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Der Chat ihres Lebens

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir Leid, dass ich nicht dazu kam auf eure Kommentare zu antworten, aber es war eine berufsmässig sehr hektische Woche und ich in froh dass ich vorgeschrieben habe, um wenigstens das Kapitel heute bringen zu können. Komplett anzeigen

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Aufklärung


 

I

nu Yasha wurde am Mittwoch Vormittag in das Arbeitszimmer des Fürsten gerufen. Als er sich dort niederkniete, bemerkte er, dass ihn der Inu no Taishou forschend anblickte. War das, wie es ihm gehe, oder war Sesshoumaru doch schwerer verletzt als man denken sollte? Von dem hatte er nur gehört, er sei in seinen Räumen geblieben. Und eine der ersten Lektionen, die er von seinem älteren Halbbruder erhalten hatte, war, dass er diese Zimmer niemals zu betreten habe. Überdies hätte er keine Ahnung, wie der hochwohlgeborene Dämonenprinz auch nur auf den Versuch eines Krankenbesuches durch den Täter reagieren würde.

Der Vater begann kühl. „Da du offensichtlich einem gewissen Irrtum, um nicht zu sagen, mehreren, in Bezug auf deinen Bruder unterliegst, habe ich beschlossen, dir etwas aus der Zeit deiner Geburt zu erzählen. Als ich deine Mutter heiratete, hatten die Menschen den Großen Krieg verloren, und Dämonen und Drachen stritten nur noch um die Hoheitsrechte und die Aufteilung des Landes. Nicht alle Menschen waren, nennen wir es glücklich, mit diesem Kriegsausgang, viele hatten auch Angehörige in Schlachten verloren und so sollte eine derartige Heirat auch die Spannungen zwischen den Völkern beruhigen.“ Er hatte es dämonisch-sachlich erzählt und bemerkte ein wenig verwundert, wie die Energie seines Jüngsten anstieg, der sich sichtlich beruhigen musste und den Kopf senkte. Die Öhrchen zuckten dennoch immer weiter heftig. Was war jetzt los?

 

Ja, genau, dachte Inu Yasha. Eine Zweckehe. Um die Spannungen zwischen den Völkern zu beruhigen. Hatte er es nicht immer gewusst, dass er nicht gerade das Ergebnis einer Liebesehe war? Warum tat das dann jetzt so weh? Immerhin waren seine Eltern bereits verheiratet gewesen, als er entstanden war, das war immerhin schon besser, als er gefürchtet hatte, sein Vater habe sich mal im falschen Bett amüsiert und Mama, als sie unerwartet schwanger wurde, dann eben heiraten müssen. Oder war das eben so bei Dämonen? Sie waren doch immer so kühl, und er hatte auch noch nie gehört, dass Sesshoumaru das Ergebnis einer Liebesheirat sei – dessen Eltern lebten seit Jahrhunderten getrennt. Hatte er nur wieder einmal vergeblich auf menschliche Gefühle gehofft?

 

Der Fürst entschloss sich mit seiner Erzählung weiter zu machen und den Jungen am Ende Rede und Antwort zu stehen, wenn der etwas nicht verstanden hatte. Es sollte zumindest zwischen ihnen Beiden und den Halbbrüdern keine so fatalen Missverständnisse mehr geben. „Izayoi, deine Mutter, lebte zu ihrem Schutz in einem Sommerschloss, das ihrem Vater gehörte, abseits, um weder bei Menschen noch Dämonen besonders auf sich aufmerksam zu machen. Als die Zeit deiner Geburt nahte, forderte mich Ryuukossusei zum Kampf. Nicht der jetzige Erbprinz des Nordens, sondern sein älterer Bruder. Der Jüngere wurde nach ihm benannt, als er wenige Tage später geboren wurde. Ihr seid ziemlich gleich alt. Ich musste das Duell annehmen, da er sonst in die Gebiete eingefallen wäre, die nun von mir beansprucht wurden. Izayoi hoffte, sie würde dich erst bekommen, wenn ich wieder zurück wäre, aber es kam anders. Ich überließ ihren Schutz einem menschlichen General namens Takemaru Setsuna. Er diente ihrem Vater und ihr seit ihrer Geburt und ich nahm an, dass sie dort sicher wäre. Ein fataler Trugschluss.

Der Kampf gegen Ryuukossusei war sehr hart und ich war schwer verwundet, als ich zu dem Treffen mit Sesshoumaru am Meeresstrand zurückkehrte, sicher, dass ich mich einige Zeit erholen musste und würde. Zu meiner Überraschung war Myouga da, den ich bei Izayoi gelassen hatte. Er berichtete, dass General Setsuna Krieger zusammengezogen habe, und wild entschlossen sei mich umzubringen. Izayoi und dich gleich dazu. Womöglich wollte er sich für den verlorenen Krieg rächen, vielleicht war es einfache, menschliche, Eifersucht, das habe ich nie erfahren. Ich musste also, schwach und verletzt hin oder her, unverzüglich zum Schloss. Sesshoumaru wollte mich weder aufhalten noch begleiten. Ich glaubte, dass er gar nicht begriffen hatte, dass ich meine Frau und mein Kind in jedem Fall beschützen wollte.“

 

Beschützen, dachte Inu Yasha. Ja, das klang nach Vater. Hatte er doch irgendwelche Gefühle für Mama besessen? Und indirekt damit auch für ihn?

„Nun, am Schloss angekommen, erwarteten mich eine ganze Reihe menschlicher Krieger, die ich beseitigen musste. Als ich in das Schloss rannte, hörte ich das Schreien eines Neugeborenen, aber auch den Befehl, das Schloss mit Brandpfeilen zu beschießen. Setsuna wollte in der Tat mich und meine Familie umbringen. Er war so … fanatisch, dass er mir sogar in Izayois Schlafzimmer folgte, wo ich euch beide gefunden hatte. Sie war noch geschwächt von der Geburt, ich war verletzt - selbst für einen Menschen kaum ein ernstzunehmender Gegner, zumal das Dach über uns Feuer gefangen hatte. Ich schickte Izayoi mit dir hinaus, nachdem ich dir deinen Namen gegeben hatte, und stellte mich dem Kampf mit Takemaru Setsuna, in der Gewissheit, das nicht mehr zu überleben.“ Der Fürst sah zu seinem Sohn, der ihm kaum je so aufmerksam zugehört hatte. „Einer der Balken traf mich und meine Kleidung fing Feuer. Es sah nicht besondere gut aus, nein. Ich taumelte zurück und Setsuna hob das Schwert. Dann packte mich irgendetwas und ich konnte noch erkennen, dass der General zu Boden ging, ehe ich tatsächlich bewusstlos wurde. Meine Energie war vollständig aufgebraucht. Das ist selten, aber es kann auch mir passieren. Als ich erwachte, lag ich außerhalb des Schlosses am Waldrand, Izayoi stand neben mir, dich im Arm – und Sesshoumaru. Er war mir nachgekommen und hatte mich fortgebracht. Izayoi berichtete mir später, da er das verschwieg, dass er auch von dem Feuer fliehende, menschliche Krieger, die euch beide angreifen wollten, getötet hatte. - Sesshoumaru hatte sich in diesem Moment dafür entschieden mich zu unterstützen und mir das Leben gerettet. Da er niemand ist, der seine Meinung ändert, ist er auch heute noch absolut loyal zu mir. Gleichzeitig hatte er sich aber auch entschieden, zugegeben um meinetwillen, Izayoi und dich zu retten. Darum wird er nie versuchen dich zu töten. Das widerspräche seiner Handlung von damals.“

Der Halbdämon versuchte das Gehörte zu verarbeiten. „Aber, er kam mit Mutter nie so zurecht,“ wandte er dann ein. Vater hatte sein Leben eingesetzt, um Mama und ihn zu beschützen?

„Nein. Aber er hätte auch nie versucht sie umzubringen, aus eben diesen Erwägungen. Dass er sie für schwach wie alle Menschen hielt, und sie darum verachtete … nun, das ist so.“

„Warum haben Sie mir das nie erzählt?“ erkundigte sich Inu Yasha doch mehr als neugierig, die anerzogene, dämonische, Beherrschung vergessend.

Der Taishou zuckte ein wenig die seidenumhüllten Schultern. „Ich bin in der Geschichte nicht gerade der Held, weißt du. Und ein Vater möchte vor seinem Sohn gern als Held dastehen.“

Bei diesem ungewohnt gefühlsmäßigen Eingeständnis lächelte sein Jüngster und sah ihn gegen die höfische Rolle an. „Aber Sie sind ein Held in der Geschichte, Vater. Sie haben einen Drachen besiegt und Ihr Leben eingesetzt um Ihre Familie zu beschützen. Was wäre das sonst.“ Oh, dann war wohl auch sein Halbbruder einer. Komisch, so an den zu denken. Aber ja, damit war zumindest diese, seine, Besorgnis hinfällig. Sesshoumaru bereute nie etwas, das er getan hatte, und sei es, indem er sich die Welt so zurechtbog. Und das erklärte auch, warum Vater so sehr auf seinen Ältesten setzte, ja, den als rechte Hand ansah. Nicht nur, weil das eben der Erbe war und er den mehr wert schätzte, wie er selbst immer geglaubt und sich darum ein wenig zurückgesetzt gefühlt hatte, sondern weil dieser Sohn schon seine absolute Loyalität bewiesen hatte. Das musste, sollte und würde er selbst irgendwie nachholen. Er wusste nur noch nicht wie. Und Vater hatte, wie auch immer das ein Dämon sah, sich bedingungslos für Mama und ihn eingesetzt. Das war so seltsam warm im Herzen. Hatte er selbst nur wieder dämonische Gefühle und menschliche verwechselt? Oh, er musste seinem Vater ja noch davon erzählen, dass er mit Kagome in der Neumondnacht zum Essen gehen wollte. „Äh, wegen nächsten Dienstag ...“

Das gleiche Problem wie jeden Monat. So unterbrach der Taishou: „Es ist Neumond, ja. Du brauchst nicht mit zu dem Empfang am Abend. Bei den Wirtschaftsverhandlungen untertags solltest du dabei sein, danach verschwinde einfach und kehre hierher zurück. Ich lasse dir einen Fahrer zur Verfügung. Sesshoumaru und ich werden wohl erst gegen drei Uhr nachts nach Hause kommen.“

Oh, wunderbar, da brauchte er gar nicht ausprobieren, wie Vater auf die Tatsache, dass er mit einer Angestellten des Kendama ausging, reagierte. Eigentlich war das ja verboten, aber Inu Yasha sah in ihr weniger die Angestellte als seine Chatpartnerin. Und eine mögliche Priesterin. Wenn sie den Schrein ihres Großvaters übernehmen konnte, wäre sie ja keine Angestellte des Kendama mehr … Als er den Fürsten verlassen hatte, versank er in angenehmen Tagträumen.

 

Als Kagome am Mittwoch erwachte und zu ihrem Fenster blickte, erschrak sie zutiefst. Dort klebte ein Umschlag an der Außenseite. Zögernd öffnete sie das Fenster und nahm ihn. Sie war sicher, dass das von Naraku stammte – aber natürlich gab es keinen Absender, nur ihr Name stand darauf. Vorsichtig fast öffnete sie. Ein Foto. Sie zog es heraus – und ließ sich auf ihr Bett sinken, an allen Gliedern zitternd. Das war ein Bild von Souta, ihrem kleinen Bruder, aufgenommen direkt vor seiner Schule. Erneut eine wortlose Drohung, dachte sie, als sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Nicht nur Opa, nein, auch noch ihr Bruder! Dieser Mistkerl von Dämon!

Ihre Angst schlug jäh in Wut um. Was dachte sich dieser Idiot eigentlich sie so unter Druck zu setzen? Sie musste Souta beschützen, auch Opa – und sie musste sich etwas überlegen, wie sie den Chef von Gumo Enterprises irgendwie los brachte, ja, den vielleicht ins Gefängnis bringen konnte. Genau.

Sie atmete tief durch. Der würde sich noch wundern! Sie war eine Higurashi, und wenn sie daran dachte, dass sie Naraku ebenso läutern könnte wie diese Totentanzkrähe … Oh ja, genau. Das war eine wunderbare Idee, leider undurchführbar, aber sie würde sich das jetzt immer vorstellen, bis sie einen Plan gefunden hatte.

Vielleicht sollte sie doch mit dem Prinzen sprechen, wenn sie ihm übermorgen die Kette überreichte? Auf jeden Fall würde sie Sango fragen, ob die bereit wäre mit ihr am Wochenende wieder Bogenschießen zu üben. Falls Naraku es wirklich wagen sollte Dämonen auf ihren kleinen Bruder zu hetzen, würden die sich wundern. Und sie würde unter Umständen dann auch mit der jungen Jägerin reden können, ihr diese ganze missliche Lage erzählen. Schließlich kannten die Dämonenjäger den Inu no Taishou und womöglich konnte Sango ihr sagen, wie der Fürst auf solch einen Bericht reagieren würde. Nun ja, im schlimmsten Fall nahm er wohl Wirtschaftsspionage an und sie musste ins Gefängnis. Aber Naraku würde dann auch bestimmt nicht ungeschoren davonkommen. Ja, genau. Das war ein Plan. Sie würde am Wochenende mit Sango reden.

Naraku hatte sich mit dem falschen Mädchen angelegt.

 

Der Herr von Gumo Enterprises saß an seinem Schreibtisch, diesem den Rücken zugedreht, und musterte durch die riesige Glasscheibe vor sich die Silhouette der modernen Großstadt, den in der Ferne stehenden Turm des Kendama, als er fragte: „Nun, Bankotsu?“

„Die Kleine fand den Umschlag sofort und nahm ihn. Soweit ich sehen konnte, begann sie zu weinen.“ Der Söldner saß im Besucherstuhl, die Beine nachlässig ausgestreckt. „Sind Sie sicher, dass sie das packt?“

„Was meinst du? Ich bedrohe sie doch nicht. Das ist nur die überbordende Phantasie eines Mädchens, wenn sie weint, nur, weil sie ein Foto ihres Bruders sieht. Ich tue doch nichts Strafbares.“ Naraku drehte seinen Stuhl um und lächelte ein wenig. „Nun ja, fast. Hast du Nachrichten von Kyoukotsu?“

„Noch nicht.“

Der Unternehmer verschränkte langsam seine Finger. „Hm, ich zweifle nicht daran, dass du deine Männer passend auswählst, aber warum schicktest du ausgerechnet ihn, um sich als Krieger im Schloss zu bewerben? Er erschien mir nicht wie das hellste Licht am Kranz.“

„Eben darum. Er ist stark, fast wie ein Dämon, aber jeder merkt, dass er nicht sonderlich intelligent ist. Ich hoffe, dass der Anführer der Wachen dort das auch sieht und ihn einstellt, auch, wenn er ein Mensch ist. Dämonen halten Menschen gern für dämlich. Ihr Auftrag hat mich übrigens verwundert, da ich doch weiß, dass Sie schon einen Spion dort haben.“ Aber natürlich hatte er die Anweisung ausgeführt. Naraku zahlte gut.

„Nicht in den Wachen. Und man muss die Dienstpläne und anderes kennen, wenn man weitersehen will.“ Ein Attentat auf den Fürsten selbst war risikoreich, auch ohne die dämonischen Krieger. Aber er plante es auch auf Sesshoumaru. Der Junge war anscheinend zu arrogant um sich mit Leibwachen zu umgeben und oft genug allein unterwegs. Und er war kaum erwachsen, sicher schwächer als sein Vater. Der Tod seines Erben würde dem guten Taishou zu schaffen machen, zumal jedem klar war, dass Inu Yasha nie als Fürst in Frage käme. „Rufe Kyoukotsu an.“

Bankotsu zog sein Handy und drückte eine Taste. „Er geht nicht ran, vielleicht ist er noch im Schloss. - Weitere Anweisungen?“

„Sobald er sich meldet, auch, wenn er nicht genommen wurde, rufe mich an. Übrigens werde ich in den nächsten Wochen in meinem Ferienhaus sein, ein wenig, äh, entspannen. Ihr solltet alle mitkommen. Ich erwarte interessanten Besuch, der euch zwar nicht sehen sollte, aber ich bin lieber vorsichtig.“ Das sollte man bei einem Drachen immer sein, vor allem aber, wenn man mit diesem Hochverrat gegen den Taishou plante. Darum auch das Treffen diesmal am Berg Hakurei, wo er selbst eine Villa besaß. Dort lagen interessante Bannkreise, die im Notfall auch gegen Ryuukossusei helfen würden. Der junge Drachenprinz war stark und impulsiv. Naraku fuhr stets lieber zweigleisig. Der Drache und das Juwel der vier Seelen – beides zusammen wäre besser, aber jeder einzelne Plan würde ihn seinem Ziel, der nächste Fürst zu werden, näherbringen.

 

Kouga lief querfeldein, schnell, wie es kein anderer Wolfsdämon vermochte. Er hatte einen Auftrag des Taishou als Bote und überbrachte einen Befehl in das Kendama, genauer, in die Verwaltung der westlichen Länder, die sich ja ebenfalls in diesem Haus befand. Sowohl der Fürst als auch seine Söhne blieben an diesem Tag noch zu Hause und Kouga wäre neugierig gewesen, wie sehr Sesshoumaru von dem Trainingsunfall betroffen war. Inu Yasha hatte er heute schon im Schloss herumlaufen sehen, den Erbprinzen nicht. Aber es wäre wohl auch nur töricht gewesen danach zu fragen. Sollte es der Halbhund fertig gebracht haben seinen vollblütigen Bruder tatsächlich zu verletzen? Das wäre bemerkenswert. Bislang hatte er selbst immer angenommen, der Junge sei eben schwach aus seinem mütterlichen Erbe heraus. Das musste er wohl korrigieren. Es wäre interessant ...

Er rannte gegen etwas erstaunlich Hartes und sprang zurück. So schnell und in Gedanken unterwegs zu sein war unklug. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass vor ihm ein sehr großer, massiger Mann stand, anscheinend ein Mensch – aber so einen hatte er nie zuvor gesehen. Und der Zusammenprall schien dem nichts ausgemacht zu haben, trotz der Geschwindigkeit und der Tatsache, dass er selbst ein Dämon war. Jedenfalls schien der ärgerlich.

Kouga musterte den Unbekannten. „He, ich habe dich nicht gesehen.“ Er wollte weiter rennen, aber die Hand des Riesen, die fast so groß wie sein Kopf war, schoss vor. Der Wolfsdämon entkam dem Schlag mit einem Satz seitwärts. Was war das denn für ein aggressiver Typ? „Ich bin ein Bote ...“ begann er, als er dem nächsten Schlag ausweichen musste. Na schön. Noch in der Landung sprang er erneut ab und dem Fremden entgegen, um dem einen festen Tritt gegen die Brust zu verpassen. Der Riese taumelte zurück, fing sich aber, zur Überraschung des Wolfsdämons. Das war doch kein Dämon? Jedenfalls ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten. Schon wieder schoss die gewaltige Faust auf ihn zu.

Kouga sprang eilig beiseite, erkannte unverzüglich, dass es eine Falle gewesen war und sich die große Hand nun hinter ihm befand. Wenn der Riese ihn zu packen bekam, oder auch nur einen Treffer landete, wäre das alles andere als positiv für ihn. So machte er einen gewaltigen Satz über die Schulter seines Gegners, der seinen Schlag nicht mehr stoppen konnte und die eigene Nase traf.

Kouga drehte sich eilig um. „Wo schlägst du denn hin?“

Der Fremde fuhr mit einem wütenden Knurren herum und schlug sichtlich wutentbrannt wieder zu.

Kouga entkam erneut, vernahm jedoch in diesem Moment ein Klingeln. Der wilde Kerl wurde angerufen? Was war hier los? Jedenfalls war der nun wirklich wütend und schlug blind drauflos. Der Wolfsdämon hatte jedoch eine Ausbildung als Krieger bekommen, im Großen Krieg gekämpft. Überdies war er ein Dämon und bewahrte als solcher auch in einem Duell den Überblick. So gelang es ihm den rasch aufeinanderfolgenden Schlägen zu entkommen und sich mit einem gewaltigen Satz förmlich empor zu katapultieren. Sein kräftiger Tritt gegen die Stirn ließ den Fremden zusammensinken.

Vorsichtig blieb Kouga stehen und starrte den Mann an. War der tot? Da sich der Riese nicht mehr regte, trat er näher. Ja, der war tot. Hm. Er musste jedenfalls den Zwischenfall melden, sobald er im Kendama war. Leute, die wegen eines Zusammenstoßes gleich so reagierten, gehörten überprüft. Und der Kerl hatte ihm nicht intelligent genug ausgesehen, um sich bei diesem Temperament Vorstrafen erspart zu haben.

 

Naraku sah auf, als Kagura Bankotsu meldete. Als der Söldner hereinkam, runzelte der Herr des Gumo die Stirn. Statt eines Anrufes ein Besuch konnte nur Ärger verheißen. „Setz dich. Was ist passiert?“

„Kyoukotsu ist tot. Ich bekam gerade den Anruf von der Polizei, da nur meine Nummer in seinem Handy war.“ Der Sicherheitsexperte musterte seinen Auftraggeber.

„Was hast du ihnen gesagt?“

„Das er seit langem für mich arbeitete, dass ich keine Familie kenne, und er nur seine Kameraden als Freunde hatte. Alles die Wahrheit. Ich behauptete allerdings nicht zu wissen, was er dort vor der Stadt gesucht hatte, er habe heute einen freien Tag.“

„Gut.“ Naraku verschränkte die Finger. „Wo und wie?“

„Er war wohl auf dem Weg in das Schloss, als er mit einem fürstlichen Boten zusammenstieß. Anscheinend war der arme Kyoukotsu so wütend, dass er den angriff.“

Sich mit einem Dämon anzulegen, war töricht, gleich, wie stark man als Mensch war. Ärgerlich war allerdings, dass er einen Söldner weniger hatte. Hm. Hoffentlich lenkte der Zwischenfall nicht das Augenmerk des Taishou auf ihn. Schließlich arbeiteten Bankotsus Männer für ihn. Aber nun gut, Bankotsu schien das ja schon geglättet zu haben. Der war sein Geld wirklich wert. „Hast du einen Ersatz für ihn?“

„Nein. Wir arbeiteten seit Jahren als Team zusammen. Und unsere Arbeiten sind nicht so, dass ich sie jedem auf die Nase binden möchte. Das wird sicher dauern. Lieber jedoch ein Mann weniger als leichtsinnig.“ Bankotsu klang abschließend. Die Sicherheit seiner Männer hatte für ihn Priorität.

Naraku war das bewusst, überdies war auch er lieber zu achtsam. Bei Hochverrat sollte man das sein. „Da gebe ich dir Recht. Gut. Ich werde Sonntag in die Villa fahren. Habt ihr euch das Anwesen der Dämonenjäger angesehen?“

Ein vernünftiger Auftraggeber mit jeder Menge Geld und der Möglichkeit, dass man die eigenen Spleens ausleben konnte. Bankotsu war wieder einmal angetan. „Ja. Mukotsu ist aber noch draußen und überprüft die Windrichtung und so etwas. Jakotsu ist an Kagome dran. Soll er sie weiter beschatten? Sie unternimmt nichts weiter außer zu arbeiten und zum Opa ins Krankenhaus zu fahren, alle drei Tage.“

„Letztes Wochenende war sie bei den Dämonenjägern,“ korrigierte Naraku prompt.

„Ja, aber sie scheint mit der Tochter deren Anführers befreundet zu sein. Apropos, wie lautet die Anweisung, wenn sie am Sonntag auch dort ist?“

„Sie hat Freitag ein Treffen mit Inu Yasha. Warten wir mit einer Entscheidung bis dahin. Sollte es ihr gelingen in das Schloss eingeladen zu werden, darf ihr nichts zustoßen.“ Zumindest nicht, bis sie ihm sagen konnte, ob das Juwel dort war, oder sogar, wo es sonst versteckt wäre. Dieser dumme Hund von Inu no Taishou hatte es ja verborgen und trug es nicht. Warum auch immer. Mit dem Juwel wäre der praktisch unangreifbar – oder doch nicht? Fürchtete der ach so mächtige Fürst, jemand könnte ihn des Juwels berauben? Gab es eine Schwäche, von der niemand etwas wusste? Oder zumindest nur seine Söhne? Dann könnte die kleine Kagome doch auch da nachforschen. Sie sollte genug Angst um ihre Familie haben, dass sie spurte. Und ebenso gegenüber Inu Yasha den Mund hielt, nichts von ihm, Naraku, erzählte. Sie sollte inzwischen nachsehen haben welche Strafe auf Hochverrat stand. Furcht war ein guter Grund seine Anweisungen zu erfüllen, zumal er ja eigentlich nicht viel und vor allem nichts Strafbares verlangte. Er sah auf und strich nachdenklich mit den Fingerspitzen über das dunkle Holz des Schreibtisches. „Ja, Bankotsu. Warten wir bis Freitag. Womöglich bekommen die Dämonenjäger auch noch etwas mehr Zeit. Ich brauche euch alle, wenn mich Ryuukossusei besucht. Mukotsu kann ja dennoch seine Vorbereitungen treffen.“

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Während Naraku seine Pläne spinnt, passiert Unerwartetes für alle: „Die Kette der Priesterin“ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-27T08:44:12+00:00 27.01.2019 09:44
Sess war und ist schon immer ein Eisberg so kalt und berechnend.

Und da hat er Vater und stiefmutter und halbrunder gerettete.

Naja was versprach er sich von dieser Aktion?
Familien Treue, liebe, Freundschaft, Geschwister liebe
NÖ DAS GLAUBE ICH AUF GARKEINNEN FALL.

Ob Kagome das auch durch zieht ich lass mich überraschen.
Am Anfang ist man / Frau Feuer und Flamme aber wenn die ersten Schwierigkeiten kommen ist die Luft raus ABER ich lasse mich überraschen

Was Inu und Kagome angeht ich hoffe die 2 kommen sich näher und vielleicht später mehr .
Von:  Kerstin-san
2018-02-04T11:32:44+00:00 04.02.2018 12:32
Hallo,
 
urks, dass ist ja mal ein mehr als holpriger Beginn des Gesprächs. Kein Wunder, dass bei Inuyasha völlig anders ankommt, als vom Taishou beabsichtigt. Aber schön zu sehen, dass Sesshoumaru so loyal zu seinem Vater ist. Wäre für ihn ja auch eine Möglichkeit gewesen seinen vater sterben zu lassen und selbst zum Herrn der Hunde zu werden.
 
Kagome ist on fire. Bin schon gespannt, wie sich ihr neuer Tatendrang äußert und wie jetzt gegenüber Naraku auftreten wird und ob sie sich Sango wirklich anvertrauen oder doch lieber auf eigene Faust Pläne schmieden wird.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Teilchenzoo
2017-05-27T13:40:12+00:00 27.05.2017 15:40
Hui, viel los in dem Kapitel. Einer der Krieger ist gleich ausgeschaltet, diesmal ohne Juwelensplitter auch leichter zu handhaben. Ich hoffe ja, dass die anderen auch bald folgen ...

Kagome, du willst dich zur Wehr setzen? Gut so, schließlich hast du ziemlich viel Feuer, aber ich hoffe, du lehnst dich dabei nicht zu weit aus dem Fenster. Ist schon mal gut, dass sie einsieht, dass sie Naraku nicht läutern kann. Aber der Gedanke wird ihr Kraft geben. Das wird sie gut gebrauchen können.

Ach Taishou, wenn du dich doch nur ein bißchen besser mit der menschlichen Seite auskennen würdest ... diese Geschichte hätte Inu Yasha schon viel früher gut getan. Aber das ist das Problem, wenn man zwei grundverschiedene Kulturen mischt ...
Von:  _Momo-chan_
2017-05-14T16:02:49+00:00 14.05.2017 18:02
Mach dir keine Gedanken wegen der Kommentare. Niemand kann dich verpflichten zu antworten, vor allem wenn keine Frage besteht. Ich finde es beeindruckend genug, dass immer pünktlich pro Woche ein neues Kapitel da ist. Darauf freue ich mich immer die ganze Zeit.

Zum Kapitel: Wenn Kagome da mal nicht zu mutig wird. Ein wenig naiv ist sie noch immer. Irgendwann wird sie nicht mehr viel zu verlieren haben und dann wird es das beste sein die Wahrheit zu sagen. Ich hoffe Inu Yasha wird nicht zu enttäuscht von ihr sein.
Von:  nicoleherbster
2017-05-13T15:16:43+00:00 13.05.2017 17:16
Wiedermal ein sehr gutesund gelungenes Kapitel. Bin schon gespannt wie inuyasha auf sein Geschenk reagiert und wie das treffen als Mensch wird ob sie ihm ihr kleines Problem schildert. Bin gespannt.
Von:  SUCy
2017-05-13T12:35:58+00:00 13.05.2017 14:35
Bei dem Gespräch von Vater und Sohn sieht man mal, wie schnell Missverständnisse entstehen können.
Und Kagome hat einen Entschluss gefasst, gut :D mach ihn fertig Mädchen!
Bin wieder total gespannt wie es weiter geht :D Bis hoffentlich bald


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