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The Darkness Inside Me

von

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Ho fame.


 

»Ich hab Hunger.«

15. September 2012
 

„Was für eine illustre Runde!“ Süffisant bleckte Lucci seine Zähne. „Ihr. Nefeltari-Sprössling. Catrall. Alle beisammen in diesem heruntergekommenen Ambiente.“
 

„Was treibt dich dann hierher?“
 

„Freundschaften müssen gepflegt werden.“ Um das Lokal machte Lucci einen Bogen, schließlich wusste er, wer hier liebend gerne verkehrte und abseits von gemeinsamen Aufträgen, mied er sie. In erster Linie Franky, den er einfach nicht mochte, der ihm nur allzu gerne seine Nerven strapazierte. „Da holt er ausgerechnet dich ins Boot. Kluges Kerlchen.“ Rob lehnte sich vor. „Willst du mir wirklich das Geschäft vermiesen?“
 

„Langsam solltest du dich daran gewöhnt haben“, blieb Robin unbeeindruckt. Folgenloses Keppeln, mehr nicht. Lucci kannte seinen Spielraum und sehr wohl wusste er, wann Zeit war aufzuhören. „Schätze, er hat dich zusammengeflickt?“
 

„Jeder braucht einen Arzt des Vertrauens. Lieber suche ich ihn auf, statt einen x-beliebigen Stümper.“
 

„Lieber einen ums Eck, als ins nächste Land zu fliegen.“
 

„Denkst du, mein Leben begrenzt sich auf Venedig? Bitte.“ Mittlerweile diente Venedig als Zweitsitz. Die Stadt machte träge und so reiste er öfter umher. Nur dann, wenn er Ausruhen wollte, blieb er länger. „Law hat wahrhaft sein Herz verloren“, bemerkte Lucci, als ihm der Seitenblick seiner Kollegin aufgefallen war. „Ich mag sie, bietet ihm Parole.“ Amüsiert lachte Rob.
 

„Seine Avancen habe ich beiläufig mitbekommen. Du kennst Catrall?“
 

„Oh, ein kurzes Vergnügen. Den Vater kenne ich eher, hat mir ein nettes Sümmchen eingebracht.“
 

„Sag, Lucci, was liegt dir auf der Zunge? Bezweifle, dass du zum Plaudern gekommen bist. Unterhaltungen wie diese sind untypisch für dich. Wir reden sonst auch nur über das Geschäft.“
 

Tief atmete sie ein, die frische Luft übte eine beruhigende Wirkung aus.

Im Rücken lag die kahle und kühle Steinmauer, die unlängst den Spuren der Zeit verfallen war, und einen angenehmen Schauer auslöste.

Ein Verschnaufen, das suchte sie hier draußen. Robs Nähe tat nie gut.

Vor zwei Monaten noch schien alles in Ordnung. Das Leben verlief in gewohnten Bahnen, der Alltag hatte sie fest im Griff.

Plötzlich rang sie nicht nur mit ihren Gefühlen sondern dem Wissen, auf Lucci aufpassen zu müssen. Auf ihn und dessen Beziehung zu Trafalgar, welche unmittelbare Gefahr auf Nami ausübte.

Wie schnell sich manches änderte, wurde ihr neuerlich klar.

Gefühle machten schwach.

Allen voran, wenn ein Mann wie Rob Lucci umher schwirrte und seine Anwesenheit demonstrierte. Robs Besessenheit von Perfektion, dem Gefallen am Morden. Dieser genüssliche Ausdruck während er sein lebloses Opfer betrachtete. Ein Scheusal, das alles im Repertroir hatte.

Ihr erster Mord hatte etwas ausgelöst, eine Kettenreaktion, die sie auf immer veränderte. Erst nach und nach hatte sie vollständig gelernt sich abzuschotten. Bis auf Phasen, in denen sie Albträume heimsuchten, konnte sie ihr Gewissen beruhigen. Abgestumpft konnte man sagen.

Er jedoch … von Mord zu Mord lebte Rob auf. Von Mal zu Mal erlebte sie ihn gieriger. Als ob ein Leben ohne schon lange unmöglich war. Er galt als tickende Zeitbombe, aber, und das war ein Vorteil, respektierte er Robin auf eigene Weise. Vermutlich, weil sie beide auf demselben Niveau agierten, nur tötete sie subtiler.

Etwas, das sie nicht von Trafalgar Law sagen konnte. Obwohl Informationen fehlten, spürte sie sofort, dass er kein Mörder war, dass er zwar taktisch vorging, aber gegen Rob chancenlos war. Eine kleine Änderung und Rob ließ ihn fallen, wie ein ungewolltes Spielzeug. Doch anstatt ihn liegen zu lassen, würde er Trafalgar auf den Zahn fühlen, ihn in die Enge drängen und ausbluten lassen, solange, bis das Werk getan und der Durst gestillt war.
 

Seufzend raufte sie sich das Haar. Eigentlich sollte sie sich nicht verantwortlich fühlen, sich gefühlsmäßig abschotten … diesen Punkt hatte sie unlängst passiert und ein Zurück war nicht länger möglich.

Und vor Tagen noch hatte sie lediglich die Bedenken gehabt, ob sie neuerlich so töricht sein sollte und einer möglichen Beziehung nachgab, die nicht besser werden würde, als ihre letzte, die sie mit einer Außerstehenden geführt hatte.
 

2003
 

Aufgewühlt erwachte sie aus einem Albtraum.

Nassgeschwitzt klebte das Oberteil an ihrem Körper, während sich der Brustkorb hektisch hob und senkte.

Die Albträume häuften sich.

Nacht für Nacht schlichen Erinnerungen in ihre Traumwelt ein. Furchtbare Taten, leblose Hüllen, das blanke Entsetzen.

Nächte, die sie mittlerweile gewohnt war, die ihr die ersten zwei, drei Minuten panikgleich das Atmen erschwerten. In unregelmäßigen Abständen durchforstete sie die tiefen Abgründe und dann, dann verschwanden sie erneut.

Es war nicht so, als ob das schlechte Gewissen plagte – in den Jahren hatte sie durchaus gelernt damit zu leben, aber plötzlich war es, als ob sie direkt zurückversetzt wurde. Alles wurde neuerlich real und das machte ihr zu schaffen.

Manchmal wiederholten sich jene Szenarien vollständig, manchmal verschwamm die Fantasie mit den erlebten Elementen. Jedes noch so kleinste Detail, mit all den Empfindungen und eben das raubte ihr kurz nach dem Erwachen sämtliche Kontrolle.

Einatmen. Ausatmen.
 

„Alles in Ordnung. Ich hab dich“, hörte sie sanft, der warme Atem prickelte auf ihrer Haut, förderte die bereits bestehende Gänsehaut. Arme wurden um ihren Rumpf gelegt, drückten sie näher an den Körper hinter sich. Hauchzarte Küsse auf dem Schulterblatt.

Der erste Impuls, sich von ihrer Freundin zu lösen, der ausgehenden Hitze zu entkommen, verstummte.

Das Beruhigen des wild pochenden Herzes genoss Vorrang, schließlich erhob die andere erneut das Wort: „Sprich dir von der Seele, was dich belastet.“

Ein schwerfälliges Seufzen folgte.
 

„Albträume gehören zum Leben, Laki“, wisperte sie in die Dunkelheit. Müde sank der Kopf zurück ins Kissen, tief durchatmend schlossen sich ihre Lider.

In Momenten, wie diesen, hasste sie Berührungen, eng umschlugen zu werden. Es waren Momente der Schwäche, Momente, in denen sie die Kontrolle ihrer Maskerade verlor, aber … aber so sehr sie das hasste, so sehr sehnte sie sich danach. „Sie kommen und gehen.“
 

„Wirst du mich je einweihen?“

Nein, nie. Nie würde sie ihr Geheimnis lüften. Laki wusste über ihre Familie Bescheid. Einmal hatte sie bereits gesagt, sie hatte darüber geträumt, was mit ihrer Mutter geschah. Dann manch andere Geschichten, gespickt mit Unwahrheiten.

Ehrlichkeit siegte nicht, nicht in ihrer Welt.
 

„Hab‘ dir schon erzählt, worüber ich träume. Hört bald auf, versprochen.“

Stille.
 

× ×
 

„Kannst du mir erklären, was geschehen ist?“ Aufgebracht stellte Laki sich ihrer Freundin entgegen, die vor offener Tür stand – Eineinhalb Wochen zu spät, aus einem Grund, den sie nicht wirklich herausgefunden hatte.
 

„Wegen der Gehirnerschütterung habe ich dir ja geschrieben, und …“, brach Robin ab, blickte entschuldigend und unschlüssig an der anderen vorbei. Die Kopfschmerzen waren noch nicht gänzlich verblasst, aber ihretwegen kam’s nicht zur verspäteten Heimreise. Diverse Blutergüsse, Schrammen und zwei Streifschüsse, die zum Glück nicht allzu tief waren, hatten Robin dazu veranlasst, länger als vorgehabt fortzubleiben. „Tut mir leid, Laki, sie haben mich im Krankenhaus behalten, hinzu kam der Papierkram. Früher ist es mir nicht möglich gewesen.“
 

„Darum geht‘s nicht! Wie ist das überhaupt geschehen?! Du hast lediglich von einem Unfall geschrieben. Kannst du dir vorstellen, welche Sorgen ich mir gemacht habe?“
 

„Ein Sandsturm hat uns früher als erwartet erwischt und das Auto hat sich überschlagen. Alles halb so schlimm, okay?“ Robin hasste das Lügen und in den letzten Wochen häuften sie sich. Die Verspätung war lediglich der letzte Tropfen.
 

„Ich wäre zu dir geflogen“, wisperte Laki während sie den Ärger schluckte und ihre Freundin in die Arme schloss. Am Ende siegte die Erleichterung darüber dass sie nun wieder wohlbehalten zu Hause war.
 

× ×
 

»Mir ist etwas dazwischen gekommen, müssen das Kino leider verschieben … Tut mir leid! Ich mach’s wieder gut, versprochen!«

»Ist es denn so dringend?«

»Würde ich sonst die Zeit mit dir opfern?«

»Fang nicht so an. Für deine Arbeit opferst du alles und jeden.«

»Ich liebe dich, Laki, vergiss das nicht.«

»Wenn du das sagst ...«
 

„Eine Absage?“, fragte Viper, dem die Veränderung seiner Freundin aufgefallen war. Bis vor wenigen Minuten noch hatten sie miteinander gelacht, nun ruhte ihr Blick starr auf dem Display des Mobiltelefons.

Er mochte Lakis Freundin, aber manchmal würde er seiner besten Freundin lieber zum Schlussstrich raten.
 

„Begleitest du mich? Ich möchte den Film unbedingt sehen.“ Wenn Robin schon die Zeit fehlte, so musste sie deshalb nicht auf einen entspannten Abend verzichten. „Kill Bill ist rausgekommen. Interesse?“
 

„Möchtest du darüber reden?“
 

„Viper …“

Der Mann schnaufte.
 

16. September 2012
 

„Ich hab ein Déjà-vu“, kicherte Nami unverblümt und blickte nach oben. „Sogar der Mond spielt mit.“ Absicht lag keine dahinter, sie hatte einfach frische Luft gebraucht, und hatte ihre Kumpanen kurzweilig stehen lassen.
 

„Dezent. Fühlt sich an, als ob eine Ewigkeit vergangen ist“, gestand die Schwarzhaarige, die weiterhin an der Steinmauer lehnte. „Geht er dir auf die Nerven?“
 

„Nein, hat sich mit seinem Kumpel in ein Gespräch vertieft und als Bonney und Ruffy mit ihrem Wettessen angefangen haben, bin ich getürmt – Ich vertrag den Alkohol, bei manchen wirkt er leider recht schnell und sie kommen auf idiotische Ideen.“ Nami schlang die Jacke enger um ihren Körper, der Herbst stand tatsächlich vor der Tür. „Du und Lucci, ihr mögt euch wirklich nicht“, lenkte sie um und runzelte die Stirn. „Zwischen euch entsteht ein unangenehmes Brodeln, obwohl ihr auf den ersten Blick hin höflich miteinander redet.“ Sie hatte es mitbekommen und auch Law hatte es erwähnt.
 

„Wir teilen unterschiedliche Ansichten, das ist alles.“
 

„Lucci schätze ich ein, als macht er den Job lediglich um Geld zu scheffeln und um einen Nervenkitzel zu stillen – Er hat von ein, zwei Abenteuern erzählt“, fügte sie am Ende an, nachdem ihr der fragende Blick seitens der Archäologin aufgefallen war. „Du hingegen … du bist anders, lebst förmlich auf. Deine Leidenschaft ist spürbar, manchmal sogar ansteckend und das Geld spielt keine Rolle.“
 

„Möglich.“ Spannungen existierten und sofern die Situation nicht anderes verlangte, verschwanden sie nicht. „Er hat eben seinen Standpunkt und ich habe meinen.“
 

„Wie seid ihr aneinander geraten?“, fragte Nami neugierig.
 

„Schwarzmarkt.“ Robin stieß sich von der Wand ab, lächelte verschmitzt. Tatsächlich wusste sie zur damaligen Zeit nichts von seinem Zweitleben. „Eine Weile vor meinem Umzug nach Venedig. Ich habe private Nachforschungen betrieben, das betreffende Grab ist ein paar Monate zuvor von Dieben geleert worden. Er steckte dahinter.“
 

„Eigentlich müsste er hinter Gitter landen, oder?“
 

„Bitte, tu dir keinen Zwang an.“ Sacht schüttelte Robin den Kopf. „In manchen Belangen habe ich mir angewöhnt, gewisse Details zu ignorieren. Sofern er nicht direkt in Museen einbricht …“ Dieses Geschäft florierte, dagegen anzukämpfen war schwierig und sie selbst bezog manch eine Errungenschaft auf illegale Weise.
 

„Dann strapaziere wenigstens seine Nerven“, lachte Nami leise. Wirklich dagegen sprechen konnte sie nicht, schließlich wusste sie mittlerweile, dass auch ihr Vater die Hintertür verwendete.
 

„Dürfte recht unterhaltsam werden. Begleitest du Law?“
 

„Nein, ist seine Angelegenheit. Sobald ich heute nach Hause gehe, trennen sich unsere Wege.“ Deshalb hatte sie ihm diesen Abend angeboten. So konnte Nami zwei Fliegen schlagen, wenngleich sie Robin und Lucci liebend gerne beim Keppeln sehen würde. Wobei das Keppeln garantiert subtiler ausfiel und lediglich anhand der Stimmlagen und Blicke ersichtlich werden würde. „Morgen Vormittag sehe ich mich eher herum gammeln.“ Nach der Woche sehnte sie sich einfach nach einem ruhigen, fast schon langweiligen Tag.
 

„Ich hab nachgedacht“, lag es nun an Robin abzuschweifen.
 

„Wann tust du das nicht?“ Das dazugehörige Lachen blieb Nami im Hals stecken, denn der ernste Tonfall ließ erahnen, worüber. Ein unangenehmes Prickeln überkam sie.
 

„Hätte nie für möglich gehalten, das wir an diese Gabelung kommen – was eine unscheinbare Begegnung ausmacht.“ Kopfschüttelnd machte sie ein paar Schritte. „Du bereitest mir mehr Kopfzerbrechen als ich es mir wünsche. “

Dann hörten sie lautes Gegröle, jemand hatte die Tür geöffnet.
 

„Nami?“ Trafalgar Law schritt aus der Bar, er musste gar nicht suchen, fand Nami prompt und zu seiner Überraschung in Begleitung der Archäologin. Kurzweilig trat ein wissendes Lächeln auf seine Lippen, das rasch dem Ernst der Lage wich. „Drinnen gibt’s ein dezentes Problem. Du solltest mitkommen“, erklärte er auf die fragende Miene hin.
 

„Was darf ich darunter verstehen?“ Angesäuert verschränkte sie die Arme. Da kamen sie endlich zu dem Punkt, an dem sie anfingen, über sich zu sprechen und schon wurde das Gespräch unterbrochen.
 

„Deine Freunde haben sich gehen lassen. Sehr gehen lassen.“
 

„Ernsthaft? So schlimm kann’s unmöglich sein!“
 

„Vivi ist hinüber, die beiden Vielfräße sind eingeschlafen und der Casanova – sagen wir, er fängt sich bald Trachtprügel ein.“

Nami öffnete ihren Mund, aber ein Laut wollte nicht über ihre Lippen kommen. Was um Himmelswillen hatten sie in kürzester Zeit angestellt, um sich in diesen Zustand zu manövrieren?
 

„Aus einem Wettessen ist mehr geworden?“, übernahm Robin das Nachforschen.
 

„Oh, das war schnell entschieden – der Bengel hat gewonnen. Hut ab, frisst wie ein Scheunendrescher. Muss einen recht guten Magen haben, der Kleine.“ So etwas hatte Law noch nie hautnah miterlebt und appetitanregend war solch ein Anblick definitiv nicht.
 

„In gefühlten fünf Minuten saufen die sich zu Tode?“, brachte Nami nun ungläubig hervor. „Vivi kennt ihre Grenze!“ Allein der Punkt ergab keinen Sinn. Vivi hatte noch nie zu viel getrunken. Klar, den einen oder anderen Kater hatte sie, aber sie kam immer auf eigenem Wege nach Hause.
 

„Verliebte gehen darüber hinaus, vor allem, wenn der Angebetete darauf besteht?“

Deutlich vernahmen sie das Brummen der jungen Frau, die mürrisch ins Gebäude stampfte.
 

„Ich hab euch gestört“, stellte der Mann fest und vergrub die Hände in den Hosentaschen.

Gekonnt tat sie seinen Kommentar mit einem Lächeln ab, ehe sie ihn stehen ließ und Nami ins Innere folgte. Das Bild, das sich ihr bot, zeigte, was Law beschrieben hatte und sie fand Nami, die Sanji bereits am Kragen packte und den liebestollen Koch nicht vor von einer Frau fortschliff, sondern auch von einem wilden Ehemann.
 

„Was habt ihr ihnen gegeben?“, erkundigte sie sich am Tresen, wo Zorro sich frustriert durchs Haar fuhr.
 

„Frag Bruno!“
 

„Bonney wollte das Stärkste, das ich habe! Die sind jung, die halten das aus“, lachte der Inhaber und klopfte Zorro auf die Schulter. „Mach Schluss, ist sowieso bald Sperrstunde.“

Genervt blickte der jüngere hoch.
 

„Soll ich die etwa alleine nach Hause schleppen?! Guck dir mal den Hampelmann an! Den Kartoffelschäler schmeiße ich grad noch so vor die Tür!“ Er knurrte. Seine Laune war im Keller und so fischte er das Handy aus seiner Tasche. „Hoffentlich hat Lysop Zeit.“

Franky schritt auf sie zu, grinste schief, als er den fuchsteufelswilden Ausdruck des Barkeepers erblickte.
 

„Brauchst wohl Hilfe.“ Während Zorro mit dem Lügenbaron telefonierte, blickte Franky spitzbübisch zu seiner Freundin. „Ihr seid vom Pech verfolgt.“
 

„Vivi ist vollkommen von der Rolle!“ Nami, die sich liebreizend um Sanji gekümmert hatte, der sich den Kopf haltend auf einem Stuhl krümmte, lehnte sich ungeduldig an den Tresen. „Hat er Lysop erreicht?“
 

„Scheint so. Lustiger Abend, was?“ Franky hatte seinen Spaß, auch wenn ihm der Blick, den er nun erhielt, sagte, er sollte augenblicklich den Mund halten und jeden weiteren Kommentar schlucken.
 

„Toller Ausklang! Und Luccis gehässige Ader ist sehr hilfreich!“ Während Law wenigstens angeboten hatte ihr mit Vivi zu helfen, stand dieser belustigend zur Seite (Dafür schien er zum ersten Mal ehrliche Emotionen zu zeigen).
 

„Warte, ich ruf einen Bekannten an“, meldete sich Robin zu Wort, „ihr wohnt in entgegengesetzter Richtung, so kommen alle schneller nach Hause. Wenn du möchtest, dann begleite ich dich.“
 

„Danke, ich mach das schon. Vivi ist kein Problem. Zorro tut mir schon eher leid.“

Franky deutete mit dem Daumen auf seine Brust.

Nickend atmete Nami durch. Aus dem Augenwinkel heraus blickte sie zur Schwarzhaarigen, die nun ebenfalls am Telefon war. Hätten diese Hitzköpfe bloß ein paar Minuten länger durchgehalten …
 

2004
 

»Wie geht die Arbeit voran?«

Laki trat unruhig auf der Stelle. Das merkwürdige Gefühl der vorangegangen Tage brach wellengleich über sie hinweg. Mittlerweile wusste sie nicht mehr, was sie glauben konnte und was nicht.

Obgleich sie die Liebe der anderen noch heute spürte, empfand sie ebenfalls eine Veränderung, die seit Jahresbeginn unübersehbar wurde.

Mehr denn je beschlich Laki die dumpfe Vermutung, dass ihre Freundin etwas vor ihr verbarg. Etwas Großes.

»Schleppend. Die Nacht muss herhalten.«

»Doma wird seine Freude haben.«

»Muss mir mal wieder ein Dankeschön überlegen, versorgt mich stets mit Koffein.«

»Dann halt ich dich nicht länger ab, bis morgen.«

»Tust du nie!«

Müde zuckten Lakis Mundwinkel. Der Blick wanderte die Fassade empor und im Schein des Lichtes, das von den Laternen kam, fielen Schneeflocken.

Das Gebäude war dunkel. Ein weiterer Beweis, denn der Nachtwächter, Doma, hatte ihr längst mitgeteilt, dass sich dort niemand mehr von den Mitarbeitern aufhielt und dass Robin bereits vor Stunden gegangen war.
 

× ×
 

„Weißt du eigentlich, was mich wütend macht?“ Gereizt stand Laki am Fenster, die Hände verschränkt, während sie seitlich gegen die Scheibe lehnte. „Vermutlich würden manche meinen, du hättest eine andere. Schön wär’s.“

Robin, die das Wichtigste gepackt hatte, blieb stehen. Der Schlussstrich stand seit Wochen im Raum und sie war es nun gewesen, die ihn endlich gezogen hatte. Nach fast zwei Jahren.
 

„Ich habe nie gesagt, ich sei einfach.“
 

„Einfach und lügen sind zwei Paar Schuhe.“ Ihre Blicke trafen sich. „Ich hab gehofft irgendwann hinter dein Geheimnis zu kommen, hab mich oftmals arrangiert. Und dann bist du diejenige, die alles hinschmeißt.“
 

„Bist du glücklich?“, fragte Robin ausdruckslos und prompt erkannte sie die Veränderung der anderen, die sichtlich nach Worten rang. „Siehst du. Laki, ich kann dir nicht mehr geben und warum solltest du dich ständig arrangieren.“ Im Grunde hatte die Beziehung sogar länger gehalten, als je erwartet, aber derzeit wurde das Lügengebilde von Tag zu Tag komplizierter. Robin hatte alle Hände voll zu tun und hatte sie gesehen, wie sehr Laki all das bedrückte.
 

„Vor drei Wochen … du sagtest, du müsstest die Nacht durchmachen. Ich war dort, du nicht. Wo warst du da?“
 

„Nicht bei einer anderen Frau.“ Als ob sie die Zeit hatte sich zusätzlich in irgendeine Affäre zu stürzen. Es reichte, wenn sie so schon zwischen zwei Welten pendeln musste.

„Vielleicht habe ich für Geld einen Menschen verschwinden lassen.“

Verachtend schnaufte Laki.
 

„Dein makabrer Humor macht die Lage nicht besser!“

Ein bittersüßes Lächeln trat auf Robins Lippen hervor.
 

16. September 2012

„Wie kann ich mich erkenntlich zeigen?“

Zehn Minuten vom Antiquitätenladen entfernt, machten die beiden an einem Café Halt. Trafalgar zu Folge war ein Kaffee das Mindeste, das er ihr anbieten durfte.

Binnen kürzester Zeit hatte sie die Makel erkannt, den Preis gedrückt. Selbst ein Rob Lucci war machtlos gewesen, schließlich wollte dieser nicht gänzlich vom Kauf zurücktreten. Er hatte Trafalgar die Stücke schließlich umworben.
 

„Nimm’s als freundliche Geste“, winkte sie ab, denn was wollte er ihr geben? Geld brauchte sie keines und das, was ihr im Kopf umher schwebte, das konnte sie so oder so nicht aussprechen. „Also, du reist noch heute ab?“ Irgendwann dann, zwischen den Verhandlungen, hatte sich das Duzen ergeben.

Law nickte eifrig während er seinen Kaffee umrührte.
 

„Ich muss nur noch ins Hotel und mein Gepäck holen.“ Seine Errungenschaft würde nachkommen, darüber brauchte er sich nun keine Sorgen mehr machen. „Dennoch ist es mir nicht recht, dass ich lediglich ein Dankeschön und ein Getränk für deine Hilfe habe.“ Für ihn erschien das Desinteresse an einer Gegenleistung äußerst ungewöhnlich; er kannte es nicht anders. Eine Hand wusch schließlich die andere.
 

„Luccis angesäuerter Ausdruck reicht vollkommen. Vermutlich wusste er gestern bereits, dass er einen Verlust machen würde.“
 

„Verlust? Soweit ich weiß, hat er nicht unbedingt Geld ausgegeben.“
 

„Zufällig gefunden – so nennt er seine Raubzüge. Und, für ihn ist jeder Cent, den er von seiner Vorstellung abgeben muss, ein bedeutsamer Verlust.“
 

„Darf ich dir eine Frage stellen, bevor wir getrennte Wege gehen?“

Robin nippte an ihrem Heißgetränk, taxierte ihn abwartend, ehe sie ein kaum merkliches Nicken signalisierte.

„Franky und du, ihr seid kein Paar, richtig?“
 

„Worauf beruht dein Gedanke?“ Natürlich funktionierten solche Spielchen nur für den ersten Moment, schließlich hielt sich Franky zwischendurch abseits auf und auch der Abschied fiel freundschaftlich aus.
 

„Ihretwegen.“ Ein einziges Wort, das aufzeigte, dass sie verstehen musste, worauf er anspielte. „Hab ihr entlocken können, dass du sie hast abblitzen lassen.“ Andächtig beobachtete er Robin, wartete auf jede noch so kleinste Reaktion, die ihm half, aber blieb sie aus. Vollkommen unbeeindruckt blickte sie ihm entgegen.
 

„Bisschen persönlich, nicht?“
 

„Ist mir lieber als seichter Smalltalk.“
 

„Eigentlich schätze ich dich als jemanden ein, der solche Angelegenheit mit Desinteresse abtut.“
 

„Du liegst richtig, aber meine eigenen Gefühle spielen mir übel mit und sie veranlassen mich dazu, aus meiner sonstigen Haut zu schlüpfen. Glaub mir, mir wär’s lieber, ich würde mich nicht dafür interessieren.“ Dann stützte er das Kinn an seinem Handrücken ab. „Ich möchte dich oder sagen wir, euch verstehen.“
 

„Uns ist wohl nicht die korrekte Bezeichnung.“
 

„Sie hat dich beobachtet und, versuch mich nicht auszutricksen, du auch sie. Nicht so auffällig, aber habe ich es mitbekommen.“
 

„Meinetwegen erteilt sie dir keine Abfuhr, wenn du darauf anspielst.“

Law lächelte verwegen.
 

„Ist mir bewusst. Ich frage mich lediglich, warum ihr euch nicht näher kommt. Ich hab mir gedacht, es liegt an dir, du hättest keine Gefühle. Du hast aber welche – Ich beobachte gern und ich bin weiterhin überzeugt, dass ich euch gestern gestört habe. Bei was auch immer.“ Abwartend, ob er eine Antwort erhielt, trank er einen Schluck. Egal, wie sehr er sich bemühte, aus der Frau wurde er nicht schlau. „Im Grunde möchte ich herausfinden, wer der Mensch ist, der Nami den Kopf verdreht hat.“
 

„Erwartest du dadurch herauszufinden, wie du sie doch noch eroberst? Hör lieber auf.“ Jeder musste sich irgendwann eingestehen, dass alle Avancen umsonst waren und nach vorne blicken. Mittlerweile jedoch, verstand sie Nami. Seine Gefühle schienen echt, sonst würde er das Thema nicht anschneiden. „Ein gutgemeinter Rat, Law. Lass los.“
 

„Wie du es tust?“

Robin lächelte. Federleicht erhob sie sich.
 

„Dein Timing war in der Tat miserabel – ich wünsche dir eine angenehme Heimreise.“
 

Langsam schlurfte Nami den Gang zur Haustüre entlang. Bislang hatte sie den Vormittag im Bett verbracht, wahllos durch das Programm gestöbert und überlebt, ob sie nicht lieber einen Film in Erwägung zog.

Dann kam aus heiterem Himmel eine SMS, ob sie ihren gestrigen Worten entsprechend zu Hause war und ein paar Minuten erübrigen konnte.

Dem Spiegel warf sie einen nichtssagenden Blick zu. Obwohl ihr bewusst war, wen sie erwartete, hatte sie keine Minute überlegt, ihre bequeme Jogginghose und das einfach T-Shirt auszutauschen. Stattdessen schlüpfte sie in ihre Sneakers und eine Jacke.
 

„Hey“, grüßte Robin als sie die Türe öffnete, und Nami spürte den kühlen Wind. Das Wetter entwickelte sich genau ihrer Vorstellung nach und lag sie richtig, was in beinah allen Fälle zutraf, dürfte bald Regen einsetzen. Lächelnd trat sie ins Freie, nur um sich am Geländer anlehnen zu können.
 

„Hab gehört, du hast dich als hilfreich erwiesen.“ Law hatte ihr geschrieben, ihr kurz und bündig erzählt, was denn vorgefallen war.
 

„Ein Kinderspiel. Und? Ist Vivi auf den Beinen?“

Nami warf einen Blick hoch zum ersten Stock. Die Balken blieben ungeöffnet.
 

„Vor einer Stunde ist sie kurz durch die Gegend getorkelt. Sag ja, sie verträgt wenig.“ Dementsprechend litt sie unter dem Alkohol und Nami war überzeugt davon, dass sie die andere nicht so schnell sehen würde. „Also, was genau führt dich zu mir?“ Für Nami existierte nur ein Grund, und der war das gestrige Gespräch fortzuführen.
 

„Die Frage, ob du mit mir ausgehst.“

Perplex über die Direktheit blinzelte Nami, sodass sie kein Wort herausbrachte.

„Lieber mit dem Wesentlichen beginnen. Wer weiß, wer sonst auftaucht“, witzelte sie. Obwohl die Vorzeichen dagegen standen und ihr Verstand vehement auf Standhaftigkeit beharrte, hatte sie in jenem Moment, in dem sie das Gespräch auf diese eine Thematik gelenkt hatte, unlängst gespürt, dass die Gefühle den Sieg davon trugen. Alles auf eine Karte, was am Ende geschah, das konnte sie so oder so nicht lenken.

„Was sagst du?“, fragte sie nach, als sie bis auf ein schweigendes Mustern keine Reaktion wahrnahm.

Dann erhellten sich Namis Züge, ein Grinsen breitete sich aus.
 

„Ich hab Hunger.“
 

„Hunger?“ Fragend hob sich eine Augenbraue.
 

„Kobra ist übers Wochenende unterwegs. Mein Lieblingszombie ist ausgeknockt, bald setzt Regen ein, was zu einem Tag auf dem Sofa mit Filmen einlädt und auf Kochen hab ich keine Lust“, erklärte sie zügig. „Also, in der Nähe befindet sich ein nettes Restaurant, bei dem ich gerne etwas mitnehme. Die Wartezeit lässt sich rasch überbrücken und der Kaffee ist nicht schlecht.“ Dabei stieß sie sich ab und blickte auffordernd hoch. „Oder hast du für heute anderweitige Pläne?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2017-09-18T19:06:03+00:00 18.09.2017 21:06
Na das ist doch mal ein Stimmungsumschwung XD! Nami kann ja richtig schnell verzeihen, sieht ihr gar nicht ähnlich.......was Liebe halt ausmacht ;). Die Rückblenden in Robins Vergangenheit haben mir richtig gut gefallen, das bringt ein bisschen Licht ins Dunkle. Ich hatte vermutet ihre letzte Beziehung sei auf tragische Weise beendet worden, aber so war es „nur“ eine Trennung. Ohne Frage auch tragisch, aber doch im normaleren Sinn.

Wie immer sehr aufschlussreich, ich will bald mehr lesen!

V(~_^)
Von:  Leilans
2017-08-23T17:16:51+00:00 23.08.2017 19:16
Good chapter


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