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Ein Sommertag

One day in summer
von

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"Ich hasse diese Hitze!"

"Das hast du vor exakt drei Minuten schon einmal gesagt." Seelenruhig legte Yurian einen Finger zwischen die Buchseiten und blinzelte unter dem Rand seiner Sonnenbrille hinweg den blonden, jungen Mann an, der nur eine Armeslänge von ihm entfernt auf dem Felsen hockte und auf das Meer hinaus starrte.

"Es ist eben immer noch heiß!", murrte Liam und ließ sich dann nach hinten sinken, bis er auf dem Rücken lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

Yurian seufzte.

Liam konnte launisch sein, wie ein kleines Kind.

Ein 1,87 m großes und 20 Jahre altes Kind, mit vom Wind zerzausten Haaren und leuchtend grünen Augen, braun gebrannt und so gut gebaut, dass es irgendwie für jeden offensichtlich war, dass er Sport studierte.

"Falls du dich erinnerst: Du bist freiwillig hier, also hör auf, dich zu beschweren." Yurian schlug sein Buch wieder auf.

Doch statt zu lesen blickte er gedankenverloren auf die Seite, bis die Buchstaben vor seinen Augen zu tanzen begannen.

Über ihm brannte die Mittagssonne stechend vom wolkenlosen, hellblauen Himmel herunter. Es wehte nur ein schwacher Wind, die Luft über dem schmalen Streifen Sand und dem dahinter liegenden, mit Strandhafer bewachsenen Hang, flimmerte. Der Wall aus großen, schweren Felsen, auf dem sie saßen, reichte zwar weit ins Meer hinein, aber nicht einmal die Gischt der gegen den Stein schlagenden Wellen verschaffte ihnen Abkühlung. Außer ihnen war weit und breit niemand zu sehen, nur ein paar Möwen zogen träge und lautlos über ihnen ihre Kreise.

So winzig diese Bucht auch war, es war selten, dass Yurian hier allein sein konnte.

Naja, allein war relativ, immerhin war Liam bei ihm und störte ihn immer wieder beim Lesen.

Allerdings war es wirklich extrem heiß. - Wie schon die ganze Woche. Heiß und stickig. Auch an diesem Morgen. Yurian erinnerte sich noch genau daran, wie ihn am Morgen ein schrilles, lang anhaltendes Klingeln aus dem Schlaf gerissen hatte. Verstört und mit halb geschlossenen Augen hatte er sich umgedreht und nach seinem Wecker getastet.
 

7:48 Uhr.

Nicht gerade früh, aber er hatte verdammt noch mal Semesterferien!

Welcher Idiot wagte es da, ihn zu stören?

Verärgert schleuderte er die Bettdecke zur Seite.

Während es weiterhin Sturm läutete, rappelte er sich mühsam auf, schlurfte aus seinem Zimmer, den Flur entlang und auf die Wohnungstür zu. Seine nackten Füße machten seltsame Geräusche auf den kalten, weißen Bodenfliesen, doch die Luft in der Wohnung war schon so warm, dass ihm diese Kühle mehr als willkommen war.

Wer immer das war, wenn er keine gute Entschuldigung für diesen Lärm hatte, würde er das noch bitter bereuen!

Jemand begann an die Tür zu hämmern.

"Ja, ja, ich komme ja schon!"

Welcher Idiot veranstaltete da draußen nur so einen Aufruhr?

Gähnend strich er sich mit der rechten Hand durch das kurze, braune Haar, während er mit der linken seine Boxershorts zurecht zog.

Ob er ein T-Shirt anziehen sollte?

Mit bloßem Oberkörper ließ es sich im Sommer zwar gut schlafen, aber es war nicht gerade die geeignete Garderobe für den Empfang jedes Besuchers. Was, wenn es etwas Wichtiges war?

Etwas krachte so heftig gegen die Tür, dass das Holz erzitterte.

Zu spät für ein T-Shirt, er musste die Tür retten!

Eilig drehte Yurian den Schlüssel herum und öffnete.

Kaum sprang die Tür auf, da stürzte jemand herein.

Er hatte überhaupt keine Zeit zu reagieren, sonder spürte nur, wie er von zwei starken Armen gepackt und hoch gerissen wurde. Sekundenlang starrte er auf blonde Haare und ein weißes Shirt, roch Schweiß, Seife und den Körper des anderes Mannes, während dieser ihn an sich drückte.

"Mensch Yu, wurde auch Zeit! Ich dachte schon, du wärst nicht da!" Die dunkle Stimme erklang laut in seinen Ohren.

"Liam?" Völlig verblüfft vergaß Yurian seine Müdigkeit, seinen Ärger und die Angst um die Wohnungstür, löste sich widerwillig aus dem festen Griff und trat einen Schritt zurück, weg von dem kräftigen Besucher.

"Was machst du denn hier?!" Aufmerksam musterte er seinen Freund.

"Darf man nicht mal seinen besten Freund besuchen? Wir haben uns schließlich lange nicht mehr gesehen!" Liam wich seinem Blick aus, seine Stimme klang betont fröhlich.

Yurians braune Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. "Was ist los?"

"Nichts! Nur ein kleiner Überraschungsbesuch." Liam machte einen unwirsche Handbewegung und schritt anschließend entschlossen weiter hinein in die Wohnung.

"Du bist allein hier?", erkundigte sich der Blonde.

Irgend etwas stimmte da nicht.

Das Liam ihm auswich war nicht normal.

Was war los?

"Ja, ich bin allein hier.", antwortete Yurian. "Meine Eltern machen Urlaub, irgendwo in Spanien."

"Und da hast du dir eure Ferienwohnung gesichert?" Liam grinste.

"Sieht man doch, oder?"

"Da soll noch jemand sagen, das wir Studenten es nicht leicht hätten!" Neugierig warf Liam bei seinem Gang durch den Flur einen Blick in jedes Zimmer. Das Morgenlicht ließ seine hellen Haare aufleuchten, in dem schmalen Gang wirkte sein Körper noch größer und muskulöser als sonst.

Das war mal wieder so typisch!

Liam tauchte hier einfach auf und benahm sich, als wäre er hier Zuhause!

So typisch!!

Yurian unterdrückte ein kleines Seufzen.

Dabei sollte man denken, dass er sich inzwischen an die Eigenarten seines Freundes gewöhnt hatte. Immerhin kannten sie sich seit der ersten Klasse, also seit über vierzehn Jahren. Liam hatte sich seit damals kaum verändert. Lustig, spontan und selbstbewusst ging er ohne festen Plan durchs Leben. Er war verdammt intelligent, aber unendlich faul. Gelernt hatte er eigentlich nur, wenn Yurian ihn dazu zwang und sie gemeinsam über den Büchern gesessen hatten. Sport zu studieren war sicher das Beste, was Liam hatte machen können, denn es war das Einzige, für das er sich wirklich interessierte. Egal ob Handball, Tennis, Leichtathletik, Kampfsport oder Schwimmen, Liam konnte einfach alles. Manchmal beneidete Yurian ein wenig darum. Aus Sport hatte er sich nie viel gemacht, höchsten, wenn es darum ging, dem Blonden dabei zuzusehen und ihn anzufeuern. Yurian war immer der kleinere, Stillere, Strebsamere von ihnen gewesen.

Was Liam wohl an ihm fand?

Im Grunde waren sie doch völlig verschieden.

Yurian lief hinter seinem Freund her, starrte auf dessen Rücken und dachte über diese Frage nach.

Sie waren wie Feuer und Wasser, es gab kaum Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Und trotzdem: Sie verstanden sich wirklich prima, konnten stundenlang zusammen reden, fern sehen oder einfach nur zusammen sitzen, schweigend, jeder mit sich selbst beschäftigt.

Vierzehn Jahre lang die besten Freunde.

Yurian war gerne mit ihm zusammen. Sehr gern.

Er genoss jede Minute mit Liam und in letzter Zeit...

Das war der Grund, aus dem er hier allein am Meer war.

Er brauchte etwas Abstand.

Das letzte Semester seines Chemie-Studiums war außerdem sehr anstrengend gewesen und er wollte einmal ganz allein sein, sich erholen und nicht nachdenken müssen. Nicht an die Uni und nicht an Liam denken müssen.

Yurian schüttelte leicht den Kopf und verbannte damit diese Gedanken aus seinem Kopf.

Der Blonde war hier und nun musste er damit eben umgehen.

Liam war sicher nicht ohne Grund hier, doch wenn er bis jetzt nicht damit heraus geplatzt war....Das war zwar ungewöhnlich, doch er hatte sicher seine Gründe. Trotzdem blieb ein ungutes Gefühl in Yurians Magengegend zurück, als er endlich die Haustür schloss und anschließend seinem Freund folgte.

Dieser war inzwischen bis in die Küche gewandert und war gerade dabei, einen Schrank nach dem anderen zu öffnen.

"Suchst du was Bestimmtes?" Yurian verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich lässig an den Türrahmen.

"Ja, ich brauche unbedingt etwas zu trinken!" Liam öffnete einen weiteren Schrank und gab gleich darauf einen zufriedenen, kleinen Schrei von sich. "Ein Glas hab ich schon mal!" Mit triumphierendem Lächeln holte er eines hervor.

Yurian konnte ein sanftes Schmunzeln nicht unterdrücken.

Wirklich wie ein Kind!

Er löste sich vom Türrahmen und ging auf den Kühlschrank zu. "Was willst du denn trinken? Ich habe Wasser, Saft und Eistee."

"Ah! Eistee ist prima!" Während Yurian den Kühlschrank öffnete, trat Liam hinter ihn. Er konnte die Wärme spüren, die von ihm ausging.

Ein leichter Schauer lief über seinen bloßen Rücken und er griff schnell nach der Karaffe mit Eistee. "Hier. Da hast du was zu trinken."

Den Blick zu Boden gerichtet, machte er einen Schritt zur Seite und strich sich fahrig durch die Haare.

Beide schwiegen, während Liam in großen, gierigen Schlucken trank.

Als er das Glas absetzte, fragte er gespannt: "Was machen wir heute?"

"Du willst den Tag hier verbringen?"

"Ja." Die Antwort war ungewohnt leise und zögerlich.

Yurians Augen verengten sich.

Da stimmte definitiv etwas nicht, so reagierte der Blonde doch sonst nicht.

Was war los?

Zum ersten Mal betrachtete Yurian seinen Freund genauer.

Die Haare waren zerzaust wie immer, die Kleidung aber stark zerknittert, das Gesicht ein wenig blass, mit Schatten unter den unruhig schimmernden, grünen Augen.

Ob er etwas angestellt hatte?

Besorgt musterte er den Blonden.

Vielleicht. Zuzutrauen wäre es ihm.

Ob er eine Prüfung in den Sand gesetzt und deshalb Ärger mit seinen Eltern hatte? Besonders sein Vater reagierte oft empfindlich...

Was immer es war, er war offenbar hier, um sich abzulenken.

Also würde er dafür sorgen, dass Liam abgelenkt wurde. Dafür waren Freunde schließlich da, was auch immer einem von ihnen seit einiger Zeit für Gedanken durch den Kopf gingen.
 

Nun saßen sie seit fast drei Stunden auf diesem in der Sonne glühenden Felsen am Meer, Yurian mit seinem Buch, Liam stumm aufs Meer hinaus blickend oder in der strahlenden Sonne dösend. Sie sprachen kaum, doch Yurian überkam immer wieder das Gefühl, dass sein Freund ihn anstarrte, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Schließlich hielt er das Schweigen nicht mehr aus.

Wenn Liam ihm nichts erzählen wollte, dann war das seine Sache. Yurian konnte und wollte ihn nicht dazu zwingen. Doch diese merkwürdige Stille behagte ihm nicht.

Daher klappte er entschlossen sein Buch zu und legte es zu Seite.

"Was hältst du davon, etwas schwimmen zu gehen?"

Augenblicklich richtete Liam sich auf, seine grünen Augen strahlten. "Aber klar doch! Hier hält es ja keiner mehr aus!"

Mit einem Satz sprang der Blonde auf. Ungestüm zog er sich das zerknitterte und inzwischen auch ein wenig verschmutzte T-Shirt über den Kopf. Die passenden Hosen trugen sie beide schon, wobei Liam natürlich sich als Erster und ohne zu fragen an Yurians Schrank bedient hatte.

"Wer als erstes im Wasser ist, gewinnt, okay?" Den Kopf leicht zur Seite geneigt, blinzelte Liam ihn fröhlich an.

"Sind wir für sowas nicht etwas zu alt?", fragte Yurian zurück.

"Du hast ja nur Angst zu verlieren.", feixte der Blonde und setzte sich in Bewegung.

"Von wegen!" Yurian begann vom Felsen hinab zu klettern.

Er hatte zwar allein sein wollen, aber jetzt...

Es war angenehm mit Liam zusammen zu sein.

Er fühlte sich dabei so glücklich wie schon lange nicht mehr.

Doch das würde er für sich behalten.

Wie immer.

Wie die letzten drei Jahre.

So wie es war, war es schließlich gut.

Unter seinen nackten Füßen wurde der warme, rauhe Fels von heißem, weichem Sand ersetzt.

Liam war natürlich schon vor ihm auf dem schmalen Sandstreifen gelandet und unfair wie er war, hatte er nicht eine Sekunde gewartet, sondern war bereits losgelaufen.

Yurian rollte mit den Augen und lief dann ebenfalls los.

Er hatte gegen seinen sportlichen Freund keine Chance, aber das Gefühl der Sommersonne auf seiner Haut und der aufwirbelnde Sand unter seinen Füßen...

Es war einfach herrlich!

Vor ihm stürzte Liam sich in einem Schwall aufspritzenden Wassers und unter lautem, begeistertem Lachen ins Meer. Wie ein kleiner Junge stürmte er plantschend weiter hinein in die anrollenden Wellen.

Ein wenig außer Atem - trotz der kurzen Stecke, doch darüber wollte Yurian lieber nicht nachdenken - watete er hinter dem Blonden ins Meer.

"Sieht so aus, als hättest du verloren, Yu." Spöttisch schleuderte Liam ihm Wasser ins Gesicht.

Überrascht schnappte Yurian nach Luft und strich sich mit einer Hand über die Augen. "Na warte, das bekommst du wieder!"
 

Kleine Bäche aus Salzwasser rannen ihre Körper hinab, als sie sich keuchend wieder auf den Felsen niederließen.

"Das war klasse, oder?" Liam schüttelte so heftig den Kopf, dass die nassen, blonden Haarsträhnen gegen seine Haut schlugen und ein Schauer aus kleinen Tröpfchen aufstob.

"Ja, das war es."

Liam lachte laut auf. "Manchmal klingst du wie ein richtiger Langweiler, weißt du das? Ein intellektueller Langweiler, aber immerhin."

Die Worte versetzen Yurian einen scharfen, schmerzhaften Stich.

"Hast du ein Problem damit?", wollte er leise wissen.

Der Blonde schaute ihn einen Moment lang ein wenig verwundert an, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, absolut nicht. Ich mag dich so, wie du bist. Und..." Er grinste wie ein kleiner Junge.

"Und?", echote Yurian.

"Und da du nun einmal so bist, wie du bist, hab ich dich wenigstens für mich allein!" Liam grinste noch breiter und gleich darauf warf er Yurian beide Arme um den Hals und drückte ihn fest an sich.

Yurian zuckte zusammen und schluckte mehrmals.

Nackte, warme Haut an nackter, warmer Haut...

Unvermittelt ließ sein Freund ihn los. "Wie wäre es, wenn wir gleich etwas essen gehen? Ich habe riesigen Hunger!", fragte er.

"Warum wundert mich das nicht?"

"Weil du mich so gut kennst!"

"Das wird es wohl sein." Yurian schwieg einen Moment. "Was willst du denn essen?"

"Pudding!", kam es wie aus der Pistole geschossen.

Yurian musste lächeln. "Schoko oder Vanille?"

"Vanillepudding!"

"Du bist echt ein Unikat."

"Ich weiß."

"Wollen wir dann gleich los?"

"Sicher! Ich will doch nicht vor Hunger umfallen!"

"Bis es so weit ist, dauert es sicher noch."

"Ich würde es trotzdem lieber nicht drauf ankommen lassen." Obwohl sie sich gerade erst gesetzt hatten, sprang der Blonde kraftvoll auf.

"Du willst jetzt sofort los?", ächzte Yurian.

"Was dagegen, alter Mann?"

"Pass auf, mit wem du dich anlegst, du junger Hüpfer!", gab Yurian zurück, schnappte sich sein Buch und rappelte sich mühsam auf.

"Hast du denn Geld dabei?", erkundigte sich Liam. "Hier in der Nähe gibt es doch bestimmt einen Supermarkt."

"Nicht nötig. Ich hab Zuhause im Kühlschrank auch Pudding."

"Das ist ja noch besser! Da können wir es uns ja richtig gemütlich machen! Du weißt eben, was gut ist!" Kraftvoll schlug Liam Yurian auf den Rücken, so dass dieser ein wenig stolperte.

Gemeinsam machten sie sich auf den kurzen Rückweg. Es waren kaum Menschen auf den schmalen Straßen zu sehen, doch dafür dösten mehrere Katzen in der Sonne, die zwischen den Häuserreihen zu einer Wand aus kochender Hitze und glühendem Stein geworden war.

Nur sie beide, fast, als wären sie allein auf der Welt.

Yurian betrachtete den grauen Asphalt unter seinen Füßen und fühlte sich wohl.
 

Die nächsten Stunden verbrachten sie Pudding löffelnd und diverse Süßigkeiten knabbernd vor dem Fernseher, nur hin und wieder wechselten sie ein paar Sätze.

Am späten Nachmittag bemerkte Yurian, das Liam neben ihm auf der Couch im Sitzen eingenickt war.

Sein Gesicht wirkte müde und etwas angespannt.

Er musste in der vergangenen Nacht kaum geschlafen haben.

Yurian betrachtete seinen Freund lange und mit klopfendem Herzen.

Es kostete ihn viel Überwindung sich loszureißen, leise aufzustehen und in die Küche zu gehen. Dort nahm er sich ein Glas Wasser, lehnte sich an die Küchenzeile und versank in stilles Grübeln.

"Was machst du denn hier?"

Yurian zuckte zusammen, als Liams Stimme urplötzlich von der Tür her erklang.

"Oh, du bist wach.", murmelte er schwach und stellte sein Glas ab.

"Du hättest mich ruhig wecken können!", sagte Liam vorwurfsvoll.

"Sorry, ich..."

Es läutete an der Haustür.

Einmal.

Zweimal.

Dann klopfte es heftig.

Für einen kurzen Moment lang hatte Yurian das Gefühl, er befände sich mitten in einer schlechten, amerikanischen Krimiserie, als eine kräftige, nur durch das Holz der Tür gedämpfte, Stimme rief: "Bitte aufmachen. Hier ist die Polizei."

"Was...?", begann Yurian, doch im selben Augenblick fiel sein Blick auf Liam.

Yurian verstand.

Er verstand Liams unerwarteten Besuch.

Er verstand das merkwürdige Gefühl das sich immer wieder in ihm geregt hatte.

Eine Vorahnung.

Yurian schloss mehrere Atemzüge lang die Augen. Als er sie wieder öffnete, fragte er lediglich: "Warum?"

Liam zuckte hilflos die Schultern und seufzte. Gleich darauf lächelte er traurig. "Ich kam gerade von einer Party. Es war ziemlich spät...oder früh, wie man es nimmt. Die Musik, die Mädels, die Drinks....es war toll. Aber als ich Zuhause war...Mein Vater war noch wach. Er hat wohl auf mich gewartet. Und er hatte wohl genau wie ich ein paar Bier zu viel. Wieder mal. Er hat mich einfach so genervt! Wo ich war, dass ich lieber vernünftig lernen solle, was ich doch für ein Versager wäre und er sich das Geld fürs Studium doch sparen könne...Da...Ich hab zugeschlagen und plötzlich konnte ich nicht mehr aufhören..." Er holte tief Luft. "Als ich wieder richtig nachdenken konnte, war da so viel Blut...Ich habe den Krankenwagen gerufen, hab die Haustür offen gelassen und bin zu dir."

Kurzes Schweigen.

Es begann wieder zu klingeln.

"Ich muss aufmachen.", sagte Yurian.

Liam nickte. "Ich weiß."

Yurian machte einen einzelnen Schritt und blieb dann wieder stehen. Stumm starrte er seinen Freund an. Er wollte etwas sagen, wusste aber nicht was.

Schweigend schauten sie einander in die Augen.

Letztendlich war es der Blonde, der sprach. "Es war ein sehr schöner Tag mit dir, Yu." Er lächelte, ein kleines, stilles und trauriges Lächeln.

"Das finde ich auch." Yurian war nicht nach einer solchen Geste zumute, aber obwohl es nicht einfach war, schaffte er es, seinem Freund fest ins Gesicht zu blicken und ebenfalls zu lächeln. "Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.", sagte er leise.

Dann sah er zu, wie Liam das Zimmer verließ um den Polizisten zu öffnen.
 

Scheinbar endlose Stunden später saß Yurian auf dem kleinen Balkon der Ferienwohnung und blickte in die Dämmerung hinaus.

Der Himmel war ein einziges Meer aus Orange- und Violettönen und mit der aufziehenden Nacht war eine schwache, aber angenehm kühle Brise aufgekommen, die sacht durch seine Haare strich.

Allein.

Er war wieder allein, wie er es gewollt hatte, als er hierher kam.

Doch Liams Besuch...

Er wandte den Blick vom Himmel ab und starrte auf die beiden einsamen, fast vollständig herunter gebrannten Kerzen, die vor ihm auf dem weißen, runden Plastiktisch standen.

Nachdenken und allein sein wollen waren gut und schön, aber mit Liam zusammen zu sein...

Es war ein Gefühl als ob...als ob erst dann alles richtig wäre, als ob es genauso sein sollte.

Wie es ihm wohl ging?

Er beobachtete die tanzenden Flammen der Kerzen und wusste, dass er seinem Freund am nächsten Tag nachfahren würde. Die Worte "schwere Körperverletzung" und "Krankenhaus" hallten dumpf in seinem Kopf nach.

Er konnte Liam nicht allein lassen.

Weder jetzt noch sonst irgendwann.

Komme, was da wolle. - Sowohl für Liam, als auch für sie beide.

Yurian seufzte leise und schloss die braunen Augen.

Der Wind strich ihm über die Haut und in der Ferne konnte er das Meer rauschen hören.

Ein einziger Sommertag und schon war alles deutlich und klar.

Er beugte sich vor, blies die Kerzen aus und stapfte langsam zurück ins Wohnzimmer.

Eine Zeile aus einem Lied kam ihm in den Sinn. "Together we faced the cold outside, no one can say we didn´t try."

Versuchen.

Ja, das würde er.

Versuchen Liam zu helfen und vor allem ganz einfach bei ihm zu sein.

Summer in the city

Nur einen knappen Meter hinter Yurian dröhnte und lärmte der eingefahrene Zug. Menschenmassen, vollbepackt mit Koffern, Taschen und Tüten drängten an ihm vorbei auf die Treppen Richtung Ausgang zu. Die Luft unter den hohen, gläsernen Kuppeln über den Gleisen war stickig, roch nach Staub, Essen und zu vielen Menschen.

Yurian seufzte.

Das war etwas anderes als die kleine Stadt am Meer...

Er schüttelte den Kopf und setzte sich in Bewegung. Mit langsamen Schritten stapfte er auf die Stufen zu, die Reisetasche über der linken Schulter.

Ausdrucklos blickten seine braunen Augen auf den grauen, schmutzigen Boden vor seinen Füßen.

Schritt für Schritt.

Was sollte er nun tun?

Wohin sollte er gehen?

Zuerst nach Hause?

Oder sollte er erst nach Liam sehen?

Wenn ja: Wo war Liam?

Sollte er zunächst bei der Polizei nachfragen?

Ob er noch auf dem Revier war?

Oder hatten sie ihn nach Hause geschickt?

Er könnte sich generell an das Elternhaus des Blonden wenden. Sich bei seiner Mutter erkundigen, was mit Liams Vater war?

Es gab so viele Möglichkeiten, alle schrecklich logisch.

Die einzigen, die ihn dabei jedoch interessierten waren die, bei denen er seinen Freund sehen konnte.

Er seufzte leise.

Es war zum Verrückt werden. Aber so kam er auch nicht weiter.

Also erstmal zu Liam nach Hause.

Das erschien am Vernünftigsten.

Deshalb stapfte er durch die selbst im Sommer kühlen und zugigen unterirdischen Hallen und Gänge zur Haltstelle der U-Bahn, die ihn in die Nähe von Liams Elternhaus bringen würde.

Was sollte er überhaupt sagen, wenn er seinem Freund gegenüber stand?

Er hatte nicht die leiseste Ahnung.

Ein Bild stieg vor Yurians Augen auf.

Ein Bild, auf dem er Liam umarmte, um ihm zu zeigen, dass alles in Ordnung war...

Yurian schüttelte heftig den Kopf.

Es war ein schöner Traum, mehr nicht. An so etwas hatte er schon öfter gedacht...Unzählige Male sogar. Doch eine Umarmung würde alles nur schlimmer machen. Nicht für Liam, aber für ihn selbst. Er musste sich also zusammenreißen, so etwas durfte nicht passieren.

Eher beiläufig registrierte er, wie die Bahn einfuhr. Ein Schubsen und Schieben begann, als die Menschen um ihn herum in die Wagons strömten und er ließ sich einfach mitreißen. Gleich in der Nähe des Eingangs blieb er breitbeinig stehen, lehnte sich an eine der Wagonunterteilungen aus Plexiglas und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Bahn fuhr ruckend an, sein leerer Blick richtete sich auf die Dunkelheit der Tunnel außerhalb der dahinrasenden Wagen.

So düster...

Was, wenn Liams Vater sehr schwer verletzt war?

Oder schlimmer? Liam hatte von viel Blut gesprochen....

Ob Liam angezeigt werden würde?

Yurian erschauderte.

Er kannte sich in Sachen Recht nicht aus.

Wurde man für so eine Tat eingesperrt?

Schweißperlen erschienen auf seiner Stirn.

Hier war es sogar noch stickiger und heißer als auf dem Bahnhof!

Wie zähflüssiger Sirup schienen sich die Minuten dahin zu schleppen.

Eine kleine Ewigkeit in alles niederzwingender Hitze und mit der bangen Frage, was an diesem Tag noch geschehen und was er noch erfahren würde.

Endlich hielt die Bahn an der richtigen Haltestelle und er zwängte sich hinaus.

Nur wenig später stand er am Rande einer langen, schnurgeraden und staubigen Straße. Die Sonne stach auf senkend auf seinen Kopf und seine Schultern. Die Luft schien zwischen den Häusern zu stehen.

Yurian strich sich die verschwitzem Haare aus dem Gesicht. Weniger als hundert Meter vor sich sah er den großen, roten Klinkerbau, in dem sich Liams Wohnung befand.

Unsicheren Schrittes und mit vor Nervosität schnell pochendem Herzen ging er weiter.

Automatisch suchte sein Blick das kahle Fenster, hinter dem Liams Zimmer lag.

Ein Fenster wie ein dunkles Loch in der Wand. Dahinter war keine Bewegung auszumachen. Obwohl er nichts anderes erwartet hatte, spürte Yurian einen kalten Stich in der Brust.

Er ließ das Fenster nicht aus den Augen, bis er vor der Tür des Mehrfamilienhauses stand.

Ein tiefer Atemzug und er drückte auf den Klingelknopf.

Mehrere Sekunden lang geschah nichts.

Nur die schwüle, erdrückende Stille eines heißen Sommertages.

Eins.

Zwei.

Drei.

Vier.

...

...

...

Einundzwanzig.

Zweiundzwanzig...

Ein Summen ertönte und hastig stemmte er sich gegen die Tür.

Ungeduldig stürmte er durch den Hausflur und mehrere Treppen hinauf, immer zwei oder drei Stufen auf einmal nehmend.

War er da?

Yurian verwünschte seine nicht vorhandende Kondition, als er schweratmend das dritte Stockwerk erreichte.

Ganz von selbst heftete sich sein Blick auf die weiße Wohnungstür zu seiner linken. Diese stand einen Spalt breit offen und dazwischen zeigte sich das Gesicht von Liams Mutter. Ihr fragender, besorgter Blick wurde zu einem freundlichen Lächeln, als sie ihn erkannte, während sich die Anspannung in seinem eigenen Körper nur noch steigerte.

"Hallo, Yurian. Du bist es. Schön dich zu sehen." Liams Mutter, eine kleine, fast zerbrechlich und vor allem müde wirkende Frau, in deren Haaren sich die ersten grauen Strähnen zeigten, trat beiseite und gab so den Weg ins Innere der Wohnung frei.

Hieß das...

"Komm ruhig rein. Liam...er ist in seinem Zimmer. Er freut sich sicher, dich so schnell wieder zu sehen."

Sofort eilte Yurian los, es fiel ihm schwer im Inneren der Wohnung zunächst kurz stehen zu bleiben, freundlich zu grüßen und seine Reisetasche abzustellen.

"Danke, dass ich...Wie geht es ihrem Mann?"

Das Lächeln auf dem Gesicht der Frau gefror. "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut."

Waren die Menschen sich eigentlich bewusst, wie nichtsagend diese Aussage war? Was bedeutete das genau?

"Und Liam? Die Polizei...", begann Yurian nervös.

"Sie haben ihn verhört. Er...Wir....Ich habe den Polizisten erklärt, dass es eine Familienangelegenheit ist und dass es sicher nicht wieder passieren wird. Eine Art Unfall...Immerhin war mein Mann nicht ganz unschuldig...So konnte die Polizei nichts anderes tun, als Liam abzumahnen. Nur sein Vater..." Die kleine Frau rang die Hände, ihre Augen huschten unstet hin und her. "Ich denke, er würde unseren Jungen gerne anzeigen. Körperverletzung...Es war doch ein dummer Zwischenfall und mein Mann hatte zu viel Alkohol..." Hilflos brach sie ab.

Yurian schwieg betreten.

Körperverletzung.

Schlimm genug.

Aber andererseits auch besser, als andere Möglichkeiten, an die er in bangen Momenten gedacht hatte.

"Ich gehe dann mal zu Liam.", sagte er matt und wandte sich ab.

Liams Zimmer lag direkt hinter der nächsten Tür.

Tief Luft holen.

Die Hand nach der Klinke ausstrecken.

Wieder durchatmen.

Die Klinke herunter drücken.

Offen.

Eintreten.

Sich umsehen und dabei die Tür schließen.

So starkes Herzklopfen.

Sein Freund lag rücklings auf dem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Augen geschlossen.

"Hi.", sagte Yurian leise.

"Hi.", entgegnete Liam. "Was machst du hier?"

"Ich würde mal vermuten, dass ich dich besuche."

"Ach nee."

"Doch. Erschreckend, aber wahr."

Da der andere keine Anstalten machte aufzustehen, ging Yurian langsam zum Bett hinüber und setzte sich kurzerhand dicht neben den Blonden auf die Bettkannte.

"Und?", fragte Yurian.

"Geht so."

"Was geht?"

"Mein Vater hat einen gebrochenen Arm, zwei geprellte Rippen, ein paar blaue Flecken und eine leichte Gehirnerschütterung. Und last but not least: Er ist stocksauer auf mich."

Yurian schwieg.

"Schockiert?", wollte Liam wissen.

"Nur ein wenig."

"Mehr nicht?"

Yurian hörte, wie der andere sich hinter ihm ein Stück aufrichtete.

"Du bist ganz schön neugierig, weißt du das? Aber die Anwort lautet: Ja, mehr nicht."

"Du bist schon seltsam, Yu."

"Danke für die Blumen..."

Hinter ihm ertönte ein leises Lachen. Gleich darauf spürte er einen sanften Knuff in die Seite. "Tut gut dich hier zu sehen, Yu."

"Ist doch klar." Yurian lächelte schwach und ignorierte seinen rasenden Puls. Er könnte fühlen, wie Liam sich hinter ihm bewegte und sich endgültig im Bett aufsetzte.

"Du bist doch clever, oder?", fragte der Blonde.

"Wie kommst du jetzt darauf?"

"Naja, du bist auf jeden Fall viel klüger als ich. Also...also sag mir, was ich nun machen soll." Mit einem leisen Seufzen lehnte Liam seinen Kopf gegen Yurians Schultern.

Yurian stockte der Atem und er schloss sekundenlang die Augen.

"Und du glaubst, ich hätte eine Idee?"

"Ja."

Uff.

Alles blieb also wieder einmal an ihm hängen, was? Liam verließ sich auf ihn...So typisch.

Yurian scharrte unruhig mit den Füßen über den Teppich.

Er hatte Liam schon so oft geholfen oder ihm zumindest einen Rat gegeben. Und das Wichtigste: er wollte es ja auch tun. Er half seinem Freund gern! Doch dieses Mal. Er wusste keine Lösung. Was sollte er also antworten?

Beklemmende Schuldgefühle lauerten hinter seinen hin und her jagenden Gedanken. Er WOLLTE helfen. Aber wie? Vielleicht sollten sie zunächst einmal ein paar Dinge klären..

"Wann kommt dein Vater aus dem Krankenhaus?", erkundigte er sich.

"Ich weiß nicht." Der Blonde zuckte mit den Schultern. "In ein paar Tagen, denke ich. Eine Woche, allerhöchstens zwei, dann ist es mit meiner Ruhe vorbei."

Die beiden in einer Wohnung...Sicher keine gute Idee.

"Was hälst du davon, bei mir zu übernachten? Du kannst die Couch im Wohnzimmer haben. (??)"

Ein Ruck lief durch den Körper hinter ihm, er spürte die Anspannung in Liams Schultern.

"Ist das dein Ernst?", wollte er hastig wissen.

"Klar doch. Ich habe genug Platz. Außerdem bezahl ich die Wohnung ja nicht mal selbst. Meinen Eltern sollte es egal sein, ob da für einige Zeit ein oder zwei Personen wohnen. Da musst du dir ums Geld keine Gedanken machen."

"Keine Sorge, das hätte ich sowieso nicht getan."

Yurian rollte mit den Augen, aber ein schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen.

"Aber das ist dein Ernst, ja? Ich kann bei dir einziehen?", bohrte Liam nach.

"Klar."

"So lange ich will?"

"Warum nicht?! Das wird sicher spaßig!"

Ja, das wäre es sicher.

Rund um die Uhr mit Liam zusammen.

RUND UM DIE UHR.

Mit LIAM.

Oh.

Möglicherweise war das doch keine so gute Idee...Nein, was dachte er da bloß? Er half einem Freund. Mehr nicht.

Trotzdem bemerkte Yurian, dass er eine Gänsehaut bekam.

Einen Augenblick lang rang er mit sich und stand kurz davor, sein Angebot zurück zu ziehen. Die Angst sich zu verrraten und damit auch davor, dass seine Gefühle entdeckt werden könnten, war groß.

Allerdings gehörte er nicht zu den Menschen, die einen Rückzieher machten.

Er recht in dieser Situation!

Er stand zu dem, was er sagte! Was wäre er sonst für ein Freund?

"Du kannst jederzeit mit deinen Sachen herüber kommen.", erklärte er mit fester Stimme.

"Gut! Dann komme ich gleich mit!" Liam löste sich von ihm und sprang auf.

"Was?", stammelte Yurian perplex.

"Ich packe nur schnell meine Sachen, dann können wir los."

"Was?"

Mit zwei großen Schritten war der Blonde an seinem Kleiderschrank, riss schwungvoll die Türen auf und begann in dessen Innerem zu kramen.

"Je eher ich hier heraus komme, desto besser." Achtlos warf er drei knallbunte T-Shirts, eine Jeans und eine Shorts über seine Schulter, so dass sie in einem unordentlichen Haufen hinter ihm auf dem Boden landeten. Anschließend wandte er sich seinen Unterhosen zu und Yurian flüchtete mit einem hastigen Sprung aus der Einflugschneise.

Also sofort.

Er hätte es wissen müssen!

Warum ließ er sich von solchen spontanen Aktionen nach all den Jahren bloß noch so überraschen?

Er hätte es doch wissen müssen!

Er unterdrückte ein müdes Seufzen.

Los dann los!

"Hast du irgendwo einen Rucksack oder eine Reisetasche?"

"Ja, da hinten in der Ecke neben dem Sessel."
 

Der Abspann des Aktionfilmes flimmerte über den Bildschirm und Yurian schaltete den DVD-Player ab.

Hatte der Film überhaupt einen Sinn gehabt?

Einmal abgesehen, von der Tatsche, dass auf durchaus beeindruckende Weise demonstriert wurde, was man alles in die Luft sprengen konnte?

Naja, Liam mochte solche Streifen nun einmal, also musste er da wohl oder übel durch.

"Was gucken wir als nächstes?" Zufrieden grinsend räkelte Liam sich neben ihm auf der Couch.

"Wie ´als Nächtes`? Es ist nach elf!"

"Willst du etwa schon ins Bett?", fragte der Blonde verwundert.

"Ja, ich muss morgen früh raus.", erklärte Yurian und stand auf.

"Du bist mehr als 20 Jahre alt, Mann!" Grüne Augen blickten ihn vorwurfsvoll an.

"Ist mir nicht entgangen."

"Es sind Ferien!"

"Das weiß ich auch."

"Das kann nicht dein Ernst sein!", protestierte Liam. "Du kannst mich doch nicht allein hier lassen!"

"Keine Angst, ich bin nur ein Zimmer weiter." Yurian streckte sich.

Nur die kleine Lampe in der Ecke des Wohnzimmers spendete etwas Licht, draußen vor den halb herunter gelassenen Rolläden senkte sich die Nacht über die Straßen.

"Du bist so ein Weichei!", beschwerte sich Liam.

"Aber ich stehe dazu." Aus den Augenwinkeln warf Yurian dem Blonden einen letzten, schnellen Blick zu. Im alle Farben schluckenden Zwielicht wirkte seine gebräunte Haut noch dunkler, sein blondes Haar noch heller als gewöhnlich.

Wie er so lässig auf der Couch lag.

"Ich muss dringend ins Bett.", wiederholte Yurian.

Er blickte auf den Boden neben der Couch.

Decke, Kissen, alles da.

"Wenn du sonst noch etwas brauchst, weißt du ja, wo du mich findest."

"Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mich nachts in dein Zimmer schleiche, weil mir was zu essen oder ein Teddybär fehlt?", witzelte Liam.

Yurian schluckte.

Und schluckte ein weiteres Mal.

Nachts.

Zimmer.

Bett.

Nicht daran denken!

"Gute Nacht, Liam. Wir sehen uns morgen." Damit wandte er sich ab und schlurfte mit langsamen, ein wenig zögerlichen Schritten über den Flur zu seinem Schlafzimmer.

Selbst als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, konnte er die dumpfen Geräusche des Fernsehers hören.

Ihm wurde bewusst, dass es das erste Mal war, dass er in seiner Wohnung Gäste über Nacht hatte.

An allem hier in der Wohnung schien schon der warme Geruch des Blonden zu hängen.

Ein seltsames Gefühl, nicht mehr allein zu sein.

Und dann ausgerechnet Liam...

Was hatte ihn dabei nur geritten?

Musikfetzen drangen durch die Tür an sein Ohr.

Sein Zimmer dagegen lag einsam und dunkel da, das Bett stand wartend in der Stille.

Es war schön, nicht mehr allein zu sein und Liam so nahe bei sich zu haben.

Als Freund.
 

Herzhaft gähnend erhob er sich von seinem Bett und kratzte sich den Bauch.

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bereits halb acht war. Es wurde Zeit sich anzuziehen, denn er wollte am Vormittag einige Dinge in der Stadt erledigen.

Aber erstmal Frühstück!

Immer noch gähnend und an seinen Boxershorts zupfend verließ er leise sein Zimmer.

Die Morgensonne malte durch die zwei kleinen Fenster strahlende Rechtecke aus Licht auf das Laminat im Flur. Im Gegensatz zur Wohnung am Meer war es bereits stickig in den in kaltem Weiß gestrichenen Zimmern.

Vorsichtig schlich er zur Wohnzimmertür und lugte in den Raum hinein.

Der Raum war sonnendurchflutet, doch Liam bemerkte es nicht. Er lag lang ausgestreckt rücklings auf dem Sofa. Ein Bein baumelte über dessen Rand und ragte damit ebenso nackt wie das andere und sein Oberkörper unter der Decke hervor. Straffe Muskeln unter glatter, brauner Haut. Sein Haar war wild und zerzaust und schimmerte golden. Noch während Yurian ihn beobachtete, murmelte Liam etwas im Schlaf und rollte sich auf die Seite.

urian lächelte und huschte weiter. Gleich darauf betrat er die Küche. So leise und behutsam wie möglich, schenkte er sich eine große Tasse Milch ein und genehmigte sich, an die Küchenzeile gelehnt, eine Schüssel Müsli.

Er löffelte gerade Haferflocken in sich hinein, als er ein müdes Schlurfen auf dem Gang hörte. Er sah auf.

"Morschen.", nuschelte Liam und ließ sich verschlafen und mit halb geschlossenen Augen gegen den Türrahmen sinken.

"Guten Morgen. Du kannst ruhig noch weiter schlafen."

"Mmmh.", machte Liam und zupfte an seinen rutschenden Hosen. Die - schreiend rot und orange kariert wie sie nun einmal waren - waren das Einzige, was er trug.

Yurian richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Müsli.

"Ich meine es Ernst.", sagte er kauend. "Leg dich ruhig wieder hin, bis ich zurück bin. Danach können wir ja etwas zusammen unternehmen."

"Wann kommste denn wieder?"

"So gegen elf Uhr wollte ich zurück sein."

"Okidoki." Liam gähnte, fuhr sich mit den langen Fingern durch die verstrubbelten Haare, zog ein letztes Mal die rutschenden Shorts hoch und wankte zurück ins Wohnzimmer.

Ein großer Kerl mit breiten Schultern, der sich zusammengesunken über seinen Flur schleppte.

In Yurians Körper breitete sich wohlige Wärme aus.

Es war schön, mit Liam befreundet zu sein.
 


 


 

************************
 

*reinstolper*

Hallo da draußen!
 

Es ist geschafft!!

Ein Kapitel!!!

Es tut mir seeeeeeeeeeeeeeehr leid, dass es so alnge gedauert hat. ^^´´

Asche auf mein Haupt...:O(

Wer die Gründe noch nicht kennt, kann es in meinem Weblog nachlesen...aber immerhin geht die Arbeit voran!!

Leider apssiert in diesem Kapitel nicht viel, wenn man von Liams Einzug mal absieht...*seufz*

Dafür gehts dann im nächsten Kapitel rund....:O))

Da kommen dann unsere alten Bekannten, denke ich mal...*hihi*
 

Bis dann!

DANKE fürs Lesen!! ^^
 

Eure Pitri
 

P.S. Den Hinweis hab ich hier ja ganz vergessen. ^^´´

DIE CHARA-BILDER SIND DAAAAAAAAAAAAAAA!!!! ^^

Und natürlich bekommt jeder Kommi-Schreiber eine Nachricht, wenn es weiter geht!!

Friends

"Liam?"

"Ja?"

"Wo?"

"Was?"

"Wo ist es?"

"Wo ist was?"

"Mein Chemiebuch."

"Woher soll ich das wissen?"

"Tja...vermutlich, weil ich vorgestern meine Formelsammlung suchte. Die lag unter DEINEN Unterhosen. Und gestern suchte ich meinen Collegeblock mit meinen Notizen. Der lag unter den Überresten DEINER Chipsorgie. Erkennst du das System dahinter?"

"Äh..."

"Wo?"

"Keine Ahnung."

"Denk nach."

"Immer noch keine Ahnung."

"Denk einfach daran, was du heute irgendwo verstreut hast."

"Meine Sportklamotten liegen im Bad auf dem Fußboden..."

"Wo lagen sie vorher?"

"Im Wohzimmser auf dem Couchtisch."

Kurze Stille.

"Dreckige Sportsachen?", fragte Yurian vorsichtig.

"Klar. Ich war erst joggen und habe dann mit ein paar Jungs draußen auf dem Platz Fußball gespielt. War verdammt staubig, sag´ ich dir!...He! Wo willst du hin?"

"Putzen." damit drehte Yurian sich auf dem Absatz um, marschierte aus der Küche, über den Flur und hinüber ins Wohnzimmer.

"He...Yu...Warte doch." Stürmisches Trampeln folgte ihm.

Wie ein junger Hund...

Einer, bei dem die Frage nach der Stubenreinheit noch nicht hundertprozentig geklärt war...

Seufzend betrachtete Yurian das Chaos in seinem Wohnraum.

"Stimmt was nicht?", erklang Liams fragende Stimme hinter seinem Rücken.

"Nein, nein. Rein gar nichts. Ich wusste nur nicht, dass du Pizza bestellt hast."

"Ja, ich hatte gestern Nacht noch Hunger...war sehr lecker!"

"Das glaube ich. Und...und der Käse macht sich gut auf dem Tisch." Yurian unterdrückte ein Seufzen.

Putzen.

Er musste Putzen.

Er hatte es schon seit Tagen vor sich her geschoben, denn wer putzte schon freiwillig? Nicht, dass ihn die Unordnung so sonderlich störte...Etwas davon war ja okay, aber...Aber das hier...das war zu viel. Er war in Liam verliebt, mit all seinen Fehlern. Nur eben dieser spezielle Fehler....Dieser und ein weiterer...Doch wie es aussah, musste er sich den zweiten wohl jetzt zu Nutze machen.Er brauchte dringend etwas Ruhe..nicht nur zum putzen, sondern auch für seine Nerven.

"Warum gehst du nicht aus?"

"Um diese Zeit? Es ist fast 17 Uhr!"

"Na und? Und findest schon einen Platz. Irgendein Café in der Nähe des Campus vielleicht. Da sind doch sicher Leute, die du kennst?", schlug Yurian gelassen vor.

"In den Ferien?", zweifelte Liam.

"Na gut, aber mit etwas Glück...und sonst....findest du sicher jemand anderen, mit dem du reden kannst. Das ist doch immer so."

"Neidisch?", grinste Liam.

"Nein."

Er selbst hatte kein Interesse daran, neue Bekanntschaften zu machen oder zu flirten. Vor allem zu flirten. Doch das war genau das, was Liam so gut, gerne und oft tat...

Nein.

Neid war das falsche Wort.

Eifersucht.

Traurigkeit.

Das traf es eher.

"Hm.", machte Liam. "Das klingt gar nicht so übel. Ich glaube, du hast Recht, ich werde mich mal etwas draußen herum treiben. Also dann: Bis später!"

"Ja, bis nachher."

Yurian sah seinem Freund hinterher, beobachtete Liams breite Schultern und die blonde Haarmähne, die auf seinen Rücken fiel.

Unterdrückt seufzend schloss er die Augen und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Schlachtfeld hinter sich.
 

Es klingelte.

Es klingelte Sturm.

Tja.

Wer konnte das wohl sein?

Schräg grinsend legte Yurian sein Buch zur Seite und schlurfte zur Wohnungstür.

Kaum hatte er die Tür geöffnet, da stürmte Liam auch schon herein!

"Heeeey!", lachte er fröhlich. "Ich bin wieder da."

"Sieht ganz danach aus." Yurian lächelte zurück. Er wollte die Wohnungstür gerade hinter seinem Freund schließen, als Liam ihm mit einer raschen Bewegung in den Arm fiel. "Warte, es kommt noch jemand."

"Was? Du bist nicht allein?"

Obwohl er sich bemühte, schaffte Yurian es nicht, den enttäuschten und gleichzeitig pikierten Unterton aus seiner Stimme heraus zu halten. In Gedanken schalt er sich selbst einen Narren. Es war so typisch für Liam. Spontan bis zum Geht-nicht-mehr. Und außerdem hatte er selbst ihn ja in das Lokal geschickt...

Ob es nur ein alter Freund war?

Ein Kommilitone?

Oder doch ein Mädchen?

Ihm wurde kalt.

"Ich habe noch einen Freund mitgebracht. Das ist doch in Ordnung, Yu, oder? Wir haben uns zufällig auf dem Unigelände getroffen und da..."

"Ja, ja. Ich kann es mir lebhaft vorstellen." Yurian seufzte leise.

Also doch kein Mädchen!

Ein Glück!

"Wer ist es denn?", wollte er wissen.

Statt einer Antwort trat Liam mit zwei großen Schritten zurück in den Hausflur um dort mit voller Lautstärke loszubrüllen: "Schwing´ deinen Hintern endlich hier herauf, du Faulpelz! Wenn du weiter so schleichst haben wir Ostern, bis du hier oben bist!"

Yurian glaubte bei jedem einzelnen Wort zusammen zu zucken.

So viel Lärm...

Das gab sicher Ärger mit den Nachbarn.

Resigniert hob er die Hand und fuhr sich mit einer seltsam hilflos wirkenden Geste durch die kurzen, braunen Haare. Im selben Augenblick erschien eine fremde Gestalt in seinem Blickfeld.

Yurian musterte den Neuankömmling kurz und machte dann eine bemüht höfliche, einladende Geste ins Innere seiner Wohnung. "Hi. Ich bin Yurian, komm ruhig rein."

Der Fremde sagte nicht ein Wort, dafür packte Liam ihn stürmisch am Arm und zog ihn, munter albernes Zeug redend, hinter sich her. Das war sicher keine leichte Aufgabe, denn Liams Freund war sogar noch ein paar Zentimeter größer als Liam selbst und vor allen Dingen wirkte er bedeutend stärker und kräftiger. Sportlich und muskulös, wo der zu schlug, wuchs sicher kein Gras mehr. Auch sonst unterschieden sich die beiden in einigen wesentlich Punkten. Zwar trug auch der Fremde seine Haare etwas länger, aber wo Liams blond waren, waren seine schwarz wie die Nacht. Und wo aus Liams gebräunten Gesicht übermütig die grünen Augen blitzen, musterten ihn aus dem ebenfalls Sonne gewöhnten Gesicht abschätzende, blaue Augen. Der Kerl wirkte irgendwie...selbstsicher.

Yurian fühlte sich nicht wirklich wohl in seiner Nähe. Er schien allerdings genau der Typ zu sein, mit dem Liam gerne seine Zeit verbrachte. Aber für seinen persönlichen Geschmack wirkte der Schwarzhaarige schon auf den ersten Blick zu selbstbewusst und forsch. Nicht unsympathisch oder unfreundlich, doch er schien in allen Punkten das genaue Gegenteil von ihm selbst zu sein. Es war nicht sehr angenehm so jemandem zu begegnen und den dann noch in Liams Nähe zu sehen...

Selbstzweifel ahoi!

Yurian verspürte einen kleinen Stich von Eifersucht.

Liam hätte sicher mehr Spaß mit ihm, wenn er so wäre, wie der große Typ da vorne...

In Gedanken versunken stapfte er hinter den beiden her in das kleine Wohnzimmer, wo sich Liam vom Arm seines Freundes löste und sich sofort auf der Couch breit machte, so dass den anderen beiden nur die nicht ganz so bequemen Rattansessel blieben.

"Wollt ihr etwas Trinken?", erkundigte sich Yurian, während er sich setzte.

"Mach dir bloß keine Umstände. Ich bleibe sowieso nicht lange." Liams Freund hatte eine dunkle Stimme, die perfekt zu ihm passte.

Liam lachte und nickte. "Jap, wir wollen gleich nochmal raus! In die Kneipe an der Ecke."

Oh.

Also zu früh gefreut und doch...

"Lass mich raten: Du hast wieder ein Mädchen aufgerissen." Yurian war erstaunt, wie gelassen und gleichgültig seine Stimme klang.

Warum groß Hoffnungen machen?

So etwas kam schließlich oft vor...doch daran gewöhnen konnte er sich nicht.

"Nicht nur eine. Gleich zwei." Liam verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich lässig zurück auf die Polster. "Deshalb kommt er ja auch mit." Dabei deutete er auf seinen anderen Freund. Der große, schwarzhaarige Kerl saß mit vor der Brust verschränkten Armen in einem von Yurians Korbsesseln und schaute sich mit eher mäßigem Interesse um.

Ein wenig unschlüssig sah Yurian von einem zum anderen.

Was nun?

"Wollt ihr vielleicht etwas essen? Ich habe noch Kekse, glaube ich...", sagte Yurian zaghaft.

"Klar.", tönte der Blonde. "Immer her damit!"

"Und du...?", begann Yurian.

"Ach ja!" Der Schwarzhaarige lächelte flüchtig und wenig herzlich. " Ich sollte mich vielleicht auch endlich mal vorstellen. Ich bin Cay."

Was war das denn für einer?

Irritiert wich er dem durchdringenden Blick aus funkelnden eisblauen Augen aus.

Der Kerl wirkte ein wenig....gefährlich.

Obwohl...Der Gedanke war unfair. Vermutlich kam er nur nicht mit jedem sofort klar. Er selbst war da ja ähnlich. Nicht so unnahbar – hoffte er zumindest -, aber ähnlich. Da Liam ihn mochte, konnte er schließlich kein schlechter Typ sein.

Da er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte, nickte Yurian lediglich.

"Du willst nicht zufällig auch mit?", wollte Liam wissen.

"Nein, danke. Ich hab noch genug für die Uni zu tun."

"War ja klar." Liam seufzte. "Du solltest dir mal ein Beispiel an Cay nehmen, der kommt sogar mit, obwohl er schon jemanden hat, der auf ihn wartet." Er grinste anzüglich.

Cay brummte etwas Unverständliches und fügte dann hinzu: "Dir würde es allerdings auch nicht schaden, mal etwas mehr zu lernen."

Liam winkte ab. "Doch nicht heute! Und erst recht nicht bei dem Wetter."

Yurian konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Wie oft hatte er diese Ausrede schon gehört?

Und sobald es regnete, war Liam natürlich auch nicht mehr in der Stimmung zu lernen...

Schweigen senkte sich über die kleine Runde.

Plötzlich erinnerteYurian sich wieder an die Kekse und eilte in die Küche. Wenig später kehrte er mit einer Packung Schokoladenkekse bewaffnet wieder zurück.

Die beiden anderen Männer unterhielten sich leise.

Während Yurian die Kekse auf den Tisch stellte und gerade noch rechtzeitig seine Hand zur seite ziehen konnte, bevor Liam sich die üte schnappte, erkannte er, dass es um ein Fußballspiel ging.

Yeah.

Eines seiner Lieblingsthemen.

Er wusste gerade mal, dass man für das Spiel einen Ball benötigte, das war aber auch alles.

Stumm setzte er sich in den letzten freien Sessel und hörte Liam und Cay schweigend zu.

Die anderen beiden beachteten ihn nicht einmal. Ab und zu aßen sie ein Plätzchen, ansonsten waren sie völlig in ihre Unterhaltung vertieft.

Und er selbst saß nutzlos daneben.

Warum hatte er Liam nur aus der Wohnung geschickt?

Er bereute diese Idee.

Er hätte den Blonden lieber in der Wohnung bleiben lassen sollen, dann wären sie wenigstens zusammen gewesen. Allein. Nur sie beide.

Ganz davon abgesehen...

Was dachte Cay wohl von ihm?

Sicher wunderte er sich darüber, dass Liam mit jemandem wie ihm, Yurian, befreundet war.

Das taten alle.

Ein oder zweimal hatte er sogar gehört, wie sie Liam diese Frage direkt gestellt hatten.

Warum waren sie befreundet?

Er würde es zu gerne selbst wissen, doch er kannte die Antwort nicht. Für alle anderen sah es vermutlich noch seltsamer aus.

Niedergeschlagen richtete Yurian seinen Blick auf den Fußboden. In Gedanken versunken bemerkte er erst, dass die beiden anderen aufgestanden waren, als Liam ihn direkt ansprach.

"Yu?"

"Hm?"

"Wir gehen dann mal wieder.", erklärte der Blonde. Der Schwarzhaarige dagegen hatte ohne ein weiteres Wort bereits das Zimmer verlassen, Yurian konnte seine Schritte auf dem Flur hören.

"Schon?"

"Jap. Wir werden schließlich erwartet." Er grinste breit. "Außerdem muss Cay noch bei seinem Schatz anrufen, sonst ist er den ganzen abend gereizt."

"Er geht mit, obwohl er eine Freundin hat?", fragte Yurian indigniert.

Liam blinzelte einen Moment lang verwirrt, dann lachte er laut auf. "Ja, er kommt mit, obwohl er mit jemandem zusammen ist."

"Und was sagt sein Mädchen dazu?"

"Junge."

"Was?"

"Er ist mit einem anderen Mann zusammen.", grinste Liam. "Soweit ich weiß kennen sie sich schon seit Jahren, obwohl man es nicht glauben kann, dass sie ein Paar sind, wenn man sie zusammen sieht. Cay und Kyo geraten sich immer wieder in die Haare."

Cay war schwul?

Was es nicht alles gab auf dieser Welt.

Allerdings war er wohl der Letzte, der so etwas denken, geschweige denn sagen sollte.

Seine Gefühle gegenüber Liam...

Er schüttelte heftig den Kopf, um den Gedanken zu verjagen.

"Und was sagt sein Freund dazu, dass ihr jetzt wieder los zieht?"

"Och. Wir gehen nur was trinken. Cay ist in dem Punkt ziemlich eigen...und altmodisch. Er guckt Frauen nicht mal an und wenn er es doch tut, nehmen sie meistens schleunigst Reißaus."

Kein Wunder bei den Blicken...

"Was hälst du davon, wenmn ich die beiden mal einlade?", schlug Liam plötzlich vor. "Cay und Kyo, meine ich. Wir könnten uns Pizza bestellem und uns ein paar Filme ansehen. Oder auch ausgehen..." Liam warf einen schrägen Blick auf Yurian. "Aber Letzteres ist nicht so dein Ding, oder?"

"Nein...und...ich weiß ni..."

"HEY!", brüllte es aus dem Hausflur.

Der Blonde wandte abrupt den Kopf. "Ich muss los!" Er hob grüßend die Hand. "Ich wollte nur, dass du weißt, dass es später wird! Bye, Yu!" er stürmte zur Tür.

"He! Warte doch mal, Liam!" Yurian rannte ihm nach. "Du hast doch keinen Schlüssel..."

"Ich werde einfach klingeln, keine Sorge! Es wird eh nicht später als zwei oder drei Uhr!"

Die Wohnungstür flog krachend ins Schloss.

Zwei oder drei Uhr?

Na klasse.

Sprachlos starrte Yurian auf die geschlossene Tür.

Ein kurzer Besuch und weg war er wieder.

Zurück erst mitten in der Nacht..

Sollte er so lange aufleiben?

Allein bei dem Gedanken musste der Braunhaarige herzhaft gähnen.
 

Es klingelte.

Einmal.

Zweimal.

Dreimal.

Schlaftrunken streckte Yurian seinen Arm aus, rollte sich auf die Seite und... fiel von der Couch.

"Oh Scheiße!", fluchte er unterdrückt, verzog das Gesicht und rappelte sich umständlich im stockdunklen Zimmer auf.

Sein unsteter, müder Blick fiel auf die Leuchtziffern der Uhr am Videorekorder.

2:37 Uhr.

Eine Augenlider klappten zu und er torkelte durch den finsteren Raum.

Ein paar Schritte über die eiskalten Fliesen im Flur.

Ansonsten war es warm in der Wohnung, aber hier...

Yurian bekam eine Gänsehaut und schlang fröstelnd seine Arme um seinen nackten Oberkörper.

Endlich erreichte er die Wohnungstür, schloss auf und öffnete.

"Hi. Komm rein. Geh schlafen. Nacht.", brummte er, warf kaum einen Blick auf den am Türrahmen lehnenden Liam, drehte sich um und machte sich auf den Weg zu seinem Bett.

Er kam zwei Schritte weit.

Mit einem lauten, heiseren "Heeeeeey.", prallte Liam von hinten gegen ihn. Seine langen, weichen Haare strichen über Yurians nackten Rücken, und gleich darauf lehnte sich Liam mit Stirn und Wange gegen ihn.

"Bin da.", lallte der Blonde.

Na wunderbar.

Liam war total betrunken.
 


 


 

*********************************
 

Hallo da draußen!
 

Und weiter gehts!

Noch ein Kapitel. Ich war wieder nicht die Schnellste und ich habe keine Ahnung, was ihr zu dem Inhalt sagen werdet...aber mir persönlich gefällt die Kombination der Charas. Auch der "Neue". Noch wirkt er etwas unfreundlich, oder? Naja, ich und meine Vorliebe für Psychos....^^ Es soll hier ja auch mehr um Liam und Yurian gehen, aber nach "Some days" ging es einfach nicht anders, Cay und Kyo kann ich nicht einfach unter den Tisch fallen lassen.

Wie auch immer, ich hoffe, es hat euch gefallen!

Das nächste Kapitel kommt bestimmt, ich gebe allen Kommi-Schreibern wie immer per ENS Bescheid!
 

Macht´s gut!
 

Eure Pitri

Whiskey in the jar

Was sollte er jetzt machen?

Wie erstarrt blieb Yurian stehen. Liams heißer, unregelmäßiger Atem strich über seinen bloßen Rücken.

„Yuuuu?“, lallte Liam fragend.

„Ja?“

„Isch will insch Bett.“

Yurian schloss sekundenlang die Augen.

Was sollte er nur tun?

Liam in diesem Zustand...

Das war gar nicht gut.

„Du bist betrunken.“, begann er leise.

„Ich weisch.“, erwiderte Liam glücklich. „Und jetzt will ich insch Bett.“

„Okay.“ Vorsichtig machte Yurian einen Schritt nach vorne.

„Heeeey!“, protestierte Liam, torkelte ein Stück voran, prallte abermals gegen Yurians nackten Rücken und dann griff der Blonde mit beiden Händen nach Yurians Boxershorts und hielt sich daran fest.

Uff.

Verkrampfte, glühende Finger an seiner Hüfte.

„Hilf mir, ja?“, murmelte Liam rau dicht an seinem Ohr.

Warum immer er?

Warum musste er in solche Situationen geraten?

Was auch immer der Grund sein mochte, er musste da jetzt durch.

„Jaja. Schon gut.“ Erst zaghaft, dann ganz behutsam aber bestimmt, hob er seine Hände und legte sie auf Liams. Vorsichtig löste er dessen Finger von seinen Hosen. Einen Moment lang hielt er sie fest. Heiße Haut, Finger, die länger, kräftiger und dunkler waren als seine eigenen. Schlagartig ließ er Liams Hände los, als hätte er sich verbrannt.

„Kannst du alleine laufen?“, fragte er mit belegter Stimme und drehte sich zögernd halb zu seinem Freund herum.

„Worauf du dich verlaschen kannscht, Kumpel!“ Der Blonde strahlte über das ganze Gesicht. „Geheeh ruhig vor!“

Yurian zögerte.

Eigentlich klang die Antwort eher danach, dass er NICHT alleine laufen konnte...

„Darf man fragen, wie viel du getrunken hast?“

„Zu viel!“, jubelte Liam.

„Ach?“, murmelte Yurian.

„Dasch klingt jetzt irgendwie sarkschh...arkaschsisch....scharkaschtisch...“, protestierte sein Freund.

„Tatsächlich? Ist mir nicht aufgefallen. Und jetzt komm mit. Du kannst mein Bett haben.“

„Echt wahr?“

„Ja.“ Festen Schrittes ging Yurian voran zu seinem Schlafzimmer.

„Und du?“ Ungleichmäßiges Schlurfen und Stolpern ertönte hinter ihm.

„Ich nehme die Couch.“

„Echt?“

„Ja.“

„Du bischt ein saunetter Kerl, wesst du das?“ Das Stolpern hinter ihm beschleunigte sich und gleich darauf erschien Liam an seiner Seite, schnappte nach seinem Arm und klammerte sich daran. „Du bist ein guter Kumpel!“ Der Blonde lächelte breit.

Seine grünen Augen waren so nah...

Nur ein paar Zentimeter Luft zwischen ihnen...

Und die nicht zu verdrängende Alkoholfahne.

Schnell wandte Yurian sich ab.

„Komm weiter.“, sanft zog er Liam weiter und lotste seinen Freund in die Dunkelheit seines Zimmers.

Am Bett angekommen, drückte Yurian ihn bestimmt nieder, so dass Liam schwankend auf der Bettkante zu sitzen kam.

„Hier ist es warm!“, beschwerte sich sein Freund. „Soooo warm!“

„Dann schlaf schnell ein, dann merkst du es nicht mehr.“

Liam schüttelte stur den Kopf. Anschließend streckte er die Arme in die Höhe, schwankte etwas stärker vor und zurück und sah Yurian fordernd an. „Hilf mir mal.“, verlangte er mit schwerer Zunge.

„Wobei?“, fragte Yurian irritiert.

„Isch schlaf doch nischt in meinen Klamotten!“

Oh Mann.

Oh Mann.

Oh Mann, oh Mann.

Das konnte man ihm doch nicht antun!

Äußerlich ließ der Braunhaarige sich allerdings nichts anmerken.

Er atmete noch einmal tief durch, dann knipste er die kleine Lampe neben seinem Bett an.

„Baaaaaaaaah!“, machte Liam. „Mach das weg! Das ist zu hell!“

„Wenn du willst, dass ich dir beim Ausziehen helfe, musst du da durch.“, erklärte Yurian ruhig.

Liam schien einen Moment zu überlegen.

„Oh.“, sagte er dann. „In dem Fall...okay.“

Mit unbewegtem Gesicht und zitternden Fingern griff Yurian nach dem T-Shirt seines Freundes und zog es ihm ebenso unbeholfen wie vorsichtig über den Kopf.

„Huiiii!“, gröhlte Liam und ließ sich schwungvoll nach hinten auf die Matratze fallen, so dass das Bettgestell bedrohlich knarrte.

„Und jetzt die Dings...die Dings...“, lallte er und versuchte, seine Beine anzuheben. Durch den Alkohol im Blut gelang es ihm allerdings nicht so wirklich, was ihn zu einem lauten Kichern veranlasste.

Oh.

Mann.

Scheiße.

„Mach die Hose wenigstens selbst auf.“, murmelte Yurian rau.

Es dauerte knapp drei Minuten, bis Liam Knopf und Reißverschluss bezwungen hatte.

Sehr lange Minuten in denen Yurian die Fäden in seinem Teppichboden zählte.

Nur nicht aufsehen.

Denn...

Was könnte schlimmer sein?

Liam ohne T-Shirt...

Das allein hatte schon was.

Liam halbnackt.

Halbnackt auf seinem Bett.

Und dabei sich die Hose...

Und er sollte dabei auch noch helfen...

Den Schlaf konnte er für diese Woche vergessen.

Es gab nur eins!

Fäden zählen!

Nachdem der Blonde es endlich geschafft hatte, seine Jeans zu öffnen, blieb er faul auf dem Rücken liegen und wartete.

Der Braunhaarige unterdrückte ein aufgeregtes Zittern, bemühte sich nach wie vor darum, Liams Oberkörper und dessen Schritt zu ignorieren und machte sich daran, zunächst einmal die dreckigen Turnschuhe abzustreifen.

Immer eins nach dem anderen.

Was war schon dabei?

Er hatte Liam schon früher beim Umziehen gesehen.

Vor und nach dem Sportunterricht.

Na gut...da waren sie sich nie so nah...

Er musste morgen unbedingt sein Zimmer staubsaugen, er hatte da ein paar unschöne Flusen auf seinem Teppich entdeckt.

Ja, staubsaugen, das war wichtig.

Vielleicht sollte er auch gleich noch etwas mehr putzen?

Das tat er ohnehin viel zu selten.

Was Liam wohl für eine Unterhose trug?

Wah, den Gedanken nahm er zurück!

Nicht, weil ihn das eine Spur verzweifelt und pervers wirken ließ, sondern weil sich der Gedanke äußerst negativ auf seinen Puls auswirkte..

Er wollte das gar nicht wissen...

Gut, das war gelogen, aber außer ihm wusste das ja niemand.

Mit leicht gerötetem Kopf hob Yurian endlich den Blick und begann an den störrischen Jeans zu zerren.

Stück für Stück rutschte die Hose über die braungebrannten, nackten Beine.

Nicht hinschauen!

Nicht hinschauen!

Bloß nicht hinschauen!

Gleich war es geschafft!

Trotz guter Vorsätze schielte er natürlich dennoch zur bewussten Stelle, als er die Hose und das Shirt pflichtbewusst und mit rasendem Herzschlag ordentlich auf den Boden neben dem Bett ablegte.

Boxershorts.

Schlicht weiß, bis auf...

War das da ein Pinguin?!

Schuldbewusst wandte er sich ab.

Liam dagegen rührte sich nicht.

„Willst du dich nicht richtig hinlegen?“, erkundigte sich Yurian krächzend. Seine Stimme überschlug sich beinahe.

Leises Schnarchen war die Antwort.

Hey, das wurde ja immer besser!

Er hörte sein Blut in den Ohren rauschen, als er neben Liam trat.

Die Augen fest geschlossen, den Mund leicht geöffnet, die Arme quer über der Matratze lag der Blonde da und ratzte fröhlich vor sich hin. Die langen Beine hingen lässig auf den Boden. So viel braune Haut. Die strahlend weißen Shorts darüber. Der flache Bauch. Die Muskeln am Oberkörper, vor allem an den Armen. Er sah...lecker aus.

Yurian leckte sich hastig über die Lippen.

Er musste Liam vernünftig hinlegen und zudecken. Das Licht ausmachen. Gehen. Sich selbst wieder hinlegen und wieder schlafen.

Er riss sich zusammen.

Seine Hände zitterten noch stärker als zuvor, als er sich neben seinen Freund kniete.

Einen Moment lang verharrten seine Finger nur wenige Millimeter von Liams Körper entfernt.

Er konnte die Hitze seiner Haut spüren und hörte die tiefen, friedlichen Atemzüge.

Aber worauf es ankam: Er war ein netter Kerl.

Er würde so eine Situation niemals ausnutzen.

Das hier blieb sein Geheimnis, wie alles andere zuvor.

Einfach weiter machen, wie immer, als gäbe es da nichts in ihm.

„Manchmal kannst du ein richtiger Mistkerl sein, weißt du das?“, flüsterte er kaum hörbar. Ob die Worte an Liam oder ihn selbst gerichtet waren, wusste er selbst nicht.

Er packte den anderen bei den Schultern. Er gab ein unterdrücktes Keuchen und Ächzen von sich, während er Liam in die richtige Position schon und zerrte.

Gott, war der schwer!

Und er wachte nicht einmal auf!

Das Einzige, was Liam von sich gab, war ein leises, zufriedenes Brummen.

Endlich lag der Blonde halbwegs akzeptabel auf dem Bett. Yurian war völlig außer Atem und warf einen letzten Blick auf das schlafende Gesicht. Wäre die Alkoholfahne nicht gewesen, hätte ihm dieser Anblick sicher noch mehr Herzklopfen bereitet.

Aber ein Freund war ein Freund und so sollte es bleiben.

Liam durfte es nie erfahren.

Ein Schauer lief Yurian über den Rücken und er leckte sich erneut über die Lippen.

Die hellen Wimpern, der Mund, die zerzausten Haarsträhnen auf Stirn und Wangen.

IN SEINEM BETT.

Er musste hier heraus.

Schleunigst.

Zögern.

Eine Sekunde.

Zwei.

Drei.

Vier.

Abrupt richtete er sich auf.

Er musste hart bleiben....äh...stark, ja, stark bleiben. Das Wort war unverfänglich und brachte selbst Leute mit schmutziger Fantasie nicht auf dumme Gedanken.

Es war einfach alles zu viel für ihn.

Er wollte nur noch schlafen.

Er zog die Decke über Liam, schaltete hastig das Licht aus und eilte zur Tür. Ohne sich umzudrehen stürmte er mit großen Schritten ins Wohnzimmer. Schwungvoll warf er sich auf die Couch.

Das Blut pochte noch immer in seinen Ohren, während er in die Dunkelheit starrte.

Sein Atem ging schwer und stoßweise, beruhigte sich nur langsam.

Und zu allem Überfluss....

Warum fiel es ihm erst jetzt auf?

Liams Geruch hing an dem Bettzeug auf der Couch.

Verdammt!

Kein Schlaf.

Nicht so.
 

Yurian brummte etwas im Schlaf und rollte sich auf die Seite.

Irgendwas war anders als vorher.

Es war kälter geworden.

Unruhig tastete seine Hand suchend über das Bettlaken, bevor er wieder in tieferen Schlaf fiel.
 

Yurian schluckte die Aspirintablette hinunter und trank anschließend ein halbes Glas Wasser. Hoffentlich wirkte die Tablette schnell. Er hatte stechende Kopfschmerzen. Nachdem er Liam zu Bett gebracht hatte, hatte er nur noch wenig und vor allem nur sehr schlecht geschlafen.

Inzwischen war es fast elf Uhr. Er hatte sich lange auf dem Sofa hin und her geworfen und als er es umfangen von Liams Geruch nicht mehr ausgehalten hatte, hatte er gedankenversunken einen Happen gegessen und lange kalt geduscht. Sein Teilzeit-Untermieter schlief offenbar noch immer seinen Rausch aus. Jedenfalls hatte er keinen Mucks aus seinem Schlafzimmer gehört.

Yurian stellte sein Wasserglas in die Spüle.

Und was nun?

Sollte er Liam wecken?

Oder leise sein, bis er von selbst aufwachte?

Sollte er...

Das schrille Klingeln der Türglocke unterbrach seine Gedanken.

Wer kam denn jetzt?

Seit Liam bei ihm wohnte, hatte es öfter an seiner Tür geläutet als jemals zuvor. War das überhaupt noch normal, so viel Besuch?

Nun ja, die Überlegungen, ob er den Blonden weiter schlafen lassen sollte oder nicht, hatte sich nun erübrigt.

Er strich sich unbewusst über die verwaschene Jeans und das blaue T-Shirt und ging zur Tür.

Es hatte nicht noch einmal geklingelt, also musste ein halbwegs vernünftiger Mensch vor der Tür stehen.

Oder war es ein aufgebrachter Nachbar?

Kurzerhand riss er die Tür auf.

Kein Nachbar.

Ein junger, schlanker Mann mit schwarzen Haaren, die im Morgenlicht rötlich schimmerten, in schwarzen Jeans und mit weißem Shirt, der ihn mit leicht zur Seite geneigtem Kopf direkt ansah. Die grauen Augen blickten ihn forschend und durchdringend an. Er erinnerte Yurian an eine Katze, die darüber nachdachte, ob sie das Futter, dass ihr angeboten wurde fressen sollte oder lieber in die Hand, die es ihr anbot beißen sollte. Irgendwas sagte ihm, dass der Besucher meistens die Beiß-Variante wählte. Aus reiner Vorsicht.

„Hallo.“, sagte Yurian zögernd.

„Guten Tag.“

Beide schwiegen.

„Was kann ich für Sie tun?“

„Ich suche etwas, dass mein...Freund gestern vergessen hat.“, erwiderte der andere.

„Freund?“

„Großer Kerl, schwarze Haare, blaue Augen, unheimlich nervtötend.“

„Cay?“, entfuhr es Yurian verblüfft.

„Was hat ihn verraten? Das Wort „nervtötend“?“

„Ich...äh...“

„Naja, der ist es jedenfalls.“

Yuriam kam urplötzlich eine Idee: „Bist d...sind Sie Kyo?“

Der Braunhaarige runzelte die Stirn. „Er hat von mir erzählt?“

„Nein, das war Liam.“

Kyo nickte nur.

Und das war also Cays Freund?

FREUND?

Er schien so nett und....normal. Die beiden gaben auf jeden Fall ein interessantes Paar ab.

Er würde alles darum geben, die Zwei mal zusammen zu sehen.

„Cay hat gestern Abend sein Portemonnaie irgendwoliegen lassen. Mit Geld, Führerschein und allem drum und dran. Ich hatte gehofft, Liam hätte es mitgenommen. Ich hätte den Schwachkopf ja selbst her geschickt, denn immerhin ist es ja sein Geld....Aber der Hornochse hat einen gewaltigen Kater.“

Unwillkürlich warf Yurian einen Blick über die Schulter. „Da ist er sicher nicht der Einzige...“

Beide schwiegen einvernehmlich und musterten sich gegenseitig. Braune Augen trafen auf graue, abschätzende, nachdenkliche Blicke wurden ausgetauscht. Es geschah nicht oft, aber der Kerl war ihm irgendwie vom ersten Moment an sympathisch. Er erinnerte ihn ein klein wenig an sich selbst...

„Wollen Sie nicht...“

„Du.“

„Willst du nicht reinkommen?“

„Gerne.“ Kyo trat in den Flur.

„Kaffee?“

„Hm...“

„Saft? Milch?

„Milch, bitte.“

„Kein Problem. Während du es dir im Wohnzimmer bequem machst, werde ich mal Liams Taschen durchsehen. Letzte Nacht ist mir da allerdings nichts...“ Er verstummte und bemerkte, wie ihm verlegene Röte ins Gesicht schoss. Er schaute gehetzt zu Kyo, der neben ihm her lief. Keine Reaktion.

Trotzdem begannen seine Beine leicht zu zittern.

Er durfte sich nicht verplappern egal bei wem!
 


 


 

**************
 

Hallo!
 

*verkriech*

Gott, bin ich langsam! ^^´´

Aber endlich wieder ein neues Kapitel! *freu*

Dabei habe ich gute Gründe!! *seufz*

Siehe dazu mein weblog! ^^

*irrlach*

Ich freu mich gerade so!! ^^

Wie auch immer:

Liam ist nun im Bett...*kicher* Da diese Serie nicht allzu lang werden soll, geht es bald schon in der Richtung weiter. ;o)

Und Kyo ist auch da...er wirkt ein bißchen erwachsener, oder? Egal, das gibt sich wieder. :O) Ich bin selbst gespannt, wie er und Cay sich als Nebenfiguren machen....^^

Ich hoffe, es hat euch gefallen!

Bis zum nächsten Mal!
 

Eure Pitri



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Kommentare zu dieser Fanfic (70)
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Von:  snowwhitedoll
2007-10-25T11:27:00+00:00 25.10.2007 13:27
Wie geil ist das denn...so schnukkelige kerle^^
schreib bitte bitte weiter!!!
liebe grüße
Von: abgemeldet
2007-03-27T17:58:33+00:00 27.03.2007 19:58
oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooh, wie hammer!!!!! voll genial!!!!! *in tränen der begeisterung ausbrech*
DEINE FFS SIN ALLE MEGAMÄßIG!!!!! WIE SHAFFST DU DAS BLOSS??????
...
BITTE MACH SCHNEL WEITER!!!! *g*
Warte schon voll gespant
...
was schreib ich denn da schon wieder???
...
BITTE BEEIL DICH!!! *auf Entzug ist*
ich glaub ich sollt ma aufhörn...
cucu, bis zum näxten kapitel^^
Von:  mawkish-cherry
2007-02-05T18:09:27+00:00 05.02.2007 19:09
yaaaaaaiiiii!!! ^_____^
ich verschlinge deine fanfictions schon alle nacheinander xD
uuuh, ich liebe sie, ..wobei mir der letzte teil, der irgendwie immer im adult endet, ja verwehrt bleibt..*schnüff*
..nicht das ich was dagegen hätte, wenn sie adult werden..xD*yaoi-fähnchen schwenk*..aber ich kann sie noch nicht lesäääääähn~*in tränen ausbrech*
...gut, das war jetzt aber nicht das, was ich schreiben wollte..ich hab mich riesig gefreut, als ich kyo und cay in dieser FF entdeckt hab, da die beiden meine absoluten lieblingscharaktere sind. die fanfic von den zweien hab ich sogar schon mehrmals gelesen, weil sie mir so gut gefallen hat..o.O *freakbinZ*...mach bittö, bittö schnell weita, damit ich vor meinem computer ein dankesgebet aussprechen darf...was schreib ich hier eigentlich? =_____=;

...uiuiui..ganz schön langer text^^..was ich eigentlich nur sagen wollte, ist dass ich mich sehr freuen würde, wenn du weiterschreibst und mir eine ENS schickst, wenn es weitergeht...^^
Von:  Larii
2006-12-27T22:52:34+00:00 27.12.2006 23:52
waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahahahahha ich find kyo klasse.
"was hat ihn verraten? nervtötend?" oder wie das war hahahahhahahahahhahah ahhahahahahhahahaha
is des geil ^^
also ich würd mich wirklich auf eine fortsetzung freun =) =)
schonmal weil ich kyo und cay so genial finde.
aber yu und liam sind auch nicht zu verachten ^^
laro
Von: abgemeldet
2006-09-11T15:24:39+00:00 11.09.2006 17:24
Yay! und endlich bin ich auch hier mal zum lesen gekommen XD *freu* und in der Story gibt es neue Schnuckis und alte Schnuckis *noch mehr freu* *sabber*
Ich freu mich schon auf weitere Kapitel!
Ich liebe einfach deinen Schreibstil und dein Schnuckis XD *heute mit Schuckis hat*
Hoffe es kommt bald was neues!

Lieben Gruß
Reika
Von:  Ayume-ko
2006-09-03T12:45:40+00:00 03.09.2006 14:45
Cool! ICh habs gestren Abend noch gelesen, war aber zu müde, darum kommt der kommi erst jetzt! *schäm*
Also ich fands genial!^^ Die beiden passen echt gut zusammen! smile* Schade, dass du an so einerStelle aufhörst! Aber ich weiß schon,... die Spannung!^^ *g* XD Und ich bin dir ja auch net bös'! *smile* Aber ich will schnell weiter lesen!*ungeduldig ist*^^ Also versuch dich zu beeilen!^.~ Ich bin schon gespannt, ob sie es schaffen zusammen zu kommen, oder ob sie weiter nur beste Freunde bleiben, wobei ich denke, dass das nur eine gewisse Zeit gutgehen wird. Naja, egal! Ich freue mich auf jeden Fall aufs nächte Kapi, wie immer! *smile*
Bye Ayu
Von: abgemeldet
2006-07-12T13:39:03+00:00 12.07.2006 15:39
echt toll das kyo und cay in der geschichte vorkommen
wobei cay in der story ernster wirkt als in some days.
ich bin echt gespannt wie es weiter geht und wie das treffen der vier aussieht :p
ich hoffe du schreibst schnell weiter >.<

angel
Von: abgemeldet
2006-07-02T19:41:40+00:00 02.07.2006 21:41
Háaallloooooo!!!ich habe nicht anderes erwartet*lach*du übertriffst dich mal wieder in allen punkten..das du dazu noch kyo und cay dazunimmst ist einfach nur der knüller!also immer schön entspannen und durchatmen..und deiner fantasy freien lauf lassen..lach..achwas!!!du schaffst das auch im schlaf*schleim*

Byeeeeee byee
Bussi
KazumyCat
XD
Von:  Taoya
2006-06-19T16:03:41+00:00 19.06.2006 18:03
Supi, einfach supi!!XDD

Treten Kyo und Cay denn mal zusammen auf? Ich hoffe es sehr!!^__^
Und ich finde es gut, das Yurian ein wenig selbstbewusster rüber kommt in diesem Kapitel. Ich hoffe, dass du das noch ein wenig ausbaust, denn eigentlich scheint er mir nicht so ein schüchterner Typ zu sein. Er sollte ruhig ein bisschen mehr für sich selbst eintreten!^^

Ein sehr schönes Kapitel, auch wenn es kurz war. In der Kürze liegt die Würze!XD

*knuddl*
Taoya
Von:  Kasandra
2006-06-18T18:10:45+00:00 18.06.2006 20:10
Danke für die Ens.
Ich schäme mich so das ich erst jezt Zeit hatte zu lesen.
Das Kap war wunderbar.
Der arme Yu kann einem ja echt leid tun.
Kasandra


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