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Sturm & Drang

von

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Sonntag

Kapitel 12
 

Am nächsten Morgen wachte Hilary in ihrem Bett auf. Sie war sich sicher, zuletzt auf der Couch gesessen zu haben. Doch wie ins Bett kam, daran erinnerte sie sich nicht. Sie lag auf der rechten Seite und drehte sich verschlafen auf die andere Seite. Ihre Beine angewinkelt, zog sie die Decke näher zu sich. Doch auf der anderen Hälfte regte sich Gegenwehr. Hilary schlug unverzüglich die Augen auf. Ein lauter Schrei hallte durch die Wohnung, als sie sah wer da neben ihr lag.
 

„Was machst DU hier?!“, entsetzt sah sie den blau haarigen Mann an, der vom Gekreische aufgeweckt wurde.
 

„Brüll nicht so rum...ich will schlafen...“, murmelte er und zog die Decke zurück zu sich. Immer noch unter Schock, versuchte sie sich an den gestrigen Abend zu erinnern. Dann merkte sie auch noch, dass sie nur Unterwäsche trug. Hatte sie etwa mit ihm geschlafen? Er hatte sie geküsst aber das? Stumm schaute sie auf Kai. Er lag entspannt auf dem Kissen. Eine Hand darunter versteckt und leicht auf den Bauch gedreht. Hilary sah, dass er ebenfalls keine Kleidung an hatte. Ob er ohne Shorts da lag, wusste sie nicht. Panisch sah sie an sich herab, aber konnte nicht ungewöhnliches an sich feststellen. Sie wand sich zu Kai.
 

„Was machst du in meinem Bett?“, fragte sie ihn etwas verunsichert. Es raschelte kurz, als Kai sich auf den Rücken drehte.
 

„Schlafen.“
 

„Kai!“, verzweifelt sagte sie seinen Namen.
 

„Bleib locker. Wäre doch nicht das erste Mal.“, entgegnete er verschlafen seiner Bettnachbarin.
 

„Was?! Aber das kann NICHT sein!!“
 

Unmöglich. Hilary konnte nichts mit ihm gehabt haben. Sie war sich sicher. Und als Kai die Bettdecke aufschlug, sah sie, dass er Shorts trug. Zum Glück. Kai hingegen ließ Hilary im Ungewissen. Er stand auf, denn er hatte ein Ziel: das Bad.
 

„Ich geh duschen.“
 

„Aber-“, sie hörte nur noch die Tür ins Schloss fallen. Die junge Frau ließ sich zurück ins Bett fallen, ihre Arme breitete sie über das Bett aus. Sie bemerkte, dass der Platz an dem Kai lag, noch warm war und es roch sogar noch nach seinem Parfüm. Hilary sog den Duft in sich auf. Schon damals mochte sie diesem Geruch. Und er benutzte ihn immer noch. Etwas wehleidig sah sie an den Platz und stieg dann aus dem Bett. Sie kramte ein Shirt und eine kurze Hose aus dem Schrank und zog sich an. Die braunhaarige betrat die Wohnstube, als Kai dazukam. Er trocknete seine Haar mit einem kleinen Handtuch. Ein großes Handtuch hatte er provokant knapp um die Hüften gebunden. Sichtlich geschockt von diesem Anblick, lief Hilary's Gesicht rot an. Damit hätte sie jeder reifen Tomate Konkurrenz machen können.
 

„Zieh dir was an!!“, schrie sie ihn peinlich berührt an. Solche Begegnungen, egal mit welchem Mann, hasste sie. Es war ihr unangenehm und peinlich und sie fühlte sich so hilflos. Sie hatte ja nicht so viel Erfahrung mit halbnackten Männern, die vor ihr standen. Naja, eigentlich gab es nur einen Mann in ihrem Leben. Die junge Frau hatte keine weiteren Beziehungen mit anderen Männern. Für sie war Kai der erste und einzige mit dem sie je etwas gehabt hatte. Der wühlte aus seinem Rucksack etwas zu Anziehen heraus. Er wollte Hilary nicht noch mehr stressen. Eilig huschte sie an ihm vorbei ins Badezimmer. Sie duschte erstmal ausgiebig. Dabei kamen ihre Erinnerungen von damals wieder hoch. Das heiße Wasser prasselte auf ihr Gesicht, wo es weiter Richtung Abfluss perlte. Sie wünschte sich, dass die Erinnerungen mit weggespült werden würden...

Kai packte währenddessen seine Tasche zusammen und rauchte eine Zigarette auf dem kleinen Balkon. Irgendwie fühlte er sich in dieser engen Wohnung ganz wohl. Und die Gesellschaft der braunhaarigen, empfand er auch angenehmer als die seiner Freundin. Sehnte er sich vielleicht doch nach einer intakten Beziehung? Aber er hatte doch damals keine Gefühle für sie. Und das sollte sich auch nicht ändern. Er verwarf die Gedanken schnell wieder mit einem Kopfschütteln. Der Zigarettenstummel flog ein weiteres Mal über die Halterung in die Tiefe. Drinnen angekommen, suchte er in der Küche nach essbaren Sachen. Kaffee hatte er schnell gefunden und wie er die Maschine bedienen musste, wusste er auch. Aus dem Kühlschrank fischte er die gleichen Gegenstände, die beim gestrigen Frühstück auch auf dem Tisch standen.

Als Hilary aus dem Badezimmer kam, traf sich ihr Blick mit dem von Kai. Diesen unterbrach sie sofort, denn sie konnte ihm nicht in die Augen schauen ohne die Bilder von eben im Kopf zu haben. Hilary ging zu Emilia und kurze Zeit später kamen beide an den Frühstückstisch. Schweigend aß jeder sein Brötchen. Nur Emilia quietschte und plapperte fröhlich vor sich hin.
 

„Ich werde dann nach dem Frühstück wieder fahren.“, bemerkte Kai beiläufig. Hilary nickte nur und begann den Tisch abzuräumen. Der blau-haarige reichte ihr die Gläser und Verpackungen. Dann holte er seine Tasche aus dem Wohnzimmer und zog sich an. Hilary stand mit Emilia im Arm im Flur.
 

„Also dann, ich werde mich melden.“
 

„Ja...und danke für alles...“, entgegnete sie leise.
 

„Kein Ding.“, seinen Mundwinkel zog er leicht nach oben und die junge Frau konnte ein Lächeln erahnen. Er sah zufrieden aus, doch er drehte sich um und ging aus der Tür heraus. Sie schaute ihm hinterher, während er auf den Fahrstuhl wartete. Bevor er eintrat, rief er ihr noch etwas zu.
 

„Wir hatten heute Nacht übrigens nichts miteinander.“, dann schloss sich die schwere Eisentür. Ihr Blick noch auf den Fahrstuhl gerichtet, verharrte sie noch einen Moment so. Ihr fiel ein Stein vom Herzen und ein grinsen huschte über ihr Gesicht.
 

„Idiot...“
 

Sie schloss die Tür hinter sich ab und blickte in den Flur. Es war alles wieder still. Keiner der hinter ihr herging oder der halbnackt in der Wohnung herumlief. Wie schnell hatte sie sich doch an ihn gewöhnt. Doch jetzt musste wieder Alltag einkehren. Hilary ruhte sich auf der Couch aus, während ihre Tochter ausgiebig ihre Spielsachen erforschte. Sie konnte sich jetzt auf den Bauch drehen. Ein großer Schritt in eine neue Perspektive.
 

Das Klingeln und das blinkende Licht, zeigten Kai, dass er im Erdgeschoss angekommen war. Die schwere Tür öffnete sich und er trat heraus. Unterwegs steckte er sich wieder eine Zigarette an. Kurz vorm Einsteigen in sein Auto, warf er die restliche Hälfte zu Boden. Er setzte sich ans Steuer und zog die Fahrertür zu. Jetzt musste er zurück zu Kate. Er umgriff das Steuer und seufzte schwer, um schließlich den Motor zu starten. Gedankenversunken fuhr er nach Hause. Er wohnte mit Kate zusammen in einer großen Dachgeschosswohnung. Sie drängte ihn von Anfang an, mit ihr zusammen zu ziehen. Irgendwann gab er nach um Ruhe zu haben. Nach zwei Stunden Fahrt erreichte er den Privatparkplatz zu der Dachgeschosswohnung. Zielsicher parkte er ein, aber verblieb noch einen Moment im Wagen, bis er ausstieg.

Kate hörte schon von drinnen den Wagen ihres Freundes. Das Motorgeräusch erkannte sie sofort. Sie rannte zum Fenster und starrte heraus.
 

„Warum steigt der nicht aus?“, sagte sie ungeduldig zu sich selbst. Sie öffnete das Fenster und winkte ihm zu. Einen Moment später stieg Kai aus. Er verschloss den Wagen. Dann machte er sich zögernd auf den Weg in seine Wohnung. Oben erwartete ihn schon Kate, die ihm ungebremst um den Hals fiel.
 

„Na endlich! Da bist du wieder! Ich hab dich soooo vermisst! Was hast du so lang im Auto gemacht?“, fragte sie neugierig bei ihm nach. Kai seufzte und erklärte ihr, er hätte noch einen Anruf tätigen müssen. Das kaufte sie ihm problemlos ab. Sie wusste, dass er viel arbeitete, aber sie hatte striktes Verbot von ihrem Freund bekommen, sich in irgendeiner Weise da einzumischen. Er befreite sich aus ihrer Umarmung um in die Wohnung zu gelangen und Kate folgte ihm.
 

„Sag mal, ich hab noch nichts gegessen...Wollen wir nicht irgendwo frühstücken?“
 

„Ich hab schon gegessen.“, sagte er wahrheitsgetreu. Und Kate's Laune sank sichtbar, da sie nicht das bekam, was sie wollte. Sie versuchte es weiter.
 

„Wir...“, begann sie und spielte mit ihren Händen auf seinem Oberkörper, „...könnten natürlich auch oben frühstücken...“, sie warf ihm einen verführerischen Blick zu und wollte ihn küssen. Doch Kai blockte ihren Versuch ab. Vorwurfsvoll sah sie ihn an.
 

„Was soll DAS schon wieder?!“
 

Kai griff an seine Stirn und schloss die Augen.
 

„Ich hab einfach ein anstrengendes Wochenende gehabt, klar? Das hat nichts mit dir zu tun. Krieg dich wieder ein.“
 

„Hmpf!“, schnaubte die dunkelhaarige Frau zurück. Das beeindruckte Kai nicht, denn er verschwand im Bad und leerte seinen Rucksack. Die Fliesen waren anthrazitfarben. Während die Möbel in dem hellen Raum in edlem, hochwertigem Weiß gehalten waren. Er sah sich kurz im Spiegel an. Sein Gesichtsausdruck war entspannt, doch je länger er diesen Ausdruck sah, umso ernster und grimmiger wurde es wieder. Mit diesem 'normalen' Ausdruck kam er zurück aus dem Bad. Kate hatte sich vor den Fernseher gesetzt, aber spielte an ihrem Handy herum. Als sie Kai bemerkte, sah sie kurz zu ihm aber spielte dann weiter an ihrem Handy und Kai schlief erschöpft auf dem Sofa ein.
 

So ähnlich verging der Sonntag auch bei Hilary. Nach einer ganzen Weile auf der Couch, bereitete sie Emilia Mittag zu. Am Nachmittag spazierte sie eine große Runde durch den Park und hielt an einem gut besuchten Spielplatz an. Hier spielten die beiden im Sand, rutschten und Emilia knüpfte erste Kontakte mit gleichaltrigen. Am Abend legte sich Hilary früh ins Bett, denn sie musste am nächsten Tag wieder früh aus den Federn. Auf der Seite liegend blickte sie auf den leeren Platz, den Kai in der letzten Nacht eingenommen hatte. Sie vermisste ihn. Und das, was an dem Wochenende passierte, tat ihr übriges. Eine Träne rollte über die Wange der jungen Frau. Wie gerne hätte sie ihn jetzt wieder neben sich liegen. Vielleicht wäre er geblieben, wenn sie auf den Kuss nicht so reagiert hätte.
 

„Vielleicht....“, sagte sie leise und schlief darauf ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sashas_Universe
2016-02-09T12:12:34+00:00 09.02.2016 13:12
TT___TT oh, das Ende ist so traurig von diesem Kapitel.
An sich sehr aufschlussreich, auch wenn Kai sich noch wehrt.
Haha, er kommt nicht drumherum, früher oder später landet er doch da, wo er wohl hingehört xD
Gibt es eigentlich auch eine liebenswerte Seite an Kate?
Irgendwie tut sie mir auch leid.
Und Hilary hat völlig richtig gehandelt. Ich, an ihrer stelle, hätte Kai den Vogel gezeigt und ihn mit seiner Beziehung konfrontiert xD
Kann sie doch nicht einfach küssen und denken, dass sie sich da völlig hingibt x3
Ich mag die Stelle, wo sich die Geschichte gerade befindet
So viele Fragen sind offen *__*
Antwort von:  die-in-darkness
09.02.2016 13:45
Aaaaaawwwww~ ich bin begeistert, dass es dir so viel Spaß bereitet dieser Story zu folgen *_*
Lass dir nur eins gesagt sein:
Es kommt 1. anders und 2. als du dir wahrscheinlich grad denkst xD
Naja....Ich glaube Kate ist hier son kleiner tussiger Drache, der einfach nur Feuer spuckt. Was Kai sich wohl bei ihr gedacht hat :P
Haaaachja, ich versuche so schnell wie möglich weiter zu schreibseln und es nicht all zu hektisch zu gestalten... x_x
Antwort von:  Sashas_Universe
09.02.2016 14:09
Ach, jetzt will ichs aber wissen XD
Ich dachte ja, dass Kai und Hilary nicht wirklich zusammen sein werden...
es geht hier nur ums Eltern sein für Emilia.
Vielleicht lernt Hilary ja noch n anderen kenne? :D

Haha, passt doch zu ihm, Kate weiß was sie will^^


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