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Junge Elite

von

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Zwei blutige Begegnungen

Disclaimer: Die Welt von "Ai no Kusabi" gehört nicht mir, sondern Rieko Yoshihara Sie möge es mir verzeihen, dass ich mir Iason und Raoul vorläufig ausgeliehen habe.

Teil: 1/? (wahrscheinlich 8 oder 9)

Genre: Ai no Kusabi

Rating: PG18-Slash (zumindest später)

Pairing: IasonxRaoul

Warnung: Lemon

Kommentar: Leider gibt es zu AnK nicht viele gute Informationsquellen. Desweiteren widersprechen sich diese dann auch noch. Und Rieko Yoshihara selbst hat an einigen Punkten auch vieles offen gelassen. Also war ich gezwungen mir selber ein paar Sachen auszudenken.

Raoul erwähnt im Anime öfters den Ausdruck "tamper with your mind", als eine Art Bestrafung. Wie ich mir das vorstelle und welche Rolle eigentlich dabei Raoul spielt, lest ihr nun in meiner Fanfic.
 

1. Zwei blutige Begegnungen
 

Zum wiederholten Male sah Raoul Am von seinem Arbeitsplatz auf, aber nicht wie sonst üblich, um seinen Augen eine Pause von der anstrengenden Laborarbeit zu gönnen, sondern um den Blondie unauffällig zu mustern, der heute zufälligerweise den Platz ihm gegenüber zugeteilt bekommen hatte.

Er stellte sich gerade die Frage, ob es noch schicklich wäre, wenn er weiter auf diese schlanken Finger starren würde, die gerade das Objektiv wechselten, als die kleine Uhr, die in seiner Konsole eingebaut war auf ,0' sprang und ihm mit einem Summen signalisierte, dass er den Versuch jetzt fortsetzten musste, wollte er nicht riskieren, dass seine Probe unbrauchbar werden würde.
 

Mit oft geübten Handgriffen justierte er das Mikroskop vor sich und vertiefte sich heute bereits zum fünften Male in die Betrachtung der Leberzellen, die er am Morgen dem Versuchstier entnommen hatte.

Eigentlich schätzte er das ruhige Arbeiten im Labor. Die jungen Blondies konnten ganz nach ihrem eigenen Rhythmus Experimente durchführen und jetzt am frühen Abend waren nur noch wenige mit ihren Aufgaben beschäftigt. Auch er selbst wollte nach diesem letzten Versuch für heute Schluss machen. Ohne aufzusehen und in den Gedanken wieder einmal bei dem Blondie gegenüber - waren dessen Augen wirklich hellblau? - griff er nach dem Stift, um die Beobachtungen zu protokollieren. Dass er allerdings in die falsche Richtung gegriffen hatte wurde ihm rasch bewusst als er den brennenden Schmerz an seinem Finger wahrnahm. Erschrocken fuhr er zusammen.
 

Ein überraschtes "Oh!" entfuhr ihm als er feststellte, dass er sich selbst den halben Finger an dem messerscharfen Skalpell aufgeschlitzt hatte. Und mit einem missbilligendem Blick betrachtete er seinen Finger als ob das die Wunde wieder schließen konnte. Dann suchte er nach einem Tuch bevor er noch den gesamten Arbeitsbereich mit Blut verschmieren würde. Einen kurzen Moment dachte er daran, sich den Finger in den Mund zu stecken, aber das ließ seine Würde dann doch nicht zu.

"Halt still.", vernahm er die angenehm tiefe Stimme seines Gegenübers, der sein Handgelenk ergriffen hatte und ein sauberes Taschentuch um seinen Finger band.

Raoul sah auf und direkt in die Augen von Iason Mink. ,Sie sind tatsächlich blau, ein helles kaltes Blau.'
 

"Entschuldige, ich wollte dich nicht ablenken.", verteidigte er sich mit einem Blick auf das Mikroskop des anderen.
 

"Das hast du nicht, ich war sowieso bereits fertig damit."
 

,Fertig? Jetzt schon?' Er selbst musste noch drei weitere Versuche durchführen, um die Projektarbeit zu beenden. Nicht zum ersten Mal fragte sich Raoul, wie es Iason immer wieder fertig brachte so schnell und effektiv zu arbeiten. Und das in allen Bereichen.
 

"Komm mit. Das muss versorgt werden." Nun, in diesem Punkt konnte Raoul nur zustimmen, das Tuch um seinen Finger färbte sich bereits rot. Iason hielt ihm die Tür zu dem kleinen Raum auf, wo sich die erste Hilfe Ausrüstung befand. Es kam häufiger vor, dass sich jemand verletzte. Aber trotzdem war es ihm irgendwie peinlich.
 

Raoul nahm auf der Liege Platz und betrachtete unverhohlen den Körper des anderen, wie er gerade in den Schränken nach dem richtigen Apparat suchte. Alle Blondies waren von einer außergewöhnlichen physischen Erscheinung: groß gewachsen, muskulös, mit langem blonden Haar, das nicht selten bis zur Taille reichte und perfekte, ebenmäßige Gesichter.

Aber Iason war selbst für die Maßstäbe eines Blondies, zumindest für Raouls Maßstäbe, außergewöhnlich attraktiv. Der enge schwarze Bodysuit betonte jeden Muskel und schuf einen interessanten Kontrast zu dem karmesinroten Gewand, das er darüber trug und an der Taille von seinem silbernen Gürtel gehalten wurde.

Es zeigte seinen Status an der Akademie, nur die 20 besten Schüler trugen diese roten Gewänder und auch Raoul gehörte zu ihnen. Er beobachtete Iason bereits eine ganze Zeit lang und fühlte sich nicht gerade wenig zu ihm hingezogen.
 

Iason schien alles gefunden zu haben, was er benötigt hatte und setzte sich neben Raoul, der es nur allzu genau spürte, wo ihn dieser durchtrainierte Oberschenkel durch den dünnen Stoff ihrer Kleidung berührte. Er seufzte leise. Iason hatte es gehört, aber er schrieb es wohl seinen Schmerzen zu, als ihm der Blondie den Plastikhandschuh von den Finger zog und der Schnitt wieder vermehrt zu bluten anfing.

Doch keine Minute später war die Verletzung gereinigt und Raoul spürte das Jucken, das sich immer einstellte, wenn eine Blessur mit dem Hautregenrator behandelt wurde.

Dann ließ Iason sein Handgelenk wieder los. Raoul blickte wieder auf einen makellosen Zeigefinger, er bewegte ihn zögernd. "Danke."
 

"Nicht der Rede wert.", tat es der andere ab.
 

Raoul lächelte und streckte die Hand aus: "Raoul Am."
 

Der Händedruck war fest. "Iason Mink, aber das weißt du doch sicher bereits.", es klang vorwurfsvoll.
 

"Ich wollte nur höflich sein.", verteidige sich Raoul und ging dann wieder zu seinem Mikroskop. Er zog den Objektträger hervor, die Probe hatte sich tiefblau verfärbt und war so mit nicht mehr zu gebrauchen. Er zerbrach das Glas mit der linken Hand und warf die Reste in den Müll. Jetzt musste er wieder von vorne anfangen.
 

Geflissentlich ignorierte er den anderen Blondie. Iason stand einige Meter hinter ihm und wartete, bis er zusammengepackt hatte. Raoul wandte sich um: "Nun, was ist?", erkundigte er sich.
 

"Ins Kasino, eine Runde Pool?", schlug Iason knapp vor und ging dann voran, um es Raoul zu überlassen die völlig überraschende Einladung anzunehmen.
 

Dieser Blondie war etwas ganz besonders, Raoul wusste nicht, woher er diese Gewissheit nahm. Vielleicht aus seiner Eleganz, der Art wie sich Iason bewegte, die soviel Ruhe, Beherrschtheit, Stärke und vor allem Dominanz ausstrahlte, wie es Raoul selten bei einer Person gesehen hatte. Gemeinsam traten sie ins Freie in die mondhelle Nacht. Heute war einer jener seltenen Nächte, an denen beide Monde von Amoi in voller Pracht zu sehen waren.

Raoul wandte sich um, denn Iason war stehen geblieben. Er griff mit einer Hand in seine Haare und zog die Spange heraus, die den Knoten hielt. Seine langen Haare schimmerten im Mondlicht fast silbern, als sie herabfielen. Anders als Raouls widerspenstige, honiggelbe, wellige Mähne fielen sie glatt den Rücken hinab.

Iason strich sich die Strähnen hinter die Ohren und kam dann auf Raoul zu: "Ich habe gehört, du wärst einer der besten Biochemiker und hättest gute Chancen später einmal in Eos zu arbeiten."
 

"Wenn ich das will, dann vielleicht. Weißt du..." Raoul zögerte und strich im Vorrübergehen über den weitgeöffneten Blütenkelch einer blutroten Blume, die nur in diesen seltenen doppelten Vollmondnächten blühte. "...ich lasse nicht gern über mein Leben bestimmen, schon gar nicht von einer Maschine."
 

Bei diesen Worten, die ihm einen Verweis von der Akademie und noch schlimmere Folgen bringen könnten - sie grenzen ja schon an Hochverrat - blieb der andere abrupt stehen. Iason musterte ihn eindringlich und mit einer Intensität, als ob er Raoul erst jetzt richtig wahrnehmen würde, erst jetzt ihm Bedeutung beimessen würde. Doch Iason erwiderte nichts darauf, sondern setzte mit langsamen Schritten seinen Weg fort.
 

"Und ich habe gehört,", ergriff nun Raoul seinerseits das Wort, " ,dass du ein bedeutender Diplomat werden könntest." Iason Mink hatte viele herausragende Talente, aber am beeindruckensten war seine Sprachbegabung. Außerdem war er ein kühler Taktiker, der erst einmal die Situation gründlich sondierte, alle Alternative bedachte und dann erst handelte. Ganz zu schweigen davon, dass er der beste Student war, den die Akademie von Tanagura je gesehen hatte.
 

"Wenn ich das will, dann vielleicht.", benutzte er die gleichen Worte wie Raoul Sekunden zuvor und in der Stimme schwang ein Hauch von Amüsement.

Raoul musste leise lächeln und als er den Blick hob, sah er, dass auch Iason ihn mit einem Lächeln bedachte.
 

Im Kasino war nicht mehr viel los um diese Zeit und so war es auch kein Problem einen freien Pooltisch zu bekommen. Raoul ertappte sich mehrmals dabei wie er Iason musterte, wenn sich dieser bei einem Stoß über den Tisch beugte. Bei dem dritten Anstoß hob Iason den Blick von der weißen Kugel und fixierte stattdessen Raouls grüne Augen, während er das Queue gegen die Kugel krachen ließ.
 

Ihm lief es abwechselnd heiß und kalt den Rücken herunter und seine Kehle war mit einem Mal staubtrocken. Raoul schluckte bei diesem Blick aus den eisblauen Augen.

Dieser intime Moment wurde jedoch jäh von einem ihrer Tutoren unterbrochen. Magister Kama klopfte Iason auf die Schultern: "Iason Mink?! Sollten Sie nicht auf ihrem Zimmer sein und studieren. Die letzten Prüfungen stehen kurz davor und sie wollen doch ihrem hervorragenden Ruf gerecht werden. Das gesamte Kollegium setzt große Erwartungen in sie, vielleicht werden Sie den Rekord brechen."
 

Das Gesicht des jungen Blondie zeigte keinerlei Regung, er murmelte etwas Zustimmendes und wünschte dem Magister als sich dieser wieder entfernte eine angenehme Nachtruhe.

Raoul sah Kama nach und als er sich wieder dem Tisch zuwandte, bemerkte er , dass Iason noch immer bewegungslos dastand, das Queue in der Hand. Raoul glaubte ein leises Knirschen von Holz zu vernehmen, das immer deutlicher wurde, je mehr die Knöchel an Iasons Hand hervortraten. Der eisblaue Blick war noch kälter geworden.

Schließlich löste sich Iason aus seiner Starre: "Ich hasse das.", murmelte er und versenkte die Kugel mit so einer Wucht im Loch, dass sich kleine Splitter von ihr lösten und auf dem grünen Filz liegen blieben.
 

Am nächsten Tag saß Raoul im Park der Akademie. Er hatte die Arme auf der Lehne der Bank verschränkt und seineen Kopf darauf gelegt. Mit geschlossenen Augen genoss er die sanfte Brise wie sie durch seine Haare strich und den süßen Duft von Blüten an seine Nase trug. Er hatte noch etwas Zeit bis er wieder zurückkehren musste zum Kampfunterricht. Blondies gerieten nicht selten in gefährliche Situationen und es war unerlässlich, dass sie neben gutem Benehmen, Fähigkeiten im Programmieren von Computern und grundlegende Kenntnisse in Genetik auch wissen mussten, wie man sich verteidigte. Zumal ihre körperlichen Eigenschaften es leicht machten sich gegen einen gewöhnlichen Menschen zu wehren.

Neben überdurchschnittlicher Intelligenz und einem besseren Seh- und Hörvermögen war den Blondies eben auch eine enorme physische Kraft in die Wiege gelegt worden.
 

Normalerweise wurde die Anordnung der Gene von Wissenschaftlern, die im Eos Tower arbeiteten, vorgenommen. Und trotz dieser künstlichen Erschaffung glich kein Blondie einem anderen. Nur die fähigsten Biochemiker arbeiteten an den Genome der Elite.

So waren er und alle andere entstanden, es gab nur eine Ausnahme. Zumindest erzählte man sich das. Der Supercomputer Jupiter habe vor 19 Jahren persönlich die Anordnung der Basen eines Blondies und dessen Ausbrütung überwacht. Aber niemand wusste, wer dieser besondere Blondie war, vielleicht würde man es auch nie erfahren. Vielleicht gab es ihn auch gar nicht.
 

Jupiter. Raoul war bei dem Gedanken nicht glücklich, dass ein seelenloses Etwas sein Leben bestimmen konnte. Aber wer offen gegen das System rebellierte, der wurde unerbittlich bestraft. Manche wurden zu den Randplaneten des Systems deportiert, bei anderen - und das war weit häufiger der Fall - wurden das Gehirn so modifiziert, dass sie nur noch über den Intellekt eines Kindes verfügen konnten. Und diese Modifizierung war nicht temporär, sondern sie konnte das Leben jedes noch so großartigen Blondies auf Dauer zerstören. Jedoch konnte niemand sagen, wer für diesen Effekt verantwortlich war. Man munkelte, dass es Drogen gab, die das Gehirn regelrecht auflösten. Nun, das glaube Raoul nicht, aber solche abschreckenden Geschichten hatten dazu beigetragen, dass in Apatia und Eos die Kriminalitätsrate gegen null ging - in Midas und den Slums war das etwas Anderes, aber dort wurden Verbrechen auch anders geahndet.
 

Jedoch hatte schon etliche Blondies gegen Jupiters Gesetze verstoßen und sie schien es zu tolerieren. Sie musste doch wissen, dass sich manche Mitglieder der Elite nicht damit zufriedengaben dem Voyeurismus zu frönen. Es gab sogar prominente Blondies, von denen jeder wusste, dass sie miteinander schliefen.
 

Hier an der Akademie gab es wohl auch so manche, die das Verbotene tun würden, aber die Strafen waren rigoros. Es gab strikt konservative Blondies, die nichts von jeglichen sexuellen Handlungen wissen wollten und der Direktor gehörte eindeutig zu dieser Gruppe. Selbst wenn man sich nachts davonschlich um sich in Bordellen drittklassige Pets anzusehen, was ja eigentlich kein Verbrechen war, wurde man bestraft.

Auch Raoul war regelmäßig durch die Nacht gestreift, die Haare sorgfältig hochgebunden und in schäbigen Klamotten gehüllt und eines dieser Etablissements aufgesucht. Gut, er hatte auch einige Male den Zeigestock des Direktors auf der Handfläche gespürt. Aber es dennoch immer wieder getan.

Und in der letzten Zeit war es ihm nicht mehr genug sich Pets anzusehen, die miteinander kopulierten. Wenn er ihr hemmungsloses Stöhnen vernahm, phantasierte er häufig, wie es wohl wäre selbst in die Enge eines Mannes einzudringen. Und wie es sich wohl anfühlen muss selbst genommen zu werden. Meistens kreisten diese Gedanken dann nur um eine Person...
 

Ob Iason wohl auch nachts unterwegs war? Ob er auch diese verbotenen Gedanken dachte? Oder war er wirklich der Musterschüler, der er immer vorgab zu sein. Raoul hatte bei ihm nie die verräterischen Striemen an der Hand gesehen, aber vielleicht war Iason nur cleverer und hatte sich nie erwischen lassen.
 

Seine Gedanken wurden von trippelnden Schritten zu seiner Linken unterbrochen. Es war ein Kind, das nun direkt vor ihm stand. Er brauchte seine Augen nicht öffnen, um zu sehen, dass es tatsächlich ein kleiner Mongrel mit dunkelbraunem, fast schwarzem Haar war, der einen sehnsüchtigen Blick auf den grünen Apfel warf, der vor Raul auf der Bank lag. ,Wie kommen die nur immer wieder hier rein?'

"Am besten verschwindest du, bevor ich es mir anders überlege.", grollte er mit tiefer Stimme und beschloss ein bisschen mit dem Kleinen zu spielen.
 

Der Junge war ganz schön frech und ließ sich nicht einschüchtern: "Ich hab keine Angst vor euch."
 

"Das solltest du aber." Er hörte wie der Kies unter den Füßen des Kleinen knirschte als dieser jetzt doch einen Schritt zurückwich. Raoul wartete noch einen Moment, dann schnellte er nach vorne und hielt den Mongrel mit festem Griff am Arm. Der schrie erschrocken auf und versuchte sich zu befreien.
 

"Wie habt Ihr das gemacht, ihr habt mich doch gar nicht gesehen.", protestierte er.
 

Raoul ignorierte das, er wusste doch selbst nicht, wie er es kam, dass er manchmal Bilder sah, obwohl er die Augen geschlossen hielt. Er stand auf und wollte den Jungen mit sich ziehen. Aber er hatte die Macht der Verzweiflung unterschätzt, die in einem solchen Straßenjungen steckte. Seine schnellen Reflexe verhinderten, dass das Lasermesser sich in seine Hüfte schnitt, stattdessen riss die Klinge eine tiefe Wunde in seine Handfläche. Der Mongrel nutzte den Überraschungseffekt und riss sich los, jedoch nicht ohne sich den Apfel auf der Bank zu schnappen, der wohl schon die ganze Zeit über das Objekt seiner Begierde gewesen war.

Jetzt war Raoul wirklich wütend. Er überlegte kurz, ob er dem Abschaum nachsetzten sollte, aber entschied dann, dass dies doch recht lächerlich wirken musste.

,Wie dumm, sich von einem Mongrel die Hand aufschlitzen zu lassen. So viel zu der Notwendigkeit der Selbstverteidigung.'
 

"Raoul, wie kommt es, dass ich dich immer blutend antreffe?", der tiefe Klang der Stimme war unverkennbar.

Er wusste nicht, woher auf einmal Iason kam. Und er entschied, dass ihm das im Moment auch egal war.

"Wie ist das passiert?", erkundigte sich der andere, während er sich die Verletzung näher betrachtete und schließlich ein Tuch auf die Wunde presste.
 

"Frag besser nicht. Ein Mongrel."
 

Iason fixierte ihn mit einem überraschten Blick und ein Lächeln kräuselte seine Lippen. "Ein Mongrel, hier? Und du lässt dich so von ihm zurichten?"
 

Raoul beschloss die letzte Bemerkung zu ignorieren: "Ja, die scheinen auch immer frecher zu werden, jetzt streunen sie schon in unseren Parks herum. Das Syndikat sollte die Drogenlieferungen in die Slums erhöhen, vielleicht bringt sie das wieder auf andere Gedanken." Tatsächlich hörte man die wildesten Gerüchte in der letzten Zeit, dass der Führer des Syndikats, wohl der bedeutendste Blondie auf ganz Amoi, der einzige, der direkt mit Jupiter sprechen konnte, vor kurzem verstorben war. Offiziell herrschte Stillschweigen, aber es brodelte unter der Oberfläche, denn ohne die führende Hand des Syndikats konnte es in den Slums leicht zu Unruhen kommen. Dass kleine Mongrels jetzt schon in den Parks der Akademie herumstreunten war nur ein weiterer Beweis hierfür.
 

"Bist du sonst noch verletzt?"
 

"Nur mein Stolz.", gab Raoul ehrlicherweise zu.
 

Belustigt blickte ihn Iason an und ließ dann seine Hand los. "Ich bringe dich noch auf die Krankenstation. "
 

Sie waren kaum ein paar Meter gelaufen, als sie wütende Schreie hörten. Raoul und Iason tauschten kurz einen Blick aus und bogen dann in den Seitenweg ein, um nachzusehen, was passiert war.

"Du schon wieder!" Raoul erkannte seinen kleinen Angreifer wieder, doch dieses Mal war der freche Mongrel derjenige, der in Bedrängnis geraten war. Er befand sich in dem festen Griff von zwei älteren Jungen, die ihm wohl seine Beute streitig machen wollten und ihm bereits ein blaues Auge geschlagen hatten.

Die zwei Älteren blickten erschrocken auf und schienen nicht richtig zu wissen, was sie tun sollten.

Eigentlich hätten die beiden Blondies sich wieder umdrehen sollen, denn so etwas brauchte sie nicht zu stören. Egal ob es ein Mongrel mehr oder weniger in Tanagura gab, ob er an einer Überdosis Drogen starb oder zu Tode geprügelt wurde, die Elite brauchte das nicht zu kümmern. Doch Iason schien nicht so zu denken. Er trat an einen der älteren Jungen heran und zwang ihn auf die Knie indem er ihm den Arm schmerzhaft auf den Rücken drehte. "Das ist dir hoffentlich eine Lehre.", zischte er und ließ dann los.
 

Keine fünf Sekunden später war bei verschwunden. Nur Raouls Angreifer saß noch auf dem Gras und blickte Iason mit finsterer Miene an.

"Geh.", befahl der Blondie.
 

Der Mongrel stand auf: "Ich bin Riki und ich schulde niemanden etwas, schon gar nicht einem Blondie." Er hob den heruntergefallenen Apfel auf und warf ihn Iason zu. Mit einem Blick auf Raoul meinte er: "Dann sind wir quitt." Und dann war auch er verschwunden.

Raoul ertappte Iason dabei, wie dieser einen Moment lang dem Jungen nachblickte, sich dann aufrichtete und in den Apfel biss. "Riki also."
 

Am nächsten Morgen erschien Iason nicht zu den Kursen, Raoul nahm dies zwar zur Kenntnis, jedoch schenkte er Iasons Abwesenheit keine Beachtung. Als er allerdings am darauffolgenden Tag noch immer keine Spur von dem Blondie sah, beschloss er es auf dessen Zimmer zu versuchen. Iason hatte zwei volle Tage versäumt, die Magistri wussten von nichts und in weniger als einer Woche waren die letzten Prüfungen.
 

Die jungen Blondies bewohnten kleine Apartments mit eigenen Schlaf- und Badezimmern. Jeder verfügte über einen Diener, der Botengänge übernahm und die Räume in Ordnung hielt. Meistens waren es alte Furniture, die es als Ehre ansahen, der zukünftigen Elite einen Dienst zu erweisen.

So war Raoul auch nicht im Geringsten überrascht, dass ihm Ohuru die Tür öffnete, als er geklopft hatte. "Sir Raoul." Der alte Mann neigte respektvoll den Kopf.
 

"Ist Iason Mink hier?"
 

Ohuru blickte an Raoul vorbei in den Gang hinaus, dann bedeutete er ihm einzutreten. Der Diener senkte seine Stimme als er Raoul den Weg zum Schlafzimmer zeigte: "Ich weiß nicht, was mit ihm ist. Er benimmt sich seit zwei Tagen so...steht nur am Fenster, spricht und isst nichts."
 

Raoul zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. Das konnte er sich nun allerdings nicht vorstellen. Doch er konnte sich gleich mit eigenen Augen von der Wahrheit überzeugen: Tatsächlich, Iason bemerkte nicht einmal, dass er das Zimmer betrat und den Diener wieder fortschickte.

Als sich die Tür geschlossen hatte, blieb Raoul zunächst unschlüssig stehen. "Iason?"
 

Er hörte den anderen nur leise seufzen, aber er wurde nicht weggeschickt. Also trat er neben die reglose Gestalt und legte einen Hand auf dessen Arm. "Was ist los? Ohuru hat gesagt, du würdest nichts mehr essen und nur am Fenster stehen."
 

Raoul spürte unter seinen Fingern, wie sich die Muskeln des Blondies anspannten. "Ich kann nicht mehr.", die sonst so tiefe und befehlende Stimme klang wie bei einem kleinen Jungen, müde und erschöpft.
 

Er konnte sich keinen Reim darauf machen. ,Was soll das heißen, er kann nicht mehr?' Iason schien doch immer alles so leicht zu fallen. Egal was es war.

"Was soll das denn heißen, du kannst nicht mehr?", fragte er dann auch schließlich.
 

"Was das heißen soll?", schien Iason eben noch erschöpft, so sprach jetzt Verachtung und purer Hass aus seiner Stimme. Er drehte sich zu Raoul um. "Ich habe es satt. Du weißt nicht wie das ist. Immer dieser Anspruch der Beste zu sein, nie einen Fehler zu machen. Ständig höre ich es: ,Wir setzten großen Erwartungen in sie, enttäuschen sie uns nicht.'." Er hatte sich in Rage geredet und schien erst wieder zur Vernunft zu kommen, als sie sich in die Augen blickten.

Ein paar Sekunden herrschte Stille, dann wandte sich Iason wieder ab und setzte sich mit einem erschöpften Seufzen auf das Bett. "Aber du verstehst das nicht. Du weißt nicht wie es ist ein Blondie zu sein, der von Ju...", abrupt brach Iason ab, als ob er im Begriff gewesen wäre zu viel zu sagen.
 

Raoul setzte sich neben ihn. 'Ju...meint er Jupiter?' Aber er bedrängte den anderen nicht weiter. Irgendwie spürte er, dass Iason etwas sehr Bedeutungsvolles widerfahren war, etwas dass ihn in Verzweiflung stürzte. Beruhigend strich er über die zur Faust geballten Finger. "Soll ich dich alleine lassen?" Vielleicht war Iason ja gar nichts an seiner Gesellschaft gelegen.
 

"Nein." Und mit einem nochmaligen Seufzen lehnte sich der Blondie an Raouls Schulter, welcher für einen Moment völlig perplex war. Dann jedoch spürte er, wie sich der Atem des anderen wieder beruhigte und sich die Muskeln entspannten.

Sanft ließ er die Fingerspitzen über die glatte Wange des Blondie wandern, schob ein paar verwirrte Haarsträhnen zur Seite.

Eigentlich wusste er selbst nicht, was er da tat als sein Daumen über die leicht geöffneten Lippen strich. Dann neigte er seinen Kopf bis ihm der Duft von Iasons Haare in die Nase stieg, ein Hauch von Vanille.

Raoul bemerkte, wie sich Iason unwillkürlich versteift hatte, sein Körper war bis aufs Äußerste gespannt und er schien nur darauf zu warten, was noch folgen würde.
 

,Jetzt ist es doch auch egal.' Raoul ließ seine Hand weiter hinabwandern bis sie auf der Schulter unter ihm lag. Beinahe andächte, als wäre ihm bewusste, dass er im Begriff war ein Heiligtum zu entweihen, drückte er die Lippen auf den schlanken Hals.

"Was...was machst du?", Iasons Stimme war nur ein leises Wispern.
 

Fortsetzung folgt....
 

Kritik/ Kommentare / Reviews / Feedback...egal wie ihr es nennt, hauptsache ich höre von euch.

baket

Verbotene Taten

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Nächtlicher Ausflug

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Jupiters Blondie

Disclaimer: Die Welt von "Ai no Kusabi" gehört nicht mir, sondern Rieko Yoshihara Sie möge es mir verzeihen, dass ich mir Iason und Raoul vorläufig ausgeliehen habe.

Teil: 4/? (wahrscheinlich 8 oder 9)

Genre: Ai no Kusabi

Rating: PG18-Slash

Pairing: IasonxRaoul

Warnung: keine

Kommentar: Natürlich möchte ich wieder den üblichen Verdächtigen danken: Didichan und Kathy. Ohne eure Kommentare würde ich nicht auf so manches Details kommen.

@Didichan: Du wolltest mehr über Katzes Vergangenheit erfahren... ich denke in einem späteren Kapitel darüber nach, versprochen. ;-)

Ich finde dieses Kapitel ist das schwächste bis jetzt. Ich habe es jetzt schon einige Male durchgesehen und Sachen verbessert, aber... es fühlt sich nicht so richtig an.

Kapitel 5 wird wieder besser!
 

4. Jupiters Blondie
 

Raoul Am saß im Hörsaal unter den letzten zehn Studenten, die die rigorose Auslese der Prüfungen und Projektarbeiten im Fach Biochemie überstanden hatten. Gerade in diesem Kurs gab es die meisten Blondies, die ihr Studium abbrechen mussten.

Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Vortrag des Magisters, demnach hatten die zentralen Labors zurzeit Schwierigkeiten ihre Quote zu halten. Trotz der hochentwickelten Technologie der Blondies, dem ungeheuren Knowhow und der langen Erfahrung war es unmöglich, dass alle Embryonen, die ausgebrütet werden sollten, überlebten. Doch in den letzten Wochen war die Ausfallquote überraschend hoch gewesen.

"... nun meine Herren, wie es aussieht, gibt es viel für sie zu tun.", witzelte der Magister und schloss damit die letzte Unterrichtsstunde.
 

Raoul und die anderen erhoben sich und waren im Begriff den Hörsaal zu verlassen.

"Student Am, warten Sie.", Magister Belske hielt ihn zurück und reichte ihm ein Klemmbrett mit einem Computerausdruck. Raoul überflog die Zahlenkolonnen und die handschriftliche Notiz am Rande, dabei er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Belske hatte seine Jahresarbeit in den Labors überprüfen lassen und tatsächlich waren selbst die führenden Blondies dort erstaunt gewesen über seine Fähigkeiten. Raoul hatte sich aus den antiken Datenbanken, die die ersten Siedler auf Amoi mitgebracht hatten, den genetischen Code eines Lebewesens ausgesucht, das auf der Terra antiquua als ,Microtus arvalis', die gemeine Feldmaus, bekannt gewesen war, und versucht diese altertümliche Darstellung auf die Systeme der heutigen Labors anzugleichen.

Mit seinem Computerprogramm, das er hierzu geschrieben hatte, war es nun jedem durchschnittlichem Biochemiker möglich, das Gleiche zu tun. Damit konnten die unzähligen Tierarten wiederbelebt werden, denn vorher war das Verfahren des 'Übersetzens' zu langwierig und kostenspielig gewesen.

Damit stand seiner Anstellung in den zentralen Labors nichts im Wege. Jeder junge Blondie bekam auf Grund seiner Leistungen an der Akademie eine Empfehlung ausgesprochen und in der Regel wurde dieser auch entsprochen.

"Selbst der Leiter des Labors hat sich sehr löblich über Sie geäußert."
 

"Danke.", aber Raoul spürte, dass Belske noch mehr zu sagen hatte.
 

"Allerdings ist ihre Empfehlung heute Morgen abgelehnt worden."
 

Raoul blieb wie versteinert stehen. Das konnte nicht möglich sein, sie hatten doch gesehen, dass er begabt war und der Beste des Kurses war. "Warum?", brachte er mit Mühe hervor.
 

Belske zuckte mit den Schultern. "Das ist das ungewöhnlich, es gab nicht einmal eine Begründung. Tut mir leid, Raoul. Ich weiß das war dein Traum."
 

Benommen nickte er und gab dem Magister wieder das Blatt zurück. Was sollte er jetzt machen, wenn er aus der Akademie ausschied? Für ihn brach mit dieser Botschaft buchstäblich eine Welt zusammen.
 

Raoul lief durch den Park zu seinem Apartment, für heute hatte er keine weiteren Kurse um für die letzten Prüfungen am morgigen Tag zu lernen. Aber dazu konnte er sich jetzt ganz bestimmt nicht überwinden.

Ein anderer Blondie rempelte ihn unsanft an. "Pass besser auf, Streber!", herrschte ihn Astur an und wollte weitergehen.

Raoul blieb mitten auf dem Weg stehen. Normalerweise ignorierte er Asturs Beleidigungen, der andere war bereits an Anfang seines Studiums aus dem Biochemiekurs geflogen und hatte demnach nicht viel Sympathie für Raoul übrig.

Aber normalerweise war Raoul beherrscht und ausgeglichen, heute jedoch war sein Innerstes aufgewühlt... Er warf seine Bücher in das Gras neben ihm und packte Astur am Handgelenk. "Was hast du gerade gesagt?", fauchte er.
 

"Du sollst besser aufpassen, Streber.", wiederholte Astur mit einem boshaften Zischen und lächelte ihn auf eine Weise an, dass Raoul den innigen Wunsch verspürte, ihm ins Gesicht zu schlagen.

Was er dann auch tat.

Seine Knöchel schmerzten an den Stellen an denen er mit dem Kiefer des anderen in Berührung gekommen war.

"Spinnst du?", Astur hielt sich das schmerzende Kinn.
 

Doch Raoul beachtete es gar nicht hin, er schloss beide Hände um den schlanken Hals vor ihm und verhinderte so, dass er sich noch mehr Beleidigungen anhören musste. "Jetzt hör mir gut zu, Astur. Ich kann nichts dafür, dass du zu beschränkt warst zu begreifen, dass es nötig ist hart zu lernen um im Kurs zu bleiben. Ich kann weder etwas für deine Dummheit noch für deine Faulheit. Und im Gegensatz zu dir bin ich unzählige Stunden in meinem Zimmer gesessen, während du in Midas unterwegs warst. Also dann beschwer dich auch nicht!"
 

Astur lief mittlerweile blau an, aber Raoul hielt ihn immer noch fest. "Hast du das ein für alle Mal verstanden?", seine Stimme hatte einen gefährlichen Ton angenommen.
 

Ein Krächzen, das sich verdächtig nach einem 'Ja' klang war alles, was Astur noch hervorbringen konnte.
 

"Gut. Dann kannst du jetzt meine Bücher aufheben.", Raoul wusste, dass das jetzt doch sehr gemein war, aber er bestand darauf. Erst als ihm Astur beschämt die Bücher zurückgab, drehte er sich auf dem Absatz um und ging in sein Zimmer.
 

Klay, sein Furniture, begrüßte ihn: "Ihr seid früh Sir. Soll ich euch etwas zu Essen bringen lassen."
 

Er nickte nur und setzte sich dann vor das Computerterminal in seinem Zimmer. Ungeduldig trommelten seine Finger auf den Schreibtisch. Sollte er es jetzt tun? Es wäre nicht mehr viel Arbeit nötig und er wäre fertig.

So könnte er sich wenigstens beweisen, dass er einer der besten Biochemiker auf ganz Amoi war, egal ob er jetzt in den zentralen Labors arbeiten konnte oder nicht.
 

Bei Anbruch der Nacht war Raoul auf dem Schreibtisch eingeschlafen. Er hatte bei dem endgültigen Testlauf nur kurz die Augen zu machen wollen, die unangenehm brannten von der stundenlangen Bildschirmarbeit.

Ein sanftes Streicheln an seinem Hals und die zarte Berührung an seinen Lippen ließen ihn erwachen.

"Was ist los? Du warst heute Abend nicht in der Mensa."
 

"Ich hatte zu tun.", Raoul tippte gegen den Bildschirm auf dem immer noch der Test lief.
 

"Aha.", Iason richtete sich wieder auf und hielt ein kleines Päckchen, das mit silberner Folie umwickelt war, in der Hand. "Ich habe hier etwas für dich und außerdem siehst du so aus als ob du eine Pause gut gebrauchen könntest." Er setzte sich auf das Bett, das am anderen Ende des Zimmers stand und klopfte einladend auf den Platz neben ihm.

Raoul ließ sich mit einem Seufzen auf das Bett fallen. Iasons riss die Folie auf und zum Vorschein kam eine sonderbare dunkelbraune Substanz.

"Was ist das?", erkundigte er sich und nahm das kleine Stück entgegen, das Iason abgebrochen hatte.
 

Der grinste: "Das ist Schokolade."
 

Davon hatte Raoul nie gehört, die Substanz begann in seiner Hand zu schmelzen und hinterließ einen klebrigen Film.
 

"Sie kommt aus den Slums.", bemerkte Iason just in dem Augenblick, in dem Raoul ein Stückchen abbeißen wollte. Skeptisch beäugte er es. Aus den Slums kam für gewöhnlich nichts Gutes.
 

"Keine Angst, es bringt dich nicht um und es schmeckt wirklich gut."
 

"Mhm.", gab Raoul zu und brach sich noch eine größere Portion ab. So etwas hatte er noch nie gegessen, etwas das so herrlich süß war. Ihre Rationen in der Mensa waren darauf ausgelegt sie mit allen nötigen Nährstoffen und Vitaminen zu versorgen, deshalb waren die jungen Blondies solche kulinarischen Köstlichkeiten nicht gewohnt.
 

"Katze hat es mitgebracht."
 

Raoul runzelte die Stirn während er den zarten Schmelz auf seiner Zunge auskostete. "Warum war der Kleine wieder in den Slums?"

"Er hat es geschafft Ohuru abzulenken und ist ausgerissen. Nach fünf Stunden ist er wieder bei mir aufgetaucht und hat die Schokolade wohl als Versöhnung mitgebracht."
 

Ein leises Lachen war die Antwort von Raoul. Er konnte es sich bildlich vorstellen, was für ein zerknirschtes Gesicht Ohuru, Iasons Furniture, wohl gemacht hatte als er seinem Master beichten musste, der Junge wäre ihm davongelaufen.

"Und, hast du ihn bestraft?"
 

"Katze? Natürlich, aber das ist mir erstaunlich schwer gefallen.", bekannte Iason.
 

"Ja, ja. Es ist gar nicht so leicht Master zu sein.", neckte Raoul und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Er verschränkte die Arme über seinen Kopf und starrte an die Decke. Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, wenn er Iason heute Nacht hier blieben würde. Denn wenn sie erst einmal die Akademie verlassen hatte, wer weiß, wann sie sich wieder sehen konnten.

Iason würde noch im nächsten Monat im diplomatischen Korps aufgenommen werden, damit würde er sicher auch erst einmal Amoi verlassen. Seiner Empfehlung war entsprochen worden. Aber um ehrlich zu sein, Raoul beneidete ihn darum gar nicht, denn Iason erwartete stundenlanges Verhandeln und komplizierte politische Winkelzüge. Und wenn Raoul daran nur dachte, pochte ihm der Kopf.

Jedenfalls hatten sie seit ihrer ersten Nacht vor einer Woche nicht mehr miteinander geschlafen. Beide hatten viel zu viel zu tun gehabt, jetzt wo ihr Abschluss so kurz bevor stand.
 

Und in Raouls Räumen würde sie auch kein übereifriges Furniture stören können.

Ohuru schein gerade zu darauf versessen zu sein die beiden Blondies in den kompromitierensten Momenten zu entdecken. Und er hatte es sich zur Aufgabe gemacht das "zügellose, unzivilisierte Verhalten der jungen Blondies" zu beenden. Als er bemerkte, dass weder Raoul noch Iason ihm Beachtung schenken wurde sein Gesichtsausdruck immer düsterer.

Seine Laune war jedoch noch weiter gesunken, weil er jetzt auch noch auf den kleinen Katze aufpassen musste. Und natürlich betrachtete Ohuru wieder einmal Raoul als den Übeltäter, der jetzt nicht nur seinen Master verführt, sondern ihm auch zusätzliche Arbeit verschafft hatte.

Da war Raoul froh, dass sein Furniture leichter zu handhaben war. Klay war sehr schweigsam und führte seine Anordnungen ohne zu murren aus. Aber wie Klay reagieren würde, wenn er wüsste, dass Raoul und Iason zusammen waren...
 

Bevor Raoul noch weiter ins Grübeln geriet, lenkte ihn Iason ab: "Du hast Schokolade am Mundwinkel." , raunte diese tiefe, sinnliche Stimme und ihr Besitzer begann besagten Mundwinkel zu küssen.

Schon wenige Sekunden später lagen beide eng umschlungen auf dem Bett, Raoul hatte die Position gewechselt und saß nun auf Iasons Gesäß. Er leckte gerade über diesen langen, vollkommen glatten, weichen Hals. 'Areal DI-445 und IK-23, Verringerung des Bartwuchses.' , analysierte der Biochemiker in ihm als die Lippen von der Haut kosteten und die Hände weiter hinab wanderten.

Doch bevor er auch nur in die Nähe der Areale WR-33 bis 400 kam 'sekundäre Geschlechtsorgane', gab der Computer, der endlich den Test beendet hatte, ein durchdringendes Piepen von sich.
 

Raoul blickte abwechselnd zwischen der Maschine neben ihm und dem Blondie unter ihm hin und her. Aber schließlich entschied er, dass er und Iason auch noch später zu den wesentlichen Dingen zurückkehren konnten.

Er war zu begierig darauf zu erfahren, ob ihm sein Experiment geglückt war.

Deshalb erhob er sich. "Ich will dir etwas zeigen Iason..."
 

_-_-_-~~~-_-_-_
 

Raoul betrachtete den anderen Blondie, der jetzt schon zum fünften Mal die Holoprojektion des Pets ansah, das mitten im Raum zu stehen schien.

Er gähnte und vergrub den Kopf in das Kissen, jetzt könnte Iason seine Aufmerksamkeit so langsam wieder auf die lebende Materie richten.
 

"Wie lange hast du daran gearbeitet?", erkundigte sich Iason und setzte sich wieder neben ihm auf das Bett, griff nach seinem Glas und trank nochmals einen Schluck von dem Rotwein, den Raoul hatte kommen lassen.
 

"Sehr lange, ich probiere daran herum seit ich mit Biochemie angefangen habe. Richtig konkret wurde es im letzten halben Jahr. Und heute habe ich ihn dann fertig gebaut." Daran hatte Raoul heute Nachmittag gearbeitet. Mit einer gewissen Befriedigung streckte er sich und grinste. Ja, sein Experiment war geglückt, er hatte den vollständigen genetischen Code eines Pets erschaffen, das genau seinen Vorstellungen entsprach: Ein Junge mit lockigem schwarzen Haar, golden schimmernden Augen und perfektem Körper.
 

Selbst von den fähigen Biochemikern in den Labors in Eos konnten nur die wenigsten ein solch komplexes Lebewesen erschaffen, dies erforderte jahrlange Erfahrung. Aber Raoul war es trotzdem gelungen und das hing einzig und allein mit seiner Begabung zusammen. Und dem unnachgiebigem Drang des Forsches und Probierens. Er wusste nicht mehr wie viele Simulationen er im Computer hatte laufen lassen, wie viele schlaflose Nächte er verbrachte hatte, weil der Code scheinbar perfekt war, aber dann im letzten Moment sich doch als instabil erwies.
 

"Auf ganz Eos gibt es vielleicht eine handvoll Blondies, die überhaupt ein menschliches Wesen kreieren können. Du bist unglaublich begabt, Raoul."
 

,Wenigstens einer, der das bemerkt.' dachte Raoul bitter. Er zuckte die Schultern, so gut das eben im Liegen ging. Iason strich ihm die Haare zur Seite und küsste seinen Nacken. Dann stand er wieder auf und ging zum sechsten Mal um die Projektion herum.

"Wäre er lebensfähig? Hast du es simuliert?" Iason schien an dem Pet Gefallen gefunden zu haben.
 

"Natürlich." Es wäre ja wohl wenig sinnvoll, wenn das Pet nur im Computer existieren konnte. Das kleine Labor an der Akademie wäre dazu nicht in der Lage, aber prinzipiell hätte Raoul den Jungen so erschaffen können, wie er jetzt vor ihnen im Zimmer als Projektion stand.
 

"Unglaublich.", wiederholte sich Iason. "Ich denke deiner Bewerbung bei den zentralen Labors wird nichts im Wege stehen."
 

Iason wusste noch nicht, dass sie ihn nicht nehmen würden. Und Raoul hatte es bis jetzt vermieden darüber zu sprechen, denn er selbst versuchte diese Tatsache so gut es ging aus dem Gedächtnis zu streichen. "Sie haben mich abgelehnt.", er sagte es nicht laut, doch natürlich hatte ihn der andere gehört.
 

"Warum?"
 

"Es gab keine Begründung."
 

Iason beendete die Projektion und wechselte das Thema. "Wie machst du das Raoul, eigentlich dürftest du so etwas gar nicht können. "
 

"Wie schaffst du es, zehn Sprachen fließend zu sprechen und dir sämtliche Personen einzuprägen, denen du jemals begegnet bist? Ich weiß nicht Iason, ich kann das einfach. Irgendetwas in mir sagt mir, was richtig und falsch ist. Welches Protein an welche Stelle soll. Sachen, die ich eigentlich gar nicht wissen dürfte, wie du richtig sagst. Keine Ahnung, was 'die' sich gedacht haben, als sie mich ausgebrütet haben." Tatsächlich war er schon oft geängstigt gewesen, dass er diese 'innere Stimme' besaß, empfindsam war für Dinge, die andere nicht spüren konnten. Manchmal, wenn er sich konzentrierte, dann meinte er sogar die Gedanken und Empfindungen der anderen Blondies hören zu können. Es schien ihm, als ob er nur danach greifen müsste und sie würden ihm gehorchen.
 

"Nun, sehen wir einfach nach, was sie sich dabei gedacht haben."
 

Iason brachte es doch immer wieder fertig, ihn zu überraschen. "Was?", er stand auf und ging zu dem Computerterminal herüber, an das sich Iason gesetzt hatte. Nach wenigen Sekunden war Raoul klar, was der Blondie machte, er hackte sich in die zentralen Datenbanken von Tanagura. Datenbanken, die eigentlich von den besten Sicherheitssystemen geschützt werden sollten. "Iason, was wenn sie dich entdecken?" Raoul wollte es nicht zugeben, aber bei diesem Gedanken wurde ihm übel. Sie konnten beide verhaftet werden und Jupiter würde sie persönlich bestrafen.
 

"Beruhig dich. Dazu müssten sie mich erst einmal entdecken....Deine Nummer."
 

Völlig perplex nannte er sie. Keine Sekunde später sah er den Eintrag: "Blondie: Raoul Am." Es war bizarr, er konnte seinen eigenen genetischen Code betrachten. Sämtliche Daten waren aufgezeichnet: Die Erstellung der ersten Blaupause, die künstliche Befruchtung und Ausbrütung.

Doch etwas war bei ihm anders als bei den anderen Blondies, irgendwie fühlte er das, als er sich den Code ansah. Ohne lang darüber nachzudenken, tippte er ein paar Befehle in die Tastatur damit sich die Darstellung des Codes vergrößerte. Da waren tatsächliche einige Abschnitte in einer besonderen Farbe eingefärbt.

Raoul erkannte, was das für Abschnitte waren und jetzt wusste er auch, was diese 'innere Stimme' war. Er trat einen Schritt zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. Doch wozu sollte diese Fähigkeit nützen?
 

"Was hat das zu bedeuten?", erkundigte sich Iason und deutete auf die rotblinkenden Felder.
 

"Das sind Gene für mentale Fähigkeiten. Die sind bei uns Blondies schon sehr ausgeprägt, aber hier..." er schüttelte nochmals den Kopf und war nicht im Stande es zu sagen. Raoul versuchte es noch einmal: "Ich habe einmal einen Aufsatz gelesen von Farrang Kie, du hast sicher schon von ihm gehört, er hat durch seine Forschungen die Fehlerquote bei der Ausbrütung in den Labors erheblich verringert. Kie war der Ansicht, dass man einen Blondie auch mit telepathischen Fähigkeiten ausstatten könnte. Er sah dies als weiteren Entwicklungsschritt an... Ich glaube, das haben sie bei mir ausprobiert. Aber wozu?"
 

"Ich weiß es nicht. Aber wahrscheinlich heißt das einfach nur, dass du für bestimmte Aufgaben geschaffen worden bist.", gab Iason offen zu.
 

Raoul ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen. Natürlich hatte er es immer gewusst, jeder Blondie wurde nur geschaffen, um einen bestimmten Zweck für die Elite zu erfüllen. Aber es jetzt so eiskalt auf einem Computerbildschirm zu sehen, als nackte Realität, zu begreifen, dass man ein Zahnrad in einem komplexen System war. Ein System, das man noch nicht einmal kannte und aus dem man nicht ausbrechen konnte... Eine zarte Illusion, die er immer gehabt hatte, dass er allein für sein Glück verantwortlich war. Diese Illusion war gerade zerstört worden.
 

"Wie sieht es bei dir aus Iason, haben sie bei dir auch etwas Neues ausprobiert?", er meinte es sarkastisch und wollte nur von seiner eigenen Lage ablenken. Iason antwortete nicht, aber sein Gesicht verhärtete sich und er blickte nur starr auf die Tastatur.
 

Schließlich tippte er ein paar Befehle ein. Neugierig erhob sich Raoul, um sich den Eintrag anzusehen und wich erschrocken zurück als er die Wahrheit über den Blondie las.

Raoul sah Iason an, als wäre er ein Wesen von einem anderen Stern. Der Mund blieb ihm unvorteilhaft offen stehen. Das konnte nicht sein! Das hieße ja... "Jupiter steh mir bei.", flüsterte er.
 

Er schlug die Hand vor den Mund. Iason schaltete den Computer wieder aus und erhob sich.
 

"Du bist Jupiters Blondie.", stammelte Raoul. "Seit wann weißt du das?"
 

"Ich habe es vor neuen Tagen herausgefunden. Und macht dir das Angst Raoul? Würdest du jetzt immer noch mit mir Sex haben wollen? Oder bist du so wie alle anderen?... Ich dachte, du wolltest dein Leben nicht von einer Maschine bestimmen lassen, von dem, was in einer Datei steht? Hast du das nicht selbst zu mir gesagt?", die tiefe Stimme hatte einen gefährlichen Klang angenommen.
 

Raoul konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Iasons Bemerkungen perlten an ihm ab wie Regentropfen an einer Fensterscheibe. Er konnte nur an das denken, was er in den Dateien gesehen hatte. 'Jupiters Blondie.'
 

"Raoul... ich dachte du... ", Iason atmete durch, er straffte sich und seine Gesicht zeigte einen Ausdruck von Härte. "Wahrscheinlich ist es besser, wenn du vergisst, was vor einer Woche geschehen ist." Er musterte Raoul noch einmal kurz und verließ sein Apartment.
 

Raoul blieb im Zimmer stehen. Unfähig etwas zu tun. Nicht nur er, sondern auch Iason...
 

Kurz darauf erschien Raouls Furniture Klay. "Sir, braucht Ihr noch etwas?"
 

Raoul starrte Klay an, doch er nahm ihn gar nicht wahr. ,Vergessen, all das vergessen? Iason vergessen?' Ihm kam es so vor als ob ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Und alles wurde schwarz.
 

Klay war schon seit 30 Jahren Diener der Blondies. Eine sehr lange Zeit für ein Furniture und hatte im Dienst mancher Herren gestanden. Aber ein ohnmächtiger Blondie war selbst für ihn etwas Neues.
 

Später in dieser Nacht saß Raoul auf seinem Bett. Klay beobachtete ihn misstrauisch und hielt sich bereit einzugreifen, falls der junge Blondie wieder ohnmächtig werden würde.

Raoul schloss die Augen und schluckte die Tränen hinunter. Er selbst war ein Versuchsobjekt eines Biochemikers gewesen, der auf Wunsch von Jupiter die Theorien von Farrang Kie nachprüfen sollte. Und Iason war... es war so unglaublich... Iason war der Blondie, der von Jupiter persönlich erschaffen worden war. Wie hatte er überhaupt glauben können, dass er selbst über sein Leben bestimmen konnte? Er und Iason waren einfach nur Schachfiguren in einem großen Spiel.

Was hatte er noch vor einer Woche so großspurig bekannt: "Ich will...nicht Jupiter." Und jetzt brachte ihn die Wahrheit über sich selbst und Iason so sehr ins Wanken.

Schließlich wurde der Druck in seiner Brust zu groß, er stöhnte auf. Und die Tränen liefen ihm hemmungslos über die Wangen.

Raoul stützte die Stirn in die hohle Hand und schluchzte auf.

"Sir?", Klays Stimme klang ängstlich. "Ihr dürft nicht weinen, Ihr seid ein Blondie!"
 

,Ich wünschte, ich wäre es nicht. Was ist das für ein Leben, in dem alles vorherbestimmt ist?'

"Du kannst jetzt gehen.", befahl er dem Furniture mit erstickter Stimme. Doch dieser gehorchte natürlich nicht.
 

"Du sollst gehen!", Raoul betonte jedes Wort einzeln und trotz seiner Tränen gelang es ihm in einem befehlsmäßigen Ton zu reden.

Klay zögerte, aber er beugte sich und verließ das Zimmer.
 

Als Raoul alleine war, holte er eines der Skalpelle seines Laborbestecks aus dem Schrank. Er hielt es in der Hand und drehte den kalten Chirurgenstahl hin und her, beobachtete die Reflexionen des Lichts darauf und sein eigenes verzerrtes Spiegelbild.

Dies war der einzige Ausweg. Dies würde Jupiter nicht vorherbestimmen können und auch nicht verhindern können, wenn er jetzt seinem Leben ein Ende bereiten würde.

Dies hier war die einzige Freiheit.
 

_-_-_-~~~-_-_-_
 

In einem anderen Gebäude saß Iason Mink vor seinem Computerterminal und starrte auf den schwarzen Bildschirm.

Er hatte geglaubt, dass doch nicht alles in seinen Genen vorherbestimmt war und als er Raoul näher gekommen war, hatte er jemanden getroffen, der auch nicht bereit war, alle Regeln und Gesetze zu befolgen. Der genau wie er einen rebellischen Geist hatte.

Doch das hatte ihn auch nicht geschützt, als er herausgefunden hatte, dass er nicht nur ein künstlich erschaffenes Wesen war - das waren alle Blondies - nein, er war von Jupiter selbst erdacht und erschaffen worden. Und dies hatte ihm schwer zugesetzt.

Raoul war es gewesen, der ihn aus seiner Apathie herausgelöst hatte. Raoul mit seinen rebellischen Worten. Der gleiche Raoul, der heute Abend kapituliert hatte, als er die Wahrheit über sich hatte erkennen müssen.
 

Mit unbewegter Mine schaltete er den Computer ein und loggte sich in die geheimsten Systeme von Tanagura, direkt in das Herz ihrer Gesellschaft: Jupiter. "Was hast du mit mir vor?", er zögerte nur einen Moment, bevor er die Nachricht abschickte.
 

Die Antwort ließ nur wenige Sekunden auf sich warten: "Du allein sollst mir dienen."
 

Diese kalten Worten, die grünen Buchstaben auf dem schwarzen Hintergrund brannten sich in Iasons Innerstes. Er konnte mitverfolgen, wie Jupiter die Befehle an ihre Garde schickte, dass sie morgen in der Akademie einen Blondie festnehmen sollen.

Iason war, als ob er seinem eigenen Hinrichtungsbefehl sehen würde. ,Dann soll es so sein.', er lächelte grimmig und doch lief ihm eine Träne übers Gesicht.
 

_-_-_-~~~-_-_-_
 

Raoul ignorierte, dass es ihm im Grunde elend ging. Jedoch riss er sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf die Aufgaben, die vor ihm lagen.

Bis zum Sonnenaufgang hatte er dagesessen und immer wieder die scharfe Klinge in seinen Händen gemustert. Schließlich hatte er sie in einem Anflug von Raserei über seine offenkundige Feigheit in das Holz des Nachttisches gebohrt, wo sie stecken geblieben war, bis Klay sie heute Morgen entfernt hatte.

Gerne hätte er mit Iason darüber gesprochen, über den vergangenen Abend. Aber als er Iason heute Morgen kurz auf dem Gang vor dem Hörsaal gesehen hatte, hatte ihn dieser nicht einmal beachtet. Iason umgab immer eine Aura von Stärke und Dominanz, jedoch schien ihn jetzt auch eine eiskalte Gelassenheit zu umgeben, als ob ihn nichts mehr Erschüttern könnte. Und Raoul hatte das unbestimmte Gefühl, dass heute noch etwas Schreckliches passieren würde.

Zum ersten Mal in seinem Leben hoffte er, dass seine 'innere Stimme' ihn täuschen würde.
 

Am Nachmittag wurden die Ergebnisse offiziell bekannt gegeben. Eigentlich war es für Raoul keine Überraschung mehr. Er hatte bestanden und würde die Akademie sogar mit einem exzellenten Abschluss verlassen.

Iason war wie erwartet der beste Absolvent. Raoul wollte zu ihm und ihm gratulieren, außerdem musste er mit Iason reden. Die Enthüllungen des gestrigen Abends hatten ihn zu sehr aus der Bahn geworfen, aber jetzt hatte er einige Stunden gehabt, um darüber nachzudenken. Und er war zu dem Schluss gekommen, dass es ihm tatsächlich egal war durch wen Iason geschaffen worden war.

Oder was Raoul selbst für einen Zweck erfüllen sollte...

Es musste doch einen Ausweg geben.
 

Doch als er gerade zu Iason gehen wollte, wurde die Veranstaltung jäh von drei Gardisten unterbrochen. Der Anführer war ein Blondie, er machte sich gar nicht die Mühe an das Mikrophon zu treten, seine kräftige Stimme hallte auch so durch den ganzen Saal. "Wir wurden gesandt, um den Blondie Iason Mink zu Jupiter zu bringen." Mehr sagte er nicht, doch es reichte aus, dass jeder aufgeregt mit seinem Nachbar zu murmeln begann.

Raoul fiel das Glas aus der Hand und er ignorierte die fragenden Blicke der Kommilitonen. Eine Vorladung zu Jupiter hatte nur eines zu bedeuten: Iason würde bestraft werden, seine Erinnerungen gelöscht und er würde dem beraubt werden, was ihn ausmachte. War er entdeckt worden, als er in den Datenbanken gehackt hatte, oder gab es andere Gründe? War Jupiter womöglich mit seiner Schöpfung unzufrieden?
 

Iason wehrte sich nicht gegen die Gardisten. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und es gelang ihm sogar mit Würde und Stolz durch die Menge zu schreiten. Hatte er es sogar erwartet? Er warf keinen Blick zurück. Wenn er es getan hätte, dann hätte er vermutlich in die traurigen grünen Augen von Raoul Am gesehen.
 

So gab es doch keinen Ausweg für sie. Sie waren Blondies und mussten ihren Aufgaben folgen, die schon lange bevor sie zu denken begonnen hatten für sie ausgewählt worden waren.
 

Fortsetzung folgt....
 

Kritik/ Kommentare / Reviews / Feedback...egal wie ihr es nennt, hauptsache ich höre von euch. ;-)

baket

Master Raoul

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein Wiedersehen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hysterische Pets

Disclaimer: Die Welt von "Ai no Kusabi" gehört nicht mir, sondern Rieko Yoshihara Sie möge es mir verzeihen, dass ich mir Iason und Raoul vorläufig ausgeliehen habe.

Teil: 7

Genre: Ai no Kusabi

Rating: PG18-Slash

Pairing: IasonxRaoul

Warnung: keine

Kommentar: Was habe ich am Anfang geschrieben... 8 oder 9 Teile. Nun die gute Nachricht für all diejenigen, denen meine Story gefällt: Es wird alles in allem 12 Teile geben.

Danke für die netten Kommentare von Kiwi-chan, ShelDzar und moony-bm. Und all die anderen Leser für euer Interesse - mehr noch würde mich eure Meinung interessieren. ;-)
 

7. Hysterische Pets
 

Er konnte zufrieden sein, wirklich. Ihm würde in den nächsten Tagen eine neue Wohnung in den obersten Etagen des Eos Towers zugeteilt werden, das allein zeigte seine bedeutende gesellschaftliche Stellung. Er besaß mittlerweile zwei Pets und war einer wichtigsten Blondies auf Amoi, wahrscheinlich sogar die Nummer zwei hinter Iason...
 

Aber deswegen fühlte sich Raoul Am keineswegs wohl in seiner Haut. Langsam schritt er durch den Park vor dem Wohngebäude am Rande von Eos. Shiron lief zwei Meter hinter ihm, wie es sich für ein Pet gehörte, doch dies veranlasste nur, dass es ihm eiskalt über den Rücken lief. Es hatte nichts mit dem Jungen direkt zu tun, aber irgendetwas beunruhigte Raoul.

Iason hatte schließlich darauf bestanden, dass er das Geschenk annahm. Shiron hatte dagegen heftigst protestiert, doch nachdem Iason ihm mit dem Taming Stick einige Schläge auf sein entblößtes Hinterteil gegeben hatte, war der Protest einem unglücklichem Wimmern gewichen.
 

Später hatte Jupiter ihren Sohn zu sich gerufen. Iason hatte so getan als ob dies die natürlichste Sache der Welt wäre, aber Raoul hatte einmal wieder das Schlimmste befürchtet. Doch der andere hatte ihn beschwichtigt, Jupiter würde sich so lange nicht in das Privatleben ihrer Blondies einmischen, so lange diese ihren Dienst vorschriftsmäßig verrichteten. Und anscheinend war es bei dieser Unterredung nur um die Party in der nächsten Woche gegangen und die neueste Hetzkampagne der Progs. Raoul hatte ebenfalls kein gutes Gefühl, wenn er nur an diese Veranstaltung dachte. Jedoch schien es so als ob er jeden Tag irgendein ungutes Gefühl hatte.
 

Er musste dringend aufhören sich über seine telepathischen Fähigkeiten Gedanken zu machen. Und nicht jede dunkle Ahnung war gleich eine Voraussage. Er würde ja überhaupt keine Ruhe mehr finden, wenn dem so wäre.
 

Also beschloss er dieses Thema mental abzuhacken und er seufzte leise. Erst musste er sich um seine beiden Pets kümmern, womöglich würde Kyle eine Szene machen und schon befürchten, dass er verkauft würde. Und Raoul hatte nicht die geringste Lust Kyle schon wieder zu disziplinieren.

Doch es kam sogar noch schlimmer: Denn nicht nur Kyle rastete aus.

Sobald Shiron die Wohnung betreten hatte, kam Adiss, der harmlose, unschuldige Welpe, auf ihn zugetrippelt und schnupperte an dem Bein des Pets.

"Hilfe, das Ding beißt mich. HILFE!"
 

Raoul drehte sich alarmiert um, aber Adiss saß lediglich vor dem Jungen und wedelte begeistert mit dem Schwanz. Doch Shiron wurde immer hysterischer und sein Kreischen mischte sich besonders gut mit den lauten Schluchzern Kyles, der sobald er seinen Master mit dem Neuen gesehen hatte in sein Zimmer gestürmt war.

Der Geräuschpegel in der Wohnung nahm mittlerweile ein Niveau an, dass Raoul fürchtete, gleich würde der Sicherheitsdienst vorbeikommen, oder noch schlimmer die Nachbarn, das würde wieder für Gesprächstoff sorgen.
 

"Fay?" Das junge Furniture stand in der Diele und musste sich ein Grinsen verkneifen.

Doch bevor Raoul ihm irgendwelche Anweisungen geben konnte, klopfte es an der Wohnungstür. Er kochte vor Wut von den eigenen Pets so bloß gestellt zu werden, eigentlich sollte er sie beide in ihre Zimmer einschließen, ihnen den Hintern verdreschen und ihnen nur Brot und Wasser zu essen geben.

Aber er hatte ein Erbarmen mit Shiron, der mittlerweile anfing zu hyperventilieren und vor dem Welpen auf den Tisch geflüchtet war. "Fay, sieh zu, dass er sich wieder beruhigt."
 

Er selbst hob Adiss hoch und ging selbst um die Tür zu öffnen.

Es war nicht der Sicherheitsdienst, nur Ceserech ein junger Blondie, der ebenfalls hier wohnte. Und neben ihm Raki sein neuestes Pet.

"Raoul, ist bei dir alles in Ordnung?", wobei Ceserech schon neugierig an Raoul vorbei in die Zimmer spähen wollte.
 

Er wollte gerade den Mund öffnen, da erschallte aus der Wohnung ein helles Kreischen: "Du Biest, jetzt wird er mich verkaufen!" Danach das Splittern von Holz. ,Mein Esszimmertisch!' Dann das Klirren von Glas. ,Und meine Vitrine!'
 

Raoul knirschte mit den Zähnen und schlug die Tür so heftig zu, dass die Scheiben in ihrem Rahmen wackelten. Danach war allerdings endlich wohltuende Ruhe im Treppenhaus eingetreten. Eine Sekunde stand Raoul mit geschlossenen Augen da und atmete tief durch. Er würde sich wieder beruhigen, er war ein Blondie und ein Blondie war immer Herr über die Lage. "Mein neues Pet hat Angst vor Adiss und mein altes Pet hat Angst verkauft zu werden.", fasste er dann knapp die Situation zusammen und hielt den Welpen etwas von sich entfernt, der sich unruhig in seinen Armen wand. Dann stützte Adiss eine Pfote auf Raouls Schulter und leckte ihm mit der rauen Zunge über die Wange. ,Kein guter Tag für meine Würde.', dachte Raoul finster bei sich.
 

"Aber der ist doch so süß.", ließ Raki, der sich auch ein Haustier wünschte, von sich hören und erntete für sein unerlaubtes Sprechen einen Zug an der Kette, die an seinem Hals befestigt war.

Doch Ceserech erfüllte seinem Pet den Wunsch: "Sollen wir Adiss zu uns nehmen? Zumindest bis sich dein neues Pet daran gewöhnt hat."
 

"Keine schlechte Idee, das wäre auch für Kyle Bestrafung genug.", überlegte Raoul und übergab den Welpen an Raki. Adiss schien es nicht sonderlich zu stören, der schnupperte neugierig an der Kette um Rakis Hals.
 

"Woher hast du dein Pet? Es waren in letzter Zeit doch keine Versteigerungen, oder bist du nicht sein erster Besitzer?", Ceserech wollte immer die besten Pets, die teuerste Kleidung und die größte Wohnung haben, deswegen interessierte es ihn auch brennend, wie Raouls Pet einzustufen war.
 

,Dir werde ich es zeigen!', dachte er und kniff kurz die Augen zusammen. Dann öffnete er Tür: "Shiron, komm her!"
 

"Na ja, der Name ist ja nicht gerade...", aber Ceserech verstummte als er Shiron erblickte: Die goldenen Augen, das glänzende schwarze Haar, das einen leichte Spur von braun in sich trug. Die schmale Hüfte, die durch den Schnitt der Hose noch betont wurde. Sein Gesicht zierte eine leichte Röte und er atmete schneller, er hatte sich wohl noch nicht ganz von seinem Anfall erholt. Raoul bemerkte, wie Ceserech mit einem begierigen Blick das Pet musterte.

"Master?", und die Stimme, nicht so hoch wie bei den meisten Pets, sondern angenehm anzuhören und man fragte sich unwillkürlich was für Laute er von sich geben würde, wenn er erregt war.
 

Und Raoul trieb es noch ein bisschen weiter. "Ja...", er tat betont gleichgültig. "...er war ein Geschenk von Iason Mink."
 

"Dem neuen Syndikatsführer!", keuchte Ceserech und seine Augen waren gefährlich weit aufgerissen.
 

Er nickte und schickte Shiron wieder in die Wohnung bevor er wieder einen Anfall beim Anblick des Welpen bekam. Aber auch Raoul wandte sich zum Gehen, jetzt musste er sich noch um Kyle kümmern.

"Bis dann Ceserech. Und Raki?",
 

"Sir?", das Pet sah auf, denn es hatte die ganze Zeit mit Adiss gespielt.
 

"Pass gut auf ihn auf."
 

"Natürlich Sir.", nun da schien es wirklich keine Probleme zu geben. Der Hund leckte bereits dem Jungen über die Hand. Wie gut dass Raoul keinen Wachhund brauchte, denn als solchen hätte Adiss gänzlich versagt.
 

Aus Kyles Zimmer hörte er noch immer Gewimmer und die Lautstärke hatte auch noch nicht abgenommen. Also öffnete er die Tür und schlug sie dann mit einem lauten Knall zu. Dies schien in seinem Haushalt mittlerweile zur Gewohnheit zu werden. Aber er erregte damit die Aufmerksamkeit des Jungen und vor Schreck hörte dieser auf zu heulen.
 

"Gut.", meinte Raoul zufrieden und setzte sich, die Beine elegant übereinander geschlagen und die Hände ruhten zusammengefaltet auf den Knien.

Wie zu einer Salzsäule erstarrt saß Kyle auf den Bettlaken. Er herrschte einige Sekunden absolute Stille, dann schnappte das Pet mit einem japsendem Geräusch nach Luft. Kurz darauf wieder und er bedeckte seinen Mund mit der Hand, um die wenig schmeichelhaften Laute, die sein Kehlkopf von sich gab, zu dämpfen.
 

Raoul fand die gesamte Situation zu grotesk, erst heulte und wimmerte Kyle so laut, dass es die soliden Wände der Wohnung durchdrang und jetzt saß er da und kämpfte mit einem Schluckauf. Eigentlich wollte er ja ein ernstes Wort mit dem Jungen reden, doch entgegen seinen Vorstellungen musste er leise anfangen zu lachen. "Das ist... nicht... lustig.", stammelte Kyle unglücklich, immer wieder von japsenden Lauten unterbrochen. Schließlich erbarmte sich der Blondie und brachte ihm ein Glas Wasser.

Endlich saß Kyle ruhig da und drehte das Wasserglas in den Händen, um seinen Master nicht ansehen zu müssen. Raoul selbst beobachtete ihn, aber war nicht gewillt das Wort zu ergreifen. Als die Stille zwischen den beiden und die Ungewissheit für Kyle zu viel wurde, hob dieser zum Reden an: "Verzeiht mein Verhalten Master. Wenn Ihr mich schlagen wollt...", er brach wieder ab.
 

Raoul beugte sich nach vorne: "Nein. Nur solltest du lernen nicht voreilig zu urteilen. Weder will ich dich verkaufen, noch soll Shiron dich ersetzen. Er ist ein Geschenk von Iason Mink und ich kann doch schlecht ein Geschenk vom Leiter des Syndikats ablehnen, oder?"
 

"Nein Master.", kam die kleinlaute Antwort.
 

"Also wirst du dich gut benehmen und hinausgehen. Ihm Gesellschaft beim Essen leisten. Danach kannst du mit ihm einkaufen gehen, aber überziehe nicht wieder das Limit. Und Fay soll sich um den Petring kümmern... und um einen neuen Tisch für das Esszimmer.", fügte er noch trocken hinzu als er an die gesplitterten Balken dachte, die jetzt auf dem Boden herumlagen. Wahrscheinlich würde er sich in den nächsten Tagen auch noch Spreißel holen, wenn er barfuß ging.
 

"Ja Master." Kyle stand auf und verbeugte sich vor Raoul, dann verließ er das Zimmer. So wie sich das anhörte, hatte sich Kyles Laune bei der Aussicht auf eine Einkaufstour erheblich gebessert. Ja, das war typisch für den Jungen. Nur wenn das Pet wieder zuviel Geld ausgab, dann würde Raoul nicht mehr nachgiebig sein und ihn wirklich hart bestrafen.
 

Er selbst suchte sein Arbeitszimmer auf und begann sich das Dossier anzusehen, das ihm heute Morgen mit einem Kurier zugestellt worden war. Darin enthalten waren wichtige Unterlagen, die seine künftigen Pflichten, Rechte und Zuständigkeiten regelten. Iasons Beschreibungen am gestrigen Abend und diese Papiere vermittelten ihm ein gutes Bild von der Tätigkeit als Leiter der Zentralen Labors. Aber er hätte nicht gedacht, dass die Lage so ernst war.

Bereits vor fünf Jahren hatten die Labors Schwierigkeiten mit den künstlich erzeugten Embryonen gehabt, ihr Magister an der Akademie hatte davon gesprochen. Doch es hatte den Anschein als ob die Biochemiker das Problem nicht hatten beheben können, denn mittlerweile betrug die Fehlerquote 80 Prozent.

,Ob da auch die Progs dahinterstecken?', grübelte Raoul.

Das hieße ja, sie würden nicht nur Propaganda gegen das Syndikat betreiben, sondern dass sie wirkliche Macht hatten. Denn es war nicht so einfach die Systeme der Zentralen Labors zu manipulieren.
 

Besser er ging sofort in den Eos Tower, denn womöglich hatten sie mehr Probleme als selbst Iason sich bewusst war.
 

Fortsetzung folgt....
 

Kritik/ Kommentare / Reviews / Feedback... egal wie ihr es nennt, hauptsache ich höre von euch. ;-)

baket

Neue Probleme

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Licht im Dunkel

Disclaimer: Die Welt von "Ai no Kusabi" gehört nicht mir, sondern Rieko Yoshihara Sie möge es mir verzeihen, dass ich mir Iason und Raoul vorläufig ausgeliehen habe.

Teil: 9

Genre: Ai no Kusabi

Rating: PG18-Slash

Pairing: IasonxRaoul

Warnung: keine
 

9. Licht im Dunkel
 

"Was jetzt?", Raoul hörte den leichten Anflug von Panik in der Stimme des Furnitures und er musste selbst zugeben, dass das Labor ihnen einen unheimlichen Anblick bot: Die Tanks strahlten in einem kühlen blauen Licht und ihr Inhalt, die halbentwickelten Embryonen, war umso sichtbarer und warfen Schatten an die Wände.
 

"Das ist einfach nur ein Stromausfall.", beruhigte ihn Raoul und betätigte den Kommunikator, der an der Wand eingelassen war und der eigentlich auch von den Notfallgeneratoren mitversorgt werden sollte.
 

Er hatte den Technikern eine Strafpredigt gehalten, die ihresgleichen suchte. Aber auch das nützte ihm jetzt nicht viel. Die Arbeiter versuchten die Ursache für den Spannungsabfall herauszufinden und zu beheben, aber dies würde mehrere Stunden in Anspruch nehmen angesichts eines so großen Komplexes wie des Guardian Eden.

Wertvolle Zeit die Raoul nicht hatte. In etwas mehr als 24 Stunden war der Empfang und bis dahin musste er noch die Codes der neuen Blondies vervollständigen, die seine Biochemiker begonnen hatten.
 

Raoul rieb sich über die Nase, er hatte auch schon wieder Kopfschmerzen. "Verzeiht Sir, aber vielleicht kann ich helfen?", Katze hatte es wohl auch eilig aus dem unterirdischen Labor zu verschwinden. "Die Lüftungsschächte hier sind mit einem Wartungsraum in den oberen Ebenen verbunden."
 

Er - ein Blondie - sollte durch Lüftungsschächte klettern? Es wurde immer besser. Aber hatte er eine andere Wahl?
 

Es roch modrig und an manchen Stellen war die Wand von grünlichem Schimmel überzogen. Und es ekelte ihn, wenn er damit in Berührung kam. Seine Knie waren schon feucht, weil sie immer an dem Beton entlangscheuerten.

Etwas berührte seine Finger und er hätte beinahe den Halt verloren. "Ihhh."

Genau vor ihm war eine handtellergroße Spinne.
 

"Was ist Sir?", Katze stoppte.
 

"Da ist eine Spinne.", bemerkte Raoul und überlegte ob er sie von den Sprossen stoßen sollte, aber dazu müsste er sie ja berühren.
 

"Und?"
 

"Und?!... Ich hasse Spinnen.", Raoul wollte es nicht zugeben, aber in Wirklichkeit hatte er sogar Angst vor ihnen. Seit ein Mitschüler ihm einmal ein solches Getier in seine Tasche gesetzt hatte, verspürte für Spinnen keine große Sympathie mehr.
 

Er meinte fast den Jungen über ihm leise kichern zu hören. Katze kam herab gestiegen, nahm das Tier in seine Hand.
 

"Ich könnte sie euch jetzt in die Haare setzen.", in den Mandelaugen blitzte es spöttisch.
 

"Untersteh dich!", grollte Raoul und sah dann mit Erleichterung zu, wie die Spinne auf einem kleinen Vorsprung, weit von ihm entfernt, abgesetzt wurde.
 

Sie kletterten weiter.
 

"Der Wartungsraum ist gleich dort oben.", meldete dann Katze nach einigen weiteren Minuten.
 

Raoul sah zwar nichts, aber er musste wohl auf Katzes Worte vertrauen und tatsächlich stoppte der Junge und trat gegen ein rostiges Metallgitter, das sogleich nachgab.

Erleichtert seufzte er und zwängte sich durch den Durchgang. Er fand sich in einem kleinen Zimmer wieder, ausgestattet mit einigen Computerkonsolen und Überwachungsbildschirmen.

Aber sie waren nicht alleine, denn an der Wand stand noch ein anderer Blondie und er hielt Katze an sich gepresst und ein Lasermesser an den schlanken Hals gehalten.

Raoul erstarrte und musterte den Fremden. Sein Personengedächtnis war nicht so gut wie das Iasons, aber er glaubte den Blondie schon einmal gesehen zu haben.

"Lass den Kleinen los!", befahl er dann und ging einen Schritt auf die Zwei zu.
 

"Bleib stehen Streber."
 

Diese Stimme und der Tonfall. "Astur?" Bei Jupiter, was machte der hier drei Stockwerke unter der Erde in einem Wartungsraum? Steckte er vielleicht hinter dem mysteriösen Stromausfall? Doch bevor er sich auch nur eine mögliche Strategie überlegen konnte, hatte Katze schon gehandelt. Er trat dem Blondie gegen das linke Knie, ein leises feuchtes Schnappen war zu hören, und rammte ihm zusätzlich noch einen Ellbogen in den Bauch.

Astur, der das Furniture offensichtlich unterschätzt hatte, fluchte lautstark und schleuderte den Körper des Jungen grob gegen die Wand. Danach stürmte er aus der Tür.
 

Raoul war sogleich bei Katze. "Alles in Ordnung?"
 

Der Kleine hielt sich die Seite. "Geht schon.", erwiderte er gepresst.
 

Er nickte und eilte Astur nach. Sie befanden sich in einem Treppenhaus und von weiter oben konnte er Asturs Schritte hören. Raoul rannte ihm nach und tastete unter seinem Obergewand nach dem Laser.

Katzes Tritt musste den Blondie doch empfindlich getroffen haben, denn schon bald hatte Raoul ihn eingeholt und es bot sich ihm ein freies Schussfeld. Ohne lange zu überlegen drückte er ab und erwischte Astur am Bein. Der sackte in sich zusammen, schien aber weiterhin bereit zu sein sich zu wehren. Den Laser auf ihn gerichtet, näherte sich Raoul der liegenden Gestalt. "Was machst du hier?"
 

Keine Antwort.
 

"Ich will wissen, was du hier machst!", wiederholte er eine Spur härter.
 

"Du erfährst von mir nichts.", zischte der andere und reckte stolz das Kinn.
 

"Aha.", er ging in die Knie, den Lauf der Waffe noch immer auf die Stelle zwischen den Augen des Blondie gerichtet. Er blickte in die braunen Augen und konzentrierte sich.
 

"Sie haben mir schon gesagt, dass du das versuchen würdest.", schnaufte Astur. Raoul reagierte nicht, er hörte nur die keuchenden Atemzüge des anderen. Es fiel ihm schwer die Verbindung aufrecht zu erhalten.
 

"Wer hat das gesagt?", war das seine Stimme, die da sprach?
 

Astur wehrte sich, Raoul vermochte nicht zu sagen wie, aber er versuchte ihn auszusperren, ihm keinen Zugriff mehr auf seine Gedanken zu ermöglichen.

"Wer?", fragte er noch einmal und verstärkte seine Anstrengungen. In einem stummen Gefecht rangen sie miteinander. Raoul verspürte eine unbändige Wut mit aller Kraft versuchte er eine Antwort aus dem Blondie herauszupressen. Doch schließlich kippte Asturs Kopf leblos zur Seite.

Erst da besann sich Raoul wieder. Er suchte mit den Fingern den Puls am Hals. Aber das Herz hatte aufgehört zu schlagen. Die Augen waren blicklos auf ihn gerichtet.

Schockiert bemerkte er, dass der andere tot war. War er das gewesen? Hatte er jetzt mit seinen Fähigkeiten auch schon getötet?
 

Völlig ruhig, beinahe teilnahmslos, stand er auf dem nächsten Treppenabsatz und starrte auf die Leiche einige Meter unter ihm. Schnelle Schritte tönten durch das Gebäude. Doch es war nur Katze.

"Ruf die Sicherheitsleute.", befahl er dem Jungen als dieser neben ihm auftauchte.
 

Wenige Minuten später waren die ersten Männer vor Ort. Sie schwirrten durch das Treppenhaus wie Bienen. Auch ein Arzt war gekommen um sich die Leiche genauer anzusehen. Raoul stand noch immer auf seinem Platz. Eigentlich könnte er doch jetzt gehen, warum stand er dann hier?
 

"Woran ist er gestorben?", erkundigte sich eine tiefe Stimme neben ihm.
 

Seit wann war denn Iason hier?, Raoul wusste es nicht. Er konnte nur auf den leblosen Körper starren, der da vor ihm auf den Treppenstufen lag.

Der Arzt justierte nochmals seinen Scanner. "Er hatte Blutungen im Gehirn... das ist recht ungewöhnlich für so einen jungen Blondie. Irgendetwas hat einen großen Druck auf die Blutgefäße ausgeübt bis diese schließlich geplatzt sind. Mehr kann ich ohne eingehende Untersuchungen nicht sagen."
 

"Das wird auch nicht nötig sein.", wehrte Iason ab und er bedachte Raoul mit einem kühlen Blick. Die eisblauen Augen holten ihn wieder in die Realität zurück. Er hatte noch eine Aufgabe, die im Labor auf ihn wartete. Raoul nickte leicht und verabschiedete sich. Die Codes für die Blondies mussten fertig generiert werden.

Über sein Handeln und die Konsequenz dessen musste er sich später Gedanken machen. Jetzt konnte er das noch nicht.

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Wie verbissen arbeitete er daran die Codes fertig zu stellen. Seine Biochemiker hatten die verschiedenen Komponenten aus den Archiven zusammengeglaubt und Raoul stimmte sie jetzt noch aufeinander ab.

Eigentlich war es eine stümperhafte Arbeit. Normalerweise wurde jeder Code eines Blondie individuell erstellt, deshalb dauerte es auch so lange. Doch diese Zeit hatten sie nicht, deshalb hatten sie auf die Datenbanken zurückgegriffen und sich daraus bedient wie aus einem Baukasten. Der geschätzte Biochemiker und hochverehrte Farrang Kie würde wahrscheinlich im Grab rotieren, wenn er dies wüsste.
 

Am späten Abend war endlich ein Ende absehbar. Raoul stand auf von seinem Arbeitsplatz, er streckte sich. Bald müsste der Bote mit dem Essen zu ihm kommen. Wie ihm Iason geraten hatte, hatte er Fay etwas kochen lassen und dem Furniture befohlen ihm das Gericht - Fleischpasteten in diesem Fall - mit einem Boten ins Labor bringen zu lassen.
 

Während er auf das Lichtermeer unter ihm starrte, musste er wieder an Astur denken. Es war das eingetreten, wovor sich Raoul am meisten gefürchtet hatte: Er hatte seine Beherrschung verloren, hatte seinen Rachegefühlen und seinem Hass nachgeben und getötet.

In diesen wenigen Sekunden hatte er wieder gefühlt wie damals auf der Akademie als ihn Astur beleidigt hatte und er ihm nur zu gerne mit der geballte Faust in den Magen geschlagen hätte. Als er ebenfalls diesen Rachedurst und Blutgier gespürt hatte, aber damals vor fünf Jahren da hatte er sich beherrschen können. Und noch etwas fiel ihm auf, er verfügte über Empfindungen, die einem Blondie fremd sein sollten.
 

Es würde keine Konsequenzen für ihn haben, weder die Polizei noch Jupiter würden Fragen stellen, denn Raoul war sich sicher: Astur gehörte zu den Progs und er wäre früher oder später dafür bestraft worden, dass er ein Verräter war... und doch. Er, Raoul, hatte ihn ermordet. Und war damit auf die niedrigste Stufe der Zivilisation gesunken: Einem Mongrel.
 

Das niederste Wesen von primitiven, starken Gefühlsregungen beherrscht. Er musste sich an der Glasscheibe vor ihm abstützten. Ihm war schwindlig und zu allem Überfluss erschienen vor seinem geistigen Auge die Bilder, des auf der Treppe liegenden Asturs. Die Augen vor Schreck weit aufgerissen.

Ihm war als ob sein Schädel platzen müsste, Raoul presste die Hände gegen die Schläfen. Irgendetwas in ihm schien geradezu in Flammen zu stehen. Obwohl er die Augen fest geschlossen hielt, sah er ein gleißendes, helles Licht wie von einer Explosion. Der Schmerz strahlte auf seinen gesamten Kopf aus, züngelnde Flammen, welche sich nun direkt in sein Gehirn vorfraßen.

Raoul stöhnte schmerzvoll auf. Was waren das nur für Schmerzen?
 

Von weit entfernt hörte er, dass die Tür zu seinem Büro geöffnet wurde. Vorsichtig drehte er sich um, wohl bewusst, dass diese Bewegung seine Übelkeit noch verschlimmern würde. Er konnte nur schemenhafte Umrisse ausmachen, überall war dieses helle Licht...

Doch die Silhouette der Gestalt kam ihm bekannt vor.

"Iason...", er lächelte schwach und dann gaben endgültig seine Knie nach und ihm war als ob er ins Bodenlose fiele. Die Schmerzen hörten auf, waren kaum mehr als ein dumpfes Nachklingen, ein schwaches Echo in seinem Kopf.

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Langsam kämpfte er sich wieder zurück in die Welt der bewussten Wahrnehmung. Er lag auf etwas Weichem, seine Wange berührte ein nach Blüten duftendes Kissen. Sanft streichelte jemand - ist es Iason? - seine Hand. Und er hörte zwei Stimmen.
 

"Es wundert mich nicht, dass er zusammengebrochen ist... zum Glück war ich rechtzeitig hier... neuronale Schäden..." , dann vermochte er sich nicht mehr zu konzentrieren und verlor den Anschluss an das Gespräch.
 

Der Ärmel seines Gewandes wurde hochgeschoben und er spürte den leichten Stich einer Nadel. Kurz darauf öffnete er langsam die Augen, neben ihm auf dem Boden kniete tatsächlich Iason und schien sehr erleichtert zu sein, dass er wieder bei Bewusstsein war. Raoul verspürte keine Schmerzen mehr, er fühlte sich etwas mulmig, aber das war kein Vergleich zu diesem Anfall vor wenigen Minuten.

Der andere Blondie war wohl offensichtlich ein Arzt, seiner Kleidung nach zu urteilen.

Ja, Raoul erkannte ihn nach näherer Betrachtung, es war Morqua. Ein talentierter junger Mediziner, vielleicht zwei Jahre älter als er und Iason. Ebenfalls ein Mitglied der jungen Elite von Eos, die neue Wege ging.

Es hieß er habe eine Affäre mit einem anderen Blondie, zumindest war es seit kurzem Gegenstand eines jeden Gespräches hier in der Stadt.
 

"Ich werde dann wieder gehen.", Morqua fühlte nochmals seinen Puls und nickte ihm aufmunternd zu.
 

Iason verabschiedete sich von ihm und als sie alleine waren, beugte er sich über ihn.

Raoul wünschte sich auf einmal, der andere würde ihn doch jetzt küssen. Und tatsächlich wurden seine Lippen sanft von denen des anderen gefangen genommen.
 

"Tu das nie wieder! Jag mir nicht noch einmal so einen Schreck ein!", tadelte er.
 

"Was war los?", wollte Raoul wissen und streckte sich auf der Couch. Jetzt erkannte er auch, wo er sich befand: Es war das kleine Zimmer neben seinem Büro wo auch eine kleine Nasszelle und ein Kleiderschrank untergebracht war.
 

"Ich habe einen Arzt gerufen und dich hierher gebracht."
 

An irgendetwas musste er sich erinnern, etwas was Morqua gesagt hatte. Er schloss die Augen und grübelte über die Phrasen nach, die er halb vor sich hindämmernd aufgeschnappt hatte. Dann fiel es ihm wieder ein: "Was meinte er mit ,neuronalen Schäden'?"
 

"Das wollte ich dich fragen.", erwiderte Iason ernst. "Es scheint als ob deinem Gehirn ein bestimmter Botenstoff gefehlt hat, deshalb bist du zusammengebrochen."
 

"Ich dachte, weil ich einfach übermüdet bin und nichts gegessen hatte.", meinte Raoul trocken.
 

Iason seufzte: "Das natürlich auch und versuch nicht abzulenken. Ich kann es mir sowieso denken."
 

Raoul sagte nichts und wartete ab.
 

"Du hast bei Astur Telepathie eingesetzt."
 

Er nickte nur, dann setzte er sich auf. Iason nahm neben ihm Platz zog ihn näher zu sich heran.

"Ich habe ihn gefragt, was er in dem Labor zu suchen hatte. Und ich wollte die Antwort aus ihm herausbekommen, dabei...", Raoul schluckte und schüttelte unglücklich den Kopf.

"Iason, was ich getan habe, das war erbärmlich. Ich habe die Kontrolle verloren, genau das, wovor ich solche Angst habe, seit ich weiß, dass ich diese Fähigkeit habe."

Er stützte die Hände auf die Knie und starrte auf den Fußboden. "So erbärmlich...", wiederholte Raoul und schüttelte den Kopf.
 

"Jeder macht Fehler Raoul.", Iason umarmte ihn und legte den Kopf auf seine Schulter.
 

"Wir sind Blondies, wir dürfen keine Fehler machen. Wir sind perfekt. Weißt du, was ich meinen Schülern und den Studenten auf der Akademie immer gepredigt habe? Ihr habt ein großes Wissen und große Macht und damit einhergehend eine große Verantwortung. Verstehst du, ich habe meine eigenen Grundsätze gebrochen...", seine Stimme brach und er holte erstickt nach Luft.
 

"Raoul, beruhig dich. Das stimmt alles. Aber wir sind auch nur Menschen."
 

"Darüber kann man streiten.", murmelte er. In der Tat wurde die Rasse der Blondies von einigen Wissenschaftlern der anderen Planeten nicht mehr als ,Mensch' bezeichnet, andere wiederum sahen in ihnen nur eine Weiterentwicklung des vorhandenen Genpools. Doch das waren im Grunde müßige und philosophische Fragen, denen er gleich gar nicht weiter nachging.
 

Iason küsste ihn am Hals, dann seufzte er. "Raoul, du hast es doch nicht mit Absicht getan.", meinte er dann und versuchte den Körper des anderen in eine liegende Position zu bringen. Doch Raoul sperrte sich dagegen, er starrte ins Leere und schüttelte langsam den Kopf.
 

"Weißt du Iason," , es war kaum ein Wispern, "das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Womöglich wollte ich, dass er starb." Er spürte, wie der Griff der Hände an seinen Schultern fester wurde und obwohl er es nicht sah, wusste er dass die blauen Augen in diesem Moment noch kälter dreinsahen. Einige Minuten herrschte Stille in dem kleinen Zimmer.
 

"Und wenn schon," , begann Iason dann, die Stimme kühl und berechnend. "Er war ein Verräter und es war seine verdiente Strafe. Du musst damit fertig werden."
 

"Das ist alles?", knurrte Raoul und sah den anderen zum ersten Mal offen an.
 

"Was willst du noch? Ich kann dich schlecht bestrafen... Fühlst du dich besser?"
 

"Mhm?", erwiderte er fragend, verwirrt über diesen abrupten Themenwechsel.
 

"Dein Kopf.", Iason strich ihm die langen Strähnen wieder hinter die Ohren.
 

Raoul nickte und hielt die Hand fest, die gerade seine Wange berührt hatte. Er neigte den Kopf und küsste die Innenfläche. "Hast du noch etwas Zeit?", fragte er dann heiser als er Iason mit sich nach unten zog. Das Gewicht des anderen Blondies drückte ihn in das Polster, aber er bemerkte es kaum, sondern sah nur das ebenmäßig schöne Gesicht vor sich, das jetzt amüsiert die Lippen zu einem Lächeln kräuselte.

Das war vielleicht die beste Art der Ablenkung, ein paar Minuten lang vergessen was gewesen war.
 

"Nein, eigentlich nicht.", doch entgegen seiner Worte wanderte eine schlanke Hand unter Raouls Hemd und schob es langsam nach oben. "Ich muss noch die Daten überprüfen, die du mir geschickt hast.", erklärte er dann. "Ich kann es mir nicht leisten Flainte Tinerta nur auf einen bloßen Verdacht hin zu verhaften."
 

Flainte war der ehemalige Leiter der Labors und es deutete viel daraufhin, dass er den Gendefekt in das Erbmaterial der Embryonen eingeschleust hatte. "Ich habe dir doch schon genug... AH!"
 

Iason hob wieder den Kopf und strich mit der Fingerspitze über den Abdruck seiner Zähne, den er neben Raouls Brustwarze hinterlassen hatte. "Das hat dich schon während der Akademie angemacht.", bemerkte er versonnen und kratzte mit dem Daumennagel über die jetzt harten Knospen.
 

"Ich will es selbst nochmals nachprüfen Raoul, meine Position ist noch nicht so gefestigt als dass ich mir so einen Fehler leisten könnte.", murmelte er dann, während er an Raouls Hose herumfingerte und unwillige knurrte als der Reißverschluss sich verklemmte.
 

"Wenn du meinst.", er wollte nicht länger darüber diskutieren. Raoul griff in die silbrigen Haare und zog den Kopf näher zu sich heran. "Morgen ist alles vorbei?", keine Verschwörungen mehr, keine Progs. Morgen Abend würden alle Verräter bereits in den Gefängnissen sitzen.
 

"Morgen ist alles vorbei!", bekräftige Iason und ihre Lippen berührten sich wieder.
 

Da piepste der Kommunikator an Raouls Handgelenk.
 

Iason stöhnte frustriert und ließ sich ganz auf ihn fallen, ihm dämmerte, dass Iason in den letzten Tagen sich so wenig sexuell hatte betätigen können wie er selbst. Und jetzt hatten sie einmal die Gelegenheit dazu und wurden doch wieder unterbrochen.

Raoul hätte den Tag an seinem Handgelenk gerne abgenommen und in die nächstbeste Ecke geworfen. Aber so etwas tat man als Blondie nicht. "Ja?", meldete er sich dann.
 

"Sir, hier ist ein Bote mit Fleischpasteten für Sie.", es war der Pförtner und selbst über die Komleitung hörte man förmlich seinen Magen knurren.
 

Raoul schloss kurz die Augen und atmete durch. "Ist gut Kirrum, nimm dir eine Pastete und dann bring es zu mir."
 

"Danke Sir."
 

Er beendete das Gespräch und klopfte Iason auf die Schulter. "Es scheint als ob die Arbeit ruft."
 

"Ja, scheint so.", der andere setzte sich auf, genau auf Raouls Gesäß und bewegte einmal verführerisch das Becken. "Damit du weißt, was dir entgeht.", bemerkte Iason. Und Raoul wunderte sich über dieses Verhalten, das nicht ganz dem Iason entsprach, den er kannte. Aber wahrscheinlich war es nur die Überanstrengung und der mangelnde Schlaf, der sie beide so unausgeglichen machte, geradezu hungrig nach den Berührungen des anderen. Nun, die wenigen Stunden würden sie auch noch ertragen.
 

"Tss.", zischte Raoul über Iasons großspurige Bemerkung. "Ich denke bei Sonnenaufgang bin ich fertig mit den Codes, vielleicht hast du dann auch noch Zeit."
 

"Das denke ich schon."
 

Fortsetzung folgt....
 

Im nächsten Teil dann der große Showdown auf dem Empfang, denn die Verhaftungen verliefen nicht ganz so wie geplant und Raoul sieht sich mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert.
 

Die nächsten Wochen werden recht stressig für mich, daher weiß ich nicht, wann ich den neuen Teil fertigstellen kann. Mir fehlt auch etwas die Motivation zurzeit. :-/
 

Kritik/ Kommentare / Reviews / Feedback... egal wie ihr es nennt, hauptsache ich höre von euch. ;-)

Charmante Partygäste

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die junge Elite

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kein gutes Ende

Disclaimer: Die Welt von "Ai no Kusabi" gehört nicht mir, sondern Rieko Yoshihara Sie möge es mir verzeihen, dass ich mir Iason und Raoul vorläufig ausgeliehen habe.

Teil: 12

Genre: Ai no Kusabi

Rating: PG18-Slash

Pairing: IasonxRiki, RaoulxBalin

Kommentar: Ja, das ist er nun, der letzte Teil. Ich möchte mich bei allen bedanken, die während des letzten halben Jahres mir Mails oder Kommentare geschrieben haben. Besonders vielen Dank an diejenigen, die mir dadurch geholfen haben neue Ideen zu entwickeln.

Ich hoffe, dass euch die Story gefallen hat und vielleicht liest man sich ja mal wieder.
 

12. Kein gutes Ende
 

"Ihr seid unkonzentriert Master."
 

Raoul blickte wieder auf das Schachbrett vor ihm und den jungen Mann, der ihm gegenüber saß. "Du sollst mich nicht Master nennen Kyle, du bist frei." Er griff zu seinem Springer und bewegte ihn über das Feld.
 

Kyle lächelte. "Verzeiht Sir, Macht der Gewohnheit... Aber das war sehr schlecht.", kommentierte er als er Raouls Springer schlug.
 

Raoul verbarg ein Lächeln. Ja, er war etwas unkonzentriert, aber ein Schachspiel gegen sein ehemaliges Pet konnte er auch leicht in diesem Zustand gewinnen.

Vor vier Jahren hatte er Kyle den Petring abgenommen und ihm eine ordentliche Staatsbürgerschaft verschafft. Laut den Behörden besucht Kyle eine Universität in Midas, aber eigentlich arbeitete er als Dealer am Schwarzmarkt, zusammen mit Katze, dem ehemaligen Furniture von Iason, der ja als inoffizieller Leiter des Marktes galt. Doch im Gegensatz zu dem rothaarigen jungen Mann mit der Narbe, arbeitete Kyle meistens im Hintergrund und stand so nur selten in der Schusslinie der vielen Gangs und anderen dubiosen Gestalten.

Dafür war Raoul auch sehr dankbar. Kyle war nicht mehr sein Pet, aber für den Blondie noch immer ein Mitglied seines Haushalts und als solches machte er sich auch Sorgen um ihn.
 

"Was habt Ihr?", erkundigte sich Kyle. "Was die letzte Lieferung nicht zufrieden stellend?"
 

"Du sollst aufhören mir Pets zu schicken." Raoul zog den Turm.
 

"Aber mit Mimea waren Sie doch zufrieden."
 

Genau das war es ja, was ihn so beschäftigte. Mimea hatte sich mit diesem Riki eingelassen. Eigentlich eine Lappalie, schlimmstenfalls ging ihm eine Zuchtlinie verloren, wenn sie wirklich schwanger war.

Aber dieser dreckige Mongrel war Iasons Pet und das setzte Raoul mehr zu als er je bekennen würde.
 

Seine und Iasons Beziehung hatte sich mit der Zeit abgekühlt. Der Blondie hatte einen Weg Probleme zu lösen, der - nach Raouls Meinung - zu irrational war. Deshalb war es zwischen ihnen oft zu Diskussionen gekommen und ihr enges Verhältnis zueinander hatte sich schließlich nur noch auf die Ebene des täglichen Geschäfts bezogen. Alle ein oder zwei Monate hatten sie die Nacht miteinander verbracht, aber selbst dies war jetzt vorbei. Und warum? Wegen einem Mongrel!
 

Wieder schweiften seine Gedanken ab. Seit jener Nacht, da war es ihm klar geworden, wie wenig er Iason im Gegensatz zu diesem Mongrel bedeutete...
 

_-_-_-~~~-_-_-_
 

Raoul war schweißgebadet aufgeschreckt, vor seinem inneren Augen sah er noch ganz deutlich die Bilder seines Traumes: Ein einstürzendes Gebäude, zwei kauernde Gestalten, ein Blondie und ein Mongrel, Flammen eines Feuers, das die Zwei einschloss.

Er fühlte Panik in sich aufsteigen, das war kein simples Traumgebilde gewesen, sondern eine Vision. Noch bevor er klar denken konnte, hatte er sich schon angezogen, seine eigene Wohnung verlassen und war in den Aufzug zu Iasons Penthaus geeilte.

Dort hatte er Daryl einfach links liegen gelassen und erst vor der Schlafzimmertür des Blondies zum Stehen gekommen. Dieses Zimmer, wo sie die aufregendsten Stunden ihres Lebens verbracht hatte. Die geheimsten und intimsten Dinge getan hatten, genau aus diesem Zimmer hörte er das Stöhnen des Mongrels und vor seinem inneren Auge sah er sie auf dem Bett, wie sich ihre Körper wanden und ihre Muskeln sich anspannten, so kurz vor der völligen Erlösung.
 

Raoul blieb vor der Tür stehen, es war wie ein Stich ins Herz als er den tiefen, heiseren Schrei des Blondies hörte. Doch er wartete, schließlich öffnete sich die Tür und Riki tappte nach draußen. Raoul hatte schon die Hand zur Faust geschlossen und im nächsten Augenblick traf diese Faust auf den Solarplexus des Pets, dieses stöhnte schmerzvoll auf und sank auf den Boden. "Das wird ein Ende haben.", zischte Raoul. Er hatte sich nicht mehr im Griff und spürte nur noch diese nagende Eifersucht auf das niedere Wesen. Seit fast zwei Jahren spürte er sie, brodelte sie unter der Oberfläche seiner kühlen Fassade und jetzt brach sie in aller Heftigkeit hervor.

Doch bevor er weiter gegen den auf dem Boden liegenden Riki vorgehen konnte, traf ihn selbst eine Faust. Sein Kopf wurde durch die Wucht des Schlages herumgerissen und er stolperte zwei Schritte nach hinten. Doch er fiel nicht und bewahrte sein Gleichgewicht. Iason stand vor ihm, die eisblauen Augen brannten sich in seine.

Unbewusst registrierte er, dass die Haut über seiner Augenbraue von dem Schlag aufgeplatzt war und ein dünnes rotes Rinnsal seine Wange herablief.
 

"Du wagst es.", drohte der oberste Blondie.
 

"Oh ja.", entgegnete Raoul und wollte den anderen zur Seite stoßen, doch ohne Erfolg. Iason trat ihm mit dem Knie in den Magen.

Doch auch dies ließ Raoul nicht stolpern, er richtete sich wieder auf. "Du bist so verblendet Iason."
 

"Fang nicht wieder damit an.", Iasons Stimme hatte sich unmerklich gehoben. Riki hatte sich aufgerappelt und war an die Seite seines Masters getreten. Er sah Raoul in die Augen und schnappte dann unwillkürlich nach Luft. ,Das hättest du nicht tun sollen.', dachte Raoul grimmig.

Bevor Iason es auch nur realisierte, griff Raoul mental schon nach dem Mongrel. Eine der leichtesten Übungen. Vor allem, da sich seine telepathischen Fähigkeiten in den letzten Jahren stark verbessert hatten. Mit einem boshaften Lächeln hörte er wie die Kreatur pfeifend nach Luft schnappen. Der Geist des Mongrels war nicht gegen diesen Ansturm gewachsen und Riki drohte das Bewusstsein zu verlieren. Befriedigt ging Raoul noch einen Schritt weiter und ,griff' nach den Erinnerungen.
 

"Das tust du nicht!" Iason hatte verstanden, was Raoul versuchte. Er ohrfeigte ihn und der Schmerz lenkte Raoul so weit ab, dass die Verbindung zu dem Mongrel abriss. Riki kauerte auf dem Boden und blickte Raoul angsterfüllt an, er hatte den Gerüchten um Raouls Fähigkeiten wohl keinen Glauben geschenkt... bis jetzt.
 

"Er ist eine Gefahr für dich.", versuchte Raoul es erneut. Doch Iason ohrfeigte ihn nochmals und zog ihn dann mit Gewalt von dem Mongrel weg, schleuderte ihn auf die Couch im nächsten Zimmer. Dort saßen sie beide und schwiegen, versuchten ihre erhitzen Gemüter etwas abzukühlen.
 

"Iason, ich habe es gesehen.", begann er von neuem. "Ich liebe dich, ich kann nicht zusehen wie du geradewegs ins Verderben rennst.", bekannte Raoul.

Und schreckte dann beinahe vor sich selbst zurück. ,Liebe.' Er hatte von Liebe gesprochen. In den Monaten nach dem Komplott der Progs, wo ihre Beziehung am tiefsten und befriedigsten war, selbst in dieser Zeit hatte er nie dieses Wort in den Mund nehmen können. Aber jetzt war es ihm einfach so herausgerutscht.
 

"Du liebst mich nicht.", erwiderte Iason kühl. "Du bist nur eifersüchtig."
 

"Ach, sollte ich das nicht sein?", Raoul erhob sich. "Alle Welt weiß, dass du es mit diesem Mongrel treibst. Hast du keine Stolz?"
 

Iason schüttelte langsam den Kopf. "Das ist mir völlig gleichgültig."
 

"Bin ich dir gleichgültig, Iason?", Raouls Stimme bekam einen flehentlichen Klang.
 

Hellblaue Augen blickten zu ihm hoch, dann stand Iason ebenfalls auf und drückte seine Schulter. "Das bist du nicht."
 

"Aber ich glaube doch,", knurrte Raoul, "denn du hast mich durch diesen dreckigen Mongrel ersetzt. Wenn du keinen Stolz hast... ich habe ihn. Bin ich dir nicht gut genug?"
 

Stille, die beiden Blondies standen sich gegenüber, ihre Augen funkelten wild und leidenschaftlich.

Aber dann war es als ob ein Sturm losbrechen würde. Iason trat einen Schritt auf Raoul zu und umarmte ihn heftig. Grob hielt er das Gesicht des anderen Blondies fest und küsste ihn hart auf die Lippen.

Obwohl Raoul wusste, dass es ein Fehler war weiterzumachen, erwiderte er Iasons grobe Liebkosungen. Er riss dem Blondie das noch offene Hemd über die Schultern und grub die Fingernägel in die makellose Haut.

Iason fauchte auf und stieß ihn zu Boden, ihre Berührungen hatten nichts Liebevolles oder Zärtliches als sie sich von ihrer Kleidung befreiten.

Als Iason schließlich mit einem Stoß in ihn eindrang, stöhnte Raoul schmerzvoll auf.
 

"Ist es das was du willst?", raunte Iason schweratmend, die Stimme nah an Raouls Ohr und so voller Verachtung. "Ich hätte nicht gedacht, dass du so schwach bist Raoul."
 

Und diese Verachtung war es auch, die Raoul endlich die Augen öffnete. Mühsam setzte er sich auf und versuchte das Zittern zu unterdrücken, das sich seines Körpers bemächtigte.

Iason hatte sich von ihm gelöst und kniete neben ihm. "Ich will, dass du dich Riki nicht mehr näherst. Du wirst ihm kein Haar krümmen. Hast du das verstanden Raoul?"
 

Raoul schnaubte nur, eine Hand schloss sich um seinen Hals und drückte zu. "Hast. Du. Das. Verstanden?", Iason betonte jedes Wort einzeln. Er sprach mit dem anderen Blondie, wie mit einem Pet, dem man Manieren einbläuen musste.

Der unerbittliche Griff um seinen Hals schnürte ihm die Luft ab und vor seinen Augen begann es schwarz zu werden. So schloss Raoul die Augen und nickte einfach.

Iason erhob sich und beachtete ihn nicht weiter. Der Blondie ging zu Riki zurück, hob diesen mit einer zärtlichen Bewegung hoch und trug ihn wieder in das Schlafzimmer. Raoul hörte leise gemurmelte Worte der Besänftigung.

In seinen Augen brannten ungeweinte Tränen des Verlustes, aber auch der Abscheu sich selbst gegenüber. Wie hatte er sich so erniedrigen lassen? Iason hatte ihn wie ein Pet behandelt, in geschlagen und ihm gedroht.

Zum ersten Mal verstand er wirklich die strikten Regeln der Blondies, dass sie nie Gefühle zeigen oder erwidern sollten, dass sie immer kühl und berechnend sein sollten, denn Gefühle verblendeten den Verstand, sie führten nur zu Schmerzen.
 

Erst als er wieder das leise Stöhnen des Mongrels hörte war er aufgestanden. Von diesen Lauten aus dem Schlafzimmer wurde ihm einfach übel...
 

Danach waren sich die beiden Blondies für einige Zeit aus dem Weg gegangen. Jedoch verlangte es ihre Pflicht, dass sie zusammenarbeiteten und so schwiegen sowohl Iason als auch Raoul über die Vorkommnisse dieser Nacht. Und doch... gerade wenn es um Iasons Pet ging, dann stand diese Nacht wie eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen.
 

_-_-_-~~~-_-_-_
 

Kyle pfiff erfreut durch die Zähne und holte Raoul damit wieder in die Gegenwart zurück.
 

Der Blondie blickte wieder auf das Brett. Kyle war ihm in die Falle gegangen und der Junge hatte es nicht einmal bemerkt.

,Zeit, dem ein Ende zu bereiten.' Und nach zwei weiteren Zügen: "Schach und matt."
 

Kyle lehnte sich seufzend zurück. Er war noch immer so anziehend wie als Pet und Raoul würde ihn insgeheim gerne bitten ihm eine Vorstellung zu geben. Doch der junge Mann war nicht mehr sein Pet und er würde es auch nicht von ihm verlangen.

Auf der anderen Seite der Lounge erhob sich gerade ein junger Blondie. Wie von selbst folgten Raouls Augen den geschmeidigen Bewegungen des anderen.

Ihre Blicke begegneten sich und der Biochemiker wusste nur zu genau, dass diese braunen Augen kleine goldene Einschlüsse besaßen, die dem Blick des Blondies etwas Weiches und Warmes gaben. Gekleidet war der andere in der Tracht der Ärzte und Mediziner: Schwarzer Suit und darauf ein schmuckloses blaues Obergewand ohne jegliche Verzierungen.

Im Vorübergehen grüßte der Blondie Raoul mit einem hinreißenden Lächeln. Raoul schloss kurz die Augen und konnte doch nicht verhindern, dass sich ein Grinsen auf sein Gesicht stahl. Wer hätte auch schon gedacht, dass Balin Kajé, der als Junge ein Schüler Raouls gewesen war, einmal dessen Bett teilen würde.

Kyle hatte den kurzen Austausch beobachtet und schnalzte vielsagend mit der Zunge.
 

"Hast du etwas zu sagen?" Raoul nippte an seinem Tee, der mittlerweile fast kalt geworden war und rief gleich die Bedienung zu sich, um etwas Neues zu bestellen.
 

"Man hört so allerlei.", Kyle grinste, natürlich hatte er bereits geahnt, dass Raoul und Balin mehr als nur geschäftliche Kontakte pflegten.. "Die Klinken auf Amoi reißen sich ja gerade um ihn. Balin soll sogar Angebote von den inneren Planten bekommen haben... Ihr hattet da nicht zufällig eure Hände im Spiel Master?" Beiläufig ließ Kyle seine Hand an der schlanken Glasflasche, die vor ihm auf dem Tisch stand, hinauf- und hinuntergleiten, während er sich dabei geziert auf die Lippe biss. So dass wirklich kein Zweifel daran bestand, worauf das ehemalige Pet anspielte.

Unter dem Tisch trat ihm Raoul auf den Fuß und bemühte sich wieder um einen neutralen Gesichtsausdruck. Er hatte wirklich nichts mit Balins kometenhaften Aufstieg als Neurochirurg zu tun. Aber es stimmte, dass er den "Jungen" - Balin war gerade Anfang 20, an den Maßstäben der Blondies gemessen noch nicht einmal ein Erwachsener - seit einem halben Jahr mehr oder weniger regelmäßig traf, vorzugsweise nach ihrer Arbeit in Raouls Wohnung.
 

Raoul hatte nach seinem Zerwürfnis mit Iason keine anderen Liebhaber mehr gehabt. Erst dieser junge Blondie mit den ungewöhnlichen Augen hatte in ihm wieder diese ungestüme und ungezügelte Lust entfacht, die er bei Iasons Anblick so oft gespürt hatte. Nein, das stimmte nicht. Er spürte sich noch immer und liebte Iason noch immer auf eine besondere Art, trotz der Ereignisse der letzten zwei Jahre, trotz dieser einen Nacht in der Iason ihn mit seinem Verhalten so sehr verletzt hatte.

Ja, es tat ihm im Innersten weh, dass Iason den Mongrel Riki so sehr liebte.
 

Schon bevor sich Kyle erhob, um den Platz gegenüber von Raoul freizumachen, spürte dieser die Präsenz des obersten Blondie, der gerade die Lounge betreten hatte. Aber er war nicht alleine, Riki war bei ihm.

Das war ungewöhnlich, dass Iason sein Pet mitnahm, normalerweise benahm sich Riki so unerhört, dass es besser war den Mongrel im Penthouse sicher einzuschließen.

Als sich das Paar seinem Tisch näherte, erkannte Raoul den möglichen Grund für Rikis untypisches, ruhiges und gehorsames Verhalten: Der Schwarzhaarige lief leicht breitbeinig und bewegte sich überhaupt so vorsichtig, wie ein Mann nur laufen kann, dem jede einzelne Faser des Körpers schmerzte.

Das konnte auch nur bedeuten, dass Iason es mit dem Mongrel wieder einmal getrieben hatte.

Seiner Kehlte entfuhr ein feindseliges Knurren. Kyle warf ihm einen besorgten Blick zu, der Junge wusste nur zu gut von der Abneigung Raouls gegenüber Riki.
 

"Lord Mink.", Kyle verneigte sich.
 

"Ah Kyle, noch immer so ergeben und das obwohl du frei bist?!", Iason warf dabei Riki einen eindeutigen Blick zu, welcher dieser wütend entgegnete.
 

Kyle erwiderte nichts, verbeugte sich nochmals und blieb hinter Raoul stehen.

Raoul selbst war seltsam zufrieden bei dem Gedanken daran, dass er wenigstens über ein verfügt hatte, das im treu ergeben war und meistens auch gehorsam gewesen war, von einigen Ausnahmen einmal abgesehen.
 

"Raoul, schön dich zu sehen." Iason setzte sich ihm gegenüber, während Riki ein abfälliges Schnauben von sich gab.
 

"Waren die Verhandlungen erfolgreich?", erkundigte sich Raoul und zog es vor Riki völlig zu ignorieren. ,Sicher waren die Verhandlungen erfolgreich, sonst hätte er nicht sein Pet mit ins Bett genommen.', dachte er grimmig, aber er verbiss sich diesen Kommentar. Für seine Freundschaft zu Iason war es sowieso besser, er schnitt das leidige Thema ,Riki' nicht an.
 

"Sie waren zufrieden stellend.", antwortete der andere mit einem leichten Kopfnicken und einem kryptischen Lächeln, das sogleich verschwand als er sah, dass Riki noch immer neben dem Tisch stand und keine Anzeichen erkennen ließ sich hinzuknien, wie es ein Pet üblicherweise tun sollte. "Riki.", die drohende Stimme war leise, aber forderte unbedingten Gehorsam.
 

"Was denn?", blaffte der Junge.
 

Raoul gab vor nichts zu hören und blickte aus dem Fenster, Kyle hüstelte verlegen und Iason zog eine Augenbraue nach oben.
 

"Wieso sollte ich mich hinknien, er tut es doch auch nicht!" Riki zeigte trotzig auf Kyle. Iason schien trotz seiner guten Laune nicht in der Stimmung zu sein für weitere Diskussionen. Eine kurze Berührung des unauffälligen Rings an seiner linken Hand und Rikis Petring wurde aktiviert, was den Mongrel mit kreidebleichem Gesicht auf die Knie fallen ließ. Trotzdem funkelte der Junge die Blondies boshaft an, aber war für ein paar Minuten ruhig.

Raoul und Iason unterhielten sich über die neusten Verhandlungen mit dem Rat der Föderation. Die bereits bestehenden Handelsbeziehungen sollten weiter ausgebaut werden, auf den anderen Planeten war man geradezu von dem Wunsch besessen sich künstlich gezüchtete Pets zum Vergnügen zu halten. Mittlerweile zog man es sogar ernsthaft in Erwägung, die strikten Aus- und Einreisegesetze auf Amoi zu lockern und den jungen Blondies - wie Balin - die Möglichkeit zu geben einige Jahre auf den üblichen Planeten des Systems zu leben und zu arbeiten.

Danach wandte sich ihr Gespräch den neuesten Entwicklungen auf dem Schwarzmarkt zu. "Und Kyle, wenn du Katze siehst, dann richte ihm aus, dass ich ihn sehen will. ."
 

"Natürlich Sir."
 

"Wie geht es ihm, hat er sich von der Schusswunde erholt?"
 

"Ja Sir, ich musste ihn nur überzeugen im Bett zu bleiben und sich zu schonen, aber auch das war nicht so schwer.", hier grinste Kyle leicht.

Also stimmte es wohl tatsächlich, dass die beiden ein Verhältnis hatten. Raoul lächelte und gratulierte seinem Pet im Stillen für dessen guten Geschmack.
 

"Ach du bist auch ein Furniture?" Riki lachte auf.
 

"Nein Riki." Kyle hockte sich neben ihn. "Ich war ein Pet wie du, aber mein Master hat mir die Freiheit geschenkt." Er erhob sich wieder und tätschelte dem Jungen die dunkelbraunen Haare. "Aber ich glaube, so etwas würde dir bei deinem Benehmen nicht passieren."
 

Raoul lachte bei diesen Worten leise auf, selbst Iason zeigte ein Lächeln. Aber Riki fasste dies wohl als Beleidigung auf. Er sprang auf und wollte dem Dealer an die Gurgel gehen, aber Kyles Reflexe hatten sich mit der gefährlichen Arbeit auf dem Schwarzmarkt stark verbessert und so war er dem Mongrel überlegen. Er drückte ihn fast spielend zu Boden. "Was meinst du Riki, sollen wir unseren Mastern eine Vorstellung geben? Darf ich Lord Mink?"
 

"Was?" Riki wehrte sich, glaubte er wohl, Kyle würde das ernst meinen.
 

Iason ließ sein Pet noch ein paar Sekunden schmoren, dann wedelte er mit der Hand und stand auf. "Ist gut ihr beiden. Glaubst du wirklich Riki ich würde dich einem anderen geben?" Er half dem Mongrel wieder auf die Füße. "Bis dann Raoul."
 

Raoul trank noch seinen Tee aus, dann musste er auch wieder zurück. Zusammen mit Kyle ging er zum Aufzug, gerade als sie den überdachten Durchgang betraten, konnten sie auf der unteren Ebene Iason und Riki ausmachen. Der Blondie hielt den Kleineren mühelos mit einer Hand fest und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Raoul wandte sich schnell ab, denn der Anblick war ihm wie ein Stich ins Herzen.
 

"Die Beiden sind schon ein merkwürdiges Paar.", kommentierte Kyle das Geschehen.
 

Raoul nickte langsam, ja die beiden verbanden sehr starke Gefühle. Riki war sich dessen am wenigsten bewusst, aber auch das Pet empfand für seinen Master mehr als nur Hass und Abscheu. Dies spürte Raoul nur zu genau.

Der junge Mongrel befand sich in einem inneren Konflikt, der nur allzu leicht zu einer Gefahr für Iason werden konnte.

Wieder musste er an seine dunkle Vorahnung denken: Die beiden Körper in dem brennenden Gebäude, Iason, den Arm um Riki gelegt, der schwach an seiner Seite ruhte.
 

"Ich glaube... das wird kein gutes Ende nehmen." Und der Blondie war selbst überrascht wie endgültig diese Worte klangen. Und nicht zum ersten Mal wünschte sich Raoul, seine Visionen würden nicht wahr werden, aber das war nun einmal sein Schicksal.
 

~ENDE~
 

Ach ja, falls ihr euch erinnert: Balin war der Schüler im fünften Teil, der von Raoul bestraft wurde, weil er unerlaubterweise Genexperimente durchgeführt hat.

Wie sie sich kennen gelernt haben? Nun, das wäre eine andere Geschichte....



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  CocoCabana
2009-02-25T21:03:23+00:00 25.02.2009 22:03
Habe deine FF vor einigen Tagen entdeckt und seitdem so oft ich konnte gelesen! Sehr, sehr geil!
Kann mich meinen Vorpostern nur anschließen: erstens: tolle Vorgeschichte! Und zweitens würd mich auch die RaoulxBalin Geschichte interessieren :-)
Ich liebe Raoul ja sowieso so sehr... von daher fand ich es auch so toll, dass er quasi die Hauptrolle hatte! Also rundherum genial! Vor allem deine Idee zu "tamper with your mind" fand ich klasse!! ÜBerhaupt total kreativ und wirklich wunderschön geschrieben! Würde mich sehr wirklich freuen wieder von dir zu lesen...
Von:  SilverReader
2007-07-21T09:01:38+00:00 21.07.2007 11:01
Ich fand die ganze FF geil, bis Riki ins Spiel kam
*drop*

Ich hätte mir so für Raoul gewüscht, das Er Iason bekommt
*seufz*

Naja aber du hast es, wie eine Art Vorgeschichte gestalltet, von daher fand ich die komplette FF sowas von toll
*smile*

Hach... warscheinlich les ich sie eh in nem halben Jahr noch mal, nur um die geilen Szenen nicht zu vergessen

*smile*

Wirlich
*lob*
*Lob*
*lob*

deine Silver
Von:  SilverReader
2007-07-19T09:22:38+00:00 19.07.2007 11:22
Total geil XD

Ich bin zwar noch nicht weit, aber die FF ist voll hammer, du schreibst echt gut und ich kann mich kaum davon lösen, so sehr fesselt sie mich
*grins*


Von:  LordSevothtarte
2006-08-16T11:29:32+00:00 16.08.2006 13:29
Wunderschön.
Wow, ich bin wirklich tief beeindruckt über dieses tiefe beklemmende Gefühl, das diese Geschichte in einem zurück lässt.
Klasse gemacht, sehr einfühlsam und überzeugend geschrieben. Der arme, arme Raoul. Das ist wirklich tottraurig.
Hut ab vor dieser Leistung.

LordSevothtarte
Von:  Shel
2005-12-26T09:42:48+00:00 26.12.2005 10:42
'Das wäre eine andere Geshcichte'?
Eine Geschichte die sich auf jeden Fall zu schreiben und, meinerseits, zu lesen lohnt^^
habe ich shcon erwähnt, dass ich Riki nicht leiden kann..? xD
Dafür aber deine Story umsomehr *schmacht*
Von:  Shel
2005-11-16T14:57:01+00:00 16.11.2005 15:57
konnte leider jetzt erst die letzten Kapitel lesen, aber wow super^^ und wieder mit Lemon *sabber*
hast du echt klasse geschrieben.. aber uuh mein armer Raoul O____O
Von:  angelfighter2000
2005-10-10T08:03:31+00:00 10.10.2005 10:03
Schön ausführlich beschrieben..... wunderschöne Story, weiter so.

Leeny^^
Von:  Shel
2005-09-07T15:29:33+00:00 07.09.2005 17:29
du weißt ja bereits wie sehr ich deine Story liebe, unds ich bin froh, dass es genauso tol geschrieben weitergeht wie die Kapitel davor *smile*
ich freu mich schon auf dasnächste Kapitel ^^;;;
Von:  tayo
2005-09-05T11:10:44+00:00 05.09.2005 13:10
die ff ist einfach genial!
wo nimmst du die ganzen ideen her?
das ist unglaublich interessant und gut zu lesen.
weiter so^^
Von:  Shel
2005-09-01T09:21:35+00:00 01.09.2005 11:21
Eine absolut geniale FF udn ich brenne auf die forsetzung.. O____O


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