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Angels & Demons

von

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Schmerzen des Herzens

"Du musst vergessen ... Du hast keine andere Wahl."
 

Sanft und schmeichelnd klang die Stimme in seinen Ohren. Sie hörte sich so leise an, als würde sie nur von weit her erklingen und doch befand sich die Frau in seiner unmittelbaren Nähe. Er hatte keine andere Wahl, als ihrer leisen und sanften Stimme zu lauschen, die mit jeder Sekunde, die dazu kam, immer mehr seinen auf geschreckten Geist langsam beruhigte.
 

"Nur wenn du vergisst, wird der Schmerz nachlassen und verschwinden ... Und du musst sie vergessen! Schließlich ... schließlich hat sie dich verlassen."
 

Mit diesen Worten wurde ihm schmerzhaft in Erinnerung gerufen, was passiert war und sein Herz krampfte sich erneut so stark zusammen, als würde es jemand in der Hand halten und es stark zusammen drücken.
 

"Sie wird nie mehr wieder kommen und das weißt du auch ... deswegen musst du sie vergessen, wenn der Schmerz dich nicht aufzehren soll ..."
 

Er durstete immer mehr nach ihren geflüsterten Worten, die für ihn wie Wasser in der heißen Wüste waren. Worte, die ihm immer wieder von neuem versprachen, dass er nie mehr würde leiden müssen. Denn das musste er schon so viel ...
 

Doch er konnte und wollte nicht mehr. Er wollte nur noch vergessen was war und wohl auch nie wieder sein wird. Er wollte SIE vergessen. Er MUSSTE vergessen, er hatte keine Wahl. Er wollte nicht mehr leiden ... nie mehr. Denn es tat so weh ... unendlich weh ... Als SIE gegangen war, hatte sein Herz so dermaßen vor Schmerzen geschrieen, dass er am liebsten gestorben wäre. Doch das konnte er nicht und jetzt lag sein Schicksal in den Händen dieser einen Frau. Er hörte wieder ihre ruhige, besonnene Stimme, die immer noch auf ihn einredete, als würde sie ein kleines, weinendes Kind beruhigen wollen.
 

"Und du hast immer noch mich ... Ich würde dich niemals verlassen, dich alleine lassen. Ich nicht ... Ich werde auf ewig dir gehören, hörst du?"
 

Es war, als läge sich langsam ein Schleier, eine Art Nebel, um ihn, der SIE immer mehr aus seinen Erinnerungen verdrängte. Er versuchte für einen Moment, IHR Gesicht festzuhalten, damit es nicht verschwand. Es war ein kurzes Aufbegehren seines Herzens, das SIE nicht gehen lassen wollte. Es wollte SIE nicht gehen lassen, doch er wusste, dass er tun musste.
 

Und dann ... ließ er los. IHR Gesicht trieb davon, entschwand aus seinem Geist, genauso wie ihre liebliche Stimme, an die er sich nun nicht mehr zu erinnern vermochte.
 

"Wenn ich bei dir bin, wirst du nie wieder alleine sein ... Du wirst nie wieder verletzt werden ... Du wirst glücklich sein, das verspreche ich dir."
 

"Nie mehr ...!", wiederholte er. Sein Herz wurde leichter und er konnte sich endlich in die sanfte Umarmung fallen lassen, in der sie ihn hielt. Er sah in ihre klaren, braunen Augen und ab da gab es kein anderes Mädchen mehr, das sein Herz einst so zum Schreien gebracht hatte.
 

"Küss mich", forderte sie. Sie sah ihn aus eindringlichen braunen Augen an und legte ihm eine ihrer zarten Hände auf seine Wange, während sie diese streichelte. "Jetzt", fügte sie noch hinzu.
 

Er legte seine Lippe auf die ihre und er wusste, von nun an gehörten sie einander. Das war nicht mehr zu ändern. Nie mehr.
 

TO BE CONTINUED ...
 

* * * * *
 

ICH WEISS, ich sollte eigentlich KEINE neue Fic anfangen, aber mir juckt das jetzt schon seit Ewigkeiten in den Fingern! Ich versuche natürlich wie immer, durchzuhalten, auch wenn diese hier auf jeden Fall LANG werden wird. Und wenn Interesse besteht, schreibt fleißig Kommis, dann schreib ich auch weiter.
 

Sayonara

Yena-chan

Memories I - Stimmen

"Er wird dich niemals lieben ... NIEMALS!"
 

"Nein ... aber ich weiß doch, dass er ..."
 

"Du weißt GAR NICHTS! Er liebt nur mich, Kagome. Nur mich. Also gib endlich auf!"
 

* * *
 

"Wozu bleibst du in dieser Zeit, wo er dich doch niemals lieben wird ... denn ich weiß, dass du nur wegen ihm hier bleibst ... aber was hält dich jetzt noch hier?"
 

"Hoffnung ... dass er sich noch anders entscheiden wird."
 

"HOFFNUNG! PAH! Hoffnung hat nur jemand, der es nicht besser weiß. Hoffnung haben nur die Dummen und die Leichtgläubigen."
 

"Aber ich glaube daran."
 

"Oh, du dummes Mädchen. Wozu an etwas glauben, dass niemals sein wird?"
 

* * *
 

"Beweg dich nicht von der Stelle! Bleib auf jeden Fall hier!"
 

"Warum? Ich kann auf mich selbst aufpassen!"
 

"Bitte! Tu es für mich ... du bedeutest mir einfach zu viel."
 

"Und es ist trotzdem wohl noch nicht genug."
 

* * *
 

" ...gome! Kagome! Wach auf!"
 

Vor Kagome erschien Hojos Gesicht. Er schaute sie besorgt aus lieben braunen Augen an. Sie selber fühlte sich, als wäre sie durch die Mangel gedreht worden. Ihr war etwas schwindelig und sie griff nach Hojo, der vor ihr kniete.
 

"Kagome, geht es dir besser?"
 

Sie nickte langsam. "Mir ist nur etwas ... schwindelig. Was ist passiert? Wieso bist du nicht in der Uni?"
 

"Ich habe Mittagspause. Du hast geschlafen; ich wollte dich eigentlich nicht wecken, du hast ja in letzter Zeit so wenig geschlafen", sagte Hojo. Er sah ein wenig schuldbewusst aus. "Aber dann hast du plötzlich angefangen zu zittern ..."
 

Hojo hatte Recht. Sie zitterte immer noch ein bisschen. Sie fühlte, wie eine bleierne Kälte durch ihren Körper kroch. Sie schlang die Arme um sich, doch das nützte nichts. Das hier war eine andere Art der Kälte ... diese hing nicht mit der Temperatur des Raumes zusammen; denn in der Wohnung war es eigentlich sehr warm ...
 

Diese Kälte hatte andere Ursachen ... sie kam von innen heraus ...
 

Kalt ...so kalt ... Wieso ist mir so kalt?
 

Dann spürte sie, wie sie von jemand umarmt wurde und erleichtert lehnte sie sich an Hojos Brust, fühlte den rauen Stoff seiner Jacke an ihrer Wange, sein Herzschlag hallte in ihren Ohren ... Kurz fühlte sie sich geborgen in seinen Armen und die Kälte, die durch ihre Glieder gekrochen war, verzog sich wieder.
 

"Geht's wieder?", fragte Hojo sorgevoll.
 

"Hai ... ich denke schon."
 

"Wovon hast du geträumt? Du musst nicht antworten, nur wenn du willst."
 

Sie wollte eigentlich nicht mit Hojo darüber reden, zumindest nicht jetzt. Aber in gewisser Weise war sie ihm eine Antwort schuldig. "Ich habe wieder diese Stimmen gehört ... zusammenhanglose Gesprächfetzen", antwortete sie.
 

"Ich dachte, diese Träume würden nicht mehr kommen", sagte er verwundert.
 

"Manchmal doch noch."
 

"Du solltest die Vergangenheit loslassen, Kagome-chan. Sie ist passé."
 

"Ich weiß ...", sagte sie. "Ich glaube, ich geh ein bisschen frische Luft schnappen." Sie entzog sich seinen Armen und stand auf. Bevor sie ging, guckte sie Hojo noch mal an. "Arigatou, Hojo-kun."
 

"Wofür?", fragte er verwundert.
 

"Dafür, dass du einfach da bist."
 

* * *
 

"Wieso höre ich immer noch diese Stimmen? Warum? Es ist doch jetzt schon so lange her. Wieso träume ich noch davon?"
 

Sie schlang die Arme um sich, als sie kurz fröstelte. Dabei war es gar nicht kalt; Tokyo erlebte dieses Jahr einen sehr warmen Herbst. Um sie herum fielen bereits im Sekundentakt gelbe Blätter von den Bäumen. Auch wenn sie sonst eigentlich gerne in dem Park spazieren ging, fühlte sie sich heute irgendwie unruhig. Und auch rastlos. Es war, als spürte sie, dass noch etwas Großes passieren würde.
 

"Unsinn!", sagte sie sich entschlossen. "Das einzig Große, was heute noch passieren kann, ist, dass Sota die Treppe runter fällt und sich ein Bein bricht."
 

Wie sehr sollte Kagome doch Unrecht behalten. Es würde noch etwas Großes passieren. Etwas, was ihr Leben verändern würde.
 

* * *
 

"Ich werde ihn töten."
 

"Das wirst du niemals schaffen."
 

"An deiner Stelle, wäre ich mir da nicht so sicher, Kagome. Ich KANN ihn töten, und das WERDE ich auch tun! Es sei denn ..."
 

"Es sei denn, was?"
 

"Es sei denn, du gehst! Dann werde ich sein Leben verschonen ..."
 

"Ich tue alles, um ihn zu schützen. Ich würde mein Leben für ihn geben!"
 

* * *
 

"Du solltest dich langsam entscheiden, Mädchen, sonst ist deine Chance vorbei!"
 

"Hai ... ich weiß."
 

"Ich rate dir wirklich, es bald zu tun. Die Geduld meines Meisters hat Grenzen. Wenn du es bis morgen Abend, wenn die Sonne untergeht, nicht tust, ist er binnen den nächsten Tagen schon tot."
 

* * *
 

Kagome schreckte hoch; sie war schon wieder eingenickt. Wieder war ihr schwindelig und sie musste sich an dem Tisch festhalten, vor dem sie saß. Es war wie schon beim ersten Mal an diesem Tag, nur dass jetzt auch noch dröhnende Kopfschmerzen mit von der Partie waren.
 

"Hojo?", krächzte sie heiser. Hilfe suchend streckte sie die freie Hand aus, doch sie griff ins Leere. Jetzt fiel es ihr wieder ein: Hojo war wieder in der Uni.
 

Sie fühlte sich wieder so kalt. Und auch jetzt, schien die Kälte nicht von der Temperatur, sondern von ihr innen heraus zu kommen. Sie wünschte, Hojo wäre hier, damit er sie in den Arm nehmen konnte, sodass das Kältegefühl verschwand. Sie sehnte sich so sehr nach Geborgenheit und Wärme, aber vor allem sehnte sie sich nach IHM.
 

Aber das war etwas, was sie nie mehr würde haben können. Das war passé, wie Hojo-kun es gesagt hatte.
 

Vielleicht hat sie ja Recht und Hoffnung ist wirklich nur etwas für Dumme und Leichtgläubige ... Aber es wär so schön, wenn diese nicht vergebens wäre, dachte Kagome. Es wäre zu schön um wahr zu sein, wenn ich noch mal zurück könnte.
 

Stattdessen hatte sie jetzt ihr eigenes Leben wieder, das was sie immer hatte zurück haben wollen ... nur, dass Kagome es jetzt nicht mehr haben wollte. Alles fühlte sich so FALSCH an. Das war nicht mehr ihre Heimat, beinah kam es ihr vor, als wohne sie in einem fremden Land.
 

Na, wenn das nicht Ironie des Schicksals ist ...
 

Sie merkte, dass es ihr wieder besser ging, wenn sich schon wieder ihr Sarkasmus meldete. Auch das Schwindelgefühl war verschwunden, nur diese innere Kälte fühlte sie noch und sie sollte ihr auch noch ein wenig folgen.
 

Kagome stand schwerfällig auf, und wollte schon ihren Arbeitsplatz verlassen, als ihr Blick auf ihren Laptop fiel. Er war noch angeschaltet, auch wenn der Bildschirm auf STANDBY stand. Entschlossen schaltete sie den Laptop aus. Heute würde sie nichts mehr zu Papier bringen.
 

* * *
 

IN EINER ANDEREN ZEIT ...
 

"Ihr habt mich rufen lassen, Hauptmann?"
 

Ein junger Mann erschien in dem kahlen Raum. Er war nur mit dem nötigsten eingerichtet. Im Dunkeln saß eine weitere Person. Man erkannte schon an seiner Aura, dass er dämonisches Blut in sich trug, ebenso wie der Neuankömmling. Doch allein die leuchtenden Augen im Dunkeln waren schon Hinweis genug.
 

"Hai, Samui. Ich werde dich jetzt mit einer sehr wichtigen Mission betreuen."
 

"Es wird mir eine Ehre sein, mein Lord."
 

"Der Auftrag lautet wie folgt." Die Stimme des Hauptmanns war eiskalt, so als hätte der Mann schon seit langer nichts anderes mehr als Kälte gefühlt und jetzt fast schon selbst zu dem weiß, schimmernden Element geworden war. "Reise in die Zukunft -"
 

"In die Zukunft?", unterbrach Samui ihn verwundert.
 

"UNTERBRICH MICH NICHT!" Die leuchtenden Augen wurden zu Schlitzen und funkelten Samui wütend an. "Hai, in die Zukunft", fuhr er etwas ruhiger fort. "Du wirst dort eine Frau suchen. Sie ist die Reinkarnation von Kikyo, der ehemaligen Hüterin des Shikon no Tama. Sie heißt Kagome. Finde sie und bring sie her. Das ist dein Auftrag. Und er beginnt JETZT!"
 

"Verstanden, Hauptmann."
 

Ein eisig kalter Wind fegte durch das einzige Fenster in den Raum. Samuis schwarzer Mantel flatterte spielerisch in dem Wind, die roten Augen blitzten. Dann war der Dämon weg, fort getragen von dem kalten Wind. Zurück blieb die einsame Person mit den leuchtenden Augen, die in den Schatten saß.
 

* * *
 

500 Jahre in der Zukunft fuhr eine junge Frau mit schwarzen Haaren aus ihrem Schlaf hoch. Sie saß senkrecht im Bett. Sie keuchte schwer, ihre braunen Augen waren weit aufgerissen und die Hände krallten sich in die Bettdecke, sodass sie Knöchel weiß hervor traten.
 

Sie wusste, dass das nicht nur ein einfacher Traum war. Noch nie war ihr etwas so klar gewesen, wie das: Das war kein Traum. Es war tatsächlich passiert. Jemand, den sie noch nicht mal kannte, hatte den Befehl gegeben, sie, Kagome, zu entführen.
 

Sie werden kommen ... Sie wollen MICH ... aber WARUM??
 

TO BE CONTINUED ...
 

* * * * *
 

Und das Rätsel Raten geht weiter! Yeah! Ich weiß, alles noch sehr verwirrend. Aber es wird sich später noch klären, wie die Fäden ineinander verstrickt sind. Auch sorry, dass das Kapi net so lang ist, aber das ganze muss auch erst einmal anlaufen^^
 

Yena-chan

Back to ...

"Hojo-kun! WACH AUF!"
 

Kagome rüttelte Hojo heftig an der Schulter, doch im Halbschlaf schlug er Kagomes Hand beiseite, grub sich noch mehr in die Kissen und murmelte etwas von "Will noch schlafen ... viel zu früh ..."
 

"HOJO - ES IST DRINGEND!" Langsam schwand Kagomes Geduld, vor allem da sich langsam Panik in ihr breit machte. Schon allein bei dem Gedanken, dass dieser Dämon jeden Augenblick im Zimmer stehen könnte, machte sie fast starr vor Angst.
 

Endlich öffnete er die Augen und blinzelte sie an. Gelassen wie immer setzte er sich auf und gähnte, kein bisschen beunruhigt von der aufgebrachten Kagome, die an seinem Bett stand.
 

"Was ist denn los, Kagome?", fragte er schläfrig.
 

"Sie werden mich holen!"
 

Ihre Augen huschten zum Fenster, als eine große Wolke den Mond verdeckte. Es wurde noch dunkler im Zimmer, als es schon war.
 

"Hä? Wer wird dich holen?"
 

"Ein Youkai in der Sengoku-Jidai hat den Befehl gegeben mich zu entführen!"
 

"Nani? Ein Youkai will dich entführen?", fragte er lieber noch mal nach. "Woher weißt du das?"
 

"Ich hatte einen Traum ... es war so etwas wie eine Vision", antwortete sie zögernd, doch dann fügte sie umso entschlossener hinzu: "Ich bin mir sicher, dass das wirklich passiert ist! Onegai, Hojo-kun, du musst mir glauben, dass ich mir das nicht nur eingebildet habe!"
 

"Ist ja schon gut, Kagome-chan, ich glaube dir!", sagte er und stieg schnell aus dem Bett. Eilig schlüpfte er in seine Klamotten, die über einem Stuhl hingen. "Hast du schon deinen Bogen geholt? Den wirst du vielleicht brauchen."
 

"Hai ... du hast Recht!" Wie immer hatte er Recht. Daran hätte sie auch selber denken können. Sie rannte hinüber in ihr Zimmer und holte ihren Bogen aus dem Schrank, den Köcher hängte sie sich wie üblich um die Schulter.
 

"Wer bist du?!"
 

Kagome gefror auf der Stelle. Das war Hojos Stimme gewesen, das hieß, der Youkai war schon hier. Die Furcht kroch ihr immer mehr in die Glieder, lähmte sie und ließ sie zittern.
 

"Wo ist die Frau? Wo ist die Reinkarnation von Kikyo?"
 

"Von mir erfährst du es sicher nicht!"
 

Die beiden Stimmen hallten zu ihr herüber. Die eine, Hojos Stimme, aufgeregt und laut, überschlug sich fast, doch die andere war kalt und emotionslos. Kagome zwang sich einen Pfeil aus dem Köcher zu nehmen und ihn an die Sehne zu legen. Ihre Finger zitterten, konnten den Pfeil nicht ruhig halten.
 

"Sag - mir - sofort - wo - sie - ist!"
 

"Ah ...- Sie ... ist nicht ... hier."
 

Er erwürgt ihn!, schoss es ihr durch den Kopf, als sie Hojos Röcheln hörte. Nein, nicht Hojo! Das hat er nicht verdient! Nicht nach all dem, was er für mich getan hat!
 

Ihre Füße trugen sie zurück zu Hojos Zimmer, auch wenn alles in ihr schrie, sie solle die Beine in die Hand nehmen und laufen. Doch sie zwang sich weiter zu gehen, Schritt für Schritt, bis sie endlich im Türrahmen stand. Kälte schlug ihr entgegen, und eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus.
 

Kalt ... wieso ist es bloß wieder so kalt?
 

Sie sog stark die Luft ein, als sie Hojo und den Youkai namens Samui in der Dunkelheit ausmachte. Der Youkai stand dort in dem Zimmer, ein grauschwarzer Umhang umhüllte ihn und schlang sich um seinen kräftigen Körper. An seiner Seite trug er ein Schwert, voll gesogen mit böser Energie. Glühende rote Augen trafen die ihren, und unwillkürlich wich sie zurück, als hätte sie sich verbrannt.
 

"Na also ... du bist ja doch hier." Ein fürchterliches Grinsen umspielte seine Lippen
 

Ihre Hand mit dem sie den Bogen hielt, zitterte immer mehr und sie rang um ihre Fassung, als sie Hojo sah. Dieser baumelte in der Luft, gehalten wurde er von einer Hand, die sich fest um seine Kehle schloss. Er wand sich in dem Griff, versuchte sich zu befreien, doch alles was er höchstens erreichte, war, dass Samui den Griff ein bisschen lockerte.
 

"Kagome, renn! RETTE DICH!"
 

"Nein, ich werde nicht gehen." Sie war fast von sich selber erstaunt, wie gefasst ihre Stimme klang, obwohl sie immer mehr das Gefühl hatte, ihre Beine wären aus Pudding und suchten sich gerade den richtigen Zeitpunkt dafür zusammenzubrechen.
 

"Du bist mutiger als ich gedacht habe", sagte der Youkai. Plötzlich lächelte er. "Oh, verzeih, wo bleiben meine Manieren? Mein Name ist Samui, Sohn des großen Towo aus dem Süden."
 

"Was willst du von mir?"
 

"Ich? Gar nichts, meine Liebe, ich soll dich nur wieder in meine Zeit bringen und dort zu meinem Meister Jagan", antwortete er. Noch immer lächelte er und hielt Hojo auch weiterhin am Hals fest. Er schien kurz seinen Griff gelockert zu haben, denn Hojo atmete schnell.
 

"Lass meinen Freund los, sonst schieße ich!"
 

"Denkst du etwa, du triffst mich? Versuch es gar nicht es, Schätzchen!"
 

Kagome ließ den Pfeil los, und ihn umgab das vertraute violette Licht - doch schon in der nächsten Sekunde wünschte sie sich, sie hätte nicht losgelassen. Denn Samui brachte sich selber aus der Schussbahn, und der Pfeil traf jemand anderen.
 

"O MEIN GOTT! HOJO-KUN!"
 

Nein, nein, ich hab ihn getroffen! Ich hab Hojo umgebracht! Die Stimme in ihrem Kopf wiederholte es immer wieder und Kagome hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, als ob die Stimme verschwinden würde. Sie schüttelte den Kopf, wollte es nicht wahrhaben. Doch es war wahr, so hässlich und schrecklich die Wahrheit auch war.
 

Ich habe Hojo umgebracht, ich ganz allein. Es ist meine Schuld, dass er tot ist.
 

Leblos fiel Hojos Leiche auf den Boden. Samui stieg einfach über sie hinweg. Er beachtete sie nicht mehr, sondern nur noch Kagome, die längst den Bogen fallen gelassen hatte und auf die Knie gesunken war. Tränen rannen ihr über das hübsche und zarte Gesicht, die leeren Augen auf den Leichnam des Jungen gerichtet.
 

"Hey Samui. Na? Erinnerst du dich noch an mich?"
 

Samui hielt inne und drehte sich zum Fenster. Dort stand eine weitere Gestalt, ein Youkai, wie Kagome zwangsläufig an der Aura erkennen musste. Aber das interessierte sie nicht mehr, es war ihr auch egal, was die beiden Youkai jetzt mit ihr tun würden. Sie konnte nur immer daran denken, was sie getan hatte, woran sie Schuld war ...
 

Und dann versank die Welt in Dunkelheit.
 

* * *
 

Kagome schlug die Augen wieder auf. Kalter Wind schlug ihr entgegen und ein Blick in den Himmel sagte ihr, dass es immer noch tiefste Nacht war. Anscheinend war sie nicht lange weggetreten gewesen.
 

"Was ist pa ...- AAAAAAAHHHHHHH!!"
 

"Bei Kami-sama, willst du, dass Samui dich hörst, so laut wie du kreischst?!"
 

Kagome sah in ein blasses Gesicht mit tiefgrünen Augen, die funkelten wie Smaragde, und das umrahmte wurde von langen, purpurroten Haaren. Sie wäre intuitiv zurückgewichen, aber die Sache hatte leider einen fatalen Haken: Sie lag in seinen Armen, da er mit ihr von Dach zu Dach über die Häuser Tokyos sprang.
 

"Verdammt, lass mich runter!", schrie sie und zappelte wild mit allem was sie hatte.
 

"Au! Hörst du wohl auf?! Bedankst du dich so etwa bei deinem Retter? Ohne mich wärst du bei Samui, der dich zu seinem Meister verschleppen würde. Und er ist nicht besonders zimperlich, wenn die Gefangenen nicht spuren!", knurrte er. "Ich kann dich gerne bei ihm lassen, wenn du es wünscht, der dürfte uns nämlich bereits wieder auf den Fersen sein."
 

"Meinen ... Retter?! Samui?!", fragte Kagome entgeistert nach.
 

Hojo-kun ..., erinnerte sie sich. Sie hatte die Szene wieder vor sich gesehen, wie sie Samui gedroht und dann den Pfeil abgeschossen hatte. Wie ihr Pfeil nicht Samui sondern Hojo getroffen hatte. Wie Hojos lebloser Körper auf dem Boden aufschlug, die Augen waren leer und blicklos ...
 

"Hojo", flüsterte sie und wieder liefen ihr Tränen über die Wangen. "Ich habe ihn umgebracht!", schluchzte sie laut.
 

"Deinen Freund?" Der Rothaarige sah auf sie herunter. "Das war nicht deine Schuld. Samui hätte ihn so oder so umgebracht."
 

"Es war trotzdem meine Schuld ...", widersprach sie. Sie sah hoch zu ihm, in seine smaragdgrünen Augen, doch ihre Eigenen waren leer. "Ich hätte ihn nie in diese Sache hinein ziehen dürfen."
 

"Jetzt ist es auf jeden Fall zu spät, sich mit ,hätte' und ,wäre' herumzuquälen. Es ist nun mal passiert, daran kannst du nichts mehr ändern."
 

"Trotzdem werde ich mir das wohl nie verzeihen können ..."
 

Lange Zeit schwiegen sie, während der Youkai mit Kagome in den Armen über die Hochhäuser hüpfte, von Dach zu Dach, als würde er das jeden Tag tun. Kagome protestierte nicht, auch nicht, als sie bemerkte, welche Richtung der Youkai mit ihr eingeschlagen hatte.
 

"Arigatou", sagte sie leise, aber sie war sich sicher, dass er sie hörte. "Dafür, dass du mich vor dem anderen gerettet hast." Er sagte nichts dazu, schwieg sich weiter aus und schenkte ihr nicht mal einen Blick. "Du bringst mich zurück in die Sengoku-Jidai, nicht wahr?"
 

"Hai. Hier kannst du jedenfalls nicht bleiben."
 

"Wie heißt du eigentlich? Ich habe dich noch nie zuvor gesehen."
 

"Mein Name ist Pao. Ich bin der Sohn des großen Shiang vom Festland."
 

"Du bist ein Feuerdämon, oder?", fragte sie dann.
 

Jetzt schaute er sie verblüfft an. "Woher weißt du das? Du hast mich nicht kämpfen sehen!"
 

"Ich hab's gespürt", sagte sie einfach. Was aber nur zu Hälfte stimmte. Von Shiang, dem großen Feuerdämon im Osten Chinas, hatte sie schon mal gehört. Er sollte zu seinen Lebzeiten ein mächtiger Youkai gewesen sein, der sowohl die Menschen als auch so manchen Dämon in Angst und Schrecken versetzt hatte.
 

"Dann hast du beeindruckende Kräfte, Miko." Paos Stimme hatte sie wieder aus ihrer Gedankenwelt geholt.
 

"Ich heiße Kagome", sagte sie, als ihr auffiel, dass sie zwar nach seinem Namen gefragt hatte, aber Ihren dagegen nicht genannt hatte.
 

"Ich weiß."
 

Sie waren angekommen. Sie standen vor dem Higurashi Schrein. Im Haus war es längst dunkel. Ihre Mutter, ihr Großvater und Sota schliefen wahrscheinlich schon. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich, da es weit nach Mitternacht war.
 

"Willst du dicht nicht verabschieden", fragte Pao, als sie wieder sicher auf ihren eigenen zwei Beinen stand.
 

"Iie. Sie schlafen schon", sagte Kagome.
 

"Das kann aber nicht der wahre Grund sein", widersprach Pao und sah sie aus seinen weisen, grünen Augen an.
 

Sie fühlte sich plötzlich ertappt unter seinem Blick und wandte ihm den Rücken zu. "Das würde nur zu langen Erklärungen führen und ich dachte wir haben es eilig, weil Samui noch hinter uns her ist", sagte sie.
 

Sie beide wussten, dass auch das nicht die Wahrheit war.
 

"DU willst nicht mit ihnen reden", stellte Pao fest.
 

"Sie würden mich nur aufhalten. Sie würden mir sagen, dass ich es nicht tun soll", sagte Kagome mit einem Blick auf das Haus. Sehnsucht lag in ihrem Blick. "Sie wissen noch, was die letzten Reisen bei mir bewirkt haben. Nichts als Trauer und Leid. Sie meinen es nur gut, sie wollen nicht, dass ich so was noch mal durchmache ... aber ich muss jetzt meine eigene Entscheidung treffen. Ich MUSS das jetzt tun!"
 

Ich muss es auch für Hojo tun, fügte sie in Gedanken hinzu. Damit er nicht umsonst gestorben ist. Ich muss für ihn stark sein.
 

Pao sah sie an, sagte aber nichts.
 

"Irgendwann werde ich zurückkommen ... ganz bestimmt", sagte Kagome leise. "Dann werde ich ihnen alles erklären."
 

Vielleicht war es nicht richtig, wieder in die Sengoku-Jidai zurück zu kehren. Aber sie hatte schon lange ihre Entscheidung getroffen. Sie war schon getroffen gewesen, als sie Samui gegenüber gestanden hatte.
 

Sie konnte nicht hier bleiben und die Hände in den Schoß legen, nicht jetzt, wo die Vergangenheit sie längst wieder eingeholt hatte.
 

TO BE CONTINUED ...
 

* * * * *
 

Kann sein, dass das Kapi jetzt ein bisschen langweilig war aber ich hab ja schon die große Kampfszene raus genommen, sonst wär's noch länger geworden. Aber das nächste wird bestimmt wieder interessanter ^^ Aber immer schön weiter Kommis schreiben, ja? *ganz lieb guck* *bettel*
 

Sayonara

Yena

Sengoku Jidai

"Du willst uns wirklich allein lassen?"
 

"Hai ... ich muss gehen. Ich gehöre nicht in diese Zeit."
 

"Aber was ist mit uns ...? Wir brauchen dich ... ICH brauche dich, Kagome. Ich brauche dich mehr als alles andere auf dieser Welt."
 

"Gomen nasai, Inu Yasha."
 

* * *
 

Die Stimmen verklangen leise, als hätte der Wind sie davon geweht. Wie gebannt starrte Kagome auf die Stelle vor dem Brunnen. Sie konnte sich noch an das Gespräch mit Inu Yasha erinnern, als wäre es erst gestern passiert.
 

Damals hatte sie ihn das letzte Mal gesehen ...
 

Kagome saß immer noch auf dem Brunnen. Es war schon einige Minuten her, seit sie das Siegel vom Brunnen gelöst hatte und durchgesprungen war. Jetzt hatte sie einen kurzen Augenblick der Ruhe, da Pao nicht mehr bei ihr war.
 

Auf ihre Frage hin, wie er denn in die Zukunft gekommen wäre, wenn nicht durch den Brunnen, hatte er nur gesagt, er wäre einer der wenigen Youkai, die durch die Zeit reisen könnten, wenn sie es denn wollten. Außerdem hatte er gesagt, sie solle am Brunnen warten, weil sie jemand von dort abholen würde. Er selber hätte nämlich noch was zu erledigen und könnte sie nicht in das Lager bringen.
 

Über den Baumwipfeln ging gerade eine blutrote Sonne auf; es war Morgen. Sie blickte sich ein wenig um, aber es hatte sich nichts verändert, soweit sie das sagen konnte. Noch war es dunkel und leicht nebelig.
 

"Wer ist da?" Sie fuhr herum, als sie ein Rascheln hinter sich hörte. Schon hatte sie einen Pfeil an die Sehne gelegt und zielte bereits auf die Stelle, woher das Rascheln kam.
 

"Nimm den Bogen runter, Kagome, wir sind es nur."
 

Kagome ließ tatsächlich den Bogen sinken, als sie die Stimme von Miroku erkannte. Verwundert verfolgte sie mit den Augen, wie das Unterholz erst den Mönch und dann die Dämonenjägerin ausspuckte.
 

* * *
 

"WAS SOLL DAS HEISSEN, SIE IST DIR ENTWISCHT?!"
 

Mit zusammen gebissenen Zähnen nickte Samui. "Sie hatte Hilfe. Pao von den Rebellen war ebenfalls in der Zukunft. Er ist mit ihr zusammen geflohen. Ich konnte sie nicht richtig verfolgen", sagte er.
 

"Wieso nicht?", fragte der Hauptmann. Seine leuchtenden Augen lagen auf Samui, der seinen Blick eiskalt erwiderte. Es wusste jeder, dass sie sich nicht ausstehen konnten, genauso wie jeder wusste, dass Samui auf den Posten des Hauptmanns scharf war.
 

"Mit Verlaub, Hauptmann, aber in der Zukunft stinkt es BESTALISCH! Ein Dämon könnte hinter einem stehen und man würde es erst merken, wenn man das Schwert im Rücken hat."
 

Der Hauptmann knurrte wütend. "Das ist aber noch lange keine Erklärung dafür, dass sie entkommen ist! Der Meister hat AUSDRÜCKLICH gesagt, dass das Mädchen gefunden werden muss, Samui!", bellte er. "Und ich muss dir ja wohl nicht sagen, was dir blüht, wenn du sie nicht alsbald findest!"
 

"Ich werde sie finden, mein Lord, verlasst Euch nur auf mich. Dass ich versagt habe, lag nur an der fremden Zeit, hier, in der Sengoku-Jidai, wird mir das nicht passieren", versprach Samui mit einem eisigen Lächeln.
 

"Das hoffe ich für dich ... und nun GEH!"
 

"Jawohl, Hauptmann."
 

Samui verschwand wieder auf die gewohnte Art und Weise und sofort wurde es in dem Zimmer um einige Grad wärmer. Nicht, dass der Hauptmann gefroren hätte ... Er wandte sich jetzt der Frau zu, die in der Tür erschienen war - und lächelte.
 

* * *
 

"Wieso sind wir nicht in das Dorf gegangen?", fragte Kagome, während sie sich neugierig in dem Lager umsah. Es war eigentlich mehr ein kleines Dorf, das sich seinen Platz mitten im Wald gesucht hatte.
 

"Die Dämonenheere haben es nieder gebrannt. Und nicht nur dieses Dorf, sondern auch viele andere", sagte Miroku mit einem Anflug von Trauer in der Stimme. "Hierhin kommen nach einer Zeit all die Überlebenden, die die Youkai nicht erwischt haben. Deswegen nennt man das Lager auch Das Lager der Verlorenen, alle haben ihr Heim verloren, die meisten Frauen ihre Männer, die sich den Youkai entgegen gestellt haben und nur wenige haben etwas von ihren Hab und Gut retten können."
 

"Ich versteh das nicht ... Dämonenheere? Lebt Naraku etwa immer noch? Ich dachte, er wäre damals fast am Ende gewesen."
 

"Es hat sich vieles geändert, Kagome", sagte Sango. Sie musterte Kagome nicht unbedingt freundlich. "Naraku ist schon lange tot, das stimmt. Aber ein Youkai namens Jagan hat seinen Platz eingenommen."
 

Jagan... Sie erinnerte sich an ihn. Der letzte Abkömmling von Naraku.
 

Ihr Blick verfinsterte sich.
 

Sie waren stehen geblieben und Kagome ließ nochmals ihren Blick über das Lager schweifen. Von den Bewohnern wurde sie neugierig gemustert, vor allem wegen ihrer Kleidung. Sie trug wieder mal einen kurzen Rock, einen dicken Pullover und Stiefel. Nicht unbedingt die beste Wahl, wie sie sich eingestand, aber im Moment hätte sie alles für ihren warmen Mantel gegeben, der wahrscheinlich immer noch in ihrer Wohnung hing.
 

Sango und Miroku schwiegen; keiner wusste was man sagen sollte, ebenso wenig wie sie wussten, wie miteinander umgehen sollten. Kagome schlang die Arme um sich, als ein kalter Wind vorbeifegte. Laub wirbelte in der Luft und die Blätter tanzten in der Luft, bis sie schlussendlich wieder auf den Boden segelten.
 

"Kagome-chan!"
 

Das nächste, was sie sah, war ein riesiger Wust aus rotbraunen Haaren vor ihren Augen. Dann tauchten kleine, grüne Augen auf und schauten sie gespannt an. "Ich hab dich so vermisst, Kagome!"
 

"Ich hab dich auch vermisst, Shippo-chan." Sie drückte ihn an sich. Er war schon viel größer geworden. Er war ungefähr so groß wie Sota damals vor 5 Jahren.
 

Ich hab euch alle vermisst, dachte sie. Aber das sprach sie noch nicht aus. Sie hatte erwartet, dass ihre Freunde sie nicht unbedingt freundlich empfangen würden. Schließlich war sie damals gegangen, ohne sich zu verabschieden. Wahrscheinlich hatten sie erst von Inu Yasha erfahren, warum sie gegangen war. Aber auch das war eine Lüge ... Es gibt so vieles, was sie noch nicht wissen.
 

"Shippo! Wo, zum Teufel, hast du Rin gelassen, als du jagen warst?!", fuhr Miroku den Kitsunen an, als dieser von Kagome abließ.
 

Shippo zog eine Schnute. "Sie badet da vorne im See", antwortete er. "Sie wollte unbedingt, dass ich schon zurückgehe. Sie meinte, ich würde spannen wie ein GEWISSER perverser Mönch ..." Anklagend sah Shippo zu Miroku hoch.
 

Doch anders als erwartet, ließ sich Miroku nicht provozieren. "Du hast sie ALLEIN gelassen?!", fragte er entsetzt.
 

"Für wen hältst du mich, Miroku? Kirara ist noch bei ihr!"
 

"Rin?", fragte Kagome verwundert nach, als Miroku erleichtert ausatmete.
 

Miroku nickte, Sango sagte wieder nichts. "Sesshoumaru benutzt uns manchmal als Babysitter, habe ich das Gefühl. Aber wenn ihr was passieren würde, würde er uns allen die Kehle durchschneiden, hat er gesagt."
 

"Verstehe", sagte sie. Aber das war gelogen. Sie verstand gar nichts mehr. Was hier bloß alles passiert in den letzten 5 Jahren. Vor allem eine Sache verstand sie nicht:
 

Wo war Inu Yasha?
 

* * *
 

"Hauptmann?" Samui materialisierte sich in dem Zimmer. Die Temperatur sank um ihn herum. "Ich habe von Naoko erfahren, dass die Frau zum Treff der Rebellen gebracht wurde."
 

"Der Treff der Rebellen", wiederholte er schnalzend. "Ausgezeichnet, Samui ... wenn da nicht dieser eine Haken wäre, dass wir IMMER NOCH NICHT wissen, wie man diese Barriere durchbricht, die den Treff der Rebellen umgibt."
 

"Ich gebe mein Bestes, mein Lord."
 

"Aber anscheinend reicht das nicht!"
 

"Ich werde es raus finden und dann hole ich mir die Frau. Gebt mir nur noch ein bisschen Zeit. Ich verspreche auch, dass Ihr nicht mehr lange warten müsst."
 

* * *
 

Es wurde langsam Abend ohne dass etwas Besonderes passierte. Auch Pao tauchte nicht auf, den sie nicht mehr gesehen hatte, seit er sie in ihrer Zeit am Brunnen verlassen hatte. Die meiste Zeit war sie mit Sango im Lazarett-Zelt, und half ihr die Kranken und Verletzten von den letzten Kämpfen zu versorgen.
 

Doch da hatte sie auch erfahren, dass Kaede damals bei dem Brand gestorben war, wie ihr Sango knapp erzählte. Sango behandelte sie immer noch ziemlich distanziert, noch stärker als Miroku. Shippo war der Einzige, der seine Freude offen gezeigt hatte, dass sie wieder da war.
 

Irgendwann flüchtete sie nach draußen, als sie Sangos Distanziertheit nicht mehr aushielt. Aber sie wusste nicht, ob es was bringen würde, ihr die Wahrheit zu sagen. Sie würde es irgendwann tun müssen, aber das musste erst mal warten. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Inu Yasha, der sich immer noch nicht hatte blicken lassen. Als sie Sango wegen ihm gefragt hatte, hatte sie nur die Zähne zusammen gebissen und hatte sich von ihr abgewandt. Seitdem hatte sie sie nicht noch einmal gefragt.
 

Vielleicht ist er tot und Sango will nicht darüber reden, überlegte Kagome, während sie durch das Lager streifte. Aber das hätten sie mir doch gesagt ... oder etwa nicht?
 

Bei diesem Gedanken fühlte sie, wie ihr Herz für einen kurzen Moment aussetzte. Kälte durchströmte sie, wie am Tag zuvor, doch dieses Mal war da kein Hojo, der sie in den Arm nehmen konnte, um die innere Kälte zu vertreiben.
 

"Wieso schaffe ich das bloß nicht? Wieso treffe ich das Schwarze nicht?!"
 

Sie entdeckte Rin mit Shippo bei den Übungsplätzen. Rin stampfte wütend auf, warf den Bogen auf den mit Gras bewachsenen Boden und fluchte laut über sich selbst. Shippo versuchte sie zu beschwichtigen, doch auch ihn fuhr sie an. Schließlich wandte er sich leicht gekränkt ab und entdeckte sie einige Meter entfernt stehen.
 

"Hi Kagome-chan", grüßte Shippo sie freudig. Rin drehte sich erschrocken um, als Kagome zögernd näher kam. Sie murmelte ein leises "Hallo", bevor sie wieder ihren Bogen vom Boden aufklaubte.
 

Sie ist groß geworden, dachte Kagome. Das letzte Mal hab ich sie als kleines Mädchen gesehen.
 

Laut sagte sie zu Rin: "Darf ich es mal probieren?"
 

"Kannst du das denn noch?", fragte Shippo verwundert. "Es ist schließlich lange her, seitdem du das letzte Mal richtig mit Pfeil und Bogen kämpfen musstest."
 

Rin hatte nur schweigend genickt, als sie ihr den Bogen und einen Pfeil gegeben hatte. Sie stellte sich in Position und zielte auf den Heuballen, auf den drei Kreise markiert waren. "Das stimmt nicht ganz, Shippo. Ich hab weiter geübt", sagte sie an den Kitsunen gewandt. "Und ich habe an Wettkämpfen teilgenommen. Meistens bin ich unter den 5 Besten."
 

Sie wusste selber nicht so genau, warum sie in den letzten Jahren weiter trainiert hatte. Vielleicht hatte sie schon damals irgendwie geahnt, dass sie zurückkommen würde und dass sie in dem Falle nicht als schwach dastehen wollte. Sie hatte es schon immer gehasst von den anderen beschützt zu werden.
 

Sie ließ los. Der Pfeil traf mitten ins Schwarze.
 

"Wow...", machten Shippo und Rin ehrfürchtig. Kagome lächelte leicht.
 

"Du musst mir das beibringen!", rief Rin plötzlich eifrig. "Ich will mich unbedingt verteidigen können, weißt du? Sesshoumaru-sama muss mich immer beschützen, aber ich will mich nicht immer beschützen lassen. Ich will mich selber verteidigen können", erzählte sie hastig, dann fügte sie fragend hinzu: "Ähm, bringst du mir das denn bei? Onegai, Kagome-san! Ooooneeeegaaaiiii!"
 

"Klar, mach ich doch gerne." Kagome musste insgeheim über Rins unschuldige Verliebtheit zu Sesshoumaru lächeln. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie sich nicht unähnlich waren. Rin wollte aus demselben Grund Bogen Schießen lernen wie sie damals.
 

"Oh, arigatou, Kagome-san!"
 

"Nur Kagome. Das reicht vollkommen."
 

Sie warf einen Blick hinüber auf Shippo. Er sah traurig aus. Aber sie hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, da sie sofort von Rin in Beschlag genommen wurde.
 

* * *
 

"Sie hat sich ja wieder schnell hier eingefunden", sagte Sango leise zu Miroku. Es war klar, wen sie meinte.
 

"Du hast Recht", stimmte Miroku ihr zu, "aber ich glaube du tust ihr Unrecht. Sie macht uns etwas vor. Ich glaube, sie hatte damals ihre Gründe zu Gehen."
 

"Und warum hat sie dann nicht die Wahrheit gesagt?!"
 

Miroku seufzte innerlich. Es war nur verständlich, dass Sango wütend war. Erst hatte sie ihre beste Freundin verloren, dann ihren kleinen Bruder und dann war noch ein weiterer Freund gegangen.
 

"Ich weiß es nicht, Sango. Aber ich glaube, sie hatte ihre Gründe."
 

Sango schnaubte nur über diese Aussage.
 

"Du kennst doch Kagome. Sie hätte uns niemals ohne einen guten Grund verlassen."
 

"Und trotzdem ist sie daran Schuld, dass Inu Yasha ...-"
 

"Ich weiß, Sango", unterbrach er sie. "Aber deswegen ist Kagome auch noch unsere letzte Hoffnung, oder etwa nicht?"
 

TO BE CONTINUED ...
 

* * * * *
 

Ja, Kago ist endlich zurück und wie ihr seht, hat sich einiges verändert. Ich kann euch jetzt schon verraten, dass Inulein (endlich!) im nächsten Kappi auftauchen wird (wenn zunächst auch erst in einem Flashback), ich feile gerade die Szene zwischen den beiden aus. Hoffe sehr, dass ihr mir fleißig Kommis schreibt - das beste Rezept, wenn ein Autor schnell weiterschreiben soll^^
 

Sayonara

Yena-chan

Memories II - Farewell

Sie sah Inu Yasha vor sich. Es war fast als wäre sie nie weg gewesen, als hätte sie die Sengoku Jidai wegen ihm nie verlassen müssen. Sie sog den Duft der Blätter ein, die Luft war hier so rein und klar wie sie es in ihrer Zeit nicht kannte. Vor ihr stand der mächtig wirkende Goshinboku, an den Kikyo Inu Yasha damals vor über 50 Jahren gebannt hatte. Die Kerbe in dem Stamm war schon fast verheilt, man sah sie kaum noch. Jemand der nicht wusste, dass sie da war, würde sie wahrscheinlich übersehen.
 

Ihr Blick glitt weiter nach oben. Auf einem der großen Äste sah sie Inu Yasha liegen, so wie er es immer gern getan hatte: die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Augen geschlossen und die Füße baumelten links und rechts vom Ast herab.
 

Doch so schnell wie sie ihn gesehen hatte, verschwand er auch wieder.
 

Kagome zog den Umhang, den Shippo und Rin ihr gestern Abend besorgt hatten, enger um sich, da sie eine plötzliche Kälte empfand. Es war nicht Herbstkälte, die sie frieren ließ, sondern wieder dieses merkwürdige eisige Gefühl in ihrem Inneren, allein zu sein. Etwas Wichtiges verloren zu haben, vielleicht sogar für immer.
 

Kagome wandte den Blick von dem großen Baum ab. Sie sollte endlich aufhören zu glauben, dass es wieder wie früher werden könnte, als sie noch die gemeinsam die Splitter des Shikon no Tama gesucht hatten. Denn jetzt schien alles anders zu sein; Naraku war zwar tot, aber dafür hatte sein letzter Abkömmling Jagan seinen Platz eingenommen und ließ alle Dörfer niederbrennen. Zudem wusste weder sie noch ihre Freunde wie sie sich gegenüber einander verhalten sollten. Der Frage, wo Inu Yasha sei, wichen alle aus, indem sie sich von ihr abwandten. Was war mit Inu Yasha passiert, dass ihr keiner etwas über ihn sagen wollte?
 

Aber noch ließ sie den Gedanken nicht zu, dass er tot sein könnte. Das konnte einfach nicht passiert sein, er musste einfach noch am Leben sein ... denn sonst wäre ja schließlich alles umsonst gewesen, oder nicht? Sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn er tatsächlich tot war, sie wusste nur, dass ihr Herz dann endgültig zerbrechen würde. Dann gab es für sie keine Hoffnung mehr, dann wollte sie einfach nicht mehr leben ...
 

Kagome ging immer noch weiter, Schritt für Schritt. Sie hätte eigentlich innerhalb des Bannes bleiben sollen, wo sie sicher vor Samui und anderen Lakaien Jagans war, denn diese suchten wahrscheinlich immer noch nach ihr. Sie wusste nicht, warum Jagan sie entführen lassen wollte, sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie ihm nützlich sein könnte, aber sie wollte es auch nicht unbedingt herausfinden.
 

Also warum hatte sie das sichere Innere des Bannes verlassen? Da Sango und Miroku erzählt hatten, die Dämonenheere würden die Dörfer abbrennen, wollte sie sich erst mal selbst davon überzeugen. Sie war bereits im Dorf, wo auch die alte Kaede gewohnte hatte, gewesen und hatte die Gräber gesehen. So hatte sie sich wenigstens von Kaede verabschieden können, wenn auch anders als gedacht.
 

Endlich gelangte sie zu dem alten Brunnen, der andere Grund, warum sie gegangen war. Der Brunnen, der ihr Leben verändert hatte, als sie hindurch gefallen war. Sie war glücklich darüber, dass sie diese Zeit, die geprägt von schmerzhaften und umso schöneren Momenten geprägt war, erleben durfte, als sie noch eine Jugendliche war. Es hatte schon Momente gegeben, da hatte sie sich gewünscht, sie wäre nie durch den Brunnen gesprungen, doch letztendlich war sie glücklich darüber, dass es doch passiert war - und außerdem machte das die schönen Momente nur umso wertvoller.
 

Wind wehte wieder auf und die Bäume wiegten sich spielend in dem Wind, so wie sie es immer taten, wenn der Wind sie dazu aufforderte. Ein paar gefallene Blätter wirbelten auf, tanzten spielerisch in dem sanften Wind und blieben schließlich vor dem Brunnen liegen.
 

Und dann sah sie ihn, Inu Yasha, wieder ganz deutlich vor sich. Sie erinnerte sich ...
 

* * *
 

Kagome hatte zu Inu Yasha gesagt, dass sie mit ihm dringend über etwas Wichtiges reden müsste. Sango, Miroku und Shippo saßen immer noch um das gemütliche Feuer in Kaedes Hütte, während sie zu dem Knochenfresser Brunnen gegangen waren. Sie alle ahnten nicht, was sie würde tun müssen. Gerne hätte sie sich von den anderen verabschiedet, doch sie hatte nicht mehr allzu viel Zeit. Es war der letzte Tag vor Ablauf der Frist.
 

Sie hatte es sowieso schon viel zu lange hinaus gezögert, sie wollte Inu Yasha nicht verlassen, nicht jetzt, wo sie sich gerade erst gefunden hatten. Aber sie hatte keine Wahl, sie musste gehen um Inu Yashas Willen.
 

"Was hast du, Kagome? Ich sehe doch, dass du was hast." Forschend musterte Inu Yasha ihr betrübtes Gesicht. Er versuchte es wahrscheinlich zu verbergen, aber sie kannte ihn inzwischen einfach zu gut, als dass sie nicht sehen konnte, dass er sich um sie sorgte.
 

Kagome konnte ihm kaum in seine schönen gelben Augen schauen. Nicht bei dem, was sie ihm jetzt sagen musste. Aber es musste sein ... Auch wenn es ihr Herz brechen würde, ihn zu verlassen, sollte wenigstens er glücklich werden. Das würde er bestimmt, er würde sie bestimmt irgendwann vergessen und glücklich sein.
 

"Ich muss nach Hause, Inu Yasha", sagte sie leise.
 

Inu Yasha sah sie, die Stirn runzelnd, an. Er hatte sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmte. "Ja, und?", fragte er argwöhnisch. "Du hattest bisher auch kein Problem damit mir das zu sagen und hast mich liebend gern jedes Mal den Boden küssen lassen."
 

"Du verstehst nicht ..."
 

"Was verstehe ich nicht?" Er packte sie bei den Schultern und zog sie vom Brunnen hoch, auf dem sie bisher gesessen hatte. "Was verstehe ich nicht, Kagome?", rief er verzweifelt, der ernste Ton, den sie angeschlagen hatte, ließ ihn wohl immer unruhiger werden.

"Ich muss es tun ..." Ihre Augen wurden feucht und wieder konnte sie ihm nicht in die Augen sehen und starrte stattdessen lieber auf den Boden. Sie würde seinen verletzten Blick nicht ertragen können.
 

"Was musst du tun, Kagome? SAG ES MIR ENDLICH!"
 

"Ich muss gehen, Inu Yasha. Ich will es nicht, aber ich gehöre einfach nicht in diese Zeit", wisperte sie, an bestimmte Worte denkend, die ihr jemand einmal entgegen geschleudert hatte.
 

"Was redest du da? Kagome?" Er ließ sich abrupt los und prallte zurück, als hätte jemand mit einer Peitsche nach ihm geschlagen, vor der er zurückzuckte, um nicht verletzt zu werden.
 

Ja, ich verletze ihn, deshalb weicht er mir aus, dachte Kagome und konnte nicht verhindern, dass sie sich ein bisschen verletzt fühlte, auch wenn sie ihn nur all zu gut verstand. Was für eine Ironie ... dabei versuche ich ihn doch nur zu schützen ...
 

"Mein Leben geht in meiner Zeit weiter, Inu Yasha", fuhr sie mit tonloser Stimme fort. Ihr Herz brach, als sie es doch wagte, den Kopf zu heben und in seine goldenen Augen zu blicken, die sich plötzlich weiteten, als Inu Yasha endlich begriff, was sie schon die ganze Zeit sagen wollte.
 

"Nein", flüsterte er mit einer heiseren Stimme. Er schluckte hörbar. "Das ist nicht wahr, oder? Kagome?"
 

"Die Zeit bleibt nicht stehen. Ich bin älter geworden und ich muss mich auf mein weiteres Leben vorbereiten; studieren und mir einen ordentlichen Job suchen", sagte sie, senkte dabei wieder den Kopf. "Ich werde keine Zeit mehr für weitere Reisen in die Sengoku Jidai haben."
 

"Aber Kagome!", stieß er hervor. "Du hast es bisher doch auch immer geschafft, das war nie ein Problem! Verdammt, wir finden garantiert einen Weg, wie du beides machen kannst! Es MUSS einfach einen Weg geben!" In seiner Verzweiflung war er kurz wütend geworden, doch genauso schnell, wie die Wut gekommen war, verflog sie auch schon wieder und hinterließ nur noch bodenlose Verzweiflung bei Inu Yasha. "Ich will dich nicht verlieren, Kagome ... nicht jetzt. Ich dachte, wir könnten glücklich miteinander werden ..."
 

Kagome schwieg, ihre Lippen fühlten sich trocken und spröde an, in ihrem Hals steckte ein Kloß mit gewaltigen Ausmaßen, sodass sie es nicht über sich brachte zu sprechen.
 

"Du willst uns also wirklich allein lassen?", fragte er mit zitternder Stimme ohne sie anzusehen.
 

"Hai ... ich muss gehen", beharrte sie, auch wenn ihre Stimme immer noch ganz rau und leise klang. Sie spürte wieder, wie ihre Augen feucht wurden, aber sie blinzelte die Tränen weg. "Ich gehöre nicht in diese Zeit", sagte sie wieder.
 

"Aber was ist mit uns ...?" Inu Yashas Stimme zitterte immer stärker. Sein Kopf ruckte hoch. Er stand wieder bei ihr und schaute ihr flehend in die Augen, er schien so verzweifelt zu sein, wie sie ihn noch nie gesehen hatte.. "Wir brauchen dich ...", sagte er eindringlich, ein letzter hoffnungsloser Versuch sie zum Bleiben zu überreden. "ICH brauche dich, Kagome. Ich brauche dich mehr als alles andere auf der Welt."
 

"Gomen nasai, Inu Yasha", wisperte sie fast lautlos, dann überbrückte sie kurz den Abstand zwischen ihnen beiden und presste ihre Lippen gegen Inu Yashas. Es war nur ein kurzer, flüchtiger Moment, in dem sich ihre Lippen berührten und als Kagome ihren Kuss beendete, war sie kurz danach in dem Brunnen verschwunden, ehe er sie aufhalten konnte.
 

In ihrer Zeit kletterte Kagome aus dem Brunnen heraus und zog einen kleinen Zettel aus ihrer Tasche. Den heftete sie auf den Brunnen, der ihn versiegeln und verhindern sollte, dass Inu Yasha wieder in ihre Zeit kam. Dann brach sie weinend auf dem Boden zusammen.
 

Es hatten zwei Herzen zueinander gefunden, doch sie brachen, zersprangen in tausend Stücke, als man ihnen verbot zusammen zu sein. Es war ein trauriges Schicksal, dass die beiden teilten. Zuerst hatte man sie zusammen geführt, nur um sie dann schlussendlich wieder auseinander zu reißen.
 

Und alles, was es hinterließ, waren Tränen, Tränen, Tränen ...
 

* * *
 

Damals war ihr Herz gebrochen, als sie Inu Yasha in der Sengoku Jidai zurückließ, und sie war sich sicher, dass auch sein Herz gebrochen war. Sie hatte ihn verletzt, genauso wie damals Kikyo, die ihn mit einem Pfeil an einen Baum pinnte. Er musste sich von ihr verraten gefühlt haben, wo er doch geglaubt hatte, sie könnten glücklich werden, dass nichts und niemand sie trennen konnte ... und wieder wurde er enttäuscht und verletzt von derjenigen, die er liebte.
 

Ihre Hand wanderte in ihre Tasche und holte etwas hervor. Sie betrachtete das winzige Stück Glas, als sähe sie es zum ersten Mal. Es war ein einzelner Splitter des Shikon no Tama. Es war der einzige der ihr je geblieben war. Sie hatte es damals nicht über sich gebracht, ohne wenigstens einen ihrer Zeit zurück zu kehren. Es war all die Jahre ihre einzige Hoffnung gewesen, jemals wieder zurückzukehren zu können.
 

Sie steckte wieder den Splitter in ihre Tasche und ließ sich vor dem Brunnen ins Gras sinken. Sie zog die Beine an und legte den Kopf darauf, gestützt auf ihre Arme. Was sollte sie jetzt tun? Sie hatte das Gefühl, nicht mehr in diese Welt zu gehören, damals hatte sie sich auf eine eigenartige Weise vertraut angefühlt, doch so war es jetzt nicht mehr. Alles Vertraute war verschwunden, das Dorf war abgebrannt worden, stattdessen gab es jetzt das Lager der Verlorenen, der von einem Bannkreis geschützt werden musste. Zwischen ihren Freunden und ihr herrschte ein gewaltiger Abgrund, eine Schlucht, den es erst zu überwinden galt, bevor sie wieder Freunde wie früher waren. Und dann war da noch Inu Yasha, den verschwunden war und über den ihr keiner etwas sagen wollte.
 

Inu Yasha ... ich wünschte, du wärst hier. Ich habe zwar Angst vor unserer nächsten Begegnung, denn ich weiß nicht, wie ich dir all das erklären soll. Und doch wünsche ich mir nichts sehnlicher, als deine Arme, die sich um meinen Körper schließen ...
 

Kälte ... Eisige Kälte, die die Ankunft des Herrn des Eises ankündigte.
 

Sie war überall, die Kälte. Sie Es war eine Kälte wie sie sie noch nie gespürt hatte. Es war so kalt wie es noch nicht mal in den kältesten Wintertagen der Fall war, aber dieses Mal wusste sie, welchen Ursprung die Kälte hatte. Sie war nicht mehr allein.
 

Kagome sprang auf die Füße, packte eilig den Bogen und legte einen Pfeil an, doch sie wusste nicht wohin sie zielen sollte. Sie drehte sich in alle Richtungen, doch der Schnee, der vom wolkenlosen Himmel fiel, verdeckte ihr die Sicht. Schon jetzt fühlte sie, wie ihre Finger leicht taub von der Kälte wurden.
 

"Du siehst wirklich wie diese Menschenfrau Kikyo aus ... aber ich weiß ja, dass du ihre so genannte Reinkarnation bist", sprach Samui verächtlich.
 

Vor ihr tanzten die Schneeflocken zu einem Lied, dass Kagome nicht hören konnte, sondern nur sie selbst - und der Komponist dieser schön schrecklichen Melodie war niemand anders als der Herr des Kälte: Samui.
 

Zuerst stachen nur seine roten Augen aus dem Schneegestöber heraus, und sie starrten sie so hasserfüllt an, wie sie noch nie erlebt hatte. Dann erschien langsam der Rest seines Körpers und offenbarte ein selbstgefälliges Grinsen auf seinen Gesichtszügen.
 

"Ich hätte nicht erwartet, dass es so einfach würde", sagte Samui heiter, "aber wer erwartet auch schon, dass das Zielobjekt direkt aus dem schützenden Bannkreis herauslaufen würde, direkt vor die Nase der feindlichen Youkai, obwohl sie doch vermuten muss, dass man noch nicht aufgegeben hat, sie zu entführen."
 

Der Bogen gefror langsam und wurde immer kälter, sodass sie ihn kaum noch halten konnte. Wenn sie noch schießen wollte, dann musste sie es bald tun. Doch jetzt konnte sie Samui ja durch das Schneegestöber sehen, deswegen versuchte sie auf seine Brust zu zielen, was durch den Wind nicht gerade erleichtert wurde. Dann ließ sie den Pfeil los und dieser schoss genau auf Samui zu.
 

Sie hörte Samuis verächtliches Lachen, als er einfach zwischen den tanzenden Schneeflocken verschwand. Der Lichtpfeil schoss durch den fallenden Schnee und blieb schließlich einige Meter entfernt im Schnee stecken.
 

"Menschen, ihr seid so dumm!" Wieder erklang sein verächtliches Lachen, doch diesmal schien es von überall zu kommen. Abermals wusste sie nicht, wo er war. "Hast du wirklich geglaubt, du könntest mich treffen? Dumm, so dumm ... Ich bin ein Youkai, du kannst mich nicht treffen!"
 

Dann spürte sie, wie er direkt hinter ihr aus dem Nichts erschien. Sie drehte sich halb um und ließ vor Schreck den Bogen fallen, als sich seine roten Augen in ihre bohrten. Dann schoss seine Hand vor und bevor Kagome reagieren konnte, legten sich Samuis eiskalte Finger um ihre Kehle. Sie versuchte sich loszureißen, doch gegen seinen starken Griff war sie machtlos.
 

"Füge dich, Mädchen, umso schmerzfreier wird es für dich sein, obwohl ich liebend gern meinen Spaß mit dir hätte ... aber das kommt noch, später", sagte er und ein hinterhältiges Lächeln umspielte seine blassen Lippen. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, schien er jetzt mit jemand anderem zu sprechen. "Du tatest gut daran, mir zu erzählen, dass sie den Bannkreis verlassen hat, Naoko. Ich werde dafür sorgen, dass man dich dafür ausreichend belohnt."
 

Von irgendwoher wisperte jemand schließlich leise: "Vielen Dank, Lord Samui, es war mir eine Ehre, Euch zu helfen."
 

"Und nun wirst du mich zur Schwarzen Festung begleiten, Kagome ... er wartet schon auf dich, weißt du ... er wird hocherfreut sein, dich zu sehen."
 

Dann wurde alles schwarz vor ihren Augen.
 

TO BE CONTINUED ...
 

* * * * *
 

Es wird dramatisch! Myrharharhar! *fies grins* Aber langsam tut mir Kagome auch ein bissel Leid, ich hab ihr diesmal eine schwere Rolle zugedacht ^^" An dem Kap hab ich lange herum gefeilt muss ich zugeben. Zuerst hatte es nur magere 1700 Wörter, dann plötzlich über 2500. Woah! Aber jetzt bin ich zufrieden mit dem Kappie ^^ Mit dem nächsten dauert es noch ein bissel, muss einiges total neu schreiben ^^"" Aber vielleicht hab ich ja trotzdem eure Neugier geweckt und hinterlasst ein paar Kommis? *mit den Augen klimper*
 

HEAGDL

Yena

Inu Yasha

Kagome erwachte mit einem bohrenden Schmerzgefühl in ihrem Kopf. Sie setzte sich auf dem Boden auf und musste direkt als erstes bemerken, dass ihre Hände gefesselt waren. Nur verschwommen erinnerte sie sich an die Begegnung mit Samui.
 

Sie schaute sich um. Sie befand sich in einem kleinen Raum, an einer Seite waren Schiebetüren, aber sie bezweifelte, dass sie nicht verriegelt waren. Es gab noch ein Fenster an einer Seite, aber später sollte sie noch feststellen, dass es zu hoch war, als das sie hätte springen können.
 

"Du bist aufgewacht ... ich sollte dem Hauptmann Bescheid geben", sagte ein leises Stimmchen. Aber sie kam ihr vage bekannt vor.
 

"Wer bist du?", fragte sie. Sie schaute sich um. "Und WO bist du? Ich sehe dich nicht."
 

"Ich bin doch hier." Vor ihr tauchte plötzlich ein kleines Wesen mit schimmernden Flügeln auf, dass sie zuerst erschrocken zurückwich. Aber es sah nicht besonders gefährlich auf. Es war ein kleines Mädchen und sie maß in etwa 15 Zentimeter.
 

"Ich bin Sayuri", verriet ihr das Mädchen.
 

"So einen Dämon wie dich habe ich noch nie gesehen ..."
 

"Ich bin ein Schmetterlings-Dämon." Sie flatterte aufgeregt mit ihren schimmernden, bunten Flügeln, die in dem Licht glitzerten. "Einige Menschen haben uns allerdings auch Elfen genannt. Aber das ist lange her. Inzwischen verstecken sie sich alle in den Tiefen der Wälder."
 

"Wir meinst du das?"
 

"Sie haben Angst vor Jagan. Er tötet jeden Youkai, der sich wagt sich ihm in den Weg zu stellen", erzählte Sayuri. "Im Wald können sie uns nicht finden, dort werden wir praktisch unsichtbar." Sie ließ ihre Flügeln hängen und sank jetzt auf Kagomes Augenhöhe. "Ich bin schließlich doch in seine Hände gefallen. Jetzt arbeite ich für ihn als Späherin."
 

Plötzlich schreckte sie auf. "Ich muss gehen!", sagte sie. "Wenn der Hauptmann erfährt, dass ich mich mit dir unterhalten habe ... das wäre auf jeden Fall nicht gut."

Sayuri flog nach oben und verschwand durch das Fenster. Kagome war wieder allein in dem Raum. Sie robbte zu einer Wand, wo sie sich anlehnte und fing an zu warten. Es schien einfach nur ewig zu dauern. Langsam wurde das Sitzen auch unangenehm, ihre Beine schliefen ein und die Fesseln schnitten in ihre Handgelenke, als sie versuchte von ihnen freizukommen. Schließlich ließ sie es bleiben.
 

Sie hatte auch ein wenig Angst vor der Begegnung mit dem Hauptmann. Im Lager der Verlorenen hatte ihr einige Leute erzählt, dass er besonders brutal wäre und die Menschen abgrundtief hassen würde.
 

Schritte näherten sich plötzlich und ein Schatten erschien vor der Schiebetür. Sie hätte mit jedem gerechnet, nur nicht mit dem, der gerade durch die Schiebetür trat.
 

* * *
 

Kouga war beunruhigt, und wenn es um seinen Instinkt ging, dann täuschte er sich nie. Niemals. Heute hatte er auch allen Grund dazu beunruhigt zu sein. Er war gerade auf dem Weg zum Lager der Verlorenen gewesen, doch gerade als er an dem berühmt berüchtigten und von Gerüchten umsagten Brunnen vorbeisauste, fing seine Nase einen Geruch auf und er hielt abrupt an.
 

Es war Kagomes Geruch.
 

Das allein beunruhigte ihn noch nicht; Kouga war selber bei den Diskussionen dabei gewesen, als bestimmt wurde, ob man Kagome zurückholen sollte oder nicht. Schließlich hatte die Mehrheit eindeutig beschlossen, Kagome wieder in die Sengoku Jidai zu bringen, aber nicht nur, weil sie ihre einzige Hoffnung war, sondern auch zu ihrem Schutz, da Jagan ihr bestimmt auch auf den Fersen war.
 

Kagome ist also schon wieder hier, dachte er, während er näher an den Brunnen heran trat. Hier ist irgendetwas passiert ... nur was? Der Knochenfresser Brunnen war weiß vom gefrorenen Eis, auf dem Gras lagen Schneeflocken, die langsam tauten, neben dem Brunnen lag ein Holzbogen, dessen Sehne zerrissen war, und einige Meter entfernt steckte sogar ein vereister Pfeil im Boden.
 

Ein Kampf!, durchfuhr es ihn schlagartig. Um ihn herum legte sich der bekannte Wirbelsturm, als er auch schon davon raste. Er trieb sich noch mehr zur Eile an. Verdammt! Kagome ist in Gefahr ... ich darf keine Zeit verlieren.
 

* * *
 

Mit geweiteten Augen starrte Kagome auf Inu Yasha, der gerade den Raum betreten hatte. Er war nicht mehr der Inu Yasha, mit dem sie damals die Splitter gesammelt hatte, das hatte Kagome in dem Moment begriffen, als er in das Zimmer gekommen war. Seine Aura war schwarz, voller dunkler Energie. Auch sein Aussehen hatte sich verändert, er trug nicht mehr den roten Suikan, sondern einen in schwarzer Farbe, der allerdings weitaus kostbarer aussah als der alte. Das erstaunlichste aber war, dass er plötzlich zwei Schwerter an seiner Seite trug. Das eine war zweifellos Tessaiga, das andere strahlte eine so dunkle Energie aus wie Sesshoumarus Toukijin.
 

Und doch war das Inu Yasha, das war sicher, nur einen, den sie nicht kannte. Kagome blickte in seine Augen, suchte nach etwas, dass sie hoffen ließ, dass da noch etwas von dem Inu Yasha war, den sie kannte. Doch seine Augen, die nicht länger goldgelb sondern jetzt dunkelorange waren, drückten keinerlei Gefühle aus. Eiskalt waren seine Blicke.
 

"Kagome."
 

Es war bloß ihr Name, nur ihr Name, den er sagte, doch niemand hatte ihn je so kalt und verachtend gesagt. Es jagte ihr ein Schauer über den Rücken. Das war nicht mehr ihr Inu Yasha, den sie gekannt und lieben gelernt hatte ...
 

"Du bist also die Widergeburt von Kikyo, soso." Immer noch betrachtete er sie abschätzend, ging in ihrer Zelle auf und ab. "Irgendwie habe ich mir dich anders vorgestellt."
 

Sie hockte da wie erstarrt, versteinert, konnte sich nicht mehr selbstständig bewegen. Nur ihre Augen verfolgten immerzu Inu Yasha. Es hatte sie wie ein Peitschenschlag getroffen, die Erkenntnis.

Er hat mich vergessen ...

"Weißt du, warum du hier bist?", fragte er plötzlich. Inu Yashas orange Augen durchbohrten Ihre, die völlig blicklos ins Leere starrten.

Er hat unsere Liebe vergessen ...

"Antworte!"
 

Unendlich langsam wandte sie wieder ihren Kopf zu ihm und sah ihn an. Und es dauert noch mal so lange, bis sie antwortete: "Nein."

Jetzt ist da nur noch Kälte ...

"Man hat dich auf Jagan-samas Befehl herbringen lassen. Die Rebellen hatten vorgehabt, dich gegen uns einzusetzen."

Die mich umfängt ...

"Auch wenn ich nicht verstehe, wie du ausgerechnet Jagan-sama schaden könntest ... du bist so ein schwacher Mensch, wie solltest ausgerechnet du ihn aufhalten können?"

Ich spüre, wie ich falle ...

"Aber das ist jetzt sowieso egal. Hier in deiner kleinen beschaulichen Zelle wirst du nichts mehr ausrichten können." Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen.

Immer weiter ...

"Es ist vorbei, liebe Kagome." Sein Lächeln wurde breiter. "Aus der Schwarzen Festung wird dich niemand retten können."

Und es ist niemand mehr da, der mich auffängt.

* * *

Rin biss die Zähne zusammen, bis sie knirschten, ihre Finger hatten sich wie ein eiserner Griff um den Bogen gelegt. Mit der zweiten Hand zog sie die Sehne bis zur Gänze durch, bis es nicht mehr ging. Sie starrte immer noch auf den Heuballen, auf den die drei Kreise markiert waren.

Komm schon, Rin. Du schaffst das!, sprach sie sich selbst Mut zu. So schwer kann das doch eigentlich gar nicht sein!

Schließlich ließ sie den Pfeil los und er sauste davon - nur erreichte er den Heuballen nie, sondern flog stattdessen zwischen die Bäume. Plötzlich hörte sie einen überraschten Aufschrei, es folgte ein Fluch und dann: "Verdammt, Rin-chan! Willst du mich an einen Baum pinnen oder was?"
 

Erschrocken zuckte Rin zusammen: "Gomen nasai, Kato!", entschuldigte sie sich bei dem Jungen, der in etwa in ihrem Alter war und gerade zwischen den Bäumen hervor kam. In einer Hand hielt ein erlegtes Kaninchen und in der anderen den Pfeil. Säuerlich gab er ihr den Pfeil wieder.
 

"Pass demnächst auf, wohin du schießt, Rin", sagte er. Beschämt guckte sie auf den Boden. Er seufzte. "Aber es ist ja zum Glück nichts passiert, auch wenn ich jetzt ein Loch im Ärmel hab ... na ja. Das lässt sich flicken. Kleiner Tipp für die Zukunft, Rin-chan, probier es erst mal mit kleineren Abständen ..."
 

Rin nickte eilig, und Kato stob wieder davon. Sie sah ihm nachdenklich hinterher und gerade als sie einen neuen Versuch starten wollte, bemerkte sie etwas aus den Augenwinkeln.

Sesshoumaru-sama ist wieder da!

Sesshoumaru war durch den Bannkreis getreten, der sich für jeden öffnete, der zu den Verlorenen gehörte. Hinter ihm folgte Jaken mit Ah-Uhn, doch Jaken führte den größeren Youkai bereits wieder weg, zu einer Tränke für ihn. Für Rin war alles andere wieder vergessen. Sesshoumaru, der Mann, den sie liebte seit er sie bei sich aufgenommen hatte, war wieder da!
 

Überglücklich lief sie ihm entgegen. Sie hätte sich ihm am liebsten an den Hals geschmissen, froh wie sie war, dass er wieder hier im Lager war, doch sie wusste auch, dass er das nie zulassen würde. Sie wusste, dass ihre Schwärmerei albern war, sehr albern sogar, aber sie konnte nichts dagegen tun. Sie liebte diesen Youkai, obgleich sie wusste, dass er dagegen sie niemals würde lieben können.
 

"Sesshoumaru-sama!", rief sie, als sie nicht mehr ganz so weit von ihr entfernt war. Schließlich blieb sie vor ihm stehen, schüchtern sah sie zu ihm hoch.
 

Er blieb stehen, sah zu Rin herunter. Sie stand immer noch freudig vor ihm und lächelte ihn sanft an. "Rin." Das war alles, was er zur Begrüßung sagte.
 

"Ich hab dich so vermisst, Sesshoumaru-sama", sagte Rin. Röte stieg ihr ins Gesicht und sie sah verlegen zu Boden (ihre Füße schienen ihr plötzlich so interessant wie noch nie), bemerkte dabei aber nicht, dass sie genau von dem Dämon beobachtet wurde. "Ich würde so gern mit dir kommen, wenn du weg bist ... so wie früher."
 

"Iie." Sesshoumaru wendete wieder seinen Blick von ihr ab. Er setzte sich wieder in Bewegung und steuerte auf das Lagerfeuer zu, wo unter anderen Koga, Miroku, Sango und Shippo bei einer Lagebesprechung saßen. Rin wusste, dass es um Kagome ging, welche ja entführt wurde.
 

"Du wirst hier bleiben."
 

Rin rannte ihm eilig nach, noch war sie nicht gewillt einfach so aufzugeben. "Aber warum denn?", fragte sie ärgerlich und störrig. "Ich lerne Bogenschießen. Ich werde auf mich selbst aufpassen können."
 

Sesshoumaru antwortete nicht auf Rins Frage. Jetzt waren sie auch am Lagerfeuer angekommen. Sie saßen in einem Kreis um das Lager herum und beachteten weder Rin noch Sesshoumaru, welche hinter ihnen standen.
 

"Wir müssen Kagome da wieder rausholen", sagte Kouga gerade energisch.
 

"Hai, Kouga, in dem Punkt sind wir uns ja auch alle einig", erwiderte Sango schroff, "aber wir wissen einfach nicht, wie wir an sie heran kommen sollen. Jagan hat zwar keinen Bannkreis um seine Festung errichtet wie Naraku, aber trotzdem müssen wir immer noch an Samui, Raiu und Chiyo vorbei. UND an Inu Yasha wahrscheinlich auch."
 

Kouga schnaubte nur. "Na und, Inu Yasha mach ich platt. Der wird doch kein Problem für mich sein!"
 

Miroku sah Kouga scharf an. "Jetzt ist nicht die Zeit für irgendwelche Angebereien! Touzajin steht Inu Yashas Tessaiga in nichts nach, du wirst ihn höchstens nur ein paar Minuten hinhalten können", zischte Miroku.
 

"Außerdem gibt es noch die Großen Drei", warf ein Dämon mit violetten Haaren ein. Rin wusste, dass er Jiyu hieß, auch wenn er selten im Lager war.
 

"Ich werde Inu Yasha übernehmen."
 

Miroku, Sango, Kouga, Shippo und Jiyu drehten sich überrascht zu Sesshoumaru um. Der Inu Youkai blickte sie nicht an, für ihn war das bereits beschlossene Sache.

Miroku nickte schließlich. "Gut", sagte er und drehte sich wieder zu den anderen um, "dann wäre das geklärt. Und was die anderen drei angeht ... ich denke, da machen wir ein Ablenkungsmanöver." Er sah fragend in die Runde.
 

"Ablenkungsmanöver?" Diesmal mischte sich Shippo ein. "Wer soll das denn machen?"
 

"Pao und ich können das machen", schlug Jiyu vor.
 

Sango nickte zustimmend. "Jagan wird bestimmt Samui und Raiu zu dir und Pao schicken, wenn ihr Isuaki außerhalb der Festung angreifen würdet ..."
 

"Mit Chiyo werden wir dann auch alleine fertig", stimmte Miroku zu. "Kouga? Du bist am Schnellsten von uns. Du musst Pao dringend finden und herholen."
 

Kouga stand auf. "Tja, du hast Recht", grinste er. "Ich bin wirklich am Schnellsten. Aber glaub ja nicht, dass ich mir die Chance entgehen lasse, Inu Yasha eine in die Fresse zu schlagen." Und weg war er.
 

"Also morgen ...", murmelte Shippo. Gedankenverloren streichelte er Kirara, die auf seinem Schoß saß. "Das wird ein harter Kampf."
 

Sango zuckte die Schultern. "Wir können Kagome schlecht dort lassen."
 

Sesshoumaru wandte sich bereits wieder zum Gehen. Doch wo für Sesshoumaru alles geklärt war, war es das für Rin noch lange nicht. Sie hatte alles so satt ... Wieso verstand sie keiner? Zorn wallte in ihr auf.
 

"Ich will mit kommen!", rief sie laut. "Ich will euch helfen, Kagome zu befreien."
 

Alle drehten sich zu ihr um. "Aber Rin!", keuchte Shippo entsetzt. "Das ist viel zu gefährlich für dich! Du könntest getötet werden!"
 

Rin funkelte Shippo wütend an. "Ich bin nicht die einzige, die getötet werden kann!", sagte sie und ballte wütend ihre Hände zu Fäusten. Wieso nahm keiner sie ernst ... Wieso hielten sie immer alle für das kleine Mädchen, das beschützt werden musste. Sie wollte das nicht mehr ...
 

"Außerdem gehst du doch auch mit, oder nicht? Shippo? Wieso sollte ich dann nicht auch mitkommen dürfen?"
 

"Ich bin älter!", protestierte er.
 

"Nur zwei lächerliche Jahre", sagte sie bitter lächelnd.
 

"Aber du bist ein Mensch und ich bin ein Youkai!"
 

"Ich kann auf mich selbst aufpassen!"
 

"Du trifft ja kaum die Heuballen mit deinen Pfeilen!"
 

Wütend kniff Rin die Lippen zusammen, sodass sie nur noch eine schmale Linie bildeten. Ihr standen schon Tränen in den Augen, doch sie blinzelte sie wütend weg. Sie würde ihm ganz bestimmt nicht zeigen, dass er sie mit seinen Worten verletzt hatte. Aber leider hatte Shippo Recht. Sie hatte ja erst vor einigen Minuten fast Kato mit einem Pfeil getroffen. Würde sie bereits mit Kagome üben, wäre das nicht passiert.
 

"Rin, ich denke auch, es ist wirklich besser, wenn du hier bleibst", mischte sich jetzt auch Sango in die Debatte ein.
 

"Aber ich habe es so satt, hier bleiben zu müssen!", schrie sie wütend. "Ich habe es so satt, wisst ihr?! Ich will auch mitkämpfen, verdammt! Ich gehöre auch dazu, zu den Rebellen! Ich will nicht mehr mit Samthandschuhen angefasst werden, ich bin schließlich kein kleines Mädchen mehr!" Wütend funkelte sie einen nach dem anderen an, sogar Sesshoumaru schenkte sie einen kalten Blick.
 

Doch der Inu Youkai, der ihre Tirade still beobachtet und verfolgt hatte, zeigte sich davon nicht im Geringsten beeindruckt. Er sah sie noch nicht einmal an, als er sagte: "Du wirst hier bleiben, Rin."
 

"Nein, werde ich nicht!" Trotzig stampfte Rin mit dem Fuß auf. Sie funkelte ihn an.
 

"Du wirst hier bleiben", beharrte er stur.
 

"Wieso sollte ich?"
 

"Weil ich dich nicht werde beschützen können, falls du in ernster Gefahr sein solltest."
 

Sesshoumaru ging. Doch mit seinen Worten hatte er mehr preisgegeben, als er es jemals zuvor getan hatte. Rin stand immer noch auf demselben Fleck Erde, Sesshoumaru hinterher starrend und ihr Herz klopfte plötzlich so gewaltig gegen ihre Brust, als wollte es aus ihr heraushüpfen.

* * *

Nachdem der Hauptmann seine Rede beendet hatte, war er ans Fenster gegangen und betrachtete die Landschaft vor der Festung. Kagome, die immer noch an der Wand lehnte, beachtete er nicht weiter.
 

Kagome starrte Inu Yasha immer noch an, doch ihre Augen waren nicht länger matt und leer. Ein entschlossener Zug hatte sich um ihren Mund gebildet.
 

Inu Yasha hatte sich wieder zu ihr umgedreht und betrachtete sie musternd. Sie erwiderte ohne zu blinzeln seinen Blick. "Ich verstehe nicht", begann Inu Yasha wieder mit seiner kalten Stimme, "was an dir so besonders sein soll. Du bist nur ein erbärmlicher, schwacher Mensch."
 

Das hatte sie sich insgeheim auch schon gefragt. Wie sollte ausgerechnet sie Jagan schaden können? Aber allmählich hatte sie den Verdacht, dass es um etwas völlig anderes ging ... und Jagan wusste das.
 

"Ich kenne die Geschichten, die man sich über dich überzählt. Das du aus der Zukunft kommst und die Reinkarnation von Kikyo bist", sagte Inu Yasha in einem Ton, als würden sie nur über das laue Herbstwetter draußen reden. "Aussehen tust du auf jeden Fall wie sie. Und selbst wenn du wirklich die Kräfte einer Miko hast, wie man sich sagt, würden deine Kräfte doch längst nicht ausreichen, um Jagan-sama zu schaden."
 

"Und wenn doch?", entgegnete Kagome plötzlich. Noch immer sah sie unverwandt in seine Augen, die nichts anderes als Kälte ausstrahlten. Ihr Gesicht war eine eiserne Maske.
 

Die orangen Augen verengten sich zu Schlitzen. "Dann würde ich dich töten." Es war keine Drohung, sondern eine einfache Tatsache, ein Versprechen ihr gegenüber - und nie hatte etwas grausamer in ihren Ohren geklungen.
 

Sie zwang sich ruhig zu bleiben. "Du kannst mich nicht töten", sagte sie und auch das klang wie eine Feststellung, ein Versprechen.
 

Minutenlang schwiegen Kagome und Inu Yasha, sahen sich einfach nur in die Augen, und die orangen und braunen Augen bohrten sich ineinander fest, ohne den Blick voneinander zu lassen. Keiner von ihnen rührte sich, während sie beide spürten, dass die Luft zwischen ihnen beinahe anfing zu knistern und sich immer mehr vor Spannung auflud.
 

Die Sekunden vertickten, ohne dass etwas geschah. Es war einer dieser Momente, die man für immer im Gedächtnis behalten würde, und die man immer und immer wieder durchleben würde, sogar noch Jahre später, wenn alles längst vorbei war.
 

Die Stille wurde von dem Ziehen eines Schwertes unterbrochen. Inu Yasha hielt sein neues Schwert in der Hand und Kagome spürte die düstere Aura, die deutlich pulsierte, heftiger denn je.
 

"Das ist Touzajin", sagte Inu Yasha mit schnarrender Stimme. Er machte einen Schritt auf sie zu und hob die Klinge vor ihr Gesicht, direkt vor ihre Augen, bevor er weiter sprach. "Touzajin hat bereits jeden Youkai und jeden Menschen getötet, bei dem ich wollte, dass er starb. Auch bei dir wird Touzajin nicht versagen, das verspreche ich dir."
 

Beunruhigt musterte Kagome zwangsläufig die Klinge von Touzajin vor ihren Augen. Dann wanderte ihr Blick wieder höher, verfing sich abermals in Inu Yashas kalten Blick. "Wir werden sicher sehen, ob sich deine Worte noch bewahrheiten werden, Inu Yasha."
 

Es war so, wie Kagome es sagte. Inu Yasha konnte Kagome nicht umbringen, das würde er nie. Kagome wusste das, noch hatte sie Hoffnung, noch konnte sie an den alten Inu Yasha glauben, der irgendwo in diesem vereisten Herzen stecken musste.

Inu Yasha wird sich wieder erinnern können ...irgendwann. Das schwöre ich.


 

TO BE CONTINUED ...

* * * * *
 

Ja, ja ... das Geheimnis ist gelüftet!!! Sagt mal, habt ihr ERNSTHAFT geglaubt, dass ich Inu Yasha hab abkratzen lassen? Also, nee. Aber is schon hart, dass er sich nicht mehr an sie erinnert. Wie das kommt ... nun, da werdet ihr euch wohl ein bissel gedulden müssen^^ Das Kapi war zum Teil schwer zu schreiben, ich wusste manchmal nicht, wie ich Kago auf Inu reagieren lassen sollte ... so isses hoffentlich gut. Ich beeil mich mit dem Weitermachen^^
 

Und ... seid ihr vielleicht so lieb, und hinterlasst ein paar Kommis?

*mit den Wimpern klimper*
 

Bai Bai

Yena-chan

Befreiung

An diesem Morgen stand der Himmel in Flammen.
 

Hidoi wurde durch überraschte Aufschreie aus seinem Zimmer gelockt, und als er aus seinem Zimmer trat und nach oben blickte, fand er keine anderen Worte, um diese Situation zu beschreiben.
 

Mitten in ihrem Hof stand ein großer Dämon, Pao von den Rebellen wie er wusste, und er sah aus wie eine Fackel auf zwei Beinen. Er stand bei lebendigem Leibe in Flammen, doch er verbrannte nicht. Stattdessen ging diese gigantische Feuersäule von ihm aus, welche mehrere hundert Meter in den Himmel ragte.
 

Die Feuersäule schrumpfte wieder und Pao ließ das Feuer über die Dächer der verschiedenen Gebäude tanzen, und sie tanzten mit dem Holz, was sie langsam schwärzte. Rauch stieg auf und das machte es den Youkai immer schwerer zu atmen. Endlich konnte Hidoi reagieren, er hatte schon viel zu lange gezögert, doch er war zu gebannt von diesem Anblick gewesen.
 

"Worauf wartet ihr, Isuaki? Greift ihn an!!!", brüllte er seinen Kriegern zu.
 

Bewegung geriet in die Isuaki. Zahlreiche Kunai und Shuriken flogen auf Pao zu, doch sie schmolzen alle an seinem Körper. Bevor die Ninja eine andere Taktik ausprobieren konnten, schoss ein riesiger Vogel mit gigantischen Schwingen und violettem Gefieder von Himmel herab. Mit seinen riesigen Krallen packte er fast ein halbes Dutzend Youkai im Sturzflug und ließ sie ins Feuer fallen. Ihre von Schmerzen gepeinigten Schreie wehte der Wind davon.
 

Hidoi knurrte wütend. Er sprang von der Veranda aufs Dach und verfolgte den Vogel, der ziemlich tief flog. Er griff nach einigen Sprengsätzen und warf sie auf den Vogel. Kreischend flatterte er wieder höher. Er hatte ihn nicht erwischt. Aber noch war nicht aller Tage Abend, er würde ganz sicher nicht aufgeben und dieses Pack am Leben lassen. Diese Youkai, die ihre Rasse verrieten und gleich auf mit den Menschen kämpften. Nicht eher würde er ruhen, bis sie die Radieschen von unten sahen!

* * *

Chiyo räkelte sich genüsslich in Raius Armen und schlang ihrerseits ihre langen Arme um seinen gut gebauten Körper. Vertrauensvoll legte sie ihren Kopf an seine Brust und befand sich wieder zurück in Morpheus' Reich. Es hätte wahrlich so schön sein können, aber die morgendliche Ruhe wurde durch etwas gestört - oder besser gesagt, durch jemanden.
 

"Chiyo, wach auf." Inu Yasha stand ungeduldig vor dem Bett, in dem zwei Dämonen der Großen Drei lagen. Kami-sama sei Dank, dass das meiste durch eine Decke verdeckt wurde. Heute schien gewiss nicht einer von Inu Yashas wenigen guten Tagen zu sein, denn er blieb beharrlich am Fußende des Bettes stehen. "Chiyo!", wiederholte er jetzt etwas eindringlicher.
 

Chiyo schreckte hoch und erkannte geschockt, dass der Hauptmann vor ihrem Bett stand. Schnell zog sie die Decke zu sich und verdeckte ihren Oberkörper. Sie funkelte ihn sauer an, aber sie bemühte sich um einen angemessenen Ton. "Was wollt Ihr hier so früh, Hauptmann Inu Yasha?"
 

Inu Yasha deutete aus dem Fenster, das gen Osten zeigte. Eine hohe Feuersäule war zu sehen. "Oh Kami-sama ... was ist passiert?", murmelte sie leise.
 

"Genau das sollst du heraus finden, Chiyo", sagte er, "denn genau in dieser Richtung liegt einer unserer Isuaki-Außenposten und ich will wissen, ob das jetzt ein Angriff auf unsere Isuaki ist oder nicht."
 

"Das kann ich nur, wenn Hidoi -"
 

"Er ist dort."
 

"Gut, dann ich tue es." Wenn Hidoi wirklich auf diesem Außenposten war, wie Inu Yasha sagte, dann konnte sie tatsächlich über Telepathie in Erfahrung bringen, was los war. Es war ein spezielles Jutsu, das nur die besten Ninja beherrschten. Niemand außer ihr und Hidoi beherrschte sonst diese Jutsu. Sie fing an sich zu konzentrieren.

"Hidoi?", fragte sie. "HIDOI?? Melde dich!"
 

"Chiyo, das ist kein passender Zeitpunkt zum Reden ... ehrlich gesagt ist er mehr als nur scheiße!", zischte Hidoi unfreundlich zurück. Er klang ziemlich genervt und auch angepisst. Aber sie beide hatten sich auch noch nie verstehen können. Sie würden ewige Rivalen sein ...

"Man sieht eine Feuersäule am Himmel! Hat das etwas mit euch zu tun?"
 

"Oh ja. Wir werden angegriffen." Er schnaubte wütend. "Diese verdammten Rebellen ..."
 

"Es ist Pao, oder? Diese Handschrift kam mir gleich bekannt vor ..." Wehmütig musste Chiyo notgedrungen an den chinesischen Feuerdämon zurück denken. Es war noch nicht SO lange her, seit dem sie ein Paar gewesen waren. Erst dieser Krieg zwischen den Youkai und Menschen hatte sie auseinander gebracht.

"Und dieser Jiyu ... Soweit ich weiß, gehört er zu der stärksten Rasse Vogeldämonen, die es gibt", sagte Hidoi gepresst nach einer längeren Pause. Er schien viel zu tun haben.

"Wieso greifen sie euch an?"
 

"Schätze, sie wollen sich die Shikon no Kakera holen, die wir haben."
 

"Gut. Das reicht mir."

Chiyo brach den telepathischen Kontakt ab. Sie wandte sich an Inu Yasha, der mehr oder weniger geduldig gewartet hatte. "Hidoi sagt, sie werden von den Rebellen angegriffen", gab sie ihre Informationen an Inu Yasha weiter. "Es sind Pao und Jiyu, zwei der mächtigsten Youkai der Rebellen."
 

"Weck diesen Faulpelz Raiu auf und sag ihm, er soll Hidoi zur Hand gehen. Dieser Außenposten ist meines Wissens nicht besonders groß ... aber die Rebellen dürfen auf keinen Fall noch mehr Splitter in die Hand bekommen", sagte er ärgerlich.
 

Chiyo sah ihm nach, wie er wieder verschwand. Ihr war der Hauptmann noch nie geheuer gewesen. Er hatte so eine dunkle Ausstrahlung, aber da war auch noch etwas anderen an ihm ... etwas, was nicht so richtig zu ihm passen wollte. Sie drehte sich zu Raiu um und rüttelte ihn an der Schulter. "Raiu, wach auf. Es gibt zu tun!"

* * *

"Da ist die rote Feuersäule!", sagte Sango und zeigte gen Osten. "Also haben Jiyu und Pao schon losgelegt."
 

"Jetzt müssen wir nur noch auf das Zeichen warten, dass Jagan auch tatsächlich jemand dort hin geschickt hat", sagte Miroku, der neben Sango an einem Baum lehnte.
 

Kato saß neben Shippo und Kirara auf einem Baumstumpf und kaute gelangweilt an einem Grashalm. Sesshoumaru stand ganz weit von ihnen ab, nur Jaken war bei ihm, der aber bald wieder mit Ah-Uhn ins Lager der Verlorenen zurückkehren würde. Kato musste wieder an Rin denken, welche dort alleine zurück geblieben war. Auch er fand, dass sie dort viel besser aufgehoben war; das hier war eine Schlacht, da hatte ein halbwüchsiges Mädchen nichts zu suchen.
 

Zugegeben, so viel älter als Rin war er selber auch nicht, aber er wurde bereits in jungen Jahren zu einem Ninja ausgebildet. Rin dagegen ... bei der konnte man froh sein, dass man nicht von einem ihrer Pfeile erstochen wurde.
 

Außerdem hatte er gute Gründe mit den anderen an vorderster Front zu kämpfen. Er hatte seine Eltern und seine Brüder und Schwester verloren, als Jagans Truppen die Menschenstadt niedergebrannt hatte, in welcher er aufgewachsen war. Er war der letzte des legendären Gaera-Clans, der berühmt für seine Spezialtechniken war ... und er hatte bittere Rache an Jagan und seinen Anhängern geschworen.
 

Seine Gedanken wurden unterbrochen. Um die Feuersäule herum war ein gleißend heller Feuerring aufgetaucht. Ihre Feinde hatten den Angriff auf ihren Isuaki-Außenposten also bemerkt.
 

"Na, endlich!" Kouga stand ebenfalls auf und reckte seine Glieder. "Ich hab schon gedacht, es würde nie so ein blöder Feuerring rings um die Säule auftauchen."
 

"Aber nur einer der Großen Drei?", fragte Miroku. "Da haben wir falsch kalkuliert."
 

"Stimmt. Jetzt müssen wir und doch mit zwei von denen rumschlagen!"
 

"Das ist nicht zu ändern." Sesshoumaru kam zu ihnen. "Wir können nicht länger warten."

* * *

Es gibt Tage, da sollte man erst gar nicht aus dem Bett steigen.
 

Und heute war einer dieser Tage, das fand zumindest ein Isuaki, der zusammen mit einen anderem Isuaki-Neuling am Tor Wache stand. Er wünschte sich plötzlich inbrünstig, nicht ausgerechnet heute vor den Toren der Schwarzen Festung Wache zu stehen. Er hätte sich für heute krank melden sollen, eindeutig. Beim nächsten Mal - das hieß, falls er diesen Tag überlebte - würde er auf sein schlechtes Bauchgefühl hören.
 

Der Grund, warum sich sein Verstand und auch seine Beine immer mehr wünschten, wegzurennen, stand ungefähr hundert Meter vor ihm.
 

Vor ihm stand ein riesiger Drachendämon mit vier Köpfen und SEHR langen Zähnen, die auch ebenso scharf waren. Der Drache schnaubte, sodass aus seinen Nüstern blaues Feuer geschossen kam. Die Luft vor ihm fing an zu flimmern.
 

Die beiden Isuaki wandten sich gegenseitig den Kopf zu. Sie waren sich einig. Wegrennen war jetzt die beste Methode mit heiler Haut davon zu kommen.
 

"Das sollte wohl reichen, um uns bemerkbar zu machen, Shippo", sagte Kato grinsend. "Aber die beiden hatten ja mächtig Schiss."
 

Ein Grinsen legte sich auf jedes Gesicht der vier Köpfe, was ziemlich beängstigend aussah, wenn man die langen Zähne bedachte. "Es geht doch nicht über meine Drachen-Illusion", sagte der rechte Kopf von Shippo. "Mein Meisterwerk ..."
 

"Badest nicht gerade in Bescheidenheit, oder?"
 

Aber Shippo streckte ihm nur die Zunge raus. "Jedenfalls werden gleich die ersten Youkai da sein ... die werden schön zu tun haben mit mir. "
 

"Hoff ich doch. Du sollst die Youkai, ob Isuaki oder Byougan, schön ablenken", sagte Kato zu dem pinkvioletten Drachen, dann wandte er sich an Kirara, sie auf seiner Schulter saß. "Kirara? Wir sollten uns jetzt auch auf den Weg machen, okay?"

* * *

Das war eine Finte gewesen! Er hätte es schon wissen müssen, als die rote Feuersäule am Himmel aufgetaucht war. Und jetzt stand ein riesiger Feuer spuckender Drache mit vier Köpfen vor ihrem Tor!!
 

Er hätte dennoch damit rechnen müssen, dass die Rebellen versuchen würden, Kagome wieder zurück zu holen - auch wenn er immer noch nicht verstand, warum ausgerechnet dieses Menschenmädchen für diesen Krieg so wichtig sein sollte. Aber Jagan-sama hatte angeordnet, dass Kagome unter KEINEN UMSTÄNDEN aus der Schwarzen Festung fliehen durfte. Und diesen Befehl würde er befolgen.
 

Er schob die Schiebetür zu Kagomes Zelle auf. Sie saß immer noch an einer Wand gelehnt und hatte sich anscheinend kaum bewegt. Obwohl man ihr etwas zu Essen gebracht hatte, sah sie sehr bleich im Gesicht aus. Auch wenn es ihr nicht gerade gut gehen konnte, schien sie alles dafür zu tun, dies nicht zu zeigen. Wieder erkannte er diesen einen entschlossenen Zug um ihre Mundwinkel.
 

"Hallo Kagome", sagte er übertrieben freundlich mit einem seltsamen, breiten Lächeln auf den Lippen. "Ich bin hier, um dir zu sagen, dass wir Besuch haben."
 

"Besuch?", presste sie zwischen zusammen gebissenen Zähnen heraus.
 

"Deine Freunde, Kagome, die Rebellen. Sie weigern sich noch immer aufzugeben - würden sie das tun, wäre ihr Tod zumindest kurz und schmerzlos, aber so ..." Alle Liebenswürdigkeit war aus seiner Stimme verschwunden, stattdessen glich sie jetzt eher einem Donnergrollen.
 

Sofort ließ Kagome ihre Maske fallen. "Sie sind hier ...?", echote sie.
 

"Hai, sie sind hier", grollte er, "aber ich gewinne langsam den Eindruck, dass du nicht besonders gerne hier bist, kann das sein?" Er zog eine Augenbraue hoch.
 

"Soll ich ehrlich darauf antworten?", konterte sie.
 

Wieder lächelte Inu Yasha böse. "Soso, dir gefällt es hier also nicht ... nun, dann bedaure ich, dir sagen zu müssen, dass du dennoch ein Weilchen unsere Gastfreundschaft in Anspruch nehmen wirst."
 

Sie zuckte fast schon desinteressiert mit den Schultern. "Wir werden sehen."
 

"O ja, das wirst du. Mach dir keine Hoffnungen, Kagome, Hoffnung ist nur etwas für Dumme und Leichtgläubige ..."
 

Kagomes Kopf schoss wieder zu ihm herum. Sie starrte ihn mit unverhohlenem Entsetzen an. Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch sie fand keine Worte.

* * *

Es gab einen guten Grund, warum Sesshoumaru zu den Verlorenen gehörte. Damit war aber nicht unbedingt Rin gemeint, die, seiner Meinung nach, allmählich wieder zu ihresgleichen sollte. Nicht, dass sie ihm plötzlich lästig gewesen wäre - er hatte sich damals schon sehr schnell an sie gewöhnt - aber sie konnte nicht auf ewig bei ihm bleiben. Das klappte einfach nicht. Er war ein Youkai, sie ein Mensch. Sie wuchs allmählich zu einer richtig hübschen Menschenfrau heran und sie würde sich bald verlieben und Kinder bekommen, wie es üblich war. Das ging aber nur, wenn sie auch bei anderen Menschen war. Noch weigerte sich Sesshoumaru, sich selbst gegenüber einzugestehen, dass er sie vermisste, wenn sie nicht bei ihm war. Er durfte nicht zulassen, dass er zuviel für dieses Menschenmädchen empfand. Sie sollte ihm wie jeder andere Mensch egal sein, dem er begegnete. Youkai DURFTEN NICHTS für andere Menschen empfinden, das war eine unausgesprochene Regel für Dämonen seines Ranges.
 

Und noch heute hörte er die Stimme seines Vaters, wie er ihm immer und immer wieder predigte: "Gefühle machen schwach, mein Sohn, merk dir das. Sie können dich für eine Zeit glücklich machen, doch wenn du eine gewisse Grenze überschritten hast, werden sie dir nur noch Schmerzen und Leid bringen. Davon abgesehen, Sesshoumaru, vernebeln sie einem dem Verstand, dass man nicht mehr weiß, was man tut. Also gestatte dir NIEMALS tiefgründige Gefühle für jemanden zu entwickeln, wenn du in dieser harten Welt überleben willst."
 

Die Ironie an den Worten seines Vaters war, dass er sich einige Jahrhunderte danach ausgerechnet in eine Menschenfrau verliebt hatte: Izayoi, Inu Yashas Mutter. Die Folge war allen bekannt: Inu Yasha wurde geboren, kurz darauf starb Inu Taishou, sein Vater, und nach ein paar Jahren auch Izayoi ...Damit hatte sein Vater bewiesen, warum es nicht gut sein konnte, wenn man tiefere Gefühle zuließ. Es endete nur in Schmerz und Leid.
 

Als er jetzt als Energiekugel ein wenig über der Befestigungsmauer schwebte, musste er daran denken, warum er das alles auf sich nahm, um seinen eigentlich verhassten Halbbruder zu befreien. Doch er hatte erfahren müssen, dass Inu Yasha manipuliert wurde, so stark, dass es gar nicht mehr sein eigener Wille war, auf der Gegenseite zu kämpfen. Und wer daran Schuld trug, war eine Geschichte für sich ...
 

Sesshoumaru mischte sich eigentlich nie ein, wenn es um Inu Yasha ging, aber jetzt waren die Karten anders verteilt ...er konnte nicht zulassen, dass seinem Bruder sein eigener Wille geraubt wurde, ohne dass er etwas dagegen unternahm - schließlich hatten sie beide das Blut ihres Vaters in sich.
 

Jetzt stand Sesshoumaru hier und würde wieder einmal, wie so oft, gegen seinen Halbbruder kämpfen müssen, obwohl das ganze Spektakel, welches sich die Rebellen erdacht hatten, nur dafür inszeniert wurde, um ihre alte Gefährtin wieder zu holen. Der Grund, warum er sich daran beteiligte war, dass er wusste, welch wichtige Rolle Kagome in diesem Krieg spielen würde ... Damals, als er das mit Inu Yasha herausfand, war es ein logischer Schritt für ihn gewesen, sich - mehr oder weniger - mit den Verlorenen/Rebellen zu verbünden. Auch Rins wegen.
 

Es war schon etwas her, seitdem er Inu Yasha das letzte Mal getroffen hatte. Unbewusst spannte er sich etwas an. Jetzt galt es erst mal diese Kagome zu retten - und seine Aufgabe war, Inu Yasha zu beschäftigen, damit Kato mit Kagome flüchten konnte.
 

Kagome war leicht auszumachen, sie war eine der wenigen Menschen in der Schwarzen Festung. Unbemerkt erreichte die Energiekugel ein hohes Gebäude, in dessen oberster Etage Kagome festsaß.
 

Und Kagome war nicht allein. Inu Yasha war bei ihr.

* * *

Noch hatten die Isuaki genügend mit Shippo zu tun, doch das würde sich bald ändern; Shippo würde nicht ewig diese Maskerade aufrechterhalten können. So eine große Illusion zerrte stark an den Kräften des jungen Kitsunen. Aber es war auch nie geplant gewesen, dass Shippo die Byougan allein abwehren sollte. Dieses Manöver hatte nur einen Zweck: dass sich die Angriffsformation teilte, denn wenn sie nicht mehr geordnet angriffen, waren sie nur noch halb so stark wie sonst. Außerdem sollten die Byougan nicht Sesshoumaru ablenken, denn der hatte den Part, sich um Inu Yasha zu kümmern.
 

Die Isuaki wurden noch auf der Schwarzen Festung von Chiyo ausgebildet und waren deshalb nicht besonders stark, deswegen setzte man hauptsächlich Byougan gegen Feinde zur Verteidigung ein. Zu Shippos Leidwesen ließen sich die Youkai no Kage nicht einschüchtern, andererseits waren sie noch nie besonders schlau gewesen, aber bei ihnen war schon immer die Menge entscheidend gewesen.
 

Langsam erschöpfte Shippo seine neue Form etwas. Noch nie hatte er die Illusion "Shun" (wie er diese Form nannte) so lange aufrecht erhalten und das Kämpfen und der ständige Kitsune-Bi zerrten langsam an seinen Kräften. Der Drache Shun war zwar seine beste Verwandlungsform, doch er beherrschte sie noch nicht lange genug, um sie allzu lange zu halten.
 

Eine Gruppe Byougan mähte er mit einem Hieb seines gewaltigen Schwanzes um und ein paar Reihen Youkai verbrannte er mit seinem Kitsune-Bi, das jetzt aus zwei seiner Mäuler schoss. Leider würden diese Byougan, die er "platt gemacht" hatte, in fünf Minuten wieder aufstehen und weiter kämpfen.
 

Shippo bis die Zähne zusammen. Ich schaff es einfach nicht mehr... ich hab keine Kraft mehr ... Hoffentlich hat Kato Kagome schon befreit.
 

Selbst die Byougan stutzten kurz, als der riesige, pinkviolette Drache mit seinen vier Köpfen im Nichts verschwand. Shippo, der noch unentdeckt zwischen einigen Byougan stand, zog etwas aus der Tasche, was sich kurz darauf in sein Spielzeugpferdchen verwandelte. Er schwang sich in den Sattel und flog davon, eine mehr oder weniger verblüffte Menge Byougan hinter sich zurücklassend.

* * *

Im Inneren hatte auch Sango derweil mit Chiyo zu kämpfen, die lachend immer wieder in ihren Rauchbomben verschwand, während Sango hinterrücks bereits die nächsten Shuriken um die Ohren flogen. Sie mähte eine Reihe Byougan mit ihrem Hiraikotsu um und weichte sofort einer großen Anzahl Kunai aus. Sie fing ihren Bumerang auf und in dem Moment war sie etwas unachtsam, sodass sich sofort ein Youkai no Kage auf sie warf.
 

"Ah ... Miroku ...!", keuchte sie. Sie konnte kaum noch atmen, da der Byougan ihr die Luft aus ihren Lungen presste und sie hatte nicht genügend Kraft, ihn runter zu stoßen. "Miroku, bitte... lass mich nicht im Stich ..."
 

"MIROKU!" Shippo steuerte mit seinem Pferdchen auf den Mönch zu, der gerade von der atemberaubend schönen Chiyo, die beste Ninja die die Welt je gesehen hatte, ausreichend beschäftigt wurde. "SANGO - DA!"
 

Miroku fuhr herum. Er sah einen Byougan auf Sango liegen, den Bumerang hatte er ebenfalls unter sich begraben. Er reagierte sofort, in dem er sich von Chiyo abwandte und warf einen Bannzettel (wie war noch mal der japanische Name von denen??) auf den Byougan. Er schrie auf, rollte sie von Sango runter und blieb schließlich liegen.
 

"Sango? Alles okay mit dir?", besorgte kniete er neben ihr nieder. Er stützte ihren Rücken mit seinen Armen.
 

"Es ... geht schon ..." Hektisch begann Sango zu atmen, sie lächelte gequält. "Mach dir keine Sorgen... ich bin zäh!"
 

"Sango ..." Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Er musste daran denken, dass sie oft einen sehr starken Eindruck machte, auch wenn sie manchmal alles andere als stark war und auch nicht sein konnte - so wie jetzt. Er war froh gewesen, dass er da gewesen war, als vor ein paar Jahren Kohaku starb, so hatte ihr beistehen können ... in den ersten Tagen hatte sie so schwach und zerbrechlich gewirkt ... so schutzbedürftig ...
 

"Ähm, ich will euch ja nicht stören", begann Shippo stotternd, "aber Chiyo scheint etwas verärgert zu sein."
 

Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. "WIE KOMMT IHR DAZU MICH ZU IGNORIEREN? HE?!", schrie sie wütend los. "DAFÜR BEKOMMT IHR JETZT DIE QUITTUNG!!"
 

Sango war kurzzeitig erst recht kampfunfähig und Miroku hielt sie noch immer im Arm. Stattdessen war es Shippo, der reagierte. "Kitsune-Bi!"
 

Da Chiyo seiner Attacke ausweichen musste, gingen ihre Kunai ins Leere. Miroku rappelte sie wieder auf, auch Sango richtete sich wieder vorsichtig auf und griff nach ihrem Hiraikotsu. Shippo hüpfte wieder geschwächt auf Mirokus Schulter und der Kampf zwischen den Rebellen und Chiyo mit den Byougan begann erneut.
 

Ein Stückchen entfernt sahen sie Kouga mit Samui kämpfen, sie schienen einigermaßen gleich gut zu sein, doch trotzdem hatte es keiner der beiden leicht. Es waren auch noch Ginta und Hakkaku da, die sich wacker schlugen, auch wenn sie immer noch ziemliche Angsthasen waren.
 

Es war seltsam zu wissen, dass sie das alles auf sich nahmen, um eine Frau zu retten, die sie doch damals in Stich ließ, als sie sie am nötigsten brauchten.

* * *

"HOFFNUNG! PAH! Hoffnung hat nur jemand, der es nicht besser weiß. Hoffnung haben nur die Dummen und die Leichtgläubigen."

* * *

"O doch, das wirst du. Mach dir keine Hoffnungen, Kagome, Hoffnung ist nur etwas für Dumme und Leichtgläubige ..."

Kagome schluckte hart und schloss die Augen. Sie wusste, wer das schon einmal gesagt hatte. Das war Kikyo gewesen, kurz bevor sie damals die Sengoku Jidai hatte verlassen müssen. Noch immer sah sie Kikyo vor sich, als wäre es gestern gewesen ... Sie hatte eine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Wie das alles möglich war.
 

Sie hörte wie ein Schwert gezogen wurde, und sie riss geschockt die Augen auf. Doch Inu Yasha stand bereits mit dem Rücken zu ihr, Touzajin in der rechten Hand - Sesshoumaru stand ihm gegenüber, es war ihr schleierhaft, wo er hergekommen war, aber das konnte ihr im Moment herzlich egal sein.
 

"Hallo Otouto", sagte Sesshoumaru. "Lange nicht gesehen."
 

Inu Yasha sah seinen Halbbruder feindselig an. "Komisch, dass ich mich nie freue dich zu sehen, obwohl man doch behauptet, gleich und gleich gesellt sich gern."
 

"Das beruht auf Gegenseitigkeit."
 

"Prima!"
 

Einige Zeit herrschte nur eisige Stille in dem Raum und Kagome wagte nicht, etwas zu sagen. Beunruhigt sah sie zwischen den beiden Brüdern hin und her. Sie hatten die beiden oft genug kämpfen sehen, um zu wissen, dass die beiden ihre nähere Umgebung meistens in Schutt und Asche legten ...
 

"Worauf wartest du, Inu Yasha?", fragte Sesshoumaru kühl nach einigen Minuten. Der Inu Youkai sah ein wenig gelangweilt aus, obwohl sie doch Feinde mehr denn je waren. "Wieso greifst du nicht endlich an? Früher konntest du nie eine Minute abwarten."
 

"Ich habe mich verändert, Sesshoumaru, sehr sogar. Glaub ja nicht, dass ich immer noch so unreif und naiv wie früher bin!" Seine kalten orangen Augen wurden zu Schlitzen. Inu Yasha hob Touzajin zum Angriff. "Ich hätte niemals erwartet, dass ausgerechnet du kommen würdest, um diese Kagome zu retten. Niemals werde ich zulassen, dass sie aus der Schwarzen Festung flüchtet ..."
 

Es wurde keine Zeit mehr mit überflüssigem Geplauder vergeudet, stattdessen raste Inu Yasha jetzt auf Sesshoumaru zu. Aber Sesshoumaru war wie immer die Ruhe selbst: er zog Toukijin und wehrte Inu Yashas Angriff so leicht ab, als würden sie mit Holzstecken gegeneinander kämpfen, und nicht mit Funken sprühenden Schwertern.
 

"Hey, du da! Kagome!"
 

Überrascht richtete sie ihren Blick nach oben zum Fenster. Dort sah sie den Kopf eines weißhaarigen Jungen, der sie verschmitzt angrinste. "Ich hol dich hier raus. Geh von der Wand weg!" Sie rappelte sich auf und stolperte von der Fensterfront weg, ohne dass sich die beiden Kämpfer um sie kümmerten.
 

WOOSH.
 

Die Wand explodierte vor ihr und sie ging reflexartig in Deckung, schützte ihr Gesicht mit den Armen vor dem umher fliegenden Holz. Sie keuchte ein wenig, als den Rauch einatmete. Weder Sesshoumaru noch Inu Yasha nahmen große Notiz von der Explosion. Sie kämpften und stritten immer noch.
 

Als der Rauch sich etwas lichtete, erkannte sie den Kopf einer riesigen Dämonenkatze, die freudig brüllte, als diese sie erkannte. Kirara!, dachte Kagome erleichtert.
 

"Na, los komm schon!", schrie der weißhaarige Junge unruhig.
 

In dem Moment drangen die Stimmer der beiden Inu Youkai wieder in ihren Vordergrund: "Du hast gesagt, du hättest dich verändert, Inu Yasha?!", höhnte Sesshoumaru. "Du kämpfst immer noch genau so planlos wie früher."
 

Wenn Inu Yasha eines während seiner Veränderung nicht verloren hatte, dann war es sein Temperament. "Ach ja? Ich zeig dir wie planlos ich kämpfe. GEWAN MITO!" Inu Yasha schlug mit Touzajin einen waagerechten Bogen in die Luft und eine starke Druckwelle raste auf Sesshoumaru zu. Dieser blieb stehen und wurde anscheinend von der Druckwelle erfasst, denn er verschwand mit ihr. Doch daran glaubte Kagome nicht, dafür hatte sie Sesshoumaru zu oft kämpfen sehen.
 

"Kagome, beeil dich, verdammt!!!", schrie der Junge. "Wir müssen hier weg!"
 

"Nein! Das lasse ich nicht zu!" Inu Yasha wandte sich wieder ihnen zu, eine Grimasse auf den Lippen, die leicht wahnsinnig aussah. Kagome wurde unwillkürlich an damals erinnert, als Inu Yasha für kurze Zeit ein Youkai geworden war. Nur dass sie es dieses Mal als tausend Mal schlimmer empfand. Damals hatte Inu Yasha sich nicht mehr unter Kontrolle gehabt, jetzt schien er dagegen immer noch seinen vollen Verstand zu haben - und das war viel schrecklicher zu wissen, dass er GENAU wusste, was er tat.
 

Entsetzt griff sie zum letzten Mittel, das ihr geblieben war, als sie Inu Yasha auf sich zu rennen sah:
 

"OSUWARI!"
 

Kagome hatte keine Ahnung gehabt, ob Inu Yasha die Bannkette immer noch trug, und wenn, dann war sie unter seinem Oberteil versteckt. Doch mit Erleichterung erkannte sie, dass etwas um Inu Yashas Hals aufleuchtete, was ihn mitten in seinem Sprint inne halten ließ - und ihn brutal auf den Boden warf.
 

Kagome reagierte sofort. "Osuwari! Osuwari! Osuwari! Osuwari! Osuwari! Osuwari!"
 

Sie sprintete ohne abzuwarten auf Kirara zu und der Junge, der auf ihr saß, hielt ihr eine Hand hin und zog sie ohne große Mühe hoch und hob sie hinter sich.
 

Kagome wandte sich noch einmal zu dem Hanyou um, der immer noch etwas geschockt auf dem Holzboden lag. "Inu Yasha? Richte Kikyo aus, dass ich die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben habe", sagte sie mit einem mysteriösen Lächeln. "Selbst wenn ich dann dumm und leichtgläubig bin."
 

Kirara wandte sich zum Loch und mit einem gewaltigen Satz setzte sie in den Flug über. Sie vergrub erleichtert ihre Hände in Kiraras Fell. Erst mal musste sie hier weg ... das alles wurde ihr langsam zuviel ... Antworten. Das war es, was sie brauchte: Antworten.
 

Hinter sich konnte Kagome Inu Yashas wütende Schreie hören, doch sie blickte nicht zurück. Sie würde Inu Yasha noch früh genug wieder sehen.

* * *

Der Fluch der Kette schien nachzulassen, denn Inu Yasha wollte sich aufrappeln und dem Katzenyoukai nachhetzen, bevor es zu spät war. Doch bevor er wieder auf seine Füße springen konnte, hatte er bereits die Klinge von Toukijin am Hals.
 

"Was ist denn los, Onii?", fragte Inu Yasha spottend. Keineswegs überrascht, dass sein Bruder die Druckwelle sogar unverletzt überlebt hatte, sah er zu ihm auf. "Ich liege auf dem Silbertablett. Bring mich um."
 

Sesshoumaru schüttelte den Kopf. "Nicht jetzt und nicht heute. Ehrlich gesagt, bin ich noch nicht mal in der richtigen Stimmung dafür ..."
 

Hätte Inu Yasha mittlerweile nicht so eine gute Selbstbeherrschung gehabt, wäre ihm die Kinnlade auf den Boden gefallen, aufgrund dieser untypischen Bemerkung Sesshoumarus. Seit wann verschmähte ausgerechnet Sesshoumaru (!) eine Gelegenheit, weil er nicht in der richtiger Stimmung dafür war?!!
 

Sesshoumaru zog Toukijin von Inu Yashas Hals weg, steckte es wieder an seine Seite und wandte sich zum Gehen. Fassungslos kam Inu Yasha hinter ihm wieder auf die Füße.
 

"Was soll das heißen: nicht in Stimmung dafür??"
 

Aber Sesshoumaru antwortete nicht mehr, er wurde zu einer Energiekugel und verschwand.

Inu Yasha blieb alleine zurück, der an das Loch trat und über die weite Ebene blickte. Am Horizont sah er wie ein Punkt sich fliegend immer weiter entfernte. Blaues Feuer leuchtete am Himmel auf, aber anders als wie vor ein paar Stunden, schoss die Säule nicht von der Erde aus in die Höhe, stattdessen senkte sie sich von oben in die Tiefe und verpuffte dann wieder. Kurz darauf erlosch auch die rote Feuersäule im Osten.
 

Die Rebellen hatten bekommen, was sie wollten.
 

Inu Yasha knurrte. Niemals würde er das auf sich sitzen lassen. Niemals.

* * *

Der weißhaarige Junge, der ihr knapp gesagt hatte, er hieße Kato, ließ Kirara tiefer fliegen, um zu Sango und Miroku gelangen zu können. Sie kämpften immer noch mit Chiyo, die lachend um sie hertänzelte, verschwand und wieder hinter ihnen auftauchte. Kouga schien immer noch alle Hände mit Samui zu tun zu haben. Sango, Miroku und Shippo, der erschöpft auf der Schulter des Mönches saß, registrierten ihre Ankunft erleichtert. Sango schwang sich erleichtert hinter Kagome auf Kiraras Rücken, ebenso Miroku und Kirara machte schleunigst, dass sie wegkamen. Auf dem Boden registrierte auch endlich Kouga und seine beiden Gefährten ihre abrupte Flucht und setzten ihnen auf dem Boden nach.
 

Chiyo stand da ein wenig verwundert, über das schnelle Verschwinden ihrer Feinde. Neben ihr flogen wieder Schneeflocken aufgeregt durch die Luft; Samui wollte ihnen folgen.
 

"Lasst sie gehen."
 

Sie drehten sich um. Dort stand ein großer Youkai, in einen edlen Kimono gehüllt. Wenn man Jagan zum ersten Mal begegnete, fragte man sich, was Jagan eigentlich wirklich war. Man konnte deutlich riechen, dass er nur ein Hanyou war ... aber das war er dann irgendwie auch wieder nicht. Dem nicht genug, hatte keiner seiner Dämonen je sein Gesicht gesehen - und wenn doch, dann lebten sie nicht mehr. Jagan trug eine Maske, die sein ganzes Gesicht verdeckte, nur seine weißen Haare waren zu sehen. Sein rechtes Auge konnte man problemlos durch die Lücke in der Maske sehen, sein linkes Auge jedoch war verdeckt. Man sollte froh sein, wenn man es nie zu sehen bekam.
 

Die Schneeflocken fielen ermattet auf den Boden, Samui wandte sich verwundert an seinen Herrn. "Wieso sollen wir sie nicht verfolgen, Jagan-sama?"
 

"Sie hat bereits Verdacht geschöpft ...sie weiß es ... Sie weiß, was geschehen ist."
 

Jetzt blickte auch Chiyo verwirrt zu Jagan, dessen zusammenhanglose Sätze ihr nichts sagten. "Wen meint Ihr? Wer weiß was?"
 

"Die liebe Kagome weiß, was Kikyo getan hat."
 

TO BE CONTINUED ...

* * * * *


 

Huch, ich weiß, dass Chapter ist extrem lang und einige Passagen waren auch etwas langweilig, aber die mussten dann doch rein, damit die Situation deutlich wurde -.- Shippos Drachenform Shun war ne Spontanidee, aber ich find den irgendwie cool ^^ (das müsst ihr mir verzeihen -.-)Allerdings muss ich Shippo-chan jetzt doch etwas älter machen, weil er mit 16 doch noch net so stark is ... also net wundern, ja? Das jugendliche Alter bei Dämonen dehnt sich ja sowieso immer etwas aus^^
 

Ich hatte zuerst einige Probleme mit dem Part von Sess. Es ist weniger einfach als erwartet seine Gedanken darzustellen. Wenn ich ihn zu OOC mache, müsst ihr mir das auf jeden Fall sagen! Ich muss mich ja auch erst mal in Sessy-chan richtig rein denken ^^" Übrigens wird unsere laufende Tonerde namens Kikyo im nächsten oder übernächsten Part endlich mal auftauchen. Hoffentlich krieg ich sie ordentlich hin ^^
 

Mhm ... wusstet ihr eigentlich, dass man immer schön viele Kommis braucht, wenn man schnell weiter schreiben soll? Nee? Jetzt wisst ihr's. ^^
 

Bai bai

Yena

Freundschaft

Kagome hatte kaum ein Wort gesagt, seit sie wieder innerhalb des Bannes vom Lager der Verlorenen waren. Kurz nach ihrer Ankunft waren auch Pao und Jiyu wieder angekommen, in zerrissener Kleidung und stark verletzt, aber seltsam gut gelaunt, da sie sich mit Hidoi und Raiu "gut unterhalten" hatten.
 

Doch Kagome wandte sich sogleich an Miroku und Sango. "Ich muss mit euch reden", sagte sie und betonte noch zusätzlich: "Allein." Sie drehte sich um und ging zu einer abgelegen Stelle im Lager, wo sie niemand stören würde. Zufrieden bemerkte sie, dass ihre Freunde ihr widerspruchslos gefolgt waren.
 

"Findet ihr nicht, ihr hättet mir sagen müssen, dass Inu Yasha der Hauptmann von Jagan ist?", fragte Kagome. Sie strafte die beiden mit einem finsteren Blick.
 

"Und wer ist einfach abgehauen damals? Wer hat sich noch nicht einmal von uns verabschiedet, he?", entgegnete Sango giftig. Ihre Augen sprühten Blitze und es schien, als wäre es Zeit, die Wut raus zu lassen, welche sich in Kagomes Abwesenheit in ihr angestaut hatte.
 

"Ich hatte meine Gründe!"
 

"Ach, ja? Und welche Gründe sollen das gewesen sein? Wo bin ich denn gewesen, als du sie uns erklärt hast?" Sango ballte wütend die Fäuste, als sie wie Kagome aufstand. Mit Zornestränen in den Augen trat sie auf Kagome zu, den Finger auf sie gerichtet. "DU bist gegangen, weil dir deine Zukunft in deiner Welt wichtiger war; DU hast Inu Yasha das Herz gebrochen und nur DU trägst Schuld daran, dass wir uns jetzt als Feinde gegenüberstehen!"
 

"Was ... wieso ... ich denn?" Kagome wich verstört zurück. Sie hielt sich denn Kopf, denn er fing schmerzhaft an zu pochen. Sie sich sah kurz wieder ihrem schlimmsten Feind gegenüber stehen und er hatte so überlegen gelächelt ... Sie hatte doch keine Wahl gehabt... Sie hatte es tun müssen ...
 

"Ich wollte doch nur sein Bestes ...", murmelte sie verstört. Sie ließ sich auf die Knie fallen, weil ihre Beine sie nicht mehr zu tragen vermochten. "Ich wollte doch nur, dass er lebt... und dass er glücklich wird ... auch ohne mich ... was war falsch daran, was ich getan habe?"
 

"Sein Bestes, Kagome? Was soll daran gut gewesen sein, dass du ihn mit gebrochenen Herzen zurück gelassen hast, Kagome?! Sag es mir!"
 

Tränen traten in ihre Augen. Sie wollte weghören, aber sie konnte nicht.
 

"Du hast ihn direkt in Jagans Arme getrieben, in dem du ihm ins Gesicht geknallt hast, deine Zukunft würde dir mehr bedeuten als er!"
 

"Aber das stimmt doch nicht ... es gibt nichts Wichtigeres in meinem Leben als er ..."
 

"DAS IST EINE LÜGE, KAGOME! WIE SO VIELES VON DIR! WENN ER DIR SO WICHTIG WAR, WARUM BIST DU DANN ABGEHAUEN?!"
 

"Sango, hör auf!"
 

Sowohl Sango als auch Kagome wandten sich erstaunt an Miroku, welcher nur wie erstarrt dem Streitgespräch zugehört hatte. Miroku war aufgestanden und ging zu Kagome. Er nahm eine ihrer Hände und zog sie wieder auf die Beine, was Sango misstrauisch verfolgte.
 

"Ich hab dir schon einmal gesagt, dass Kagome einen triftigen und vor allem sehr guten Grund hätte haben müssen, um uns und auch Inu Yasha zu verlassen ... nicht wahr?" Miroku sah sie mit einem liebevollen Blick an und hätte er sie nicht festgehalten, wäre sie vor Erleichterung wieder auf die Knie gefallen.
 

"Du hast Inu Yasha belogen, als du ihn verlassen hast, oder?", fragte Miroku und fasste sie an den Schultern. "Er sollte nicht den wahren Grund erfahren, warum du ihn verlassen hast. Er hätte dich zurück gehalten ebenso wie wir es getan hätten ... und dann hast du dich bei ihm entschuldigt. Für was genau, konnte Inu Yasha uns nie erklären."
 

Kagome senkte den Blick, sie schloss die Augen, als sie wieder sprach. "Ich wollte ihn nur schützen ... ich wollte, dass er glücklich wird - ohne mich. Ich hatte gedacht, er würde mich eines Tages vergessen und es wäre nicht mehr so schlimm, dass ihn verlassen habe ... und dann stand ich ihm gestern gegenüber und er hat mich tatsächlich vergessen. Er hat mich nicht wider erkannt; er hat mit mir gesprochen als wäre ich eine völlig Fremde. Dabei wollte ich doch, dass er mich vergisst...Was für eine Ironie. Und jetzt wo es tatsächlich passiert ist, dass er mich vergessen hat, ist es tausendmal schrecklicher, als ich es mir je vorgestellt habe... wie konnte das nur alles passieren? Ist es wirklich meine Schuld? Oh, ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen."
 

Sangos Zorn schien wie Butter in der Sonne geschmolzen zu sein, denn sie trat schnell auf sie zu und nahm sie liebevoll in die Arme und Kagome klammerte sich an die Taijiya als wäre sie der letzte Rettungsring auf der rauen, stürmischen See. Ungeweinte Tränen der letzten Jahre quollen aus ihren Augenwinkeln und benetzten den Kimono von Sango mit dem salzigen Wasser. "Es ... tut mir ... alles ... so Leid!!", brachte sie stotternd unter den laufenden Tränen hervor.
 

"O Kagome ..." Sango schloss ihre Freundin noch fester in ihre Arme, falls das überhaupt noch möglich war. Sie hatte Kagome immer als ihre Schwester gesehen und als nicht nur Kagome sondern auch Kohaku sie allein ließen, konnte sie nicht anders, als ihren ganzen Hass auf Kagome zu richten - die einzige, auf den sie ihn noch richten konnte. Doch jetzt nach unendlich vielen Tränen, die geflossen waren, hatte sie ihre kleine Schwester endlich wieder.
 

Sango wiegte Kagome wie ein kleines Kind in ihren Armen und sie ließ sich so wieder beruhigen. Sie schniefte noch, doch der Strom aus Tränen war versiegt. Sango setzte sich mit Kagome gegen einen mit Moos bewachsenen Baumstamm, während Miroku sich ihnen im Schneidersitz gegenüber setzte.
 

"Es war leider die Wahrheit, als ich sagte, du wärst Schuld daran, dass Inu Yasha unser Feind ist", sagte Sango leise ohne Kagome in die Augen zu sehen. "Du hast den Stein der Lawine losgetreten, fürchte ich."
 

Miroku übernahm die Aufgabe weiterzuerzählen. "Inu Yasha war damals verständlicherweise total am Boden zerstört, nachdem du weg warst. Du warst schließlich das Wichtigste in seinem Leben geworden, nachdem er sich endlich für dich entschieden hatte und nicht für Kikyo", sagte er. Auch er fühlte sich unwohl; es war nicht leicht diese Geschichte zu erzählen. "Er kam nicht mehr in deine Welt hinein und deswegen wollte Inu Yasha niemals den Brunnen verlassen, in der Hoffnung du würdest wieder kommen, aber die Tage vergingen und du kamst nicht."
 

Kagome stiegen wieder neue Tränen in die Augen, als sie von Inu Yashas Leiden hörte. Sie erinnerte sich, wie es bei ihr gewesen war. Sie hatte tagelang ihr Zimmer nicht verlassen und um ihre verlorene Liebe Inu Yasha geweint.
 

"Du weißt, dass Inu Yasha schon immer Angst vor der Einsamkeit hatte, dass ihn nach und nach alle verlassen würden, die ihm etwas bedeuteten. Von da an grenzte er sich total von uns ab und wir drangen überhaupt nicht mehr zu ihm." Miroku seufzte leise. "Wahrscheinlich dachte Inu Yasha, dass unsere Gruppe nach und nach auseinander fallen würde, da du weg warst."
 

Sango fuhr fort: "Doch wir sind alle bei Kaede geblieben, was von uns übrig war, versteht sich. Wir hätten Inu Yasha niemals alleine lassen können, auch wenn - sollte er mal tatsächlich mit uns geredet haben - er total aggressiv und verletzend zu uns war. Wir haben ihn zu der Zeit bereits kaum noch gesehen, meistens hat er irgendwo im Wald gesessen und dem Gras beim Wachsen zugesehen."
 

"Was war mit Naraku?", unterbrach Kagome Sango. "Er war ja damals so gut wie am Ende. Habt ihr ihn nicht weiter verfolgt?"
 

"Naraku verschwand plötzlich spurlos, etwa zwei Wochen nachdem du weg warst", antwortete Sango. "Niemand wusste, wohin. Es gab weder Hinweise, wohin er verschwunden sein könnte noch dass er überhaupt noch am Leben war. Manche sagten, er sei tot, doch daran glaubten wir nie. Andererseits ist er nie wieder aufgetaucht."
 

Miroku nahm den alten Faden wieder auf. "Nach etwa über einem halben Jahr tauchte Kikyo wieder auf. Wir wissen das nur, weil Shippo zufällig Inu Yasha mit Kikyo gesehen hat. Er traf sich immer wieder mit ihr, er verschwand über längere Zeiträume und ließ sich nur noch ganz selten bei uns blicken - bis er schließlich dann ganz verschwand. Wir haben Inu Yasha erst wieder gesehen, als Jagan die Menschendörfer überfallen hat; zu dem Zeitpunkt war er bereits Hauptmann von Jagans Armee", beendete Miroku seinen Bericht. "Und von da an mussten wir gegen unseren eigenen Freund kämpfen ..."
 

Kagome senkte wieder den Kopf. Sie schloss die Augen und schluckte schwer. "Ich kann Inu Yasha noch nicht einmal verübeln, dass er sich wieder in Kikyos Arme geschmissen hat. Für ihn war Kikyo in seinen Augen seine einzige Rettung vor der Einsamkeit ...", sagte Kagome. "Er wollte Wärme ... Zuneigung ... Das Gefühl, geliebt zu werden ... wo er sich doch noch völlig verraten und allein gelassen fühlte von mir. Ich hab ihn praktisch direkt wieder in Kikyos Arme getrieben."
 

Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen, als ihr das Ausmaß ihrer Schuld klar wurde. Tränen stiegen in ihr hoch und sie fühlte sich immer schuldiger, wenn sie sich vorstellte, wie viel Leid sie Inu Yasha bereitet hatte. Dabei hatte sie ihn doch nur retten wollen ...- und jetzt, wo sie doch wieder hier war, hatte sie ihn verloren.
 

"Kagome ...", murmelte Sango traurig. Erneut zog sie ihre Freundin in ihre Arme und drückte sie an sich. Mochte sein, dass Kagome einen großen Fehler begangen hatte, der schwerwiegende Folgen nach sich gezogen hatte, doch wenn etwas Kagome jetzt ganz dringend brauchte, dann war es Trost bei jemanden, der sie verstand.
 

Kagome fühlte sich nach langer Zeit wieder etwas geborgen und wohl in Sangos Armen. Die letzten fünf Jahre war diese innere Kälte stets ihr Begleiter gewesen, doch jetzt breitete sich etwas wie Wärme in ihr aus. Freunde ... sie hatte sie so vermisst. Freunde, die ihr in jeder Situation beistanden, egal, was sie für einen Mist gebaut hatte.
 

"Ich verspreche euch, ich mache alles wieder gut ...", schniefte sie laut. Sie wischte sich die Tränen weg. "... dafür, dass ich gegangen bin ... Aber ich hole uns Inu Yasha auf jeden Fall zurück! Schließlich ist das alles meine Schuld ... dass er zu Kikyo zurückgekehrt ist und dass er sich auf Jagans Seite geschlagen hat ..."
 

Sie stutzte auf einmal und unterbrach sie selber. Moment mal ... besteht zwischen diesen beiden Dingen vielleicht ein Zusammenhang? Schließlich ist er zuerst mit Kikyo verschwunden, bis er dann plötzlich auf Jagans Seite stand.

Kagome erinnerte sich wieder an ein paar Sachen, welche Kikyo zu ihr gesagt hatte, bevor sie hatte gehen müssen. Da war der Spruch mit der Hoffnung, dass nur die Dummen und die Leichtgläubigen daran glauben würden ... und sie hatte auch noch etwas anderes gesagt, als sie Kikyo noch ein letztes Mal im Wald getroffen hatte, nachdem sie bereits mit Inu Yasha zusammen gewesen war.

"Ich werde alles dafür tun, dass Inu Yasha wieder nur mich lieben wird. Alles, Kagome, hörst du? Also genieß die Zeit, die für dich und Inu Yasha noch vorhergesehen ist. Dann bald wird die Zeit gekommen sein, wo er nur mir gehören wird."

"Kikyo war es ..." Sie riss sich aus Sangos Umarmung los, doch ihr Blick huschte sofort wieder zu ihren Freunden, die beide sie irritiert über ihre Worte ansahen. Doch bevor sie etwas erklären wollte, fragte sie: "Inu Yasha hat euch beide auch vergessen, oder? Und Shippo und Kouga? Und wie ich ihn vom Baum befreit habe?"
 

"Uns erkennt er genauso wenig wieder wie dich scheinbar. Kaede vermutete damals, jemand habe ihm seine Erinnerungen genommen, bis zu dem Zeitpunkt, als Kikyo ihn an den Baum gebannt hat", antwortete Miroku verwirrt.
 

"Hai, das ergibt Sinn ..."
 

"Kagome? Was soll das heißen?"
 

"Kikyo war es, die Inu Yasha seine Erinnerungen genommen hat." Wütend ballte Kagome ihre Hände zu Fäusten. "Es kann nur sie gewesen sein! Sie allein hat so viel Macht, dass sie Inu Yasha manipulieren könnte. Sie hat ihn irgendwie dazu gebracht, dass er uns alle vergisst ... FREIWILLIG vergisst."
 

"Kikyo soll das gewesen sein?!", keuchte Sango entsetzt. "Dieses Miststück!"
 

"Kagome hat Recht. Es würde Sinn ergeben. Schließlich ist Inu Yasha mit Kikyo damals verschwunden. Es stellt sich nur die Frage, wie sie das angestellt hat. Das würde mich vor allem interessieren ..."
 

"Unwichtig! Wichtig ist für mich im Moment nur, dass er seine Erinnerungen zurück- bekommt - und wenn das geschieht, wird er sich auch gegen Jagan wenden. Da bin ich mir sicher. Und ich werde es schaffen, dass er sich wieder erinnert. Da kann kommen, was will..." Kagome blickte auf ihre Fäuste; sie hatte es sich bereits in Schwarzen Festung geschworen und jetzt war sie entschlossener denn je.
 

"Kagome-chan?" Sie blickte auf und sah Sango fragend an. "Du hast doch gesagt, du hättest damals andere Gründe zum Gehen gehabt? Vielleicht wäre es langsam Zeit, dass du uns erzählt, was das für Gründe waren."
 

"Naraku hat mich damals erpresst. Ich hatte keine Wahl als zu gehen. Ich musste es tun ... ich hätte es mir niemals verziehen, wenn Inu Yasha getötet worden wäre."
 

"Moment mal ...willst du uns damit sagen, dass Naraku dich damit erpresst hat, Inu Yasha zu töten falls du nicht gehst?", fragte Sango. "Das ist Unsinn, Kagome! Naraku hat nun wirklich ziemlich OFT versucht, Inu Yasha umzubringen, wieso sollte es ihm da plötzlich gelingen?"
 

"Weil Naraku einen so mächtigen Abkömmling hatte, wie ich ihn damals noch nie gesehen hatte", sagte Kagome. "Aber lasst mich am Besten von vorne erzählen ..."
 

* * *
 

"Inu Yasha", hauchte Kikyo, als dieser in ihre gemeinsamen Gemächer kam, doch anders als sonst hatte er jetzt keinen einzigen Blick für sie übrig.
 

Sie lag bereits im Bett, nur mit einer einfachen Yukata bekleidet und verfolgte jede seiner Bewegungen, als er sich hastig sein Oberteil über den Kopf riss. Er nahm die Kette in die Hand, die er um den Hals trug und die er stets verborgen hielt. "Was ist das für eine bescheuerte Kette? Wieso trage ich sie?", fragte Inu Yasha sich laut.
 

Im Gegensatz zu Inu Yasha wusste Kikyo natürlich ganz genau, was das für eine Kette war. Aber woher kam plötzlich sein Interesse für diese Kette? Sie ahnte schon etwas ...
 

"Was ist passiert, Inu Yasha?"
 

"Heute Morgen haben sind die Rebellen zusammen mit Kagome wieder geflüchtet, wie du weißt. Doch es ist etwas Komisches passiert ... Diese Kagome hat ein Wort gesagt und ich bin auf den Boden geflogen. Ich war außer Stande wieder aufzustehen ... Also was ist das für eine Kette?"
 

Ärgerlich versuchte er die Kette über seinen Kopf zu ziehen, doch wie immer, wenn man das versuchte, wehrte sich die Kette. Kikyo beobachtete ihn dabei. Das war nicht gut ... - aber nicht gut für wen? - jetzt würde Inu Yasha über seine nicht vorhandene Vergangenheit nachgrübeln um heraus zu finden, wie er zu dieser Kette gekommen war. Da Inu Yasha die Kette von Kagome bekommen hatte, konnte er das nicht mehr wissen und solange er in der Schwarzen Festung war, würde er auch zu keinem Ergebnis kommen.
 

Leider kannte Kikyo diesen Hanyou bereits zu lange und viel zu gut, als dass sie nicht gewusst hätte, dass Inu Yasha nicht eher ruhen würde, bis er diesem "Geheimnis" auf die Spur gekommen war ...
 

TO BE CONTINUED ...

* * * * *

Tja, was sagt ihr dazu, dass Kikyo Inu Yashas Gedächtnis gelöscht hat? Ganz schön hart, was? Aber passt doch auch irgendwie zu Kikyo. Diese blöde ... äh ja. Im nächsten Kappie werdet ihr noch mal eine gehörige Überraschung erleben, was ein Mitglied der Rebellen betrifft und Jagans "Waffe" wird auch geklärt. Wann genau jetzt das nächste Treffen zwischen Inulein und Kagome ist, kann ich nicht so ganz genau sagen ... mal schaun ^^
 

Übrigens ein richtig großes THANX für all die Kommis, die ihr geschrieben habt!
 

*KNUDDELZ*

Yena

Memories III - Jagans Macht

Hätte sie sich doch bloß nicht mit Inu Yasha wegen so einer Lappalie gestritten. Dann wäre sie auch nie in den Wald gerannt, um allein sein zu können. Und dann wäre sie Naraku auch nicht allein und völlig schutzlos begegnet.
 

Sie stand dem Mann zitternd gegenüber. Naraku hatte wie immer sein Pavianfell um sich geschlungen, nur die Gesichtsmaske hielt er in der Hand, sodass sie sein wirkliches Gesicht sehen konnte. Sie wollte sich umdrehen und weglaufen, doch Kagura schwebte, wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, auf ihrer Feder vom Himmel herab. Sie positionierte sich genau hinter ihr, sodass kein Fluchtweg mehr übrig blieb. Kagura würde sie einholen, so oder so.
 

"Hallo Kagome", sagte Naraku. Ein eisiges Lächeln umspielte seine Lippen. "Ich will mit dir ein Geschäft machen. Und stell dir bloß vor, es geht um deine Liebe Inu Yasha."
 

"Was soll das heißen?" Kagome zwang sich ruhig zu bleiben. Sie durfte keine Schwäche vor dem Feind zeigen. "Was hast du mit Inu Yasha vor?"
 

"Ich werde ihn töten."
 

"Das wirst du niemals schaffen." Kagome gingen die gleichen Gedanken durch den Kopf, wie später einmal Sango sie durch den Kopf gehen würden. Sie dachte an all die Abkömmlinge und alle die anderen Youkai die Inu Yasha schon hatte besiegen müssen: Goshinki, Kageroumaru und Jouroumaru, Ryoukotsussei und, und, und ... Wieso sollte es jetzt bei einem seiner Abkömmlinge anders sein?
 

Naraku funkelte sie böse an. Ärgerlich erwiderte er: "An deiner Stelle wäre ich mir da nicht so sicher, Kagome. Ich KANN ihn töten, und das WERDE ich auch tun! Es sei denn ..."
 

"Es sei denn, was?"
 

"Es sei denn, du gehst! Dann werde ich sein Leben verschonen."
 

Abrupt verwandelte sich sein Lächeln in ein Gutmütiges, doch Kagome ließ sich von Narakus schauspielerischem Können nicht beeindrucken. Aber plötzlich kamen ihr Zweifel ... Was wenn Naraku Recht hatte und er tatsächlich in der Lage war Inu Yasha zu töten? Sie konnte doch nicht Inu Yashas Leben riskieren ...nicht, wenn sie es noch verhindern konnte.
 

"Ich tue alles, um ihn zu schützen. Ich würde mein Leben für ihn geben!"
 

"Wusste ich es doch. Du liebst ihn so abgöttisch, so wie Onigumos menschliches Herz Kikyo so abgöttisch liebt. Freu dich, denn diese Liebe wird ein Leben retten ... Aber ich sehe, du hast immer noch Zweifel, was meine Mittel betrifft, Inu Yasha umzubringen ... nun, da wollen wir mal deine Zweifel beiseite räumen. - Jagan?"
 

Ein weiterer Youkai trat aus dem Gebüsch. Wie Kanna hatte Jagan weiße Haare und er trug ein einfaches Kampfgewand, doch das merkwürdigste an seiner Erscheinung war die Augenbinde, die um seinen Kopf gebunden war und sein linkes Auge verdeckte. Sein rechtes Auge verfolgte jede ihrer Bewegungen.
 

Kagome fühlte seine mächtige, dunkle Aura und sie war noch energiereicher als es je bei Kanna oder Kagura der Fall gewesen war. Etwas hatte Jagan an sich, dass sie nicht erklären konnte ...
 

"Jagan?", wandte sich Naraku an seinen Abkömmling. "Demonstriere deinen Weg beinahe jedes Lebewesen zu töten, das auf dieser Welt wandelt."
 

Eine von Narakus Höllenbienen kam durch das Dickicht geflogen und machte etwa zwei Meter vor Jagan auf Augenhöhe halt. Jagan nahm seine Augenbinde ab und sein linkes Auge kam zum Vorschein. Kagome erschrak und wich entsetzt zurück, als sie das irislose, weiße Auge von Jagan sah. Er blinzelte mit dem einem Auge nicht einmal, sondern hatte das weiße Auge nur auf die flatternde Höllenbiene gerichtet. Sekunden später fiel die Höllenbiene tot zu Boden. Kagome stockte der Atem, als Jagan bereits wieder seine Augenbinde aufsetzte und sich zu ihr umdrehte.
 

"Erstaunlich, nicht wahr, Kagome? Jagan kann beinahe jedes Lebewesen töten, welches auf dieser Erde wandelt. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie z.B. die so genannten lebenden Toten. Jeder andere, der ihm in die Augen schaut, stirbt." Auf Narakus Lippen legte sich ein Lächeln - eins, das sie fürchtete, wie kein zweites.
 

Naraku fuhr fort: "Du hast vier Tage Zeit dich zu entscheiden. Wenn du bis Sonnenuntergang des vierten Tages nicht aus dieser Zeit verschwunden bist, wird Jagan Inu Yasha töten. Solltest du nach einiger Zeit wieder kommen, wird Inu Yasha auch sterben. Und glaube ja nicht, ich würde nicht mitkriegen, wann du in dieser Zeit bist oder nicht." Danach verfiel Narakus Puppe zu Staub und Kagura sowie Jagan verschwanden wieder.
 

Kagome fiel hilflos auf die Knie. Was soll ich tun? Egal, wie ich mich entscheide, ich werde Inu Yasha für immer verlieren ... Ungesehene Tränen tropften ins Gras.

* * * * *

"Nur in einer Sache habe ich Naraku einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht", wollte Kagome ihre Erzählung beenden. Ein flüchtiges Grinsen huschte über ihre Lippen. "Einen Splitter des Juwels hab ich mitgenommen, sodass Naraku den Shikon no Tama niemals hätte vervollständigen können, um ein vollwertiger Youkai zu werden."
 

Aber weder Miroku noch Sango hörten ihr noch zu. Sie blinzelten sie nur an. "Jagan war ein Abkömmling von Naraku?", fragte Miroku nach.
 

"Wusstet ihr das nicht?"
 

Kopfschütteln.
 

"Kagura? Komm raus. Du bist hier doch bestimmt irgendwo, so wie ich dich kenne", forderte Sango. Sofort schaute sich Kagome hektisch nach allen Seiten um. Die Windherrscherin, hier im Lager der Verlorenen?
 

"Ich kann mir denken, warum du so giftig bist, Sango." Kagura kam aus einem Gebüsch hervor, die Lippen zu einem hochnäsigen Lächeln zusammen gekniffen. (Falls das überhaupt ein Lächeln darstellen sollte.) "Du willst sicher wissen, warum ich euch nicht gesagt habe, dass Jagan Narakus Abkömmling ist, oder? Und dass Naraku Kagome erpresst hat?"
 

"Erraten. Also?"
 

"Nun ... hättet ihr mir geglaubt?"
 

"Vielleicht."
 

"Außerdem habt ihr mich nie gefragt."
 

Sango lachte hohl auf. "Ist das dein Ernst, Kagura?"
 

Sie zog ihre Augenbrauen gefährlich zusammen. "Ich mache nie Witze."
 

"Verdammt, Kagura! Das hättest du uns sagen müssen!", schrie Sango aufgebracht. "Dann hätten wir Kagome schon viel eher zurück in die Sengoku Jidai geholt!"
 

"Moment mal! Auszeit!", unterbrach Kagome die beiden Frauen energisch. "Was zur Hölle treibst du hier eigentlich, Kagura?!"
 

"Ich hab mich von Naraku abgespalten, kurz bevor er verschwand", antwortete sie.
 

"Aber wieso bist du hier?"
 

"Ich gehöre auch zu den Rebellen, Kagome. Kannst du dir das nicht denken? Oder seid ihr Menschen wirklich so dumm wie man sich sagt?"
 

"Aber WARUM?!", wiederholte Kagome verwirrt.
 

"Weil ich frei sein will. Nur aus diesem einen Grund."
 

"Und warum hast du uns nicht gesagt, dass Jagan jeden töten kann, der ihm in die Augen schaut?", mischte sich Sango wieder ein; sie war schon immer misstrauisch gewesen, was Kagura betraf.
 

"Du traust mir immer noch nicht, oder Sango?" Wieder lächelte Kagura verkniffen.
 

"Du warst immerhin unsere Feindin ... Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser."
 

"Ja, ja, denk immer schön weiter so rational. Das macht immerhin eine gute Taijiya aus", erwiderte Kagura hitzig. "Aber dass ich Naraku hasse, war nicht gelogen. Bedenke das, Sango!"
 

Sango schien es für dieses Mal gut sein zu lassen. "Also was war jetzt mit Jagan?"
 

"Es ist übrigens nur das linke Auge, das rechte Auge bildet keinen Unterschied zu einem normalen Youkaiauge", korrigierte Kagura ruhig. "Und wie gesagt, es gibt Ausnahmen: die Byougan kann Jagan auf diese Weise nicht töten sowie die lebenden Toten und von Hand geschaffene Terrakotta-Soldaten. Schließlich sind diese Gruppen weder tot noch leben sie richtig. - Das sind reichlich Informationen, ich sollte dich jetzt vielleicht schon eher überzeugt haben, dass ich auf der Seite der Rebellen stehe, Sango - auch wenn ich euch nichts von Jagan und der Erpressung erzählt habe."
 

Kagura zog eine ihrer Federn aus ihrem Haar. Sie schwebte bereits in den Himmel hinauf, bevor die anderen sie aufhalten konnten, und war schon über den Bäumen verschwunden.
 

Miroku schluckte schwer nach Kaguras langer Erklärung. "Oh Kami-sama ... dann ist Jagan noch viel mächtiger, als wir bisher dachten, Sango!"
 

"Das kannst du laut sagen."
 

Auch Kagome nickte. "Jagan ist übermächtig, wenn er jeden mit nur einem Blick töten kann", sagte sie, "andererseits hat JEDER eine Schwachstelle, wir müssen nur die von Jagan heraus finden ..."
 

"Also ICH denke", unterbrach Miroku Kagome, "dass wir uns erst mal darum kümmern sollten, dass Inu Yasha seine Erinnerungen wieder bekommt. Und ich fürchte, dass wird vorrangig deine Aufgabe sein, Kagome ... Du bist wahrscheinlich die einzige, die ihm seine Erinnerungen zurück bringen kann."
 

"Das war auch der Grund, warum Jagan dich unbedingt entführen wollte", meinte Sango. "Er wollte dich unter Verschluss haben, wo du keinen Ärger machen kannst. Du hättest zwar Inu Yasha gesehen, doch die schwarze Energie des Schlosses ist zu stark, als dass du zu Inu Yasha durchgedrungen wärst."

Deshalb hat er mich also entführen lassen ... weil ich seinen Plan hätte gefährlich werden können, dachte Kagome bitter, er muss geahnt haben, dass mich meine Freunde aus der Zukunft holen. Deswegen wollte er ihnen zuvor kommen, damit Inu Yasha mir nur noch in der Schwarzen Festung begegnet. Aber ich werde dir einen Strich durch die Rechnung machen, Jagan, das verspreche ich dir... Hojo-kun soll nicht umsonst gestorben sein.

* * *

Seelenfänger schwebten durch das einzige Fenster in dem Raum herein und brachten Kikyo zwei neue Seelen. Sie streichelte einen der Seelenfänger über den langen glatten Körper, das sie wie eine fliegende Schlange aussehen ließ. Doch ihr Augenmerk lag nicht auf ihren Dienern, sondern lag eher vorrangig auf dem weißhaarigen Dämon. Er saß auf dem Boden, ihr direkt gegenüber und hinter seinem Rücken schien das Sonnenlicht herein, was diesen Raum etwas surreal wirken ließ. Vor sich hatte er Touzajin, Arashikos Meisterwerk, sowie auch Tessaiga liegen.
 

"Es gibt so vieles, was ich nicht mehr weiß", sagte Inu Yasha bitter. "Warum ich dieses nutzlose Schwert von meinem Vater habe, es ist nichts weiter als Schrott. Was soll ich mit einem Schwert, dass nicht einmal Butter schneiden kann?" Er nahm Tessaiga probeweise in die Hand und schwang es, doch anders als früher, verwandelte Tessaiga sich nicht sondern blieb ein Stück Schrott.
 

Kikyo hätte ihm natürlich sagen können, dass sich Tessaiga noch verwandeln konnte. Doch seit sie gewisse Erinnerungen von Inu Yasha "gelöscht" hatte, war sein Hass auf die Menschen wieder neu entfacht worden - inzwischen war sie der einzige Mensch, den er noch in seiner Nähe duldete - wodurch sich Tessaiga selbstverständlich nicht mehr wie früher führen ließ. So schwieg Kikyo; es machte schließlich keinen Unterschied, ob er es wusste oder nicht.
 

"Und dann ist da auch noch diese blöde Kette ... ich weiß nicht woher ich sie hab. Ich könnte schwören, dass ich sie noch nicht getragen habe, als wir uns kennen lernten."
 

Dies war nicht das erste Mal, dass Inu Yasha nach seiner Vergangenheit suchte. Es waren natürlich Lücken in seinem Leben geblieben, die er immer wieder zu füllen versuchte. Bisher war Inu Yasha noch zu gar keinem Ergebnis gekommen, weder wer ihm vom Goshinboku befreit hatte, wie er zu Tessaiga gekommen war und wozu so ein Schwert überhaupt gut war noch wieso er eine Kette trug, die ihn auf den Boden bannte.
 

Dass er zu keinem Ergebnis gekommen war, konnte daran liegen, dass die böse Energie um der Schwarzen Festung einfach viel zu stark war. Man konnte fast schon diese negative Energie durch die Gänge wabern sehen, wie sie umher schlich und alles vergiftete ... Diese Energie war es, die Inu Yashas Gedächtnis blockierte und verhinderte, dass er sich an mehr erinnerte als an ein paar verschwommene Bilder.
 

Wirklich sehr klug eingefädelt, Jagan, dachte sie verachtend. So behält man seinen treuesten Diener auf der eigenen Seite ...
 

"Kikyo", schnarrte Inu Yasha leise in die Stille des Raumes. Sie schreckte endlich aus ihren Gedanken hoch und bemerkte, dass Inu Yashas kalter Blick auf ihr lag. "Du weißt, was es sich mit der Kette auf sich hat."
 

Die zwei Seelenfänger schwebten davon und sie sah ihnen nach. "Es ist eine Bannkette", antwortete sie brav. "Du wirst jedes Mal auf den Boden geworfen, wenn jemand einen bestimmten Spruch sagt; in deinem Fall osuwari."
 

"Und was kann ich dagegen tun?", fragte Inu Yasha ärgerlich und zerrte zum x-ten Mal an der Kette.
 

Kikyo hob leicht die Schultern. "Nichts."
 

"Hast du gerade 'nichts' gesagt?"
 

Fast hätte Kikyo schon Kagome erwähnt, aber im rechten Moment hielt sie sich zurück. Es wäre gar nicht gut, wenn sie etwas Falsches über Kagome sagte. Sonst kam er eventuell noch auf dumme Ideen ...
 

"Inu Yasha", schnurrte Kikyo wieder. "Ich weiß wirklich nicht, was du gegen die Kette tun kannst. Vergiss sie einfach, sie ist doch nicht wichtig." Kikyo war vom Bett aufgestanden und kam auf Inu Yasha zu. "Es gibt doch im Moment wohl Wichtigeres als ein rostiges Schwert und eine blöde Kette ... oder nicht?" Sie strich aufreizend über seine Lippen, knabberte an ihnen und neckte ihn.
 

Als sie sich von dem feurigen Kuss lösten, war jedes Schwert und jede Kette vergessen. "Oh ja... und wie du Recht hast, Kikyo ... "
 

"Liebst du mich, Inu Yasha?"
 

"Ich werde dich immer lieben, Kikyo. Das habe ich dir doch versprochen", hauchte Inu Yasha leise und presste sofort wieder seine Lippen auf Kikyos.
 

Kikyo ließ sich in Inu Yashas Arme fallen. Es tat gut, so etwas zu hören ... so gut. Und doch hatte sie das eigenartige Gefühl, dass es bereits das letzte Mal sein könnte, dass er dies zu ihr sagte...

* * *

Es gab insgesamt sechs Personen, welche Arashikos Allerheiligstes betreten durften: selbstredend Jagan und Inu Yasha, die Großen Drei und Chung Xian. Die Schmiede lag sehr tief im Boden direkt unter der Schwarzen Festung. Shi mochte kein Licht, deswegen zog sie es vor in Höhlen oder ähnliches zu arbeiten. Es war dunkel, sie hatte ihre Ruhe und es waren keine Fremden um sie herum (abgesehen von einigen Fledermäusen, aber diese mochte Arashiko).
 

Jagans glühendes Auge ruhte auf der talentierten Schmiedin. Arashiko war ebenso talentiert wie Toutou-sai, der die berühmten Schwerter Tessaiga und Tensaiga geschmiedet hatte. Doch dafür verstand sich Arashiko wie kein Zweiter darauf, dunkles Youki in die Katana fließen zu lassen. Lange hatte es gedauert, bis sie Touzajin hatte fertig stellen können. Es hatte mehr als doppelt so lange gedauert wie Samuis Eisschwert Tajiro herzustellen. Touzajin war bisher Arashikos größte Leistung: Stärke ... dunkle Energie ... sie balancierten in vollkommener Perfektion zueinander. Manchmal schien es, als wäre Touzajin ständig auf der Suche nach jemandem, wen es töten konnte.
 

"Und, Shi? Wie weit seid Ihr mit meinem Schwert?"
 

"Ich habe die Suche nach dem geeigneten Material für die Klinge abgeschlossen", lächelte Arashiko untertänig. "Ich musste lange, lange suchen, bis ich den geeigneten Fangzahn für Euer Schwert fand ... aber ich denke das Warten wird sich lohnen, Jagan-sama. Schließlich soll doch Euer Schwert perfekt sein."
 

"Ja, allerdings soll es das."
 

Arashiko verbeugte sich leicht, als sie sagte: "Ich bitte euch um ein paar Isuaki und Byougan um diesen Youkai kampfunfähig machen zu können, um ihnen einen seiner Fangzähne zu nehmen."
 

"Diese Bitte soll Euch gewährt werden, meine liebste Shi. Ich werde Euch genügend Isuaki und Byougan mitschicken. Egal, wie viel Aufwand es mich kostet, ich will, Arashiko", sagte er, "dass Ihr mir das beste Schwert schmiedet, das jemals existieren wird."
 

Wieder kräuselten sich Arashikos Lippen zu einem Lächeln. "Es ist mir eine Ehre. Das könnt Ihr mir glauben, mein Lord."
 

Es herrschte einen Moment Stille, bis Jagan erneut das Wort ergriff. "Chung Xian überlegt ... bzw. ich überlege, ob Chung Xian einen Bannkreis um die Schwarze Festung legen soll. Auch damit so etwas wie heute nicht noch einmal passiert", sagte Jagan, "und deswegen wollte ich Euch noch nach etwas fragen, Shi."
 

"Lasst mich raten, Jagan-sama", säuselte Shi und ihre Lippen verzogen sich zu einem süffisanten Lächeln. Leicht legte sie den Kopf schief, was Shi frecher denn je aussehen ließ. "Ihr wollt wissen, welche Schwerter in der Lage sein würden den Bannkreis zu durchbrechen ... nicht wahr?"
 

"So ist es."
 

"Es gibt nicht viele Schwerter, die Bannkreise durchbrechen können ... Selbst Touzajin beherrscht dies nicht; dieses Wissen hat allein Toutou-sai, wie man einem Schwert beibringen kann, Bannkreise zu durchbrechen ..." Kurz hielt sie inne, doch dann sprach sie weiter: "Ich kenne nur ein Schwert, dass dazu in der Lage ist, Jagan-sama."
 

"Tessaiga."
 

"Woher wisst Ihr das, Jagan-sama?", fragte Arashiko erstaunt.
 

Aber Jagan ging erst gar nicht auf Arashikos Frage ein. "Inu Yasha ist unter Kontrolle!", lachte Jagan. "Ein rotes Tessaiga wird uns keine Probleme machen!" Mit diesen Worten wandte sich Jagan um und die Dunkelheit verschluckte ihn schließlich.
 

TO BE CONTINUED ...

* * * * *


 

Das Rätsel ist gelöst^^ Jetzt hab ich unseren Helden mal einen würdigen Gegner verpasst, der nicht so einfach zu besiegen sein wird. Aber bis zum Kampf wird es wohl noch ein Weilchen dauern -.-
 

Ich hab mich irgendwie zu einem Fan von Kagura entwickelt. Irgendwie tat sie mir in der 2. Staffel immer mehr Leid, als sie versucht hat Naraku zu entkommen ... Ach ja, noch was, was Kaguras Abspaltung betrifft. Ich habe keine Ahnung wie sie das genau angestellt hat, (Spoiler?) aber im Anime soll sie's irgendwie geschafft haben. Deswegen hab ich's einfach so übernommen. Ist auch nicht wirklich wichtig. Ich bin mit der Szene, wo Kagura nicht ganz zufrieden, vielleicht überarbeite ich die noch mal, aber ich wollte jetzt nicht noch länger mit dem Posten warten ^^"
 

Bevor ich's vergesse: MERRY X-MAS EUCH ALLEN!

UND EINEN GUTEN RUTSCH INS NEUE JAHR!
 

*knuddelz*

Yena

Intermezzo (1) - Zukunft

"Du musst den Bogen ruhiger halten, Rin-chan, sonst schießt du meilenweit daneben." Rin versuchte Kagomes Anweisungen zu folgen, aber je mehr sie versuchte die versuchte, die Hand, in der sie den Bogen hielt, ruhiger zu halten , desto mehr zitterte ihre Hand.
 

"Entspann dich, Rin ... du bist viel zu verkrampft", sagte Kagome wieder neben ihr.
 

"Ich versuch es ja!", erwiderte sie patzig.
 

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schüttelte Kagome den Kopf. "Iie, tust du nicht. In deinem Wahn sofort alles richtig zu machen, wirst du unkonzentriert", sagte sie. Sie betrachtete kurz den Rest des Apfels, an dem sie gekaut hatte, und warf ihn dann ins Gebüsch. Sie putzte sich die Hände an ihrem Mantel sauber und stellte sich dann hinter Rin.
 

Rin fühlte auf einmal, wie sich Kagomes Hände auf ihre legten und sie sanft umschlossen. An ihrem Ohr hörte sie wieder Kagomes leise Stimme: "So und jetzt entspann dich, Rin-chan. Es gibt keinen Grund, verkrampft zu sein. Du hast alle Zeit der Welt, das zu lernen."
 

Rin wollte widersprechen, aber Kagome ließ sie erst gar nicht zu Wort kommen. "Ich weiß, dass du Bogenschießen lernen willst, um nicht immer von anderen beschützt werden zu müssen. Ich kann das gut verstehen, aber wenn du das im Hauruck-Verfahren lernen willst, wird das sehr schwer für dich." Kagome korrigierte ein wenig Rins Haltung, bevor sie fort fuhr. "Mach die Augen zu, Rin-chan."
 

"Was?"
 

"Vertrau mir, Rin-chan. Du wirst schon sehen."
 

Rin tat wie ihr geheißen und schloss tatsächlich die Augen.
 

"Atme ruhig aus, Rin ... versuch dich fallen zu lassen ... es ist alles in Ordnung. Niemand ist hier; du hast alle Zeit der Welt, zu zielen ...und jetzt atme wieder ruhig aus ... denk an Sesshoumaru und wie stolz er auf dich sein wird, wenn du das schaffst, Rin-chan ... nein, nicht die Augen öffnen! Und jetzt versuch den Wind zu fühlen ... aus welcher Richtung er kommt ... und wenn du es für richtig hältst, dann lass den Pfeil los."
 

Vor Rins Augen erschien der Inu Youkai, der große hoch gewachsene Dämon mit dem weißen Gewand und der kostbaren Rüstung. Sie dachte an sein langes wallendes Haar und wie gern sie es schon immer hatte berühren wollen und an seine honiggelbe Augen, die versuchten, jedes Gefühl zu verbergen ...
 

Rin ließ die Sehne los und der Pfeil schoss schnurgerade davon. Sie hörte, wie er in dem Heuballen stecken blieb. Als Kagome sanft ihre Hände auf ihre Schultern legte, öffnete sie die Augen. Der Pfeil stecke tatsächlich in dem Heuballen. Er war zwar noch ziemlich am äußersten Rand, aber das war besser gewesen, wie alles bisher.
 

Strahlend wandte sie sich zu Kagome um. "Oh, arigatou, Kagome-san!" Sie fiel Kagome mit einem warmen Lächeln und leuchtenden Augen in die Arme. "Bald werde ich richtig Bogenschießen können", freute sie sich.
 

Auch Kagome lachte. "Na ja, ganz so schnell wahrscheinlich nicht. Aber das war schon einmal ein guter Anfang."
 

Vor ihrem geistigen Auge meinte Rin noch einmal Sesshoumaru zu sehen und glaubte sogar, dass kurz, ungefähr so lang wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, ein wenig Stolz in seinen Augen aufgeblitzt war.

* * *

Nach einer weiteren halben Stunde Üben ließ Kagome Rin schließlich allein. Rin wollte scheinbar für heute noch nicht aufgeben und trainierte verbissen weiter - aber mit wesentlich besseren Ergebnissen als noch vor ein paar Tagen.
 

Sie wollte zu Miroku und Sango, aber sie entdeckte sie nirgends. Stattdessen sah sie Kato vor einem Zelt sitzen. Vor sich hatte er mehrer Flaschen und Kübel mit verschiedenem Pulver stehen. Neugierig gewordenen trat sie ein bisschen näher zu Kato.
 

"Na? Neugierig?", grinste er sie breit an.
 

Ertappt sah sie zu Boden. "Ähm ..."
 

Aber Kato lachte nur. "Komm setzt dich zu mir." Auffordernd klopfte er mit der Hand auf den Boden neben sich. Kagome kam der Aufforderung nach und setzte sich neben ihn.
 

"Entschuldige, wenn ich dich gestört habe, Kato", sagte sie nervös.
 

"Ach was, hast du nicht. Keine Sorge", sagte er. Er grinste sie wieder an. "Ich wette, du fragst dich, was das hier alles für ein Zeug ist, stimmst's?"
 

Als sie nickte, fuhr er fort. "Das hier zum Beispiel ist eine Rauchbombe." Kato hielt eine kleine braune Kugel hoch. "So ziemlich klein und unbedeutend, aber wenn man sie fallen lässt ...- warte, ich zeig's dir." Er warf die kleine Kugel zwei Meter entfernt aufs Gras. Zwei Sekunden später waren sie von einer Rauchwolke umschlossen. Kagome fing an zu husten.
 

"Oh Mann", keuchte sie, "wofür braucht ihr so was?"
 

"Trug und Täuscherei können wertvolle Mittel sein", antwortete Kato. "Ninja benutzen so etwas öfters, um ihren Gegner zu verwirren.
 

"Bist du auch ein ...?" Kagome sah ihn an.
 

"Ein Ninja? Hai. Ich war einer. Jetzt bin ich genauso heimatlos wie viele andere hier auch." Seine Stimme klang unheimlich bitter. "Jetzt muss ich meine Familie rächen ..."
 

Kagome biss sich auf die Lippe. Sie wünschte, sie hätte den Mund gehalten. "Ich hätte nicht fragen dürfen ...", stammelte sie leise.
 

"Nein, ist schon o.k." Er blinzelte kurz, so als hätte er kurz etwas ins Auge bekommen, aber Kagome wusste es besser.
 

"Was ist das?", fragte sie, um ihn von dem Tod seiner Familie abzulenken. Sie zeigte jetzt auf wesentlich größere Kugeln. Sie waren in etwa so groß wie eine zusammengeballte Faust. Sie waren in graues Papier gewickelt, sodass sie schlecht sagen konnte, wofür sie waren.
 

"Das ist nur Sprengstoff. Kleine Bomben, ich hab sogar noch größere", erwiderte er. "Erinnerst du dich an die Explosion, als ich dich befreit habe? Das war so ein Paket."
 

"Kato", sagte sie, "ich habe mich nie dafür bei dir bedankt."
 

"Das brauchst du auch nicht", meinte Kato und lächelte leicht. "Ich hab es gern gemacht, wenn es unserem Ziel ein wenig näher bringt. Außerdem bist du ein nettes Mädchen."
 

"Dir bedeutet deine Rache alles, nicht wahr?"
 

Er biss die Zähne zusammen, sah auf den Boden. "Etwas anderes habe ich nicht mehr ..." Dann sah er sie plötzlich wieder an, sein trauriger Gesichtsausdruck war wie weggewischt. "Ich hab hier noch etwas anderes, das könnte interessant sein."
 

Er verschwand kurz in dem Zelt hinter sich, tauchte aber sofort wieder auf. In der Hand hielt er einen Packen dunklen Stoff. Als er ihn ausbreitete, stellte er sich als Umhang heraus. "Das ist etwas ganz besonderes", sagte Kato ein wenig stolz. "Ich habe sie nicht ganz alleine gemacht, weil es unheimlich viel Arbeit ist und es schwer ist, diese Youkai in die Finger zu kriegen ... aber das Ergebnis kann sich sehen lassen."
 

"Und was soll an diesem Unhang so besonders sein?"
 

"Nun, er ist zum Beispiel feuerfest, er hält einen unglaublich warm und er ist sogar bis zu gewissen Mengen Wasser abweisend. So ein Umhang hat VIELE nützliche Eigenschaften. Und er ist gemacht aus ...-"
 

Aber Kagome kam ihm zuvor. "Feuerrattenhaar."
 

"Woher weißt du das?"
 

Aber Kagome antwortete nicht. Vor ihrem geistigen Auge sah sie nur wieder Inu Yasha in seinem scharlachroten Suikan, wie er aus einem Feuer gesprungen kam ... wie er ein halbes Dutzend Pfeile mühelos abwehrte.
 

Kagome antwortete Kato nicht, sie nahm ihn noch nicht einmal mehr richtig wahr. Vor sich sah sie nur wieder diese Augen ... diese orangen Augen ... in denen keinerlei Gefühl zu sehen waren ... so kalt ... kalt, kalt ...
 

Kagome erwachte wie aus einem schlechten Traum. Sie war schweißgebadet und sie atmete wesentlich schneller als normal. Langsam drang wieder Katos Stimme in ihr Bewusstsein ein.
 

"...es gibt sonst nur noch die so genannten Ufui-Affen und die Gamemba-Schafe, deren Fell man zu diesen Mäntel verarbeiten kann. Aber die Ufui-Affen gibt es in diesen Regionen nur noch vereinzelt, sie wohnen eigentlich weiter oben im Norden. Und die Gamemba-Schafe wurden früher oft von Menschen gehalten - mein Onkel hatte sogar eine eigene Herde -, doch als Jagan die Dörfer überfiel, wurden viele von ihnen abgeschlachtet-" Katos Redefluss schien inne zu halten, als sein Blick auf Kagome fiel. "Alles in Ordnung?", fragte er besorgt.
 

Ihre Stimme war nur noch ganz brüchig, ihre Kehle fühlte sich ganz heiser an. "Hai ... mach dir keine ...Sorgen, Kato", sagte sie stockend. Bevor Kato noch ein Wort sagen konnte, war Kagome bereits aufgesprungen und davon gerannt.
 

Und verfolgt wurde sie von der Vision der zwei kalten orangen Augen ...

* * *

IN DER ZUKUNFT, JAHR 2004; JAPAN, TOKYO
 

Jedem im Hause Higurashi war klar, dass etwas an der ganzen Sache faul sein musste. Vor ein paar Tagen hatten plötzlich der Inspektor Wachige Ichiro und die Kommissarin Erugata Sora vom Tokyoter Morddezernat vor ihrer Tür gestanden und hatten ihnen verkündet, dass Kagome Hauptverdächtige in einem Mordfall war. Sie wurde beschuldigt, Otegi Hojo mit einem Pfeil getötet zu haben. Danach soll sie die Wohnung verlassen haben und geflohen sein. Noch immer galt Kagome als verschwunden.
 

Frau Higurashi und Souta war die ganze Sache nicht geheuer. Vor allem, da Kommissarin Erugata inoffiziell gesagt hatte, dass es Spuren eines Kampfes gegeben hätte. Außerdem sei es in dem Raum unnatürlich kalt gewesen, so kalt, dass man, wenn man länger in der Wohnung bleiben würde, erfrieren würde.
 

Spätestens als Souta bemerkt hatte, dass jemand das Siegel vom Knochenfressenden Brunnen gerissen hatte, war allen drein klar, dass Kagome wieder in der Sengoku Jidai war. Und dass wahrscheinlich nicht Kagome, sondern jemand anders aus dem Mittelalter Hojo getötet haben musste. Aber von ihrer Vermutung erzählten sie weder Kommissarin Erugata noch Inspektor Wachige etwas.
 

Frau Higurashi machte sich starke Sorgen um ihre Tochter. Zu dem Mordfall kam noch hinzu, dass Kagome wahrscheinlich sehr überstützt hatte aufbrechen müssen, wenn sie ihnen noch nicht einmal Bescheid sagen konnte. Es musste wieder etwas passiert sein, dass Kagome so eilig zurück in die Sengoku Jidai gereist war, trotz den Ereignissen vor fünf Jahren.
 

Kagomes Mutter hoffte bloß, dass Kagome in der Sengoku Jidai blieb, wo die Polizei sie niemals finden würde. Sobald sie nämlich in die Zukunft zurückkehren würde, würde sie praktisch der Polizei in die Arme laufen. Denn der Higurashi-Schrein war seit Hojos Ermordung ständig voller Polizisten und entweder der Inspektor oder die Kommissarin waren anwesend, die ihnen nicht wirklich glaubten, dass sie nicht wussten, wo Kagome war.
 

Blieb zu hoffen, dass Kagome wenigstens so lange in der Sengoku Jidai blieb, bis die Polizei aufgab, bei ihnen rumzuschnüffeln und es wieder sicherer für sie war.
 

Aber noch ein anderes ungutes Gefühlt hatte Kagomes Mutter beschlichen. Sie hatte so eine Ahnung, dass diesmal Kagomes Reisen im Mittelalter sehr gefährlich werden würden. Verdammt gefährlich sogar. Vor fünf Jahren hatte sich Frau Higurashi damit beruhigen können, dass Inu Yasha niemals zulassen würde, dass Kagome etwas geschah - doch diesmal sagte ihr irgendetwas, dass der Fall etwas anders lag. Und das beunruhigte sie noch mehr als die Schnüffeleien der Polizisten und des Inspektors.
 

TO BE CONTINUED ...

* * * * *

Ich weiß, bis zu diesem Kap hat es verdammt lange gedauert, aber eine Zeit lang fehlte mir einfach die nötige Motivation zu A & D -.-" Außerdem ist das Kap hier eher ein Lückenfüller, weswegen es auch so kurz ist. Spätestens im übernächsten Chapter wird unser Inulein wieder auftauchen, ich muss gucken, wie lang ich das nächste Kap mache und wie viel ich da reinpacke ^^
 

Außerdem will ich mich noch mal für die vielen Kommis bedanken. Ihr seid echt spitze!

Ein gigantisches THANX an euch alle!
 

Sayonara

Yena-chan

Die Dämonen-Feste

In der Schwarzen Festung herrschte eine schlimme Stimmung. Eine bedrückende, eisige Stille lag über der Feste. Jagan war verstimmt über die gelungene Flucht von Kagome; er gab Inu Yasha die Schuld an ihrer Flucht und dieser war entschlossener denn je, die Miko wieder einzufangen. Er befand sich schon seit Stunden in einer nervösen kampfbereiten Stimmung, aus der selbst Kikyo ihn nicht mehr zu reißen vermochte.
 

Es half alles nichts. Das Problem war nämlich, dass Kagome kein zweites Mal den Fehler begehen würde, den schützenden Bannkreis zu verlassen, welcher den Treff der Rebellen umgab. Sie hatten bereits mehrmals versucht, den Bannkreis zu durchbrechen, doch die angewandte Miko-Magie war zu stark; mehr als einmal hatte er sich schon gefragt, wer soviel Kraft hatte, über so eine lange Dauer einen Ort zu schützen.
 

Sie konnten praktisch nur warten, bis die Rebellen ihren nächsten Angriff starteten.
 

Und es machte Inu Yasha wahnsinnig, nichts tun zu können. Er hatte das Warten schon immer gehasst; das Warten darauf, dass etwas passierte.
 

Jetzt, es war inzwischen schon Spätnachmittag, befand er sich auf dem Trainingsgelände der Schwarzen Festung, dessen gesamte Anlagen durch eine hohe Mauer umgrenzt wurde, und trainierte hart mit Samui. Es war in der ganzen Feste bekannt, dass Samui Inu Yasha nicht ausstehen konnte, weil ausgerechnet er, ein Halbdämon, Hauptmann war, und er, Samui, ihm unterstand, obwohl er den Posten viel eher verdient hätte. Inu Yasha wusste, dass Samui sich selbst viel lieber als Hauptmann sehen würde, was sie beide zu den größten Rivalen in der Festung machte.
 

Touzajin und Tajiro prallten aufeinander. Einen normalen Menschen hätte das Zusammenprallen der Schwerter von den Füßen gefegt, doch sowohl Samui als auch Inu Yasha standen immer noch auf den Füßen. Sie schenkten sich nichts, während wie immer wieder von neuem aufeinander losgingen. Inu Yasha und Samui kämpften relativ oft gegeneinander, um herauszufinden, wer der Stärkere von ihnen war, doch heute kämpfte Inu Yasha noch verbissener gegen Samui als sonst. Als Inu Yasha ihn schließlich fast geköpft hätte - Touzajins Klinge glitt nur haarscharf an seinem Hals vorbei -, beschloss Samui, dass es genug war.
 

Inu Yasha hatte sich gerade etwas von Samui entfernt, um neuen Anlauf zu nehmen, als er merkte, dass die Temperatur um ihn herum, mindestens um 20°C gefallen war und er keinen Schritt mehr tun konnte. Samui ließ nur wenige Meter von ihm entfernt gerade sein Eisschwert Tajiro, welches in einem strahlenden Weiß leuchtete, auf den Boden sinken und trat auf den eingefrorenen Inu Yasha zu. Sein ganzer Körper steckte in einem gigantischen Eisblock, nur sein Kopf war frei gelegt.
 

"Samui", knurrte Inu Yasha mit unterdrückter Wut, "mach das wieder rückgängig."
 

"Nein." Er schüttelte den Kopf. "Noch nicht. Ich denke, Ihr müsst erst mal ein wenig abkühlen, bevor ihr weiterkämpfen könnt, Hauptmann." Samui lächelte höhnend.
 

"Ich stehe immer noch einen Rang höher als du, Samui, und als Hauptmann befehle ich dir, mich wieder aufzutauen. SOFORT!"
 

Sofort flackerte Zorn in Samuis glühend roten Augen auf. "Du weißt ganz genau, dass ich regulär deinen Posten hätte haben sollen! Stattdessen wirst du Hauptmann, dabei bist du nicht mal ein vollwertiger Youkai!" Samui war näher an Inu Yasha herangetreten, sein Schwert hatte wieder in die Scheide gesteckt. Nur ein halber Meter trennte sie, als Samui seine Krallen spitzte und sie kurz nachdenklich betrachtete. "Wie gerne, würde ich dir die Kehle durchschneiden ..."
 

Schneeflocken tanzten um Samuis blasses Gesicht und verfingen sich in seinem grauen Haar und auf der lockeren Kleidung, die seinen eher schmalen Körperbau verdeckte. Er fuhr mit einer einzelnen Kralle leicht an seinem Hals entlang, ohne die Haut zu verletzen. "... und jede Sekunde würde ich genießen."
 

"Dann tu's doch, Samui. Na, los. Worauf wartest du?" Sein Gesichtsausdruck blieb unbewegt und selbst seine Augen ließen nicht erkennen, was er in diesem Augenblick dachte.
 

"Nein." Samui zog seine Hand von Inu Yashas Hals weg. "Das würde mir nichts nützen. Jagan-sama hält viel zu viel von dir, und ich verstehe nicht, warum. Vielleicht bist du ja tatsächlich ein ganz guter Kämpfer, Hauptmann ..." Wieder lächelte Samui spöttisch, bevor sein Gesicht wieder einen eisigen Ausdruck annahm. "...aber ich würde dir an seiner Stelle nicht trauen. Schließlich bist du nur ein Halbblut und hätte ich dich früher getroffen, hätte ich dich umgebracht. Aber jetzt ... Jagan-sama würde mich niemals ungestraft am Leben lassen, falls ich dich töten sollte. Meinem Ziel würde mich das nicht näher bringen."
 

"Jagan-sama ist auch kein vollwertiger Youkai. Wieso gehorchst du IHM dann, wenn du Halbdämonen so sehr verabscheust?"
 

"Ich dachte, das wäre klar. Jagan-sama respektiere ich - dich nicht."
 

Samui drehte sich um und wandte sich zum Gehen. Wie beiläufig wandte er noch einmal den Kopf nach hinten und sagte spöttisch: "Ich gehe in die Feste und versuche entweder Raiu oder Xian zu finden. Einer von ihnen wird Euch sicher aus dem Eisblock befreien können, Hauptmann." Mit den letzten Worten löste sich seine materielle Form auf. Ein eisiger Wind trug die Schneeflocken davon.
 

Inu Yasha knurrte.

* * *

In diesem Punkt hatte Samui wenigstens Wort gehalten: es dauerte gar nicht mal so lange, da tauchte Raiu bei ihm und besah sich mit einem Stirnrunzeln die Lage. Leicht klopfte er gegen das stabile Eis. "Ziemlich stabil ...", murmelte er anerkennend vor sich hin. Ein leichtes Knurren ließ ihn schließlich aufsehen.
 

"Würdest du mich wohl endlich aus diesem verdammten Eisblock befreien, Raiu?", bellte der Hauptmann ihn unwirsch an.
 

Abwehrend hob er die Hände. "Reg dich doch nicht gleich auf, ich mach ja schon gleich. Ich hab mir nur angeguckt, wie stabil der Eisblock ist."
 

"RAIU!"
 

"Schon gut, schon gut ..."
 

Ohne große Mühe ließ er ein wenig heiße Luft aufkommen und Inu Yasha war wieder frei. Reichlich angepisst steckte er Touzajin zurück in seinen Gürtel, da er es immer noch in der Hand gehalten hatte, und schritt jetzt mit weiten Schritten auf die Feste zu. Raiu beeilte sich dem Hauptmann nach zu kommen.
 

"Inu Yasha ...", begann er vorsichtig.
 

"Kein Wort!"
 

"Ich hab mich nur gefragt, womit du Samui so wütend gemacht hast, dass er dich direkt halb einfriert ...?", beendete Raiu ungestört seine Frage, nicht im Geringsten eingeschüchtert von Inu Yasha.
 

"Ich sagte, KEIN WORT!"
 

Für dieses Mal beließ es Raiu. Mit Inu Yasha war jetzt nicht zu reden. Aber er glaubte ohnehin zu wissen, worüber sich die beiden mal wieder in die Haare gekriegt haben. Nun, eigentlich hatte er auch keine allzu hohe Meinung von Halbdämonen, aber Inu Yasha ging mit einer Tatkraft ans Werk, die Menschen zu vernichten; dass er bei ihm eine Ausnahme machte. man merkte sofort, was für einen unbändigen Hass Inu Yasha auf die Menschen hatte. Doch insgeheim fragte er sich, wie es denn da zusammen passte, dass er eine menschliche lebende Tote, die auch noch eine Miko war, bei sich leben ließ ... Aber Kikyo war tot; sie stellte keine Gefahr für ihre Pläne dar und Raiu glaubte sowieso, dass das zwischen ihnen sowieso nur eine Bettsache war. Auf den Gedanken, dass es vielleicht doch Liebe sein könnte, kam Raiu allerdings nicht.
 

Er wandte sich wieder Inu Yasha zu; sie hatten das Eingangstor des hohen Steingebäudes fast erreicht. Vertrauensvoll legte er einen Arm um seinen Freund: "Komm, gehen wir was trinken. Das wird dich auf andere Gedanken bringen ..."

* * *

Kikyo wanderte durch die beinahe leeren Gänge der Schwarzen Festung. Dieser hintere Teil der Festung war so gut wie ausgestorben. Kein einziger der Youkai, die hier lebten, hatte diesen Teil je betreten und sie würden es auch nie. Dieser Teil war zugleich auch der herunter gekommenste und der schmutzigste Teil der Feste. Und der Grund, warum das so war, war der, das dieser Teil praktisch eine Art Kerker war. Es war kein Kerker im gewöhnlichen Sinne; die Gänge, die aus diesem Teil herausführten, waren schon Tag und Nacht bewacht und auch sonst gab es keine Möglichkeit für die Gefangenen zu fliehen.
 

Nein. Die Gefangenen wurden wie Haustiere für die Youkai gehalten; sie mussten das Essen zubereiten und mussten auch die Gänge und die Zimmer sauber halten. Kurzum: sie waren die Diener der Youkai. Und SIE waren Menschen.
 

Natürlich waren es nicht irgendwelche Menschen, nein, nein. Irgendwann, es war schon eine ganze Weile her, hatte Jagan diese Idee gehabt: alle hoch gestellten Fürsten, Herzöge, Prinzen, Oberhäupter reicher Familien oder andere höher gestellten Menschen ließ Jagan gefangen nehmen und zu sich auf die Schwarze Festung bringen. Die meisten Frauen und alle Kinder dieser Männer ließ er gnadenlos umbringen, ihre Häuser mit all ihren Schätzen ließ er niederbrennen und das Vieh ließ er abschlachten. So ließ er diese Männer, die nun ihm, Jagan, und seinen Gefolgsleuten dienen mussten, im Bewusstsein, dass sie alles verloren hatten, was ihnen einst lieb und teuer gewesen war.
 

Kikyo dagegen war in der Schwarzen Festung etwas Besonderes. Sie war der einzige "Mensch", der nicht in diesem Kerker wohnte. Davor bewahrte sie Inu Yashas Schutz. Keiner der Youkai wagte es, sie auch nur anzufassen, geschweige denn, sie zu schlagen oder anderweitig zu verletzen (zumal Verletzungen ihr gar nichts mehr anhaben konnten). Sie musste den Youkai auch nicht dienen, sie konnte sich sogar einigermaßen frei in der Feste bewegen und wohnen tat sie bei Inu Yasha.
 

Sie hatte die Kammern erreicht, wo die Männer und die wenigen Frauen, die Jagan nicht hatte umbringen lassen, schliefen. Viele waren auf einen kleinen Raum zusammen gepfercht worden, und in den Kammern stank es bestialisch vor Schweiß, Urin und Erbrochenem. Viele blickten hoffnungsvoll auf, als sie die Tür zu einer Kammer öffnete und ein wenig Licht auf die Gefangenen fiel. Wieder einmal fiel ihr auf, wie ausgemergelt und verschmutzt die meisten Menschen waren. Für sie mussten die Schwarze Feste wahrlich die Hölle auf Erden sein, ohne Erlösung, ohne Hoffnung.
 

Kikyo stellte die Sachen, die sie mitgebracht hatte, auf dem Boden ab und bahnte sich den Weg zu drei Männern, die momentan an einem sehr starken Fieber litten. Sie schliefen alle, doch als sie bei einem, den feuchten Lappen auf der Stirn austauschte, erwachte dieser. Mit glasigen Augen sah er sie an.
 

"Kikyo ..."
 

Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch ihm fielen vor Erschöpfung wieder die Augen zu. Seine Frau, die neben ihm kniete, blickte Kikyo aus roten Augen wieder an. "Wird er wieder gesund, Kikyo?", weinte sie leise, "wird mein Shigeru wieder gesund?"
 

Tröstend drückte sie kurz den Arm der Frau. "Versprechen kann ich nichts, aber ich tue was ich kann, dass verspreche ich", antwortete sie, bevor sie nach einem Trank griff und diesen allen Männern einflößte.
 

"Oh ... danke, Kikyo-san ... wir verdanken dir hier so viel ...dass du dich um uns kümmerst und uns hilfst ..."
 

Sie versorgte diesen Abend noch sehr viele Männer und Frauen, viele von ihnen waren schwer krank, aufgrund der schlechten Verhältnisse, andere waren stark verletzten, weil die Youkai sie wie Sklaven zum Arbeiten antrieben, zwei Frauen waren schwanger, bei der einen stand es kurz vor der Geburt, und alle stanken und waren ausgehungert. So verband sie die Verletzten, gab den Kranken Heilmittel und wusch die Männer und Frauen.
 

Einer der Männer - er war einmal ein großer Menschenfürst gewesen und lag jetzt mit einer tiefen Schnittwunde im Krankenbett - zog Kikyo am Arm zu sich herunter, nachdem sie ihn versorgt hatte. Heiser flüsterte er:
 

"Danke, Kikyo ... für alles. Du bist unser einziger Hoffnungsschimmer in unserer schwarzen Zukunft ... und unser Engel in dieser Hölle, in der wir leben müssen ..."
 

Der ehemalige Fürst fing an kräftig an zu husten und er sank wieder zurück auf sein Krankenbett. Kikyo kniete immer noch neben ihm und musste über seine Worte nachdenken. Ja, wahrscheinlich hat der Mann sogar Recht ... ich bin alles, was diese Menschen noch haben. Ihre letzte Hoffnung, diese Hölle lebend zu verlassen.

* * *

Sorgevoll blickte Ayame über das Land, das sich vor ihr erstreckte, und auch auf die dunkelorange Sonne, die wie ein schlechtes Omen im Westen unterging. Eine orange Sonne war gar nicht gut ... das war ein schlechtes Zeichen, bald würde wieder einmal sehr viel Blut fließen.
 

Ein kühler Wind kam auf und sie zog sich ihr Fell weiter über die Schultern. Es war kalt geworden, doch sie konnte nicht anders, als besorgt in die Richtung zu schauen, wo Kouga sich aufhielt.

Kouga ... hoffentlich geht es dir gut, dachte sie. Sie machte sich schreckliche Sorgen um ihren Mann, der mit den anderen Rebellen an vorderster Front gegen Jagan kämpfte. Er war immer noch genauso besessen wir vor einigen Jahren, als er Naraku jagte, um seine Kameraden zu rächen. Doch dann war Naraku urplötzlich verschwunden, kurz nachdem auch Kagome in ihre Zeit zurückgekehrt war, und dann war Jagan aufgetaucht, sein letzter Abkömmling, der nun versuchte, die Herrschaft an sich zu reißen. Er brannte alle Menschendörfer und ihre Städte nieder und versuchte so, sie auszulöschen. Allen Youkai machte er Angebote, sich mit ihm zu verbünden, da sie mit ihm auf der siegreichen Seite stehen würden, und die Dämonen, die sich weigerten, sich ihm anzuschließen, mussten um ihr Leben kämpfen.
 

Viele Dämonenstämme hatten sich aus dem Gebiet, das Jagan bereits beherrschte, zurückgezogen und versteckten sich. Die Schmetterlings-Dämonen, Elfen von den Menschen genannt, versteckten sich in den Wäldern, die ihnen Schutz boten, die Panther-Dämonen hatten sich wieder verstärkt in den Westen verzogen und versuchten dort zu überleben. Auch die Menschen hatten sich zu starken Gruppen zusammengerottet; Späher hatten von zwei oder drei Stützpunkten berichtet, wo sich große Menschengruppen verschanzten, die aus den unterschiedlichsten Bereichen der Arbeiterklasse kamen: Adelsherren, die hatten fliehen können, Samurai, Taijiya und Ninja, die nicht in den Kämpfen umgekommen waren, Bauern, Priester und Mönche, fahrendes Volk wie Minnesänger und Zigeuner. Lange Zeit hatte man so unterschiedliches Volk nicht auf einem Fleck gesehen.
 

Auch ihr Stamm hatte sich in den Norden zurückgezogen und auf Kougas Wunsch hin, waren sie und Kosu ihrem Stamm in die Berge gefolgt, wo sie sicher vor Jagan waren. Noch reichte sein langer Arm nicht bis hierhin, aber die von ihm kontrollierten Gebiete würden sich immer mehr ausbreiten und dann waren auch sie hier nicht mehr sicher.
 

"Mami?"
 

Ayame drehte sich überrascht um. Vor ihr stand ihr etwa dreijähriger Sohn Kosu. Er war schon ziemlich kräftig für sein Alter, er hatte etwas dunklere Haare als sie selbst, welche ihm in die Augen fielen. Fröhlich trappelte ihr Sohn auf sie zu und sie ging in die Hocke um in die Arme zu nehmen. "Mami ...", murmelte der Kleine und schloss die Augen an ihrer Brust. Fürsorglich strich sie über seinem Kopf ...
 

"Er wollte unbedingt zu dir, Ayame." Sie blickte auf und sah einen Wolf mit braunem Fell vor sich stehen. Sie nickte ihm zu und er sagte noch, bevor er wieder ging: "Du solltest bald auch wieder in die Höhle kommen. Die Nächte sind nicht mehr sicher."
 

Ayame und Kosu waren wieder allein. Kosu regte sich in ihren Armen und mit großen, hoffnungsvollen Augen blickte er sie an. "Wann Papa wieder da, Mami?"
 

"Bald, mein Kleiner. Bald ist er sicher wieder da ..."
 

Kosu schien müde zu sein, denn er schloss wieder die Augen. Ayames Gedanken schweiften wieder zu Kouga. Sie machte sich große Sorgen um ihn. Sie hatte seinen Wunsch respektiert, dass sie mit ihrem Stamm in den Norden gehen sollte, trotzdem kam sie nicht umhin, sich zu wünschen, sie wäre trotzdem bei ihm und den anderen Rebellen geblieben. Abgesehen davon, dass es ihr sowieso nicht ähnlich sah, sich zu verstecken als sich der Situation zu stellen, wären sie zusammen gewesen. Zusammen hätten sie alles durch gestanden, da war sich Ayame sicher.
 

Doch Ayame musste auch an ihren dreijährigen Sohn denken und für den war ein Schlachtfeld sicher nicht der richtige Ort um aufzuwachsen. Er wäre ständig in Gefahr und weder Kouga noch sie würden sich je verzeihen können, wenn ihm etwas passieren würde.
 

Sie seufzte. Sie warf noch einen letzten Blick auf die Sonne, die jetzt vollständig untergegangen war, und kehrte zu den anderen Wölfen in die Höhle zurück.

* * *

Es war nicht selten, dass die vier Youkai sich abends trafen und sich fast wie nach menschlichem Brauch mit Sake betranken. Sake war äußerst beliebt bei den Youkai geworden, und das obwohl sie doch Dinge, die von Menschen gemacht wurden, doch so sehr verabscheuten.
 

Die vier Youkai saßen um einen Tisch herum: Raiu, Chiyo, Inu Yasha und letztendlich auch Chung Xian, der zwar kein großer Kämpfer war, doch auch auf seine ganz eigene Art und Weise gefährlich war. Samui, der letzte der Großen Drei, blieb dieser Runde jedes Mal fern - er war der absolute Außenseiter unter ihnen - und an Jagan konnte man gar nicht erst denken; es war klar, dass er das unter seine Würde hielt.
 

Der Sake brannte in Inu Yashas Kehle und er stellte das Schälchen zufrieden zurück auf den Tisch. Er warf kurz einen Blick auf seine anderen drei Kompagnons. Raiu und Xian wirkten wie er selber noch recht nüchtern, wogegen Chiyo schon etwas leicht beschwipst schien, denn sie hikste immer wieder.
 

"Mehr Sake!" brüllte Raiu einen menschlichen Diener an, der auch sofort kuschte und eine neue Flasche holte. Im angetrunkenen Zustand waren Youkai noch unberechenbarer als normal.
 

"Inu Yasha", sagte Xian neben ihm auf einmal, der vertrauensvoll gerade einen Arm um seine Schultern legte. "Du denkst doch nicht etwa immer noch darüber nach, wie du diese Möchtergern-Miko wieder einfängst, oder?"
 

Inu Yashas einzige Antwort bestand aus einem Knurren, aber davon ließ sich Xian nicht im Geringsten einschüchtern. "Wieso machst du es dir so kompliziert?", fragte er seufzend. "Es ist doch ganz einfach. Wenn sie nicht von selbst den Treff der Rebellen verlassen, dann muss man sie ...?"
 

"... herauslocken", beendete Inu Yasha den Satz wie von selbst. Das war der Denkanstoß gewesen, den er gebraucht hatte. Er hätte schon viel eher darauf kommen müssen. Es gab nichts einfacheres, als erneut ein Menschendorf anzugreifen - und die Rebellen würden kommen, genauso wie Licht Mücken anzog.
 

TO BE CONTINUED

* * * * *

Ich hab keinen Schimmer, ob das realistisch ist, dass Dämonen Sake trinken aber irgendetwas müssen die ja in ihrer freien Zeit machen außer trainieren, oder net? Außerdem sind die ja nicht unfehlbar, als dass sie nicht dem Alkohol verfallen könnten -.-"" Ich hoffe, ich habe auch Kikyo einigermaßen getroffen. Ich hab da meine Zweifel, aber es geht net anders. Sie muss rein. Später wird sie noch ne ziemlich große Rolle haben, denk ich. Aber mehr verrate ich nicht :-P
 

Ich weiß, in dem Kapitel ist wieder nicht wirklich etwas passiert, aber ich hoff, es war doch einigermaßen interessant. Sorry auch, dass es mal wieder so lang gedauert hat, aber ich war voll im Stress :-( Erst am Freitag hatte ich Zeit, richtig mit dem Kap anzufangen. Und vielen Dank für die tollen Kommis, ihr seid spitze! ^^
 

Sayonara

Yena

Konfrontation

Die Sonne ging auf und sie war genauso dunkel orange wie am Abend zuvor, als sie untergegangen war. Demnach war es noch sehr früh, und dennoch erwachte das Lager der Verlorenen langsam aus seinem Schlaf. Es war ein schöner Morgen und strafte den dunklen Zeiten Lügen. Und nicht nur den dunklen Zeiten sondern auch dem, was an diesem Tage noch kommen mag.
 

Rin war wie immer bei den Ersten, die schon wach waren. Sie hatte zwar noch nicht gefrühstückt, aber das hinderte sie nicht daran, sich schon ihren Bogen und ihren Köcher voller Pfeile zu schnappen, um mit ihnen zu trainieren. Sie stellte sich in Position, die rechte Hand, mit der sie den Pfeil hielt, am Ohr angelehnt und den Heuballen fest im Blick. Lange stand sie so da, genauso wie gestern, auch Kagome mit ihr geübt hatte, bevor sie den Pfeil los ließ und der dann in dem Heuballen stecken blieb.
 

„Rin! Hey, Rin-chan!“
 

Sie ließ den Bogen mit dem neu angelegten Pfeil sinken, als sie ihren Namen hörte und drehte sich leicht um. Für einen winzigen Augenblick meinte sie, Sesshoumaru gesehen zu haben, doch er war so schnell wieder verschwunden, dass sie glaubte, sich diese Erscheinung nur eingebildet zu haben. Stattdessen sah sie jetzt Kato auf sich zulaufen, der er ihr schon von weitem gewunken hatte. Sie erwiderte den Gruß und lachte fröhlich.
 

Endlich bei ihr angekommen, verschnaufte er kurz. Er grinste leicht, als er sich wieder aufrichtete. „Na? Immer noch fleißig am trainieren?“, fragte er. „Was hältst du von einer kleinen Pause?“
 

Rin schüttelte leicht den Kopf. Sie wieder den Bogen an und spannte die Sehne ganz durch. „Ich darf keine Pausen machen, wenn ich nicht endlich besser werden will, Kato. Das solltest du gerade wissen“, erwiderte sie. Sie ließ den Pfeil los. Er war zwischen dem mittleren und dem äußeren Kreis stecken geblieben.
 

„Nicht schlecht“, meinte er anerkennend, als Rin die Pfeile wieder aus dem Heuballen gepflückt hatte. „In Wahrheit meinte ich keine Pause in dem eigentlichen Sinne. Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du nicht mit auf einem unserer Flüge willst, die Gegend auskundschaften. Aber wenn du nicht willst …“
 

„Was? Oh, Kato-kun, arigatou!“ Sie fiel dem überraschten Kato in die Arme, der daraufhin, überrumpelt wie er war, das Gleichgewicht verlor und mit dem Hintern im Heu landete, Rin natürlich über sich, die ihn glücklich anlachte.

* * *

Es dauerte gar nicht mal so lange, da befanden sie sich auch schon in der Luft. Jiyu hatte sich in den riesigen Greif verwandelt, auf dessen Rücken sie jetzt mit Kato saß. Auch noch mit von der Partie waren Shippo und Myouga, die vorne auf dem Kopf des Greifes saßen. Sie musste sich an Kato festklammern, wegen den kräftigen Flügelschlagen des Greifes, sodass jedes Mal ein starker Ruck durch seinen Körper ging. Kato schien das offenkundig nicht mehr allzu viel auszumachen, da er sich kaum festhielt, aber das hier war ja auch nicht sein erster Flug auf Jiyu. Im Gegenteil, oft spähten Jiyu und Kato gemeinsam die Gegend aus, ob sich irgendetwas tat, in dem Fall hieß das, ob Jagan wieder die Menschendörfer überfiel. Doch in letzter Zeit tat sich gar nichts. Alles war ruhig, die Dörfer waren zum Teil schon weitgehend verlassen, da die Menschen aus Angst geflohen waren.
 

Rin sah zwischen den violetten Schwingen auf die Erde. Das Land sah wie tot aus, die Vegetation war ausgedorrt und ein kleiner Bach, der aus einem Wald herausführte, war fast ausgetrocknet. In einigen leeren Menschendörfern brannte es sogar noch vereinzelt. Rin wurde die Kehle eng, als sie das tote Land unter ihr sah. Die Zeiten, wo sie unbekümmert Wildblumen für Sesshoumaru gepflückt hatte, waren wohl endgültig vorbei.
 

Lange Zeit flogen sie über diese Lande, sie wusste nicht, wie viel Zeit in Wirklichkeit verging. Bald wurde die Stille ihr aber unerträglich; es war wie das Schweigen der Toten, die dort unten in ihren Dörfern begraben lagen.
 

„Wohin fliehen die Menschen, wenn sie ihre Dörfer verlassen?“, fragte Rin irgendwann.
 

„Ein paar finden den Weg zum Lager der Verlorenen, manche nur versehentlich, andere absichtlich. Aber die meisten fliehen zu den Stützpunkten, die nur von Menschen gehalten werden. Es gibt drei oder vier, ich weiß es nicht genau. Dort ziehen sie sich vorerst zurück, aber auf Dauer werden sie da auch nicht vor Jagan sicher sein“, antwortete er nach einer Weile.
 

Er hatte nur stockend gesprochen und Rin wünschte sich, das Thema nicht angeschnitten zu haben. Für ihn musste es unvorstellbar schwer sein, keine Familie mehr zu haben. Sie dagegen konnte sich so gut wie gar nicht an ihre Eltern erinnern und dann war sie irgendwann bei Sesshoumaru und Jaken gewesen, die dann zu ihrer Familie wurden.
 

Shippos Aufschrei riss sie aus ihren Gedanken. „Seht mal, da unten! Isuaki und Byougan!“
 

Ihnen bot sich ein Bild, was in den letzten Jahren oft zu sehen gewesen war. Eine Stadt mit vielen Häusern, in denen einige große Familien wohnten, und der Palast des Fürsten der Stadt, standen in Flammen, Kinder weinten, die alleine waren, das Vieh schrie und blökte laut, die hilflosen Schreie der Menschen, die alles verloren hatten, was ihnen einst etwas bedeutete und jetzt nichts gegen die Angreifer unternehmen konnten … Und über allem stand Inu Yasha, der zufrieden beobachtete, wie die Menschen allmählich untergingen und weidete sich an ihrer Angst. Er war wieder gänzlich in schwarz gekleidet, mit einem Brustharnisch vor dem Oberkörper, Tessaiga und Touzajin steckten in seinem verzierten Gürtel.
 

Rins Mund wurde ganz trocken. Diese Grausamkeit, die sich vor ihren Augen hier jetzt abspielte, traf sie völlig unvorbereitet und unerwartet. Mit einem Schlag begriff sie, wie naiv sie gewesen war … so naiv. Seit Jagan aufgetaucht war, redete jedermann von Krieg, doch in diesem Augenblick begriff Rin erst, was “Krieg“ wirklich bedeutete. Durch Sesshoumaru, der niemals zugelassen hatte, dass sie auch nur an nähernd in Gefahr kam, sah sie dies alles jetzt zum ersten Mal … diese Grausamkeit … diese Brutalität … diese Lust nach Blut … Sie konnte die Augen nicht von den Isuaki abwenden, die gezielt mit ihren Waffen die hilflosen Menschen umbrachten, egal, ob Mann, Frau oder Kind, wie sehr sie das auch bis ins Mark erschreckte. Sie fühlte sich, als wäre sie seit einer Ewigkeit blind gewesen und als könne sie erst jetzt wieder sehen.
 

Und sie sah. Es trieb ihr die Tränen in die Augen, mit anzusehen, wie die Youkai die Menschen abschlachteten, völlig ohne Skrupel, und dann war da auch noch Inu Yasha, der Bruder Sesshoumarus, inzwischen der Diener Jagans, der das Massaker mit den Augen verfolgte – plötzlich fühlte sie sich ungemein hilflos. Sie spürte in ihrem Inneren, dass sie diesen Menschen helfen wollte, dass sie kämpfen wollte … aber was konnte sie, ein kleines Menschenmädchen, denn schon gegen diese Schar Dämonen ausrichten?
 

Sie bekam kaum mit, wie Jiyu etwas außerhalb der Schlacht landete, wo sie nicht gesehen werden konnten. Kato rutschte zurück auf den Boden und wandte sich sofort dem Kitsunen zu: „Shippo, du musst mit Myouga sofort zurück ins Lager fliegen, so schnell wie du kannst!“ Er warf einen schnellen Blick auf Rin, die jetzt auch von Jiyus Rücken rutschte. „Und du musst Rin mitnehmen!“
 

Shippo sah todunglücklich aus, als er antwortete: „Aber wenn ich auch noch Rin tragen muss, erreiche ich das Lager nicht schnell genug. Ich wäre einfach zu langsam.“
 

„Verflucht! Dann … dürft ihr keine Zeit verlieren. Beeilt euch!“ Shippo verwandelte sich in einen pinken Falken und schoss davon.

* * *

Der junge Kitsune gönnte sich nicht die kleinste Pause, bevor er im Lager der Verlorenen angekommen war. Die ganze weite Strecke war er so schnell geflogen wie er konnte, und als er endlich das Lager entdeckte, schoss er im Sturzflug durch den Bann und segelte noch einige Meter weiter, bevor er total schlapp auf dem Boden fiel. Wie von selbst verwandelte sich Shippo zurück, doch sämtliche seiner letzten Energiereserven waren verbraucht, sodass er einfach an Ort und Stelle liegen blieb. Myouga würde den Rest übernehmen.
 

Natürlich war Shippos Sturzflug nicht unbemerkt geblieben. Miroku hatte Shippo entdeckt, gerade, als er aus einem Zelt kam. Verwundert beugte er sich herunter. „Shippo? Alles in Ordnung? Solltest du nicht auf Patrouille sein?“
 

Aber Shippo nahm den Mönch im Moment gar nicht mehr wahr, stattdessen sah gerade der Flohdämon seine beste Gelegenheit sich bemerkbar zu machen. „Houshi-sama!“, quiekte er, als er auf Mirokus Nase gelandet war.
 

Dessen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Myouga? Was ist los? Was ist mit Shippo?“
 

„Es werden wieder Menschendörfer angegriffen!“, berichtete der Flohgeist eilig. „Einige Meilen südöstlich von hier. Auch Inu Yasha ist dort. Ihr müsst euch beeilen!“
 

Es dauerte nicht lange, da waren sie auch schon unterwegs. Miroku, Sango und Kagome, alle drei natürlich bewaffnet, flogen auf Kirara, Kouga, Ginta und Hakkaku folgten ihnen auf dem Boden, ebenso Kagura auf ihrer Feder in der Luft.

* * *

„Sesshoumaru-sama! Sesshoumaru-sama!“ Aufgeregt watschelte Jaken auf den Herr der Hunde zu, der völlig bewegungslos unter einem Baum saß, ein Bein angewinkelt, die klaren, unergründlichen Augen auf etwas gerichtet, was der Krötendämon nicht sehen konnte.
 

Schnaufend kam Jaken vor Sesshoumaru zum Stehen und stützte sich erschöpft auf seinem Kopfstab ab. „Sesshoumaru-sama …“, keuchte er.
 

Der Inu Youkai wandte desinteressiert nur leicht den Kopf. „Jaken? Was ist?“
 

Endlich schien Jaken wieder zu Atem zu kommen. „Rin … sie war mit auf einem dieser Späherflügen mit Jiyu und Kato. Shippo und Myouga sind gerade mit einer Nachricht zurückgekommen“, erzählte er hastig, „… sie wurden angegriffen.“
 

Einen Moment lang geschah erst mal gar nichts. Nicht das kleinste Lüftchen regte sich auf der Lichtung. Dann stand auch schon in der nächsten Sekunde Sesshoumaru vor seinem Diener, seine Finger stählern um den grünen Hals geschlossenen, die einst so goldenen Augen waren bereits blutrot und sein Gesicht mit den feinen, aristokratisch anmutenden Zügen war zu einer wutverzerrten Fratze geworden. „Wie lange ist das her, seitdem du es weißt, Jaken?“
 

„Etwas mehr als eine halbe Stunde!“, röchelte er leicht.
 

Sesshoumaru hatte Jaken kaum losgelassen, da war der Herr der Hunde auch schon verschwunden.

* * *

Eine kleine Holzhütte stand einsam inmitten einer riesigen Ebene. Es gab keine Bäume, nur ein paar Büsche und etwas entfernt einen kleinen See, der fast trocken war, sollte es bald nicht regnen. Das Haus wurde durch einen starken Bann geschützt, den man als leichtes, weißes Flimmern in der Luft erkennen konnte.
 

Ein Mann mit langen roten Haaren, das über seinen Rücken floss, saß im Lotussitz vor dem Haus und schien voll konzentriert zu meditieren. Nichts würde sich ihnen nähern können, ohne dass er es merkte. In dem Augenblick trat eine Frau in einem Mikogewand aus der Hütte, sie schien jung zu sein, doch sie war schon unglaublich alt und müde, nur ihre Augen ließen das erkennen.
 

„Pao? Unsere Hilfe wird gebraucht.“
 

* * *

Weit, weit weg saß Jagan im Herzstück der Schwarzen Feste. Dieser Raum befand sich hinter zahlreichen Gängen und Sälen, von denen nur vereinzelt jemand wusste, wie man zu ihm gelangen konnte. Er war durch zahlreiche Banne, Zaubersprüche und Wachen - hauptsächlich Saimyoushou - geschützt, sodass es praktisch unmöglich für Außenstehende war, in diesen Raum zu kommen.
 

Jagan saß in dem stark verdunkelten Raum, der Kimono war ihm von den Schultern geglitten, sodass er dort mit frei gelegtem Oberkörper saß. In der Düsternis war es nur schwer zu erkennen, doch mit Youkai-Augen konnte man deutlich die Umrisse der Narbe, die die Form einer riesigen Spinne sehen. Sie erstreckte sich über den ganzen Rücken und es war das Zeichen dafür, dass er von Naraku abstammte. Seine Maske hatte er abgelegt und jetzt konnte man sein ungleiches Augenpaar sehen, das in der Dunkelheit leuchtete. Das eine war rot wie Feuer, und das andere, das tödliche Auge, war weiß, durchzogen von feinen Äderchen, und doch schien es, als hätte das tödliche Auge, keinen Glanz, es war ganz matt und … tot. Es war ohne Leben, da es ja auch nur Leben auslöschen konnte.
 

Jagan war nicht allein; vor ihm stand Kanna, der älteste Abkömmling von Naraku. Sie hielt die Augen fest geschlossen, zum einem, weil sie sich konzentrierte, und zum anderen, um Jagans tödlichen Blick zu entgehen. In ihren Händen hielt sie ihren Spiegel und er zeigte sogar ein Bild. Zu sehen waren die Rebellen, die gerade von ihrem Lager aus aufgebrochen war. Doch sein Blick lag allerdings nur auf Kagome, die Kikyo so ähnlich schien.
 

„Kagome …“ Ein leises Flüstern in dem stillen Raum. „Du bist so naiv, wenn du glaubst, dass du Inu Yasha so einfach wieder bekehren könntest … Mach dir doch keine Illusionen. Ich habe ihn fest im Griff … und dann, wenn du erst einmal wieder in der Schwarzen Feste bist, wirst du hoffnungslos verloren sein ... Ein zweites Mal wird man dich nicht retten können, dafür sorge ich schon …“

* * *

Rin war alleine. Kato und Jiyu hatten sich natürlich sofort in den Kampf gestürzt, um den Menschen gegen die Isuaki und die Byougan zu helfen – doch zu zweit war es eigentlich nur hoffnungslos. Kato hatte ihr eindringlich verboten mitzukämpfen und in seinen Augen hatte sie deutlich gesehen, dass er es bereute, sie mitgenommen zu haben. Sie saß jetzt schon seit einer geraumen Zeit hinter einem riesigen Felsen und bisher hatten die Dämonen sie jetzt noch nicht entdeckt. Sie spielte die ganze Zeit über mit ihrem Bogen, welchen sie trotz allem rein intuitiv mitgenommen hatte. Der Köcher, voll mit einsatztüchtigen Pfeilen, hing ihr über der Schulter und dachte daran, wie es wohl wäre, mit den anderen mitzukämpfen. Im Moment kam sie sich nur wie ein unnützes Kleinkind vor, dass beschützt werden musste und das allen im Weg stand. Geistesabwesend strich sie mit den Fingern über den Griff ihres Bogens und dachte an die Menschen und die Dämonen auf dem Kampfplatz, an ihre Freunde, die auf dem Weg hierher waren, und vor allem dachte sie an Sesshoumaru. Würde er auch kommen? Sicher. Schließlich war Sesshoumaru doch bisher immer gekommen, wenn sie in Gefahr gewesen war, oder nicht?
 

Ein lautes Trampeln schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Sofort gefroren ihre Bewegungen und sie lauschte. Das Kampfgeschrei wurde vom Wind herüber geweht, der Geruch von Blut war immer deutlicher in der Luft auszumachen. Das Trampeln kam immer näher; Rin griff so leise wie nur möglich nach einem ihrer Pfeile und legte ihn an. Sie schluckte …
 

„Hier riecht es eindeutig nach Mensch … nach saftigem Menschenfleisch …“
 

Die Stimme kam von rechts. Rin musste ein Zittern unterdrücken, die Schritte näherten sich ihr immer weiter, sie zog die Sehne an …
 

„Komm raus, kleiner Mensch … ich weiß, dass du hier bist!“
 

Eine grässliche Fratze tauchte vor ihr – und genau in demselben Moment schrie Rin erschrocken auf und ließ den Pfeil los. Doch der ging ins Leere und der Youkai mit der hässlichen Fratz kam ihr unaufhaltsam immer näher, die Hände wie dürstend nach ihr ausgestreckt. Erschrocken kroch sie rückwärts, nur um weg von ihm zu kommen. Aber das würde ihr über kurz oder lang nichts bringen, weswegen sie mit dem Mut der Verzweiflung nach einem zweiten Pfeil griff und schoss – und der Pfeil traf.
 

Da sie aus einer tiefen Position geschossen hatte, steckte der Pfeil jetzt von unten in seiner linken Wange und bohrte sich immer weiter in sein Hirnmark. Der Isuaki brüllte vor Schmerzen, torkelte von ihr weg, prallte gegen den Felsen und stürzte. Sein Körper zitterte vor Schmerzen, und er schrie immer weiter und weiter … - bis er schließlich liegen blieb. Stille senkte sich über Rin, die ihr Herz laut gegen ihren Brustkorb schlagen hörte.
 

Rin blieb nicht lange Zeit zu überlegen. Sie sprang sofort auf ihre Beine und rannte von dem Isuaki weg, denn wahrscheinlich würde sein Blut noch weitere Youkai herlocken. Sie lief in dem Schutz einiger Büsche auf den Kampfplatz zu; weglaufen kam für sie nicht infrage. Der Himmel war mit Wolken verhangen, sie lagen wie eine schwarze Decke über ihnen und vermutlich würde es bald anfangen zu regnen. Ein leises Grollen hörte man bereits in der Ferne.
 

Ihre Hände waren bereits schweißnass und sie blickte sich immer wieder von neuem um, ob nicht bereits der nächste Dämon hinter einem Gebüsch hockte. Gleichzeitig fragte sie sich, ob das nicht genau das gewesen war, was sie immer gewollt hatte? Jetzt war sie mittendrin – und zugleich wurde ihr auch klar, dass das vielleicht noch ein paar Nummern zu groß für sie war. Aber das hieß jetzt garantiert nicht, dass sie jetzt den Kopf in den Sand stecken und darauf warten würde, dass alles bald wieder vorbei würde. Die Verlorenen waren immer noch nicht aufgetaucht und Kato und Jiyu brauchten garantiert Hilfe.
 

Sie war immer noch geduckt hinter einem Gebüsch, den nächsten Pfeil hatte sie schon die ganze Zeit bereits schon angelegt gehabt. Nur wenige hundert Meter vor ihr stand die Menschenstadt in Flammen, die von den Dämonen belagert wurde. Sie sah nur die schwarzen Schatten der Byougan vorbei huschen, Kämpfe zwischen Dämonen und Menschen und selbst beim zweiten Mal erschreckte sie immer noch diese Grausamkeit. Plötzlich erblickte sie eine Frau mit einem Baby auf den Arm, welche genau auf sie zu rannte, mindest fünf Youkai ihr direkt auf den Fersen. Rin fackelte nicht lange und zielte am Busch vorbei auf einen der Youkai, konzentrierte sich dabei auf das, was Kagome ihr gesagt hatte und wartete auf den richtigen Augenblick ... Sie traf einen der Isuaki am Hals, der darauf sofort tot war und stürzte, die verwirrte Mutter rannte direkt auf sie zu, doch einer hatte sie eingeholt und stürzte sie zu Boden, das Baby kullerte aus ihren Armen und die übrigen drei Youkai stürzten sich auf Rin, deren Deckung enttarnt war.
 

Und die Hölle brach los.
 

Rin schaffte es noch gerade, einen Pfeil abzuschießen, der jedoch ins Leere ging, bevor ihr der Bogen aus den Händen geschleudert wurde. Hände griffen nach ihr, doch der Wille nicht aufzugeben fachte in ihr auf, und sie kratze, biss, boxte, schlug und trat, als wäre sie eine wilde Furie. Mittendrin hatte es angefangen zu regnen, doch Rin bekam das kaum mit. Von irgendwoher hörte sie das Plärren des Babys, das verzweifelte Schreien der Mutter – es gab ihr Kraft, weiter zu kämpfen, obwohl schon alles in ihr total taub war. Sie griff entschlossen nach einem Pfeil und jagte ihn einem Isuaki direkt ins Auge, der sie danach jaulend aus seinem eisernen Griff freigab, doch sogleich stürzte sich ein neuer Dämon auf sie, die jetzt von überall her kamen.
 

Doch es war eine ausweglose Situation, das war allen drei Menschen bewusst.
 

Sowohl Rin als auch die Frau waren überwältigt, sie wehrten sich zwar mit allem was sie hatten, doch die Griffe der Ungeheuer waren eisern. Das laute Schreien des kleinen Kindes übertonte alles, das Getöse des Kampfes, das Rauschen des Regens, und auch es war gefangen in den Klauen eines Youkai, der ihm am Genick festhielt und langsam, qualvoll zudrückte. Rin drückte die Augen zu, Tränen quollen aus ihren Augen –
 

Da gab es nur noch einen starken Lichtblitz und die Situation wandelte sich augenblicklich.

* * *

„Füg ihr auch nur einen Kratzer zu und du armseliger Wurm wirst dir noch wünschen, mir niemals begegnet zu sein …“ Kalt, emotionslos und knurrend – eine klare Drohung.
 

Rin wurde losgelassen und sie plumpste unsanft auf den Boden, nicht unweit des Babys, das ebenfalls weinend am Boden lag, der Isuaki, der es festgehalten hatte, lag mit einem Pfeil im Brustkorb im Gras. Längst hatte sie die Stimme erkannt – wie könnte sie diese Stimme auch nicht erkennen? – und dennoch musste sie sich vergewissern, dass er wirklich da war. Nur ein paar Meter von ihr entfernt stand Sesshoumaru, und auch wenn er völlig durchnässt sein musste, hatte er noch nie so stolz und unbezwingbar gewirkt wie jetzt. Sein silbernes Haar klebte an seinem Rücken und für einen Augenblick schien es ihr, als würde sein Blick kurz zu ihr hinüber huschen, während er Toukijin in der Hand hielt, mit dem er den Dämon bedrohte, der sie festgehalten hatte. Rin musste sich stark dazu zwingen, die alberne Vision eines Ritters in strahlender Rüstung, der gekommen war, um sie zu retten, weil er ohne sie, nicht leben konnte, zu unterdrücken, aber dennoch schlich sich ein großes Lächeln auf ihre Lippen.
 

Rin wandte sich nach dem Baby um, nahm es auf den Arm und versuchte es zu beruhigen, indem sie leise zu ihm sprach, doch es wurde nur langsam stiller.
 

„Die Frau lasst ihr auch frei!“ Eine Miko war vorgetreten, sie hatte einen langen Pfeil an ihren Bogen gelegt und die Sehne bis zur Gänze gespannt – Rin hatte sie gar nicht bemerkt. Neben ihr konnte sie zudem noch Pao erkennen, auch er stand in Kampfhaltung. Die Frau wurde losgelassen und sie torkelte geschwächt auf Rin und ihr Baby zu und ließ sich neben sie fallen.
 

„Und nun“, grollte Sesshoumaru einem Donnergrollen gleich, „werdet ihr dafür bezahlen!“
 

Es dauerte nur wenige Minuten, in denen Rin sich intensiv mit dem Baby und seiner Mutter beschäftigte, um den Kampf nicht mit ansehen zu müssen – das Kind war fast unverletzt, die Mutter dagegen sah schlimm aus -, danach senkte sich wieder Stille über sie. Rin stand ungelenk auf und humpelte auf ihre drei Retter zu, nachdem sie das Kind in die Arme der Mutter gelegt hatte. „Danke“, sagte sie keuchend, „das war wirklich Rettung in letzter Sekunde.“
 

Sesshoumaru sah sie durchdringend an und sie senkte den Blick. Sie ahnte, dass er wütend sein musste, da er ihr verboten hatte, das Lager der Verlorenen zu verlassen. Doch er sagte nichts und wandte sich schließlich von ihr ab. Rin biss sich auf die Lippe; Sesshoumaru war schon immer so abweisend gewesen, aber dass er gar nichts zu ihr gesagt hatte, grenzte fast schon an Ignoranz – und das schmerzte ihr.
 

„Hey, Kleine … zeig mal her, du bist verletzt.“ Die Miko hatte sich zu ihr runter gebeugt und untersuchte sie auf starke Verletzungen. Sie sah sich kurz um, aber Pao war nicht mehr zu sehen, ebenso Sesshoumaru. Und wieder war da ein Stich in ihrem Herzen.
 

„Es geht schon“, erwiderte Rin. „Die Mutter des Kindes hat es sehr viel schlimmer als mich erwischt. Sie hat eine riesige Fleischwunde an der Seite.“
 

Sogleich wandte sich die Miko der Mutter zu und drückte Rin wieder das Baby in die Arme, um sie untersuchen zu können. „Das sieht übel aus“, sagte sie schließlich. „Das muss schnell versorgt werden, am Besten sogar hier. Einen Flug ins Lager würde sie nicht überleben, allerdings habe ich nichts an Verbandszeug und Salben dabei.“
 

„Wo sind die ganzen anderen? Sind sie noch auf dem Weg?“, fragte Rin und kam sich zum wiederholten Male schrecklich hilflos vor, während sie das Kind wiegte.
 

„Die Verlorenen sind in der Stadt und kämpfen bereits gegen die Youkai. Aber viele werden sie nicht mehr retten können“, sagte sie. Die Miko schaute bedrückt aus, während sie in Ermangelung etwas Besserem ein wenig Kleidung abriss und die Wunde notdürftig verband. Ebenfalls bedrückt drückte Rin das Baby näher an sich.
 

„Gehört Ihr auch zu den Verlorenen?“, wollte Rin leise wissen.
 

„Hai, das tue ich, aber ich bin selten im Lager der Verlorenen, auch wenn ich es bin, die es mit dem Bann schützt.“ Sie sprach kurz beruhigend auf die Mutter ein, bevor sie sich wieder Rin zuwandte. „Du warst sehr tapfer, weißt du? Es gehört sehr viel Mut dazu, sich gegen Dämonen zu stellen, um jemanden anderen zu retten, wenn man selber in Sicherheit ist. Viele andere wären an deiner Stelle feige weggerannt.“
 

Rin sah zu der brennenden Stadt hinüber, und hatte überhaupt nicht das Gefühl, sich wegen ihrer Tat gut fühlen zu können. Das was sie erlebte hatte, war gar nichts gegen das gewesen, was im Herzen der Schlacht stattfand.
 

TO BE CONTINUED …

* * * * *

Oh Mann, diese Kampfszene weiten sich bei mir immer fürchterlich aus, d.h. im nächsten Kap geht es mit den anderen dabei weiter. Und Kago wird endlich ihrem Inu wieder gegenüber stehen. So groß sollte die Szene mit Rin gar nicht werden, aber ich finde sie eigentlich ganz gut gelungen ^^ Besser als so manch andere Szene. Rin ist eine von meinen Lieblingscharas. Ich finde das Pairing Rin/Sess so sweeeeet! Als ich die Szene geschrieben hab, musste ich auch irgendwie an das Klischee mit dem Ritter denken ^^““ Ehehehe. Sehen wir mal, was aus den beiden noch wird ^^
 

Ich hoffe, euch hat’s wieder gefallen. Das Kap war zumindest mal wieder einigermaßen lang. -.- Ich versuche mich mit dem nächsten Kap zu beeilen, aber vielleicht mache ich auch zuerst an einer anderen Fic weiter, die auch schon wieder längst überfällig sind *unschuldig pfeift*
 

Bai bai

Yena-chan

Into the Shadows

Was sind die Gedanken des Krieges?


 

„SANGO! PASS AUF!“
 

Durch Mirokus Aufschrei, erblickte sie noch rechtzeitig das halbe Dutzend Shuriken, die auf sie zugeflogen kamen und konnte noch rechtzeitig mit einer Seitwärtsrolle ausweichen. Die Shuriken flogen über sie hinweg und durchbohrten stattdessen einen Isuaki, der sofort in sich zusammen sank. Sango war sofort wieder auf den Beinen und hielt ihren Hiraikotsu bereit, den Blick auf Chiyo gerichtet, dir ihr in ihrem kurzen Kampfdress gegenüberstand und laut lachte.
 

„Hey, alles okay, Sango?“
 

Sie erblickte Miroku, der sich die linke Schulter hielt und sie besorgt musterte. Sango erwiderte seinen besorgten Blick, seine Kutte war mit Blut besudelt und er hatte zahlreiche Schnittwunden, doch sie befürchtete, dass sie nicht allzu viel besser aussah. Sie nickte knapp auf seine Frage hin, aber die Sorge in seinem Blick blieb.
 

„Hättet ihr beide jetzt wohl die Güte, mich nicht mehr zu ignorieren?!“ Sofort hatte die Chiyo wieder die volle Aufmerksamkeit des Mönches und der Dämonenjägerin, die in Kampfposition gingen, entschlossen, es mit ihr aufzunehmen. „Wie niedlich“, belächelte Chiyo sie, dann zog sie Tatsorou aus ihrem Gürtel und rief: „GREIFT SIE AN!“
 

Miroku und Sango kämpften Rücken an Rücken, kämpften miteinander und verteidigten sich gegenseitig gegen die Byougan, so aussichtslos der Kampf auch war – doch um keinen Preis der Welt würden sie aufgeben …
 

Warum kämpfst du?


 

Auch Kagura hatte einen Gegner, der ihr mehr als ebenbürtig war und mit dem sie es beinah genoss, sich mit ihm zu messen. Der heftige Wind peitschte ihnen um die Ohren und starke Blitze zuckten um sie herum – Kagura und Raiu kämpften mit der Gewalt der Natur gegeneinander.
 

Ein Blitz bohrte sich neben ihr in das Dach, auf dem sie stand; unweit von ihr lachte Raiu schallend. Sie knurrte wütend. „Bald wird dir das Lachen schon vergehen“, versprach Kagura ihm grollend und in einer erneuten Attacke schwang sie ihren mächtigen Fächer.
 

Was ist es wert, zu kämpfen?


 

Toukijin löschte an jenem Nachmittag unzählige Leben aus, denn nichts und niemand konnte Sesshoumaru aufhalten. Unermüdlich kämpfte er gegen die Scharen von Byougan, die versuchten ihn zu bezwingen, doch die meisten kamen noch nicht einmal in seine Nähe. Seine Augen hatten immer die erschreckende Farbe von Blutrot und auch Toukijin glänzte in der gleichen Farbe von dem vielen Blut der Youkai, das auf der Klinge klebte.
 

Sesshoumaru kämpfte nicht für die Verlorenen, auch nicht für Inu Yasha, dessen Präsenz er deutlich spürte, aber nicht sehen konnte, er kämpfte noch nicht einmal für sich. Es gab nur einen Grund, warum er fast wie ein Berserker auf die Byougan und die Isuaki einhieb: Rin.
 

Rin, das fröhliche, kleine Menschenmädchen, dass es liebte, Wildblumen zu pflücken und sie später als Kranz um ihren und Jakens Hals hängte … das Mädchen, dass immer an seiner Seite war und ihm vertraute … Rin, das Menschenmädchen, das ihm gezeigt hatte, dass er seinem Vater doch ähnlicher war, als er dachte …
 

Dieses verfluchte Menschenmädchen, das es geschaffte hatte, dass er die Kontrolle über sich verlor – und es gab nichts, was er mehr hasste, als die Kontrolle über sich zu verlieren. Nur wegen ihr kämpfte er gerade wie ein wahrer Berserker. Nur wegen ihr …
 

Wieso hat sie bloß das Lager verlassen?! Ich habe es ihr verboten und sie sollte mir gehorchen! Warum hat sie sich in Gefahr gebracht? Warum hat sie nur dieses Verlangen, zu kämpfen?!
 

Überschäumend vor Wut auf Rin, hatte er Toukijin zurück in seinen Gürtel gesteckt und kämpfte jetzt mit bloßen Händen. Er rammte einem Youkai die Hand in seinen Brustkorb, der nächste bekam sein Dakasso zu spüren. Beide brachen zusammen und waren augenblicklich tot. Und so ging es weiter. Youkai für Youkai. Seine Hände – seine Klauen – waren rot vom Blut der Youkai. Blutrot.

Verflucht seiest du, Rin, dass du mich dazu bringst, die Kontrolle über mich zu verlieren …

Für wen kämpfst du?


 

Kagome hatte bereits fast ihren ganzen Pfeilvorrat aufgebraucht, weswegen sie mit den Zähnen knirschte. Sie hasste es, so hilflos zu sein. Jiyu stand neben ihr und prügelte sich gerade mit zwei Isuaki, um sie von ihr fernzuhalten, außerdem konnte sie in einer Seitenstraße Kouga sehen, der mit dem Anführer der Isuaki kämpfte, sehen.
 

Und da war noch eine Miko, mit der Pao gekommen war … Freya, hieße sie, hatte sie gesagt. Göttin der Liebe … Sie schien sehr mächtig, doch ihre Aura war von Trauer und Schmerz durchzogen, ebenso waren in ihren Augen der Ausdruck von Müdigkeit; ohne mit ihr gesprochen zu haben, wusste Kagome, dass sie des Lebens und des Kämpfens müde wurde … ihre Augen zeigten, dass sie schon alt sein musste, obwohl ihr Körper der einer jungen Frau war.
 

Sie sah sich um. Die Häuser um sie herum brannten lichterloh und Pao konnte das Element nicht kontrollieren und zurückgehen lassen, weil es die Grenzen längst überschritten hatte, dass man sie noch kontrollieren konnte. Sie waren nicht nur von den Youkai eingekesselt, sondern auch vom Feuer. Wie sollten sie mit den restlichen überlebenden Menschen fliehen? Es war schier aussichtslos – Jiyu hatte sich einen Arm gebrochen und konnte deswegen nicht fliegen, ebenso lag Shippo noch ohnmächtig in ihrem Lager. Sie hatten Massen an schwer Verletzten, die eigentlich vor Ort versorgt werden mussten, und die Kirara alleine nicht alle aus der Stadt herausschaffen konnte.
 

Wie sollten sie diese Stadt des Todes je wieder lebendig verlassen können?

Why is it running - I'm crying alone,

I'm abandoned.

I'm walking over the fire and dead bodies,

Where are all those humans,

Who conjure up these dark rites,

Where are they?
 

Wirst du die geliebten Menschen rächen, die du verloren hast?


 

Sie wusste, dass er hier war, sie konnte ihn spüren, doch sie konnte ihn nicht sehen. Noch nicht, sie wusste, dass Inu Yasha sich noch zeigen würde. Er war hier irgendwo, irgendwo in den Gassen zwischen den brennenden Häusern.
 

Sie konnte nicht gerade sagen, dass sie keine Angst vor der nächsten Begegnung mit Inu Yasha hatte – denn es stimmte nicht, sie hatte mordsmäßige Angst. Schließlich würde er immer noch versuchen, sie zurück in die Schwarze Feste bringen, wo sie Jagan keine Schwierigkeit machen konnte; aber sie musste näher an ihn heran, um die alten, tief in ihm verschlossenen Erinnerungen wieder zu erwecken – auch wenn sie immer noch keinen Schimmer hatte, WAS genau sie dafür tun musste.
 

Sie orientierte sich erneut. Wo war Jiyu hin? Er hatte doch gerade eben noch neben ihr gestanden? Neben ihr krachte ein glühender Balken zu Boden, sofort kroch das Feuer auf das Heu zu, das auf dem Boden lag, und entfachte es. Erschrocken stolperte sie einige Schritte zurück, als sie gegen etwas Hartes stieß.
 

„Hallo, meine Kagome“, flüsterte eine Stimme hinter ihr.
 

I'm looking for you

I'm searching and asking you to show me

The right way at the moment -

There is only fire left everywhere,

It's running my mind, it creates the

Terrible state of oblivion.

There will be no more sun, neither flowers, nor forests,

Only fire, fire, fire.

Wie weit wirst du gehen, um die zu retten, die du liebst?


 

Eine Hand legte sich ihr auf den Mund, bevor sie auch nur einen Ton herausbringen konnte. Sie spürte seinen Körper direkt an ihren Rücken, die andere Hand lag auf ihren rechten Arm. Niemand bemerkte Inu Yasha, alle waren zu sehr damit beschäftigt, am Leben zu bleiben, als dass jemand Jagan’s treue rechte Hand bemerkt hätte. Sie schluckte …
 

„Na, Kagome … sag, hast du mich vermisst?“ Seine Stimme an ihrem Ohr, sein Atem auf ihrer Haut – wann war er ihr das letzte Mal so nahe gewesen? Wie sehr hatte sie sich in den letzten fünf Jahren nach ihm gesehnt?
 

Sie konnte nicht antworten; langsam zog er sie rückwärts in eine Seitenstraße. Das Feuer schien ihr von allen Seiten entgegen zu kommen, der Rauch, den sie einatmen musste, wurde unerträglich, dass sie vergebens versuchte, hinter seiner Hand zu keuchen.
 

„Menschen … ihr seid so erbärmlich und so schwach!“ Aus seiner Stimme sprach pure Verachtung. „Ihr habt es verdient, dass man euch auslöscht … ihr seid es nicht wert zu leben … am allerwenigsten du! Und weißt du auch, warum?“
 

Tränen standen in den Augen von Kagome, ohne dass sie hätte sagen können, ob das vom Rauch kam oder ob es wegen Inu Yasha war. Unerbittlich zog Inu Yasha sie weiter, sie stolperte hinter ihm her … das Herz der Schlacht hatten sie hinter sich gelassen … Sie schüttelte den Kopf, krächzte leise.
 

„Du bist nur eine billige Kopie von jemand, die du verzweifelt versuchst zu sein. Aber du weißt doch …-“ Wieder streifte sein Atem ihre Haut. „Das Original ist besser als jede Kopie, und sei sie noch so gut …“ Er lachte schallend. „Du bist nichts wert, weniger als Dreck. Du bist eine Miko, eine Hexe … du bist es nicht wert zu leben! Töten sollte ich dich, jawohl, tot solltest du sein …!“
 

Inu Yasha war stehen geblieben, die Hand hatte er von ihrem Mund genommen, sie schluchzte laut auf, als er fast schon sanft über ihre Wange strich. „So eine zarte Haut … so schöne Lippen … für eine billige Menschenfrau!“ Die sanfte Berührung war plötzlich weg, stattdessen hatte sie im nächsten Augenblick das Gefühl, ihr Gesicht würde vor Schmerz explodieren, als seine Hand ihre Wange traf. Wehrlos taumelte sie gegen eine Wand und fiel hilflos auf die Knie, sie konnte kaum noch sehen, die Tränen verschleierten ihr die Sicht, der Rauch kratzte in ihrem Hals …
 

„Du bist nichts wert“, hörte sie ihn sagen, abfällig sah er sie an.
 

„Komm mit! Wird Zeit, dass wir hier wegkommen!“ Grob wurde sie wieder am Arm gepackt und irgendwie fand Inu Yasha einen Weg durch dieses Feuerlabyrinth. Das Feuer schien von allen Seiten zu kommen, so schien es ihr zumindest, als sie hinter Inu Yasha herstolperte. Sie fühlte sich so elend wie schon lange nicht mehr … ihr Körper und ihre Seele schmerzten und ihr Herz blutete … und wieder war da diese Kälte...
 

… die sie durchdrang …
 

… und alles in ihr gefror …
 

Fire - which burnt my heart,

Fire - which burnt my eyes,

Fire - which killed my soul,

Fire - the demon's power of darkness

Which condemned us to living in dark ages.
 

Wirst du auch gegen diejenigen kämpfen, die jetzt deine Feinde sind und die einst deine Freunde waren und die du geliebt hast?

My bloody heart …

My bloody soul …

Tears of blood drop out of my eyes,

I’m cold, I’m empty, I’m deaf,

… I don’t feel anything …


 

Es dämmerte bereits.
 

„Wo werde ich hin gebracht?”
 

Das dunkel gewordene Blätterdach rauschte über ihnen leise, denn noch immer war es stürmisch und es regnete. Sobald Inu Yasha und sie die brennende Stadt verlassen hatten, war er ohne zu zögern, in den dunklen Wald marschiert, während es über ihnen immer noch donnerte und blitzte. Kagome hatte sich nicht gewehrt, wie in Trance, mit einem Nebel vor ihren Augen, war sie ihm gefolgt, denn er erst jetzt begann sie wieder richtig ihre Umgebung wahrzunehmen. Zuvor war es so gewesen, als wäre sie blind und taub zugleich gewesen, kombiniert mit dieser dumpfen Leere … Inu Yashas Worte hatten geschmerzt, es war mit Worten nicht mehr zu beschreiben, wie sehr; es war als hätte er selbst mit seinen Krallen ihr Herz in Stücke gerissen. Hatte sie zu erst versucht seine Worte zu ignorieren, sich zu sagen, dass sei nicht Inu Yasha, doch dann war mit seinem brutalen Schlag ins Gesicht gleich alles doppelt zurück gekommen. Ab da war da nur noch diese Leere gewesen … erst jetzt, viel später, lichtete sich ein wenig der Schleier … doch noch immer schwebte er über ihr …
 

Inu Yasha ging vor ihr, sie sah nur seinen Rücken und seine silberne Mähne. Er hatte ihr die Hände zusammen gebunden, sodass sie sich nicht wehren konnte, und führte sie jetzt an einem Strick hinter sich her.
 

„Zu Jagan-sama. In die Schwarze Festung.“
 

War er eben fast noch richtig redselig gewesen, so war er jetzt umso schweigsamer.
 

„Warum hilfst du ihm? Jagan, meine ich“, fragte sie.
 

Ein Knurren kam von vorne. „Ich wüsste nicht, was dich das angehen würde.“ Durch einen Ruck am Seil, stolperte sie nach vorne und fiel hin. „Und halt lieber den Mund, wenn du einigermaßen heil in der Festung ankommen willst.“
 

Sie biss die Zähne zusammen und stand wieder auf. Schmerz pulsierte durch ihre Knie und ihre Hände, doch schweigend folgte sie ihm weiter durch den Wald. Als es wieder donnerte, zuckte sie erschrocken zusammen. Sie schluckte.
 

„Warum gehen wir eigentlich zu Fuß? Gibt es keinen schnelleren Weg?“
 

„Redet ihr Menschen eigentlich immer so viel?! Das ist einfach nicht zum Aushalten, wisst ihr das?“
 

„Osuwari“, entkam es ihr. Sofort verfluchte sie sich dafür auch schon wieder, was würde er jetzt mit ihr tun, dass sie ihn so gedemütigt hatte? Und das zum zweiten Mal. Nervös blickte sie über den Rand des Loches im Boden – es war fast schon ein Reflex gewesen, dieses Wort zu sagen, sobald er sie in irgendeiner Art beleidigte; und bei Gott, er hatte sie früher hunderte von Malen beleidigt.
 

Weitere zehn Sekunden vergingen … dann tauchte plötzlich ein wütendes Gesicht mit glühend roten Augen über dem Rand auf. Mit einem stoischen Gesicht erwiderte sie seinen zornigen Blick.


 

I’m big, I’m proud,

I’m invincible,

With a heart, made of Ice,

I’m frozen, yeah!

Have fear!


 

Inu Yasha war aus dem Loch gestiegen, das er in den Boden gerammt hatte, und versuchte die Schmerzen in seinem Rücken zu ignorieren, denn dieser pochte so stark, als wäre ein kompletter Baumstamm auf ihn gefallen. Wut durchkochte ihn; sie hatte ihn bereits einmal gedemütigt und jetzt hatte sie es wieder getan.

Osuwari … Sitz … das ist mehr als nur erniedrigend! Seine Zähne knirschten aufeinander.
 

Er sah zu Kagome. Entgegen seiner Erwartungen versuchte sie nicht zu fliehen, wie es sonst jeder normaler Mensch an ihrer Stelle getan hätte. Stattdessen stand sie nur mehrere Meter entfernt vor ihm. Ihr Gesicht zeigte ein Mischmasch aus Angst und Entschlossenheit. Der Strick lag unachtsam auf dem Boden.

Wieso flieht sie nicht? Was hat sie vor?

Er war schneller wieder auf den Beinen, als Kagome wahrscheinlich auch nur gucken konnte, und im nächsten Moment war er auch schon direkt vor ihr und drückte sie an den nächsten Baumstamm. Sie gab einen Schmerzenslaut von sich, kurz ließ sie einen Ausdruck von Panik in ihren haselnussbraunen Augen erkennen … es war die gleiche Farbe wie bei Kikyo …
 

Plötzlich stürzte ein Meer aus Bildern auf ihn ein. Da waren überall Bilder … Bilder von Leuten, die er nicht kannte … Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten … die ihm irgendjemand vor langer Zeit genommen hatte … Bilder … Farben … ein Strudel voller Erinnerungen …
 

Vor seinem geistigen Auge sah er sich selbst, zuerst wie er noch am Goshinboku hing und die Wurzeln ihn umschlungen hielten … ein Mädchen war da … Kagome … er erkannte sie … und sie zog den Pfeil aus seinem Körper …
 

… ein Hundeskelett, so groß wie ein Berg … und darauf sah er sich selbst und Sesshoumaru als weißer Hund … und er hielt das wertlose Tessaiga in den Händen … dann war da nur noch dieses riesige, silbrige Schwert … und Sesshoumaru verlor seinen Arm …
 

… eine Gruppe, zusammen gewürfelt aus verschienen Leuten … er und Kagome … ein kleiner Fuchsdämon saß auf einem rosigen, metallenen Ding … eine Youkai-Taijiya, auf dessen Schulter eine Katze mit zwei Schwänzen saß … ein Mönch ging neben ihr, ein Rosenkranz um seinen Arm geschlungen …
 

Die Bilder gerieten wieder durcheinander und waren ohne Zusammenhang … Kagome erschien wieder vor ihm, zitternd vor Angst, ihr Schweiß geriet ihm deutlich in die Nase, die geweiteten Augen weit aufgerissen … Kikyo so ähnlich, aber sie war nicht wie sie …

Kuso, was hatte das gerade nur zu bedeuten? Was war das?! So etwas in der Art hatte ich noch nie … und was waren das für Bilder …? Ist das wirklich geschehen? – NEIN, DAS KANN NICHT PASSIERT SEIN! Reiß dich zusammen, Inu Yasha! Du benimmst dich wie eine Memme!
 

Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf Kagome zu richten und die Wut darüber, dass sie ihn den Boden küssen ließ, kehrte zurück. Sein Griff verstärkte sich um ihre zusammengebundenen Hände, die er an den Baumstamm gedrückt fest hielt.
 

Memories, Memories,

A storm of pictures,

So many,

Remember, remember,

There’re so many dreams,

Remember your past.


 

Kagome hatte verwirrt beobachtet, wie Inu Yasha kurz für einige Zeit wie aus dem Leben entrückt zu sein schien. Er schien regelrecht durch sie hindurch zu sehen. Langsam wurde sie unruhig. Was war mit ihm los? Was passierte da? Dann plötzlich blinzelte er kurz und nichts in seinem Gesicht ließ auf etwas schließen, was zuvor geschehen war.
 

Inu Yasha knurrte. „Nenn mir nur einen guten Grund, warum ich dich nicht töten sollte.“
 

Sie beschloss aufs Ganze zu gehen.
 

Ein breites Grinsen legte sich auf ihr Gesicht. Das ist doch nicht zu fassen, dachte Inu Yasha, die besitzt doch tatsächlich die Frechheit mich anzugrinsen!
 

„Jagan will mich haben. Lebend!“, flötete sie boshaft und blinzelte ein wenig mit ihren Wimpern, so als wollte sie versuchen, ihn zu bezirzen, aber das brachte ihn nur noch mehr auf (was sie wahrscheinlich genau erwartet und gewollt hatte).
 

„Und er wäre bestimmt sauer“, sang sie weiter, „wenn ich tot wäre, nicht wahr?“
 

Kagome wusste zwar, dass ihre Logik – eigentlich – unbestreitbar war, denn würde Jagan sie nur töten wollen, wäre sie schon längst nicht mehr am Leben; vielleicht hoffte er, dass sie ihm eines Tages noch mal nützlich sein würde, aber dennoch hatte sie gewaltig Angst. Inu Yasha war in einem Zustand in dem er für sie unberechenbar war.
 

Ein weiteres Mal knurrte Inu Yasha. Sie hatte Recht, und das Schlimme daran war, dass sie das ganz genau wusste und es ausnutzen konnte. „Stimmt, umbringen kann ich dich nicht“, grollte er. Einer seiner Fingerspitzen wanderten an ihrer Wange entlang, er kratzte sie ein bisschen, aber nicht so stark, dass es sie verletzte – noch nicht. „Das Töten ist meist immer so schnell vorbei, ein Schwertstreich und das war’s. Viel lieber quält man das Opfer, und das gaaaanz langsam, verstehst du?“
 

Er wackelte ein bisschen mit seinen Krallen vor ihren Augen herum. Sie schluckte.
 

„Denk lieber daran, bevor du das das nächste Mal machst. Es gibt unzählige Arten eine hilflose Menschenfrau zu quälen, ohne dass sie gleich abkratzt. Also vergiss das ja nicht.“
 

Völlig unerwartet ließ Inu Yasha Kagome wieder los und ließ sie zitternd zurück. Erneut schluckte sie und wischte sie mit ihren Armen den Schweiß von ihrer Stirn ab. Inu Yashas Worte hingen wie das Damoklesschwert über ihr.
 

Ein heftiger Ruck am Seil ließ sie nach vorne fallen. Sie rappelte sich eilig wieder auf und taumelte Inu Yasha in die Düsternis des Waldes nach.
 

Tears of blood drop out of my eyes,

And I can’t feel anything,

There are no feelings,

Only emptiness and coldness,

I can see only blood,

Red blood.
 

I can’t feel anything.


 

Rin sah Ah-Uhn schon von weitem. Der zweiköpfige Drache war über den Baumwipfeln aufgetaucht und kam direkt auf sie zu. Sie sprang vom Boden auf und gestikulierte stark mit ihren Händen.
 

„AH-UHN! JAKEN! HIER BIN ICH!”
 

Ah-Uhn hielt direkt auf sie zu und landete schließlich. Gemächlich trottete er auf sie zu und senkte seinen Kopf, damit sie ihn streich konnte. Sie strich freudig über seine schuppige Stirn; sie sah den Drachen immer seltener, weil er oft mit Sesshoumaru und Jaken ging, wenn diese das Lager der Verlorenen verließen.
 

„Rin! Geht es dir gut?“ Jaken war von Ah-Uhns Rücken gesprungen und kam auf sie zu. Seine gelben Krötenaugen ließen einen leicht besorgten Ausdruck erkennen.
 

„Hai, Jaken, mir geht es gut.“ Sie warf einen Blick auf die schwer atmende Mutter, ihr Baby hielt sie im Arm. „Aber ihr nicht, Jaken. Und in der Stadt sind bestimmt noch sehr viel mehr Menschen, die schwer verletzt sind und nicht aus der Stadt gelangen können. BITTE, Jaken! Wir müssen ihnen helfen!“
 

Jaken sah zuerst auf Rin, dann auf Mutter und Kind und dann wieder auf Rin. Die Menschen interessierten ihn eigentlich wenig, aber dafür umso mehr. „Und wie sollten wir ihnen helfen?“, fragte Jaken schließlich, doch er bereute die Frage jetzt schon.
 

„Wir fliegen mit Ah-Uhn in die Stadt“, antwortete Rin entschlossen und sie hatte einen Ausdruck in den Augen, der deutlich sagte, dass sie sich von der Idee auch nicht wieder abbringen ließ.
 

Jaken war dagegen nicht sonderlich begeistert. „Aber du bleibst hier, verstanden, Rin? Das ist viel zu gefährlich!“
 

„Oh nein! Ich komme mit.“ Rins Augen verließ die eiserne Härte und Entschlossenheit kurz, denn sie sagte leise: „Jaken, bitte! Ich will diesen Menschen helfen! Lass mich mitgehen … bitte …“ Sie klang dabei endlich wieder wie das kleine Mädchen, das sie war.
 

Jaken schluckte. Er war zwar nicht hier, weil Sesshoumaru es befohlen hatte, sondern weil er es für selbstverständlich gehalten hatte, dass er seinem Meister folgte. Doch wenn er Rin jetzt in Gefahr brachte – oder schlimmer noch, wenn ihr etwas passierte – dann würde Sesshoumaru ihn umbringen, OHNE danach wieder Tensaiga zu benutzen.
 

Er sah in Rins braune Augen – und nickte trotzdem.
 

„Ohh, danke! Ich bin dir was schuldig, Jaken!“ Sie fiel ihm um den Hals, drückte ihm einen kleinen Schmatz auf die grüne Wange und kletterte dann eilig auf Ah-Uhns Rücken.
 

Jaken folgte ihr. Sein Gesicht hatte sich verdüstert. Sesshoumaru-sama wird mir dafür den Kopf abreißen, dachte er, als Ah-Uhn in die Luft stieg und auf die brennende Stadt zuhielt.

Fire - the demon's power of darkness

Which condemned us to living in dark ages.

* * * * *


 

TO BE CONTINUED …
 

An dem Kapitel habe ich verdammt lange gearbeitet, bis ich endlich damit zufrieden gewesen bin. Das war ne Plackerei … ^^““ Vor allem die Szenen mit Inu Yasha und Kagome, die waren echt schwierig. Und ich weiß, Inu Yasha benimmt sich echt scheiße, aber das muss wohl sein -.- Und jetzt hab ich erst mal keine Ahnung, wie’s weiter gehen wird -.-““ Ich hab zwar ne grobe Storyline, aber ich hab nicht jedes einzelne Kapitel durchgeplant. Kann also etwas dauern, versuch aber mich zu beeilen.
 

Bai Bai

Yena-chan
 

PS.: Die Songtextstellen am Anfang (und das allerletzte) gehören zu dem Lied „Dark Ages“ von Adultery. Ich fand schon allein den Titel passend, die restlichen Textstellen sind von mir, allerdings nur deswegen, weil ich zu faul war, ein passendes Lied darauf zu suchen :-P

Emotionen

Inu Yasha verfluchte sich dafür, wie er auf Kagome reagierte. Körperlich sowie emotional. Als es Nacht wurde, hatte er beschlossen eine Pause zu machen. Kagome war praktisch an Ort und Stelle auf den Boden gesunken, so fertig war sie gewesen. Er hatte ein wenig Holz gesammelt und damit ein Lagerfeuer entzündet, danach hatte er ein paar Beeren gepflückt, die nicht giftig waren, und die sie widerstandslos gegessen hatte. Er redete sich natürlich ein, dass er sie am Leben erhalten musste. Schließlich wollte Jagan sie lebend haben.
 

Aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, gab es dafür einen anderen Grund.
 

Sie wirkte so schmal und zerbrechlich, irgendwie kraftlos als könnte der nächste starke Windehauch sie einfach umstoßen. Er wollte es nicht zugeben, aber er wollte sie beschützen. Er wollte nicht zulassen, dass ihr etwas geschah – und er verfluchte sich dafür, dass er so fühlte und noch mehr, weil er nicht wusste, wieso er so fühlte.
 

Wider besseres Wissen beobachtete er Kagome. Sie sah, so wie sie in sich zusammen gerollt auf dem Boden lag, vollkommen hilflos und einsam aus … sie berührte eine Seite in ihm, die er schon lange zuvor nicht mehr gespürt hatte.

* * *

Xian hatte sein Experiment beendet. Er hatte lange für diese Beschwörung verschiedene Schriften und Aufzeichnungen aus China studiert und bestimmt noch mal so viele japanischer Herkunft. Und jetzt, nach all der Zeit, war es ihm gelungen. Er hatte die Durchführung bis auf das kleinste Detail durchgerechnet und jede Gefahr und jedwedes Risiko mit einkalkuliert.
 

Nicht unweit von ihm hockte ein Wesen auf dem Boden. Es war bis zur Gänze nackt, man konnte erkennen, dass es weiblich war. Es atmete in großen Stößen Luft ein. Der Körper zitterte extrem und es wirkte ungelenk, als sich das Wesen bewegte. Es schaute die ganze Zeit auf den polierten Boden, die Haare hingen dem Wesen über das ganze Gesicht. Die Hände fuhren hastig über den Boden, als suche es etwas. Seine ledernen, fledermausartigen Flügel waren auseinander gefaltet, auch sie zitterten stark. Schließlich faltete das Wesen seine Flügel auf seinem Rücken zusammen. Es kroch langsam über dem Boden, direkt auf den wandhohen Spiegel zu, der in dem Raum stand. Es hob den Kopf.
 

Stechende, blutrote Augen stachen zwischen den schwarzen Haaren hervor.

* * *

Kagome wusste, dass Inu Yasha glaubte, sie schliefe, aber niemals zuvor war sie so hellwach gewesen wie in diesem Augenblick. Denn auch wenn sie nichts dringender brauchte als eine ordentliche Portion Schlaf, um sich von dem Marsch zu erholen, wie hätte sie ausgerechnet jetzt jemals schlafen können? Sie beobachtete Inu Yasha. Es sah so vertraut aus; er saß keine drei Meter von ihr entfernt, die Arme in seinen Ärmeln versteckt, sein Blick abwesend ins Leere gerichtet und dennoch war er so wachsam wie zuvor auf ihrem Marsch.
 

Sie musste ihn dazu bringen, sich zu erinnern – an sie zu erinnern. Sie musste es einfach schaffen, egal wie. Sie brauchte ihn. Sie liebte ihn mehr als ihr Leben. Wenn sie das nicht schaffte, war sie verloren.
 

So sehr sie auch versuchte wach zu bleiben, irgendwann glitt sie sie dennoch ins Schlafen über. Sie war zu einer Kugel zusammen gerollt und schlief tief und fest, die Gegenwart Inu Yashas hatte immer noch etwas Beruhigendes. Inu Yasha dagegen hatte nur einen leichten Schlaf, ständig zuckten seine Ohren.
 

„Inu Yasha …“
 

Er fuhr aus dem Schlaf hoch.
 

„Nein … ich will dich nicht verlieren, Inu Yasha …“ Kagomes Schlaf war unruhiger geworden, inzwischen war es mitten in der Nacht. „Ich will dich nicht verlassen, ich will nicht gehen …“, murmelte sie beinahe unverständlich im Schlaf.

Sie denkt, sie hätte mich verlassen? Dieses Mädchen ist ja verrückt!, war sein allererster Gedanke und dann sofort darauf dachte er: Vielleicht kannte ich sie früher ja wirklich! Ihm wurde bewusst wie verrückt das klang. Das ist Schwachsinn. Ich kannte sie NICHT, Ende!, beschloss er.
 

„Inu Yasha … ich brauche dich doch … Ich fühl mich so einsam ohne dich … ich will zu dir zurück … oh, Inu Yasha, wo bist du bloß…?“
 

Plötzlich war da etwas in seinem Kopf, so etwas wie eine Erinnerung.

„Du willst uns also wirklich alleine lassen?“ Das war seine eigene Stimme, sie klang heiser und brüchig.

„Hai ... ich muss gehen. Ich gehöre nicht in diese Zeit.“ Kagome. Eindeutig, ihre Stimme. Sie klang traurig, genauso wie die Erinnerung seiner Stimme, wenn nicht sogar noch trauriger.

“Aber was ist mit uns … Wir brauchen dich … ICH brauche dich, Kagome. Ich brauche dich mehr als alles andere auf der Welt." Fremde Emotionen schwappten über ihn hinweg, Emotionen, die er vielleicht nie selbst gespürt hatte. Traurigkeit. Resignation. Angst. Liebe. Das Gefühl, vollkommen verloren zu sein, wenn SIE nicht da war.

„Gomen nasai, Inu Yasha.“

Plötzlich war ihm, als könnte er den Geschmack von etwas unendlich Süßem auf seinen Lippen spüren; ihm war, als könnte er immer noch fremde Lippen spüren, die seine eigenen berührten. Und er fragte sich, ob er nicht langsam verrückt wurde.

* * *

Es erinnerte sich daran, dass ihr Name Zhao war. Erst ganz langsam kehrten ihre Erinnerungen an ihr früheres Leben zurück.
 

Ihre Augen waren groß und weit aufgerissen, sie starrte sich in dem Spiegel an. Ihre Hände schossen vor und landeten flach auf dem Glas. Ihre schlanken Finger fuhren über den Spiegel, betastete das Spiegelbild ihres Gesichts, dann ihr eigenes Gesicht. Immer noch waren ihre roten Augen weit aufgerissen. Vor Panik oder vor Überraschung war nicht zu sagen.
 

Die Pupillen huschten hin und her; abwechselnd fixierten sie ihre aschfahlen, fast weißen Hände, dann ihr Ebenbild in dem Spiegel und dann sofort wieder ihre Hände. Sie ballte eine Hand zur Faust, wieder fing sie an zu zittern. Dann zersplitterte der Spiegel vor ihr in tausend Stücke, die Scherben prasselten zu Boden. Immer noch war ihre Hand zur Faust geballt. Blut floss zwischen den Finger und tropfte von der Hand ab.
 

Zhao starrte die Hand an. Dann das Blut, das jetzt stärker floss. Langsam entkrampfte sie ihre Hand wieder.
 

„Ich lebe“, wisperte sie leise.

Wie bin ich hierher gekommen?, war danach ihr erster Gedanke. Ihr Blick fiel auf Chung Xian, dem mächtigen Magier, der sie wieder erweckt hatte. Zhaos Blick erkaltete.

* * *

Kouga tauchte aus den dunklen Tiefen des Waldes wieder auf und erreichte das vorerst provisorisch errichtete Lager, in das man die verletzten Menschen aus der Stadt mit Hilfe von Ah-Uhn, Kirara und Jiyu geschafft hatte. Behelfsmäßig hatte man Planen gegen den starken Regen gespannt, doch der Wind ließ sich so einfach nicht besiegen. Viele Leute waren es nicht, die sie gerettet hatten. Es waren etwas mehr als zwei Dutzend. Die meisten schliefen bereits, erschöpft und kraftlos. Freya, die geheimnisvolle Miko, die aus dem Nichts mit Pao aufgetaucht war, hastete von einem Verletzen zum Nächsten.
 

Er trat unter eine Plane, als Miroku ihn entdeckte und auf ihn zukam. „Und?“, wisperte er.
 

Kouga schüttelte resigniert den Kopf. „Keine Spur, weder von Inu Yasha noch von Kagome. Ihm hab den halben Wald durchkämmt, aber der Regen hat ihre Spuren vollkommen verwischt“, sagte er, „vielleicht bin ich sogar zwei Meter an ihnen vorbei gelaufen und hab’s nicht gemerkt. Es ist aussichtslos.“
 

„Verflucht!“ Der Mönch fuhr sich durch die Haare.
 

Jetzt hatte auch Sango sie entdeckt und ließ Freya kurz allein, der sie geholfen hatte. Doch schon an ihren Mienen konnte sie erkennen, wie die Suche nach Kagome und Inu Yasha verlaufen war.
 

„Wir müssen es morgen noch mal versuchen. Mitten in der Nacht hat es sowieso keinen Zweck.“ Sangos Stimme zitterte stark, sie versuchte es zu unterdrücken, doch beide bemerkten es. „Oh mein Gott, hoffentlich tut er ihr nichts an!“
 

Miroku nahm ihre Hand und drückte sie. Sango blickte zu ihm auf.

Du bist nicht allein. Zusammen sind wir stark – und zusammen werden wir Kagome auch wieder finden, das verspreche ich dir, sagten seine Augen. Sango war Miroku nie dankbarer gewesen als in diesem Augenblick. Fast wie von selbst lehnte sich ihr Körper an seinen, froh, einen Halt zu finden, jemanden, der auf sie Acht gab, und sei es auch nur für ein paar Minuten.
 

Schlagartig wurden sie wieder zurück in die Realität gerissen – zurück in die kalte Nacht, es regnete, der Wind pfiff um ihre Ohren und sie hörten das Wehklagen der Menschen.
 

„Ich schwöre bei meinem Leben und bei allem, was mir heilig ist, dass ich Kagome wieder finden werde!“, entschied Kouga entschlossen. „Niemals werde ich zulassen, dass dieser elende Hund Kagome etwas antut … eher sterbe ich“, fügte er leise hinzu.
 

Sie gingen zurück an die Arbeit und irgendwann fielen auch sie in das Gras. Kirara kuschelte sich an Sangos Körper. Sie war dankbar für die Nähe der kleinen Katze. Miroku schlief keinen Meter entfernt von ihr und sie wünschte, sie könnte sich genauso an ihn schmiegen wie Kirara an sie. Kaum zwei Sekunden nachdem sie diesen Gedanken gedacht hatte, fiel sie auch schon in einen unruhigen Schlaf.

* * *

Der Herr der Hunde folgte ihren Bewegungen, wie sich ihre Brust beim Schlaf hob und senkte, immer und immer wieder. Ihr Haar war zerzaust, ihr kleiner Zopf hatte sich gelöst, sie musste wohl das Zopfgummi verloren haben, und ihr orangefarbener Kimono war völlig verdreckt, vom Schlamm und vom Ruß. Er sollte hier nicht stehen, es war gegen JEDE Regel, aber dennoch tat er es. Er stand im Verborgenen und beobachtete dieses kleine, zarte Mädchen namens Rin - und er verfluchte sich dafür, dass er es zuließ.

Vielleicht bin ich meinem Vater doch ähnlicher als ich dachte ... Verflucht, sei dieser alte Narr! Wegen einer MENSCHENFRAU ist er gestorben, dachte er voller Verachtung. Und ich werde auf keinen Fall zulassen, dass ich wegen eines Menschen sterben sollte. Selbst wenn es Rin sein sollte.
 

Sesshoumarus Kehle entstieg ein leises Grollen. Er konnte doch nicht zulassen, dass so ein kleines Menschenmädchen ihn so sehr beeinflussen konnte. Dass sie praktisch zu seiner Schwachstelle wurde, und diese würden seine Feinde gnadenlos ausnutzen. Deswegen durfte sie nicht bei ihm bleiben, deswegen musste sie zurück zu Ihresgleichen.
 

Sie würde ihn nicht mehr schwach machen … niemals mehr.

* * *

Es ging hier eindeutig nicht mehr mit rechten Dingen zu. Das fand zumindest Inu Yasha momentan. Er war hellwach, an Schlafen war inzwischen nicht mehr zu denken. Was hatten bloß diese komischen … Träume zu bedeuten? Noch weigerte er sich, das Erinnerungen zu nennen. Es konnten einfach keine Erinnerungen sein. Das war völlig UNMÖGLICH.
 

Doch woher kamen diese Träume? So ganz auf einmal, ganz plötzlich? Fünf Jahre suchte er jetzt schon nach dieser Lücke in seinem Gedächtnis, was innerhalb dieses einen Jahres passiert war, das einfach so jemand aus seinem Gehirn gelöscht hatte. Gelöscht?, hielt er in seinen Überlegungen inne. Wie bin ich jetzt auf “gelöscht“ gekommen?
 

Irgendetwas von seinen Gefühlen, seinen Instinkten, sagte ihm, dass das alles nicht bloßer Zufall war. Es musste mehr zwischen seinen verlorenen Erinnerungen und diesen “Träumen“ stecken. Vielleicht, spekulierte er ins Blaue, vielleicht habe ich dieses eine Jahr nicht einfach so vergessen, sondern ist mir genommen worden? Vielleicht sollte ich mich nicht an etwas Bestimmtes erinnern. Stellt sich nur die Frage, was das gewesen sein soll …
 

Sein Blick fiel auf Kagome.
 

Aber was hatte all diese Dinge mit Kagome zu tun? Und wer wäre überhaupt so mächtig genug, seine Erinnerungen zu löschen. Ja, wer könnte das bewerkstelligen …? In dieser Nacht tat Inu Yasha kein Auge mehr zu.
 

TO BE CONTINUED

* * * * *


 

Eigentlich hab ich das Kapitel schon seit einer Ewigkeit fertig aber ich bin nie dazu gekommen, das irgendwie hoch zu laden und da war ich letzte Woche auf Klassenfahrt (die echt megageil war) und hatte also keine Gelegenheit. Deswegen ein megagroßes SORRY an euch alle, dass ihr jetzt so lange auf diesen Teil warten musstet. TUT MIR ECHT LEID!
 

Zur Fic: eigentlich wollte ich wieder Liedstellen einbauen, aber irgendwie passt das da nicht richtig rein, weil da keine langen Szenen drin sind. Mit dem Kapitel bin ich trotzdem mehr oder weniger zufrieden. Ich hab ja auch lange daran rumgebastelt.
 

… und nun zu euch: IHR SEID ECHT KLASSE! EIN RIESENGROSSES THANX, DANKE UND ARIGATO AN EUCH ALLE! WEITER SO! DAS BAUT ECHT AUF!
 

Und jetzt nur noch: versuch mich zu beeilen. Und bis denne. Man liest sich.
 

Sayu *alle durchknuddel*

Yenalein

Remember the Time

Als Kagome aufwachte, war sie allein. Sie lag immer noch unter dem großen Baum, neben seinen großen Wurzeln, wo sie sich gestern Nacht zum Schlafen hingelegt hatte. Doch der Platz an dem Stein war leer. Zumindest beinahe, denn was sie dort liegen sah, überraschte sie: dort lag Tessaiga.
 

Sofort war Kagome hellwach. Sie stand auf und nahm Tessaiga in die Hand. Inu Yasha musste es schlichtweg vergessen haben. Es sah genauso aus, wie sie es in Erinnerung gehabt hatte, wenn es nicht der tödliche Reißzahn war. Unscheinbar, alt, schrottig, doch trotzdem strahlte das Schwert eine sonderbare Energie aus. Das Schwert reagierte auf sie. Sie lächelte.
 

Sie spürte das leichte Pulsieren des Schwertes in ihrer Hand. Ihre Haut kribbelte.

Do you remember

When we fell in love

We were young

And innocent then

Do you remember

How it all began

It just seemed like heaven

So why did it end?

In dem Moment trat Inu Yasha zurück auf die Lichtung und Tessaigas Zauber verschwand. Als er Tessaiga in ihrer Hand erblickte, blieb er wie erstarrt stehen. – Und die Zeit blieb stehen.
 

Es war wie damals in der Schwarzen Feste, in dem einen Augenblick, der ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen war und den sie niemals mehr in ihrem Leben würde vergessen können; vor nicht allzu vielen Tagen, als sie sich wie jetzt hier auf der Lichtung gegenüber standen und sich fest in die Augen blickten, nicht gewillt, als Erster den Blick zu senken. Inu Yashas Blick hatte sich verfinstert und Kagome spürte an seiner Aura, wie wütend er wurde. Seine dunklen orangen Augen durchbohrten sie praktisch.
 

„Leg es wieder hin“, knurrte er warnend. „Sofort!“
 

„Wieso sollte sich?“ Kagome schob wie ein kleines, trotziges Kind ihre Unterlippe vor. Sie wusste nicht mehr richtig, was sie tat, sie handelte nach Gefühlen, nach ihren Instinkten. Sie war inzwischen nur noch von einem Gedanken erfüllt, der ihr Handeln beeinflusste: Inu Yasha seine Erinnerungen wieder zu geben.

Do you remember

(I bet, you remember)

Back in the fall

(I bet you remember)

We'd be together

(I bet you remember)

All day long

(I bet you remember)

Do you remember

(I bet you remember)

Us holding hands

(I bet you remember)

In each other's eyes

(I bet you remember)

We'd stare

(I bet...)

„LEG TESSAIGA WIEDER HIN!“
 

Im Unterbewusstsein wusste Kagome, dass sie es diesmal war, die das Zepter in der Hand hielt. Tessaiga würde sie beschützen, falls Inu Yasha sie angreifen sollte, selbst gegen seinen eigenen Herrn. Sie lächelte süffisant. Sie war ihm überlegen. „Erst beantworte mir eine Frage, Inu Yasha“, sagte sie. „Sag mir, wie du an Tessaiga gekommen bist.“
 

Die Frage traf ihn aus heiterem Himmel. „Das war als …“ Inu Yasha wusste es nicht, ganz im Gegensatz zu dem Mädchen, das vor ihm stand, wie ihm bewusst wurde. Er wollte sie gerade anfahren, da redete sie schon weiter.

(Tell me)

Do you remember the time

When we fell in love

Do you remember the time

When we first met

Do you remember the time (oh, why?)

When we fell in love

Do you remember the time

„Sag mir, wie Sesshoumaru seinen Arm verloren hat.“ Die Fragen prasselten jetzt ohne Pause auf ihn ein, eine nach der anderen und keine von ihnen hätte er beantworten können. „Wo liegt das Grab deines Vaters? Wofür hat er Tessaiga schmieden lassen? Wer hat dich vom Goshinboku befreit? Wie hat man dir die Bannkette umgelegt? Wer hat Kikyo wieder zum Leben erweckt? Wie ist das Juwel zersplittert?“ Kagome kam immer näher auf ihn zu. „Sag mir, was vorher war, bevor du Hauptmann in Jagans Heer wurdest!“ Sie trat noch näher, das Schwert hielt sie fest umklammert. „Na los, sag es! Erinnere dich, Inu Yasha! Erinnere dich!“, beschwor sie ihn.
 

„Genug! SEI STILL!“

Do you remember

How we used to talk

(Ya know)

We'd stay on the phone

At night till dawn
 

Do you remember

All the things we said like

I love you so

I'll never let you go

Doch Kagome machte erbarmungslos weiter und konfrontierte ihn mit seiner Vergangenheit. Und Inu Yasha war machtlos dagegen.
 

„GENUG!“ Inu Yasha lief auf Kagome zu, die Tessaiga beinahe wie in Angriffsstellung vor sich hielt, und prallte kurz vor ihr wie von einer Mauer ab und knallte mit dem Rücken auf einen Baumstamm. Er fluchte lautstark, als er sich wieder aufrappelte.
 

Tessaiga pulsierte in Kagomes Händen. Es hatte Inu Yashas böse Absicht gespürt.
 

Inu Yashas eiskalter Blick aus seinen dunklen Augen traf sie und er brannte ihr bis auf die Haut. „Das wird dir noch Leid tun“, zischte er böse und sprang im nächsten Moment in die Dunkelheit des Waldes, die alles verschluckte, was in sie hineingeriet.

Do you remember

(I bet you remember)

Back in the spring

(I bet you remember)

Every morning birds would sing

(I bet you remember)

Do you remember

(I bet you remember)

Those special times

(I bet you remember)

They'll just go on and on

(I bet you remember)

In the back of my mind

(I bet...)

Kagome sank auf den Boden. Das ist ein Anfang, sagte sie sich. Es ist noch lange nicht geschafft, aber die ersten Schritte sind getan. Ihr war klar, dass sich mit Tessaiga das Blatt zu ihren Gunsten gewendet hatte. Sie steckte Tessaiga in ihren Gürtel. Inzwischen trug sie ähnlich wie Sango eine Kombination aus Kampfanzug und Kimono, der sie nicht beim Kämpfen behinderte und dennoch warm hielt. Dazu trug sie einen Umhang aus dem Fell der Ufui-Affen, die Kato hergestellt hatte, und ihre schwarzen Stiefel aus der Neuzeit.
 

Sie sah sich um. Wo war Inu Yasha hin? Egal, der würde sie hier kaum alleine zurücklassen, also würde auch schon wieder auftauchen. Sie beschloss, sich nach etwas zu Essen umzusehen. Und Wasser wäre auch nicht schlecht. Ihre Kehle brannte, weil sie schon eine längere Zeit lang nichts mehr getrunken hatte.
 

Sie hob ihren Köcher und ihren Bogen auf und hängte sie sich um die Schulter. Dann machte sie sich auf den Weg.

Do you remember the time (oh why?)

When we fell in love

Do you remember the time

When we first met girl

Do you remember the time (oh why?)

When we fell in love

Do you remember the time

Inu Yasha saß schwer atmend auf einem dicken Ast in der hohen Krone eines Baumes, nicht weit von Kagome entfernt. Er hatte sich kaum mehr unter Kontrolle; seine Gedanken und seine Gefühle waren in Aufruhr. Er war völlig verwirrt und im Moment nicht klar bei Verstand. Hätte ein Youkai Inu Yasha in diesem Zustand angegriffen, er hätte leichtes Spiel mit ihm gehabt.
 

Erst mit der Zeit beruhigte sich Inu Yasha wieder. Er war wie in Schweiß gebadet und so erschöpft, als er hätte er den ganzen Tag lang ohne Unterlass gekämpft. Auch jetzt erst wurden seine Gedanken wieder klarer.

Diese Miko will mich auf ihre Seite ziehen, wenn ich nicht aufpasse, legt sie noch einen Bann um mich. So etwas, wie eben, darf kein zweites Mal passieren, sonst bin ich ihr schutzlos ausgeliefert und ich weiß nicht, wie viele Kräfte sie besitzt, dachte er finster.

Those sweet memories

Will always be dear to me

And girl no matter what they said

I will never forget what we had

Now baby

„Lord Inu Yasha!“
 

Er sah auf. Vor ihm flatterte Sayuri, die Elfe, die für Jagan als Spionin arbeitete. „Was willst du?“, knurrte er unfreundlich.
 

„Ich sollte Euch suchen, weil Kanna Euch nicht mit ihrem Spiegel ausfindig machen konnte, und Jagan-sama Bericht erstatten“, antwortete sie leise und angstvoll. Es war ihr anzusehen, dass sie große Angst vor Inu Yasha hatte. „Wo ist die Miko?“, fragte sie.
 

„Auf einer Lichtung, nur ein paar Meter entfernt.“
 

„Gibt es Probleme? Es ist schon beinahe Mittag und Ihr rastet immer noch?“
 

Daraufhin schnauzte Inu Yasha sie an: „Das geht dich gar nichts an! Flieg wieder zu Jagan-sama und sag ihm, dass wir in den nächsten Tagen die Schwarze Feste erreichen werden. Und jetzt verschwinde, Sayuri!“
 

„Jawohl, Lord Inu Yasha.“
 

Die Elfe machte sich daran davonzufliegen und Inu Yasha alleine zu lassen. Seine Entschlossenheit wurde wieder geweckt: Sayuri hatte Recht; sie rasteten schon viel zu lange. Und er durfte sich nicht weiter wie eine verdammte Memme aufführen, wenn die Miko wieder einmal begann, irgendwelche Ammenmärchen über seine Vergangenheit zu erzählen.

Damit kommst du nicht durch, Miko. Mich wirst du nicht auf deine Seite ziehen können. Inu Yashas Augen verfinsterten sich zu einem noch dunkleren Orange.

Do you remember the time (When we fell in love

Do you remember the time

When we first met girl

Do you remember the time (oh why?)

When we fell in love

Do you remember the time (remember, my baby)

Er sprang vom Baum und stapfte zurück auf die Lichtung – und erstarrte mit in seiner Bewegung. Kagome war nicht mehr da. Sie war weg. Dieses Miststück! Sie muss doch eigentlich ganz genau wissen, dass ich sofort wieder einholen kann, wenn sie versucht zu fliehen.

Natürlich war es für ihn ein Leichtes, ihre Spur in der Luft zu wittern und sie zu verfolgen. Zu seiner großen Überraschung hatte er sie allerdings bald gefunden, denn sie war gar nicht weit vom Rastplatz entfernt. Sie kniete an einem kleinen Bachlauf, um zu trinken und sich zu waschen. Sie wischte sich gerade den Mund ab, als er kam. Am liebsten hätte er sie geschlagen oder ihr eine andere Strafe auferlegt, doch inzwischen baumelte Tessaiga an ihrem Gürtel und deswegen war es ihm unmöglich, sie mit einer bösen Absicht anzufassen. Noch. Irgendwie würde er wieder Tessaiga zurückbekommen. Er zwang sich, ruhig zu bleiben und legte ihr stattdessen nur die Handfesseln wieder um ihre Gelenke.
 

„So etwas machst du nicht noch einmal, Miko! Ich warne dich, sonst wird es dir schlecht ergehen“, bellte er sie an.
 

Sie sah ihn an. „Ich heiße Kagome“, sagte sie nur.
 

Er erwiderte nichts, sondern wandte sich ab und ging vor. Es folgte ein heftiger Ruck am Seil. Schweigend ging Kagome hinter ihm her.

Do you remember the time ('cause I remember)

When we fell in love

Do you remember the time (all in my mind, girl)

Do you remember the time (oh, why?)

When we first met girl

Do you remember the time (remember, my baby)

* * *

„Was sagst du da, Sayuri?“, schnauzte Jagan sie an und funkelte sie mit dem einen Auge böse an, dass sie vor Angst beinahe gestorben wäre. „Kagome konfrontiert Inu Yasha mit seiner Vergangenheit?! Wenn das so weiter geht und sie nicht alsbald in der Schwarzen Festung ankommen, könnte Inu Yasha anfangen sich wieder zu erinnern. Das wäre der Anfang vom Ende!“, rief er entsetzt.
 

Ruhelos marschierte Jagan in seiner Kammer auf und ab, um eine Lösung für das Problem zu finden. Ich muss um jeden Preis etwas unternehmen, dachte er, sonst erreicht Kagome ihr Ziel noch, wenn ich zögere. Dieses Risiko darf ich nicht eingehen; wer weiß, wie stark Inu Yashas selbst auf errichtete Barrieren zu seinem Erinnerungsvermögen sind.

Jagan überlegte eine lange Zeit. „Sayuri“, wandte er sich wieder an den Schmetterlings-Youkai, welche immer noch im Raum war, „flieg sofort zurück zu Inu Yasha und Kagome. Und erstatte mir Bericht, wenn etwas passiert. Aber vorher gehst du noch zu Chiyo und schickst sie hoch zu mir.“
 

„Natürlich, Jagan-sama.“ Sayuri verschwand wieder.

* * *

„Ich kann nicht mehr“, maulte Kagome und blieb stehen. Doch ein weiterer Ruck am Seil ließ sie wieder vorwärts taumeln und beinahe wäre sie über eine Wurzel gestolpert. Ärgerlich stieß sie hervor: „Osuwari!“
 

Somit lag Inu Yasha ein weiteres Mal auf dem Boden und funkelte das Mädchen gefährlich an, welches ihn überlegen anlächelte, was ihn noch rasender als ohnehin schon machte. Als die Wirkung der Kette nachgelassen hatte, sprang er auf und rannte auf Kagome – und wieder aktivierte sich Tessaiga und schmiss Inu Yasha gegen einen Baum. Es krachte so gewaltig, dass der Baum schwankte.
 

Remember the times

Ooh

Remember the times

Do you remember

Remember the times

On the phone you and me

Remember the times

Till dawn, two or three

What about us

Kagome seufzte. „Wann gibst du endlich auf?“, sagte sie.
 

„Niemals.“ Inu Yasha knurrte und rappelte sich auf.
 

„Bitte, wie du willst. Osuwari.“
 

Und es gab ein zweites Loch. „Eines Tages wird dir das noch Leid tun.“
 

Kagome ging weiter und sagte im Vorbeigehen: „Wir werden sehen, Inu Yasha, wer am Ende gewinnt. Doch im Moment habe ICH die Trümpfe und du nicht.“
 

„Glaub ja nicht, dass ich mich so einfach geschlagen gebe, Mädchen.“
 

Er überholte sie und warf ihr einen weiteren hasserfüllten Blick zu. Bei diesem Ausdruck in seinen Augen musste Kagome sich erneut zwingen sich erneut zu sagen, dass das nicht der Inu Yasha war, den sie liebte, oder zumindest diese Persönlichkeit.
 

„Ich heiße Kagome und das weißt du, Inu Yasha“, erinnerte sie ihn erneut.
 

„Keeeh!“

Remember the times

Do you, do you, do you,

Do you, do you

Remember the times

In the park, on the beach

Remember the times

You and me in Spain

Remember the times

What about, what about...

Stur ginge beide weiter durch den dunklen Wald und kämpften sich durch das beinah undurchdringliche Unterholz. Einige Zeit herrschte Ruhe, denn beide waren in ihren eigenen Gedanken versunken, aber auch nur solange, bis Kagome stehen blieb und sich auch weigerte weiter zu gehen, als Inu Yasha wieder am Seil zog.
 

„Beweg endlich deinen verdammten Hintern her!“, brüllte er dann, als seine Nerven rissen.
 

Kagome funkelte ihn an. „Ich kann nicht mehr und ich hab Hunger!“
 

„GEH ENDLICH WEITER – VERDAMMT!“
 

„OSUWARI!“
 

Und das ganze Theater ging von vorne los …
 

Natürlich hatten weder Inu Yasha noch Kagome bemerkt, dass sie verfolgt wurden, denn wenn es jemand verstand, sich zu tarnen, dann war es das Volk der Schmetterlings-Youkai. Sayuri beobachtete das seltsame Gespann schon seit geraumer Zeit, wie sie durch den Wald zogen und konnte eigentlich nur noch den Kopf über die beiden schütteln.

Solche zwei Streithähne habe ich noch nie erlebt. Die streiten sich, als wären sie bereits ein altes Ehepaar, dachte sich Sayuri insgeheim, doch sie würde sich hüten, dies laut auszusprechen. Aber wer hätte das gedacht, dass jemand es schaffen würde, ihren kalten Hauptmann so auf die Palme zu bringen wie Kagome?

Remember the times

Ohh...in the park

Remember the times

After dark...do you, do you, do you

Remember the times

Do you, do you, do you, do you

Remember the times

Yeah yeah
 

Remember the times...

* * *

„Jagan-sama?“ Chiyo verbeugte sich tief. „Ihr wolltet mich sehen?“
 

„Du bekommst einen neuen Auftrag, Chiyo“, sagte Jagan tonlos, als er sie mit seinem roten Auge fixierte. „Inu Yasha ist gerade dabei die Miko Kagome in die Schwarze Feste zu bringen, doch es gibt gewisse …-“ Er hielt kurz inne, um die passende Formulierung zu suchen. „… Probleme vor Ort.“
 

„Welcher Art? Werden sie etwa angegriffen?“
 

„Nein, nein. Sie werden nicht angegriffen. Drücken wir es einmal so aus: Kagome hat einen gewissen … Einfluss auf Inu Yasha. Im Moment ist das nur ein kleines Problem, doch erreicht sie das, was sie will, ist es eine Katastrophe. Verstehst du das, Chiyo?“
 

Chiyo, nicht wissend, was dies alles bedeuten sollte, nickte.
 

„Gut. Jetzt finde Inu Yasha und Kagome und bleib UM JEDEN PREIS bei ihnen, bis ihr die Schwarze Festung erreicht habt, verstanden? Mit deiner Gegenwart wirst du verhindern, dass Kagome ihren Einfluss auf ihn erweitert und sollte sie es dennoch weiter versuchen, dann stopf ihr das Maul.“
 

„Verstanden, Jagan-sama.“ Chiyo verbeugte sich und verschwand in einer Rauchwolke. Jagan, der allein zurückblieb, lächelte zufrieden über diese Entwicklung.


 

* * * * *


 

FORTSETZUNG FOLGT …
 

Nach langer Zeit, man glaubt es kaum, ist endlich wieder ein neues Kapitel on gekommen. Ein Wunder! Ich habe momentan ein paar Problemchen, das zu schreiben, weil dieses Zwischending zwischen Erinnern und Nicht Erinnern sehr schwer zu beschreiben ist. Habt Nachtsicht mir, dass es so lang gedauert hat. Ich gelobe mich zu bessern! Ihr seid so geduldig mit mir, ich glaub es kaum! *knuddelz~*
 

Bai bai

Yena-chan
 

PS.: Das Lied ist von Michael Jackson. Es heißt „Do You Remember The Time“.



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Von:  Carcajou
2007-04-15T00:23:40+00:00 15.04.2007 02:23
Kann mich Inu- Chan nur anschließen.
Langsam wirds Warten grausam.
Da ist ja noch gar nix abgeschlossen!!!
Ich finde deine Story wirklich gut. das Inuyasha bereit ist, alles zu vergessen, um den Schmerz nicht mehr zu spüren kann ich mir sehr gut vorstellen!
Klasse ist auch, wie Sesshoumaru seine Wut an Jagans Leuten auslässt und sogar mit bloßen Klauen kämpft. Manchmal reicht ein Schwert eben nicht, da muss man schon Blut an den Krallen haben. (Geht einem das nicht manchmal genauso...? ähem)
Brennend interessieren würde mich auch, auf WESSEN Fangzahn diese Typen scharf sind. Obwohl, einen kleinen Verdacht habe ich ja...
Zusammengefasst: Bitte Weiterschreiben!
Bald!
Schnell!
Will's wissen!
LOS!!!
zumindest ein Kapitel, damit ich die Hoffnung nicht begraben muss.
Ich habe mich extra bei Animexx eingeloggt, um gewissen Autoren auf die Nerven gehen zu können.
Gratuliere, du bist einer davon!
Also schreib was.
Wenigstens irgendwas, mit dem du versprichst weiter zu machen.
Werde dann auch gaanz liebe Kommentare schreiben.
Bis zu Fortsetzung.
Gruß, Carcajou
Von: abgemeldet
2007-03-04T16:38:00+00:00 04.03.2007 17:38
BITTE schreib schnell weiter!Ich find die FF so tooooo!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Kannst du mir bitte eine ENS schreiben wenns weitergeht?
Kagome0
Von: abgemeldet
2007-02-11T14:58:50+00:00 11.02.2007 15:58
Ich halte das warten nicht mehr aus!
Was ist denn los bei dir du hast schon seit Monaten nichts mehr geschrieben.
Deine FF ist doch echt klöasse ich versteh das nicht hast du das intresse verloren. bitte schreib mir eine ens wenn du weiter schreibst ich warte sehnsüchtig darauf.

Ganz liebe Grüße Inu-chan
Von: abgemeldet
2006-12-17T10:14:29+00:00 17.12.2006 11:14
WoW diese ff ist echt der Wahnsinn!!! *1+ geb* Ich hoffe du schreibst bald weiter! *schon ganz ungeduldig warte*
Von: abgemeldet
2006-11-28T21:38:12+00:00 28.11.2006 22:38
*staun*
Ich kann nur sagen, deine FF ist der Wahnsinn!!*fgg*
Am Anfang war es sooo traurig...schnief*...und das ist es immer noch!!
Inu und Kago müssen beide so leiden...die tuen mir wirklich leid!!*heul*
Hoffe Inu findet bald sein Gedächnis wieder und erfährt die Wahrheit!!
Sie ist wirklich soo wunderschön traurig...*Taschentuch zück*
Bewundernswert ist Kagos Durchhaltevermögen...nach allem was sie durchmachen musste!!
Bitte schreib mir eine ENS, bin total darauf gespannt, wie es weiter geh!!
Von:  Serenety75
2006-11-25T22:38:13+00:00 25.11.2006 23:38
oh wie geil^^ kagome ist so geil ^^
das war echt ein hammergeiles kapitel und die szenen zwischen inuyasha und kagome waren echt lustig^^
Büttü schreib weiter,könntest du mir eine ENs schreiben wen du weiter schreibst???

Liebe Grüße
Von:  Serenety75
2006-11-25T22:22:31+00:00 25.11.2006 23:22
Die fanfiction wird immer besser ich liebe die story^^
Das kapitel war echt wieder super geil.
Und das inuyasha sich langsam erinerrn kann find ich super

Liebe grüße
Von:  Serenety75
2006-11-25T22:08:15+00:00 25.11.2006 23:08
woooooooooooooooooooow das kapitel war ja har scharf,einfach nur mega geil.......... o_o
hat mir echt total gefallen.Die szenen zwichen inuyasha
und kagome waren auch echt geil er hat angefang sich zu erinnern.Das was er gesagt hat fand ich voll hart das mit der kopi und so.Diese kapitel war echt hammer geil!!!

Liebe grüße
Von:  Serenety75
2006-11-25T21:46:40+00:00 25.11.2006 22:46
wieder ein super tolles kapitel.
ist dir echt gelugen und das rin gegen die dæmonen gekæmpft hat find ich echt cool^^

Liebe grüße
Von:  Serenety75
2006-11-25T20:58:38+00:00 25.11.2006 21:58
war wieder ein super kapitel
wird kagome wohl in die falle von inuyasha tappen?? hmm
*auf næcksten kap drück*^^

Liebe grüße


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