Android ~ Seth

Android

Ich saß in meinem Labor in der Kaiba Corporation und entwickelte gerade an meiner neusten technischen Erfindung. Einem Androiden Klon von mir selbst und ich programmierte ihm gerade die KI ein, mit all meinem Wissen und meinen Gedanken.
 

Und heute war der Tag gekommen, an dem Seth fertiggestellt wurde. Ich war unendlich stolz auf ihn und testete ihn die ganze Nacht lang. Er war einfach perfekt und ich freute mich ihn gleich am nächsten Tag für mich in die Schule zu schicken. Ich hatte bereits alles mit dem Lehrpersonal abgesprochen. Alle waren auf Seth vorbereitet, nur die Schüler noch nicht, sie würden ihn am morgigen Tag zum ersten Mal kennenlernen.
 

Seth würde bald in allen Bereichen meines Lebens sein und alle Aufgaben kennenlernen, die ich im Leben hatte.
 

Das einzige, was ich noch nicht so recht in den Griff bekam, waren seine Gefühle, aber wer brauchte die schon. Ich jedenfalls versuchte schon mein ganzes Leben lang, ohne sie auszukommen. Um uns doch noch unterscheiden zu können, bekam Seth grünbraunes Haar.
 

Ebenfalls war Seth darauf programmiert Mokuba zu beschützen, egal um welchen Preis. Ich hatte nun die ganze Nacht durch gearbeitet und mir war wieder schwindelig und schlecht, aber ich brauchte ja heute nicht in die Schule zu gehen und konnte mich jetzt schlafen legen.
 

~*~
 

Wie jeden Morgen kam ich auch heute zu spät zur Schule und ich rannte in das Klassenzimmer, um vielleicht noch vor dem Lehrer da zu sein. Aber als ich in die Klasse kam, wurde gerade ein neuer Schüler vorgestellt, der auf Kaibas Platz saß. Erzähl uns, wer du bist, bat der Lehrer und der neue Schüler, der wie Kaiba mit grünen Haaren aussah, stellte sich vor.
 

„Mein Name ist Seth Kaiba und ich werde in Zukunft an mehreren Tagen für Seto Kaiba die Schule besuchen.“ Durch die Schulbänke ging ein Raunen und tuscheln und auch ich konnte es nicht fassen Kaiba durfte einfach so eine blöde KI in die Schule schicken und brauchte selbst nicht mehr anwesend zu sein. Ich mochte den Doppelgänger jetzt schon nicht und beschloss ihn gleich in der Pause mal zu testen. Mal sehen, ob er auch so streiten konnte, wie ich es mit Kaiba immer tat.
 

Doch egal was ich ihm an den Kopf schmiss, der Android schien mich zu ignorieren, was mich irgendwie wütend werden ließ. Anzu und die anderen meinten nur das ich doch froh sein sollte, dass er nicht streitsüchtig wäre, aber mir fehlte der echte Kaiba wohl als einzigen jetzt schon.
 

Nach der Schule wurde dieser Seth von Kaibas Limousine abgeholt und ich war sprachlos, was um alles in der Welt ging in Kaibas Kopf vor, einen Doppelgänger von sich zu erschaffen...

Kennenlernen

Seth kam von der Schule und kam, wie ich es ihm gesagt hatte, danach direkt in die Villa. Dort hatte ich schon mit Mokuba und Isono, meinem persönlichen Assistenten, auf ihn gewartet. Es war Zeit, ihnen mein neustes Projekt vorzustellen. Ich hatte Mokuba schon viel über Seth erzählt und auch Isono war im Bilde.
 

Höflich stellte Seth sich vor und sprach mich, wie ich es ihm gesagt hatte, mit Seto sama an. "Wie war der Tag in der Schule", fragte ich Seth und er erzählte mir alles von dem Unterricht und übergab mir die Hausaufgaben.
 

„Seto sama ein Schüler, war sehr aufmüpfig und hat versucht, mit mir zu streiten“, sagte er jetzt und projizierte ein Bild von Katsuya Jonouchi vor unseren Augen. Ein amüsiertes Grinsen schlich mir auf das Gesicht. Und ich erzählte ihm, dass ich öfters Wortgefechte mit meinem Mitschüler hatte. „Du kannst dich ruhig verbal gegen ihn wehren“ riet ich ihm und er nickte mit einem lächeln im Gesicht.
 

„Jetzt kannst du dich ein wenig mit Mokuba beschäftigen, ich möchte das ihr euch besser kennenlernt.“, sagte ich ihm, und Mokubas graublaue Augen wurden groß.
 

Seth hatte ein eigenes Zimmer in der Villa bekommen und er konnte eigenständig handeln und außer, wenn es ums Lernen meiner Aufgaben ging, tun und machen, was er wollte. Ich hingegen zog mich in mein Heimbüro zurück und arbeitete noch ein paar Unterlagen für die Firma durch.
 

Da hatte Seth ja Katsuya Jonouchi gleich von der richtigen Seite kennengelernt, der Blonde ließ keine Möglichkeit aus, um Streit mit mir zu suchen. Bei dem Gedanken an Katsuya musste ich wieder lächeln, nur zu gerne hätte ich sein Gesicht gesehen als Seth ihn wahrscheinlich ignoriert hatte.
 

Mir wurde beim Arbeiten wieder schwindelig und schlecht. Mein körper war von den Anstrengungen der letzten Nächte, in denen ich gearbeitet hatte, wohl noch geschwächt.
 

Ich ging herunter in das Wohnzimmer und ein leichter Stich im Herzen traf mich als ich Mokuba und Seth mit der Spielekonsole spielen sah und Mokuba freudestrahlend lachte. Aber genau das war es, was ich von Seth gefordert hatte und er erfüllte seine Aufgabe hervorragend aus. Isono machte einen Schritt auf mich zu und klopfte mir auf die Schulter, so als habe er meine Wehmut bemerkt.
 

„Wann wollen sie Mokuba sama informieren“, fragte er vertrauensvoll an mich gerichtet und ich antwortete mit leiser gebrochener Stimme, „Es ist noch zu früh.“
 

Am nächsten Morgen machte Seth sich wieder für die Schule fertig und ließ sich von der Limousine zur Schule fahren.
 

Sofort fiel ihm der böse Blick des Mitschülers Katsuya Jonouchi wieder auf und er erinnerte sich, dass ich ihm erlaubt hatte sich gegen ihn zu wehren.

Die Asimov’schen Gesetze

Ich betrat den Schulhof als ich Kaibas Limousine vorfahren sah und wie ich es geahnt hatte, stieg dieser Fake Kaiba aus. Ich konnte es mir nicht verkneifen und beschimpfte ihn Blechdose. Aber wieder wurde ich nur ignoriert von ihm.
 

Der Rest des Schultages verlief recht eintönig und ich machte mir Gedanken, warum der echte Kaiba nicht zur Schule kam, hatte er so viel zu arbeiten? Es ging mich eigentlich nichts an, aber insgeheim hatte ich schon lange Interesse an dem jungen CEO. Und durch unseren Streit in der Schule bekam ich wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit von ihm.
 

Nach dem Unterricht verfolgte Seth mich und als wir in einer Seitengasse waren, drückte er mich plötzlich an eine Wand und drohte mir ich solle ihn und Seto sama in Ruhe lassen, sonst müsse er mich beseitigen. Schockiert hielt ich die Luft an. Das konnte doch nicht wahr sein. Seth hatte mir wirklich gedroht und das nicht gerade sanft.
 

Ich dachte, Androiden haben bestimmte Regeln, die sie nicht missachten dürfen, die Gesetze kennt doch jeder:
 

0.Ein Roboter darf die Menschheit nicht verletzen oder durch Passivität zulassen, dass die Menschheit zu Schaden kommt.

1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen, außer er verstieße damit gegen das nullte Gesetz.

2. Ein Roboter muss den Befehlen der Menschen gehorchen – es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum nullten oder ersten Gesetz.

3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange sein Handeln nicht dem nullten, ersten oder zweiten Gesetz widerspricht.
 

Aber dieser Seth hatte mir gerade gedroht, mich zu beseitigen, wenn ich ihn und Kaiba nicht in Ruhe ließe. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen, ich beschloss zu Kaiba zu gehen und ihn zur Rede zu stellen.
 

Die Limousine stand bereits am Tor, also war dieser Seth schon zu Hause. Die Tür wurde von Kaibas Angestellten geöffnet und ich verlangte so höflich wie ich konnte in meiner Wut Seto Kaiba zu sprechen.
 

Jetzt stand Seto vor mir und ich war außer mir vor Wut. „Dein Android hat mir heute gedroht, er würde mich beseitigen, wenn ich dich nicht in Ruhe lasse.“
 

„Seth ist einwandfrei in Ordnung, er würde niemandem drohen, er hat die die Asimov’schen Gesetze einprogrammiert bekommen, beteuerte Seto bevor er plötzlich zu schwanken begann und vor meinen Augen zusammenbrach. Ich konnte ihn gerade noch vor einem Sturz bewahren und fing ihn auf.
 

Jetzt kam Seth zur Tür geeilt und nahm mir Seto ab und legte ihn vorsichtig auf den Boden. „Seto sama hat schwer gearbeitet die ganze Nacht, sein Körper ist geschwächt, bitte verlassen Sie unser Grundstück, sagte Seth und schloss die Tür...

Die Wahrheit

Jetzt stand ich vor der geschlossenen Tür als Mokuba plötzlich vor mir stand und mich fragte, ob ich zu Seto wollte, ich erzählte dem kleineren, dass sein Bruder gerade zusammengebrochen war und ich nur schnell sehen wollte, ob es ihm schon besser ginge. Hektisch schloss Mokuba die Haustür auf und ließ auch mich herein. Seto lag auf dem Sofa und schien gerade wieder zu Bewusstsein zu kommen.
 

Seth starrte mich böse an, doch ich ignorierte die Blicke von ihm. „Onii sama geht es dir wieder besser?“, fragte der jüngere der Kaiba Brüder nach. Seto fasste sich mit der Hand an den Kopf, so als habe er Kopfschmerzen und meinte, dass es ihm schon wieder besser ginge.
 

Bitte gehe bald zum Arzt Onii sama, es passiert zu häufig in letzter Zeit das du zusammenbrichst. Mokuba hatte die Tränen in den Augen als er das sagte und Seto nahm ihn fest in den Arm. So privat hatte ich Seto Kaiba noch nie erlebt.
 

Ich wollte gerade aufstehen und gehen, als Mokuba fragte, ob ich zum Essen bleiben wollte. Ich wollte gerade verneinen, als Seto meinte, dass er mir noch etwas schulde, weil ich ihn vor dem Sturz bewahrt hatte.
 

Also blieb ich bei den Kaibas in der Villa, der einzige der nicht begeistert, schien, war dieser Android Seth.
 

Ich war unglaublich nervös bei Kaiba zu Hause zu sein und mit ihm ganz privat zu Abend zu essen, sodass ich nicht viel essen konnte. Nach dem Essen bat Mokuba mich und Seth noch etwas mit ihm an der Spielekonsole zu spielen und wir entschieden uns für ein Autorennen. Seth einziges Ziel bei dem Spiel schien es jedoch zu sein, dass er meinen Wagen immer von der Straße wegdrängte und dafür sorgte, dass ich mich überschlug.
 

Ich regte mich auf und Mokuba schien es lustig zu finden. Nach einer Weile musste ich zur Toilette und Mokuba beschrieb mir den Weg dort hin. Ich machte eine der Türen auf und plötzlich stand Kaiba vor mir und hustete und spuckte dabei Blut in das Waschbecken, ich war geschockt, von dem, was ich gesehen hatte und erkundigte mich bei Seto, ob ich ihm helfen könne.
 

Als sich sein Husten wieder beruhigt hatte, sagte er mir nur, dass ich Mokuba gegenüber und auch sonst niemandem gegenüber ein Wort erwähnen durfte. Ich reichte Seto noch ein sauberes Taschentuch. „Wie schlimm ist es?“, fragte ich den Brünetten.
 

Er schwieg einen Moment, bevor er sagte: „Mein Nachfolger Seth sitzt bereits unten.“
 

Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was die Worte bedeuteten. Und ich hielt mich vor Schreck im Türrahmen fest, da mir augenblicklich schlecht wurde.
 

„Aber warst du schon beim Arzt, es muss doch etwas geben, was man tun kann.“
 

„Ich war beim Arzt und was ich tun soll, ist den Rest meines Lebens noch genießen“, sagte er mit leiser, gebrochener Stimme.

Porzellanpuppe

Ich saß zu Hause in meiner kleinen Wohnung und konnte es nicht glauben, Seto Kaiba hatte mir heute gesagt, dass er bald stirbt, er war sterbenskrank und niemand konnte etwas dagegen tun. Mein Herz schien zu zerspringen und die Luft zum Atmen wurde schwer. Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, was ich für Seto eigentlich empfand. Ja, ich hatte schon immer irgendwie Schmetterlinge im Bauch, wenn wir uns stritten.
 

Ich genoss innerlich jede Art von Aufmerksamkeit, die der kühle und unnahbare Seto Kaiba mir bot. Aber jetzt tat jeder Gedanke an ihn im Herzen weh und mir war einfach nur zum Weinen zumute.
 

Und egal was Seto über diesen Androiden sagte, ich traute ihm nicht. Er war mir einfach immer noch nicht Mensch genug, um ihm vertrauen zu können, auch wenn ich zugeben musste, dass er von einem Menschen äußerlich nicht zu unterscheiden war, aber er blieb nun einmal eine Künstliche Intelligenz.
 

Die letzten Tage kam immer nur Seth in die Schule. Bis heute, da kam Seto persönlich zur Schule und er sah sehr blass und dürr aus, mit tiefen Augenrändern unter den Augen. Ich konnte mich während des gesamten Unterrichts nicht richtig konzentrieren und beobachtete den CEO aus der Ferne. Yugi, Anzu, und Honda fragten mich was los sei mit mir, aber ich winkte nur ab und sagte, dass ich schlecht geschlafen hatte.
 

In der nächsten Schulstunde stand Kaiba plötzlich auf und lief aus dem Klassenzimmer. Ich überlegte einen Moment und stand dann auf, um ihm zu folgen. In den Schulwaschräumen hörte ich ihn bereits husten. Langsam ging ich zu ihm hin.
 

„Ist alles in Ordnung mit dir, Seto?“, fragte ich ihn und er hustete noch weiter Blut in das Waschbecken. Seto gab mir sein Handy und bat mich die Nummer von Seth zu wählen und ihn in die Schule zu bitten.
 

Ich rief die besagte Nummer und Seth ging sofort an das Handy und machte sich auf den Weg. Danach sagte ich in der Klasse dem Lehrer, dass es Seto nicht gut ging und begleitete ihn in ein Schulkrankenzimmer. Nach nur wenigen Minuten kam Seth in das Zimmer gelaufen. „Wie kann ich ihnen helfen Seto sama?“, fragte er und wurde von Kaiba in die Klasse geschickt. Ich hingegen begleitete Kaiba noch bis zu seiner Limousine. Als ich den Schulgang entlang lief, sah ich Seth vor dem geschlossenen Klassenzimmer stehen.
 

„Es ist komisch, dass Seto sama so zerbrechlich ist, wie eine Puppe aus Porzellan, ich habe nicht mehr viel Zeit alles von ihm zu lernen. Und er schickt mich in die Schule statt in die Kaiba Corporation“ meinte Seth zu mir und machte mich mit seinen Worten unsagbar wütend.
 

„Ich dachte deine Aufgabe ist es Kaiba zu unterstützen, rief ich ihm entgegen, doch Seth erwiderte in einem kühlen Tonfall: 
 

„Meine Aufgabe ist es ihn zu ersetzen.“ 
 

Dann ging Seth in die Klasse.
 

Mir hingegen war ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen.

Die Warnung

Nach der Schule, war ich so beunruhigt wegen der Worte von Seth, dass ich nicht anders konnte, ich machte mich sofort auf den Weg, um Seto vor Seth zu warnen. Außerdem wollte ich unbedingt wissen, wie es ihm jetzt ging, nach dem er in der Schule Blut gespuckt hatte.
 

Ich kam am Kaiba – Anwesen an und klingelte. Eines seiner Dienstmädchen machte mir die Tür auf und bat mich freundlich herein. Jetzt kam Mokuba die große Treppe der Eingangshalle herab gelaufen und begrüßte mich freundlich.
 

„Hallo Jou kun, du willst sicher zu meinem großen Bruder, aber der hat sich schlafen gelegt, weil es ihm nicht so gut ging. Wenn du möchtest, können wir noch ein bisschen im Wohnzimmer mit der Spielekonsole zocken, bis er sich ausgeruht hat.“
 

Ich lächelte den Jungen an und ging mit ihm in das Wohnzimmer. Mir war flau im Magen, wenn ich an Seth dachte, doch von ihm gab es zum Glück keine Spur.
 

Wir spielten und hatten großen Spaß dabei, so kam es, dass wir nicht bemerkten, dass Seto leise das Zimmer betreten hatte. Erst als Kaiba sich räusperte, drehten wir uns um und Mokuba lief sofort zu seinem großen Bruder, um ihn nach seinem befinden zu fragen.
 

„Es geht mir schon wieder besser Mokuba, ich war nur erschöpft von der vielen Arbeit die letzten Tage.“
 

Mokuba wusste also nicht, dass sein großer Bruder schwer krank war. Ich spürte wieder diesen Stich im Herzen und war in Gedanken versunken, als Kaiba plötzlich fragte, ob er mir weiter helfen könne.
 

Ich schaute ihn ernst an und sagte, dass ich mit ihm unter vier Augen reden müsse. Mokuba nickte verstehend und verbeugte sich höflich vor uns, bevor er das Zimmer verließ.
 

Wir setzten uns auf die große Garnitur und ich begann sofort mit meinem Anliegen.
 

„Seto ich wollte dich warnen, dein Android hat heute in der Schule gesagt, dass er dich ersetzen will und er klang dabei so kühl, dass mir schlecht geworden ist.“
 

Kaiba verdrehte kaum merklich die Augen. „Fängst du schon wieder damit an? Seth ist ein lernfähiger Android, es ist selbstverständlich, dass er noch nicht wie wir klingt. Und ja er soll mich eines Tages ersetzen und die Kaiba Corporation leiten, bis Mokuba so weit ist.“
 

„Ich traue diesem Seth nicht und ich mache mir große Sorgen um dich!“, platzte es aus mir heraus, und im Zimmer wurde es toten still. Ich lief ein wenig rot an, aber schaute Seto direkt in die Augen. Auch er erwiderte meinen Blick und für einen kurzen Moment schien die Zeit stillzustehen.
 

„Seto ich, will dir nur helfen“, sagte ich mit gebrochener Stimme und machte einen Schritt auf ihn zu, ich beugte mich zu dem sitzenden Kaiba hinab und strich mit meiner Hand wie von selbst über seine Wange. Setos Augen weiteten sich und sein Mund war leicht geöffnet als ich mich gänzlich zu ihm beugte und ihn küsste.
 

Plötzlich räusperte sich Seth im Türrahmen und wir fuhren schnell wieder auseinander.
 

„Ich werde jetzt gehen“, sagte ich und verließ schnellen Schrittes das Anwesen der Kaibas.
 

Was war da nur passiert, ich war völlig aufgelöst. Ich hatte ihn wirklich einfach so geküsst...
 

Mein Herz schlug bis zum Hals, aber ich war nicht nur verwirrt und erstaunt über mich selbst, sondern auch unsagbar glücklich darüber.

Schlaflose Nacht

Ich war jetzt schon so geschwächt, dass ich nicht sagen konnte wie lange ich noch durchhalten würde und da kam Jonouchi auch noch zu mir und küsste mich einfach so, mich Seto Kaiba!
 

Ich konnte in dieser Nacht nicht schlafen, zu viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Also beschloss ich noch einmal in die Küche zu gehen und mir ein Glas Wasser zu holen. Mein Blick blieb jedoch an der Minibar hängen und ich schenkte mir einen Schluck Wein ein.
 

Ich erschrak, als plötzlich eine Stimme erklang und mir einen guten Abend wünschte. Es war Seth der sich zu mir setzte.
 

„Können Sie nicht schlafen Seto sama?“ Ich nickte stumm und obwohl ich es mir nicht eingestehen wollte, war ich durch Jonouchis Warnung ein wenig misstrauisch geworden.
 

„Ich habe da etwas für sie“, sagte Seth und gab ein Pulver in mein Glas. „Trinken Sie das und Sie werden bald einschlafen. Ich nahm einen Schluck zu mir und es schmeckte nach nichts...
 

„Was für ein Pulver war das?“, wollte ich genauer wissen, aber Seth meinte nur, dass es sich um ein Schlafmittel handeln würde. Ich trank das Glas in einem Zug aus und beschloss zurück ins Bett zu gehen, doch plötzlich wurde mir Schwindelig und schlecht und ehe ich mich versah wurde mir schwarz vor Augen....
 

~*~
 

Um 5 Uhr Morgens trat ich (Isono) immer meinen Dienst bei den Kaibas als persönlicher Assistent an, um sie mit der Limousine zur Schule oder in die Firma fahren zu können. Ich betrat das Haus mit meinem Schlüssel und freute mich schon auf einen ruhigen Arbeitsbeginn, doch Seth der Android von Seto Kaiba kam mir entgegen und rief ich solle einen Notarzt rufen.
 

Sofort folgte ich dieser Anweisung und lief hinter ihm her in die Küche. Auf dem Boden lag der leblose Körper von Seto Kaiba. Ich beugte mich über ihn und begann sofort mit lebensrettenden Maßnahmen. Der junge CEO übergab sich auf dem Küchenboden und begann flach zu atmen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich der Krankenwagen und nahm ihn mit in das Krankenhaus von Domino.
 

Ich kümmerte mich um Mokuba sama und brachte ihn in das Krankenhaus zu seinem großen Bruder.
 

Es hieß er sei vergiftet worden und wären wir nur ein wenig später gekommen wäre Seto Kaiba jetzt nicht mehr am Leben. Ich tröstete Mokuba sama und hielt fest seine Hand.
 

Auch mir liefen wenige Tränen über die Wange, weil ich wusste, dass dieser Zeitpunkt leider nicht mehr in allzu weiter Ferne lag.
 

Es war immer wieder rührend zu sehen wie der sonst so verschlossene Seto Kaiba sich seinem kleinen Bruder gegenüber öffnete und ihn in den Arm nahm.
 

Aber wer hatte Kaiba vergiftet es war doch wohl nicht dieser Android?
 

Als ich am Abend mit Mokuba sama in die Villa zurückkehrte, war von dem Android keine Spur mehr zu sehen. Er war verschwunden...

Mokuba

Als ich erfuhr, dass Seto im Krankenhaus lag, eilte ich sofort zu ihm hin, die Schule war mir egal gewesen.
 

Als ich im Krankenhaus ankam, saßen Mokuba und Isono bereits am Krankenbett. Und Kaiba war bei Bewusstsein. Er sah schwach und krank aus und ich wusste nicht so richtig, wie ich ihn begrüßen sollte, ich hielt einmal kurz seine Hand und erkundigte mich danach wie es ihm ging und was geschehen war.
 

„Du hattest recht“, sagte Kaiba mit gebrochener, heiserer Stimme, „Seth hat versucht mich umzubringen. Isono ich bitte dich bleibe heute Nacht bei Mokuba.“
 

Isono nickte und hielt Mokubas Hand fest, um seine Geste noch einmal deutlich zu machen. Dann verließen Isono und Mokuba das Zimmer um etwas zu Trinken zu holen.
 

Wir waren jetzt ganz alleine im Zimmer und wir küssten uns erneut, dieses Mal ganz zaghaft. Ich würde diesen Seth fertig machen, das schwor ich mir in diesem Moment.
 

Bald war die Besuchszeit vorbei und wir mussten alle nach Hause gehen.
 

~*~
 

Diese Nacht blieb Isono bei mir in der Villa und passte auf mich auf. Ich war froh nicht alleine zu sein und ich vermisste Seto schon jetzt schrecklich. Ich lief in mein Zimmer, um mich Bettfertig zu machen, als ich bemerkte das die Tür zum Balkon offen stand.
 

Ich konnte es nicht fassen auf dem Balkon stand Seth und ehe ich schreien konnte, hielt er mir den Mund zu und bedrohte mich mit einer Waffe, die er aus dem Zimmer meines Bruders entnommen hatte. Jetzt hielt Seth mir ein Tuch vor den Mund und die Nase, sodass ich das Bewusstsein verlor.
 

Als ich wieder zu mir kam, war ich in einer Art Lagerhalle. Ich war gefesselt und geknebelt. Und Seth sprach die ganze Zeit davon das er endlich meinen großen Bruder loswerden wollte um die Kaiba Corporation und sein Leben zu übernehmen.
 

~*~
 

Ich hatte die Nachricht von Seto bekommen das Mokuba verschwunden war und mich sofort auf den Weg zur Villa gemacht. Dort wimmelte es nur so von Polizisten. Seto hatte sich selbst, auf eigene Verantwortung, aus dem Krankenhaus entlassen. Er saß mit Isono und ein paar Beamten im Wohnzimmer.
 

Als die Beamten die Villa verlassen hatten, nahm ich Seto in den Arm und versuchte für ihn da zu sein. Seto jedoch hatte keine Ruhe und lief im Zimmer auf und ab.
 

„Ich bin mir sicher, dass Mokuba in Seths Gewalt ist und ich werde ihn eigenhändig umbringen und ein für alle Mal ausschalten.“ sprach Kaiba voller Wut, als plötzlich das Telefon klingelte...

Die Fabrik

Seto ging schnell an das Telefon und ich und Isono konnten das Gespräch mit anhören. Es war Seth, wie wir alle erwartet hatten.
 

„Wenn du deinen kleinen Bruder lebendig wiedersehen willst, musst du zu der alten Lagerhalle, der Fabrik, in Domino kommen.“
 

Das war das einzige, was er sagte, dann beendete er das Gespräch wieder. Für uns alle war klar, dass wir sofort zu der alten Fabrik fahren würden, um Mokuba zu retten. Isono gab Seto seine Waffe und klopfte ihm wie einem Sohn auf die Schulter. Seto nickte anerkennend und nahm die Waffe aus kaltem Stahl entgegen.
 

Ich fiel Seto in den Arm und drückte ihn ganz fest an mich, wir küssten uns zärtlich und Isono schaute ein wenig verschämt zu Boden. „Pass auf dich auf“, flüsterte ich Seto zu und küsste ihn noch einmal innig.
 

Dann machten wir uns auf den Weg zur Limousine und Isono fuhr mit uns zur Lagerhalle der alten Fabrik.
 

Es war dunkel und kalt und unsere Schritte hallten laut auf dem Betonboden der Lagerhalle.
 

Plötzlich erklang die Stimme von Seth. „Kommt auf das Dach, wenn ihr Mokuba wieder haben wollt!“, rief er und wir alle liefen unzählige Stufen hinauf auf das Flachdach der Fabrik.
 

Aus einer dunklen Ecke tauchte plötzlich Seth auf und hielt Mokuba als Geisel dicht bei sich.
 

Er hielt Mokuba eine Waffe an den Kopf und befahl Seto, seine Waffe fallen zu lassen, sonst würde er sie beide umbringen.
 

Seto hatte keine Wahl und legte die Waffe auf den Boden. Seth lachte hämisch auf und entsicherte seine Waffe mit einem lauten klicken. Mir und Isono blieb nichts anderes übrig als das Geschehen weiter zu beobachten. Es war unerträglich schwer.
 

„Jetzt werde ich dich endlich töten Seto Kaiba und dann gehört deine Firma und dein Leben mir allein“, sagte Seth und richtete die Waffe auf Seto.
 

„Lass meinen kleinen Bruder gehen!“ Rief Seto und Seth ließ Mokuba tatsächlich gehen. Mokuba rannte in Setos Arme, doch genau in diesem Moment feuerte Seth einen Schuss ab und beide Kaiba Brüder fielen zu Boden.
 

Ich schrie laut auf und rannte dem Android entgegen und stieß ihn vom Dach, Seth stürzte in die Tiefe und war ein für alle Mal aus dem Weg geräumt.
 

Aber was war mit Seto und Mokuba? Ich und Isono rannten zu ihnen hin und Mokuba schrie laut den Namen seines Bruders und weinte bitterlich. Ich versuchte die Blutung zu stoppen, doch Seto nahm meine Hand und hinderte mich daran.
 

„Leise und mit schmerzerfüllter Stimme, sprach Seto zu mir.
 

„Bitte, kümmere dich um Mokuba.“
 

Die Tränen liefen mir über die Wangen. „Ich liebe dich“ presste ich hervor und auch Setos letzte Worte waren: „Ich liebe dich auch.“
 

Dann fielen seine Augen zu.

Ein paar Jahre später

Es waren jetzt schon einige Jahre vergangen, seit Seto durch einen Schuss ins Herz, seinen Tod gefunden hatte.
 

Ich stand wie jeden Sonntag am Grab von Seto und pflegte es. Auch Mokuba würde bald sicher mit Isono dazu stoßen, und danach würden wir alle gemeinsam etwas zusammen essen gehen.
 

Mokuba war zu einem fleißigen jungen Mann herangereift und leitete nun die Kaiba Corporation. Er war schneller erwachsen geworden wie andere Kinder in seinem Alter, da er den Verlust seines Bruders verkraften musste und gleichzeitig der neue CEO der Kaiba Corporation werden sollte.
 

Es waren harte Jahre für uns alle gewesen. Mokuba und auch ich waren noch lange in psychologischer Betreuung gewesen, um all das geschehene aufzuarbeiten. Das Loch in meinem Herzen, welches Seto hinterlassen hatte, war immer noch groß und Schmerzhaft. Doch das Versprechen, welches ich Seto gegeben hatte, mich um Mokuba zu kümmern, hatte mir Mut und Kraft gegeben immer weiter zu machen und durchzuhalten.
 

Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denken muss. Unsere Liebe war gerade erst aufgeblüht und dann wurden wir für immer getrennt...
 

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Isono mir plötzlich auf die Schulter klopfte. Mokuba legte einen Blumenstrauß auf das Grab von Seto und blieb ein paar Minuten lang schweigend vor dem Grab stehen.
 

Jetzt gingen wir gemeinsam etwas essen, wir waren zu einer richtigen Familie herangewachsen besonders seit Yuki, Mokubas Frau, nachwuchs erwartete. Seto wäre stolz auf seinen kleinen Bruder gewesen...
 

Yuki öffnete uns die Tür und begrüßte uns alle herzlich.
 

Ich nahm Yuki zur Begrüßung in den Arm und sie fragte, ob ich mal fühlen wollte wie der kleine Seto im Bauch strampelte. Es war schon ein Wunder, wenn ein Baby heranwuchs. Ich freute mich schon jetzt darauf, der coole Onkel des kleinen Setos zu werden und ihm alles über Duel-Monsters beizubringen.
 

Es war wie immer ein wunderschöner Abend gewesen, doch mein Seto würde mir immer fehlen...