Zum Inhalt der Seite

Sturm & Drang

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Heimfahrt

Kapitel 5
 

Am Bahnhof angekommen, ging Hilary direkt zu dem Gleis an dem ihr Zug fahren würde. Das Bahnhofsgelände war groß und beeindruckend gebaut. Die riesigen Fenster in der Eingangshalle ließen viel Licht in den Raum. An den Seiten reihte sich ein Geschäft an das nächste und jeder versuchte so viele Kunden wie möglich zu locken. Die brünette ignorierte all die Werbung und guten Düfte, denn ihr Zug wartete nicht auf einzelne Personen.

Sie stand vor einer großen Infotafel um das richtige Gleis zu finden.
 

Gleis 10.

Wenn im vorderen Bereich, bei der Informationstafel Gleis 1 und 2 waren, dann müsste Gleis 10 am anderen Ende des Ganges sein. 'Na toll', dachte sich die junge Frau und machte sich auf den Weg. Zum Glück konnte Emilia noch nicht laufen. Dass erleichterte ihr das Durchkommen sehr. Sonst würde sie wahrscheinlich an jedem Laden stehenbleiben müssen. Am anderen Ende des Ganges angekommen, sah sie zu ihrem Übel, dass kein Fahrstuhl zu dem Gleis führte.
 

„War ja klar...Frechheit...“
 

Weiter fluchend versuchte sie mitsamt Gepäck und Kind diese verdammte Treppe hinaufzukommen. Hätte sie nur nicht so viele Sachen eingepackt...

Plötzlich wurde der Kinderwagen um ein gewaltiges Stück leichter. Verwundert sah sie sich um und entdeckte einen älteren Herren im Anzug, der ihr beim Tragen des schwer bepackten Wagens half. Oben angekommen, bedankte sie sich höflich bei dem Herren. Dieser eilte auch schon wieder die Treppe nach unten und verschwand zügig um die Ecke.
 

„Sehr freundlich.“
 

Die Gentleman waren doch noch nicht ausgestorben, wie Hilary immer fluchte. Ihrer Meinung nach, sollten sich die Jugendlichen ein Beispiel daran nehmen. Sie ging zu einer freien Bank und ruhte sich nach dem langen Fußmarsch aus. Dass war eine lange Strecke bis zum Bahnhof. Klar, hätte sie auch die S-Bahn nehmen können, doch sie musste auf ihr Geld achten und da konnte sie nicht einfach mal so Bahn oder Bus fahren wie die anderen. Hilary schaute auf die Uhr.
 

11:07 Uhr.
 

Ihr Zug sollte 11:10 ankommen. Ob das klappt? Bei der Hinfahrt hatte sie fast eine Stunde Verspätung. Langsam füllte sich der Bahnsteig mit weiteren Reisenden, während auf den anderen Gleisen minütlich Züge ankamen und wieder abfuhren.
 

11:10 Uhr.
 

„DING DONG...Achtung am Gleis 10, in wenigen Minuten fährt der Zug nach Osaka ein.“
 

Hilary verdrehte ihr Augen.
 

„Auch mal eine Möglichkeit 'Verspätung' auszudrücken...“, sie schaute wieder auf ihre Uhr. Wenn die Bahn mal keine Verspätung hätte, würde irgendetwas falsch laufen.
 

11:15 Uhr.
 

Jetzt sollte der Zug abfahren. Sie wurde Zusehend genervter. Ein Glück musste sie nirgends mehr umsteigen, um einen Anschlusszug zu bekommen.
 

11:22 Uhr.
 

Endlich kam die Bahn. Ein Waggon reihte sich an den anderen. Bestimmt waren es mehr als 7. Ein quietschendes Geräusch signalisierte das Halten der Bahn und einige Sekunden später öffneten sich die Türen und die reisenden Passagiere eilten heraus, um ihre Anschlüsse nicht zu verpassen. Als die Eingänge freier wurden, schnappte die junge Frau ihre Sachen und stieg in den Zug ein. Geschafft. Jetzt musste sie nur noch den richtigen Waggon, das richtige Abteil und den richtigen Platz finden, den sie reserviert hatte. Erstaunlicherweise war der Zug nicht so voll wie erwartet. Eigentlich war er fast leer. Und dass auf einem Sonntag? Ungewöhnlich. Aber Hilary sollte dass nicht weiter stören. Nach kurzer Suche konnte sie einen Kontrolleur finden, dem sie ihr Ticket zeigte. Er schickte sie gleich in die richtige Richtung. Somit war den Platz gefunden. Sie ließ sich auf dem weichen Sitz nieder. Endlich konnte sie sich entspannen. Es war ein anstrengendes Wochenende, anders als erwartet.

Emilia verschlief natürlich alles. Solange sich ihr Wagen bewegte, auch wenn es nicht viel war, schlief sie überall. Entspannt lehnte Hilary sich zurück und schaute aus dem Fenster. Es zogen die Landschaften so schnell an ihr vorbei, dass sie kaum etwas erkennen konnte. Mal sah sie flaches Land, dann weite Felder und dann kleine Städte, an denen sie vorbeirauschten. Verträumt und in Gedanken versunken sah sie nach draußen, als eine Person sie antippte.
 

„Was?!“, erschrocken fuhr sie zusammen.
 

„Junge Dame, die Fahrkarte bitte.“
 

„Sie haben mich vielleicht erschreckt! Einen Moment bitte.“, sie kramte in ihrem Rucksack nach dem Fahrschein.
 

„Ah, das ist sie!“
 

Genau in dem Moment zog sie den Fahrschein aus der Tasche und reichte sie direkt weiter. Der Schaffner kontrollierte ob sie auf dem richtigen Platz saß und stempelte sie dann ab. Er gab ihr die Karte zurück und mit einer kleinen Verbeugung verabschiedete er sich.

Das war was. Hatte sie so sehr geträumt? Ihr Blick fiel sofort auf Emilia's Wagen. Erleichtert atmete sie aus, als sie sah, dass ihre Tochter noch im Kinderwagen schlief. Sie musste aufmerksamer sein. Irgendein verrückter hätte sie entführen können oder einfach mitnehmen. Zum Glück war das nicht der Fall. Hilary steckte ihre Karte zurück in die kleine Außentasche. Dabei fiel ihr ein weißes Stück Papier auf.
 

„Huch? Wo kommt das denn her?“ Der Zettel war zerknittert und sonst kam es ihr auch nicht bekannt vor. Aber ehe sie den Zettel wegwarf, schaute sie noch darauf. Vielleicht stand doch etwas wichtiges drauf. Ein paar schnell geschriebene Zahlen standen dort. Vielleicht ein Zifferncode oder eine Telefonnummer, die jemand verloren hatte. Aber die Zahlen sagten ihr nichts. Sie knüllte den Zettel wieder zusammen und schmiss ihn in den Papierkorb unter dem Fenster.

Hilary lehnte sich wieder an den Sitz. Ihr kamen nach und nach die Bilder vom Wochenende wieder ins Gedächtnis. Es war schön die Jungs wiederzusehen, auch wenn sie keinen Kontakt mehr hatten, die Freundschaft blieb doch bestehen. Und die zwei Tage waren viel zu kurz. Es gab noch so viel zu reden mit ihnen. Aber die Arbeit...

Und dass Kai jetzt wusste, dass er eine Tochter hat, war absolut nicht geplant. Überhaupt war seine Verabschiedung sehr untypisch für ihn. Sonst war er total kühl zu ihr und sagte und tat nur das Nötigste. Aber in dem Moment war er wie ausgewechselt.

Da schoss ihr der Satz von Kai durch den Kopf.

'Ich warte auf deinen Anruf.', dass flüsterte er ihr ins Ohr.
 

„Toll...“, wie sollte sie ihn anrufen, wenn sie nicht einmal seine Nummer hatte? Und wo er wohnte, wusste sie auch nicht. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie von ihrem Sitz und griff in den Mülleimer. Wo war dieser verdammte Zettel hin. Die ältere Frau die ihr gegenüber saß, schaute sie angebiedert an. Sie verkniff sich einen Kommentar.
 

„DA!“, sie zog das heiß begehrte Stück Papier wieder heraus. Schnell faltete sie ihn auf, um nachzusehen ob es der richtige war. Das waren die Zahlen von vorhin.
 

„Ein Glück.“, erleichtert atmete sie aus und drückte den Zettel fest gegen ihre Brust. So schnell würde sie den Zettel nicht nochmal wegschmeißen. Ihr Herz raste. Und unbewusst lächelte sie. Die alte Frau gegenüber verstand die Welt nicht mehr. Sie schaute Hilary ungläubig und entsetzt zugleich an, als die junge Frau ihr ins Gesicht blickte und grinste. Sie war einfach nur glücklich.

Das Stück Papier behielt sie die restliche Fahrt über ganz dicht an ihrem Körper um ihn nicht zu verlieren. Schließlich wollte sie Kai nicht enttäuschen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sashas_Universe
2016-02-02T12:27:47+00:00 02.02.2016 13:27
Oh, ein neues Kapitel *__*
kurz und knackig <3
bin weiterhin gespannt wie ein Flitzebogen.
Hier muss man nie lange auf ein neues Kapitel warten, freut mich voll <3


Zurück