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Der Chat ihres Lebens

von

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Das Juwel der vier Seelen


 

K

ikyou?

Mist, dachte Inu Yasha hektisch. Das war sicher falsch gewesen, sie zuckte ja förmlich zusammen. Und wieso hatte er sie bei ihrem ersten leibhaftigen Treffen nicht so gesehen, fast als Doppelgängerin? Schön, in seiner Menschenform war sein Geruchssinn mehr als mangelhaft, aber er hätte doch die Ähnlichkeit erkennen müssen, so wie eben! Aber irgendwie hatte der Name Higurashi ihm das erst bewusst gemacht. Jetzt sollte er zusehen, dass er sich mehr oder weniger rettete. „Ich kannte einmal eine Kikyou Higurashi, meine ich. Eine Priesterin. War sie mit Ihnen verwandt?“ Puh, das sollte doch erst einmal reichen.

„Äh, ja, Inu Yasha-sama.“ Kagome seufzte, wenngleich wohlweislich nur innerlich. Wie schon Naraku versuchte anscheinend auch der Prinz freundlich-höflich Konversation zu machen und suchte sich dabei das Thema ihrer Familie. „Sie war die Tante meines Großvaters, aber sie ist schon seit fünfzig Jahren tot.“

Als ob er das nicht wüsste. Der Mord an ihr, ihm in die Schuhe geschoben, hätte ihn fast den Hals gekostet – und nur der unwahrscheinlichste Zufall hatte ihn gerettet. „Nun, was möchten Sie?“ Er floh in die jahrhundertelang antrainierte höfische Höflichkeit.

Jetzt musste sie es bestimmt sagen, oder? Sie hatte doch noch nie Audienz bekommen. „Äh, ja, Inu Yasha-sama, ich … ich erhielt eben ein Schreiben des ehrenwerten Geschäftsführers, ich meine, des mächtigen Fürsten, dass Geld aus einer Stiftung für meinen Großvater bewilligt wurde, auf Ihre Bitte hin. Ich wollte mich bedanken.“ Sie verneigte sich so tief, wie sie vermutete, dass es einem Prinzen gegenüber höflich war, ehe doch Neugier ihre gewisse Furcht überwand. „Darf ich fragen, woher Sie von unserer Misere wussten?“

„Eine Bekanntschaft sagte es mir.“ Das war nicht gelogen, hatte sie selbst es doch ihm erzählt, würde sie aber hoffentlich nicht auf die Idee bringen, dass er und Reddemon die gleiche Person waren.

„Es war sehr freundlich von Ihnen. - Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen? Kikyou: sie war wohl eine berühmte Frau?“

„Wenn Sie das nicht wissen?“

Der Prinz klang so erstaunt, dass Kagome schuldbewusst zusammenzuckte. Sie hatte sich nie viel um die Geschichten ihres Opas aus alter Zeit gekümmert. Ja, sicher, er verkaufte das Juwel der vier Seelen als Nachahmung, aber da das Richtige offenbar nicht mehr bei ihnen existierte, sondern irgendwo in einem anderen Schrein herumlag, hatte sie sich auch nicht weiter dafür interessiert. Wenn sie ihn heute Abend mit Mama besuchen würde, könnte sie nicht nur die frohe Kunde über eine weitere Woche mitnehmen, sondern ihm vielleicht auch einmal zuhören, was es mit diesem Juwel eigentlich auf sich hatte – oder mit Kikyou. Schon Naraku war ja darauf herumgeritten. War das etwa wirklich eine berühmte Vorfahrin? „Sie war eine der letzten Priesterinnen meiner Familie“, erklärte sie hastig, um sich nicht vor dem Fürstensohn zu blamieren. „Der Letzte ist mein Großvater.“

Weiter reden, irgendwie weiter reden, beschwor sich Inu Yasha. Ihr Geruch war mehr als angenehm, trotz ihrer gewissen Nervosität, und heute Abend im Chat würde er ihn sich wenigstens vorstellen. „Ach, dann haben Sie keine spirituellen Fähigkeiten? Oder wurden nur nicht ausgebildet?“

„Eher das erstere. Mein Bruder wurde getestet, Souta, aber da war nichts.“

Es gab einen Weg sie in seiner Nähe zu halten, auch in seiner Halbdämonenform, dachte er plötzlich erleichtert. Hier klang sie leider viel zurückhaltender, und auch vorsichtiger. Kaum verwunderlich. „Nun, vielleicht sollten Sie sich einmal testen lassen – oder auch nur einmal mit Miroku, das ist mein Assistent, oder Sango, der Dämonenjägerin, üben. Die können das sicher auch beurteilen. Falls Sie nichts Offizielles wollen. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass solche Macht im Laufe der Jahre einfach verblasst.“

„Wie Sie wünschen, Inu Yasha-sama.“ Sie schuldete ihm Fünftausend – und irgendwie kam ihr diese Aufforderung ehrenwerter, selbstloser, vor als die Narakus. Oh du liebe Güte, da musste sie sowieso noch irgendetwas erfinden. Oder heute Abend mit Opa reden. Vielleicht fand sie da etwas, was den Herrn des Gumo beruhigen würde. Ganz bestimmt würde der erfahren, dass sie jetzt hier gewesen war.

„Sie dürfen wieder an die Arbeit gehen.“

„Danke.“ Er schien ja ganz nett zu sein. Und diese Idee! Vielleicht könnte sie dann als Priesterin nebenbei im Schrein arbeiten, auch die Souvenirs an Stelle ihres Großvaters verkaufen, bis der sich erholt hatte, etwas Geld in die Familie bringen. Und natürlich, falls Opa etwas zustoßen sollte, den Schrein, dessen Grund und Boden, in der Familie belassen, damit der nicht an den Fürsten ging. Schreine fielen an den Regenten und wurden von diesem neu vergeben, wenn niemand mit magischen Fähigkeiten mehr in der Familie existierte. Hm. Das musste der Prinz doch eigentlich wissen. Umso hilfsbereiter war er dann gewesen. Im Vorzimmer wandte sie sich an Sango und berichtete, was Inu Yasha ihr vorgeschlagen hatte.

„Oh ja, kein Problem“, sagte die Dämonenjägerin. „Komm doch am Sonntag Vormittag zu mir. Um zehn? Weißt du, wo unser Anwesen ist?“

„Nicht genau, aber ich werde es schon finden.“

„U-Bahn Drei, Ausstieg Yoshi-Park, da ist es ausgeschildert.“

Miroku räusperte sich. „Ich möchte die Damen ja nicht beim Tee stören – aber das klang nach etwas, das auch in meinen Aufgabenbereich fällt. Vielleicht können wir gemeinsam, Sango, Fräulein Higurashi helfen.“

„Kagome,“ meinte die so Angesprochene unwillkürlich. „Danke, das ist nett.“

Sango warf ihrem Kollegen einen forschenden Blick zu, entschied sich dann jedoch dafür, dass es wohl wirklich berufliches, magisches, Interesse an Kagome war. Sie hielt ihre neue Freundin für deutlich naiver als sich selbst. Aber sie wäre ja auch noch dabei.

 

Auf dem Heimweg entging der aufgeregten Kagome der junge Mann mit langen, schwarzen Haaren in einem blaugeblümten Kimono, der ihr bis auf das Gelände des Higurashi-Schreins folgte, ehe er sich wieder auf die Straße begab und dort sein Handy nahm. „Bankotsu, du, das wird langweilig. Sie geht ins Kendama, sie fährt abends nach Hause. Oh, und gestern war dieser hochinteressante Treff mit irgendwelchen Schulfreundinnen im Eiscafé. Sie haben dämlich gekichert und sich über Lehrer und Mitschüler ausgetauscht. Zwei Stunden lang! Muss ich das weitermachen?“

Der Sicherheitsfachmann klang streng: „Ja, zumindest heute Abend noch. Ich werde dann Naraku Bericht erstatten. Du bleibst dran, Jakotsu, und machst deine Arbeit. Morgen lasse ich dich dann auf jeden Fall ablösen. Dir ist immer langweilig bei Mädchen.“

„Nicht immer, ich mag sie halt nicht, aber die ist schon besonders langweilig.“

„Pass heute Abend umso genauer auf.“

„Was meinst du?“ Sie kannten sich doch schon einige Zeit.

„Jemand aus dem Kendama erwähnte, dass Kagome Higurashi heute bei Prinz Inu Yasha war. Und ich möchte zu gern wissen warum. Nicht, dass sie uns oder unseren Auftraggeber hinhängt.“ Das glaubte Bankotsu zwar nicht, das Mädchen hatte zu harmlos ausgesehen, aber man sollte immer vorsichtig sein. „Übrigens: falls sie ins Krankenhaus fahren, brauchst du nicht mit rein, da ist immer noch Mukotsu.“

„Immerhin was. Ich mag Krankenhäuser nicht.“

„Was magst du eigentlich, Jakotsu?“ Aber das wusste der Chef. „Vielleicht lässt sich da was arrangieren. Vielleicht.“

„Fein. Ich warte ja auch schon.“

 

Nach einem raschen Essen, bei dem Kagome ihrer Mutter stolz die Anweisung auf die Stiftung präsentierte, meinte diese: „Dann fahren wir und sagen Opa Bescheid. Die Zulassung für die Reha kam heute auch – wenn auch erst in zwei Wochen, aber bis in einer Woche geht es ihm sicher schon wieder so gut, dass er herkommen kann, ich ihn betreuen kann, ehe er in die Reha kommt. Das war wirklich nett von dem jüngeren Prinzen. Nur, wieso wusste er es?“

„Ich fragte ihn, natürlich höflich, und er meinte, ein Bekannter hätte es ihm gesagt.“

„Ja, aber wer?“ Die Mutter schüttelte den Kopf. „Man müsste sich doch bedanken.“

Sie tippte ja auf Reddemon, aber Mama war immer so besorgt wegen Internetbekanntschaften. „Ja, sollte man. Komm, fahren wir ins Krankenhaus. Ich möchte das Opa selbst sagen.“

„Oh, gut. Ich werde dann mit dem Arzt reden, ja, das ist sicher gut, wenn wir zu zweit hinfahren. Komm nur.“

 

Während die Mutter mit der Anweisung in das Krankenhausbüro ging um die Zahlung zu leisten und anschließend mit den behandelnden Ärzten zu reden, setzte sich die Tochter etwas zögernd an das Bett ihres Großvaters. Er sah so schwach aus, so alt, mit diesen ganzen Kabeln und Schläuchen. Aber er blickte sie an. Daher meinte sie doch erleichtert: „Guten Abend, Opa. Ich kann dir was Schönes erzählen.“ Sie berichtete von der Genehmigung der Stiftung und Inu Yasha. „Als er mich sah, meinte er, ich erinnere ihn an Kikyou. Das war doch deine Tante, oder? Stimmt das mit der Ähnlichkeit?“

„Ach, Dämonen. Natürlich sind für ihn fünfzig Jahre kaum was. Und, ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist sicher da.“ Der Großvater dachte nach. Für einen Menschen war ein halbes Jahrhundert deutlich länger. Man sagte, dass das im Leben eines Dämons etwas mehr als ein Jahr sei, wie das bei Halbdämonen sein mochte, wusste ja wohl kaum jemand, denn außer Inu Yasha hatte er nie von welchen gehört. „Inu Yasha und Kikyou, ja. Habe ich dir das nie erzählt?“

„Ich weiß, dass das Juwel der vier Seelen immer in unserer Familie gehütet wurde und Kikyou eine der letzten Priesterinnen war. Jetzt ist das Juwel weg. Hatte da der Prinz irgendwas mit zu tun?“

„Kikyou, ja. Sie war die Hüterin, wie schon viele zuvor, aber sie hatte wirkliche Fähigkeiten spiritueller Natur. Mehr als viele andere, viel, viel mehr als ich. Aber man brauchte sie ja praktisch nicht mehr. Früher war es zum Kampf gegen Dämonen benötigt worden, vor dem Großen Krieg, aber dann … Jedenfalls, es ist schon gute fünfzig Jahre her, begannen auf einmal Überfälle auf den Higurashi-Schrein. Dämonen, nichts Hochklassiges, natürlich, aber mit dem eindeutigen Ziel das Juwel zu stehlen. Kikyou läuterte sie und schützte das Juwel, aber es wurde für sie, meinen Vater und deren kleine Schwester Kaede wirklich lästig, zumal ich unterwegs war und meine Mutter ihnen kaum mehr helfen konnte.“ Der alte Mann machte eine Pause. „Der Inu no Taishou bekam die Kämpfe mitten in seiner Hauptstadt natürlich mit und schlug vor, dass Kikyou samt dem Juwel den Higrurashi-Schrein verlassen sollte, um an einem geheimen Ort das Juwel zu hüten. Sie stimmte zu. Kaede, die ebenfalls Priesterin werden wollte, dem ihr Leben widmen wollte, ging mit, schon, damit immer eine da wäre, falls eine Schwester mal fort ging. Kaede und manchmal auch Kikyou kamen also allein jeweils auf Besuch und versicherten meinem Vater, dass seither kein Überfall mehr stattgefunden hatten, alles in Ordnung wäre. Und irgendwann einmal erzählte Kaede, natürlich nicht Kikyou, - Kikyou war da Mitte Zwanzig, höchstens, aber Kaede doch zehn Jahre jünger - dass Inu Yasha vorbeigekommen war. Er sei sehr nett und würde sich mit Kikyou gut verstehen. Oh nein, keine Liebesaffäre“, ergänzte er hastig, da er das Aufhorchen seiner Enkeltochter bemerkte, die ihm bestimmt noch nie so aufmerksam zugehört hatte. „Sicher nicht, Kikyou nahm ihre Aufgabe viel zu ernst dazu. Aber er kam öfter, und sie redeten und so. Freundschaft. Ich fürchte, weder der Halbblut-Prinz noch Kikyou hatten sonst viele Freunde. Jeder war auf seine Art ziemlich allein. Aber es war wohl auch so, dass Inu Yasha die Anziehung des Juwels spürte. Das tun alle Dämonen.“

„Warum eigentlich?“

„Sie glauben, dass es sie stärker macht, unbesiegbar. Nun ja, jedenfalls hat Inu Yasha dann den Schrein, wo das Juwel aufbewahrt wurde, überfallen und Kikyou ermordet.“

„Inu Yasha?“ Kagome konnte den netten jungen Mann, der ihr gegenübergestanden hatte, nicht mit einem Mord in Verbindung bringen.

„Es gab Zeugen. Aber dann stellte sich heraus, zumindest offiziell, dass es jemand gewesen war, der sich für den Prinzen ausgegeben hatte. Inu Yasha, der richtige Halbdämon, hatte ein unanfechtbares Alibi. Der Fürst sprach ihn frei. Nun ja, der Vater und sein eigen Fleisch und Blut, aber ich glaube es fast. Der Taishou mag ein Dämon sein, aber soweit ich je hörte, konnte ihm niemand unehrenhaftes Handeln auch nur nachsagen. Kikyou war, das sagte auch mein Vater immer, eine sehr fähige Priesterin und sie hätte sicher etwas gegen einen halben Dämon unternehmen können – und sie war eine gute Menschenkennerin. Nun ja, wohl auch von Dämonen.“ Er schloss die Augen.

„Opa? Ermüde ich doch? Soll ich gehen?“

„Nein, lass nur.“

„Und wo ist das Juwel jetzt? Es gehört doch unserer Familie?“ Naraku hatte doch da was erwähnt? Und, dass der Fürst es unterschlagen habe?

„Zu unserer Familie. Das Juwel der vier Seelen gehört niemandem.“

„Du hast mir einmal erzählt, dass es das Herz einer Priesterin sei, Mirodiko, oder so, die einen Dämon bekämpfte und dabei starb.“

„Ja, so ungefähr. Midoriko. Man sagt, aber das weiß ich nicht, dass die Seele der Priesterin und des sehr starken Dämons darin liegen. Hütet es nun eine Priesterin, ist das Juwel hell und strahlt Reinheit aus. Würde es ein Dämon tragen, würde es schwarz. Nun, es geht wohl unter den Dämonen das Gerücht, dass … Gibst du mir etwas zu trinken?“

„Ja, natürlich, hier.“ Sie reichte ihm den Becher. Erst, als sie ihn zurückgestellt hatte, fuhr der alte Mann fort:

„Das Gerücht besagt, dass jeder Dämon, der sich dem Juwel nähert, es um jeden Preis besitzen will, um seine Macht zu erhalten und selbst stärker, ja, unbesiegbar zu werden. Soweit ich weiß, war nur der Inu no Taishou in der Lage dem Juwel so nahe zu kommen ohne ihm zu verfallen, wohl auch Sesshoumaru, aber sonst wüsste ich von keinem.“

„Dann eben auch Inu Yasha? Er ist doch auch aus der Familie.“

„Er ist aber nur ein halber Dämon und möchte sicher stärker werden. Der Fürst hat ja wohl schon genug Macht für seinen Geschmack und sein Ältester wird alles erben. Das könnte den Unterschied machen. Für einen Menschen, so heißt es, erfülle das Juwel einen Wunsch, aber nur einen einzigen. Deswegen wollten es früher auch da viele besitzen.“

Wollte Naraku als Dämon deswegen das Juwel? Um den Inu no Taishou herausfordern zu können? Das wäre quasi Hochverrat. Wie war sie nur in diese Sache geraten? Was sollte sie dem Herrn des Gumo nur erzählen? Sie bezweifelte nicht, dass er ihr und ihrer Familie schaden könnte. Der Fürst würde doch bestimmt eher einem anderen, reichen, Dämonenherrn glauben als einem Menschenmädchen, das er als ziemlich tolpatschig kennengelernt hatte – und das auch noch Geld kostete.

Der Großvater bemerkte, dass sie nachdachte. „Hast du Sorgen, Kagome? Um mich? Ich werde das hier schon überstehen. Ich bin froh, dass ihr es geschafft habt, dass ich so lange im Krankenhaus bleiben kann. War es schwer das Geld aus der Stiftung zu bekommen?“

„Ich habe da eigentlich fast nichts gemacht. Inu Yasha, ich meine, der Prinz, war anscheinend so freundlich, als er davon hörte, wie auch immer.“

„Schenk ihm doch das Amulett, ich meine, das Juwel, das ich immer verkaufe.“

Er kam manchmal auf krude Ideen. „Ach, Opa, was soll er damit? Er ist Fürstensohn, stinkreich ...“

„Du kannst ihm sicher nichts schenken, was er nicht schon hat. Aber es kommt von dir und ist eine nette Geste.“

„Vielleicht“, wiegelte sie ab. „Ich gehe jetzt mal Mama suchen. Schlaf gut.“

Draußen sah sie ihre Mutter in einem Gespräch mit einem sehr kleinen Mann, mit einer weißen Mütze, der sich allerdings eilig verabschiedete, als sie kam. „Was war denn?“

„Oh, nichts. Das war wohl der Apotheker hier im Krankenhaus. Er gab mir einige Ratschläge für die Pflege. - .Er scheint Großvater zu mögen, denn er war schon öfter bei ihm.“

„Opa hat lange mit mir geredet und ist müde. Willst du noch zu ihm?“

„Nein, ich komme ja morgen wieder. Lassen wir ihn schlafen.“

 

Zuhause durchsuchte Kagome dann doch die Hütte, in der ihr Großvater die Nachahmungen des Juwels der vier Seelen baute und aufbewahrte. Zu ihrer gewissen Überraschung fand sie dort einige Gegenstände, die ihr sehr eigen vorkamen, und die sie noch nie zum Verkauf oder auch überhaupt gesehen hatte. Als sie eine Kette aus Perlen und Fangzähnen berührte, leuchtete die förmlich auf. Eventuell wäre das ein Geschenk für den Prinzen? Sie nahm sie. Das sah nicht kostbar aus, wirkte aber wie selbstgemacht. Vielleicht war das besser als irgendwas anderes. Immerhin hatte die Kette aufgeleuchtet. Wieso eigentlich? Das passierte normalerweise nie. Probehalber stupste sie einige andere Dinge an: Amulette, Juwelen-Souvenirs, Schachteln. Aber nichts reagierte so. Das war wohl ein Hinweis, beschloss sie, und nahm die einfache Kette mit sich. Vielleicht konnte sie am Sonntag Sango fragen, wie man das einem Prinzen schenkte.

 

In ihrem Zimmer suchte sie Narakus Nummer. Sie musste sich wohl melden, ehe etwas passierte, das sie nicht einschätzen konnte. Und sie konnte ja ziemlich ehrlich bleiben. Kaguras Warnung lag ihr immer noch im Ohr und sie horchte mit klopfendem Herzen auf das Freizeichen.

Tatsächlich hob der Konzernchef sofort ab. „Ah, Kagome, was wollen Sie mir berichten?“

„Äh, ich war heute bei Prinz Inu Yasha … Er … er hielt mich wohl im ersten Moment für meine Großtante. Anscheinend kannte er Tante Kikyou.“

Das war ihm nichts Neues, dachte Naraku prompt, stutzte dann. Ja, das Mädchen sah Kikyou ähnlich. Immerhin hatte der dämliche Bastard das auch erkannt. Hatte das was zu sagen? Eher nicht. Eine Familie, eben. „Weiter.“

„Er … er meinte, dass ich vielleicht auch etwas davon geerbt haben könnte, und empfahl mir mich testen zu lassen.“

Diese Hunde! Immer auf dem Beschützertrip! Diese Gene gehörten verboten. Zum Glück neigte wenigstens Sesshoumaru dazu berechenbar zu sein. „Nun, viel Spaß“, empfahl er jedoch kühl. Ihr davon abzuraten, wenn dieser Halbhund schon auf die Idee gekommen war, nein. Der würde sicher prompt zu Papa rennen, und den Taishou auf sich selbst aufmerksam zu machen, zu diesem frühen Zeitpunkt seines neuen Planes, war unklug. Geradezu selbstmörderisch. „Ich denke doch, Sie werden es tun?“

„Ja, muss ich ja.“ Sie sollte wohl auch nichts von Sango sagen, um nicht noch jemanden in diese Affäre mit hineinzuziehen.

Aha. Ihr Verlangen Priesterin zu werden schien weitaus weniger ausgeprägt als das im Büro zu arbeiten. Gut, für den Fall, dass sie tatsächlich stärkere Kräfte geerbt hatte, als er vermutete und auc spüren konnte. „Ja, natürlich. Haben Sie auch etwas über das Juwel gehört?“

„Nein, also, ich weiß nur das, was Opa sagte, aber das werden Sie sicher schon wissen, ich meine, mit Midoriko und so.“ Damit müsste sie doch hoffentlich nichts von dem ominösen Mord an Kikyou erzählen oder der Verbindung Inu Yashas.

„Ja. Gut, meine Liebe. Dann hören Sie sich weiter um. Sie sind wirklich ein bra … nettes Mädchen. Rufen Sie mich nächste Woche Mittwoch wieder an.“

Da das eindeutig ein Befehl war, schluckte Kagome. „Aber, wenn ich bis dahin nichts weiß ...“

„Oh, Sie haben jetzt doch Kontakt zu Inu Yasha, oder? Sorgen Sie dafür, dass er Ihnen erzählt, was er weiß.“

„Ich werde es versuchen.“ Irgendwie schien ein Knoten in ihrem Hals zu sein. Das nur Umhören war ihr zu Anfang so leicht vorgekommen, aber jetzt, wo der Fürst, der Prinz, ihrem Großvater geholfen hatten? Sollte sie ihnen sagen, was Naraku wollte? Doch Opa lag in dessen Krankenhaus.

„Nun, Kagome.“ Es klang seidenweich. „Sie sind doch ein hübsches Mädchen. - Sie wollen doch nicht, dass Ihr Großvater bereits vorzeitig das Krankenhaus verlässt?“

„Wir haben bezahlt!“

„Es gibt mehrere Gründe ein Krankenhaus zu verlassen.“

Kagome hörte nur noch das Leerzeichen, als sie mit einem Schauder begriff. Hatte er ihr tatsächlich gerade gedroht ihren Großvater umzubringen, wenn sie keine Ergebnisse brachte? Und das so, dass ein Mithörer nichts verstehen würde? Opa musste da weg! Nur, wie? Sie konnte doch niemandem etwas erzählen ohne ihn in Gefahr zu bringen. Sie spürte, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Reddemon? Nein, der war so nett gewesen und hatte Inu Yasha für sie gebeten … Das konnte sie doch nicht riskieren. Mama würde sich nur große Sorgen machen, Souta wäre in Gefahr ...

Inu Yasha? Immerhin war der der Fürstensohn und schien nett zu sein. Ach, was sollte sie nur machen? Sie hätte das Geld um diesen Gefallen nie annehmen dürfen. Fragte sich jetzt nur, wo bei der Forderung des Prinzen, sie solle mit den Dämonenjägern üben, der Haken steckte. Sie war ein Lamm, an dem zwei Löwen zerrten.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der nächste Chat zwischen Reddemon und Juwel wird interessant.
Kikyou heißt allerdings das nächste Kapitel, denn Inu Yasha erinnert sich an eine Zeit vor fünfzig Jahren.

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-26T06:03:12+00:00 26.01.2019 07:03
Naraku du 💩kerl . Darf ich im den Kopf ABBEIßEN bitte 🙄

Wo hat sich Kagome da nur rein geritten. Ames Mädchen.

Von:  Kerstin-san
2018-02-04T09:39:13+00:00 04.02.2018 10:39
Hallo,
 
oho, Kikyous Tod sollte Inuyasha also angehängt werden. Das ist ja ein starkes Stück. Ich finds übrigens ziemlich realistisch, dass Kagome nichts über Kikyo weiß, weil sie sich für die alten Geschichten bisher nicht interessiert hat, aber an ihrer Stelle hätte ich jetzt auch erstmal meinen Opa ausgehorcht, um das nachzuholen.
 
Arme Kagome, Narakus Netz zieht sich immer enger zusammen. Schon ein bisschen gruselig, dass Naraku sie jetzt sogar beschatten lässt. Da wäre es ja fast besser gewesen, die hätte den Job beim Taishou nie bekommen. Und dann noch diese subtilen Drohungen. Owweia.
 
Bezüglich der magischen Kette als Geschenk bin ich schon sehr gespannt, wie das ablaufen wird.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Teilchenzoo
2017-04-14T20:17:59+00:00 14.04.2017 22:17
Hui, jetzt hat Naraku ihr mal gezeigt, wozu er fähig ist. Keine nette Sache, sie so sehr zu erpressen. Ob Kagome ihn mit Lügen abspeisen könnte?

Hmmm, der Opa glaubt also nicht wirklich an Inu Yashas Unschuld? Wenn das noch mehr Leuten so geht, könnte das Schwierigkeiten geben...
Von:  Mitsuki-chan
2017-04-02T15:22:22+00:00 02.04.2017 17:22
Schon das erste Wort des Kapitels "Kikyou" war typisch Inuyasha ;D das hat mich gefreut.
Ich finde es schön, dass die Charaktere so authentisch rüber kommen.
Der Satz "Er floh in die jahrhundertelang antrainierte höfische Höflichkeit.-" hat mir besonders gefallen :3
Bin gespannt, wann du Kagome auffliegen lässt.^^


Antwort von:  Hotepneith
02.04.2017 20:35
Danke für den Kommentar.
Ich strenge mich auch an, die Charaktere auch im AU wiedererkennbar zu machen. Natürlich auch durch die Umgebung verändert, mit etwas anderer Entwicklung.
Wann Kagome auffliegt ...hm. Frage lieber, in welcher HInsicht und bei wem ...

hotep
Von:  _Momo-chan_
2017-04-01T15:40:16+00:00 01.04.2017 17:40
Ohje, wenn Kagome es wirklich wagen sollte Inu Yasha diese Kette umzulegen, bekommt die Arme wohl noch mehr Ärger mit seinem Papa, als sie ohnehin schon erwarten kann.
Es bleibt spannend.
Antwort von:  Hotepneith
02.04.2017 20:18
Danke für den Kommentar. Nun, ich hoffe, es bleibt spannend. Ich habe mir bei dieser Geschichte Mühe gegeben, alles langsam und möglichst realistsch aufzubauen, auch die Beziehung der Zwei sich entwicklen zu lassen, dabei aber auch den Taishou als Vater und Fürsten in einige Zwickmühlen zu bringen, was zugegeben bei DEN Söhnen nicht schwer ist...


bye

hotep
Antwort von:  _Momo-chan_
02.04.2017 20:28
Ich habe mich gefragt, ob Kagome etwas schlimmeres widerfahren könnte, als eine Kündigung, wenn das alles raus kommt. Die Todesstrafe scheint ja auch noch möglich zu sein. Immerhin ist der Fürst nicht einfach ein Konzernchef.
Antwort von:  Hotepneith
02.04.2017 20:36
Ja, da hast du recht. Und, ohne zu spoilern - er ist hauptberuflich Fürst.

hotep


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