”

“Wäre ich überhaupt nicht!”

“Ich habe dich gerade noch festgehalten!”

“Oh bitte, springt. Aber alle beide. Dann haben wir endlich Ruhe!” Die genervte Stimme ist auch ohne hinzuschauen Kei Tsukishima zuzuordnen.

“Kei, lass diese dummen Sprüche!”, richtet dessen Freundin augenrollend an ihn.

“Keiko …”

“Nein, reiß dich zusammen. Außerdem sind das deine Freunde!” Und schon sticht sie ihm ihren Zeigefinger in die Brust.

“Ähm …” Tsukishima scheint das nicht so zu sehen.

“Keine Diskussion! Freunde! Hörst du? Freunde!”

“Oh Gott, vielleicht springe auch ich. Wann kommt der nächste Zug?”

“Tsukishimaaaa!” Hinata sieht den Größten ihrer Gruppe zähneknirschend an. Warum kann er nicht endlich akzeptieren, dass sie schon längst Freunde sind?

“Lass ihn doch, Hinata. Dann haben wir wenigstens Ruhe.” Kageyama greift nach dem Kragen des Kleineren und zieht ihn ein wenig nach hinten. Dieser legt sich seinen Zeigefinger auf diese Aussage nachdenklich ans Kinn.

“Hmm, hast ja recht Kageyama.”

“Wie bitte? Niemand darf hier springen! Niemand! Oh mein Gott! Was macht man dann nur? Hilfe!” Hitoka Yachi, die nun alleinige Managerin des Volleyballclubs ist kreidebleich und hat ihre Hände rechts und links an ihre Wangen geschlagen.

“Hitoka, bitte, beruhige dich! Verdammt, Tsukki! Und auch ihr beide, das ist überhaupt nicht hilfreich.” Tadashi Yamaguchi beugt sich zu ihr und legt seine Hände auf ihre Schultern.

“Hitoka, die drei Vollidioten machen nur total verdammt dumme Witze!” Yachis beste Freundin drängt sich an ihrem eigenen Freund vorbei und tritt neben Yamaguchi.

“Wirklich?” Langsam lässt Yachi ihre Hände sinken.

“Keiko hat recht. Die sind gerade wirklich richtig dumm die drei!”, stimmt Yamaguchi sofort zu.

“Gott, Yamaguchi, hör auf dich so aufzuregen.” Tsukishima sieht auf seinen besten Freund hinunter, ehe er zum wiederholten Male seine Augen rollt und sich herum dreht, um den Rest seiner angeblichen Freunde zu ignorieren.
 

Sawamura und Sugawara wechseln drei Meter weiter einen Blick, ehe sie seufzend gegen den Himmel sehen.

“Okay, vielleicht hat es auch gute Seiten, dass wir mit der Schule fertig sind.”

“Da hast du recht, Daichi.”

Wieder seufzen beide doch noch ehe einer von ihnen etwas sagen kann, wird der Zug angesagt. Der ehemalige Kapitän tritt nach vorne und klatscht in die Hände, um sich die Aufmerksamkeit des Volleyballclubs und dessen Anhang zu sichern.

“Hey miteinander, kurz nochmal zur Abklärung! Wir fahren jetzt zusammen zum Bahnhof Shiroishi, die Fahrt dauert ungefähr 45 Minuten. Shimizu hat unser Gruppenticket, also schaut, dass ihr im Zug zusammen bleibt. Ansonsten, reißt euch bitte, wirklich bitte zusammen. Sonst setze ich die Unruhestifter höchstpersönlich aus! Bei ein paar von euch kann ich mir wirklich gut vorstellen, dass ihr den Heimweg nicht mehr findet, was sicher einigen von uns zugute kommen wird!”

Ein Kichern folgt auf seine Aussage.

“Oh, die Einzeller sind da sicher gut aufgehoben.”

“Tsukishimaaaa!”

“Kei, wirklich … Warum bist du so anstrengend?”

Ein paar hochgezogene Augenbrauen samt ein Blick von oben landen auf der neben dem Angesprochenen Stehenden.

“Soll ich dich auch aussetzen?”

“Ach. Würdest du das tatsächlich machen?”

“So eine Nervensäge wie du manchmal bist, Keiko?”

“Okay, okay.” Sugawara tritt nach vorne und hebt beide Hände vor sich. “Tsukki, Izumo, wir wissen alle, dass das eure Art ist, sich “ich liebe dich” zu sagen, aber macht das unter euch aus. Und wir setzen niemanden aus, versprochen.”

“Dich genauso”, murmelt Sawamura hinter ihm.

“Bitte? Was soll das denn heißen?” Sugawara sieht seinen besten Freund mit aufgerissenen Augen ungläubig an.

“Der Zug fährt gerade ein”, unterbricht Shimizu den ehemaligen Kapitän und dessen ebenso ehemaligen Vizen trocken. Kurz sehen die beiden sich noch an, entscheiden dann aber, dass es jetzt wichtigeres gibt.

“Denkt daran, zusammenbleiben!”, ruft Sawamura erneut in die Gruppe. Doch kaum dass die Türe des Zuges sich öffnet, rasen Tanaka und Nishinoya bereits voran. Shimizu seufzt, ehe sie Sawamura anblickt.

“Ich setze mich zu den beiden Chaoten.”

“Oh, vielleicht sollte ich auch …”

“Suga, setz dich zu den Chaoten da”, unterbricht Sawamura seinen besten Freund und deutete auf Hinata und Kageyama. Während zweiter gelangweilt auf den Zug starrt, hüpft ersterer auf und ab. Es ist nicht ganz klar, ob Kageyama gerade eben tatsächlich darüber nachdenkt, Hinata im Wald auszusetzen. Zuzutrauen wäre es ihm. Doch darüber denkt Sawamura selbst jetzt auch nicht weiter darüber nach. Er achtet darauf, dass sie wirklich alle einsteigen. Es wäre doch ärgerlich, wenn sie jemanden verlieren würden. Erst vor ein paar Tagen haben sie, die ehemaligen Drittklässler, ihr Zeugnis überreicht bekommen und damit offiziell die Oberschule abgeschlossen. Und heute machen sie noch einen letzten, gemeinsamen Ausflug. Einfach nochmal Zeit miteinander verbringen, hoffentlich auch genießen. Mit den Leuten, mit denen sie im letzten Schuljahr wirklich zusammengewachsen sind. Noch nie sind Sawamura, Sugawara und Azumane Teil eines solchen Teams gewesen. Es war wundervoll und sie wollen diese Zeit, ihre Freunde, nie vergessen. Heute ist es noch einmal an der Zeit, wundervolle Erinnerungen zu schaffen. Wobei die Frage ist, was die Chaoskrähen, wie sie ihren Haufen inzwischen nennen, anrichten werden. Und leider ist tatsächlich alles zu erwarten. Doch egal wie, Sawamura steigt als letzter ein und hinter ihm schließen sich die Türen des Zugs, es wird sicherlich ein unvergesslicher Tag!

Kapitel 1

Lautes Geschnatter tönt durch die Luft, während sich alle einen Sitzplatz suchen.

“Komm, lasst uns hierher sitzen.” Aihara greift mit einer Hand nach Michimiyas, mit der anderen nach Azumanes und zieht die beiden mit sich zu einem Viersitzer. Auf den ersten Blick wirkte er frei, doch tatsächlich sitzt schon jemand auf einem der Plätze. Sasaki, die ihren Freundinnen gefolgt ist, bleibt stehen und dreht ihren Kopf nach hinten.

“Hört mal, ich setze mich zu Shimizu. Die ist doch sicher ganz froh, wenn sie nicht allein bei den beiden Chaoten sitzen muss.” Und noch ehe ihre Freundinnen oder gar Azumane etwas erwidern können, dreht sie sich bereits herum und läuft ein Stück nach hinten, wo sie sich gleich darauf neben Shimizu niederlässt, die Tanaka und Nishinoya gegenüber sitzt.

“Na gut, dann setzen wir uns einfach”, erklärt Aihara und deutet Azumane an, vor ihr ans Fenster zu rutschen, ehe sie sich neben ihm niederlässt. Zögernd sieht Michimiya den bereits Sitzenden an.

“Entschuldige, ist neben dir noch frei?”

Der junge Mann hebt den Kopf, sieht sie mit seinen dunklen, grünlichen Augen an, ehe er nickt und auf den freien Platz deutet.

“Klar”, antwortet er und gleich darauf lässt sich Michimiya neben ihm nieder. Sie blickt erst ihre Freundin ihr Gegenüber an, ehe sie ihren Blick zu Azumane gleiten lässt und daraufhin verwirrt ihre Stirn runzelt. Er wirkt, als hätte er einen Geist gesehen. Seine Augen sind weit aufgerissen und auf den ihm gegenüber Sitzenden gerichtet. In dem Moment sieht dieser ebenfalls auf und wirkt gleich darauf wie Azumane.

“Das Krähen-Ass”, bricht aus ihm heraus.

“Das Seijoh-Ass”, erwidert der Angesprochene.

Verwundert wechseln Michimiya und Aihara einen Blick, ehe sie das Ass der Aoba Johsai ansehen. Der blinzelt noch überrascht, ehe er mit seinen Schultern zuckt und sich zurück lehnt.

“Ich war mal das Ass.”

Azumane legt seinen Kopf schräg. Er ist eingeschüchtert, das sieht man ihm an, doch so ist es ja immer mit ihm. Dafür dass er so riesig ist, dazu sein Aussehen, das alle einschüchtert, ist er ganz schön ängstlich.

“Bin ich schlussendlich auch nicht mehr”, erwidert er, verschränkt seine Arme und lehnt sich auch nach hinten an seinen Sitzplatz.

“Was macht ihr?” Das ehemalige Ass nimmt seinen Blick von Azumane und sieht sich um und erkennt ein paar der anderen Karasuno Volleyballer, ehe er erneut den ihm gegenüber Sitzenden anblickt.

“Iwaizumi, richtig?”, fragt Azumane und als dieser nickt, spricht er weiter. “Wir machen einen Ausflug, also der Volleyballclub und ein paar Freunde. Ein Abschiedsausflug sozusagen. Einfach nochmal etwas zusammen machen, ehe sich unsere Wege endgültig trennen.”

“Ah, klar, verständlich. Machen wir heute auch.”

“Echt? Aber warum sitzt du hier dann allein?”, fragt Aihara neugierig und beugt sich ein wenig nach vorne, um den Feind der Karasuno genauer unter die Lupe zu nehmen.

“Ach, Oikawa hat mich einfach nur genervt und daraufhin habe ich die Flucht ergriffen, um meine Ruhe zu haben”, antwortet Hajime Iwaizumi erneut schulterzuckend. “Die anderen sitzen da vorne.” Er deutet in die Richtung und sofort drehen sich drei Köpfe, um einen Blick auf die restlichen Volleyballer der Aoba Johsai zu erhaschen.

“Irgendwie kann ich dich verstehen”, richtet Azumane anschließend an Iwaizumi, der ihn ebenso überrascht ansieht, wie Michimiya und Aihara. “Ich glaube, ich würde auch die Flucht ergreifen, wenn ich bei ihm sitzen müsste.”

Während die beiden jungen Frauen ihn verwundert ansehen, zucken Iwaizumis Mundwinkel.

“Gut”, ist jedoch alles, was er antwortet.

Und auch wenn sie Rivalen waren und die Aoba Johsai immer einer der größten und härtesten Gegner der Karasuno bleiben wird, unterhalten sich die vier nach kurzzeitigem Zögern und Unsicherheit, zumindest von Seiten Azumanes und Michimiyas aus, angeregt miteinander. Darüber, dass die Schule nun vorbei ist, was für sie nun ansteht, wie es weitergehen wird.

Schließlich wird der nächste Halt des Zuges angekündigt und kurz darauf öffnen sich die Türen erneut, damit weitere Zugfahrgäste einsteigen können. Als ein Gespräch an Michimiyas Ohren dringt, hebt sie ihren Kopf und springt im nächsten Augenblick auf.

“Sie können sich gerne auf meinen Platz setzen”, richtet sie an ein älteres Pärchen, das gerade eingestiegen ist.

“Oh, das ist aber nett von Ihnen, junge Frau”, erwidert die ältere Dame und lässt sich gleich darauf auf dem Sitz nieder, auf dem Michimiya vor wenigen Sekunden noch gesessen hat.

“Sie können gerne auf meinen Platz sitzen”, richtet Aihara an den älteren Herren.

“Oh, und ihr?”, fragt Azumane erstaunt. “Soll nicht lieber ich aufstehen und …” Er kann nicht einmal aussprechen, da winken seine Begleitungen beide ab.

“Ich sehe mal nach Daichi”, erklärt Michimiya und schon färben sich ihre Wangen rot.

“Und ich habe da auch schon eine Lösung”, sagt auch Aihara und im nächsten Augenblick weiten sich die Augen ihrer Freundin.
 

“Alles klar bei euch?”, fragt Sawamura und hebt sich mit einer Hand an der Stange fest, die an der Decke angebracht hat, während er zu seinem besten Freund und zu zwei ihrer Chaoten in den Vierer hineinblickt. Auch bei ihnen sitzt ein vierter Fahrgast, der nicht zu ihrer Gruppe gehört.

“Klar, läuft alles”, antwortet Sugawara. “Zumindest leben beide noch.”

Ein Seufzen entkommt Sawamura, der vermutlich keine bessere Antwort erwarten darf.

“Noch! Ich garantiere für nichts”, knurrt Kageyama in dem Moment.

“Was soll das denn heißen?”

“Denk doch selber nach, Hinata!”

“Jungs, hört auf damit. Keiner bringt hier irgendjemanden um”, richtet Sugawara da an die beiden Jüngeren und macht mit seinen Händen einen besänftigende Geste.

“Tja, ich garantiere auch für nichts”, murmelt Sawamura, der sich sicher ist, dass dieser Ausflug ihm noch mehr graue Haare bescheren wird, als Kapitän dieser Chaoskrähen gewesen zu sein.

“Äh, Daichi? Dir ist schon klar, dass wir alle heil und munter zurück bringen sollten?” Sugawara sieht ihn mit angehobenen Augenbrauen an.

Gerade als Sawamura erwidern will, dass es in dem Fall nur um die beiden Jüngeren geht, tritt eine Person zu ihnen. Sie schiebt sich vor ihn und legt ihre Arme um seine Mitte, ehe sie ihren Kopf an seine Schulter legt.

“Ähm, Yui?” Verunsicherung ist seiner Stimme zu entnehmen, während er sich umblickt. “Hier in der Öffentlichkeit … ich weiß nicht. Vielleicht wäre es besser, wenn …” Und erneut kann er nicht ausreden.

“Wenn Mao auf Asahis Schoß sitzen kann, dann kannst du mich doch sicher in den Arm nehmen, oder?”, murmelt Michimiya an seiner Schulter und sieht unsicher zu ihm auf.

Kurz blickt Sawamura ihr noch in die Augen, dann dringt endlich zu ihm durch, was sie gerade gesagt hat. Aihara auf Azumanes Schoß? Schon schießt sein Kopf herum. Aber nicht nur seiner, auch Sugawara blickt in die Richtung ihres Freundes.

Tatsächlich sitzt dieser auf dem Platz, an dem Michimiya ihn zurückgelassen hat. Nur dass Aihara nicht mehr neben ihm sondern wie von ihrer Freundin angekündigt auf seinem Schoß sitzt. Und dass das dem eigentlich großen und erwachsen wirkenden Kerl verunsichert, ist dessen hochroten Kopf zu entnehmen. Während Aihara sich angeregt mit dem sich gegenüber Sitzenden unterhält, scheint es Azumane die Sprache verschlagen zu haben.

“Ähm …” Sawamura blinzelt überrascht, ehe er seinen Blick senkt und das Mädchen ansieht, die vor ihm steht. Wie von selbst legt sich seine freie Hand um ihre Taille, zieht sie sogar noch etwas enger an sich. “Okay”, murmelt er mit heiserer Stimme, sieht aber wieder zur Seite. “Halt dich einfach fest, nicht dass du umfällst”, fügt er hinzu, während sich seine Wangen rot färben.

Ein Lächeln breitet sich auf Michimiyas Zügen aus, während sie ihren Kopf wieder an seine Schulter legt und ihren Griff um ihn etwas festigt. Sie beide sind noch nicht lange ein Paar und es ist immer noch ein wahrgewordener Traum für sie.

“Mit wem redet Aihara denn da so angeregt?”, fragt Sugawara in dem Augenblick, der immer noch neugierig zu Azumane schaut. “Von uns sitzen doch alle hier rum.”

“Oh”, Michimiya hebt ihren Kopf erneut und blickt ebenfalls zu ihrer Freundin und deren Sitzeinsatz, “mit dem ehemaligen Ass der Seijoh. Iwa-irgendwas. Die machen auch einen Ausflug.”

Schon reißen sowohl Sugawara und Sawamura als auch Hinata und Kageyama ihren Kopf herum.

“Was, der große König ist da?”, ruft Hinata laut durch den ganzen Zug. Er ist aufgesprungen und sein Blick huscht neugierig durch den ganzen Zug.

“Oikawa”, zischt Kageyama und seine Augen pressen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Verwundert beobachtet Michimiya ihn.

Hinata war so laut, dass alle der Karasuno-Spieler, ehemalige und aktuelle, still werden. Doch nicht nur bei ihnen ist der Ausruf angekommen, auch bei dem Genannten. Ein gutes Stück weiter, steht Toru Oikawa höchstpersönlich auf. Sein Blick huscht ebenfalls neugierig durch die Reihen, ehe er bei ihnen hängen bleibt. Sofort verdüstern sich seine Augen.

“Ach, mein kleiner Tobio ist ja auch hier”, gibt er mit süßlicher Stimme von sich. Es vergeht keine Minute, dann bleibt er neben Sawamura und dessen Freundin stehen. Sein Blick gleitet über sie, ehe er seinen ehemaligen Kapitäns-Kollegen anblickt.

“Du hast dir eine Freundin zugelegt, Sawamura? Damit hätte ich ja nicht gerechnet.”

“Na und?”, erwidert der Angesprochene und runzelt seine Stirn. Doch sein Gesprächspartner ignoriert ihn und blickt wieder zu seinem ehemaligen Teamkollegen.

“Na, Tobiolein. Hast du etwa Auslauf bekommen?”

“Kageyama, ganz ruhig”, richtet Sugawara an diesen und legt ihm einen Hand auf den Unterarm, dessen Sehnen hervorstehen. Kageyama hat seine Hände zu Fäusten geballt und knirscht mit den Zähnen, weshalb seine Wangenknochen hervorstehen. “Ignorier ihn einfach.”

“Was? Ignorieren? Das macht mich aber traurig, Mr. Refreshing. So etwas sagt man doch nicht, vor allem nicht über Menschen, die direkt vor einem stehen. Außerdem ignoriert doch ein Schüler seinen Meister nicht sondern freut sich, ihn zu sehen.”

Auf diese Aussage scheint Kageyama nur noch wütender zu werden.

“Du bist nicht mein Meister!”, knurrt er durch zusammengebissene Zähne hindurch.

“Ihr macht auch einen Ausflug?”, fragte Sawamura, während er den Griff um seine Freundin ein wenig lockert. Er blickt Oikawa an, hofft ihn durch seine Frage von Kageyama abzulenken, der aussieht, als würde er gleich explodieren. Und auch Hinata sieht alles andere als begeistert aus. Er scheint am liebsten etwas sagen zu wollen. Auf der anderen Seite wirkt er aber auch hibbelig und unsicher. Vor seinen Gegnern hat er nur auf dem Spielfeld keine Angst.

“Ja. Wir fahren ins Fuchsdorf”, richtet Oikawa seine Aufmerksamkeit tatsächlich auf den anderen, ehemaligen, Kapitän.

Dieser wechselt einen kurzen Blick mit seinem besten Freund. Ob man noch kurzzeitig umdisponieren kann? Ein leises Seufzen entkommt ihm, ehe er schief grinst.

“Ja, wir auch.”

“Ach, wie … toll.” Man kann Oikawa ansehen, dass diese Aussage sarkastisch ist.

“Hey, Shittykawa!”, tönt es plötzlich durch den Zug. “Lass Kageyama und die anderen Krähen in Ruhe und beweg deinen Arsch wieder zurück auf deinen Platz!”

Auf diese Aussage herrscht Stille im Abteil. Sämtliche Aufmerksamkeit richtet sich auf Iwaizumi, der in den Gang getreten ist und seinen besten Freund mit blitzenden Augen ansieht.

“Aber Iwa-lein …”

“Beweg deinen Hintern hierher, aber sofort.”

Oikawa lässt seinen Blick von Iwaizumi zu Kageyama und zurück gleiten. Ein lauter Seufzer entkommt ihm und er schüttelt gespielt den Kopf.

“Das ist jetzt wirklich zu traurig. Nun gut, mein lieber Tobio, wir sehen uns sicher bald wieder. Nachher vermutlich. Also bis dahin.” Er hebt seine Hand, dreht sich herum und geht zu dem im Gang Stehenden, der ihm, kaum dass er bei ihm angekommen ist, eine auf den Hinterkopf mitgibt.

“Aua, Iwa-lein, was habe ich dir nur getan?”

“Du lebst und atmest! Also los, ab zu den anderen!” Iwaizumi lässt seinen Blick zu seinen bisherigen Gesprächspartnern wandern. “Ich setze mich wieder zu meinen Leuten. War nett mit euch zu reden. Wir sehen uns.” Und damit folgt er Oikawa beziehungsweise stößt ihn vor sich her.

Aihara erhebt sich von Azumanes Schoss und setzt sich diesem gegenüber auf den Platz, auf dem Iwaizumi gerade noch gesessen hat.

“Schade, das Gespräch war doch nett”, sagt sie, während sie dem ehemaligen Aoba Johsai Ass hinterher blickt. Als sie ihren Blick anschließend auf ihren Gegenüber richtet, hebt sie ihre Augenbrauen.

Azumane hat eine Hand auf sein Herz gelegt und atmet schon fast zitternd aus. Zudem weisen seine Wangen immer noch einen roten Schimmer auf.

“Was ist los?”

Mit großen Augen sieht Azumane Aihara an.

“Irgendwie hat es mich verängstigt, mit ihm zu reden.”

Und schon weiten sich Aiharas Augen und sie wirkt ungläubig.

“Ernsthaft? Mensch Azumane! Du bist ein Mann und kein kleiner Junge, zumindest sieht es so aus! Du hast ihn besiegt und warst im Gegensatz zu ihm bei den Nationalmeisterschaften! Und dann hast du Angst vor ihm? Dir ist echt nicht mehr zu helfen!”

“Aber …” Azumane sinkt regelrecht in sich zusammen, während seine Gegenüber ihn immer noch ungläubig ansieht.

“Sawamura hat wohl recht, wenn er sagt, dass du zwar aussiehst wie ein harter Kerl, das aber gar nicht bist.”

Während sich Azumane noch mehr von seiner Gegenüber anhören muss, sorgt Sugawara dafür, dass sich ihr Freak Team wieder setzt. Bei Kageyama geht das ja gut, aber bei Hinata muss er schon etwas kämpfen. Dieser springt immer wieder auf und sieht erneut in die Richtung, in die Oikawa gegangen ist.

“Wie krass! Ausgerechnet der große König!”, ruft er aufgeregt.

“Pfft, großer König. Was stellst du dich so an, Hinata? Wir haben einen eigenen König, setz dich mit dem auseinander!” Tsukishimas Stimme ertönt und schon springt Hinata wieder auf, um über seine Rückenlehne zu sehen, wo sein Mannschaftskollege zusammen mit Izumo, Yachi und Yamaguchi sitzt. Tsukishima hat seinen Kopf leicht nach hinten gedreht und sieht ihn durch die Brillengläser hindurch an. Und selbst wenn sich Hinata in diesen Positionen sogar über ihm befindet, wirkt es, als würde sein Blickgegner auf ihn herabsehen, was dem Kleineren klar ist, denn nun knirscht er mit den Zähnen.

“Ernsthaft?”, seufzt Sugawara, packt Hinata und zieht an ihm, so dass er nach hinten plumpst und auf seinem Platz aufkommt. “Du bleibst jetzt sitzen. Und du, Tsukishima, hörst auf, du zu sein.”

“Was soll das denn jetzt heißen?”, fragt dieser stirnrunzelnd.

“Was wohl?”, beantwortet jedoch seine Freundin die Frage. Izumo sieht ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Sei nicht so gemein.”

“Ich bin nicht …”

“Tsukki, du musst es gar nicht bestreiten”, mischt sich Yamaguchi ein.

“Gott, ihr nervt doch alle”, murmelt sein bester Freund und dreht sich, um zum Fenster hinaus zu sehen. Trotzdem hört man ihn noch: “Das mit dem Aussetzen hört sich einfach immer noch nach einer guten Idee an …”, murmeln.

Wieder wechseln Sawamura und Sugawara einen Blick. Diese neue Begebenheit wird das Chaos vermutlich noch größer werden, als sie es bisher schon erwartet haben …

Kapitel 2

Eine Weile später sind sie dort, wo sie hinwollen.

“Shimizu, ich danke dir vielmals. Du bist wirklich die Beste. Ohne dich wäre ich teilweise echt aufgeschmissen. Schon immer gewesen”, richtet Sawamura an die ehemalige Managerin, die alles hauptsächlich organisiert hat. Diese streicht sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr.

“Das war doch nichts”, erwidert sie. Doch noch ehe sie weitersprechen, schiebt sich Tanaka plötzlich vor sie.

“Du hast jetzt eine eigenen Freundin, Daichi! Also ist Kiyoko nicht deine Beste, klar? Sie ist wenn dann höchstens meine Beste!” Mit gebleckten Zähnen sieht er seinen ehemaligen Kapitän an, der verwundert seine Augenbrauen hochzieht. Ehe er etwas erwidern kann, legt sich eine schmale Hand auf Tanakas Schulter und zieht diesen nach hinten.

“Ryunosuke! Lass das bleiben! Er hat sich nur bei mir bedankt!”

Und schon wird Tanaka ganz kleinlaut und sieht Shimizu entschuldigend an, die ihm eine kleine Strafpredigt hält.

Vorsichtig tritt Sawamura zurück, er will nicht in die Schusslinie geraten. Als sein bester Freund neben ihm erscheint, bleibt er stehen.

“Wer hätte je gedacht, dass er sie tatsächlich noch herum bekommt”, gibt Sugawara mit einem Kopfschütteln von sich.

“Ich gehe davon aus, dass das tatsächlich niemand auf dem Schirm gehabt hat.”

Immer noch liegen ihre Blicke auf Shimizu und Tanaka. Wie auch immer der Jüngere das geschafft hat, er hat anscheinend tatsächlich das Herz der ehemaligen Managerin erwärmt.

Sawamura dreht seinen Kopf und sieht sich nach seiner eigenen Freundin um. Sein Herz macht einen Satz, als er sie ein paar Meter weiter mit Aihara und Sasaki zusammen sieht. Sie sind noch nicht lange zusammen und es hat wirklich ewig gebraucht, bis ihm klar geworden ist, was er für sie empfindet, dennoch ist er froh, dass sie nun hier dabei ist. Und dass sie überhaupt zu ihm gehört. Ein Lächeln erscheint auf seinen Zügen. Und genau in dem Augenblick sieht sie auf und als sie bemerkt, dass er sie ansieht, lächelt auch sie.
 

Da läuft der Aoba Johsai Volleyball-Club an ihnen vorbei.

“Hey Hinata! Tsukishima.”

“Hey Charlott- ähm, hey Kindaichi, hey Kunimi!”

Hinata winkt den beiden Schülern zu, die ebenfalls im Dezember beim Erstklässler-Training der Johzenji und der Shiratorizawa dabei waren. Ersterer hat zuerst begrüßt, zweiterer ignoriert seinen Rivalen einfach, aber anders war er ja noch nie. Tsukishima sieht desinteressiert auf, hebt im Gegensatz zu Kunimi zumindest eine Hand in Richtung der beiden Volleyballer.

Fast alle begrüßen sich leise oder heben ebenfalls eine Hand. Nur Kyotani läuft mit gebleckten Zähnen an ihnen vorbei, woraufhin auch Tanaka sofort die Zähne bleckt und gleich von Shimizu ermahnt wird. Oikawa selbst lächelt, doch man kann seinen Augen ansehen, dass dieses Lächeln alles andere als echt ist. Mit einer Handbewegung hält Sawamura seine Gruppe zurück. Als ihre Rivalen vorbei sind, dreht er sich zu seinen Freunden um.

“Wir warten noch ein paar Minuten, ehe wir los ebenfalls hochlaufen und unsere Eintrittskarten holen gehen.”

“Und warum laufen wir nicht auch jetzt gleich hoch?” Nishinoya legt fragend seinen Kopf zur Seite.

“Vielleicht können wir die Sejoh ja noch überholen!” Tanaka reckt eine Faust vor sich hoch.

“Genau deshalb warten wir”, erklärt Sawamura.

“Häh, warum das denn?”, fragt Nishinoya verwirrt.

“Ist dir das nicht klar?”, erwidert Ennoshita die Frage und unterdrückte ein Seufzen. Nächstes Schuljahr wird er wirklich sehr viel zu tun bekommen … “Wir wollen Abstand zur Sejoh. Schon allein deswegen macht es Sinn.” Er deutet auf Kageyama, der der anderen Mannschaft hinterher blickt. Durch die mahlenden Zähne ist ein Knirschen zu hören und Kageyamas Augen sind zu Schlitzen zusammengepresst, die Hände zu Fäusten geballt, so dass die Fingerknöchel weiß hervortreten. Oikawa hat diesen Einfluss auf ihn.

“Ah, okay.” Auf die Erklärung zuckt Nishinoya nur mit den Schultern und läuft zu Azumane, vor dem Aihara steht und auf ihn einredet. Wieder sind die Wangen des ehemaligen Asses hochrot. Und als Nishinoya auftaucht und auch noch auf ihn einzureden beginnt, wird es nicht besser. Dieser und Aihara sind ein gutes Team darin, Azumane aufzuziehen.

“Am liebsten würde ich umdrehen und etwas anderes machen”, seufzt Sugawara neben seinem besten Freund. Der verschränkt seine Arme vor dem Oberkörper.

“Ich auch, Suga. Das hier kann doch nur eine einzige Katastrophe werden, oder?”

“Müssen wir halt das Beste draus machen.” Sugawara zuckt mit seinen Schultern und schiebt seine Hände in seine Jackentaschen.

“Was anderes bleibt uns auch wirklich nicht übrig …” Sawamura seufzt und lässt seinen Kopf in den Nacken fallen, blickt zum Himmel auf. Als er eine Bewegung neben sich wahrnimmt, sieht er zur Seite und bemerkt Azumane neben sich stehen. Dieser hat wieder einmal den Kopf zwischen die Schultern gezogen und knabbert fast an seinen Fingernägeln.

“Rettet mich, bitte!”, fleht er.

“Was denn? Hast du etwa Angst vor Aihara?” Sugawara beugt sich ihm breit grinsend entgegen.

“Ich habe keine Angst!”, echauffiert sich der Angesprochene sofort. “Aber … sie ist schon ein wenig … ähm … furchteinflößend.”

Ein lautes Lachen entkommt seinen Freunden. Sawamura klopft ihm auf den Rücken.

“Keine Sorge, wir passen auf dich auf, du Weichei.”

“Hey!”

Doch Sawamura reagiert darauf nicht und wendet sich den anderen zu, hebt eine Hand in die Höhe.

“Los gehts, kommt alle mit!”
 

~🏐~
 

“Verdammte Krähen”, knurrt Oikawa, während er mit verschränkten Armen auf den Eingang des Fuchsdorfs zustampft. “Verdammter Tobio! Verdammter Shoyo! Verdammte Freaks!”

“Gott, hörst du dich eigentlich selbst reden?”, knurrt Iwaizumi.

“Was soll das denn heißen?”

“Dass du dich anstellst! Du könntest unseren letzten Ausflug in dieser Konstellation auch einfach genießen”, erklärt Mattsukawa trocken.

“Eben. Ignoriere die Krähen einfach. So wie wir dich.”

“Maki! Was habe ich dir nur getan?” Entsetzt blickt Oikawa Hanamaki an, der nur mit den Schultern zuckt.

“Die Frage habe ich doch vorher schon beantwortet. Aber ich beantworte sie auch gerne noch einmal für alle: Du lebst und du atmest.”

“Iwa-lein!”

“Ich habe die Eintrittskarten organisiert.” Yahaba taucht neben den Ehemaligen auf und hebt die genannten Karten in die Höhe. Kyotani folgt ihm und knirscht mit den Zähnen. Ohne ein Wort zusagen, hebt er Flyer des Fuchsdorfs in die Höhe, auf denen der Plan eingezeichnet ist.

“Schön habt ihr das gemacht. Ich sehe, man kann euch ja schon richtig die Verantwortung übertragen.” Sofort wirkt Oikawa wieder überheblich.

“Hör auf mit dem dummen Gelaber.” Iwaizumi stößt ihm seine Faust in den Rücken. “Yahaba ist schon länger Kapitän. Und Kyotani sein Vize. Warum tust du so, als hätten sie keine Ahnung?”

“Ach, die beiden können trotzdem noch lernen.” Oikawa winkt ab, dreht sich wieder dem aktuellen Kapitän und Vizen zu, deutet auf sich selbst. “Also seht mir zu und lernt.”

Yahaba verzieht sein Gesicht, sieht an dem ihm Gegenüberstehenden vorbei, wo Iwaizumi, Hanamaki und Matsukawa einheitlich ihren Kopf schütteln. Doch noch ehe einer der beiden Jüngeren etwas sagen kann, landet Iwaizumis Hand in Oikawas Nacken und schiebt diesen erbarmungslos nach vorne. Er will nicht warten, dass die Krähen auftauchen. Sein bester Freund ist auch so schon anstrengend genug, ohne dass er auf ihre Gegner trifft. Allein zu wissen, dass diese am gleichen Ort sind, ist schlimm genug.

“Au, aua Iwa! Aua. Warum musst du mir immer weh tun!”, jammert Oikawa, während dieser ihn so abführt.

“Weil du es verdient hast.” Iwaizumi sieht über seine Schulter, wo Hanamaki und Matsukawa einheitlich nicken und ihnen sogleich folgen.

Es dauert nicht lange und schon ist die komplette Gruppe ins Fuchsdorf eingetreten.
 

~🏐~
 

Einige Minuten später hat auch der Karasuno Volleyballclub die Eintrittskarten organisiert. Shimizu und Yachi stehen vor ihnen und verteilen an jeden Anwesenden eine Karte und ein paar Flyer.

“Häh, und das ist so richtig rum? Wenn wir so rum laufen, dann muss die Karte doch so hingehalten werden, oder?” Hinata dreht den geöffneten Flyer, auf dem das Fuchsdorf abgebildet ist, vor sich hin und her. “Oder, Kageyama?”

Dieser steht neben ihm und schaut ebenfalls total verwirrt auf den Parkplan.

“Ich habe keine Ahnung. Aber ich glaube, du hältst die Karte jetzt schon falsch. Gib mal her.”

“Was, nein, gerade habe ich sie.”

“Jetzt gib schon her, du hast doch sowieso keine Ahnung, wo wir gerade sind!”

“Du hast genauso wenig Ahnung!”

“Jetzt gib her, Boke-Hinata!”

“Nein, Scheißyama!”

Die beiden reißen an dem Parkplan herum, der im nächsten Moment mit einem lauten “Ritsch” sein Ableben verkündet.

“Das ist allein deine Schuld, Kageyama!”

“Meine? Du bist schuld daran!”

“Du hast daran gerissen!”

“Weil du sie mir nicht gegeben hast!”

Sawamura steht ein Stück hinter den Kontrahenten und hat die Augen geschlossen. Doch auf seiner Stirn kann man eine Ader pulsieren erkennen, die anzeigt, dass seine Laune gerade sekündlich tiefer sinkt.

“Daichi, falls es dich beruhigt”, Sugawara klopft ihm zu seinen Worten auf die Schulter, “du bist sie los. Ab sofort muss sich Ennoshita mit den beiden herumschlagen.”

Langsam lässt die Anspannung in Ersterem nach.

“Du hast recht, Suga. Nicht mehr mein Problem.”

“Ganz richtig.” Sugawara klopft nochmal auf die Schulter seines besten Freundes, ehe er seine Hand sinken lässt. Sie wechseln einen kurzen Blick, ehe sie langsam ihren Kopf zu demjenigen drehen, von dem sie gerade eben noch gesprochen haben.

Chikara Ennoshita, der neue Kapitän des Karasuno Volleyballclubs sieht verzweifelt zu den jüngeren Chaoskrähen. Sawamura kann mit ihm mitfühlen. Vollkommen. Doch Sugawara hat recht. Es ist nicht mehr sein Problem. Und auch wenn er ein wenig wehmütig ist, so spürt er auch die Erleichterung, sich nicht mehr darum kümmern zu müssen. Er hat über eineinhalb Jahre die Verantwortung für die Chaoskrähen getragen. Es ist Zeit, dass das ein anderer macht. Einer, der noch keine grauen Haare oder Sorgenfalten hat. Sugawara würde nun Zornesfalten sagen, vielleicht hätte er damit auch recht. Wobei, wieder landet Sawamuras Blick auf Ennoshita, der hat schon oft genug mit Tanaka und Nishinoya zu tun und dabei etwas gelernt. Auch Ennoshita wird schon graue Haare haben. Aber gut, dieser hat noch ein ganzes Jahr vor sich. Es wird schlimmer werden. Vielleicht sollte er ihm irgendetwas Gutes tun. Er muss sich nur noch überlegen, was etwas Gutes wäre. Er hat ja noch etwas Zeit, sich etwas einfallen zu lassen. Und vielleicht, sein Blick richtet sich auf seine Freundin, die mit Sasaki redet, hat sie ja ein paar gute Ideen und kann ihm helfen.

“Also los jetzt, rein mit euch. Lasst die armen Tiere in Ruhe. Und auch die Sejoh-Volleyballer, nur dass das klar ist!” Den letzten Teil des Satzes konnte er nicht unterdrücken. Schade, dass das notwendig ist. Er sieht zu Michimiya, die gleich darauf zu ihm aufschließt. Wie von selbst schließt sich seine Hand um ihre und er lächelt sie an. Ihre Wangen färben sich rot und sie blickt auf den Boden. Doch auch ihr kann man ein Lächeln ansehen. Anscheinend war das gerade genau die richtige Handlung. Das muss er sich merken. Er will, dass sie immer lächelt.

“Auf gehts”, richtet er erneut an seine Freunde und läuft kurzentschlossen los. Er wird sich diesen Ausflug nicht verderben lassen. Und jeder, der es doch wagt, sollte sich besser auf etwas gefasst machen!

Kapitel 3

“Oh sind die süß!” An den Satz könnte man vermutlich zwanzigtausend Ausrufezeichen hängen, so wie er ausgestoßen und betont wird.

“Oh ja, das sind sie wirklich! Schau mal, der da, Keiko!” Yachi deutet auf einen kleinen roten Fuchs, der sich zu einer Kugel zusammengerollt hat und die Besucher ignoriert. Doch er ist nicht der Einzige, der das Geschehen um sich herum einfach ausblendet.

“Hey Kei, sind die kleinen Füchschen nicht zuckersüß?” Izumo hängt sich an einen seiner Arme und zieht daran, während sie auf die Tiere deutet.

“Ja, ja”, erwidert Tsukishima, nimmt seinen Blick jedoch nicht von dem Gerät, das er in seinen Händen hält. Das wird jedoch gleich runter gedrückt.

“Kei! Leg endlich dein dummes Handy weg und schau dir an, was um dich herum los ist!”

“Was denn?” Er hebt seinen Kopf. “So spannend ist das jetzt ja wohl nicht.”

“Bitte?”

“Nicht spannend?”

Sowohl Izumos als auch Yachis Blick liegen ungläubig auf ihm.

“Ich weiß nicht so recht, ob die Aussage eine gute Idee war, Tsukki.”

“Ach halt die Klappe, Tadashi!” Stirnrunzelnd blickt Tsukishima, auch während der Aussage die an seinen besten Freund gerichtet ist, durchgehend auf Izumo, deren Stirn gerunzelt ist und deren Augen gefährlich funkeln.

“Reiß dich gefälligst am Riemen, Kei Tsukishima”, lässt seine Freundin da bereits eine Schimpftirade los. “Wir machen hier einen Ausflug! Der letzte Ausflug mit Daichi, Suga und Asahi sowie Kiyoko! Das solltest du gefälligst genießen! Deine Freunde wirst du so schnell nicht mehr sehen! Und was machst du? Starrst nur auf dein dämliches Handy!”

Schon heben sich Tsukishimas Augenbrauen und er sieht von oben herab auf sie herunter.

“Ich schaue gerade nur im Internet, wie man jemanden aussetzt. Und ich denke, du bist die erste, an der ich es ausprobieren werde.”

Ihre Augen weiten sich, dann schnappt sie beleidigt nach Luft. Ihre Arme vor dem Oberkörper verschränkt, dreht sie ihm den Rücken zu.

“Kei Tsukishima, du kannst mich mal!” Und damit stapft Izumo beleidigt von dannen. Yachi folgt ihr nach einem kurzen eingeschüchterten Blick auf Tsukishima.

“Denkst du wirklich, dass es gut ist, wenn du jetzt mit ihr streitest?”, fragt Yamaguchi unsicher.

“Ach, die beruhigt sich schon wieder”, winkt der Größere ab, ehe er wieder auf sein Handy starrt. Zumindest labert sie ihn jetzt nicht mehr dumm von der Seite an.

“Naja, du musst es ja wissen. Ich meine, sie ist deine Freundin. Und … ich erinnere ja nur ungern an euren letzten Streit …”

“Dann lass es einfach.”

“... aber der ist auch nicht unbedingt gleich gut ausgegangen.”

“Schlussendlich schon.”

“Was aber nicht bedeutet, dass es auch heute gut ausgeht. Und eigentlich hat sie ja auch recht. Das ist das letzte Mal, dass wir mit den Älteren unterwegs sind. Das sollten wir einfach genießen.”

“Oh Gott, du nervst derart, Tadashi!”, stöhnt Tsukishima, steckt sein Handy aber gleich darauf in seine Hosentasche und schiebt dann beide Hände ebenfalls in die Hosentaschen. Sein Blick richtet sich auf die Füchse vor sich. Und auch wenn er es gar nicht will, sind die kleinen pelzigen Tiere doch irgendwie … niedlich. Das ist seine Freundin manchmal auch … irgendwie. Schon dreht er seinen Kopf und sieht sich nach ihr um. Ein paar Meter weiter erblickt er sie neben Yachi. Und sie ist ganz eindeutig beleidigt, das erkennt er an ihrer Haltung mit den immer noch verschränkten Armen und dem verkniffenen Gesichtsausdruck, den er nur im Profil sehen kann. Erneut entkommt ihm ein Seufzen. Okay, vielleicht hat Yamaguchi recht. Vermutlich war es nicht sehr sinnvoll, seine Freundin zu verärgern. Mit ihr ist nicht immer unbedingt gut Kirschen essen, sie lässt sich nichts gefallen. Eigentlich mag er das ja an ihr … Okay. Er lässt seinen Kopf in den Nacken fallen. Er hat es mal wieder verkackt, also ist es an ihm, das in Ordnung zu bringen. Und schon läuft er los, hält auf seine Freundin zu. Kaum dass er hinter ihr steht, zieht er sie an sich, ihren Rücken an seine Brust. Überrascht sieht sie auf, ehe sie sich anspannt.

“Okay”, murmelt er, “sind schon irgendwie süß”, murmelt er. Erstaunt blinzelt sie ihn an und entspannt sich wieder. “Aber wehe”, spricht er schon weiter, “du erzählst jemanden, dass ich das gesagt habe. Ich werde alles abstreiten.”

Ein Kichern entkommt ihr.

“Okay, mein kleiner Schmetterling.”

“Gott, du nervst echt.”

“Kannst mich ja aussetzen, ist ja sowieso dein großer Wunsch.”

Ein leises Lachen entkommt ihm und er festigt seine Umarmung.

“Mein Leben wäre dann vermutlich entspannter, aber irgendwie auch langweiliger.”

“Das könnte sein.” Erneut entkommt ihr ein Kichern.

“Keiko, du nervst.”

“Ich dich auch, Kei.”

“Das ist gut.”
 

Yamaguchi tritt zu Yachi, die ein paar Schritte weitergegangen ist, als der Freund ihrer besten Freundin hinter dieser aufgetaucht ist. Zwar ist sie furchtbar neugierig und würde ihnen wirklich zu gerne lauschen, aber ihr ist bewusst, dass sich das nicht gehört.

“Anscheinend ist Tsukki zur Vernunft gekommen”, meint Yamaguchi, als er neben Yachi stehen bleibt und zu dem Paar hinüber blickt.

“Anscheinend. Aber es wird sicherlich nicht lange dauern, bis sie sich wieder wegen irgendetwas in die Haare bekommen”, erwidert sie.

“Da hast du recht. Ähm”, mit roten Wangen sieht Yamaguchi sie an, “sollen wir beide dann schon mal vorgehen?”, fragt er leise.

“Das können wir machen.”

Unsicher sehen die beiden sich an, ehe Yachi kichert und vorsichtig nach seiner Hand greift. So langsam sollten sie sich daran gewöhnt haben. Auch er lächelt, während er seine Finger mit ihren verschränkt. Von ihren Freunden wissen es alle und zudem sind sie ja nicht das einzige Paar hier. Also warum nicht? Und schon gehen sie Händchen haltend los.
 

~🏐~
 

“Hey, Ryu.”

Die leise, schon fast geflüsterte Aussage, bringt den Angesprochenen dazu, seinen Kopf hinter sich zu drehen, wo Nishinoya steht und ihn aus blitzenden Augen ansieht.

“Ja?”

“Komm mal her.” Diese Aufforderung untermalt Nishinoya, während er mit seinem Kinn neben sich deutet.

Tanaka blickt zu Shimizu, neben der er gerade noch gestanden hat. Auf ihrer anderen Seite steht Sasaki, mit der sie sich gerade unterhalten hat. Stirnrunzelnd überlegt Tanaka, ob es sich lohnt, den Platz neben seiner Angebeteten aufzugeben.

“Pssst!”, zischt Nishinoya hinter ihm erneut, dieses Mal aber lauter, so dass auch Shimizu ihren Kopf hebt und über ihre Schulter zu dem Jüngeren blickt.

“Ich glaube, Nishinoya will etwas von dir”, richtet sie anschließend an den neben ihr Stehenden und blickt diesen an.

“Das … ähm …”

“Mensch Ryu!”

Tanaka blickt zwischen den beiden Menschen hin und her, zwischen denen er sich einfach nicht entscheiden kann. Warum ist das Leben auch so schwer? Da legt sich eine Hand auf seine Schulter.

“Jetzt geh schon zu ihm.”

“Das … ähm …” Tanaka findet einfach keine Worte, doch als Shimizu ihn strahlend anlächelt, kann auch er nicht anders, als zu lächeln.

“Ich bin ja den ganzen Tag dabei.”

Er nickt. Erst langsam, dann immer schneller. Ja, sie ist da. Sie wird nicht weglaufen. Er kann nachher wieder zu ihr stehen und mit ihr durch das Fuchsdorf laufen. Vielleicht sogar, sein Herz nimmt einen Takt zu, ihre Hand halten! Vor seinem inneren Auge erscheint ein Bild, dass ihn und Shimizu zeigt, zusammen, Händchen haltend. Sie sieht ihn an, er beugt sich zu ihr, ihre Lippen nähern sich einander und dann …

“Mensch Ryu, komm endlich her!”, zischt Nishinoya erneut und reißt seinen Kumpel aus diesem wunderschönen Tagtraum. Tanaka verzieht sein Gesicht, ehe er aufstöhnt, sich, nach einem letzten Blick auf Shimizu, die sich wieder Sasaki zugewandt hat, herum dreht und zu seinem Freund tritt.

“Was?”, knurrt er schon fast.

“Ryu, ich habe eine Idee!”, richtet Nishinoya ernst an den Größeren.

“Ach ja?”, hört dieser gespannt auf. “Und was für eine?”

“Wir”, Nishinoya richtet sich zu seiner ganzen Größe auf, mit der er nur ein paar der ebenfalls anwesenden Mädchen überragt und stemmt seine Arme in die Seiten, “brauchen ein Maskottchen!”

“Ein Maskottchen?”

“Natürlich! Wir sind die Karasuno! Wir waren gefallene Favoriten! Jetzt sind wir wieder auferstanden!”

“Das stimmt!” Angriffslustig nickte Tanaka zu dieser Aussage.

“Das sind wir! Und jede große Mannschaft hat ein Maskottchen! Also brauchen wir ebenfalls eines!”

Und nun ist auch Tanaka voller Feuer für diese Idee.

“Und ob wir eines brauchen!” Angriffslustig streckt er eine Faust in die Höhe … und lässt diese gleich darauf sinken. “Aber was für eines?”

“Sieh doch doch einmal um!” Verschwörerisch beugt sich Nishinoya zu ihm. Schon dreht Tanaka seinen Kopf hin und her.

“Äh …”

“Mensch Ryu! Einen Fuchs natürlich!”

Und wieder weiten sich Tanakas Augen!

“Das ist eine super Idee, Noya!”

“Nicht wahr?”, brüstet sich dieser.

“Aber … wie kommen wir an einen ran?”

“Ja wie wohl? Die rennen hier doch rum! Teilweise frei. Und davon schnappen wir uns einfach einen und nehmen ihn mit!”

“Uh, das machen wir!”

Die beiden schlagen ihre zu Fäusten geballten Hände zusammen, ehe sie sich herum drehen und sich nach einem geeigneten Fuchs umsehen. Welcher passt perfekt zu ihnen?
 

Gar nicht so weit weg von den beiden steht jemand, der aussieht, als sei ihm ein Licht aufgegangen. Warum ist ihm das bisher nicht eingefallen? Es fühlt sich fast so an, als hätte ihm bis heute etwas gefehlt und das ihm genau in diesem Augenblick klar wird. Als würde endlich das fehlende Stück das Puzzle komplett machen. Ein Maskottchen! Das ist es, was dem Volleyballclub der Aoba Johsai bis heute gefehlt hat! Es ist allein die Sejoh, denen ein Fuchs als Maskottchen zusteht! Heißt es nicht, Füchse seien listig und schlau? Und im Gegensatz zu den Krähen ist die Sejoh listig und schlau! Entschlossen ballt Oikawa seine Hände zu Fäusten. Die Krähen werden es schon sehen, er wird als erster einen Fuchs haben. Aber viel wichtiger ist, welcher ist der richtige? Oikawas Blick gleitet über die Füchse, die man sehen kann. Er muss perfekt sein. Er muss gut aussehen. Er muss smart sein. Von allen geliebt werden. Ein selbstgefälliges Lächeln erscheint auf seinen Zügen. Im Endeffekt redet er ja von sich selbst. Also muss … seine Augen weiten sich bei der nächsten Erkenntnis. Der Fuchs muss sein wie er! Das wird er ja wohl schaffen. Denn wer kennt ihn bitte besser, als er selbst? Er wird den perfekten Fuchs für seine Mannschaft finden, das ist jawohl klar. Kurz kommt die Erinnerung zurück, dass er eigentlich kein Teil mehr der Mannschaft ist. Doch den Stich ignoriert er kurzerhand. Das wird schon werden. Er wird ihnen einen Fuchs als Maskottchen bringen und dann werden auch zukünftige Mitglieder des Sejoh Volleyballclubs seinen Namen nennen. Oh ja, gute Idee! Er wird den Fuchs Toru nennen! Zufrieden klopft er sich selbst auf die Schulter. Heute hat er wirklich wieder die besten Einfälle!

Kapitel 4

Verwundert mustert Hinata mit schief gelegtem Kopf seine Freunde. Was genau machen Nishinoya und Tanaka da? Sie sind inzwischen im Freigehege angekommen. Dort kann man zwischen den Füchsen herumlaufen. Immer mal wieder schleichen sich seine Meister an einen Fuchs ran, schauen sich verstohlen um und versuchen dann nach dem Tier zu greifen. Doch die Füchse sind schneller als die beiden. Noch ehe sie eines der Tiere auch nur berührt haben, sind diese bereits wieder auf und davon.

“Was macht ihr denn da?”, fragt er, als die beiden einen weiteren Versuch starten. Ertappt zucken sie zusammen.

“Wir … also …”, stammelt Tanaka, der bis gerade gedacht hat, dass er und sein Kumpel still und leise genug sind, so dass man nicht sieht, was sie vorhaben. Und dann ertappt ihn ausgerechnet Hinata. Ausgerechnet der … Okay, immer noch besser als einer ihrer Ehemaligen. Alles ist besser, als dass Sawamura sie erwischt. Kurz zieht Tanaka seinen Kopf zwischen die Schultern. Seinen Satz muss er jedoch nicht zu Ende bringen. Nishinoya springt zu dem Jüngeren, neben dem wie immer Kageyama steht und an einem Röhrchen zieht, das in seinem geliebten Milchpäckchen steht. Hatte er nicht vor wenigen Minuten eines mit Trinkjoghurt? Ach, auch egal.

“Behaltet es bloß für euch”, zischt Nishinoya ihnen entgegen. “Wir wollen uns ein Maskottchen fangen.”

“Ein Maskottchen?”, fragt Hinata verwirrt und auch Kageyama wirkt auf diese Aussage so.

“Klar. Jeder große Club hat ein Maskottchen! Also haben auch wir eines verdient. Wir sind nämlich die Besten!”, erklärt Tanaka nun großspurig.

“Aber wir haben beim Frühlingsturnier doch gar nicht gewonnen.” Hinata wirkt immer noch sehr verwirrt, während Kageyama missmutig sein Gesicht verzieht. Er wird wirklich nicht gerne daran erinnert, dass sie nicht gewonnen, ganz im Gegenteil, dass sie verloren haben!

“Das ist völlig nebensächlich”, winkt Nishinoya jedoch ab. “Wir sind gut und wir haben ein Maskottchen verdient. Findet ihr nicht auch?”

Langsam nicken die beiden Jüngeren.

“Und an was habt ihr gedacht?”, fragt Hinata erneut.

“Ja was wohl! Sieh dich doch um, wo wir hier sind”, erklärt Tanaka, verschweigt dabei, dass er vorher auch nicht gleich auf das Naheliegende gekommen ist, als Nishinoya ihn auf die Idee mit dem Maskottchen angesprochen hat.

Kageyama lässt langsam sein Trinkpäckchen sinken.

“Ein Fuchs?”, fragt er zögerlich. “Aber sind wir nicht eigentlich eher Kr…”

“Ein Fuchs passt perfekt zu uns!” Nishinoya lässt ihn nicht aussprechen.

“Ja, genau. Ein Fuchs ist perfekt!”, stimmt Tanaka sofort zu.

“Ein Fuchs ist schon echt cool, findest du nicht auch Kageyama?” Hinata ist bereits Feuer und Flamme, seine Augen leuchten regelrecht.

“Ähm … okay”, murmelt dieser und wirkt eher so, als würde es ihn nicht interessieren.

“Ihr helft uns doch, oder?” Nishinoya steht plötzlich direkt vor Hinata und sieht diesem genau in die Augen.

“Natürlich!”, erwidert der Jüngere und seine Augen scheinen noch mehr als zuvor zu leuchten.

“Aber Daichi darf euch nicht erwischen. Und Chikara auch nicht! Die schimpfen nur.”

Wieder nickt Hinata, während Kageyama seine Stirn runzelt.

“Häh? Schimpfen die aber nicht auch, wenn ihr tatsächlich einen Fuchs fangt?”

“Ach halt die Klappe, Kageyama und versuche einen zu finden”, knurrt Tanaka den Jüngeren an, der leider nicht unrecht hat. Doch darüber wollen sie jetzt wirklich nicht nachdenken.

“Komm Kageyama, wir finden sicher den perfekten Fuchs!” Und schon hat Hinata seinen Kumpel am Ärmel dessen Jacke ergriffen und zieht ihn tatenlustig mit sich.
 

Ein paar Minuten später steht er nachdenklich da. Eine Hand liegt an seinem Kinn und er mustert etwas vor sich.

“Hey, Kageyama”, richtet er an diesen.

“Ja?” Mit einem wie immer mürrischen Gesichtsausdruck kommt dieser heran.

“Schau mal, die beiden Füchse da.” Hinata zeigt auf die Tiere, einer davon hat ein gelbbraunes Fell, der andere wirkt eher grau.

“Was ist mit denen?”

“Geht es nur mir so, oder erinnern die dich auch die Miya-Zwillinge?”
 

~🏐~
 

Etwa 1000 Kilometer weiter:

“Hatschi!”

“Hatschi!”

“Oh Gott, ihr seid ja widerlich!”

Rintaro Suna hat sein Gesicht verzogen, während sein Blick auf Atsumu und Osamu Miya gerichtet ist, die sich über die Nase wischen.

“Was denn? Hast du etwa noch nie niesen müssen?”, zischt Atsumu ihn an.

“Aber echt, Alter. Außerdem kam das wie aus dem Nichts”, murmelt auch Osamu, wozu sein Zwilling sofort nickt.

“Kita hat vermutlich noch nie genossen.”

Kurz herrscht Stille in der kleinen Gruppe und sie alle denken an ihren ehemaligen Kapitän zurück. Ja, irgendwie vermissen sie seine Art doch. Zumindest hatte er die Zwillinge unter Kontrolle. Suna schüttelt sich, dann zuckt er mit seinen Schultern.

“Egal wie, es ist ekelhaft! Vermutlich werdet ihr beide krank! Und dann steckt ihr uns alle noch an. Ehrlich, ich habe jetzt ein paar Tage frei! Die will ich doch nicht krank im Bett verbringen! Haltet euch gefälligst von mir fern, ihr Virenschleudern!”

“Ich bin keine Virenschleuder! Höchstens er!”

“Was? Du bist ein Arsch, Tsumu!”

“Du bist ein Arsch, Samu!”

“Ihr seid beide Ärsche!” Hitoshi Ginjima blickt nicht einmal von der Zeitschrift auf, die er gerade liest.

“Bitte?”

“Selber Arsch!”

Anstatt wie ansonsten miteinander zu streiten, verbünden sich die Zwillinge darin, sich vor ihren Freunden zu verteidigen. Und darin geht es total, unter, dass die beiden gerade noch haben niesen müssen.
 

~🏐~
 

Zurück in Miyagi:
 

Okay, diese Füchse sind verdammt schnell! Tanaka runzelt seine Stirn, als er dem Fuchs hinterher sieht, der gerade vor ihm davon rennt. Irgendwie hatte er gedacht, dass diese vielleicht Katzenähnlicher wären. Also dass man sie mit “miez miez” Geräuschen anlocken könnte. Aber nein, irgendwie nicht … Nishinoya versucht es gerade wieder bei einem Fuchs. Er kniet auf dem Boden, hat eine Hand in dessen Richtung ausgestreckt und macht diese komischen Geräusche, während er die Finger aneinander reibt. Man kann es sich denken - den Fuchs interessiert das null. Null komma null null.

Immer noch nachdenklich mustert Tanaka den Fuchs, ehe ihm eine Idee kommt. Vielleicht hat er ja etwas dabei, mit dem er das Tier anlocken kann. Kurzerhand nimmt er den Rucksack von seinem Rücken und öffnet ihn, um darin herum zu wühlen. Geldbeutel, ne. Handy? Sicherlich auch nicht. Kaugummi? Essen Füchse Kaugummi? Vermutlich nicht. Vielleicht Taschentücher? Damit könnte das Tier spielen. Aber auch Taschentücher überzeugen Tanaka nicht. Da schließt sich seine Hand um etwas längliches, gelbes. Sein Gesicht hellt sich auf. Oh ja! Eine Banane! Essen Füchse Bananen? Kurz überlegt er, dann zuckt er mit den Schultern. Eine Banane ist Obst und Obst ist ja bekanntlich gesund. Also wird es auch gesund für den Fuchs sein! Und kurzerhand schält er die Frucht in seinen Händen und macht sich gleich darauf auf den Weg zu seinem Kumpel.

“Was hast du vor, Ryu?”, fragt dieser.

“Vielleicht können wir ihn mit einer Banane anlocken”, erklärt Tanaka und bricht ein Stück davon ab, um es den Fuchs entgegen zu halten.

“Oh, das ist eine gute Idee! Du bist so schlau, Tanaka!”, begeistert sich Nishinoya.

“Nicht wahr?”, brüstet sich sein Freund.

Gespannt blicken sie zu dem Fuchs, der gerade tatsächlich seinen Kopf hebt und die Schnauze in ihre Richtung streckt. Man kann sehen, dass er schnuppert und dann langsam aufsteht. Die schwarzen Knopfäuglein betrachten die beiden Männer, ehe sie wieder auf das Obst in der Hand des einen gerichtet werden. Das kleine Tierchen wackelt mit den Ohren, die er dann ebenfalls in die Richtung spitzt. Ob er es wohl wagen soll? Kurz zuckt das Fell, dann tapst er vorsichtig auf das zu, was er jetzt haben will. Da sich die Männer nicht bewegen, macht er sich etwas flach, läuft aber trotzdem weiter auf sie zu. Die hellgelbe Frucht, das ist sein Ziel!

Tanaka bemerkt aus den Augenwinkeln, dass Hinata und Kageyama in ihrer Nähe auftauchen und auch gespannt auf den Fuchs blicken, der ihnen tatsächlich näher kommt. Zwar langsam und vorsichtig, aber er kommt!

“Bleibt wo ihr seid”, zischt er ihnen zu und sofort bleiben sie stehen, beobachten aber aufgeregt. “Hey Noya”, richtet er anschließend an diesen.

“Ja?”

“Wenn er herkommt und die Banane frisst, dann pack ihn, ja?”

“Mache ich.”

Und schon sind die beiden noch angespannter. Nur noch ein Meter, dann haben sie ihr Maskottchen!
 

Verdammt, das darf doch wohl nicht wahr sein! Wie kann es sein, dass diese dummen Krähen bereits einen Fuchs haben? Er ist es doch, nein, die Aoba Johsai ist es, die einen Fuchs als Maskottchen verdient haben, niemand anderes! Neidisch beobachtet auch Oikawa, was da gerade passiert. Und verdammt, die Idee mit der Banane war gut, das muss er leider eingestehen. Aber ansonsten bekommen die Krähen keinen und zwar überhaupt keinen Respekt vor ihm! Auch wenn sie die Shiratorizawa besiegt haben und beim Frühlingsturnier waren. Zufall, sonst nichts!
 

“Gleich Noya, gleich!” Tanaka hält sich nur mit Mühe und Not zurück. Sein Adrenalinspiegel ist gerade so hoch, dass er am liebsten aufspringen und rennen würde. Gleich haben sie ihn! Gleich ist ihr Fuchs bei ihnen! Er braucht dringend noch einen Namen! Welchen nur? Kiyoko! Das ist der schönste Name der Welt! Und sie freut sich sicher, wenn sie für immer ein Teil des Volleyballclubs bleibt! Aber ist das überhaupt ein Weibchen? Fragend legt Tanaka seinen Kopf schräg. Okay, wenn es ein Männchen ist, dann kommt es doof, wenn er Kiyokos Namen trägt. Seine Augen weiten sich. Kiyo! Er nennt ihn Kiyo, das passt doch.

“Noya, er heißt Kiyo, klar?”, presst er hervor.

“Klar, cooler Name”, stimmt Nishinoya zu und man hört auch seiner Stimme an, wie angespannt er ist.

Und da ist der Fuchs bei ihnen. Er schnuppert an der Banane, öffnet sein Maul und schnappt sie sich. Doch der Fuchs ist nicht der Einzige, der zuschnappt. Schon sind Nishinoyas Hände da und schließen sich um den schlanken Körper des Tieres, das gleich darauf in die Höhe gehoben wird. Es fiepst und strampelt mit den Beinen, windet den ganzen Körper hin und her. Und dann schnappt der Fuchs nochmal zu. Bereits im nächsten Moment hat er seine kleinen, rasiermesserscharfen Zähne in Tanakas Jacke gebohrt und reißt seinen Kopf hin und her.

“Ihr habt ihn gefangen!”, ruft Hinata begeistert und taucht gleich darauf neben ihnen auf.

“Ja, haben wir!”, presst Tanaka zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, während er versucht seinen Ärmel zu retten, doch keine Chance.

“Ah, cool”, gibt auch Kageyama trocken von sich.

“Nicht wahr? Endlich haben wir ein Maskottchen!”

“Wir haben was?”, erklingt eine fragende Stimme hinter ihnen.

Kapitel 5

Erschrocken zucken Nishinoya, Tanaka, Kageyama und Hinata zusammen, ehe sie sich herum drehen. Nishinoya hebt den Fuchs, der immer noch Tanakas Ärmel zwischen den Zähnen hat und daran herum reißt auf Armlänge von sich entfernt in die Höhe. Hinter ihnen steht ihre komplette Gruppe und hat die Aufmerksamkeit auf ihre Chaoten gerichtet, allen voran auf das Tier, das in die Höhe gehoben wird. Sugawara, der sie gerade angesprochen hat, sieht sie verwirrt an, ehe sein Blick auf den Fuchs zu liegen kommt.

“Ihr habt einen Fuchs gefangen?”

“Klar!”, bringt Nishinoya hervor.

“Unser neues Maskottchen!”, erklärt Tanaka und zieht weiterhin an seinem Ärmel. Sein Blick wandert zu Shimizu, die neben Sugawara steht und ihn verwirrt anblinzelt. “Er heißt Kiyo!”. Sie seufzt laut und für alle gut hörbar.

“Ihr wisst schon, dass unser Wappentier eine Krähe und kein Fuchs ist?”

“Unser Banner Spruch lautet auch >Fliegt!<. Und ein Fuchs kann nicht fliegen. Außer ihr werft ihn in die Luft.” Sugawara deutet auf das Tier, das sich immer noch in dem Griff hin und her windet, ohne seine Zähne locker zu lassen.

Sowohl Tanakas als auch Nishinoyas Blick wandert nachdenklich auf den Fuchs. Dieser hält inne, wie als ob er bemerken würde, dass in den Köpfen der beiden Jungen nichts Sinnvolles vorgeht. Auch seine Zähne hat er aus Tanakas Ärmel gelöst.

“Ihr werft diesen Fuchs jetzt nicht in die Luft!”, schneidet Sawamuras Stimme hart durch die Luft. Er steht neben seinen Freunden und langsam ducken sich alle. Er wirkt nicht sonderlich begeistert. Ganz im Gegenteil. Er wirkt wütend. Seine Stirn ist gefurcht, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen gepresst und er hat die Zähne zusammengebissen, wodurch seine Wangenknochen scharf hervorstehen. “Ihr setzt das arme Tier ab, aber sofort!”

Langsam lässt Nishinoya das Tier auf den Boden sinken, wo der Fuchs sofort die Beine unter den Arm nimmt und im nächsten Augenblick verschwunden ist.

“Ihr Vier!” Sawamura stapft auf sie zu. “Ihr habt sie doch echt nicht mehr alle! Ein Maskottchen?”

“Aber …” Hilfesuchend blickt Tanaka seinen Kumpel an. Schon tritt Nishinoya nach vorne und streckt sich zu seinen vollen Größe.

“Jede große Mannschaft hat ein Maskottchen! Und auch wir sind groß! Wir sind keine gefallenen Favoriten mehr, wir sind auferstanden! Und wie können wir das besser zeigen als damit, dass auch wir ein Maskottchen haben?”

Man muss sagen, selbstbewusst ist der Kleinste von ihnen allemal. Doch einem ist das völlig egal. Sawamura brodelt regelrecht.

“Naja, Shimizu hat aber recht. Wir sind Krähen, keine Füchse. Wenn, dann sollten wir eine Krähe als Maskottchen haben.” Sugawara zuckt mit seinen Schultern.

Perplex blinzeln Nishinoya und Tanaka, wechseln einen Blick. Plötzlich blitzen ihre Augen auf und sie deuten aufeinander.

“Du weißt, was das heißt!”, ruft der Größere der beiden.

“Und ob!”, erwidert Nishinoya.

“Wir müssen eine Krähe fangen!”, rufen beide aus, ignorieren, dass ihre Freunde genervt aufstöhnen.

“Auf dem Flyer stand, dass es hier auch Vögel gibt!”

“Dann los, dorthin!”

Und schon rennen beide los, hinterlassen nur noch eine Staubwolke sich.

“Das … sind Hühner … und Tauben …”, erklärt Michimiya zögernd, die ein Stück hinter ihrem Freund steht.

“Diese … diese … Oh Gott, am liebsten würde ich ihnen …” Sawamura stockt und ihm scheint etwas aufzugehen. Sofort ändert sich seine Ausstrahlung. Mit schon fast einem Lächeln dreht er sich herum und deutet auf Ennoshita, der auch ein Stück weiter steht. “Das ist jetzt dein Problem, nicht mehr meines.” Und damit hebt er Michimiya seine Hand entgegen, die diese gleich ergreift und von ihm einfach mitgezogen wird.

Der neue Kapitän sieht seinem Vorgänger fassungslos hinterher, ehe er sich mit einer Hand übers Gesicht fährt. Warum hat er sich das angetan? Warum hat er nicht abgelehnt? Das hätte er doch können, oder? War es zu spät, zu verschwinden? Und wie schon einmal einfach nicht mehr beim Volleyballclub aufzutauchen? Klingt an sich doch sehr gut, oder? Verzweifelt sieht er auf, blickt zur Seite, wo Narita und Kinoshita stehen.

“Will nicht doch einer von euch?”, fragt er schon fast flehend. Sofort schütteln beide ihre Köpfe.

“Auf keinen Fall!” Narita hebt beide Hände abwehrend vor sich in die Luft.

“Niemals! Ich bin doch nicht irre! Ne ne, mit denen kannst du dich gerne herum ärgern, das überlassen wir dir freiwillig”, lehnt auch Kinoshita mehr oder weniger dankend ab.

Ennoshita stöhnt erneut auf. Er hält es langsam immer mehr für eine dumme Idee, sich bereit erklärt zu haben, Kapitän zu sein. Die Zweitklässler, nein, jetzt auch Drittklässler, werden ihm einiges abzuverlangen.

“Die Einzeller haben mal wieder bewiesen, dass sie Einzeller sind”, ertönt Tsukishimas Stimme ein paar Meter weiter.

Schon entgleisen Ennoshitas Gesichtszüge. Okay, Tanaka und Nishinoya werden ihn schon genug fordern. Aber er hat dabei die neuen Zweitklässler außer acht gelassen. Oh Gott, hoffentlich bekommen sie nicht auch noch Erstklässler, die sich den Chaoten anschließen werden. Und Tanaka ist sein Vize! Wie soll der ihm überhaupt helfen? Wobei, Sugawara war auch ein Vize und das ist vermutlich nicht so viel anders … Wie hat Sawamura das nur gemacht? Und schon kommt Bewegung in ihn.

“Daichi, warte!”, schreit er und beeilt sich, zu diesem aufzuschließen. Dieser muss ihm dringend noch mehr Tipps geben. Ob Betäubungspfeile wohl eine gute Idee sind?
 

~🏐~
 

Der Fuchs ist einfach nur dankbar dafür, endlich auf den Boden gelassen zu werden. Da sind immer mehr Zweibeiner aufgetaucht, das war zuviel. Dazu der böse Mann. Der, wo so böse geguckt und geschimpft hat! Der hat ihm mehr Angst gemacht als alle anderen zusammen. Kaum dass seine Pfoten den Boden gespürt haben, ist er bereits losgerannt. So schnell er kann. Einfach nur weg hier! Immer wieder sieht er über seine Schulter, so dass er nicht bemerkt, dass vor ihm plötzlich etwas, jemand, auftaucht. Mit voller Wucht rennt er dagegen, wird ein Stück nach hinten geschleudert und bleibt erschrocken liegen. Und ehe er es sich versieht, wird er bereits wieder aufgehoben.

“Hah, so ist das doch am einfachsten! Hallo Maskottchen der Aoba Johsai.”

Der kleine Fuchs versteift sich. Noch so ein Zweibeiner. Wo ist er hier eigentlich reingeraten?

“Hmm, eigentlich wollte ich dich ja Toru nennen, nach mir. Aber so wie du aussiehst. Nein, danke. Also um diesen Namen tragen zu können, müsstest du um einiges hübscher sein. Aber na gut, noch ein Fuchs wird mir sicherlich nicht so schnell über den Weg laufen. Also nehmen wir jetzt einfach dich. Ah, ich habe den perfekten Namen für dich. Wie wäre es mit Hajime?”
 

~🏐~
 

Iwaizumi sieht sich um. Wo ist dieser Volltrottel nur schon wieder? Warum kann man ihn nicht eine Sekunde aus den Augen lassen? Er kennt seinen besten Freund und er weiß, was für ein Idiot dieser ist und auch, dass es eigentlich nur schief gehen kann, wenn man ihn allein lässt. Kurz darauf hat er ihn gefunden und bleibt wie erstarrt stehen. Was macht Oikawa da? Und warum hält er einen Fuchs in den Händen?

“Oikawa?”, bringt er fassungslos hervor. “Was machst du da?”

“Ah, Iwa-lein. Schau mal.” Mit leuchtenden Augen hebt Oikawa ihm den Fuchs entgegen. “Schau mal, wir, nein, der Volleyballclub hat jetzt ein Maskottchen. Er heißt übrigens Hajime. Eigentlich wollte ich ihn Toru nennen, aber sieh mal, er sieht gar nicht aus wie ein Toru, dazu ist er nicht hübsch genug. Also heißt er wie du.”

“Gott, warum tust du mir das an? Warum strafst du mich so?”, murmelt Iwaizumi und lässt den Kopf einen Augenblick mit geschlossenen Augen in den Nacken sinken. Doch gleich darauf sieht er seinen besten Freund mit blitzenden Augen an. “Du lässt das arme Tier sofort auf den Boden nieder, klar?”

“Aber Iwa-lein …”

“Sofort und auf der Stelle, klar? Sonst setzt es gleich eines und wir wollen doch nicht, dass Ausversehen das arme Tier einen Schaden davon trägt!”

“Aber Iwa, unser Maskottchen …”

“Sofort habe ich gesagt!” Wütend stapft Iwaizumi auf ihn zu. Schnell lässt Oikawa den Fuchs auf den Boden nieder, der zum zweiten Mal an diesem Tag das Weite sucht und sogleich nicht mehr zu sehen ist.

“Iwa-lein, das wäre doch perfekt gewesen! Warum hast du nur … Aua!” Oikawa verzieht schmerzvoll das Gesicht, als sein bester Freund sein Ohr packt und ihn mit sich zieht.

“Warum kann man dich eigentlich nicht eine Sekunde aus den Augen lassen? Ständig hast du einfach nur dumme Sachen im Kopf. Du bist so dämlich, dass es einem selbst schon wehtut!” Iwaizumi nickt Sawamura und Ennoshita sowie die anderen bei den beiden Mitlaufenden zu, während er vorbeigeht, Oikawa weiterhin ohne Rücksicht auf Verluste, in dem Falle dessen Ohr, hinter sich herziehend. “Ich verstehe es wirklich nicht! Warum bist du schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe? Ich glaube, ich sperre dich in einen dieser Käfige, die es hier für die Füchse gibt. Da bist du am besten aufgeräumt. Und ich habe keine Ahnung, ob ich dich noch abhole und mit nach Hause nehme oder dich einfach hier lasse! Das wäre für uns alle nämlich eigentlich das Beste!”

“Aua, aua! Mensch Iwa-lein! Ich verstehe es einfach nicht. Warum bist du immer so gemein zu mir und tust mir weh? Was tue ich dir eigentlich? Ich bin doch dein bester Freund. Der tollste und beste Mensch den du kennst. Du solltest mir dankbar sein, dass ich …”

“Ich sehe da vorne schon einen Käfig!”

“Iwa-leeeeein!”

Sawamura sieht dem ehemaligen Kapitän der Aoba Johsai und dessen Vize nachdenklich hinterher. In einen Käfig einsperren? Das klingt nach einer himmlischen Idee. Vielleicht sollte er das Ennoshita vorschlagen, der wäre der Idee sicherlich auch nicht abgeneigt. Doch da zieht Michimiya an seiner Hand und seine Aufmerksamkeit auf sich.

“Daichi, sieh mal, da vorne. Gott, sieht das nicht süß aus, wie die kleinen Füchse miteinander schmusen?”

Sawamura sieht seine Freundin an und schon macht sein Herz einen Satz. Sie ist ebenfalls sehr süß. Nein, er will sich jetzt keine Gedanken mehr um die Chaoten machen sondern die Zeit mit seiner Freundin und seinen Freunden genießen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Kapitel 6

“Diese Kindsköpfe”, murmelt Shimizu, während sie Tanaka und Nishinoya hinterher blickt. Ein leises Lachen erklingt neben ihr und sie dreht ihren Kopf zur Seite. Auf Sugawaras Zügen liegt ein Schmunzeln, das schon genug aussagt. Sofort färben sich ihre Wangen rot.

“Und einem dieser Kindsköpfe hast du dein Herz geschenkt, was?”

Schon wird die Farbe ihrer Wangen noch dunkler.

“Was denn?”, fragt der neben ihr Laufende und verschränkt seine Hände hinter seinem Kopf. “Das ist jedem von uns bewusst. Du gehst anders mit ihm um, verhältst dich plötzlich ganz anders, wenn er in deiner Nähe ist. Du suchst sie auch, also seine Nähe. Etwas, das keiner von uns erwartet hat. Am wenigsten vermutlich Ryu selbst.”

“Er … er ist halt …”

“Er ist er. Und das bedeutet schon einiges.”

“Hmm …” Shimizu kaut auf ihrer Unterlippe, während sie die Finger ihrer Hände unsicher ineinander verschränkt. “Wir sind kein Paar”, murmelt sie, traut sich nicht, ihren Blick erneut auf Sugawara zurichten. “Ich weiß nicht einmal, ob er und ich überhaupt … Ob wir wirklich so zusammen passen.”

“Dann solltest du dir Gedanken darüber machen. Weißt du, Kiyoko”, nun sieht sie doch zu Sugawara, ihre Augen treffen sich und wieder wird ihr das Lächeln, bewusst, das auf seinen Zügen liegt, das jetzt jedoch anders wirkt als vorher noch, viel mehr Mut zusprechend, “Ryu hat noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er dich mag, in dich verliebt ist. Als wir beim Frühlingsturnier in Tokyo waren”, sein Blick richtet sich wieder nach vorne, er lässt seine Hände sinken und schiebt sie in seine Jackentaschen, “da war ein Mädchen, das er von früher kennt. Von der Grundschule, wenn ich es richtig weiß. Sie hat zu der Mädchenmannschaft gehört, die von Miyagi aus in Tokyo war. Ennoshita meinte, dass er eine Chance bei ihr hat. Ryu war total erstaunt, hat er wohl nicht erwartet. Gut, keiner von uns.” Er lacht und auch Shimizu muss schmunzeln. “Daraufhin hat er lautstark in unserem Schlafsaal verkündet, dass es zwar nett ist, aber dass keine andere auch nur eine Chance bei ihm hat, denn sein Herz gehört allein dir. Wirklich Shimizu, er meint es ernst. Du solltest eine Entscheidung treffen und das bald. Lass ihn nicht zu lange warten. Wenn du dir klar über deine Gefühle ihn betreffend bist, dann sag es ihm.”

Erstaunt mustert Shimizu Sugawara, der die letzten Sätze sehr ernsthaft ausgesprochen hat und auch genauso wirkt. Sie blinzelt, ehe ein kleines Lächeln auf ihren Zügen erscheint. Er hat ja recht.

“In Ordnung”, sagt sie daher einfach nur.

“Wirklich?” Erstaunt sieht er sie an. Hat er etwa nicht damit gerechnet, dass sie ihm recht gibt? Sie schmunzelt und richtet ihren Blick wieder in die Richtung, in die Tanaka gelaufen ist.

“Du hast eben recht. Ich muss mir klar werden, was ich wirklich will. Ob das, was ich empfinde, echt ist und ob ich es mit ihm versuchen will.” Ihr Blick wandert zurück zu ihrem Gesprächspartner. “Danke, Sugawara.”

Er streicht sich schief grinsend mit einer Hand durch die Haare.

“Gerne.” Zufrieden mit sich selbst hält sich das Grinsen auf seinen Zügen. Dass er Shimizu solche Tipps geben kann, zeigt doch, dass es ihm gut geht und er bezüglich seiner eigenen Gefühle auf einem guten Stand ist. Und trotzdem, sein Blick wandert nach vorne, wo ein kleines Stück vor ihnen sein bester Freund läuft, seine Finger mit Michimiyas verschränkt, während er mit Ennoshita spricht. Ein Stich durchzuckt Sugawara. Trotzdem ist er neidisch auf Sawamura. Dieser hat sein Glück gefunden. Und er selbst, er hat sein Glück verloren. Ein Seufzen entkommt ihn und die neben ihm Laufende sieht ihn fragend an. Doch noch ehe einer von ihnen beiden etwas sagen kann, erscheint der Letzte von ihnen, die jetzt die Schule beendet haben, neben ihm.

“Oh Gott, bitte versteckt mich”, murmelt er und sieht immer wieder mit weit aufgerissenen Augen über seine Schulter hinter sich.

“Was ist los?” Shimizu mustert ihn verwundert.

“Hast du dich nicht gerade noch mit Aihara unterhalten? So wie schon die ganze Zeit über?”, fragt Sugawara seinen Freund. Der zieht sofort seinen Kopf zwischen die Schultern.

“Das ist es ja”, murmelt er. “Sie redet die ganze Zeit über auf mich ein. Ich kann gar nichts sagen. Sie erklärt mir auch die ganze Zeit, was ich machen muss, um bei den Mädchen besser anzukommen. Und … das ist mir zuviel. Sie …”, wieder sieht er über seine Schultern, ehe er seine Freunde fast panisch anblickt, “sie macht mir Angst!”

Perplex blinzeln sowohl Shimizu als auch Sugawara, ehe sie laut zu lachen beginnen.

“Na danke für nix”, stellt Azumane beleidigt fest.

“Ich würde ja sagen, wir lachen mit dir, nicht über dich, aber das wäre gelogen”, prustet Sugawara, während er seinem Freund auf die Schulter klopft.

“Du bist doch so ein großer und starker Kerl, Asahi. Sie ist mindestens einen Kopf kleiner als du. Also warum hast du Angst vor ihr?”, fragt Shimizu trocken.

“Ihr seid doch nicht Daichi!”, bricht aus Azumane heraus. “Ihr seid doch nett! Also helft mir.”

Schon läuft Shimizu um ihn herum und legt ihre Hand an seine andere Schulter, die sie ebenfalls klopft.

“Schon gut, wir beschützen dich.”

Sugawara nickt zustimmend.

“Tun wir. … und wir werden es dich nie vergessen lassen.”

Während er und seine Mitstreiterin erneut lachen, lässt Azumane seinen Kopf in den Nacken fallen. Vielleicht war das hier eine dumme Idee …
 

~🏐~
 

“Oh, ich mag diese kleinen Füchse wirklich sehr. Am liebsten hätte ich auch einen.” Yachi sieht sich mit leuchtenden Augen um.

“Ich bin mir sicher, dass die keine guten Haustiere abgeben, Hitoka.” Yamaguchi tritt neben seine Freundin und legt ihr sanft eine Hand auf den unteren Rücken.

“Naja, du könntest dir auch einen Fuchspelz zulegen”, erklärt Tsukishima hinter ihnen. “Hat verschiedene Vorteile. Ist genauso weich wie ein Fuchs, könntest sogar noch den Kopf dran lassen, dann wirkt er vielleicht auch noch süß. Dann musst du ihn nicht füttern, er pinkelt dir nicht in die Wohnung und du kannst in den Urlaub fahren, ohne dass du dir Gedanken machst, wer dein Haustier in dieser Zeit versorgt.”

Ungläubig drehen sich drei Köpfe zu dem Großgewachsenen herum.

“Fu-fuchspelze?”, stottert Yachi, die plötzlich ganz blass geworden ist.

“Klar. Was denkst du denn, was mit den Füchsen hier so passiert?”

“Oh mein Gott!” Nun ist Yachi kreidebleich und ihre Augen sind zwei dunkle Flecken in ihrem Gesicht. “Die töten die Füchse und machen Fuchspelze daraus?”

“Du … was?” Izumo kann nicht glauben, was da gerade aus dem Mund ihres Freundes gekommen ist.

“Tsukki, das ist jetzt nicht wirklich dein ernst!” Yamaguchi sieht seinen besten Freund ungläubig an. Auch er wirkt etwas blass, wodurch die Sommersprossen noch mehr als sonst herausstechen.

“Natürlich nicht, Tadashi!” Tsukishima schüttelt seinen Kopf. “Das sollte nur ein Witz sein, ich dachte das ist klar. Ihr habt immerhin Köpfe. Denkt doch einfach mit und … uff!” Mit schmerzverzerrtem Blick krümmt er sich nach vorne und presst dabei seine Hände auf seinen Bauch.

“Du hast sie ja nicht mehr alle!”, schreit Izumo schon fast, während sie mit der Faust durch die Luft fuchtelt, die sie ihrem Freund gerade noch in den Magen geschlagen hat. “Witz? Du hast einen verdammten Witz gemacht? Dann pass gefälligst deine Stimmlage an. Du redest immer so monoton, dass man dir eindeutig nicht abkauft, wenn du einen Witz machst. Du klingst immer so ehrlich! Gib dir gefälligst Mühe und versetz uns nicht allen so einen Schock.”

Ungläubig blinzelt ihr Freund sie an, ehe er unwirsch den Kopf schüttelt und dabei die Augen verdreht. Er wendet seinen Kopf anschließen Yachi zu, der schon Tränen in den Augen stehen.

“Hitoka”, spricht er sie kurzerhand mit ihrem Vornamen an, was schon zeigt, dass er das hier wirklich ernst meint, denn so hat er sie noch nie angesprochen, “das war wirklich nur eine dumme Aussage von mir. Natürlich werden die Füchse nicht zu Fuchspelzen verarbeitet. Die dürfen hier ihr ganzes Leben verbringen, so viel ich weiß. Zudem bin ich total gegen Pelz. Da werden Tiere gequält und getötet, nur damit man sich dann etwas überwerfen kann, was auch aus anderen Materialien machbar ist? Das ist einfach nur krank.”

Yachi wirkt noch einen Moment nachdenklich, ehe sie schief lächelt.

“Danke, Tsukishima.”

Der winkt ab, ehe er sich seiner Freundin zuwendet.

“Na, zufrieden.”

“Naja, nicht so richtig. Du hättest so einen doofen Spruch gar nicht erst bringen müssen.”

“Oh, geliebte Keiko, es tut mir wirklich zutiefst leid, dass ich dich jetzt enttäuscht habe und ich nicht deinen Erwartungen entspreche. Ich werde alles tun, dass du mit mir zufrieden bist.”

Bei seiner Tonlage verdreht die Angesprochene ihre Augen und klatscht ihre Hände zusammen.

“Kei, dass das ironisch gemeint ist, war jetzt wirklich gut zu verstehen. Du kannst es ja doch!”, gibt sie von sich, sieht ihn genervt an. “Diesen Tonfall solltest du benutzen, wenn du etwas nicht so meinst, wie du es sagst.”

“Tja, deshalb benutze ich ihn so oft, wenn ich mit dir rede.”

“Du nervst.”

“Jap, ich dich auch.” Tsukishima greift nach ihrer Hand und schiebt seine Finger zwischen ihre. Dass sie ihre Hand nicht wegzieht, zeigt ihm, dass sie nicht ganz so sauer ist, wie sie es ihn zu glauben machen will. Gemächlich läuft er los, nimmt sie einfach mit sich.

Yamaguchi und Yachi sehen ihnen hinterher, ehe beide ein lautes Seufzen ausstoßen und daraufhin kichern müssen.

“Die sind ein Fall für sich, nicht wahr?”, fragt Yachi ihren Freund und sieht zu diesem auf. Er nickt zustimmend.

“Oh ja. Gott, manchmal freue ich mich ja für jeden von ihnen. Dass sie sich gefunden haben und glücklich sind. Aber manchmal weiß ich nicht, wer mir von ihnen mehr leid tun soll.”

“Keiko”, sagt Yachi sofort entschieden und Yamaguchi kichert.

“Ja, vermutlich schon. Nun gut, komm. Schauen wir uns auch noch ein wenig um, oder?”

Er hält seiner Freundin seine Hand entgegen, die von dieser sogleich umfasst wird, während ihre Wangen rot anlaufen. Sie sind zwar jetzt auch schon ein paar Wochen zusammen, über einen Monat, trotzdem ist es noch unglaublich, für sie beide. Und einfach nur schön. Schon laufen auch sie in die Richtung, in die ihre Freunde gelaufen sind. Jedoch laufen auch sie gemütlich. Zeit mit Izumo und Tsukishima zu verbringen ist ja ganz schön, aber Zeit nur zu zweit zu verbringen, das ist noch sehr viel schöner.

Epilog

Sie sind am Ende des Fuchs Dorfes angekommen. Sie haben alles angesehen, was es zu betrachten gab. Natürlich die Füchse, sowohl in ihren Gehegen als auch in dem Freigehege, in dem es Tanaka, Nishinoya und sogar Oikawa fast geschafft haben, einen Fuchs zu fangen. Okay, sie haben es geschafft, doch der Fuchs ist wieder auf freiem Fuß. Ob er einen lebenslänglichen, psychischen Schaden davon getragen hat, kann heute noch keiner sagen. Aber eines ist klar, die Zweibeiner sind doof! Nun sind diese auf dem großen Platz, an dem sich auch der Eingang befindet, von wo aus man den Rundgang startet. Zuvor haben sie auch noch andere Tiere gesehen. Miniponys, Ziegen und Vögel - wenn auch keine Krähen. Und dann gab es auch noch eine Streichelzoo, in dem Hauptsächlich die Mädchen angetroffen wurden, wo sie fleißig Hasen gestreichelt haben … sowie Oikawa, dessen Ohr immer noch sehr rot war und, auch wenn man es kaum glauben konnte, Kyotani.

Und nun haben ein paar der Karasuno-Krähen den Souvenirshop gestürmt, doch nicht nur sie. Auch der Volleyball-Club der Aoba Johsai hat es bis zum Ende geschafft.

Interessanterweise hat sich ein Teil der beiden Mannschaften gemischt. Hinata steht mit Kindachi und Kunimi zusammen und sie reden angeregt miteinander. Okay, Kindaichi und Hinata reden. Kunimi hat die Hände in den Taschen vergraben und wirkt eher genervt. Aber da das sein normaler Gesichtsausdruck zu sein scheint, ist nicht klar, ob er wirklich genervt ist. Und da ist er nicht der Einzige. Sogar Tsukishima steht bei ihnen, wirkt aber genauso genervt wie Kunimi. Zumindest da sind die beiden sich ähnlich. Die Zeit beim Erstklässler-Training an der Shiratorizawa hat sie doch etwas näher zueinander gebracht - auch wenn sie immer erbitterte Gegner auf dem Spielfeld sein werden.

Kageyama steht ein paar Meter weiter. Neben ihm Tanaka. Beide werden von Sawamura und Ennoshita umstellt, die immer wieder einen Satz in harschen Ton oder einen bestimmenden, manchmal fast wütenden Blick von sich geben. Die ersteren beiden scheinen die Einzigen zu sein, die sich mit bestimmten Spielern der Aoba Johsai nicht zu verstehen scheinen. Es ist, als würden sich die Blicke von den beiden und ihren erbitterten Widersachern wie Magnete anziehen. Und während Kageyama wütend mit den Zähnen knirscht, die Hände zu Fäusten ballt, streckt Oikawa ihm die Zunge raus. Oft … ständig … Gott, er ist wie ein Kleinkind. Und Tanaka? Er und Kyotani sehen sich an und fletschen ihre Zähne, scheinen ihr Revier - welches eigentlich? - zu verteidigen. Ennoshita hat schon etwas gemurmelt, dass selbst die Füchse Angst vor ihnen bekommen würden und die hatten sie ja heute auch schon Zähne fletschen sehen.
 

Da kommen die Mädchen wieder aus dem Souvenirshop. Izumo läuft zu ihrem Freund und ist kurz darauf in das Gespräch der bei ihm Stehenden eingebunden. Kindaichi und Kunimi sehen Tsukishima schon fast bewundernd an. Wie hat dieser Typ es nur geschafft, eine Freundin abzubekommen? Aber eines ist klar - wenn der Kotzbrocken Tsukishima es schafft, dann gibt es noch Hoffnung für sie.

Yachi steht bei Yamaguchi, der einen neugierigen Blick in die kleine Tüte wirft, die sie aus dem Laden mitgebracht hat.

Michimiya, Sasaki und Aihara laufen gemütlich zu den anderen Drittklässlern, woraufhin sich Azumane hinter Nishinoya zu ducken versucht, was irgendwie lustig wirkt, denn immerhin ist dieser ein gutes Stück kleiner als er selbst. Sugawara, der ebenfalls bei ihnen steht, beginnt laut zu lachen und auch Sawamura kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Er wendet sich Michimiya zu, die vor ihm zu stehen kommt, lässt seine Aufmerksamkeit, Kageyama betreffend, jedoch nicht weniger werden.
 

Tanaka blickt auf und sein Herz macht ein Satz, als Shimizu vor ihm stehen bleibt. Sie wirkt schüchtern, als sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr streicht.

“Ich habe dir etwas mitgebracht”, richtet sie an ihn.

“F-für mich?”, stottert er und seine Wangen färben sich rot.

“Ja. Warte kurz.” Sie hebt die kleine Tüte, die sie in der Hand hält und zieht gleich darauf einen kleinen Plüschanhänger heraus. Ein schwarzer Vogel. “Hier, ein Maskottchen für dich. Und es ist hoffentlich das richtige für dich.”

“Eine Krähe?” Mit noch stärker schlagendem Herzen als gerade noch, greift Tanaka mit zitternden Händen nach dem Anhänger.

“Ja, immerhin ist das das Wappentier der Karasuno. Und … wenn ich ab sofort nicht mehr bei den Spielen dabei bin, bringt es dir hoffentlich Glück und du weißt, dass ich dir die Daumen drücke.”

Seine Augen sind geweitet, als er sie ansieht.

“Kiyoko …”, murmelt er.

“Ist … ist das … zuviel?”, fragt sie unsicher und schon erscheint ein Lächeln auf seinen Zügen. Er hat sie noch nie unsicher erlebt. Eigentlich ist sie die selbstsicherste Person, die er je in seinem Leben getroffen hat.

“Nein, ist es nicht. Im Gegenteil, es ist wirklich süß.” Er hebt die Krähe hoch und grinst breit. “Du kannst dir sicher sein, damit gewinne ich jedes Spiel.”

“Das hoffe ich doch.” Erleichterung macht sich in ihr breit und sie lächelt ihn strahlend an, ehe sie schmunzelt. “Naja, ich hatte zur Sicherheit auch noch”, erneut wühlt sie in der kleinen Tasche und zieht einen Anhänger mit einem kleinen Plüschfuchs hervor, “den hier besorgt. Immerhin wolltest du ja so einen als Maskottchen.”

Kurz blinzelt Tanaka perplex, ehe er laut lacht. Er streift sich den Ring, der an seiner Krähe befestigt ist, über einen Finger und greift anschließend nach dem Fuchs, nimmt ihn aus Shimizus Fingern. Er nimmt anschließend ihre Hand und drückt den Fuchs dort hinein, ehe er ihre Finger darüber schließt.

“Ein Vorschlag: Du sagst mir, was er gekostet hat und ich gebe dir das Geld dafür. Und dann behältst du ihn und denkst zukünftig immer an mich, wenn du ihn siehst.” Er sieht sie an und hofft, dass sie nicht gleich damit beginnt, ihn auszulachen. Eigentlich findet er die Idee schon ziemlich gut und wenn sie das jetzt ablehnen würde, würde es ihn treffen. Doch sie lächelt nur und nickt.

“Dann machen wir es so. Wobei ich sagen muss”, ihr Kopf neigt sich zur Seite, “dass ich nun sowieso immer an dich denken muss, wenn ich einen Fuchs sehe. Auf so Gedanken kommen auch nur du und Nishinoya.” Sie sieht ihn nachdenklich an, schweigt einen Augenblick, dann färben sich ihre Wangen rot. “Vielleicht sollte ich einfach an deiner Seite bleiben, um dafür zu sorgen, dass du nicht noch mehr Mist baust …”

Wieder nimmt Tanakas Herz einen Schlag zu und er blickt die vor ihm Stehende mit großen Augen und offenem Mund an.

“W-was?”

“Also … was ich eigentlich meine …”, wieder beißt sie sich unsicher auf die Unterlippe, “dass wir beide … also dass wir es miteinander … ähm versuchen und ähm … dass wir …” Sie runzelt ihre Stirn, ehe sie ihre Hände aus seinen entwindet, die er immer noch festgehalten hat. Mit der einen Hand hält sie den kleinen Fuchsanhänger fest, der sie ab sofort wirklich immer an ihn erinnern wird, während sie mit ihrer freien Hand seine umfasst. “Das meine ich.” Und damit schiebt sie ihre Finger zwischen seine. “Wenn du magst natürlich nur.”

“Ob … ob ich …” Ungläubig starrt Tanaka seine und Shimizus Hand an.

“Hey, du bist echt im Spiel”, flüstert Ennoshita seinem Kumpel zu, während Sugawara an Sawamura vorbei zu Shimizu und Tanaka sieht.

“Ich glaube, Ryu fällt gleich in Ohnmacht”, vermutet er lauthals.

“Was? Nein. Nein, das tue ich natürlich nicht!”, ruft dieser sofort laut und wurde durch die Lautstärke seiner eigenen Aussage aus seiner Lethargie gerissen. Er sieht Shimizu an und nickt wild. “Ja. Ja, Kiyoko, ich will.”

Kinoshita und Narita bekommen neben Ennoshita einen Lachanfall.

“So viel besser als: Nein, danke.”

“Dabei hat sie ihm nicht einmal einen Heiratsantrag gemacht.”
 

Sawamura beobachtet das Schauspiel mit einem Lächeln auf den Zügen. Das ist doch mal etwas wirklich schönes. Er freut sich für die beiden. Und trotzdem … Er löst seine eine Hand aus Michimiyas und klatscht sie mit der anderen zusammen.

“So, wir müssen los, dass wir unseren Zug nach Hause noch erwischen. Also schaut noch, dass ihr alles habt.”

Kurz darauf setzt sich die Karasuno-Volleyballmannschaft sowie die Ehemaligen und der restliche Anhang in Bewegung. Doch nicht nur sie. Anscheinend teilen sie sich den Zug für die Rückfahrt, unter anderem, auch wieder mit der Aoba Johsai.

Sawamura und Iwaizumi wechseln einen schnellen Blick und nicken sich zu. Sie verstehen sich in diesem Augenblick auch ohne Worte. Sie müssen Kageyama und Oikawa einfach nur voneinander getrennt halten, dann wird das schon werden. Oder vielleicht hieß das Nicken doch, dass sie die beiden in einen Käfig sperren und hier lassen. Wer weiß …
 

~🏐~Ende~🏐~
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und das war mal wieder eine kurze und hoffentlich lustige Geschichte mit den Chaoskrähen.

ich hoffe, euch hat sie gefallen :)
Falls mir jemand eine Rückmeldung da lassen will, würde ich mich sehr freuen ^^ Komplett anzeigen

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