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Bird On A Wire

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Mich gibt es wieder, ja! Habe alles verhältnismäßig gut überstanden. An dieser Stelle vielen Dank für die lieben Genesungswünsche :3

Es tut mir wirklich leid, euch mit diesem Cliffhanger alleine gelassen zu haben und hoffe, dass dieses Kapitel ein wenig entschädigt.

Vielen Dank an MuyMariposa für den Kommentar! *Schokoküchlein hinstell*

LG und viel Spaß beim Lesen!
yezz Komplett anzeigen

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Begegnung

Victors Augen flogen über die Karte. "Paniertes Schweinefleisch mit Soja-Sauce, Ei, Frühlingszwiebeln und Reis", las er halblaut vor. "Klingt mächtig", damit drehte er sich zu der Person hinter ihm um und war überrascht. "Jaaa...", lachte dieser. "Mein Mitbewohner steht total darauf. Danach geht er dann bestimmt eine Stunde joggen, um seine Gewissensbisse loszuwerden. Aber seine Mutter in Japan macht das beste Katsudon der Welt. Nichts für ungut, Kohta!", den letzten Satz rief er in Richtung des Kochs, der an der Seite stand. Dieser winkte lachend ab. "Ich denke, das ist so eine Art Bewältigung des Heimwehs oder so", er zuckte mit den Achseln.
 

Ja, das konnte Victor nachvollziehen. Victor kochte auch immer eines der Rezepte seiner Mutter nach, wenn er seine Eltern besonders vermisste. Ein klein wenig beneidete er den Mitbewohner dieses jungen Mannes. Immerhin konnte er nach Hause fliegen und konnte so wieder auf seine Eltern treffen. Dennoch musste Victor schmunzeln. Das musste eine durchaus interessante WG sein. Ein Thailänder und ein Japaner. Die Stadt war eben multikulturell, da war es doch kein Wunder. "Und kannst du mir auch etwas empfehlen, was nicht so auf die Hüfte schlägt?", fragte ihn Victor grinsend. Sein Gegenüber nickte. "Das Yakisoba ist hier sehr lecker. Oder das Tori Teri Don. Also Hühnchen mit Teriyaki-Sauce. Karē Raisu, wenn du Curry-Gerichte magst oder einfach nur Oden. Die Ramen-Gerichte kannst du hier aber auch alle sehr gut essen. Und auf jeden Fall musst du Gyōza als Vorspeise bestellen! Ähm...", er unterbrach sich und schaute Victor fragend an.
 

Victor merkte erst jetzt, dass er ihm mit offenen Mund fragend anstarrte. Gut, er musste zugeben, dass das vielleicht ein wenig zu viel Input auf einmal war. Er schloss den Mund wieder und lachte. „Du kennst dich ja aus“, sagte er zwinkernd. Dann setzte er sein Lächeln wieder auf und legte den Kopf schief. Sein Gegenüber lachte und winkte hektisch ab. „Wir... arbeiten beide viel und bei Kohta schmeckt es eben mit am Besten. Als der Laden noch ein paar Blöcke weiter war, war es ein echter Geheimtipp, aber bei der Größe kann man das wohl nicht mehr Geheimtipp nennen“, lachte er, vielleicht eine Spur nervös. Warum nervös?, fragte er sich kurz, aber ein anderer Gedanke kam sofort hinterher. Der Laden war gar nicht neu, er hatte ihn vorher nur nicht entdeckt! Die Bedienung lachte und nickte fröhlich. „Soll ich schon einmal deine Bestellung aufnehmen?“, fragte sie und er nickte. „Einmal Katsudon und das Karē Raisu für mich. Und zwei Mal die Gyōza“, sagte er. „Also das Übliche“, der Koch drehte sich rum und verschwand in einem Raum, der vermutlich die Küche war. „Hey! Ich esse auch gelegentlich Ramen oder Tempura“, rief er ihm hinterher.
 

Victor hingegen legte wieder den Kopf schief, legte seinen Finger an den Mundwinkel. Eine Geste, die er immer machte, wenn er nachdachte. Er merkte es schon gar nicht mehr. „Ich nehme die Miso-Ramen mit Schweinefleisch und Gemüse zum Mitnehmen“, bestellte er dann halbwegs entschlossen. Die Bedienung nickte und schrieb das auf. Der andere Gast neben ihm schaute ihn, mit erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen an. Was wollte er bloß. Die Erkenntnis traf Victor kurze Zeit später wie ein Blitz. „Und bitte einmal die Gyōza, natürlich", fügte Victor hinzu. Die Frau grinste und nickte. "Natürlich." Seine mehr oder weniger hilfreiche Essensberatung in Person schien zufrieden und nickte.
 


 

Phichit hatte schon nach 2 Stunden Arbeit gewusst, dass das heute nicht sein Tag werden würde. Natürlich hatte er nichts an den Forschungsunterlagen für ihre Reise nach New York arbeiten können. Da es auf der Notaufnahme drunter und drüber ging, hatten sie ihn zur Hilfe dorthin geschickt. Dr. Celestino war etwas ungehalten darüber gewesen, aber zur Not würde Phichit einfach am Wochenende noch etwas länger bleiben. Und nächste Woche hatte er 3 Nachtschichten, wenn alles gut lief, konnte er so auch ein wenig Arbeit nachholen oder vielleicht sogar vorarbeiten. Aber das hatte nichts daran geändert, dass er den Tag mit überbesorgten Eltern und quengelnden Kindern zu tun hatte. Doch das Schlimmste war eigentlich gewesen, dass er sich im Nachhinein mit einer Mutter hatte anlegen müssen, da er ein Kleinkind vorgezogen hatte, das offensichtlich kurz vor einem allergischen Schock gestanden hatte. Natürlich war der Bienenstich ihres 13-jährigen Jungen wichtiger. Auch wenn sie bereits bei der Krankenschwester gesagt hatte, dass er nicht allergisch darauf reagierte. Warum kam man mit einem Bienenstich ins Krankenhaus?
 

Das Ganze ist sogar eine Befehlsebene höher gegangen und Phichit hatte kurz mit dem diensthabenden Leiter der Notaufnahme sprechen müssen. Natürlich hatte er Recht bekommen, aber das waren 15 Minuten, in denen er wieder jemanden hätte helfen können. Nicht zu sprechen von den 20 Minuten, die ihn diese Mutter aufgehalten hatte...Trotzdem hatte er pünktlich Feierabend machen können, was ihn ein wenig milde stimmen konnte. Gegen Abend wurde es selbst in der Notaufnahme ruhiger und er hatte die Gunst der Stunde genutzt und sich schnell aus dem Staub gemacht. Immerhin war er neugierig darauf gewesen, wie Yūris Vorstellungsgespräch gelaufen war. Doch als er nach Hause kam, erwartete ihn bereits die nächste Überraschung. Es hatte angebrannt gerochen. Und zu allem Überfluss hat er Yūri putzend vorgefunden, während er schmutzige Dinge in sein Headset geschnurrt hatte.
 

Er hörte es immer noch vor sich. „Ja, Süße. Genau so. Hörst du, wie du mich außer Atem bringst?“ So im Nachhinein darüber nachgedacht war es wohl eher nicht die Kundin, sondern das Entfernen vom Angebrannten auf dem Ceranfeld, was Yūri so atemlos machte. Phichit hatte keine Ahnung, wie Yūri das angestellt hatte... Oder doch, eigentlich hatte er eine ziemlich genaue Vorstellung davon, aber so genau wollte er nicht darüber nachdenken. Natürlich war ihm genau das wieder in den Sinn gekommen, als der Gast vor ihm mit ihm gesprochen hatte. 'Wir arbeiten beide hart'... An Doppeldeutigkeit war dieser Satz kaum zu überbieten. Er hoffte inständig, dass er nicht Rot wie eine Tomate geworden ist. Dass sein Kopfkino ihm da aber auch immer einen Streich spielen musste.
 

Und aus irgendeinem Grund kam ihm dieser Mann auch bekannt vor. Diese grauen Haare... Phichits Augen weiteten sich vor Schreck. Das war der Typ, mit dem sie Letztens was zu tun hatten. Er war doch der Freund von demjenigen, mit dem Yūri halb nackt an der Stange getanzt hatte! Und später auch mit ihm... Es war unübersehbar gewesen, dass Yūri total fasziniert von ihm gewesen war. Oh mein Gott! Phichit war kurz davor, zu hyperventilieren. Er betete zu allen verfügbaren Göttern, dass er ihn nicht erkennen würde. Aber wenn er ihn erkennen würde, dann hätte er das bereits getan, oder? Hatte er sich etwa, ähnlich wie Yūri und die anderen so sehr betrunken, dass er keine Erinnerungen mehr hatte? Oh, Gott sei Dank. Wenigstens eine Sache würde am heutigen Tag halbwegs gut verlaufen.
 

„Ich bin übrigens Victor“, stellte er sich vor. „Phichit, nett dich kennenzulernen“, kam die Floskel fast schon automatisch über seine Lippen. Doch dann rutschten plötzlich alle Puzzleteile zusammen und sie passten erschreckend gut. Victor. Akzent, vermutlich russisch. Tolle Stimme. Konnte das? Nein, das war nicht möglich. Die Hotline konnte man von überall in den USA anrufen. Das war einfach nicht möglich. Außerdem gab es sicherlich viele Russen in Amerika, die Victor hießen. Das war ein schön universeller Name, russisch aber auch gut für Amerikaner auszusprechen. Das war ganz sicher nur ein lustiger Zufall. Das konnte einfach nicht sein. Und dann hatte Yūri auch noch mit ihm getanzt!!!! Langsam wurde Phichit wirklich panisch. Das war nur ein Zufall. Nur ein Zufall. Das ist nicht Yūris Victor. Das kann gar nicht sein. Von den ungefähr 321,4 Millionen Einwohnern in der USA soll ausgerechnet dieser eine Victor auch in Detroit leben und er traf ihn gerade mal einen Katzensprung von ihrer Wohnung entfernt? Unwahrscheinlich. Das war so unwahrscheinlich, dass es sich noch nicht einmal lohnte, eine Wahrscheinlichkeitsrechnung deswegen aufzumachen.
 

Der Tag wollte ihn einfach nur noch weiter ärgern. Das war alles. Heute hatte er einfach schlechtes Karma. Das konnte auch nicht Yūris Telefonsex-Victor sein. Immerhin sah er recht gut aus und anhand des Anzugs, den er trug, konnte er sich vorstellen, dass er ordentlich verdiente. So jemand würde sich nicht mit Telefonsex begnügen, richtig? Phichit musste über sich selbst lachen. Kurzzeitig war er nahe dran gewesen, vollkommen auszuflippen, aber jetzt hatte er sich wieder unter Kontrolle. „Ihre Ramen“, hörte er die Stimme von Aiko, der Bedienung. Er war froh, dass sich dieser Victor etwas bestellt hatte, das schnell ging. Er wusste nicht, ob er es noch länger ausgehalten hätte. Victor verabschiedete sich und ging hinaus. Dort hockte er sich kurz hin und... Ernsthaft? Er hatte einen Hund? War es vielleicht doch Zeit, auszuticken? Eins stand fest, er durfte Yūri erst einmal nichts über ihn sagen.
 


 

Manchmal hatte sich die ganze Welt gegen ihn verschworen. Er hatte doch tatsächlich nicht nur die Tomatensauce anbrennen lassen, sondern auch noch halb in die Küche gekippt, als er den Topf mit einer Hand in die Spüle schieben wollte. Er hatte vergessen sein Headset aufzuladen und so hatte er seinen ersten Kunden für den Tag mit Telefon in der Hand absolvieren müssen. Immerhin war er zurzeit um jeden Kunden froh, er wollte ja schließlich schnellstmöglich von dieser Hotline wegkommen. Dass seine Kundin nichts von seinem Fauxpas mitbekommen hatte, zeigte Yūri ganz deutlich, wie abgebrüht und routiniert er mittlerweile bei der Sache war. Und das gefiel ihm eigentlich gar nicht.
 

Als wäre das alles nicht genug gewesen, war in dieses Szenario auch noch Phichit geplatzt. Ein sehr erschöpft aussehender Phichit, der nicht nur das ganze Chaos und den fürchterlichen Geruch von Angebrannten wahrnahm, sondern auch noch seinen Dialog in voller Peinlichkeit mitbekam. Es sah resigniert aus, als er seine Tasche absetzte, einen Zettel nahm und schrieb: 'Ich geh zu Kohta, das Übliche für dich?' Yūri nickte erleichtert. 'Bist der Beste!' schrieb er schnell darunter. Phichit schenkte ihm noch ein schiefes Lächeln und verschwand dann. Ließ Yūri mit dem Chaos und seiner Kundin alleine. Er war seinem Mitbewohner unendlich dankbar, dass er so rücksichtsvoll war. Und doch fühlte er sich schlecht, dass er mit so etwas auskommen musste. Als sein Handy auf dem Esstisch vibrierte, sprang er auf und hastete dorthin. Es war die Firma vom Vorstellungsgespräch. „Yūri Katsuki?“, meldete er sich, während sein Herz bis zum Hals schlug. „Ja. Ja, ich verstehe. Alles klar. Vielen Dank.“
 

Er hatte gerade aufgelegt, als Phichit zur Tür hereinkam. Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. „Phichit? Alles ok mit dir?“, fragte er besorgt und kam ihm entgegen, um die Tüte vom Imbiss abzuholen. „Ja, ja. Nur ein heftiger Tag“, winkte Phichit ab, doch er wirkte ein wenig eigenartig. Yūri überlegte gerade noch, ob er nachhaken sollte oder nicht, als Phichit schon fragte: „Wie war dein Bewerbungsgespräch?“ Yūri schnaubte. „Ich habe das Gespräch selbst ziemlich verhauen, wurde mir eben am Telefon bestätigt. Aber praktisch war ich gut. Sie wollen es mit mir versuchen“, Yūri grinste schief, während Phichit jubelte und ihm um den Hals fiel. „Gott sei Dank! Ein Licht am Ende des Tunnels! Mein Mitbewohner wird bald einen normalen, bodenständigen Job nachgehen. Kein Sex Talk mehr am Frühstückstisch!“, lachte er heiter.
 

Yūri stimmte mit ein. „Ach komm, du wirst es vermissen!“, neckte er und stellte die Tüte auf den Tisch. „Soll ich dir vielleicht noch ein paar Mitschnitte machen? So ein Best Of oder so?“ „Nein! Das brauche ich echt nicht. Nein, danke!“, Phichit schüttelte vehement den Kopf und lachte dennoch weiter. Er wirkte jetzt viel heiterer, als noch vor 2 Minuten. Vielleicht war es doch die Arbeit, dachte Yūri erleichtert. Stress konnte viel mit Menschen machen, das wusste er aus Erfahrung. „Ich gehe noch schnell die Hotline abschalten“, fiel es Yūri ein und er verschwand in seinem Zimmer. „Ich bitte darum!“, rief ihm Phichit nach. „Beim Frühstück ist es schon schlimm genug!“
 

Zufrieden und satt saßen sie sich etwas später gegenüber und erzählten sich gegenseitig von ihrem Tag. Phichit schüttelte den Kopf über das Vorstellungsgespräch und Yūri ärgerte sich für Phichit mit, was sein Tag anging. „Bald bist du in New York“, seufzte Yūri dann. „Ich habe keine Ahnung, was ich ohne dich in der Zeit machen soll.“ „Du kannst mit den Anderen weggehen. Übertreibs nur nur nicht, hast ja keinen, der dich nach Hause bringt“, zwinkerte Phichit. „Ich habe eigentlich überlegt, all die schlechten Filme zu gucken, bei denen du dich weigerst. Hatte ich dir gesagt, dass es von Sharknado noch 3 weitere Teile gibt und 'Sharknado 5: Global Swarming' bald in die ?" "Oh Gott... Nicht ernsthaft. Nein, Yūri. Ich habe dich echt gern, aber das geht zu weit!“, jammerte Phichit direkt. Yūri schüttelte lachend den Kopf. „Vielleicht sollte ich mir in deiner Abwesenheit einen neuen Kumpel für schlechte Katastrophenfilme suchen.“
 

Phichit spielte den Entsetzten. „Oh mein Gott, Yūri. Du willst mich ersetzen? Einfach so? Das verletzt mich ernsthaft“, sagte er, doch konnte sich nicht zusammenreißen und fing mittendrin an zu lachen. Das half natürlich nicht dabei, das glaubhaft rüberzubringen. Yūri nickte. „Ich brauche jemand, der die schlechten Stellen mit mir kommentiert!“, beschwerte er sich. „Du solltest einfach vernünftige Filme gucken“, konterte Phichit. „Tue ich doch auch. Ich gucke auch gerne Actionfilme und Komödien, wenn sie nicht gerade 'romantisch' davor stehen haben. Wir haben auch schon einige Horrorfilme zusammen geguckt“, verteidigte sich Yūri. „Du hast dich die Hälfte von 'Insidious' unter der Decke versteckt und bei 'Get Out' hast du dich geweigert, ihn im Kino zu sehen. In Horrorfilmen bist du nicht gut", lachte Phichit. "Die waren ja auch echt heftig. Der Trailer von 'Get Out' geht schon unter die Haut. Und so schlimm ist es doch auch nicht, wenn wir uns den später ausleihen und in Ruhe zu Hause gucken", maulte Yūri. Phichit grinste, da er genau wusste, dass er wieder einen wunden Punkt bei Yūri getroffen hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß... Ich bin gemein. Bei Gelegenheit gehe ich mich eine Runde schämen. Versprochen! Vorher bemühe ich mich jedoch, alles soweit fertig zu bekommen, um euch vielleicht noch ein Ausgleichskapitel am Mittwoch bieten zu können :) Komplett anzeigen

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