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Armer, kleiner Bill

Eine kleine TokioHotel FanFic;;;;; Kappi 11 hochgeladen am 5.1.08
von

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Gefühlsregungen

Warnung: Shounen-Ai, Tokio Hotel

Pairing: selber rausfinden! ^^
 

Disclaimer: Die Süßen gehören nicht mir und Zaster sehe ich auch keinen *schluchz* ... *Pistole zück* *in Bank stürm* *Geld einsack* *sich aus dem Staub macht*
 

Musik: hide, Dir en grey
 

" ... " somebody speaks

[[ ... ]] meine Kommentare
 

-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-_-
 

Erschöpft lasse ich mich auf die Couch in meiner Umkleide fallen. Das Konzert war ein voller Erfolg. Die Mädchen sind der Reihe nach umgefallen, ich habe alle Töne getroffen und wir haben wirklich die Halle gerockt.
 

Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, dass wir den Sprung geschafft haben und jetzt berühmt sind und eine Menge Kohle verdienen. Ich kann nur hoffen, dass wir uns innerhalb der Band nicht zoffen und auseinandergehen...
 

Aber danach sieht es ja, Gott sei Dank, zur Zeit nicht aus. Eher der Gegenteil ist momentan der Fall. Wir verstehen uns wirklich super und unser Zusammenspiel hat sich auch enorm verbessert. Alles läuft nach Wunsch, aber warum bin ich dann so niedergeschlagen? So fertig?
 

Lautes Gelächter ertönt und ich weiß, dass meine Ruhe gleich

endgültig vorbei sein wird.
 

Seufzend erhebe ich mich wieder, schnappe mir meine Ersatzklamotten und verschwinde unter die Dusche um mir den Schweiß abzuwaschen.
 

Mit geschlossenen Augen genieße ich das angenehm warme Wasser, das langsam über meinen Körper fließt. Langsam fange ich an mich einzuseifen, als die Tür zu der Dusche aufgerissen wird und meine Bandkameraden stürmen das Bad.
 

Genervt von ihrem kindischen Gequieke spüle ich mir den Schaum ab und stelle das Wasser noch einmal kurz auf kalt, damit ich nach dem Verlassen der Dusche nicht so sehr friere.
 

Trotz dieser Maßnahme bibbernd, verlasse ich die Kabine und schnappe mir eines der großen Handtücher, die schon für uns bereitgelegt waren. Hastig trockne ich mich ab und schlüpfe in meine Kleidung.
 

Meine Haare trocken rubbelnd verlasse ich den Duschraum und werfe mich der Länge nach wieder auf die Couch, nicht ahnend, dass mein Brüderchen es sich in einer Ecke mit geschlossenen Augen bequem gemacht hat und ich falle natürlich prompt in seinen Schoss. Mit einem Schreckensschrei fährt er zusammen und sieht mich mehr als konfus an. Von unten herauf blicke ich in seine braunen Augen.
 

Seltsam, sahen die eigentlich immer schon so schön aus? Was denke ich da eigentlich? Erschrocken über meine eigenen Gedanke richte ich mich schleunigst wieder auf und versuche zu verhindern, dass mir das Blut in den Kopf steigt.
 

"Nicht so stürmisch, Bruderherz! Ich weiß ja, dass du mich magst, aber dass du so auf mich fliegst, hätte ich nicht von dir gedacht. Tse, tse."

"Idiot! Bild dir bloß nichts ein!"
 

"Sollte ich das denn?"
 

"Nein! Du hast mal wieder bescheuerte Ideen, weißt du das eigentlich?!"
 

"Es ist einfach zu süß, wenn du dich so aufregst!" Lächelnd tippt mir Tom auf meine Nasenspitze. Verwirrt sehe ich ihn an. Süß?!? Jetzt spinnt er völlig. Kopfschüttelnd wende ich mich ab und sehe zufällig auf meine Armbanduhr.
 

"Hey Jungs, beeilt euch!" rufe ich in den Duschraum, "Es ist schon zehn vor elf. In Zehn Minuten kommen unsere Eltern, dann sollten wir fertig sein."
 

"Aye, Aye Boss!" tönt es aus der Dusche zurück und auch ich sammele meine sieben Sachen zusammen und verpacke mein Schminkzeug und die verschwitzten Bühnenklamotten in meine heiß geliebte schwarze Umhängetasche.
 

Fünf Minuten später kommen unser Drummer und unser Bassist aus dem Bad gestürmt und suchen hektisch ihre überall verteilten Habseligkeiten. Grinsend beobachte ich ihre Suchaktion, bis es an der Tür klopft und meine Mutter den Kopf durch die Tür steckt.
 

"Seit ihr fertig? Wir wollen fahren!"
 

"Gleich! Die zwei Chaoten müssen nur noch ihr Zeug wiederfinden."

Grinsend deutet Tom auf die anderen Zwei.
 

"Statt dumme Sprüche zu klopfen, könntest du uns doch eigentlich helfen,

oder ist das zuviel verlangt?!" faucht Georg den Gitarristen an.
 

"Wieso denn suchen? Ich weiß doch, wo euer Zeug ist!" Grinsend streckt

er ihnen die Zunge raus.
 

Typisch Tom, schießt es mir doch den Kopf, er hat es mal wieder nicht

lassen können!
 

Vorsichtig stupse ich ihn an und flüstere: "Wo hast du es versteckt?"
 

"Unter dem Sofapolster."
 

"Da kommen wir ja nie los!", mit den Augen rollend gehe ich zu der Couch, fördere das Gesuchte ans Tageslicht und werfe es meinen Bandmitgliedern zu.
 

Grummelnd bedanken sie sich bei mir und verpassen Tom

im Vorbeigehen eine Kopfnuss.
 

"Okay, Jungs! Dann können wir ja endlich los!", treibt uns meine Mutter an und wir steigen in den Bus. Gähnend kuschle ich mich in meinen Sitz und schließe meine Augen.
 

Ich bin wirklich total ausgepowert und will nur noch schlafen, als ich eine leichte Bewegung neben mir spüre. Verschlafen und leicht verärgert öffne ich meine Augen und erkenne Tom, der es sich neben mir gemütlich macht.
 

"Kannst ruhig weiter schlafen, Billy Boy."
 

"Was machst du hier. In dem Bus ist doch genug Platz. Du musst dich nicht neben mich setzen."
 

"Weißt du, ich habe mir gedacht, ich leiste dir heute mal

ein bisschen Gesellschaft, wenn du nichts dagegen hast."
 

"Wenn ich jetzt aber was dagegen habe?"
 

"Dann bleib ich trotzdem da! Pech gehabt!"
 

"Dachte ich mir schon. Aber lass mich bitte wenigstens

in Ruhe schlafen. Ich kann kaum noch meine Augen offen halten."
 

"Hm? Schlaf gut, Brüderchen." Lächelnd setzt er sich seine Kopfhörer auf und versinkt in seinem heißgeliebten HipHop. Schaudernd drehe ich meinem Kopf zum Fenster und lehne ihn dagegen. Wie kann man nur so einen Schund hören. Das ist doch keine Musik mehr.
 

Manchmal frage ich mich ehrlich, ob wir wirklich Zwillinge sind. In manchen Dingen sind wir so verschieden ... Über diesen Gedanken schlafe ich

schließlich ein.
 

Das nächste was ich wahrnehme sind heftige Rückenschmerzen. Ich fühle mich wie gerädert und mir ist heiß. Die Heizung an meinem Kopf bewegt sich.

Hä ... Heizung ... bewegt sich? Verpeilt öffne ich meine Augen einen Spalt breit, nur um sie sofort wieder zu schließen. Langsam und vorsichtig wage ich einen erneuten Blick. Ich hatte mich nicht getäuscht. Ich liege halb auf Toms Brust, und die sich bewegende Heizung ist sein Brustkorb. Zumindest weiß ich jetzt, wieso mir alles wehtut. In dieser Stellung wirklich kein Wunder.
 

Zaghaft will ich mich wieder aufrichten, als sich ein Arm um mich schlingt und mich in der Stellung festhält. Also ist Tom auch wach, schließe ich daraus.
 

"Könnest du bitte deine Griffel von mir lassen", fauche ich ihn an, doch es kommt keine Reaktion. Als ich meine Augen hebe und in sein entspanntes Gesicht sehe, wird mir klar, dass diese Schlafmütze immer noch pennt.
 

Total entnervt versuche ich mich zu befreien, muss aber feststellen, dass mein großer Bruder eindeutig mehr Kraft als ich selber habe. Ist mir bis jetzt eigentlich nie so richtig bewusst gewesen. Seltsam, wie wenig ich eigentlich über ihn weiß.
 

Sich in mein Schicksal ergebend, kuschle ich mich halbwegs bequem zurecht und versuche wieder einzuschlafen. Aber es bleibt bei dem Versuch.
 

Argh, wieso kann ich auf einmal nicht mehr richtig schlafen?! Ich bin hundemüde, kann aber nicht einschlafen. Ich glaube ich drehe gleich durch! Musik kann ich auch nicht hören. Ich müsste mich ja schließlich aufsetzen können, um an meinen MP3-Player zu kommen, was ich ja dank dem Wuschelkopf unter mir vergessen kann. Ich wusste schon immer, dass große Brüder nervig sind ...
 

Grummelnd drehe ich mich ein Stück nach rechts, so dass ich mich mit dem Hinterkopf an seine Brust anlehnen kann. So, schon besser! Ah, er hat seine Kopfhörer noch auf. Vielleicht hört ja ausnahmsweise gute Musik. Vorsichtig nehme ich ihm die Teile ab und setze sie mir selber auf und stutze erst einmal.
 

Kein HipHop, sondern Dir en grey's ,Clever Sleazoid' [[Ich weiß, die Wahrscheinlichkeit, dass sie Diru kennen und hören ist gering, aber was solls? Schließlich ist das meine Geschichte und sie müssen machen was ich will *Hände reib*]] schallt mir entgegen. Seit wann hört mein Brüderchen denn so etwas? Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, aber es kommt überraschend. Das dritte Mal an diesem Abend wird mir bewusst, dass ich mittlerweile fast nichts mehr über meinen Zwilling weiß. Irgendwie haben wir uns in der letzten Zeit auseinander gelebt. Eigentlich schade...
 

Seufzend lausche ich der Musik... wirklich nicht schlecht dieses Lied. Und dieser Sänger hat eine Stimme... Da kann man wirklich neidisch werden.
 

Einem inneren Drang folgend schließe ich meine Augen.
 

Das nächste, was ich wahrnehme ist, dass mich Tom an der Schulter rüttelt und versucht mich wach zu bekommen. Ich bin also doch noch einmal eingeschlafen. Verschlafen reibe ich mir die Augen und denke zu spät daran, dass ich ja noch Make-Up trage. Lautes Gelächter reißt mich aus meinen Gedanken und ich werde mir der Blicke der anderen bewusst. Ich hasse Kajal!
 

Sanfte Hände drücken mich von dem Körper unter mir weg. Ach ja, den habe ich ja unfreiwillig als Kopfkissen benutzt ... Was er jetzt wohl von mir denkt?
 

Als ich den Kopf drehe, um Tom in die Augen zu sehen, fange ich einen schwer einzuordnenden Blick aus braunen, belustigt blitzenden Augen auf.
 

"Bin ich bequem?"
 

"Nicht unbedingt! Mir tut alles weh.", gebe ich gequält von mir.
 

"Du hättest ja auch nicht auf mir schlafen müssen!

Du bist doch selber schuld, wenn du so anlehnungsbedürftig bist!"
 

"Als ob ich dich freiwillig als Kopfkissen missbrauchen würde.

Du hast mich doch im Schlaf umklammert und nicht mehr losgelassen.

Du bist einfach viel zu anhänglich!"
 

"Jetzt bin ich wohl wieder an allem Schuld?!"
 

"Ja!", schmollend rutsche ich so weit ich kann von ihm fort und krame meinen eigenen MP3-Player aus meiner Tasche. Wenigstens kann ich jetzt wieder meine eigene Musik hören! Grummelnd lehne ich meinen Kopf wieder gegen die Scheibe. Idiot! Große Brüder sind wirklich das Letzte!
 

"Jungs, wir sind da! Wacht auf und vergesst euere Taschen nicht!"
 

Schon wieder werde ich unsanft aus dem Schlaf gerissen. Wie ich es doch liebe!

Aber wenigstens kann ich bald in meine Bett verschwinden. Immer positiv denken! Müde tapse ich in Richtung Haustür, bleibe davor stehen und warte bis meine Eltern sie aufsperren.
 

Schnell verkrümle ich mich in mein Zimmer und falle schon im Halbschlaf in voller Montur auf mein Bett. Innerhalb von wenigen Minuten bin ich eingeschlafen und bekomme auch nicht mehr mit, dass mir jemand liebevoll die Schuhe auszieht und mich zudeckt.
 

Am nächsten Morgen wache ich erst gegen zehn Uhr auf. Dafür bin ich aber ausgeschlafen und bereit für neue Schandtaten! Ich komme, großer Bruder!
 

Gedacht getan. Im Bad fülle ich eine Gießkanne voll kaltes Wasser. Danach husche ich zu dem Zimmer meines Brüderchens, lausche kurz und betrete als kein Laut durch die Tür dringt, sein Zimmer. Auf Zehenspitzen schleiche ich mich zu seinem Bett. Mit einem sadistischen Grinsen gieße ich langsam und genüsslich das Wasser über ihm aus.
 

Laut kreischend setzt er sich kerzengerade im Bett auf und sieht sich panisch und etwas verpeilt im Zimmer um. Irgendwie süß dieser Blick! Hilfe, was denke ich da?!
 

Entsetzt über meine eigenen Gedanken vergesse ich auf Tom zu achten und schon bezahle ich den Preis für meine Unachtsamkeit. Mit einem Kampfschrei wirft er sich auf mich und fängt an mich zu kitzeln.
 

"Bitte, hör auf! Nein, lass das!"
 

Kreischend und kichernd versuche ich ihm Einhalt zu gebieten, was leichter gesagt wie getan ist. Ich sehe ihm richtig an, wie er es genießt mich zu quälen.
 

Je mehr ich mich winde, umso heftiger werden seine Kitzelattacken. Alter Sadist! Irgendwann, nach einer halben Ewigkeit lässt er endlich von mir ab und lässt sich auf meinem Bauch nieder.
 

"Frieden?"
 

"Frieden!"
 

Mit dem Wissen, dass zwischen uns wieder alles in Ordnung ist,

richte ich mich mit einem plötzlichen Ruck auf und falle ihm um den Hals.
 

Moment mal! Ich falle ihm um den Hals?! Erschrocken über meine eigene Reaktion lasse ich ihn sofort wieder los. Leicht konfus blickt er mich an, schüttelt dann seinen Kopf und brummelt etwas wie: "Du kannst dich aber auch nicht entscheiden, was?!"
 

"Was meinst du mit ,entscheiden'?"
 

"Du weißt auch nicht, ob du mich jetzt lieb haben oder hassen sollst.

Das meine ich damit."
 

"Ich bin für Geschwisterliebe!"
 

"So kann man sich natürlich auch aus der Affäre ziehen!", kopfschüttelnd wuschelt Tom dem Jüngeren durch die Haare.
 

Unbewusst kuschle ich mich in die warme Hand. Obwohl ich mir dieser Tatsache langsam immer bewusster werde, verharre ich in dieser Position. Das Gefühl ist einfach zu schön ...
 

"Mein kleines Kätzchen!", flüstert mir Tom leise ins Ohr. Ein wohliger Schauer fährt über meinen Rücken und ich muss leise aufseufzen. Verdammt, seit wann hat mein Bruder so eine Wirkung auf mich? Ich komm mir ja bald vor wie ein Verliebtes ,Fangirlie'! Wah, was denke ich denn jetzt schon wieder?! Hilfe!
 

Abrupt entferne ich mich wieder von seinem Körper und versuche wieder klar im Kopf zu werden, was wirklich leichter versucht als geschafft ist. Muss der so gut riechen?! ... Jetzt drehe ich völlig durch! Ich muss sofort hier raus und noch eine Runde schlafen. Ich bin eindeutig übermüdet. Ja, diese ganzen seltsamen Gedanken sind alles Folgen meiner Übermüdung!
 

Schnell springe ich auf und eile aus dem Raum. Bloß weg hier! Weit weg! Ganz weit weg! So weit weg wie nur irgendwie möglich! ... Okay, es ist mal wieder bewiesen: Ich neige eindeutig zu Übertreibungen und Überreaktionen!
 

In meinem Zimmer angekommen, schmeiße ich sofort die Tür hinter mir zu und werfe mich auf mein Bett. Verzweifelt versuche ich meine Gedanken zu ordnen. Als das nicht klappt, schließe ich meine Augen und langsam holt mich die Schwärze des Schlafes ein.
 

Eine Stunde später schrecke ich schreiend hoch. Ich hatte mal wieder einen Alptraum. Ich sollte eine Truhe öffnen, aber immer wenn ich es versuchte, verbrannte ich mir die Finger und sie öffnete sich kein Stück weiter. Nur ein kleiner Spalt ist mittlerweile offen und von dort blitzten mir zwei durchdringende braune Augen entgegen. Irgendwie machen sie mir Angst. So, als wollten sie mich auf etwas wichtiges aufmerksam machen. Aber ich habe Angst davor, da ich das Gefühl habe, dass es, wenn ich je herausfinden sollte was es auch ist, mein ganzes Leben, ja, mich selbst verändern wird. Deshalb wache ich immer wenn ich diesen Traum habe schweißgebadet auf. Es ist dumm, vor einer fast geschlossenen Kiste so einen Horror zu haben, aber ich kann es doch nicht ändern. Ich bin nun mal ein kleiner Schisser!
 

Schlapp stehe ich auf und tapse in Richtung Bad. Jetzt eine Dusche! Im Bad angekommen meide ich den Blick in den Spiegel. Wie schon gesagt: Ich bin ein kleiner Schisser!
 

Nachdem ich mich zweimal versichert habe, dass die Tür abgeschlossen ist, entledige ich mich meiner Kleidung und stelle mich in die Duschkabine. In Erwartung auf warmes Wasser drehe ich den Hahn auf und ... kreische geschockt auf. Welcher Depp hat hier das Wasser so kalt gestellt?! Wahrscheinlich musste mein Brüderchen mal wieder kalt duschen, weil er ein ,kleines' Problem hatte!
 

Dreckig grinsend stelle ich das Wasser auf warm und stelle ihn mir, natürlich unbeabsichtigt, mit seinem kleinen Problem vor. Oh, vielleicht sollte ich das lieber doch nicht tun. Entgeistert blicke ich zu meiner unteren Region und was sehen meine entsetzten Augen? Ja, richtig geraten. ER ist aufgewacht. Soviel zu meiner warmen Dusche! Schade, aber da kann man nichts machen. Also stelle ich das Wasser wieder auf kalt und richte den Strahl genau auf mein bestes Stück.. Scheiße ist das kalt! Aber es hat geholfen. [[ Wer jetzt auf eine andere Problemlösung gewartet hat: Gomen, aber ich bin heute leicht sadistisch drauf. Da muss er ein bisschen leiden *g* ]]
 

Zufrieden mit dem Ergebnis greife ich zum Duschgel und schäume mich ordentlich ein. Und jetzt darf ich nur nicht mehr an Tom denken, wie er nackt unter der Dusche steht ... Zu spät!
 

Moment mal! Fassungslos werde ich mir der Tatsache bewusst, dass es mich geil macht daran zu denken, wie ein JUNGE, und ganz speziell mein EIGENER BRUDER, sich duscht!
 

Stöhnend sinke ich auf meine Knie und versuche verzweifelt nicht loszuheulen. Vielleicht sollte ich mich einweisen lassen?! Dann wäre die Welt wenigstens von meinen kranken Fantasien sicher ... Oder ich bringe mich gleich um, dann hätte auch ich meine Ruhe ... wäre vielleicht sogar überlegenswert ... aber wie?
 

An eine Pistole komme ich nicht heran, außerdem macht das so eine Sauerei.

Eine Rasierklinge ist leicht zu beschaffen, aber das wäre eine sehr blutige Angelegenheit. Dann müssten meine Eltern sogar nach meinem Tod noch hinter mir herputzen. Na, DIE wären begeistert... Von einem Hochhaus herunterspringen? Auch nicht das Richtige, schließlich bin ich nicht schwindelfrei.

Mich ertränken? Geht schlecht, schließlich habe ich vor zehn Jahren mein Seepferdchen gemacht. Durch Stromschlag sterben? Klappt auch nicht, denn das Kabel von unserem Föhn ist nicht lang genug. Aufhängen? Das wäre eine ganz annehmbare Lösung. Muss ich mir unbedingt merken!
 

Gut, dass ich meinen Sarkasmus noch nicht verloren habe! Kopfschüttelnd erhebe ich mich wieder aus meiner knienden Position, stelle das Wasser ab, steige aus der Dusche und greife nach dem nächstbesten Handtuch. Überrascht stelle ich fest, dass dieses feucht ist und als ich genauer hinsehe, bemerke ich, dass ich Toms Handtuch erwischt habe. Irgendwie ist heute wirklich nicht mein Tag!
 

Schnell hänge ich es wieder zurück und zerre ein Frisches aus dem Schrank. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, wickle ich mir ein Handtuch um die Hüfte und will das Bad verlassen. Aber es bleibt bei meinem guten Willen, da mein Brüderchen genau in diesem Moment um die Ecke biegt und mich natürlich über den Haufen rennt.
 

Mir war schon immer klar, dass der Architekt, der unser Haus entworfen hat ein untalentierter Depp war! Warum muss der die Tür auch nur ein paar Schritte von der Ecke entfernt einplanen?!
 

Das Nächste was ich mitbekomme ist der harte, kalte Boden unter meinem armen Hinterteil. Ich sehe meinem Brüderchen an, dass es sich nur mit Mühe ein Grinsen verbeißen kann, aber dann streckt er mir doch die Hand hin, um mir aufzuhelfen. Mit einem kräftigen Ruck zieht er mich auf die Beine, unterschätzt aber meinen Schwung und ich lande mit hochrotem Gesicht in seinen Armen.
 

Wieso passiert so etwas eigentlich immer mir und nicht ihm?
 

Schnell versuche ich wieder etwas Abstand von seinem warmen Körper zu bekommen, doch er hält mich immer noch mit einer Hand fest. Mit der Anderen nähert er sich meinen Haaren und streicht mir den noch nassen und ungegelten Pony aus der Stirn.
 

"Ganz weich...", murmelt er mit einem leicht entrückten Gesichtsausdruck.

Irgendwie bin ich zur Zeit nicht der Einzige in meiner Familie, der etwas neben der Spur läuft...!
 

Perplex betrachte ich mein Gegenüber, wehre mich aber nicht gegen seine sanfte Berührung, sondern halte ganz still.

Und weiter geht es mit den Peinlichkeiten

Disclaimer: siehe 1. Kappi ^^ *zu faul zum schreiben ist*
 

Danke übrigens für die lieben Kommis und als Dank kommt hier Part Two. Viel Spaß damit ^^ Kommis sind natürlich immer noch herzlich willkommen *Willkommensfete schmeißt*
 

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| Perplex betrachte ich mein Gegenüber, wehre mich aber nicht gegen

| seine sanfte Berührung, sondern halte ganz still.
 

So wie ich mich fühle, mache ich bestimmt gerade jedem Ketchup Konkurrenz. Wenn der nicht sofort die Hand wieder da weg nimmt, dann kipp ich um!
 

So, als könnte er Gedanken lesen, zieht er plötzlich seine Hand fort, als hätte er sich verbrannt.

Wie jetzt, bin ich etwa auf einmal giftig?!

Als ich mich wieder gefasst habe und ihn zur Rede stellen will, muss ich feststellen, dass er sich schon in das Bad geflüchtet und die Tür hinter sich verschlossen hat.
 

Große Brüder sind doch echt das Letzte!
 

Wütend und zu meiner Verwunderung leicht enttäuscht, stapfe ich zurück in mein Zimmer und werfe mich auf mein Bett. Vielleicht hätte ich heute früh doch noch etwas länger schlafen sollen ...
 

Gelangweilt werfe ich einen Blick auf meinen Wecker und muss feststellen, dass es schon halb zwölf ist.
 

Vielleicht bin ich ja ein Siebenschläfer?
 

Grinsend ob meiner eigenen Gedanken stehe ich auf, schnappe mir eine bequeme Jeans und ein T-Shirt, sowie eine Boxershorts und schlüpfe schnell hinein. Nachdem ich meine Haare auch noch einmal durchgekämmt habe, auf das Gel verzichte ich heute, renne ich die Treppe hinunter in die Küche, um mich zu vergewissern, dass meine Mutter uns heute ausnahmsweise nicht vergiften will.
 

Neugierig hebe ich den Deckel des größten Topfes uns blicke hinein.
 

Igitt! Was ist das! Scheiße, das lebt ja noch! Oder doch nicht?
 

Angeekelt fange ich an mit einer Gabel in dem Etwas herumzustochern. Gleichermaßen fasziniert wie angewidert beobachte ich, wie sich die langen, wurmartigen Geschöpfe bei jeder Berührung zusammenkrümmen und sich winden. [[Stellt ihn euch vor: Bill steht mit einer Gabel in der Hand über einen Topf gebeugt und versucht herauszufinden, ob der Inhalt noch lebt. Vor allem sein Gesichtsausdruck dabei muss wirklich komisch sein ...*lol*]]
 

Seltsam, irgendwie macht mir das sogar Spaß!
 

"Bill, was treibst du da?! Lass die Mehlwürmer in Ruhe! Pass lieber auf, dass die Heuschrecken nicht anbrennen!"
 

Ich spüre wie ich bleich werde und mein Magen anfängt zu rebellieren. Sofort lasse ich die Gabel fallen, renne mit vorgehaltener Hand aus dem Raum und in das Gäste-WC.
 

Ich hasse diesen Tag!
 

Würgend hänge ich über der Kloschüssel und versuche meinen armen, geplagten Magen wieder unter Kontrolle zu bekommen.
 

Wieso hat Gott ausgerechnet mich mit dieser durchgeknallten Familie bestraft?!
 

"Hey, ist alles okay mit dir?", höre ich die Stimme meines Vaters, der vor der verschlossenen Tür steht und wild dagegen hämmert.
 

"Klar ist alles okay! Deine Frau möchte uns nur vergiften!" ... und Tom verhält sich wie ein Vollidiot ... als ob das etwas Neues wäre ... und ich bekomme Probleme der anderen Art, wenn ich ihn mir nackt vorstelle!
 

... Seit wann stelle ich mir Tom denn nackt vor?!
 

Gepeinigt schließe ich meine Augen und unterdrücke

ein verzweifeltes Aufstöhnen.
 

Ich glaube, ich gehe wieder ins Bett ...

In komischer Verzweiflung schlage ich meinen Kopf ganz in Comicmanier gegen die Wand und muss feststellen, dass das doch recht schmerzhaft ist.
 

Tod durch Aufprall an einer Wand ... auch eine gute Alternative, nachdem das Küchenmesser jetzt voller Insektenstückchen sein wird ...
 

Mich schüttelnd sperre ich die Tür wieder auf und stolziere hocherhobenen Hauptes an meinem Vater vorbei.
 

Mit hochgezogener Augenbraue beobachtet er mich dabei und ruft mir noch hinterher: "Essen ist gleich fertig. Du musst noch Tisch decken!"
 

Würgend kehre ich wieder um und ehe er sich versieht, habe ich die Tür auch schon wieder vor seiner Nase zugeknallt.
 

Hoffentlich kommt das nächste Konzert bald, denn dann bekommen wir das Essen im Hotel ...
 

Nach weiteren zehn Minuten öffne ich die Tür eine Spalt und versichere mich, dass die Luft rein von Müttern, Vätern und Brüdern ist.
 

Schnell schlüpfe ich aus dem Zimmerchen, husche in den Flur, schnappe mir meine Schuhe und fliehe noch auf Socken aus dem Haus des Schreckens.
 

Lautes Rufen hält mich zurück:

"Bill, warte! Ich komme mit! Lass mich hier bitte nicht allein zurück!"
 

Oh, mein Brüderchen spielt auch Ratte. Ja, ja, immer schön das sinkende Schiff verlassen!
 

Grinsend warte ich auf ihn und wir laufen zusammen durch das Städtchen, in der Hoffnung von wildgewordenen Hühnern verschont zu bleiben.
 

Doch unsere stillen Gebete haben nichts geholfen und prompt müssen wir vor einer Truppe Mädchen fliehen.
 

Dass die auch immer so verrückt nach uns sein müssen ...
 

Außer Atem landen wir in einer abgelegenen Gasse und ducken uns schutzsuchend hinter einige Mülltonnen.
 

Die sollten sich auch einmal ein Deo zulegen ...
 

Als wir sicher sein können, dass die Gefahr vorbeigerannt ist, kommen wir wieder hervor und sehen uns lachend an.
 

"Du siehst aus wie eine Vogelscheuche!", kommt das schmeichelhafte Kompliment meines Bruders.
 

"Und du siehst richtig geil aus!"
 

Ups, das habe ich doch jetzt nicht wirklich laut gesagt?!

Wieso glotzt der mich jetzt so bescheuert an?!

Scheiße, das darf doch wohl nicht wahr sein!
 

Panisch halte ich Ausschau nach eine Mauer oder dem nächsten Hochhaus. Hier war doch irgendwo mal Eines gestanden ...
 

"Weißt du wo das Hochhaus hingekommen ist, das hier mal gestanden hatte?"
 

"Du spinnst heute wirklich! Das ist doch vor ein paar Monaten abgebrannt."
 

"War das der Brand wo das kleine Kind fast verbrannt wäre?"
 

"Genau der. Übrigens ist das Kind nicht nur fast verbrannt, sondern IST verbrannt!"
 

"Auf dieses delikate Detail hätte ich genauso gut auch verzichten können ..."
 

Schon wieder fühle ich ein dumpfes Gefühl in meiner Magengegend, als Tom mir durch die Haare wuschelt und meint:
 

"Komm, wir holen uns jetzt einen Döner. Ich habe Hunger!"

Und schon schallt laut und deutlich das Grummeln meines Magens durch das Gässchen.
 

"Du anscheinend auch!"
 

Grinsend packt er mich am Handgelenk und zieht mich hinter sich her, nicht merkend, wie ich die Augen schließe und mich einfach nur von ihm führen lasse und die Berührung genieße.
 

Das ging auch solange gut, bis ich auf einmal ein platschendes Geräusch und einen sehr bekannten Geruch wahrnehme.

Da vertraue ich einmal meinem Bruder und was passiert? Ich muss natürlich in einen Hundehaufen treten!
 

"Wie hast du das denn nun wieder geschafft?", holt mich Toms leicht genervte Stimme wieder zurück in die Realität.
 

"Weiß nicht, ich hab nicht auf den Weg geachtet", stimmt, "außerdem bist du so schnell gelaufen, dass ich gar keine Zeit dazu hatte!", stimmt nicht.

Aber ich kann ja schlecht zu ihm sagen: Entschuldige, ich habe nicht auf den Weg geachtet, da ich meine Augen geschlossen hatte, um deine Berührung intensiver wahrzunehmen!
 

... Irgendwie machen meine Gedanken langsam selbstständig! Weil ich ja Toms Berührungen intensiver wahrnehmen WILL!
 

Unbewusst schüttle ich über mich selbst meine Kopf und bemerke nicht Toms verwunderte Blicke, bis er mir eine Kopfnuss verpasst und wissen will, ob ich ihm eigentlich zugehört habe.
 

"Nein, habe ich nicht, also was ist los?"
 

"Ich habe dir vorgeschlagen deine Schuhe im nächsten Brunnen grob mit einem Blatt zu säubern."
 

"Und wo ist hier der nächste Brunnen?"
 

"Kleiner, benutze deine Augen!"
 

Verwirrt folgt mein Blick seinem Finger und was sehen meine entzündeten Augen? Ja, genau! Einen Springbrunnen ... einen Springbrunnen, in dem kleine Kinder baden!
 

"Und die Kinder?"
 

"Die bekommen das schon nicht mit!"
 

Okay, wenn du meinst ...
 

Gemeinsam gehen wir zu dem Brunnen und ich lasse mich auf einem trockenen Fleck auf dem breiten Rand nieder, ziehe meinen versauten Schuh aus und fange an, ihn notdürftig mit einem abgerissenen Blatt zu säubern, als plötzlich eine Frau anfängt zu keifen:

"Was fällt dir ein den Brunnen als Waschplatz zu benutzen, du Penner?! Unsere Kinder plantschen darin und dann kommst du kleiner Idiot und wäscht deine beschissenen Schuhe in dem Wasser!"
 

Wie recht sie mit ,beschissen' doch hat ...!
 

"Dann geht mit euren Kindern ins Schwimmbad! Dort habt ihr euer sauberes Wasser!"
 

Weil das Wasser im Kinderbecken ja sooo sauber ist. Wer darin badet, hat doch auch gleich eine Fremdurinbehandlung hinter sich!
 

"Nur weil ihr Rotzbengel jetzt berühmt seid, könnt ihr euch aber auch nicht alles erlauben!", mischt sich die nächste Mutter mit ein.
 

Jetzt wird es Tom zu blöd und auch er mischt sich auch in das Streitgespräch ein:
 

"Ihr seid doch nur auf unseren Erfolg eifersüchtig!"
 

Oh, das hat gesessen!
 

"Was fällt dir ein ...!"
 

"Komm Bill, verziehen wir uns lieber, bevor diese Kampflesben gewalttätig werden!"
 

Grinsend über diesen Vergleich laufen wir davon, ich mit einem leidlich sauberen, dafür aber nassen Schuh am Fuß und Tom vor Wut kochend.
 

Da fällt mir ein: Ich habe immer noch Hunger!
 

"Diese alten Schachteln, diese dummen Kühe ... Ich könnte sie ...!", brabbelt mein Brüderchen vor sich hin, so dass ich schon Angst habe, dass er demnächst noch zum Mörder mutiert und deshalb versuche, ihn abzulenken.
 

"Beruhige dich wieder Tom. Es ist doch nichts passiert! Außerdem habe ich jetzt Hunger. Wir wollten uns doch irgendwo einen Döner holen."
 

"Dass du jetzt noch Hunger hast ...? Wieso dürfen solche dummen Tussen eigentlich frei herumlaufen?"
 

Hoffnungslos, der hat sich total festgefahren! Wie kann ich seine Aufmerksamkeit wieder auf mich lenken? Küssen? ... Fort mit diesem Gedanken! ... Schlagen? ... Schon besser!
 

Gedacht, getan. Beherzt drücke ich ihm einen Kuss auf die Backe.

Verdammt, jetzt habe ich den falschen Gedanken in die Tat umgesetzt!

Aber es hat funktioniert! Genau, immer schön positiv denken ... vor allem wenn dein Körper nicht mehr auf dich hört!
 

Leicht verängstigt beobachte ich durch meine gesenkten Wimpern, wie Tom sich überrascht an die Wange fasst, aber sich zu meiner Verwunderung nicht unwirsch darüber reibt, sondern ganz sachte mit seinen Fingerspitzen darüber fährt. Fast so, als wolle er sich das Gefühl meiner Lippen noch einmal in Erinnerung rufen.
 

Noch mehr überrascht es mich, als er mich anlächelt und ohne mit einem Wort darauf einzugehen mich an der Hand packt und weitergeht. Zu verwundert um anders zu reagieren, tapse ich neben ihm her zur nächsten Dönerbude.

Döner, Bücher und andere Peinlichkeiten

Es tut mir wirklich leid, dass das jetzt so lange gedauert hat! Ich hoffe, ich habe nicht alle Leser verscheucht *such* Aber hier ist es nun endlich: Der dritte Teil! Viel Spaß ... und wenn ihr vielleicht ein Kommi springen lassen könntet .... ^^
 

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3. Döner, Bücher und andere Peinlichkeiten
 

Ui, ui, jetzt wird es gefährlich! Zweifelnd besehe ich meinen vor Soße tropfenden Döner von allen Seiten. Ob ich den essen kann, ohne danach auszusehen wie ein Schweinchen? Mal sehen, wie mein Brüderchen mit diesem Monster fertig wird ... oh, der hat das Vieh ja schon fast erlegt. Okay, Bill, du musst jetzt stark sein!
 

Grinsend ob meiner eigenen Gedanken, beiße ich in mein Mittagessen. Lecker!

In mein Essen vertieft, bemerke ich gar nicht wie Tom mich von der Seite her mustert und anfängt zu grinsen. Erst als sich seine rechte Hand meinem Gesicht nähert, schrecke ich auf. Wie erstarrt beobachte ich, wie sein schlanker Zeigefinger ausgestreckt wird und als ich denke, dass sich meine Augen langsam schon nach innen gedreht haben müssen, so sehr bin ich auf seine Fingerspitze fixiert, wischt er mit einer schnellen Fingerbewegung etwas Soße von meiner Nasenspitze und wandert dann über meine Lippen weiter zu meinem Kinn.

Wie schon gesagt: Meine größten Feinde sind Döner!
 

Oh, oh, was treibt er denn jetzt? Der will doch nicht wirklich, dass ich ihm den Finger sauberlecke, oder?! Ein weicher Finger hat es sich auf meinen Lippen bequem gemacht, stupst sie an und versucht sich zwischen ihnen durch zu mogeln. Ohne noch lange zu zögern oder auch nur im Entferntesten an die anderen Kunden zu denken, öffne ich meine Lippen einen Spalt breit und lecke mit meiner Zunge eiligst die sich darauf befindende Soße ab. So macht Döner essen noch einmal so viel Spaß!
 

Die schockierten Blicke der Passanten fallen mir erst auf, als das Getuschel um uns herum immer lauter wird.

"Das sind doch die Zwillinge von Tokio Hotel. Schau mal was die da treiben. Ob die wohl schwul sind?"

"Die Jugend von heute hat aber auch überhaupt keinen Anstand mehr. An den Pranger sollte man sie stellen, damit sie wieder auf die richtige Bahn kommen. Früher hätte es das sicher nicht gegeben!"

"Schau mal, das sind doch die Brüder von Tokio Hotel. Die treiben es ja anscheinend miteinander, habe ich gehört!"
 

Schnell lasse ich wieder von Toms Finger ab und würge schnell meinen Döner hinunter. Irgendwie haben die mir gerade den Appetit verdorben. Wieso kümmert es mich eigentlich, was andere von uns denken? Zwischen uns läuft ja schließlich nichts. Eigentlich müsste ich ja mittlerweile über so etwas stehen, warum lasse ich mich dann aber so von diesen intoleranten Trotteln beeinflussen?
 

"...Bill? Bill! Träumst du?", verwirrt schrecke ich aus meinen Gedanken auf.
 

"Was? Hast du etwas gesagt?"
 

"Ja, du Träumer! Wollen wir langsam wieder heimgehen? Unser Tod dürfte mittlerweile schon im Müll gelandet sein!"
 

"Hm, okay!"
 

Hastig erhebe ich mich und folge dem Zottelkopf. Langsam muss er ja denken, dass ich verrückt bin, so oft wie ich ihn heute anstarre ... Moment! Ich starre meinen Zwilling an?! Oh Mann, mir ist wirklich nicht mehr zu helfen. Vielleicht sollte ich mir schon einmal eine Zwangsjacke besorgen, dann muss die Psychiatrie schon mal kein Geld mehr dafür ausgeben. Aber mal angenommen, dass ich, nun ja, mich in mein Brüderchen .... scheiße, ich wage es nicht, das auch nur ansatzweise zu denken .... verknallt habe, .... was dann? Gut, dass das bestimmt nicht der Fall ist! Oder etwa doch?! Verwirrt schüttle ich meinen Kopf um meine konfusen Gedanken los zu werden. Solche perversen Ideen können aber wirklich nur in meinem kranken Gehirn entstehen! Als ob ich in Tom verliebt wäre! Ha! Das wäre ja noch schöner, wenn ich auf diesen alten Macho stehen würde. Außerdem bin ich nicht schwul! Aber wenn doch ...?

Aus, Bill! Böser Junge!
 

Mit gesenktem Kopf hänge ich meinen Gedanken nach und bemerke nicht, wie Tom an einer roten Ampel stehen bleibt und sich nach mir umdreht. Es kommt wie es kommen muss und ich laufe mitten in ihn hinein. Grinsend schlingt er seine Arme um meine Hüfte, als ich erschrocken zurückfahre und dabei fast rückwärts hingeknallt wäre. Mit rotem Kopf blicke ich hoch in seine Augen und habe Mühe nicht darin zu versinken. Wie war das mit dem: Ich bin doch nicht schwul?! Wieso sieht er mich denn so ... so lasziv an? Oh, oh, das ist gar nicht gut! Muss der mich so fest an seinen Unterleib drücken? Wehe du bewegst dich noch einmal so, dann kann ich für nichts mehr garantieren. Was macht dieser Depp da?! Der legt es wohl darauf an, dass ich hier auf offener Straße einen Steifen bekomme?!
 

Genervt reiße ich mich von ihm los und renne, nein, flüchte in die Bibliothek, die sich nur drei Häuser weiter befindet. Gut, dass ich meinen Ausweis immer mit mir herumschleppe ... Seufzend betrete ich den Raum und lasse meine Augen über die wenigen sichtbaren Besucher gleiten. Puh, keine Fangirlies weit und breit zu sehen! Schnell begebe ich mich zu dem für die Besucher freigegebenen PC, mit dem man den genauen Standort des gesuchten Buches herausfinden konnte. Kurz überlege ich noch, nach was ich denn eigentlich suchen will und gebe dann kurzerhand ,Inzest' ein. Schnell schreibe ich mir die verschiedenen Standorte der angezeigten Lektüren auf und versuche mich in den Weiten der sich stapelnden Wälzer zurechtzufinden. So, da ist ja schon einmal die erste Lektüre. Thematik: Homosexualität. Okay, hört sich auf jeden Fall schon einmal interessant an: Schwul - na und? [[Das Buch gibt es wirklich. Ist ein sehr witziger Test drin, ob Mann schwul ist oder nicht ^___^ und ... SEHR ... ,hübsche' Bilder ^///^. Das Buch ist schon älter und in schwarz-weiß, aber wie gesagt sehr interessant ^^]] Kurz sehe ich mich um, will ja schließlich nicht unbedingt beim Lesen eines solchen Buches erwischt werden, und setze mich schließlich auf einen der langweilig grauen Stühle, die in jeder Ecke herumstehen. Um mir einen Überblick über den Inhalt zu verschaffen, blättere ich schnell einmal das ganze Buch durch, bis ich an einer bestimmten Stelle innehalte. Mir schießt das Blut in den Kopf, als ich mir die abgedruckten Bilder etwas genauer ansehe: Zwei Männer die sich miteinander vergnügen. Hastig schlage ich das Büchlein wieder zu, als ich Schritte hinter mir höre und schnappe mir ohne hinzusehen irgendein Buch, das sich in dem Regal neben mir befindet. Gerade noch rechtzeitig!
 

"Hey Bill, was tust du denn hier?", spricht mich eine wohlbekannte Stimme an.

"Äh, hallo Georg! Was treibst DU denn hier?", stottere ich gekonnt hervor.

"Gute Frage! Ich suche mir was Neues zum Lesen. Und du, was machst du hier in dieser Abteilung?"

"Ich ... ich recherchiere für ein Referat in Sozialkunde."

"Über das Fortpflanzungsverhalten von Schnecken?"

Ups, das ging daneben!

"Nun ja, genauer gesagt über das Regierungssystem einer Schneckenkolonie."

Hilfe! Ein schneller Themenwechsel muss her!

"Und was suchst du ausgerechnet in diesem Abteil der Bücherei, wenn du doch nur neuen Lesestoff suchst? ... Na ja, auch egal! Freust du dich auch schon auf unseren nächsten Auftritt? Ich bin schon ganz nervös deswegen."

"Ganz ruhig, Billy Boy! Zu Ersterem: Mein Hamster ist, glaube ich zumindest, krank und ich wollte mich über Hamsterkrankheiten informieren. Und Zweitens: Ja, ich freue mich auch schon total auf das nächste Konzert, aber ich bin noch nicht sonderlich nervös deswegen. Das wird schon werden, also keine Bange. Ich muss dann weiter. Bye Billy Boy."

"Ciao!"
 

Puh, das war vielleicht knapp! Okay, er ist ausser Sicht. Schnell stelle ich das Schneckenbuch in irgendein Regal zurück und krame das ,interessante' Buch wieder hervor und suche mir hastig die fehlenden heraus. Ich habe wirklich keine Lust auf noch so einen Zwischenfall. Vielleicht leihe ich sie mir lieber aus. Gedacht, getan. Hey Alte, glotz doch nicht so blöd! Noch nie bemerkt, dass auch diese Bücher gelesen werden? Gut, dass sie mich anscheinend nicht erkannt hat.
 

"Danke schön!", nehme ich die Schmöker entgegen. Jetzt brauche ich nur noch das passende Versteck in meinem Zimmer dafür.

Unter dem Bett zu dem anderen Gerümpel? Da finde ich sie ja nie mehr.

Im Schrank? Zu unsicher.

Unter der Kommode? Ja, da müsste es gehen.
 

In Gedanken versunken tapse ich nach Hause zurück und oh Wunder, stoße ich diesmal nicht einmal mit irgendjemandem zusammen.
 

Erleichtert stecke ich den Schlüssel in das Schloss und betrete den Hausflur, nicht ohne mir zuvor die Schuhe ausgezogen zu haben, da ich mich an die Misere mit dem Hundehaufen erinnere. Ich bezweifle, dass meine Mutter besonders begeistert von den Naturgerüchen wäre. Andererseits ...

Grinsend stelle ich mir vor, wie meine Mutter schnuppernd in den Flur kommt und sich fragt, was denn da so überaus naturverbunden rieche.
 

Jetzt aber schnell in mein Zimmer, nicht, dass mich noch jemand mit dieser heißen Ware erwischt. DAS wäre mehr als peinlich. Beruhigt schmeiße ich die Tür hinter mir zu und drehe den Schlüssel hinter mir um. Jetzt muss ich nur noch das Versteck unter der Kommode testen.
 

Vorsichtig spitze ich darunter und finde außer einer dicken Spinne, die gerade eine Fliege vertilgt, nur noch einen alten Socken, den ich schon seit Wochen vermisse. Moment einmal: Spinne?! Sie sieht mich an! Hilfe, das ist bestimmt eine Killerspinne, die es auf mich abgesehen hat! ... Jetzt werde ich aber langsam wirklich kindisch ... Andererseits krabbelt die gerade auf mich zu! Wäähh, bleib bloß weg von mir! Hastig springe ich auf und bringe einige Meter Sicherheitsabstand zwischen den Feind und mich.

Ich würde sagen, dieses Versteck kann ich jetzt auch streichen ... mitsamt dem Strumpf. Ich fass da ganz sicher nicht freiwillig drunter!
 

Grübelnd lasse ich den Blick durch mein Zimmer schweifen, auf der Suche nach einem geeigneten Platz für das Beweismaterial. Wo kann ich guten Gewissens fünf Bücher verstecken? Das ist es! Im Bücherregal! Wer würde da schon nach irgendeiner ,heißen Ware' suchen? Das wäre viel zu offensichtlich, da kommt niemand drauf. Froh darüber, dass das Regalbrett für zwei sich hintereinander reihende Bücherreihen [[also ein extratiefes Bücherregal ^^°]] gedacht ist, räume ich einige alte Bücher aus der hinteren Reihe, nur um die Lücken anschließend mit den geliehenen Büchern wieder zu füllen. Zuvor lege ich mir aber noch ein Buch beiseite. Wäre ja noch schöner, wenn ich diese Bücher nun, nachdem ich sie unter Lebensgefahr in mein Zimmer gebracht habe, nicht lesen... oder zumindest überfliegen würde.
 

Zufrieden lasse ich mich auf mein Bett fallen und schlage das Buch auf und werde fast von Paragraphen erschlagen. §175: ,Die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts oder von Menschen mit Tieren begangen wird, ist mit Gefängnis zu bestrafen ...'; DAS ist hart. Geschockt sitze ich da und lese weiter, dass in §175a, zur Zeit der NS-Diktatur, schon einfachste oder vermutete Liebesbekundungen unter Männern, wie Blickkontakte oder Liebesbriefe, als straffähig erklärt werden und darüber hinaus Zuchthaus bis zu zehn Jahre für ,schwere Fälle' angesetzt werden konnte. [[Buchtipp zu dem Thema: ,Verdammt starke Liebe' von Lutz van Dijk; daraus stammen auch die Gesetzesauszüge]] Einerseits bin ich froh, dass der Paragraph mittlerweile nicht mehr gültig ist, andererseits bin ich entsetzt darüber, dass dieser verdammte Paragraph erst 1994 endgültig abgeschafft wurde.
 

Nachdenklich lege ich mich auf den Rücken und starre Löcher in die Luft. Wieso müssen Menschen immer alles Verurteilen, was sie nicht kennen. Die Gesellschaft behauptet von sich, dass sie tolerant und fortschrittlich sei, aber solche Blicke, wie die dieser Bibliothekarin sagen etwas anderes aus. Was ist denn so schlimm daran jemanden zu lieben, der das gleiche Geschlecht hat ... oder sogar der eigene Bruder ist? Es geht doch einzig und allein um die Liebe. Wenn Bruder und Schwester miteinander ein Kind haben, dann ist das etwas anderes. Die Gefahr, dass dieses behindert oder nicht überlebensfähig ist, ist einfach zu groß. Aber wenn sich zwei Brüder, oder auch zwei Schwestern lieben, dann ist dieses Problem doch gar nicht vorhanden. Außerdem hat es im Mittelalter eine Menge Inzucht gegeben. Wie oft da untereinander in so einem zwanzig Seelen Kaff geheiratet wurde ... Vielleicht erklärt das die fehlende Intelligenz mancher meiner Klassenkameraden?
 

Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, erreicht aber nicht meine Augen. Zumindest habe ich jetzt mal wieder etwas zum Grübeln. Langsam stehe ich wieder auf und verräume das Buch an den dafür freigehaltenen Platz im Regal und stelle mich gedankenverloren ans Fenster. Die Stirn gegen die kühle Scheibe gelehnt. Das eben gelesene geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.
 

Erschrocken zucke ich zusammen, als ein leises Klopfen an meiner Zimmertür ertönt. Schnell laufe ich zu dieser, um sie aufzuschließen. Ich bin bloß froh, dass ich das Buch schon weggeräumt habe! [[ehemals 'verräumt', bis ich darüber aufgeklärt wurde, dass 'verräumen' in der 'Tokio-Sprache' so viel wie 'ficken' heißt ^^° Bill der es gerade mit einem Buch treibt *drop*]]
 

"Hey Bill! Wo bist du denn vorhin so schnell hingerannt?"

Oh, mein Brüderchen. Er ist ja überhaupt nicht neugierig!

"Ich war kurz in der Bücherei. Mir ist etwas Wichtiges eingefallen, das ich unbedingt erledigen musste. Ich hoffe, du bist mir nicht böse?"

Unschuldig klimpere ich mit meinen Augenlidern. Wer kann diesem Bambiblick schon widerstehen? Oh, wie süß, er wird rot! ... Wie jetzt?

"... Nein, dir kann ich doch gar nicht böse sein ..."
 

Ups, der ist weggetreten. Ob der wohl noch weiß, dass ich auch noch anwesend bin? Aber dieser Blick ... diese Augen ... ob seine Lippen sich wohl genauso weich anfühlen, wie sie aussehen? Auch mein Gehirn hat sich anscheinend gerade verabschiedet! Langsam beuge ich mich vor und bemerke durch meine halbgeschlossenen Augen, wie auch sein Kopf sich langsam, aber sicher, dem Meinigen nähert ...

Verwirrung

So, diesmal ging es schneller ^^ Viel Spaß damit!

Disclaimer: Nothing belongs to me, I earn no money ...

*urghs* Disclaimer nerven! *lol*
 

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4. Verwirrung
 

|Auch mein Gehirn hat sich anscheinend gerade verabschiedet! Langsam beuge ich mich vor und bemerke durch meine halbgeschlossenen Augen, wie auch sein Kopf sich langsam, aber sicher, dem Meinigen nähert ...|
 

Doch kurz bevor sich unsere Lippen zu einem ersten Kuss vereinigen können, zuckt Tom zurück, macht auf der Stelle kehrt und rennt, wie vom wilden Affen gebissen, davon. Ich fühle mich, als wäre ich in einem Paralleluniversum gefangen. Kapiere weder, was da gerade fast geschehen wäre, noch, warum Tom auf einmal so eine Panik geschoben hat. Ob der wohl jemals begreift, dass ich nicht giftig bin?! Wenigstens meine sarkastische Ader habe ich noch nicht ganz verloren ...
 

Zurück auf meinem Bett trifft mich die Erkenntnis, dass wir uns fast geküsst hätten, wie ein Kanonenschlag und ich halte bei der Erinnerung daran unwillkürlich den Atem an. Wieso werde ich das Gefühl nur nicht los, dass das mit den Vielleicht-Gefühlen, nicht nur einseitig ist? Aber warum hat er so einen Horror davor, mir näher zu kommen? ...
 

Du bist dumm, Bill! Ihr seid Blutsverwandte, Brüder, Zwillinge! Da ist es doch kein Wunder, wenn er Angst vor seinen vielleicht vorhandenen Gefühlen hat. Hast du doch auch ...
 

Kopfschüttelnd schnappe ich mir ein Blatt Papier und einen Stift, um wieder etwas Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Nach kurzem Überlegen fange ich an zu schreiben, was mir gerade so durch den Kopf geht und fertige somit eine Liste mit allen Dingen an, die mir in den letzten Stunden aufgefallen sind:
 

1. Ich finde Tom attraktiv.

2. Wir hätten uns fast geküsst und ich hätte nicht wirklich etwas dagegen gehabt.

3. Ich habe mir Bücher über Homosexualität und Inzest ausgeliehen, da ich einen Verdacht habe, der in diese Richtung geht (Wie krank bin ich eigentlich?)

4. Tom verhält sich sehr verdächtig:

a) er unternimmt Annäherungsversuche

b) er versucht mir auszuweichen (wobei ich nicht weiß, wie das zu den Annäherungsversuchen passen soll)
 

... Besonders viel weiter bringt mich das jetzt allerdings auch nicht. Das Einzige, was ich mit völliger Sicherheit weiß ist, dass ich absolut durcheinander bin. Vielleicht sollte ich mich einige Stunden hinlegen, in der Hoffnung, dass sich meine Gedanken und Gefühle währenddessen wieder beruhigen, oder sich zumindest wieder etwas ordnen.
 

Gerade als ich meine Idee in die Tat umsetzen will, klopft es an meine Tür. Meine Mutter hat anscheinend die nächste Giftration vorbereitet. Auf gut deutsch: Das Abendessen ist fertig. Seltsam, ich habe überhaupt nicht bemerkt, dass es schon Abend ist ...
 

"Ja, ja, ich komm ja schon!"
 

Genervt tappe ich zu meiner Tür und verlasse mein Zimmer, um mich in ein neues Abenteuer zu stürzen, in manchen Kreisen auch ,Essen' genannt.
 

Stumm setze ich mich an den Tisch, versuche Tom nicht allzu auffällig anzustarren und gleichzeitig das Essen im Auge zu behalten, für den Fall, dass es noch Leben in sich birgt. Erleichtert stelle ich fest, dass dies nicht der Fall ist. Irgendwie komme ich mir vor, als ob ich nicht vorhanden wäre.

Hallo Tom, bin ich jetzt etwa Luft für dich?!
 

Durch meinen Pony hindurch beobachte ich, wie er appetitlos an seinem Brot nagt. Bei diesem traurigen Anblick vergeht auch mir der Appetit und ich mache, dass ich so schnell wie nur irgend möglich, zurück in mein Zimmer komme.

Nur raus aus dem Gesichtsfeld meines bescheuerten Bruders!
 

Wütend schalte ich meine Stereoanlage an und lege ,Withering to death' von ,Dir en grey' auf. Nach kurzem Überlegen entscheide ich mich für ,Dead tree', in der Hoffnung, dass es mir genügt, dass Kyo für mich mitschreit.

Am allerliebsten würde ich das Schreien ja selber übernehmen, aber dann kann ich mich auch gleich in die nächste Klapse einliefern lassen. Ich hoffe wirklich, dass das nächste Konzert durch meine Laune und gedankliche Abwesenheit kein Flopp wird. Die armen Fans! Ob die wissen, was ihnen dann bevorstände?
 

Völlig kaputt werfe ich mich, immer noch angezogen, zurück auf mein Bett und ehe ich mich versehe, bin ich auch schon eingeschlafen.
 

Am nächsten Morgen wache ich wie gerädert auf. Ich hatte wieder diesen seltsamen Traum von der Truhe, nur dass diesmal der Deckel sich ein ganzes Stück hat weiter öffnen lassen und ich somit auch einen besseren Blick auf das darin hausende Vieh werfen konnte. Aber gerade, als ich es genauer mustern wollte, bin ich aufgewacht. Anscheinend war die Zeit noch nicht reif für die volle Konfrontation mit diesem angsteinflössenden Wesen.
 

Mich streckend und gähnend stehe ich auf und lege als Erstes einmal eine andere CD in meine Anlage. So super die Musik von Dir en grey auch ist, nach stundenlangem hören, selbst wenn ich die meiste Zeit davon verpennt habe, hängt sie mir doch manchmal zum Hals heraus. Aber D'espairs Ray machen ja auch tolle Musik ...

Erst jetzt registriere ich, dass ich immer noch die Klamotten vom gestrigen Tag anhabe, und nach kurzem Suchen, finde ich auch noch etwas Frisches zum Anziehen in den dunklen, unergründlichen Weiten meines Kleiderschrankes: Snoopy-Boxershorts, schwarze Socken, die nicht einmal ein Loch haben, eine enge, blaue Jeans, so wie ein rotes, langärmeliges Shirt mit dem Aufdruck ,Evil Child'.
 

Unzufrieden beuge ich mich, nachdem ich mich angezogen hatte, über den einzigen Spiegel in meinem Schlafzimmer und zupfe an meinen Haaren herum. Ich könnte mir ja mal wieder eine neue Frisur zulegen ...

Das gäbe ein Furore! Grimassen ziehend kämme ich die mittleren Haarsträhnen nach oben und fixiere sie mit Haarspray, nur um mir danach vor Lachen fast in die Hose zu machen. Ein Iro kommt damit schon mal nicht in Frage ...! Ein Läuten reißt mich kurzzeitig aus meinen Überlegungen, aber ich gehe davon aus, dass es Erstens nicht für mich ist und Zweitens, dass meine Mutter die Haustür schon öffnen wird.
 

Der brave Seitenscheitel scheidet schon von vorn herein aus. Als ich gerade überlege mir die Lockenwickler, oder zumindest den Lockenstab, von meiner Mutter zu borgen, klopft es mal wieder an die Tür. Immer noch mit dem Pseudo-Iro auf dem Kopf, öffne ich diese und sehe in Georgs entgeistertes Gesicht. Was will der denn hier?
 

"Weißt du eigentlich wie spät es ist?"

"Öhm, nein! Wieso?"

"Wieso? Weil wir vor einer halben Stunde Proben wollten?"

"Was, es ist schon soo spät? Scheiße!"

"Ja, ist es! Und jetzt beeil dich etwas, du Transuse!"
 

Ui, ui, der hat heute vielleicht eine Laune! Schnell schlüpfe ich in meine Sneakers und versuche ihn nicht weiter zu reizen. Es reicht ja schon, dass ich diese Probe doch tatsächlich vollkommen verschwitzt habe. Außerdem bin ich wirklich überrascht, dass es schon halb zwei Uhr nachmittags ist. So lange habe ich doch gar nicht vor dem Spiegel gestanden. Und warum hat mich niemand zum Essen geholt? Ich habe Hunger!!!... Mist! Ich habe ja immer noch diese bescheuerte Frisur! Zumindest musste ich die letzten Stunden nicht ununterbrochen an Tom denken ... was ja jetzt anscheinend nicht mehr der Fall ist. Konnte der Depp mich eigentlich nicht darauf aufmerksam machen, dass es Zeit für die Probe ist? Brüder!!!!
 

Ohne ein weiteres Wort mit Georg gewechselt zu haben, kommen wir an unserem Proberaum an, der sich im Keller von Gustavs Haus befindet. Sehr praktisch, wenn ihr mich fragt, da Gustav so sein Schlagzeug nicht dauernd hin und her fahren lassen muss. Außerdem ist der Raum von außen erreichbar, so dass wir nicht immer durch das Haus laufen müssen, genauso, wie es super ist, dass der Raum eine Schalldämmung hat. Schließlich wollen Gustav Eltern nicht immer durch irres Getrommel gestört werden. Nur die Tür ist von der Schalldämmung ausgenommen, denn schon durch die geschlossene Hintertür schallt mir Gelächter und stümperhaftes Getrommel entgegen. Anscheinend vergewaltigt Tom mal wieder Gustavs armes Schlagzeug ... und meine Ohren!
 

Mit einem Ruck reiße ich die Tür auf, stürme hinein und muss erst einmal kräftig schlucken, denn was ich sehe gefällt mir nun mal absolut gar nicht: Gustav, der sich von hinten über Tom beugt, dessen Hände mit seinen eigenen umfassend und versuchend ihm das Schlagzeug spielen beizubringen. Und mein erbärmlicher Zwilling scheint das Ganze auch noch zu genießen! Ein Stich durchfährt mein Herz bei diesem Anblick. Den Schmerz ignorierend rufe ich ihnen zu: "Hey, ihr Turteltäubchen! Können wir jetzt endlich mit den Proben anfangen?"

Ich kann mir nicht helfen, aber selbst in meinen Ohren hört sich mein Tonfall nicht besonders freundlich oder scherzhaft an. Und schon kommt Toms bissige Antwort zurückgeflogen.

"Bist wohl eifersüchtig?! Außerdem, wer ist hier denn zu spät gekommen?!"

Aua, das tat weh ...
 

Schnell drehe ich mich um, damit niemand meinen verletzten Gesichtsaudruck bemerkt. Muss ja nicht jeder wissen, wie man mich verletzen kann ...

Mein Mikrofon schnappend stelle ich mich auf meine Position und warte auf neue Anweisungen über den Verlauf der Probe. Die fragenden Blicke der anderen ignorierend, fange ich an die ersten Worte von ,Schrei' zu singen, darauf vertrauend, dass die anderen schon mit einfallen werden. [[Der Text von ,Schrei' ist so was von genial ...! Und wie sich seine Stimme am Schluss überschlägt ... *lol*]]
 

Meine ganze Energie in den Song legend, bekomme ich nur noch am Rande mit, wie die anderen auch tatsächlich mit einsteigen. Manchmal sind sie so leicht zu steuern ...
 

Endlich, nach vier Stunden Probe, lasse ich mich völlig kaputt auf einen der Stühle im Proberaum fallen. Gut, dass das die letzte Probe vor dem Konzert war. Ich muss meine Stimme unbedingt etwas schonen, nicht, dass ich am Konzert nur noch krächzen kann. Das käme schön blöd ... Auch die anderen sehen nicht mehr so ganz frisch aus ... Aus dem Augenwinkel beobachte ich wie Tom und Georg sich angeregt über irgendetwas unterhalten. Wieder spüre ich einen Stich irgendwo in meinem Brustkorb. Jetzt ist es also so weit: Ich bin auf meine besten Freunde eifersüchtig, nur weil sie sich gut mit Tom verstehen ... mir ist wirklich nicht mehr zu helfen ...!
 

Ohne noch lange auf die anderen zu warten, verabschiede ich mich von ihnen und verlasse eiligst den Raum, nur um nicht noch länger das vertraute Getue von Tom und Georg mit ansehen zu müssen.

Niedergeschlagen laufe ich heim und sperre mich wieder in meinem Zimmer ein.
 

Erst als mein Blick mein Spiegelbild im Spiegel streift, fällt mir wieder meine affige Frisur ein und mit einem entsetzten Keuchen schnappe ich mir mein Shampoo und flitze ins Badezimmer, um mir das Haargel und die halbe Dose Haarspray wieder rauszuwaschen.
 

Mit tropfnassen Haaren stehe ich vor dem Spiegel und mustere, mein immer nasser werdendes T-Shirt nicht beachtend, mein Gesicht. Ich kann einfach nicht verstehen, was daran so besonders sein soll, dass all diese Fangirlies so darauf abfahren. Ich mein, auch Gustav und Georg sehen nicht schlecht aus, warum also bekomme ich die meisten Liebesbriefe mit den Sätzen: ,Bill, du bist so süß. Ich liebe dich!'? Wieso sind diese Mädchen bloß so anmaßend, so etwas auch nur zu denken? Sie kennen mich doch gar nicht. Sie haben mich nur ein paar Mal im Fernsehen oder vielleicht auf einem Konzert gesehen und behaupten schon, so ein tiefes, starkes Gefühl wie Liebe empfinden zu können.
 

Mit einer unwirschen Handbewegung wische ich mir die Haare aus der Stirn, bevor ich mich ruckartig umdrehe, mir ein Handtuch schnappe und mich wieder auf den Weg in mein Zimmer mache. Doch auf halber Strecke macht sich mein ausgehungerter Magen bemerkbar, ich hatte ja schließlich den ganzen Tag noch nichts gegessen, und ich laufe doch lieber hinunter in die Küche.
 

Eilig will ich durch die Küchentür flitzen, immer den Kühlschrank im Visier, als ich mit etwas festem, warmen zusammenstoße. Und was ist es? Natürlich Tom! Langsam müsste ich Toms Brust wirklich gut kennen, so oft wie ich in der letzten Zeit schon gegen sie gerannt bin ... Nichtsdestotrotz genieße ich dieses Gefühl. Wann sonst habe ich denn schon einmal die Gelegenheit seinem Herzschlag zu lauschen und von ihm im Arm gehalten zu werden? Moment mal, wieso drückt er mich jetzt noch näher an sich? Und was ist das Harte da zwischen seinen Beinen? [[Gute Frage, gell?]]
 

...
 

Das glaube ich jetzt nicht! Der hat doch tatsächlich einen Steifen! Entsetzt muss ich feststellen, dass auch meine untere Region nicht mehr so ganz unberührt von der Situation bleibt.
 

Verdammt, was soll denn das nun wieder?!

Langsam geht mir Tom wirklich auf den Geist. Einmal flirtet er mit mir, dann haut er ab, dann macht er sich an Georg heran und jetzt ist anscheinend mal wieder flirten an der Reihe. Das wird mir jetzt wirklich zu blöd!
 

Mit einer unwirschen Bewegung reiße ich mich los, fauche ihn an:

"Entscheide dich endlich einmal!" und dränge mich an ihm vorbei in die Küche, den verunsicherten und unverständlichen Blick des anderen ignorierend. Der kann mich doch mal am Arsch lecken!
 

Wutentbrannt schnappe ich mir eine Tüte Orangensaft und einen Becher Joghurt, so wie die hoffentlich genießbaren, undefinierbaren Reste des Mittagessens, die ich nur noch schnell in der Mikrowelle wieder aufwärme und verdünnisiere mich wieder nach oben in mein Zimmer. Wahrscheinlich steht Tom immer noch genauso da, wie ich ihn zurückgelassen habe ...
 

Mit großen Happen verschlinge ich mein Essen und noch während ich den letzten Happen hinunterschlucke, krame ich in meinem Bücherregal nach den ausgeliehenen Büchern. Blindlings greife ich mir eines und werfe mich mal wieder auf mein geliebtes Bettchen. Zumindest hat das mich noch nie angemacht! Was denke ich denn da schon wieder?
 

Oh, diesmal habe ich das Buch über Inzest zu fassen bekommen und dieses ,Schwul, na und?'. Habe ich eigentlich die Zimmertür wieder verschlossen? Keine Ahnung, aber ich bin zu faul um nachzusehen. Wird schon niemand hereinkommen.
 

Einige Stunden später lege ich mit einem Seufzer den Schmöker wieder auf Seite. Jetzt bin ich genauso schlau wie vorher: Inzest ist verboten. Toll, als ob ich das nicht davor schon gewusst hätte ...! Ich bin total geschafft. Warum müssen diese Idioten von Politikern die Gesetze denn auch so kompliziert formulieren? Ein Blick auf meinen Wecker sagt mir, dass es schon fast zehn Uhr ist. Also höchste Zeit für kleine Kinder wie mich in die Heia zu gehen. Mühsam überwinde ich meinen inneren Schweinehund und tapse noch einmal ins Bad, um mir die Zähne zu putzen.
 

Gähnend betrete ich wieder mein Zimmer, ziehe mich bis auf meine Boxershorts aus und kuschle mich, nachdem ich die Bücher auf den Boden befördert habe, in meine Bettdecke ein. Das leise Knarren meiner Zimmertür bekomme ich nur noch am Rande mit, genauso wie die Gestalt, die sich langsam meinem Bettchen nähert ...
 

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Hübscher Cliffhänger, ne? *evil-grin*

Ich will Kommis, Kommis, Kommis! *nerv* Ach ja, danke an Cori-chan, die Beta-leserin gespielt hat und an die, die mir ein Kommentar geschrieben haben. *knuddel* Und die, die noch keinen geschrieben haben, haben ja jetzt die Gelegenheit dazu *bg*

Entwicklungen

So, hier ist Kapitel Nr. 5 ^^ Viel Spaß damit. Ach ja, ich bedank mich damit bei meinen fleißigen Kommischreibern *alle knuddel* und bei Cori-chan fürs korrigieren ^^
 

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| Das leise Knarren meiner Zimmertür bekomme ich nur noch am Rande mit,

| genauso wie die Gestalt, die sich langsam meinem Bettchen nähert ...
 

Auf einmal ertönt ein Poltern und ein unterdrückter Schmerzensschrei, und ich spüre wie etwas Schweres, aber weiches, auf mich drauffällt. Erschrocken fahre ich wieder aus meinem Halbschlaf auf und kann nur mühsam ein entsetztes Quietschen unterdrücken.
 

Als ich mich wieder von dem Schock erholt habe, besehe ich mir das Etwas, das da auf mir gelandet ist, genauer. Wer hätte das gedacht: Tom! Unsere Blicke treffen sich und ich kann in seinem Unsicherheit, ja, schon fast Angst vor dem Kommenden, und eine unbestimmte Sanftheit und Wärme lesen. Einer leisen, inneren Stimme folgend lege ich meine Hand vorsichtig auf seine Wange und streichle beruhigend darüber. So weich ...
 

"Ich ... ich wollte ..."
 

"Was wolltest du?", hake ich fragend und mit leiser, ruhiger Stimme nach.
 

"... Ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht!", stößt er gepresst hervor und ich weiß, dass bald alle Dämme brechen werden.
 

Und siehe da, schon eine Minute später spüre ich einen kühlen, nassen Tropfen meine Hand, die immer noch auf seiner Wange ruht, hinab rinnen. Kommt es mir nur so vor, oder ist er tatsächlich noch verwirrter als ich?
 

Langsam, und fast schon zögernd, ziehe ich ihn nun ganz hoch in mein Bett, so dass er halb auf und halb neben mir zum Liegen kommt. Ohne noch lange zu überlegen und meine Unsicherheit unterdrückend, schließe ich fest meine Arme um ihn, immer darauf bedacht ihn nicht zu erschrecken. Es tut weh ihn so verzweifelt zu sehen. Sonst ist ja schließlich immer er der große, starke Bruder. Doch trotz seiner offensichtlich schlechten Gemütsverfassung kann ich mir nicht helfen, denn irgendwie genieße ich dieses Gefühl seiner Nähe auch. Das Gefühl gebraucht zu werden habe ich bis gerade eben noch nie so intensiv verspürt wie gerade jetzt in diesem Moment.
 

Immer wieder lasse ich zärtlich meine Hände seinen unbekleideten Rücken hinaufwandern, in der Hoffnung, ihn dadurch beruhigen zu können. Auf meiner nackten Brust fühle ich die Nässe seiner Tränen, fühle seine Haare kitzelnd in meinem Gesicht und seine Finger, die sich verzweifelt in meine Haut krallen. Langsam lasse ich meine linke Hand zu seinem Kopf hinauf wandern und fange an gedankenverloren mit den dicken Haarsträhnen zu spielen.
 

Ich merke, wie auch in mir der Wunsch los zu weinen und den ganzen Druck endlich einmal ab zu bauen immer größer wird, aber ich reiße mich Tom zu liebe zusammen. Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass ich jemals so sehr mit meinem Bruder mitgelitten hätte, wie gerade, in eben diesem Augenblick. Langsam aber sicher gehen mir die Ideen aus, wie ich ihn trösten könnte. Also tue ich das Nächstbeste was mir einfällt und fange an leise zu summen. Und siehe da, langsam aber sicher werden die Schluchzer weniger und dann spüre ich völlig überraschend seine Lippen, die sich unendlich zart auf die Meinen pressen.
 

Obwohl ich völlig überrumpelt von dieser Aktion bin, erwidere ich noch vollkommen unsicher den Kuss, nicht wissend, was ich davon halten soll. Tief in meinem Inneren bin ich hin und her gerissen, denn auf der einen Seite fühle ich mich, als ob ich schweben könnte, wie auf Wolke sieben, aber auf der anderen Seite bin ich nicht sicher, was dies alles zu bedeuten hat und ich habe Angst, dass Tom nur mit mir spielt, so wie er es auch schon oft mit diversen Fans getan hat.
 

Und doch erwidere ich, aller Logik zum Trotz, diesen für mich alles bedeutenden Kuss. Als wir uns wieder trennen, weicht mein geliebter Bruder mal wieder meinem Blick aus. Wie eine Made frisst sich das Gefühl verarscht worden zu sein in mein Herz hinein. Als er dann auch noch ohne ein Wort der Erklärung wieder aus meinem Bett verschwinden will, ziehe ich ihn an seinem Arm zurück und zwinge ihn dazu sich wieder neben mich zu setzen. So kommt er mir dieses Mal ganz sicher nicht davon, das habe ich mir geschworen.
 

"Was sollte das?"
 

"... Ich wollte etwas ausprobieren ..."
 

"Und was bitte schön?"
 

"Das geht dich nichts an ...!"
 

"Es geht mich also nichts an?!", zische ich ihn wütend an, "es geht mich also nichts an, warum mein Zwillingsbruder mitten in der Nacht zu mir ins Zimmer kommt, herumheult und mich zu guter letzt auch noch küsst?!"
 

Anscheinend hat Tom den drohenden Unterton in meiner Stimme bemerkt, denn nun hebt er das erste Mal seit dem Kuss seinen Blick, nur um ihn sofort wieder zu senken, als er in meine drohend funkelnden Augen blickt.

Wäre er jetzt ein Hund, würde er sich mit eingezogenem Schwanz in eine Ecke verziehen und so tun, als wäre er nicht vorhanden. Tja, Pech gehabt ...!
 

"... bitte ..."
 

"Was ,bitte'?"
 

"Bitte, lass mir Zeit ..."
 

"Zeit? Für was brauchst du Zeit?", nun hat er mich völlig aus dem Konzept gebracht. Er hört sich so schutzbedürftig an, was selten genug ist, da kann ich doch nicht mehr auf ihn wütend sein, versuche ich mich vor mir selber zu rechtfertigen.
 

"Zum nachdenken."
 

Okay, jetzt blicke ich langsam gar nichts mehr...!

Na super, jetzt hat er wieder angefangen zu weinen. Das ist doch sonst gar nicht seine Art. Er ist doch sonst immer der Strahlemann vom Dienst und spielt den großen Macho! Es geschehen also doch noch Wunder...
 

Resignierend ziehe ich den zuckenden Körper wieder zu mir hinunter und drücke ihn, trotz schlechtem Gewissen seine Nähe genießend, fest an mich.

Mein Bruder, mein über alles geliebter großer Bruder...
 

Ein leichtes Lächeln schleicht sich bei diesem Gedanken auf meine Lippen und ich kuschle mich noch etwas fester an den warmen Körper neben mir. Erst jetzt bemerke ich, dass von diesem nur noch tiefe, ruhige Atemzüge zu vernehmen sind. Beruhigt versuche auch ich wieder einzuschlafen, aber nun machen sich die mühsam verdrängten Gedanken an seine nackte Haut an Meiner wieder bemerkbar. Mit aller Kraft verbanne ich sie wieder in die hinterste Schublade meines Gehirns und schließe nun endgültig meine Augen, aber nicht ohne zuvor Tom so hinzulegen, dass er mir als Kopfkissen dienen kann. So liege ich nun, in seine Armbeuge gekuschelt, da und versuche wieder zur Ruhe zu kommen.

Und irgendwann, es muss schon weit nach Mitternacht sein, spüre auch ich, wie der Schlaf der Gerechten endlich auch über mich kommt.

Tom ...
 

Vollkommen fertig wache ich am nächsten Morgen wieder auf. Irgendetwas hat mich die letzte Nacht gestört, nur weiß ich nicht mehr wirklich, was das wahr.
 

Als ich endlich so weit wach bin, um meine Augen zu öffnen, bekomme ich erst einmal einen großen Schrecken, da ich außer Haare nichts mehr sehen kann. Seit wann haben wir denn bitte schön einen so haarigen Hund und vor allem, was macht der dann in meinem Bett?!

Vorsichtig, um keine Haare in die Nase zu bekommen, atme ich ein ... hm, riecht nach Tom, also doch kein Hund...

Dann war das gestern doch kein Traum! Plötzlich wird mir ganz heiß, als Tom, immer noch schlafend, sein Bein zwischen meine Oberschenkel zwängt und dabei zwangsläufig meine Männlichkeit streift ... ui, ui, das ist nicht gut! Das ist überhaupt nicht gut! Wieso bin ich zur Zeit nur so verdammt notgeil?!
 

Aber süß sieht er aus ... Verträumt lächelnd betrachte ich sein mir nun zugewandtes Gesicht und fange vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, an mit meinem Zeigefinger seine Gesichtskonturen nachzufahren. Zärtlich gleite ich mit meinem Finger von seiner Stirn über seine Nase hinunter zu seinen leicht geöffneten, vollen Lippen und streichle mit ganz besonderer Intensität darüber. So weich, wie sie sich auch gestern Abend angefühlt hatten. Zu gerne möchte ich sie noch einmal auf den Meinen spüren ... Pfui, Bill, das lässt du schön bleiben! Du kannst doch nicht einfach so über ihn herfallen! Das nennt man sexuelle Belästigung, was du da gerade vor hast zu tun.
 

Meine innere Stimme abwürgend, drücke ich Tom meine Lippen auf seinen süßen Mund. Nur dieser eine Kuss noch, er wird es ja nie erfahren... hoffe ich zumindest...!
 

Als ich bemerke, wie sein Körper anfängt sich zu regen, ziehe ich mich hastig wieder zurück. Leises Schmatzen ertönt, ein Strecken folgt und dann werde ich von zwei braunen Augen angeblinzelt. Gott, wie süß! Puh, nur gut, dass Tom keine Gedanken lesen kann!
 

"Morgen, Bill. Gut geschlafen? Was machst du eigentlich in meinem Bett?"
 

Eine kalte Hand legt sich um mein Herz und drückt fest zu... zumindest fühlt es sich so an. Hat er wirklich all das, was gestern Nacht geschehen ist, schon wieder vergessen? Das kann er doch nicht mit mir machen, ich meine, wie soll das denn gehen, er war ja noch nicht einmal besoffen! Das gibt es doch nicht... Mühsam reiße ich mich zusammen damit Tom nicht sehen kann, was er in mir gerade für ein Chaos angerichtet hat.
 

"Morgen ... Das ist übrigens MEIN Bett und DU bist zu mir gekommen um zu kuscheln."
 

Na gut, das stimmt jetzt nicht so ganz, aber okay,

gehe ich halt auf sein Spielchen ein.
 

"Oh ... Kann mich gar nicht mehr daran erinnern ... habe ich sehr viel Mist erzählt?"
 

Nein, wie kommt er denn darauf?!
 

"Nö, aber wieso kannst du dich nicht mehr daran erinnern?"
 

"Öh, ich habe etwas zuviel getrunken?"
 

Sofort spüre ich, wie sich die eisige Hand wieder etwas lockert, denn eines kann ich ganz sicher sagen: Er war ganz sicher nicht betrunken, denn das hätte ich hundertprozentig gerochen und daraus folgt, dass er ist ein hundsmiserabler Lügner ist, der gerade versucht seine ,Mannesehre' zu retten, indem er behauptet nicht mehr zurechnungsfähig gewesen zu sein. Als ob er dafür Alkohol trinken müsste...
 

Zweifelnd hebe ich eine Augenbraue, verbeiße mir aber jegliches Kommentar. Ich will ja nicht, dass er gleich wieder Panik bekommt und das Weite sucht, das arme, kleine Angsthäschen... mein Hirn macht gerade seine letzten Zucker, wenn ich das eben wirklich gedacht haben sollte...
 

Was sieht der mich eigentlich so seltsam an, wartet der etwa immer noch auf eine Antwort? Ups...
 

"Hm? Schon möglich, aber besoffen warst du ganz sicher nicht. Ganz schlechte Ausrede, mein Süßer! Gib es doch zu, du hattest Sehnsucht nach mir!", antworte ich mit minutenlanger Verspätung mit betont tuntenhaftem Tonfall.
 

Feixend beobachte ich, wie sich Toms Wangen langsam aber sicher etwas pink färben... steht ihm wirklich gut, vielleicht sollte ich ihm mal vorschlagen seine Haare in dieser Farbe einzufärben. Käme bestimmt gut...
 

"Das glaubst du ja selbst nicht! Als ob ich auf Jungs stehen würde, oder gar auf meinen Zwillingsbruder!"
 

Autsch, das tat weh.
 

"Tust du das etwa nicht?", antworte ich in einem gespielt

weinerlichem Tonfall und klimpere dabei mit meinen Wimpern.
 

"Ich bin KEINE scheiß Schwuchtel, kapiert!?", stochert Tom noch etwas in meiner neu entstandenen seelischen Wunde herum. Und was war das dann gestern mit dem Kuss? Verdammt, Tom, hör endlich auf mit mir zu spielen!
 

Mit einem Ruck steht er auf und lässt mich alleine in meinem Zimmer zurück: "Ich weiß ja nicht, was zur Zeit mit dir los ist, Bill, aber ganz normal bist du mittlerweile auf jeden Fall nicht mehr!"
 

Fragt sich hier nur, wer von uns beiden mehr spinnt? Ich, der doch außer ein paar unbedachten Kommentaren nichts verbrochen hat, oder diese ... diese Dramaqueen.
 

Murrend stehe nun auch ich auf. Der Tag hat ja mal wieder wundervoll angefangen! Fehlt nur noch, dass der Kühlschrank leer ist, oder noch schlimmer, dass nur noch ein paar von meiner Mutter eingelegte Schweinelebern darin zu finden sind. Bei dem Gedanken an diese muss ich mich unwillkürlich schütteln. Ich werde diesen Geschmack wohl nie wieder vergessen können...
 

Mir eine frische Panty überstreifend, suche ich mit meinem Blick den Boden nach meiner Hose ab. Die war doch da irgendwo... Hab ich dich! Mit einem kindischen Jubelschrei stürze ich mich auf sie und ziehe sie mir über. Alles ist besser als auch nur einen Gedanken an Dramaqueen zu verschwenden ... sogar ein Pseudokampf mit meiner Jeans...
 

Nachdem dann auch noch ein bequemes Shirt über meinen Kopf gewandert ist und ich mir kurz mit der Bürste durchs Haar gefahren bin, wage ich mich endlich hinunter, um den Kühlschrank zu inspizieren. Butter, Eier, saure Gurken, Toast, igitt, das Mittagessen von gestern, Bier, Messer und Gabel... seit wann bewahren wir unser Besteck denn im Kühlschrank auf? ... Nutella, Marmelade, Frischkäse, Gouda, Quark, Schinken, Salami, Radieschen, Yoghurt, lasse ich meinen Blick über das Innenlebend des Kühlschranks gleiten. Haben wir denn keine Milch mehr? Ah, da ist sie ja!
 

Erfreut nehme ich sie heraus und schmeiße dann erst einmal die Kühlschranktür zu, um die Schokoflakes vom Küchenregal zu holen.

Gerade als ich einen Löffel nach dem anderen in mich hineinschaufle, kommt Tom und setzt sich zu mir, klaut mir mein Schälchen und meinen Löffel, nur um sich dann selber an meinem Frühstück zu laben. Mistkerl!
 

"Freust du dich auch schon so auf das Konzert übermorgen?", fragt er mich mit vollem Mund.
 

Keine Reaktion von meiner Seite aus. Das würde dem so passen! Erst soll sich dieser Idiot bei mir entschuldigen!
 

"Bill, bist du noch sauer wegen vorhin?"
 

Ach nee, wie kommt der denn DA drauf?
 

"Hör mal, es tut mir leid. Ich hab das alles nicht so gemeint ... du bist doch mein Lieblingsbruder!"
 

"Danke, ich bin dein Einziger!" Mist, jetzt habe ich doch reagiert ... was soll's ...

"Und ja, ich freue mich auch schon auf das Konzert. Das wird bestimmt geil und wir bekommen mal wieder etwas anderes als Insekten vorgesetzt!" antworte ich immer noch etwas angepisst.
 

Bei der Erinnerung an die letzte Heuschreckenpfanne mit Reis verschluckt sich Tom und fängt an wie wild zu husten. Grinsend stehe ich auf und schlage ihm extra fest auf den Rücken. Strafe muss sein, war ja schließlich mein Essen!
 

Keuchend und mit tränenden Augen blinzelt er mich von unten her mit zurückgelegtem Kopf an und lehnt diesen leicht auf meinen Bauch. So süß... Pfui, böses Hirn!
 

"Danke!"
 

"Gern geschehen. Pass auf dass du keinen steifen Nacken bekommst ..."
 

"Ja, Mama. Autsch! ... Bihill?"
 

"Ja?", antworte ich einem sehr misstrauischen Tonfall. Wenn er diesen Ton anschlägt, will er ganz sicher wieder irgendetwas von mir.
 

"Könntest du mir bitte die Schultern massieren?", kommt auch schon der Wunsch aus seinem Mund, schön verziert mit einem Hundeblick, der dem Meinen in nichts nachsteht. Wusste ich es doch!
 

"Nur die Schultern?", kann ich es mir nicht verkneifen ihn zu necken. Ach wie süß, er wird rot! Mister ,Ich-bin-so-cool' wird rot! Das macht mir langsam wirklich Spaß!
 

"..."
 

"Komm mit!", fordere ich ihn auf und schleife ihn am Ärmel hinter mir her in mein Zimmer, geradewegs auf mein Bett.
 

"T-Shirt aus und hinlegen!" Hastig befolgt er meinen Befehl. Anscheinend haben meine Erziehungsversuche der letzten 16 Jahre doch geholfen...
 

"Ich darf doch?" und schon lasse ich mich auf seinem Hinterteil nieder. Jetzt muss ich nur noch die Gedanken daran ausschalten, wo ich gerade draufsitze, dann fände ich diese Stellung sogar sehr angenehm...

Plötzlich fallen mir andere, schon lange zurückliegende Momente wie dieser ein. Momente, in denen wir uns körperlich sehr nahe waren... warum können wir jetzt eigentlich nicht mehr Hand in Hand durch die Straßen laufen? Oder wie vor vier Jahren einfach, ohne dass sich irgendjemand groß etwas dabei gedacht hat, miteinander kuscheln? Warum geht das nicht mehr? Jetzt werde ich doch noch melancholisch ...
 

"Hey, Bill! Träumst du oder schläfst du schon? Du wolltest mich doch massieren!"
 

Ach ja, da war doch was... Also gut, dann werde ich ihn mal etwas malträtieren. Ein kleines, diabolisches Grinsen schleicht sich auf meine Gesichtszüge und ich fange an seine Schultern zu bearbeiten. Weiche, warme Haut ... zum Küssen schön! Wissend, wie empfindlich seine Haut entlang der Wirbelsäule ist, streiche ich diese nur hauchzart mit den Fingerspitzen nach und beobachte wie Tom unter meiner Berührung leicht zu zittern anfängt. Wirklich zufrieden bin ich mit dem Ergebnis noch nicht, also schnappe ich mir eine Feder, die anscheinend ehemals als Füllung meines Kopfkissens diente, und wiederhole die ganze Prozedur noch einmal. Schon besser! Zischend zieht mein Bruderherz die Luft durch die Zähne ein und ich kann richtiggehend beobachten, wie sich eine Gänsehaut auf seinem Oberkörper bildet.
 

Ob sich wohl auch noch an anderen Stellen eine Gänsehaut gebildet hat?
 

Aber genug der Neckereien. Jetzt wird es ernst! Sanft Knete ich seine angespannte Schultermuskulatur durch und genieße das Gefühl seiner weichen Haut unter meinen Handballen. Langsam aber sicher wandern meine Hände immer tiefer, bis sie durch den Hosenbund aufgehalten werden. Die Entscheidung, ob ich an dieser Stelle aufhören oder weitermachen soll, wird mir kurzerhand abgenommen, als Tom einen leisen Schnarcher loslässt. Ist dieser Idiot etwa tatsächlich eingeschlafen?!
 

Frustriert erhebe ich mich von meinem überaus angenehmen Kissen und lasse mich neben ihn fallen. Da hätte ich einmal in meinem Leben die Möglichkeit seinen Arsch zu befummeln... eigentlich könnte ich das ja auch jetzt machen, er bemerkt es ja schließlich nicht... Schwanz streitet mit Hirn, könnte man meine weiteren Gedankengänge wohl am Besten beschreiben.
 

Er wird es gar nicht mitbekommen, er schläft! Er schläft, genau, das kannst du ihm nicht antun! Aber wäre es nicht bescheuert so eine Gelegenheit zu vergeuden? Nein, das wäre sexuelle Belästigung!

So viel zu meinem Geisteszustand ...
 

Ein zufälliger Blick auf meinen Wecker reißt mich wieder aus meinem tranceähnlichen Zustand. Scheiße, ich komm schon wieder zu spät zur Probe und das ist auch noch die Letzte vor dem Konzert. Mist, Mist, Mist! Fluchend schiebe ich einen immer noch schlafenden Tom aus meinem Bett und versuche mir noch im Laufen die Schuhe, die ich am Vortag sinnigerweise vor meinem Bett fallen gelassen habe, anzuziehen, was natürlich gründlich daneben geht und ich mich Sekundenbruchteile später auf dem Boden wiederfinde.
 

"Was'n los?", brummt mein Bruderherz, ebenfalls auf dem Boden sitzend.
 

"Probe ist los ... und Georg, wenn wir nicht pünktlich sind!"
 

Anscheinend scheint es ihm langsam zu dämmern, was ich gerade mache und auch er kommt langsam in die Gänge. Zwei Minuten später treffen wir im Hausflur wieder aufeinander. Fast schon panisch versuche ich noch meine Lederjacke aus dem Jackenwust des Regals heraus zu suchen, scheitere aber kläglich, da Tom mich kurzerhand an der Hand packt und hinter sich herschleift.
 

Und obwohl ich Sport hasse und ich genaugenommen gerade den längsten Dauerlauf meines kurzen Lebens mache, spüre ich ein warmes Gefühl im Bauch und ich genieße diese Zeit. Wann sonst kann ich denn schon mit Tom Händchen halten?Wobei das Herzklopfen und die Hitze theoretisch natürlich auch vom Rennen kommen können...
 

Keuchend kommen wir endlich bei Gustav's Haus an und wir müssen feststellen, dass wir die Ersten sind und somit auch die Tür noch verschlossen ist. Da hetzt man sich einmal ab, und dann ... Erschöpft lasse ich mich an der Wand hinunter rutschen und werfe noch einen kurzen Blick auf mein Handy, nur um auf Nummer sicher zu gehen ... Ha, Punkt zwölf Uhr! Sie sind zu spät! ... Stop! Zwölf Uhr?! Einem Heulkrampf nahe schlage ich meinen Hinterkopf an die Wand. Wir sind über zwei Stunden zu früh. Anscheinend ist mein Wecker gestern Nacht um kurz vor Zwei stehen geblieben. Scheiße!!!
 

"Du, Tom?"
 

"Hm, was ist?"
 

"Wärst du sehr wütend, wenn wir zwei Stunden zu früh wären?"
 

"Was?! Sag bitte, dass das nicht wahr ist! Sag, dass wir uns nicht umsonst abgehetzt haben!"
 

"..."
 

"Das erklärt zumindest, wieso wir noch kein Mittagessen hatten ..."
 

Geschafft lässt sich nun auch mein Brüderchen an der Wand hinunter rutschen und kommt dann neben mir zum Sitzen. Nah genug, dass ich meinen Kopf an seiner Schulter anlehnen kann.
 

"Und was machen wir jetzt? Hast du Lust auf den Fraß unserer Mutter?"
 

"Nein ... Bill, hast du Geld dabei?"
 

Stumm fasse ich in meine Hosentasche und ziehe meinen Geldbeutel heraus. Gut, dass ich an den trotz der ganzen Hektik noch gedacht hatte.
 

"Lädst du mich zum Essen ein?", werde ich auch sofort angebettelt. Nicht schon wieder dieser Blick...! Resignierend nicke ich und schon werde ich von einem sofort aufgesprungenen Tom wieder auf die Beine gezogen. Wie lange ist es her, seit er mein Frühstück verputzt hat? Eine oder zwei Stunden?
 

Lächelnd lasse ich mal wieder an der Hand hinter ihm herziehen, nur dass ich diesmal bald aufgeholt habe und wir nun nebeneinander herlaufen. Immer noch Hand in Hand versteht sich. Anscheinend sind wir aus diesem Alter doch noch nicht ganz raus. Auch wenn uns immer wieder neugierige Blicke streifen, störe ich mich nicht weiter daran. Wäre ja noch schöner, schließlich bin ich auch schon im Rock vor ein paar hundert Leuten auf der Bühne gestanden und habe gesungen!
 

Abrupt bleibt Tom stehen und dreht sich zu mir um.
 

"Hier hat vor kurzem ein neuer Italiener aufgemacht. Wollen wir den mal abchecken?"
 

"Von mir aus.", antworte ich ihm wenig begeistert, schließlich bin ich es, der alles bezahlen muss und in meiner Fantasie fühlt sich mein Geldbeutel schon um einige Kilo leichter an.
 

Mit einem leichten Grinsen zieht er mich mit sich hinein in einen düsteren, etwas verqualmten, aber gemütlichen Raum. Bestimmend werde ich in eine Ecke mit einem Zweiertisch gedrängt und auf einen Stuhl gedrückt. Mit einem leichten Zwinkern lässt sich Tom mir gegenüber auf den zweiten Stuhl fallen und lässt nun ebenso wie ich, den Blick durch den Raum schweifen.
 

Zwischen großen Kübeln mit allerlei Grünzeugs stehen verstreut an die zwanzig große und kleine Tische. Alle so angeordnet, dass von keinem Tisch aus das Gespräch am Nebentisch belauscht werden kann. Eine Wand wird von einem dunkelbraunen Holztresen eingenommen, hinter dem eine Tür halboffen steht, aus der immer wieder ein Kellner mit dem Essen herauskommt. Dunkelrote Vorhänge dämpfen das durch die großen Fenster hereinfallende Licht und verleihen dem Raum somit eine etwas düstere, aber angenehme Atmosphäre. Wenn jetzt auch noch die Preise annehmbar sind und das Essen gut ist, werde ich mich in Zukunft vielleicht öfters hierher entführen lassen, selbst wenn ich zahlen muss.
 

Pappsatt lehne ich mich eine Stunde später in meinem Stuhl zurück und reibe mir über meinen Bauch. Kommt es mir nur so vor oder hat der wirklich die Form einer Kugel angenommen? Als ich ein Stöhnen höre, das eindeutig nach ,Überfressen' klingt, schaue ich auf und begegne Toms Blick, der mich irgendwie anklagend mustert.
 

"Jetzt habe ich bestimmt drei Kilo zugenommen! Wieso musste dieses Essen auch so verdammt lecker sein?!"
 

"Und so viel ..."
 

Mühsam rapple ich mich wieder etwas auf, um einen der Kellner zu uns zu winken, damit wir bezahlen können, okay, damit ich bezahlen kann.
 

Mit vollem Bauch und um 20 Euro ärmer stehe ich ein paar Minuten später zusammen mit Tom auf der Straße und überlege, ob es sich lohnt, uns schon jetzt wieder auf den Weg zum Proberaum zu machen.
 

"Proberaum, oder nicht Proberaum, ist hier dir Frage!", murmle ich scherzhaft vor mich hin.
 

"Proberaum!", und schon werde ich, mal wieder, weitergezerrt. Lachend schließe ich zu Tom auf genieße es einfach nur von ihm an der Hand geführt zu werden. Heute ist wirklich ein schöner Tag ...
 

Also wir noch zehn Minuten vom Proberaum entfernt sind, stellen wir fest, dass wir noch eine halbe Stunde Zeit haben. Diesmal bin ich an der Reihe, also ziehe ich Tom hinter mir her auf einen Spielplatz und drücke ihn auf eine Schaukel.
 

Einfach die gemeinsame Zeit genießen, alle Gefühle und Ungewissheiten verdrängen, heißt meine neue Divise, selbst wenn ich dann wieder zum Kleinkind mutiere.
 

Aber hey! Ich bin hier nicht das einzige Kindergartenkind. Prustend lasse ich mich auf die andere Schaukel fallen und beobachte Tom dabei, wie er immer mehr Schwung bekommt, bis sich seine Schaukel fast überschlägt. Mister ,Ich-bin-so-cool' ist gerade auf den Weg zurück in den Kindergarten. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, dann kann er mir dort ja gleich Gesellschaft leisten.
 

Minutenlang beobachte ich meinen Zwilling nur, bevor auch ich mich in die Luft schwinge. Auf halber Höhe springe ich ab und lande genau auf Tom, der gleichzeitig mit mir abgesprungen ist. Wirklich praktisch so ein Bruder, den kann man sogar als Kissen und Matratze benutzen. Kichernd kugeln wir uns am Boden und bleiben dann nebeneinander auf dem Rücken liegen, die entgeisterten Blicke neu hinzugekommender Kinder ignorierend.
 

Langsam drehe ich meinen Kopf in Toms Richtung und sehe diesem direkt in die Augen. Langsam nähern sich unsere Köpfe, doch bevor sich der Abstand auch nur auf die Hälfte verringert hat, hören wir plötzlich eine uns sehr bekannte Stimme. Wo kommt denn DER schon wieder her? Sollte der nicht bei sich zu Hause sein und einen Kasten Cola in den Proberaum verfrachten?
 

"Bill, Tom! Was treibt ihr denn da? Die Probe fängt gleich an!"
 

"Wir spielen!", ruft Tom zurück und richtet sich etwas genervt auf. Als er wieder sicher auf seinen Beinen steht, hält er mir ganz Gentleman like die Hand hin und hilft mir hoch.
 

Langsam fange ich wirklich an, an meinem Verstand zu zweifeln. Wenn ich mich nämlich richtig erinnere, hat er noch gestern so getan, als ob ich giftig wäre und heute... und heute ist er auf einmal wieder der Junge, in den ich mich verliebt habe.
 

Ist es nicht einfach wunderbar, wie er mir zeigt, was er eigentlich will? Er ist ungefähr so durchsichtig für mich wie das Rücklicht des Autos meines Onkels... vielleicht sollte ich diesem einmal einen Gutschein für eine Waschanlage schenken... womit ich auch schon das passende Weihnachtsgeschenk für ihn hätte.
 

"-ill, Bill! Träumst du schon wieder?! Komm endlich, sonst flippt Georg wieder aus!"
 

"Ja, ja, ich bin ja schon unterwegs!"
 

Langsam tappe ich den anderen Beiden hinterher und beobachte misstrauisch ihr herum flirten... zumindest glaube ich, dass sie das tun. Gustav, lass bloß deine dreckigen Finger von Toms Rücken. Mein Tom!
 

In meine Mordgedanken versunken, übersehe ich einen kleinen, schwarz-weißen Hund, der einfach aus dem Nichts vor meinen Füßen aufgetaucht ist.
 

"Bill, pass auf!" Doch es ist schon zu spät! Fluchend finde ich mich auf dem Hosenboden wieder... aber hey, was soll's? Bin ja sowieso voller Staub vom Spielplatz und jetzt bin ich vielleicht sogar in den dazugehörigen Hund zu dem Hundehaufen vor ein paar Tagen getreten bzw. über ihn gestolpert...!
 

Als ich mich wieder aufgerappelt habe, sehe ich in drei sehr verkniffene Gesichter. Ja, lacht mich halt alle aus! Mit mir könnt ihr es ja machen, ich bin ja nur das schöne Gesicht... aber wenigstens habe ich eins!
 

Hocherhobenen Hauptes marschiere ich an den anderen vorbei und würdige sie keines Blickes mehr. Geschieht ihnen ganz recht!
 

Vier Stunden später lasse ich mich fix und fertig mit einem Apfel in der Hand und mit dem letzten ungelesenen Buch aus der Bücherei auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Eine halbe Stunde später fahre ich mit roten, heißen Wangen von dem Buch auf, da es an der Tür klopft. Hektisch versuche ich das Buch zurück in das Regal zu stopfen, ohne gleich von anderen Dingen erschlagen zu werden. Klappt nicht. Verzweifelt sehe ich mich um. Bleibt nur noch das Bett, außer ich will mich mit der Spinne anlegen ... Mit einem gezielten Tritt kicke ich das Buch unter das Bett, hechte zur Tür und reiße sie auf ...

Neugierige Brüder, schwule 'Hexen’ und eine neue Frisur

Hi Leute, vielen Dank an alle, die mir ein Kommi geschrieben haben ^^

Sind natürlich immer noch herzlich willkommen,ne? ^^

Also dann, viel Spaß mit dem nächsten Kappi ^^
 

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|Mit einem gezielten Tritt kicke ich das Buch unter das Bett,

|hechte zur Tür und reiße sie auf ...
 

„Was treibst du denn so lange?“, werde ich überaus freundlich

von meiner Mutter begrüßt. Schade, ich hatte auf jemand ganz anderen gehofft.

„Ich war gerade beschäftigt. Also, was willst du?“

„Ich wollte nur wissen, ob du schon alles in die Wäsche getan hast,

was du mit aufs Konzertwochenende nehmen willst.“

Mist, das hatte ich völlig verpennt.

Schnell drehe ich mich um, krame etwas in meinem Kleiderhaufen, der sich mal wieder in einem Zimmereck angesammelt hat, und drücke meiner Mutter schließlich zwei enge T-Shirts, ein Langarmshirt und zwei enganliegende Jeans in die Hand.

Dann schiebe ich sie schon fast wieder aus dem Raum. Ich möchte heute einfach nur noch meine Ruhe. Mir gehen im Moment viel zu viele konfuse Gedanken durch den Kopf, als dass ich noch groß mit meiner Mutter herum streiten könnte.
 

Nachdem ich den Schlüssel im Schloss wieder umgedreht habe, krabble ich halb unter mein Bett, um das Buch wieder zu holen. Niesend und mit Spinnweben im Haar komme ich eine Minute später wieder darunter hervor. Vielleicht sollte ich doch mal wieder aufräumen, nicht, dass die ehemaligen Bewohner der Netze wieder zurückkommen und ich jede Nacht Panik haben muss, von Spinnen aufgefressen zu werden. Seltsam, was für Gedanken einem manchmal kommen, wenn man etwas verdrängen will. In meinem Fall die Sache mit Tom.
 

Müde tapse ich zu meinem Bücherregal und schiebe das Buch achtlos einfach zwischen zwei andere Bücher. Mit einem Mal ist mir fast alles egal. Mit einem Mal habe ich das Gefühl, nicht mehr ich selbst zu sein. Das Gefühl, in der Mitte auseinander zu brechen. Auf der einen Seite zerrt ein dummes Gesetz und die gesellschaftliche Moral an mir und an der anderen Seite sind meine Gefühle für Tom. Meinem Tom. Diese Gefühle, die ich nicht kontrollieren kann. Diese Sehnsucht nach seiner Nähe, die mich im Moment nach Unten zieht.
 

Mit leerem, aber gleichzeitig übervollem Kopf lasse ich

mich rücklings auf mein Bett fallen. Zeit für eine Runde Selbstmitleid!
 

Tom. Immer wieder dieser Name. Diese Gefühle. Diese gottverdammten Gefühle, die ich in der letzten Zeit für ihn entwickelt habe. Warum bricht das Alles eigentlich jetzt erst über mich herein? Ich meine, ich bin mir doch schon seit ein paar Tagen meiner Gefühle vollends bewusst. Also, warum habe ich dann erst jetzt das Gefühl in einem kalten, tiefen See zu ertrinken. Das Gefühl, als ob mich irgendein Monster nach unten ziehen würde. Nein, nicht irgendein Monster, sondern DAS Monster. Das Monster, das mich seit dem letzten Konzert fast jede Nacht besucht hat. Das Monster, das sich in der Kiste versteckt hatte. Anscheinend habe ich den Deckel jetzt vollständig zur Seite geschoben und damit den Blick auf das Grauen im Inneren der Kiste freigelegt. Ich weiß nicht wieso, aber der Gedanke, dass ich das Monster ‚kenne’, beruhigt mich etwas.
 

Ein leises, zaghaftes Klopfen reißt mich zurück in die Realität.

Langsam stehe ich auf um die Tür zu öffnen und stehe dann Tom gegenüber.

Ohne zu reden, bedeute ich ihm herein zu kommen, die Tür hinter sich zu schließen und zu zusperren.

Währenddessen setze ich mich zurück auf mein Bett.

„Bill?“

„Hm?“

„Warum weinst du?“

Weine ich? Überrascht fahre ich über meine Wangen und spüre die Nässe unter meinen Fingern.

„...“

Leise Schritte lassen mich aufsehen und direkt in Toms Augen blicken.

Unsicher entgegnet er meinem Blick und setzt sich dann neben mich auf den Bettrand. Kein weiteres Wort muss mehr gesprochen werden. Nur Sekunden später spüre ich, wie sich seine Arme um meinen Oberkörper legen und mich zu ihm ziehen. Völlig fertig lasse ich mich in seine Umarmung fallen und schluchze laut auf. Wann habe ich eigentlich das letzte Mal nicht alleine geweint? Wann habe ich das letzte Mal überhaupt wirklich geweint? Ich weiß es nicht mehr.
 

Schniefend vergrabe ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge, spüre seinen warmen Atem an meinem Ohr. Leises, beruhigendes Murmeln dringt hinein und das leichte Kraulen seiner Finger in meinen Haaren tun das Übrige um mich sicher und geborgen zu fühlen. Und langsam verebben auch meine Schluchzer wieder, werden meine Tränen weniger. Als ich es wieder wage aufzuschauen, sehe ich in Toms braune Augen. Manchmal hat er wirklich etwas von einem Hund. So treu und lieb, wie er gerade schaut. Mit einem leichten Grinsen zupft er mir die Spinnweben, die ich in meinem Gefühlschaos total vergessen habe, aus den Haaren und hält sie mir vor die Nase.

„Bill, Bill, manchmal frage ich mich wirklich, was du treibst,

wenn du alleine bist. Züchtest du jetzt Spinnen oder willst

du einen neuen Haarschmuck aus Spinnennetzen entwerfen?“

Trotz meiner Tränen muss ich einfach lachen.

„Na siehst du, ein Lächeln steht dir viel besser als diese ganzen Tränen.“ Vorsichtig wischt er mir die restlichen Tränen fort und sieht mir geradewegs in die Augen. Das Kribbeln im meinem Magen versuche ich zu ignorieren. Ich will mit keiner unbedachten Aktion unsere Zweisamkeit stören, will nicht, dass er mich von sich stößt.
 

„Bleibst du heute Nacht wieder hier?“

Kam das wirklich gerade aus meinem Mund? Wenn das nur mal gut geht ...

Gespannt beobachte ich Toms Reaktion. Werde nicht so ganz schlau daraus.

Was sollte dieses Strahlen bei meiner Frage?

„Hm, wenn du willst.“

„Hätte ich sonst gefragt?“

„Wahrscheinlich nicht. Lässt du mich los, damit ich mich

Bettfertig machen kann?“

Ups, ich halte ihn ja immer noch umklammert. Seit wann eigentlich. Na ja, ist mir jetzt auch egal. Tom, mein Tom, schläft bei mir! Irgendwie geht es mir bei diesem Gedanken schon wieder ein ganzes Stückchen besser. Fort sind all die Zweifel und trüben Gedanken der letzten Stunde. Fast schon happy schlüpfe ich aus meinen Alltagsklamotten und ziehe mir ein weites, übergroßes Schlafshirt über und auch meine enge Panty tausche ich gegen eine Boxer um. Wo die eigentlich herkommt, bleibt mir schleierhaft. Vielleicht hat meine Mutter sie ja aus Versehen bei mir statt bei Tom eingeräumt ... Kurz husche ich noch ins Bad um mir wenigstens die Zähne zu putzen und mir das Gesicht zu waschen. Zu mehr fehlt mir einfach jegliche Energie.
 

Als ich wieder zurück in meinem Zimmer bin, empfängt mich das einsame Licht meiner Nachttischlampe und Tom, der es sich schon in meinem Bett bequem gemacht hat. Kurz überlege ich noch, ob ich die Zimmertür abschließen soll, entscheide mich aber dagegen.
 

Auffordernd klopft Tom neben sich auf die Matratze und ich lege mich vorsichtig neben ihn, bedacht auf einen Sicherheitsabstand von mindestens dreißig Zentimetern. Dass ich dabei fast aus dem Bett falle, bemerke ich erst, als Tom leise erschrocken aufquietscht und mich mit einem Ruck an sich heranzieht. Stocksteif liege ich nun halb auf ihm.

„Entspann dich!“ Vorsichtige Finger versuchen die Verspannungen in meinem Rücken zu lösen. Irgendwann siegt einfach meine Müdigkeit und ich entspanne mich wirklich. Mit meinem Kopf auf Toms Brustkorb kann ich seinem Herzschlag lauschen. Er beruhigt mich ungemein und schon kurze Zeit später bin ich eingeschlafen.
 

Am nächsten Morgen wache ich das erste Mal seit langem wieder völlig frisch und ausgeschlafen auf. Ein kurzer Blick auf meinen Wecker lässt mich entsetzt über meine Augen reiben. Acht Uhr. Acht Uhr in der früh, wenn ich ausschlafen könnte! ... Aber eigentlich bin ich ja ausgeschlafen. Seltsam zufrieden kuschle ich mich wieder an Tom, der immer noch unter mir liegt und den Schlaf der gerechten träumt. So schön bequem mein brüderliches Kissen auch ist, finde ich nicht mehr die Ruhe zum weiterdösen. Also drehe ich mich auf den Bauch, lege mein Kinn auf meine verschränkten Arme und beobachte sein schlafendes Gesicht. Dabei lasse ich den gestrigen Abend vor meinem inneren Auge Revue passieren. Ich kann es kaum glauben, dass Tom wirklich noch eine Nacht zusammen mit mir

in einem Bett verbracht hat, nachdem er sich gestern morgen nach dem Aufstehen so seltsam und ablehnend verhalten hatte. Verstehe einer große, kleine Brüder. Und doch habe ich ihn so unendlich lieb. So lieb.
 

Nach einer weiteren halben Stunde wird mir das bloße Betrachten von Tom zu langweilig und ich überlege, was ich stattdessen machen könnte. Plötzlich fällt mir die Rabenfeder, die ich vor Jahren einmal bei einem Spaziergang gefunden und bis jetzt immer in meiner Nachttischschublade versteckt hatte, wieder ein. Mühsam strecke ich mich und erreiche tatsächlich den Schubladengriff um den Schieber aufzuziehen. Nach kurzem Suchen und Umhertasten halte ich dann auch endlich die schwarze Feder in der Hand. Mit einem teuflischen Grinsen nähere ich mich damit Toms Gesicht und streiche sachte mit ihr über seine entspannten Gesichtszüge. Feixend beobachte ich, wie ein Zittern durch seinen Körper geht und er seine Nase kraus zieht, er aber nicht aufwacht. Wie ein Kaninchen, schießt es mir durch den Kopf. Vorwitzig schiebe ich nun sein T-shirt etwas nach oben und kitzle ihn mit der Feder am Bauch. Ich bin so fasziniert davon, wie sich seine Bauchmuskeln anspannen und sich feine Härchen aufstellen, dass ich erschrocken zusammenzucke, als ich dem funkelnden Blick seiner braunen Augen begegne. Zu gerne hätte ich dieses Spielchen noch etwas weiter getrieben ... wie wohl ‚Klein-Tom’ auf so eine Behandlung reagiert hätte?
 

Peinlich berührt erwidere ich den forschenden Blick, mit dem er mich mustert.

„Dir scheint es ja wieder besser zu gehen.“, stellt er mit einem Seitenblick auf die Feder in meiner Hand fest. Stumm nicke ich, bin immer noch wie gefesselt von seinen Augen. Wie ein großer Teddybär kommt er mir in diesem Augenblick vor. In einem Anfall von kindlichem Übermut knuddle ich ihn einmal kräftig, nur um dann aus dem Bett zu springen und mich ins Bad zu verziehen.
 

Wie ich dort feststellen muss, keine Minute zu früh. Macht sich doch meine Erregung langsam aber sicher immer deutlicher bemerkbar. Ignorieren, kalt duschen oder mir einen runterholen? Duschen auf jeden Fall, stelle ich nach einem flüchtigen Blick in den Spiegel fest. Mit den Spinnenweben im Haar habe ich sicher Ähnlichkeit mit einer Hexe, einer männlichen Hexe ...

Wie nennt man männliche ‚Hexen’ eigentlich? Hexer, Zauberer oder doch Hexenmeister? Hexenmeister hört sich irgendwie so nach Sado-Maso an ...

Hätte ich jetzt eine Bratpfanne zur Hand, würde ich sie mir über den Kopf ziehen. Aber hey, mein Problem hat sich gerade mehr oder weniger von selbst gelöst! Tatsächlich ist meine Erregung über meine Gedanken über männliche ‚Hexen’ beträchtlich geschrumpft. Gibt es eigentlich auch schwule Hexer? Jetzt wird es langsam pervers!
 

Feixend ziehe ich mich aus und stelle mich unter die Dusche. Der plötzlich aufkommende Gedanke daran, dass Tom sich vielleicht in meiner Abwesenheit in meinem Zimmer umgesehen haben könnte, treibt mich zu Eile. Es wäre mehr als unangenehm wenn er eines der Bücher finden würde. Vor allem das, das ich nur provisorisch versteckt habe. Und wo habe ich eigentlich den Zettel mit meinem ‚Brainstorming’ über Toms Verhalten gelassen. Panisch dusche ich mir den letzten Schaum ab, trockne mich hastig ab, binde mir das nächstbeste Handtuch um die Hüfte und flitze zurück in mein Zimmer. Erleichtert finde ich Tom immer noch im Bett vor. Lesend. Moment, lesend?!? Scheiße, er wird doch nicht ... ?! Hastig laufe ich zu meinem Bett. Besser gesagt ich versuche es. Denn etwa einen Meter davor stolpere ich über meine Schuhe, die ich am Vortag nach der Probe mal wieder einfach nur ausgezogen und hingeschmissen habe, und mache mich schon einmal auf eine harte Landung gefasst, als ein Ruck durch Tom geht, er sich superheld-like aus dem Bett wirft, mich am Arm packt und mich mit einem Ruck zu sich zieht. Vielleicht sollte ich doch öfter aufräumen ...? Sekunden später finde ich mich in seinen Armen wieder. Nackt. Während dieser Aktion und Hektik muss sich mein schlampig umgebundener ‚Lendenschurz’ auf und davon gemacht haben. Richtig, da liegt er ja, der Wicht!
 

Mit knallrotem Kopf stehe ich nun nackt an Tom gepresst da und spüre durch seine Boxer hindurch, wie sich etwas bei ihm regt. Ich wusste schon immer, dass ich geil aussehe, aber mit dieser Reaktion habe ich jetzt doch nicht gerechnet. Ewigkeiten scheinen wir so dazustehen, bis Tom sich räuspert, mich loslässt, sich bückt, das Handtuch aufhebt und mir vor die Nase hält. Dabei weicht er geschickt meinem Blick aus und dreht seinen Kopf immer so, dass ich den Rotschimmer um seine Nase herum nur erahnen kann. Eine Minute später stehe ich auch schon alleine in meinem Zimmer. Ein paar Türen weiter schließt sich die Badezimmertür mit einem lauten Knall. Anscheinend muss er jetzt ein ‚kleines’ Problem lösen. Ob er auch über männliche Hexen philosophiert?
 

Seufzend ziehe ich einfach irgendetwas zum Anziehen aus dem Schrank und fange dann tatsächlich an, den gröbsten Plunder aufzuräumen. Erst als ich ein aufgeschlagenes und scheinbar hastig fallengelassenes Buch vor meinem Bett finde, fällt mir siedend heiß ein, nachzusehen, was genau Tom da eigentlich gelesen hat.
 

Geschockt keuche ich auf und erwarte unwillkürlich, dass mir der Himmel über dem Kopf zusammenfällt. Ausgerechnet ‚Schwul - na und?’ musste er in die Finger bekommen und dann auch noch genau DIESE Seiten aufschlagen. Irgendjemand meint es eindeutig nicht gut mit mir. Vielleicht sollte ich mich etwas über Voodoo informieren. Dann kann ich mich zumindest wehren! Aber zumindest würden die Bilder erklären, wieso sich ‚Klein-Tom’ bei unserem ‚Zusammenstoß’ so schnell zu Wort gemeldet hat. Andererseits bezweifle ich, dass Tom auf Jungs steht. Fuck, und wenn er jetzt denkt, ich sei schwul. Was ja auch irgendwie stimmt, aber ... Verdammte Scheiße! Hey, du da oben! Wenn das irgendwelche unangenehmen Folgen für mich hat, verlange ich Schmerzensgeld von dir!!!
 

Langsam brummt mir wirklich der Kopf. Wird Zeit, dass ich die Bücher wieder aus dem Haus bekomme. Etwas angepisst schnappe ich mir meine Schultertasche und stopfe die Bücher etwas unsanft hinein. Jetzt muss ich nur noch daran denken, sie heute noch abzugeben.
 

Gerade, als ich mich daran machen will, die Klamotten, die ich für das Konzert brauche, auf mein Bett zu legen, meldet sich mein Magen mit einem lauten Knurren zu Wort. Also gut, Zeit für die Raubtierfütterung. Wie viel Uhr ist es eigentlich? Ein kurzer Blick auf meinen Wecker zeigt mir, dass es schon fast Zeit fürs Mittagessen ist. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass es diesmal etwas anderes als Mehlwürmer oder Kakerlaken gibt.

Hoffnungsvoll tapse ich hinunter in die Küche und, oh Wunder, scheint es heute keine Insekten zu geben, sondern eine stinknormale Lasagne ... zumindest auf den ersten Blick. Denn als ich meinen Blick etwas durch die Küche wandern lasse, fallen mir die Schneckenhäuser auf der Arbeitsfläche auf. Leer. Ich ahne Schlimmes!
 

„Mama!?“ rufe ich leicht panisch.

„Ja, was ist denn?“, tönt es mir aus dem Nebenzimmer entgegen.

„Warum sind da überall leere Schneckenhäuser?!“

„Oh, ach die, habe ich euch noch nicht gesagt, dass ich heute ein neues Lasagnerezept ausprobieren will. Und dafür habe ich frische Weinbergschnecken gebraucht. Das Essen ist übrigens in zehn Minuten fertig.“

„Urghs!“ würge ich gequält hervor. „Tut mir leid, Mama,

aber mir ist nicht gut. Ich lasse mir dann vielleicht später

eine Pizza, oder so, kommen, wenn es mir wieder besser geht.“

Hoffentlich kann man Schneckenlasagne nicht mehr aufwärmen!

„Aber das gute Essen!?“ Gut?! Die will uns doch alle vergiften!

„Aber mir ist wirklich nicht gut!“ Mit meinem lange eingeübten und perfektionierten Dackelblick sehe ich sie an, in der Hoffnung,

dass sie es mir abkauft.

„Na gut, nicht, dass du morgen nicht auftreten kannst.

Soll ich dir einen Kamillentee kochen?“ Nicht das auch noch!

„Nein, passt schon. Wenn es schlimmer werden sollte,

kann ich mir ja selber noch einen kochen.“

„Okay, wenn du meinst. Bist du dann aber so lieb und holst Tom zum Essen?“
 

Erleichtert mache ich mich vom Acker und laufe in Richtung Toms Zimmer.

Soll ich ihn vorwarnen oder ihn ins Verderben laufen lassen?

Wenn er jetzt vergiftet wird, können wir den Auftritt morgen

streichen ... und ich werde ihn, wenn ich Pech habe, für immer verlieren. Andererseits müsste ich mich dann nicht wegen diesem Buch vor ihm rechtfertigen ...
 

Letztendlich entscheide ich mich dafür mein Bruderherz vor der

bösen Köchin, auch Mutter genannt, zu retten und ihn zu warnen.

Erst zaghaft, dann aber etwas bestimmter klopfe ich an seine Tür.
 

„Komm rein.“
 

Schnell folge ich seiner Aufforderung und schlüpfe durch den Spalt,

den er mir geöffnet hat. Kaum bin ich innen, schließt er auch

schon seine Zimmertür hinter sich ab.
 

„Ich soll dich zum Essen holen ...“

„Was gibt es denn, du siehst so bleich aus.“

„Das willst du gar nicht erst wissen!“ seufze ich

und lasse mich ungefragt auf sein Bett plumpsen.

„Doch!“

„Schneckenlasagne!“

„Was?!?“

„Schneckenlasagne. Das ist eine Lasagne aus Schnecken.“ Kläre ich ihn auf.

„Du scherzt!“

„Nö, das ist mir todernst.“

„Oh Gott ...!“
 

Etwas grün um die Nase lässt er sich neben mich auf sein Bett fallen.
 

„Und du isst mit?“

„Nein, ich habe Bauchschmerzen!“ grinse ich ihn an.

Und dir würde es auch besser bekommen, wenn du welche hättest!

„Und außerdem lasse ich mir später eine Pizza kommen. Wenn du willst,

bestelle ich eine für dich mit und du lässt das Essen irgendwie verschwinden.“

„Kann ich zaubern?!“

Ist mein Brüderchen etwa leicht gereizt?

„Nein, aber behaupten, dass dir schlecht ist. Wir haben das Essen von gestern einfach nicht vertragen. Ich muss später sowieso noch einmal kurz in die Stadt, ein paar Bücher abgeben, da kann ich eigentlich gleich zwei Pizzas mitbringen, wenn du einverstanden bist.“ Stummes Nicken und ein mehr als erleichterter Gesichtsausdruck sind mir Antwort genug.
 

„... Ist dieses eine Buch, das ich heute morgen bei dir gelesen habe,

da auch mit dabei?“

Das musste ja so kommen! Sofort versteife ich mich und suche

krampfhaft nach einer passenden Ausrede.

Wetten, in einer halben Stunde, fällt mir dann aus heiterem

Himmel die Passende ein, aber im Moment sieht es verdammt schlecht damit aus.

„... Ja. Wieso fragst du?“

Als ob ich DAS nicht selber wüsste!

„Nur so ... wollte nur wissen, seit wann du solche Bücher liest ...“

„Hm, seit etwas weniger als einer Woche ...“

„Ach so ... Bist du schwul?“

Nein! Nur in dich verknallt!

„Nein ... aber vielleicht bi ...“

„Also muss ich keine Angst haben, dass du im Schlaf über mich herfällst?“

Doch!!! Verdammter Idiot, bist du so blind oder tust du nur so?!

„... Nein ...“

„Dann ist’s ja gut ...“

Am liebsten würde ich jetzt auf ihn einprügeln, ihm ins Gesicht schreien, was ich für ihn empfinde. Wer reagiert hier denn so heftig auf Körperkontakt zum anderen? DU! TOM !

„Bill? Alles in Ordnung?“

NEIN!

„Doch. Ja, alles okay.“

Seit wann kann ich so gut lügen?

„Ich geh dann mal wieder, die Bücher zusammensuchen.

Ich bin in spätestens zwei Stunden wieder zurück.“
 

Ruckartig stehe ich auf und lasse Tom auf allein auf seinem

Bett zurück. Dass die Bücher schon seit einiger Zeit in meiner

Umhängetasche stecken, muss er ja nicht unbedingt erfahren.
 

Schnell schlüpfe ich noch in meine Schuhe und in eine Jeansjacke,

schnappe mir meine Tasche und verabschiede mich mit einem „Tschüß!“

von meiner Mutter, das ich laut in Richtung Küche brülle.

Keine Reaktion. Auch gut.
 

Eine halbe Stunde später trete ich wohlbehalten durch die

große Eingangstür der Bücherei zurück ins Freie. Ich fühle mich,

als ob ich eine schwere Last los hätte. Die Last von dicken,

schweren Büchern mit zweifelhaftem Inhalt. Ich überlege,

was ich jetzt machen werde, habe ich doch noch locker eine Stunde Zeit,

bevor ich die Pizza besorgen muss. Unbewusst bleibe ich vor einem

Friseursalon stehen. Haarverlängerung zum Sonderpreis.

[[Ich weiß, dass er eigentlich in einem kleinen Kaff wohnt und

die Haare sonst wo sich hat verlängern lassen, aber das passt

gerade so gut hier rein. Bitte nicht böse sein *puppy-eyes*]]

Noch mehr Preisnachlass, wenn man nicht innerhalb einer Stunde

fertig ist. Ein kurzer Blick in meinen Geldbeutel zeigt mir,

dass ich vor dieser Aktion unbedingt noch Geld hohlen muss.

Trägt nun mal schließlich nicht jeder 1200 Euro mit sich herum.

Und die Pizza muss ich dann ja auch noch bezahlen können.
 

Fünf Minuten später ist mein Konto um 1300 Euro leerer

und meine Geldbörse anscheinend um einen Kilo schwerer.

Zögernd betrete ich den Salon und werde dann auch schon

gleich von einem Friseur mit langen, blaugesträhnten Haaren begrüßt.

„Kann ich ihnen helfen?“

„Ja, ich möchte eine neue Frisur.“

Das wollen wahrscheinlich die Meisten, die diesen Laden betreten,

geht es mir auch schon, während ich noch am Sprechen bin, durch den Kopf.

Einige Vorschläge später bin ich dann endlich mit einem Vorschlag einverstanden und nach ungefähr einer Stunde bin ich dann auch tatsächlich fertig und kann meine neue Frisur in jedem Schaufenster bewundern, an dem ich vorbeikomme.
 

Scheiße, ich bin viel zu spät! Schnell laufe ich los, um zwei Pizzas zu besorgen. Mist, ich hätte Tom fragen sollen, was für eine Sorte er haben will! Leise fluchend betrete ich ein gutes Pizzarestaurant, das auch Pizzas zum Mitnehmen anbietet. Kurzentschlossen nehme ich einfach eine Pizza-Hawaii für mich und eine Salami-Pizza für Tom.
 

Nach einer Viertelstunde warten, werden mir auch schon die

Pizzen ausgehändigt und ich mache mich im Eiltempo auf den Nachhauseweg.

Wenn Tom Hunger hat, ist er wirklich unausstehlich.

Dann ist er sogar noch schlimmer als mein drei Jahre alter Cousin,

der sich, immer wenn er hungrig ist, auf den Bauch legt und mit

Fäusten und Füßen den Boden malträtiert oder noch schlimmer,

seinen Kopf aus Protest gegen die Wand schlägt. Wenn Tom das als

Kleinkind auch gemacht hätte, würde das Wenigstens einige seiner

seltsamen Verhaltensweisen erklären, sinniere ich vor mich hin.

Vielleicht sollte ich mit dem Singen aufhören und Tom-ologe werden?
 

Daheim angekommen, werden mir auch sofort, kaum dass ich an Toms

Zimmertür geklopft habe, die Pizzaschachteln aus der Hand gerissen,

nur um sofort wieder fallengelassen zu werden. Mit offenem Mund

starrt er mich an, als wäre ich ein Alien von einem anderen Stern.

Was hat er denn?
 

„Was ... was ist mit deinen Haaren passiert?!?“

So schlimm sind die doch gar nicht! Und wenigstens sehe

ich mit offenen Haaren nicht aus wie ein Bobtail!

„Ich war vorhin beim Friseur und habe mir die Haare verlängern

und schneiden lassen, wieso fragst du?“

„Die ... die sind so anders ... Darf ich sie mal anfassen?“

Sind wir hier denn im Streichelzoo?

„Wenn du unbedingt willst?“ antworte ich ihm wenig begeistert.
 

Langsam tritt er näher zu mir hin und streckt seine Hand nach

meinem Kopf aus. Unwillkürlich schleicht sich ein angenehmes

Kribbeln in meinen Magen, so, als ob ich aus Versehen eine von

Mutters Heuschrecken bei lebendigem Leibe gegessen hätte,

als er seine Finger sanft durch meine Haare gleiten lässt.

Ich spüre, wie er eine einzelne Strähne nimmt und anfängt

mit ihr zu spielen.
 

„Die Haare fühlen sich an, als ob sie echt wären ...“

„Sind sie ja auch. Nur nicht von mir.“

„Willst du damit sagen, dass diese Haare schon einmal am

Kopf eines anderen Menschen waren?!“

Was ist denn jetzt schon wieder los? Warum regt er sich so darüber auf?

Und wieso zieht er seine Finger weg, als würden meine Haare in Flammen stehen?
 

Etwas ungehalten antworte ich ihm: „Wo denkst du, würden sonst Echthaare herkommen? Vom Fisch?“

„Nein ... aber stell dir nur mal vor, dass die Haare vielleicht erst vor ein paar Wochen noch am Kopf irgendeiner Leiche waren!“

Gar nicht melodramatisch, der Gute.

„Leiche? Wie kommst du darauf? So weit ich informiert bin, kommen die Haare von Inderinnen. Die haben anscheinend in Indien irgend so ein Ritual, bei dem sich die jungen Inderinnen ihre Haare abschneiden lassen müssen. Und die werden dann nach Europa, oder so, verkauft.“

„Ach so ...“

„Und wie findest du die Frisur jetzt?“

„... Ungewohnt, aber sie steht dir fast besser, als die Alte.“

Sie gefällt ihm! Innerlich fange ich gerade an, Rumba zu tanzen,

lasse mir aber nach außen hin nichts anmerken. Käme sicher schön blöd.

„Freut mich, dass sie dir gefällt ... aber hast du keinen Hunger?

Die Pizza ist bestimmt schon ganz kalt!“

„Scheiße, du hast Recht!“
 

Ehe ich mich versehe, hebt er die Pizzen wieder vom Boden auf,

setzt sich auf den Boden und zieht mich neben sich.

Immer noch etwas verdutzt, bekomme ich eine Schachtel in die Hand gedrückt.

„Teilen wie sie uns? Ich meine so, dass jeder von jeder etwas bekommt?“

„Klar, warum hätte ich denn sonst zwei genommen, die ich mag?“ smile

ich ihn frech an.

„Wenn ich nicht so einen Hunger hätte, du kleines berechnendes

Miststück, dann ...“

„Was ‚DANN’? Würdest du mich dann vernaschen?“
 

Als mir bewusst wird, was ich meinem Bruderherz da gerade unterstellt habe, schießt mir sofort das Blut in den Kopf und Tom verschluckt sich an seinem Stück Pizza. Hustend sitzt er vor mir, bis ich mich seiner erbarme und ihm ein paar Mal kräftig auf den Rücken schlage. Als er sich wieder beruhigt hat, wandelt sich mein Schlagen immer mehr in ein liebevolles Streicheln um. Immer wieder lasse ich meine Hand von seinen Schultern hinab bis zur Mitte seines Rückens wandern. Einfach so, ohne groß darüber nachzudenken.
 

Leises Schnurren lässt mich wieder zur Besinnung kommen und ich beobachte belustigt, wie Tom, seine Augen leicht geschlossen, an seinem Stückchen Pizza herumkaut. Plötzlich hält er mir sein Stück hin, um mich abbeißen zu lassen.

„Mach bitte weiter ... ich füttere dich auch.“ Flüstert er todernst, als ich Anstalten mache, mit den Streicheleinheiten aufzuhören. Lächelnd mache ich weiter, doch irgendwann wird mir meine Stellung zu unbequem und ich lasse mich hinter Tom nieder, so dass er zwischen meinen gespreizten Beinen zum Sitzen kommt. Als er sich nicht gegen diese Aktion wehrt, lege ich mein Kinn auf seine Schulter und schlinge meine Arme um seinen Bauch. Nach kurzem Überlegen setze ich meine Liebkosungen an seinem Bauch fort. Ertaste seine leicht ausgeprägten Bauchmuskeln durch sein T-Shirt hindurch. Sein zufriedenes Aufseufzen zeigt mir, dass es ihm gefällt. Immer wieder hält er mir ein Stück Pizza vor die Nase, damit ich nicht im Angesicht zwei gut duftender Pizzen verhungern muss. Gut, dass hier keine Reporter reinkommen. Das wäre sicherlich ein gefundenes Fressen für die Presse, unter dem Motto: ‚Inzest bei Tokio Hotel. Wird dies

das Aus für die Band sein?’

Schlaf, Konzert und Scherben

So, endlich habe ich es geschafft das Kappi fertigzuschreiben ^^ Ich hoffe, ihr findet es genauso gut wie die anderen sechs ^^

Ach ja, nichts meins (außer das Essen der Mutter *g*) und ich möchte damit auch niemanden kränken etc. ^^

Also denn, viel Spaß mit dem neuen Kappi ^^
 

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Schlaf, Konzert und Scherben
 

|Das wäre sicherlich ein gefundenes Fressen für die Presse,

|unter dem Motto: ‚Inzest bei Tokio Hotel. Wird dies das Aus

|für die Band sein?’
 

„Hast du schon gepackt?“ reißt Tom mich aus meinen Gedanken.

„Nicht wirklich, aber ich weiß schon, was alles mit soll.

Das Zusammensuchen wird dann nur noch halb so schlimm werden. Und du?“

„...“

„Du hast mal wieder keinen blassen Dunst, was du mitnehmen willst, hab ich Recht?“ schließe ich aus seinem Schweigen.

„Äh, ja...“

„Und jetzt soll ich dir dabei helfen, wieder richtig?“

Nicken.

Ich sollte Detektiv werden! Wobei... vielleicht gehört der Bereich ‚Wie deute ich einen Tom richtig’ doch eher in den Aufgabenbereich eines Tom-ologen.

Leise Seufzend löse ich mich wieder von Tom, stehe auf und strecke ihm meine Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Da unten ist er mir ja schließlich nicht wirklich eine Hilfe, außer er räumt den Koffer ein, aber DAS ist auch keine gute Idee. Mit Grausen erinnere ich mich an das einzige Mal, bei dem ich Tom einen Koffer habe packen sehen: Ein einziges Chaos und ein kaputter Koffer waren das Ergebnis. „Also, dann mal los!“
 

Entschlossen gehe ich auf seinen Schrank zu und öffne die Tür, nur um gleich darauf von Klamotten beregnet zu werden. Ich verbessere mich: er kann nicht nur keinen Koffer einräumen, sondern auch von Schränken sollte er tunlichst die Finger lassen. Mit hochgezogener Augenbraue zupfe ich mir einen Männertanga vom Kopf und drehe mich zu ihm um.

„Und du bist dir sicher, dass du nur beim Kofferpacken Hilfe brauchst?“

„Ich hätte dich ja noch gewarnt, aber dann war es schon zu spät.“

Entschuldigt sich mein Bruderherz kleinlaut.

Gott, er ist sooo süß! ... Aber verdammt unordentlich!

„Seit wann trägst du Stringtangas?!“ Frage ich ihn leicht pikiert

und halte das dunkelblaue Teil mit aufgesticktem Tigerkopf in die Höhe.

„... Äh, keine Ahnung, wo der auf einmal herkommt!“ Stammelt er mit

knallrotem Kopf hervor und schnappt mir den Fetzen aus der Hand.

„Der gehört mir nicht! Wirklich!“

Klar, und ich bin eine Katze. Wuff!
 

„Und wo kommt der dann her?“ Meine Neugier ist geweckt.

„Geht dich nichts an!“ Oh, oh, Brüderchen wird stinkig. Ein dreckiges Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, als Tom, nur mit dem Tanga bekleidet, vor meinem inneren Auge auftaucht. „Grins nicht so blöd!“ Werde ich auch gleich von Tom angefaucht, der gerade dabei ist sein delikates Wäschestück im hintersten Eck einer Schublade zu verstauen.
 

Immer noch grinsend wende ich mich dem nun mehr leeren als vollen Schrank zu und versuche mir einen Überblick über das darin vorherrschende Chaos zu machen. Am besten besorge ich mir einen Schneeschieber und ‚räume’ damit mal ein bisschen ‚auf’.
 

„Ist das alles sauber?“ Zweifelnd hebe ich mit den Fingerspitzen ein etwas seltsam riechendes T-Shirt hoch.

„Klar, was denkst du von mir?!“ Empört sieht er mich an.

„Dass du nicht gerade der Ordentlichste bist!“ Kommt es trocken von mir.

„Aber zurück zum Thema, hast du irgendwelche Kleidungsstücke,

die du unbedingt auf einem der Konzerte anziehen willst?“

„Nö, nicht wirklich.“

Jetzt bin ich immer noch so weit wie vor fünf Minuten.

Seufzend knie ich mich auf den Boden, fange an die Klamotten notdürftig zusammen zu legen und sie nach Hosen, Pullis, Boxershorts etc. zu ordnen. Ein paar Minuten später hat sich auch Tom zu mir gesellt und hilft mir dabei. Braaaver Tom!
 

Ich sollte vielleicht wirklich öfter Toms Schrank aufräumen. Was da alles für ausgefallene Kleidungsstücke zu Tage treten... Nur mühsam kann ich meinen Kommentar zu einem mittlerweile wahrscheinlich schon viel zu kleinen Blümchenpulli hinunterschlucken und so tun, als ob es alltäglich wäre,

dass ein 17-jähriger, relativ berühmter Gitarrist Kleidung mit Blümchenmotiv im Kleiderschrank hat. Ein paar Minuten später ist es allerdings entgültig mit meiner Beherrschung vorbei, als ich einen Pyjama mit Häschenmotiv in der Hand halte, der ihm sogar noch passen könnte. Fehlen nur noch die Plüschohren dazu!

„Also DEN musst du auf jeden Fall mitnehmen!“ Fange ich an los zu prusten. Schneller als ich reagieren kann, wird mir dieser auch schon aus der Hand gerissen und zu dem Stringtanga ins Exil verbannt.
 

Nach einer Viertelstunde sind wir endlich fertig und ich kann mich daran machen, Tom modisch zu beraten. Dass ich ihn am liebsten nackt sehen würde, kann er ja schließlich nicht ahnen.

„Holst du bitte schon mal den Koffer?“

„Okay.“ Und schon krabbelt er halb unter sein Bett und streckt mir sein Hinterteil entgegen. Unbewusst lecke ich mir über die Lippen und stelle mir vor, wie es wäre, darüber zu streichen. Mit aller Macht reiße ich mich wieder von dem verführerischen Anblick los und suche schon einmal ein paar T-Shirts heraus, von denen ich weiß, dass sie zu Toms Lieblingskleidungsstücken zählen. Bewusst lege ich auch noch ein paar enger geschnittene Shirts dazu, in der Hoffnung, dass Tom sie nicht vor dem Auspacken im Hotel bemerken wird. Eigentlich verwunderlich, dass er diese überhaupt hat... andererseits habe ich heute auch schon ganz andere Sachen in seinem Schrank gefunden...
 

Vielleicht sollte ich noch den Stringtanga darunter mogeln... Aus meinem Augenwinkel heraus muss ich leider feststellen, dass er den Koffer schon hervorgeangelt hat und jetzt drauf und dran ist, sich zu mir um zu drehen. Warum ist mir die Idee nicht früher gekommen?!

Ups, ich glaube Tom sollte mal wieder unter seinem Bett sauber machen! Mit Spinnenweben im Haar und Staub auf dem ganzen T-Shirt steht er nun mir zugewandt, vor mir. Lächelnd strecke ich meine rechte Hand nach ihm aus und zupfe ihm ein, zwei besonders große Spinnwebenfäden aus seinem Wischmob. Plötzlich bemerke ich eine Bewegung an einem von ihnen und werde auf eine kleine, aber haarige Spinne aufmerksam. Mit einem schrillen Quietschen schmeiße ich das eben Herausgezupfte weit von mir. Beziehungsweise versuche ich es. Doch leider haben Spinnenweben die unangenehme Eigenschaft an der Haut kleben zu bleiben und so stehe ich nun mit aschfahlem Gesicht im Raum und beobachte immer panischer, wie sich die Spinne langsam aber sicher zu meiner Hand hoch hangelt.
 

„Tom! Nimm dieses Vieh von mir!“ Schreie ich ihn voller Panik an.

Grinsend beugt er sich zu dem Spinnentier hinunter, fängt es mit seiner hohlen Hand aus der Luft und bringt sie zu seinem Fenster, um sie draußen wieder laufen zu lassen. Erleichtert lasse ich mich auf sein Bett fallen und kauere mich an die Wand. Den restlichen Abend über lasse ich mir von Tom Klamotten vorführen und gebe meinen Kommentar dazu ab.
 

„Das nehme ich ganz sicher NICHT mit!“

Etwas angenervt versuche ich ihn dazu zu überzeugen, wenigstens eines der engeren T-Shirts mit zu nehmen, die er zu meinem Leidwesen doch bemerkt hat. Eine weitere halbe Stunde später haben wir endlich alle Klamotten beisammen und wenn er das enge T-Shirt nicht mitnehmen will, dann schmuggle ich es eben ganz zu unterst in den Koffer und nehme dafür eines der Schlabbershirts raus, so dass er es ganz sicher anziehen muss, wenn er nicht miefen will. Um halb zehn sind wir endlich mit allem fertig und ich bin nur noch geschafft. Nach einem kurzen Gutenachtgruß wanke ich ins Bad, nur um dann nach einem geschwinden Sprung unter die Dusche in meinem Bett zu verschwinden. Und doch kann und kann ich nicht einschlafen. Irgendetwas fehlt mir. Jemand, an den ich mich kuscheln kann. Jemand, der mich wärmt. Verdammt, warum ist Tom nicht hier?! Vielleicht sollte ich mir einen Teddy zulegen, den ich dann ‚Tom’ nenne, überlege ich mir, um mich von dem alles beherrschenden Gedanken ‚Tom’ ab zu lenken.
 

Lange liege ich wach in meinem Bett, immer auf der Suche nach einem Weg nicht ununterbrochen an Tom denken zu müssen. Einige Zeit später, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkommt, stehe ich auf, schnappe mir mein Kissen und tapse hinüber in Toms Zimmer.
 

„Tom? Bist du noch wach?“

„...“

Leicht rüttle ich an seiner Schulter.

„Tom? Tom? Komm schon!“

„Hmmm? Was’n los?“ Nuschelt er in sein Kissen.

„Ich kann nicht schlafen. Kann ... kann ich bei dir mit im Bett schlafen?“

„Wenn’s denn sein muss ...“ Grummelnd rückt er ein Stück auf Seite und hebt seine Decke etwas in die Höhe, damit ich zu ihm drunter schlüpfen kann. Überglücklich lege ich mein Kopfkissen neben seines und kuschle mich an ihn.

Sofort überkommt mich eine angenehme, innere Ruhe. Schon fast im Halbschlaf, spüre ich, wie er von hinten seinen Arm um meine Hüfte schlingt und mich noch etwas näher an sich zieht.

„Kalt ...“ Höre ich ihn noch leise Murmeln, dann nehme ich in meinem Nacken nur noch gleichmäßige Atemstöße wahr, die mich dort fast unmerkbar und warm kitzeln. Zufrieden lasse ich es zu, dass nun auch endlich ich vom Schlaf übermannt werde.
 

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Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Schießt doch mal bitte jemand diesen blöden Vogel ab! Überrascht bemerke ich, wie sich ein Körper über mich beugt und anscheinend nach etwas tastet. Ah, endlich Ruhe.

Warme Hände schütteln mich leicht an der Schulter.
 

„Hey, Bill! Wach auf, wir müssen los!“

„Will nicht!“ Unwirsch ziehe ich mir die Decke über den Kopf.

„Du wolltest es ja nicht anders!“ Und schon bin ich meine Decke los. Kalt! Bibbernd drücke ich mich an den warmen Körper hinter mir und schiebe meine Beine wärmesuchend zwischen die Beine des anderen.

„Bill, was treibst du da?“ Müde öffne ich meine Augen halb und sehe in Toms peinlich berührtes Gesicht. Irgendwie seltsam, dass ihm zur Zeit so viel peinlich ist... Na, auch egal. Ich will weiter schlafen!

„Verdammt, Bill, in einer halben Stunde kommt der Tourbus.

Willst du etwa in Boxershorts und Schlabbert-shirt auf die Straße?“

„Warum denn nicht. So früh ist doch sowieso noch kein altes Schwein unterwegs.“

„Klatschreporter schlafen nie!“ Kommt es trocken als Antwort.

„Oder willst du morgen Schlagzeilen wie ‚Sind Tokio Hotel am Ende? Bill im Flotterlook gesichtet!’ oder ‚Bill Kaulitz drogenabhängig? Die Verwahrlosung hat ihn schon in ihren Fängen’ in jeder Boulevardzeitschrift finden?“

„Ich kann mir Schöneres vorstellen!“
 

Stöhnend setze ich mich auf und bleibe noch einige Minuten mit halbgeschlossenen Augen auf dem Bett sitzen, beobachte dabei Tom beim Aus- und Anziehen, ohne mir dessen überhaupt nur bewusst zu sein. Lecker!

Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt und ehe es sich in die andere Richtung bewegen kann, springe ich lieber schnell auf und flüchte in mein Zimmer. Warum muss er auch so verdammt sexy sein?!
 

Mehr oder weniger wach schlüpfe ich in eine ausnahmsweise etwas weitere Jeans so wie in meinen kuscheligen Kapuzenpulli. Vielleicht kann ich in den Klamotten ja im Bus noch etwas schlafen...Gähnend trage ich meine Sachen in den Hausflur hinunter und lasse mich an der Wand hinab auf den Boden rutschen.
 

„Hey, Bill! Schlaf nicht wieder ein! Ich habe keine Lust dich in den Tourbus zu tragen.“ „Ja, ja. Schlaf doch gar nicht.“ Nuschle ich schon wieder im Halbschlaf in meinen nichtvorhandenen Bart.
 

Ich spüre noch, wie Tom sich neben mich setzt und mir seinen Kopf auf die Schulter legt, dann bin ich wieder ins Reich der Träume eingetaucht. Intuitiv kuschle ich mich fester an ihn und missbrauche seinen Haarschopf als Kopfkissen. Ich wache erst wieder auf, als mir jemand einen Arm in die Kniekehlen und um meine Schultern schlingt und mich hoch hebt. Entgeistert öffne ich meine Augen einen Spalt breit und stelle fest, dass ich mich in den Armen meines Brüderchens befinde. Ein kurzes Lächeln huscht noch über meine entspannten Gesichtszüge, bevor ich mich vertrauensvoll in seine Arme schmiege und auch schon wieder eingeschlafen bin.
 

Drei Stunden später werde ich durch ein sanftes aber stetiges Rütteln an meiner Schulter geweckt und ich blicke verschlafen in Toms Gesicht, das nur etwa fünf Zentimeter vor dem Meinigen schwebt.
 

„Kommst du, Schlafmütze? Wir machen eine halbe Stunde Pause

und wollen uns was zu Essen kaufen.“

„Wo sind wir denn gerade?“

„Keine Ahnung. Aber ich glaube, wir haben schon

etwas mehr als die Hälfte geschafft.“ Lächelt er mich sanft an.
 

Ohne noch lange zu Zögern schnalle ich mich ab und steige aus dem Bus. Stöhnend strecke ich meine verspannten Gliedmaßen und gähne einmal herzhaft. Dann drehe ich mich schwungvoll um, schnappe mir Toms Arm und ziehe ihn mit mir mit in die Raststätte.
 

Innen reihe ich mich hungrig in die Schlange ein, die sich vor der Essensausgabe gebildet hat und fünf Minuten später halte ich ein Tablett mit einer Hähnchenkeule, Pommes und Ketchup sowie ein Tellerchen mit Salat in der Hand. Suchend blicke ich mich in dem Restaurant um und entdecke dann auch gleich Gustav und Georg, die mich zu ihnen winken. Kurz warte ich noch auf Tom, dann bahnen wir uns zusammen einen Weg durch die Menschen-Stühle-Tische-Mischung. Ich bin wirklich froh, dass ich niemandem aus Versehen den Teller samt Essen ins Gesicht geklatscht habe.
 

Erleichtert lasse ich mich auf den rettenden Stuhl fallen und verdrücke meine Mahlzeit. Bäh, die Pommes sind total matschig, die machen ja schon fast denen meiner Mutter Konkurrenz. Entschlossen schiebe ich den Teller von mir und widme mich dem Salat.
 

„Hey, Bill, isst du das andere Zeugs nicht mehr?“ Fragt Tom auch sofort besorgt nach. Neugierige Blicke von Seitens Georg und Gustav streifen mich, wenden sich dann allerdings gleich wieder ihrem Fraß zu, nur um mich gleich darauf noch einmal genauer zu mustern.
 

„Bill, was hast du eigentlich mit deinen Haaren angestellt?“

fragt mich Georg etwas pikiert.

„War beim Friseur, siehst du doch!“ antworte ich ihm etwas zickig.

„Das sehen wir auch ... aber warum sind die jetzt auf einmal so lang?“

„Er hat sich die Haare von Inderinnen reinmachen lassen!“ mischt sich Tom in unser Gespräch ein.

Entsetzt blicken mich die anderen beiden an.

„Echt jetzt?!“

„Nein, das ist Pferdehaar! Wo glaubt ihr denn, wo die Haare für eine Haarverlängerung herkommen?“

„Keine Ahnung ... aber aus Indien?“

Völlig entnervt wende ich mich wieder meinem Essen zu, oder besser dem, was sich Essen schimpft.
 

Also hier werde ich nie mehr reingehen, da holt man sich ja eine Lebensmittelvergiftung!

„Bill! Du musst mehr Essen! Wenn du noch ein bisschen dünner wirst,

verlierst du deine Hose demnächst ganz auf der Bühne.“

„Ja, ja.“ Augenverdrehend knabbere ich weiter an einem Salatblatt.

„Verdammt, Bill! Ich mach mir doch nur Sorgen um deine Gesundheit!...

Iss wenigstens noch meinen Salat.“

Bittend sucht er meinem Blick und hält diesen fest. Wie hypnotisiert versinke ich in seinen Augen und nehme dann auch ohne Widerspruch den mir hingehaltenen Salat entgegen. Mit leicht geröteten Wangen würge ich schnell den teilweise latschigen Salat hinunter.
 

Erleichtert gehe ich mit den anderen wieder zurück zum Bus. Nie wieder werde ich in diesem ‚Restaurant’ etwas zu Essen bestellen! Das Zeug würde ich ja nicht einmal meinem Hund verfüttern, wenn ich denn einen hätte...
 

Drei Stunden Kabbeleien, dreckige Witze und sinnloses Gelaber später, sind wir endlich vor unserem Hotel angekommen. Scherzend und lachend nehmen wir unsere Zimmerschlüssel in Empfang.
 

„Warum haben wir diesmal eigentlich Einzelzimmer?“ frage ich

etwas enttäuscht nach, hatte ich mich doch schon auf Kuscheln mit Tom gefreut.

„Geschah auf den Wunsch des Herrn Tom hin. Ich wette, er will heute Abend irgendein Groupie mit sich nehmen.“ teilt mir Gustav die Sachlage mit.

Bei der Erwähnung von ‚Groupies’ wird mir schlecht. Panik erfasst mich.

Ich will nicht, dass Tom mit irgend so einem daher gelaufenen Fan schläft!

Und doch kann ich nichts dagegen tun, außer ich will mir dumme Fragen anhören...
 

Als ich ein Kribbeln auf der Haut spüre, hebe ich meinen automatisch gesenkten Blick wieder und suche den Ursprung des Prickelns. Kurz bevor er sich wieder von mir abwenden kann, fange ich Toms Blick ein und versuche ihm standzuhalten. Gleichzeitig wenden wir uns von einander ab und sehen jeder in eine andere Richtung.
 

„Also, dann lasst uns mal die Zimmer suchen!“ treibt uns Georg leicht genervt an und schnappt sich sein Gepäck.
 

Mich zusammenreißend laufe ich ihm hinterher, in der Hoffnung, mich von meinen trübsinnigen Gedanken ablenken zu können. Nach kurzem Suchen stehen wir endlich vor den Türen unserer Zimmer. Das von Tom befindet sich genau neben meinem und die von Gustav und Georg liegen fünf Zimmer weiter auf der entgegenliegenden Seite des Flures. Neugierig schließe ich die Tür auf, zerre den Koffer und meine Tasche mit hinein und bleibe erst einmal stocksteif stehen: ein dunkelblaues, extrabreites Himmelbett lacht mir aus der Mitte des Zimmers entgegen! Verbittert muss ich an die mir entgehende Chance mit Tom wieder in einem Bett zu schlafen, denken. Traurig reiße ich meinen Blick von dem pompösen Schlaflager los und betrachte die restliche Zimmereinrichtung. Ein Schreibtisch mit einer gelben Lampe und einem Telefon, eine Kommode mit einem bunten Blumenstrauß darauf, in einem Eck eine kleine Minibar, ein Kleiderschrank und ein paar relativ düster anmutende, morbide Bilder an der Wand, die dem Raum aber seltsamerweise eine noch gemütlichere Atmosphäre verleihen.

Na ja, bis auf das Bild mit dem gepfählten Vampir vielleicht...

Am Schluss meiner Inspektion entdecke ich noch eine unauffällige Tür, die, wie mir ein Blick hinein bestätigt, ins Badezimmer führt, das ich mir Toms herumliegenden Kleidungsstücken zu Folge, mit meinem Bruder teile.
 

Gerade als ich mich auf das Bett schmeißen und noch etwas Kraft vor dem Konzert sammeln will, wird meine Tür aufgerissen und die anderen Jungs kommen herein gestürmt.
 

„Hey, Bill, du hast ja auch so ein kitschiges Himmelbett hier drinstehen, nur, dass deines nicht rosa ist wie meines“ werde ich auch schon von Gustav überfallen. Puh, da hatte ich ja wirklich Glück mit der Zimmerverteilung! Automatisch stelle ich mich in einem rosa Bett vor ... am besten noch mit

einem rosa Nachthemd ...
 

„Hm, sieht so aus ...“

„Und deine Bilder sind auch besser!“ Ereifert sich jetzt Georg. „Bei Gustav

und mir hängen lauter Blumenbilder und bei Tom sogar ein Geweih an der Wand!“
 

Nun muss ich doch loslachen. Anscheinend hat man sie in die Zimmer für alte Ladies und für die Jagdverrückten gesteckt! Aber für wen war dann mein Zimmer gedacht? Für potentielle Selbstmörder?! Wenn ich mir die Bilder so ansehe...
 

Kurz schüttle ich meinen Kopf, um wieder etwas Ordnung in das Chaos zu bringen und feixe: „Ihr tut mir ja soooo leid!“

„Du hast ja gut reden!“ Schmollt Tom und dreht mir demonstrativ den Rücken zu.
 

Immer noch grinsend laufe ich zu ihm, umarme ihn frech von hinten und flüstere ihm mit gespielt heiserer Stimme ins Ohr:

„Wenn du willst, kannst du auch gerne bei mir mit im Bett schlafen!“
 

Mit einer unwirschen Bewegung reißt er sich von mir los und zischt mir leise zu:

„Nicht nötig! Ich glaube nicht, dass du heute Nacht neben mir liegen willst!“
 

Entsetzt sehe ich ihn an. Irgendwo zerbricht gerade etwas in mir und ich möchte ihm für seinen Machospruch nur noch eine scheuern. Mühsam beherrscht drehe ich mich wieder zu den anderen um.
 

„Wann müssen wir eigentlich los zum Soundcheck?“

Kurz sieht Georg auf seine Uhr und keucht erschrocken auf.

„Jetzt!!!“
 

So schnell, wie die anderen mich überfallen haben, so schnell sind sie auch wieder verschwunden und lassen mich verwirrt zurück. Hastig laufe ich ihnen hinterher und hole sie kurz vor dem Fahrstuhl wieder ein.
 

„Hättet ihr nicht auf mich warten können?“ Murre ich etwas angepisst.

„Was hast du denn, hast uns doch eingeholt!“

Verwundert schaue ich Tom an, frage mich, was in ihn gefahren ist,

dass er mir auf einmal die kalte Schulter zeigt.
 

Niedergeschlagen tapse ich hinter den anderen her, steige als letzter in den Van und lasse mich auf meinen Sitz plumpsen. Nachdenklich lehne ich meinen Kopf gegen die Scheibe. Ich kann mir keinen Reim darauf machen, was mit Tom los ist. Ich bin mir keiner Schuld bewusst, ganz egal, wie viel ich überlege.
 

Nach zehn Minuten intensiven Grübelns kommen wir endlich an der Konzerthalle an und springen nacheinander aus dem Bus, strecken uns noch einmal kurz und marschieren dann im Gänsemarsch hintereinander in die Halle ein.
 

„Ah, da seid ihr ja endlich!“ Werden wir von unserem aufgescheuchten Manager begrüßt. „Ab auf die Bühne mit euch, die Instrumente warten!“
 

Mit einem kurzen Nicken in Richtung unseres Treibers entern wir die Bühne beziehungsweise die anderen erklimmen sie, denn ich werde noch von unserem lieben Manager zurückgehalten.
 

„Bill, was, bitte schön, hast du mit deinen Haaren angestellt?!“

Gespielt niedergeschlagen fahre mir durch meine neu erworbene Haarpracht: „Gefällt es ihnen etwa nicht?!“

Die könnten sich auch mal eine andere Reaktion auf meine neue Frisur einfallen lassen! So schlimm ist die doch gar nicht!
 

„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?! Solche Imagewechsel müsst ihr unbedingt vorher mit mir absprechen, damit das in Zukunft klar ist! Und jetzt, ab auf die Bühne mit dir!“

Arschloch, der kann mich mal kreuzweise. Sind doch schließlich meine Haare!
 

Wütend folge ich den anderen jetzt auch auf die Bühne, die wir erst über eine Stunde später, nachdem wir alle Instrumente gestimmt und die Lieder noch einmal kurz angespielt haben, wieder verlassen.
 

„So Jungs, und jetzt habt ihr noch ungefähr vier ein Halb Stunden Zeit,

dann müsst ihr wieder fertig angezogen und geschminkt hier sein!“

„Schon klar!“
 

Erleichtert gehen wir zurück zu dem Van und lassen uns zurück chauffieren.

Wieder zurück im Hotel lege ich mich, nachdem ich die Schuhe ausgezogen habe, auf mein Bett. Weich und kuschelig ist es auf jeden Fall ...

Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass Tom so grundlos herumzickt. Ich könnte es ja verstehen, wenn ich ihn betatscht hätte oder sonst was, aber so? Irgendwann muss ich wohl über meinen Gedanken eingeschlafen sein, da ich ungefähr drei ein Halb Stunden später von einem aufgescheuchten Georg geweckt werde.
 

„Bill! Wach auf! Du musst dich sofort umziehen und schminken! Das Konzert fängt doch schon in einer Stunde an und in einer halben Stunde müssen wir schon los!“
 

Sofort bin ich hellwach, springe auf, scheuche den anderen aus dem Raum, wasche mir schnell mein Gesicht, tausche meine Alltagskleidung gegen ein engeres Bühnenoutfit, schminke mir schnell die Augen, packe mir einige Ersatzklamotten für nach dem Konzert in meine Tasche und stehe dann auch schon fix und fertig vor Georgs Tür.
 

Zaghaft klopfe ich gegen sie, als sie auch schon aufgerissen wird, mich jemand am Arm packt und hinter sich her schleift. Drei Minuten später finde ich mich im Bus sitzend wieder.
 

„Was habt ihr es denn so eilig?“

„Schon mal unseren heißgeliebten Manager wütend erlebt?“

„Oh... okay!“

Irgendwie bin ich immer noch nicht richtig wach ...

Schläfrig will ich mir noch einmal über die Augen reiben,

als mir Tom in den Arm fällt und meine frisch geschminkten

Augen davor rettet zu verschmieren.
 

„Danke...“

„Kein Problem!“ Smilt er mich freundlich an.

Jetzt habe ich den Beweis, dass er schizophren ist! Kein normaler Mensch kann so schnell seine Launen ändern... okay, außer vielleicht ein Tom... also muss ich doch auf meinen alten Berufswunsch ‚Tomologe’ zurückkommen... Vielleicht sollte ich auch Schriftsteller werden und ein Buch mit dem Titel ‚Wie behandle ich einen Tom richtig – Die gesammelten Geheimnisse des Bill Kaulitz’ herausbringen... Auf was ich alles kommen, wenn ich mich vom Lampenfieber ablenken möchte...
 

Trotzdem bin ich froh darüber, dass er mir anscheinend nicht mehr böse ist.

Ein Bühnenauftritt mit dem andauernden Gefühl von Blicken erdolcht zu werden, ist ganz sicher alles andere als angenehm...
 

„Auf geht’s!“ Jubelnd werfen wir unsere erst aufeinander gestapelten Hände in die Höhe und wünschen uns gegenseitig Glück für den Auftritt bzw. Glück, das eventuelle Stolpern über herumliegende Kabel heil zu überstehen.
 

Mit so viel Enthusiasmus bin ich schon lange nicht mehr auf die Bühne gegangen. Der Drang, alles, was mich zur Zeit beschäftigt herauszusingen, alle meine Probleme für diese zwei Stunden zu vergessen, ist in den letzten Minuten fast schon übermächtig geworden. Und genau das hört man meinem Gesang an! Ich stecke alles was ich habe, in meine Stimme, meinen Körper, meine Gestik, meine Gefühle - all das stecke ich in die Musik, in meinen Gesang.
 

Ausgepowert, aber glücklich, tauche ich nach zwei Stunden, nachdem der letzte Ton des letzten Liedes ertönt ist, wieder aus meiner Welt, bestehend aus mir und der Musik, auf. Strahlend bedanke ich mich bei unseren Fans, lasse mich von ihnen bejubeln und bin so froh, wie schon lange nicht mehr, dass wir vor einem halben Jahr den Sprung nach oben geschafft haben.
 

„Leute, das war sooo geil!“ ruft Tom begeistert aus, als wir

wieder Backstage sind und geschafft auf die Stühle bzw. auf die Couch fallen.
 

„Ihr wart klasse, Jungs!“ kommt auch schon unser Manager,

der uns zufrieden betrachtet.
 

„Ja, das war heute wirklich genial!“ stimme ich ihnen zu, packe dabei schon meine Sachen zum Duschen zusammen. So schnell wie möglich möchte ich mein nasses T-Shirt loswerden, das unangenehm an meiner Haut klebt und schon anfängt etwas zu miefen.
 

Mit zurückgelegtem Kopf stehe ich unter der Dusche und lasse mir das warme Wasser ins Gesicht prasseln. So kaputt war ich schon lange nicht mehr nach einem Konzert, aber ich weiß, dass dies bisher auch eines unserer besten Konzerte gewesen ist. Noch nie, habe ich mich so in meinen Gesang hineingesteigert gehabt, wie heute. Es tat gut, all meine Zweifel, wirren Gefühle und Gedanken für kurze Zeit zu vergessen. Nur noch für die Musik zu leben.
 

„Bill! Beeil dich mal! Wir wollen auch noch duschen!“ hämmert Gustav gegen die Tür, die ich klugerweise abgesperrt habe.
 

„Ja, ja, ich komm ja schon!“

Und aus ist es mit der Erholung! Schnell frottier ich meinen Körper und meine Haare leidlich trocken und schlüpfe in meine Ersatzklamotten. Schon wieder etwas genervt reiße ich die Tür auf und lasse den nächsten unter die Dusche.

Verwundert suche ich den Raum mit meinen Blicken nach Tom, der nirgends zu sehen ist, ab.
 

„Georg, weißt du, wo Tom ist?“

„Groupie aussuchen.“ Kommt die kurze, harte Antwort.

„Wie jetzt, hat Gustav vorhin etwa Recht gehabt?“

„Sieht so aus.“
 

Geschockt und mit weichen Knien lasse ich mich auf den nächsten Stuhl sinken. Mit einem leisen Klirren zerspringt mein Herz in seine Einzelteile. Mich wundert nur, dass unser Bassist es nicht auch gehört hat. Aber genau dieser

ist es auch, der mich davon abhält, meinem Schmerz nachzugeben und leise aufzuschluchzen.
 

Eine halbe Stunde später laufe ich körperlich und seelisch kaputt hinter Gustav und Georg her zum Bus, in dem schon Tom mit einem leicht bekleideten, blonden Girlie sitzt und ihr die Zunge in den Hals schiebt. Angewidert wende ich meinen Blick ab, versuche die leisen Schmatzgeräusche zu ignorieren.
 

Im Hotel angekommen, renne ich so schnell ich kann auf mein Zimmer. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Tom das gerade getan hat. Was sollte das dann die letzten Tage mit mir? Hatte er so großen Druck, oder was? Ich fühle mich benutzt. Leer. Am Ende. Zerstört.
 

Mit zitternden Fingern schließe ich meine Zimmertür auf, schlüpfe durch sie hindurch, schließe sie hinter mir sicherheitshalber wieder ab und schmeiße meine Umhängetasche in irgendeine Zimmerecke. Meine Schuhe fliegen gleich hinterher.
 

Völlig verloren stehe ich in der Mitte meines dunklen Zimmers. Kann es immer noch nicht wirklich fassen, was da gerade am Geschehen ist. Kann nicht mit meiner Machtlosigkeit umgehen. Im Nebenzimmer fällt eine Tür zu. Zweistimmiges Lachen ertönt. Mein Herz blutet.
 

Völlig am Ende kauere ich mich in eine dunkle Zimmerecke. Krümme mich zu einem kleinen Ball zusammen. Nehme den harten Boden unter mir gar nicht wahr. Dränge mich schutzsuchend immer tiefer in die Dunkelheit. Weiche dem Mondlicht, das durch den geöffneten Fenstervorhang fällt, aus.
 

Immer tiefer saugt mich die Dunkelheit in sie auf, immer tiefer frisst sie sich in meine Seele. Das Quietschen eines Bettes, in dem sich zwei Menschen bewegen, ein helles, aber lautes Stöhnen, das von dem Mädchen zu kommen scheint, schallt bis zu mir in meine Finsternis.
 

Plötzliche, eiskalte, mörderische Wut flammt in mir auf. In meinem Wahn springe ich auf, fasse die bunte Vase und schmeiße sie mit aller Kraft und einen lauten verzweifelten Schrei ausstoßend gegen die Wand. Mein Hirn läuft auf Sparflamme. Ich bekomme alles nur noch wie durch einen roten Schleier mit. Zu mir, zu meiner Seele, zu meinem Herzen, dringt nichts durch.
 

Die Badtür geht auf, ein heller Lichtschein fällt auf mich. Umgeben von Scherben stehe ich mitten im Zimmer. Mit mittlerweile von Tränen überströmten Wangen. Nicht mehr realisierend, was da gerade mit mir passiert ist. Heftig blinzelnd stehe ich so vor Tom. Warte auf seine Reaktion. Auf seine Arme, die sich tröstend, mir haltspendend um mich schlingen. Doch meine Hoffnung, dass er wirklich wegen mir gekommen ist, dass er sich Sorgen um mich macht, wird sofort wieder im Kern erstickt.
 

„Bill, was soll der Scheiß?! Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?! Sei leise und lass mir meinen Spaß! Wenn du dein Zimmer unbedingt demolieren musst, dann tu das bitte leiser!“
 

Wütend dreht er sich wieder um und rauscht aus meinem Zimmer. Innerlich schreie ich gepeinigt auf. Flehend strecke ich meine Hand nach ihm aus. Will ihn aufhalten, ihn nicht mehr zu dieser kleinen Schlampe lassen. Vollgespritzt mit Blumenwasser, mit tränennassem Gesicht und zersplittertem Herzen, steht ich mit flehentlich ausgestreckter Hand mitten im Raum, inmitten einer Pfütze aus Blumenwasser, verstreuten Blumen und Scherben.
 

tbc

Gepfählte Vampirmädchen und schizophrene Toms

Sorry, dass es gar so lange gedauert hat mit dem neuen Kappi, aber hier ist es nun. Danke übrigens an all die treuen Kommischreiber/innen *alle knuddel* Viel Spaß damit! Über Kommis freue ich mich übrigens immer noch ^^
 

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8. Gepfählte Vampirmädchen und schizophrene Toms
 

| Vollgespritzt mit Blumenwasser, mit tränennassem Gesicht und

| zersplittertem Herzen, stehe ich mit flehentlich

| ausgestreckter Hand mitten im Raum, inmitten einer Pfütze

| aus Blumenwasser, verstreuten Blumen und Scherben.
 

Ich wanke, versuche stehen zu bleiben und doch reicht meine Kraft nicht mehr aus. So, als ob Tom mit seiner Gleichgültigkeit mir gegenüber meine letzte Energiereserve geraubt hat, sinke ich auf den versauten Boden. Nehme die Scherben, die sich langsam in meine Haut bohren nur am Rande wahr. Verzweifelt presse ich mir meine Hände auf die Ohren um das verschämte Quietschen des Bettes, das erregte Stöhnen meines Bruders nicht mitanhören zu müssen. Wieso kann ich es nicht sein, der ihm diese wundervollen und doch so schmerzhaften Töne entlockt?
 

Mühsam rapple ich mich etwas auf, krieche zu der zimmereigenen Minibar und greife blind etwas heraus. Ohne zu Zögern öffne ich den Schraubverschluss, setze den ‚Trank des Vergessens’ an und nehme, das Brennen in der Kehle ignorierend, einige kräftige Schlucke. Mit jedem meiner Schlucke wird die Flasche leichter und schon bald fühle ich eine bleierne Schwere in meinen Gliedern. Einen letzten Schluck nehmend stelle ich die Flasche dort, wo ich gerade knie ab, nicht darauf achtend, dass sie gleich wieder umfällt. Erst als mir eine vom Mondlicht glänzende, rötliche Flüssigkeit, [[=Sangria; Rotwein wird zimmerwarm getrunken, habe ich erfahren *drop*]] die langsam in den Teppich einsickert, auffällt, wird mir die Sauerei bewusst, die ich da angerichtet habe. Aber es ist mir egal. Fasziniert beobachte ich, wie immer mehr der roten Flüssigkeit in den Teppich eingesaugt wird und wie dieser langsam eine sanfte Rotfärbung annimmt. Ein entrücktes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich mir einbilde, dass dies mein Blut sein könnte ... Heftig schüttle ich meinen Kopf, will von diesem Gedanken nichts mehr wissen.
 

Leicht wankend stehe ich auf und werfe mich auf das nahestehende Himmelbett, lege mich auf den Rücken, versuche mich immer noch von dem Gestöhne, das aus dem Nachbarzimmer erklingt, abzulenken. Unstet wandert mein Blick durch das düstere Zimmer, als mir das Bild von dem gepfählten Vampir ins Auge sticht, das geheimnisvoll vom Mondlicht, das durch meine nicht abgedunkelten Fenster fällt, angestrahlt wird. Wie passend ... ich kann auf einmal die Gefühle des schreienden Vampirmädchens sehr gut nachvollziehen. Ich, der von Tom Gepfählte, der nichts mehr wollte, als Toms Liebe ... und auf dem Bild das verzweifelte Vampirfräulein, das von dem getötet wird, nach dessen Blut sie sich verzehrte. Ich sollte nicht so viel trinken ... oder danach zumindest das Denken sein lassen!
 

Einer plötzlichen Eingebung folgend, stehe ich noch einmal kurz auf, um auf unsicheren Beinen zu meiner Tasche zu wanken und meinen MP3-Player herauszukramen, in der Hoffnung mit der Musik die unliebsamen Geräusche aus Toms Zimmer übertönen zu können. Von den paar Schritten schon geschafft, tapse ich zurück in mein Bett, ziehe mir die Decke über den Kopf, schalte die Musik ein und versuche trotz meiner quälenden Gedanken doch noch etwas Schlaf abzubekommen.
 

Erfolglos, wie ich nach ungefähr einer halben Stunde feststellen muss. Der Gedanke, dass Tom sich nur etwa fünf Meter weiter im angrenzenden Raum gerade mit einem anderen Menschen als mir vergnügt, bringt mich fast um den Verstand. Mehr Alkohol, versucht mir mein umnebeltes Gehirn weiszumachen und ich gehorche, obwohl ich mich doch frage, was blau gestreifte Katzen an meiner Decke zu suchen haben ... noch ein Grund mehr, wieso ich Alk hasse!
 

Trotzdem begebe ich mich wieder zu der kleinen Minibar, schnappe mir, blind durch die Dunkelheit, einfach irgendeine große Flasche, schleppe mich zu einem der Fenster, öffne es und lasse mich dann mit Flasche und MP3 bewaffnet auf die breite Fensterbank sinken.
 

Immer wieder einen Schluck aus der Flasche nehmend, auch wenn das Zeug absolut grauenhaft schmeckt, lausche ich irgendeiner ruhigen, dramatischen Ballade und starre ununterbrochen auf die weißscheinende Scheibe oben am Himmel. So also muss sich ein Wolf fühlen, wenn er den Mond anjault ... alleine, verlassen, mit sich uneins, trostsuchend ...
 

Ich hätte noch Stunden so dasitzen können, wenn sich nicht die Kälte unbarmherzig in mein Fleisch gebohrt hätte und ich nicht langsam aber sicher am Einschlafen gewesen wäre. Im Schlaf aus dem Fenster zu fallen, stelle ich mir auch nicht so prickelnd vor, vor allem nicht, wenn man sich wie ich im dritten Stock über einer vielbefahrenen Straße befindet ...
 

Kraftlos rutsche ich von dem Fenstersims, versuche nicht zu fallen und torkle in Schlangenlinien zu meinem Bett, in das ich mich dann auch sofort fallen lasse und sogleich im Reich der Träume versunken bin, dabei die noch zu einem Drittel volle Flasche in meiner Hand, die Ohrstöpsel meines MP3-Players so wie das offene Fenster vergessend.
 

Einige Stunden später erwache ich mit dröhnendem Kopf zu „Ab in den Süden“ in einem eisigkalten Zimmer auf einer feuchten Matratze in eine Decke verstrickt, die mich anscheinend erwürgen will. Ächzend schließe ich meine Augen wieder, in der Hoffnung, dass das Alles nur ein Albtraum ist. Mit einem Mal fällt mir alles wieder ein und ich wimmere leise, vergrabe meinen Kopf im Kissen und schreie gequält hinein. Seltsamerweise fühle ich mich hinterher wirklich etwas besser, zumindest gut genug, um meiner nassen Körperunterlage auf den Grund gehen zu können. Zaghaft öffne ich meine Augen einen Spaltbreit und lasse sie sich langsam an das helle Licht gewöhnen. Nach ca. zwei Minuten bin ich endlich so weit und richte mich vorsichtig auf. Nur nichts überstürzen, heißt die Devise!
 

Erleichtert stoße ich Luft aus, als ich feststelle, dass ich anscheinend doch nicht wieder eine Windel brauche, sondern, dass mein erst wenige Stunden altes Gesöff sich während meines Schlafes verselbstständigt hat und eine bräunliche Färbung hinterlassend, in mein Bettzeug eingesogen wurde. Langsam würde es mich ja doch einmal interessieren, was genau ich da gestern eigentlich weggebechert habe. Mit einem Arm blind nach der Flasche angelnd, versuche ich mich mit dem anderen aus der

Bettdecke zu wickeln. Anscheinend hat mein Schutzengel heute ausnahmsweise mal nicht Urlaub, da ich beides zu meiner eigenen Überraschung schon nach kurzer Zeit geschafft habe.

‚Whisky’ lese ich und meine Frage nach dem Schuldigen an meinem Zustand, ist beantwortet
 

Ein kalter Windstoß fährt durch das immer noch offen stehende Fenster und lässt mich bibbern. Mühsam stehe ich auf und versuche das beständige Pochen in meinem Kopf zu ignorieren. Na ja, wenigstens lenkt mich der Schmerz von Tom ab ... okay, jetzt nicht mehr! Heftig schüttle ich meinen Kopf und versuche meinen verdammten Bruder wieder aus ihm herauszubekommen, doch die einzige Folge davon ist ein Presslufthammer, der in meinem Kopf herumtobt. Blödes Teil!
 

Ächzend laufe ich die paar Schritte zu dem Fenster und mache es schnell zu. Lust auf eine Erkältung habe ich nun wirklich nicht ... Wie viel Uhr ist es eigentlich? Halb zehn, prangt mir von der Leuchtschrift des hoteleigenen Weckers entgegen. Ob die hier wohl Kopfschmerztabletten zum Frühstück servieren? Grübelnd tapse ich langsam zu meinem Koffer und krame mir passend zu meiner Gemütslage irgendeine frische Panty, eine schwarze, enggeschnittene Jeans und ein schwarzes Langarmshirt heraus. Danach begebe ich mich in das kleine Bad und wage einen vorsichtigen Blick in den Spiegel, nur um vor Schreck fast hinterrücks umzukippen. Ich sollte nie mehr Alkohol trinken. Seufzend klatsche ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, putze mir die Zähne, überschminke mir meine Augenringe und kämme meine Haare, nur um danach wieder in das Zimmer zurückzukehren und den Zimmerservice anzurufen. Wenn dieser bei meinem Anblick nicht schreiend davonläuft, kann ich mich auch wieder bei den anderen blicken lassen, zumindest lautet so der Plan.
 

Doch bevor ich auch nur nach dem Telefonhörer greifen kann, um mir mein Frühstück her zu ordern, trommelt jemand mit den Fäusten gegen meine Tür, so dass ich Angst habe, dass diese gleich aus den Angeln fliegt. Schnell hetze ich zu ihr und öffne sie, bevor sie vielleicht doch noch ihren Widerstand aufgibt.
 

„Bill, bist du endlich wach?!“

„Ja, Gustav, dir auch einen schönen guten Morgen!“

„Morgen ... darf ich fragen, wieso du heute so scheiße aussiehst?“

Überhaupt nicht direkt, der Gute!

„War gestern etwas zu lang wach.“

„Sieht mir aber mehr nach Alkohol aus ...“ Kurzes schnuppern.

„Und hier riecht es auch nach Whisky ... Bill, was hast du getrieben?!“

„Nichts ... mir ist nur gestern eine Flasche mit dem Zeug runtergefallen und zerplatzt ... und nein, Alkohol habe ich nicht getrunken, ich hab nur Kopfweh.“

Wie heißt es doch so schön: Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß!

Zweifelnd betrachtet er mich von oben bis unten, lässt es aber dann doch auf sich beruhen.

„Warte mal kurz, ich hab Aspirin dabei. Ich hol dir mal eine Tablette, okay?“

„Hm, danke, du bist meine Rettung!“
 

Und schon ist er wieder weg, nur um drei Minuten später mit der Tablette in der Hand wieder vor mir zu stehen. Wusste doch, dass es sich nicht lohnt zurück ins Zimmer zu gehen!

„Hier!“

Dankend nicke ich ihm zu, bevor ich mich vom Türrahmen löse und ins Bad gehe, meinen Zahnbecher mit Wasser fülle, um dann darin das Medikament aufzulösen. Wie erwartet ist mir Gustav gefolgt und steht jetzt an den Türrahmen gelehnt da und beobachtet mich.
 

„Alles okay?“

Doch etwas überrascht sehe ich ihn an, hatte ich doch nicht mehr mit so einer Frage gerechnet.

„Ja, alles okay.“ Lächle ich ihn schwach an.

„Wenn du das sagst ...“

Wieso habe ich nur das Gefühl, dass er mir gerade kein Wort glaubt?
 

„Was steht eigentlich noch vor dem Konzert heute Abend so alles auf dem Programm?“ lenke ich ihn von dem Thema ab.

„Nichts, nur eine stundenlange Busfahrt.“ Antwortet er mit einem leisen Stöhnen.

„Stimmt ja! Ach Menno!“ Schmolle ich kurz, bis sich in mir ein leichtes Hungergefühl bemerkbar macht.

„Hast du schon gefrühstückt?“

„Hm? Nein ... wollen wir zusammen in den Speisesaal gehen?“

„Von mir aus gern.“

Nur raus aus diesem Raum, ich muss mich ablenken.
 

Schweigend laufen wir nebeneinander her, als er mich auf einmal anspricht: “Bill?“

„Was ist?“

„Woher kommen eigentlich die ganzen Scherben in deinem Zimmer?“

Kurz zucke ich zusammen, doch dann habe ich mich wieder unter Kontrolle.

„Ich wollte heute Nacht etwas zu Trinken holen und war zu faul das Licht anzuschalten. Da bin ich an die Vase gestoßen und die ist runtergefallen.“

„Ach so ...“
 

Kein weiteres Wort fällt mehr zwischen uns, bis wir endlich den Saal erreichen. Kaum, dass ich ihn betreten habe, will ich auch schon wieder umdrehen. Der Anblick von einem entspannt lächelnden Tom und diesem ..., diesem gackernden Miststück sind einfach zu viel für mich.

Mit Tränen in den Augen wirble ich herum, weiche im letzten Augenblick Gustav aus, der direkt hinter mir den Raum betreten hat und renne an ihm vorbei, seine besorgten Rufe nach mir ignorierend. Mit zittrigen Fingern und tränenverhangenen Augen versuche ich das Schlüsselloch zu treffen und endlich, endlich habe ich es auch geschafft. Mit einem Stoß fliegt die Tür hinter mir ins Schloss und ich schmeiße mich auf das Bett, ziehe mir die Decke über den Kopf und schreie in mein Kissen.
 

Warum tut dieser Arsch mir das nur an?!
 

So ruhig wie möglich atme ich tief ein, um mich wieder zu beruhigen. Ein. Aus. Ein. Aus. Ich konzentriere mich auf meinen Herzschlag, auf meine Atmung und spüre, wie ich tatsächlich wieder ruhiger werde. Als ich es mir wieder zutraue auf meinen Beinen stehen zu bleiben ohne gleich zusammenzusacken, stehe ich auf, greife nach dem Telefonhörer und ordere mir nun doch das Frühstück ins Zimmer, obwohl ich eigentlich keinen Appetit habe, aber andererseits werde ich den Tag sonst sicher nicht überstehen. Die anderen haben schon Recht, wenn sie sagen, dass ich mehr essen sollte ...
 

Während ich auf den Zimmerservice warte, tapse ich noch einmal ins Bad, um mir eine Hand voll eiskaltes Wasser ins Gesicht zu klatschen, von meiner Schminke noch zu retten was noch zu retten ist und dann meine ganzen Schmink- und Waschutensilien zusammenzupacken. Langsam schlurfe ich mit meiner Waschtasche in der Hand zu meinem Koffer, verstaue sie darin und packe dann auch noch im Schnellverfahren meine übrigen Besitztümer dazu.
 

Gerade, als ich damit fertig geworden bin, klopft es an die Tür und jemand ruft von außen: „Ihr Frühstück, mein Herr!“
 

Schnell eile ich zur Zimmertür und öffne sie. Mit einem freundlichen Lächeln betritt ein schick angezogener, junger Mann, ein Wägelchen mit dem Essen vor sich herschiebend, den Raum und stellt alles feinsäuberlich auf dem Schreibtisch ab.
 

„Wünschen Sie noch etwas?“

„Hm?! Nein, nein, passt schon!“

„Wenn Sie zu Ende gegessen haben, rufen Sie bitte wieder unten an, dann kommt jemand hoch, um das Geschirr zu holen.“

„Okay, danke.“
 

Mit einer leichten Verbeugung verlässt er mein Zimmer wieder und ich bleibe alleine zurück. Gut, dass ich die Scherben vorhin noch kurz in eine dunkle Ecke geschaufelt habe, sonst hätte ich jetzt noch ein paar unangenehme Fragen beantworten müssen. Kurz starre ich noch gedankenverloren auf die geschlossene Tür, drehe mich dann um und setze mich auf den Schreibtischstuhl. Mit wenig Appetit mache ich mich über das eigentlich leckere Frühstück her.
 

Tom will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Nicht genug, dass er heute Nacht Kaninchen gespielt hat, nein, der Herr muss ja sein Betthäschen auch noch mit zum Essen schleppen, um armen, unschuldigen Brüdern die Lust auf etwas Essbares gänzlich zu verderben.
 

Mühsam würge ich ein Stück meines Brötchens hinunter, nur um festzustellen, dass ich keinen Bissen mehr essen kann. Falls ich jemals Abnehmen möchte, brauche ich anscheinend nur an Tom zu denken und es geht wie von ganz alleine ...
 

Bedrückt stürze ich die letzten Schlucke meines Kaffees herunter und betrachte das immer noch reichlich angefüllte Tablett. Kurz schweift mein Blick ab zu der kleinen Uhr, die an dem Schreibtisch befestigt ist. Gleich werden die anderen kommen ... Mit Gewalt zwinge ich noch den Rest des Brötchens hinab und sehe mich noch einmal in dem Zimmer um. Nichts mehr da, das mir gehört ... ob mir das Hotel wohl das Bild mit dem gepfählten Vampirmädchen verkaufen würde?
 

Kurz entschlossen schnappe ich mir noch ein letztes Mal den Telefonhörer, klingle die Verwaltung an und versuche zu verhandeln.
 

„Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“

„Ich möchte ihnen gerne das Bild mit dem Vampir aus Zimmer 283 abkaufen, wenn das möglich wäre.“

„Das Bild mit dem gepfählten Vampir?“

„Ja, genau dieses ...“

„Hm ... das würden wir Ihnen sogar mit Freuden schenken! Bei uns wurden schon eine Menge Beschwerden ob des Motivs eingereicht, aber bis jetzt konnten wir uns einfach nicht davon trennen. Ich sage an der Rezeption bescheid, damit sie das Bild ohne Probleme hinausschaffen können.“
 

„Super!!!“, juble ich ins Telefon. „Und ich kann es jetzt einfach so abnehmen und dann einpacken?“

„Von mir aus gerne. Den Rahmen dürfen Sie auch gerne behalten, der ist für andere Bilder zu duster.“

„Echt?! Vielen herzlichen Dank!“

„Nichts zu Danken.“

„Trotzdem ... Tschüß.“

„Auf Wiederhören.“
 

Strahlend und auf wiedersinnige Weise glücklich, lege ich den Hörer auf, trete vor das Bild und nehme es vorsichtig ab. Jetzt gehörst du mir! Ich werde dir Gesellschaft leisten und du mir ... Wieso in drei Teufelsnamen unterhalte ich mich in Gedanken mit einem Bild?!?!
 

Über mich selbst den Kopf schüttelnd versuche ich meinen neuerworbenen Schatz in die Tasche zu packen, versage aber kläglich.
 

„Bill, bist du fertig?!“

TOM!!!

Kalkweiß und mit leicht zittriger Stimme antworte ich ihm durch die geschlossene Tür.

„Ja, gleich, ich ... ich muss nur noch etwas einpacken.“
 

Fünf Minuten später knie ich immer noch mit dem Bild in der Hand vor meiner Tasche und beiße mir meine Lippe blutig. Bloß nicht weinen ... bloß nicht!
 

„Bill!!! Was treibst du denn?! Bist du jetzt zu blöd deine Sachen einzupacken?!“

Danke, das bist ja immer noch du selber, Arschloch!

„...“

„Lass mich rein!“

„NEIN!!!“

Entsetzt schreie ich auf.

„Mach die Tür auf!

„Nein!“ Nun ist das Zittern in meiner Stimme ohne Mühe herauszuhören.

„Heulst du?!“

„NEIN!!!“

„Dann lass mich rein!“

„NEIN!“

„Bitte, Bill, mach die Tür auf sonst kommen wir heute gar nicht mehr los!“

„Nein!!!!!“

„Dann halt nicht!“
 

Erleichtert entspanne ich meine unwillkürlich angespannten Muskeln wieder und versuche mich zu beruhigen. Wenigstens ist er jetzt weg ... Tom ...

Mit glasigen Augen betrachte ich das Bild in meinen Händen. Beobachte ein paar Tropfen, die darauf fallen und langsam an dem Schutzglas herunterlaufen. Seit wann regnet es denn in einem Zimmer? ... Ach so, das bin ja ich ...
 

Weggetreten sitze ich so da, mache keine Anstalten mich groß zu rühren, als ich ein leises Schlüsselklirren vernehme und dann am Rande wahrnehme, wie meine Zimmertür aufgestoßen wird.
 

„Ha! Damit hast du wohl nicht gerechnet!“ Grinst mich Tom triumphierend, den Schlüssel in der Luft herumschwenkend, an.

Da hat er Recht, damit habe ich wirklich nicht gerechnet ...

„Du heulst ja wirklich!“

„...“

„Dir ist schon klar, dass dazu jetzt keine Zeit mehr ist?“

„...“

„Was ist das eigentlich für ein schreckliches Bild, was du da in deinen Armen hältst?“
 

Wie einen Rettungsanker presse ich das Bild noch fester an mich. Habe dadurch das Gefühl, nicht ganz alleine mit dieser Situation fertig werden zu müssen.

„Ach Bill, jetzt hör schon auf zu flennen und häng das scheiß Bild zurück!“

„Aber das gehört mir!“ Presse ich zwischen meinen zusammengepressten Zähnen mühsam beherrscht hervor. „Das muss unbedingt mit!“

„Dann gib schon her, du Trantüte!“
 

Entnervt reißt er mir das Bild aus den Händen und klemmt es sich unter den Arm. Wo ist nur MEIN Tom hingekommen? MEIN Tom hätte mich getröstet, wäre nicht so gefühlskalt gewesen ...

Kurz entschlossen wische ich mir unwirsch meine Tränen aus dem Gesicht, schließe meine Tasche, nehme sie in die eine Hand, mein restliches Zeugs in die andere und laufe Tom hinterher, der sich mit dem Bild unter dem Arm schon auf den Weg gemacht hat. Keinen Blick zu mir zurückwerfend stolziert er vor mir her, als wäre ich Luft für ihn. Eingebildeter Gockel!!!
 

Trotz meiner melancholischen Stimmung erscheint das Bild von einem bunten, stolzen Hahn mit Toms Gesichtzügen vor meinem inneren Auge und ich muss leise kichern. Daraufhin dreht sich Tom zu mir um und lächelt mich kurz an, nur um dann sofort wieder rumzumotzen.
 

„Beeil dich mal, du Trantüte! Die anderen warten schon alle unten auf uns.“

„Ja, ja! ...!“
 

Grummelnd lege ich einen Zahn zu und schließe zu ihm auf. Stumm bleiben wir vor der Aufzugtür stehen und warten auf das Teil.
 

Ohne ein Wort miteinander gewechselt zu haben, betreten wir dann nebeneinander die Eingangshalle, wo wir schon von einem angenervt guckenden Georg empfangen werden.

„Das wurde aber langsam auch Zeit!“, brummt er uns entgegen, „Dann mal Abmarsch ins Auto, Jungs!“
 

Leise seufzend schließe ich mich den anderen an und laufe hinter ihnen her zum Bus. Vier Stunden Langeweile stehen uns bevor, vier Stunden sich zusammenreißen, vier Stunden lang über Toms widersprüchliches Verhalten sinnieren ... tolle Aussichten, echt!
 

Mit trübem Blick lasse ich mich auf meinen Platz fallen, nachdem ich mein Gepäck dem Fahrer zum Einladen in die Hand gedrückt habe, und starre blicklos aus dem Fenster.
 

„Hey, Bill, warum bist du heute früh so plötzlich abgehauen?“

Gustav, der sich zu mir gebeugt hat und leise versucht meinen Schutzwall zu durchbrechen.

„Mir war nicht gut ...“ Gebe ich ebenso leise als Antwort zurück. „Tut mir leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast ...“

„Und jetzt geht es dir wieder besser?“

„Hm? ... Nicht wirklich, aber zumindest etwas.“ Mit einem schwachen Lächeln versuche ich seine Zweifel zu vertreiben.

„Keine Angst, bis heute Abend bin ich sicher wieder fit!“ Beruhige ich ihn in der Hoffnung, dass er mich dann in Ruhe lässt.
 

Ein letzter besorgter Blick und er wendet sich tatsächlich wieder von mir ab um aus seinem Rucksack eine Musikzeitschrift und seinen MP3-Player hervor zu kramen. Vor sich hin summend sitzt er nun neben mir und ist völlig in das Magazin und seine Musik versunken. Leise schmunzelnd bemerke ich noch ein paar zuckende Handbewegungen, als ob er gerade Schlagzeug spielt, bevor ich meinen Kopf wieder an die Fensterscheibe lehne und nach draußen starre.
 

Warum musste ich mich ausgerechnet in Tom verlieben?! Hallo?! Er ist doch schließlich mein Bruder! Müsste da nicht eigentlich die Natur schon von vornherein eine Art ‚Verliebungsschranke’ einbauen? Ich meine, wenn die Kinder sowieso nicht lebenstauglich sein werden ... und dann kann ich ja gar keine Kinder bekommen und Tom, so weit ich weiß, auch nicht. Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf meine blassen Lippen, als ich mir Tom in einer Küchenschürze umhereilend und sich gleichzeitig um ein Baby und das Essen kümmernd, vorstelle. Wie will er eigentlich das Baby stillen? ... Gelobt sei meine rege Fantasie!
 

Am Besten wäre es, wenn ich ihn einfach vergessen könnte oder noch besser, mich erst gar nicht in ihn verliebt hätte. ... Kann man sich eigentlich irgendwie entlieben?! Wäre auf jeden Fall manchmal ganz praktisch ... vielleicht kann man ja eine Entliebungsmaschine oder ein Medikament gegen Verliebtheit erfinden ... dafür wären sehr wahrscheinlich eine Menge Leute sehr dankbar ... ich zum Beispiel.
 

Puh, ich habe wirklich keine Ahnung, wie das alles weitergehen soll ... Vielleicht sollte ich zuerst einmal aufhören in Selbstmitleid zu versinken und eine Runde schlafen ... vorausgesetzt ich kann einschlafen!
 

Kurzerhand schließe ich meine Augen und wache erst durch sanftes Rütteln an meiner Schulter wieder auf.
 

„Aufwachen, Bruderherz, wir sind da!“ Smilt mir ein großer Teddy entgegen. Und mein Bruder ist DOCH schizophren! Aber wenigstens scheint er jetzt wieder ‚normal’ zu sein!
 

Verschlafen nicke ich und rapple ich mich von meinem Sitz auf, quetsch mich an Tom vorbei und steige aus dem Wagen, okay, purzeln trifft es wohl eher. Verpennt wie ich bin, vergesse ich natürlich, dass sich der Autoausstieg ein paar Zentimeter höher über dem Erdboden befindet, als von mir angenommen. Und schon finde ich mich im Sturzflug Richtung Boden wieder, schließe schon einmal meine Augen und mache mich auf den baldigen Schmerz gefasst, als mir jemand blitzschnell den Arm von hinten um den Bauch schlingt und mich auffängt.
 

Und jetzt hänge ich mit geschlossenen Augen in den Armen meines Bruders und traue mich nicht mehr zu atmen. Spüre, wie sich sein Unterleib eng gegen mein Hinterteil drückt und mir wird sofort siedend heiß, lässt diese Stellung doch sofort versaute Gedanken in mir aufsteigen.
 

„Pass halt besser auf!“ Werde ich von hinten angemault und unsanft aus meinen Träumereien gerissen.

„Dauernd muss ich auf dich aufpassen! Reiß dich mal zusammen!!! Du bist sechzehn, nicht sechs!!! Und jetzt mach schon!!!“
 

Geschockt über seinen plötzlichen Stimmungswechsel mache ich das, was er von mir verlangt und rapple mich wieder auf. Immer noch fassungslos gehe ich zu den anderen Zweien, stelle mich neben sie und lasse mir mein Gepäck in die Hand drücken. Apathisch betrete ich zusammen mit den anderen Bandmembers das Hotel.
 

Nur am Rande bekomme ich die Schlüsselverteilung mit, bis:

„Erde an Bill! Es hat einen Fehler bei der Zimmerreservierung gegeben ...“

„Hä?! Und was heißt das jetzt genau?“

„Dass wir nur zwei Einzelzimmer und ein Zimmer mit Doppelbett zur Verfügung haben!“
 

Entsetzt reiße ich meine Augen auf. Irgendjemand muss mich hassen!!!
 

„-ill, Bill! Könntest du mir bitte noch einmal kurz deine werte Aufmerksamkeit schenken?!“

„Mensch Georg, was ist denn jetzt noch?!?“, fauche ich ihn genervt an.

„Gustav und ich haben uns gedacht, da du und Tom ja sowieso Brüder seid, könntet ihr da nicht ...?“

Bettelnd sieht er mich an. Hilflos lasse ich meinen Blick in Richtung Tom schweifen, hoffe, von ihm eine Antwort auf diesen unausgesprochenen Satz zu bekommen. Doch keine Regung.

„...“

„Super, das ist prima von euch!!!“

Moment mal, ich ... wir ... haben doch noch gar nicht zugestimmt!!!
 

Völlig überrannt stehe ich jetzt mit einem kleinen Schlüssel in der einen und meinem Gepäck in der anderen Hand da, schaue den anderen Beiden hinterher und kann es einfach nicht fassen. Schöne Freunde habe ich da!!! Andererseits wissen sie ja auch nichts von meinem Gefühlschaos und für sie ist es einfach nur selbstverständlich, dass Zwillinge sich ohne Probleme auch einmal ein Bett teilen können.
 

Eine eiskalte, schneidende Stimme reißt mich zurück in die Realität. Tom.

„Jetzt komm schon, du Träumer, oder willst du da festwachsen?“

Müde von dem ganzen Hin und Her händige ich ihm den Schlüssel aus, nehme meine Taschen und laufe ihm stumm hinterher. Ich fühle mich einfach nur noch leer. Ausgebrannt.
 

Vor dem Zimmer warte ich, bis Tom aufgesperrt hat, dann betrete ich nach ihm den Raum, würdige die freundliche Einrichtung keines Blickes, gefiel mir doch die von meinem letzten Hotelzimmer sowieso besser, und lasse ihm den Vortritt beim Aussuchen der Bettseite. Es ist mir egal wo ich schlafe. Es ist mir egal wo Tom schläft, nur sollte es besser nicht genau neben mir sein.
 

Schweigend setzen wir uns jeder, nachdem wir unsere Jacken und Schuhe ausgezogen haben, auf eine Bettseite und hören Musik. Ab und zu beobachte ich ihn verstohlen aus dem Augenwinkel, wende aber jedes Mal sofort wieder meinen Blick ab, nur, um ihn dann wieder auf ihn zu richten, ihm beim imaginären mitrappen zusehend. Belustigung steigt in mir ob des Anblicks auf, doch verbeiße ich mir jegliches Grinsen, als mich Toms drohender Blick streift. Ich wüsste zu gerne, was für eine Laus ihm jetzt schon wieder über die Leber gelaufen ist, aber ihn fragen ...? Sooo lebensmüde bin ich dann doch wieder nicht!
 

Irgendwann nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und ziehe ihm einen Ohrstöpsel aus dem Ohr.

„Willst du auch etwas essen?“

„Hm? Na, von mir aus. Solln wir uns was kommen lassen oder willst du lieber runter in den Speisesaal?“

Erfreut darüber, dass mein Bruderherz wieder normal mit mir spricht, antworte ich strahlend:

„Ich bin fürs kommen lassen. Da unten sind bestimmt wieder so viele Kinder!“

Wissend werde ich angegrinst.

„Stimmt, die sind in dieser Jahreszeit immer ganz besonders schlimm und lästig!“

Macht er sich jetzt etwa über mich lustig?!
 

Empört funkle ich ihn an, muss dann aber doch leise lachen. Es tut gut einfach nur so mit ihm rumzuschäkern. Nichts ist mehr übrig von seiner kalten Abweisung mir gegenüber.

„Was willst du essen?“

„Äh, Pizza!“

„Na, wer hätte DAS gedacht!“

„Als ob du sie nicht auch mögen würdest!“, antworte ich ihm gespielt beleidigt.

„Hab ich ja auch nie behauptet ... also, was für eine soll ich für dich bestellen?“

„Hawaii?“

„Okay, Ihr Wunsch sei mir Befehl!“
 

Frech grinsend tapert er zum Telefon und beordert uns die Pizzas hinauf ins Zimmer. Dann sitzen wir wieder nebeneinander auf dem Bett, doch diesmal bin ich entspannter, weiche Toms Augen nicht mehr aus, lächle ihm kurz zu, genieße es einfach bei ihm zu sein und ignoriere meine leise, innere Stimme, die mich gerade lautstark davor warnt, so einfach wieder zum Alltagsgeschehen überzugehen.
 

Zehn Minuten später klopft es an unsere Zimmertür und Tom steht auf, um den Essenslieferanten zu empfangen. Nach fünf Minuten sitzen wir uns im Schneidersitz auf dem Bett gegenüber und spachteln fleißig. Ich kann es nicht lassen und halte Tom ein Stück Pizza vor die Nase, um ihn zu füttern, nur, dass ich das lieber hätte lassen sollen.
 

Ein kaltes Aufblitzen in seinen Augen lässt mich erschrocken zurückfahren und als er dann auch noch anfängt zu zischen, komme ich mir vor, wie einem Schlangenterrarium.

„Mach das bloß NIE wieder! Ich bin NICHT schwul, verdammt!“
 

Wütend springt mein Gegenüber auf und ich bleibe völlig verblüfft sitzen, beobachte ihn, wie er vor dem Bett auf und ab geht und anscheinend Selbstgespräche führt. Ich wollte ihn doch nur füttern, warum tickt er denn dann plötzlich so aus und mault etwas, von wegen er sei nicht schwul. Hab ich doch nie behauptet ... wobei es für mich von Vorteil wäre ...
 

Angewidert schiebe ich den Rest meiner Pizza von mir und lasse mein neues, altes Haustier alleine in dem Zimmer zurück. Ich habe mir schon immer eine Schlange gewünscht. Aber es tut weh. Verdammt weh.
 

Heftig schüttle ich meinen Kopf und klopfe an Georgs Tür, beziehungsweise hoffe ich, dass es seine Tür ist, da ich vorhin, unten an der Rezeption, nur ganz dunkel die Zahlen der Zimmer der anderen mitbekommen habe. Etwas verschlafen aussehend öffnet mir der Ältere seine Tür.
 

„Na, Bill, alles okay bei euch?“

„Wie man’s nimmt. Tom zickt gerade rum! Ach ja, wann müssen wir hier eigentlich los?“

„Tom zickt? Ist ja mal was ganz was Neues! Tja, und unser lieber Manager erwartet uns so um halb Sechs fertig geschminkt und angezogen im Backstagebereich. Dann ist erst einmal eine kurze Soundprobe und um sieben Uhr ist Einlass für die Fans. Kannst also schon einmal anfangen dich fertig zu machen.“

„Wie viel Uhr ist es denn eigentlich?“

„Kurz nach Vier, aber so wie ich dich kenn, brauchst du eine Stunde zum frisieren, schminken, anziehen etc. und außerdem müssen wir die Fahrtzeit mit einberechnen.“

„Okay, dann mal los!“, seufze ich und tapse wieder zurück zu unserem Hotelzimmer.
 

Mich auf alles gefasst machend, schiebe ich mich an der Wand entlang ins Zimmer. Erleichtert atme ich aus, als ich den Wüterich friedlich Musik hörend auf dem Bett liegend vorfinde.
 

Leise schleiche ich mich ins Zimmer, um keine schlafenden bzw. Musik hörenden Hunde zu wecken, packe kurzerhand die größere meiner beiden Taschen und schließe mich zusammen mit ihr im Bad ein. Kurz krame ich in ihr auf der Suche nach dem passenden Outfit herum und entscheide mich letztendlich für eine knappe, verwaschene Hüftjeans und ein rotes, körperbetontes T-Shirt, bevor ich kurz unter die Dusche springe.
 

Genießerisch lege ich meinen Kopf in den Nacken und lasse das warme Wasser auf mein Gesicht prasseln. Minutenlang stehe ich einfach nur so da und versuche mich seelisch auf das Konzert vorzubereiten und gleichzeitig alle negativen Gedanken an Tom zu verdrängen.
 

Zehn Minuten später verlasse ich entspannt die Duschkabine, trockne mich ab, föhne meine Haare und ziehe mich an. Die nächsten zwanzig Minuten verbringe ich mit schminken, um mich dann noch einmal genauso lang meinen Haaren zu widmen, während ich feixend Toms wütendes Hämmern an der Tür ignoriere. Danach gebe ich das Bad wieder frei und werde auch sofort von Tom fast über den Haufen gerannt. Bin ja mal gespannt, wie der innerhalb von zehn Minuten fertig werden will. So ein bisschen Schadenfreude muss einfach sein!!!
 

Nett wie ich bin, warte ich noch auf Tom, um dann mit ihm hinunter zu den anderen, die schon ungeduldig am Ausgang stehen, zu gehen.
 

Pünktlich und ohne weitere Vorkommnisse kommen wir an der Konzerthalle an. Soundcheck, Nachschminken, Texte im Kopf noch einmal durchgehen, fertig. Fehlen nur noch die Fans. Ungeduldig spitze ich hinter dem Vorhang, der die neugierigen Blicke der Fans von dem Backstagebereich fern hält, hervor. Kommt es mir nur so vor, oder werden unsere Fans immer mehr?!
 

Nervös laufe ich vor den anderen, die auf ein paar im Raum verteilten Stühlen herumsitzen, auf und ab, bis sich plötzlich zwei Arme von hinten um meine Hüfte schlingen und mich auf einen Schoß ziehen. Überrascht wende ich meinen Kopf zu meinem Sitzpolster und sehe zu meiner großen Überraschung in Toms braune Dackelaugen.
 

„Das ist ja nicht zum Aushalten mit dir!“, mault er mich gespielt entnervt an. Na ja, zumindest hoffe ich, dass es nur gespielt war ...!

„Ich bin halt nervös!“
 

Hippelig rutsche ich auf seinen Oberschenkeln hin und her, bis ich ein leises Stöhnen an meinem Ohr vernehme, während Georg an seinem Bass herumzupft und Gustav Trockenübungen mit den Drumsticks vollzieht. Verwirrt halte ich inne und versuche den Grund für Toms Problem herauszubekommen.
 

„Tut dir was weh?“

„NEIN, aber ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dein süßes Hinterteil still halten würdest!“

Ups, also DAHER weht der Wind ...! Aber er findet meinen Hintern SÜSS!!! Happy lehne ich mich mit meinem Rücken an seine Brust und versuche wieder von meiner Wolke herunter zu kommen.
 

„Jungs, los, auf geht’s!“, ruft auf einmal unser Manager in den Raum und wir springen von unseren Sitzen. Nur ein paar Minuten später komme ich auch schon auf die Bühne und lege los.
 

*********************************************
 

Zwei Stunden und vier Zugaben später wanken wir mal wieder völlig ausgepowert in die Umkleidekabine. Verschwitzt nehme ich sofort eine der zwei vorhandenen Duschen in Beschlag und lasse keinem der anderen auch nur annähernd die Gelegenheit mir zuvor zu kommen. Erfrischt und mit sauberen Klamotten, die ich im Hotel, während Tom sich im Schnellverfahren im Bad fertig gemacht hat, noch schnell eingepackt habe, lasse ich mich auf die große Ledercouch fallen und warte darauf, dass die anderen drei auftauchen.
 

Und tatsächlich kommen nach ungefähr einer Viertelstunde Georg und Gustav aus der Dusche getappt, doch von Tom fehlt jegliche Spur.
 

Verwirrt wende ich mich an die anderen zwei:

„Weiß einer von euch, wo sich Tom schon wieder herumtreibt?“

„Der? Der wollte sich doch heute noch mit irgendeinem Girlie treffen. Madeleine, oder so, glaub ich. Hat er dir nichts davon erzählt?“

„Nein ...“
 

Enttäuscht fahre ich mir mit der flachen Hand einmal durchs Gesicht, hatte ich mich doch schon auf einen gemütlichen Abend zu zweit gefreut, jetzt, da Tom sein Eisfachverhalten wieder abgelegt hat ...
 

Und tatsächlich treffen wir Tom mit einem schlanken, zierlichen, rothaarigen Mädchen im Arm an den Tourbus gelehnt wieder. Er will sie doch nicht etwa mit zu uns ins Zimmer nehmen?!? Sicher nicht, beruhige ich mich und doch bleibt ein fader Nachgeschmack zurück.
 

Apathisch sitze ich neben Tom und seiner kleinen Schlampe, beobachte sie dabei, wie sie sich gegenseitig die Zunge in den Hals stecken und wünsche mir insgeheim, sie möge daran ersticken. Entweder das, oder an meinen tödlichen, hasserfüllten Blicken zu Grunde gehen. Doch Fehlanzeige!
 

Zwanzig Minuten Fahrt vergehen auf diese Weise und ich bete darum, dass er sich von ihr verabschiedet und sich mir, seinem Bruder, widmet und nicht dieser dummen Schnepfe!
 

Doch da es anscheinend wirklich keinen Gott gibt, oder zumindest keinen, der mit gut gesinnt ist, begleitet dieses Miststück uns natürlich mit hinein ins Hotel. Bestimmt schickt er sie vor unserer Zimmertür nach Hause in die Heia, versuche ich mir Mut zuzureden. Tja, schön wär’s!
 

Mit aufgerissenen Augen wanke ich hinter den beiden her, die es anscheinend nur noch mit größter Mühe bis zum Bett schaffen und sich dort auch sofort darauf sinken lassen. Verlassen stehe ich daneben, betrachte Tom, betrachte die rothaarige Hexe über ihm, die sich gerade an seinem T-Shirt zu schaffen macht und weiß nicht, was ich tun soll. Bock auf einen flotten Dreier habe ich nun wirklich nicht und dabei zusehen?!? Bin ich blöd, oder was?!?
 

Und doch lasse ich mich auf den Bürostuhl vor dem Schreibtisch fallen, kann meinen Blick nicht von ihnen nehmen, spüre, wie in mir jetzt auch das letzte heile Stück meiner Selbst zerspringt. Leer starre ich auf das Bett mit den zwei Jugendlichen darauf, werde dann aber durch Toms Stimme aus meinen Gedanken gerissen.
 

„Bill! Jetzt hör halt mal zu!“, faucht er mich genervt an, „du hast doch sicher nichts dagegen, wenn du heute Nacht bei einem der anderen beiden schläfst, oder?“

Starr sehe ich ihn an, kann gar nicht so schnell reagieren, wie er: „Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann!“ sagt und mich somit aus dem Zimmer schmeißt. Geistesgegenwärtig schnappe ich mir noch zwei Flaschen Wein aus der kleinen Minibar, die ich gerade gesichtet habe, und verlasse dann tatsächlich den Raum.
 

Kaum stehe ich draußen auf dem Gang, schaffe ich es irgendwie den Drehverschluss der Flasche zu öffnen und trinke sofort einige tiefe Schlucke aus ihr. Wie war das heute Morgen noch mit dem ‚nie mehr Alkohol’?!?
 

Wie benebelt suche ich nach dem Ausgang und verlasse das Hotel auf dem schnellsten Weg. Nur weg hier! Ein paar Meter weiter sehe ich im hoteleigenen Minipark eine Bank stehen, auf die ich mich setze. Mit Tränen in den Augen starre ich hinauf in den wolkenverhangenen Himmel. Antriebslos widme ich mich wieder dem Gesöff in meiner Hand. Dabei mag ich Wein ja nicht einmal wirklich ...

Immer wieder nehme ich einige Schlucke aus der Flasche, bis sie mir, als ich krampfhaft zu schluchzen anfange, aus der Hand rutscht und auf dem harten Pflaster zerschellt.
 

Immer noch mit dem Gesicht gen Himmel spüre ich erste dicke, nasse Tropfen auf meiner Haut aufkommen. Der Himmel weint mit mir ...
 

Immer größer werden die Tropfen, immer mehr, immer heftiger platschen sie auf mich herab, bis mir mein Haar strähnig vom Kopf herabhängt und mir meine Klamotten unangenehm nass auf der Haut kleben. Verzweifelt köpfe ich die zweite Flasche Wein und trinke einige Schlucke
 

Was findet dieser dumme Wichser nur an diesen Tussis? Es ist mir unbegreiflich. Ich sehe besser aus, habe eine angenehmere Stimme und habe ganz sicher keine Geschlechtskrankheiten, so wie diese Schlampen wahrscheinlich UND ich kann nicht schwanger werden!!! Kopfschüttelnd nehme ich noch einen tiefen Schluck aus der Flasche. Wirklich seltsam, was für sinnlose Gedanken einem in so einem Moment durch den Kopf gehen ... Verwirrt starre ich auf die Flasche, nur um festzustellen, dass sie schon zur Hälfte leer ist.
 

Mühsam und leicht schwankend stehe ich wieder auf, gehe zurück in das trügerisch warme Hotel. Ziellos wandere ich durch die Gänge, als ich plötzlich stutze und einen Pfeil entdecke, der Richtung hauseigenem Innenswimmingpool zeigt. Kurz entschlossen folge ich diesem und stehe ein paar Minuten später schon am Rande des Pools. Mit glasigen Augen betrachte ich das leicht gekräuselte Wasser vor mir, das nur durch ein paar einsame, schwachglimmende Unterwasserlampen erleuchtet wird und lasse das kühle Wasser meine nur mit meinen Socken bekleideten Füße umspülen.
 

Bin ich doch glatt nur mit Strümpfen an den Füßen durch den Pseudopark und das halbe Hotel gelaufen! Ein kleines freudloses Grinsen huscht über mein Gesicht, als ich einen Entschluss fasse, den letzten Rest des Weins in mich hinein kippe, die Flasche ordentlich in eine Ecke stelle und dann nach einem kurzen Anlauf ins Wasser springe.
 

Kühl und feucht schließt es sich über mir und ich sinke mit angehaltenem Atem und fest zugepressten Augenlidern hinunter auf den Grund. Ich spüre, wie meine Kleidung sich voll dem angenehmen Nass saugt und wie sie immer schwerer an mir herunterhängt. Vor allem meine Hose könnte ich jetzt zum Gewichtheben missbrauchen ...
 

Einer plötzlichen Eingebung folgend, öffne ich meinen Mund und schreie meinen Frust hinaus. Dabei ist es mir völlig egal, dass ich damit die letzte Luft aus meinen Lungen lasse, dass ich Wasser schlucke. Auch, als es mir langsam etwas schummrig wird, denke ich noch lange nicht daran wieder aufzutauchen. Der Gedanke, gar nicht mehr aufzutauchen setzt sich in meinem alkohol- und kummerumnebelten Hirn fest und lässt mich nicht mehr los. Mit aller Macht unterdrücke ich den Drang an die Wasseroberfläche zu schwimmen und nach Luft zu schnappen. Ich will einfach nicht mehr ...
 

tbc

Klärende Gespräche

Erst einmal: Vielen Dank an alle Kommischreiber *alle knuddel* und ihr könnt euch bei salogel (fanfikion.de) bedanken, dass hoffentlich kaum mehr Fehler zu finden sind ^^ Freu mich natürlich immer noch über Kommis ^^ Wer weiß, vielleicht bekommt ihr ja die 100 voll? xD Viel Spaß mit dem Kappi ^^
 

*********************************
 

|Mit aller Macht unterdrücke ich den Drang an die

|Wasseroberfläche zu schwimmen und nach Luft zu schnappen. Ich

|will einfach nicht mehr ...
 

Ich will nur noch weg von meinen Gedanken, weg von meinen verfluchten Gefühlen, weg von Tom ... nur noch weg und dabei ist es mir egal, dass ich danach vielleicht auch weg bin. Im Gegenteil, es hat etwas beruhigendes an sich ...
 

Langsam aber sicher wird es dunkler um mich herum, als ich nur noch am Rande meines Bewusstseins Hände unter meinen Achseln spüre, dich mich wieder nach oben ziehen. Ich wehre mich, soweit meine Kraft es noch zulässt, doch der Sauerstoffmangel und der Alkohol in meinem Blut zeigen ihre Wirkung und ich erschlaffe schon nach kurzer Zeit wieder. Schon durchbricht mein Kopf die Wasseroberfläche und ich schnappe gegen meinen Willen, meinem Selbsterhaltungstrieb Folge leistend, nach Luft.
 

Hustend hänge ich in den Armen meines verfluchten Retters, kann nicht verhindern, dass dieser mich zum Rand des Schwimmbeckens zieht und mich mühsam raus aus dem Wasser auf die kalten Fliesen hebt. Ohne mich zu rühren bleibe ich erst einmal so liegen. Lausche auf das angestrengte Keuchen neben mir und versuche das verzweifelte Rütteln an meinen Schultern zu ignorieren.
 

„Verdammt, Bill, wach auf! Was machst du nur für einen Scheiß?!?“
 

Diese Stimme ... Noch rühre ich mich nicht, doch als ich ein schweres Gewicht auf meiner Brust spüre und ein leises Schluchzen vernehme, Hände wahrnehme, die sich verzweifelt in mein nasses T-Shirt krallen, öffne ich widerwillig doch meine Augen. Tom ... es war wirklich Tom, der mich aus dem Wasser gefischt hat! Müde hebe ich eine Hand und streiche mit dieser leicht durch Toms aufgeweichte Haarmähne.
 

Sofort hebt er seinen Kopf und sieht mich an. Ich kann seinen Blick beim besten Willen nicht deuten, aber irgendwie erinnert er mich gerade an einen begossenen Pudel ...
 

Da er sich nicht gegen meine Hand wehrt, kraule ich ihn sanft im Nacken und lächle ihn erschöpft an.
 

„Bill!“, haucht er leise und dann, als er realisiert hat, dass ich noch nicht tot, sondern quietschfidel bin, auch wenn ich mich gerade mehr wie eine Wasserleiche als als lebendiger Mensch fühle, schmeißt er sich zur Hälfte auf mich, vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge und krallt sich mit seinen Fingern an meiner Schulter fest. Erschüttert spüre ich, wie eine warme Flüssigkeit meinen Hals entlang rinnt. Das habe ich jetzt von meinem Leichtsinn!
 

Schwach schlinge ich meine Arme um seinen Körper, genieße groteskerweise die Situation, seine Nähe, die Wärme seines Körpers. Es ist Balsam für meine Seele zu sehen, zu hören, zu spüren, dass er sich um mich sorgt, dass ich ihm nicht egal bin. Das leise Gefühl, dass doch noch alles gut werden würde, beschleicht mich, neue Hoffnung keimt in mir auf.
 

Mit einem Ruck reißt er sich aus meiner schwachen Umarmung und blitzt mich wütend an.
 

„Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen, mir so eine Angst einzujagen?! Verdammt, ich habe schon befürchtet, dass ich dich für immer verloren habe! Was soll ich denn ohne dich machen, du Arsch?!“
 

Mit einer verwirrenden Mischung aus Weinen und Lachen klammert er sich wieder an mir fest. Überrumpelt bleibe ich einfach still liegen und flüstere nur noch leise:

„Unkraut vergeht nicht, mein Lieber ...!“
 

Gedankenverloren richte ich meinen Blick zu dem Glasdach und beobachte die am Mond vorbeiziehenden Wolken. Ein feines Lächeln legt sich auf meine Lippen und ich senke meinen Blick wieder in Richtung Tom, der es sich anscheinend auf mir bequem gemacht hat. Sein Kopf ruht schwer auf meiner Brust und eines seiner Beine hat sich zwischen meine verirrt. Nur gut, dass ich so erschöpft bin, sonst könnte ich für nichts mehr garantieren!
 

Wieder wandern meine Gedanken weiter, bleiben bei seinen Betthäschen hängen. Ich weiß, dass diese Sache unbedingt noch geklärt werden muss, aber nicht jetzt. Nicht jetzt, da wir so friedlich beieinander sind. Ich möchte diesen Augenblick nur genießen und ihn mir nicht auch noch den von diesen kleinen Schlampen zerstören lassen!
 

Langsame, vorsichtige Bewegungen von der Person auf mir bringen mich zurück in die Realität. Verwundert beobachte ich ihn dabei, wie er sich aufsetzt und sein Oberteil auszieht. Lecker!!! Hastig wende ich meinen wahrscheinlich knallroten Kopf von dem Spektakel ab und mustere die Plastikpalme in der gegenüberliegenden Ecke der Halle. Diese Form der Blätter, überwältigend!
 

Hände, die sich an meinem Oberteil zu schaffen machen, lassen meinen Kopf zurückschnellen und ich mustere ihn mit aufgerissenen Augen.
 

„Zieh dir lieber das Teil aus, sonst erkältest du dich noch.“, fordert er mich in einem fürsorglichen Tonfall auf. Mühsam richte ich mich auf und ziehe mir nun ebenfalls mein Shirt über den Kopf. Interessiert lässt er seine Blicke über meine Brust wandern und leckt sich verstohlen über die Lippen ... Hilfe, Tom wurde von Außerirdischen entführt und einer Hirnumwandlung unterzogen!!!
 

Mit Leichtigkeit steht er nun ganz auf und springt ins Wasser. Der will doch jetzt nicht wirklich noch schwimmen? Überrascht blicke ich ihm, bzw. seinem Hintern, hinterher und entschließe mich dann dazu, mich an den Poolrand zu setzen und meine Beine ins Wasser hängen zu lassen. Gedankenverloren folge ich mit meinen Blicken Tom, der langsam aber stetig seine Bahnen zieht.
 

Zwanzig Bahnen später entsteigt er dem angenehmen Nass wieder und setzt sich mit gespreizten Beinen hinter mich, so dass ich mich an seine kühle, noch nasse Brust lehnen kann. Genießend lasse ich meinen Kopf zurück auf seine Schulter sinken und schließe meine Augen. Schlanke Arme umschließen mich und drücken mich fester an seinen Körper.
 

Minutenlang sitzen wir einfach nur still aneinandergekuschelt da und genießen die jeweilige Nähe und Wärme des anderen. Leises Flüstern an meinem rechten Ohr zwingt mich dazu meine Aufmerksamkeit zurück zu Tom zu lenken.
 

„Bill?“

„Hm?“

„Erinnerst du dich an die Zeit vor zehn Jahren?“

„Leider ... da haben sich unsere Eltern getrennt ...“

„Genau die Zeit ... erinnerst du dich daran, dass wir damals auch oft so wie jetzt zusammengesessen sind?“

„... ja! ... Ich habe es immer genossen.“

„Ich auch.“
 

Stille.
 

„Wann haben wir uns eigentlich so auseinander gelebt?“

„Ich weiß es nicht ... Bill?“

„Was ist?“

„Hab dich lieb!“

„Ich dich auch ... so sehr!“
 

Heftig beiße ich mir auf die Lippe um einen leisen Schluchzer zu unterdrücken. Ich wünsche mir mehr. So viel mehr ...
 

„Hey, Bill, was ist denn?!“
 

Erschrocken zieht er mich noch näher an sich und hebt eine Hand um mir unbeholfen meine Tränen, gegen die ich so heftig angekämpft habe, wegzuwischen.
 

„Hab ich was Falsches gesagt?! Bill?! Sag was!“
 

Verzweiflung schlägt mir aus seiner Stimme entgegen, doch ich kann es ihm doch nicht so einfach sagen!

Plötzlich ist der warme Körper hinter mir verschwunden und ich rechne schon mit dem Schlimmsten, als ich zwei klatschnasse Stofffetzen in den Arm gedrückt bekomme und sich zwei starke Arme unter meinen Kniekehlen und meinen Schultern wiederfinden. Mit einem Ruck werde ich hochgehoben. Instinktiv schlinge ich meinen freien Arm um Toms Hals und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Er riecht gut ...

„Du solltest mehr Essen, du bist viel zu leicht!“
 

Stumm nicke ich leicht, darauf vertrauend, dass er meine Bewegung wahrgenommen hat.

„Was war eigentlich vorhin mit dir los? Warum bist du nicht mehr von alleine aufgetaucht?“

Schade, hatte schon gehofft, die Frage würde nicht mehr kommen ...

„Ich war müde, einfach nur unendlich müde ... ich erzähl’s dir ein anderes Mal ...“
 

Stumm trägt er mich weiter bis wir vor unserer Zimmertür ankommen.

„Kannst du bitte mal die Tür öffnen?“, bittet er mich und mit ungutem Gefühl im Bauch komme ich seiner Bitte nach.
 

Aus dem Bett blitzt uns ein vorwurfsvolles Augenpaar entgegen.

„Tom! Was fällt dir ein mich hier einfach so liegen zu lassen?!“

„Warum bist du noch hier?!?“

„Das ist ja wohl die Höhe! Ich bin doch kein Ding, mit dem du es treiben kannst und das du danach wegwirfst!“

„Ja, ja! Aber jetzt mach die Biege, Kleine! War ja ganz nett mit dir, aber ich muss mich jetzt erst einmal um Bill kümmern. Also raus hier!“, faucht er die Rothaarige kalt an.
 

Hastig zieht sich das Gör an und rennt an uns vorbei, doch nicht ohne Tom noch zuzuzischen:

„Warte nur, du hast dich nicht umsonst mit mir angelegt!“
 

Dann knallt sie die Tür hinter sich zu und Tom setzt sich wieder Richtung Bett in Bewegung, wo er mich sanft ablegt.
 

„Komm Bill, du musst raus aus den nassen Klamotten. Schaffst du das alleine oder soll ich dir helfen?“
 

Besorgt steht er neben mir, als ich mich langsam von meinem Bett erhebe und wankend auf die Beine komme. Gerade noch rechtzeitig bevor ich umfallen kann, greift er nach meinem Arm und hält mich fest. Leise seufzend lehne ich mich an seine Brust und versuche nun mit dieser zusätzlichen Stütze die nasse Hose von meinen Beinen zu schälen. Eine halbe Ewigkeit versuche ich sie runter zu bekommen, doch Fehlanzeige.

Bittend sehe ich Tom an, der mir sofort einen leichten Stoß gibt, so dass ich rückwärts zurück aufs Bett falle, und sich über mich beugt.
 

Warme Finger nesteln an meinem Hosenknopf und dem Reißverschluss herum, um sich anschließend unter meinen Hosenbund zu stehlen und die Hose Zentimeter um Zentimeter nach unten zu schieben. Mit knallrotem Kopf bemerke ich, wie sich etwas zwischen meinen Beinen regt. Peinlich berührt rolle ich mich zu einem kleinen Ball zusammen, in der Hoffnung, dass mein kleines ‚Problem’ unbemerkt bleibt.
 

„Puh, Bill, wie soll ich dich denn jetzt ausziehen?“

Glück gehabt ... oder er ignoriert es einfach!

„...“

„Schläfst du etwa schon?“

Keine schlechte Idee!

„...“
 

Leises Seufzen ist von Seiten Toms zu hören, doch dann führt er den Kampf gegen meine widerspenstige Hose fort und ... gewinnt ihn. Ein kalter Schauer läuft über meinen Rücken und ich fange unwillkürlich an zu zittern. Mir ist kalt. So, als könne er Gedanken lesen, breitet er die Bettdecke über meinen Beinen aus, um sich danach meinen feuchten Haaren zu widmen.
 

„Aufwachen, so kann ich dich doch nicht richtig abtrocknen!“

Grummelnd gebe ich mein Schauspiel auf, drehe mich zurück auf den Rücken, wobei ich penibel darauf achte, dass die dicke Daunendecke immer schön meinen Intimbereich plus meine leichte Erregung bedeckt und richte meinen Oberkörper vorsichtig auf. Sofort wirft er mir ein Handtuch über den Kopf und rubbelt meine Haare trocken. Wo hat er das denn nun schon wieder hergezaubert?
 

Anscheinend mit dem Ergebnis zufrieden, landet es mit Schwung in der nächsten Ecke und ich lasse mich erschöpft zurück ins Kissen sinken. Mit halbgeschlossenen Augen stelle ich mit Schrecken fest, dass Tom, nachdem auch er sich seiner nassen Klamotten entledigt hat, keine Anstalten macht sich irgendetwas überzuziehen, sondern sich splitterfasernackt zu mir ins Bett legt. Enttäuscht muss ich feststellen, dass er peinlichst genau darauf achtet, mich nicht zu berühren und sich mit dem Rücken zu mir an den Bettrand drängt, so dass ungefähr ein Meter Abstand zwischen uns herrscht. Schade, dabei wären mir gerade so viele ‚nette’ Sachen eingefallen, die wir nackt ‚treiben’ könnten ...
 

Bibbernd wickle ich die Decke fester um mich, doch mir wird nicht wärmer. Heftig schluckend sehe ich auf seinen Rücken, unentschlossen, ob ich wirklich tun soll, was ich jetzt am liebsten tun würde. Was soll’s, wenn er mal wieder ausflippt, kann ich die Aktion ja immer noch auf den Alkohol schieben ...

Leise robbe ich zu ihm und schmiege mich an seinen Rücken. Angespannt warte ich auf seine Reaktion, die auch sofort kommt: Mit einem leisen, erschrockenen Schrei fällt er durch die plötzlich Berührung unserer nackten Körper aus dem Bett.
 

Entgeistert sehe ich auf den leeren Platz vor mir und strecke dann meinen Hals, um über den Bettrand zu lugen. Mit aufgerissenen Augen sieht er mich von unten her an.
 

„Autsch! Was sollte das denn schon wieder?!“

„Mir ist kalt!“, maunze ich leise.

„Dann sag’s doch gleich!“
 

Sich den Hintern reibend steht er wieder auf, krabbelt über mich drüber, um sich danach, wie ich vor ein paar Minuten noch bei ihm, von hinten an mich zu kuscheln und eine Decke über uns zu ziehen. Wärme suchend presse ich mich noch enger an ihn, registriere seinen Arm, der sich um meinen Brustkorb schlingt und mich dicht an meine Wärmflasche gepresst hält.

Müde schließe ich meine Augen, versuche Toms Schwanz an meinem Hinterteil zu ignorieren und mich voll und ganz auf die Streicheleinheiten, ausgehend von seiner Hand auf meiner Brust, die dabei ist in Richtung Bauch zu wandern, zu konzentrieren. Leichter gedacht als getan. Verflucht sei meine Fantasie ... vor allem wenn sie wie jetzt so dreckige Ideen hervorbringt! Na ja, zumindest ist mir jetzt wärmer ... VIEL wärmer!!! Aaahh, was macht dieser Idiot denn jetzt schon wieder?!
 

„Tom, was soll das?!?“, zische ich leise.

„Entspann dich, Brüderchen.“

Unwirsch schiebe ich seine Hand von meinem Unterleib fort.

„Lass dich mal gegen deine Schizophrenie behandeln! Du leidest wohl am Porzellandefizitssyndrom!?! [[= du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank]] Ich bin kein Spielzeug, nicht für andere und auch nicht für DICH!“

„Wie kommst du darauf, dass ich mit dir spiele?“
 

Wütend setze ich mich wieder auf, drehe meinen Kopf zu ihm und funkle ihn an.

„Du nennst es also nicht spielen, was du die letzten Tage mit mir abgezogen hast? Deine Launen waren schlimmer als jedes Aprilwetter. Einmal lieb, nett, zärtlich und dann wieder kalt, fies und scheinbar ohne Gefühle. Und DA willst du mir noch weismachen, dass ich NICHT dein Spielzeug bin?!? Und jetzt, nachdem du mich noch vor ein paar Stunden wie den letzten Dreck behandelt hast, willst du sonst was von mir! Langsam glaube ich wirklich, dass ich verrückt gewesen sein muss, als ich mich in dich verliebt habe!!!“
 

Völlig außer Kontrolle schreie ich ihn an, sage einfach, was mir gerade in den Kopf schießt, ohne mir darüber bewusst zu sein, WAS ich da gerade offenbart habe. Nur sehr langsam wird mir die Tatsache bewusst, dass ich Tom gerade unfreiwillig meine Liebe gestanden habe. Ich hätte gestern doch aus dem Fenster springen sollen!!!
 

„Du liebst mich? ... Bist du deswegen etwa ABSICHTLICH in den Pool gesprungen?“
 

Da nun ja sowieso alles zu spät ist und der Alkohol immer noch durch meine Adern pulsiert, packe ich Tom an zwei seiner Dreads und ziehe sein Gesichts zu meinem. Wenigstens die letzten Sekunden die ich noch lebe bevor er mich umbringt, möchte ich noch genießen können!
 

„Ja und nochmals ja! Ich liebe dich, du Arschloch!“
 

Heftig drücke ich meine Lippen auf die seinen, zwinge sie mit meiner Zunge auseinander und ... genieße seinen Geschmack, die Weichheit seiner Lippen. Plötzlich spüre ich seine Zunge, wie sie sich sanft an meiner reibt und mich damit völlig aus dem Konzept bringt. Anscheinend leide ich mittlerweile schon an Wahnvorstellungen ... Heftig zucke ich zurück, doch schon ist seine nasse Zunge in meinen Mund vorgedrungen und räubert diesen schamlos aus. Berauscht gebe ich diesem Gefühl nach. Ein Schauder durchfährt meinen Körper, als seine Zunge sich an der meinigen reibt und zumindest einer meiner schmutzigen Fantasien Gestalt verleiht. Mit neuem Kampfgeist lasse ich mich auf das Spiel um die Dominanz ein. Mit einem überraschenden Ruck liege ich unter ihm, sein Oberschenkel zwischen meinen Beinen, und erfahre den Himmel in der Hölle, auch ‚Erde’ genannt. Menno, immer bin ich der Unterlegene!!!
 

Keuchend reiße ich mich von seinen Lippen los, da er sonst gleich mit Mund-zu-Mund-Beatmung hätte weitermachen können. Als ich wieder genug Luft in der Lunge habe, um sprechen zu können, versuche ich Klarheit in die Situation zu bringen.
 

„Und was sollte das jetzt wieder?“

„Was denkst du denn?“

„Dass du jetzt vollkommen verrückt bist?“

„Ja, nach dir!“

„...“

„Sag was!“, bettelt er mich an, als ich keinerlei Reaktion von mir gebe.

„Ehrlich?“

„Du zweifelst?“

„Wie kommst du nur DA drauf? Ich meine, warum so plötzlich?“
 

Seufzend rollt er sich von mir runter und kommt neben mir wieder zum Liegen.
 

„Ich hatte Angst ...“

„Ich auch, aber hab ich dich deswegen wie den letzten Dreck behandelt?“

„Ich hab’s ja kapiert!“ Mit einer müden Handbewegung fährt er sich über sein Gesicht. „Es war halt alles so neu für mich ...“

„Für mich auch!“

„Ja, schon, aber du musstest dir ja nicht erst noch darüber klar werden, dass du auf JUNGS stehst!“
 

Als mir bewusst wird, was er da gerade vor sich hingestottert hat, falle ich aus allen Wolken. Hat der Typ etwa wirklich gedacht, dass ich schon seit Jahren auf mein eigenes Geschlecht stehe?!?
 

„Etwa nicht?“

Uups, laut gedacht! Resignierend drehe ich meinen Körper auf die Seite, stütze meinen Kopf auf die linke Hand und streichle mit der rechten über seine Brust.

„Nein, du Depp, ich weiß es auch gerade erst seit ungefähr einer Woche. Aber im Gegensatz zu dir altem Macho habe ich mich informiert, als ich es bemerkt habe, dass ich in dich verliebt bin. Über Homosexualität UND Inzest, um genau zu sein.“, gebe ich zu.

„Hast du?“

„Hab ich!“, bekräftige ich.
 

„Und?“

„Was ‚und’?“

„Was hast du herausgefunden?“

„Bettrefflich Homosexualität oder Inzest?“

„Inzest.“

„Verboten, zumindest für Bruder und Schwester, und außerdem behinderte und/oder missgestalte Kinder, wobei uns letzteres nicht wirklich betrifft, außer du bist eine seehhr flachbrüstige Frau ...“, anzüglich hebe ich die Decke und spitze darunter, „mit einem Schwanz zwischen den Beinen!“, grinse ich ihn an.

Ich hab ein neues Hobby: Tom verlegen machen! Rote Wangen stehen ihm einfach zu gut.

„Wie meinst du das mit ‚zumindest für Bruder und Schwester’?“

„Wir dürfen, allerdings ist es trotz allem verpönt ... und die Wenigsten wissen davon, dass es eben zwischen Brüdern NICHT illegal ist ...“

[[stimmt wirklich ^^ Erklärung am Schluss des Kappis ^^ vielen Dank an dieser Stelle an salogel, die mich aufgeklärt hat *knuddel*]]
 

„Also keine Chance eine öffentlich Beziehung zu führen?“

„Du hast es erfasst! ... Allerdings könnten wir nicht vom Staat bestraft werden, wenn wir erwischt werden ...“

Mutlos kuschle ich mich an ihn, vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge und sauge tief seinen Geruch in mich ein.

„Trotzdem ...“

„Und trotzdem ‚was’?“, hake ich nach.

„Und trotzdem würde ich mich darüber freuen, wenn wir zwei mehr als eine brüderliche Beziehung führen würden ...“
 

Ich bin platt. Das habe ich nun am allerwenigsten erwartet. Er, Tom, der Oberzweifler in solchen Dingen, spricht sich für eine Beziehung zwischen uns aus!
 

Lächelnd strecke ich mich etwas nach oben und küsse ihn sanft auf die Lippen. Vor einer halben Stunde hätte ich es mir nicht einmal träumen lassen ihn jemals auch nur im Schlaf zu küssen und nun darf ich es offiziell ... zumindest, solange wir alleine sind, aber das ist ja leider nicht zu ändern ...
 

Ohne diesen kurzen Besiegelungskuss auszuweiten, kuschle ich mich wieder an ihn, hauche noch ein kurzes „Würde mich auch freuen ...“ und bin ein leises „Schlaf gut.“ von Tom und einen zärtlichen Kuss auf mein Haar später, auch schon in Morpheus Armen gefangen.
 

********************************
 

Hier die angekündigte Erklärung, geschrieben von salogel ^^
 

§ 173 des deutschen Strafgesetzbuchs stellt nur den (vaginalen) Beischlaf zwischen engen Verwandten unter Strafe. Andere Formen des Geschlechtsverkehrs sind straffrei.
 

Der Bundesgerichtshof definiert Beischlaf in ständiger Rechtsprechung als Eindringen des männlichen Gliedes in den Scheidenvorhof. Der Begriff ist im juristischen Sinne daher nicht identisch mit dem Geschlechtsverkehr.
 

Und da Männer nun mal keinen Scheidenvorhof besitzen, ist der Geschlechtsverkehr zwischen Brüdern straffrei. Ich gehe mal davon aus, dass man dennoch bestraft wird, wenn das ganze unter Zwang erfolgt.
 

Inzest wird in vielen Staaten strafrechtlich verfolgt. In Deutschland und Österreich nur zwischen in gerader Linie Verwandten – also Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, und deren Kindern, Enkelkindern, Urenkelkindern – sowie zwischen Voll- und Halbgeschwistern. In Deutschland werden die Abkömmlinge und Geschwister nicht bestraft, wenn sie zur Tatzeit jünger als 18 Jahre waren. In Österreich wird nicht bestraft, wer zur Tatzeit jünger als 19 Jahre war und zur Tat verführt wurde. In Deutschland bleibt der Tatbestand erfüllt, auch wenn das Verwandtschaftsverhältnis im Sinne des Bürgerlichen Rechts erloschen ist.
 

Das französische Strafgesetzbuch, der Code pénal français, stellt Inzest nicht mehr unter Strafe. Verschiedene Länder folgen ihm, so wird Inzest heute in Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Portugal, der Türkei, Japan, Argentinien, Brasilien und einigen anderen lateinamerikanischen Staaten nicht mehr bestraft.

Nasses Liebesspiel

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Love and despair

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Von:  KobraKid
2009-11-10T12:31:45+00:00 10.11.2009 13:31
Oh Gott, mir ist eben etwas passiert, was mir nun schon seit Jahren nicht mehr passiert ist: Ich habe beim Lesen einer Ff geheult! Oh Gott, wie hast du das nur hingekriegt? Ich habe mich die ganze Ff hindurch zusammengerissen und dann, als Bill Toms Brief gelesen hatte, habe ich lsgeheult.

So eine unglablich schöne Ff habe ich schon lange nicht mehr gelesen!
(Ich muss nun erstmal duschen und wieder runterkommen, mich beruhigen, ehe ich die Fortsetzung lese :D)

*kekse dalass*
Totchi
Von: abgemeldet
2008-03-10T17:40:48+00:00 10.03.2008 18:40
das ist wirklich eine wunderschöne herzergreifende geschichte. hoffentlich gibt es einen weg, dass bill und tom zsammen glücklich werden.

auch, wenn dies stors nur deinen gedanken entsprungen ist, bin ich jedoch davon überzeugt, dass es genug junge leute gibt die genau in dieser situation sind. in diesem fall wären die namen tom und bill nur platzhalter. ich hoffe sehr, dass die menschheit mal einsieht, dass es egal ist ob sich nun zwei männer, zwei frauen oder mann und frau ineinander verlieben. leibe ist und bleibt liebe.
Von: abgemeldet
2008-03-10T14:18:06+00:00 10.03.2008 15:18
so hier mal ein zwischenkommentar. das ist wirklich eine super super tolle geschicht. super geschrieben. mal witzig, mal traurig. wirklich sehr gut. bin grad kapitel 8 fertig gelesen. die letzen drei kapitel lese ich heute abend. dann bekommst due deinen endkommentar. auf meine favoliste landet deine story allerdings jetzt schon. weiter so.

mata ne
fella
Von:  Megaloceros
2008-01-26T18:08:27+00:00 26.01.2008 19:08
Jetzt, wenn ihr mich so fragt, gibt es bei mir eine ehrliche Antwort: Wenn mein Sohn Schwul wäre und es mit seinem Bruder treibt, hätte ich es zugelasen, denn, Liebe kommt einfach so, man kann sie nicht kontrollieren. Das gleiche giltet auch für Lesbenen und Transen. Ich frage mich immer, was so schlimm daran ist ;_;
Von: abgemeldet
2008-01-23T16:12:42+00:00 23.01.2008 17:12
WOOOOOOAAAAAAAAAAAA>_<
Was geht denn da ab!?O_o
Das is KRIMINEL!!!!!!!

DIE KÖNNEN DAS DOCH NICHT MACHEN!!!
VERBRENNT SIE!!!!
AUF DEN SCHEITERHAUFEN MIT IHNEN!!!!
BESCHEUERTE ELLIS!!!!!
*ausflipp*
*die Wände hoch geh*
*eltern pack und gegen die Wand werf*
*auf ihnen herumtrampel*

IIIIIIIIHHHHHRRR....
ARSCHGEIGEN!!
PENNER
HERZLOSE MISTGEBURTEN
GELECKTE ÄRSCHE!!!!!

.......
.....
...

so das is mal das erste>_<
und jetzt muss ich weiter lesen....
sonnst tu ich noch was unüberlegtes!
bis gleich!
Deine
Yu
Von: abgemeldet
2008-01-17T15:03:38+00:00 17.01.2008 16:03
Es ist jaaa sooo traurig aber ganz toll geschrieben.
Mach weiter ich lese jede Fortsetzug.
Von:  mademoiselle_a
2008-01-07T19:21:33+00:00 07.01.2008 20:21
Eii
die is so hamma ich hoffe die fortsetzung is genau so geil ..
ich hab mir extra den nick ner freundin ausgeliehen um die adults zu lesen ...
ich hab am ende so geheult .. eii das is so traurig
2 menschen die so zueinander gehören zu trennen schlimm ..
ich könnte jetzz immer noch heulen ..
*flenn flenn ..*
ich hoffe das wird en happy end geben wenn nich muss ich nur noch heuln ..
eii das is das erste ma dass ich bei einer ff heuln muss ..
das fgibts doch nich eii mir kahmen sofort die tränen naja ..
wie gesagt ich hoffe die fortsetzung bringt mich auch so zum flennen ..
bis denne
deine bloodiii ^^
Von: abgemeldet
2008-01-06T18:08:31+00:00 06.01.2008 19:08
Ich muss zugeben das ich auf Fanfiktion.de schon gelesen hab :p aber das Kappi gefällt mir. Auch wenns traurig is das sich die beiden (vorerst vielleicht nur^^)trennen müssen. Aber ich werd die Fortsetzung natürlich auch lesen^^
Von: abgemeldet
2007-12-29T16:10:00+00:00 29.12.2007 17:10
endlich sind sie zusammen^^
*rumjump*
*freuz*
echt super süß >//<
mach schön weiter so^^
Von: abgemeldet
2007-12-28T18:07:06+00:00 28.12.2007 19:07
Tom is so ein Arsch ><
Er weiß gar nich wie sehr er Bill verletzt~
*heul* Q.Q

Naiiin armes Bill...wer rettet ihn?
*drop*
Tom? oder wer anderes???
nya ich lass mich überraschen^^


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