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Der Chat ihres Lebens

von

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Reddemon und Inu Yasha


 

A

ls Inu Yasha morgens sein Vorzimmer betrat, hatte sich etwas verändert. Nun standen zwei Schreibtische da, gegen einander gerichtet, was an sich ungewöhnlich war. Der Platz reichte, aber es war im Allgemeinen so, dass selbst in den Großraumbüros der Ranghöchste hinter seinen Untergebenen saß, diese so im wahrsten Sinne des Wortes im Auge behielt. Nur wenige, ranghohe, Mitarbeiter, von ihm und seiner Familie freilich zu schweigen, besaßen Einzelbüros. Und noch etwas hatte sich verändert. Eine junge Dame in karierter Bluse und grünem Rock, der ein wenig altmodisch, bodenlang, war, stand da und neigte sich höflich vor ihm, während sein Freund Miroku irgendwie anders aussah. Der Halbdämon brauchte eine Sekunde um zu begreifen, dass der deutliche rote Fleck auf dessen linker Wange ziemlich genau Sangos Finger nachzeichnete. Aber sie schien es gelassen zu nehmen, sich nicht sofort zu beschweren, wie es andere getan hatten. Nun ja, Dämonenjäger nahmen alles immer gern in die eigene Hand, das hatte ihm Vater schon erzählt – und sichtlich in Erinnerung geschmunzelt, was selten genug passierte.

„Sango, ich freue mich Sie kennen zu lernen. Mir wurde gesagt, dass Sie vor allem die Immobilien lernen sollen.“

„Ja, danke, Inu Yasha-sama.“ Die Jägerin war hin- und hergerissen. Das war eine freundliche Begrüßung - aber, er schien nicht zu bemerken, dass sie diesem alles andere als keuschem Mönch eine runtergehauen hatte. Machte der falsche Heilige das immer? Dann konnte das ja eine reizende Zeit des Praktikums werden.

Sollte er jetzt etwas noch zu dem Mönch zu dem Zwischenfall sagen? Blöder Hund? Das klang aus dem Mund eines halben Hundedämonen vermutlich nicht so tadelnd wie gemeint. Aber er wollte auf Miroku doch nicht verzichten, und Vaters Anweisung gestern Abend war klar gewesen. Überdies würde sich Sesshoumaru köstlich über seinen unfähigen Halbbruder amüsieren, wenn der nicht einmal mit zwei Mitarbeitern zurande kam, und er mit Tausenden. Das würde er selbst während jeder Trainingseinheit mit ihren Schwertlehrern vernehmen dürfen, da Vater dann ziemlich sicher außer Hörweite war. So sah er zu seinem Freund. „Es gibt zwei Möglichkeiten, die ich sehe, mit euch. Entweder ihr behaltet alle beide eure Finger bei euch - oder akzeptiert euch und eure Hände. Ich habe keine Lust mir Stress mit meinem innig geliebten Halbbruder oder dem Fürsten einzuhandeln, bloß weil ihr streitet.“

„Ja, Inu Yasha-sama“, murmelten beide Streithähne sofort, keiner bereit auf den interessanten und auch gut dotierten, einflussreichen, Job zu verzichten.

Erst als der Halbdämon in seinem Büro war, sah der Mönch zu der Dämonenjägerin. „Du hast wirklich gute Reflexe.“

„Die du auch weiterhin zu spüren bekommen wirst, wenn du deine Hand nicht bei dir behältst.“ Sie hatte so ziemlich als erstes von anderen Mitarbeiterinnen neben 'Sie werden mit Miroku arbeiten', gehört, dass der Frauen gern belästige.

„Es ist nicht so gemeint“, beteuerte er. „Es ist eine Art Fluch, die auf den Männern meiner Familie liegt. Das kann man nicht kontrollieren. Nicht einmal mit mönchischem Training. Was glaubst du, warum ich einer geworden bin. Sicher nicht, weil ich gegen Frauen bin.“

Sango setzte sich. „Nun, du kennst jetzt die Konsequenz. - Innig geliebter Halbbruder: er meinte damit den COO, Sesshoumaru-sama? Mögen sie sich nicht?“

„Nicht gerade innig. Aber sie arbeiten zusammen. Vergiss das nie. - Ich habe dir hier mal einen Ordner herausgesucht, den man mir gab, als ich hier anfing. Ein Überblick über die Immobilien und deren Verwaltung des Fürsten.“

„Danke.“ Immerhin, wenn dieser Mönch arbeitete, war er anscheinend zuverlässig. Nun ja, er war vermutlich nicht ohne Grund im Vorzimmer der Nummer Drei des Fürstentums. Und er schien ihre Ohrfeige auch akzeptiert zu haben. Vielleicht brauchte der das einfach.

 

Kagome hatte sozusagen noch zwei Wochen Urlaub und besuchte mit ihrer Mutter ihren Großvater im Krankenhaus. Sie durften ihn nur von einer Scheibe aus sehen, da er frisch operiert war, aber der Arzt meinte, es sei alles gut verlaufen. Immerhin etwas. Noch drei Wochen waren bezahlt, auch dank der Großzügigkeit Narakus. Das bisschen Umhören würde sie schon hinbekommen. Und der Unternehmer würde sich doch wohl kaum wundern, wenn eine Auszubildende nichts von Belang hörte, so beruhigte sie sich. Gleichzeitig sagte ihr jedoch irgendetwas in ihrem Hinterkopf, dass es ein Fehler gewesen war, ohne, dass sie es begründen konnte. Aber sie konnte ja auch schlecht mit ihrer Mutter oder Reddemon darüber reden. Der Junge schien nett, er arbeitete jedoch in der Konzernleitung des Kendama, nun gut, lernte dort, da würde er doch das Interesse einer anderen Firma an seinem Arbeitgeber kaum akzeptieren dürfen.

 

Allerdings kam sie anschließend in den ersten Wochen im Kendama nicht dazu irgendetwas zu hören. Ihre Tage bestanden aus einem ausführlichen Einführungskurs, wer wie wo im Konzern war, wo und was er arbeitete, Geschichte und Wirtschaft. Sie kannte das meiste eigentlich aus der Schule, aber sie stellte rasch fest, dass es auch einige Menschen aus den anderen Fürstentümern gab, die das wohl kaum je gehört hatten. Es gab Tests, nach denen man sortiert wurde, auch, wer möglicherweise in Mathe gut war, Sprachen leichter lernen konnte. Kurz, das zunächst riesige Heer der Bewerber wurde sorgfältig durchkämmt und analysiert. Kagome war oft müde, aber sie war froh, dass der Fürst, nein, im Konzern ließ er sich ja als Geschäftsführer ansprechen, dass also der Inu no Taishou so militärisch alles durchorganisiert hatte und sie sich immer sicherer fühlte, je mehr sie erfuhr. Als sie hörte, dass sie wirklich in die Personalabteilung durfte, versuchte sie vorsichtig zu erkunden, wie und was es mit Frau Tausendfuß auf sich hatte. Dass diese gekündigt sei, verursachte ihr einen seltsamen Stich. Zum Einen, weil sie froh war diese boshafte Dämonin nicht mehr zu sehen, zum Anderen, wie rasch man hier auch die Stelle verlieren konnte. Immerhin hieß es jedoch etwas von Betrug, und das beruhigte sie doch wieder etwas.

Reddemon hatte sie nicht gesehen, aber er hatte bei ihrem allabendlichen Chat nochmals darauf hingewiesen, dass er ja nur selten in die Stadt komme. Zu ihrem Trost, oder auch aus Interesse, hatte er sie allerdings alles Mögliche zu ihrem Tagesablauf gefragt, ihr auch so einige Tipps gegeben.

„Hast du das auch so gemacht?“ fragte sie.

„Ja, ziemlich. Man muss ja in einer so großes Firma auch Bescheid wissen, wenn man mal versetzt wird“, tippte er zurück. „Das ist übrigens tatsächlich etwas, wo ich Sesshoumaru mal loben muss.“ Er durfte nicht vergessen seine Tarnung zu wahren. „Der kennt sich wirklich aus.“

„Ich habe heute Sango getroffen, die wird dir aber nichts sagen.“

Der Halbdämon stutzte, schrieb dann vorsichtig: „Du kennst sie? Sie ist Praktikantin, Dämonenjägerin, und arbeitet bei Inu Yasha.“

„Ja, wir haben uns zufällig bei der Bewerbung kennengelernt und gestern beim Kopieren getroffen. Sie ist sehr nett, ich meine, wir verstehen uns gut, und wollen uns öfter treffen.“

„Wie kommt sie denn mit Inu Yasha zurecht?“ fragte er neugierig.

„Kennst du ihn?“

„Ich sehe ihn ab und an, ja.“ Im Spiegel. „Also, ich komme mit ihm gut aus.“

„Sie wohl auch, auch, wenn er ihr recht, äh, lebhaft vorkommt für einen Dämon.“

„Halb-Dämon.“

„Ist doch fast das Gleiche.“

„Nein, Juwel. Halb Mensch und halb Dämon ist anders als ganz Mensch und ganz Dämon.“

Irgendwie klang er eigen und so schickte sie eilig ein entschuldigendes Smiley. „Ich denke nur, es kommt immer auf den Menschen, Dämon oder sonst was selbst an.“

„Du kommst ja aus einem Schrein und gehst mit so was wohl lockerer um. - Sango, also. Und Miroku.“

„Oh, ja, das ist der eigentliche Assistent, genau. Hast du da in der Nähe auch ein Büro? Ich wäre im gleichen Stockwerk, im Großraumbüro 20177 – natürlich gleich an der Tür.“ Dort saß immer der oder die mit der Neueinstellung.

Das war keine fünfhundert Schritte von seinem eigenen Büro. Er spürte, wie sein Herz schlug, aber nein, das ging nicht. Wer wusste schon, wie sie reagieren würde – und Vater. „ Nein, ich … ich habe da keinen richtigen Platz. Ich bin ja nie da, so gut wie nie, sondern hier im Schloss.“ Das war keine ganze Lüge, dachte er. Aber er wollte seine nette Abendunterhaltung doch nicht verlieren.

„Im Schloss. Oh, hast du da auch ein Zimmer? Sind da lauter Dämonenkrieger?“

„Ja, zu beidem.“

„Dann arbeiten dein Vater und dein Bruder auch im Schloss? Das müssen ja viele Menschen und Dämonen sein.“

„Ja.“ Sie klang wirklich aufgeregt. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie viele.“ Das stimmte, würde sie aber von der Fragerei in die falsche Richtung abbringen.

„Siehst du dann alle drei doggies? Ich meine, den Fürsten, Sesshoumaru und Inu Yasha?“

„Ja.“

„Die meisten Mädchen schwärmen ja für den Erbprinzen,“ erzählte sie ahnungslos weiter. „Aber mir gefällt der Fürst auch. Er sieht gar nicht so alt aus, nicht wahr?“

Inu Yasha hatte das Gefühl ein Felsbrocken schlage ihn zu Boden. „Äh, wenn du meinst?“ Was sollte er dazu sagen. Das war sein Vater! „Ich denke nur, er ist doch schon alt. Und Sesshoumaru hat in meinen Augen eher den Charme eines mittelschweren Eisenbahnunglücks.“

Kagome lachte unwillkürlich etwas auf, wenn sie sich daran erinnerte, wie viele Mädchen zumindest eine Postkarte, wenn nicht ein Poster, mit dem Photo des Erbprinzen besaßen, und wie viele Mütter ihrer Freundinnen sehnsüchtig nach jedem Bild des Fürsten in Klatschzeitungen fahndeten. Aber sie tippte: „Ach, du bist eben ein Junge. Der Fürst bewegt sich so elegant wie kein anderer. Also, wenn man ihn so im Fernsehen sieht. Und Sesshoumaru, er wirkt immer so kalt, die meisten Mädchen wünschen sich eben ihn aufzutauen. Mir persönlich wäre er nicht so ...“ Sie schickte hastig ein Smiley nach, als sie zu begreifen glaubte. Fühlte sich Reddemon etwa unglücklich, wenn man ihn mit Dämonen verglich? Das hatte sie nicht geplant.

„Inu Yasha steht also nicht auf deiner Liste.“ Warum nur fühlte er sich wieder einmal enttäuscht?

„Er hat süße Öhrchen, die ich gern mal anfassen würde“, gab sie zu. „Also, ich meine: wenn die Drei echte Hunde wären: Inu Yasha käme zu mir auf die Couch zum Knuddeln, mit dem Fürsten an der Leine würde ich auf irgendeinem eleganten Boulevard spazieren und der Erbprinz würde meine Villa bewachen. Verstehst du, das hat ja nichts mit der Realität zu tun. Mädchen träumen manchmal.“

„Aha“, machte er etwas ratlos. Immerhin wäre er auf dem Sofa und nicht draußen in der Hundehütte wie der Halbbruder. Immerhin. Was hatten nur immer alle mit seinen Ohren? Selbst die Ex seines Vaters, nun ja, die Mutter seines Halbbruders, hatte schon wie beiläufig dran gezogen – und die hielt Halbdämonen für fast so etwas wie Menschen. Mindere Lebewesen, schwach, jämmerlich, erbärmlich. Aber da durfte er nichts sagen. Vater duldete keine Unhöflichkeit gegenüber einer Frau, die er mal geheiratet hatte. Inu Yasha hatte allerdings durchaus den Eindruck, dass das auch für seine eigene Mutter galt, seit er vor langen Jahren mitbekommen hatte, wie ein Dämon eine herablassende Äußerung gegenüber Prinzessin Izayoi tagelang bedauern durfte. Die war allerdings tot und Sesshoumarus Mutter recht lebendig. Sie wohnte in einem Schloss im Westen, hielt sich aus Politik heraus und beschäftigte sich mit möglichen Enkelkindern. Moment mal. Hatte Vater da nicht erwähnt, er selbst habe die freie Wahl im Gegensatz zu Sesshoumaru? Gab es da irgendwelche Eheversprechen aus den letzten Jahrhunderten? Besuchte sein Halbbruder darum seine Mutter selten – und wenn, dann ungefähr mit der Miene eines Mannes, dem gerade verkündet worden war ihm sollen sechs Zähne gezogen werden? Ohne Betäubung?

„Es ist nichts gegen dich“, schrieb Kagome eilig, mit etwas schlechtem Gewissen, da ihr Chatpartner nichts mehr antwortete. „Du siehst auch nicht gerade aus wie der Glöckner von Notre-Dame. Mädchen träumen eben gern.“

„Danke.“ Was sollte er dazu schon sagen? „Wie geht es dir sonst?“

„Na ja, du weißt ja, Opa ist noch im Krankenhaus.“

„Soll er bald in die Reha?“

„Ja,in zehn Tagen, wenn alles gut geht.“ Sie seufzte. Sie hatte eine Nachricht von dieser Kagura auf dem Handy vorgefunden, dass Naraku ein Ergebnis wollte, das sie weder hatte noch liefern wollte. Nein, den Herrn der Gumo brauchte sie sicher nicht um weiteres Geld zu bitten.

„He, stimmt was nicht?“ tippte Reddemon.

Erst jetzt bemerkte Kagome, dass sie unbewusst ein sehr trauriges Smiley geschickt hatte. „Nein, es geht ihm schon gut, ich meine, die Operation war ein Erfolg. Es ist nur, Mama hat Schwierigkeiten mit der Krankenkasse. Das wird aber bestimmt.“

„Krankenkasse? Ist er versichert oder nicht?“ Inu Yasha wusste durchaus, dass die Versicherungen nicht jeden aufnahmen. Leider, so hatte sein Vater gemeint, sähe er keine Möglichkeit sie dazu zu zwingen, da wäre immer die Freiheit wer mit wem Verträge schließen wolle. Würde er das ausschalten, wäre das ein Dammbruch.

„Ja, aber nicht für einen so langen Krankenhausaufenthalt. Aber das wird schon.“

„Und wie?“ Schweigen, und so schrieb er: „He, Juwel: sag es mir, vielleicht habe ich eine Idee.“

„Wir, also Opa, besitzt den Boden, auf dem wir leben. Sie wird ihn verpfänden.“

Grund und Boden, den nicht sein Vater besaß? Dann war das sicher eine sehr alte Familie. Nach dem Großen Krieg hatte alles der Fürst erhalten, was quasi herrenlos war, also keinen Besitzer mehr oder Verrätern gehört hatte. „Das ist Blödsinn. Ihr habt jetzt das Geld nicht, woher soll es in Zukunft kommen? Und dann habt du und deine Mutter doch kein Dach mehr über dem Kopf.“

„Aber Opa ...“ Sie brach ab, da sie mit den Tränen kämpfte.

Inu Yasha bemerkte es ohne es zu sehen und schrieb langsam: „Hör mal, ich habe da eine Idee. Ich kann dir nichts versprechen, aber: wie viel brauchst du?“

Himmel, dachte er etwa jetzt, sie wolle ihn anbetteln? „Reddemon, das ist nett von dir, aber so viel hast du nicht.“

„Wie viel, komm schon.“

Sie hatte Geld von Naraku angenommen, vielleicht konnte ihr der Junge wirklich helfen? Er machte doch eine Ausbildung in der Geschäftsleitung. „Fünftausend. Gibt es da irgendeine Stiftung im Kendama, für Notfälle oder so?“

„Ich muss nachsehen. Ich kann es dir morgen Abend sagen.“ Es gab schon Stiftungen. Aber er wollte doch Reddemon bleiben und sie sollte nicht wissen, dass er auch Prinz Inu Yasha war. Sie brauchte allerdings Hilfe und er hatte sie zugesagt. „Ich such was, versprochen.“

„Danke. - Du, es ist schon kurz vor elf.“

„Oh, danke.“ Sie wusste ja, dass er um elf das Licht ausmachen musste. „Bis morgen!“ Er fuhr hastig den Computer runter und rannte ins Bad.

 

Kagome sah sich gezwungen Kagura am nächsten Tag anzurufen. Sie erklärte der Sekretärin des Gumo-Chefs, dass sie erst seit einer Woche an einer Stelle arbeitete, dafür aber nahe an der Geschäftsleitung, und in den Pausen versuche unauffällig sich da rumzutreiben. Die schien das zu akzeptieren, meinte jedoch, dass Naraku kein Mann sei, den man betrügen dürfe. Das Mädchen schluckte unwillkürlich. Kaguras Warnung klang so gefühlsmäßig und ehrlich, dass sie ihr glaubte. „Ja, aber was soll ich sagen, wenn ich nichts höre?“

„Versuchen Sie es weiter.“

„Ja.“ Da hatte sie sich schon in was Schönes reingeritten. Hoffentlich konnte Reddemon wirklich etwas herausfinden, damit Mama da etwas beantragen konnte und sie nicht nochmals zu Naraku gehen musste. Sie hatte inzwischen das Gefühl, dass sie das sehr viel kosten würde.

 

Inu Yasha hatte beschlossen den direkten Weg zu gehen und nicht sich durch die Stiftungen zu suchen. So kniete er am frühen Nachmittag höflich vor seinem Vater in dessen Arbeitszimmer im Konzern. Wie immer hier – und auch seine beiden Söhne – trug der Inu no Taishou einen schwarzen maßgeschneiderten Anzug, ein blütenweißes, ihm direkt angepasstes, Seidenhemd und eine rote Krawatte aus eben diesem Stoff: die alten Familienfarben.

„Dienstlich?“ fragte er.

„Nicht wirklich, mein Herr und Vater.“ Nur schön höflich bleiben, wenn man was wollte.

„Ich höre.“

„Es arbeitet ein Mädchen hier im Konzern, eine Freundin von Sango“, ergänzte Inu Yasha hastig, da er das leichte Erstarren bemerkte. „Deren Großvater nach einer Herzoperation im Krankenhaus liegt und offenbar nur teilweise versichert ist. Sie benötigen Fünftausend, um die eine Woche bis zur Reha zu überbrücken. Gibt es eine Möglichkeit das aus einer Ihrer Stiftungen zu zahlen?“

„Sango, also? Hat sie dich darum gebeten?“

„Nein“, konnte Inu Yasha ehrlich sagen und sah auf, blickte in die Augen seines Vaters. Er kannte den. „Niemand sagte zu mir, oh, Prinz, könnten Sie ... Ich habe es auf Umwegen gehört.“

„Wie heißt das Mädchen?“

„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie im Großraumbüro 20117 gleich an der Tür sitzt.“

Der Inu no Taishou konnte daraus nur den Schluss ziehen, dass sich Sango und eine Unbekannte unterhalten hatten. „Du hast also ein Gespräch belauscht.“

Ach du je. Das war es auch nicht, und den Einfall sollte er schleunigst ausräumen. Vater stellte manchmal extreme Ansprüche an Moral. „Nicht belauscht, nein. Ich konnte es kaum überhören.“ Sollte er dem Fürsten von dem Chat erzählen? Ach, lieber nicht. Und Vater sollte wissen, wie schwer es manchmal war seine Ohren vor den Gesprächen von Menschen zu verschließen.

„In welchem Krankenhaus ist er?“

„Im Hoi, soweit ich hörte.“

„Ein weiblicher Neuling in einem Büro. Gut. Ich werde mich darum kümmern.“

„Danke, mein Herr und Vater.“ Inu Yasha wusste, dass unverzüglich etwas geschehen würde, und war froh. Seine Chatpartnerin hatte so unglücklich geklungen, soweit man das aus am Computer geschriebenen Zeilen lesen konnte.

Alleingelassen griff der Fürst in seinen Schreibtisch und schrieb kurz. Den Namen des Mädchens konnte auch sein menschliches Sekretariat herausfinden, da musste er seinen treuen und oft überlasteten, alten, Myouga nicht behelligen.

 

Kagome dagegen traf fast der Schlag, als ein dämonischer Bote ihr Großraumbüro betrat, sich kurz umblickte, auf sie zukam und ihr einen Umschlag auf den Tisch legte. „Befehl des ehrenwerten Geschäftsführers,“ sagte er.

„Danke“, war wohl die einzig richtige Antwort, aber sie hörte selbst, dass ihre Stimme irgendwie kiekste. War das ihre Kündigung? Der ehrenwerte Geschäftsführer war die Nummer Eins, der CEO, der Fürst, also. Sie spürte förmlich die Blicke aller anderen Personen im Raum als sie den Umschlag hob. Eindeutig das Siegel des Fürsten. Sie wusste nicht, dass genau das sie hätte beruhigen sollen. Der Inu no Taishou verwendete es niemals für Dinge, die das Kendama betrafen. Aber das war ihr nicht klar, und so nahm sie mit zitternder Hand einen Stift um das Wachssiegel zu lösen. Vorsichtig warf sie einen Blick hinein. Zwei Papiere. Sie zog sie heraus. Eines war eine Anweisung auf eine Stiftung des Kendama über Fünftausend, adressiert an das Hoi-Hospital! Sie holte tief Atem und sah hastig auf den zweiten Zettel: Für Ihren Großvater auf Bitte Prinz Inu Yashas. Und die eigenhändige Unterschrift des Taishou. Kein Namensstempel, der doch genügt hätte. Auf Bitte Inu Yashas? Woher wusste der denn …?

Oh. Reddemon. Ganz sicher hatte der dem Fürstensohn davon erzählt oder den gar darum gebeten. Er hatte doch gesagt, dass er mit Inu Yasha ganz gut auskäme. Es wäre jetzt bestimmt nur zu höflich sich bei dem Prinzen zu bedanken. Und natürlich heute Abend Reddemon zu fragen, was er dafür getan hatte. Inu Yasha würde doch bestimmt irgendeinem Menschen nicht einfach so helfen.

Sie bat daher ihren Vorgesetzten kurz hinausgehen gehen zu dürfen. Dieser hatte das Siegel erkannt und vermutete daher, dass ein Ausbleiben ihrer Antwort auf ihn zurückfallen würde. „Natürlich, gehen Sie. Fünfzehn Minuten Pause für Sie.“

 

So stand sie mit klopfendem Herzen kurz darauf vor dem Vorzimmer des Halbdämons. Auf ihr Klopfen sagte jemand: „Ja?“ Ein Mann. Das musste Miroku sein, von dem Reddemon und Sango geredet hatten. So trat sie ein und verneigte sich etwas, zu ihrer Entschuldigung den Brief gleich mit dem Siegel nach außen haltend.

„Kagome“, sagte Sango überrascht. „Hast du etwas für Inu Yasha-sama?“

„Äh, ich bekam das hier vom Fürsten, ich möchte mich bei dem Prinzen für seine Fürsprache bedanken.“

„Ja, natürlich, oder, Miroku?“

Der Mönch erhob sich. „Ja, wer kann einer so hübschen Frau schon was abschlagen.“ Dabei ließ er geschmeidig offen auf welche der Damen er sich bezog. „Wie heißen Sie?“

„Kagome Higurashi.“

Da Miroku die Tür offen ließ, konnten auch die beiden Mädchen im Vorzimmer hören, dass der Assistent ihren Namen sagte.

Und, dass der Prinz etwas fassungslos echote: „Higurashi? - Ja, natürlich. Ich lasse bitten.“

Kagome trat in das Arbeitszimmer und verneigte sich De facto hatte sie ihn schon gesehen, im Fernsehen oder auch hier im Kendama, aber diese Öhrchen in dieser Nähe, zumal, wie sie zuckten, als er sie sah, waren niedlicher. Sie hätte sie einfach knuddeln mögen. Aber das lange weiße Haar, die goldfarbenen Augen und nicht zuletzt die Klauen zeigten die dämonische Abkunft. Sie erwartete eigentlich, dass er sie fragen würde, was sie wolle, und wurde von seinem entgeisterten Wort überrascht.

„Kikyou!“
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
**


Gut gemacht, Inu Yasha. Intrigen und Lügen sind nicht gerade dein Hobby. Und jetzt?

Das nächste Kapitel bietet in der Hauptrolle: Das Juwel der vier Seelen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-26T05:22:55+00:00 26.01.2019 06:22
Herr und Vater. Was für eine Anrede. So lieblos da bekommen ich Schüttelfrost.

Und wieder steht Kagome in der nächsten schuld hoffendlich geht das gut .
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T18:29:03+00:00 03.02.2018 19:29
Hallo,
 
ach Miroku... Gut, dass Sango sich hier zur Wehr setzen kann und das Inuyasha ihn mal etwas zurechtweist. Immerhin ist die Truppe jetzt schon mal grob am selben Ort versammelt.
 
Das Kagome aktuell erstmal im Stress ist, glaub ich ihr sofort. Die Chats zwischen ihr und Inuyasha les ich echt gerne, weil ich mich köstlich über Inuyashas Verrenkungen und sein ehrliches Interesse amüsiere. Und die Situationskomi mit dem Gespräch über die Hundefamilie ist überragend. Die Vorstellung, dass es Poster von Sesshoumaru gibt, die über unzähligen Frauenbetten hängen - zum Schreien komisch. Die Vorstellung, dass Kagome sich die drei als echte Hunde vorstellt und wie sie sie behandeln würde - Lachtränen garantiert. Die Vorstellung, wie Sesshoumarus Mutter an Inuyashas Öhrchen herumzieht - unbezahlbar.
 
Inuyasha hat das Herz am rechten Fleck und dass er so viele Hebel in Bewegung setzt, um Kagome zu helfen ist echt nobel von ihm. Aber müsste Kagome ihn nicht erkennen, wenn sie ihn jetzt sieht? Sicher, er sieht anders aus, aber die Stimme ist doch noch die selbe. Und warum hält er sie auf einmal für Kikyou? o O
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  _Momo-chan_
2017-03-26T22:53:30+00:00 27.03.2017 00:53
Ich denke, dass Inu Yasha eher wegen des Namens nun auf Kikyo kommt. In Kombination mit ihrem Aussehen fällt es ihm natürlich wie Schuppen von den Augen.
Ich muss gestehen, dass ich in diesem Kapitel ein paar Dialoge schwer zu lesen fand. Es hat eine Weile Überlegung gebraucht, um herauszufinden wem welche Gedankengänge gehören. Vielleicht könnte man das mit einem Absatz mehr dazwischen lösen.
Bei Kagomes Hundevergleich ist mir zum ersten mal ihre jugendliche und unerfahrene Seite aufgefallen. Auch daran, dass sie nicht bemerkt hat, dass ein junger Mann diese Schwärmerei über Andere in den meisten Fällen nicht gerne hört.
Und naja, Naraku nervt halt. XD
Ich kann das nächste Kapitel gar nicht erwarten. ^^
Antwort von:  Hotepneith
27.03.2017 07:42
Danke für den KOmmentar.
Ja, mit den Absätzen hast du recht, ich habe es mir gerade am handy angesehen, da wirkt es ganz anders als am Laptop in Word. Gerade beim Chat, wenn ja wenig Text zwischen ist, wirkt es etwas sehr gequetscht.
Und ja, Kagome istt recht unerfahren - sie war bislang immer nur in der schule, beim Lernen und hatte ein paar Freundinnen zum Eisessen. Staatsaffären und sonstige Abenteuer kennt sie nur aus dem TV. Inu Yasha umgedreht hat auch keine Ahnung von Mächen, Menschenmädchen zumal.

Das wird noch amüsant werden für den Leser - stressig sowohl für die Beiden als auch Papa, wenn der da irgendwann mal dahinterkommt ...

hotep

Von:  Teilchenzoo
2017-03-25T16:05:09+00:00 25.03.2017 17:05
Oh! Die Ähnlichkeit ist ihm im Restaurant gar nicht aufgefallen? Wohl wegen der Lichtverhältnisse und ihres verquollenen Gesichts? Damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet, dass ihn das so schockt. Aber interessant, das wird für ein gründliches Gespräch sorgen.
Kagome dagegen erkennt ihn nicht. Klar, sie hat ihn nur kurz gesehen, Haare und Augenfarbe sind anders. Aber die Gesichtsform ist ja noch gleich. Hm, wobei, würde ich z.B. jemanden in Cosplay mit Perücke und Kontaktlinsen erkennen? Wohl nur, wenn ich die Person besser kenne ...

Wenigstens weiß Inu Yasha jetzt, wo das Problem liegt und kann, hoffentlich, dann die richtigen Schlüsse ziehen und vermitteln. Puh, ich sehe ein Unwetter am Horizont.
Antwort von:  Teilchenzoo
25.03.2017 17:06
Ach, und das Gespräch über die Herren aus Sicht der Damenwelt war sehr amüsant. Der Fürst an der Leine? Oha, das würde er sich aber nur von ganz besonderen Damen gefallen lassen, und dann sicher nicht in der Öffentlichkeit ;) ...
Antwort von:  Hotepneith
26.03.2017 09:44
Danke für den KOmmentar.

Na, ob Inu Yasha die richtige Schlussfolgerung zieht? Er ist irgendwie gefühlsmässig das erste Mal in seinem Leben involviert, ärgert isch anschliessend auch, das kann ich spoilern, dass er sie nicht erkannt hat, aber er war im Cafe eben abgelenkt und dachte an so etwas nicht, aber der Name weckte natürlich Erinnerungen.... Nun ja, zwei Jugendliche stolpern in das Abenteuer ihres Lebens. Kagome hat noch nicht die mindeste Ahnung, auf was und wen sie sich so alles eingelassen hat.
Wie die Damenwelt die doggies sieht, ja, ich stellte mir vor, dass sie Poster des Erbprizen über dem Bett haben - oder Fotos des Fürsten als Lesezeichen oer so....


hotep


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