Zum Inhalt der Seite

Zwei Tiere in Ionia

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Da Weihnachten ist, wollte ich ein kleines Special bringen, auch wenn es eigentlich nicht wirklich was mit Weihnachten zu tun hat :D Es wird mehrere Teile hiervon geben, damit man die Sicht aller sieht. Aber die anderen Teile folgen erst irgendwann in der Zukunft.

Mitspielen werden bei den Mädchen: Neru, Bastet, Akali, Xayah (nehmen wir einfach an, dass sie sich mittlerweile angefreundet haben, weil das sowieso irgendwann in der Zukunft spielt)

bei den Jungs: Yi, Yasuo, Shen, Rakan

Für diejenigen, die das Spiel nicht kennen, sind hier nochmal die Regeln:

Es werden Zettel mit den Namen oder persönliche Gegenstände aller Teilnehmer in einen Beutel oder eine Kiste gelegt und dann muss ein Mädchen/Junge einen Namen/Gegenstand aus dem Beutel des jeweils anderen Geschlechtes ziehen. Der Zieher und der Gezogene müssen dann für genau sieben Minuten zusammen in einen Schrank. Alles was im Schrank passiert bleibt auch im Schrank, also ist der Sinn, dass man etwas romantisches macht, aber man kann auch die ganzen sieben Minuten über stillschweigen und nichts tun. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Allen ein frohes Neues💕
Hier ist das erste Kapitel in 2018 :D Es kommt zwar deutlich später als geplant (Weihnachten haha Fail) aber ich wurde von Jhin aufgehalten :'D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, dass die ägyptische Mythologie eigentlich rein gar nichts mit der Welt von Runeterra zu tun hat, but idc so here we go. Ist ja eh alles nur erfunden. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir wirklich leid, dass ich mich hier wieder so lange habe nicht blicken lassen. Ich habe jeden Tag an diese FF gedacht, auch wenn ich mich nur um meine AoT-FF gekümmert habe, aber fand einfach nicht die Inspiration dafür. Es ist nicht so, dass ich nicht weiß, wie die Geschichte weiter gehen soll, ich habe die Kapitel nämlich klar und deutlich vor Augen, es fehlt mir nur das ,,Wie?" und das funktioniert ohne Motivation nicht...

Aber zu Ehren des Blutmondes, den wir vor kurzem sogar auch hier in Deutschland zu sehen bekommen haben, musste ich einfach dieses Special schreiben. Denn in meinem Kopf baut sich YiRus gesamte Beziehung irgendwie auf dem Blutmond auf und deshalb kickt er mich auch direkt in ein Bad der Gefühle. Außerdem bin ich bei Vollmond sowieso am produktivsten, yeiy :D

Also genug mit den Erklärungen. Jetzt viel Spaß beim Spekulieren ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Mal ein Mega-Kapitel, was ich euch nach... eh... einem dreiviertel Jahr auch schuldig bin? Ehm ja... rip me. Ich wollte es einfach nicht aufsplitten. Ihr sollt nur wissen, dass legit kein Tag vergeht, an dem ich nicht an diese FF denke und mir überlege, was ich schreiben soll, aber am Ende schreibe ich alle paar Monate ungefähr zwei kleine Abschnitte.. und es nimmt einfach kein Ende... Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Anfang der Jäger

Unsere Namen sind Bastet und Neru-Anne. Man nannte uns auch die Katzengöttin und das Alfatier. Wir waren Halbgötter - meine Schwester zumindest. Unser Vater war Anubis, doch nur Bastet hatte die göttlichen Kräfte geerbt. Dabei sah sie noch menschlicher aus als ich: Braune Haare mit blonden Spitzen und Katzenohren im selben Braunton. Der Rest war normal, bis auf den ebenfalls braunen Katzenschwanz mit weißer Spitze. Ich dagegen hatte hellgraue Haare mit violetten Spitzen und Wolfsohren. Meine unfassbar lange, flauschige Rute war auch nicht zu übersehen. Doch das, was mich zum Nicht-Menschen machte, waren meine Beine: Ab dem ersten Viertel mit hellgrauem Fell überzogen und ich hatte große Pfoten statt Füße. Auch das Knie ging - wie bei jedem Wolf - in die andere Richtung als beim Mensch. Allein deswegen wurde ich weniger toleriert. Obwohl ich meinem Vater durchaus ähnlicher sehe - er hat ja einen Schakalskopf - hatte ich keine göttliche Macht bekommen. Wir verstehen auch bis heute nicht wie aus Bastet bei den Eltern eine Katze werden konnte, denn unsere Mutter war eine normale Frau.
 

Wo genau wir geboren waren sind wir uns nicht sicher, aber seit wir uns erinnern konnten waren wir in Shurima. Eine riesengroße Wüstenlandschaft - wirklich nichts für mich.
 

Unsere Mutter wusste, dass wir trainieren mussten und Sand da nicht half. Solange wir klein waren konnten wir im Haus noch kämpfen und lernen, aber im Alter von fünfzehn begann das Überlebenstraining im Wald. Dafür wurden wir jede Woche, aus Shurima raus, in einen Wald geführt. Hier waren wir auf uns allein gestellt. Erst nach sechs Tagen wurden wir abgeholt. Ein Tag zu Hause in der Zivilisation und dann wieder in die Wildnis. Uns störte das gering. Wir wussten nämlich, dass wir das Training brauchten, wenn wir in die Liga der Legenden aufgenommen werden wollten, und auch dass unsere Mutter uns nicht selbst trainieren konnte. Außerdem war dieser Wald wirklich herrlich! Schön kühl, kein Sand in den Augen, dunkel und voller Leben. Es gab hier sogar Wasser! Und doch mussten wir nach Hause, weil wir auch unsere liebe Mutter sehen wollten. Dafür akzeptierten wir auch das Hin-und-her.
 

Sobald wir stärker waren und ein paar Fähigkeiten drauf hatten, wurden wir in ein anderes Waldstück verlagert. Hier gab es richtige Monster zu bekämpfen. Auch sehr dunkel, aber nichts für die Nachtsicht eines Wolfes und einer Katze. Natürlich hatten wir grell-gelbe Schlitzaugen, die uns noch von Menschen unterschieden. Dieser Wald war schon eine ganze Nummer härter. Das bemerkten wir auch daran, dass wir tatsächlich Rengar begegnet waren! Er streifte hinter paar Bäumen an uns vorbei. Wir beobachteten uns gegenseitig, doch machten keine Anstalten anzugreifen. Wir wussten genau, dass wir noch zu schwach waren und er uns beide einfach töten konnte. So knurrten wir nur bedrohlich, aber zeigten per Körperhaltung Respekt. Vielleicht ist dies sogar der einzige Grund, warum er uns am Leben gelassen hatte. Danach sahen wir ihn nie wieder. Jetzt hatten wir die Stärke, die uns fehlte. Mit unseren ultimativen Fähigkeiten könnte er es nicht mehr mit uns beiden aufnehmen.
 

Wir waren einundzwanzig, als uns die Nachricht ereilte, dass unsere Mutter gestorben war. Das war unerträglich für uns, aber auch das Zeichen zur Abreise. Endlich raus aus Shurima auf der Suche nach verschneiten Bergen - ich zumindest. So kamen wir irgendwann nach Freljord. Mir hat es ziemlich gefallen und Bastet gab sich echt Mühe, dass es ihr auch gefiel, aber wir wurden schnell wieder verscheucht. Ich werde dieses Volk wohl nie verstehen.
 

Unterwegs durch Valoran trafen wir einige Legenden wie Ezreal, Jinx, Ekko, Twisted Fate, Miss Fortune und sogar Nidalee. Wir trafen sie in einem Wald und erwarteten das gleiche wie bei Rengar, aber sie kam auf uns zu und war ganz freundlich. Vielleicht hatten wir auch nur den Katzen-Vorteil. Auf jeden Fall hat sie uns noch ein paar hilfreiche Tipps über die Jagd und wie wir unsere Fähigkeiten verbessern konnten gegeben.
 

Auf unserer Weiterreise konnten wir auch einen spannenden Kampf zwischen Garen und Katarina miterleben. Wie sie ihre Klingen führten, wie in einem tödlichem Tanz, atemberaubend! Aber nach etlichen Unentschieden gingen sie doch wieder Heim. Aber so wie sie sich hinterhergesehen haben... da war keine Feindschaft in den Augen.
 

Wir erlebten einen kleinen Bürgerkrieg mit und ließen uns natürlich nicht zweimal bitten zu helfen. Nach einem Sieg für die Seite, die Recht hatte, und einer Wiedervereinigung des Volkes wurde die Liga aufmerksam auf uns. Wir durften ihnen unsere Fähigkeiten präsentieren. Sie waren tatsächlich überzeugt und verliehen uns die Rollen Tank und Supporter. Die zweite war Assassine, was für einen Support sehr ungewöhnlich ist, aber egal. Hier bekamen wir auch unsere Titel. Wir waren endlich Legenden!
 

Hier lernten wir Ahri, die neunschwänzige Füchsin, kennen. Ich glaube es war klar, dass wir uns sofort verstanden. Sie war ebenfalls auf der Durchreise, nur dass sie ein Ziel hatte. Und das brachte sie uns praktisch mit: Sie erzählte uns von ihrer Heimat namens Ionia, ein spiritueller Ort mit viel Natur. Das klang wie Musik in unseren Ohren. Sie erwies sich so freundlich, uns auf ihrem Schiff dorthin mitzunehmen. Nun waren wir unterwegs...

Kapitel 1- Ankunft in Ionia

...Auf Ahris Schiff musste ich feststellen, dass ich leicht seekrank war. Übergeben musste ich mich zwar nicht, aber ich hatte durchgehend Kopfschmerzen und mir war oft schwindelig. So verpasste ich das Meiste und meine Schwester meinte sogar, dass uns ein Krake angegriffen hätte und ich sogar das verschlafen hätte.

 

Nach zwei Tagen Seefahrt konnte ich schon die Umrisse der Insel sehen. Ein wenig Nebel umhüllte sie. Trotzdem konnte ich schnell Bäume und Berge erkennen. Ich freute mich so sehr, dass ich mit meiner Rute hinter mir alles kurz und klein schlug. Dann bemerkte ich, wie etwas sanft den ,Flauschi' packte und neben mich trat. Bastet, wie ich es mir gedacht hatte. Sie nahm meinen Schwanz und legte ihn sich wie einen Schal um den Hals. Das tat sie gern und oft und mir gefiel es.

 

,,Freust du dich schon?", fragte sie ohne mich anzusehen. ,,Ja. Wer weiß wer da wohl so lebt", antwortete ich. Sie wusste genau, dass ich jemand Bestimmtes damit meinte. Wir konnten uns schon öfters etwas umhören und uns Geschichten und Heldentaten über die verschiedensten Champions anhören. So hatte sie schnell Gefallen an Yasuo, dem entehrten Krieger, gefunden. Jetzt nervte ich sie immer damit. Auch ich habe von einem gehört, dessen Name mir wie ein Ohrwurm hängen geblieben ist, aber das wusste sie nicht. Sie hätte sich sonst um das Zehnfache gerecht. Doch sie würde mich sicher bald durchschauen. ,,Stimmt, er wohnt ja auch in Ionia", meinte sie und wir grinsten, während die Insel immer näher kam.

 

Noch nicht mal angelegt und ich sprang schon ab. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Ich hatte die Angewohnheit mich wie ein Känguru auf meinen Schwanz zu setzen und quasi in der Luft zu sitzen. So saß ich da und wartete auf Ahri und meine Schwester, die zum Glück schnell kamen. Ich konnte es kaum erwarten die Insel zu erkunden!

 

Zuerst liefen wir durch die Hafenstadt. Ahri schien sich sehr zu beeilen. ,,Wohin rennst du?", fragte Bastet endlich. ,,Ich will hier nicht zu lange bleiben. Diese Region ist unter Noxus' Kontrolle. Wer weiß was passiert." ,,Wo sind wir überhaupt?", wollte ich wissen. ,,An der südlichen Küste, in Navori. Galrin und Shon-Xan gehören auch zu Noxus. Haltet euch hier lieber nicht zu lange auf. Ihr werdet hier nur extrem selten einen ionischen Champion sehen, das verspreche ich euch", erklärt die Magierin. Die sonst lockere und fröhliche Frau war jetzt so angespannt, dass wir auch schnell weg wollten.

 

Hinter der Holzstadt zeigten sich große Bäume und Wasserfälle. Während wir durch diese Pracht liefen, wurde das Verlangen hier zu bleiben immer größer. Ich fand unseren kleinen Wald schon hübsch, dagegen war das hier der Himmel!

 

An mir flog ein kleiner Vogel vorbei und schwupp, da war er weg. ,,Neru, hör auf den Wald jetzt schon leerzufressen!", ermahnte mich mein Schwesterherz. ,,Aber ich konnte auf dem Schiff kaum etwas essen. Ich war doch krank." ,,Das ist keine Ausrede dafür, dass du nur ans Fressen denkst." Ahri schien unsere Unterhaltung zu amüsieren. ,,Ich denke nicht nur ans Fressen. Zum Beispiel auch an einen Schwertkämpfer", grinste ich sie von der Seite an. ,,Anne, wag es dich..." Sie nannte mich immer bei der zweiten Hälfte meines Vornamens, wenn sie wütend auf mich war oder den Herrscherton anschlug. ,,Hm, mal sehen wie schnell wir Yasuo finden", provozierte ich sie weiter und sie sprang auf mich zu. Ich wich auf einen hohen Baum über mir aus. Sie sprang mir hinterher, doch ich war wieder unten und rannte weg. Meine Beine waren wirklich nicht für den normalen Sprint geeignet - zumindest auf zwei Beinen, und auf vier wie andere Wölfe konnte ich ja nicht. So holte sie mich schnell ein. Ich hörte Ahri noch nach uns rufen, dann sah ich eine gute Fluchtmöglichkeit: Ein kleiner See an einem Wasserfall. Sie war zwar längst nicht mehr wütend und wir jagten uns einfach so, aber ich sprang trotzdem rein. Die zwei Personen am anderen Ufer ignorierte ich mal. ,,Arschbombe!", dann klatschte ich drauf. ,,Ich bin nicht wasserscheu, das weißt du!", dann sprang sie auch ins Wasser. Ich sah sie nur siegessicher an, während sie zu mir tauchte. Sie fuhr ihre Krallen aus. Immer noch unter Wasser packte ich sie aus sicherer Entfernung mit meiner Rute am Hals und hob sie hoch. Jetzt war sie in meiner Gewalt. Sie könnte mich zwar beißen und weiter angreifen, aber wir würden uns nie verletzen.

 

Wir stiegen auf der anderen Seite des Sees aus dem Wasser und lachten nur. Ahri kam zu uns und schimpfte. Dann begrüßte sie eine schwarzhaarige Frau, die hier scheinbar schon länger war. Das meiste des Gesprächs verpasste ich; ich war zu konzentriert darauf meine Haare, mein Fell und mein dickes, dunkelgraues Kleid zu trocknen. Es war zwar kurz, aber für mich warm genug für Stürme und Winternächte. Wie es sich herausstellte hieß die Frau Akali, ein genauso schöner Name wie Ahri - meiner Meinung nach. Dann reichte sie meiner Schwester die Hand, die zuvor dasselbe getan hatte wie ich. Dann war ich dran. ,,Neru-Anne", brachte ich flüchtig hervor. ,,Ah, die beiden neuen Champions. Hätte nicht gedacht, dass ihr so schnell hier sein würdet." Ihre Stimme klang so beruhigend. ,,Kann ich die beiden dir überlassen? Sie wollen sich in Ionia umsehen und ich muss in die andere Richtung", fragte Ahri sie. ,,Klar doch, aber nicht beißen." Ich und Bastet mussten lachen. ,,Wer war eigentlich die Person neben dir gerade?", fragte ich doch noch. ,,Hm? Hier war niemand. Ich bin allein gekommen", log sie gut. Uns konnte sie nicht verarschen, denn ich konnte die Person noch riechen, auch in welche Richtung sie gerannt war. Wir ließen ihr jedoch die Privatsphäre und sagten nichts weiter. Ich hörte Ahri kichern, dann war sie schon weg. ,,Kommt, ich führe euch in die Hauptstadt und stelle euch ein paar gute Freunde vor. Sie sind auch Champions", winkte sie uns zu, sie war schon losgelaufen. Wir liefen ihr gespannt nach und sie holte ihre zwei Klingen aus einem Busch. Ich spürte frischen Wind aufkommen, es wurde Abend...

Kapitel 2 - Überall Assassinen

...Akali führte uns in die Hauptstadt - Placidium, wie sie sie nannte. Die Stadt war von hohen, dicken Mauern umrundet. Im Inneren gab es viel weniger Holzhäuser und mehr aus Stein als außerhalb. Der Gesamteindruck war fester, aber dennoch so ruhig und gelassen. Ab und zu konnten wir in der Ferne Tempel und Klöster sehen. Das Rauschen der Bäche war für mich wie eine Einschlafmelodie.

 

Meine Schwester betrachtete ebenfalls alles genau, als ein kleines, violettes Etwas auf uns zu kam. Es war so schnell, dass ich es kaum am Ende der Straße erblickt hatte, es schon bei uns war. Es war wie's aussieht ein Yordle. Niedliches, kleines Volk, aber an Stärke keinesfalls zu unterschätzen.

 

,,Hi, Kennen. Lang nicht mehr gesehen", begrüßte Akali ihn freundlich und bückte sich, um ihm die Hand zu reichen. Der kleine Yordle kniff die Augen zusammen, erwiderte den Händedruck und entgegnete: ,,Du bist auch kaum noch zu finden. Wo bist du eigentlich immer? So viel zu tun?" ,,Ja, mal hier und da" ,,Hast du Shen gesehen? Er scheint auch verschwunden zu sein", seine Augen füllten sich mit Sorge. ,,Stimmt. Ich hab auch seit Tagen keine Spur von ihm gesehen", meinte Akali. ,,Er würde doch Ionia nicht verlassen ohne uns Bescheid zu geben, oder?" ,,Nein, sicher nicht. Er treibt sich wahrscheinlich wieder irgendwo in der Geisterwelt rum. Du weißt ja, es gefällt ihm dort", sie lächelte.

 

Jetzt erst wandte Kennen sich an uns. Mit skeptischem Blick betrachtete er uns von oben bis unten. ,,Wen hast du da mitgebracht?", fragte er sie ohne den Blick von uns zu wenden. ,,Das sind Bastet und Neru-Anne. Die Katzengöttin und das Alfatier. Sie sind noch ganz neu in der Liga und ich wollte ihnen ein paar Champions vorstellen. Sie wollen sich Ionia ansehen", erklärte sie. ,,Von wo kommt ihr?", er kam näher. ,,Shurima", antwortete Bastet ernst. Kennens Miene änderte sich augenblicklich und er wurde wieder freundlich. ,,Also seid ihr kein Feind. Herzlich willkommen in Ionia." ,,Danke", sagte ich und wir lächelten uns alle an.

 

,,Ich wollte euch noch Shen vorstellen, das Auge des Zwielichts. Wir sind seine Begleiter, aber er scheint noch nicht da zu sein. Naja, ich hoffe ihr verschwindet nicht morgen schon", schaute sie uns fragend an. ,,Nein, wir wollen uns gründlich umsehen. Und wenn es hier so nett ist wie wir hörten, würden wir vielleicht sogar bleiben", sagte ich mit ein wenig Hoffnung in den Augen. Kennen sprach für Akali weiter: ,,Das Volk ist wirklich freundlich. Wenn ihr Frieden mögt, seid ihr hier richtig. Und solltet ihr im Kopf genauso viel Tier sein wie vom Aussehen her, müsstet ihr euch sogar sehr wohl fühlen. Aber das ist nicht so wie in eurer Heimat." ,,Nein, viel schöner sogar! Wir haben noch nicht viel gesehen und haben jetzt schon das Verlangen für immer in diesen großen Wäldern zu bleiben! Es ist viel schöner als unser Wald oder Freljord", schwärmte meine Schwester. ,,Also, naja... Freljord war doch gar nicht mal so-", wurde ich von einem harten Tritt auf die Pfote unterbrochen, ,,ja, sehr schön ist es hier. Es gibt nichts besseres. Hehe", änderte ich schnell meinen Text. Akali schaute uns erst skeptisch an, doch lachte dann leicht.

 

,,Schön, dass es euch so sehr gefällt. Aber für einen angenehmen Aufenthalt solltet ihr ein paar Dinge beachten", setzte das Herz des Sturms sehr ernst an, ,,Ionia ist die Heimat vieler verschiedener Völker und Assassinen. Leider gibt es auch viele, die sich für das Böse entschieden haben. Vor solchen müsst ihr euch in Acht nehmen. Zum Beispiel Syndra. Sie sollte zwar in ihrem Wolkenschloss sein, aber wer weiß, wann sie wieder kommt. Oder Zed: Er ist ein Verbannter, aber hält sich trotzdem hier auf. Er ist sehr gefährlich. Wenn ihr auf ihn trefft, wird er euch mit allen Mitteln versuchen auf seine Seite zu bringen. Lasst es euch von ihm auf keinem Fall schön reden. Aber wenn ihr ablehnt, wird er immer versuchen euch zu töten. Wenn ihr ihn seht, macht einen großen Bogen um ihn. Es wäre besser, wenn er von eurem Dasein so spät wie möglich erfährt." Mir wurde mulmig. ,,Ja, das stimmt. Aber ich glaube das reicht erst mal. Du erzählst fast schon Gruselgeschichten. Kommt! Ihr seid zu einem günstigen Zeitpunkt aufgetaucht, denn bald ist wieder der Blutmond! Er kommt nur einmal jede Generation und wird hier groß gefeiert. Es wird euch sicherlich gefallen!", die schöne Frau packte uns an den Händen und zog uns weiter in die Stadt hinein. Ich merkte, dass Kennen nicht mehr da war und fragte nach. ,,Er hat sicher noch was zu tun. Er muss bei den Vorbereitungen für den Blutmond nicht mithelfen, also bekommt er nicht frei und muss andere Sachen erledigen"

 

Bastet sah sich alles mit großen Augen an. Irgendwie wurde ich von ihrer Neugier und Akalis Freude angesteckt und vergaß mich beinah selbst. Die Leute sahen uns alle an, aber nicht mit Furcht oder Hass oder wie Fremde, so wie wir es gewohnt waren, sondern mit einem Lächeln. Ja, hier sollten wir uns wohl fühlen...

Kapitel 3 - Ein einsames Haus im Wald

...Akali zeigte uns ein paar wichtige und schöne Orte in der Stadt. Doch am meisten begeisterte mich der Serene-Garten. Meine Schwester war offensichtlich auch überzeugt von ihm. Der alte, große Baum hier gewährte Schutz, dessen Namen ich sofort vergessen hatte.

 

,,Hier wird auch das Blutmondfest stattfinden. Ich wollte euch noch Master Yi vorstellen, aber das schaffe ich nicht mehr. Ich muss noch paar Angelegenheiten erledigen. Ich bin sowieso zu spät. Ich hoffe ihr wisst noch wo die Gasthäuser sind", sagte Akali. Wir nickten. ,,Okay. Vielleicht findet ihr selber hin. Ich hatte nicht viel mit ihm zu tun, aber er ist sehr gastfreundlich und kann mit euch besser über die Natur hier reden als ich. Also sein Haus ist leider außerhalb der Stadt, so weiß ich nicht wie ich euch den Weg beschreiben soll." ,,Zeig uns in welche Richtung wir müssen. Wir finden es sicher mit Nase und Ohren", schlug ich vor. ,,Dort", sie zeigte aus der Stadt heraus in einen dichten Wald, nicht weit entfernt eines Berges. ,,Wie weit?", wurde ich direkter, ,,Und sind da noch andere Häuser, womit wir seins verwechseln könnten?" ,,Nein. Er mag es abgeschieden zu sein und lässt sich hier selten blicken. Das sind so zwei Kilometer maximal. Er ist eine gute Seele. Ich muss jetzt los." ,,Wir bleiben noch ein bisschen hier", meinte meine Schwester. Damit sprach sie mir aus der Seele, denn ich wollte mich einfach hinsetzen und die Augen schließen. Aber ich konnte es kaum erwarten zu Master Yi zu kommen. ,,Ich bin dann mal weg", riss mich die Assassinin - mal wieder - aus den Gedanken. ,,Auf Wiedersehen!", winkte ihr Bastet hinterher. Ich gab nur einen zustimmenden Laut ab.

 

Ich lief an den Rand des Gartens um nicht im Weg zu sein und setzte mich wieder auf meinen Schwanz. Meine Schwester wollte es sich auf dem großen Baum gemütlich machen, doch ließ es lieber sein, als die anderen sie nur böse und verständnislos anguckten. Sie setzte sich dann doch lieber auf eine Bank. Ich konnte darüber nur lachen, was ihr eindeutig nicht gefiel. Ich schloss meine Augen und grinste, aber schon über die Tatsache, dass ich bald Master Yi treffen würde. Den Master Yi. Zum Glück wusste Bastet nicht davon, wie aufgeregt ich war. Sie hätte mir alles, aber wirklich alles zurückgezahlt was ich ihr an Nerven zersägt hatte. Es war zwar schon dunkel, aber so wie sich die Stadt nun verhielt, glaube ich nicht, dass wir Yi sonderlich stören würden. Außerhalb des Serene-Gartens gab es sogar noch welche die rannten. Vielleicht lag es nur am bevorstehendem Blutmond. Ich schlief schon nach kurzer Zeit ein.

 

,,Wach auf, Neru! Oder willst du Master Yi noch beim Schlafen stören?", weckte mich meine Schwester sanft. Als ich nur grummelte schmiss sie mich einfach auf den Boden. Ich ignorierte es lieber und fragte schlaftrunken nach der Zeit. ,,Bald elf, du Dummkopf." Dann sprang ich hellwach auf. Ich sah in die Richtung, in die Akali gezeigt hatte und sagte: ,,Dann mal schnell!"

 

Ein Stadttor zu finden war erstmal nicht so leicht, aber als wir draußen waren rannten wir so schnell wir konnten. Zwischendurch hangelte Bastet sich durch die Bäume. Ich konnte zwar nicht normal sprinten, aber meine Sprünge waren dank dieser Beine extremst hoch und weit.

 

Der menschliche Geruch führte uns ganz schnell zu Master Yis Haus. Zum Glück brannte noch ein Licht durchs Fenster. Ohne das kleinste Bisschen Erschöpfung klopfte meine Schwester an die Tür, die für meine Verhältnisse etwas klein war. Noch ein Nachteil meiner Beine: Ich war zu groß für normale Türen. Mit Menschenbeinen wäre ich exakt so groß wie meine Schwester gewesen, aber so erreichte ich 1,85m.

 

Die Tür ging auf und Master Yi stand vor uns. Mit seiner silbernen Rüstung und dem Helm sah er aus, als wäre er aus einem Kampf gekommen. ,,Kann ich euch behilflich sein?", fragte er mit einer freundlichen, ruhigen Stimme. ,,Akali schickt uns", übernimmt dankenswerterweise mein Schwesterherz. Denn ich hatte keinen Plan was ich sagen sollte. ,,Akali? Dann kommt doch rein. Ich wollte gerade Tee machen." ,,Danke", wieder Bastet. Sie sah grinsend zu mir rüber und ich hatte keinen Ausdruck im Gesicht. Wusste sie was ich dachte? Ich hab mich doch total unauffällig verhalten und nie was gesagt. Naja, egal. Ich konnte nur hoffen, dass sie mich nicht bloßstellte. So traten wir endlich in das kleine Holzhaus ein...

Kapitel 4 - Netter Abend

...Master Yi setzte uns an seinen Tisch und kümmerte sich um den Tee. Dabei fragte er uns nach Herkunft und so 'nem Standartzeug aus. Meine Schwester antwortete die ganze Zeit für uns beide. ,,Hey, warum sagt Neru-Anne nichts? Ist sie stumm?", ich war überrumpelt. ,,Die kannst du vergessen. Sie ist nicht hier", antwortete meine Schwester lachend. ,,Ich bin wohl hier", antwortete ich immer noch ein wenig geistesabwesend. Master Yi fand es scheinbar lustig. ,,Keine Sorge, sie ist sonst gesprächiger. Das kann vorkommen, wenn man sie beim Schlafen stört." Ich ignorierte das und beschäftigte mich mit mir. Das kann ja noch heiter werden... Verdammt, Neru-Anne! Reiß dich zusammen! Du lebst hier und jetztBrüllte ich mich in Gedanken selbst an. Es klappte. Kurze Zeit später war ich komplett hier. ,,Warum warst du gerade so still? So eine Stimme sollte man doch nicht verstecken", sagte der Schwertkämpfer und servierte. ,,Ich- ich war in Gedanken", sagte ich und wurde leicht rot. Ich trank sofort etwas vom Tee, damit ich die Schuld auf das Getränk schieben konnte. ,,Ist nicht schlimm. Ich komm an manchen Tagen auch gar nicht mehr aus meinem Kopf raus", sagte er lächelnd.

 

,,Hat dich schon einer ohne Helm gesehen?", fragte meine Schwester. Das interessierte mich auch und ich spannte die Lauscher auf. ,,Ja, bevor ich den Helm hatte natürlich jeder, aber ohne nur eine Person. Zed, um genau zu sein. Es war ein Tausch dafür, dass ich auch sein Gesicht sehen konnte", erzählte er. ,,Zed? Hast du etwa angenommen auf seine Seite zu gehen oder warum hat er dich nicht umgebracht?", fragte ich beunruhigt. ,,Das war noch lange bevor er von Schatten besessen war. Er war damals noch ein anständiger, junger Mann. Und sein Gesicht ist fast schon beneidenswert. Ich wette viele Mädchen würden ihn deutlich sympathischer finden als jetzt, wenn sie wüssten wie er aussieht", er lehnte sich zurück und wartete auf eine Reaktion. Wir wussten nicht wirklich was wir sagen sollten. Dann fand meine Schwester die Worte wieder. ,,Hat er dich nicht schon mal gefragt, ob du ihm hilfst?" Yi lachte: ,,Er stand dafür sogar vor meiner Haustür! Nach ein paar Mordversuchen musste ich wegen dem Mistkerl umziehen, weil ich nachts keine Ruhe mehr hatte. Ich glaube er würde mich sofort versuchen zu töten, wenn er mich irgendwo sehen würde." ,,Machst du dir keine Sorgen, dass er dich jederzeit finden könnte?", ich hoffte, dass man die Sorge in meiner Stimme nicht zu sehr raushörte. ,,Soll ich jetzt für immer in Angst und Schrecken leben? Nein, die Ruhe lasse ich mir von ihm nicht nehmen." Diese Gelassenheit war wirklich beneidenswert. Ich schüttelte den Kopf.

 

Wir hatten mittlerweile den Tee ausgetrunken, als er fragte ob wir noch zum Blutmondfest bleiben würden. ,,Ja!", schallte es von uns beiden. ,,Schön. Und mit wem wollt ihr da hin?", er faltete die Hände und stützte sich am Tisch ab. Ich und Bastet sahen uns nur fragend an. Ich konnte in ihren Augen sehen, dass wir das gleiche dachten: Waaaaaaas zum? ,,Wie, ihr wisst nicht davon? Es wird einen Ball geben. Es ist nicht schön zwei Frauen dort allein hingehen zu lassen", schaute er uns ungläubig an. Wir wussten immer noch nicht was wir sagen sollten. Ich zupfte an Bastets Ärmel. ,,Vielleicht sollten wir doch nicht hingehen", sagte ich mit zusammen gebissenen Zähnen. Sie schüttelte mich ab und sagte bestimmend: ,,Was ein Blödsinn! Natürlich gehen wir hin! Wir finden schon jemanden, der mit uns hingeht. Ahja, Master Yi, mit wem gehst du eigentlich hin?" ,,Bitte nennt mich nur Yi. Master Yi... ich weiß nicht, es ist so förmlich und wir sind doch jetzt Freunde, oder? Da ist das nicht nötig." ,,Ja, okay. Und Neru-Anne ist zu lang. Freunde nennen mich nur Neru. Weiter, nicht ausweichen", sagte ich hetzend. ,,Ich gehe mit niemandem hin. Ich hatte vor mich nur zur Hauptveranstaltung überhaupt blicken zu lassen, etwas schönes zu essen und es mir auf meinem Dach gemütlich zu machen", antwortete er, nachdem er mich erst überrascht ansah - wegen meiner plötzlich anderen Ausdrucksweise wahrscheinlich. ,,Was? Das kommt nur ein Mal jede Generation! Das ist dir nicht Silvester, wo man sich auch mal zurückziehen kann und es nächstes Jahr nachfeiert. Wer weiß ob du den nächsten Blutmond überhaupt miterlebst? Vergiss nicht, dass die Mitglieder der Liga der Legenden im Krieg immer ganz vorne sind", meckerte meine Schwester. ,,Hast ja recht", Yi wurde nachdenklich. ,,Und hast du eine Idee mit wem du hingehen könntest?", fragte ich wieder. ,,Ich hab wirklich keine Ahnung. Ich komme bei Frauen auch nicht wirklich gut an." ,,Sag sowas nicht", war Bastet wieder dran, ,,ich bin mir sicher, dass jemand gerne mit dir auf den Ball geht." Hätte ich gewusst, was sie währenddessen gemacht hat, hätte ich ihr wohl sofort den Hals umgedreht. Sie hat beim Reden von der Seite auf mich gedeutet und ich habe es nicht bemerkt, weil ich aus dem Fenster gestarrt habe. Yi wusste wahrscheinlich nicht was er sagen sollte, denn es herrschte Stille.

 

,,Kennst du Yasuo?", wandte ich mich wieder zu ihm. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, was gerade in meiner Schwester vorging. Sie verkrampfte sofort. Ach, was für eine Selbstbeherrschung. ,,Ja, natürlich. Wisst ihr, dass er unseren letzten Ältesten umgelegt haben soll?", antwortete Yi skeptisch. ,,Jap", antworteten wir. ,,Glaubt ihr daran?" ,,Nope" ,,Dann ist ja gut", war er wieder total fröhlich, ,,es stimmt nämlich nicht." Er grinste. ,,Und woher weißt du das?", fragte Bastet konzentriert. ,,Er ist nicht der Typ dafür. Er ist ein ehrenhafter Schwertkämpfer, und das weiß der Rat, deshalb finde ich den Beinamen ,entehrter Krieger' völlig absurd. Er macht seine Aufgaben richtig. Er würde niemals jemanden aus seinem Land angreifen außer in einem ehrenhaften Kampf, um jemanden zu verteidigen oder wenn es einer ist wie Zed. Er ist komplett harmlos und kultiviert", während er das sagte, hatte er sich zurück gelehnt, die Augen geschlossen und die Arme verschränkt. Meinem Schwesterherz musste wahrscheinlich ein Stein vom Herzen gefallen sein, obwohl es uns wohl beide nicht gejuckt hätte, wenn er tatsächlich der Mörder gewesen wäre. ,,Ist er zurzeit in Ionia?", fragte ich weiter. Bastet fing unterm Tisch schon an zu zappeln. Ich musste darauf grinsen. ,,Er ist immer in Ionia. Er ist nur immer wo anders. Aber ich bin mir sicher, dass er sich den Blutmond nicht entgehen lässt. Er weiß auch, dass ihn an so einem Tag keiner jagen wird", antwortete Yi. ,,Aber warum seid ihr eigentlich so interessiert an ihm?" ,,Nur so", hauchte Bastet neben mir.

 

,,Es ist schon spät. Wir müssen noch ein Gasthaus finden und du willst sicher auch schlafen. Wir gehen dann mal", sagte ich beim Aufstehen. ,,Kommt wann immer ihr wollt", sagte Yi und begleitete uns zur Tür, ,,Auf Wiedersehen und passt auf euch auf" ,,Machen wir", sagte Bastet und dann waren wir im tiefen Wald verschwunden.

 

,,Ein Ball also?", sagte sie unterwegs. Mir wurde bei dem Gedanken sehr mulmig. ,,Kannst du tanzen?", sah sie mich fragend an. ,,Wenn kein verstecktes Talent in mir wohnt, dass sich bald zeigen sollte, auf jeden Fall nicht", antwortete ich und fühlte mich jetzt schon verloren. ,,Ich auch nicht. Hoffentlich kann uns das jemand beibringen", seufzte Bastet. Sie hatte es leicht. Sie hatte den menschlichen Körper mit der Geschmeidigkeit einer Katze. Sie hätte es sicher schnell lernen können. Und ich? Ich hatte sozusagen zwei linke Füße - *hust* Pfoten - die man nur zum Springen nützlich verbiegen könnte.

 

Zum Glück fanden wir noch ein nettes Gasthaus, in dem wir übernachten konnten. Ich wusste nicht, was morgen auf uns zu kommen würde...

Kapitel 5 - Unerwartetes Treffen

Bastet PoV
 

...Natürlich hatte ich längst bemerkt was sich bei meiner Schwester im Kopf abspielte. Also versuchte ich ihr einen kleinen Gefallen zu tun. Natürlich ging es um den Ball, so stand ich viel früher auf als sie und lief zu Yis Haus. Dort angekommen empfing er mich trotz früher Stunde sehr freundlich. Ich trat ein und fing an zu erklären: ,,Also ich und Neru haben folgendes Problem: Wir können nicht tanzen" Ich schaute ihn erwartungsvoll an, während Yi leicht verblüfft schien. ,,Was soll ich da sagen? So gut wie jeder Ionier lernt wenigstens den klassischen Tanz im frühen Alter", meinte er. ,,Ich meine, könntest du meiner Schwester ein wenig helfen? Ich werde Akali fragen, ob sie mir hilft, aber Neru hat da ihr Problem mit den Beinen, da die Knie sich in die andere Richtung biegen und nicht so gelenkig sind. Ich dachte mir es würde mehr Sinn machen, wenn sie die Schritte gleich mit einem Mann einstudiert, weil es dann ja wieder etwas anders ist, als wenn sie es mit Akali macht. Für mich würde es ja keinen Unterschied machen", versuchte ich ihm zu verklickern. Yi fasste sich ans Kinn und überlegte. Doch dann akzeptierte er lächelnd und wir gaben uns einen Händedruck. ,,Tut mir leid für die Störung, aber es sollte aussehen wie eine Überraschung. Das heißt, du hast die Idee nicht von mir", sagte ich noch und sprang davon, nachdem ich sein Nicken im Augenwinkel sah.

 

Ich sprang auf unsere Fensterbank und sah Neru noch friedlich schlafen. Aber ich wusste, dass das nicht mehr lange hielt, also machte ich mich auf Akali zu suchen. Hoffentlich war sie in der Stadt. Zum Glück fand ich sie nach einigen Minuten auf dem Weg zum großen Gebäude hinterm Serene-Garten. ,,Akali!", rief ich schon von weitem und sie grüßte zurück. ,,Hast du heute mal ein Stündchen Zeit?", fragte ich sie und betete innerlich, dass es so war. Meine Gebete wurden von wem auch immer erhört und Akali antwortete: ,,Ja, nach Mittag sogar den restlichen Tag. Was ist denn los?" ,,Wir waren bei Master Yi und er hat uns erzählt, dass es einen Ball auf dem Fest geben wird, aber... ich kann nicht tanzen", ich blickte zu Boden und klemmte den Schwanz leicht zwischen meine Beine. Akali lachte, angenehm für meine empfindlichen Ohren: ,,Also willst du, dass ich es dir beibringe?" Ich nickte. ,,Gut. Dann komm irgendwann am Nachmittag vorbei. Vielleicht lässt Shen sich wieder blicken, dann kann er uns ja helfen", sie machte eine Denkpause, ,,was ist mit deiner Schwester? Kann sie nicht tanzen?" Ich strahlte wieder: ,,Nein, aber sie hat einen anderen Tanzlehrer." ,,Huh? Wer denn?", fragte sie interessiert, ,,doch nicht etwa Yi, oder?" Ich nickte nur mehrmals wie ein kleines Kind. Akali lachte auf, klopfte mir auf die Schulter und lief weiter. Gut, ich konnte zurück.

 

Ich fand Neru auf ihrer Bettkante sitzen und den Boden anstarren. Ich kletterte durchs Fenster und hatte das fetteste Grinsen meines Lebens, sodass sie mich schon total verwirrt ansah. Ich setzte mich neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. ,,Wo warst du, verdammt?", fragte sie mich. ,,Ich habe so paar Sachen über unseren Tanzunterricht geklärt und es ist jetzt so: Ich gehe heute Nachmittag Akali suchen und sie lehrt mich. Sie meinte, dass Shen vielleicht sogar da sein wird um zu helfen. Und du, du kannst den ganzen Tag über zu Yi gehen. Ich habe ihn nach Akali in der Stadt getroffen und er hat vorgeschlagen es dir beizubringen. Was hälst du davon?" Sie war sprachlos. ,,Du hast den ganzen Tag Zeit. Wie willst du das anstellen? Vielleicht noch Shen kennenlernen?" Sie schien zu überlegen. ,,Dann gehe ich etwas später zu Yi. Ich möchte vorher noch ein wenig den Wald erkunden und kann mit dir Akali suchen. So lerne ich noch Shen kennen und kann dann auch wieder weiter. Abends gehe ich zu Yi", sagte sie. ,,Das hört sich nach einem Plan an", ich klopfte ihr auf den Rücken. ,,Komm frühstücken, sonst verhunger ich!" Jetzt grinste sie schelmisch: ,,Was glaubst du wie es mir geht?" ,,Verdammt, du bist erst wach geworden, du Fressmaschine!", ich lachte und lief aus unserem Zimmer die Treppe runter. Ich hörte an einem Plumsen, dass sie hinterhergesprungen kam.

 

Neru PoV
 

Ich wusste, dass das mit dem Tanzen allein Bastets Werk war, aber ich gönnte ihr diesen Triumph und tat als ob alles in Ordnung wäre.

 

Wir saßen im Frühstückssaal unseres Gasthauses und aßen etwas vom Buffet. Die Ionier verstanden echt was vom Frühstücken, es gab nämlich nur das Beste und viel Fleischiges sowie Sachen zum Brot. Die Leiter hier würden sich wahrscheinlich nicht darüber freuen, wenn wir lange blieben, denn sie sahen nur skeptisch zu uns, als wir noch den dritten Teller füllten, und das war bei weitem nicht alles.

 

Nach einem sehr langem Aufenthalt in unserem Zimmer, gingen wir endlich in den Wald, aber in die Richtung, aus der wir gekommen waren. ,,Verstecken-Fangen spielen!", schlug Bastet vor, ,,so erkunden wir den Wald auch schneller." Ich war einverstanden, solange sie mit Suchen anfing. So lief ich schnell los und versuchte nicht stehenzubleiben, weil es durch den Geruch nur eine Frage der Zeit war, bis wir uns sehen würden und dann würde die Verfolgungsjagd beginnen, die darüber entscheiden würde, wer der Sieger ist.

 

Instinktiv lief ich zu dem See, an dem wir gestern Akali getroffen hatten und wollte meinen Geruch verwischen, bis mir ein anderer in die Nase kam. Ignorierend lief ich einfach weiter Richtung See, während der Geruch immer näher kam. Jetzt begriff ich, dass es der von Akali war und noch jemand, den ich nicht kannte, mir aber vertraut vorkam.

 

Ich konnte den See schon durch die Büsche in der Sonne schillern sehen und wusste, dass meine Schwester jetzt losgelaufen sein müsste. Ich wollte gerade ins Wasser springen, als ich im Seitenwinkel zwei Personen erkannte - an der selben Stelle wie letztes Mal. Ich konnte noch kurz bevor ich das Wasser berührte bremsen und drehte mich um. Tatsächlich, Akali! Neben ihr ist gerade ein Mann aufgesprungen, der in blau-violette Sachen gehüllt war. Sein Gesicht war bis auf die leuchtend-blauen Augen verdeckt. Akali saß noch verwirrt auf dem Boden. ,,Wer ist das?", fragte ich an sie gerichtet. ,,Das ist Shen, das Auge des Zwielichts." Ich lief auf sie zu und begrüßte den Ninja. Er schien auch leicht verwirrt. ,,Das ist Neru-Anne. Ich habe dir von ihr und ihrer Schwester erzählt", stellte sie mich vor. Dann schnupperte ich etwas in die Luft. Bastet war fast da. Aber jetzt wusste ich woher ich den Geruch kannte. Ich wollte es gerade sagen, als mich eine zu große Katze ansprang. ,,Und das ist Bastet, meine Schwester", brachte ich erdrückt hervor. Sie stand wieder von mir auf und schnupperte. ,,Ist das nicht die Person, die letztes Mal auch hier war?", fragte sie Akali. ,,Ich habe doch gesagt, ich war alleine", sie hob ihre Hände. ,,Doch, das ist genau dieselbe Person", sagte ich beim Aufstehen, ,,unsere Nasen täuschen uns nicht. Wir wissen jetzt, dass du Kennen angelogen hast. Warum durfte er nicht wissen, dass Shen hier ist?" ,,Eh...", beide stammelten und konnten nicht antworten. Dann grinste ich zu Bastet und sie zu mir zurück. ,,Wir verstehen schon. Wir wollten euch wirklich nicht stören", Akali und Shen wurden so rot, dass man es über die Abdeckung hinaus sah, ,,Wir wollen nur den Wald erkunden. Wir lassen euch beide dann wieder alleine." Ich wollte gerade kehrt machen, als Akali mich am Handgelenk packte. ,,Wartet-" ,,Ist schon gut. Euer Geheimnis ist bei uns sicher", ich zwinkerte sie an. ,,Nein, das weiß ich. Ich meine, wir hätten dann jetzt schon Zeit für euch", sie klang immer noch als wäre es ihr unfassbar peinlich, dass wir das mit ihr und Shen herausgefunden haben. Bastet hinter mir lächelte. ,,Okay", schob sie sich an mir vorbei. ,,Dann lasst in die Stadt gehen, da finden wir schon eine freie Halle im Haupthaus", sagte die Schwarzhaarige und zog uns mit sich.

 

Den ganzen Weg über redete sie nicht mehr mit Shen, auch wenn sie uns manchmal gleichzeitig antworteten. Später gesellte sich auch Kennen zu uns auf der Straße...

Kapitel 6 - Tanzstunden mit Klingenmeistern

...Tatsächlich bekamen wir einen großen Raum zum Üben.

 

Kennen setzte sich auf die Fensterbank und schaute einfach entspannt zu. Ich setzte mich dann auf die Fensterbank neben der des kleinen Yordles.

 

Ich lehnte meinen Kopf hinten an die Wand und beobachtete jeden Schritt genau, den Akali und Shen auf Bastets Aufforderung machten. Sie zeigten uns erstmal wie der Paartanz aussehen sollte und es sah nicht so aus, als würde es ihnen keinen Spaß machen - auch wenn sie dabei wieder rot wurden. Meine Schwester schaute begeistert zu und versuchte sich alles genau einzuprägen - genauso wie ich. Kennen schien sich gut zu amüsieren, denn ich konnte sein verdecktes Grinsen fast schon spüren. Auch er hatte wohl verstanden was bei den beiden Sache war.

 

Leider endete unser Grinsen schon früh, als Akali stoppte und meine Schwester aufforderte. Sie nahm ihre Hand und zog sie zu sich. ,,Hast du gesehen wie es ungefähr geht?" Bastet nickte als Antwort. ,,Gut, dann fangen wir an." Schritt für Schritt übten sie es erst auswendig und dann verbesserten sie jeden kleinen Fehler.

 

Durch Bastets Katzen-Fähigkeiten konnten ihre Beine die Schritte schnell auswendig. Geschmeidigkeit und Eleganz waren gar kein Thema. Später tanzte sie noch mal mit Shen, so als Mann und Frau eben und alle lächelten zufrieden. Doch als Shen sich zu viel zu amüsieren schien, warf Akali ihm einen strengen Blick zu. Darauf stoppte er den Tanz und wurde wieder ernster.

 

,,Das war sehr gut, Bastet. Du hast es jetzt drauf!", grinste Akali und umarmte meine Schwester.

 

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Kennen eingeschlafen war. Aber egal, jetzt musste ich wirklich los. Die Sonne war auch schon untergegangen.

 

,,Ich muss jetzt", verabschiedete ich mich und sprang aus dem Fenster. Nachdem ich die Orientierung wieder hatte, rannte ich so schnell meine Beine konnten. ,,Sie hat es echt eilig zu Yi zu kommen", hörte ich Akali noch lachen. Aber sie und Shen dachte ich mir leicht angepisst.

 

Der Himmel war Richtung westlicher Horizont noch ein wenig heller, als ich endlich vor Yis Tür stand. Ernster Blick runter, Lächeln drauf Gedacht, getan.

 

Ich klopfte und Yi öffnete die Tür. Drinnen war sogar das Sofa an die Wand gestellt, welches sonst mitten im Zimmer vor dem Stück Glaswand stand, welche eine schöne Aussicht auf den Wald draußen gewährte. Der quadratische Tisch davor war auch aus dem Weg geräumt, sodass es genug Platz zum Tanzen gab. Wie fast überall in Ionia waren kleine Lampinions das Einzige, das warmes Licht spendete.

 

,,Ich habe dich etwas früher erwartet", sagte Yi lächelnd. ,,Ich habe noch Bastet zugeschaut. Dafür weiß ich jetzt ungefähr die Schritte", antwortete ich. ,,Ahso, und hast du es schon selbst probiert?" ,,Nein." ,,Darf ich bitten?", er hielt mir die Hand hin. Jemand den ich verehrte fordert mich zu einem Tanz auf. Als hätte ich da Nein gesagt. Ich nahm seine Hand mit dem schönsten Lächeln, das ich drauf hatte.

 

Er zog mich in die Mitte der freien Fläche und gab mir zu einem zuerst langsamen Takt Anweisungen zu den nächsten Schritten. Er studierte mein Bewegungsmuster um aus meinen Beinen schlau zu werden. So konnte er besser einschätzen wie ich den nächsten Schritt zu machen hatte, damit es nicht zu sehr nach einem Roboter aussah.

 

Ich schwieg und konzentrierte mich, solange er mir Befehle gab. Durch seine ruhige Stimme hörten die Worte sich gar nicht an wie Befehle oder Anweisungen, sodass ich mich auch nicht bedrängt fühlte. Er wusste offensichtlich wie man mit Tieren umgeht.

 

Es dauerte wirklich bis spät in die Nacht hinein, bis ich den ganzen Tanz endlich richtig konnte. ,,Und jetzt noch ein letzter Durchgang ohne was dazwischen um das Ergebnis zu betrachten", schlug er vor und ich stimmte zu. Ich hatte sowieso noch mal vor so zu tanzen wie es auf dem Ball aussehen würde.

 

Er legte mir noch einmal die Hand auf die Hüfte und griff mit der anderen nach meiner. Jetzt im richtigen Takt schaffte ich alles ohne einen Fehler, sogar die Drehungen bekam ich hin. Doch dann kam am Ende der Teil vor dem ich mich immer wieder fürchtete ihn zu vermasseln: Er packte mich fest am Rücken, was für mich das Zeichen war diesen nach hinten durchzubeugen und die Haare so elegant wie möglich nach hinten zu werfen. Wo andere die Beine mit dem Rücken mit gebeugt hätten, musste ich sie nun in die Luft heben und mein ganzes Gewicht auf meine Rute verlagern - naja, und auf Yis Arm. Den Kopf leicht nach hinten gebeugt hielt ich unsere zwei Arme ausgestreckt, die den ganzen Tanz über zusammen waren. Yi stand über mich gebeugt und so kamen mir so viele Gedanken auf einmal. Ich war zum einen froh hier in Ionia sein zu dürfen, zum anderen war ich (sehr) aufgeregt, da Yis Gesicht nicht sehr weit von meinem entfernt war. Aber die Freude darüber, dass ich diesen blöden Tanz endlich drauf hatte nahm fast meinen ganzen Kopf ein. Ich war zwar von der Arbeit erschöpft, aber das war mir in dem Moment egal...

 

Yi PoV
 

...Sie hatte es jetzt endlich geschafft! Für den letzten und für sie sicherlich schwersten Schritt legte ich meine Hand auf ihren Rücken und folgte ihr nach unten, als sie anfing ihren Rücken zu biegen. Wir hatten am Anfang so viele Probleme mit ihren Beinen gehabt, dass ich jetzt über das Ergebnis überglücklich war.

 

Erst jetzt wurde uns beiden klar in welcher Pose wir uns noch befanden. Ich spürte Hitze in meinen Wangen aufkommen. Es beruhigte mich sie in der gleichen Lage zusehen, so war ich nicht der Einzige. Ich ließ meinen Griff etwas lockerer, als Zeichen, dass ich loslassen würde. Sie reagierte und wir richteten uns auf. Ich ließ sie jetzt ganz los und schaute zur Uhr, die schon bald eins anzeigen würde.

 

,,Mit wem gehst du nun zum Fest, wenn ich wissen darf?", brach sie das peinliche Schweigen. ,,Eh.. noch mit niemandem. Und du?" Sie wich meinen Augen aus, doch antwortete: ,,Ich auch noch nicht." ,,Würde es dir was ausmachen mit mir hinzugehen?", es war echt keine Absicht, es kam einfach aus mir rausgeschossen. Ihre Emotionen verschwanden und sie sah mich ohne Mimik an, sodass ich anfing das Gesagte zu bereuen. Was ist los? Was überlegt sie so lange? Will sie nicht mit mir hin und will mich nicht verletzen? Oder geht sie doch mit jemandem hin und hat mich nur angelogen? Doch dann kam ihr wunderschönes, etwas schüchternes Lächeln, das paar Reißzähne zeigte, zurück: ,,Liebend gern" Ich grinste. ,,Dann sehen wir uns wohl dort. Komm, es ist spät. Deine Schwester macht sich sicher Sorgen", sagte ich und geleitete sie zur Tür.

 

,,Pass bitte auf. Zed soll in dieser Gegend gesichtet worden sein. Oder soll ich dich begleiten?" ,,Keine Sorge. Er kommt nicht mal an mich dran. Ich würde ihn vorher hören", entgegnete sie. ,,Hören wirst du ihn garantiert nicht." ,,Gut, aber ich werde ihn riechen." Damit hatte sie mich überzeugt: ,,Stimmt. Aber pass bitte trotzdem auf" ,,Mach ich sicher!", sie winkte noch, bevor sie sich umdrehte.

 

Ich lehnte noch im Türrahmen und schaute ihr hinterher. Kurz bevor sie hinter einem Baum verschwinden sollte blieb sie stehen und hob ihre Nase in die Luft. Plötzlich rannte sie los. Das gefiel mir ganz und gar nicht...

Kapitel 7 - Schatten sind verführerisch

Neru PoV
 

...Ich lief langsam los und spürte Yis Blicke auf mir. Er lehnte noch in der Tür und schaute mir nach. Ich wollte heute nicht rennend zurück, weil ich mich beruhigen und bisschen nachdenken wollte. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ein Champion mich auf ein so seltenes, wichtiges und besonderes Fest einlud. Dabei kannten wir uns erst seit zwei Tagen und er hätte Eine fragen können, die er besser kennt. Nein, er hat sich für einen Wolf entschieden. Das brachte mich ein weiteres Stück in die Richtung meiner Selbst zu akzeptieren.

 

Was zum Teufel ist das für ein Geruch? Ich blieb stehen und schnupperte. Er war schon menschlich, aber so dünn, als wäre er nicht... nicht wirklich. Irgendwie packte mich die Neugier und ich rannte los. Dass Yi hinter mir verblüfft dreinschaute ignorierte ich. Ich rannte nur dem Geruch entgegen.

 

Plötzlich wusste ich nicht mehr woher der Geruch kam, da er mich scheinbar umkreiste. Ich fand mich auf einer Lichtung wieder. Da ertönte eine tiefe, ruhige, aber unklare Stimme: ,,Was suchst du in Ionia, neuer Champion?" ,,Ich will sehen, ob es ein guter Ort zum wohnen ist", antwortete ich unwissend. ,,Oh ja, ist es. Hast du denn schon ein Zuhause?", die Stimme kam schon aus einer ganz anderen Richtung, als würde der Sprecher schnell und lautlos umherspringen. Das würde auch erklären warum der Geruch überall verteilt war.

 

,,Nein, noch nicht", setzte ich die Unterhaltung fort. Wieder von wo anders kam es, diesmal von vorne: ,,Ich kann dir ein gutes Zuhause bieten, wenn du dich mir anschließt. Ein Zuhause in dem du respektiert, toleriert, akzeptiert wirst." Bei den Worten dachte ich an meine Beine, ließ die Rute zu Boden fallen und legte die Ohren an. Plötzlich stand Zed vor mir - gefährlich nah vor mir.

 

Mit einer anziehenden Stimme sprach er nun weiter: ,,Willst du nicht auf die Seite der Schatten kommen? Ihre Fähigkeiten können dich nahezu unbesiegbar machen." Ich hatte schon immer eine Schwäche für das Dunkle und die Welt der Schatten und Dämonen, was er mir wohl ansah und sich zu Nutzen machte.

 

Er legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen, da ich vorher hinter mir auf den Boden gestarrt hatte. Ich war wie gelähmt. ,,Komm zu uns und wir werden dir eine Stärke beibringen, die du dir nie zuvor erträumt hast", der Schattenmeister kam meinem Gesicht dabei immer näher.

 

,,Ich.. ich-", stammelte ich, doch wurde von zwei Wesen unterbrochen, die aus verschiedenen Richtungen aus den Büschen sprangen. Es waren Bastet (von hinten) und Yi (von der Seite). Zed schien wütend zu sein und war plötzlich wieder wo anders. ,,Niemals wird Neru auf deine Seite kommen!", schrie meine Schwester und stellte sich schützend vor mich, bevor sie ihm hinterher sprang. Yi rannte ebenfalls an mir vorbei auf Zed zu, die strahlende Klinge erhoben.

 

,,Wenn du die Schatten nicht annimmst werdet ihr es alle bereuen!", schallte die Stimme des Verbannten wieder.

 

Shuriken flogen auf mich zu, als er einen Schatten hinter Yi und Bastet erscheinen ließ. Instinktiv wich ich ihnen aus, doch musste erstmal mit mir selbst klarkommen. Ist das gerade wirklich passiert? Wollte ich da gerade etwa zustimmen? Ich war fertig. Ich hätte mir selbst so eine Aktion nie zugetraut. Dass ich wegen einer einfachen Stimme so schwach werden würde.

 

Zed, Bastet und Yi lieferten sich einen kurzen Schlagabtausch, bis Zed mit einem wütenden Brüllen verschwand.

 

Ich stand noch da wie angewurzelt und war einfach über mich selbst schockiert. Meine Schwester kam zu mir gesprungen und packte mich an den Schultern. ,,Neru-Anne! Verdammt noch mal, reiß dich zusammen! Ich lasse doch nicht zu, dass irgendein dahergelaufener Psychopath dich mir wegnimmt!", sie schüttelte mich. Dann erschien auch Yi neben ihr: ,,Also so leicht ist es dich um den Finger zu wickeln?", wahrscheinlich zog er eine Augenbraue hoch. Ich fühlte mich jetzt schlecht. Mir, meiner Schwester und Master Yi gegenüber.

 

Bastet schmiss sich an meinen Hals: ,,Mach mir doch nicht solche Sorgen! Stell dir mal vor wir wären nicht rechtzeitig gekommen und er hätte dich mitgenommen", sie klang so besorgt. ,,Das wäre nie passiert", mischte Yi sich ein, ,,ich bin sofort hinterher gerannt. Es war klar, dass da etwas faul ist." ,,K-Können wir na-nach Hause?", fragte ich stammelnd. ,,Wenn du nicht wieder jedem Scheiß hinterher rennst", sagte Yi und wandte sich ab. ,,Es tut mir so leid. Ich werde jetzt aufpassen." ,,Ich habe dich doch gewarnt. Aber naja, was soll's... ich werde euch begleiten. Es wäre zu gefährlich, falls er mit seinen Schülern kommen sollte", sagte er ernst und ging los. Ich und meine Schwester liefen Arm in Arm einige Schritte hinter ihm. Jap, das war mir eindeutig zu viel...

***Special*** ,,Brave the shadows, find the truth..."-Zed, the Master of shadows

... Was zum Teufel ist das für ein Geruch? Ich blieb stehen und schnupperte. Er war schon menschlich, aber so dünn, als wäre er nicht.. nicht wirklich. Irgendwie packte mich die Neugier und ich rannte los. Dass Yi hinter mir verblüfft dreinschaute, ignorierte ich mal. Ich rannte nur dem Geruch entgegen.

 

Plötzlich wusste ich nicht mehr woher der Geruch kam, da er mich scheinbar umkreiste. Ich fand mich auf einer Lichtung wieder. Da ertönte eine tiefe, ruhige, aber unklare Stimme: ,,Was suchst du in Ionia, neuer Champion?" ,,Ich will sehen, ob es ein guter Ort zum wohnen ist", antwortete ich unwissend. ,,Oh ja, ist es. Hast du denn schon ein Zuhause?", die Stimme kam schon aus einer ganz anderen Richtung, als würde der Sprecher schnell und lautlos umherspringen. Das würde auch erklären warum der Geruch überall verteilt war. ,,Nein, noch nicht", setzte ich die Unterhaltung fort. Wieder von wo anders kam es, diesmal von vorne: ,,Ich kann dir ein gutes Zuhause bieten, wenn du dich mir anschließt. Ein Zuhause in dem du respektiert, toleriert, akzeptiert wirst." Bei den Worten dachte ich an meine Beine, ließ die Rute zu Boden fallen und legte die Ohren an. Plötzlich stand Zed vor mir, gefährlich nah vor mir. Mit einer anziehenden Stimme sprach er nun weiter: ,,Willst du nicht auf die Seite der Schatten kommen? Ihre Fähigkeiten können dich unbesiegbar machen." Ich hatte schon immer eine Schwäche für das Dunkle und die Welt der Schatten und Dämonen, was er mir wohl ansah und sich zu Nutzen machte. Er legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen, da ich vorher hinter mir auf den Boden gestarrt hatte. Ich war wie gelähmt. ,,Komm zu uns und wir werden dir eine Stärke beibringen, die du dir nie zuvor erträumt hast", der Schattenmeister kam meinem Gesicht dabei immer näher. ,,Ich.. ich-", stammelte ich, aber überwand mich dann doch, ,,ich nehme Ihr Angebot an", ich blickte zu Boden. Ein tiefes Kichern entrann der Maske. ,,Du kannst mich jetzt Meister nennen, meine liebe Schülerin", dann zog er mich mit. Irgendwo konnte ich noch Bastets Geruch leicht wahrnehmen, aber hatte nicht die Zeit drüber nachzudenken...

 

Irgendwann kamen wir im Kinkou-Kloster an - wie er es nannte. Wir wurden von seinen Lehrlingen begrüßt, die alle die gleichen Sachen und Masken auf hatten wie Zed. Aber man konnte sie von der Augenfarbe her von Zed unterscheiden - wahrscheinlich strahlte bei jedem seine natürliche Augenfarbe heraus. Viele von ihnen sind noch jung, und bis auf paar Ausnahmen wurde ich wegen meines Aussehens nicht schräg angeguckt.

 

,,Wir zeigen dir später alles. Erstmal sollst du dich mit den Regeln vertraut machen. Und du brauchst auch eine Uniform", er musterte mich kurz, ,,mit den Beinen wird es schwer, aber das kriegen wir schon irgendwie hin." Er rief zwei Schüler - ein Mädchen und einen Jungen - zu sich, die sich um mein Wohlbefinden sorgen sollten. Hier kam es mir gar nicht so brutal vor wie ich es mir nach den Beschreibungen über Zed vorgestellt habe. Die zwei teilten mir ein Zimmer zu, nachdem Zed plötzlich verschwunden war. Es war zwar nicht groß, aber es hatte ein Fenster, das mir den Zugang zur Natur gab, und trotzdem schön dunkel war. Aber ich glaube, wenn man die Kunst der Schatten erlernen will braucht man auch Schatten um sich. Ich durfte mich kurz einrichten und dann wurde ich für eine regelrechte Führung mitgenommen.

 

Etliche ewig lange Flure mit Zimmern zu weiteren Türen kamen wir im Esssaal an. Einige saßen bereits hier und unterhielten sich. Ich bekam einige Sätze mit, die sich alle darum drehten, wer welchen neuen Trick gelernt hat, bevor ich weitergeführt wurde. Wir kamen an vielen Trainingsräumen vorbei - einer größer als der andere - mit den verschiedensten Trainingseinrichtungen. Doch die Größten waren die zwei draußen - rechts neben dem Kinkou-Kloster und dahinter. Hier herrschte regelrechtes Treiben. Viele Schüler maßen sich untereinander, probierten neue Sachen aus und ließen sich von den Erfahreneren belehren.

 

Irgendwann kam wieder ein langer Gang, bei dem die rechte Wand von Rundbogenfenstern durchbohrt war, durch die gleißendes Licht strömte. Ich blickte durch eines und sah einen kleinen, wunderschönen Garten ohne Dach mitten im Gebäude. Drumherum waren weiterer solcher Gänge, die diesen Garten umschlossen. Es roch so schön nach Lilien und Blumen, die ich noch nicht kannte. In einer Ecke sprudelte eine Quelle aus paar Steinen hervor. Das Geräusch betörte mich. Vier Trampelpfade trafen sich wie ein X in der Mitte. Einige Büsche vor mir verbargen einen Teil der restlichen Sicht.

 

,,Können wir kurz halten?", fragte ich die Zwei, die eilig vor mir her liefen. So wie sie vorbei gelaufen waren, hatten sie wohl nicht vor mir den Garten zu zeigen, also ergriff ich das Wort. ,,Möchten Sie sich umsehen?", fragte das Mädchen. ,,Wenn es mir erlaubt ist." Sie nickte stumm und ich sprang durch eins der Fenster. Ich drehte mich und ließ das Grün praktisch in mich einströmen. Das Licht prickelte auf meinem Gesicht und ich empfand seelische Freude. Dann entschied ich mich im Schneidersitz hinzusetzen und die Augen zu schließen. Automatisch sammelte ich Energie aus der Umgebung und schöne Erinnerungen, die mich stark machten. Erinnerungen an das Leben mit meiner Schwester im Wald, an die Erziehung unserer Mutter, die Aufnahme in der Liga, wie wir echte Champions kennen lernt hatten und die schlimmsten Monster besiegt hatten, die sich uns in den Weg stellten. Eine innere Melodie spielte sich in meinem Kopf ab, die ich seit Kindheit kannte, und zu der ich wie in Trance langsam hin und her schaukelte. Bei sowas könnte man meinen ich hätte Heimweh bekommen und hätte Sehnsucht nach meiner Schwester und unseren Freunden, aber so war es nicht. Sie gaben mir so viel Kraft, dass ich bleiben wollte und sie erst wiedersehen wollte, wenn ich ihnen wirklich starke Kräfte präsentieren konnte. Die Melodie spielte friedlich weiter...

 

http://www.youtube.com/watch?v=JNM3G5nGf0g&t=1s

   

Als die Musik einige Minuten später endete und mein Erinnerungsschwall aufhörte, öffnete ich die Augen, atmete noch mal tief durch und erhebte mich mit einem frischen Lächeln. Ich kletterte zurück in den Gang und sah, dass meine Begleiter ruhig gewartet haben. ,,Geht es Ihnen schon besser?", fragte mich wieder das Mädchen - sie schien wohl die Gesprächigere und die mit mehr Ahnung der beiden zu sein. ,,Ja, danke. Ich fühle mich schon viel freier", antwortete ich wahrheitsgemäß. ,,Dieser Garten ist zur Meditation und Selbstheilung gedacht. Schon lange war hier keiner mehr. Nur einer außer Meister Zed nutzt ihn, und auch nur selten. Die anderen Schüler finden es nämlich unnötig, -" ,,weil sie nicht verstehen wie wichtig sowas eigentlich ist", beendete ich ihre Aussage, woraufhin sie nickte.

 

Sie führten mich weiter herum, bis wir vor einer massiven Holztür stehen blieben. ,,Hier sind Meister Zeds Gemächer. Aber ohne Absprache dürften Sie nicht hinein. Er bereitet sich gerade auf Besuch vor." Ich zeigte meine Kenntnisnahme und dann war's das mit der Führung. Das alte Kloster war wirklich groß. Dank des Geruchs konnte ich mich doch noch zurecht finden. Nachdem ich mir noch mal alles in Ruhe angesehen und so gut wie möglich gemerkt habe, bin ich in den Speisesaal gegangen.

 

Dieser war zu dieser Zeit wohl gefüllt und ich fand schnell Anschluss. Ich war auch nicht das einzige nicht-menschliche Wesen. Durch den nicht vorhandenen Geruch konnte ich schnell einige ehemalige Bewohner der Schatteninseln ausmachen. Hier schien es wirklich keine Außenseiter zu geben. Ob Meister Zed es so arrangiert hat, dass sich jeder hier versteht?

 

Jedenfalls war die Atmosphäre sehr friedlich und ich fand schnell Trainingspartner - ein paar Anfänger wie mich und ein paar Erfahrene, die uns belehren wollten. So ging es nach dem Essen raus auf die großen Trainingsplätze. Unser Team bestand aus acht Leuten - mich eingeschlossen. Wir fünf Neulinge hatten drei Trainer, die sich die nächste Zeit um uns kümmern wollten. Sie müssten es zwar später noch Meister Zed sagen, dass wir nun eine Gruppe waren, - alles musste natürlich seine Ordnung haben, - aber zuerst sollten wir unsere Kräfte zeigen.

 

Das Mädchen von den Schatteninseln, mit dem ich mich sofort angefreundet hatte, fing an und zeigte in ihren Tritten und Schlägen unfassbare Präzision und Eleganz. Ihre geisterhafte Gestalt gab ihr die Fähigkeit komplett lautlos um uns herum zu laufen. Sogar auf den Bäumen hörte man kein Knartschen. Es war klar, dass sie schon etwas länger hier ist, da sie sich an die Anziehsachen offensichtlich gewöhnt hatte und mit ihnen umzugehen wusste. Sie trug ein Kama an ihrer Seite und hatte Stahlketten um die Schulter gehängt. Eine kleine Sichel war in ihrem Schuh versteckt, die sie uns mit folgenden Worten stolz präsentierte: ,,Sollte ich mal aus welchem Grund auch immer mal unbewaffnet sein, habe ich diese immer noch als Plan B. Und damit kann ich in Sekundenschnelle meine Feinde ausschalten." Unsere Trainer waren offensichtlich von dieser Idee begeistert.

 

Als nächstes war ein braunhaariges Mädchen an der Reihe, das wie ich auch noch keine Klamotten bekommen hatte. Sie hatte blonde Spitzen, wie meine Schwester, nur war sie deutlich jünger als wir. Ihre Augen strahlten Freundlichkeit und Lebensfreude aus. Ihr ganzer Gürtel war mit feinen Shuriken versehen - es war offensichtlich wie sie kämpfen würde. Nach einer Vorstellung ihrer Techniken, die ich mit denen von Kennen vergleichen könnte, nahm sie mit beiden Händen einen dicken Stock und stellte sich uns kampfbereit gegenüber. ,,Ich bin auch gut mit Stäben. Möchte einer antreten?", sagte sie mit einer herausvordernden Stimme. Ich wollte mich melden, doch ein Junge kam mir zuvor und nahm ebenfalls einen Stock, der sogar etwas kürzer, aber dicker war. Am Anfang schien es so, als wäre das Mädchen aus Shurima ihm deutlich überlegen, doch dann wendete sich das Blatt und er holte aus. Nach einigen Schlägen hatte er sie an einen Baum gedrängt und ihr mit einem weiteren präzisen Schlag ihre Waffe gezweiteilt. Nun hielt er seinen Ast an ihren Hals und sagte leicht triumphierend: ,,Wüsstest du wirklich wie man mit Stäben umgeht, hättest du gewusst, dass ich die bessere Waffe gewählt habe und ich eindeutig Ahnung hatte. Vielleicht hast du eine größere Reichweite, aber was bringt schon ein Bogen, der nach einer Anwendung zerbricht, gegen ein meisterhaftes Schwert?" Wir klatschten respektvoll.

 

,,Nun du, mein Kind", forderte mich der ältere der ,Lehrer' auf. Ich habe mir schon zwei Sachen überlegt, die ich ohne Testpersonen zeigen könnte. Ich setzte meine Fähigkeiten ein und verlegte meine ganze Kraft in meine Beine. Dabei setzte ich mich auf meinen Schwanz, um einen kräftigen Tritt an einen Baum abzugeben, der sofort nachgab und zerbrach. Die anderen staunten nicht schlecht. Dann fing ich an zwischen den Bäumen hin und her zu flitzen, wobei ich mein Tempo immer weiter steigerte. Irgendwann war ich so schnell, dass ich bei der Braunhaarigen Schwindel erkennen konnte. Das Schattenmädchen sah mir nur mit verschränkten Armen aufmerksam zu. Ich war nicht viel schneller als sie es gewesen war, also konnte ich in ihrem Gesicht schon die erste Rivalin ausmachen. Mal sehen, wie lange diese Freundschaft hält dachte ich mir und drosselte mein Tempo wieder bis ich stehenblieb. ,,Ich habe zwar noch andere Fähigkeiten, aber das kann ich nur an lebendigen Zielen zeigen und möchte hier niemanden verletzen", lächelte ich. Die Trainer nickten zustimmend und schickten nun den anderen Jungen aufs Feld. Er konnte nicht schlecht mit zwei Klingen umgehen, aber das war's auch schon, während der erste uns ein ganzes Waffenarsenal auflistete, dass er angeblich perfekt beherrschen würde.

 

Wir wurden sozusagen in Teams aufgeteilt, wer welchen Trainer kriegt. Ich kam mit dem Schattenmädchen in die Gruppe des Ältesten. Der Schwertkämpfer bekam sozusagen Privatunterricht mit dem Jüngsten, der ungefähr in seinem Alter war, und das Mädchen aus meiner Heimat musste sich den letzten Trainer mit dem ,Alleskönner' teilen.

 

So vergingen viele Tage und ich hatte sogar meine Uniform bekommen, wie die Brünette auch. Was ein Zufall, dass wir Zimmernachbarn waren! Meine Hosenbeine waren bis zu den Knien gekürzt - dafür sollte ich Meister Zed echt mal danken.

 

In dieser Zeit rückte auch das Blutmondfest näher... Meister Zed hat uns seine Begleitung längst vorgestellt. Die meisten kannten sie wohl schon, denn sie waren begeistert als Miss Syndra durch das Eingangstor kam. Die dunkle Magierin schien auch Mina - das Mädchen aus Shurima - zu begeistern, da es ihr Ziel war die Mächte der Magie zu erforschen und zu erlernen. Ich mochte sie auch, sie war wirklich nett zu allen. Auch wenn es mich am Anfang gestört hatte, dass sie meinen Garten mitbenutzte, lernte ich schon bald ihn mit ihr beim Meditieren zu teilen. Wir beide mussten unsere Kräfte immer wieder aufladen. Oft kamen wir danach ins Gespräch, bevor sie paar Meter weiter in Meister Zeds Gemächern verschwand.

 

,,Morgen ist das Fest. Kommst du auch mit?", fragte sie eines ruhigen Abends beim Meditieren. Daran hatte ich gar nicht gedacht. ,,Ich bin mir nicht sicher", murmelte ich. ,,Warum?", sie schaute mich aus tiefgründigen Augen an. ,,Ist es denn eine gute Idee?", stellte ich die Gegenfrage, ,,nun mal bin ich sicher nicht mehr willkommen, da ich nun hier bin", ich starrte auf das weiche Gras. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und schaute auf, als mir das wärmste Lächeln entgegen kam, dass ich je gesehen hatte. ,,Was meinst du ist mit Zed und mir? Wir sind Verbannte und werden trotzdem auf jeden Fall hingehen. Wir lassen uns von denen doch nicht den Spaß verderben. Das ist das einzige Fest überhaupt, auf dem wir sein dürfen und das lassen wir uns nicht entgehen. Das solltest du auch nicht. Die meisten wissen doch gar nicht, dass du hier bist. Und auch wenn dich ein paar schräg angucken sollten, dann ignorier´ sie und genieß´ es mit erhobenem Kopf", munterte sie mich auf. Ich lächelte nun zurück. ,,Danke." Sie nickte.

 

Und dann stahl sich ein anderes Lächeln auf ihre Lippen, dass ich nicht hundertprozentig deuten konnte. ,,Hast du schon eine Idee mit wem du hingehst?" Ein imaginärer Blitz traf mich und ich erstarrte zu Eis. Scheiße! schoss es durch meinen Kopf, bevor ich stammeln konnte: ,,Eigentlich m-mit Y-yi...", ich schaute sie leer an. Sie schien etwas verblüfft. ,,Master Yi? Warum ausgerechnet er?" ,,Er war halt der erste und einzige, der gefragt hat und wir verstehen uns gut. Aber... jetzt ist es eh egal", aus Verlegenheit wurde Trauer. Miss Syndra schien ernsthaft besorgt zu sein - oder sie war nur eine verdammt gute Schauspielerin. ,,Was meinst du denn? Meinst du diese Situation hier wird es ändern?", fragte sie mich. ,,Ja klar! Nun mal hat er mich ausdrücklich vor Meister Zed gewarnt, auch davor, dass er in der Nähe sein sollte. Ich habe ihm versprochen auf mich aufzupassen, ihm und meiner Schwester. Ich habe es ihnen beiden versprochen mich auf keinen Fall mitnehmen zu lassen!", ich hielt mir die Hände vors Gesicht. ,,Oh, das tut mir leid", sie kam näher, wahrscheinlich um mich zu drücken, aber ich konnte die Tränen zurückhalten und sagte stolz mit erhobenem Haupt: ,,Egal wie viele Feinde ich mir gemacht habe, ich bereue es nicht. Ich bin hergekommen, um wahre Stärke kennen zu lernen, und genau das werde ich hier tun!" Sie war offensichtlich gerührt und drückte mich, nun wieder lächelnd. ,,Das bedeutet uns sehr viel. Hätte Zed es nur gehört." Sie nahm mir die Maske ab und wuschelte mir durch die Haare. Wie jeder Hund nahm ich es instinktiv als Belohnung auf und strahlte. Hinten achtete ich darauf, dass meine Rute ja nichts zerstörte. ,,Also lass dir von Niemandem etwas auf dem Fest einreden, du kommst mit und wirst Spaß haben!", die weißhaarige Magierin stand auf und setzte mir wieder die Maske auf, ,,ich geh wieder zu Zed und sag ihm Bescheid. Nun geh und lauf zu deinem Training! Du hast doch sicherlich große Ziele, nicht wahr?" Ich nickte und sie verschwand wieder in die selbe Richtung wie sonst auch. Einige Augenblicke später raffte ich mich auch auf und ging meine Truppe aufsuchen...

 

Am nächsten Tag weckte mich Zed, als er plötzlich in meinem Zimmer stand. ,,M-master Zed, was tun Sie denn hier?" Es war noch dunkel und ich rieb mir die Augen. ,,Syndra hat mir alles erzählt und ich dachte, wir gehen etwas früher. Dann können wir uns noch in der Stadt umsehen. So können wir noch etwas gemeinsam machen, weil wir dich wohl nach der Eröffnung alleine lassen müssen", erklärte er mir. ,,Mach dich schon mal fertig. Wir holen dich gleich ab." ,,Jawohl, Meister", antwortete ich noch schlaftrunken. Dann war er wieder verschwunden. Jap, genau dafür sind die Zimmer dunkel. Nicht für uns, sondern damit er uns jeder Zeit kontrollieren konnte fasste ich einen endgültigen Entschluss.

 

Ich machte mich kurz fertig und wartete nur noch darauf, das plötzlich eine Gestalt vor mir erschien. Obwohl ich scheinbar vorbereitet war, erschreckte mich sein Erscheinen - was ich natürlich nicht zeigte. ,,Spring aus dem Fenster", sagte der rotäugige Schatten und löste sich wieder auf. Also tat ich wie mir befohlen wurde und landete genau vor Meister Zeds und Miss Syndras Füßen. Da sie meistens flog konnte ich sie nie kommen hören, was mich schon aufregte, weil es für mich nicht normal war - aber bei Meister Zed war es ja nicht anders. ,,Können wir los?", fragte ich und verharrte kurz, als ich bemerkte, dass Meister Zed ohne Maske vor mir stand. Wie erwartet hatte er rote Augen, die meine Seele durchbohrten, und außerdem hellgraue Haare - die ihm offenbar gut standen - kaum dunkler als meine. Einige kleine Narben zierten sein Gesicht und er und Miss Syndra lächelten mich an. ,,Komm", sie schleiften mich mit - Richtung Placidium.

 

Die ganze Stadt war wundervoll geschmückt und trug hauptsächlich rot-weiß. Sogar Meister Zed hat sich dazu angepasst. Er trug nun ein blutrotes Hemd und eine weiße Hose. Miss Syndra hat an ihrem Outfit nicht viel verändert - nur die eigenartige Krone hatte sie abgesetzt, was sie sofort viel menschlicher erscheinen ließ. Ich hatte meine normalen Sachen an, mit denen ich hier angekommen war - ein kurzes, dunkelgraues Kleid mit weißen Rändern. Aber ich hatte meine Haare nicht offen, sondern zu einem Pferdeschwanz und leicht gewellt. Außerdem dachte ich, eine Lotusblüte im Haar würde nicht schaden.

 

Sobald wir die Stadt betraten, hörte Miss Syndra auf zu schweben und zog es vor wie ein normaler Mensch zulaufen. Meister Zed war wirklich nicht wieder zu erkennen. Dies würde uns wohl einen Haufen Ärger ersparen. Wir liefen kreuz und quer durch die Stadt und schauten uns alles Mögliche an, bevor es Nachmittag wurde und wir uns auf den Weg zur Eröffnung machten. Etliche Ionier rannten an uns vorbei in dieselbe Richtung. Ich bin mir sicher, dass da auch Champions dabei waren.

 

Akali kam schon von Weitem mit Shen auf uns zu. Hätte sie ihre Maske nicht abgenommen, hätte ich sie bei dem Kuddel-Muddel wohl selbst am Geruch nicht erkannt. Shen zeigte uns sein Gesicht nicht - es war einfach klar, dass er es war. Sie stand etwas wütend vor uns und ließ uns nicht durch. ,,Du gehörst also jetzt zu ihnen. Dahin bist du also verschwunden", richtete sie sich an mich, aber ließ ihren Blick nicht von Meister Zed und Miss Syndra. Ich bekam plötzlich eine Backpfeife. ,,Wir haben uns Sorgen um dich gemacht! Du hättest wenigstens sagen können, dass du noch lebst und uns und deine Schwester nicht mehr brauchst!", brüllte sie nun wirklich mich an. ,,Wag es dich sie noch ein Mal anzufassen!", versuchte mein Meister mich zu verteidigen. ,,Sonst was?", mischte sich nun Shen ein und bäumte sich vor seinem Rivalen auf. Meister Zed knurrte ihn nur an. Miss Syndra zog ihn zurück und versuchte die Herren zu beruhigen, während ich noch schockiert da stand und Worte in meinem Kopf kreisten, die ich wohl nie wieder loswerden würde: ...dass du ... deine Schwester nicht mehr brauchst. Während die beiden Ninja sich ein Blickduell leisteten, überkam mich irgendwas und ich fing einfach an geradeaus zu rennen, ohne mich meiner selbst bewusst zu sein - w-wie ein verängstigtes, wildes Tier! Akali versuchte mir erstmal nachlaufen, doch Miss Syndra hielt sie auf und meinte, sie solle mich einfach gehen lassen.

 

Ich rannte und rannte, bis ich mich im Serene-Garten wiederfand. Zum Glück war er noch leer, so hatte ich etwas Zeit für mich. Ich weiß nicht, ob ich hier instinktiv her gerannt bin oder ob ich wirklich hin wollte. Jedenfalls wusste ich, dass der Platz sich bald füllen würde und so setzte ich mich einfach in die Mitte und meditierte.

 

Irgendwann hörte ich die ersten Leute kommen - bald sollte das Feuerwerk starten - also stand ich auf und ging in den Wald. Ich bin durch das nördliche Stadttor raus gegangen, obwohl ich in dieser Gegend nichts kannte. Ich lief einfach willkürlich irgendwo hin und versuchte mich vom Feuerwerk nicht ablenken zu lassen. Das mit meiner Schwester nahm mich sehr mit, immerhin hatte ich sie immer noch lieb und sie war immer mein Ein und Alles. Und ich hatte danach wirklich nicht an sie gedacht, sondern nur an Meister Zeds Worte. Toleriert, akzeptiert... unbesiegbar... Aber ich würde nach diesen Erlebnissen sowieso bei Meister Zed bleiben. Also entschied ich mich wieder zurückzugehen und doch noch etwas von den Feierlichkeiten mitzukriegen.

 

Das Fest war im vollen Gange und der Garten war randvoll mit Menschen. Es duftete nach den süßesten Speisen und Getränken. Ich saß auf einem hohen Baum und schaute es mir erstmal an. Dann sah ich Meister Zed und Miss Syndra, die sich prächtig amüsierten. Zwei Gläser Wein und schon standen sie auf der Tanzfläche. Mir wurde dies langweilig und ich wollte mich im Haupthaus umsehen. Durch ein Fenster schaute ich in die größte Halle und sah Akali, Shen und Kennen mit jemandem reden. Ich konnte nun meine Schwester identifizieren. Neben ihr stand ein schwarhaariger Mann, den ich auf jeden Fall nicht kannte. Er sah wirklich nicht schlecht aus. Ich freue mich für dich, Schwesterherz. Aber ich werde es dir wohl leider nicht persönlich sagen können. Akali und Shen haben dir sicherlich schon alles erzählt. Du wirst mich jetzt hassen. Lebe wohl... Ich sprang von der Fensterbank und ging durch das Westtor aus der Stadt.

 

Erst jetzt bemerkte ich, dass das rote Licht nicht von den Lampions kam, sondern vom Himmel. Ich schaute auf und blickte mitten in einen riesengroßen, orange-roten Mond. Ich grinste selig und ging wieder glücklich weiter. Der Mond hatte wirklich starke Auswirkungen auf mich - oft zu meinen Gunsten.

 

,,Neru?", riss mich eine ruhige Stimme aus den Gedanken. Ich schaute auf und sah Yi auf seinem Dach sitzen. Ich habe gar nicht bemerkt wie ich hier her gekommen war. Er sprang vom Dach und kam auf mich zu. Ich hatte das Gefühl, dass ich zusammenbrechen würde. ,,Geht's dir gut?", er legte seine Arme auf meine Schultern. Ich schwieg. ,,Kannst du nicht mehr sprechen? Komm doch rein." ,,Nein." Er musterte mich verwirrt. Offensichtlich hatte er noch keine Ahnung. Also musste ich es ihm sagen: ,,Nein. Ich kann nicht." ,,A-aber Neru.." ,,Ich sagte ,nein'! Verstehst du es denn nicht? Hast du denn keine Idee wo ich die ganze Zeit war? Ich wollte dir gar nicht erst vor die Augen treten, ich bin nur zufällig hier. Ich meine damit...", ich blickte zu Boden und ließ meine Haare mein Gesicht verdecken, ,,...ich habe nicht auf mich aufgepasst", beendete ich kleinlaut. Sein Kinn klappte runter - er hatte verstanden. ,,Nein, du... du gehörst doch jetzt nicht etwa zu Zed, oder? Bitte sag, dass das nicht wahr ist!" ,,Das kann ich nicht. Es wäre eine Lüge und ich würde meinen Meister verleugnen. Das kann ich nicht", ich schaute ihm nicht mehr in die Augen *hust hust* Lampen. Ich konnte es nicht. ,,Dann auf Wiedersehen", er klopfte mir noch einmal auf die Schultern, dann drehte er sich um um in sein Haus zu gehen. ,,Warum sagst du das?", fragte ich ihn ohne mich zu rühren. ,,Warum sagst du ,auf Wiedersehen'? Auf Wiedersehen sagt man nur, wenn man vor hat die Person auch wiederzusehen." ,,Weil ich es auch vor habe. Ich meine nicht, dass ich es plane, aber ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen. Ich hoffe, du hast dir deine Entscheidung gut überlegt und bereust sie nicht, denn... wir lassen dich bestimmt nicht mehr zurück...", dann schloss er die Tür. Ich stand noch einige Minuten da und ließ ein paar Tränen zu. Ihm und meiner Schwester wollte ich nun wirklich nicht unter die Augen treten. Ich hatte mit sowas gerechnet.

 

Als ich mich wieder bewegen konnte, trottete ich Richtung neues Heim. Dort angekommen wurde ich von Mina und Kira empfangen - meiner ebenbürtigen Rivalin und der Person im Orden der Schatten, die mir das Gefühl gab immer besser werden zu müssen. Nach der Begrüßung entfernte ich mich von ihnen und ging in mein Zimmer. Ich schloss die Tür ab - was gewisse andere sowieso nicht daran hindern würde mich wieder zu erschrecken - und legte mich aufs Ohr.

 

Am nächsten Morgen traf ich Miss Syndra wieder im Garten und nach einem Nicken als Begrüßung meditieren wir wie üblich. Danach kam der Teil, vor dem ich mich eigentlich drücken wollte: Sie stellte mich zur Rede. Ich habe wo es ging gelogen und meinte, dass ich die ganze Zeit drinnen war, sodass sie mich nicht gesehen hatten. Ich verheimlichte auch das Aufeinandertreffen mit Yi. Doch irgendwie hatte sie mich wohl doch durchschaut, weil sie nun eine Braue hob und mich schräg anschaute. ,,Komm, raus mit der Sprache." Ooh Shit... ,,Wir haben Bastet und Yasuo getroffen. Sie hat uns erzählt, dass sie dich am Fenster gesehen hat und du danach verschwunden warst. Sie hat dich überall gesucht, und wir wissen, dass wenn du dort geblieben wärst, sie dich auch gefunden hätte", ihre Miene war etwas erbost. Ich atmete laut aus: ,,Na gut. Ich war keine fünf Minuten auf dem Fest. Ich wollte rein gehen und habe sie am Fenster gesehen. Ich wollte ihr nicht unter die Augen treten, also bin ich wieder gegangen... Moment mal.. DAS WAR YASUO!!???" ,,Ja", antwortete sie gelassen. ,,Also durfte sie ihn schon kennen lernen. Hm..." ,,Ich kann verstehen, dass du nicht zu ihr wolltest. Sie war wirklich, wirklich wütend und hätte Zed wohl zerfetzt, wenn ich sie nicht betäubt und Yasuo sie nicht festgehalten hätte. Aber es war ein Fehler. Es wäre die Chance gewesen ihr noch mal alles in Ruhe zu erklären. Nun mal läuft es auf dem Fest friedlich ab. Du weißt ja nicht wann du sie wiedersiehst. Es könnte auch auf einem Schlachtfeld sein. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr da keine Verbündete sein werdet", ihre wahren Worte ließen mich nachdenken. Noch bevor ich geantwortet hatte, verließ sie mich wieder. Also ging ich zum Training.

 

Schon bald brachte Meister Zed allen Neulingen auf den Weg der Schatten und wir bekamen das lang ersehnte PowerUp. Trotzdem blieben Kira und ich immer gleichstark, solange ich ihr nicht irgendwelche Knochen brach. Die Rivalität zwischen uns half mir wirklich am Boden zu bleiben und nicht den Strang zu verlieren. Miss Syndra gab mir noch extra Privatunterricht, um meine Fähigkeiten zu verbessern, die man nur als Mitglied der Liga haben konnte. Ja, ich war echt stolz auf diesen Titel. Meister Zed meinte, dass wenn ich meine normalen Fähigkeiten mit den Schatten kombinieren würde, ich jeden besiegen könnte! Genau darauf arbeitete ich nun mit ihm und Miss Syndra hin. Leider musste sie bald wieder gehen. Schade, sie sind niedlich zusammen. Und Mina wird der Unterricht in dunkler Magie sicherlich auch fehlen.

 

In kurzer Zeit war ich so stark geworden, dass ich das Gefühl hatte, dass Zed mich nicht mehr stärker werden lassen will. Vielleicht sieht er ja eine Gefahr in mir. Oder er fürchtet, dass ich meine Macht erkennen würde und mich gegen ihn auflehne. Das wären Sorgen, die ich ihm nicht verübeln würde. Am Ende ergibt es eben großen Schaden, wenn man von Natur aus schon starke Fähigkeiten hat und sie dann noch mit der unermesslichen Kraft der Schatten kombiniert.

 

Jedenfalls wurde ich eines Tages über einen Brief unterm Fenster zur Placidium aufgerufen. Es sollte besprochen werden ob ich jetzt komplett zu Meister Zed gehöre oder wie Miss Syndra nur eine Freundin bin und auf eigenen Beinen stehen würde. Außerdem soll ich noch mal meine Fähigkeiten zeigen. Die Beschwörer brauchten die genauen Daten. Da der Brief nach meiner Schwester roch, weil sie anscheinend der Briefträger war, habe ich erwartet sie dort auch anzutreffen und dachte mir nichts dabei. Also ging ich sofort zu Meister Zed und Miss Syndra - es war ihr letzter Tag hier, also hatte ich Glück.

 

Ich klopfte an ihre Tür und wartete, bis Meister Zed mir die Tür einen Spalt weit aufmachte. ,,Ach du bist es", er schob die Tür soweit auf, dass ich sein ganzes Gesicht sehen konnte, das nicht wie üblich von der Maske verdeckt war - mehr sah ich nicht. ,,Ist es dringend?", fragte er mich hetzend. ,,Ich würde sagen ja. Ich habe einen Brief bekommen und werde in die Placidium einberufen", ich musterte ihn noch mal kurz, ,,Störe ich etwa?" Er schüttelte den Kopf: ,,Nein, nein, könntest du nur paar Minuten warten? Syndra und ich müssen uns fertig machen." ,,Fertig machen?" ,,Ja, wir sind noch gar nicht aufgestanden", ihm stieg die Röte ins blasse Gesicht. ,,Zed! Wo bleibst du denn?", hörte ich Miss Syndra irgendwo hinter ihm. ,,Ja, ich kann warten. Ich bin dann mal weg", ich wollte sie wirklich nicht stören. Also tapste ich zum Garten und genoss die Sonne.

 

Kurze Zeit später tauchten drei Schatten über meinem Gesicht auf. Ich setzte mich auf und sah meine beiden Meister und.. einen Schatten. ,,Zeig den Brief mal", forderte Meister Zed sofort auf. Ich reichte ihn ihm und die beiden lasen ihn in Ruhe durch. ,,Morgen?" ,,Ja", antwortete ich dem Assassinen mir gegenüber. ,,Das heißt Syndra kann nicht mit. Naja, das schaffen wir auch zu zweit", er schien wohl einen Plan zu haben. ,,Ist es denn erlaubt jemanden mitzunehmen?", fragte ich. ,,Natürlich nicht. Ich komm auch nicht in die Stadt. Ich bleibe an den Mauern, falls etwas ist. Das ist mir nicht geheuer." Ich würde gerne versuchen seine Gedanken vom Gesicht abzulesen, aber er hatte die Maske wieder auf. ,,W-warum gehen wir dann überhaupt dorthin?", fragte ich kleinlaut. ,,Weil sie wirklich deine neuen Fähigkeiten brauchen. Aber wenn sie von den neuen Fähigkeiten gerochen haben, wissen Sie mit Sicherheit schon, dass du hundertprozentig dem Orden angehörst", sagte die schwebende Frau endlich etwas. ,,Das ist ja das, was nicht zusammen passt", er fasste sich ans Kinn, ,,geh auf jeden Fall hin, und sollte es eine Falle sein, kämpfe dich nach draußen und ruf nach mir. Ich werde dir sofort zur Hilfe eilen." ,,Dankeschön, Meister. Ihre Sorge bedeutet mir sehr viel", ich senkte ehrfürchtig den Kopf. ,,Nicht doch. Ich hätte das für jeden meiner Schüler so gemacht", er kraulte mein Ohr und ich musste fröhlich aufbellen. Die beiden lachten nur darüber. ,,Ich melde dich für morgen bei deinem Trainer ab. Ich hol dich wieder ab." Ich nickte. ,,Ich muss jetzt auch gehen", sagte Miss Syndra, ,,auf Wiedersehen und entwickel dich weiter", sie tätschelte mich, ,,ich hoffe, dass morgen alles gut läuft." Ich umarmte sie und sie war erstmal überrascht, doch nach einem kurzen Blick zu ihrem Freund lächelte sie und erwiderte sie Umarmung. ,,Komm gut an", sagte ich noch, dann ging sie - dem ganzen Orden hinterherwinkend.

 

Wie versprochen erschien Meister Zed am nächsten Morgen in meinem Zimmer. Ich schloss noch mal die Tür ab, um die Tarnung zu erhalten, dass ich immer noch hier war, und dann verschwanden wir im Wald. Der Weg verlief wortlos. Am südlichen Stadttor blieben wir stehen. ,,Ich bin am westlichen Tor, sollte was passieren. Also nimm bitte nicht den langen Weg, weil du denkst, dass ich hier bin", gab er mir noch mit. Ich nickte und schluckte schwer. Die Wachen am Tor verloren den Verstand, als sie Meister Zed erkannten. Ich trug meine Uniform vom Orden der Schatten. Meine gelben Augen leuchteten durch die Maske genauso wie die roten von Meister Zed durch seine. Er rannte weiter und ich ging entspannt an den Wachen vorbei. Sie ließen mich in Ruhe, weil ich das Siegel auf dem Brief wortlos in die Höhe hielt.

 

Wie erwartet musste ich wieder ins Hauptgebäude, aber auf eine der höheren Etagen, auf denen ich noch nie war. Es war hier komplett hell ausgeleuchtet, kein einziger Schatten war zusehen. Das machte mich mulmig. Ich betrat den großen Raum, in dem bereits alle saßen und zu mir schauten. Vorne stand jemand auf einem Podest und vorne waren ein paar Bänke für die normalen Zuschauer. Da saß auch Bastet! Neben dem Podest waren rechts und links jeweils eine Bank, die mit Menschen gefüllt war. Auch Shen war unter ihnen, wahrscheinlich waren das die Berater. Ich fühlte mich hier wie vorm Gericht.

 

,,Sind sie Neru-Anne, das Alfatier?", fragte mich der Typ auf dem Podest. ,,Ja, das bin ich." ,,Treten Sie bitte vor", er zeigte auf einen kleinen, freien Platz vor sich. Ich tat wie mir gehießen. Im Vorbeigehen konnte ich noch Akali und Kennen in den Sitzreihen ausfindig machen. Aber der Typ mit der Maske war mir nicht geheuer...

 

,,Bestätigen Sie bitte, dass sie wirklich Neru-Anne sind." Ich rollte mit den Augen und nahm die Maske ab. ,,Das ist sie", bestätigte Shen. ,,Gut. Können Sie auch bestätigen, dass Sie jetzt dem Orden der Schatten angehören und somit Zeds Befehl unterliegen?" Sind die bescheuert!? Ich warf als Antwort einfach die Maske zu ihm rüber. Er musterte sie und nickte. Ein Schreiber neben ihm notierte es sofort. Ich wollte einfach so wenig wie möglich sagen. ,,Demonstrieren Sie bitte Ihre neuen Fähigkeiten. Keine Sorge, diese Daten werden außerhalb dieses Raumes nicht weitergegeben. Nur die Beschwörer und Augenzeugen werden etwas davon erfahren." Ich fing sofort an und versuchte niemanden dabei zu treffen. Durch die Kraft der Schatten konnte ich meine Fähigkeiten stark erweitern. Nicht nur die Reichweite war extremst gestiegen, sondern für drei meiner fünf Fähigkeiten konnte ich zusätzlich einen Schatten von mir aufstellen, der mir helfen würde - also sechs Fähigkeiten, den Schatten mitberechnet. Die Zuschauer staunten nicht schlecht. Dann war ich endlich fertig. Zum ersten Mal sagte ich nun etwas: ,,Sind wir mit allem durch?" ,,Einen Moment", sagte der ,Boss' und flüsterte etwas zu Shen und zwei weiteren Beratern. Natürlich hörte ich es! Was für Amateure! ,,Ich glaube wir haben genug gesehen. Es war schon schwer genug Syndra wenigstens ein bisschen einzusperren, und ihre Macht ist unfassbar stark." ,,Ein zweites Wolkenschloss wird da nichts bringen. Zed wird auf so eine Kampfkraft bestimmt nicht verzichten wollen. Er war wegen Syndra schon wütend genug und holt sie sowieso immer wieder raus. Sie muss ganz weg", bestimmte Shen. ,,Das ist wohl die einzige Möglichkeit", sagte der Richter. Die anderen drei nickten entschlossen. Scheiße ging es mir durch den Kopf Shen kann mich ja echt nicht leiden.

 

,,Tut mir leid, Neru", sagte meine Schwester mit schwerer Stimme, ,,Es ist nur zu deinem Besten." ,,Festnehmen", drang nun durch den Saal. Ich war nicht wütend auf sie, weil sie es gewusst hatte und mich nicht gewarnt hatte, auch nicht weil sie wusste, dass ich es gehört habe und sie mir nicht helfen würde. Nein, ich war wütend,... weil sie sich genauso wie viele andere Champions und Wachen auf mich stürzte!!! ,,Aaaaahhh!!!!" Ich konnte mich gerade noch mit einem Schatten tauschen, bevor mich ein Haufen Körper erdrückte. Sollten sie doch weiterhin meine Tritte spüren. Plötzlich stand Shen vor mir und Kennens Wurfsterne kamen auf mich zugeflogen. Nachdem ich ihnen ausgewichen war, parierte ich Shens Schlag mit der Klinge mit bloßen Krallen. Ich huschte an ihm vorbei und zog dabei meinen Schwanz ein, damit er nicht mehr Angriffsfläche bot. Ich rannte durch die Tür und trat mitten in einen blauen Pool, der mich verlangsamte. Akali sprang auf mich und hielt mir die Klingen an den Hals. Ein Tuch vorm Mund verdeckte ihr blutrünstiges Grinsen. So sah ich nur die todernsten, stechenden Augen. Ich heulte und sprang weg, bevor sie zu sich kommen würde. Ich war zum Glück schon außerhalb der Reichweite, als dass sie hätte auf mich springen können. Dafür war mir Kennen dicht auf den Fersen. Das Herz des Sturms würde mich auf jeden Fall einholen, wenn ich wegen dem Dach keine Sprünge machen konnte. Deshalb stürzte ich mich aus dem nächstbesten Fenster und rannte zum Westtor.

 

,,Meister Zed! Zeeed! Meeeeiiisteeeer!!!!!", ich rief ihn ununterbrochen, aber ich sah ihn nirgends. Als er mich, als ich schon durchs Tor rannte, immer noch nicht hörte, liefen mir einfach die Tränen über die Wangen. Ich war ihm total egal. Er braucht mich nicht, deshalb lässt er mich hier in Stich! Und ich habe ihm so vertraut! Plötzlich hörte ich eine tiefe, irgendwie bekannte Stimme in meinem Kopf und alles um mich herum erstrahlte: Gib die Hoffnung nicht zu früh auf. Sie werden kommen und dir helfen. Beide... Dann war der Schein plötzlich weg. ,,Vater!?", zur gleichen Zeit, als ich es sagte, hörte ich es auch von meiner Schwester. Ich schaute hinter mich und sah vier Leute dicht hinter mir rennen - drei Ninja und eine Katze, die mit den Ohren wackelte. Ich legte einen Zahn zu, doch es half nichts. Ich konnte sie nicht abschütteln.

 

Auf ein Mal hörte ich einen Aufprall, Klirren und Kraftausdrücke. Ich schaute wieder hinter mich und sah meinen Meister! Er stand zwischen den drei Ninjas und versuchte mit der Hilfe eines Schattens alle Klingen gleichzeitig abzuwehren. ,,Lauf!", rief er mir zu. ,,Aber Meister!" ,,LAUF!" Ich machte zwei Schritte nach hinten, gab einen komischen Laut ab, drehte mich um und rannte wieder um mein Leben. Er ist doch gekommen! Wie konnte ich nur jemals an ihm zweifeln? Ich schämte mich wirklich, aber dafür war jetzt nicht die Zeit.

 

Ich hörte einen Schuss. Direkt neben mir sauste ein unfassbar großes Projektil vorbei. Mir blieb der Mund offen stehen, als der getroffene Baum einfach zerbast. Noch ein Schuss. Ich hörte wie ein Baum hinter mir in tausend Stücke sprang, und dann der Schmerz. Auch wenn es mein Bein nur gestreift hatte, bedeutete es bei der Größe, dass mir ein ganzes Stück Fleisch rausgerissen worden war. Trotzdem humpelte ich weiter. Leider war der Schütze versteckt, so konnte ich nicht sehen aus welcher Richtung der nächste Schuss kommen würde, um auszuweichen. Wieder ein Knall. Ich legte die Ohren an... aber es kam nichts an. Ich dachte mir nichts und rannte - so gut es ging - weiter. Ein Vierter. Ich lief zur Seite um auszuweichen, aber er hatte mich wohl durchschaut und traf genau ins Schwarze. Ich blieb stehen und spuckte Blut. Ich konnte meinen linken Arm nicht mehr bewegen. Ich schaute an mir runter und mir wäre das Herz stehen geblieben, wenn es es nicht schon getan hätte: Ein riesiges, blutiges Loch prägte nun meine linke Oberkörper-Hälfte. Die Kugel hat mir das Herz und eine Lunge mit rausgerissen. Das Loch ging so weit, dass mein linker Arm ebenfalls zur Hälfte abgerissen war. Ich spuckte noch einmal Blut und fiel.

 

Im Fall drehte ich mich und sah Yi mit der Klinge in beiden Händen stehen. Er atmete schwer und neben ihm auf dem Boden lagen zwei sauber geteilte Kugelhälften. Das war wohl die Dritte. Zwei von vier Schüssen hatten mich erledigt. Es hätte auch nur einer sein können. Yi schaute jetzt zu mir. ,,Ich habe dich gewarnt. Ich habe sogar versucht dir bei der Flucht zu helfen. Aber diesen Weg hast du selbst gewählt. Ich hoffe bloß... du bereust ihn nicht und kannst in Frieden ruhen." Ich wollte was sagen, aber bekam nichts raus. Stattdessen atmete und keuchte ich stark. Mir gingen der Sauerstoff und das Blut aus. Das meinte Vater mit ,beide'... Ich schloss meine Augen, meinen Mund und lächelte. Ich hörte wie Yi seine leuchtende Klinge auf die Erde warf und langsam fort schritt. Mir kam noch eine letzte Träne, bevor ich nur noch Nebel im Kopf hatte.

 

Ich nahm noch wahr, wie mich jemand an seine Brust drückte und scheinbar weinte. Ich konnte nichts hören, ich hatte einen Tinnitus. Ruhe in Frieden, mein Kind...

Kapitel 8 - Flötenspieler

...Diese Nacht hab ich kein Auge zubekommen - Bastet wahrscheinlich auch nicht. Ich starrte die Decke an und ging das Geschehene noch mehrmals im Kopf durch: Wie ich dem eigenartigen Geruch ohne nachzudenken hinterher gerannt bin, wie ich ihm einfach geantwortet habe, als wäre es normal, wie ich mich durch seine Versprechen leiten ließ, wie ich durch eine einfache Berührung schwach wurde, wie ich beinahe mit ihm mitgegangen wäre, obwohl Yi mich vorher ausdrücklich gewarnt hatte. Grässlich. Ich musste eindeutig an mir arbeiten. Ich konnte mir kaum vorstellen, was passiert wäre, wären Yi und Bastet zu spät gekommen und er hätte mich mitgenommen. Irgendwann dämmerte es draußen auch schon.

 

,,Hast du heute geschlafen?", fragte meine Schwester wie aus dem Nichts. ,,Nein, du?" ,,Ich auch nicht", sie drehte sich nun zu mir und zog die Decke bis zur Nase. Trotzdem sah ich ihr Lächeln und lächelte zurück. Das war schon immer so bei uns: Egal wie ernst die Lage ist, wir müssen uns nur einmal ansehen um wieder einen Lachanfall zu bekommen.

 

Als wir im Frühstückssaal saßen kam Yi plötzlich rein und setzte sich zu uns. ,,Also erstmal guten Morgen." ,,Buten Moben", sagte ich mit dem Essen im Mund. Meine Schwester bevorzugte es lieber den ganzen Kloß einfach runterzuschlucken und erst dann zu antworten. Er lächelte darüber. ,,Neru, du hast doch wegen Yasuo gefragt." ,,Ja" ,,Ihr könnt ihn vielleicht treffen, wenn ihr euch beeilt. Ich habe ihn ausfindig gemacht, aber er bleibt dort sicher nicht lange", nun flüsterte er, damit es keiner sonst mitbekam, ,,der kleine Berg hinter meinem Haus. Ihr müsst auf die andere Seite. Ich werde euch wohl nicht begleiten, da ihr ohne mich schneller seid. Ihr müsstet ihn schnell finden. Wenn ihr einen ganzen Haufen Menschen riecht, sind die wohl hinter ihm her, aber sonst müsste weit und breit keine Menschenseele sein," erklärte er. Wir nickten dankbar. ,,Aber dann muss ich jetzt wieder los", grinste er. ,,Wohin so eilig?", fragte Bastet. ,,Bald ist das Blutmond-Fest und ich habe mich noch nicht im geringsten darum gekümmert", er stand auf und verabschiedete sich mit einem Winken.

 

,,Bastet?", fragte ich meine Schwester ernst, denn etwas in meinem Kopf hatte ,klick' gemacht. ,,Hm?" ,,Müssen wir uns nicht auch aufs Fest vorbereiten?" ,,Du hast recht! Nur noch eine Woche. Aber wenigstens können wir beide schon tanzen." Ich nickte. ,,Lass uns später Akali suchen und um Hilfe bitten. Oder wenn wir Ahri treffen würden wäre es super! Sie könnte uns mit der Kleidung helfen", sie stand auf und zog mich am Handgelenk nach draußen, bevor ich sie anhielt. ,,Warte, beruhig dich. Was ist mit Yasuo? Lass ihn zuerst suchen, oder denkst der schmort dort ewig?" ,,Oh, hab ich fast vergessen. Aber dann schnell!", wieder zog sie mich mit ihr zum Stadttor. Die Wachen haben sich mittlerweile dran gewöhnt, dass wir einfach immer durchrannten.

 

Dank unserer Kräfte haben wir die Stadt schnell weit hinter uns gelassen. Der Berg kam rasend schnell näher und bald konnten wir auch einen leichten, menschlichen Geruch wahrnehmen.

 

Kurz bevor wir unser Ziel erreicht hatten, blieben wir noch mal stehen und scannten die Lage. Wir lukten vorsichtig hinter unseren Bäumen hervor auf die Lichtung vor uns, auf die die Sonne strahlte. In der Mitte stand ein Fels hinter dem ein großer, schwarzer Haarbüschel hervorragte. Sachte wagten wir uns näher heran - stets bereit uns zu wehren. Wir wollten das komische ,Objekt' umkreisen, - Bastet von rechts, ich von links, - aber da ertönte eine wundervolle Melodie und ließ uns sofort erstarren. Ich sah zu meiner Schwester rüber, die genau wie ich die Ohren Richtung Ton stellte. Also gingen wir langsam Schritt für Schritt weiter. Dann schielte ich hinterm Fels hervor und sah einen Mann in blauer Hose am Fels angelehnt sitzen und auf einer einfachen Flöte spielen. Er hatte die Augen zu und schien ziemlich entspannt zu sein, aber hatte sein mit Wind-Mustern verziertes Katana griffbereit neben sich liegen. An seinem linken Arm war irgendein silbernes Rüstungsteil, das ich nicht verstand und mir die meiste Sicht auf sein Gesicht nahm.

 

Die Musik stoppte. Er öffnete die Augen und blickte zu uns rauf. ,,Gefällt es euch? Konnte ich euren Jagdinstinkt dadurch besänftigen? Ich konnte fast schon spüren wie gierig ihr euch rangeschlichen habt. Wer oder was seid ihr?", fragte er. ,,Götter, die dich töten wollen." ,,Genau, vor allem du, Neru." Ich musste grinsen. ,,Wir sind zwei neue Champions und wollen uns Ionia ansehen und andere Champions kennen lernen. Wir sind Neru und Bastet. Ich bin aber wirklich eine Göttin." ,,Hey, das tut gar nichts zur Sache!", mischte ich mich ein, doch sie ignorierte mich und fuhr fort: ,,Yi schickt uns. Er war der Meinung, es wäre gut Euch auch kennen zu lernen. Ihr seid doch Yasuo, oder?" ,,Ihr? Ist eine ganze Weile her, dass mich jemand so angesprochen hat. Ja, ich bin Yasuo. Und scheinbar geht es dem Alten auch noch gut", sagte er mit einer angenehmen Stimme. Bilde ich mir das ein oder hat hier jeder in Ionia eine beruhigende Stimme? ,,Ihr habt mir zwar gesagt wer ihr seid, aber was seid ihr?" Da musste ich mich beherrschen. ,,Halbgötter", antwortete ich mürrisch. ,,Ich bin die Katzengöttin und Neru ist - wie du siehst - zum Teil ein Wolf. Sie hat keine göttlichen Kräfte, aber ihre körperliche Härte ist oho", sagte sie lächelnd. ,,Danke, dann weiß ich ja womit ich's zu tun habe. Setzt euch doch. Oder müsst ihr wieder los?", er deutete vor sich aufs Gras.

 

Wir setzten uns und fragten ihn hauptsächlich über seine Verfolgungsjagden aus. Irgendwann kam er zum Fragen: ,,Was habt ihr schon in Ionia erlebt? Oder seid ihr noch nicht so lange hier?" ,,Also wir haben schon viele Leute kennengelernt und konnten auch schon bisschen was über Ionia lernen. Wir haben auch ein bisschen die Gegend erkundet", antwortete meine Schwester. ,,Euer erster Eindruck?" ,,Es ist hier einfach herrlich! Ich für meinen Teil möchte nicht mehr weg. Und es gibt nur tolle Menschen!", schwärmte ich und blühte dabei auf. ,,Nur tolle Menschen?", sie wurde mürrisch, ,,du hast wohl unser erstes Aufeinandertreffen mit Zed schon vergessen, das keine zwölf Stunden her ist und nur dadurch zustande kam, weil manche ihre Beherrschung verloren haben", sie schaute zu mir. Ich kratzte mich am Hinterkopf und guckte weg. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Yasuo eine Braue hob. ,,Ich will nicht weiter nachfragen, oder?" ,,Nein, willst du nicht", sie verschränkte die Arme.

 

Er atmete erleichtert auf und lehnte sich mit den Armen hinterm Kopf zurück. ,,Wisst ihr wie lange ich nicht mehr mit Frauen gesprochen habe?", er schloss dabei die Augen. Wir schüttelten den Kopf. ,,Zu lange", grinste der Schwertkämpfer. ,,Und was tut das jetzt zur Sache?", fragte ich - hätte ich lieber nicht machen sollen. Seine Antwort: ,,Ich habe das Gefühl irgendwie vermisst, dass jemand meine Muskeln begutachten, aber ihr übertreibt. Meine Augen sind hier oben", er deutete auf seine immer noch geschlossenen Lider. Ich wurde ultra rot und schaute entsetzt zu meiner Schwester, der es nicht anders ging. So starrten wir uns an, während er fort fuhr: ,,Aber das Witzige ist", er grinste, ,,dass ihr es immer gleichzeitig macht." Er schielte mit einem Auge zu uns rüber, während wir versuchten ein Lachen zu unterdrücken. Natürlich gelang es uns ganz und gar nicht, sodass wir anfingen lauthals loszulachen und uns auf dem Gras kugelten. ,,Mädchen", murrte er zufrieden, worauf wir nur noch mehr lachen mussten. Irgendwann beruhigten wir uns und setzten uns wieder auf - noch mit Tränen in den Augen vor Lachen.

 

,,Ich muss dann weiter", sagte er plötzlich. ,,Und wie finden wir dich wieder?", fragte meine Schwester. ,,In paar Tagen bin ich auf jeden Fall in der Stadt anzutreffen. Ich will den Blutmond doch auch nicht verpassen." ,,Du kommst zum Fest?", Bastet strahlte. Er nickte. ,,Dann sehen wir uns sicher dort wieder", zwinkerte ich und zog mein Schwesterherz beim Aufstehen mit. ,,Wir wollen dich nicht zu lange aufhalten. Es ist eben nirgends sicher für dich", sagte ich noch. ,,Ja, aber macht euch keinen Kopf. Mir tut ein bisschen sozialer Kontakt auch gut. Auf Wiedersehen!", er winkte noch und verschwand im Wald...

Kapitel 9 - Valorans Champion-Pool

...Wir kamen in der Stadt an und sahen Ahri schon von Weitem. Sie hatte noch ein blauhaariges Mädchen mit blonden Spitzen an ihren Zöpfen dabei. Sie trug ein merkwürdiges Ding bei sich, dass mich an ein Tasteninstrument erinnerte. Sie liefen gerade die Straße entlang.

 

Wir gingen auf sie zu und Ahri begrüßte uns herzlich. Das andere Mädchen lächelte, aber sagte nichts. ,,Wer sind Sie?", fragte Bastet sie. Aber sie sagte wieder nichts. ,,Das ist Sona, die Virtuosin. Sie ist ein Champion, aber leider stumm", antwortete Ahri für sie. ,,Aber taub ist sie nicht, oder?", fragte ich dann und musterte sie. Sona antwortete schon selbst, indem sie ihren Kopf stark schüttelte. ,,Gut, denn mit Stummheit kann man leben. Ist man taub, verpasst man viel zu viel", sprach ich weiter. ,,Wäre sie taub, hätte sie keinen Sinn mehr zu Leben. Sie musiziert für Ihr Leben gern. Es ist ihre Waffe und ihre Kommunikation", sprach die Füchsin wieder für sie. ,,Können wir etwas hören?", bat meine Schwester lächelnd. Sona strahlte und sah Ahri mit großen Augen an. ,,Na gut." Sofort fing sie an auf dieser Sache zu spielen. Die Töne waren so schön, dass ich fast weggeschmolzen wäre. Unzählige Leute von den Straßen kamen angerannt, nur um ihrem Spiel zu lauschen. Einige, die in ihren Häusern saßen, öffneten ihre Fenster. Sie spielte so traumhaft!

 

Nach der kleinen Vorstellung gingen wir gemeinsam in den ersten Laden. Hier war wirklich alles fürs Blutmondfest, normale Sachen gab es so gut wie keine mehr. Kleidung, Bilder, Geschirr und Deko - alles in rot-weiß und den traditionellen Motiven Ionias.

 

Natürlich fingen wir mit der Kleidung an. Sona fand sofort das gleiche Kleid, das sie anhatte, in rot. Ahri wollte nicht viel ändern, weil ihre Kleidung schon angemessen waren. Sie erzählte, dass sie sich dafür ihre Haare auf die Seite machen und sich Locken machen will. Also holte sie sich Haarschmuck - eine Rose und viele Perlen.

 

Meine Schwester fand sofort ein rotes Oberteil, dessen Ärmel sehr weit waren. Generell waren alle Ärmel und Hosenbeine sehr weit. Also auch bei den Shorts, die sie gefunden hatte. Es waren High Waists, bei denen der obere Bereich aus purem Gold bestand. Ein schönes Muster hatte es auch. (So wie bei BM Elise)

 

Ich brauchte noch zwei weitere Läden, bis ich ein Kleid gefunden hatte, das mir gefiel und stand. Es war zwar kurz, aber nur vorne. Hinten ging es mir bis zu den Knien. Auch bei mir waren die Ärmel so weit wie Bastets und hingen weit runter. Aber irgendwie mochte ich diesen Schnitt. Ich holte mir und meiner Schwester noch zwei schneeweiße Perlenketten. Schuhe brauchte ich zum Glück nicht, denn es gab kaum welche, die mir gefielen.

 

Später trafen wir auf Akali, die mit anderen Mädchen unterwegs war. Sie zeigte Bastet wo sie ihre Schuhe her hatte, und so holte sie sich die gleichen. Akali konnte nicht lange bleiben, da sie mit half die Stadt zu schmücken. Wir wollten ihr helfen, nachdem wir alles hatten.

 

Ein Rotschopf und dessen schlangenhafte Begleitung erregten mein Aufsehen. Neben ihnen lief noch jemand im Umgang. ,,Hey, kennen wir die Rothaarige da nicht?", flüsterte ich zu meiner Schwester. ,,Stimmt. Wir haben sie doch schon mal auf Valoran gesehen", antwortete sie. ,,Ja, das ist Katarina! Was macht die denn hier?", mischte sich Ahri ein. ,,Fragen wir sie doch einfach!", liefen ich und mein Schwesterherz zu ihnen.

 

Bevor ich sie an der Schulter antippen konnte, drehte sie sich ruckartig um und hielt mir einen kleinen Dolch unters Kinn. Ein großes, grünes Auge schaute mich eindringlich an. ,,Was willst du?", fragte sie scharf. Ich hielt meine Hände hoch: ,,I-Ich wollte dich nur begrüßen. Erkennst du mich nicht mehr? Wir haben dir vor ungefähr einem Monat bei einem Kampf mit diesem Schwertkämpfer zugeschaut." ,,Ahso, ihr seid's. Jetzt erinnere ich mich. Entschuldige meine Reaktion", sagte sie und ließ den Dolch an ihrem Gürtel verschwinden. ,,Vor einem Monat? Kat, worüber spricht diese Frau? Warst du nicht in Noxus? Hast du dich wieder mit Garen getroffen? Ich habe es dir doch verboten!", ihr Begleiter in Kapuze hatte echt schlechte Laune. ,,Dankeschön", zischte sie zu mir und stritt dann mit ihm.

 

,,Neru-Anne? Bastet? Seid ihr das?", fragte eine andere Stimme. Wir drehten uns sofort um und sahen die Frau an, die zur unteren Hälfte eine Schlange war. ,,Cassio?", fragte meine Schwester. Jetzt erinnerte ich mich! Sie hatte uns damals mit Azir und Sivir von Shurima verabschiedet. Wir fielen ihr beide um den Hals. Die beiden Streithähne sahen uns nur verwundert an. ,,Woher kennst du sie?", fragte der Mann mit gelben Falkenaugen. ,,Ich erinnere mich. Ihr seid ja aus Shurima, habe ich Recht?", Katarina hob eine Braue. ,,Ja", sagten wir alle drei. ,,Was machst du hier?", fragte ich die Schlangenfrau. ,,Das Gleiche könnte ich euch fragen. Ich bin wegen dem Blutmond hier, und ihr?" ,,Wir wollen hier leben." ,,Also habt ihr endlich ein besseres Zuhause gefunden? Das ist ja schön. Ich würde ja am liebsten auch zurück nach Noxus, aber Shurima bietet mir in diesem Körper neue Möglichkeiten. Ich hoffe dasselbe gilt hier auch für euch."

 

Ahri und Sona kamen hinzu. Sie verschränkten sofort die Arme. ,,Wissen die Ältesten, dass ihr hier seid?", fragte die Füchsin. ,,Nein. Ist das zu dieser Zeit ein Problem?", entgegnete der Mann. ,,Ja, immerhin seid ihr zu jeder Zeit Noxier. Auch beim Blutmond-Fest. Wie viele von euch sind hier?" ,,Wir drei, Riven und LeBlanc, aber letztere könnt ihr selbst suchen", er und Katarina verschränkten ebenfalls die Arme und sie stellten sich feindselig gegenüber. ,,Hey Talon, ist das nicht die stumme Göre aus Demacia?", wies die unheimliche Klinge ihren Begleiter auf die Virtuosin hin. Diese schlug wütend mit der Faust auf paar tiefe Tasten. ,,Ja, und sie ist sicher nicht allein. Wen hast du von deinen Leuten noch mitgebracht?" Sie spielte als Antwort ein paar Töne. Ahri übersetzte: ,,G2, A4 und D - G für Garen, also 2 für Lux. Jarvan IV. und uh das ist schwer. D wie Drache?" Das Mädchen nickte. ,,Und Shyvana", beendete sie den Satz. ,,Waren das alle?", fragte Talon. Dann spielte Sona ihren höchsten Ton. ,,Tut mir leid, das verstehe ich nicht", sagte Ahri. Jetzt spielte sie krampfhaft den tiefsten und den höchsten Ton abwechselnd. ,,Tut mir leid." Sie entspannte sich und fing an eine Melodie zu spielen. Trotz der wunderschönen Klänge, die das Instrument von sich gab, änderte sich die ernste Miene der beiden Assassinen nicht.

 

https://www.youtube.com/watch?v=Nqqc2FHf9Ug

 

,,Jetzt weiß ich! Lucian!", sagte Ahri. Sona stimmte zu. ,,Lucian? Was hat der denn hier verloren?" ,,Weiß ich doch nicht. Thresh treibt sich hier manchmal rum, vielleicht ist er wieder hinter ihm her." ,,Naja, er stört uns ja nicht. Lasst uns weiter gehen", sagte der junge Mann, nahm seine beiden Begleiter an den Schultern und war schon bald weg.

,,Warum wart ihr gerade so angespannt? Seid ihr Feinde?", fragte ich. ,,Weißt du das denn nicht? Nachdem Noxus und Demacia den Waffenstillstand einberufen haben, haben sie sich erhofft Ionia einnehmen zu können. Sie sind zwar gescheitert, aber haben trotzdem einen Teil unter ihrer Kontrolle. Von den Regionen habe ich euch doch erzählt", sie sah mich verblüfft an. ,,Ja, aber woher sollten wir denn wissen, dass es so schlimm ist?", sprach meine Schwester für mich. ,,Also ehrlich. Ihr tretet der Liga bei, aber habt keinen Plan vom Rest der Welt. Wenn ihr wirklich hier leben wollt, müsst ihr Noxus und Zhaun auch als euren Feind akzeptieren. Lasst uns lieber auch weitergehen und unsere Gedanken lieber mit was Schönem verschwenden." Wir nickten...

Kapitel 10 - Freund oder Feind?

...Wir trafen uns in letzter Zeit oft mit den Leuten aus Demacia und haben uns vor allem mit Lux und Shyvana gut angefreundet. Akali bekamen wir nur noch selten zu Gesicht - sie hat wohl einfach zu viel zu tun. Dafür waren Ahri und Sona immer bei uns. Schon bald sahen wir auch Yasuo in der Stadt. Wo er übernachtete wussten wir nicht, aber wir frühstückten immer gemeinsam. Er wurde zwar oft skeptisch angesehen, aber er konnte es eindeutig besser ignorieren als wir.

 

Heute würden wir uns mit Katarina, Talon und Cassio in ihrem Hotel treffen. Die hatten wohl zwei große Zimmer bekommen, wo genug Platz war, und so wollte Cassio uns unbedingt wieder sehen. Also waren wir nun unterwegs zu ihrem Hotel.

 

Wir sahen von weitem den Rotschopf unten stehen und zum Fenster blicken. ,,Kata!?", riefen wir sie. Sie sprang sofort zu uns und bat uns darum leise zu sein. ,,Ich habe mich raus geschlichen, also bitte verratet mich nicht, sonst krieg ich wieder Stress mit Talon" Wir nickten ,,Danke. Ich schleiche mich wieder rein und tu als wäre nichts gewesen. Also könnt ihr noch ein wenig draußen bleiben, damit es nicht auffällt?", sie sah uns flehend an. ,,Machen wir, kein Problem" ,,Dankeschön", flüsterte sie und sprang auf den kleinen Vorsprung über der Tür. Das Fenster im 2. Stock war von da einfach zu erreichen. So kletterte sie geschickt wie eine Katze hinauf und verschwand da drin.. nur um wenige Augenblicke später hinauskatapultiert zu werden. Sie rollte sich noch rechtzeitig ab, um nicht zu hart zu landen, als ein wütender Talon durchs Fenster schaute. ,,Jetzt brauchst du gar nicht erst wiederkommen!", brüllte er sie an. ,,Talon, sei doch nicht so hart zu ihr", versuchte Cassiopeia ihn zu beruhigen. Doch er blieb stur: ,,Nein! Sie muss die Konsequenzen tragen, wenn sie sich wieder mit diesem Kerl trifft. Ich lasse sie garantiert nicht mehr rein!", er sagte es extra laut genug, dass Katarina ihn hören konnte. ,,Aber ich habe mich doch gar nicht mit Garen getroffen!", widersprach sie. ,,Lüg´ nicht" ,,Arsch", brummte sie und ging einfach fort. ,,Jetzt geht sie doch erst recht zu ihm", sagte eine vierte Stimme, die wir noch nicht kannten. Er seufzte: ,,Sie wird es wohl nie lernen."

 

Endlich blickte Talon auch mal zu uns. Plötzlich mit einem Lächeln auf den Lippen, als wäre er ein ganz anderer Mensch, begrüßte er uns: ,,Oh, ihr seid's. Guten Morgen. Und tut uns leid, dass ihr unsere kleine Auseinandersetzung mitbekommen habt. Kommt doch hoch. Wir belegen Zimmer 7 und 9." Cassio kam ebenfalls ans Fenster und winkte freudig: ,,Hallo, Neru! Hallo, Bastet!" ,,Hey", wir winkten ihr zurück und betraten das Hotel.

 

An der Rezeption stand einfach keiner, also hätten wir das Zimmer ohne diesen Vorfall gar nicht finden können. Als wir die Treppen rauf gingen, hörten wir schon eine Tür aufschlagen. Cassio kam uns entgegen und geleitete uns in ihr Zimmer. Es war fast doppelt so groß wie unseres und hatte neben den zwei Betten einen riesigen Schrank und sogar einen Kronleuchter. Am Fenster stand ein kleiner Schreibtisch mit Feder und Tinte. Der Boden war mit einem kuscheligem, roten Teppich ausgelegt. Eine offenstehende Tür führte ins Nebenzimmer, durch die jetzt Talon kam. Er hatte die Kapuze nicht an und schaute mit seinen stechend-gelben Augen zu uns. Eine braun-äugige, junge Frau mit hellgrauem Haar kam hinzu und legte einen Arm auf Talons Schulter. ,,Seid ihr die Zwillinge aus Shurima?", fragte sie uns. ,,Ja" Sie reichte uns die Hand: ,,Freut mich Euch kennen zu lernen. Ich bin Riven." ,,Freut uns ebenfalls", sagten wir lächelnd und erwiderten den Händedruck. ,,Kommt doch in unser Zimmer, das ist größer", schlug Talon vor. Cassio schlängelte schon zischend voraus, Riven hinterher. ,,Ladies first." Ich und meine Schwester fühlten uns sichtlich geschmeichelt, denn wir mussten aufkichern und sahen, dass wir beide leicht rot geworden waren. Dann betraten wir das andere Zimmer.

 

Hier war der Teppich in einem schönen Königsblau. Das Fenster mit schwarz-goldenen Vorhängen war immer noch offen und neben dem großen Ehebett war immer noch genug Platz für einen Esstisch samt Stühlen und ein Sofa, auf dem sich Riven niedergelassen hatte. Das Zimmer war für ein Hotel und nur zwei Personen ziemlich geräumig. ,,Setzt euch doch", deutete die Grauhaarige neben sich. Wir setzten uns dankbar und Riven fing wieder an: ,,Cassiopeia hat mir seit letztens schon so viel von euch erzählt. Sie scheint euch wirklich zu mögen." Die Magierin grinste. Nun gesellte sich auch Talon aufs Sofa und setzte sich auf den letzten verfügbaren Platz - neben meiner Schwester.

 

Riven fing an uns auszufragen; das ganze Standardzeugs. Dann warf Talon eine Frage ein, die ihn wohl schon seit einer Weile beschäftigte: ,,Wie steht ihr jetzt eigentlich zu Noxus?" ,,Eh...", ich wusste nicht was ich sagen sollte. ,,Momentan noch neutral, aber sobald wir uns offiziell Ionia anschließen, werden wir wohl Feinde sein müssen", übernahm Bastet. ,,Von Müssen ist hier keine Rede. Ihr seht ja, dass Kat auch gut mit einem Demacier befreundet sein kann." ,,Geht das jetzt wieder los?", fragte Riven genervt und stand auf, um sich auf Talons Schoß zu setzen und ihm tief in die Augen zu schauen. ,,Hey, das wird schon. Reg dich deswegen doch nicht immer so auf. Sie wird auch noch älter und erfahrener. Ihr Vater hat sicherlich Großes mit ihr vor. Da wird sie es schon lernen", versuchte sie ihn zu beruhigen. Es schien zu funktionieren, denn er lächelte wieder und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. ,,Wie auch immer. Ich lasse euch Mädchen dann mal alleine", er stand auf. ,,Wo willst du hin?", fragte Cassio. Er antwortete: ,,Jemand muss die Göre doch wieder einsammeln. Als ob ich wirklich zulasse, dass sie jetzt im Wald schläft und bei Garen abhängt. Herr Du Couteau würde mich köpfen, wenn er davon erfährt", er musste schmunzeln und war schon zum Fenster raus.

 

,,Ist er nicht niedlich?", schwärmte Riven, ,,er muss immer so hart zu Kata sein, dabei will er es gar nicht. Er muss so streng sein, weil sie nicht versteht, dass sie auch ihre Pflichten hat. Es schmerzt ihn eigentlich, wenn er wieder streng sein muss, immerhin sind sie wie Geschwister. Er hat so ein gutes Herz." ,,Ja, das ist verständlich", sagte meine Schwester. ,,Dann hat er noch diese Falkenaugen", ich war wieder abwesend. ,,Was ist mit seinen Augen?", fuhr Riven mich an. ,,Nichts, nichts, sie sehen nur so cool aus. Ich mag gelbe Augen am liebsten" ,,Schön, aber verguck dich nicht" Uns war allen klar, dass Talon einfach gut aussah, und zu unserem Pech spürte Riven auch, dass wir uns zu ihm hingezogen fühlten. Dies könnte auch an seiner Stimme liegen, die nicht wie bei den Ioniern beruhigend, sondern im Gegenteil aufregend war.

 

,,Habt ihr Hunger? Oder Durst?", versuchte Cassio die Spannung zu brechen. Mit Erfolg, denn unsere Mägen knurrten schon. Wir nickten heftig und warteten, bis sie Pfannkuchen aus einem Schrank holte. ,,Die sind noch vom Frühstück übrig geblieben, ich hoffe sie sind euch nicht zu kalt", sie lächelte. Wir hauten zufrieden rein. Nach einem kurzen Plausch verzogen wir uns wieder.

 

,,Was war das gerade von Riven?", fragte Bastet mich. ,,Weiß ich nicht. Sie fühlt sich wohl schnell angegriffen. Lass in Zukunft etwas vorsichtiger sein", antwortete ich. Sie machte einen zustimmenden Laut und wir liefen weiter. Noch drei Tage bis zum Blutmond...

Kapitel 11 - Was man im Schlaf so verpasst...

...,,Hey!", rief uns jemand hinterher. Wir drehten uns um und sahen Akali auf uns zu kommen. ,,Akali! Lang nicht mehr gesehen", wir umarmten uns. ,,Was führt dich zu uns?", fragte ich. ,,Ich wollte euch noch einen Tipp geben. Wir haben hier in Ionia wundervolle Bäder, in denen ihr euch entspannen könnt. Es gibt Saunen, warme Bäder, kalte Bäder, Massagen... ich kann euch hinführen, wenn ihr wollt." ,,Ja, vielen Dank. Wir werden auf jeden Fall mal hingehen, aber nicht heute. Zeig sie uns doch, wenn du mal wieder Zeit hast", antwortete ich. ,,Gut, ich hol euch dann irgendwann ab. Ich wollte sowieso noch zu She~", den Rest verschluckte sie. ,,Bye", setzte sie sich ein falsches Lächeln auf und verschwand. Wir konnten darüber nur Lachen. Dann waren wir schon im Hotel.

 

Ich zählte unser Geld und rechnete. ,,Bastet, wir haben ein Problem." ,,Was ist denn?" ,,Das Geld wird knapp. Wegen unseren Einkäufen können wir die Miete für keine vier Tage mehr bezahlen. Mit Lebensmittel wird es noch weniger. Wir müssen schnell irgendwo hin", ich war ernst. ,,Wir finden schon was, wo wir bleiben können. Zur Not können wir auch für paar Tage in den Wald. Das hat dich doch sonst nie gestört", versuchte sie mich aufzumuntern und umarmte mich von hinten. ,,Hm...", machte ich, doch lehnte mich zurück.

 

Am nächsten Morgen klopfte es an unserer Tür. Wir sprangen aus unseren Betten und schauten auf die Uhr. Punkt acht. Mist, wir hatten verschlafen. Denn Yasuo kam jedes mal um die gleiche Uhrzeit. ,,Einen Moment!", schrie ich und wir versuchten uns im Eiltempo anzuziehen. Wir hörten wie er sich an die Tür lehnte. Noch mal schnell durch die Haare und dann machte ich vorsichtig die Tür auf - ich wollte ja nicht, dass er runter fällt. Als ich sah, dass er einfach in der Luft hängen blieb, riss ich die Tür ganz auf. Er fiel nicht. Er blieb da einfach stehen, als hätte er immer noch eine Wand hinter sich. ,,Guten Morgen", sagte er gelassen. ,,W-wie -?", stammelte ich. ,,Reinste Körperbeherrschung und Gleichgewichtskontrolle", antwortete er, bevor er sich wieder normal hinstellte. Dann gingen wir endlich frühstücken.

 

,,Was habt ihr heute so vor?", fragte Yasuo, während er sich eine Scheibe Brot zwischen die Zähne schob. ,,Wir wollen heute die Bäder besuchen", antwortete meine Schwester, ,,nur haben wir keinen Plan wo sie sind." ,,Was ein Zufall", grinste er, ,,ich gehe später mit Yi und mit denen aus Demacia auch dort hin. Wir können euch den Weg doch zeigen." ,,Das ist ja super!", freuten wir uns schon, ,,dann müssen wir Akali nicht stören." ,,Gut. Wir holen euch dann gegen Mittag ab. Also verschwindet bitte nicht bis dahin." ,,Machen wir schon nicht." Er lächelte so süß. Dann stand er auf und verabschiedete sich.

 

Natürlich wollten wir nicht bis dahin dumm im Zimmer rumsitzen, also gingen wir in die Stadt spazieren. Ohne irgendein Ziel streiften wir durch die Gassen und unterhielten uns. Irgendwann kamen wir ohne es bemerkt zu haben im Serene-Garten an. Wir beschlossen uns auf eine Bank zu setzen und genossen den Duft der Blüten.

 

,,Sind das nicht Neru und Bastet?", fragte eine uns bekannte Stimme. Wir sahen auf und entdeckten Katarina und Talon, der ihr einen Arm um die Schultern gelegt hatte. Wir grüßten sie und machten Platz auf der Bank. Diesmal setzte sich der Assassine wieder neben Bastet. ,,Was führt euch hier her?", fragte ich. ,,Ich wollte mich einfach wieder mit Kat versöhnen", er nahm sie wieder in den Arm, ,,ich weiß nämlich auch, dass ich manchmal echt streng sein kann, und sie keinen zweiten Vater braucht. Als Bruder müsste ich sie unterstützen, auch wenn es in ihrem Fall ausgeschlossen ist." ,,Dankeschön", sagte sie sarkastisch. ,,Gern geschehen", er grinste über ihr verdutztes Gesicht. Wir mussten auch schmunzeln. ,,Und was führt euch hier her?", fragte er. ,,Die Ruhe", antwortete ich. ,,Als gäbe es in Ionia nicht schon genug Ruhe", sagte Kata. ,,Ich meine, es ist einfach so schön hier." ,,Das stimmt", sagte Talon.

 

,,Das Licht, es macht mich so müde", sagte ich schlaftrunken und blinzelte in die Sonne. ,,Willst du bisschen schlafen?", fragte Bastet mich. Ich nickte und sie bot mir ihre Schulter an. Nach wenigen Augenblicken war ich weg. Warme Strahlen der aufgehenden oder untergehenden Sonne machten mich immer so träge. Was passiert war, während ich schlief, wusste ich natürlich nicht. Irgendwann weckte meine Schwester mich...

 

Bastet PoV
 

Sie sah so müde aus, da bot ich ihr meine Schulter an. Kurze Zeit später war ihre Atmung langsam und gleichmäßig, also musste sie schon eingeschlafen sein.

 

,,Was machen wir jetzt?", fragte Talon. ,,Erzählt doch mal was über Noxus. Ich finde sowas immer sehr interessant", antwortete ich lächelnd. ,,Mal sehen...", er fasste sich ans Kinn, ,,dass Swain momentan die Macht hat wisst ihr schon, oder?" Ich nickte. ,,Gut... Ihr müsst wissen Noxier sind gar nicht so skrupellos und mordlustig wie es über uns erzählt wird. Es dient nur als Verteidigung, damit jeder Angst hat. Wir lassen deshalb auch keine Fremden rein" ,,Da hat Talon recht", unterbrach Katarina ihn, ,,das normale Volk, dass nie beim Militär war, besitzt nur Waffen, weil sie bei uns einfach jeder hat. Mit ihr wirklich umzugehen wissen nur die wenigsten. Und kaum einer von ihnen könnte einfach auf Befehl jemanden umlegen, vorher würden sie sich aus dem Staub machen. Trotzdem finden sie es toll anderen zuzuschauen wie sie es machen. Das ist so eine Ironie." Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Dann erzählte Talon wieder: ,,Wenn es euch in Ionia gefällt, seid ihr in Noxus falsch. Nicht nur wegen den Menschen, sondern wegen der Umgebung: In Noxus siehst du die Sonne nie, immer nur eine dichte Wolkendecke. Bis zum Horizont ist es grau. Dafür sind wir diese Helligkeit hier nicht gewohnt, aber genießen trotzdem die Sonnenstrahlen. Was kann ich noch sagen, außer dass alles ziemlich grau ist..." ,,Erzählt doch noch etwas über euch", schlug ich vor. Die ganze Zeit über wandte ich meinen Blick nicht von seinen Falkenaugen. ,,Über uns? Naja, dass ich nicht Kats richtiger Bruder bin, weißt du sicherlich schon." ,,Ja, hat Riven uns gesagt." ,,Kats Vater hat mich aufgenommen, nachdem er mich besiegt hat. Seitdem bin ich sein wichtigster Agent und darf sogar unter seinem Dach leben. Ich habe ihn bis jetzt zwar noch nie Vater genannt, aber ich glaube, er sieht mich mittlerweile wie den Sohn, den er nie hatte. Also versuche ich mich um Kat - und jetzt gerade auch um Cass - so gut wie möglich zu kümmern." ,,Das machst du auch super", sagte die Rothaarige und umarmte ihn, woraufhin er lächelte. ,,Er hat so einen guten Eindruck hinterlassen, dass er sogar in die Purpurelite aufgenommen wurde. Da kommen nur die Besten hin. Da hat er auch Riven kennengelernt." ,,Ja, aber das war nicht immer so", sagte er und schien sich zu erinnern, das sah man seinem Gesicht an, ,,immerhin bin ich auf der Straße aufgewachsen und musste mich wie jedes Straßenkind mit den miesesten Sachen durchkämpfen. Als man versuchte mich zu schnappen, habe ich sogar nicht gezögert zu töten. Keiner konnte mit meinen Klingen mithalten. So ist Herr Du Couteau auf mich aufmerksam geworden und wollte sich duellieren. Scheiße, war der gut." ,,Am Anfang war es mit den beiden wirklich lustig. Er wollte sich nämlich nicht unterordnen und tat einen auf Bad Boy. Er war immer so unhöflich und widersprach meinem Vater immer. Wie die sich gestritten haben." Alle mussten lachen. ,,Letztendlich hat mir dein Vater dieses Verhalten doch noch ausgetrieben, und dafür bin ich ihm wirklich dankbar."

 

Etwas regte sich an meiner Schulter und Neru murmelte etwas Unverständliches. Wir alle drehten uns zu ihr und sie drückte mich mit einem Arm leicht weg. ,,Ich glaube sie braucht etwas mehr Platz", sagte Talon, ,,leg sie doch hin und rück auf," er winkte mich zu sich. Kat und Talon rückten so weit wie möglich an den Rand, damit ich Neru auf die Bank legen konnte, und rückte dann selbst auf. Ich strich ihr noch mal durchs Haar und verfluchte sie innerlich, aber war gleichzeitig auch dankbar, denn ich spürte Talons Wärme neben mir. Ich fragte mich ob sie überhaupt schlief, denn sie lächelte nun.
 

,,Wie ein Engel", sagte Talon. Ich drehte mich zu ihm und entgegnete: ,,Das sind sie alle, solange sie schlafen" ,,Das stimmt. Kat ausnahmsweise auch!" ,,Hey!", sie verschränkte die Arme und drehte sich weg. ,,Sonst bin ich also kein Engel?" ,,Nein, du bist dann mein kleines Teufelchen. Und jetzt komm her", er packte sie und zog sie zu sich. Dann fing er an sie zu kitzeln und sie lachte laut los. ,,Talon! Lass das!", sie konnte sich gerade noch von ihm losreißen und stand jetzt keuchend vor uns.
 

,,Du bist so scheiße" ,,Ich weiß", dann schaute er zu mir, ,,Bist du kitzelig?" ,,Nein" ,,Sicher?" ,,Ja" Oh oh. ,,Ich glaub dir nicht", jetzt fing er an mich am Bauch zu kitzeln. Natürlich war ich kitzelig und musste aufpassen, nicht auf Neru zu fallen. ,,Nein, bitte nicht!", brachte ich gerade so heraus. Dann sprang Kata auf ihn und versuchte ihn von mir wegzuzerren. ,,Also wirklich, zu zweit ist das gemein!" Langsam aber sicher konnte Kata ihn Stück für Stück wegziehen, dafür zog er mich einfach mit und kitzelte mich weiter. ,,Ich krieg... keine Luft mehr" Er stoppte sofort. Ich versuchte erstmal Luft zu holen, bevor ich aufsprang und Sicherheitsabstand nahm.
 

,,Das... war sowas von gemein..." ,,Also ich fand's lustig", er grinste, ,,jetzt setzt euch beide wieder. Ich hör auf, versprochen." Wir setzten uns wieder auf die alten Plätze. Ist die Bank kürzer geworden oder warum sitzen wir so eng!?  Ich schaute zu Neru, die sich ziemlich breit gemacht hat. Will die mich verarschen?  ,,Weißt du was ich schon die ganze Zeit machen will?", unterbrach Talon meine wütenden Gedanken. Dann fasste er mir an die Ohren und kraulte sie. ,,Talon hatte schon immer ein Fabel für Katzen", erklärte Kata. Ohne Absicht fing ich an leicht zu schnurren und drückte mich seiner Hand entgegen.

 

,,Was macht ihr da?", fragte jemand energisch. Wir drehten uns um. Riven stand einige Meter vor uns und hatte die Hände auf den Hüften. Wir wussten nicht was wir sagen sollten. Dann kam sie auf uns zu und schlug Talons Hand von mir weg. ,,Was wird das?", fragte sie. ,,Was meinst du?", er war irritiert. ,,Was wohl? Was willst du von der Katze?" ,,Nichts! Ich wollte nur ihre Ohren anfassen", versuchte er sich zu verteidigen. ,,Es schien ihr aber ziemlich gefallen zu haben" ,,Natürlich hat's mir gefallen; ich bin eine Katze!", mischte ich mich ein. Jetzt wandte sie sich an mich: ,,Und du hör auf dich an Talon ranzumachen!" ,,Tu ich doch gar nicht!" Sie lachte: ,,Von wegen. Ein Blinder sieht, dass du am liebsten auf ihn springen würdest" ,,Riven, was wirfst du uns hier vor?", Talon war offensichtlich überrascht über ihre Reaktion. Sie zog ihn hinter sich und sah mich feindselig an. Kata saß einfach da und schaute zu.
 

Ich stand auf und weckte meine Schwester. ,,Was ist los?", fragte sie schlaftrunken. ,,Wir kommen noch zu spät; das ist los", sagte ich wütend und zerrte sie am Arm mit. ,,Seit wann ist Riven hier?" ,,Unwichtig", mit erhobenem Haupt verließ ich den Garten.

 

Draußen fragte Neru was passiert sei, aber ich wollte es ihr erst später erzählen. Es war nämlich wirklich bald Mittag und wir mussten uns beeilen...

Kapitel 12 - In den Thermen

Neru PoV
 

...Wir rannten über die Dächer zu unserem Hotel. Wir waren nur noch ein paar Häuser entfernt, als wir eine uns wohl bekannte Meute vor der Tür stehen sahen. Lux entdeckte uns als Erste und verkündete es sofort. Wir wurden wie immer herzlich begrüßt. Aber jemand fehlte... ,,Wo ist Yasuo?", fragte Bastet. ,,Er ist mit Master Yi rein um euch zu holen", antwortete Jarvan. Schon kamen die beiden wieder raus. ,,Sie sind nicht... Hey, da seid ihr ja!", sagte Yasuo, als er uns sah. Yi hinter ihm grüßte uns ebenfalls. ,,Ich habe doch gesagt, ihr sollt bis dahin nicht verschwinden", lächelte Yasuo uns an. ,,Dachtest du wir würden im Hotel rumgammeln?", entgegnete meine Schwester. ,,Okay, von euch ist das wirklich nicht zu erwarten" ,,Sind wir vollzählig?", fragte Jarvan mit fester Stimme. Yi bestätigte und wir gingen los.

 

Die Thermen waren etwas abseits des Stadtinneren; näher an der Mauer und nicht sofort zu sehen. Dennoch war das Gebäude groß und prachtvoll. Es gab die verschiedensten Bereiche: Vom kleinen Whirlpool bis zum großen Schwimmbad war alles dabei. Heute wollten wir nicht zur Massage, aber irgendwann bestimmt. Die Bäder für Frauen und Männer waren aufgeteilt, sodass wir mit Sona, Lux und Shyvana in einen anderen Raum gingen. Unsere waren genau nebeneinander.

 

Das Wasser war schön warm, als ich langsam die Stufen hinabstieg. Bastet und Shyvana sprangen einfach hinein. Es war zwar nicht besonders tief, aber was soll's. Es duftete wie ein Wald, nachdem es geregnet hat, obwohl alles aus Stein, Marmor und Jade war. Wir unterhielten uns eine Weile über dies und das und hörten die Stimmen der anderen von nebenan. Sona konnte zwar nichts sagen, aber durch Gestik und Mimik beteiligte sie sich aktiv an den Gesprächen. Es war wirklich interessant ihr dabei zuzuschauen. Ich mochte das Mädchen sehr. Erst später fiel uns auf, dass ein Spalt unter der Decke, der die ganze Wand entlang ging, unseren Raum mit dem der Männer verband. Deshalb konnten wir sie wohl so klar hören. Schon waren wir vorsichtiger worüber wir redeten.

 

,,Was habt ihr am Blutmond so vor?", fragte Lux. ,,Weiß nicht. Wir wissen ja noch nicht mal was man da machen kann", antwortete ich. ,,Ich werde wohl wie immer den Bodyguard für Lux spielen müssen, wenn Garen weg ist", seufzte der Drache. ,,Ich würde ihm gerne sagen, dass ich nicht alleine dort hingehe, aber das endet nicht gut", die Blonde war darauf bedacht, es nicht zu laut zu sagen. ,,Mit wem gehst du denn?", fragte meine Schwester. Shyvana antwortete grinsend: ,,Ezreal" Lux errötete leicht: ,,Sag's noch lauter und Garen bringt ihn um und gibt mir Hausarrest" ,,Irgendwie kommt mir das bekannt vor", grübelte ich. ,,Ja, Kata und Talon haben das gleiche Problem", erinnerte mich Bastet. ,,Stimmt. Wenn es um Garen geht, reagiert Talon genauso"
 

,,Und mit wem geht ihr hin?", wandte sich die Lichtmagierin an uns. Es überrumpelte uns beide - vor allem Bastet. ,,Eh.. eh.. M-Master Yi", antwortete ich. ,,Ich wusste doch, dass da etwas läuft!", grinste Lux und Sona kicherte stumm. ,,Da läuft nichts!", versuchte ich abzustreiten. Mein Schwesterherz klopfte mir auf die Schulter und sagte: ,,Hör auf es zu leugnen, es bringt nichts" ,,Aber, aber..."
 

,,Und was ist mit dir?", wollte Shy jetzt von Bastet wissen. ,,Naja, eigentlich...", sie hielt kurz inne, ,,noch mit niemandem" ,,Willkommen im Club!", legte Shy ihr einen Arm um die Schulter. ,,Du weißt schon, dass du nur fragen musst, Shy?", sagte Lux und hob eine Augenbraue. ,,Ich weiß nicht wovon du sprichst." ,,Shyvana. Ihnen kannst du es ruhig sagen", forderte sie sie weiter auf. ,,Na gut", gab sie Lux' niedlichem Blick nach, ,,aber nervt mich deswegen bitte nicht" ,,Machen wir nicht, versprochen", bestätigen wir. Shyvana raufte sich noch mal zusammen und sagte dann: ,,Ich würde liebend gern mit Jarvan tanzen, aber traue mich nicht ihn zu fragen. Außerdem glaube ich auch nicht, dass er zustimmen würde" ,,Warum sollte er es nicht tun? Schau dich mal an! Du bist wunderschön und eine verbesserte Form des Menschen! Du bist nett, mutig und loyal, das was einen Demacier ausmacht. Warum sollte er ablehnen?", sagte ich. Sie schmunzelte. ,,Dankeschön, das ist wirklich nett. Aber er ist der künftige Herrscher Demacias und ich nur eine seiner Krieger", entgegnete sie. Ich verschluckte mich fast: ,,Nur eine seiner Krieger? Du bist genauso ein Mitglied der Liga wie er, also solltest du auf seinem Level sein" Wir diskutierten noch eine ganze Weile, bis sie anfingen Bastet damit zu nerven, mit wem sie aufs Fest gehen wollte, aber sie wollte es nicht sagen.

 

Plötzlich tauchten Hände am Spalt über der Wand auf. ,,Keine Sorge, ich mach das", sagte Shyvana und schoss einen Feuerball in die Richtung, wo gleich ein Kopf auftauchen sollte. Kaum konnten wir die Person als Jarvan identifizieren, als er vom Feuer getroffen wurde und nach hinten viel. Noch im selben Moment hörten wir ihn auf der anderen Seite ins Wasser fallen. Shyvana hielt sich erschrocken die Hände vor den Mund. ,,Oh mein Gott! Jarvan, ist alles in Ordnung!?", rief sie besorgt. Die anderen Männer lachten nur über ihn. ,,Mach dir keine Sorgen. Als würde ihn so ein kleiner Sturz stören. Er hat es verdient", beruhigte Lux sie lächelnd. ,,Jetzt kommt sicherlich keiner mehr auf die Idee zu spannen", sagte ich und Sona stimmte mir mit einem Nicken zu.

 

Die restliche Zeit verlief wirklich ohne weitere Zwischenfälle, und als wir wieder raus gingen, kamen wir am Umkleideraum der anderen vorbei. Rüstungsteile und einige Waffen hingen draußen an der Wand - auch Yis Helm. Zu gern hätte ich ihn ohne diesen gesehen. Sein und Yasuos Schwert waren allerdings nicht draußen - wahrscheinlich gingen sie einfach nirgendwo ohne hin.

 

Wir ließen unsere Haare in der Sonne in einem Garten trocknen. Das Geräusch des kleinen Springbrunnens betörte mich. Wunderschöne, große Lilien blühten hier. Es war einfach traumhaft mit unseren Freunden hier einfach auf den zwei Bänken zu sitzen und zu reden. Wir warteten auf die anderen und wurden von ihnen abgeholt. Beim Rausgehen lief ich an den herrlichen Pflanzen vorbei und musste sie instinktiv mit meiner Hand streifen. Irgendwie machte es mich glücklich. ,,Sind Lilien deine Lieblingsblumen?", frage Yasuo, der plötzlich neben mir lief. ,,Ja, direkt nach Lotusblüten", antwortete ich. Er grinste: ,,Soll ich euch mal in den Lotus-Garten führen?" ,,Klingt super! Ist es dort so schön wie im Serene-Garten?", frage ich und meine Augen leuchteten. ,,Noch viel besser!" Ich freute mich schon auf den nächsten Tag, an dem wir dort hingehen würden. Noch Vierundzwanzig Stunden bis zum Blutmond...

Kapitel 13 - Lotusgarten

...Wie jeden Morgen stand Yasuo rechtzeitig vor unserer Tür und wir frühstückten gemeinsam. Dann ging es auch schon los.

 

,,Der Lotusgarten befindet sich außerhalb der Placidium, also müssen wir ein wenig laufen", erklärte er uns. ,,Können wir dann ein Stück rennen?", fragte Bastet. Ich wäre am liebsten sofort losgerannt, nur... wohin? ,,Natürlich. Aber ich glaube nicht, dass ich mithalten kann", antwortete er. ,,Wir können ja auch etwas langsamer", schlug sie vor. ,,Wir können es ja probieren."

 

Durch die Stadt liefen wir langsam. Hier war schon genug Unruhe. Heute würden wir zum ersten Mal den Blutmond sehen. Ich mochte den Namen. Blut. Mond. Zwei meiner liebsten Sachen in Einem vereint.

 

,,Können wir jetzt rennen?", riss mich meine Schwester aus den Gedanken, nachdem wir aus der Stadt raus waren. ,,Lauft ruhig los. Ich versuche mal mitzuhalten", sagte Yasuo und zog sein Schwert. Bastet sprang sofort auf einen Baum und hangelte sich geschickt durch die Äste. Man sah ihr an, dass sie sich nicht beeilte. Sie wollte Yasuo wohl eine Chance geben. Ich nahm an, dass sie die Richtung kannte und sprang vom nächsten dicken Ast hoch in die Lüfte. Ich landete einige Bäume weiter und war wieder dicht hinter meiner Schwester.

 

Ich hörte sausenden Wind hinter mir und sprang wieder hoch. Ich hielt Ausschau nach Yasuo, aber die dichten Baumkronen versperrten mir die Sicht. Als ich wieder landete, sah ich ihn hinter uns schnell aufholen. Mit seinen Fähigkeiten flog er beinah schon im Zick-Zack-Muster von Ast zu Ast und hinterließ dabei tiefe Furchen in den Ästen, bedacht darauf, nicht zu viel abzuschneiden. Bei meiner nächsten Landung hatte er mich schon überholt und war Bastet dicht auf den Fersen. Das war der Moment einen Zahn zuzulegen. Ich sah schon wie die brünette Katze nicht mehr auf Geschmeidigkeit, sondern auf Geschwindigkeit setzte. Also legte ich meine Kraft nicht mehr in die Höhe der Sprünge, sondern in die Weite, um horizontal über den Baumkronen die nächsten vierzig Meter zu schweben. Ich landete genau vor Bastet, die mich leicht zur Seite stieß, damit Yasuo sie nicht einholte, der fast bei mir war. Ich grinste ihn herausfordernd an und setzte zum nächsten Sprung an. Er kam genau unter meinen Pfoten durchgesaust, als ich mich in die Luft erhob. Ich landete diesmal neben Bastet und wir begrüßten uns, als sie ohne Pause weiter lief. Jetzt waren wir wieder gleich schnell, weil ich beim Springen und Landen genug Zeit verschwendete, dass sie mich einholen konnte. Wenige Sprünge weiter wies der Schwertkämpfer uns an stehen zu bleiben. Wir sprangen auf den Boden und warteten kurz, bis er uns erreichte. ,,Wir sind gleich da. Der Garten ist zwar kleiner als der Serene-Garten, aber um einiges schöner. Passt auf, dass ihr nicht in einen Rausch fallt", zwinkerte er. ,,Solange dort keine Katzenminze ist, müsste sich wenigstens Eine von uns beherrschen können", sagte ich. ,,Sehr witzig. Als würde es bei mir ziehen", entgegnete meine Katze mürrisch. ,,Ich müsste mal ausprobieren ob es wirklich funktioniert", überlegte Yasuo. ,,Nein!", streubte sie sich, ,,es lohnt sich nicht. Ich reagiere eh nicht darauf", damit kehrte sie um und lief ohne uns weiter. ,,Wenn es dich nicht stört, kann ich es doch ruhig ausprobieren", sagt Yasuo, worauf er ein Schnauben erhielt. Dann flüsterte er zu mir: ,,Sei mal ehrlich: Reagiert sie auf Katzenminze?" ,,Ich weiß es nicht. Denkst du in Shurima gibt es sowas? Selbst nicht in den Wäldern außerhalb", antwortete ich und er zuckte mit den Schultern, aber ich grinste bei der Vorstellung, was passieren könnte.

 

Ich hörte Bastets Freude, die schon im Garten war. Sofort lief ich hinterher und war wie verzaubert. Bei dem Anblick der Insel und später im Serene-Garten dachte ich, ich hätte das schönste der Welt gesehen, aber ich hatte mich geirrt. Es schwebte Magie in der Luft, die wundervoll und zart roch. Die Wiese war mit Veilchen und Gänseblümchen überseht. Die Sonne warf die Bäume in ein grünes Schimmern. Durch die dicken Ranken an ihren Stämmen sahen sie aus wie Wendeltreppen in ein im Laub verstecktes Reich. Doch das Highlight war der riesengroße Teich, wegen dem der Garten seinen Namen hatte: Die Wasseroberfläche zierten große Lotusblüten in zartem Rosa. Das Wasser schien trotz des Sonnenlichts tiefschwarz. Es war perfekt. Über jeder Blüte tanzte ein Lichtkügelchen. Sie sahen aus wie Sterne. Ich fand mein Schwesterherz mitten auf der Wiese - mit großen Augen alles betrachtend. Am Ufer saßen einige Leute, die meditierten. Instinktiv setzte ich mich zu ihnen und sog die Luft ein. Bastet kniete sich neben mich und versuchte im Wasser etwas zu erkennen.

 

Dann setzte sich auch Yasuo im Schneidersitz zu uns und sagte ruhig und leise, um niemanden zu stören: ,,Ich muss euch ein Geheimnis erzählen, dass jeder ionische Champion kennen muss, um zu wissen wofür er im Notfall kämpft." Wir sperrten die Lauscher auf, bevor er weiter erzählte: ,,Irgendwo in Ionia liegt der Ursprung aller Magie. Das wissen Viele und sind hinter dieser Quelle her - wie auch der Noxus. Aber nur die Wenigsten wissen wo diese Quelle ist. Jede Nacht, wenn die Lichter in eine Blüte wandern, schließt sich diese und leuchtet von Innen. Sobald die letzte Blüte zu ist, leiten sie das Licht über die Stiele an den Grund und bringen den See von unten zum Leuchten. Als Tarnung wurde dem Volk erzählt, dass vor langer Zeit ein Magier einen Zauber auf diesen See gewirkt hat, der es den Blüten auch ermöglicht das ganze Jahr über zu blühen. Denn normalerweise blühen Lotusblüten bestenfalls drei Mal im Jahr. Wir jedoch wissen, dass es an der Magie liegt, die unendlich weit unter der Erde hier verborgen liegt. Wahrscheinlich ist sie unter ganz Ionia verteilt, aber nur hier kommt sie zum Vorschein - und nur hier kommt man an sie ran. Taucht man tief genug, kann aus einem normalen Menschen ein starker Magier werden. Deshalb müssen wir diesen Ort um jeden Preis beschützen, sollte wieder eine Invasion in Ionia eintreffen. Nur dafür hat sich der Ältesten-Rat überhaupt bereit erklärt Champions bereit zu stellen. Und sagt das ja Keinem weiter. Sollte es irgendein anderes Land erfahren, könnte es Krieg geben. Also vertraut Keinem, der nicht Ionia angehört", beendete er seine Lehre. ,,Wir sagen es Keinem", versprachen wir ihm gleichzeitig.

 

Wer sagt, dass ich es geheim halte? ertönte die unsbekannte, tiefe Stimme in unseren Köpfen, die wir sonst nur sehr selten zu hören bekamen. Wenn er sich ausgerechnet jetzt einschaltete, musste es etwas bedeuten. Ich und Bastet starrten uns besorgt an. ,,Ist was?", fragte Yasuo. ,,Nein, nein. Alles gut", antwortete ich weggetreten.

 

Wir genossen noch eine Weile die Stille, bis wir wieder ins Hotel gingen. Es ließ mich einfach nicht los. Und nur noch sieben Stunden bis zum Blutmond..

Kapitel 14 - Feuerwerk

...Im Hotel erkundigten wir uns an der Rezeption wann das Fest beginnen würde. Wir erfuhren, dass der Mond von der Placidium aus um genau 18:30 über den Baumkronen zu sehen sein würde und das Fest mit einem Feuerwerk eingeleitet wird. Um Mitternacht - wenn der Mond am höchsten steht - ist wieder eins. Das Fest dauert die ganze Woche an, obwohl der Blutmond nach wenigen Tagen wieder weg ist.

 

Auch das Hotel war für den Blutmond geschmückt. Wir saßen erstmal nur im Zimmer rum und warteten. Als dann die Zeit kam, machten wir uns fertig und zogen uns an. Bastet machte mir Locken und sie machte sich ihre Haare so, wie sie sie in Shurima immer getragen hatte. Eine Strähne ließ sie locker an der Schulter runter hängen und machte zwei goldene Perlen drum, um sie vom Rest abzutrennen, da sie danach normal weiter verlief. Sehr schlicht, aber sie wollte etwas Heimisches. Noch die Perlenketten und wir waren fertig.

 

Um sechs klopfte es an der Tür. Ich öffnete und Yi stand davor. Ohne seinen einzigartigen Geruch hätte ich ihn nie erkannt, weil er den Helm nicht auf hatte! Er hatte langes, dunkelbraunes Haar, dass hinten zusammengebunden war. Sein Grinsen war so breit und warm wie immer. Aber die Augen: Strahlend hellgrün. Sie leuchteten wirklich wie kleine Lampen. Ich glaube, ich bin offiziell gestorben.

 

,,Madame", er verbeugte sich leicht und reichte mir die Hand. Ich nahm sie lächelnd an und trat aus dem Zimmer. ,,Ihr seht wundervoll aus", sagte er. Wir bedankten uns und gingen raus.

 

Draußen vor der Tür wartete Yasuo ungeduldig und sah dann lächelnd zu uns auf, als wir raus kamen. ,,Bastet, hast du keine Begleitung?", fragte Yi mit einem frechen Grinsen. Aber sie war wie weggetreten. ,,Nein", antwortete sie, aber ihr Blick lag die ganze Zeit auf Yasuo. Ihre Augen waren ungewöhnlich groß, was mir Sorgen bereitete. ,,Darf ich dich dann einladen?", fragte jetzt Yasuo sie. Sie nickte und wurde leicht rot. ,,Dann können wir ja los", sagte Yi und nahm plötzlich meine Hand. Ich war überrascht und er erklärte mir, dass es ein Brauch sei, mit dem Partner Hand in Hand zum Fest zu gehen. Yasuo nahm auch Bastets Hand und wir liefen los. Unterwegs schmiegte sie sich immer mehr an ihn, was für sie total unnatürlich war. Ich hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken, da Yi mich kurz anhielt. Ich sah ihn wieder verwirrt an und er holte eine große Lotusblüte raus, die er mir rechts ins Haar steckte. Ich fasste vorsichtig hin und sagte: ,,Das sind meine Lieblingsblumen." ,,Ich weiß", sagte er nur und grinste. ,,Woher?", dann wurde es mir klar, ,,Yasuo?" ,,Von wem sonst?" Ich lächelte. ,,Dankeschön. Aber lass uns sie wieder einholen" ,,Ja" Wir rannten ihnen Hand in Hand hinterher.

 

Während wir liefen fiel mir auf, dass sonst kaum ein anderer Händchen hielt. Er hat mich volle Kanne angelogen! Naja, ist jetzt auch egal, stört ja nicht. Ich sorgte mich lieber um meine Schwester, was dringend nötig war. Ich lief bisschen vor, bis ich neben Yasuo stand. Ich wollte ihn gerade fragen was los war, aber dann roch ich einen Hauch von Minze. ,,Ist das Minze?" ,,Katzenminze", korrigierte er mich. ,,Du hast es also doch ausprobiert." ,,Warum auch nicht? Scheint zu funktionieren", er schaute wieder zu dem Schmusekätzchen, dass sich an seinen Arm geklammert hatte. Ich lachte leicht und wandte mich wieder meiner Begleitung zu.

 

In wenigen Minuten waren wir mit vielen anderen Leuten im Serene-Garten angekommen. Wir sahen auch Akali, Shen und Kennen, die ihre Blutmond-Kleidung an hatten. Ihre Gesichter waren endlich nicht mehr verdeckt. Akali war echt wunderschön! Shen sah mit seinem dunklen Haar und blauen Augen eigentlich echt gut aus, aber er hatte einige unschöne Narben. Und Kennen, den hätte ich am liebsten geknuddelt und nie wieder losgelassen! Ich mochte kleine, flauschige, knuffige Wesen halt.

 

Schon bald hörten wir alle von zwanzig runter zählen. Ich schaute auf die Uhr und sah, dass es kurz vor 18:30 Uhr war und zählte mit. Der Mond leuchtete schon eine Weile rötlich hinterm Wald hervor und als wir bei der Null angekommen waren, konnte man tatsächlich den Rand des Mondes erkennen. Wie exakt die Zeit hier ist. Alle jubelten und das Feuerwerk schoss in die Lüfte. Es war atemberaubend. Sofort wurde ich von der Feierlaune angesteckt und sprang mit den anderen hoch und jubelte mit.

 

Aus den letzten acht Raketen kamen  regelrechte Kunstwerke. Zuerst ein weiß-silbriger Drachenkopf, der uns mit gelben Augen und offenem Maul anstarrte. Es war so, als ob ich sein dröhnendes Brüllen hören könnte. Dann verblasste er wieder und ein prachtvoller Phönix breitete sich an der gleichen Stelle aus. Als nächstes war ein blauer Hippocampus (der aus der griechischen Mythologie, nicht das Seepferdchen) mit einer besonders langen und eleganten Flosse. Mich beeindruckte auch der darauffolgende Kopf eines smaragdgrünen Löwen. Seine Mähne schien sich zu bewegen. Als ich dachte, es wäre vorbei, wurden noch ganz viele Raketen mit großem Abstand auf einer Linie geschossen, die alle zusammen ein einziges großes Bild bildeten, das sich über den ganzen Abendhimmel erstreckte: Eine gewaltige, zart-violette Lotusblüte. Alle Anwesenden staunten über diesen Anblick. Als es langsam zu Boden rieselte, war der Himmel immer noch erleuchtet als wäre es Tag. Dann waren wieder der Mond und die Lampions das Einzige was leuchtete.

 

,,Kennst du die Bedeutung dieser Bilder?", fragte mich Yi. Ich schüttelte den Kopf. ,,Die ersten vier stehen für die vier Elemente. Der Drache für die Luft, der Phönix für das Feuer, der Hippocampus für das Wasser und der nemeische Löwe für die Erde. Es sind mit Absicht alles mystische Wesen, da sie unvergleichlich sind und in Ionia sehr verehrt werden. Der Lotus steht für die Magie, die alles davon beinhaltet, und gleichzeitig ein Teil von jedem Element ist" Yasuo ergänzte: ,,Natürlich ist der Lotus eine Anspielung auf den Lotus-Garten, aber das muss ja nicht jeder hier wissen" ,,Du hast ihnen also schon davon erzählt?", fragte Yi ihn. ,,Ja" Der Kleinere nickte bekennend.

 

,,Was machen wir jetzt mit Bastet?", wollte ich wissen, denn sie hing immer noch an Yasuos Arm und schien lächelnd zu schlummern. ,,Keine Sorge, der Geruch verfliegt schnell", winkte er ab, ,,Aber jetzt lasst uns feiern!" Er nahm uns alle unter seine Arme und führte uns ins Innere...

Kapitel 15 - Tanz zum Blutmond

...Da der Garten überfüllt war, entschieden wir uns erstmal rein zu gehen und Plätze zu suchen. Ich war so sehr auf das Buffet auf der gegenüberliegenden Seite fokussiert, dass ich gar nicht bemerkte wo Yi mich hinzog. Der Saal hatte eine riesengroße Tanzfläche mit Marmorboden. Am Ende standen einige Tische mit weißen Tischdecken, an die wir uns dann auch setzten. Auf jedem Teller stand ein Origami aus roten Servierten. Meine Schwester hatte passender Weise einen Katzenkopf. Bei Yasuo waren es zwei Fische, die sich umkreisten. Auf meinem stand ein kleiner Wolf - wie niedlich der aussah. Ich schmunzelte. ,,Fehlt nur noch ein Stab in der Hand und es ist Wukong!", sagte Yi begeistert über seinen Affen, der kampfbereit in seine Richtung stand. Er und Yasuo lachten. ,,Ich glaube den behalte ich", sagte er. ,,Entschuldigung, wer ist Wukong?", fragte ich interessiert. ,,Ein riesiger, sprechender Affenkönig", grinste Yasuo. ,,Er ist kein Affenkönig, aber der Rest stimmt schon", entgegnete Yi, ,,er war mein Schüler. Aber mittlerweile steht er auf eigenen Beinen. Mann, habe ich ihn lang nicht mehr gesehen."

 

Plötzlich kam Musik. Wir drehten uns ruckartig in die Richtung, aus der die Töne kamen. Auf der anderen Seite des Saals waren Lautsprecher und Mischpulte aufgebaut. An einem von ihnen saß eine türkishaarige Frau mit einem Helm auf, der scheinbar die Töne bildlich darstellte. Ihr Mischpult unterschied sich von allen anderen. Nicht nur in Form, Farbe und Design, sondern es bewegte sich auch zum Takt und schien zu schweben. Die Menge jubelte: ,,D-J So-na!" Ich konnte kaum fassen, dass diese Frau das nette, stumme Mädchen sein sollte, das ich kennengelernt hatte. Sofort stürmten Zig auf die Tanzfläche und gingen ab.

 

Die drei vom Kinkou-Orden setzten sich zu uns und wir holten uns erstmal was zu essen. Beim Essen turtelten Shen und Akali durchgehend. ,,Na, ist es jetzt offiziell?", fragte Bastet mit einem wissenden Blick, als alle Männer kurz weg waren. ,,Nein, es würde nämlich Shens Ruf schaden", antwortete die Schwarzhaarige seufzend. ,,Warum?" ,,Weil er dafür bekannt ist, dass er sich nicht von Gefühlen ablenken lässt. Würden die anderen wissen, dass er in einer Beziehung ist, würden sie mich als Schwachstelle sehen." ,,Und was ist heute anders?" ,,Es ist unhöflich eine Frau allein zum Fest gehen zu lassen", grinste sie. Dann kamen die anderen wieder. Damit war das Thema beendet.

 

Bisschen später gesellte sich noch ein anderes Paar zu uns. Sie strahlten beide so eine unheimliche Aura aus. Um die weißhaarige Frau schwebten drei kleine, schwarze Kugeln. Sie setzten sich Shen und Akali gegenüber, die sofort ein Knurren von sich gaben. Der Geruch des Grauhaarigen kam mir so verdammt bekannt vor - so dünn und unwirklich. Als ich seine Kleidung und die zwei großen Shuriken auf seinem Rücken betrachtete, schoss es mir wieder durch den Kopf. ,,B-b-b-bist du Z-zed?", hauchte ich unsicher. Jetzt schaute er zu mir, nachdem er sich mit Shen ein Blickduell geliefert hatte. ,,Ah du bist die Kleine aus dem Wald, die sofort erstarrte und von ihren Bodyguards gerettet werden musste", sagte er verspottend. Ich knurrte und mein nicht-vorhandenes Fell sträubte sich. ,,Sprich nicht so von ihr! Was macht ihr hier überhaupt?", setzte sich Yi für mich ein. ,,Na was wohl? Es ist Blutmond", entgegnete Zed. ,,Und wer hat dich eingeladen?", fragte Shen. Man hörte ihm an, dass er sich stark zurückhalten musste nicht auf ihn zu springen. ,,Das kann ich euch auch fragen", sagte Zed gelassen, ,,außerdem wenn der Noxus willkommen ist, dann wir ja offensichtlich auch. Komm schon, Shen, gib zu, dass ich dir gefehlt habe." Er sah dabei so arrogant aus, dass ich ihm am liebsten auch eine geklatscht hätte. ,,Du ganz sicher nicht!", Shen stand auf, doch wurde von der Frau zurückgehalten, die sich endlich auch einmischte: ,,Wir sind nicht gekommen um zu streiten. Du müsstest Zeds Natur besser kennen als jeder andere und müsstest wissen, dass du nicht auf alles eingehen darfst. Also bitte beruhigt euch, Jungs." Shen setzte sich wieder und verschrenkte die Arme.

 

Die Musik wechselte wieder und ich erkannte das Lied, zu dem ich den Paartanz gelernt hatte. Yi stand schon und hielt mir seine Hand hin: ,,Darf ich bitten?" ,,Gerne doch", ich nahm an und wir gingen auf die Tanzfläche. Wir blieben stehen und er legte mir erneut die Hand auf die Hüfte. Dabei wurde ich leicht rot und legte meine auf seine Schulter. Wir lächelten uns an und fingen an zu tanzen. Zum Glück führte er, weil ich meinen Blick nicht von diesen grünen Augen lassen konnte und so in jeden reingelaufen wäre. Er wandte seinen Blick auch nicht von mir ab, und trotzdem achtete er auf die Umgebung. Ab und zu roch ich Akali und Shen neben uns, bevor sie wieder wegtanzten. Später auch Yasuo und meine Schwester. Die Katzenminze war zum Glück schon längst verflogen. Ihr war ihr Verhalten erst echt peinlich gewesen und sie saß nur rot auf ihrem Stuhl ohne sich weiter zu rühren. Jetzt kam das Ende. Wie vorher geübt wanderte Yis Hand zu meinem Rücken und ich glitt gleichzeitig mit vielen anderen Frauen nach hinten. Meine Haare hingen knapp überm Boden und Yi war jetzt wieder direkt über mir. Mit festem Griff gab er mir das Gefühl, dass er mich auf keinen Fall fallen lassen würde. Aus dem Seitenblick sah ich, dass ich wirklich die einzige war, deren Füße nicht mehr den Boden berührten. Dieser Unterschied blieb den anderen Gästen nicht verborgen und viele staunten darüber, wie ich mich auf meine Rute stützte. Das zauberte mir wieder ein Lächeln ins Gesicht. Dann zog der Schwertkämpfer mich hoch.

 

Das nächste Lied startete und Yi fragte mich, ob wir nicht ein wenig zu ihm wollten. Ich schaute auf die Uhr und stimmte zu. Draußen sahen wir Zed und Syndra - ihren Namen hatte mir Yi verraten - tanzen, als wären sie im Moment die glücklichsten Menschen der Welt. Obwohl ich Zed nicht wirklich leiden konnte, sahen sie einfach niedlich aus.

 

Wir liefen angenehm langsam durch die Gassen. Ich schaute zum Mond, der groß und bedrohlich am Himmel stand. Er schien mir etwas zuzuflüstern, aber es war eine für mich unverständliche Sprache, welche mich in eine Trance versetzte, die sich anfühlte, als wäre ich nicht Herr meiner Selbst. Wieso mich diese Stimme so verlockte, konnte ich beim besten Willen nicht sagen, doch eines weiß ich: Sie könnte mir gefährlich werden, wenn ich sie nicht schnell unter meine Kontrolle bekäme.

 

Von der einen Sekunde auf die nächste verspürte ich einen Drang... einen Drang, der mich so betörte, dass ich alles um mich herum vergaß und mich nur darauf konzentrierte diesem Drang nachzugehen. Gegen meinen Willen widersetzte sich mir mein Gehirn und schaltete sich ab. Ich bin zu einem Geschöpf geworden, welches nur seinem Instinkt folgt - denn meine Instinkte würden mich nie im Stich lassen.

 

Und genau diese Instinkte trieben mich dazu stehen zu bleiben und Yi anzusehen. Er blieb ebenfalls stehen und sah mich fragend an. Immer noch in Trance legte ich meine Hand auf seine Wange und ließ mich von seinen leuchtenden Augen in seinen Bann ziehen. Er hatte so ein liebes, markantes Gesicht. Ich wollte nicht, dass er es immer hinter seinem Helm verbarg.

 

Nun merkte ich wie sich seine Atmung verschnellerte und ich konnte nicht mehr widerstehen. Ich zog ihn an seinem Bart sanft zu mir, während wir unsere Augen schon schlossen. Kurz darauf trafen meine Lippen auf seine und ich schmolz dahin. Sie waren so schön warm und weich. Ich legte meine freie Hand auf seine Brust und genoss dieses Gefühl, das Schmetterlinge in meinem Bauch fliegen ließ.

 

Jetzt legte er seine Hände auf meine Taille und zog mich an sich. Sofort bekam ich eine angenehme Gänsehaut und ein komisches Kribbeln im Bauch. Ich spürte seine Wärme und nahm seinen einzigartigen Duft war, der mich an unseren Wald und Kirschblüten erinnerte. Das gab mir ein Gefühl der Geborgenheit. Hier, jetzt, für immer, in seinen Armen war ich sicher. Auch wenn der Kuss eher zaghaft und vorsichtig war, gab er mir das Gefühl, tausend neue Sinne der Wahrnehmung entdeckt zu haben. Er entflammte ein großes Feuer in uns.

 

Langsam lösten wir den Kuss, auch wenn ich ihn gerne länger genossen hätte, und sahen uns mit roten Wangen an. ,,Yi", flüsterte ich, aber dann legte er mir einen Finger auf die Lippen. ,,Pscht. Du brauchst nichts zu sagen", sagte er und legte mir eine Hand auf den Hinterkopf, wodurch er mich dann wieder zu sich zog und unsere Lippen vereinte. Diesmal war er nicht so vorsichtig, sondern traute sich etwas mehr und presste sich gierig an mich.

 

Ich hatte nur noch ein Feuerwerk aus Gefühlen in meinem Kopf, was noch dadurch verstärkt wurde, dass am Himmel auch wieder die Raketen flogen. Automatisch schlang ich ihm meine Arme um den Hals und wickelte uns mit meiner Rute ein. Das war mein Moment und er konnte mir von Keinem genommen werden. Ich dachte ich sterbe, denn es war zu schön um wahr zu sein. Er war mein Gott und ich seine Schöpfung.

 

Wieder lösten wir uns von einander und sahen uns mit roten Wangen tief in die Augen. Dieses Grün... Es brachte mich um den Verstand.

 

,,Willst du wahre Magie sehen?", riss er mich mit liebevoller Stimme aus den Gedanken. Ich war noch etwas überrumpelt, aber nickte lächelnd. ,,Komm mit!", er zog mich mit sich und führte mich aus der Stadt heraus. Ich ließ mich einfach mitziehen und genoss das Feuerwerk, das gerade endete. Natürlich war es nicht so spektakulär wie das zu Beginn, aber für mich war es aus dem Grund atemberaubend, dass es mein zweites in meinem Leben war.

 

Erst jetzt bemerkte ich, dass Yi mich zum Lotus-Garten führte. Schon über der Mauer aus Ranken und Bäumen, die dicht nebeneinander standen, sah ich ein wunderschönes Leuchten. Wir liefen rein und mir stockte der Atem: Wie Yasuo erzählt hatte waren alle Blüten geschlossen und ihre Stängel leuchteten. Das Licht ging unfassbar weit runter, so weit sogar, dass man das Ende nicht sehen konnte. Dafür waren am Grund tausende von kleinen Lichtern, die zusammen wie eine kleine Galaxie aussahen, von denen einige sogar pulsierten. ,,Wow", entrann es mir, nachdem ich mir eine Hand vor den Mund hielt. ,,Nicht wahr?", er stand neben mir und hielt fest meine Hand. Wir starrten noch eine ganze Weile auf dieses Wunder. Standen einfach da und genossen den Moment.

 

Irgendwann kam jemand von hinten und fragte: ,,Yi? Was machst du denn hier?" Der Angesprochene drehte sich um und schien sich zu freuen. ,,Hey, Lee Sin. Lang nicht mehr gesehen." ,,Sehr lustig, Yi", sagte der Mann, dessen Augen mit einem roten Tuch verbunden waren. Yi musste lachen. ,,Wer ist das bei dir? Ist es Mensch oder Tier? Oder ein Tier auf zwei Beinen?", fragte der scheinbar Blinde. ,,Das kann sie dir am Besten selbst erklären." ,,Sie!?", er schien offensichtlich überfordert, ,,Yi? Was hab ich verpasst?.. In welchem Universum bin ich bitte gelandet? Verzeihung, war nicht so gemeint" Yi musste nur wieder lachen.

 

,,Ich bin ein Mensch mit einigen tierischen Körperteilen. Kurz gesagt ein Wolfsmensch", erklärte ich endlich, ohne auf seinen dummen Kommentar einzugehen. ,,Interessant...", er schaute mich schräg an. ,,Scheint hübsch zu sein. Wo hast du sie aufgegabelt?", fragte er wieder zu Yi gewandt. Was zum? ,,Ich hab sie nirgends aufgegabelt! Sie ist aus dem weit entfernen Shurima gekommen um sich Ionia anzusehen. Das war's. Und jetzt, wenn du uns entschuldigen würdest, wir müssen los", bestimmte er und zog mich wieder mit. ,,Yi! Viel Spaß noch!", rief Lee noch mit einem schiefen Grinsen hinterher. Ich wollte zwar noch nicht gehen und mir lieber weiterhin den See ansehen, aber ich sah, dass das Flimmern und die Lichter immer schwächer wurden. Es würde also nicht mehr lange halten.

 

Bei Yi Zuhause angekommen setzten wir uns zuerst an den Tisch. ,,Möchtest du einen Tee?" ,,Liebend gern", antwortete ich, dann stand er auf. Ich betrachtete ihn von hinten und war wunschlos glücklich. Ich hätte ewig so sitzen und starren können.

Es verging ein Weilchen, während er mit den Tassen rumhantierte. In der Zeit wurde ich müde, weil ich vom ganzen Tag bisschen überfordert war. Kurze Zeit später wurde mir schwarz vor Augen...

Kapitel 16 - Wieder nüchtern

Bastet PoV
 

...Endlich war diese Katzenminze weg. Mann, war mir das peinlich. Neru, Yi, Shen und Akali gingen auf die Tanzfläche. Ich schaute ihnen nur ausdruckslos nach - irgendwo verloren in einer Traumwelt. Da saß ich auf diesem Stuhl - Yasuo neben mir und den Mond im Fenster - und ließ alle Männer abblitzen, die mich auf einen Tanz einluden. Zum Glück ließen sie alle schnell locker, aber das könnte auch daran liegen, dass Yasuo ihnen böse Blicke zuwarf. Er dachte wohl ich bemerke es nicht, weil ich ihn nicht ansah, aber ich spürte seine Aura.

 

,,Bastet?", riss der Schwertkämpfer mich aus der traumlosen Träumerei, ,,Ist alles in Ordnung?" ,,Ja", antwortete ich und bekräftigte es mit einem Lächeln. ,,Da du schon bei allen abgelehnt hast", er lächelte verlegen, ,,wollte ich mein Glück versuchen und dich auch um einen Tanz bitten. Das Lied ist noch lange nicht vorbei." ,,Eh, eh, gerne doch." Er reichte mir die Hand und half mir auf. Er zog mich mit so einer Leichtigkeit hoch, als wäre ich nur eine Feder für ihn. Wir gingen auf die Tanzfläche und stiegen mit ein. Shen und Akali kamen immer wieder an uns vorbei - sie sahen wirklich niedlich aus! - und ab und zu auch Neru und Yi. Neru sah so glücklich aus wie ich sie nur selten gesehen hatte. Ich freute mich für sie, doch wandte mich dann wieder meinem Tanzpartner zu, der mich friedlich lächelnd ansah. Dann kam das Ende und ich schaute instinktiv zu Neru, sobald ich auch unten war. Ich bildete mir Yasuos warmen Atem auf meiner Haut bestimmt nur ein. Ich sah Neru jetzt zum ersten Mal tanzen und war über das Ergebnis begeistert. Alle Blicke lagen auf ihr und staunten. Mann, war ich stolz auf sie. Es sah echt hübsch aus. Dann zog Yasuo mich hoch - ein bisschen zu schnell. Ich konnte mich wegen dem Schwung nicht richtig hinstellen und lehnte mich an Yasuo. Erst jetzt bemerkte ich wie groß er doch war, denn ich musste meinen Kopf ein gutes Stück heben um ihn ansehen zu können. ,,Huh, gefangen", scherzte er. Ich wusste genau, dass ich in dem Moment zumindest ein bisschen rot war. ,,Danke", sagte ich flüchtig und stellte mich wieder gerade hin. ,,Und jetzt?", fragte er mich. ,,Weiß nicht. Ich kenne mich hier nicht aus. Was schlägst du vor?", fragte ich ihn. ,,Dann lass uns den Mond anheulen gehen!" Ich kicherte. ,,Bin ich etwa Neru?", fragte ich ihn belustigt. ,,Nein, aber sie geht raus, also dachte ich, dass sie es vor hat", meinte er. ,,Gehen wir dann auch raus?" ,,Wenn du willst", er zog mich mit sich.

 

Draußen war es leider nicht leerer als drinnen, aber deutlich schöner. Das Mondlicht tauchte alles in ein angenehmes, warmes Rot. Ich weiß nicht was es war, aber jedenfalls leuchteten klitzekleine Lichter im Laub, wie Glühwürmchen, aber irgendwie auch nicht. Wir sahen Zed und Syndra eingekuschelt auf einer Bank sitzen. Dann trafen wir eine schwarzhaarige, junge Frau mit roter Rüstung. Sie und eine andere Schwarzhaarige kamen mit skeptischen Blicken auf uns zu. ,,Yasuo, ist eine Weile her. Was suchst du hier?", fragte die Erste irgendwie bedrohlich. ,,Das hat dich heute eindeutig nichts zu interessieren", schnauzte er sie an. Ich war verwirrt, doch betrachtete lieber den komischen Kranz, der hinter der Zweiten schwebte. Als sie zu mir sah, schaute ich schnell weg, als wäre nichts gewesen. ,,Es hat mich immer zu interessieren, egal zu welcher Zeit", führte die mit der roten Rüstung die Konversation fort und stellte ihre vier breiten Klingen vor sich hin. ,,Irelia, ich werde sicherlich niemanden angreifen, falls es das ist, was du wissen willst. Und jetzt, entschuldige uns bitte", sagte Yasuo scharf und packte mich am Handgelenk, um mich mit ihm zu ziehen. ,,Wer ist dieses Mädchen überhaupt?", fragte sie noch. ,,Das neuste Mitglied der League, aber du bist doch immer so toll informiert", sagte er und wir ließen sie verdutzt zurück. Ihre Begleiterin schaute uns nur weiterhin so ausdruckslos nach. ,,Yasuo, wer zum Teufel waren die?", fragte ich ihn, als wir außer Hörweite waren. ,,Irelia und Karma. Sie sind ebenfalls Champions. Karma ist eigentlich harmlos, aber mach dir Irelia nicht zum Feind. Sie ist bei der Garde und führt zusätzlich den Nachtklingen-Klan an. Sie sieht sich selbst als pure Gerechtigkeit und musste sich deswegen auch oft vorm Rat blamieren, wenn sie doch einen Fehler gemacht hat. Trotzdem wird sie als Erste gerufen, wenn es irgendwo größere Probleme gibt oder jemand gefangen werden soll. Sie ist immer hinter mir, Zed, Syndra und Kayn her, weil wir als Feinde des Staates gelten", erklärte er mir. Ich machte nur: ,,Hm..."

 

,,Gleich beginnt wieder das Feuerwerk", sagte er, blieb stehen und schaute zum Himmel. Lux gesellte sich zu uns und stellte uns Ezreal vor. Doch sie mussten wieder verschwindet, da Garen sie nicht sehen durfte. Dabei lief er selbst mit Kata rum und musste sich vor Talon verstecken. Die waren alle echt komisch drauf.

 

Dann begann das Feuerwerk und es war einfach atemberaubend! Diese Lichter, dieses Funkeln verzauberte mich. Ich bemerkte gar nicht, wie ich mich an Yasuos Arm klammerte. Aber es schien ihn nicht zu stören, also bestaunte ich das Feuerwerk weiterhin mit übergroßen Augen. Er lächelte mich von der Seite an.

 

Als es vorbei war, brachte er mich zum Hotel. Wir blieben unter meinem Fenster stehen und schauten uns an. Der Mond begann langsam wieder unterzugehen. ,,Es war wirklich schön mit dir", sagte er. ,,Mit dir auch. Und danke für die Einladung", antwortete ich. ,,Ich habe getan, was nötig war", meinte er charmant. ,,Aber die Katzenminze war nicht nötig!", warf ich ein. Er lachte nur. Dann legte er mir eine Hand auf die Schulter und sagte: ,,Gute Nacht, Kätzchen." Ich wusste nicht, ob ich angepisst oder geschmeichelt sein sollte. ,,Gute Nacht", sagte ich dann einfach und sprang nach einem Lächeln, das er erwiderte, durchs Fenster rein. Aber... Neru war nicht da. Ist sie mit Yi nicht früher losgelaufen? Naja, sie sind wahrscheinlich nur spazieren oder so. Ich glaube, sie würde es nicht wollen, wenn ich zu lange auf sie warte. Gute Nacht, Bastet sagte ich zu mir selbst. Dann legte ich mich schlafen...

 

Neru PoV
 

...Ich wachte endlich auf. Es war hell, also schien ich die ganze Nacht weg gewesen zu sein. Ich blinzelte und öffnete meine Augen ganz. Ich fand mich in Yis Haus wieder, aber... in seinem Bett!? Wenigstens war ich alleine. Bääh, meine Haare Ich strich mir paar mal durchs Haar, um es wenigstens ein wenig hinzurichten, denn es war sehr zerzaust. Dann entschied ich mich aufzustehen. Jetzt entdeckte ich Yi auf dem Sofa schlafen. Hat er mir sein eigenes Bett überlassen, um auf dem Sofa zu schlafen? Das gefiel mir nicht. Es kam mir vor, als hätte ich ihm sein Bett weggenommen. Ich wollte ihn nicht wecken, also beschloss ich mich raus zu schleichen. Als ich die Tür vorsichtig öffnete, hörte ich Yi sagen: ,,Ich hoffe du hast gut geschlafen. Auf Wiedersehen" Er schaute mich noch nicht mal an, er blieb einfach liegen. Er hörte sich auch ziemlich müde an. ,,Auf Wiedersehen und dankeschön", sagte ich und verschwand. Bastet war sicherlich schon krank vor Sorge...

Kapitel 17 - Purifier

...Ich rannte zum Hotel, weil ich es eilig hatte. Bastet würde mich erst anmotzen, um dann ehrfahren zu wollen was passiert war.

 

Ich war schon auf halbem Wege, als ich leichte Schritte im Wald hörte. Sofort blieb ich stehen und näherte mich dem Geräusch - stets bedacht darauf, dass es Zed sein könnte.

 

Zu meiner Erleichterung war er es nicht, sondern ein großer, dunkelhäutiger Mann mit langen, schwarzen Haaren. Sie waren zu tausend Zöpfen geflochten und hinten nochmal alle zusammengebunden. Er setzte sich auf einen Felsen neben dem kleinen Wasserfall und legte behutsam zwei wunderschöne Pistolen auf den Boden. Das waren hundertprozentig Reliktwaffen. Solche waren wirklich schwer - wenn nicht sogar fast unmöglich - aufzutreiben.

 

Der Unbekannte schaute plötzlich auf und sah genau in meine Richtig, dabei war ich eigentlich hinter einem Busch versteckt. ,,Wer ist da?", hörte ich seine ruhige, tiefe, aber auch irgendwie abwesende Stimme. Ich wusste erstmal nicht wie ich reagieren sollte, als er mich wieder aufforderte: ,,Komm raus. Ich weiß, dass du da bist." Dann zeigte ich mich endlich und trat schüchtern ein paar Schritte vor. ,,Nur ein Mensch, dann ist ja gut", sagte er unbeeindruckt und wandte sich seiner Kleidung zu. (Die werde ich nicht beschreiben, weil ich nicht die leiseste Ahnung habe, wie man diese ,Jacke???' (Junge was ist das xD) nennt)

 

,,Wer bist du?", fragte ich vorsichtig. ,,Das braucht dich nicht zu interessieren", antwortete er, ,,mich interessiert aber warum du mir nachspionierst, wenn du mich scheinbar nicht kennst." ,,Tu ich doch gar nicht! Ich war nur unterwegs und habe Geräusche gehört. Ich bin halt sehr neugierig", rechtfertigte ich mich. ,,Na dann pass auf, dass dir deine Neugier nicht zum Verhängnis wird"

 

Sofort schossen mir die Bilder der Nacht durch den Kopf, als ich auf Zed getroffen bin. Ich schluckte schwer. ,,Ja, ich habe mittlerweile gelernt vorsichtig zu sein."

 

,,Wie ist dein Name?", er durchbohrte mich mit seinen stechenden, grünlich-gelben Augen. ,,N-Neru-Anne", stammelte ich etwas. Was sind das für Augen? Ich kann mich nicht bewegen dann fasste ich mich wieder, als er nickte und wieder wegschaute. ,,Darf ich dann jetzt auch den ihren erfahren?" ,,Lucian", sagte er knapp. ,,Ein schöner Name", sagte ich lächelnd. ,,Danke. Schöne Öhrchen", entgegnete er. Ich fühlte mich geschmeichelt und schmunzelte, doch er sah es nicht, weil er binnen Sekunden plötzlich oberkörperfrei da stand. Mir stockte der Atem bei diesen Muskeln - so perfekt, aber trotzdem schlank. Er stieg unter den Wasserfall und ließ das Wasser auf ihn plätschern. Ich sog die Luft durch die Zähne ein. ,,Du bist nicht von hier, oder?", fragte er mich auf einmal. ,,Nein. Ich komme aus Shurima. Und du aus Demacia, oder?" ,,Ich bin dort zwar nicht geboren, aber ja, ich gehöre schon seit Jahren dort hin. Woher weißt du das?" ,,Von Sona", grinste ich. ,,Ah, du hast also die ganze Rasselbande schon gesehen", stellte er fest. ,,Ja"

 

Dann erinnerte ich mich an meine Schwester und verabschiedete mich: ,,Ich muss dann mal los. Auf Wiedersehen und viel Glück bei deiner Suche" Erst schaute er mich verwirrt an, doch verabschiedete sich dann einfach, bevor ich weiter rannte.

 

Ich sprang durchs Fenster und sofort warf sich mein Liebings-Kätzchen auf mich. ,,Geh von mir runter!", protestierte ich, als sie sich auf meinen Bauch setzte. Sie grinste nur breit.

 

,,Wo zum Teufel warst du?" Sie sagte es langsam und grinste weiterhin, aber sie hatte diesen gespielten, drohenden Tonfall, der mir Angst machte.

 

,,Ich war bei Yi und bin aus Versehen am Tisch eingeschlafen, tut mir leid", sagte ich und versuchte sie runterzuwerfen, doch sie krallte sich jetzt in den Boden. ,,Und weiter?", sie klang jetzt so als würde sie mich gleich umbringen, wenn sie sich nicht mehr länger beherrschte.

 

,,Und was weiter?", fragte ich sie. ,,Das musst du mir ja sagen" Ich schaute sie nur verwirrt an. Was sie wohl noch wissen wollte?

 

,,Das kann nicht alles gewesen sein. Rück raus. Du kannst mir nichts vortäuschen." Da hatte sie verdammt noch mal Recht. Ich schluckte schwer und wurde etwas rot, woraufhin sie mich mit einem überraschten Blick ansah. ,,Was hat er gemacht?", sie schüttelte mich am Kragen.

 

,,Er hat nichts gemacht", sagte ich wahrheitsgemäß. ,,Nein... Was hast du gemacht?" ,,Eh...", ich war mir nicht sicher, ob ich es ihr wirklich sagen sollte.

 

,,Sag schon! NEEERUUU-ANNE!!!!", sie schüttelte mich noch viel stärker, dann hörte sie abrupt auf. ,,Nein. Ist es das was ich denke?", sie sah mich so ungläubig an. Ich glaube, sie hat es wirklich erfasst. Ich nickte. ,,Hast du ihn ge-geküsst?", fragte sie vorsichtig nach. ,,JAAAAA!!!", ich freute mich und umarmte sie.

 

Sie konnte erstmal nicht glauben, dass ausgerechnet ich den ersten Schritt gemacht hatte, aber dann freute sie sich mit dir. ,,Ich freu mich ja so für dich! Und wie hat er reagiert?" ,,Wie soll ich das sagen... Auf jeden Fall hat es ihm nicht nicht gefallen", ich lächelte sie verlegen an. ,,Du Schlingel", schubste sie mich grinsend wieder auf den Boden und stand endlich von mir auf.

 

Sie hielt mir die Hand hin und half mir beim Aufstehen. ,,Was habt ihr dann gemacht?", fragte sie mich weiter. Ich fing an zu erzählen: ,,Also er hat mir den Lotus-Garten bei Nacht gezeigt. Du weißt nicht wie wunderschön und romantisch das aussieht! Wir haben dort auch irgendeinen Champion getroffen, der blind ist, aber auf jeden Fall sind seine anderen Sinne echt gut trainiert, denn er hat meine Beine erkannt. Danach sind wir zu Yi und wollten Tee trinken, aber ich bin eingeschlafen. Er hat mich wohl in sein Bett gelegt und hat selber auf dem Sofa geschlafen. Ich bin halt aufgewacht und sofort zu dir"

 

Bastet seufzte: ,,Hätte er nicht einfach auch im Bett schlafen können?" Mit listigen Augen schaute sie zu mir. Wow, Schwesterherz, damit hast du's bei mir verkackt. ,,Halt's Maul und sag sowas nicht!", brüllte ich sie an und wurde rot, woraufhin sie nur lachte.

 

,,Erzähl lieber was mit Yasuo war", lenkte ich vom Thema ab. ,,Wir haben getanzt und wollten draußen das Feuerwerk bewundern, doch vorher haben wir so eine komische Irelia getroffen, die es wohl etwas übertreibt. Auf jeden Fall sollen wir vorsichtig mit ihr sein. Nach dem Feuerwerk hat er mich nach Hause begleitet"

 

,,Das kann nicht alles sein. Hat er vielleicht noch etwas gesagt?" Sie lächelte. ,,Er hat mich liebevoll Kätzchen genannt", dabei kniff sie die Augen zusammen. ,,Aww, das ist niedlich. Ich bin sonst die Einzige, die dich so nennt" Auch wenn es so eine einfache Aussage war, bedeutete sie sicherlich sehr viel...

Kapitel 18 - Ausflug

...Des Geldes wegen verbrachten wir die letzten Nächte unter freiem Himmel. Uns störte es nicht, aber das Wetter wurde zunehmend schlechter. Es regnete den ganzen Tag und nachts waren Boden und Äste immer nass. Keine guten Bedingungen für einen gesunden Schlaf. Außerdem sehen wir Yasuo jetzt noch seltener, weil wir ebenfalls immer wo anders sind.

 

Heute regnete es wieder in Strömen. Ich überlegte krampfhaft was wir dagegen tun könnten. Dann schaute ich zum Himmel über die Bäume und sah Bergspitzen. Schneebedeckte Bergspitzen. ,,Schwesterchen?", stupste ich Bastet an, die neben mir versuchte das Wasser von sich fernzuhalten. ,,Was ist denn? Wenn du mich schon so fragst, willst du auf jeden Fall etwas, was mir nicht besonders gefällt", sie folgte meinen heiteren Blicken. ,,Nein... Nein", mehr sagte sie nicht. ,,Wenn es hier regnet, schneit es dort!", freute ich mich. ,,War Freljord nicht genug?" ,,Nein." ,,Verdammt, Neru! Du weißt ich mag Kälte nicht", wollte sie mich umstimmen. ,,Katzen halten bis -40°C im Schnee locker aus", widersprach ich ihr. ,,Ja, aushalten. Aber wer sagt, dass es mir gefällt? Außerdem bin ich nur zum Teil eine Katze und habe kein Fell." Ich schaute sie mit großen Hundeaugen an. ,,Nein", sie drehte sich von mir weg. ,,Gut, dann geh ich alleine. Bis morgen und viel Spaß im Regen", ich streckte ihr noch die Zunge raus und stand auf. Bastets Wut war deutlich zu spüren. Ich ging paar Schritte weiter und hörte sie dann aufstehen. ,,Verdammt! Ich kann dich doch nicht alleine gehen lassen! Wer passt dann auf dich auf?" Ich grinste: ,,Ich kann doch auf mich selbst aufpassen." ,,Ja, haben wir gesehen." ,,Willst du mir das mit Zed noch ewig vorwerfen?!" ,,Vielleicht" ,,Als ob er in den Bergen ist" ,,Vielleicht" Ich winkte ab: ,,Ach, vergiss es. Ich geh Yi fragen, ob er etwas richtiges zu Essen hat." ,,Hey, warte! Denkst du ich habe keinen Hunger? Paar kleine Vögel und Nagetiere machen mich auch nicht satt", sie griff nach meinem Arm und zog sich ran. Aber sie hatte Recht. Wir haben um die Stadt herum gesucht, aber nichts Großes gefunden. Und die meisten Vögel wollte ich nicht essen, weil sie so schön waren und ich lieber ihre bunte Pracht beobachtete. Also gingen wir zu Yi.

 

Als ich an seiner Tür klopfte war ich schon zur Hälfte verhungert. Er öffnete und sah uns etwas geschockt an. ,,Kommt schnell rein. Ihr seid ja ganz nass", er zog uns in die Wärme. ,,Natürlich, es regnet ja", entgegnete ich. ,,Wie lange hockt ihr schon draußen bei diesem Wetter rum?" ,,Zu lange", antwortete Bastet. Yi seufzte. ,,Ihr mögt vielleicht nicht ganz menschlich sein, aber das macht euch nicht immun gegen Krankheiten." Aaaw, er sorgt sich um uns! ,,Wir passen schon auf", versicherte meine Schwester ruhig. ,,Yi?", ich setzte den Hundeblick auf. ,,Neru?", erwiderte er. ,,Hast du was zu Futtern?" ,,Neru, hast du denn keine Manieren?", meckerte Bastet mich an. Yi musste darüber lachen. ,,Doch, aber wenn ich Hunger habe ist mir sowas egal", sagte ich verdutzt. ,,Keine Sorge, natürlich habe ich was für euch. Aber ich müsste es noch zubereiten", sagte er lächelnd. ,,Du brauchst doch nicht für uns zu kochen!", schlug Bastet aus. ,,Doch. Sonst wird Neru zum Kannibalen." Ich sagte über beide Ohren grinsend und mit der Rute wedelnd: ,,Das will ich auch nicht riskieren." Jetzt seufzte Bastet.

 

Nach paar Minuten rief Yi uns zu Tisch. Ich hatte währenddessen vor der Glaswand gesessen und seinen Hintergarten angeschaut. Eigentlich habe ich dabei nur geträumt. Es roch nach Nudeln - und meine Nase lügt nicht. Meine Schwester und ich verschlangen den ganzen Topf in Kürze. Endlich mal wieder etwas warmes im Magen. Yi saß nur am Tisch und stützte seinen Kopf auf beiden Fäusten ab. ,,Willst du denn nichts?", fragte Bastet. ,,Nein, ich hatte Frühstück", antwortete er.

,,Wir wollen die Berge erkunden. Kommst du mit?", ich strahlte. ,,Sie will. Ich nicht", warf Bastet ein. ,,Wann denn?" ,,Ja keine Ahnung. Eigentlich wollte ich sofort los", antwortete ich. ,,Ihr wollt durch den Regen und dann in den Schnee? Seid ihr lebensmüde?" So hatte ich es gar nicht gesehen. Wir waren sprachlos. ,,Natürlich komm ich mit. Aber wir gehen erst los, wenn es nicht mehr regnet und ihr trocken seid." ,,Wirklich!?" Er nickte. ,,Danke!", ich sprang auf und umarmte ihn. Dann setzte ich mich wieder vor die Scheiben und schaute zum grauen Himmel. ,,Neru? Was tust du da?", fragte Bastet mich. ,,Ich versuche Kontakt zu Vater aufzunehmen. Er soll wieder Sonne machen", antwortete ich weiterhin konzentriert. ,,Du weißt schon, dass er nicht der Gott der Sonne ist? Er kann dir nicht helfen. Außerdem antwortet er nur wann es ihm passt", erinnerte sie mich. ,,Ahja, stimmt." ,,Wer ist euer Vater, wenn ich fragen darf?", fragte Yi. ,,Oh, haben wir es dir noch nicht gesagt?", fragte ich ihn überrascht. Er schüttelte den Kopf. Bastet grinste mich an und ich grinste zurück. Ich ging auf Yi zu und reichte ihm die Hand: ,,Wir sind Halbgötter. Darf ich mich vorstellen: Neru-Anne van Anubis. Und das ist meine Schwester: Bastet van Anubis", mit der anderen Hand deutete ich auf sie. Nachdem Yi unseren Namen entschlüsselt hat, grinste er und schüttelte meine Hand: ,,Freut mich Euch kennenzulernen."

 

Etliche Stunden später hörte es endlich auf zu regnen. Yi packte noch Essen und Trinken ein. Er zog sich auch viel wärmer an. Der weiße Mantel brachte seine Augen nur noch mehr zum Leuchten. Leider zog er seinen Helm wieder an. Er ging zur Tür und sah uns verblüfft an. ,,Wollt ihr euch nicht umziehen?" ,,Nein, wieso?" ,,Du hast ein kurzes Kleid an. Und du", er wandte sich jetzt an Bastet, ,,du trägst bauchfrei und deine Kleidung ist voller Kratzer. Wird euch nicht kalt?" ,,Nö, wir sind kälte-resistent", grinste ich. ,,Na schön", er öffnete die Tür und ließ uns vor. Den ewig langen Fußmarsch erspare ich euch.

 

Es war schon längst dunkel und es war die letzte Blutmond-Nacht. Der Schnee war in ein schönes rot getaucht. Trotz der Dunkelheit glitzerte er verführerisch. Ich packte Yi und Bastet am Arm und zog sie so schnell es ging mit mir. ,,Du hast es aber eilig", meinte Yi. Ich antwortete nicht. Ich war nur auf den glitzernden Schnee fokussiert, der sich in meinen Augen wiederspiegelte. Sobald er keine paar Meter von mir entfernt war, ließ ich die beiden los und rannte vor. An einer tiefen Stelle sprang ich rein und vergrub mich. Es war noch Frischschnee. Noch weich und fluffig und kein bisschen kalt. Ich lag eingekugelt auf dem Rücken und schaute nach oben zum Loch, wo Yis Kopf auftauchte. ,,Komm, ich helfe dir wieder raus. Du willst sicherlich noch weiter gehen." Ich griff nach seiner Hand und ließ mich hochziehen. So wanderten wir dann weiter.

 

Es ging oftmals hoch und runter und ich bestaunte die wunderschöne Landschaft. Was für andere alles gleich aussehen mochte, war für mich ein Meer aus Kristallen. Immer wieder grub ich mich ein Stück unter dem Schnee durch und schaufelte meine Begleiter dabei zu.

 

Bald fing es wieder an zu schneien. Wir versuchten die Flocken mit dem Mund aufzufangen, aber dann wurde der Schnee dichter. Noch mehr Frischschnee! ,,Man sieht ja die Hand vor Augen nicht", merkte Yi an. Ich schaute mich um und er hatte Recht. Die beiden waren gar nicht mehr zu sehen, so dicht war der Schnee mittlerweile. Aber von den Geräuschen her wusste ich, dass sie direkt neben mir sein mussten. Bei der Dichte konnte ich sie nicht mal mehr wittern. Dies war ein richtiger Schneesturm. ,,Wir müssen zusammen bleiben! Wo seid ihr?", rief Bastet uns zu. Ich streckte meine Arme aus und hatte Yi sofort gefunden. Aber wo war meine Schwester? Wir riefen uns gegenseitig und hörten uns, aber liegen wohl irgendwie immer aneinander vorbei. Ich konnte mit Yi an der Hand auch nicht sehr schnell laufen, weil er anfing im Schnee zu versinken. ,,Bastet!" ,,Neru!" Sie wurde immer leiser. ,,Hier hin!" ,,Wo!?", wieder etwas weiter weg. Dann reagierte sie gar nicht mehr. ,,Scheiße!", ich trat auf den Boden. Das Eis brannte in meinem Gesicht. ,,Wir müssen einen Unterschlupf finden", sagte er. ,,Aber was ist mit Bastet?" ,,Sie sollte am Besten das Gleiche tun."

 

Tatsächlich haben wir nach einigen Minuten dummen Herumlaufens eine Höhle gefunden. Sofort stürmten wir rein. Ich schaute nach draußen, aber sah nur Schnee. Ich hoffe Bastet passiert nichts. Möge Vater ihr beistehen. ,,Jetzt können wir nur noch den Sturm abwarten", meinte Yi und setzte sich auf den Boden. Ich seufzte und tat es ihm gleich, wobei ich mich mit einer Hand am Boden abstützte und meine Beine mit meinem Schwanz zudeckte. Schweigen herrschte paar Minuten, bis Yi es brach: ,,Ist dir nicht kalt? Du sitzt so unruhig" ,,Kein bisschen. Das Gestein ist nur unbequem", antwortete ich noch etwas in Gedanken verloren. ,,Willst du dich auf meinen Schoß setzten? Vielleicht ist es dir dann bequemer." Ich konnte nicht glauben was ich hörte, aber er schien es ernst zu meinen. Wie könnte ich das ausschlagen? ,,Danke", sagte ich schüchtern und setzte mich auf seinen Schoß. Um nicht runterzufallen musste ich mich an ihm festhalten. ,,Kann es sein, dass dir kalt ist?", fragte ich ihn. ,,Eh..." Ich hatte ihn durchschaut und grinste. ,,Dabei bin ich nicht mal eine warme Person", sagte ich. ,,Egal", dann schlang er seine Arme um mich. Eine wohlige Wärme durchströmte mich sofort. Irgendwie konnte ich nicht glauben, dass ihm kalt war; er war zu warm. Ich wickelte uns noch mit meinem Flauschi ein. ,,Du bist echt ein gutes Kuscheltier, weißt du das?", sagte er ruhig. Darauf konnte ich nur rot anlaufen und verlegen schmunzeln. ,,Sei bitte mein Kuscheltier. Zieh doch bei mir ein." Ich war geflasht...

Kapitel 19 - Unglaublich

...Ich schaute ihn ungläubig an. Das... das kann nicht real sein... ,,Neru? Noch da?" ,,Ist das dein Ernst?", fragte ich lieber vorsichtig nach. ,,Ja." Er hatte den Helm längst ausgezogen und schaute mit diesen unfassbar grünen Augen in meine. Er strahlte so viel Positives aus. ,,Darf ich denn?" ,,Würde ich dich sonst fragen? Wir müssen an deiner Unsicherheit arbeiten", lächelte er mich an. Ich konnte förmlich fühlen wie sich meine Augen aufs Maximale weiteten und praktisch Funken aus ihnen sprühten, bevor ich mich fest an ihn drückte und laut ,,Jaaa!" schrie. ,,Sachte, sachte." Er kämpfte mit dem Gleichgewicht. ,,Aber was ist mit meiner Schwester?", die Freude war wie verflogen. ,,Mir war schon klar, dass du es erst mit ihr klären musst. Sag mir einfach später noch mal Bescheid", sagte er, ,,jetzt entspann dich wieder." Ich tat wie mir gehießen und legte meinen Kopf auf seiner Schulter. Irgendwie war es zu unrealistisch, dass ich auf unserer Reise Geschichten über einen Schwertkämpfer gehört habe, ihn toll fand, kennen lernen durfte und wir uns ineinander verliebten. Das zu glauben war nahezu unmöglich für mich, doch ich hatte diesen angenehmen Geruch in der Nase, der mir sagte, dass das hier wirklich real war. Ich würde es wahrscheinlich noch sehr lange hinterfragen, bis ich endlich drauf klar kommen würde. Bei meiner Schwester hingegen war es kein Wunder, da ihr die Männer auch so hinterher liefen. Immerhin unterschied sie sich nicht um so viel von normalen Menschen und ist wunderhübsch. Wer hätte nicht gern eine Neko als Freundin? Ich war ein Wolf, ein Wesen, vor dem sich die meisten fürchteten. Dass ich mal so einen tollen Mann abkriegen würde, hätte ich mir nie erträumt. Es konnte einfach nicht wahr sein. Nein, das war sicher nur Einbildung. Und doch saß ich hier und spürte seine Wärme. Ich musste schmunzeln und schlief ein.

 

Ein komisches Rascheln weckte mich. Ich und Yi sahen auf. Der Höhleneingang war komplett verschneit und langsam wuchs ein Loch in der Schneewand. Licht drang hinein und ich nahm Bastets Geruch wahr. Sofort sprang ich auf und buddelte ihr entgegen. Yi wich dem Schnee aus, den ich achtlos hinter mich warf und sah zu, bis ich binnen Sekunden einen Durchgang geschaffen hatte. Bastet zog mich sofort raus und wir umarmten uns. ,,Wo warst du? Wir haben dich doch gerufen", fragte ich sie. ,,Es hat sich angehört als kämen eure Stimmen aus einer anderen Richtung. Erst als ich euch gar nicht mehr hörte, habe ich verstanden, dass ich in die falsche Richtung gelaufen bin", antwortete sie. Währenddessen half Yasuo Yi aus der Höhle und sie grüßten sich. ,,Wen hast du denn da mitgebracht?", fragte ich Bastet, aber lächelte den Schwarzhaarigen an. ,,Irgendwas sagte mir ich sollte euch aufsuchen. Dann sah ich eure Spuren und bin ihnen in die Berge gefolgt. Irgendwann fand ich deine liebe Schwester und half ihr beim Suchen", erklärte er sich. ,,Danke." Ich schaute zum Himmel. War das -? Nein, das kann nicht sein.  ,,Das war's mit der Wanderung. Lass schnell zurück. Kein Bock mehr auf Kälte", sagte meine Schwester bestimmend und kreuzte fröstelnd die Arme. ,,Hättest dich umziehen sollen", meinte Yi, woraufhin sie etwas vor sich hin grummelte. ,,Ist doch alles gut gelaufen", sagte ich mit einem fetten Grinsen und legte einen Arm um ihre Schultern. Die Männer ließen wir etwas hinter uns. Bastet schaute mich skeptisch an und sagte: ,,Irgendwie bist du viel zu gut drauf, dafür dass du gerade in einer Höhle eingesperrt warst." Ich grinste. ,,Warte: Warum hast du dich nicht vorher rausgebuddelt?" ,,Hab geschlafen." ,,Du hast dir ja große Sorgen um mich gemacht!" ,,Da fällt mir was ein!", ignorierte ich ihre Wut, ,,Yi hat gefragt, ob ich bei ihm einziehen will. Aber dann wärst du alleine." ,,Ja, du wohnst dann mit jemandem zusammen unter einem Dach, während ich weiter im Wald gammeln darf", sagte sie bisschen angepisst. ,,Bist du nicht Supporter?", mischte Yasuo sich ein. ,,Ja", antwortete sie irritiert. ,,Dann kannst du doch mich auf meinen Fluchten unterstützen", grinste er. ,,Du meinst, ich soll mit dir durch die Gegend ziehen?" ,,Genau." ,,Unter einer Bedingung..." ,,Rück ruhig raus." ,,Kein Wort dazu wie brutal ich mit meiner Beute umgehe." ,,Keine Sorge, ich werde mich nicht in die Natur einmischen", sagte er lachend. ,,Dann geht das klar. Viel Spaß, Schwesterchen", sagte sie und machte paar Schritte rückwärts, um neben Yasuo zu laufen. Dafür kam jetzt Yi neben mich und lächelte zu mir rauf. Als wäre er nicht schon nicht besonders groß, muss ich noch ein Riese sein.

 

Auf dem Rückweg wurde nicht viel geredet. Wir beeilten uns dann ein wenig, weil wir uns noch mit den Noxiern treffen wollten, da sie am nächsten Tag abreisen würden. Yi und Yasuo entschieden sich einfach mitzukommen. Na wenn das keinen Stress gibt...  Cassio begrüßte uns wie immer herzlich, doch wurde beim Anblick der beiden Ionier skeptisch. ,,Yi. Yasuo. Kommt doch rein", sagte sie mit zusammen gebissenen Zähnen. Wie immer gingen wir in das größere Zimmer. Riven erstarrte, als sie Yasuo sah. Dieser starrte sie nur kalt an. Yi und Kata schüttelten die Hände, während sie sich unheilvoll ansahen. ,,Master Yi, lange her", sagte sie. ,,Nicht lang genug um zu vergessen", erwiderte er. ,,Setzt euch bitte", sagte Talon. Ihm war das ebenfalls unangenehm. Es war zwar schwer, aber irgendwie fanden wir doch alle Platz. Das konnte ja noch heiter werden... 

Kapitel 20 - Eifersucht

...,,Wann genau reist ihr morgen denn ab?", startete ich die Konversation. ,,Noch am Morgen. Wir wollen nämlich spätestens morgen Abend schon in Noxus sein", erklärte Cassio. ,,Ihr wollt bis dahin sicherlich noch was machen, oder? Den letzten Tag irgendwo kostet man doch aus."  ,,Eigentlich haben wir nichts vor. Wir sind wegen dem Blutmond gekommen, nicht wegen Ionia", sagte Talon. Kata seufzte. ,,Ist etwas, Schwester?", fragte Cassio besorgt. ,,Nein, es ist nichts", antwortete die Rothaarige und zwang sich ein Lächeln auf. Sie wirkte irgendwie traurig. Aber wir ließen sie in Ruhe. Die Aufmerksamkeit viel sowieso auf mich, weil mein Magen knurrte. ,,Ups. Entschuldigung." ,,Schon gut. Hast du etwa Hunger?", fragte Cassio mich, woraufhin ich nickte. ,,Hast du denn nicht gefrühstückt?", fragte Talon. ,,Das haben wir alle nicht. Neru, würdest du ihnen bitte erklären wie es dazu kam?", sah mich Bastet auffordernd an. ,,Nun ja...", ich wusste nicht wo ich anfangen sollte. ,,Also ich wollte unbedingt in die Berge. Yi ist auch mitgekommen. Es war zwar schön mit dem Mond, aber da war dieser Schneesturm. Wir haben Bastet verloren und wurden in einer Höhle zugeschneit. Sie und Yasuo haben uns heute Morgen erst gefunden und dann sind wir sofort zu euch gegangen", erzählte ich und fasste an meinen Hinterkopf. ,,Ich wusste von Anfang an, dass das eine Schnapsidee ist, aber kaum sieht sie Berge oder Wälder dreht sie durch", verteidigte sich meine Schwester mit verschränkten Armen. ,,Du wusstest gar nichts. Du wolltest nur nicht in die Kälte", schnauzte ich sie an. ,,Sag du mal nichts. Du bist nicht mal auf die Idee gekommen euch rauszubuddeln." ,,Ich habe geschlafen!" Jetzt schaltete Talon wieder ein: ,,Also du sitzt in einem Schneesturm fest, und statt einen Ausweg zu suchen schläfst du. Das ist natürlich sehr nützlich." ,,Ist doch jetzt egal", wollte ich das Thema beenden. Cassiopeia brachte uns etwas zu essen und ich haute richtig rein.

 

,,Bevor wir abreisen muss ich auf jeden Fall mit diesen Öhrchen spielen", sagte Talon, nachdem meine Schwester gegessen hat. Ich habe schon eine Standpauke von ihr erhalten, dass ich alles wegfressen würde, weil ich immer weiter aß, aber wenn's die Gastgeber nicht stört... Talon wackelte Bastets Ohren erst und kraulte sie dann. Ich frag mich, ob sie überhaupt noch etwas mitbekommt, wenn sie schnurrt, oder ob sie in Trance ist. Auf jeden Fall surrte ihr Schnurren sehr laut in meinen Ohren. Ich hoffe für sie, dass nur ich es so höre. Talon lächelte wieder so niedlich. Auch ich würde wegschmelzen, wenn mich nicht jemand ablenken würde. ,,Yasuo, du weißt doch, dass ich auch die Windtechnik beherrsche", fing Riven an, ,,kannst du mir vielleicht helfen sie zu perfektionieren?" ,,Wie kommst du darauf, dass ich dir helfen würde?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue. ,,Komm schon. Lass die Blutfehde endlich beenden." ,,Ich habe dir aber immer noch nicht verziehen." ,,Wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich habe deinen Meister nicht umgebracht." ,,Sie hat Recht", mischte Kata sich ein, ,,beim Einfall in Ionia war sie immer mit Talon bei der Purpur-Elite." Yasuo seufzte: ,,Na schön. Ist sowieso besser, wenn die Technik nicht verloren geht." Er stand auf und hatte offensichtlich nicht die beste Laune. ,,Komm", sagte er zu Riven, die sofort aufsprang und ihm nach draußen folgte. Ich stellte mich ans Fenster und schaute ihnen nach, bevor sie aus meinem Blickfeld schwanden. Yi gesellte sich zu mir. ,,Ich glaube, Bastet hat sich wohl zu sehr amüsiert", meinte er. ,,Das glaube ich auch." Mittlerweile haben sie zum Glück aufgehört (das Surren im Ohr war zu nervig) und sie unterhielt sich mit Cassio.

 

,,Kat, irgendwas ist doch mit dir", sagte Talon zu seiner Adoptivschwester, ,,du weißt, du kannst mit mir über alles reden." ,,Nicht über alles, Talon", sie hat die ganze Zeit zum Fenster rausgeschaut. Er knuddelte sie: ,,Was ist los?" Jetzt schüttelte er sie leicht. ,,Sag schon. Ich kann dich solange nerven, bis du's raus rückst" drohte er ihr. ,,Nein." ,,Sei nicht immer so stur!", er schüttelte sie noch stärker. ,,Du verstehst es eh nicht!", wehrte sie sich. ,,Sag's trotzdem!" Sie schüttelte heftig den Kopf. Er seufzte. ,,Naja, wir werden noch auf dem Schiff genug Zeit haben. Und spätestens dann sagst du es mir." ,,Wenn du mir versprichst mich nicht von Bord zu schmeißen", sagte sie. ,,Das würde ich niemals machen, aber jetzt mache ich mir Sorgen darum, worum es geht."

 

,,Sollten wir nicht mal Yasuo und Riven suchen?", fragte Cassio. ,,Wo sind sie überhaupt hin?", wollte Talon wissen. ,,Ich glaube Riven wollte etwas zur Windtechnik lernen", antwortete sie. ,,Das kann nicht gut gehen", sagte er und ging zur Tür. Er strahlte auf einmal so eine dunkle Aura aus. ,,Wo sind sie lang?" Er drehte seinen Kopf so, dass ich nur ein Auge sehen konnte. ,,Da lang", ich zeigte aus dem Fenster in die Richtung. Ohne weiter was zu sagen ging er raus und wir folgten ihm. Schon bald fanden wir die beiden auf der anderen Seite der Stadtmauer. Sobald Riven uns sah, klammerte sie sich an Yasuos Hals und schaute ihm in die Augen. Er wich zurück, aber sie hielt sich fest. Plötzlich stand Talon hinter ihr und hob sie wie eine Prinzessin hoch. Mit einem Gesicht, als wäre er der Tod in Person, brachte er sie zurück, was sie eindeutig nicht störte. ,,Du hast mir so Einiges zu erklären", hörte ich ihn noch sagen. Yasuo stand noch verwirrt da, als hätte er nicht verstanden was passiert war. ,,Solange die zwei sich streiten, es bereuen und sich wieder versöhnen, will ich noch wohin", sagte Kata. ,,Wohin denn?", fragte ich. ,,Das geht euch nichts an", sagte sie und huschte davon. Bastet und ich grinsten. ,,Ich möchte euch nicht einfach wegschicken, aber bei uns könnte es jetzt ungemütlich sein", meinte Cassio. ,,Kein Problem. Verstehen wir", sagte ich höflich und wir verabschiedeten uns. ,,Aber ihr reist nicht ab, bevor ihr uns noch mal ,Auf Wiedersehen' sagt, oder?", fragte Bastet. ,,Natürlich nicht. Kommt einfach im Morgengrauen. Ich zöger es heraus, falls sie früher wollen", antwortete sie. ,,Danke." Dann ging sie zurück.

 

Wir gingen zu Yi. ,,Ist da was zwischen dir und Talon?", fragte Yasuo sie direkt. ,,Nein, natürlich nicht!", brüllte sie fast schon. ,,Du hast ja schlimmer reagiert als bei der Katzenminze", meinte er. ,,Dagegen kann sie sich nicht währen, sie ist hat ein Schmusekätzchen", zwinkerte ich ihr zu, was sie wütend machte. ,,Und du bist ein Schoßhündchen." ,,Im Gegensatz zu dir stört mich die Bezeichnung Hund mehr als der ganze Rest", ich grinste. ,,Kommt noch drauf an wessen Schoßhündchen sie ist", sagte Yi. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Bastet ergriff wieder das Wort: ,,Du gibst deine Selbstständigkeit aber früh auf. Yi, wirf ihr doch ein Stöckchen zu!" ,,Müssen wir uns wieder über den Unterschied zwischen Hund und Wolf unterhalten?", fragte ich sie angepisst. ,,Irgendwie ist es lustig euch beim Streiten zuzuschauen", grinste Yasuo. ,,Du hast doch angefangen!", brüllten wir ihn gleichzeitig an. Er hob die Hände und wich einen Schritt zurück. Den Rest des Weges nervten wir uns nicht gegenseitig...

Kapitel 21

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 22 - Ionia: Unser neues Zuhause

...Ich zog jetzt endlich bei Yi ein und wir verstanden uns gut. Nie gab es Streit und er hatte ein Händchen für Tiere. Manchmal meditierten wir zusammen. Wenn es ums Essen ging, ging ich jagen und er kochte es. Es war einfach perfekt! Das restliche Blutmond-Fest haben wir ausgeblendet, auch wenn wir uns das letzte Feuerwerk vom Dach aus angesehen haben.

 

Yasuo und Bastet kamen uns alle paar Wochen besuchen und erzählten uns von ihren aufregenden Kämpfen und Verfolgungsjagden. Mittlerweile haben sie leider auch meine Schwester ins Visier genommen, aber ich musste mir um sie eindeutig keine Sorgen machen, da ich die zwei für ein sehr gutes Team halte. Sie schienen in der Zeit auch aneinander gewachsen zu sein.

 

Heute wurde ich durch ein Wolfsheulen in der Ferne geweckt. Natürlich würde ich es unter tausenden heraushören, denn es war das meiner Schwester. Ihr Heulen würde ich eher provisorisch nennen. Ich versuchte so leise und vorsichtig wie nur möglich aufzustehen, aber natürlich ist Yi trotzdem aufgewacht. Also wollten wir ihnen gemeinsam entgegen laufen.

 

Mitten auf dem Weg hielt ich Yi an und lauschte. Ich schnupperte und schaute zur Seite. Im nächsten Moment sprangen mir große, gelbe Augen direkt ins Gesicht und ich fiel auf den Boden. Bastet saß auf meinem Bauch und schaute mich fröhlich an. Yasuo kam hinter ihr hervor und begrüßte Yi wie immer mit einer freundschaftlichen Umarmung. ,,Hast du dich erschreckt?", fragte sie mich. ,,Ja, ich hab mir in die Hose gemacht", meinte ich ironisch, dann stieg sie verdutzt ab und half mir beim Aufstehen.

 

Bevor wir losliefen zog sie mich schon mit, sodass Yi und Yasuo paar Meter hinter uns waren. ,,Pssst..", machte sie und lächelte wie ein kleines Kind. ,,Was ist?", flüsterte ich. Sie flüsterte mir ins Ohr: ,,Yasuo... hat mich geküsst." Ich schaute sie erstaunt an und sie wurde etwas rot. Dann musste auch ich lächeln: ,,Das freut mich ja für dich. Hab mich schon gefragt, warum es so lange gedauert hat." ,,Ach, sei einfach ruhig", sie legte die Ohren an. Ich kicherte. ,,Details?", grinste ich sie an. ,,Später", zwinkerte sie.

 

,,Ahja, Yi", rief sie ihm zu, ,,wir haben unterwegs Wukong getroffen. Er möchte dich morgen besuchen kommen." ,,Ja?", plötzlich war er neben uns. ,,Ja. Er meinte er vermisst dich sehr", erzählte meine Schwester. Yi grinste zufrieden. ,,Ich habe ihn auch vermisst. Es ist ewig her, dass ich ihn das letzte mal gesehen habe." ,,Er weiß noch nichts von mir, oder? Ich hoffe ich bringe keine Probleme", sagte ich. ,,Bestimmt nicht. Ich glaube, ihr werdet euch super verstehen", versicherte mir Yi. ,,Keine Sorge, wir haben ihm von dir erzählt. Er will doch wissen wer sich da an seinen Meister ran macht", zwinkerte Bastet mir zu. Ich legte die Ohren an und sah sie wütend an. Wahrscheinlich war ich auch rot geworden. Yasuo lachte einfach und Yi wusste wohl nicht was er sagen sollte. ,,Ja, Yi. Wer macht sich denn da an dich ran?", stichelte Yasuo. Ich hätte im Boden versinken können. ,,Niemand. Nur ein ganz besonderes Mädchen, das ich über alles liebe." Ich blieb abrupt stehen. Ich war einfach zu gerührt um überhaupt atmen zu können. Auch an Yasuos Gesicht sah man, dass er mit so einer Antwort nicht gerechnet hätte. Mir wurde warm und ich lächelte verlegen. ,,Aaaaw, das ist soo süß!", quietschte Bastet legte einen Arm um mich, den anderen um Yi, und zog uns zueinander. Ich kann's kaum fassen! Er ist so offen♥ Wir standen nur stumm nebeneinander, bis er mich an der Hand nahm und weiter gehen wollte. ,,Kommt, wir wollen doch nicht ewig im Wald stehen", sagte er und wir gingen Heim. Ja, ich hatte endlich ein Heim.

 

Während wir alle im Wohnzimmer saßen und uns unterhielten, war ich immer noch ein wenig weggetreten. Aber ich war wunschlos glücklich. Für den nächsten Tag konnte ich nur hoffen, dass Wukong mich mögen würde...

Kapitel 23 - Ein nettes Äffchen

...Am nächsten Morgen wachte ich auf und stellte fest, dass Yi nicht da war. Wieso wird er immer wach, wenn ich aufstehe, aber ich verpenne ihn jedes Mal? Dann fand ich einen Zettel auf dem Tisch. Er war für Wukong einkaufen. Toll, ich durfte alleine rumgammeln, wow. Also beschloss ich ein Bad zu nehmen.

 

Nach der Erfrischung sah ich nach draußen und das Wetter war wundervoll. Die letzten Wochen hatte man wegen des anfänglichen Winters nicht viel von der Sonne gesehen, also musste ich unbedingt raus. Ich schob die Glastür auf und betrat den Garten. Sofort drang mir das beruhigende Rauschen der kleinen Quelle in die Ohren. Es roch so schön nach nassem Gras und Blättern; wie nach einem Regentag. Ich sog die frische Luft ein. Es gab mir ein kurzes Gefühl der Freiheit.

 

Während ich weiterhin tief durchatmete, vernahm ich einen mir unbekannten Geruch. Es war keine Pflanze und kein Mensch, also musste es ein Tier sein, dessen Geruch ich noch nicht kannte. Und wenn man sein Leben lang in Shurimas Wüste lebte, hatte man nicht die Möglichkeit viele Gerüche kennenzulernen, was mich schon oft ärgerte. Doch in dieser Situation war mir klar, dass es Wukong sein musste. Ich konnte es kaum erwarten ihn kennenzulernen. Wie er wohl auf mich reagieren würde? So kam er schnell näher. Ich ging schon mal zur Haustür und wartete auf ihn.

 

Er ließ nicht lange auf sich warten. Eine schemenhafte Gestalt huschte durch den Wald, bis ein riesiger Affe einige Meter vor mir auftauchte und erstarrte. Er trug eine Rüstung und hatte einen Stab bei sich. Plötzlich drehte er sich und erschien direkt vor mir. Ich wich erschrocken zurück, als er mir ins Gesicht schnaubte. Wir starrten uns eine Weile stumm an, bis ich fragte: ,,B-Bist du Wukong?" ,,Ja", antwortete er mir ernst. ,,Und du musst dann Neru-Anne sein", sagte er. ,,Ja." Ich war schüchtern und etwas ratlos. Der Affe betrachtete mich noch mal von allen Seiten, bevor sein Blick deutlich freundlicher wurde. ,,Ist mein Meister da?", strahlte er mich an. ,,Leider nein. Ich habe ihn selbst den ganzen Morgen noch nicht gesehen." Er sah gleich so traurig aus. ,,Aber komm doch rein. Er beeilt sich bestimmt. Er weiß doch, dass du kommst", sagte ich ihm lächelnd. Er kam zufrieden mit mir. Sofort sah er sich um und meinte: ,,Er hat in all der Zeit immer noch nichts geändert." Wir lächelten.

 

Jetzt sah er mich aus großen Augen an und fragte: ,,Bist du von Geburt an so?" Dabei deutete er auf meine Beine. Ich sah an mir runter, bevor ich antwortete: ,,Ja. Und kannst du von Geburt an sprechen?" ,,Ja", er setzte sich aufs Sofa, ,,ich wurde deswegen bei den anderen Affen immer verstoßen. Aber auch nicht jeder Mensch sieht gerne ein sprechendes Tier. Zum Glück sind wir hier in Ionia; die Leute nehmen mich hier so hin wie ich bin." Ich setzte mich zu ihm: ,,Ich verstehe dich. Bei mir wollten die meisten auch nichts mit einem Menschen zu tun haben, der zu einem Drittel ein Tier ist. Wölfe habe ich bis heute keine kennengelernt, aber da wäre es bestimmt nicht anders. Es war eine gute Entscheidung nach Ionia zu ziehen. Das Volk ist wirklich wunderbar." Er grinste mich an: ,,Wir sind zum Glück beide an den richtigen Menschen gekommen." Ich musste auch grinsen. ,,Meinem Meister waren normale Menschen sowieso schon immer zu langweilig. Deshalb hat er sich hier zurück gezogen", erzählte er. ,,Ich habe noch ein paar Fragen." ,,Nur zu", ich sperrte die Lauscher auf. ,,Woher kommt ihr eigentlich?", begann er. ,,Shurima" ,,Wer sind eure Eltern? Sie können doch nicht normale Menschen sein" ,,Unsere Mutter schon, aber unser Vater ist ein Gott" Er staunte nicht schlecht. ,,Weiter... wie bist du mit meinem Meister zusammen gekommen?", grinste er. Ich spürte augenblicklich die Röte im Gesicht. ,,Eh... es war am Blutmond", sagte ich schüchtern. ,,Wer hat den ersten Schritt gemacht?", stichelte er weiter. ,,Details", er kicherte. Am liebsten hätte ich nicht geantwortet, aber ihm konnte man eindeutig vertrauen. Außerdem schien er seinen Meister so sehr zu verehren, dass es nur fair wäre, wenn er es weiß. Also antwortete ich: ,,Es ist zwar absolut nicht meine Art, aber tatsächlich ich. Es überkam mich einfach, da musste ich ihn küssen. Es lag ganz bestimmt am Mond", versuchte ich die Schuld auf den Mond zu schieben. Er grinste breit. Dieses Grinsen kenne ich doch. Ja, es war Yis verdammt ähnlich. ,,Und was magst du an ihm?", fragte er weiter. Meine schüchterne Gegenfrage: ,,Was sollte ich an ihm nicht mögen?" ,,Das weiß ich um ehrlich zu sein auch nicht." ,,Wie lange bleibst du eigentlich?", wollte ich wissen. ,,Solange ich darf. Aber am liebsten über den Winter. Ionia kann ziemlich kalt werden." ,,Also ich habe nichts dagegen, und Yi bestimmt auch nicht", lächelte ich den Affen an. ,,Danke." ,,Wie lange hast du Master Yi nicht mehr gesehen?", fragte ich noch. ,,Zu lange...", antwortete er, ,,ein paar Jahre glaub ich." ,,Dann wird das doch ein schönes Wiedersehen!"

 

Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür. Wukong und ich drehten gleichzeitig blitzschnell unsere Köpfe dort hin. ,,Bin wieder da", sagte Yi, als er rein kam. Er schloss die Tür und sofort sprang ihm Wukong in die Arme. Yi musste die Einkäufe fallen lassen und taumelte nach hinten an die Wand. Er lachte und umarmte seinen ehemaligen Schüler. Ich glaubte sogar, dass ihre Augen feucht geworden sind. ,,Du bist schwer!", lachte Yi weiter. ,,Meister! Ich hab dich so vermisst!", schrie der Affe. ,,Ich dich auch, Wu", sagte Yi, setzte ihn auf dem Boden ab und streichelte ihn. ,,Wie ich sehe habt ihr euch schon kennengelernt", er schaute zu mir. Wir nickten. Jetzt trat ich auch zu ihnen. ,,Versteht ihr euch auch?" ,,Ja. Ich war erstmal skeptisch, aber ich mag sie", sagte Wukong. ,,Du bist echt niedlich. Ich mag dich auch", erwiderte ich. Er wurde verlegen, was ihn nicht weniger niedlich machte. ,,Das ist ja super!", freute sich Yi, ,,Wu, ich habe dir Bananen mitgebracht." Wukong sprang wie ein Hündchen auf und sah ihn bettelnd an. Yi gab ihm eine Banane und er verkroch sich sofort auf dem Sofa. Ich schaute nur lächelnd zu. Dann spürte ich kräftige Arm auf meinen Schultern. ,,Vielleicht bilde ich es mir ein, aber ich glaube sogar, dass er gewachsen ist", meinte er. Ich kuschelte mich an ihn und schloss die Augen.

 

Der Kleine ist mir wirklich schnell ans Herz gewachsen, und bald fing es an zu schneien. Jetzt hatte ich besonders viel Spaß draußen. Bastet und Yasuo kamen nun immer zu uns, wenn ihnen zu kalt war. Aber bald würde das Jahr um sein und der Frühling wiederkommen...

Kapitel 24 - Traumsicht

...Heute war Silvester und viele Champions Ionias versammelten sich zu einer gemeinsamen Feier. Dank Shens und Irelias Einflusses konnten wir eine große Halle im Haupthaus mieten.

 

Als ich und Yi dort ankamen, waren viele schon da: Shen, Akali, Kennen, Sona, Irelia und zwei, die ich nicht kannte. Der Eine hatte eher violette Haut, lange, weiße Haare und pflanzenartige Beine. Er saß auf einer Fensterbank und beobachtete alles aufmerksam. Neben ihm lehnte ein Bogen an der Wand, der seinen Beinen sehr ähnlich sah. Ein paar Meter weiter stand eine Frau mit zart-rosaner Haut, ebenfalls weißen Haaren und einem Zauberstab mit einer goldenen Mondsichel oben drauf. Als ich sie anschaute, fiel mir auf, dass sie Hufe als Füße und ein goldenes Horn auf der Stirn hatte. Noch mehr interessante Sonderfälle. Zu welchen Völkern sie wohl gehören?  Sie kam auf uns zu und begrüßte uns lächelnd. ,,Ich bin Soraka, Ionias Heilerin", stellte sie sich mir vor. Ich schüttelte ihre Hand und tat es ihr gleich: ,,Ich heiße Neru-Anne. Freut mich dich kennenzulernen." ,,Ich stelle dir noch die anderen vor. Oder wen kennst du eigentlich noch nicht?", fragte sie mich. Also schaute ich mich kurz um und sagte: ,,Den auf der Fensterbank kenne ich noch nicht. Wer ist er?" ,,Ach, das ist Varus. Er sagt kaum was, aber ist ein helles Köpfchen. Auch ist er ein guter Sniper. Selbst die Königin Freljords kann gegen seine Pfeile einpacken", erklärte sie mir. Ich und er sahen uns an, dann bemerkte ich, dass seine Augen ganz weiß waren - wie Syndras. Dann starrte er wieder aus dem Fenster. ,,Helft uns den Tisch zu decken. Wir sind jetzt fast vollzählig", meinte sie und wir folgten ihr.

 

Als wir fertig waren kamen Yasuo und Bastet durch die Tür. Natürlich fielen meine Schwester und ich uns sofort in die Arme. Leider war auch Irelia sofort zur Stelle. ,,Wer hat euch hier reingelassen? Ihr dürft hier nicht sein", meckerte sie los. ,,Was interessiert uns das?", entgegnete meine Schwester. ,,Der Blutmond war eine absolute Ausnahme. Ihr werdet vom Gesetz verfolgt, also muss ich euch jetzt festnehmen", erklärte sie. Plötzlich tauchte Lee Sin neben ihr auf und hielt ihr ein Glas Wein hin. ,, Beruhig dich doch. Sie werden schon keinem was tun. Entspann dich und genieß die Feier", meinte er gelassen. ,,Lee, wo kommst du denn auf einmal her?", fragte Yi verwirrt. ,,Nicht so wichtig", winkte der Mönch ab. ,,Ich lasse mich doch nicht verarschen! Jemandem wie dir kann man nicht vertrauen", brüllte Irelia Yasuo wütend an. Bastet stellte sich mit verschränkten Armen vor ihn und sagte bedrohlich: ,,Ich weiß nicht was für einen Bockmist dir irgendein Ältester erzählt hat, aber Yasuo kämpft genauso wie ich nur für sein Land und würde niemals einen von seinen Leuten angreifen. Also lass uns in Ruhe." Irelia schaute nur an ihr vorbei und fragte Yasuo spöttisch: ,,Du hast dir nicht im Ernst einen Beschützer zugelegt, oder? Und sie weiß wohl nichts von deinem Bruder wie's aussieht." ,,Das nennt sich auch Supporter", sagte er, als er meine Schwester bei Seite schob, dann fuhr er fort: ,,Und mein Bruder starb in einem ehrenhaften Duell. Eigentlich müsste dir dein Vater beigebracht haben was das ist. Er war ein ehrenhafter Mann; du solltest dir wirklich eine Scheibe von ihm abschneiden." Während er das sagte war sein Blick zwar ernst, aber die Stimme ruhig. Irelia blieb der Mund offen stehen, als er sie auf die Weise kritisierte. ,,Und jetzt geh uns aus dem Weg", er nahm Bastets Hand und lief an ihr vorbei.

 

Alle saßen am langen Tisch und amüsierten sich. Ich habe noch Sona gefragt, warum sie nicht in Demacia geblieben ist, aber sie hat nicht geantwortet, sondern ist nur rot angelaufen. Also habe ich sie in Ruhe gelassen. Nach ein paar Gläsern allem Möglichen waren viele echt gut gelaunt. Vorallem Akali drehte durch. Ihr schien es wohl egal zu sein, dass jeder zusah, als sie sich auf Shens Schoß setzte und ihm die verrücktesten Dinge ins Ohr flüsterte. Ich hoffte für sie, dass Bastet und ich die Einzigen waren, die es hörten, denn meine Schwester bekam einen Lachkrampf davon. Shen war das deutlich peinlich und er versuchte sie von sich wegzudrücken, aber sie ließ nicht locker. Irgendwann stand er auf und meinte, er müsse sie nach Hause bringen, weil sie komplett durch war. Er, Lee, Varus und ich waren bis jetzt die Einzigen, die nichts getrunken hatten. Aber Soraka hatte auch kaum was. Sie schien bedacht mit Alkohol umzugehen.

 

Währenddessen war Irelia die ganze Zeit bei Varus und schien sich über irgendwas aufzuregen. Er hörte nur zu und nickte ab und zu desinteressiert. Irgendwann stand er einfach auf und setzte sich neben Soraka an den Tisch, die mir gegenüber saß. ,,Die hat mich aber zugelabert", meinte er und trank ein ganzes Glas Champagner auf Ex. ,,Pass auf, sonst kriegst du wieder einen Kater", sagte das Sternenkind besorgt. ,,Dafür hab ich doch dich", grinste er leicht, aber starrte nur auf den Boden seines Glases. ,,Das heißt trotzdem nicht, dass du soviel trinken kannst wie du willst, nur weil du versuchst Kopfschmerzen zu ertrinken." ,,Reg dich doch ab. Es ist Silvester." Sie musste seufzen. Dann wandte sie sich an uns: ,,Varus bekommt leider oft Kopfschmerzen und hat irgendwann angefangen diese mit Alkohol zu ertrinken, was schwere Folge für seinen gesundheitlichen Zustand hatte. Ich habe ihn kennengelernt, als er schwer krank zu mir gebracht wurde. Seitdem helfe ich ihm damit umzugehen, aber er kann wie ihr seht sehr eigensinnig sein." Ich fand ihre Geschichte niedlich und musste darüber schmunzeln. Aber jetzt stand die Uhrzeit im Fokus. Kennen zählte runter, während alle ihre Gläser nahmen. Ich war mir erstmal unsicher, weil ich noch nie getrunken habe aber ein Glas schadet sicherlich nicht. ,,10!", stimmten wir alle ein, ,,9! 8! 7! 6! 5!" Auf ein neues Glück ,,4!" Auf neue Freunde ,,3!" Auf eine neue Heimat ,,2!" Auf eine neue Liebe ,,1!" Auf ein neues Leben ,,Nuuuuull!!!!!", alle sprangen auf und jubelten - sogar Irelia war weicher geworden. Wir feierten bis in den Morgen und schleppten uns gerade so noch nach Hause. Yasuo und Bastet ließen wir natürlich bei uns ihren Rausch ausschlafen.

 

Ja, es war wieder Neujahr, und das hieß, dass für mich bald wieder die schlimmste Zeit im Jahr sein würde: Die Paarungszeit. Das konnte ja heiter werden...nicht...

 

Nach der Feier schliefen wir tief und fest. Die Arme um mich geschlungen lag Yi hinter mir und gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Trotzdem holte mich bald ein beunruhigendes Gefühl ein und ich verkrampfte.

Ich fand mich in einem schwarzen Nichts wieder. Selbst unter meinen Füßen schien nichts zu sein, aber ich fiel nicht. Trotzdem spürte ich nicht, dass ich auf etwas festen Stand haben könnte. Fühlte sich so das Schweben an? Eine tiefe Stimme holte mich aus den Gedanken: ,,Neru-Anne, mein Kind, was tust du hier in Ionia?" Es war Vater, doch diesmal klang er viel sanfter als sonst. ,,Ich lebe jetzt hier", antwortete ich ihm. ,,Verstehe. Du hast wohl nichts gelernt, oder?" Ich war verwirrt. Jetzt wurde er ernster: ,,Neru, hier ist kein Platz für dich. Komm wieder Heim. Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie dich mögen. Sie sind nur höflicher als manch anderen Völker. Aber ich weiß was sie über dich denken. Du bist ein Außenseiter und in ihren Augen ein Monster. Sie fürchten dich und deine Schwester, erstrecht weil ihr es in die Liga geschafft habt. Komm bitte zurück." ,,Wa- Was erzählst du da?", meine Stimme war zittrig und brüchig, ich stand kurz vor den Tränen. Er hatte ein tiefe Wunde aufgerissen. ,,Du lügst!", brüllte ich. ,,Sei still!" Alles bebte und ich schwieg tatsächlich. ,,Glaubst du wirklich, ich würde dich jemals belügen? Ich weiß, dass die Wahrheit weh tut, aber das ist nur zu deinem Besten. Ich will nicht, dass sie dir irgendwann das Herz brechen, wenn sie dich im Stich lassen. Komm nach Hause. Ich verspreche dir, dass es dir besser gehen wird." ,,Und was ist mit Yi!?", fragte ich in die Leere. ,,Glaubst du wirklich, dass er so ein Wesen wie dich jemals lieben könnte? Er findet dich nur interessant, weil du anders bist, aber bald wird er dich auch wegwerfen und sich ein normales Mädchen suchen. Vergiss ihn, er ist nur ein Mensch."  Seine Worte schmerzten und unsichtbare Tränen flossen in diesem Nichts. ,,WAS WEIßT DU SCHON!?", zeigte ich, dass ich es nicht wahr haben wollte.

 

Und im nächsten Moment wachte ich auf. Ich riss meine Augen auf und keuchte. ,,Neru?", fragte Yi verschlafen und setzte sich auf. Auch ich setzte mich auf und vergrub mich in seiner Schulter. Er streichte mir durchs Haar und fragte was los sei. ,,Liebst du mich?", fragte ich gerade heraus. ,,Wie kommst du denn darauf? Natürlich liebe ich dich", antwortete er verwirrt. ,,Aber ich bin kein Mensch; ich bin anders als ihr. Wie kann man sowas lieben?" ,,Bist du verrückt?", er richtete mich auf und hielt mich an den Schultern fest. Seine Augen zogen mich in seinen Bann. ,,Es spielt keine Rolle, was du bist", fing er mit einer zärtlichen Stimme an, ,,wichtig ist allein wer du bist. Und du bist toll. Vielleicht magst du anders aussehen, aber es macht dich nicht hässlicher und gibt dir übermenschliche Vorteile. Viele träumen nur davon Kräfte wie du zu haben. Außerdem hast du einen liebenswerten Charakter, der dich zu einer tollen Person macht. Du bist nicht irgendein komisches Wesen, du bist das perfekte Wesen, mein perfektes Wesen. Jetzt leg dich schlafen und wehe ich höre wieder solche Selbstzweifel. Du solltest stolz auf dich sein." Mir kamen Freudentränen und ich umarmte ihn schluchzend. ,,Dankeschön", wisperte ich. ,,Also an deinem Ego müssen wir dringend mal arbeiten", meinte er lächelnd und kraulte mich. Ich richtete mich wieder auf, wischte die Tränen weg und lächelte. ,,Wenn du wüsstest wie schön deine Augen im Dunkeln leuchten", meinte er. ,,Und deine wenn's hell ist", entgegnete ich. Er lachte auf und wuschelte mir durchs Haar. ,,Schlaf endlich. Wir müssen früh aufstehen. Und falls was ist, ich bin immer für dich da." Ich nickte. ,,Ich liebe dich", sagte ich leise. ,,Ich dich auch", dann küsste er mich und wir legten uns wieder schlafen.

Vater?

Hm?

Du kannst mich mal.

Wie du willst...

Ich schlief mit einem breiten Lächeln ein. Jap, hier war ich glücklich. Bei ihm war ich glücklich...

Kapitel 25

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 26 - Mörder, Monster, Neru!?

...Ich machte mir Sorgen, aber als die nächsten Wochen nichts geschah vergaß ich das mit meinem Vater. Der Januar neigte sich dem Ende, also würde ich bald wieder meinen persönlichen Horror erleben: Die Paarungszeit. Super-.- Dann durfte ich der Männerwelt fern bleiben, sonst würde ich wahnsinnig werden. Wie es mich ankotzte, dass meine Schwester von all diesem verschont blieb. Sie kam zwar auch in die Paarungszeit, aber bei ihr war der Unterschied nicht groß.

 

So saß ich jeden Tag auf irgendeinem Baum im Wald und träumte vor mich hin. Heute saß Wukong neben mir, weil es sein letzter Tag war und wir noch gemeinsam Zeit verbringen wollten. Ich hatte ihn wirklich gern. ,,Wu, ich habe dir noch eine Banane mitgenommen", sagte ich lächelnd und gab sie dem glücklichen Affen. ,,Dankeschön! ...Hey, Neru" Ich sah ihn fragend an. Dann sprach er weiter: ,,Hast du mitbekommen, dass in Shurima gerade so Einiges los ist?" ,,Was denn?", brüllte ich fast schon. ,,Es verhält sich sehr unruhig und auffällig, halt nicht so wie es sonst ist" ,,Meinst du, es ist was Schlimmes?", ich war echt besorgt. ,,Ich weiß nicht. Ich kann Shurima nicht einschätzen und kenne mich damit nicht aus" ,,Das tun die Wenigsten... " ,,Nur wenn ich weg bin, pass bitte auf meinen Meister auf", bat er mich. ,,Keine Sorge. Ich werde sein lebendiger Schutzschild sein und mich vor jede Kugel oder Klinge werfen, die ihm weh tun will", sagte ich und wuschelte ihm durchs Fell. ,,Damit wäre er wohl nicht einverstanden. Ihr müsstet euch um die Kugel streiten", grinste er und ich grinste zurück. ,,Ich glaube, ich geh dann mal", meinte er und wir umarmten uns. ,,Wir werden dich vermissen", sagte ich in der Umarmung. ,,Ich euch viel mehr" ,,Aww. Auf Wiedersehen." Er winkte und verschwand im Wald. Also machte ich mich auch auf den Heimweg.

 

Als ich vor dem Haus stand, nahm ich Bastets und Yasuos Geruch wahr und stürmte sofort rein. Sie standen Yi gegenüber und sahen zu mir auf. ,,Neru, da bist du ja", meinte meine Schwester, bevor sie weitersprach, ,,Vater hat mich im Traum besucht..." ,,Mich auch!", unterbrach ich sie, aber sie ignorierte mich. ,,...Und er ruft mich dringend nach Shurima" Mir blieb der Mund offen stehen. ,,Hab ich mir doch gedacht, dass er dich wegen was anderem ansprechen würde... Also wir reisen heute ab. Ich habe nach dir gefragt, aber er meinte, dass du nicht willst. Ist das so?", fragte sie mich. ,,J-Ja, ich w-werde bleiben", sagte ich noch etwas fassungslos. Was hat er vor? ,,Und was ist mit Yasuo?", fragte ich sie jetzt. ,,Ich komme mit", antwortete er für sie, ,,ich könnte nämlich noch meine alte Schülerin treffen", er grinste. Dann kam Bastet auf mich zu und umarmte mich. ,,Du wirst mir fehlen. Pass auf dich auf", sie klang traurig. Das konnte ich ihr nicht verübeln, immerhin wird es das erste Mal sein, dass wir über längere Zeit getrennt sind. ,,Du auch", dann schaute ich zu Yasuo, ,,wehe ich finde heraus, dass ihr etwas zugestoßen ist" Er lachte: ,,Mach dir keine Sorgen. Sie ist in sicheren Händen", er tätschelte meinen Kopf. ,,Auf Wiedersehen", sagten wir alle im Chor, bevor ich die Tür schloss. ,,Jetzt sind wir wieder alleine", stellte Yi fest und schlang seine Arme von hinten um mich. ,,Was haben wir jetzt vor?", fragte er mich. ,,Erstmal wäre ich dir dankbar, wenn du mich wieder loslassen würdest", sagte ich, denn ich erstarrte bei jeder seiner Berührungen. Dieser Zustand ätzte, denn ich liebte jede seiner Berührungen. ,,Ahja, Verzeihung", er ließ mich los und drehte mich zu sich. ,,Und was wir machen könnten weiß ich nicht. Denk du dir was aus", schloss ich ab. Yi überlegte kurz und musste dann gähnen. ,,Ich bin etwas müde. Lass uns einfach einen entspannten Abend zusammen verbringen", war seine Antwort. Also taten wir dies auch und legten uns mal früher schlafen...

 

...Ich wachte auf und fand mich auf dem Boden wieder. Die Sonne war schon aufgegangen und strahlte in mein Gesicht. Jemand rüttelte mich, bis ich endlich ganz zu mir gekommen war. Natürlich war es Yi. ,,Neru, Neru" ,,Ja, was ist?" ,,Warum hast du ihn getötet!?" Ich schaute ihn verblüfft an. ,,Wen?", fragte ich schlaftrunken. ,,Du weißt genau wen! Du hast dich raus geschlichen und diesen Mann getötet. Warum tust du das!?", er brüllte - verwirrt, wütend und besorgt gleichzeitig. ,,Worüber redest du? Ich habe geschlafen!", wurde ich nun auch lauter. ,,Hör auf es abzustreiten. Die Beweise sind zu eindeutig. Das hättest nur du sein können" ,,Erklär mir bitte erst, was überhaupt los ist!", rappelte ich mich auf. ,,Die Bissspuren am Hals der Leiche sind von Wolfszähnen, aber die Gebissform ist die eines Menschen. Außerdem gab es zahlreiche Zeugen, die dich kurz vor der Tat durch die Stadt rennen sahen. Da kannst du dich nicht rausreden", erklärte er mir. ,,Aber... aber... aber ich war das nicht", ich wusste nicht was los war. Irgendein Mord wurde auf mich geschoben, obwohl ich die ganze Nacht geschlafen hatte. Aber... wie bin ich auf den Boden gekommen ohne es zu bemerken? ,,Lüg doch nicht!", er hielt mich an den Schultern fest. ,,Jetzt schau mir in die Augen und beantworte mir eine Frage: Hast du diesen Mann getötet?" Seine Augen drangen in meine Seele, aber ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was er in ihr gesehen hat: reinsten Chaos. Er ließ mich los, seufzte und schaute zu Boden. ,,Du meinst es ernst zu meinen, aber lass uns in Shens Klinik gehen. Vielleicht kannst du dich aus irgendwelchen Gründen einfach nicht erinnern", meinte er. ,,Du vertraust mir nicht?", fragte ich zitternd. ,,Ich würde dir jederzeit mein Leben anvertrauen, aber ich möchte einfach sichergehen. Vielleicht ist es auch die einzige Möglichkeit etwas zu finden, was für dich spricht." Daraufhin nickte ich jedoch einfach und wir gingen sofort los...

Kapitel 27 - Rendezvous mit der Vergangenheit

...Wir liefen Hand in Hand die Straßen entlang, während ich viele böse Blicke kassierte. Yi zog mich mit sich, weil ich zu beschäftigt war und mich andauernd umdrehte, klein machte und die Ohren anlegte. Es kam mir alles so bekannt vor, als wäre ich wieder in Shurima. Diese stechenden Blicke; dieser Abscheu. Ich wollte weg. Dann kamen Bilder vor meinem inneren Auge auf. Bilder von den Straßen Shurimas. Wieder wurde ich nur mitgezogen, während mich alle anstarrten. Der Unterschied ist nur das, dass es da viel weniger Leute waren und die in Shurima mich eh nicht sonderlich interessierten.

 

Dann war ich wieder in der Realität und sah ein Krankenhaus vor uns. ,,Was wollen wir hier?", fragte ich verwirrt. ,,Shen ist hier Arzt. Er kennt sich auch mit der Psyche aus. Vielleicht kann er dir helfen", antwortete er. Ich schluckte und wir betraten das Krankenhaus. Yi wusste wohl wo wir hin mussten, denn er rannte einfach mit mir durch die Gänge, bis wir vor einer Tür mit der Aufschrift ,,Shens Büro" stehen blieben. Er klopfte und bekam sofort eine Antwort. Als wir eintraten, schaute mich Shen nur total geschockt und angewidert an. ,,Was will die hier?", fragte er Yi ohne mich aus den Augen zu lassen. ,,Sie ist sich sicher, dass sie es nicht war. Wir wollen irgendwelche Beweise", antwortete er. Ich starrte Shen nur ehrfürchtig an. ,,Willst du mich verarschen? Ich habe die Leiche untersuchen müssen. Ich hätte mich beinahe übergeben bei dem Anblick!", brüllte Shen, ,,es ist eindeutig: Sie war es. Ich könnte jetzt in ihren Mund schauen und die Zähne würden millimetergenau in die Bissspuren passen. Lass dich nicht von ihrer Menschlichkeit täuschen. Wolf bleibt Wolf. Listig und grausam", beendete er seine Aussage. Yi und ich schauten uns in die Augen - er hin und her gerissen; ich mit Furcht. ,,Neru...", er konnte wohl nicht glauben was Shen da erzählte. ,,Yi...", meine Stimme bröckelte, ,,ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nicht was passiert ist." ,,Kaufst du ihr das etwa ab?", schnauzte der Ninja. ,,Halt dein Maul!", schrie Yi ihn an, ,,du kennst sie nicht, also urteil nicht über sie! Du sollst uns einfach nur helfen!" Bei seiner Stimme zuckte ich zusammen. Ich hatte ihn noch nie so wütend erlebt. Sonst war er immer so ruhig und geduldig; maximal genervt. ,,Gut. Wie kann ich helfen?", sagte Shen nun angepisst, setzte sich hin, schlug die Beine über Kreuz und faltete die Hände.

 

Wir setzten uns auf die andere Seite des Tisches und Yi fing an zu reden: ,,Wenn es zu hundert Prozent feststeht, dass es Neru war, und sie sich kein Stück erinnern kann, dann müssen wir ihre Erinnerungen wecken. Vielleicht war das ja nur ein Schutzreflex, weil der Mann irgendwas getan hat und sie ist dann in einen Blutrausch geraten. Oder sie musste doch sonst irgendein Motiv gehabt haben, sodass man das in Zukunft verhindern könnte." ,,Ich werde mein Bestes versuchen", meinte Shen und wandte sich nun an mich. ,,Ist sowas schon mal vorgekommen?", fragte er mich. ,,Vielleicht. Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern", antwortete ich. ,,Klingt so, als müsste ich mir wirklich was überlegen", sagte er und verzog die Stirn. Nach kurzem Grübeln fragte er: ,,Und es hat sicher nichts mit der Phase zu tun, in der du bist?" ,,Ganz sicher" ,,Könnte es sein, dass du eine gespaltene Persönlichkeit hast? Die zweite könnte ja vom Wolf in dir kommen, weswegen du dich nicht erinnern kannst" Bilder von Shurimas Straßen blitzten wieder auf. Es war Nacht und ich vernahm ein Knurren. Ich sah aus der Perspektive der Person, die sich nun durch die Gassen schlich. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich es nicht war. Das erkannte ich an der Art und Weise wie sich die Person zu bewegen schien. Die Bilder verschwanden und ich fand mich schweißgebadet im Zimmer wieder. Yi sah mich besorgt an und ich versuchte mich an Shens Frage zu erinnern. Yi nahm meine Hand in seine, um mir beizustehen. Bastets Stimme schallte in meinem Kopf wieder; aus irgendeiner vergangenen Unterhaltung. ,,Der Wolf kann meinen Körper übernehmen", hauchte ich als Antwort. Shen setzte sich etwas näher an den Tisch und legte seinen Kopf auf seinen Fäusten ab. ,,Wir kommen der Sache anscheinend näher... Hast du eine Idee unter welchen Umständen das passiert? Könnte man sich gefasst machen und es unterdrücken?", fragte er mich. Ich hatte wirklich keine Ahnung wieso und wann das passierte. Aber das Gespräch in meinem Kopf gab etwas Aufschluss. ,,Meine Schwester hatte das wohl auch, aber sie hat gelernt es zu kontrollieren. Bei mir hat es sich auch gebessert, aber ich konnte es noch nie verhindern." Langsam geriet ich in eine Art Trance, in der ich einer vergangenen Zeit lauschte. Ich nahm Shens Stimme nur im Unterbewusstsein wahr: ,,Erinner dich: Wann war es schon mal? Warum und an was kannst du dich währenddessen erinnern? Was hast du gedacht, als du nicht du selbst warst?" Ich fand mich in einer großen Halle wieder: Der Gerichtssaal Shurimas. Vorne stand Azir neben dem Richter. Ich saß als Angeklagte davor und hörte meine Schwester leise flehen, dass alles gut ginge. ,,Schuldig!", ertönte die Stimme des Richters. ,,Freigesprochen", sagte Azir stattdessen mit fester Stimme. Das Staunen aller lag in der Luft, als er mit erhobenem Haupt auf mich zu kam. ,, Komm mit", befahl er und ich stand auf. Ich folgte ihm aus dem Saal und er schloss die Tür hinter uns. Er drehte sich zu mir und sagte: ,,Ich habe genug gehört und in deinen Augen gesehen. Du kannst da nichts für. Die Natur ist etwas, gegen was man sich nicht wehren kann. Das heißt aber nicht, dass ich weitere Morde akzeptieren werde. Du darfst frei sein, aber nur unter der Bedingung, dass du lernst das Tier perfekt zu beherrschen. Bastet hat es auch geschafft, also wirst du es auch schaffen" Ich erinnerte mich an einen Tag, an dem Bastet vorne saß und ich für sie betete. Ich schaute in die Höhlen, wo Azirs Augen sein sollten, und nickte. ,,Ich werde mein Bestes geben", sagte ich. ,,Braves Hündchen", sagte der Imperator freundlich und nahm mich in den Arm. Er wusste wohl, wie sehr ich unter Stress stand und es jetzt brauchte. ,,Ich zähle auf dich", meinte er und ließ mich los.

Ich war woanders, wieder als diese Kreatur in den Gassen. Es fühlte sich an, als wäre es auf der Jagd. Eine Art Hunger plagte das Wesen. Es hatte Blutdurst. Den hatte ich sonst nur in der Schlacht, aber einfach so? Es wurde schneller und sprang jetzt auf ein Dach. Von hier aus suchte es nach seiner Beute und wurde fündig. Keine zwei Sprünge weiter landete es hinter dem Ziel und zerfleischte brutal die junge Frau. Nicht mal zum Schreien kam sie noch. Schwärze...
 

Ich kam wieder zu mir und hielt mir keuchend den Bauch, während ich zu Boden starrte. ,,Ich bin ein Monster", brachte ich hervor. ,,Neru, sag sowas nicht", Yi legte mir eine Hand auf die Schulter. Aus Verzweiflung fing ich an schrill zu lachen. ,,Ich bin ein verdammtes Monster!" ,,Sie erinnert sich wieder an alles", meinte Shen teilnahmslos. ,,Was hast du mit ihr gemacht?", fragte Yi wütend. Aber der Ninja blieb die Ruhe selbst: ,,Das war ich nicht. Das war sie selbst"...

Kapitel 28 - Es kommt immer schlimmer...

...Wir liefen hastig nach Hause, nachdem Shen meinte, ich solle mich beruhigen und es Yi allein erzählen. Mir gefiel die Idee gut, aber die Erinnerungen blitzten immer wieder auf. Kurze Augenblicke; Bilder, Töne, Schreie - und sogar Gefühle. Ab und zu spürte ich was ich damals und in der letzten Nacht gespürt hatte. Ich kannte diesen Blutdurst und Hunger aus Kämpfen, aber ich wollte niemals ein Kannibale werden. War ich das überhaupt? Das Tier ja jedenfalls nicht. Ich weiß nicht...

 

Ich fand mich in unserem Haus wieder, wo Yi mich hineingezogen hatte. Er setzte mich aufs Sofa, setzte sich neben mich und setzte seinen Helm ab. Dann nahm er meine Hände und schaute mich aus leuchtend-grünen Augen an. Ich zitterte noch, was ihm wohl Sorgen machte. ,,Es ist alles gut. Du bist in Sicherheit. Ich pass auf dich auf", sagte er und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich versuchte ihm zu zu lächeln, aber es brach sofort mit den nächsten Bildern. Wieder lachte ich halb weinend auf und keuchte. Ich konnte ihm jetzt nicht mehr in die Augen schauen. ,,Ich hätte dich nicht zu Shen schicken sollen. Es tut mir leid", sagte Yi und drückte mich. ,,N-Nein, schon gut. E-e-es war richtig. Ich weiß jetzt wieder alles", meinte ich lächelnd. Dann war's wieder weg: ,,Ich wollte nie jemanden Unschuldigen weh tun! Ich töte nur in einem richtigen Kampf oder um jemanden zu schützen. Das wollte ich wirklich nicht" ,,Ich glaube dir. Wie's aussieht ist es ja nicht mal deine Schuld. Gib dir bitte auf keinen Fall die Schuld. Wir kriegen das auf jeden Fall hin. Gemeinsam", meinte er liebevoll und ich schaute gerührt zu ihm rauf. ,,Dankeschön", flüsterte ich sachte lächelnd.

 

Er küsste mich auf die Stirn und stand auf. ,,Ich mache dir Tee. Das beruhigt die Nerven", sagte er, während er mir eine Decke umlegte und zum Tisch ging. Während er beschäftigt war, kauerte ich mich ein und versuchte mich mit aller Kraft zu beruhigen. Paradox, aber es klappte allmählich. Er brachte mir den Tee und ich trank ihn in einem Zug aus. Die Wärme hatte sofort eine heilende Wirkung auf mich. Yi setzte sich wieder neben mich und legte einen Arm um mich, dann sagte er mit einer ruhigen Stimme: ,,Du musst jetzt nichts sagen. Erzähl es erst, wenn du bereit bist." Ich war ihm wirklich dankbar. Er war immer so verständnisvoll. ,,Du hast mir gefehlt", sagte ich und kuschelte mich ein. ,,Du mir auch. Kein Abstand mehr?" ,,Kein Abstand mehr", sagte ich und wir küssten uns.

 

Es klopfte feste an der Tür. Noch bevor wir antworten konnten, sprang die Tür mit voller Wucht auf. ,,Irelia hier!", rief die Schwarzhaarige, die jetzt in der Tür stand. Sie hatte sie offensichtlich aufgetreten. Wir saßen noch unter Schock Arm in Arm da und konnten nichts sagen. Sie betrachtete uns, bevor sie meinte: ,,Oh, tut mir leid. Scheinbar komme ich ungelegen. Ich komme später wieder" ,,Nein, schon gut", sagte Yi und stand auf, ,,was ist?" Ich spürte, dass diese Frau mich kein Stück leiden konnte, also machte ich mich klein, damit nur noch meine Augen und Ohren hinterm Sofa hervor schauten. Gespannt saß ich da und spitzte die Ohren. ,,Eigentlich bin ich geschickt worden um dich zu verhaften, aber ein Eilbote brachte eine Nachricht, die das Gegenteil zur Folge hatte", begann sie und wandte sich an mich, ,,und diese Nachricht ist alles andere als gut. Es geht um Shurima..." Sofort bin ich aufgesprungen und vor sie gehüpft. ,,...Azir hat Ionia den Krieg erklärt", beendete sie. Schweigen herrschte. Ich war schockiert; das hätte ich ihm niemals zugetraut. ,,A-Aber warum?", fragte ich besorgt. ,,Er hat wohl irgendwie von der magischen Quelle erfahren. Er will sie nutzen um Shurima wieder Macht zu verleihen", antwortete sie. Das klang dann wiederum nach Azir. Er würde einfach alles für sein Reich machen. ,,Und wie soll er das erfahren haben? Das Geheimnis ist streng geschützt", fragte Yi. ,,Zu eurem Bedauern geht man von Bastet aus, weil sie ja vor Kurzem dort hin ist." ,,Aber das war sie nicht! Das würde sie niemals tun!", brüllte ich verzweifelt. ,,Das will ich für euch hoffen", meinte Irelia ernst. ,,Jedenfalls solltet ihr es wissen. Im Kampf zählen wir auf eure Unterstützung"

 

Ich grübelte währenddessen nur. Da war doch was im Garten... Dann kam es wie aus der Pistole geschossen: ,,Mein Vater war es! Er hat Azir von der Quelle erzählt und ihn bestimmt auch dazu angestiftet! Deshalb wollte er, dass Bastet und ich zurück nach Shurima gehen...", wurde mir bewusst. ,,Und wer ist euer Vater", fragte Irelia und zog eine Augenbraue hoch. ,,Der Todesgott Anubis, auch bekannt als Shurimas Herz. Außenstehende, die von ihm heimgesucht werden, halten ihn für Spuk und nennen ihn den Geist des Sandes. Er wacht stets über meine Schwester und mich. Als wir von der Quelle der Magie erfahren haben, hat er über Telepathie zu uns gesprochen. Er war es ganz bestimmt", erklärte ich. ,,Er hat also im Garten mit euch gesprochen und du sagst es mir jetzt erst?", fragte Yi unerfreut. Ich schluckte schwer. ,,Wie erwartet bringt ihr nur Unglück", murmelte sie wütend, ,,Trotzdem vielen Dank für die Information. Ich werde es sofort ausrichten", sagte Irelia und ging zur Tür. ,,Nochmals Verzeihung, dass ich so reingeplatzt bin. Ich hoffe wir sehen uns im Kampf wieder", und sie verschwand.

 

,,Yasuo und Bastet sind noch in Shurima", meinte Yi grübelnd. ,,Ich will nicht gegen Shurima in den Krieg", sagte ich traurig und setzte mich auf die Seitenlehne des Sofas. ,,Für welche Seite entscheidest du dich, Neru?", sah er mich fragend an. ,,Ionia natürlich. Was erwartest du denn?" ,,Genau das. Aber ich hätte dich verstanden, wenn du für deine Heimat kämpfen würdest" Meine Heimat... War es jemals meine Heimat? Was ist Heimat überhaupt?

 

,,Ich mache mir Sorgen wegen Bastet. Ich weiß nicht für wen sie sich entscheiden wird. Sie hängt ziemlich an Shurima", meinte ich, ,,Ich will ihr das nächste Mal nicht erst auf dem Schlachtfeld gegenüber stehen" ,,Darum musst du dir keine Sorgen machen. Yasuo ist ja bei ihr und er kommt auf jeden Fall zurück. Sie wird bestimmt mitkommen", versicherte mir Yi. ,,Komm, lass Informationen auftreiben", er zog mich rauf und wir gingen in die Stadt, in der Hoffnung einen Champion zu treffen...

 

Kapitel 29 - Verbündete

...Schnell fanden wir Akali, die schnell durch die Stadt lief. Yi packte sie am Arm, um sie aufzuhalten, als sie einfach vorbeidüste ohne uns zu bemerken. Als sie mich sah, sprang sie erst mal paar Schritte zurück. ,,Halt sie ja fern!", rief sie Yi zu. Ich legte die Ohren an. ,,Sie tut dir nichts. Versprochen", meinte Yi. Und als sie nicht reagierte, fing er einfach an: ,,Akali, wegen dem Krieg, wir brauchen Informationen. Du und Karma gehört zu den Ersten, die was erfahren. Wann, wo, wie, wie viele?" Nachdem sie sich gefasst hatte, antwortete sie: ,,Sie werden in wenigen Tagen da sein. Sie wollen uns einfach stürmen. Wie viele wissen wir nicht, aber Shurima hat ja nicht viele Bewohner. Trotzdem könnte Azir das mit seinen Sandsoldaten wett machen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Noxus sich das zu Nutzen machen wird. Azir hat das nämlich sehr offenkundig geäußert. Das klingt sicher wie eine Einladung für sie. Mehr weiß ich auch nicht. Aber ich muss jetzt die anderen finden." Gerade als sie wieder los laufen wollte, hielt Yi sie wieder auf: ,,Was ist mit uns? Wäre es nicht besser, wenn sich die Champions und anderen Krieger schon mal versammeln?" ,,Ja, so ist es auch. Komm ruhig mit, aber ich bin mir nicht sicher, ob man Neru dort sehen will. Wir haben uns wohl alle in ihr getäuscht." ,,Verdammt, wenn selbst jemand wie Irelia versteht, dass wir nicht auf sie verzichten können, müsstet ihr es ja wohl erst recht verstehen." Er war wieder so sauer. Wenn das alles vorbei ist, muss ich es irgendwie wieder gut machen, dass ich ihm so viel Stress bereitet habe. ,,Meinetwegen", dann schaute sie zu mir, ,,Komm mir ja nicht auf dumme Gedanken." ,,Werde ich nicht", sagte ich gekränkt, dann folgten wir ihr.

 

Wir gingen in eine Gegend, die ich nicht kannte, bis wir vor einem großen, schönen Gebäude stehen blieben. ,,Das ist das Kinkou-Kloster", erklärte Akali mir und öffnete die Schiebetür. Ein paar Gänge weiter betraten wir einen etwas größeren Saal, an dessen Wänden überall Trainingsgeräte standen. In der Mitte war ein Sitzkreis mit allen ionischen Champions, sogar Zed und Syndra - bis auf Yasuo und Bastet. Akali und Shen holten uns paar Stühle, während alle überrascht, verdutzt und teilweise sogar hasserfüllt auf mich starrten. Was hab ich nur getan?  fragte ich mich, als mir wieder Bilder der vergangenen Nacht in den Sinn kamen. Es war als könnte ich das Blut riechen; als wäre es direkt vor mir. Ich schloss die Augen und atmete die imaginäre Luft ein. Neru-Anne, reiß dich zusammen! Ich öffnete die Augen wieder und wir setzten uns. ,,Was sollen wir denn jetzt tun?", fragte Akali in die Runde. ,,Fragen wir doch Neru. Sie kennt Azir doch", schlug Karma vor und alle drehten sich wiedermal zu mir. ,,Ich habe nicht die leiseste Ahnung was er vorhaben könnte. Aber er scheint sich sicher bei der Sache zu sein. Er ist nicht dumm, also muss er einen gut durchdachten Plan haben", meinte ich. ,,Das stimmt. Dieser Krieg wird viele Leben kosten", meinte Irelia, ,,Scheiße! Ionia hat nicht so viele Krieger", dann stand sie auf und lief nervös im Kreis herum. ,,Können wir nicht Demacia um Hilfe bitten? Sie sind doch sowieso verfeindet", fragte ich. Syndra antwortete: ,,Das kannst du vergessen. Die würden keinem helfen außer sich selbst. Demacia ist ein sehr egoistischer Staat. Außerdem sind sie mit Noxus im Waffenstillstand. Sollte sich der Noxus wirklich einmischen - was sehr wahrscheinlich ist - würden sie ihre Zukunft aufs Spiel setzen." Wir waren alle ratlos. Blieb wohl doch nichts übrig als mit der schwachen Hoffnung, dass alles gut wird, so gut wie möglich zu kämpfen.

 

Plötzlich wurde die Tür schnell aufgeschoben und Yasuo kam rein. Als ich ihn sah, sprang ich überglücklich auf und fiel ihm um den Hals. Er hatte Probleme das Gleichgewicht zu halten, weil ich ihn so überrumpelt hatte. Dann ließ ich ihn los und schaute an ihm vorbei, dann sah ich mich nochmal um und meine Fröhlichkeit schwand. ,,Wo ist Bastet?", fragte ich den großen Samurai. Er sah mir bedrückt in die Augen und sagte: ,,Sie war sich unschlüssig und ist noch in Shurima geblieben. Nach der schlimmen Nachricht bin ich mit dem nächsten Schiff hergekommen. Ich habe versucht sie zu überreden mitzukommen, aber sie wollte sich nicht fortbewegen. Sie weiß nicht auf wessen Seite sie sich stellen soll." ,,Nein...", hauchte ich ungläubig. Was sollte ich jetzt ohne sie tun? ,,Ich kann doch nicht gegen sie kämpfen" ,,Ich ja auch nicht", meinte Yasuo bedrückt. ,,Das werdet ihr auch nicht. Neru, wir holen sie zurück. Wir reisen heute noch ab und kommen zurück, bevor die Truppen in Ionia eintreffen. Das verspreche ich dir", sagte Yi und packte mich dabei an den Schultern. Ich war den Tränen nahe, bewusst, dass mein Vater dahinter steckte. Aber Yis besorgter Blick gab mir Kraft. ,,Meinst du sie kommt mit?", fragte ich mit zitternder Stimme. Mein Leben lang habe ich gedacht, dass Vater nur das Beste für uns wollte, aber da hab ich mich geirrt. ,,Ja, auf jeden Fall. Sie braucht nur einen kleinen Stupser. Und wenn ihr jemand die Augen öffnen kann, dann du", sagte er und schmunzelte. ,,Setzen wir uns erst mal", sagte er, als ich nicht antwortete. Leider gab es für Yasuo keinen Platz mehr. ,,Du kannst meinen Stuhl haben", meinte ich und setzte mich neben Yi auf meine Rute. ,,Danke", lächelte Yasuo mir zu und setzte sich, aber ich spürte wie schlecht es ihm ging. Er hätte wirklich nicht bei ihr bleiben können, er hatte ein Land zu beschützen. Aber dass sie ihn alleine gehen lassen würde, hätte ich nie gedacht.

 

Wir besprachen noch einige grobe Strategien, bevor wir uns wieder auflösten. Es war schon dunkel und Yi wollte sich draußen noch mit Wukong unterhalten. Ich sprang aufs Dach und starrte gen Himmel. Dann hörte ich ihre Stimmen. ,,Meister, ich würde deine Entscheidungen natürlich niemals in  Frage stellen, aber...", kam es von Wukong, ,,...aber ist es wirklich eine gute Idee noch bei Neru zu bleiben? Ich habe von dem Vorfall gehört und-" ,,Es besteht kein Grund zur Sorge", unterbrach Yi ihn, ,,sie ist immer noch so harmlos wie vorher. Das war nicht sie. Neru würde keine Unschuldigen anfallen, das weiß ich. Ich dachte du magst sie doch so sehr, warum die Zweifel dann?" ,,Ich meine, auch wenn sie es nicht war, sondern vielleicht sogar besessen war, ist es trotzdem gefährlich in ihrer Nähe. Sie kann es ja nicht steuern. Da kann es passieren, dass sie als nächstes dich angreift" ,,Ich verstehe deine Sorge, aber es ist wirklich alles gut. Wir kriegen das schon hin" Ich hasste mich selbst, denn Wu hatte so recht. ,,Aber Meister-" ,,Wenn etwas eine falsche Entscheidung wäre, dann sie jetzt alleine zu lassen", sagte er und setzte damit den Schlusspunkt. Er erwärmte mir wiedermal das Herz, aber dafür war jetzt keine Zeit. Wir mussten irgendwie nach Shurima kommen, und zwar so schnell wie möglich...

Kapitel 30 - Grünes Licht für Vier

...Yi und ich fragten an Navoris Hafen nach einem Schiff nach Shurima. Zum Glück war gerade eines da, aber es sollte eines der letzten sein. Der Käpt'n fragte uns mit welcher Absicht wir nach Shurima wollten. Ich antwortete: ,,Ich möchte noch ein letztes Mal meine Heimat sehen, bevor der Krieg beginnt" Er schaute mich skeptisch an, aber Yi bestätigte es und er ließ uns drauf. Schon bald legten wir ab und ich schaute zu wie der Inselkontinent langsam am Horizont verschwand.

 

Yi kam wieder an Deck und trat neben mich. ,,Es ist schon spät, du solltest besser schlafen gehen", sagte er und legte eine Hand auf meine Schulter. Er hatte Recht, ich war hundemüde. Schon musste ich gähnen. ,,Okay. Und was ist mit dir?", fragte ich. ,,Ich komme gleich nach. Geh schon", meinte er lächelnd, doch als ich gehen wollte, hielt er mich noch mal kurz auf. ,,Und versprich mir, dass du dich nicht von Sorgen plagen lässt. Alles wird gut, das verspreche ich dir." Ich antwortete mit einem warmen Lächeln, dann ging ich runter in die Kajüte und schmiss mich aufs Bett. Er war einfach toll...

 

Yi PoV

 

Ich schaute ihr hinterher, dann widmete ich mich den Wellen. Ich bekam den Ozean nur sehr selten zu Gesicht, also genoss ich den Ausblick - auch im Dunkeln. Die frische Meeresluft war wie Balsam für die Seele und nach paar kräftigen Zügen war ich viel lockerer. Irgendwann schwamm ein Schwarm leuchtender Fische vorbei, die verspielt aus dem Wasser sprangen. Während ich ihnen zuschaute, nickte ich ein...

 

...Ein grünes, fahles Licht umhüllte mich. Das Licht kam von Tentakeln, die aus Ruinen ragten. Bis auf die Ruinen war alles weiß, wie ein Nichts. Ich schaute mich um; versuchte irgendwas zu finden. Die Tentakeln pulsierten alle gleichzeitig und wichen zurück, wenn ich ihnen zu nahe kam.

 

Endlich konnte ich in der Ferne einen Menschen entdecken. Mit schnellen Schritten ging ich auf die Person zu, um schon bald Illaoi, die Krakenpriesterin, zu erkennen. Jetzt wurde mir klar, dass das hier nicht einfach irgendein Traum war, sondern dass ich mit gutem Grund hier gelandet war.

 

,,Illaoi, warum hast du mich zu dir geholt?", fragte ich sie. Sie drehte sich zu mir und musterte mich mit stechenden Augen, bevor sie entgegnete: ,,So begrüßt man sich also in Ionia?" Ihre tiefe Stimme und ihr Akzent waren für mich was komplett Neues. An ihre Stimme würde ich mich erst gewöhnen müssen. ,,Lass bitte die Spielchen. Ich wette es ist was Wichtiges", erwiderte ich entspannt. ,,Natürlich. Komm näher", winkte sie mich zu sich. Ich kam ein paar Schritte auf sie zu. Sie stellte ihre goldene Götzenstatue zwischen  uns auf den ,,Boden", aus welcher auch diese grünen Tentakeln ragten. Dann fing sie an: ,,Meine Göttin hat mir eine Prophezeiung für dich gesendet, die ich dir jetzt übermitteln werde. Deshalb habe ich dich hergeholt. Aber keine Sorge: Dein richtiger Körper lehnt noch an der Reling. Aber ich fasse es kurz, da sich bei euch ein kleiner Sturm aufbaut" Ich nickte als Zeichen, dass ich verstanden hatte.

 

Sie legte ihre Hand auf ihren Götzen und nahm seine Energie auf, sodass ihre Iris und Pupillen verschwanden und ihre Augen grün-bläulichen Lampen glichen. Nun sah sie mir in die Augen, auch wenn ich fühlte, dass sie eher durch mich hindurch sah, und begann in einer Stimme zu erzählen, die mich von allen Seiten umgab,,Ich sehe vier verschiedene Personen; jede unterschiedlicher als die andere. Die erste ist ein normaler Mensch, der Spaß am Leben hat, höflich, freundlich und nett ist, aber sich nicht unterkriegen lässt und sich wehren kann. Die zweite ist eher der Ruhigere des Quartetts und zieht sich lieber in ihren düsteren Gedanken zurück. Sie stellt sich ernste und philosophische Fragen und versteht keinen Spaß, sondern nimmt und meint alles ernst. Leider ist diese auch traurig, weil sie nicht mit sich selbst klar kommt und die anderen nicht mit ihr. Die nächste ist verrückt und andere würden sie sogar psychisch gestört nennen, weil sie einfach ein ganz anderes Auftreten hat. Sie ist hektischer, schriller, sadistisch, redet sinnloses Zeug und findet alles erschreckende oder schockierende eher amüsant. Auch hat sie eine Art unstillbaren Durst nach Blut, Tod und Leid. Der letzte ist nicht weniger besonders: Er ist der Schläfer; der loyale Schäferhund, der sich nur im Hintergrund hält, nie was sagt, aber auf Befehl zuschnappt. Diese würde ohne zu zögern alles für seine Liebsten tun, egal ob sterben oder sterben lassen. Sie folgt der Truppe eher wie ein Schatten und zeigt sich erst im Licht, wenn sie gebraucht wird. Sie alle können nicht ohne einander leben, denn sie sind auf mysteriöse Weise miteinander verbunden. Zwar sind sie an einander verpflichtet, aber sie kommen miteinander nicht zurecht und wollen sich lösen, aber es geht nicht. Es ist unmöglich für sie zusammen zu leben, aber das Schicksal hat sie zu eng verknüpft. Jetzt müssen sie gemeinsam ausharren, bis ihnen endlich jemand zur Hilfe kommt..."

 

Illaois normale Augen kamen wieder zurück und sie schaute mich wieder streng an. ,,Illaoi, aber... aber was habe ich mit diesen Leuten zu tun?", fragte ich erwartungsvoll. ,,Hmm...", überlegte sie, ,,da diese Prophezeiung dich betrifft, aber ich bezweifle, dass du einer dieser vier bist, glaube ich, dass du derjenige bist, auf den sie solange warten. Also wirst du ihnen mit ihrem Leid und Schicksal helfen müssen. Du wirst wahrscheinlich derjenige sein, der sie entweder für immer trennen kann - selbst wenn du sie alle töten müsstest - oder ihnen hilft miteinander klar zukommen, was für dich wahrscheinlich am liebsten wäre. Was du tun musst und wer diese vier sind weiß ich leider nicht. Das musst du selbst herausfinden. Aber ich werde dich immer sehen, wenn du etwas machst was mit der Prophezeiung zu tun hat. Es könnte sogar sein, dass du diese Leute schon kennst, aber das kann ich nicht mit Gewissheit sagen... Und jetzt kehre zurück zu deinen Leuten..." Das Bild verblasste und das Licht verschwand...

 

...Ich fand mich auf dem Schiff wieder wo ich eingenickt war. Tatsächlich bäumten sich die Wolken auf und der Wind ist stärker geworden. Ich sollte schnell wieder unters Deck und nach Neru sehen. Unterwegs jedoch  ließ mich das Ereignis mit der Krakenpriesterin nicht in Frieden. Wer könnten nur diese komischen Leute sein? Und was hatte ich damit zu tun? Waren mit den Vieren Neru, Bastet, Yasuo und ich selbst gemeint? Aber dann würden die Charakterbeschreibungen nicht alle zutreffen und wir kommen eigentlich gut miteinander aus. Außerdem sagte Illaoi, dass ich bestimmt keiner von denen bin. Wer hätte ich denn auch sein können? Keiner würde zu mir passen.

 

Schon stand ich vor unserer Kajüte. Ich öffnete die Tür und sah Neru gemütlich in ihrem Bett schlafen. Sie hatte einen etwas ernsten Gesichtsausdruck. Ich setzte mich auf mein Bett und wollte mich gerade ausziehen, als sie sich am Bettlaken festkrallte. Dann murmelte sie aufgeregt: ,,Yi... Nein... Tu das nicht..." Ihr Gesicht verkrampfte. Sofort weckte ich sie und sie sprang vor Schreck auf. ,,Alles gut", redete ich auf sie ein, ,,was hast du geträumt? War es ein Albtraum?" ,,Ich kann mich nicht erinnern worum's ging", antwortete sie. ,,Du hast meinen Namen genannt", erklärte ich, woraufhin sie strahlte. ,,Dann kann es ja nur was Schönes gewesen sein. Mach dir keine Sorgen um mich", meinte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich wieder hinlegte. Ich wollte ihr die gute Laune nicht verderben, also legte ich ein sorgloses Lächeln auf und deckte sie zu. ,,Gute Nacht, Yi", sagte sie müde. ,,Gute Nacht, mein Engel", antwortete ich und legte mich hin. Ich konnte ihre Röte und ihr Lächeln noch durch den ganzen Raum spüren.

 

Schlafen konnte ich zwar noch nicht, weil ich noch versuchte die Prophezeiung zu entschlüsseln, aber als ich zum fünften Mal zu keinem Ergebnis kam, gab ich auf und ließ mich von den mittlerweile starken Wellen in den Schlaf schaukeln...

Kapitel 31 - Wieder Daheim

Neru PoV

 

...Starkes Schiffschaukeln weckte uns am nächsten Morgen. Den Sturm haben wir zwar verschlafen, aber er klang nur sehr langsam ab.

 

Yi setzte sich zu mir aufs Bett und fragte: ,,Kommt es öfter vor, dass du im Schlaf redest? Ich habe es nämlich noch nie mitbekommen" Er schien etwas besorgt. Ich antwortete: ,,Ich rede fast nie. Meine Schwester erzählt es mir immer, wenn ich wach bin, falls es doch mal vorkommt. Ich kann mich aber nie an den Traum erinnern. Doch es sind wie kleine Visionen; wenn irgendwas passiert erinnere ich mich in dem Moment daran, dass ich es schon mal geträumt hatte. Es sind meist sehr unwichtige Sachen, bis auf den Tod unserer Mutter... Ich habe ihn im Traum gesehen, aber konnte mich nicht dran erinnern. Vielleicht bin ich deshalb kurz nachdem ich den Traum sah nachts ausgerastet und bin Amok gelaufen. Irgendwas in mir wusste was passiert war - oder wohl eher passieren würde - und ist sauer geworden, aber ich selbst wusste es nicht..." ,,Warte. Du hast also eine Vermutung wie das vor Kurzem passieren konnte?" ,,Habe ich denn vorher was gesehen, worüber ich wütend sein könnte?" ,,Nicht dass ich wüsste", meinte er. ,,Na also. Habe ich nämlich auch nicht" ,,Aber der Traum, den du gestern hattest, das war offensichtlich ein Albtraum" Ich spitzte die Ohren und schaute ihm ins Gesicht: ,,Was habe ich gesagt?" ,,Du hast nach mir gerufen, warst ganz verkrampft und fertig. Du meintest ich solle irgendetwas nicht tun", klärte er mich auf. ,,Yi, mach mich nicht paranoid. Es ist bestimmt nichts Schlimmes, aber lass es uns im Hinterkopf halten und aufpassen, dass wir, solange wir hier sind, in keine Schwierigkeiten kommen" ,,Einverstanden" Damit war das Thema gegessen.

 

Wir machten uns fertig und trafen uns mit dem Käpt'n in der Kombüse. Es gab Fisch... hurra... Ich war kein Fisch-Hasser, aber ich konnte ihn nur essen, wenn ich auch Lust hatte. Trotzdem schluckte ich ihn Stück für Stück schwer runter. Ich hoffte einfach mal später an Deck noch eine Möwe oder so fangen zu können, auch wenn sie angeblich ein zähes Fleisch haben sollen. Besser als dieser Ranz.

 

Yi hingegen bewegte keine Miene. Er saß einfach gerade am Tisch und aß. Ich glaubte nicht, dass es ihm schmeckte, aber er hatte schon immer eine hervorragende Selbstdisziplin.

 

Draußen stellte ich mich auf die Reling, sobald das Wetter aufklarte. Bewölkt, aber grell strahlte der Himmel und gab der dunkelblauen See ihre kalte Wirkung. Ich schloss die Augen und sog die salzige Luft ein und atmete frei wieder aus.

 

Ich hörte Yi die Stufen hoch laufen und bereitete mich schon mal auf eine Moralpredigt vor, dass es doch so gefährlich sei, auf der Reling zu stehen. Als er mich sah, kam er zu mir, packte meine Rute, die über das Deck hin und her strich, und legte sie sich um den Hals. Ich schaute ihn verblüfft an. ,,Deine Sicherung ist da", lächelte er mich an. ,,Du hältst jetzt keinen ellenlangen Vortrag darüber, dass ich vorsichtig sein soll?", fragte ich. ,,Warum sollte ich? Ich weiß auch so, dass du vorsichtig bist. Du kannst auch das Gleichgewicht besser halten als ein Mensch. Dafür nutze ich es aus und genieße diesen Anblick mit dem kuscheligsten Schal, den ich je hatte", er rückte ihn sich nochmal zurecht. Ich lächelte und schaute wieder aufs Meer. Er hatte vollstes Vertrauen zu mir... und ich in ihn natürlich auch... und er konnte echt süß sein.

 

Die nächsten Tage auf dem Schiff vergingen unfassbar langsam. Man konnte halt nichts machen. Doch am Morgen des vierten Tages konnte ich endlich das Land sehen. Die heiße Sonne Shurimas war schon Meilen vor der Küste zu spüren. Und jetzt spürte ich die sandige Luft an mir vorbei streifen. Ein Gefühl, das ich schon ziemlich vermisst hatte.

 

Kurz vorm Anlegen holte ich Yi zu mir rauf und sprudelte wie ein Wasserfall und erzählte über meine Kindheit und Jugend in Shurima, auch über unser Training in den Wäldern, die eigentlich nicht mehr zu Shurima gehörten.

 

,,Und wie kommen wir zu Bastet?", unterbrach er mich, als wir an Land gingen. ,,Lass das meine Sorge sein. Sie kann eh nirgends sein, außer in unserem alten Haus. Das ist in der Mitte des Landes, nicht weit von der Sonnenscheibe" ,,Und wie kommen wir da rechtzeitig hin? Wir müssen schnell wieder zurück" ,,Ich weiß. Ich überlege", dann schaute ich ihn mit einem fetten Grinsen an. ,,Oh nein. Was hast du vor?", fragte er und wich einen Schritt vor mir zurück. Aber ich nahm ihn wie eine Braut auf die Arme und setzte zum Sprung an. Binnen Sekunden waren wir ein ganzes Stück vom Hafen weg. Dann blieb ich stehen und schaute ihn an - das Lachen unterdrückend. ,,Lass mich sofort runter! Das ist peinlich!", schrie Yi und versuchte runter zu kommen. Er war sogar rot geworden. Oh nein, so leicht entkommst du mir nicht... Ich verfestigte meinen Griff um so mehr und er sah mich hilflos und flehend an. ,,Neru, lass den Scheiß. Das ist entwürdigend. Bitte lass mich runter", versuchte er es netter. ,,Och Yi, aber so geht es schneller, glaub mir. Dann sind wir in einigen Stunden da. In der Wüste sieht uns sowieso keiner", säuselte ich und sprang einfach weiter. ,,Du machst mich fertig" ,,Dafür bin ich doch da", sagte ich grinsend und legte das nächste Stück zurück. Bald war der Hafen außer Sichtweite und sogar ich konnte die Salzluft nicht mehr wahrnehmen.

 

Sand, Sand und Sand wohin das Auge reichte. Instinktiv wusste ich in welche Richtung ich musste. Yi hatte seinen Standpunkt irgendwann akzeptiert und entspannte sich. Leider würde uns bald die Hitze plagen, also erinnerte ich mich an alle Oasen und suchte eine aus, die perfekt auf unserem Weg lag.

 

Während ich weiter durch die Wüste hüpfte, stieg die Sonne am Himmel immer weiter auf. Sie glühte und die Landungen auf dem heißen Sand waren unangenehm. Schon bald überwand meine Hitzeempfindlichkeit, die ich als Mensch hatte, meine Resistenzen und Ausdauer, die ich als Raubtier hatte.

 

Als ich endlich die Oase sah und sicher war, dass es keine Fatamorgana war, waren meine Augen von der Helligkeit und körperlichen Anstrengung träge geworden, sodass ich bei meinem letzten Sprung einfach aufs Wasser zielte und die Augen zufrieden schloss. Yi, der um sich vor der Hitze zu schützen eingeschlafen ist, krallte sich, sobald wir im Wasser waren, an mir fest und ich hielt ihn ganz fest, aber genoss dabei die Frische. Als ich uns wieder an die Oberfläche brachte, wurde ich erstmal richtig angemotzt: ,,Bist du Irre!? Ich hätte ertrinken können! Warn' mich doch vorher!" Ich kicherte nur und sprang gleich weiter, weil wir keine Zeit verlieren durften. Ich hörte noch ein angepisstes Schnauben. Das Wasser hatte uns erfrischt und würde uns wenigstens paar Minuten vor der Sonne schützen.

 

Erst als die Sonne errötete und sich dem Horizont näherte, nahm ich endlich den Geruch von Menschen und einer lebendigen Stadt wahr. Die Sonnenscheibe kahm zum Vorschein und weiste mir den Weg. Yi und ich waren total fertig. Unsere Münder und Lungen waren trocken und voller Staub. Unsere Augen... davon will ich gar nicht erst reden. Noch Minuten und wir würden an Wasser kommen und Bastet wieder sehen. Ich hoffe sie hat nichts angerichtet...

 

In der Stadt ließ ich Yi endlich runter und zog ihn am Arm mit mir. Er hat sich eine Weile darüber aufgeregt, aber ich hatte andere Sorgen. Im West-Viertel nahe der Stadtgrenze stand unser Haus.

 

Als wir erschöpft und keuchend vor der Tür stehen blieben, musste ich schmunzeln. Ich hätte nicht erwartet diese Tür je wieder zu sehen. Also stieß ich die Tür auf und folgte meiner Nase. Ich fand Bastet in unserem alten Zimmer auf der Fensterbank hocken. ,,N-Neru? Was machst du hier?", fragte sie überrascht. ,,Na was wohl? Dich zurück holen!", grinste ich und umarmte sie. Sie vergrub ihr Gesicht in mir und ich spürte sie zum ersten Mal zittern. ,,Alles ist gut", ich strich ihr durchs Haar. ,,Was ist vorgefallen? Hat Vater dir noch was gesagt? Hast du dich entschieden?", fragte ich und hörte, dass Yi sich an den Türrahmen lehnte. ,,Er hat mich nur noch ein Mal angesprochen. Er fragte für welches Land ich sei, aber wartete auf keine Antwort", erklärte sie. ,,Und was ist die Antwort?", ich versuchte so sanft wie möglich zu klingen. ,,Ich weiß es nicht", schluchzte sie, ,,Ja, wir haben ein schönes Leben in Ionia und wir haben die besten Menschen kennengelernt, aber... das ist immer noch mein Land. Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Dieses Land hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin...." ,,Das verstehe ich. Aber Ionia ist jetzt unsere Heimat, oder bist du anderer Meinung?", redete ich auf sie ein, ,,Selbst wenn du nicht für Ionia kämpfen möchtest, dann kämpfe bitte für Yi, für mich und", ich hielt inne und setzte einen traurigen Unterton, ,,für Yasuo." ,,Wie geht es ihm?", fragte sie sofort ernst - das Gesicht immer noch vergraben. ,,Es geht ihm gut, aber er leidet ohne dich" ,,Er fehlt mir doch auch", sie krallte sich an meinem Rücken fest, ,,ich will zu ihm... Sofort!" Ich lächelte. Ich hatte sie noch nie in so einem Zustand gesehen. Was die Liebe alles mit einem machen kann...

 

,,Wann ist das nächste Schiff?", fragte ich. ,,Morgen Mittag. Es ist das letzte nach Ionia" ,,Dann werden wir nicht viel Schlaf bekommen. Ich habe eine Menge zu erzählen; du hast eine Menge verpasst." Sie sah mich glücklich an. Dann machten wir uns zu dritt einen entspannten Abend und stellten uns einen Wecker auf ,,tief in der Nacht"...

Kapitel 32 - Mit ganzer Kraft

...Mit einer Tasse Tee in der Hand ging ich in unser Zimmer und schaltete das Licht aus. Bastet lag schon im Bett und hatte ihre Decke bis über die Nase gezogen.

 

,,Schwester... ich habe während deiner Abwesenheit wieder im Traum gesprochen", meinte ich, ,,und es ist nichts Positives gewesen" ,,Kannst du dich etwa dran erinnern?", fragte sie aufgeregt, als ich die Tasse auf die Kommode neben meinem Bett stellte. ,,Nein... aber ich weiß es von Yi", antwortete ich, ,,es ging um ihn. Ich wollte ihn wohl von etwas Schlimmen abhalten... Ich habe Angst um ihn" Sie sah mein besorgtes Gesicht. ,,Hey, mach dir keinen Kopf drum. Ihm passiert bestimmt nichts. Das war nur ein Albtraum. Versprich mir, dass du dir deswegen jetzt nicht den Schlaf rauben lässt. Oder soll ich dir einen Traumfänger besorgen?", versuchte sie mich aufzuheitern. Ich musste tatsächlich schmunzeln. ,,Ich glaube sogar die Idee ist wirklich gut... oder ich bin einfach nur zu müde um zu verstehen wie dumm es ist", sagte ich besser gelaunt.

 

Ich wollte mich gerade hinlegen, da meinte Bastet mit unsicherer Stimme: ,,Ich an deiner Stelle würde die Bettwäsche wechseln" Ich zog eine Augenbraue hoch. ,,Hast du mir was zu sagen?", fragte ich direkt heraus. ,,Ehm, also Yasuo und ich, naja", sie wurde rot und grinste selbst unter Decke bis über beide Ohren. Ich schlug mir die Hand vors Gesicht, als ich verstand. Ist das deren ihr Ernst? ,,Und warum zur Hölle in meinem alten Bett!?", sagte ich harsch. Daraufhin kicherte sie nur und verkroch sich noch tiefer. ,,Einfach unverbesserlich", sagte ich diesmal mit einem entspannten Lächeln und kümmerte mich darum. Dann legte ich mich endlich hin. Bastet fragte mich noch über die Lage in Ionia und ich antwortete nur mit ,,kritisch", dann drehte ich mich um und schlief sofort ein.

 

Noch bevor der Himmel graute reisten wir ab um rechtzeitig beim Schiff zu sein. Richtig gestärkt und die ersten Stunden im Schatten rennend brauchten wir nur halb so lang wie auf dem Hinweg. Um Yi nicht komplett zu blamieren trug ich ihn diesmal auf dem Rücken. Das Schiff brachte uns schon in zwei Tagen nach Ionia. Es gab auch keine Stürme und der Wind wehte perfekt.

 

Am Hafen wurden wir schon von Yasuo und den Ninjas erwartet. Bastet sprang ihm um den Hals und entschuldigte sich für ihr Verhalten. Er beruhigte sie und hielt sie im Arm.

 

Wir liefen auf Akali zu und schauten sie besorgt an. ,,Wir konnten nicht verhandeln. Die Schiffe sind unterwegs", antwortete sie auf unsere Blicke. Ich seufzte. Gegen mein eigenes Land in den Kampf ziehen... nur wegen bisschen Magie... Azir, wie kannst du nur so geblendet sein? ,,Die Städte und Dörfer sind alle kampfbereit. Die Champions sind auf ihren Positionen. Nur wir noch nicht. Lasst uns schnell gehen. Wir sollen an die Front. Die Assassinen sollen versuchen die gefährlichsten Ziele auszuschalten. Aber vor Allem müssen wir es schaffen Azir zurückzudrängen, weil er die Sandsoldaten steuert. Und jetzt los", erklärte Shen.

 

Wir verteilten uns an verschiedenen Punkten im Wald nahe der Küste. Ich saß auf einem hohen Baum und wartete darauf, dass am Horizont etwas erschien. Lange Zeit geschah nichts, also wollte ich zu Yi.

 

Ich fand ihn keine hundert Meter weiter und setzte mich zu ihm auf einen Felsen. ,,Warum bist du nicht auf deinem Posten?", fragte er. ,,Wollte nur mal nach dir sehen" Wir sprachen beide sehr geistesabwesend. Vielleicht waren wir nervös oder zu aufgeregt oder einfach nur vom Warten gelangweilt; ich weiß es nicht.

 

,,Ich glaube, ich gehe nicht zurück auf meinen Posten. Ich bleibe bei dir", meinte ich. ,,Und was ist der Anlass?" ,,Jemand muss dich doch beschützen", grinste ich ihn an. Er lachte leicht: ,,Wer sollte hier wen beschützen?" ,,Der Hund sein Herrchen, ist doch klar" ,,Du bist kein Hund, du bist höchstens ein Welpe" ,,Hast du nicht gesagt", sagte ich gespielt angepisst, woraufhin er mich herausfordernd ansah. ,,Wir werden schon sehen wer der Beschützer ist", meinte ich, ,,aber merk dir eins: dir kann nichts passieren. Ich werde nicht zulassen, dass dich irgendjemand verletzt. Ich bin dein lebendiger Schutzschild. Aber das heißt nicht, dass du deine Deckung vernachlässigen sollst! Ich werde nicht alles alleine machen" ,,Du musst nicht auf mich aufpassen, sonst bringst du dich selbst noch in Gefahr. Du wirst zu unkonzentriert sein" ,,Werde ich nicht. Ich weiß wie ich meine Gedanken im Kampf zu bündeln oder zu zerstreuen habe" ,,Das weiß ich auch. Also mach dir keine Sorgen um mich. Ich mach mir eher darum Sorgen, dass du was Dummes anstellen würdest" Ich sah ihn verwirrt an. ,,Ich? Was Dummes? Wie kommst nur darauf?" Er lachte nur und fing dann an mich hinter den Ohren zu kraulen. Sofort war jede Anspannung verschwunden. Und wie ich ihm seinen schnuckeligen Hintern retten werde...

 

Ich lehnte mich an ihn und wir entspannten uns, bis ein Horn ertönte. ,,Das sind wohl die Schiffe", sagte er. Ich nickte und wir standen auf. Seite an Seite gingen wir zur Küste und am Horizont waren Schiffe zu sehen.

 

Es dämmerte bereits. Doch desto näher die Schiffe kamen, desto mehr wurde sichtbar, dass sie unterschiedlich waren. Sie trugen unterschiedliche Flaggen und Wappen auf den Segeln. ,,Ist das etwa die Flotte aus Noxus?", stellte der Schwertkämpfer fragend fest. Ich schluckte schwer. Haben sie etwa tatsächlich ihre Streitmacht vereinigt? Dann muss ich alle mit noch mehr Einsatz beschützen! Werde ich etwa gegen andere Freunde kämpfen müssen?

 

,,Der Noxus hat wohl vom bevorstehenden Krieg mitbekommen und hat im Ernst die Chance genutzt um Ionia nun endgültig in seine Gewalt zu bringen", murmelte ich. ,,Nicht schon wieder!", rief Yi verzweifelt aus und sank auf die Knie. Er hielt sich die Hände vors Gesicht und biss die Zähne zusammen. Ich hockte mich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. ,,Ich weiß was der Noxus dir angetan hat. Er hat dir alles genommen, was dir lieb und teuer war. Aber diesmal ist es anders. Diesmal hast du mich. Ich werde dein Ass und gleichzeitig dein Joker sein. Ich verspreche dir, dass du Keinen verlieren wirst, auch nicht dein Land. Dann sind sie jetzt halt in der Überzahl. Das heißt nur, dass wir es ihnen um so mehr zeigen müssen, was dieses Land zu bieten hat. Sie werden noch bevor die Sonne unter geht schreiend vor uns wegrennen und wir werden die ganze Nacht durch feiern. Hast du verstanden? Gib nicht auf, bevor du es überhaupt versucht hast. Ich sag dir: das wird ganz einfach. Ich mach alles nieder, was dir ein Dorn im Auge ist", baute ich ihn auf. Er sah mich hoffnungs- und liebevoll an, dann streichelte er mich. ,,Du bist wirklich klasse", er stand auf, ,,lass uns sie alle fertig machen!" Ich nickte glücklich. Es freute mich ihn wieder so zu sehen.

 

Ich ging näher ans Wasser und erwartete die Feinde mit offenen Armen.

 

Kaum kamen die Schiffe näher, fingen sie an den Hafen zu beschießen, der sich einige hundert Meter weiter befand. Wir liefen sofort dort hin um zu helfen. Yi schlitzte jede Kugel, die in seine Reichweite kam, sauber in zwei Teile auf und ich sprang in die Luft und schleuderte das Blei mit jeweils einem geschickten Tritt ins Meer. Nicht selten traf es eins der Schiffe, als sie näher ans Ufer kamen, aber Schaden konnte ich keinen ausrichten.

 

Das waren die Schiffe Shurimas, die nun die Anker warfen, und aus denen ein Haufen Soldaten sprang. Die noxischen Schiffe fuhren größtenteils an uns vorbei. Was haben sie vor?  Ich wurde misstrauisch und legte die Ohren an, aber musste mich jetzt erst um die Feinde vor mir kümmern. Hoffentlich geht's den anderen gut dachte ich, während ich die erste Welle Soldaten mit Schweif, Pfoten, Krallen und Zähnen zurück hielt...

Kapitel 33 - You shall not pass!

...Ich wurde von einem Haufen Soldaten umzingelt, der versuchte mich in die Enge zu treiben. Doch ich machte einen Handstand und fing an mich zu drehen, während meine Rute alle aus sicherer Entfernung umhaute. Als ich fertig war, sprang ich zu Yi und half ihm.

 

Rücken an Rücken streckten wir sie alle der Reihe nach nieder. Es war ein wunderschönes Massaker, aber ich glaube Yi war anderer Meinung...

 

Schon bald rückten die Sandsoldaten nach und sobald ich einen zerschlug, baute er sich wieder zusammen. Sie wurden immer mehr und wurden auch nicht schwächer.

 

Mittlerweile kam kein Shurimer mehr an mir vorbei - ich tötete bei Blickkontakt - aber die Sandsoldaten kämpften sich gemächlich durch den Hafen zur Stadt durch. Auch von uns mussten welche ihr Leben lassen.

 

Das geht so nicht weiter dachte ich mir und sagte: ,,Ich werde Azir finden und ihn außer Gefecht setzen" ,,Neru, halt! Bist du lebensmüde? Wie einfach stellst du dir das vor?" ,,Gar nicht. Wir haben bloß keine andere Wahl" Dann sprang ich schon weg und huschte wie ein Schatten zwischen den ganzen Kriegern hindurch. Er musste auf einem Schiff sein, von dem er den Kampf aus sicherer Entfernung steuern konnte.

 

Schon bald nahm ich seinen Geruch war. Er roch anders als ein normaler Mensch; er hatte was Magisches, aber auch was Totes an sich. Leider war diese Magie so mächtig, dass ich in Azirs Nähe nichts Anderes wahrnehmen konnte.

 

Das gesuchte Schiff lag ein Stück weit vor der Küste, sodass ich rüber schwimmen musste. Um nicht aufzufallen tauchte ich ab und kam erst wieder hoch, als ich das Holz des Bugs berühren konnte.

 

Fast komplett lautlos kletterte ich mit Hilfe meiner Krallen am Schiff hoch. Ich lukte vorsichtig aufs Deck hervor und sah Azir an der Reling stehen und mit seinem Zepter wedeln. Magische Energieströme zuckten rund um der Spitze des Zepters in der Luft und einige sprangen Richtung Festland zu den Soldaten.

 

Bis auf zwei Fußsoldaten, von denen nur einer neben Azir stand, war keiner am Deck zu sehen. Ich wusste, dass der Imperator niemals so achtlos sein würde; irgendwas war hier faul. Ich schaute mich nochmal um und lauschte, aber bis auf Azir und die Schritte der beiden Soldaten war nichts auffällig. Warum muss sein Geruch auch meine Nase betäuben?

 

Als ich zum Land schaute, sah ich am Strand zahllose Leichen, die von sich bewegenden Sanddünen überrollt wurden. Der Rest kämpfte überall in der Stadt verteilt. Akali und Kennen sind auch auf ein Schiff geschwommen. Sie waren gerade dabei es einzunehmen.

 

Ich beschloss noch ein wenig zu warten, um sicher zu gehen, dass hier niemand mehr war. Und als sich nach Minuten immer noch niemand zeigte, wollte ich zuschlagen. Jetzt oder nie! Ich zog mich hoch und versteckte mich hinter einer Kiste. Sobald Azir sich so drehte, dass er mich auch nicht aus dem Augenwinkel sehen konnte, kam ich hervor und setzte zum Sprung an.

 

Plötzlich ergriffen mich von hinten zwei kräftige Arme und hielten meine auf meinem Rücken fest. Weil er so nah war, konnte ich ihn endlich riechen. Talon! Ich schaute hinter mich in seine gelben Augen, die mich sofort durchbohrten. Er quetschte meine Rute zwischen seinen Beinen ein, sodass ich mich nicht befreien konnte. Sein Griff war eisern und bombenfest; es gab kein Entkommen. Ich zappelte und zog, versuchte alles, um frei zu kommen, aber er ging mühelos mit mir auf Azir zu.

 

Jemand in einem pechschwarzen Umhang - den Talon übrigens auch umhatte - dessen Kapuze das Gesicht verdeckte, gesellte sich zu uns und stellte sich ebenfalls hinter mich.

 

Azir sah mich nur aus dem Augenwinkel an, dann drehte er sich wieder um und sprach: ,,Legt diese Verräterin in Ketten. Vielleicht können wir noch ihre Schwester ködern." Gesagt, getan. Sofort wurden meine Arme und Beine mit dicken Stahlketten an den Mast gebunden.

 

Währenddessen konnte ich die andere Person als Kata identifizieren, aber sie beide schwiegen die ganze Zeit.

 

,,Neruuu, du hast dich für die falsche Seite entschieden", fing Azir irgendwann an. ,,Du weißt gar nichts über mich", schnauzte ich ihn an. ,,Oh doch, ich weiß sehr viel. Auch dass du mich auf der Stelle umbringst, sobald ich jemanden verletze, der dir was bedeutet. Selbst ich werde mich nicht wehren können. Ich würde vieles dafür geben, so einen Beschützer zu haben, denn dann wäre ich automatisch unsterblich", er machte eine Pause, ,,aber da du jetzt hier bist, sind deine Freunde gerade nicht unsterblich"

 

Ich knurrte und fauchte und versuchte mich loszureißen, sodass die Ketten rasselten, aber stattdessen wurde mir nur ein Dolch an die Kehle gehalten. Er plant sie alle umzubringen! Das kann ich nicht zulassen... Kata drängte mich zurück, bis ich mich schlaff hängen ließ und nur noch die Zähne fletschte.

 

,,Dieser Schmerz... eigentlich finde ich es selbst nicht in Ordnung, jemandem sowas anzutun, aber ich würde gerne das Monster sehen, das mir mal eines Nachts begegnet ist", meinte der Magier. Ich erinnerte mich wieder an jene Nacht, als ich wie ein wildes Tier durch die Straßen Shurimas gerannt bin. Als ich um eine Ecke bog, sah ich Azir, der mir mit offenen Armen entgegen kam - und das kurz nachdem ich jemanden umgebracht hatte. Ich knurrte und tobte und schrie, wollte ihn zerreißen, aber als er näher kam wurde ich immer ruhiger. Dabei hielt er sein Zepter erstmal hoch, aber dann führte er die Spitze Richtung Boden. Ich folgte der Bewegung und ging mit dem Körper runter zu Boden, ohne den Blick von der Waffe zu nehmen. Er stellte sich vor mir auf ein Knie und nahm mich in den Arm, als nur noch leises Grollen aus meiner Kehle kam. Ich wurde schlapp, ließ mich in seinen Armen fallen und verlor das Bewusstsein...

 

Das Adrenalin kam wieder in mir hoch, aber ich wusste, dass ich Ruhe bewahren musste. ,,Deine Atmung hat sich verändert. Bist du etwa aufgeregt? Hab ich deine Mordlust geweckt?" Er spielte nur mit mir, was mich nicht aus der Fassung bringen durfte. Aber ich verstand ihn nicht. Bisher kannte ich ihn nur als eine gütige, verständnisvolle Person, aber jetzt lernte ich eine neue Seite von ihm kennen; eine scheußliche.

 

Yi dachte ich besorgt. Ich hätte diesen Namen hundert Mal im Kopf durchgehen können, ohne dass er auch nur minimal für mich an Wert verlieren oder langweilig werden würde. Dabei war es ein so simpler, kurzer Name... und dennoch gab er mir so viel Kraft.

 

Azirs Stimme brachte mich aus den Gedanken: ,,Herr Du Couteau, bitte entsorge den Abfall, der Aufruhr auf meinen Schiffen verursacht" Der Assassine nickte stumm und sprang links von mir vom Schiff.

 

Kata setzte sich neben mich auf den Boden und spielte mit einem kleinen Messer. Ihre Körperhaltung strahlte Besorgnis aus, und das bestimmt nicht wegen ihrem Bruder. ,,Du willst es doch auch nicht mehr mitmachen", flüsterte ich zu ihr. Als Antwort rammte sie nur das Messer in den Boden, stand auf und stellte sich an die Reling. Sie blickte gen Südwesten, wo Noxus und Demacia lagen. Selbst wenn sie nichts gegen das Töten hatte, wollte sie insgeheim doch, dass alle Kriege aufhörten und die Staaten friedlich miteinander leben könnten.

 

Plötzlich sah ich jemanden auf einem Schiff neben uns an Deck kommen. Mit schweren Schritten und zwei Pistolen in den Händen machte er sich bereit an Land zu gehen. Diese roten Augen, schwarzen, geflochtenen Haare und die Statur wie die eines Schrankes würde ich überall wiedererkennen.

 

Das war ein früherer General Noxus', dem Azir sehr vertraute. Er hat im Institute of War viel Stress geschoben, weil er mich und Bastet noch aus Shurima kannte und uns nie leiden konnte. Er hatte die Persönlichkeit eines widerlichen Trunkenbolds und die einer Schlange. Sein Blick war ernst, aber als er mich in Ketten liegen, sah grinste er unverschämt.

 

,,Hey, Mistvieh! Ich weiß von deinem Freund. Was muss das für ein Idiot sein, wenn er sich auf etwas wie dich einlässt. Naja, auf jeden Fall gibt es gleich einen Idioten weniger", sagte er. ,,Wag es dich ihm nur ein Haar zu krümmen!", brüllte ich. ,,Und wer will mich davon abhalten? Ahja, und deine Schwester nehme ich auch gleich mit"

 

Ich versuchte mich mit aller Kraft loszureißen, aber wieder vergeblich.

 

Als ich mich wieder keuchend hängen ließ, lachte er und ließ sich gerade mit einem Boot abseilen. ,,Ich werde dich holen. Das verspreche ich dir...", sagte ich ruhig, aber bedrohlich. Er lachte nur noch mehr und verschwand aus meinem Blickfeld.

 

Ich kochte vor Wut, sodass meine Adern unter meiner Haut pochten. Meine Augen weiteten sich und mein Schwanz so wie meine Ohren zuckten. Niemand rührt sie an... Mit einem kräftigen Ruck war mein Arm befreit. Im nächsten Moment fiel auch die zweite Kette.

 

Als Kata sich gerade umdrehte, zertrümmerte ich auch schon die Ketten an meinen Beinen und setzte zum Sprung an. Sie wollte mich gerade erstechen, aber traf nur noch das Holz des Mastes. Ich war schon in der Luft und zielte mit meinen Pfoten auf Azirs Genick.

 

Kurz bevor ich ihn treffen würde, zuckte Azir mit seinem Zepter und ich sah, wie sich unter mir sechs Sandsoldaten bildeten, obwohl da nicht einmal Sand war. Eigentlich würde ich an ihnen vorbei springen, aber sie bewegten sich alle wie eine Einheit nach vorne und hauten mich mit ihren Schilden weg. Ich wurde sofort ohnmächtig...

Kapitel 34 - Die Rebellin

...Ich wachte auf und mein Kopf dröhnte. Nach einer Weile viel mir endlich auf, dass ich von jemandem auf der Schulter getragen wurde. Als ich die Person schlaftrunken betrachtete, vielen mir der Fuchsschwanz und die Fuchsohren auf dem Kopf auf, die die gleiche Farbe hatten, wie das rot-orangene, lange Haar.

 

Ich wollte sagen, dass er mich runterlassen soll, aber ich bekam kaum einen Ton raus, also klopfte ich immer noch geschwächt so gut es ging auf seinen Rücken.

 

Er drehte seinen Kopf zu mir und ließ mich sachte zu Boden gleiten. Dann hockte er sich vor mich und sah mich erwartungsvoll an. Ich konnte mich kaum aufrecht halten und kippte um, aber er fing mich auf. Mein ganzer Körper schmerzte. ,,Wo bin ich... und wer bist du?", fragte ich heiser. ,,Ich bin ein Späher der vastayanischen Rebellion. Ich sollte eigentlich Bericht über den Krieg erstatten, den die Menschen führen, aber dann habe ich dich gefunden und wollte dich zu unserem Lager bringen", erklärte er. ,,Wo hast du mich gefunden?" ,,Einige hundert Meter vom Geschehen entfernt. Du hast wahrscheinlich was vom Kampf abbekommen, oder?", er sah mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen besorgt an. Wie weit bin ich bitte geflogen?

 

,,Ja, ich habe auf der Seite Ionias gekämpft", antwortete ich nebenbei, ,,Aber was ist diese vastayanische Rebellion?" Er sah mich verblüfft an, aber erklärte dann: ,,Wir sind eine Vereinigung von Vastaya, die gegen die Menschen rebelliert, die unser Land zerstören. Der violette Rabe führt uns an" ,,Vastaya?", fragte ich noch mal nach. Jetzt dachte er wohl ich bin komplett dumm. ,,Wie kannst du nicht wissen wer Vastaya sind? Du bist doch selber eine von uns" Jetzt war ich die Verwirrte. ,,Ich habe noch nie davon gehört. Ich komme aus Shurima, ich bin keine Vastaya" ,,Vastaya gibt's auch in Shurima, aber normalerweise hausen dort andere Klans als deine" ,,Ich weiß nicht mal wovon du redest. Ich gehöre keinem Klan an" ,,So sieht es tatsächlich auch aus...", sagte er seufzend.

 

,,Aber komm erstmal mit, wir helfen dir wieder auf die Beine. Warum hast du dich eigentlich am Krieg der Menschen beteiligt, so ganz allein?", während er das sagte, half er mir hoch. Meine Beine zitterten, sodass er meinen Arm um seine Schultern legte. ,,Ich habe für mein Land gekämpft. Ich muss wieder zurück. Sie denken bestimmt ich bin tot oder so. Ich möchte ihnen keine Sorgen bereiten", sagte ich und sah in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich wollte nur noch, dass alles aufhört, und mit Yi sein.

 

,,Du bist aber Eine", meinte der Fuchs belustigt, ,,bringen wir dich erstmal zur Anführerin. Sie wird sich bestimmt freuen alles von einem Augenzeugen zu hören" ,,Aber ich muss meinen Freunden helfen!", ich zog in die andere Richtung, aber er ließ mich nicht gehen. ,,Du kannst in dem Zustand nicht mal dir selbst helfen, also komm jetzt mit." So liefen wir zum Lager einer Rebellionsarmee, die sich gegen die Menschen wendet. Ich war fertig.

 

Als wir im Lager ankamen, konnte ich schon normal laufen. Ich hatte halt eine gute Regeneration, sonst hätte ich wahrscheinlich nicht mal den Flug vom Schiff überstanden.

 

Alle deren Weg wir kreuzten schauten mich interessiert an. Dann hielten wir vor einem großen Zelt und der junge Mann machte die Plane einen Spalt weit auf, bevor er um Einlass bat. ,,Komm ruhig rein, Adurn", sagte eine Frauenstimme von innen. Jetzt viel mir auf, dass mein Begleiter Fuchspfoten anstatt Füße hatte, aber der Rest seiner Beine war normal.

 

Wir traten ein und sahen eine Frau mit Kapuzenumhang, aus dem lange Fuchsohren herausragten. Die Frau war etwas kleiner und hatte magentafarbene Haare. Ihr Umhang bestand aus einem violetten Stoff, der dann zu wunderschönen, ebenfalls violetten Federn überging. Sie hatte Vogelkrallen anstatt Füße und an ihrer Schulter prangte ein Schädel, der wie der eines Vogels aussah. An diesem Schädel waren drei gold-gelb-orangene Federn befestigt, sie im fahlen Licht schimmerten. Mit grellgelben Katzenaugen betrachtete sie mich von oben bis unten.

 

,,Wen hast du uns da mitgebracht? Erstatte Bericht", sagte sie an Adurn gerichtet. Er legte los: ,,Ich war wie befohlen auf dem Weg zum Ort des Geschehens und fand unterwegs diese Frau verletzt am Boden liegen. Also entschloss ich mich sie mitzunehmen. Leider habe ich nichts vom Krieg mitbekommen, außer Kanonenschüsse und Schreie, aber sie hier kann ihnen mehr berichten. Sie hat an der Seite der Menschen gekämpft", er deutete auf mich.

 

,,Nicht noch so Eine", murmelte sie skeptisch, aber fasste sich dann wieder, ,,Also ich bin Xayah und führe diese Rebellion hier an. Darf ich auch deinen Namen erfahren?" ,,Neru-Anne van Anubis" ,,Van Anubis sagst du? Den Namen kenne ich nicht. Wo kommst du her?" ,,Aus Shurima", warf Adurn ein. ,,Ihr hattet also schon Zeit euch zu unterhalten. Leider kenne ich die Leute aus Shurima nicht. Welchem Klan gehörst du an?" ,,Gar keinem. Ich bin in Shurima geboren und aufgewachsen. Ich habe nie was von irgendwelchen Klans mitbekommen", antwortete ich. ,,Also bist du bei Menschen aufgewachsen?", sie hob eine Braue. ,,Genau" Leichter Ekel war in ihrem Gesicht zu sehen.

 

,,Dann erzähl mir alles über den Krieg, was du weißt, und du kannst gehen." ,,Shurima hat Ionia den Krieg erklärt, weil sie hinter der magischen Quelle her sind..." Xayah wurde hellhörig ,,und sind heute Morgen in Ionia eingefallen. Sie haben sich sogar mit dem Noxus verbündet, aber sie haben keine Chance zu siegen. Ich kämpfe nämlich auf Ionias Seite und habe versprochen, dass wir sie fertig machen", sagte ich stolz.

 

,,Kamst du nicht aus Shurima?", fragte Adurn. ,,Ja, aber ich bin umgezogen. Und ich will nicht unter Azirs Kommando kämpfen, weil er von den Göttern verführt wurde. Sie haben ihm nämlich von der magischen Quelle erzählt und haben ihn gegen Ionia aufgehetzt. So ein Unterfangen will ich nicht unterstützen"

 

,,Und weißt du wo diese Quelle ist?", fragte Xayah. Sie hatte was vor, das hörte ich in ihrer Stimme. ,,Ja, aber ich werde es euch nicht verraten", sagte ich stur. ,,Wäre aber besser. Wir sind nämlich auch auf der Suche nach dieser Quelle, weil wir sie freisetzen wollen. Das Volk der Menschen entzieht unserem Land seit Generationen die Magie. Unser Volk kann aber nicht ohne Magie existieren, also haben wir ein Abkommen mit den Menschen vereinbart. Leider haben sie uns immer wieder verraten und drängen uns immer weiter zurück. Unser Ziel ist es das alte, magische Ionia mit all seinen Wundern und Wesen zurückzuholen. Auch du würdest davon nur profitieren, denn in dir steckt nicht weniger Magie, als in jedem von uns" So ist das also...

 

,,Es tut mir wirklich leid, aber ich kann es euch trotzdem nicht sagen, egal wie ehrenhaft eure Absichten sind. Ihr habt eure Pflichten zu erfüllen und ich meine. Ich muss euch wohl enttäuschen", sagte ich ernst. ,,Ich kann es verstehen", sagte sie mit gesengtem Kopf, aber sie hob ihn sofort wieder, ,,deine Absichten sind sicherlich auch ehrenhaft. Die Menschen hätten einen Krieger wie dich nicht verdient. Ich glaube, es wäre Zeitverschwendung zu versuchen dich auf unsere Seite zu ziehen. Irgendwas, was dir sehr wichtig ist, hält dich an diesen Geschöpfen, das sehe ich in deinen Augen, wie du mich jetzt ansiehst und wie du über unsere Pflichten gesprochen hast. Ich muss den Grund nicht erfahren, weil es etwas Persönliches zu sein scheint, aber ich wünsche dir viel Glück im Kampf. Ich hoffe ihr siegt, denn dieses Land ist schon verdorben genug, als das es Shurima noch verkraften könnte. Adurn, sorg dafür, dass sie gestärkt in den Kampf zurückkehrt", winkte sie uns ab. ,,Jawohl, Herrin", sagte der Fuchs und verbeugte sich, dann verließen wir das Zelt.

 

Er führte mich durchs Lager und ich sah viele verschiedene Arten von Vastaya, auch Katzen wie Bastet - aber nicht einen einzigen Wolf. Trotzdem glaubte ich langsam, dass das das Volk sein musste, zu dem ich und meine Schwester gehörten, da wir zweifellos keine Menschen waren. Ich sollte davon wenn alles vorbei ist auf jeden Fall berichten. Das könnte Aufschluss über unsere wahre Herkunft geben.

 

Aber ist es bei den Vastaya normal, wenn zwei verschiedene Arten von den gleichen Eltern kamen? Ich bezweifelte es, da das zu absurd wäre. Wie wurden ich und Bastet nur so unterschiedlich? Ich wusste es bis heute nicht.

 

Ich sah zu Adurn und mir viel auf, dass er deutlich größer war, als ein gewöhnlicher Mann. Er war sogar größer als Yasuo, der schon sehr groß war. Trotz normaler Beine war er ungefähr so groß wie ich, was ungewöhnlich für mich war, da kaum einer mit mir auf Augenhöhe war.

 

Als ich mich umschaute, verglich ich ihn mit den anderen männlichen Vastaya und er gehörte tatsächlich zur größeren Hälfte. Die anderen waren normal groß, ungefähr wie Yi, oder sogar kleiner. Aber das hing natürlich auch von der Rasse ab. Die Vogelartigen zum Beispiel waren meist eher kleiner, außer sie waren Greifvögel. Die Hund- oder Katzenartigen dagegen waren größer, und die Nagetiere wiederum kleiner. Viel mehr Arten sah ich weiter auch nicht...

Kapitel 35 - Der Tänzer

...Wir blieben auf einer Lichtung stehen, auf der mehrere Lagerfeuer waren, um die sich viele Vastaya gesetzt hatten und sich unterhielten oder aßen. ,,Setz dich ruhig, ich hol dir was zu essen", sagte Adurn. ,,Dankeschön", antwortete ich und er rannte los.

 

Ich setzte mich an ein Feuer, wo nicht so viele Leute waren und wurde von allen interessiert angeschaut, aber keiner sprach mich an.

 

Im nächsten Moment huschte irgendwas zwischen den Zelten hin und her, bis es plötzlich in meine Richtung rannte und vor mir stehen blieb.

 

Es war ein großer, vogelartiger Vastaya mit gold-gelb-orangenen Pfaufedern am Umhang. Die sehen aus wie die an Xayahs Schulter fiel mir auf. Er trug eine pastellgrüne, weite Hose, um die er einen roten Gürtel mit zwei Totenschädel dran hatte, und hatte wie alle anderen auch Vogelbeine. Oben trug er nichts außer den Umhang und hinter ihm viel ein roter Schwanz aus drei langen Federn zu Boden. An seinem Umhang war wie bei Xayah ein Vogelschädel befestigt, und an diesem waren viele violette und pinke Rabenfedern.

 

Er hob seinen Umhang mit der rechten Hand, verbeugte sich leicht und machte einen Knicks. ,,Darf ich mich vorstellen? Rakan, der Publikumsliebling", (Rito, ich hasse euch für diese - auch noch falsche - Übersetzung) sagte er und schaute zu mir rüber. ,,Freut mich", sagte ich, ,,Ich bin Neru, das Alphatier" ,,Oh, ein Champion. Das hat mir Xayah aber nicht gesagt", meinte er und setzte sich zu mir. Alle lauschten. ,,Vielleicht wusste sie es ja nicht", meinte ich. ,,Dann hättest du es ruhig sagen können. Das ist eine wichtige Information. Also sie hat mir erzählt, dass du mit den Menschen gekämpft hast. Was treibt dich dazu an?" ,,Warte, anscheinend fragst du das für sie. Sie meinte, sie wollte es nicht wissen. Also was wollt ihr von mir?", entgegnete ich. ,,Ich frage nicht für sie, sondern aus eigenem Interesse. Sie hat mir alles erzählt was sie weiß und hat sich wieder an die Arbeit gesetzt. Ich habe nur gerade nichts zu tun und wollte dich kennen lernen", erklärte er, ,,aber ich wusste nicht, dass das für dich so ein heikles Thema ist. Ich möchte mich entschuldigen" ,,Nein, alles gut, ist es nicht. Meine Beweggründe sind - würde ich sagen - ziemlich simpel. Ich möchte mein Land und meine Freunde und Familie um jeden Preis beschützen. Ich glaube, das will doch jeder", antwortete ich, aber meine Gedanken waren wieder ganz woanders.

 

,,Ja, das ist auch unser aller Ansporn", sagte Rakan, ,,aber wenn ich ehrlich sein muss, dann habe ich nur einen Grund warum ich hier bin", auch er schien woanders zu sein. ,,Dürfte ich diesen Grund erfahren?", fragte ich; er hatte aus einem mir unerklärlichen Grund mein Interesse geweckt. ,,Ja, aber dann lass kurz Abstand von den allen hier nehmen", er deutete mit seinen Augen auf die Zuschauer. Ich kicherte und wir standen auf.

 

Kaum außer Hörweite blieb er schon stehen und schaute mir in die Augen. Ich blieb auch stehen und sperrte die Lauscher auf. ,,Die Wahrheit ist: Ich bin tatsächlich nur wegen Xayah hier. Sie meinte schon oft, dass ich das nicht mitmachen muss, wenn es nur wegen ihr ist, aber ich habe immer gesagt ich wolle auch was für mein Land tun. In Wirklichkeit ist es nur wegen ihr", er lächelte leicht. Ich fand das echt süß. Wir hatten das gleiche Problem...

 

,,Und warum erzählst du es ausgerechnet mir?", wollte ich wissen. ,,Weil ich den Grund in deinen Augen sehe. Du hattest gerade den gleichen Gesichtsausdruck wie ich, wenn ich über meine Beweggründe nachdenke. Habe ich Recht? Außerdem gehst du bald wieder zurück und wirst ja wohl nicht erstmal zu Xayah rennen und es petzen." Wir lachten, aber dann wurde ich wieder ernst: ,,Du hast wirklich Recht. Ich glaube, ich habe auch nur einen Grund. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich sonst nicht für mein Land einstehen würde, außerdem liebe ich das Kämpfen. Aber es ist nur wegen einer Person", ich erinnerte mich an seine grünen Augen, die sagen ,Du bist in Sicherheit' und musste Schmunzeln.

 

,,Es ist ein Mensch, oder?", fragte Rakan. Ich nickte. ,,Er muss aber echt was Besonderes sein, wenn er das Herz einer Vastaya gewinnen konnte", meinte er lächelnd. Ich lächelte auch: ,,Ja, das ist er." Verlegen strich ich eine Haarsträhne hinter die Ohren.

 

Adurn kam mit einem Teller Geschnetzeltem angerannt. ,,Hier bitte. Kaninchen, meine Lieblingsspeise. Ich hoffe, du magst es auch" ,,Ja, ich liebe Kaninchen. Vielen, lieben Dank", sagte ich und nahm den Teller an. ,,Stets zu Diensten", meinte er und verbeugte sich. Ich kicherte und fing an zu essen, denn ich hatte wirklich großen Hunger.

 

,,Ich wollte noch sagen, es tut einfach gut, wenn einen jemand versteht", sagte Rakan, ,,Guten Appetit. Ich geh jetzt mal bisschen Xayah aufziehen. Sie vermisst mich sicher schon" Wir mussten alle lachen, dann verschwand er wieder zwischen den Zelten.

 

,,Schmeckt es?", fragte Adurn. Ich nickte zufrieden. ,,Das freut mich. Was bedeutet dein Name eigentlich, wenn ich wissen darf? Sowas interessiert mich irgendwie", fragte er und wackelte mit den Öhrchen. ,,Also mein Name ist aus zwei zusammengesetzt. Neru heißt soweit ich weiß stark und ist von Wasser abgeleitet, aber ich weiß nicht aus welcher Sprache es kommt, und Anne bedeutet Anmut, Liebreiz und Gnade, dabei finde ich passt das gar nicht zu mir", antwortete ich. ,,Also ich finde dich schon liebreizend" ,,Dankeschön", ich wurde verlegen.

 

,,Mein Name ist auch von Wasser abgeleitet", sagte er grinsend. ,,Aus welcher Sprache denn?", wollte ich wissen. ,,Das weiß ich leider auch nicht" ,,Und weißt du was Rakan bedeutet?", fragte ich. ,,Ich glaube soviel wie Freundschaft. Aber das steht auch für leidenschaftliche Idealisten, die sich geliebt fühlen wollen. Deshalb ist für ihn die ganze Welt wie seine eigene Bühne und er hat tatsächlich viele Fans. Aber Xayah hat jetzt für ihn oberste Priorität. Sie hat in ihm eine neue Seite geöffnet", antwortete er mit einem Lächeln. ,,Passt zu ihm", sagte ich, als ich gerade fertig gegessen hatte.

 

,,Ahja, Xayah macht vielleicht nicht den besten ersten Eindruck, sie war einfach etwas gestresst, aber eigentlich ist sie echt nett. Sie braucht nur etwas Zeit um mit jemandem warm zu werden. Rakan ist - wie du vielleicht bemerkt hast - nicht so", meinte er nebenbei. ,,Schon gut, sie kam mir auch nicht unsympathisch vor", lächelte ich.

 

,,Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, dass ihr euch um mich gekümmert habt, aber ich muss jetzt wirklich schnell los. Man kann auf meine Hilfe nicht verzichten", sagte ich und gab den Teller ab. ,,Natürlich. Du musst Richtung Süden. Viel Erfolg" ,,Dankeschön", sagte ich und wollte losrennen.

 

,,Vergiss nicht: Du bist bei den Vastaya immer willkommen", sagte er noch. ,,Vielen Dank. Das weiß ich sehr zu schätzen. Auf Wiedersehen", dann setzte ich zum Sprung an und ließ das Lager schnell hinter mir.

 

Ich hoffte, dass während meiner Abwesenheit niemandem was passiert war. (*hust* niemandem *hust* Yi *hust*) Die Bäume rauschten nur so an mir vorbei, während ich wie der Wind rannte...

 

Rakan PoV

 

...Ich kam bei Xayahs und meinem Zelt an und trat ohne Vorwarnung ein. ,,Rakan, erschreck mich nicht", sagte sie ohne von ihren Unterlagen aufzusehen.

 

,,Ich habe ihre Beweggründe erfahren", sagte ich als hätte ich etwas Bedeutendes geschafft, während ich zu ihr rüber lief. ,,Du Chameur", sagte sie lächelnd, aber würdigte mich immer noch keines Blickes. ,,Darf man auch erfahren was sie nun waren?", fragte sie mich. Sie schaut mich immer noch nicht an!? Ich stellte mich hinter sie und sagte: ,,Standard-Zeugs, aber vor allem...", ich legte einen Arm um ihre Taille und flüsterte ihr ins Ohr: ,,die Liebe" ,,Ach so ist das", sagte Xayah mit einem schiefen Lächeln und drehte ihren Kopf etwas zu mir.

 

,,Und nun zu dir", flüsterte ich ihr wieder ins Ohr. ,,Och, Rakan. Ich muss arbeiten. Das ist gerade ungünstig" ,,Wenn's nach dir geht, ist es es immer ungünstig", beschwerte ich mich. Dann drehte sie sich in meinem Arm und sagte: ,,Du bist unglaublich" Sie nahm mein Gesicht und wir küssten uns...

Kapitel 36 - Just in time

Yi PoV

 

...Ich sah wie Neru davon rannte und wollte ihr hinterher, aber wurde von der Seite attackiert. Ich parierte den Schlag und als ich mich wieder nach ihr um sah, war sie auf und davon. Bitte sei vorsichtig hoffte ich.

 

Aber jetzt musste ich mich auf meine Feinde konzentrieren. Die fehlende Rückendeckung machte sich sofort bemerkbar, da ich nun auch von hinten attackiert wurde. Mit einem Alpha Strike konnte ich den Angriffen entgehen und sie alle niederstrecken, aber es wurden immer mehr.

 

Zusätzlich rückten noch die Sandsoldaten auf, die wie Zombies immer wieder aufstanden.

 

Zwischendurch suchten meine Augen die Schiffe immer nach Neru oder Azir ab, aber lange Zeit fanden sie nichts.

 

Als ich mich wieder aufs Kampfgeschehen konzentrierte, musste ich einer Kugel ausweichen, die auf mein Gesicht zugeflogen kam. Ein Sniper stand auf einem Hausdach und regte sich über den Fehlschuss auf, während er nachlud. Wahrscheinlich sollte er die gefährlichen Ziele ausschalten.

 

Binnen Sekunden war ich bei ihm auf dem Dach und trennte mit einem präzisen Hieb seinen Kopf von seinen Schultern. Ich hasste es, aber ich durfte keine Gnade walten lassen. Nun mal wollte er gerade das Gleiche mit mir tun.

 

Sofort sprang ich wieder runter und bahnte mir einen Weg durch die feindlichen Linien. Die Klingen der Shurimer waren so schlecht, dass sie nach ein paar meiner Hiebe schon brachen.

 

Aber dann traf ich auf den ersten Sandsoldaten, dessen Speer nur knapp mein Gesicht verfehlte. Ich verarbeitete ihn sofort zu Kleinholz, sodass nur noch Sand auf dem Boden lag, doch nur eine Sekunde später wirbelte dieser Sand auf und der gleiche Körper bildete sich vor mir.

 

Mir wurde klar, dass es keinen Sinn machte ihn immer wieder zu bekämpfen, bis ich vor Erschöpfung umfiel, also machte ich mich auf die Suche nach lebenden Zielen.

 

Die ganze nächste Zeit verbrachte ich damit die Front aus Fleisch und Blut niederzumähen. Nur im Augenwinkel bemerkte ich wie irgendwas von einem Schiff in den Wald flog. Eine KanonenkugelIch schaute zu dem Schiff, von welchem aus das Geschoss geflogen war, und entdeckte darauf Azir. Neru! wurde mir bewusst und ich stieß alle Gegner von mir weg, nur um sofort in den Wald zu rennen.

 

Ich rannte in die Richtung, in die sie geflogen war, während meine Augen überall nach ihr suchten. Ich hoffte für alles auf der Welt, dass es ihr gut ging. Denn ich wusste nicht, was ich mit diesem Gockel und seinem gesamten Volk gemacht hätte, wenn ihr etwas zugestoßen wäre.

 

Ich rannte und rannte einfach weiter in den Wald hinein, bis ich einen Baum fand, dessen Äste brutal abgerissen und geknickt worden waren. Der Busch da drunter hatte eine tiefe Kule und etliche weitere Schäden. Sie ist hier auf jeden Fall gelandet, da war ich mir sicher, aber sie war weg. Ich dachte, sie wäre einfach aufgestanden und wieder zum Kampf gegangen, weil ich ihr sowas jeder Zeit zutraute, und machte mich ebenfalls auf den Rückweg.

 

Unterwegs fiel mir erst auf, wie weit sie tatsächlich geflogen war. Was ist nur auf dem Schiff vorgefallen? Da sie es nicht geschafft hatte Azir auszuschalten, lag es nun an mir.

 

Doch als ich zurückkam war die Hafenstadt so gut wie eingenommen. Erst jetzt sah man die ersten noxischen Leute durch die Gassen huschen. Es waren zweifellos alles Assassinen.

 

Dann kamen Akali und Kennen auf mich zu gerannt. ,,Komm mit", sagte sie und zog mich am Arm mit.

 

Wir schlichen uns an Allem vorbei zu den Schiffen. ,,Talon müsste jetzt weg sein. Das heißt niemand beschützt Azir außer maximal Katarina", sagte die Schwarzhaarige. Och  Ich schluckte schwer, da ich wusste was sie von mir verlangte. ,,Bist du dabei?", fragte sie und hielt mir die Hand hin, während Kennen ernst dreinschaute. ,,Ja", sagte ich seufzend und akzeptierte den Händedruck. Wir mussten es tun, oder es würden weitere Krieger fallen...

 

,,Shen, Yasuo und Bastet halten uns gerade Talon und die anderen Noxier vom Leib", erklärte Akali, während wir zum Schiff rüber schwammen; Kennen saß auf ihren Schultern.

 

Wir kletterten rauf und versteckten uns hinter Kisten. Als wir niemanden außer Azir sahen - auch wenn wir wussten, dass Katarina da war - tauchte Akali in ihrem Nebel ab und nahm Kennen mit sich.

 

Ich zückte kampfbereit mein Schwert, als sie mit ihren Kamas voraus auf Azir sprang. Doch sofort wurden sie von etwas abgefangen und umgehauen. Eigentlich müsste ich ihnen helfen, aber das war die Gelegenheit es jetzt zu beenden.

 

Ich stürmte auf Azir zu, der den anderen desinteressiert zusah, und wollte ihm das kalte Metall ins Herz rammen. Aber Katarina befreite sich aus dem Knäuel, das sie verursacht hatte, und sprang vor Azir. Mit gekreuzten Klingen blockte sie meine, sodass die Funken sprühten. Wir beide bissen die Zähne zusammen und stießen uns gegenseitig weg.

 

Jetzt standen wir uns gegenüber und sahen uns an; gespannt darauf, was der jeweils andere als nächstes machen würde.

 

,,Der werte Du Couteau hat gute Arbeit geleistet, als er dich und deinen Bruder erzog und trainierte. Nur schade, dass es nicht auch für deine Schwester gilt", sprach Azir wie die Ruhe selbst und lenkte weiterhin seine Armee.

 

Hinter ihm tauchte Talon auf und stellte sich schützend vor Kata. Sie schob ihn bei Seite und sagte: ,,Er gehört mir" Der Assassine nickte stumm und blockte Kennens Shuriken, bevor er sich komplett ihm und Akali zuwandte.

 

,,Ist es wieder so weit?", sagte ich. ,,Sieht so aus, Yi. Ich hoffe diesmal wird uns keiner stören, und wir können endlich herausfinden wer der Stärkere ist", antwortete der Rotschopf und pustete den Pony aus dem Gesicht. Sie drehte ein Schwert in der Hand und nickte mir herausfordernd zu.

 

Ich lief auf sie zu und verstärkte mein Schwert mit Wuju-Magie. Ich wusste, dass es entweder ein ganz kurzer oder ein sehr langer Kampf werden würde. Aber ich spekulierte auf Letzteres, sodass ich mir meinen Highlander aufsparen wollte. Ihn direkt am Anfang einzusetzen würde nichts bringen, da ich sie eh nicht erwischen würde. Sie war flink wie eine Katze. Ich musste auf Ausdauer setzen.

 

Sie warf einen Dolch nach mir, während sie mit der anderen Hand einen fallen ließ. Ich wich aus, aber als ich bei ihr ankam, sprang sie hinter mich und streifte gerade so meine Rüstung, als sie sich mit den Schwertern ausgestreckt drehte.

 

Bevor ich mich überhaupt richtig umdrehen konnte, sprang sie wieder zurück und versuchte mich wieder zu treffen. Diesmal war ich vorbereitet und setzte zum Gegenangriff an, nachdem ich ihren Klingen ausgewichen war. Mit dem Alpha Strike fügte ich ihr tiefe Wunden zu, aber als ich aus ihm rauskam, wirbelte sie mir mit dem Todeslotus ihre Dolche und Messer um die Ohren. Durch Meditation konnte ich mich ein wenig gegen heilen und den Schmerz lindern, aber sie hatte mich trotzdem gut erwischt. Es war ein tödlicher Tanz der Klingen, während Blitze im Hintergrund zuckten.

 

Mit einem Grinsen sprang sie mir auf die Schultern und wollte mir gerade in den Nacken stechen, als ich sie an den Beinen packte und zu Boden warf. Ihr Gesicht war schmerzerfüllt, als ihr Rücken mit voller Wucht aufs Holz traf, aber sie gab keinen Laut von sich.

 

Jetzt wollte ich ihr meine Klinge in den Bauch rammen, aber sie sprang sofort wieder auf und brachte sich in sichere Entfernung, sodass das Metall nur auf Holz traf. Kann die nicht ein Mal stehen bleiben!?

 

,,Warum lassen wir nicht das ganze Rumgehüpfe und tragen es in einem fairen Schwertkampf aus. Sieh es so: Du hast sogar zwei", schlug ich vor, aber sie lachte nur. ,,Meinst du nicht es wäre unfair als jemand, der sich komplett auf Wendigkeit und Schnelligkeit beim Bewegen und Töten spezialisiert hat, gegen jemanden in einem Schwertkampf anzutreten, der sich sein Leben lang darauf fokussiert hat? Ich schlage dir ja auch nicht vor Messer werfen zu spielen", entgegnete sie, ,,Lass uns einfach bei unseren Methoden bleiben. So können wir doch erst das volle Potential des Gegners ausschöpfen" Sie hatte Recht, auch wenn es mir nicht gefiel, dass es so rüberkam, als würde sie den Kampf nur wie ein reines Kräftemässen sehen.

 

Sie wollte mich gerade wieder mit einem Dolch abwerfen, aber irgendetwas Kaltes sprang an Deck, sodass wir fröstelten. Wir drehten uns um und sahen Syndra, neben der einer von Zeds Schatten stand. Azir blockte gerade einen Angriff des Originals ab.

 

,,Verschwindet, wenn ihr nichts abkriegen wollt", rief er mir zu. Als Syndra anfing ihr Mana zu bündeln, wurde mir klar, dass sie es ernst meinten. Sie würden alles in Schutt und Asche legen.

 

,,Wir müssen es wieder verschieben, Wuju-Meister", sagte Katarina beiläufig, als sie und Talon Azir zur Hilfe eilte.

 

Akali und Kennen kannten Zed gut genug, um zu verstehen wann genug war, und sprangen vom Schiff. Ich folgte ihnen, aber Kata rief mir noch hinter her: ,,Yi, sag Neru, dass ich es beenden werde" Sie blockte Zeds Klingen mit ihren und sah ihn entschlossen an. Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, aber es würde mit Sicherheit noch wichtig werden. Dann sprang ich ins Wasser.

 

Wir waren gerade am Ufer angekommen, als eine violette Schockwelle übers Deck flog und Trümmer vom Schiff von Bord warf. Der Mast wurde sauber durchgeschnitten. Dann drehten wir uns um und eilten den anderen zu Hilfe. Das war kein Krieg, das war Chaos.

 

Die feindlichen Truppen hatten unsere mittlerweile bis in den Wald zurück gedrängt.

 

Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt schon längst erreicht.

 

Ich schloss mich Yasuo und Bastet an, die auch nicht ganz unversehrt waren. Diese Sandsoldaten kämpften und bewegten sich einfach anders als Menschen, worauf wir alle uns erstmal einstellen mussten.

 

,,Wie viele Leben hast du noch?", fragte Yasuo Bastet, nachdem er wieder von einem Speer verwundet wurde. ,,Vier", antwortete sie und beschwor drei große Katzen herbei, die aus der Erde empor stiegen. ,,Kommt meine Kleinen, lasst mich nicht im Stich", sagte sie zu ihnen, bevor sie sich alle drei auf ein Ziel stürzten. ,,Brauchst du etwa wieder was?", ging sie wieder auf Yasuos Frage ein. ,,Nein, so dringend ist es nicht", antwortete er. ,,Du weißt, ich würde dir jederzeit auch mein letztes geben" ,,Ich weiß"

 

Als ich die beiden hörte, erinnerte ich mich wieder an Neru und sehnte sie herbei. Wenn ich schon kämpfen musste, dann mit ihr Rücken an Rücken. Ich wusste seit dem Vorfall auf dem Schiff nicht wo sie war. Und seitdem waren Stunden vergangenen...

 

Plötzlich waren Schüsse zu hören, während ich mit zwei Soldaten gleichzeitig beschäftigt war. Ich drehte mich ruckartig um, weil die Schüsse von hinten kamen.

 

Und da stand sie... mit dem Rücken zu mir. Sie hielt ihre Rute aufrecht wie einen Schild vor sich. Vor ihr fielen Kugeln zu Boden und paar Meter weiter auf einem Hügel hielt ein Noxier zwei Pistolen auf sie gerichtet. Jetzt begriff ich...

 

Vor meinem inneren Auge leuchtete ein türkis-grünes Licht auf und verblasste sofort, als wieder Schüsse zu hören waren. Der Offizier grinste breit und schoss die ganze Zeit auf Neru, aber sie rührte sich nicht. Jetzt lief er auf sie zu, aber ließ den linken Arm entspannt hängen, und als die Kugeln weiterhin einfach abprallten, verschwand das Grinsen. Etwas wie Schock zeigte sich kurz in seinem Gesicht, aber dann Wut und er böllerte nur noch schneller auf sie ein, doch blieb irgendwann stehen - ohne mit dem Schießen aufzuhören.

 

Jetzt machte sie einen Schritt auf ihn zu. Eine dunkle, violet-schwarze Aura, wie die von Syndra, umhüllte ihren Schwanz und strömte aus ihren Augen.

 

Alle Blicke lagen auf ihr. Der Kampf nahm eine Pause, als würde die Zeit stillstehen, und nur sie und der Schütze konnten sich bewegen. Desto länger ich zu sah, desto mehr verlor ich die Fassung.

 

Schritt für Schritt ging sie auf ihn zu, während er langsam verzweifelte. ,,Jetzt bin ich diejenige, die auf dich zu läuft", sagte sie mit einer eiskalten und gleichgültigen Stimme, die ich von ihr nicht kannte. Sie kam mir gar nicht vor, als wäre sie wirklich meine Neru. Das war eine Art Geist, den ich nicht beschreiben konnte...

 

Nun stand sie direkt vor ihm und er ließ die Pistolen fallen. Sie fuhr mit der linken Hand hoch zu seinem Kopf und berührte seine Stirn in Dreiecksform mit drei Fingern. Seine roten Augen platzten fast vor Panik und mir blieb der Atem weg.

 

,,Ewige Stille", sagte sie gleichgültig und irgendwas unfassbar schnelles blitzte an seinem Hals auf. Sie gab ihm einen leichten Stupser mit den Fingern und der Kopf fiel sauber abgetrennt zu Boden, bevor einige Momente später ihm auch der Körper folgte. Blut zeichnete sich an ihrer Rute ab. Ein komisches hellblaues Licht flog aus seinem Körper auf sie zu und verschwand in ihrer Brust.

 

Sie ließ ihre Hand langsam sinken und betrachtete den Leichnam ausdruckslos. Jetzt hatte ich eine Beschreibung: Nicht Geist, sondern Monster.

 

Die Aura verschwand und sie drehte sich zu mir. Langsam kam ein Funkeln in ihre Augen und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie kam langsam auf mich zu, während ihre Freude immer weiter wuchs. ,,Yi! Geht es dir gut? Bist du stolz auf mich? Ich habe die Gefahr beseitigt. Du bist jetzt in Sicherheit", sagte sie und blieb vor mir stehen, während sie auf eine Reaktion wartete.

 

Ich kam nicht darauf klar was ich da gerade gesehen hatte. Das war keine Tötung, kein Mord; das war eine Hinrichtung auf unmenschlicher Ebene. Ich war kreidebleich.

 

Total überfordert sah ich sie an. ,,Du hast die Gefahr beseitigt, sagst du. Ich bin jetzt in Sicherheit, sagst du", diese Frau penetrierte mein Gehirn, ,,bin ich das denn wirklich?"

 

Ihr kindliches Lächeln verschwand und Sorge zeigte sich in ihren Augen. Mit zitternder Hand wollte sie mich greifen, aber ich wich einen Schritt zurück.

 

,,Yi, was ist los?", zwang sie sich ein Lächeln auf. Als ich nicht antwortete, ließ sie auch dieses wieder fallen. ,,Habe ich etwas falsch gemacht? Sag es mir nur und ich werde mein Bestes geben, um es wieder gut zu machen", sie zitterte.

 

War sie ein Engel oder ein Teufel, ein Segen oder ein Fluch? Sie hatte gerade ihr Leben riskiert um meines zu retten, aber der Preis, den der Angreifer zahlen musste, war krank. Wer würde schon auf so eine Weise sterben wollen? Und wer würde schon auf so eine Weise töten? Sie tat es. Sie Sie, die ich liebte. War es möglich sowas zu lieben? Scheint so. War es in Ordnung sowas zu lieben? Ich war mir nicht sicher.

 

Sie sah mich aus tief-traurigen Augen an. ,,Was genau bist du?", bewegte sich mein Mund von alleine. Ihre Hand, die sie die ganze Zeit mir entgegen gestreckt hatte, sank. ,,Ich weiß es nicht, bitte, sag du's mir", sagte sie mit bröckeliger Stimme. Ich war hin und her gerissen.

 

,,Wenn dich etwas an mir stört, dann musst du nur ein Wort sagen, und du siehst mich nie wieder", sagte sie wieder mit diesem Lächeln. Dieses Lächeln, dass die Tränen und Hysterie zurückhalten sollte.

 

Mit zarten Fingern griff sie nach meinem Schwert und richtete die Klinge auf sich. ,,Nur ein Wort", wiederholte sie weiterhin lächelnd. Ich war schockiert. ,,Ich habe es verstanden", meinte sie, ,,ich wusste schon immer, dass in dieser Welt kein Platz für jemanden wie mich ist. Aber in Ionia fand ich neue Hoffnung. Und jetzt habe ich mir selbst alles wieder kaputt gemacht, nur weil ich das tat, was ich in dem Moment für richtig hielt. Aber es war falsch. Es hätte gereicht, dass ich die Kugeln gestoppt hätte, aber mein Blutdurst ist unstillbar und hat mich übermannt. Ich werde irgendwann noch Einen von euch verletzen, das spüre ich. Also bitte, sag es", sie senkte ihren Kopf und schloss die Augen, aber das Lächeln verschwand nicht. Sie sah so wunderschön aus, aber auch so zerbrechlich wie noch nie. Ich erinnerte mich an Illaois Prophezeiung.

 

,,Ich liebe dich", sagte ich. Sie riss ihren Kopf hoch und schaute mich geschockt an. ,,Sag es bitte nicht mehr, du willst es doch nicht. Du willst mich nicht lieben; niemand will das. Ich weiß, dass ich ein Monster bin. Ich bringe nur Unglück. Ohne mich wäre das alles hier nie passiert und du hättest nicht so viel Schmerz erlitten", sie hielt sich die Schwertspitze an den Hals, ,,du weißt, dass das die Wahrheit ist"

 

,,Und die Wahrheit ist, dass ich dich trotzdem liebe" ,,Yi, halt mich nicht für blöd. Vor ein paar Augenblicken hattest du noch Angst vor mir. Warum verwirrst du mich nur so?"

 

Ich sah in ihre Augen und entdeckte Leid. Ob es das ihre oder das ihrer Opfer - oder sogar beides - war, konnte ich nicht sagen. Ich spürte wie ihr Geist um Hilfe schrie; nach Halt suchte. Verstand und Instinkte schrien Renn, aber mein Herz flüsterte Rette sie. Was wäre richtig gewesen? Jetzt wusste ich es.

 

Ich ließ mein Schwert zu Boden fallen und drückte sie an mich. Sie erstarrte. ,,Ich war der Verwirrte. Auch wenn du Unglück bringst, bist du doch mein einziges Glück. Ich war blind. Ich habe gerade einen eiskalten Killer vor mir gesehen, obwohl da eigentlich nur du warst. Es ist halt einfach eine andere Seite von dir, die ab und zu mal zum Vorschein kommt. Ich werde mein Bestes geben, um dir zu helfen, diese Seiten zu kontrollieren. Du bist bis jetzt nicht mit dir selbst klar gekommen, aber ich komme mit dir klar. Und wenn ich das Töten hasse, und du es aber liebst, dann sei es halt so. Das ändert nichts daran, dass wir uns lieben. Mein Gott, du hast mir gerade den Arsch gerettet, wollte ich nur noch mal erwähnen, und das auch noch auf die spektakulärste Art und Weise, die ich kenne. Wer außer du und Wu würde das schon für mich machen? Ich liebe dich, auch deine kranke Seite. Und wehe du richtest noch eine Waffe auf dich selbst, sonst sperre ich dich in einem leeren Raum ein. Was soll ich denn nur ohne dich machen?"

 

,,Yi", sie zitterte, ,,warum bist du nur so? Du bist zu lieb zu mir. Du weißt nicht, wie viel mir diese Worte bedeuten. Ich kann mich doch nie dafür revanchieren" ,,Das hast du schon", sagte ich.

 

Plötzlich zerfielen alle Sandsoldaten zu Staub und die Ionier jubelten. Zed und Syndra hatten es geschafft. Und mitten in dem Tumult standen wir Arm in Arm.

 

,,Schau, du hast dein Versprechen gehalten", meinte ich und streichelte sie, ,,wir werden heute Abend alle feiern" Ihre Augen strahlten wieder.

 

,,Wir haben welche aus dem Ältesten Rat verloren", kam Shen keuchend angerannt. ,,Da sind die noxischen Assassinen hin gegangen. Sie waren auf der Suche nach den Ältesten", erklärte er. Ist es immer noch nicht vorbei?

 

,,Neru?", ich sah sie auffordernd an. Sie wedelte mit ihrem blutbefleckten Schwanz. ,,Fass" ,,Ich werde sie alle für dich zerfleischen", sagte sie. ,,Tu das", antwortete ich und sie rannte los; Shen zeigte ihr den Weg.

 

Ich setzte mich erschöpft auf den Boden und seufzte. Dieses Mädchen... Einfach der Wahnsinn; wortwörtlich. Aber es hat bestimmt auch seine Vorteile ein Monster zu haben.

 

Bastet setzte sich zu mir. ,,Danke", sagte sie glücklich lächelnd. Ich sah sie fragend an, dann legte sie ihren Kopf auf meiner Schulter ab. ,,Du gibst ihr das, was sie immer brauchte: Verständnis. Auch wenn wir unser Leben lang zusammen waren, konnte ich nie verstehen, was alles in ihrem Kopf vor sich ging. Sie war zu vielseitig. Und ich hatte immer Angst um sie, dass sie sich eines Tages noch selbst verletzen würde, aber jetzt kannst du ihr helfen. Aber wenn ihr schon so sehr verbunden seid, dann bitte ich dich, verletz sie nicht" ,,Ich glaube das habe ich schon, als ich vor ihr zurück gewichen bin", erwiderte ich bedrückt. ,,Glaub mir, das vergisst sie schnell. Das was sie braucht ist psychischer Halt, den sie jetzt bei dir gefunden hat. Bitte, mach sie glücklich. Nur du kannst das" ,,Ich verspreche es", sagte ich und schaute zum Himmel, ,,denk einfach an den Blutmond" ,,Also ihr beiden", kicherte sie, ,,Neru ist wohl die Einzige, die das wieder verstanden hätte. Aber umgekehrt gibt es wohl auch viele Momente. Allein gerade eure Konversation. Alle haben wahrscheinlich nur die Hälfte verstanden, aber ihr jedes einzelne Wort. Und jetzt kommst du mir noch mit dem Blutmond an. Mein Kopf braucht auch eine Pause", sagte sie lächelnd, stand wieder auf und ging zu Yasuo, der schon auf sie wartete.

 

Ich schaute zum Himmel. Neru... Du steckst voller Geheimnisse. Und ich will jedes davon entschlüsseln...

Kapitel 37 - Andere Liga

Neru PoV

 

...Ich rannte mit Shen durch den Wald, der mir den Weg dirigierte. Jetzt musste ich den Entführten um jeden Preis zurück holen um mein Ansehen zurück zu gewinnen, welches ich mit dem Mord eines Unschuldigen verloren hatte, und als Entschuldigung für den Schock, den ich Yi bereitet hatte.

 

Ich bemerkte wie wir nicht zur Placidium rannten, sondern wieder Richtung Meer. Die Küste, zu der wir rannten, kannte ich noch nicht. Hier war der Wald so dicht, dass es dunkel wie in der Nacht war. Das war für Assassinen natürlich wie perfekt.

 

,,Da!", rief Shen, als er einen Schatten hinter Dickicht verschwinden sah. Ich hetzte hinterher, als würde mein Leben davon abhängen. Die Person bewegte sich ungewöhnlich schnell. Schnell hatte ich Shen weit hinter mir gelassen, sodass ich schon befürchtete die Person verloren zu haben.

 

Doch als ich durch den nächsten Busch sprang musste ich abrupt stehenbleiben, um nicht in eine Kriegerin zu krachen. Sie blieb ebenfalls stehen und drehte sich etwas zu mir. Ich schaute sie nur mit großen Augen an. Es war Riven. Sie trug eine bewusstlose Person auf der Schulter und ihr riesiges, zerbrochenes Schwert in der rechten Hand.

 

,,Neru, es tut mir leid, aber ich muss meine Pflichten erfüllen", sagte sie ernst ohne auf meine Reaktion zu warten. ,,Also warst doch du es, die bei der Noxusinvasion Yasuos Ruf zerstört hat", hauchte ich. Sie nickte und sprang weiter.

 

Ich rannte ihr hinterher, aber wurde von irgendwelchen Fallen verlangsamt. Als ich auf den Boden schaute, sah ich verzauberte Lotusblüten. Und als ich wieder aufschaute und springen wollte, kam von der Seite ein komischer violetter Strahl durch mich durch. Sofort konnte ich mich nicht bewegen. Im Ernst jetzt!?

 

Riven blieb noch mal kurz stehen und sagte bedrückt: ,,Bitte sag Yasuo nichts. Ich habe mich gerade erst mit ihm versöhnt. Ich mache es irgendwie wieder gut", sie wurde von einem Rascheln unterbrochen, das von rechts kam, ,,Halt sie mir fern", dann verschwand sie.

 

Als ich mich wieder bewegen konnte, stand jemand Großes in einer leicht lächelnden Maske vor mir. Mit einer sanften, tiefen, aber beunruhigenden Stimme sagte er: ,,Bist du bereit ein Kunstwerk zu werden?" Ich sah ihn verwirrt an, aber entschied mich dann ihn anzuspringen. Er wich geschickt aus und meinte nur: ,,Na na" Nimmt der mich nicht ernst?  Das machte mich aggressiv.

 

Mit meiner Rute wollte ich ihn peitschen, aber im Flug blockte er sie einfach mit seinem mechanischen Arm. Bitte was? Ich kam nicht mehr auf die Welt klar. ,,Interessant", murmelte der Mann und begutachtete meinen Schwanz, nachdem er ihn in die Hand genommen hatte. Sofort zog ich ihn zurück und sah ihn verwirrt an.

 

,,Jetzt glotz nicht so, als wäre ich ein Außerirdischer, und lass es uns zu Ende bringen", meinte er und richtete seine kunstvolle Sniper auf mich. ,,Was bist du?" ,,Das fragt ein Halbgott", lachte er mich nur aus. Aber dann antwortete er entspannt: ,,Du kannst mich Khada Jhin nennen" Er verbeugte sich leicht. ,,Du kennst mich?", fragte ich. ,,Gehört zu meinem Job", antwortete er. ,,Und der wäre?", wollte ich genauer wissen. Er hatte mich neugierig gemacht. ,,Diejenigen ausschalten, die meinem Geldgeber im Wege stehen. Nur dank ihm stehe ich jetzt vor dir. Aber auch ich profitiere davon, denn ich kriege die Möglichkeit wahre Schönheit zu erschaffen" Ich verstand nur Bahnhof, aber das war egal.

 

,,Bist du Noxier?", fragte ich laut. ,,Wer weiß", er zuckte mit den Schultern. Mir war klar, dass er keiner war. ,,Aber wenn du Ionier bist, warum stellst du dich mir dann in den Weg?" ,,Ich habe nie gesagt, dass ich Ionier wäre" Er zerstörte mein Gehirn.

 

Ich hatte genug und huschte mit übermenschlicher Geschwindigkeit zu ihm rüber, aber er war aufmerksam und drückte mir sofort den Lauf an die Stirn. Ich erstarrte, als ich gerade mit meinen Krallen ausholen wollte. Obwohl meine Bewegungen unmenschlich schnell waren, war er nicht langsamer.

 

Wir sahen uns stumm in die Augen und mir fiel auf, dass durch die Maske nur sein linkes Auge zu sehen war. Es war rotbraun und hatte etwas Verlockendes; beim anderen sah ich nur schwarz.

 

,,Du bist zu übermütig. Ich könnte jetzt sofort dein Leben beenden", säuselte er. Er hatte Recht. Ich bin in diese Situation geraten, weil ich ihn unterschätzt oder mich überschätzt habe. Aber er hat mich mit seiner ruhigen Art auch komplett verwirrt. Ich hatte noch nie so einen Gegner. Jetzt erst bemerkte ich, dass er mich nur tanzen gelassen hatte. Und wieder fragte ich mich, was das für ein Mensch sei.

 

Mit einem dumpfen Kichern riss er mich aus den Gedanken. ,,Was soll ich jetzt nur mit dir machen? Du warst nicht geplant", sagte er ernsthaft grübelnd.

 

Doch ich hörte in naher Ferne wie sich jemand auf uns zu bewegte. ,,Shen! Hier her!", rief ich und duckte mich, um aus der Schusslinie zu kommen. ,,Shen? Naaa mit dem möchte ich mich lieber noch nicht anlegen. Sag ihm, wir sprechen uns später mal", sagte er und wollte losrennen.

 

,,Du gehst nirgends hin", sagte ich todernst und sprang wie ein Tier vor ihn und stützte mich mit einer Hand am Boden ab. Ich fletschte die Zähne zu einem mordlustigen Grinsen. ,,Tut mir leid, aber ich nehme dich immer noch nicht ernst", sagte er. Woher..? Mein Grinsen verschwand. ,,Das ist so offensichtlich. Du hattest noch nie einen Gegner weit über deiner Liga, der wirklich weiß, was er tut, deshalb warst du übermütig und warst dementsprechend verwirrt, als du nichts gegen mich machen konntest", beantwortete er meine Frage, die ich mir in Gedanken gestellt hatte.

 

,,Glaub nicht, du wärst was Besonderes, nur weil du einen interessanten Körper hast. Du bist genauso durchschaubar wie jeder normale Mensch und hast keine Erfahrung", sagte er aus. Ich war geschockt.

 

,,Und jetzt lass mich einfach gehen und ich werde dein Blut nicht vergießen müssen. Ich verspreche dir, dass wir uns wiedersehen werden. Solltest du noch irgendwas von mir wollen, können wir es dann klären", er lief einfach an mir vorbei... Und ich ließ ihn einfach vorbei...

 

Er hatte Recht: Ich war noch jung und naiv und hatte keinerlei Erfahrung. Tatsächlich hatte ich nie einen Gegner, der nur mit Gehirn kämpfte. Gegner wie Katarina sind natürlich nicht schwach, aber der Kampfstil ist ein ganz anderer. Ich hatte noch viel zu lernen.

 

Einige Sekunden später kam Shen keuchend an und fragte, was los sei. ,,Ich dachte, ich hätte jemanden gefunden, aber hier war nichts. Ich glaube, er ist uns entwischt", sagte ich immer noch weggetreten. Er fluchte, bevor er meinte, dass wir zurück gehen sollten. Ich grübelte noch lange über Jhins Worte...

Kapitel 38 - Wiedersehen

...Ich kam zu Yi, Bastet und Yasuo zurück. Shen hatte mich unterwegs schon verlassen, weil er etwas Anderes zu tun hatte. Yi lag auf der Wiese und spielte gerade mit einem Gänseblümchen rum, als ich zu ihm kam.

 

,,Und? Habt ihr ihn geschnappt?", fragte er, als ich mich zu ihm setzte. Dann steckte er mir das Gänseblümchen ins Haar. ,,Nein, leider nicht. Aber wir waren nah dran", antwortete ich. ,,Hmm...", machte er und starrte weiter zum Himmel. Er verschränkte die Arme hinterm Kopf. Ich seufzte und ließ mich neben ihm fallen.

 

,,Wir feiern heute Abend ein bisschen in einer Bar", sagte Yi. ,,Wer kommt alles?", fragte ich. ,,Nicht viele, soll nur so unter Freunden sein. Die Ninja kommen auf jeden Fall und vielleicht noch Soraka und Varus. Und wenn ich richtig verstanden habe, kommt Zed auch noch vorbei um uns zu berichten, was überhaupt passiert ist. Egal für welchen Weg er sich damals entschieden hat, hat er sich jetzt für das Richtige eingesetzt und wir haben ihm viel zu verdanken", sagte er weiter gen Himmel starrend.

 

,,Was hat er denn gemacht?", fragte ich. ,,Stimmt, du warst ja gar nicht da", fing er an zu erzählen, ,,Nachdem du weg geflogen bist, haben Akali, Kennen und ich uns entschieden Azir zu erledigen, aber Katarina und Talon haben uns gut in Schach gehalten. Doch dann kamen Zed und Syndra und wollten sich darum kümmern. Danach haben wir nur noch mitbekommen, wie die Sandsoldaten gefallen sind" Ich staunte.

 

,,Das war eine interessante Show von dir, Schwesterherz, weißt du?", sagte Bastet grinsend und kuschelte sich an mich. ,,Ich bin mir da weniger sicher", erwiderte ich mit zusammen gebissenen Zähnen. ,,Mir ist egal, was die anderen über dich denken. Ich fand es cool. So hast du deine Ult noch nie so eingesetzt. Es war episch", sagte sie mit geschlossenen Augen. Ich musste schmunzeln. ,,Es hatte tatsächlich was Episches", mischte sich Yi ein, ,,kalt und brutal, aber episch"

 

,,Ich wusste gar nicht, dass das deine Ult war", gesellte sich Yasuo zu uns, ,,könntest du sie mir bitte erklären?" Ich legte los: ,,Also eigentlich ist es ganz simpel. Ich nehme die Energie aus der Atmosphäre um mich herum und leite sie in meine Rute, mit der ich dann angreifen kann. Ich kämpfe zwar auch so schon viel mit ihr, aber ich kann sie stahlhart machen, sodass ich sie als Schild verwenden oder während der Wirkdauer auch komplett nur mit ihr kämpfen kann. Und desto mehr - nenne ich es mal - Tod in der Luft liegt, desto mehr Schaden mache ich dann mit ihr" ,,Also nimmst du dann hauptsächlich negative Energie dafür?", erkundigte er sich. ,,Ja. Und da wir uns in einer Schlacht befunden haben, konnte ich jedes Tröpfchen vergossenen Blutes verwenden. Indem ich meinen Schwanz so weit wie möglich abgeflacht habe und durch meine hohe Geschwindigkeit konnte ich sogar den Kopf sauber abschneiden. Sowas kann ich auch nicht immer"

 

,,Aber wenn's um Yi geht, kannst du alles", sagte Bastet und kuschelte sich noch mehr an mich. Ich lachte und wurde etwas rot.

 

,,Jetzt bin ich dran mit Kuscheln", sagte Yasuo und zog sie zu sich. Sie sträubte sich erst und hielt sich an mir fest, aber als ich dann auch weggezogen wurde, gab sie auf und genoss es.

 

Ich fand mich in Yis Armen wieder, der mich durch seine sieben Lampen ansah. Meine Röte wurde nur verstärkt und ich legte verlegen die Ohren an. Sein Lächeln verzauberte mich, sodass ich ihm seinen Helm abnahm. ,,Schon viel besser", sagte ich und sah ihm erwartungsvoll in die Augen. Er kuschelte sich als Antwort nur mit seiner Wange an meine. Hinter meinem Rücken war schon ein Schnurren zu hören.

 

Und so blieben wir erstmal liegen; wunschlos glücklich, während uns die letzten Sonnenstrahlen erwärmten.

 

Als der westliche Himmel rot und orange leuchtete, machten wir uns auf den Weg. Bastet war eingeschlafen, sodass Yasuo sie gemütlich auf den Armen trug. Yi und ich hatten uns gegenseitig den Arm um die Schultern gelegt.

 

,,Ich werde dir helfen", sagte er plötzlich. Ich legte den Kopf fragend schief und sah ihn an. ,,Wobei?" ,,Bei Allem", meinte er, ,,ich weiß, dass in deinem Inneren Unruhe herrscht. Ich werde dir helfen deinen Inneren Frieden zu finden. Dann müssen wir uns auch keine Sorgen darum machen, dass du nachts wieder was anstellst, was du gar nicht willst, oder wir können eine erneute Persönlichkeits-Spaltung verhindern"

 

,,Persönlichkeits-Spaltung?", fragte ich irritiert. ,,Ja. Als du in deiner Ult warst, warst du nicht wieder zu erkennen. Und danach warst du auch ganz anders. Aber ich bin mir jetzt nicht sicher, ob das nicht einfach was mit der Fähigkeit an sich zu tun hat; vor allem, weil du anscheinend unheilvolle Energie in deinem Körper aufnimmst. Ich hoffe, das hat keine Folgen"

 

Daran hatte ich nie gedacht. Er hatte schon Recht: Es bestand tatsächlich die Möglichkeit, dass wenn ich zu oft meine Ult einsetzen und oder zu viel negative Energie in mir aufnehmen würde, es Auswirkungen auf meinen Charakter und sogar meine Psyche haben könnte, die anscheinend sowieso schon instabil war. Aber diese negative Energie gab mir immer so viel Kraft.

 

Als hätte er meine Gedanken gelesen, sagte er: ,,Wir kriegen es schon irgendwie hin, dass du positive Energie verwenden kannst. Und wenn ich in der Nähe bin, wirst du auch genug dieser Energie zur Verfügung haben", er grinste. ,,Danke", sagte ich und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. ,,Alles für mein kleines Monster", sagte er mit einer liebevollen Stimme und kraulte mich. Ich lächelte.

 

Als wir in der besagten Bar ankamen, warteten Shen, Akali und Kennen schon auf uns. Sie hatten einen großen, runden Tisch in einer Ecke am Fenster reserviert. Wir nahmen alle Platz und Akali nahm die Bestellungen an, die sie dann der Kellnerin weiter sagte.

 

Da ich gegenüber Alkohol immer noch abgeneigt war, bestellte ich mir einfach einen Milch-Shake mit unzähligen, exotischen Früchten. Alle anderen nahmen einfach Bier...

 

Wir führten ewig lange Unterhaltungen, die um so mehr getrunken worden war, immer persönlicher wurden. Doch Akali tat der Alkohol mal wieder gar nicht gut: Irgendwann fing sie an rum zu schreien, obwohl sie nicht mal mehr richtig reden konnte, sondern nur noch vor sich hin lallte. Aber diesmal war auch Shen voll genug, um es zu ignorieren. Auch Bastet war sehr locker drauf und verlor allmählich die Fähigkeit zu sprechen.

 

Die Männer steckten jedoch alles sehr gut weg. Sie unterhielten und amüsierten sich den ganzen Abend. Anfangs hatte ich mich noch an ihren Gesprächen beteiligt, aber irgendwann habe ich nur noch alles beobachtet und etwas geträumt.

 

Mal wieder wurde die Tür aufgemacht und ein vertrauter Geruch machte sich in der Bar breit. Viele Gäste verstummten, während meine Freunde es gar nicht bemerkten. Zed und Syndra kamen auf uns zu und setzten sich zu uns. Sofort wurden alle still und Akali verschluckte sich. Einige Leute verließen sogar die Bar. Sie schienen beide nicht besonders gut gelaunt zu sein. Beide waren trotz des Sieges sehr bedrückt.

 

,,Machen wir es kurz", meinte Zed und bestellte sich auch ein Bier; Syndra entschied sich für ein Glas Wein. ,,Nachdem ihr weg wart", sagte der Schattenmeister an Akali, Kennen und Yi gerichtet, ,,haben wir versucht an Azir ran zu kommen, aber Katarina und Talon waren im Weg, sodass wir uns erstmal um sie kümmern mussten" ,,Das Problem hatten wir alle", seufzte Kennen.

 

Zed fuhr mit seiner Erzählung fort: ,,Auf jeden Fall hielt ich sie in Schach, bis Syndra mir das Zeichen gab in Deckung zu gehen. Sofort betäubte sie alle Drei mit ihren Sphären und ihrer Welle, sodass wir ungestört auf Azir gehen konnten. Doch er wusste sich zu verteidigen. Wir konnten zwar großen Schaden anrichten, aber Katarina und Talon waren zu schnell wieder da. Wir versuchten noch lange an ihnen vorbei Azir zu treffen, aber es gelang uns nicht oft. Er ignorierte uns auch komplett, selbst als er verletzt wurde. Irgendwann sah ich eine gute Möglichkeit es endlich zu beenden und Syndra hielt mir kurz die beiden anderen vom Hals, sodass ich Azir markierte und alles auf in draufknallte, was ich hatte. Er blockte leider viele meiner Angriffe, sodass wir noch Syndras Ult brauchten, um genug Schaden zu haben. Und zusätzlich zerriss sie das ganze Schiff in Kleinteile. Mit letzter Kraft brachte Syndra uns auf einer Sphäre in Sicherheit, während die Trümmer sanken. Sie sind auf jeden Fall ins Wasser gefallen, aber ich habe noch gesehen wie Kata zu Azir gesprungen ist. Womöglich hat er die Markierung also überlebt, aber sie werden die nächsten Jahrzehnte auf jeden Fall Ruhe geben", beendete er.

 

Jetzt hob er seine Maske etwas an, aber dank des Stoffes, der dran hing, konnte man trotzdem nichts von seinem Gesicht sehen. Dann schob er seinen Bierkrug unter die Maske und trank ihn komplett aus. Mit einem leisen, dumpfen Knall stellte er ihn wieder auf dem Tisch ab und stand mit Syndra auf, die ihr Glas schon längst ausgetrunken hatte. Er legte noch das Geld auf den Tisch, bevor sich die dunkle Herrscherin bei ihm einhakte.

 

,,Schönen Abend noch", meinten beide, bevor sie gingen. Nur Yi, Shen und ich verabschiedeten uns noch von ihnen. Alle waren stumm.

 

Aber Akali wusste wie sie die Stimmung lockern konnte. ,,Leute, ich geb uns eine Runde aus!", lallte sie und alle hatten wieder gute Laune. Die nächste Runde wurde verteilt und schon nach wenigen Minuten kippte Yasuo mit dem Stuhl rückwärts um. Wir lachten alle gemeinsam, bevor wieder nur rum geschrien wurde - mittlerweile nicht nur von Akali.

 

Die Zeit ging schon auf den Morgen zu, bis es mir doch allmählich zu laut wurde. Also beschloss ich mich an den Bartisch zu setzen. Erst als ich dem Lärm etwas entflohen war, bemerkte ich wie mein Kopf dröhnte. Sowas war ich nicht gewohnt.

 

Der Barkeeper fragte nach einem Getränk, aber ich lehnte ab und stützte mich am Holz ab. Dann legte ich noch meine Stirn auf meiner Hand ab und seufzte. Ich war müde. Zu viele Leute, zu viel Lärm, zu viel Licht, zu wenig davon, was ich eigentlich brauchte.

 

Jetzt setzte sich jemand auf den Barhocker rechts von mir. Mit einer tiefen, melodischen Stimme sagte er zum Barkeeper: ,,Eine Flasche ihres besten Weines, bitte" ,,Aber die Preisklasse ist Ihnen bekannt?", vergewisserte sich der Angesprochene. ,,Ja", antwortete der Mann. Dann verschwand der Barkeeper im Lagerraum.

 

Ich musste nicht mal aufsehen, um zu wissen, wer es war. Stimme und Geruch reichten vollkommen. Doch dann spürte ich den Blick eines rotbraunen Auges auf mir und ich drehte doch meine Augen nach oben.

 

,,Als ich meinte, wir würden uns noch wieder sehen, hätte ich nicht gedacht, dass es so bald sein würde", sagte Jhin amüsiert.

 

Ich ließ meinen Kopf auf den Tisch fallen und seufzte erschöpft und genervt zugleich. Jhin sah mich nur verwirrt an. Dann knurrte ich nur. Die Verwirrung legte sich nicht.

 

,,Verzeihung, ich verstehe kein Wölfisch", sagte er. Daraufhin drehte ich mein Gesicht zu ihm und sagte: ,,Das ist nicht lustig" Er konnte über meine Reaktion nur kichern. Ich seufzte nur noch lauter...

Kapitel 39 - Künstler-Sache

...Jhin betrachtete mich, nahm das Gänseblümchen aus meinem Haar und drehte es zwischen den Fingern. ,,Wieso hast du eine verwelkte Blüte im Haar?", fragte er. Ich hatte sie total vergessen. Ich richtete mich wieder auf und antwortete: ,,Sie ist von Yi. Als ich sie bekommen habe war sie noch wunderschön und hat in der Sonne gestrahlt. Dann habe ich sie vergessen" Er sah das zarte Ding an und legte es auf den Tisch.

 

,,Wir konnten bei unserer letzten Begegnung ja nicht wirklich reden, also möchte ich jetzt ein paar Dinge über dich herausfinden", sagte ich. ,,Nur zu. Frag mich alles was du willst", meinte er und stützte sich am Tisch ab.

 

Ich zeigte auf seinen rechten Arm: ,,Was ist mit deinem Arm passiert?" ,,Ach, nichts", winkte er ab, ,,ich habe ihn nur etwas umgebaut, damit er von Whispers Rückstoß beim Curtain Call nicht zerbirst. Und meine Schulter auch" Er deutete auf einen merkwürdigen Huckel auf seiner rechten Schulter, der vom Umgang verdeckt war.

 

,,Das mit dem Arm kannst du dir vorstellen wie eine Rüstung", erklärte er. Ich schaute mir den mechanischen Arm mit seinen kunstvollen Messing-Legierungen noch mal genauer an. Deshalb konnte er so mühelos meinen Angriff blocken.

 

,,Warum hast du jetzt eigentlich für Noxus gekämpft?", fragte ich und spitzte die Ohren. ,,Also erstmal habe ich nicht wirklich gekämpft. Und um deine Frage zu beantworten: Ich erfülle meine Aufträge als Gegenleistung für meine Freilassung. Ich werde deswegen wahrscheinlich zwar nie wirklich frei sein, aber es ist es mir wert, nur so kann ich die Welt verschönern"

 

Bilde ich es mir nur ein oder ist seine Stimme so dermaßen melodisch, dass es sich so anhört, als würde immer eine Melodie im Hintergrund spielen, wenn er spricht? Ich wusste noch nicht viel über ihn, aber er war keine Person, die sofort meinen Hass auf sich ziehen könnte.

 

,,Wieso warst du überhaupt eingesperrt?", interessierte mich jetzt. ,,Serienmord - so nennen sie es zumindest", sagte er sehr abwertend. ,,Wie würdest du es nennen?" ,,Kunst", kam es wie aus der Pistole geschossen.

 

Ich sah ihn unfassbar interessiert an, sodass er erklärte: ,,Der Tod ist das schönste Stadium eines Lebens, aber irgendwie versteht es keiner. Und ich muss diese Schönheit in die Welt setzen. Jedes meiner Kunstwerke ist makellos und wunderschön, aber... ich habe immer das Gefühl, als würde etwas fehlen", er wurde nachdenklich.

 

Also jemand in Ionia, der genug Macht hat einen Schwerverbrecher zu befreien, unterstützt die Entführung eines Ältesten. Okay... Okay...

 

,,Ich habe mir auch Gedanken gemacht und finde auch, dass der Tod etwas Besonderes ist", sagte ich lächelnd. ,,Oh, endlich jemand, der es versteht", sagte er.

 

,,Es fühlt sich so schön an jemanden zu töten", meinte ich noch. ,,Ein kaltherziger, einfacher Tod ist nichts Gutes. Ich bin kein Mörder, sondern Künstler. In eine Tötung muss viel Energie vom Sterbenden und Tötenden fließen, außerdem sind Konzentration und Präzision wichtig. Ist es dann noch was Besonderes und Einzigartiges kannst du es wahre Kunst nennen. Und Whisper ist perfekt für diese Anforderungen geschaffen", entgegnete er. Ich war wie gebannt von seinen Worten.

 

,,Wer oder was ist Whisper überhaupt?", fragte ich. ,,Mein Werkzeug", sagte er und legte seine kunstvolle Sniper auf den Tisch, die mir von Anfang an schon gefallen hat. ,,Wunderschön", hauchte ich. ,,Nicht wahr?", stimmte Jhin zu, ,,Ich habe sie extra für diesen Job anfertigen lassen"

 

In den Moment kam der Barkeeper mit einer großen Flasche Wein zurück und Jhin holte sein Geld raus. Große Scheine wechselten den Besitzer.

 

,,Warum hast du dich eigentlich ausgerechnet für so einen Wein entschieden?", fragte ich. ,,Ich halte mich nie lange in der Gegenwart von Menschen und Gebäuden auf. Also wenn ich mir schon was gönne, dann was Richtiges", antwortete er. Das machte Sinn.

 

In der Zeit inspizierte ich die verlockende Waffe vor mir. Aus welchem Material sie bestand konnte ich nicht sagen, aber sie war einfach wow.

 

Vorsichtig nahm ich sie in meine Hand, während Jhin wie ein Wachhund jede meiner Bewegungen beobachtete. Entsprechend der Form und Größe war das gute Stück wirklich schwer, aber sie lag wirklich bequem in der Hand. Aufgrund des breiten Laufes konnte ich mir das Kaliber gut vorstellen. Ich hätte dieses Tötungswerkzeug zu gern mal in Aktion erlebt.

 

Ich legte die Waffe wieder hin, da Jhin immer nervöser wurde. ,, Wirklich wunderschön", sagte ich lächelnd. ,,Vielen Dank. Habe sie extra anfertigen lassen", antwortete er wieder entspannt.

 

Ich schaute tief in sein rotbraunes Auge. Es zeigte das Verlangen nach Blut, aber nicht wie in einem Blutrausch, sondern eher amüsiert und entspannt. Unglaublich anziehend.

 

,,Was verbirgt sich eigentlich hinter dieser Maske?", fragte ich endlich. Jhin kicherte tief: ,,Das wird wohl nur der Tod selbst erfahren" Ich verstand und ließ das Thema bleiben, was meine Neugier jedoch nicht minderte.

 

Jetzt sagte Jhin: ,,Du hast mich so sehr ausgefragt, jetzt bin ich mal dran dich etwas kennen zu lernen. Lass uns etwas rausgehen. Die Sonne geht wieder auf" Es dämmerte tatsächlich schon. Die ganze Nacht hatten wir in dieser Bar verbracht.

 

Ich sah zu meinen Freunden rüber, die immer noch heiter und betrunken ihren Spaß hatten. Anscheinend haben sie meine Abwesenheit noch nicht bemerkt... Ist wahrscheinlich auch besser so.

 

,,Ja, etwas frische Luft würde mir auch gut tun", antwortete ich, nachdem ich wieder zu Jhin schaute.

 

Wir standen auf und gingen zur Tür. Noch ein letztes Mal sah ich zu den anderen rüber, aber dachte mir Lass ich sie etwas in Ruhe. So schnell werden sie mich schon nicht vermissen.

 

Draußen schob sich langsam eine rote Sonne über den Horizont und färbte den östlichen Himmel von feurig-orange zu zart-rosa.

 

Jhin und ich liefen gemächlich durch die Straßen Richtung Stadtrand, während ich die rosa Zuckerwatte am Himmel beobachtete...

Kapitel 40 - Kraft? Pff no need

...,,Jhin, wenn du anderen einen schönen Tod bescherst, wie willst du dann sterben?", fragte ich. ,,Hmm", machte er und überlegte kurz, während wir das Stadttor passierten.

 

,,Für jeden kommt die Zeit, wenn man stirbt und sein Schicksal akzeptieren muss, aber das heißt noch lange nicht, dass ich einfach so den Löffel abgebe. Ich werde so lange leben wie möglich und in der Zeit versuchen so viele Kunstwerke wie möglich zu schaffen", antwortete er und sah zu mir rüber.

 

,,Wie stehst du eigentlich zum Tod?", fragte er. ,,Ich sehe es auch so, dass für jeden mal die Zeit kommt. Da gegen kann man auch nichts tun. Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber ich sehne ihn auch nicht herbei, denn ich habe endlich meinen Lebenssinn gefunden. Und ich lasse nicht zu, dass dieser mir so schnell genommen wird. Also werde auch ich jederzeit um mein Überleben kämpfen", antwortete ich entschlossen. Er schien zu lächeln.

 

Er musterte mich eine Weile von oben bis unten und meinte: ,,Dir würde rot wirklich gut stehen" ,,Vielleicht", sagte ich, bevor ich überhaupt verstand wie er das meinte.

 

Ich sah ihn verwirrt an, aber bevor ich was sagen konnte, fragte er: ,,Jetzt will ich auch was von dir wissen. Wie hast du dir eigentlich vorgestellt mich gestern zu besiegen? Ich meine, das, was du da abgeliefert hast, war echt nicht gut"

 

Ich schluckte schwer, dann versuchte ich mich zu rechtfertigen: ,,Ich habe versucht wie bei jedem Gegner erstmal paar Zufällige Angriffe auszuführen, um dein Angriffsmuster kennen zu lernen. Mir ist aufgefallen, dass jeder, der Erfahrung vom Kampf hat, das Gleiche auch bei mir tut, und dass der Kampf nur dadurch erst schwierig werden kann. Aber du hattest einfach kein Angriffs-, Bewegungs- oder Verteidigungsmuster. Du standest einfach auf einer Stelle und hast dich keinen Zentimeter bewegt. Darauf bin ich gar nicht klar gekommen"

 

Er kicherte. ,,Dacht' ich's mir", er machte eine kurze Pause, ,,Du bist vielleicht stark, aber noch ziemlich grün hinter den Ohren. Ich konnte einfach jederzeit mit dir spielen und dich nach meiner Pfeife tanzen lassen... und jetzt wahrscheinlich immer noch"

 

Ich sah verwirrt zu ihm rüber, aber im gleichen Moment packte er meine rechte Hand, legte die andere auf meine Hüfte und zog mich zu sich ran. Ich sah ihn fast schon panisch an, da ich mich einfach nicht losreißen - bzw. überhaupt bewegen - konnte. Er genoss den Anblick meiner Hilflosigkeit und kicherte amüsiert. Sein rotbraunes Auge, dass sowohl Wärme, als auch Kälte ausstrahlte, nahm mich mit in eine andere Dimension.

 

,,Du hast so viel Kraft, aber bist jetzt zu schwach dich zu wehren. Ist das nicht irgendwie peinlich?", machte er sich über mich lustig.

 

,,Lass deine dreckigen Hände von ihr!", hörte ich Yi von der Seite, der auf uns zu gerannt kam. Ich sah ihn nur hilfesuchend an, während er vor Wut fast explodierte.

 

Als er bei uns war ließ Jhin mich einfach los und Yi drückte mich mit dem Rücken an sich. ,,Sehe ich dich noch ein Mal in ihrer Nähe werde ich deinen Kopf höchstpersönlich vor Shens und Zeds Füße werfen", drohte der Schwertkämpfer. Jhin kicherte nur wieder; der fand wohl einfach alles amüsant, dabei meinte Yi es todernst.

 

,,Yi, beruhig dich, bitte", sagte ich. ,,Mit dir rede ich gleich", antwortete er scharf. Und ich schwieg sofort still.

 

,,Lauf, Jhin, solange ich es mir nicht anders überlegt habe", sagte er und entfernte sich mit mir rückwärts. Aber Jhin sagte nur zu mir: ,,War schön dich kennen gelernt zu haben", erst dann machte er sich gemütlich auf den Weg.

 

,,Neru, warum hast du nichts gesagt? Weißt du überhaupt wer das ist?", widmete Yi sich wieder mir. ,,Ja, ich weiß wer das ist. Mach dir nicht zu viele Sorgen. Das gerade war nur, weil er sich etwas über mich lustig gemacht hat", antwortete ich, als wäre es eine Selbstverständlichkeit.

 

,,Darum geht's gerade gar nicht! Das hätte tödlich für dich enden können...", er klang so besorgt und bedrückt. ,,Tut mir leid. Nur wir haben uns ziemlich gut verstanden, ist also unwahrscheinlich, dass er mich einfach so umbringt. Aber ich hätte wirklich was sagen sollen, bevor ich gehe", entgegnete ich jetzt auch bedrückt.

 

Von hinten legte er seinen Kopf auf meiner Schulter ab und schlang sanft seine Arme um mich. ,,Die Hauptsache ist doch, dass dir nichts passiert ist", sagte er liebevoll, aber dann wieder energisch, ,,Trotzdem will ich dich nie wieder in seiner Nähe sehen" Ich lachte: ,,Ja, versprochen" Als Dank schmiegte er seine Wange an meine.

 

,,Lass wieder zu den anderen gehen; die machen sich sicher schon Sorgen", sagte Yi entspannt und ich nickte stumm.

 

Auf dem Weg sagte er: ,,Ahja, ich soll dir was von Katarina ausrichten. Sie sagte, sie wolle alles beenden. Verstehst du das?" Ich verstand sofort.

 

,,Ich muss unbedingt nach Noxus", bestimmte ich und erntete verwirrte Blicke. ,,Ich spiele schon seit einer Weile mit dem Gedanken mal wieder nach Freljord zu reisen, weil ich es so vermisse, und du warst sicher auch noch nicht dort. Da trifft sich das mit Noxus gut. Ich kann unterwegs einfach rein", erklärte ich.

 

,,Die Idee ist zwar schön und gut, ich würde auch nach Freljord mitkommen, aber ganz bestimmt nicht nach Noxus", sagte Yi. ,,Ich weiß. Ich muss da alleine hin; es ist wirklich wichtig", sagte ich ernst.

 

Er seufzte und sagte: ,,Na gut. Ich vertraue dir. Aber du musst mir versprechen, dass du dich mit niemandem anlegst und ohne Probleme rein und wieder raus kommst. Ich werde dann in Freljord bei Königin Ashe auf dich warten"

 

Er wirkte irgendwie traurig. Also umarmte ich ihn innig. ,,Mach dir keine Sorgen. Mir wird ganz bestimmt nichts passieren. Und dann können wir zusammen einen schönen Aufenthalt in Freljord genießen", sagte ich, um ihn zu beruhigen. Er küsste mich aufs Haar und tätschelte meinen Kopf. ,,Ich weiß. Tu, was du tun musst" Ich nickte.

 

Wir standen schon vor der Bar, da meinte Yi noch leicht angepisst: ,,Ach ja. Wag es dich mich noch einmal so eifersüchtig und wütend zu machen"

 

Ich hielt mir eine Hand vor den Mund und kicherte. ,,Nein, werde ich ganz sicher nicht. Und außerdem gibt es eigentlich keinen Grund eifersüchtig zu sein, denn ich bin nur dein", munterte ich ihn wieder auf.

 

Er schmunzelte und wir betraten das Haus. Sofort kassierten wir fragende Blicke. Und anscheinend haben sich doch noch zwei zu uns gesellt. Wir begrüßten Varus und Soraka und setzten uns an den Tisch...

Kapitel 41 - Ein vertrauter Blick

...Es waren keine zwei Plätze nebeneinander mehr frei, sodass wir uns einander gegenüber setzen mussten.

 

Soraka saß zu meiner Rechten und unterhielt sich eifrig mit meiner Schwester; wenn ich es richtig verstanden habe sogar über Magie. Varus, der zwischen Soraka und Yi saß, diskutierte mit Yasuo darüber, ob die Windwall nicht unfair wäre. Ich habe Varus noch nie so viel reden gehört. Akali schlief auf Shens Schulter und ich glaube, er döste auch nur vor sich hin.

 

Ich hörte Soraka und Bastet aufmerksam zu, weil ich Magie schon immer sehr interessant fand, und warf zwischendurch auch etwas rein, während ich über das mit Katarina grübelte. Ich wusste ganz genau was sie wollte. Sie hatte vor Frieden zwischen Noxus, Demacia, Ionia und Shurima zu schaffen. Vielleicht wäre eines Tages sogar Freljord an der Reihe. Auf jeden Fall wollte ich mehr wissen und ihr irgendwie helfen.

 

Weil ich schon seit einer Weile Blicke auf mir spürte, sah ich mit dem Seitenblick zu Yi, der dort einfach stumm da saß und mich ansah.

https://2.bp.blogspot.com/-z1OkqrUCowc/Wbw2PRyYPUI/AAAAAAAAulo/je1nU3AVNVc0GWhbmqF3Ppv6qiObgsA5QCLcBGAs/s1600/f1d8cc5f6b3e5b32.jpg

 

Sein Gesichtsausdruck wirkte auf den ersten Blick sehr neutral, aber wenn man genau hinsah, konnte man sowas wie Trauer und Gleichgültigkeit erkennen. Aber seine Augen sagten was ganz anderes. Sie wirkten zwar ausnahmsweise matt, aber hatten ein anziehendes Funkeln und Glitzern.

 

Er hat mich schon bei unserer ersten Begegnung mal so angesehen, als ich mal nicht hingesehen hatte, aber erst nachdem ich ihn schon gut kannte, verstand ich endlich diesen Blick. Er sagte mir, dass ich nur ihm allein gehörte. Und damals... damals hatte er mich schon so angesehen.

 

Ich wurde leicht rot und schenkte ihm ein kurzes Lächeln, um ihm zu zeigen, dass ich seine Blicke bemerkt hatte. Er schmunzelte kurz als Antwort. Niemand sonst hatte von dieser Unterhaltung mitbekommen.

 

Aber ich wollte dafür sorgen, dass er nie wieder auch nur den kleinsten Anflug von Trauer bekommt. Und ich wusste, ich würde es schaffen.

 

,,Ich will noch mal an die frische Luft", sagte Soraka auf einmal, ,,Bastet, Neru, kommt ihr mit?" ,,Ja", antworteten wir und standen auf.

 

Als ich zur Tür ging, spürte ich noch wie Yi mir nachsah, bis er von Yasuo angesprochen wurde. Ich musste unwillkürlich lächeln.

 

Soraka trat aus und sog die Luft tief ein. Als sie wieder aus atmete schaute sie mit einem Lächeln gen Himmel. Sie starrte auf einen bestimmten Punkt.

 

,,Jeden Morgen geh ich raus und verabschiede mich vom aller letzten Stern, und ich gehe abends nie schlafen ehe ich nicht den ersten Stern begrüßt habe", sagte sie ohne uns anzusehen.

 

Ich folgte ihrem Blick und entdeckte tatsächlich noch ein einziges, blasses Funkeln am Himmel überm Horizont, und das trotz der Helligkeit.

 

,,Wunderschön", hauchte Bastet, aber sie sah in die entgegengesetzte Richtung, wo sich gerade in diesem Moment die obere Kante der Sonne über den Horizont schob. Die Sonnenstrahlen verteilten sich sofort wie Scheinwerfer oder Taschenlampen überall durch die Luft.

 

Und mit den ersten Sonnenstrahlen verschwand auch der letzte Stern. Vom Sternenkind, dass immer noch an die gleiche Stelle starrte, kam ein leises Seufzen.

 

,,Ich wünschte Varus würde mich auch mal so ansehen", sagte sie auf einmal. ,,Wie denn?", fragte ich, weil ich sie nicht verstand. ,,Wie Yi dich ansieht", antwortete sie. Ich spürte Wärme in den Wangen aufsteigen. Also niemand hatte von unserem Gespräch mitbekommen? Hab mich wohl geirrt.

 

Ich schaute nervös zu Boden und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, aber konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

 

Soraka seufzte und Bastet legte ihr eine Hand auf die Schulter. ,,Varus ist immer so gefühlskalt. Er hat mich zwar auch schon geküsst und seine Zuneigung gezeigt, aber es ist unglaublich selten und immer so flüchtig", erklärte das Sternenkind.

 

,,Soraka", sagte ich, sodass sie mir in die Augen sah, ,,Selbst wenn es nicht so aussieht, Varus hat stets die gleichen Gefühle für dich wie du für ihn. Er hat nur so einen Charakter, dass er nicht weiß, wie man sich bei sowas verhält. Aber ich bin mir sicher, dass du sein Herz erwärmen kannst und es auch schon die ganze Zeit tust"

 

Sie sah mich dankbar an und nickte. Bastet lächelte, dann setzte sie sich auf den Boden, zog die Beine ran und umarmte diese. Jetzt war sie diejenige, die gebannt zur Sonne starrte.

 

,,Der Sonnenaufgang", sagte sie abwesend, ,,Er ist wie ein Neuanfang. Ich bin mir sicher, heute verläuft es besser. Mach dir keine Sorgen" ,,Meinst du wirklich?", fragte Soraka, setzte sich auf die Seite geneigt zu ihr und stützte sich mit einer Hand am Boden ab. ,,Ja, da bin ich mir ganz sicher", antwortete die Katzengöttin und sah Soraka mit einem lieben Lächeln und strahlenden Augen an. ,,Ihr seid so lieb", sagte Diese, ,, Dankeschön" Wir schmunzelten nur gerührt.

 

Man merkte, dass sie sich selten mal richtig aussprechen konnte. Sie ist zwar eine Heilerin, aber selbst sie brauchte ab und zu ein paar lindernde Worte. Denn sonst war sie immer diejenige, die anderen Hoffnung einreden und süße Worte zusprechen musste.

 

Ich verschränkte entspannt die Arme, verlagerte mein Gewicht komplett auf die linke Pfote und sah wie die anderen beiden mit einem Lächeln auf den Lippen zum Himmel. Meinen Schwanz legte ich sanft um mein lockeres Bein und ließ mich vom Orange am Himmelszelt verzaubern, das nach und nach zu blau wich.

 

Wie lange wir da einfach saßen und standen ohne irgendwas zu sagen, kann ich nicht sagen. Wir genossen einfach den Moment, Zeitgefühl spielte bei sowas keine Rolle.

 

Ich hörte hinter mir die Tür quietschen und mehrere paar Schuhe betraten die Erde. Selbst als die Schritte auf uns zu kamen, wandten wir uns nicht um.

 

Plötzlich legte jemand seine Hände auf meine Augen. Ich kicherte und legte meine eigenen Hände um die Handgelenke des ,Angreifers'. Diese warmen, weichen Hände würde ich jederzeit wieder erkennen.

 

,,Lass uns langsam nach Hause gehen", sagte Yi besonders ruhig und legte seine Arme um meine Taille, ,,Wir sind mittlerweile eh alle müde und wir haben noch was zu bereden" Ich nickte und gab einen zustimmenden Laut ab. Es war klar, dass die Sache, die zu bereden war, meine Reise nach Noxus war.

 

Yasuo hielt Bastet seine Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Sie nahm sie elegant an und er zog sie zu sich hoch. Ihre eigentlich gewöhnliche Hand wirkte in seiner großen, rauen so zart und zerbrechlich.

 

Jetzt ging Varus auf Soraka zu, aber er ging an ihr vorbei, sodass sie ihn erst erwartungsvoll, dann verwirrt ansah. Doch hinter ihr setzte er sich in die Hocke und schlang seine Arme um ihren Bauch. Ganz vorsichtig hob er sie hoch und stellte sie sanft auf ihren Hufen ab. Dann hielt er von links sein Gesicht ganz nah an ihres und gab eine Art glückliches Schnurren von sich.

 

Bastet und ich zwinkerten ihr zu und lächelten fies. Sie lächelte nur schüchtern und lief etwas rot an. Dann legte sie ihre Hand auf Varus' linke Wange. Wir verabschiedeten uns noch von ihnen, dann gingen sie weg.

 

,,Wir gehen dann auch mal los. Kommt alle gut an", sagte Shen und erst jetzt bemerkte ich, dass er die schlafende Akali seelenruhig auf seinen Armen trug. Ihr Mund war offen, aber sie schnarchte nicht. Und anstatt Niedlichkeit auszustrahlen, sah sie auf wie eine schlafende Schönheit. Wir verabschiedeten uns, dann ging er fort.

 

,,Dann machen wir uns auch mal auf den Weg nach Hause" ,,Und wir verkriechen uns irgendwo im Wald", antwortete Yasuo Yi. Wir lachten und gingen dann alle los.

 

,,Also wegen Noxus...", sagte ich, aber wurde sofort von Yi unterbrochen: ,,Lass lieber doch nicht jetzt darüber reden. Ich bin zu müde, um mir jetzt irgendwelche Gedanken und Sorgen zu machen" ,, Einverstanden", meinte ich, denn ich war ganz seiner Meinung.

 

Ohne wirklich auf den Weg zu achten, kamen wir irgendwann an unserem bescheidenen Haus an. Wir brauchten uns nur hinzulegen und ich schlief sofort in seinen Armen ein...

Kapitel 42

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 43

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 44 - Mit allen Ecken und Kanten

Neru PoV:

 

...Irgendwann am Nachmittag waren wir endlich soweit, dass wir aufstehen konnten.

 

Da mein Magenknurren Erdbeben verursachte, machte Yi sich ans Kochen. Mir lief schon das Wasser im Mund zusammen, weil er Reis und Steaks mit ionischer Jägersoße machte.

 

In dieser Zeit machte ich mich nützlich, indem ich Holz suchen ging, weil wir am Abend oder am nächsten Tag mal ein Lagerfeuer machen wollten. Das Wetter war nämlich perfekt dafür.

 

Schnell hatte ich einen ganzen Batzen zusammen und stellte es neben der Haustür ab.

 

Es roch schon wunderschön von drinnen. Obwohl ich kein Reis-Fan war, stürmte ich rein. Yi war halt einfach ein erstaunlich guter Koch.

 

Er begrüßte mich mit einem Lächeln und Nicken und deutete mir Platz zu nehmen. Als er fertig war, stellte er uns die Teller hin und zündete in der Mitte eine Kerze an, die sofort die Atmosphäre entspannte.

 

,,Guten Appetit", sagte er, ,,ich hoffe es schmeckt dir" ,,Das wird es ganz sicher" Wir nahmen ein paar Bissen und schon hatte ich die Realität aus den Augen verloren und war in Gedanken versunken. Es war hauptsächlich Gefangirle...(Ja, das gibt's sogar in der Geschichte)

 

Auf einmal bemerkte ich, dass Yi bedrückt auf seinen Teller starrte. ,,Was hast du, mein Liebster?", Sorge erfüllte meine Stimme.

 

,,Wegen gestern", fing er an ohne aufzusehen, ,,als du mein Schwert an deinen Hals gehalten hast und meintest, ich müsse nur noch ein Wort sagen, hattest du wirklich den Gedanken dich umzubringen, nur weil mir vielleicht irgendwas an dir nicht gepasst hätte?"

 

Jetzt schaute er doch auf und mein Herz zerbrach. Ich habe ihn noch nie so traurig gesehen.

 

Mein Blick wanderte auf den Tisch, als ich antwortete: ,,Ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich nicht mehr wirklich daran erinnern, was genau passiert ist" Natürlich wusste ich, was für Gedanken mir da durch den Kopf geschossen sind, aber ich wollte ihm keine unnötigen Sorgen bereiten.

 

Er ließ ein ,Hm' von sich hören und starrte wieder auf seinen Teller.

 

,,Yi, ich will ehrlich sein", sagte ich und erhielt keine Reaktion, aber ich merkte, dass er die Ohren spitzte, ,,Ich würde natürlich nie einen unschuldigen Zivilisten töten, aber als wir damals bei Shen im Büro saßen, sprach ich eher aus Panik. Natürlich war es da tatsächlich nicht meine Schuld und ich war nicht ich selbst, aber das heißt nicht, dass ich komplett unschuldig bin. Bastet zum Beispiel ist eine Katze und verhält sich beim Jagen auch so. Sie jagt ihre Beute und spielt mit ihr, ungefähr wie Draven in seiner Arena verhält sie sich in der Wüste und im Wald. Aber ich verhalte mich nicht mal wie ein Wolf. Einerseits habe ich mein menschliches Gewissen, das mir sagt, dass töten nicht gut ist, aber auf der anderen Seite versteckt sich das Antlitz eines Monsters, dass ohne jeglichen Grund töten will, nur um das Blut seines Opfers sehen und riechen zu können. Selbst wenn ich Kannibalismus verabscheue, spüre ich manchmal selber das Verlangen einfach reinzubeißen. Ich liebe das Kämpfen, und auch das Töten"

 

,,Ich weiß", entgegnete Yi plötzlich. Ich sah ihn verwirrt an. ,,Ich wusste es schon die ganze Zeit", bekräftigte er seine Worte noch einmal.

 

,,Aber... Wieso?..", stammelte ich ohne einen sinnvollen Satz heraus zu bekommen, doch er verstand, was ich sagen wollte. ,,Ich liebe dich so wie du bist, mit all deinen Ecken und Kanten", antwortete er, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.

 

,,Wie kannst du etwas einfach so hinnehmen, womit ich sogar selber immer noch zu kämpfen habe?", fragte ich etwas laut. ,,Weil es halt auch ein Teil von dir ist. Du bist halt so. Und ich will nicht, dass du dich änderst, weil es vielleicht der Gesellschaft nicht so passt. Es passt mir!", sagte er todernst, aber dann nuschelte er noch hinterher: ,,Und alle anderen sollten dir egal sein...", und drehte sich schmollend weg.

 

Ich musste mir ein Kichern verkneifen, welches aber nach nur paar Sekunden trotzdem rauskam. ,,Das ist wirklich süß, aber meinst du nicht, dass diese Denkweise etwas egoistisch ist? Das bin ich von dir irgendwie nicht gewohnt", sagte ich amüsiert und stützte mein Kinn auf meinem rechten Arm ab, den ich auf dem Tisch abstellte. Meine rechte Wange umhüllte ich mit meiner Handfläche und neigte meinen Kopf beim Reden etwas zur Seite, während ich lächelte.

 

,,Ist mir doch egal, ob es egoistisch klingt, wenn ich sage, dass du mir gehörst und dich deshalb um alle anderen nicht kümmern solltest", schmollte er weiter. Ich musste wieder kichern, weil er zu niedlich aussah. Wie eine angepisste Kartoffel.

 

Im nächsten Moment saß ich mit den Armen um seinen Hals geschlungen auf seinem Schoß und stupste mit der Nase an seine Wange. Wie er meine Laune von der einen Sekunde auf die nächste verändern konnte.

 

,,Und ich dachte, ich wäre anstrengend", meinte ich scherzhaft.

 

Er sah mich nicht einmal an, sondern sagte nur: ,,Geh runter. Ich bin immer noch sauer wegen Jhin" ,,Hey, das war gegen meinen Willen!", verteidigte ich mich. ,,Ja ja, das sagen sie alle", meinte er.

 

Er würdigte mich immer noch keines Blickes, also schmuste ich mit ihm und sagte ruhig: ,,Es tut mir leid, ich werde sicher nicht mehr in seine Nähe gehen. Du weißt ganz genau, ich brauche nur dich"

 

Seine Ausstrahlung änderte sich schlagartig und er drückte meinen Oberkörper nach hinten, sodass meine Haare schon den Boden berührten. Wie ein Raubtier über mich gebeugt, durchbohrte er mich mit seinen neon-grünen Augen und zwang mich dadurch in die Knie.

 

,,Das gefällt mir schon viel besser", sagte er mit einer unwiderstehlichen Stimme. Diese Augen, dieses Lächeln, diese Stimme... Hilfe!

 

,,Kommen wir zum Wesentlichen", sagte er jetzt ganz neutral, zog mich hoch und befreite mich somit aus dieser unangenehmen Situation.

 

,,Die Lage ist wegen der Feindseeligkeit sehr angespannt, was die Schiffe nach Noxus angeht. Es fahren gar keine Schiffe mehr dort hin, außer private. Du müsstest irgendein anderes nehmen, dass nach Valoran fährt, und dich weiter alleine durchschlagen", erklärte Yi jetzt.

 

Ich nickte und antwortete: ,,Okay, dann mache ich es so" ,,Ist das auch in Ordnung für dich?" ,,Ja, diese Umstände nehme ich gern in Kauf", ich klang fest entschlossen über mein Vorhaben, ohne selbst wirklich zu wissen, was es war.

 

,,Ich werde wohl ein Schiff nehmen, das direkt nach Freljord durchfährt. Die sind eher selten, also müssen wir genau auf die Abfahrtzeiten achten. Wenn sich nichts geändert hat, wären die nächsten in drei und vier Tagen. Falls da welche sind, die in Noxus' Nähe ankern, nehmen wir diese sofort", erklärte er und ich war einverstanden.

 

Ich war wirklich froh, dass er so verständnisvoll war. Sein Blick sagte mir, dass er sich fragte, was ich wohl so dringend in Noxus wollte. In Momenten wie diesen genoss ich sein vollstes Vertrauen, selbst wenn er sich Sorgen machte. Ich werde ihn nicht enttäuschen und meine Zeit dort sinnvoll einsetzen.

 

Ich betrachtete ihn, dann schoss aus mir heraus: ,,Darf ich mal deinen Bart flechten?" Fast schon verzweifelt führte er seine Hand langsam zu seiner Stirn und verdeckte damit seine Augen vor mir, die er nicht schloss, sondern mit denen er sprachlos zum Boden starrte. Ich kicherte nur zufrieden und wedelte mit der Rute.

 

,,Was spielt sich nur in deinem Kopf ab?", fragte er nach einer Weile und nahm die Hand wieder weg, um mir in die Augen sehen zu können. Dabei runzelte er die Stirn.

 

,,Ist das ein ,Ja'?", stellte ich die Gegenfrage. Er drehte sein Gesicht wieder weg und starrte einfach wieder sprachlos ins Leere.

 

Ich wusste gar nicht, dass ich ihn so leicht nerven konnte. Das musste ich mir merken, denn es könnte noch lustig werden.

 

,,Nein, ist es nicht, aber ja, du darfst es irgendwann mal", sagte er, als er die Worte wieder gefunden hatte. ,,Ja!", rief ich glücklich und schlang ihm die Arme um den Hals.

 

,,Hast du dich jetzt etwa zum Kind zurückentwickelt?", fragte er leicht genervt. Ich kicherte nur, woraufhin er seufzte...

Kapitel 45 - Farben

...Die Tage bis zur Abreise vergingen wie im Flug. Wir würden dasselbe Schiff nehmen, da wir herausgefunden hatten, dass es zuerst in Zhaun ankern würde. Das war trotzdem noch ein gewaltiges Stück von Noxus entfernt, aber ich dürfte es innerhalb eines Tages schaffen, wenn ich die Berge nicht mitberechnete. Die würden mich einige Extra-Stunden kosten.

 

Wir haben vor unseren Freunden Noxus natürlich nicht erwähnt, um Probleme zu vermeiden. So dachten sie, dass Yi und ich nur in eine Art Urlaub fuhren. Sie winkten uns noch vom Festland hinterher, als das Schiff ablegte, aber Shen war schon nicht mehr zu sehen. Er war wirklich ein beschäftigter Mann.

 

,,Schon wieder auf See", sagte ich mürrisch und haute meine Stirn auf die Reling. ,,Das überlebst du schon. Diesmal sind wir ja auch viel schneller da als in Shurima. Aber du verhälst dich dort unauffällig, klar?", sagte Yi aufheiternd. Ich nickte mit einem Lächeln. ,,Ich muss es nur bis zu Kata schaffen", erklärte ich. ,,Ich weiß immer noch nicht, was du an ihr magst", schnaubte er und verschränkte die Arme. Ich lachte leicht: ,,Das wirst du noch sehen" Er drehte sich nur weg.

 

Ich stand auf und stellte mich hinter ihn, ehe ich meine Arme unter Yis Achseln hindurch schob und eine Hand auf seine Brust, die andere auf seinen Bauch legte. ,,Vertrau mir", sagte ich friedlich und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Lange standen wir da noch, während ich sein Vertrauen praktisch spüren konnte. Langsam, aber sicher, verschwand die Insel wieder am Horizont.

 

Ein Tag auf diesem versifften Schiff... Ich konnte nur hoffen, dass Zhaun mir keine Umstände bereitete, denn in diesem Loch würde ich wohl keine Stunde überleben. Bei der Vorstellung, wie die nächste Zeit ablaufen würde, bis ich endlich mit Kata reden könnte, musste ich laut seufzen.

 

,,Entspann dich. Wird schon schief gehen", beruhigte mich Yi und löste sich aus meinem Griff. Dann drehte er sich zu mir und schlug vor unters Deck zu gehen. ,,Lass es uns einfach bisschen gemütlich machen", sagte er und ich nickte.

 

Irgendwie zerrte alles an meinen Kräften, sodass ich mich unglaublich schläfrig fühlte. Yi bemerkte dies wohl und hob mich hoch. Auf den Armen trug er mich nun durch die Gänge. ,,Bin ich dir auch nicht zu schwer?", fragte ich. Yi schnalzte mit der Zunge und entgegnete: ,,Wenn ich nicht mal dich tragen könnte, wäre ich nicht in der Lage ein ordentliches Schwert zu führen" Ich lächelte; unfähig auch nur zu kichern.

 

,,Schlaf jetzt einfach. Du wirst deine Kräfte für den Weg brauchen", sagte er mit seiner beruhigenden Stimme, als wir unsere Kajüte betraten, und legte mich auf eins der Betten. Ich nickte stumm, während er mich zu deckte.

 

,,Ich werde uns eine Welt schaffen, in der wir in Ruhe leben werden können", flüsterte ich müde, jedoch entschlossen. Yi gab mir einen zarten Kuss auf die Stirn und antwortete im gleichen Tonfall: ,,Da bin ich mir ganz sicher" Er strich mir sanft übers Haar und ich kuschelte mich warm ein, sodass ich schnell einschlief...

 

...Ich sah Bildfetzen. Unzählige rasten auf mich ein. Ich konnte kaum was erkennen, aber ich merkte, dass es düster war. Immer wenn ein neuer Fetzen vorbeiraste, nahm ich die Gefühle aus dieser Erinnerung war. Wirklich jedes erdenkliche Gefühl war dabei, und sie wechselten im Millisekundentakt. Waren es überhaupt Erinnerungen? Ich wurde daraus nicht schlau.

 

Ausnahmsweise blieb jetzt endlich eine Szene vor mir stehen und ich konnte mir einen Überblick über die Lage verschaffen. Es war ein Schlachtfeld, der Himmel war mit dunkelgrauen, schweren Wolken bedeckt und eigentlich waren kaum Krieger zu sehen; nur noch Leichen - Leichen, die mit offenen Mündern und Augen schlaff am Boden lagen, hier und da hingen welche mit Speeren aufgespießt in der Luft, oder sogar nur noch ihre Köpfe. Der Boden glich einer grauen, harten Wüste. Es stank nach frischem sowie trockenem Blut und sowie frischen Wunden als auch verwesendem Fleisch. Meine Gefühle waren zerstreut. Ich spürte zwar hauptsächlich Kampfgeist und auf der anderen Seite einen erweckten Jagdtrieb, aber auch ein Gefühl als wäre ich auf der Suche nach etwas. Klirren von Waffen auf Rüstungen und Schlacht- sowie Todesschreie im Hintergrund.

 

Plötzlich fing das Bild an wie wahnsinnig von rechts nach links zu wackeln und zu verzerren, bis es verschwand und ich an einem neuen Ort war. Vor mir erstach gerade jemand in einer Rüstung aus eher dunklem Metall einen anderen mit seinem Speer, der eher einer schwarzen Harpune glich, indem er diesen durch den Schild des Schwächeren donnerte.

 

Im nächsten Moment stand ich an der Stelle des Speerkämpfers und spürte nur noch warmes Blut mein Kinn runterlaufen. Schon spürte ich den Widerstand zwischen meinen Zähnen und schmeckte das Fleisch in meinem Maul, von welchem ich nicht abgetan war. Es war ein mir unbekannter Geschmack, aber als ich an mir runter sah, realisierte ich, dass ich meine Hauer in den Nacken desjenigen genagelt hatte. Widerliches Metall kratzte an meinem Zahnfleisch, da ich den Nackenschutz der Rüstung durchgebissen hatte. So schmecken Menschen also? dachte ich außerhalb des Traumes.

 

Ich sah zu der sterbenden Person zu meinen Füßen, die ihre Hände nach mir streckte, aber dann ließ er sie einfach fallen und schloss mit einem neutralem Gesichtsausdruck endgültig die Augen. Wenn ich es mir nicht einbildete, deuteten seine Mundwinkel sogar ein ganz leichtes Lächeln an.

 

Wut und Rachsucht kochten in mir. Ich warf den Körper des toten ,Tieres', welches ich noch immer im Maul hatte, einfach weg und spuckte in einem Zug das gesamte Blut aus, das sich in meiner Mundhöhle angestaut hatte. Wie ferngesteuert riss ich den Speer aus dem Körper des Leichnams, holte weit aus und schleuderte ihn dreißig Meter weiter auf die nächstbesten Gegner, wobei gleich zwei auf einmal aufgespießt zu Boden fielen.

 

Abermals änderte sich das Bild, aber diesmal sah ich nur ein hellgrünes Licht. Noch bevor meine Augen die Informationen an mein Gehirn senden konnten, spürte ich einen stechenden, brennenden Schmerz in meinem Bauch. Gleichzeitig erschienen in diesem leuchtenden Licht zwei genauso kräftig leuchtende, rote Farbtupfer, wobei der obere größer war. Meine Gefühle wandelten sich von Freude zu einem so bitteren und unerträglichen Schmerz, das ich ihn nur noch aus ganzer Kehle heiser ausschreien wollte. Aber es ging nicht. Diese Tupfer verbreiteten sich in Sekundenschnelle gleichmäßig in alle Richtungen. Als nach einigen Sekunden ein Großteil des Lichts vom Rot verschlungen war, fing alles an erst dunkel, und dann komplett schwarz, zu werden.

 

Doch nachdem ich in völlige Schwärze getaucht war und ich nichts mehr als Kälte spürte, erschien ein gelb-goldenes Licht in der Mitte des Bildes, dem goldene und grüne Sterne folgten, wovon die grünen im Kreis tanzten und einen grünen Licht-Schleier hinter sich herzogen, während die goldenen wie Fisselregen zart zu Boden rieselten.

 

Noch eine kurze Zeit sah ich dieses Spektakel, bevor der Traum langsam erlosch...

 

Ich stieß einen Schrei aus und richtete mich ruckartig im Bett auf. Kalter Schweiß lief mir den Rücken und das Gesicht runter. Mein seitlicher Pony und die Haarsträhnen, die unmittelbar an meinem Gesicht gelehnt hatten, waren völlig durchnässt und baumelten nun schwer an mir runter.

 

,,Neru", sagte Yi besorgt, dessen Hand gerade von meinem Kopf gefallen war. Er hatte wirklich die ganze Zeit bei mir gesessen und mich gestreichelt. Ich sah ihm nur keuchend und mit vor Schock weit aufgerissenen Augen an. ,,Wir sind fast da", sagte er ruhig, aber betrachtete mich voller Sorge.

 

Von automatisch stand ich einfach auf und ging auf die Tür zu, die ich ohne zu zögern passierte und trottete angeschlagen aufs Deck. Yi folgte mir einige Meter hinter mir ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Oben stellte ich mich an die Reling und hielt mir mit beiden Händen den Kopf, denn ich hatte unfassbare Kopfschmerzen. Es schmerzte so sehr in meinem Kopf, dass ich auf die Knie sackte, aber meine Ellenbogen auf der Reling ruhen ließ. Warum geht es nicht weg!? Was ist das!? Aahhhschrie ich verzweifelt und schmerzerfüllt in Gedanken auf. Ich wollte den Auslöser am liebsten mit bloßen Krallen aus meinem Kopf rausreißen.

 

Ich spürte Yi neben mir, wie er mich wieder auf die Füße zog und meinen Kopf mit einer Hand nahm an seine Brust hielt. Mit der anderen drückte er mich nun auch am Rücken vorsichtig an sich und streichelte diesen sachte. Seine Wärme und sein gleichmäßiger Herzschlag beruhigten mich sofort, sodass sich meiner dem seinen anpasste.

 

Minuten vergingen in dieser Position, bis er endlich fragte: ,,Was ist passiert? Was hast du gesehen?" Ich sah zu ihm auf und meine Knie wurden wieder weich, aber er presste mich weiterhin an sich, was mir Halt gab. Dann stammelte ich: ,,I-Ich... Ich weiß es nicht" Er sah mich nur etwas ungläubig un verwirrt an. ,,D-Du hast es vergessen?", fragte er nochmal zaghaft nach. Ich nickte nur stumm. Das ist nicht gut war uns beiden klar.

 

Yi schluckte schwer und sagte dann bedrückt: ,,Wie auch immer... Mach dir keine Sorgen. Egal was es war, ich bin für dich da. Schaffst du in diesem Zustand überhaupt die Reise?" Ich sah übers Meer und konnte tatsächlich schon das Festland in nicht allzu weiter Ferne erkennen. Giftige Rauchschwaden zierten den ohnehin schon grau-grünen Himmel Zhauns. Ich sah wieder zu Yi und nickte: ,,Ja, ganz sicher. Das war nur ein kurzer Rückschlag. Mach dir keine Sorgen" ,,Okay", sagte er, aber die große Sorge sowie die Falten vom Stirnrunzeln blieben ihm trotzdem ins Gesicht geschrieben. Er seufzte und er drückte mich wieder an sich, während wir darauf warteten, dass das Schiff im Hafen einlief...

Kapitel 46 - Neuer Horizont

...Ich stellte mich auf die Reling und wartete darauf, dass das Schiff nah genug an die Küste fuhr. Yi stand dicht hinter mir und schaute sich die Stadt nur mit einem missbilligendem Blick an. ,,Ich geh dann jetzt", sagte ich zu meinem Schatz und beugte mich zu ihm runter, um ihm einen Abschiedskuss zu geben. ,,Pass gut auf dich auf und halt dich nicht zu lange hier auf", sagte er leise mit geschlossenen Augen, nachdem wir uns lösten, als wäre er noch irgendwie benommen. Er öffnete seine Augen langsam und sah mich irgendwie... leer an. ,,Ganz bestimmt", antwortete ich kalt, ,,pass du auch auf dich auf" Er nickte und ich sprang ab, noch bevor der Anker überhaupt geworfen wurde. Yi würde jetzt noch weiter fahren.

 

Die letzten Stunden war diese merkwürdige Spannung zwischen uns gewesen. Wir verhielten uns eher, als wären wir uns völlig fremd und hätten keine Gefühle für einander. Aber ich spürte, wie ihn die Sorgen quälten, genauso wie mich; vor allem nach meinem Erwachen. Auch am Kuss gerade konnte ich spüren, wie ungern er mich gehen ließ. Er hatte sich mir nämlich noch hinterher gestreckt, als ich mich löste, und schien so berauscht. Ich konnte nur hoffen, dass diese Reise etwas brachte. Aber Kata würde mich nicht zu ihr ins Land rufen, wenn es nicht wichtig wäre.

 

So schnell wie möglich huschte ich durch die dreckigen Straßen Zhauns und suchte mir den besten Weg hinauf. Der Gestank machte sich in meinem gesamten Kopf breit. Ich hätte würgen können. Vorsichtig sprang ich umher, um nicht in eine Pfütze oder Ähnliches zu treten. Stück für Stück machte ich mir um die Aufzüge herum meinen Weg nach oben, indem ich von Dach zu Dach sprang.

 

Oben angekommen war ich nicht gerade erleichtert. Piltover schien offensichtlich sauberer zu sein, aber hier würde ich genauso wenig wohnen wollen. Es war mir hier zu hell und modern. Während ich in Zhaun trotz meiner Eile komplett ignoriert wurde, kassierte ich hier sofort neugierige Blicke.

 

Ich sah mich um, um mir eine Übersicht zu verschaffen, und rannte sofort weiter Richtung Süden. Auf dem Schiff hatte man mir erzählt, dass es dort einen Pass durchs Gebirge gab. Es wäre zwar ein kleiner Umweg, aber durch die Berge zu rennen würde deutlich länger dauern.

 

Nach wenigen Stunden konnte ich den Engpass schon erkennen und lief geradlinig darauf zu. Ich lief nur noch von automatisch. Meine Beine trugen mich in einem gleichmäßigen Tempo, während ich meine Aufmerksamkeit ganz in mich rein fokussierte. Ich bemerkte gar nicht, dass ich schon im Sumpfgebiet war, und lief instinktiv die Bergkette nach Osten entlang.

 

Ich malte mir aus was in Noxus passieren würde, spekulierte darüber herum was Kata wohl genau wollte, aber erinnerte mich auch einfach an schöne als auch schlechte Momente meiner Vergangenheit in Shurima, bis meine Erinnerungen irgendwann auch in Ionia angekommen waren: wie wir Ahri kennengelernt haben, die uns dann den anderen vorgestellt hat, wie ich meinen Helden zum ersten Mal sah, wie dieser Held mich tanzen lehrte und ich danach auf Zed traf, wie noch Yasuo dazu kam, wie die Noxier und Ionier zum ersten Mal aufeinander trafen, was Kata Talon für Kopfschmerzen bereitet hat, wie der Blutmond verlaufen ist, unser erster Kuss, die Magie des Lotusgartens, wie ich Lucian fand, wie unser Ausflug in die Berge schief gegangen war, aber ein wirklich schönes Ende nahm, wie viel Spaß ich mit Wukong hatte, aber auch wie ich eines Nachts erwachte und mich einem Toten und meiner Vergangenheit stellen musste, wie wir uns kurz darauf in einem Blitzkrieg behaupten mussten, wie ich bei den Vastaya etwas über mich selbst herausfand, wie ich Riven und Jhin konfrontiert hatte - oder sie eher mich, wie ich Yi rettete, aber es nur noch mehr eskalierte, wie wir zusammen den Sieg feierten, wie süß und angepisst Yi sein konnte, wenn er eifersüchtig war... und dann... dann war ich wieder hier. Ich habe schlimme Sachen in Ionia erlebt, das ist wahr, aber dafür hatte ich hier ein schönes Leben, indem ich Spaß, Liebe und Freundschaft erfahren durfte. Alles, was vor vor einem Jahr stattgefunden hatte, war ein öder Alltag, der nur aus trainieren, lernen, essen und schlafen bestanden hatte. Einfach unglaublich wie schnell sich ein ganzes Leben ändern konnte. Ich wollte nie wieder weg; ich wollte, dass es ewig währte...

 

Als sich meine Erinnerungen legten, bemerkte ich eine Wolkendecke aus grauen Schwaden, die von einem Berg ganz hinten am Horizont kam. Die haben hier aber echt was gegen Natur, kann das sein? regte ich mich auf. Aber ich biss mir auf die Lippe und erhöhte mein Tempo, da es schon Abend war. Tatsächlich klebten schon einige Haarsträhne wegen des Scheißes in meinem Gesicht und mein Rücken war komplett nass. Auch ich hatte meine Grenzen, aber ich musste es nicht mehr lange aushalten. Mir entrann ein Keuchen, als ich über einen Felsen sprang.

 

irgendwann kam ich an einer Brücke überm Torgraben an, der den Stadtstaat umrundete. Mit gerader Haltung ging ich gemütlich auf die beiden Wachen zu, die am Tor vor der Brücke standen. Innen war ich total nervös und befürchtete, dass es schief gehen würde, aber das konnte ich ihnen natürlich nicht zeigen.

 

Sie sahen mich nur skeptisch an, ehe einer von ihnen fragte: ,,Wer bist du, woher kommst du und was ist der Anlass?" Ich schluckte schwer, aber mein Blick war eiskalt und einschüchternd, als ich antwortete: ,,Neru-Anne van Anubis ist mein Name. Ich bin ein shurimanischer Champion und wurde zum Hause Du Couteau gerufen" Sie prüften noch mal meine Miene, um sicher zu gehen, dass ich die Wahrheit sagte, und ließen mich dann durch. ,,Einfach geradeaus", sagte einer noch. Ich hauchte ein ,,Danke", ehe ich schnellen Schrittes hinter der Mauer verschwand. Was den Weg anging, würde ich mich gleich noch auf die Einwohner verlassen müssen.

 

Die Stadt wirkte sehr dunkel und grau, die untergehende Sonne verstärkte den Eindruck nur. Ansonsten schien die Stadt sich nicht wirklich von einer anderen zu unterscheiden. Es herrschte noch reges Treiben, sodass man mir kaum Beachtung schenkte, als ich im Eiltempo die Straßen entlang lief. Ich sah mich beim Laufen um und prägte mir jeden Unterschied zu anderen Kulturen ein, den ich erkennen konnte.

 

Das lenkte mich sogar so sehr ab, dass ich irgendwann in jemanden rein rannte. Ich prallte ein Stück von dessen Rüstung ab, ehe ich mich fasste und zu dem Mann hinauf sah. Der Schwarzhaarige war ein ganzes Stück größer als ich und definitiv breiter als der Türsteher. In der rechten Hand hielt er eine große, schwere Axt und an seinem Rücken hing ein roter Umhang, der bis zum Boden reichte. Etwas grimmig, aber sonst eher neutral, sah er zu mir runter.

 

,,V-Verzeihung! Ich habe nicht aufgepasst", entschuldigte ich mich schnell und neigte meinen Kopf ein wenig als Verbeugung. Jetzt fielen ihm meine körperlichen Unterschiede im Vergleich zu normalen Menschen auf und er hob fragend eine Augenbraue. Aber dann sagte er nur: ,,Schon gut. Jeder ist mal in Gedanken. Jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen. Ich nehme an, du bist nicht von hier?" Seine Stimme war sehr tief und rauchig. ,,Nein. Ich komme aus Shurima", antwortete ich. ,,Bist du ein Champion?", fragte er. ,,Ja, tatsächlich. Woher wissen Sie das?", stellte ich nun eine Frage. ,,Ich bin mir nicht sicher", meinte er, ,,habe ich dir vom Aussehen her einfach zugeraut. War wohl sowas wie ein Bauchgefühl" Ich legte den Kopf etwas schräg und legte ein Ohr zur Seite.

 

,,Naja, auf jeden Fall: Es war mir eine Freude sie kennen zu lernen", sagte ich, als ich mich daran erinnerte, was ich hier überhaupt machte, ,,aber ich muss jetzt weiter, Auf Wiedersehen" Ich sah mich um, um die Orientierung wieder zu finden, aber ich wusste sowieso nicht wo ich lang musste. Ich sah wohl ziemlich hilflos aus, da sich, nachdem mir der Mann kurz aufmerksam zugesehen hatte, ein kaum sichtbares Schmunzeln auf seine Lippen stahl. ,,Du kennst dich hier wohl nicht wirklich aus. Wohin musst du denn?", fragte er zuvorkommend. ,,Ehm... zum Haus der Du Couteaus. Könnten Sie mir bitte den Weg verraten?", ich fühlte mich irgendwie unsicher. ,,Ich spaziere gerade sowieso nur durch die Straßen, weil ich nichts zu tun habe, also werde ich dich einfach hinführen. Es ist gar nicht weit von hier", bestimmte er gelassen und wandte sich zum Gehen. Etwas überrumpelt blieb ich erstmal stehen, aber dann holte ich zu ihm auf und lief neben ihm her.

 

Nach langem Schweigen fragte er plötzlich: ,,Bist du etwa mit Katarina oder Talon befreundet?" ,,Ja, mit Katarina eher" ,,Hätte nicht von ihr erwartet, dass sie Freundschaften außerhalb von Noxus schließt", stellte er fest, ,,Crownguard mal ausgenommen", fügte er noch hinzu. Den ganzen Weg über hat er mich nicht einmal angesehen, sondern nur starr auf die Straße. Sein Tempo war eher gemütlich, wie bei einem richtigen Spaziergang, aber seine Beine fielen schwer auf den Boden und ließen seine Rüstung jedes Mal klirren. ,,Und ich hätte nicht erwartet, dass das jeder weiß", entgegnete ich. Er schnaubte amüsiert und erklärte: ,,Also bitte: es ist so offensichtlich mit den beiden. Selbst das gewöhnliche Volk ahnt es. Aber wir hoffen alle nur, dass es gewaltig schief geht" Ich hätte am liebsten laut losgeprustet, aber musste ein Pokerface bewahren. Pfffff es geht auch sicher gewaltig schief, die Frage ist hier nur für wen.

 

,,Hier, wir sind da", sagte er und deutete auf ein großes Eisentor vor uns. Um das Anwesen war eine drei Meter hohe Mauer und vorm Tor standen zwei Wachen. Aber beim Anblick des Hünen wichen sie sofort zur Seite und erwiesen ihm Respekt. ,,Vielen Dank, dass Sie mich hergeführt haben", sagte ich mit einem Lächeln und wollte schon durchs Tor gehen. ,,Gern geschehen... Ahja, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Darius ist mein Name", erwähnte er und verabschiedete sich. ,,Neru-Anne", sagte ich immer noch lächelnd und machte einen leichten Knicks, bevor ich endlich eintrat und sich das Tor hinter mir wieder schloss. Hinter mir wurde Darius sofort blass, als er meinen Namen hörte, aber ich ging bereits den Weg entlang auf das Anwesen zu...

Kapitel 47 - Von Seemannsgarn und Sake

Yi PoV:

 

...Noch lange starrte ich auf die beiden übereinander liegenden Städte, die langsam immer kleiner wurden. Der Himmel war kalt und bewölkt, aber der Wellengang wies auf keinerlei Risiken hin. Es war ruhig an Deck, was für ein großes Schiff wie dieses was besonderes war. Sonst war immer was los, aber, obwohl wir vor kurzem noch an Land gewesen waren, stand ich hier allein.

 

Ich stützte mich mit den Unterarmen an der Reling ab und starrte ins blau-grüne Wasser. Das Plätschern der Wellen ans Schiff und die zarten, zuckenden Bewegungen des Wassers beruhigten mich zu tiefst, da ich immer noch voller Sorge war. Ich vertraute Neru, dass sie es heil zurück schaffen und irgendeinen Fortschritt mit sich bringen würde, aber dennoch war die Chance sehr hoch, dass in Noxus etwas aufgrund ihrer Identität passieren könnte. Sie war schlau genug um Ionia nicht zu erwähnen, aber ob es ausreiche, um in Sicherheit zu sein?

 

Drei kreischende Möwen flogen an mir vorbei und ließen mich realisieren, wie lang ich hier schon stand. Es sind wohl Stunden vergangen, sodass ich nun auch Hunger verspürte und mich entschied unters Deck zu gehen. Eine Möwe warf kurz einen Schatten auf mich, als sie überm Schiff hinweg segelte.

 

Nachdem sich alle in der Kombüse versammelt hatten um miteinander zu Abend zu essen, wurde es nach dem ein oder anderen Bier ziemlich laut. Ich hatte mich ganz an den Rand eines langen Tisches gesetzt - es gab zwei - um dem lauten Gelächter und der genuschelten Sprache möglichst zu entgehen. In Ruhe trank ich Schluck für Schluck meinen Sake und lauschte unbeeindruckt dem Seemannsgarn, dass irgendwann spät in der Nacht auch mal Gesprächsthema wurde. Die meisten Geschichten waren nichts Besonderes, zum Beispiel über ungeheuerliche Nixen und Meerjungfrauen oder Legenden über den grauen Nebel und die Schatteninseln, einer hatte sogar eine interessante Erfindung aus Zhaun erhalten, aber eine Geschichte zog mich da schon eher in ihren Bann. Sofort spitzte ich die Ohren, als ich die Einleitung ,,Als ich in Shurima war, habe ich von einer wunderschönen Sage gehört" hörte. Ohne mein Pokerface abzulegen schielte ich seitlich zum Erzähler rüber.

 

Der rundliche Mann begann zu erzählen: ,,Als ich in Shurima in einer Bar gesessen habe, hat uns ein mysteriöser Mann, der angeblich lebendig von den Schatteninseln zurück gekommen sein soll, einen Mythos über eine Göttin erzählt, die sich in einen Menschen verliebt hatte. Sie war regelrecht eine Furie, denn ihr Äußerliches konnte weder einem Menschen noch einem Tier zugeordnet werden. Ihr sehr weiblicher Körper war mit großen Klauen, Reißzähnen und Fell bestückt und sie hatte stechende Schlangenaugen, wo ein giftiger Blick hätte tödlich enden können. So beobachtete sie ihren Schwarm immer vom Himmel aus ohne sich ihm je zu zeigen. Aber sie half ihm mit ihrer Kraft, wenn er mal in Gefahr war oder einen Rat brauchte. Irgendwann konnte sie es nicht mehr aushalten und sprach in seinen Gedanken zu ihm. Schnell freundeten sie sich an und sprachen jeden Tag miteinander. Dabei vergaß die Göttin total ihre Pflichten, was ihrem Vater, der nichts über die Romanze wusste, keineswegs gefiel. So kam es, dass er sie aus Wut und Enttäuschung in die Menschenwelt verbannte, aber ihr ihre bestialische Gestalt ließ. Sie lernte schnell auf grausame Weise, dass sie in dieser Gesellschaft keinen Platz finden würde, aber als sie endlich ihren Geliebten fand, sah sie zum ersten Mal ein Lächeln. Er empfing sie mit Wärme und Liebe, anstatt mit Furcht und Hass. Er erkannte sie nämlich sofort an ihrer Stimme und hatte deswegen keine Angst vor ihr. Natürlich war er mittlerweile auch in sie verliebt gewesen und so führten sie ein glückliches Leben in Zweisamkeit. Doch eines Tages erkundigte sich ihr Vater nach ihr und fand über ihre derzeitigen Lebensumstände heraus. Das, was als Strafe gedacht war, hatte sich als Segen entpuppt, was er nicht auf sich sitzen lassen konnte. So tötete er den Mann im Schlaf, ohne dass sie es je herausfinden würde. Lange geisterte sie voll Trauer und Kummer durch die Wildnis, bis sie sich irgendwann entschied zu ihrem Vater zurück zu kehren und unter Tränen um Vergebung zu bitten. Er, der ihr Leid sah, akzeptierte ihre Entschuldigung und ließ sie wieder arbeiten, als wäre nichts gewesen. Sie aber würde nie wieder lächeln können. Beim Ausführen einer Aufgabe traf sie auf die Schatteninseln und erfuhr, dass einige besondere Seelen es bis dort hin schafften und dort weiter lebten. Es war bereits exakt ein Millennium seit dem Tod ihres Geliebten vergangenen, aber das hielt sie nicht davon ab ihn überall zu suchen, bis sie ihn tatsächlich wieder fand. Doch ihr Glück hielt nicht ewig, denn ihr Vater legte einen Bann über sie, dass sie die Schatteninseln nur noch an einem einzigen Tag genau alle tausend Jahre besuchen konnte, denn ihre Bindung war zu stark um sie komplett zu trennen. So treffen sie sich bis heute noch jedes Jahrtausend, wenn die Graunacht am stärksten ist, um ein paar Stunden miteinander verbringen zu können. Doch sie haben nie erfahren wer der Mörder war.

 

Da ein echter Überlebender der Schatteninseln sofort weltberühmt geworden wäre und ich nach genauerer Recherche nichts über eine derartige Gottheit in Shurima oder anderswo finden konnte, ist ziemlich klar, dass die Geschichte frei erfunden ist. Aber ich fand sie einfach schön und habe sie mir sogar aufgeschrieben, damit ich sie ja nicht vergesse", schloss der Erzähler ab, dem der gesamte Raum aufmerksam zugehört hatte. Viele äußerten eine positive Meinung, die anderen enthielten sich und dachten einfach darüber nach. Aber da es schon sehr spät war, wurde der Mythos als guter Abschluss des Tages abgestempelt und alle wurden auf ihre Kajüten geschickt.

 

Natürlich erkannte ich einige Referenzen zu Neru und mir, auch wenn die Geschichte eigentlich komplett anders war als unsere, aber ich fand sie einfach schön. Zufrieden schmunzelnd schlief ich ein, sobald mein Kopf nur das Kissen berührte.

 

Es dauerte nicht lang, bis es mich frösteln ließ, sobald ich mal an die frische Luft ging. Deshalb band ich mir einen dicken, grauen Schal um, wenn ich meiner Routine nachging und draußen einige Stunden am Tag nichts tat als die salzige Luft zu genießen. Desto näher wir Freljord kamen, desto weniger konnte ich draußen bleiben, bis ich irgendwann die Nase voll hatte und meine Rüstung gegen einen langen, weißen Mantel mit schwarzen Knöpfen eintauschte.

 

Mein Atem flog als zarte Dampfwolke vor mir her, als ich wiedermal das Deck betrat. Mit den Händen in den Taschen stellte ich mich an die Reling und konnte in der Ferne schon die mit Schnee bedeckten Berggipfel entdecken. Sie waren hoch und majestätisch, aber hatten auch etwas abschreckendes, warnendes. Mein gelangweilter Blick und meine trüben Augen waren noch lange auf die Berge gerichtet. Normalerweise würde ich die Zeit nutzen um zu meditieren, aber jedes Mal, wenn ich die Luft zu tief einsog, schnitt die Kälte meine Lungen auf und kratzte an meiner Kehle. Also hatte ich nicht wirklich was zu tun als auf dem Deck zu vergammeln oder mich in meiner Kajüte durch eine warme Decke oder Training warm zu halten. Obwohl die Berge schon längst in Sicht waren, dauerte es noch mehr als einen Tag, bis wir sie erreichten.

 

Mit einem Rucksack auf dem Rücken und einem Händler an der Seite, der mir den Weg zeigen würde, machten wir uns auf durch die kalten Wälder Freljords zu wandern. Der Weg war unfassbar langweilig und kraftraubend, aber ich lief immer ohne mich zu beschweren weiter. Der kleine Mann zu meiner Rechten erzählte mir ein paar Sachen, die er über Freljord wusste, um das Schweigen zu brechen und die Langeweile zu vertreiben. Eigentlich hörte ich nur halb zu, aber er schien eine nette und aufgeweckte Person zu sein. Das bemerkte ich dadurch, dass er mit großem Eifer erzählte und zwischendurch immer wieder lachte, als würde er sich an etwas Schönes erinnern. Ich hatte es nicht mal nötig Aufmerksamkeit vorzutäuschen, da es ihm auch relativ egal schien, ob ich zu hörte oder nicht, er wollte sich in dieser Umgebung einfach nicht einsam fühlen.

 

Ich konnte ihn gut verstehen, also ließ ich ihn einfach reden, bis er an den Grenzen seiner Kräfte angekommen war und wir uns für eine Nacht in einer Höhle niederließen. In diesem Moment war ich schon ziemlich eifersüchtig darauf, dass Neru sich jetzt gerade wohl in einem warmen und großen Bett befand. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln und ließ mich an der Höhlenwand zu Boden gleiten. Was sie wohl gerade macht? Dieser Gedanke begleitete mich in den Schlaf...

***Special*** Seven Minutes in Heaven (Intro)

Neru PoV

 

Es war Heiligabend, als Yi und ich zum Kinkou-Kloster gingen, weil wir von Akali eingeladen worden waren, um gemeinsam zu feiern. Ich trug mein Lieblingskleid in dunkelviolett und eine Silberkette mit Herzanhänger aus Citrin, die in meinem V-Ausschnitt eher höher hing. Yi kam in bequemer Winterkleidung, die aus einem beigefarbenen Wollpullover und einer Hose aus eher robuster Wolle bestand. Oben drüber trug er noch seinen weißen Wintermantel mit einem schwarzen Schal um den Hals.

 

Wir klopften an der Schiebetür, die nur Sekunden später geöffnet wurde. Die Schwarzhaarige begrüßte uns mit einem breiten Lächeln und bat uns herein. Sie trug ein kurzes rotes Kleid, das eng anlag, und hatte ihre Haare zu einem Dutt gebunden, der mithilfe von zwei schwarzen Stäbchen zusammen gehalten wurde. An ihrer Hand hatte sie einen Armreif aus Tannenzweigen, der Kunstvoll zu einem schönen Kranz geflochten war.

 

Sie führte uns in einen Raum ohne Licht, dafür war dieser durch das Feuer eines Kamins und einiger Kerzen kuschelig ausgeleuchtet. Auf dem großen Sofa vor dem Kamin saß Shen in seinem üblichen Aufzug mit einem Arm auf der Rückenlehne und stand auf, als er uns sah. Jetzt bemerkte ich auch Yasuo und Bastet mit Teetassen in den Händen auf dem Sofa sitzen. Shen begrüßte uns herzlichst und geleitete uns zum Sofa, wo ich mich neben Bastet in die Mitte setzte, während unsere Jungs unsere Seiten deckten.

 

,,Wollt ihr irgendwas? Fragt ruhig", meint Shen zuvorkommend, aber wir lehnten dankend ab, als Akali wieder zur Tür rannte. Diesmal kam sie mit einem - von mir zumindest - nicht erwarteten Pärchen zurück - Xayah und Rakan. Rakan hatte einen rot-weißen Mantel mit passender Mütze an, wie es für den Weihnachtsmann üblich gewesen wäre, während Xayah ihre rebellische Alltagskleidung trug. Sie interessierte sich halt nicht für menschliche Bräuche. Deshalb sah sie auch etwas mürrisch zu uns rüber, während Rakan neben ihr einfach strahlte.

 

,,Hey, Leute! Haben wir was verpasst?", fragte der Pfau und sprang elegant über die Rückenlehne, wo er sich dann breit machte und seine Partnerin zu sich winkte. Sie sah deutlich demotivierter aus, als sie sich neben ihm fallen ließ. Wegen des Platzmangels auf dem Sofa setzte sich Shen auf einen der beiden Sesseln und Akali machte es sich auf seinem Schoß bequem.

 

,,Alles gut. Wir sind alle gerade erst angekommen", antwortete Yasuo und lächelte. Dann nippte er zufrieden an seinem Tee, was Bastet ihm automatisch gleich tat.

 

Der Abend verlief ziemlich entspannt und alle hatten ihren Spaß. Nach einer Tasse selbstgemachtem Glühwein wurde sogar Xayah etwas weich und ließ sich von der liebevollen Stimmung anstecken. Bis Akali mit einer Idee aufkam...

 

,,Da wir gerade alle so schön versammelt sind, lasst uns doch ,Seven Minutes in Heaven' spielen!", rief sie in die Runde. Ich konnte praktisch spüren wie sich ein schwarzer Schatten über mein Gesicht legte - und nicht nur mir ging es so - während Bastet genau so ein teuflisches Lächeln aufsetzte wie Akali. Die Schwarzhaarige hatte uns schon mal von dem Spiel erzählt und da war ich auch schon nicht so begeistert. Aber sie bestand darauf und gegen diesen Sturkopf konnte man nichts machen.

 

Sie sammelte jeweils einen persönlichen Gegenstand von jedem der Männer ein und kam mit dem Beutel voll Sachen auf mich zu. Ich hatte dem ganzen Geschehen keine Beachtung geschenkt und nur mürrisch dreingeschaut, bis sie heiter sagte: ,,Neru, du fängst an! Zieh einen Gegenstand" Ich schenkte Yi von der Seite einen fragenden Blick, aber er lächelte nur amüsiert. Was denkt er sich nur!?

 

Immer noch schlecht gelaunt griff ich in den Beutel...

***Special*** Seven Minutes in Heaven (Neru I)

...und zog eine hölzerne Flöte raus. Überfordert mit der Situation sah ich zu Yasuo rüber, der mir ein warmes Lächeln schenkte. Wahrscheinlich wollte er mich beruhigen. Zum Glück hatte ich mit ihm auch nichts zu befürchten.

 

Er stand auf und winkte mich hinterher: ,,Komm schon, das wird bestimmt lustig" Ich stand auf, ehe Akali uns von hinten zu einem großen Schrank aus Ebenholz schubste. ,,Viel Spaß!", sagte sie noch schadenfroh grinsend, als sie die Türen hinter uns Schloss.

 

Sofort tauchten wir in Dunkelheit, dabei ging es mir noch relativ gut, denn der millimeterbreite Spalt zwischen den Türen ließ genug Licht durch, dass meine Augen damit arbeiten konnten. Aber da es nur fahles, schwaches Licht des Feuers war, konnte ich auch nicht mehr als grobe Konturen erkennen. Also musste es für Yasuo jetzt komplett schwarz sein.

 

Der Schrank war zwar groß für einen Schrank, aber immer noch klein für zwei Personen. Das erkannte ich daran, dass, egal wie sehr ich versuchte auf Abstand zu bleiben, ich seine Wärme deutlich spürte und bei jedem Atemzug seine Kleidung streifte. Das ließ meine Wangen erröten, doch ich hoffte, dass die Dunkelheit es vertuschte. Es war ein komisches Gefühl dem Freund meiner Schwester so nah zu sein. Hoffentlich war sie nicht eifersüchtig.

 

Yasuos Husten durchbrach nach einer halben Minute die  Stille, bevor er fragte: ,,Ähm... hast du eine Idee was wir machen könnten? Ich bin nämlich nicht so überzeugt davon, dass wir jetzt sieben Minuten lang uns einfach anschweigen" ,,Ja, da hast du Recht. Das könnte sehr langweilig werden", antwortete ich, ,,aber hey, wir sehen uns in letzter Zeit ja kaum noch. Da hatten wir kaum Gelegenheit wirklich zu reden. Was war bei euch so los?" ,,Wir haben uns auf einer Lichtung etwas sesshaft gemacht. Wir spielen sogar mit dem Gedanken dort endlich ein Haus zu bauen. Vor allem nachdem ich durch die Schlacht mit Shurima wieder etwas an Ansehen bekommen habe, denn es ist jetzt deutlich sicherer für uns", sein Lächeln war so von Glück erfüllt, dass ich es sogar spüren konnte. ,,Das freut mich ja so für euch!", sagte ich und umarmte ihn. Ich nutzte die Gelegenheit und verweilte einfach in der Position. Ich meine, solange es ihn nicht stört, warum nicht die Wärme genießen?

 

,,Und was war bei euch so?", fragte er jetzt nervös. Okay, es wäre möglich, dass ihn meine Nähe nicht ganz kalt ließ. Er hatte wohl keine Ahnung was er tun sollte. Dass er das Gespräch am Laufen hielt, war die beste Entscheidung.

 

Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, ehe ich antwortete: ,,Wir waren ja vor kurzem in Freljord" Er nickte bekennend ,,Ja, eigentlich war das nicht wirklich als Urlaub gedacht, sondern nur als Ausrede, dass ich nach Noxus konnte" Ich spürte wie er nach hinten wich, aber von der Wand zurück gehalten wurde, und schwer schluckte. ,,Hey, übertreib' nicht, es ist nichts passiert", meinte ich und hob meinen Kopf um ihn anzusehen. Er sammelte sich wieder und fragte mit leichter Wut in der Stimme: ,,Und was wolltest du da?" ,,Ich wurde eingeladen, von Kata. Das war's auch schon. Ich dachte nur, dass es keine komplett nutzlose Info wäre", erklärte ich ein kleines Bisschen pissig.

 

Er drückte mich von sich weg, wodurch ich an die Schrankwand gepresst wurde. Ich biss die Zähne zusammen, um keinen schmerzerfüllten Laut abzugeben, da es sich anfühlte, als würde er meine Rippen eindrücken. Nach einer Sekunde war es vorbei und ich keuchte ein Mal, bevor ich überrascht und verwirrt zu ihm rauf sah. Sein Blick war starr auf die Wand gerichtet und sein Arm bewegte sich auf die Tür zu. Er hatte nicht mal bemerkt, wie harsch er gerade gewesen war. 

 

,,Ich muss hier raus", sagte er emotionslos, aber ich packte seinen Arm und fragte: ,,Was ist los mit dir? Du tust ja glatt so, als hätte ich Hochverrat begangen" Es kam keine Antwort. Stattdessen schlug Yasuo nur meine Hand weg und verließ den Schrank. Eine aufgebrachte Akali war zu hören: ,,Wer hat euch erlaubt schon raus zu gehen? Ihr habt noch eine ganze Minute!" Yasuo reagierte gar nicht erst auf sie, sondern setzte sich einfach stumm neben Bastet und sagte nichts.

 

Ich schaute vorsichtig raus und blickte in viele fragende Augenpaare. Dann setzte auch ich mich stumm wieder auf meinen Platz. Schuldbewusstsein lag auf meinem Gesicht, während Bastet mir erst fragende, dann giftige Blicke zu warf. Sie würde mich jetzt solange hassen, bis Yasuo sich beruhigt hatte. Also wagte ich mich gar nicht erst sie anzusehen. Das Gefühl von der Seite durchbohrt zu werden genügte.

 

Auch wenn er Noxus über alles hasste, konnte ich nicht verstehen, warum es ihn jetzt so aus der Fassung brachte. Hatte ich etwa auch was verpasst? Aber diese Einstellung musste sich ändern, sonst könnte er es nicht einfach akzeptieren, sollte Katas Plan aufgehen.

 

Scheiße! Ich hatte wohl mit der Faust auf den Tisch vor mir geschlagen, auf dem die Getränke standen, denn die Runde sah mich verwirrt an, während ich meine Stirn komplett in Falten gelegt hatte. Ich winkte nur ab und trank einen Schluck meines Schwarztees, und wärmte dann meine Hände mit der Tasse, während ich weiter grübelte.

 

Erst durch Lärm realisierte ich, dass das Spiel die ganze Zeit weiterging, und dass Bastet gerade dran war...

Kapitel 48 - Herzsucher

Bastet PoV

 

...Yasuo und ich spielen mit dem Gedanken uns endlich ein Haus zu bauen und sesshaft zu werden, sodass wir selbst als Champions und Gesuchte ein einigermaßen normales Leben führen können. Noch wissen wir nicht wo und wie das Haus aussehen soll, aber das ist auch erstmal nicht so wichtig.

 

Das, was wichtig ist, ist eine traurige Soraka, die wir mit gesenktem Kopf am Stadtrand aufgefunden haben. Anstatt aufzusehen drehte sie nur ihre Augen etwas in unsere Richtung, als sie uns bemerkte. Sogar ihre Ohren waren angelegt; das sah ich zum ersten Mal.

 

,,Was ist los, Soraka?", fragte ich sofort besorgt, als wir sie erreichten. Eine Begrüßung war jetzt nicht nötig.

 

Mit feucht-glitzernden Augen hob sie endlich ihren Kopf und starrte in meine. ,,Varus ist in letzter Zeit so komisch. Ich weiß nicht, was ich tun soll" Sofort nahm ich sie in den Arm und strich ihr zärtlich über den Rücken. ,,Hey, alles gut. Ich wette, das ist nur eine Phase. Sollen wir mal mit ihm sprechen?", versuchte ich sie aufzumuntern. Sie nickte und umarmte mich. Hilfesuchend schaute ich zu Yasuo, der wohl genauso besorgt schien.

 

Auf dem Weg zu ihnen erzählte uns Soraka, was falsch lief: ,,Vor einer Weile hat Varus mir zu Liebe angefangen immer weniger zu trinken und ich dachte, dass jetzt erst recht alles gut wird, aber er wurde mir gegenüber nur kühler und zurückhaltender. Wenn er mit mir spricht, kommt er mir immer so gereizt und konzentriert vor, als müsste er einen Wutanfall oder Nervenzusammenbruch unterdrücken. Und es wird immer schlimmer" Sie krallte sich an meinen Arm und vergrub ihr Gesicht in meiner Schulter, während sie all ihre Kraft darein legte, die Tränen zurück zu halten.

 

Sie tat mir wirklich leid. Dieses liebe, süße Mädchen sollte nicht so unter Stress stehen. Sie hatte so ein zartes und zerbrechliches Gemüt und musste auch immer wieder das Leid Anderer ertragen.

 

Wir kamen an der kleinen Hütte an, die Karma ihr bereitgestellt hatte, als sie auf die Erde kam, wo sie nun mit ihrem Geliebten wohnte. Meine Nase nahm bereits außerhalb schon die Anwesenheit von dunkler Magie wahr, also näherte ich mich der Tür langsam und mit Bedacht.

 

Drinnen fand ich einen auf einem Stuhl sitzenden Varus vor, der sich über seinen Bogen krümmte und ihn vorsichtig streichelte. Er hatte uns zwar bemerkt, aber schenkte uns keinerlei Beachtung. Er war total fokussiert auf sich selbst und seine edle Waffe.

 

Vorsichtig flüsterte ich seinen Namen, aber er reagierte nicht, also trat ich einen Schritt näher und wiederholte den Vorgang. Yasuo blieb in der Tür stehen und drückte Soraka trostspendend an sich. Doch auch als ich schon direkt neben dem Schützen stand, reagierte dieser nicht.

 

Aber dafür empfingen meine Ohren ein merkwürdiges Flüstern. Ich konnte es vielleicht zwei verschiedenen Stimmen zuordnen, die zwischen dieser Welt und dem Jenseits wanderten. Sie kamen offensichtlich aus Varus' Richtung, was mich sehr skeptisch und übervorsichtig machte. Die Stimmen schienen zu diskutieren, aber worüber konnte ich nicht entschlüsseln.

 

Plötzlich schloss Varus eine feste Faust um den Bogen und er sah endlich zu mir rauf. Ich sah Leid und Zerstreutheit in seinen leeren Augen, die nun unregelmäßig flackerten. Die beiden Stimmen wurden lauter, aber er stand auf und brüllte: ,,Schweigt!", dabei stampfte er einmal auf den Boden. Seine Stimme klang sehr bedrohlich, sodass Soraka hinter mir kurz zusammenzuckte. Tatsächlich verstummte das nervige Flüstern und er setzte sich mit einem lauten Seufzen wieder hin und schloss erschöpft die Augen.

 

Und wieder einmal fragte ich: ,,Varus?" Er öffnete seine Augen nur einen Spalt weit, um mich gerade so erkennen zu können. ,,Was ist los?", stocherte ich weiter und versuchte meine Stimme so sanft wie nur möglich klingen zu lassen. Dafür hockte ich mich auch etwas hin, um mit ihm ungefähr auf Augenhöhe zu sein.

 

Sein Blick wanderte für eine Millisekunde zu Soraka, als würde er sich vergewissern wollen, dass sie zuhörte, ehe er antwortete: ,,Ich ertrage die beiden nicht mehr länger. Sie wollen nicht mehr ihre Fresse halten" Er starrte zu Boden. ,,Meinst du damit die beiden Stimmen, die ich gerade gehört habe?", fragte ich vorsichtig nach, legte meine Ohren an und legte ganz leicht eine Hand auf seine Schulter. Es schien ihn tatsächlich etwas zu entspannen und gab ein schwaches Nicken als Antwort.

 

,,Wer sind sie? Was wollen sie?", erkundigte ich mich nach dem Problem; vielleicht könnte man es lösen. ,,Ich wusste, dass es irgendwann raus muss...", erzählt er, ,,Sie sind mit meinem Geist verbunden. In diesem Körper stecken drei Bewusstseine. Nur Varus - also ich - bin eines anderen Volkes. Die anderen beiden waren mal normale Menschen. Mein Volk wurde von den Menschen komplett ausgerottet und seitdem befinde ich mich auf einem Rachefeldzug, aber diese Nervensägen versuchen mich davon abzuhalten. Irgendwann habe ich herausgefunden, dass ich ihre Geister mit Alkohol betrüben kann, sodass sie mich in Ruhe lassen, aber das hatte Auswirkungen auf diesen menschlichen Körper. So kam ich zu Soraka und habe zum ersten Mal andere Gefühle als Hass empfunden. Ich blieb bei ihr und wollte mit ihr leben, obwohl wir so unterschiedlich sind, denn ihr nennt sie einen Engel und mich einen Dämon. Wegen meiner Gefühle ihr gegenüber haben mich auch diese beiden in meinem Kopf eine Zeit in Ruhe gelassen, also habe ich aufgehört mich zu betrinken, um Soraka einen Gefallen zu tun, aber diese Bastarde nutzen es aus um wieder die Kontrolle über mich zu erlangen. Sie spüren immer noch meine Rachsucht im Innern und sehen mich als Feind. Deshalb konzentriere ich mich zur Zeit wieder voll auf sie, weil ich nicht will, dass sie vor euch irgendeinen Scheiß machen"

 

Er hatte nicht mal richtig zu Ende gesprochen, da rannte Soraka auf ihn zu und nahm seine Hand in ihre beiden. Sie drückte sanft zu und lächelte ihn an, während ihre Augen feucht glänzten. ,,Varus, du hättest mir von deinem Leid erzählen sollen und wir hätten gemeinsam eine Lösung finden können. Ich will nicht, dass du es alleine mit dir austrägst und uns damit nur Sorgen bereitest. Denn wir können gemeinsam alles schaffen, wie es sich für eine perfekte Bot Lane gehört, weißt du?" Er schmunzelt und nimmt ihre Hände in seine. ,,Du hörst dich fast so an wie die Spasten in meinem Kopf, weißt du? Es tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe, aber ich fürchtete, dass du als Heilerin mit einem großen Herzen ein von Rache und Wut getriebenes Tier wie mich zurückweisen könntest", darauf küsste er zärtlich ihre kleinen Hände.

 

,,Darf ich etwas einwerfen?", meldete ich mich zu Wort. Sie starrten mich beide an und ich sagte: ,,Schaut euch mal Neru an. Sie erleidet jedes Mal eine Persönlichkeitsspaltung, wenn sie ihre ultimative Fähigkeit einsetzt oder einer von uns in Gefahr kommt, und ist von einem Monster besessen. In ihr lebt so viel Dunkles, dass nur ich durch unsere Bindung wahrnehmen kann, aber solange sie damit ringt, kann sie einigermaßen normales Leben mit uns führen. Warum sollten wir jemanden, der sein gesamtes Volk verloren hat, und jetzt verständlicherweise nach Rache sucht, zurückweisen? Hat Yi etwa Neru gehasst, nachdem sie gemordet hat und durchgedreht ist? Nein. Du machst dir zu viele Sorgen, Varus. Du bist bei uns unter guten Leuten. Selbst ein Pazifist wie Soraka wird dich voll uns ganz verstehen. Sonst fühlen wir uns beleidigt, weil du so einen falschen Eindruck von uns hast", beim letzten Satz schaute ich weg und schmollte.

 

,,Sie hat Recht", warf Yasuo ein und legte dem Bogenschützen eine seiner großen Hände auf die Schulter, ,,du bist hier unter Freunden. Du musst dich für nichts schämen und um nichts fürchten" Seine ausdrucksstarke Stimme war hinterlegt mit einem freundlichen Lächeln.

 

,,Danke, Leute", sagte Varus erleichtert, ,,ich weiß nicht, was ich ohne euch tun würde" Er nahm Soraka in den Arm und setzte sie auf seinen Schoß, um sie noch fester an sich drücken zu können, während er in der Linken immer noch den kristallinen Bogen festhielt. Sie kicherte leise, als er seine Gesicht in ihrem Haar vergrub, und strich ihm sanft durch das seine.

 

,,Aber dann muss ich noch was sagen", meinte er noch ein bisschen bedrückt. ,,Hau raus", forderte ich ihn auf und wir sahen ihn alle erwartungsvoll an, bis er sagte: ,,Ich stecke eigentlich im Bogen", und seine Waffe vor sich hielt. Dafür kassierte erstmal überraschte Blicke. Dann lachte er leicht und winkte ab: ,,Ach, vergesst es"

 

,,Können  wir euch beide wieder ruhigen Gewissens alleine lassen?", fragte ich und kratzte mich am Hinterkopf, weil ich mir etwas unhöflich vorkam. ,,Nein, es ist alles gut. Geht ruhig", antwortete das Sternenkind wieder glücklich und ich verließ das Haus mit Yasuo wie eine Wand dicht hinter mir.

 

,,Puh, und das hätten die beiden nicht alleine klären können?", sagte ich zu meinem Partner, sobald die Tür zu war, der darauf antwortete: ,,Ich glaube, Soraka hatte einfach nicht den Mut ihn anzusprechen. Es war gut, dass wir für sie da waren" ,,Ja, da hast du wohl Recht", ich atmete erleichtert aus und lief mit Yasuo den Pfad entlang...

Kapitel 49 - Über Intrigen und Täuscher

Neru PoV

 

...Auf dem kleinen Pfad zum Anwesen der Du Couteaus wurde ich von einer Wache begleitet, die streng geradeaus ging ohne etwas zu sagen. Auch lief er im Eiltempo um mich schnell abzuliefern. Als ich mich umsah, sah ich innerhalb der Mauer, die das Anwesen umkreiste, nur graugrünes, kurzes Gras. Es sah alles gleich und langweilig aus.

 

Wir erreichten eine große, schwere Holztür, die jedoch nach einem Klopfen sofort geöffnet wurde. Talon zeigte sich hinter ihr, aber seine kalten Gesichtszüge lockerten sich auch nicht, als er mich erkannte. ,,Hey", grüßte ich ihn schüchtern, weil ich nicht wusst, was ich sagen sollte. ,,Ich bringe dich sofort zu Katarina", meinte er nur gleichgültig. Zugegeben überraschte es mich etwas, dass er sich mir gegenüber so soldatisch verhielt. Aber auf dem Kriegsschiff habe ich auch keine Sonderbehandlung erwartet.

 

Er schloss die Tür hinter mir, während die Wache zurück zu ihrem Posten lief. ,,Komm", forderte Talon mich auf und ging auf eine breite Steintreppe zu, die am Ende der  Eingangshalle lag. ,,Kat meinte schon, dass sie dir eine Nachricht hinterlassen hat, aber ich glaube nicht, dass sie erwartet hat, dich hier so schnell zu sehen", sagte er, während wir die Stufen hinauf stiegen. ,,Ja, das war auch eine sehr spontane Entscheidung", sagte ich etwas verlegen, ,,aber ich störe doch nicht, oder?" ,,Wie könnten du oder deine Schwester uns jemals stören?"

 

Selbst bei dieser Aussage lächelte er nicht, aber ich wusste, dass sie von Herzen kam. Also schmunzelte ich den Rest des Weges, der noch durch einen langen Gang führte, ehe er mich vor einer Tür stehen ließ. ,,Das ist Kats Zimmer. Ich suche sie und bringe sie sofort her. Tritt ruhig ein und mach es dir gemütlich", dann verschwand er in den Schatten.

 

Langsam öffnete ich die Holztür und betrat die prachtvollen Gemächer Katas. Vor den riesigen Bogenfenstern hingen blutrote Vorhänge aus Satin, die bis zum Boden reichten. Die Möbel waren aus hochwertigem Wahlnussholz und glanzpoliert. Der Kleiderschrank sowie der schwere Schreibtisch waren mindestens zwei Meter breit und Kleinigkeiten wie Fenster-, Tür- und Schubladengriffe oder Stifte bestanden aus Kirschholz, welches hier weit und breit nicht existieren sollte. In der Ecke stand die Tür zu einem privaten, luxuriösen Bad offen und das Bild wurde durch einen großen, goldenen Kronleuchter mit fünf Kerzen perfektioniert, welcher zusätzlich noch mit kleinen Rubinen und noch kleineren Smaragden bestückt war. Auf einer Fensterbank standen noch zwei Öllampen aus Altgold, die nachts zusätzliches Licht spendeten. Ich war einfach überwältigt. Als Du Couteau hat man es wohl gut.

 

Weil ich mir nicht sicher war, wo ich mich hinsetzen sollte, setzte ich mich neben dem Tisch einfach auf meine Rute. Es gab sowieso nur eine Sache, die für mich bequemer gewesen wäre.

 

Aber dann sah ich mich genauer um und bemerkte den Schild über der Tür, der Noxus' Wappen trug. Er war rund und eher klein, aber aus Stahl, und zwei Kurzschwerter - ähnlich wie Katas - hingen gekreuzt dahinter. In den Regalen lagen Waffen - vor allem Dolche - aller Art und standen Trophäen und Auszeichnungen. Herr Du Couteau ist bestimmt ein stolzer Vater dachte ich mir, als plötzlich die Tür aufging und die rothaarige Frau eintrat, an die ich gerade gedacht habe.

 

,,Neru!", begrüßte sie mich erfreut und umarmte mich, dabei kickte sie die Tür mit dem Bein hinter sich zu. Ich erwiderte die Umarmung, und als wir uns lösten, meinte sie: ,,Setz dich doch auf den Stuhl oder aufs Bett, sonst fühl ich mich noch schlecht" Dankend kichernd ging ich ihrer Bitte nach und nahm Platz am Schreibtisch, während sie sich vor mich auf die Tischplatte setzte und ihre Beine überschlug.

 

,,Bist du gut hergekommen?", begann sie mich auszufragen. ,,Ja, alles lief gut", antwortete ich mit einem Lächeln. ,,Komm, ich zeig dir das Schloss, während wir plaudern" S-s-schloss!? Mir ist aufgefallen, dass das Anwesen gigantisch ist, aber das ist schon bisschen übertrieben, oder nicht? Diese Familie blieb mir für immer ein Rätsel. Aber vielleicht war das einfach typisch für Adelige. Ich meine, für Azir war ein Palast zu erwarten, aber war es normal mit viel Geld auch das krasseste Haus zu besitzen? Ich hatte noch Einiges über die verschiedenen Kulturen zu lernen. Denn ich wusste nur für mich, dass ich mit unserem kleinen Haus mehr als zufrieden war.

 

Kata erzählte mir über Noxus und über ihre glorreichen Taten, während sie mich rumführte, aber auch über sie und Talon. Mir gefiel der Fakt sehr, dass sie schon von der ersten Sekunde an nervig war und ihr Vater lange brauchte um die beiden zu bändigen. Dafür waren sie jetzt wie ein Herz und eine Seele. Geschwister sind wirklich eine tolle Sache; anstrengend, aber toll.

 

Die Assassinin zeigte mir die Küche, den Konferenzsaal und etliche Trainingsräume, die auf das Training von professionellen Assassinen ausgelegt waren, aber viele Zimmer in den Gängen ignorierten wir. Auch ist mir aufgefallen, dass hier sehr viele Angestellte tätig waren. Jetzt liefen wir durch einen kleinen, sehr einfachen Garten, der wohl hinter dem Schloss lag, sodass ich ihn von vorne nicht gesehen hatte. Aber er war nicht wirklich nennenswert, denn mehr als Gras, zwei Bänke und einen kleinen Springbrunnen gab es hier nicht. Jener war nicht mal schön verziert oder so. Im Vergleich zu Ionias Gärten war das hier eine Beleidigung, aber was habe ich auch von Noxus erwartet?

 

Wir gingen wieder rein und gingen wieder eine Treppe rauf, da sah Kata sich um und flüsterte dann zu mir: ,,Wir müssen reden" Reden wir etwa schon nicht die ganze Zeit? Meinen fragenden Blick ignorierend zog sie mich den Flur entlang, bog ab und schob mich schnell in eine kleine Besenkammer.

 

Als sie sich zu mir drehte, fragte sie ernst: ,,Du hast meine Nachricht von Yi während des Krieges erhalten?" Ich antwortete - immer noch irritiert: ,,Ja, deshalb bin ich hier" ,,Gut", kommentierte sie. ,,Das was ich dir jetzt sage, darf niemand erfahren - nicht einmal Yi" Ich nickte stumm.

 

,,Also, es ist so", fing sie an, ,,Swain hat eine Art Gehirnwäsche benutzt, um sich überhaupt seinen Titel zu verschaffen. Eigentlich dürfte er gar nicht mehr beim Militär sein. Außerdem hat er es wahrscheinlich genauso bei Jarvan IV. gemacht, um einen Krieg anzuzetteln. Plötzlich sind ja noch mein Vater und unser letzter Herrscher verschwunden - beziehungsweise plötzlich verstorben; wir sind uns sicher, dass er daran Schuld ist, weil ihm sonst der Waffenstillstand im Weg wäre. Verstehst du? Er ist ein unheimlich guter Stratege, also braucht er einen Krieg, um dem Volk von Nutzen zu sein. Talon und ich haben es satt und wollen es beenden. Über die Raben kommunizieren wir seit 'ner Zeit mit Demacia, also nur mit Jarvan IV. und Garen. Sag Talon bitte nichts von Garen, denn ich schreibe die Briefe; das würde nur Stress geben. Die Post über Raben wird nämlich nie überprüft, weil nur Swain über sie schreibt. Das darf auch niemand erfahren. Es ist ein Staatsgeheimnis, weil das sonst jeder so machen würde. Wir haben uns mit Jarvan IV. verabredet, dass er uns bald abholt und nach Demacia schmuggelt. Aber man merkt, dass er uns nicht ganz vertraut, also könnte er vielleicht sogar nicht selber kommen, sondern jemanden schicken, aber das ist nicht schlimm. Wir müssen so schnell wie möglich dort hin. Ich habe keinen Bock mehr. Noxus braucht einen guten Herrscher und nicht einen macht-versessenen Krüppel. Doch wir haben keinerlei Beweise, um es öffentlich zu machen. Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Auch wenn ich jetzt wahrscheinlich viel zu viel von dir verlange, zähle ich auf deine Unterstützung, wenn wir diese benötigen. Wir finden schon Wege dich im Notfall zu erreichen. Keine Sorge, ich will dich nirgends mit reinziehen, wir brauchen nur einen unserer Leute in Ionia. Bist du dabei?" Sie streckte mir im Dunkeln eine Hand hin und ich schlug ohne zu zögern ein.

 

,,Steht's zu Diensten, meine Königin", sagte ich und verneigte mich. ,,Was!? Wieso Königin?", rief sie ungläubig auf. ,,Also ich bin dafür, dass du Noxus leitest", antwortete ich ehrlich. ,,Nein, ich bin kein Politiker. Ich mach den Job nicht. Außerdem bin ich schon auf der Suche nach einem guten Herrscher", sie kam mir etwas verlegen vor, weil es schon ein gewisses Kompliment war. ,,In Ordnung, aber wenn du keinen findest, wirst du wenigstens vorübergehend an die Macht müssen" ,,Ja, wahrscheinlich", sie scharrte nervös mit dem Fuß, ,,aber nur vorübergehend!" ,,Ja", lachte ich, ,,gehen wir hier wieder raus?" Schon öffnete sie die Tür und wir traten in Licht.

 

Ich werde mein Bestes geben um sie zur Königin zu machen. Sie hat durchaus die Qualifikationen, auch wenn sie etwas anderes behauptet. Denn ich bin überzeugt davon, dass sie ein Schlüssel zum Frieden in dieser Welt ist. Auch wenn es nicht besonders viel ist, werde ich mir alles mögliche versuchen, um sie zur Herrscherin zu machen...

Kapitel 50 - Verdacht

...Es dämmerte bereits, also brachte mich Kata auf mein Zimmer, welches sich direkt neben ihrem befand. ,,Während deines Aufenthaltes wird das hier dein Schlafzimmer sein. Wenn du auch nur irgendwas brauchst, kannst du jederzeit zu mir oder einem Bediensteten kommen. Ich gehe bald schon schlafen, denn der Tag beginnt für mich immer schon sehr früh und dafür muss ich meinen Rhythmus einhalten. Wenn du mal auf die Idee kommen solltest aus dem Zimmer zu gehen, erschreck dich bitte nicht, falls du Talon begegnen solltest. Im Gegensatz zu mir, für die Schlaf für neue Kraft wirklich wichtig ist, lungert er noch bis spät in die Nacht auf den Gängen rum und wacht über alles. Vielleicht ist er sogar der Grund, weshalb ich nach Vaters Tod überhaupt noch ruhig schlafen konnte", sie lächelte nostalgisch und öffnete mir die Tür.

 

Die Einrichtung des Gästezimmers war eher spärlich und nur aufs Nötigste begrenzt, doch durch die wertvollen Kronleuchter, Stoffe und Wappen trotzdem edel. Ich trat an eines der Fenster, welche blaues Glas hatten, und starrte hinaus. ,,Fühl dich wie zuhause. Gute Nacht, Neru", meinte Kata noch lieb und verschwand, wobei sie die Tür so sanft wie möglich hinter sich schloss.

 

Ich stand einfach nur da und starrte hinaus, obwohl durch das Glas sowieso kaum etwas zu erkennen war. Also entschloss ich mich das Fenster zu öffnen und mich mit den Armen auf die Fensterbank zu stützen, als die kühle Abendluft sanft an meiner Haut vorbei streifte. Automatisch streckte ich meine Nase dem Wind entgegen und musste schmunzeln, da es ein wohliges Gefühl für mich war, doch mit meiner Nase konnte ich die Luft hier nicht genießen. Sie war mit Magie geladen, aber nicht mit lebendiger wie in Ionia, sondern mit negativer. Zusätzlich nahm ich noch die Düfte der Sümpfe von außerhalb wahr.

 

Mein Gesichtsausdruck wurde mit jedem Atemzug unzufriedener und gequälter, aber ich beließ ihn lieber auf einer neutralen, gleichgültigen Ebene, damit ich mich auf meine Gedanken konzentrieren konnte.

 

Erst jetzt in der Stille wurde mir klar, wie sehr Yi mir doch fehlte. Beim reinen Gedanken an ihn wurde mir warm und irgendetwas flatterte in meinem Bauch. Aus Reflex kreuzte ich die Arme, als würde ich mich warm halten wollen, dabei war es Ewigkeiten her, dass ich so etwas wie Kälte gespürt hatte. Meine Kehle war trocken und ließ mich schwer schlucken, während ich mir wünschte, dass es seine Arme waren. Es ist gar nicht mal lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen hatten, dennoch war es für mich unerträglich. Ich sehnte mich nach ihm. Ohne ihn fehlte mir etwas; ein Teil von mir. Er fehlte mir. Ich wollte zu ihm.

 

Mit einem Seufzen stieß ich mich von der Fensterbank ab und wollte mich zu meinem Bett begeben, doch meine Ohren zuckten in Richtung Tür. Gehört habe ich nichts, aber ich nahm einen mir bekannten Geruch wahr, der vom Flur aus in mein Zimmer zog. Auf Samtpfoten schlich ich zur Tür und riss diese mit unmenschlicher Geschwindigkeit auf. Wie bereits erwartet stand Talon mit dem Rücken zu mir auf dem Flur und drehte sich etwas zu mir. Er hatte gerade in seiner Bewegung inne gehalten, als er die Tür hörte.

 

,,Scheint so als würden wir uns gegenseitig nicht hören können", meinte er nur mit gedämpfter Stimme. Daraus schloss ich, dass er normalerweise gehört hätte, wenn sich jemand auf den Zimmern bewegt hätte.

 

Ich schwieg ihn an. Spannung hing zwischen uns in der Luft. Doch es war keine aggressive Spannung, im Gegenteil; sie war neutraler als neutral und ließ uns unseren tiefen Respekt, den wir für einander hatten, spüren. Talon kam mir immer eher wie ein würdevolles Raubtier vor, wenn man ihn sich etwas zurückziehen ließ. Doch er kam immer aus dieser Haltung raus, wenn er mit Riven zusammen war oder er für Katarina irgendwie Verantwortung übernehmen musste.

 

Ich schätzte ihn wirklich sehr, auch wenn ich nicht wirklich wusste, wie ich für ihn empfand. Auch bezweifelte ich, dass mich seine Anwesenheit nicht sogar übervorsichtig oder passiv-aggressiv machen würde, wenn ich ihn nicht aus Katas Vertrautenkreis kennen würde. Doch ihm ging es mit mir wahrscheinlich nicht anders. Auch er würde für mich keinerlei Sympathie finden, wenn seine geliebte Schwester nicht wäre - falls er es jetzt auch überhaupt tat.

 

Seine gelben Falkenaugen blitzten auf in der Dunkelheit. ,,Ist was?", brummte er. Anscheinend wollte er endlich seinen Rundgang fortsetzen. ,,Gehst du irgendwann auch schlafen?", entgegnete ich ruhig. ,,Vielleicht", war seine knappe Antwort. Vielleicht? Er geht vielleicht irgendwann mal schlafen? ging es mir durch den Kopf. Ich glaube, das würde Kata Sorgen bereiten...

 

,,Dann noch eine angenehme Nacht", sagte ich und schloss langsam wieder die Tür. ,,Ihnen ebenfalls, Miss van Anubis" Ich hielt inne. ,,Warum auf einmal so förmlich, Talon?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und öffnete die Tür wieder, um ihn anzusehen. ,,Sie sind Gast im Hause Du Couteau, das gehört zu meinen Pflichten. Soll ich es unterlassen?", antwortete er. ,,Nein, nein, ist alles gut. Tu, was du nicht lasen kannst" winkte ich müde ab, woraufhin er noch nickte, ehe ich die Tür nun endgültig schloss und mich in das kuschelige Bett fallen ließ...

 

...Am Morgen wurde ich von einem Klopfen an der Tür geweckt und Katas Stimme drang zu mir durch: ,,Komm schon, du Schlafmütze. Das Frühstück ist schon fertig" Bei den Worten zuckten meine Ohren stark und meine Augen öffneten sich sofort weit, als wäre ich hell wach. Ich sprang auf, machte das Bett und stand innerhalb weniger Sekunden vor der Tür, wo mich die Rothaarige ankicherte und sofort weiter führte.

 

Sie brachte mich in einen großen Saal mit einem langen steinernen Tisch, an dessen einem Ende drei Plätze gedeckt waren. Talon kam gerade aus einem anderen Gang und setzte sich mit uns hin. Zwei Bedienstete brachten uns unsere Teller mit dampfenden Pfannkuchen. Der süße Geruch von Syrup und Marmelade stieg mir in die Nase, dem ich mich direkt entgegenstreckte. Zusätzlich wurde ein Korb mit frischen Brötchen und allen möglichen Käse- und Wurstsorten auf den Tisch gestellt. So sollte ein Morgen duften.

 

Während ich das köstliche Frühstück genoss, erzählte Kata wieder von ihren Abenteuern. Ich glaube, auch davon, als sie ihre Narbe im Gesicht bekam, aber ich hörte ihr nicht zu. Genau wie Talon saß ich einfach da, aß und schwieg. Ich erinnerte mich an eine Szene aus meiner Kindheit mit Bastet, als wir in den Sanddünen gespielt haben.

 

Wir waren erst paar Jahre alt, aber wie typisch Kinder wollten wir auf die größten Hügel klettern. So wollte auch Bastet ihre gute Katzen-Balance unter Beweis stellen und stellte sich auf die Spitze einer Düne. Mit ausgestreckten Armen lächelte sie der Sonne entgegen, während ihre braunen Haare wie die Dünen selbst durch den Wind flogen.

 

Doch genau dieser Wind brachte die feinen Sandkörner ins rollen und die ganze Düne begann sich langsam zu bewegen. Erschrocken durch den Verlust unter den Füßen verlor sie ihr Gleichgewicht und fiel in den warmen Wüstensand.

 

Sie fing an zu lachen und auch ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, aber ich reichte ihr sofort meine Hand, die sie lachend annahm, da sie mir vor die Füße gefallen war. Mein Lachen wurde auch immer stärker, als ich sie hochziehen wollte, bis sich meine Muskeln total entspannten und ich sie aus Versehen wieder fallen ließ. Dadurch taumelte ich selber auf der Schräge rückwärts und fiel auch hin. Nach einer Sekunde Schweigens prusteten wir jetzt erst richtig los und wippten auf dem Rücken auf und ab, wodurch wir plötzlich noch weiter runter kullerten. Uns schossen die Tränen in die Augen, als wir uns langsam wieder einkriegten.

 

Die Erinnerung brachte mich zum Schmunzeln, sodass Kata mich plötzlich aus den Gedanken riss: ,,Hörst du mir überhaupt zu?"

 

Ehe ich überhaupt an eine Ausrede denken konnte, kam jemand in den Saal gerannt. ,,Lady Katarina, es ist jemand an der Tür für Sie" Kata und Talon schossen gleichzeitig von ihren Stühlen hoch, aber Talon warf ihr einen warnenden Blick zu. Sie schickte ihn mit ihren Augen zur Tür und setzte sich versteift wieder hin.

 

Talon rannte sofort raus und Kata sagte wie immer freundlich: ,,Lass uns bitte schnell hoch gehen" Sie klimperte mit ihren Wimpern und ich nickte, dann nahm sie mich bei der Hand und rannte mit mir die Treppen rauf zu unseren Zimmern. Ich musste nicht wissen, was vor sich ging, um ihr voll zu vertrauen.

 

Talon PoV

 

Eigentlich ließ ich mir vergleichsweise Zeit zur Tür zu kommen, doch ich musste Kat und Neru Zeit lassen Vorsprung aufzubauen.

 

Mit einem fast überhörbaren Quietschen öffnete ich die schwere Eingangstür mühelos, wie schon tausende Male zuvor, mit der Besonderheit, dass sich diesmal ein breiter Mann in Rüstung vor mir auftat. Es war Darius, warum auch immer er hier war.

 

,,Darius, was führt dich hier her?", fragte ich gefühlskalt, worauf er nicht anders antwortete: ,,Swain schickt mich zu deiner Schwester. Kann ich sie sprechen?" ,,Bedauerlicher Weise kann ich dich nicht einfach einlassen, ohne den Grund zu kennen", blockte ich ab. Er rollte fast unauffällig mit den Augen und meinte dann: ,,Es geht um Ionia und Shurima" Weiter konnte ich ihn nicht abwimmeln, also ließ ich ihn rein. Er hatte einen Soldaten als Begleiter bei sich.

 

Ich nahm einen möglichst langen Umweg, der aber nicht so leicht als solch einer zu enttarnen sein dürfte. Der Weg verlief sehr stumm und das war gut so. Wir waren zum Glück beide nicht von der gesprächigen Sorte.

 

Unauffällig erhöhte ich mein Tempo von Zeit zu Zeit, bis Darius ein paar Meter zurücklag. Sobald die Möglichkeit bestand, verschwand ich in den Schatten der Mauern und nahm einen Geheimgang in einer Wand, um schnell wieder bei Kat anzukommen, die zum Glück schon mit Neru vor ihrer Zimmertür wartete.

 

Neru PoV

 

,,Wer?", fragte Kata nur. ,,Darius. Er soll mit dir für Swain über die Sache mit Shurima und Ionia reden. Mehr wollte er nicht preisgeben", antwortete er schnell. ,,Für wie dumm halten die mich eigentlich? Sie suchen nach dir, Neru. Ich will dich wirklich nicht schon rausschmeißen, aber du musst jetzt gehen", sagte sie aufgeregt und ergriff wieder mein Handgelenk.

 

,,Ich halte ihn so lang auf wie ich kann. Gute Reise", sagte der Assassine und verschwand wieder. ,,Danke", hauchte ich ihm noch hinterher, ehe ich von Kata in ihr Zimmer mitgerissen wurde. Sie sprang kurz hoch und riss eine Kerze vom Kronleuchter. Daraufhin war ein dumpfes Rattern in der Wand zu hören und ein Regal wackelte kurz, als das Geräusch wieder verstummte. Kata ging auf es zu und schob es soweit zur Seite, dass wir durch den Schlitz in der Wand dahinter durchschlüpfen konnten. Höchst erstaunt stieg ich hinein und sie zog das Regal hinter sich wieder zu.

 

Es war recht eng hier, aber dann führte sie mich in einen breiteren Gang, in dem wir uns frei bewegen konnten, und lief im Eiltempo los. Sie schob mich durch etliche Gänge, die sich vermutlich zwischen den Steinwänden der Räume befanden.

 

,,Selbst Talon und ich kennen noch bei weitem nicht alle Geheimgänge hier. Es gibt sie auf keinem Plan, also werden die Informationen immer mündlich übertragen, aber da mein Vater früher von uns ging als erwartet...", erzählte Katarina um meine Neugierde etwas zu besänftigen, was sie jedoch nur umso weiter steigerte.

 

Irgendwann hält sie abrupt an und sieht mir in die Augen: ,,Also ich sag dir jetzt den Weg hier raus, denn ich muss schnell wieder zurück, sonst fällt es auf. Du sollst noch wissen, dass du jederzeit im Hause Du Couteau willkommen bist. Warte daheim einfach auf eine Nachricht von mir, was aber wahrscheinlich sehr lange dauern wird. Jetzt geh einfach weiter geradeaus und bieg auf keinen Fall irgendwo ab! Einfach geradeaus, bis der Gang in einer Sackgasse endet. An der Wand vor dir musst du auf mittlerer Höhe rechts einen Stein finden, den man wie einen Knopf betätigen muss, aber leg lieber etwas mehr Kraft hinein - das sollte für dich ja kein Problem sein. Den erkennt man nicht, du musst ihn einfach finden. Ich weiß es ja auswendig. Probier die Steine einfach durch"

 

Ich nickte und war schon mitten in der Bewegung, da sagte sie noch: ,,Und um Himmels Willen...", sie streckte ihren Arm nach mir aus und zeigte mit allen fünf Fingern auf mich, ,,bitte lass dich nicht erwischen" Sorge tränkte ihre tiefgrünen Augen. Ich nickte ernst und sagte: ,,Auf Wiedersehen und vielen Dank" Sie nickte mir noch mit einem Lächeln zu und dann rannte ich so schnell wie der Wind bis zum Ende des Ganges.

 

Wie beschrieben stand ich vor einer scheinbar massiven Wand aus Steinziegeln, welche sich wie auch im ganzes Rest des Gebäudes alle wie ein Ei dem anderen glichen. Also drückte ich einfach jeden Ziegel auf der mittleren Höhe der Wand und wurde auf der rechten Seite auch schnell fündig. Die Wand bebte und schob sich nach links in die Mauer hinein, sodass mir das Tageslicht aufs Gesicht fiel. Als ich raus rannte, schloss sich die Tür auch sofort hinter mir.

 

Ich war anscheinend im hintersten Teil des Schlosses rausgekommen, also sprang ich mit einem Satz über die Mauer und hatte die Residenz innerhalb von Sekunden weit hinter mir gelassen. Als sie immer weiter hinter mir verschwand, blickte ich noch mal zurück. Liebend gerne hätte ich noch mehr Zeit mit Kata und Talon hier verbracht, aber ich schüttelte den Kopf und brachte Noxus weit hinter mich.

 

Auf meinem Weg war mein Kopf ausnahmsweise mal leer. Es war mir möglich einfach zu rennen, ohne an irgendwas zu denken, was für mich eine richtige Erholung war. Also genoss ich den tranceartigen Marathon und stand schon am nächsten Nachmittag mit erhobenem Haupt vor Avarosas vereisten Toren...

Kapitel 51 - What´s in your blood

...Mein Klopfen war selbst nach großem Kraftaufwand immer noch kaum zu hören, da die dicke Eiswand am Holztor das Geräusch deutlich dämpfte. Deshalb hatte ich schon die Hoffnung darauf, dass mir jemand das schwere Tor öffnen würde, aufgegeben und suchte schon nach einem günstigen Weg hinauf - denn es war einfach zu gigantisch und eisig um da hoch zu springen - als das Tor plötzlich doch knarrte und ich weit oben Eis brechen hörte.

 

Die eine Seite des Tors wurde langsam einen Spalt weit geöffnet, dann streckte ein Mann seinen Kopf heraus und fragte mit einem interessanten Akzent: ,,Wer sind Sie? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" Jener hatte einen braunen Schnauzer und eine Glatze, doch auffällig war sein abnormal muskulöser Arm, der mit hellblauen Tattoos verziert war. Als er ein Stück herauskam, bemerkte ich, dass der Rest seines Körpers nicht anders gebaut war. Er lächelte mich freundlich an und seine braunen Augen wiesen kein Anzeichen von Abneigung auf.

 

,,Mein Name ist Neru-Anne van Anubis. Ich bin ein Champion, sowie Ihr. Ihr seid das Herz Freljords, nicht wahr? Eure Königin erwartet mich... also hoffe ich zumindest", sagte ich ihm mit einem breiten Lächeln. ,,Verstehe. Ich werde Sie hinführen", meinte Braum freundlich und versiegelte hinter mir wieder das Tor. Dann hob er seinen Schild aus dem Schnee und führte mich durch einen Wald bis nach Frostheld, Avarosas Hauptstadt.

 

Hier brachte er mich noch bis zum Schloss und geleitete mich sogar hinein, nachdem er eine Wache auf seiner Sprache kurz aufklärte. Freljordisch war eine sehr raue Sprache verglichen mit der der Ionier. Doch es war immer sehr interessant zuzuhören.

 

Dieses Schloss war komplett aus Eis gemeißelt. Natürlich fühlte ich mich sofort sehr wohl hier. Auch sah es wirklich schön aus. Überall waren irgendwelche Verzierung an Wänden und Türen. Ich bemerkte gar nicht, dass wir schon im Thronsaal standen, während ich alles interessiert beäugte. Ein azurblauer Teppich verlief von den offenen Türen bis zu dem Podest, auf dem zwei leere, gigantische Sessel aus Eis standen. An den Armlehnen hingen dünne Eiszapfen wie geschmolzener Wachs an einer Kerze runter. Auf den Rückenlehnen hingen jeweils eine Flagge mit dem Wappen Avarosas.

 

,,Sie wird gleich hier sein", meinte Braum, wessen Akzent ich irgendwie knuffig fand. Doch wir mussten nicht lange warten, denn Ashe kam sofort durch die Tür geeilt und streckte mir die Hand hin. Sie trug ein blaues Kleid mit goldenen Verzierungen sowie eine goldene Krone mit drei hellblauen Edelsteinen auf dem Kopf.

 

Sie hielt mir die Hand hin und wir stellten uns einander vor. ,,Master Yi wartet schon auf dich", erwähnte sie den Namen, mit dem man jederzeit meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte. ,,Wo ist er?", platzte es lauter aus mir heraus als ich eigentlich wollte, weswegen ich mich sofort kleinlaut entschuldigte. Doch Ashe lächelte nur verständnisvoll: ,,Ach macht nichts. Er hat es sich hier schon gemütlich gemacht. Wenn ich es richtig verstanden habe, seid ihr hier, um die kühle Bergluft zu genießen?" ,,Ja, sozusagen", antwortete ich verlegen, doch meine Ungeduld machte sich gleich an meiner Körpersprache bemerkbar, da mein Gleichgewicht von einem Bein aufs andere schwankte. Zum Glück war Ashe nicht dumm. ,,Keine Sorge, ich bringe dich schon zu ihm", sagte sie und führte mich durchs Schloss.

 

Wir mussten nur ein Mal die Treppe rauf und waren schon auf dem Flur angekommen, auf dem sich wohl Yis - und somit auch meine - Gemächer befanden. Ganz am Ende des langen Ganges war die Tür des letzten Zimmers offen und vor ihr stand ein Bediensteter, der mit einer Person innerhalb des Raumes sprach. Dank meiner Ohren konnte ich heraushören, dass dieser der Person, die ich aus diesem Winkel nicht sehen konnte, wegen einer Ankunft informierte.

 

Doch als Ashes flache Absätze auf dem eismäßigen Steinboden erklangen, kam der Mann ohne Gesicht endlich einen Schritt durch den Türrahmen und ein neon-grünes Augenpaar fand seinen direkten Weg zu meinem citrinfarbenen und fing sofort an zu funkeln. Er kam sofort raus, wobei er noch ein Wort an den Bediensteten wandte, welches ich jedoch aufgrund mangelnder Konzentration überhörte, und ging auf mich zu. Sein Gang war voll Eile, während er sich dabei noch seinen weißen Mantel überzog.

 

Selbstverständlich hastete ich ihm sofort entgegen und warf ihm meine Arme um seinen Brustkorb. Ich legte meinen Kopf in seiner Halsbeuge ab, wofür ich mich etwas runter beugen musste, und lächelte, während ich seinem schnellen Herzschlag lauschte. Noch seine Hand auf meinem Kopf und die andere auf meinem Rücken; mehr brauchte ich nicht, um glücklich zu sein.

 

,,Ist alles in Ordnung bei dir? Ist dir nichts passiert?", fragte Yi so ruhig er nur konnte. ,,Alles gut. Ich musste zwar frühzeitig gehen, aber alles wichtige ist getan", antwortete ich ohne mich aus der Umarmung zu lösen. ,,Alles wichtige?", hakte er nochmal kurz nach. ,,Ja, erzähl ich dir später", entgegnete ich, da ich einfach den Moment genießen wollte - Ashe längst vergessen.

 

Doch ein helles, gelbliches Flimmern tauchte trotz geschlossener Lider vor meinem inneren Auge auf. Es kam mir sehr vertraut vor, doch ehe ich mich in Gedanken nach der Anwesenheit meines Vaters erkundigen konnte, war es schon wieder weg und ließ mich in völliger Dunkelheit.

 

Bastet PoV

 

Durch Zeitzonen ist es in Ionia zu diesem Zeitpunkt schon dunkel.

 

Gemütlich saß ich auf einem moosbedeckten Felsen, der keine zwei Meter hoch war, mir jedoch eine bequeme Möglichkeit bot, einfach meine Beine zu überkreuzen. Mit im Dunkeln leuchtenden Katzenaugen beobachtete ich die Fische in dem kleinen Teich unter mir. Fische waren schon immer faszinierend für mich. Obwohl sie offensichtlich müde wurden und ihre Ruhepausen brauchten, schliefen sie einfach nicht, egal wie lange ich hier saß.

 

Während ich zusah, wie sie ihre langen Schwanzflossen elegant im Wasser schwangen, tauchte ich langsam in die Tiefen meiner Traumwelt ab. Doch der innere Frieden wurde mir nicht lange gewährt, denn plötzlich spürte ich die Anwesenheit meines Vaters in meinem Kopf. Auch wenn es immer wieder ein unheimliches Gefühl war, war es doch sehr willkommen.

 

Vater?

 

Ich bin hier. Ich muss mit dir reden.

 

Worüber denn?

 

Dich und Neru dabei klang seine Stimme irgendwie unsicher, was eigentlich so gar nicht zu ihm passte.

 

Hört sie uns gerade auch? meldete ich mich wieder zu Wort.

 

Nein, und das soll sie auch nicht... Versprich mir, dass du das, was du gleich erfährst, ihr auf keinen Fall sagst.

 

Versprochen! - ohne zu zögern.

 

Nun gut... Wie soll ich es dir erklären? So kannte ich ihn gar nicht. Zum ersten Mal musste er wirklich nach Worten suchen. Doch ich wartete geduldig auf seine folgende Geschichte. Hast du dir jemals die Frage gestellt, wie du bei deinen Vorfahren eine Halbkatze werden konntest und wieso ihr nicht beide die göttlichen Kräfte erhalten konntet?

 

Ja, schon, aber ich dachte, das liegt einfach daran, dass bei Göttern alles möglich wäre.

 

Da liegst du falsch. Zwar hat jeder Gott über sein Themengebiet fast unbegrenzte Macht, aber auch nur fast. Auch wir haben unsere Systeme - und da sind du und Neru unwiderruflich fest drin verankert.

 

Mein Körper schluckte schwer, doch ich hörte weiter aufmerksam hin.

 

Götter... sterben auch. Dass Götter ewig leben, ist nur ein Mythos. Zwar leben sie unfassbar lange, aber wir machen nur den Anschein, dass wir immer da sind. Auch wir müssen regelmäßig Platz für neue Generationen schaffen. Ihr werdet am Ende eures Lebens unsere Plätze einnehmen, denn meines und das von deinem richtigen Vater ist schon bald verblasst.

Da musste ich ihn unterbrechen: Warte. Mein ,richtiger' Vater? Wer... bist du dann?

 

Ein tiefes Seufzen, eine kurze Pause und ein Luftholen.

 

Glaubst du nicht, dass es sehr paradox ist, dass du als Tochter des Gottes der Totenriten sogar gut ausgeprägte Heilkräfte hast und nur positiv auf deine Umgebung einwirkst? Sogar Pflanzen blühen in deiner Nähe stärker. Es ist nicht so, dass Neru keine Kräfte vererbt bekommen hat, sie sind nur anders, denn sie hat die meinen. Sie konnte sie bisher nur nicht erwecken - außer in ihrer ultimativen Fähigkeit, wenn sie das Leben anderer entzieht.

 

Komm auf den Punkt! Wer ist mein Vater!? brüllte ich mit hilfesuchender Stimme.

 

Es ist so... Also es ist etwas kompliziert. Re und ich müssen schon bald abtreten und deshalb brauchten wir Nachwuchs. Ich für meinen Teil habe mich in eure Mutter verliebt und sie für die Aufgabe auserwählt unser Kind groß zu ziehen, doch Re hatte niemanden und auch keine Zeit sich darum zu kümmern. Also ließ ich ihn, nachdem ich Neru gezeugt hatte, dich neben ihr formen. So seid ihr als Zwillinge und gleichzeitig als Halbschwestern geboren, ohne dass den anderen Göttern etwas aufgefallen ist. Das ändert aber nichts an der Sache, dass ich dich genauso liebe wie Neru. Du bist und bleibst meine kleine Tochter.

 

Wusste Mutter es? ignorierte ich seine Liebeserklärung. Mein Puls war auf hundertachtzig und ich musste mich zusammen reißen, um nicht zu ihm in den Himmel zu springen und über ihn herzufallen. So viele Lügen... Ein ganzes Leben voller Lügen.

 

Doch Anubis antwortete bedrückt Ich habe es ihr nie erzählt. Aber sie war wirklich klug und wusste genug über uns Götter, sodass sie da bestimmt selbst drauf gekommen ist. Diese Frau war für mich nie leicht zu verstehen. Es war einfach unmöglich durch sie zu blicken. Ich weiß bis heute nicht, was von ihr echt und was gespielt war. Vielleicht war sogar ihre Liebe zu mir nur gespielt. Mich würde es nicht wundern, wenn sie in Wirklichkeit nicht einmal ein menschliches Wesen gewesen wäre, vor allem da ihre Seele auch nie bei mir angekommen ist. Aber eins weiß ich ganz genau, und ich will, dass du es auch weißt: Wir beide lieben euch zwei über alles. Auch wenn Re nie für dich da sein konnte und in deinen Augen wahrscheinlich nur eine fremde Person ist, ich gebe mein Bestes mich um euch zu kümmern.

 

Hmm...

 

Es tut mir so leid für alles.

 

Mein Kopf brummt.

 

Wärme umströmte mich. Wahrscheinlich brachte ihn das zum Schmunzeln.

 

Bitte, sag Neru nichts davon.

 

Mach ich nicht.

 

Vielen Dank. Ich habe leider keine Zeit mehr. Meine Arbeit hat jetzt auch so schon drunter gelitten. Dann lasse ich dich das alles in Ruhe verarbeiten.

 

Ja, danke. Bis zum nächsten Mal, Vater.

 

Nein, ich danke dir dafür, dass du mich immer noch als deinen Vater siehst. Dann war er weg.

 

Immer noch fassungslos erwachte ich wieder und musste dabei feststellen, dass ich unter Wasser war. Die Luft ging mir aus, sodass ich im Moment des Schocks noch schön viele Luftblasen entweichen ließ. Fast schon panisch kämpfte ich mich an die Oberfläche, die sich glücklicherweise direkt über mir befand.

 

Anscheinend war ich in den Teich gefallen, aber wusste nicht wann und wie. Ich stützte mich nur keuchend mit den Unterarmen am Ufer ab und sah noch etwas überfordert in die Mitte des Teiches, wo ich Sekunden vorher noch wie tot im kalten Wasser getrieben hatte. Das blöde Loch war tiefer, als es von oben aussah.

 

Jetzt kamen auch die Fische langsam hervor, die ich wahrscheinlich vertrieben hatte. Immer schneller beruhigten sie sich und schwammen wieder entspannt durchs Wasser, als wäre nichts passiert.

 

Müde, klatschnass und mit leerem Kopf stapfte ich zu Yis und Nerus Haus, da Yasuo und ich beschlossen haben, es einfach in Beschlag zu nehmen, solange sie weg waren, und ließ mich ohne Weiteres zu meinem Samurai ins Bett fallen. Völlig schlaftrunken murrte er mir etwas zu und sah mich an, doch sprang sofort hoch, als sich das Wasser in den Laken breit machte. Aber ich war schon am Schlafen...

 

Neru PoV

 

Noch bevor ich mich in Gedanken nach der Anwesenheit meines Vaters erkundigen konnte, war das Licht wieder weg und ließ mich in völliger Dunkelheit. Zwar rief ich noch einige Male nach ihm, doch erhielt keine Antwort. Ich war total verwirrt. Vielleicht nur ein Fehlalarm?..

***Special*** Schatten der Vergangenheit

Fremder PoV

 

Abends erwachte ich in dem Gasthaus, in welches ich mitten in der Nacht eingecheckt hatte. Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich so kurz vor Blutmond in der Hauptstadt überhaupt noch ein Zimmer bekommen hatte. Nach der langen Reise durch ganz Ionia war es zu erwarten, dass ich nur das Kissen berühren musste, um sofort einzuschlafen. Doch die Hauptsache war, dass ich rechtzeitig wieder erwacht war.

 

Ein Blick aus dem kleinen Fenster genügte, um die Uhrzeit abzuschätzen. Es dämmerte erst; der Himmel in ein wasserähnliches Grau-Blau gefärbt, das zum südlichen Horizont heller wurde. Glücklicherweise war kein Wölkchen am Himmel. Daran, dass die ganzen Menschen auf den Straßen Richtung Serene-Garten liefen, konnte ich auch erkennen, dass ich noch nichts verpasst hatte. Aber ich sollte mich beeilen, denn der Mond würde schon bald aufgehen.

 

Ich trat wieder vom Fenster weg und ging zur Tür, an der ein schmaler Spiegel hing. Es brannte kein Licht und das Fenster war zu klein, als dass ich hätte mehr von mir sehen können, als eine grobe Gestalt in Grau-Blau gehüllt. Zwar konnte ich auch im Dunkeln gut sehen, aber ich machte mir einfach nicht die Mühe meine leuchtenden Augen auch nur ansatzweise weit genug zu öffnen.

 

Für einen Mann war ich nicht besonders groß, auch wenn ich noch sehr jung war und noch viel wachsen würde. Das hatte ich wohl von meinem Vater. Die Umrisse zeigten schon genug - nämlich, dass meine Haare vom Schlafen recht zerzaust waren.

 

Als ich sie mit bloßer Hand glatt strich, musste ich auf meine großen, flauschigen Ohren achten, da sie viel empfindlicher waren als bei Anderen. Sie und noch andere Teile meines Körpers verursachten immer Probleme bei den Menschen, und das obwohl Katarina ihr Bestes gibt, um solchen wie mir das Leben zu erleichtern.

 

Die Vastaya hatten mich davor gewarnt wieder in die Stadt zu gehen, aber ich musste es für sie tun. Deshalb störte es mich auch nicht, hier ganz allein zu sein. Das einzige Volk, das mich verstand, kümmerte sich immer gut um mich, aber das hielt mich nicht davon ab immer und immer wieder einfach abzuhauen und alleine durch die Gegend zu reisen.

 

Doch ich war nie einsam. Ich war nie sonderlich gesprächig, aber wenn ich doch mal jemanden zum Reden brauchte, fand sich auch schnell jemand, selbst wenn es nur ein kleiner Vogel oder eine Maus war. In Momenten wie diesen spürte ich die Kraft meiner Gene und die Magie der Vastaya am deutlichsten. Es faszinierte mich immer wieder aufs Neue und es machte mich glücklich.

 

Mit einem tiefen Atemzug legte ich eine knochige Hand mit langen Fingern auf die Klinke und drückte sie runter. Mit wenigen, langen Schritten war ich schon an der Vordertür. Das Gasthaus war wie leer gefegt, also musste ich der letzte sein, der sich auf den Weg machte. Dennoch hörte ich den Trubel auf der Straße, noch lange bevor ich die Tür passierte. Am liebsten hätte ich gewartet, bis die Straßen leer waren. Und genau dazu entschied ich mich letztendlich auch und vertrieb mir irgendwie die Zeit. Denn ich musste den Blutmond nicht unbedingt mit den Anderen begrüßen.

 

Aber dann ertönte irgendwann das Knallen von Feuerwerk. Meine Ohren brauchten einen Moment, um sich an den Lärm einzustellen, aber dann sprang ich sofort aus dem offenen Fenster und starrte gen Himmel. Der Anblick war atemberaubend. Das Feuerwerk glitzerte, noch lange nachdem es erloschen war, am Himmel, wie feine, bunte Sterne, während schon die nächsten Raketen flogen. Das Finale war genauso, wie es mir erzählt worden war, aber das machte es garantiert nicht weniger unglaublich. Die Lotusblüte am Schluss ließ es mir sogar warm ums Herz werden. Ich war nie sehr interessiert an Blumen gewesen, aber der Lotus hatte schon immer eine besondere Wirkung auf mich gehabt.

 

Wenn ich mich richtig entsinnte, war das hier sogar das erstes Feuerwerk meines Lebens. Ein wohliges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

 

Nachdem der Rauch des Feuerwerks endlich verflogen war, konnte ich die volle Pracht des Mondes betrachten, der sich nun langsam über den Baumkronen erhob. Blutrot und bedrohlich hing er unfassbar nah neben dem Planeten und tauchte das Land in ein einladendes Rot. Es synagierte schön mit dem nächtlichen Licht und es verführte mich einfach und zog mich von Sekunde zu Sekunde weiter in seinen Bann.

 

Meinen Instinkten folgend, rannte ich auf einen nahen Hügel außerhalb der Stadt. Dort ließ ich mich für einige Zeit nieder und betrachtete einfach nur den wunderschönen Himmel. Es war einfach toll. Ich fühlte mich einfach toll.

 

Ich sang auch in meiner ganz eigenen Sprache zum Mond - ähnliche Wesen antworteten sogar - und bemerkte gar nicht, wie die Zeit verflog, ehe mich meine Instinkte wieder zurück in die Stadt schickten. Mir war gar nicht klar, warum ich hier hin ging, aber meine Beine bewegten sich einfach von alleine. Zum Hinterfragen war ich auch viel zu benommen.

 

Der Mond war mittlerweile sehr hoch am Himmel - wahrscheinlich war er nun in seiner Hauptphase angekommen - und ließ den schwarzen Himmel im Hintergrund glühen. Wieder sah es eher bedrohlich aus, aber keiner wollte weg. Und ich zu aller letzt. Deshalb schlenderte ich einfach durch die menschenleeren Straßen und genoss es.

 

Plötzlich hörte ich Gelächter. Aber es war kein gewöhnliches Lachen, es fand irgendwo hintergründig statt, als wäre es nur eine Halluzination. Doch die Stimme war sehr angenehm und kam mir auch bekannt vor, nur konnte ich sie nicht zuordnen - sie hätte ja auch immer noch nur ein Streich meines Gehirns sein können. Aber ich ging weiter und stellte fest, dass es immer lauter wurde. Wie Glöckchen schallte es tief in meinem Ohr und verschwand direkt wieder, aber kam schon bald wieder zurück. Die Quelle schien in Bewegung zu sein, aber ich verschwendete kaum Gedanken daran und ging einfach weiter meines Weges, wobei mich das zarte Lachen begleitete.

 

Irgendwann lief ich eine kleine Erhebung hoch, die hoch genug war, um das Hauptgebäude am anderen Ende der Stadt vor meinen Blicken zu verbergen. Aber ich blieb schnell wieder stehen, da oben auf der Spitze zwei Gestalten auf der Straße erschienen. Die eine lief in einem hüpfenden Gang vor und drehte sich immer wieder zu der anderen hinter sich um, die sich gar nicht erst die Mühe machte sie einzuholen. Sie sahen aus wie Schatten, aber dann erklang wieder das Lachen. Da verstand ich, dass es von der ersten Gestalt kommen musste. Sie lachte die zweite an und zog sie am Arm ein Stück mit sich.

 

Erst jetzt fiel mir auf, dass die Umrisse der ersten Gestalt tierische Ohren auf dem Kopf zeigten, genauso wie die bei mir. Ein Schweif folgte den flüssigen, tanzenden Bewegungen, bis sie dann abrupt stehen blieb und seinen Begleiter küsste. Im selben Moment flogen wieder Feuerwerke aus dem Serene-Garten und perfektionierten das Gesamtbild. Doch der Moment endete zu früh, als dass ich hätte etwas damit anfangen können, und die beiden verschwanden in einer Gasse auf der anderen Straßenseite.

 

Aus irgendeinem Grund lief ich hinterher und vergaß das Spektakel am Himmel dabei, aber sobald ich um die Ecke bog, war niemand mehr vorzufinden. Es war eine Sackgasse und die Hausmauer schien zu groß um da schnell mir nichts dir nichts hochzuspringen. Hat mein Verstand mir etwa doch nur einen Streich gespielt? Denn was übrig geblieben war, war ein Schwarm von Glühwürmchen, die ganz sachte in der Luft schwebten.

 

Ich schaute wieder zum Himmel und sah nur noch eine letzte, kleine Rakete, dann war es vorbei. Merkwürdig war der einzige Gedanke, der mir dazu einfiel. Aber ich war wahrscheinlich einfach noch vom Mond zu mitgerissen, um klar genug zu denken. Vielleicht würde mir etwas einfallen, nachdem ich ausgeschlafen hatte.

 

Noch unter dem roten Blick des Blutmondes machte ich mich auf den Weg nach Norden, wo das Lager der Vastaya war, bei denen ich aufwuchs. Den Mond im Rücken, nahm ich zuversichtlich ein entspanntes Tempo ein, bis ich mir gegen Morgendämmerung einen Rastplatz suchte und endlich schlafen legte. Ja, den hatte ich eindeutig nötig.

 

Da mich das Bild der zwei wandelnden Gestalten nicht in Ruhe ließ, ging ich sofort zur Anführerin und meiner Erziehungsperson Xayah, um sie danach zu fragen. Sie führte schon so lange diese Rebellion an, aber immer noch ohne Erfolg. Die Du Couteaus haben ihr bereits ihre Unterstützung angeboten, aber sie hat sie stets stur abgelehnt. ,,Wir brauchen keine Hilfe vom Volk der Menschen", hatte sie gesagt. Ich kann sie verstehen, aber eine helfende Hand sollte man nicht abweisen, das wurde mir beigebracht.

 

Es war noch früh am Morgen, da betrat ich ihr großes Kommandozelt und sofort war sie bei mir und drückte mich an sich. ,,Wieso tust du das immer? Wo warst du diesmal wieder?" Langsam ließ sie mich wieder los, um mir in die Augen zu sehen. ,,Ich war in der Placidium" ,,Was hast du denn dort gesucht?" ,,Es ist Blutmond. Ich musste dort hin. Und du weißt auch wieso", erklärte ich ihr nur. Sie seufzte, da sie mittlerweile an solche Aktionen von mir gewöhnt war - oder zumindest sein sollte. ,,Hauptsache es geht dir gut" Ich nickte ihr als Zustimmung.

 

,,Ich weiß, du hast es echt nicht leicht als mein Vormund", zeigte ich Verständnis. Mir war durchaus bewusst wie viele Nerven ich sie kostete, dabei war ich nie ein anstrengendes Kind gewesen. ,,Ja. Aber ich hätte dieses Versprechen nie gegeben, wenn ich mir der Verantwortung nicht bewusst gewesen wäre", sagte sie mit einem sanften Lächeln und ich antwortete ebenfalls mit einem.

 

,,Ich habe noch eine Frage", meinte ich und ihre Ohren drehten sich sofort in meine Richtung. ,,Ich habe in der Stadt etwas gesehen", begann ich, ,,Da waren zwei Gestalten - Menschen wahrscheinlich, vielleicht Vastaya. Sie waren wie Schatten. Und ich habe ihr Lachen auf große Entfernung gehört. Aber es war nicht laut, es war wie in meinem Kopf", dabei zeigte ich auf meinen Schädel, ,,ich meine, es hatte sogar was musikalisches. Und dann sind sie einfach verschwunden"

 

Xayah nickte zwei Mal langsam, als würde sie genau wissen, was es gewesen war. Und als sie ihren Mund öffnete, war mir klar, dass es auch so war: ,,Das waren bestimmt Feengeister - völlig friedliche Wesen. Sie existieren überall in Ionia verstreut, beinahe wie die Magie selbst, und halten die Flora und Fauna hier in Schach. Doch sie sind dabei stets unsichtbar, man dürfte nicht mehr sehen als ein kleines Licht" Dabei kamen mir die Glühwürmchen in den Sinn.

 

,,Aber das, was du gesehen hast", fuhr sie fort, ,,ist ein äußerst seltenes Spektakel, denn sie reagieren sehr auf positive und negative Energie. Und sollte etwas in ihrer Nähe geschehen, was nur so von positiver Energie strömt, kopieren sie den Moment und imitieren ihn - vielleicht sogar noch Jahrhunderte später. Manchmal imitieren sie es genauso, wie es auch passiert ist, aber manchmal auch nur das, was die Personen in diesem Moment gedacht oder gefühlt haben. Angeblich soll so etwas öfters passieren, aber kaum Einer hat es bis jetzt zu Gesicht bekommen, deshalb gilt es als ein Privileg. Dieser Moment könnte auch noch wichtig für die Zukunft sein, denn die Feengeister spüren so etwas schon im Voraus. Es war bestimmt kein Zufall, dass du es gesehen hast. Du solltest dich sehr geehrt fühlen."

 

Ich ließ meinen Kopf die neugewonnenen Informationen kurz verarbeiten, suchte nach sinnvollen Puzzelteilen in meiner Erinnerung, und dann traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich weiß, was das war. ,,Xayah, ich muss wieder zurück"...

Kapitel 52 - An der Klippe

...Als wir uns endlich von einander lösten, drehte ich mich zu Ashe, die geduldig gewartet hatte. ,,Als ich letztes Mal in Freljord war, wurden wir nicht so freundlich begrüßt", sagte ich schüchtern und machte mich klein, denn ich befürchtete, dass es wie eine Beleidigung klingen könnte.

 

Doch Ashe blieb ganz entspannt und vermutete: ,,Da ich bis vor kurzem noch nie von dir gehört habe, vermute ich, dass du damals nicht in Avarosa warst, sondern bei den Winterklauen. Sie neigen zur rauen Brutalität und können Fremde nicht ausstehen. Ich möchte mich für ihr Benehmen entschuldigen, da wir doch das gleiche Blut haben" ,,Ach, ist doch nicht nötig. Ich finde es nur schade, dass es immer noch solche Meinungsverschiedenheiten gibt", winkte ich lächelnd ab.

 

,,Das erinnert mich bisschen an die ganzen Spaltungen in Ionia", murmelte Yi und fasste sich dabei ans Kinn. Obgleich mir die politische Lage in Ionia noch nicht ganz bewusst war, konnte ich mir ein gutes Bild davon machen, was er meinte.

 

,,Was gedenkt ihr nun zu tun?", fragte Ashe und zwang sich ein perfektes Lächeln auf. ,,Ich weiß nicht... Was könnten wir denn tun?", ich sah hilfesuchend zu Yi, der zum Glück eine Idee hatte: ,,Yasuo meinte doch, dass seine Schülerin Taliyah sich zur Zeit hier aufhalten würde. Vielleicht besteht die Möglichkeit sie zu besuchen" Meine Augen leuchteten sofort auf. ,,Ja! Das wäre voll toll!" Abwechselnd sah ich Yi und Ashe mit einem Hundeblick an.

 

Die Königin nickte und teilte uns mit, dass Taliyah sich in einem Haus außerhalb der Mauern aufhalten würde. Da Ashe ungern die Stadt verlassen würde, solange ihr Mann auf Patrouille in den außerhalb liegenden Dörfern war, schickte sie zumindest zwei ihrer treuesten Wachen mit uns, sodass wir uns sofort auf den Weg machen konnten. Sie gab uns freundlicherweise noch etwas Proviant mit, da der Weg wohl bis zu zwei Stunden dauern könnte, jedoch war nach einer schon alles leer. Und ich bin unschuldig, ich schwöre!

 

Während der hohe Schnee den Leuten bei mir im Schlepptau den Weg wirklich erschwerte, nutzte ich unser Lauftempo aus um wild durch die Gegend zu rennen und alles zu erkunden. Diesmal gingen wir nicht durch das große Haupttor, sondern durch das westliche, welches versteckt in den Bergen lag. Doch sobald wir draußen waren, betraten wir den dichten, dunklen Wald. Das hatte zur Folge, dass ich mich oft außerhalb der Sichtweite aufhielt. Aber anhand von Yis sorgloser Konversation mit den Anderen über hauptsächlich das Leben in Freljord war mir klar, dass es ihn nicht störte. Solange kein Schnee fiel, war die Chance bei Null sie zu verlieren.

 

Wie sehr ich meine Wolf-Fähigkeiten doch liebte!

 

Also rannte ich einfach herum und erfreute mich über den Schnee. Anhand des schönen, sonnigen Wetters konnte ich mit gutem Gewissen sagen, dass Yi nicht frieren sollte, auch wenn wir größtenteils im Schatten der gigantischen Berge liefen. Wie gern ich doch einen davon besteigen würde. Aber sie waren viel zu steil, um da ohne Hilfsmittel hochzuklettern - selbst für mich. Mir blieb nichts anderes übrig als mit vor Sehnsucht glitzernden Augen zu diesen eisigen Wipfeln raufzuschauen. Sie glitzerten in der Sonne wie echte Diamanten, als würden sie mich ärgern wollen.

 

Ich wandte meinen Blick von ihnen ab, um mich nicht weiter von ihnen verspotten zu lassen, und rannte einfach weiter. Dabei schreckte ich Schneehasen auf, die im Schnee tatsächlich kaum zu sehen waren, wenn sie sich nicht bewegten. Nur ihre schwarzen Ohrenspitzen blitzten als kleine Punkte auf, als sie so schnell wie der Wind vor mir flohen. Ich sah ihnen nur fasziniert hinterher, denn weiße Tiere hatte ich bisher zu selten gesehen. Sie sahen immer so schön, majestätisch und rein aus.

 

Doch ich konnte diese kleinen Fellknäuel nicht lange bewundern, da der feine Geruch von menschlichem Blut meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Erst folgte ich ihm aus Neugier, doch die Verfolgung wandelte sich zu der Jagd eines Hais, je näher ich der Quelle kam. Tiefe Fußspuren zeigten mir, dass ich in die richtige Richtung lief. Zwar hatte meine Nase mich noch nie belogen, aber daran konnte ich gar nicht denken. Ehe ich mich versah, war ich in einen Rausch verfallen. Mein Gang wurde eiliger, aber vorsichtiger, und meine Ohren waren auf Alarmbereitschaft.

 

Dann das erlösende Geräusch: Schwere Schritte im leichten Schnee knisterten in der dünnen Luft und meine Pupillen weiteten sich für einen Moment, nur um mich von der Reflexion des Lichts im Schnee blenden zu lassen. Natürlich hielt mich das nicht lange auf und ich schlich um die nächsten Felsen, wo ich dann auch endlich eine Gestalt sah.

 

Ein Mensch, in dicke Pelze gehüllt, bahnte sich seinen Weg durch den Schnee. Ein Schwert an der Hüfte und eine Armbrust auf dem Rücken deuteten darauf, dass es ein Krieger sein musste. Unter den Pelzen, die wie lose Schale und Mäntel um ihn hingen, war eine einfache Lederrüstung zu erkennen, doch es gab keine Anzeichen davon, dass ihm kalt wäre. Dabei sah es ganz danach aus, als wäre er schon eine ganze Weile unterwegs.

 

Aus der voll beladenen Tasche, die ihm um eine Schulter hing, roch es nach Proviant - hauptsächlich getrocknetes Fleisch und Brot. Ein großer Ast aus dem Wald half ihm dabei sich besser fortzubewegen.

 

Sein Gesicht war unter der Pelzmütze verborgen, aber die sehr breite und gleichmäßige Statur machte klipp und klar, dass es sich um einen Mann handelte. Aber das war egal, da ich auf seiner Kleidung an der Schulter und an der Schwertscheide das Zeichen zweier gekreuzter Äxte erkannte; es gehörte dem Feind. Und irgendwo musste er gar verletzt sein. Ich bleckte die Zähne. Ich positionierte mich zum Sprung.

 

Die Person blieb ruckartig stehen und lauschte, dann sah er sich langsam um. Sobald sein Blick auf mich fiel, breitete sich blankes Entsetzen in seinen Augen aus. Doch es war zu spät. Die Kontrolle verlierend, hievten meine Beine mich in die Luft und er konnte nicht schnell genug nach dem Schwert greifen, da riss ich ihn schon zu Boden und jagte meine Zähne in seinen Hals. Für einige Zeit war meine Sicht rot. Ich sah nichts, meine Gedanken waren leer. Nur mein eigenes Knurren drang an meine Ohren.

 

Erst als der Rausch vorüber war, richtete ich mich wieder auf und betrachtete den rosa-roten Schnee um die Leiche der Winterklaue herum. Ein Gefühl der Leere und Kälte machte sich in mir breit, sodass ich die Ohren langsam anlegte. Doch beim nächsten Geräusch flogen sie wieder hoch. Jemand rief mich in der Ferne. Yi.

 

Ich blickte kurz verächtlich auf den zerstümmelten Körper herab und leckte alle Hinweise von mir ab, die darauf hindeuten könnten, was hier passiert war. Dann setzte ich wieder eine fröhliche Miene auf und rannte der süßen Stimme entgegen. Doch noch während ich lief, kroch so ein dunkler Schmerz um mein Herz, als würde es jemand mit seiner bloßen Hand zerquetschen wollen. Immer wieder keuchte ich auf, aber versuchte es so weit zu ignorieren, dass ich nicht mehr als ein unangenehmes Stechen verspürte, als ich bei den Anderen wieder ankam.

 

Mir wurde schmerzhaft bewusst, was gerade passiert war. Ich hatte wieder die Kontrolle verloren und gemordet. Doch diesmal war es nicht wie bei den anderen Malen, ich konnte mich an alles erinnern und war auch nicht besessen gewesen. Das war einfach nur meine eigene Schwäche, die dafür sorgte, dass ich mich so gedankenlos meinen Instinkten hingab. Das... durfte nicht passieren. Nächstes Mal hatte ich sicher nicht so viel Glück im Schutz der Berge und Wälder auf einen Feind zu treffen mit keiner Seele weit und breit.

 

Normalerweise kannte ich keine Gewissensbisse, auch wenn mir durchaus bewusst war, was richtig und was falsch war. Doch ich war nicht mehr allein, ich kam nicht mehr drum rum nicht daran zu denken, was Yi davon halten würde, wie er reagieren würde. Und was passieren würde, wenn man es herausfände.

 

Dennoch zwang ich mir ein perfektes Lächeln auf, als ich einige Meter vor meinem wahren Herzen im Schnee abbremste und tiefe Spuren hinter mir zog. Er lächelte mich an und ich erwiderte es. Dies genügte sowohl als Begrüßung als auch als Erklärung oder Entschuldigung für meine Abwesenheit. Zum Glück genoss ich stets sein vollstes Vertrauen, sogar mehr als mir selber lieb war. Aber wir gingen einfach wortlos weiter...

 

Nach vielleicht zwanzig weiteren Minuten kamen wir an einer tiefen Schlucht an. Als ich über ihren Rand lugte, schätzte ich, dass es dort mindestens fünfzig Meter in die Tiefe gehen sollte. Das Eis dort war dunkelblau von der Dunkelheit gefärbt. Langsam trat ich wieder von ihr weg, denn ich traute dem Boden nicht, wenn ich mir die ganzen Unebenheiten am Grund ansah, die dadurch entstanden waren, dass Bruchstücke runtergefallen sein mussten.

 

Als ich zu Yi und den Wachen blickte, zeigte einer der Letzteren gerade auf einem Punkt auf der anderen Seite der Schlucht. Mein Blick folgte ihm zu einer kleinen Hütte auf der anderen Seite der Schlucht, welche auf einem Felsvorsprung eines steilen Berges erbaut worden war. Selbst nach längerem Hinsehen schien es schier unmöglich zu Fuß dort hinzugelangen, erst recht für einen Menschen.

 

,,In diesem Haus wohnt Taliyah. Wir müssen sie auf uns aufmerksam machen", brach die kraftvolle Stimme des Wachmanns die dünne, eisige Luft, ,,danach wird sie uns selber rüberbringen" Erst jetzt fiel mir wirklich auf, dass die Luft hier tatsächlich kälter war, als noch einige Meter weiter, und der Wind schnitt leicht an uns vorbei. Ich vermutete, dass es an der Schlucht liegen musste. Wer hier alleine leben konnte - oder überhaupt wollte - kam mir nicht in den Sinn. Muss eine interessante Person sein, diese Taliyah.

 

Abermals prüfte ich den Felsvorsprung. Selbst wenn ich von der anderen Seite aus dort hin gelangen könnte, müsste ich erst einen Weg auf die andere Seite finden. Dann fragte ich: ,,Wie sollen wir überhaupt dort hin gelangen?" ,,Sie wird uns rüberbringen", antwortete er trocken. Ich verstummte. Lieber überlegten wir uns nun eine Möglichkeit, wie Taliyah auf uns aufmerksam werden könnte.

 

Meine erste Idee war es Steine herüber zu werfen, doch schien mir die Schlucht ziemlich breit. Aber außer rufen fiel mir auch nichts ein. Im Zielen war ich immer sehr schlecht gewesen, dennoch entschied ich mich dafür es paar mal zu versuchen.

 

Ich schaufelte etwas Schnee zur Seite, um dadrunter nach einem Felsbrocken zu suchen. Glücklicherweise wurde ich schnell fündig und holte einen Stein so groß wie eine Handfläche hervor, während die anderen drei mich nur beobachteten. Einmal wog ich ihn in meiner Hand ab, dann wollte ich gerade werfen, als Yi ihn mir aus der Hand nahm und ich ihn fragend und mit dem Kopf auf der Seite ansah. Er deutete nur auf meine entspannt im Schnee liegende Rute und ich folgte mit meinem Blick. Es machte 'klick' in meinem Kopf, denn ich verstand, und ich nickte ihm zu.

 

Nur einen Moment hatte ich um mich zu positionieren, bevor der Assassine den Brocken ziemlich senkrecht hoch in die Luft warf und mit einem Sprung sofort Abstand nahm. Während der Stein in der Luft hing, ging ich aufgrund der Länge meines Schweifes einen haben Schritt zur Seite und holte mit diesem aus, bis der Brocken wieder zu Boden stürzte. Dank meiner naturell hohen Geschwindigkeit konnte ich das Fallen als langsamer wahrnehmen als normale Menschen und den perfekten Moment für den Schlag ausmachen, der gekommen war, als das Stück auf der Höhe meines Kopfes war. Mit Schwung und Elan ließ ich meine Rute gegen den Stein prallen, wobei ich sie für einen unsichtbaren Moment so sehr anspannte, dass sie erhärtete. Wo die Reise des Steins nun hinging, war jetzt nur noch vom Zufall bedingt.

 

Doch Yi kümmerte es gar nicht, ob ich richtig gezielt hatte, er schaute mich nur mit leicht geweiteten, konzentrierten Augen an. Er ließ sich zwar ansonsten nichts anmerken, aber in seinen Augen tanzte das Glitzern von Faszination. Jetzt wunderte ich mich, ob er diesen kurzen, selbst für meine Augen nicht erkennbaren Moment wahrgenommen hatte. Das Gefühl machte sich in mir breit, dass er meine Bewegung auf irgendeine Weise mitgespürt hätte. Dieses Gefühl erzeugte einen imaginären, roten Faden, der uns verband.

 

Erst jetzt ließ ich meinen Blick zu der Hütte schweifen, doch es war nichts zu erkennen. Einer der Wächter murmelte: ,,Guter Schuss", was mich vermuten ließ, dass ich irgendwo, irgendwie getroffen hätte, es jedoch einfach zu weit weg war um es zu erkennen. ,,Wiederhol' das", meinte der andere und ich griff sofort in das Loch nach dem nächsten Stein. Ich übergab ihn wieder Yi, doch jener drehte sein Gesicht nur etwas zur Seite und mied den Augenkontakt. War er verlegen? Ich wusste nicht wieso, aber konnte auch nicht darüber nachdenken, denn die Prozedur wurde jetzt mit kurzen Abständen drei weitere Male wiederholt.

 

Diesmal baute ich eine halbe Drehung in die Bewegungen ein, die ich versuchte möglichst flüssig, elegant und anmutig rüberzubringen. Der Effekt, den es bei Master Yi auslöste, war unbezahlbar. Gebannt hingen seine Augen an mir und er blinzelte nicht ein Mal, als würde sein Leben davon abhängen. In seinen hellen Augen spiegelten sich Ehrfurcht und Faszination. In diesem Moment war mir klar, dass er gerade diese monströse Kraft und Geschwindigkeit bewunderte, die mich von Menschen so unterschied. Er liebte das Unmenschliche in mir genauso wie das Menschliche und kostete diesen Moment aus, indem er Ersteres bewundern konnte. Nun vermutete ich, dass der Grund für seine Verlegenheit darin lag, dass ihm aufgefallen war, dass er seine Gedanken nicht verborgen hatte.

 

Doch plötzlich wandelte sich diese Ehrfurcht zu Habgier. Sein Blick schien mich festzuhalten, zu konsumieren, als würde er ausdrücken wollen, dass er dieses Wesen vor ihm niemals hergeben würde. Wenn ich mir bisher nicht sicher war, ob Yi ein eifersüchtiger Partner war, war ich es spätestens jetzt.

 

Der Kontakt brach wieder ab, da ich einen weiteren Stein hervorholte. Sobald es möglich war, war er jedoch wieder so intensiv als hätte es keine Unterbrechungen gegeben. Bei diesem fünften und letzten Schuss bildeten seine Lippen lautlos das Wort 'wunderschön', als unsere Begleiter sich wieder regten und einer sagte: ,,Ich glaube, sie kommt raus" Meine Konzentration war ganz woanders. Wären wir allein, wäre ich ihm sogleich um den Hals gesprungen, doch so versuchte ich meine Gefühle ebenso zu unterdrücken. Mein Körper reagierte auf den inneren Stau, indem meine Pfoten von automatisch schnell auf den Boden hämmerten, als würde ich auf glühenden Kohlen stehen und nicht auf Schnee, aber keiner von uns ließ sich davon ablenken.

 

Jetzt erst wandten wir unsere Blicke ab und sahen zu der kleinen Hütte herüber, deren Tür nun offen stand. Hinaus trat ein Mädchen in königsblauem Mantel und dunkler Hose. Ihre langen, braunen Haare waren hinten locker zusammen gebunden, sodass sie verspielt abstehen. Sie schien dunkle Haut zu haben, aber das hatte ich von Yasuo schon mal mitbekommen. Mehr konnte ich auf die Entfernung auch nicht erkennen.

 

Nachdem sie uns erblickte und kurz musterte, holte sie mit ihren Armen von unten nach vorne aus und ich hörte Eis knacken. Aus dem Knistern und Bröckeln wurde binnen Sekunden eine dröhnende Geräuschkulisse von brechendem Eis und rollenden Steinen, deren Ursprung in der Schlucht sein musste. Zeitgleich blickten Yi, die Wächter und ich hinunter und sahen, wie der Boden in der Ferne sich bewegte. Langsam, aber stetig erhoben sich einzelne verschneite Felsbrocken, welchen weiteren folgten. Die ersten kamen gerade am Rand der Klippe zum Stehen und hingen in der Luft, bis die restlichen Teile hinterher gekommen waren und sie eine perfekte Reihe bildeten. Es war ein wirklich beeindruckender Anblick diese schwebende Brücke zu sehen, die uns zu dem Menschen bringen würde, durch den dieses Spektakel entstanden war.

 

,,Ich bleibe hier und warte auf Euch", entschied eine Wache und stellte sich an die Seite, die Axt griffbereit. Als auch der kleinste Stein nicht mehr zitterte, sah ich zu der Felsenweberin herüber, welche ihre Arme immer noch vor sich in Position hielt; offensichtlich musste sie das Gestein solange manipulieren, bis wir sicher auf der anderen Seite angelangt waren. Also verschwendete ich auch keine Zeit und zog die beiden Männer sofort mit mir. Schon auf dem ersten Stein ließ ich sie wieder los, denn ich wollte nicht ihr Gleichgewicht stören, und lief zuversichtlich voraus. Die hinter mir taten sich offensichtlich schwerer damit, sich mit dem schwebendem Untergrund anzufreunden, aber ich spürte, wie fest und sicher die Steine aneinander gereiht waren. Da steckte eine sichere Hand hinter.

 

Aus Solidarität senkte ich mein Tempo etwas, damit die Drei mich einholen konnten, ehe wir vor Taliyah standen. Natürlich hatte ich die Gelegenheit genutzt, wortwörtlich in den Abgrund zu starren, was mir in mir ein wenig Adrenalin erzeugte. So war ich noch wie unter Strom, wenn Taliyah mir mit ihren großen, braunen Augen in die meinen blickte. Es war, als würde sie versuchen, böse Absichten zu erkennen, aber ihr Gesichtsausdruck entspannte sich, als sie nicht fündig wurde.

 

,,Was führt Euch zu mir, Reisende?", fragte sie munter. Mit einem kleinen Kopfnicken grüßte sie auch die Wachmänner der Avarosa, welche die Geste erwiderte. Yi ergriff vor mir das Wort: ,,Unser Aufenthalt in Freljord dient als kleiner Urlaub und bei Gelegenheit wollten wir die Chance nutzen, um Dich kennenzulernen. Wir sind gute Freunde deines Lehrmeisters", - höflich wie eh und je.

 

Bei der Erwähnung Yasuos weiteten sich ihre Augen und strahlten wie die Sonne Shurimas. Sie lachte fröhlich auf und sagte grinsend: ,,Wirklich? Seine Freunde sind auch meine Freunde!", dann fielen ihr die Dampfwolken unseres Atems auf, ,,Kommt schnell rein! Ihr seid sicher schon eine Weile in der Kälte" Mit ihren Armen fielen auch die Steine und nach einem langgezogenen, gewaltigen Krachen würde keiner mehr darauf kommen, wie wir es hier rüber geschafft hatten. Schwungvoll betrat Taliyah ihre Hütte mit einem sehr federnden Gang und wies uns an, ihr zu folgen.

 

Der Wachmann schloss hinter sich die Tür und das Mädchen bedeutet uns, uns an den Esstisch zu setzen, was wir auch alle taten. Da die Hütte klein war, war es nichts verwunderliches, dass sie eine Wohnzimmerküche hatte und ihr Schlafzimmer nicht mehr als eine kleine Kammer mit einem Bett war. Doch das Haus war sehr sauber und gepflegt; die rustikalen Wände aus kompletten Baumstämmen anstatt Holzbrettern erzeugten eine sehr gemütliche Atmosphäre. Ein kleines, aber volles Bücherregal füllte eine Ecke aus, ansonsten war der Raum bis auf einen Hocker in der letzten Ecke leer. Gewobene Teppiche auf dem Boden und an den Wänden hielten die Kälte fern. Tatsächlich erinnerte die Hütte stark an ein Ferienhäuschen.

 

Kaum eine Minute später ertönte ein sehr hohes Zischen, welches immer lauter wurde, sodass ich die Ohren anlegen - oder wohl eher anpressen - musste. Schnell nahm Taliyah den Wasserkocher vom Herd und goss in eine Tasse ein. ,,Normalerweise bekomme ich nie Besuch, also müsst ihr euch wohl mit Orangen-Tee zufrieden geben", sagte sie mit einem verlegenen Lächeln. ,,Woher bekommen Sie denn solch eine exotische Ware?", meldete sich der Soldat zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten zu Wort. ,,Ich verbringe je ein halbes Jahr in Freljord und je ein halbes in Shurima. Immer, wenn ich nach Freljord reise, nehme ich mir große Vorräte an bestimmten Dingen mit, da ich weiß, wie schwer es hier ist, an irgendetwas heranzukommen", erklärte sie.

 

,,Aber eigentlich würde ich euch noch gerne Fragen stellen!", ihr Enthusiasmus war wieder geweckt und sie stellte vier dampfende Tassen samt Löffeln vor uns auf die hölzerne Tischplatte, dann zog sie einen Stuhl heran und setzte sich uns gegenüber. ,,Wie geht es meinem Meister? Ich habe von dem Blitzkrieg nur flüchtig etwas gehört..." Ihre Miene wurde ernster und ihre buschigen Augenbrauen zogen sich vor Sorge zusammen. Wie lange hatte sie nichts mehr von ihm gehört?

 

,,Mach dir keine Sorgen! Es geht ihm gut", versicherte ich ihr mit einem breiten Lächeln, ,,Er hat die Schlacht unversehrt überstanden. Er ist auch nicht mehr alleine" Sie zog dezent eine Braue hoch und sagte dann: ,,Entschuldigt, aber wir haben uns noch gar nicht richtig einander vorgestellt. Ihr wisst, wer ich bin, aber ich weiß nicht, wer Ihr seid" Ich lachte und stellte mich vor: ,,Es tut uns so leid für diese Unhöflichkeit! Mein Name ist Neru-Anne und das hier ist Master Yi", dabei deutete ich auf meinen Sitznachbarn. Jener lächelte und senkte seinen Kopf: ,,Freut mich" Doch bei Yis Namen weiteten sich Taliyahs Augen erstaunt. ,,Sie sind Master Yi?!", sagte sie mit vor Aufregung bebender Stimme, ,,Er hat mir so viel über Sie erzählt! Welch eine Ehre, Sie in meiner bescheidenen Berghütte willkommen heißen zu dürfen." Es war herzerwärmend dieses lebhafte Funkeln in ihren Augen zu sehen. ,,Die Ehre ist auch auf meiner Seite", erwiderte Yi und senkte seinen Kopf wieder, um seine Achtung zu zeigen. Seine Wangen waren tatsächlich etwas rosig - es schmeichelte ihn wohl, dass über ihn erzählt wurde.

 

,,Noch eine Frage!", wollte die Erdbändigerin das Gespräch voran bringen, ,,Sie haben gerade erwähnt, dass Yasuo nicht mehr allein wäre. Hat er etwa einen Weggefährten gefunden?" Man konnte ihr anhören, wie erleichtert sie darüber war, dass ihr Meister nicht mehr von Einsamkeit zerfressen wurde. Wahrscheinlich war das schon lange Zeit eine nie ausgesprochene Sorge von ihr gewesen. Ich schmunzelte mitfühlend und antwortete: ,,Ja, das hat er. Es handelt sich dabei um meine Schwester. Wir sind letztes Jahr nach Ionia gekommen und seit dem stehen sie sich sehr nah" Ich hatte gehofft mit der Aussage auf ihre Beziehung hingewiesen zu haben, doch das Mädchen wollte Gewissheit. ,,Wie nah? So nah wie Erde und Luft sich nur sein können?" Irgendwie mochte ich ihre Art der Umschreibung. ,,So nah, wie sich Feuer und Luft nur sein können. Sodass sie sich in einander vermischen und einander am Leben erhalten", erklärte ich es ihr unmissverständlich und tiefe Wärme legte sich in ihre dunklen Augen. ,,Es freut mich so sehr, dass er jemanden gefunden hat. In seiner Situation schien es ja fast unmöglich", sagte sie mit einer schweren und sanften Stimme. Man merkte sofort, dass sie deutlich erwachsener war, als ihr erster Eindruck es vielleicht vermuten ließ.

 

,,Aber heißt das dann, dass wir bald alle eine große Familie sind?", erklang ihre kindliche, positive Seite wieder. Sowohl mir als auch Yi wurde warm ums Herz bei dem Gedanken. ,,Das können wir alle wohl kaum erwarten", meinte ich sanft, auch wenn ich meine Schwester so einschätzte, dass sie sich mit so einer Entscheidung lange Zeit lassen würde, am Besten, bis Yasuo von seiner Schuld befreit war. Aber Taliyahs Auftreten und Ideen weckten Hoffnungen und Gedanken in mir, an die ich vorher nicht bewusst nachgedacht hatte. Als ich Yis Hand spürte, wie diese meine umschlang, wusste ich, dass er das gleiche dachte. Und wir sahen uns an und lächelten, ehe wir unsere Aufmerksamkeit wieder auf unseren Gastgeber richteten.

 

Taliyah sah uns abwechselnd mit Interesse an und fragte dann: ,,Seid ihr euch auch so nah?" Aber diesmal spürte ich einen stärkeren Druck um meine Hand und Yi ergriff das Wort: ,,So nah, wie der Stahl und das Wasser, welches die Waffe reinigt und zum Glänzen bringt. So nah, wie Eisen und Feuer, in welchem es geformt und vollendet wird. So nah wie, wie das Metall und der Stein, das es wetzt und in dem es sich findet" Die Augen des Mädchens funkelten. Ich fühlte mich so geschmeichelt bei dieser Beschreibung. Vor allem konnte ich daraus lesen, wie er uns sah. Sich als die Waffe und mich als den Unterstützer, der sie aufbaut und perfektioniert, dem Besitzer hilft. Lustigerweise habe es bisschen anders herum gesehen, weil er derjenige ist, der mich festhält und aufbaut und ich jede Kugel für ihn fressen würde. Doch es war ein schönes Gefühl, so wichtig für ihn zu sein.

 

Aber man darf auch nicht durchgehend darin schwelgen. ,,Etwas interessiert mich noch brennend", sagte ich und Taliyah spitzte die Ohren, ,,Was ist dein Antrieb, an zwei Orten zu leben?" Ihr Lächeln wirkte, als hätte sie nur auf diese Frage gewartet. So antwortete sie: ,,Es geht dabei um mein Training. In Shurima gibt es nur Sand - denkt man - aber ich habe gelernt, die Erde tief unter dem Sand an die Oberfläche zu bringen. Das war nicht einfach, aber mittlerweile kenne ich die Sände und Böden Shurimas so gut, dass es mich keine Anstrengung mehr kostet. Ich brauchte eine Herausforderung. Deshalb bin ich hier. Der Grund ist hier aus seit Jahrtausenden gefrorenem Gestein und dementsprechend ist es auch deutlich schwerer ihm meinen Willen aufzuzwingen. Dennoch will ich mich nicht komplett von meiner Heimat lösen, dafür liebe ich Shurima zu sehr, ich würde es nicht ertragen"

 

Ihre Stimme wirkte schwerfällig, als sie über ihre geliebte Heimat sprach. Shurimaner protzten nicht mit ihrem Land wie mit einem Status, so wie man es vielleicht von Noxianern oder Demacianern kannte. Bei einem wahren Shurimaner lebt Shurima in ihm. Sie lieben und leben es. Wenn sie darüber sprechen, gehen sie mit Faszination und Liebe vor und erzählen am liebsten von den Landschaften oder der Geschichte Shurimas, die mit eine der ältesten und interessantesten Valorans ist. Und all das, sah ich in den Augen und hörte ich in der Stimme dieses Mädchens.

 

Doch jetzt schlug ihr Ton um und ihre Stimme war von Zuversicht erfüllt: ,,Aber eines Tages werde ich selbst Freljords größte Berge verschieben können" Harter Stolz und Optimismus war ihr anzusehen und riss mich mit. Ein beeindruckendes, wunderbares Mädchen. Irgendwie hatte ich sie zu schnell ins Herz geschlossen. Mit unseren Blicken wünschten alle Anwesenden ihr viel Erfolg bei diesem Ziel.

 

,,Wo kommst du eigentlich her, Neru?", richtete sie die Frage an mich. Ich lächelte im Gedankenfluss in mich hinein. ,,Aus Shurima", sagte ich mit der sanftesten, liebevollsten Stimme, die mir möglich war. Sie holte tief Luft und grinste, aber mehr sagten wir zu dem Thema nicht, auch wenn sie mich sicher auch gern über mein Leben in Shurima und den Wechsel nach Ionia gefragt hätte. Nur manchmal muss man die Atmosphäre belassen und genießen. Nicht jede Stille ist unangenehm. Für einen kurzen Moment der Seligkeit konnten wir Shurima in uns spüren, wie es uns erwärmte und ausleuchtete. Ich legte meine Hand aufs Herz, wo sich meine innere Sonnenscheibe befand, und atmete ruhig die trockene Luft der Wüste ein, ehe meine Sinne sich nicht mehr von Nostalgie beeinflussen ließen. Tatsächlich... hatte ich zum ersten Mal so etwas wie Heimweh verspürt.

 

,,Oh!", rief Taliyah mit Blick zum Fenster aus, ,,Die Sonne wird nicht mehr lange über den Bergen bleiben. Ihr solltet zurückkehren, wenn ihr euch nicht verlaufen wollt" Man konnte raushören, dass sie uns ungern rausschmiss, denn wann würde sie schon die nächste Gelegenheit kriegen? Aber sie weiß über das Leben in Freljord mittlerweile Bescheid und macht sich einfach nur Sorgen. Aufgrund der hohen Wipfel, hinter denen sich die Sonne gut versteckte - wodurch die Nächte hier paar Stunden länger wirkten als in Ionia - litt mein Zeitgefühl etwas.

 

,,Keine Sorge, ich kenne diese Gegend wie meine eigene Waffe", meldete sich der Wächter versichernd und klopfte auf seinen Gürtel. Dennoch tranken wir unsere Tassen aus, verabschiedeten uns herzlich und Taliyah ließ uns wieder über die Brücke. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es diesmal deutlich weniger wirklich große Felsen gab. Wenn sie jedes Mal, wenn sie die Brücke beschwor und wieder fallen ließ, bei der Landung auseinander brachen, wie würde die Brücke dann bald aussehen?

 

Als wir endlich die Tore der Stadt erblickten, war es bereits stockfinster geworden. Ashe sahen wir an dem Abend nicht mehr; es war wahrscheinlich einfach zu spät. Die Wachen ließen uns allein, sobald wir das Schloss erreicht hatten, und wir trotteten nur noch erschöpft zu unseren Gemächern...

Kapitel 53

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallu, Leute :-*
Ich erzähle zum ersten mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive, ich hoffe man merkt es mir nicht an XD
Ich wollte sagen, dass ich mich über hilfreiche Kritik freuen würde, und dass ihr jederzeit eure Ideen abgeben könnt. Vielleicht kann ich welche einbringen.
Und eine Frage: Soll ich später auch mal die Fähigkeiten erklären, oder sind sie unwichtig? Ich bin mir da jtz nicht sicher :'D
Danke fürs Lesen, eure Silver♥
Oder wie wollt ihr mich nennen? O.o Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nächstes Kapitel wird ein Special sein, in dem Neru Zeds Angebot annimmt und mitgeht. Da es sehr lang ist und nichts mit der Hauptstory zu tun hat, könnt ihr es ruhig überspringen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen♥ Ja gut, das Ende :B Ich mag solche dramatische Enden halt und glaube, ich kann das gut rüberbringen. Oder was meint ihr? O.o

https://www.youtube.com/watch?v=EIwtr-VqwcM

Hier noch ein bisschen Musik zum Chillen.
-Wortzähler: 7145 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Um ehrlich zu sein, das Kapitel hat nicht wirklich einen Sinn als ein bisschen Lucian für mein Herz xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel wird Smut aus Bastets Sicht beinhalten, aber wer es nicht lesen will, kann es ruhig überspringen, es wird nichts vorkommen, was blöd zu verpassen wäre. In Zukunft werden noch einige Lemon-Kapitel kommen, die ich dadurch kennzeichnen werde, dass sie keinen richtigen Namen haben, und ich werde sie jedes Mal vorher ankündigen für die, die es nicht lesen wollen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel wird Smut aus Nerus Sicht beinhalten, aber wer es nicht lesen will, kann es ruhig überspringen, es wird nichts vorkommen, was blöd zu verpassen wäre. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Zu viel Drama? Zu viel Dialog? Zu viel Yuno? Zu viel Shiro? Zu viel... alles?:( Feedback pls Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
OMG OMG OMG OMG OMG OMG OMG OMG OMG HABT IHR DEN NEUEN YI SKIN GESEHEN!? ICH KOMME EINFACH NICHT KLAR! DIE HABEN IM ERNST SEIN GESICHT VERÖFFENTLICHT!!!!! NYAAAAAAAAA!!!! Ich komm nicht mehr klar... Ich bin gefühlt 14.775.843 mal gestorben*^* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie man merkt, hat es mir dieser Blick vom Icon so sehr angetan, dass ich sogar darüber schreiben musste :3 auch wenn ich wahrscheinlich zu viel hinein interpretiere :'D Aber ehrlich, mama mia, er ist so... rawrrr*^* Ja ok, ich halt ja schon mein Maul...
Die nächsten beiden Kapitel werden Smut aus Nerus und Yasuos Sicht beinhalten, aber wer es nicht lesen will, kann es ruhig überspringen, es wird nichts vorkommen, was blöd zu verpassen wäre. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, mir ist aufgefallen, dass sich meine Geschichte seit Beginn etwas verändert hat. Am Anfang habe ich versucht den Fokus nicht zu sehr auf Neru zu legen und mich auch um die anderen Charaktere zu kümmern, aber jetzt steht YiRu absolut im Mittelpunkt. Es hat sich irgendwie komplett zu 'ner Romanze gewandelt. Ich wollte fragen, was ihr eigentlich darüber denkt. Halt ob es euch stört oder so.

Und ich wollte noch gern wissen, warum ihr meine Geschichte überhaupt lest. Ist es wegen der Story, des Schreibstils, weil es generell eine LoL-FF ist oder ist es bei manchen einfach nur weil ihr mich kennengelernt habt?

PS: Dies ist das letzte vorproduzierte Kapitel, also wird es eine ganze Weile dauern, bis das nächste Kapitel kommt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
FROHE WEIHNACHTEN!!!!!!^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Euch allen noch ein frohes Fest :3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey, kann mir einer sagen, ob Varus jetzt eigentlich Rechts- oder Linkshänder ist? Weil auf dem alten Splashart und im Video ,,As We Fall" hält er den Bogen in der rechten, aber auf dem neuen und ingame in der linken Hand. Das finde ich dezent verwirrend :'D
Wie gefällt euch das Video überhaupt?
https://www.youtube.com/watch?v=vzNcSvKCOyA
Und was sind eure Pläne für das neue Jahr bzw. die neue Season? :D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
2 Monate, 0 Inhalt, 2k Wörter. Ja gut... Oops.
Ich schieb' die Schuld einfach mal auf Archive of Our Own.

Irgendwie spiele ich seit einer Weile mit dem Gedanken, Yis Charakter im Laufe der ganzen Story so ein kleines Bisschen in Richtung Yandere zu lenken, aber ich glaube irgendwie, dass es einfach den ganzen Sinn zerstören würde :'D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Schreibblockade, Durcheinander im Kopf und Kribbeln in den Fingern überleben, check.
Kreative Phase nutzen, check.
Zur Hälfte sterben und zur Hälfte erwachen, weil man eins mit seiner Tastatur ist, check.
1.001 Mal wünschen, dass man Neru wäre, check.
Bei Lesern entschuldigen(die ich sowieso nicht habe):
,,Hey sry, dass es wieder so lang gedauert hat. Tut mir echt leid:("
Check. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Habt ihr schon die "neue"/angepasste Karte Runeterras gesehen? Was ist so eure Meinung dazu? Also ich bin überglücklich, dass es keine Auswirkung auf meine Story hat xD Nur verstehe ich nicht, warum die Schatteninseln und der Targon jetzt komplett auf der anderen Seite sind. Und ich frage mich, was genau jetzt Valoran ist. Weil vorher war es der Kontinent mit Shurima, Demacia, etc. drauf, aber jetzt ist er ja gespalten. Ist Shurima jetzt ein eigener Kontinent oder wie läuft das? Weiß da jemand was zu? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Äußere von Taliyah ist halt so gemeint, dass sie genauso aussieht wie beim Freljord-Skin - der verändert sie ja nicht wirklich - nur halt mit ihren normalen braunen Haaren, die sie in Freljord einfach auf die Länge wachsen lässt, die auch bei dem Skin zu sehen ist. Und wieso sie auf dem Splashart weiß sind, erkläre ich damit, dass der Atemdampf in ihren Haaren gefriert und sie dadurch die Eisfarbe annehmen, wenn sie lang genug in der Kälte ist. (Hab den Praxistest in Sibirien gemacht, ja)
Und bei Yis Umschreibung ist im spezifischen Edelstahl gemeint, sonst würde es ja vom Wasser rosten und das würde es ins Negative ziehen...
Interessiert sich überhaupt noch jemand für diese Geschichte?:'D Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yoruri
2018-05-26T21:42:32+00:00 26.05.2018 23:42
Sehr guter Anfang, bin sofort drin in deiner Story! Bin mal gespannt, was die beiden vorhaben. Nächstes Kapitel, let’s go! :D
Deine Yoruri <3
Antwort von:  SilverDragonoid
27.05.2018 02:49
Dankeschön, dankeschön :3 <3 Ich hoffe, es gefällt dir🙈
Von:  Yoruri
2018-05-26T17:27:15+00:00 26.05.2018 19:27
Deine FF nehme ich mir jetzt mal vor, liebe Silver. Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir uns in zig tausenden Menschen getroffen haben. Einfach Wahnsinn!

Dein Japantag-Jhin im Kimono <3
Von:  DarkRapsody
2017-11-03T09:21:55+00:00 03.11.2017 10:21
Dann lese ich mich mal beizeiten hier durch <3 Grüße, Ignis/Jani
Antwort von:  SilverDragonoid
03.11.2017 21:52
okii^^


Zurück