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The Darkness Inside Me

von

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Su con la vita!


 

"Kopf hoch."

13. Juli 2012
 

„Spuk ’s aus!“, zischte Nami während sie neben den Mann her ging, der sie einst in einem vollkommen anderen Licht betrachtete. Beide hatten sie eine deutlich konträre Meinung für einander gehabt. Von Kindesbein an hatte er Autorität ausgestrahlt, aber dem gegenüber stand eine Fürsorglichkeit, die Bellemere glich. Offen zeigte er seine Liebe und strahlte vor Stolz, wenn er von ihr sprach. Wo waren die Zeiten hin, in denen sie harmonisch miteinander lebten? Wie konnte ein Satz alles verändern? Aus ihrem Vater war ein störrischer Mann geworden, der seine Ansicht nicht verändern wollte, der lieber den Streit und den Schein vorzog, als seine Tochter zu akzeptieren. Denn anders war sie erst geworden, als sie sie förmlich dazu zwang. Rebellisch, eine passende Beschreibung, aber was sollte sie sonst tun? Sich selbst verleugnen, nur um ihn glücklich zu stimmen? Das war sie nicht. Erst recht nicht, seit er ständig versuchte sie mit schrägen Männern zu verkuppeln. Vor Law gab es bereits andere, nun jedoch, da hatte Vergo ein Fressen an ihm gefunden und er hörte nicht auf. Deshalb war Nami froh über den Umzug, denn die letzten Monate hatten die Versuche nicht aufgehört. Er forderte regelrecht sie sollte dem Chirurgen endlich eine Chance geben.

„Erde an Vergo, ich warte nicht ewig!“ Erneut keine Antwort, wieder marschierte er unbehelligt weiter. Wollte er gerade die Auseinandersetzungen nachholen, die sich wochenlang aufgebauscht hatten? Denn sie entfernten sich von der Menschenansammlung. Forderte er das heraus, so hatte sie keine Bedenken dabei, es gleich zu tun. Wenngleich sie anderes vorhatte, anderes ihrer Mutter versprochen hatte, aber ging er einen Schritt zu weit, dann vergaß sie wahrlich jegliche Etikette oder sämtliche Versprechen. Denn sie hatte vorhin nichts Falsches getan.
 

„Was sollte das?“, bellte Vergo schließlich als sie in einem leerstehenden Gang angekommen waren und er sich darüber versichert hatte, niemanden in der Nähe zu haben.
 

„Du gibst mir die Schuld? Spinnst du? Wer hat Robin erzählt, wie problematisch ich doch sei? Du kennst die Frau nicht!“ Und darin lag der springende Punkt. Hierbei war es Nami egal, ob es Robin war, jedenfalls bis zum einem gewissen Grad. Sie hasste es im Allgemeinen, wenn er Leuten, die er gar nicht kannte, sofort darüber in Kenntnis setzen musste, wie unerzogen seine Tochter war. Herrgott wie kamen sie überhaupt auf sie?

Guten Abend, ich bin Vergo und meine Tochter ist eine Enttäuschung“, äffte sie ihren Ziehvater nach.

„Wie bist du auf den Schwachsinn gekommen? Stellst du dich immer so vor?“
 

„Halt den Rand, Fräulein! Ich hab dir dutzende Male gesagt, du hast nicht in diesem Ton mit mir zu reden!“, fuhr er sie scharf an. Das Mädchen raubte ihm all seine Nerven. Und wieder fragte er sich, was er bei ihr falsch gemacht hatte.

„Was erwartest du? Bei deinen Eskapaden zwingst du mich regelrecht so zu denken!“
 

„Bei meinen? Und was machst du? Ich habe mir die letzten Monate den Arsch aufgerissen, Bellemere zuliebe! Zur Erinnerung, wir beide haben uns darauf geeinigt, uns ihretwegen im Zaum zu halten. Was soll das jetzt? Möchtest du ernsthaft im Streit auseinander gehen, auf der Zielgerade?“
 

× ×
 

„Liege ich richtig, wenn ich sage die beiden haben ein angespanntes Verhältnis zueinander?“ Robin hatte sich, nachdem Kobra von Mitgliedern seiner Partei in eine Unterhaltung geschoben wurde, Vivi zur Seite genommen. Sie kannte Nami flüchtig und das ging sie bei weitem nichts an, aber da sie Zeuge von diesem merkwürdigen Zusammenprall geworden war, hakte sie dennoch nach.

Vivi nippte an ihrem Champagner, den sie sich gerade liebend gerne in einem Zug zuführen wollte. Was konnte sie darauf bloß großartig sagen?
 

„Spricht für sich, findest du nicht?“, murmelte sie in ihr Glas und trank einen kräftigeren Schluck.

„Tu mir den Gefallen und glaub ihm nicht. Sie pushen sich gegenseitig.“
 

„Nun, ich kann dich beruhigen. Ich bilde mir gerne meine eigenen Meinung“, versicherte Robin und lächelte aufmunternd. Zwar kannte sie die Umstände nicht, aber seine Aussage passte irgendwie nicht in ihr bisheriges Bild, das sie sich machen durfte.

„Unstimmigkeiten kommen bekanntlich in den besten Familien vor.“

Kopfschüttelnd gluckste Vivi. Eine recht passende Formulierung. Dennoch, den Grund, womit alle Auseinandersetzungen anfingen, den wollte sie bis heute nicht begreifen. Genau so wenig, wie man vor anderen eine solche Aussage schieben konnte. Was in Namis Vater gefahren war, wüsste Vivi gerne.
 

„Der Abstand wird ihnen hoffentlich gut tun und bringt ihre Beziehung wieder in eine neutrale Zone.“
 

„Passend für Schweizer“, belächelte Robin den Kommentar, woraufhin Vivi die Augen verdrehte.

Da hatte sie sich wohl korrekt ausgedrückt. Ein besorgter Ausdruck breitete sich auf dem Gesicht des Teenagers aus und ihre Augen suchten den Raum nach ihrer Freundin ab. Denn die Tatsache, dass Nami mitgehen musste, bereitete ihr ein mulmiges Gefühl.

„Du denkst, sie streiten gerade“, stellte die Archäologin nüchtern fest, die die Veränderung deutlich wahrnahm.
 

„Hundert Punkte“, nuschelte sie und seufzte hörbar. Wieder sah sie zu ihrer Gesprächspartnerin und erkannte in deren Augen das Aufblitzen von Neugierde. Etwas das recht schnell verschwand und Betroffenheit Platz machte.
 

„War mein Fehler ihn auf Nami anzusprechen“, erklärte sich Robin und drehte den Kopf den übrigen Gästen zu.

„Ich habe euch gesehen und als er sich vorstellte, habe ich nachgefragt. Wer rechnet mit solchen Kommentaren? Andere Eltern fragen, woher man ihre Kinder kennt. Dein Vater schwärmt bei jeder sich ergebenden Gelegenheit von dir. Seine Reaktion jedoch, die erlebe ich zum ersten Mal.“
 

„Wie ich herausgefunden haben“, begann Vivi nach kurzer Pause vorsichtig, „keppeln die beiden seit Jahren. War schon schlimmer. Nami hat gesagt, sie haben versucht ihrer Mutter wegen, sich zurückzuhalten.“
 

„Warum? Weil er eine Autorität darstellen möchte und sie tatsächlich rebellisch veranlagt ist?“
 

„Ihr Outing hat den Stein ins Rollen gebracht. Bis dahin hatten sie einen hervorragenden Draht zueinander. Er toleriert das nicht und seit Monaten versucht er sie krampfhaft mit einem Chirurgen zu verkuppeln, den sie nicht ausstehen kann. Zwingt ihn ihr förmlich auf. Jetzt, durch ihren Umzug, wird dieser Part hoffentlich wegfallen.“
 

× ×
 

Ausdruckslos steuerte Nami den Barbereich an. Sie brauchte Hochprozentiges, mit dem sie den scheußlichen Geschmack des Gespräches hinunter spülen konnte. Nachdem sie beide fertig waren, kehrten sie – störrisch den jeweiligen anderen ignorierend – gemeinsam in den Saal zurück, ehe sie wie auf Kommando die entgegengesetzte Richtung einschlugen. Dachte er mit, erzählte er Bellemere kein Sterbenswörtchen. Damit würde er auch ihren Abend ruinieren und das hatte ihre Mutter nicht verdient.

Der Barkeeper reichte ihr den Drink und Nami bemühte sich tatsächlich sein freundliches Lächeln zu erwidern. Jeder musste ihre Laune nicht mitbekommen, obwohl sie mit großer Wahrscheinlichkeit einmal mehr ihr Innerstes nach außen trug. Fest stand, der Abend war für sie gelaufen und nach einem weiteren Glas, würde sie wohl aufbrechen. Nicht nach Hause. Freitagabend, sie könnte die Bar aufsuchen. Bisher hatte sie noch keine große Gelegenheit gefunden, sich mit Zorro zu treffen und er war ein ausgezeichneter Barkeeper. Er fand bestimmt die passende Mischung.
 

„Vivi sucht dich.“

Bitte nicht jetzt, dachte sich Nami und starrte stur auf das halbleere Glas. Statt zu gehen, trat Robin neben sie, bestellte dasselbe, das Nami gerade trank, zwei Mal. Erst da hob sie vorsichtig den Kopf und sah zu ihr, erkannte den verschmitzten Ausdruck.
 

„Der hält nicht lange.“
 

„Hörte sich eher an, als sollte ich sofort aufbrechen.“ Lange hielt sie dem Anblick nicht stand und in der Tat, kurz darauf stellte sie das leere Glas ab. Unbewusst erinnerte sich Nami an das erste Mal zurück, wo sie so nebeneinander standen. Damals hatte ihr der Abend Langeweile beschert, wie gern sie dasselbe empfinden würde.
 

„Und wieder sehe ich dir an, wie gerne du von hier verschwinden würdest.“ Die Bemerkung hinsichtlich Vivi ließ sie so stehen. Die Minute mehr machte nun keinen Unterschied.
 

„Hier ist untertrieben. Du kennst nicht zufällig einen Rückzugsort? Nicht direkt für heute, da habe ich schon einen Plan zurechtgelegt, aber ich meine für andere Tage. Eine ruhige Lage, ohne den Trubel.“ So schnell wie möglich würde sie dieser Veranstaltung den Rücken kehren und sich aufmachen, doch Nami fiel bei dieser Gelegenheit ein, das sie so etwas brauchte. Ein Hintertürchen, das ihr beim Abschalten half. Dank dem Zwischenfall war ihr bewusst geworden, dass ihr das bisher fehlte und sie in den nächsten Tagen ernsthaft auf die Suche gehen musste. Alleine in ihrem Zimmer, das war noch nie eine Option gewesen, die ihr ausreichte, sie brauchte mehr.
 

„San Lazzaro degli Armeni“, antwortete Robin nach minimaler Bedenkzeit, „ein Eiland, beherbergt gerade ein Kloster. Du kannst dort an einer Führung teilnehmen. Ich sag’s dir die Rosenmarmelade, die du dort kaufen kannst, schmeckt köstlich.“
 

„Klingt nach Touristen“, unterbrach Nami sofort und wirkte unbeeindruckt, doch schüttelte Robin den Kopf.
 

„Dann unterbrich mich nicht, Liebes. Nach der Führung schließt das Kloster. Sofort eilen sie alles ins nächste Vaporetto und vergessen dabei, wie schön es dort ist. Manchmal hast du den gesamten Außenbereich für dich alleine. Du kannst dort eine gute Weile ungestört sein. Überzeugt?“

Nami zog die Augenbrauen zusammen, aber dachte ernsthaft darüber nach und nun, dank der Ergänzung, hörte sich diese Insel genau danach an, wonach sie gesucht hatte. Sie nickte.
 

„Überzeugt“, antwortete sie und hob das Glas zum Anstoßen.

„Tut mir leid, er kann ein komischer Kauz sein.“
 

„Kopf hoch, habe Schlimmeres erlebt, aber ich muss gestehen, ich habe mich kurzweilig amüsiert. Er sagte mir, du schießt gerne über das Ziel hinaus und er hat genau dasselbe getan.“

Nami lachte leise in sich hinein. Da ähnelten sie sich wohl doch ein klein wenig, aber das machte alles nicht besser. Auch das zweite Glas war mittlerweile ausgetrunken.

„Hol Vivi und mach dir noch einen schönen Abend. Dabei muss ich dir wohl keinen Tipp geben“, meinte die Archäologin aufmunternd und legte, wodurch Nami überrascht zur ihr sah, eine Visitenkarten neben das Glas.

„Meine Privatnummer steht auf der Rückseite. Immerhin schulde ich dir mit heute einen Kaffee.“
 

„Ja, den schuldest du mir.“ Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und Nami musste eingestehen, dass sich ihre Laune ein bisschen besserte. Nicht nur erinnerte sich Robin an ihre Bemerkung, die sie aus einem Impuls heraus ausgesprochen hatte, nein, sie nahm diese auch ernst. Ein Umstand mit dem Nami nicht gerechnet hatte, nicht nach dieser Aktion, nicht nach der langen Zeit.
 

„Du darfst dich heute nicht rarmachen?“
 

× ×

„Sie hat dein Interesse geweckt“, stellte Vivi durchaus verwundert fest. Gedacht hatte sie es sich, bereits im Februar, aber lagen Monate dazwischen und nun, wo sie beieinander standen, verstärkte sich das Gefühl. Vivi erkannte keine einfach Neugierde, die so ein Vorkommnis nach sich zog, denn Robins Blick streifte immer wieder durch die Menge, als hielt sie Ausschau.
 

„Sie ist mir sympathisch“, erwiderte Robin in neutralem Tonfall.

„Du und Zorro, ihr interpretiert viel zu viel in mein Handeln.“ Manchmal wurde sie wirklich anders eingeschätzt, als sie eigentlich war. Hinter ihrem Desinteresse lagen nun mal Gründe. Mansch ein schwerwiegender, aber allzu oft ergab es sich im Laufe des Gespräches oder der einfachen Ausstrahlung der jeweiligen Person. Ausgerechnet bei ihr hieß es aus dem Nichts heraus mehr? Weil sie dabei ertappt wurde, wie sie jemand nicht sofort langweilte?

„Ihr kennt mich eindeutig nicht.“
 

„Habe ich nie behauptet. Dennoch, meiner Meinung nach sieht es danach aus.“ Unschuldig zuckten Vivis Schultern. Vielleicht lag sie falsch, alles war möglich, aber dann würde sich Robin wohl anders geben. So wie sie es aus der Erfahrung und dem Gerede her kannte. Sogar Zorro überraschte diese Art und das hieß sehr viel, denn solches Getue ließ den Handwerker normalerweise kalt.

„Auf jeden Fall bin ich nicht länger verwundert darüber, warum du die Männer nach der Reihe abblitzen lässt.“

Robin verzog keine Miene. Das Getuschel der Leute hatte sie nie interessiert. Ihr Leben hatte genügend Probleme, da musste sie sich nicht den Kopf um diese Kleinigkeit zerbrechen. Sollten sie reden. Der Großteil der Menschen, denen sie tagtäglich begegnete, hatte genügend Leichen im Keller versteckt.
 

„Vivi, ich achte auf meine Privatsphäre. Ich gehöre eben nicht zu jenen, die ihr Leben offen in die Welt posaunen. Genauso wenig vergeude ich meine Zeit für unnötige Gespräche oder Flirtversuche.“
 

„Ich brauche keine Rechtfertigung, bei der Klatschpresse lasse ich auch nichts liegen. Wie gesagt, deine Art Nami gegenüber überrascht mich einfach.“
 

„Und ich lege dir nochmals ans Herz, wie wenig du mich kennst. Nun gut, ich sollte weiter. Muss heute noch der einen oder anderen Verpflichtung nachkommen. Solltest du Nami vor mir finden“, brach Robin kurz ab und räusperte sich, „lass mich bitte wissen, ob es ihr gut geht. Mir selbst war die Situation ein wenig unangenehm.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2016-04-15T17:26:51+00:00 15.04.2016 19:26
Na wenn das mal kein angespanntes Vater-Tochter-Verhältnis ist. War zwar schon von vornherein klar, aber der Grund ist einfach nur dämlich. Besonders wenn man bedenkt, dass sie sich zuvor gut verstanden.

V(~_^)
Von:  fahnm
2016-03-28T11:57:45+00:00 28.03.2016 13:57
Super Kapitel



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