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The Darkness Inside Me

von

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Azione impulsiva.


 

Kurzschlussreaktion.

9. März 2013

»Manchmal müssen wir erst den Schritt ins Dunkle wagen, damit das Licht sich zeigt

Ungewollt hallten Sanjis Worte nach, ließen ihren Magen rumoren.

Robin wusste um ihre Anziehung, blendete mit ihrem Charme spielend leicht – Nami eingeschlossen. Da überraschte Sanjis Einstellung Nami gegenüber kaum.

Dennoch wurmte es Nami.

Sie mochte nun die Hintergründe besser verstehen. Jeder lebte mit seinem eigenen Laster, aber durfte man ab einem Punkt nicht selbst wählen? Einen bewussten Schlussstrich ziehen? Ohne sich mit Einwänden oder schwachen Überzeugungsversuchen herumschlagen zu müssen?

Einfach akzeptieren.

Sanji hatten seinen Standpunkt, Nami den ihren.

Für ihn warf sie das voreilig gebildete Urteil über Bord und dachte darüber nach, woher seine Meinung kam. Er entsprang eben jener Welt, für ihn waren Robins Taten nicht unbekannt, obgleich er rechtzeitig abgesprungen war und somit umdenken sollte. Warum also dachte er nicht ähnlich? Nahm ihre Punkte wahr?

Was wirklich an ihr nagte, war seine offensichtliche Hilfe. Sanji verteidigte Robin, sprach Nami gut zu. Wenn er schon entkommen war, boten sich Robin nicht dieselben Möglichkeiten an? War ihm je in den Sinn gekommen, dass das bewusst gewählt wurde? Während er ungewollt hinein geboren war?

Dementsprechend hätte Robin lange aufhören können, weit vor ihrer Bekanntschaft.

Was tat sie stattdessen? Blieb dem Leben treu, über Jahre unbeirrtes Töten. Anderen spielte sie die perfekte Lüge vor. Das unnahbare Genie.

Und wo nahm er die Idee her sie würde einknicken und zurückkehren? Oder überhaupt, warum war der nächste Schritt ihrer? Weil sie in Zürich eine Aussprache hatten?

Ein Gespräch löste nicht alle Probleme.

Genauso gut könnte Robin aus dem Schatten treten. Ob nun eine zweite Chance bestand, oder eben nicht.

Warum umdenken? Suchte sie die Nähe und sprach sich für die Beziehung aus, obwohl Robin nichts veränderte. Was dann? Das brave, unwissende Frauchen spielen?

Nami fand selbst auf die Frage keine Antwort, was sie täte, würde Robin das Töten aufgeben. Vergangen war vergangen. Die früheren Taten blieben, waren unabänderbar. Für immer würde eine bittere Gewissheit verankert bleiben. Gewöhnte man sich daran? Der Liebe willen?

Augenblicklich verzog Nami ihr Gesicht. Verstand Sanji seinen unfairen Schachzug? Zumal sie nicht über langweilige Ticks sprachen?

Gefühlt jeder unterschätzte sie – sie waren sich ausnahmslos einig und jeder gab ungefragt seine Meinung ab. Die Zweifel rund um ihr Durchhaltevermögen stießen sauer auf. Man überhörte Nami, obwohl sie ihrer Entscheidung treu blieb. Abgesehen vom Treffen war der Kontakt abgebrochen, obwohl die Überwindung Kraft kostete. Es gab genügend Momente, in denen sie nachgeben wollte, das gestand sie sich sogar ein, aber Nami hielt stand. Selbst wenn die Sehnsucht groß wurde und eine Nachricht sofort geschrieben wäre, stoppte sich Nami.

Eine winkende Handbewegung holte sie aus den Gedanken.

Sie blinzelte mehrmals, neigte leicht den Kopf. Zorro saß neben ihr, seit wann? „Schöne Träume?“, fragte er verschmitzt, das Lächeln erreichte dennoch nicht seine Augen.

Musternd hob sie die Braue. „Erkläre mir bitte mal, warum ihr mir Robin einredet. Jeder meiner – plausiblen – Einwände wird als Nichtigkeit abgestempelt. Für euch existiert bloß ein bescheuertes Happy End, wo keines hingehört“, sprach sie recht verbittert und zog das rechte Bein an.

Vor einer Weile schon war Sanji zur Arbeit aufgebrochen. Sie hatte Zorro rasch beim Saubermachen geholfen, erst als alles erledigt war, hatte sie sich nachdenklich auf die Couch fallen lassen. Natürlich hinterließ das vorangegangene Gespräch Spuren. Auch ohne Sanjis nachdrücklichen Worte.

Zuerst schwieg Zorro, lehnte lediglich zurück, wobei er die Arme hinter den Kopf verschränkte und ungerührt ins Leere schaute. Es war, als ob jeder die eine, große Liebe verfolgte. Von einer Sekunde zur nächsten. Existierte sie in dem Fall überhaupt, wenn nicht beide aus dem Metier kamen? Starke Gefühle, die alle verziehen, akzeptierten, nur um zusammenzubleiben. Schwachsinn! „Sobald ich glaube, ich habe mich halbwegs gefangen, kommt ihr daher und wollt das Gegenteil einreden. Macht ihr das absichtlich? Mich ins Wanken bringen und ihr helfen?“ Zähneknirschend suchte sie den Augenkontakt.

Zorro nahm sich überraschend viel Zeit, betrachtete sie. Ein für Nami undurchschaubarer Blick. Es als wartete er ab. Was er sagte oder ob ihr noch etwas auf der Zunge lag?

Er seufzte. „Ich halte wenig von ihrem Nebeneinkommen. Mit Töten Geld scheffeln. Wären sie einfache Kopfgeldjäger stünden wir einer besseren Ausgangslage über. So fallen ihnen genug Menschen zum Opfer, ob gute oder schlechte, ein Auftrag bleibt ein Auftrag. Das müssen ihre Gewissen aushalten“, begann er nüchtern. „Was dich an geht … Gefühle verschwinden nicht in kurzer Zeit, schon gar nicht solche. Du liebst die Frau abgöttisch. Seit dem ersten Tag an hat sie dir den Kopf verdreht. Vielleicht rühren unsere Zweifel daher? Du lässt deinen Unmut raus, gibst ihr aber eine zweite Chance, fern der Geheimniskrämerei. Du weißt, dass wir manchmal all das Schlechte aus den Augen verlieren, sobald Gefühle im Spiel sind. Manchmal übergehen wir nervtötende Eigenschaften – Sanji mag mit Robin reden. Ich unterhalten mich eben mit Franky. Über ihn, Robin, auch über dich.“ Betont setzte er eine Pause, nahm sie wiederum durchdringend ins Visier. Ein Blick, der Nami Unbehagen bereitete und ein kaschierendes, genervtes Brummen entlockte.

Dieselbe Leier – Liebe hier, Liebe da. Bei der Erwähnung empfand sie allmählich pure Abscheu. Als ob es die Universalausrede war. Dabei wäre das Leben ohne wesentlich einfacher. Momentan würde es Nami genügend Kummer ersparen.

„Bislang stemmst du dich dagegen, dein Verstand hält tapfer durch“, setzte er fort und überging ihre Reaktion, „aber wirst du dauerhaft standhalten oder doch einbrechen? Für sie bist du aus dem Land geflüchtet.“

„Weil ich hier schlecht untertauchen kann!“, unterbrach sie harsch.

„Nein, du hast es nicht ertragen. Du bist vor euch beiden geflüchtet!“

„Rede keinen Stuss! Weder bin ich ihr vor meiner Abreise um den Hals gefallen noch in Zürich“, wütete sie erbost. Zorro lehnte sich eindeutig eine Spur zu weit aus dem Fenster!

„Warum hast du dann eine sang- und klanglose Abreise hingelegt?“, fragte er provokant. „Abschalten wäre hier möglich gewesen. Du hättest uns alle mit links meiden können.“

„Vivi? Vivi meiden?“ Er schnaufte.

„Nimm Vivi nicht als billige Ausrede. Du hast sie im Unklaren gelassen. Ein kleiner Happen und sie hätte verstanden, manchmal schätzt du sie falsch ein. Je mehr du verschweigst oder lügst desto mehr hinterfragt sie. Vivi hätte dir mit einer knappen Erklärung Freiraum gegeben.“

„Als ob … mein Schweigen hat sie schon angespornt.“

„Sag ich ja! Du hast-“

„Nein! Ich habe ihr gesagt, wir seien getrennt und ich möchte nicht reden. Tage später stand sie bei Robin auf der Matte.“

„Weil du verschwunden bist! Erst getrennt, dann fort.“ Ausweichend sah sie zur Seite. „Was erwartest du dir? Wir reden von Vivi. Die sorgt sich schon, wenn sie auf ein Insekt tritt!“

„Bisschen übertrieben?“

„Wenn schon, mit deiner Aktion wundert es mich überhaupt nicht.“ Nami sprach dagegen, aber sie überraschte Vivis Verhalten genauso wenig. Sie kannten sich seit Jahren. „Worauf ich aber hinauswill, du kennst nun Robins Seiten. Jene, die dich liebt und jene, die tödlich ist. Beiden wollen aus dem Schattenleben ausbrechen. Ist leider kein Kinderspiel. Vielmehr eine große und gefährliche Veränderung. Kann gut ausgehen, kann aber mit dem Leben enden.“

„Soll ich mein Mitleid aussprechen? Irgendwann hat Robin dem zugestimmt und sich pudelwohl gefühlt. Wenn sie Jahre später aufwacht und merkt, dass das nichts für sie ist, ist ihr Problem. Uns mögen schon mal die Hände gebunden sein, aber oft genug haben wir die Wahl. Wie Robin ihre traf, treffe ich meine. Oder wie stellst du dir das gemeinsame Leben vor?“ Worin fanden sie den Punkt, der alles rechtfertigte? Einzig allein in ihren Gefühlen? Was war dann mit jenen, die nur noch Abscheu empfanden? Die sich nicht mit dem Doppelleben arrangieren wollten. Nichts rückte das Töten ins richtige Licht. Irgendwann musste das eingesehen werden. „Seien wir ehrlich, sie hat euch mit Bravour um den Finger gewickelt“, nuschelte sie. Während sie das Kinn abstützte, brach Zorro in schallendes Lachen aus. „Musst du reden!“

Und? Nami wusste es besser als jeder andere, sonst wäre das Problem längst vom Tisch. Allerdings hatte sie rechtzeitig die Reißleine gezogen. Früher verstanden, wann man lieber Abstand suchte. Eben eine radikale Notbremse. Vielleicht sogar das Beste, das ihr passiert war. Besser als ein schleichend langsamer Prozess.

„Wie lange wirst du damit Erfolg haben? Sie ewig ignorieren, bis du die letzte Empfindung erstickt hast?“

„Unser Gespräch kann kaum als Ignorieren eingestuft werden.“

„Weil sie dir nachgereist ist. Was wäre sonst passiert?“

Hellhörig setzte sie sich gerade, betrachtete ihren Freund aus dem Augenwinkel heraus. Also doch? War Robin ihretwegen dort gewesen? Um das Zerwürfnis zu bereinigen?

»Er hat gewonnen

Robins schmerzvolle Feststellung, die mit solch einer Überzeugung ausgesprochen worden war, das Nami nach Luft schnappen musste. Als ob sie in diesem Moment die hinterlassene Zerstörung deutlicher denn je vernommen hatte. Dabei bot dieser angeblich niederträchtige Plan genug das dagegen sprach, dann wiederum hörte sich alles plausibel an. Bloß wäre er verhinderbar gewesen, hätte sich Robin früher schon gegen dieses Leben entschieden. Im Grunde hatte sie selbst die Grundlage geschaffen. Dafür hielt sich Namis Mitleid in Grenzen, auch wenn sie die Leittragende war.

„Robin hat die Hoffnung aufgegeben“, sprach sie gepresst.

„Sie lebt, aber bist du an der Reihe. Robin kann sich erklären. Den Weg ebnen, ist deine Aufgabe. Du bist am Zug. Riskierst du eine Beziehung oder lässt du sie hinter dir … ich akzeptiere und unterschützte jede Wahl.“

„Aber?“, schnaufte Nami frustriert. Momentan hörte sie bloß das Gegenteil vom dem das sie sagte.

„Irgendetwas an dir gibt Grund zum Zweifeln.“

Nami zog die Brauen zusammen. Und womit? Würde sie Robin hinterherlaufen, würde sie Zweifel verstehen. Dem war nicht so. Sie hielt sich fern.

„Vielleicht weil ihr sie teilweise beschützt?“, hinterfragte sie.

„Vielleicht? Vielleicht aber auch nicht. Am Ende sind wir nur Menschen. Uns unterlaufen Fehler, ob große oder kleine. Wir handeln oft aus Emotionen heraus. Tun Dinge, die unser Verstand nicht begreift. Er warnt uns und wir lachen ihn aus, manchmal behält er Recht, dann wiederum nicht.“

„Und in mir schreit er unaufhörlich – er hat sehr gute Gründe!“

„Wie oft hast du schon gegen ihn gearbeitet? Aus einem Nervenkitzel heraus? Oder weil du einfach gedacht hast, es könnte lustig werden? Oder du wüsstest es doch besser?“

Skeptisch lehnte Nami zurück. Verglich er nicht gerade Äpfel mit Birnen?

„Zum Spaß in das Büro des Rektors einbrechen ist verglichen mit Mord eine Lappalie.“ Zwar führte sie keinen Mord aus, aber mit jemanden Leben der genau das tat? Nami würde mit jeder Reise daran erinnert werden. Vielleicht sogar, wenn Robin in Venedig war und eine Verabredung absagte oder sich verspätete. Worin lag da noch eine Basis?

„Was wäre, wenn Robin eine Lösung findet und alles hinter sich lässt?“ Schweigend schüttelte sie den Kopf. Keine direkte Antwort, vielmehr kommentierte sie seine lächerlichen Worte. Was änderte das? Getan war getan und warum sprachen sie noch darüber? „Vermisst du Robin?“, fragte er mit ernster Miene, die Nami mit einem müden Lächeln quittierte – Immer.
 

28. Februar 2013

„Er hat gewonnen.“

Nami hielt die Luft an.

Eine einfache, klare Feststellung und keine Neuigkeit, Nami waren die Worte genauso durch den Kopf gegangen. Dennoch war ihr nie das absichtliche Einfädeln in den Sinn gekommen. Vielmehr ein normales Backup für den Fall der Fälle. Jeder brauchte etwas in der Hinterhand. Besonders in dem Umfeld.

Ja, Nami hatte sich damit abgefunden, dass er die große Rache in petto hielt, sollte ihm jemals etwas durch Robins Hände (oder die der anderen) geschehen. Er hatte längst geahnt, was mit ihm geschehen würde. Jeden büßen lassen, ohne dass er etwas tun musste. Ihn zur Rechenschaft ziehen, war nun unmöglich. Es passte in das von Lucci entstandenen Bild.

Der Rest? Mit allem ins Schwarze zu treffen? Zu wissen, dass Law die Chance wahrnimmt und Nami einweiht und sich trennt … da dämmerte es ihr.

Luft holend krallten sich ihre Fingernägel in das Holz.

Es schmerzte auf eine neue Weise.

Natürlich nahm Law die Gelegenheit mit Kusshand. Laws Unterstützung hatte einen Preis. Nun stand er ohne da und ihm missfiel Namis Ablehnung weiterhin.

Vorsichtig neigte sie den Kopf, blickte direkt in Robins Augen, die seit jeher eine Faszination ausstrahlten, in denen sich Nami etliche Male verloren hatte.

Und da spürte sie das altbekannte Kribbeln, die noch immer vorhandene Anziehung – wenn auch nur für einen Wimpernschlag.

„Hast du je daran gedacht, dass ich diejenige bin, die die Wahrheit herausfindet?“, fragte sie gedämpft. Vielleicht entpuppten sich Robins Worte als wahr, vielleicht als durchdachte Ausrede. „Uns wurde Zeit gestohlen, aber hast du je an eine gemeinsame Zukunft geglaubt?“

Was änderte das Wissen um Luccis Plan? Außer der verloren Zeit?

Jede Enthüllung hätte Nami auf dieselbe Weise getroffen und früher oder später wären sie genauso an den Punkt geraten. Oder hatte Robin ernsthaft an eine ewige Maskerade geglaubt?

Nein, darüber musste Nami selbst lachen. Robins Gedanken pausierten selten, kein Schritt ohne Kalkulation. Vermutlich hatte sie von Anfang an sämtliche Szenarien durchgespielt und lediglich auf das beste Ergebnis gehofft.

„Wir sollten ihm dankbar sein“, murmelte sie weiter, während ihr Blick an Robins Lippen haften blieb. Robins Atem, ihre Wärme, das Parfüm. Warum war sie ihr gefolgt?

Hastig sah Nami auf.

Der falsche Zeitpunkt.

Dankbarkeit – was wäre in ein paar Monaten gewesen, gar in Jahren? Eine gefestigte Beziehung, ein gemeinsames Leben … wie würde sie da fühlen, wenn es ihr jetzt schon das Herz zerbrach?

„Du kennst die Antwort“, entgegnete Robin bloß, lächelte traurig, ehe sie ihren Kopf anhob. Vorbei war der Moment und Nami hatte ihm widerstanden.
 

9. März 2013

Der Abend verlief anders als geplant. Erst spät war sie von der WG aufgebrochen und für einen Abstecher nach Hause gegangen. Anstatt sich von einem Film berieseln zu lassen, saß sie nun in Bruno’s Bar und nippte gedankenverloren an ihrem Cocktail, während sie halbherzig Vivis Erzählungen lauschte – es wenigstens versuchte.

Ihre Anwesenheit verdankte man am Ende Zorro. Er hatte ihr irgendwie den Ruck gegeben. Wenn sie schon darüber sprach, dass sie nach vorne schaute, dann sollte sie den nächsten Schritt tun. Zurück in die Normalität finden. Natürlich wäre jedes Lokal perfekt gewesen, leider mochte sie das Ambiente – eine leider eingebürgerte Gewohnheit. Vielleicht genau richtig. Vivi hatte sich über das Umdenken mehr als gefreut, hatte sie die letzten Tage noch gehörig blockiert.

„Als ob das überraschend kommt“, kommentierte Nami nebenbei, damit es sich nicht gänzlich nach einem Monolog anhörte und warf Vivi ein leichtes Lächeln zu. „Natürlich möchte man die Zeit nun anderweitig nützen und mehr miteinander unternehmen.“ Beziehungen änderten genauso Gewohnheiten und gerade zu Beginn wollte man den anderen umso mehr sehen. Mehr unternehmen. Es gehörte dazu.

„Ist auch nicht böse gemeint“, winkte Vivi ab. „Ich freu mich für sie, wobei ich Kayas Schweigen nicht verstehe. Gefühlt von einer Sekunde zur nächsten waren sie zusammen.“

Nami stützte den Kopf an ihrer Hand ab. In der anderen hielt sie den Strohhalm und stocherte im Glas herum. „Sie hat bestimmt ihre Gründe gehabt, nicht jeder hängt Gefühle an die große Glocke.“

„Vielleicht ein Zeichen“, sagte Vivi mit einem merkwürdigen Funkeln, das Nami skeptisch werden ließ.

„Wofür?“ Vivi kicherte.

„Das Zusammenkommen der beiden schien unmöglich, wer weiß, vielleicht-“, unterbrach sie sich kurz, wobei ihr Blick starr zum Eingang gerichtet war.

Nami hielt in ihrer Bewegung inne, zog die Brauen zusammen. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie. Daher warf sie nur langsam einen Blick über die Schulter.

Franky.

Franky kam hereingeschneit, hielt schnurstracks, ohne groß auf die Umgebung zu achten auf die Theke zu. Allein.

Niemand begleitete ihn.

Eine Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung.

Wieder rumorte ihr Innerstes – zum Durchdrehen!

Von Vivi wurde ein leises Fluchen hörbar, das Nami schneller aus der Starre holte und ihr sogar ein Lächeln entlockte. Vivi verdeutlichte ihre Abscheu in dem sie die Nase rümpfte.

„Möchtest du gehen?“, fragte sie geschwind. Würde Nami zustimmen, wären sie in einer Minute draußen. Verlockend.

„Nein, ist egal.“ Egal war ihr seine Anwesenheit definitiv nicht, aber besser als davonlaufen. Wenn sie die Konfrontationen mit den anderen überstand, dann sollte ihr Franky weniger Kopfzerbrechen bereiten. Zumal sie mit ihm eine deutlich schwächere Verbindung hatte. Bei ihm wurmten eben die Verbindung zu Robin, Nami wusste von ihrem starken Band, genauso wie sie davon wusste, was er im Hintergrund sagte und tat. „Oder willst du verschwinden?“, hakte sie dann nach. Nami erinnerte sich an Lysops Worte, den Streit der beiden.

Einen Augenblick sah Vivi sie prüfend an, ehe sie kopfschüttelnd das Weinglas hob. „Den schaff ich locker“, entgegnete sie selbstsicher. „Sofern er so dumm ist und dich anspricht.“

Nami blinzelte irritiert. Vivi mied Auseinandersetzungen, vielmehr stand sie für Schlichtung. Angriffe gehörten in Namis Repertoire.

„Steht dir“, stellte sie schmunzelnd fest das Vivi zum Lachen brachte.

„Flirten wir?“

„Trink langsamer.“

„So ernst?“ Es war nicht nur ein Scherz. Vivi trank recht zügig und vertrug weitaus weniger. „Okay, okay. Um kurz bei der Sache zu bleiben. Ich habe mich mit Franky ein bisschen gekeppelt“, sprach sie weiter und deutete zum Hünen. „Während ich in Unwissenheit dahinvegetiert bin, hat der alles gewusst und nichts gesagt!“ Außerdem lockerte Alkohol Vivis Zunge. Wollte man sie zum Reden bringen, war Trinken ein Universalmittel. Nami kannte ihre Freunde dahingehend nur allzu gut.

Seufzend stützte sie den Kopf ab. „Du bist noch sauer auf mich, oder?“ Was für eine Frage. Natürlich war Vivi sauer. Lediglich die Vorwürfe hielten sich überrascht in Grenzen, wofür Nami dankbar war. Noch eine Baustelle brauchte Nami nicht, zumal sie selbst kaum böse sein durfte, wenn doch. Vivi war durchschaubar, sie wusste instinktiv, dass etwas weiterhin verschwiegen wurde. Wie so oft. Manchmal ein Vorteil, manchmal das pure Übel, vor dem man sich in Acht nehmen musste. Hierfür durfte Nami nicht von ihrer Geschichte abweichen, nur so trickste sie Vivi im Laufe der Zeit eher aus, je weniger Nährboden desto besser. Vielleicht hörte sie irgendwann auf.

„Hab dir doch gesagt, du wirst nicht auf Dauer ohne den einen oder anderen Kommentar auskommen“, bedachte Vivi mit neckendem Tonfall. „Sag mir lieber endlich, wer dich zum Ausgehen überredet hat. Schließlich hast du mich die Tage über abgewimmelt.“ Korrekt. Nami hatte jeden Versuch im Keim erstickt. Erneut warf sie einen Blick zurück, jedoch Richtung Theke, hinter der Zorro stand und sich gerade mit einem der Gäste unterhielt. „Verstehe. Deshalb bist du heute so schnell verschwunden. Dafür spendiere ich ihm ein ordentliches Trinkgeld.“

„Vivi …“
 

Eine gute Stunde später kam Nami bestgelaunt an die Bar. „Nachschub!“, rief sie ihrem Freund zu, der sie vielsagend in Augenschein nahm. Nur gemächlich kam er rüber.

„Erst muss ich Überzeugungsarbeit leisten, dann bist du in Feierlaune“, kommentierte er kopfschüttelnd, eher sein Blick unverfroren an ihr vorbei glitt. „Was darf’s sein?“

„Vier Tequila, bitte.“

„Dein Frustflirt?“, bemerkte er ernst und stellte die Gläser zurecht. Nami rollte die Augen über, lehnte dabei an den Tresen. Als ob. Seit einer Weile unterhielten sie sich mit zwei Männern. Definitiv nicht Namis Fall, aber ein bisschen Spaß durfte sein. Es hielt sie etwas bei Laune, aber an mehr dachte Nami keine Sekunde lang. Er war kein totaler Langeweiler und für sie war es bloß eine Unterhaltung ohne Hintergedanken. Ob der Kerl dasselbe dachte? Wohl kaum, doch dafür interessierte sie sich nicht. Im Grunde wollte sie Vivi auf andere Gedanken bringen, auf andere als Ruffy und der eine Typ zeigte sich ihr gegenüber von der besten Seite. Am Ende sprang Vivi bestimmt nicht an, aber ein Versuch war es allemal wert.

„Wenn dem so wäre?“, stellte Nami die Gegenfrage und grinste breit.

„Dann würdest du deine Theatralik ins Lächerliche ziehen“, hörte Nami süffisant neben sich. Theatralik. Blitzartig verdüsterte sich ihr Ausdruck.

„Zum Glück ist das nicht dein Problem.“ Bestmöglich ignorierte sie Frankys durchdringenden Blick. Er saß nicht weit von ihr, hatte wohl gelauscht und war nicht drumherum gekommen einen irrelevanten Kommentar abzugeben. „Wenn dir langweilig ist, such dir eine anderweitige Beschäftigung.“

„Bisschen Dampf ablassen, was?“, lachte Franky, als ob nichts wäre. Als ob er sie bloß aus Langeweile heraus ärgerte.

„Noch etwas?“, ging Zorro dazwischen, nachdem er Namis Blick erkannte. Für Späße war sie nicht aufgelegt, schon gar nicht für Frankys.

„Findest du alles lustig?“, ignorierte Nami und drehte sich zu Franky.

„Dein kindisches Davonlaufen, dein schwarz-weiß Denken oder dein billiges Vergnügen mit dem Kerl da? Was genau, Nami?“

„Mir ist klar auf wessen Seite du stehst, aber hast du mal über den Tellerrand geschaut? Das Menschen existieren, die euren Lebensstil abstoßend finden?“ Dann sprach sie eben mit einem unbekannten Kerl. Als ob sie sich rechtfertigen musste. Das tat sie niemanden gegenüber. Schon gar nicht gegenüber Franky! Dabei flirtete sie gar nicht. Eine einfache Unterhaltung. Warum mischte sich Franky ein? Hatte er mal darüber nachgedacht, dass es für Vivi vielleicht eine willkommene Ablenkung wäre, anstatt ständig auf Ruffy zu hoffen? Dass Vivi der Hauptgrund war, warum sie überhaupt die Zeit mit dem Kerl vertrieb? Bestimmt nicht.

„Du hast es nicht mal versucht oder wenigstens ein einziges Mal an Robin gedacht.“

Wut blitzte auf und Nami trat näher.

„Was weißt du schon? Du siehst mich und bildest dir ein, du wüsstest alles.“

„Soll ich dir einen Spiegel vorhalten?“, fragte Franky verachtend. „Du wirfst alle aus deinem Leben, tust als ob du alles besser wüsstest, dabei kennst du kaum die Hintergründe. Du siehst was du sehen willst.“ Langsam platzte ihr der Kragen. Was bildete er sich ein? Warum wollte niemand verstehen, dass ihr aktuell sämtliche Hintergründe egal waren. Dass das Handeln mehr zählte und zum Teil aussagte. Und über ihre Gefühle hatte er sowieso keinen Plan. Wie sie weiterhin litt, auch wenn sie es weniger zeigte. „Robin-“

„Robin hat ihre Entscheidung lange vor mir getroffen und sich mit mir für die Lüge entschieden“, unterbrach sie harsch. „Ihr lebt alle in eurer Welt, ohne Nachsicht auf andere. Ihr beharrt auf eure Sicht der Dinge. Am Ende seid ihr ein egoistisches Pack, das flennt, weil nicht alles nach Wunsch verläuft.“ Franky starrte sie einen Augenblick lang mit derselben Wut an, ehe er aufstand und sie vor ihr aufbaute.

„Tequila? Geht aufs Haus“, mischte Zorro sich wieder ein und stellte das Tablett ab. Statt der vier standen acht Gläser darauf. Franky stellte er einen doppelten Whiskey hin. „Ist der falsche Ort, entweder ihr geht raus oder ihr lasst gut sein.“
 

28. Februar 2013

Irgendwann hatten sie den Weg fortgesetzt und durchquerte planlos den Park. Was war das Ziel? Außer dem Abschied? Dem endgültigen Ende?

Das Ende lag doch vor ihnen, nicht wahr? Wollte sie doch seither. Auch nach dem Gespräch verstummte ihre innere Stimme nicht gänzlich. Lebte stattdessen weiter, wenn sie für den Moment wesentlich leiser war.

Lag vielleicht an der Müdigkeit.

Nami war müde.

Vom Schlafmangel.

Vom Denken.

Vom Davonlaufen, ihrem Schweigen und zeitlich dem Gespräch selbst. Der brutalen Erkenntnis, dass sie wohl oder übel unwissend einem inszenierten Stück gefolgt war.

Aber auch von Robin selbst.

Robin.

Der sie einerseits nachtrauerte, die sie andererseits zum Teufel wünschte.

Nami war einfach von allem müde und erschlagen.

Es war, als ob die Strapazen zum ersten Mal spürbar wurden. Alle auf einem Schlag.

„Weglaufen ist der falsche Weg“, begann Robin dann und holte sie aus den Gedanken. „Du vergräbst dich in Gedanken, bis du sie irgendwann nach und nach regelrecht zerdenkst. Entkommst du dem Strudel? Nein, du gerätst tiefer und tiefer. Zermürbend, findest du nicht?“

Laut stieß Nami Luft aus. Ungelogen. Was anderes tat sie nicht. Erst mit Lola hatte sie angefangen ein paar Brocken auszusprechen, Gefühle rauszulassen. Dann mit Robin.

Die Unterhaltungen mit Law brachten kaum Linderung, zu sehr pochte er auf sein Urteil. Er verstand nicht, warum sich Nami nicht einfach löste. Es ging eben nicht. Nicht wie er es sich dachte.

„Verübelst du mir meine Flucht?“ Neugierig blickte Nami auf. „Wie hättest du an meiner Stelle reagiert? Dein Geheimnis. Zorro und Sanji waren involviert, zu deinem Vorteil. Vivi darf die Wahrheit nie erfahren und sie hätte gebohrt … wer möchte da nicht untertauchen? Wer hofft nicht auf Ablenkung?“ Nami war ruhiger geworden, war gerade nicht auf eine weitere Diskussion aus. Die Müdigkeit erleichterte das Reden.

„Mir ist die Situation, in die ich dich gebracht habe, bewusst und es tut mir leid“, sprach Robin aufrichtig. „Vermutlich hätte ich dasselbe getan. Abgetaucht und fertig … aber ich kenne diese nie enden wollenden Gedankengänge.“ Robin schob die Hände in die Manteltaschen. „Und du kämpfst mit einer speziellen Problematik – Law ist die falsche Ansprechstation, vertrau mir. Umso mehr solltest du mit den Jungs reden.“

„Weil sie dir huldig sind?“

Robin biss sichtbar den Kiefer aufeinander. „Nami …“

„Entschuldige, aber mich wurmt ihr Part“, brummte sie und sah wieder geradeaus. „Ich habe euch allen blind vertraut. Wer fühlt sich nicht hintergangen?“ Die Enttäuschung saß tief. Von allen Seiten. Dennoch verstand sie Robins Bedenken Law gegenüber. Sie verstanden sich wesentlich besser und sie sprach mit ihm über die aktuelle Situation. Bis zu einem gewissen Punkt. Direkt über ihre Gefühlslage war unmöglich. Eben weil Law seine Sicht der Dinge vertrat. Wobei sie ihn ebenso wenig als Unschuldslamm ansah. Er hatte einen Mörder unterstützt und gedeckt. Normalerweise sollte Law ebenfalls aus ihrem Leben verschwinden, aber momentan versuchte sie mit ihm auszukommen. Gerade brauchte sie jemanden zum Reden, der die Wahrheit kannte. Oder eher jemanden auf ihrer Seite.

Insgeheim stellte sich Nami die Frage, ob sie das nicht auch deshalb tat, um Robin unbewusst zu schützen. Er könnte ihr Leben sofort ruinieren und er würde die Gelegenheit nutzen. Was er so oder so konnte, aber nicht tat. Ob er wirklich nur für Nami abwartete? Oder brütete er über seinen eigenen Plan? Immerhin wurde auch ihm ein Strich durch die Rechnung gemacht.

Gerade fand sie keine zufriedenstellende Antwort und war sie ehrlich, so hatte sie seit seiner Enthüllung gar nicht groß darüber nachgedacht. Robin mochte ihren eigenen Interessen folgen, leider entsprachen ihre Anschuldigungen Law gegenüber genauso einer Wahrheit.

„Worüber zerbrichst du dir gerade den Kopf?“, fragte Robin, ohne auf ihre vorherigen Worte einzugehen.

„Ich würde gerne die Zeit zurückdrehen … alles auf Anfang. Lieber wieder rätseln, ob zwischen uns mehr als Freundschaft ist. Keine dunklen Geheimnisse …“

Kein Schmerz.

Kein Hinterfragen.

Nami wünschte sich die Wochen der Unsicherheit zurück. Sollte sie das Risiko wagen oder schweigen und auf Robins Schritt hoffen.

Ihre Freunde waren Freunde. Das Kriegsbeil mit Law schien begraben. Alles andere war zum Selbstläufer geworden und lief fast perfekt ab. So nahe man eben an eine Perfektion heran kam.

„Du hast selbst gesagt, das Ende wäre dasselbe.“

Nami hielt an, wobei sie einen tiefen Atemzug nahm und kurzweilig die Augen schloss. „Stimmt, habe ich.“ Warum also die Zeit zurückdrehen?
 

9. März 2013

Franky trank nicht, er soff ungezügelt. Als gäbe es kein Limit. Seit ihrer kurzen Diskussion schon, orderte er Whiskey um Whiskey.

Er war nicht ihr Problem, dennoch behielt sie Franky im Auge. Dann und wann wanderte ihr Blick automatisch in dessen Richtung.

Woher der Wandel kam, war Nami schleierhaft. Nahm ihn die Diskussion mit? Davor hatte er keinen Anschein gemacht, als wollte er ein Besäufnis starten. Fast schlagartig hatte er angefangen. Er saß auch nicht länger an der Theke, sondern umgab sich mit ihr teils bekannten, aber auch unbekannten Leuten. Manche Gesichter kannte man mit der Zeit, besonders die Werftmitarbeiter.

Franky amüsierte sich köstlich mit ihnen und leise fragte sie sich, was seine Kumpel von ihm hielten, sobald die Wahrheit ans Licht kam. Ob sie sein Treiben billigen würden oder ihn zum Teufel jagten. Dann erinnerte sich Nami daran, dass ihn schon ein paar um Gefallen gebeten hatten, um Hilfe. Erst durch das Gerede der anderen hatte sich Zorro einst durchgerungen.

Allerdings existierte ein Unterschied zwischen Kontakte haben und selbst aktiv werden. Andererseits hatte Nami nie genau herausgefunden, um was er gebeten wurde. Sie hatte leidglich vereinzelte Vorstellungen darüber. Was wusste sie schon, vielleicht war Mord dabei?

„Erst wehrst du dich und dann gehst du auf Aufriss? Anscheinend hast du mich falsch interpretiert“, tadelte Sanji. Er war vor einer Weile dazugestoßen. Anscheinend hatte ihm Vivi vom Abend erzählt. Genervt verdrehte sie ihre Augen.

„Idiot! Ich habe mich für Vivi geopfert. War eine Nullnummer.“

„Also bitte! Du könntest ihr einen Adonis der Sonderklasse vor die Nase stellen und sie würde dankend ablehnen.“

Nami lachte. Punkt für Sanji. „Man darf doch noch träumen.“ Vivi war Hals über Kopf verliebt, ließ sich zwar auf den einen oder anderen Kuppelversuch ein, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Als ob sie das Soll erfüllte, um sich wieder ihrem eigentlichen Schwarm zu widmen.

Dann wurde ihr Ausdruck fragend, als Sanji sie wortlos, doch mit breitem Lächeln betrachtete. „Was ist?“

„Ich bin froh, dass wir geredet haben“, meinte er mit zuckenden Schultern. „Du hörst auf uns zu ignorieren. Ist mehr als ich anfangs erwartet habe. Ob du uns je wieder so sehen wirst, wie zuvor, ist fraglich. Manches bleibt stets im Hinterkopf, aber du kannst nicht vollkommen ohne uns“, sagte er gegen Ende hin selbstbewusst und zwinkerte.

Indirekt hatte Nami wohl eine Entscheidung getroffen, dabei hatte sie darüber kaum einen Gedanken verloren. Sie meiden oder vorerst verhalten weitermachen. Darüber war sie am Morgen noch äußerst unschlüssig gewesen. Irgendwie war ihre Entscheidung zum Selbstläufer geworden.

Ihr Problem blieb dennoch offen, irgendwie, und die Jungs standen zu ihrem Handeln. Und Sanji gab offensichtlich nicht auf. Glaubte noch immer an eine Zukunft mit Robin – nicht ihre Sache.

Wie die Beziehung mit den beiden weiterging schon eher.

Schritte.

Kleine Schritte nach vorne.

Ein neues Mantra.

„Ich will zurück in die Normalität. Räumt mir einfach ein wenig Zeit ein.“ Zeit – der Schlüsselfaktor.

Einen normalen Umgang pflegen, warten bis eventuell Gras darüber wuchs. Mit Glück fand ihre Bindung zur alten Stärke zurück, vielleicht blieben sie auf mehr Abstand. Das würden die kommenden Wochen aufzeigen.

Zufrieden lächelte Sanji. „Ist machbar. Darf ich dich zur Feier einladen?“

Wieder stellte Nami fest, wie falsch das Davonlaufen gewesen war. Für ein, zwei Tage schadete es nicht. In sich gekehrt sämtliche Gefühle entladen. Doch wenn das vorbei war? Und man sich bloß durchgehend einsperrte und verrückt machte? In der Nacht mit Lola hatte es angefangen, um es zu verstehen, hatte sie das Gespräch mit Robin gebraucht.

Obwohl die Überwindung groß gewesen war. Mitgehen stellte sich als beste Entscheidung heraus. Das Reden hatte selbst erbaute Blockaden eingerissen. Umdenken, aus verschiedenen Winkeln betrachten, einfach gelöster darüber nachdenken.

Ein eigentlich ungewolltes Wachrütteln. Sanji und Zorro durchlebten ihre eigenen Geschichten, mit eigenen Problemen. Wären diese nicht mit ihrem Leben verbunden worden, hätte sie womöglich anders reagiert. Dass sich Sanji bewusst von seiner Familie und deren dunklen Geschäften getrennt hatte, um eine vollkommen konträre Richtung einzuschlagen.

Oder Zorro. Der jemanden um Hilfe gebeten hatte, wodurch seine Liebe vor großem Unheil bewahrt wurde.

Erst das Verflechten verkomplizierte alles.

Und Nami musste mit mancher Einstellung nicht konform gehen. Ob Sanji weiterhin an eine Zukunft mit Robin glaubte, war seine Sache. Ob sie irgendwann wehmütig an die gescheiterte Beziehung zurückdachte, war ihre.

Als sie dessen fragenden Blick sah, nickte sie rasch, schob die Gedanken zur Seite. „Wird teuer, mein Lieber.“
 

Mittlerweile feierte sie allein mit den Jungs. Vivi hatte irgendwann aufgegeben, aber Nami wollte nicht nach Hause. Aus zweierlei Gründen und einer der Gründe setzte sich gerade in Bewegung – Franky brach auf. Eigentlich eine Nebensächlichkeit, doch irgendwie ließ sie die angefangene Diskussion eben doch nicht in Ruhe und das dadurch entstandene Trinken. So wollte sie ihn nicht ziehen lassen. Daher sprang sie regelrecht auf und schnappte ihre Jacke. „Komme gleich wieder“, gab sie Sanji Bescheid, der ihr nur fragend hinterher sah und folgte dem Mann nach draußen.

„Franky!“, rief sie ihm nach, der allerdings ungerührt weitermarschierte. Allzu kontrolliert war sein Gang nicht, anscheinend zeigte der Alkohol Wirkung. Oder hatte er mehr intus? Bei Franky konnte man nie sicher sein, ober nur trank oder nicht andere Substanzen einnahm. Das hatte Nami über die Zeit herausgehört. Leute sprachen, Kommentare hier und dort. Manchmal ergab es Sinn. „Bleib stehen!“ Erneut wurde sie ignoriert. Eilig lief sie nach und als sie in Reichweite war, packte sie seinen kräftigen Arm. „Plötzlich mundtot geworden, oder was?“

„Oder ich habe kein Interesse? Daran gedacht?“, giftete er, verlangsamte jedoch den Schritt. „Darf ich nach Hause?“ Nach seinem Konsum verständlich. Er gehörte ins Bett, sie sah ihm auch die Müdigkeit an.

„Ein paar Minuten, okay?“ Er ließ Nami zappeln, ehe er kaum merklich nickte. „Wegen vorhin-“

„Mir ist eine Sicherung durchgebrannt, okay? Vergiss es einfach. Ihr habt euch getrennt, du willst uns aus deinem Leben. Ist angekommen.“ Desinteressiert verschränkte er die Arme, wippte mit der Sohle seines rechten Fußes auf und ab. Von Provokation keine Spur, dieses Mal blockte Franky.

„Wir haben beide überreagiert“, gab Nami indes zu. Wobei die Reaktion ihrem eigentlichen Temperament entsprach. In letzter Zeit hatte es zwar stark unter allem gelitten, aber gänzlich verlieren würde es Nami nie. „Was hat dich aufgebracht?“ Danach war seine Stimmung gekippt. Eindeutig. Den Grund wollte Nami wissen. Ihn ging die Trennung nichts an. Das Drumherum eher, aber bislang gab Nami keine Hinweise, dass sie das Wissen gegen ihn anwandte. Oder Kalifa. Oder Robin. Sie hielt dicht, obwohl sie in der Lage war alles aufzudecken. Sie selbst war ihnen gar nichts schuldig. Angst hin oder her, sie dürfte ihnen das Leben zerstören, wenn sie denn wollte.

„Überrascht dich etwa mein Trinken?“ Stutzig hob er eine Braue. Wenn er aufgebaut dastand, konnte er einschüchternd sein. Bei seinem Körperbau wunderte es Nami nicht, dass er kein leichter Gegner war. Im Gegenteil. Vielmehr wunderte es sie, dass er in jener Nacht sehr viel abbekommen hatte.

„Deine Stimmungsschwankung triffts eher.“ Natürlich verteidigte er Robin. Beide kannten sich seit Jahren, waren innige Freunde, Partner. Nami hatte die Beziehung der beiden mitbekommen. Für Robin würde er alles tun, dasselbe galt für sie. „Ernsthaft. Zuerst warst du vollkommen ruhig, dann kam unsere Meinungsverschiedenheit und dann startete das Besäufnis.“ Wobei er dafür doch recht gut davongekommen war.

„Ist mein Problem.“ Unrecht hatte Franky nicht. Eigentlich ging sie sein Zustand nichts an. Nicht mehr. Nami wies ihn auf dieselbe Weise zurück, wie sie es mit Robin tat. Er war eben nicht nur ihr bester Freund, sondern genauso ein kaltblütiger Partner.

„Robin bedeutet dir viel, ist mir klar. Ihr kennt euch seit Jahren und macht genug Scheiße zusammen mit … ihr macht einiges zusammen. Meine Sicht muss dir ein Rätsel sein. Du hast dich an deine Welt gewöhnt. Für dich ist euer Lebensstil normal. Für mich ist es das komplette Gegenteil. Kein Wunder, dass du Robin durchaus beschützen willst.“ Nichtssagend fuhr er sich durchs Haar. Es war wieder geschnitten, deutlich kürzer das seine aufgestellte Frisur besser zur Geltung brachte. „Vielleicht hast du dir erhofft, ich würde bei ihr bleiben, aber glaub ja nicht, ich habe sie abgehakt und mache mit irgendwelchen Leuten weiter.“ Der Kommentar störte Nami gewaltig, obgleich er es nicht sollte. Was sie tat, war ihre Sache. Sie war niemanden eine Rechenschaft schuldig.

„Du willst wissen, was mich wurmt? Ich habe Robin animiert! Jahre hat sie sich von Gefühlen ferngehalten, sich lediglich auf ein bisschen Spaß eingelassen. Bis du aufgekreuzt bist und ich Idiot habe sie unterstützt. Sie ermutigt.“ Frustriert stöhnte Franky. „Wir sind nicht dumm, wir wissen, worauf wir uns bei Beziehungen einlassen. Warum sonst haben wir keine? Normale Menschen liegen uns nicht und aus der Branche? Kannst du vergessen. Robin hat mit Pola draufgezahlt. Bei dir hat sie dann nach und nach jede Regel über Bord geworfen. Natürlich ahnen wir das Ende, unser Leben hat einen Preis – du hättest sie sehen müssen.“ Sein Blick wurde traurig und Nami hörte nur schweigend zu. „In Ferrara haben wir unüberlegt gehandelt. Alles ging zu schnell. Zorros Anruf, das abrupte Aufbrechen … wir wussten, wer involviert war, aber nicht wer auf uns gewartet hat. Eigentlich arbeiten wir geschickt, hinterlassen keine Spuren, am Tatort und an unseren Körpern. Wir sind leider gut darin. Ist dir klar, warum sie sich nicht gemeldet hat? Weil sie gewusst hat, dass das zum Ende führen konnte. Dass du da schon die Wahrheit herausfindest. Schlagartig wurde ihr die Realität bewusst. Und wir haben uns Mühe gegeben, genau das zu verhindern.“

Schwer schluckend, wich Nami seinem Blick aus. Zu gut erinnerte sie sich an Robins Zustand. Damals war die Frage aufgekommen, warum Robin so aufgelöst war, ihre Entschuldigung. Rückblickend verstand Nami, auch wenn es nichts an der Tatsache änderte.

„Schon vor dir haben wir über ein Aufhören geredet. Wir sind müde, versuchen auf verschiedenste Arten zu kompensieren. Nach den Jahren ist das Aufhören leider nicht mit einer Kündigung getan. Wir haben genug gehört und mitbekommen. Das ist manchmal eben kein einfacher Schritt. Das kannst du gar nicht verstehen.“ Mit beiden Händen raufte sich Franky sein Haar. Er wurde emotionaler als erwartet. „Glaubst du etwa, wir haben nie darüber nachgedacht, was gewesen wäre, hätten wir uns anders entschieden? Ein normales Leben aufgebaut? Das einzig Gute daran ist unser Zusammenfinden und dann kommt die Mistgeburt und setzt dem ein Ende.“ Kaku. Franky brauchte seinen Namen nicht nennen. Sein Tod hatte tiefe Spuren hinterlassen. Offiziell war er bei einem Unfall ums Leben gekommen. Dank der Enthüllung kannte Nami die Wahrheit.

„Franky-“

„Ich will meine Freunde glücklich sehen und ich wünschte, du würdest eine andere Wahl treffen. So naiv bin ich aber nicht. Mir ist klar, dass du das nicht bist. Dass du mit uns nichts am Hut haben willst. Ich verstehe dich, an der Stelle würde ich vermutlich das gleiche tun.“

Nami fehlten die Worte. Was sollte sie überhaupt sagen? Die damaligen Beweggründe waren ihr unbekannt. Darüber den Kopf zerbrechen? War es der Sache dienlich? Oder ob sie entkommen wollten? Irgendeinen Weg mussten sie haben. Lagen nur die Schwierigkeiten dahinter oder vielleicht doch die Bequemlichkeit? Ihr Leben war aufgebaut, machten sie ihre Arbeit, lief alles glatt. Kein Grund für einen raschen Rückzug. Was sie eher nachvollzog, war Robins kleiner Zusammenbruch. „Den Unfall habe ich euch abgekauft. Zorro hat mitgemacht und ich habe eine Lüge nie in Erwägung gezogen.“

„Er ist ein guter Freund“, verteidigte Franky. „Er hat in euer beider Interessen gehandelt.“

„Wird mir langsam bewusst, keine Sorge“, gestand Nami ein und ging ein paar Schritte. Das Stehen ließ sie frösteln. Vermutlich befand sie sich mit den Jungs auf einem besseren Weg. Die Ausgangslage unterschied sich eben doch.

Und Robin?

Automatisch wanderte ihr Blick nach oben. Fast sternenklar war der Himmel. Die Zwickmühle blieb, fast hilfesuchend sah sie zu den Sternen. „Ich liebe Robin“, sprach sie leise und knabberte an ihrer Unterlippe. „Jeden Tag wünsche ich mir, ich könnte darüber hinwegsehen.“

Da hörte sie ihn lachen und als sie hinübersah, setzte er ein merkwürdig melancholisches Lächeln auf. „Bald löst sich dein Problem in Luft auf. Sind wir erst fort, wird dir die Trennung leichter fallen und-“

„Stopp!“, unterbrach sie Franky geschockt. „Willst du sagen, ihr verlässt Venedig?“ Sofort nahm ihr Herzschlag an Fahrt auf. Sie hatte sich keinesfalls verhört.

Sie verließen Venedig.

Robin verließ Venedig.

Sollte sie sich nach dem Fiasko nicht freuen? Immerhin haderte sie und fragte sie ständig, wie sie dahingehend weitermachte.

Freudensprünge waren angebracht.

Stattdessen verspürte sie blankes Entsetzen, das ihr kurzweilig die Luft nahm.

Fragend neigte Franky den Kopf. „Stört’s dich?“
 

28. Februar 2013

Zum Verrücktwerden! Warum sprach sie über den Wünsch zurückzukehren? In die Zeit in der sie einander hatten. Erst freundschaftlich, dann in einer Beziehung.

Ein gewaltiger Widerspruch, der ihre Aussagen Robin gegenüber unglaubwürdig machte. Widersprüche standen jedoch an der Tagesordnung.

Erst verfluchte sie Robin.

Dann wollte sie unbedingt ihre Nähe.

Dabei war sie doch aufgebrochen, um aus den vielen Eindrücken auszubrechen und endlich ein neues Ziel finden, dem sie folgen konnte, ohne erneut zurückgeschleudert zu werden.

Robins Anwesenheit brachte sie ins Wanken. Der Fluchtgedanke war verschwunden, vielleicht weil sie langsam begriff. Hadern ja, aber sie war dem falschen Weg gefolgt.

„Schätze, du hast Recht behalten.“ Ob es Nami gefiel oder nicht. Robin hatte einen Punkt getroffen. „Das ständige im Kreis drehen, hält auf. Abstand ist hilfreich – manchmal. Geschickt umgehe ich euch alle, aber mich selbst?“ Gefangen in einem Kreislauf. Nami hatte auf mehr gehofft. Vielleicht blieb der Kontakt aus, doch innerlich nahm sie kaum eine Veränderung wahr. Ein nervenreibender Wechsel zwischen verschiedensten Gefühlen. „Dich als Monster abstempeln … was soll ich sonst tun, außer an meinen Gefühlen zu ersticken? Ich rede mir ein, dass du aus meinem Leben verschwinden musst. Erst dann kann ich dich vergessen – wenn es bloß so leicht wäre.“ Aus gutem Grund hatte sich Nami verschanzt. Aus der Ferne war ein Urteil schnell gemacht. Ein leichtes Spiel.

Getrübt wurde das Urteil von Robins Anwesenheit. Standhalten wurde zum Kraftakt.

Das stellte Nami auf schmerzhafte Weise fest. Schmerzhaft, weil sie darüberstehen wollte, aber nicht konnte. Dafür spürte sie als hätte sich ein anderer Knoten gelöst.

Statt in ihren Gedanken eingeschlossen, sprach sie offen darüber. Mit Robin. Der Grund für ihren miserablen Zustand.

„Reden ist besser als Schweigen.“

„Sagst ausgerechnet du“, seufzte Nami kopfschüttelnd. Ausgerechnet Robin, die kaum über ihre Gefühlswelt sprach. Lieber in sich gekehrt blieb. Sie zum Sprechen bewegen, war oft genug eine Herausforderung gewesen.

„Es war kein Autounfall, ich habe mich mit Sanjis Bruder angelegt. Der Kerl hat mich als Boxsack benutzt und wollte sich nicht so schnell das Genick brechen lassen. Dem anderen habe ich dafür die Kniescheibe zerschossen. Tut mir leid, dass ich dafür unser Date habe sausen lassen“, entgegnete Robin provokanter als womöglich gewollt und sah Nami ausdruckslos an. „Solche Gedanken?“ Blinzelnd stand Nami da, war sprachlos. „Oder hey, ich schiebe Panik, weil du meinen Nebenerwerb nicht kennst und unsere heile Welt eine tickende Zeitbombe ist. Sie kann jederzeit hochgehen und ich kann nur daran denken, dass ich dich nicht verlieren will. Besser?“

Ein trauriges Lachen folgte.

Robin nahm kein Blatt vor den Mund.

„Seine Kniescheibe?“, scherzte Nami. Sie versuchte einen Scherz zu machen, einfach um nicht in ein unangenehmes Schweigen zu fallen.

Schulterzuckend setzte Robin den Weg fort. „Knie, Schulter. Irgendwie musste ich Franky helfen.“ Robins Körperhaltung veränderte sich, wurde zunehmenden angespannter. „Capone habe ich vergiftet. Ist recht einfach gewesen. Obwohl er sich Feinde gemacht hat, bin ich ihm rasch nah genug gekommen.“

„Warum erzählst du davon?“

„Kannst du dir ausmalen, warum ich hier bin?“

„Um mich zurückzugewinnen?“ Allein das Parfüm sprach Bände.
 

10. März 2013

Knapp nach zwei Uhr morgens blieb Nami nach Luft ringend stehen.

Licht brannte.

Genug für einen Kurzschluss – sie klingelte stürmisch.

Der Schrei einfach umzudrehen, nach Hause zu gehen und die Aktion auf den Alkohol schieben (in ihrem Fall recht lächerlich), blieb ungehört. Stattdessen stand sie starr da und wartete.

Und das für eine gefühlte Ewigkeit.

Vermutlich wurde erst vergewissert, wer um die Uhrzeit auf Besuch aus war.

Kaum öffnete sich die Türe, kam Nami ein warmer Lufthauch entgegen und Robins gefasster Blick bestätigte Namis Vermutung.

Verständlich.

Für einen Augenblick lang betrachtete sie Robin, dann kam sie mit dem Wesentlichen: „Stimmt es? Verlässt du die Stadt?“

„Franky?“, fragte sie nach kurzer Bedenkzeit, woraufhin Nami nur nickte. Seufzend lehnte Robin an den Rahmen. Dabei verschränkte sie dir Arme, Robin war auf Distanz aus. „Bist du deshalb hier? Für die eine Frage?“

Nami zog die Brauen zusammen. Also sprach er die Wahrheit. Robin holte gerne zur Gegenfrage aus, wenn sie keine direkte Antwort geben wollte.

„Warum?“

„Warum ich gehe? Erklär du mir lieber, warum du mich in der Nacht aufsuchst, anstatt dich zu freuen.“

„Weil …“ Weil? Was war der Grund für ihren Überraschungsbesuch? Sobald sie vom Umzug erfahren hatte, hatte sie das Gespräch rasch beendet und war, ohne nachzudenken hierher gerannt. Einzig und allein für eine Bestätigung oder, wenn sie ehrlich war, um eben keine zu bekommen. Zu hören es wäre bloß ein Scherz.

„Nami“, wurde Robin ungeduldig.

Unschlüssig betrachtete sie Robin.

„Geh nicht.“

Dann folgte der zweite Kurzschluss.

Nami gab nach.

Ihrer Sehnsucht.

Ihrem Verlangen.

Ihrem verdammten Herzen.

Rasch überbrückte sie den Abstand, ihre Hände umfassten Robins Gesicht, zogen es zu sich hinunter. Kaum berührten ihre Lippen Robins, verschwanden alle Bedenken. Sie hörte nichts, außer den eigenen Herzschlag, der wild triumphierte.

Es war alles das Nami wollte und doch …

„Nami!“, hörte sie den mahnenden Tonfall, der sie aus der Starre und ihrer offensichtlichen Fantasie holte. „Warum bist du hier?“ Robin lehnte noch immer distanziert im Türrahmen, während sie selbst auf der obersten Stufe stand. Kein Nachgeben, kein Kuss. Nichts.

Langsam löste sich Nami aus der eigenen Verwirrung.

Die Realität kehrte schlagartig zurück.

Was hatte sie sich gedacht?

Woher der Sinneswandel?

Zwei Wörter, zwei läppische Wörter: Geh nicht.

Wo blieb die Freude über ein Gehen? Das Desinteresse?

Doch anders als in ihrem Kopf, brachte sie nichts über ihre Lippen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2022-08-30T19:21:08+00:00 30.08.2022 21:21
Du bist so fies, so unglaublich gemein >_<!!! Im letzten Abschnitt habe ich Herzrasen bekommen, mir tatsächlich Hoffnung gemacht......ich unbelehrbare Romantikerin. Dieser Kuss zum Schluss wäre so schön gewesen......und dann musste ich feststellen, es waren nur Namis Gedanken. Nichtsdestotrotz habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, Nami scheint sich immer weiter zu öffnen und vielleicht gibt es ja doch noch ein Happy End. Ich bin sehr gespannt, was als nächstes kommt.

V(~_^)
Von:  BurglarCat
2022-06-26T12:01:33+00:00 26.06.2022 14:01
Gut zu sehen, wie sich Nami zumindest darauf einlässt wieder auf ihre Freunde zuzugehen. Das muss am Ende auch sein, denn es braucht ja auch diese gemeinsame Stärke und den Rückhalt. Sie braucht das sicherlich auch, wenn sie die Beweggründe nicht ganz nachvollziehen kann. Denke aber auch, dass es eher eine Kopfentscheidung ist. Klar, Auftragskiller sind böse Menschen und denen vertraut man nicht aber das ist eben nur die eine Seite. Das was vielleicht Gesellschaftlich das richtige ist. Aber dann fehlt noch immer die Geschichte dahinter und den Menschen selbst sieht man sich nicht an.
Und das Nami da eben auch viel ausblendet merkt man ja daran, dass sie wieder bei Robin auftaucht. Sie liebt sie noch immer. Bin allerdings gespannt, ob sie nun auf Robin zugehen kann. Kann sie über ihren Schatten springen und das auch zugeben und Robin zeigen? Die wirkt ja eher distanziert. Kann zum einen ein Selbstschutz sein, um sich nicht weiter zu quälen. Oder es ist bei dem letzten Aufeinandertreffen doch noch etwas weiteres vorgefallen? Das wäre nun die Frage, ob du uns bei den Rückblicken da doch noch etwas vorenthältst und uns noch nicht alles gezeigt hast.
Bin auf jeden Fall sehr gespannt. Es könnte einfach sein und gleichzeitig denke ich, dass dieses Gespräch zwischen den beiden sehr kompliziert werden könnte, wenn Nami die Backen nicht auseinander bekommt.


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