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Bird On A Wire

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Ich hoffe, bei euch ist ungefähr genauso schönes Wetter, wie hier. Nach so einer arbeitsreichen Woche (Brückentagurlaub musste ich stornieren :| ) tut es gut, mal ein wenig die Sonne zu genießen. Viel unternehmen ist ja wegen meinem Fuß immer noch nicht. Jetzt bin ich schon 3 Wochen mit dieser Schiene unterwegs und gefühlt hat es noch gar nichts gebracht. Abends ist mein Knöchel immer noch rundherum geschwollen, auch wenn ich wirklich wenig gehe (Schrittzähler ist selten über 3.500 Schritte...). Hat jemand von euch Erfahrungen mit Außenbandrissen? xD

Ansonsten möchte ich mich hier einmal herzlichen bedanken für die tolle Unterstützung und den beiden Empfehlungen. Ich freue mich total, dass die Geschichte gut ankommt. Glaubt mir, ich habe noch ein bisschen was mit euch und den beiden (und noch anderen Charakteren ^^) vor :3

An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal bei BlackLily bedanken, die mich doch tatsächlich seit 2 Jahren als Beta-Lese-Fee begleitet, mir schon einige gute Ideen beschert hat und immer mit Rat, Tat und Motivation zur Seite steht! Ich bin sehr froh, dass sich unsere Wege gekreuzt haben! <3

Und nun: Viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen

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Traute Zweisamkeit

"Da bist du ja, alter Freund. War die Runde schön?", fragte Victor seinen Hund, als dieser bellend auf das Sofa zugestürmt kam und sich sofort auf seinen Schoß setzte. Das führte natürlich dazu, dass er nicht mehr an das Manuskript auf dem Couchtisch kam, doch das störte ihn für den Moment nicht. "Danke, dass du noch einmal mit ihm draußen warst. Ich muss ein wenig was nachholen", lachte er und winkte Katya zum Abschied. Die junge Frau hatte es nun eilig, da irgendeine Sendung im Fernsehen kam, die sie immer schaute. Victor hingegen schaute eigentlich kaum fern. Früher hat er gerne mit seinem Ziehbruder schlechte Katastrophenfilme geschaut. Das war eigentlich nur witzig, weil sie sich zu zweit darüber lustig gemacht hatten. Aus dieser Zeit hatte er noch eine beachtliche Sammlung, doch die verstaubte langsam, da sein Bruder noch in der Stadt war, in der er aufgewachsen war. 4 Stunden Autofahrt war etwas zu lang, um sich regelmäßig zu sehen, vor allem, da Victor sich mit allem was er hatte ins Berufsleben stürzte.
 

Das hatte natürlich zur Folge, dass er, außer der Nachbarsfamilie, keine wirklichen Freunde in der Stadt hatte. Manchmal kam ihn ein alter Freund von der Uni besuchen, allerdings führte er als neureicher Immobilienmakler ein Jetset-Leben, war gefühlt jeden Tag in einem anderen Land, genoss das Leben in vollen Zügen. „Tja, bleiben nur wir beide, was Großer?“, lachte Victor das aufkommende Gefühl von Einsamkeit weg. Doch es war wieder einmal einer dieser Tage, an dem ihm seine Wohnung zu groß für eine Person vorkam. Gut, im Grunde war sie tatsächlich zu groß für ihn. Er hatte neben einem großen Wohnbereich mit angrenzender Küche, einem großen Bad mit Dusche und Badewanne, auch ein angemessenes, helles Schlafzimmer inklusive begehbarem Kleiderschrank und noch zwei weitere Zimmer. Das eine verwendete er mehr oder weniger als Bibliothek und das andere Zimmer war ein provisorischer Sportraum, seitdem er Crossfit für sich entdeckt hatte.
 

Er schob den Couchtisch etwas näher ran und legte sich komplett auf das Sofa. Makkachin kommentierte seine Bewegungen mit einem Schnauben, passte sich der neuen Situation doch wieder schnell an. Sobald sich Makkachin wieder hingelegt hatte, er lag nun mit Kopf und Vorderbeinen quer über Victors Bauch, angelte er an dem Manuskript und dem Block mit den farbigen Post-Its. „Drei Viertel geschafft, den Rest kriege ich heute auch noch hin“, versuchte er sich abzulenken und zückte keine Minute später seufzend ein pinkes Post-It. Kurz schaute er sich den Rand den Manuskripts an und zählte die farbigen Zettel, die herausragten. „5 unerklärliche Herleitungen...“, murmelte er dabei, klappte das Manuskript zu und ließ es wieder auf den Tisch fallen. „Das bringt nichts mehr.“ Blind tastete er nach seinem Handy und öffnete die App seiner Soundanlage. Das war eines von Victors Spielzeugen. Er hatte Boxen in der ganzen Wohnung installieren lassen und konnte die Musikauswahl mit Handy oder Tablet steuern. Und wenn er die Wohnung verließ, stellte sich die Musik automatisch aus. Und wenn er nach Hause kam, war sie automatisch an, es sei denn, er hatte sie vor dem Gehen manuell ausgeschaltet.
 

Victor hatte eine Schwäche für Swing, Jazz und epischen Kompositionen, wie von Two Steps from Hell oder Hans Zimmer. Soundtracks von Filmen oder einfache Pianostücke hörte er sich sehr gerne beim Manuskripte lesen an, da ihn Gesang doch oft ablenkte. Vor allem, wenn er die Worte verstand. Dann konnte er selten die Gedanken zusammenhalten und las Dinge, die gar nicht auf dem Papier standen oder verrutschte in den Zeilen. Das führte dann zu einem Teufelskreis, da er immer unzufriedener mit sich wurde. Daher war er irgendwann zu instrumentaler Musik übergegangen, denn auch hier hatte er ein ähnliches Gefühl, wie bei den Büchern. Die richtige Musik zum richtigen Moment konnte ihn in eine andere Welt entführen.
 

Er schloss die Augen und kraulte Makkachins Rücken, während er der Musik lauschte. Wieder einmal wünschte er sich, er könnte diese Momente mit jemanden Teilen. Nicht nur Makkachins warmen Körper an seinem zu spüren, sondern zusätzlich noch den einer Person, die ihm die Welt bedeutete. Ein Mensch, der ihm wichtiger war als die Arbeit. Bisher hatte er eine solche Person noch nicht kennenlernen dürfen. Natürlich hatte er die ein oder andere Beziehung geführt, er dachte immer, Liebe ist etwas, das mit der Zeit kam. Er las in den Romanen oft von Liebe auf den ersten Blick, doch wie konnte man behaupten, eine Person zu lieben, die man gar nicht kannte? Victor fand das ein wenig oberflächlich. Aber so lange sich so etwas gut verkaufte, würden auch weiter kitschige Romane geschrieben werden von 2 Personen, die sich plötzlich, ganz zufällig trafen und plötzlich färbte sich die Welt rosarot und Geigen hingen im Himmel. Victor war da doch mehr Realist, doch das hieß nicht, dass er sich nicht diese eine wahre Liebe in seinem Leben wünschte.
 

Dabei konnte Victor den potentiellen Kreis noch nicht einmal eingrenzen. Wo Kommilitonen oder Freunde sagten, dass Brünette mit blauen Augen oder was auch immer, voll ihr Typ waren, waren es eher andere Dinge, die Victor interessierte. Die Augen zum Beispiel. Da war es egal, welche Farbe sie hatten, er wollte nur darin versinken können. Er wusste, dass diese Beschreibung hoffnungslos romantisch und völlig kitschig klang, deshalb behielt er es auch immer für sich. Ein anderer Punkt waren die Lippen. Da allerdings konnte er nicht mit dem Finger drauf zeigen, was ihn da ansprach. Er konnte es nur sagen, wenn er es sah. Er mochte große, aber sanfte Hände. Außerdem war er jemand, den man über Geruch locken konnte. Roch sein Gegenüber gut, gab es schon einmal Pluspunkte. Und trotz all dieser vagen Kritikpunkte hatte er noch nicht den Menschen gefunden, mit dem er alt werden wollte. Vielleicht war es ihm nicht vergönnt, jemanden an seiner Seite zu haben?
 

Seufzend wandte er seinen Kopf zur Seite und blickte auf die Uhr seines Handys und er fuhr erschrocken hoch. Makkachin winselte protestierend und sprang dann vom Sofa hinunter. Victor rieb sich die Augen und griff nach dem Handy, um es in die Hosentasche zu stecken. „Verbringe ich den halben Abend mit Tagträumen...“, schüttelte er über sich selbst fassungslos den Kopf, während er in die Küche ging, um Makkachin Futter hinzustellen. „Dein Herrchen wird alt oder was meinst du?“, grinste er seinen Hund an, der ihn genau beobachtete, wusste er doch, dass es jetzt etwas zu essen gab. Als Victor den Napf hingestellt und die leere Dose entsorgt hatte, ging er ins Bad, um sich zum Schlafen fertig zu machen. Da er zu der Sorte von Menschen gehörte, die morgens duschen, stand er nach 10 Minuten in seinem Schlafzimmer und starrte nun auf das Heftchen, das noch auf seinem Nachttisch lag. Sofort kamen die Gedanken an diesen Yūri zurück. Eben diesen Yūri, den er den ganzen Tag auf der Arbeit versucht hatte zu verdrängen und es dann doch erst in den letzten 3 Stunden zu Hause geschafft hatte.
 

Doch hier war er nun, die Erinnerungen brachen wieder über ihn hinein, wie eine Flutwelle. Er war sehr überrascht gewesen, mit einem Mann zu telefonieren. Er hatte fest mit einer Frau gerechnet, doch Victor musste zugeben, dass die Überraschung durchaus positiv gewesen war. Mehr als das. Nicht, dass er eine besondere Präferenz bei den Geschlechtern hatte, aber diese Stimme. Er hatte es genossen, mit einem forschen jungen Mann zu sprechen. Normalerweise übernahm er immer die Führung, doch es war durchaus angenehm gewesen, einmal derart verführt zu werden. Victor blickte sich im Raum herum, auf der Suche nach Makkachin. Als er sich sicher war, dass er ihm noch nicht gefolgt war, schloss er schnell die Tür. Keine Chance, dass er das, was er nun vorhatte, unter den Augen seines geliebten Hundes tat!
 


 

Yūri genoss die Tatsache, dass Phichit außer Haus war. Denn das bedeutete, dass er sich während der Arbeit in der Wohnung ausbreiten konnte, wie er wollte. Für gewöhnlich saß er nur an seinem Schreibtisch und las zwischendurch. Bei besonders anspruchslosen Kunden, las er auch einfach zwischendurch weiter. Manchmal wünschte er sich, Spiele am PC oder Konsole spielen zu können, doch das Klackern der Tastatur, Maus oder Controller wurden vom Headset übertragen. Also verschlang er seitdem Buch um Buch und sein Schlafzimmer war immer aufgeräumt. Nun jedoch lag er ausgebreitet auf dem Sofa und gähnte ausgelassen. Natürlich hatte er seinen festen Dienst tauschen können. Donnerstag war der schwächste Tag in der Woche, also hatte Tomáš mit Freuden getauscht. Dafür hatte Yūri aber einen freien Freitagabend. Das war auch ganz nett.
 

Die einzige Sache, die ihn unsicher machte war, ob Victor noch einmal anrufen würde. Diese sanfte Stimme, wie er das 'u' in seinem Namen lang gezogen hatte und das 'r' über seine Zunge rollen ließ... Alleine die Erinnerung, wie die Stimme aus dem Headset in sein Ohr flüsterte, bereitete ihm Gänsehaut. Noch nie hatte er mit jemandem gesprochen, der eine solch attraktive Telefonstimme hatte. Victor hätte glatt bei der Hotline arbeiten können. Klang seine Stimme auch in echt so? Oder gehörte er zu den Leuten wie Yūri, dessen Stimme am Telefon irgendwie anders klang? Yūri fragte sich, wie er wohl aussah. Er war sich fast sicher, dass er seinen Ursprung nicht in Amerika hatte, aber es war schwer zu sagen, da er sonst eigentlich akzentfrei sprach. Zumindest, soweit es Yūri beurteilen konnte, allerdings hatte er manchmal Schwierigkeiten mit der Sprache. Vielleicht Ire? Sofort kam Yūri das Bild von einem Rotschopf mit Sommersprossen in den Kopf und irgendwie wollte das so gar nicht zu der Stimme passen.
 

Er blickte auf die Uhr. Es war 23:15 Uhr. In 45 Minuten endete seine Bereitschaft. Und Victor hatte sich noch nicht gemeldet. Er fragte sich, ob er zum ersten Mal von dieser Durchwahlnummer hätte Gebrauch machen sollen. Die Nummer war für Stammkunden, sodass sie sofort bei Yūri rauskamen, wenn er verfügbar war, ohne ihn beim Sprachcomputer zu verlangen. Aber irgendwie war ihm das immer zu blöd gewesen. Vorher wollte er das nie sagen, wer weiß, was für ein Idiot es werden würde? Und nachher? Als ob jemand, der sich gerade einen runtergeholt hatte, sich noch Stift und Papier irgendwo her nehmen würde... Alleine die Vorstellung, ließ ihn den Kopf schütteln.
 

„Ach, zum Teufel mit Victor!“, mit einem Ruck zog er sich vom Sofa hoch. „Was machst du hier eigentlich?! Du hast noch nie einem Kunden so hinterher getrauert. Außerdem sind sie genau das: Kunden! Die wollen sich mit Anregung einen von der Palme wedeln und dann ist die Nummer schon wieder vergessen!“, meckerte er sich selbst an, während er vor dem Sofa auf und ab ging. Er entschloss sich, etwas kaltes Wasser im Gesicht würde Wunder bewirken, zog sich beim Gang in Bad das Headset aus und legte es in den Schrank daneben.
 

Er hatte sich gerade eine Handvoll kühles Nass ins Gesicht geklatscht, als ein Geräusch seine Ohren spitzen ließ. Panisch griff er nach seiner Brille und dann direkt nach dem Headset. Er fummelte ein wenig ungeschickt, doch hatte es dann endlich am Platz. Wie oft hatte es schon geklingelt? Würde der Anrufer umgeleitet werden? Er drückte an den Kopf auf der Seite. „Guten Abend, hier ist Yūri. Mit wem habe ich das Vergnügen?“ Er wusste, dass er etwas atemlos klang, doch hoffte, dass er genug Sex in die Stimme gelegt hatte, dass der Anrufer ihm verzieh. „Yūri! Du klingst gehetzt. Hab ich dich irgendwo her geholt?“ Victor. Es war Victor! Yūri konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sein Spiegelbild im Badezimmer sagte ihm, dass er grinste wie ein liebestolles Schulmädchen. Ja, bravo.
 

Er lachte leise. „Ich freue mich, dass du anrufst, Victor“, beim Namen des anderen ließ er seine Stimme etwas tiefer werden. „Und nein, mein Headset hat nur nicht so gewollt, wie ich“, schob er mit einem leisen Lachen hinterher. „Was ein unartiges Headset“, stellte Victor amüsiert fest und aus irgendeinem Grund ließ es Yūris Herz schneller schlagen. [style type="italic"]Jetzt oder nie![/style], sagte eine Stimme in ihm. „Nun, da du schon zum zweiten Mal anrufst... Wie wäre es, wenn ich dir meine direkte Durchwahl gebe? Dann kommst du direkt bei mir raus und musst dich nicht mit dem Sprachcomputer abgeben“, schnurrte Yuri wieder in das Mikrofon. „Das wäre toll. Warte, lass mich nur mein Handy holen... Oh verdammt, wo habe ich es hingelegt...?“ Yūri musste sich ein Grinsen nicht verkneifen. Victor schien gerade ein wenig verplant zu sein. Bisher hatte er von dem Andern das Gefühl gehabt, dass er ziemlich durchorganisiert war. Aber das war nun irgendwie schon fast niedlich. Er konnte hören, wie Victor vor sich hin murmelte und etwas, wie das Knarzen einer Matratze erklang.
 

Dann hörte er das Geräusch von nackten Füßen auf dem Boden. „Wir können das auch verschieben und direkt zum anregenden Teil übergehen“, schnurrte nun Yūri in den Hörer. Er wollte vermeiden, dass Victor danach nicht mehr in Stimmung war. „Nein, schon gut. Ich würde sehr gerne diese Nummer haben“, Victors Stimme war tief, irgendetwas schien sein Angebot ihn im ausgelöst zu haben. Er hörte das Öffnen einer Tür und ein Bellen. „Das ist jetzt nicht dein Ernst“, schnaubte Victor ins Telefon. „Was?“, Yūri war nun verwirrt. „Ach, tut mir leid... Mein Hund hat gerade das Schlafzimmer gestürmt. Schien wohl eifersüchtig auf dich zu sein“, es war ein kleines, aber auch etwas genervtes Lachen. „Ah, da ist es ja.“ Er hatte das Gefühl, ein wenig Hall in Victors Stimme zu hören. Hatte er ihn auf Lautsprecher oder war er in einem Raum, mit nicht ganz so vielen Möbeln? Er überlegte. Dann beschloss er, einfach mal ins Blaue hinein zu raten: „Hmm, Badezimmersex. Gefällt mir“, wisperte er heiser und hörte ein leises, genießerisches Seufzen von Victor. „Aber vielleicht sollte ich dir jetzt erst einmal die Nummer geben. Danach können wir uns ja um das andere kümmern.“



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