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Angel@Paris

von

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Prolog

Die Nächte des Frühlings sind warm und der Wind streicht wie eine zärtliche Hand durch mein langes Haar. Wie lange ich schon hier stehe und den Grabstein betrachte, weiß ich nicht. Zu lebhaft noch steht vor mir der Anblick des Verstorbenen vor Augen, der nun fünf Fuss unter mir in der Pariser Erde ruht.

Mein Name ist Aimery de Dumont, Erbe der Londoner Dumontfamilie, einziger Spross und letzte Hoffnung eines von Ehrgeiz zerfressenen Vaters. Ich hatte alles, was man sich wünschen konnte, Reichtum und Macht.... doch hier in Paris fand ich, was ich in all den 23 Jahren meines bisherigen Lebens wirklich gesucht hatte.

Fast glaube ich noch seinen schmalen Körper an mir zu spüren, seine federleichten Hände die mich so sanft, so leicht, fast wie ein Schmetterlingsflügel berührten und mich so oft in den Himmel gebracht hatten. Die Hände eines Engels... meines Engels.
 

Eines Engels aus Paris.

Es begann vor einem Jahr. Meine Eltern und ich waren aus dem regnerischen London in den warmen Pariser Frühling geflohen, hatten eines jener architektonisch wertvollen Häuser erstanden und für die Dauer einer Jahreszeit bezogen. Ich langweilte mich schrecklich und sehnte den Sommer herbei, der uns wieder nach London bringen sollte, so sehr mir auch davor graute. Denn in London erwartete mich die Ehe, eine jener beschlossenen Verbindungen die Erbfolge und Titel sichern sollten, diese mithilfe einer jungen Dame aus dem Hause der Merrywethers, einer alten ehrwürdigen Familie deren Stammbaum ebensoviele inzestbelastete "Vernunftehen" enthielt die wir eingehen sollten.

Sie war für nichts anderes erzogen worden, mich aber lechzte es nach Leben! Und nach der Liebe....
 

Wir hatten kaum unser Haus bezogen, da erfuhr ich von einem Gerücht um die neuerbaute Oper, nämlich das es darin spuken solle. Geisterhafte Erscheinungen in Abendanzügen durchstreiften den Bau, Stimmen kämen aus den Logen und Orgelspiel aus den Kellergewölben, zuweilen vernahm man sogar das durchdringende Weinen einer Frau...

Mein Interesse war geweckt und ich wies einen meiner Lakaien an, mir eine Loge zu besorgen. Ich musste einfach wissen, was da passierte!
 

So machte ich mich kurz vor der 20 Uhr Vorstellung auf den Weg. Ich ging zu Fuss, ließ die Lichter und das Flair der "Stadt der Liebe" auf mich wirken und entdeckte, was manch anderen meines Standes verborgen blieb. Da waren die gepflegten Avenues, auf denen neureiche Damen und Herren ihre Garderobe spazierenführten, prachtvolle Kutschen entlangfuhren, alle mit jenem unbekümmerten Gehabe das absolute Abneigung gegenüber dem niederen zeigte. Und doch fanden sich selbst an den vermeintlich "schönen" Orten bettelnde Kinder die mit staunenden Augen selbst einfache, glitzernde Messingknöpfe am Frack des Gendarmen bestaunten...

Ich gebe zu, auch mich traf es hart die Realität zu sehen.

Da waren kleine Mädchen und Jungen, die in den Rinnsteinen schliefen, junge Frauen von vielleicht sechzehn, siebzehn Jahren mit greinenden, kränklichen Kindern im Arm. Doch die schlimmsten waren die Dirnen... und die Strichjungen. Ihre absichtlich knapp gehaltene Kleidung, die aufreizenden Blicke, die einladenden Bewegungen.

Selbst in der Gegend um die Oper konnte ich sie erkennen.
 

Einer von ihnen besaß die Frechheit sich auf den marmornen Stufen zum Eingang der prachtvollen "Academie de nationale de musique" niederzulassen und den Männern aufreizende Blicke zuzuwerfen.

Es war ein hübscher Junge, höchstens achtzehn oder neunzehn, mit glattem weißblondem Haar und melancholischen grünen Augen. Er hatte feine, fast feminine Gesichstzüge, blasse Haut und einen schlanken Körper, lange Beine, fast wie die einer Frau.

Ich zuckte zusammen, als ich seinem forderndern Blick begegnete und errötete ein wenig.

Ich war kein Kostverächter und ich bevorzugte nicht nur Frauen, aber ein Knabe... das verstieß gegen alle Gesetze der Moral. Wie er mich ansah.... fast flehend, als bettelte er nicht nach Geld, sondern nach Wärme und Liebe. Ich hielt seinem Blick nicht stand und wandte mich ab, sah interessiert in den dunklen Nachthimmel, glaubte regelrecht zu spüren wie er mich beobachtete.

Was für seltsame Kleidung...

Schwarze Lederhosen, ein schwarzer Fellmantel, ein offenes, gerüschtes Seidenhemd; alles an ihm schrie regelrecht nach der Tatsache das er einem obskuren Herr unterstand, dessen einziges Ziel darin bestand, Geld einzutreiben. Armer Kerl....

Seufzend warf ich einen Blick auf meine Taschenuhr. Zwanzig nach acht... den Beginn der Vorstellung hatte ich verpasst, gleich würde der erste Akt seinen Höhepunkt erreichen. Es lohnte sich nicht, doch noch den Bau zu betreten, meine Eltern warteten sicher nicht auf mich, sie würden sich die Oper ansehen und spät nach Hause kommen.

Also fasste mir ein Herz und ging auf den Jungen zu, sah in sein zartes Gesicht auf das die Strassenlaternen goldene Schimmer warfen: "Wie heisst du?"

Seine müder grünäugiger Blick schien sich regelrecht in den meinen zu bohren: "Leander. Ich kann Euch alles geben, was Ihr wünscht..."

Lebhaft die Vorstellung von seinem knabenhaften Körper in den schwarzen Seidenlaken meines Bettes verdrängend bot ich ihm meine Hand: "Komm mit mir. Du kannst die Nacht bei mir verbringen."

Ich winkte einem Droschkenkutscher und wir fuhren mit der Kutsche zu mir.

Er liess sich nicht anmerken, wie überrascht er war, als er mein Zimmer erblickte. Ich hatte sämtliche Möbel in schwarz gehalten, mein Bett überdachte ein rotsamtener Baldachin, schwarze Seidenlaken und Kissen boten sich als Schlaflager.

Ich legte Umhang und Hut ab, drehte mich zum Fenster und wollte die Vorhänge schließen, als ich das Rascheln seiner Kleidung hörte und mich herumdrehte. Da stand er, nur noch in seinen engen schwarzen Hosen, Ergebenheit im Blick als er vor mir niederkniete und über meine Brust strich, zärtlich den Seidenstoff meines Hemdes auseinanderzog. Fast geschockt wich ich zurück: "Leander..."

Sein Blick war fast verständnisvoll: "Ihr hattet noch nie einen der Lustknaben.... lasst mich nur machen, mein Herr..."

Verdammt, es erregte mich tatsächlich ihn so willig zu sehen und mein Gewissen trat in den Hintergrund. Ich wollte ihn, wollte es nutzen, meiner Bestimmung als Erbe und zukünftiger Ehemann entfliehen und die Süße des Verbotenen kosten.

Fast schon brutal zog ich ihn zu mir hoch, küsste ihn, hungrig, begehrend. Er schmeckte nach Kälte und der Nacht, ein Geschmack den ich bis heute nicht vergessen habe...
 

Als er sich mir darbot, warf ich meine moralischen Grundsätze gänzlich über Bord. Das Jetzt zählte, nicht die Frage ob es erlaubt war was ich im Begriff war zu tun...

Heftig bockte er mir entgegen, wollte tiefere, festere Stöße, die ich ihm nur zu gerne gab. Sein lustvolles Wimmern klang wie Musik in meinen Ohren, beflügelte mich, ließ meine Sinne durcheinanderwirbeln und mich im Strudel der Ekstase versinken...
 

Zitternd kam ich zur Besinnung als ich mich in ihn ergoss.

Er drehte sich herum und sah mir in die Augen, berührte dann mit den Fingerspitzen meine Lippen, hauchte einen Kuss darauf: "Mein Herr...."

Engumschlungen schliefen wir ein, sein Anblick suchte meine Träume heim, während derer ich immer wieder aufwachte und ihn betrachtete.
 

Sonnenstrahlen blendeten mich als ich aufwachte. Er war weg, das wusste ich, denn Kissen und Laken neben mir waren kalt und zerwühlt; bei ihrem Anblick erinnerte ich mich wieder. Es war also kein Traum gewesen...
 

Es wunderte mich nicht, meine Börse komplett leer vorzufinden. Ich hatte ihn nicht bezahlt und fühlte mich auch seltsam unpässlich ihn dafür zu hassen das er mich bestohlen hatte. Wenn es nur Geld war, dann war es mir egal... aber ich glaubte zu fühlen das er mir einen Teil meiner Seele geraubt hatte.
 

~*~
 

Einige Tage vergingen, während derer ich Paris erforschte, insbesondere die Oper. Mittlerweile war es mir gelungen, eine Loge zu ergattern und mir "Il Muto" anzusehen. Mein Erschrecken war grenzenlos als inmitten des ersten Aktes und der triumphalen Arie der La Carlotta eine Stimme ertönte. Laut und wütend, aber gleichzeitig auch wundervoll artikuliert so dass sie mich unwillkürlich an einen der Todesengel meiner Gemälde erinnerte.
 

Die Stimme verlangte nach einer mir unbekannten Primadonna namens Christine Daee, die sich als die schöne junge Madame herausstellte die die Rolle des stummen Pagen Seraphimo innehatte.

Die Oper verlief nach der Besetzungsänderung wie geplant und als ich schließlich, überwältigt von der engelsgleichen Stimme der neuen Sängerin, wie verzaubert die Marmorstufen der Eingangshalle herunterging, erwartete mich an deren Ende Leander. Schlagartig blieb ich stehen. Ihn hätte ich am wenigsten hier erwartet, noch dazu in einem Aufzug bei dessen Anblick es mir die Sprache verschlug. Verschwunden war der Pelzmantel, die aufreizende Seide und die enge Lederhose, dafür trug er einen enggeschnittenen schwarzen Abendanzug, dem meinen nicht unähnlich, in dem er aussah wie ein Engel.

Ich wollte ihm gerade entgegenkommen, da näherte sich eine verschleierte Dame und ergriff seinen Arm, zog Leander mit sich in Richtung der Logen.
 

Unauffällig folgte ich den beiden und bezog Stellung in der Loge neben der die die beiden betreten hatte, Loge Fünf, aus der man in der Vorstellung hatte die geheimnisvolle Stimme vernehmen können. Gespannt lauschte ich, was da wohl passieren würde, ich gebe zu das ich auch mit dem Opernglas hinübersah. Ich wollte mich gerad erheben und wieder gehen, da offensichtlich nichts passierte, da ertönte wieder diese engelsgleiche Stimme.

Wie elektrisiert ließ ich mich wieder in einen der roten Fauteuils sinken und lauschte....
 

"Monsieur Erik?"

Aha, die Dame begann also das Gespräch....

"Ich bin hier. Habt Ihr ihn mitgebracht?"

Die engelhafte Stimme gehörte also einem Mann namens Erik, der offensichtlich Interesse an Leander hatte. Woraus dieses Interesse bestand konnte ich mir schon vorstellen und Leander tat mir leid. Wer wusste schon zu was für Perversionen ein Mann fähig war der ganz allein in der Oper lebte, denn mittlerweile war ich mir sicher das es sich bei "Monsieur Erik" um das ominöse Phantom handelte.

"Ja, er ist hier. Leander Marielle, ein hübscher junger Mann mit hervorragenden Fähigkeiten. Ihr werdet zufrieden sein...."

Die Stimme des anderen Mannes war dunkel und samtig vor Verlangen: "Das will ich hoffen.... ist er hübsch?"

"Herr?"

Die zarte Stimme des Jungen war unschuldig und gleichzeitig herausfordernd und mir lief ein wohliger Schauder über den Rücken wenn ich mir nur vorstellte was hinter der gespielten Unschuld steckte...

Die Logenschließerin weckte mich aus meinen unziemlichen Überlegungen: "Monsieur, die Vorstellung ist zuende!"

Ich verließ die Loge gezwungenermaßen und postierte mich unauffällig in Richtung der spiegelverkleideten Empfangssäle.

Ich hatte kaum meinen Platz eingenommen, da öffnete sich die Tür der Loge Fünf und die verschleierte Dame trat heraus. Ich erwartete, Leander und den geheimnisvollen Erik hinter ihr zu sehen, doch sie schloss die Tür und ging davon. Überrascht eilte ich daraufhin zur Loge und ging hinein, in Erwartung, Monsieur Erik und Leander vorzufinden, doch ich hatte mich getäuscht. Es war dunkel und kühl in der Loge, das schummrige Licht der Bühne zeigte mir nur schwach die Konturen und die samtverkleidete Brüstung und doch konnte ich mir sicher sein, das niemand da war...

Wo waren sie hin? War ich etwa einer Täuschung erlegen?

Resigniert gab ich jeden Gedanken an eine Erklärung auf, es war zu spät. Ich würde jetzt nach Hause gehen und ein paar Cognacs trinken, vielleicht fiel mir dann eine vernünftige Erklärung ein.
 

Am nächsten Morgen weckte mich das Hausmädchen Simonette: "Monsieur, Ihr habt Besuch. Ein Monsieur Marielle erwartet Euch im Salon."
 

Da stand er im Salon vor einem meiner Gemälde. Er trug immer noch den Abendanzug, hatte aber sein langes, weißblondes Haar offen und seine Augen waren merkwürdig lethargisch. Er sah mich an: "Guten Morgen, Aimery."

Ich stutzte.

Woher kannte er meinen Namen? Ich hatte ihm meinen Namen nicht genannt, schon aus Vorsicht das jemand erfahren könnte was ich mit ihm getan hatte. Doch wer wusste von unserer kurzen Liaison?

Als hätte er meinen Gedanken erraten, kam er auf mich zu und machte sich an den Knöpfen meines Hemdes zu schaffen, öffnete einen nach dem anderen während er erzählte: "Madame und Monsieur haben dich erkannt und mir deinen Namen verraten. Aimery... Aimery. Ich mag deinen Namen. Und ich mag dich.... jahaa, ich mag dich sogar sehr..."

Er sprach wie betäubt und ein schrecklicher Verdacht keimte in mir auf.

Sein Reaktionsvermögen war wie ich vermutet hatte, geschwächt und ich ergriff seinen Arm, schob die Ärmel von Anzug und Hemd hoch. Geschockt starrte ich auf die vernarbten Einstiche seiner geschundenen Adern, fragte mich, warum sie mir nicht beim ersten Mal aufgefallen waren und erkannte sogleich, welchen Weg das Geld genommen das er mit gestohlen hatte: "Morphium! Du bist morphiumsüchtig!"

Er reagierte nicht, sein Blick schien mich auf der Stelle zu entkleiden und ich konnte mir vorstellen, das ihn die Madame, die mit Sicherheit sein >Boss< war, zu mir geschickt hatte, mehr Geld zu holen.

Und wenn ich nicht wollte, das er am Morphium zugrunde ging, dann musste ich ihm geben.

Seine zarten Hände die sacht über meine inzwischen entblösste Brust strichen, seine neckischen Finger die meine Brustwarzen kniffen und sein weicher Mund der meinen Hals liebkoste machten mich trunken vor Verlangen nach ihm, und so sehr mein Geist auch >NEIN< schrie, mein Körper sprach eine andere Sprache....

Ohne auf Simonette zu achten, die uns sicherlich beobachtete, hob ich Leander hoch und küsste ihn. Seine kühlen, weichen Lippen öffneten sich willig unter den meinen und er ließ seine Zungenspitze zart schlängelnd über meine Unterlippe gleiten.

Gott, wie konnte ein Kuss allein so erregend sein....
 

Immer noch ineinander verschlungen ließen wir uns auf mein Bett sinken, ich riss ihm die Kleidung vom Leib, wollte seinen glatten, blassen Körper nackt an dem meinem spüren und jedes Mittel war mir recht, dies zu erreichen. Willig wand er sich unter mir, streifte mir die Kleidung vom Leib, berührte mich sehnsüchtig, presste seinen Körper an den meinen. Ich war steinhart....
 

Irgendwann drehte er sich herum und reckte mir in eindeutiger Pose seinen Po entgegen.
 


 


 


 


 

So, das ist der erste Teil zu hidetos "Bildern eines Strichers". (weiß net wie ich sie nennen soll... ^^°)

Diese Story ist nur entstanden weil ich seine Bilder gesehen habe, die einfach traumhaft sind und eine unglaubliche Präsenz besitzen. Auf mich wirken sie sehr verträumt und realitätsentrückt, die Augen des weißhaarigen Jungen schienen sich in meine Seele zu bohren.
 

Aimery de Dumont ist meine Erfindung. Er erlebt das Leben von Leander aus dem Blickwinkel eines unerfahrenen Jungen der das Leben nicht kennt. Missachtend der Tatsache das er schon 23 ist....

Leander trägt auf Hidetos Bildern einen anderen Namen, aber der einfachheit und dem jahrhundert angepasst bekam er halt leander verpasst. (und weil ich den namen des jungen vergessen habe... -.-°)

Zuerst wollte ich Lysander aber da habe ich mich immer verschrieben... *drop*

Und ganz ursprünglich sollte er einfach ANGEL bekommen, aber das ist so klischeehaft... -.-

So ist es zu Leander gekommen, und das passt einfach. ^.^
 

Es ist ein Uhr nachts, meine Augen sehen aus wie Pingpongbälle aber ich will die beiden zeichnen.... und ich stecke in einer Schaffenskrise!!!!!!!!!!!!!!! *moep*

Da hielt ich inne, denn mir wurde bewusst was ich da tat, gleichzeitig aber auch wie sehr der engelsgleiche blonde Knabe mein Herz in seinen Fängen hielt.

Auf seinen sehnsüchtigen Blick fand ich keine Erwiderung und mit Tränen in den Augen wandte ich seinem verführerischem Anblick den Rücken zu.

Kaum hatte ich mich abgewandt, spürte ich auch schon wie er sich federleicht gegen meinen Rücken schmiegte, sein blondes Haar kitzelte meine Haut, seine Lippen liebkosten meinen Nacken: "Was hast du, geliebter Aimery?"

Wir mussten einen traurigen Anblick bieten wie ich da saß, den Kopf in die Hände gestützt und er, wie er verzweifelt versuchte mir eine Antwort zu entlocken: "Sprich mit mir, Geliebter... Habe ich dich erzürnt?"

Ich riss mich zusammen und drehte mich herum, woraufhin er mich umarmte und heisse Tränen meine Wangen benetzten; waren es seine oder die meinen?

Ich konnte es nicht sagen, nur das wir uns einfach nur umklammert hielten wie zwei Ertrinkende...
 

Er blieb den ganzen Tag bei mir und wir verbrachten wundervolle Stunden miteinander, während derer er nicht einmal nach Morphium verlangte. Ich mietete eine Droschke und kutschierte ihn durch Paris, zeigte ihm all jene wundervollen architektonischen Meisterwerke die im Laufe der jahrhunderte entstanden waren. Notre-Dame, Arc de Triomphe, die Oper die er nur von dem einzigen Besuch bei dem mysteriösen Phantom kannte; sämtliche Bauwerke die mich faszinierten und auch ihm bewundernde Kommentare entlockten.

Wir flanierten Hand in Hand über die Champs-Élysées, hielten ab und zu inne um uns verliebt zu küssen, nicht darauf achtend das man uns mit verwunderten Blicken musterte.

Blumenmädchen boten uns ihre Sträuße an und ich steckte Leander eine Rose an das Revers seines Anzuges, sah ihm dann tief in die Augen und küsste die Träne von seiner Wange die ihm diese einfache Geste entlockt hatte. Ich gebe zu,das auch ich Tränen in den Augen hatte...

Wir betrachteten den Sonnenuntergang vom Dach der Oper und verbrachten die Stunden bis Mitternacht im legendären Moulin Rouge bei Tanz und Gesang inmitten einer lebenslustigen Meute und kehrten angetrunken und von Lebenslust erfüllt zu meinem Heim zurück.

In jener Nacht liebten wir uns mit verzweifelter Leidenschaft, als ob wir verdrängen wollten das uns beiden kein Glück beschieden war.
 

Der nächste Morgen war kalt und verregnet, Leander und ich lagen eng aneinander gekuschelt in meinem Bett und frühstückten. Wir fütterten uns gegenseitig mit Häppchen von knusprigen Croissants und Früchten, kicherten und alberten herum wie zwei kleine Jungen. Es war, als ob die Zeit nur für uns stehenbliebe....
 

Gegen Mittag aber....

Simonette, mein treues Hausmädchen das auch meinen derzeit abwesenden Eltern gegenüber strengstes Stillschweigen wahrte, störte unsere traute Zweisamkeit nur ungern: "Monsieur Aimery... da ist eine Madame Bijou im Salon die nach einem Monsieur Marielle sucht und sich Eure Hilfe erhofft."

Ich schenkte Simonette ein Lächeln: "Ich komme gleich zu ihr."

Leander hatte sich ruckartig aufgesetzt als er >Madame Bijou< vernommen hatte und versteifte sich merklich als ich ihn zärtlich umarmte: "Aimery... sie sucht nach mir!"

Ich setzte mich ebenfalls auf und schlüpfte in meine Hosen: "Bleib ruhig, solange du hier bei mir bist kann sie dir nichts anhaben. Ich werd schon mit ihr sprechen."
 

Zehn Minuten später hatte ich mich angekleidet; was mir zwar schwer fiel da ich mein Bett partout nicht verlassen wollte; was im Nachhinein aber nicht zu vermeiden war.

Ich ging also in den Salon, wo die mir unbekannte Madame bereits auf mich wartete. Simonette hatte ihr aufmerksamerweise Tee und Gebäck gebracht was ich in der angenehmen Bequemlichkeit von Leanders Armen vergessen hatte ihr aufzutragen.

Die Madame war eine ältere Dame mit lockigem blonden Haar das nur notdürftig von einer silbernen Spange gebändigt wurde, sie war recht gross und entsprach von der STatur her genau derselben unbekannten Person die ich damals in der Oper getroffen hatte; sie musste demnach Leanders unbekannter >Boss< sein.

Ich deutete eine Verbeugung an: "Ich bin Aimery de Dumont, wie kann ich Euch helfen?"

Sie sah mich aus saphirblauen Augen an und lächelte kalt was mir einen eisigen Schauder über den Rücken jagte: "Keine unnötigen Formalitäten, Dumont. Ich bin hier um mir zu holen was mir zusteht."

Ihr rüdes Verhalten liess meine höflich vorgebrachte Zurückhaltung verschwinden und einem abweisenden Ton Platz machen: "Leander?"

Immer noch dieses Lächeln: "Ja, den hübschen Leander, der sich bei Euch vor seiner Arbeit drückt."

Die Stimmung im Raum wurde eisig, ihre Ruhe und die Art wie sie so abschätzig von dem Jungen sprach reizte mich zur Weissglut: "Ihr meint den jungen Mann, der sich Tag für Tag für Euch verkauft? Ja, er ist hier, und ich habe nicht vor ihn gehen zu lassen. Jedenfalls nicht zurück auf den Strassenstrich wo er von wildfremden Männern misshandelt wird."

"Aimery?"

Die schüchterne Stimme liess mich zusammenzucken, ich hätte kaum mehr erschrecken können selbst wenn sie laut gewesen wäre: "Leander!? Du solltest doch im Bett bleiben!"

Die Madame stand auf und Leander wich hinter mich zurück: "Ah, ich verstehe. Der junge Leander teilt also mit Euch das Lager, werter Aimery."

Ich beherrschte mich, denn je gereizter ich reagierte, desto schlimmer erging es vielleicht meinem jungen Freund. Und das wollte ich nicht.

Ich nahm mir vor ihn vor allem zu schützen was ihn wieder ins Elend bringen würde, denn in unserer gemeinsamen Nacht war mir klar geworden, das ich den jungen Mann liebte.

Ja, ich liebte ihn.

Mehr als mich selbst sogar.



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  Kato_chan
2007-01-22T12:41:50+00:00 22.01.2007 13:41
boah... das is echt ne geile story und dein schreibstil gefällt mia wirklich sehr gut... richtig süß^^
schreib bitte schnell weita!! ><
Von: abgemeldet
2006-04-29T09:31:43+00:00 29.04.2006 11:31
boah '_'
das is ja einfach eine genial sotry und auch ein toller schreibstil...wie in einem alten roman *_*
ICh liebe diese teile X3
schreib weitaaaaa ^0^ *smile*
bye
Shini
Von:  Silverslayer
2005-08-08T19:47:02+00:00 08.08.2005 21:47
Die Story is einfach klasse! Aber was anderes hab ich von dir auch nicht erwartet ^^
Vor allem, dass du Elemente wie "Das Phantom der Oper" mit hineingebracht hast finde ich super!
Sag mal, nur noch ne Frage, dann nerv ich auch nicht länger: Du hast was von hidetos Bildern gesagt. Wo hast du die angesehen?
Von: abgemeldet
2005-04-09T13:07:32+00:00 09.04.2005 15:07
Schade, schon sooo lange geht es hier nicht weiter. Hast du die Story etwa abgebrochen???? Oder kann man noch auf Fortsetzung hoffen?

Alles Liebe
Von: abgemeldet
2004-06-05T20:43:21+00:00 05.06.2004 22:43
man ist das romantisch!
*hach*
und doch soooooooooooo unendlich traurig.....
bittebittebitte
mach doch weiter dass is sooooooooo kawaii!!!
Von: abgemeldet
2004-05-18T21:38:46+00:00 18.05.2004 23:38
Na also, das Eingeständnis ^^
Ich höre da immer sehr viel Mitleid heraus, wenn Aimery spricht und ich habe den bösen Verdacht, daß er das mit Liebe verwechselt. Na gut, Leander tut ihm leid - aber die Umstände, unter denen sie sich begegnet sind, sind reichlich dubios, findest du nicht?
Kannst du jemanden lieben, von dem du weißt, daß er wegen Geld mit dir ins Bett gegangen ist? Daß er nicht ganz zurechnungsfähig ist, weil er morphiumsüchtig ist?
All das wären Fragen, die ich mir in der Situation einfach stellen würde. Übertrag es auf moderne Verhältnisse - du kannst dir vermutlich vorstellen, wo das hinführt.
Ich hätte in dem Moment Angst. Ich würde den Jungen auch nicht zurückschicken zu der >Dame<, aber das Wort Liebe wäre da außerhalb jeder Reichweite.

Tâle
Von: abgemeldet
2004-05-18T21:35:11+00:00 18.05.2004 23:35
Ok, die beiden machen es jetzt also öffentlich.
Entschuldige die Frage, aber ist dein held auch auf Morphium? Ich würde jede Sekunde daran denken, was passiert, wenn wir erwischt werden. Und wie es aussieht, hat Aimery ja nicht gerade wenig zu verlieren.
Ist ihm das egal oder ist er nur high? Was vermutlich in dem Zustand dasselbe bedeutet.

Tâle
Von: abgemeldet
2004-05-18T21:33:26+00:00 18.05.2004 23:33
Ok, der Kom hierzu steht in dem von dir als Kapitel 2 bezeichneten Teil... sorry nochmal wegen der Zählung -.-

Tâle
Von: abgemeldet
2004-05-18T21:32:31+00:00 18.05.2004 23:32
*erg* Ich hab die falsche Zählung! Verdammt! Setz bitte alle meine Kommentare ein Kapitel runter. Ich hab vergessen, den Prolog mitzuzählen und kommente gerade so wild, daß es mir bis zu Kapitel 3 nicht aufgefallen ist... -.-

Tâle
Von: abgemeldet
2004-05-18T21:28:55+00:00 18.05.2004 23:28
Spätestens da würde ich die Grenze ziehen (naja, ICH wäre überhaupt nie so weit gekommen... XD kennst mich ja). Ein Junkie, von dem man schon den Eindruck hat, daß er nur auf der Jagd nach Geld für den nächsten Schuß ist?
Nein.
Das wäre für mich ein Grund, das Bürschchen sofort vor die Tür zu setzen - gerade wenn ich mich schon so da reingesteigert hätte und Gefühle inverstiert hätte.
Bei einem Menschen, mit dem ich keinen Sex gehabt hätte, würde es mir leichter fallen, darüber hinwegzusehen. Da würde dann irgendwie schon so ein Samariter-Komplex in mir hochkommen und ich würde versuchen zu helfen. Aber jemand, zu dem meinerseites so eine enge Verbindung besteht - und der das dann nicht erwidert, sondern, wie ich ja vermuten muß, meine bescheuerte Verknalltheit nur ausnutzt...
Nein.

Tâle


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