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The Darkness Inside Me

von

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Troppo tardi.


 

Zu spät.

29. November 2012
 

Lass die Polizei aus dem Spiel!“, wurde ihm geraten.

Er, Lorenor Zorro, bat nie das Gesetz um Hilfe. Zu gut kannte er die Gegebenheiten. Probleme dieser Art brauchten Vertraute, keine käuflichen und nichtsnutzigen Stümper.

Er rannte. Rannte ums Leben, aber nicht um das seine.

Weiter. Immer weiter. Getrieben von einer befremdlichen Furcht.

Kalte Nachtluft. Vermischt mit der Hitze seines Körpers.

„Scheiße!“, fluchte der Mann, ruckartig blieb er stehen. Keuchend blickte Zorro umher. Zu viele Abzweigungen und dieses Mal spielte die Zeit gegen ihn. Verlief er sich, dann … er schluckte. Sorgfältig las er die Schilder, dachte an sein Ziel.

Wenn er bloß mehr auf Antworten gepocht hätte! Jene Haltung kostete ihm im Ernstfall alles.

Bonney hatte eisern geschwiegen, er hatte – nach Frankys Nachforschungen hin – zu wenig unternommen. Dabei wollte sie lediglich einen kleinen Spaziergang machen. Ihren üblichen Abendspaziergang bevor sie zu Bett ging.

Er hingegen hatte bereits gedöst, aber ein knapper Anruf hatte ausgereicht und die Müdigkeit war verschwunden. Hastig war er aus dem Bett gesprungen, hatte das Katana gepackt, das einst seiner besten Freundin gehörte, und war kopflos aus der Wohnung gehastet.

Erst nach und nach war Zorro klar geworden, dass das eine Nummer zu groß war. Für ihn allein.

Am Ende wählte er eine Abzweigung, er durfte nicht zu spät kommen.
 

16. September 2012
 

„Danke!“ Zorro schnaufte, musterte dabei seine Freunde, die schnarchend auf dem Sofa lagen. Frankys Hilfe hatte seine Nerven geschont; zudem hatte er sich nicht den Kopf zerbrechen müssen, wie er denn alle drei gleichzeitig nach Hause brachte (Obwohl der Gedanke aufgekommen war den Koch sich selbst zu überlassen).
 

„Kein Ding. Wir hören uns“, verabschiedete sich Franky und trat grinsend aus der Wohnung.

Zorro rollte die Augen über. Denn während er Ruffy und Sanji auf dem Sofa ließ, hatte er Bonney bereits hochgehoben. Sie hatte dieselbe Gabe wie Ruffy. Einmal eingeschlafen, bekam man sie kaum wach. Bei Sanji spielte der Alkoholpegel mit und in dieser Nacht hatte er eindeutig seine Grenze überschritten.

Mit dem Fuß stieß er seufzend die Zimmertüre auf. Selten musste er sie nach Hause bringen, aber dieses Mal hatte sich alle drei selbst übertroffen, und nur weil er eine Weile nicht darauf geachtet hatte, was sie trieben. Gegen Spaß und Trinken hatte er nichts, schließlich mochte er selbst jene Abende, in denen er sich gehen ließ, aber der Ausgang missfiel ihm. Schließlich wusste er sich so weit zu beherrschen, dass er auf niemanden angewiesen war.

Mit Vorsicht ließ er Bonney nieder, zog die Schuhe aus und deckte sie schließlich zu. Doch anstatt – was er sollte! – sofort zu gehen, blieb Zorro und Minuten verstrichen, in denen er lediglich beobachtete.

Er mochte sie wirklich. Sehr sogar und diese Gefühle hatte er nie gewollt. Umso länger unterband er sie, so gut es eben ging. Lange genug hasste er den Anblick, wenn Bonney mit einem anderen Mann verschwand. Er hasste die Kommentare über ihre Nächte.

Aber, und das war ihm bewusst, durfte er nichts sagen; schließlich war Zorro derjenige, der nie einen Schritt wagte. Einfach so tat als waren sie Freunde – Weil er keine Liebe brauchte.

Ein letzter Blick und Zorro schlich hinaus.
 

29. November 2012
 

Bonney stolperte. Ein schneller Griff zur alten Kommode rechts von ihr hielt sie vom Stürzen ab.

Ihr Körper war nass geschwitzt und schwer rang sie nach Luft.

Für ein kurzes Verschnaufen fehlte die Zeit, sie waren nicht abgeschüttelt.

Warum?

Bonney biss in ihre Lippe. Jahre war sie entkommen, und doch beschlich sie plötzlich das Gefühl, dass das bloßes Wunschdenken war. Vermutlich hatte er stets gewusst, wo sie sich aufhielt und einfach abgewartet.

Warum jetzt?

Die Truppe hatte ihr aufgelauert. Männer in Anzügen, einen kannte sie besonders gut. Dieses Narbengesicht. Doberman. Ein Glück, denn sonst hätte sich wohl nie die Chance zur Flucht ergeben, sie wären ihnen direkt in die Arme gelaufen.

Dann, aus einem Reflex heraus, hatte sie Zorro angerufen.

Der Anruf konnte ihn ins Verderben stürzten, schließlich kannte sie Zorro, aber vielleicht – hoffte sie es nicht sogar? – würde er sie nicht finden. Sich besten Falles verlaufen.

Wenn sie Erfolg hatten und Bonney in ihre Hände fiel, dann hatte sie weniges eines noch können: Seine Stimme hören.

Bonney schluckte. Während sie bereits den zweiten Stock betrat, hörte sie dass die Tür aufgebrochen wurde. Noch einen Stock höher. Von dort konnte sie das nächste Haus erreichen.
 

11. November 2012
 

Zorro legte keinen Wert auf seinen Geburtstag. Seine Freunde schon.

Alle waren zum Essen gekommen. Natürlich hatte Sanji gekocht und egal wie sehr sie miteinander stritten, für Zorro stand fest, dass Sanjis Gerichte die Besten waren, die er je verspeisen durfte. Interessanterweise schmeckte es an Geburts- und Feiertagen noch besser.

Vielleicht war’s bloß Einbildung.

Während Zorro ein Bier aus dem Kühlschrank holte, hörte er das laute Stimmgewirr seiner Freunde, natürlich stach Ruffys lautes Organ markant hervor. Zorro zählte sich nicht zu den Sensiblen, lieber mimte er den Gefühlsklotz, dem so manches egal war. Und doch konnte Zorro nicht bestreiten, wie sehr ihm seine Freunde am Herz lagen.

Für kein Geld der Welt würde er sie hergeben.
 

„Schwächelst du an deinem eigenen Geburtstag?“ Bonney betrat die Küche, blieb neben ihm stehen, lachte süßlich. „Dürfte noch lustig werden. Ruffy und Lysop haben bereits einen sitzen.“
 

„Als ob die beiden je viel vertragen haben“, griente Zorro.

Bonney zuckte die Achseln.

„Danke. Fürs Geschenk.“
 

„Gern geschehen – Hey, heute musst du mich gar nicht nach Hause tragen“, lachte Bonney vergnügt.
 

„Glaub mir, dich trage ich gerne.“ Als sie ihm einen fragenden Ausdruck zu warf, räusperte sich Zorro. „Na ja, bei der Auswahl … beim Giftmischer muss ich mich regelrecht überwinden, weil der Gedanke zu verlockend ist, ihn in irgendeiner Gasse zurückzulassen. Und Ruffy? Der kann selbst im Suff plötzlich um sich schlagen.“
 

„Schon klar. Da bin ich tatsächlich das geringere Übel.“ Bonney hatte eine Weinfalsche geöffnet, die sie eigentlich für nebenan holen wollte, aber die paar Minuten konnten sie ohne sie auskommen. So setzte sie sich auf die Arbeitsplatte, direkt neben Zorro, der dagegen lehnte.

„Ich mag das Beisammensein“, begann Bonney und lauschte, „alle sind da, das Lachen.“ Leicht neigte sie den Kopf, ein sanftes Lächeln. „Ich wünsche mir, dass sich das nie ändert.“

Irgendwie, und Zorro spürte woher das Gefühl kam, zogen die Worte seinen Magen unsanft zusammen. So sehr er versuchte den Unnahbaren zu geben, kaltschnäuzig alles beiseite zu schieben, bereitete es ihm ein Unbehagen. Tief drinnen erwachte etwas, das vehement an die Oberfläche kämpfte.
 

„Wir haben noch genügend Geburtstage und Feiern vor uns“, antwortete er schlussendlich äußerst gelassen, obwohl sein Inneres brodelte.
 

„Wer weiß“, nuschelte Bonney indes, und bevor Zorro nachfragen konnte, schlang sie die Arme um seine Schultern, drückte ihn an sich. Unbeholfen von der plötzlichen Umarmung, eine Geste, die Bonney selten, zu selten zeigte, legte sich sein freier Arm um ihren Körper.
 

„Was hast du getrunken?“, fragte er räuspernd.
 

„Sei nicht so versteift, ist nur eine Umarmung“, lachte Bonney und er spürte deutlich den Atem an seinem Hals. „Buon compleanno, Zorro.“
 

29. November 2012
 

Zorro grinste etwas. Das Ziel lag vor ihm, er durfte nur nicht zu spät sein.

Fest umgriff er das Katana, das seinen Schutz darstellte. Von Schusswaffen hielt Zorro wenig und bislang hatten seine Fäuste gereicht, aber dieses Mal musste er eben improvisieren. Umzugehen vermochte er sehr wohl, hatte er die Kunst in seiner Heimat gelernt.

Plötzlich wurde er gerammt, spürte den stämmigen Körper, der seinen zu Boden drückte. Ein wildentbrannter Schrei erstickte, der Instinkt sich zu wehren blieb aus, als er die markante Stimme hörte. Flüsternd, aber unverkennbar.
 

„War das dein Plan?“, giftete Franky, hievte sich zurück auf die Beine. Zorro schwieg noch, tat’s ihm gleich, aber für Franky zu langsam und so zog er ihn in jene Seitengasse, in der er abgewartet hatte. Mittlerweile kannte er Zorro, wusste wie er tickte. „Ein Zahnstocher soll dir den Weg freimachen? Lachhaft!“
 

„Zahnstocher?!“, knurrte der jüngere Mann. Es brodelte in ihm, er wollte keine Sekunde vergeuden! „Ich kann mich wehren!“
 

„Gegen wen? Donnerst du unvorbereitet rein, erschießen sie dich, noch bevor du die Klinge zückst!“ Können war eine Sache, aber hatten sie es hier nicht mit einer kleinen Bande Ganoven zu tun, die sich einfach so einschüchtern ließen. Franky lugte zur Häuserreihe. „Zwei warten. Sechs sind rein. Keine Ahnung, ob das alle sind – Wo steckt Bonney?“
 

„Wo sind deine versprochenen Leute!“ Zorros Wut suchte den Weg an die Oberfläche, aber noch zwang er allein seine Stimme leise zu bleiben. „Uns läuft die Zeit davon. Die nehmen sie mit! Bonney braucht uns! “

Franky packte den anderen an seinem Kragen und wuchtete ihn gegen die Steinmauer.
 

„Ich verstehe, dass das eine vollkommen neue Situation für dich ist. Wirklich. Nur unvorbereitet eine Party zu sprengen, hilft nie. Du willst den Helden spielen? Dann hör zum Jammern auf und vertrau mir. Zwei sind noch immer dort und warten. Was bedeutet, dass sie deine Freundin nicht finden. Wir haben Zeit!“ Franky wusste von den Gefühlen, hatte seinen Beschützerinstinkt mitbekommen. So gut er sein Vorhaben auch meinte, hier musste auf seine Weise vorgegangen werden. „Spitz die Ohren, Bürschchen. Ich hab dir Hilfe angeboten, bei der Beschaffung der Informationen und nun hierbei.“ Franky holte tief Luft. „Du wirst etwas sehen, das dir nicht gefallen wird, aber ich lege dir jetzt schon nahe, dass du alles, was kommt für dich behaltest. Ich halte mein Wort, dafür möchte ich deines.“ Er forderte förmlich das Stillschweigen. So sehr er Zorro mochte, so sehr musste ein Geheimnis halbwegs gewahrt bleiben. Und hielt Zorro nicht dicht, so musste Franky die Konsequenz, die Notbremse ziehen.
 

„Dass du Leute kennst, die die umlegen?“, grinste Zorro verwegen. „Warum sollte ich dich sonst angerufen haben!“
 

„Kannst du den Mund halten oder nicht?“, presste Franky nochmals hervor.
 

„Bleibt sie unbeschadet, dann ist mir alles gleich! Und jetzt lass mich los!“

Franky wartete einen Augenblick lang ab, ehe er den Griff löste und stattdessen sein Handy aus der Jackentasche fischte.
 

„Wo bist du? – Bieg rechts ab, bis zum Ende.“

Ein knappes Gespräch, ohne das Zorro aufgeschnappt hatte, mit wem er sprach. Eigentlich sollte es ihm egal sein, es zählte einzig und allein Bonneys Sicherheit und das Rumstehen und Warten beruhigten nicht.

„Plauderst du, ist dein Leben in Gefahr. Vergiss das nie“, mahnte Franky und blickte die Gasse entlang.

Nicht lange und Zorro starrte in dieselbe Richtung, nicht wissend, auf wen denn nun gewartet wurde. Obwohl nur zwei, drei Minuten vergangen waren, hatten sie sich angefühlt wie eine kleine Ewigkeit. Schließlich wurde eine Silhouette sichtbar, die nach und nach mehr preisgab.
 

„Die Party kann beginnen.“

Zorro erstarrte.
 

„Du?!“
 

„Kalifa forscht nach. Kaku wartet auf Anweisungen. Wo genau steckt Bonney?“

Zorro traute seinem Auge nicht. Franky, der sich schon so seltsam verhielt, das hatte er noch gut aufgenommen, aber das? Vor ihm, bewaffnet mit einer Pistole, stand ausgerechnet Robin Nico.
 

„Was soll das …“, brachte er schwer hervor, taxierte die Frau, die nicht vor ihm stehen dürfte. Dazu die Erwähnung der beiden anderen. „Kann mich jemand aufklären?“
 

„Später“, vertagte Robin, „frag sie, wo sie sich befindet. Wir müssen haargenau wissen, in welche Richtung sie sich fortbewegt.“
 

× ×
 

Bonney hörte Schüsse. Definitiv fielen diese nicht in dem Haus, in dem sie sich mittlerweile befand. Wen hatte Zorro aufgetrieben? Schließlich besaß er keine Schusswaffe.

War auch er gefolgt? Geschah ihm etwas, dann würde sie sich das nie verzeihen. Schon jetzt, obwohl sie anscheinend Hilfe erhielt, könnte sie sich ohrfeigen.

Ihre Freunde sollten nie ihre Probleme ausbaden.

Nie etwas davon erfahren.

Stattdessen hatte sie Zorro mehrmals ihre Position mitgeteilt.

Bonney rollte sich am Boden ab, als sie das andere Dach erreichte. Schwer atmend blickte sie zurück. Noch fand sie keinen Verfolger vor. Vermutlich würden sich diese nun mit den Eindringlingen beschäftigen.

Eines musste sie feststellen. Sakazuki nahm die Sache ernst. Sehr ernst. Warum setzte er ihretwegen so viel Mann an? Jahre später. Zwei, drei hätte sie längst abwimmeln können.

Sie schwang sich auf den Balkon unter ihr. So viel Zeit war mittlerweile vergangen, aber das Flüchten hatte sie nicht verlernt, doch merkte sie, dass ihr Körper entweder außer Form oder es eben nicht länger gewohnt war. Wohl beides. Sie fühlte sich ungewohnt matt.

Es vibrierte.

»Bleib da sind unterwegs«

Bonney trat ins Innere, verschnaufte während sie abermals die Nachricht las. Sich hier verstecken? Zwar kamen die Schüsse immer näher, aber wer hatte die Oberhand? Bleiben und warten war mit einem großen Risiko verbunden.

Sie bewegte sich sowieso schon zu langsam fort, um ja keinen großen Lärm zu veranstalten. Zu ihrem Bedauern konnte sie den Kanal vergessen. Zu gering war seine Tiefe, der Sprung brachte sie genauso gut um.

»Erdgeschoss«, tippte sie. Nach draußen blieb die einzige Chance und bis dahin hoffte sie, dass wer auch immer ihr half, alle aus dem Weg räumte.
 

19. November 2012
 

„Wohin gehst du?“ Skeptisch hob Bonney eine Augenbraue. Zufällig waren sie sich über den Weg gelaufen. Bonney kam vom Shoppen, er von der Arbeit.
 

„Nach Hause?“
 

„Du gehst in die falsche Richtung“, bemerkte Bonney neckend „mich wundert’s, dass du es überhaupt auf diese Welt geschafft hast.“ So ein miserabler Orientierungssinn war Bonney nie zuvor untergekommen. Manchmal fragte sie sich, wie Zorro überhaupt an sein Ziel gelangte.
 

„Verarscht du mich?!“, giftete er zurück. Verlaufen hatte sich Zorro bestimmt nicht. Nach Hause kannte er den Weg. „Ich leb hier definitiv länger – Da lang!“
 

„Bitte. Viel Spaß in San Marco.“ Das saß. Zorro blieb auf der Stelle stehen. „In letzter Zeit fällst du in alte Muster zurück. So schlimm ist deine Orientierung länger nicht gewesen.“
 

„Bin müde“, brummte er und überraschenderweise schloss er auf, statt seinen Starrsinn durchzusetzen. Dafür blickte er mürrisch drein, schob seine Hände in die Hosentaschen und schien darauf zu warten, dass sie den Weg vorgab.

Kopfschüttelnd marschierte Bonney los und eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander. Der Winter war nah, und der Touristenstrom flaute ab. Nie gänzlich, aber brachten manche Monate ein bisschen Ruhe vom Trubel. Diese Zeit genoss sie besonders.

Dann lugte sie verstohlen zur Seite. Das Schweigen zwischen ihnen störte sie selten und auch verstand sie seine Launen. An diesem Tag missfiel es ihr. Irgendetwas war im Busch. Schon gestern war ihr Zorros Übellaunigkeit aufgefallen.

„Was ist?“

Natürlich fiel ihm der Blick auf. Natürlich war er genervt davon.
 

„Sollte ich dich fragen.“
 

„Hab gesagt, ich bin müde.“

Überzeugend war seine Ausrede nicht, denn Bonney kannte den Mann sehr wohl. Jeder kannte seine mürrische Ader, aber dieses Mal war etwas anders und Bonney wollte den Grund wissen. Insbesondere nach den letzten Wochen, in denen sie sich besser denn je verstanden.

„Geh schon vor. Hab was vergessen.“

Perplex blickte sie Zorro hinterher, der sogleich abdrehte und in einer Nebengasse verschwand.
 

29. November 2012
 

„BONNEY!“, schrie Zorro aus tiefster Seele.

Halb hängte er aus dem Fenster. Das Boot, in das sie Bonney gezerrt hatten, entfernte sich aus seinem Sichtfeld. Knurrend schlug seine Faust gegen die Wand.
 

„Komm runter!“ Beschwichtigend hob Franky seine Hände als ihn der finstere Blick fixierte. „Nichts ist verloren.“
 

„Runter kommen? Die Wichser haben sie!“ Was wollte Franky schönreden? Diese Männer hatten gesiegt. Er war außer sich vor Wut. Wut auf das Versagen der anderen, aber ein Teil war vor allem wütend auf sich selbst. War es das, was die Liebe aus einem machte? Emotional angreifbar, unfähig rational zu bleiben? Fluchte raufte er sich das Haar.
 

„Wart ab. Wir erfahren in Kürze ihren Aufenthaltsort.“ Robin Nico betrat das Zimmer, die Pistole blieb gezückt.

Mitfühlend betrachtete sie Zorro, der in einer vollkommen neuen, unbekannten Situation steckte. Nicht nur, dass er organisierten Männern gegenüber stand, er musste schmerzhaft mitansehen, wie die Frau, die er liebte, fortgeschliffen wurde.

Dann härteten sich ihre Gesichtszüge, fielen in das altbekannte Muster zurück. Das Bevorstehende erforderte Konzentration.

„Sakazuki holt sie persönlich ab“, sprach sie an Franky gewandt, der sogleich frustriert stöhnte.
 

„Das ist eine Katastrophe!“, fluchte er. „Wir könnten eine Flutwelle auslösen.“ Die Tode der Handlanger wurden einfach vertuscht. Niemand würde je dahinter kommen. Sakazuki blieb ein anderes Kaliber. Ihn konnten sie nie und nimmer aus dem Weg räumen, ohne Aufsehen zu erregen.

Ein Motorboot näherte sich.
 

„Ich weiß nicht, wer ihr seid oder besser gesagt … was?“, begann Zorro gepresst, blickte erneut aus dem Fenster, „Das ist mir grad scheißegal. Allein finde ich sie nie rechtzeitig.“ Aufgeben und sie vergessen, das konnte er nicht. Dann atmete er tief durch, blickte Robin entgegen. „Was ist, wenn es Nami wäre?“

Robins Mundwinkel zuckten kaum merklich.
 

„Wir haben nicht davon gesprochen, dass wir nach Hause gehen“, erklärte sie, „wir müssen lediglich unsere Herangehensweise abwiegen. Seine Anwesenheit macht alles komplizierter. Mir wäre lieber gewesen, wir hätten sie hier noch abgefangen.“ Robin wusste, was dieser Abend bedeutete.
 

„Ihr wollt sie wirklich retten“, stellte Zorro verblüfft fest.
 

„Wir sind Freunde. Dein Bild hat sich zwar geändert und du wirst uns wohl meiden, aber versprochen ist versprochen“, entgegnete Franky, der das Gefühl verspürte, das Zorro den Mund halten würden. „Als du mich aufgesucht hast, um Bonneys Vergangenheit zu durchforsten, da habe ich schnell gemerkt, dass das eine Nummer zu groß ist. Für dich. Du liebst sie, tust du schon länger. Und bei deinem Charakter ist mir ebenso klar geworden, dass du dich blindlings in Gefahr begeben würdest. Warum sonst habe ich im selben Atemzug meine Hilfe angeboten?“ Er grinste breit. „Kalifa ist dran und Kaku wartet mit dem Boot. Wir holen sie zurück. Versprochen.“ Franky hob die Hand sacht zum Gruß, er wollte sich noch um die Leichen kümmern, bevor sie sich auf den Weg machten.
 

„Geh nach Hause. Lenk dich ab“, schlug Robin vor. „Wir erledigen unseren Teil und du hoffentlich deinen.“ Schweigen. Franky war eben jemand, der half, sobald er jemanden mochte. Und sie stand Franky zur Seite. „Um dich wär’s schade.“
 

„Nami hat keinen blassen Schimmer, oder?“, hielt er Robin auf, die gerade ihrem Freund folgen wollte. Ein Seufzen drang zu ihm durch, dann folgte ein Blick über die Schulter. Für einen kurzen Augenblick verloren ihre Züge an Härte. Wehmut spiegelte sich wider.
 

„Vielleicht verstehst du jetzt mein Zögern. Sie darf’s nie erfahren, Zorro.“
 

„Hab ich mir gedacht – Ich schätze, ihr macht das ohne mich?“
 

„Wir sind geübter.“
 

Als er hinter Robin aus dem Haus trat, erblickte er Kaku. Obwohl sein Name gefallen war, verlieh der Moment den notwendigen realen Touch. Sobald er Kalifa zu Gesicht bekam, würde er wohl dasselbe fühlen. Und doch war es so surreal diesen drei Menschen gegenüberzustehen. Bewaffnet, konzentriert auf eine Befreiungsaktion. Fuck! - Er hatte Robin und Franky beim Töten beobachtet.

Als ob eine neue Realität erschaffen wurde.
 

„Zorro“, grüßte Kaku und lächelte schief. Die Fassade war eingebrochen. „Kalifa hat mir die Route durchgegeben. Zieht uns aus der Stadt raus, das Festland ruft“, wandte er sich an seine Mitstreiter, „und Munition hab ich mitgebracht. Wird kein Kinderspiel.“
 

„Weder Bonney rauszuholen noch dabei ungesehen zu werden. Hört sich an als müssten wir das volle Risiko eingehen und uns ein Beispiel an ihm nehmen.“ Kaku und Robin wussten sofort, wen Franky meinte.
 

„Säuberung“, wisperte Kaku und schob seine Kappe tiefer.
 

„Sie ist gerissen. Niemand ist zu sehen“, schweifte Robin ab. „Die Schüsse muss jemand gehört haben. Das Gesetzt ist käuflich, aber Anrainer?“
 

„Hier lebt kaum jemand und die, die es tun … halten sich lieber aus allem raus“, bemerkte Zorro. Deshalb hatte Bonney den Rückzugsort ausgewählt. Natürlich halfen Menschenmengen um unterzutauchen, aber – und das hatte er gelernt – versuchte Bonney niemand unnötig in Gefahr zu bringen. Aber ihn hatte sie angerufen – Warum?

„Eines noch.“ Neben all den anderen Gedanken, existierte eine weitere Frage, die ihn plötzlich einem Schlag gleich traf. „Gelingt euch die Rettung … was dann? Sie haben herausgefunden, wo sie sich aufhält. Wussten sie länger Bescheid? Kommt sie zurück … was dann?“ Oder wollten sie alle auslöschen, die davon wussten?
 

„Wir rufen dich an.“

Kaum legte das Boot ab, rutschte Zorro entlang des Pfahles zu Boden. Er spürte die Kälte und Nässe des Holzstegs, die kalte Nachtluft, den rauen Windstoß, aber ignorierte er all die äußerlichen Einflüsse. Zum zweiten Mal im Leben fand er sich hilflos, zum Zusehen verdammt vor. Und wieder war eine Frau der Auslöser.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2017-11-21T20:37:59+00:00 21.11.2017 21:37
Du hast nicht zu viel versprochen, das Kapitel verströmt eine Menge Action! Nach all der Zeit kommt nun Robins zweites Leben näher zum Vorschein und zu allem Überfluss weiß jetzt auch Zorro Bescheid. Das kann einfach nicht gutgehen...

Bin gespannt was als nächstes folgt V(~_^)
Von:  AliLunaBen
2017-11-16T08:30:19+00:00 16.11.2017 09:30
Nice kapitel freue mich schon auf das nächste😁🙂😄😉😏


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