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The Darkness Inside Me

von

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Law Water Trafalgar.


 

Law Water Trafalgar

1. März 2008
 

„Das Krankenhaus befindet sich in entgegengesetzter Richtung.“ Es dämmerte langsam. Law mochte das Laufen in den frühen Stunden, noch bevor die Sonne den Horizont einnahm.

Als er am Rückweg die üblichen Gassen durchquerte, war ihm eine Gestalt aufgefallen. Ein hochgewachsener Mann, das schwarze Haar streng nach hinten gebunden und einem Bart, den er so nie zuvor gesehen hatten. Aber war nicht sein Aussehen ausschlaggebend gewesen, sondern seine krümme Haltung. Beim Näherkommen dann die rötliche Färbung seiner Kleidung. Blut.

Wortlos schritt der Unbekannte voran. Ignorierte den gutgemeinten Ratschlag. Laws Gespür sagte ihm schließlich, seine Verletzung ruhte von einem krummen Ding oder einer Auseinandersetzung, die nicht an die große Glocke gehängt werden durfte.

Vielleicht, so dachte er, hätte er kehrt machen sollen. Etwas an diesem Mann erweckte ein unbehagliches Gefühl, welches er kaum in Worte fassen konnte. War er in Illegales verwickelt, könnte ihm jedes weitere Wort in Gefahr bringen. Allerdings, wenn er ihn so musterte, bezweifelte Law das er derjenige war, dem etwas zustieß.

Neugierde kroch empor.

„Ich bin Arzt, ich kann Ihnen helfen.“

Der Mann blieb schließlich stehen, schwankte auf der Stelle. Was ihm auch zugestoßen war, spielte ihm ordentlich mit und Law bezweifelte, dass der Mann noch lange bei Bewusstsein blieb.

Die Geschichte hinter der Verletzung ließ seine Neugierde auflodern. Was trieb ihn zu dieser Stunde in diese Gegend? Auf jeden Fall hatte das Erlebnis einen teuren Anzug ruiniert, der Besseres verdient hatte.
 

„Kugel steckt fest“, presste der Unbekannte hervor, kippte gegen die Steinmauer. Noch hielt er sich auf den Beinen.

Ab dem Kommentar verstand Law, warum der Mann das Krankenhaus verweigerte. Schusswunden wurden gemeldet.
 

„Bleiben Sie hier.“

Warum er half, führte er auf seinen Beruf zurück.
 

„Sie mögen Risiken“, stellte der Mann fest. Während der Behandlung hatte Law ihn taxiert; kein einziges Zucken oder schmerzhaftes Stöhnen. Regungslos ließ er ihn arbeiten.

Law nähte als die Worte an sein Ohr drangen. Bei seiner Rückkehr hatte er in den Lauf einer Pistole gestarrt, abgewartet, bis diese zu Boden gesunken war.

„Schusswunde auf offener Straße … einen Bewaffneten.“ Ein nichtssagendes Lachen, dann eine bis in die Knochen vordringende Kälte. „Ich könnte Sie auf der Stelle erschießen.“
 

„Mehr kann ich unter diesen Umständen nicht tun. Behalten Sie die Wunde im Auge und ich rate zur Nachuntersuchung, nicht nur der Nähte wegen“, überging er den Kommentar, packte zusammen.

Der Mann, dessen Namen er nicht in Erfahrung gebracht hatte, starrte ihn nieder. Gewiss dachte er daran, ihn augenblicklich zu töten, aber das Zögern erschien Law als die halbe Miete und er hielt dem Blick stand.
 

Drei Tage später fragte ein Patient ausdrücklich nach Trafalgar Law. Der Mann stellte sich als Rob Lucci vor und meinte, sein Arzt hatte ihm dringlich eine Kontrolle nahegelegt.
 

14. September 2012
 

Pünktlich zum Sonnenaufgang kehrte Trafalgar Law von seinem morgendlichen Lauf zurück. Urlaub galt nicht aus Ausrede, zumal das lange Schlafen nicht funktionierte.

Tief atmete er durch, blickte gedankenversunken gen Horizont, dessen Farbenspiel Entspannung auslöste.

Der Aufenthalt neigte sich seinem Ende entgegen, aber noch hatte er nicht alle Erledigungen geschafft. Ein Antiquitätenkauf war für den Vormittag angesetzt. Bislang hatte er lediglich Fotografien gesehen, aber bevor er seltene Stücke nicht in der Hand gehalten und ihre Echtheit überprüft hatte, bestätigte er keinen Kauf. Nicht bei solchen Summen.
 

Als er später im Speisesaal frühstückte, legte er gelangweilt die Tageszeitung auf den Tisch. Aufregendes geschah hier kaum, denn wirklich spannende Neuigkeiten hatte er in dieser Woche nicht aufgeschnappt, aber was erwartet er von dieser Stadt?

Dann zog er das Handy aus der Innentasche des Sakkos. In den Jahren hatte sich Law angewöhnt, erst nach dem Frühstück einen Blick darauf zu werfen. Abends, sofern er keine Anliegen zu besprechen hatte oder dringliche Anrufe durchkamen, ignorierte er das Gerät.

Law wollte einfach Ruhe.

Dann, beim Durchsehen der Nachrichten, musste er lächeln. Ein ehrliches und glückliches Lächeln, kein gespieltes oder gar überhebliches.

Er liebte sie.

Law gestand sich Gefühle ein; etwas, das bislang bloß eine Frau geschafft hatte und das lag ein paar Jahre zurück.

Nun las er die Nachricht. Nami hatte geantwortet. Selten war dies der Fall und meist hatte er einen schnippischen Kommentar geerntet oder wüste Beschimpfungen.

Am Montag noch hatte er seiner Linie treu bleiben wollen; eine Änderung seiner Vorgehensweise war ausgeschlossen, doch irgendwie war er abgedriftet und ausgerechnet dann, hatte er eine Chance bekommen. Zwar mit Abfuhr, aber sie hatten miteinander gesprochen und so schien ihm das egal.

Klipp und klar hatte sie Law gesagt, wo sie standen. Aufgeben lag weder in seinem Interesse noch in seiner Natur. Erst recht nicht, nachdem sie ihm den Kopf verdreht hatte. Die Gefühle ließen es nicht zu und so durfte er nicht kampflos aufgeben, er wollte sich keine Niederlage eingestehen.

»Wenn du brav bist, können wir uns morgen Abend in der Bar treffen. Bin dort mit Freunden.«, sagte die Nachricht. Definitiv ein Schritt nach vorne.

Der Ruf, den er hatte, war ihm bekannt. Nicht jeder mochte seine Art, aber nur so kam er durch das Leben. Nur so, konnte sich Law auf das Wesentliche konzentrieren. Er hatte Gründe und all das, das ihm wiederfahren war, überspielte er mit seinen Charakterzügen.

Sich auf eine andere Weise zu zeigen, fiel ihm schwer. Er hatte einen Weg gewählt und bislang hatte ihm niemand die Möglichkeit gegeben, sich fallen zu lassen.
 

2. Dezember 1995
 

Fröhlich lachte der neunjährige Law.

Obwohl er meist ein stiller, ernster und lernbegieriger Junge war, konnte er den Albernheiten seines Onkels nicht immer widerstehen. Irgendwann kam der eine Punkt, an dem Law nicht mehr anders konnte. Egal wie stumpfsinnig das Späßchen auch war.

Das Haus der Familie Trafalgar lag abseits am Rande eines Waldes. Seine Eltern betonten die Ruhe war ausschlaggebend gewesen, wenngleich sich die Praxis nicht in direkter Nähe befand. Da die beiden nicht nur praktizierten sondern sich auch Forschungen widmeten, mochten sie diese Abgeschiedenheit wohl umso mehr.

Was sie taten, konnte er nur schwer sagen, sie sprachen selten darüber und wenn, dann musste Law lauschen. Schon in diesem Alter wusste er, er würde eines Tages in ihre Fußstapfen treten.

Als die beiden vom Skiausflug zurückkehrten, war es schon dunkel.

Auf den Tag hatten er und seine Schwester, Lamy, sich schon länger gefreut. Corazon, sein Onkel, reiste viel, aber war er hier, dann unternahm er vieles mit den beiden.

Leider war Lamy krank geworden, hatte sich eine ordentliche Erkältung eingefangen und so hatte sie zu Hause bleiben müssen. Und wie seine Eltern, beide Ärzte, nun mal waren, hatte selbst das breite und strahlende Lächeln seiner Schwester nicht geholfen; auch nicht der Hundeblick, der ihren Vater stets ins Wanken brachte.
 

„Ich bring die Skier in die Garage, und komme nach“, meinte Corazon, der bereits am Dachträger hantierte.

Law nickte wortlos, öffnete den Kofferraum und holte einen Teddybär heraus. Vielleicht konnte das kleine Mitbringsel seine Schwester ein wenig aufmuntern.

Hoffnungsvoll schulterte er seine Skischuhe, ergriff seine Jacke und machte sie auf den Weg ins Haus. Die Türe war nicht abgeschlossen. Etwas, das er nur vom Tage gewohnt war.
 

„Mama? Wir sind zurück!“, rief er noch während er aus den Schuhen schlüpfte, die anderen zu Boden stellte und die Jacke an den Haken hing.

Den Teddybär behielt er in der Hand. Im unteren Stockwerk herrschte eine ungewohnte Stille, kein Licht brannte. Sieben Uhr, um diese Zeit befand sich stets noch jemand hier unten. Besonders, wenn er nach Hause kam, wartete seine Mutter bereits strahlend auf ihn.

„Papa?“ Law drückte den Lichtschalter. Keine Antwort.

Neugierig wanderte er die Treppe hoch. Vielleicht hatte sich Lamys Zustand verschlechtert und beide leisteten seiner jüngeren Schwester Gesellschaft. Schließlich mochte sie das Alleinsein nicht, wenn sie krank war.

Oben angekommen bewegte sich Law leise fort, ging nach rechts, wo er sogleich an Lamys Zimmertür, die einen Spalt breit offen stand, stehen blieb. Von drinnen war kein Lichtschein erkennbar.

Unbehaglich schluckte der Junge. Woher die Unruhe kam, verstand er nicht. Vielleicht hatte Corazon ihm vergessen zu sagen, dass seine Eltern noch kurz wohin gefahren waren. Nur würden sie Lamy nie alleine lassen.

Mit laut pumpendem Herzen öffnete er die Türe ein Stück mehr.

„Lamy?“, fragte in sanftem und leisem Tonfall. „Schläfst du?“

Law schaltete das Licht an.

Als er seine Schwester erblickte, fiel der Teddybär zu Boden und ein ohrenbetäubender Schrei hallte durch das sonst in Stille getauchte Haus.
 

14. September 2012
 

Nie würde er jenen Tag vergessen.

Wie glücklich er an dem Tag war, welche Freude er seiner Schwester bereiten wollte; vor allem der Anblick, der sich ihm bot, das Blut, die leeren Augen. Bis zu seinem Tod würden ihn diese Bilder verfolgen.

Ihm wurde die Familie genommen und dafür würde Law sich eines Tages rächen.

Die Mittagssonne genoss Trafalgar Law direkt am Markusplatz, in einem der Cafés, obwohl sein Hotel in unmittelbarer Nähe lag. Beim Begleichen der Rechnung war ihm neuerlich das Familienfoto ins Auge gestochen, das seit Jahren in seiner Geldtasche hauste.

Mittlerweile wies es beträchtliche Gebrauchsspuren auf, aber von all den Erinnerungsstücken mochte er dieses am liebsten. Das letzte gemeinsame Foto. Zu sehen waren er, Lamy und seine Eltern. Alle lachten sie in die Kamera. Geschossen wurde es an Laws neuntem Geburtstag, zwei Monate vor der Ermordung.

Der Verlust hatte seinen Charakter geprägt.

Das volle Ausmaß erfuhr Law erst Jahre später, als er älter war und Corazon ihm die Wahrheit nicht länger verweigern konnte; schließlich hatte Law eigene Nachforschungen angestrebt.

Corazon hatte im Allgemeinen sehr viel unter den Teppich gekehrt. Für die Öffentlichkeit hieß es, die Familie hatte einen Unfall, für den die schneebedeckte Fahrbahn die Schuld erhielt. Das erste Mal das Law mitbekommen hatte, welch eine Macht sein Onkel besaß, dass dieser kein einfacher Mann war, auch kein Blutsverwandter.

Ihm selbst hatte Corazon zu verstehen gegeben, dass er niemanden die Wahrheit sagen durfte. Einst meinte er, er wollte ihn schützen. Die Blicke, die ihm die Menschen zu warfen, hatten Law ausgereicht. Wie hätten diese erst bei der wahren Geschichte ausgesehen?

Heute kannte Law den Übeltäter. Den Mann, der den Tod seiner Eltern befohlen hatte. Irgendwann, dachte er täglich, würde ihm der Gegenschlag gelingen.
 

Für einen kurzen Moment schlossen sich seine Augenlider, tief atmete Law durch. Angespannt versuchte er jene Gedanken zurück zu schieben. Er legte die Geldtasche neben sein Handy.

Das gewollte Geschäft drohte zu platzen - lieber daran denken. Den Preis hielt er für überzogen, nur brauchte er jemanden, der ihm zur Seite stand. Jemand, der ihm sagte, sein Gefühl betrog ihn nicht und der den Preis senken konnte.

Sogleich griff er nach seinem Smartphone, ihm war ein Name, eine Person eingefallen, die ihm diesen Dienst erweisen konnte.
 

5. Jänner 2009
 

„Rob!“ Verblüfft blickte Law den Mann an, der diesen Abend unangemeldet vor seiner Türe stand. Ihn hatte er eine Weile nicht gesehen.

Seit der Begegnung in jener dunklen Gasse, war Rob Lucci zweimal im Krankenhaus gewesen, hatte immer nach Trafalgar gefragt.

Dann war er untergetaucht und Law hatte diesen Mann eigentlich abgehakt.
 

„Dürfte ich?“, fragte Lucci, woraufhin der Eigentümer zur Seite trat.

Ihm gehörte das Penthaus. Fragend bildeten sich Falten auf seiner Stirn; er blickte zum Aufzug. Nein, dachte Law, er musste über die Treppe gekommen sein. Hatte ihm ein andere Bewohner Eintritt verschafft?

„Interessanter Geschmack, muss ich sagen – ich bin ja weniger der Fan dieses modernen Stils, aber jedem das Seine, oder? Und der Ausblick“, vergnügt stieß Lucci einen Pfiff aus, „da rentiert sich der Preis.“

Langsam folgte er dem Besucher, der unbehelligt durch die Räume wanderte, ehe er die Dachterrasse auserkor um innezuhalten.
 

„Revidieren Sie die getroffene Entscheidung?“ Aber warum sollte er das tun? Nach all den Monaten konnte Rob genauso gut alles vergessen haben, zumal Law niemanden – selbst Corazon nicht – von der Begegnung erzählt hatte.
 

„Und mir die Arbeit antun, deinen Mord zu vertuschen? Die Kameras sind mir sehr wohl ins Auge gestochen.“ Belustigt schüttelte Lucci den Kopf.
 

„Was dann? Ich erkenne keine Verletzung.“

Lucci machte sich auf der Sitzgarnitur bequem, spürbar gab er das Tempo der Konversation vor und Law blieb gelassen.
 

„Ich möchte Ihnen ein Tauschgeschäft unterbreiten.“

Ungerührt musterte Law sein Gegenüber. Den Ernst las er vom Gesicht des anderen ab; die Frage war lediglich, um welche Art von Geschäft er sprach.

Schließlich war Law derjenige, der sich die Zeit ließ. Wortlos verschwand er ins Wohnzimmer, in Gedanken bei den Möglichkeiten, die Lucci im Sinn hatte. Bei einem Mann, wie ihm, bei dem, das Law bislang gesehen hatte, konnten seine Wünsche durchaus in den illegalen Bereich reichen.

Neugierde kam auf.

Mit zwei Gläsern und einer Flasche Scotch kehrte er zurück, stellte diese auf dem Glastisch ab und setzte sich.
 

„Legale Geschäfte schließlich ich aus. Warum sollte ich mich in Gefahr bringen?“
 

„Ein kleines Nebeneinkommen.“

Law lachte auf, schenkte beiden ein. Geld alleine reichte ihm nie und nimmer.
 

„Denke, ich muss nicht sagen, dass es mir Geld mangelt, oder?“ Seine Eltern hatten ihm eine beträchtliche Summe hinterlassen, zudem hatte ihn Corazon damals offiziell adoptiert. „Damit allein, ködert mich niemand.“
 

„Was schwebt dir vor“, duzte Lucci, schwenkte das Glas in seiner Hand, während er den Körper vorbeugte. „Law?“
 

„Eingeschlagen wird natürlich erst, nachdem du mir mehr erzählt hast“, machte Law es gleich, „aber sollte ich zustimmen, dann möchte ich dann und wann Informationen. Informationen über einen Mann und seine kleine Mafia.“ Wenn er schon Hals und Kragen riskieren sollte, dann für einen Zweck, der ihm einen Schritt weiterhalf um endlich das zu bekommen, das er sich seit seinem neunten Lebensjahr wünschte.

Lucci schien zu verstehen, griente amüsiert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dark777
2017-07-11T19:22:45+00:00 11.07.2017 21:22
Das zeigt mal wieder, dass kein Mensch nur gut oder böse ist. Nami ist von Law regelrecht angeekelt und er kommt die ganzen bisherigen Kapitel sehr zwielichtig rüber. Das jetzige Chapter stellt nun aber alles wieder auf den Kopf. Du hast es geschafft einem Law näher zu bringen und dass man ihn und seine Beweggründe besser versteht. Er ist nicht nur ein schmieriger Typ, er ist weit vielschichtiger. Was mich noch mehr überrascht hat, sind die ehrlichen Gefühle die er für Nami hegt (was ihn schon ein bisschen zum Masochisten macht...). Die ganze Zeit dachte ich das wäre eine abgekartetes Spiel, deren Ausmaß ich jetzt noch nicht einschätzen kann und in der ich Namis Rolle (zumindest von Laws Seite) noch nicht richtig sehe. Dass er sie wirklich lieben könnte, ist mir nie in den Sinn gekommen O_O.

Wie immer sehr spannend, schreib bald weiter!

V(~_^)


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