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Der Chat ihres Lebens

von

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Kampftraining


 

B

eide Prinzen neigten höflich – und überrascht - die Köpfe, sahen dann jedoch zu dem alten Schmied, den sie stets selten einig als kauzig empfanden, um kein härteres Wort zu verwenden. Aber er war ein Genie, das mussten sie zugeben, und Genies sah man eben auch Macken nach.

Toutousai blickte zu dem Inu no Taishou. „Also, hier mal zuerst Tenseiga, für Sesshoumaru.“ Er reichte es dem Erbprinzen, während der Fürst erklärte:

„Es handelt sich um magische Schwerter. Ich vermute, du wirst mit diesem erst einmal nicht zufrieden sein, aber sei gewiss, dass es auch seine Fähigkeiten besitzt, die du finden musst. Da du jedoch mit diesem Schwert nur sehr bedingt kämpfen und auch nicht töten kannst, erhältst du ein zweites.“

Toutousai zog mit sichtlichem Widerwillen eine andere Klinge, ohne Scheide aus seinem Sack: „Versuche es. Jetzt kann es dein Vater noch beherrschen, wenn etwas schief geht.“

Sesshoumaru musste wirklich überlegen, wer, außer seinen Eltern und, zugegeben, sein Halbbruder, ihn duzte und den Kopf auf den Schultern behielt, aber er streckte wortlos die Hand aus, nachdem er die elegante erste Waffe in der hölzernen Scheide in seinen Seidengürtel geschoben hatte. Was sollte er mit einem Schwert, das nicht töten konnte? Das hier, ja, das war etwas anderes. Er konnte die Aura um die Klinge förmlich wabern sehen, bösartig und nach Tod suchend. Behutsam schloss er die Finger um den Griff, als der alte Schmied ihn freigab. Ja, das war es. Ein wahres Kampfschwert, wie er es sich immer ersehnt hatte. Er merkte, dass der eigene Wille der Klinge sich des seinen bemächtigen wollte, und drängte den und die Aura zurück. Kleine Mühe für diesen Preis. Er hatte geübt für die Beherrschung des Höllenschwertes, da würde ihn doch diese Klinge nicht erledigen.

„Es heißt Tokejin,“ meinte Toutousai. „Und während ich selbst Tenseiga und Tessaiga schmiedete – das stammt von einem meiner besten Schüler, leider auch einem der nichtsnutzigsten. - Ah ja, Tessaiga, das ich das nicht vergesse. Hier, Inu Yasha.“

Der jüngere Fürstensohn nahm die Klinge. Immerhin auch eine schöne Holzscheide, dachte er, aber er fühlte sich unwillkürlich wieder etwas hinter seinen Halbbruder zurückgesetzt. Er bekam nur ein Schwert und der zwei, auch, wenn ja angeblich dieses Tenseiga kein richtiges Schwert war. Das konnte er fast nicht glauben, denn Toutousai schmiedete keinen Schrott - und Vater hatte das immerhin in Auftrag gegeben. Das Schwert konnte also bestimmt etwas. Etwas anderes eben. Als er vorsichtig etwas seine Klinge aus der Scheide zog, konnte er kaum umhin seine Enttäuschung zu zeigen. Das war ja verrostet. Was sollte er damit?

„Ihre unreifen Jungen sehen nur, was sie sehen wollen, Herr!“ murrte der alte Schmied. „Mach schon, zieh Tessaiga.“

Inu Yasha gehorchte verständnislos und musste prompt mit der zweiten Hand zufassen, als sich die Klinge ohne jede Vorwarnung mehr als doppelt so groß verbreiterte – und wirklich schwer wurde.

„Nun,“ erklärte der Inu no Taishou. „Es ist das Schwert für dich, einen Halbdämon. Kein vollblütiger Dämon kann es führen – außer mir, denn mein Bannkreis liegt um den Griff und sorgt dafür. Umgekehrt kann auch kein Mensch etwas damit anfangen, denn ohne dämonische Energie bleibt es die scheinbar alte, rostige, Klinge, die du zuerst sahst. Es hat seine Fähigkeiten und wird dir helfen ... wenn du sie findest. Darum werdet ihr ab morgen beide jeweils zwei Stunden nach der Arbeit hier gegeneinander üben, bis ihr lernt eure Schwerter und eure Fähigkeiten gezielt einzusetzen. In einem halben Jahr möchte ich eure Fortschritte sehen. Viel Spaß. Komm jetzt, Toutousai.“

Die Prinzen sahen ihnen nach, ehe Inu Yasha meinte: „Naja, ich muss erst einmal das Gewicht einschätzen lernen. Das Ding ist ziemlich schwer. Dein, wie war das, Tokejin, natürlich nicht.“

„Nicht für mich. - Dann übe mal dein Schwert zu halten. Ich werde mit meinem ein wenig … spielen.“

„Keh!“ Erbittert starrte der Jüngere dem Älteren nach, als der sich demonstrativ in eine andere Ecke des Übungsplatzes begab. Manchmal könnte er ihn...!

 

Kagome war pünktlich um zehn an der U-Bahn-Station Yoshi-Park und war froh, dass es Hinweisschildern zu den Dämonenjägern gab, da sie sonst kaum den richtigen Ausgang gefunden hätte. Ein wenig überrascht sah sie sich in den wärmenden Strahlen der ersten Frühlingssonne um. Das dort auf der anderen Seite der Straße musste der Yoshi-Park sein. Vor ihr lag allerdings ein riesiges Anwesen, umgeben von einer hohen Mauer, gute fünfhundert Meter durch gepflegten Rasen von der Straße zurückgesetzt. Dazwischen befand sich ein kleines Speiselokal und eine Hütte, die sie sehr an die für Teezeremonien erinnerte. Diese schien jedoch zu zu sein und so ging sie den Hauptweg zu dem massiven Holztor, durch das sicher ein LKW durchpasste. Ein Mann im bodenlangen, schwarzen Gewand, der mit einem Motorrad davor stand, richtete sich auf und sie erkannte Miroku.

„Hallo,“ grüßte sie, ihre Sorge verdrängend. Sie hatte beschlossen, dass sie sich erst einmal als Priesterin testen lassen musste, dann hätte sie auch Neuigkeiten für Naraku und er würde doch weiter warten, zumal, wenn sie irgendwie noch von einer Audienz beim Prinzen berichten konnte. Der Mönch und Sango würden ihr doch da sicher helfen können. Und der Herr des Gumo brauchte ja nicht zu erfahren, dass sie nur eine Dankeskette überreichen wollte. Jedenfalls war ihr in der U-Bahn wieder ein Verfolger aufgefallen, diesmal ein Mann wohl um die Dreißig, eher älter, mit kahlem Kopf. Sie hatte unwillkürlich an den angeblichen Mönch denken müssen, der ihrer Mutter die belastenden Fotos gebracht hatte. Der Mann im Auto war jünger gewesen und hatte einen Kimono oder so etwas ähnliches getragen, mit langen, schwarzen Haaren. Überdies war der auffallend geschminkt gewesen. Die Verfolger waren Menschen – aber sie jagten ihr instinktive Furcht ein, seltsamerweise mehr, als sie vor Inu Yasha empfunden hatte. Dazu konnte sie freilich möglicherweise dessen Mitarbeiter heute befragen. Und am Montag Reddemon. Sie musste ihrer Klemme entkommen – oder sie würde ihre gesamte Familie mit hineinreißen, daran zweifelte sie nicht mehr. Vorsichthaber hatte sie im Internet gesucht, was im Fürstentum auf Hochverrat stand. Eigentlich hatte sie es gar nicht wissen wollen, aber nun war klar, dass auf jeden Fall ihr Tod und ihrer Familie Enteignung drohte. Wirtschaftsspionage wurde meist nur mit Gefängnis für den Betroffenen geahndet. Aber auch das war nichts, was sie wollte. Sie musste eine Lösung finden und das heute erschien ihr eine gute Stelle um mit der Suche nach einem Ausweg anzufangen. Dämonenjäger genossen das Vertrauen des Fürsten – und Sango und Miroku saßen im Vorzimmer des jüngeren Prinzen. Da würde sie schon eine Idee bekommen. „Hast du auf mich gewartet?“

„Ja, da können wir zusammen klingeln. Ich bin mit dem Motorrad da.“

Ein Mönch, der Motorrad fuhr? Kagome stellte wieder einmal fest, dass sie recht wenig von Leben außerhalb des Schreins und der Schule wusste. Sie hatte fleißig gelernt, war auch mal mit Freundinnen Eis essen gegangen, aber ... Sie musste auf jemanden wie diesen Mönch recht naiv wirken. „Ich war hier noch nie,“ erklärte sie daher. „Das ist ja ein riesiges Haus. Dahinter liegt sicher auch noch ein Grundstück.“

„Ja, das reicht bis zum Meer. Ich war auch noch nie drinnen, aber man lernt ja doch so einiges. Bevor ich klingele – was weißt du über diese Menschen?“

„Dämonenjäger?“ Anscheinend wollte er verhindern, dass sie in ein Fettnäpfchen sprang. War das jetzt beleidigend oder nett? Nun ja, wohl eher nett. „Sie lebten schon immer ein eigenes Leben, vertrieben und vertreiben diese einfachen Dämonen, Wurmdämonen aus den Häusern und Dörfern. Im großen Krieg kämpften sie auf der Seite der Menschen, danach arbeiteten sie aber für den Fürsten, was sie noch heute tun, um eben die Häuser sauber zu halten. Ich denke, damit er keine eigenen Krieger einsetzen muss.“

„So ungefähr, ja. Nach dem Krieg bot ihnen der Inu no Taishou, der nunmehrige Fürst, an, ihre Arbeit weiter zu machen, wenn auch in seinen Diensten, und ihnen dafür ihr Grundstück und sonstigen Privilegien zu lassen. Sie haben eigene Gesetze und Rechtsprechung, sozusagen ein Staat im Staat. Und ihnen gehört hier praktisch ein ganzes Territorium, das sie aber auch zum Üben und für sonst was brauchen.“

„So eine hohe Mauer. Ist das gegen Wurmdämonen oder noch aus dem Krieg?“

„Das ganze Hauptgelände soll von einer Mauer umgeben sein, aber das werden wir gleich sehen. Immerhin sind wir Sangos Gäste. Sie hat übrigens einen jüngeren Bruder, der wohl mal der Anführer der Dämonen werden soll. Kouhaku, hat sie mir erzählt. Wir sitzen jetzt doch schon seit einer Woche gemeinsam bei Inu Yasha.“ Und sie verstanden sich recht gut, zumal die Jägerin erfolgreich aufpasste, ob und wie sie in seine Reichweite geriet. So sparte er sich die Anmache – und die prompte Ohrfeige. Er konnte ja wirklich nichts dafür. Seine Hand machte sich quasi selbstständig und sein Verstand schaltete sich aus, sobald er ein weibliches Hinterteil entdeckte. „Übrigens, ich klingele jetzt mal.“ Er drückte einen Knopf.

Kurz darauf wurde eine Klappe geöffnet und ein Mann sah hinaus:

„Guten Morgen, ich bin Miroku Miyatsu und das ist Kagome Higurashi. Wir sind mit Sango um zehn verabredet.“

Der Mann warf offenbar einen Blick auf eine Liste: „Ich sehe es, ja, gut, kommen Sie.“ Das schwere Tor schwang auf, offenbar elektrisch gesteuert.

 

Die beiden Jugendlichen traten in einen gepflasterten Hof. Kagome entdeckte rechts und links Garagen, dann jedoch endete der Platz auf der Linie des Haupthauses erneut in Mauern mit kleinen Pforten – und das Anwesen selbst hatte hier unten keine Fenster. Es wirkte fast wie ein Gefängnis, dachte sie, obwohl sie noch keines von innen gesehen hatte, folgte aber lieber wortlos dem Wächter zu einem Durchgang, der über ein Funkgerät offenbar Bescheid gab, denn die Tür wurde bereits geöffnet. Eine Frau, ebenso wie Sango im Kampfanzug der Dämonenjäger, machte auf.

„Guten Morgen,“ sagte sie. „Sango ist gleich hier. Warten Sie doch dort auf der Bank.“

Erneut blickte sich Kagome neugierig in einem mit hohen Mauern umstandenen Hof um, der allerdings geradezu gigantisch war, wenn sie das so recht betrachtete. Sand war hier der Boden, sie bemerkte einige Männer und Frauen, ja, Kinder, die mit Schwertern übten oder auch mit Pfeil und Bogen auf Scheiben schossen. An der hinteren Mauer befand sich eine weitere kleine Pforte, gerade breit genug für einen Menschen. Ja, Miroku hatte ja erwähnt, dass sich das Anwesen bis zum Meer hinzog – das war doch bestimmt zwei Kilometer, wenn nicht mehr. Das war ein wahrhaft riesiges Grundstück. Neben der kleinen Tür befand sich ein Bambushain mit einer Art Steinbänke darum. In dem Haus, schätzte sie, als sie sich umdrehte, und die Tür im ersten Stock betrachtete, die wohl zu einer Halle führte, lebten sicher weit über hundert Menschen. Ob das alles Verwandte waren? Eher schon, denn soweit sie wusste, neigten Dämonenjäger dazu unter sich zu bleiben.

 

Sie lächelte unwillkürlich, als sie Sango erkannte, die eilig die Treppe hinunterlief. „Hallo, ihr seid wirklich pünktlich,“ rief die Jägerin schon aus Distanz. „Ich musste nur noch meine Katze füttern. - Hallo, Kagome, Miroku. Gehen wir doch nach hinten, zu den Bänken unter dem Bambus. Da ist es ruhiger.“

Diese Stelle lag am anderen Ende des länglichen Hofes und sie benötigten einige Minuten dorthin.

„Hier trainieren wohl alle?“ erkundigte sich Kagome mit einem, wie sie hoffte, unauffälligen Seitenblick zu zwei Kindern, die unter dem wachsamen Blick eines Mannes mit Holzschwertern übten.

„Ja. Man fängt früh an, neben der Schule, natürlich.“ Die Jägerin nickte. „Immerhin regnet es heute nicht, sonst hätte ich euch in die Übungshalle bringen müssen, da ist es lauter und auch viel mehr los. So verteilt es sich.“

„Wie viele Leute leben denn hier?“

„Oh.“ Sango dachte nach. „Hundertfünfundzwanzig, so ungefähr. Manche sind nicht hier, wenn sie auf Aufträgen sind, Onkel Dai starb gestern, er liegt im hinteren Hof.“

„Mein Beileid“, sagte Kagome unwillkürlich, erkundigte sich dann jedoch neugierig: „Da gibt es noch einen Hof?“

„Ja, aber der ist offener, dort liegen auch die Beete und Felder. Und ein Rhododendronhain, in dem unsere Toten begraben werden. Das findet heute Nachmittag statt. Momentan liegt er dort, und zwei Leute halten die Ehrenwache. Das ist bei uns so Tradition, auch, wenn es heutzutage und hier am Stadtrand nicht mehr nötig wäre. Totentanzkrähen gibt es so gut wie nicht mehr. - Habt ihr gleich hergefunden?“

„Ja,“ erwiderte Miroku und zuckte zurück, als er sah, dass seine Hand bereits abgefangen werden würde. Sie war wirklich schnell. Und nett. Und intelligent. Einfach super. „Aber ich mit dem Motorrad und Kagome wohl mit der U-Bahn. Ich kann dich ja später auch mit rein nehmen, Kagome.“

„Oh, danke, aber ich habe ja sowieso die Fahrkarte.“ Mit diesem Kerl auf einem Motorrad? Das Mädchen hatte die Geste durchaus gesehen und hatte auch von Sango schon über eigenartige Angewohnheiten erzählt bekommen.

Die Jägerin lenkte auch prompt ab, seltsamerweise etwas eigen berührt von diesem Angebot, und meinte: „Hast du Bannzettel und so etwas dabei, Miroku?“

„Ja,“ bestätigte der Mönch eilig. „Wir können dann anfangen. Kagome, du hast wohl keine Ahnung von so etwas?“

„Nicht wirklich. Mich hat das nie interessiert und Opa hat es mir zwar erklärt, aber er ist da nicht gerade fähig. Die Letzte in der Familie, die so etwas wirklich beherrschte, war Kikyou. Und ihre Schwester Kaede. Aber die sind beide schon tot. Tanten meines Opas, oder so. Oh, ehe ich es vergesse: wäre es möglich, oder genauer, darf man das? Ich möchte Inu Yasha als Dank für seine Fürsprache eine Kette überreichen. Nichts Tolles, gebe ich zu, nichts, was er sich nicht selbst kaufen könnte, aber selbstgemacht.“

„Das würde ihn vermutlich freuen,“ erwiderte Miroku sofort. „Weißt du, er bekommt sehr wenig geschenkt, naja, wie auch der Fürst oder Sesshy … äh, ich meine, Sesshoumaru-sama, was wirklich von jemandem kommt, der es nett meint.“

„Das ist alles wohl mehr offiziell,“ bestätigte Sango. „Und die Menschen halten ja sowieso Abstand von allen Dreien, noch mehr als Dämonen. Wir können ihn ja nach einem Termin fragen. Jetzt aber: setzt euch auf die Steinbank und ich würde vorschlagen, ihr versucht es zuerst mit Bannzetteln. Das sollt Kagome doch eher liegen, wenn sie aus so einer Familie kommt.“

Kagome schauderte, als sie sich auf den kalten Stein setzte, froh, dass sie doch eine Jeans angezogen hatte. Aber die anderen Zwei schienen das für normal zu halten, also sollte sie da durch. Sie war wohl in deren Augen mehr als nur Anfänger.

„Ja, genau.“ Miroku nahm bereits im Niederlassen einen beschriebenen Zettel aus seinem Umhang. „Der Fachausdruck lautet Ofuda. Das sind mit Segenssprüchen beschriebene und in einem Schrein oder durch einen Mönch oder Priesterin geweihte Papiere. Sie bewirken bei Dämonen den Entzug der dunklen Energie, läutert sie. Nun gut. Bei einfachen. Ich wage zu bezweifeln, dass der Inu no Taishou davon berührt werden könnte. Das müsste dann schon sehr mächtige Magie sein. Hochrangige Dämonen besitzen ja ihre eigene Zauberkraft. Hier, Kagome, nimm ihn mal zwischen die Fingerspitzen. Merkst du etwas? Eine Wärme? Ein Prickeln?“

Sie fasste behutsam zu, zumal die Beiden sie beobachteten, und wartete. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich bemerke gar nichts. Kein Prickeln, keine Wärme, keine Kälte – einfach wie ein Stück Papier,“

„Na schön.“ Miroku griff wieder nach seinem Bannzettel. „Probieren wir es hiermit. Das ist eine Gebetskette, kennst du bestimmt.“

Eine halbe Stunde lang versuchte Kagome etwas zu verspüren, vergeblich, ehe sie seufzte. „Na ja, Mama und mein Bruder haben ja auch keine solchen Kräfte, woher sollte ich das auch haben.“

„Warte mal,“ antwortete Sango. „Nicht so schnell aufgeben. Vielleicht geht bloß diese Art nicht und deine Fähigkeit äußert sich irgendwie anders. Über ein Schwert, oder so. Wartet hier.“ Sie eilte davon, quer über den Hof, der sich nun langsam leerte

 

.Miroku versuchte die etwas frustrierte Kagome zu beruhigen. „Selbst wenn du nichts hast, wäre das doch nicht schlimm, oder?“

„Schon, denn dann wäre Opa der letzte Priester, und wenn er … ich meine, wenn ihm etwas passiert, fällt der Schrein an den Fürsten.“

„Oh, ich verstehe. Ja, das wäre natürlich schlecht für euch. Sicher, ihr müsstet dann umziehen, wärt aber bestimmt nicht ohne Dach über dem Kopf, aber es ist schon etwas anderes da zu wohnen, wo auch die Vorgänger lebten, die Ahnen. Aber sehen wir mal, vielleicht hat Sango Recht und es manifestiert sich bei dir eben anders. Wenn ich mich recht entsinne, war doch Midoriko eine Vorfahrin?“

„Nicht direkt, aber aus der Familie. Sie war ja eine Priesterin, aber ihr Bruder hatte Kinder. Sie war die Priesterin, die das Juwel der vier Seelen erschuf.“

„Ja, und sie war eine überaus kämpferische Priesterin. Vielleicht hast du da was abbekommen.“

Es war nett von ihm, aber ihr war es wie stets etwas unangenehm, auf ihre Vorfahren angesprochen zu werden. So suchte sie abzulenken. „Was meinte Sango vorhin eigentlich mit Totentanzkrähen? Irgendwie sagt mir das etwas. Sind das dämonische Krähen?“

„Äh, ja. Sie sind größer als normale und haben rote Augen. Früher waren sie gefürchtet. Sie gehen auf Tote, vor allem Menschen, und fressen die quasi von innen heraus, um dann deren Hülle zu übernehmen.“

„Igitt. Darum also die Ehrenwache. Man wollte die Toten davor schützen.“

„Ja. Jetzt sind sie sehr selten geworden. Ich denke, auch hochrangige Dämonen schätzen sie nicht gerade.“ Der junge Mönch sah sich unwillkürlich um, erkannte dann, dass sich die kleine Pforte neben dem Bambushain geöffnet hatte und zwei Dämonenjäger den großen Hof betraten. Sie warfen ihnen nur einen raschen Blick zu, ehe sie den anderen der Familie in das Haus folgten.

 

Sango grüßte sie, als sie mit Bogen und einem Köcher in der Hand und einem Schwert an der Seite zu ihren neuen Freunden zurückkehrte. „Es ist Essenszeit,“ erklärte sie. „Aber ich habe schon gesagt, dass ich Besuch habe und später esse. - Hier, Kagome. Versuche es mal hiermit. Gehen wir zu der Scheibe, dort.“

„Danke. Ich muss allerdings zugeben, dass ich noch nie mit Pfeil und Bogen geschossen habe. Ihr solltet besser hinter mir bleiben, ehe noch etwas passiert.“ Kagome war es ein wenig peinlich, dass sie anscheinend so gar nichts konnte. Aber da sich die Jägerin und Miroku solche Mühe gaben, durfte sie auch nicht aufgeben.

Sango zeigte ihr auch nur gelassen, wie sie den Bogen halten sollte, wie den Pfeil anlegen, damit die zurück schnellende Sehne sie möglichst nicht berührte. „Genau. Und jetzt versuche die Scheibe zu treffen. - Na ja, fast“, kommentierte sie den Fehlschlag. „Gehen wir eben erst einmal näher heran.“

Kagome war heilfroh, dass sich außer ihnen kein Mensch mehr im Hof befand. Sie wollte erneut anlegen, als sie bemerkte, dass Miroku erstarrte.

„Sango, habt ihr Dämonen hier?“ fragte er.

„Ja, ein paar, die uns helfen, warum?“ Aber die Jägerin blickte sich alarmiert um. Sie nahm an, dass der junge Mönch dämonische Energien spüren konnte – und wenn er jetzt etwas wahrnahm, das zuvor nicht da gewesen war, konnte das eigentlich nichts Gutes bedeuten. Wurmdämonen sollten das Anwesen ihrer Erzfeinde zwar meiden, aber manchmal war der Eine oder Andere so töricht. Ihr Blick fiel auf einen Vogel, der über dem hinteren Grundstück kreiste. „Eine Krähe!“ Sie rannte bereits zu der kleinen Pforte, bemüht, ihren verstorbenen Onkel vor der Totentanzkrähe zu schützen.

Kagome bemerkte angewidert, dass der Vogel sich jetzt deutlich vergrößert hatte und rote Augen besaß. Das musste eine von diesen leichenfressenden Dämonen sein, der wohl auf Sangos Onkel losgehen wollte. Ohne weiter nachzudenken ließ sie den Pfeil von der Sehne, der im Flug hell ausstrahlte.

„Oh“, machte Miroku neben ihr, als der Pfeil sein Ziel traf.

Es gab etwas, das Kagome am ehesten als eine helle Explosion bezeichnet hätte, als sei die Krähe förmlich zersplittert, und dann war nichts mehr von dem Dämon zu sehen. Gar nichts.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Jugendlichen rüsten auf ... Ob das Naraku überhaupt interessieren würde, wüste er denn davon?
Aber, etwas theorethisch und praktisch zu können sind immer noch zwei Dinge. Das nächste Kapitel heisst: Angriffe.

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-27T02:44:27+00:00 27.01.2019 03:44
Uiuiui . Volltreffer das war mal ne Krähe hihihi. 😛.

Da mus Inu noch Ein paar Muskel aufbauen aber bis jetzt hat er ja noch keine Ahnung was für Magie sein Schwert besitzt und das er jemanden dazu braucht um es zu beherrschen oder ist es anders.

( es giebt ja große Unterschiede in deinen FF. Ist aber sehr erfrischend mal was anderes find ich super)👍🏻.
Von:  Kerstin-san
2018-02-04T10:06:08+00:00 04.02.2018 11:06
Hallo,
 
ach ja, die brüderliche Rivalität darf natürlich nicht fehlen. Die beiden wirken hier mehr denn je wie Brüder, die gegenseitig immer wieder Sticheleien austauschen und versuchens ich vor ihrem Vater zu beweisen. Ob es so eine gute Idee ist, die beiden gleich mal mit ihren neuen Schwertern aufeinande rloszulassen?
 
Das Kagome ihre Verfolger auffallen spricht entweder für ihre scharfen Sinne oder aber eine gewisse Nachlässigkeit der sieben Krieger. Wenn das Naraku wüsste...
 
Die Übungen, um herauszufinden, ob Kagome magische Fähigkeiten hat fand ich ziemlich interessant aufgebaut und ich wette Naraku dürfte sehr interessiert an ihren neuen Fähigkeiten sein.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  _Momo-chan_
2017-04-24T06:14:26+00:00 24.04.2017 08:14
So wie die Dämonenjäger beschrieben werden, erinnern sie mich ein wenig an ein Ninja-Dorf. Offenbar waren alle bei der Totenwache und niemand beim Juwel oder die Krähe hat sich in einem anderen toten Körper rein geschmuggelt?
Interessant, dass Inu Yasha Tessaiga sofort verwandeln konnte. :)
Antwort von:  Hotepneith
24.04.2017 11:34
Danke für den KOmmentar.

Das Juwel ist ja irgendwo und irgendwie eim Fürsten, aber dazu in späteren Kapiteln. Die meisten Jäger waren schlicht beim Mittagessen, die Totenwache galt ja als reine Formsache, da die Krähen kaum mehr da existieren.
Und ja, ich dachte Inu Yasha kann Tessaiga doch recht schnell beherrschen - er lebt unter Dämonen, wird dort ausgebildet, da sollte er mit seinen dämonischen Fähigkeiten umgehen können. Es hapert wohl eher an den menschlichen.

hotep
Antwort von:  _Momo-chan_
24.04.2017 16:34
Ich musste nur daran denken, dass das Schwert im Manga ja erst funktionierte, als er es nicht mehr rein für sich selbst nutzen wollte, sondern um andere zu schützen :)
Von:  SUCy
2017-04-23T12:18:21+00:00 23.04.2017 14:18
"Viel Spaß!"
na wie nett XDDD
Ich bin echt gespannt wo das noch endet und ob Inuyasha auch in dieser Geschichte seinen großen Bruder lahm legt XD und wie Papi das wohl findet.
InuYasha wird vond er kette wohl nicht so begeistert sein wenn er sie einmal um hat :D

Mal schauen wie das jetzt weiter geht, mit Kagome und ihren Kräften. Und die Zwickmühle in der sie sitzt.
Freue mich schon aufs nächste Kapitel :)




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