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Der Chat ihres Lebens

von

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Treffen


 

I

m Garten des alten Schreins von Ryuu Nishi wandelte Naraku in der Abenddämmerung fast allein durch den kunstvoll angelegten Garten. Menschen glaubten gern, dass hier der alte Geist des Drachen umging, der an dieser Stelle einst von überaus kundigen Mönchen geläutert worden war. Danach hatten sie dann den Schrein gebaut um eine Wiederauferstehung zu verhindern. Wie nutzlos. Aber, das war ja noch vor dem Großen Krieg gewesen. Der Taishou, wie stets nach seinem Sieg, um gutes Einvernehmen mit Menschen bemüht, hatte diesen Schrein ebenso wie alle anderen wieder an magisch kundige Familien vergeben. Umso wichtiger war es, hier abseits zu gehen, zu einem alten, verlassenen Turm, den er seit fünfzig Jahren kannte. Normalerweise sollte Tsubaki dort auch warten. Sie war eine ehemalige Priesterin. Nur, weil sie Schadenszauber gewoben hatte, war sie ausgeschlossen worden, und seither nicht sehr gut auf alles zu sprechen, was Mönch oder Schreinjungfrau hieß. Hm. Ob sie wohl auch etwas gegen die kleine Kagome unternehmen würde, wenn er die erwähnte? Aber noch brauchte er eine Higurashi, um das Juwel der vier Seelen aufzutreiben.

Ach, da war sie. Lange, weiße Haare, schwarze Kleidung, die zerstörte Gesichtshälfte perfekt hinter einem Bannkreis verborgen. In der Tat, sie konnte etwas. Und, was um ihre Schultern lag, war ihr Haustier. Ein Schlangendämon, keine Boa, wie sie gewisse Hundedämonen zu tragen pflegten. Sie erkannte ihn, denn sie lächelte und wich etwas zurück, mit einer Handbewegung zu dem Turm. Dort hatte sie sicher schon alles vorbereitet für ihr kleines Liebesabenteuer – ohne zu ahnen, dass seine Gedanken schwärzer als eine mondlose Nacht waren, wenn er in ihre Arme kroch.

Ach ja. Naraku seufzte nur still, während er das Lächeln zurückgab. Das war eben der Preis, den sie verlangte. Dafür würde das Rauschgift, das sie ihm besorgte, rein und handelbar quer durch alle Länder sein – und nicht zu teuer. So ließ er seine Augen bemüht feurig an ihr auf und abgeglitten.

„Meine Teure, wie erfreulich. Sie sehen wie immer bezaubernd aus.“

Sie musterte ihn. Er schien unverändert seit ihrer letzten Begegnung, noch immer jung und gut aussehend. Nun ja, Dämon, eben, da konnte man als Mensch nicht ohne Magie mithalten. Wichtiger war jedoch, dass er mitspielen würde, ihr Momente des Glücks schenken würde. Und er hatte seine Zuverlässigkeit diesbezüglich bereits bewiesen. Sie musste einen unwillkürlichen Schauder unterdrücken, als sie seine Hände betrachtete. Ja, außer ihm gab es nur sehr wenige, die so verschwiegen waren und ihr solch Vergnügen schenkten. Erworbene Vorsicht ließ sie dennoch fragen: „Danke. Sagen Sie mir gleich, was Sie möchten?“

Er war erstaunt. „Nicht erst nach … einem kleinen Rendezvous?“ Er bemühte sich enttäuscht zu klingen.

Tatsächlich, er würde erneut mitmachen. Sie musste ihre Begeisterung unterdrücken. Reiche, mächtige Männer, die ihr den Hof machten, waren seltenst. „Sowohl, als auch. Ich möchte wissen, ob es sich für mich lohnt.“

„Oh, davon bin ich überzeugt“, raunte er verheißungsvoll, um dann doch nüchtern zu ergänzen: „Eine Million möchte ich anlegen. Natürlich in Ware bester Qualität, wie nur Sie sie herstellen können.“ Verstellung war eine Sache, aber sich selbst vollkommen zu verleugnen eine andere.

Ihr Lächeln sah warm aus. „Wenn ich in guter Stimmung bin.“

„Sie werden es nur zu bald sein. - Falls Sie sich überwinden könnten, Ihren Dämon hier draußen zu lassen. Ich mag keine Zuschauer.“

Die ehemalige Priesterin ebenso wenig. Allein ihre Erinnerung an das erste „Geschäft“ mit ihm jagte Wärme durch ihren Körper. „Nun, ein klein wenig Sicherheit, nicht wahr? - Sieh nach, ob er allein ist.“ Ihr anhängliches Haustier wickelte sich unverzüglich ab und flog davon.

„Ihr Misstrauen sollte mich verärgern, aber ich verstehe es nur zu gut. Auch ich bin gern vorsichtig.“ Lächeln, dachte er, lächeln und sie anblicken.

 

Der Herr der westlichen Ländern, seinen Jüngsten an seiner Seite, wenngleich den höfischen Schritt hinter sich, erwartete seinen hohen Gast vor seinem Schloss, ohne seine Gedanken zu zeigen. Sesshoumaru hatte einen Falken als Boten gesandt, um ihm zu sagen, dass er in der Tat an der Nordgrenze auf die Fährte eines, zumal starken, Drachen gestoßen war, der es allerdings verstanden hatte, sich spurlos aus dem Staub zu machen. Also stimmte sein Verdacht und die Drachen steckten hinter diesem ominösen Attentat der kleinen Higurashi auf Inu Yasha. Die Tatsache, dass nicht einmal Sesshoumaru der Fährte hatte folgen können, deutete auf einen sehr magiekundigen oder mächtigen Drachen hin – womöglich Ryuukossusei? Jetzt allerdings sollte er sich zusammennehmen, denn er konnte gewaltige Energien spüren, die sich näherten, ehe magische Portale erschienen und den Fürsten des Südens, den mächtigen, neunschwänzigen, Fuchsdämon Miki und seine Begleitung freigaben.

Inu Yasha kannte natürlich Bilder, aber dennoch konnte er nicht verhindern, dass er fasziniert die neun Schwänze des Fuchses anstarrte, die sich in weitem, eleganten Bogen über dessen Kopf erhoben, dann etwas irritiert die junge Dame in dessen Begleitung ansah, ehe er eilig höflich den Kopf neigte. Schon lange hatte er gelernt, dass es mehr als lästige und schmerzhafte Folgen hatte, würde er seinen Vater vor anderen Dämonen das Gesicht verlieren lassen.

Der Inu no Taishou war ebenfalls über die Dame neben Miki erstaunt, zumal der Erbprinz Akito offenkundig nicht dabei war, neigte jedoch höflich ein wenig den Kopf, genau das Zeremoniell beachtend.

Auch Fürst Miki war ein wenig überrascht den Erbprinzen des Westens nicht zu erblicken, beachtete jedoch seinerseits peinlich genau das Zeremoniell, das einst zwischen den mächtigsten aller Dämonen ausgehandelt worden war, um zum Einen Streitigkeiten wegen Beleidigungen untereinander zu vermeiden, aber auch, und nicht zuletzt, um den Großen Krieg gegen die Menschen zu gewinnen. Mochte er selbst auch der Dämon mit den weitaus größten magischen Fähigkeiten sein, so hatte er doch nie vergessen, was der Taishou da so manchmal buchstäblich im Kreuz hatte. Einmal hatte er das Höllenschwert in Aktion erleben müssen – oder dürfen, denn es war nicht gegen ihn gerichtet gewesen.

Der Herr des Westens sagte, wie es von ihm erwartet wurde: „Willkommen in meinem Schloss, Fürst Miki. Ich bin überzeugt, wir werden angenehme Tage miteinander verbringen – und erfolgreiche.“

„Danke für Ihre Gastfreundschaft, mächtiger Taishou.“ Mikis Blick glitt zu dem Halbdämonen. Er hatte ihn nur in den Medien gesehen, bei seinem letzten Besuch war Inu Yasha wohl noch im Schulzimmer gesessen.

„Ich darf Ihnen meinen jüngeren Sohn Inu Yasha vorstellen und gleichzeitig Sesshoumaru entschuldigen. Er ist in meinem Auftrag in einer Angelegenheit unterwegs, die bedauerlicherweise keinen Aufschub duldete.“ Mehr sollte er nicht erwähnen. Er war nicht erst seit gestern Heerführer und Fürst und Miki kein Narr. Dieser würde so schon auf gewisse Probleme im Westen schließen, das konnte für die folgenden Verhandlungen nur schlecht werden.

Der Fürst des Südens nickte ein wenig, ehe er eine Handbewegung zu der jungen Dame neben sich machte, die eilig mit einer höfischen Verneigung in die Knie glitt und gesittet zu Boden blickte. „Nun, auch ich muss meines Erben entbehren, aber er führt für mich weitere Verhandlungen mit Ryuku, was die Schiffsverbindungen auf das Festland angeht.“

Ah, dachte der Taishou, gut. Dann vermutete er wohl Ähnliches für Sesshoumaru und das Festland. Aber, warum plauderte das der Herr der Füchse aus? Wollte er gut Wetter für die Verhandlungen machen? Warum? Oder wusste der gar etwas über die Drachen? War ein Zangengriff um den Westen geplant und sein Geheimdienst hatte nur nichts davon mitbekommen?

„Ich darf Euch, Fürst, und Prinz Inu Yasha, meine Tochter Sara vorstellen.“

Darum, dachten Vater und Sohn gleichzeitig, deswegen vermisst er auch Sesshoumaru. Er hatte wohl auf Sympathie dessen für sein Mädchen gehofft. Kein dämonischer Vater schleppte seine Tochter ohne Hintergedanken zu Wirtschaftsverhandlungen, schon gleich gar nicht zu einem benachbarten, geschiedenen, Fürsten mit zwei unverheirateten Söhnen.

Wobei Inu Yasha sich innerlich ergänzte, dass wohl der gute Fuchsherr nur an Sesshoumaru gedacht hatte. Der würde doch nie im Leben seine Tochter einem Halbblut überlassen. Abgesehen davon, dass er eigentlich noch gar nichts von einer Ehe hielt und so. Und da gab es außerdem jemanden, mit dem er morgen Abend zum Essen verabredet war. Aber er musste wohl höflich bleiben, und so warf er einen raschen Blick zu seinem Vater, erleichtert, dass der normalerweise das Reden übernahm.

Tatsächlich meinte der Inu no Taishou lang geübt huldvoll: „Ich begrüße auch Sie, Prinzessin Sara, im Westen. Sie waren noch niemals hier? Es ist ein weites Land mit vielerlei Eindrücken, das ganz anders als der doch recht warme Süden ist.“

Die Prinzessin starrte zu Boden, ohne zu wagen sich zu rühren.

Ach du je, dachte der Halbdämon. Die war ja wirklich noch sehr altmodisch erzogen worden. Nun ja, alle Dämonen, natürlich, schon aufgrund der kleinen Tatsache, dass sie eben Jahrhunderte alt waren. Aber außer der Cousine Leiko, für die er selbst ungefähr gleich unter Blutegeln oder so rangierte, hatte er eigentlich noch keine Dämonenprinzessin kennen gelernt. Und Leiko kam im Thema Arroganz und Kälte gleich nach seiner Stiefmutter. War ja auch eine reine Hundedämonin. Sekunde mal. War DAS etwa die für Sesshoumaru ausgehandelte Braut? Ach du je. Kein Wunder, dass der einen Riesenbogen um die Cousine machte. Moment. Was sagte Vater da? Er sollte sich konzentrieren, wollte er nicht noch einmal zu Fuß rund um den Westen spazieren, genauer gesagt, vor einem großen weißen Hund rennen, um das kennen zu lernen, was er so blamierte, wie es der Taishou das damals ausgedrückt hatte.

Der Herr der westlichen Länder fuhr fort: „Es ist reizend, eine junge Dame als Zierde des Wirtschaftstreffens zu haben, zumal mein Ältester ja erst später dazu stoßen wird und somit auch seine Verlobte.“ Aha, dachte er dann. Davon hatte sein Kollege aus dem Süden wohl nichts gewusst, aber der Fuchs lächelte sofort wieder, und winkte seine Tochter auf. Was sollte da laufen? Der erfahrene Feldherr wollte austesten, wie weit Miki gehen würde. „Alter Freund, ich habe einen kleinen informellen Empfang vorbereiten lassen, schon damit Sie die wichtigsten Vertreter der hiesigen Wirtschaft kennen lernen. Ich vermute, die Damen und Herren in Ihrer Begleitung sind die Ihren?“

„Ja, da vermuten Sie ganz recht.“ Der Fürst des Südens hob ein wenig die Hand. „Wie fürsorglich, einen informelles Kennenlernen stattfinden zu lassen. Sie planen noch immer ausgezeichnet.“

„Danke. Dann darf ich Sie und Ihre Entourage in das Schloss bitten. - Oh, Inu Yasha, begleite doch die teure Prinzessin zu dem Empfang. Womöglich hat sie noch Fragen zu unseren Gebräuchen, die sich doch von denen ihrer Heimat unterscheiden.“ Er beobachtete den Herrn der Füchse möglichst unauffällig, aber der zuckte nicht mit der Wimper. Wollte er seine Tochter los werden, egal an wen? Dem Taishou war klar, dass ein Halbdämon durchaus unter jedem Dämon rangierte, Fürstensohn hin oder her, zumal in der höfischen Etikette der anderen Länder. Wenn Miki seine einzige Tochter nicht nur an den Erbprinzen als künftige Fürstenmutter geben wollte, sondern auch in Bezug auf diesen als Zweitfrau oder gar mit einem Halbdämon einverstanden wäre – wo lag der Haken bei der durchaus ansehnlichen und offenbar brillant dressierten jungen Dame? Gab es da einen Ansatzpunkt, eine Schwäche, die er selbst ausnutzen konnte?

 

Der junge Halbdämon wusste, was von ihm erwartet wurde, und stellte seiner Begleitung einige Wirtschaftslenker, dämonische und menschliche, des Westens vor, ehe er mit ihr an eine Glasscheibe trat, wo von aus man einen Blick in den Grünanlage hatte. „Ich vermute, obwohl der Süden wärmer ist, sieht der Garten bei Ihnen zuhause ähnlich aus.“

„Nicht ganz“, erwiderte Sara bemüht höflich, allerdings auch erleichtert, dass der jüngere Prinz aus dem Westen zwar ein Bastard, aber doch mit Manieren war. Ihre Hofdamen hatten besorgt von Gerüchten über Monster erzählt, die Halbdämonen waren. Aber gut, der Fürst hätte seinen Sohn kaum zu seinen Gästen gelassen, hätte er Sorge, dass der ihn blamiere. Vielleicht würde doch alles gut gehen und ihr eigener Vater zufrieden sein. Leider hatte der deutlich gemacht, dass er es nur mit einer pflichtgemäßen Ehe wäre – also mit Sesshoumaru oder Inu Yasha – um ihre Schande auszugleichen. „Ich vermute, das dort rechts ist ein Trainingsplatz?“

„Ja.“

„So etwas gibt es bei uns nur entfernt vom Haus. Mein mächtiger Vater und seine besten Krieger arbeiten mehr mit Magie.“

„Ja, ich weiß. - Gehen wir doch hinaus auf die Terrasse.“ Das wäre ihm auch lieber als in dem doch recht vollen Raum herumzustehen. Er bemerkte, dass sich die Prinzessin zögernd nach ihrem Vater umblickte. „Keine Sorge, durch die Glasscheibe sieht man uns, alles anständig. Ist Fürst Miki so streng?“ Akito, der Erbprinz, war da mal lockerer gewesen, als er auf einem Besuch hier war. Aber Jungen und Mädchen wurden gerade bei Dämonen sehr unterschiedlich gehalten.

Sara atmete tief durch. Aber ja, er hatte Recht, draußen konnten sie sich ungestört unterhalten, sie blieb im Blick ihres Vaters – vielleicht konnte sie es wagen zu Inu Yasha offen zu sein? Der wirkte recht annehmbar. „Ja, natürlich gehe ich gern mit Ihnen, werter Prinz.“

Sie bemerkte beruhigt, dass er die Tür hinter sich zuzog, wurde dann aber von seinem nächsten Satz überrascht „Also ist Fürst Miki recht besorgt um Sie. Sie sind wegen ihm nervös, nicht wegen mir.“

„Äh, ja.“ Irgendwie hatte sie nicht damit gerechnet, dass der so jung aussehende Prinz Gefühle erriet, zumal sie geglaubt hatte, ihre wohl zu verbergen. Sie holte tief Atem. „Würden Sie mir versprechen zu schweigen?“

„Ja, klar.“ Er zuckte etwas die Schultern. Also hatte er doch Recht gehabt, dass die Prinzessin aus dem Süden irgendwie in der Klemme steckte. Sollte sie etwa seinen Halbbruder heiraten und wollte das gar nicht?

„Ich meine ...“ Sara atmete erneut tief durch, ehe sie doch mit lang geübter Sachlichkeit sagte: „Mein Herr und Vater ist überaus erbost über meine Wenigkeit, da ich Schande über die Familie gebracht habe. Um das zu bereinigen unternahm er … Schritte. Jetzt soll ich heiraten, Sie, Ihren Bruder oder Ryuukossusei.“

„Ach du je. Den Drachen?“ Dann begriff er den Rest. „Schande über die Familie? Also, eine Affäre?“

„Ich weiß, dass das für Männer toleriert wird, und ich vermutete auch nicht, dass … Ich hatte mich verliebt, in einen Dämon. Ich wurde schwanger.“

Inu Yasha musste nicht nachdenken. „Ihr Vater bekam das natürlich mit, schätzte die Auswirkungen auf die Erbfolge ab und so weiter. Aber Sie sehen gar nicht schwanger aus. Überdies würde ein untergeschobenes Kind Riesenärger geben.“

„Das Kind, ein kleiner Sohn, wurde mir sofort nach der Geburt weggenommen und seinem Vater gegeben. Dieser wurde aus dem Süden geworfen. Ich weiß nicht, wohin sie sind, oder welchen Namen er dem Kleinen gab. Ich hoffe, dass sie hier im Westen sind. Im Norden sind die Drachen und die Wölfe im Osten und Füchse … Aber darum muss ich heiraten. Ich denke nicht, mein Prinz, dass mein Vater betrügen will. Er wird gewiss auch Ihrem Vater sagen, dass ich … nun, dass ich benutztes Geschirr bin, wie er es ausdrückte. Darum käme ich auch nie als Erstfrau für den Thronfolger in Betracht. Sie, mein Prinz, würden nicht in Erwägung ziehen, mich ….“

„Wieso denn ich?“ Inu Yasha hatte mit einem langweiligen Abend gerechnet – nicht damit, einen Heiratsantrag zu bekommen. Einerseits tat ihm die Prinzessin Leid. Ihre Familie war weg, sie würde ihr Kind nie wiedersehen und hatte eine Menge Probleme. Andererseits wusste er auch nur zu gut um die strikten Regeln gerade in den Fürstenhäusern, was da an Sitten und Moral galt, wenn es um die Reinheit der Erbfolge ging. Er selbst entstammte zwar einer gemischten Ehe – aber Vater hatte da schon einen echten Thronfolger gehabt, und die Hochzeit seiner Eltern war wohl auch mehr geplant als aus Liebe passiert, selbst, wenn das dann anders wurde. Aber zu allem Überfluss wollte er doch morgen Kagome treffen, und an der lag ihm wirklich was, auch, durch die gemeinsamen abendlichen Chats. Was sollte er denn jetzt Sara sagen? „Ich meine, das müssen unsere Väter entscheiden, und ehrlich gesagt, da ist immer noch mein Halb ... mein Bruder vor mir, nicht wahr?“ Sollte das Ganze etwa gelogen sein und ihn in eine unmögliche Lage bei seinem Vater bringen? Er sollte diese Zweisamkeit hier jetzt schleunigst beenden. „Ich werde aber mit meinem Herrn und Vater über dieses Gespräch reden, wenn Sie einverstanden sind.“

„Ja, doch.“ Die Fuchsprinzessin strich über ihren obersten Kimono. Immerhin hatte er nicht abgelehnt. „Ich hoffe ja, dass mein kleiner Shippou hier ist.“

„Shippou?“

„Ich nenne ihn so. Als … als alles noch anders war, und ich hoffte, gemeinsam mit meiner Familie leben zu können, haben wir uns diesen Namen ausgedacht.“

„Gut. Aber jetzt gehen wir hinein, ich muss mich noch um die anderen Gäste kümmern.“ Das war ein Vorwand, aber immerhin einer, den sie nicht ablehnen konnte.

 

Während er mehr oder weniger durch den Saal schlenderte, manche Leute grüßte, so, wie es von ihm verlangt wurde, dachte er wieder an das irritierende Gespräch mit der Fuchsprinzessin. Nein, eigentlich wollte er sie nicht heiraten, er wollte überhaupt noch nicht in den Hafen der Ehe einlaufen. Und überhaupt. Er hatte morgen sein erstes Date mit einem Menschenmädchen, das nett war, gut duftete und von dem er so einiges mehr wusste … Immerhin war Kagome doch im Kendama gelandet und nicht im Gumo bei diesem schmierigen Naraku. Unwillkürlich suchte er den in der Menge. War der Narr etwa gar nicht hier? Jetzt guckte er nochmals genauer, ehe er sich am Eingang bei dem dort stehenden Protokollchef die Bestätigung holte. Nein, Herr Naraku sei bislang nicht erschienen. Und das, fand der Halbdämon, war mehr als seltsam. Diese Spinne hatte auf ihn immer durchaus den Eindruck eines gewieften Geschäftsmannes gemacht, um nicht zu sagen, geldgierig zu sein. Wieso tauchte der ausgerechnet bei diesen groß aufgezogenen Wirtschaftsverhandlungen mit dem Süden nicht auf? Oder hatte der sich bei Vater entschuldigen lassen? Krank? Blödsinn. Das war ein Dämon, die wurden nur durch äußere Einwirkungen wie ein Schwert außer Gefecht gesetzt.

Er machte sich auf die Suche nach dem Herrn der westlichen Länder und bat ihn leise ihm zu folgen. Irritiert folgte ihm der Taishou.

„Was ist? Hat sich die Prinzessin...?“

„Nein, alles in Ordnung dazu. Das erzähle ich Ihnen später. - Aber, wissen Sie wo dieser Naraku steckt? Ich meine, er ist unter den Top Five der Firmen und drückt sich vor diesem Empfang?“

„Da hast du Recht. Ich habe ihn nicht gesehen.“ Der Fürst klang nachdenklich, aus mehreren Gründen. Wieso war Inu Yasha das aufgefallen und ihm nicht? War er nachlässig gewesen und hatte sich nur auf Fürst Miki konzentriert? Das mit Sara würde ihm sein Junge bestimmt später berichten. Der schien aufmerksamer zu werden, erwachsener. Vielleicht konnte er ihm mehr zutrauen, wenn … Sekunde. Der erfahrene Stratege verband einige Punkte, die er bereits kannte, mit Linien. Ryuukossusei war auf Nishishima gewesen ohne sich anzumelden. Sesshoumaru hatte damals schon gemeint, man solle prüfen, wer von den „treuen Untertanen“ sich mit dem getroffen hatte. Jetzt war sein Ältester im Norden auf die Spur eines mächtigen Drachen gestoßen und hatte den zumindest aufgescheucht. Naraku fehlte, obwohl der als Geschäftsmann höchlich an diesen Verhandlungen interessiert sein sollte. Zu allem Überfluss hatte die kleine Higurashi von irgendwem Hinweise und Hilfe für ein Quasi-Attentat auf Inu Yasha bekommen – und das Juwel der vier Seelen spielte auch noch eine Rolle. Drachen. Immer wieder Drachen. „Danke, mein Junge, geh wieder rüber, ich komme gleich.“ Er nahm sein Handy und drückte eine Kurzwahl. „Myouga, die Higurashi wird überwacht?“

„Ja, von zwei vertrauenswürdigen Kriegern. Und von noch jemandem, den sie nicht kennen, aber wohl ein Mensch ist.“

„In Drachenauftrag, womöglich. - Informiere dich, ob Naraku selbst, eine seiner Firmen oder auch unter einem falschen Namen ein Haus im Norden meines Fürstentums besitzt oder gemietet hat.“

„Ja. Bis wann wünschen Sie Ergebnisse? - Verzeihung, so schnell wie möglich.“

„Ja.“ Der Taishou legte auf. Eine raffinierte Intrige lief, und der Gegner hatte sich anscheinend sehr gut vorgesehen.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Immerhin, Drachen, Naraku und Kagome ...der Taishou ist womöglich doch auf die richtige Fährte gestoßen? Und sein Jüngster auf eine Heiratskandidatin? Das nächste Kapitel heißt: Rendezvous und erscheint voraussichtlich am 17.6., denn ich bin dann mal in Urlaub .....

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-01-27T18:03:15+00:00 27.01.2019 19:03
Arme Prinzessin so ein Vater ist sch........! 😡

Inu soll denn Kopf da hin halten NEIN Danke.

Inu soll mit Kagome zusammen kommen. Das ist das absolute Traum Paar.

Naraku denn soll der Blitz beim ..... treffen da ist die schwarze mico auch gleich weg 2 fliegen mit einer Klappe.
Von:  Kerstin-san
2018-02-04T12:28:28+00:00 04.02.2018 13:28
Hallo,
 
irks, Naraku und Tsubkai, diese Bilder in meinem Kopf... Immerhin scheint der Taishou am Ende so langsam den richtigen Riecher zu haben.
 
Na, da wird Sesshoumaru aber froh sein gerade außerhalb des Schlosses zu sein. An einer Heirat hat der ja sicherlich so gar kein Interesse, wobei ich doch verwundert bin, dass er scheinbar mit Leiko verlobt ist. Sie wurde nur mal am Rande in einem anderen Kapitel erwähnt, aber ich hatte es eigentlich nicht so rausgelesen, dass die beiden schon verlobt sind.
 
Hm, Sara ist gegenüber Inuyasha doch sehr offenherzig. Die muss echt verzweifelt sein. Dass der so erschrocken reagiert wundert mich gar nicht. Wer rechent denn so aus dem Nichts mit einem Heiratsantrag?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  00schnepel8
2017-06-11T12:20:24+00:00 11.06.2017 14:20
Na das war ja mal aufschlussreich - und überraschend.
Aber schön, dass Shippo mal mit von der Partie ist, so nervig er auch sein kann, süß ist er ja dann doch irgendwie und bringt meistens jede Menge Spaß (in Form eines gedemütigen Inuyashas und einer erzürnten Kagome ^^).
Der Herr der Hunde hat einen ersten echten Anhaltspunkt und Kagome immernoch auf dem Schirm, leider wird wohl auch ihr menschlicher Überwacher unterschätz.
Momentan sieht es eher so aus als brächtest du noch ein paar Knoten mehr ins Fadengewirr antstatt es zu entwirren, aber das kann ja nur gut für uns sein, heißt es doch noch einige Lapitel mehr... :)
Von:  Ookami-no-Tenshi
2017-06-05T08:36:34+00:00 05.06.2017 10:36
Uiuiui, die Story ist echt super. *.*
Bin sehr froh darüber, dass ich sie entdeckt habe und freue mich schon aufs weiterlesen.
Ich hoffe Sesshy trifft bald wieder auf die süße Rin. Bin ein totaler Rin-Fan. *Rin-Fähnchen schwenk*

Lg. Ookami-chan
Von:  SUCy
2017-06-03T10:45:35+00:00 03.06.2017 12:45
Ein wirklich tolles Kapitel :D
So finden alle Charaktere nach und nach zusammen :)
Man kann nur hoffen das Mika ihren shippo wieder findet :(
Und wann taucht Rin wieder auf XD?
Mit Rin könnte Sess seine verlobte vielleicht vergraulen XD
Ich denke auch das Taishou seinen Sohn der noch halb Kind ist verheiraten würde. aber abwarten.
Bin total gespannt auf das nächste Kapitel :

Von:  vampichan
2017-06-03T09:21:25+00:00 03.06.2017 11:21
Es wird immer interessanter und wie immer ist es einfach wunderbar zu lesen. Ich liebe deine Geschichten und Interpretationen der Charaktere.


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