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Er ist mein Leben

von

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Der Geburtstagsball

Das hier ist meine erste Fanfic über Lady Oscar, ich hoffe das sie euch gefallen wird. Da ich schon länger keine Fanfic mehr geschrieben habe bin ich etwas aus der Übung.
 


 

1.Kapitel
 

Der Geburtstagsball
 

Es war ein sonniger Tag an dem General de Jarjayes beschloss einen Geburtstagsball in seinem Anwesend für seine Tochter Oscar zu veranstalten. Wie lange musste es her sein, seit dem er ein Fest gefeiert hatte! Er hatte es sich genau ausgemalt, der Ball sollte in seinem großen Saal stattfinden. Gedanken versunken saß der General an einem Tisch, der sich in seinem Arbeitszimmer befand. Er schrieb mit blauer Tinte die Einladungen auf weißes Papier. In diesem Moment klopfte es an der Tür seines Arbeitszimmers. "Herein!" rief der General mit etwas lauter Stimme. "Guten Tag, Vater!" vor ihm stand Oscar, seine überalles geliebte Tochter, auf die er sehr stolz war. "Oscar, mein Kind, setz dich doch bitte einen Augenblick, wenn du schon mal hier bist kann ich dir gleich mitteilen was in Zukunft auf dich zukommt." Er lächelte sanft und schien sich zu freuen. Oscar schaute ihn fragend an. Sie setzte sich auf einer der Stühle, nahm eine weiße Rose zur Hand die in einer der Vasen stand und begann damit die Blätter der Rose auszureißen. "Ich werde einen Ball veranstalten, hier in meinem Anwesen. Ich möchte das du auf diesem Ball ausnahmsweise ein Kleid trägst und dich hübsch zurecht machst." Vor Schreck über diese Bitte, ließ Oscar die Rose und die gezupften Blüten zu Boden fallen. "Wasss!" stieß es aus ihr heraus "Aber Vater, ich trage niemals Kleider, das könnt ihr nicht von mir verlangen!" "Mein Kind, so hör mich doch zu Ende an. Ich möchte das du dich auf diesem Ball nach einem Mann umschaust!" Oscar sah nun auf und schien zu verstehen. "Ihr meint ein Auftrag? Ich soll mich verkleiden und einen Verbrecher für Euch ausfindig machen?" "Keines Wegs, du sollst dir einen Mann suchen mit dem du dein Leben verbringen willst!" Oscar erstarrte bei diesen Worten. Sie stand vor entsetzen vom Stuhl auf und war den Tränen nahe. "Vater!! Das könnt ihr nicht von mir verlangen, ich habe mein Leben lang als Mann gelebt, Ihr habt mich so erzogen!" "Ich weiß mein Kind, aber ich habe eingesehen das es ein Fehler war, ich bitte dich Oscar, suche dir einen netten, gut aussehenden Mann, damit machst du mich glücklich. Außerdem habe ich den Ball auf deinen Geburtstag festgelegt." "Was ist wenn ich das nicht möchte? Was ist wenn ich dieses Leben so weiter leben will?" Oscar konnte sich das was ihr Vater da vor hatte einfach nicht vorstellen, mit allen Mitteln kämpfte sie dagegen an. Nein! Sie würde niemals ein Kleid anziehen und sich einen Mann suchen, wie kam ihr Vater nur plötzlich auf so eine absurde Idee. "Es gibt kein NICHT MÖCHTEN, du wirst dir ein Kleid anziehen und auf diesem Ball erscheinen!!!" Der General schrie seine Tochter nun zornig an. Oscar traten Tränen in die Augen, sie konnte sich dieses lächerliche Gerede nicht mehr länger anhören. Rasch verzog sie sich auf ihr Zimmer, die Arbeitszimmertür knallte sie laut schallend zu, es war kaum zu übersehen das sie nun ziemlich wütend war.
 

"Zum Teufel mit einem Kleid... geschweige denn ein Mann... was denkt sich Vater dabei!!" Oscar ging wütend in ihrem Zimmer auf und ab, trat ab und zu gegen eines der Möbelstücke in ihrem Zimmer und ließ sich schlussendlich auf ihr Bett fallen. Sie fand das alles nur noch lächerlich. Früher wollte ihr Vater immer dass sie seinen Platz einnimmt und nun verlangte er von ihr das genaue Gegenteil. Sie führte das Königliche Garderegiment, sie hatte erreicht was ihr Vater wollte, ja er war sogar stolz auf sie. Grübeln nützte da nicht viel, Oscar hob sich vom Bett auf und lief hinaus in den Garten.

Sie musste einfach herausfinden wieso ihr Vater plötzlich so dachte. Leise schlich sie durch den Garten, denn sie hatte bereits ihren Vater entdeckt der sich gerade mit Madam Jarjayes unterhielt. "Ich verstehe dieses Kind einfach nicht!" teilte General de Jarjayes seiner Frau mit. "Ich habe gegen die Natur verstoßen und sie unglücklich gemacht. Ich spüre doch ganz genau das Oscar nicht mehr so fröhlich ist wie früher und nun will sie nicht einmal ein Kleid anziehen!" Madame Jarjayes sah ihn mit einem strengen Blick an. "Wenn Oscar sich so dagegen wehrt, dann kann sie nicht unglücklich sein. Wieso lasst Ihr es nicht zu das sie ihr Leben weiter führt wie bisher? Ihr seit schließlich Schuld daran dass sie so weiter leben möchte, hättet Ihr sie damals nicht als Mann erzogen wäre das alles niemals so gekommen. Sie wird niemals die Liebe kennen lernen. Niemals wissen wie es ist jemanden zu lieben und niemals wird sie erfahren wie es ist von Wärme und Geborgenheit umhüllt zu sein. An ihrer Seite wird es niemals einen Mann geben! Findet Euch damit ab!" Mit ruhiger und doch zittriger Stimme brachte Madame de Jarjayes diese Sätze über die Lippen, es fiel ihr gewiss nicht leicht so etwas zusagen. "Ich dachte das ich Oscar später einmal in einem Hochzeitskleid sehe und ihn zahlreichen schönen Kleidern, stattdessen ist sie umhüllt von einer Uniform, aber Ihr musstet das alles so entscheiden wie es heute ist. Und irgendwann wird sie sterben. Fast täglich ist sie der Gefahr ausgesetzt...Oscar ist eine wunderschöne junge Dame geworden..." "Mutter!" Oscar die ihre Eltern belauscht hatte, stand nun neben ihnen. "Vater! Ich bin glücklich so wie es jetzt ist, ich möchte mich nicht ändern... ja vielleicht wird es niemals einen Mann geben, doch in meinem tiefen Inneren habe ich mich immer wie eine Frau gefühlt. Mutter, wenn es Euch so viel bedeutet, werde ich an dem einen Abend auf dem Ball ein Kleid tragen, aber ich kann euch beiden versichern das ich danach wieder in meine Uniform steigen werde!" Mit diesen Worten entfernte sich Oscar von Ihren Eltern. Sie entschied sich dafür, einmal ein Kleid zutragen, weil es sich ihre Mutter von Herzen wünschte.
 

Ein paar Tage später war im gesamten Anwesen der Familie Jarjayes ein emsiger Betrieb. "Andrè!" Oscar ging aufgeregt im Flur entlang, heute sollte der abendliche Ball stattfinden. An diesem Tag war Oscars Geburtstag. "Ich komme Oscar!" schrie ihr langjähriger Freund ihr entgegen. "Hast du dir das auch gut überlegt?" schoss es aus ihm heraus. "Was meinst du?" fragte sie Andrè während sie zusammen nach draußen liefen. "Ein Kleid zutragen! Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, du in einem Kleid." Andrè hielt Oscar lachend die Tür zur Kutsche auf. Kurz blieb Oscar stehen und sah Andrè ohne etwas zusagen an. Dann stieg sie ein. Andrè schloss die Tür, stieg auf, und gab den Pferden die Peitsche. "Andrè..." Oscar sah aus dem Fenster der Kutsche und sah zu ihrem Freund hinauf "würdest du mit mir diesen Abend verbringen? Ich kenne dich schon so lange und ich möchte nicht mit wild fremden Männern tanzen. Ich möchte das dieser Abend so schnell wie möglich vorbei geht." Andrè dachte erst er höre schlecht, Oscar wollte tatsächlich den Abend mit ihm verbringen? Sie wollte nur mit ihm tanzen und sonst mit keinem anderen Mann? "Ja.. ich würde den Abend gerne mit dir verbringen. " Er lächelte ihr zu. Mit einem Glanz in den Augen lächelte auch Oscar ihn an. Während die beiden noch einige Besorgungen für den Abend machten, wurde der Saal festlich geschmückt. Der General kommandierte die Bediensteten herum als seien sie auf einem Schlachtfeld. Alles musste mit Sorgfalt und viel Hingabe hergerichtet werden. Überall wurde geschmückt, Essen herbei getragen und das ganze Haus auf Hochglanz poliert. Denn es sollte ja ein großartiger Geburtstagsball werden.
 

Als es Abend wurde und die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwand und der Mond mit seinen silbernen Strahlen das Anwesen in geheimnisvolles Licht tauchte, fuhren schon die ersten Kutschen vor das Tor. Heraus stiegen elegant gekleidete Frauen und Männer in edlen Gewändern. Langsam füllte sich der Ballsaal mit zahlreichen Gästen und General de Jarjayes hielt eine kurze Ansprache. Als er zu Ende gesprochen hatte erschien in der Tür des Ballsaals Oscar in einem langen, hellblauen samt Kleid.

Ihr Haar war hochgesteckt bis auf ein paar Strähnen die neben ihrem Gesicht hinunter hingen. In ihrem Haar steckte ein goldenes Diadem das sie aussehen ließ wie eine Prinzessin. Die Gäste musterten sie von oben bis unten. Sie waren alle erstaunt über den Anblick dieser hübschen Jungen Dame. Das Orchester begann nun zum Tanz aufzuspielen. Oscar schaute sich unsicher und doch etwas ängstlich nach ihrem Freund Andrè um. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Ihr Blick wanderte von einer Seite zur anderen, bis sie Andrè entdeckte. Er stand in einer Ecke, mit dem Rücken zur Wand gelehnt, in einer Hand hielt er eine rote Rose, in der anderen ein Glas Weißwein. Er war ausgesprochen gut gekleidet und sah für Oscar aus wie ein Adliger. Oscar ging ihm mit langsamen Schritten entgegen, sie hatte etwas Mühe sich in dem Kleid zu bewegen, schließlich war es das erste Mal, dass sie ein Kleid trug. "Oscar!" Andrè sah sie mit seinen Augen ganz genau an, noch nie zuvor hatte er Oscar so gesehen. "Alles Gute zum Geburtstag, du siehst wunderschön aus." Andrè streckte ihr die rote Rose entgegen und stellte sein Glas auf einen runden Tisch neben ihm. Sie nahm die Rose und hielt sie in der Hand fest. Geschmeidig nahm sie ein Glas Wein in die Hand und trank einen kleinen Schluck. Sie strahlte eine Wärme und Liebenswürdigkeit aus, wie es Andrè noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Sie stellte das Glas wieder ab, legte die Rose daneben und lächelte Andrè an. "Lass uns tanzen." Andrè nahm Oscars Arm und führte sie zur Tanzfläche. Schon begann die Musik und die beiden nahmen Haltung ein. Vorsichtig legte Andrè seine Hand auf ihre Hüfte. Irgendwie schaffte er es sie kaum zu berühren.

Und ihm war selbst gar nicht bewusst, dass es so war. Nach einigen Schritten, als sie sich gerade in seinen Armen nach hinten bog, und er sich über sie, sagte er leise. "Du bist leicht wie eine Feder." Mit einem sanften Lächeln sah sie ihn an. "Wenn du es sagst." Antwortete sie, als er sie gerade herumschwang und sie sich anschließend plötzlich fast Nasenspitze an Nasenspitze wieder fanden. Er hatte sein charmantestes Lächeln aufgesetzt. Zumindest hoffte er, dass es so wirken würde. Die Art wie er sie anlächelte erzeugte ein Kribbeln in ihr und ihr wurde innerlich heiß. Die Musik und der Tanz verlangten es, dass sich ihre Gesichter und ihre Körper wieder eine Weile etwas voneinander entfernten, aber schon wenig später hielt Andrè Oscar wieder im Arm und beugte sich über sie. Sein Herz klopfte auf einmal wie wild, und er sah in ihren Augen, dass sie brannten wie grünes Feuer. Ein Teil seines Verstandes tippte ihm von hinten auf die Schulter und wollte wissen, was um Himmels willen er da gerade tat, aber der große Rest seines Verstandes schubste diese Bedenken weg, lehnte sich zurück und genoss das Spektakel. Andrè sah ihr tief in die Augen.

Die Musik war verklungen und die beiden verharrten in dieser Position. Sie konnte ihren Blick nicht von seinen Augen abwenden und ihre Atmung war so heftig als hätte sie Hochleistungssport betrieben. Irgendetwas hielt sie davon zurück ihn zu küssen..... und das war gut so.
 

Andrè stand dort über Oscar gebeugt, und hatte das Gefühl, als würde die Zeit stillstehen. Sie beide atmeten schwer, und ihre Gesichter waren nur einige Zentimeter voneinander entfernt. Nur diese Zentimeter trennten ihre Lippen voneinander. Andrè wollte sie küssen. Er wollte es in diesem Moment so sehr! Aber die wenigen Zentimeter waren nicht zu überbrücken. Er schaffte es einfach nicht. Vorsichtig lösten sich die beiden aus dieser Position und Andrè half ihr sich wieder aufzurichten. Einen Moment lang sahen sie sich stumm an bis Oscar die Stille brach. "Puh, jetzt ist mir aber warm geworden". Sie ging zum Tisch und leerte ihr Glas das sie zuvor auf dem Tisch abgestellt hatte. Zu einem gewissen Grad löste sich auch Andrès Spannung. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und trank ebenfalls aus seinem Glas. Er war nun eher etwas verlegen.

Die Intimität, die eben plötzlich für einige Momente zwischen ihnen bestanden hatte verwirrte ihn. "Und wonach ist dir nun?" Dies fragte Andrè sie ohne in ihre Augen zu schauen.

Er hatte das Gefühl, dass er, wenn er sich auch nur noch einmal in ihren Augen verfing, ihr mit einem Mal die Kleider vom Leib reißen und nicht mehr unter Kontrolle zu bringen sein würde. Also versuchte er, sich bestmöglich abzulenken, was nicht gerade einfach war.

"Lass uns ein wenig in den Garten gehen, eine Abkühlung wird uns sicherlich gut tun." Schlug sie vor. Andrè nickte nur und folgte ihr hinaus in den Garten. Der Mond stand hell leuchtend am Himmel. Es war eine sternenklare Nacht. Langsam gingen sie nebeneinander durch den Rosengarten, die Rosen dufteten ihnen entgegen. Plötzlich blieb Oscar stehen und schaute sich um. Sie drehte sich zu ihm um, blieb jedoch regungslos stehen und starrte ihn nur an. Es wäre jetzt höchste Zeit gewesen, Gute Nacht zu sagen, aber irgendetwas hielt sie in seiner Nähe fest. Sie atmete zitternd ein, als er plötzlich die Hände um ihr Gesicht legte und es zu sich emporhob. Während seine rechte Hand in ihren Nacken glitt, mit seinen Fingern in ihr Haar fuhr, berührte er mit dem Mittelfinger der anderen Hand ihre Lippen, fuhr die zart geschwungenen Linien nach, streichelte zart darüber. Es kitzelte, machte sie nervös, erweckte etwas in ihr, das ihr fremd war. Seine Augen, in deren Tiefen dieses grüne Glimmen war, schienen sich an ihren Lippen festzusaugen, während sie wie betäubt dastand und unfähig war, sich zu rühren oder auch nur den Kopf wegzudrehen. Ihr eigener Wille schmolz unter seinen Berührungen und seinem Blick dahin, sie schloss die Augen und zu ihrem eigenen Erstaunen ertappte sie sich dabei, wie sie ihm ihre Lippen entgegenschob und seine Lippen berührte. Es war, als wäre sie plötzlich von Fieber befallen, heiße und kalte Schauer rannten über ihr Leib, ließen ihre Knie zittern und ihr Herz so laut schlagen, dass sie glaubte, es müsse zerspringen.

Sie öffnete erst die Augen, als sie seinen schweren Atem hörte und seine Lippen von den ihren entwichen. Sein Gesicht war dicht vor ihrem und obwohl sie vor dem Glühen in seinen Augen hätte erschrecken müssen, hatte sie keine Angst. Auch nicht vor dem unverhohlenen Begehren, das aus seinem Blick sprach und sie bis zu Stellen erwärmte, über die eine junge Frau nicht einmal nachdachte. Sie hätte so gerne das Samtband gelöst, das sein dichtes braunes Haar hinten zusammenhielt, um dann mit beiden Händen hineinzugreifen und seinen Kopf zu sich herunterzuziehen. Sie blieb jedoch reglos stehen und starrte ihn nur an. "Schlaf gut Oscar." Nur diese wenigen Worte brachte er noch über die Lippen, danach verließ er den Garten und lief zurück in den Saal. Er ließ Oscar in einem Aufruhr der Gefühle zurück, wie sie es bisher noch nie erlebt hatte.

Verwirrung

2.Kapitel
 

Verwirrung
 


 

Oscar hatte eine äußerst schlaflose Nacht hinter sich. Der Abend mit Andrè hatte sie verwirrt und hatte sie kaum schlafen lassen. Müde schleppte sie sich in die Küche und versuchte sich mit einem Saft wachzubekommen. Zu allem Überfluss fiel ihr wieder ein, wie Andrè sie berührt hatte. Noch immer vermochte sie seine Lippen auf den ihren spüren. Wie eine Liebkostung war es gewesen, verführerisch und doch beängstigend. Es war völlig widersinnig und wenn sie nicht eine so nüchterne Frau gewesen wäre, hätte sie geschworen, dass dieser Mann irgendeinen dunklen Zauber auf sie gelegt hatte. Seine Augen waren faszinierend und seine Lippen schmal und männlich. Sie hatte sich, alleine in ihrem Zimmer auch schon einmal vorgestellt, wie es sein musste, seine Lippen auf den ihren zu fühlen. Eine unsinnige Idee, die sie nicht loswerden konnte.

Noch schien keiner auf den Beinen zu sein, nicht einmal die Bediensteten. Oscar schaute auf die Uhr die in der Küche hing, es war gerade mal sechs Uhr vorbei.

Mit dem Glas Saft in der Hand begab sie sich wieder auf ihr Zimmer und betrachtete die rote Rose, die ihr Andrè geschenkt hatte. Sie hatte einen langen, dornigen Stiel und die Blüte war frisch und groß. Ein Lächeln huschte über Oscars Gesicht. Sanft nahm sie die Rose aus der Vase und betrachtete sie.
 

Sie fragte sich immer und immer wieder ob sie nur geträumt hatte. Doch wenn dies ein Traum gewesen war, woher kam dann die rote Rose? Nein! Es konnte kein Traum gewesen sein, dies war Realität. Es war ihr erster Kuss gewesen, noch nie zuvor hatte sie so etwas erlebt. Es schien ihr sogar zu gefallen, was sie selbst nie für möglich gehalten hätte. Völlig Gedankenversunken lief sie hinaus auf die Strasse. Sie konnte einfach nicht mehr schlafen. Das rötliche Licht der Morgensonne traf sie. Es blendete in ihrem Gesicht und sie schloss ihre Augen. Sie spürte die Wärme auf ihren Wangen, auf ihrem Kinn, auf der Stirn. Sie spürte die Wärme auf ihren Unterarmen und sie spürte den leichten Wind, der ihr sanft und zart über die Haut und die feinen Härchen strich. Sie ging weiter, auf eine Brücke. Als sie ihren Kopf nach links wandte, stand da dieses blondhaarige Mädchen. Sie kannte dieses Mädchen und sie hatte nicht bemerkt, wie sie gekommen war. Sie stand nahe bei Oscar und blickte der Sonne nach. Der Wind spielte mit ihrem wirren, blonden Haar. Einige dicke Strähnen hingen ihr tief in die Stirn, fast bis in die Augen. Oscar sah, wie sie die Augen schloss und die Wärme der Sonne in sich über ihre Haut aufzusaugen versuchte. Sie drehte den Kopf zu Oscar und öffnete die Augen. Das Mädchen sah in Oscars Augen und beobachtete, wie sich Oscars Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben zogen. "Rosalie?" "Ja Lady Oscar, ich bin es, Rosalie!" betonte das junge Mädchen. "Du bist erwachsener geworden, wie lange muss es her sein seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?" Rosalies Augen füllten sich mit Tränen. "Es ist schon fast ein Jahr her, Lady Oscar ich bin so unendlich glücklich Euch gesund wieder zusehen!" Rosalie liefen nun vor Erleichterungen Tränen über die Wangen. "Nicht weinen Rosalie, lass uns zu mir nach Hause gehen und du erzählst mir unterwegs was du alles erlebt hast." Oscar lächelte sie an. Rosalie wischte sich die Tränen mit ihrer Hand aus dem Gesicht und begann ihrer Freundin Oscar zu erzählen was ihr bisher alles widerfahren war. "Ich habe eigentlich nicht viel getan, ich war öfters bei meiner richtigen Mutter Madame de Polignac, aber da hat es mir ganz und gar nicht gefallen, deswegen zog ich zu Bernard, wir beide entdeckten bald Gefühle für einander. Und einige Monate später haben Bernard und ich geheiratet!" "Das freut mich für dich Rosalie." "Danke, Lady Oscar, für alles was Ihr bisher für mich getan habt." Dies waren die letzten Worte aus Rosalies Mund, sie kamen bereits im Hause de Jarjayes an. Die beiden setzten sich mit einer Tasse Tee an einen Tisch und redeten gut gelaunt miteinander. "Lady Oscar? Was macht ihr eigentlich zu so frühen Stunden draußen vor dem Hause?" Oscar sah Rosalie nicht an und verdrehte die Augen. "Ich konnte nicht mehr schlafen....." Antwortete sie nun in einem leisen Ton. Die hölzerne Uhr die über dem Kamin im Wohnzimmer hing, schlug nun sieben Mal. Oscar hörte in dem Augenblick Schritte draußen im Flur. Langsam und schlurfend kamen sie näher. Neugierig lief Oscar hinaus in den Flur, um nachzuschauen wer da kam. Zu ihrer Enttäuschung fand sie ihren Vater vor, der halb verschlafen durch den Flur schlenderte, er war genauso erschöpft und fertig von dem Abend davor, wie es Oscar war. Sie hatte sich so sehr erhofft statt ihres Vaters Andrè anzutreffen. "Guten Morgen mein Kind!" Sagte der General laut gähnend. "Guten Morgen Vater." Brachte Oscar etwas enttäuscht über die Lippen. "Ich hoffe dass du dich auf dem Ball amüsiert hast." Einen Moment hielt Oscar inne. Sie konnte doch unmöglich ihrem Vater von diesem Vorfall erzählen der sich gestern draußen im Garten abgespielt hatte. Andererseits wollte er doch das sie einen Mann findet mit dem sie ihr Leben verbringt. "Ich... habe mich... prächtig amüsiert Vater, wie schon ewig nicht mehr." Sagte sie schnell. "Das freut mich sehr!"
 

Der General wollte gerade Richtung Küche laufen als ihm plötzlich noch etwas einfiel "Ach Oscar? Ich frage mich wieso du den ganzen Abend mit Andrè verbracht hast?" Einen Moment erschrak Oscar und ihr Herz fing an schneller zuschlagen, als ihr diese Frage gestellt wurde.

Ihr Herz klopfte so stark, das sie kaum atmen konnte. "Guten Morgen General." Sprach ihnen eine sanfte Stimme dazwischen. Sophie kam auf die beiden zugelaufen und wünschte ihnen einen guten Morgen. Der General drehte sich um und richtete seinen Blick auf die alte Dame. "Guten Morgen Sophie!" Sophie schritt zu Oscars entsetzen an den beiden vorbei in die Küche und ihr Vater richtete seinen Blick wieder auf sie.

Oscar begab sich Richtung Treppen und wollte hinauf in ihr Zimmer gehen. "Oscar? Du hast mir noch keine Antwort auf meine Frage gegeben!" zischte der General nun etwas unfreundlich. "Das hat ich ganz vergessen, entschuldige Vater!" Einen Moment lang stand sie auf der ersten Treppenstufe, und ihr Herz hämmerte wie wild. Sie wusste nicht genau was sie nun sagen sollte. Schließlich fasste sie Mut und wagte es, ihrem Vater eine Antwort auf seine Frage zugeben. "Vater... ich habe dieses Kleid nur getragen weil Mutter es sich gewünscht hatte. Für mich hat es keinerlei Bedeutung." "Das sah mir nicht danach aus, aber wenn du meinst!" General de Jarjayes begab sich nun in die Küche, sein Frühstück wartete bereits auf ihn. Oscar drehte sich rasch um, dann traf ihr Blick auf den von Andrè, der auf der obersten Stufe der Treppe stand. Andrè starrte sie bestürzt an. "Andrè... ich..." stotterte Oscar. "Ich verstehe schon Oscar... das Ganze war für dich ohne Bedeutung..." er schloss seine Augen "...für mich war auch alles ohne Bedeutung, das beruhigt mich sehr das du es auch so siehst." Er öffnete seine Augen wieder und wandte sich von ihr ab. Er konnte selbst nicht glauben was er da sagte. War das alles nun real oder nicht? Andrè konnte es nicht fassen, die Zeit verlangsamte sich. All das war nun bedeutungslos geworden, dabei hatte er doch gedacht dass sie es ernst mit ihm gemeint hatte. Er lief die Treppen hinunter und gesellte sich zu Rosalie an den Tisch. Oscar wusste nicht, ob sie lachen, weinen, schreien, wegrennen oder sonst irgendetwas tun sollte. Also setzte sie sich ebenfalls hin und tat nichts. Sie sah ihn nur an und konnte ihre Augen nicht von ihm lassen, von seinen muskulösen Armen und Beinen, seinen schmalen Händen, der sonnengebräunten Haut, seinem klaren, ausdrucksstarken Gesicht, den dunklen Haaren, den vollen sinnlichen Lippen, und vor allem von diesen Augen....

Tränen und Schmerz

3.Kapitel
 

Tränen und Schmerz
 


 

Andrè und Rosalie erzählten sich alles Mögliche, während Oscar daneben saß und es einfach nicht fassen konnte. Wie konnte sie nur so dumm sein? Sie hörte Andrè zu, seine Worte durchströmten sie wie süßer Honig, bis sie fühlte, wie sich etwas in ihr drin öffnete, Tränen stiegen ihr in die Augen, und einen Moment lang kämpfte sie um ihre Fassung und ihre gewohnte Kontrolle, aber es gelang ihr nicht. Sie wusste tief innen, dass einfach passieren würde, was eben passieren würde, und dass es gut war. Sie gab einfach auf und ließ sich treiben. Es war, als hätte sie unendlich lange immer jenem Punkt entgegen getrieben, an dem sie sich nun befand, als würde etwas erfüllt werden, worauf sie endlos schon gewartet hatte. Plötzlich brach Oscar ungewollt in Tränen aus. Sie konnte sich nicht mehr beherrschen, nicht mehr dagegen ankämpfen. "Was ist mit dir Oscar?" fragte Andrè mitfühlend. "Ich... bin nur müde, ich habe diese Nacht kaum geschlafen. Ich glaube es ist besser wenn ich mich ein wenig hinlege."

Eilig wollte Oscar den Tisch verlassen. Als sie vom Stuhl aufstand riss sie ungeschickt ein Teil des Tischtuches mit sich, so das die Blumenvase die darauf stand den Halt verlor und umfiel. Rosalie und Andrè sprangen entsetzt auf, um nicht irgendwas vom ausfließenden Wasser abzubekommen. Oscar wollte die rollende Vase auffangen doch es gelang ihr nicht mehr, sie fiel zu Boden und zerbrach in Stücke. "Verdammt!" klang es verärgert aus Oscars Mund während sie damit anfing die Splitter auf dem Boden einzusammeln. "Aua!" schrie sie auf einmal auf. Sie starrte auf ihre Hand, in der nun eine Scherbe steckte und die angefangen hatte, zu bluten. Sie rannte schnell ins Bad und hielt ihre Hand unter den Wasserhahn.

Das kalte Wasser ließ die Hand kalt werden, bis sie sie kaum noch spürte, sie starrte sie schließlich an und verzog das Gesicht qualvoll und wischte sich mit der anderen Hand über die tränenverschmierte Wange, dann zog sie den Splitter aus der Hand. Das tat brutal weh, der Splitter steckte tief, und sie schrie auf. Die Hand begann wieder zu bluten, sie klammerte sich mit ihr am Waschbeckenrand fest, lehnte ihr heißes, gerötetes Gesicht dagegen und sank auf die Knie. "Oscar... ist es sehr schlimm?" Frage sie nun eine vertraute, warme Stimme. Im Türrahmen stand Andrè. "Es geht schon." "Zeig mal her!" Andrè nahm ihre blutende Hand. Ihre Hand war kalt, unglaublich kalt. Er presste ein Tuch das im Bad hing auf Oscars Hand um die Blutung zu stillen. "Halt mal fest, ich hole dir einen Verband." Oscar hielt das Tuch fest und verzog vor Schmerz das Gesicht. Nach einigen Sekunden kam Andrè mit einem Verband wieder ins Bad gelaufen. Oscar harte noch immer auf dem Fußboden. Er nahm ihre Hand und verband sie. Unsicher warf er einen Blick zu ihr hinauf, während er auf dem Boden saß. Ihre Wangen glühten, aber ihr Blick war nicht ängstlich. Er hörte ihr Herz schneller werden. Andrè half ihr nun nicht nur beim Aufstehen, sondern hielt sie danach sogar einige Augenblicke lang in den Armen. Er hielt ihre Hand, schaute ihr tief in die Augen, es war, als sehe er ihren Schmerz und ihre Verzweiflung darin geschrieben. Sie nahm seine Hände und hielt sie fest. "Da seit ihr ja..." Rosalie blieb erschrocken stehen, was sie da sah war mehr als merkwürdig. Oscar in den Armen eines Mannes, sie glaubte zu träumen. Oscar löste sacht die Umarmung und trat einen Schritt zurück, ohne Andrès Hände loszulassen. Rosalie lächelte und blieb für einen Moment stumm stehen, dann drehte sie sich um, schloss die Augen und sagte mit sanftmütiger Stimme. "Es ist bestimmt nicht so wie ich denke! Nein, unmöglich, hab ich nicht recht Lady Oscar?" "Was meinst du?" Oscar ließ rasch Andrès Hände los und klimperte mit ihren Augen zwei- dreimal. "Lady Oscar, Ihr wisst genau was ich meine!" Oscar errötete, es gefiel ihr nicht das Rosalie sie so ansah. Sie hatte große Mühe mit diesem neuen Gefühl umzugehen. Andrè merkte dass ihr dieses Thema unangenehm war, deswegen schob er Oscar aus dem Bad und sagte rasch. "Ich habe ihr doch nur die Hand verbunden! Wir müssen jetzt noch etwas arbeiten, bis später Rosalie." Beide huschten um die Ecke. Rosalie konnte es nicht fassen, die beiden verzogen sich einfach und ließen sie alleine da stehen, etwas verärgert darüber nahm sie ein Buch aus einem Regal, setzte sich, und begann darin zu lesen.
 

Oscar dachte darüber nach was eben gerade geschehen war, Andrè hatte sie um ein- oder zwei Ecken geschoben und da standen sie nun. "Oscar?" Andrè setzte sich auf eine Stufe der Treppe die neben ihnen waren. Oscar sah ihn mit einem etwas verwirrten Blick an. "Ja, Andrè?" Mehr brach sie nicht über die Lippen, noch immer dachte sie über das nach was gerade eben im Bad passiert war. Er hatte sie umarmt, er hielt ihre Hände und sie die seinen. Doch trotz all dem behauptete er dass er nichts für sie empfand, sie konnte sich das kaum vorstellen. Diese Situation überforderte sie, sie wusste weder ein noch aus, sie wollte nur noch weit weg. "Ich habe noch etwas zu erledigen, bis später Andrè!" Kaum hatte Oscar diese Worte über ihre Lippen gebracht, verschwand sie auch schon um die nächste Ecke. Andrè blieb schweigend auf der Treppe sitzen und sah ihr mit einem etwas traurigem Blick nach.
 

Oscar befand sich nun einige Kilometer weit weg vom Anwesen der Jarjayes, sie hatte ihr Pferd genommen und wollte an einen stillen Ort gehen an dem sie nachdenken konnte. Sie musste sich erst einmal im Klaren werden was da eigentlich mit ihr geschah. Ja es gab keinen Zweifel, sie liebte Andrè, sie hatte sich an dem Abend an dem sie mit ihm getanzt hatte in ihn verliebt, seine Augen waren es die sie so fasziniert hatten. Sie fragte sich ob es wohl falsch war jetzt einfach davon zulaufen. Nach mehreren Meilen kam Oscar bei einer alten Mühle an die mitten auf einer Wiese stand. Diese Gegend war ihr vertraut. Außer der Mühle war weit und breit kein einziges Haus zusehen, nur ein paar Tannen bedeckten die Mühle so das sie kaum erkennbar war. Als sie bei der Mühle ankam, traf sie dort den Bauern Farid, der mit seiner Schafherde heimwärts zog. Farid war ein aufgeweckter junger Mann, groß und kräftig gebaut. Sein braun gelocktes Haar hing im steil ins Gesicht, so das er kaum etwas sah. Er war ein äußerst neugieriger Mensch, intelligent und an vielen Dingen interessiert. Es war eine Schande, dass er sein Talent bei der Farmarbeit vergeudete. Oscar kannte Farid schon seit Kindertagen, er war ein alter Freund ihres Vaters. Der Bauer lebte mit seiner Tochter Valerie die gerade mal zehn Jahre alt war alleine in dieser alten Mühle. Seine Frau starb ein paar Monate nach Valeries Geburt, es wurde kaum von ihr gesprochen. "Onkel Farid!!" Oscar winkte dem Bauern zu und lächelte ihn an. Oscar nannte den älteren Herrn schon seit Kindertagen <Onkel>. Der Bauer lehnte seine Heugabel sorgfältig an die Wand und drehte sich um. "Oscar! Was für eine Überraschung dich hier zusehen!" Oscar sprang vom Pferd ab und knotete die Leine an einem Pfahl fest. Farid freute sich sehr, Oscar mal wieder zusehen. "Wie geht es dir?" fragte Oscar mit einem Lächeln im Gesicht. "Den Umständen entsprechend gut." Gab er von sich, während er mit der Schuhsohle über den Boden fuhr. Oscar runzelte die Stirn. Sie sah ihm an das irgendetwas nicht in Ordnung war, deswegen bohrte sie weiter. "Was heißt für dich den Umständen entsprechend gut?" "Ach... Oscar, ich müsste unbedingt ins Ausland um geschäftliches zu erledigen. Ich wollte sowieso deinen Vater um Hilfe bitten, also kommst du sozusagen gerade zur rechten Zeit!" Oscar sah ihn nur an und sagte nichts. "Wäre es möglich dass dein Vater sich um Valerie kümmern könnte während ich weg bin?" Oscar überlegte kurz. Möglich wäre dies schon, aber ihr Vater war auch schon älter und nicht mehr in den besten Jahren. Vielleicht wäre es zu viel für ihn auf ein kleines Kind aufzupassen. Und ihre Mutter war ja meistens bei der Königin im Schloss und arbeitete dort. Also blieb nur noch eine Möglichkeit....

Endlich vereint

4.Kapitel
 

Endlich vereint
 

Oscar hatte keine Ahnung was sie genau mit einem Kind anfangen sollte. Doch sie sprang über ihren Schatten und entschied sich dafür Onkel Farid zu helfen. "Ich werde auf Valerie aufpassen, bis du wieder aus dem Ausland zurück bist." Viel es Oscar ohne zu zögern über die Lippen. "Das würdest du wirklich tun? Ich danke dir Oscar." Er lief auf sie zu, und umarmte sie vor Freude. "Aber das tue ich doch gerne für dich." Sie lächelte ihn an und löste sich wieder aus der Umarmung. "Valerie mag dich sehr, deswegen sehe ich da überhaupt keine Probleme. Ich werde sie gleich holen." Der Bauer betrat eilig die Mühle. Noch hatte Oscar keinen Plan wie das alles funktionieren sollte. Sie hoffte innerlich dass alles gut gehen würde.
 

Sie konnte es nicht mehr ändern, es würde schon alles irgendwie gut gehen. Sie dachte immer tiefgründiger darüber nach wie das alles sein würde. Einige Minuten später kam Farid mit Valerie daher gelaufen. Das Mädchen trug ein langes, rotes Kleid. Ihr langes blondes Haar trug sie offen. Valerie sah Oscar mit ihren tiefblauen Augen an und lächelte. "Du kennst ja diese junge Dame Valerie, sie wird die nächsten zwei Wochen auf dich aufpassen." Oscar glaubte sich verhört zuhaben <zwei Wochen> hatte sie das eben richtig verstanden? Nun viel ihr ein das sie Farid gar nicht gefragt hatte für wie lange, sie hatte einfach zugestimmt. Sie war an allem selbst schuld, sie hatte es so gewollt und nun musste sie die Konsequenzen tragen. Es war ja nicht so das sie Kinder nicht mochten, sie war ja auch schon mit den Kindern von Marie Antoinette im Palast unterwegs gewesen. "Dann lass uns gehen Valerie." Sagte Oscar mit sanftmütiger Stimme. Valerie verabschiedete sich von ihrem Vater, danach riet das junge Mädchen zusammen mit Oscar dem Sonnenuntergang entgegen. Oscar hatte gar nicht bemerkt dass bereits Abend war, auch hatte sie vollkommen vergessen weswegen sie eigentlich von zu Hause weg geritten war. Sie wollte doch über einiges nachdenken, für das hatte sie aber keinerlei Zeit gefunden. "Oscar? Was ist mit dir?" Valerie hatte Oscar eine Weile lang beobachtet und stellte fest dass sie in tiefen Gedanken war. Oscar wurde von der Stimme des Mädchens aus ihren Gedanken gerissen. "Nichts... es ist alles in Ordnung!"
 

Zu Hause bei den Jarjayes bereitete Sophie das Abendessen vor. "Wo bloß Lady Oscar wieder bleibt, sie ist schon seit Stunden fort!" Die alte Dame machte sich wieder einmal Sorgen um Oscar. "Großmutter beruhige dich!" Ihr Enkel Andrè versuchte sie zu beruhigen, hatte jedoch keinen Erfolg. Andrè deckte den Tisch fürs Abendessen, während Sophie aus dem Fenster sah und nach Oscar Ausschau hielt. "Ein Glück das heute der General nicht mit speist! Sonst würde Oscar etwas von ihm zuhören bekommen!" Sophie zog die Gardine wieder zurück an seinen Platz und setzte sich an den fertig gedeckten Tisch. "Wo ist den General de Jarjayes?" Nun setzte sich auch Andrè auf einen Stuhl. "Er ist mit dem König auf die Jagt gegangen und Madame de Jarjayes kommt heute erst später nach Hause." Andrè stocherte mit seiner Gabel im Essen herum, es sah fast so aus als hätte er keinen Appetit. "Andrè mein Junge, wieso isst du nichts?" Andrè legte seine Gabel weg und lehnte sich zurück. "Es ist alles in Ordnung Großmutter, ich war nur in Gedanken..."
 

In der Zwischenzeit kamen Oscar und Valerie zu Hause an. Sie brachten gemeinsam Oscars Pferd in den Stall bevor sie ins Haus zurückkehrten. Oscar wusste dass sie viel zu spät nach Hause kam und den Anfang des Abendessens bereits verpasst hatte. Ihr Vater mochte es überhaupt nicht wenn man zu spät zum Essen erschien. Sie rechnete schon fest damit dass er ihr nun eine Standpauke halten würde. Leise öffnete Oscar die Haustür und betrat das Haus. Es war merkwürdig ruhig in dem großen Haus. Das kleine Mädchen drängte sich vor Neugier an Oscar vorbei. Sie rannte über den harten Marmor Boden und sprang ein paar Mal in die Luft. "Ist das riesig!" schrie das Mädchen nun vor Freude. Oscar hielt sich ihre rechte Hand vors Gesicht. Sie wollte doch so wenig wie möglich auffallen wenn sie das Haus betritt, dies konnte sie sich nun abschminken. Sicher haben schon alle Bediensteten die Stimme des Mädchens gehört und ihr Vater würde sicher bald vor ihr stehen. Doch es schien niemand zukommen. "Valerie, komm wir gehen ins Esszimmer dann bekommst du erst einmal etwas zu Essen." Das Mädchen lief Oscar hinterher, so ein großes Haus hatte sie bisher noch nie gesehen. Sie hatte Angst davor sich hier zu verlaufen. Etwas ängstlich nahm sie Oscars Hand und hielt sich daran fest. Oscar zuckte leicht zusammen, da sie so etwas nicht erwartet hatte. "Du brauchst keine Angst zuhaben." Oscar lächelte sie an. Das Mädchen nickte nur und sah sich neugierig um, die vielen Bilder an den Wänden gefielen Valerie. Nun hörte Oscar Stimmen aus dem Esszimmer. Das Licht des Raumes schien leicht durch den offenen Spalt der Tür.
 

Oscar gab der Tür einen leichten Stoss damit sie aufging. "Guten Abend Vater, entschuldige bitte die Verspätung!" begrüßte Oscar ihr Kindermädchen und Andrè. Das ihr Vater nicht hier sein würde hatte sie nicht erwartet. Die beiden sahen sie etwas geschockt an. "Was ist mit euch? Was seht ihr mich so an?" "Lady Oscar, wo warst du mein Kind. Dein Vater ist auf der Jagt, du hast nochmals Glück gehabt." Die alte Dame schoss vom Stuhl auf und lief auf Oscar zu. "Ähm..." Andrè stotterte nur und brachte erst kaum einen Ton über seine Lippen "...was ist das für ein Kind?" "Ja das frage ich mich auch!" Tönte es überrascht aus dem Mund des Kindermädchens. Valerie versteckte sich etwas scheu hinter Oscars Rücken. "Fragt nicht so viel, nun hat sie Angst bekommen." Oscar drehte sich zu Valerie um. "Du brauchst keine Angst zuhaben Valerie, das sind Andrè und Sophie, die beiden kennst du doch. Das ist die Tochter von Onkel Farid, ihr beide kennt ihn ja." Erklärte Oscar ruhig. Andrè und Sophie sahen sich beide starr an. "Ich dachte sie war kleiner! Sie ist ja einiges gewachsen." Gab Andrè zur Antwort. "Wenn das so ist werde ich gleich mit ihr in die Küche gehen und sie kann sich etwas zum Essen aussuchen das sie mag." Sophie freute sich über diesen Besuch sehr, sie mochte Kinder sehr gerne und verstand es sie zu verwöhnen. Ohne zu zögern folgte Valerie Sophie in die Küche.

Oscar und Andrè blieben alleine zurück. Ihre Blicke trafen sich. Einige Sekunden sahen sie einander einfach nur an. "Was genau ist mit Valerie?" fragte Andrè neugierig. Oscar antwortete ihm nicht, sie schien gar nicht verstanden zuhaben was er sie fragte. Sie war viel mehr mit sich selbst beschäftigt. "Oscaaar?" Andrè sprach sie nun mit einem etwas lauterem Ton an. "Ja... entschuldige, was hattest du gefragt?" Andrè wiederholte seine Frage, dieses Mal hörte ihm Oscar aufmerksam zu. "Valerie ist für zwei Wochen bei uns, Onkel Farid musste geschäftlich ins Ausland, ich konnte einfach nicht nein sagen." "Du warst also die ganze Zeit bei Farid?" "Ja..." Oscar fragte sich ob sie Andrè eine Erklärung schuldig war. Er wollte doch mit ihr reden und sie lief einfach davon. Als sich ihre Blicke erneut trafen, kehrte wieder Stille ein. Einige Sekunden später ergriff Andrè Oscars Hand und zog sie mit sich mit, hinaus in den Garten. "Andrè! Was soll das werden? Lass meine Hand los!" Oscar versuchte sich los zu reißen, was ihr aber keineswegs gelang.

Andrè hatte Oscar bis ans Ende des Grundstückes, das General de Jarjayes besaß hinter sich hergezogen. "Ich muss dir etwas sagen!" begann Andrè als er endlich vor einem Baum zum stehen kam. Oscar setzte sich in diesem Moment unter den Baum und lehnte sich am Stamm des Baumes an. An diesem Ort befand sich selten jemand, dies konnte man am hohen Gras erkennen das einem bis zu den Knien ragte. Oscar tat die Hand noch immer weh, ein stechender Schmerz bohrte sich auf einmal in ihre Hand. Sie biss sich auf die Lippen und verzog ihre Miene. "Tut es noch sehr weh." Fragte Andrè besorgt und setzte sich neben sie ins Gras. "Es gibt schlimmeres... was wolltest du mir sagen?" Andrè schaute hinauf in die Wolken die langsam an ihnen vorbeizogen. "Erinnerst du dich an heute Morgen? Ich habe dir doch gesagt das mir das alles nichts bedeutet hat." "Andrè... ich..." Oscar senkte ihren Blick, riss eine Blume aus dem Erdboden und begann damit ihr die Blätter auszureißen. Dies tat sie meistens wenn sie nervös war. Andrè rückte näher zu ihr und legte sachte seinen Arm um ihre Schultern. "Nein Andrè.. sag mir du, das du das alles nicht so gemeint hast..." Tränen stiegen in Oscars tief blaue Augen. "Wenn ich es bedeutungslos gefunden hätte dann hätte mir das was du zu deinem Vater gesagt hattest nicht so schrecklich wehgetan. Ich liebe dich Oscar... schon so lange. Ja, ich hab dich schon die ganze Zeit heimlich geliebt." Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Aber es fing ganz plötzlich an zu regnen. Der Himmel zog sich zu und es wurde dunkel. Sein Mund berührte nun ihre Lippen. Sanft und vorsichtig. Es löste so ein Gefühl nach mehr aus, ein Gefühl nach Fallenlassen, nach Liebe. Er küsste sie heftiger. Sie spürte sein Verlangen. Voller Leidenschaft riss sie sein Hemd auf und legte ihre Hand auf seine Brust. Sie spürte seinen Herzschlag, während er nicht aufhören konnte sie zu küssen.
 

Er liebte ihren Körper genauso wie ihr Herz und ihren Verstand. Alles liebte er an ihr. Sie ließen sich beide unbeschwert ins weiche Gras fallen. Sie streichelte sanft über seinen Rücken. Als seine Hände über ihren Körper wanderten, ließ sie sich fallen. Ihre Lippen schmiegten sich sanft an seinen Hals, sie spürte, dass er sich immer mehr gehen ließ. Das er eintauchte in diese Welt der Hingabe. Sein Körper war wunderschön. In diesem Moment fing es an stärker zu regnen, und ihre Kleider durchweichten völlig. Regentopfen perlten an Oscars Haar herunter. Ihr Hemd war nun vollkommen durchnässt, so dass man ihre Haut sehen konnte. Regentropfen suchten ihren Weg über ihren Körper. Sein Mund berührte erneut ihre Lippen. Sie lösten sich nun voneinander, um nach Luft zu schnappen und in diesem Moment wurde ihnen klar, dass sie beide völlig durchnässt waren. "Lass uns rein gehen!" Andrè stand auf, lächelte sie an und zog sie zu sich hinauf. "Du solltest dein Hemd wieder zuknöpfen, mein Vater würde bestimmt ein komisches Gesicht reißen wenn er dich so sehen würde." Sie lachte leise. Er grinste sie an und gab zur Antwort: "Ich kann ihm ja sagen dass es mir seine Tochter vom Leib gerissen hat!" Bei diesem Satz errötete Oscar. "Untersteh dich Andrè!"
 

Die beiden liefen nun gemeinsam zurück zum Haus, der Boden war völlig durchweicht und matschig. Vor der Tür blieben beide stehen und sahen sich einen Augenblick lang an. Oscar wollte gerade die Türklinke nach unten drücken als Andrè seine Hand auf die ihre legte und sie davon abhalten wollte das Haus zu betreten. "Was ist?" Fragend sah sie ihn an. "Lass mich dich noch einmal küssen..." Oscar sah ihn mit glänzenden Augen an. Beide küssten sich lang und innig. Oscar glaubte zu fliegen, zu schön war dieses Gefühl. Sie musste daran denken, wie es wohl sein würde wenn sie erst einmal wieder im Haus sein würde. Da konnte sie Andrè nicht mehr einfach so küssen, ihr Vater würde es sehen, nicht nur ihr Vater, auch Sophie, ihre Mutter und die Bediensteten. Sie konnte im Haus eigentlich unmöglich mit Andrè alleine sein außer die Bediensteten hatten ihre Arbeit erledigt oder sie begab sich mit Andrè auf ihr Zimmer. Die beiden lösten sich wieder voneinander. "Andrè... ich würde jetzt so gerne noch bei dir sein. Wenn wir diese Tür betreten dann ist alles anders. Ich habe solche Sehnsucht nach dir, oh Andrè lass mich nicht allein... ich will jetzt nicht von dir weg!" Sie flehte ihn fast unter Tränen an. Oscar konnte selbst kaum glauben was sie da sagte. Ein Tag vor dem Ball war sie strickt gegen die Idee ihres Vaters und nun hoffte sie das er das alles akzeptieren würde. "Du kannst doch bei mir sein." Andrè lächelte sie an. "Ich möchte doch auch bei dir sein, so viele Jahre habe ich mich nach dir gesehnt und nun erwiderst du meine Liebe. Es ist zu schön um wahr zu sein. Ich möchte dir im Moment einfach nur nahe sein, meine Sehnsucht nach dir ausleben." Andrè drückte die Türklinke hinunter und öffnete die Tür. Er nahm Oscar an der Hand und begab sich mit ihr auf sein Zimmer. Die beiden ahnten nicht einmal dass sie bereits von jemandem entdeckt wurden.

Angst vor Gefühlen

5.Kapitel
 

Angst vor Gefühlen
 


 

Valerie hatte draußen im Rosengarten hinter einem Stein beobachtet wie Andrè und Oscar sich geküsst haben, auch hatte sie das Gespräch der beiden belauscht. Das Mädchen lief den beiden unbemerkt hinterher. Die vielen Stufen in dem großen Haus machten Valerie zu schaffen. Außer Atem und völlig fertig kam sie schließlich oben bei den Gemächern an. Sie atmete zwei- dreimal tief ein. Nun nahm sie den langen Flur der zu den Zimmern führten in Angriff. Valerie wusste nicht in welches Zimmer Oscar und Andrè verschwunden waren, deshalb begann sie damit jedes einzelne Zimmer zu durchsuchen.
 

In der Zwischenzeit bei Andrè im Zimmer. "Möchtest du auch ein Glas Rotwein Oscar?" Fragte Andrè als er gerade dabei war aus einem seiner Schränke eine Weinflasche herauszuholen. "Gerne Andrè." Oscar lächelte ihn an. Beide setzten sich an einen kleinen runden Tisch der mitten im Zimmer stand. Andrè füllte zwei Gläser mit Rotwein und reichte eines Oscar. "Eigentlich ist mir nicht nach Wein, aber..." Oscar blickte auf und sah Andrè an. "Aber, was?" fragte sie schnell. "Ach nichts, mir geht im Moment nur etwas viel im Kopf herum." "Willst du mir nicht davon erzählen?" Oscar sah ihn mit ihren blauen, glänzenden Augen an. Er sah Oscar einige Sekunden lang nur an, ohne ein Wort zusagen. In ihren Augen konnte er erkennen dass sie auf eine Antwort wartete. "Über so etwas möchte ich jetzt nicht sprechen. Ich möchte mit dir über UNS sprechen!" Oscar nahm ihr Glas und leerte in einem Male das ganze Glas. "Wieso über uns?" fragte sie nun ungläubig. Andrè stellte sein Weinglas auf den Tisch und stand vom Stuhl auf. Er hatte jetzt absolut keine Lust auf den Wein, er war zu sehr damit beschäftigt sich mit dem Gedanken anzugewöhnen das Oscar und er nun zusammen gehörten. Andrè verstand nicht, wieso Oscar so seelenruhig da sitzen konnte. Auch verstand er nicht wie sie nun Wein trinken konnte, er hatte den Wein zwar angeboten doch nun war im die Lust auf den Wein endgültig vergangen. Er ging zu Oscar hinüber und wollte sie auf ihre sanften Lippen küssen, doch bevor er ihre Lippen berühren konnte zog sie die ihren ängstlich zurück. Verwunderlich über diese Reaktion schaute Andrè sie nur an. "Was ist mit dir?" "Nichts!" Antwortete Oscar während sie ihr Glas erneut mit Wein füllte. Andrè stieß ein leichtes seufzen hervor und schlenderte Richtung Zimmertür. "Ich gehe rasch in die Küche, ich bin gleich wieder zurück." Oscar nickte nur kurz und widmete sich sogleich wieder dem Weinglas. Nun war bereits das zweite Glas leer und sie füllte bereits das dritte.
 

Andrè hatte die Zimmertür leicht offen gelassen. "Oscaaaaar!" Schrie plötzlich eine Mädchen Stimme. "Oscar schaute zur Tür und sah Valerie da stehen. "Valerie? Was tust du hier? Es ist fast halb elf und du bist immer noch auf den Beinen?" Valerie dachte nicht daran Oscar diese Fragen zu beantworten. Sie setzte sich auf den Stuhl auf dem Andrè davor gesessen hatte. "Betrinkst du dich?" Tönte es nun aus Valeries Mund. Oscar sah sie fast starr an. Sie hätte nie gedacht dass dieses kleine Mädchen sie fragen würde ob sie sich betrinkt. "Nein... ich betrinke mich nicht!" Sagte Oscar etwas verärgert. Wie konnte dieses kleine Mädchen sie nur so etwas fragen? Sie war schließlich erwachsen und sie wusste selbst wie viel sie trinken konnte. Oscar trank erneut das Glas aus und schaute das Mädchen nebenbei schweigend an. "Das sieht aber so aus, ich will nicht dass du dich betrinkst wegen Andrè!!" Als Valerie diese Worte über die Lippen brachte stockte Oscar der Atem, beinahe hätte sie den letzten Schluck Wein den sie noch nicht hinunter geschluckt hatte hinaus gespuckt. "Wie bitteeeee??" Schoss es nun aus Oscar hinaus. "Du betrinkst dich wegen ihm nicht wahr? Ich hab's gesehen ihr habt euch geküsst!!!" Oscar wäre bei diesen Worten am liebsten im Boden versunken. Sie errötete und sah Valerie fast verzweifelt an. Ein zehn jähriges Mädchen hatte sie und Andrè beim küssen gesehen. Oscar verstummte und brachte keinen Ton mehr über die Lippen. Valerie sah sie mit großen Augen an. "Du bist ganz rot im Gesicht..." stellte Valerie fest und fing an zu grinsen "... warum sagst du den nichts mehr?" Oscar fasste sich nun wieder und sah Valerie wütend an. "Valerie! Andrè und ich sind einiges älter als du, du bist noch ein kleines Mädchen du verstehst das alles nicht. Später wenn du älter bist wirst du wissen was es bedeutet jemanden zu lieben. UND ZUM HUNDERTSTENMAL ICH BETRINKE MICH NICHT!!!" Oscar schrie beinahe das Haus zusammen so sauer war sie nun. Valerie erschrak so sehr das sie das Weite suchte. "Ich brauche unbedingt noch ein Glas Wein, meine Nerven." Murmelte Oscar vor sich her. "Nein, du brauchst kein Glas Wein Oscar. Du solltest deine Gefühlsausbrüche besser unter Kontrolle bringen!" Andrè betrat das Zimmer und stellte eine Teekanne auf den Tisch. "Andrè..." Oscar senkte ihren Blick, sie schämte sich für das was sie getan hatte. "Keine Sorge, Valerie wird dir verzeihen! Du bist betrunken, deswegen hast du sie auch angeschrien. Und dich hat es aufgeregt das sie uns beim küssen gesehen hat. Versteh doch Oscar, Liebe ist kein Geheimnis." "Findest du wirklich dass ich betrunken bin?" Andrè schenkte sich eine Tasse Tee ein und gab zur Antwort: "Angeheitert auf jeden Fall."

Oscar wurde nun schwindelig sie stand auf und wollte sich etwas auf Andrès Bett legen. Andrè sah ihr etwas bedrückt nach. "Ist alles in Ordnung Oscar?" "Ja...oder nein...nichts ist in Ordnung... bitte halt mich fest." "Andrè nahm Oscar auf die Arme und legte sie sanft in sein Bett. "Schlaf dich aus, Morgen wird es dir wieder besser gehen. Wie viel hast du überhaupt getrunken?" "Eine ganze Flasche, der Wein war nicht gerade schwach." Andrè küsste Oscar auf die Stirn und wünschte ihr eine gute Nacht. "Andrè..?" Er drehte sich noch einmal um und sah sie an. "Ja, Oscar?" "Es tut mir Leid... dass ich mich so benommen habe. Ich hoffe Valerie ist mir nun nicht böse." "Rede Morgen mit ihr, dann wird alles wieder gut. Gute Nacht.. Oscar!" Andrè drehte sich rasch von ihr weg und wollte sich gerade auf und davon machen. "Andrè? Wo gehst du hin? Das hier ist doch dein Bett, wo willst du den schlafen?" Andrè blieb stehen und antwortete kurz. "Mach dir keine Sorgen!" So schnell wie er geantwortet hatte, war er auch aus seinem Zimmer verschwunden. Oscar fand Andrès Verhalten seltsam, doch sie dachte nicht weiter darüber nach da es ihr sowieso nicht gut ging. Mit dem Gedanken dass ihr sein Verhalten vielleicht durch ihre Betrunkenheit anders vorkam schlief sie endlich ein.
 

Der nächste Morgen begann friedlich und ruhig. Oscar lag noch immer tief schlafend in Andrès Bett. Sie rührte sich erst als die Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht schienen. Langsam öffnete sie ihre Augen, und richtete sich im Bett auf. Verschlafen sah sie sich um, ja sie hatte bei Andrè im Bett geschlafen weil sie zu viel getrunken hatte, erinnerte sie sich wieder. Oscar wurde erst jetzt klar dass sie einen fürchterlichen Kater hatte, ihr Kopf schmerze ungeheuerlich. Er schmerzte so sehr das sie sich wieder hinlegte. Als sie so da lag und nachdachte musste sie an letzten Abend denken. Nun wurde ihr mit einem male klar wieso sie sich überhaupt betrunken hatte. Sie hatte versucht von ihren Gefühlen davonzulaufen, sie hatte sich betrunken damit Andrè nicht auf die Idee kam ihr noch Näher zu treten. Ja sie hatte Angst vor noch mehr Nähe.
 

Er wollte über sie beide sprechen und sie wich aus Angst seinem Kuss aus. Ob es Andrè verletzt hat, das ich so abweisend zu ihm war? Dies fragte sich Oscar nun. Doch dann verbahnte sie schnell diese Gedanken aus ihrem Kopf. Sie drehte sich zur Seite und roch an Andrès Kissen, <es riecht so gut>, stellte Oscar fest. Auch Andrè hatte diesen Duft an sich, sie erinnerte sich daran wie sie in seinen starken Armen lag. Dieser Duft war so wunderbar angenehm, er gab ihr ein Gefühl der Geborgenheit. Sie kuschelte sich in das weiche Kissen ein. In diesem Moment öffnete jemand die Zimmertür. Oscar erschrak so sehr das sie die Bettdecke über sich zog, sie hoffte das es nicht ihr Vater war oder einer der Bediensteten. "Hey du Schlafmütze!!" Oscar zuckte in sich zusammen als sie diese laute Stimme hörte. Sie schob die Decke zur Seite und sah in zwei niedliche Kinderaugen. "Valerie du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt, puh!" Oscar war erleichtert über den Anblick dieses kleinen Mädchens. Valerie lachte vergnügt und amüsierte sich darüber das Oscar fast vor Schreck gestorben wäre. "Sophie hat mich gebeten dir zu sagen dass du Frühstücken kommen sollst." "Ich ziehe mich noch schnell an und dann komme ich runter." Antwortete Oscar, die etwas überrascht war wie sich Valerie verhielt. Sie hatte das Mädchen doch angeschrien, doch nun stand Valerie wieder vor ihr, so als sei nichts gewesen. Das Mädchen machte sich sogleich davon und ließ Oscar alleine zurück. Sie war erleichtert darüber dass Valerie nicht böse auf sie war, und sie nahm sich fest vor mit Valerie an diesem Tag etwas Besonderes zu unternehmen. Oscar überlegte krampfhaft was sie denn mit Valerie unternehmen könnte, es musste etwas sein das Valerie gefiel. Während sie ihr weißes Hemd überstreifte und in ihre Hosen stieg kam ihr DIE Idee.

Der Besuch

Leider ging es ziemlich lange bis ich wieder mal weiter geschrieben habe, ich hatte ja schon einige weitere Kapitel zu Ende geschrieben doch das 6.Kapitel hat mir noch gefehlt. Da ich noch keine genaue Vorstellung davon hatte und mir Zeit auch gefehlt hatte um weiter zu schreiben.
 


 

6.Kapitel
 

Der Besuch
 

Oscar setzte ein leichtes Lächeln auf, während sie die vielen Treppen hinunter ins Esszimmer stieg. Ihre Schritte wurden immer schneller. Als sie beim Esszimmer ankam richtete sich ihr Blick auf Valerie. "Valerie? Hast du Lust mich ins Schloss zu begleiten? Du könntest die Königin kennen lernen." Das Mädchen machte große Augen. "Da darf ich wirklich hin mit dir?" "Ja wenn du möchtest." Bestätigte Oscar. Valerie machte Freudesprünge, sie freute sich riesig die Königin einmal aus solcher Nähe zusehen. Oscar setzte sich an den Tisch und begann mit dem Frühstücken. Andrè sah Oscar verwunderlich an und wusste nicht was er dazu sagen sollte. Sophie fand es eine gute Idee und konnte Oscar nur zustimmen. Nach wenigen Minuten erhob sich Andrè vom Stuhl. "Ich bin satt! Ich bin bis am Abend weg falls ihr mich sucht." Oscar sah ihn etwas gekränkt an. "Ich dachte..." sie machte eine kurze Pause "... das du mich und Valerie begleitest." "Tut mir leid das geht nicht." Andrè hätte Oscar nun gerne einen Kuss gegeben denn sie sah nun ziemlich traurig aus, doch er hielt es für besser es nicht zu tun. Immerhin saß am Tisch noch seine Großmutter und die hätte ganz bestimmt komisch geschaut.
 

Oscar und Valerie trafen kurz vor Mittag mit der Kutsche im Schloss ein. Als Valerie das Schloss betrat betrachtete sie die große Diele mit einem Esstisch aus Marmelstein, und da waren so viele Bedienstete und die Wände waren alle blank und mit schönen Tapeten, und in den Zimmern lauter goldene Stühle und Tische, und kristallene Kronleuchter hingen von der Decke, und alle Stuben und Kammern waren mit Fußdecken belegt. Das Essen und der allerbeste Wein stand auf den Tischen. Valerie staunte als sie das alles sah. "Lass uns mal hinter das Schloss gehen Valerie." meinte Oscar und betrat mit Valerie den hinteren Ausgang des Schlosses. Hinter dem Schloss war ein großer Hof mit einem Pferdestall und Kutschwagen - alles vom Besten, auch war da ein großer herrlicher Garten mit den schönsten Rosen, Obstbäumen und ein herrlicher Park, der bestimmt eine halbe Meile lang war.
 

Valerie kam aus dem staunen nicht mehr heraus. Oscar und Valerie warteten im Schlossgarten auf die Königin. Marie Antoinette kam bereits nach einigen Minuten. Sie trug ein blaues, mit goldenen Stickereien verziertes Kleid, das an der Taille eng geschnürt war. Ihr langes blondes Haar trug sie mit einem kostbaren Haarschmuck hochgesteckt. "Lady Oscar, wie schön euch zusehen. Wer ist das junge Mädchen das ihr mitgebracht habt?" "Guten Tag eure Hoheit" Oscar verneigte sich kurz und richtete sich gleich wieder auf "das kleine Mädchen da ist Valerie, sie ist die Tochter eines Bekannten. Sie hatte den Wunsch euch persönlich kennen zulernen." Marie betrachtete das junge Mädchen mit einem sanften Lächeln. Valerie sah die Königin an als hätte es ihr die Sprache verschlagen, sie war so wunderschön und freundlich. "Eure Hoheit, es freut mich euch kennen zulernen." Valerie machte einen leichten Knicks, sie war ganz hingerissen von der Schönheit der Königin. "Lasst uns einen Tee zu uns nehmen." Schlug die Königin vor und die drei setzten sich an einen Tisch der im Garten der Königin stand. Es wurde viel geredet, Kuchen gegessen und Tee getrunken.
 

Der Nachmittag verging wie im Flug, bald schon läutete die Kirchenglocke sechs Mal. Valerie verbrachte die meiste Zeit mit der Tochter von Marie Antoinette, die beiden verstanden sich auf Anhieb. Während die beiden Kinder miteinander spielten sprachen Oscar und Marie über so einiges. "Eure Majestät, stimmt es was man sich so von Euch erzählt?" "Was meint ihr Oscar?" "Nicht nur Euer elegantes Auftreten, sondern auch Eure Großzügigkeit wird von den Bürgern in Paris hoch geschätzt." Die Königin lächelte sanft. "Ich gebe zu, ich habe anfangs nicht gut genug auf mein Volk geachtet und habe große Fehler gemacht. Wenn Ihr mir damals nicht die Augen geöffnet hättet dann wäre ich heute vielleicht keine Königin mehr. Ich danke Euch Oscar, für alles was Ihr bisher für mich getan habt. Ihr habt mich steht's begleitet und wart mir immer eine treue Freundin." Das Gespräch zwischen der Königin und Lady Oscar wurde durch einen Boten unterbrochen. "Eure Majestät, ich bringe Euch eine Botschaft vom König." Der Bote verneigte sich rasch vor der Königin. "Was ist passiert? Bringt Ihr mir eine schlechte Nachricht?" Marie Antoinette sah den Boten mit einem ängstlichen Blick an. "Aber nicht doch Eure Majestät, der König möchte Euch zu einem königlichen Ball einladen der in Paris stattfinden soll. Er wünscht ebenfalls dass Sie in Begleitung von Lady Oscar nach Paris kommen, zu Eurer Sicherheit. Der Ball soll in vier Stunden beginnen." "Ich danke Euch, richtet Eure Majestät aus das ich gerne an dem Ball teilnehmen werde." Es stand der Königin ins Gesicht geschrieben dass sie sich auf diesen Ball freute. Sie würde an einem Ball teilnehmen bei dem auch normale Bürgerliche teilnahmen. "Entschuldigt mich Lady Oscar, ich muss mich noch für den Ball umziehen. Ihr werdet mich doch sicherlich begleiten oder?" "Natürlich Eure Majestät! Ich werde schnell Valerie nach Hause bringen und komme danach wieder ins Schloss zurück." Die Königin lächelte zufrieden und begab sich in ihre Gemächer.
 

Oscar lief mit Valerie gemütlich los, sie hatte immerhin noch fast vier Stunden Zeit bis der Ball beginnen würde. Das Pferd lief neben ihnen her. Als sie zu Hause ankamen musste Valerie sofort ins Bett. "Sophie? Ist Andrè schon zurück?" Sophie machte gerade den Abwasch und polierte die Küche wieder auf Hochglanz. "Ah Lady Oscar ihr seit es! Ich habe den Jungen bisher noch nicht wieder gesehen." "Wo wollte er denn hin?" fragte Oscar neugierig. "Er wollte Alain besuchen. Ihr braucht nicht auf ihn zu warten, so wie ich Andrè kenne wird er sich sowieso mit diesem Männerpack betrinken und seinen Spaß haben." "Meinst du?" fragte Oscar nun vollkommen lustlos. "Aber Kindchen, was ist denn los?" "Ich bin heute nur so entsetzlich müde und die Königin hat mich darum gebeten sie zu einem Ball zu begleiten." Sophie setzte sich auf einen Stuhl und hörte Oscar aufmerksam zu. "In welchem Gasthof wird Andrè wohl sein?" "Kümmert Euch nicht um den Jungen er wird schon zu Recht kommen. Aber Ihr sollten Euch ausruhen." "Sophie bitte..." flehte Oscar "in welchem Gasthof hält sich Andrè auf?" "Ach Kindchen, was weiß ich! Er erzählte oft vom Gasthof Hecht, ich weiß allerdings nicht ob er sich heute auch dort aufhält." "Ich danke dir Sophie." Oscar stand vom Stuhl auf und marschierte zur Haustür. Sophie sah sie verdutzt an. "Was du willst schon wieder los? Du sollst dich doch ausruhen." Schrie Sophie ihr aufgebracht hinterher. "Ach diese Kinder." Murmelte sie vor sich her.
 

Oscar nahm ihr Pferd und riet nach Paris, der Weg schien ihr lange und unendlich. Sie wollte unbedingt Andrè wieder sehen, sie sehnte sich nach ihm und konnte sich schon den ganzen Tag über nicht wirklich auf das konzentrieren was um sie herum war. Auch der Ball schien ihr völlig egal zu sein, sie verdrängte ihn aus ihrem Kopf und dachte nur noch an Andrè. Sie musste ihn einfach sehen, sie wollte sein Gesicht sehen, seine wunderschönen Augen und sein Lachen das sie so verzauberte. Als sie sich dem Gasthof näherte hörte sie schon einige Meter entfernt Musik und Gelächter. Eigentlich war dieser Gasthof für Männer gedacht, Männer die sich nach der Arbeit entspannten und gerne mal einen auf den Durst tranken. Ihr wurde ein bisschen mulmig bei diesem Gedanken.

Aber was kümmerte sie das, sie trug eine Uniform und sah aus wie ein Mann, es kam ja schon des Öfteren vor das man sie als Mann sah und nicht als Frau. Ob Andrè was dagegen hätte wenn ich ihn einfach im Gasthof aufsuche? Überlegte sich Oscar. Sie stieg vom Pferd und machte seine Leine an einem Pfahl fest. Wieder war sie in Gedanken und überlegte sich was all die Männer wohl sagen würden wenn sie den Gasthof betritt, aber vielleicht würden sie sie gar nicht erkennen, außer Alain natürlich. Sie schob die schlechten Gedanken beiseite und öffnete langsam die Tür, ihr stieg der Geruch von Alkohol in die Nase, irgendwie roch es sogar nach Schweiß. Als sie in das Gasthaus eintrat, sah sie viele Augenpaare in ihre Richtung blicken. Sie sah dunkles Lächeln in wettergegerbten Gesichtern als sie in der Tür stand. Rauch hing in der Gaststube und es herrschte eine totenstille als sie eintrat. Dennoch war Lady Oscar nicht entmutigt. Mit der Gelassenheit einer Dame betrat sie den Raum. Sie fand einen einfachen Tisch und legte ihren Mantel ab. Rasch sah sie sich um ob sie irgendwo Alain oder Andrè entdecken würde, doch keiner der beiden war zusehen. Sie bestellte sich einen Kognak und trank ihn mit einem Schluck. Ihr Tisch lag in einer Ecke des Zimmers und sie fühlte die innere Wärme, die der Alkohol abstrahlte. Diese Wärme brachte ihr auch die Erinnerung. Mit jedem Schluck, den sie nahm, erinnerte sie sich an eine andere Zeit in ihrem Leben. Erinnerungen, vor denen sie weglief. Aber sie trank mehr und mehr bis die Erinnerungen sie völlig gefangen hielten. Sie dachte an Andrè. Sie konnte sein Gesicht jetzt sehen. Seine kräftige Nase und seine klugen Augen. Seine roten Lippen, die seine perfekten Zähne in einem Lächeln freigeben, das sie alles vergessen ließ. Die Leute fingen an sich zu amüsieren, sie tanzten und sangen vergnügt. "Oscar, was machst du denn hier?" Ein kräftig geratener Mann stand vor ihrem Tisch und sah zu ihr hinab. Oscar erschrak und erkannte ein bekanntes Gesicht. "Alain!" Alain lachte laut. "Du solltest dich nicht alleine hier hinein wagen, manchmal finden hier Schlägereien statt." "Was du nicht sagst." Konterte Oscar leicht verärgert. "Willst du nicht lieber zu uns an den Tisch kommen? Er ist ganz hinten in der rechten Ecke. Und noch eine Frage, was tust du eigentlich hier?" Oscar stand von ihrem Stuhl auf. "Ich habe nur Andrè gesucht, ansonsten halte ich mich nicht in solchen Gasthäusern auf. Ich muss auch schon bald wieder los, die Königin verlangt nach mir." "Andrè ist auch da drüben am Tisch. Bernard ist auch da. Ich habe dich per Zufall entdeckt." Alain und Oscar drängten sich durch die tanzenden Leute im Gasthof. "Ich habe noch jemanden mitgebracht." Barnard und Andrè sahen Alain verwundert an. "Also ich sehe niemanden!" Gab Andrè etwas lauter zu verstehen da man ihn sonst wegen des Lärms nicht verstanden hätte. Alain sah sich verwirrt um. "Das verstehe ich nicht, sie war doch grad noch hinter mir." "Sie?" fragte Bernard. "Du glaubst doch nicht das sich Frauen hier drin aufhalten, ich glaube du hast zu viel getrunken Alain." Lachte Bernard laut und amüsierte sich darüber. "Normal nicht, aber Oscar war noch nie normal!" Andrè glaubte sich verhört zuhaben als er Oscars Namen aus Alains Mund hörte. "Wo ist sie Alain?" fragte er nun ganz aufgebracht. "Wir haben uns durch die Massen gedrängt und dann war sie auf einmal nicht mehr hinter mir!" Andrè fing an sich Sorgen zumachen. "Wieso ist sie her gekommen? Das ist doch ein Gasthaus für Männer nicht für Frauen, hier ist es zu gefährlich für Frauen!" Meinte Bernard der auf dem Tisch stand und sich nach Oscar umsah. "Geschafft!" Oscar kam aus der Menge hervor und stand vor ihnen, außer Atem und völlig zerzaust. "Das mit dem -nicht normal- habe ich gehört Alain! Diese Gasthäuser sind ja echt gemeingefährlich." "Gott sei dank, dir ist nichts passiert." Andrè war erleichtert darüber. "Was machst du hier?" fragte er nun neugierig. "Ich... ich muss dich sprechen." Oscar überlegte ob ihm das recht war. Nur weil sie Sehnsucht nach ihm hatte besuchte sie spät am Abend ein Lokal das nicht gerade ungefährlich war. Und nun bat sie ihn auch noch darum mit ihr zusprechen. "Lass uns raus gehen, hier drin ist es viel zu laut!" Die beiden drängten sich durch die Menge, bis nach vorn zur Tür. Er nahm ihre Hand und führte sie zur Brücke die neben dem Gasthof war. Beide betrachteten den Fluss der unter ihnen hindurch floss. Ihr goldenes Haar wehte im Wind. "Es ist kalt geworden, bald schon kommt der Winter." "Über was wolltest du mit mir sprechen?" fragte er nach einer Weile. "Eigentlich über nichts!" Andrè sah sie verwundert an. "Es tut mir leid dass ich diesen Abend gestört habe." Er sah ihr in die Augen. Sie streichelte sein Gesicht und küsste ihn sanft auf den Mund. Oscar gestand Andrè an diesem Abend nicht dass sie ihn unbedingt sehen musste und deshalb hergekommen war. Doch Andrè wusste dass sie nicht einfach so zu ihm kam. Die beiden sahen sich die Sterne am Himmel an und genossen ihre Zweisamkeit bis Oscar zum Ball aufbrechen musste.

Eine traurige Nachricht

7.Kapitel

Eine traurige Nachricht
 

Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden am Horizont. Bunte Blätter fielen zu Boden und bedecken ihn wie ein Teppich, es war Herbst geworden. Valerie war nun schon seit mehr als zwei Wochen bei der Familie de Jarjayes, es sind inzwischen sogar Monate vergangen. Die ganze Familie fragte sich wieso Onkel Farid nach diesen zwei Wochen Valerie nicht abgeholt hatte. Andrè war der Meinung dass er wohl noch mehr geschäftliches erledigen musste. Oscar allerdings sah das nicht so gelassen und fand es merkwürdig.
 

An diesem Tag saß Andrè in seinem dunklen Zimmer und betrachtete seinen Degen. Einige Minuten später klopfte es an der Tür, Oscar trat durch die Tür. "Mach kein Licht an". Sagte Andrè sanft, bevor sie eine Kerze anzünden konnte. Er griff nach Oscars Armen und zog sie zu sich hin. Oscar spürte ein leichtes Flattern im Bauch, ein untrüglicher Anflug von Nervosität. "Es ist so warm hier." Sagte er und sah Oscar tief in die Augen, während er langsam an seinem Hemd einen Knopf nach dem anderen öffnete. Er trug nichts darunter. Er sehnte sich danach, von ihr berührt zu werden, ihre Hände, ihre Lippen und ihren Körper zu liebkosen, überall da, wo sie es mochte. So begann er damit, langsam sein Hemd vom Körper zu lösen. Er ließ das Kleidungsstück über die Schultern gleiten. Rasch bekam er eine Gänsehaut, aber nicht weil er fror. Sie stand da und starrte ihn nur an, sie spürte wie ihr Kopf rot anlief. Oscar drehte sich verlegen um, er sollte nicht sehen dass sie rot im Gesicht war. "Ich finde nicht dass es warm hier drin ist", brachte Oscar das Schweigen "mich würde interessieren wo Valerie steckt." Sprach Oscar weiter. Sie war furchtbar durcheinander und fing an zu zittern. Andrè stand noch nie so vor ihr, aber sie musste zugeben dass er einen ausgesprochen schönen Oberkörper hatte. Es war ihr äußerst unangenehm dass er so vor ihr stand. Außerdem hatte sie Angst dass durch diese Situation mehr passieren könnte als ihr lieb war. Doch wovor hatte sie eigentlich Angst? Sie kannte so etwas nicht, es war ihr fremd. Doch auch fremde Dinge können einem nicht ewig Angst machen. "Oscar was ist mit dir?" Andrè holte sie aus ihren Gedanken zurück in die Realität. Er trat ein paar Schritte auf sie zu und nahm sie in den Arm. Erneut lief Oscar rot an. Sie spürte Andrès weichen Körper, seine Haut fühlte sich warm an. Langsam fuhr sie mit ihrer rechten Hand über seinen Oberkörper. Sie wusste nicht wieso sie das tat. Er zuckte leicht zusammen und bekam eine Gänsehaut. "Ist dir kalt?" fragte Oscar schnell. "Nein, mir ist nicht kalt." hauchte Andrè leise. Sanft glitt sie mit ihrer Hand über seine Brust. Sie wollte jeden Muskel an seinem Oberkörper abtasten und berühren.

Oscar bemerkte nicht dass Andrè sich enorm zusammen reißen musste damit er nicht die Kontrolle über seinen Körper verlor. Doch er hielt es nicht lange aus und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund. Während er sie küsste lief er mit ihr Richtung Bett. Oscar war so sehr in dem Kuss versunken das sie alles rund herum vergaß. Sie wollte nur noch diesem Mann nahe sein, bis ihr klar wurde was sie da eigentlich tat. Angst stieg in ihr hoch, sie wollte das alles nicht, nein sie hatte Angst vor dem was passieren würde. Sie wollte nicht so weit gehen, noch nicht, sie war noch nicht bereit dazu. Doch wie sollte sie das Andrè erklären? "Andrè...ich.. muss noch etwas Wichtiges für meinen Vater erledigen." Das war mit Abstand die dümmste Ausrede die ihr einfiel. Andrè sah sie gekränkt an. "Ist das dein Ernst?" "Ja... das ist mein Ernst, du weißt doch wie mein Vater reagiert wenn seine Aufträge nicht erfüllt werden." Andrè ließ sich nicht so leicht abservieren. "Ob du seinen Auftrag jetzt erledigst oder erst in einer Stunde ist doch völlig egal." "Nein, ist es nicht!" Oscar sprang auf und schnappte sich ihren Degen. Sie beeilte sich so sehr als ob der Auftrag lebenswichtig für sie sei. In Windeseile verließ sie ihr Zimmer und rannte die Treppenstufen hinunter hinaus zum Stall in dem ihr weißer Schimmel stand. Sie atmete zwei- dreimal tief ein und aus, sie war vollkommen außer Atem. "Was bin ich bloß für ein Dummkopf..." dachte Oscar laut und schlug ihre Faust gegen die Wand. Oscar stieg auf ihren Schimmel und riet in Richtung Paris davon.

Andrè der wie erstarrt in Oscars Zimmer stand begriff erst jetzt richtig das sie bereits auf und davon war. Er fragte sich was das alles soll. Er hatte so ein Gefühl in der Magengegend das Oscar ihn belogen hat, deswegen zog er sich rasch an und nahm den Weg in General de Jarjayes Büro. Er klopfte einmal an, der General bat ihn herein. "Andrè mein Junge, wie kann ich dir helfen?" "General, bitte sagt mir... hat Oscar einen Auftrag von Ihnen erhalten?" Der General runzelte die Stirn und sah ihn mit großen Augen an. "Darf ich fragen wieso du das wissen willst Andrè?" Andrè überlegte kurz. Er konnte doch unmöglich dem General die Wahrheit erzählen.

Er konnte unmöglich sagen das er sich Oscar angenähert hat und dann sei sie verschwunden mit den Worten - ich muss noch ein Auftrag erledigen - nein, das ging keines Falls. "Andrè? Ich höre!" "Verzeiht General de Jarjayes, es ist nur so dass ich und Oscar eigentlich einen Ausflug geplant hatten und dann meinte sie auf einmal sie müsse einen Auftrag erledigen. Irgendwie fand ich das merkwürdig." General de Jarjayes sah Andrè misstrauisch an. Dem General schien diese Situation nicht glaubwürdig. Er war sich sogar sicher dass Andrè ihm eine Lüge erzählte. "Andrè, diese Sache scheint mir nicht glaubwürdig!" Andrè bekam es mit der Angst zu tun, hatte der General etwa seine Lüge durchschaut. Ja der General war durchaus kein dummer Mensch im Gegenteil er war ziemlich intelligent. Andrè schwieg und sagte nichts mehr, General de Jarjayes wurde klar das Andrè anscheinend nicht mit der Wahrheit raus rucken wollte, wieso auch immer es schien ihm unangenehm. Da der General vermutete um was es sich handelte, gab er Andrè eine Antwort auf seine Frage. "Nein, Oscar hat keinen Auftrag von mir erhalten! Aber ich habe im Moment ganz andere Sorgen." Der General starrte auf ein Telegram das vor ihm auf dem Tisch lag und seufzte laut. "Valeries Vater hatte einen Unfall, dieses Telegram hat mich heute Morgen erreicht!" sagte der General ernst. Diese Nachricht schockierte Andrè zutiefst. "Das ist ja schrecklich, er wird doch wieder gesund oder?" "Er hatte einen Unfall und erlitt schwere Verletzungen. Valerie wird bei uns bleiben bis ihr Vater wieder ganz gesund ist. Was mir aber Sorgen bereitet ist, wie soll man einem zehn jährigen Mädchen so etwas nur sagen? Sie wird Angst bekommen." General de Jarjayes und Andrè lehnten sich beide ihm Stuhl zurück und fingen an zu überlegen.
 

In derselben Zeit kam Oscar von Paris zurück. Sie lief an den Fenstern vorbei die zum Büro ihres Vaters gehörten und sah Andrè zusammen mit ihrem Vater. Oscar traf der Blitz, was um Himmelswillen machte Andrè im Büro ihres Vaters? Sie rannte um die nächste Hausecke und betrat hastig das Anwesen. Oscar presste ihr rechtes Ohr an die Bürotür ihres Vaters, sie musste unbedingt wissen über was die beiden redeten. Sie hoffte dass ihr Vater Andrè nicht erzählt hat dass sie gar keinen Auftrag von ihm erhalten hatte, dass dies schon zu spät war, wusste Oscar allerdings nicht. Von außen konnte sie die beiden leise sprechen hören. "General de Jarjayes? Ich werde versuchen mit ihr zu reden." "Das würdest du wirklich tun Andrè?" "Ja, ich werde schon irgendwie die richtigen Worte dafür finden." Andrè hatte sich also entschlossen mit Valerie zu reden. Oscar die draußen vor der Tür lauschte nahm an das die beiden über sie gesprochen hatten. Sie nahm ihr rechtes Ohr von der Tür und lehnte sich mit den Armen verschränkt gegen die eine Wand gegenüber der Tür. Die Tür öffnete sich und Andrè kam heraus. Andrè stand nun Oscar gegenüber die ihn verärgert ansah. "Hast du dich gut mit meinem Vater unterhalten?" fragte Oscar bitter.

"Es könnte nicht besser sein." Gab Andrè leicht verärgert zurück. Oscar glaubte sich verhört zuhaben, nicht das er mit ihrem Vater hinter ihrem Rücken über sie redete, nein jetzt fand er es anscheinend auch noch amüsant. Andrè dachte nicht daran auf Oscars Frage wirklich einzugehen, er war schon genug verärgert darüber dass sie ihn angelogen hatte. Er lief an ihr vorbei, schnappte sich seinen Degen und ging in den Garten. Oscar kochte vor Wut und lief Andrè aufgebracht hinterher. "Andrè!!!" Schrie sie durch den Garten. Andrè der inzwischen damit beschäftigt war seine Fechtkünste zu verbessern zuckte zusammen. "Was gibt es denn Oscar?" Er drehte sich um und sah in ein wütendes Gesicht. "Was hast du mit meinem Vater hinter meinem Rücken geredet?" Andrè richtete seinen Blick auf den Boden. "Diese Frage werde ich dir nicht beantworten ehe du mir nicht gesagt hast wieso du mich belogen hast!" "Ach, dann mach doch was du willst!" Schrie Oscar ihn an und lief zurück ins Haus. Oscar versetzte es einen Stich ins Herz, er wusste es also. Sie brachte keinen Ton mehr über die Lippen und blieb stillschweigend mit gesenktem Kopf vor der Tür stehen. "Wieso erzählst du mir so einen Unsinn?" Schrie ihr Andrè entgegen.
 

Doch auf diese Frage bekam er keine Antwort mehr, Oscar verzog sich ins Haus und sprach kein Wort mehr mit ihm. "Es... tut mir Leid... Andrè..." Sprach sie vor sich hin. "Ich habe Angst... das ist die Wahrheit..." Es viel Oscar nicht leicht so etwas zuzugeben, denn sie war ihr Leben lang furchtlos gewesen und hat nie wirklich Angst vor irgendwas, für andere sah es immer so aus als hätte sie vor nichts Angst, deswegen hatte sie die Flucht ergriffen und ihm nicht die Wahrheit gesagt.

Ein Heiratsantrag

8.Kapitel
 

Ein Heiratsantrag
 

André hörte nicht auf nachzudenken, während er am Abend nervös im Zimmer auf und ab schritt und von Zeit zu Zeit haltmachte. Er dachte dauernd darüber nach wieso ihn Oscar angelogen haben könnte. Ihr Verhalten war für ihn unerklärlich. Lange hatte er nicht mehr Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn er hörte von draußen eine Kutsche kommen.

Langsam ohne sich bemerkbar zu machen, zog er die Nachtvorhänge zur Seite und erkannte draußen die Kutsche des Grafen Girodels. Andrè fragte sich was er hier zu so später Stunde wollte. Er beschloss der Sache auf den Grund zu gehen und schlich leise die Treppen hinunter in die Küche. Er konnte hören dass der General dem Grafen die Türe öffnete und er konnte durch einen Spalt der Küchentür sehen wie beide im Arbeitszimmer des Generals verschwanden. Als alles wieder still war und man nur noch den Wind von draußen hören konnte, schlich Andrè Richtung Arbeitszimmer. Alles war still, kein mucks war zuhören, alle schienen schon tief und fest zu schlafen. Andrè brauchte nicht einmal sein Ohr gegen die Tür zu pressen, es war so still im Haus das es reichte wenn er daneben stand. Er lauschte den Stimmen wachsam. "Ich bin mit einer Bitte zu Euch gekommen General de Jarjayes. Ihr hattet mir vor Oscars Geburtstagsball etwas versprochen." "Ich kann mich an dieses Versprechen sehr gut erinnern Graf Girodel, und ich versichere Euch das dem nichts im Wege stehen wird." Andrè stand nun noch näher zur Tür um die beiden noch besser zu verstehen. "Dann würde ich nun gerne das tun was ich damals schon tun wollte. Ich bitte Euch um Oscars Hand, General de Jarjayes ich versichere Ihnen das ich gut auf sie acht geben werde." "Ich habe überhaupt keine Zweifel, dass meine Tochter bei Euch gut aufgehoben ist. Sie hat sich auf ihrem Ball keinen Mann ausgesucht, deswegen gebe ich meine Tochter in Ihre Hand."
 

Andrè der immer noch draußen vor der Tür stand blieb wie angewurzelt stehen. Er konnte nur noch dumpf hören wie sich der Graf beim General bedankte. Er hörte wie die beiden die Stühle zurück schoben, es war höchste Zeit von hier zu verschwinden. Schnell rannte er die Treppe hinauf, bog links um die Ecke und stieß in der Eile mit jemandem zusammen. Da er nicht so leicht und zierlich gebaut war wie die Person die mit ihm zusammen Stoß, fiel er nicht um sondern blieb an Ort und Stelle stehen. Als er nach unten blickte sah er Oscar am Boden liegen. Er half ihr auf und entschuldigte sich bei ihr. Sie sah ihm ins Gesicht und schenkte ihm ein warmes lächeln. In der unteren Etage ging die Türklinke und General de Jarjayes und Graf Girodel traten in den Flur. Andrè hielt seinen Zeigefinger auf seinen Mund, das so viel bedeutet wie -leise-.

Der General verabschiedete sich von Graf Girodel und verschwand wieder in seinem Arbeitszimmer. "Was ist hier los Andrè?" "Graf Girodel hat bei deinem Vater um deine Hand angehalten...." Andrè wagte es kaum diesen Satz auszusprechen, er wollte Oscar auf keinen Fall verlieren. Leise aber doch hörbar sprach er weiter. "Angeblich hat dein Vater im versprochen das du ihn heiratest wenn du dir auf deinem Ball keinen Mann aussuchst." Oscar war geschockt, Girodel hatte um ihre Hand angehalten, sie liebte ihn doch nicht einmal, sie liebte Andrè. Sie biss sich auf die Lippen und sagte verärgert. "Niemals im Leben werde ich Girodel heiraten." Andrè sah sie an, ihr Gesicht war blass so als hätte sie keinen Tropfen Blut mehr unter der Haut. Er wusste nicht was er sagen sollte, er stand nur da und blieb stumm. Seine Hand zitterte als er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Oscar sah ihn nur an, was sollte sie auch sagen? Er nahm sie sanft bei der Hand. "Ich möchte nicht das du jetzt alleine bist, lass uns auf mein Zimmer gehen." Sie nickte nur stumm und folgte ihm durch den dunklen Flur. Als sie endlich in Andrès Zimmer waren, gab es keine großen Worte mehr. Er nahm sie in den Arm und küßte sie leidenschaftlich. Sie erwiderte den Kuss. Während sie ihn küsste, rannen ihr ein paar Tränen über ihr Gesicht. "Lieber sterbe ich, als ihn zu heiraten." flüsterte sie ihm zu. Er küsste zärtlich ihre Tränen weg, sah durch ihre Augen direkt in ihre verletzte Seele. In diesem Moment schwor sich Andrè diese Hochzeit zu verhindern. Sie sahen sich tief in die Augen und küssten sich erneut. Eng umschlungen und sich immerfort küssend torkelten sie zum Bett und wären auf dem Weg dorthin fast gestürzt, als sie über Andrès Hausschuhe stolperten. Sie ließen sich aufs Bett fallen und liebkosteten sich weiter, während er sich daran machte, sie nach und nach ihrer Kleider zu entledigen, wobei natürlich auch seine eigenen Stück für Stück auf dem Fußboden landeten.
 

Der nächste Morgen brachte Schnee es war noch kälter geworden. Andrè erwachte durch das Zwitschern der vielen Vögel, die sich draußen vor dem Fenster auf einen Baum gesetzt hatten. Er zog die Gardinen leicht zurück und erblickte den Schnee der durch die Morgensonne einen wunderbaren Glanz ausstrahlte. Mit einem Lächeln betrachtete er Oscar, wie sie ruhig dalag, leise atmend, unbewegt und fest schlafend. Er musste erneut Lächeln. Eine letzte Träne schimmerte auf ihrer Wange. Diese Träne brachte Andrè die Erinnerung an den letzten Abend wieder. Er fasste den Entschluss General de Jarjayes über die Sache aufzuklären. Er musste es tun, er wollte Oscar schließlich nicht verlieren.

Nur ein bürgerlicher

9.Kapitel
 

Nur ein bürgerlicher
 

Andrè wollte sich gerade das letzte Kleidungsstück anziehen als es an die Tür klopfte. Er sperrte langsam die Tür auf und sah aus einem kleinen Spalt. "Andrè können wir zusammen einen Schneemann bauen?" Valerie hüpfte ihm um den Hals. Er löste sich von ihrer Umarmung und lächelte das Mädchen an. "Ich werde mit dir einen Schneemann bauen, geh du aber schon einmal vor ich komme dann gleich nach." Valerie schaute ihn erfreut an und tappte davon. Andrè fiel es schlicht schwer ein Lächeln aufzusetzen, kaum war Valerie um die nächste Ecke gebogen verlor er dieses auch wieder. Er hatte eigentlich überhaupt keine Lust einen Schneemann bauen zugehen, immer wieder beschäftigte ihn der Abend davor. Traurig blickte er wieder auf die schlafenden Oscar. Er setzte sich so sorgfältig wie möglich neben sie aufs Bett und nahm ihre Hand. Kurz darauf verließ er das Zimmer.
 

Andrè stampfte sich durch den tiefen Schnee bis hin zum Pferdestall. Es lag so viel Schnee das er die Stalltüre nicht mehr aufbekam, er musste erst eine Schaufel holen und den Weg frei machen. Als endlich der Weg zum Stall frei war machte er sein Pferd fertig, gab ihm die Hacken in die Seiten und gallopierte los durch den hohen Schnee, es war kalt und windig. Sein Pferd sackte zwischendurch etwas in dem hohen Schnee ein, als er kurz zurück blickte sah er wie hinter ihm die Schneebrocken hoch flogen. Er hatte sich ein bestimmtes Ziel gesetzt. Nach längerem Ritt machte er halt vor dem Anwesen des Grafen Girodels. Andrè atmete tief durch, er musste Girodel klar machen das er und Oscar zusammen waren. Wenn er ihm das klar machen würde, würde er vielleicht seinen Heiratsantrag zurückziehen. Er klopfte mutig an die Tür, ein Dienstmädchen öffnete ihm und bat ihn herein. Während Andrè auf Girodel wartet betrachtete er die Statuen im Anwesen des Grafen. "Andrè, was führt dich zu mir?" Der Graf kam nach kurzer Zeit geschmeidig und elegant die Treppe hinunter. "Ich muss mit dir reden Girodel!" betonte Andrè ernst. Girodel war von der ernsten Miene die Andrè zog etwas erschüttert. Sie setzten sich beide zu Tisch und fingen an zu reden. "Ich möchte gleich zur Sache kommen. Du hast bei General de Jarjayes um Oscars Hand angehalten richtig?" "Ja, ich habe bei ihm um ihre Hand gebeten, aber worauf willst du hinaus?" Andrè schwieg kurz, während ein Dienstmädchen den beiden Wein brachte und sogleich wieder verschwand. "Ich bitte dich darum den Antrag zurück zunehmen." Girodel glaubte sich verhört zuhaben. "Wieso sollte ich das tun?" fragte er leicht verwundert.

"Weil sie sich auf dem Ball einen Mann ausgesucht hat, ihr Vater sagte wenn sie sich auf dem Ball keinen Mann ausgesucht hat, doch das hat sie." Der Graf nippte an seinem Weinglas. "Ich habe in der letzten Zeit nie einen Mann an ihrer Seite gesehen." "Ja weil dieser Mann kein adliger ist, er stammt aus normalen Verhältnissen und trägt keinen Titel." Girodel musste laut husten, er hatte sich bei diesem Satz beim trinken verschluckt. Als er sich wieder erholt hatte musste er laut auflachen. "Haha, das glaubst du doch selber nicht Andrè?" Andrè fühlte sich erniedrigt und hätte Girodel für sein Verhalten am liebsten eine gescheuert. Er machte ihn lächerlich und das war nicht genug, er glaubte ihm nicht. Andrè konnte sich nicht mehr beherrschen, er nahm sein Weinglas und goss den guten Wein über Girodels Kopf. "Du bist so was von eingebildet das glaubt man gar nicht, glaubst du etwa das normale bürgerliche keine Liebe kennen?" Graf Girodel war entsetzt über Andrès Benehmen, noch nie hatte er ihn so aufgebracht erlebt. Andrè konnte Girodels Gesicht nicht mehr länger ertragen und ging wortlos. Der Graf schaute ihm stumm nach, da saß er nun alleine mit Wein übergossen.
 

Nachdem Andrè kurz beim Anwesen de Jarjayes halt machte um sein Pferd in den warmen Stall zurück zubringen, machte er sich zu Fuß auf nach Paris. Gedanken versunken schlenderte er durch die verschneiten Strassen von Paris. Er fühlte sich einsam und verlassen, doch im Grunde war er das nicht. Girodels Worte hallten immer und immer wieder in seinem Kopf, er hatte die bürgerlichen verurteilt und er gehörte auch zu ihnen, er war kein adliger und er besaß keinen Titel. Lange zerbrach er sich den Kopf darüber, wieso es so sein musste? Wäre er ein adliger hätte er längst um Oscars Hand angehalten, bevor es Girodel tun hätte können. Er seufzte laut auf während jemand von hinten eine Hand auf seine Schulter legte. Er zuckte leicht zusammen und drehte sich um. "Alain!" Andrè versuchte fröhlich zu wirken. "Bedrückt dich irgendwas?" "Nichts besonderes." antwortete Andrè gelassen. Alain glaubte seinem Freund natürlich nicht und lud ihn auf ein Bier ein.
 

Oscar rieb sich die verschlafenen Augen und gähnte einmal laut. Sie sah sich nach ihrem Andrè um, doch das Zimmer war leer. Noch immer müde schob sie die Bettdecke zur Seite und raffte sich auf. Eine Uhr in Andrès Zimmer zeigte fast Mittagszeit an. Während Oscar sich ein Hemd und Hose überzog klopfte es heftig an die Tür, verschlafen und völlig zerzaust öffnete Oscar diese. Vor der Tür stand ihr Vater, Oscar blieb vor entsetzen fast das Herz stehen am liebsten hätte sie Tür wieder geschlossen. General de Jarjayes sah seine Tochter fragend an. "Vater... ich..." Oscar stockte der Atmen, sie brachte keinen Ton mehr über ihre Lippen. "Ich höre Oscar!" tönte es leicht verärgert aus General de Jarjayes Mund. Doch Oscar wusste nicht was sie sagen sollte, sie brachte es nicht fertig ihm die Wahrheit zu erzählen. Sie ließ sich fallen und sackte vor ihm auf die Knie, Tränen rannen über ihre heißen Wangen. Der General stand einfach nur starr da und tat eine kurze Zeit nichts, dann kniete er zu Oscar nieder und nahm sie in seine Arme. "Vater.. es tut mir leid." schluchzte sie. "Das braucht es nicht, ich weiß doch längst dass da was zwischen euch beiden ist, auch wenn du auf meine Fragen nie eingegangen bist habe ich es angenommen." Die letzten Tränen aus Oscars Augen bahnten sich einen Weg über ihre Wangen hinab auf General de Jarjayes Hemd. "Vater, das heißt Ihr habt nichts gegen eine Verbindung mit Andrè einzuwenden?" Der General schüttelte seinen Kopf. "Ich danke Euch Vater." Oscar küsste ihrem Vater vor Freude auf die Wange.
 

Alain trank einen kräftigen Schluck seines Biers, rülpste und sagte: "Ich hab dir ja immer gesagt das du dich nicht mit diesem Weib einlassen sollst." Andrè blickte in das lange Gesicht seines Freundes. "Was siehst du mich so an? Du musst zugeben ich hatte recht!" Natürlich war Alain klar dass Andrè ihm keinen Glauben schenkte, doch er wollte seinen Freund aufheitern. "Hör mal Andrè... ich musste so viel Tage und Monate mit ansehen wie du dich wegen ihr gequält hast, findest du nicht es ist an der Zeit diese Liebe loszulassen?" Andrè sah ihn mit seinem gekränkten Gesicht an.
 

"Du hast ja keine Ahnung!" Andrè setzte sein Bierglas mit einem harten Schlag auf dem Tisch ab, so dass Alain innerlich vor Schreck zusammen zuckte. "Oscar und ich lieben uns, das einzige was uns im Wege steht ist Rang und Titel! Ich bin ein normaler bürgerlicher und sie ist eine adlige!" Alain sah Andrè mitfühlend an, es kränkte ihn zutiefst seinen besten Freund so am Boden zusehen. "Ich wusste nicht das du und Oscar... du weißt schon... ich dachte sie erwidert deine Liebe nicht." "Girodel war heute Nacht bei Oscars Vater und hat um ihre Hand angehalten." "WIE??" Alain verschlug es fast die Sprache "Schon wieder dieser arrogante Mistkerl, ich kann den Kerl einfach nicht ausstehen!" Andrè erzählte Alain die ganze Geschichte von Anfang an, dass General de Jarjayes darauf bestanden hatte das Oscar auf dem Ball einen Mann aussucht und dass sie Girodel versprochen wird wenn sie sich niemanden aussucht. Alain hörte aufmerksam zu bis ihm Andrè alles erzählt hatte, dann dachte er nach und räusperte sich. "Hör mal Andrè, was haltest du davon wenn wir uns den Kerl vornehmen?" Andrè sah seinen Kumpel mit großen Augen an. "Wie darf ich das verstehen Alain?" Alain kniff sich sein rechtes Auge zusammen und begann Andrè seinen Plan zu erzählen. Die beiden wussten zu dieser Zeit noch nicht, dass sie sich diese Sache hätten ersparen können.

Ein dummer Plan mit Folgen

Ich finde das dieses Kapitel nicht so besonders gut geworden ist, warum kann ich auch nicht genau sagen. *gg*
 


 


 

10.Kapitel

Ein dummer Plan mit Folgen
 


 

Die beiden Männer besprachen ihren Plan noch einmal in allen Einzelheiten und zogen dann ab. "Also, als erstes gehen wir in die Kaserne und holen uns zwei Pferde." Kommandierte Alain als sie draußen vor dem Gasthof standen. Andrè dachte darüber nach welche Konsequenzen wohl dieser Plan für ihn und Alain haben wird, der General wäre sicherlich nicht erfreut darüber und sie würden bestimmt nicht ungeschoren davon kommen. Noch eine ganze Weile stapften die beiden durch den Schnee bis sie bei der Kaserne ankamen. Andrè rannte voraus und trieb Alain an schneller zu laufen, doch dieser blieb wie erstarrt stehen und bewegte sich keinen Zentimeter mehr. "Alain was soll denn das? Nun komm schon!" In dem Moment stürzte Alain auf Andrè zu und riss diesen zu Boden, beide landeten im weichen Schnee. "Bist du verrückt geworden?" "Sei still Andrè!" Alain blickte in die Richtung in die sie gehen wollten, Andrè folgte seinem Blick und erkannte auf dem Hof der Kaserne Oscar auf ihrem weißen Schimmel. Beide krochen unter die Büsche die nicht weit entfernt waren, und beobachteten Oscar weiter. "Meinst du sie hat uns gesehen?" fragte Andrè leise. "Nein, sonst hätte sie längst nach uns gerufen, mich würde interessieren was sie hier tut, heute ist doch Dienstfrei." Oscar stand nun mit dem Rücken zu ihnen, so das sie leichtes Spiel hatten um nicht entdeckt zu werden sie krochen unter den Büschen hervor und dehnten ihre Glieder, welche sich in einer so unbequemen Lage befunden hatten. Beide gingen geduckt weiter und suchten hinter einer Mauer Deckung. Die beiden Männer beobachteten ganz genau was Oscar tat, sie schien auf irgendjemand zu warten, denn sie stieg nicht von ihrem Pferd und blieb an Ort und Stelle stehen, ab und zu blickte sie zum Tor der Kaserne. "Da! Schau mal genau hin!" brach Alain das Schweigen. Andrè schaute auf die Stelle auf die Alain mit seinem Zeigefinger zeigte, das Blut ließ seine Adern gefrieren als er den Reiter erkannte der gerade durch das große Tor der Kaserne schritt.
 

"Das ist Girodel! Wir müssen näher ran, von hier aus können wir überhaupt nichts hören." "Vergiss es Andrè, wenn wir näher ran gehen entdecken sie uns." Alain machte es sich hinter der Mauer bequem, entzündete ein Streichholz und nahm eine Kippe zur Hand. Danach warf er das Streichholz rechts über seine Schulter hinweg wie er es immer tat, ohne zu wissen das einige Meter hinter ihnen Sprengstoff lagerte. Es schien so als würden sich Oscar und Girodel unterhalten, aber über was? Dies fragte sich Andrè der Oscar die ganze Zeit beobachtete, auch Alain war damit beschäftigt die beiden zu beobachtet. Sie waren beide so sehr damit beschäftigt dass sie nicht einmal bemerkten wie langsam hinter ihnen Rauch aufstieg, da sich ein Papierstück entzündet hatte. Langsam bahnten sich die Flammen einen Weg zu den Kanistern mit dem Sprengstoff, doch keiner schien es zu bemerken! Als es beinahe zu spät war fand es Andrè einwenig zu warm für diese Jahreszeit. "Findest du nicht dass es hier irgendwie heiß ist?" "Hmm." Murmelte Alain vor sich her bis er ein knistern wahrnahm. Er drehte sich um und entdeckte das immer größer werdende Feuer. "Wir müssen sofort von hier verschwinden hier fliegt gleich alles in die Luft!" Die beiden rannten so schnell sie konnten hinter den dichten Hecken hindurch die überdeckt waren mit Schnee. Kaum waren sie in Sicherheit explodierten auch schon die ersten Holzkanister mit dem Sprengstoff. Oscar bekam einen ordentlichen Schreck und hatte mühe ihr Pferd wieder zum stehen zu bringen. "Wieso ist der Sprengstoff in die Luft geflogen?" "Ich fürchte diese Frage kann ich Euch nicht beantworten Lady Oscar." Der Graf hatte gerade sein Pferd unter Kontrolle gebracht als die nächsten Kanister in die Luft flogen. Es knallte noch lauter auf als beim ersten Mal, Teile der Kanister flogen durch die Luft und trafen Alain und Andrè beinahe am Kopf. Andrè packte Alain am Kragen. "Verdammt Alain!!! Du hast uns beinahe umgebracht!!" schrie ihn Andrè wütend an. Andrè hatte völlig vergessen wo sie eigentlich waren, er stand da, Alain immer noch am Kragen haltend, Girodel der die beiden bemerkt hatte schaute sie mit einem verärgerten Blick an, wenn Blicke töten könnten wären die beiden nun wohl Tod. Schnell duckten sich die beiden wieder und schlichen davon. "Lady Oscar? Ich glaube nun kann ich Eure Frage doch beantworten." "Ich höre!" "Es waren zwei Eurer Soldaten die dieses Feuer gelegt haben. Sie haben wohl einen Anschlag auf Euch geplant!" Oscar sah ihn fragend an und konnte seinen Worten keinen Glauben schenken. "Ich glaube nicht dass meine Soldaten so etwas tun würden!" betonte Oscar verärgert über Girodels Anschuldigungen. "Dann solltet Ihr einmal Alain Soisson und Andrè Grandieu befragen!" antwortete der Graf verbissen. "Das ist doch lächerlich Girodel, Andrè und Alain wären die letzten die so etwas tun würden, sie gehören zu meinen besten Soldaten!" konterte Oscar schnell. Oscar wurde immer wütender, wie konnte Girodel nur so etwas von ihrem Soldaten behaupten und ihre eignen Soldaten würden niemals einen Anschlag auf sie ausüben. Nein, ihre Soldaten waren ihr treu ergeben, dies war vielleicht anfangs nicht so, aber die Zeiten hatten sich geändert. Und solange Alain sie als Kommandant anerkannte war alles in Ordnung!
 

"Alles läuft schief, wir haben noch nicht einmal die Pferde geholt und wir können nicht einmal hören was die beiden reden, was denkst du was die über die Explosion reden?" "Ich weiß es nicht Andrè aber Girodel hat uns beide gesehen, vielleicht hat er das alles Oscar erzählt und dann sind wir erledigt! Es ist besser wenn wir schnellst möglichst von hier verschwinden, den Plan verschieben wir auf morgen Abend wenn es dunkel ist." Andrè nickte und die beiden verschwanden vom Grundstück der Kaserne.
 

Girodel versuchte noch immer Oscar davon zu überzeugen dass Alain und Andrè das Feuer gelegt hatten und er die beiden gesehen hat. "Das mit der Explosion kläre ich später, ich wollte Euch nur sagen dass ich Euch nicht heiraten werde, nicht heute und nicht in Zukunft!" kaum hatte Oscar diese Worte ausgesprochen riet sie davon und ließ Girodel stehen.

Girodel blieb verärgert zurück und konnte sich damit nicht wirklich abfinden. Er wollte Oscar doch noch fragen wer in Zukunft an ihrer Seite sein sollte, doch dazu hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt.
 

"Endlich wieder zu Hause." Schnaufte Andrè überglücklich. Der Tag war ganz schön anstrengend für ihn gewesen, vor allem weil Dinge passiert sind die nicht hätten dürfen passieren. "Alain, lass uns noch ein Bier trinken." Alain willigte ein und die beiden genossen vor dem Kamin im Hause de Jarjayes den Alkohol. Andrè ärgerte sich, dass der ganze Plan so schief gelaufen war. Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Moment, an dem Oscar diese Nachricht erhalten hatte. Vor ihm erschien das bleiche Gesicht das Oscar am Vorabend hatte, sie war so bleich gewesen wie der Mond und so still wie die Nacht als sie erfahren hatte das sie den Grafen Girodel heiraten soll. Die Augen hatte sie für einen kurzen Moment geschlossen und ihr Atem ging ganz leise. Er wurde durch Alains Stimme aus seinen Gedanken gerissen. Die beiden redeten über dies und jenes, auch über den heutigen Tag und sie mussten beide laut auflachen als sie daran dachten, es war wirklich zu komisch gewesen wie Girodel die beiden angesehen hatte. So als hätte er ein Gespenst gesehen. "Was gibt es denn hier zu lachen?" Das Gelächter der beiden Männer verstummte als Oscar den Raum betrat. "Wir haben über alte Zeiten geplaudert Kommandant, ist das etwa verboten?" Alain lachte erneut auf und amüsierte sich. "Nein... natürlich nicht.." "Was ist mit dir Oscar?" fragte nun Andrè der fand, dass Oscar ziemlich nachdenklich und in sich gekehrt aussah. "Es ist nur... Girodel hat heute behauptet das zwei meiner Soldaten einen Anschlag auf mich geplant hätten und er meinte er hätte die beiden gesehen." Alain und Andrès Herz begann schneller zuschlagen, sind sie wirklich ertappt worden? Ist es nun endgültig vorbei mit ihnen? Und wie würde wohl ihre Strafe aussehen? Andrè wollte Oscar gerade die Wahrheit gestehen. Sie griff aber in dem Moment nach einem Bier und meinte: "Aber ich weiß natürlich das es alles nur Unsinn ist, ich weiß doch das meine Soldaten niemals einen Anschlag auf mich planen würden. Das ist alles nur noch lächerlich!" Nach diesen Worten hielt er es allerdings für besser zu schweigen.
 

Alain verabschiedete sich auch schon bald von den beiden und Andrè viel wieder in seine gewohnten Gedanken, die Gedanken die ihn schon seit heute Morgen quälten. Oscar hatte Alain zur Tür begeleitet, als sie zurück kam sah sie ihren Andrè, schlafend und mitgenommen vor dem Kamin sitzen. "Andrè?" Oscar bekam keine Antwort mehr von Andrè. Sie setzte sich auf den Boden und legte ihren Kopf auf seinen Schoss, sie war entsetzlich müde und wollte nur noch schlafen. Morgen, ja morgen kann ich es dir endlich sagen, dachte Oscar, bevor sie einschlief. Die beiden verharrten bis in die frühen Morgenstunden in dieser Stellung.

Enttarnt

11.Kapitel

Enttarnt
 

Am nächsten Morgen verbrachte General de Jarjayes die Zeit damit denjenigen zu finden der die Sprengstoffladung gezündet hatte. Dies war enorm wichtig da es hätte sein können das die Soldaten in großer Gefahr waren und vielleicht wieder ein Anschlag geplant werde. Andrè der mitbekommen hatte wie Oscar ihrem Vater davon berichtet hatte, wusste dass dieser nicht eher ruhen würde bis er den Täter gefunden hatte. Früher oder später würde er herausfinden wer es gewesen war. Bei diesem Gedanken wurde Andrè bange und er hätte schwören können das er in dem Moment kreide bleich war.
 

Während Oscar den ganzen Tag in der Kaserne war um nach irgendwelchen Spuren zusuchen, lenkte sich Andrè ab in dem er mit Valerie endlich den gewünschten Schneemann baute. Er wusste das nun auch der Zeitpunkt gekommen war um Valerie zusagen was mit ihrem Vater war. Valerie nahm diese Nachricht dass ihr Vater einen Unfall hatte überraschenderweise gut auf, André war erleichtert darüber. Als André dem Schneemann gerade den letzten Gegenstand verpasste kam Alain in Windeseile angerannt. "André... " schnaufte er völlig außer Atem. "Die suchen auf dem Grundstück der Kaserne nach Spuren!" Viel es ihm voller Aufregung über die Lippen. Die beiden entfernten sich einige Schritte von Valerie weg und verschwanden um die Ecke. "Oscar hat ihrem Vater davon berichtet." Flüsterte André so leise dass man ihn kaum hören konnte. Alain lehnte sich gegen die kalte Mauer des Hauses und meinte: "Wenn er herausfindet dass wir es waren, sind wir wohl den Rest unseres Lebens Soldaten gewesen." "Wir hätten es gestern Oscar erzählen sollen, es war ja keine Absicht, wir hätten es ihr sagen sollen bevor sie zu General de Jarjayes gegangen ist." "Das ist jetzt schon zu spät!" Versuchte Alain, André klar zumachen, doch dieser hatte mit der ganzen Sache noch nicht abgeschlossen, es durfte einfach nicht so weit kommen das sie enttarnt werden. "Wir müssen unter allen Umständen verhindern das sie uns erwischen, was denkst du was passiert wenn Oscar erfährt das ich so einen Schwachsinn hinter ihrem Rücken getan habe. Das würde sie mir niemals verzeihen." André sah zu Boden als er diese Sätze aussprach, denn er war den Tränen nahe. Die beiden besprachen einen weiteren Plan und verschwanden. Sie wussten nicht dass sie von jemandem belauscht wurden.
 

Als Oscar am späteren Abend nach Hause kam, viel ihr ein das sie André ja noch mitteilen wollte das ihr Vater nichts gegen eine Beziehung zwischen ihnen einzuwenden hätte. Sie stellte allerdings rasch fest das André nicht zu Hause war und auch von ihrem Vater oder Mutter war nichts zusehen. Die beiden mussten wohl länger arbeiten, dachte sie bei sich. Gerade als sie sich ein Buch in ihrem Zimmer aus dem Regal nehmen wollte, riss jemand die Tür auf und polterte ins Zimmer, Oscar viel vor Schreck das Buch aus der Hand. "Valerie, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt." "Oscaaaaar!" Das Mädchen war furchtbar aufgebracht und hopste wild umher. Oscar versuchte sie zu beruhigen. "Was ist denn los?" "Du hast doch heute am Frühstückstisch erzählt dass jemand Sprengstoff in die Luft gejagt hat?" "Ja das habe ich." Lächelte Oscar. "Ich weiß wer das getan hat!!" Oscars Augen weiteten sich und sie sah Valerie fragend an. "Du weißt wer das getan hat?" Valerie nickte kurz und begann dann weiter zu erzählen. "Ich habe heute Morgen mit André einen Schneemann gebaut und dann kam Alain vorbei. Die beiden sind hinter einer Hausecke verschwunden und haben darüber geredet was sie mit dem Sprengstoff getan haben." Oscar traute ihren Ohren nicht, hatte Valerie wirklich gerade André und Alain gesagt? Sie schüttelte heftig den Kopf um klar bei Verstand zu werden. "Valerie? Wo sind die beiden hingegangen?" Diese Frage konnte Valerie Oscar nicht beantworten, so zog Oscar los um die beiden zu suchen und sie vor weiterem Blödsinn abzuhalten. Oscar konnte nicht verstehen wieso Alain so etwas getan hatte, noch weniger konnte sie verstehen dass André so etwas getan hatte. Sie dachte das er sie liebt und sie dachte das sie ihm vertrauen kann, doch er hatte ihr von dieser Sache nichts erzählt, ihr wurde nun auch klar wieso Andrè sie nicht in die Kaserne mit begleitet hatte.
 

Oscar gingen tausend Dinge durch den Kopf während sie unterwegs zur Kaserne war. Sie hatte Glück und entdeckte die beiden unter einer hell beleuchteten Laterne kurz vor dem Eingang der Kaserne. Die beiden Männer waren allerdings damit beschäftigt über irgendetwas zu streiten und bemerkten nicht wie Oscar auf ihrem Schimmel daher ritt. "Alain, Andrè!" Oscar schrie ihre Namen so laut sie konnte. Die beiden hörten Augenblicklich auf zustreiten und sahen zu Oscar hinauf die nun mit ihrem Pferd neben ihnen stand. Ihr Blick ließ nichts gutes verheißen, sie sah wütend aus.

"Was gibt es den Kommandant?" fragte Alain unschuldig wie ein Lamm. Alains Worte machten Oscar innerlich noch wütender, so dass sie sich kaum noch zurück halten konnte. Sie fasste sich jedoch gleich wieder und tat so als wüsste sie von nichts. "Was macht ihr beiden hier vor der Kaserne?" fragte sie nun in einem normalen Tonfall. Oscar war nun sehr gespannt auf die Antwort der beiden Männer. "Wir wollten deinem Vater bei der Spurensuche behilflich sein Kommandant Oscar." Schoss es aus Alain heraus. Andrè stand da und sagte nichts, was hätte er auch sagen sollen? Er hatte nicht vor irgendetwas zusagen, Lügen würden die Sache nur noch schlimmer machen, dachte er bei sich. Er wollte Oscar nicht belügen und doch konnte er ihr die Wahrheit nicht enthüllen. Mit diesen Worten verlor Oscar die Beherrschung, sie kochte innerlich und ärgerte sich darüber das sie angelogen wurde. "Eine halbe Wahrheit ist auch eine ganze Lüge!" Oscar sah die beiden mit einem giftigen Blick an, wie sie es immer tat wenn sie Feinden gegenüberstand. Ihr Blick ließ die beiden erstarren. "Was habt ihr euch bloß dabei gedacht? Seit ihr nun völlig verrückt geworden?" Oscar war außer sich und musste nach Luft ringen. Sie ärgerte sich so sehr darüber das ihr ganz mulmig zumute wurde. Alain und Andrè wollten gerade etwas sagen als Oscar wütend ihr Pferd zum Galopp antrieb und davon ritt. Die beiden folgten ihr zu Fuß.
 

Es begann zu regnen. Dicke Tropfen klatschten auf die Erde und der Wind blies heftig, er wehte Oscar ihre Haare ins Gesicht. Mit zittrigen Fingern strich sie diese beiseite und stieg vom Pferd. Mittlerweile rannte sie und es regnete immer heftiger. Pfützen bildeten sich und die Straßen leerten sich. Das Atmen fiel ihr immer schwerer, ihr wurde schwindlig und sie musste anhalten. Keuchend suchte sie nach Halt, fand aber keinen und fiel. Hart schlug Oscar auf und schloss die Augen. Sie lag mitten auf dem Bürgersteig, doch niemand kam um ihr zu helfen. Sie wollte aufstehen aber es gelang ihr nicht. Der Regen drang durch ihre Sachen, ihr wurde immer kälter. Tränen liefen über ihre Wangen. Ein letztes Mal versuchte sie sich aufzurichten es gelang, zumindest teilweise. Laut schnaufend hockte sie sich an eine alte Eiche. Sie spürte die raue Rinde durch ihre Uniform hindurch. Es regnete weniger nur noch vereinzelte Tropfen fielen auf die Erde nieder. In dem Moment kamen Alain und Andrè die Strasse entlang, die zuvor auch Oscar gegangen war. "Oscar... was ist mit dir?" fragte André voller Sorge. "Was mit mir ist??? Ihr habt mich belogen, meine eigenen Leute haben mich belogen und hintergangen!" Tränen liefen über Oscars Wangen. "Oscar... das war doch keine Absicht." Versuchte Andrè zu erklären. Oscar sagte kein Wort mehr, raffte sich wieder auf und ging weiter ihren Weg. Sie war erschöpft wie nie zuvor als sie zu Hause ankam. Ihr wurde erneut schwindlig, zitternd öffnete sie die Tür des Hauses und trat ein.
 

Alain und Andrè rannten so schnell sie konnten zum Anwesen der Jarjayes, sie wollten unbedingt mit Oscar darüber reden was geschehen war. Sie mussten ihr klar machen dass sie diese Tat nicht mit Absicht getan haben. Die beiden betraten außer Atem das Anwesen und suchten Oscar auf. "Sie wird sicher in ihrem Zimmer sein, Alain warte du hier auf mich." Oscar saß in ihrem Stuhl am Kamin als es an der Tür Klopfte. Noch bevor Oscar etwas sagen konnte, betrat Andrè auch schon ihr Zimmer. Sie sah ihn müde und erschöpft an ohne ein Wort zusagen. "Oscar... das haben wir nicht gewollt. Aber ich wollte dich doch nicht verlieren an Girodel." Sagte Andrè ruhig während er neben sie trat. "Andrè... mein Vater hat nichts gegen eine Verbindung zwischen uns, das wollte ich dir schon gestern sagen aber du bist eingeschlafen und ich wollte dich nicht aufwecken. Lass uns nun über etwas anderes reden." Antwortete sie ihm mit zitternder Stimme. Sie seufzte leicht und nahm seine Hand, sodass ihre Finger ineinander verschlungen waren. Den Schwindel den sie nun empfand sänftige ihre Wut und ließ sie vergessen was vorgefallen war.
 

Andrè konnte es kaum glauben, es kam ihm vor als durchlebte er gerade einen Traum. General de Jarjayes hatte tatsächlich nichts gegen eine Verbindung zwischen seiner adligen Tochter und einem normal bürgerlichem. Andrè nahm sie in den Arm und sie drückte ihn eng an sich. Er barg sein Gesicht an ihren Hals und nahm ihren lieblichen Geruch auf. Andrè fühlte wie sie lächelte und schmiegte sich noch enger an sie. Nach einer Weile schob sie ihn von sich weg und sah ihn an. Sie lächelte und gab ihm dann einen vorsichtigen Kuss auf die Lippen. Dann beobachtete sie ihn wie er auf den Kuss reagierte, doch er zog sie gleich wieder heran und sie küssten sich innig, bis Oscar den Kuss beendete. "Was ist mit dir?" Sie lächelte ihn nur an und sagte eine Weile nichts. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und sagte: "Mir ist nur noch etwas schwindlig von vorhin, mach dir keine Sorgen." Sie lächelte ihn wieder an und sah ihm tief in die Augen. "Dann solltest du jetzt besser schlafen gehen." Er wante sich zum gehen. "Andrè? Ich.. " Ihr Atem stockte, sie brachte es einfach nicht über die Lippen was sie sagen wollte. "Ja, Oscar?" "Kann ich heute Nacht bei dir bleiben?" Es viel Oscar in diesem Moment schwer Andrè um so etwas zu bitten. Sie hatte doch sonst keine Angst davor Leute um etwas zu bitten, doch wenn es um die Liebe ging viel es ihr gewiss nicht leicht. "Wenn du es möchtest." Oscar hatte diese Frage nicht umsonst gestellt, es ging ihr nicht gut und sie hatte Angst diese Nacht alleine zu verbringen. Sie hatte Angst vor dem was noch kommen würde. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn, ihr wurde erst heiß und dann kalt. Sie stand wehrlos da und versuchte auf Andrè so zu wirken als wäre mit ihr alles in bester Ordnung. "Ich bin schrecklich müde, macht es dir was aus wenn ich schon schlafen gehe?" "Natürlich nicht, ich werde dann auch gleich schlafen gehen, ich verabschiede mich nur noch schnell von Alain." Oscar machte ihr Kissen zurecht und zog die Bettdecke über sich. Sie konnte nur noch hören wie die Zimmertür ins Schloss viel, danach schlief sie müde ein.

Der Kampf mit dem Körper

12.Kapitel

Der Kampf mit dem Körper
 

Unruhig wälzte sich Oscar nachts in ihrem Bett von einer Seite auf die andere, Andrè beobachtete sie dabei. Als sie dann am nächsten morgen schweißgebadet aufwachte, fühlte sie sich einwenig besser. Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest das sie verschlafen hatte, rasch zog sie ihre blaue Uniform an und rannte die Treppen hinunter in die Küche wo auch schon Sophie und Andrè sassen. Andrè verabschiedete sich gerade von seiner Grossmutter und machte sich gleich an die Arbeit. Oscar dachte jetzt noch nicht daran in die Kaserne zu gehen, sie hatte es vor gehabt aber entschied sich dann anders. Sophie beobachtete Oscar beim Frühstücken. "Du siehst müde und erschöpft aus, mein Kind." Oscar sah auf und antwortete mit einem Lächeln. "Du solltest dich ausruhen und nicht immer so viel arbeiten!" Die alte Dame setzte sich neben Oscar an den Tisch. Oscar konnte nicht aufhören zu denken, soll sie der alten Dame erzählen dass es um ihre Gesundheit im Moment nicht gut steht? Oder sollte sie es für sich behalten? Oscar konnte sich nicht entscheiden, ihre Gedanken flogen von dem einen zum anderen. Sophie sah sie besorgt und zugleich ängstlich an. "Ich.." stockte Oscar kurz und sprach dann weiter "..ich kann nachts kaum noch schlafen, jeden Morgen wache ich schweissgebadet auf. Das ganze hat vor ein paar Tagen angefangen. Ich fühle mich nicht gut, ich bin müde und erschöpft..." Mehr brachte sie nicht mehr über ihre trockenen Lippen. "Kindchen, ich bin doch immer für dich da, ich werde einen Arzt rufen er soll dich gründlich untersuchen." "Das ist nicht nötig Sophie."
 

Doch Sophie dachte nicht daran auf Oscar zuhören, sie rief sogleich den Arzt und brachte Oscar schliesslich doch noch dazu sich untersuchen zulassen. Nach der Untersuchung betrat Sophie, in der Annahme das Oscar schlafen würde, leise das Zimmer. Doch sie hatte ihre Augen geöffnet und starrte aus dem Fenster das nah ihres Bettes war. Erst als Sophie sie auf die Krankheit ansprach drehte sich ihr Kopf langsam, geradeaus blickend zu Sophie. "Lady Oscar was hat der Arzt gesagt?" Oscar sass da wie in Trance. Äusserlich wirkte sie stark, aber innerlich war sie so in dem Moment weich und zerbrechlich. "Es ist alles in Ordnung Sophie." Versicherte Oscar der alten Dame. Langsam stieg sie aus ihrem Bett und lief wie in Zeitlupe auf das Fenster zu. Sie streckte ihre rechte Hand aus und berührte damit die kalte Scheibe, dann liess sie sich langsam in ihren Sessel vor dem Fenster fallen und lehnte ihr Gesicht gegen die kalte, angelaufene Scheibe. Sie hatte mühe die Augen offen zu halten und wirkte müde, sehr müde. Es war nicht diese angenehme Müdigkeit, die man fühlt, wenn man einen schönen und erlebnisreichen Tag gehabt hatte. Es war nicht diese zufriedene Müdigkeit. Man konnte fast meinen, sie war gerade im begriff, die Müdigkeit neu zu definieren. In ihren Augen war kein glänzen mehr! Traurige Augen blickten auf den Boden. Sophie beobachtete Oscar die umgeben war von Traurigkeit. Sie fühlte sich hilflos in ihrer Umgebung und wusste nicht wie sie ihr helfen sollte. Reden wollte sie nicht, sie blieb nur stumm in ihrem Sessel sitzen. Sophie wusste das Oscar in manchen Situationen alleine sein wollte, deswegen verließ sie verwirrt ihr Zimmer und ließ sie alleine zurück.
 

Als die Sonne schon im begriff war unterzugehen, kam Andrè von der Arbeit nach Hause. Oscar hatte ihr Zimmer den ganzen Tag über nicht verlassen, sie hatte nicht einmal ihren Männern Bescheid gegeben das sie heute nicht kommen würde. "Großmutter musste Oscar heute zur Königin?" fragte Andrè verwundert darüber das er Oscar nicht in der Kaserne angetroffen hatte. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken runter als er Sophie und General de Jarjayes in der Küche sitzen sah. Stillschweigend saßen sie da, als sei jemand gestorben. "Andrè, mein Junge!" Sophie stand auf und eilte Andrè entgegen. "Oscar sitzt schon den ganzen Tag in ihrem Zimmer, sie kommt nicht runter um zu Essen und sie ist völlig in sich gekehrt." Diese Mitteilung ließ Andrè nicht mehr los, er eilte so schnell er konnte in Oscars Zimmer. Als dieser jedoch das Zimmer betrat, sah Oscar nicht einmal auf um zusehen wer gekommen war. Der Raum war verdunkelt, keine einzige Kerze brannte. Durch den hellen Mond der bereits durchs Fenster schien konnte Andrè gerade noch erkennbar Oscars Gesichtszüge erkennen. Langsam näherte er sich ihr, bis er vor ihr stand. Schnell stellte er fest das sie tief und fest schlief, unter ihrer Hand die auf ihrem Bauch ruhte lag ein Buch. Sanft hob Andrè ihre Hand und nahm das Buch beiseite. Als er Oscar noch einmal kurz ansah erschrak er so sehr das er den Halt verlor und rückwärts zu Boden viel. Oscar hatte ihre Augen geöffnet und sah ihn wie erstarrt an, ihre Augen jagten ihm eine Heiden Angst ein. Ihre Pupillen bewegten sich nicht, es sah so aus als wäre sie erblindet und konnte nichts mehr sehen. Andrè rieb sich den Rücken denn ihn durch den Sturz schmerzte. Oscar blinzelte mit den Augenliedern zwei- dreimal und erwachte aus ihrer Trance. "Andrè...." Sie lächelte ihn an, zumindest versuchte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Gerade wollte sie sich aus ihrem Sessel erheben als Andrè sie zurück hielt. "Bleib nur sitzen, du siehst müde aus." Sie lehnte sich wieder zurück in den Stuhl und atmete müde einmal tief ein und wieder aus. Sitzend fasste sie sich an den Hinterkopf, Kopfschmerzen machten sich deutlich bemerkbar. Ihr Blick wanderte zum Fenster. "Oscar möchtest du lieber alleine sein?" Während sie zum Fenster hinaus starrte nickte sie knapp. André verstand nicht was in Oscar vorging, es viel ihm sichtlich schwer sie da alleine sitzen zulassen und einfach zugehen. Doch sie hatte es so gewollt, Oscar würde schon zu ihm kommen wenn sie es für richtig hält, mit diesem Gedanken beruhigte er sich einwenig und verließ schweren Herzens ihr Zimmer.
 

Oscar schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch, so als wurde ihr gerade eine schwere Last abgenommen. Doch so war es nicht, die Last war immer noch da und sie würde nicht eher weichen bis sie akzeptieren würde dass sie nun mal eine Frau war. Vergangenheit ist Vergangenheit und das musste sie endlich begreifen. Sie konnte nicht mehr abschalten, ihre Gedanken kreisten ständig um die Diagnose die der Arzt ihr gestellt hatte. Tief in ihr lauerte Angst. Eine Angst, die in ihr Gänsehaut verursachte und ihre Sinne auf eigentümliche Art schärfte. Irgendwo im Unterbewusstsein flackerte für einen Augenblick ein unangenehmes Gefühl. Sie bereute es schon fast dass sie Andrè weggeschickt hatte, doch sie wollte alleine sein, sie wollte über so manches nachdenken. Noch weitere Stunden blieb sie Gedanken versunken im Stuhl sitzen, bis sie endlich zu akzeptieren begann dass sich vieles verändern würde. Sie war an einem Punkt angelangt, an dem sie sich entscheiden musste, und das tat sie. Oscar stand auf. Sie war etwas wacklig auf den Beinen, sie hatte zulange in diesem Stuhl gesessen. Barfüssig lief sie im Dunkeln durch ihr Zimmer, öffnete leise die Tür und lief den langen Flur entlang zur Treppe die in die untere Etage führte. Unten angekommen schlug die Uhr die neben der Treppe stand gerade Mitternacht. Ob wohl noch jemand wach war? Dachte Oscar während sie sich durch die dunklen Gänge tastete. Plötzlich entdeckte sie im hintersten Raum des Hauses ein Licht das durch die Spalte am Boden schien. Im Speisesaal musste also noch jemand sein! Dachte sie leise für sich. Von drinnen hörte sie die Stimme des Kindermädchens. Oscar verstand die Worte nicht. Es war ein Brei aus Silben, unverständliches Singsang, ohne jegliche Bedeutung. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt breit. Verschwommen konnte sie die Umrisse ihres Vaters ausmachen und zog die Tür umgehend wieder zu. Sie zitterte innerlich, bei der Vorstellung ihrem Vater, Andrè und Sophie ihre Diagnose zu verraten. Sie zitterte jetzt am ganzen Körper. Vor Kälte? Oder aus Angst? Sie wusste es nicht. Verzweifelt wühlte sie in ihrem Kopf nach einem Sinn, weshalb sie jetzt hier vor der Tür stand, um diese Sache zu klären. Sie zwang sich nun zur inneren Ruhe und wagte einen zweiten Versuch den Saal zu betreten. Sie legte ihre Hand langsam auf die Türfalle und drückte die Klinke nach unten. Nun war sie offen. Sie hielt den Atem an und betrat entschlossen den Raum. Sechs Augen sahen sie an als hätten sie einen Geist vor sich. "Guten Abend." Sagte Oscar ganz gelassen, lief um den halben Tisch herum und setzte sich auf einen leeren Stuhl. Alle sahen sie nur an und sagten keinen Ton bis sie auf ihrem Stuhl saß. "Oscar! Mein Kind, wie geht es dir?" fragte nun der General besorgt. "Mir geht es gut Vater, ich hatte wohl nur so eine Phase in der ich in ein tiefes Loch viel." Andrè sah sie schief an. Oscars Blick begegnete dem von Andrè, sie wusste das Andrè diese Sache nicht glauben würde, doch die Hauptsache war das ihr Vater diese Ausrede glaubte. Es wurde an diesem Abend noch lange geredet und Oscar hoffte mehr und mehr dass endlich alle ins Bett gehen würden, doch niemand stand auf und verließ den Speisesaal. Es war Zeit den Tisch zu verlassen sonst würde sie ja zu nichts mehr kommen. "Ich gehe etwas an die frische Luft und danach schlafen." Der General nickte ihr zu. Bevor Oscar das Zimmer verlassen konnte hielt sie Andrè zurück. "Warte Oscar! Ich komme mit dir." Nun hatte sie erreicht was sie wollte, sie konnte endlich mit Andrè alleine sein und mit ihm über alles reden was sie bedrückte.

Das Geständnis

13.Kapitel

Das Geständnis
 

Die beiden liefen zusammen durch den Rosengarten, schon nach kurzer Zeit machte Oscar halt. Sie sah Andrè an und lächelte leicht. Lange und schweigend sah sie ihn an bis er sie leidenschaftlich auf den Mund küsste. "Ich liebe dich Oscar!" hauchte er leise nachdem er den Kuss beendete und nahm sie sanft in den Arm. "Andrè..." Oscar setzte zu einem Satz an der wohl der schwierigste in ihrem Leben sein würde "....ich muss dir etwas wichtiges sagen..." Andrè lockerte die Umarmung etwas und sah sie fragend an. "Was denn Oscar?" "Ach Andrè, es ist so furchtbar schwer, diese Last zu tragen. Das ganze macht mich noch ganz krank!" schluchzte sie nun laut. "Was redest du da? Welche Last Oscar?" Andrè hatte viele Fragen aber Oscar schwieg und sagte eine Weile lang nichts. Andrè fing immer mehr an sich Sorgen um Oscar zumachen. Gerade als er etwas sagen wollte, schoss aus ihr heraus was sie so sehr beschäftigte und was ihr tief auf der Seele lag. Sie gestand Andrè in dieser Nacht unter Tränen das sie schwanger war. Oscar senkte den Blick und schaute auf ihren Bauch, er zeigte noch keine Wölbung, aber da drin wuchs ein Kind heran. Sie legte ihre Hand darauf, dann schaute sie auf, Andrè direkt ins lächelnde Gesicht. Oscar konnte sich nur schwer damit abfinden das in ihr jetzt ein Leben heran wuchs, was dazu führte das sie mehrere Wochen schwer darunter litt. Andrè hingegen freute sich darüber, doch Oscars Angst liess ihn trotzdem nicht los, er wusste das es schwer für sie war da sie ein Lebenlang das Leben eines Mannes gelebt hatte. Die beiden erzählten dem General und dem Kindermädchen keinen Ton davon. Der General wusste zwar dass die beiden zusammen waren aber das Oscar auch noch schwanger war wäre sicherlich für den Anfang zu viel für ihn gewesen, auch wenn er einverstanden war mit der Wahl seiner Tochter.
 

Es waren schon einige Monate vergangen. Oscar hatte bereits leichte Probleme ihre Figur vor ihrem Vater und dem Kindermädchen zu verstecken. Sie trug meistens weite Kleidung so dass man ihren bereits gewachsenen Bauch nicht sehen konnte. Sie hatte sich mittlerweile auch an den Gedanken gewöhnt das sie nun immer dicker werden würde, Frauenkleider trug sie aber deswegen noch immer keine und das würde sie wahrscheinlich niemals in ihrem Leben. Die Uniform konnte sie auch nicht mehr tragen, sonst hätte man sofort bemerkt das sie einen Bauch bekommen hätte da sich diese eng an ihren Körper geschmiegt hätte, aus diesem Grund war sie auch kaum mehr bei der Königin und war sehr oft zu Hause. Wenn sie die Königin tatsächlich einmal sehen wollte, zog sie sich ein weißes weites Hemd an, das etwas festlicher aussah. Oscar und Andrè hatten ein paar wunderbare Monate hinter sich und beide waren überaus Glücklich und zufrieden. Oscars Verhalten blieb dem General jedoch nicht verborgen, er fragte sich ständig warum Oscar keine Uniform mehr trug. Eines schönen Tages beorderte er seine Tochter in sein Büro, er wollte eine Erklärung für ihr Verhalten haben. "Oscar, mein Kind!" Begann der General steng. "Ich möchte das du mir erklärst warum du keine Uniform mehr trägst. Auch möchte ich von dir wissen weshalb du die Königin nicht mehr aufsuchst wenn sie darum bittet. Ich habe heute einen Brief von Königin Marie Antoinette erhalten und sie lässt fragen ob du krank seist, da sie dich kaum noch zu Gesicht bekommt." Während der General auf sie einredete wanderte ihr Kopf von einer Ecke zur anderen. Sie wollte ihrem Vater nicht in die Augen sehen, sonst hätte sie womöglich Dinge verraten die zu viel für ihren alten Vater gewesen wären. "Oscar!!!" Oscar zuckte heftig zusammen und sah ihren Vater an. "Ich rede mit dir!!!" "Ja... Vater...." General de Jarjayes wartete ungeduldig und mit verärgertem Blick auf eine Antwort seiner Tochter. "Es ist so Vater... ich habe nun mal nicht mehr die Zeit dazu die Königin zu besuchen." "Du hast KEINE ZEIT???!!" Der General schlug wütend beide Fäuste auf den Tisch, so das einige Gegenstände zu zittern begangen. Oscar erschrak ein zweites Mal und kniff die Augen zusammen. "Die Sache mit Andrè ist dir offensichtlich zu Kopf gestiegen! Hör mir zu Oscar! Wenn du nicht sofort deinen Diensten nachgehst werde ich dafür Sorgen das hier andere Seiten aufgezogen werden! Und keine Zeit, das ich nicht lache, du sitzt den ganzen Tag hier zu Hause herum und tust außer ein paar mal hinaus gehen GAR NICHTS!!!" Das -gar nichts- betonte der General besonders zornig. Kurz darauf verließ Oscar niedergeschlagen das Büro ihres Vaters, sie musste ihrem Vater Folge leisten, sonst würde er womöglich versuchen Andrè von ihr fern zu halten oder vielleicht würde er Sophie und Andrè weg schicken und sie müssten in der Stadt leben, weiter weg von ihr. Sie malte sich alles Mögliche aus was mit Andrè geschehen könnte und weil sie ihn auf keinem Fall verlieren wollte überlegte sie sich wie sie ihrem Vater folge leisten konnte. Sie musste sich dem Willen ihres Vaters beugen und ihre Dienste wieder aufnehmen. Oscar hatte wenig Lust zur Söldnertruppe zurück zukehren um die Soldaten anzuführen und sich mit den täglichen Konflikten herumzuschlagen. Doch hatte sie eine Wahl? Nein die hatte sie nicht!
 

Mühsam zog sich Oscar ihre blaue Uniform an und streifte sich eine etwas weitere Jacke über die zur Uniform dazu gehörte, auf diese Weise konnte sie verhindern dass man ihre Figur sah. Sie streifte sich ihre weißen Handschuhe über ihre zarten Hände und zog ihre Stiefel an. Es war ein merkwürdiges Gefühl für sie nach langen fünf Monaten endlich wieder auf ihr Pferd zu steigen und in die Kaserne zu reiten, normal tat sie das ja jeden Morgen. "Gehst du weg?" Zwei glubsch Augen schauten zur Tür herein, es war Valerie die Oscar traurig ansah. "Ja, ich muss leider in die Kaserne." Valerie sah Oscar an das sie darüber überhaupt nicht erfreut war. Sie streckte Oscar eine weiße Rose entgegen. "Die hab ich selbst gepflückt extra für dich, sie soll dir Glück bringen." Oscar lächelte und nahm die Rose an sich. "Danke." Sie steckte sich die Rose an ihre Uniform und gab Valerie einen Kuss auf die Stirn.

Die Männer staunten nicht schlecht als sie ihrem Kommandanten daher galoppieren sahen. Sie hatten gerade mit Alain der die Truppe zurzeit anführte eine Expedition. Während Oscar beobachtete wie Alain seine Arbeit ausübte, fand sie dass er diese Sache sehr gut macht. "Kommandant Oscar, ich dachte ihr bleibt einige Monate der Kaserne fern!" Alain stand nun vor ihr und sah sie fragend an. Oscar schwieg und sagte keinen Ton, sie trieb ihr Pferd zum traben an und blieb nach wenigen Schritten vor dem Eingang der zu ihrem Büro führte stehen. Langsam stieg sie von ihrem Pferd und zog sich ihre Handschuhe aus. "Kommandant?" Alain war ihr hinter her gelaufen und wollte eine Antwort auf seine Frage, doch Oscar sah ihn nur mit einem stechenden Blick an. Als sie sich dann auch noch von ihm abdrehte und den langen Flur richtig Büro hinunter lief gab Alain auf.
 

"Hey Alain, ich habe uns Brote und Fleisch mitgebracht, lass uns Mittagessen." Andrè klopfte auf Alains Schulter. "Sag mal Andrè! Was macht Oscar in der Kaserne?" "Vielleicht wollte sie nach dem rechten sehen oder uns besuchen. Komm schon lass uns nun Essen, sie wird schon ihre Gründe haben." "Nah wenn du meinst." Die beiden setzten sich gemütlich unter einen Baum, es war ja bereits Frühling geworden und der Sommer ließ auch nicht mehr lange auf sich warten. Während Andrè die Sonne genoss machte sich Alain immer noch Gedanken wegen Oscars Rückkehr in die Kaserne. "Als ich Oscar darauf angesprochen haben was sie in der Kaserne macht hat sie nicht einen Ton gesagt. Ihr Verhalten ist äußerst merkwürdig!" Alain ließ es auch keine Ruhe das Oscar ihn nicht einmal begrüßt hatte oder gefragt hat wie es in der Kaserne so zu und her geht.

Andrè sah ihn fragend an, nun fragte auch er sich was wohl mit Oscar los war. Diese Frage wurde ihm schnell beantwortet, die beiden schluckten gerade den letzten Bissen ihres Brotes hinunter als Oscar auf den Exekutierplatz trat. "Männer angetreten!!" tönte es lautstark aus Oscars Mund. Die ganze Söldnertruppe versammelte sich in Reih und Glied auf dem Platz und hörte gespannt was ihr Kommandant mitzuteilen hatte. Den Männern war nun klar dass ihr Kommandant in die Kaserne zurückgekehrt war. Die weiße Rose an Oscars Uniform glitzerte im Licht der Sonne.
 

"Wir gehen heute nach Paris und kundschaften die Lage aus, ich erwarte von euch allen das ihr euch nach Leuten umschaut die Ware stehlen. Es soll eine Räuberbande unterwegs sein, die Söldnertruppe hat den Auftrag erhalten diese festzunehmen. Seit wachsam und unterschätzt die Bande nicht, sie ist sehr gerissen! Teilt euch in zweier Gruppen auf, Alain übernimmt das Kommando! Ihr dürft nun wegtreten..."

Alain wollte gerade mit Andrè aufbrechen, doch Andrè wollte erst wissen wieso Oscar in die Kaserne zurückgekehrt war, deswegen schickte er Alain voraus und meinte er komme dann nach. Alain dachte jedoch nicht daran alleine los zugehen und beschloss auf Andrè zu warten. Oscar schwang sich von ihrem Pferd hinunter und wollte zurück in ihr Büro als Andrè sie zurück hielt. "Oscar?" Oscar blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich zu ihm um. "Was tust du hier? Ich dachte du willst dich ausruhen, was auch besser für dich wäre mit diesen Umständen." "Du machst dir zu viele Gedanken Andrè, mir geht es blendend." Sie lächelte ihm zu. "Wenn du meinst, dann bis später Oscar." Er drehte sich wieder von ihr ab und lief zu Alain zurück. "Was war das eben?" Fragte nun Alain neugierig. "Was meinst du?" Andrè wusste nicht was sein Freund damit meinte. "Nah dieses unter diesen Umständen, schon vergessen?" Andrè wusste nicht was er auf diese Frage antworten sollte, deswegen schwieg er. Doch Alain versuchte weiter Andrè auszuquetschen. "Krieg ich keine Antwort?" Andrè sah seinen Freund kurz an, richtete seinen Kopf aber sogleich wieder nach vorn. "Du glaubst wohl das findet keiner raus?" Alain fing auf einmal laut an zulachen. Andrè fand das allerdings nicht besonders witzig. Er war jetzt reichlich sauer und ballte seine Fäuste. "Alain!!! Du solltest dich lieber auf den Kampf mit der Diebesbande vorbereiten statt hier so große Töne zuspucken!!" "Keine Sorge" Alain zwinkerte mit dem rechten Auge "ich werde es für mich behalten." Die beiden liefen gemeinsam durch die Gassen von Paris um die Diebesbande ausfindig zumachen, Alain beobachteten die Leute ganz genau. Andrè hingegen beobachtete eher Alain und fragte sich schon die ganze Zeit wie er das herausgefunden hatte. Er konnte es doch gar nicht wissen, niemand hatte es ihm gesagt. Andrè ließ die Sache keine Ruhe mehr und wollte Gewissheit. "Alain? Wie hast du es herausgefunden?" "Frauen sieht man so etwas an." Andrè staunte nicht schlecht über Alains Antwort, doch wenn er es Oscar ansah, wer denn noch? Auf diese Frage wollte er lieber keine Antwort haben, vielleicht wusste es der General längst und seine Großmutter auch. Er schob die Gedanken fluchtartig beiseite und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. Der Himmel verdunkelte sich und Regen fing an vom Himmel zufallen. Langsam wurde es Abend und keiner schien mehr alleine in den Gassen unterwegs zu sein.
 


 


 

(Ich weiss das eine Schwangerschaft nicht unbedingt zu Oscar passt aber ich denke auch das sie durchaus in der Lage gewesen wäre ein Kind auszutragen. Natürlich hätte sie sicherlich Probleme damit gehabt und hätte bestimmt Angst davor gehabt weil es etwas völlig neues für sie gewesen wäre. Nah ja ich hoffe dieses Kapitel gefällt euch trotzdem.)

Allein in der Nacht

Das Kapitel ist leider etwas kurz geworden, sorry -.- aber hatte nicht so viel Zeit zum schreiben da ich Urlaub hatte und meistens unterwegs war.
 


 

14.Kapitel

Allein in der Nacht
 

Nur eine einzige Person wanderte allein durch die leeren Gassen. In einen langen grünen Mantel gehüllt schienen weder Regen noch Kälte sie zu stören. Da sie nicht einmal die Kapuze ins Gesicht gezogen hatte, um sich ein wenig vor dem herabfallenden Wasser zu schützen, klebten mehrere Strähnen des langen blonden Haares in ihrem Gesicht, doch auch das kümmerte sie nicht. Ebenso wenig die Tatsache, dass ihre Kleidung mittlerweile vollkommen durchnässt war. Zielstrebig setzte Oscar ihren Weg fort, vorbei an duzenden geschlossener Fensterläden, vorbei auch an den beleuchteten Fenstern mehrerer Gaststuben, aus denen immer wieder fröhliches Lachen klang. Nicht ein einziges Mal blieb sie stehen. Sie achtete kaum auf ihre Umgebung, nahm alles nur begrenzt wahr, so sehr war sie in ihre Gedanken vertieft. So erreichte Oscar schließlich den Marktplatz und erst hier blieb sie einen Augenblick zögernd stehen ehe sie langsam zum Brunnen in der Mitte des Platzes weiterging und sich auf dessen Rand niederließ. Deutlich hörte sie in der Stille sein leises Plätschern und das Prasseln des Regens auf dem Pflaster. Es war stockdunkel, da der Marktplatz völlig unbeleuchtet war. Oscar blickte zum Himmel hinauf. Nicht einen einzigen Stern konnte sie ausmachen, der es geschafft hätte die dicke Wolkendecke in dieser Nacht zu durchdringen.
 

Es war niemand da, der die Tränen bemerkt hätte, die über ihre Wange liefen und sich mit den Regentropfen vermischten und von ihnen fort gewaschen wurden. Sie verstand es bis heute nicht was mit ihr vorging, sanft legte sie ihre Hände auf ihren Bauch und fühlte ihren leicht angeschwollenen Bauch. Sie mochte Kinder sehr, aber das sie selbst einmal eines austragen würde hätte sie nie für möglich gehalten. Ja, manchmal freute sie sich sogar darüber! Sie wollte Andrè dieses Kind schenken, sie wusste dass es ihm sehr viel bedeutete. Er musste ohnehin schon so lange darauf warten bis seine Liebe von ihr erwidert wurde. Viele Jahre hatte er gelitten, alles wegen ihr, weil sie zu dumm war, seine Liebe zu erkennen. Im Vergleich zu all diesen Schmerzen die er ertragen musste, ist das was sie gerade durchlebt und durchmachen muss nichts dagegen. Auf einmal fühlte sie einen leichten Stich an ihrer linken Brust, die Rose hatte ein Dorn durch ihre Uniform bis hinunter auf die Haut gebohrt. Vorsichtig nahm sie die Rose ab und betrachtete sie mit einem traurigen Blick. Ein starker Wind zog auf, der ihre Haare zum wehen brachte. Ihr Mantel flatterte von einer Seite zur anderen. Schützend hielt sie ihre beiden Hände um die Rose, so dass kein einziges Blatt davon verloren gehen konnte. Sie entfernte sanft die eine Dorne die noch an der Rose war und befestigte diese wieder an ihrer Uniform. Mit fließenden Bewegungen stand sie auf und vergrub ihre Hände in den Manteltaschen. Raschen Schrittes entfernte sie sich vom Markplatz und bog in eine dunkle und finstere Gasse ab. Dies war eine Abkürzung die ihr mehr als bekannt war, die Gasse führte direkt zur Kaserne. Alles war stockfinster und nichts war zuhören, außer der Regen der auf dem Pflaster der Gasse aufprallte. Oscar wusste nicht wieso, aber sie hatte mit einemmal das Gefühl verfolgt zu werden. Sie beschleunigte ihre Schritte, es waren nur noch wenige Meter bis die Kaserne in Sichtweite war. Die Gasse hatte sie nun hinter sich gelassen, die letzte Hürde war eine Brücke und danach war sie am Ziel angelangt. Der Schock saß jedoch bei ihr tief als sie einige Meter hinter sich tatsächlich Schritte vernahm. Sie zog ruckartig ihren Degen und drehte sich um, doch der Gehweg war leer und wieder war nur der Regen zuhören. Es war, als stünde nun jemand hinter ihr, dessen Blicke über ihren Körper wanderten. Sie wagte es kaum sich umzudrehen, doch sie musste ihren Weg weiter gehen. Wie in Zeitlupe drehte sie sich langsam in die Richtung in die sie weiter gehen wollte um. Direkt vor ihren Augen stand er, sein Gesicht trug einen kalten, abschätzigen Ausdruck. Ganz in schwarz gekleidet, streckte er seine Hand nach ihr aus, es schlossen sich die schwarzen Handschuhe um ihren Hals, pressten gegen ihre Kehle.

Doch er wollte sie nicht erdrosseln, sondern er stieß sie, nötigte sie mit rauer Gewalt und der rohen Kraft seiner steinernen Hände rückwärts, auf die Brücke zu. Als sie in seine Augen sah, begegnete ihr Gelächter, Härte, ein Lächeln voll Grausamkeit. Ihr Fuß trat rückwärts und glitt ins Leere, sie schoss hinterrücks die Brücke hinab die kein Geländer hatte um sich irgendwie daran festzuhalten. Als sie in die Tiefe hinabstürzte, sah sie ihren Angreifer dort oben stehen. Oscar blieb einige Sekunden unter Wasser, bis sie einige Meter weiter vorne wieder an die Oberfläche gelangte. Sie hustete stark, sie hatte so viel Wasser geschluckt, dass sie beinahe erstickte. Der Fluss hatte eine starke Strömung die es ihr unmöglich machte an Land zugelangen. Sie spürte dass sie nicht mehr lange durchhalten würde, sie fühlte wie ihre letzte Kraft dahin schwand.
 

Nicht weit entfernt liefen Alain und Andrè durch die Strassen von Paris und hielten auf dem Rückweg zur Kaserne noch immer Ausschau nach der Diebesbande. "Das war ja ein totaler Reinfall, diesen Ausflug hätten wir uns sparen können." Ärgerte sich Alain. Andrè schmunzelte "Du findest doch alles langweilig." "Es macht nun mal keinen Spaß wenn man nichts zu prügeln hat." Die beiden waren die letzten zwei Soldaten der Söldnertruppe die in der Kaserne ankamen. Der Rest der Truppe hatte sich bereits auf dem Platz der Kaserne zusammen gefunden. "Alain da seit ihr ja endlich." Girodell der scheinbar auf Alain gewartet hatte trat auf ihn zu. "Wo habt ihr Oscar gelassen? Ich habe ihr etwas Wichtiges mitzuteilen." "Oscar ist in ihrem Büro." Antwortete Andrè knapp. "Im Büro befindet sich niemand." "Dann scheint sie wohl nach Hause gegangen zu sein, ihr müsst verstehen, sie ist in besonderen Um...!" Andrè trat Alain mit seinem Ellenbogen unsanft in die Hüfte. Girodel beobachtete das ganze misstrauisch, er bestand auf der Stelle darauf dass einer der beiden ihm erklärte was hier gespielt wurde. "Ich glaube nicht dass euch Oscars Gesundheitszustand etwas angeht!" zischte Alain. "Wie ihr meint, ich werde Oscar selbst aufsuchen und mit ihr sprechen." Verärgert drehte sich Girodel mit seinem Pferd weg und ritt in Richtung Anwesen der Jarjayes davon. Alain tritt mit seinem Fuß gegen eine Straßenlaterne und Fluchte vor sich hin. Andrè hingegen schnappte sich eines der Pferde im Stall der Kaserne und galoppierte Girodell hinterher, er durfte es nicht zulassen das er herausfand in welchen Umständen Oscar sich befand. Und was wäre wenn Oscar noch nicht zu Hause war? Girodel würde ihren Vater nach dem Gesundheitszustand seiner Tochter ausfragen und das war das letzte was er wollte.
 

"Girdodel was für eine Überraschung!" General de Jarjayes schüttelte erfreut die Hand des Grafen "Was führt euch zu mir?" "Es geht um eure Tochter General." Nachdem der General sich angehört hatte weshalb Girodel zu ihm gekommen war, bat er ihn umgehend in sein Büro. "Das trifft sich gut." Antwortete der General und zeigte dem Grafen mit einer Handbewegung das er sich auf den einen Stuhl vor seinem Pult setzten soll. Oscars Vater schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf seinen Arbeitsstuhl. "Ich wollte eigentlich nur mit eurer Tochter sprechen General de Jarjayes." "Meine Tochter ist noch nicht zu Hause." Der General schenkte sich ein Glas Wein ein und roch genießerisch daran. "Wollt ihr nicht auch ein Glas Wein?" Graf Girodel lehnte mit einer kurzen Handbewegung dankend ab. "Victor, meine Tochter hat heute ihre Dienste wieder aufgenommen und müsste in der Kaserne anzutreffen sein." "In der Kaserne befindet sie sich nicht, Alain sagte mir dass sie vielleicht bereits nach Hause gegangen sei." General de Jarjayes hörte dem Grafen aufmerksam zu. Noch einmal goss er sich ein Glas voll mit Rotwein. "Mir ist bereits aufgefallen das Oscar sich äußerst seltsam....." er stockte kurz und lauschte "... einen Moment!" sagte er nun knapp und lief zur Tür, diese riss er hastig auf. Niemand anderer als Andrè viel ihm nun zu Füssen. "Andrè!!! Was tust du hier??" Andrè richtete sich auf und sah den strengen Blick des Generals. Ertappt klopfte er sich die Kleidung ab.
 

"Wieso belauscht du unser Gespräch?? Ich bin mir sicher dass du uns einiges über Oscar erzählen kannst." "Ich??" Andrè zeigte mit seinen Händen auf sich und zwinkerte mit den Augen. "Haha, bestimmt nicht General de Jarjayes." Der General sah ihn verärgert an und glaubte ihm kein Wort. Er zeigte mit seinem Zeigefinger auf den zweiten Stuhl der vor seinem Schreibtisch stand. Andrè trat der Schweiß auf die Stirn. Der alte Herr verlangte tatsächlich von ihm dass er sich auf den Stuhl neben Girodel setzte, wer weiß was er ihn alles fragen würde.

Ein Enkel?

15.Kapitel

Ein Enkel?
 

„Kommen wir zur Sache!“ General de Jarjayes fing an, Andrè langsam zu umkreisen und Andrè folgte mit seinem Blick jedem seiner Schritte. Bald darauf setzte sich Andrè auf den Stuhl neben Girodel, wie General de Jarjayes es sich gewünscht hatte. Ihm war mulmig zumute, da er nicht wusste was auf ihn zu kam. „Ich möchte von dir wissen wo meine Tochter sich herum treibt!?“ Andrè war wirklich überrascht, dass ihn der General so etwas fragte, er hatte bereits mit schlimmerem gerechnet. Entspannt gab er dem General eine Antwort auf seine Frage. „Sie hatte der Truppe befohlen eine Diebesbande ausfindig zumachen, die Truppe ging ohne sie los. Als die gesamte Truppe zurück in der Kaserne war, war Oscar nicht mehr anwesend General de Jarjayes.“ „Soll das etwa heißen dass sie ihren Pflichten nicht wieder nachgegangen ist?“ Andrè verstand nicht was der General damit meinte, er wusste ja nicht was für eine Ansprache er seiner Tochter gehalten hatte. „Wie darf ich das verstehen?“ „Oscar hat ihre Pflichten in der letzten Zeit sehr vernachlässigt und so etwas dulde ich nicht Andrè!“ Die Stimme des Generals wurde allmählich lauter. „Ich bin ja mal auf ihre Erklärung gespannt!“ „Aber…General…“ Etwas leiser, fast schüchtern versuchte Andrè ihm eine Erklärung für Oscars Verhalten zu geben. „…Oscar ging es in letzter Zeit nicht so besonders, deswegen war sie auch oft zu Hause.“ „Das interessiert mich nicht Andrè!!“ Wütend stand der General von seinem Stuhl auf, er stand ans Fenster und hielt Ausschau nach seiner Tochter. Was der General nicht wusste war, dass Andrè innerlich bereits kochte vor Wut. Wenn der General so weitermachen würde, könnte es gut sein, dass er bald etwas sagen würde das nichts Gutes für die Ohren des Generals wäre. „General de Jarjayes? Soll ich mich aufmachen und Eure Tochter suchen?“ „Nein Victor! Ich werde ihr schon die gerechte Strafe für ihr Verhalten erteilen wenn sie wieder zurückkehrt!“ Eine Strafe? In ihrem Zustand? Diese Sache kam für Andrè überhaupt nicht in Frage. „Sie werden gar nichts!!!“ Außer sich stand Andrè vom Stuhl auf und ballte seine Hände aus Wut zu Fäusten. Seine Miene war ernst, nicht erzürnt, auch nicht leidend. Nur ernst. Erzürnt über diese Worte warf der General ihm zornige Blicke zu. „Andrè?! Was erlaubst du….“ Der General konnte seinen Satz nicht mehr zu Ende bringen. Ein stolpern, krachen und klirren auf dem Flur ließ ihn aufschrecken. Andrè reagierte schneller als der General und riss die Tür des Arbeitszimmers auf um nachzusehen was da draußen los war. Sophie hatte doch tatsächlich das gesamte Geschirr fallen lassen. „Großmutter, ist alles in Ordnung?“ Andrè eilte an ihre Seite und half ihr vom Boden auf. „Andrè mein Junge, mach dir keine Sorgen um mich, mir ist nichts geschehen!“ „Weshalb seid ihr gestürzt?“ Wollte nun der General wissen, der hinter Andrè aus dem Zimmer gerannt war. „Ich bin ausgerutscht General de Jaryajes, hier um die Ecke liegen Wasserflecken.“ Die Augen des Generals weiteten sich überrascht. Gleichzeitig fragte er sich woher die Wasserpfützen herkamen, die, wie er gerade in dem Moment erkannte, die Treppen hinauf in die Schlafgemächer führten.
 

Dem General blieb keine Zeit zum nachdenken, gleich darauf hallte ein Weinen und Seufzen durch das Anwesen. Victor und Andrè erstarrten. Schnell forderte der General die anderen auf ganz leise zu sein, da er vermutete das sich eine fremde Person im Haus aufhält. „General, wir müssen nachsehen wer da oben ist…“ Gab das Kindermädchen leicht zitternd zu verstehen. „Das werden wir, ich hole nur noch schnell meinen Degen aus dem Arbeitszimmer, ihr wartet hier!“ Befahl der General streng und entfernte sich von ihnen. Erneut hallte etwas durch die Gänge, es war ein Jammern, danach folgte toten Stille. Andrè kam nun die Stimme mehr als bekannt vor und eilte die Treppen hinauf. Als er nach rechts sah entdeckte er seine Oscar auf dem Fußboden. Regungslos lag sie da, sie hörte nur noch Schritte auf sich zukommen, danach verlor sie das Bewusstsein. General de Jarjayes, der Andrè mit dem Degen gefolgt war, wurde ganz bleich im Gesicht als er Oscar bewusstlos in Andrès Armen liegen sah. Ihre Uniform war vollkommen zerfetzt, schmutzig und total durchnässt. „Mein Gott, was ist mit ihr?“ Fragte nun Victor der ebenfalls die Treppen hinauf gerannt kam. Der General fasste sich wieder und schickte Sophie los um einen Arzt zu holen, Andrè befahl er, Oscar auf ihr Zimmer zu bringen.
 

Der junge Mann trug Oscar auf ihr Zimmer wie es ihr Vater befohlen hatte und entledigte sie dort erst einmal ihrer nassen Kleidung. Danach zog er ihr ein Nachthemd über und legte sie in ihr Bett. Ihr Körper war kalt. Oscar öffnete nach einer Weile ihre Augen. „Andrè…mir ist so kalt…“ Andrè setzte sich auf die Bettkante und half ihr zum sitzen auf. Müde lehnte Oscar ihren Kopf gegen seine Schulter. „Oscar, was ist passiert?“ Sie antworte ihm nicht, er konnte nur ihren leisen Atem hören. Auch er lehnte sich nun gegen sie und presste sie an sich um sie aufzuwärmen. Als sie sprach, konnte er ihre Stimme zittern hören. „Da…war ein Mann, er hat mich in den Fluss gestoßen….“ Sie lehnte ihren Kopf nun gegen seine Brust und schloss die Augen. Sie wollte nicht reden, sie wollte nur in seinen Armen liegen, wollte, das dieser Augenblick in dem Moment nie endet. Doch es klopfte bald an der Tür und der Hausarzt der Familie de Jarjayes trat ein. Andrè musste das Zimmer verlassen und draußen vor der Tür warten. Diese Minuten in denen der Arzt bei Oscar war, machten Andrè fast wahnsinnig. Der General und Victor die ebenfalls vor der Tür warteten waren beide ebenfalls sehr besorgt um Oscars Zustand. Den beiden entging allerdings nicht wie Andrè nervös im Flur auf und ab lief. Auch entging ihnen nicht, dass Andrè mehr als besorgt aussah. Oscars Vater spürte das da mehr war. „Andrè du machst uns alle noch wahnsinnig mit deinem auf und ab gehen.“ „Entschuldigt.“ Er stoppte, versuchte sich zu beruhigen, kontrollierte seine Atmung und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Zwei Gedanken führten in seinem Kopf einen wilden Kampf: Angst und Wut, Angst das Oscar das Kind vielleicht durch die Anstrengung verloren hat, Angst vor der Diagnose des Arztes die ihn erwartete. Und Wut darüber das er sie alleine gelassen hatte und nicht besser auf sie aufgepasst hatte. Immer noch hob und senkte sich sein Brustkorb in besorgniserregendem Tempo. Er schaute sich um. Vier Augen sahen ihn besorgt an. „Andrè? Was ist los mit dir? Weißt du vielleicht mehr als wir?“ „General de Jarjayes… sie sollten da etwas wissen….Oscar…sie…ist schwanger.“
 

In dem Moment ging die Tür auf und der Arzt kam heraus. „Sie dürfen nun zu ihr meine Herren.“ Niemand sagte mehr etwas. Andrè ließ den General mit dieser Nachricht zurück und ging zu Oscar. Etwas geschockt schloss Graf Girodel die Tür zu Oscars Zimmer nachdem Andrè hineingegangen war. Er fand es nun äußerst unpassend da rein zugehen. Der General war derselben Meinung. Auch er war geschockt über diese Sache, doch die Tatsache, dass es ein Junge werden könnte machte die Sache für ihn nur noch halb so schlimm. Bisher gab es nur immer Mädchen in der Familie, deswegen hoffte er nun darauf, dass es einmal einen Jungen in der Familie geben würde. Zusammen mit Victor trank er an dem Abend noch ein Glas Rotwein, natürlich trank er auf seinen ‚Enkel’ der bald schon geboren werden soll. Oscars Vater wusste allerdings noch nicht ob Oscar das Kind durch die Strapazen vielleicht verloren hatte, doch an diese Sache dachte er in dem Moment nicht.

Victor war weniger erfreut über diese Sache, er wollte doch Oscar heiraten, doch diese Sache konnte er sich nun abschminken. Für ihn und Lady Oscar gab es nun mal keine Zukunft, zumindest keine die mit Liebe enden würde. Betrübt saß er an diesem Abend im Arbeitszimmer des Generals. „Victor? Was hab ihr den, ihr seht so nachdenklich aus!“ Der Graf reagierte nicht auf die Worte des Generals sondern stand auf und wandte sich zum gehen. „Es ist schon spät General de Jaryajes, ich wünsche euch eine gute Nacht.“ Bevor der General noch etwas sagen konnte, war der Graf bereits gegangen. Oscars Vater wusste das diese Sache für Girodel gewiss nicht leicht zu verkraften war, da er seine Tochter liebte. Doch selbst diese Sache konnte dem General an diesem Abend die Laune nicht verderben, er bekam schließlich bald einen ‚Enkel’.

Ein glückliches Ende

Das letzte Kapitel ist ziemlich kurz geraten, ich werde die Fanfic aber später noch einmal überarbeiten.
 


 

16.Kapitel

Ein glückliches Ende
 

Oscar schlief tief und fest als Andrè an ihr Bett kam. Besorgt beobachtete er sie noch ein paar Stunden lang, bis er selbst vor Müdigkeit einschlief. Kaum war Andrè eingeschlafen flackerten Oscar Augenlider und sie erwachte aus ihrem Schlaf. Verschlafen sah sie sich um, nun wusste sie wo sie war. Die Erinnerung an den Mann in schwarz kam wieder und sie wurde unruhig. Sie wollte nicht mehr an sein finsteres Gesicht und das Gelächter das er von sich gab denken, sie wollte vergessen. Als Oscar wieder realisiert hatte was wirklich passiert war, machte sie sich ein wenig Gedanken um das Ungeborene das sie in sich trug. Während sie die Decke zur Seite warf, begrub diese Andrès Kopf unter sich, Oscar hatte noch gar nicht bemerkt das er mit seinem Kopf abgestützt auf ihrem Bett schlief. Vorsichtig nahm sie die eine Seite der Decke von seinem Kopf hinunter und legte sie neben Andrè. Er bewegte sich leicht, so das Oscar sicher war das er gleich aufwachen würde, doch er schlief weiter. Oscar schlich sich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und huschte die Treppen hinunter. Unten angekommen stellte sie erstaunt fest das Licht durch einen kleinen Spalt vom Arbeitszimmer ihres Vaters drang. Sie beschloss nachzusehen was ihr Vater zu so später Stunde noch tat. Leicht knarrend schob sie die Tür zu seinem Zimmer auf und erkannte ihren Vater schlafend auf seinem Schreibtisch. Oscar musste schmunzeln. Neben dem General lag eine umgekippte Flasche Wein, einige Tropfen des Weins waren auf einigen Papierzetteln verteilt. Wenn das nur keine wichtigen Dokumente waren, dachte sich Oscar und stellte die Weinflasche sachte auf. Ein kurzes Schnarchen des Generals ließ Oscar zusammenzucken. General de Jarjayes erwachte aus seinem Schlaf und erkannte gleich seine Tochter vor sich. „Oscar…?“ Der alte Herr dachte zuerst er hätte ein Gespenst gesehen als seine Tochter vor ihm stand, doch er erkannte schnell das es wirklich so war. „Was tust du hier? Du gehörst doch ins Bett!“ Ihr Vater war außer sich. Oscar sah ihn nur erstaunt an und fragte sich was in ihren Vater gefahren war. „Ich wollte in die Küche aber dann habe ich hier Licht gesehen.“ Erklärte Oscar ihrem Vater. Der General betrachtete seine Tochter nun ganz genau von oben bis unten, sein Blick blieb auf der Höhe ihres Bauches stehen. Er konnte noch immer nicht glauben, dass seine Oscar tatsächlich schwanger sein soll und musste sich vergewissern.
 

Zum ersten Mal seit Monaten erkannte er das es wirklich so war. Wieso war er nur all die Monate so blind gewesen und hatte es nicht einmal bemerkt. Oscar bemerkte erst nach kurzer Zeit auf was ihr Vater starrte und sie geriet in Panik. Sie hatte doch tatsächlich vergessen in welchen Umständen sie war und schlich nachts mit einem weißen Nachthemd bei dem man den Bauch genaustes sehen konnte durchs Haus. Wie konnte sie nur so dumm sein! Nun hatte ihr Vater bestimmt alles bemerkt. Oscar wollte sich gerade umdrehen und schnellstens verschwinden als ihr Vater sie ansprach. „Oscar, ich weiß Bescheid!“ betonte der General, natürlich hatte er sofort bemerkt das Oscar ihn so seltsam angesehen hatte. Sie drehte sich wieder zu ihm um und senkte den Blick. „Ich war anfangs geschockt darüber das muss ich ehrlich zugeben…“ gestand der General. Oscar war glücklich darüber das ihr Vater es akzeptierte und umarmte ihn dankend.
 

In den nächsten Wochen entwickelte sich zwischen Oscar und ihrem Vater eine besondere Beziehung. Der General machte sich mehr als genug Sorgen um Oscar und verdonnerte sie des Öfteren dazu fast täglich im Bett zu bleiben. Jede kleinste Körperliche Anstrengung fand er schon zu viel für sie. Während Andrè in der Kaserne arbeiten musste, gab es für Oscar nichts anderes als sich täglich mit ihrem Vater herumzuschlagen. Valerie war die einzige die Oscar zu dieser Zeit half, dass die Tage möglichst schnell vergingen. Sie gingen öfters zusammen hinaus in den Wald spazieren oder unternahmen einen Ausflug mit der Kutsche. Aber als auch Valerie einige Wochen nach Oscars Zusammenbruch von ihrem Vater Farid abgeholt wurde um nach Hause zurück zugehen, war sie mehr oder weniger ihrem Vater ausgeliefert. Doch sie freute sich auch darüber das Onkel Farid wieder vollkommen gesund war und wieder für seine Tochter da sein konnte.
 

Einige Wochen später bekam Oscar tatsächlich einen Jungen. Der General war natürlich außer sich vor Freude und feierte einen Tag nach der Geburt von Oscar und Andrès Sohn ein großes Fest im Hause de Jarjayes. Das Fest sollte für alle Gäste an diesem Abend unvergessen bleiben. Oscar verkündete an diesem Abend, dass sie den Posten beim königlichen Garderegiment aufgeben werde.
 

An diesem Abend gab Oscar nicht nur den Posten des königlichen Garderegiments auf, sie gab auch das Leben eines Mannes auf und beschloss das Leben einer Frau zuführen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (24)
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Von:  dana140
2019-07-28T04:15:03+00:00 28.07.2019 06:15
hola
pero que lindo comienzo
Von:  Yumeko-chan
2011-10-13T01:14:19+00:00 13.10.2011 03:14
Deine LO-FF ist wirklich sehr schön geschrieben und ich freue mich für die beiden, dass sie glückliche Eltern geworden sind *_*
Es gibt leider so wenige, lange, abgeschlossene und "happy end" Stories der beiden :<

Vielen Dank für deine tolle FF und hoffentlich schreibst du bald iwann mal eine neue`? Würde mich sehr freuen x3333
Von: abgemeldet
2008-06-14T14:23:32+00:00 14.06.2008 16:23
toll geschrieben echt klasse muss man wirklich sagen. Auch wie du Valerie beschrieben und ihre Persönlichkeit beschrieben hast, klasse, ich hab mich echt schrotgelacht, denn genau so ist meine kleinste cusine auch :)ein vorlautes aber doch liebeswertes kleines Gör :)Toll gemacht :)
Von: abgemeldet
2008-04-16T19:26:16+00:00 16.04.2008 21:26
ich finde deine ff super toll und ich lese sie gerade das zweite mal;-)
du hast alles super beschrieben und machst es einem leicht es nachzufühlen. da macht es auch gar nichts dass oscar eigentlich zu weihnachten geburtstag aht und da das wetter ja bekanntlich etwas kühler ist als beschrieben und leider keine rosen blühen zu dieser zeit. aber wie gesagt. ff ist fantastisch und wert mehrmals zu lesen^^

lg
Von: abgemeldet
2008-03-20T15:01:21+00:00 20.03.2008 16:01
Oh, da hab ich deine FF jetzt schon mehrmals gelesen und hab es bisher immer versäumt auch mal nen Kommi dazulassen!
na dass muss ich dann gleich mal nachholen!
Also mit einem Satz: Ich fand die Story mega klasse! Toll geschrieben! Die Idee mit der Schwangerschaft und wie Oscar damit umgeht und auch überhaupt, wie sie mitAndre zusammen gekommen ist, fand ich eine tolle Umsetzung!
Hat mir wirklich sehr gut gefallen! Auch die Gefühle von Oscar hast du sehr gut geschildet, so ähnlich hätte ich mir Oscars Reaktion im Original auch gut vorstellen können!
Von:  MuadDib
2007-04-08T21:51:37+00:00 08.04.2007 23:51
endlich! x3~
ich denke wenn das kapitel vllt überarbeitet wird wird es sicher noch viel besser lol.
ich fände es interessant zu erfahren was andré in der zeit gemacht hatm bzw wie er sich als mann verhalten hat wenn seine liebste mit schmerzen kreischend im bett liegt. lol.
ich kann mir vorstellen das oscar total ausfallend werden würde und andré da sitzt mit eingezogenem schwanz~ x3~
alles in allem eine wunderbare fanfick!

mfg
lis'beth
Von:  MuadDib
2007-04-08T20:26:02+00:00 08.04.2007 22:26
also ich fands jetz nicht so schlimm lol xD
das mit der explosion war irgendwie lustig ^^
Von: abgemeldet
2007-02-17T13:39:10+00:00 17.02.2007 14:39
wunderschöne fanfic!! bin total begeistert!!
Von: abgemeldet
2006-07-31T15:00:13+00:00 31.07.2006 17:00
schade dass das Ende nicht ausführlicher ist, hätte gern noch mehr gelesen... Aber alles in allem ein schönes Happy End! =)
Von: abgemeldet
2006-04-19T16:00:49+00:00 19.04.2006 18:00
BOAH!! André sag bloss nix, sonst wirst gleich geköpft!! Und wie gehts nun weiter mit Oscar? *neugierig is*


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